Biographie Hermann Josephy

Biographie Hermann Josephy

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Institut für Geschichte und Ethik der Medizin Direktor: Prof. Dr. med. Heinz-Peter Schmiedebach Leben und Arbeit des Neuropathologen Hermann Josephy (1887-1960) Sowie eine Einführung in die Geschichte der deutschen Neuropathologie Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Humanmedizin der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg. vorgelegt von: Jan-Patrick Stellmann aus Düsseldorf Hamburg 2010 Angenommen von der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg am: 18.05.2011 Veröffentlicht mit Genehmigung der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg. Prüfungsausschuss, der/die Vorsitzende: Prof. Dr. H.-P. Schmiedebach Prüfungsausschuss, zweite/r Gutachter/in: PD Dr. M. Goering Prüfungsausschuss, dritte/r Gutachter/in: Prof. Dr. C. Heesen 1 Inhalt 1 Einleitung 5 1.1 Fragestellung 5 1.2 Forschungsgegenstand und -ziele 5 1.3 Begriffsproblematik „jüdische Deutsche“ und „jüdische Wissenschaftler“ 7 1.4 Forschungsstand, Quellenlage und Methodik 9 1.4.1 Forschungsstand 9 1.4.2 Quellenlage 11 1.4.3 Methodisches Vorgehen 12 2 Einführung in die deutsch-jüdische Geschichte 13 3 Biographie 20 3.1 Einleitung 20 3.2 Josephys Familie, ihre Herkunft und ihr Umfeld 21 3.3 Erziehung und Ausbildung 26 3.3.1 Schwaan - Volksschule 26 3.3.2 Rostock - Gymnasium 27 3.3.3 Studium 29 3.4 Beruflicher Werdegang in Deutschland 40 3.4.1 Rostock 40 3.4.2 Erster Weltkrieg 43 3.4.3 Hamburg 46 3.5 Ausgrenzung und Verfolgung 55 3.6 Auswanderung, Flucht und Tod 71 3.7 England 78 3.8 Amerika 88 3.9 Resümee der Biographie Hermann Josephys 97 4 Wissenschaftliche Arbeiten 100 4.1 Einführung in die Psychiatriegeschichte 101 4.2 Geschichte der Neuropathologie in Deutschland 110 4.2.1 Neuroanatomie, Neuropathologie, Leib-Seele-Debatten und Lokalisationsforschung bis 1880 110 4.2.2 Zelltheorie und Zellularpathologie 1833-1857 118 4.2.3 Funktionelle Thesen und Fortschritte in der Präparation 124 4.2.4 Forschungsrichtungen, -schwerpunkte und –desiderate der Neuropathologie bis 1930 128 4.2.5 Die Institutionalisierung der Neuropathologie bis in die 1930er Jahre 132 4.2.6 Die Neuropathologischen Schulen in Deutschland 135 2 4.2.6.1 Die Berliner Schule 135 4.2.6.2 Die Breslauer Schule 140 4.2.6.3 Die Frankfurter Schule 145 4.2.6.4 Die Heidelberg-Münchner Schule 149 4.2.6.5 Die Hamburger Schule 155 4.2.7 Neuropathologische Forschung an Anstalten und städtischen Kliniken 166 4.2.8 Jüdische Ärzte in der Neuropathologie 169 4.3 Überblick über die Veröffentlichungen von Hermann Josephy 175 4.4 Studium 175 4.5 Dissertation 176 4.6 Assistenzzeit 178 4.6.1 Am pathologischen Institut der Universität Rostock 178 4.6.2 Am anatomischen Institut Friedrichsberg 182 4.7 Habilitation 188 4.7.1 Schizophrenie – Dementia praecox: Ein Überblick 189 4.7.1.1 Epidemiologie und Ätiologie 189 4.7.1.2 Symptomatik und Verlauf 190 4.7.2 Schizophrenieforschung bis 1923 191 4.7.2.1 Klinik und Begriffsgeschichte 191 4.7.2.2 Histopathologie 195 4.7.2.2.1 Pathologie versus Anatomie 197 4.7.2.2.2 Ganglienzellen und Gliaveränderungen 200 4.7.2.2.3 Konzepte zur Pathogenese der Dementia praecox 203 4.7.3 Josephys Habilitationsschrift 208 