Altenberge 2030

Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Internetversion Impressum

Auftraggeber Gemeinde Altenberge Kirchstraße 25 48341 Altenberge

Fon 0 25 05.82 0 Fax 0 25 05.82 40

Ausführung Schulten Stadt- und Raumentwicklung

Standort Dortmund Kaiserstraße 22 44135 Dortmund [email protected] www.ssr-dortmund.de

Fon 0231.39 69 43 0 Fax 0231.39 69 43 29

Bearbeiter Dipl.-Ing. Marc Lucas Schulten (Projektleitung) Dr.-Ing. Volker Kreuzer (Projektleitung) Dipl.-Ing. Reinhard Schmidt Dipl.-Ing. Jörg Schmitt Dipl.-Ing. Verena Tewes

Bildnachweis Titel: Bezirksregierung Köln 2013 (Luftbild Altenberge 2011) Kapitel: S. 9, 65, 81: SSR, S. 13 Dirk Rose, S. 119: photocase.de/cw-design

Hinweis In dem nachfolgenden Text verzichten wir zugunsten einer besseren Lesbarkeit auf die Schreibweise „Innen“ bei Bürger, Nutzer, Anlieger etc. Selbstverständlich sind immer gleichzeitig und chancengleich Frauen und Männer angesprochen.

Stand Dortmund, Juli 2013 Inhalt

Inhaltsverzeichnis 3 Abbildungsverzeichnis 5 Tabellenverzeichnis 7

1 Einführung 9

1.1 Aufgabenstellung 10 1.2 Prozessablauf und Beteiligungsprozess 10 1.3 Aufbau des Berichts 13

2 Analyse 15

2.1 Regionale Einordnung 16 2.2 Siedlungs- und Nutzungsstruktur 18 2.3 Bevölkerungs- und Sozialstruktur 24 2.4 Wohnungsmarkt 28 2.5 Mobilität 38 2.6 Einzelhandel und Dienstleistungen 44 2.7 Gewerbe 48 2.8 Freiraum, Freizeit und Erholung 51 2.9 Bildung und Betreuung 53 2.10 Klima und Energie 56

3.0 Stärken-Schwächen-Profil 59

4.0 Leitbild und Zukunftsthemen 65

4.1 Räumliches Leitbild 66 4.2 Zukunftsthema „Lebendige Ortsmitte“ 68 4.3 Zukunftsthema „Generationengerechte Gemeinde“ 70 4.4 Zukunftsthema „Zukunftsfähige Wohnangebote“ 72 4.5 Zukunftsthema „Neue Mobilitätskultur“ 74 4.6 Zukunftsthema „Eigenständiges Ortsbild“ 76 4.7 Zukunftsthema „Attraktiver Gewerbe- und Unternehmensstandort“ 78

3 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

5 Strukturplan und Handlungskonzept 81

5.1 Strukturkonzept 82 5.2 Leitprojekt „Boakenstiege und Rathausplatz“ 84 5.3 Leitprojekt „Allee Bahnhofsstraße“ 89 5.4 Impulsprojekte 93 5.5 Weitere Projekte 102

6 Ausblick 119

6.1 Zentrale Ergebnisse 120 6.2 Prozessgestaltung 121

Anhang 125

Quellenverzeichnis 131

4 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Projektablauf GEK Altenberge 11 Abb. 2: Mitglieder des Fachbeirats 12 Abb. 3: Fachbeiratssitzung 12 Abb. 4: Zukunftsmarkt 13 Abb. 5: Lage im Raum 16 Abb. 6: Gliederung der Gemeinde 17 Abb. 7: Siedlungs- und Nutzungsstruktur 18 Abb. 9: Entstehung der Wohngebiete 19 Abb. 8: Einfamilienhausquartier 19 Abb. 10: Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsfläche 20 Abb. 11: Bahnhofstraße 20 Abb. 12: Bahnhof Altenberge 20 Abb. 15: Ortsmitte 2011 21 Abb. 13: Katholische Kirche St. Johannes Baptist Altenberge 21 Abb. 14: Eiskeller 21 Abb. 16: Östlicher Eingang zum Zentrum 22 Abb. 17: Ehemaliges Postgebäude 22 Abb. 18: Marktplatz 22 Abb. 19: Kirchstraße 23 Abb. 20: Möbilierung Kirchplatz 23 Abb. 21: Potenzieller Rathausplatz 23 Abb. 22: Ammenhaus 24 Abb. 23: Altersverteilung im Kernort Altenberge und den Bauerschaften 25 Abb. 24: Vorausberechnung der Bevölkerungsentwicklung bis 2030 in zwei Varianten 25 Abb. 25: Berechnungsmethode Bevölkerungsvorausberechnung 26 Abb. 26: Absolute Veränderung der Altersklassen von 2011 bis 2030 27 Abb. 27: Relative Veränderung der Altersklassen von 2011 bis 2030 27 Abb. 28: Altersstruktur 2011 und 2030 im Vergleich 27 Abb. 29: Wohnungsbestand nach Baualtersklassen im Vergleich (Stand: 2011) 29 Abb. 30: Prognose der Haushaltszahlen für den Kreis 29 Abb. 31: Zuzüge nach Altenberge (Stand: 2007-2011) 30 Abb. 32: Fortzüge aus Altenberge (Stand: 2007-2011) 31 Abb. 33: Zuzugsstruktur in das Neubaugebiet Lütke Berg (Bauabschnitt II-III) von 2007 bis 2011 32 Abb. 34: Neubaugebiet und Wohnbaupotenzialflächen 33 Abb. 35: Haushalte im Generationenwechsel (ab 60 Jahre) 34 Abb. 36: Haushalte im Generationenwechsel (ab 70 Jahre) 35 Abb. 37: Haushalte im Generationenwechsel (ab 80 Jahre) 36 Abb. 38: Prognose der Versorgung mit altengerechtem Wohnraum im Jahr 2025 37 Abb. 39: Kreisverkehr am westlichen Rand der Ortsmitte 38 Abb. 40: Laerstraße 38 Abb. 41: Bahnhofstraße 38 Abb. 42: Boakenstiege 39 Abb. 43: Park & Ride-Parkplatz am Bahnhof 39

5 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Abb. 44: Gesicherter Stellplatzbereich für Fahrräder 39 Abb. 45: Verkehrs- und ÖPNV-Struktur im Zentrum Altenberge 41 Abb. 46: Verkehrs- und ÖPNV-Struktur in der Gemeinde Altenberge 42 Abb. 47: Rad- und Fußwegestruktur in Altenberge 43 Abb. 48: An der alten Molkerei 44 Abb. 49: Die Zentren- und Standortstruktur in Altenberge 45 Abb. 50: Erreichbarkeit der Einzelhandelsstandorte im Zentralort Altenberge im Überblick 46 Abb. 51: Einzelhandelssituation im zentralen Versorgungsbereich 47 Abb. 52: Unternehmen Schmitz Cargobull 48 Abb. 53: Pendlerverflechtung 49 Abb. 54: Erschlossene Gewerbegebiete 51 Abb. 55: Wohngebiet Lütge Berg 52 Abb. 56: Alter Friedhof 52 Abb. 57: Abendteuerspielplatz nordlich der Goethestraße 52 Abb. 58: Freizeitangebote in Altenberge 52 Abb. 59: Prognose der Schulanfängerzahlen 53 Abb. 60 (o. links): Johannesgrundschule 54 Abb. 61 (o. rechts): Bildungsquartier mit Stellplatzanlage 54 Abb. 62 (u. links): Borndalgrundschule 54 Abb. 63 (u. rechts): Ludgerischule mit Mensa 54 Abb. 64: Lage der Schulen und Kindergärten in Altenberge 55 Abb. 65: Räumliches Leitbild für die zukünftige Entwicklung Altenberges 67 Abb. 66: Strukturplan „Lebendige Ortsmitte“ 69 Abb. 67: Strukturplan „Generationengerechte Gemeinde“ 71 Abb. 68: Strukturplan „Zukunftsfähige Wohnangebote“ 73 Abb. 69: Strukturplan „Neue Mobilitätskultur“ 75 Abb. 70: Strukturplan „Eigenständiges Ortsbild“ 77 Abb. 71: Strukturplan „Attraktiver Gewerbe- und Unternehmensstandort“ 79 Abb. 72: Zukunftsmarkt Altenberge 82 Abb. 73: Strukturplan Altenberge 83 Abb. 75: Rathausplatz 85 Abb. 76: Boakenstiege 85 Abb. 77: Spielbereich 87 Abb. 78: Sitzgelegenheit 87 Abb. 79: Verkehrsberuhigender und barrierearmer Bodenbelag 87 Abb. 80: Einordnung Bahnhofstraße 89 Abb. 81: Bahnhofstraße (vermutlich 1930er-Jahre) 90 Abb. 82: Bahnhofstraße 2013 90 Abb. 83: Entwurf Straßenquerschnitt Bahnhofstraße 91 Abb. 84: Sitzgelegenheit 94 Abb. 85: Liegebank 94 Abb. 86: Outdoor - Beintrainer 95 Abb. 87: Einkaufswagen mit Lupe 96

6 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Abb. 88: Qualitätssiegel „Ausgezeichnet Generationenfreundlich“ 96 Abb. 89: Beispiel für eine zentrale Anlaufstelle 98 Abb. 90: Gemeinschaftlichse, barrierefreies Mehrgenerationen-Wohnprojekt 99 Abb. 91: Zeitrahmen Projektumsetzung 122

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Soziale Lage Altenberges im Vergleich 28 Tab. 2: Taktung der Hauptbuslinien 40 Tab. 3: Einzelhandelsbestand nach Ortsteilen 45 Tab. 4: Einzelhandelsbestand in Altenberge 45 Tab. 5: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort in Prozent (Stand: Altenberge 31.12.2011 48 Tab. 6: Anzahl der Handwerksbetriebe nach Wirtschaftszweigen 49 Tab. 7: Erschlossene Gewerbegebiete 50 Tab. 8: Auslastung der Tageseinrichtungen 2011 / 2012 vor dem Rechtsanspruch der U3 Kinder 55 Tab. 9: Versorgung öffentlicher Gebäude über Nahwärme (2009 rund 2.000 MW) 56 Tab. 10: Anlagen zur Wärmebereitstellung 57 Tab. 11: Bürgersolarkraftwerke auf kommunalen Gebäuden 57

