NS-DOKUMENTATIONSZENTRUM DER STADT KÖLN JAHRESBERICHT 2018 IMPRESSUM INHALT

Jahresbericht 2018 / 03 VORWORT 72 PUBLIKATIONEN NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln / 72 KLEINE REIHE DES NS-DOKUMENTATIONS­­-ZENTRUMS 06 HAUS FÜR ERINNERN UND DEMOKRATIE DER STADT KÖLN Redaktion: Werner Jung - Köln 06 AUSBAU UND ERWEITERUNG DES 72 VERÖFFENTLICHUNGEN DES NS-DOKUMENTATIONS- Gestaltungskonzeption: Georg Bungarten, Köln NS-DOKUMEN­TATIONSZENTRUMS ZENTRUMS DER STADT KÖLN Selbstverlag 2019. 07 SPENDENVERDOPPLUNGSAKTION 73 WEITERE PUBLIKATIONEN 73 PUBLIKATIONEN VON MITARBEITERINNEN UND ISBN 978-3-938636-29-9 20 SONDERAUSSTELLUNGEN MITARBEITER AUSSERHALB IHRER DIENSTLICHEN 22 VERNICHTUNGSORT MALYJ TROSTENEZ. TÄTIGKEIT ­GESCHICHTE UND ERINNERUNG 73 MIT UNTERSTÜTZUNG DES NS-DOKUMENTATIONS­ ZENTRUMS ERSCHIENENE PUBLIKATIONEN UND 23 ERINNERN – EINE BRÜCKE IN DIE ZUKUNFT. AUS- ANDERE MEDIEN STELLUNG VON ARBEITEN ZUM 21. JUGEND- UND © NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln SCHÜLERGEDENKTAG 2018 Appellhofplatz 23–25 74 MUSEUMS- BZW. GEDENKSTÄTTENPÄDAGOGISCHE 24 DER WARSCHAUER AUFSTAND 1944 50667 Köln AKTIVITÄTEN 26 DEINE ANNE. EIN MÄDCHEN SCHREIBT GESCHICHTE www.nsdok.de 74 FÜHRUNGEN UND PÄDAGOGISCHE ANGEBOTE 28 WOHNUNGSLOSE IM NATIONALSOZIALISMUS 76 FORTBILDUNGEN UND KOOPERATIONEN 30 YURY KHARCHENKO: VON HERSCHEL GRYNSZPAN 77 JUGEND- UND SCHÜLERGEDENKTAG ÜBER SIMON WIESENTHAL ZU AMY WINEHOUSE 78 AUDIOGUIDE IN ACHT SPRACHEN 32 ANGEZETTELT. ANTISEMITISCHE UND RASSISTISCHE AUFKLEBER VON 1880 BIS HEUTE 79 IBS – INFO- UND BILDUNGSSTELLE 34 VOR 80 JAHREN – DER IN KÖLN: GEGEN RECHTSEXTREMISMUS EINE GEDENKINSTALLATION 80 DIE ARBEIT DER IBS 36 »ÜBERALL LUTHERS WORTE …« – 88 MOBILE BERATUNG GEGEN RECHTSEXTREMISMUS MARTIN LUTHER IM NATIONALSOZIALISMUS IM REGIERUNGSBEZIRK KÖLN 37 BETEILIGUNG AN EINER SONDERAUSSTELLUNG AUGUST SANDER: PERSÉCUTÉS / PERSÉCUTEURS, 93 BIBLIOTHEK DES HOMMES DU XXE SIÈCLE – VERFOLGTE / 94 BIBLIOTHEKSBESTAND ­VERFOLGER. MENSCHEN DES 20. JAHRHUNDERTS – 94 ONLINE-KATALOG UND BIBLIOTHEKSBENUTZERINNEN PERSECUTED / PERSECUTORS. PEOPLE OF THE UND -BENUTZER 20TH CENTURY 95 KOOPERATIONEN 95 AUSSTELLUNGSVITRINE 38 WANDERAUSSTELLUNGEN 95 MITGLIEDSCHAFT IN DER ARBEITSGEMEINSCHAFT 38 PHILIBERT UND FIFI. DER SKIZZENBLOCK EINES DER GEDENKSTÄTTENBIBLIOTHEK FRANZÖSISCHEN ZWANGSARBEITERS 96 PERSONALIEN 41 JUGEND IM GLEICHSCHRITT!? – DIE HITLERJUGEND ZWISCHEN ANSPRUCH UND WIRKLICHKEIT 41 WEITERE WANDERAUSSTELLUNGEN

42 VERANSTALTUNGEN

70 STATISTIK: BESUCHERINNEN UND BESUCHER 2 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 VORWORT 3

97 DOKUMENTATION 145 ALLGEMEINES chenko: Von Herschel Grynszpan über Simon Wiesenthal zu 98 ERFASSUNG UND AUSWERTUNG VON QUELLEN 146 ÖFFENTLICHKEITSARBEIT VORWORT Amy Winehouse; Angezettelt. Antisemitische und rassistische Aufkleber von 1880 bis heute; Vor 80 Jahren – Der Pogrom AUS ANDEREN ARCHIVEN 148 INTERNETSEITEN UND FACEBOOK-SEITE in Köln: Eine Gedenkinstallation; »Überall Luthers Worte …« – 98 DIGITALISIERUNG VON AV-MEDIEN 150 VIELFÄLTIGE ANFRAGEN Martin Luther im Nationalsozialismus. Zudem beteiligte sich 98 KÖLNER STADTVERORDNETE UND RATSHERREN Seit dem Jahr 2003 legt das NS-Dokumentationszentrum der das NS-DOK an der Ausstellung über August Sander, die vom 151 KRIPPENWEG 2017/2018 UND 2018/2019 Stadt Köln umfassende Jahresberichte vor. Sie zeigen Jahr für Mémorial de la Shoa erarbeitet und in Paris gezeigt wurde. 98 ÜBERARBEITUNG DES GEDENKBUCHS FÜR 151 KOOPERATION MIT DER UNIVERSITÄT ZU KÖLN Jahr die Fülle der Tätigkeiten und die Vielfalt des Profils der DIE JÜDISCHEN OPFER �� 152 VEREIN EL-DE-HAUS. FÖRDERVEREIN DES Gedenkstätte und des Museums auf. Sie machen damit viel- Erfolgreiche Wanderausstellungen: Die Ausstellung leicht auch deutlich, was es heißt, wenn sich das NS-Dokumen­ ­»Philibert & Fifi. Karikaturen & Zeichnungen eines französischen 99 DOKUMENTATION ZWANGSARBEIT NS-DOKUMENTATIONSZENTRUMS tationszentrum als eine Dreieinheit von Gedenkort, Lernort Zwangsarbeiters« wurde im Städtischen Museum Braun- 102 SAMMLUNGSZUGÄNGE 157 VERTRETUNG IN GREMIEN und Forschungsort versteht – und was es bedeutet, ambitio- schweig, im Zeitgeschichte Museum der voestalpine Stahlwelt 106 DOKUMENTATION DER ARBEIT DES HAUSES 158 25 AUSZEICHNUNGEN FÜR DAS NS-DOK niert genug zu sein und in allen drei Bereichen Spitzenleistun- in Linz und im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in gen erreichen zu wollen. Erst auf einem jeweils sehr hohen Berlin-Schöneweide gezeigt. Die Ausstellung »Jugend im 106 ARBEITSGEMEINSCHAFTEN UND KOOPERATIONEN 1 5 9 PERSONALIEN Niveau lassen sich die unterschiedlichen Bereiche des Geden- Gleichschritt!? – Die Hitlerjugend zwischen Anspruch und 106 PERSONALIEN IN DER DOKUMENTATION kens, Vermittelns und Forschens sinnvoll miteinander verbin- Wirklichkeit« war im Landratsamt der Stadt Tübingen, dem den und kann sich so eine erfolgreiche Arbeit im weiten Feld Historischen Museum und dem Städtischen Museum 107 ÜBERBLICK ÜBER DIE VORHANDENEN 162 PRESSESPIEGEL der Tätigkeiten des NS-DOK entfalten. Dafür ist auch dieser Münster zu sehen. FAUST-DATENBANKEN Bericht für das Jahr 2018 ein eindrucksvoller Beleg. �� 249 BILDNACHWEIS Neue Personalstellen: Sehr wesentlich ist, dass dem 108 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE �� Die Umsetzung des Hauses für Erinnern und Demokratie ­NS-DOK zusätzliche Personalstellen bewilligt wurden: eine lässt jedoch auf sich warten. Am 11. Juli 2017 hatte der halbe Stelle zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und eine 110 JÜDISCHE GESCHICHTE Rat fast einstimmig den Ausbau und die Erweiterung des halbe Stelle zur Unterstützung der Verwaltungsleitung sowie 114 PROJEKTE ZUR GESCHICHTE DER JUGEND IM NS-Dokumentationszentrums beschlossen und festgelegt, eine ganze Stelle gegen Antisemitismus und Rassismus, mit NATIONALSOZIALISMUS dass die bisherigen Nutzer des dritten und vierten Oberge- der sich die Arbeit der ibs inhaltlich und personell wesentlich schosses des EL-DE-Hauses bis zum 31.12.2018 ausziehen erweitert. 120 PROJEKT »OPPOSITION UND WIDERSTAND sollten. Dies ließ sich nicht umsetzen. Als verbindlicher neuer IN KÖLN 1933–1945« Termin für den Auszug wurde inzwischen der 30. Juni 2019 �� Die Museums- bzw. Gedenkstättenpädagogik hat am 128 PROJEKT »GESCHICHTE DER KÖLNER GESTAPO« genannt. Die kleine Arbeitsgruppe des NS-DOK hat dagegen Anstieg der Besuchszahlen einen wesentlichen Anteil. Es bereits das Konzept für den Erlebnisort Demokratie, die Erzähl- wurden 2.193 Führungen und Workshops im Jahr 2018 131 KOLLOQUIEN DES NS-DOK cafés und das Junge Museum fast vollständig entwickelt. In über den Museumsdienst gebucht. Darunter waren u. a. 132 DIE »GRÄBER DER OPFER VON KRIEG UND einer Spendenverdopplungsaktion haben in 17 Veranstal- 1.535 Basisführungen, 271 Workshops im Geschichtslabor, ­GEWALTHERRSCHAFT« IN KÖLN tungen bekannte Kölner Künstlerinnen und Künstler das 165 Stadtteilführungen, 115 Führungen zu den Sonderaus- ­Projekt unterstützt. stellungen und 52 öffentliche Führungen.­ 134 ERINNERUNGSKULTURELLE PROJEKTE Zur bewährten pädagogischen Arbeit zählen auch Workshops, 134 »STOLPERSTEINE« �� Besuchsrekord im 17. Jahr in Folge: Es lässt sich schon Projektberatung von Schülerinnen und Schülern mit ihren als ungewöhnlich bezeichnen, dass der Erfolgskurs bei den Lehrkräften und die Aus- und Fortbildungen für Lehrerinnen 138  GEDENKORT ZUM DEPORTATIONSLAGER Besucherzahlen unverändert weitergeht. Auch 2018 stieg und Lehrer sowie Studienreferendarinnen und Studienrefe- KÖLN-MÜNGERSDORF wieder die Zahl der Besucherinnen und Besucher im Vergleich rendare, außerdem die pädagogischen Angebote zu Sonder­ 139 DENKMAL ZU DEN ANSCHLÄGEN zum Vorjahr. Mit 92.777 Besucherinnen und Besuchern ausstellungen. DES NSU IN KÖLN haben im Jahr 2018 4,01 Prozent bzw. 3.585 Personen mehr das EL-DE-Haus besucht als im Vergleich zum Jahr 2017 �� Die Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus 139 OPFER DER NS-MILITÄRJUSTIZ – DENKMAL (89.212). Im Vergleich zum Jahr 2002 (25.754) hat sich 2018 (ibs) feierte 2018 ihr zehnjähriges Bestehen und hat eine AN DEM EHEMALIGEN SCHIESSSTAND IN ihre Zahl um mehr als das Dreieinhalbfache erhöht. Beson- eindrucksvolle Bilanz vorzuweisen. 2018 wurden insgesamt KÖLN-DÜNNWALD ders steigt seit Jahren die Zahl der Einzelbesuche, zumeist 250 Veranstaltungen zum Thema Rechtsextremismus und 142 EDELWEISSPIRATENFESTIVAL Touristen. 53.527 Personen (57,69 Prozent von allen) kamen Rassismus durchgeführt, darunter sieben große Tagungen in Einzelbesuchen, während 39.250 Personen (42,31 Prozent) bzw. Konferenzen, 90 Workshops, 32 Vorträge, 70 Workshops 143 INTERNATIONALES ein pädagogisches Angebot buchten. im Geschichtslabor zum Thema Rechtsextremismus und 143 ERWEITERUNG DER GEDENKSTÄTTE 40 Fortbildungen, Schulungen und Trainings sowie drei Semi- TROSTENEZ BEI MINSK �� Es wurden neun Sonderausstellungen gezeigt: nare an der Universität zu Köln. Zu den wesentlichen Aufgaben 144 WORKSHOP BILATERALES BILDUNGS- ­Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung; der ibs zählen mittlerweile Demokratiebildung und die Ausei- MATERIAL ZU MIGRATION IM DEUTSCH- ­Erinnern – Eine Brücke in die Zukunft. Ausstellung von Arbei- nandersetzung mit Antisemitismus und Rassismus. Ebenfalls ten zum 21. Jugend- und Schülergedenktag 2018; Der War- ihr zehnjähriges Bestehen konnte das Projekt Mobile Bera- JÜDISCH-­ISRAELISCHEN KONTEXT schauer Aufstand 1944; Deine Anne. Ein Mädchen schreibt tung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Köln Geschichte; Wohnungslose im Nationalsozialismus; Yury Khar- innerhalb der ibs begehen. Hauptaufgabe ist die Beratung VORWORT 5

�� Im Bereich der Dokumentation ragt der Abschluss der elf derer Bedeutung. Die Sammlungen zu diesem Bereich sind Jahre dauernden Auswertung der Rückerstattungsakten der außerordentlich umfangreich und werden auf der Website Oberfinanzdirektion Köln durch Christiane Hoss heraus. Es »Jugend in Deutschland 1918 bis 1945« umfassend prä­ liegen Auswertungen von 19.127 Akten in der Datenbank vor. sentiert. In der Website integriert sind die »Editionen zur Weitere Arbeitsfelder waren u. a. die vorbereitenden Arbeiten Geschichte«, die sich in die drei Hauptbereiche Selbstzeug- zur Digitalisierung von AV-Medien, die Recherchen zum Pro- nisse, Druckerzeugnisse und ein Medienarchiv gliedern. Die jekt Kölner Stadtverordnete und Ratsherren, die Erfassung umfangreichen, zum großen Teil erstmalig veröffentlichten und Auswertung von Quellen aus anderen Archiven für die Materialien liegen als digitalisierte Faksimiles mit text­ Überarbeitung des Gedenkbuchs für die jüdischen Opfer. Die genauer Transkription vor. Dokumentation Zwangsarbeit konnte erhebliche Fortschritte erzielen. Eine 288 Seiten umfassende Liste der Ukrainischen �� Im Bereich der vielfältigen erinnerungskulturellen Pro- Nationalen Stiftung »Verständigung und Aussöhnung« führte jekte wurden mehrere Vorhaben entscheidend vorangebracht: 3.748 Personen auf, die in Köln Zwangsarbeit leisten mussten. Der Gedenkort Deportationslager Köln-Müngersdorf wurde Über 30.000 Personen, die in Köln Zwangsarbeit geleistet in verschiedenen Ausschüssen und im Rat einstimmig haben, sind namentlich erfasst. Insgesamt umfassten die beschlossen und dem Entwurf zum Denkmal an dem ehema­ ­verschiedenen Dokumentationen zum Jahresende 2018 ligen Schießstand in Köln-Dünnwald stimmte die Bezirksver- 220.006 Datensätze (212.116 im Jahr 2017). tretung Mülheim einstimmig bei drei Enthaltungen zu.

�� Das NS-DOK erhielt auch 2018 wieder bedeutende Samm- Wir haben folgenden Spendern und Sponsoren zu danken: lungszugänge. Unter den vielen Neuzugängen ragen zwei der Landeszentrale für politische Bildung für die Förderung im ganz besonders hervor: das Fotoarchiv Theo Beckers mit rund Rahmen des Landeskonzepts zur Erinnerungsarbeit, für die 6.000 Aufnahmen aus den Jahren 1933 bis 1945 und rund Förderung des Projekts »Qualifizierung und Begleitung«; dem 20.000 Aufnahmen aus dem stadtkölnischen Leben nach Bundesministerium Familie, Senioren, Frauen und Jugend 1945 und rund 30.000 Aufnahmen von Urlauben im In- und sowie dem NRW-Landesministerium für Kultur und Wissen- Gruppenfoto der an der Spendenverdopplungsaktion beteiligten Künstlerinnen und Künstler nach der Pressekonferenz am 3. September Ausland und einer großen Anzahl von Filmen und Dokumen- schaft für die Förderung des Projekts »Mobile Beratung gegen 2018. In der Mitte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. ten sowie die Schenkung von 438 Kunstwerken des jüdischen Rechtsextremismus«; der Fritz Thyssen Stiftung danken wir Malers Otto Schloss. für die Unterstützung von mehreren Projekten zum Bereich lokaler Akteure in der Auseinandersetzung mit rechtsextre- �� Der Audio-Guide in acht Sprachen (Deutsch, Englisch, Jugend und zum Aufbau eines »Digitalen Archivs«, der Bun- men Aktivitäten und Strukturen vor Ort. Die Mobile Beratung Französisch, Hebräisch, Niederländisch, Polnisch, Russisch und �� Neben den großen Arbeitsschwerpunkten zur jüdischen deszentrale für politische Bildung für die Förderung der Ver- war in 58 (längerfristigen) Beratungsfällen im Regierungs­ Spanisch) erfreut sich wachsender Beliebtheit. Die Anzahl Geschichte und zur Zwangsarbeit sind die Projekte zur anstaltungsreihe »Der Skandal als vorlauter Bote« mit Hannes bezirk beteiligt. Das 2015 gestartete Projekt »Qualifizierung der ausgegebenen Geräte stieg im Jahr 2018 auf 12.215 Geschichte der Jugend im Nationalsozialismus von beson- Heer, der Sparkasse KölnBonn für die Förderung der Veran- und Begleitung von Institutionen, Organisationen und Ein- Ausleihen im Vergleich zum Jahr 2017 (11.468). Dies ent- staltungen zum 75. Jahrestags des Peter-und-Paul-Angriffs, richtungen für mehr Demokratie und gegen Rechtsextremis- spricht einer Steigerung um fast um 6,5 Prozent im Vergleich Berühmte Raucherin im Geschichtslabor des NS-DOK. Anita der Webseite mit Feldpostbriefen und der Gedenkinstallation mus und Rassismus« hat 2018 zahlreiche Fortbildungen und zum Vorjahr und um das Vierfache seit Einführung des Audio­ Lasker-Wallfisch kurz vor Beginn ihrer Lesung am 7. Juni 2018. zum Pogrom von 1938 und schließlich der Bethe-Stiftung und Workshops, u.a. im Bereich der Freiwilligendienste, durchge- guides im Jahr 2007. der Imhoff-Stiftung für die Förderung des Hauses für Erinnern führt. und Demokratie. �� Für die Öffentlichkeitsarbeit standen im Jahr 2018 die �� 226 Veranstaltungen wurden durchgeführt. Damit konnte Bewerbung von neun Sonderausstellungen, die Spendenver- Den zahlreichen Praktikantinnen und Praktikanten, Freiwilli- die hohe Zahl der Veranstaltungen aus dem Jahr 2017 (205) dopplungsaktion und die zahlreichen anderen Veranstaltungen gen und freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben wir noch gesteigert werden. Form und Inhalt der Veranstaltungen im Mittelpunkt. Nicht nur in Köln, sondern bundesweit und herzlich für ihre engagierte Arbeit zu danken. Und – last not sind sehr unterschiedlich, u. a. Begleitveranstaltungen zu den international erschienen mehrere Hundert Beiträge in allen least – danken wir den Vorstandsmitgliedern unseres Förder- Sonderausstellungen, das Edelweißpiratenfestival, museums­ Medien. Zur Information der Medien wurden 15 Pressekonfe- vereins, des Vereins EL-DE-Haus, vor allem – aber nicht nur – pädagogische Veranstaltungen und die Angebote der Info- renzen abgehalten und sechs weitere Pressemitteilungen zu für ihre großartige Unterstützung bei der Spendenverdopp- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus, Theaterauf­ Veranstaltungen herausgebracht. Zusätzlich wurde in großen lungsaktion. führungen, Jugend- und Schülergedenktag, Vorträge, Lesun- Plakatwerbekampagnen mit City- und Megalights sowie im gen und Diskussionen, Forschungs-Kolloquien des NS-DOK, Rahmen der finanziellen Möglichkeiten mit Anzeigen geworben. Dr. Werner Jung erfolgreiche Teilnahme am Museumsfest, an der Museums- Direktor nacht und dem Tag des offenen Denkmals. �� Der Bestand der Bibliothek wuchs 2018 um 856 Einhei- ten auf 24.322 Bände (2017: 23.466 Bände). Dies entspricht �� Publikationen: Es wurde im Berliner Metropol Verlag die einer Steigerung von knapp vier Prozent im Vergleich zum »Kleine Reihe des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Vorjahr und von mehr als 120 Prozent im Vergleich zu 2002. Köln« neu geschaffen, in der Biografien und Dokumentationen Der auf zwei Internetseiten online gestellte Bibliothekskata- veröffentlicht werden. Als erster Band erschien die Biografie log wurde gut genutzt. Insgesamt wurden 580 Bibliotheks- von Henry Oster. In der wissenschaftlichen Reihe wurde eine benutzerinnen und Benutzer gezählt. Dissertation über katholische Jugendgruppen veröffentlicht. 6 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 HAUS FÜR ERINNERN UND DEMOKRATIE 7

Mieter, das Rechts- und Versicherungsamt und den Personal- Das NS-Dokumentationszentrum hat die Zeit genutzt und das �� Spendenverdopplungsaktion rat für das Kulturdezernat, sollten nach dem Ratsbeschluss Konzept für das Haus für Erinnern und Demokratie in wesent- Auch wenn im Jahr 2018 der Startschuss zur Umsetzung des bis Ende 2018 neue Räumlichkeiten gefunden werden, damit lichen Teilen bereits abgeschlossen. Dies gilt sowohl für den Hauses für Erinnern und Demokratie nicht gegeben werden das NS-DOK im Jahr 2019 den Umbau durchführen kann. Erlebnisort »Tristan da Cunha – Abenteuer Demokratie auf konnte, war das große neue Ziel des NS-Dokumentations­ HAUS FÜR Diese im Ratsantrag gesetzte Frist von eineinhalb Jahren für einer Insel« als auch für die drei »Erzählcafés« für Nachbespre- zentrums doch in aller Munde. Nämlich dank der Spenden­ den Auszug wurde als durchaus realistisch betrachtet. Jedoch chungen und vertiefende Arbeit für die zahlreichen im Haus verdopplungsaktion, die eine Idee der Bethe-Stiftung um ließ sich der Termin nicht halten. Der geplante Kettenumzug geführten Gruppen sowie für das »Junge Museum«, in dem Erich und Roswitha Bethe ist. In einem Zeitraum von drei ERINNERN des Rechts- und Versicherungsamts in das Jakordenhaus und sich Kinder, Jugendliche und Familien mit Fragen zur NS-Zeit Monaten, zwischen dem 7. September und dem 7. Dezember der dort ansässigen Zusatzversorgungskasse in einen Neubau auseinandersetzen können. Umfangreiche Drehbücher sind 2018, verdoppelte die Stiftung alle eingegangenen Spenden der RheinEnergie erwies sich wegen Problemen beim Neubau entstanden. Für den Erlebnisort Demokratie werden seit Mitte bis zu einem Gesamtbetrag von 75.000 Euro – Einzelspenden DEMOKRATIEund der RheinEnergie als nicht durchführbar: Mitte 2018 stellte 2018 bereits sogenannte Wandabwicklungen angefertigt, die bis zu 2.000 Euro, Einnahmen aus Benefizveranstaltungen in sich heraus, dass sich diese Rochaden nicht in einer vertret­ millimetergenau die konkreten Ideen umsetzen und damit unbegrenzter Höhe. Das bedeutete, dass allein durch diese baren Frist umsetzen lassen würden. auch die Voraussetzung für die Umsetzung und die Vergabe Spendenverdopplung bis zu 150.000 Euro für den Ausbau schaffen. des NS-DOK zu erreichen gewesen waren. Wie schon bei der Alle beteiligten Stellen akzeptierten, dass das NS-Dokumenta­ ersten großen Erweiterung im EL-DE-Haus sechs Jahre zuvor, tionszentrum nicht auf Jahre warten könne, bis es die Räume Schon seit Mitte 2016 wird am Konzept für das Haus für hatte die Bethe-Stiftung sich sofort zu einer erneuten Förde- im EL-DE-Haus nutzen könne. Dem NS-Dokumentations­ Erinnern und Demokratie gearbeitet. Im NS-DOK hat sich rung bereit erklärt. zentrum wurde innerhalb der Stadtverwaltung die Priorität unter der Leitung von Dr. Werner Jung eine kleine Arbeits- Daher galt es, Kölner Künstlerinnen und Künstler zu motivie- HAUS FÜR ERINNERN eingeräumt, während den Kolleginnen und Kollegen des gruppe gebildet, zu deren weiteren Mitgliedern gehören: ren, sich für das NS-DOK zu engagieren. Der Erfolg war über- Rechts- und Versicherungsamts auferlegt wurde, innerhalb Hans-Peter Killguss und Ilja Gold (Info- und Bildungsstelle wältigend: Alle kölschen Bands, die Rang und Namen haben, UND DEMOKRATIE kürzerer Zeit sogar zweimal umziehen zu müssen. Nachdem gegen Rechtsextremismus), Dr. Jürgen Müller (Veranstaltungs- waren dabei und traten kostenlos für diesen guten Zweck auf. AUSBAU UND ERWEITERUNG DES der vorgesehene Termin 31. Dezember 2018 verstrichen war, und Ausstellungsmanager), Barbara Kirschbaum (Museums­ Kabarett und Lesungen von bekannten Künstlerinnen und NS-DOKUMENTATIONSZENTRUMS wurde sodann der 30. Juni 2019 als neuer verbindlicher Ter- pädagogin) und Annika Triller (Katholische Jugendbildung) Künstlern gehörten ebenso dazu. Rolly Brings hat bei vielen min für den Auszug des Rechts- und Versicherungsamts und sowie als wissenschaftlicher Berater Bastian Schlang (Wissen- Bands erfolgreich für eine Teilnahme geworben. Oberbürger- Der Rat der Stadt Köln beschloss auf seiner Sitzung am des Personalrats für das Kulturdezernat festgelegt. Noch schaftlicher Mitarbeiter und Doktorand an der Professur für meisterin Henriette Reker startete in Anwesenheit zahlreicher 11. Juli 2017 fast einstimmig den Ausbau und die Erweiterung Ende 2018 wurde dies von der zuständigen Stelle der Stadt- Museologie der Universität Würzburg). Für die Wandabwick- Künstlerinnen und Künstler die Spendenaktion für den Aus- des NS-Dokumentationszentrums zum Haus für Erinnern und verwaltung, dem Raummanagement, nochmals bestätigt, lungen konnte nach einer Ausschreibung Franziska Jacob bau auf einer Pressekonferenz am 3. September 2018 und Demokratie. Um dies zu verwirklichen, benötigt das NS-DOK jedoch ohne dass bereits eine konkrete Entscheidung getrof- gewonnen werden. zeigte sich begeistert: »Es ist ein großartiges Programm ent- die beiden oberen Etagen des EL-DE-Hauses, das dritte und fen werden konnte. So gilt seit längerem das Prinzip, das aus standen, das zeigt, wie sehr das NS-Dokumentationszentrum vierte Obergeschoss, womit es dann der alleinige Nutzer der einem Theaterstück bekannt ist: Warten auf Godot. von der Kölner Bürgerschaft unterstützt wird.« ehemaligen Gestapozentrale ist. Für die beiden bisherigen Erich und Roswitha Bethe, Vorsitzende der Bethe-Stiftung.

Die Arbeitsgruppe, hier mit drei zeitweilig hinzugezogenen Fachleuten. 8 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 HAUS FÜR ERINNERN UND DEMOKRATIE 9

SPENDENVERDOPPLUNGSAKTION Spenden-Barometer Endstand 143.583,28 €

140.000 €

120.000 €

69.291,64 Euro Spendenanteil der Bethe-Stiftung 100.000 €

80.000 €

Pressekonferenz am 3. September 2018. Pressekonferenz am 3. September 2018. 60.000 €

74.291,64 Euro Spenden und Einnahmen aus Die Kampagne haben das NS-DOK und sein Förderverein, der suchen. Fand ein Konzert im EL-DE-Haus statt, wurde der So kamen 17 unvergessliche Veranstaltungen zustande, die Benefiz-Veranstaltungen Verein EL-DE-Haus, gemeinsam entwickelt und durchgeführt. gesamte Sonderausstellungsraum mitsamt der Ausstellung auf alle Beteiligten eine große Wirkung erzielt haben. Die 40.000 € Und der Aufwand, um die Kampagne ans Laufen zu bekom- »Angezettelt« ausgeräumt, die Bühne aufgebaut und der Künstlerinnen und Künstler betonten in ihren Ansprachen, men und die Aktion mit den insgesamt 17 Veranstaltungen Raum bestuhlt – und schließlich am anderen Morgen die Aus- aber auch in der Auswahl der gespielten Titel, die besondere bekannt zu machen, war gewaltig. Es wurden 30.000 Pro- stellung wiederaufgebaut. Die Karten gab es an der Kasse Bedeutung der Idee des Hauses für Erinnern und Demokratie, 20.000 € grammhefte, 920 DIN A1-Plakate, 150 DIN A2-Plakate und des NS-DOK zu kaufen, und da der Verkauf sich schleppender weil sie in diesem modernen Konzept einen Beitrag zu den 6.000 DIN A2-Plakate mit der Übersicht der Veranstaltungen als gedacht gestaltete, ab zwei Wochen nach Beginn auch Herausforderungen der heutigen Zeit sehen. verteilt. Zu Beginn der Aktion konnte eine Megalightkampa- bei KölnTicket. Die Einlasskontrolle bei den Veranstaltungen Erfreulicherweise konnte die Höchstsumme fast erreicht gne geschaltet werden. In Bildungseinrichtungen, Cafés, Res- übernahmen – stets gut gelaunt – Vorstandsmit­glieder des ­werden: Es wurden 37.650 Euro durch Einzelspenden und taurants und Gaststätten wurden die Materialien verteilt, auf Vereins und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des NS-DOK. 36.641,64 Euro Einnahmen durch Veranstaltungen einge­ NS-Dokumentationszentrums und seines Direktors. Da die Facebook die neuesten Meldungen gebracht. Für bestimmte Zu Beginn jeder der 17 Veranstaltungen erklärte Dr. Werner nommen. Die größte Einzelspende in Höhe von 7.000 Euro Stiftung Einzelspenden nur bis zu einer Höhe von 2.000 Euro Konzerte galt es, Räume außerhalb des EL-DE-Hauses zu Jung kurz, worum es bei dem Haus für Erinnern und Demo- kam von Dr. Otto Geudtner, einem langjährigen Freund des verdoppelt, kamen somit 143.583,28 Euro zusammen. kratie eigentlich geht.

Das Plakat zur Spendenverdopplungsaktion im Hochformat. Das Programmheft. Basti Kampmann und Peter Brings beim Interview auf der Pressekonferenz. 10 NSDOK JAHRESBERICHT 2018

�� Spenden und Zuwendungen Die Bethe-Stiftung förderte im Rahmen der Spendenverdopp- lungsaktion das NS-Dokumentationszentrum für das Haus für Erinnern und Demokratie mit knapp 70.000 Euro. Der größte und wichtigste Sponsor des NS-DOK in den letzten Jahren war auch dieses Mal wieder dabei: die Imhoff-Stiftung. Die neue Geschäftsführerin, Susanne Imhoff, überzeugte sich bei einem gemeinsamen Besuch mit der bisherigen Geschäfts­ führerin, Jutta Rohde, im EL-DE-Haus persönlich von dem innovativen Konzept. Die Imhoff-Stiftung fördert die Einrich- tung des »Jungen Museums« mit 70.000 Euro. Zudem hat die Landeszentrale für politische Bildung verbindlich eine Förderung in Höhe von 150.000 Euro zugesagt.

Rolly & Benjamin Brings am 21. September 2018 im Geschichtslabor im EL-DE-Haus.

Volker Kutscher am 28. September 2018 im Geschichtslabor im EL-DE-Haus.

Carolin Kebekus, Fatih Çevikkollu und Markus Reinhardt Ensemble am 10. September 2018 im Comedia Theater.

Die Bläck Fööss am 9. September 2018 im EL-DE-Haus. 12 HAUS FÜR ERINNERN UND DEMOKRATIE 13

Cat Ballou am 6. Oktober 2018 im EL-DE-Haus.

Paveier am 14. Oktober 2018 im EL-DE-Haus.

Lesung u.a. mit Kemal Bozay am 9. Oktober 2018 im EL-DE-Haus. Kasalla am 10. Oktober 2018 in der Lutherkirche. 14 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 HAUS FÜR ERINNERN UND DEMOKRATIE 15

Kutlu Yurtseven von Microphone Mafia, Markus Reinhardt und Rudi Rumstein am 27. Oktober 2018 im Mülheimer Bürgerhaus MüTZe.

Brings am 29. Oktober 2018 im EL-DE-Haus.

Didi Jünemann am 31. Oktober 2018 im Forum der Volkshochschule am Neumarkt. 16 HAUS FÜR ERINNERN UND DEMOKRATIE 17

Miljö am 6. November 2018 im EL-DE-Haus.

Marina Barth am 8. November 2018 im EL-DE-Haus.

Höhner am 13. November 2018 im Altenberger Hof, Nippes. 18 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 HAUS FÜR ERINNERN UND DEMOKRATIE 19

Benjamin Brings am 28. November 2018 im Geschichtslabor im EL-DE-Haus.

Ensemble Opus 45 und Roman Knižka am 7. Dezember 2018 im Filmforum im Museum Ludwig.

Wilfried Schmickler am 5. Dezember 2018 im Forum der Volkshochschule am Neumarkt. SONDERAUSSTELLUNGEN 22 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 SONDERAUSSTELLUNGEN 23

VERNICHTUNGSORT MALYJ TROSTENEZ. GESCHICHTE UND ERINNERUNG 19. Oktober 2017 bis 18. Februar 2018 Eine Ausstellung des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks gGmbh (IBB Dortmund), der Inter- nationalen Bildungs- und Begegnungsstätte »Johannes Rau« Minsk (IBB Minsk) und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas

In der Ausstellung wurde die Geschichte des Vernichtungs­ ortes Malyj Trostenez dokumentiert. Zwischen 1942 und 1944 wurden in dem nahe Minsk gelegenen Lager Malyj Tros- tenez 40.000 bis 60.000 Menschen – überwiegend Juden – ermordet. Neben belarussischen Juden aus dem Ghetto von Minsk und den umliegenden Städten und Dörfern wurden auch westeuropäische Juden in Malyj Trostenez umgebracht. Ausstellung mit Arbeiten von Jugendlichen im Gewölbe. Belegt sind allein 16 Deportationstransporte aus dem dama­ ligen Deutschen Reich, aus Österreich und Tschechien mit jeweils rund 1000 Frauen, Männern und Kindern. Sie wurden ERINNERN – EINE BRÜCKE IN DIE ZUKUNFT. zentrumsinitiative im Stadtbezirk 3 (JUZI Sülz) e.V., Köln, mit alle unmittelbar nach Ankunft in Malyj Trostenez in ein nahe- AUSSTELLUNG VON ARBEITEN ZUM 21. JUGEND- einer Ausstellung zur »Zwangsarbeit« auf dem heutigen liegendes Waldstück gebracht und dort erschossen. Unter UND SCHÜLERGEDENKTAG 2018 Gelände der JUZI; Schülerinnen und Schüler des Stadtgymna- ihnen befanden sich 1.164 Männer, Frauen und Kinder aus 20. Januar bis 4. Februar 2018 siums Porz, Köln, mit dem Videoprojekt »Menschenrechte in Köln und Umgebung. Die Deportation aus Köln erlangte Nordkorea« (»Flucht aus Lager 14«); Schülerinnen und Schüler Kleine Ausstellung im Gewölbe ­traurige Berühmtheit, weil sich in dem Transport auch die des Gymnasiums Kreuzgasse, Köln, mit der Power-Point-Prä- letzten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums »Jawne« Eine Ausstellung von Jugendlichen, Schülerinnen und sentation »Jüdische Traditionen des Gymnasiums Kreuzgasse«; und dessen Direktor Dr. Erich Klibansky mit Frau und Kindern Schülern Schülerinnen und Schüler der Diedrich-Uhlhorn-Realschule Blick in die Ausstellung. befanden. und des Erasmus-Gymnasiums, Grevenbroich, mit dem Video- Bereits zum 21. Mal erinnerte der Kölner Jugend- und Schüler- projekt »Studienfahrt zur Gedenkstätte des ehemaligen Kon- In der Ausstellung erinnerten biografische Stelen an die gedenktag an den 27. Januar 1945, den Tag, an dem sowje­ zentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz«; Schülerinnen ­Familie Klibansky, die Schülerinnen und Schüler der Jawne, an tische Soldaten die Überlebenden des Konzentrations- und und Schüler der Käthe-Kollwitz-Schule, Leverkusen, mit dem die Kinder aus den beiden jüdischen Kinderheimen Lützow­ Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau befreiten. Die Arbei- Kunstprojekt »Mahnmale«; Schülerinnen und Schüler des straße und Amsterdamer Straße sowie an die Familie Leiser ten der Schülerinnen, Schüler und Jugendlichen spannten in Kunstkurses der Gesamtschule Gummersbach-Derschlag mit aus Kerpen.­ Die biografischen Stelen dokumentierten auch der Ausstellung einen Bogen aus der Vergangenheit in die den Kunstwerken zu den Themen »Krieg, Flüchtlinge, Aus- die Biografien von ermordeten Menschen aus Österreich, Gegenwart und schlugen zugleich eine Brücke in die Zukunft. grenzen und Klischees« sowie Eric Mayen, Köln, mit dem Tschechien und Belarus. Überlebende und ermordete Belarus- An der Ausstellung nahmen teil: die Jugend- und Kultur­ Videoprojekt »Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft«. sen, die sich gegen die lokalen Machthaber stellten, bildeten eine weitere Gruppe von Lebensgeschichten, die nachgezeich- Ausstellung mit Arbeiten von Jugendlichen im Gewölbe. net wurden.

Die Ausstellung zeigte zugleich, auf welche Weise und an welchen Orten in Belarus, Deutschland, Österreich und Tsche- chien der Ermordeten gedacht wurde und wird. Mit dieser Ausstellung soll Malyj Trostenez in der öffentlichen Wahrneh- mung als ein Tatort der NS-Vernichtungspolitik in Europa und als ein europäischer Erinnerungsort verankert werden.

Ausstellung und Begleitprogramm zu Köln wurden als Koope- rationsprojekt des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, des Lern- und Gedenkorts Jawne und der Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus – An der Syna- goge e.V. und des IBB Dortmund präsentiert.

Plakat zur Sonderausstellung. 24 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 SONDERAUSSTELLUNGEN 25

DER WARSCHAUER AUFSTAND 1944 7. März bis 29. April 2018 Eine Ausstellung des Museums des Warschauer Aufstands 1944

Die Ausstellung dokumentierte den 63 Tage dauernden Auf- stand der polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa) gegen die deutsche Besatzung im Sommer 1944. Während des Auf- standes kam es zu einer systematischen Tötung von gefangen- genommenen Aufständischen und Zivilisten, die erst nach der Kapitulation der Aufständischen aufhörte, sowie zur fast voll- ständigen Zerstörung der Millionenstadt Warschau, die auch nach dem Ende der Kämpfe fortgeführt wurde. Die Ausstel- lung band den Aufstand in die Geschichte Warschaus ab 1918 ein und erweiterte damit den Blick auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Der Warschauer Aufstand vom 1. August bis 2. Oktober 1944 ist für Polen ein Schlüsselereignis seiner Geschichte und von größter Bedeutung für die nationale Identität. In Deutschland hingegen ist das Ereignis viel weniger bekannt als der Auf- stand im jüdischen Ghetto von Warschau 1943. Bei der ­brutalen Niederschlagung des Aufstandes 1944 durch SS, Polizei, Waffen-SS und Wehrmachtseinheiten wurden rund Generalkonsul Jan Sobczak, Werner Jung und Dr. Pawel Ukielski in der Ausstellung. 150.000 Menschen in Warschau ermordet.

Plakat zur Sonderausstellung. Die Ausstellung stand unter der Schirmherrschaft des Bundes- präsidenten der Bundesrepublik Deutschland Frank-Walter Steinmeier und des Präsidenten der Republik Polen Andrzej Duda. Das Begleitprogramm zur Ausstellung entstand als Kooperation des Generalkonsulats der Republik Polen in Köln und des NS-Dokumentationszentrums (s. Veranstaltungen).

Blick in die Ausstellung. Blick in die Ausstellung. 26 NSDOK JAHRESBERICHT 2018

Blick in die Ausstellung.

Blick in die Ausstellung.

DEINE ANNE. EIN MÄDCHEN SCHREIBT GESCHICHTE 10. Mai bis 1. Juli 2018 Eine Ausstellung des Anne Frank Zentrums e.V. in Berlin und des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam

Die Ausstellung verband die persönliche Geschichte von Anne Frank und ihrer Familie mit der Geschichte der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus, der Judenverfolgung, des Holocausts und des Zweiten Weltkriegs. Neben der Perspek- tive der Verfolgten und ihrer Helfer wurde die Perspektive von Mitläufern und Tätern dargestellt.

Anne Frank, 1929 in Frankfurt geboren, wanderte mit der Familie 1933/34 in die Niederlande aus. Nach der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht und der systematischen Ver- folgung der jüdischen Bevölkerung tauchte die Familie im Juli 1942 unter. Sie lebten auf engstem Raum mit vier weiteren Bekannten. Anne hielt die oft bedrückenden Geschehnisse wie auch ihre Sehnsüchte in ihrem Tagebuch fest, ein Geschenk zu ihrem 13. Geburtstag. Die Untergetauchten wurden im August 1944 verraten, verhaftet und deportiert. Anne starb im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Als einziger überlebte Annes Vater, Otto Frank. Er veröffentlichte im Sommer 1947 Annes Tagebuch. Plakat zur Sonderausstellung. 28 SONDERAUSSTELLUNGEN 29

Blick in die Ausstellung.

trale Stationen der Verfolgung in der NS-Zeit: die »Bettler­ razzia« von 1933, die Einweisung in Arbeitshäuser, die Massen- verhaftungen in der »Aktion Arbeitsscheu Reich« 1938 sowie die anschließenden Deportationen von sogenannten »Asozia- len« in Konzentrationslager. Indem die Ausstellung die zeitge- nössischen Vorstelllungen von »Rassenhygiene«, die Diskrimi- Plakat zur Sonderausstellung. nierung »asozialer Großfamilien« und die Zwangs­sterilisation von obdachlosen Frauen und Männern thematisierte, zeich- nete sie eindringlich das rassistische Menschenbild der Natio- WOHNUNGSLOSE IM NATIONALSOZIALISMUS nalsozialisten nach. 25. Mai bis 8. Juli 2018 Während der NS-Zeit wurden schätzungsweise 10.000 Bettler, Eine Ausstellung der Bundesarbeitsgemeinschaft Obdachlose und Nichtsesshafte in Konzentrationslager inter- ­Wohnungslosenhilfe e.V. niert. Häftlinge aus der Kategorie der sogenannten »Asozia- Die Ausstellung widmete sich dem Schicksal von Bettlern, len« blieben in Ost- und Westdeutschland lange Zeit von Ent- Obdachlosen und Nichtsesshaften zur Zeit des National­ schädigungszahlungen ausgeschlossen. Erst in den letzten sozialismus. Sie behandelte die Gründe der Wohnungslosig- Jahren wurde verschiedentlich Unterstützung über Härtefall- keit, zumal vor dem Hintergrund der seit Ende der 1920er- regelungen gewährt. Für die Betroffenen dürfte dies in der Jahre herrschenden Weltwirtschaftskrise und schilderte zen­ Regel zu spät gewesen sein. 30 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 SONDERAUSSTELLUNGEN 31

Familiennamen Grynzspan hieß, diesen Namen als Rotarmist während des Zweiten Weltkriegs ablegte und in Kharchenko änderte. Der Großvater wie auch sein Vater verbargen ihre jüdische Herkunft in der sowjetischen Gesellschaft. Yury Kharchenko fragte sich bald: »Was ist das Jüdische in mir?« Es wurde zu einem wesentlichen Thema seiner ästhetischen Selbstfindung. In seiner Kunst reflektiert er nicht nur die jüdi- sche Identität seiner Familie. Er verweist auf den Holocaust wie auch auf den bis heute anhaltenden Antisemitismus.

Im Zentrum der Ausstellung standen zwei Porträts von Her- schel Grynszpan – darunter ein Selbstbildnis von Yury Khar- chenko als Herschel Grynszpan – und ein Bildnis des Reichs­ bischofs der evangelischen Kirche Ludwig Müller. Diese Arbeiten fanden schon letztes Jahr bei der Ausstellung »Luther und Avantgarde« im Frauengefängnis in Wittenberg nationale und internationale Aufmerksamkeit. Kharchenko thematisiert in diesen Bildern die Geschichte des Attentats von Grynszpan auf den Botschaftssekretär Ernst Eduard ­ vom Rath in Paris am 7. November 1938, das die National­ sozialisten für ihre lange geplanten Pogrome gegen die jüdi- sche Bevölkerung propagandistisch nutzten. Des Weiteren wurden eine Reihe von Porträts jüdischer Künstler und Intel- Plakat zur Sonderausstellung. lektueller der Zeitgeschichte, darunter der Maler Felix Nuss- baum, der Schriftsteller und Lyriker Paul Celan, der Publizist YURY KHARCHENKO: VON HERSCHEL GRYNSZPAN Simon Wiesenthal wie auch die Sängerin Amy Winehouse, ÜBER SIMON WIESENTHAL ZU AMY WINEHOUSE präsentiert. Sie alle haben in den letzten Jahren einen wichti- gen Einfluss auf Fragen, die sich Yury Kharchenko stellte: 13. Juli bis 2. September 2018 Blick in die Ausstellung. »Woher komme ich? Und wohin gehe ich?« Eine Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums in Zusammenarbeit mit Yury Kharchenko Die intellektuelle Auseinandersetzung mit der jüdischen Kul- tur, Geschichte und Religion führte Kharchenko zu einer spiri- Der 1986 in Moskau geborene Künstler Yury Kharchenko lebt tuellen Beeinflussung seiner Kunst. Diese zeigt sich vor allem seit Ende der 1990er-Jahre in Deutschland. Von 2004 bis in dem Zyklus »Häuser«. Kharchenko verknüpft in diesen 2008 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf. Als Gemälden die Frage nach der Identität mit dem Haus als Jugendlicher erfährt er, dass der Großvater väterlicherseits mit Symbol des Schutzes und der Geborgenheit.

Blick in die Ausstellung. 32 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 SONDERAUSSTELLUNGEN 33

Plakat zur Sonderausstellung.

Blick in die Ausstellung.

ANGEZETTELT. ANTISEMITISCHE UND RASSISTISCHE Gewalt auf. Neben Hass und Hetze findet aber auch die AUFKLEBER VON 1880 BIS HEUTE Gegenwehr ihren Ausdruck in diesem Kommunikationsmittel: Die Angefeindeten, engagierte Einzelne und gesellschaftliche 14. September bis 4. November 2018 Gruppen setzen der Bilderflut eigene Motive entgegen, um Eine Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums Mün- den aggressiven Botschaften mit Fantasie und Ideenreichtum chen in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Antisemitis- zu begegnen. musforschung der Technischen Universität Berlin und dem Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg Die Ausstellung »Angezettelt. Antisemitische und rassistische Aufkleber von 1880 bis heute« wurde vom NS-Dokumenta­ Sie sind klein, teilweise unscheinbar, aber keineswegs harm- tionszentrum München gemeinsam mit dem Zentrum für los: Aufkleber, Marken und Sticker, die Judenfeindlichkeit, Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin Rassismus und Hass gegen Minderheiten propagieren. und dem Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg konzi- piert und realisiert. Sie schärfte den Blick für Bilder, Parolen Anhand von Klebezetteln lässt sich die Geschichte des Anti­ und Symbole und regte dazu an, sich mit tradierten und semitismus und Rassismus vom Ende des 19. Jahrhunderts bis neuen Erscheinungsformen von Antisemitismus und anderen heute erzählen. Sie transportieren Feindbilder, schüren Vor­ menschenfeindlichen Ressentiments auseinanderzusetzen. urteile und rufen zum Teil unverhohlen zu Verfolgung und 34 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 SONDERAUSSTELLUNGEN 35

Blick in die Ausstellung. Blick in die Ausstellung.

VOR 80 JAHREN – DER POGROM IN KÖLN: Anlässlich des 80. Jahrestags des gegen die jüdische EINE GEDENKINSTALLATION Bevölkerung im NS-Staat am 9. November 1938 wurde im Gewölbe eine Gedenkinstallation zum Pogrom in Köln gezeigt. 7. November 2018 bis 6. Januar 2019 Konzeptionell und gestalterisch wurden hierbei ungewohnte Eine Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums, Wege beschritten. Es handelte sich um keine klassische Aus- ­kuratiert von Dr. Jürgen Müller mit Unterstützung stellung, bei der die Vermittlung von Inhalten über Texte und von Barbara Kirschbaum und Birte Klarzyk Objekte im Vordergrund steht. Vielmehr sollte durch eine mul- timediale, installationshafte Gestaltung ein assoziativer Zugang geschaffen und neue Eindrücke bei den Besucherinnen und Besuchern hervorgerufen werden. Die Gedenkinstallation zeigte die Entwicklung von der Ausgrenzung der Jüdinnen und Juden bis hin zum Holocaust auf. Mit der Machtüber- nahme 1933 begann ihre Entrechtung. So wurden Freizeit, Arbeit und Alltag von Jahr zu Jahr stärker begrenzt. Der Pog- rom war die Zuspitzung dieser Entwicklung. Es folgte die geplante Ermordung der Juden Europas.