4.7.3.1 Grundsätzliche Überlegungen und Stand der Forschung 1923 208 4.7.3.2 Grundlagen seiner Arbeit 209 4.7.3.3 Die zwei unkomplizierten Fälle 210 4.7.3.4 Die chronischen Fälle 211 4.7.3.4.1 Kasuistiken 211 4.7.3.4.2 Allgemeine Rindenveränderungen 212 4.7.3.4.3 Pathologische Veränderungen der Stammganglien und tieferer Hirnstrukturen 213 4.7.3.4.4 Akute Zustände und Anfälle bei der Dementia praecox 214 4.7.3.4.5 Schlussüberlegungen 215 4.7.3.5 Bewertung der Ergebnisse aus heutiger Sicht 216 4.7.3.6 Josephy und der Kampf des Neuropathologen mit der Klinik 217 4.7.4 Kurzfassung in der Deutsche Medizinische Wochenschrift 219 3 4.8 1930-1936 222 4.8.1 Zeitschriftenbeiträge 223 4.8.2 Buchbeiträge 225 4.8.2.1 Handbuch der Geisteskrankheiten 225 4.8.2.2 Handbuch der inneren Sekretion 228 4.8.2.3 Handbuch der Neurologie 231 4.8.2.3.1 Tuberöse Sklerose 232 4.8.2.3.2 Chorea Huntington 234 4.8.2.3.3 Morbus Wilson 238 4.8.2.3.4 Jakob-Creutzfeldtsche Krankheit (Spastische Pseudosklerose Jakob) 239 4.9 Bilanz 1936 240 4.10 Amerika 242 4.10.1 Illinois Medical Journal 242 4.10.2 Publikation außerhalb von Illinois 247 4.10.3 Allgemein pathologische case reports 259 4.11 Josephys wissenschaftliches Wirken 262 5 Bibliographischer Anhang 265 5.1 Ergographie Hermann Josephys 265 5.1.1 Zeitschriftenartikel 265 5.1.2 Buchbeiträge 267 5.2 Allgemeines Quellen- und Liteaturverzeichnis 268 5.2.1 Unveröffentlichte Quellen (Archivalien) 268 5.2.2 Gedruckte Quellen und Literatur 270 5.2.3 Elektronische Quellen 286 5.3 Informationen von Zeitzeugen 288 5.3.1 Interviews und mündliche Auskünfte 288 5.3.2 Schriftliche Informationen 288 6 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 289 6.1 Abbildungen 289 6.2 Tabellen 289 Zusammenfassung 290 Danksagung 292 Lebenslauf 294 Eidesstattliche Versicherung 295 4 1 Einleitung 1.1 Fragestellung Die Inspiration zu dieser Arbeit entstammt längeren Gesprächen mit Dr. Kai Sammet von Institut für Geschichte und Ethik der Medizin am Universitätskrankenhaus Eppendorf. Sie thematisierten ausführlich ein übergeordnetes Projekt zur Geschichte der Universitätsklinik, das 1989 zum 100 jährigem Jubiläum durch die ehemalige Leiterin des Institutes Prof. Dr. Ursula Weisser angestoßen wurde. Parallel zu der Untersuchung der medizinischen Fakultät, der Ärzte, der Pflege und der Patienten dokumentierte Prof. Henrik van den Bussche erstmalig die durch den Nationalsozialismus vertriebenen und entrechteten Ärzte. So konnten zwar zahlreiche Einzelschicksale identifiziert, jedoch nicht ausreichend analysiert werden. Hermann Josephy ist einer jener Mediziner, die durch die NS-Diktatur ihres Amtes beraubt wurden und den Weg des Exils gehen mussten. Die biographische Analyse soll die Einordnung seines Lebens in den historischen Kontext der deutsch-jüdischen Beziehungen klären und insbesondere auch sein wissenschaftliches Werk im Forschungsfeld seiner Zeit untersuchen. Ich hoffe damit ein wenig mehr Licht das dunkle Kapitel der Vertreibung jüdischer und anderweitig verfolgter Ärzte bringen zu können. 