7 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

8 1.0 Einführung Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

1.1 Aufgabenstellung

Die Gemeinde Altenberge hat in den letzten Jahr- Zukünftige Herausforderungen für Altenberge liegen zehnten eine positive Entwicklung genommen, die beispielsweise in den Folgen des Wachstums in der sich unter anderem in einem Bevölkerungswachs- Vergangenheit, den Konsequenzen des demogra- tum deutlich über dem Landes- und Kreisdurch- fischen Wandels (hier vor allem der Bevölkerungs- schnitt ausdrückte. Um Altenberge auch zukünftig alterung) sowie den strukturellen Veränderungen als lebendigen und beliebten Wohn- und Arbeitsort im Einzelhandel und der Infrastrukturnachfrage. weiterzuentwickeln, hat sich die Gemeinde ent- Gleichzeitig haben sich für die Gemeinde Chancen schlossen, das Büro SSR Schulten Stadt- und durch die Eröffnung der neuen Umgehungsstraße Raumentwicklung mit der Erstellung des vor- und dadurch mögliche Neugestaltung der Orts- liegenden Integrierten Gemeindeentwicklungs- mitte ergeben. Vor diesem Hintergrund muss sich konzepts (GEK) zu beauftragen. Dabei handelt es die Gemeinde Altenberge mit Zukunftsfragen ih- sich um ein gesamtgemeindliches Konzept, das rer Entwicklung auseinandersetzen: Versteht sich unter breiter Beteiligung der Akteure und Bürger Altenberge eher als Dorf oder als Stadt? Welche vor Ort entwickelt wurde und für die zukünftige Bedeutung kommt zukünftig der Ortsmitte zu? Wie Entwicklung der Gemeinde als verwaltungsinterne leben alte Menschen in Altenberge und welche Per- Arbeitsgrundlage dienen soll. spektive haben bestehende Wohnquartiere? Welche Perspektive hat die Hauptschule vor Ort?

1.2 Prozessablauf und Beteiligungsprozess

SSR Schulten Stadt- und Raumentwicklung wurde matische Handlungsansätze zu definieren und von der Gemeinde Altenberge beauftragt, im Rahmen diese in einem Strukturplan zusammenzufassen. des zusammenfassenden Integrierten Gemeindeent- Tragfähige Projektvorschläge sind mit Handlungs- wicklungskonzepts (GEK) ein Stärken-Schwächen- prioritäten und Umsetzungshorizonten hinterlegt Profil der Gemeinde zu zentralen Themenfeldern der werden, um als mittelfristiges Handlungskonzept räumlichen Gemeindeentwicklung zu erstellen und für die Gemeinde zu dienen. daraus die zentralen Zukunftsthemen für Altenberge abzuleiten. Um vorhandene Datengrundlagen zu Alle Bearbeitungsschritte sind unter Beteiligung ergänzen, hat SSR eine Bevölkerungsvorausberech- und Einbindung der betroffenen Akteure über nung und eine Untersuchung des Wohnungsbestands einen begleitenden Fachbeirat sowie der Bürger im Generationenwechsel durchgeführt. mittels zweier großer Beteiligungsveranstaltungen geschehen. Für die im Rahmen der Analyse identifizierten Herausforderungen in den Zukunftsthemen war Das GEK wurde entsprechend der beauftragten SSR beauftragt, Ziele der Entwicklung und the- Leistungen in zwei großen Bearbeitungsschritten

10 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

erarbeitet (vgl. Abb. 1). In einem ersten Modul In der Bearbeitung wurden zentrale Akteure der wurde auf Grundlage einer Bestandsanalyse ein Gemeinde sowie die Bürger Altenberges an ver- Stärken-Schwächen-Profil von Altenberge erstellt, schiedenen Punkten eingebunden. Den Auftakt des aus dem sich die Zukunftsthemen für die zukünf- Beteiligungsprozesses bildeten leitfadengestützte tige Gemeindeentwicklung ergeben. Im zweiten Interviews mit Akteuren vor Ort (Politik, Vereins- Modul wurden darauf aufbauend die Ziele der vorstände etc.) zur Einschätzung der Situation Gemeindeentwicklung und ein räumliches Leitbild der Gemeinde und Anforderungen an das GEK entwickelt, die die Grundlage für die Entwicklung Altenberge. Ein Fachbeirat, bestehend aus den in- von konkreten Projekten bilden. Ein Strukturplan, terviewten Personen, hat den gesamten weiteren als Orientierungsrahmen für die zukünftige Ent- Prozess begleitet. Zentrale Aufgabe des Beirats wicklung, stellt alle empfohlenen Handlungsansät- war es, die jeweiligen Zwischenergebnisse zu ze zusammenfassend dar. reflektieren, Informationen zu bündeln und anste-

Inhaltliche Bausteine Dialogprozess

Mai Einstieg und Analyse der „Kick-Off“ 2012 Ausgangslage

Fachbeirat

Herausforderungen und Entwicklungsperspektiven „Zukunftsmarkt Modul 1 Modul Altenberge 2030“ Stärken-Schwächen-Profil Fachbeirat

Leitbild und Zukunftsthemen „Bürgerforum

Altenberge 2030“ Strukturplan und Handlungskonzept Fachbeirat Gemeindeentwicklungskonzept

Modul 2 Modul Ergebnisbericht Politik April 2013

Abb. 1: Projektablauf GEK Altenberge, Quelle: SSR

11 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

hende Planungsschritte abzustimmen. Im Laufe diskutieren und ihre Erfahrungen und Kenntnisse des Bearbeitungsprozesses tagte der Fachbeirat einbringen. Der Zukunftsmarkt war Startpunkt für drei Mal mit den jeweiligen inhaltlichen Schwer- die Leitbild- und Zieldiskussion. punkten „Stärken und Schwächen Altenberges“, „Zukunftsthemen und Ziele“ sowie „Projekte der Nachdem die zentralen Zukunftsthemen der Ge- Gemeindeentwicklung“. meinde Altenberge festgelegt und erste Projektvor- schläge entwickelt wurden, fand eine zweite große Die Ergebnisse des Moduls 1 wurden in einer öf- Bürgerveranstaltung – der 2. Zukunftsmarkt / fentlichen Veranstaltung – dem Zukunftsmarkt - Bürgerforum – im Februar 2013 statt. Die Alten- im September 2012 den Bürgerinnen und Bürgern berger Bevölkerung wurde über den aktuellen vorgestellt. Der Zukunftsmarkt dokumentierte an Prozessstand informiert und konnte an Themen- verschiedenen Ständen Themenschwerpunkte und inseln über Projektvorschläge diskutieren und Fa- informierte in Form von Karten und Fotos über voriten benennen. Im Rahmen des Bürgerforums Fakten und Perspektiven der Gemeindeentwick- wurden letzte Impulse zur Aufstellung des Gemein- lung. An den jeweiligen Ständen konnten die etwa deentwicklungskonzeptes gegeben, die von SSR in 180 anwesenden Bürgerinnen und Bürger mit den die abschließende Erarbeitung des GEK aufgenom- Planern und Vertretern der Gemeinde gemeinsam men wurden.

Teilnehmer des Fachbeirats

■■ Bürgermeister ■■ Vertreter der Gemeindeverwaltung Alten- berge (allg. Vertreter des Bürgermeisters, Bauamt, Wirtschaftsförderung) ■■ Fraktionsvorsitzende (CDU, SPD, Bündnis 90 / Die Grünen, UWG, FDP) ■■ Ausschussvorsitzende (Bau- und Planungs- ausschuss, Umwelt-, Energie- und Ver- kehrsausschuss, Schul-, Sozial-, Sport- und Kulturausschuss) ■■ Seniorenbeirat ■■ Jugendparlament ■■ Katholische und evangelische Kirche (Pfarrer) ■■ Vereinsvorsitzende (Heimatverein, BUND Ortsgruppe) ■■ Werbegemeinschaft

Abb. 2: Mitglieder des Fachbeirats; Quelle: SSR Abb. 3: Fachbeiratssitzung; Quelle: SSR

12 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

1.3 Aufbau des Berichts

Der vorliegende Bericht gliedert sich in sechs Ka- dargestellt. Das Stärken-Schwächen-Profil fasst pitel. Nach der Einleitung werden in der Analyse die zentralen Aussagen der Analyse in Kapitel 3 alle wesentlichen Entwicklungen der Bereiche prägnant zusammen. Aufbauend auf den heraus- gearbeiteten Stärken und Herausforderungen ■■ Siedlungs- und Nutzungsstruktur, Altenberges werden in Kapitel 4 die zentralen ■■ Bevölkerungs- und Sozialstruktur, Zukunftsthemen für die weitere Gemeindeent- ■■ Wohnungsmarkt, wicklung definiert und in Form eines räumlichen ■■ Mobilität, Leitbildes veranschaulicht. Kapitel 5 stellt das ■■ Einzelhandel und Dienstleistungen, Handlungskonzept bestehend aus Leit- und Im- ■■ Gewerbestandort, pulsprojekten sowie weiteren Projekten vor. Zum ■■ Freiraum, Freizeit und Erholung, Abschluss des Berichts wird in Kapitel 6 ein Aus- ■■ Bildung und Betreuung sowie blick mit den Kernergebnissen zur weiteren Pro- ■■ Klima und Energie zessgestaltung gegeben.