Der zweite Raum der Ausstellung war als zentraler Gedenk­ raum konzipiert, in dem zwei großformatige Bilder der zer­ störten Synagogen in der Roonstraße und der Glockengasse exemplarisch für die Zerstörungen und Gewaltexzesse dieser Nacht standen. Neben diesen zwei einzigen aus Köln erhalte- nen bildlichen Zeugnissen erinnerte ein eingesprochener ­Auszug aus dem von Günther B. Ginzel verfassten Text »Der Traum eines Nachgeborenen« daran, welchen Schock die Ereignisse bei den Betroffenen auslösten. Im dritten Raum schilderten jüdische wie nicht-jüdische Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in Interviewausschnitten ihre Erinnerungen an den Pogrom.

Plakat zur Sonderausstellung. 36 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 SONDERAUSSTELLUNGEN 37

August Sander entwickelte erstmals 1920 die Grundidee zu seinem großen Projekt »Menschen des 20. Jahrhunderts«. Das Gesellschaftsporträt seiner Zeit zeigte Bauern, Künstler, Beamte, Intellektuelle, Arbeiter, Handwerker, Politiker und Arbeitslose. Nach dem Krieg und dem Ende der NS-Diktatur nahm er einige in der NS-Zeit entstandene Mappen in das Projekt auf. In ihnen sind zu sehen: »Verfolgte«, »Politische Gefangene«, »Fremdarbeiter« und »Nationalsozialisten«. In der letzten Mappe, betitelt mit »Die letzten Menschen: Idioten, Kranke, Irre und die Materie«, wurde auch ein Bild von der Totenmaske seines ältesten Sohnes Erich aufgenommen, der nach zehnjähriger Zuchthaushaft aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung gestorben war.

Blick in die Ausstellung.

»ÜBERALL LUTHERS WORTE …« – Staat und Kirchen in jenen zwölf Jahren? Die Ausstellung MARTIN LUTHER IM NATIONALSOZIALISMUS ging diesen Fragen nach. In das Jahr 1933 fielen die Feierlich- 16. November 2018 bis 24. Februar 2019 keiten zu Luthers 450. Geburtstag, aber auch die Konflikte Cover des Katalogs zur Ausstellung zwischen »Bekennender Kirche« und »Deutschen Christen«. Eine Ausstellung der Stiftung Topographie des Terrors und Bis 1938 nahmen die Bezüge auf Luthers antijüdische Spät- der Gedenkstätte Deutscher Widerstand schriften deutlich zu. Und auch während des Zweiten Welt- Beteiligung an einer Sonderausstellung kriegs wurde Luther von verschiedenen Akteuren »verein- Gerd Sander, August Sanders Enkel, regte die Ausstellung an, AUGUST SANDER: PERSÉCUTÉS / PERSÉCUTEURS, Wie standen die Nationalsozialisten zu Religion und Kirche – nahmt«: zur Legitimation des Kriegs – aber auch, um ein E in deren Mittelpunkt die Gegenüberstellung der Porträts der und speziell zu Martin Luther? Wie verhielten sich Christen »Widerstandsrecht« gegen das Unrechtsregime herzuleiten. DES HOMMES DU XX SIÈCLE – VERFOLGTE / Verfolgten und der Verfolger stand. Das NS-Dokumentations­ in Deutschland zum Reformator und seinem »Erbe« in der ­VERFOLGER. MENSCHEN DES 20. JAHRHUNDERTS – zentrum unterstützte das Projekt durch umfangreiche Recher- PERSECUTED / PERSECUTORS. PEOPLE OF THE NS-Zeit? Und wie entwickelte sich das Verhältnis zwischen Die Luther-Rezeption in NS-Staat und Kirchen wurde von den TH chen zu den Verfolgten, die August Sander fotografiert hatte. Anfängen 1933/34 bis hin zu den Kriegsjahren 1939 bis 20 CENTURY Dr. Barbara Becker-Jákli und Dr. Werner Jung wirkten mit Bei- 1945 dargestellt. Mit der Machtübernahme der National­ 8. März bis 15. November 2018 trägen an dem gleichnamigen Katalog zur Ausstellung mit, sozialisten in Deutschland verbanden Christen beider Konfes- der 2018 im Steidl-Verlag erschien. Das Buch wurde mit dem Eine Ausstellung von Le Mémorial de la Shoah, Paris, in sionen die Hoffnung auf einen wiedererstarkenden deutschen Deutschen Fotobuchpreis 2018/19 in der Kategorie »Mono- Zusammenarbeit mit Gerd Sander und u. a. mit Unterstüt- Nationalstaat und die Beseitigung der Weimarer Republik, grafie (Fototgraf)« ausgezeichnet. zung des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln von Liberalismus, Atheismus und »Bolschewismus«. Doch Die Ausstellung wurde im Mémorial de la Shoah in Paris waren die Bezüge auf Luther keineswegs einheitlich. Verschie- gezeigt. Ausstellungsraum im Mémorial de la Shoah. dene Akteure beriefen sich in ganz unterschiedlicher Weise auf den Reformator und reklamierten dessen »Erbe« vornehm- lich für die eigenen Überzeugungen oder Zwecke.

Blick in die Ausstellung. Plakat zur Sonderausstellung. 38 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 WANDERAUSSTELLUNGEN 39

WANDERAUSSTELLUNGEN

»PHILIBERT & FIFI. KARIKATUREN & ZEICHNUNGEN EINES FRANZÖSISCHEN ZWANGSARBEITERS« Eine Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums in ­Zusammenarbeit mit Christian Welke und Heinrich Comes

Paul Philibert Charrin wurde1920 in Montmerle-sur-Saône bei Lyon als Sohn eines Malers geboren. Der Vater war künstlerisch ambitioniert, konnte seiner Passion aber nicht nach­gehen. Er musste mit seinem Anstreicherbetrieb für den Familienunter- halt sorgen. Umso mehr förderte er die Leidenschaft seines Sohnes Philibert – das Zeichnen. Schon im Alter von 17 Jahren erschienen erste Arbeiten von Philibert in einer lokalen Zeit- Im Anschluss an die Eröffnung in Linz führte Jürgen Müller durch die Ausstellung. schrift. Nach dem Schulabschluss studierte er an der École des Beaux-Arts in Lyon. Im April 1943 wurde Philibert Charrin harten Arbeitsbedingungen und der Autorität der Aufseher. Zeichnungen spiegeln einfach den Arbeitsalltag wider, die im Alter von 23 Jahren von der Vichy-Regierung zwangsweise Mit spitzer Feder zeichnete er, so oft es ihm möglich war, das widrigen Lebensumstände und die harte Arbeit. Allen zur Arbeit ins Deutsche Reich verpflichtet. In der Nähe von Lagerleben, die Arbeit und die Einheimischen – immer beglei- Zeichnungen gemeinsam ist der Humor, mit dem Charrin Graz in Österreich wurde er als Erdarbeiter eingesetzt. tet von seiner selbstgeschaffenen Figur Fifi, die auf fast jedem seine Welt sah. Bild mal mehr, mal weniger deutlich in Erscheinung tritt. Philibert Charrin setzte sich bereits in seinen frühen Arbeiten Philibert Charrin überlebte und kehrte im Juni 1945 nach mit dem Nationalsozialismus auseinander. Er karikierte Hitler Viele seiner Zeichnungen beinhalten Hinweise auf Sabotage- Frankreich zurück. Bereits Ende Dezember 1945 veröffent- als Kriegstreiber, Göring als Prahlhans und Goebbels als Groß- akte und Widerstand oder geben die angeblichen »Herren- lichte er den Band »STO: 100 bislang nicht veröffentlichte Plakat der Ausstellung »Philibert & Fifi« im Dokumentations­ maul. Als Charrin von 1943 bis 1945 zur zivilen Zwangsarbeit menschen« der Lächerlichkeit preis. Diese Zeichnungen hielt Zeichnungen« als Katalog zu einer von ihm zusammenge- zentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin-Schöneweide. in der Steiermark und im Burgenland eingesetzt war, schuf er Philibert Charrin versteckt, soweit die Inhalte nicht durch stellten Ausstellung, die im Januar 1946 in Lyon gezeigt sich mit seinen Zeichnungen eine eigene Welt abseits der ­doppeldeutige Anspielungen verschlüsselt waren. Andere wurde. Doch in Frankreich fand die Ausstellung sehr wenig

Die Ausstellung »Philibert & Fifi« im Städtischen Museum Braunschweig. 40 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 WANDERAUSSTELLUNGEN 41

Titelseite der Einladung zur Wanderausstellung­ »Jugend im Gleichschritt!?« in Tübingen.

Eröffnung der Ausstellung »Philibert & Fifi« im Zeitgeschichte Ausstellung »Philibert & Fifi« in Berlin-Schöneweide. Museum der voestalpine Stahlwelt in Linz mit Michael Kirchsteiger, Geschäftsführer voestalpine Stahlwelt, Christa Köchendörfer, Ausstellungsorte JUGEND IM GLEICHSCHRITT!? – DIE HITLER­JUGEND jugend im Krieg« und eine größere Version mit zusätzlich den Leiterin des Zeitgeschichte Museums und Werner Jung (v.r.n.l.). ZWISCHEN ANSPRUCH UND WIRKLICHKEIT Themen »Lebenswelten« und »Verbote und Konflikte«. 15. März bis 13. Mai 2018 Eine Ausstellung des Städtisches Museum Braunschweig, Haus am Löwenwall NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln Ausstellungsorte Interesse. Philibert Charrin wurde ein international anerkann- Das Städtische Museum Braunschweig hatte begleitend zu der 16. Januar bis 16. März 2018 (in der kleinen Version) ter Künstler. Er starb im Juni 2007 in einem Pariser Vorort. Ausstellung »Philibert und Fifi« die Sammlungsausstellung: Von September 2016 bis März 2017 wurde im EL-DE-Haus Landratsamt der Stadt Tübingen Seine Witwe Anne Rodet verwaltet den künstlerischen Nach- »bitter und böse. Karikaturen der Kaiserzeit von Rudolf Wilke« die vom NS-DOK produzierte Ausstellung »Jugend im Gleich- lass. in seinen Räumen präsentiert. schritt!? – Die Hitlerjugend zwischen Anspruch und Wirklich- 9. April bis zum 27. Juni 2018 (in der großen Version) keit« gezeigt. Das öffent­liche Bild von der Hitlerjugend ist Historisches Museum Bielefeld Mehr als 70 Jahre nach dem ersten und einzigen Versuch, 8. September bis 11. November 2018 auch heute noch von Propagandaaufnahmen der National­ seine während der Zeit als Zwangsarbeiter erstellten Arbeiten Zeitgeschichte Museum der voestalpine Stahlwelt in Linz sozialisten und den angeblichen Erfolgsmeldungen einer 31. August 2018 bis 3. Februar 2019 (in der kleinen Version) in einer Ausstellung zu präsentieren, zeigte das NS-Dokumen- / Österreich begeisterten »Staatsjugend« geprägt. Doch die Ausstellung Städtisches Museum Münster tationszentrum der Stadt Köln von Juni bis August 2016 Bei der voestalpine AG handelte es sich um den Nachfolger zeigte, dass die Hitlerjugend keine ­allmächtige Institution ­diesen einzigartigen Schatz. Aufgrund des großen Erfolgs der Böhler Edelstahl & Co KG in Graz, wo Philibert Charrin war, der man sich nicht entziehen konnte, und die auch nicht produzierte das NS-DOK danach eine Wanderausstellung auf über zwei Jahre Zwangsarbeit leisten musste. Die voestalpine so gleichförmig »ausgerichtet« war, wie es die Propaganda­ VON NAVAJOS UND EDELWEISSPIRATEN. Deutsch, Englisch und Französisch. setzt sich seit Oktober 2014 in einer Dauerausstellung mit bilder glauben machen wollen. ­UNANGEPASSTES JUGENDVERHALTEN IN KÖLN dem Schicksal der NS-Zwangsarbeiterinnen und Zwangs­­ 8. Juli 2018 arbeiter der ehemaligen Reichswerke Hermann Göring in Linz Die Ausstellung war von vornherein als Wanderausstellung­ auseinander – dem heutigen Standort ihrer Konzernzentrale konzipiert, in zwei Ver­sionen – eine kleinere Version mit den Die Ausstellung wurde im Rahmen des Edelweißpiraten­ und der Division Stahl. Grundlage der Ausstellung bildet Themen »Erziehungs­instanzen«, »Hitlerjugend« und »Hitler­ festivals im Friedenspark in der Kölner Südstadt gezeigt. neben aktuellen Forschungsergebnissen die Aufarbeitung von 38.000 NS-Personalakten und Lohnbögen. Der Konzern stellt Die Wanderausstellung »Jugend im Gleichschritt!?« im Städtischen Museum Münster. sich damit der eigenen Vergangenheit. Das Museum wurde den ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern gewidmet. In der Dauerausstellung wurde die »Philibert und Fifi«-Ausstellung präsentiert.

23. November bis 30. April 2019 Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin-­Schöneweide, eine Abteilung der Stiftung Topographie des Terrors In Berlin-Schöneweide befindet sich das einzige noch weitge- hend erhaltene ehemalige NS-Zwangsarbeiterlager. Im Som- mer 2006 wurde auf einem Teil des heute denkmalgeschütz- ten historischen Geländes das Dokumentations­zentrum NS-Zwangsarbeit eröffnet. Dort sind in ehemaligen Unter- kunftsbaracken die Dauerausstellungen »Alltag Zwangsarbeit 1938–1945« sowie »Zwischen allen Stühlen. Die Geschichte Werbung für die Ausstellung in der Braunschweiger Altstadt. der Italienischen Militärinternierten 1943–1945« zu sehen. In einer weiteren ehemaligen Baracke sind Bibliothek, Veranstal- tungsraum und Sonderausstellungsraum untergebracht. Dort wurde die Ausstellung »Philibert und Fifi« gezeigt. VERANSTALTUNGEN 44 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 VERANSTALTUNGEN 45

Häftlinge der nationalsozialistischen Ghettos und KZ«. Seit VERANSTALTUNGEN 19.01.2018 26.01.2018 Mitte der 1990er-Jahre lebt er in Deutschland. Das Zeitzeu- Wenn kein Ort genannt wird, fanden die Veranstaltungen im Eröffnung der Sonderausstellung »Erinnern – eine Brücke »Erinnern – eine Brücke in die Zukunft«. Bühnenprogramm gengespräch moderierte Dr. Ursula Reuter. Lidija Order über- NS-Dokumentationszentrum im EL-DE-Haus statt. in die Zukunft« anlässlich des 21. Jugend- und Schüler­ anlässlich des Jugend- und Schülergedenktages. Ort: Pädago- setzte als Dolmetscherin. (Begleitprogramm zur Sonderaus- gedenktages (s. S. 23). Die Jugendlichen stellten ihre gisches Zentrum der Königin-Luise-Schule. Programm s. S. 77 stellung »Vernichtungsort Malyj Trostenez«) ­Arbeiten vor. Moderation: Dr. Jürgen Müller.

28.01.2018 30.01.2018 10.01.2018 21.01.2018 Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus. Die »Rechtsextremismus: Was geht mich das an?« Workshop »IM RECHTEN LICHT«. Kuratorenführung mit Karin Richert, Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung »Vernich- alljährliche Gedenkstunde anlässlich des Holocaustgedenk- von Hans-Peter Killguss im Rahmen des Jugendpolitiktags Dr. Michael Euler-Schmidt und Hans-Peter Killguss. Ort: Kölni- tungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung« mit tags befasste sich 2018 mit der Geschichte und der Bedeu- der Konrad-Adenauer-Stiftung. Ort: Jugendherberge Riehl. sches Stadtmuseum. Oliver Meißner. (Begleitprogramm zur Sonderausstellung tung der Erinnerungskultur in Köln von den Anfängen unmit- »Vernichtungsort Malyj Trostenez«) telbar nach Kriegsende bis zu neuen Formen des Erinnerns in 01.02.2018 16.01.2018 »Stalingrad – zwei Seiten einer Schlacht«. Lesung aus Erin- Eröffnung der Wanderausstellung »Jugend im Gleich- 22.01.2018 nerungen russischer Zivilisten, Männern und Frauen, und aus schritt!? Die Hitlerjugend zwischen Anspruch und Wirk- Abschiedsfeier von Dr. Barbara Becker-Jákli. Die bisherige Feldpostbriefen deutscher Soldaten. Prof. Dr. Jost Dülffer gab lichkeit« im Landratsamt Tübingen. Zur Eröffnung sprachen Expertin im NS-DOK zur jüdischen Geschichte in Köln wäh- eine historische Einführung zur »Schlacht von Stalingrad«. ­ Landrat Joachim Walter und die Erste Bürgermeisterin rend der NS-Zeit war nach 29 Jahren zum Ende des Jahres Am 2. Februar 2018 jährte sich zum 75. Mal das Ende der Dr. Christine Arbogast. Dr. Martin Rüther vom NS-DOK gab 2017 in den Ruhestand getreten. Kämpfe um Stalingrad. Die Bedeutung der Schlacht um das eine Einführung in die Ausstellung. Ort: Tübingen, Landrats­ heutige Wolgograd, seit 1988 Partnerstadt der Stadt Köln, ist amt. weithin bekannt: Die Kapitulation der deutschen 6. Armee symbolisiert den öffentlich erkennbaren Wendepunkt des Krieges. Wenig bekannt sind das große Leid der russischen 16.01.2018 Zivilbevölkerung und die hohe Todeszahl sowjetischer Solda- Besuch der Geschäftsführung der Imhoff-Stiftung mit ten. Die katastrophalen Lebensumstände der Zivilbevölke- ­Susanne Imhoff und Jutta Rhode. Dr. Werner Jung führte rung wurden anhand von Berichten von Überlebenden veran- durch das EL-DE-Haus und stellte die Arbeit des NS-Doku- schaulicht und Zeugnissen aus deutschen Feldpostbriefen mentationszentrums vor. der Gegenwart. Bürgermeister Andreas Wolter sprach Gruß- gegenübergestellt. Eine Veranstaltung des Vereins zur Förde- worte. An der Gedenkveranstaltung wirkten mit: die Schau- rung der Städtepartnerschaft Köln-Wolgograd e.V. in Zusam- spielerinnen Maria Ammann, Doris Plenert sowie die Schau- menarbeit mit dem NS-DOK. 18.01.2018 spieler Stefan Preiss und Markus Andreas Klauk. Musikalisch Führung durch die Sonderausstellung »Vernichtungsort Malyj begleitet wurde die Veranstaltung von Katharina Münther Trostenez. Geschichte und Erinnerung« mit Astrid Mehmel, (Akkordeon und Gesang) mit jiddischen Liedern. Im Anschluss 04.02.2018 Leiterin der Gedenkstätte Bonn, und Dr. Norbert Schloß­ an die Veranstaltung fand ein Mahngang zum Bahnhofsvor- »Der Vernichtungsort Malyj Trostenez«. Gedenken an die macher, Leiter des Bonner Stadtarchivs. (Begleitprogramm 24.01.2018 platz zum Mahnmal an die Deportationen durch die Reichs- Kölner Opfer. Stolperstein-Führung von Dr. Katja Lambert. zur Sonderausstellung »Vernichtungsort Malyj Trostenez«) »IM RECHTEN LICHT«. Kuratorenführung mit Karin Richert, bahn statt. Dort trug die Holocaustüberlebende Tamar Drei- Anhand einzelner Schicksale wurde an die Geschichte des Dr. Michael Euler-Schmidt und Hans-Peter Killguss. Ort: fuss u. a. ihre Vorstellung einer Neukonzeption des Mahnmals Vernichtungslagers und die Ermordung der meist jüdischen ­Kölnisches Stadtmuseum. vor und berichtete von ihrer Rettung. Ort: AntoniterCityKirche. Opfer erinnert. Sowohl in der Ausstellung als auch in der Füh- 18.01.2018 rung spielte die Kölner »Jawne« eine besondere Rolle. Deren »Geh und sieh«. Vorführung des Spielfilms von Elem Klimow, Direktor Dr. Erich Klibansky wurde mit seiner Familie und Sowjetunion 1985, einem international ausgezeichneten sow- 25.01.2018 30.01.2018 ­seinen Schülerinnen und Schülern in das Vernichtungslager jetischen Antikriegsfilm. Er veranschaulicht wie kein anderer »Aktion 1005« in Malyj Trostenez. Wie die Nazis die Spuren »Felix Lipski: Eine Kindheit im Minsker Ghetto«. Podiums- deportiert und ermordet. (Begleitprogramm zur Sonderaus- das Leid der Zivilbevölkerung unter deutscher Besatzung. Die ihrer Massenmorde in Osteuropa beseitigten. Vortrag von diskussion. Felix Lipski, 1938 in Minsk geboren, musste von stellung »Vernichtungsort Malyj Trostenez«) Handlung spielt 1943 in Weißrussland und damit in jenem Jens Hoffmann. Ein Überblick zur Geschichte der »Aktion 1941 bis 1943 mit seiner Mutter im Ghetto von Minsk leben. Teil der früheren Sowjetunion, der die größten Kriegsverluste 1005« – dem letzten Endes misslungenen Versuch von Nazi- Im Sommer 1943 flüchteten Mutter und Sohn aus dem zu verzeichnen hatte. Ort: Filmforum NRW im Museum Lud- tätern, die Spuren ihrer Massenverbrechen auszulöschen. Ghetto zu den Partisanen – bis zur Befreiung durch die Rote 15.02.2018 wig. (Begleitprogramm zur Begleitprogramm zur Sonderaus- Anhand von Strafprozessakten rekonstruierte Hoffmann, auf Armee lebten sie in einem Familienlager in den Wäldern. »1979: le procès de Cologne«. Vortrag von Dr. Karola Fings stellung »Vernichtungsort Malyj Trostenez«) welche Weise die Täter des »Sonderkommandos 1005-Mitte« Felix Lipskis grausame Erinnerungen an die Kriegsjahre ver- über den Prozess gegen Kurt Lischka und seine Bedeutung am Vernichtungsort Malyj Trostenez bei Minsk die Spuren anlassten ihn, sich mit der Geschichte des Minsker Ghettos für die deutsche Erinnerungskultur mit anschließender Podi- von Massenmorden an mehrheitlich jüdischen Zivilsten aus intensiv zu beschäftigen. Lange Zeit wurden Ghettohäftlinge umsdiskussion anlässlich der Sonderausstellung »Beate et 18.01.2018 Belarus, Deutschland, Österreich und Tschechien zu ver­ in der Sowjetunion nicht anerkannt, erst mit Beginn der Serge Klarsfeld. Les combats de la mémoire (1968-1978)«. »Locked«. Podiumsdiskussion im Anschluss an das Theater- wischen versuchten. (Begleitprogramm zur Sonderausstellung Peres­troika konnten sie offen über ihr Schicksal sprechen. Weitere Teilnehmende: Beate und Serge Klarsfeld, Birte Klar- stück mit Marina Barth, Anna Müller, Mona Mucke, Philipp »Vernichtungsort Malyj Trostenez«) 1991 war Felix Lipski Mitbegründer und erster Vorsitzender zyk, Anne Klein. Moderation: Stefan Martens. Ort: Frankreich, Sebastian, Hans-Peter Killguss und Mimoun Berrissoun. Ort: des »Weißrussischen Verbandes der ehemaligen jüdischen Paris, Mémorial de la Shoah. Theater Klüngelpütz. 46 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 VERANSTALTUNGEN 47

16.02.2018 22.02.2018 06.03.2018 11.03. 2018 Besuch der Gedenkstätte Bonn und ihres Fördervereins »Familie und Bankhaus Leopold Seligmann in Köln«. Vor- Eröffnung der Sonderausstellung »Der Warschauer Auf- Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung »Der mit einer Führung durch die Sonderausstellung »Vernich- trag. Dr. Ulrich Offerhaus zeichnete Akkulturation und Diskri- stand 1944«. Eine Ausstellung des Museums des Warschauer Warschauer Aufstand 1944« mit Oliver Meißner. (Begleit- tungslager Malyj Trostenez« und einer anschließenden Dis- minierung, Assimilation und Ausgrenzung im Wandel der Aufstands. Dokumentiert wird der 63 Tage andauernde Auf- programm zur Sonderausstellung »Der Warschauer Aufstand kussion mit Dr. Werner Jung über die Gedenkstättenarbeit. ­Zeiten am Beispiel von sechs Generationen der Familie Selig- stand der polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa) gegen 1944«) mann nach. Moderation: Birte Klarzyk. die deutsche Besatzung im Sommer 1944. Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutsch- 18.02.2018 land, und Andrzey Duda, Präsident der Republik Polen, hat- 12.03.2018 Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung »Vernich- 27.02.2018 »Umgang mit Rechtspopulismus«. Vortrag von Hans-Peter tungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung« mit »Welche Möglichkeiten bieten das NS-Dokumentations­ Killguss und Felicia Köttler für den AK Rechtspopulismus des Oliver Meißner. (Begleitprogramm zur Sonderausstellung zentrum und im Besonderen das Geschichtslabor für die Bündnis 90/Die Grünen. Ort: Geschäftsstelle Bündnis 90/ »Vernichtungsort Malyj Trostenez«) Arbeit mit Jugendlichen mit Förderbedarf?« Führung und Die Grünen. Diskussion für Studienreferendare des Zentrums für schuli- sche Lehrerbildung Köln von Barbara Kirschbaum. 19.02.2018 14.03.2018 Besuch von Jörn Freynick (MdL, FDP). Vorstellung der Arbeit Eröffnung der Wanderausstellung »Philibert und Fifi. des NS-Dokumentationszentrums und der Mobilen Beratung 01.03.2018 ­Karikaturen und Zeichnungen eines französischen Zwangs­ gegen Rechtsextremismus durch Dr. Werner Jung und Patrick »Frage nicht!« – Unbekannter NS-Propagandafilm im arbeiters« im Städtischen Museum in Braunschweig. Die Fels. Ghetto Theresienstadt. Filmvorführung mit einem Vortrag bereits 2016 in Köln gezeigte Ausstellung wurde im Zeitraum von Katja Sindemann. Über 2000 Juden aus Köln wurden vom 15. März bis 13. Mai 2018 präsentiert. Zur Eröffnung 1942 in das Ghetto Theresienstadt nördlich von Prag depor- sprach Dr. Peter Joch, Direktor des Städtischen Museums tiert, wo viele starben. Zu dieser Zeit wurde dort ein NS-Pro- Braunschweig. Dr. Jürgen Müller, NS-DOK, gab eine Einfüh- pagandafilm gedreht, um Gerüchte über den Genozid zu ten die Schirmherrschaft für die Ausstellung übernommen. rung in die Ausstellung. Dr. Lars Berg, Kurator des Städti- widerlegen. Mit dem Dreh wurde die inhaftierte Prager Regis- Zur Eröffnung sprachen Dr. Werner Jung und Bürgermeisterin schen Museums Braunschweig, sprach über die begleitende seurin Irena Dodal beauftragt. Sie und ihre Helfer versuchten Elfi Scho-Antwerpes. Grußworte entsandte auch Jan Sobczak, Sonderschau »bitter und böse. Karikaturen der Kaiserzeit von unter Lebensgefahr, den Film zu sabotieren und die Lager­ Generalkonsul des Generalkonsulats der Republik Polen in Rudolf Wilke«, aus dem Bestand des Museums. Ort: Braun- realität zu zeigen. Der Film wurde nie veröffentlicht und ist Köln. Zur Ausstellung sprach Dr. Paweł Ukielski, stellvertre- schweig, Städtisches Museum. bis heute verschollen. Es wurden jedoch zwei Filmfragmente tender Direktor des Museums des Warschauer Aufstands.

14.03.2018 08.03.2018 »Rechte Parolen – nicht mit mir!« Workshop von Patrick Fels Eröffnung der Ausstellung August Sander: Persécutés / für den Caritasverband Rhein-Berg. Ort: Bergisch-Gladbach. persécuteurs, des hommes du XXe siècle – Verfolgte / 20.02.2018 Verfolger. Menschen des 20. Jahrhunderts – Persecuted / »Rassistisch und autoritär! Junge Identitäten im Rechts­ Persecutors. People of the 20th Century. Anschließende 14.03.2018 außen-Spektrum«. Vortrag und Diskussion. Vincent Knoop Podiumsdiskussion mit Gerd Sander und Julian Sander, Fon- »IM RECHTEN LICHT«. Kuratorenführung mit Karin Richert, von der Forschungsgruppe Arbeiterjugend referierte über dation August Sander, Alain Sayag vom Centre Pompidou Dr. Michael Euler-Schmidt und Hans-Peter Killguss. Ort: neue rechtspopulistische und rassistische Parteien und Grup- und Dr. Werner Jung. Moderation: Michel Guerrin, Chefredak- ­Kölnisches Stadtmuseum. pen, die ihren Einfluss in Politik und Gesellschaft auch dem teur von Le Monde. Ort: Frankreich, Paris, Mémorial de la Zulauf junger Menschen verdanken. Der Vertreter der SJD – Shoah. Die Falken Köln Nadim Shukralla sprach über das Engage- 15.03.2018 ment der Jugendorganisation gegen rechte Akteurinnen und aus dem Jahr 1942 von acht Minuten und vier Minuten »Warsaw Uprising«. Film von Jan Komasa, Polen 2014. Mit Akteure. Anschließende Diskussion mit Moderation von gefunden, die Einblick in das Ghetto in seiner schlimmsten 09.03.2018 einer Einführung von Dr. Karol Mazur, Leiter der pädagogi- Walla Blümcke. Eine Veranstaltung des Vereins EL-DE Haus Phase geben. Irena Dodal überlebte und emigrierte nach »Aktion Lesepunkte«. Besuch von 30 Schülerinnen und schen Abteilung Museum des Warschauer Aufstands. Der e.V. in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum Argentinien. Schülern der Klassen 7 – 11 verschiedener Schulen (Apostel­ Film erzählt die Geschichte des Warschauer Aufstands von der Stadt Köln, der DGB Jugend und der Sozialistischen gymnasium Köln, Hansa-Gymnasium Köln; Justus-Liebig- 1944 aus der Perspektive zweier Kameramänner, die auf Jugend – Die Falken. Gym­nasium Neusäß/Bayern, Lichtenbergschule Darmstadt, Befehl des Informationsbüros der Polnischen Heimatarmee 03.03.2018 Montessori-Gymnasium Köln, Schiller-Gymnasium Köln) im im Untergrund durch die zunehmend zerbombten Straßen Gründung des Notfallverbunds Kölner Archive und Biblio- NS-Dokumentationszentrum. Sie wurden von Fe Jobs und Warschaus streifen und den Aufstand dokumentieren. 20.02.2018 theken. Am neunten Jahrestag des Stadtarchiveinsturzes Barbara Kirschbaum im Geschichtslabor begleitet. Der ­Mitveranstalter: Generalkonsulat der Republik Polen in Köln. »Identitäre Aktionen im Frankenberger Viertel – Wer ist wurde der Vertrag über die Gründung unterzeichnet. Zu dem Besuch diente unter anderem der Vorbereitung auf die künst- Moderation: Dr. Karola Fings. (Begleitprogramm zur Sonder- die extreme Rechte in Aachen und was tun wir dagegen?« Verbund zählen 21 Archive und Bibliotheken in städtischer, lerische Auseinandersetzung mit dem Buch »Der Pfad« von ausstellung »Der Warschauer Aufstand 1944«) Informationsveranstaltung im Rahmen der Partnerschaft für staatlicher, kirchlicher oder privater Trägerschaft, darunter Rüdiger Bertram. Demokratie Aachen mit Patrick Fels und Carolin Hesidenz. das NS-Dokumentationszentrum. Ort: Piazetta des Histori- Ort: Aachen, Burg Frankenberg. schen Rathauses. 48 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 VERANSTALTUNGEN 49

15.03.2018 28.03.2018 12.04.2018 »Locked«. Podiumsdiskussion im Anschluss an das Theater- »Rassismus im Alltag – Die Auseinandersetzung mit eige- »Der Fall Katz-Rosenthal ./. Jakob Domgörgen, Robert Ley stück mit Marina Barth, Anna Müller, Mona Mucke, Philipp nen Bildern, Ressentiments und Sprechweisen«. Workshop und Josef Grohé«. Vortrag von Michael Vieten über eine Sebastian und Hans-Peter Killguss. Ort: Theater Klüngelpütz. von Ilja Gold und Mercedes Pascual Iglesias für den Solibund ­Propagandakampagne Kölner Nationalsozialisten gegen die Köln e.V. jüdische Metzgerei Katz-Rosenthal während der Weimarer Republik und die Geschichte der Familie in der NS-Zeit. 16.03.2018 »Richard Stern: Zivilcourage eines jüdischen Kaufmanns in 29.03.2018 Köln 1933«. Vortrag von Dr. Werner Jung auf der Tagung der »Der Warschauer Aufstand 1944«. Seniorenführung von 13.04.2018 Hessischen Landeszentrale für politische Bildung zum Thema: Barbara Kirschbaum. Führung durch die Ausstellung »Philibert und Fifi. Karika­ »Aufstand und Zivilcourage. Vom Nationalsozialismus bis zur turen und Zeichnungen eines französischen Zwangsarbeiters« Gegenwart«. Ort: Oberjosbach, Bildungszentrum. im Städtischen Museum in Braunschweig und anschließender 22.03.2018 08.04.2018 Vortrag »Aus der Nische zum Zentrum: Die Entwicklung und Bogdan Bartnikowski. Ein Aufständischer im Kampf gegen Eröffnung der Wanderausstellung »Jugend im Gleich- das Profil des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln« 17.03.2018 die Deutschen. Bogdan Bartnikowski wurde 1932 in War- schritt!? – Die Hitlerjugend zwischen Anspruch und Wirk- von Dr. Werner Jung. Ort: Braunschweig, Städtisches Museum. »Die rechte Szene im Kreis Heinsberg«. Vortrag von Patrick schau geboren. Als Kind war er unter dem Decknamen lichkeit« im Historischen Museum Bielefeld. Zur Eröffnung Fels beim Aktionstag »Brücken statt Barrieren bauen« des »Mały« – »Der Kleine« während des Warschauer Aufstands sprachen Dr. Wilhelm Stratmann, Direktor des Historischen Bündnisses gegen Rechts im Kreis Heinsberg. Ort: Geilen­ Verbindungssoldat und kämpfte im Ochota-Bezirk. Noch im Museums Bielefeld und Karin Schrader, Bürgermeisterin der kirchen, Berufskolleg. August 1944 wurden er und seine Mutter im Vernichtungs­ Stadt Bielefeld. Dr. Jürgen Müller vom NS-DOK gab eine Ein- lager Auschwitz-Birkenau interniert. Im Januar 1945 wurde er führung in die Ausstellung. Ort: Bielefeld, Historisches nach Blankenburg verlegt, später musste er – bis zur Befrei- Museum. 18.03.2018 ung im April 1945 – in Berlin bei der Beseitigung der Trüm- »Nacht und Nebel«. Der Film, mit dem alles anfing (1955/56). mer helfen. Nach seiner Rückkehr nach Polen diente er bis Mit einem Vortrag von Hannes Heer sowie dem Film »Nacht 1968 als Berufsoffizier und Pilot. Er veröffentlichte 23 08.04.2018 und Nebel« von Alain Resnais, Frankreich 1956, und anschlie- Bücher: Kurzgeschichten, Romane, Berichte und Gedichte. Öffentliche Führungen durch die Sonderausstellung »Der ßender Diskussion. Erste Veranstaltung der achtteiligen Film- Moderation: Dr. Werner Jung. Mitveranstalter: General­ Warschauer Aufstand 1944« mit Birte Klarzyk. (Begleitpro- reihe »Der Skandal als vorlauter Bote«, eine Veranstaltungs- konsulat der Republik Polen in Köln. (Begleitprogramm zur gramm zur Sonderausstellung »Der Warschauer Aufstand 1944«) reihe des NS-DOK in Kooperation mit dem Arbeitskreis für Sonderausstellung »Der Warschauer Aufstand 1944«) intergenerationelle Folgen des Holocaust, ehem. PAKH e.V. Ort: Filmforum NRW im Museum Ludwig. 09.04.2018 22./23.03.2018 »Rassistische Hetze gegen Geflüchtete«. Workshop von »Handlungskonzept zum Umgang mit rechtsextremen Hans-Peter Killguss und Carolin Hesidenz im Rahmen des 19.03.2018 Besuchern und Besucherinnen für NS-Gedenkstätten und Vernetzungstreffens der Willkommensinitiativen. Ort: Bürger- »Die rechte Szene in Heinsberg«. Gesprächsrunde mit -Erinnerungsorte«. Veranstaltet von der Dokumentation zentrum MüTZe. ­Patrick Fels und Ilja Gold für Beratungslehrer/innen aus Obersalzberg, dem Dokumentationszentrum Reichspartei- dem Kreis Heinsberg. Ort: Heinsberg, Schulpsychologische tagsgelände, dem Kreismuseum Wewelsburg und der Akade- Beratungsstelle. mie Vogelsang IP | NS-Dokumentation Vogelsang in Zusam- 10.04.2018 menarbeit mit ibs und mobim. Ort: Schleiden, Vogelsang IP. »Rechtsextreme Szene vor Ort«. Vortrag von Patrick Fels für die Bundesgeschäftsstelle der Diakonie. Ort: Jugendherberge 20.03.2018 Riehl. »Identitäre« und andere rechtsextreme Aktivitäten im Köl- 23.03.2018 ner Norden. Vortrag von Hans-Peter Killguss und Patrick Fels »EL-DE-Haus: verstoßen«. Der Ökumenische Kreuzweg der für »Kein Veedel für Rassismus«. Ort: HennaMond e.V. Jugend 2018, der sich mit gesellschaftlicher Ausgrenzung 11.0 4 . 2018 16.04.2018 befasste, machte Station im Innenhof des EL-DE-Hauses. »Antifaschistischer Schnellkochtopf?« Was das Thema Exklusivführung für Mitglieder der Vereins EL-DE-Haus e.V. Mit einem Beitrag zur Geschichte des EL-DE-Hauses von »Nationalsozialismus« gegen Rassismus und Rechtsextremis- mit Dr. Jürgen Müller durch die Sonderausstellung »Der 21.03.2018 Dr. Karola Fings. Veranstalter: Katholische Jugendagentur mus bewirken kann. Workshop von Hans-Peter Killguss und ­Warschauer Aufstand 1944«. (Begleitprogramm zur Sonder- Internationaler Tag gegen Rassismus. Bühnenprogramm sowie Evangelische Jugend in Köln und Umgebung. Ilja Gold im Rahmen des Fachtages »Erziehung nach ausstellung »Der Warschauer Aufstand 1944«) des Kölner Forums gegen Rassismus unter Beteiligung der Auschwitz«. Ort: Hans-Böckler-Berufskolleg Ehrenfeld. ibs. Ort: Ebertplatz. 26.03.2018 17.04.2018 »Rassismus und Diskriminierung«. Workshop von Felicia 11.0 4 . 2018 »Rechte Sprüche und Parolen. Konstruktiver Umgang mit Köttler und Ilja Gold für Auszubildende des Bundesinstituts »Das NS-Dokumentationszentrum als außerschulischer diskriminierenden Äußerungen im Bildungskontext«. Fortbil- für Berufliche Bildung (BIBB). Lernort«. Führung und Diskussion mit Studienreferendarinnen dung von Ilja Gold und Felicia Köttler für Reha und Beruf und -referendaren des Zentrums für schulische Lehrerbildung gGmbh. Ort: Geschäftsstelle Reha und Beruf gGmbh. Krefeld. Leitung Barbara Kirschbaum. 50 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 VERANSTALTUNGEN 51

18.04.2018 02.05.2018 »Die Auseinandersetzung mit Rassismus und Rechts­ »Die Auseinandersetzung mit Rassismus und Diskriminie- extremismus an Gedenkstätten«. Workshop von Hans-Peter rung als Querschnittsthema für Schulen«. Fortbildung von Killguss und Ilja Gold für Studierende der Sozialen Arbeit. Patrick Fels und Ilja Gold für das Beratungslehrer/innen-­ Ort: Fachhochschule des Mittelstandes. Netzwerk des Kreises Heinsberg. Ort: Heinsberg, Schulpsy- chologische Beratungsstelle.

18.04.2018 »Roma« heißt »Mensch« – und »Zigeuner« ist unmensch- Numan Özer, Dr. Dani Kranz. Eine Veranstaltung von ibs, Köl- 03.05.2018 lich? Menschenfeindliche Zuschreibungen in Vergangenheit nische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, »Beate Zschäpe – das Gesicht des NSU?« Vortrag mit der und Gegenwart, exemplarisch untersucht am Beispiel des Synagogen-Gemeinde Köln, Sabra-Servicestelle für Anti­ Rechtsanwältin Edith Lunnebach und der Autorin Charlie Antiziganismus. Lehrerfortbildung im Rahmen des Kompeten­z­ diskriminierungsarbeit, Beratung bei Rassismus und Anti­ Kaufhold. Charlie Kaufhold beobachtete seit Beginn den teams Köln. Leitung Patrick Fels und Barbara Kirschbaum. semitismus der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Kölner NSU-Prozess aus der Gender-Perspektive. Sie referierte über Flüchtlingsrat e.V., Forum für Willkommenskultur, Projekt die mediale Darstellung der Frau. Edith Lunnebach, seit 1978 »180 Grad Wende«. auch Strafverteidigerin in OLG-erstinstanzlichen Großverfah- 19.04.2018 ren, vertrat von Beginn an Opfer des NSU-Bombenanschlags 13.05.2018 »Die Extreme Rechte vor Ort und Handlungsstrategien im im Prozess. Sie blickte auf den Prozess zurück. Eine Veranstal- 22. Museumsfest. Es gab fünf Führungen durch die Dauer- Schulalltag«. Fortbildung von Patrick Fels und Ilja Gold für 26.04.2018 tung des Kölner Frauengeschichtsvereins in Kooperation mit ausstellung mit Dr. Karola Fings, Birte Klarzyk, Dr. Werner das Beratungslehrer/innen-Netzwerk des Kreises Heinsberg. »Der Warschauer Aufstand im Kontext des Zweiten Welt- dem NS-DOK. Jung, Dr. Jürgen Müller und Dr. Martin Rüther, eine Führung Ort: Heinsberg, Schulpsychologische Beratungsstelle. kriegs«. Podiumsdiskussion mit Dr. Paweł Kowal – Historiker durch die Anne Frank Ausstellung (Barbara Kirschbaum), die und Politikwissenschaftler, Mitverfasser des Konzepts des Vorstellung des Geschichtslabors (Barbara Kirschbaum) und Museums des Warschauer Aufstands, und Prof. Dr. Christoph 03.05.2018 das Angebot für Kinder »Wir packen einen Koffer für die 19.04.2018 Klessmann – Historiker, mit dem Schwerpunkt Deutsch-Polni- Aussage von Patrick Fels als Sachverständiger vor dem Widerstandskämpferin Mucki Koch« (Birgit Kloppenburg). »Kölner Täter bei der Niederschlagung des Warschauer sche Geschichte des 20. Jahrhunderts. Die Moderation über- NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags Thüringen. Aufstands 1944«. Vortrag von Tobias Metzner. Hans Ant­ nahm Dr. Marek Lasota – Historiker, Direktor des Heimat­ Ort: Erfurt, Landtag. weiler, geboren 1919 in Köln, wurde am 8. Juli 1946 durch armee Museums in Krakau. In der Diskussion wurden die 13.05.2018 das Sonderstrafgericht Warschau mit Sitz in Łódź wegen der verschiedenen Dimensionen des historischen Ereignisses für »Der Papst und die Kirchen, die zum Völkermord schwie- Beteiligung an Erschießungen von Zivilisten während des die polnische, europäische und internationale Geschichte des 04.05.2018 gen. Rolf Hochhuths Theaterstück ›Der Stellvertreter‹ (1963– Warschauer Aufstands zum Tode verurteilt und am 5. August 20. Jahrhunderts thematisiert. Auch wurden die sich wan- »Vom Gastarbeiter zum Gangstarapper. HipHop, Migration 1965)«. Vortrag von Hannes Heer und Filmausschnitte des 1946 in Warschau öffentlich erhängt. Die Geschichte dieses delnden geschichtspolitischen Narrative vor dem Hintergrund und Empowerment«. Multimediale Lesung von Hannes Loh Hessischen Rundfunks und des Rundfunks Berlin-Branden- Täters ist ebenso wenig bekannt wie das Wirken anderer Köl- des historischen Wandels seit 1989 analysiert. Mitveranstal- und Murat Güngor. Eine Veranstaltung von ibs und Univer­ burg sowie anschließende Diskussion. Dritte Veranstaltung ner, die in SS- oder Wehrmachtsuniform an den gegen die ter: Generalkonsulat der Republik Polen in Köln. (Begleitpro- sität zu Köln. Ort: Allerweltshaus. der achtteiligen Filmreihe »Der Skandal aus vorlauter Bote«, polnische Bevölkerung begangen Kriegsverbrechen in War- gramm zur Sonderausstellung »Der Warschauer Aufstand eine Veranstaltungsreihe des NS-DOK in Kooperation mit dem schau im Jahr 1944 beteiligt waren. Am Beispiel verschiede- 1944«) Arbeitskreis für Intergenerationelle Folgen des Holo­caust, ner Kölner Soldaten beleuchtete der Vortrag die Lebenswege 07.05.2018 ehem. PAKH e.V. Ort: Filmforum NRW im Museum Ludwig. dieser Täter. Moderation: Dr. Karola Fings. Mitveranstalter: »Hate Speech«. Workshop von Pierre Klapp für Studierende Generalkonsulat der Republik Polen in Köln. (Begleitprogramm im Rahmen der Lernwerkstatt. Ort: Universität zu Köln. zur Sonderausstellung »Der Warschauer Aufstand 1944«) 14.05.2018 »Rechtsextremisten auch in unserer Gegend? Woran 09.05.2018 erkennt man sie? Wie geht man mit ihnen um?« Vortrag 22.04.2018 Eröffnung der Sonderausstellung »Deine Anne. Ein Mäd- von Patrick Fels für die Senioren-Union Euskirchen. »Die Endlösung der Judenfrage«. Der Eichmann-Prozess in chen schreibt Geschichte«. Die Ausstellung verbindet die Ort: Euskirchen, City-Forum. Jerusalem (1961). Film und Vortrag von Hannes Heer mit persönliche Geschichte von Anne Frank und ihrer Familie mit ­Filmausschnitten aus »Der Spezialist« von Eyal Sivan, der Geschichte der Weimarer Republik, des Nationalsozialis- Deutschland, 1999, sowie anschließende Diskussion. Zweite mus, der Judenverfolgung, des Holocaust und des Zweiten 15.05.2018 Veranstaltung der achtteiligen Filmreihe »Der Skandal als vor- Weltkriegs. Eine Ausstellung des Anne Frank Zentrums e.V. »Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte«. Fortbil- lauter Bote«, eine Veranstaltungsreihe des NS-DOK in Koope- (Berlin) in Zusammenarbeit mit dem Anne Frank Haus dung für Lehrerinnen und Lehrer zum Peer-to-Peer-Angebot ration mit dem Arbeitskreis für intergenerationelle Folgen (Amsterdam). Zur Ausstellungseröffnung sprachen: Begrüßung zur Ausstellung, Leitung Barbara Kirschbaum. (Begleit­ des Holocaust, ehem. PAKH e.V. Ort: Filmforum NRW im von Dr. Werner Jung, Grußworte von NRW-Schulministerin programm zur Sonderausstellung »Deine Anne«) Museum Ludwig. Yvonne Gebauer und Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, 27.04.2018 Einführung in die Ausstellung von Patrick Siegele, Direktor »Helferinnen, Verfolgte, Akteurinnen. Frauen im NS-Staat«. des Anne Frank Zentrums e.V., der auch Schülerinnen und 25.04.2018 Kolloquium des NS-Dokumentationszentrums. (s. S. 131f.) Schüler interviewte, die als Peers durch die Ausstellung »Antisemitismus und Geflüchtete«. Fachaustausch mit ­f ü h r t e n . Marina Chernivsky, Tom Uhlig, Dr. Rosa Fava, Jennifer Farber, Johanna Gesthuysen, Ana Valería Gonzalez, Sophie Brüss, 52 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 VERANSTALTUNGEN 53

