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Siedlungsregression und Schrumpfungsprozesse ländlicher Gemeinden in Vorpommern Reichert-Schick, Anja

Veröffentlichungsversion / Published Version Zeitschriftenartikel / journal article

Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Reichert-Schick, A. (2009). Siedlungsregression und Schrumpfungsprozesse ländlicher Gemeinden in Vorpommern. Europa Regional, 16.2008(1), 36-48. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-47988-0

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Anja Reichert-Schick

Zusammenfassung Die demographischen Prozesse von Alterung, Schrumpfung und Migration haben bedeutende Auswirkungen auf Siedlungen in peripheren ländlichen Räumen. Insbesondere in Ostdeutschland sind in zahlreichen Dörfern Verfallserscheinungen festzustellen. Wechselwirkungen zwischen wirtschaftlichen Strukturproblemen und negativer Bevölkerungsentwicklung verstärken sich zu einer Schrumpfungsspirale, die letztlich die Eignung peripherer ländlicher Regionen als Alltagsraum in Frage stellt. Der Aufsatz erläutert anhand von Fallbeispielen die Auswirkungen von Alterungs- und Wanderungsprozessen auf Dorfstrukturen und analysiert die steuernden Faktoren regressiver Siedlungs- entwicklung. Mittels qualitativer und quantitativer Methoden werden Fragen zur Bevölkerungsentwicklung, Zufriedenheit der Einwohner mit der Wohnsituation, zur Dorfgemeinschaft, zur Erhaltung und Gestaltung der ländlichen Bausubstanz, zu privater Investitionstätigkeit und zur Abwanderungsabsicht der Bevölkerung untersucht. Abschließend wird anhand der Untersuchungsergebnisse eine Antwort auf die Frage, ob wir auf eine neue Wüstungsperiode zusteuern, gewagt.

Mecklenburg-Vorpommern, ländlicher Raum, ländliche Siedlungen, Regression, Wüstungen, demographischer Wandel, Infrastruktur

Abstract Settlement regression and shrinkage process of rural communities in Western Pomerania Ageing, shrinking and migration as demographic processes induce significant effects on settlements in rural areas. Particularly the villages in eastern are showing degenerative phenomena. Interactions between economic structural problems and declining population are enforcing a shrinking spiral and challenge the applicability of rural areas as “everyday-life region”. This article explicates on the basis of case studies the impacts from ageing and migration processes on village structures and analyses the contributing factors of regressive settlement development. By means of qualitative and quantitative methods the study figures out the population development, the satisfaction of the inha- bitants with the living situation, the village community, the preservation and presentation of the rural buildings, the private investment activity and the migration intent. Finally, on the basis of the research conclusions, the author will chance to give a response to the question if we head for a new period of abandoned settlements.

Mecklenburg-Western Pomerania, rural area, rural settlements, regression, abandoned villages, demographic change, infrastructure

Einführung ländliche Siedlungen einzuwirken und • „Frau = schlau = weg. Sie geht, er Problemstellung und Forschungshy- intensivieren die ohnehin vorhandenen bleibt. In Ostdeutschlands Dörfern pothese Abwanderungstendenzen. Insbesondere leben zunehmend Problem-Männer“ Die europäische Kulturlandschaft hat in ländliche Räume im Osten Deutschlands (Frankfurter Rundschau, 31. Mai ihrer Geschichte bereits mehrfach Pha- sind von den Regressionsprozessen be- 2007) sen der Stagnation und Regression mit troffen, da sie einerseits im Zuge der Ost- • „Wer sich nicht aufgibt, wandert ab“ rückläufigen Entwicklungen im Sied- West-Wanderung einen massiven Be- (Frankfurter Rundschau, 22. Juni lungsbestand erlebt. Auch gegenwärtig völkerungsrückgang erlitten haben und 2007) sind an der Peripherie der Siedlungsräu- andererseits durch den demographischen • „Lasst die Wölfe rein!“ (Stern 2007, me sowie in strukturschwachen Regio- Wandel zunehmend an Bevölkerungsdy- Nr. 13, S. 184) nen regressive Prozesse zu beobachten, namik verlieren. Diese effekthaschenden Beiträge stellen die längerfristig zum völligen Wüstfal- Im öffentlichen Diskurs dominiert zwar nicht die Regel dar, prägen jedoch len einzelner Siedlungen führen kön- bereits seit einigen Jahren eine Rhetorik entscheidend das Image der betroffenen nen. Der Entleerung ländlicher Räume des Verlustes, der Schrumpfung und der Regionen. Auch Claudia Neu konstatiert: wird zudem durch den demographischen sich massiv entleerenden Räume. Vor „Wieder und wieder war von sich ent- Wandel eine neue Dimension verliehen. allem die Medien skizzieren ein demo- leerenden, wenngleich wunderschönen Dieser hat seit den 70er Jahren des 20. graphisches Desaster, dessen Fokus vor Landschaften zu lesen, die arm an Frau- Jahrhunderts eine zwar schleichende, allem auf strukturschwachen ländlichen en, Kindern und gut Ausgebildeten, aber aber grundlegende Umgestaltung der Räumen und Siedlungen in Nordost- reich an alten Menschen sind. Begleitet europäischen Bevölkerungsstrukturen deutschland liegt. Immer wieder sind werden diese Verödungsszenarien von initiiert. Die durch die zweite demogra- Schlagzeilen wie die folgenden zu lesen: Beschreibungen ländlicher Tristesse und phische Transition ausgelösten Prozesse • „Der Landkreis ist inzwi- sozialer Apathie“ (Neu 2007, S. 34). von Alterung und Schrumpfung begin- schen dünner besiedelt als die Fidschi- Es drängt sich daher die Frage auf, nen nunmehr verstärkt auf periphere Inseln“ (Stern 2007, Nr. 13, S. 184) inwiefern sich diese pauschalisierenden

36 Europa Regional 16(2008)1 und damit die Gewährleistung gleich- wertiger Lebensverhältnisse gefährdet. Diese Umstände stellen zusammen ge- nommen die Eignung der Region als All- tagsraum in Frage. Abgeleitet aus diesen Überlegungen wurde für die Untersuchung folgende Forschungshypothese zugrunde gelegt: Die ländlichen Siedlungen in Vorpom- mern befinden sich aufgrund lang an- haltender und massiver negativer Bevöl- kerungsentwicklung in einer Schrump- fungsspirale. Daher ist die Eignung dieser peripheren ländlichen Regionen als Alltagsraum in Frage zu stellen und in absehbarer Zeit mit Wüstungserschei- nungen zu rechnen.

