Besonderer Artenschutz Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag

Stutensee, Stadtteil Staffort Verfahren „Ersatzneubau Mehrzweckhalle Staffort“ im Auftrag der Stadt Stadtplanung Rathausstr. 3 76297 Stutensee Tel.: 07244/969-230

Geplanter Standort am alten Sportplatz südlich der Halle, 25.05.2019 Kartenauszug: Staffort, südwestlicher Teil (Quelle: OSM) Foto: O. Harms

Fassung vom: 02.03.2020 Bearbeitung:

Fachgutachter: Oliver Harms, Dipl.-Geoökologe Ornithologischer Fachgutachter und für Reptilien Rhode-Island-Allee 81, 76149

Ökologische Leistungen Fußer Dr. Moritz Fußer, Dipl.-Landschaftsökologe Amalienstraße 79, 76133 Karlsruhe M.Sc. Landschaftsplanung Jana Kleingräber M.Sc. Landschaftsökologie Katrin Linzel

Stutensee, Stadtteil Staffort, Fachbeitrag zum Artenschutz Kartierungsergebnisse Planungsverfahren „Ersatzneubau Mehrzweckhalle Staffort“

Inhalt 1. ANLASS / ZIEL 3

2. UNTERSUCHUNGSGEBIET / NUTZUNGEN 3 2.1 VORBELASTUNGEN DES UNTERSUCHUNGSGEBIETES 3

3. RECHTLICHE GRUNDLAGEN 4 3.1 SCHUTZGEBIETE: 5

4. VOGELWELT (AVIFAUNA) 7 4.1 METHODIK DER BRUTVOGEL-ERFASSUNG 7 4.2 ERGEBNIS DER BRUTVOGEL-ERFASSUNG 8 4.3 ARTENSCHUTZRECHTLICHE VERTRÄGLICHKEIT 11 4.4 AUSWIRKUNGEN DES NEUBAUS UND DES GEBÄUDEABRISSES 13

5. REPTILIEN 14 5.1 METHODIK DER ERFASSUNG 14 5.2 ERGEBNIS DER ERFASSUNG 15

6. AMPHIBIEN 15

7. FLEDERMÄUSE (CHIROPTERA) 16 7.1 METHODEN / ÜBERBLICK 16 7.2 QUARTIERSUCHE - UNTERSUCHUNG DES GEBÄUDES AUF GEEIGNETE STRUKTUREN 16 7.3 TRANSEKTBEGEHUNGEN 17 7.4 ERGEBNISSE 18 7.5 GEBIETSBEWERTUNG / KONFLIKTANALYSE 20

8. SCHMETTERLINGE 20

9. HOLZBEWOHNENDE KÄFER 21

10. GESETZLICHE GRUNDLAGEN / ANFORDERUNGEN ZUM BESONDEREN ARTENSCHUTZ 21 10.1 MAßNAHMEN ZUR VERMEIDUNG UND MINDERUNG NACHTEILIGER AUSWIRKUNGEN 22 10.2 FLEDERMÄUSE 22 10.3 VÖGEL 23 10.4 MAßNAHMENVORSCHLÄGE ZUR VERMEIDUNG 25 10.5 AUSGLEICHSMAßNAHMEN 25 10.6 REPTILIEN, INSBESONDERE ZAUNEIDECHSEN 26 QUELLEN / UNTERLAGEN 27 ANHANG: AUSZUG AUS DEM FLEDERMAUSGUTACHTEN 28

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1. Anlass / Ziel

Die Stadt Stutensee plant die Erneuerung der bestehenden Mehrzweckhalle im Stadtteil Staffort. Dafür soll auf der bestehenden Sportanlage eine neue Halle gebaut werden. Die alte Halle wird anschließend abgerissen. Zur Berücksichtigung der artenschutzrechtlichen Vorgaben sowie zur Klärung rechtlich begründeter Vorgaben zum besonderen Artenschutz wurde das Gebiet auf Vorkommen heimischer Vogelarten, heimischer Fledermausarten sowie bezüglich der potenziellen Besiedlung mit Reptilienarten, Amphibien und Insekten untersucht.

2. Untersuchungsgebiet / Nutzungen

Das Untersuchungsgebiet für die Erfassungen 2019 wurde so gewählt, dass auch Vorkommen erfasst werden konnten, die seitlich in die Planungsfläche hineinreichen oder, obwohl nur im Umfeld gelegen, durch die Bauarbeiten gestört werden könnten. Deshalb wurde das gesamte Schulgelände südlich der Draisstraße und zwischen den Häuserzeilen östlich und westlich davon in die Untersuchung einbezogen. Nach Süden wurde das Untersuchungsgebiet noch etwas erweitert und erst am Fußweg zwischen Rasenfläche und Hecke beendet, wobei singende Vögel südlich, als Reviere im Umfeld erfasst wurden. Für heimische Tierarten sind in diesem Untersuchungsgebiet relativ kleinräumig verschiedene Lebensräume für Gebüsch- und Baumbewohner in Büschen, Gehölzen und Bäumen sowie für Gebäudebewohner an den Gebäudefassaden oder am Dach vorhanden. Im direkten Umfeld befinden sich weitere Lebensräume in Gebäuden und Gärten. Die wesentlichen Gebietsteile sind als Sportgelände oder in einer Kategorie mit öffentlichen Grünflächen zu charakterisieren. Am südwestlichen Rand des Gebiets und daran anschließend, werden die Vegetationselemente natürlicher und gehen in eine gering genutzte Landschaft mit vielfältigen Biotopelementen der feuchten bis frischen Niederungen über. Natürliche oder naturnahe Lebensbereiche und Pflanzengesellschaften bestehen im Gebiet des Bauvorhabens jedoch nicht.

Im Untersuchungsgebiet sind folgende Biotoptypen und Grünbestände anzutreffen: - Baumgruppen / Hecken mit überwiegend standortheimischen Gehölzarten als öffentliche Grünfläche; - Im Umfeld Nutzgärten, Ziergärten, Ziergehölzpflanzungen; - Asphaltierte oder gepflasterte Wege und Straßen; - Sportgelände mit Tennenbelag oder Sportrasen oder Sandflächen mit annueller Vegetation – oder Rohbodenbesiedler;

2.1 Vorbelastungen des Untersuchungsgebietes

Durch die Lage und Nutzung des Untersuchungsgebietes am Rande des Siedlungsraumes ist die Fläche intensiven Störungen durch Menschen und manchmal Fahrzeuge ausgesetzt. Auch führen Fußgänger, Hundeführer, Fahrradfahrer und andere Nutzer der Wege und Flächen durch ihre Anwesenheit und Bewegungen zu Scheucheffekten, die auf wild lebende Tierarten unterschiedlich stark wirken. Als Schulgelände / Mehrzweckhalle ist die untersuchte Fläche natürlich wiederholten Störungen ausgesetzt. Die Schüler, die zum oder vom Unterricht kommen oder in den Pausen auf der Fläche unterwegs sind, stören die Vogelwelt regelmäßig. Die Fußwege, die im Osten der Fläche, östlich und westlich des alten Sportplatzes und im Westen im Gehölzbestand entlang führen, werden zudem von Fahrradfahrern, Fußgängern und Hundeführern genutzt. Auf dem alten Sportplatz werden nur noch

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selten Unterrichtstunden für Ballspiele oder für Leichtathletik durchgeführt. Die umliegenden Gärten der Wohnbebauung unterliegen einer unterschiedlichen Nutzung. Hauskatzen durchqueren von der Wohnbebauung kommend die Fläche. Sie sind für Vögel und andere Tiere eine durchaus ernst zu nehmende Gefahrenquelle und erhöhen das Prädatorenpotenzial, das sonst hauptsächlich durch marderartige Raubtiere gegeben ist. Damit ist eine an menschliche Störungen und an die Siedlung gewöhnte Tier- und Vogelwelt im Gebiet zu erwarten, die sich teilweise nach Süden in die Hecken, Gehölze und Obstbaumwiesen zurückziehen kann. Für Reptilien wie Zauneidechsen aber auch für Singvögel sind natürlicherweise vor allem Beutegreifer wie Turmfalke, Mäusebussard und im Siedlungsgebiet ganz besonders auch Katzen als Feinde relevant, die nicht nur zu Störungen, sondern insbesondere zu Individuenverlusten führen.

3. Rechtliche Grundlagen

Zum Schutz wildlebender Tier- und Pflanzenarten vor anthropogenen Beeinträchtigungen wurden auf europäisch gemeinschaftlicher und nationaler Ebene umfangreiche Vorschriften erlassen. Auf europäischer Ebene ist der Artenschutz in der FFH-Richtlinie (Artikel 12, 13 und 16 der Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen vom 21.05.1992) sowie in der Vogelschutzrichtlinie (Artikel 5 -7 und 9 der Richtlinie 79/409/EWG des Rates über die Erhaltung der wild lebenden Vogelarten vom 02.04.1979) verankert. Aufgrund der Vorgaben des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) im Urteil vom 10.01.2006 (C- 98/03) wurde das Bundesnaturschutzgesetz zum 12.12.2007 (BGBl I S 2873) geändert, in Kraft getreten am 18.12.2007. Im März 2010 ist das neue Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) novelliert in Kraft getreten (BGBl 2009 Teil I Nr. 51). Der Bundesgesetzgeber hat durch die Neufassung der §§ 44 und 45 BNatSchG die europa- rechtlichen Regelungen zum Artenschutz, die sich aus der FFH-Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie ergeben, umgesetzt. Dabei hat er die Spielräume, die die Europäische Kommission bei der Interpretation der artenschutzrechtlichen Vorschriften zulässt, rechtlich ab- gesichert. Da sich das Vorhaben im planungsrechtlichen Innenbereich befindet, wird die § 13 ff. BNatSchG nicht tangiert und die naturschutzrechtliche Eingriffsregelung findet nach § 18 Abs. 2 BNatSchG keine Anwendung. Die Vorschriften des besonderen Artenschutzes sind weiterhin zu beachten. Die generellen artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände des § 44 Abs. 1 sind wie folgt gefasst: "Es ist verboten, 1. wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert, 3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 4. wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, sie oder ihre Standorte zu beschädigen oder zu zerstören (Zugriffsverbote)."

