String Trios No. 1, op. 77b No. 2, op. 141b by Max Reger STRING TRIO IL FURIBONDO String Trios No. 1, op. 77b; No. 2, op. 141b by Max Reger LIANA MOSCA VIOLIN GIANNI DE ROSA VIOLA String Trio No. 2 in D minor, op. 141b MARCELLO SCANDELLI CELLO 1 1. Allegro 10:53 2 2. Andante molto sostenuto con variazioni 8:53 3 3. Vivace 4:29 String Trio No. 1 in A minor, op. 77b 4 1. Sostenuto-Allegro agitato 8:52 5 2. Larghetto 7:01 6 3. Scherzo, Vivace 3:05 Recorded and engineered by Andrea Dandolo 7 4. Allegro con moto 7:37 Recorded in the Church of St. Bartolomeo in the little village of Nomaglio (TO), Piedmont, Italy, June, 23-29-2017 Total Running Time 50:54 Photographed by Nicola Dall‘Aquila Solo Musica Executive Producer: Hubert Haas English translation: J&M Berridge Artwork: Sculpture by Paolo Albertelli All Max Reger Picture: www.maxreger.info (Cover Caricature: Wilhelm Thielman, 1913 Pictures Page 22-23: E. Hoenisch, 1909 Picture Page 24: author unknown, 1910) Graphic Art: Clausen & Partner, München Streichtrio Nr. 1 in a-Moll op. 77b Am Tag nach der Uraufführung des Streichtrios a-Moll op. 77b von Max Reger (1873–1916) am 29. Novem- kommt das hieher?“«4 Diese Kriterien erfüllte Reger in besonderem Maße. Alle vier Sätze folgen unmissverständ- ber 1904 im Museumssaal des Münchner Palais Portia ging ein erstauntes Raunen durch das Musikfeuilleton. lich einer klassisch etablierten Struktur: Der Kopfsatz (Sostenuto – Allegro agitato, a-Moll) folgt der Sonatenform Walter Riezler hörte »ein auffallend einfaches, ja sogar verständliches Werk« (Die Freistatt), für Theodor Goering mit langsamer Einleitung und zwei durchgeführten Themen, die Mittelsätze (Larghetto, E-Dur; Vivace, D-Dur) war diese Musik »eine angenehme Ueberraschung durch ihre Genießbarkeit« (Der Sammler), und Rudolf Louis sind in dreiteiliger Lied- und Scherzo-Trio-Form gehalten, das Finale (Allegro con moto, A-Dur) ist als Kehraus räsonierte: »Das Rätselhafte liegt hier nur darin, daß diese Musik so ganz und gar nichts Rätselhaftes hat« mit Rondo-Charakter gestaltet. Eine solche Orientierung an Formmodellen ist bei Reger nicht neu, die Präsen- (Münchner Neueste Nachrichten). Reger hatte diese Reaktionen mit seinem neuen Kammermusikwerk trotzig tation der Themen aber ist es: Während sich in den Opera 72 und 74 die musikalischen Ereignisse pausenlos erzwungen, sollte es doch, wie er seinem Freund Karl Straube mitteilte, »eine gehörige Bresche in die Reihe überstürzen und sich Motive entwickelnd wandeln, setzt Reger nun zwischen den Themen deutliche Zäsuren meiner Feinde […] schlagen, derer, die da immer sagen, ich wäre immer schwülstig u. immer absichtlich, (oft mit Generalpause), gibt diesen, ohne seine charakteristische musikalische Prosa aufzugeben, Zeit, erfasst, gesucht originell!!