Regressive Prozessketten und Wir- kungsmechanismen Regressive Prozesse sind durch zahlrei- che Steuerungsfaktoren determiniert, die komplexe Wirkungsmechanismen aufweisen und zum Teil intensiv mitei- nander verknüpft sind (Abb. 2). Aus dem aktuellen Diskurs und der Literatur las- sen sich Prozessketten ableiten, welche die Schrumpfungs- und Regressionspro- zesse initiierenden und unterhaltenden Faktoren abbilden (vgl. hierzu Beetz 2006; Beetz u. Neu 2005; Bose u. Wirth 2006; Brunner 1996: Hübler u. Kujath 2007; Janke, Micheln u. Schulz 2007; Abb. 1: Übersichtskarte des Untersuchungsraumes mit den ausgewählten ländlichen Sied- Kujath 2003; Land 2005; Land u. Wil- lungen lisch 2006; Siebert 2005; Weiss 1996, 2007 und Willisch 2005). Aussagen zur Destabilisierung ländli- (Ueckermünde, , Demmin, Tete- Ausgangs- und/oder Endpunkt die- cher Siedlungsstrukturen tatsächlich row, Grimmen) bzw. sogar stark gefähr- ser Prozessketten ist der drastische Be- in den ländlichen Gemeinden Nordost- det sind () (vgl. Abb. 1). Durch völkerungsverlust, der zum einen durch deutschlands feststellen lassen und ob rückläufige Nutzerdichten sind die In­ Abwanderung, zum anderen durch sin- wir heute ausgelöst durch die demogra- frastruktureinrichtungen nach Pütz und kende Geburtenraten und eine alternde phischen Umwälzungsprozesse faktisch Spangenberg nicht mehr tragfähig, da Gesellschaft bedingt wird. Um diese an einem Punkt angelangt sind, an dem diese Mittelzentren bis 2050 unter den Kristallisationspunkte ranken sich öko- Siedlungen dem Risiko ausgesetzt sind, Schwellenwert von 35.000 Einwohnern nomisch-soziale Wirkungsmechanismen, sich völlig zu entleeren und damit wüst im Verflechtungsbereich geraten (vgl. die über Arbeitslosigkeit einen niedrigen zu fallen. Pütz u. Spangenberg 2006). Eine Aus- Lebensstandard und negative Selbst- Durch den allmählichen Entleerungs- dünnung des Netzes zur Verbesserung wahrnehmung zur Abwanderung führen prozess stellt sich zudem die Frage, ob der Tragfähigkeit der wenigen Zentren, können. Die Abwanderung insbesondere sich bestimmte schrumpfende Regionen geht jedoch eindeutig zulasten der Le- von junger, qualifizierter und weiblicher mit einer weitständigen und kleintei- bensqualität in der Region, die bereits Bevölkerung bewirkt ihrerseits im Kon- ligen Siedlungsstruktur wie Vorpom- heute als „Region der weiten Wege“ de- text der Brain Drain Prozesskette eine be- mern überhaupt noch als Alltagsraum klariert werden kann. Die Dörfer selbst schleunigte Alterung, eine Deformierung eignen und ob die Gewährleistung der wurden seit der Wende bezüglich der der Sexualstruktur sowie eine negative Daseinsvorsorge noch erbracht werden Infrastruktur zum Teil völlig entleert, selektive Wirkung auf das Humankapital, kann. Die räumliche Organisation der manche Siedlungen, wie z.B. , wodurch die Anzahl innovativer Akteure Daseinsvorsorge erfolgt durch das im werden wegen Unrentabilität noch nicht in der Region erheblich reduziert wird. Raumordungsgesetz verankerte Zentra- einmal mehr von rollenden Händlern an- Darüber hinaus löst die Migration auch le-Orte-Konzept. Eine Untersuchung des gefahren (Stand 2007, Auskunft der Bür- Wohnqualität mindernde Wirkungsme- BBR hat jedoch gezeigt, dass gerade die germeisterin). Zudem ist die flächende- chanismen aus, indem Immobilien leer als Mittelzentren ausgewiesenen Orte ckende Sicherung der Daseinsvorsorge stehen, verfallen und somit das äußere Er- in der Untersuchungsregion gefährdet durch überörtliche Leistungserbringung scheinungsbild negativ beeinträchtigen.

37 Abb. 2: Prozessketten im Kontext der Schrumpfung und Regression in ländlichen Siedlungen Quelle: eigener Entwurf

Der Bevölkerungsrückgang führt zudem Forschungsdesign und Untersu- Orte charakterisiert werden kann. Es zu einer Unterauslastung und letztlich chungsraum weist einen unterdurchschnittlichen re- Schließung von wichtiger In­frastruktur Im März 2007 führte die Verfasserin gionalwirtschaftlichen Entwicklungs- und Einrichtungen des täglichen Bedarfs, eine Untersuchung von elf ländlichen stand auf, der primäre Sektor besitzt was die Attraktivität von Dörfern als Gemeinden in Vorpommern durch1. einen Anteil von mehr als 6 % an der Wohnstandort mindert. Vorpommern wurde ausgewählt, da die Bruttowertschöpfung, die Arbeitslo- Diese Prozessketten spielen eine Region als Peripherraum mit sehr ge- senquote liegt bei über 20 % und der wesentliche Rolle für die aktuellen ringer Bevölkerungsdichte und einem Anteil der Langzeitarbeitslosen an den Schrumpfungsprozesse und umfassen sehr weitständigen System zentraler Arbeitslosen beträgt 45 % und mehr. bedeutsame Ursache-Wirkungs-Zusam- Die Einwohner verfügen mit weniger menhänge. Die empirische Untersu- als 13.000 Euro über ein sehr geringes chung ließ erwarten, dass auch in den Pro-Kopf-Einkommen, und es sind auch Untersuchungsgemeinden diese Prozes- 1 Die Untersuchung erfolgte im Rahmen eines For- nur weniger als 45 % der Einwohner mit schungspraktikums, an dem elf Studierende partizi- se, die Regressionsvorgänge initiieren pierten und insbesondere eine umfangreiche Bewoh- dem Leben in der Region zufrieden. und unterhalten, zu beobachten sind. nerbefragung ermöglichten. Die Bevölkerungszahl wird bis 2050

