„Wir sind Weltmeister, scha-lala-lalaaa“ – Zeitweise trainierten unter Anleitung eines ist die Hochburg des Frauenfußballs Fußballtrainers bis zu 35 Frauen im Alter von 18 bis 20 Jahren auf der Seehofwiese in Mit ihrem Golden Goal zum 2:1 in der 98. Spiel- Sachsenhausen. Im Herbst 1931 gaben die minute des Weltmeisterschafts-Finales zwischen wegen ihres unkonventionellen Freizeitvergnü- Deutschland und Schweden hat Nia Künzer vom gens von allen Seiten angefeindeten und als 1. Frauenfußball-Club Frankfurt am 12. Oktober „Mannweiber“ oder „Suffragetten“ (Frauen- 2003 im kalifornischen Carson Fußballgeschichte rechtlerinnen) beschimpften Fußballfrauen auf. geschrieben. Zwei Tage später empfingen 5.000 Der erste deutsche Frauenfußballverein blieb begeisterte Fans die Weltmeisterinnen mit den Episode. „Damenfußball“ wurde 1955 vom üblichen Freudengesängen auf dem Frankfurter Deutschen Fußball-Bund (DFB) offiziell verboten. Römerberg. Im Kaisersaal des Römers durften sich Erst im WM-Jahr 1974 hatten die Fußballoberen mit , Nia Künzer, , Sandra ein Einsehen und ließen die Austragung einer Minnert, , und Pia deutschen Meisterschaft im Frauenfußball zu, Wunderlich gleich sieben in Frankfurt spielende die der TuS Wörrstadt gewann. Fußballerinnen des WM-Kaders im Goldenen Buch der Stadt verewigen. Für die im Februar 2002 Das Potenzial des Frankfurter Frauenfußballs hochbetagt verstorbene Lotte Specht wäre der deutete sich im Mai 1985 mit dem Sieg der erste WM-Titel für den lange verkannten deutschen FSV-Frauen im DFB-Pokalendspiel an. Der FSV Frauenfußball eine späte Genugtuung gewesen. konnte den Pokalerfolg 1990, 1992 und 1995 Allen Widerständen zum Trotz hatte Lotte Specht wiederholen. Im Anschluss an den Pokalsieg im März 1930 in Frankfurt den ersten deutschen waren die FSV-Frauen in der Saison 1985/86 „Damenfußballklub“ ins Leben gerufen. Weil seine durchgestartet und hatten zum ersten Mal die 18-jährige Tochter Lotte auf der Titelseite einer deutsche Meisterschaft an den Main geholt. Frankfurter Illustrierten im Fußball-Dress abgebildet Kurz vor der Jahrtausendwende hat der 1. FFC worden war, fürchtete Metzgermeister Specht Frankfurt die Spitzenposition im Frauenfußball damals um seinen guten Ruf. In der Ausgabe vom übernommen und seither viermal die deutsche 27. März 1930 hatte „Das Illustrierte Blatt“ mit Meisterschaft und fünfmal den DFB-Pokal in Folge einer geradezu unglaublichen Titelgeschichte auf- gewonnen, wobei 2002 mit dem Sieg im gewartet: „In Frankfurt am Main“, begann der von Europapokal sogar das Triple gelang. Spätestens P. E. Hahn verfasste Bildbericht, „ist jetzt der erste seit der Wahl von Birgit Prinz zur „Weltfußballerin Damenfußballklub Deutschlands gegründet wor- des Jahres“ im Dezember 2003 sowie der Wahl den. Die Nachricht rief einen Sturm der Entrüs- des Weltmeisterschaftstores von Nia Künzer tung hervor. Aber die Tatsache blieb und ent- zum „Tor des Jahres 2003“ steht außer allem wickelte sich munter fort. Der zähe Wille der Zweifel, dass Frankfurt am Main nicht nur die Gründerinnen verwandelte also die Entrüstung Wiege, sondern auch die derzeitige Hochburg in eine Debatte für und wider, und es fehlt heute des deutschen Frauenfußballs ist. nicht an Stimmen, die das Problem des fußbal- lenden schwachen Geschlechts sehr ernsthaft Dr. Thomas Bauer erwägen.“ – Frankfurter Sporthistoriker –

FRANKFURT IST DIE HOCHBURG DES FRAUENFUSSBALLS 23