Annex 1: Korrespondenz Mit Florian Simbeck

Annex 1: Korrespondenz Mit Florian Simbeck

Annex 1: Korrespondenz mit Florian Simbeck FS: Hallo Christopher, Du hattest ja auf der Erkan & Stefan Seite nach "Poldi & Drecksau" gefragt. Viele Grüße CK: ewigen dank, ich hoffe du wirst die Dissertation deiner angemessen finden, es wird eine Mischung aus Theaterwissenschaft, Soziologie, Phänomenologie und noch einigen mehr werden. Sie wird grad korrigiert aber villeicht werde ich noch Voll Krass! Die Clipshow mit Erkan und Stefan in einem Nebensatz erwähnen Da ich Details sehr schätze. Gab es nur eine Folge? FS: Das war kein wirkliches Projekt von uns. Wir wurden gebucht, Moderations- elemente für eine fertige Sendung zu moderieren. Am Ende wurde das ganze als die neue Erkan & Stefan Show verkauft, womit wir aber nicht einverstanden waren. CK: herzlichen Dank. Zuviel der Ehre. Die Kabarettisten Sinasi Dikmen und Musin Omurca haben mir ebenfalls bei meinen Recherchen geholfen und ich hoffe dass ich all diesen Vorgaben gerecht werden kann. Ich werde mich melden wenn alles abgegeben und veröffentlicht ist FS: Sehr gerne. Viel Erfolg!! Und ... bei Poldi & Drecksau bitte nciht zu viel erwarten CK: Wenn ich die Freude habe Fragen zu stellen wolltet ihr bei der Beckmann-Runde in der Hallervorden zu aggressiv war eigentlich Ich Chef du Nix vorstellen? FS: der satz war jetzt etwas verwirrend CK: entschulldigung ich habe die Sendung damals gesehen und Hallervorden wurde fast schon ausfällig bei eurer Offenbarung als Schauspieler tätig zu werden FS: © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 C. Kloë, Komik als Kommunikation der Kulturen, DOI 10.1007/978-3-658-17201-5 530 Annex 1: Korrespondenz mit Florian Simbeck Das stimmt, er ist ein sehr unangenehmer Zeitgenosse. Keine Spur von Alters- milde. Beckmann wollte uns schon immer mal einladen, aber nur unter der Maß- gabe "ohne Trainingsanzüge". Ich Chef Du Nix war CK: Ich h weiß nicht mehr ob ihr schon euren vierten Film vorstellen wolltet aber ich sollte dieDaten vorher prüfen FS: Ich Chef du nix war unser erster wirklicher Auftritt ohne Mützen, es fiel wohl zeitlich zusammen und wir haben versucht, es unterzubringen. FS: Ich Chef du nix war nicht unser "Vierter Film" CK: Danke Danke für die Geduld natürlich ihr habt einer reiche Vita und ich betrach- te in der Dissertation nicht als vierten Film. FS: Das Drehbuch kam in diesem Fall von Sat 1. Die Redaktion kam auf uns zu und fragte, ob wir Interesse hätten, das Drehbuch zu überarbeiten und die Rollen zu spielen. Es war mehr eine Auftragsproduktion, als ein eigenes Herzensprojekt. Es gibt nur drei als Erkan und Stefan und einen Gastauftritt CK: ich kann leider nicht sogut tippen wie du Und der Film ist durchaus ansprechend FS: Als der Film dann vom Programmchef nicht inhaltlich eingeordnet werden konn- te, da er weder krass genug für Erkan & Stefan noch feminin genug für Sat1 war, lag er ein dreiviertel jahr bei Sat 1 auf Halde und wurde dann zu ProSieben wei- ter gegeben und zur Unzeit versendet. So in etwa lief das damals. Gastauftritt? Ja, einen bei den Rosenheim Cops, und einen in einem Kurzfilm namens Kismet CK: Die sind mir bekannt und ich will nicht en eindruch erwecken nicht gründlich zu arbeiten FS: Die Regisseurin des Kurzfilmes haben wir auch für