38 Europa Regional 16(2008)1 stark abnehmen, darüber hinaus wird eine überdurchschnittliche Alterung Untersuchungsgemeinden in Nordostdeutschland prognostiziert. Die demographisch be- Veränderung der Einwohnerzahl 1971 - 2006 dingten Tragfähigkeitsprobleme sind Index (1971 = 100) demnach im Bundesvergleich deutlich 110 Mecklenburg- Vorpommern undes überdurchschnittlich (vgl. B - Grammentin 100 amt für Bauwesen und Raumordnung Gültz undesamt für auwesen 2006a und B B 90 und Raumordnung 2006b). Kruckow 80 Die empirische Untersuchung bein- Schönhausen haltete eine Kartierung der Wohnhäu- ser, die Befragung von 271 Einwohnern 70 Voigtsdorf Buchholz sowie qualitative Interviews mit insge- 60 samt 28 Experten, darunter Bürger- Blankensee meister, Amtsvorsteher, Landräte, Pla- 50 nungsverbände und Immobilienmak- IfL 2008 40 Entwurf: A. Reichert ler. Die Auswahl der Dörfer erfolgte Grafik: A. Müller Groß Luckow zunächst mit Hilfe einer Analyse aktu- 30 Koblentz eller Statistiken, wobei bevorzugt jene 1971 1981 1991 2001 2006 Dörfer berücksichtigt werden sollten, Jahr die durch eine stark negative Bevölke- rungsentwicklung und wirtschaftliche Abb. 3: Veränderung der Einwohnerzahl in den Untersuchungsgemeinden zwischen 1971 und 2006 (1971 = 100 %) Strukturschwäche geprägt sind, da in Quelle: eigene Erstellung auf der Grundlage von Materialien des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern diesen Fällen bereits sichtbare Aus- 2007 wirkungen der Regressionsprozesse zu erwarten sind. In die engere Wahl wur- den 68 ländliche Gemeinden aus den Die aktuelle Situation in den Ge- präsentiert und analysiert. Im Mittel- Landkreisen Uecker-Randow, Müritz, meinden punkt der Ausführungen stehen die Er- Demmin, Mecklenburg-Strelitz, Prig- Im Folgenden wird anhand der Faktoren gebnisse der Bewohnerbefragung sowie nitz, Ostprignitz-Ruppin und Ucker- Bevölkerungsentwicklung, Infrastruk- die Aussagen der interviewten Experten. mark gezogen. Deren Anzahl wurde tur, Immobilien, Dorfgemeinschaft und Anhand ihrer Einschätzung werden die nach Telefoninterviews mit den Bür- Abwanderungsabsicht der Bewohner Determinanten und Prozesse regressiver germeistern und Bürgermeisterinnen, die aktuelle Situation in den Gemeinden Siedlungsentwicklung herausgearbeitet. die anhand eines Gesprächsleitfadens zur Situation in der Gemeinde und zu ihrer Kooperationsbereitschaft befragt Nordostdeutschland, Gemeinden Glasow und Groß Luckow wurden, auf elf reduziert. In die Unter- Einwohnerentwicklung Sexualproportion der suchung einbezogen wurden letztlich: nach dem Geschlecht Bevölkerung 1971 - 2004 Blankensee, Glasow, Groß Luckow 1971 - 2004 und Koblentz aus dem Landkreis Ue- Einwohner Männer/100 Frauen cker-Randow, Buchholz aus dem Land- 250 160 kreis Müritz, Gültz, Grammentin und 150 Kruckow aus dem Landkreis Demmin, Glasow 200 140 Schönhausen und Voigtsdorf aus dem Groß Luckow Landkreis Mecklenburg-Strelitz sowie 130 Schönfeld aus dem brandenburgischen Kreis Uckermark. 150 120 Einige der ausgewählten Gemeinden 110 weisen zwar eine indirekte Nachbar- schaft zu Mittelzentren (z.B. zu Dem- 100 100 min oder Pasewalk) oder sogar zu Ober- 90 zentren (z.B. Neubrandenburg) auf, wo- männlich weiblich durch jedoch kein signifikanter Einfluss 50 Glasow 80 auf das Antwortverhalten der Bewohner Groß Luckow IfL 2008 70 Entwurf: A. Reichert festgestellt werden konnte. Ebenso we- Grafik: A. Müller nig schien die Nähe zur Autobahn A 0 60 20 die Befragung zu beeinflussen. Nur 1970 75 80 85 90 95 2000 04 1970 75 80 85 90 95 2000 04 Jahr Jahr wenige Probanden hoben deren Bedeu- tung für eine bessere Erreichbarkeit und Abb. 4: Entwicklung des Geschlechterverhältnisses in Glasow und Groß Luckow zwischen Anbindung im Kontext von alltäglichen 1971 und 2004 Erledigungen hervor. Quelle: eigene Erstellung auf der Grundlage von Materialien des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern 2007

39 Bevölkerungsentwicklung Wie Weber (1975) und Weiss (2006) dar- Untersuchungsgemeinden in Nordostdeutschland legen, ereignet sich die Abwanderung Abbau der Infrastruktur 1950 - 2005 der Bevölkerung aus dem ländlichen Expertenbefragung 2007 Raum Vorpommerns seit mehr als vier Blankensee Buchholz Glasow Jahrzehnten. Die permanente Ausdün- 99 93 06 nung als flächenhaftes Ereignis war so- 90 mit lange vor der Wiedervereinigung ein 99 konstitutiver Prozess. Die negative Mi­ 90 03 grationsbilanz schwächt sich zwar in den 98 90 95 76 80er Jahren etwas ab, erhält dann aber 93 durch die Wende einen neuen Intensi- tätsschub (vgl. Abb. 3). 1950 60 70 80 90 2000 1950 60 70 80 90 2000 1950 60 70 80 90 2000 In den Untersuchungsgemeinden fand Gültz Grammentin Groß Luckow ein derart massiver Bevölkerungsverlust 05 95 statt, dass sie im Jahr 2006 einen Be- 54 75 73 völkerungsschwund zwischen 33 % und 03 80 94 95 91 62 % gegenüber 1971 aufwiesen, wobei 90 die beiden Gemeinden Voigtsdorf und 95 98 96 Glasow besonders stark betroffen sind. 04 Sie besitzen 2006 nur noch 38 % bzw.

