PRÄIMPLANTATIONSDIAGNOSTIK (PID) DAS LEBEN IST UNVERFÜGBAR

KONTROVERSE DEBATTEN – WICHTIGE GEMEINSAMKEITEN

Präimplantationsdiagnostik (PID)

Vorwort

Die biomedizinische Forschung bietet große Chancen. Sie trägt zur Heilung und zur Leid minderung bei, stellt uns aber auch vor existentielle Herausforderungen. Was ist heute machbar? Was dürfen wir, was sollten wir tun? Was sollten wir nicht tun? Diese Fragen stellen sich mit besonderer Schärfe, wenn es um den Beginn und das Ende des Lebens geht. Wir Christdemokraten lassen uns bei ihrer Beantwortung vom christlichen Menschenbild leiten, das jeden Menschen in seiner Würde und Ein- zigartigkeit annimmt.

Die CDU hat am 16. November 2010 auf dem Parteitag in Karlsruhe intensiv über die Präimplanta - tionsdiagnostik debattiert. Anlass war das Urteil des Bundesgerichtshofes vom 6. Juli 2010, nach dem die Präimplantationsdiagnostik im Falle schwerer Erbkrankheiten nicht strafbar ist. Nun ist der Gesetzgeber gefordert, für Betroffene und Ärzte Rechts klarheit zu schaffen.

In unserem Grundsatzprogramm sprechen wir uns als CDU für ein Verbot der Präimplanta tions dia g - nos tik aus. Eine vollständige Freigabe kommt für uns nicht in Frage, vielmehr geht es jetzt konkret darum, ob sie in ganz engen Grenzen angewandt werden darf oder vollständig verboten werden soll.

Wir haben es mit einem Dilemma zu tun, und wir müssen dieses auch klar benennen. Dass die Wer- tungswidersprüche nicht aufgelöst werden können, zeigen auch die unterschied lichen Positionen in den christlichen Kirchen und weit darüber hinaus in der gesamten Gesellschaft.

So bleibt die Entscheidung über Verbot oder begrenzte Zulassung der Präimplantations diagnostik eine Gewissensfrage. Ich selbst habe mich für das Verbot entschieden. Das knappe Ergebnis der Abstimmung des CDU-Bundesparteitags ist Ausdruck dafür, dass wir von denselben Grund werten, von demselben Wunsch nach dem bestmöglichen Schutz des menschlichen Lebens getragen sind, selbst wenn wir in der konkreten Beurteilung zu anderen Ergebnissen kommen können.

Mir ist sehr wichtig, dass wir die Debatte im gegenseitigen Respekt führen, wie wir dies auf dem Parteitag in Karlsruhe getan haben. Zurecht wurde die Debatte als Stern stunde des Parteitags be- zeichnet. Ich wünsche mir zu dieser elementaren Frage des Lebensschutzes eine breite Diskussion in der CDU, in unseren Gliederungen, den Vereini gungen und den Kreis- und Ortsverbänden sowie darüber hinaus in der gesamten Gesell schaft.

Bundeskanzlerin Dr. MdB Vorsitzende der CDU Deutschlands Präimplantationsdiagnostik (PID)

Inhalt Seite

Beschluss zur PID 4

Debatte 5

Abstimmung 45

Verkündung des Abstimmungsergebnisses 46

Rednerverzeichnis 47 4 Präimplantationsdiagnostik (PID)

Beschluss des 23. Parteitags der CDU Deutschlands zur Präimplantationsdiagnostik (PID) 1. Das Urteil des Bundesgerichtshofes vom 6. Juli 2010, die Präimplantationsdiagnostik (PID) zur Entdeckung schwerer genetischer Schäden straffrei zu lassen, wirft die Frage auf, ob ein PID- Verbot oder eine PID-Zulassung für die vom BGH genannten Situationen die angemessene Antwort der Politik ist. Die mit dieser ethischen Grundsatzfrage verbundenen rechtlichen Regelungen hat die Politik zu entscheiden.

2. Die unantastbare Würde des Menschen als Geschöpf Gottes ist menschlicher Verfügung nicht zugänglich. Unsere, von diesem Grundwert geprägte, Rechtsordnung muss deshalb gewissenhaft abwägen, wie dem Schutz des Lebens am besten entsprochen werden kann.

3. Für uns gilt: Jeder Mensch ist gleich wertvoll. Für uns gibt es keine Unterscheidung zwischen lebenswertem und nicht lebenswertem Leben. Wir stehen dafür, dass Behinderte an unserer Gesellschaft gleichberechtigt teilhaben. Das Miteinander von Menschen mit Behinderungen und Nichtbehinderten, Förderung und helfende Begleitung sind für uns ein zentrales politisches Anliegen. Wir wissen, dass hier noch viel getan werden muss.

4. Für den Schutz des Lebens ungeborener Kinder nach Feststellung einer Behinderung haben wir mit der Änderung des Schwangerschaftskonfliktgesetzes deutliche Verbesserungen erreicht. Das neue Gesetz beinhaltet eine Beratungspflicht für Ärzte und Hilfe und Unterstützung für Schwangere in existenziellen Konfliktsituationen, um das Ja zum Kind zu erleichtern.

5. Zugleich ist uns das menschliche Leid von Paaren bewusst, die ein hohes Risiko zur Vererbung schwerwiegender Erbkrankheiten tragen. Wir wollen sie nicht alleine lassen, sondern nach besten Kräften unterstützen.

6. Wir anerkennen den Wunsch jedes Menschen auf ein Kind und wissen um die schwere seelische und körperliche Belastung für die Frauen, die sich für eine extrakorporale Befruchtung entscheiden.

7. Wir tragen Verantwortung für den politischen Prozess, für eine verfassungsfeste mehrheitsfähige Lösung. Wir fordern daher alle Bundestagsabgeordneten, insbesondere die Angehörigen der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, auf, alle ethischen, menschlichen und rechtlichen Aspekte sehr gründlich abzuwägen und sich bei ihrer Entscheidung an den obigen Prinzipien zu orientieren.

8. Deshalb hält die CDU, wie im Grundsatzprogramm verankert, am Verbot der PID fest.

9. Die Entscheidung zur Präimplantationsdiagnostik ist eine persönliche Gewissensentscheidung jedes einzelnen Abgeordneten. Uns eint der Wille, dem Lebensschutz und der Würde allen menschlichen Lebens bestmöglich gerecht zu werden. Im persönlichen Ringen kann dies aber zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Gerade unter Christen dürfen wir uns gegenseitig nicht den Respekt vor einer persönlichen Gewissensentscheidung absprechen. Das Leben ist unverfügbar 5

Hermann Gröhe den: Uns alle in der Union verbindet in dieser Debatte Wertvolles und Entscheidendes. Es Antragskommission ist das Bekenntnis zur gleichen Würde jedes mensch lichen Lebens, das klare Nein zu jeder Herr Präsident, lieber Thomas Röwekamp! Unterscheidung zwischen lebenswertem und le- Meine sehr geehrten Damen und Herren! bensunwertem Leben, der Wille, für ein gleich- Liebe Freundinnen, liebe Freunde! berechtigtes Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung einzutreten, und das Seit der Entscheidung des Bundesgerichtshofs Wissen, dass wir dazu noch viel tun müssen. aus dem Juli dieses Jahres hat es erneut auch in unseren Reihen eine intensive Diskussion über Die Empfehlung der Antragskommission, die neu die Zulassung der sogenannten Präimplantati- ausgeteilt wurde, lässt Raum für die Benennung onsdiagnostik gegeben, über ein Thema, das uns genau dieser Gemeinsamkeiten, um dann auch umtreibt, weswegen wir auch gestern Abend zwischen verschiedenen Optionen entscheiden entschieden haben, den Parteitag hier und heute zu können. Wir haben in den Ziffern eins bis sie- damit zu beginnen. ben und in der Ziffer neun der Empfehlung der Antragskommission diese wertvollen Gemein- Verschiedene Anträge, nicht nur die Anträge in Ih- samkeiten festgehalten. Diese empfiehlt Ihnen rer Antragsmappe, sondern auch weitere Ini tia - die Antragskommission zur Annahme. Dann ha- tivanträge sind zu diesem Themenkomplex einge- ben wir Ihnen in der Ziffer acht Alternativen oh- gangen. Gestern ist Ihnen eine geänderte Empfeh- ne Empfehlung der Antragskommission vorge- lung der Antragskommission, die von der vorher tragen, unter 8.1 die Möglichkeit, zu entschei- versandten Antragsmappe abweicht, zugegangen. den, dass wir diese Frage auf der Grundlage der Prinzipien, die vorher beschrieben sind, offen- Wenn wir uns die Debatten der letzten Tage zum halten. Wenn das eine Mehrheit fände, wäre für Thema Präimplantationsdiagnostik auch in unse- diesen Parteitag die Entscheidungsfindung mit ren eigenen Reihen noch einmal vor Augen füh - den vorgenannten Ziffern und der ersten Varian- ren, dann fällt, so denke ich, zweierlei auf. Es te von Ziffer acht abgeschlossen. Wenn es keine sind Debatten voller Leidenschaft, und das Be- Mehrheit fände, würden wir in einer alternativen merkenswerte ist, es sind zugleich auch Debat- Entscheidung zwischen der Variante zwei – Ver- ten der leisen Töne. Debatten mit Leidenschaft: bot der PID – und der Variante drei – Zulassung Es geht um das Kostbarste, das menschliche Le- ihrer Möglichkeit in engen Grenzen – entschei- ben, die gleiche unverfügbare Würde jedes Men- den müssen. schen. Wo sie bedroht ist, ist der Schutz der Ge- meinschaft gefordert. Gestatten Sie mir, an dieser Stelle über das hin- aus, was ich für die Antragskommission sage Gleichzeitig ist es eine Debatte der leisen Töne. – aber ich habe mich in dieser Frage öffentlich Wir alle sehen das Leid von Paaren, die um das positioniert, und ich denke, dann gehört es sich hohe Risiko schwerer Erbkrankheiten wissen, von auch, das vor diesem Parteitag zu tun –, meine Paaren, die sich sehnlichst ein gesundes Kind eigene Entscheidung zu benennen. Ich trete für wünschen, mitunter auch als Geschwisterkind für ein Verbot der PID ein. ein bereits vorhandenes Kind mit einer Behinde- rung, ein Geschwisterkind, das Sorge tragen mö- Ich habe Respekt vor denen, die noch hin und ge auch über das Leben der Eltern hinaus. her gerissen sind, deren Meinungsbildungspro- zess anhält. Ich habe Respekt vor denen, die an- Noch etwas ist auch in der Debatte über die ders denken als ich. Es geht um die Verpflich- jetzt eingegangenen Anträge deutlich gewor- tung unserer Rechtsordnung zum Schutz des 6 Präimplantationsdiagnostik (PID)

Lebens, aber auch ich kann mir menschliche Dramen vorstellen, in denen neben dieses Be- kenntnis, dem Lebensschutz dienen zu müssen, Verehrter Herr Tagungspräsident! etwas anderes hinzutritt, das Schweigen, die Meine Damen und Herren Delegierte! Demut in der Erkenntnis, dass es menschliche Liebe Freunde! Dramen, Grenzsituationen gibt, in denen die Berechtigung eines gesetzlichen Verbots an Als dreifache Mutter kann ich mir nichts Schlimme- ihre Grenzen stößt. res vorstellen als den Tod des eigenen Kindes, eine Totgeburt, einen frühen Kindstod oder die Pfle ge Gleichzeitig bin ich davon überzeugt: Noch so des eigenen Kindes bis zu dessen Tod. Wie grau- enge Ausnahmeregelungen, etwa zur Vermei- sam und eiskalt läuft es einem bei diesem Gedan- dung von Implantationen, denen ein Absterben ken über den Rücken! Ein totes Kind ist eine Le- des Embryos im Mutterleib folgt, werden nicht benskatastrophe, die niemals heilt. Selbst schein- halten. bar „normale“ Fehlgeburten bedürfen oft langer Zeit der Verarbeitung und der Trauer. Meistens Mehr und mehr werden wir hineingezogen in sind sie nie zu Ende. Über Fehl- oder Totgeburten Entscheidungen, in denen dann eben doch fest- redet man nicht, erst recht nicht in der Öffentlich- gelegt wird, welches Leben zugelassen und wel- keit, genauso wenig wie über die Reproduktions- ches Leben verworfen wird. Dies wäre nach mei- medizin. Das ist Privatsache, oft Frauensache. ner festen Überzeugung mit der Heiligkeit des Lebens unvereinbar. Deswegen trete ich persön- Wie sieht derzeit die Rechtssituation in Deutsch- lich für ein Verbot der PID ein. land aus? Die juristische Diskussion über die PID in Deutschland kreist im Wesentlichen um die Herzlichen Dank. Frage, ob die PID mit dem 1990 verabschiedeten Embryonenschutzgesetz vereinbar ist. Es gab Widersprüche zu klären. Die wegen dieser bis dahin ungeklärten Frage bestehende Rechtsun- sicherheit wurde durch ein Grundsatzurteil des Bundesgerichtshofs am 6. Juli dieses Jahres be- seitigt. Der Bundesgerichtshof hat am 6. Juli ganz klar gesagt, dass Embryonen in Deutsch- land nun vor dem Einsetzen in die Gebärmutter auf genetische Defekte und Erbkrankheiten un- tersucht werden dürfen.

Wie kam es überhaupt zu diesem Urteil? Der Hintergrund ist folgender: Ein Gynäkologe in Deutschland hatte erblich vorbelasteten Paaren, also werdenden Eltern in schwersten Konflikt - situationen, geholfen. Er pflanzte die untersuch- ten Embryonen ein und zeigte sich anschließend selbst an. Man muss sich vorstellen: Ein Arzt zeigt sich selbst an, um Hilfe für seine Patien - tinnen und Rechtssicherheit zu bekommen.

Was würde nun ein Verbot bedeuten? Frauen würden per Gesetz gezwungen, vorhersehbare Das Leben ist unverfügbar 7

Fehlgeburten oder Spätabtreibungen zu erlei- Wenn ein PID-Verbot käme, dürften Frauen den. Sie müssten neun Monate mit der Gewiss - schwanger werden, könnten Fehlgeburten erlei- heit leben, ihr möglicherweise nicht lebensfähi- den, so viele sie in der Lage zu ertragen sind. Sie ges Kind sterben zu sehen. Ja, es ist richtig: Es dürften abtreiben oder spätabtreiben. Aber sie gibt kein Recht auf ein gesundes Kind. Aber es hätten keinen Ausweg. Ich weiß nicht, ob das gibt den verständlichen Wunsch danach. Es christlich ist. Für mich jedenfalls ist das unbarm- heißt, manche wollten über Leben und Tod ent- herzig. Eine Frau, die sich auf den Weg der Tortur scheiden. Nein, ich und die Unterstützer des der Reproduktionsmedizin begibt, will einfach Antrages möchten Paaren in schweren Konflikt- nur eines: Mutter sein, nach Fehlgeburten, Eilei- situationen helfen. terschwangerschaften, Depressionen und Trä- nen. Für mich ist die PID ein Weg, Ja zum Leben Vielleicht ist es sinnvoll, einen Blick auf die aktu- zu sagen. Ich würde mich freuen, wenn wir die elle Situation zu werfen. Abtreibungen sind bis PID auch in Deutschland in engen Grenzen für zur zwölften Schwangerschaftswoche möglich. die betroffenen Paare zulassen könnten. Man darf auch Kinder im Mutterleib auf vielerlei Krankheiten untersuchen. Wir haben es gemein- sam geschafft, die Zahl der Spätabtreibungen zurückzudrängen. Gleichwohl sind sie möglich. Es gibt die Spirale und die Pille danach. Wolfgang Schäuble hat im Jahr 2001 einen bemerkenswer- ten Aufsatz mit der Überschrift „Vergesst die Mutter nicht“ geschrieben. Er befasst sich hier damit, dass eine befruchtete Eizelle in einer Petri- schale Lebenschancen erhält und dass diese an das Erreichen des mütterlichen Körpers gekop- pelt sind.

Welche Paare brauchen eigentlich PID? Die PID brauchen Paare mit einem hohen Risiko, ein ge- netisch schwer geschädigtes Kind auf die Welt zu bringen. Das wissen die betroffenen Paare in der Regel aber nicht vorher. Das wissen nur ganz wenige vorher. Diejenigen, die dann dort- hin gehen, haben schwere Schicksale durchlit- ten und meistens auch den Tod des ersten Kin- des verarbeiten müssen. Als ich in Amerika war, habe ich bei einer Gastfamilie gelebt, die sie- ben Kinder hatte, sechs Jungen und ein Mäd - chen. Fünf Jungen sind an Dychenne-Muskel - dystrophie gestorben. Meinen höchsten Re- spekt davor, wie es diese Frau geschafft hat, fünf Kinder zu begraben und trotzdem ihren Lebensmut zu behalten! Das Mädchen, mittler- weile eine Frau, hat sich allerdings in Amerika für eine PID entschieden, weil sie es nicht ge- schafft hätte, den Leidensweg ihrer Mutter noch einmal zu gehen. 8 Präimplantationsdiagnostik (PID)

Dr. Günter Krings auch eine Entscheidung darüber treffen, wie das höchste Beschlussorgan der CDU Deutschlands Herr Präsident! Frau Vorsitzende! mit diesem Thema umgehen möchte. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es gibt – das hat Katherina Reiche gerade ein- Ich spreche mich heute für ein Verbot der Prä - drucksvoll dargelegt – natürlich auch eine Ethik implantationsdiagnostik aus, dafür werbe ich. des Heilens. Diese Ethik des Heilens gibt es aber nicht um jeden Preis. Für mich und viele andere Zunächst bitte ich Sie aber, mit mir dafür zu ist die entscheidende Frage in dieser Debatte, votieren, dass wir hier und heute eine Entschei- welchen Zeitpunkt ich für den Beginn des dung treffen. menschlichen Lebens zugrunde lege. Das haben wir im Rahmen der Debatte über die Stammzel- Ich weiß, dass das manchen schwerfällt, weil das lenforschung und in vielen anderen Bereichen eine komplexe Fragestellung ist, bei der es dar- diskutiert. Ich habe für mich entschieden, dass um geht, dass man sein Wissen auffrischt, bevor ich bei all meinen Entscheidungen davon ausge- man sein Gewissen befragt. Als CDU Deutsch- he, dass bei einem kontinuierlichen Prozess der lands kommen wir aber nicht so oft zusammen Entstehung von Leben die entscheidende Zäsur wie der Deutsche . Parteitage finden die Verschmelzung von Ei und Samenzelle ist. für gewöhnlich einmal pro Jahr statt. Es wäre fa- Kann ich sicher sein, dass damit Leben beginnt? tal, wenn wir zu lange warten würden, wenn wir Sicher kann ich nicht sein; aber bei einer so vielleicht sogar einen weiteren Parteitag abwar- wichtigen Entscheidung muss ich den Beginn ten würden. Damit würden wir dem Bundestag möglichst risikoarm definieren. Für mich wäre es das Signal geben: Lasst euch viel Zeit, vielleicht auch ethisch zu gefährlich, einen späteren Zeit- bis Mitte nächsten Jahres. Der Bundesgerichts- punkt anzunehmen. Von daher ist für mich auch hof hat im Sommer eine für viele in höchstem das Leben, das in der Petrischale entsteht, Maße überraschende Entscheidung getroffen: menschliches Leben. Diese Definition bestimmt Zulassung der PID. Das Tor ist aufgestoßen wor- alle weiteren Entscheidungen. den. Wenn wir es nicht zügig wieder zumachen, dann werden Tatsachen geschaffen sein. Dann Der Embryo genießt gerade im Labor, in der Pe- können wir das Rad nicht mehr zurückdrehen. trischale, keinen natürlichen Schutz. Er ist nicht Dann ist die PID faktisch zugelassen. umgeben von der natürlich schützenden Hülle des Mutterleibes. Er ist besonders verletzlich. Es Als Partei, die das C im Namen führt, haben ist richtig, was gestern in Bewerbungsreden hier wir eine besondere Verantwortung, uns diesem gesagt worden ist: Wenn wir es mit der Ehr- Thema zu stellen. Ich sage damit ausdrücklich furcht vor dem Leben ernst meinen, wenn wir es nicht, dass man auf der Grundlage christlicher mit dem Lebensschutz und der Menschenwürde Verantwortung nur zu einer, nur zu meiner Ent- ernst meinen, müssen wir vor allem am Anfang scheidung kommen kann. Aber eine Partei, die und am Ende des Lebens besonders vorsichtig, das C im Namen führt, kann diesem Thema besonders umsichtig vorgehen. Besonders nicht ausweichen. Ich finde, sie kann bei diesem schutzwürdig, weil er schutzlos ist, ist der Em- Thema auch einer Entscheidung nicht auswei- bryo in der Petrischale im Labor. Deswegen müs- chen. sen wir den gesetzlichen Schutz hier verstärken und betonen. Von daher ist es gut, dass wir uns in den Punk - ten eins bis sieben und neun auf die gemeinsa- Es wird vielfach behauptet – wir werden dieses men Werte verständigen, die uns in dieser Frage Argument sicherlich auch in der Diskussion leiten. Unter Punkt acht müssen wir heute aber gleich noch hören –, es gäbe hier einen Wider- Das Leben ist unverfügbar 9