Ich Chefe du nix engagiert CK: noch eine Frage dürfteich aus diesem Chat zitieren? FS: na klar Annex 1: Korrespondenz mit Florian Simbeck 531 Wir dachten als Frau (sat1) und Türkin (Thema des Filmes) geht sie wohl mit dem besten Gespür an das Thema heran CK: ich hoffe ich nehm dir nicht zuviel zeit weg aber ich öffne gerade meine Arbeit um gezielt letzteFragen zu stellen FS: no problem CK: kann sein dass ich zwischendrin ne weile offline bin, aber das ist ja der vorteil eines chats FS: Ja sozusagen CK: wieviele Dönertier-Restaurants gab es FS: Imbiss-Stände München Allach München Großhadern München Unterföhring Würzburg 1 Würzburg 2 wurden von uns selbst betrieben CK: ich hoffe wenn die Arbeit Fertig und veröffentlicht ist wird sie bei dir auf An- klang stoßen. Ich darf leider noch nicht Zuviel verraten aber ich schätze euer Wirken und versuche gerecht zu arbeiten. Ich verabschiede mich für heute und werde etwas korrigieren und die neuen Erkenntnisse verarbeiten. Annex 2: Korrespondenz mit Şinasi Dikmen Mi, 30 Apr 2014 10:12 Guten Abend, Herr Christopher Kloe. Zugegeben, The Walls war nicht das beste Programm des Knobi Bonbons, es ist mir aber nicht bekannt, dass jemals so was passiert ist, es sei denn Herr terkessidis war in einer Vorstellung des Knobis, in dem ich nicht auf der Bühne agierte. Abgesehen davon war damals das deutsche Publikum eines türkischen Kabaretts nicht emanzipiert, d. h. Das deutsche Publikum war höflich und für jedes engagiertes Wort des türkischen Kabaretts dankbar. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 C. Kloë, Komik als Kommunikation der Kulturen, DOI 10.1007/978-3-658-17201-5 Annex 3: Serdar Somuncus offener Brief Serdar Somuncu: Ja, vielen Dank. Was für eine gigantische Stimmung. Ich bin auch dabei. Ihr seid dabei. Das Gewitter ist noch nicht ganz angekommen und trotzdem ist das, was wir heute hier machen nicht das Ende. Und das ist auch nicht der Anfang. Ich kann euch sagen, ich war jahrelang auf Tour – in den 90er Jahren, Mitte der 90er, Ende der 90er – und es hat mich nicht überrascht, das was in Köln passiert ist auf der Keulbstraße (?). Das war lange Zeit für mich Alltag. Aber viele habe es ignoriert, weil es nicht passte zu dem Bild, das wir von Deutschland hatten. Viele haben geschwiegen. Viele haben gedacht ‚Ach, komm! Das sind Einzelfälle‘. Ich schwör‘ euch, ich war wirklich in jedem Kaff dieser Republik und ich habe es mir genau angeguckt: Es gibt dort immer noch auch heute Parallelgesellschaften von Leuten, die meinen, uns vorzuschreiben wie man in einer pluralistischen Gesellschaft zu leben hat. Und wir sind eine pluralistische Gesellschaft, in der jeder Mensch – egal, wo er herkommt, woran er glaubt und mit wem er schläft – seinen Platz haben muss. Und dafür müssen wir alle einstehen, denn das, was diese Leute machen (und es sind nicht immer die gleichen Leute), das was diese Leute machen, wenn sie uns angreifen, das ist kein Angriff auf eine bestimmte Bevölkerungs- gruppe, sondern es ist ein Angriff auf unsere Konstitution. Und es sind nicht nur die Na- zis. Es sind auch die Fürsprecher der Nazis. Ob sie Statistiken erstellen und Sarrazin hei- ßen; ob sie sich Pirinçci nennen; ob sie Katzenbücher geschrieben haben – was sie wieder tun sollten – ja, oder, ob es; oder, ob es Le Pen in Frankreich