44 % der Bevölkerung von 1971. 1950 60 70 80 90 2000 1950 60 70 80 90 2000 1950 60 70 80 90 2000 Der Bevölkerungsrückgang ist dabei in erster Linie nicht auf die natürliche Koblentz Kruckow Schönfeld 97 95 Bevölkerungsentwicklung, sondern auf Wanderungen zurückzuführen, wobei im Saldo gut ausgebildete junge Frauen 94 92 90 an der Abwanderung überproportional 00 98 beteiligt sind. Insbesondere für Mädchen 90 gab und gibt es neben der Landwirt- schaft kaum alternative Erwerbsmög- 1950 60 70 80 90 2000 1950 60 70 80 90 2000 1950 60 70 80 90 2000 lichkeiten. Dies führt im demographisch aktiven Alter zur Verwerfung der Sexu- Schönhausen Voigtsdorf alproportionen mit einem Frauendefizit 95 95 Lebensmittel 95 Jahr der Bäcker Schließung von rund 15 %, wie Weiss nachgewiesen Metzger hat. Durch die verstärkte Abwanderung 95 90 Post 90 Arzt junger Frauen kommt aber auch zugleich 96 90 Kindertagesstätte ein Teil der nächsten Generation abhan- 92/95 Schule 95 95 Café den, was die demographische Alterung ÖV der Region begünstigt und beschleunigt IfL 2008 1950 60 70 80 90 2000 1950 60 70 80 90 2000 Grafik: R. Schwarz (vgl. Weiss 2006, S. 469/470). Dies ist im zeitlichen Verlauf auch Abb. 5: Übersicht über den Abbau der Infrastruktur in den Untersuchungsgemeinden deutlich in den Untersuchungsgemein- Quelle: persönliche Auskunft der Bürgermeister und Bürgermeisterinnen der Gemeinden den festzustellen, wie an den Beispielen Glasow und Groß Luckow zu sehen ist, wirtschaftlichen Standortbedingungen bilienbestandes und von Einrichtungen in denen das Migrationsverhalten dazu weiter genährt wird. Dies führt in der des täglichen Bedarfs. Durch den Trans- geführt hat, dass der noch 1971 bestehen- Konsequenz zu einer Residualbevölke- formationsprozess wurde jedoch vielen de Frauenüberschuss bis 2004 sukzessi- rung, in der vor allem junge, qualifizierte Siedlungen diese Infrastruktur wieder ve in einen noch deutlicher ausgeprägten und weibliche Personen fehlen. Bezieht entrissen, und ein großer Teil der in der Männerüberschuss transformiert wurde man diese Entwicklung auf die eingangs Landwirtschaft Beschäftigten wurde ar- (Abb. 4). Nach Aussage der Bürgermeis- dargestellten Prozessketten, wird die beitslos. Die Produktionsgenossenschaf- ter wird diese Entwicklung zusätzlich enge Verbindung zu den Wirkungsme- ten liegen heute teils in Ruinen darnieder, dadurch verstärkt, dass vor allem die chanismen im Bereich „Brain Drain“ die zu DDR-Zeiten errichteten Wohn- jüngere arbeitstätige Bevölkerung im sehr deutlich. blocks stehen halb leer und werden man- Alter zwischen 20 und 45 Jahren abwan- cherorts abgerissen, die Versorgungsein- dert oder bedingt durch Berufspendeln Infrastruktur richtungen werden geschlossen. Mit dem lediglich am Wochenende im Dorf bei Der ländliche Raum besaß in der DDR Systemwechsel bricht der Sonderstatus der Familie lebt. einen sehr hohen gesellschaftlichen Stel- des ländlichen Raumes völlig zusammen Die Untersuchungsgemeinden besit- lenwert. Daher erfuhren viele Dörfer (vgl. Herrenknecht 1995, S. 50). zen somit eine lange Abwanderungs­ eine umfassende Erweiterung ihrer wirt- Am Beispiel der Untersuchungs- tradition, die durch die gegenwärtigen schaftlichen Infrastruktur, des Immo- gemeinden kann dieser schleichende

40 Europa Regional 16(2008)1 Abb. 6: ehemaliges Geschäft in Grammentin Foto: Reichert

heitlich auch dazu in der Lage, weite Wegstrecken zur Versorgung auf sich zu nehmen. Aber immerhin 18 % der Befragten können wichtige Einrichtun- gen nicht mit den ihnen zur Verfügung stehenden Verkehrsmitteln erreichen. Dabei handelt es sich zum größten Teil entweder um ältere Personen oder um Arbeitslose, die sich die Finanzierung eines Autos nicht leisten können. Die Selbstversorgung ohne Auto ist jedoch bereits heute kaum noch vorstellbar, ähnliches gilt für die Erreichbarkeit von Ärzten, Apotheken und Krankenhäusern (vgl. hierzu auch Lob 2006, S. 44). Ins- besondere für Ältere gestaltet sich der Alltag daher schwierig. Auch die Experten schätzen die Situ- ation als problematisch ein und sind ins- Prozess nachvollzogen werden (Abb. Aufnahmen der 1995 geschlossenen Le- besondere um die Versorgungssituation 5). Die Infrastrukturausstattung der bensmittelgeschäfte in Grammentin und der älteren Mitbewohner besorgt. Stell- Dörfer wird zugunsten der Zentren ein- Voigtsdorf zeigen (Abb. 6 und 7). vertretend kann die Aussage des Land- geschränkt. Jahr für Jahr schließt eine Im Rahmen der Befragung wurden rates des Landkreises Uecker-Randow wichtige Einrichtung. Dazu zählen ins- die Einwohner gebeten, die vorhande- herangezogen werden, der anmerkt: „Für besondere die Versorgung mit Lebens- ne Infrastruktur zu bewerten (Abb. 8). ältere Menschen ohne Auto auf dem Dorf mitteln, Postfilialen, die hausärztliche Bemerkenswert ist, dass sich trotz des ist die gegenwärtige Infrastruktursituati- Versorgung, Kinderbetreuungseinrich- sukzessiven Abbaus nur rund 60 % der on ein Minus an Lebensqualität und eine tungen, Schulen, gesellschaftliche Treff- befragten Bevölkerung eine bessere Ver- Belastung.“ Die Experten weisen ande- punkte sowie bedarfsgerechter ÖPNV- sorgungsausstattung im Dorf wünschen, rerseits aber auch darauf hin, dass sich Anschluss. Der Busverkehr wurde in das heißt, immerhin 40 % scheinen mit die Bewohner im Laufe der Zeit an die allen Untersuchungsgemeinden auf den der Infrastruktur zufrieden zu sein. Situation gewöhnt haben. Der Amtsvor- Schülerverkehr reduziert. Dieser Infra- Knapp die Hälfte der Befragten findet steher des Amtes Röbel-Müritz erklärte: strukturabbau führt für die Betroffenen in ihrem Wohnumfeld sogar alles, was „Die Infrastruktursituation ist schlecht. zu einem erheblichen organisatorischen sie benötigt. Nur ein Fünftel würde un- Die Wege zum Arzt oder zum Geschäft und finanziellen Aufwand zur Bewälti- ter Umständen bei weiterem Infrastruk- sind weit, aber man gewöhnt sich an al- gung des Alltags. turabbau einen Umzug in Betracht zie- les.“ Die Bürgermeisterin von Kruckow Die Relikte der Infrastruktur hin- hen. Die Bevölkerung ist nämlich nach beurteilt die Situation folgendermaßen: gegen sind heute noch präsent, wie die eigener Aussage dazu bereit und mehr- „Der Mangel an Infrastruktur stellt keine Belastung für die Bürger dar. Sie haben sich damit abgefunden.“ Diese Aussagen wiederum begründen in gewisser Weise, warum die Bevölkerung mit einer rela- tiv schlechten Infrastruktur scheinbar zufrieden ist. Die Einwohner resignieren und haben die Hoffnung auf eine Besse- rung der Situation aufgegeben, wie auch in den persönlichen Gesprächen deutlich wurde. Als Zwischenfazit kann resümiert werden, dass durch den Transformations- prozess viele Dörfer in ihren Funktionen weitgehend auf das Wohnen reduziert