spruch zur Abtreibung, die wir in vielen Fällen Peter Hintze faktisch und auch rechtlich zulassen. Das ist erst einmal ein starkes Argument. Dieser angebliche Liebe Parteifreunde! Widerspruch resultiert aber aus dem Vergleich von zwei ganz unterschiedlichen Situationen. Es gibt Situationen im menschlichen Leben, da Bei der Präimplantationsdiagnostik haben wir ist die Politik zu einer ganz besonderen Behut- es mit einem medizinischen Vorgang zu tun. samkeit aufgefordert, und es gibt Situationen, Er wurde geplant, gesteuert und organisiert von da müssen sich unsere Prinzipien am Maß der Medizinern im Labor. Bei der Abtreibung hinge- Mitmenschlichkeit messen lassen. Die Präim- gen haben wir es mit einer existenziellen Kon- plantationsdiagnostik ist eine medizinische Hilfe fliktsituation von Frauen und jungen Paaren zu für Eltern, die sich in einer schweren seelischen tun; wir haben es mit einer Notsituation zu tun. Notlage befinden, und sie ist eine menschen- Ich finde, dass man diese beiden Umstände freundliche Alternative zur Pränataldiagnostik, letztendlich nicht vergleichen und deshalb aus zur Untersuchung im Mutterleib. dem einen keine Schlussfolgerung für das ande- re ziehen kann. Der Bundesgerichtshof hat zwei sehr interessan- te Feststellungen getroffen. Er hat gesagt: Diese Vielfach wird gesagt, man könne die PID einge- Untersuchung einer entwicklungsfähigen Zelle schränkt zulassen, man könne sie in engen Gren- in der Petrischale ist mit unserer Rechtsordnung zen zulassen. Ich sage nur: Wer meint, die PID voll vereinbar. Wichtiger noch ist die Feststel- eingrenzen zu können, der muss auch sagen, lung: Wenn wir hier ein Untersuchungsverbot er- wen er ausgrenzen will. Welche Krankheit, wel- lassen würden, dann würden wir in einen Werte- che Behinderung soll ausgegrenzt werden? Wer widerspruch hineinkommen. Jeder im Saal möge soll aussortiert werden? sich einmal folgende Fragen stellen: Die Unter- suchung im Mutterleib ist zu jedem Zeitpunkt Meine Damen und Herren! Gleich werden wir erlaubt; aber die Untersuchung in der Glasschale hoffentlich gemeinsam die Punkte eins bis sie- soll verboten werden? Der Schwangerschaftsab- ben und neun beschließen. Wir werden bei- bruch ist in den ersten drei Monaten aus jedem spielsweise sagen, dass wir dagegen sind, dass Grund erlaubt, bei Vorliegen einer medizini- zwischen lebenswertem und nicht lebenswertem schen Indikation – darüber sprechen wir hier – Leben unterschieden wird. Wir werden den sogar bis zum neunten Monat mit dem qualvol- Schutz der Menschenwürde in den Punkten eins len Ende einer Spätabtreibung; aber die abtrei- bis sieben betonen. Ich finde, dass diese beiden bungvermeidende PID soll verboten werden? Prinzipien am sichersten und am konsequente- sten umgesetzt werden, wenn wir gemeinsam Wer kann das verstehen? Der Bundesgerichtshof auch für das Verbot der PID stimmen. kann das nicht verstehen. Auch ich kann das nicht verstehen. Ich weiß nicht, wer sich als Mut- Vielen Dank. ter oder Vater, Großvater, Tante oder Onkel je- mals um eine Geburt gesorgt, das Bangen und das Zittern erlebt hat. Der kann vielleicht nach- empfinden, dass es das Schönste auf der Welt wäre, wenn nie und nirgendwo eingegriffen wür- de. Aber wenn untersucht wird, dann ist doch die Untersuchung in der Glasschale der mensch- lichere Weg. Jetzt möge sich jeder einmal vor- stellen, er sei der verantwortliche Arzt, die künstliche Befruchtung von drei Eizellen sei 10 Präimplantationsdiagnostik (PID)

gelungen und der Arzt wüsste, dass eine davon Dammbruch? Im Mutterleib ist jede Untersu- eine qualvolle Totgeburt erleiden würde. Wür- chung erlaubt. Worin besteht denn der Damm- den Sie der Frau eine solche Eizelle einschwem- bruch, wenn man schon in der Glasschale nach- men, wenn Sie das wüssten? Ich glaube, das wür- schaut? de keiner tun. Deswegen setzt die Regelung der Verbotsbefürworter auf ein Untersuchungsver- Das Absurdeste: Designerbaby. Liebe Freunde, bot, auf ein Erkenntnisverbot. Wenn wir es nicht wer einmal mit einer Frau gesprochen hat, die wissen, dann kommt der Konflikt erst später. die künstliche Befruchtung versucht und dabei Aber wann kommt er dann? Im Mutterleib, und viele Fehlversuche erlitten hat – 15 Prozent ge- dann kann die Frau diesen Konflikt austragen. lingen – der weiß, welche Belastung die Hor- Dieser wird oft bitter enden. mongaben für den Körper und die Seele darstel- len. Der kennt die Dramen, die mit der künstli- Ich glaube, es ist ein Gebot der humanitären chen Befruchtung verbunden sind. Dahinter Vernunft, dass wir nicht das Wissen verbieten. steht die Sehnsucht nach einem Kind. Wer glaubt, Für diejenigen, die sich für Geistesgeschichte in- dass die Sehnsucht nach blauen Augen irgendei- teressieren, verweise ich darauf, dass alle Versu- nen Menschen zur künstlichen Befruchtung trei- che in der Geschichte der Menschheit, Erkennt- ben wird, der geht an der Lebenswirklichkeit to- nis zu verbieten, zwar manchmal gut gemeint tal vorbei. waren, aber immer gescheitert sind. Günter Krings hat gesagt, für ihn sei die juristi- Jetzt gibt es eine Reihe von Vorwürfen. Der här- sche Definition, wann menschliches Leben be- teste Vorwurf greift einen bösen Begriff aus der ginne, entscheidend. Ich will auf die juristische deutschen Geschichte auf. Man spricht von Se- Argumentation nicht eingehen. Dazu hat sich lektion. Das ist bitter. Da zucken wir zusammen. der Bundesgerichtshof klar geäußert. Ich will Das ist aber eine Begriffsfalle; denn die Frage uns menschlich eine Frage stellen. Egal welche lautet: Untersuchung Ja oder Nein? Die Untersu- juristische Definition wir wählen, machen wir chung im Mutterleib ist zu jedem Zeitpunkt mit denn keinen Unterschied zwischen einem Fötus jeder Konsequenz erlaubt. Sollte nicht viel eher im Mutterleib, dessen Köpfchen, Arme und Bei- die Untersuchung in der Glasschale erlaubt sein, ne wir erkennen, und einer schützenswerten, bevor das Drama seinen Lauf nimmt? entwicklungsfähigen Zelle in der Glasschale, die vor uns liegt? Ich mache da einen Unterschied. Grenzüberschreitung. Seit 20 Jahren wird PID in nahezu allen zivilisierten Ländern der Welt ange- Bleiben unsere Prinzipien: Mitmenschlichkeit, wandt. Sie wird überall verantwortlich ange- Menschenwürde, Schutz des Lebens und Stim- wandt. Ich höre in der Debatte viele Fantasien, migkeit der Rechtsordnung. Wir, die wir die Va - zum Beispiel vom künstlichen Uterus, vom Kind, riante drei unterstützen, sind der Meinung, dass das in der Maschine entwickelt wird, und vieles wir diesen Prinzipien treu sind, dass wir dem mehr. Die Wirklichkeit ist aber ganz anders. Wir christlichen Verständnis vom Menschen treu können den Eltern und den Ärzten einen verant- sind. Ich weiß nicht, wer von Ihnen gestern im wortlichen Umgang bescheinigen. Gottesdienst war. Es waren die meisten von uns. Die beiden Bischöfe haben über Offenbarung, Dammbruch. Welcher Damm bricht denn da? 21, das letzte Buch der Bibel über das Ende der Wir haben im Jahr 200 000 Schwangerschaftsab- Welt gepredigt. Der Kernvers war: brüche. Das ist bitter. Es gibt wahrscheinlich ei- ne halbe Million bis eine Million Menschen, die Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Au- die Spirale benutzen. Die Spirale führt dazu, dass gen, und es wird kein Leid mehr sein und kein sich die befruchtete Eizelle nicht einnisten kann. Schmerz mehr. Das Leben ist unverfügbar 11

Dann haben sie in ihrer Predigt gesagt, das sei Julia Klöckner am Ende der Tage Gottes Handeln an uns. Bis dahin sei die Politik aufgefordert, alles daran zu Sehr geehrte Damen und Herren! setzen, Leid und Tränen zu verhindern. Deswe- Liebe Freunde! gen glaube ich, dass wir als Christenmenschen guten Gewissens zu dieser Hilfe Ja sagen kön- Hauptsache gesund – das ist wohl der normalste nen. Ich bin froh, dass , Wunsch der Welt, den Eltern haben. Auch der Kristina Schröder, Wolfgang Schäuble und viele Wunsch, die Politik möge Leid und Tränen ver- Delegierte gesagt haben: Ja, gerade als Christen hindern, ist ein hoher Wunsch, den die Politik im sagen wir, dass diese Mitmenschlichkeit ein Leben niemals erfüllen können wird; denn zum Gebot ist, dem wir folgen. – Dafür werbe ich. – Leben gehören leider auch Schattenseiten. Danke schön. Hauptsache gesund – das ist ein Wunsch, den ich mit vollem Herzen unterstütze. Eltern tun alles, damit ihre Kinder gesund bleiben oder, wenn sie krank sind, gesund werden, geheilt werden. Wenn eine Heilung nicht möglich ist, dann muss der Staat alles Mögliche tun, um diese Eltern zu unterstützen, damit Leben an - genommen werden kann und Leben gelingt.

Mich hat das Gespräch mit Vertretern von Behin- dertenverbänden sehr betroffen gemacht. Sie sag- ten: Frau Klöckner, die Debatte über die PID be- trifft uns in unserem tiefsten Inneren. Viele derer, die Ihnen heute gegenübersitzen, würden heute nicht hier sitzen, wenn es PID gegeben hätte.

Wenn etwas zugelassen ist, wenn die Tür nicht mehr geschlossen werden kann, dann wird auch der Druck wachsen.

Dann werden sich Eltern rechtfertigen müssen, warum ein Kind, das geboren wird, vermeintlich nicht perfekt ist, was auch immer in dieser Ge- sellschaft unter perfekt verstanden wird. Die Frage danach, welches Leben glücklicher ist, das Leben eines Kindes, das behindert ist, das eines Kindes, das nicht so schwerwiegend behindert ist, oder das Leben eines Kindes, das gesund ist, kann ich nicht beantworten. Ich bezweifle auch, dass der Deutsche Bundestag über eine Liste von Krankheiten entscheiden kann, die der Grund dafür sein können, dass ein Leben nicht angenommen wird, ein anderes aber doch.

Können Sie sich vorstellen, dass wir im Bundes- tag über Krankheiten abstimmen? 12 Präimplantationsdiagnostik (PID)

Mich leitet der Hinweis: Bedenke das Ende! Die ein Check, besagt, dass dieser Embryo reif und CDU ist anders als andere Parteien, denn wir re- wert für das Leben ist, dann ist mir sehr unwohl den über PID. Die SPD duckt sich in dieser Frage dabei. und springt nachher auf den Zug auf, auf dem sie am meisten Applaus bekommt. Wir machen Liebe Freundinnen und Freunde, Leben ist Selbst- das anders. Das ist gut so; das eint uns hier heu- zweck. Zur Frage der Erkenntnis: Kollege Hintze, te Morgen. ich glaube nicht, dass es um ein Erkenntnisver- bot geht; das ist nicht die Frage. Die Frage ist: Ich sage noch einmal, dass mich der Hinweis Was machen wir mit dieser Erkenntnis? Sie führt leitet: Bedenke das Ende! Wenn man den ersten zur Selektion. Schritt geht, sollte man auch wissen, wo man an- kommen könnte. Die Aussage, die These, dass der Fötus im Mut- terleib etwas anderes ist als der Embryo in der Es gibt Krankheiten wie Mukoviszidose; ich sel- Petrischale, ist meiner Meinung nach gerade das ber bin Schirmfrau einer MS-Selbsthilfegruppe. Problem; denn ich kann nicht nachvollziehen, an In früheren Zeiten haben Kinder mit dieser welchem Tag das Leben ein Stückchen mehr Krankheit gerade einmal das Grundschulalter Würde und wieder ein Stückchen mehr Würde erlebt; heute gibt es Erwachsenenselbsthilfe- erwirbt. Entweder sind Wert und Würde von An- gruppen. Man kann genetisch feststellen, ob fang an da oder eben nicht. ein Mädchen – die Tochter, die noch nicht gebo- ren ist –, eine Veranlagung zu Brustkrebs hat. Liebe Freundinnen und Freunde, wir sind alle so Wenn das so ist, heißt das aber nicht, dass der unterschiedlich. Wenn wir alle in unsere Kinder- Brustkrebs ausbrechen muss, geschweige denn, tage, zur Geburt und weitere Schritte zurückge- dass in den kommenden 50 Jahren keine neuen hen, dann wird klar: Wir alle haben als Embryo- Therapien dagegen entwickelt werden. Wenn nen begonnen, als Embryonen, bei denen wir man bei der PID, bei dem Aussuchen und Aus- heute darüber richten, ob das Programm, was in sortieren, Ja zu einem Kind sagt, dann ist dieses ihnen ist, überhaupt gelebt werden darf, ob das Ja zu einem Kind immer auch mit einem Nein zu Leben auf der Welt sein darf. Es macht mir Sor- einem anderen Kind verbunden. Wollen wir das? ge, wenn wir das in die Hände von Menschen le- Ich will das nicht. gen, wenn wir aussortieren.

Ich möchte den Blick auf das mögliche Ende der Es gibt Entscheidungen, da kann man nicht ein Entwicklung richten. Sie erinnern sich, dass die bisschen schwanger sein, da sei euer Ja ein Ja Spätabtreibung damals unter der Prämisse zuge- und euer Nein ein Nein. Deshalb bin ich der Mei- lassen worden ist, dass man den Frauen, den nung, dass wir die erste Variante, die bedeutet, werdenden Müttern, das Leid nimmt, wenn ihr die Entscheidung darüber zu vertagen – es wird Leben gefährdet ist. Heute führt ein Chromo- kein Vertagen sein, weil wir uns über keinen som mehr dazu, dass man kurz vor der Geburt zweiten Termin verständigen könnten –, ableh- Kinder abtreiben kann. Ich mag nicht darüber nen sollten. Ich finde, es steht den Delegierten richten – das steht mir auch gar nicht zu –, aber eines Parteitages sehr gut an, darüber zu ent- mein Glaube und meine Logik sagen mir: Wenn scheiden und zu zeigen, was Partei bedeutet. das Leben ein Geschenk Gottes ist, dann ist die- Deshalb bin ich der Meinung, dass wir heute ent- ses Geschenk nicht unter Bedingungen gegeben. scheiden sollten und müssen. Dann dürfen wir das Geschenk nicht neu packen. Liebe Freunde, ich gehöre weiß Gott nicht zu Wenn Leben – Embryonen – in Zukunft nur noch denjenigen, die jeden Tag behaupten, die CDU unter Vorbehalt gezeugt werden darf, bis ein TÜV, hätte sich von ihren Grundsätzen entfernt. Aber Das Leben ist unverfügbar 13

welche konkreten Entscheidungen folgen denn Dr. aus unserem Grundsatzprogramm? In unserem Grundsatzprogramm von 2007 – unser Parteitag Herr Tagungspräsident! Frau Bundeskanzlerin! fand am 3. und 4. Dezember in Hannover statt –, Liebe Delegierte! das von der Mehrheit der Partei akzeptiert bzw. angenommen worden ist, steht ganz klar: Ich verkenne nicht das schwere Schicksal von Paaren, die sich sehnlichst ein Kind wünschen; Das noch nicht geborene Leben bedarf begin- Katherina Reiche und Peter Hintze haben dazu nend mit der Verschmelzung von Samen und vorgetragen. Ich verkenne auch nicht das schwe- Eizelle unseres besonderen Schutzes und unse- re Schicksal von Familien, die mit Hingabe und res kritischen Umgangs mit den sich weiter ent- oft unter Aufbietung aller Kräfte behinderte Kin- wickelnden Möglichkeiten der Pränataldiagno- der pflegen und in ihrer Umgebung dafür nicht stik. Wir treten für ein Verbot der Präimplantati- immer die notwendige Zuwendung oder auch onsdiagnostik (PID) ein. nur das notwendige Verständnis finden.

Das steht im Grundsatzprogramm von 2007. Ich meine deshalb, dass wir im Zusammenhang mit dieser Debatte über Alternativen, über Hil- Liebe Freundinnen und Freunde, viele haben an fen sprechen müssen, so wie wir das zum Bei- diesem Grundsatzprogramm mitgearbeitet. spiel im Rahmen der Debatte zur Spätabtreibung Wenn nach drei Jahren Grundsätze nicht mehr getan haben: Wie können wir Familien mit be- gelten sollen, dann frage ich mich, warum wir hinderten Kindern besser helfen? So haben wir überhaupt noch über Grundsätze debattieren. das auch im Rahmen der Stammzelldebatte ge- tan. Wir haben überlegt: Kann es nicht alternati- Deshalb meine ich: Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ve Untersuchungsmethoden geben, die uns von sei ein Nein. Das Leben ist ein Geschenk; dort, den embryonalen Stammzellen wegbringen? wo es vermeintlich nicht so perfekt ist, liegt eine große Chance darin, Menschen zu begleiten und Gibt es hier Methoden, die uns von der PID weg- das Antlitz der Gesellschaft so wirken zu lassen, bringen? Ich nenne in diesem Zusammenhang dass sich Humanität im Sinne des Nächsten und die Polkörperchenuntersuchung, die Untersu- nicht im Sinne des Perfekten widerspiegelt. Des- chung von unbefruchteten Eizellen, bei der halb trete ich für eine klare Aussage gegen PID schon eine Vielzahl von Eizellen aussortiert wer- ein. den könnte, die noch kein menschliches Leben sind, weil sie noch nicht befruchtet sind, aber an denen man Schäden erkennen könnte.

Ich bin trotz Anerkennung des Leides, das behin- dertes Leben bringen kann – übrigens kann es auch ein sehr erfülltes und erfreuliches Leben sein –, dafür, dass wir uns heute, wie es unser Grundsatzprogramm vorsieht, ganz klar gegen die PID aussprechen.

Als Tierärztin weiß ich, dass mit dem Zeitpunkt der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle ein neuer Chromosomensatz entsteht und dass damit das In- dividuum in seiner Besonderheit, in seiner Einzig- artigkeit, ja in seiner Individualität entsteht. Auf 14 Präimplantationsdiagnostik (PID)

dieser Grundlage entwickelt es sich vom Embryo Ursula Heinen-Esser zum Fetus, zum Säugling, zum Kind, zum Jugendli- chen, zum Erwachsenen, zum Greis. Jeder Einzelne Liebe Freunde! von uns, der hier ist, hat diese Entwicklung durch- laufen bzw. durchläuft sie noch. Zu jedem Zeitpunkt Es gibt Paare, die um ihre erbliche Vorbelas- dieser Entwicklung ist der Mensch ein Mensch. tung wissen und sich dennoch von ganzem Herzen ein Kind wünschen. Vielleicht haben Als Christin bin ich zutiefst davon überzeugt, sie keine andere Möglichkeit als die künstliche dass jeder Mensch von Anfang an von Gott ge- Befruchtung. Vielleicht haben sie schon eine wollt ist. Er ist geliebt, und er ist angenommen, Fehlgeburt erlebt, vielleicht haben sie eine egal wie er ist, egal wie klein er ist, wie verletz- Totgeburt erlebt. Gerade haben die Mütter lich er ist, wie unvollkommen er ist oder wie feh- noch das Herz ihres Kindes schlagen gespürt, lerhaft aus unserer Sicht er sein mag. Er ist von in der nächsten Stunde ist es im Mutterleib Gott gewollt und angenommen. gestorben. Sie haben vielleicht neun Monate lang ein Kind aus getragen und es ist direkt Deshalb, liebe Freunde, kommt jedem Menschen in nach der Geburt gestorben. Diese Eltern, die- jeder Lebensphase der Schutz unseres Grundgeset- se Paare verstehen nicht, warum die Präim - zes, insbesondere von Artikel Eins unseres Grund- plantationsdiagnostik verboten werden soll. gesetzes, der jedem Menschen die Unverletzlich- Sie verstehen nicht, dass eine Untersuchung keit seiner Würde zusichert, zu. Ich habe die Sorge, an einer befruchteten Ei zelle, die außerhalb dass, wenn wir PID aus humanitären Gründen in des Mutterleibs nicht lebensfähig ist, verboten engen Grenzen zulassen könnten, diese Eingren- werden soll. Sie ver stehen nicht, dass gleich - zung eben nicht möglich sein wird; denn die ent- zeitig die Untersuchung des Kindes im Mut - scheidende Frage hat Julia Klöckner gerade schon terleib erlaubt ist, notwendig ist, mit manch- gestellt: Wer definiert die Grenzen? Wer schreibt mal bitteren Kon sequenzen, wenn wir an die Grenzen entsprechend der medizinischen Ent- Frucht wasser unter suchungen oder Ähnliches wicklung fort? Ich muss Ihnen sagen: Ich möchte denken, die zur Lebensbedrohung des Kindes das als Bundestagsabgeordnete nicht machen müs- werden können. sen. Ich glaube, das dürfen wir auch gar nicht tun. Maria Flachsbarth, du hast gerade gesagt, der Wir haben die Entwicklung in Großbritannien Deutsche Bundestag könne nicht vorschreiben, beobachtet. Dort werden inzwischen über ein- welche Krankheiten untersucht werden. Aber hundert Erkrankungen im Rahmen von PID un- wer schreibt denn vor, auf welche Krankheiten tersucht. Dort kommt es zur Zeugung von Heil - das Kind im Mutterleib untersucht wird? Wir geschwis tern, die gezeugt werden, um zum Bei- sprechen hier über einen Dammbruch, aber die spiel als Stammzellenspender für ihre erkrank- Tür steht schon offen. Es ist doch ein Wertungs- ten Geschwister zu dienen. Ich glaube, diese Tür widerspruch, zu sagen, wir erlauben die Unter- dürfen wir nicht öffnen. Ich fürchte, dass wir auf suchungen im Mutterleib, aber wir erlauben eine schiefe Bahn geraten. Ich finde, wir sollten nicht die Untersuchung einer befruchteten Ei - dem Schöpfer nicht ins Handwerk pfuschen. zelle außerhalb des Mutterleibs.