16.05.2018 24.05.2018 29.05.2018 07.06.2018 »Die extreme Rechte im Rhein-Erft-Kreis«. Workshop von Eröffnung der Sonderausstellung »Wohnungslose im Natio- Argumentationstraining und Handlungsstrategien gegen »Anita Lasker-Wallfisch. Cellistin im Mädchenorchester Patrick Fels und Laura Kriechel im Rahmen der Jugendschutz- nalsozialismus«. Konzipiert von der Bundesarbeitsgemein- Rechtspopulismus und Rechtsextremismus. Fortbildung von Auschwitz«. Zeitzeugengespräch. Anita Lasker-Wallfisch, fachtagung »Erftprävent«. Ort: Kerpen, Rathaus. schaft Wohnungslosenhilfe e.V. Begrüßung durch Dr. Werner von Patrick Fels und Ilja Gold für germanwatch e.V. Ort: geboren 1925 in Breslau, las aus ihren Erinnerungen vor. Jung. Mit Grußworten von Elfi Scho-Antwerpes, Bürgermeis- Bonn, Geschäftsstelle germanwatch e.V. 1942 wurden die Eltern deportiert und ermordet. Die Töchter terin der Stadt Köln, und Andreas Sellner, Stellvertretender kamen in ein Waisenhaus. Nach einem gescheiterten Flucht- 17.05.2018 Vorsitzender der BAG Wohnungslosenhilfe e.V., sowie Vortrag versuch wurde Anita Lasker im Dezember 1943 nach »Jacqueline van Maarsen – Anne Franks beste Freundin von Dr. Thomas Roth, »Vom Asyl ins KZ. Zur Verfolgung von 31.05.2018 Auschwitz deportiert. Unmittelbar nach ihrer Ankunft wurde erzählt aus ihrem Leben«. Zeitzeugengespräch. Jacqueline Wohnungslosen im nationalsozialistischen Köln«. Gedenkveranstaltung für die während des Nationalsozia- im Lager bekannt, dass sie Cello spielen konnte. Sie spielte van Maarsen und Anne Frank lernten sich in der Zeit der lismus deportierten und ermordeten Kölner Sinti und im Häftlingsorchester unter der Leitung von Alma Rosé und Roma. Mit Musikbeiträgen und Gedichten sowie Ansprachen sicherte so ihr Überleben. Im November 1944 kam sie ins von Markus Reinhardt und Dr. Werner Jung. Eine Veranstal- Konzentrationslager Bergen-Belsen. Am 15. April 1945 tung im Rahmen des »Zigeunerwagen-Festes Köln-Deutz«. befreiten britische Truppen das Lager. Moderation: Dr. Wer- Veranstalter: Maro Drom e.V. Ort: Rheinufer am Messeturm in ner Jung. (Begleitprogramm zur Sonderausstellung »Deine Köln-Deutz. Anne«)

deutschen Besatzung kennen. Ein Jahr lang besuchten sie zusammen das Jüdische Gymnasium in Amsterdam. Sie wur- 26.05.2018 den beste Freundinnen und waren unzertrennlich. Im Sommer »Die Bedeutung des Tagebuchs: Ein Zugang zur Familien- 1942 wurden sie abrupt getrennt, Anne Frank und ihre Fami- geschichte«. Werkstattbesuch. Wie gehe ich mit alten Fami­ lie musste untertauchen. Erst nach dem Krieg erfuhr Jacque- liendokumenten um? Wie erlerne ich das Lesen von Schriften line von der Deportation der Familie Frank und dem Tod wie Kurrent oder Sütterlin? Was ist es, das uns an Tage­ Annes im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Jacqueline van büchern fasziniert? Bei einem Werkstattbesuch bei history-­ 03.06.2018 09.06.2018 Maarsen hatte Glück. Die Mutter, eine Christin, schaffte es, today erfuhren die Besucher mehr zum Umgang mit histori- »Stolpersteine – Erinnerung an verfolgte Kölnerinnen und Besuch des Lehrkörpers der Gesamtschule Troisdorf-­ die Tochter mit einer Notlüge vor der Deportation zu schüt- schen Dokumenten, deren Lagerung und Benutzung. Kölner«. Führung mit Dr. Katja Lambert. Auf der Spurensuche Sieglar. Besuch von Lehrerinnen und Lehrern der Gesamt- zen. Sie beantragte, die Kennzeichnung ihrer Tochter im Pass Außerdem wurden Techniken zum Lesen alter Schriften nach Schicksalen von als Jüdinnen und Juden verfolgten Köl- schule Troisdorf-Sieglar zur Vorbereitung auf die geplante als sogenannter »jüdischer Mischling« zu löschen. Modera- gezeigt. Ort: history-today – Büro für Geschichtsforschung in nerinnen und Kölnern. Ein weiterer Aspekt der Führung war, Namensänderung der Schule in »Gertrud-Koch-Gesamt- tion: Dr. Karola Fings. (Begleitprogramm zur Sonderausstel- Köln. (Begleitprogramm zur Sonderausstellung »Deine Anne«) über Verstecke von jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern schule«. Vorstellung der Möglichkeiten zur Durchführung von lung »Deine Anne«) im Köln des Nationalsozialismus zu berichten. (Ein Begleit- Projekttagen im NS-Dokumentationszentrum von Birgit Klop- programm zur Sonderausstellung »Deine Anne«) penburg (Museumsschule) und Barbara Kirschbaum. 28.05.2018 20.05.2018 Exklusive Führung für Mitglieder der Vereins EL-DE-Haus Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung »Deine e.V. durch die Sonderausstellungen »Deine Anne. Ein Mäd- 06.06.2018 09.06.2018 Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte« mit Vera Sleeking. chen schreibt Geschichte« und »Wohnungslose im National­ Filmvorführung »Die Unsichtbaren – Wir wollen leben«. Bei »Der NSU-Nagelbombenanschlag in der Keupstraße – wir (Begleitprogramm zur Sonderausstellung »Deine Anne«) sozialismus« mit Dr. Jürgen Müller. (Begleitprogramm zu den dem Film geht es um das Untertauchen von Flüchtlingen vor brauchen ein gemeinsames Denkmal gegen die Spaltung Sonderausstellungen »Deine Anne« und »Wohnungslose im der Judenverfolgung der Nazis. Gezeigt wird auch die gefähr- unserer Gesellschaft«. Auf der Veranstaltung des Integra­ Nationalsozialismus«) liche Situation der Judenretter. Die Spielszenen wechseln tionsrat sprachen: Tayfun Keltek: Begrüßung und Gedenken 23.05.2018 sich mit ausführlichen Interviews mit den noch lebenden an den Anschlag vor 14 Jahren, Dr. Werner Jung: Der partizi- »Geschichte, Architektur und Biografien«. Eine Führung Zeitzeugen ab. Anschließende Diskussion mit Arndt Klocke pative Weg zum Denkmalentwurf, Ulf Aminde: Das Denkmal über den Jüdischen Friedhof Bocklemünd mit Dr. Barbara 28.05.2018 (MdL), Verena Schäffer (MdL) und Dr. Werner Jung. Reihe und seine Chancen, Dr. Ali Kemal Gün: Anschläge, Verdächti- Becker-Jákli. (Begleitprogramm zur Sonderausstellung »Deine Mitgliederversammlung des Vereins EL-DE-Haus e.V. mit »Grünes Kino«. Ort: Filmpalette. gungen und dessen Folgen für die Betroffenen und die tür- Anne«) dem Bericht des Vereinsvorsitzenden Dr. Wolfgang Uellen- keistämmige Community in Deutschland, Meral Sahin: Wir berg-van Dawen, der Vorstellung des Jahresberichts 2017 des wollen, dass ihr uns versteht - warum das Denkmal in die NS-DOK durch Dr. Werner Jung und dem Vortrag von Hans- 07.06.2018 Keupstraße gehört!, Tayfun Keltek: Was das Denkmal mit 24.05.2018 Peter Killguss, der die Info- und Bildungsstelle gegen Rechts- Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung »Woh- dem Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu tun hat. Auf- Abiturjahrgang 1957: Führung durch das EL-DE-Haus und extremismus leitet, über den Antisemitismus in der Kölner nungslose im Nationalsozialismus« mit Martin Vollberg. führung des Theaterstücks »Die Lücke« (Ausschnitt) mit einer Diskussion mit Dr. Werner Jung. Stadtgesellschaft. Ergänzende Vorstandswahlen: Kassiererin: (Begleitprogramm zur Sonderausstellung »Wohnungslose im Einführung von Kutlu Yurtseven. Im Anschluss »Eine Nacht Conny Schmerbach, und Beisitzerin: Bettina Levy. Nationalsozialismus«) voller Kurzfilme«, zusammengestellt von Cana Bilir-Meier und Ben Belit Bitly. Ort: Keupstraße/ Genovevastraße. 54 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 VERANSTALTUNGEN 55

16.06.2018 21.06.2018 29.06.2018 »Familiengeheimnisse und digitales Vergessen«. Werkstatt- Konferenz des niederländischen Nationaal Bevrijdings- »Rechte Sprüche und Parolen. Umgang mit rassistischer besuch bei history-today. Die Suche nach Informationen zu museums 1944–1945 (Nationales Befreiungsmuseum). Hetze gegen Geflüchtete«. Fortbildung von Ilja Gold und einzelnen Vorfahren und familiengeschichtlichen Zusammen- Die Konferenz stand im Zusammenhang mit dem von der Hans-Peter Killguss für das Katholische Bildungswerk Köln. hängen gewinnt eine immer größere Bedeutung. Was war Europäischen Union geförderten Projekt »History without Ort: Pfarrzentrum Zum Heiligen Geist, Zollstock. mein Großvater von Beruf? Wohin ist die Großtante nach Borders«, an dem sich fünf Museen, drei Universitäten, zwei dem Krieg verschwunden? Wie gehe ich mit alten Stammbäu- Forschungsinstitute und der Volksbund Deutsche Kriegs­ men und Familienbüchern um? Wenn man sich auf die Suche gräberfürsorge beteiligen. Ziel ist es, für die Geschichte des 29.06.2018 10.06.2018 nach seinen Vorfahren begibt, findet man nicht nur Namen 20. Jahrhunderts Narrative in grenzüberschreitender Perspek- Eröffnung des zweiten Bauabschnitts des Erinnerungs­ und Daten. Ort: history today – Büro für Geschichtsforschung tive zu erarbeiten. Die Tagung in Utrecht, an der Dr. Karola ortes Trostenez im Wald von Blagowschtschina unter Teil- »Die Studentenbewegung 1965 bis 1968: Der Aufstand in Köln. (Ein Begleitprogramm zur Sonderausstellung »Deine Fings teilnahm, widmete sich dem Schwerpunkt »Genozide«. nahme des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Stein- gegen die Nazigeneration«. Vortrag von Hannes Heer sowie Anne«) Ort: Niederlande, Utrecht. meier, des österreichischen Bundespräsidenten Alexander van der Film von Hannes Heer »Mein 68. Ein verspäteter Brief an meinen Vater« (1988), 45 Min. (WDR) sowie anschließende Diskussion. Vierte Veranstaltung der achtteiligen Filmreihe 17.06.2018 21.06.2018 »Der Skandal als vorlauter Bote«, eine Veranstaltungsreihe Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung »Deine »Amsterdam 1940–1945: Heimat und Hölle«. Vortrag mit des NS-DOK in Kooperation mit dem Arbeitskreis für inter­ Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte« mit Vera Sleeking. Barbara Beuys. Vom Mai 1940 bis Mai 1945 war die Bevölke- generationelle Folgen des Holocaust, ehem. PAKH e.V. Ort: (Begleitprogramm zur Sonderausstellung »Deine Anne«) rung in Amsterdam der Willkür und den Befehlen deutscher Filmforum NRW im Museum Ludwig. SS-Führer, Soldaten und Polizisten ausgeliefert. 1941 wurden die Juden isoliert und entrechtet, bis Ende 1943 über 19.06.2018 100.000 von ihnen aus ihren Wohnungen vertrieben und in 11.06 . 2018 »Rechte Sprüche und Parolen. Konstruktiver Umgang mit Vernichtungslagern im Osten ermordet. Immer brutaler wurde Vorstellung des Buches »Macht will ich haben!« Die Erzie- diskriminierenden Äußerungen im Bildungskontext«. Fort- der Terror der Besatzer, die zur Abschreckung Widerständler hung des Hitlerjungen Günther Roos zum Nationalsozialis- bildung von Ilja Gold und Felicia Köttler für Reha und Beruf am helllichten Tag in den Straßen der Stadt erschossen. Im der Bellen und des belarussischen Präsidenten Alexander ten« im Max-Ernst-Museum durch Dr. Martin Rüther. Unter gGmbh. Ort: Geschäftsstelle Reha und Beruf gGmbh. Winter 1944/45 kannten die Amsterdamer nur noch den Lukaschenko sowie zahlreicher internationaler Gäste. Die Beteiligung von Schülern des Max-Ernst-Gymnasiums wurde Hunger und den Hass. Moderation: Dr. Karola Fings. (Begleit- Stadt Köln wurde von Bürgermeister Andreas Wolter vertre- aus Quellen vorgelesen und über die Aufarbeitung und den programm zur Sonderausstellung »Deine Anne«) ten, das NS-Dokumentationszentrum von Dr. Werner Jung. Umgang mit der NS-Zeit diskutiert. Ort: Brühl, Max-Ernst-­ 21.06.2018 Ort: Belarus, Minsk und Trostenez. Museum. »›Geraubte Kinder‹ verklagen die Bundesreplik Deutsch- land auf Entschädigung«. Unmittelbar vor Beginn des Pro- 27.06.2018 zesses auf NS-Entschädigung vor dem Verwaltungsgericht »Woher kamen all die Nazis?« Erkundungen in den Milieus 30.06.2018 13.06.2018 Köln lud der gemeinnützige Verein »Geraubte Kinder – ver- der 1920er- und 1930er-Jahre mit Volker Kutscher und Konferenz »Gedenken für eine gemeinsame europäische »Antifaschistischer Schnellkochtopf?« Was das Thema gessene Opfer e.V.« zu einem Pressegespräch ein. Während Dr. Werner Jung. Eine Veranstaltung der Oberbergischen Zukunft« anlässlich der Eröffnung des zweiten Bauabschnitts »Nationalsozialismus« und die Arbeit in Gedenkstätten gegen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Ort: des Erinnerungsortes Trostenez. Podiumsdiskussion mit Ver- Rassismus und Rechtsextremismus bewirken können. Work- Wiehl, Volksbank Oberberg. treterinnen und Vertretern aus Belarus, Deutschland, Öster- shop von Ilja Gold und Julia Klatt für Studierende der DBSH-Hochschulgruppe. Ort: Technische Hochschule. 28.06.2018 »Peter-und-Paul-Angriff« in der Nacht vom 28./29. Juni 13.–14.06.2018 1943. Vortrag von Dr. Martin Rüther. Zunächst wurde die »Rechtsextremismus«. Zweitägige Fortbildung von Patrick Änderung der alliierten Luftkriegsstrategie im Frühjahr 1943 Fels für Mitarbeitende der Stadt Troisdorf. Ort: Troisdorf, skizziert, um danach den bis dahin mit Abstand schwersten ­R a t h a u s . Angriff auf Köln in der Nacht zum 29. Juni 1943 zu beschrei- ben und seine Folgen sowie jene der unmittelbar darauf erfolgten Angriffe vom 4. und 9. Juli zu veranschaulichen. 16.06.2018 Ergänzt wurde der Vortrag durch umfangreiches Bildmaterial »Rechtsextremismus im Fußball«. Schulung von Ordnerinnen des Zweiten Weltkriegs raubten die Nationalsozialisten in sowie Ausschnitte aus historischen Filmaufnahmen, die und Ordnern mit Carolin Hesidenz für die Firma »Luchs« und Polen und auch in anderen okkupierten Ländern (Russland, unmittelbar nach dem Angriff in Köln aufgenommen wurden. den 1. FC Köln. Ort: RheinEnergieSTADION. Slowenien, der Tschechoslowakei und Norwegen) »arisch« Außerdem kamen in Form von Videosequenzen Kölnerinnen reich und Tschechien zum Vernichtungsort Trostenez in den aussehende Kinder, um sie »einzudeutschen«. Auf der Presse- und Kölner zu Wort. (Veranstaltungsreihe »Vor 75 Jahren: Erinnerungskulturen verschiedener europäischer Länder: konferenz berichteten Hermann Lüdeking, und Alexander »Peter-und-Paul-Angriff« auf Köln«) Dr. Siarhei Novikau, Minsker Staatliche Linguistische Univer­ 16.06.2018 Orlow, zwei ehemals geraubte Kinder. Zudem standen Chris- sität, Belarus, Dr. Werner Jung, NS-Dokumentationszentrum Man wird ja wohl noch sagen dürfen...? Argumentations- toph Schwarz, Vorsitzender des Vereins »Geraubte Kinder – Köln, Deutschland, Dr. Heidemarie Uhl, Österreichische training gegen rechtspopulistische und rassistische Parolen vergessene Opfer e.V.«, sowie Dr. Werner Jung zur Verfügung. ­Akademie der Wissenschaften, Österreich, Dr. Paul Zeman, von Pierre Klapp für das Netzwerk gegen Rechts im Oberber- Das Gericht lehnte eine Eröffnung des Verfahrens auf Ent- gischen Kreis. Ort: Wiehl, ev. Gemeinde Hüttenstraße. schädigung ab. 56 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 VERANSTALTUNGEN 57

Institut für das Studium totalitärer Regime, Tschechien. Westfriedhof auf besondere Weise. Hier sind nicht nur die Moderation: Dr. Kristiane Janeke, Historikerin, Ausstellungs- Gräber von Opfern des Bombenkrieges, sondern auch von 10.07.2018 15.08.2018 kuratorin. Ort: Belarus, Minsk, Internationale Bildungs- und polnischen und sowjetischen Kriegsgefangenen sowie ver- »Kriegsalltag am Rhein« und »Meine Liebe Elsbeth!« – »Antisemitismus und Rechtsextremismus in Köln, offen Begegnungsstätte Johannes Rau des IBB. schiedenen Opfergruppen des Nationalsozialismus zu finden. ­Angehörige der »Zweiten Generation« und die Feldpost­ und versteckt«. Vortrag von Patrick Fels und Hans-Peter Kill- Ort: Westfriedhof Köln. (Veranstaltungsreihe »Vor 75 Jahren: korrespondenz ihrer Eltern. Podiumsgespräch und Lesung. ­ guss für den Rotary-Club Köln-Kastell. Ort: The New Yorker. »Peter-und-Paul-Angriff« auf Köln«) Dr. Martin Rüther sprach mit Dorothea Hölzer und Stefanie 01.07.2018 Endemann über deren Auseinandersetzung mit den Feldpost- »Stolpersteine – Erinnerung an verfolgte Kölnerinnen und briefen, die ihre Eltern während des Zweiten Weltkriegs aus- 03.09.2018 Kölner«. Führung von Dr. Katja Lambert. Spurensuche nach 05.07.2018 tauschten. Was waren die Motive der Töchter für ihre inten- Auftakt der Spendenverdopplungsaktion für die Erweite- Schicksalen von als Jüdinnen und Juden verfolgten Kölnerin- Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung sive Beschäftigung? Was erzählen die Briefe über das rung des NS-Dokumentationszentrums zum »Haus für Erin- nen und Kölnern, insbesondere verfolgte Jugendliche und »Wohnungs­lose im Nationalsozialismus« mit Martin Voll- damalige Denken und Handeln von Vater und Mutter? nern und Demokratie«. Die Kampagne wurde auf einer Presse­ deren Schicksal im Nationalsozialismus. (Begleitprogramm berg. (Begleit­programm zur Sonderausstellung »Wohnungs- (Veranstaltungsreihe »Vor 75 Jahren: »Peter-und-Paul-Angriff« konferenz vorgestellt von: Oberbürgermeisterin Henriette zur Sonderausstellung »Deine Anne«) lose im Nationalsozialismus«) auf Köln«) Reker, den Stiftern Erich und Roswitha Bethe, Dr. Wolfgang Uellenberg-van Dawen, Vorsitzender des Vereins EL-DE-Haus, und Dr. Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentations­ 02.07.2018 05.07.2018 12.07.2018 zentrums. Zudem nahmen teil: Susanne Laugwitz-Aulbach, »›Asoziale‹ und ›Berufsverbrecher‹ in den Konzentrationsla- »Antisemitismus in Köln«. Vortrag von Hans-Peter Killguss »Das NS-Dokumentationszentrum als außerschulischer gern 1933–1938«. Vorstellung der gleichnamigen Buch­ für das Kölner Forum gegen Rassismus und Diskriminierung. Lernort«. Einführung, Führung und Diskussion für die publikation von Dr. Julia Hörath und Podiumsdiskussion mit Ort: Deutsch-Türkischer Verein Köln e.V. Studien­referendare des Zentrums für schulische Lehrerbildung PD Dr. Kirsten Heinsohn (Hamburg), Dr. Thomas Roth und Bonn. Leitung Barbara Kirschbaum. Prof. Dr. Michael Wildt (Berlin). Eine Veranstaltung der KZ-Ge- denkstätte Neuengamme und des Hamburger Instituts für 08.07.2018 Sozialforschung. Ort: Hamburg, Hamburger Institut für Sozial- 14. Edelweißpiratenfestival im Kölner Friedenspark. 12.07.2018 forschung. 25 Bands präsentierten sich auf fünf Bühnen: Tippaman’s Eröffnung der Sonderausstellung »Yury Kharchenko: ­ Caribbean Express + Schlagsaite + Chanson Trottoir + Von Herschel Grynszpan über Simon Wiesenthal zu Amy ­Tremenda & Matto + Retrogott + M.I.X. + Jörg Schnabel + Winehouse«. Begrüßung: Dr. Werner Jung; Grußworte: 03.07.2018 Vibes Builder + Kol Colé + Starchild + Melchi VE + Stefan Hans-Werner Bartsch, Bürgermeister der Stadt Köln; Vortrag »Rechte Sprüche und Parolen: Konstruktiver Umgang mit Kuntz + Marion & Sobo Band + Margaux und die Banditen + »Wege des Unsichtbaren« von Gérard A. Goodrow, freier diskriminierenden Äußerungen im Alltag«. Fortbildung von Xumo Nunjo + Klaus der Geiger & Freunde + Kunstfehler + Kurator und Autor. Ilja Gold und Felicia Köttler für Mitarbeitende von MISEREOR Plauder & Co + Singender Holunder + GlitterGetöse + e.V. Ort: Aachen, Geschäftsstelle MISEREOR e.V. ­Mirvana in the Groove Kitchen + Bug Spencer Brass Band + Riosenti + Kalle Kuhl. Zur Eröffnung sprachen u. a. Ober­ 19.07.2018 bürgermeisterin Henriette Reker und Jan Krauthäuser als »Rassismuskritische Bildungsarbeit am Beispiel der ibs«. 03.07.2018 ­Festivalorganisator. Ein Zeitzeugen-Café, die Ausstellung Workshop von Ilja Gold und Hans-Peter Killguss für Studie- »Opfer von ›Krieg und Gewaltherrschaft‹ in Köln«. Rund- des NS-DOK über die Edelweißpiraten und Info-Stände luden rende der Sozialen Arbeit. Ort: Fachhochschule des Mittel- gang über den Westfriedhof mit Dr. Karola Fings. Der »Peter zur Vertiefung und Diskussion ein. Oberbürgermeisterin Hen- standes. Bei­geordnete für Kunst und Kultur, und folgende Künstlerin- und Paul-Angriff« im Sommer 1943 verwandelte Köln in eine riette Reker übernahm die Schirmherrschaft. Veranstalter: nen und Künstler: Marina Barth, Bläck Fööss, Brings, Fatih Kriegslandschaft. Wie sehr Zerstörung und Tod bereits seit Edelweißpiratenclub e.V. in Kooperation mit NS-DOK und Çevikkollu, Höhner, Didi Jünemann, Kasalla, Volker Kutscher, Kriegsbeginn die Gesellschaft prägten, davon zeugt der Humba e.V. Ort: Friedens­park. 19.07.2018 Miljö, Paveier und Markus Reinhardt. »Der Krieg meines Vaters«. Lesung mit Dorothee Schmitz- Köster. Vom Krieg erzählte Rudolf Schmitz seiner Tochter meis- tens lustige Geschichten, und immer wieder erklärte er, die 03.09.2018 Jahre zwischen 1940 und 1945 seien »die schönste Zeit« sei- »Die extreme Rechte in den sozialen Netzwerken«. Vortrag nes Lebens gewesen. Tochter Dorothee war diese Perspektive von Pierre Klapp für den AK Rechtspopulismus des Bündnis unbegreiflich, was immer wieder zu heftigen Debatten zwi- 90/Die Grünen. Ort: Geschäftsstelle von Bündnis 90/Die schen den Generationen führte. Erst wenige Jahre vor seinem Grünen. Tod gab es eine Annäherung, als der Vater ihr rund 1.000 Feldpostbriefe übergab, die er mit seiner Mutter gewechselt hatte. Moderation: Dr. Martin Rüther. (Veranstaltungsreihe 04.–07.09.2018 »Vor 75 Jahren: »Peter-und-Paul-Angriff« auf Köln«) »Unangepasste Jugendliche und Drang nach Selbstbestim- mung. Geschichtspolitische Debatten und Werte am ­Beispiel der Kölner Edelweißpiraten«. Jahresseminar der 30.–31.07.2018 Abteilung Studienförderung der Hans-Böckler-Stiftung. »Umgang mit Rechtsextremismus im Freiwilligendienst«. ­Organisation und Leitung: Dr. Martin Rüther. Mit einer Stadt- Fortbildung von Carolin Hesidenz und Paul Bey für Mitarbei- teilführung durch Köln-Ehrenfeld »Auf den Spuren von ›Nava- tende der Freiwilligendienste des DRK Köln. Ort: Bottmühle. 58 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 VERANSTALTUNGEN 59

jos‹ und ›Edelweißpiraten‹« (Barbara Kirschbaum) sowie Refe- Kölner Gestapo« (Dr. Thomas Roth), »Gestapogefängnis und raten über »Navajos und Edelweißpiraten: Selbstbild und Dauerausstellung ›Köln im Nationalsozialismus‹« (Dr. Martin 13.09.2018 19.09.2018 Außenwahrnehmung«, »Die ›Kölner Kontroverse‹« (Dr. Martin Rüther), »Die Baugeschichte des EL-DE-Hauses« (Martin Voll- Besuch des Generalkonsuls der Ukraine Vladyslav Yehorov. »Das NS-Dokumentationszentrum als außerschulischer Rüther) und »Die Arbeit der Geheimen Staatspolizei und die berg) sowie Fami­lienführung »Geschichten von mutigen Men- Niederlegung eines Blumenkranzes im Gedenken an die Lernort«. Einführung, Führung und Diskussion für die Verfolgung Jugendlicher während der Zeit des Nationalsozia- schen« (Birgit Kloppenburg). ukrainischen NS-Opfer und Häftlinge des Kölner Gestapo­ Studien­referendarinnen und Studienreferendare des Zentrums lismus. Das Beispiel Köln« (Dr. Thomas Roth). gefängnisses. Führung durch Gedenkstätte und Daueraus- für schulische Lehrerbildung Leverkusen. Leitung Barbara stellung »Köln im Nationalsozialismus« mit Dr. Werner Jung Kirschbaum. 09.09.2018 und Georg Smirnov sowie Vorstellung des Arbeitsbereichs 05.09.2018 »Die Konfrontation mit dem Massenmord an den Juden«. Dokumentation Zwangsarbeit. Erde vom ehemaligen Deportationslager Köln-Müngers- ­Vortrag von Hannes Heer mit Filmausschnitten der Serie 19.09.2018 dorf zum Bundestag nach Berlin. Sven Lehmann wurde als »Holocaust« von Martin Chomsky, USA 1978, sowie anschlie- »Die Kriegerin«. Filmvorführung und anschließende neu gewählter Bundestagsabgeordneter vom Kunstbeirat des ßender Diskussion. Die fünfte Veranstaltung der achtteiligen 13.09.2018 Gesprächsrunde mit Felicia Köttler. Ort: Bergheim, Gesamt- Bundestages gebeten, Erde aus seinem Wahlkreis zu der Filmreihe »Der Skandal als vorlauter Bote«, eine Veranstal- Eröffnung der Sonderausstellung »Angezettelt. Antisemiti- schule. Kunst­installation im Bundestag »Der Bevölkerung« von Hans tungsreihe des NS-DOK in Kooperation mit dem Arbeitskreis sche und rassistische Aufkleber von 1880 bis heute«. Eine Haacke hinzuzufügen. Er hatte die Idee, für diese Aktion Erde für intergenerationelle Folgen des Holocaust, ehem. PAKH Aus­stellung des Zentrums für Antisemitismusforschung der von der Stelle des Gedenkortes Deportationslager Köln-Mün- e.V. Ort: Forum Volkshochschule im Museum am Neumarkt. 20.09.2018 gersdorf zu verwenden. In einer kleinen Zeremonie sprachen »Rechte Sprüche und Parolen: Konstruktiver Umgang mit ­diskriminierenden Äußerungen im Alltag«. Fortbildung von 09.09.2018 Patrick Fels und Felicia Köttler für Mitarbeitende von MISE- Bläck Fööss. Konzert. Den Auftakt der Veranstaltungsreihe REOR e.V. Ort: Aachen, Geschäftsstelle MISEREOR e.V. im Rahmen der Spendenaktion für das Haus für Erinnern und Demokratie machte die Band »Bläck Fööss«. (1. Veranstaltung im Rahmen der Spendenverdopplungsaktion) 20.09.2018 »Rechte Gewalt und die aktuelle Szene im Kreis Heins- berg«. Vortrag von Patrick Fels für das Bündnis für Demokra- 10.09.2018 tie und Toleranz im Kreis Heinsberg. Ort: Heinsberg, VHS. Carolin Kebekus, Fatih Çevikkollu und Markus Rheinhardt Ensemble. Comedy und Konzert. Die zwei Comedians, ­Carolin Kebekus und Fatih Çevikkollu, sowie das Markus 21.09.2018 Reinhardt Ensemble engagierten sich gemeinsam für die Besuch von NRW-Staatssekretär Karl Kaiser. Führung durch Erweiterung des NS-DOK. Ort: COMEDIA Theater. (2. Veran- Gedenkstätte Gestapogefängnis und Dauer- und Sonder­ Sven Lehmann, die Vorsitzende des Bürgervereins Müngers- staltung im Rahmen der Spendenverdopplungsaktion) ausstellung sowie Vorstellung der Arbeit des NS-Dokumen­ dorf Hildegard Jahn-Schnelle, das Mitglied des Vorstandes tationszentrums durch Dr. Werner Jung. Zu der Delegation der Synagogen-Gemeinde Dr. Felix Schotland, der stellvertre- TU Berlin, des Zentrums für Jüdische Studien, Berlin Branden- zählte auch die Leiterin der Landeszentrale NRW, Maria tende Bezirksbürgermeister Roland Schüler und Dr. Werner 11.09. und 13.09.2018 burg und des NS-Dokumentationszentrums München. Zur Springenberg-Eich, und der Leiter des Gedenkstättenreferats Jung. »Diskriminierung, Rassismus, Sexismus«. Fortbildung von Eröffnung sprachen Dr. Werner Jung und Bürgermeisterin Elfi in der Landeszentrale, Dr. Hans Wupper-Tewes. ­Felicia Köttler und Bahar Dağtekin für Mitarbeitende der Scho-Antwerpes. Die Kuratorin der Ausstellung Dr. Isabell Freiwilligendienste des DRK Köln. Ort: Bottmühle. Enzenbach gab eine Einführung in die Ausstellung. 07.09.2018 21.09.2018 Eröffnung der Ausstellung »Philibert & Fifi« Ausstellung im Rolly & Benjamin Brings: E.O. Plauen – Vater & Sohn op Zeitgeschichte Museum der voestalpine Stahlwelt in Linz. 14.09.2018 Kölsch. Lesung mit Musik. Der Zeichner Erich Ohser war in Zur Einführung sprachen Christa Köchendörfer, Leiterin des Betriebsausflug des NS-DOK nach Remagen. Eineinhalb- der Weimarer Republik ein erfolgreicher Buchillustrator und Museums, und Michael Kirchsteiger, Mitglied des Vorstands stündige Stadtführung zur Geschichte Remagens, im politischer Karikaturist. 1933 erließen die Nationalsozialisten von voestalpine. Dr. Werner Jung gab eine Einführung in die Anschluss Führung durch das »Friedensmuseum Brücke von ein Berufsverbot gegen den jungen Familienvater. Unter Thematik der Ausstellung und Dr. Jürgen Müller führte Remagen«. Kurzvortrag von Hans-Peter Killguss und Patrick dem Pseudonym e.o. plauen schuf er die Bildgeschichten von anschließend durch die Ausstellung. Fels zum Thema Rheinwiesenlager und deren Umdeutung »Vater und Sohn«. Ohser beging kurz vor einem Prozess durch rechte Gruppierungen am Beispiel Remagens. Über- wegen Hochverrats vor dem Volksgerichtshof 1944 Selbst- fahrt nach Erpel und Wanderung nach Unkel. mord. (3. Veranstaltung im Rahmen der Spendenverdopp- 09.09.2018 lungsaktion) Tag des offenen Denkmals unter dem Thema »Entdecken, was uns verbindet«. Führungen der Mitarbeiterinnen 14.09.2018 und Mitarbeiter über »Geschichte und Entwicklung des »Ausbildungsmodul Demokratie«. Fortbildung mit Felicia 22.09.2018 EL-DE-Hauses bis zum ›Haus für Erinnern und Demokratie‹« Köttler und Catrin Opheys für das Projekt »180 Grad Wende«. »Rechtspopulistische Agitation gegen LSBTI*«. Vortrag von (Dr. Werner Jung), »Erinnern und Aufarbeiten – Das EL-DE Hans-Peter Killguss und Carolin Hesidenz im Rahmen des Haus als lokalgeschichtliches Beispiel« (Birte Klarzyk), »Die Regenbogenparlaments des LSVD. Ort: Forum der VHS. 60 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 VERANSTALTUNGEN 61

riker) und Pierre Klapp (Kölnische Gesellschaft für Christ- 24.09.2018 lich-Jüdische Zusammenarbeit). Moderation: Wolfgang Meyer 04.10.2018 09.10.2018 »Jugend und Rechtsextremismus in Stadt und Land«. Work- (WDR 5) und Willi Reiter (Verein EL-DE-Haus e.V.). Veranstal- Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung »Die haben gedacht, wir waren das«. Lesung mit Dr. Kemal shop von Hans-Peter Killguss, Michael Trube (Mobile Beratung ter: Deutsches Sport und Olympia Museum und Verein EL-DE- ­»Angezettelt« mit Catrin Opheys. (Begleitprogramm zur Son- Bozay, Orhan Mangitay und Funda Özfirat. Welche Spuren Berlin) und Lukas Stede (Deutsche Landjugend) im Rahmen Haus e.V. und NS-DOK. Ort: Deutsches Sport und Olympia derausstellung »Angezettelt. Antisemitische und rassistische hinterlassen Rassismus und rechte Gewalt in der migranti- der Tagung »Eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft Museum. Aufkleber von 1880 bis heute«) schen Community? Wie hat es sich auf die Opfer des Nagel- für alle schaffen« von VENRO-Verband der entwicklungspoli- bombenanschlags in der Kölner Keupstraße ausgewirkt, dass tischen und humanitären Hilfe. Ort: Berlin, Hotel Aquino. sie selbst dieser Tat verdächtigt wurden? In den Publikatio- 27.09.2018 04.10.2018 nen zum NSU-Komplex haben die Sichtweisen der Betroffe- »Rechte Sprüche und Parolen: Konstruktiver Umgang mit »Nur wenige kamen zurück. Sinti und Roma im National­ nen bisher wenig Raum bekommen. Opfer und ihre Angehöri- 24.09.2018 diskriminierenden Äußerungen im Bildungskontext«. Fort- sozialismus«. Vortrag und Lesung zur Verfolgung der Kölner gen, Akteure aus Wissenschaft, Politik und antirassistischer »Rechtsextremismus als pädagogische Herausforderung bildung von Patrick Fels und Felicia Köttler für das Kollegium Sinti und Roma, u. a. mit Dr. Karola Fings und Nina Reinhardt. Arbeit, Bekannte und Unbekannte, allesamt mit Migrations- im Offenen Ganztag«. Vortrag von Patrick Fels im Rahmen des Berufskollegs Erkelenz. Ort: Erkelenz, Berufskolleg. hintergrund, nehmen in diesem Buch Stellung. (6. Veranstal- der gleichnamigen Fachtagung der AWO Mittelrhein. Felicia tung im Rahmen der Spendenverdopplungsaktion) Köttler gestaltete einen Workshop zum Thema »Rechtsorien- tierte Mitarbeiter/innen«. Ort: Jugendherberge Deutz. 27.09.2018 »Die Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft« 10.10.2018 auf dem Kölner Südfriedhof. Führung. Im Rahmen des Aus- »Die Angebote des NS-DOK und der ibs für Schülerinnen 25.09.2018 zubildenden-Tages des Amtes für Landschaftspflege und und Schüler«. Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer von 10 Jahre Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremis- Grünflächen führten Dr. Karola Fings und die Praktikantin Hans-Peter Killguss für das Zentrum für schulpraktische mus. Jubiläumsfeier mit einem Grußwort von Elfi Scho-Ant- Delia Kaltenbach vor Ort anhand von Einzelbiographien und ­Lehrerausbildung. Ort: Solingen. werpes, Bürgermeisterin der Stadt Köln, den Vorträgen der Baugeschichte in die Geschichte der Kriegsgräber auf dem Südfriedhof ein. Ort: Südfriedhof. 10.10.2018 Kasalla. Konzert. »Us der Stadt met K« kommt auch die 28.09.2018 ­Kölschrockband Kasalla und unterstützte mit ihrer weit über Volker Kutscher: Lunapark. Lesung und Diskussion. Berlin im Eine Veranstaltung im Rahmen der »Zigeunerwagen-Tour die Grenzen Kölns hinaus bekannten Musik die Arbeit des Frühjahr 1934: Zwei zu Tode geprügelte SA-Männer lassen Ehrenfeld«. Veranstalter: Maro Drom e.V. Ort: Ehrenfeld, NS-Dokumentationszentrums. Ort: Lutherkirche. (7. Veranstal- die Geheime Staatspolizei ein politisches Verbrechen wittern. ­Neptunplatz. tung im Rahmen der Spendenverdopplungsaktion) Kommissar Gereon Rath ermittelt im Auftrag der Kriminal­ polizei jedoch in eine ganz andere Richtung und gerät sowohl mit den Braunhemden als auch mit der Berliner Unterwelt 04.–05.10.2018 11.10.2018 aneinander. »Lunapark« ist der sechste Teil von Kutschers »Umgang mit rechten Sprüchen und Parolen«. Fortbildung »Grundlagen der Prävention und Intervention beim Thema Romanreihe um den Kölner Ermittler Gereon Rath im Berlin von Felicia Köttler und Pierre Klapp für Mitarbeitende der Rechtsextremismus«. Workshop von Patrick Fels im Rahmen »Demokratieförderung als konstitutives Element der Arbeit der 30er-Jahre. Im Anschluss an die Lesung diskutierte der Freiwilligendienste des DRK Köln. Ort: Bottmühle. des Fachtages »Radikalisierte Jugend?«. Ort: Düren, Kultur­ des NS-Dokumentationszentrums« von Dr. Werner Jung, Autor mit Dr. Werner Jung. (4. Veranstaltung im Rahmen der fabrik. Direktor des NS-Dokumentationszentrums, und »Rückblick: Spendenverdopplungsaktion) 10 Jahre ibs« von Hans-Peter Killguss und Patrick Fels, Leiter 05.10.2018 und Mitarbeiter der ibs. Den Festvortrag »Extreme Rechte, »Das NS-Dokumentationszentrum als außerschulischer 11.10.2018 Rassismus und Antisemitismus – Herausforderungen für die 28.09.2018 Lernort«. Einführung, Führung und Diskussion für die Studien­ »Geschichtspolitik von Rechtspopulisten und extremen Bildungsarbeit« hielt Prof. Dr. Gudrun Hentges, Universität zu »Minderheitengeschichte als historische Subdisziplin? Min- referendarinnen und Studienreferndare des Zentrums für ­Rechten«. Vortrag von Hans-Peter Killguss für den Verein Köln, Lehrstuhl Politikwissenschaft, Bildungspolitik und poli- derheits- und Mehrheitskonstellationen am Beispiel der schulische Lehrerbildung Bonn. Leitung Barbara Kirschbaum. Lern- und Dokumentationszentrum zum Nationalsozialismus tische Bildung. Eine Minute – ein Statement. Stimmen zur ibs Sinti und Roma in der BRD«. Vorträge und Podiumsdiskus- e.V. Tübingen. Ort: Tübingen, Epplehaus. von ihren Kooperationspartnerinnen und -partnern. Musik: sion im Rahmen des Deutschen Historikertages, veranstaltet Florian Zenker. Feierlicher Ausklang mit Buffet. vom Verband der Historiker und Historikerinnen Deutsch- 06.10.2018 lands (VHD) und dem Verband der Geschichtslehrer Deutsch- Cat Ballou. Konzert. Seit 1999 begeistern die vier Kölner mit 14.10.2018 lands (VGD). Mitwirkende: Daniela Gress und Dr. Frank Reuter poppigen Liedern ihre Fans. Ihr aktueller Hit »Zosamme sin »Der Kampf um die deutsche Schuld. Weizsäcker-Rede 26.09.2018 (Heidelberg), Sebastian Lotto-Kusche und Prof. Dr. Uwe Dan- mir nit allein« zeigt zudem Werte auf, die in unserer heutigen (1985), ›Historikerstreit‹ (1986) und Jenninger-Sturz Praxistreffen der SoR-Schulen in Köln. Veranstalter: KI Köln ker (Flensburg), Dr. Yvonne Robel (Hamburg), moderiert von Gesellschaft von immer größerer Bedeutung sind und auch (1988)«. Vortrag von Hannes Heer und Filmausschnitte der und ibs. Felicia Köttler und Catrin Opheys gestalteten je Dr. Karola Fings. Ort: Münster, Universität. für das NS-DOK eine Rolle spielen. (5. Veranstaltung im Rah- ARD sowie anschließende Diskussion. Sechste Veranstaltung einen Workshop zum Thema Rassismus und Diskriminierung. men der Spendenverdopplungsaktion) der achtteiligen Filmreihe »Der Skandal als vorlauter Bote«, eine Veranstaltungsreihe des NS-DOK in Kooperation mit 30.09.2018 dem Arbeitskreis für intergenerationelle Folgen des Holocaust, 26.09.2018 Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung ehem. PAKH e.V. Ort: Forum Volkshochschule im Museum am »Dummheit oder Hass: Antisemitismus im Sport«. Diskus- ­»Angezettelt« mit Hans-Peter Killguss. (Begleitprogramm zur Neumarkt. sion mit Alon Meyer (Präsident von Makkabi Deutschland), Sonderausstellung »Angezettelt. Antisemitische und rassisti- Volker Beck (ehem. MdB), Prof. Manfred Lämmer (Sporthisto- sche Aufkleber von 1880 bis heute«) 62 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 VERANSTALTUNGEN 63

­Dauerausstellung »Köln im Nationalsozialismus« und die 14.10.2018 29.10.2018 Gedenkstätte Gestapogefängnis, Hans-Peter Killguss Füh- 07.11.2018 Paveier. Konzert. Seit mittlerweile 35 Jahren gehören die Brings: Singsulautdekanns. Konzert. Auch Brings setzten rung durch die Sonderausstellung »Angezettelt«. Jochen Voit »Vor 80 Jahren – der Pogrom in Köln«. Lehrerfortbildung zur Paveier zu den bekanntesten Kölner Bands und erfreuen sich sich für die Erweiterung des NS-DOK ein. Welche Bedeutung stellte seinen Comic »Nieder mit Hitler« vor, Frank Meyer Ausstellung mit Birte Klarzyk und Barbara Kirschbaum. auch weit über die Grenzen von Köln hinaus großer Beliebt- sie diesem Thema beimessen, machte sich in ihrem Statem- brachte Autoren zu Wort, die ihren Humor und Witz nicht (Begleitprogramm zur Gedenkinstallation »Vor 80 Jahren – heit. Als Rolly Brings für ein unplugged-Benefizkonzert ent deutlich: »Für uns ist es in der heutigen Zeit sehr wichtig, selten mit der Vertreibung ins Exil, mit KZ-Haft, Folter oder der Pogrom in Köln«). anfragte, waren die Paveier direkt überzeugt von dem Projekt dass diese düstere Vergangenheit nicht in Vergessenheit dem Tod bezahlen mussten. »Schwarzpaul« gab zwei Kon- des Ausbaus des NS-Dokumentationszentrums. Es sei wich- gerät und uns immer mahnend vor Augen gehalten wird. Der zerte deutschen Reggaes mit internationalem Sound und der tig, dass die Menschen auch in der heutigen Zeit Aufklärung Geschichte darf keine Gelegenheit gegeben werden sich zu irakische Musiker Hayder Al Babeli präsentierte Lieder von 07.11.2018 erfahren und über die Vergangenheit informiert bleiben. (8. wiederholen. Gerade deshalb ist das NS-Dokumentationszen- Liebe und dem Leben sowie seinen Köln-Song. »Die ›Reichskristallnacht‹ im November 1938 – Inszenierte Veranstaltung im Rahmen der Spendenverdopplungsaktion) trum von unschätzbarem Wert, dessen Ausbau wir mit einem Gewalt gegen Juden«. Vortrag von Prof. Wolfgang Benz. Mit Konzert unserer Reihe »Singsulautdekanns« sehr gerne unter- der »Reichskristallnacht« brach am 9. November 1938 offene stützen.« (10. Veranstaltung im Rahmen der Spendenver- 05.11.2018 Gewalt gegen Juden aus, staatlich inszeniert, verübt nicht 15.10.2018 dopplungsaktion) »Rassismuskritische Bildungsarbeit am Beispiel der ibs«. Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung Vortrag von Hans-Peter Killguss für das Forschungsseminar ­»Angezettelt« mit Patrick Fels. (Begleitprogramm zur Sonder- »Partizipation und Demokratiebildung im inklusiven Klassen- ausstellung »Angezettelt. Antisemitische und rassistische 30.10.2018 zimmer« von Dr. Ayla Güler. Ort: Universität zu Köln. Aufkleber von 1880 bis heute«) »Umgang mit Rechtsextremismus in der kommunalen Arbeit«. Fortbildung von Ilja Gold und Patrick Fels für den Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V. Ort: 06.11.2018 15.10.2018 Maternushaus. Eröffnung der Sonderausstellung »Vor 80 Jahren – Der »Gesprächsstrategien gegen diskriminierende Äußerun- Pogrom in Köln: Eine Gedenkinstallation«. Die Eröffnung gen«. Fortbildung von Ilja Gold und Felicia Köttler für Schul- fand als Matinee um 12 Uhr statt. Zur Begrüßung sprach sozialarbeiterinnen und -sozialarbeiter der Stadt Köln. 31.10.2018 Dr. Werner Jung. Die Führung durch die Gedenkinstallation »Rechtsextremismus und Rechtspopulismus – eine Heraus- übernahm anstelle des erkrankten Kurators Dr. Jürgen Müller forderung für die Erziehungshilfe«. Vortrag von Hans-Peter Birte Klarzyk. 17.10.2018 Killguss im Rahmen der Hilfe zur Erziehung-Konferenz der »Rassismus und Ausgrenzung entgegentreten«. Workshop Caritas im Erzbistum Aachen. Ort: Aachen, Maria im Tann. nur von fanatischen Nationalsozialisten, sondern auch von von Ilja Gold und Felicia Köttler im Rahmen der Fachtagung 06.11.2018 ganz normalen Menschen, die zuvor freundliche Nachbarn »Gemeinsam sind wir stärker – Seniorenverbände vor neuen Regionaltagung NRW von »Schule ohne Rassismus – und friedliche Bürger waren. Der Gewalt folgte die Berau- Herausforderungen« der Bundesarbeitsgemeinschaft der 31.10.2018 Schule mit Courage«. Veranstalter: Schule ohne Rassismus bung und Entrechtung durch die Regierung, die NSDAP und Seniorenorganisationen e.V. Ort: Bonn, Universitätsclub. Didi Jünemann »Wir Kellerkinder«. Soloprogramm. Ein Büh- – Schule mit Courage NRW und ibs. Ilja Gold und Hans-Peter eine willfährige Bürokratie. nensolo, erstellt nach dem 1960 gedrehten Film von und mit Killguss gestalteten einen Workshop zum Thema »Neutralität Wolfgang Neuss. Jünemann hat in Zusammenarbeit mit sei- der politischen Bildung an Schulen?!« Ort: Bürgerzentrum 18.10.2018 nem Regisseur George Isherwood aus dem Filmstoff ein Alte Feuerwache. 08.11.2018 Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung Ein-Personen-Stück geformt. Ein intelligentes Panoptikum der »Gegenwärtige Vergangenheit«. Workshop von Pierre Klapp ­»Angezettelt« mit Ilja Gold. (Begleitprogramm zur Sonder- Geschichte Deutschlands in und nach der Naziherrschaft. im Rahmen des Jugendpolitiktages »Du und deine Demokra- ausstellung »Angezettelt. Antisemitische und rassistische Ort: Forum Volkshochschule im Museum am Neumarkt. (11. 06.11.2018 tie« der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Hauses der Aufkleber von 1880 bis heute«) Veranstaltung im Rahmen der Spendenverdopplungsaktion) Miljö. Konzert. Schubladen trotzen und vielfältig bleiben, so Geschichte. Ort: Bonn, Haus der Geschichte. wie die Domstadt selbst – mit diesem Motto tritt die fünf- köpfige Band »Miljö« seit 2012 immer wieder auf die Bühne. 20.10.2018 03.11.2018 Mit Schlagzeug, Bass, Quetsch, Gitarre und Gesang vereinten 08.11.2018 Besuch der Kolleginnen und Kollegen der pädagogischen Museumsnacht 2018. An der 18. Ausgabe der Museums- sich die fünf Jungs schon zu Schulzeiten. Auch Miljö unter- »Neutralitätsgebot für Lehrer: Wie weit reicht das Recht Abteilung Gedenkstätten Mittelbau-Dora. Vorstellung der nacht Köln nahm das NS-DOK mit einem umfang- und stützten die Erweiterung des NS-Dokumentationszentrums. auf freie Meinung, und wo sind die Grenzen der freien pädagogischen Angebote des NS-Dokumentationszentrums abwechslungsreichen Programm teil. Führungen durch Mit­ (12. Veranstaltung im Rahmen der Spendenverdopplungs­ ­Meinungsäußerung im Unterricht?« Podiumsdiskussion mit und besonders des Geschichtslabors von Barbara Kirschbaum. arbeiterin und Mitarbeiter des NS-DOK: Azziza B. Malanda aktion) Ilja Gold, Freya Elvert und Rainer Dietz. Moderation: Dr. Ulla »Was geschah im EL-DE-Haus« sowie Führung durch die Louis-Nouvertné, Hans Bruckschen. Ort: Geilenkirchen, ­Anita-Lichtenstein-Gesamtschule. 27.10.2018 07.11.2018 Kutlu Yurtseven von Microphone Mafia, Markus Reinhardt »Rassismus und Diskriminierung: Sensibilisierung für die und Rudi Rumstein. Konzert. Aufgrund der Erkrankung der pädagogische Arbeit«. Fortbildung von Ilja Gold und Carolin 08.11.2018 angekündigten Esther Bejarano sprangen sehr kurzfristig Hesidenz für Pädagoginnen und Pädagogen aus dem Rhein- Marina Barth: Lumpenball. Lesung und Konzert. Der Roman Markus Reinhardt und Rudi Rumstein ein. Dieses spontane Erft-Kreis, veranstaltet durch das Aktionsbündnis für Demo- »Lumpenball« erzählt die Geschichte der Puppenspielerin und improvisierte Konzert hinterließ für alle Beteiligten einen kratiestärkung und Antirassismus. Ort: Rathaus der Stadt Fanny Meyer, die von den Nazis nach Auschwitz verschleppt tiefen und mitreißenden Eindruck. Ort: Mülheimer Bürger- Bergheim. und ermordet wurde, und beschreibt Fanny Meyer als eine haus MüTZe. (9. Veranstaltung im Rahmen der Spendenver- dopplungsaktion) 64 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 VERANSTALTUNGEN 65

lebenslustige junge Frau mit ausgeprägtem rheinischen »Innenansichten – Deutschland 1937« von Michael Kloft mit Humor. Zur Lesung wurden auch einige Lieder von Willi Aufnahmen des amerikanischen Kameramanns Julien Bryan, 23.11.2018 Ostermann vorgetragen; am Akkordeon Harald Rutar und an 2012, BR/arte, gezeigt. Die Matinee wurde mit einem »Rechte Sprüche und Parolen. Konstruktiver Umgang mit der Violine Radek Stawarz, sowie Bilder aus dem alten Köln. Streichtrio von Gideon Klein (1944), gespielt von Veronique diskriminierenden Äußerungen im Bildungskontext«. Fort- (13. Veranstaltung im Rahmen der Spendenverdopplungs­ De Raedemaeker (Geige), Sharon Avella Herrera (Bratsche) bildung von Felicia Köttler und Pierre Klapp für Dozierende aktion) und Javier Huerta Gimeno (Cello) eröffnet. Moderation: der VHS Aachen. Ort: Aachen, VHS. Marion Kranen und Dr. Karola Fings. Ort: Odeon Kino.