Abb. 7: ehemaliges Geschäft in Voigtsdorf Foto: Reichert

41 Abb. 8: Bewertung der vorhandenen Infra- struktur durch die Bewohner (Angaben in Prozent, n = 271) Quelle: eigene Erhebung

stätigt, wenn man die Angebotshefte zu Auktionen in der Region heranzieht. Im Heft zur 50. Versteigerung der Nord- deutschen Grundstücksauktionen AG im März 2007 in Rostock werden beispiels- weise Immobilien mit folgenden Eigen- schaften gelistet: • Obergeschoss nicht mehr betretbar (Jabelitz/Rügen) • Fenster und Türen vernagelt (Tessin) • zerstörte Fensterscheiben (Pasewalk) • Gebäude stark sanierungsbedürftig, teilweise einsturzgefährdet (Vollraths- ruhe) • Objekt ist stark sanierungsbedürftig bis baufällig (Tessin) Es ist zwar nicht der Fall, dass solche Objekte in den ländlichen Siedlungen wurden. Gleichzeitig wird die sukzessive • „Die Auswirkungen des demogra- dominieren, aber der Verfall von Wohn- Einschränkung und Schließung der In­ phischen Wandels sind stark spür- häusern ist in nahezu allen Dörfern prä- frastruktur zugunsten der Zentren fortge- bar: der Bevölkerungsrückgang zieht sent. Beispielhaft kann hier die Gemein- setzt. Diese Wirkungsmechanismen sind Preisabschläge bis zu 50 Prozent nach de Glasow angeführt werden, in der im auch in der Prozesskette sichtbar, die zu sich.“ Rahmen der Kartierung der Pflegezu- einer Minderung der Wohnqualität führt. • „Durch die Abwanderung der jungen stand der 82 Wohnhäuser nach Inaugen- Die Attraktivität der Siedlungen sinkt, da Menschen kommt es speziell in den scheinnahme beobachtet wurde. durch eine unzureichende Ausstattung ländlichen Regionen zum Leerstand. • 61 % der Wohnhäuser befinden sich der Dörfer der organisatorische und fi- Nur durch Abrisse von Häusern kön- in einem rundum guten Zustand ohne nanzielle Aufwand zur Bewältigung des nen die Mietpreise erhalten werden.“ nennenswerte bauliche Mängel oder Alltags ansteigt und auch zeitlich einen • Die Bürgermeisterin von Voigtsdorf sind sogar frisch renoviert; immer größer werdenden Raum in An- ergänzt: „Die Leerstände sind oftmals • 24 % weisen kleinere Mängel auf, spruch nimmt. Diese Prozesse können in einem solch desolaten Zustand, dass wozu z.B. defekte Regenrinnen, brö- letztlich eine weitere Abwanderung in- nur noch ein Abriss in Betracht gezo- ckelnder Putz, kleinere Risse im Mau- itiieren und entziehen der Ortschaft zu- gen werden kann.“ erwerk, ein vernachlässigtes äußeres dem ihre Attraktivität als Standort für Der von der Bürgermeisterin angespro- Erscheinungsbild sowie ein nur mäßig Freizeitwohn- und Altersruhesitze, durch chene Zustand der Immobilien wird be- gepflegtes Grundstück zählen; die gegebenenfalls eine gewisse Stabili- sierung erreicht werden könnte.

Immobilien In der Region ist bereits heute ein deut- licher Angebotsüberhang auf dem Woh- nungsmarkt zu konstatieren. Während massiver Leerstand vor allem in den Neubauten festzustellen ist, unterliegen die Einfamilienhäuser einem drastischen Wertverlust. Die befragten Neubranden- burger Immobilienmakler bewerten die Situation folgendermaßen: • „Im ländlichen Raum gibt es einen deutlichen Angebotsüberhang auf dem Immobilienmarkt.“

Abb. 9: Leerstand mit Sukzessionsvegetation in Glasow Foto: Reichert

42 Europa Regional 16(2008)1 Abb. 10: Zu verkaufende Immobilie in Blan- kensee Foto: Reichert Abb. 11: Wohnhaus mit eingestürztem Dach in Schönfeld Foto: Reichert Abb. 12: Zu verkaufendes Haus in Schön- hausen Foto: Reichert v.o.n.u.

• größere Mängel – defekte Fenster und Türen, Schäden im Mauerwerk, un- dichte Dächer, ein auffällig vernach- lässigtes Grundstück – sind bei 12 % der Häuser festzustellen; • 3 % der Wohnhäuser weisen einen ru- inösen Zustand auf. Diese Immobilien sind nicht mehr bewohnbar. Ein weiterer Belastungsfaktor für die Fortexistenz der Siedlung ist, dass be- reits 14 der 82 Wohnhäuser in der Ge- meinde leer stehen. Diese Leerstände beeinträchtigen in den kleineren Dörfern zum Teil erheblich das Erscheinungs- bild und suggerieren eine Atmosphäre von Verfall und Perspektivlosigkeit, wie auch auf den Fotografien deutlich wird (Abb. 9 bis 12). Betrachtet man darüber hinaus die Anzahl der heute in den Häusern leben- den Personen, so ist anzunehmen, dass in naher Zukunft in Glasow noch weite- re Immobilien leer stehen und verfallen werden. Denn in 16 der 82 Häuser wohnt nur noch eine Person, mehrheitlich han- delt es sich dabei um ältere Menschen. Durch die Befragung konnte aller- dings eine hohe Investitionsfreudigkeit der Bewohner festgestellt werden (Abb. 13). Drei Viertel der Befragten gaben an, in den letzten fünf Jahren Innenrenovie- rungen vorgenommen zu haben. Etwas mehr als die Hälfte hat in den letzten fünf Jahren das Wohnhaus auch außen renoviert. Knapp 60 % der Eigentümer haben bereits konkret weitere Renovie- rungsarbeiten geplant. Darüber hinaus bestätigen 22 der 28 befragten Experten, dass sich das Erscheinungsbild der Gemeinden zum Guten gewandelt hat. Dies sei in erster Linie darauf zurückzuführen, dass mit der Wende der uneingeschränkte Zu- gang zu Baumaterial möglich wurde. Daher wurden vor allem in den 1990er Jahren zahlreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt. Diese würden allerdings nach Ansicht der Experten aufgrund zu-

43 Abb. 13: Zeitpunkt der letzten Renovierungs- Untersuchungsgemeinden in Nordostdeutschland arbeiten am Wohneigentum (n = 194) Zeitpunkt der letzten Renovierungsarbeiten am Wohneigentum Quelle: eigene Erhebung Befragungsergebnisse vom März 2007 Die folgenden Zitate verdeutlichen die vor weniger als 2 Jahren Situation: „Egoismus und Neid haben zugenommen“ (Bürgermeisterin von vor 2 bis 5 Jahren Koblentz). „Viele Menschen … verfallen dem Alkoholismus“ (Bürgermeister von Außenrenovierung vor 5 bis 10 Jahren Schönfeld). Es gibt „negative Emotionen, Innenrenovierung Unsicherheit und wenig Freude“ (Bürger- vor 10 bis 15 Jahren n = 194 meister von Glasow). „Jeder kämpft für sich“ (Bürgermeister von Gültz).