Deshalb bitte ich den Parteitag um das eindeutige Diese Eltern verstehen auch nicht, warum die Signal, dass wir an unserem Grundsatzprogramm Präimplantationsdiagnostik verboten werden festhalten. Ich bitte zugleich um den Respekt für soll, während die Abtreibung, die Tötung des alle, die sich im wahrsten Sinne des Wortes um ei- Kindes bis zur zwölften Woche ohne Angabe ne gewissenhafte Entscheidung in dieser schwie- von Grün den und danach die Spätabtreibung rigen Frage bemühen. – Herzlichen Dank. erlaubt ist. Das Leben ist unverfügbar 15

Wir dürfen also keine befruchtete Eizelle unter- Prof. Dr. suchen, wir dürfen aber das Kind untersuchen, und wir dürfen abtreiben. Die Tür steht doch Frau Vorsitzende! schon sperrangelweit offen. Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Meine Damen und Herren, die Eltern wünschen Es handelt sich bei der Präimplantationsdiagnos - sich sehnlichst ein Kind, das eine Chance zum tik um genetische Untersuchungen am Embryo Leben bekommt. Sie wünschen sich nicht blaue und nicht, wie immer gesagt wird, an der be- Augen, es geht nicht darum, ob es dick, groß fruchteten Eizelle; denn die befruchtete Eizelle oder klein ist. Es geht darum, dass ein Kind eine allein kann ich gar nicht untersuchen, ohne sie Chance zum Leben bekommt. Dafür unterziehen zu zerstören. Es geht also um Untersuchungen sich die Mütter enormen körperlichen Anstren- am Embryo, an einem weiter fortgeschrittenen gungen, zum Beispiel Hormonbelastungen; Zellstadium. Das festzuhalten ist ganz wichtig, Peter Hintze hat es vorhin ausgeführt. Sie tun damit wir wissen, worüber diskutiert wird. das immer verbunden mit der Angst, das Kind zu verlieren. Der Bundesgerichtshof hat auch nicht, wie teilwei- se gesagt wurde, festgestellt, dass die PID zugelas- Liebe Freunde, die PID ist ein klares Ja zum sen ist, oder dass wir gar das Verfahren der Präim- Leben. Sie hilft Eltern, die sich ein Kind wün- plantationsdiagnostik zulassen müssen. Er hat in schen. einem einzelnen Strafverfahren entschieden, dass die zugrunde liegenden Normen nicht bestimmt genug sind, eine Verurteilung eines Arztes herbei- zuführen, der eine Präimplantationsdiagnostik vorgenommen hat. Es ist ein ganz großer Wer- tungsunterschied, ob wir nicht hinreichend be- stimmte Normen haben oder ob uns ein Gericht sagt, dass wir die PID zulassen müssen. Wir müs- sen es nicht, vielmehr müssen wir hinreichend kla- re Normen schaffen. Das ist unser Auftrag.

Es besteht auch kein Wertungswiderspruch ge- genüber Abtreibungen oder gar Spätabtreibungen. Es gibt Verfahren, nicht die Präimplantationsdiag - nostik, sondern beispielsweise die eben genannte Polkörperchenuntersuchung, die nicht in einem späten Stadium beim Embryo ansetzt, sondern in einem frühen Stadium, bevor die Eizelle überhaupt befruchtet ist. Es geht nicht um die Frage, lassen wir Erkenntnisgewinn zu, ja oder nein, sondern es geht um die Frage, welches Verfahren wir wählen.

Da frage ich mich: Warum müssen wir immer Un - tersuchungen am Embryo vornehmen? Es gibt heute mit der Polkörperchendiagnostik die Mög- lichkeit, 90 Prozent der Erkrankungen festzustel- len, die ich mit der PID feststellen würde, aber durch Untersuchung nur der Eizelle, also in einer 16 Präimplantationsdiagnostik (PID)

Situation, in der ich noch keinen Embryo habe. Dr. Regina Görner Ich frage mich deshalb: Warum müssen wir Un- tersuchungen am Embryo durchführen? Schönen guten Morgen, meine Damen und Herren! Liebe Parteifreundinnen! Ich stelle mir vor, wie es in fünf Jahren aussehen Liebe Parteifreunde! würde, wenn wir die Präimplantationsdiagnostik zulassen. Wir werden weitere Fragen einbeziehen; Ich möchte meine Ausführungen mit dem Hinweis das ist eben schon gesagt worden. Die Möglich- beginnen, dass mir bewusst ist, dass es in dieser keit, an Brustkrebs zu erkranken, oder das Risiko, Frage keine einhundert Prozent richtige oder ein- einen Herzinfarkt zu bekommen, kann ich gene- hundert Prozent falsche Entscheidung gibt. tisch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit unter- suchen. All diese Dinge werden mit einbezogen Wie immer man sich entscheidet: Man muss werden. Damit werden Tür und Tor weit geöffnet. Menschen in ihren Perspektiven beeinträchti- gen. In einer solchen Situation kann es ethisch Und was wird in fünf Jahren passieren, wenn wir immer nur um eine Abwägung von Gütern ge- die PID verbieten? Es wird andere Untersuchungs - hen. Mir ist wichtig, dass wir uns klarmachen, methoden geben. Untersuchungen, die nicht am dass es hier nicht nur um die Menschenwürde Embryo ansetzen, werden perfektioniert werden. des Embryos geht, sondern um die Würde aller Diese Diskussion erinnert mich sehr stark an die Menschen, nicht nur der ungeborenen, sondern Diskussion zur embryonalen Stammzellenforschung. auch und gerade der geborenen. Von denen Auch da hat man uns gesagt, man müsse unbe- möchte ich hier reden. dingt mit embryonalen Stammzellen forschen, sonst gingen die Erkenntnisse den Bach runter. Meine Damen und Herren, wir erwarten heute als Heute wissen wir: Mit adulten Stammzellen lassen Verbraucher, dass die Produkte, für die wir Geld sich in den allermeisten Fällen die gleichen Er- ausgeben, fehlerfrei funktionieren und unseren kenntnisse gewinnen. 75 Erkrankungen können Ansprüchen genügen. Ich habe den Eindruck, dass heute aufgrund der Forschung mit adulten Stamm- wir diese Erwartungen nicht nur an Güter und zellen behandelt werden, keine Erkrankung auf- Dienstleistungen stellen, sondern zunehmend grund der Forschung mit embryonalen Stammzel- auch an die Menschen. Wenn es dann doch zu len. Wir werden, wenn wir die Präimplantations- Funktionsstörungen und Abweichungen vom Er- diagnostik verbieten, mit der Polkörperchendiag - wartungsprofil kommt, dann verlangen wir von nostik weitere Erkenntnisse gewinnen; sie wird der medizinischen Forschung, dass sie rasch Ab- uns die gleichen Erkenntnisse bringen. Wir brau- hilfe schafft. Wir erwarten nicht nur, dass die Me- chen aber keine Forschung an Embryonen. dizin das Kinderkriegen auch denen ermöglicht, bei denen die Natur versagt hat, sondern dabei Ich glaube, dass wir heute ein klares Votum soll auch sichergestellt werden, dass die Medizin brauchen. Wir dürfen diesen Punkt nicht ver- nicht versagt und nicht abermals unsere Erwar- schieben; denn wenn wir heute keinen Beschluss tungen an Gesundheit und Funktionsfähigkeit be- dazu fassen und dann als Gesetzgeber im Deut- einträchtigt werden. Dass dies heute von vielen schen Bundestag tätig werden, wird es die Prä - gar nicht mehr als Problem empfunden wird, hat implantationsdiagnostik geben, und wir werden natürlich auch mit diesem Gesundheits- und Ju- dieses Thema nicht mehr neu aufrollen können, gendlichkeitskult zu tun, der körperliche Funkti- wenn es bereits ein Jahr lang PID gegeben hat. onsfähigkeit zu einer absoluten Norm erhebt und alles abwertet, was nicht dieser Norm entspricht. Ich hoffe, dass die CDU heute ein klares Signal für ein Verbot setzt, die klare Entscheidung Fitness und makellose Ästhetik sind das Maß al- trifft, PID zu verbieten. – Ich danke Ihnen. ler Dinge. Was dem nicht entspricht, wird weg - Das Leben ist unverfügbar 17

operiert. Wir glauben, einen Anspruch zu haben Das heißt im Übrigen nicht, dass man Menschen auf Gesundheit, körperliches Wohlbefinden, auf verurteilen muss, die nicht die Kraft haben, diese ein erfülltes Sexualleben und einen Alterungs- Verantwortung zu tragen. Im Schwangerschafts- prozess, der von Vergänglichkeit und körperli- konflikt beispielsweise entsteht ein tragisches chen Defiziten nichts weiß. Dass wir damit zu- Dilemma. Hier stehen zwei Leben im Konflikt nehmend die Welt unwirtlicher machen für alle, miteinander. Wenn das eine nur auf Kosten des die den Normen der Werbewelt nicht entspre- anderen überleben kann, dann ist der Schwan- chen, blenden wir gezielt aus. gerschaftsabbruch vielleicht das kleinere Übel; aber es bleibt ethisch ein Übel, das allerdings Mein Plädoyer gegen die Freigabe der Präim- auch durch Strafbewehrung nicht beseitigt wer- plantationsdiagnostik hat nicht Embryos, Zell- den kann. Die Präimplantationsdiagnostik hinge- haufen oder was auch immer im Blick, sondern gen wird mit diesem Konflikt nicht einfach nur die menschliche Wirklichkeit, die auch in Zu- konfrontiert. Sie ruft diesen Konflikt überhaupt kunft von Vergänglichkeit, Tod, Krankheit, ge- erst hervor, und das ist meines Erachtens auch sundheitlichen Beeinträchtigungen und Behin- mit dem verständlichen Wunsch von Menschen, derungen charakterisiert sein wird. gesunde Kinder zu bekommen, nicht zu rechtfer- tigen. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Ich frage mich, was die Freigabe der PID, auch in engen Grenzen, für Menschen bedeutet, die mit Krankheit und Behinderung leben müssen. Müs- sen sie sich nicht fragen, ob sie nicht eine Zumu- tung für die Gesellschaft darstellen, ob sie das Recht haben, die Kosten zu verursachen, die ihre Erkrankungen und Behinderungen mit sich brin- gen? Die Menschen, die schon mit ihren Behin- derungen auf die Welt gekommen sind, werden sie sich künftig dafür rechtfertigen müssen, dass ihre Eltern nicht rechtzeitig mittels PID verhin- dert haben, dass sie geboren wurden? Behinde- rungen, Krankheiten, Alter und geminderte Leis - tungsfähigkeit gehören zum menschlichen Le- ben. Menschen haben ein Recht darauf, dass wir ihre Würde, ihr Bedürfnis nach Teilhabe und Selbstverwirklichung auch dann respektieren, wenn sie nicht oder nicht mehr problemlos funk- tionieren, und dass wir ihnen und ihren An- gehörigen in dieser Situation beistehen.

Ich glaube deshalb, meine Damen und Herren: Der Staat kann nicht zulassen, dass Menschen nur dann menschliche Bindung eingehen wollen, wenn daraus allein eitel Sonnenschein entsprin- gen kann. Wer mit Kindern leben will – niemand muss das, und niemand hat ein Recht darauf –, der muss auch bereit sein, Defekte und Schwie- rigkeiten anzunehmen. Das ist die Basis der Hu- manität unserer Gesellschaft. 18 Präimplantationsdiagnostik (PID)

Dr. Peter Liese anwältin aus Brüssel anwesend, die mit Muko- viszidose, also mit dem gleichen Gen, geboren Frau Vorsitzende! wurde und die durch eine gute Therapie so weit Meine lieben Parteifreundinnen ist, dass sie ein fast normales Leben führen kann. und Parteifreunde! Die Mukoviszidose ist eine der häufigsten Er- krankungen, die durch PID in den Ländern, in In dieser Debatte müssen wir beides berücksich - denen sie zugelassen ist, diagnostiziert wird. tigen: Unsere Prinzipien und die konkrete Lebens - Ich sage: Das Leid, das jemand hat, lässt sich situation, das konkrete Leiden der Familien, die durch diese Diagnostik überhaupt nicht voraus- das Risiko tragen, ein krankes Kind zu bekommen. sagen, sondern es hängt viel damit zusammen, Seit über 20 Jahren arbeite ich mit diesen Famili- wie die Gesellschaft mit diesen betroffenen en. Ich habe meine Doktorarbeit am Institut für Familien und den betroffenen Kindern hinterher Humangenetik geschrieben und dabei viele Fami- umgeht. Daran sollten wir arbeiten. lien mit schweren Konflikten kennengelernt. Ich habe in einer Kinderklinik gearbeitet und schwer- Nun kann man sagen, dass das eine das andere kranke Kinder, die an genetisch verursachten Er- nicht ausschließt: Warum sollen wir also nicht krankungen leiden, behandelt. die Methode anbieten und trotzdem dann, wenn sich Paare für ein Kind entscheiden, die best- Ich bin als Europaabgeordneter für die Gesund- mögliche Unterstützung geben? Die Erfahrung heitspolitik unserer Fraktion verantwortlich. Je- im Ausland und im Inland zeigt leider, dass es de Woche kommen Familien zu mir, die zum Bei- sich eben doch ausschließt. Es wird nämlich von spiel Kinder mit Mukoviszidose – dieser Schleim- Verwandten, von Eltern, vom Partner und leider drüsenerkrankung, die vor allen Dingen die Lun- auch von meinen Berufskollegen, also von Ärz- ge schädigt – oder mit anderen genetisch be- ten, die Frage gestellt: Kann man das heute nicht dingten Erkrankungen haben. Ich nehme das vermeiden? Es sollte nicht sein, aber aufgrund Leid dieser Familien sehr ernst. Es ist meine täg- des ärztlichen Haftungsrechts sind wir schon in liche Arbeit, diesen Familien bestmöglich zu hel- eine Schieflage gekommen. fen. Mir geht es bei dieser Arbeit nicht darum, wie man menschliche Lebewesen, die ein Gen Mein früherer Chefarzt hat mir einen ganz für eine Erkrankung haben, aussortieren kann. schlimmen Fall geschildert. Die zweithäufigste Mir geht es vielmehr darum, wie man durch For- Erkrankung, die neben der Mukoviszidose im schung die Therapie verbessern kann und wie Ausland diagnostiziert wird, ist das Down-Syn- man lebenswürdige Rahmenbedingungen für drom. Er hat mir berichtet, dass der Medizini- diese Familien schaffen kann, um ihnen – auch sche Dienst einer Krankenkasse zu einer Familie das steht in unserem Grundsatzprogramm – das gekommen ist, die Hilfen für ein Kind mit Down- Ja zum Kind zu erleichtern. Syndrom, dem sogenannten Mongolismus, be- antragt hat. Die erste Frage, die dieser Arzt vom Über das Thema Mukoviszidose habe ich letzte Medizinischen Dienst gestellt hat: Warum haben Woche sehr intensiv mit Patienten aus ganz Euro- Sie nicht vorgeburtliche Untersuchungen in An- pa gesprochen. Es ist ein Beispiel dafür, dass man spruch genommen und das Kind abtreiben las- dieses Leid vorgeburtlich nicht voraussagen kann. sen? – Das ist Gott sei Dank noch eine Ausnah- me. Aber dieses Denken ist in unserer Gesell- In meinem Büro in Brüssel war eine Mutter aus schaft leider vielfach verbreitet. Auch das sollten Litauen mit ihren erkrankten Kindern. Sie ringt wir im Hinterkopf haben. darum, dass sie überhaupt eine Therapie für ihre Kinder und für andere Betroffene bekommt. Damit sind wir bei den engen Grenzen. Wir kön- Beim gleichen Gespräch war eine junge Rechts- nen von den engen Grenzen in jeder Debatte Das Leben ist unverfügbar 19

hören. Wenn in den Nachrichten nur zehn Se- Das Schwierigste an der Debatte – das sehe ich kunden für eine entsprechende Meldung Zeit sehr wohl – ist der zumindest teilweise vorhan- ist, dann wird immer gesagt, dass sich die Befür- dene Wertungswiderspruch zwischen der Praxis worter für enge Grenzen aussprechen. Aber wie der Abtreibung und der Diskussion über Präim- sind denn diese engen Grenzen definiert? Keiner plantationsdiagnostik. Man kann es sich dabei hat eine klare Definition dafür, was eine schwer- nicht einfach machen. Man muss anerkennen – wiegende Krankheit und was keine schwerwie- das hat auch Frau Merkel in ihrer gestrigen Rede gende Krankheit ist. Ist Mukoviszidose eine getan – dass wir auch bei der Abtreibung ein schwerwiegende Krankheit? Ist das Down-Syn- Problem haben. Es ist nicht so, dass wir hier kei- drom eine schwerwiegende Erkrankung? Ich nen Handlungsbedarf haben. Die einfache Rech- möchte, dass sich jemand hier an das Rednerpult nung „Wir lassen die PID zu, und dann haben wir stellt und sich zu der Frage äußert: Mukoviszido- weniger Abtreibungen“ geht nicht auf. se – ja oder nein, Down-Syndrom – ja oder nein? Dann wissen wir, worüber wir reden. Die internationalen Statistiken besagen, dass wir sogar sehr viele Abtreibungen aufgrund medizi- Die Festlegung von schwerwiegenden Erkran- nischer Indikation nach der PID haben. kungen ist immer subjektiv. Natürlich ist es für Eltern ein Schock, wenn sie erfahren, dass ihr Die Paare lassen erst eine PID durchführen, und Kind ein Risiko für Brustkrebs hat. Es ist aber trotzdem kommt es zur Abtreibung. Woran liegt nicht sicher, dass die Krankheit auftritt, sondern das? Die PID ist eine sehr unsichere Methode. die Erkrankung ist nur wahrscheinlicher als bei Viele Erkrankungen werden nicht festgestellt. anderen Kindern. Die entsprechende Untersu- Da sich die Paare aber so sehnlichst ein gesun- chung wird im Ausland gemacht. Mit der Defini- des Kind wünschen, wird eine Fruchtwasserun- tion, die uns heute über schwerwiegende gene- tersuchung gemacht. So kommt es auch noch zu tisch bedingte Erkrankungen vorliegt, kann man Abtreibungen nach dem dritten Monat. Das sind das machen. leider die medizinischen Fakten. Die Rechnung „PID zulassen, dann gibt es diese Abtreibungen Ich habe vor einigen Tagen im Deutschen Ärzte- nicht mehr“ geht leider nicht auf. Deswegen blatt gelesen, dass wir über die Genetik des Herz- sollten wir dieses Argument nicht benutzen. infarkts immer mehr lernen. Wo ist denn da die Grenze? Bei Brustkrebs geht es um eine Wahr- Wir müssen auch auf die Rechtslage hinweisen. scheinlichkeit für eine Erkrankung von 90 Pro- Es ist nicht so, dass wir eine Rechtslage haben, zent im Vergleich zu einer Durchschnittswahr- die besagt: Wenn eine Behinderung droht, dann scheinlichkeit von zehn Prozent. Wäre ein Ver- wird abgetrieben. Es gibt nämlich keine eugeni- hältnis von 80 zu 20 oder vielleicht auch von 50 sche Indikation. Die Krankheit des Kindes alleine zu 50 akzeptabel? Diese Grenzen müssen wir darf nicht zur Abtreibung führen, sondern es beschreiben. gibt nur eine medizinische Indikation, bei der man sagt: Die Frau schafft es nicht. Es muss so- Im Ausland wird auf diesem Gebiet leider sehr gar eine schwerwiegende psychische Notlage in viel gemacht. Alle sprechen von engen Grenzen. der Zukunft drohen. Es geht im Grunde um die Ich habe noch keinen Briten, keinen Spanier und Gefahr, dass sich die Frau umbringen könnte, keinen Belgier getroffen, der nicht gesagt hat, weil sie ein behindertes Kind bekommt. dass es nur in engen Grenzen gemacht wird. Aber keiner beschreibt diese Grenzen und keiner Das war damals die Rechtskonstruktion, mit der sagt, wo diese engen Grenzen aufhören. Da ha- man diese Möglichkeit zugelassen hat. In der ben wir ein Problem. Deswegen hat Frau Merkel Praxis ist es so, dass sich Frauen wehren müssen. recht, wenn sie sagt: Das kann man nicht. Ich kenne das. Die Frauen müssen sich wehren, 20 Präimplantationsdiagnostik (PID)