«1 erinnert zu werden. Vor allem das Seitenthema des Kopfsatzes (T. 61ff., C-Dur) und das melodisch von Violine In den knapp drei Jahren seit seinem Umzug aus Weiden in das Musikzentrum München hatte Reger sich mit und Viola in Terzen geführte Rahmenthema des Larghetto, beide im beseelten espressivo-Ton mit auf- und ab- harmonisch kühner und klanglich kompromisslos werdenden Liedersammlungen, Orgel- und Kammermusik- schwellender Dynamik, besitzen fast demonstrative Eingängigkeit. Mit dem federleichten Hauptmotiv des Finales werken den Ruf eines »enfant terrible der deutschen Musik« erworben. In seinen Opera 72 bis 75 (Violinsonate erweist Reger dann dem beschworenen Genius Mozart seine Reverenz. Doch tritt Reger nicht in einen musikali- C-Dur, Variationen und Fuge über ein Originalthema fis-Moll für Orgel, Streichquartett d-moll, Achtzehn Gesän- schen Dialog mit dessen Werken, sein Thema wirft sich vielmehr in stilisierte Rokoko-Pose. Mozartisch ist die ge für Singstimme und Klavier) hatte er seinen Konfrontationskurs auf die Spitze getrieben und die missliebigen Anmutung, im besten Sinne des Klischees: Dazu gehören der zierliche Silberklang der Streicher, die komponierte Kritiker mit den Themen S[Es]-C-H-A-F-E und A-F-F-E seiner Sonate op. 72 gar ins klangliche Fadenkreuz Schwerelosigkeit und eine heitere Spielfreude (ausgedrückt u.a. durch »Freudenhüpfer« in Vorschlagnoten ab genommen. Das Opus 77, bestehend aus einer Serenade D-Dur für Flöte, Violine und Viola sowie dem Streich- der 1. Wiederholung des Themas T. 66f.). Dass Reger kein kompositorisches »Zurück zu Mozart«, sondern trio a-Moll op. 77b, die im April bzw. Juni 1904 heranwuchsen, sollte nach dem Willen des Komponisten ein klassisch-spielfreudige Themen im Blick hat, um sie dann in »regersche« Sphäre hineinzuziehen, offenbart der Werk der Stilwende sein. Pate stand Reger ein musikgeschichtlicher Genius: »Mir ist’s absolut klar, was unserer Verlauf des Finales: Die Binnenpassagen setzen starke kontrapunktische Gegengewichte, und auch das Thema heutigen Musik mangelt: ein Mozart!«, schrieb er seinen Verlegern Lauterbach & Kuhn in Leipzig. Er erklärte das wird schließlich im Unisono auf drei Oktaven orchestriert (T. 142ff.) – in ähnlich monumentaler Weise sollte er Opus 77 als »die ersten Früchte dieser Erkenntnis« und kündigte an, »auf dem nun neu gewonnenen Wege, der später der unschuldigen Klaviermelodie in seinen Mozart-Variationen op. 132 zu Leibe rücken. absolut nicht „unregerisch“ ist«,2 fortzuschreiten. Gattungsspezifischer Anknüpfungspunkt des Opus 77 ist jedoch nicht Mozart, sondern der frühe Beethoven. Es war Regers sehnlicher Wunsch, (endlich) verstanden zu werden, der die Komposition des Opus 77 motivierte. Während die Serenade D-Dur op. 77a auf Beethovens gleichnamige Opera 8 und 25 verweist (auf letzteres durch Bei Interpreten warb er für das Streichtrio stets mit dem Hinweis, sich »fabelhaft einfach u. klar«3 ausgedrückt gleiche Besetzung mit Flöte), lässt sich das Opus 77b auf die symphonisch gedachten drei Streichtrios op. 9 zu haben. Doch ist es weniger kompositionstechnische Einfachheit (die zutiefst »unregerisch« wäre), sondern beziehen, deren erstes (G-Dur) ebenso mit einer themenrelevanten langsamen Einleitung beginnt und durch vielmehr eine am Hörer orientierte »Fasslichkeit«, die im Streichtrio op. 77b zur Wirkung kommt. »Ein Stück in motivische Spannungskontraste gekennzeichnet ist. Während Beethoven die Gattung des Streichtrios nach Opus seiner Gänze wird dem Zuhörer dann am fasslichsten sein«, schrieb Arnold Schönberg, »wenn er in jedem Au- 9 verließ und sich dem Streichquartett zuwandte, ging