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3.1 Schutzgebiete

Der Geltungsbereich zum Bebauungsplanverfahren überschneidet sich weder mit ausgewiesenen Schutzgebieten noch mit geschützten Biotopflächen gem. § 33 Naturschutzgesetz Bad.-Württ. Nach § 33 NatSchG BW geschützte Biotopflächen sind nicht betroffen und werden nicht beeinträchtigt. Westlich, südwestlich und südlich liegen in mindestens 100 m Entfernung mehrere kartierte Biotope, ausgewiesen nach § 33 NatSchG BW, ohne Bezug oder Belang für das Planverfahren. Diese sind: „Röhrichtstreifen an Pfinz und Neuem Kanal bei Staffort“, Nr. 169 1721 50002; Biotoptyp: Röhrichte und Großseggen-Riede. „Feldgehölz südlich von Staffort“, Nr. 169 1721 59049; Biotoptyp: Feldhecken und Feldgehölze. „Feldgehölze und Röhrichte südwestlich Staffort“, Nr. 169 1721 50003; Biotoptyp: Sümpfe; Röhrichte und Großseggen-Riede; Natürliche oder naturnahe Bereiche stehender Binnengewässer einschließlich ihrer Ufervegetation; Feldhecken und Feldgehölze.

Natura 2000 Das FFH-Gebiet „Kinzig-Murg-Rinne und Kraichgau bei “ Schutzgebiets-Nr. 6917311 erstreckt sich mit Teilflächen in südlicher Richtung in über 1.000 m Entfernung. Zwischen dem FFH- Gebiet und dem Planungsgebiet erstrecken sich als trennende Elemente die extensiv gepflegten Brachflächen mit Obstwiesen und Feldgehölzen. Bei den gem. Natura 2000 geschützten Gebieten handelt es sich vorwiegend um Waldflächen und Feuchtwiesen, die keinen erkennbar unmittelbaren Bezug zum Plangebiet haben und keine artenschutzrechtlich relevanten funktionalen Bezüge besitzen, die Beeinträchtigungen dieser Gebiete mit gemeinschaftlicher Bedeutung zu erwarten lassen.

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Übersichtsplan der Schutzgebiete und geschützten Biotopflächen

SPA-GEBIET

Quelle: LUBW – Kartendienst (LUBW/LGL) - Übersichtsplan der Schutzgebiete und geschützten Biotopflächen Erläuterung: Rote Flächen: Naturschutzgebiete nicht vorhanden Pinkrote Flächen: Geschützte Biotope nicht betroffen Mittelgrüne Flächen: Landschaftsschutzgebiet nicht betroffen FFH-Schutzgebiete: nicht betroffen, außerhalb, Abstand mind. 400 m

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4. Vogelwelt (Avifauna)

Im Gebiet kommen Vogelarten als Brutvögel sowohl auf den Grünflächen als auch an den Gebäuden vor, sodass eine artenschutzrechtliche Betroffenheit der Vögel eintreten könnte, wenn Gebäude abgerissen oder Grünflächen verändert werden. Da nach dem Bundesnaturschutzgesetz alle Vogelarten besonders geschützt sind (einige Arten sind darüber hinaus auch streng geschützt) und auch Fortpflanzungsstätten, also Nistplätze unter Schutz stehen, müsste nach der Eingriffsregelung zumindest entsprechender Ausgleich geschaffen werden. Um die möglicherweise betroffenen Arten zu ermitteln, wurde 2019 eine komplette Brutvogelerfassung durchgeführt. Das Ergebnis dieser Erfassungen wird nachfolgend dargestellt. Im Weiteren wird begründet welche Auswirkungen die geplante Veränderung der Bebauung auf die festgestellten Arten haben könnte

4.1 Methodik der Brutvogelerfassung

Zur Erfassung der Vogelwelt wurden sechs Begehungen in den Morgenstunden durchgeführt. Die Termine und Daten sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt. Aufgrund der terminlichen Gegebenheiten erfolgten die Begehungen erst relativ spät im Jahr. Dennoch wurde die Anzahl der Begehungen nicht verringert, sondern lediglich in kürzerem Abstand durchgeführt. Da das Gelände sehr übersichtlich und mit einer Fläche von ca. 2 ha nicht besonders groß, konnte sichergestellt werden, dass alle vorkommenden Vogelarten festgestellt werden konnten. Bei der Auswertung erfolgte eine Unterscheidung nach Status als Brutvogel oder Nahrungsgast. Eigentlich wären zwei singende oder balzende Nachweise nach SÜDBECK et al (2005) nötig. Mit diesem Vorgehen kann sichergestellt werden, dass keine möglichen Brutvogelarten trotz der zeitlich späten Kartierung übersehen oder nicht gewertet wurden. Während der Begehungen wurden alle Beobachtungen von Vögeln, also optische und akustische, in einer Arbeitskarte notiert und mit dem Verhalten des Vogels erfasst (Territorial- / Balzverhalten, Futtersuche, Futter tragend, Junge fütternd, Nest / Höhle an- / abfliegend, neutral sitzend). Es wurden zusätzlich auch Beobachtungen im direkten Umfeld notiert. Damit entspricht die angewandte Methode zum einen der klassischen Revierkartierung, da versucht wurde, alle Reviere von jeder anwesenden Art genau zu erfassen, und zum anderen den Vorgaben von SÜDBECK et al (2005): „Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands“. Zur Auswertung der Gelände-Beobachtungen wurde eine Gesamtartenliste erstellt und der Status (Brutvogel, Nahrungsgast etc.) nach SÜDBECK et al (2005) bestimmt (siehe Kap. 4).

Tabelle: Datum, Uhrzeit und Wetter der Begehungen für die Avifauna. Datum Uhrzeit Wetter / Bemerkungen 17.05.2019 06:15 bis 07:15 Uhr sonnig 1/8 bewölkt, 6°C, 0-2 Bft. 25.05.2019 06:15 bis 07:15 Uhr wechselhaft 4/8 bewölkt, 10°C, 0-2 Bft. 01.06.2019 07:00 bis 08:00 Uhr sonnig 1/8 bewölkt, 13°C, 0-3 Bft. 17.06.2019 09:00 bis 10:00 Uhr sonnig 0/8 bewölkt, 15°C, 1-3 Bft. 25.06.2019 06:45 bis 07:45 Uhr sonnig 1/8 bewölkt, 22°C, 1-3 Bft. 30.06.2019 08:00 bis 09:00 Uhr sonnig 0/8 bewölkt, 21°C, 0-3 Bft.

Geeignete Höhlungen in Bäumen für die Besiedelung mit Höhlenbrütern konnten im Rahmen der Begehungen ebenfalls erfasst werden. Vorhanden sind auch ältere Nisthilfen für kleine Höhlenbrüter, die an Gebäuden in den Grünflächen und in den privaten Gärten aufgehängt sind. Größere Arten oder Spechte sind an diesen Bäumen nur als Nahrungsgäste anzutreffen. Damit ist in der untersuchten Fläche insgesamt eine an den Menschen und seine Störungen weitgehend angepasste Vogelwelt vorhanden.

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4.2 Ergebnis der Brutvogelerfassung

Die folgende Tabelle fasst alle festgestellten Vogelarten zusammen, die im Untersuchungsgebiet und im Umfeld beobachtet wurden. Insgesamt wurden 31 Arten und 244 Vögel beobachtet. In der letzten Spalte ist das Ergebnis der Auswertung der Beobachtungsdaten nach SÜDBECK et al (2005) dargestellt. Die Brutreviere sind mit ihren Revierzentren in der folgenden Karte dargestellt. Die wirkliche Größe jedes Reviers ist von Art zu Art unterschiedlich und auch über den Jahresverlauf bzw. Frühling und Sommer relativ flexibel und von weiteren Faktoren wie bspw. dem nächsten Revier der gleichen Art abhängig. Einige Reviere reichen auch über das Untersuchungsgebiet hinaus, während andererseits Reviere der Brutvögel in der Umgebung – vor allem im Süden – bis in das Untersuchungsgebiet hinein reichen können. Als Ergebnis der Untersuchung 2019 sind 19 Arten als Brutvögel mit 35 Revieren im Untersuchungsgebiet zu werten. Die 35 Reviere der Brutvögel im Untersuchungsgebiet verteilen sich auf folgende Arten: Amsel, Haussperling, Kohlmeise, Mönchsgrasmücke, Star und Stieglitz mit je drei Revieren; Buchfink, Grünfink, Nachtigall und Ringeltaube mit je zwei Revieren; Blaumeise, Gartenbaumläufer, Gartenrotschwanz, Girlitz, Hausrotschwanz, Kleiber, Rotkehlchen, Türkentaube und Zilpzalp mit je einem Revier. Zehn dieser Arten haben im Umfeld insgesamt weitere 19 Reviere. Eine Art, die Bachstelze, wurde nur im Umfeld mit zwei Revieren festgestellt, im Untersuchungsgebiet ist sie als Nahrungsgast zu werten. Für eine der oben genannten Arten, den Star, liegen auch zwei Brutnachweise vor, da beobachtet wurde, wie an einer Baumhöhle zwischen Schulgebäude und Kindergarten und unterhalb des Daches auf der Westseite des Schulgebäudes Junge gefüttert wurden. Für alle anderen oben genannten Vogelarten gilt ein Brutverdacht nach SÜDBECK et al (2005). Als Nahrungsgäste sind außer der Bachstelze die anderen 11 Arten zu werten, siehe folgende Tabelle. Diese Arten sind teilweise im weiteren Umfeld als Brutvögel zu sehen, besonders im Süden, bzw. es könnten einzelne dieser Arten in anderen Jahren auch im Gebiet brüten.