11.11.2018 23.11.2018 »Die Wehrmachtsausstellung oder die Rückkehr der Täter 20.11.2018 Vorführung des Dokumentarfilms »BALAGAN« von Andres (1996–1999)«. Vortrag von Hannes Heer, mit Filmausschnit- 14.11.2018 »10 Jahre Mobile Beratung NRW«. Tagung mit Christiane Veiel als Dokomotive-Screening. Zunächst Rundgang Gedenk- ten aus »Jenseits des Krieges« (1995) von Ruth Beckermann Bainski, Hendrik Puls, Heiko Klare, Anne Broden, Tina Dürr, stätte Gestapogefängnis und danach Filmvorführung mit Verleihung des Bilz-Preises an das Integrationshaus e.V. Beate Küpper und Fritz Burschel. Ort: Düsseldorf, Zentrum für anschließendem Filmgespräch. mit Reden des Stiftungsvorsitzenden Dr. Fritz Bilz und der Aktion, Kommunikation und Kultur. Laudatio von Isabel Schayani sowie der Dankesrede von ­Elizaveta Khan vom Integrationshaus. 25.11.2018 21.11.2018 »Menschliches Versagen«. Film von Michael Verhoeven »Argumentationslinien erkennen und Gegenstrategien (2009). Von Beschlagnahmungen und »Arisierung« jüdischen 15.11.2018 entwickeln«. Fortbildung von Ilja Gold, Hans-Peter Killguss Eigentums seit 1933 profitierten viele Deutsche. In zahlrei- »Umgang mit Rechtsextremismus in der kommunalen und Ronja Heukelbach für den Verein EL-DE-Haus e.V. chen Interviews folgt der Regisseur Lebensgeschichten von Arbeit«. Fortbildung von Ilja Gold und Patrick Fels für den Menschen aus Köln, Wien und München bis nach London, Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V. Ort: New York – bis heute. Historikerinnen und Archivare schil- Stadthotel am Römerturm. 22.11.2018 dern anhand von Versteigerungslisten, Vermögenserklärun- »Rechtsextremismus: Erscheinungsformen und Hinter- gen der Deportierten und Unterlagen aus den Finanzämtern gründe«. Workshop von Ronja Heukelbach und Hans-Peter den Ablauf und die Folgen der Maßnahmen. Köln im Film in 15.11.2018 Killguss. Ort: Hochschule Fresenius. Kooperation mit dem NS-DOK. Ort: Filmforum im Museum sowie anschließende Diskussion. Siebte Veranstaltung der Rechtsextremismus in Bonn. Vortrag von Hans-Peter Kill- Ludwig. achtteiligen Filmreihe »Der Skandal als vorlauter Bote«, eine guss und Dr. Christoph Busch für den Integrationsrat der Veranstaltungsreihe des NS-DOK in Kooperation mit dem Stadt Bonn. Ort: Bonn, Rathaus. 22.11.2018 Arbeitskreis für intergenerationelle Folgen des Holocaust, Eröffnung der Ausstellung »Philibert & Fifi« im Dokumen­ 26.11.2018 ehem. PAKH e.V. Ort: Forum Volkshochschule im Museum am tationszentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin-Schöneweide. »Narrative des Islamismus und Rechtsextremismus im kri- Neumarkt. 15.11.2018 Begrüßung: Dr. Christine Glauning, Leiterin des Dokumen­ tischen Vergleich«. Tagung mit Alexander Häusler, Stefan Eröffnung der Sonderausstellung »›Überall Luthers Worte‹ – Martin Luther im Nationalsozialismus«. Eine Ausstellung 13.11.2018 der Stiftung Topographie des Terrors und der Gedenkstätte »Rechtsextremismus in der Region«. Workshop von Patrick Deutscher Widerstand. Begrüßung von Dr. Werner Jung, Fels im Rahmen der Regionalkonferenz NRW West von Schule Grußworte von Elfi Scho-Antwerpes, Bürgermeisterin der ohne Rassismus – Schule mit Courage. Ort: Aachen, Nadelfa- Stadt Köln, und Markus Zimmermann, Superintendent, Evan- brik. gelischer Kirchenkreis Köln-Nord, und einer Einführung in die Ausstellung von dem Kurator Dr. Ulrich Prehn.

13.11.2018 Höhner. Konzert. Mit den Höhnern unterstützte eine der 16.11.2018 bekanntesten Kölsch-Bands das NS-Dokumentationszentrum. »Rechte Sprüche und Parolen. Konstruktiver Umgang mit Seit vielen Jahrzehnten spielen die »Höhner« ihre bekannten diskriminierenden Äußerungen im Bildungskontext«. Fort- Lieder – und das nicht nur in Köln. Ihre musikalische Unter- bildung von Felicia Köttler und Johanna Gesthuysen für den tationszentrums NS-Zwangsarbeit, und Prof. Dr. Andreas Hoeßl, Dr. Nils Schumacher, Dr. Maruta Herding, Dr. Michael haltung verbinden die »Höhner« auch mit gesellschaftlichem Verein für Soziale Bildungsarbeit e.V. Ort: Waldbröl, Nachama, Direktor der Stiftung Topographie des Terrors. Kiefer, Richard Gebhardt und Prof. Dr. Fabian Virchow. Mode- Engagement. So traten sie 2008 bei der politischen Demon­ Geschäftsstelle Verein f. Soziale Bildungsarbeit. Grußworte: Dr. Torsten Wöhlert, Staatssekretär für Kultur des ration: Alena Isabelle Jabarine. stration »Köln stellt sich quer« auf. Für den Abend hatten sie Landes Berlin, Maria Bering, Leiterin der Gruppe Geschichte ein spezielles Programm mit passenden, zum Teil weniger und Erinnerung, die Beauftragte der Bundesregierung für bekannten Liedern zusammengestellt und Inschriften aus 18.11.2018 Kultur und Medien, Julien Acquatella, Leiter der Außenstelle 27.11.2018 dem Gestapogefängnis im EL-DE-Haus zitiert. Ort: Bürger­ »80 Jahre – im Gedenken an die Novemberpogrome 1938«. der Kommission für die Entschädigung der Opfer von Ent­ Vorstellung der Arbeit der ibs durch Hans-Peter Killguss zentrum Nippes, Altenberger Hof. (14. Veranstaltung im Rah- Eine Veranstaltungsreihe von Köln im Film e.V. in Koopera- eignungen, Französische Botschaft. Einführung: Dr. Werner im Rahmen der Fachtagung »Einstiegsprozesse in Rechts- men der Spendenverdopplungsaktion) tion mit dem NS-DOK. Bei der Auftaktveranstaltung wurden Jung, Direktor des NS-Dokumentationszentrums der Stadt extremismus und Islamismus«. Veranstalter: Landeszentrale mehrere Beiträge aus dem Archiv des WDR sowie der Film Köln. Musikalische Begleitung: Corinne Douarre. Ort: Berlin- für politische Bildung NRW. Ort: Aachen, Tivoli. Schöneweide. 66 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 VERANSTALTUNGEN 67

28.11.2018 05.12.2018 09.12.2018 VERANSTALTUNGSREIHEN »Sensibilisierung und kritischer Umgang mit Rassismus Wilfried Schmickler: Kein Zurück. Kabarett. Deutschland im »Der Brandstifter«. Martin Walsers Rede in der Frankfurter Neben den einzelnen Veranstaltungen führt das NS-Doku- und Diskriminierung«. Fortbildung von Felicia Köttler für Aufbruch! Wo geht es hin? Wer darf mit? Und vor allem: Paulskirche. Vortrag mit Hannes Heer und Filmausschnitte mentationszentrum Veranstaltungsreihen durch. Dazu zählen den Arbeitskreis Interkulturelles Chorweiler. Ort: Handwerker- Wann geht es endlich los? Wilfried Schmickler unterstützte des Hessischen Rundfunks und des Rundfunks Berlin-Bran- stets die Begleitprogramme zu den Sonderausstellungen oder hof Chorweiler. mit seinem neuen Programm die Spendenaktion für das denburg sowie anschließende Diskussion. Die achte Veran- die Teilnahme an wiederkehrenden Events wie Museumsfest NS-DOK – wie bereits vor sechs Jahren bei der ersten Spen- staltung der achtteiligen Filmreihe »Der Skandal als vorlauter oder Museumsnacht. Darüber hinaus werden jedes Jahr wei- denaktion konnte er den VHS-Saal bis zum letzten Platz Bote«, eine Veranstaltungsreihe des NS-DOK in Kooperation tere thematische Veranstaltungsreihen durchgeführt. 28.11.2018 ­füllen. Ort: Forum Volkshochschule im Kulturzentrum am mit dem Arbeitskreis für intergenerationelle Folgen des Benjamin Brings: Ming Dräum. Konzert. Benjamin Brings Neumarkt. (16. Veranstaltung im Rahmen der Spendenver- Holocaust, ehem. PAKH e.V. Ort: Forum Volkshochschule im kam als Singer-Songwriter aus Köln mit seinem aktuellen Pro- dopplungsaktion) Museum am Neumarkt. �� Der Skandal als vorlauter Bote. Die großen deutschen gramm »Ming Dräum« ins NS-DOK. Er sang von seinem Leben Geschichtsdebatten als Selbstaufklärung und Schuldan- eignung der Gesellschaft. Eine Veranstaltungsreihe mit 06.12.2018 11.12.2018 Hannes Heer »Rechte Sprüche und Parolen: Konstruktiver Umgang mit »Umgang mit Rechtsextremismus in der Jugendarbeit«. diskriminierenden Äußerungen im Kontext der Beschäfti- Workshop von Hans-Peter Killguss und Ronja Heukelbach für Auf Anregung des Arbeitskreises für intergenerationelle gungsförderung und Jugendarbeit«. Fortbildung von Fachkräfte der offenen Jugendarbeit im Rheinisch-Bergischen ­Folgen des Holocaust ehem. PAKH e.V., ein langjähriger Hans-Peter Killguss und Ilja Gold für den Diözesan-Caritas- Kreis. Ort: Bergisch Gladbach, Kreishaus. Kooperationspartner des NS-DOK, präsentierten das NS-Do- verband für das Erzbistum Köln e.V. Ort: Geschäftsstelle kumentationszentrum und der Arbeitskreis ein bedeutendes ­Diözesan-Caritasverband. erinnerungspolitisches Projekt des Historikers, Filmregisseurs 11.12.2018 und Ausstellungskurators Hannes Heer, in dessen Zentrum »Antiziganismus in der deutschen Öffentlichkeit«. Vortrag die großen (west)deutschen Geschichtsskandale von 1956 bis 07.12.2018 von Dr. Markus End. Eine Veranstaltung von ibs, Melanch­ 1998 standen. »Rechtsextremismus heute – Strategien und Inhalte«. thon-Akademie und Rom e.V. Ort: Melanchthon-Akademie. ­Vortrag von Patrick Fels im Rahmen des Seminars »Erziehung und Sport im Nationalsozialismus« des Arbeitnehmer-­ Zentrums Königswinter. Ort: Königswinter, Johannes-Albers-­ 12. bis 14.12.2018 und seinen Träumen. Begleitet wurde er am Klavier von Ben- Bildungsforum. 7. Bundesweite Gedenkstättenkonferenz: »Nie wieder jamin Hantke. (15. Veranstaltung im Rahmen der Spenden- oder schon wieder? – Die Verschiebung der Normalität in verdopplungsaktion) der deutschen Gesellschaft nach rechts und die Gedenk- 07.12.2018 stätten für NS-Opfer.« Ort: Berlin-Schöneweide, Dokumen­ »Extrem rechte Aktivitäten an Hochschulen – Umgang tationszentrum NS-Zwangsarbeit. 29.11.2018 und Strategien«. Fortbildung von Patrick Fels für Mitglieder Vor 80 Jahren – der Pogrom in Köln. Seniorenführung von des Studierendenparlamentes der Universität Bonn. Ort: Barbara Kirschbaum. Bonn, Universität. 13.12.2018 Vorträge auf der 7. Bundesweiten Gedenkstättenkonferenz zum Thema Erfahrungen der Gedenkstätten mit dem Wan- 29.11.2018 07.12.2018 del in der Gesellschaft – Berichte von Dr. Werner Jung, Vor 80 Jahren – der Pogrom in Köln. Exklusiv-Führung für Ensemble Opus 45 und Roman Knižka. Kammerkonzert, NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Dr. Nicola die Mitglieder des Vereins EL-DE-Haus e.V. mit Birte Klarzyk. Lesung. Schlaglichtartig beleuchtete das Programm Wenge, Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg Ulm e.V., Geschichte und Gegenwart rechter Gewalt seit Ende des Stefan Wunsch, NS-Dokumentationszentrum Vogelsang, Zweiten Weltkriegs, u. a. die Schändung der Kölner Synagoge Dr. Jens Rönnau, Mahnmal Bunker Kilian e.V., Leitung: Kirsten 30.11.2018 im Jahr 1959, das Attentat auf Rudi Dutschke, die Pogrome John-Stucke, Kreismuseum Wewelsburg. Ort: Berlin-Schöne- »Rechte Sprüche und Parolen. Umgang mit diskriminieren- von Solingen und Rostock, die Terrorakte des NSU. Zu Gehör weide, Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit. den Äußerungen im Bildungskontext«. Fortbildung von kamen harte Fakten in Form von Reportagen, Stimmen von ­Felicia Köttler und Julia Klatt für den Verein für Soziale Bil- Opfern rechter Gewalt sowie das Zeugnis einer Neonazi-Aus- dungsarbeit e.V. Ort: Gummersbach, Weiterbildungszentrum. steigerin. Den musikalischen Kommentar, stellenweise auch 13.12. und 18.12.2018 Kontrapunkt zur Lesung, bildeten große Werke der Bläser- »Das NS-Dokumentationszentrum als außerschulischer quintettliteratur von Komponisten, die im Nationalsozialis- Lernort.« Führung und Diskussion mit Studierenden des Plakat zur Veranstaltungsreihe »Der Skandal als vorlauter Bote«. 05.12.2018 mus ausgegrenzt, verfolgt oder ermordet wurden: Paul Hinde- Seminars für Geschichtsdidaktik des Historischen Seminars »Sensibilisierung und kritischer Umgang mit Rassismus mith, György Ligeti und Pavel Haas. Ort: Filmforum im der Universität zu Köln. Leitung: Barbara Kirschbaum. Bei den Skandalen handelte es sich um künstlerische, wissen- und Diskriminierung«. Workshop von Ilja Gold und Felicia Museum Ludwig. (17. Veranstaltung im Rahmen der Spenden- schaftliche oder politische Ereignisse, bei denen es um die Köttler für Referendarinnen und Referendare des Zentrums verdopplungsaktion) Geschichte der Verbrechen des NS-Staates und die dadurch für schulpraktische Lehrerausbildung. Ort: Aachen, Zentrum entstandene Schuld ging. Diese Ereignisse nahmen die Form für schulpraktische Lehrerausbildung. eines Skandals an, weil sie an Verschwiegenes rührten, das im 68 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 VERANSTALTUNGEN 69

ersten Jahrzehnt nach dem Krieg von den damaligen politi- �� Vor 75 Jahren: »Peter-und-Paul-Angriff« in der Nacht schen und gesellschaftlichen Institutionen geschützt wurde vom 28./29. Juni 1943 und so zur Lebenslüge mindestens zweier Generationen wer- den konnte. Gegen dieses Geschichtsbild konnte sich die Mit der Veranstaltungsreihe »Vor 75 Jahren: ›Peter-und-Paul- Wahrheit nur in Form von Tabubrüchen durchsetzen. Angriff‹ in der Nacht vom 28./29. Juni 1943« informierte das NS-DOK über die Geschichte und Wirkung des bis dahin Die Reihe »Der Skandal als vorlauter Bote« umfasste acht schwersten Angriffs auf Köln im Zweiten Weltkrieg. Den Auf- Veranstaltungen, die stets von einem Vortrag von Hannes takt machte Dr. Martin Rüther, der am 28. Juni 2018 über Heer eingeleitet wurden, dann folgten Filmausschnitte, nach »Die Nacht, die Köln veränderte« im NS-DOK vortrug. Der einer Pause ein weiterer Kurzvortrag und anschließend eine Besucherandrang zeigte das starke Interesse an der Diskussion. Geschichte der Stadt Köln während des Zweiten Weltkriegs. � »Nacht und Nebel«. Der Film, mit dem alles anfing Der audio-visuelle Vortrag wurde auf die Internetseite einge- (1955/56) stellt. � »Die Endlösung der Judenfrage«. Der Eichmann-Prozess in Jerusalem (1961) Am 3. Juli führte Dr. Karola Fings über den Kölner Westfried- � Der Papst und die Kirchen, die zum Völkermord schwiegen. hof. Sie zeigte vor Ort unter anderem, wie das Regime den Rolf Hochhuths Theaterstück »Der Stellvertreter« Tod der Zivilbevölkerung während des Bombenkrieges für (1963–1965) seine Zwecke instrumentalisierte. Zu den weiteren Veranstal- � Die Studentenbewegung (1965–1968): Der Aufstand gegen tungen zählten eine Diskussion mit Angehörigen der »Zweiten die Nazigeneration (1967/68) Generation« über die Feldpostkorrespondenz ihrer Eltern � Die Konfrontation mit dem Massenmord an den Juden. sowie eine Lesung mit Dorothee Schmitz-Köster aus ihrem »Holocaust« – Serie und Holocaust-Debatten (1979) Buch »Der Krieg meines Vaters«. Erfreulicherweise wurden � Der Kampf um die deutsche Schuld. Weizäcker-Rede (1985), dem NS-Dokumentationszentrum durch die Veranstaltungs- »Historikerstreit« (1986) und Jenninger-Sturz (1988) reihe, die neue Website und den dort verbreiteten Aufruf zur � Die Wehrmachtsausstellung oder die Rückkehr der Täter Unterstützung bereits neue und interessante Materialien zur Museumsnacht mit dem irakischen Musiker Hayder Al Babeli. (1995–1999) Verfügung gestellt. � »Der Brandstifter«. Martin Walsers Rede in der Frankfurter Paulskirche (1998) Zudem wurde anlässlich des 75. Jahrestages des Bombenan- �� Tag des offenen Denkmals �� Museumsnacht 2018 griffs auf Köln vom 29. Juni 1943 die online zugängliche Datenbank »Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherr- Ebenfalls seit vielen Jahren beteiligt sich das NS-Dokumenta- Fast seit den Anfängen der Museumsnacht (damals noch schaft« (www.kriegsgraeber.nsdok.de) um mehrere Hundert tionszentrum am Tag des offenen Denkmals, schließlich stellt unter dem Namen »Lange Nacht der Museen«) beteiligt sich Datensätze ergänzt und qualitativ verbessert (s. S. 132f.). das EL-DE-Haus mit dem ehemaligen Gestapogefängnis ein das NS-Dokumentationszentrum an diesem sehr erfolgreichen sehr bedeutendes Denkmal in Köln dar. Zu dem Thema des Event. Die StadtRevue als Veranstalter hat von Beginn an Jahres 2018 »Entdecken, was uns verbindet« bot das NS-DOK auch für das NS-DOK ein interessantes Programm entwickelt �� Museumstag 2018 am 9. September 2018 eine Führung durch die Dauerausstel- und mit dazu beigetragen, die Gedenkstätte in Köln bekann- lung »Köln im Nationalsozialismus« und die Gedenkstätte ter zu machen. Bei der Museumsnacht überwiegt das jüngere, Das NS-Dokumentationszentrum beteiligt sich seit vielen Gestapogefängnis mit Dr. Katja Lambert an. Dr. Thomas Roth häufig studentische Publikum. Auch das Angebot zur Muse- Jahren am Museumstag, der bei freiem Eintritt neben jünge- führte zu dem Thema »Die Kölner Gestapo«. Birgit Kloppen- umsnacht am 3. November 2018 gestaltete sich wieder sehr ren Besucherinnen und Besuchern vor allem Eltern mit ihren burg ging mit Familien durch das EL-DE-Haus zum Thema abwechslungsreich. Azziza B. Malanda bot eine Familien­ Kindern in das Museum führt. Am 13. Mai 2018 wurde der »Geschichten von mutigen Menschen«. Martin Vollberg führte führung an, geeignet für Kinder ab acht Jahren, zum Thema Museumstag unter der Überschrift »Netzwerk Museum – zur »Baugeschichte des EL-DE-Hauses« und Birte Klarzyk zu »Was geschah im EL-DE-Haus?«, sowie eine Führung durch die neue Besucher« begangen. Das NS-DOK nahm mit einem dem Thema »Erinnern und Aufarbeiten – Das EL-DE-Haus als Dauerausstellung »Köln im Nationalsozialismus« und die umfangreichen Angebot an Führungen am Museumstag teil. lokalgeschichtliches Beispiel«. Dr. Werner Jung führte zur Gedenkstätte Gestapogefängnis. Hans-Peter Killguss führte Hannes Heer bei seinem Vortrag am 9. Dezember 2018 im In fünf Führungen wurden Einblicke in die Dauerausstellung »Geschichte und Entwicklung des EL-DE-Hauses bis zum durch die Sonderausstellung »Angezettelt – auch in Köln«. VHS-Forum am Neumarkt. »Köln im Nationalsozialismus« von Dr. Karola Fings, Dr. Wer- ›Haus für Erinnern und Demokratie‹«. Am Tag des offenen Jochen Voit stellte seinen Comic »Nieder mit Hitler« vor. ner Jung, Birte Klarzyk, Dr. Jürgen Müller und Dr. Martin Denkmals kommt bei freiem Eintritt vornehmlich ein mittelal- »Schwarzpaul« gab zwei Konzerte Reggae auf Deutsch mit Die Veranstaltungen der Reihe, die in Form einer monatlichen Rüther gegeben. Birgit Kloppenburg packte in einer Kinder- terliches und älteres Publikum ins Haus. internationalem Sound. Der irakische Musiker Hayder Al Sonntags-Matinee durchgeführt wurden, waren stets sehr gut führung einen Koffer für die Widerstandskämpferin Mucki Babeli präsentierte seine Lieder, die von Liebe und dem Leben besucht, selbst am 11.11.2018 um 11:00 Uhr. Die Reihe fand Koch. Die Museumspädagogin Barbara Kirschbaum führte handeln, und seinen aktuellen Köln-Song. Der Schauspieler, in Kooperation mit dem Filmforum NRW, dem Forum der durch die Sonderausstellung »Deine Anne – Ein Mädchen Autor und Kabarettist Frank Meyer brachte Autoren zu Wort, Volkshochschule Köln von März bis Dezember 2018 in einem schreibt Geschichte«. die sich gegen das germanisch-repressive Irresein ihrer Zeit der genannten Veranstaltungsorte statt. Medienpartner mit groteskem Humor und verzweifeltem Witz zur Wehr setz- waren Köln im Film und choices. Die Reihe wurde von der ten. Im Jahr 2018 war die Museumsnacht mit 1.900 Besuche- Bundeszentrale für politische Bildung gefördert. rinnen und Besuchern besonders erfolgreich. STATISTIK 71

Besucherinnen und Besucher 2002– 2018 Besucherzahlen 2018 92.777 95.000

90.000 STATISTIK 89.212

85.000

80.544 BESUCHERINNEN 80.000 77.391

75.000

UND BESUCHER 70.000

63.073 65.000

62.151

59.171 60.000

56.000 55.000 53.800

50.000 51.948

45.000 48.916

42.538

40.000

37.861

35.615 35.000

34.694

30.000

28.525

25.754 25.000

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Der ungewöhnliche Erfolg bei den Besuchszahlen hat sich tiggestellten Erweiterung in neuen Räumen angemessen prä- auch im Jahr 2018 fortgesetzt: Auch 2018 stieg wieder die sentiert werden können. Die große Fülle von Veranstaltungen Zahl der Besucherinnen und Besucher im Vergleich zum Vor- findet ebenfalls ein interessiertes Publikum. Vor allem konnte jahr. Im 17. Jahr in Folge verzeichnete das NS-Dokumenta- in den letzten Jahren mit der Museums- und Gedenkstätten- tionszentrum damit einen neuen Besucherrekord. Mit pädagogik sowie der Info- und Bildungsstelle gegen Rechts- 92.777 Besucherinnen und Besuchern haben im Jahr 2018 extremismus eine umfangreiche Aktivitäten entfaltende 4,01 Prozent bzw. 3.585 Personen mehr das EL-DE-Haus Abteilung für Pädagogik und Vermittlung aufgebaut werden. besucht als im Vergleich zum Jahr 2017 (89.212). Im Ver- Wichtig ist zudem die in den letzten Jahren stark gestiegene gleich zum Jahr 2002 (25.754) hat sich 2018 die Zahl der Zahl der Führungen und anderer Bildungsangebote (s. S. 74). Besucherinnen und Besucher um mehr als das Dreieinhalb- Das NS-DOK stößt seit langen Jahren auch auf reges Inter- fache erhöht. esse bei Touristen. Es ist in ausländischen Reiseführern oft Die Gründe für diesen anhaltenden Erfolg sind vielfältig. gut präsent und zudem auf dem Reiseportal TripAdvisor sehr Besucherinnen und Besucher sind vor allem an Gedenkstätte gut bewertet. Die Zahl der Einzelbesucherinnen und Einzelbe- Besucherinnen und Besucher am und Dauerausstellung interessiert, was den stetigen Anstieg sucher ist ebenfalls stark gestiegen. Dies zeigt auch der deut- Eingang des EL-DE-Hauses. der Besuchszahlen erklärt. Hinzu kommt ein verstärktes Inter- liche Anstieg bei der Verleihung der Audio-Guides. esse an Sonderausstellungen, die Dank der im Jahr 2012 fer- 72 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PUBLIKATIONEN 73

In ihrer Dissertation unter- WEITERE PUBLIKATIONEN Thomas Roth: Rezension von: Dagmar Lieske, Unbequeme PUBLIKATIONEN sucht Verena Kücking Opfer? »Berufsverbrecher« als Häftlinge im KZ Sachsenhausen, knapp 2400 Briefe, die Jahresbericht 2017, hg. vom NS-Dokumentationszentrum der Berlin 2016, in: Werkstatt Geschichte, Heft 77 (2018), aus dem Kontext dreier Stadt Köln, Redaktion: Werner Jung, Köln 2018 S. 122-124 KLEINE REIHE DES NS-DOKUMENTATIONSZENTRUMS katholischer Jugendgrup- DER STADT KÖLN pen stammen. Es handelte Werner Jung: Afterword, in: Boris Lurie 1924–2008. Life After Martin Rüther: Sammeln und Sparen, Beobachten und Denun- sich dabei um eine Esse- Death, hg. von James Cavello in Zusammenarbeit mit der zieren. Kinder und Jugendliche im »Kriegseinsatz«; in: Johanna Im Berliner Metropol Verlag, dem Hausverlag des NS-DOK ner und zwei Kölner Grup- Boris Lurie Art Foundation, New York City 2017, S. 124–127 Cremer (Hg.): Bretter, die die Welt bedeuten. Spielend durch seit 2015, wurde die »Kleine Reihe des NS-Dokumentations­ pen, die bei kriegsbeding- (Nachtrag zum Jahresbericht von 2017) 2000 Jahre Köln, Köln 2018, S. 91-98 zentrums der Stadt Köln« neu geschaffen. In dieser Reihe ter Entzerrung der werden in einem Taschenbuchformat Biografien und Dokume­n­ Mitglieder den Kontakt Werner Jung: August und Erich Sander. Vater und Sohn, Foto- tationen veröffentlicht, während wissenschaftliche Arbeiten mittels Briefen aufrecht grafen, in: Verfolgte / Verfolger. Menschen des 20. Jahrhun- MIT UNTERSTÜTZUNG DES NS-DOKUMENTATIONS­ weiterhin in der ebenfalls im Metropol Verlag herausgege­be­ erhielten und so ihr Grup- derts, hg. vom Mémorial de la Shoah (Paris) in Zusammen­ ZENTRUMS ERSCHIENENE PUBLIKATIONEN UND nen Reihe »Veröffentlichungen des NS-Dokumentations­ penleben zumindest teil- arbeit mit Gerd Sander und Kristina Engels, Göttingen 2018, ANDERE MEDIEN zentrums der Stadt Köln« erscheinen. weise und in veränderter S. 183–192 (Das Buch erschien auf Deutsch, Englisch und Form bis weit in den Krieg Französisch als Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in Michael Vieten. »Ich aufrechterhielten. Paris.) halte Euch fest und Henry H. Oster: Rechts zum Leben, Ihr lasst mich nicht links zum Tod. Ein jüdischer Junge Die Arbeit ist in zwei Teile untergliedert, im ersten Teil geht Werner Jung: Zeugnisse der Opfer. Häftlingsgraffiti im Kölner los!« Katz-Rosenthal, überlebt Litzmannstadt, Auschwitz es ausführlich um die Kommunikationsstrukturen und ver- Gestapogefängnis, in: Polly Lohmann (Hg.): Historische Graf- Ehrenstraße 86, Köln, und Buchenwald (= Kleine Reihe schiedene Raumkonstellationen, die sich daraus ergaben. fiti als Quellen. Methoden und Perspektiven eines jungen Berlin 2017 des NS-Dokumentations­zentrums Unter anderem das jeweilige Verständnis von Gemeinschaft, Forschungsbereichs. Beiträge der Konferenz am Institut für der Stadt Köln, Band 1), Berlin virtuelle und reale gemeinsame Aktivitäten, gemeinsame Klassische Archäologie der LMU München, 20. – 22. April Am 14. April 1928 2018 Pläne und Perspektiven der Akteure sowie Außenkontakte zu 2017, Stuttgart 2018, S. 267–310 ereignete sich in Köln anderen katholischen Gruppen stehen hier im Fokus. Im die sogenannte Der 1928 in Köln geborene Henry Ergebnis zeigen sich mitunter durch den Schreibprozess ent- Barbara Kirschbaum: Die Suche nach der richtigen Gangart. »Maus­affäre«. Der Heinz Oster war vier Jahre alt, als er stehende (imaginäre) Nischen im totalitären System, die den Erfahrungen aus 15 Jahren Arbeit mit Kindern im Alter zwi- Boxer Jakob Dom­ im März 1933 an der Hand seines Akteuren Rückzugsmöglichkeiten aus der Kriegsrealität schen acht und zwölf Jahren, in: Regine Gabriel (Hg.): Es war görgen trat mit der Vaters die Straßen Kölns entlangspa- boten. sehr schön und auch sehr traurig. Frühes Geschichtslernen in erpresserischen zierte, und ein 16-jähriges, dem Tode NS-Gedenkstätten für Kinder von 8–12 Jahren. Frankfurt/ Behauptung, im nahes Waisenkind, als er in Buchen- Der zweite Teil der Arbeit geht der Frage nach der weltan- Main 2018 Gulasch der Groß- wald im April 1945 befreit wurde. Die schaulichen und politischen Verortung der Akteure nach und metzgerei Katz-Ro- Erlebnisse dieser zwölf Jahre schil- bezieht sich dabei auf das in den letzten Jahren viel bearbei- Thomas Roth: »Helferinnen, Verfolgte, Akteurinnen. Frauen im senthal habe sich eine Maus befunden, eine Lawine antisemi- dert er aus der Perspektive des Kindes, Jungen und Jugendli- tete Forschungsfeld der NS-Volksgemeinschaftsforschung. NS-Staat«. Tagungsbericht zum Kolloquium des NS-Dokumen- tischer Veröffentlichungen des »Westdeutschen Beobachters« chen. Seine Autobiografie ist eine Überlebensgeschichte, in Anhand des Blicks der Schreiber auf die feindlichen Kriegs- tationszentrums der Stadt Köln am 27. April 2018, in: los. Für die Agitatoren des Blattes, dem späteren Reichsleiter der über den alltäglichen Antisemitismus, die Gewalterfah- mächte, verhandelte Literatur, Unterhaltungspropaganda, H-Soz-u-Kult, 17.05.2018, URL: genheit als Karrieresprung. Lagern ebenso anschaulich wie anrührend erzählt wird. bilder versucht die Autorin, die Akteure in der NS-Volksge- Die Auflage des NS-Presseorgans schoss in die Höhe. Katz-­ Von den 2.011 jüdischen Kölnerinnen und Kölnern, die im meinschaft zu verorten. Insbesondere im Zusammenhang mit Thomas Roth: Vom Asyl ins KZ. Zur Verfolgung von Wohnun­gs­ Rosenthal wehrte sich mit allen zur Verfügung stehenden Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt deportiert wurden, dem katholischen Soldatenideal zeigt sich ein ausgesproche- losen im nationalsozialistischen Köln. Vortrag anlässlich der gerichtlichen und medialen Mitteln. Den Gerichtsprozess haben nur 23 überlebt. Henry H. Oster ist einer von ihnen. ner Kampfes- und Siegeswillen der jungen katholischen Sol- Eröffnung der Ausstellung »Wohnungslose im Nationalsozia- gewann Katz-Rosen­thal zwar in zweiter Instanz, doch die Ausgangspunkt für die Autobiografie war eine 2014 in den daten, die bereit waren, für den deutschen Sieg ihr Leben zu lismus« im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, 24. öffentliche Wirkung für das Unternehmen war verheerend. USA erschienene Publikation, die von Karola Fings übersetzt geben. Zugleich agierten sie auch hier aus einem explizit Mai 2018, URL: und Arztpraxen jüdischer Besitzer aufriefen, postierten geführten Interviews. Insgesamt geht es in dem Buch darum, das Spannungsfeld sich auch in Köln SA-Männer vor jüdischen Geschäften, zwischen Nähe als auch Distanz zum Regime auszuloten und beschmierten die Schaufenster und versuchten, Kunden am die jeweiligen Beweggründe der Akteure für ihr Handeln zu Eintritt der Geschäfte zu hindern. Auch die Metzgereien von VERÖFFENTLICHUNGEN DES NS-DOKUMENTATIONS­ rekonstruieren und zu verstehen. Im Ergebnis zeigt sich ein PUBLIKATIONEN VON MITARBEITERINNEN UND Katz-Rosenthal waren betroffen. SA-Männer zwangen den ZENTRUMS DER STADT KÖLN facettenreiches Bild, das verdeutlicht, dass die spezifisch MITARBEITERN AUSSERHALB IHRER DIENSTLICHEN Metzgermeister Arnold Katz und seinen Sohn Benno, mit katholische Sicht auf die Dinge sowohl Nischen und Frei- TÄTIGKEIT demütigenden und diffamierenden Schildern durch die Verena Kücking: »Das gemeinsame Band«. Schreiben als räume erzeugte als auch systemstabilisierend wirkte. ­Straßen Kölns zu laufen. Praxis – Katholische Jugendgruppen im Zweiten Weltkrieg, Karola Fings: Geschichte wird gemacht. Vergangenheits­ Berlin 2018 (= Veröffentlichungen des NS-Dokumen­ politisches Engagement im Rom e.V., in: Elisabeth Klesse/ tations­zentrums der Stadt Köln, Bd. 4) Doris Schmitz (Hg.): Gelem, gelem. Wir gehen einen langen Weg. 30 Jahre Rom e.V., Köln 2018, S. 9-12 74 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 MUSEUMS- UND GEDENKSTÄTTENPÄDAGOGISCHE AKTIVITÄTEN 75

�� Peer-to-Peer-Angebot zur Ausstellung »Deine Anne«: MUSEUMS- UND Alle haben davon profitiert Vom 10. Mai bis zum 1. Juli 2018 gab es erstmalig im NS-Do- GEDENKSTÄTTEN­ kumentationszentrum in einem größeren Umfang ein beson- deres Angebot: Schülerinnen und Schüler der Klassen acht bis elf des Irmgardis-Gymnasiums Köln und des Paul-Klee-Gym- PÄDAGOGISCHE nasiums Overath begleiteten andere Schülerinnen und Schü- ler jeweils zwei Stunden lang durch die Ausstellung »Deine AKTIVITÄTEN Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte«. Dass dieses Experiment »Jugendliche (›Peers‹) begleiten Jugendliche« überhaupt stattfinden konnte, war vor allem dem Engagement der beiden Lehrerinnen Frau Kamps vom FÜHRUNGEN UND PÄDAGOGISCHE ANGEBOTE Paul-Klee-Gymnasium Overath und Frau Buchholz-Heidweiler vom Irmgardis-Gymnasium in Köln zu verdanken. Sie haben dem Das pädagogische Angebot des NS-Dokumentationszentrums NS-Dokumentationszentrum die Schülerinnen und Schüler, hat sich in den letzten Jahren zunehmend entwickelt und ist die als ›Peers‹ tätig werden wollten, vermittelt und dafür auf ein wachsendes Interesse gestoßen. 2018 wurden 2.193 gesorgt, dass diese für die Zeiten der Begleitungen vom Führungen und Workshops durchgeführt – davon waren Unterricht freigestellt wurden. So konnten wir an 5 Wochen- 64 öffentliche Angebote, die übrigen 2.129 wurden von tagen bis zu vier Workshop-Termine täglich anbieten. Gruppen individuell über den Museumsdienst gebucht. Anne Frank Ausstellung: Peers bei der Arbeit. Nach einem zweitägigen Einführungsseminar durch Mitarbei- Die 2.193 Führungen und Workshops setzen sich terinnen des Anne Frank Zentrums Berlin waren 20 Schülerin- Die von den Schülerinnen und Schülern betreuten Gruppen In einem zweieinhalbstündigen Programm besuchten die ­folgendermaßen zusammen: nen und Schüler der Klassen 8–12 bereit, mit anderen umfassten von der sechsten Klasse bis zum Berufskolleg alle Schülerinnen und Schüler zunächst verschiedene Schauplätze Jugendlichen über die Inhalte der Ausstellung zu diskutieren. Schulformen. Die begleitenden Lehrpersonen lobten die große in Ehrenfeld, an denen sich 1938 massive Übergriffe auf die ❙ Basisführungen: 1.535 In dieser Ausstellung wurde einerseits die Geschichte von Flexibilität, mit der die Peers sich auf die jeweiligen Alters- dortige jüdische Bevölkerung und die Synagoge in der Körner- ❙ Stadtteilführungen: 165 Anne Frank dargestellt, verzahnt mit den politischen Ereignis- gruppen und Schulformen einstellten. straße ereignet haben. In der Gedenkinstallation im EL-DE- ❙ Workshops: 396 sen der NS-Zeit. In einem zweiten Teil wurden mit verschiede- Haus konnten dann weitere Zeitzeugen-Erzählungen von Workshops im Geschichtslabor »Rechtsextremismus«: 70 nen Methoden Fragen der eigenen Identität, von Gruppen­ Dass der Peer-to-Peer-Ansatz ein Erfolgsmodell war, zeigt sich anderen Kölner Schauplätzen angehört werden. Ein inter­ Workshops im Geschichtslabor »Jugend im NS«: 201 zugehörigkeit und von Alltagsdiskriminierung diskutiert. auch an den Eintragungen im Gästebuch: aktives Angebot half den Schülerinnen und Schülern, sich mit Workshops »Geschichte der Sinti und Roma«: 10 »War sehr interessant. Ich finde es gut, dass Jugendliche das den antisemitischen Verordnungen und Gesetzen der Zeit Workshops »KiMo« (Kindermobil): 6 Die beteiligten Schülerinnen und Schüler fühlten sich, ent­ Jugendlichen zeigen und man keinen ellenlangen Vortrag 1933 bis 1941 vertraut zu machen. In dem abschließenden Workshops zur Sonderausstellung »Deine Anne« gegen ihren leichten Befürchtungen zu Anfang, schnell sicher anhören muss!« Gespräch wurde darüber diskutiert, welche Möglichkeiten zur (Peer-to-Peer): 95 in ihrer Rolle. Im Gespräch mit den Schulklassen über die Fotos »Wir fanden es sehr cool und informativ! Vielen Dank an die damaligen Zeit bestanden hätten, den Ausgegrenzten und Workshops zur Gedenkinstallation »Novemberpogrom«: 11 in der Ausstellung zeigten sich auch für die Peers immer wie- Jugendlichen, die uns geführt haben!« Verfolgten zu helfen. Es wurde deutlich, dass dies immer ❙ Stadtteilführungen zum jüdischen Köln mit Aaron Knapp- der neue Aspekte. Dadurch, dass zwei Stunden »auf Augen- »Ich fand es sehr interessant hier und es war cool, dass wir schwieriger wurde, je länger die NS-Ideologie herrschte und in stein: 12 höhe« gearbeitet wurde, erzählten die Jugendlichen auch sehr mitraten konnten!« die Praxis umgesetzt wurde. Aber auch Ausgrenzung heute ❙ Öffentliche Führungen durch Dauerausstellungen und persönliche Geschichten, oft aus eigener Betroffenheit. An den »Ich fand die Führerinnen sehr nett. Es war interessant.« wurde von den Schülerinnen und Schülern thematisiert und Gedenkstätte: 30 erstaunten Blicken der begleitenden Lehrerinnen und Lehrer über geeignete Maßnahmen gesprochen, sich dagegen zur ❙ Öffentliche Führungen zu den Sonderausstellungen: 22 konnte man sehen, dass sie hier ihre Schülerinnen und Schüler Mit dem Ende der Anne Frank Ausstellung ging leider auch Wehr zu setzen und Minderheiten zu unterstützen, wenn sie ❙ Gebuchte Führungen durch Sonderausstellungen: 20. von einer ganz anderen Seite erlebten als in der Schule. das Experiment »Peer to Peer« zu Ende. In insgesamt 44 Grup- hiervon betroffen sind. pen wurden 1340 Schülerinnen und Schüler durch die Peers Insgesamt nahmen ca. 31.600 Personen an Führungen und Die Peers besuchten alle ein Gymnasium und machten eine begleitet. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10c der Theodor-­ Workshops des Museumsdienstes bzw. des NS-DOK teil. für sie überraschende Erfahrung. Sie erlebten, dass die be­ Heuss-Realschule Solingen gaben auf der Homepage ihrer Zusätzlich besichtigten 368 Gruppen mit ca. 7.650 Personen suchenden Schülerinnen und Schüler aus den Gymnasien oft Schule ein schönes Feedback. Neben den Zeitzeugen-Inter- das Haus auf eigene Faust, ohne eine Führung oder Workshop einen eher gelangweilten, abgehobenen Eindruck auf sie �� Workshop zur Sonderausstellung »Vor 80 Jahren – views waren sie besonders vom Stadtrundgang berührt. »Wir anzumelden, jedoch zumeist mit einer selbstorganisierten machten. Die Erwartung, dass sich in den Real- oder Haupt- der Pogrom in Köln« waren an dem Ort, wo vor vielen Jahren das passierte, von Führung. Somit wurden 2018 insgesamt 39.250 Personen im schulklassen überwiegend Störenfriede befinden, die sich dem uns erzählt wurde. Allein der Gedanke, dass ich weiß, EL-DE-Haus geführt, was 42,31 Prozent der Besucherinnen nicht konzentrieren können, wurde hingegen überhaupt nicht Die bisherigen Erfahrungen in der Arbeit mit Schulen veran- dass ich mich gerade dort befinde, macht mir Gänsehaut.« und Besucher entsprach. erfüllt. Mit ihnen und Schülerinnen und Schülern aus Gesamt- lassten uns, zur Gedenkinstallation anlässlich des Pogroms in – So beschreibt eine Schülerin oder ein Schüler seine/ihre schulen zu arbeiten wurde von den Peers als sehr lebendig Köln von 1938 einen begleitenden Workshop zu entwickeln. Empfindungen. und positiv erfahren. Die Lehrerfortbildung zum Thema bestätigte unsere Vermu- tung: Das Angebot fand besonders bei Realschul-Lehrkräften regen Anklang. 76 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 MUSEUMS- UND GEDENKSTÄTTENPÄDAGOGISCHE AKTIVITÄTEN 77

FORTBILDUNGEN UND KOOPERATIONEN Kölner Edelweißpiraten« verschiedene Zugänge zu den vielfäl- matsucher e.V.« wurden Schülerinnen und Schüler zu »Zweit- tigen Aspekten des Themas unangepassten Jugendverhaltens zeugen« ausgebildet und es entstanden »Briefe an eine Über- während der NS-Zeit nähergebracht. Die Tage waren nicht lebende«. Sowohl die Käthe-Kollwitz-Schule als auch das �� Gemeinsame Unterrichtseinheit zum Thema zuletzt deshalb so interessant wie intensiv, weil die meisten Stadtgymnasium Porz ließen das Publikum an ihren Gedenk- ­Antisemitismus der jungen Leute einen Migrationshintergrund hatten, wobei stättenfahrten nach Auschwitz teilhaben, wobei eine Gruppe einige von ihnen vor Krieg und Terror aus Syrien oder dem von Schülern der Käthe-Kollwitz-Realschule das Thema In Zusammenarbeit mit der Synagogen-Gemeinde Köln, der Iran hatten fliehen müssen. Daher erkannten sie vieles von Deportation auch kreativ-tänzerisch bearbeitete. Eine Brücke Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus und der dem, was ihnen am Beispiel des Zweiten Weltkriegs sowie der in die Zukunft schlug der Film »Cut«, den die Internationale museumspädagogischen Referentin im NS-Dokumentations­ Manipulation und Unterdrückung damaliger Jugendlicher zentrum entstand eine Unterrichtsreihe zum Thema Antisemi- durch das NS-Regime vor Augen geführt wurde, am eigenen tismus. Sie richtete sich an Jugendliche der Klassen 8 und 9 Beispiel wieder und brachten ihre individuellen Schicksale verschiedener Kölner Gymnasien, die am jüdischen Religions- sehr fruchtbringend in die Diskussionen ein. – Nicht zuletzt unterricht teilnahmen. In einem ersten Teil fanden zwei Mal deshalb wurde diese Veranstaltung von sämtlichen Teilneh- zwei Unterrichtsstunden in der Dauerausstellung des mern als gewinnbringend empfunden. EL-DE-Hauses statt, die von Dr. Recha Allgaier gestaltet wur- den. Ausgangspunkt waren die antisemitischen Pamphlete des Deutsch-Völkischen Schutz- und Trutzbundes. Über die von den Kölner Nationalsozialisten initiierte Kampagne gegen die jüdische Metzgerei Katz-Rosenthal 1928 erfolgte dann die Annäherung an die konkrete Umsetzung der NS-Rassenideo- logie bis hin zum Völkermord. Auf die Fragen der Jugendlichen, Mucki Koch als Mädchen. warum denn nicht alle Juden rechtzeitig ins Exil gegangen sind, ob es keine Gegenwehr gab und warum die Hilfe aus Bühnenprogramm des Jugend- und Schülergedenktags. Hier mit dem Ausland ausblieb, wurde im Rahmen des Besuches aus- �� »Gertrud-Koch-Gesamtschule« den Hebräisch-Kursen am Otto-Hahn-Gymnasium in Bergisch führlich eingegangen. Ein Teilnehmer fasste am Ende der bei- Gladbach. den Abende zusammen: Nun fühle er sich gut vorbereitet, Im Sommer 2018 wandten sich Lehrerinnen und Lehrer der wenn das Thema in der 9. Klasse im Geschichtsunterricht Gesamtschule Troisdorf-Sieglar mit einem besonderen Anlie- Filmschule Köln gemeinsam mit einer Gruppe junger Geflüch- bearbeitet würde. Genau dies war unser Anliegen. Es folgten gen an das NS-Dokumentationszentrum: Sie hatten vor, ihrer teter erstellten – ein beeindruckendes Dokument der Erfah- noch drei Einheiten, die sich mit aktuellem Antisemitismus Schule den Namen »Gertrud-Koch-Gesamtschule« zu geben rungen von Jugendlichen vor und nach der Flucht. Zum beschäftigten und von der Info- und Bildungsstelle gegen und bereiteten sich nun inhaltlich darauf vor. Mit welchen Abschluss animierten die zentralen Grundkurse Hebräisch der Rechtsextremismus entwickelt und durchgeführt wurden. Argumenten könnten sie ihr Vorhaben auf der Ratssitzung Jahrgangsstufe 10–12 am Otto-Hahn-Gymnasium in Bergisch (s. ibs S. 84f.) untermauern? Wie kann das NS-Dokumentationszentrum die Gladbach bei drei hebräischen Liedern zum Mitsingen. Gestaltung von Schüler-Projekten rund um die Themen Wider- stand unterstützen? Birgit Kloppenburg (Museumsschule) und �� Zusammenarbeit mit der Museumsschule Barbara Kirschbaum (Museumsdienst/NS-DOK) verbrachten Seminar für Stipendiatinnen und Stipendiaten der Hans-Böck- einen Nachmittag mit den Lehrerinnen und Lehrern und stell- ler-Stiftung. Die Kooperation mit der Museumsschule wurde erfolgreich ten die verschiedenen Möglichkeiten vor, die das NS-Doku- weitergeführt. Die Museumsschul-Lehrerin Birgit Kloppenburg mentationszentrum für die Arbeit mit Schülerinnen und Schü- betreute insgesamt zehn Klassen aus dem Bereich der Förder-, lern zu bieten hat. Auf der Sitzung vom 4. Dezember 2018 JUGEND- UND SCHÜLERGEDENKTAG Hauptschule, Realschule und des Gymnasiums. Zusätzlich hat der Stadtrat von Troisdorf mehrheitlich für die Namensge- führte sie mit einer Grundschulklasse ein Projekt zur Vorberei- bung gestimmt. Im Sommer 2019 ist geplant, die feierliche Der 21. Jugend- und Schülergedenktag unter dem Motto tung auf die Teilnahme am Schüler- und Jugendgedenktag Namensgebung mit Hilfe von Schüler-Projekten zu gestalten. »Erinnern – eine Brücke in die Zukunft« fand am 26. Januar durch. Auch das Angebot der Sonderausstellung »Deine statt. Moderiert durch ein Team von Schülerinnen und Schü- Anne« nahm sie mit sieben Gruppen wahr. lern der Königin-Luise-Schule präsentierten Jugendliche im �� Seminar für Stipendiatinnen und Stipendiaten der Bühnenprogramm ihre Projekte. Das Gymnasium Kreuzgasse Hans-Böckler-Stiftung war mit mehreren Beiträgen beteiligt: Die Rockband spielte Bühnenprogramm des Jugend- und Schülergedenktags. Hier �� Schulpartnerschaften den selbstgetexteten und -komponierten Song »Zukunft«, Schülerinnen der Käthe-Kollwitz-Realschule. Im September 2018 fand im NS-DOK ein viertägiges Seminar anschließend stellten Schülerinnen und Schüler derselben Zum Stichtag Ende 2018 bestehen formal bestätigt sechs für Stipendiatinnen und Stipendiaten der Hans-Böckler-Stif- Schule ihre Auseinandersetzung mit dem NS-Ghetto Riga vor: Schulpartnerschaften: Erich-Kästner-Gymnasium Köln, Gym- tung statt. Unter der Leitung von Dr. Martin Rüther und unter »Menschliche Rohheit scheint keine Grenzen zu kennen«. nasium Schaurtestraße Köln, Montessori-Gymnasium Köln, Beteiligung von Dr. Thomas Roth (Vortrag über die Kölner Auch die Königin-Luise-Schule machte deutlich, dass sich St. Michael-Gymnasium Bad Münstereifel, Gesamtschule Ber- Gestapo) und Barbara Kirschbaum (Stadtteilführung in Ehren- Kinder und Jugendliche in vielfältiger Form mit dem Gesche- gheim und nicht zuletzt das Gymnasium Kerpen, dessen zehn feld) wurden den Studierenden unter dem Titel »Unange- hen in Auschwitz beschäftigen: So zeigten sie mit Klavier­ Klassen der Jahrgangsstufe 9 das NS-Dokumentationszent- passte Jugendliche und Drang nach Selbstbestimmung – begleitung eine Fotopräsentation mit dem Titel »Geraubtes rum eine Woche lang intensiv nutzten. Geschichtspolitische Debatten und Werte am Beispiel der Leben«. Im Rahmen einer Kooperation mit dem Verein »Hei- 78 NSDOK JAHRESBERICHT 2018