vor mehr als 15 Jahren Nach Aussage der Experten leiden

IfL 2008 in den Dörfern vor allem traditionelle Entwurf: A. Reichert noch gar nicht Grafik: A. Müller Werte und kommunales Engagement un- ter dieser Situation. Es gebe zwar noch 0 10 20 30 40 50 60 Nachbarschaftshilfe und Dorffeste, aber Prozent das Leben spiele sich verstärkt in klei- nen sozial homogenen Gruppen ab. Die Bürgermeisterin von Koblentz erläutert, nehmend eingeschränkter finanzieller bestätigt jeweils etwa die Hälfte der be- dass ausgelöst durch den Transforma- Möglichkeiten heute nur noch in deutlich fragten Einwohner, dass sich das Zusam- tionsprozess und die damit deutlich an- geringerem Umfang vorgenommen. Die- menleben im Dorf seit der Wende ver- gestiegene (Langzeit-)Arbeitslosenquote se Aussagen relativieren auch die äußerst schlechtert hat und dass es aufgrund der viele Menschen in der Region ein Leben positiven Angaben der Einwohner. Bei Arbeitslosigkeit soziale Spannungen im mit niedrigem Standard führen, sich aus den meisten Renovierungsarbeiten han- Dorf gibt. Andererseits gibt die Mehrheit der Gesellschaft zurückziehen, sozial delt es sich um kleinere Vorhaben, die in an, dass Nachbarschaftshilfe wichtig ist nicht mehr integriert und durch eine ne- der Regel in Eigenleistung durchgeführt und dass sie gerne die Dorffeste besu- gative Selbstwahrnehmung geprägt sind. werden. chen, was auf ein intaktes Sozialleben Einige fügen sich resignierend in dieses Für den Bereich der Immobilien kann hindeutet. Schicksal und arrangieren sich mit der damit festgehalten werden, dass ein Teil Dieses ambivalente Bild konkretisiert Situation, andere wandern ab. Mit dieser der Einfamilienhäuser in den Dörfern sich durch die Aussagen der Bürger- Einschätzung werden die ökonomisch- bereits heute leer steht und der Verfall meister. Sie betrachten insbesondere die sozialen Wirkungsmechanismen der mancherorts deutlich sichtbar ist. Die Grundstimmung in ihren Gemeinden mit Prozesskette bestätigt. Je größer jedoch Leerstände sind meist in einem solch de- Sorge. Nach ihrer Beobachtung ist sie in der Anteil der Passiven ist, desto kraftlo- solaten Zustand, dass ein Verkauf kaum acht Gemeinden als negativ einzustufen. ser werden die Dorfgemeinschaften. An noch möglich ist und nur noch ein Abriss in Betracht gezogen werden kann. Die ansässige Wohnbevölkerung investiert jedoch in den Erhalt der Häuser und ist auf die Pflege der Immobilien bedacht, so dass der Verfall zunächst auf Solitär­ objekte beschränkt bleiben wird. Auch in diesem Bereich ist eine direkte Ver- bindung zu den Prozessketten sichtbar, da die Leerstände das äußere Erschei- nungsbild der Dörfer negativ beeinträch- tigen, was ebenso wie der Abbau der Infrastruktur zu einer Minderung der Wohnumfeldqualität beiträgt.

Dorfgemeinschaft Bezüglich der Dorfgemeinschaften sind sowohl positive wie negative Faktoren zu konstatieren (Abb. 14). Einerseits

Abb. 14: Bewertung der Dorfgemeinschaft durch die befragten Bewohner (n = 271) Quelle: eigene Erhebung

44 Europa Regional 16(2008)1 Abb. 15: Umzugsabsicht der befragten Untersuchungsgemeinden in Nordostdeutschland Bewohner „Kommt für Sie ein Umzug in Umzugsabsicht der Einwohner: „Kommt für Sie ein Umzug in Frage?” Frage?“ (n = 255) 1 bis 4 = Zustimmungsbe- Befragungsergebnisse vom März 2007 reich; 5 bis 8 = Ablehnungsbereich Quelle: eigene Erhebung

Zustimmungsbereich Ablehnungsbereich Abwanderung bereits ein Erosionspro- zess zulasten des Humankapitals statt- Ich werde ganz sicher nicht umziehen. gefunden. Betrachtet man die Gründe der Be- 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 wohner wegzuziehen bzw. zu verbleiben, IfL 2008 Prozent Entwurf: A.Reichert n=225 so fällt auf, dass die Befragten mit 1334 Grafik: C.Kunze Nennungen weitaus mehr Argumente für den Verbleib als für den Wegzug an- diesem Punkt haben regressive Prozesse auch lediglich 7 % der Befragten Abitur geben, der mit lediglich 468 Nennungen eine große Angriffsfläche. oder einen Fachhoch- bzw. Hochschul- begründet wird (Abb. 16). abschluss vorweisen können. Vermutlich Bei den Motiven für den Verbleib Abwanderungsabsichten hat in den letzten Jahrzehnten durch die werden vor allem weiche Standortfakto- Die Erhebung erfasste auch die Abwan- derungsabsicht der Einwohner. Bei die- ser Frage ist eine bemerkenswerte Kon- kordanz der Antworten auf die Frage „Kommt für Sie ein Umzug in Frage?“ festzustellen (Abb. 15). Auf einer Skala von 1 bis 8 positionieren sich fast zwei Drittel bei der 8, was bedeutet, dass sie ganz sicher nicht umziehen möchten. Lediglich 20 % der Befragten bewegen sich im Skalenbereich zwischen 1 und 4, in dem ein Umzug in Betracht gezogen oder fest intendiert wird. Betrachtet man die potenziell Um- zugsbereiten, so handelt es sich tendenzi- ell um junge Personen, Frauen, aktiv im Beruf stehende und nicht durch Eigentum gebundenen Menschen: 50 % sind jünger als 30, weitere 10 % jünger als 40 Jahre; 55 % sind weiblich und 43 % berufstä- tig. Darüber hinaus waren nur 16 % der Wohneigentümer, aber 31 % der Mieter sowie 33 % der Arbeitssuchenden poten- ziell umzugsbereit. Diese Tendenzen be- stätigen auch die in der Literatur angege- benen Trends (vgl. hierzu stellvertretend Weiss 2006 und 2007). Einzig die Tatsache, dass die Qualifi- zierten bevorzugt abwandern (vgl. stell- vertretend Land u. Willisch 2006, S. 57/58 und Kröhnert u. Klingholz 2007), kann nicht bestätigt werden. Lediglich 18 % der Befragten, die sich auf der Ska- la im Bereich zwischen 1 und 4 positio- niert haben, besitzen Abitur oder einen Fachhoch- bzw. Hochschulabschluss. Dies kann dadurch erklärt werden, dass