Vorbereich der Mehrzweckhalle und des Schulareals, Foto: Haller 05/19

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Das Untersuchungsgebiet wird von allen beobachteten Vogelarten zur Nahrungssuche genutzt, wenn auch unterschiedlich intensiv. Dabei sind die offenen Flächen für einige Arten, wie den Grünspecht und den Star, sehr relevant. Für andere, wie Mönchsgrasmücke und Nachtigall, sind hingegen die Gebüsche relevant, während für andere Arten eher die hohen Bäume.

Von den Brutvogelarten wird der Star in der Roten Liste Deutschland in Kategorie 3 „gefährdet“ geführt sowie der Haussperling auf der Vorwarnliste der baden-württembergischen und der bundesdeutschen Roten Liste. Die anderen Arten, die in Vorwarnlisten (Kuckuck, Turmfalke) oder sogar in Gefährdungskategorien zu finden sind (Bluthänfling Kategorie 2 „stark gefährdet“ in BW und Kategorie 3 „gefährdet“ in D, Kuckuck Kategorie 2 „stark gefährdet“ in D) sind als Nahrungsgäste des Untersuchungsgebiets und im Umfeld zu sehen. Alle festgestellten Vogelarten sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt, zwei Arten (Grünspecht, Turmfalke) darüber hinaus sogar streng geschützt, wobei beide als Nahrungsgäste zu werten sind.

Die alte Sporthalle wurde bei jeder Begehung intensiv beobachtet und es wurde besonders auf Anflüge von Vögeln an die Fassade oder die Dachkante geachtet, wo am ehesten Brutmöglichkeiten in Form von Höhlungen oder Öffnungen vorliegen können. Im Gegensatz zum Hauptgebäude, wo sicher Stare brüten und wahrscheinlich auch Haussperlinge, sind an der Sporthalle 2019 keinerlei an- oder wegfliegende Vögel beobachtet wurden. Für dieses Jahr können deshalb brütende Vögel an diesem Gebäude sehr sicher ausgeschlossen werden.

Tabelle: Nachgewiesene Vogelarten 2019 und Einstufung nach der Roten Liste Baden- Württemberg (BAUER et al 2016) und Deutschland (GRÜNEBERG et al 2015) sowie dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG). Status 2019 nach SÜDFELD et al (2005) abgeleitet:

Name dt. Name wiss. D BW BArtSchV Bemerkung Amsel (A) Turdus merula Besonders Brutverdacht 3 Reviere und 2 * * geschützt Reviere im Umfeld Bachstelze (Ba) Motacilla alba Besonders Nahrungsgast u. 2 Reviere im * * geschützt Umfeld Blaumeise (Bm) Cyanistes caeruleus Besonders Brutverdacht 1 Revier und * * geschützt 1 Revier im Umfeld Bluthänfling Carduelis cannabina Besonders Nahrungsgast 3 2 geschützt Buchfink (B) Fringilla coelebs Besonders Brutverdacht 2 Reviere u. 2 Reviere * * geschützt im Umfeld Besonders Buntspecht Dendrocopos major * * Nahrungsgast geschützt Besonders Elster Pica pica * * Nahrungsgast geschützt Fasan Phasanius colchicus Besonders Im Umfeld südlich * * geschützt Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla Besonders * * Brutverdacht 1 Revier (Gb) geschützt Gartengrasmücke Sylvia borin Besonders Im Umfeld südlich * * geschützt Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus Besonders * * Brutverdacht 1 Revier (Gr) geschützt Besonders Girlitz Serinus serinus * V Brutverdacht 1 Revier geschützt Besonders Grünfink Carduelis chloris * * Brutverdacht 2 Reviere geschützt Grünspecht Picus viridis Streng Nahrungsgast * * geschützt Besonders Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros * * Brutverdacht 1 Revier und 1 Revier geschützt

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Name dt. Name wiss. D BW BArtSchV Bemerkung im Umfeld Haussperling Passer domesticus Besonders Brutverdacht 3 Reviere und 6 V V geschützt Reviere im Umfeld Kleiber Sitta europaea Besonders Brutverdacht 1 Revier * * geschützt Kohlmeise Parus major Besonders Brutverdacht 1 Revier * * geschützt Kuckuck Cuculus canorus Besonders Im Umfeld südlich V 2 beschützt Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla Besonders Brutverdacht 3 Reviere und 2 * * geschützt Reviere im Umfeld Nachtigall Luscinia megarhynchos Besonders Brutverdacht 2 Reviere und 1 * * geschützt Revier im Umfeld Neuntöter Lanius collurio Besonders Im Umfeld südlich * * geschützt Rabenkrähe Corvus corone Besonders Nahrungsgast * * geschützt Ringeltaube (Rt) Columba palumbus Besonders Brutverdacht 2 Reviere und 1 Revier * * geschützt im Umfeld Rotkehlchen (R) Erithacus rubecula Besonders Brutverdacht 1 Revier * * geschützt Star Sturnus vulgaris Besonders Brutnachweis 2 Bruten und 3 * geschützt Brutverdacht 1 Rev. Stieglitz Carduelis carduelis Besonders Brutverdacht 3 Reviere * * geschützt Sumpfmeise Poecile palustris Besonders Nahrungsgast * * geschützt Türkentaube Streptopella decaocto Besonders Brutverdacht 1 Revier und 2 Reviere * * geschützt im Umfeld Turmfalke Falco tinnunculus Streng Nahrungsgast * V geschützt Zilpzalp Phylloscopus collybita Besonders Brutverdacht 1 Revier und 1 Revier * * Geschützt im Umfeld

2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; V = Vorwarnliste, starker Rückgang, * noch keine Gefährdung Die Arten der Roten Liste mit der Einstufung V = Vorwarnliste sind aktuell noch nicht gefährdet. Es ist aber zu befürchten, dass sie innerhalb der nächsten zehn Jahre gefährdet sein werden, wenn bestimmte Faktoren weiterhin einwirken.

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Lageplan: Revierzentren der Brutvogelarten 2019. Alle 18 dargestellten Reviere sind größer als das Grundstück und umfassen dieses ganz oder teilweise.

4.3 Artenschutzrechtliche Verträglichkeit

Für die mögliche Betroffenheit der festgestellten Vogelarten sind zuerst die möglichen Auswirkungen der geplanten Bebauung abzuschätzen. Insbesondere die Auswirkungen für die Brutvögel und der artenschutzrechtlichen Verträglichkeit können als Prognose ermittelt werden. Die bisherige Planung sieht vor, erst die neue Halle zu errichten und, nach Fertigstellung die alte Sporthalle abzureißen. Der denkbare Standort des Neubaus steht bereits relativ genau fest, siehe weitere Abbildung, so dass die direkt betroffenen Brutvogelarten und Reviere auch schon genauer abgeschätzt werden können. Es sind die Reviere, die auf der folgenden Abbildung zu sehen sind. Auch für die Brutvögel und Reviere im Umfeld dieses Bereiches entstehen Auswirkungen durch die Arbeiten bei Neubau und Abriss.

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Abbildung: Revierzentren der Brutvogelarten 2019 im vorgesehenen Baufeld (roter Rahmen) (Detail aus Lageplan S. 11). Abkürzungen siehe Tabelle oben.

Artenschutzrechtliche Bewertung Alle Brutvogelarten und Nahrungsgäste des Untersuchungsgebiets sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Grünspecht und Turmfalke sind sogar streng geschützt. Von den Brutvogelarten wird der Star in der Roten Liste Deutschland in Kategorie 3 „gefährdet“ geführt sowie der Haussperling auf der Vorwarnliste der baden-württembergischen und der bundesdeutschen Roten Liste. Die anderen Arten, die in Vorwarnlisten (Kuckuck, Turmfalke) oder sogar in Gefährdungskategorien zu finden sind (Bluthänfling Kategorie 2 „stark gefährdet“ in BW und Kategorie 3 „gefährdet“ in D, Kuckuck Kategorie 2 „stark gefährdet“ in D) sind als Nahrungsgäste des Untersuchungsgebiets und im Umfeld zu sehen. Für streng geschützte Vogelarten konnten keine Brutreviere im geplanten Geltungsbereich festgestellt werden. Auch die streng geschützten Nahrungsgäste brüten nicht in näherer Umgebung. Hinweise auf Vorkommen von Eulenvögeln oder auf Greifvogelhorste gibt es im Untersuchungsgebiet nicht.

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4.4 Auswirkungen des Neubaus und des Gebäudeabrisses

Die Auswirkungen und Eingriffe des Neubaus hängen im Wesentlichen von der Anzahl der Bäume und den Gebüschen ab, die für das Gebäude selber und die benötigten Baunebenflächen - Lager- und Rangierflächen, Zu- und Abfahrt - entfernt werden müssen. In dieser Vegetation sind Brutstätten (=Nester) mehrerer Arten vorhanden und stellen Nahrungsflächen und Rückzugsmöglichkeiten für die Vögel dar. Die anwesenden Brutvögel können voraussichtlich teilweise ausweichen, wenn nicht gerade ein Nachbarrevier, wie z. B. bei Buchfink oder Mönchsgrasmücke, diese Möglichkeit einschränkt. Sollten geringfügige Störungen einzelner Reviere auftreten, also z. B. eine Verschiebung eines Reviers stattfinden, so wäre bei den festgestellten Vogelarten davon auszugehen, dass sich der Erhaltungszustand der lokalen Population dieser häufigen Arten dadurch nicht wesentlich verschlechtert.