ist, oder Erdoğan in der Tür- kei, in diesem wunderbaren Land lebe ich seitdem ich denken kann und ich habe keine Lust mehr, mich hier fremd zu fühlen. Ich habe mich hier eingerichtet und ich will hier bleiben und ich will, dass alle hier bleiben können, die hier bleiben wollen, wenn sie sich an den Codex halten, den wir gemeinsam erarbeiten und nicht andere uns vorschreiben. Und dieser Codex kann nur heißen: Moral, Ethik und ein Bewusstsein für das, was eine neue deutsche Identität ist. Und diese neue deutsche Identität vertreten wir heute hier alle. Eine haben wir aber heute vergessen und deswegen habe ich einen Brief an sie geschrieben – einen offenen Brief, den ich euch jetzt vorlesen möchte: Sehr geehrte Frau Beate Zschäpe, Ich kenne Sie nicht, aber ich weiß viel über Sie. Zu viel, leider. Ich weiß, wie Sie aussehen, woher Sie kommen und wo Sie jetzt sind. Ich kenne sogar Ihr Lächeln. Ich weiß vor allem, was sie uns allen angetan haben, deshalb hätte ich Sie am liebsten niemals kennengelernt, denn Sie sind eine kaltblütige Frau. Eine Überzeugungstäterin und eine Mitwisserin. Obwohl sie ganz normal zu sein scheinen, haben Sie mächtig einen an der Klatsche. Sie sind noch nicht einmal hässlich, aber in Ihnen klafft ein Abgrund. Das Ko- mische ist: Ich verachte Sie nicht. Ich verstehe Sie nur nicht. Warum sagen Sie nichts? Warum sprechen Sie nicht? Fällt Ihnen nichts mehr ein? Haben Sie keine Lust oder dürfen Sie nichts sagen, weil Sie auch jetzt noch taktieren? Haben Sie etwa Hoffnung, noch ein- © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 C. Kloë, Komik als Kommunikation der Kulturen, DOI 10.1007/978-3-658-17201-5 536 Annex 3: Serdar Somuncus offener Brief mal glimpflich, sozusagen mit einem braunen Auge davonzukommen? Ok, ok. Vielleicht klappt es ja. Vielleicht klappt es, aber nur, wenn der Staat, den Sie eigentlich hassen, Gna- de vor Recht walten lässt. Aber wie wollen Sie dann Ihren eigenen Gedanken entfliehen? Oder können Sie verdrängen, was Sie getan haben? Hoffentlich holt es Sie dann eines Ta- ges nicht in Ihren Träumen ein. Frau Zschäpe, was denken Sie, wenn Sie alleine sind? Was denken Sie dann wirklich? Oder haben Sie sich alles so zu Recht gelegt, dass wir die Schuldigen sind und Sie nur das Opfer? Eine Märtyrerin. Aber für wen? Für wen wollten Sie sich opfern? Für Deutschland? In diesem Deutschland befinden Sie sich jetzt im Exil, fern ab von allem und mehr als je zuvor. Und absurderweise haben gerade Sie dieses Deutschland verändert. Es ist anders, als Sie es wehrhaben wollen. Es ist geduldiger, es ist mutiger, es ist stärker, als Sie denken. Vor allem: Es gehört uns. Genauso wie wir ein Teil von ihm sind, sind Sie auch ein Teil von ihm, ob Sie es wollen oder nicht. Das Einzige, - das Einzige, was Ihnen geblieben zu sein scheint, ist Ihr Trotz; vielleicht, weil Sie denken, etwas hätte sich gegen Sie verschworen und es bestärkt Sie darin, durchzuhalten. Fragen Sie sich nicht, ob es ungerecht ist, was mit Ihnen nun geschieht? Wie Sie sich mit sich umgehen würden, wenn Sie an unserer Stelle wären? Könnten Sie verzeihen, was Sie ge- tan haben? Wie sollen wir es dann erst schaffen? Denn dieses Land gehört nicht Ihnen; es gehört auch denen, die Sie hingerichtet haben.

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