wenn sie keine Pränataldiagnostik in Anspruch Beispiel dafür, dass über 90 Prozent der Risiken nehmen wollen. Diese Praxis ist falsch; denn die schon mit einer Untersuchung der Eizelle ausge- Rechtslage ist ganz anders. schlossen werden können. Es ist ethisch etwas anderes, ob ich eine Untersuchung vor der Be- Wir müssen Frauen unterstützen, die sich für das fruchtung oder nach Abschluss der Befruchtung Kind entscheiden, auch in einem solchen Konflikt- mache. Und aufgrund der engen Grenzen, die in fall. Auch da haben wir alle von engen Grenzen, Deutschland und in anderen Ländern wie Italien von schwierigen Konfliktlagen und von Ausnah- gelten – auch das ist ein Fortschritt –, gibt es mesituationen gesprochen. Wie kommen wir Forscher, die diese Methode immer weiter ver- denn dazu, zu glauben, dass wir da von engen bessern. Die neueste Meldung kommt von der Grenzen sprechen konnten? Denn jetzt müssen Uni Bonn: Demzufolge ist die Polkörperchendiag - sich die Frauen wehren, wenn sie es nicht machen nostik in vielen Fällen möglich, und zwar in viel wollen. Nun öffnen wir das nächste Tor mir der mehr Fällen und viel besser möglich, als wir es in Begründung, dass wir in diesem Zusammenhang der Vergangenheit überhaupt ahnen konnten. über enge Grenzen reden. Auch da gibt unser Auch das sollte man bei der Debatte nicht außer Grundsatzprogramm die richtige Antwort. Abtrei- Acht lassen. bung ist eine andere Konfliktsituation. Deswegen ist das Strafrecht – das hat Regina Görner schon Meine Damen und Herren, viele Dinge sind sehr gesagt – in den meisten Fällen nicht das richtige kompliziert. Ich kann es sehr gut verstehen, dass Mittel. Man muss anders damit umgehen. sich viele Delegierte schwertun, dass sich vor al- len Dingen Nichtmediziner schwertun, die In unserem Grundsatzprogramm steht, dass wir ganzen medizinischen Fakten zu verstehen. Aber uns nicht mit den hohen Zahlen von Abtreibun- gerade als Arzt, als jemand, der sich wissen- gen und vor allen Dingen nicht von Spätabtrei- schaftlich mit dem Thema beschäftigt hat, sage bungen abfinden. Ich habe großen Respekt vor al- ich: Wir dürfen dieses Thema nicht den Experten len Mitgliedern der Bundestagsfraktion, die klei- überlassen. Deswegen müssen wir auch schnell ne Schritte im Sinne unseres Grundsatzpro- entscheiden. Wenn wir nicht schnell entschei- gramms auf diesem Weg gegangen sind. Wenn den, werden Fakten geschaffen. Es laufen schon wir heute sagen „Weil wir diese hohen Spätabtrei- die Ausschreibungen für solche Zentren, die bungszahlen haben, lassen wir die nächste Tech- dann in Deutschland im großen Stile eingeführt nologie zu, obwohl wir wissen, dass wir damit das werden können. Problem nicht lösen; das zeigt die Praxis im Aus- land“, dann verletzten wir unser Grundsatzpro- Man muss kein Mediziner sein, um zu erkennen, gramm nicht nur an der einen Stelle bei der PID dass sich hier ein Problem ergeben könnte und und bei der Frage, wann das menschliche Leben die Menschen zu Recht fragen dürften: Was gilt beginnt – dazu haben wir nämlich klare Aussagen denn bei euch noch, wenn ihr 2007 nach langer gemacht – sondern dann finden wir uns auch ab Debatte – seitdem hat sich wissenschaftlich mit den hohen Abtreibungszahlen, weil wir diese nichts geändert – ins Grundsatzprogramm als Begründung für die Zulassung der PID neh- schreibt, dass ihr dagegen seid, aber dann, wenn men. Wir verletzten unser Grundsatzprogramm daraus konkrete Handlungen folgen sollen, das dann nicht nur einmal, sondern dreimal. Grundsatzprogramm auf einmal nicht mehr gilt? Meine Damen und Herren, was gilt denn dann Es gibt diese Alternativen. Das ist jetzt zweimal noch? gesagt worden. Aber weil es medizinisch-fach- lich so schwierig ist, möchte ich es noch einmal Ich bin für die Variante zwei. Wir sollten für ein sagen. Gerade die Erkrankung, die Katherina Verbot der PID im Sinne unseres Grundsatzpro- Reiche genannt hat, Muskeldystrophie, ist ein gramms eintreten. Das Leben ist unverfügbar 21

Dr. Deutschland definieren, und zwar so, dass sich kein PID-Tourismus in Länder entwickelt, wo es Frau Bundeskanzlerin! Liebes Tagungspräsidium! andere Rahmenbedingungen gibt als die, die wir Liebe Kolleginnen und Kollegen! hier in Deutschland selbst bestimmen können. Liebe Damen und Herren im Saal! Wir werden im Deutschen Bundestag in den nächs - Auch ich will als Mediziner versuchen, meine me- ten Monaten Debatten zu diesem Thema führen. dizinischen Kenntnisse ein wenig in den Hinter- Wir werden auch Entscheidungen treffen. Ich wer- grund zu stellen, und auf das Thema zurückkom- be dafür, dass Sie uns Bundestagsabgeordneten men, um das es eigentlich geht. Wir befassen uns ermöglichen, selbst entscheiden zu können. Im heute Morgen viel mit theoretischen Fragen, da- Bundestag werden wir ganz anders, als es hier mit, was rechtlich geht, was medizinisch möglich möglich ist, ausführliche Anhörungen mit Wissen- ist, was wir vor oder nach Problemen in der schaftlern und Betroffenen, aber auch mit Ethi- Schwangerschaft machen. Ich würde aber doch kern, die uns mit Rat und Tat zur Seite sowie Rede empfehlen, den Fokus wesentlich mehr auf die und Antwort stehen, durchführen können. Wir Betroffenen und auf Notsituationen zu richten. werden uns dies sicherlich nicht leicht machen. Ich bin aber zusammen mit den Kollegen Peter Hint- Es gibt Notsituationen nicht nur bei den Frauen, ze, Katherina Reiche, Ulla Heinen und anderen, die die während ihrer Schwangerschaft Probleme be- in dieser Sache auch in meine Richtung argumen- kommen. Diese Notsituationen gibt es natürlich tiert haben, der Meinung, dass wir uns dieser Ver- auch im Vorfeld von Schwangerschaften bei de- antwortung sowieso stellen müssen, ganz egal, nen, die sich vergebens darum bemüht haben, welches Votum dieser Parteitag heute fällt. sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen, und denen medizinische Forschung nun einen Weg aufzeigt, Ich bin, anders als der Kollege Liese eben, auch sich diesen Wunsch zu erfüllen. Es gibt aber auch der Meinung, dass ein Grundsatzprogramm ei- Notsituationen bei den Medizinern, die bei Un- ner Partei nichts Ehernes ist. Wenn eine gesell- tersuchungen der Dinge, die in den Mutterleib schaftliche Debatte angestoßen wurde, wodurch eingepflanzt werden sollen, möglicherweise An- auch immer – in diesem Fall durch ein Gerichts- zeichen von Schädigungen erkennen. Wie soll der urteil –, und sich weiterentwickelt, dann müssen Mediziner mit dieser ethischen Not fertig wer- wir auch die Festlegungen aus einem Grundsatz- den? Auch diese Fragestellung bitte ich anders zu programm wieder hernehmen und das eine oder bewerten, als es der Kollege Liese eben getan hat. andere auch infrage stellen dürfen, so, wie wir das gestern bei der Wehrpflicht getan haben, Wir tun so, als ob wir PID verbieten könnten. Wir und so, wie wir es letztlich auch heute machen, werden sie nicht verbieten können. Nahezu in al- indem wir in dieser Debatte zeigen, dass wir be- len Ländern um uns herum ist PID tägliche Praxis. reit sind, über diesen Punkt in unserem Grund- satzprogramm zumindest zu diskutieren. Das kann man gut finden, das kann man schlecht finden. Man kann insbesondere die rechtlichen Ich werbe als Arzt, als Mitglied des Bundestages Rahmenbedingungen, die PID in manchen Län- und auch als zuständiges Mitglied im Gesund- dern eingeräumt wurden, kritisieren. Deswegen heitsausschuss des Deutschen Bundestages ganz werbe ich vehement dafür, dass wir uns die eindeutig dafür, dass wir uns heute hier gemein- Mühe machen, PID in Deutschland zu etablieren, sam, hoffentlich mit großer Mehrheit, für die Va- allerdings in einem klar umfassten Rechtsrah- riante eins entscheiden, um dann mit allen gesell- men. Diese Mühe muss sich der Deutsche Bun- schaftlichen Kräften unter Wahrnehmung unserer destag als Gesetzgeber machen und gemeinsam politischen Verantwortung offen über dieses The- mit der Ärzteschaft die Grenzen für PID in ma diskutieren zu können. – Danke schön. 22 Präimplantationsdiagnostik (PID)

Jens Spahn niemandem – ich glaube, darum geht es auch nicht –, dass es ihm um Design-Babys, um die Frau Vorsitzende! Herr Präsident! Frage der Augenfarbe oder ähnliche Dinge geht. Liebe Freundinnen und Freunde! Ich habe aber schon die Sorge, dass eine positive Entscheidung zwar nicht zu einem Dammbruch, Als gesundheitspolitischer Sprecher der Bundes- aber doch zu einem langsam anschwellenden tagsfraktion weiß ich, dass es in unserer Arbeits- Fluss führt, sodass wir, wenn wir heute einmal gruppe – das ist auch gerade deutlich geworden–, das Tor geöffnet haben, die Dinge am Ende nicht in der Fraktion und in der Partei ganz unter- mehr werden aufhalten können. schiedliche Auffassungen zu diesem Thema gibt. Ich bin dankbar dafür, dass wir uns heute Mor- Ich habe zum Zweiten Zweifel – das ist auch gen auf diesem Parteitag auch mit der nötigen schon angeklungen –, weil auch die PID keine Zeit darüber austauschen können und diese De- hundertprozentige Sicherheit bringt. Trotz PID batte auch mit der nötigen Ernsthaftigkeit besteht das Risiko, dass das Kind später krank führen. Ich denke, das tut uns als Christlich De- ist. Ist der Druck, ist das Leid in einem solchen mokratischer Union gut, dass wir uns inhaltlich Fall nicht noch viel größer und noch viel stärker? und auf diese Art und Weise mit diesem Thema beschäftigen. Ich habe auch Zweifel, weil für eine PID bis zu 40 Embryonen gebraucht werden. Was passiert Wer mit Paaren, mit Frauen und Männern, die ei- mit den anderen, die nicht eingepflanzt werden? ne genetische Veranlagung zu schwersten Er- Wer wollte darüber entscheiden? krankungen haben, über ihren Kinderwunsch, ihr Schicksal, ihre Verzweiflung gesprochen hat, der Lieber Peter Hintze, man kann das mit der Petri- kann und der darf sich eine solche Entscheidung schale und dem Embryo so darstellen, wie wir heute nicht leicht machen. Er wird, er muss fast das gerade gehört haben. Man kann es aber mit dieser Entscheidung hadern. Er weiß aber auch anders sehen. Denn das, was manchmal als auch, dass er um diese Entscheidung nicht her- Zellklumpen bezeichnet wird, das hat das Poten- umkommt, dass er diese Entscheidung treffen zial, ja, das ist aus meiner Sicht menschliches Le- muss. Deswegen werbe ich sehr dafür, heute ben, und wer wollte über die Chance, die Wertig- Morgen darüber zu entscheiden. keit dieses Lebens entscheiden? Ich jedenfalls – egal, was andere Länder da entschieden haben – Aus meiner Sicht muss der über allem stehende will das nicht, und ich denke, es ist einem ande- Grundsatz dabei sein, dass im Zweifel für das Le- ren, Höheren vorbehalten, das zu entscheiden. ben entschieden wird und bei Unsicherheit größtmögliche Sicherheit für das Leben zu su- Im Übrigen denke ich auch, dass gerade der Em- chen. bryo in der Petrischale, weil sein Potenzial, sein Leben-Sein eben nicht augenfällig ist, vielleicht Hier gibt es viele Zweifel. Einige sind schon an- nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist, einen gesprochen worden. noch höheren Schutz braucht, ein noch größeres Maß an Sicherheit und Zurückhaltung in der Fra- Ich habe zum einen Zweifel, dass es bei dem ein- ge, was wir regeln. Gerade deswegen sollten wir mal definierten Ausnahmekatalog bleibt. Es ist an die PID mit größter Bedachtheit herangehen. ja schon gefragt worden: Wer soll ihn definie- ren? Der Bundestag? Oder soll dieser die Ent- Auch sehe ich da keinen Wertungswiderspruch scheidung auslagern und an andere delegieren? zur Abtreibung, wie er hier schon mehrfach an- Sich für bestimmte Kriterien zu entscheiden, gesprochen worden ist. Bei der PID geht es voll heißt, andere auszuschließen. Ich unterstelle und ganz und unmittelbar um den Schutz des Das Leben ist unverfügbar 23

Embryos in der Petrischale, dessen Leben-Sein Dr. – ich habe es schon gesagt – nicht augenfällig ist. Beim Schwangerschaftsabbruch geht es im Kern Herr Präsident! Liebe Freundinnen und Freunde! um die konflikthafte Situation, um die schwieri- Meine Damen und Herren! ge Lebenslage der Mutter, wo der Embryo natür- lich mittelbar auch eine Rolle spielt; aber es ist Ich weiß, dass die Rede, die ich hier jetzt halte, eine andere Ausgangslage. Peter Liese hat es ge- unter den Ärztinnen und Ärzten, insbesondere rade schon angedeutet: Muss nicht eigentlich unter den Kolleginnen und Kollegen, die in der die Entwicklung, die wir beim Schwangerschafts- Reproduktionsmedizin tätig sind, außerordent- abbruch haben, die ja auch einmal mit strengs - lich kritisch beobachtet und bewertet werden ten und striktesten Kriterien begonnen hat, muss wird, weil ich weiß, dass ich in einer Woche vor nicht diese Praxis, wie wir sie heute beim Schwan - die Kammerversammlung der Ärztekammer gerschaftsabbruch zum Teil haben, weniger leuch- Nordrhein treten muss, weil ich weiß, dass ich tendes Beispiel als vielmehr Mahnmal dafür sein, mich auf den Versammlungen des Marburger was passiert, wenn man einmal bei der Entschei- Bundes für das, was ich hier sage, verantworten dung, die wir heute treffen, die Tür geöffnet hat? muss, weil ich weiß, dass ich in der Bundesärzte- kammer Rede und Antwort stehen muss. Deswegen: in dubio pro vita, im Zweifel für das Leben. Ich möchte Sie bitten, im Sinne unseres Deswegen will ich an den Anfang setzen: Ja, die Grundsatzprogramms heute für ein Verbot der Notsituation der Familien, in denen es schon ein, PID zu stimmen. zwei oder – wie es eben in dem Beispiel von Ka - therina Reiche geschildert worden ist – mehrere Danke schön. Kinder gibt, deren Leiden und deren Tod die El- tern miterlebt haben, ist ein ganz, ganz starker Anreiz für die Ärztinnen und Ärzte, die in der Frauenheilkunde, in der Geburtshilfe, in der Re- produktionsmedizin tätig sind, zu helfen und aus dieser Notsituation Auswege zu finden. Ich zolle jedem dieser ärztlichen Kolleginnen und Kolle- gen dafür Respekt, und ich danke ausdrücklich allen, die ihrerseits sagen, wir wollen diesen Kol- leginnen und Kollegen ihre Arbeit erleichtern.

Aber als Arzt muss ich Sie auch darauf aufmerk- sam machen, dass der Ausweg aus der Notsitua- tion ja überhaupt kein kompletter Ausweg ist. Meine Damen und Herren, im Falle eines einzel- nen Zyklus kommt es vielleicht in fünf oder sechs oder sieben Prozent der Fälle auf der Basis der In-vitro-Fertilisation, der künstlichen Be- fruchtung, zur Schwangerschaft und zur Geburt eines Kindes. Insgesamt werden von einhundert Frauen, die sich den oft quälenden, psychisch und physisch belastenden und das Leben über Zeiträume komplett mit Beschlag belegenden Prozeduren der künstlichen Befruchtung unter- ziehen, vielleicht 20 ein Kind zur Welt bringen 24 Präimplantationsdiagnostik (PID)

können, eine von fünf! Das heißt, die Notsitua - und nicht lebenswertem Leben.“ Daraus muss tion, die die Triebkraft dafür ist, sich diesen Pro- auf der Ebene der staatlichen Gesetzgebung ei- zeduren zu unterziehen, hilft in vier von fünf Fäl- ne Konsequenz gezogen werden! len nicht. Deswegen ist, ob mit oder ohne Präim- plantationsdiagnostik, dieser Weg der In-vitro- Ich kann ja verstehen, was im Einzelfall in einer Fertilisation eben keine Automatik zur Erfüllung Familie geschieht. Wenn man als einzelne Mut- des Wunsches nach einem gesunden Kind, ja, ter, als einzelner Vater diese Frage gestellt be- nicht einmal nach einem Kind, und daher dürfen kommt, was soll man denn da antworten? Die wir, finde ich, nicht so tun, als sei die Perfektio- Frage lautet: Willst du lieber ein Kind mit oder nierung dieses Weges ein Ausweg aus aller Not. ein Kind ohne Down-Syndrom? Was wird denn die Antwort sein? Willst du lieber ein Kind mit Ich will eine zweite Bemerkung machen, weil ja oder ein Kind ohne Mukoviszidose? Was wird der Bundesgerichtshof erwähnt worden ist. denn die Antwort sein? Willst du lieber ein Kind, Von dem Urteil des Bundesgerichtshofs ist ge- das einmal mit 90-prozentiger Wahrscheinlich- sagt worden, der Bundesgerichtshof habe jetzt keit einen Brustkrebs bekommt, oder lieber einmal klargestellt, dass die Präimplantations- nicht? Willst du lieber ein Kind, das mit hoher diagnostik mit unserer Werteordnung vereinbar Wahrscheinlichkeit später an die Dialyse muss, ist. weil es eine polyzystische Nierenerkrankung erbt, oder willst du lieber, dass das Kind das Ich möchte Sie an ein Urteil des Bundesgerichts- nicht erbt? In all diesen Fällen werden die Eltern hofs vom 18. Juni 2002 erinnern. Da hat der Bun- im Einzelfall diese Frage immer so beantworten, desgerichtshof in einem Fall geurteilt, in dem ei- dass sie sagen, lieber möchte ich natürlich, dass ne mögliche Beendigung der Schwangerschaft mein Kind diese Behinderung nicht hat. Aber das unterblieben ist, weil der Arzt die Eltern nicht ist doch eine Evidenz, das geht doch jedem von komplett aufgeklärt hat und nicht danach ge- uns hier im Raum so, und die Frage ist doch, ob fragt hat und weil dann geprüft werden musste, wir deswegen das staatliche Recht so gestalten was daraus folgt. Da hat der Bundesgerichtshof dürfen, dass dieser Wunsch, diese Sehnsucht gesagt, dass es einen Unterhaltsschaden der El- praktisch zum Gestaltungsmaß für alles staatli- tern bei unterbliebenem Schwangerschaftsab- che Recht wird, auch unter Inkaufnahme der bruch gibt. Das Kind als Schaden, geboren wer- Konsequenz, dass wir dann im Einzelfall den den oder nicht geboren werden, leben oder Schwächeren jeweils nicht mehr wirksam schüt- nicht leben. Ich frage mich, ob hier nicht Men- zen können. Das möchte ich nicht. schen mit Behinderungen zu Ursachen von Kos - ten und Vermögensschäden entwertet werden, Ich glaube aber, dass sich die Befürworter und und ich frage mich, ob nicht die bloße Existenz die Gegner der PID in einer Verfahrensfrage ei- eines Menschen in einen Vermögensschaden nigen können; denn es tritt hier niemand dafür umgewertet wird. ein, die PID grundsätzlich freizugeben. Auch Pe- ter Hintze und Katherina Reiche sowie alle ande- Deswegen bin ich allen unendlich dankbar, die ren, die die entsprechenden Anträge unterstüt- darauf hinweisen, dass natürlich, ob behindert zen, haben gesagt: Wir wollen eine PID in engen oder unbehindert, der Wert dieses einzelnen Grenzen für Paare mit schwerer genetischer Vor- Menschen identisch ist, gleich ist. Das finden wir belastung. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich in der übereinstimmenden Passage aus dem An- glaube, dass diese Forderung nicht erfüllt wer- trag der Antragskommission, in dem eben zu den kann, wenn das nicht unter dem Schutz ei- Recht die Position vertreten wird: „Für uns gilt: nes Verbotes der PID geschieht. Wenn diese For- Jeder Mensch ist gleich wertvoll. Für uns gibt es derung erfüllt werden soll, dann kann man die keine Unterscheidung zwischen lebenswertem Situation nicht so lassen, wie sie der BGH her- Das Leben ist unverfügbar 25