Es wird hier angenommen, dass nicht jeder Baum innerhalb des roten Rahmens des Eingriffsraumes (siehe Abb. S. 12) fallen muss, da dies nur den geplanten Bereich für einen Bebauungsplan darstellt. Wenn möglich, sollte besonders der große Baum zwischen alter Sporthalle und Schulgebäude erhalten werden sowie die Bäume jenseits des östlich verlaufenden Weges. Die Fläche des alten Sportplatzes selber wird zwar von einigen Arten als Nahrungsfläche genutzt, diese können aber problemlos auf die Rasenfläche westlich und die unbefestigten Wege im Umfeld ausweichen. Der Abriss der alten Sporthalle wird nach den Ergebnissen dieses Jahres keine Brutplätze betreffen. Im nächsten Jahr könnten dort allerdings neue Brutplätze entstehen, z. B. auch auf Grund von kleinen Gebäudeschäden durch Sturm oder Alterung. Zur Berücksichtigung des Tötungsverbotes sind deshalb zur Vermeidung zeitliche Einschränkungen zu beachten. Wenn Abrissarbeiten dennoch während der Brutzeit nicht vermieden werden können, müssen zeitnah zuvor Erfassungen erneut erfolgen. Letzteres geschieht immer mit dem Risiko eines Baustopps bei doch vorhandenen Brutplätzen! Wenn die Fläche der bestehenden Mehrzweckhalle nach dem Abriss begrünt wird, also mehrere Bäume und eventuell eine Hecke gepflanzt werden, kompensieren diese Entsiegelung und Wiederbegrünung viele der negativen Wirkungen des Neubaus.

Es ist nicht möglich genau vorherzusagen, welche der 2019 festgestellten Brutreviere verschwinden werden und welche erhalten bleiben. Dabei spielen auch weitere Aspekte, wie die Frequentierung und Architektur des neuen Gebäudes eine Rolle, z. b. die Lage des Eingangs, die geplanten Fenster(ausrichtungen) und die Beleuchtung im und außerhalb des Gebäudes. Auch die Art der zukünftigen Nutzung der Fläche nördlich, in welcher die alte Sporthalle abgerissen werden soll, wird hierbei bedeutsam sein.

Die Bau- und notwendigen Baunebenflächen werden von Vegetation und Oberboden geräumt und durch die Bebauung wird es dauerhaft zu Lebensraumverlusten der dort lebenden Arten kommen, da ihre Lebensräume überbaut werden. Verbleibende angrenzende Vegetation, vor allem Bäume, müssen während der Bauzeit geschützt werden, um sie vor zufälliger Verletzung oder Zerstörung zu bewahren. Baustellenverkehr und die Bauarbeiten selber werden zu Erschütterungen und Lärm führen und die Anwesenheit von Bauarbeitern und anderen Personen wird eine entsprechende Scheuchwirkung auf anwesende Tiere in der Umgebung besitzen. Letztere entspricht teilweise dem zukünftigen Publikumsverkehr der Mehrzweckhalle. Da die vorhandenen Brutvogelarten schon an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt sind (der Schulbetrieb und die Spaziergänger bringen dies mit sich), ist deren Empfindlichkeit geringer als bspw. der außerhalb von Ortschaften lebenden Vögel.

Dennoch sind Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen erforderlich, die im Kapitel 10.3 dargestellt werden. Dazu gehören Maßnahmen der Begrünung bzw. Neupflanzung auf nicht bebauter Fläche rund um die neuen Gebäude und die Berücksichtigung von Nistplätzen für Gebäudebrüter beim Bau, die vergleichsweise sehr wenig kosten und trotzdem sehr effektiv sind.

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Bei einer Neubebauung werden in der Bauzeit baubedingte Auswirkungen durch den Baulärm und die Bautätigkeit an sich (Bewegungen von Menschen und Maschinen, Erschütterungen u. ä.) auftreten. Darüber hinaus sind dauerhafte Lebensraumverluste zu berücksichtigen, wenn Bäume und Büsche entfernt werden. Diese Verluste hängen davon ab, wie viel Vegetation entfernt wird. Die Nutzung der Gebäude erzeugt selbst wahrscheinlich kaum weitere Störungen, denn alle dann stattfindenden Störungen und ihre Auswirkungen müssen im Verhältnis zu den bereits vorhandenen Vorbelastungen gesehen werden, die durch das Siedlungsgebiet, die Straßen, die Parkplätze und die bestehende Nutzung bereits relativ hoch sind. Zu den Auswirkungen, die nicht verhindert, eventuell aber vermindert werden können, gehören: - Die Bauflächen inkl. der Baunebenflächen werden von der Vegetation inkl. der Bäume und vom Oberboden geräumt. Durch den Bau größerer Gebäude wird es dauerhaft zum Lebensraumverlust der hier lebenden Tier- und Pflanzenarten kommen, da die Fläche überbaut wird. Für mehrere Vogelarten entfallen damit Teile ihres Lebensraums (v. a. Nahrungsflächen) und für mehrere Brutvogelarten, die in den Bäumen brüten entfallen Nistmöglichkeiten. Daraus ergibt sich, dass vor allem die Baunebenflächen so klein wie möglich gehalten werden sollten, um die Eingriffe zu minimieren. Da nicht nur der vorhandene Ascheplatz betroffen sein wird sondern auch die angrenzenden Grün- und Gehölzflächen sowie die Bäume im Bereich der Baustellenzufahrt muss der Eingriff größer als die reine geplante Gebäudeflächen betrachtet werden. - Der Baulärm und die Bewegung von Maschinen und Arbeitern sowie Erschütterungen durch die Abrissarbeiten und den Bau werden vor allem für die Vogelwelt der verbleibenden Bäume und Büsche und im Umfeld durch eine entsprechende Scheuchwirkung zu einer Belastung führen. Zur Brutzeit könnten Brutvögel vertrieben werden bzw. die Brut könnte ausfallen. Diese Beeinträchtigung kann für die Vogelwelt durch eine Bauzeit außerhalb der Brutperiode stark vermindert werden. Die sogenannten Freibrüter wie Amsel, Buchfink, Grünfink, Mönchsgrasmücke, Nachtigall, Ringeltaube, Stieglitz und Türkentaube werden durch den Baum- und Gebüschverlust real weniger Brutmöglichkeiten besitzen. Dies kann mittelfristig durch eine ausreichende Begrünung mit Gebüschen und Hecken auf den künftigen Grünflächen zumindest teilweise ausgeglichen werden. Die (anderen) nach Nahrung suchenden Arten können, ohne große Einschränkung, in die angrenzenden Flächen der Umgebung ausweichen.

5. Reptilien

Aufgrund der Biotopausstattung im Plangebiet und im nahen Umfeld konnte ein Vorkommen von Reptilien des Anhangs IV FFH-Richtlinie (hier die Zauneidechse) vorab nicht völlig ausgeschlossen werden. Angesichts dieser Ersteinschätzung erfolgte an drei Terminen eine Erfassung der Zauneidechse in den für die Art relevanten Habitatstrukturen. Die Zauneidechse ist nach der FFH-Richtlinie eine streng zu schützende Art (Anhang IV) und nach dem Bundesnaturschutzgesetzt eine streng geschützte Art. Sie steht auf der Vorwarnliste der deutschen Roten Liste (KÜHNEL et al 2009) und der baden-württembergischen Roten Liste (LAUFER 1999). Trotz ihres ungünstigen Erhaltungszustands und einer rückläufigen Bestandsentwicklung ist der Erhalt der Art in Baden-Württemberg gesichert.

5.1 Methodik der Erfassung

Zur Erfassung der Reptilien wurde die übliche Erfassungsmethode der aufmerksamen visuellen Suche angewandt (LAUFER et al 2007). Es erfolgten drei Begehungen von je einer Stunde zu einer Tageszeit, die aufgrund der Temperatur – mind. 15°C und nicht zu heiß, also nicht über 30°C – Eidechsenaktivität ermöglichte. Die Termine und Daten sind in der folgenden Tabelle zusam- mengestellt. Bei jeder Begehung wurden alle Strukturen des Grundstücks wie die Sprunganlage,

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Sportplatzfläche, Heckenränder, Steinhaufen, Gebäudemauern, Büsche und Gehölze langsam abgegangen und kontrolliert. Die Witterung im Frühjahr und Frühsommer 2019 war, bis auf einige kühle und nasse Tage im Mai, fast durchgehend zur Erfassung der Reptilien geeignet. Tabelle : Datum, Uhrzeit und Wetter der Begehungen. Datum Uhrzeit Wetter / Bemerkungen 18.04.2019 15:00 – 16:00 Uhr sonnig, 0/8 Bewölkung, 22°C, 0-3 Bft. 17.05.2019 15:45 – 16:45 Uhr wechselhaft, 5/8 Bewölkung, 22°C, 0-3 Bft. 01.07.2019 09:00 – 10:00 Uhr sonnig, 0/8 Bewölkung, 26°C, 0-3 Bft. 18.08.2019 12:00 – 13:00 Uhr sonnig, 1/8 Bewölkung, 28°C, 1-4 Bft.

