15. Jahrgang, Nr. 175 August 2012 OT UCHS RT RIBÜNE FÜR KOMMUNIS TFEN UND SOZIALIS T EN IN DEU T SCHLAND Den Rechten Paroli bieten! nmittelbar nach den Göttinger Beratungen Divergenzen handelt es sich weder um bloße Perso- U der Partei Die Linke (PDL), bei denen sich die nalquerelen, obwohl diese im Gerangel konkurrie- schlimmen Befürchtungen vieler Tag für Tag an render Postenjäger natürlich stets eine Rolle spielen, der Basis redlich rackernder Genossen glückli- noch um einen Ost-West-Konflikt innerhalb der aus cherweise nicht bestätigten, geschah folgendes: zwei Quellparteien gespeisten PDL, sondern um den Der „Seeheimer Kreis“, in dem sich die Rechtesten Zusammenprall völlig konträrer Konzeptionen. unter den Rechten der SPD ein Stelldichein geben, Auf der einen Seite befinden sich jene Sozialisten lud Dietmar Bartsch kurz entschlossen zum Mit- und ehrlichen linken Sozialdemokraten, die nicht machen bei sich ein. Schließlich gehöre er ja ohne- davor zurückschrecken, die Macht- und Eigentums- hin in die SPD. Der so Angesprochene, in dem nicht frage aufzuwerfen, ohne damit bereits eine revolu- I NHAL T nur Gabriels Umfeld heute bereits einen künftigen tionäre Überwindung des Systems mehrheitlich auf Seite Führer der SPD vermutet, wies die „verlockende ihre Fahnen geschrieben zu haben. Auf der ande- Haben Marx und Lenin ihren „Biß“ verloren? 2 Offerte“ zurück. Sie war ihm einfach zu früh ins ren Seite operieren und taktieren Pseudosoziali- Gauck gegen „Glückssüchtige“ 3 Haus geflattert und widersprach deshalb auch sten, welche im bundesdeutschen Kapitalismus Der 90-jährige Kurt Loge hatte niemals einen der taktischen Konzeption des stellvertretenden angekommen sind. Ihr „politischer Gestaltungs- „Logenplatz“ 4 Fraktionsvorsitzenden, seine sozialdemokratische wille“ beschränkt sich auf „Schönheitsoperatio- Walter Ruge über diese und jene „Zeitzeugen“ 5 Politik vorerst innerhalb der Linkspartei fortset- nen“ an dessen häßlicher Visage. Wer die Tiefe der Kein großer Wurf / Leichen im Keller 5 zen zu wollen. Kluft zwischen den zwar unter einem Dach koexi- Eine Depesche aus der Berliner US-Botschaft 6 Da die SPD-Nahen mit PDL-Parteibuch in Göttingen stierenden, aber diametral entgegengesetzte Ziele Revolutionär im Priesterrock: Pfarrer Rackwitz 7 unterlagen, weil sich die Mehrheit der Delegierten verfolgenden Tendenzen auf wechselseitigen „Haß“ Zum „Lifestyle“ der „Spaßgesellschaft“ 9 ihren wachen politischen Instinkt zu bewahren ver- zu reduzieren sucht, blendet den Inhalt der Kontro- Ungeschliffener Umgang mit einem „Topas“ 9 mocht hatte, sahen sie sich zu einer „Verschnauf- verse bewußt aus. Über Hartgesteine und Weichgespülte 10 pause“ gezwungen. Dabei verloren sie ihr Ziel – die Zur positiven Bilanz von Göttingen gehört neben Sollte der RF bei „Facebook“ Gesicht zeigen? 