beigeführt hat; denn das bedeutet, dass es im Hubert Hüppe Grunde keine Begrenzung gibt. Wir müssen in jeder individuellen Situation sagen: Nein, es gibt Herr Präsident! Meine lieben Parteifreunde! kein Verbot der PID. Dort, wo ihr es für richtig haltet, könnt ihr diese Diagnostik durchführen. Vor drei Jahren haben wir eine lange Debatte Deswegen glaube ich: Wer eine enge Begren- über den Import von embryonalen Stammzellen zung will, muss genauso wie derjenige, der ein geführt. In diesem Zusammenhang haben wir Verbot will, angesichts der jetzigen Situation im Rahmen unseres Grundsatzprogramms be- dafür eintreten, wieder die Situation herstellen, schlossen, dass die Grenze dann erreicht ist die vor dem Urteil des BGH bestanden hat. Es – dies akzeptieren auch die Befürworter des muss ein Verbot gelten. Dann kann über enge Imports embryonaler Stammzellen –, wenn es Grenzen diskutiert werden. Bislang sind die en- um die aktive Tötung von Embryonen geht. gen Grenzen nicht definiert. International hat Deswegen haben wir im Grundsatzprogramm die Diskussion darüber einen völlig unterschied- festgeschrieben, dass die PID verboten bleiben lichen Verlauf genommen. soll. Meine Damen und Herren, damals wurde unter anderem gesagt: Wenn wir den Import Alle Fragen betreffend den Schweregrad, die von embryonalen Stammzellen erlauben, wird es Therapiemöglichkeiten, die Genauigkeit der bald zu einer ethischen Wanderdüne kommen. Prog nose der infrage stehenden Krankheit, die Wenn wir das erst erlauben, kommt der nächste Beeinträchtigung der Schwangeren und der Schritt. künftigen Mutter, das Alter der Eltern, die spätmanifestierenden Krankheiten sowie die Wenn wir über ein Grundsatzprogramm spre- Frage, welche Möglichkeiten es gibt, die PID im chen, dann geht es auch um unsere Grundsätze. Rahmen der Sterilitätstherapie anzuwenden, Heute stehen wir vor der Frage: Lassen wir zu, werden von den Befürwortern einer Erlaubnis in dass menschliches Leben getötet wird, oder las- engen Grenzen jetzt nicht beantwortet. Sie kön- sen wir es nicht zu? Man kann darüber denken, nen sie jetzt auch nicht beantworten. Deswegen wie man will. Wenn man aber menschliches Le- finde ich es richtig – darin kann Übereinstim- ben geschaffen hat – wir alle waren damals der mung bestehen –, zumindest zu sagen: Zum jet- Überzeugung, dass auch der Embryo Mensch zigen Zeitpunkt sollte der Bundestag das Verbot ist –, dann handelt es sich bei der Entscheidung der PID wieder herstellen. Dann wird die Diskus- über die PID um eine Werteentscheidung. Man sion fortgesetzt. Das ist das Signal, das ich mir muss dann sagen: Der eine Mensch ist es wert, von diesem Parteitag wünsche; denn anders implantiert zu werden, und ein anderer ist es werden wir eine Erlaubnis in engen Grenzen nicht. nicht erhalten. Da heute sehr viel von den Betroffenen die Rede Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. war, darf ich vielleicht auch über Menschen mit Behinderung sprechen. Man sollte bedenken, dass die Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung – das ist der größte Verband dieser Art – gegen die PID ist. Dort sind doch die Men- schen, die es wissen. Dort sind doch die Men- schen, die erfahren haben, welchen Wert Men- schen mit Behinderung haben.

Wenn dieser Verband uns sagt: „Bitte lasst die PID nicht zu; denn sonst kommt es zu einem nie 26 Präimplantationsdiagnostik (PID)

wieder rückgängig zu machenden Dammbruch“, die Kinder selbst hat. Ist es wirklich völlig uner- dann sollte man das ernst nehmen. Ich hätte mir heblich für das spätere Kind, wenn man so früh gewünscht, dass man den Eltern, die jetzt Pro- einige Zellen wegnimmt? bleme mit Behörden haben, weil sie behinderte Kinder haben, genauso viel Aufmerksamkeit ge- Ich kenne ganz viele Menschen, die von der Pro- schenkt hätte wie der in Rede stehenden kleinen blematik betroffen sind. Ich weiß, dass es auch Gruppe. Erst dann sind wir glaubwürdig. Leid gibt, aber längst nicht immer sind behinder- te Menschen Leid. Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich immer gegen die Spätabtreibung gekämpft ha- Wenn man mit der Schwierigkeit der Situation be. Die FDP nimmt nun diese Regelung als Be- argumentiert, wie es heute früh teilweise ge- gründung. Aber wer hat denn diese Regelung ge- schehen ist, mit welcher Begründung können schaffen? Warum war die FDP nicht auf unserer wir dann noch die Eizellspende verbieten? Mit Seite, als wir die Möglichkeiten zur Spätabtrei- welcher Begründung können wir dann noch die bung einschränken wollten? Man darf nicht mit Leihmutterschaft verbieten? Es geht dabei doch einem Übel, das man selbst geschaffen hat, ar- um dasselbe Leid der Betroffenen. Dann müssen gumentieren, um ein weiteres Übel zuzulassen. wir auch konsequent sein und sagen: Auch das lassen wir zu, weil es im Ausland erlaubt ist. Jetzt zu den Zahlen. Wenn die PID tatsächlich ei- ne Methode wäre, die sicherstellt, dass man Meine Damen und Herren! Ich bin froh, dass nach einer künstlichen Befruchtung ein nicht be- dieser Staat engere Grenzen setzt. Ich glaube, hindertes Kind bekommt, könnte man die Befür- dass ein Staat nie dadurch zum Unrechtsstaat worter verstehen. Ich habe mir die sogenannten wird, dass er den Begriff der Lebenswürde zu EFRE-Daten, die man im Internet nachlesen weit fasst. Das war immer nur im gegenteiligen kann, genau angeschaut. Es handelt sich dabei Fall so. um Kliniken, die schon heute weltweit die PID anwenden. Nach diesen Daten verhält es sich Liebe Delegierte! Ich bitte Sie wirklich ganz ein- wie folgt: 2009 wurden 119 711 Embryonen er- dringlich, hier keinen Fehler zu machen, den wir zeugt. Von diesen 119 711 Embryonen wurden vielleicht nie wieder heilen können. Ich weiß, 21 478 transferiert. Es kam zu 3 158 Schwanger- dass es die Ausnahmesituationen gibt, die Ka - schaften. Es kam allerdings nur zu 2 287 Gebur- therina Reiche heute Morgen vorgetragen hat. ten. Von diesen waren 99 Kinder schwerstbehin- Ich bitte Sie aber: Lassen Sie nicht zu, dass die dert. Es gab also in vier Prozent der Fälle Kinder, Ausnahme die Regel aushebelt. – Vielen Dank. die an der Krankheit erkrankt waren, nach der man gesucht hatte. Wenn noch nicht einmal jede fünfte Frau nach vielen Versuchen ein Kind be- kommt und wenn jede dritte Frau trotzdem eine Fehlgeburt hat, dann muss ich sagen: Wir ma- chen das Leid nicht weg, indem wir die Leiden- den wegmachen. In diesem Fall verschärfen wir sogar das Leid; denn 80 Prozent werden sich schlechter fühlen und schlimmer dran sein als dann, wenn sie diese Methode nicht angewen- det hätten.

Ein weiterer Punkt: Bis heute weiß keiner, wel- che medizinischen Spätfolgen diese Methode für Das Leben ist unverfügbar 27

Dr. Kristina Schröder dann hat das Konsequenzen für meine Bewer- tung der PID. Dann muss ich doch auch sagen, Liebe Parteifreunde! dass es sich, wenn man eine befruchtete Eizelle verwirft, um ein kleineres Übel handelt, als Vor einigen Jahren war ich noch der Überzeu- wenn man eine Abtreibung vornimmt. gung, dass es richtig ist, die PID in Deutschland zu verbieten. Inzwischen bin ich zu der Überzeu- Das zweite Argument ist das Dammbruchargu- gung gelangt, dass wir sie in eng begrenzten ment, das immer wieder vorgebracht wird. Man Ausnahmen zulassen sollten. Mich haben vor al- muss sich klarmachen, dass es hier um Paare lem drei Argumente überzeugt: geht, die in der Regel auf natürlichem Weg Kin- der bekommen können, die sich aber, um eine Das erste Argument bezieht sich auf die Frage, PID machen zu können, einer In-vitro-Fertilisati- wann das menschliche Leben beginnt. In der Tat on unterziehen müssen. Eine In-vitro-Fertilisati- ist das die Gretchenfrage. Man muss diese Frage on ist – das wurde hier bereits geschildert – mit beantworten, bevor man sich eine Meinung zur unglaublichen physischen und psychischen Be - PID bilden kann. Sehr viele sagen: Das menschli- las tungen verbunden. Dieser Prozess zieht sich che Leben beginnt mit der Vereinigung von Ei über Monate hin. Im Rahmen dieses Prozesses und Samenzelle. Ich glaube aber, wenn wir unse- müssen starke Medikamente mit schweren Ne- re eigenen Wertungen prüfen, dann müssen wir benwirkungen genommen werden. Häufig führt feststellen, dass wir Unterschiede machen. Wir dieser Prozess zur Enttäuschung: Es hat doch unterscheiden zwischen der befruchteten Eizelle nicht geklappt. Es klappt eben nur in 20 oder vor Einnistung in die Gebärmutter und nach Ein- 25 Prozent der Fälle. Allein dadurch sind wir vor nistung in die Gebärmutter. Das kann man sich dem Dammbruch geschützt. Kein Paar wird sich an einem Gedankenexperiment verdeutlichen, einem so quälenden Prozess unterziehen, nur das der amerikanische Philosoph Michael Sandel um die Haarfarbe des Kindes festzulegen. entwickelt hat. Stellen Sie sich vor, Sie sind in ei- nem Labor. In diesem Labor sind ein Baby und ei- Das dritte Argument: Es geht um Paare, die sich ne Petrischale. In dieser Petrischale befinden sich wirklich sehnsüchtig ein Kind wünschen, die zehn befruchtete Eizellen. Es brennt. Sie können Fehlgeburten oder Totgeburten im achten Monat entweder die Petrischale oder das Baby retten. erlebt haben oder die erlebt haben, wie ein Kind Alle hier im Raum – da bin ich mir sicher – wür- im ersten Lebensjahr gestorben ist. Jetzt sagen den sich für das Baby entscheiden, obwohl man manche, dass man diesen Paaren sagen muss: So eigentlich sagen müsste: Wenn es gleichwertiges schlimm es ist, ihr müsst auf ein Kind verzichten. menschliches Leben ist, müsste man die zehn Le- Man muss sich aber auch anschauen, was dieser ben in der Petrischale retten. Aber wir tun es Kinderwunsch für diese Paare bedeutet. Das ist nicht, weil wir eben doch Unterschiede machen. ein tiefer, ein existenzieller Wunsch dieser Paare. Für viele ist das der Sinn ihres Lebens. Diese Paa- Dass wir Unterschiede machen, sehen wir auch re werden nicht auf ein Kind verzichten. Sie wer- daran, dass wir die Spirale zulassen. Die Spirale den entweder ins Ausland gehen, oder es wird in verhindert die Einnistung der befruchteten Eizel- Deutschland zu mehr Fehlgeburten, zu mehr Tot- le. Die Spirale tötet befruchtete Eizellen ab. Wer geburten und zu mehr Abtreibungen kommen. sagt, dass mit der Vereinigung von Ei und Sa- Auch wenn keiner von denen, die die PID ableh- menzelle das menschliche Leben beginnt, der nen, das will, wird das die Konsequenz sein. muss die Spirale verbieten. Deswegen bin ich der festen Überzeugung: Es ist Ich kann die Spirale aber nicht als Unrecht emp- das kleinere Übel, wenn wir die PID zulassen. Des- finden. Wenn ich zu dieser Wertung komme, halb bitte ich Sie um Zustimmung zu diesem Antrag. 28 Präimplantationsdiagnostik (PID)

Thomas Dörflinger len, dass ein Betroffener die Frage, ob er, wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, von der PID Ge- Herr Präsident! Frau Vorsitzende! brauch zu machen und diese Technologie ange- Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen wandt hätte, heute glücklicher wäre, wenn sein und Herren! behinderter Sohn oder seine behinderte Tochter nicht leben würde, mit Ja beantworten würde. Es gibt in den unterschiedlichen wissenschaftli- chen Disziplinen, in der Rechtswissenschaft, in Ich will ein Wort zu der gesetzlichen Situation in der Medizin und in der Philosophie, keine herr- unseren Nachbarstaaten sagen. Rolf Koschorrek schende Lehrmeinung zu der Frage, wann hat recht, dass vermutlich in der überwiegenden menschliches Leben beginnt, die von allen ohne Zahl unserer Nachbarstaaten diese Technologie Widerspruch zu akzeptieren ist. Liebe Partei - zugelassen ist. Aber ich warne: Wenn wir die ge- freundinnen und Parteifreunde! Ich glaube, dass setzliche Norm in anderen Ländern, die in eini- es einer Partei, die das C im Namen führt, gut gen Punkten über das, was wir in Deutschland ansteht, zu versuchen, diese Frage, die wissen- gesetzlich zulassen, hinausgeht, zum Prinzip un- schaftlich nicht eindeutig beantwortet ist, zu serer eigenen Rechtsetzung erheben, dann kön- klären, zum Beispiel, indem sie sagt: Wir definie- nen wir uns im Grunde genommen als Gesetzge- ren den Beginn des Lebens so, dass der Schutz berinnen und Gesetzgeber verabschieden; denn des Lebens möglichst groß ist. dann sind wir Getriebene der Situation, die ir- gendwo anders herrscht. Das kann nicht das Deswegen komme ich zu diesem Ergebnis: Wenn Prinzip der Rechtsetzung in der Bundesrepublik wir die Entstehung menschlichen Lebens an den Deutschland sein. Zeitpunkt knüpfen, zu dem Ei und Samenzelle sich vereinigen, dann ist Artikel Eins des Grund- Nun ist diese Debatte – ich gestehe: auch nicht gesetzes der Bundesrepublik Deutschland, nach meine eigene Position – nicht frei von Wider- dem die Würde des Menschen unantastbar ist, sprüchen. Dem kann man schlecht widerspre- sowohl für den Embryo als auch für das ungebo- chen. Aber die Tatsache, dass die Tür ein Spalt rene Kind, dessen Umrisse auf dem Ultraschall- offen ist, darf nicht dazu führen, dass wir die Tür bild schon zu sehen sind, als auch für den hoch- ganz öffnen oder gar aushängen. Eine Partei, die betagten Demenzerkrankten einschlägig. Für all sich dem Lebensschutz verpflichtet fühlt, sollte sie gilt: Die Würde des Menschen ist unantast- mindestens dafür sorgen, dass sich der Spalt bar. nicht vergrößert, sondern dass er so bleibt, wie er ist. Ich gebe zu, dass man als Vater oder Mutter von gesunden Kindern relativ leicht – ich sage das in Mein letztes Wort hat etwas mit der Gemein- Anführungszeichen – über die Situation von El- samkeit dieser Partei und mit der Gemeinsam- tern redet, deren Kinder behindert sind oder de- keit mit denen, die sich für diese Partei interes- ren Kinder behindert zur Welt kommen werden. sieren und ihr möglicherweise bei Abstimmun- gen und Wahlen ihre Stimmen geben möchten, Ich bin Hubert Hüppe für den Hinweis auf die zu tun. Ich weiß aus vielen Gesprächen, nicht Lebenshilfe dankbar. Ich möchte jeden von uns nur im eigenen Wahlkreis, dass speziell die Fra- einladen, das Gespräch mit der Lebenshilfe zu gen der Bioethik für viele konstitutiv sind, sich suchen, aber nicht auf der Bundesebene, son- in einer Partei, die das C im Namen führt, ent- dern auf der Ebene der Landkreise und Wahlkrei- weder weiter zu engagieren oder aber für diese se mit denjenigen, die die Interessen behinder- Partei zu stimmen. Deswegen habe ich die herz- ter Menschen dort vertreten. Dann werden die liche Bitte: Lassen Sie uns diejenigen, die ganz Dinge sehr konkret. Ich kann mir nicht vorstel- offensichtlich in dieser Frage – dazu gehöre auch Das Leben ist unverfügbar 29

ich – einen Gewissenskonflikt haben, angesichts Annette Widmann-Mauz der Tatsache, dass die medizinischen Alternati- ven vorhanden sind, wie Patrick Sensburg darge- Herr Tagungspräsident! Liebe Delegierte! stellt hat, nicht einem Gewissenskonflikt ausset- Liebe Freundinnen, liebe Freunde! zen, sondern konzentrieren wir uns darauf, die Alternativen, die ethisch unbedenklich sind Wir haben heute die Möglichkeit in der Medizin, – das gilt für dieses Thema genauso wie für die mithilfe der künstlichen Befruchtung den Kin- embryonale Stammzellforschung –, weiter zu er- derwunsch von Menschen zu erfüllen, die ihn forschen und zu nutzen. Lassen Sie uns aber das sich auf natürlichem Wege nicht selbst erfüllen verbieten, was wir gemeinsam für ethisch be- können. Wir regeln dies ausdrücklich im Em- denklich halten. Wir sind nicht der Herr über bryonenschutzgesetz und aus gutem Grund Leben und Tod. – Herzlichen Dank. nicht in einem Fortpflanzungsgesetz; denn für uns ist der Embryo in der Petrischale besonders schützenswert. Deshalb, liebe Kristina Schröder, will ich Folgendes deutlich machen: Man kann über die Frage, wann menschliches Leben be- ginnt und wann es schützenswert ist, sicherlich trefflich streiten. Man kann auch über die Frage diskutieren, ob die Nidation der passendere Zeitpunkt ist. Wenn man sich dafür aber ent- scheidet, dann muss in der Konsequenz die Ant- wort auf die Frage, wie wir mit der embryonalen Stammzellforschung umgehen, deutlich anders ausfallen.

Ich habe dieses Bekenntnis im Rahmen einer konsequenten Entscheidungsfindung bisher nicht gehört. Ich will noch etwas deutlich ma- chen: Wir können das Leben des Embryos im Mutterleib nicht gegen das Leben der Mutter und ihre Gesundheit durchsetzen. In der Petri- schale besteht aber dieser Konflikt „Leben gegen Leben“ nicht. Hier wird vielmehr bewusst ein Konflikt erzeugt. Deshalb haben wir die Ver- pflichtung, mit diesem Konflikt anders umzuge- hen, als mit dem Konflikt während der Schwan- gerschaft.