Teil des Sportareals südlich der Mehrzweckhalle mit bedingt geeigneten Strukturen für Vorkommen der Zauneidechse; Foto: Haller 05/19

5.2 Ergebnis der Erfassung

Im Rahmen von 4 Geländebegehungen zur Untersuchung der Zauneidechse in den für die Art geeigneten Strukturen erfolgten keine Nachweise von Individuen. Ein Vorkommen der anderen Reptilien-Arten des Anhangs IV FFH-RL kann aufgrund der fehlenden Habitatstrukturen ausgeschlossen werden.

6. Amphibien

Es bestehen keine Gewässer im Untersuchungsbereich des Vorhabens. Somit sind direkt keine Vermehrungshabitate von Amphibien betroffen. Durch die Lage des Gebiets eingebettet in den

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Siedlungsverband von Staffort sind Wanderkorridore von Amphibien mit hoher Sicherheit nicht betroffen, um so mehr als geeignete Landlebensräume und auch Laichgewässer im direkten Umfeld fehlen. Der Wehrgraben tangiert zwar das Plangebiet ist jedoch im angrenzenden Abschnitt kanalisiert und damit als Laichgewässer nicht verfügbar. Erst südlich des Untersuchungsgebiets verläuft der Wassergraben wieder offen. Im Verlauf von 2019 wurde allerdings bei den durchgeführten Begehungen kein Wasser und damit keine Ablaichmöglichkeit vorgefunden. In sehr feuchten Jahren könnte dies jedoch günstiger sein. Weiter südlich sind sowohl der Stafforter Baggersee als auch ein kleiner Tümpel westlich des Baggersees als geeignete Laichgewässer vorhanden. Als Landlebensraum ist der Bereich um die bestehende Mehrzweckhalle, um die Schule sowie die Sportplätze mit den Tennen- und Zierrasenflächen für Amphibien nicht geeignet. Lediglich der dichtere Heckenbereich südlich der Sportfläche könnte einzelnen Tieren genügen. Der große Bereich südlich dem Schul- und Sportareal, Gewann „Bruch“ dürfte hingegen als Landlebensraum für Amphibien gut geeignet sein. Historisch befand sich hier auch eine ausgedehnte feuchte Bruchfläche, die inzwischen mit Bäumen bepflanzt wurde und extensiv gemäht bzw. gepflegt wird.

7. Fledermäuse (Chiroptera)

Ein Vorkommen von Fledermausarten ist aufgrund der Habitatausstattung der umfangreichen benachbarten Gärten, der bewachsenen Brachflächen und des angrenzenden besiedelten Wohngebiets, vor allem durch die den Siedlungsraum nutzende Arten wie die Zwergfledermaus und evt. auch der Breitflügelfledermaus wahrscheinlich. Auch weisen die vorhandenen Nutzgebäude in der Nachbarschaft (Hütten, Schuppen) Öffnungen, Wandverkleidungen und beschädigte Fenster auf, die eine Nutzung dieser baulichen Anlagen als Quartier, dauerhaft oder als Wochenstube, ermöglichen.

7.1 Methoden / Überblick

Es wurden jeweils zwei Ausflugbeobachtungen bei optimaler Witterung durchgeführt. Jede Erfassung erfolgte hierbei synchron durch zwei Personen, so dass ein möglichst großer Bereich der bestehenden Sporthalle gleichzeitig beobachtet werden konnte. Durch insgesamt zwei mal zwei Begehungen wurde jeder Bereich des Hauses doppelt geprüft. Da auf Grund der Lage des Gebäudes vor allem mit dem Auftreten von Zwergfledermäusen zu rechnen war, fanden die Ausflugbeobachtungen kurz vor Sonnenuntergang bis zur völligen Dunkelheit der ersten Nachthälfte statt. Die Begehungen wurden detektorgestützt durchgeführt (Batlogger M, Firma elekon. Crest advanced, 16-150 kHz). Die anschließende Auswertung der Fledermausrufe wurde am PC mittels Batexplorer sowie Batscope durchgeführt. Die Begehungen fanden zu folgenden Zeitpunkten statt:

Datum Wetter / Bemerkungen 09.07.19 23° C, 0 - 1 Bft, klar 10.07.19 23° C, 0 - 1 Bft, klar

7.2 Quartiersuche - Untersuchung des Gebäudes auf geeignete Strukturen

Fledermäuse können eine Vielzahl von Quartieren nutzen. Je nach Fledermausart und Jahreszeit können dies Baumhöhlen, abstehende Rinde, Holzstapel, alle möglichen Spalten, Räume bzw.

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Hohlräume an Gebäuden, aber auch Mauern, Stollen, Höhlen, Felsspalten und vieles mehr sein. Zur Suche nach Quartieren erfolgte eine Übersichtsbegehung. Aufgefundene potenzielle Quartiere wurden mit Fledermausdetektoren, Taschenlampen und Endoskopen untersucht. Bäume und Gebäude wurden mit einem Fernglas nach vorhandenen Quartiermöglichkeiten, Höhlen, Stammanrissen und Spalten abgesucht. Mit Hilfe eines Ultraschalldetektors wurde geprüft, ob Soziallaute anwesender Fledermäuse hörbar waren. Bei der Transektbegehung wurde speziell auf Fledermäuse geachtet, die möglicherweise von Quartieren abflogen. Während zwei Ausflugsbeobachtungen, mit je zwei Personen wurde anschließend geprüft, ob Einzelquartiere oder Wochenstuben an der Halle vorhanden sind. Die Mehrzweckhalle sowie die umliegenden Bäume wurden nach relevanten Strukturen für Fledermausquartiere und -wochenstuben abgesucht. Die Gehölze weisen keine für Wochenstuben interessanten Löcher, Spalten oder Höhlen auf. An der Halle stellen einige Spalten an der Verkleidung der Außenwände potenzielle Quartiere für Fledermäuse dar. Auch oberhalb der Fensterrahmen an der Ostseite der Halle sind einige Spalten vorhanden. Unklar ist – dies konnte ohne zerstörenden Eingriff nicht ermittelt werden - ob die Tiere durch die Spalten hinter die Verkleidung gelangen können.

Spalten, Fugen u. Nischen an der Mehrzweckhalle; Foto: Haller 05/19

7.3 Transektbegehungen

Fledermäuse orientieren sich mit Ultraschalllauten, die reflektierten Echos ermöglichen es ihnen sich ein „Hörbild“ ihrer Umgebung und möglicher Beute zu erstellen. Mit der Echoortung können auch sehr kleine und feine Strukturen wahrgenommen werden. Die Struktur der Echoortungslaute

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ist weitgehend artspezifisch. Eine außerordentliche Variabilität in der Anpassung an verschiedene Echoortungs-Aufgaben und sehr ähnliche Lautstrukturen bei manchen Fledermausgattungen schränken eine Artbestimmung allerdings ein. Die Untersuchungsflächen wurden von einer Person abgegangen, zum Vergleich wurden Referenzflächen außerhalb des Eingriffsbereiches ebenfalls mit untersucht. Bei der Transekt- begehung wurden Echoortungslaute von jagenden und vorbei fliegenden Fledermäusen mit Fleder- mausdetektoren hörbar gemacht und digital aufgezeichnet. Eine anschließende Auswertung der Echoortungslaute am Computer machte zusammen mit weiteren Daten aus Sichtbeobachtungen bzw. dem Flugverhalten und dem Vergleich der aufgezeichneten Rufe mit Lauten aus einer umfangreichen Referenz-Datenbank, die alle europäischen Fledermausarten umfasst, in gewissen Grenzen eine Artzuordnung möglich.

7.4 Ergebnisse

An beiden Begehungen konnten schon kurz nach Sonnenuntergang mehrere Zwergfledermäuse auf dem Gelände beobachtet werden. Im Bereich östlich neben der Sporthalle wurden während der gesamten Beobachtungszeit immer wieder Zwergfledermäuse gesichtet, welche zum Teil nach einigen Minuten weiter Richtung Süden und schließlich über den Sportplatz nach Westen geflogen sind. Südlich und südwestlich vom Eingang der Halle konnte ebenfalls eine erhöhte Zwergfledermausaktivität festgestellt werden, was auf eine Quartiernutzung in der Nähe schließen lässt. Der Ort des Quartiers konnte nicht im Umfeld der Mehrzweckhalle ermittelt werden. Es dürfte in der erweiterten Nachbarschaft lokalisiert sein. Zwergfledermaus-Ausflüge - mit Hinweis auf ein genutztes Quartier - konnten nicht erfasst werden. Einzelquartiere an / in der Halle sind jedoch nicht ganz auszuschließen. Da keine stark erhöhte Aktivität durch Ausflüge vieler Zwergfledermäuse in direkter Gebäudenähe festgestellt wurde, kann eine Wochenstube an der bestehenden Halle ausgeschlossen werden. Ob die Halle als Winterquartier genutzt wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Während beider Begehungen kam es außerdem zu Kontakten mit Großen Abendseglern sowie am 09.07.2019 zu einem einzelnen Kontakt mit einem Grauen Langohr nahe der südöstlichen Ecke der Mehrzweckhalle. Da der Große Abendsegler vor allem Gehölze besiedelt und nur teilweise an sehr hohen Häusern überwintert, ist eine Betroffenheit mit hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen. Eine Betroffenheit des Grauen Langohrs kann ebenfalls ausgeschlossen werden, da es zu lediglich einem einzelnen Kontakt eines Tieres kam. Der Untersuchungsbereich ist für diese Art lediglich von Bedeutung als Korridor zu den Jagdgebieten im Süden von Staffort. Die Art hat seine Kolonien von 10 bis 30 Tieren meist in Dachräumen, oft in Kirchen und nutzt als Jagdgebiet reich strukturiertes Offenland und Streuobstgebiete. In Baden-Württemberg sind derzeit insgesamt weniger als 20 Wochenstuben bekannt.