11 Umwandlung der demokratisch-sozialistischen der Abwehr des Frontalangriffs des rechten Flügels Die Geisterstadt in der Letzlinger Heide 12 in eine klassisch-reformistische Partei – keinen und der damit erkämpften Bewahrung der Akti- Ein Name gibt Kraft in Zeiten Moment aus den Augen. Sie können sich dabei auf onsfähigkeit der Partei auch die gut überlegte Per- der Niederlage: John Sieg 13 den von ihnen weithin kontrollierten hauptamtli- sonalentscheidung der Mehrheit, eine der beiden Wie der Großvater wirklich war … 14 chen Apparat, das finanzielle Hinterland der Rosa- Spitzenpositionen mit einem erfahrenen Gewerk- In tausend Sätteln und an vielen Fronten: Luxemburg-Stiftung und die ihnen dienstbare schafter zu besetzen. Widerstandsheld Ditmar Danelius 15 innenpolitische ND-Redaktion verlassen. Obwohl bestimmte Favoriten des „Seeheimer Krei- Warum das DDR-Justizsystem vorbildlich war 16 In Göttingen setzte sich die strategische Klugheit ses“ der gewolltermaßen heterogenen PDL-Füh- n Verpaßte Chance? Als der Westen derer durch, die sich ihrer Verantwortung für das rung weiterhin angehören, ist die Rechnung derer die „Stalin-Note“ zurückwies RF-Extra I Weiterbestehen der PDL als einer parlamentarisch nicht aufgegangen, die sich ein völlig anderes Bild n Erfahrungen aus Blocksystemen RF-Extra III wie außerparlamentarisch über Masseneinfluß der Partei „nach Göttingen“ ausgemalt oder sogar Venezuela vor den Präsidentschaftswahlen 17 verfügenden Partei des Friedens, des Antifaschis- behauptet hatten, diese sei „nicht mehr zu retten“. Libyen: Der „Preis der Freiheit“ 18 mus, der Demokratie und der sozialen Gerechtigkeit Ihre auf einer Verkennung des innerparteilichen Was steckt hinter der Spaltung Sudans? 19 bewußt waren. Obwohl heftig angefeindet, vertei- Kräfteverhältnisses und des strategisch-taktischen Argentinien übernahm YPF 19 digten sie deren auf dem Wirken engagierter linker Formats maßgeblicher Politiker der Parteilinken Belgiens PTB: „Wir sind nicht Eure Milchkühe!“ 20 Kräfte aus Ost und West beruhende Einheit, wobei beruhende Fehleinschätzung ließ manche Blüten- Vertreibung aus dem Paradies sie den Vorstoß geheuchelte Sorge um den Zusam- träume platzen. Warum London die Bewohner menhalt vortäuschender Möchtegern-Liquidatoren Nicht nur für die PDL, sondern auch für alle in des Chagos-Archipels deportieren ließ 21 der Partei abwehrten. Gregor Gysi, der die „Vorzüge“ Deutschland, welche die bürgerliche Demokra- Benedikt in Kuba: einer Trennung beider Parteiflügel anklingen ließ, tie gegen den Ansturm rechtskonservativer und Ein Papstbesuch der etwas anderen Art 22 ging offenbar von der Überlegung aus, mit seiner faschistoider Kräfte verteidigen, dürfte 2013 ein Pilotprojekt Wilcannia: Rede eine Delegiertenmehrheit für den später unter- Schicksalsjahr werden. Der abermalige Einzug einer Havannas Hilfe bei der Alphabetisierung legenen Dietmar Bartsch aus dem Feuer zu reißen. PDL-Fraktion in den Bundestag – an die Traumzahl australischer Ureinwohner 22 Daher bezeichnete ihn die „Süddeutsche Zeitung“ von derzeit 76 Mandaten wagt wohl niemand zu den- DDR-Label Eterna erfährt Renaissance 23 als „Hauptverlierer des Parteitags“. ken – liegt im Interesse aller Antifaschisten. Man Falscher Ruhm für „Preußens Gloria“ Über Fridericus-Rex-Filme 24 Wenn es auch zutrifft, daß sich unter dem Dach der vermag sich auszumalen, was geschehen würde, Begegnung zweier in der Wolle Gefärbter: PDL „mindestens zwei Parteien“ versammelt haben, wenn die großdeutschen Peitschenschwinger in „Herr Fuchs“ und der „RotFuchs“ 25 zielten die in Göttingen erteilten „Scheidungs- der EU, von