Häufig wird argumentiert, wir dürften den Men- schen den medizinischen Fortschritt nicht vor- enthalten. Deshalb ist es aus meiner Sicht schon wichtig, zu prüfen, ob die PID für die Menschen in unserem Land ein medizinischer Fortschritt ist. Wir wollen Krankheiten heilen, Schmerzen lindern, Krankheiten vermeiden. Die Präimplan- tationsdiagnostik ist ein diagnostisches Verfah- ren. Heilung schließt sich diesem Verfahren 30 Präimplantationsdiagnostik (PID)

nicht an. Das Ziel ist auch nicht eine Therapie, Wir haben im § 218 bewusst auf eine eugenische sondern das Ziel ist die Selektion von Embryo- Indikation verzichtet. Wir gehen explizit von ei- nen. Den Anspruch, Leid zu lindern und zu ver- nem konkreten und unausweichlichen Konflikt meiden, halte ich zunächst einmal für sehr be- aus, wenn es um die Frage der Güterabwägung denkenswert; denn wir dürfen über das Leid, das geht. in vielen Familien herrscht, nicht leichtfertig hin- weggehen. Aber die Kategorie des Leides und Diejenigen, die für die Präimplantationsdiagnos - die Frage, wie wir damit auch rechtlich umgehen tik sind, halten es gleichsam für nicht vorstellbar, wollen, sind differenziert zu betrachten. Wir dass einer Frau ein Embryo eingepflanzt wird, müssen uns auch fragen, ob das Leid hier über- dessen Einpflanzung für sie nicht zumutbar ist haupt ein Kriterium für die Zulassung der PID und zu vergleichbaren Folgen führen könnte. sein kann. An dieser Stelle ist aber wichtig, noch einmal darauf hinzuweisen, dass dies nicht derselbe Was ist zumutbar, und wo endet die Zumutbar- Konflikt ist, denn die Situation wird über diese keit für die Betroffenen? Lassen Sie mich auf den Maßnahme bewusst herbeigeführt. Antrag, der vorgelegt wird, gerade unter diesem Gesichtspunkt eingehen. Dort wird definiert, Peter Hintze, du hast zu Beginn gesagt, dass die dass eine enge Begrenzung auf schwerwiegende wenigsten Menschen wissen, dass sie erbliche genetische Veranlagungen erfolgen soll. Ich muss Vorbelastungen haben, wenn sie eine künstliche schon fragen: Ist das Vorliegen einer schwe ren Befruchtung durchführen. Das stimmt; die Frau- genetischen Vorbelastung denn etwas, was stär- en nutzen die künstliche Befruchtung meist, weil ker wiegt als eine tatsächliche Beeinträch tigung sie nicht schwanger werden. Auch wenn das der oder Behinderung in einer Familie, die nicht auf- Hauptgrund für künstliche Befruchtungen ist, grund einer genetischen Vorbelas tung entsteht? besteht jedoch die Gefahr, dass die Präimplanta- Ich denke an eine chromosomale Schädigung, tionsdiagnostik zu einem Qualitätskriterium für die nicht genetisch durch die Elternteile vorbe- den Erfolg einer künstlichen Befruchtung wird. dingt ist. Das müssen wir, was die Beeinträchti- Das kann sicherlich nicht in unserem Interesse gung durch Leid und die Betroffenheit betrifft, sein: die bloße Steigerung der Erfolgsaussichten mindestens in demselben Umfang berücksich - einer künstlichen Befruchtung durch die PID. tigen. Wenn wir darüber sprechen, dass wir Leid vermeiden wollen oder das Leid der Eltern ver- Für mich ist nur ein Konflikt denkbar – das gebe mindern wollen, warum reden wir dann nicht ich offen zu –, bei dem es schwierig ist, ihn auf- auch über das Leid, dem diejenigen ausgesetzt zulösen, nämlich die Zumutbarkeit der Einpflan- sind, die mit einer Behinderung leben und sich zung eines Embryos, von dem wir wissen, dass dafür rechtfertigen müssen? Sie werden sich seine Entwicklung in einer Totgeburt enden wird rechtfertigen müssen; denn ihr Leben, diese oder es schon während der Schwangerschaft zu Belastung hätte ja vermieden werden können. einem Abgang kommen wird. Hierbei geht es um schwerwiegende und schwierige medizinische Ich bin Rudolf Henke sehr dankbar, dass er die Fragestellungen. Ich bin deshalb der Antragskom- Diskussion über die Frage des vermeidbaren mission dankbar, dass sie uns den Weg eröffnet, Schadens hier erwähnt hat. Auch dann, wenn die diese komplizierten Sachverhalte in aller Sorgfalt Präimplantationsdiagnostik von Ärzten durchge- und Ruhe zu diskutieren und zu besprechen. Des- führt und bei der Pränataldiagnostik später fest- halb spreche ich mich eindeutig für die Varian - gestellt wird, dass der Erfolg nicht eingetreten te eins aus. Wir sollten uns die Zeit zur Diskussion ist, muss man sich fragen, auf welche Haftungs- nehmen, im Interesse der Menschen mit Behinde- risiken wir uns einlassen, gerade bei Medizine- rungen in unserem Land, im Interesse derjenigen, rinnen und Medizinern. die sich sehnlichst ein gesundes Kind wünschen. Das Leben ist unverfügbar 31

Thomas Heilmann Philipp Mißfelder

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Tagungspräsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Angesichts der fortgeschrittenen Zeit will ich es sehr kurz machen und nur zwei Argumente nen- Wir machen uns die Entscheidung nicht leicht. nen. Ich bin von der Debatte heute Morgen wirk- Wir haben uns die Entscheidungen schon an an- lich beeindruckt. Ich glaube, alle hier im Saal ha- derer Stelle nicht leicht gemacht, nämlich, als wir ben gespürt, wie wichtig es ist, dass wir von der intensiv, über Monate hinweg, über das Grund- Union uns für den Wert des Lebens – ich sage satzprogramm beraten haben. Ich plädiere zu - dazu: für den Wert jedes Lebens – einsetzen. Mir nächst einmal dafür, dass wir heute die Entschei- ist bei den vielen Beiträgen, die sich gegen PID dung treffen, weil ich der Meinung bin, dass Sie ausgesprochen haben, deutlich geworden: Wir als Parteitagsdelegierte genauso wie die Bun- sollten uns sehr gut überlegen, wie wir ein Land destagsabgeordneten Ihre Meinung zum Aus- bleiben können, dass diese Werte hochhält. druck bringen sollten, damit das Meinungsspek- trum in der Union deutlich wird. Der Verlauf Dennoch bitte ich Sie heute sehr herzlich, ange- dieser Diskussion zeigt schon jetzt, dass sie ein sichts der Argumente für die Erlaubnis der PID in Gewinn für die Union ist. engen Grenzen zu stimmen, und zwar aus einem zentralen Grund: Die Selektion, die wir nicht wol- Das Grundsatzprogramm ist über Monate hin- len, findet heute statt; sie wird auch nach einem weg intensiv diskutiert worden. Das zeigt mir Verbot der PID stattfinden, und zwar – wir reden genauso wie die Diskussion jetzt: Je mehr man Gott sei Dank über wenige Fälle – im Mutterleib. sich im Detail mit einer Frage auseinandersetzt, wird die Frage für einen selbst nicht unbedingt Wir reden hier nicht über etwas Theoretisches. einfacher, sondern in der Regel schwieriger. Wir haben die PID in Deutschland 15 Jahre lang Das ist in den vergangenen Jahren bei fast allen nicht zugelassen. Danach hat die Selektion im Fragen der Humangenetik immer so gewesen. Mutterleib stattgefunden. Diese Selektion im Insofern ist es ratsam, sich immer seinen eige- Mutterleib finde ich weniger erfreulich als die nen Standpunkt zu vergegenwärtigen und sich Selektion in der Petrischale. zu fragen, von welchem Grundsatz her man solch eine Frage angeht, denn die detailliertere Sollten wir den Eltern wirklich die Vorschrift ma- Diskussion bürgt teilweise die Gefahr, dass Ein - chen, eine solche Gewissensentscheidung nicht im zel aspekte aufgehoben werden und in der Dis - Stadium der PID zu treffen, sondern erst später die kus sion Verschiebungen stattfinden, die ich so Gewissensentscheidung für oder gegen eine Ab- nicht stehenlassen möchte. treibung zu treffen? Ich finde, wir sollten diese Ge- wissensentscheidung den Eltern überlassen; denn Als grundsätzlicher Gegner von Abtreibungen viele Eltern entscheiden sich in den Situationen, möchte ich hier in diesem Auditorium deutlich über die wir hier reden, gegen eine PID; das ist auch zu Protokoll geben: Nur weil wir an anderer Stel- gut so. Aber können wir als Politiker entscheiden, le schon einmal den Rubikon überschritten ha- dass man eine PID nicht durchführen darf, während ben, nur weil an anderer Stelle die Gesetzge- wir den Eltern später die Gewissensentscheidung bung inkonsequent ist, ist es keineswegs legitim, für oder gegen eine Abtreibung überlassen? eine solche Überschreitung an anderer Stelle zu- zulassen. Unter diesen Gewissensmaßgaben will ich Sie herzlich bitten, die PID in engen Grenzen – so Ich finde, selbst wenn man Abtreibungen bzw. wie vorgeschlagen – zuzulassen. – Vielen Dank. die heutige gesetzliche Situation in diesem Be- 32 Präimplantationsdiagnostik (PID)

reich befürwortet, kann man – angesichts der Michael Brand demografischen Probleme in unserem Land, des vielen Leids, das damit verbunden ist, und der Grundsätze entstehen, wenn es konkret wird. eigenen religiösen Überzeugung – nicht damit Deswegen ist es gut, dass wir dieses wichtige zufrieden sein, dass die Abtreibungsrate in Thema nicht nur in Expertengremien oder in der Deutschland so hoch ist. Bundestagsfraktion allein, sondern auch hier auf dem Parteitag diskutieren. Liebe Parteifreunde, Die Abtreibungsrate ist viel zu hoch. Deshalb ist ich möchte mich für ein Verbot der PID ausspre- es wichtig, dass die CDU mit ihrem Beitrag zur chen, wie wir es im Grundsatzprogramm be- Familienpolitik konsequent versucht, den jungen schlossen haben. Ich möchte, dass wir das heute Frauen – meistens sind es junge Frauen, die al- entscheiden. leingelassen werden – in Hinblick auf ihre per- sönliche Entscheidung eine optimistischere und Ich befürchte, dass wir mit einer Entscheidung zur bessere Zukunft möglich zu machen. PID weiter auf die schiefe Ebene geraten, dass ei- ne Mentalität gefördert wird, Leben auszuwählen Wir müssen uns die Grundsatzfrage stellen: Was statt zu wählen. Es ist nicht viel Fantasie notwen- darf der Mensch? Wir dürfen nicht fragen: In dig, um sich auszumalen, dass die Zulassung der welchen Grenzen darf der Mensch dies tun? Pe- PID auch in sehr engen Grenzen gesellschaftlichen ter Liese hat das in einem bemerkenswerten Druck entfalten wird. Es ist nicht viel Fantasie not- Aufsatz in der „Frankfurter Allgemeinen Zei- wendig, um sich auszumalen, dass Schritt für tung“ vom Montag in den europäischen Ver- Schritt der Katalog erweitert wird und dass schon gleich gerückt. Ich muss sagen, dass mir das klar eine leichte Behinderung zur Selektion führt. vor Augen geführt hat, wie kompliziert die Defi- nition der engen Grenzen ist: Was darf der Liebe Parteifreunde, wer entscheidet eigentlich, Mensch? Das haben sich viele, die wie ich für ein was eine leichte und was eine schwere Behinde- PID-Verbot plädieren, gefragt. Nicht ohne Grund rung ist? Wer hat eigentlich das Recht, zu ent- sind Angela Merkel, , Julia Klöck- scheiden, was wertes und was unwertes Leben ner und viele andere, auch aus unserer Partei- ist? Vertreter beider großer Kirchen haben darauf spitze, zu dem Ergebnis gekommen, sich genau- hingewiesen, dass schon die pränatale Diagnos tik so wie damals im Grundsatzprogramm auch das gesellschaftliche Klima gegenüber Behinder- jetzt für das PID-Verbot auszusprechen, weil sich ten verändert hat. „Muss das denn heute noch die Situation im Vergleich zu dem Zeitpunkt, als sein, bei so vielen Möglichkeiten?“ – Das ist ein wir die Entscheidung im Zusammenhang mit Satz, den ich im eigenen Freundeskreis ge hört ha- dem Grundsatzprogramm zu treffen hatten, im be. Auch die Kosten werden angesprochen. Wesentlichen nicht verändert hat. – Herzlichen Dank, meine Damen und Herren. Mich hat in den vergangenen Tagen eine Bege- benheit in meinem Wahlkreis zum Nachdenken gebracht, eine Aussage bei einem Diskussions- abend mit Ärzten in meiner Heimatstadt Fulda. Da stand eine Ärztin auf und berichtete von ei- nem Mann mit Down-Syndrom, der sagte: Men- schen wie ich tun niemandem etwas zuleide, warum wollt ihr uns nicht leben lassen und statt- dessen abschaffen?

Diese Aussage sollte uns zu denken geben, sie sollte auch Anlass sein, die Perspektive zu wech- Das Leben ist unverfügbar 33

seln. Wir müssen die Perspektive desjenigen Prof. Dr. Maria Böhmer berücksichtigen, der keine Stimme hat, der sich nicht zu Wort melden kann oder dessen Lobby Sehr geehrte Frau Vorsitzende! nicht immer stark genug ist. Deswegen bitte ich Liebe Parteifreundinnen und Parteifreunde! Sie ganz herzlich, nach einer ermutigenden und mutigen Rede der Parteivorsitzenden am ersten Wir haben uns in der Stammzellforschung mit Tag dieses Parteitages am zweiten Tag des Par- der Grundfrage menschlichen Lebens befasst. teitages ebenfalls eine mutige und ermutigende Wir haben uns bei der Frage der Abtreibungen Entscheidung gegen PID und für das Leben zu und Spätabtreibungen mit der Frage menschli- treffen. – Vielen Dank. chen Lebens befasst, und auch jetzt, bei der PID, geht es um die Grundfragen des menschlichen Lebens. Immer wieder stehen wir vor diesen Fra- gen, und immer wieder bewegt uns die Frage, wie wir menschliches Leben schützen können. Das zeichnet diese Partei in ganz besonderem Maße aus. Das hat uns auch beim Grundsatzpro- gramm bewegt.

Als wir damals die Entscheidung trafen und für ein Verbot der PID stimmten, lag das auch dar- an, dass wir damit den Schutz des menschlichen Lebens von Anfang an verbinden wollten. Des- halb spreche ich mich heute auch wieder dafür aus, nachdem ich mich gründlich geprüft habe, und nachdem ich mich nach dem Urteil des Bun- desgerichtshof gefragt habe: Stehst du noch zu dieser Entscheidung, die wir getroffen haben, ist sie richtig?

Ich habe viele Gespräche mit Eltern von behin- derten Kindern geführt. Ich bin Schirmfrau der Nierenerkrankten. Dort ist es mir ein Anliegen, mich der Kleinen, der Kinder anzunehmen und mit den Müttern und Vätern zu sprechen, die diese Situation Tag für Tag bewältigen müssen. Ich habe mich auch intensiv mit der Reproduk - tionsmedizin auseinandergesetzt, als es um die Stammzellforschung ging. Immer wieder ist die Grundfrage, die wir zu beantworten haben: Wann beginnt menschliches Leben? Auch heute zieht sich diese Frage wie ein roter Faden durch die Diskussion. Wenn menschliches Leben – dazu stehe ich – mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle beginnt, dann ist das der Zeit- punkt, ab dem wir dieses Leben schützen wollen. Das ist unser Grundsatz, und dieser muss uns auch bei dieser Entscheidung leiten. 34 Präimplantationsdiagnostik (PID)

Ich sehe genauso wie viele, die vor mir gespro- Kind wünschen, das gesund aufwächst, das viel- chen haben, die Situation von Eltern, die auf- leicht Unterstützung in der Familie sein kann, grund erblicher Bedingungen vielleicht schon wenn schon ein behindertes Kind da ist. Hier sa- ein schwerbehindertes Kind haben oder von der ge ich: Wir lassen die Eltern nicht allein, wenn Sorge umgetrieben werden, sie könnten ein be- wir ein Nein zur PID sagen. hindertes Kind bekommen. Diese Menschen ma- chen sich Hoffnungen, dass die PID sie bei der Ich finde beachtlich, was Peter Liese in den Blick Lösung dieser Frage unterstützen könnte. Es ist gerückt hat. Die neuere Forschung an der Uni- für die Menschen, die sich ein gesundes Kind versität Bonn ist jetzt so weit, dass bei der Un- wünschen, ein Gewissenskonflikt; denn, wer sich tersuchung der Eizelle mit 90-prozentiger Wahr- auf die PID einlässt, weiß, dass dann, wenn das scheinlichkeit auf Chromosomenschäden auf- Ergebnis der Untersuchung am Embryo vorliegt, merksam gemacht werden kann. Das geschieht, zwischen den Embryonen ausgewählt wird. Man bevor ein Embryo da ist, das geschieht, bevor wird auswählen müssen, ob man Embryonen menschliches Leben entstanden ist. Wir eröff- auswählt, von denen man annimmt, dass sich ein nen also Paaren, die sich ein gesundes Kind wün- behindertes Kind entwickelt, oder Embryonen schen, einen Weg. Wir lassen sie nicht allein. auswählt, von denen man annimmt, dass sich kein behindertes Kind entwickelt. Es wird eine Wir müssen einen dritten Punkt in den Blick Wertung vorgenommen. Davor können wir nicht rücken. Was geschieht mit den vielen Embryo- die Augen verschließen. Das muss einem bewusst nen, die im Zuge der Reproduktionsmedizin, wo sein, wenn man über die PID spricht. PID angewandt wird, erzeugt werden?

Man muss auch die Frage, die hier bereits mehr- Hubert Hüppe hat eine Zahl genannt: über fach in den Blick gerückt worden ist, stellen: Hilft 100 000 Embryonen; 20 000 werden eingesetzt. die PID wirklich, Leid zu ersparen? Die Diskussion Was ist mit den anderen 80 000 Embryonen, hat sehr deutlich gemacht, dass die Frage nicht wenn wir uns einmal auf diese Zahl einlassen? mit Ja zu beantworten ist; denn wenn es darum Ich war in einer Fortpflanzungsklinik in Belgien. geht, dass definiert werden muss, wann ein Fall Dort wurden mir zuletzt auch die Kühlbehälter so schwerwiegend ist, dass PID zugelassen wer- mit den Embryonen gezeigt. Mir wurde deutlich den soll, dann muss man auch an diejenigen den- gemacht, dass die Embryonen nach einer ge - ken, denen man sagen wird: Bei euch gilt das wissen Zeit nicht mehr existieren oder zu For- nicht. Leid und Sorge sind immer etwas Subjekti- schungszwecken verwandt werden. Wir wissen, ves. Deshalb hat uns die Ärztekammer geraten, dass, wenn die Entscheidung für PID getroffen auf keinen Fall zu einer Liste von Indikationen zu wird, der Prozess entsprechend abläuft. kommen. Dann würden wir nämlich aufzählen, welche Behinderungen nicht lebenswert sind. Nach langer Prüfung und der Überlegung, wie wir Leben schützen und wie wir uns Eltern zu- Das können und dürfen wir nicht machen. Dann wenden können, bin ich der Auffassung: Lassen könnte man sagen, man muss in jedem Einzelfall Sie uns heute eine Entscheidung treffen! Die Dis- entscheiden. Das ist schwierig. Wir können die kussion heute Vormittag zeigt, dass sich die CDU Eltern nicht mit einer Einzelfallentscheidung al- mit höchster Intensität, mit großer Gründlichkeit lein lassen. und auch mit Prüfung des Gewissens dieser Fra- ge zuwendet, dass wir von unseren Grundsätzen Man muss allerdings auch so ehrlich sein, zu sa- ausgehen und alles daransetzen wollen, dass Ja gen, dass die PID nicht die einzige Möglichkeit zum Kind gesagt wird und dass wir nicht den ist. Wir haben andere Möglichkeiten. Hier kön- Weg über PID gehen; denn dieser Weg bedeutet nen wir uns den Eltern zuwenden, die sich ein Nein zum Leben. – Herzlichen Dank. Das Leben ist unverfügbar 35

Annegret Kramp- spart, eine Entscheidung für oder gegen Leben, Karrenbauer für oder gegen das Kind zu treffen. Sie müssen über Leben und Tod entscheiden, ob es sich um Liebe Parteifreundinnen und Parteifreunde! einen Embryo in der Petrischale handelt oder um einen Embryo, der schon im Mutterleib heran- Präses Nikolaus Schneider hat am Sonntag einen wächst. Die Entscheidung ist gleichermaßen Kommentar zur anstehenden PID-Debatte abge- hart für diese Frauen. geben. Er hat die Grundsätze der Evangelischen Kirche dargelegt, und er hat dargelegt, wo für ihn Das dritte Argument ist: Wie ist es eigentlich mit persönlich der schmerzliche Konflikt beginnt, denjenigen, die sich trotz einer entsprechenden nämlich dort, wo Grundsätze auf persönliche Be- Diagnose für diesen Embryo entscheiden? Wir troffenheit stoßen. Er hat in seinem Kommentar bekommen schon heute Rückmeldungen von El- letztendlich offen gelassen, wie seine Haltung ist. tern von behinderten Kindern, dass sie sehr sub- jektiv das Gefühl haben, sie müssten sich dafür Wir als politisch Verantwortliche können diese rechtfertigen, dass sie ein behindertes Kind ha- Frage nicht unbeantwortet lassen. Wir sind ge- ben und es eben nicht abtreiben ließen. fordert – aus meiner Sicht sind wir heute gefor- dert – eine klare Position zu beziehen. Natürlich Dazu passt eine sehr persönliche Erfahrung, die handelt es sich beim Thema PID um eine Diskus- ich in der vergangenen Woche gemacht habe. Bei sion, bei der beide Seiten gute Argumente vor- einem Besuch des saarländischen Kinderhospiz- bringen. Natürlich ist es so, lieber Peter Hinze, dienstes habe ich eine Mutter eines schwerst dass man als guter Christenmensch mit guten mehrfachbehinderten 16-jährigen Sohnes getrof- Argumenten für eine begrenzte Öffnung der PID fen. Wir sind in ein persönliches Gespräch ge- sein kann. Aber genauso, liebe Parteifreundin- kommen, und ich habe sie gefragt, wie sie zur nen und Parteifreunde, kann man als guter und PID steht und ob sie, wenn es bei ihr die Möglich- barmherziger Christenmensch auch für das Ver- keit der PID gegeben hätte, sagen könne, wie sie bot der PID eintreten. Das möchte ich an dieser sich damals entschieden hätte. Sie hat sehr lange Stelle tun. überlegt und hat dann gesagt: Ich glaube, damals hätte ich mich gegen das Kind entschieden, weil Ich möchte dies tun, obwohl ich viele betroffene ich mir gar nicht vorstellen konnte, dass ich die Eltern kenne und ihr Leid und ihre Unsicherheit Kraft habe, mit und für dieses Kind zu leben. nachvollziehen kann. Ich möchte dies tun, weil Heute aber sehe ich in diesem Kind vor allen Din- es grundsätzliche Fragen gibt, die eben nicht be- gen meinen Sohn. Ich sehe nicht die Behinde- antwortet sind. rung; ich sehe den Menschen, den ich liebe.