Ergebnisse der Quartiersuche Zwar wurden keine Quartiere von Fledermäusen nachgewiesen, dennoch sollte ein Abriss vorsorglich im Winter stattfinden, um ein Vorhandensein von Tagesverstecken ausschließen zu können. Da es im Siedlungsbereich besser geeignetere Versteckplätze gibt, bleibt der räumliche Zusammenhang von Ruhestätten weiterhin gewahrt. Die Bäume im Gebiet weisen keine Quartiereignung auf, Hinweise auf eine Quartiernutzung in Bäumen wurden nicht erbracht.

Ergebnisse der Transektbegehungen Im Rahmen der Untersuchung konnten insgesamt fünf Fledermausarten sicher nachgewiesen werden. Der Großteil der akustischen Nachweise betraf die Zwergfledermaus. Bei den Transektbegehungen wurde auf regelmäßig beflogene Transferstrecken, auf Flugstraßen und die Jagd entlang von Leitstrukturen geachtet. Transferflüge erfolgten vor allem entlang der Gehölzreihen am Ostrand und auf dem südlichen Nachbargrundstück.

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Insgesamt kann auf Grund der wenigen Aufnahmen und der Sichtungen von lediglich vereinzelten Tieren von einer untergeordneten Rolle des Gebietes für Fledermäuse ausgegangen werden. Da sich auch auf unmittelbar angrenzenden Flächen keine potenziell hochwertigen Habitate befinden, kann insgesamt eine Betroffenheit von Fledermäusen ausgeschlossen werden. Vorsichtshalber sollten Abrissarbeiten wegen möglicher Tagesverstecke im Winter stattfinden.

Artenliste In den folgenden Tabellen werden alle vorgefundenen Arten sowie ihre Gefährdungssituation aufgeführt. Dabei wurden fünf Arten eindeutig bis auf Artniveau bestimmt (Tabelle). Bei einigen Lautaufnahmen war eine eindeutige Artzuordnung nicht möglich und erfolgte daher nur auf Gattungsniveau oder in Gattungsgruppen (zweite Tabelle). Der Großteil dieser Laute dürfte zu einer der sicher bestimmten Arten gehören.

Tabelle: Liste der im Untersuchungsgebiet nachgewiesenen Fledermausarten.

Art Wissenschaftl. Name Rote Liste FFH BNat- BW D SchG Großer Abendsegler Nyctalus noctula i 3 IV S

Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus 3  IV S

Graues Langohr Plecotus austriacus 1 2 IV S

Erläuterungen: Rote Liste BW: BRAUN et al. (2003), D: HAUPT et al. (2009): 0 ausgestorben oder verschollen; 1 vom Aussterben bedroht; 2 stark gefährdet; 3 gefährdet;  ungefährdet; R extrem seltene Arten; i gefährdete wandernde Tierart (vgl. Schnittler et al. 1994); V Arten der Vorwarnliste; G Gefährdung unbekannten Ausmaßes; D Daten unzureichend; S streng geschützte Art;  nicht bewertet; ! Deutschland in hohem Maße für die Art verantwortlich; ? eventuell erhöhte Verantwortlichkeit Deutschlands, Daten ungenügend.

Tabelle: Liste der im Untersuchungsgebiet nachgewiesenen nicht näher bestimmbaren Fledermaus- gattungen.

Art Wissenschaftl. Name Rote Liste FFH BNat- BW D SchG Nyctalus, Eptesicus oder Nyctaloid Je nach Art IV S Vespertilio spp. Pipistrelloid Pipistrellus Je nach Art IV S Legende siehe Tabelle 1.

FFH-Richtlinie Alle nachgewiesenen Arten sind im Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgelistet.

Besonders und streng geschützte Arten Alle im Untersuchungsgebiet nachgewiesenen Fledermausarten sind nach dem Bundesnatur- schutzgesetz streng geschützt.

Rote Listen Die Zwergfledermaus wird in Baden-Württemberg als gefährdet eingestuft. Der Abendsegler wird als gefährdete wandernde Tierart betrachtet. In der Roten Liste Deutschlands gilt der Abendsegler als Art der Vorwarnliste. Die Zwergfledermaus wird als ungefährdete Art aufgeführt. Das Graue Langohr wird in den Roten Listen als stark gefährdet geführt.

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7.5 Gebietsbewertung / Konfliktanalyse

Betroffenheit der Fledermäuse Eine Betroffenheit der Zwergfledermaus ist nicht auszuschließen, da die Mehrzweckhalle zumindest für Einzelverstecke genutzt werden könnte. Eine Winterquartiernutzung kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht völlig ausgeschlossen werden. Als gebäudebewohnende Fledermaus nutzt die Zwergfledermaus Spaltenverstecke am und im Gebäude als Quartiere. Wochenstuben sind hierbei in Hohlräumen hinter der Fassade, in Dachräumen, hinter Fensterläden und Zwischendächern zu finden, sie umfassen dabei bis zu 50- 100 Individuen. Teilweise sind aber auch Wochenstuben von nur 10 Individuen möglich. Die Männchen verbringen den Sommer in Einzelquartieren und besetzen in dieser Zeit Paarungsterritorien. Sammelquartiere werden ca. alle 6-14 Tage gewechselt. Winterquartiere werden ab November bezogen (oberirdisch in und an Brücken und Gebäuden, in Gewölbekellern, Hohlsteinen, Mauer- und Felsspalten, aber auch in trockenen unterirdischen Hohlräumen, Kellern und Stollen; räumlich getrennt von den Sommerquartieren). Im März bis April wandern die Tiere wieder aus den Winterquartieren zu den Sommerquartieren ab, wobei sich die Weibchen ab April in den Wochenstubenquartieren sammeln. Durch Abriss- oder Sanierungsarbeiten kann es deshalb sowohl im Sommer als auch im Winter zum Eintreten des Tötungstatbestandes kommen. Zudem werden potenzielle Quartiere der Zwergfledermäuse zerstört. Nachkontrolle: Im Spätsommer schwärmen Zwergfledermäuse um Mitternacht bereits an ihren Winterquartieren. Die Schwärmphase erreicht für diese Art ihren Höhepunkt Mitte bis Ende August. Dementsprechend sollte vor Beginn des Abrisses eine Nachkontrolle mit 2 Begehungen stattfinden. Das Gebäude kann bei einem Negativnachweis im Winterhalbjahr abgerissen werden. Generell ist aber auch hier darauf hinzuweisen, dass, falls wider Erwarten Fledermäuse gefunden werden, die Baumaßnahmen sofort eingestellt werden müssten. Die Naturschutzbehörde und ein Fledermausexperte sind in diesem Fall hinzuzuziehen. Nach einer Arbeitshilfe des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (2011) sind bei einer Ganzjahresquartiernutzung günstige Abrisszeiträume mit dem geringsten Risiko zwischen dem 15.03.-30.04. sowie zwischen dem 15.08.-30.09. für Zwergfledermäuse. Die Baumbestände auf den Freiflächen der Mehrzweckhalle besitzen insgesamt eine Bedeutung als Verbindungselement (Korridor) zu den reich strukturierten Freiflächen südlich von Staffort. Eine Erhaltung bzw. Neubepflanzung nach der Baumaßnahme ist für die Fledermäuse daher von wesentlicher Bedeutung.

8. Schmetterlinge

Die nach FFH-Richtlinie, Anhang IV geschützten Schmetterlingsarten sind auf sehr spezielle Fortpflanzungsstätten mit besonderen Vorkommen von Nahrungspflanzen angewiesen. Im Untersuchungsgebiet konnten insbesondere die essenziellen Nahrungspflanzen nicht festgestellt werden. Insbesondere fehlen im Gebiet als Futterpflanzen der entsprechenden Raupen: Weidenröschen-Arten – (Epilobium); Nachtkerzen-Arten – (Oenothera); Wiesenkopf – (Pimpinella); Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis); Stumpfblättrigen Ampfers (Rumex obtusifolius); Flussampfer – (Rumex hydrolapathum); Wasserampfer – (Rumex aquaticus); Rossminze und Wasserminze – (Mentha longifilia u. aquatica); Sumpfkratzdistel – Cirsium palustre); Blutweiderich – (Lythrum salicaria); Greiskräuter-Arten – (Senecio spec.); Wasserdost (Eupatorium cannabinum); Speziell wurden die Voraussetzungen für Vorkommen der Schmetterlingsarten: Spanischen Fahne - Callimorpha quadripunctaria sowie Dunkler und Heller Wiesenknopf-Ameisen- Bläuling - Maculinea nausithous und teleius überprüft, da diese für das nächstliegende FFH-Gebiet gelistet sind. Im Untersuchungsgebiet sind keine geeigneten Habitatelemente sowie keine essentiellen Nahrungspflanzen vorhanden.

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Daher ist ein Vorkommen der artenschutzrechtlich relevanten Schmetterlingsarten bzw. - artengruppen einschließlich ihrer Entwicklungsformen im Plangebiet nicht zu erwarten.

9. Holzbewohnende Käfer

Alteichen, die für Hirschkäfer, Eremit oder Eichenheldbock notwendig wären, sind im Untersuchungsgebiet nicht vorhanden. Der Baumbestand besteht vorwiegend aus wenigen Jahrzehnte alten angepflanzten Bäumen. Der Totholz-Anteil im Gebiet ist – pflege- und altersbedingt - sehr gering (stehend, liegend, Trockenholz). Spuren von Fraßgängen, Holzmehl, oder gelöcherte Altholzstücke konnten im Untersuchungsbereich bei den Begehungen nicht entdeckt werden. Ein Vorkommen oder gar Fortpflanzungshabitate von streng geschützten holzbewohnenden Käfern können daher ausgeschlossen werden.