Abb. 4: Zukunftsmarkt; Quelle: Dirk Rose

13 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

14 2.0 Analyse Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

2.1 Regionale Einordnung

Die Gemeinde Altenberge liegt am südlichen Rand umfasst das Gemeindegebiet eine Größe von 62,53 des Kreises Steinfurt im Norden Nordrhein-West- km² (Stand: 31.12.2011; IT:NRW 2012) und gliedert falens. Sie grenzt im Südosten an das Stadtgebiet sich in den Ort Altenberge und sechs Bauerschaf- der Universitätsstadt Münster und im Nordwesten ten: Entrup, Hansell, Hohenhorst, Kümper, Waltrup

an die Kreisstadt Steinfurt (vgl. Abb. 5). Insgesamt und Westenfeld (vgl. Abb. 6). 3 15 km

3

Legende 3 3 Entfernung Regierungsbezirk Münster NRW Altenberge Kreis Steinfurt Münster

0 20 40 60 80 100 km

Abb. 5: Lage im Raum; Quelle: SSR

16 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Die Große Landgemeinde Altenberge hat heute Die Entfernung zu Münster beträgt 15 Kilometer. 10.248 Einwohner (Stand 31.12.2011; IT.NRW 2012) Die Nähe zum prosperierenden Oberzentrum und und ist über die Bundesstraße 54 an das Auto- Universitätsstandort war in der jüngeren Vergan- bahnnetz (A1 und A43) angebunden. Die regionale genheit ein zentraler Bestimmungsfaktor für die Anbindung erfolgt über leistungsfähig ausgebaute Entwicklung der Gemeinde Altenberge. Die Zuwan- Kreis- und Landstraßen. Altenberge verfügt über derung aus dem Bereich Münster ist entscheidend einen Bahnhof und ist sehr gut an Münster an- für das Wachstum der Einwohnerzahl und die gebunden. Über mehrere Regionalbuslinien, die damit verbundene starke Ausdehnung der Wohn- Altenberge durchqueren, ist die Gemeinde mit den bauflächen. Dadurch zeigt Altenberge deutliche Nachbarorten verknüpft. Suburbanisierungstendenzen und wird zum Teil als Schlafstadt von Münster wahrgenommen.

Westenfeld Entrup

Zentrum Hansell

Hohenhorst Kümper

Waltrup

0 1 2 3 4 5 km

Abb. 6: Gliederung der Gemeinde; Quelle: SSR

17 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

2.2 Siedlungs- und Nutzungsstruktur

Die Gemeinde Altenberge zeichnet sich durch nördlich der Ortsmitte auffällig. Hier befinden sich einen kompakten Siedlungsraum ohne echte Orts- drei Schulgebäude mit ergänzenden Turnhallen teilbereiche aus. Mit Ausnahme zweier Gewerbe- und Schwimmbad. Ein Sportzentrum mit diversen gebiete liegt der Ort vollständig zwischen der aus- Spielfeldern, ergänzenden Anlagen und Tennishal- gebauten Bundesstraße 54 im Südwesten und der le wurde am nordöstlichen Ortsrand realisiert. Bahnlinie Münster-Enschede im Nordosten. Von den insgesamt sieben Gewerbegebieten in Al- Die Ortsmitte als Keimzelle Altenberges über- tenberge sind vor allem drei aufgrund ihrer Größe nimmt heute eine Zentrumsfunktion in der Grund- markant für die Siedlungs- und Nutzungsstruktur. versorgung und umfasst Einzelhandels- und Das größte Gebiet (Gewerbegebiet Siemensstra- Dienstleistungseinrichtungen, die katholische ße und Kümper) befindet sich im Südwesten des Kirche und das Rathaus. Daneben ist das Zentrum Gemeindegebiets in deutlicher Entfernung zum auch wichtiger Wohnstandort. Im Bereich der öf- zentralen Ortskern und der Wohnbebauung. Zwei fentlichen Einrichtungen ist eine Konzentration weitere große Gebiete (Gewerbegebiet West und

Bf.

Legende

Bf. Bahnhof Ortsmitte Wohnen Industrie und Gewerbe Bildung und Soziales Mischnutzung Sport und Freizeit maßstabslos

Abb. 7: Siedlungs- und Nutzungsstruktur; Quelle: SSR

18 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Ost) befinden sich am westlichen und östlichen gleich sehr starken Zunahme der Siedlungs- und Siedlungsrand Altenberges. Verkehrsfläche (vgl. Abb. 10).

Ansonsten werden die Bebauung des Gemeinde- gebiets und somit auch das Stadtbild durch Wohn- gebiete in Form von Einfamilienhausquartieren geprägt (vgl. Abb. 8). Deren zeitliche Abfolge der Entstehung (vgl. Abb. 9) lässt sich an der jeweils zeittypischen Architektur und Gestaltung ablesen, wobei insgesamt ein heterogenes Erscheinungs- bild vorherrscht. Das historische Ortsbild ist zu- dem durch die Neubauquartiere stark überformt.

Der Großteil hiervon ist im Rahmen eines ausge- prägten Wachstums seit den 1960er-Jahren ent- standen. Dieses Wachstum zeigt sich nicht nur in den Einwohnerzahlen, sondern auch in der im Ver- Abb. 8: Einfamilienhausquartier; Quelle: SSR

Bf.

Ortsmitte

Legende

Ortsmitte

maßstabslos

Legende Bf. Bahnhof Ortsmitte 1940 - 1970 1960 - 1970 1971 - 1980 1981 - 1990 1991 - 2000 2001 - 2010 >2011

maßstabslos

Abb. 9: Entstehung der Wohngebiete; Quelle: Fachhochschule Münster 2011

19 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Altenberge Nordrhein-Westfalen Typ: Große Landgemeinde 120

115

% 110

105

100 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 [2000 = 100] Jahr

Abb. 10: Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsfläche; Quelle: IT.NRW 2012 a

Städtebauliche Entwicklung Der historische Ort Altenberge wurde auf einer topographischen Erhebung gegründet, von der aus sich die Entwicklung des Ortes vollzog. Daher befindet sich die Ortsmitte auch heute noch am höchsten Punkt der Gemeinde und die katholische Pfarrkirche St. Johannes der Täufer bildet mit ih- rem 75 Meter hohen Turm eine weithin sichtbare städtebauliche Dominante.

Neben der Ortsmitte ist der 1875 in Betrieb ge- nommene und in einiger Entfernung zum Zentrum liegende Bahnhof der zweite wichtige Entwicklungs- pol der Gemeinde. Die Distanz ergab sich aus der technischen Notwendigkeit, Steigungen beim Bau der Eisenbahnlinie möglichst zu vermeiden. Da- durch konnte die Bahnlinie nicht näher an den Ort herangeführt werden und der Bahnhof wurde über die etwa einen Kilometer lange Bahnhofsstraße angebunden. Erst mit der Entwicklung von neuen Wohngebieten seit den 1970er-Jahren entstand ein geschlossener Siedlungsraum zwischen Ortsmitte und Bahnhof. Abb. 11: Bahnhofstraße Abb. 12: Bahnhof Altenberge Quelle: SSR

20 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Städtebauliche Dominanten und herausragende Bauten Altenberge mangelt es an der Ausbildung eines einheitlichen Ortsbildes mit klar ausgebildeten räumlichen Definitionen von Teilbereichen. Prä- gende Merkzeichen sind nur unzureichend in den städtebaulichen Kontext integriert und die Ortseingangssituationen als solche nicht klar wahrnehmbar.

Insgesamt verfügt Altenberge nur über wenige Denkmäler. Neben einigen historisch bedeutenden Wohnhäusern finden sich vor allem Bildstöcke und Speicher in der Denkmaliste. Von herausragender Bedeutung sind die katholische Pfarrkirche in der Ortsmitte und der Eiskeller der ehemaligen Brau- erei Beuing im Bereich des Schulzentrums. Rund um die Kirche in der Ortsmitte gruppieren sich zudem einige weitere Baudenkmäler, die dem Be- reich so eine eigene Prägung geben.

Ortsmitte Die historische Ortsmitte ist in Teilen noch ables- bar und erfüllt Zentrumsfunktionen für Altenberge. Begrenzt wird sie im Westen durch einen groß di- mensionierten Kreisverkehr und der Königsstraße im Nordosten. Im Norden zählt der Bereich entlang Abb. 13: Katholische Kirche St. Johannes Baptist Altenberge; der Kirchstraße und Boakenstiege zur Ortsmitte, Quelle: SSR Abb. 14: Eiskeller; Quelle: Gemeinde Altenberge während die südliche Grenze parallel zur Boaken- stiege verläuft und das dortige Quartier und den Marktplatz umfasst (vgl. Abb. 15).

Abb. 15: Ortsmitte 2011; Quelle: Bezirksregierung Köln 2013

21 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Die Eingänge in das Zentrum von Osten und We- sten ergeben sich aus der in dieser Richtung ver- laufenden Boakenstiege als zentraler Achse. Eine besondere Hervorhebung besteht allerdings nicht und der Eintritt in die historische Mitte wird durch die städtebauliche Gestaltung nicht bewusst ver- mittelt. Lediglich das historische Postgebäude am östlichen Eingang bildet einen markanten Anknüp- fungspunkt. Die Zugangssituationen von Norden und Süden sind baulich-gestalterisch überhaupt nicht ausgeprägt.

Im südöstlichen Ortszentrum war bis in die 1980er-Jahre das Unternehmen Schmitz-Cargo- bull ansässig. Durch dessen Aussiedelung in ein Gewerbegebiet wurden Flächen zur Ergänzung des Ortszentrums verfügbar. Hier entstand ein neuer Marktplatz mit umgebender Randbebauung für die Einzelhandelsnutzung. Zwei- bis dreigeschossige Klinkergebäude mit Ladenlokalen im Erdgeschoss, eine kleine Einkaufspassage (Lindenhof) und ein Supermarkt fassen den Raum. Bei dem Platz las- sen sich Funktionsdefizite als öffentlicher Raum identifizieren. Der Supermarkt als zentraler Fre-

Abb. 16: Östlicher Eingang zum Zentrum Abb. 17: Ehemaliges Postgebäude Abb. 18: Marktplatz Quelle: SSR

22 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

quenzbringer ist von der Flächengröße und der Ausstattung nicht mehr zeitgemäß. Ein Moderni- sierungsrückstand ist hier deutlich sichtbar. Die Lindenhofpassage wird im Wesentlichen als Büro- standort genutzt.