AUDIO-GUIDE IN ACHT SPRACHEN stellungsstruktur angepasst und waren dementsprechend Kurz vor Beginn der Veranstaltung auch nur auf Deutsch. Die Neugestaltung der Gedenkstätte zum 10jährigen Jubiläum der Der Audio-Guide des NS-Dokumentationszentrums liegt in im Jahr 2009 hingegen wurde von vornherein auf Deutsch Info- und Bildungsstelle gegen acht Sprachen vor: Deutsch, Englisch, Französisch, Hebräisch, und Englisch ausgeführt. Auch selbstproduzierte Sonderaus- Rechtsextremismus. Niederländisch, Polnisch, Russisch und Spanisch. Er umfasst stellungen werden seit einiger Zeit auch in einer englisch­ eine Länge von dreieinviertel Stunden pro Sprache. Er wird sprachigen Version angeboten. seit 2013 in allen acht Sprachen und in vollständiger Länge auf der neugestalteten Internetseite angeboten. Der Audio- Durch eine erhebliche Erweiterung des sehr bewährten guide erfreut sich wachsender Beliebtheit. Die Anzahl der Audioguides der Berliner Firma tonwelt wurde dieser durch ausgegebenen Geräte ist im Jahr 2018 mit 12.215 Auslei- eine zusätzliche Vertiefungsebene ergänzt und verfügt nun hen im Vergleich zum Jahr 2017 um 747 Ausleihen gestiegen über eine Dauer von über fünf Stunden. Exponate, Abbildun- (2017: 11.468 Ausleihen; 2007: 3.066 Ausleihen). Dies ent- gen und Dokumente wurden erläutert. Die Besucherinnen spricht einer Steigerung von 6,5 Prozent im Vergleich zum und Besucher erhalten damit die Möglichkeit, sich in den ein- Vorjahr und um das Vierfache seit Einführung der Audiogui- zelnen Ausstellungsräumen mit zentralen Dokumenten, Foto- des im Jahr 2007. Dies belegt das wachsende Interesse von grafien oder Objekten auseinanderzusetzen. Sie können sich ausländischen Touristen am NS-DOK. über wichtige Ereignisse und zentrale Orte informieren, Maß- nahmen und Vorgehen der Kölner Verfolgungsbehörden an Dabei waren die englischen Führungen mit 5.362 (2017: Einzelfällen nachvollziehen. Schicksale von Verfolgten und die 5.851) Ausleihen am häufigsten nachgefragt. Ein besonders Biografien von Tätern können anschaulich erfahren werden. starker Anstieg ist seit Jahren bei Besucherinnen und Besu- chern aus Spanisch sprechenden Ländern zu verzeichnen. Die Produktion des erweiterten Audioguides erfolgte 2017 Auch 2018 stieg die Zahl mit 3.928 Ausleihen sehr deutlich zunächst in einem ersten Schritt in den Sprachen Deutsch, (2017: 2.093). Es folgten Deutsch mit 1.528 (1.690), Franzö- Englisch, Französisch, Niederländisch und Spanisch. Die wei- sisch mit 511 (692), Niederländisch mit 422 (617), Russisch teren im NS-DOK angebotenen Sprachen Hebräisch, Polnisch mit 386 (444), 55 Polnisch mit (70) und Hebräisch mit 23 und Russisch folgten 2018. Leider fehlte 2018 die Zeit, die (11). Neumontage der Nummern in der Dauerausstellung vorzu- Seit Jahren hat das NS-Dokumentationszentrum versucht, das nehmen. Dies soll nun 2019 erfolgen. Dann verfügt das Problem zu lösen, dass die Dauerausstellung »Köln im Natio- NS-DOK nicht allein über eine englischsprachige Übersetzung nalsozialismus« nur auf Deutsch präsentiert wird. Als die zur Dauerausstellung, sondern kann diese in nicht weniger als Ausstellung 1997 fertiggestellt wurde, war an den großen sieben nicht-deutschen Sprachen anbieten. Zudem erhalten internationalen Erfolg nicht zu denken. Die mehrfachen auch die deutschsprachigen Gäste des Hauses ein weiteres umfassenden Änderungen und Erweiterungen der Daueraus- umfassendes Angebot, da die Texte auch auf Deutsch produ- stellung in den späteren Jahren wurden der bisherigen Aus- ziert wurden. IBS – INFO- UND BILDUNGSSTELLE GEGEN RECHTS­- EXTREMISMUS 80 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 IBS 81

DIE ARBEIT DER IBS mensetzt. Recht spontan wurden im Anschluss an die Chem- nitzer Vorkommnisse etwa 80 rechte Hooligans und Neonazis Die Aufmärsche und Ausschreitungen in Chemnitz im Som- aus Köln zum Breslauer Platz mobilisiert. Kurz nach diesem mer 2018 zeigten das Mobilisierungspotenzial der rechten Auftritt gab sich die Gruppe mit »Internationale Kölsche Szenen; sie hatten auch eine Sogwirkung auf die extreme Mitte« (IKM) einen neuen Namen und meldete in den folgen- Rechte in Nordrhein-Westfalen und Köln. Die Ereignisse den Wochen mehrere Kundgebungen und Demonstrationen haben vielerorts Erschrecken, Diskussionen und Aktivitäten in der Kölner Innenstadt an. Aus dem Umfeld dieser Veran- ausgelöst, die zum Ausdruck brachten, wie viele Menschen staltungen kam es zu mehreren gewalttätigen Übergriffen. sich gegen Rassismus und für Demokratie einsetzen. Dieses Im Dezember gab man via Facebook bekannt, dass die Engagement ist jedoch – unabhängig von den Konjunkturen Demonstration am zweiten Advent die »vorerst letzte« von öffentlicher Aufmerksamkeit – eine Daueraufgabe und ein IKM gewesen sei. gesamtgesellschaftlicher Prozess, an dem sich die Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus mittlerweile seit Auf neonazistischer Seite war im Jahr 2018 der Kreisverband über zehn Jahren beteiligt. Im Jubiläumsjahr 2018 wurden (KV) Rhein-Erft von »Die Rechte« der aktivste Akteur im Köl- Am Tag der Urteilsverkündung im NSU-Prozess werden in der Keupstraße Bilder der Opfer gezeigt. wichtige Weichen für die Weiterentwicklung der ibs gestellt. ner Umland. Zu den wiederkehrenden Aktionsformen gehör- ten neben dem Verteilen von Flugblättern auch Kundgebun- gen und Saalveranstaltungen. Unter dem Motto »Soldaten Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit begann Ende 2018 die rassistisch gedeutet werden soll. Sexualisierte Gewalt gegen �� Zwischen Auflösung… berichten« luden die Aktivisten Richard Neubrech ein, der als Wiederauflage des gescheiterten Prozesses gegen das Frauen und Mädchen ist nach Meinung der Initiatorinnen und ehemaliges Mitglied einer Panzer-Division von seinen Erleb- Aktions­büro Mittelrhein. Dabei sind auch Neonazis aus dem Initiatoren vornehmlich ein Problem von Asylbewerbern und Nach einem Tötungsdelikt kam es im Sommer 2018 in Chem- nissen bei der Waffen-SS berichtete. Zu den inhaltlichen Kölner wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und Kör- Migranten. Der Name »120 Dezibel« bezieht sich auf die Laut- nitz zu mehreren großen Demonstrationen und rassistischen Schwerpunkten gehörte die Kampagne für die wegen perverletzung angeklagt. Der Prozess musste jedoch direkt stärke eines handelsüblichen Taschenalarms. Hierzu verteilten Übergriffen. Die massive Präsenz auf der Straße rief bei der Holocaust-Leugnung inhaftierte Ursula Haverbeck, für die eingestellt werden und wird nun ein drittes Mal aufgerollt. Aktivistinnen etwa Taschenalarme und Flugblätter oder hiel- extremen Rechten Faszination hervor, sie feierten Chemnitz man auch in Bielefeld auf die Straße ging. Im April bekannte ten Mini-Kundgebungen mit Transparenten in der Domstadt als eine Art Fanal. So reisten auch Mitglieder der Gruppe sich der KV Heinsberg zu einer Installation einer sogenannten Andere Parteien der extremen Rechten, wie die NPD und die ab. Ins gleiche Horn stößt auch die Gruppe »Widerstand »Köln für deutschen Sozialismus« nach Sachsen, die ansons- Todes-Rune an der Kriegsgräberstätte in Vossenack und auch »Republikaner«, blieben weiterhin am Rande der Bedeutungs- steigt auf«, die im Herbst mehrere Kundgebungen in Köln und ten vor Ort lediglich mit vereinzelten »Infotischen« in der der KV Rhein-Erft bepflanzte im Vorfeld des 8. Mai ein Beet losigkeit. »Pro Köln«, mit der sich die ibs jahrelang intensiv Bonn organisierte. Innenstadt unter dem Motto »Köln bleibt deutsch« auf sich vor dem Kriegerdenkmal in Pulheim in Runenform. Derartiges befasst hatte, gab im April die Auflösung bekannt. Seitdem aufmerksam machte. Anders der »Begleitschutz Köln e.V.«, der extrem rechtes Heldengedenken kommt im Regierungsbezirk werden die beiden verbliebenen Mandate im Rat unter dem Die IB-Abspaltung »Identitäre Aktion« hat ihr Aktionsfeld nach den Silvestervorfällen in Köln 2015/16 entstanden war Köln – beispielsweise am Volkstrauertag auf dem Melaten- Namen »rot-weiß« ausgeübt. Das landesweite Pendant, »pro nach wie vor schwerpunktmäßig im Raum Eitorf im Rhein- und sich vor allem aus Personen des Hooliganmilieus zusam- friedhof – immer wieder vor. NRW«, existiert zwar weiterhin, doch ist die Kleinstpartei Sieg-Kreis. Dort machte die Gruppe im Jahr 2018 nur verein- kaum wahrnehmbar. Eine Ausnahme bildet die Stadt Lever­ zelt auf sich aufmerksam. Überregional beteiligte man sich kusen, wo »pro NRW« mit zwei Sitzen vertreten ist. Unter dem hingegen mehrfach – wie auch Mitglieder anderer Organisa­ Motto »Trauermarsch für die Opfer der Flüchtlingsmorde tionen im Rheinland – an extrem rechten Aufmärschen und infolge Merkels verkorkster Einwanderungspolitik« veranstal- Aktionen. tete man im Oktober zusammen mit »Abakus e.V.« und weite- ren Kleinstgruppen eine Demonstration, an der lediglich 30 Im Juli 2018 wurde das Urteil im NSU-Prozess nach über fünf Personen teilnahmen. Eine Folgeveranstaltung im November Jahren Verhandlungen am Oberlandesgericht in München wurde kurzerhand wieder abgesagt. gesprochen. Es war der größte Prozess seit der Wiedervereini- gung zu einer beispiellosen extrem rechten Tatserie. In dem Prozess ging es auch um die zwei Kölner Anschläge in der �� …und Aktionismus Probsteigasse und der Keupstraße. Die lokale rechte Szene äußerte sich jedoch nicht zum Urteil. Am Thema hatte der mangelnde Zuspruch sicherlich nicht gelegenen, denn »Flucht und Migration« bleiben für die ­extreme Rechte weiterhin relevante Inhalte. Die »Identitäre �� Köln als Veranstaltungsziel Bewegung« (IB), die sich bereits Anfang Januar 2018 die Hohenzollernbrücke als Schauplatz für eine ihrer medialen Im Regierungsbezirk Köln (RB Köln) fanden neben den Inszenierungen ausgesucht hatte, versuchte neben ihren Akti- genannten noch weitere öffentliche Veranstaltungen statt. ­ vitäten im Internet mit Flyern, Aufklebern und kleineren Im April versammelten sich Personen aus dem Umfeld von ­Aktionen in Köln Hetze gegen Geflüchtete und Migrantinnen HoGeSa, der AfD und der »Identitären Bewegung« für eine und Migranten zu machen. Im November wurde schließlich Kundgebung auf dem Alter Markt in Köln gegen das Netz- bundesweit nach Bonn gegen den UN-Migrationspakt mobi­ werkdurchsetzungsgesetz, im August waren es die »Patrioten lisiert. Es kamen etwa 300 Personen aus den Reihen der IB. NRW«, die »für Meinungsfreiheit« auftraten, und im Septem- Hinzu kamen mehrere Aktionen von »120 Dezibel«, eine Kam- ber protestierte das christlich-fundamentalistische Bündnis Rechtsextremes Heldengedenken an der Kriegsgräberstätte in Vossenack, April 2018. pagne aus dem IB-Milieu, mit der die #metoo-Kampagne »Demo für alle – Familie, Ehe, Leben« u. a. gegen eine »Sexualpädagogik der Vielfalt«. 82 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 IBS 83

Insgesamt zeigte sich im Jahr 2018, dass Köln ein beliebtes Das Innenministerium NRW hat für das erste Halbjahr 2018 Die AfD und andere sogenannte rechtspopulistische Organi- Veranstaltungsziel für Auftritte der extremen Rechten und insgesamt 995 rechtsextreme Straftaten erfasst, dabei sationen versuchen, die Teile der Bevölkerung zu mobilisieren, von Rechtspopulisten bleibt. Etliche davon fanden in unmit- liegt Köln mit 62 auf dem ersten Platz. Im Vergleich zum die das Vertrauen in demokratische Institutionen verloren telbarer Nähe des Kölner Hauptbahnhofs statt. Köln und der ersten Halbjahr 2017 sind die Zahlen deutlich gesunken, eine haben, sich vom politischen System nicht repräsentiert sehen Kölner Dom, der als Wahrzeichen für das christliche Abend- endgültige Bewertung kann erst dann vorgenommen werden, und die verschiedenen Ungleichwertigkeitsvorstellungen land oder auch säkular für »unsere Kultur« gedeutet wird, wenn alle Zahlen für das Jahr 2018 vorliegen. Dabei lässt sich zustimmen. Dass die Ablehnung bestimmter gesellschaftlicher haben weiterhin Symbolcharakter für die extreme Rechte. jedoch erfahrungsgemäß sowohl bei den Gewalt- wie auch Gruppen weit verbreitet ist, zeigt beispielsweise die repräsen- Festzustellen ist jedoch auch, dass rassistische und extrem den Propagandadelikten eine relativ hohe Dunkelziffer ver- tative »Autoritarismus-Studie« der Universität Leipzig, die im rechte Mobilisierungen beispielsweise gegen »Gewalt von muten. Auch werden viele alltägliche Mikroaggressionen und Herbst 2018 veröffentlicht wurde. Demnach würde über ein Migrantinnen und Migranten«, die an anderen Standorten in Diskriminierungen nicht von der Statistik erfasst. Viertel »Ausländer« wieder in ihre Heimat zurückschicken, Deutschland teilweise auf fruchtbaren Boden stoßen, in Köln wenn in Deutschland die Arbeitsplätze knapp werden. Ist Jugendpolitiktag »Du und deine Demokratie« der Konrad-Ade- nicht sonderlich erfolgreich sind. Die Zahl der Teilnehmenden die Zustimmung zu dieser Aussage über die letzten Jahre nauer-Stiftung und des Hauses der Geschichte mit Pierre Klapp. bewegte sich in der Regel im zweistelligen Bereich und �� Ein weites Feld konstant, so ist die Abwertung von Muslimen gestiegen. Wäh- konnte nur in Ausnahmefällen auf knapp über 100 Personen rend sich beispielsweise 2010 rund 33 Prozent der Befragten rechtsextreme Szenen vor Ort, wie die »Identitäre Bewegung« steigen. Das Feld, auf dem die ibs angefragt wird, ist seit einigen Jah- »durch die vielen Muslime als Fremde im eigenen Land« fühl- in Köln oder Aachen, andere drehten sich – wie schon im Jahr ren jedoch unübersichtlicher geworden. Mit der »Alternative ten, sind es 2018 nun 55 Prozent. Auch Sinti und Roma erfah- 2017 – um den Rechtspopulismus. Die Mitarbeiterinnen und für Deutschland« (AfD) hat sich in den Bundes- und Landtagen ren eine massive Ablehnung: 60 Prozent der befragten Deut- Mitarbeiter der ibs referierten dazu im Rahmen einer »Hilfe wie in den Kommunen eine Partei etabliert, die auch für die schen stimmen der Aussage zu, dass Sinti und Roma zur zur Erziehung«-Konferenz der Caritas im Erzbistum Aachen, ibs Thema ist. Zwar distanziert sich die AfD verbal vom Kriminalität neigen. beleuchteten die Agitation aus diesem völkisch-autoritären Rechtsextremismus. Andererseits sind innerhalb der Partei Milieu gegen LSBTI (Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Inter­ rassistische, islamfeindliche, antisemitische und geschichtsre- sexuelle) beim vom LSVD organisierten Regenbogenparla- visionistische Äußerungen vorhanden. Aus den Reihen der �� Demokratiebildung ment im FORUM VHS oder analysierten die Hetze gegen Politik ist seit 2018 stärker der Ruf nach einer Beobachtung Geflüchtete beim Vernetzungstreffen der Kölner Willkommens­ durch den Verfassungsschutz hörbar. Die Demokratiebildung zählt zu den wesentlichen Aufgaben initiativen in Köln-Mülheim. Stärker gefragt waren 2018 der ibs. Ihre präventiv-pädagogischen Angebote sollen ers- jedoch eintägige Workshops, in denen es um den Umgang Im nordrhein-westfälischen Landtag sind Abgeordnete aus tens das Wissen vermitteln, das für die Auseinandersetzung mit rechten Sprüchen und Parolen ging und die vor allem im dem Regierungsbezirk Köln vertreten, Gleiches gilt für die mit Rechtsextremismus nötig ist, zweitens zur kritischen Aus- Projekt »Qualifizierung und Begleitung« (s. u.) umgesetzt wur- AfD-Bundestagsfraktion und landesweite Gliederungen wie einandersetzung mit Ressentiments jenseits des rechten Ran- den. Die »Internationale Kölsche Mitte« demonstriert im November 2018 vor die JA NRW, in der ebenfalls etliche Kölner vertreten sind. des befähigen und daher auch rassismus- und antisemitismus- dem Kölner Hauptbahnhof gegen den UN-Migrationspakt. Die Partei gilt in NRW und Köln als gemäßigt, doch auch hier kritische Ansätze verfolgen und drittens für ein Engagement Die ibs widmete sich im Jahr 2018 intensiver der Frage, wie finden sich Annäherungsversuche an extrem rechte Organi­ für Demokratie und Vielfalt motivieren. Diese Elemente spie- eine Bildungsarbeit für eine lebendige Demokratie aussehen Von den nach eigenem Monitoring insgesamt 106 extrem sationen, vor allem der »Identitären Bewegung«. Dies zeigte gelten sich auch in den 2018 durchgeführten Veranstaltun- kann. Dazu zählt die Mitarbeit bei den konzeptionellen Arbei- rechten Demonstrationen und Kundgebungen in NRW (ohne sich im Jahr 2018 erneut in Magazinen, wie dem vom Vorsit- gen wider, wie sich an ausgewählten Beispielen zeigen lässt: ten zum Haus für Erinnern und Demokratie, die 2018 weitest- Aktionen der AfD), wurden 34 im Regierungsbezirk Köln zenden der AfD Leverkusen produzierten »Arcadi«-Magazin, In dem landesweiten Studientag »Erziehung nach Auschwitz« gehend abgeschlossen wurden. Jetzt wird es um die Erpro- durchgeführt, davon fielen allein 23 auf das Stadtgebiet Köln. in Treffen mit Funktionären oder in Sympathiebekundungen – wie auch in Seminaren für angehende Pädagoginnen und bung und Realisierung gehen. Für die im Schuljahr 2018 an Darüber hinaus kam es 2018 zu mehreren Gewalttaten. Ein teilweise auch von Mandatsträgerinnen und Mandatsträgern Pädagogen an der Technischen Hochschule Köln oder der den Start gegangene Helios-Schule wurde ein »Demokratie-­ paar Beispiele: Im Juni betrat ein 28-jähriger Deutscher eine – in den sozialen Netzwerken. Die AfD rief mit ihren Aktivitä- Fachhochschule des Mittelstandes Köln wurde der Frage Baustein« entwickelt, der zusammen mit Schülerinnen und von irakischen Kurden betriebene Shisha-Bar im Kölner Stadt- ten, beispielsweise der Organisation von Saalveranstaltungen, nachgegangen, was die Auseinandersetzung mit dem Thema Schülern sowie Lernbegleiterinnen und Lernbegleitern durch- teil Humboldt/Gremberg und fing unvermittelt an, auf Gäste immer wieder zivilgesellschaftlichen Widerspruch hervor. In »Nationalsozialismus« gegen Rassismus und Rechtsextremis- geführt und perspektivisch in den Lehrplan der Schule imple- und Bedienstete des Cafés einzuschlagen. Dabei soll er diesen Konflikten wird auch die Expertise der ibs abgerufen. mus bewirken kann. In mehreren Vorträgen ging es um mentiert werden kann. Das Modul »Demokratie« wird schon »Scheiß Ausländer« und weitere rassistische Beleidigungen seit einigen Jahren (und so auch 2018) als Teil der Ausbil- gebrüllt und sich als »Nazi« ausgegeben haben. Im August kam dungsreihe für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren des es im Kölner Sportpark Höhenberg während des DFB-Pokal- Projektes »180-Grad-Wende« umgesetzt, wobei die Ausein­ spiels zwischen Viktoria Köln und RB Leipzig zu rassistischen andersetzung mit der NS-Vergangenheit mit der Gegenwart Beleidigungen und Körperverletzungen auf der Fantribüne verbunden wird. Beispielhaft steht hierfür eine Veranstaltung und im September ermittelte die Polizei Köln wegen einer für die Konrad-Adenauer-Stiftung und das Haus der Geschichte gefährlichen Körperverletzung am Zülpicher Platz mit »frem- in Bonn. In dem Workshop »Gegenwärtige Vergangenheiten« denfeindlichem Hintergrund«. Daneben kam es zu Propagan­ im Rahmen des Jugendpolitiktages »Du und deine Demokra- dadelikten oder zu Aktionen, die nicht strafbewehrt sind. Aus tie« beschäftigten sich die Teilnehmenden in Kleingruppen mehreren Städten des RB Köln wurden neonazistische und mit verschiedenen »erinnerungspolitischen Stationen« der rassistische Aufkleber und Sprühereien gemeldet. Dabei han- BRD-Geschichte, die in einem Zeitstrahl gerahmt und schließ- delt es sich teilweise um organisierte Aktionen von Gruppen lich hinsichtlich der Fragen diskutiert wurden, was das alles wie »Syndikat 52« aus Aachen oder der »Identitären Bewe- mit unserer Demokratie zu tun, welche Bedeutung Demokra- gung« im Rheinland (die 2018 vor allem im Kölner Norden tie für unsere Gesellschaft, aber auch für uns als Individuen präsent waren), oft sind sie aber auch keinem bestimmten hat. Spektrum zuzuordnen, weil sie etwa von Einzelpersonen ver- Die Gruppe »Patrioten NRW« demonstriert im August 2018 am Engagierte Diskussionen in einem ibs-Workshop. klebt wurden. Breslauer Platz. 84 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 IBS 85

�� Antisemitismus semitismus für den Religionsunterricht der Synagogen-Ge- meinde Köln. In den von der ibs gestalteten Einheiten ging Das Thema Antisemitismus, das für die ibs schon seit ihrem es um die Frage, wie jüdische Schülerinnen und Schüler Anti­ Bestehen eine Rolle gespielt hat, rückte im Jahr 2018 noch semitismus erfahren und welche Handlungsmöglichkeiten es stärker in den Mittelpunkt. So gab es mehrere Ereignisse mit gibt. Gemeinsam mit der Kölnischen Gesellschaft für Christ- antisemitischem Hintergrund. Der Angriff auf einen Kippa-­ lich-Jüdische Zusammenarbeit wurde die Überarbeitung der tragenden Israeli in Berlin im April 2018 führte in vielen Städ- Broschüre »Antisemitismus als Problem der schulischen und ten zu Solidaritätsaktionen mit Jüdinnen und Juden, in Köln außerschulischen Bildungsarbeit. Pädagogische und didakti- versammelten sich unter dem Motto »Kippa Colonia« rund sche Handreichungen für Multiplikatoren und Multiplikatorin- 1.000 Menschen vor dem Dom. Im Juli 2018 kam es in Bonn nen«, deren dritte Auflage zwischenzeitlich auch schon ver- zu einem antisemitischen Übergriff auf einen jüdischen Hoch- griffen ist, begonnen. Entstehen wird ein neues Handbuch, schulprofessor im Hofgarten und die Medien berichteten ver- das neben der Darstellung der verschiedenen Facetten des mehrt über judenfeindliche Übergriffe und Schmähungen auf Antisemitismus didaktische Hinweise und vor allem viele deutschen Schulhöfen. Die Bundesregierung wie auch die ­konkrete Methoden und Materialien für die Bildungsarbeit Landesregierung NRW richteten das Amt eines bzw. einer enthalten soll. Ebenfalls in Kooperation mit der Kölnischen Antisemitismusbeauftragten ein, der Rat der Stadt Köln ver- Gesellschaft und mit der SABRA-Servicestelle für Antidiskrimi- Isabelle Jabarine (Moderation), Dr. Maruta Herding (DJI) und Dr. Nils Schumacher (Uni Hamburg) auf der Tagung »Islamismus und Rechts- abschiedete im Juli 2018 eine Resolution gegen Antisemitis- nierungsarbeit, Beratung bei Rassismus und Antisemitismus extremismus im kritischen Vergleich« am 26. November 2018. mus, in der u. a. der Wille zum Ausdruck gebracht wird, die der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, entstand ein Konzept zur Bekämpfung des Antisemitismus an Schulen zu begleiten und Auseinandersetzung mit Antisemitismus für Dozierende in zu unterstützen. Integrationskursen der VHS. Den Hintergrund dafür bildeten interessante Resolution zum Antisemitismus. Das NS-DOK �� Islamismus Erfahrungen in der beruflichen und freiwilligen Flüchtlings­ sah darin eine gute Gelegenheit, für seine Idee zu werben, die arbeit sowie Erlebnisse der von Antisemitismus Betroffenen. Bildungs- und Beratungsarbeit gegen Antisemitismus und Im Jahr 2016 hatte die ibs die Diskussion um die Vergleich- Um sich diesem komplexen Thema zu nähern, fand im April Rassismus nachhaltig zu stärken. In Schreiben an die Fraktion­s­ barkeit von Islamismus und Rechtsextremismus aufgenom- im NS-DOK die Tagung »Antisemitismus und Geflüchtete« vorsitzenden und kulturpolitischen Sprecher wurde für die dafür men. Fortgeführt wurde sie in diesem Jahr mit zwei Projekten. statt, die die ibs zusammen mit dem Kölner Flüchtlingsrat, notwendige neue Stelle geworben und als ihre wesentlichen Zum einen das Theaterstück »Locked«, in dem sich eine Isla- dem Forum für Willkommenskultur, der Synagogen-Gemeinde Aufgaben genannt: mistin und eine Rechtsradikale ungewollt in einem Keller wie- Köln, SABRA, der Kölnischen Gesellschaft und dem Projekt derfinden und sich nun ein »Dialog« zwischen beiden ent- 180-Grad-Wende konzipiert hatte. ❙ »Konzeption neuer Bildungsangebote und Methoden, die spinnt. Die ibs hatte die Autorin hierfür beraten und stand für den Herausforderungen der Migrationsgesellschaft ent­ mehrere Podiumsdiskussionen im Anschluss an Aufführungen Ziel war es, den oft emotional geführten Debatten eine sprechen im Theater Klüngelpütz zur Verfügung. genauere Problembeschreibung entgegenzusetzen und Stra- ❙ Durchführung von Workshops für Schulen in Köln zum Thema Im November wurde mit den gleichen Kooperationspartnern tegien zu diskutieren, die einerseits Antisemitismus nicht ver- Antisemitismus, Menschenfeindlichkeit und Demokratie wie in 2016 eine Tagung organisiert, die 2018 unter dem Titel harmlosen und andererseits auch keine Pauschalisierungen ❙ Schulungen zur Qualifizierung und Sensibilisierung von »Narrative des Rechtsextremismus und Islamismus im kriti- Marina Chernivsyka von der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in und Stereotype über Geflüchtete produzieren, sondern viel- ­pädagogischen Fachkräften schen Vergleich«. Ausgehend von der Feststellung, dass beide Deutschland e.V. referiert auf der Tagung »Antisemitismus und Geflüchte- mehr an die Erfahrungswelten, Lebensrealitäten und Poten­ ❙ Beratung von Multiplikatoren und Multiplikatorinnen, die Phänomene vergleichbare weltanschauliche Vorstellungen te« am 25. April 2018 im NS-DOK. ziale der Menschen anknüpfen, die als Geflüchtete nach Bildungsangebote wahrnehmen wollen bezüglich der Ungleichwertigkeit von Menschen aufweisen Deutschland gekommen sind. Die Virulenz dieser Fragen spie- ❙ Kooperationen und Netzwerke mit weiteren Akteuren, die in (und dabei der Antisemitismus eine wichtige Rolle spielt) Neben der historisch-politischen Bildungsarbeit gibt es dazu gelte sich in dem hohen Interesse an dem Fachaustausch der Antisemitismusprävention tätig sind wurde in Expertinnen- bzw. Expertengesprächen der Frage im NS-DOK auch für die Auseinandersetzung mit aktuellen wider. Die Vorbereitungen der Tagung zeigten für die ibs ❙ (Mobile) Beratung zur Auseinandersetzung mit Antisemitis- nachgegangen, was verbindende und was trennende Elemente Formen des Antisemitismus einige Ansätze: Gemeinsam mit erneut, wie gewinnbringend und wichtig es auch für weitere mus«. sind, wo der Vergleich für die Analyse taugt und wo er seine den Teamerinnen und Teamern für die Schul-Workshops der Projekte und Angebote sein wird, die Fragen an die Auseinan- Grenzen findet. ibs war bereits im Juni 2018 im Rahmen der regelmäßig statt- dersetzung mit Antisemitismus intensiv mit Kooperationspart- Bei allen demokratischen Fraktionen stieß der Vorschlag auf findenden Reflexionstreffen überlegt worden, ob und wie ner/innen zu diskutieren, die verschiedenen Perspektiven eine große Zustimmung. Durch Beschluss über den sogenann- man das Thema stärker in die Standard-Workshops integrieren aufzunehmen und die unterschiedlichen Kompetenzen zusam- ten Veränderungsnachweis im Finanzausschuss wurde die �� Daten, Zahlen, Fakten kann. Das ebenfalls in erster Linie von Schulklassen genutzte menzubringen. Stelle in den Stellenplan aufgenommen und schließlich vom Geschichtslabor wurde überarbeitet, sodass – analog zum Rat zusammen mit dem Haushaltsplan beschlossen. Noch Verantwortlich für die Aktivitäten zeichnen Hans-Peter Kill- Workshop »Jugend im NS« – künftig fünf Gruppen parallel zu 2018 konnten grundlegende Überlegungen zu einem diffe- guss als Leiter der ibs, Patrick Fels im Projekt »Mobile Bera- Rassismus und Antisemitismus arbeiten können. Geblieben ist �� Neuer Aufgabenschwerpunkt für die ibs: Bildungsarbeit renzierten Konzept entwickelt und das Stellenbesetzungsver- tung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Köln«, die Geschichte zum NSU, die Erzählung zum antimuslimischen gegen Antisemitismus und Rassismus fahren eingeleitet werden. Ilja Gold im Projekt »Qualifizierung und Begleitung« und Rassismus wurde leicht, die zum Rassismus gegen Schwarze ­Felicia Köttler und Pierre Klapp als freie Mitarbeiterin bzw. komplett überarbeitet. Neu hinzugekommen sind die Biogra- 2018 beschloss der Rat, eine neue, unbefristete wissenschaft- Hatte bis dahin in den zehn Jahren des Bestehens von ibs nur Mitarbeiter (zu den Projekten s. u.). phien einer Geflüchteten und einer Jüdin. lich-pädagogische Stelle innerhalb der Info- und Bildungs- Hans-Peter Killguss als ihr Leiter eine unbefristete Stelle inne, Im Jahr 2018 hielten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der stelle zu schaffen, mit dem Ziel, die Bildungsarbeit gegen konnte mit der neuen Stelle ihre Zahl verdoppelt werden. Dies ibs 32 Vorträge beziehungsweise gaben Inputs bei Podiums- In Zusammenarbeit mit der Referentin des Museumsdiensts Antisemitismus und Rassismus auszubauen und zu versteti- erweitert die Arbeit der ibs inhaltlich und personell wesentlich. diskussionen oder organisierten Abendveranstaltungen. Ne- im NS-DOK entstand eine Unterrichtsreihe zum Thema Anti- gen. Im Juli 2018 verabschiedete der Rat der Stadt eine sehr Das beste »Geschenk« für das 10jährige Jubiläum von ibs! ben 90 Workshops, die von der ibs durchgeführt wurden, 86 NSDOK JAHRESBERICHT 2018

Veranstaltungen der ibs seit 2008. Die Arbeit der Info- und Bildungsstelle wurde sechs Mal vor- gestellt, beispielsweise für ein Austauschprojekt der Hoch- schule Düsseldorf mit der University Hartford (USA). Dazu kamen themenspezifische Führungen durch die Ausstellung »Im rechten Licht« im Kölnischen Stadtmuseum sowie in der Sonderausstellung »Angezettelt« im NS-DOK, für die die ibs eine Vitrine mit Beispielen aus Köln gestaltet hatte (s. S. 32f.). Die ibs beteiligte sich 2018 an sieben Tagungen, darunter zwei Regionaltagungen von »Schule Ohne Rassismus«. Hinzu kommen zwei Seminare an der Universität zu Köln sowie drei weitere Formate wie beispielsweise die Beteiligung am »Internationalen Tag gegen Rassismus« im März. Insgesamt führte die ibs somit 250 Veranstaltungen zum Thema Rechtsextremismus und Rassismus durch oder war direkt an diesen beteiligt. wurde über den Museumsdienst 40 Mal der »Workshop Rechtsextremismus« im Rahmen des Geschichtslabors ge- bucht (größere Gruppen werden geteilt, sodass zwei parallel �� Ein breites und buntes Netzwerk laufende Veranstaltungen und daher genau 70 Workshops anfielen). Exakt 40 Fortbildungen, Schulungen und Trainings Der Festakt im September 2018 anlässlich des 10-jährigen fanden im Jahr 2018 statt. Damit liegt die Zahl der Work- Jubiläums der ibs, zu dem in erster Linie die Kooperations- shops und Seminare zusammengenommen auf dem gleichen partnerinnen und -partner eingeladen waren, zeigte nochmals Niveau wie im Jahr 2017. Die große Nachfrage konnte nur mit eindrucksvoll, welch wertvolles Netzwerk unterschiedlicher Auftritt von Florian Zenker und Musiker-Gruppe beim Jubiläum der ibs. Unterstützung freier Teamerinnen und Teamer bedient wer- Personen aus Initiativen, Bildungsträgern, Wohlfahrtsverbän- den. Diese führten standardisierte dreistündige Workshops den und weiteren Organisationen seit der Gründung der Info- zum Thema Rechtsextremismus wie zum Thema Rassismus und Bildungsstelle entstanden ist. Die ibs begleitet Bündnisse wie »Köln stellt sich quer« oder durch, sie griffen aber auch andere Themen (beispielsweise Zu den wichtigsten gehört dabei der »Verein EL-DE-Haus e.V.«, »Köln gegen Rechts« und steht auch stadtteilorientierten Antisemitismus) auf. Die Workshops werden für Schulen in der seit seiner Gründung im Jahr 1988 gegen Rechtsextremis- Bündnissen wie »Kein Veedel für Rassismus« bei Bedarf zur Köln kostenfrei angeboten und über das Landesprogramm mus Stellung bezieht und mit dem u. a. ein Workshop zu rech- Seite. »NRWeltoffen« finanziert. Die Workshops im Rahmen des ten Sprüchen und Parolen durchgeführt wurde. Auf der jähr­ Als Ansprechpartner für diverse Fragen zum Thema Rechtsex- Kooperationsprojektes mit dem NS-Dokumentationszentrum lichen Mitgliederversammlung hielt Hans-Peter Killguss einen tremismus wie auch für eine professionelle Verständigung und der »Akademie Vogelsang IP«, bei denen Schülerinnen Gastvortrag zum Thema »Antisemitismus in Köln«. über Vermittlungsformen standen etliche Menschen zur Ver- und Schüler die zwei historischen Orte besuchen und sich Zur Netzwerkarbeit gehören auch die gemeinsame Entwick- fügung. Hierzu zählen die Träger »Mobiler Beratung gegen dabei auch mit aktuellen Phänomenen beschäftigen, werden lung von Projekten oder die Unterstützung von Veranstaltun- Rechtsextremismus« in den anderen Regierungsbezirken von Teamenden unterstützt. Ebenso die Veranstaltungen für gen. Mit der Akademie Vogelsang IP | NS-Dokumentation Nordrhein-Westfalens sowie die Opferberatung Rheinland, Freiwillige im FSJ oder BFD. Vogelsang, dem Kreismuseum Wewelsburg, der Dokumenta- außerdem die Kolleginnen und Kollegen städtischer Dienst- stellen, im Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neo- Hans-Peter Killguss bei einer Führung durch die Sonderausstellung »Angezettelt«. Voller Saal mit vielen Kooperationspartnerinnen und -partnern nazismus an der Hochschule Düsseldorf oder an der Universi- beim Jubiläum der ibs am 25. September 2018.

tion Obersalzberg und dem Dokumentationszentrum Reichs- parteitagsgelände Nürnberg zusammen wurde im Rahmen einer Tagung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorten an einem »Hand- lungskonzept zum Umgang mit rechtsextremen Besuchern und Besucherinnen« gearbeitet. Unterstützt wurde auch die Ausbildung »Trainer/in Antidiskriminierungsarbeit«, die vom Kommunalen Integrationszentrum Rhein Sieg, dem Rhein- Sieg-Kreis und der Kurdischen Gemeinschaft Rhein-Sieg/ Bonn angeboten wurde. Und nicht zuletzt wurde die Arbeit zum Antiziganismus mit dem Rom e.V. und der Melanchthon-­ Akademie in Form eines Vortrags »Antiziganismus in der deutschen Öffentlichkeit« fortgesetzt. Mit beiden Organisa­ tionen besteht eine langjährige Zusammenarbeit. Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, Hans-Peter Killguss, Ilja Gold und Patrick Fels beim Jubiläum der ibs am 25. September 2018. 88 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 IBS 89

im Vorjahr begonnene Unterstützung von für die Stadtgesell- schaft wichtigen Strukturen wie das Antidiskriminierungsbüro von ÖGG oder die Antidiskriminierungsberatung der Caritas fortgeführt. Dies gilt ebenso für Projekte wie das Mentoren- programm des Forums für Willkommenskultur. Gefördert wurde beispielsweise auch die Kampagne »Unsere Vielfalt. Kölns Stärke«, die in einem partizipativen Prozess mit ver- schiedenen Gruppen entwickelt worden war. Die ibs wird in der Steuerung des Programms von einem »Netzwerk der Netz- werke« beraten, dem neben städtischen Akteuren wie dem Patrick Fels auf dem Beteiligungsforum des Projekts NRWeltoffen Jugendamt, der VHS oder der Punktdienststelle Diversity (seit Fälle der Mobilen Beratung seit 2008. im Kreis Düren. Dezember 2018: Amt für Integration und Vielfalt) Partner wie der Integrationsrat, das »Kölner Forum gegen Rassismus und extremismus und Rassismus wahrzunehmen, verstärkt in Nach wie vor gilt, dass Anfragen an die Mobile Beratung nur Diskriminierung« oder die Interkulturellen Zentren Köln ange- Anspruch genommen wird. Ebenfalls zugenommen haben die zu einem Teil auch die regionalen Aktivitäten von Rechtsau- hören. Hervorzuheben ist dabei die äußerst kollegiale und sogenannten Kurzberatungen, die 2018 mit 41 Anfragen ßen widerspiegeln. Zählten die Kreise Rhein-Sieg und Heins- ergebnisorientierte Zusammenarbeit. ebenfalls um mehr als 40 Prozent gestiegen sind. Darunter berg in den vergangenen Jahren zu Schwerpunktregionen Zur Netzwerkarbeit der ibs gehört auch der monatliche News- fallen Beratungen, die keinen längeren Aufwand bedeuten, extrem rechter Aktivitäten, gab es 2018 keine Anfragen aus letter, der über Veranstaltungen des NS-Dokumentationszen- sondern in der Regel per Mail oder Telefon erledigt werden beiden Kreisen. trums und weitere Vorträge oder Workshops zu den Themen und selten über einen einzelnen Kontakt hinausgehen. Oft- Mit der Opferberatung Rheinland (OBR) wurden 2018 drei Rechtsextremismus, Nationalsozialismus, Rassismus und Anti- mals geht es um eine einfache Informationsweitergabe oder Fälle in Kooperation bearbeitet. Hier kam die seit langem semitismus in Köln informiert sowie Hinweise auf Projekte, eine Lageeinschätzung. bestehende gute kollegiale Zusammenarbeit mit den Kollegin- Wettbewerbe und Veröffentlichungen gibt. Vor allem aber Damit hat sich die Nachfrage nach Unterstützung durch die nen und Kollegen der OBR konkret zum Tragen. wird kontinuierlich über Aktivitäten der extremen Rechten in Mobile Beratung ein weiteres Mal gesteigert. Die Vielzahl von Köln und im Umland berichtet. Der Newsletter wird zwischen- Beratungsgesprächen, Telefonaten, Außenterminen, Fortbil- �� Fallbeispiele zeitlich von fast 600 interessierten Multiplikatorinnen und dungen und Qualifizierungen stellte eine enorme Herausfor- Multiplikatoren abonniert. derung dar, die es zu bewältigen galt. Thematisch zeigten sich 2018 zwei Trends: Zu einen ist mit Vielfaltskampagne der Stadt Köln. der »Identitären Bewegung« ein neuer Akteur im Rechtsau- Beratungsanfragen kamen 2018 von Schulen, Wohlfahrtsver- ßenspektrum aktiv, der inzwischen jenseits vor allem überregi- tät zu Köln, bei IDA und IDA-NRW, der Caritas, der AWO MOBILE BERATUNG GEGEN RECHTSEXTREMISMUS IM bänden, Hochschulen, Vereinen, zivilgesellschaftlichen Bünd- onaler öffentlichkeitswirksamer Aktionen über einzelne lokale Mittelrhein oder der »Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jü- REGIERUNGSBEZIRK KÖLN nissen und Einzelpersonen. Dabei ging es unter anderem um: Strukturen verfügt. Aus diesen Strukturen finden kleinere dische Zusammenarbeit«. ❙ Rechtsextreme und rassistische Propaganda, insbesondere Aktionen statt, die zu Beratungsanfragen bei der Mobilen Die ibs engagiert sich im »Kölner Forum gegen Rassismus und Seit 2008 führt die ibs das Projekt »Mobile Beratung gegen der »Identitären Bewegung« im öffentlichen Raum Beratung führten. So erhielten und erhalten seit Ende 2017 Diskriminierung«, in dem zivilgesellschaftliche und kirchliche Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Köln« durch. Haupt- ❙ Bedrohungen und Anfeindungen in den sozialen Netzwer- zahlreiche Haushalte vor allem im Kölner Norden Flugblätter Organisationen mit der Stadt und der Polizei zusammenarbei- aufgabe ist die Beratung lokaler Akteure in der Auseinander- ken und Faltblätter der IB. Gleichzeitig wurden im öffentlichen ten. Mit dem »Kölner Forum« wurde im März 2018 wieder der setzung mit rechtsextremen Aktivitäten und Strukturen vor ❙ Anfeindungen gegenüber Personen, die sich gegen Rechts- Raum Aufkleber der IB aber auch anderer rassistischer Inhalte jährliche »Internationale Tag gegen Rassismus« gestaltet – in Ort. Das Projekt Mobile Beratung wird seit 2015 durch das extremismus engagieren angebracht. Zunächst wandten sich Einzelpersonen, später diesem Jahr auf dem Ebertplatz. fünfjährige Programm »Demokratie leben! Aktiv gegen ❙ Auseinandersetzung mit rechtsextremen Haltungen und auch zivilgesellschaftliche Bündnisse aus den Stadtteilen an Eine enge Kooperation besteht auch mit »Schule ohne Rassis- Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit« des Positionen an Hochschulen die Mobile Beratung. Gemeinsam mit den Akteuren wurden mus – Schule mit Courage« (SoR), die sich unter anderem in Bundesfamilienministeriums finanziert. Das Programm wurde ❙ Vorfälle mit extrem rechtem oder rassistischem Hintergrund Ideen entwickelt, Infotische und eine öffentliche Veranstal- der gemeinsamen Gestaltung des Regionaltreffens im Novem- 2018 entfristet, was bedeutet, dass es auch über 2019 hinaus an Schulen tung durchgeführt. Viele der Aufkleber werden inzwischen ber zeigte. Seit 2018 gibt es im Kommunalen Integrationszen- weitergeführt werden wird. Eine Entfristung der Mitarbeiterin- ❙ Aktivitäten der AfD auf kommunaler Ebene zeitnah entfernt und dokumentiert. Unabhängig davon agie- trum Köln eine Regionalbeauftragte, die die Courage-Schulen nen bzw. Mitarbeiter im Projekt ist damit allerdings nicht ver- ren Mitglieder der IB auch verstärkt an Hochschulen. So kam bei der Arbeit für Demokratie, gegen Ausgrenzung, Diskrimi- bunden. Wie in den Vorjahren kam die übergroße Mehrheit der neuen und kommt es an der Universität Bonn seit längerem zu Pro- nierung und Rassismus berät und unterstützt. Gemeinsam 2018 war die Mobile Beratung insgesamt in 58 längerfris- Anfragen aus dem Kölner Stadtgebiet, nämlich zehn, die paganda-Aktionen seitens der IB. Im Rahmen des Festivals wurde im September im NS-DOK ein Praxistreffen durchge- tige Beratungsfälle involviert. Davon entfielen 30 auf die anderen Fälle verteilten sich auf die anderen Städte und »Contre Le Racisme« trat eine extrem rechte Aktivistin uner- führt. Mobile Beratung (24 neue Anfragen und sechs Fälle, die Landkreise des Regierungsbezirkes Köln. Hier bildet der kannt in einem Workshop auf, um die Aktivitäten des »politi- Seit 2015 besteht in Köln die über den Bund geförderte »Part- bereits 2017 begonnen hatten). Damit ist die Fallzahl für die Rhein-Erft-Kreis mit sechs Beratungsfällen den zweiten schen Gegners« zu beobachten. Im Nachgang trat der AStA nerschaft für Demokratie«. Über dieses vom Jugendamt und Mobile Beratung das zweite Jahr in Folge gestiegen (2017: Schwerpunkt. Erstaunlicherweise standen die Anfragen aber an die Mobile Beratung heran und bat um eine Fortbildung der AWO koordinierte Programm werden kleinere Projekte 28, 2016: 22). Weitaus größer ist der Zuwachs im Bereich keinem direkt erkennbaren Zusammenhang mit dem dort für die Mitglieder des Studierendenparlaments, um künftig gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit oder für Will- »Qualifizierung und Begleitung«, wo im Jahre 2016 noch 17, äußerst aktiven Kreisverband der neonazistischen Partei »Die bei ähnlichen Situationen gewappnet zu sein, aber auch, um kommenskultur gefördert. Im Begleitausschuss ist die ibs ver- im Jahre 2017 bereits 20 und 2018 schließlich 28 Fälle (23 Rechte«. In der Regel ging es um konkrete Einzelfälle im grundsätzlich über den Umgang mit extrem rechten Aktivis- treten. neue und fünf Anfragen aus 2017) bearbeitet wurden. Dies jeweiligen sozialen Umfeld der Beratungssuchenden. Die übri- tinnen und Aktivisten an Hochschulen zu diskutieren. Das im Jahr 2017 gestartete kommunale Förderprogramm bedeutet eine Steigerung von 40 Prozent im Vergleich zum gen Fälle verteilen sich gleichmäßiger auf den übrigen Regie- Zum anderen kamen 2018 eine auffallend hohe Anzahl von »NRWeltoffen«, dessen Koordinierung in Köln dem NS-Doku- Vorjahr. Daran zeigt sich, dass das Angebot, anlassunabhän- rungsbezirk: Drei Anfragen kamen aus der Stadt Bonn, zwei Beratungsanfragen von weiterführenden Schulen oder Berufs- mentationszentrum obliegt, hat sich bewährt. 2018 wurde die gig Fortbildungen oder Schulungen zu den Themen Rechts­ aus der Städteregion Aachen und je einer aus den Kreisen kollegs. Dabei ging es vielfach um konkrete Vorfälle auf Sei- Düren, Rhein-Sieg und Rhein-Berg. 90 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 IBS 91