10. Gesetzliche Grundlagen / Anforderungen zum besonderen Artenschutz

Kurzdarstellung Die rechtlichen Grundlagen und Anforderungen zum Artenschutz ergeben sich aus der einschlägigen Gesetzgebung, wobei die §§ 44 und 45 BNatSchG die Vorschriften für besonders geschützte und bestimmte andere Tier- und Pflanzenarten (Verbotstatbestände) sowie Ausnahmen regeln. Hierbei sind die gesetzlichen Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 zu beachten: (1) „Es ist verboten, 1. wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert, 3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 4. wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, sie oder ihre Standorte zu beschädigen oder zu zerstören (Zugriffsverbote).

Folgende Handlungen sind nach § 44 Abs. 5 zulässig: (5) Für nach § 15 zulässige Eingriffe in Natur und Landschaft sowie für Vorhaben im Sinne des § 18 Absatz 2 Satz 1, die nach den Vorschriften des Baugesetzbuches zulässig sind, gelten die Zugriffs-, Besitz- und Vermarktungsverbote nach Maßgabe der Sätze 2 bis 5. Sind in Anhang IV Buchstabe a der Richtlinie 92/43/EWG aufgeführte Tierarten, europäische Vogelarten oder solche Arten betroffen, die in einer Rechtsverordnung nach § 54 Absatz 1 Nummer 2 aufgeführt sind, liegt ein Verstoß gegen das Verbot des Absatzes 1 Nummer 3 und im Hinblick auf damit verbundene unvermeidbare Beeinträchtigungen wild lebender Tiere auch gegen das Verbot des Absatzes 1 Nummer 1 nicht vor, soweit die ökologische Funktion der von dem Eingriff oder Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang weiterhin erfüllt wird. Soweit erforderlich, können auch vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen festgesetzt werden. […]

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10.1 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung nachteiliger Auswirkungen

Im Zuge von Baufeldräumung und Bauarbeiten könnte es prinzipiell zur Tötung oder Verletzung von Individuen kommen wodurch der Verbotstatbestand der Tötung nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG erfüllt wäre. Dies kann in der Regel durch die Umsetzung von Vermeidungsmaßnahmen wirksam verhindert werden. Es ist für die vorkommenden Arten sicherzustellen, dass die ökologische Funktion der Fortpflanz- ungsstätten erhalten bleibt, zumal einige Fortpflanzungsstätten im Umfeld existieren, die sich in die Nachbarbereiche erstrecken und nicht gefährdet sind. Eine erhebliche Zerstörung von Lebensstätten und damit die Verletzung des Verbotstatbestandes der Zerstörung nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG kann meist vermieden werden.

10.2 Fledermäuse

Schädigungsverbot

Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten / Standorten wild lebender Pflanzen und damit verbundene vermeidbare Verletzung oder Tötung von wild lebenden Tieren oder ihrer Entwicklungsformen bzw. Beschädigung oder Zerstörung von Exemplaren wild lebender Pflanzen oder ihrer Entwicklungsformen.  Ein Verstoß liegt nicht vor, wenn die ökologische Funktion der von dem Eingriff oder Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- und Ruhestätten bzw. Standorte im räumlichen Zusammenhang gewahrt werden. Bei Fledermäusen sind neben den Quartieren auch die Jagdgebiete zu betrachten, da negative Auswirkungen in den Jagdgebieten direkte Auswirkungen auf die Fortpflanzungs- und Ruhestätten nach sich ziehen.  Ein Quartierverlust wurde aus der vorliegenden Planung bisher nicht ermittelt.  Um eine Beeinträchtigung der betroffenen Populationen durch den Verlust von Jagdgebieten bzw. durch eine reduzierte Insektenverfügbarkeit auszuschließen, sind die Eingriffe dahingehend zu minimieren, als der Verlust der derzeitigen Grünanlagen am Bestandsgebäude durch Blühstreifen und Dachbegrünungen ausgeglichen wird.  Das Pflanzgebot im Plangebiet nach dem Neubau ist durch standortgerechte einheimische Baum- und Pflanzenarten zu realisieren.  Im Plangebiet ist eine insektenfreundliche Beleuchtung mit gestufter Abschaltung v.a. in den Morgenstunden vorzusehen. Im Falle des Verlusts von Einzelquartieren muss dies durch das Anbringen von künstlichen Quartieren kompensiert werden. Hierbei eignen sich Flachkästen für gebäudebewohnende Arten (z. B. von Schwegler: Typ 1FF, 2FE, 2 FTH) oder integrierte Lösungen, bei denen Durchgänge zu Hohlräumen oder Kästen in der Fassade geschaffen werden (z. B. Schwegler 3 FE, 1 FE, 1 FR). Sollte sich ein Winterquartier bestätigen, sind Ganzjahreskästen aufzuhängen, in denen die Fledermäuse auch überwintern können. Die Kästen müssen bis zum darauf folgenden Frühjahr angebracht sein. Der Einflug muss mind. 3 m hoch angelegt werden. Nach Möglichkeit sollten sie nach Süden oder Osten exponiert werden. Anbringung an eher störungsarmen Bereichen (kein Licht etc.). Das Einflugloch muss frei zugänglich und nicht durch die Vegetation o. ä. verdeckt sein. Der freie Einflug muss gewährleistet sein. Flachkästen müssen mindesten alle 5 Jahre auf Funktionsfähigkeit geprüft werden. Falls eine Reinigung je nach Kastentyp notwendig ist, muss diese jährlich erfolgen. Es gibt keine begründeten Mengenangaben in der Literatur (LANUV NRW 2016). Allerdings sollte ein Vielfaches an künstlichen Quartieren ausgebracht werden, da dadurch die Wahrscheinlichkeit des Auffindens erhöht wird. Als Orientierungswert sollten 5 Kästen ausgebracht werden (LANUV NRW 2016).

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Tötungs- und Verletzungsverbot Signifikante Erhöhung des Tötungsrisikos für Exemplare, der durch den Eingriff oder das Vorhaben betroffenen Arten z.B. durch mittelbare betriebsbedingte Auswirkungen, z.B. ein erhöhtes Kollisionsrisiko.  Die Verletzung oder Tötung von Tieren und die Beschädigung oder Zerstörung ihrer Entwicklungsformen, die mit der Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten verbunden sind, werden im Schädigungsverbot behandelt.  Eine signifikante Erhöhung des Kollisionsrisikos ist durch die Planungen nicht zu erkennen.  Der Abriss der bestehenden Mehrzweckhalle ist im Winterhalbjahr durchzuführen, um eventuelle Tagesquartiere oder Rastplätze mit ruhenden Tieren nicht zu gefährden.

Störungsverbot

Erhebliches Stören von Tieren während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten.  Ein Verstoß liegt nicht vor, wenn die Störung zu keiner Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population führt.  Eine Beleuchtung mit möglichst zielgerichteter Ausleuchtung, geringst möglicher Abstrahlung in die Umgebung und Abschaltung in den Morgenstunden ist anzuraten, um eine erhebliche Störung durch Lichteffekte zu vermeiden.

Lichtmanagement

Maßnahmen: Bereits wenige helle Straßenlaternen und Außenstrahler können so starke Lichtimmissionen verursachen, dass die Flächen von lichtscheuen Fledermausarten gemieden und Flugkorridore durch diese nicht mehr genutzt werden. Ziele: Vermeidung der Beeinträchtigung von als Jagdgebiete und Flugkorridore relevanten Flächen durch Lichtimmissionen, Vermeidung einer Barrierewirkung durch zu starke Außenbeleuchtung, Schonung der als Nahrung dienenden Insekten. Zudem sollte eine insektenfreundliche Beleuchtung zur Anwendung kommen. Hierbei ist zu berücksichtigen: - Verwendung von Lampen mit möglichst geringem Einfluss auf nachtaktive Insekten (in der Regel Natriumdampf-Niederdrucklampen oder LED-Lampen mit einer Licht-Temperatur < 3000 K) - Strahlung des Lichts nach unten und Vermeidung von Streuung sowohl nach oben als auch in seitliche Richtungen durch entsprechende Konstruktion der verwendeten Beleuchtungskörper - Auswahl insektendicht schließender Leuchtgehäuse mit einer gesicherten Oberflächen- temperatur von max. 60 °C.

10.3 Vögel

Alle festgestellten Vogelarten sind als besonders oder sogar streng geschützte Arten nach dem Bundesnaturschutzgesetz sowie nach der Europäischen Vogelschutzrichtlinie geschützt. Die eventuell betroffenen Reviere von Höhlenbrütern wie Gartenbaumläufer, Gartenrotschwanz, Kohlmeise und Star können durch Nistkästen am neuen Gebäude oder in den verbleibenden Bäumen der Umgebung ausgeglichen werden. Die sogenannten Freibrüter wie Amsel, Buchfink, Grünfink, Mönchsgrasmücke, Nachtigall, Ringeltaube, Stieglitz und Türkentaube werden durch den Baum- und Gebüschverlust geringfügig weniger Brutmöglichkeiten haben. Dies kann durch eine Begrünung mit Bäumen, Gebüschen und Hecken auf der Fläche der später abgerissenen Sporthalle ausgeglichen werden.