Durch die Straße Boakenstiege wird der Markplatz vom westlich gelegenen Zentrumsbereich mit Kirchstraße und Kirchplatz abgetrennt. Die vom Rathaus zum Kirchplatz führende Kirchstraße hat den Charakter einer kleinen Einkaufsstraße. Das gassenähnliche Erscheinungsbild wird durch die Pflasterung und eingeschränkte Parkmöglich- keiten betont.

Mit dem Kirchplatz endet der westliche Bereich der Ortsmitte. Von den Proportionen, der umliegenden Bebauung und den hochgewachsenen Bäumen her verfügt der Platz über sehr gute Voraussetzungen für einen hochwertigen, dem Ort angemessenen Dorfplatz. Aufgrund der Gestaltung wird dieses Po- tenzial allerdings nicht ausgenutzt. So fügt sich der Brunnen gestalterisch nicht ein, der direkte Raum- bezug zur Kirche wird durch einen Anbau gestört und die Materialität der Oberflächen sowie Art, Zustand und Alter der Möblierung vermitteln einen wenig einladenden Eindruck. Der Gesamteindruck eines historischen Ensembles aus Kirche, Platz und Randbebauung ist somit gestört. Nördlich des Kirchplatzes schließt sich die Fläche des ehema- ligen Friedhofes als parkartiger Grünbereich und Übergang in die zentrumsnahen Quartiere an.

An der Schnittstelle der zwei Bereiche der Orts- mitte liegt das Rathaus mit einem Vorplatz an der Boakenstiege und das Sparkassengebäude aus den 1980er-Jahren. Der Vorplatz des Rathauses wird teilweise von Außengastronomie genutzt, be- sitzt aufgrund seiner Lage an der vielbefahrenden Abb. 19: Kirchstraße; Quelle: SSR Boakenstiege und Gestaltungsdefiziten allerdings Abb. 20: Möbilierung Kirchplatz; Quelle: SSR nur wenig Aufenthaltsqualität. Insgesamt ist eine Abb. 21: Potenzieller Rathausplatz; Quelle: Gemeinde städtebauliche Verbindung der beiden Bereiche Altenberge nicht gelungen, woraus ein geteiltes Ortszentrum resultiert.

23 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Südlich der Boakenstiege ist in der Ortsmitte ein historischer Gebäudebestand erhalten geblieben, der sich von der ergänzenden neuen Bebauung abhebt (vgl. Abb. 22). Dieses historische Quartier weist aufgrund seiner Bebauungsstruktur einen dörflichen Charakter auf. Mängel sind in der Ge- bäudequalität, besonders entlang der Boaken- stiege, festzustellen.

Abb. 22: Ammenhaus; Quelle: SSR

2.3 Bevölkerungs- und Sozialstruktur

Bevölkerungsentwicklung Für die Zukunft ist ein moderates Wachstum Die Einwohnerzahl der Gemeinde Altenberge ist das Ziel in Altenberge. SSR hat im Rahmen des in den letzten drei Jahrzehnten von 7.259 im Jahr Gemeindeentwicklungskonzeptes zwei Progno- 1980 auf 10.248 im Jahr 2010 (vgl. Bertelsmann sen – eine Trendprognose und eine Prognose bei Stiftung) kontinuierlich gewachsen. Dies entspricht verringerter Neubautätigkeit – zur Entwicklung einer Zunahme der Bevölkerung in diesem Zeit- der Einwohnerzahl bis zum Jahr 2030 erarbeitet. raum von über 40 %, die in erster Linie durch eine Danach werden Problemlagen, die im Allgemeinen starke Zuwanderung aus der Region und dem mit dem Thema demografischer Wandel verbun- Oberzentrum Münster getragen wurde. Der Anteil den werden (Abnahme der Bevölkerung, starke der Haushalte mit Kindern liegt mit 41,3 % deutlich Überalterung) in naher Zukunft nicht prägend. über denen in NRW (30,9 %) und im Kreis Steinfurt Nichtsdestotrotz kommt es auch in Altenberge zu (38,3 %) (vgl. Bertelsmann Stiftung). Etwa 18 % der einer Alterung der Einwohnerschaft. Bevölkerung Altenberges lebt nicht im Kernort, sondern in einer der sechs Bauerschaften, wobei Beide Prognosen kommen im Ergebnis zu einem sich in der Altersverteilung keine großen Unter- leichten Wachstum der Einwohnerzahl Alten- schiede zeigen (vgl. Abb. 23). berges. Die Trendprognose führt zu einem stär- keren Wachstum (2011 bis 2030: + 3 %), aber auch bei halbierter Neubautätigkeit wird Altenberge weiter, wenn auch in geringerem Umfang, an Be- völkerung zunehmen (2011 bis 2030: + 2 %, vgl. Abb. 24).

24 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Kernort Entrup Hansell Hohenhorst Kümper Westenfeld Waltrup

25%

20%

15%

10%

5%

0% 0-2 3-5 6-9 10-14 15-19 20-24 25-35 36-49 50-64 65-79 über 80 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre

Trendvariante SSR Verringerte Neubautätigkeit SSR Prognose IT.NRW

11.400

11.200

11.000

10.800

10.600

10.400 Bevölkerungszahl 10.200

10.000 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030

Jahr

Abb. 23: Altersverteilung im Kernort Altenberge und den Bauerschaften Abb. 24: Vorausberechnung der Bevölkerungsentwicklung bis 2030 in zwei Varianten Quelle: SSR auf Basis Gemeinde Altenberge 2012 a

25 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Methode: Auf Basis der Einwohnermeldedaten wurde eine Vorausberechnung der Bevölkerung mittels der komponentenbasierte Modellrechnung (Cohort-survival-Methode) durchgeführt. Ausgehend von der Basisbevölkerung am 31.12.2011 (Einwohner mit Hauptwohnsitz) wurden alters- und geschlechts- spezifische Kennziffern zu Geburten-, Sterbe- und Wanderungswahrscheinlichkeiten aus dem Stütz- zeitraum 2007-2011 im Berechnungsmodell angewandt (vgl. Abb. 25). Die Vorausberechnung mit dem Bevölkerungsmodell wurde im Jahr 2007 gestartet und mit den realen Entwicklungen abgegli- chen. Erst als die Modellrechnung über den Stützzeitraum von fünf Jahren die realen Entwicklungen widerspiegelte, wurde die Vorausberechnung mit diesen Einstellungen durchgeführt. Neben der Trendvorausberechnung ist eine weitere Variante „Verringerte Neubautätigkeit“ berechnet worden. Diese Variante bereinigt die Trendfortschreibung um die durch Neubauentwicklung im Stützzeitraum generierten Zuwächse um 50 %. Sie skizziert die zu erwartende Bevölkerungsentwicklung, wenn künftig die Neubauentwicklung halbiert wird. Die Wanderungsbewegungen bleiben in der Modell- rechnung unberührt.

Abb. 25: Berechnungsmethode Bevölkerungsvorausberechnung, Quelle: SSR

Altersstruktur Lokale Experten beschreiben zusätzlich eine Ent- Derzeit ist die Altersstruktur Altenberges von wicklung, die statistisch wenig fassbar ist: Danach einem hohen Anteil junger Menschen sowie Per- steigt in den älteren Wohnquartieren die Anzahl sonen im Alter zwischen 30 bis 50 Jahren geprägt. der älteren Menschen, die ohne lokale oder re- Die Abbildungen 26, 27 veranschaulichen einen gionale familiäre Bindungen relativ isoliert leben klaren Trend: In den kommenden 20 Jahren wird und somit auch nicht auf familiäre Hilfe bei Pro- der Anteil an Personen im Rentenalter deutlich blemen zurückgreifen können. Diese Problemlage zunehmen, der Anteil von Personen im erwerbsfä- resultiert aus der überregionalen Zuwanderung im higen Alter dagegen entsprechend abnehmen. Der Wachstumsprozess seit den 1960er-Jahren. Anteil an Kindern und Jugendlichen verbleibt aber relativ stabil, es wird nur ein geringer Rückgang dieser Altersklassen prognostiziert.

26 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

80-J. und älter 143 80-J. und älter 42% 70- bis unter 80-J. 195 70- bis unter 80-J. 23% 65- bis unter 70-J. 388 65- bis unter 70-J. 96% 60- bis unter 65-J. -158 60- bis unter 65-J. -27% 50- bis unter 60-J. -134 50- bis unter 60-J. -24% 40- bis unter 50-J. -116 40- bis unter 50-J. -21% 30- bis unter 40-J. -80 30- bis unter 40-J. -16% 19- bis unter 30-J. -65 19- bis unter 30-J. -13% 16- bis unter 19-J. -30 16- bis unter 19-J. -7% 10- bis unter 16-J. -32 10- bis unter 16-J. -7% 6- bis unter 10-J. -11 6- bis unter 10-J. -3% unter 6-J. -16 unter 6-J. -3%

-200 0 200 400 -50% -25% 0% 25% 50% 75% 100% Personen

Bestand 2011 Trendvorausberechnung 2030

250

200

150

100 Anzahl Einwohner Anzahl

50

0 1 4 7 10 13 16 19 22 25 28 31 34 37 40 43 46 49 52 55 58 61 64 67 70 73 76 79 82 85 88 91 94 97 100 Altersjahre

Abb. 26: Absolute Veränderung der Altersklassen von 2011 bis 2030 Abb. 27: Relative Veränderung der Altersklassen von 2011 bis 2030 Abb. 28: Altersstruktur 2011 und 2030 im Vergleich Quelle: SSR auf Basis Gemeinde Altenberge 2012 a

27 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Altenberge Kreis Steinfurt NRW

Kinderarmut (%) 7,4 10,2 18 Jugendarmut (%) 2,2 6,7 13 Altersarmut (%) 1,5 2 3,1 SGB II−Quote (%) 4,4 6,4 11,4

Tab. 1: Soziale Lage Altenberges im Vergleich; Quelle: SSR auf Basis Homepage Bertelsmann Stiftung

Einkommenssituation So haben 24,2 % der Haushalte in Altenberge ein Für Altenberge lässt sich festhalten, dass der An- Gesamtnettoeinkommen von mindestens 4.000 teil von Haushalten mit geringem Einkommen und Euro im Monat, im Vergleich zu 16,8 % in NRW und von Armut betroffenen Haushalten im Vergleich 18,1 % im Kreis Steinfurt. Dagegen ist der Anteil mit dem Kreis und NRW deutlich geringer ist. Im der Haushalte mit geringem Nettoeinkommen bis Gegenzug ist der Anteil von Haushalten mit einem 1.000 Euro im Monat mit 8,2 % vergleichsweise hohen Einkommen überdurchschnittlich hoch. Dies gering (Kreis Steinfurt: 11,0 %, NRW: 13,3 %). Auch weist auf die insgesamt gute wirtschaftliche Lage weitere Armutsindikatoren (vgl. Tab. 1) weisen für der Einwohnerschaft und die hohe Attraktivität Altenberge günstige Werte im Vergleich zum Kreis Altenberges als Wohnstandort für höhere Einkom- Steinfurt und NRW auf. Trotzdem sind immerhin mensgruppen hin. 7,4 % der Kinder von Armut betroffen.