ten der Schülerinnen und Schüler. Diese reichten von extrem reflektierten. Zusätzlich veranstalteten sie im November eine �� Qualifizierung und Begleitung rechten Bildern und Symbolen in klasseninternen Chatgrup- halbtägige Fortbildung zum Thema »Elternberatung im Kon- pen, Äußerungen extrem rechten Gedankenguts im Schulall- text Rechtsextremismus« durch die Fachstelle Rechtsextremis- Wie bereits in den Jahren zuvor, wurde in Ergänzung zur tag, rassistischen Anfeindungen zwischen unterschiedlichen mus und Familie aus . Mobilen Beratung auch im Jahr 2018 das vom Land NRW »migrantischen Gruppen« bis hin zu Mobbing mit rassistischen geförderte Projekt »Qualifizierung und Begleitung von Institu- Untertönen einzelner Schülerinnen und Schüler und Anfein- Das seit 2012 bestehende »Landesnetzwerk gegen Rechtsext- tionen, Organisationen und Einrichtungen für Demokratie dungen gegen Lehrpersonen. remismus«, in dem neben der Mobilen Beratung sowohl staat- und gegen Rechtsextremismus und Rassismus« fortgesetzt. liche Institutionen wie auch zivilgesellschaftliche Organisatio- Neben der »klassischen« anlassbezogenen Arbeit der Mobilen �� Mobile Beratung auf Landesebene nen vertreten sind, tagte 2018 nur einmal. Dort präsentierten Beratung gelang es erneut, längerfristige Qualifizierungsan- die Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit, Beratung bei gebote und Begleitungsprozesse zu realisieren. Anhand der Die Mobile Beratung im Regierungsbezirk Köln ist auch auf Rassismus und Antisemitismus (SABRA) aus Düsseldorf und Fülle der die ibs erreichten Anfragen zeigte sich der anhal- Landes- und Bundesebene in Netzwerke eingebunden. Mehr- die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus, Berlin, tend hohe Bedarf, den viele Organisationen und Einrichtun- mals im Jahr treffen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeweils ihre Arbeit. Zusätzlich veranstaltete die Landeszen­ gen in der präventiven Auseinandersetzung mit Rechtsextre- der Mobilen Beratung aus allen fünf Regierungsbezirken in trale für politische Bildung NRW im Juli eine Fachtagung zum mismus und Rassismus sehen. Die Mitarbeiterinnen und NRW zu Fachaustausch und Diskussion über aktuelle Heraus- Integrierten Handlungskonzept gegen Rechtsextremismus Mitarbeiter der ibs konnten 2018 die bestehende Zusammen- forderungen und die Ausgestaltung der Arbeit gegen Rechts- und Rassismus mit dem Titel »Miteinander reden, streiten und arbeit mit vielen Institutionen fortführen und intensivieren, extremismus. Dazu gehört auch eine zweitägige Klausurta- entgegentreten – Umgang mit Rechtsextremismus, Rechtspo- aber auch neue Kooperationen initiieren. Workshop mit dem DRK in Köln. gung, die 2018 in Schwerte stattfand. Im November 2018 pulismus und Rassismus im digitalen Zeitalter«. An der Entste- feierte die Mobile Beratung NRW ihr zehnjähriges Bestehen. hung des Integrierten Handlungskonzepts des Landes NRW Im Mittelpunkt standen Fragen nach dem Umgang mit Ras- Im Bereich der Kommunen ging die 2016 mit der Sport-, Kul- Dazu wurde tagsüber zu einem Symposium mit dem Titel war die Mobile Beratung mitbeteiligt. sismus und entsprechenden Äußerungen im Arbeitsalltag. tur- und Jugendförderung der Stadt Bergheim begonnene »Blick zurück nach vorn – zehn Jahre Mobile Beratung gegen Im Februar besuchte der FDP-Landtagsabgeordnete Jörn Dabei waren in den meisten Fällen die Möglichkeiten einer Fortbildungsreihe in die dritte Runde. Diese wurde jedoch in Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen« eingeladen. In Freynick das NS-DOK, um die Arbeit der Mobilen Beratung professionellen pädagogischen Bearbeitung zentral. Aber diesem Jahr von der im Rhein-Erft-Kreis ansässigen Fachstelle vier inhaltlichen Beiträgen wurden gesellschaftliche Entwick- kennenzulernen. Gemeinsam wurden Herausforderungen in auch die Suche nach der eigenen Positionierung als Organisa- für das Programm »NRWeltoffen« organisiert und für pädago- lungen und Veränderungen der letzten zehn Jahre analysiert, der parlamentarischen Arbeit zu den Themen Rechtsextremis- tion gegen rechte Parolen, z. B. bei konkreten Anfeindungen, gisch und sozialarbeiterisch Tätige des gesamten Kreises eine aktuelle Standortbestimmung versucht und ein Blick auf mus und Rechtspopulismus diskutiert und Unterstützung war von großer Relevanz. Mitarbeitende von Trägern der geöffnet. Weitere Fortbildungen fanden beispielsweise mit kommende Herausforderungen geworfen. Unter den Teilneh- durch die MB angeboten. freien Wohlfahrtspflege und von kommunalen Einrichtungen Mitarbeitenden der Stadt Troisdorf oder des Kölner Amts für menden waren vor allem Kolleginnen und Kollegen aus ande- zählten mit sechs bzw. neun von insgesamt 28 Fällen zu den Schulentwicklung (Bereich Schulsozialarbeit) statt, in deren ren Beratungseinrichtungen in NRW, aber auch zahlreiche �� Weitere Aktivitäten zwei größten Zielgruppen. Mit dem Diözesan-Caritasverband Mittelpunkt der Umgang mit rechtspopulistischen und rassis- Kooperationspartner der Mobilen Beratung. Am Abend wurde für das Erzbistum Köln e.V. wurde die bereits bestehende Fort- tischen Sprüchen und Bemerkungen im (beruflichen) Alltag die Jubiläumsfeier nach Grußworten des Staatssekretärs des Wie auch in den Vorjahren gab es 2018 zahlreiche Medien- bildungsreihe im Bereich der Jugendsozialarbeit fortgeführt. stand. Auch der Arbeitskreis »Interkulturelles Chorweiler« Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW Klaus Kaiser anfragen (u. a. Aktuelle Stunde, RTL West, Kölncampus) zu Auf der Ebene der Verbandsvertretenden und Einrichtungslei- nutzte die Angebote der ibs zur Auseinandersetzung mit Ras- und Bianca Klose vom Bundesverband Mobile Beratung e.V. aktuellen Ereignissen an die Mobile Beratung. Auffällig war, tungen der Caritas wurden zwei Veranstaltungen durchge- sismus und Diskriminierung im Kontext ehrenamtlicher Arbeit mit zwei weiteren inhaltlichen Inputs und einer Podiumsdis- dass sich Anfragen nach den rassistischen Ausschreitungen führt, die sich mit dem Umgang mit Rechtspopulismus in der mit Geflüchteten. kussion abgeschlossen. von Chemnitz Ende August häuften, sich aber oft auch auf Arbeit vor Ort auseinandersetzten. Aber auch in den verschie- kleinere lokale Ereignisse und nicht auf die von Chemnitz denen Kreis- und Stadtverbänden wurden die Angebote der Einen nicht unwesentlichen Anteil im Bereich der Zusammen- selbst bezogen. ibs durch die Caritas wahrgenommen, so z. B. im Rhei- arbeit mit Kommunen nahm erneut die Begleitung und Bera- Die Internetseite der Mobilen Beratung (mbr-koeln.de), auf nisch-Bergischen-Kreis und in Aachen. tung der Kreise im Regierungsbezirk Köln ein, die Förder- der regelmäßig über extrem rechte Aktivitäten im Regie- mittel über das Landesprogramm »NRWeltoffen« erhalten. Mit rungsbezirk Köln, aber auch über aktuelle Ereignisse, Veran- Ein größerer und langfristiger Begleitungs- und Qualifizie- neun Kreisen und kreisfreien Städten hat der Regierungsbe- staltungen und Tagungen informiert wird, wurde 2018 über rungsprozess konnte mit dem Bereich Freiwilligendienste zirk Köln die meisten teilnehmenden Kommunen in NRW. 21.000 Mal aufgerufen. Der Twitterkanal verfügt über mehr des DRK Kreisverbandes Köln initiiert werden, der zum Teil Neben Beratungsleistungen unterstützte die ibs die Kreise als 400 Follower. als Pilotprojekt für weitere Ortsverbände dienen soll. In einem wieder mit Vorträgen und Veranstaltungsmoderationen oder Im Mai 2018 stand Patrick Fels in einer öffentlichen Sitzung auf drei Säulen basierenden Konzept geht es zum einen um nahm begleitend an lokalen Treffen von Kommunen und Zivil- den Mitgliedern des Parlamentarischen Untersuchungsaus- die Qualifizierung der hauptamtlichen und freiberuflichen gesellschaft teil. Im Oberbergischen Kreis beteiligte sich die schusses »Rechtsterrorismus und Behördenhandeln« des Thü- Mitarbeitenden im Rahmen von insgesamt sieben Fortbil- ibs beispielsweise an der AG zur weiteren Ausarbeitung des ringer Landtags Rede und Antwort. Der Ausschuss beschäf- dungsveranstaltungen. Thematisch stehen hierbei die Sensibi- dortigen Handlungskonzepts und moderierte mehrere The- tigt sich mit der Aufarbeitung der Straftaten des lisierung hinsichtlich und der Umgang mit Rassismus, Sexis- mentische im Rahmen eines Workshops, in dem die Mitglieder Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) und der ihn unter- mus, Diskriminierung und Rechtsextremismus im Fokus. Zum des kreisweiten Netzwerkes die Möglichkeit hatten, sich aktiv stützenden Netzwerke. Die Abgeordneten waren an Aufbau, anderen wird in Kooperation mit dem DRK eine Handrei- an der Ausformulierung des Handlungskonzeptes zu beteili- Struktur und Vernetzung der Kölner Neonazi-Szene im Zeit- chung veröffentlicht, die Methoden zur Auseinandersetzung gen. Im Kreis Düren trat die ibs mit zwei inhaltlichen Vorträ- Zehnjahresfeier der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus NRW. raum der NSU-Taten interessiert. mit Rassismus und Diskriminierung im Rahmen von Bildungs- gen ebenfalls bei einem Beteiligungsforum zum Handlungs- 2018 setzte Patrick Fels den mehrtägigen Aufbaukurs »Syste- seminaren im Freiwilligendienst darstellt. Die dritte Säule konzept auf und gestaltete einen Workshop beim Fachtag Alle Teams der Mobilen Beratung NRW nahmen 2018 an drei mische Beratung im Kontext Rechtsextremismus« fort. Der stellt die Implementierung von drei Beauftragten innerhalb »Radikalisierte Jugend?«. Außerdem wurde auch 2018 ein Supervisionsterminen teil, in denen sie intensiv ihre Arbeit Aufbaukurs ist Teil einer Fortbildung zum Systemischen Bera- der Organisation dar, die zukünftig als Ansprechpersonen für Vernetzungstreffen im NS-DOK mit den in den Kreisen und ter, die 2019 abgeschlossen wird. Mitarbeitende und Freiwillige zu den Themen Rassismus und kreisfreien Städten für das Programm Zuständigen durchge- Diskriminierung fungieren werden – sei es präventiv, in der führt. Planung von Bildungseinheiten oder aber bei konkreten Vor- fällen. 92 NSDOK JAHRESBERICHT 2018

BIBLIOTHEK

Ilja Gold auf der Podiumsdiskussion »Neutralitätsgebot für Lehrer« am 8. November 2018 in Geilenkirchen.

Neben der Begleitung von Schulen im Rahmen des Netzwer- diversen Fortbildungsveranstaltungen immer wieder auf und kes »Schule ohne Rassismus« gab es für Lehrerinnen- und ist mit Unsicherheiten verbunden, die auch auf die sogenann- Lehrerkollegien verschiedene Veranstaltungen zum Umgang ten Meldeportale im Internet (z. B. »Neutrale Schule«) zurück- mit Rassismus und Rechtsextremismus, beispielsweise mit zuführen sind. Prof. Gudrun Hentges hatte das Thema in Lehrkräften des Berufskolleg Erkelenz oder mit dem Bera- ihrem Festvortrag beim Jubiläum der ibs diskutiert. Ilja Gold tungslehrerinnen- und Beratungslehrernetzwerk Heinsberg. nahm hierzu an einer Podiumsdiskussion an der Anita-Lichte­n­ Für das Zentrum für schulpraktische Lehrerbildung (ZfsL) in stein-Gesamtschule in Geilenkirchen teil und diskutierte mit Aachen wie auch in Solingen wurden Veranstaltungen mit dem Publikum, wie weit das Recht auf freie Meinung reicht, Referendarinnen und Referendaren durchgeführt. wo die Grenzen im Unterricht verlaufen und was der »Beutels- bacher Konsens« für Lehrerinnen und Lehrer bedeutet. Eine wichtige Frage, nicht nur, aber vor allem im Kontext Schule, war 2018 die nach dem vermeintlichen »Neutralitäts- Weitere Qualifizierungs- und Begleitungsprozesse starteten z. gebot« in der politischen Bildungsarbeit. Diese kam in B. mit MISEREOR e.V. (Aachen) und germanwatch e.V. (Bonn), die aufgrund ihres Engagements im Bereich der Entwicklungs- bzw. Klima- und Umweltpolitik Anfeindungen ausgesetzt sind und sich hierfür Unterstützung suchten. Vor dem Hintergrund ähnlicher Bedarfe konnte auch die Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungswerk Köln fortgesetzt werden.

Darüber hinaus wurden Veranstaltungen mit Personen aus dem Bereich der beruflichen (Weiter)Bildung durchgeführt. So z. B. ein Workshop mit Auszubildenden des Bundesinstituts für Berufsbildung sowie jeweils zwei Fortbildungstage für Mitarbeitende von Reha und Beruf gGmbh und dem Verein für Soziale Bildungsarbeit e.V., die an verschiedenen Orten im Regierungsbezirk Köln tätig sind. Allen gemein waren auch hierbei Fragen nach dem Umgang mit Rassismus, Diskriminie- rung und Rechtsextremismus im (beruflichen) Alltag. Besonders gefragt bei Wohlfahrtsverbänden und Hilfswerken: Die erfolgreiche Arbeit der Bibliothek wurde fortgesetzt. Die Angebote der ibs, hier ein Workshop mit Misereor e.V. am 20. September 2018 in Aachen. 94 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 BIBLIOTHEK 95

Jahr Bibliotheks- Bibliotheks- Bibliotheks- Bestand am zuwachs, zuwachs, zuwachs Jahresende Gut gefüllte Bibliotheksregale. gekauft geschenkt insgesamt oder BIBLIOTHEK ertauscht 2002 116 275 391 10.859 Zahlreiche Neuerwerbungen und Schenkungen wurden in den 2003 78 310 388 11.247 Bestand eingearbeitet. Die Bibliothek suchten sowohl die Mit- 2004 123 914 1037 12.284 arbeiterinnen und Mitarbeiter des NS-DOK als auch viele auswärtige Nutzerinnen und Nutzer, die für ihre Arbeiten 2005 45 411 456 12.740 forschten, auf. 2006 177 584 761 13.501 Erfreulicherweise ist es gelungen, die Befristung der zusätzli- 2007 350 382 732 14.233 chen Viertelstelle (9,75 Stunden) aufzuheben; somit sind in der Bibliothek nun dauerhaft 1,25 Stellen besetzt. 2008 274 366 640 14.873 2009 124 667 791 15.664 2010 159 643 802 16.466 BIBLIOTHEKSBESTAND 2011 267 625 892 17.358 Der Bibliotheksbestand ist im Jahr 2018 um 856 Einheiten 2012 174 892 1066 18.424 gewachsen (gekauft: 127, geschenkt oder ertauscht: 729). 2013 77 935 1012 19.436 2014 173 782 955 20.391 Unter den Schenkungen befanden sich außer den im Schriften­ Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des NS-DOK nutz- MITGLIEDSCHAFT IN DER ARBEITSGEMEINSCHAFT tausch erhaltenen Büchern (47 Publikationen) auch Beleg­ 2015 176 1051 1127 21.518 ten rege die Bestände der Bibliothek. Darüber hinaus besorg- DER GEDENKSTÄTTENBIBLIOTHEKEN exemplare (9 Publikationen) und einige größere Schenkungen: ten die Bibliothekarinnen zahlreiche hier nicht vorhandene 2016 170 885 1055 22.573 von Elke Lummer: 14 Bände Bücher und Aufsätze aus anderen Bibliotheken in Köln oder Das 33. Treffen der Arbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten- von Claudia Wörmann-Adam: 78 Bände 2017 175 718 893 23.466 über die Fernleihe der Universitäts- und Stadtbibliothek. bibliotheken fand vom 14. bis 16. März 2018 in der Deut- von Martina Gajewsky: 20 Bände 2018 127 729 856 24.322 schen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main statt, dazu von Erika Wagner: 41 Bände eingeladen hatten der Studienkreis Deutscher Widerstand, von Alexander Groß: 26 Bände KOOPERATIONEN das Fritz Bauer Institut und die DNB selbst. 34 Teilnehmende von Malle Bensch-Humbach: 29 Bände aus zahlreichen Einrichtungen in Berlin, Wien, München usw. von Herrn Drotschmann: 23 Bände ONLINE-KATALOG UND BIBLIOTHEKS­ In Zusammenarbeit mit der Germania Judaica bot die Biblio- sowie unsere Bibliothekarin Astrid Sürth nahmen daran teil. von Herrn Pack: 16 Bände BENUTZERINNEN UND -BENUTZER thek wieder einen Platz für das Praxissemester im Studien- Zunächst informierte Frau Asmussen über das Deutsche Exil- von Friedrich Bentsch: 18 Bände gang Bibliothekswissenschaft der TH Köln an, wobei diesmal archiv in der DNB und führte die Teilnehmenden der Tagung von Christine Jerrentrup: 21 Bände Vierteljährlich wurde der Online-Katalog der Bibliothek auf der längere Teil der Praxisphase (10 Wochen) in der Bibliothek durch das Archiv und die kurz zuvor eröffnete neue Daueraus- der Homepage des NS-Dokumentationszentrums aktualisiert, des NS-DOK absolviert wurde. Helena Spartz arbeitete in stellung. Der Bestand ist um 3,65 Prozent im Vergleich zum Vorjahr dessen durchschnittliche Zugriffszahlen sich deutlich von dieser Zeit u. a. an der Erstellung eines Bibliotheksflyers. Ein bibliothekspädagogisches Projekt aus Ulm wurde vorge- gewachsen (Steigerung um 123,98 Prozent im Vergleich zu ungefähr 235 auf 470 Nutzer im Monat erhöht haben. Im Unsere Bibliothekarin Annika Mühling nahm vom 12. bis 15. stellt, Frau Atze hielt einen Vortrag zum Thema Digitalisie- 2002, also mehr als eine Verdoppelung seit diesem Datum) Rekordmonat September arbeiteten 1.045 Besucher mit dem Juni 2018 am 107. Bibliothekarstag in Berlin teil, mit circa rung und zwei weitere Tagungsteilnehmer berichteten über in und die Bibliothek umfasst nun 24.322 Bände. Katalog, insgesamt haben 5.596 Personen im Online-Katalog 4.000 Teilnehmenden die größte europäische Bibliotheks­ ihren Bibliotheken durchgeführte Provenienzforschungen. Alle im Jahr 2018 inventarisierten Bücher und Zeitschriften recherchiert. veranstaltung. Frau Thein referierte über ihre Masterarbeit zum Thema wurden in der Datenbank »Bibliothek« erfasst, die bis Ende Der Gemeinsame Internet-Katalog der Gedenkstättenbiblio- »Gedenkstättenbibliotheken«, Herr Dr. Kugler über seine Pri- 2018 damit 48.918 Einträge enthielt, darunter 17.405 Zei- theken, in dem unsere Bestände auch nachgewiesen sind, vatsammlung Spanischer Bürgerkrieg und Frau Dr. Heuberger tungsausschnitte. wurde im Schnitt zweimonatlich aktualisiert. Dieser Katalog AUSSTELLUNGSVITRINE berichtete über den Fachinformationsdienst Jüdische Studien hatte ungefähr 16.000 Besucher im Monat. an der Universität Frankfurt. Frau Dr. Laak informierte über Insgesamt wurden 580 Bibliotheksbenutzerinnen und -benut- Nach dem Ende der Ausstellung zu »Malyj Trostenez« wurde das Aufnahmelager Gießen. Außerdem besuchten die Teilneh- zer, die von den Mitarbeiterinnen beraten wurden, gezählt, die Vitrine im März mit Materialien zum »Warschauer Auf- menden der Tagung die Bibliotheken des Studienkreises Deut- Rekordmonat war hier der März mit 83 Besuchern. Die Nutzer stand« bestückt, danach im Mai mit einer Auswahl unserer scher Widerstand und des Fritz Bauer Instituts und lernten waren hauptsächlich Schülerinnen und Schüler sowie Studie- zahlreich vorhandenen Schriften zum Thema »Anne Frank«. deren Bestände kennen. rende aus Köln, die Fach-, Seminar- und Bachelorarbeiten Ab Juli über den Sommer hin waren passend zur Ausstellung anfertigen mussten. Es gab aber auch Besucher aus dem Aus- von Yury Kharchenko Materialien zur künstlerischen Ausein- In der AGGB-Runde berichtete Matthias Mann über die Neue- land, die zu ihren Themen forschten und natürlich Kölner andersetzung mit dem Nationalsozialismus und zur Erinne- rungen im AGGB-Katalog, für den ein neuer Server mit höhe- Bürgerinnen und Bürger, die sich für die Geschichte ihres Vier- rungskultur allgemein zu sehen. rer Speicherkapazität gemietet wurde und der nun auch die tels, eines Vereins oder ihrer Familie interessierten. Passend zur Ausstellung »Angezettelt« wurden im September Bibliotheksdaten des Zentrums für Antisemitismusforschung Zahlreiche Bibliotheksbenutzerinnen und -benutzer interes- Bücher zum Thema Rechtsextremismus allgemein und in Köln enthält. sierten sich auch allgemein für unsere Arbeit und hinterließen sowie zum Thema Propaganda ausgestellt. ihre Adressen, um in Zukunft unsere Einladungen zu Veran- Da seit November zwei Sonderausstellungen gezeigt werden, staltungen etc. zu erhalten. wurde die Vitrine mit Literatur zu beiden Themen bestückt, einmal zum Thema Evangelische Kirche und zum anderen zum Thema Novemberpogrom. Anlieferung von geschenkten Büchern in Kartons am 25. Januar 2018. 96 NSDOK JAHRESBERICHT 2018

Verleihung des Max-Hermann-Preises. An ihr nahm für das NS-DOK die Bibliothekarin Astrid Sürth teil.

Ende 2018 gab es dann eine besondere Anerkennung für die Feier vom »Diplomatischen Streichquartett«. Der Preis ist mit DOKUMENTATION Arbeit der AGGB. Am 30. November 2018 verliehen die keinem Preisgeld verbunden, vielmehr wurde der AGGB ein »Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin« der Arbeitsgemein- Faksimile eines wertvollen Buches aus der Staatsbibliothek schaft der Gedenkstättenbibliotheken den Max-Hermann-Preis. überreicht. In einer sehr schönen Feierstunde im Dietrich-Bonhoeffer-Saal der Staatsbibliothek sprachen die Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, Barbara Schneider-Kempf, der Vor- PERSONALIEN sitzende der Freunde der Staatsbibliothek, André Schmitz, die Laudatio hielt Iris Berben, musikalisch umrahmt wurde die Am 2. Januar 2018 nahm unsere neue Bibliothekarin Annika Mühling als Nachfolgerin von Kerstin Schneider ihre Tätigkeit auf.

Annika Mühling, die zweite Bibliothekarin seit Anfang 2018.

Rotraud Jaschke arbeitet seit 2008 mittwochs ehrenamtlich in der Bibliothek. Sie arbeitete an der Transkription von Tage- büchern und Briefen von Charlotte Endemann, Herbert Fein, Rudolf Schmitz sowie Liesel Strausfeld und beendete die Arbeit an Helmut Kuemes zwölftem Tagebuch. Philipp Lechler hat seine Tätigkeit wieder aufgenommen und Prozession der Pfarrgemeinde arbeitete ehrenamtlich donnerstags halbtags im NS-Dokumen­ St. Lyskirchen, Köln 1934. tationszentrum mit. Er führte die Presseausschnittsammlung Fotografiert von Theo Beckers. fort. Helena Spartz absolvierte einen Teil ihres Praxissemesters im Rahmen ihres Studiums der Bibliothekswissenschaft an der Plakat zur Verleihung des Max-Herrmann-Preises 2018 für die TH Köln vom 3. September bis 11. November 2018 in unserer Arbeitsgemeinschaft der Gedenkstättenbibliotheken AGGB. Bibliothek. 98 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 DOKUMENTATION 99

DOKUMENTATION KÖLNER STADTVERORDNETE UND RATSHERREN DOKUMENTATION ZWANGSARBEIT Die Arbeit an dem Projekt zur Erforschung der Biografien von Kölner Stadtverordneten und Ratsherren der Jahre 1919 bis �� Informationen zu ukrainischen Zwangsbeschäftigten 1945 wurde fortgeführt. Die Bibliothekarin Annika Mühling ERFASSUNG UND AUSWERTUNG VON QUELLEN AUS ist zuständig für die Ermittlung von Literatur und Quellenan- Im Jahr 2000 wurde die Stiftung »Erinnerung, Verantwortung ANDEREN ARCHIVEN gaben zu den 412 betreffenden Personen. Der Dokumentar und Zukunft« (EVZ) gegründet und ein Fonds zur Entschädi- Georg Smirnov wurde damit beauftragt, die sich im Rhei- gung ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter Christiane Hoss, die nun schon im elften Jahr beim Bundes- nisch-Westfälischen Wirtschaftsarchiv (RWWA) befindende eingerichtet. Sieben internationale Partnerorganisationen amt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen »Sammlung Arndt« für das Projekt inhaltlich auszuwerten. Der verwalteten die Annahme der Anträge, die Feststellung der (BADV) in Berlin die Rückerstattungsakten der Oberfinanz- Historiker Klemens Arndt hat in den 1980er-Jahren biografi- Leistungsberechtigung sowie die Auszahlung der Entschädi- direktion Köln auswertete, hat diese Mammutaufgabe 2018 sche Informationen zu Kölner Stadtverordneten der Jahre gungsbeträge an die Betroffenen in den jeweiligen Ländern. abgeschlossen. Dr. Hartmut Schellhoss und Lena Pickartz 1871 bis 1933 gesammelt und diese 1992 dem RWWA zur Das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln unterhielt zu haben im Berichtsjahr 1.368 der von Frau Hoss angefertigten Verfügung gestellt. Die in insgesamt 16 Aktenordnern archi- dem Zeitpunkt bereits vielfältige Kontakte zu ehemals in Köln Exzerpte aus den BADV-Akten in FAUST neu erfasst und mit vierte biografische Materialsammlung besteht aus Zeitungs- eingesetzten Zwangsbeschäftigten, die nach Bescheinigun- Schlagwörtern zu Personen, Körperschaften, Straßen, Orten und Zeitschriftenartikeln sowie Auszügen aus Publikationen, gen für ihre Rentenanträge, aber auch um materielle Hilfe und Themen versehen. Damit waren Ende 2018 19.127 Akten Festschriften und Verbandsmitteilungen. Auch Korrespondenz anfragten. Die Betroffenen konnten nun an die EVZ und ihre in der Datenbank Ersatzdokumentation recherchierbar und mit Angehörigen und eine Vielzahl an bislang unbekannter Partnerorganisationen, bei denen sie die ihnen zustehende über ein Referenzfeld mit der Gedenkbuch-Datenbank ver- grauer Literatur sind Teil der Sammlung, die unverzichtbare Entschädigung beantragen konnten, weitervermittelt werden. knüpft. Wenn die Einarbeitung der Exzerpte abgeschlossen biografische Informationen zu den Kölner Stadtverordneten Es entwickelte sich ein enger Austausch, der nicht nur einer ist, werden es weit über 20.000 ausgewertete Akten sein. liefert. Die Angaben in der »Sammlung Arndt« werden mit Vielzahl von ehemaligen Zwangsverpflichteten zu finanzieller Frau Hoss hat begonnen, die Akten der Oberfinanzdirektion den bislang ermittelten und in der entsprechenden Daten- Entschädigung verhalf, sondern auch dem NS-DOK wertvolle Köln, die unter der Bestandssignatur BR 1411 im Landes­ bank des NS-Dokumentationszentrums verzeichneten Infor- Informationen über noch lebende Zeitzeuginnen und Zeitzeu- archiv Nordrhein-Westfalen einzusehen sind, für das NS-DOK mationen zu Kölner Stadtverordneten und Ratsherren sukzes- Todesfallanzeige für Eugenie Cohen aus dem Ghetto Theresien- gen lieferte. Auf diese Weise fand eine 288 Seiten umfas- auszuwerten. sive abgeglichen und auf ihre Richtigkeit sowie Relevanz stadt. sende Liste der Ukrainischen Nationalen Stiftung »Verstän- überprüft. Alle in der Datenbank bislang nicht vorhandenen digung und Aussöhnung« ihren Weg in die Datenbestände Für das Forschungsprojekt »Stille Helden / Rettung verfolg- Informationen werden strukturiert und ergänzt. Die Angaben Aaron Knappstein stellte im Jahr 2018 344 neue Anfragen des NS-Dokumentationszentrums. ter Jüdinnen und Juden« wurden bei der Bezirksregierung in der Datenbank werden so aufbereitet, dass sie als biografi- nach Personenstandsurkunden, um Personenidentitäten und Düsseldorf knapp 170 Wiedergutmachungsakten von Jüdin- sches Lexikon über die Kölner Stadtverordneten und Ratsher- widersprüchliche Angaben zu Geburtsdaten und Namensfor- In der Liste sind insgesamt 3.748 Personen aufgeführt, die nen und Juden, die versteckt überleben konnten, ermittelt, ren der Jahre 1919 bis 1945 erscheinen können. men zu klären. Zu den in den Jahren 2014 bis 2018 gestellten während des Zweiten Weltkriegs in Köln Zwangsarbeit geleis- digitalisiert, über die Datenbank zugänglich gemacht und mit 3.816 Anfragen gingen insgesamt 2.727 Antworten ein und tet und bei der Stiftung Entschädigungszahlungen beantragt Falldokumentationen aus den eigenen Beständen verknüpft. wurden in die Datenbank eingearbeitet. Somit wurden 71,5 haben. Die Liste beinhaltet zu jeder Person folgende Informa- Für das Projekt »Widerstand und Opposition« wurden 116 ÜBERARBEITUNG DES GEDENKBUCHS FÜR DIE Prozent der Anfragen abgeschlossen. Neben der systematischen tionen: vollständige Namensangabe, Geburtsdatum, Geburts- Akten aus dem Bestand Staatsanwaltschaft Köln, Sonderge- JÜDISCHEN OPFER Auswertung größerer Quellen- und Datenbestände wurden ort, Status während des Krieges, Kölner Betrieb oder Haus- richt, Ger. Rep. 112, der im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen auch für die Beantwortung von Anfragen und für Recherche halt, in dem Zwangsarbeit geleistet wurde, teilweise mit verwahrt wird, in die Datenbank eingearbeitet. Darüber hin- Die Arbeiten zur Aktualisierung des Gedenkbuchs wurden auf von im Vorfeld der Stolpersteinverlegungen vorhandene Quel- Namensnennung des jeweiligen Arbeitgebers, gegebenenfalls aus wurden eine Vielzahl einzelner Archivalien wie auch Hin- den verschiedenen Ebenen kontinuierlich fortgeführt. Zu den len ausgewertet und neue beschafft. Ausgewertet wurden vor Bezeichnung des Lagers, in dem gelebt wurde, Datum der weise auf noch auszuwertende Bestände aus einem weiten 1.077 im Ghetto Theresienstadt gestorbenen Personen aus allem eigene Sammlungsbestände und Korrespondenzen mit Verschleppung sowie Datum der Befreiung. Die Informations- Spektrum von Themen und Archiven in der Datenbank Ersatz- den Kölner Transporten wurde nach Todesfallanzeigen recher- Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, Nachfahren von Verfolgten fülle offenbarte die Relevanz und Einmaligkeit der Quelle. Als dokumentation nachgewiesen. chiert. In gut einem Drittel der Fälle war ein solches Doku- und Forscherinnen und Forscher, aber auch veröffentlichte und die Entschädigungszahlungen aus dem Fonds der EVZ abge- ment vorhanden, über das Internet als Digitalisat abrufbar unveröffentlichte Quellen aus anderen Archiven, insbesondere schlossen waren, wurden die internationalen Partnerorganisa- und wurde für die Datenbank ausgewertet. BADV-Akten und Dokumente aus dem ITS in Bad Arolsen, tionen aufgelöst. Der Verbleib der im Zuge ihrer Arbeit ent- DIGITALISIERUNG VON AV-MEDIEN Des Weiteren wurde mit der Überarbeitung des Datenbestands Online-Datenbanken wie die des Bundesarchivs, des Instituts standenen Datenbestände ist unklar. So ist der Erhalt der zur Deportation von Köln nach Riga am 6. Dezember 1941 Theresienstädter Initiative, von Yad Vashem und weitere Liste als Glücksfall zu werten. Das NS-Dokumentationszentrum besitzt VHS-Kassetten mit begonnen. Vorhandene Daten wurden mit den Angaben im mehr. Daraus ergibt sich eine kontinuierliche Verbesserung der originären Aufnahmen von Zeitzeugeninterviews und Veran- »Buch der Erinnerung. Die ins Baltikum deportierten deut- Datenqualität. Personenidentitäten wurden geklärt, mehrfach Die systematische Auswertung der Liste erfolgte in monate- staltungen aus den 1990er-Jahren, die einen hohen histori- schen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden« angelegte Datensätze den richtigen Personen zugeordnet langer Fleißarbeit. Zunächst wurde ein Abgleich mit den schen Quellenwert haben. VHS-Kassetten sind nicht zur Lang- abgeglichen. Außerdem wurden Informationen beispielsweise und Dubletten bereinigt, Unstimmigkeiten und widersprüch­ Informationen des NS-Dokumentationszentrums durchge- zeitarchivierung geeignet, mit fortschreitendem Alter aus Rückerstattungsakten eingearbeitet, durch die Klärung liche Angaben an den Quellen überprüft und neu bewertet. führt. Von den in der Liste 3.748 aufgeführten Personen verschlechtern sind Bild- und Tonqualität. Um die Aufzeich- von Personenidentitäten doppelt angelegte Datensätze 111 Personendatensätze wurden neu angelegt. Durch die waren in der Zwangsarbeitsdatenbank 1.160 auf der Grund- nungen zu erhalten, wurden 62 Kassetten in den Formaten ermittelt und zusammengeführt, Datensätze, die widersprüch- Gewinnung neuer Informationen konnten auch im Berichts- lage anderer Quellen nachgewiesen. Die Angaben zu diesen mpeg und mxf digitalisiert. liche Angaben zu Deportationszielen oder sonstige Unstim- jahr wieder zahlreiche Schicksale geklärt und Nachfahren von Personen wurden um die jeweiligen Informationen aus der migkeiten aufwiesen, an den Quellen überprüft und Daten Verfolgten über das Schicksal ihrer Familienangehörigen Stiftungsliste ergänzt. Insbesondere konnten auf diese Weise nach den Erfassungsrichtlinien für den Datenexport formal informiert werden. unklare oder widersprüchliche Geburtsdaten und Geburtsorte überarbeitet. spezifiziert und darüber hinaus Personen mit gleichen Namen 100 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 DOKUMENTATION 101

voneinander unterschieden werden. Die anderen 2.588 Perso- den der während des Zweiten Weltkriegs in Köln verstorbenen �� Nutzung der Bestände zur Geschichte der nen wurden alle mit einem eigenen Personendatensatz neu und bestatteten ausländischen Zwangsbeschäftigten ausge- NS-Zwangsarbeit­ in Köln erfasst. Es wurde vor allem Wert darauf gelegt, alle möglichen wertet. Die in den Sterbeurkunden aufgeführten Informationen Namensschreibweisen abzudecken, um einen breiten Recher- haben zu einer umfassenden Klärung von bislang strittigen Dass die Geschichte der NS-Zwangsarbeit in Köln nach wie cheansatz zu gewährleisten. Es wurden Familien- und Ver- biografischen Angaben der Verstorbenen beigetragen. Unter vor ein breites Interesse erfährt, beweisen die vielfältigen wandtschaftsverhältnisse offengelegt und abgebildet. Auch den rund 3.000 während des Zweiten Weltkriegs in Köln Anfragen, die das NS-Dokumentationszentrum regelmäßig die Geburts- und Herkunftsorte wurden vollständig verzeich- ­verstorbenen ausländischen Personen befanden sich ca. 300 erreichen. So forderte ein Bezirksvertreter Informationen zu net, um geografische Recherchen und die Identifizierung von Kinder und Säuglinge. Diese wurden entweder zusammen mit Personen an, nach denen eine neue Straße in Köln-Ehrenfeld zentralen Orten der Verschleppung zu ermöglichen. Eindeutig ihren Eltern nach Deutschland verschleppt oder wurden in benannt werden sollte. Ein Hochschulprofessor benötigte identifizierbare Betriebe und Lager wurden in die entspre- Köln geboren. Insgesamt sind in der Zwangsarbeitsdatenbank Informationen für ein denkmalpflegerisches Gutachten, in chenden Indizes aufgenommen. Auch unspezifische Bezeich- des NS-DOK rund 1.700 ausländische Kinder mit Geburts­ dem die Nachnutzung eines ehemaligen Zwangsarbeitslagers nungen wie Gummifabrik, Kabelwerk, Möbelfabrik etc. wur- datum ab 1930 nachgewiesen. Bei ca. 1.000 von ihnen lautet in Köln-Deutz untersucht werden sollte. Eine Autorin recher- den verzeichnet, um sie unter Zuhilfenahme anderer der Geburtsort Köln. 150 dieser während des Krieges in Köln chierte für einen historischen Roman über das ausländische Informationen eingrenzen und zuordnen zu können. Auch die geborenen Kinder von Zwangsbeschäftigten sind in Köln Personal eines Betriebs in Köln-Höhenberg. Eine Hörfunkjour- durch die Sprachbarriere teilweise uneindeutigen Namen von ­verstorben. Beigesetzt wurden viele von ihnen auf dem nalistin fragte für einen Audioguide nach O-Tönen eines in Lagerleitern, Vorgesetzten oder Landwirten und Familien, die Der Generalkonsul der Ukraine Vladyslav Yehorov bei seinem ­sogenannten Kindergräberfeld, dem heutigen Feld V der der Kölner Innenstadt zur Trümmerräumung eingesetzten Zwangsverpflichtete in ihren Privatbetrieben und Haushalten Besuch des NS-Dokumentationszentrums am 13. September 2018. NS-Opfer-Anlage des Kölner Westfriedhofs. KZ-Häftlings an. Archive und Gedenkstätten erbitten Unter- beschäftigten, wurden entziffert und verzeichnet. Nach stützung bei ihren Zwangsarbeitsprojekten und leihen bei- Abschluss der systematischen Auswertung der Liste der Ukrai- Ergänzend zu den bereits ausgewerteten Sterbeurkunden spielsweise Exponate, wie die Arbeitsjacke eines »OST«-Arbei- nischen Nationalen Stiftung »Verständigung und Aussöh- �� Besuch des Generalkonsuls der Ukraine dieser Kinder wurden deren Geburtsurkunden beim Urkunden­ ters, für ihre Ausstellungen aus. Nicht zuletzt wenden sich nung« sind in der Zwangsarbeitsdatenbank des NS-DOK service der Stadt Köln angefordert. Es erwies sich, dass die Menschen ans NS-DOK, deren Angehörige als Zwangsbe- knapp 8.000 Personen mit ukrainischer Staatsangehörig- Am 13. September 2018 besuchte der Generalkonsul der Geburtsurkunden im Gegensatz zu den Sterbeurkunden weit- schäftigte nach Köln verschleppt wurden. Sie werden best- keit verzeichnet. Damit stellen sie die größte nationale Ukraine in Düsseldorf, Vladyslav Yehorov, das NS-Dokumenta- aus mehr biografische Informationen enthielten. Nicht nur möglich mit Informationen versorgt und bei ihren Recherchen Gruppe der Zwangsbeschäftigten in Köln dar. tionszentrum. Empfangen wurde er von Dr. Werner Jung und konnten so in vielen Fällen strittige Angaben bezüglich betreut. vom Dokumentar für die Geschichte der Zwangsarbeit Georg Geburtsdaten und Namensschreibweisen verifiziert werden. Smirnov. Generalkonsul Yehorov legte in Erinnerung an die Die Urkunden liefern darüber hinaus Hinweise auf die Eltern ukrainischen Häftlinge und Opfer des Kölner Gestapogefäng- der Kinder, wobei sich hier neben dem jeweiligen Geburts­ nisses einen Blumenkranz in der Gedenkstätte nieder. Er über- datum, Geburtsort und sogar dem Datum und Ort der Ehe- gab Dr. Werner Jung ein Band in den Nationalfarben der schließung der Eltern solch wichtige Informationen finden wie Ukraine. Dieses wurde in der Gedenkstätte an dem Ort plat- die Namen der Kölner Betriebe, bei denen die ausländischen ziert, wo bereits Kranzschleifen in anderen Nationalfarben Zwangsbeschäftigten tätig waren, die Adressen der Lager, in niedergelegt worden sind. Vladyslav Yehorov trug sich in das denen sie untergebracht waren, und zum Teil die Namen der Gästebuch der Gedenkstätte ein und erhielt eine Führung Lagerführerinnen und Lagerleiter, die die jeweiligen Geburten durch das ehemalige Gestapogefängnis. In einer Vorstellung anzeigten und dementsprechend mit Unterschrift auf den des Arbeitsbereichs Dokumentation Zwangsarbeit wurden Geburtsurkunden auftauchen. Die Geburtsurkunden der in Yehorov exemplarische Quellen gezeigt, anhand derer sich die Köln geborenen und verstorbenen Kinder stellen eine unver- Biografien ehemaliger Häftlinge und Zwangsbeschäftigter zichtbare Quelle dar, die den Informationsgehalt der jeweiligen erschließen lassen. Darüber hinaus wurden die Recherche- Sterbeurkunden umfassend ergänzt. möglichkeiten in internen und externen Datenbanken und Datenbeständen präsentiert, die für wissenschaftliche, päda- Die Liste der Ukrainischen Nationalen Stiftung »Verständigung gogische und journalistische Zwecken genutzt werden und und Aussöhnung«. die Klärung der Lebensschicksale ehemals in Köln tätiger Zwangsbeschäftigter ermöglichen. Zum Abschluss seines Nicht zuletzt mit Hilfe dieser umfangreichen Daten wurde Besuchs erhielt der Generalkonsul der Ukraine Vladyslav Die Arbeitsjacke eines »OST«-Arbeiters. eine Rechercheanfrage der ukrainischen Redaktion der Deut- Yehorov eine persönliche Führung durch die Dauerausstellung schen Welle bearbeitet. Eine Journalistin besuchte mehrmals »Köln im Nationalsozialismus« des NS-Dokumentationszent- Zu den Leitlinien der täglichen dokumentarischen Verzeich- das ehemalige Gestapogefängnis und die Dauerausstellung rums und als Geschenk das große Buch über die Wand­ nungsarbeit zählen die Gewährleistung von zielgerichteter des NS-Dokumentationszentrums. Sie erarbeitete mit den ihr inschriften im ehemaligen Kölner Gestapogefängnis. Informationsauffindung und die langfristige Nutzbarmachung zur Verfügung gestellten Informationen einen bebilderten der Informationen. Damit die Erforschung und Aufarbeitung Artikel über die Geschichte des EL-DE-Hauses sowie der hier Die Geburts­ der NS-Zwangsarbeit sichergestellt wird, damit Schicksals­ inhaftierten Menschen und veröffentlichte ihren Text in ukrai- �� Geburtsurkunden der Kinder von Zwangsbeschäftigten urkunde eines klärung möglich bleibt, werden die Bestände weiterhin syste- nischer Sprache im elektronischen Informationsportal der Kindes von matisch ausgewertet und verzeichnet. Seit Einrichtung der Deutschen Welle. In den vergangenen Jahren wurden im Arbeitsbereich Doku- Zwangs­ Stelle für den Arbeitsbereich Dokumentation Zwangsarbeit mentation Zwangsarbeit alle Sterberegister der Kölner Stan- beschäftigten. Anfang 2015 wurden von den damals rund 25.000 in der desämter durchsucht und alle dort vorhandenen Sterbeurkun- Zwangsarbeitsdatenbank verzeichneten Personendatensätzen 102 NSDOK JAHRESBERICHT 2018

Dom mit Hakenkreuz- fahnen, Köln 1936 (Fotograf: Theo ­Beckers).

Unterzeichnung des Vertrags über den Ankauf des Archivs Theo Beckers im Büro von Werner Jung (l.) am 7. Februar 2018. Rechts Berthold Beckers, im Hintergrund Augustinos Krommydakis.

insgesamt über 10.000 Datensätze um neue Informationen �� Fotoarchiv und weiteres Archivmaterial Theo Beckers ergänzt sowie knapp 5.000 neue Personendatensätze ange- legt. Damit sind mittlerweile über 30.000 Personen, die in Aus Mitteln des Anschaffungsetats der Kölner Museen Köln Zwangsarbeit geleistet haben, namentlich bekannt. konnte mit dem Fotoarchiv Theo Beckers ein einzigartiger Trotz dieses großen Recherche- und Verzeichnungserfolgs Bestand an Fotografien zur Kölner Stadtgeschichte und wei- bleiben nach wie vor viele Schicksale ungeklärt. Es wird auch terer Dokumente erworben werden. Theodor Beckers wurde weiterhin Ziel der Arbeit des NS-Dokumentationszentrums 1914 in Köln geboren, er starb im Jahr 2002. Anfang der sein, trotz der lückenhaften Quellenlage ein möglichst umfas- 1930er-Jahre begann er zu fotografieren. Bis ins hohe Alter sendes Bild der Ausmaße der NS-Zwangsarbeit in Köln zu lichtete er alles ab, was ihn an Geschehnissen, Veranstaltun- zeichnen. gen und Bauwerken in seiner Heimatstadt interessant erschien. Rund 6.000 Aufnahmen dokumentieren das Zeit­ geschehen zwischen 1933 und 1945. Hinzu kommen noch SAMMLUNGSZUGÄNGE rund 20.000 Aufnahmen aus dem stadtkölnischen Leben nach 1945 (z. B. Besuche der Queen, von de Gaulle, Baumaß- Auch 2018 ist die Sammlung durch Schenkungen, Dauerleih- nahmen, Stadtansichten, besondere Ereignisse) und rund gaben, Ankäufe und nicht zuletzt durch die Bereitstellung von 30.000 Aufnahmen von Urlauben im In- und Ausland (darun- Fotografien und Dokumenten durch private Leihgeber/innen ter beispielsweise frühe Italien-Urlaube) sowie eine große für die Anfertigung von Reproduktionen stetig weitergewach- Anzahl an Super-8- und Video-Filmen von Urlaubsreisen und sen. Vieles stammt aus Nachlässen von Eltern, Verwandten anderen Ereignissen und darüber hinaus besprochene Ton- oder Nachbarn, aus Dachboden- und Sperrmüllfunden. Ande- bänder und Tonkassetten über Ereignisse und Foto- bzw. Film- res wurde bei der Emigration mitgenommen und fand über aufnahmen des Tages sowie verschiedene Fototagebücher. die Nachkommen, die nach Spuren ihrer Vorfahren suchen, wieder den Weg zurück nach Köln. Zum Archiv gehören sämtliche Originalnegative und Foto­ grafien, Papierabzüge und Scans der Negative bzw. Papierab- Unter den vielen Neuzugängen ragen zwei ganz besonders züge, Dias, Filme, Audioaufnahmen und ähnliche Materialien hervor: das Fotoarchiv Theo Beckers und die Schenkung von sowie der schriftliche Nachlass und Quellen aus dem Bestand 438 Kunstwerke des jüdischen Malers Otto Schloss. von Theo Beckers. Zum schriftlichen Nachlass gehören u. a.

Festlich geschmückte Deutzer Brücke anlässlich der Volksabstim- »Wachwechsel« vor der Meldestelle des Fähnleins 18/16 in der mung über die Ermächtigung zur Rheinlandbesetzung am Kapellenstraße, Köln-Kalk 1937 (Fotograf: Theo Beckers). 10. April 1936 (Fotograf: Theo Beckers). 104 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 DOKUMENTATION 105

Dokumente und Briefwechsel, so etwa die Feldpostkorrespon- ein kleines Atelier in der Kölner Neustadt unterhalten. 1938 denz mit seiner Mutter, oder biografische Notizen und flüchteten Otto und Hedwig Schloss nach Schweden, eine gedruckte Quellen wie z.B. ein Konvolut von Jugendzeitschrif- Vielzahl seiner Werke wurde ebenfalls nach Schweden ten der frühen NS-Zeit (z. B. die HJ-Zeitschrift »Die Fanfare«). gebracht. Im Exil versuchte Otto Schloss, an seine Tätigkeit in Deutschland anzuschließen. Nach seinem Tod 1950 ging der Großteil seiner Werke in den Besitz seiner Tochter über. Als �� Schenkung von 438 Kunstwerken des jüdischen Malers diese 2017 starb, erbten Almuth Corbach und Katharina Otto Schloss Mähler den künstlerischen Nachlass Otto Schloss'. Sie ent- Unterzeichnung des Gründungsvertrags zum Notfallverbund schlossen sich, ihn als Schenkung an die Stadt Köln zu über- Kölner Archive im Rathaus der Stadt Köln, 3. März 2018. Die umfangreiche Schenkung von 438 Kunstwerken des jüdi- geben, da er in seiner Geschlossenheit einen außerordentli- schen Kölner Malers Otto Schloss nahm der Rat der Stadt chen Beitrag zur Kölner Kulturgeschichte und zur jüdischen � Ein Zeitungsbericht über die digitale Edition »Neue Quellen Köln am 22. November 2018 einstimmig mit großem Dank Geschichte der Stadt leistet. Die Sammlung wurde auch des- zur NS-Lagererziehung« und der damit verbundene Samm- an. Die Sammlung umfasst 20 Gemälde, 263 Zeichnungen, wegen dem NS-DOK zugedacht, da es bereits einzelne Werke lungsaufruf motivierte eine ganze Reihe von Leserinnen und 107 Aquarelle und 48 Druckgrafiken. des Künstlers aus früheren Schenkungen besitzt. Der Rat der Lesern, dem NS-DOK Materialien zu überlassen, darunter ein Stadt Köln hat auf seiner Sitzung am 22. November 2018 die Album über die »Großfahrt« des Landjahrlagers in Großnossin Otto Schloss, 1884 in Frankfurt a.M. als Sohn einer angesehe- Schenkung einstimmig »mit großem Dank angenommen«. in Pommern aus dem Jahr 1935 und verschiedene Konvolute nen jüdischen Kaufmannsfamilie geboren, studierte von 1918 mit Feldpost, Tagebüchern, Fotoalben und persönlichen bis 1822 an der Frankfurter Städelschule, der Hochschule für Dokumenten. Bildende Künste. Kurz darauf zog er nach Köln und heiratete �� Weitere Sammlungszugänge die Kölner jüdische Lehrerin Hedwig Cahn, die in den folgen- Otto Schloss: Gemälde eines Jungen, 1925. � Im Zuge laufender Abrissarbeiten an einem Gebäude in den Jahren an der städtischen jüdischen Volksschule unter- � Der Enkel des früheren Kölner Polizeipräsidenten Walther der Venloer Straße 525 wurden im März zwei Türen eines richtete. in Vielem traditionell geprägt. Dennoch sind sie von den Lingens (1882-1940) übergab dem NS-DOK Schriftgut aus Luftschutzkellers der Firma Mauser und eine Bunkeraus- Kunstströmungen der Zeit beeinflusst. dem Nachlass seines Vaters sowie Digitalisate von Fotogra­ stiegsklappe aus Holz aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Otto Schloss war als Illustrator für Zeitungen und Buchpubli- fien und Dokumenten aus dem Familienbesitz. Die Türen wurden dem NS-DOK als Schenkung übereignet kationen tätig und schuf Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen Durch die antisemitische Diskriminierung des NS-Regimes war und befinden sich nun als Dauerleihgabe beim Institut für und Druckgrafik. Seine Werke umfassen Porträts, Landschaf- die Tätigkeit von Otto Schloss ab 1933 extrem eingeschränkt. � Nachdem sie eine Fernsehsendung über das Konzentra­ Festungsarchitektur (CRIFA). ten, religiöse und soziale Motive. Er gehörte nicht zu der Es war ihm nur noch möglich für jüdische Zeitungen und jüdi- tions­lager Stutthof gesehen hatte, in dem berichtet wurde, Gruppe der Progressiven Künstler in Köln, seine Arbeiten sind sche Auftraggeber zu arbeiten, er konnte zunächst aber noch dass nur wenig über das Aussehen des Lagers bekannt sei, � Die Staatsbibliothek Bremen hatte 1948 in einem Antiqua- brachte eine Frau sieben bisher gänzlich unbekannte Foto­ riat zwei Bücher gekauft, die ursprünglich aus dem Besitz des Otto Schloss: Circus in Böblingen, Zeichnung undatiert. grafien in die Bibliothek. Diese zeigten Gebäude und Anlagen Kölners Dr. Benjamin Auerbach stammten. Im Verlauf von des Konzentrationslagers, die kurz nach der Befreiung von Recherchen nach NS-Raubgut wurde dies festgestellt und einem ehemaligen Häftling fotografiert worden waren. Die Kontakt mit der Erbin aufgenommen. Nach deren Wunsch Originale der Fotografien werden an die Gedenkstätte Stutt­ hof weitergegeben und dort Verwendung in der wissenschaft- lichen und pädagogischen Arbeit finden.