Die erste grundsätzliche Frage, die nicht beant- Wenn wir die PID ermöglichen, dann, glaube ich, wortet ist, ist die Frage nach den engen Gren- nehmen wir Menschen zu einem sehr frühen zen. Es ist die Frage, wer diese Grenzen festlegt Stadium die Möglichkeit, diese Abwägung zu und wer zusichert, dass wir nicht, wie wir es im treffen. Deswegen bin ich in der Gesamtsumme Bereich der Schwangerschaftsabbrüche erleben, der Argumente, auch in Anerkenntnis der Nöte in den nächsten Jahren einen Prozess der Aus- der Betroffenen dafür, dass wir beim Verbot der weitung haben werden. PID bleiben.

Der zweite Punkt ist, dass in der Diskussion um die PID aus meiner Sicht der falsche Eindruck er- weckt wird, den betroffenen Menschen, vor al- len Dingen den betroffenen Frauen, werde es er- 36 Präimplantationsdiagnostik (PID)

Michael Kretschmer beiträgen gehört, dass es in Ordnung ist, wenn man diese Untersuchung durchführt, dass es in Meine Damen und Herren! Ordnung ist, wenn man das Vorhaben verwirft, dass es aber nicht in Ordnung ist, wenn man Das Schwierige an dieser Debatte ist, dass wir dies später, im Stadium der Befruchtung, macht. nicht vor einem weißen Blatt sitzen und mit der ethischen Bewertung anfangen können. Viel- Was mich im Übrigen getroffen hat, war der la- mehr gibt es schon eine ganze Reihe von Din- tente Vorwurf, dass diejenigen, die für eine re- gen, die wir zur Kenntnis nehmen müssen, von striktive Zulassung der PID sind, möglicherweise Entscheidungen, die wir getroffen haben. In die- ein Problem mit Behinderten haben könnten. se Entscheidungen fügt sich die Entscheidung über die PID ein. Wir haben in Deutschland die Meine Damen und Herren, das habe ich nicht, künstliche Befruchtung zugelassen, akzeptieren und diesen Vorwurf möchte ich mir auch nicht also, dass Kinder außerhalb des Mutterleibs ge- machen lassen. Ich muss aber natürlich zurück- zeugt werden können. Wir akzeptieren in Gren- geben, dass das Argument derjenigen, die sagen, zen eine Abtreibung. Jetzt kommt das Thema eine Polkörperchenanalyse sei in Ordnung und PID. Ich finde, man kann es sich nicht so leicht andere Untersuchungen ebenfalls, ins Leere machen – das tun wir auch nicht als Union – zu geht, wenn es um die Frage geht: Behinderte – sagen, dass wir uns nicht damit beschäftigen. ja oder nein? Natürlich muss die CDU – das ist Doch, wir müssen uns damit beschäftigen und gar keine Frage – sagen: Jedes Leben ist gleich müssen das im Kontext mit den bereits getroffe- viel wert. Behinderte haben ein Recht auf Leben; nen Entscheidungen sehen. das ist eine völlige Selbstverständlichkeit in un- serer Gesellschaft. Im Übrigen geht das Argu- Wir haben heute schon eine ganze Reihe von ment auch deswegen in die Leere, weil es viele Beiträgen gehört. Man merkt daran, wie schwer Risiken des Lebens gibt, durch die Behinderun- es uns fällt, wie schwer es aber auch ist, die rich- gen entstehen können. tigen Bewertungen zu finden. Wir akzeptieren offensichtlich, dass befruchtete Eizellen im Mut- Diese wird es auch in Zukunft geben. terleib in einem viel höheren Entwicklungsstadi- um abgetrieben werden. Im Übrigen finde ich Es gibt ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, die Zahl von 130 000 Abtreibungen im Jahr in welches kein Dammbruch ist, sondern welches Deutschland völlig inakzeptabel; darüber brau- in engen Grenzen die PID erlaubt, wenn es eine chen wir überhaupt nicht zu reden. schwere genetische Vorbelastung der Eltern gibt und wenn es schon Fehlgeburten oder Todgebur- Ich finde, ein Land wie die Bundesrepublik Deutsch- ten gegeben hat. Dafür treten wir auch im Deut- land, ein aufgeklärtes Land, in dem es Verhütung schen Bundestag ein. Ich glaube, dass man das gibt und das ein gutes Sozialsystem hat, braucht unter die Überschrift „Im Zweifel für das Leben“ nicht 130000 Abtreibungen im Jahr. Das ist ein stellen kann. Ich denke, wir sollten dies tun. großes Thema, über das man auch reden muss. Der Blick ins Ausland bedeutet nicht, dass das Wir sagen auch – das ist heute häufig gesagt in Deutschland auch so gemacht werden soll. worden – Ja zu einer Polkörperchenanalyse. Die Wir müssen unsere eigenen Regeln und unsere Mehrzahl der Menschen wird nicht genau wis- eigenen ethischen Grundsätze finden, die mit sen, was das bedeutet. Wir haben gelernt, dass unserer christlichen Position vereinbar sind. dies eine Untersuchung der Eizelle und der Sa- Deswegen trete ich dafür ein, dass wir in engen menzelle ist, und zwar unmittelbar vor dem Sta- Grenzen die PID ermöglichen. Wir können den dium der Befruchtung. Wir haben in vielen Wort- Betroffenen damit sehr viel Leid ersparen. Das Leben ist unverfügbar 37

Thomas Rachel Liebe Parteifreundinnen und Parteifreunde, der evangelische Theologe Helmut Thielecke hat ge- Meine sehr verehrten Damen und Herren! sagt: Ethik ist immer Ethik im Widerstreit. – So ist es auch hier. Hat ein Embryo eine Erbschädi- Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir uns Zeit gung, kann er bei konsequenter Anwendung der für diese intensive Debatte zu diesem wichtigen PID verworfen werden. Wird die PID aber verbo- und zentralen Thema nehmen. ten, können wir in der Tat nicht ausschließen, dass die Eltern später in eine Situation kommen, Die künstliche Befruchtung, die sogenannte IVF, in der sie sich für eine Spätabtreibung des Em- hat vielen Paaren die Chance auf das lang ersehnte bryos entscheiden. Beide Alternativen zeigen, Kind gegeben. Allein hier bei uns in Deutschland dass wir uns in moralischen Dilemmata befin- sind in den vergangenen zehn Jahren über 100000 den, aus denen wir uns nicht vollständig befrei- Kinder durch IVF zur Welt gekommen. Durch me- en können. Deshalb ringen wir um die richtige dizinische Hilfe haben Familien ihren Nachwuchs Antwort. bekommen, den sie als einen Segen empfinden. Der Wunsch vieler Ehepaare, Eltern gesunder Kin- Wir als Evangelischer Arbeitskreis kommen der zu werden, ist vollkommen verständlich und letztlich zu dem Schluss, PID nicht zuzulassen. zu respektieren. Aber haben diesen Wunsch nicht alle Paare, ob sie nun ein Kind auf dem Wege der Wenn eine Mutter sich in einem existenziellen IVF oder auf natürliche Weise bekommen? Schwangerschaftskonflikt befindet, während das Kind im Mutterleib heranwächst, ist dies Als Evangelischer Arbeitskreis der CDU/CSU von einer deutlich anderen Dramatik, als wenn sind wir gegen eine Zulassung der PID; denn sie Paare noch vor der Frage stehen, ob sie über- ist mit einem zentralen ethischen Problem be- haupt eine PID durchführen wollen. Insofern haftet. Als Folge der PID findet eine Auswahl kann man beide Situationen nicht gleichsetzen. von genetisch geeignet erscheinenden Embryo- Empfindet eine Mutter ihre vorhandene Schwan- nen statt, eine Auswahl nach genetischen Krite- gerschaft als für sie existenzielle Notsituation, rien. Ausgehend vom christlichen Menschenbild ist der Konflikt unausweichlich. Im Angesicht wissen wir aber, dass menschliches Leben ein der noch nicht gefüllten Petrischale ist die PID Geschenk ist. Es ist etwas Wertvolles, das wir hingegen eine Option, auf die man gegebenen- schützen möchten. falls verzichten kann.

Wie sind die Fakten? Pro Jahr suchen rund 130 Paa- Unter Abwägung all dieser Punkte raten wir re aus Deutschland Hilfe zur Durchführung von von der PID ab. – Herzlichen Dank. PID im Ausland. Aber auch die PID gibt keine Ga- rantie auf ein gesundes Kind. Viele Erkrankungen haben ganz andere Ursachen. Es wurde schon an- gesprochen, es gebe ein anderes Verfahren. Löst aber ein anderes Verfahren den Konflikt, um den es hier geht, auf? Ich glaube, nein. Natürlich kann man eine Polkörperdiagnostik durchführen. Es ist ein vernünftiges Verfahren. Aber es ist letztlich kein Ersatz für das, um was es geht. Denn bei der Polkörperdiagnostik wird das mütterliche Erbgut untersucht. Oder anders gesagt: Die Polkörper- diagnostik hilft nicht bei genetischen Verände- rungen, die der Vater überträgt. 38 Präimplantationsdiagnostik (PID)

Dr. Hermann Kues ich mich in der Bundestagsfraktion auch dafür ausgesprochen, die Dinge nicht übers Knie zu Herr Tagungspräsident! brechen – die Grundposition steht –, dass wir Meine Damen und Herren! uns Zeit lassen, um vor dem Hintergrund der Dinge, über die wir uns einig sind – diese finden Ich glaube, es wird offenkundig – das ist auch sich ja unter den Punkten eins bis sieben und gut so –, dass wir uns mit dieser zentralen Frage Punkt neun –, mit Fachleuten die verschiedenen quälen. Ich bekenne auch ganz offen: Je länger Möglichkeiten auszuloten. Deswegen bin ich für ich mich mit dem Urteil des Bundesgerichtshofs die Variante eins. Ich sage aber ganz klar: Wenn zu PID beschäftige und je mehr ich mich in diese es dafür keine Mehrheit gibt, bleibt für mich die Thematik einarbeite, desto unsicherer werde ich Variante zwei, an einem Verbot für PID festzu- eigentlich. Mir fallen auch keine schneidigen Er- halten, wohl wissend, dass wir dafür im Bundes- klärungen dazu ein, weil ich glaube, dass die Fra- tag klare Regeln finden müssen. – Herzlichen gen, die dadurch aufgeworfen werden und die Dank. Antwortversuche, die heute darauf gegeben worden sind, nämlich auf der einen Seite das Festhalten an klaren ethischen Prinzipien und auf der anderen Seite die Berücksichtigung wis- senschaftlich-technischer Möglichkeiten und der Not von Menschen, ethisch nicht vollkommen aufgehen und über alle Zweifel erhaben sind.

Es geht um grundlegende Wertentscheidungen. Peter Hintze hat zu Recht gesagt, auch bei seinem Anliegen gehe es nicht um Selektion. Das ist völlig klar. Der Mensch ist ein Geschöpf Gottes und seine Würde ist der menschlichen Ver fügung nicht zugänglich. Deswegen haben wir diese Frage im Prinzip vor drei Jahren im Grundsatzprogramm völlig richtig entschieden. Ich bin auch der Meinung, dass man über so grundlegende Dinge aus dem Grundsatzpro- gramm nicht alle zwei oder drei Jahre neu ab- stimmen sollte. Grundpositionen stehen fest.

Ich sage aber auch – das gehört für mich auch zur Ehrlichkeit –: Wir müssen uns der Entscheidungs- situation der Menschen, der jungen Paare aus- setzen, die das Risiko in sich tragen, schwerwie- gende Erbkrankheiten zu vererben. Wenn man sich am christlichen Menschenbild orientiert, gehört auch das für mich zur Verantwortung.

Ich sage auch ganz deutlich: Politik muss sich unabhängig von festen Überzeugungen mit der Mehrheit des Parlaments im Bundestag auf Re- geln und Gesetze verständigen. Deswegen habe Das Leben ist unverfügbar 39

Volker Kauder Dr. Urban Lanig

Liebe Parteifreundinnen! Liebe Parteifreunde! Ich werde es kurz machen. – Ich bin seit 26 Jah- ren niedergelassener Allgemein- und Hausarzt Wir haben heute über einen Konflikt, über eine und Vater von vier Kindern. Mir als Hausarzt schicksalhafte Frage für Familien und Paare zu sind das Leid und die Notsituation der Familien entscheiden und darüber, ob wir mit unserer mit behinderten Kindern nicht nur bekannt, son- Entscheidung den Schutz des Lebens lockern, dern auch Belastung und tägliche Herausforde- relativieren oder verändern. rung zugleich.

Als wir vor mehr als einem Jahrzehnt die Abtrei- Ein Antrag sieht vor – ich möchte es abkürzen –, bungsfrage diskutiert haben, wurde auch die dass die PID nur zur Diagnostik erlaubt wird. Thematik angesprochen, ob die Behinderung ei- Wie können und wollen wir – Herr Kauder hat es nes Kindes Grund für eine Abtreibung sein kann. kurz vorher auch schon erwähnt, ebenso Kolle- Diesen Tatbestand hat man verneint. Man hat gen, die vorher gesprochen haben – gewährleis - gesagt, die Behinderung eines Kindes kann kein ten, dass nur die Diagnostik durchgeführt wird Grund für Abtreibung sein, aber die schwere Si- und in Zukunft nicht Augenfarbe, Intelligenz tuation, die eine Mutter seelisch schwer bela- und Größe nach menschlichem Ermessen gestal- stet, kann dazu führen, dass bis kurz vor der Ge- tet werden? burt eine Spätabtreibung stattfinden darf. Uns wurde damals gesagt, das werde nur in ganz we- Über die Unsicherheit bezüglich der PID-Dia- nigen, seltenen Fällen geschehen. Dann kamen gnostik hat mein Kollege kompetent vorgetra- die Ärzte auf uns zu und haben gesagt: Wir dür- gen. Ich teile diese Einstellung und möchte Sie fen den Skandal der Spätabtreibung so nicht bitten, auch die Stellungnahmen der Ärzte- weiterlaufen lassen. Jetzt führt in der Praxis schaft, der Ärztevertreter, der Kammervertreter, nämlich nicht mehr die Situation der Mutter da- die ähnlich wie bei Ihnen von ethischem Grund- zu, dass eine Abtreibung vorgenommen wird, wissen und Grunddenken und von christlicher sondern die Situation ist, dass der Mutter gesagt Verantwortung geleitet sind, zu beachten und wird: Heute braucht man ein behindertes Kind umzusetzen. nicht mehr zur Welt bringen. Wir können bis zum letzten Moment vor der Geburt noch eine Auch möchte ich davor warnen, weiter eine Wer- Abtreibung vornehmen. Muten Sie sich das nicht teaufweichung zu betreiben, denn wir müssen in zu! Das heißt, die Praxis hat das, was wir theo - unserer Gesellschaft davon ausgehen, dass das retisch im Gesetz ohne mein Zutun – ich war ja Recht auf Leben eines Behinderten im täglichen dagegen – beschlossen haben, radikal verändert. Leben – das merke ich bei den Patienten – leider nicht mehr selbstverständliche Maxime ist. Be- Ich sage Ihnen: Wenn wir die PID zulassen, dann hinderungen kann man nach den heutigen medi- wird die Praxis auch das, was wir uns jetzt vor- zinischen und technischen Möglichkeiten nicht nehmen wollen, radikal verändern. Wir machen exakt voraussagen. Wenn wir die PID erlauben, eine Tür auf und wissen nicht, was nach der Tür helfen wir nicht, zu heilen und zu lindern, son- kommt. Ich bin vor diesem Hintergrund der Mei- dern wir greifen aktiv in den Schöpfungsprozess nung: Das Risiko ist zu groß. Menschliches Le- ein, ohne die Folgen absehen zu können, die wir ben beginnt mit der Verschmelzung von Ei- und damit in Zukunft auslösen können. Samenzelle. Danach gibt es keinen einzigen qua- litativen Sprung mehr. Wenn wir nicht wollen, Lebenswirklichkeit wird von uns hier und heute dass am Leben experimentiert wird, dann dürfen gestaltet. Wir sind die Partei, die die Lebens- wir heute die PID nicht zulassen. wirklichkeit prägend mitgestaltet. Das bedeutet, 40 Präimplantationsdiagnostik (PID)

wir müssen nicht nur die Menschenwürde und Dr. Ursula von der Leyen die Freiheit des Menschen sichern, sondern es ist uns auch verpflichtender Auftrag, das Recht Meine Damen und Herren! auf Leben sicherzustellen, auch auf das Leben Liebe Freundinnen und Freunde! von Behinderten. Politik im Zeichen des C braucht ein Fundament Die politischen Fehler, die wir in der Vergangen- von christlichen Tugenden wie Nächstenliebe, heit bezüglich der Abtreibungsregelung began- Fürsorge, Achtung vor dem Leben und Bewah- gen haben und die damals viele nicht vorausse- rung der Schöpfung. Daraus ergibt sich unser hen konnten, können nicht als Argument dafür Verständnis für ganz konkrete Politik für den gelten, jetzt weitere Dammbrüche zu rechtferti- Menschen, und dieses gemeinsame Verständnis gen. leitet unsere Debatte über die PID. Ich danke an dieser Stelle von Herzen für das differenzierte Jedes Kind ist ein Geschenk, ein Geschenk Gott- Ringen mit Argumenten um einen gemeinsamen es, nicht ein Produkt der Mediziner oder von un- Weg auf diesem Parteitag. ausgereiften technischen Methoden oder von ethisch bedenklichen Möglichkeiten. Meine Damen und Herren, manche wissen- schaftlichen Erkenntnisse führen nicht zu ein- Humanität bedeutet, zum Leben zu verhelfen, deutigen Verbesserungen, sondern eben auch zu vornehmlich behindertes Leben zu schützen, neuen Fragen. Vor 25, 30 Jahren haben wir über nicht aber, dieses Leben überhaupt nicht oder das Thema künstliche Befruchtung leidenschaft- nur manipuliert zur Welt kommen zu lassen. lich debattiert. Das hat uns die Diskussionen um Wir müssen uns darüber klar sein, dass die den Begriff „Retortenbaby“ eingebracht, aber al- Ma nipulation kommen wird. le hier im Saal kennen in ihrem Bekanntenkreis Kinder, die es ohne diese künstliche Befruchtung Wir bekennen immer wieder: Die Würde eines nicht gegeben hätte. Wir haben damals gesagt, jeden Menschen ist unantastbar. Die Würde wir dürfen das nicht. Aber würden wir heute sa- eines jeden Menschen zu schützen, ist nicht gen, das war falsch? nur unsere vornehmste Pflicht und Aufgabe als Chris ten, sondern insbesondere als Christ - Wenn wir jetzt über die PID debattieren, stehen demokraten. Machen Sie es uns Ärzten und wir vor genau demselben Dilemma, nämlich, den jungen Frauen durch weitere Werteauf - dass wir es mit medizinischen Erkenntnissen zu weichungen nicht noch schwerer, dem Leben tun haben, die uns die Eindeutigkeit einer Ent- zum Leben zu verhelfen! Helfen Sie uns, das scheidung schwermachen. Leben eines jeden Einzelnen als einzigartig und einmalig zu begreifen und anzunehmen! Als ich als junge Ärztin mit dem Studium fertig war Ich bin sicher, dass wir mit Blick auf unseren und in der Gynäkologie und Geburtshilfe anfing, Schöpfer und die Schöpfung die richtige dachte ich, dass ich alles medizinisch Notwendige Entscheidung treffen und die PID verbieten. wüsste. Ich habe dann in der Ambulanz unserer Gott helfe uns dabei! Klinik junge Frauen erlebt, glücklich, rund, schwan- ger, die sich auf die nächsten Wochen freuten. Ich habe verzweifelte Frauen erlebt, die sich sehnsüch- tigst ein Kind wünschten. Ich habe Frauen erlebt, die zu einer Abtreibung kamen und nicht mit uns sprechen wollten, und ich habe Frauen erlebt, die zitternd vor Angst dasaßen, weil sie die diagnosti- schen Ergebnisse gleich bekommen würden. Das Leben ist unverfügbar 41

In dieser Zeit bin ich in meinem Urteil vorsichti- flikte nicht entstehen zu lassen. Sie kann Totge- ger geworden. Ich glaube, man kann diese sensi- burten und spätere Abtreibungen vermeiden ble ethische Frage nur mit dem Blick auf die helfen. Mütter, auf die Paare beantworten. Hier handelt es sich um Paare, die wegen einer schweren ge- Ein letzter Gedanke. Ich sage das auch als Minis - netischen Vorbelastung Fehlgeburten oder meh- terin für Soziales. Es ist meines Erachtens eines rere Totgeburten erlebt haben oder deren Kinder der größten Missverständnisse in der Sache, wenige Tage nach der Geburt gestorben sind wenn so getan wird, als würde sich das Selbst- oder die ein oder zwei schwerbehinderte Kinder verständnis unserer behinderten Mitbürgerin- liebevoll pflegen. Sie wünschen sich ein Kind nen und Mitbürger oder unsere Empathie für sie und sie haben Angst, das alles noch einmal an dieser Frage messen. durchleben zu müssen. Gerade diejenigen, die als Mütter und Väter ihre Meine Damen und Herren, wenn ein sehnsüchti- ganze Kraft für ein geliebtes behindertes Kind ger Kinderwunsch von solch einer erblichen Be- einsetzen, ermutigen uns, dem Urteil des Bun- lastung überschattet wird, dann kann die PID desgerichtshofes zu folgen. Deshalb bitte ich das Ja zum Kind stärken. Deshalb bin ich für eine Sie, der Variante drei zuzustimmen. Zulassung der PID in engen Grenzen.