2.4 Wohnungsmarkt

Hauptmerkmal des Wohnungsmarktangebotes und Häusern in Altenberge angeboten werden. in Altenberge ist eine seit über drei Jahrzehnten Auch die Preise für baureifes Land sind von 2001 anhaltende Neubautätigkeit im Bereich von Ein- bis 2010 deutlich von etwa 135 Euro je Quadratme- familienhäusern, die sich in der Bestandsstruktur ter auf 150 Euro gestiegen. Hier liegt Altenberge abbildet. 73 % des Wohnungsbestands sind Ein- ebenso über dem Kreisdurchschnitt wie bei der und Zweifamilienhäuser und nur 24 % Mehrfami- durchschnittlichen Kaltmiete je Quadratmeter pro lienhäuser (vgl. NRW.BANK 2011). Die Nachfrage- Monat, die bei 5,51 Euro im Vergleich zu 5,00 Euro situation im Einfamilienhausbereich ist stabil auf liegt (vgl. NRW.BANK 2011). hohem Niveau. Nach Angaben der Gemeinde war für die Entwicklung des letzten aktuellen Neubau- Insgesamt weist Altenberge einen deutlich jün- gebietes in Altenberge (Krüsel Blick) die Nachfrage geren Gebäudebestand auf als der Kreisdurch- deutlich höher als die Zahl der Baugrundstücke. schnitt und die Nachbarstadt Münster (vgl. Abb. 29), was an der Entwicklung neuer Baugebiete in Eine Auswertung der Angebote auf der Internet- den letzten Jahrzehnten liegt und mit der Entwick- Plattform ImmobilienScout weist ebenfalls auf eine lung der Einwohnerzahl korrespondiert. hohe Nachfrage hin, da nur wenige Wohnungen

28 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Perspektiven des Wohnens Die Entwicklung der Wohnungsnachfrage wird bis 1948 1949 bis 1968 1969 bis 1987 1988 bis 1998 1999 bis 2010 100% in den kommenden Jahren sowohl durch Verän- 90% derungen im Zuge des demografischen Wandels 80% als auch durch gesellschaftliche Trends geprägt 70% sein. Die Prognose der zukünftigen Nachfrage 60% nach Wohnraum ist für die Gemeinde Altenberge 50% schwierig, da die Bevölkerungsprognose als Basis 40% 30% alleine nicht ausreicht und eine Haushaltsprogno- 20% se für die Gemeinde Altenberge nicht vorliegt. 10%

0% Teilergebnisse der Haushaltsprognose für den Altenberge Kreis Steinfurt Münster Kreis Steinfurt (IT.NRW) können aber auf Alten- berge übertragen werden. So wird die Anzahl an Haushalten auf Kreisebene um 7 % zunehmen (vgl. 1-Pers.-HH 2-Pers.-HH Abb. 30) und die Zusammensetzung der Gesamt- 3-Pers.-HH 4 und mehr Pers.-HH struktur nach Personen pro Haushalt wird sich ver- Haushalte gesamt ändern. Während Haushalte mit drei und mehr Per- 140% sonen abnehmen werden, nimmt die Zahl kleiner Haushalte (Ein- und Zweipersonenhaushalte) zu. 120%

Mit dieser strukturellen Veränderung ist eine 100% weitere Zunahme der Wohnfläche pro Kopf ver- 80% bunden, da kleinere Haushalte statistisch gese- hen größere Wohnflächen nutzen. Zukünftig ist 60% zu berücksichtigen, dass im Zuge der Zunahme 2008 2010 2015 2020 2025 2030 der Altersgruppe älterer Menschen und gerin- Jahr gerer Renten preiswerte, kleine Wohnungen an Bedeutung gewinnen. In welcher Intensität die- Abb. 29: Wohnungsbestand nach Baualtersklassen im Ver- ser allgemeine Trend für Altenberge zukünftig gleich (Stand: 2011); Quelle: NRW.BANK 2011 wirksam wird, kann auf Basis der Datenlage nicht Abb. 30: Prognose der Haushaltszahlen für den Kreis Stein- abschließend dargestellt werden. furt; Quelle: IT.NRW 2012 b

Neben der natürlichen Entwicklung der Bevölke- rung durch Geburten und Sterbefälle entscheiden vor allem Wanderungen über die Einwohnerent- wicklung und über die Nachfrage nach Wohnraum. Der Wanderungssaldo der Gemeinde Altenberge ist deutlich positiv (2.248 Fortzüge und 2.656 Zu- züge von 2007-2011). Die stärksten Wanderungs- verflechtungen der Gemeinde Altenberge bestehen mit den Nachbarorten , Steinfurt, , und Münster. Ein Drittel aller Zuzüge stam- men aus Münster (vgl. Abb. 31).

29 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Hörstel Ibbenbüren Neuen- Wettringen kirchen

Lengerich Steinfurt 123 Nordwalde Greven 130 Schöppingen 92 Ostbevern Laer 69 Altenberge Rosendahl

Billerbeck Telgte

Münster Coesfeld 889 Nottuln Evers- winkel

Senden Dülmen Sendenhorst

Gemeindegrenzen Drensteinfurt Altenberge Zuzugsquellen Lüdinghausen Haltern 10 - 50 am See Nordkirchen 51 - 100 Olfen 101 - 889

Abb. 31: Zuzüge nach Altenberge (Stand: 2007-2011); Quelle: SSR auf Basis Altenberge 2012 a

30 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Hörstel Ibbenbüren Rheine Neuen- Wettringen kirchen Tecklenburg Ochtrup

Lengerich Emsdetten Saerbeck Metelen Steinfurt 169 Ladbergen Horstmar Nordwalde Greven 137 Schöppingen 139 Ostbevern Laer 57 Altenberge Rosendahl

Billerbeck Telgte Havixbeck

Münster Coesfeld 583 Nottuln Evers- winkel

Senden Dülmen Sendenhorst

Gemeindegrenzen Drensteinfurt Altenberge Fortzugsziele Lüdinghausen Haltern 11 - 50 am See Nordkirchen 51 - 100 Olfen 101 - 583

Abb. 32: Fortzüge aus Altenberge (Stand: 2007-2011); Quelle: SSR auf Basis Altenberge 2012 a

31 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Eine Auswertung der Einwohnermeldedaten der beliebt ist, sowohl für Alterberger selbst, als auch Gemeinde Altenberge zeigt, dass die Nachfrage für Menschen aus der Region. nach Grundstücken im Einfamilienhausbau nicht ausschließlich von Altenbergern, sondern zu 50 % Potenziale im Bestand von Personen aus der Region bestehen. Des Wei- Die Wohnraumnachfrage in Altenberge kann durch teren fällt auf, dass der Großteil der Einwohner in Neubau im Bereich von Baulücken im Bestand und Neubaugebieten im erwerbsfähigen Alter ist. Zuzü- durch Nutzung von Wohnbauflächenpotenzialen ge von Personen im Rentenalter in eines der Neu- nach den Vorgaben des Regionalplan gedeckt wer- baugebiete sind sehr selten (vgl. Abb. 33). Diese den (vgl. Abb. 34). Daneben werden Wohnflächen Nachfragestruktur zeigt, dass Altenberge beson- durch einen zunehmenden Generationenwechsel ders als Wohnstandort für Familien mit Kindern im Bestand verfügbar.

1 = 10 Einwohner

Anteil der 20- bis 64-Jährigen Altenberge Anteil der über 65-Jährigen

Anteil der unter 19-Jährigen

Gesamt: 164 Gesamt: 184

Lütke Berg

Abb. 33: Zuzugsstruktur in das Neubaugebiet Lütke Berg (Bauabschnitt II-III) von 2007 bis 2011; Quelle: SSR auf Basis Alten- berge 2012 a

32 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Bf.

Legende

Bf. Bahnhof Wohnbaupotenzialfläche Neubaugebiet Ortsmitte maßstabslos

Abb. 34: Neubaugebiet und Wohnbaupotenzialflächen; Quelle: SSR auf Basis Altenberge 2009

Das quartiersweise Wachstum Altenberges in der Die folgenden Karten zeigen die Ergebnisse der Vergangenheit bedingt eine altershomogene Be- Analyse für Altenberge im Jahr 2011 (vgl. Abb. 35- wohnerschaft in den einzelnen Wohnquartieren. 37), die sich folgendermaßen zusammenfassen Der Generationenwechsel im Bestand wird sich lassen: also je nach Erbauungszeitraum der Quartiere ent- wickeln. Die genaue Altersstruktur der Bewohner ■■ 65 Adressen in Altenberge werden ausschließ- einzelner Quartiere wurde über eine Mikroanalyse lich von Personen über 80 Jahren bewohnt. der Einwohnerdaten durch SSR ermittelt. Dies entspricht einem Anteil von 2,2 % an dem gesamten Adressenbestand (2007: 57 Adressen, Auf Basis der Einwohnermeldedaten der Gemeinde entspricht 1,9 %). Altenberge sind dabei 1- und 2-Personen-Adres- ■■ 268 Adressen werden ausschließlich von sen herausgefiltert worden, an denen ausschließ- Personen über 70 Jahren bewohnt, was einem lich Personen über 60, 70 und 80 Jahren leben und Anteil von 9 % entspricht (2007: 197 Adressen, die sich verorten lassen. In den so identifizierten entspricht 6,7 %). Bereichen werden in den nächsten Jahren verstär- ■■ 495 Adressen werden ausschließlich von kt Bestandsobjekte auf den Markt kommen. Personen über 60 Jahren bewohnt. Dies ent- spricht einem Anteil von 16,7 % (2007: 433 Die absolute Anzahl an Adressen in den jewei- Adressen, entspricht 14,6 %). ligen Altersklassen wird aus Datenschutzgründen aggregiert auf Kacheln mit einer Größe von zehn Hektar dargestellt.