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Die (anderen) nach Nahrung suchenden Arten können ohne große Einschränkung in die angrenzenden Flächen der Umgebung, insbesondere in den südlich sich anschließenden „Bruch- Bereich“ ausweichen. Dennoch sind Minderungsmaßnahmen erforderlich, die nachstehend aufgeführt werden: Dies umfasst Maßnahmen der Begrünung bzw. Neupflanzung auf nicht bebauter Fläche rund um das neue Gebäude sowie die Berücksichtigung von Nistplätzen für Gebäudebrüter beim Bau, die vergleichsweise sehr günstig und trotzdem sehr effektiv sind. Baubedingt werden Baustellenverkehr und die Bauarbeiten selber zu Erschütterungen und Lärm führen. Die Anwesenheit von Bauarbeitern und anderen Personen wird eine entsprechende Scheuchwirkung auch auf anwesende Vögel im Umfeld besitzen. Betriebsbedingt sind weitere Beeinträchtigungen für diese Flächen durch Grünflächenpflege, Gartenarbeiten oder die Nutzer der Anlage in der Folge sehr wahrscheinlich. Eine Störung bei der Nahrungssuche ist, wie oben bei den Nahrungsgästen beschrieben, nur temporär und kurzzeitig und die Arten werden in die direkte Umgebung auf andere Nahrungsplätze ausweichen können. Schwierig ist es, die Frage zu beantworten, ob die Reviere der festgestellten Brutvogelarten erhalten bleiben, wenn Gebäude abgerissen und neue Gebäude gebaut werden bzw. wenn Bäume und Büsche wegen Vergrößerungen entfernt werden. Alle Reviere sind größer als das Untersuchungsgebiet, deshalb könnte die verbleibende Revierfläche ausreichen, um ein Brutrevier wie bisher zu erhalten. Dies ist jedoch artabhängig und nicht mit zumutbaren Mitteln wissenschaftlich oder planungsrechtlich exakt zu klären. Neue Gebäude sind jedoch aufgrund von Vorgaben zur Energieeinsparung so gebaut, dass dort keine Nistplätze für Gebäudebrüter vorhanden sind. Gebäude dürfen nur außerhalb der Brutzeit abgerissen werden, um den Straftatbestand nach § 44 Abs. 1.1 BNatSchG, nämlich eine Tötung von Individuen (bspw. Jungvögel im Nest) zu vermeiden. Das Gleiche gilt für die Vegetation, also Bäume und Büsche. Eine Ausnahme für Gebäude wäre nur möglich, wenn durch intensive Beobachtung nachgewiesen werden kann, dass keine aktuelle Besiedlung vorliegt. Dabei bleibt jedoch das Restrisiko, dass der Abriss zeitlich verschoben werden muss, wenn es Nachweise für aktuelle Bruten gibt. Durch die Entfernung der Vegetation, besonders der Bäume und Gebüsche, werden mögliche Brutplätze der Freibrüter entfernt. Ein Ausweichen ist in die umgebenden Baumbestände sowie Grünanlagen und Gärten bedingt möglich, weil dort eventuell mehr Störungen oder bereits Reviere derselben Art vorhanden sind. Der Erhaltungszustand der lokalen Population der hier betroffenen häufigen Arten wird jedoch nicht erheblich verschlechtert, wenn einzelne Reviere entfallen. Es sind ergänzend für diese Arten Minderungsmaßnahmen möglich sowie Ausgleichsmaßnahmen erforderlich; siehe folgender Abschnitt!. Für die drei Höhlenbrüter und die beiden Gebäudebrüter, darunter die Rote-Liste-Art Star (Kategorie 3: gefährdet), sind einfache Ausgleichsmaßnahmen zu ergreifen und in Form von künstlichen Nisthöhlen in Bäumen und an Gebäuden der Umgebung durchzuführen. Der Star benötigt etwas größere Nistkästen als die anderen Arten. Dadurch kann der Nistplatzverlust der Höhlenbrüter kompensiert werden.

Für die im Vorhabensbereich ermittelten Brutvogelarten kann das vorhabensbedingte Töten von Individuen (§ 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG) in Zusammenhang mit Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten (§ 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG) nicht ausgeschlossen werden. Es sind unbedingt entsprechende Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen, zu treffen, um die Tötung zu verhindern.

Da es sich bei diesen Vogelarten um überwiegend kommune Arten handelt, die auch in der näheren Umgebung siedeln, sind vorhabensbedingte Störungen (§ 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG) während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten, die den Erhaltungszustand der lokalen Population dieser Vogelarten verschlechtern könnten, nicht zu erwarten. Die ökologische Funktion der von dem Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen

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Zusammenhang ist nicht gefährdet, wenn für einen entsprechenden Ausgleich gesorgt wird, - Vorschläge für Nisthilfen - um die Beeinträchtigungen zu minimieren.

10.4 Maßnahmenvorschläge zur Vermeidung

Bei Abriss von Gebäuden Um das vorhabenbedingte Töten von Vogelindividuen (§ 44 Abs. 1 Nr. 1-2 BNatSchG) in Zusammenhang mit Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten (§ 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG) am Gebäude auszuschließen, müssen die Bauarbeiten zum Abriss des Gebäudes außerhalb der Brutzeiten durchgeführt werden, also von Anfang September bis Ende Februar. Soll doch innerhalb der Brutzeit abgerissen werden, muss zwingend vorher nachgewiesen werden, dass keine Brutplätze vorhanden sind. Sind Brutplätze vorhanden, muss der Abriss bis zum Ende der individuellen Brutzeit verschoben werden.

Bei Entfernung der Vegetation (Vorschlag: Minimierung der Eingriffsfläche) Um das vorhabenbedingte Töten von Individuen (§ 44 Abs. 1 Nr. 1-2 BNatSchG) in Zusammenhang mit Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten (§ 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG) auszuschließen, müssen die Bauarbeiten zum Entfernen bzw. der Rodung der Vegetation außerhalb der Vogelbrutzeiten durchgeführt werden, also von Anfang September bis Ende Februar. Wenn möglich sollte bei der Planung die Eingriffsfläche minimiert werden, so dass bestehende Bäume oder Gehölze und Gebüsche in der Umgebung erhalten bleiben können, wodurch auch die nachfolgende Begründung reduziert werden kann.

Bei Anlage der Baunebenflächen Die Baunebenflächen sind unbedingt zu minimieren, so dass die Eingriffsfläche außerhalb des Baugrundstücks so klein wie möglich bleibt. Verbleibende Gehölze, Gebüsche oder Bäume nahe an der Baustelle sind auch gegen zufällige Beschädigung (Baggerarbeiten, Rangieren von Fahrzeugen) z. B. mit einem Bretterkranz zu schützen.

Schutz der Vögel vor Vogelschlag an Glasflächen

Großformatige Fensterflächen in Summe über 3 m2 und vertikal montierte Glasflächen als Brüstungen oder Schallschutz sind gegen Vogelschlag zu sichern. Hierfür sind zum Schutz der Vögel auf die Glasflächen geeignete, fachlich geprüfte Rasterfolien anzubringen oder bedruckte Gläser mit speziellen Oberflächenbeschichtungen zu verwenden, die eine Reduzierung der Transparenz um mind. 40 % bewirken, damit Vögel diese als Hindernis erkennen.

10.5 Ausgleichsmaßnahmen

Nisthöhlenersatz Um verloren gegangene Brutplätze von Höhlenbrütern zu ersetzen, sind künstliche Nisthöhlen an verbleibenden Bäumen in der unmittelbaren Umgebung oder Gebäuden aufzuhängen. Da nicht jede künstliche Nisthöhle angenommen wird, muss ein leichtes Überangebot dafür sorgen, dass ausreichend Nistplätze zur Verfügung stehen. Für die Starenbrut am Gebäude sind deshalb 3 Starennistkästen (Größe des Kasten und des Einflugloches passend) und 3 normale Nistkästen (Kohlmeise), 3 spezielle Gartenbaumläuferhöhlen (sind auch für Fledermäuse geeignet) sowie 3 Halbhöhlen für den Gartenrotschwanz anzubringen. Alternativ können beim Bau der neuen Mehrzweckhalle Nistbausteine integriert werden oder Nistkästen an dem Gebäude befestigt werden. Damit können auch andere abnehmende Vogelarten wie Mehlschwalben oder Mauersegler sowie Haussperlinge gefördert werden.

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Ersatz von Gehölzen, Hecken, Bäumen Um die Reviere der Freibrüter zu erhalten, sind bei der Begrünung der Flächen nach dem Abriss der alten Sporthalle unbedingt Gebüsche, Hecken und Einzelbäume als Ersatz für verloren gegangene Vegetation einzuplanen. Auch in der Umgebung können Hecken, Gebüsche und Bäume für einen Ausgleich sorgen.

10.6 Reptilien- insbesondere Zauneidechsen

Im Rahmen von 4 Geländebegehungen zur Untersuchung der Zauneidechse in den für die Art geeigneten Strukturen erfolgten keine Nachweise von Individuen. Ein Vorkommen der anderen Reptilien-Arten genannt im Anhang IV zur FFH-RL kann aufgrund der fehlenden Habitatstrukturen vor Ort ausgeschlossen werden.

Aufgrund dieser Ergebnisse sowie fehlender Nachweise anderer Arten und nach gutachterlicher Einschätzung kann ein Eintreten der Verbotstatbestände des § 44 BNatSchG bezüglich der Zauneidechse und weiterer Reptilien ausgeschlossen werden. Bezüglich der Reptilien müssen aufgrund der fehlenden Nachweise während der Kartierungen keine diesbezüglichen Maßnahmen zur Vermeidung oder zum Ausgleich von Reptilien erfolgen.

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Quellen / Unterlagen

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AuszugDraisgrundschule aus dem Stutensee Fledermausgutachten-Stafford AufzeichnungFledermausgutachten der Fledermausaktivitäten! / Fotos der offenen Spalten an der Dach-Attika

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