� Der (militärische) Nachlass des Oberst Cohrs konnte mit Mitteln aus dem Anschaffungsetat der Museen erworben werden. Im März 2017 bot Peter M.F. Cohrs dem NS-Doku­ mentationszentrum den (militärischen) Nachlass seines Vaters, der als Oberst zwischen 1941 und 1943 die Flugabwehr im Kölner Raum leitete, zum Kauf an. Der Flugabwehr kam in den Jahren, die Oberst Cohrs in Köln verbrachte, im Rahmen des Luftkriegs eine erhebliche Bedeutung zu. Daher sind sowohl dessen Person als auch einzelne Exponate (insbeson- dere das aufwändig gestaltete Fotoalbum »Flakgruppe Köln 1940-1943« sowie das Album »Unserem Kommandeur, Herrn Oberstleutnant Cohrs, gewidmet« vom Mai 1941) von erheb­ licher lokalhistorischer Bedeutung.

� Sammlung von Selbstzeugnissen Jugendlicher aus der Zeit des Nationalsozialismus konnten ebenfalls aus Mitteln des Ankaufetats der Kölner Museen erworben werden. Die von Dr. Martin Rüther in seinem großen Projekt zur »Jugend 1918-1945« zusammengetragenen 15 Konvolute von Foto­ alben, Tagebüchern, Korrespondenzen von Jugendlichen aus Exlibris von Dr. Benjamin Auerbach, in Arthur Schopenhauer: der NS-Zeit ergänzen die bereits in den Jahren 2015 bis 2017 Sämtliche Werke, Band 6: Parerga und Paralipomena : kleine erworbenen Materialien. philosophische Schriften, Leipzig 1877 106 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 DOKUMENTATION 107

Sammlung, Anzahl der Datensätze 2015 2016 2017 2018 Fotografien 40.589 42.108 42.883 43.485 Bildserien 51 166 177 188 wurde eines der Bücher in Bremen belassen, das zweite, ein der Sinti und Roma«, die »Euthanasie« oder die »NS-Militär­ Plakate 687 780 781 829 Band aus der Schopenhauer-Werkausgabe von 1877, an das justiz«. Zu den laufenden größeren Forschungsvorhaben zählen Dokumente 2.920 3.104 3.562 3.608 NS-DOK übergeben. Dr. Auerbach wurde 1885 in Wald bei die Geschichte des Holocaust, des Widerstands, der Gestapo, Interviews 1.478 1.494 1.593 1.593 Solingen geboren. 1878 ließ er sich als Arzt in Köln nieder, der NSDAP-Gauleitung, der Zwangsarbeit und der »Hitler-­ Ton- und Filmdokumente von 1885 bis 1935 war er Chefarzt des Israelitischen Asyls in Jugend«. Datenkategorien und Auswertungsgrundsätze werden (außer Interviews) 748 768 959 994 Köln-Ehrenfeld. 1939 emigrierte er mit seiner Frau Ida über dabei jeweils vom Forschungsgegenstand und den Zielsetzun- Museale Objekte 477 495 511 512 London nach New York, wo er im November 1940 starb. gen der einzelnen Projekte bestimmt, biografische Informa­ Die Teilnehmenden der Bergungsübung des Notfallverbundes Nachlässe und Sammlungen tionen sind in allen Projekten von besonderer Bedeutung. Kölner Archive am 12. September 2018 in Köln-Merkenich. Für das � Ein Plakat des Grafikers und Künstlers sowie Widerstands- (Verzeichnungseinheiten) 635 773 913 937 NS-DOK nahmen Ibrahim Basalamah und Annika Mühling teil. Bestandsbeschreibungen - - 19 24 kämpfers Peter Paffenholz konnte ebenfalls aus Mitteln des Jahr Sammlung Auswertung Ersatzdokumentation Insgesamt Ankaufetats der Kölner Museen erworben werden, womit sein Akzessionen (inventarisiert, 2015 50.295 121.503 24.516 196.314 bereits bestehender Nachlass im NS-DOK ergänzt werden ARBEITSGEMEINSCHAFTEN UND KOOPERATIONEN erst teilweise verzeichnet) 2.661 3.010 3.337 3.650 Insgesamt 50.295 52.698 54.735 55.820 konnte. 2016 52.698 123.104 26.554 202.356 Am 3. März 2018, dem neunten Jahrestag des Stadtarchivein- 2017 54.735 127.669 29.712 212.116 � Im September 2018 erreichte das NS-DOK diese E-Mail: sturzes, wurde in der Piazetta des Historischen Rathauses der »Von meiner 1925 geborenen Mutter habe ich ein aus Fall- Vertrag über die Gründung eines Notfallverbunds Kölner 2018 55.820 132.192 31.994 220.006 schirmseide selbstgeschneidertes und besticktes Kleid. Die Archive und Bibliotheken unterzeichnet. 21 Archive und ÜBERBLICK ÜBER DIE VORHANDENEN Fallschirmseide hat ihr mein Opa, der an beiden Weltkriegen Bibliotheken in städtischer, staatlicher, kirchlicher oder priva- In der Datenbank Ersatzdokumentation werden Reproduk­ FAUST-DATENBANKEN teilnehmen musste, woher auch immer mitgebracht. Es gibt ter Trägerschaft, darunter das NS-Dokumentationszentrum, tionen von Archivalien aus anderen Archiven, die für die auch noch ein Foto, das meine Mutter in ihrem Kleid zeigt.« erklären darin ihre Bereitschaft, im Falle einer akuten, Die Inventarisierung und Verzeichnung der Sammlungs­ ­Forschungstätigkeit des NS-DOK genutzt werden, nachge­ Lena Pickartz holte Kleid und Foto bei der Stifterin ab. umfangreichen Gefährdung oder Schädigung des zu verwah- bestände erfolgt seit Anfang der 1990er-Jahre in dem Daten- wiesen. Diese stehen aus rechtlichen Gründen für die externe renden Kulturgutes durch Brand, Wasser, Unwetter, techni- bankprogramm Faust. Die Bestände umfassen vor allem Foto- Nutzung nicht zur Verfügung. � Aus einer Haushaltsauflösung fanden mehrere Straßen- sche Defekte und andere unvorhersehbare Ereignisse ihre grafien, Foto- und Sammelalben, Postkarten, Flugblätter, Nach Bereichen aufgefächert ergibt sich folgendes Bild: und Landkarten aus den Jahren 1937-1948 den Weg ins NS- personellen und sachlichen Ressourcen zu bündeln und die Plakate, persönliche Dokumente, Tagebücher, Briefe und DOK, darunter eine Übersichtskarte zum Reichsbahnkursbuch zum Schutz des Kulturgutes zu leistenden Aufgaben in ­Zeitzeugenberichte, Nachlässe und Sammlungen, Ton- und Insgesamt umfassten die verschiedenen Datenbanken in für das amerikanische, britische und französische Besatzungs- gegenseitiger Unterstützung zu bewältigen. Um bei einem Videointerviews sowie museale Objekte. Neben den eigenen den Bereichen Sammlungsdokumentation, Auswertung gebiet vom Mai 1948. Schadensereignis schnell und richtig reagieren zu können, Beständen des NS-DOK werden in der Sammlungsdatenbank und Ersatzdokumentation zum Jahresende 2018 erstellen die Notfallbeauftragten der einzelnen Einrichtungen auch Reproduktionen von Archivgut aus anderen Archiven, 220.006 Datensätze. � Zwei Kunstwerke des 1986 geborenen deutsch-russischen – für das NS-DOK sind das Nina Matuszewski und Ibrahim die in Ausstellungen und Publikationen des NS-DOK verwen- Malers Yury Kharchenko, die in der Sonderausstellung »Yury Basalamah – gebäudespezifische Notfallpläne. Zu den weite- det wurden, nachgewiesen. Kharchenko: Von Herschel Grynszpan über Simon Wiesenthal ren Maßnahmen gehören unter anderem der Aufbau von Ebenfalls in Faust werden historische Faktendatenbanken zu Amy Winehouse« im NS-DOK gezeigt wurden, wurden aus Kommunikationsstrukturen zwischen den beteiligten Instituti- gepflegt, die eine wichtige Grundlage der Forschungs- wie Mitteln des Ankaufsetats Kölner Museen erworben. onen, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk, die Beschaffung auch der Auskunftstätigkeit des NS-DOK darstellen, und von Notfallausrüstung und die Durchführung von Notfall- für die fortlaufend eine Vielzahl von historischen Quellen 220.006

� Ein Besucher gab vier Vogelberingungen des Reichsverban- übungen. ausgewertet wird. Zu den Themen gehören unter anderem: 212.116 des Deutscher Kleintierzüchter, Fachgruppe Rassegeflügel aus »jüdische Geschichte«, »Polizei«, »Jugend« mit Themen von

den Jahren 1938 und 1939 an der Museumskasse ab. der »Kinderlandverschickung« über »Luftwaffenhelfer« bis zu 202.356

PERSONALIEN IN DER DOKUMENTATION »Unangepassten Jugendlichen«, »Inszenierungen auf Kölner 196.314 Bühnen«, »Presse«, »Schulen«, »Vereinswesen«, die »Verfolgung DOKUMENTATION DER ARBEIT DES HAUSES Andrea Kamp konnte ihre Umschulung zur Fachangestellten für Medien und Informationsdienste aus gesundheitlichen 184.652 Die große Zahl an Veranstaltungen, über die in dieser Publi- Gründen leider nicht fortführen. Sie schied im Januar 2018 Datensätze in Auswertungs- 2015 2016 2017 2018 kation berichtet wird, und die rege Öffentlichkeitsarbeit des aus. Aaron Knappstein führte auf Honorarbasis Personen-

datenbanken 170.582 NS-DOK sorgten für einen steten Zuwachs an Flyern, Plaka- standsrecherchen durch, wertete Quellen zur jüdischen Bevöl- ten, Fotografien, Presseartikeln, Radio- und Fernsehberichten, kerung aus und pflegte die Informationen in die Datenbanken davon Datensätze zu Personen 83.026 84.300 89.709 98.678

die gesammelt und archiviert werden müssen. Ibrahim Basa- ein. Wertvolle Unterstützung leisteten auch in diesem Jahr 159.171 lamah sorgte dafür, dass die gedruckten Materialien den Weg wieder unsere langjährigen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen davon Datensätze zu während ins Archiv fanden und dass die Hörfunk- und Fernsehbeiträge, und Mitarbeiter: Rotraut Jaschke transkribierte Tagebücher der NS-Zeit in Köln als »Juden« 148.883 für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses inter- und Briefe, Dieter Grützner führte die inhaltliche Erschließung verfolgten Menschen 21.035 21.704 22.424 22.521

viewt wurden, als Mediendatei vorhanden und über die von Zeitzeugeninterviews weiter, Dr. Hartmut Schellhoss 140.323 davon Datensätze zu während Datenbank recherchierbar sind, und kümmerte sich um die arbeitete Exzerpte zu Rückerstattungsakten in die Datenbank der NS-Zeit in Köln beschäftigten Ordnung und Ablage von Flugblättern und Veranstaltungs- ein, Ulla Dietrich machte sich um die Ordnung und Verzeich- Zwangsarbeiterinnen und Zwangs- programmen. Philipp Lechler verzeichnete die Presseartikel. nung der Sammlung Corbach verdient. Christel Mende, arbeitern, Kriegsgefangenen und Renate Irle und Christa Nakonz recherchierten im Landesar- KZ-Häftlingen 25.035 26.119 27,654 30.024 chiv Nordrhein-Westfalen im Auftrag des NS-DOK nach Akten und Personenstandsurkunden. Gesamtzahl 121.503 123.104 127.669 132.192 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2016 2017 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE

Kölner Mädchen im KLV-»Jungmädellager Schlosshotel« in Ahlbeck, 1941. 110 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE 111

barschaft informieren wollten, oder sich nach früheren jüdi- den Spuren ihrer Vorfahren zu suchen. Für viele ist dies nicht Da Galizien seit dem Ende des Ersten Weltkrieges zu Polen PROJEKTE UND schen Bewohnerinnen und Bewohnern ihres Hauses erkundig- nur der erste Aufenthalt in der Heimatstadt ihrer Vorfahren, gehörte, galt die aus diesem Gebiet stammende Familie als ten. Häufig ging dies mit dem Wunsch einher, Stolpersteine sondern auch die erste persönliche Begegnung mit ihren Ver- polnisch. Als am 27. und 28. Oktober 1938 in einer reichswei- ARBEITSSCHWER- für ehemalige Einwohnerinnen und Einwohner aus der Nach- wandten aus anderen Teilen der Welt. ten Aktion mehr als 17.000 im Deutschen Reich lebende barschaft verlegen zu lassen. jüdisch-polnische Personen in ein Gebiet an der deutsch-pol- PUNKTE Im April 2018 kamen anlässlich der Verlegung für das Ehe- nischen Grenze deportiert wurden, waren auch die verbliebe- Neben Auskünften über die in den Beständen des NS-DOK paar Carl Ludwig und Dr. Hilde Spier die Tochter des Ehe- nen männlichen Familienmitglieder Lejzor Lippa und Benno vorliegenden Informationen erfolgt in der Regel auch eine paars aus Frankreich gemeinsam mit ihrem Cousin aus Italien. Hermann davon betroffen. Zusammen mit rund 600 zumeist JÜDISCHE GESCHICHTE Beratung zur weiterführenden Recherche, indem Kontakte zu Des Weiteren besuchten Freunde und Weggefährten von männlichen polnisch-jüdischen Personen aus Köln wurden sie weiteren Archiven und Forschungseinrichtungen vermittelt Hilde Geisen im Anschluss an die Verlegung von Stolperstei- im Rahmen dieser sogenannten »Polenaktion« abgeschoben werden. Vor allem Familienangehörige und Nachkommen nen für sie und ihre Eltern das NS-Dokumentationszentrum. und am Grenzort Bentschen (heute Zbąszyń) im Niemands- �� Anfragen und Beratung ehemaliger Kölnerinnen und Kölner werden so oft über län- Neben Informationen zur Geschichte der Familie in Köln wur- land sich selbst überlassen. Sowohl ihnen als auch ihrer Mut- gere Zeit bei ihrer Forschung zur Familiengeschichte unter- den bei diesem Treffen auch viele Erinnerungen an die erst ter Rosa und der Schwester Selma, die in Köln geblieben Ein zentrales Aufgabengebiet des Arbeitsbereichs »Jüdische stützt und begleitet. Durch diesen regelmäßigen Kontakt und wenige Monate zuvor verstorbene Hilde Geisen ausgetauscht. waren, gelang jedoch Anfang 1939 die Flucht nach Belgien. Geschichte« ist die Bearbeitung schriftlicher wie persönlicher regen Austausch über die Forschungsergebnisse erhält das Nach einem halben Jahr Aufenthalt in Antwerpen konnten Anfragen zur jüdischen Geschichte Kölns und der Region. NS-DOK im Gegenzug das von dem Angehörigen zusammen- Eine größere Gruppe von etwa zehn Personen aus Israel und Benno Hermann und Selma unter großen Strapazen nach Jährlich gehen ca. 1.000 Anfragen ein, die sich zum einen auf getragene Material, womit wiederum die eigenen Sammlun- den USA reiste zu der Stolpersteinverlegung für Lejzor Lippa Palästina emigrieren. Der inzwischen erkrankte Vater Lejzor einzelne Personen oder Familien beziehen, die während der gen ergänzt werden können. Proter und Rosa Proter und ihre vier Kinder an und besuchte Lippa Proter wurde in einem katholischen Kloster versorgt. ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Köln und der näheren ebenfalls im Anschluss das NS-DOK. Seine Ehefrau Rosa Proter wurde am 1. September 1942 von Umgebung lebten, zum anderen aber auch den aktuellen Mechelen/Malines nach Auschwitz deportiert und wahr- Forschungsstand zur jüdischen Geschichte, die Forschungs­ �� Besuche von Angehörigen ehemaliger Kölnerinnen und Lejzor Lippa Proter, auch Leopold genannt, wurde 1883 in scheinlich direkt ermordet, Leopold starb zwei Jahre später in arbeit des NS-DOK zu diesem Thema, oder die Geschichte der Kölner der damaligen österreichischen Provinz Galizien geboren. Belgien. Kölner jüdischen Gemeinde und ihrer Organisationen betreffen. Um 1900 kam er mit seinen Eltern nach Köln. Im Jahr 1911 2018 fanden rund 20 Besuche von Angehörigen ehemaliger heiratete er in Belgien die ebenfalls aus Galizien stammende Joseph Proter emigrierte 1942 aus der Schweiz nach Paläs- Ein Großteil der Anfragen wurde von Nachfahren jüdischer Kölnerinnen und Kölner im EL-DE-Haus statt. Sie kamen als Rosa Hochhaus. Das Paar hatte vier Kinder: Jakob (geb. 1911), tina. 1945 kehrte er als Soldat der britischen Armee nach Kölnerinnen und Kölner gestellt, deren Angehörige in den Einzelpersonen oder in größeren Familiengruppen von bis zu Deutschland zurück und heiratete hier die aus einer sozialde- 1930er-Jahren aus Deutschland emigrieren konnten oder 15 Personen, um sich vor Ort über die Geschichte ihrer Vor- mokratisch-protestantischen Kölner Familie stammende Irene Über­lebende der Shoah sind. Es ist zu beobachten, dass in der fahren zu informieren und sich Dokumente zu ihrer Familie Klein. 1947 zog das Ehepaar gemeinsam nach Palästina. zweiten und mittlerweile teils auch schon in der dritten Gene- aus den Sammlungen des NS-DOK anzusehen. Die Besuche- Irene Proter machte dort als Schauspielerin Karriere und ration ein wachsendes Interesse an der Familiengeschichte rinnen und Besucher in 2018 kamen aus Israel, den USA, wurde zu einer der bekanntesten Schauspielerinnen in Israel. und den Herkunftsorten der Vorfahren besteht. Obwohl Nach­- Großbritannien, Kanada, Schweden, den Niederlanden und Ihr Ehemann war in leitender Funktion im israelischen Staats- fahren ehemaliger Kölnerinnen und Kölner bedingt durch die Australien. dienst tätig. Migrationsgeschichte der Familien heute in den verschiedens- ten Ländern der Erde leben, erlauben die sich stetig erweiter­n­ Ein Teil der Besucherinnen und Besucher reiste zur Verlegung Im Herbst 2018 nahmen aufgrund der Terminüberschneidung den Möglichkeiten der Online-Recherchen über genealogische von Stolpersteinen für ihre Angehörigen nach Köln und wurde mit dem jüdischen Neujahrsfest Rosh ha-Schana nur wenige Plattformen, digitale Archive und digitale Kommunikations- aus diesem Anlass zu einem Besuch im NS-Dokumentations­ Angehörige an den Stolpersteinverlegungen teil. Zu Besuch wege die Forschung und Vernetzung zu lokalhistorischen The- zentrum eingeladen. Häufig nehmen Mitglieder verschiedener ins NS-DOK kamen in diesem Rahmen Mitglieder der Familie men auch über große Distanzen hinweg. So trafen Anfragen Familienzweige, die aus unterschiedlichen Ländern kommen, Glaser, die zur Verlegung der Stolpersteine für Viktor und buchstäblich aus der ganzen Welt ein. Immer wieder gelang an den Stolpersteinverlegungen teil. Sie nutzen diese Gelegen­ Julie Glaser, ihre Kinder Georg und Werner Wolf und die es dabei auch, den Kontakt zwischen einzelnen Angehörigen heit für ein Familientreffen in Köln, um hier gemeinsam nach Foto der Familie Proter: (v.l.n.r.) Lejzor Lippa Proter, Rosa Proter, Schwieger­tochter Renate Glaser aus Schweden und Deutsch- bzw. Zweigen einer Familie zu vermitteln und somit zu einer Leo Proter, Vater von Lejzor Lippa und Leo Proter (Name unbe- land anreisten. weiteren Vernetzung der Nachfahren jüdischer Kölnerinnen kannt) , ohne Datum. und Kölner weltweit beizutragen. Weitere Besuche von Angehörigen erfolgten im Rahmen von Benno Hermann (geb. 1914), Joseph (geb. 1918) und Selma Reisen, welche die Nachkommen ehemaliger Kölnerinnen und Weitere Anfragen stammten von Historikerinnen und Histori- (geb. 1921). Leopold Proter gründete nach Ende des Ersten Kölner zu den Herkunftsorten ihrer Familie in Deutschland kern, Journalistinnen und Journalisten, Filmemacherinnen und Weltkrieges zusammen mit einem nichtjüdischen Partner eine unternahmen. Im Großteil der Fälle bestand bereits im Vorfeld Filmemachern, Anwaltskanzleien, Studierenden sowie Schüle- erfolgreiche Fabrik für Arbeitsschutzbekleidung, welche bald ein Kontakt zum NS-DOK, der die Besucherinnen und Besucher rinnen und Schülern, die sich für eigene Forschungsprojekte, 30-40 Angestellte hatte. Die Belegschaft und der Teilhaber mitunter erst zu ihrer Reise nach Köln veranlasste. Zu ihnen Publikationen, Seminar- und Facharbeiten beraten ließen. Zum standen loyal zu Leopold Proter, als die Rahmenbedingungen zählten Nachfahren der Kölnerin Sydia Kentof, die nach län- Teil wurden Auskünfte schriftlich oder telefonisch erteilt, zum nach 1933 immer schwieriger wurden. Während des Pogroms geren Recherchen über die Familienangehörigen in Köln und Teil erfolgte ein persönlicher Besuch im NS-DOK, um vor Ort im November 1938 verhinderten die Arbeiter die Zerstörung Bremen im August 2018 die Heimatstädte ihrer Vorfahren in den vorliegenden Beständen zu recherchieren. der Fabrik, indem sich jeder auf seine Maschine setzte. Zu besuchten. Sydia Kentofs Mutter, die um die Jahrhundert- dieser Zeit waren die Söhne Jakob und Joseph Proter bereits wende gemeinsam mit ihrem früh verstorbenen Mann aus Wiederholt trafen zudem Anfragen von Kölner Bürgerinnen ins Ausland emigriert. Polen nach Köln immigrierte, betrieb in der Kölner Innenstadt und Bürger ein, die sich über jüdisches Leben in ihrer Nach- Gunter Demnig und Barbara Becker-Jákli (Mitte) mit Nachkom- ein Haushaltswarengeschäft. men der Familie Proter bei der Verlegung der Stolpersteine für die Familie Proter, April 2018. 112 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE 113

Auch über das Internet konnte wieder eine Reihe von Doku- menten, die in Bezug zu Kölner jüdischen Familien oder ­Einrichtungen stehen, erworben werden. Dazu zählten zeit­ genössische Reklamen von Geschäften jüdischer Besitzer, Ansichtskarten und Fotografien.

Zudem wurde ein Teil eines Privatarchivs übernommen, das ein Lokalforscher im Rahmen jahrzehntelanger Forschungen zur jüdischen Geschichte im Rheinland aufgebaut hat. Die teils im Original und teils in Kopie zusammengetragenen Materialien beziehen sich größtenteils auf Mitglieder der (reli- giösen) jüdischen Mittel- und Oberschicht in Köln. So enthält Sara Kentof (r.) mit ihren Töchtern Siddy und Betty vor dem Dr. Hilde Spier in ihrem Redaktionsbüro bei der »Kölnischen der Bestand u. a. Unterlagen zu den Rabbinern Abraham Birte Klarzyk, seit Anfang Januar 2018 wissenschaftliche Mitar- Haushaltswarengeschäft Kentof in der Thieboldsgasse 12, März Illustrierten Zeitung«, ohne Datum. Frank und Benedict Wolf aus Köln, Reproduktionen von beiterin zur jüdischen Geschichte. 1933 (Fotograf: unbekannt)] Mohelbüchern aus umliegenden Gemeinden sowie Stamm- bäume und Genealogien jüdischer Familien aus dem Rhein- Das Geschäft wurde im Novemberpogrom 1938 zerstört, die ist die Schenkung von 438 Kunstwerken des jüdischen Malers land. Des Weiteren sind Fotografien und Abbildungen unter- Auch an Projekten anderer Forschungseinrichtungen zum Großmutter starb – vielleicht infolge der Schrecken dieser Otto Schloss (s. S. 104f.). Vor allem durch den Kontakt zu schiedlicher Provenienz und Korrespondenzen mit Thema jüdische Geschichte hat sich das NS-DOK 2018 mehr- Nacht – wenige Tage später. Sydia Kentof floh mit ihrer Mut- Nachkommen jüdischer Kölnerinnen und Kölner erhielt das internationalen Archiven und Forschungseinrichtungen ent- fach beteiligt. Dem Leo Baeck Institute New York / Berlin ter nach Belgien. Während es ihr noch rechtzeitig gelang, von Archiv über ein Dutzend größerer und kleinerer Bestände mit halten. wurden für das »1938Projekt – Posts from the Past« zwei dort in die USA zu entkommen, wurde ihre Mutter nach dem persönlichen Dokumenten der Familien darunter Briefe, Tage- Briefe aus dem Nachlass der Familie Schönenberg zur Ver­ Einmarsch der deutschen Truppen in Belgien nach Bergen-­ bücher und Fotografien. fügung gestellt, die im September und Oktober auf der Belsen deportiert und dort ermordet. �� Kooperationen gleichnamigen Website veröffentlicht wurden. Bei ihrem Besuch im NS-Dokumentationszentrum im April Bei den Besuchen der Nachkommen im NS-DOK wurde stets 2019 übergab die Tochter des Ehepaars Carl Ludwig und 2018 unterstützte das NS-DOK drei Kölner Gymnasien bei Des Weiteren wurden zu dem NRW-weiten Projekt »Tote des versucht, die Geschichte der Familien in Köln so weit wie Dr. Hilde Spier, geb. Wolff, einen umfangreichen Bestand an ihren Schulprojekten zur Erforschung der Lebensgeschichten Novemberpogroms« der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf möglich anhand der vorliegenden Quellen zu rekonstruieren. Familiendokumenten, die als Scans in die Sammlung aufge- ehemaliger jüdischer Schülerinnen und Schüler. Neben den aktuelle Forschungsergebnisse beigetragen. Das NS-DOK Für viele Besucherinnen und Besucher hat es eine besondere nommen wurden. Neben Familienbildern befinden sich darun- bereits seit mehreren Jahren laufenden Projekten am Gymna- nahm das Forschungsprojekt zum Anlass, neu vorliegende Bedeutung, am ehemaligen Wohnort der Vorfahren zu sein ter auch ein Exemplar der Dissertation, die Hilde Wolff 1924 sium Kreuzgasse und der Königin-Luise-Schule, hat Anfang und bislang noch nicht umfassend ausgewertete Quellenbe- und ihre Namen in den zeitgenössischen Quellen, wie z. B. an der Universität zu Köln einreichte, sowie Dokumente und 2018 auch am Deutzer Gymnasium Schaurtestraße eine Pro- stände auf Hinweise zu Todesopfern des Pogroms in Köln zu den Kölner Adressbüchern, zu lesen. Ein besonders emotiona- Korrespondenzen, die Zeugnis ablegen über ihre Tätigkeit als jektgruppe ihre Arbeit aufgenommen. überprüfen. Hierdurch konnten neben dem bereits bekann- ler Moment entsteht dabei oft, wenn den Nachkommen per- Journalistin und die zahlreichen Kontakte, die sie in der Kölner Ausgehend von den Schülerlisten und ggf. weiteren Unterlagen ten Fall des Frisörs Moritz Spiro vier weitere Personen sönliche Dokumente wie Briefe, Tagebücher, Fotografien oder Presselandschaft hatte. in den Schularchiven ermitteln die Projektteilnehmenden die ermittelt werden, deren Tod eine unmittelbare Folge der Zeitzeugeninterviews von ihren Familienangehörigen gezeigt durch das NS-Regime als jüdisch verfolgten Schülerinnen bzw. ­Pogromnacht war. werden können. Auch an der jüdischen Geschichte in Köln Schüler ihrer Schule und recherchieren deren Biographien. allgemein und der Forschungsarbeit des NS-DOK besteht oft Dabei wurden sie in verschiedener Weise durch das NS-Doku- Bis dato war in Köln nur Moritz Spiro als Todesopfer bekannt. großes Interesse, die Interessierten bei einem Rundgang mentationszentrum begleitet und unterstützt. Zu vielen der Dieser war bei dem Versuch, seine Wohnung bzw. seinen durch die Ausstellungsbereiche vermittelt werden können. jüdischen Schülerinnen und Schüler konnte das NS-DOK wei- ­Frisörsalon in Köln-Ehrenfeld vor zwei eindringenden jungen tere Auskünfte über ihren Lebensweg nach der Schulzeit und Männern zu schützen, niedergeschlagen und derart miss­ Darüber hinaus werden die Familienangehörigen während ihr Verfolgungsschicksal während der NS-Zeit geben. Zum Teil handelt worden, dass er trotz sofortiger Notoperation im jüdi- ihres Aufenthalts in Köln bei der Suche nach weiteren Doku- wurden diese Informationen auf Anfrage schriftlich übermit- schen Krankenhaus wenige Tage später an den Folgen seiner menten oder Fotografien, beim Wunsch die früheren Wohn- telt, wiederholt kamen aber auch Schülerinnen und Schüler schweren Hirnverletzungen starb. Durch die Anzeige, die orte oder einen der jüdischen Friedhöfe der Stadt zu besichti- ins NS-DOK, um in den vorliegenden Beständen zu recher- seine Ehefrau Erna Spiro wegen Todesfolge gegen die Angrei- Auszug aus der gen, unterstützt. chieren. Dabei wurden sie vor Ort betreut und mit den Grund- fer erhob, sind die Vorgänge und die Umstände seines Todes Inaugural- lagen der Arbeit mit historischen Quellen und Archivmaterial gut belegt. Das Ermittlungsverfahren wurde jedoch durch Disseration von vertraut gemacht. Darüber hinaus wurden auch Kontakte Erlass des Reichsministers der Justiz im Oktober 1940 nieder- Hilde Wolff, �� Sammlung von Material zwischen den Nachkommen der jüdischen Schülerinnen, den geschlagen, ohne dass die Männer für Ihre Tat zur Verantwor- 1924. Schülern und den Schulen vermittelt. tung gezogen wurden. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt des NS-DOK ist die Samm- lung von Material zur Kölner jüdischen Geschichte. Das Archiv Im Laufe der Zusammenarbeit ist hierbei ein intensiver Aus- Durch die neuerlichen Recherchen stieß das NS-DOK zudem umfasst mittlerweile mehrere tausend Dokumente und Foto- tausch mit den verantwortlichen Lehrerinnen und Lehrern auf zwei alleinstehende Frauen, die kurz nach dem Pogrom grafien zu diesem Thema. an allen drei Schulen entstanden, sodass die im Rahmen der Selbstmord begingen. Projekte zusammengetragenen Forschungsergebnisse und Klara Wolff, geb. Kaufmann, starb am 12. November 1938 im Auch 2018 konnte das NS-Dokumentationszentrum wieder Materialien auch dem NS-Dokumentationszentrum zur Ver­ Alter von 71 Jahren im Israelitischen Asyl in Köln-Ehrenfeld. eine Vielzahl an Neuzugängen verzeichnen. Sehr bedeutsam fügung gestellt werden. Sie lebte zu diesem Zeitpunkt alleinstehend in ihrer Wohnung 114 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE 115

in der Robert-Blum-Straße 12 in Köln-Lindenthal. Ihr Ehemann Nach seiner Verhaftung infolge des Pogroms blieb er vom 12. online gestellt werden, in dem nicht nur die Lage der Men- Zweiten Weltkriegs in besetzten Gebieten von der SS entführt war bereits verstorben, die gemeinsame Tochter im Septem- November bis zum 1. Dezember 1938 im Konzentrationslager schen im Osten Deutschlands und deren Vertreibung, sondern und zunächst in »Eindeutschungs«-Heimen untergebracht ber 1938 nach Australien emigriert. In dieser Situation Dachau interniert. Wenige Tage nach seiner Entlassung starb auch die Situation im Westen und die anschließende Auf- wurden, um sie anschließend in Deutschland in »arischen« scheint sie keinen Ausweg für sich gesehen zu haben, wenige er am 5. Dezember 1938 im Kölner St. Vinzenz-Hospital an nahme und Behandlung der Geflüchteten und Vertriebenen Familien aufwachsen zu lassen. Tage nach der Pogromnacht nahm sie sich mit einer Schlaf- Bronchopneumonie und Herzschwäche. Zwei zeitgenössische sowie die daraus resultierenden Problemlagen ausführlich mittelüberdosis das Leben. Auf ihrer Sterbeurkunde ist als Berichte über den Pogrom und seine Auswirkungen in Köln dargestellt werden. Im Rahmen der vom NS-DOK in mehrfacher Hinsicht unter- Todesursache Selbstmord durch Veronalvergiftung angegeben. belegen, dass er sich die Lungenentzündung bereits während stützten Untersuchung wurde das Thema so aufgearbeitet, seiner Haftzeit in Dachau zugezogen hatte. Ergänzt wird diese Darstellung um eine intensive Unter­ dass seine Ergebnisse in die Strukturen der Jugend-Website Auch Berta Herz, geb. Freimann starb wenige Wochen nach suchung der konkreten Lage »vor Ort« im niederrheinischen integriert werden können. Das gilt auch für drei Lebensge- dem Pogrom an einer Schlafmittelüberdosis im Israelitischen Jüchen, wobei sowohl zwei damals dort wohnende als auch schichten unmittelbar Betroffener, mit denen ausführliche Asyl in Köln-Ehrenfeld. Sie lebte trotz ihres noch relativ jun- sieben dorthin geflohene Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Videointerviews geführt wurden. Texte, Videos und sonstige gen Alters von knapp 40 Jahren ebenfalls bereits verwitwet PROJEKTE ZUR GESCHICHTE DER JUGEND IM Wort kommen. Zu diesem Projekt gibt es zudem eine eigene Materialien liegen nunmehr vollständig vor. Sobald die Porträ- in Köln-Lindenthal. Ihr Ehemann Oskar Herz hatte sich zuvor ­NATIONALSOZIALISMUS Website (www.juechen.nsdok.de), auf der diese Texte und tierten ihr Einverständnis zur Veröffentlichung gegeben in Paris das Leben genommen. Während im Sterberegister des Materialien zum Thema »Flucht und Vertreibung« zusammen- haben, werden sowohl Themen- als auch die Lebensgeschich- Asyls ihre Todesursache mit »Lungenentzündung« angegeben gefasst sind. Dort ist auch die fast 400 Seiten starke, vom ten zum Thema »Geraubte Kinder« auf der Website »Jugend in wurde und damit bislang keinen konkreten Hinweis auf einen �� Website »Jugend in Deutschland 1918 bis 1945« NS-DOK-Mitarbeiter Dr. Martin Rüther verfasste Unter­ Deutschland 1918 bis 1945« veröffentlicht. Suizid lieferte, fand sich in der im Rahmen der Recherchen suchung »›Wir sind ja rundherum von Einheimischen einge­ neu hinzu gezogenen Sterbeurkunde der Hinweis auf eine Die im Herbst 2016 völlig neu konzipierte Website erfreut zingelt.‹ – Flüchtlinge und Vertriebene in Jüchen nach 1945« Schlafmittelvergiftung als originäre Todesursache. sich nach wie vor großen Zuspruchs und wird sowohl in schuli- komplett als digitales »Flipbook« einsehbar. �� Die »Editionen zur Geschichte« schem wie universitären Kontext besonders intensiv genutzt Aus ihrer Familie überlebte nur ihr Sohn Werner Josef Herz, – Tendenz steigend. Es werden in lockerer Folge immer wieder Bereits 2017 wurde mit den Vorbereitungen zur Integration Das der Öffentlichkeit im März 2017 vorgestellte digitale der nach Palästina emigrieren konnte. Ihre Tochter Ilse Herz neue Inhalte in die Seite eingepflegt, die bei ihrem Ausbau eines weiteren Projekts begonnen, das 2018 zum Abschluss Archiv »Editionen zur Geschichte« (EzG) wurde 2018 als nahm sich zwei Tage nach ihrem 21. Geburtstag am 1. August nicht zuletzt auch von den Ergebnissen verschiedener, hier gebracht werden konnte: Angeregt durch sein Praktikum im eigenständiger Bereich der Website »Jugend in Deutschland 1942 das Leben. Die Mutter Flora Freimann, geb. Sternberg noch näher vorzustellender Projekte profitiert. NS-Dokumentationszentrum entschied sich Fabian Reeker, im 1918 bis 1945« weiter optimiert und um zahlreiche Materia- wurde am 15. Juni 1942 in das Ghetto Theresienstadt depor- Rahmen seiner Masterarbeit das noch immer weitgehend lien ergänzt. Besonderes Augenmerk wurde zudem auf die tiert, wo sie am 12. April 1944 im Alter von 70 Jahren starb. Als völlig neuer und sehr umfangreicher Bereich der Website unbeachtete Phänomen der »Geraubten Kinder« zu unter­ Verbesserung der »Suchen & Finden«-Funktion gelegt, deren konnte im Frühjahr 2018 das Thema »Flucht und Vertreibung« suchen. Hierbei handelt es sich um Kinder, die während des Möglichkeiten nun auf einer eigenen Seite vorgestellt werden Auch wenn die konkreten Umstände und Hintergründe des und von dort direkt anwählbar sind. Suizids bei beiden Frauen nicht genauer zu ermitteln waren, liegt es aufgrund ihrer Lebenssituation im November 1938 Neben der Option, im gesamten Angebot der verschiedenen und der zeitlichen Nähe zum Pogrom nahe, dass die traumati- Bereiche der Website oder in ausgewählten Teilen davon schen Erlebnisse dieser Nacht zumindest als letzter Auslöser per Volltextsuche zu recherchieren, ist nun die Möglichkeit ihres Suizids gesehen werden müssen. gegeben, per Findbuch-Recherche jene Angebote gezielt anzusteuern, die zuvor entsprechend verschlagwortet wurden. Darüber hinaus konnten zwei weitere Todesfälle unter den ca. Auch wenn auf diese Weise bereits große Mengen an Infor- 150 jüdischen Männern aus Köln ermittelt werden, die infolge mationen inhaltlich erschlossen sind, bleibt – insbesondere des Pogroms am 11. November 1938 verhaftet und im Kon- mit Blick auf die »Editionen zur Geschichte« – in dieser Hin- zentrationslager Dachau inhaftiert wurden. Zu ihnen zählte sicht noch viel zu tun. der Kaufmann Gustav Solinger, geboren am 8. Februar 1895 in Aschaffenburg. Er war zum Zeitpunkt seiner Verhaftung im Ein besonderes Angebot zur Erleichterung der Materialzusam- November 1938 ledig und lebte in Köln. Nach seiner Einliefe- menführung im Rahmen schulischer und universitärer For- rung in das Konzentrationslager Dachau am 16. November schungstätigkeit stellt die ebenfalls 2018 neu eingeführte 1938 starb er dort am 24. Dezember 1938 unter unbekann- Rubrik »Meine Recherche« dar. Ähnlich den »Warenkörben« ten Umständen. von Online-Shops lassen sich nach schnell vollzogener Anmel- dung im System und der damit verknüpften Zusendung eines Zudem konnte nachgewiesen werden, dass auch Dr. Richard persönlichen Passworts aus dem gesamten Angebot der Web- Süssmann an den Folgen seiner Internierung im Konzentra­ site beliebige Informationen, Texte und Materialien gezielt tionslager Dachau starb und somit ebenfalls zu den Opfern auswählen und in beliebig vielen und selbst zu benennenden des Pogroms und dessen unmittelbaren Konsequenzen »Themen-Warenkörben« ablegen. Hierfür ist jede Seite des gezählt werden muss. Richard Süssmann wurde am 29. März Webauftritts und hier dann wiederum punktgenau auch jeder 1890 in Köln geboren, am 18. Februar 1926 heiratete er in untergeordnete Abschnitt (etwa einzelne Seiten eines Tage- Berlin Magda Süssmann, geb. Nossek. Aufgrund der antisemi- buchs) einfach per Mausklick auswählbar. Ist das geschehen, tischen Gesetzgebung konnte er seinen Beruf als Rechtsan- erscheint ein Pulldown-Menü, aus dem der passende der walt nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nicht bereits angelegten Themen-»Warenkörbe« ausgewählt oder weiter ausüben, er war Ende der 1930er-Jahre jedoch noch als Syndikus des jüdischen »Centralvereins für das Rheinland« Startseite des Webauftritts »Jugend in Deutschland 1918-1945«. Erste Seite des neu integrierten Themas »Flucht und Vertreibung«. tätig. 116 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE 117

Bereits jetzt aber sind die »Editionen zur Geschichte« sowohl ten Zigarettenalben wie auch andere Druckerzeugnisse aus hinsichtlich ihres Umfangs als auch ihrer Inhalte beeindru- dem Bereich von jugendlichen Hobbys. ckend. Sie gliedern sich in die drei Hauptbereiche »Selbst- zeugnisse«, »Druckerzeugnisse« und in ein »Medienarchiv«, Im »Medienarchiv« der EzG finden sich zwischen 1918 und die ihrerseits selbst wieder stark untergliedert sind. So finden 1945 weitverbreitete, oft in der Schulungsarbeit eingesetzte sich unter den Selbstzeugnissen große und stetig anwach- Foto- und Dia-Serien, Tondokumente von Schallplatten und sende Mengen von zeitgenössischen Tagebüchern, Heim-, aus Rundfunkübertragungen sowie viele zeitgenössische Fahrten-, Gruppen- und Lagerbüchern, Briefwechsel, Foto­ Filme. alben, Poesiealben, Liederbücher, Schulchroniken und -hefte Alles in allem stellen die »Editionen zur Geschichte« einen in und andere von Jugendlichen damals »produzierte« Quellen. dieser Form bisher einzigartigen, an Umfang stetig zuneh- Flaggenhissung in einem RAD-Lager der männlichen Jugend. Nahezu sämtliche dieser Materialien liegen als digitalisierte menden Versuch dar, mit Blick auf Selbstzeugnisse, Zeitungen Faksimiles mit textgenauer Transkription vor, sodass sie und Zeitschriften sowie audio-visuelle Medien zentrales Quel- sowohl »durchgeblättert« als auch von jeder und jedem trotz lenmaterial überhaupt erst einmal zu sichern und der Nach- �� Neue Quellen zur NS-Lagererziehung. Digitale Editionen Sütterlin und »Deutscher Schrift« problemlos gelesen und per welt dauerhaft zu erhalten, es durch Transkription und inhalt- zum tieferen Verständnis von NS-Erziehung Volltextrecherche durchsucht werden können. Eine komforta- liche Erschließung nutzbar zu machen, um so der Forschung ble und hochdifferenzierte Thesaurus-Recherche erleichtert neue Erkenntnisse und vielleicht sogar innovative Fragestel- 2018 wurde das Projekt »Digitale Editionen zur Erforschung eine treffgenaue Suche der (zunächst lediglich auf oberster lungen zu eröffnen. und zum tieferen Verständnis von NS-›Erziehung‹« durchge- Ebene) verschlagworteten Materialien erheblich. führt, das wiederum von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert Die Website »Jugend in Deutschland 1918 bis 1945« mit den wurde. Das Lager trug maßgeblich zur Durchsetzung und Einen erheblichen Umfang hat ebenfalls bereits das digitale integrierten »Editionen zur Geschichte« und ebenfalls dort Stabilisierung des NS-Herrschaftssystems bei. Das NS-Regime Archiv der zeitgenössischen Druckerzeugnisse angenom- abrufbaren diversen Projektauftritten wird weiterhin stark etablierte eine Fülle von Lagerformen, von denen sich die men. Der Schwerpunkt in diesem Segment liegt bislang auf genutzt. Nach Angaben von Google Analytics war 2018 ein Konzentrations- und Vernichtungslager dauerhaft in das his- solchen gedruckten Materialien, die im weitesten Sinne der Nutzerzuwachs von rund 40 Prozent zu verzeichnen. Dem torische Bewusstsein eingeschrieben haben. Diese Lager der Die Internetseite »Editionen zur Geschichte«. Beeinflussung und Erziehung Jugendlicher dienen sollten. steht allerdings ein irritierend starker Rückgang der absoluten Repression und Exklusion standen in der historischen For- In erster Linie handelte es sich hierbei um die zahlreichen Zahlen gegenüber, der im Punkt »Allgemeines – Internet­ schung daher zunächst auch im Mittelpunkt des Interesses jederzeit ein neuer angelegt werden kann, in dem dann die Zeitungen und insbesondere Zeitschriften, die von jedem seiten« des Jahresberichts näher erläutert wird (s. S. 148ff.). und avancierten laut Marc Buggeln und Michael Wildt zum ausgewählten Inhalte abgelegt werden können. Wählt man Jugendverband – und oftmals noch abgestuft nach Alter in Der Redaktion wurde von verschiedensten Seiten immer wie- »paradigmatischen Beispiel für die Grausamkeiten des 20. im Bereich »Suchen & Finden« anschließend den Menüpunkt verschiedenen Ausgaben – publiziert wurden. In Zeiten, in der Lob zuteil. So bedankte sich im Frühjahr 2018 eine Dokto- Jahrhunderts«. »Meine Recherche«, werden die Inhalte dieser »Warenkörbe« denen kaum andere Medien verfügbar waren und daher dem randin im Rahmen ihrer Dissertation über Zeitzeuginnen und entsprechend der vom Nutzer festgelegten Reihenfolge der Lesen einschlägiger Texte und dem Betrachten der zahlreich Zeitzeugen der Jahrgänge 1924 bis 1934 »für Ihre tolle Seite Seit einiger Zeit rücken aber immer stärker auch jene Lager Themen mit all ihren detailliert aufgeführten Inhalten ange- beigefügten Abbildungen ein sehr hoher Stellenwert zukam, und die fantastischen Informationen, von denen ich schon der NS-Zeit in den Blick der Forschung, die auf Indoktrination zeigt. Von hier aus lassen sie sich nicht nur direkt aufrufen, kann der Einfluss, den solche Zeitschriften auf die Jugend­ sehr profitiert habe«. Zahlreiche weitere Forscherinnen und und »Erziehung« und damit auf eine vorgebliche Inklusion sondern problemlos innerhalb des jeweiligen Themas verschie- lichen ausübten, kaum hoch genug eingeschätzt werden. Forscher aus Schulen, Universitäten und Geschichtsvereinen angelegt waren: Die Lager des Reichsarbeitsdienstes, des ben oder löschen. Das Gleiche gilt für die Themen selbst. Auf bedankten sich im Laufe des Jahres für die Ihnen so zugäng- Landjahrs und des Landdienstes, der Hitlerjugend und diver- diese Weise lassen sich ganze Arbeiten unmittelbar und völlig Daher ist es erstaunlich, dass diese Quellen von der For- lich gemachten Materialien und baten häufiger um weiterge- ser (neuer) Schulformen sowie während des Krieges insbeson- ortsunabhängig bei der Beschäftigung mit den Quellen struk- schung bislang eher zurückhaltend und wohl noch nie syste- hende Unterstützung, die Ihnen – soweit möglich – natürlich dere jene der Kinderlandverschickung, um hier nur die wich- turieren und jederzeit modifizieren. matisch genutzt wurden. Das hängt sicherlich auch eng mit gewährt wurde. tigsten zu nennen. deren zumeist schwerer Zugänglichkeit zusammen, dürfte in Insgesamt steht dem NS-Dokumentationszentrum mit den erster Linie aber darauf zurückzuführen sein, dass die in aller Auch in anderer Hinsicht wirkt die Website immer wieder Angesichts der diametral entgegengesetzten und doch so EzG mit dessen umfassenden Erschließungs-, Kombinations- Regel ja zahlreiche und zudem umfangreiche Jahrgänge um- motivierend, indem sie Nutzerinnen und Nutzer anregt, Mate- nah verwandten Intentionen von Exklusion und Inklusion und nun auch Recherchemöglichkeiten auch für künftige fassenden Publikationen bislang inhaltlich nicht erschlossen rialien, die sich in Ihrem Besitz befinden, für eine Integration spricht die historische Forschung vom »Janusgesicht« des Arbeiten ein hochgradig spezialisiertes Redaktionssystem zur sind. Daher fällt deren – insbesondere vergleichende – in die »Editionen zur Geschichte« zur Verfügung zu stellen. NS-Lagersystems (Kiran Klaus Patel). Mehrere Wissenschaftler Verfügung, das sämtliche Anforderungen erfüllt, die seitens ­Analyse ungeheuer zeitintensiv aus und ist daher im Rahmen So wurden dem NS-DOK auch 2018 wieder verschiedene weisen dabei ausdrücklich auf die nachhaltige Wirkung hin, die der Wissenschaft an digitale Editionen und »Datenzentren« einer individuellen wissenschaftlichen (Abschluss-) Arbeit Materialien – entweder als Digitalisat, zumeist jedoch im Inklusionslager bei deren Insassen hinterließen. So sprechen gestellt werden. Es verfügt über stark differenzierbare Editions­ kaum zu leisten. Original – übergeben, die entweder bereits in die »Editionen etwa Bettina Greiner und Alan Kramer von der »Erfolgs­ tools zur Präsentation digitaler Faksimiles, seitengenauer zur Geschichte« aufgenommen wurden oder dort künftig geschichte einer Institution«, und Ulrich Herbert charakteri- Transkriptionen, Kommentierungen und Verschlagwortungen. Neben die Zeitungen und Zeitschriften treten dabei die ­integriert werden sollen. siert in Anlehnung an Zygmunt Bauman gleich das gesamte Darüber hinaus bietet das Redaktionssystem auch die Mög- zumeist noch schwerer zugänglichen Schulungsmaterialien 20. Jahrhundert als das »Jahrhundert der Lager«. Es war mehr lichkeit eines virtuellen »Museums«, um Erkenntnisse aus einiger Jugendverbände und -organisationen, die von ihnen Die zeitaufwändigen Arbeiten der Transkription, Integration als naheliegend, dass sich auch das NS-Dokumentations­ ­Forschungsprojekten angereichert durch Medien jeglicher Art zur Selbstdarstellung publizierten Broschüren und Bücher und inhaltlichen Erschließung wurden wie in den vergangenen zentrum dieses Themas annahm und es zum Bestandteil sei- wirkungsvoll zu präsentieren. Von all diesen Möglichkeiten sowie weitere jugendspezifische Erzeugnisse. So lohnt sich Jahren auch 2018 von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert. ner Forschungs- und Sammeltätigkeit machte. Nicht zuletzt profitieren verschiedene Projekte des Hauses, andere werden ein Blick in die damals zahlreichen »Jugendkalender«, die aufgrund zahlreicher Zeitzeugenkontakte, aber auch durch auf der Basis der neuen technischen Plattform überhaupt erst nicht nur Daten, sondern häufig auch massive Versuche ideo- Zukäufe konnte in den vergangenen Jahren ein großer Schatz möglich. logischer Beeinflussung beinhalteten. Das gilt auch für zeitge- nössische Bilder- und Schulbücher, die damals weitverbreite- 118 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE 119