denen manche sogar nach Weltherr- Waltraud Lewin: Sprachliche Brillanz empfehlungen“ vor allem auf eine Abkopplung von schaftssternen greifen möchten, wieder ganz unter und Vielschichtigkeit 26 der westdeutschen Anhängerschaft Oskar Lafon- sich wären. Cornelias kleine große DDR (9 u. Schluß) 27 taines. Dafür machten sich besonders die Protago- Um dieser Gefahr zu begegnen, wird die Aktions- Als Archie arg genervt wurde 28 nisten des rechtslastigen „Forums Demokratischer einheit aller linken und demokratischen Kräfte – Leserbriefe 29 Sozialismus“ (fds) aus diversen ostdeutschen Lan- mit Sozialisten und Kommunisten im Zentrum – zu Grafik des Monats 32 desvorständen stark. Bei den innerparteilichen einem Gebot der Stunde. Klaus Steiniger Seite 2 RotFuchs / August 2012 Haben Marx und Lenin ihren „Biß“ für Heutige verloren? Unsere Weltanschauung ist keine Wegwerfware er Dichter Peter Hacks prägte vor über dem Wind gedreht haben oder sich auf die menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 %, Deinem Jahrzehnt in einem Brief an billige Phrase vom Kapitalismus als dem und es existiert kein Verbrechen, das es nicht die „RotFuchs“-Redaktion den richtungwei- Ende der Geschichte einlassen. riskiert, selbst auf die Gefahr des Galgens.“ senden Satz: „Wessen sollten wir uns rüh- Erstaunt habe er, sagte der illustre Redner, men, wenn nicht der DDR?“ Einst befragt, beim erneuten Lesen erkannt, daß er hier warum er aus Westdeutschland in die Deut- auf einen Klartext, auf eine Wahrheit gesto- sche Demokratische Republik gekommen ßen sei, die ihn selbst betroffen habe. Heute sei, hatte er erwidert, er wundere sich sehr mehr als zu jener Zeit, in der seine Exzerpte über Leute, die n i c h t von Westdeutsch- entstanden seien. Die aber hat er als Jugend- land in die Deutsche Demokratische Repu- licher in der DDR angefertigt! blik kämen. Und da bin ich wieder bei Dr. Manfred Grai- Mir geht es da ähnlich: Als „RotFuchs“-Leser chen: Ist die Jugend für kompliziertere staune ich stets darüber, daß es Linke gibt, wissenschaftliche Darlegungen wirklich die unsere Zeitschrift weder kennen noch nicht aufnahmefähig? Ist sie tatsächlich kennenlernen wollen. Andere überraschen nur durch Worte, die sofort zur Sache kom- mich mit Fragen, wie dieser: Hast du denn men, zu gewinnen? Ich weiß es nicht, ver- nicht den Leserbrief von Uwe Liebscher und traue aber dem wachen und kritischen Geist die Reaktionen darauf gelesen? junger Menschen, der durchaus nach tiefer Es gab Zeiten, da haben manche der Unse- lotender Erklärung der Zusammenhänge ren das kritische, eigenständige Wort wie in Natur und Gesellschaft verlangt. Jahr der Teufel das Weihwasser gefürchtet und für Jahr begegne ich bei den Rosa-Luxem- es sogar unterdrückt. Als Dialektiker soll- burg-Konferenzen der „jungen Welt“ neben ten wir dieses Aber des Widerspruchs, das Grafik: Hugo Gellert Grauköpfen auch sehr vielen Nachwachsen- unser Denken im Fluß hält, jedoch zu schät- den, die mit Begeisterung und Engagement zen wissen. Allerdings wurde aus dem kon- Während abgesprungene Weggefährten von „unseren“ Theorien lauschen und die lebhaft struktiven „Aber könnten wir es nicht noch gestern
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