Abb. 16: Gründe der befragten Bewohner, in der Region zu bleiben bzw. wegzuziehen (n = 271) Quelle: eigene Erhebung

45 ren und emotionale Gründe angegeben. mehrerer Faktoren, die bereits für für alle Personen gegeben sein und Jeweils etwa zwei Drittel argumentieren sich genommen ernst zu nehmende ist zumindest partiell in Frage zu damit, die Landschaft und die schöne Problemlagen darstellen: Nied- stellen. „Das bisher geltende raum­ Lage zu schätzen bzw. einen großen Teil rige Geburtenraten und Wegzüge entwicklungspolitische Leitbild des Lebens im Dorf verbracht zu haben. von Jüngeren, Aktiven und Qua- gleichwertiger Lebensbedingungen Auch Wohneigentum und die Nähe zu lifizierten addieren sich zu einem in allen Regionen … ist … aufgrund Verwandten und Freunden spielt für je- ausgeprägten Bevölkerungsrück- der geschilderten unabwendbaren weils die Hälfte der Befragten eine Rol- gang, konstitutive rurale Strukturen demographischen Schrumpfungs- le. zerfallen, Immobilien stehen leer, prozesse, der schwachen wirtschaft- Bei den Gründen wegzuziehen ist be- Infrastrukturen sind nicht mehr fi- lichen Basis und der damit einher- merkenswert, dass 30 % der Befragten nanzierbar, wichtige Funktionen gehenden Krise der öffentlichen angegeben haben, es gebe keinen ein- gehen verloren und negative Schlag- Haushalte als illusorisch zu betrach- zigen Grund, der sie zum Wegzug ver- zeilen (s. Punkt 2) verleihen der Re- ten“ (vgl. Kujath, Pohle u. Schmidt anlassen könnte. Bei den übrigen 70 % gion ein schlechtes Image, was die 2007, S. 281). Menschen, die in peri- stehen arbeitsplatzgebundene Gründe im Investitionsbereitschaft minimiert. pheren ländlichen Siedlungen leben, Vordergrund. Sie geben beispielsweise Gespaltene Dorfgemeinschaften werden sich auf Entbehrungen im an wegzuziehen, wenn keine Aussicht und negative individuelle Wahr- Bereich der Versorgung und der In- auf Arbeit bestünde oder wenn die Ent- nehmung führen zur Passivität der frastruktur einstellen müssen. Auch fernung zum Arbeitsplatz zu groß wür- Menschen. Dadurch wird dem bür- Hoffnungen auf eine Stabilisierung de. gerschaftlichen Engagement, das als durch Zweitwohnsitze, Touristen Abschließend kann für diesen Be- wichtiges endogenes Potenzial zur oder den Zuzug von Altersruhe- reich festgehalten werden, dass die heute Abfederung von Regressionsprozes- sitzmigranten werden sich kaum in den Dörfern wohnende Bevölkerung sen und Erhaltung von Lebensqua- flächendeckend erfüllen können, da nicht abwanderungswillig bzw. nicht lität in Peripherräumen eingeschätzt gerade diese Gruppen meist hohe abwanderungsfähig ist. Sie besitzt ein wird (vgl. Neu 2007, S. 36/37), wich- Ansprüche an Versorgungsein- starkes Beharrungsvermögen und nimmt tiger Nährboden entzogen. Der Sog richtung und Infrastruktur stellen. die bestehenden Nachteile in Kauf. Dies dieser Faktoren „erzeugt insgesamt Insbesondere die schwierige regi- ist umso bezeichnender als mehr als die eine Abwärtsspirale, die als struktu- onalwirtschaftliche Situation wird Hälfte der Befragten die Befürchtung ge- relle Schrumpfung letztlich alle Le- ein Hemmnis sein. Diese Tatsache äußert hat, dass sich die Gesamtsituation bensprozesse erfasst“ (Kaltenbrun- wird auch durch die beiden fol- in der Region verschlechtern und unter ner 2006, S. 393). Dieser Prozess genden Zitate der Experten verdeut- Umständen sogar erheblich verschlech- wird jedoch – wie in anderen Un- licht: „Solange man Arbeit und da- tern wird. Sowohl Bewohner als auch tersuchungen belegt wurde – nicht mit eine Existenzgrundlage vorwei- Experten erwarten für die Zukunft eine flächendeckend stattfinden, sondern sen kann, lebt man hier, wo andere weitere Fortsetzung des Schrumpfungs- kleinräumig regionale Disparitäten Menschen Urlaub machen“ (Landrat prozesses im Hinblick auf die Bevölke- provozieren. Regionen und Orte, in des Landkreises Uecker-Randow). rungszahl, den Immobilienverfall und denen wirtschaftliche Stagnation „Die Region eignet sich bestens als den Infrastrukturabbau. Die gegenwär- und Abwanderung zu Abwärtsspi- Wohnstandort. Man findet hier die tig dort lebende Bevölkerung sieht sich ralen führen, stehen neben solchen, sauberste Luft überhaupt vor, klares dadurch jedoch nicht dazu veranlasst, in denen wirtschaftliche Prosperität Wasser und gesunde Wälder. Jedoch der Region den Rücken zu kehren. mit Zuwanderung kombiniert ist sollte man auch beachten, dass hier (vgl. stellvertretend Land u. Wil- kaum Arbeitsplätze vorhanden sind“ Ergebnis lisch 2006, S. 61). (Immobilienmakler aus Neubran- Um das Ergebnis der Untersuchung zu- 2. „Die Eignung der peripheren denburg). sammenzufassen, soll die eingangs for- ländlichen Regionen als Alltags- 3. „In absehbarer Zeit ist mit Wü- mulierte Forschungshypothese erneut raum ist in Frage zu stellen.“ stungserscheinungen zu rechnen.“ aufgegriffen und in drei Schritten über- Die Reduktion der öffentlichen In- Wie die Befragung gezeigt hat, prüft werden. frastrukturangebote in ländlich-pe- stellen die aktuellen Regressions- 1. „Die ländlichen Siedlungen in Vor- ripheren Regionen auf Grund- und prozesse nur in Ausnahmefällen pommern befinden sich aufgrund Kernfunktionen wird schon alleine den Auslöser für Abwanderung lang anhaltender und massiver ne- aufgrund finanzieller Erwägungen dar. Die derzeitige Bevölkerung ist gativer Bevölkerungsentwicklung unausweichlich sein. Eine flächen- nicht abwanderungswillig bzw. -fä- in einer Schrumpfungsspirale.“ deckende Grundversorgung der Be- hig, besitzt ein außerordentliches Die Brisanz des Problems liegt in völkerung kann schon heute nicht Beharrungsvermögen und nimmt der Kombination von demogra- mehr überall gewährleistet werden. die bestehenden Nachteile in Kauf. phischem Wandel und wirtschaft- Die Gemeinde Koblentz beispiels- Zahlreiche Wohnhäuser werden in licher Stagnation. Diese Faktoren weise wird wegen Unrentabilität nächster Zukunft noch in baulich potenzieren sich zu einer Schrump- noch nicht einmal mehr von einem gutem Zustand gehalten werden fungsspirale, die die Situation kon- rollenden Händler angefahren. Die können, so dass der Verfall zunächst tinuierlich verschlechtern kann. Die Eignung der Region als Alltagsraum auf Solitärobjekte beschränkt bleibt. Gefahr besteht in der Verknüpfung wird daher in Zukunft nicht mehr Eine kritische Wüstungen provozie-