33 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

25

42

32

26 29 26 32

42

41

25 28 27 29

28 36 53 37 27

29

Haushalte im Generationenwechsel (ab 60 Jahre) Absolut Relativ Anzahl an Adressen mit maximal 2 Personen, die Anteil der Adressen im Generationenwechsel an ausschließlich von Personen älter als 60 Jahre bewohnt 21 allen Adressen je 10-Hektar-Kachel werden je 10-Hektar-Kachel (ab einem Anteil über 25%) 3 bis 5 Adressen 29 6 bis 10 Adressen Verortbare Adressen im 11 bis 15 Adressen Generationenwechsel: 495 16 und mehr Adressen (16,7% aller Adressen) 0 150 300 450 600m

Abb. 35: Haushalte im Generationenwechsel (ab 60 Jahre); Quelle: SSR auf Basis Gemeinde Altenberge 2012 a

34 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

21

26 18

28

36

16 18

20 17 41 23 18

21

Haushalte im Generationenwechsel (ab 70 Jahre) Absolut Relativ Anzahl an Adressen mit maximal 2 Personen, die Anteil der Adressen im Generationenwechsel an ausschließlich von Personen älter als 70 Jahre bewohnt 21 allen Adressen je 10-Hektar-Kachel werden je 10-Hektar-Kachel (ab einem Anteil über 15%) 3 bis 5 Adressen 29 6 bis 10 Adressen Verortbare Adressen im 11 bis 15 Adressen Generationenwechsel: 268 16 und mehr Adressen (9,0% aller Adressen) 0 150 300 450 600m

Abb. 36: Haushalte im Generationenwechsel (ab 70 Jahre); Quelle: SSR auf Basis Gemeinde Altenberge 2012 a

35 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

9

9

18

27

Haushalte im Generationenwechsel (ab 80 Jahre) Absolut Relativ Anzahl an Adressen mit maximal 2 Personen, die Anteil der Adressen im Generationenwechsel an ausschließlich von Personen älter als 80 Jahre bewohnt 9 allen Adressen je 10-Hektar-Kachel werden je 10-Hektar-Kachel (ab einem Anteil über 7,5%) 3 bis 5 Adressen 29 6 bis 10 Adressen Verortbare Adressen im 11 bis 15 Adressen Generationenwechsel: 65 16 und mehr Adressen (2,2% aller Adressen) 0 150 300 450 600m

Abb. 37: Haushalte im Generationenwechsel (ab 80 Jahre); Quelle: SSR auf Basis Gemeinde Altenberge 2012 a

Die von SSR entwickelte Methode wird als sied- können. Durch die anhaltend hohe Nachfrage nach lungsstruktureller Stresstest bezeichnet. Die Wohnraum im Einfamilienhausbereich werden Pro- ermittelten Stressfaktoren liegen in der Alters- blemlagen im Bereich der Vermarktbarkeit von Be- struktur der Bewohner auf Quartiersebene be- standsimmobilien für Altenberge im Zeithorizont gründet. Dabei wird davon ausgegangen, dass bei bis 2030 nicht erwartet. altershomogener Bewohnerschaft im Seniorenal- ter kritische Entwicklungen im Hinblick auf die Problematisch könnte allerdings die soziale Situa- Bauerhaltung der Einzelgebäude, die zukünftige tion in Teilbereichen werden. Alte Menschen ziehen Vermarktbarkeit der Immobilien und im Hinblick nur selten aus „den eigenen vier Wänden“ aus, auf die soziale Situation der Bewohner eintreten auch wenn objektive Notwendigkeiten dies nahe-

36 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

LK Steinfurt

Abb. 38: Prognose der Versorgung mit altengerechtem Wohnraum im Jahr 2025; Quelle: SSR auf Basis Jasper 2012 legen. Probleme wie Kontaktarmut und Vereinsa- Eine weitere Herausforderung erwächst für Al- mung sind oft die Folge. Aus Gesprächen mit loka- tenberge aus der Prognose des Landes NRW zur len Experten wird deutlich, dass eine Entwicklung zukünftigen Versorgung mit altengerechtem Wohn- in diese Richtung in Altenberge in Teilbereichen raum. Hier werden für den Landkreis Steinfurt ab schon begonnen hat. In der Steuerung des Gene- dem Jahr 2025 „starke Probleme“ prognostiziert. rationenwechsels bzw. Verbesserung der Angebote Gegenwärtig existieren 114 Seniorenwohnungen liegt eine Herausforderung für die Weiterentwick- und -zimmer in Altenberge (vgl. Homepage Ge- lung des Altenberger Wohnungsmarktes. Das meinde Altenberge). Quartier „Grüner Berg“ kann heute schon deutlich als Bereich mit beginnenden Generationenwechsel identifiziert werden.

37 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

2.5 Mobilität

Altenberge verfügt über ein gut ausgebautes, lei- stungsfähiges Straßennetz und ist darüber auch sehr gut in das überörtliche Netz von Bundes- fern- und Landstraßen eingebunden. Innerhalb der Gemeinde sind besonders wichtige Zielpunkte die Ortsmitte, der Bahnhof, das Schulzentrum und die Nahversorgungszentren „Münsterstraße“ und „An der alten Molkerei“. Bei diesen Punkten ist auf eine gute Erreichbarkeit und Einbindung in die Netze zu achten.

Motorisierter Individualverkehr Tragendes Gerüst der überörtlichen Straßen Al- tenberges sind zwei Hauptverkehrsstraßen in Nord-Süd- (Münsterstraße / Borghorster Stra- ße) und Ost-West-Richtung (Laerstraße / Boa- kenstiege / Bahnhofstraße), die leistungsfähig ausgebaut sind und deren Kreuzungsbereich am westlichen Rand der Ortsmitte als großzügiger Kreisverkehr ausgebaut ist.

Die innerörtlichen Straßenräume in Altenberge wurden in der Wachstumsphase der Gemeinde – den damaligen Leitbildern entsprechend – primär den Erfordernissen eines wachsenden Straßenver- kehrs untergeordnet und sind in ihrer Gestaltung größtenteils für die funktionalen Zwecke des mo- torisierten Verkehrs optimiert. Dadurch wirken sie heute für die Gemeindegröße überdimensioniert, vermindern die Aufenthaltsqualität und reduzieren die Attraktivität für Fußgänger und Radfahrer.

Der die Ortsmitte durchschneidende Teilabschnitt der Ost-West-Achse, die Boakenstiege, nimmt bis- her einen erheblichen Teil des Durchgangs- und Innerortsverkehrs auf, was zu erheblichen Bela- stungen im Ortszentrum führt. Die bisherige hohe Abb. 39: Kreisverkehr am westlichen Rand der Ortsmitte; Verkehrsbelastung mit etwa 12.000 Fahrzeugen / Quelle: SSR Tag in der Ortsmitte soll sich in Zukunft aber durch Abb. 40: Laerstraße, Quelle: SSR Abb. 41: Bahnhofstraße; Quelle: Gemeinde Altenberge die Ende 2012 erfolgte Inbetriebnahme der Süd-

38 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

umgehung Altenberge etwa um die Hälfte auf 6000 Fahrzeugen / Tag reduzieren. Für den ruhenden Verkehr stehen am südlichen Rand der Ortsmitte und im Umfeld des Rathauses ausreichend Park- plätze zur Verfügung. Ein weiterer großer Park- platz befindet sich im angrenzenden Schulquartier.

Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) Der Bahnhof Altenberge ist Haltepunkt der Regi- onalbahnlinie von Münster nach Enschede, die in der Hauptverkehrszeit halbstündlich (ansonsten stündlich) verkehrt und mit der Münster in nur 17 Minuten zu erreichen ist. Der Haltepunkt ist in einem sehr guten baulichen Zustand und wird durch eine große Park&Ride Anlage und einem Kiss&Ride-Bereich ergänzt. Mehrere Regional- und Lokalbuslinien erschließen das Gemeindege- biet und schaffen Verbindungen in die Nachbar- gemeinden. Zu den Hauptverkehrszeiten existiert eine enge Taktung (vgl. Tab. 2). Eine Umfrage des Jugendparlaments ergab, dass bei Jugendlichen ein Wunsch nach Erhöhung der Taktzeiten zwi- schen Altenberge und Münster am Wochenende und in den Abendstunden besteht.

Innerhalb des Kernortes Altenberge ist eine opti- male Erreichbarkeit der Bushaltestellen nicht flä- chendeckend gegeben. Besonders in Quartieren mit einem hohen Anteil von Personen über 60 Jahren (z.B. Paschhügel) ist die Versorgung unzureichend (vgl. Abb. 45). Die zentrale Bushaltestelle in der Ortsmitte ist die Haltestelle Sonnenapotheke. Sie liegt am westlichen Rand des Zentrums. Die Er- schließungsqualität der Buslinien im Hinblick auf die beiden Pole Ortsmitte und Bahnhof und die Er- reichbarkeit der Einkaufsbereiche wird nach Aussa- gen lokaler Experten durch die Fahrpreisgestaltung, die keinen Kurzstreckentarif oder Ortstarif vorsieht, beeinträchtigt.