1.2 Forschungsgegenstand und -ziele Hermann Josephy, geboren 1887, gehörte zu jener Generation jüdischer Akademiker, die gesetzlich emanzipiert eine Assimilation mit der übrigen deutschen Bevölkerung anstrebten und deren Selbstverständnis durch die Entrechtungen nach 1933 zerstört wurde. Mit dem Fokus auf seine Mecklenburgische Herkunft und die langjährige Tätigkeit in Hamburg, soll zunächst eine Übersicht über die zwiespältige deutsch-jüdische Geschichte gegeben werden, ohne die eine Einordnung jüdischer Lebenswege zwischen Kaiserreich und NS-Diktatur nicht möglich erscheint. Kindheit, Jugend, Studium sowie der wirtschaftliche und gesellschaftliche Aufstieg seiner Familie werden die 5 Wandlungen innerhalb des deutschen Judentums im Kaiserreich verdeutlichen. Nach ersten Anfangsjahren an der Universität Rostock und Dienst im Ersten Weltkrieg begann Josephys Karriere am Hirnpathologischen Labor der Hamburger Universitätspsychiatrie. Dieser Aufstieg machte ihn noch kurz vor seiner Entlassung 1934 zum Institutsleiter eines der größten deutschen neuropathologischen Labore. Mit der Ausgrenzung aus dem Wissenschaftsbetrieb begann ein langer Leidensweg der Familie Josephy. Die Kinder flüchteten nach Israel und die Eheleute Hermann und Margarita Josephy gelangten nach Verschleppung ins KZ, Flucht und Internierung in England, schlussendlich nach Chicago. Die spezielle Auswanderungsproblematik der beiden größten Fluchtländer deutscher Juden, England und USA, werden in die größeren politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge der damaligen Zeit eingeordnet. In den USA musste Hermann Josephy Examen und Facharztqualifikation erneut ablegen, erreichte aber zumindest für kurze Zeit wieder den Status eines außerordentlichen Professors. Ohne Zweifel muss das Forschungsfeld Josephys, das im zweiten Teil dieser Arbeit eine Einordnung in den zeitgenössischen wissenschaftlichen Kontext erfährt, als neuropathologisch gesehen werden. Hieraus resultiert eine gewisse Problematik, da es vor dem Zweiten Weltkrieg die Neuropathologie als eigenständiges Fach nicht gab. Etwas unschärfer vom Terminus, aber definitorisch nicht ganz so eng gefasst, wird daher häufiger von Neurowissenschaften gesprochen werden.1 Dies macht auch der Tatsache Zugeständnisse, dass sich erst um die Jahrhundertwende ein Trend zur Differenzierung der einzelnen Spezialgebiete wie Psychoanalyse, Neurologie oder Neuropsychologie vom Mutterfach Psychiatrie zeigte. Neben diesen definitorischen Problemen besteht jedoch auch ein Forschungsdesiderat zur Geschichte der Neuropathologie in Deutschland. Relevante Übersichtsarbeiten gibt es zu diesem Thema nicht, wenn auch einige Zeitschriftenbeiträge von Jürgen Peiffer und die Veröffentlichungen von Hagner bestimmte Entwicklungen der Neuropathologie tangieren. Bevor Josephys Publikationen daher genauer 1 Für eine kurze Übersicht zur Begriffsgeschichte und Definition der Neurosciences, eingedeutscht Neurowissenschaften, siehe: Gerald Kreft. Deutsch-jüdische Geschichte und Hirnforschung. Ludwig Edingers Neurologisches Institut in Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 2005, S. 167 ff. 6 analysiert werden, wird zunächst eine Geschichte der deutschen Neuropathologie vorgestellt, die die philosophischen, organisatorischen, wissenschaftlichen und personellen Entwicklungen vom 18. Jahrhundert bis 1933 erläutert. Naturgemäß kann dies im Rahmen dieser Biographie

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