46 Europa Regional 16(2008)1 Abb. 17: „Abzugsprämie soll Dörfer entvöl- kern“ Quelle: Der Spiegel, Nr. 38, 17.09.2007, S. 222

de eine Strategie staatlich geförderter Umsiedlung in die leistungsfähigeren Zentren praktiziert (vgl. Copes 1972). In- wieweit in Europa vor dem Hintergrund einer den Kulturraum nahezu vollstän- dig durchdringenden Freizeitgesell- schaft Absiedlungsvorgänge eine reale Option staatlicher Raumentwicklungs- politik werden könnten, lässt sich derzeit nur spekulativ vermuten. Letztlich kann festgehalten werden, dass wir heute er- neut an dem Punkt angelangt sind, an dem wir mit Regressionsprozessen in der Siedlungsstruktur konfrontiert wer- den. Die bereits bestehenden Probleme werden sich in Zukunft vermutlich wei- ter verschärfen und beträchtliche Konse- quenzen für das ländliche Siedlungssys- tem nach sich ziehen. Es ist ungewiss, ob der Trend zu Schwund und Überalterung im ländlichen Raum mit weiteren Sub- ventionen und Strukturförderung aufge- halten werden kann.

Literatur Beetz, S. (2006): Ländliche Politik im demographischen Wandel. In: Aus Po- rende Situation ist jedoch in 30 bis in näherer Zukunft nahe kommen könn- litik und Zeitgeschichte, Heft 21-22, S. 40 Jahren mit dem Wegzug und Ab- ten.“ Auch Kujath, Pohle und Schmidt 25-31. leben der Hauptgruppe der jetzigen (2007) konstatieren: „Zukünftig ist eine Beetz, S. u. C. Neu (2005): Demogra- Bevölkerung zu erwarten. Mit dem zunehmende Ausdünnung der Sied- phischer Wandel und politische Hand- Wegfall dieser Generation der „Be- lungsstruktur in Nordostdeutschland lungsfelder im ländlichen Raum. In: harrlichen“ wird eine Ausdünnung unausweichlich. Zwar sind noch keine Mitteilungen der Deutschen Gesell- der Siedlungsstruktur mit partiellen verlassenen Siedlungen oder auch Wüs- schaft für Demographie e.V., Heft 7, oder sogar totalen Ortswüstungen tungen in größerem Umfang zu beob- S.5/6. unausweichlich sein. Diese zeitliche achten, dennoch werden bereits heute in Bose, M. u. P. Wirth (2006): Gesund- Distanz bietet allerdings auch noch vielen Dörfern und Städten Lücken mit schrumpfen oder Ausbluten? In: die Chance aktiv einzugreifen und verlassenen Häusern und verfallenen Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft die weitere Siedlungsregression ein- Gebäuden sichtbar.“ 21-22. http://www.bpb.de/themen/ zudämmen. Es stellt sich schließlich die Frage, ob BVAIME,0,0,Gesundschrumpfen_ das Wüstfallen passiv erduldet oder ob oder_Ausbluten.html Fazit es von Seiten des Staates aktiv gesteu- Brunner, D. (1996): Entwicklung der Als Ergebnis kann festgehalten werden, ert wird. Der Beitrag aus dem Spiegel, Siedlungsstruktur in Mecklenburg- dass sich die ländlichen Siedlungen im in dem es heißt „In Brandenburg sollen Vorpommern. In: Eckart, K. u. H. vorpommerschen Binnenland in einer ganze Dörfer entvölkert werden, um Klüter (Hrsg.): Aktuelle, sozioökono- Situation der kontinuierlichen Destabi- Geld zu sparen und Naturschutzgebiete mische Strukturen, Probleme und Ent- lisierung befinden und daher einem ho- anzulegen“, legt die Vermutung nahe, wicklungsprozesse in Mecklenburg- hen Risiko ausgesetzt sind, in 30 bis 40 dass auch in Deutschland bei entspre- Vorpommern (Schriftenreihe der Ge- Jahren partiell oder sogar total wüst zu chendem Handlungsbedarf Mittel und sellschaft für Deutschlandforschung, fallen. Diese Sichtweise wird auch durch Wege geschaffen werden, in den Prozess 51), Berlin, S. 27-35. die Expertin des Planungsverbandes der Siedlungsregression aktiv regulie- Bundesamt für Bauwesen und Raum- Mecklenburgische Seenplatte untermau- rend einzugreifen (Abb. 17). Die Ab- ordnung (Hrsg.) (2006a): Raumord- ert: „Man kann so noch nicht sagen, dass zugsprämie ist zwar in Deutschland auf nungsbericht 2005. Bonn (= Berichte es sterbende Dörfer gibt, jedoch gibt es sehr vehemente Kritik gestoßen, aber des BBR 21). einige Dörfer, die aufgrund der überal- auch in anderen Ländern (beispielswei- Bundesamt für Bauwesen und Raum- terten Bevölkerung dieser Bezeichnung se im kanadischen Neufundland) wur- ordnung (Hrsg.) (2006b): Raumord-

47 nungsprognose 2020/2050. Bevölke- thos deutscher Politik? In: Informati- Dörfer entvölkern. In: Spiegel online, rung, private Haushalte, Erwerbsper- onen zur Raumentwicklung, Heft 6/7, 02.10.07 - http://www.spiegel.de/po- sonen, Wohnungsmarkt. Bonn (= Be- S. 393-395. litik/deutschland/0,1518,505510,00. richte/Bundesamt für Bauwesen und Kröhnert, S. u. R. Klingholz (2007): html. Raumordnung 23). Not am Mann. Vom Helden der Arbeit Pütz, T. u. M. Spangenberg (2006): Zu- Behrens, M. (2007): Im toten Winkel. zur neuen Unterschicht. Lebenslagen künftige Sicherung der Daseinsvorsor- In: Frankfurter Rundschau, Nr. 142, junger Erwachsener in wirtschaftli- ge. Wie viele Zentrale Orte sind erfor- 22. Juni 2007, S. 25. chen Abstiegsregionen der neuen Bun- derlich? In: Informationen zur Raum­ Bose, M. u. P. Wirth (2006): Gesund- desländer (hrsg. vom Berlin-Institut entwicklung, Heft 6/7, S. 337-344. schrumpfen oder Ausbluten? In: Aus für Bevölkerung und Entwicklung). Siebert, J. 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