Als Reaktion auf diesen Mangel hat der Senioren- beirat Altenberge mit Unterstützung der Gemeinde Abb. 42: Boakenstiege den Einkaufsbus als Angebot für ältere Menschen Abb. 43: Park & Ride-Parkplatz am Bahnhof Abb. 44: Gesicherter Stellplatzbereich für Fahrräder und körperlich beeinträchtigte Personen geschaf- Quelle: SSR

39 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

fen, um diesen Einkäufe im Einkaufsbereich „An der tet Platz für Rollator und Gepäck. Die Haltestellen alten Molkerei“ zu ermöglichen. Der Einkaufsbus des Einkaufsbusses befinden sich ausschließlich fährt jeden Montag nach einem festgelegten Plan. im Zentrum Altenberges. Einige Quartiere die einen Der Transport ist unentgeltlich. Nach dem Motto hohen Anteil an Personen über 60 Jahren aufwei- „Bürger fahren Bürger“ wird der Bus durch geprüfte sen (z.B. der nordöstliche Bereich des Zentrums) ehrenamtliche Senioren bewegt. Der Kleinbus der und die Bauerschaften werden allerdings nicht Gemeinde hat acht Fahrgastplätze. Der Wagen bie- angefahren.

Linie Taktung

Mo-Fr: stündlich zwischen 8-18 Uhr R72 Richtung Münster Sa: stündlich zwischen 9-13 Uhr

So: 3 Fahrten insgesamt Mo-Fr: stündlich zwischen 6-18 Uhr R72 Richtung Altenberge Sa: ca. stündlich zwischen 9-18 Uhr

So: 4 Fahrten insgesamt Mo-Fr: stündlich zwischen 6-24 Uhr R73 Richtung Münster Sa: ca. stündlich zwischen 7-18 Uhr

So: ca. alle zwei Stunden zwischen 9-24 Uhr Mo-Fr: stündlich zwischen 6-24 Uhr R73 Richtung Burgsteinfurt Sa: ca. stündlich zwischen 7-18 Uhr

So: ca. alle zwei Stunden zwischen 9-24 Uhr 177 Richtung Nordwalde Mo-Fr: 7 Fahrten zwischen 10-18 Uhr 177 Richtung Münster Mo-Fr: 5 Fahrten zwischen 7-15 Uhr RB 64 Richtung Münster Halbstundentakt (DB) RB 64 Richtung Enschede Halbstundentakt (DB) Fr auf Sa: 3 Fahrten zwischen 20 und 2 Uhr N5 Richtung Münster Sa auf So: 6 Fahrten zwischen 19 und 2 Uhr Fr auf Sa: 3 Fahrten zwischen 21 und 4 Uhr N5 Richtung Burgsteinfurt Sa auf So: 6 Fahrten zwischen 20 und 4 Uhr Schulbusse ausgenommen

Tab. 2: Taktung der Hauptbuslinien; Quelle: SSR auf Basis Homepage Regionalverkehr Münsterland GmbH

40 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Greven

Münster maßstabslos Bundesstraße 300-Meter-Radius (Bushaltestellen) Ziele Wichtige Hauptstraße

Münster H Taxibus Nordwalde Buslinie H

T Nienberge/ Münster Gronau/ Enschede Einkaufsbus Buslinie Lokale Regionale Einkaufsbus Haltestelle Haltestelle T89 Haltestelle Bushaltestelle H H T H H Legende H H H H H

(A1) H H Münster H

(A43)/ H Havixbeck/ Hohenholte H H

H Gievenbeck H Borghorst/ Steinfurt H

31) (A Laer/ Ahaus

Gronau

Abb. 45: Verkehrs- und ÖPNV-Struktur im Zentrum Altenberge; Quelle: SSR

41 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Buslinie maßstabslos 500-Meter-Radius (Bushaltestellen) Bundesstraße Hauptstraße Regionale Bushaltestelle Lokale Buslinie Buslinie Lokale H Legende Greven Münster H H

H Greven (A43)/ (A1)

H Münster H Nienberge/ Münster H H Gievenbeck Münster H H H H Gievenbeck H H H Nordwalde H H

Gronau/ Enschede H H H H Havixbeck/ Hohenholte Steinfurt H H H Billerbeck Borghorst/ H 31) (A Laer/ Ahaus H Gronau

Abb. 46: Verkehrs- und ÖPNV-Struktur in der Gemeinde Altenberge; Quelle: SSR

42 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Fuß- und Radwegenetz Vielzahl an überdachten Stellplatzangeboten ein Altenberge ist in das Radwegenetz Münsterland gesicherter Parkbereich für Fahrräder. eingebunden, eine entsprechende Wegweisung findet sich im Ort. Innerhalb des Zentrums besteht In den Wohnquartieren finden sich in vielen Be- allerdings lediglich entlang der Hauptverkehrs- reichen straßenunabhängige attraktive Fußwege, straße im Nord-Süd-Verlauf ein Radweg, nicht aber die aber kein zusammenhängendes Netz zur Er- entlang der Ost-West-Achse. Somit können Ziele, schließung der Ortsmitte und weiterer wichtiger wie z.B. der Bahnhof oder der Einzelhandelsbe- Punkte ausbilden (vgl. Abb. 47). So ist die Verbin- reich „An der alten Molkerei“, nur über die Straßen dung zwischen Ortsmitte und Bahnhof sowie dem der Wohngebiete, nicht aber über einen Fahrrad- Einzelhandelsstrandort „An der alten Molkerei“ weg entlang der Bahnhofstraße erreicht werden. defizitär. Der „grüne Finger“ enthält keine durch- Am Bahnhof Altenberge befindet sich neben einer gehende Wegeverbindung und der straßenbeglei-

Sportzentrum

Bahnhof

Bildungs- An der alten quartier Molkerei

ZVB Friedhof

Legende

Radweg Münster Fehlender Radweg Eigenständige und klar ablesbare Fußwegeverbindung Fehlende eigenständige und klar ablesbare Fußwegeverbindung Fehlende Fußwegeverbindung

Regional-Gut Unattraktive Fußweggestaltung entlang der Hauptstraße Wichtiges Ziel

Potenzielles Ziel maßstabslos

Abb. 47: Rad- und Fußwegestruktur in Altenberge; Quelle: SSR

43 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

tende einseitige Bürgersteig entlang der Bahn- Bereiche zerschneidet. Gerade im Bereich der hofstraße ist für Fußgänger unattraktiv. Neben Ortsmitte leidet darunter die Aufenthaltsquali- der Bahnhofstraße weisen auch die Laerstraße tät. Durch die Fokussierung auf die Belange des und Hanseller Straße unattraktive Fußwege motorisierten Verkehrs sind die Qualitäten für die auf. Von den Hauptverkehrsachsen geht zudem Nahmobilität in diesen Bereichen verhältnismäßig eine Trennwirkung aus, die den Ort in einzelne schlecht.

2.6 Einzelhandel und Dienstleistungen

Das Planungsbüro Stadt + Handel erarbeitete 2012 54 Einzelhandelsbetriebe mit einer Gesamtver- für die Gemeinde Altenberge ein Einzelhandels- kaufsfläche von ca. 16.560 m². Seit 2007 ist die Ver- konzept (vgl. Stadt + Handel 2012). Im Folgenden kaufsfläche aufgrund von Erweiterungen einzelner werden die zentralen Inhalte zusammengefasst Supermärkte und der Neuansiedlungen im Bereich dargestellt. „An der alten Molkerei“ um mehr als 59 % gestie- gen (vgl. Tab. 4). Die Ortsmitte Altenberges ist zugleich zentraler Versorgungsbereich (ZVB) von Altenberge, der Der Kaufkraftindex in Altenberge liegt mit ca. 106,5 auch den unmittelbar anschließenden Teil der über dem Bundesschnitt (100). Der Schwerpunkt Münsterstraße umfasst. Ergänzt wird der ZVB im Angebot vor Ort liegt deutlich im Bereich der durch zwei Nahversorgungsstandorte an der süd- Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel (ein- lichen Münsterstraße und „An der alten Molkerei“ schl. Backwaren, Fleischwaren und Getränke; 23,3 (vgl. Abb. 48). Das Einzelhandelsangebot konzen- Mio. Euro /Jahr). Kurzfristige Bedarfsgüter weisen triert sich, bedingt durch die Siedlungsstruktur, somit einen hohen Stellenwert auf und bei vielen hauptsächlich auf den Zentralort Altenberge. Le- mittel- bis langfristige Bedarfsgüter ist ein ho- diglich vier Einzelhandelsbetriebe mit geringen her Kaufkraftabfluss nach Münster und Steinfurt Verkaufsflächen sind in den Bauerschaften ansäs- festzustellen. sig (vgl. Tab. 3). Insgesamt gibt es in Altenberge Zwei Vollsortimenter (K+K, Edeka) und zwei Discounter (Aldi, Lidl) gewährleisten ein gutes Nahversorgungsangebot in Altenberge. Lediglich Randbereiche des Siedlungsgebiets befinden sich nicht in fußläufiger Entfernung zu einem der An- gebote (vgl. Abb. 49). Eine Befragung des Büros Stadt und Handel ergab, dass ein hoher Anteil der Altenberger zu Fuß oder mit dem Fahrrad ihre Ein- käufe erledigen. Siedlungsstrukturell integrierte Nahversorgungsangebote nehmen demnach eine hohe Bedeutung ein. Abb. 48: An der alten Molkerei; Quelle: SSR

44 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Bf.