Reger den umgekehrten Weg. Die Dreistimmigkeit ist ihm genblick […] das Gefühl hat, dass von der Sache geredet wird und er immer Antwort wüsste auf die Frage: „Wie dabei nicht Beschränkung, sondern neue Herausforderung für den Kontrapunktiker: Die Stimmen sind zumeist 4 5 eigenständig geführt, bisweilen verstärken sie sich – zur Schärfung thematischer Strukturen – im Unisono, nur Wie befreit sich Reger als Komponist in Jena gefühlt haben muss, zeigt die stilistische Vielschichtigkeit seines selten jedoch kommt es zu einer (durch Doppelgriffe erreichten) Vierstimmigkeit. Plastisch hervor tritt so der zweiten Streichtrios: Alle drei Sätze offenbaren unterschiedliche Facetten seines untrüglichen Personalstils. Der hohe modulatorische Rhythmus mitsamt seinen dichten chromatischen Anreicherungen – ein unverkennbarer umfangreiche Kopfsatz (Allegro), der sich ohne Umschweife in ein reges Geschehen einblendet und sogleich zur Zug regerschen Komponierens. Dreistimmigkeit findet, steht mit der Dichte des kontrapunktischen Geflechts und seinem kleingliedrigen moti- vischen Drängen der avancierten mittleren Kammermusik nicht fern. Einen deutlichen Kontrast dazu bildet das Andante molto sostenuto con variazioni, das im Reigen regerscher Variationensätze eine Ausnahme bildet: Einem 12-taktigen Thema folgen sieben Variationen, die fast alle die Länge des Themas beibehalten und kadenzierend in der Grundtonart A-Dur schließen (lediglich die fünfte Variation ist einen Takt länger und endet in F-Dur). Streichtrio Nr. 2 in d-Moll op. 141b Wie ein Cantus firmus zieht sich das Thema durch die Stimmen, figuriert und klanglich ummantelt, doch in seiner melodischen Substanz stets unberührt. Der Meister weit verzweigter Charaktervariationen findet zu einer Reduktion auf allen Ebenen. Diese setzt sich fort im abschließenden Vivace, einem kleinen Fugen-Charakterstück Wie bereits im Falle seiner sieben Choralphantasien für Orgel und den Sonaten für Violine bzw. Violoncello mit knappem homophonen Mittelteil, das in weniger als vier Minuten vorüberrauscht – ein mit Verweis auf den solo hatte Reger mit dem Streichtrio eine musikgeschichtlich gleichsam stillgelegte Gattung reaktiviert und neue gewichtigen, motivisch opulenten Kopfsatz bemerkenswertes Ende. »Miniaturkammermusik«6 hat Reger sein Ideen somit auf unbelastetem Gebiet eingebracht. Anlässlich der Premiere des Opus 77b hatte Rudolf Louis noch Opus 141b genannt – möglicherweise auch mit Bezug auf sein Autograph: Wie schon für Opus 77b nutzte er ein konstatiert: »Ein eigentliches Bedürfnis nach Streichtrios ist in unserer Zeit schwerlich vorhanden«. Als Reger elf kleines Heftchen im Querformat, kaum größer als eine Taschenpartitur, beschrieben in der für Reger charakteris- Jahre später mit dem Streichtrio d-Moll op. 141b ein weiteres Werk in dieser Besetzung komponierte, diente tischen kalligraphischen Zweifarbigkeit (siehe Abbildung) – kleine Kunstwerke des Neo-Rokoko. der vielfach aufgeführte erste Beitrag bereits als Referenzwerk einer wiederbelebten Gattung. Wie schon 1904 führte Reger eine Serenade (G-Dur) für Flöte, Violine und Viola sowie ein Streichtrio zu einem Stefan König,
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