Wenn der Satz stimmt, der Mensch darf nicht alles tun, was technisch möglich ist – und ich unterschreibe diesen Satz –, dann treibt mich aber dieser Widerspruch um. Aus einer befruch- teten Eizelle in einer Glasschale wird niemals ein Mensch, es sei denn, der Mensch schwemmt diese Eizelle aktiv mit medizinischer Technik in eine Gebärmutter ein. In dieser Phase lassen wir keinerlei Untersuchung zu. Aber eine befruchte- te Eizelle, die sich in der Gebärmutter eingenis - tet hat, wächst zu einem Menschen heran, es sei denn, der Mensch unterbricht aktiv diese Schwan - gerschaft. In dieser Phase lassen wir alle Unter- suchungen auf schwere genetische Schäden zu. Ich glaube, diesem Widerspruch, mit dem wir im Augenblick leben, müssen wir uns stellen.

Warum stellen wir uns nicht vorher, wenn die befruchtete Eizelle in der Glasschale ist, der Last des Wissens und damit auch der Last der Verant- wortung einer wie auch immer gearteten Ent- scheidung? Warum machen wir erst, wenn das Kind im Mutterleib heranwächst, alle Untersu- chungen und verlangen dann von den Eltern, nicht nur die alleinige Last der Verantwortung und der Entscheidung zu tragen, sondern sie auch seelisch und körperlich zu durchleben? Die PID kann helfen, schwere Schwangerschaftskon- 42 Präimplantationsdiagnostik (PID)

Peter Müller zurücknehmen wollen. Das bedarf einer gestei- gerten Begründung. Deshalb sage ich: Wer für Liebe Parteifreundinnen! Liebe Parteifreunde! die Zulässigkeit der PID ohne Ausnahme plä- diert, geht einen Weg, der eigentlich mit unse- Zu Beginn der Debatte hat Peter Hintze gesagt, ren Vorstellungen zum Lebensschutz nicht ver- der Bundesgerichtshof habe in seiner Entschei- einbar ist. dung die PID als mit unserer Rechtsordnung voll vereinbar bezeichnet. Ursula von der Leyen hat Wer für ein ausnahmsloses Verbot eintritt, kommt eben daran angeknüpft. Ich habe mich zu Wort ebenfalls zu Wertungswidersprüchen. Er muss gemeldet, um dem zu widersprechen. mit dem Wertungswiderspruch leben – den hat Frau Ursula von der Leyen eben dargelegt – dass Der Bundesgerichtshof hat etwas anderes ent- wir die PID verbieten, aber die PND zulassen. schieden. Er hat in einem ganz konkreten Einzel- Auch er wird sich unter christlichen Gesichts- fall erklärt, dass nach den geltenden Regelungen punkten mit der Frage nach der Barmherzigkeit des Embryonenschutzgesetzes eine Bestrafung mit Blick auf die Situation junger Familien aus- des Arztes nicht möglich ist. Die Begründung einandersetzen müssen. Auch hier ist man nicht dafür lautet: Die Regelungen des Embryonen- frei von Wertungswidersprüchen. Wenn wir uns schutzgesetzes sind hinsichtlich der PID nicht in einer solchen Situation befinden, wenn also hinreichend eindeutig und nicht hinreichend be- beide Wege mit Wertungswidersprüchen ver- stimmt. Hier besteht eine Regelungslücke. Des- bunden sind, stellt sich doch die Frage, ob es halb gilt der Grundsatz „keine Strafe ohne Ge- nicht vermittelnde Wege geben muss und ob wir setz“. Daher ist in diesem Fall von einer Bestra- uns nicht die Zeit nehmen müssen, diese vermit- fung abzusehen. Die Feststellung, dass ein be- telnden Wege zu gehen. Ich will dazu eine Über- stimmtes Verhalten nicht einer positiv im Gesetz legung anstellen. Es ist eben zu Recht die Paral- geregelten Strafandrohung entspricht, ist etwas lele zur Abtreibungsregelung angesprochen völlig anderes als die Behauptung, dieses Verhal- worden. Liebe Freundinnen, liebe Freunde, wir ten sei mit unserer Rechtsordnung vereinbar. sagen, dass die Tötung menschlichen Lebens nicht zu unserer Rechtsordnung passt. Ich mei- Eigentlich dokumentiert diese Entscheidung das ne, dass das auch im Hinblick auf die PID gelten Dilemma, in dem wir uns befinden. Es gibt keine muss. Deshalb sollten wir am Verbot der PID widerspruchsfreie Lösung. Egal welchen Weg wir festhalten bzw. das Verbot eindeutig im Gesetz gehen, er ist immer mit Wertungswidersprüchen festschreiben. verbunden. Diejenigen, die für die Zulässigkeit der PID in engen Grenzen plädieren, haben das Des Weiteren stellt sich die Frage, wann der Problem, die Fragen, welches die engen Grenzen Staat das Strafrecht bemüht. Wann bestraft der sind, welche Fälle als schwer bezeichnet werden Staat menschliches Verhalten, das möglicher- können und um welche Krankheiten und Behin- weise aus großer Not geboren ist? Ich kann mir derungen es geht, nicht beantworten zu können. durchaus vorstellen, dass es Fälle gibt, in denen Es ist nicht klar, nach welchen Kriterien die der Staat mit Blick auf die Situation der Eltern, Grenzen gezogen werden können. der jungen Familien seinen Strafanspruch aus- nahmsweise zurücknimmt. Dieser Ansatz findet Als Christdemokrat stelle ich mir die Frage, war- sich in keiner Variante, die heute zur Abstim- um wir als Partei des Schutzes des Lebens gera- mung steht. Mir ist die Variante eins die sympa- de bei einer Form des menschlichen Lebens – thischste. Es ist doch kein Zufall, dass die EKD darum handelt es sich auf jeden Fall – das des gesagt hat: Wir müssen über diese Frage noch besonderen Schutzes bedarf, den Lebensschutz einmal nachdenken. – Ich glaube, wir als christli- ein Stück weit aushöhlen bzw. ein Stück weit che Demokraten sollten nach einer Lösung su- Das Leben ist unverfügbar 43

chen, die deutlich macht: Wir sind die Partei des Dr. Lebensschutzes. Deshalb halten wir die PID für grundsätzlich falsch. Wir halten am Verbot fest. Liebe Delegierte! Verehrte Gäste! Wir stellen uns aber auch den Geboten der Barmherzigkeit und denken darüber nach, wann Wir alle spüren: Dies ist eine Debatte, die an die der staatliche Strafrechtsanspruch schweigen Seele der Partei rührt. Ich bin stolz auf meine muss. Das scheint mir eine vernünftige, vermit- Partei, die eine Debatte führt, die uns in dieser telnde Lösung zu sein, über die wir nachdenken Form niemand vorgemacht hat und die uns nur sollten. wenige nachmachen werden.

Wir reden hier über sehr lebenspraktische und zugleich sehr grundsätzliche Fragen. Wir haben uns mit ethischen Grundsätzen und Fragen der Rechtsgestaltung gleichermaßen auseinander - zusetzen. Wir alle spüren, wie es Peter Müller gerade ausgeführt hat: Wie immer die Entschei- dung ausgeht, sie wird nicht widerspruchsfrei sein. Sie lässt immer Zweifel nach der einen oder der anderen Seite zurück. Deswegen wünscht man sich möglicherweise, das nicht entscheiden zu müssen. Aber – auf diesen Unterschied möch- te ich aufmerksam machen – die Frage, ob über- haupt, in welchem Umfang und zu welchem Zeit- punkt jemand von den Optionen der modernen Medizin Gebrauch macht und wie er die damit verbundenen ethischen Fragen beantwortet, ist zuerst einmal seine ganz persönliche Entschei- dung, die ihm niemand abnehmen kann.

Das, was der Gesetzgeber regeln muss, ist die Frage, ob und welche der verfügbaren techni- schen Möglichkeiten im Rahmen unserer Rechts- ordnung erlaubt sein sollen, was bitte schön nicht dasselbe ist, unser Problem allerdings auch nicht verkleinert. Wir müssen zwar nicht heute als Gesetzgeber entscheiden, im späteren Verfahren müssen wir aber auch zu einer gesetz- geberischen Antwort kommen, die den vielfäl - tigen, hier dargestellten Aspekten Rechnung trägt.

Meine Damen und Herren! Liebe Parteifreundin- nen und Parteifreunde! Ich persönlich habe zu - nächst auch geglaubt, dass die richtige, konse- quente und unseren Grundüberzeugungen ent- sprechende Entscheidung ein striktes Verbot sei. Ich bin inzwischen sehr zögerlich. 44 Präimplantationsdiagnostik (PID)

Ich will Ihnen auch sagen: Ich jedenfalls weiß Meine Damen und Herren! Auch mir wäre es am noch nicht, wie ich am Ende eines Gesetzge- liebsten, wenn der Parteitag nach dieser gran- bungsverfahrens, das ich aus den dargestellten diosen Debatte die Größe hätte, zu sagen: Wir Gründen für unverzichtbar halte, votieren wer- sind heute nicht in der Lage, das abschließend de, weil ich die möglichen gesetzlichen Ausge- zu entscheiden. Wir brauchen vor allen Dingen staltungen, die außerordentlich schwierig sind, Gestaltungsvarianten, die abstimmungsfähig noch gar nicht kenne und deswegen eine ab - sind. Wenn aber, was ich für genauso verständ- schließende Abwägung noch gar nicht vorneh- lich und nachvollziehbar halte, dieser Parteitag men kann. Eine solche Abwägung muss am Ende heute ein Signal geben will, auch und gerade an der Diskussion über die schwierigen, hier ange- die eigene Bundestagsfraktion, dann würde ich sprochenen Probleme aber so oder so gefunden mir wünschen, dass der Parteitag darauf verzich- werden. Diese kann man am Ende für vertretbar tet, zu dieser Möglichkeit kategorisch Nein zu oder nicht vertretbar halten, überzeugend oder sagen. Lieber Volker Kauder, wir würden heute nicht überzeugend finden. keine Tür öffnen. Die Tür ist längst offen.

Meine Zweifel an einem rigiden gesetzlichen Ver- Seitdem wir die künstliche Befruchtung zugelas- bot, das regelmäßig mit einer Strafandrohung sen haben, ist die Tür offen. Nun müssen wir die verbunden ist, sind im Laufe der Beschäftigung Fragen beantworten, die sich daraus ergeben. mit diesem Thema gewachsen. Natürlich geht es bei Schwangerschaftskonflikten und den Mög- Ich habe Schwierigkeiten, mir vorzustellen, dass lichkeiten der PID nicht um den gleichen Sachver- eine gerechte Rechtsordnung bei einem aus mei- halt. Dass es sich um vergleichbare Sachverhalte ner Sicht unverzichtbaren prinzipiellen Verbot handelt, die beide im Rahmen unserer Rechtsord- der Manipulation menschlichen Lebens am An- nung ausgehandelt werden müssen, das scheint fang und am Ende in absehbaren, schweren, mir aber schwer bestreitbar zu sein. Meine Da- nicht auflösbaren Konfliktsituationen mit Straf- men und Herren! Wie überzeugend wäre eine androhungen aufmarschiert, die sie an anderer Rechtsordnung, die den Fötus im Mutterleib we- Stelle der gleichen Rechtsordnung für verzicht- niger schützt als den Embryo in der Petrischale? bar hält. Liebe Delegierte, deswegen würde ich mir wünschen, dass wir, wenn es heute über- Ein Argument, das viele Kolleginnen und Kolle- haupt ein Votum gibt, die Fraktion durch Annah- gen hier heute vorgetragen haben, halte ich für me der dritten Variante ermutigen, weiter darü- zutreffend: Die Rechtsordnung, die wir mit Blick ber nachzudenken, ob wir eine Lösung für die auf Schwangerschaftskonflikte haben, ent- Ausgestaltung eines Raumes mit engen Grenzen spricht nicht unseren Vorstellungen. Wir hätten finden, der trotz eines prinzipiellen Verbots sie an manchen Stellen lieber anders. straffrei bleibt.

Dann müssen wir uns aber auch die Frage gefallen lassen: Wie überzeugend ist unser politischer Ein- satz gegen die gesetzliche Zulässigkeit von Abtrei- bungen auch gesunder Föten in den ersten drei Monaten und unser Einsatz gegen die rechtliche Zulässigkeit von Spätabtreibungen, wenn wir gleichzeitig Möglichkeiten verbieten wollen, die bei schweren Erbkrankheiten das Risiko einer Fehl- geburt oder einer Spätabtreibung in erheblichem Umfang verringern oder sogar vermeiden können? Diese Frage müssen wir bitte beantworten. Das Leben ist unverfügbar 45

Stefan Mappus Geleitet von den hier festgestellten Grundüber- zeugungen sind wir der Auffassung, dass es vor Tagungspräsidium einer gesetzlichen Regelung der PID einer aus- führlichen Analyse und Diskussion bedarf, um Vielen Dank, Norbert Lammert. – Frau Winkel- den vielfältigen Anforderungen gerecht werden meier-Becker hat ihre Wortmeldung zurückge - zu können, die eine solch komplexe Frage des zogen. Lebensschutzes aufwirft.

Daher kommen wir jetzt zum Abstimmungsver- Wer Variante eins der Antragskommission zu- fahren. Ich darf um Aufmerksamkeit bitten. Ich stimmt, den darf ich jetzt um das Kartenzeichen werde zunächst im Schnellverfahren erklären, in bitten. – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Ich welcher Reihenfolge wir abstimmen. Danach glaube, es war eindeutig, dass die Gegenprobe – werden wir Punkt für Punkt vorgehen. Als Erstes sprich: Ablehnung der Variante eins – die Mehr- werden wir über die Punkte eins bis sieben und heit war. Damit ist die Variante eins abgelehnt. neun abstimmen, die relativ unproblematisch sein dürften. Dann kommen wir zum Punkt acht. Da es für Variante eins keine Mehrheit gibt, rufe Zunächst werden wir dann über Variante eins, ich nunmehr die Varianten zwei und drei auf. die Ihnen vorliegt, abstimmen. Dabei handelt es Hierzu hatten wir uns bereits auf eine schriftli- sich um die Variante, die zuletzt Norbert Lam- che Abstimmung verständigt. Ich bitte deshalb mert vorgeschlagen hat, sprich: keine Entschei- darum, dass jetzt die Stimmzettel im Saal und dung am heutigen Tag. Wenn diese Variante eine auf dem Podium verteilt werden. Wenn die Mehrheit bekommen würde, hätten sich die Va- Stimmzettel verteilt sind, werde ich den Modus rianten zwei und drei für heute erledigt. Wenn nochmals erklären. Zunächst bitte ich aber um die Variante eins keine Mehrheit bekommen Verteilung der Stimmzettel. würde, würden wir über die Varianten zwei und drei abstimmen, und zwar in schriftlicher Form. Ich darf die Zeit, bevor wir in die Abstimmung Über Variante eins lassen wir in offener Form ab- eintreten, nutzen, um Ihnen nochmals die beiden stimmen. Das dazu im Schnellverfahren. Varianten zu erläutern. Ich lese deshalb die Vari- anten zwei und drei, die Sie auf dem Stimmzettel Ich gehe jetzt Punkt für Punkt vor. Ich lasse jetzt finden werden, vor. Die Variante zwei lautet: über die Empfehlungen der Antragskommission abstimmen und rufe deshalb die Ziffern eins bis Deshalb hält die CDU, wie im Grundsatzpro- sieben und neun auf, die seitens der Antragskom- gramm verankert, am Verbot der PID fest. mission als gemeinsame Position aller Antrag- steller angesehen werden. Wer den Zif fern eins Die Variante drei heißt: bis sieben und neun zustimmt, den bitte ich jetzt um das Kartenzeichen. – Gegenprobe! – Enthal- Deshalb setzt sich die CDU für die Möglichkeit tungen? – Wenn ich das richtig sehe, wurde das der PID in engen Grenzen für Paare mit schwe- einstimmig angenommen. Das heißt, die Zif- rer genetischer Vorbelastung ein. fern eins bis sieben und neun sind einstimmig angenommen worden. (…)

Nun lass ich über Ziffer acht abstimmen. Wir begin- nen, wie besprochen, mit der Variante eins. Ich darf daran erinnern: Wenn Variante eins zugestimmt wird, dann entfällt eine Abstimmung über die Vari- anten zwei und drei. Ich lese Variante eins vor: 46 Präimplantationsdiagnostik (PID)

Stefan Mappus

Tagungspräsidium

(…) Meine Damen und Herren, bevor ich dem nachfolgenden Redner Volker Kauder das Wort gebe, teile ich das Ergebnis der schriftlichen Ab- stimmung zum Thema PID mit: abgegebene Stim- men 814, Enthaltungen 15, ungültige Stimmen keine. Damit waren 799 Stimmen gültig. Die Mehrheit liegt damit logischerweise bei 400 Stim- men. Auf die Alternative eins – deshalb hält die CDU wie im Grundsatzprogramm verankert am Verbot der PID fest – entfielen 408 Stimmen. Das entspricht 51,06 Prozent.

Die Alternativposition – deshalb setzt sich die CDU für die Möglichkeit der PID in engen Gren- zen für Paare mit schwerer genetischer Vorbe - las tung ein – hat 391 Stimmen bekommen. Das sind 48,94 Prozent.

Ich will dazu anmerken, dass die vorangegange- ne Debatte für mich eine der Sternstunden die- ser Partei war. Das darf man bei dieser Gelegen- heit auch einmal sagen.

Das zeigt einmal mehr, dass man in der CDU Deutschlands über Positionen im richtig ver- standenen Sinne streitet, aber auch entscheidet und nicht – um in der Sprache von Horst Seeho- fer zu bleiben – wie ein paar Flachwurzler die Diskussion über das Thema einfach verschiebt. Das war insofern ein sehr guter Tag. Vielen herz- lichen Dank für die Teilnahme an der Debatte. Das Leben ist unverfügbar 47

Rednerverzeichnis Seite

Hermann Gröhe 5 Katherina Reiche 6 Dr. Günter Krings 8 Peter Hintze 9 Julia Klöckner 11 Dr. Maria Flachsbarth 13 Ursula Heinen-Esser 14 Prof. Dr. Patrick Sensburg 15 Dr. Regina Görner 16 Dr. Peter Liese 18 Dr. Rolf Koschorrek 21 22 Dr. Rudolf Henke 23 Hubert Hüppe 25 Dr. Kristina Schröder 27 Thomas Dörflinger 28 Annette Widmann-Mauz 29 Thomas Heilmann 31 Philipp Mißfelder 31 Michael Brand 32 Prof. Dr. Maria Böhmer 33 Annegret Kramp-Karrenbauer 35 36 37 Dr. Hermann Kues 38 Volker Kauder 39 Dr. Urban Lanig 39 Dr. Ursula von der Leyen 40 Peter Müller 42 Dr. Norbert Lammert 43 Stefan Mappus 45, 46

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