Ergänzender Standort An der Molkerei

Nahversorgungsstandort An der Molkerei

ZVB

Bandstruktur Münsterstraße Legende

Bf. Bahnhof Nahversorgungsstandort Münsterstraße Zentraler Versorgungsbereich Nahversorgungsstandort Geplanter / ergänzender Standort Bandstruktur Geplanter Standort Regional-Gut maßstabslos Sonstige Ortslagen / Kernort Altenberge Bauernschaften Anzahl der Betriebe 50 4 Anteil 93 % 7 % Verkaufsfläche (in m²) rd. 16.300 rd. 260 Anteil 98 % 2 %

2007 2012

Anzahl der Betriebe 52 54

Gesamtverkaufsfläche rd. 7.200 m² rd. 16.560 m²

Gesamtverkaufsfläche je Einwohner rd. 0,74 m² rd. 1,61 m² (Bundesdurchschnitt: rd. 1,4 m² / EW) Leerstände im zentralen 6 8 Versorgungsbereich

Abb. 49: Die Zentren- und Standortstruktur in Altenberge Tab. 3: Einzelhandelsbestand nach Ortsteilen Tab. 4: Einzelhandelsbestand in Altenberge Quelle: SSR auf Baisis Stadt und Handel 2012

45 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Bf. K+K

Lidl

Edeka

Legende

Aldi Bf. Bahnhof 500-Meter-Radius 700-Meter-Radius Lebensmitteldiscounter

Supermarkt

maßstabslos

Abb. 50: Erreichbarkeit der Einzelhandelsstandorte im Zentralort Altenberge im Überblick; Quelle: SSR auf Basis Stadt und Handel 2012

Zentraler Versorgungsbereich menbedingungen und Verkaufsfläche nicht mehr Der zentrale Versorgungsbereich hat die Aufgabe den marktüblichen Anforderungen entspricht. Angebotsschwerpunkte für kurz- bis mittelfristig Ergänzt wird das Angebot um 51 Dienstleistungs- nachgefragte Bedarfsgüter, ergänzt um langfri- und Gastronomiebetriebe, welche die Gesamt- stig nachgefragte Bedarfsgüter, bereitzustellen. funktion des zentralen Versorgungsbereichs Mit 26 Einzelhandelsbetrieben hat er eine Versor- deutlich fördern. Potenzialflächen für die Ansied- gungsfunktion für das gesamte Gemeindegebiet. lung großflächiger Einzelhandelsbetriebe liegen Aufgrund der Vielfalt an Betrieben ist eine inte- aufgrund der Bebauungsstruktur nicht vor. Die ressante Angebotsmischung vorzufinden. Einziger einzigen Flächenpotenziale bestehen in sieben Magnetbetrieb ist der K+K Supermarkt am Markt- Einzelhandelsbetrieben, die aktuell (Stand 2012) platz, der allerdings aufgrund der Standortrah- leer stehen (vgl. Abb. 51).

46 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Bf.

Legende

Einzelhandel Zentrenergänzende Funktion Leerstand Zentraler Versorgungsbereich maßstabslos

Abb. 51: Einzelhandelssituation im zentralen Versorgungsbereich; Quelle: SSR auf Basis Stadt und Handel 2012

Ergänzende Standorte Gestaltung nimmt die Form eines Gutshofes auf. Neben dem zentralen Versorgungsbereich besit- Aufgrund des geplanten nicht zentren- und nah- zen auch die Nahversorgungsstandorte an der versorgungsrelevanten Sortiments besteht keine südlichen Münsterstraße sowie „An der alten direkte Konkurrenzsituation zur Ortsmitte. Eine Molkerei“ ein deutliches Gewicht. „An der alten bauleitplanerische Absicherung der Fläche als Molkerei“ ist ein marktgängig aufgestellter Einzel- Sondergebiet steht noch aus. handelsstandort mit einer Verkaufsfläche von ca. 6.030 m². Das Warenangebot besteht zum Großteil Insgesamt ist der Anteil an zentren- und nah- aus Waren des mittelfristigen Bedarfs (61 %). Das versorgungsrelevanten Sortimenten außerhalb Angebot am Nahversorgungsstandort Münster- der Ortsmitte hoch. Auch nicht integrierte Lagen straße ist konzentriert auf Waren des kurzfristigen weisen in Altenberge große Verkaufsflächen auf, Bedarfs (96 %). Daneben ist die Münsterstraße bieten allerdings vorwiegend Artikel aus den Sor- Standort für nicht zentrenrelevanten Einzelhandel. timentsbereichen Bekleidung, Sportartikel, Fahr- räder und Camping zum Verkauf an. Es muss fest- Für den Bereich der südlichen Münsterstraße wird gehalten werden, dass die restriktive Begrenzung aktuell das Ansiedelungskonzept „Regional-Gut“ der Weiterentwicklung von Einzelhandelsbetrieben mit einer Nutzungsmischung aus den Bereichen außerhalb des zentralen Versorgungsbereichs Vo- produzierendes Gewerbe, Freizeit, Gastronomie raussetzung zur Stabilisierung und Weiterentwick- und Einzelhandel beraten. Die architektonische lung des Einzelhandels in der Ortsmitte ist.

47 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

2.7 Gewerbe

Die Gewerbestruktur Altenberges ist stark auf wegt sich aber im Bereich der für Landgemeinden das produzierende Gewerbe ausgerichtet. 47,7 % üblichen Größenordnung. Der Anteil des Dienst- der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten leistungssektors (ohne Handel, Gastgewerbe und arbeiten in diesem Bereich. Dieser Wert liegt Verkehr) ist allerdings mit 26,3 % selbst im Ver- deutlich über den Vergleichswerten für den Kreis gleich zu Gemeinden gleichen Typs (30,8 %) nied- Steinfurt (35,5 %) und das Land NRW (29,7 %), be- rig (Kreis Steinfurt 37,0 %, NRW 46,9 %).

Der hohe Anteil des produzierenden Gewerbes ist für Gemeinden wie Altenberge nicht untypisch. In Altenberge besonders ist die Abhängigkeit von dem im Fahrzeugbau tätigen und seit Jahrzehnten in Altenberge ansässigen Unternehmen Schmitz Cargobull. Die Firma hat am Standort Alten- berge rund 1.200 Mitarbeiter mit einer saisonalen Schwankung von +/- 200 Mitarbeitern. Problema- tisch ist die Konjunkturanfälligkeit, die sich zuletzt in Folge der Krise 2008 deutlich gezeigt hat.

Wirtschaftszweig (WZ Alle Gemeinden des Altenberge 2008) Kreises Reg.-Bez. Landes gleichen Typs Insgesamt (einschl. 100 100 100 100 100 ohne Angabe) Land- und Forstwirtschaft, 1,6 0,9 0,8 0,2 2,0 Fischerei Produzierendes 46,7 35,5 31,5 29,7 45,9 Gewerbe Handel, Gastgewerbe, 25,7 26,6 22,5 23,0 21,4 Verkehr und Lagerei Sonstige 25,9 37,0 45,3 46,9 30,8 Dienstleistungen Angaben auf eine Nachkommastelle gerundet

Abb. 52: Unternehmen Schmitz Cargobull; Quelle: SSR Tab. 5: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort in Prozent (Stand: Altenberge 31.12.2011, Rest 30.06.2010); Quelle: SSR auf Basis IT.NRW 2012 a

48 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Im kommunalen Wirtschaftsgefüge nimmt nach Anzahl der Wirtschaftszweig Angaben der Gemeinde weiterhin der Bereich des Handwerksbetriebe Handwerks eine wichtige Rolle ein. Nach Anzahl der Betriebe dominiert das Bau- und Ausbauge- Bau‐ und Ausbaugewerbe 38 werbe und das Elektro- und Metallgewerbe (vgl. Bekleidungs‐, Textil‐ und 10 Tab. 6). Ledergewerbe

Elektro‐ und Metallgewerbe 29 Ein hoher Anteil der Arbeitnehmer pendelt von Altenberge aus nach Münster oder in die Region. Gewerbe für Gesundheits‐ Von den 3.470 in Altenberge wohnenden sozialver- und Körperpflege sowie 14 sicherungspflichtigen Beschäftigten arbeiten nur chemische und 747 vor Ort (vgl. Abb. 52). Der Pendlersaldo ist mit Reingungsgewerbe -360 deutlich negativ (IT.NRW 2011). Offensichtlich Holzgewerbe 18 ist das Arbeitsplatzangebot in Altenberge für die Einwohner nicht passend. Nahrungsmittelgewerbe 4

Altenberge

Insgesamt 3470 sozialversicherungsppichtig Beschäftigte

2723 arbeiten außerhalb

747 arbeiten 2363 kommen am Wohnort zum Arbeiten

Tab. 6: Anzahl der Handwerksbetriebe nach Wirtschaftszweigen; Quelle: SSR auf Basis Fachhochschule Münster 2011 Abb. 53: Pendlerverflechtung; Quelle: SSR auf Basis IT.NRW 2012 a.

49 Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept Altenberge 2030

Bei der lokalen Wirtschaftsentwicklung wird die Gewerbegebiete Gemeinde Altenberge zukünftig verstärkt aktiv Altenberge verfügt über acht Gewerbegebiete, von werden. Zum Jahresende 2012 ist die Stelle eines denen sieben komplett belegt sind (vgl. Abb. 54). Wirtschaftsförderers neu geschaffen und besetzt Nach dem Entwurf des Regionalplanes werden worden. nur noch Flächen in eng begrenztem Umfang er- schlossen. Das Erscheinungsbild älterer Gewer- bestandorte (Siemensstraße) ist nicht zeitgemäß und baulich beliebig. Es fehlt ein gestalterisches Leitbild.

Gewerbegebiete mit noch verfügbarer Fläche

gesamte noch verfügbare Name des Gewerbegebietes Fläche [m²] Fläche [m²]

Gewerbegebiet "Ost III" 40.000 1.000

Gewerbegebiet "Kümper III / IV" 100.000 40.000

Gewerbegebiete mit ausschließlich verkaufter Fläche

Name des Gewerbegebietes gesamte Fläche [m²]

Gewerbegebiet "Ost I" 53.557

Gewerbegebiet "Ost II" 8.748

Gewerbegebiet "Siemensstraße I" 68.389

Gewerbegebiet "Siemensstraße II" 30.616

Gewerbegebiet "Kümper I" 177.428

Gewerbegebiet "Kümper II" 23.252

Tab. 7: Erschlossene Gewerbegebiete; Quelle: SSR auf Basis Fachhochschule Münster 2011

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