an zumeist aus Selbstzeugnissen bestehenden Quellenkonvo- betreiben. Um die Auslegung dieser Bestimmung kreisten in Soziale Gebilde wie Ehen, Beziehungen, Familien oder Freund- luten zusammengetragen werden, der darauf wartete, sowohl den Folgejahren zahlreiche Auseinandersetzungen mit den schaften sind nicht zuletzt durch Kommunikation bestimmt. der Forschung als auch der interessierten Öffentlichkeit als Nationalsozialisten, die 1938/39 im endgültigen Verbot der Während solche Alltagsgespräche in »normalen« Zeiten aber »Editionen zur Geschichte« zugänglich gemacht zu werden. gesamten katholischen Jugendverbände mündeten. in aller Regel verloren gehen, wurden sie unter den spezifi- schen Kommunikationsbedingungen des Krieges dauerhaft In den »Editionen zur Geschichte« findet man fast 140 Fotoal- Die Verbände verschwanden, aber die Jugendlichen blieben auf Papier festgehalten. ben, 79 oftmals mehrbändige »Lagertagebücher«, 17 – häufig und mit ihnen auch ihre Überzeugungen. Es schlug die umfangreiche – Tagebücher, ebenfalls 17 opulente Briefwech- Stunde der Pfarrjugend, der pastoral orientierten Jugendseel- Die Kommunikation durch Feldpost bot den jungen Katholi- sel, aber auch einschlägige Zeitschriften und propagandisti- sorge innerhalb der Gemeinden, die ihren Legalitätsstatus mit ken an Front und »Heimatfront« die Möglichkeit, Beziehungen sche Selbstdarstellungen sowie historische Film- und Tonauf- einer rein »kirchlichen Arbeit mit Jugendlichen« erkaufte. Aber aufrechtzuerhalten, sich im privaten Bereich der gegenseitige nahmen komplett einsehbar und – wo notwendig – auch auch an dieser – zumindest nach außen – dezidiert apoliti- Liebe oder Zuneigung zu versichern, aber auch Zukunftspläne Katholische Jugendliche vor dem Eingang von »Haus transkribiert. Aufgrund der Berichterstattung wurden dem schen Arbeit entzündeten sich bis zum Kriegsende währende zu schmieden oder philosophische und theologische Fragen Altenberg«, um 1938/39. NS-DOK weitere themenbezogene Materialien zur Verfügung und immer wieder aufflammende Auseinandersetzungen mit zu diskutieren. Oftmals waren die Briefe auch das einzige gestellt, die umgehend in die Website integriert wurden. dem NS-Regime und der Reichsjugendführung. Der Pfarr­ Ventil, um Verzweiflung und Angst zum Ausdruck bringen derschlag fand. Insgesamt bieten die Feldpostkonvolute eine jugend kam gerade in den Jahren des Zweiten Weltkrieges für oder um überhaupt – wenn auch mit jeweils großer zeitlicher interessante Melange aus Privatem, Katholischem und Politi- viele ehemals jugendbewegte katholische Jugendliche ein Verzögerung – offen mit jemandem »sprechen« zu können, schem. Neben den persönlichen Kontakten und gemeinsamen �� Selbstverständnis und Zusammenhalt katholischer hoher Stellenwert zu. Wenn sie auch kaum mehr nach außen den man hinsichtlich seiner Einstellung auf seiner Seite Unternehmungen kreisten die Gedanken und Handlungen Jugendlicher zwischen 1939 und 1945 im Spiegel von in Erscheinung traten, so waren und blieben die alten Netz- wusste. Daher kam dieser Ausdrucksmöglichkeit gerade für dieser jungen Menschen immer wieder um das bereits vor Selbstzeugnissen und Lebensgeschichten werke insbesondere unter den Kriegsbedingungen stets ver- jene eine oftmals große Bedeutung zu, die dem NS-Regime 1933 auf- und ausgebaute Netzwerk katholischer Jugend­ fügbarer Anlaufpunkt für jene, die in unregelmäßigen Ab­­ kritisch gegenüberstanden und sich daher in ihren Entfal- arbeit, aus dem als Person der Generalpräses des Katholi- 2018 startete ein neues Projekt, das wiederum Dr. Martin ständen aus den Lagern des Reichsarbeitsdienstes, vor allem tungsmöglichkeiten stark eingeschränkt oder gar bedroht schen Jungmännerwerkes Ludwig Wolker, als Institution das Rüther durchführte und das abermals von der Fritz Thyssen sahen. Für sie war die Feldpostkorrespondenz oftmals ein »Jugendhaus« in Düsseldorf und als spirituelle Begegnungs- Stiftung gefördert wurde: »Selbstverständnis und Zusammen- zentrales Mittel der Selbstvergewisserung, fühlte man sich da­­- und Schulungsstätte »Haus Altenberg« im Bergischen Land halt katholischer Jugendlicher zwischen 1939 und 1945 im durch doch einer Gruppe zugehörig, was zumindest partielle herausragten. Spiegel von Selbstzeugnissen und Lebensgeschichten«. Seit Sicherheit suggerierte. Nicht ohne Grund betitelte Verena langem sammelt das NS-Dokumentationszentrum Unterlagen Kücking ihre 2018 in den »Veröffentlichungen des NS-Doku- zur Geschichte der katholischen Jugendbewegung im Rhein- mentationszentrums« erschienene Feldpostkorrespondenzen land und in Westfalen während der Zeit des Nationalsozialis- katholischer Jugendlicher analysierende Dissertation mit »Das mus. gemeinsame Band« (s. S. 72). Sie wertete dafür Quellen aus, die im NS-Dokumentationszentrum vorhanden und in Teilen Nach dem Ersten Weltkrieg hatte sich innerhalb der katholi- sogar bereits transkribiert waren. Zudem konnte sie durch schen Kirche ein eigener »Jugendkatholizismus« herausgebildet, ausführliche lebensgeschichtliche Interviews zusätzliche Infor- der in zahlreichen Gruppierungen und eigenen Verbänden mationen zu den Briefeschreiberinnen und Briefeschreibern seinen nach außen sichtbaren Ausdruck fand. Die Genese erhalten. dieser Gruppen war unterschiedlich. Während sich die einen Willi Strunck (oben, 2.v.l.), zuvor Fähnleinführer des »Bund Neu­ aus bestehenden jugendpflegerischen Vereinen entwickelten, deutschland« in Köln, im Januar 1942 in einem Unterstand an der Allerdings sind die von ihr genutzten Briefe der Forschung bis rekrutierten sich andere vor dem Hintergrund der »freien« Ostfront. Er war ein besonders eifriger Verfasser von Feldpostbriefen heute nicht zugänglich. Sofern sie überhaupt für die Nachwelt Jugendbewegung, wobei eine Übernahme des Ideenguts der erhalten werden konnten, liegen solche oftmals unüberschau- Jugendbewegung in den kirchlichen Raum ebenso zu beob- aber von den Kriegsfronten auf »Heimaturlaub« kamen. Hier bar großen und inhaltlich unerschlossenen Briefkonvolute Theresia (rechts) und Klaus Franken mit Mutter und Schwester, achten war wie bewusste katholische »Gegengründungen« konnte man dann im Kreis Gleichgesinnter diskutieren, wan- unverzeichnet in Archivkartons und entziehen sich so aus um 1941/42. gegen die nicht-konfessionellen Bünde. dern und entspannen und wurde – das war für viele elemen- verschiedenen Gründen einem systematischen Zugriff der tar wichtig –, nachdem man wieder zu seinen Einheiten Forschung. Diese unbefriedigende Situation soll nicht zuletzt Eine spezifische Form der Kriegskommunikation unter jungen Als 1933 die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, zurückgekehrt war, brieflich auf dem Laufenden gehalten. durch das hier vorgestellte Projekt nachhaltig verändert und Katholiken stellten Serienbriefe dar, in denen auf Initiative wurde auch die katholische Jugend umgehend mit dem Tota- die diesbezüglichen Arbeitsbedingungen historischer Forschung und unter der Redaktion Einzelner unter großen Mühen Aus- litätsanspruch der Hitlerjugend konfrontiert. Anders als ihrem Daher stehen – wie bereits beim an anderer Stelle zu erheblich verbessert werden. Den bislang gesicherten Korres- züge aus Briefen von Freunden und Bekannten zusammen­ evangelischen Pendant aber gelang es ihr, zunächst eine weit- beschreibenden, im Juni 2018 präsentierten Projekt zur »Feld- pondenzen, Tage- und Gruppenbüchern sowie Fotoalben ist gefasst, vervielfältigt und dann über einen jeweils gruppen­ gehende Unabhängigkeit zu wahren. Hierbei half insbeson- post im Zweiten Weltkrieg« (vgl. dazu unten, S. 68) – auch gemein, dass in ihnen immer wieder zahlreiche Aspekte des spezifischen Verteiler und möglichst konspirativ an die dere das im Juli 1933 unterzeichnete Reichskonkordat, das hier Feldpostbriefe zwischen katholischen Jugendlichen im Lebens im Krieg beschrieben werden und oftmals auch die verschiedenen Kriegsschauplätze versandt wurden. Eine die katholischen Jugendverbände von der völligen Gleich- Mittelpunkt. Und auch hier gilt, dass solche Korrespondenzen Stellung der Jugendlichen gegenüber dem NS-Regime und andere Form, die Kommunikation katholischer Jugendgruppen schaltung ausschloss und ihnen einen Sonderstatus ein- nicht nur der Berichterstattung dienten, sondern eine Art seiner Ideologie zum Ausdruck gebracht wird. Darüber hinaus auch während des Krieges aufrechtzuerhalten, stellen die räumte – sie durften bis auf Weiteres in ihrer alten Form fort- »Kitt« der Kriegsgesellschaft und damit auch der Jugendgrup- werden naturgemäß auch immer wieder Dinge und Meinun- von Klaus Franken herausgebrachten »Grauen Briefe« dar. bestehen. Zugleich war ihnen jedoch untersagt, sich in pen darstellten. Die Briefe geben oftmals tiefe und nicht sel- gen aus dem katholischen Milieu und seiner damaligen Franken, bis 1938 hauptamtlicher Mitarbeiter im Düsseldorfer irgendeiner Weise politisch zu engagieren, nach außen hin als ten auch anrührende Einblicke in das Befinden und das Den- Gedankenwelt mitgeteilt. In den sechs Kriegsjahren wurden »Jugendhaus« und Redakteur einer dort herausgegebenen Gruppen aufzutreten oder gar politische Jugendarbeit zu ken der Betroffenen, in die Nöte, Auseinandersetzungen und aus Jugendlichen zudem junge Frauen und Männer, die oft- Jugendzeitschrift, ließ sich während seiner Zeit bei der Wehr- Diskurse des täglichen Lebens und die jeweils individuell mals Beziehungen eingingen, sich verlobten und heirateten, macht von seinen Freunden und Bekannten Briefe schicken, erlebten direkten und indirekten Auswirkungen des Krieges. was naturgemäß ebenfalls in den Briefwechseln seinen Nie- 120 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE 121

redigierte sie und leitete sie an seine in Köln wohnende Es galt, auch die Fund- und Überlieferungsgeschichte der Ein wichtiger Ansatzpunkt, um die Kartierung von Widerstand Unterlagen, mit denen sich die hinter einem »Fall« stehenden Schwester Theresia weiter. Diese tippte mit Freundinnen die Sammlung zu dokumentieren und zu beschreiben. Die Lebens- und politisch unangepasstem Verhalten in Köln voranzubrin- Ermittlungen detailliert nachzeichnen lassen. Solche Akten von ihrem Bruder ausgewählten Passagen auf Matrizen ab, geschichte des Finders Gert Otto ist ebenso bearbeitet wie gen, waren auch 2018 die Unterlagen der Kölner Justiz. So bieten nicht nur einen Zugang zu bestimmten Widerstands­ ließ diese geheim in hoher Stückzahl abziehen und fasste sie seine Auswahl und sein Umgang mit dem Plattenfund. Auch wurden die im Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland (Duis- aktionen, sondern ermöglichen das Verhalten der Verfol- zu den sehr umfangreichen »Grauen Briefen« zusammen. Geschichte und Wirken der Auslandsorganisation der NSDAP burg) liegenden Akten der politischen Staatsanwaltschaft gungsbehörden genauer nachzuzeichnen und liefern auch Diese wurden dann nachts per Fahrrad im weiten Umkreis um (NSDAP-AO) sind zu Papier gebracht. Weit aufwändiger als bzw. des Sondergerichts Köln weiter ausgewertet, um noch aussagekräftiges Material für die Kölner Gestapo- und Justiz- Köln herum in jeweils niedriger Zahl zum Versand in verschie- geplant erwies sich hingegen die Untersuchung der damals vorhandene Lücken in der Dokumentation des NS-DOK zu geschichte. dene Post-Briefkästen geworfen, um so jedes Aufsehen zu in Berlin angesiedelten »Zentralstelle für Deutsche Kultur- schließen. Im Mittelpunkt standen dabei Verstöße gegen das vermeiden. Dem NS-Dokumentationszentrum wurde vor eini- funksendungen im Ausland« und deren Tätigkeit als Produ- »Heimtückegesetz« (Unmutsäußerungen und punktuelle Inhaltlich lässt sich durch die Akten des Oberreichsanwalts gen Jahren der schriftliche Nachlass von Klaus Franken über- zent und weltweiter tätiger Verteiler von auf Schallplatten ­Regimekritik von »Volksgenossen«), »Rundfunkverbrechen« beim Volksgerichtshof vor allem die Datenbasis zur Verfolgung geben, in dem sich Exemplare der »Grauen Briefe«, aber auch gepresster NS-Propaganda. Da es hierzu praktisch keinerlei (illegales Abhören ausländischer Sender) sowie Äußerungs­ des kommunistischen Widerstands deutlich erweitern. Andere noch zahlreiche weitere Feldpostkorrespondenzen erhalten nennenswerte Vorarbeiten gab, musste auf Quellen aus dem delikte von Geistlichen. Inzwischen ist der allergrößte Teil der Deliktfelder wie »Wehrkraftzersetzung« oder »Landesverrat« haben, die er nach 1945 als Buch herauszugeben gedachte – Bundesarchiv Berlin sowie aus dem Firmenarchiv der Deut- auf das Kölner Stadtgebiet bezogenen Fälle gesichtet, sodass lassen sich über den Berliner Bestand eher punktuell doku- ein nie realisiertes Vorhaben. Auch im Archiv des »Jugend­ schen Grammophon zurückgegriffen werden. Dadurch konnte eine gute Basis für die weitere Auswertung vorliegt. mentieren. Gerade in der Kriegsendphase wurden solche Ver- hauses« in Düsseldorf lagern im Übrigen solche, allerdings nicht nur die Arbeit der »Zentralstelle«, sondern auch die fahren von Berlin aus wieder an die regionalen Justizbehörden von anderer Hand kompilierte »Soldatenbriefe«. Schallplattenproduktion durch die Deutsche Grammophon Die Akten der politischen Staatsanwaltschaft bzw. des zurückgegeben, wo es dann leider häufig zu größeren Akten- Mitarbeiter des NS-DOK führten mit Klaus Franken bereits sowie die Erstellung von verbindlichen »Sendeprogrammen« ­Sondergerichts Köln bieten zwar einen breiten Einblick in die verlusten kam. Anfang der 1990er-Jahre ein Audiointerview und mit seiner für Radiosendungen im Ausland in deutscher Sprache zumin- Konfliktgeschichte des NS-Regimes und die städtische Gesell- Schwester Agnes 2009 ein Videointerview. Aber auch in zahl- dest in Ansätzen erstmals rekonstruiert und in ihrer Wirkung schaft der Jahre 1933–45, lassen aber auch einige Aspekte Bei Projekten mit langer Laufzeit rechnet man normalerweise reichen weiteren Fällen konnten die Erinnerungen der Briefe- betrachtet werden. Für die Erstellung einer kurzen Geschichte unberücksichtigt. Das liegt an der Kompetenzverteilung im nicht mehr mit überraschenden Funden. Gegen Ende dienen schreiber zumeist in umfangreichen, lebensgeschichtlich der deutschen Gemeinschaft in Istanbul während der NS-Zeit Justizwesen des NS-Staates. Denn bestimmte politische die Forschungen vor allem der Absicherung und Vertiefung geführten Videointerviews festgehalten werden. Auch diese hingegen konnte wieder auf Vorarbeiten zurückgegriffen Delikte sollten statt von den Sondergerichten vor Ort von der gewonnenen Kenntnisse und der Ausdifferenzierung der Materialien harren noch der Aufarbeitung, die nun im Rah- ­werden. speziellen Anklagebehörden und Strafkammern behandelt Befunde. Dennoch stößt man mitunter noch auf Dokumente, men des hier vorgestellten Vorhabens zumindest in ersten werden, extra dafür bestimmten Generalstaatsanwaltschaften die einen überraschen: auf ein Foto oder ein Schriftstück, das Schritten in Angriff genommen werden können. Als recht aufwändig erwies und erweist sich die digitale Auf- und Oberlandesgerichten sowie dem Oberreichsanwalt und eine andere als die für solche Akten meist übliche bürokrati- bereitung der einzelnen Schallplatten, die zudem jeweils mit dem Volksgerichtshof in Berlin. Das betraf Straftaten wie sche Sprache spricht, Unterlagen, die ein besonders mensch­ einer Einführung versehen werden. Es gilt, insgesamt 51 sol- »Vorbereitung zum Hochverrat«, also vor allem die illegalen liches Schicksal greifbar werden lassen, Dokumente, die dem �� Ein Fund aus Istanbul – NS-»Jugenderziehung« und cher Beiträge zu erstellen, die sich auf 79 Schallplatten ver­ Aktionen der linken Arbeiterbewegung, aber auch »Vergehen« Vergangenen Anschaulichkeit geben. Ein solches Fundstück NS-Auslandspropaganda im Spiegel von Schallplatten- teilen. Die Arbeit hieran steht kurz vor dem Abschluss. Somit wie »Wehrkraftzersetzung« oder »Landesverrat«. Während die aus den Berliner Recherchen betraf den Kölner Kommunisten produktionen kann das gesamte Projekt mit sämtlichen Aufnahmen in Kürze am Oberlandesgericht in Hamm geführten Kölner Hochver­ Louis Napoleon Gymnich, dessen Geschichte das NS-DOK ins Web integriert und so allgemein zugänglich gemacht wer- ratsprozesse bereits in vergangenen Jahren systematisch schon länger beschäftigt. So fanden sich in einer Akte die Im Jahr 2017 konnte das NS-Dokumentationszentrum eine den. Außerdem werden auch diese Quellen in die »Editionen ­ausgewertet worden sind, waren die Unterlagen des Ober­ Originale der regimekritischen Flugblätter, die Gymnich 1935 Sammlung von Schallplatten übernehmen, die zur »Jugend­ zur Geschichte« – genauer in deren »Medienarchiv«– einfließen. reichs­anwalts beim Berliner Volksgerichtshofs bislang nur zu produzieren half, und die Originale der Briefumschläge, in erziehung« und zur Auslandspropaganda des Regimes ein­ ausschnittweise gesichtet und exzerpiert worden. Mittlerweile denen er sie bei der Post aufgab. Diese Dokumente in der gesetzt wurden. Sie wurden in den 1970er-Jahren in einem ist der im Bundesarchiv Berlin befindliche Bestand nicht nur Hand zu halten, ist schon etwas Besonderes und vermittelt Versteck in einem Gebäude in Istanbul entdeckt, in dem frü- PROJEKT »OPPOSITION UND WIDERSTAND so erschlossen, dass gezielt nach Kölner Verfahren gesucht eine »Nähe« zum historischen Geschehen, die beim Lesen her der deutsche Verein »Teutonia« untergebracht war. IN KÖLN 1933–1945« werden kann. Er ist auch wesentlich umfangreicher als noch einer Aktennotiz oder eines Vernehmungsprotokolls nicht vor zwanzig Jahren, da das Bundesarchiv ab 2001 Tausende erreicht wird. Das Projekt »Opposition und Widerstand in Köln 1933–1945« Akten, die sich jahrzehntelang im »NS-Archiv« des Ministeriums stand auch im Jahr 2018 im Zeichen von Quellenrecherche für Staatssicherheit sowie bei anderen Behörden der früheren Zu den Archivreisen nach Berlin kam eine zehntägige Fahrt und -erfassung. Zwar hat das NS-DOK seit seiner Gründung DDR befunden hatten, wieder der ursprünglichen Provenienz nach London von Dr. Ulrich Eumann und Frank Schwalm, um bereits einen großen Teil der für das Thema in Betracht kom- zugeordnet hat. in den dortigen National Archives Unterlagen der britischen menden Quellen gesammelt und erfasst; es finden sich jedoch Behörden aus der Nachkriegszeit nach Kölner Betreffen und immer noch Dokumente, die eine Auswertung erfordern. Zum Um den umfangreichen Bestand zu sichten, aussagekräftige Vorgängen zu durchsuchen. Die Recherchen dienten zunächst einen gibt es Bestände, die früher schlecht erreichbar, unzu- Akten zu exzerpieren und wichtige Dokumente zu reproduzie- dem NS-DOK-Projekt über die »Kölner Gestapo«, erbrachten reichend erschlossen waren und erst in jüngerer Zeit für eine ren, wurden 2018 gleich mehrere Archivreisen durchgeführt. aber zugleich Hinweise zur Kölner Widerstandsgeschichte. So regionalgeschichtliche Recherche zugänglich geworden sind. In vier bzw. drei Besuchen haben die Mitarbeiter Dr. Ulrich fanden sich in den Ermittlungen der britischen Sicherheits- Zum anderen verändern und erweitern sich im Rahmen eines Eumann und Frank Schwalm insgesamt 337 Akten aus dem kräfte zu Endphaseverbrechen der Kölner Gestapo ergänzende längerfristig angelegten Forschungsvorhabens immer wieder Bestand des Oberreichsanwalts beim Volksgerichtshof Informationen über die verfolgten Personengruppen, etwa die Perspektiven der Forscherinnen und Forscher; es tauchen (R 3017) ausgewertet. Hinzu kamen punktuelle Sichtungen über das »Volksfrontkomitee ›Freies Deutschland‹«, das Ende Aspekte auf, die vorher unbeachtet geblieben, Fragen, die im Bestand des Reichsjustizministeriums (R 3001). Die Aus­ 1944 von einem Sonderkommando der Staatspolizei unter zuvor übergangen worden sind. Entsprechend gibt es auch sagekraft der Quellen variierte dabei stark. Häufiger ent­ massivem Gewalteinsatz »aufgerollt« wurde. keine saubere Abfolge von Quellenrecherche, Auswertung halten die Akten nur wenige Blatt und dokumentieren ledig- und schriftlicher Ausarbeitung. Vielmehr laufen alle drei Pro- lich die Korrespondenz des Oberreichsanwalts mit anderen Schallplattenetikett »Deutsche Jugenderziehung«. zesse stets miteinander verschränkt ab. Dienststellen; mitunter finden sich jedoch sehr umfangreiche 122 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE 123

Im Zentrum des Projekts stand jedoch – neben der intensiven Recherche – die Aufbereitung der Quellenfunde und Aus­ arbeitung der Untersuchungen. Um die Präsentation der For- schungsergebnisse vorzubereiten und zu begleiten, wurde mit Jahresbeginn eine regelmäßig zusammenkommende Arbeits- gruppe gebildet, der neben Dr. Werner Jung als Projektleiter Dr. Ulrich Eumann, Dr. Karola Fings, Barbara Kirschbaum, Dr. Jürgen Müller, Dr. Thomas Roth und Dr. Martin Rüther angehören. Auf den Treffen werden konzeptionelle Fragen diskutiert, die jeweiligen Arbeitsfortschritte vorgestellt und Ausschnitt eines Artikels im »Westdeutschen Beobachter« vom 21. Januar 1936 zur Aburteilung des Jesuitenpaters Josef Spieker wegen inhaltliche Probleme erörtert. »Kanzelvergehens«. Parallel wurden die Arbeiten an der geplanten wissenschaft­ reichhaltige kirchenhistorische Literatur, berücksichtigt wer- Zurückdrängung der Kirchen aus der NS-Gesellschaft an, lichen Publikation über Widerstand und Opposition in Köln den kann. Eine erschöpfende Untersuchung des Themas kann wählten jedoch eine andere Taktik. Sie versuchten durch 1933–1945 fortgeführt. Dr. Ulrich Eumann führte seine angesichts der umfangreichen Quellen – schon auf »Verfolger- Absprachen, Vernehmungen, Verwarnungen und Drohungen Das Gebäude des National Archives in London. Untersuchungen über den linken Widerstand in der Zeit des seite« hat man es mit Hunderten Ermittlungsverfahren, Dut- die unangepassten Geistlichen zu disziplinieren und griffen Zweiten Weltkrieges durch und konzentrierte sich dabei auf zenden staatspolizeilicher Dossiers und etlichen Sammelakten nur in besonderen Fällen zu schärferen Sanktionen. Dahinter Um die Quellenarbeit für das Widerstandsprojekt voranzu­ das bereits erwähnte »Volksfrontkomitee ›Freies Deutsch- zu tun – nicht geliefert werden. Ziel ist jedoch, die bereits stand die Absicht, nicht unnötig »Märtyrer« zu schaffen und treiben, wurden verschiedene freie Mitarbeiter beschäftigt: land‹«. Dieses wurde gegen Ende des Krieges in Köln gebildet vorliegenden Darstellungen zum nationalsozialistischen dem katholischen Bevölkerungsteil möglichst wenig Anlass zu neben Frank Schwalm, der vor allem mit der Auswertung von und band neben einem Kern kommunistischer Aktivisten Per- ­»Kirchenkampf« im Raum Köln zu ergänzen und zu vertiefen. geben, gegen das NS-Regime zu mobilisieren. Von den mehre- Justizakten betraut wurde, waren das der frühere Ausstellungs­ sonen aus anderen politischen Milieus in die oppositionelle ren Hundert Ermittlungsverfahren, die man gegen den katho- begleiter des NS-DOK Christian Günther und der frühere Arbeit ein. Das Volksfrontkomitee stellt einerseits eine beson- Bei der Durchsicht des Materials wird klar, dass sich der Groß- lischen Klerus in Köln und Umgebung anstrengte, wurden Praktikant Tim Nyenhuis. Ihre Aufgabe war es u. a., die lokale dere, zentrale Kölner Widerstandsgruppe dar, ist andererseits teil der Konflikte zwischen den lokalen NS-Akteuren und den denn auch die allermeisten wiedereingestellt. So ergibt sich NS-Presse nach Artikeln über die Verfolgung von »Staatsfein- jedoch quellenmäßig besonders schwer zu fassen. Zwar führte Kirchen in den 1930er-Jahren abspielte. Während des Zweiten ein differenziertes Bild von katholischer Verweigerung: Wäh- den« durchzusehen und Interviews von Zeitzeuginnen und die Kölner Gestapo umfangreiche Ermittlungen gegen die Weltkrieges kam es zwar weiterhin zu scharfen Repressions- rend ein beträchtlicher Teil des Klerus mit Unmut und punk­ Zeitzeugen zu erschließen bzw. zu transkribieren. Das NS-DOK Gruppe durch, die dabei entstandenen Unterlagen sind jedoch maßnahmen – so wurden mehrere Geistliche aus der Region tuellen Einsprüchen auf die kirchenfeindlichen Maßnahmen hat über die Jahrzehnte einen großen Bestand solcher Inter- verschollen. Insofern ist man bei der Rekonstruktion, anders ins KZ Dachau eingewiesen. Offene Auseinandersetzungen des NS-Staates reagierte, gab es nur wenige Geistliche, die views zusammengetragen, die gerade für die Erfahrungs­ als bei vielen Widerstandsaktivitäten der 1930er-Jahre, vor fanden jedoch nur noch selten statt, bedingt durch den sich dauerhaft gegen das Regime und die NS-Weltanschau- geschichte des NS-Regimes von großem Wert sind, zum Teil allem auf Erinnerungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen Anpassungsdruck des NS-Regimes, die z. T. erzwungene Ein- ung stellten. jedoch noch auf eine detaillierte Auswertung warten. und rückblickende Berichte von Beteiligten angewiesen. Die ordnung der Kirchen in die NS-Gesellschaft und die Konzen­ Schwierigkeit der Quellenlage zeigt sich schon daran, dass tration der Pfarreien auf die »Kriegsbewältigung«. Der bekannteste Fall ist sicher der des Jesuitenpaters Josef Wie in den Jahren zuvor ergaben sich aus dem Kontext des Umfang und Mitglieder der Gruppe nur schwer zu bestimmen Spieker. Er nahm immer wieder deutlich gegen den Totalitäts- Forschungsprojekts auch kleinere Recherchen, Begegnungen sind. Während der Kern des Volksfrontkomitees namentlich Vor allem auf katholischer Seite lässt sich für die ersten anspruch des NS-Regimes Stellung, äußerte scharfe Kritik an und Gedenkaktionen: Besuche von Bürgerinnen und Bürgern, bekannt ist, gibt es über den weiteren Kreis der Mitglieder Jahre des Regimes eine Vielzahl von kleineren Auseinander- den »heidnischen« Tendenzen des »Dritten Reiches« und ließ die private Unterlagen zur Verfügung stellten; Auskünfte zu und Unterstützerinnen und Unterstützer oft nur ungefähre, setzungen zwischen Staat, Partei und Kirche feststellen, bei keinen Zweifel daran, dass Jesus für ihn der »wahre Führer« NS-Verfolgten wie den Porzer Sozialdemokraten Paul Brätter, mitunter auch irreführende Angaben. Um hier zu einem klare- denen es um die Selbstbehauptung des Klerus gegen die sei. Das trug dem Geistlichen mehrere Strafverfahren, eine Franz Decker und Heinrich Klein, die gegen Ende des Krieges ren Bild zu kommen, ist eine gründliche und vorsichtige Aus- »Entkonfessionalisierung« des öffentlichen Lebens und die Verurteilung durch das Kölner Sondergericht, »Schutzhaft« im KZ zu Tode gebracht wurden; die Verlegung eines Stolper- wertung der vorhandenen Interviews vonnöten sowie die Her- antichristliche Propaganda der NS-Bewegung ging: Geistliche sowie eine mehrmonatige Unterbringung im Konzentrations- steins für den ersten kämpfenden Kölner »Spanienkämpfer« anziehung anderer Quellen, die weitere Hinweise liefern, etwa predigten von der Kanzel gegen das »Neuheidentum« oder lager ein. 1937 sah sich der Jesuitenpater schließlich gezwun- Franz Vehlow. Wiedergutmachungs- und Entnazifizierungsakten, standes- die ständigen staatlichen Angriffe auf die »christliche Erzie- gen, Deutschland zu verlassen. Die Hartnäckigkeit, die amtliche Unterlagen oder Zeugenaussagen aus NS-Prozessen. hung«, katholische »Jugendführer« fielen auf, weil sie sich ­Spieker bei seinen Einwänden und Protesten gegen die nicht auf stille Bibelstunden beschränkten, sondern mit ihren NS-Weltanschauung zeigte, lässt sich auch bei einigen katho- Für die geplante Publikation zu Widerstand und Opposition in Jugendgruppen öffentlich durch die Stadt marschierten, Sport lischen Geistlichen des Kölner Umlandes feststellen. Häufig Köln 1933–1945 wurde auch mit der Ausarbeitung einer trieben, Spiele veranstalteten oder nicht-religiöse Lieder san- handelte es sich dabei um Pfarrer oder Kapläne, die eine enge ­Darstellung zu den christlichen Religionsgemeinschaften gen; katholische Rundschreiben, Gemeindebriefe oder Publi- Beziehung zu ihrer Gemeinde aufgebaut hatten und auch begonnen (Dr. Thomas Roth). Sie stellt die katholischen und kationen der von Joseph Teusch geleiteten »Abwehrstelle« angesichts staatlicher Verfolgung auf die Unterstützung der evangelischen Geistlichen in den Mittelpunkt und fragt, gegen »antichristliche Propaganda« wurden wegen kirchen­ Gläubigen bauen konnten. Der kirchliche Widerstand, der von inwiefern sich die Pfarrer, Kapläne, Vikare oder Diakone in politischer Kritik beschlagnahmt oder zensiert; vielfach be- Geistlichen ausging, ruhte demnach häufig auf dem Engage- Köln und Umland mit dem NS-Regime arrangiert, inwiefern mängelten die Behörden, dass Kirchen nicht »vorschriftsmäßig« ment christlicher Laien. sie ihre Glaubensinhalte und -praktiken gegen den national- mit der Hakenkreuzfahne beflaggt waren. Während die ört­ sozialistischen Zugriff verteidigt und wie weit sie darüber lichen Parteiorganisationen die Pfarrer aufmerksam über- Die evangelische Kirche spielte in puncto Verweigerung und hinausgehenden Widerstand geleistet haben. Als Quellen­ wachten, häufig bei der Gestapo denunzierten und immer Opposition im Kölner Raum eine geringere Rolle. Das hatte basis dienen vor allem Unterlagen der Kölner Justiz, der Poli- wieder forderten, unbequemen Geistlichen umgehend »das damit zu tun, dass der Anteil der Protestanten an der Bevölke- zeibehörden und der inneren Verwaltung, während die Über- Handwerk zu legen«, agierten die Behörden häufig weniger rung durchschnittlich etwa 20 Prozent betrug, lag aber auch Verlegung des Stolpersteins für Franz Vehlow lieferung der Kirchen nur teilweise bzw. indirekt, über die radikal. Kölner Gestapo und Justiz strebten ebenfalls die daran, dass viele Geistliche dem NS-Regime mental und poli- 124 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE 125

Trotz Menschen wie Spieker, Fritze und Encke fällt die Bilanz Das NS-Dokumentationszentrum strebt jedoch an, das zu Widerstand und Verweigerung der christlichen Kirchen gesamte, sehr breite Spektrum an Hilfeleistungen zu doku- ambivalent aus. Zwar gab es viele Geistliche, die versuchten, mentieren und Strukturen von Hilfeleistungen herauszuarbei- die Essenz des Glaubens und den kirchlichen Verantwortungs- ten. Einem neuen Quellenfund kommt dabei eine sehr große bereich gegen die nationalsozialistische Gleichschaltung Bedeutung zu. Eine Mitarbeiterin des NS-DOK konnte im abzuschirmen und zu verteidigen. Offene Proteste oder soli- Archiv des Internationalen Suchdienstes in Bad Arolsen Listen darische Hilfeleistungen für Verfolgte waren jedoch die Aus- ermitteln, die die US-Armee im März 1945 von den sich zu nahme – die Sache von Einzelnen. jenem Zeitpunkt im linksrheinischen Köln aufhaltenden ­Menschen anfertigte, die nach den Bestimmungen der »Nürn- Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts befasste sich mit der berger Gesetze« als Juden oder »Mischlinge« galten. Diese Hilfe für verfolgte Jüdinnen und Juden (Dr. Martin Rüther). am 24. März 1945 in erster Version abgeschlossene »List Hier ging es zunächst einmal darum, das umfangreiche Mate- of Jewish survivors in Cologne« umfasste die Namen von rial an Fallgeschichten und Zeitzeugeninterviews auszuwerten, Namen von 277 Einzelpersonen, die sich auf 137 Familien welches über die Jahre im NS-DOK zusammengetragen bzw. verteilten. Das über Köln hinaus einzigartige Dokument lie- dem Haus zur Verfügung gestellt wurde. Aus ihm ergab sich ferte den Anstoß zu weiteren Recherchen. Da in dieser Auf- bereits ein beeindruckendes Szenario von Hilfeleistungen. Erst stellung nicht nur die Namen, sondern auch die exakten in jüngerer Zeit ist das öffentliche Interesse an den Lebens­ Geburtsdaten erfasst wurden, stellte sie eine ideale Grundlage geschichten und Motiven jener Menschen gewachsen, die zur systematischen Auswertung von Wiedergutmachungsakten während der nationalsozialistischen Diktatur verfolgten Juden dar, um so den Umständen, unter denen diese Menschen mit halfen und dabei, weil sie sich gegen die rassenpolitisch moti- jüdischem Hintergrund die NS-Zeit im Kölner Untergrund vierten Vorgaben des NS-Regimes stellten, Widerstand leiste- überlebt hatten, auf den Grund zu gehen. Nachdem die Wie- ten oder sich den NS-Maximen zumindest verweigerten. dergutmachungsakten 2018 von ihrem bisherigen Aufbewah- Das Ehepaar Elsbeth und Hermann von Ameln. Es lebte in einer Georg Fritze, in den 1930er-Jahren evangelischer Pfarrer an der Auch die wissenschaftliche Erforschung des Themas begann rungsort in der Bezirksregierung Düsseldorf ins Landesarchiv sogenannten »Mischehe« und musste im Herbst 1944 untertau- Kölner Kartäuserkirche. spät: Als Vorreiter wird in diesem Zusammenhang zumeist das NRW in Duisburg überführt werden sollten, war zunächst zu chen. Aus dieser Zeit sind Briefe von Elsbeth und Hermann von Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Uni- befürchten, dass dieser wichtige Bestand bis auf Weiteres Ameln überliefert. tisch nahestanden. Besonders zum Ausdruck kam dies in der versität Berlin genannt, das zwischen 1997 und 2002 ein nicht zur Verfügung stehen würde. Durch unbürokratische nationalsozialistischen Kirchenpartei »Deutsche Christen«, die Forschungsprojekt zur »Rettung von Juden im nationalsozia­ Hilfe der zuständigen Referentin und ihrer Mitarbeiterinnen lieferte zahlreiche Einblicke in eine Gruppe von Männern und anfangs auch in Köln und Umgebung viele Anhänger hatte, listischen Deutschland 1933–1945« durchführte, das in einer bzw. Mitarbeiter war es jedoch möglich, die betreffenden Frauen, die angesichts der anlaufenden Massendeportationen bevor sie Mitte der 1930er-Jahre wieder an Bedeutung verlor. umfangreichen Datenbank, mehreren Publikationen und Unterlagen noch vor dem Umzug zu sichten und zu reprodu- untergetaucht waren und ihr Überleben auch mit »Schwarz- Es zeigte sich jedoch auch in der »Bekennenden Kirche«, die schließlich in der Einrichtung der »Gedenkstätte Stille Helden« zieren. marktgeschäften« zu sichern versuchten. Die Ermittlungs­ sich ab 1934 gegen die radikale Programmatik der »Deut- in Berlin mündete. akten gaben einerseits wichtige Hinweise auf Helfer, zeigten schen Christen«, die Gleichschaltung der evangelischen Kirche So war es im Sommer 2018 möglich, die Akten von 88 dieser andererseits aber die Eigeninitiative der Untergetauchten, die und die Unterordnung der christlichen Verkündigung unter Für Köln und das Rheinland datieren erste umfangreiche insgesamt 137 »Fälle« einzusehen, in Auszügen zu kopieren immer wieder neue Kontakte knüpfen und Aktivitäten ent­ die NS-Weltanschauung formierte. Während viele der ­Versuche, diesen wichtigen Komplex aufzuarbeiten, jedoch und anschließend systematisch auszuwerten. Im Rahmen wickeln mussten, um ihren Unterhalt zu bestreiten und den ­»Bekennenden« ihre »Glaubenswahrheiten« verteidigten, bereits auf das Jahr 1988, als die Kölnische Gesellschaft für dieser Arbeiten konnten zudem die Wiedergutmachungsakten Verfolgungsinstanzen zu entkommen. Die Unterlagen rücken ansonsten aber keinen Zweifel daran ließen, dass sie loyal Christlich-Jüdische Zusammenarbeit die Trägerschaft des von jener Personen mit ins Projekt einbezogen werden, die durch zudem ins Bewusstsein, dass Hilfe für untergetauchte Jüdinnen zum NS-Staat standen, begehrte nur eine kleine Minderheit Günther B. Ginzel geleiteten Forschungsprojekts »Unbesun- die Arbeiten an anderen Projekten zwar bekannt, aber unter und Juden nur selten glückte, wirklich zur »Rettung« führte – von »Bekenntnispfarrern« stärker auf. Sie lassen sich nicht gene Helden« übernahm. Weil das Projekt fast ausschließlich diesem Gesichtspunkt bislang nicht ausgewertet worden waren. die meisten der im fraglichen Verfahren festgenommenen zuletzt im Umland finden, im Bonner Raum sowie vor allem in von der Bewilligung damals üblicher »Arbeitsbeschaffungs- Hinzu kamen weitere Fälle, die durch zusätzliche Recherchen Personen wurden von der Kölner Gestapo nach Abschluss der kleinen Gemeinden des Oberbergischen. Die wichtigsten Ver- maßnahmen« abhing, konnte es nie stringent durch-, oder durch Auswertungsarbeiten an anderen Quellenfunden Ermittlungen deportiert. treter der Kölner »Bekenntnisfront« sind seit den 1980er-Jah- geschweige denn zu Ende geführt werden. Nach zwei deut­- bekannt wurden. Insgesamt liegen nun – Stand Ende Dezem- ren bereits vielfach gewürdigt worden. Es handelt sich hierbei lich voneinander getrennten Projektphasen in den Jahren ber 2018 – Materialien zu 179 Fällen vor, die es in die Dar- Eine große Herausforderung bei der Auswertung des Materials zum einen um den religiösen Sozialisten Georg Fritze, der 1988–1991 und 1995–1997 musste das Vorhaben eingestellt stellung des Rettungswiderstands in Köln einzuarbeiten gilt. ist die richtige Interpretation der Quellen. Oft ergeben sich je wegen seiner ablehnenden Haltung zum neuen Regime nicht werden. Die in dieser Zeit gesammelten Materialien wurden nach Darstellungskontext unterschiedliche Schilderungen des nur unter den Pressionen der Kirchenleitung, sondern unter dem NS-Dokumentationszentrum überlassen. Zwar sind zum Thema »Hilfe für Jüdinnen und Juden« kaum Geschehens. Das ist nur nachvollziehbar: Wer sein Untertau- Nationalsozialisten in seiner Gemeinde zu leiden hatte und Unterlagen der NS-Verfolgungsbehörden erhalten, sieht man chen im Wiedergutmachungsverfahren erläutern sollte, setzte nach der Verweigerung des Eids auf aus dem 2004 machte es sich eine von Manfred Struck aus Bonn ge­- einmal von verstreuten Verfahren über Fluchthilfe an der andere Akzente als derjenige, der seine Illegalität vor der Pfarrdienst entfernt wurde. Zum anderen handelt es sich um leitete Projekt-Gruppe der Regionalgruppe Mittelrhein des Westgrenze ab. Vereinzelt ließen sich jedoch auch Verfolger- NS-Polizei erklären sollte; im Zeitzeugeninterview Jahrzehnte Hans Encke, Vertrauensmann der »Bekennenden Kirche« in Vereins »Gegen Vergessen – Für Demokratie« zur Aufgabe, die akten über Betroffene ausfindig machen. Im Bestand der später lässt sich das Überleben anders erzählen als unmittel- Köln. Er wurde wegen der Verbreitung von Schriften, illegalen Taten solcher »Stillen Helfer« näher zu untersuchen. Die – für politischen Staatsanwaltschaft bzw. des Sondergerichts Köln bar nach dem Ende des NS-Regimes. Auch die Aussagen von Kollekten, Predigten oder Fürbitten für inhaftierte Geistliche Köln in erster Linie von Aaron Knappstein geleistete – Arbeit konnten mehrere interessante Vorgänge ermittelt werden. So (potenziellen) Helferinnen und Helfern müssen vorsichtig mehrfach von Gestapo und Justiz vorgeladen und kümmerte dieser Gruppe, die auch auf die vom Vorgänger-Projekt ergaben sich Informationen über eine Kölner Überlebende behandelt und überprüft werden – vor allem dann, wenn sie sich als lokaler Vertreter des »Büro Grüber« um die Seelsorge zusammengetragenen Unterlagen zurückgriff, strebte die aus einem Verfahren, das die verbotene Beziehung zwischen im Kontext von Entnazifizierungsverfahren gefallen sind und für evangelische Christen jüdischer Herkunft. Aufarbeitung einzelner Fälle und die anschließende Ehrung der »nichtarischen« Frau und ihrem als »deutschblütig« gelten- erkennbar der politischen »Entlastung« dienen sollten. der Helfer als »Gerechte unter den Völkern« durch die den Mann als sogenannte »Rassenschande« behandelte. Ein Gedenkstätte Yad Vashem an. Die Unterlagen wurden von umfangreicher Vorgang zu »Kriegswirtschaftsverbrechen« Manfred Struck dem NS-DOK überlassen. 126 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE 127

relevante, geschweigedenn geschlossene Bestände mit lieferung im Historischen Archiv der Erzdiözese Köln noch Köln-Bezug ermitteln. Anders als etwa für Essen wurden für vergleichsweise gut abgedeckt sind, klaffen hinsichtlich der Köln bislang auch keine Forschungsprojekte zur Geschichte Selbstzeugnisse Jugendlicher schmerzliche und kaum mehr zu der Arbeiterjugendbewegung und zur Bündischen Jugend schließende Lücken. Eine Ausnahme stellt in dieser Hinsicht durchgeführt, die Einblicke in deren Lage nach der NS-Macht­ allerdings der »Bund Neudeutschland« (ND) dar, dessen die übernahme eröffnen würden. Einzig die lokale Geschichte und NS-Zeit betreffenden Archivalien 2016/2017 durch das Arbeit des Kommunistischen Jugendverbandes während der NS-Dokumentationszentrum aufbereitet und zugänglich NS-Zeit wurde in den letzten Jahren im Rahmen des Wider- gemacht wurden. standprojekts von Dr. Ulrich Eumann aufgearbeitet. Nicht unerwähnt bleiben darf in dieser Hinsicht auch der Auch hinsichtlich der Geschichte der konfessionellen Jugend- komplette Ausfall von Quellen aus dem Bereich der Kölner verbände dominieren für Köln die weißen Flecken einer »terra Hitlerjugend, die als eine Art »Spiegel« für etwaiges NS-kriti- inkognita«. Während das angesichts der damals ausgeprägt sches Verhaltens anderer Jugendorganisationen und -gruppen katholischen Prägung der Stadt mit Blick auf die evangelische herangezogen werden könnte. Insofern muss Vieles von dem, Jugend noch nachvollziehbar erscheint, verwundert der was hier behandelt wird, zwangsweise kursorisch und unvoll- Befund für das breite Spektrum der katholischen Jugend­ ständig bleiben. bewegung. Auch hier sucht man vergeblich nach fundierten Veröffentlichungen, die sich mit den verschiedenen Gruppie- Wenn sich die Ausgangslage hinsichtlich der weitaus meisten rungen und deren Stellung zum Nationalsozialismus ausein- Aspekte des Themas »Jugend und Widerstand« nicht eben andersetzen. Bei dem Wenigen, das bislang hierzu vorgelegt günstig gestaltet, soll mit Konzentration auf Köln dennoch wurde, dominiert in aller Regel der von Verlautbarungen der der Versuch unternommen werden, die Möglichkeiten und Edelweißpiraten aus Köln-Longerich im Juni 1942 »auf Fahrt« in Honnef. Amtskirche bestimmte Blick »von oben«, während Sicht- und Ausprägungen jugendlichen Verhaltens gegen die Vorgaben Verhaltensweisen der Jugendlichen selbst sehr spärlich doku- des NS-Regimes zu untersuchen, um sie anschließend in Trotz der Komplexität der Überlieferung ist es jedoch möglich, totgeschwiegen. Dabei, so resümierte Arno Klönne Anfang mentiert sind. Auch das ist nicht zuletzt auf eine problemati- einem ausführlichen Beitrag in der ausstellungsbegleitenden zahlreiche Fälle von Untertauchen und Hilfeleistung zu rekon- der 1990er-Jahre, sei es naheliegend gewesen, schon früh sche Quellenüberlieferung zurückzuführen. Während Verstöße Publikation zu präsentieren. Die entsprechenden Arbeiten struieren. Für die Stadt Köln sind im Rahmen des Wider­ gerade »die Existenz einer jugendbündischen Gegenkultur gegen NS-Vorgaben und insbesondere Konflikte mit der Hitler­ sind weit vorangeschritten. stands­projekts inzwischen mehrere Dutzend Fälle ermittelt zur Hitlerjugend-Erziehung, also das vielfältige und auch jugend für die ersten Jahre nach 1933 durch die Aktenüber- worden. Sie reichen von kleinen Gesten der Unterstützung bis quantitativ durchaus beachtliche Auftreten nonkonformer zu größer angelegten Helfernetzwerken. Da solche Formen oder oppositioneller jugendlicher Gruppen im ›Dritten Reich‹, des Handelns gegen das NS-Regime für Köln noch nicht aus- zum Gegenstand einer antinazistischen ›Erinnerungsarbeit‹ führlicher dargestellt worden sind, sollen sie im geplanten und Traditionspflege« zu machen. Tatsächlich sei aber im Buch über »Opposition und Widerstand« nicht bloß analysiert, ­bundesdeutschen Westen gerade die Jugendopposition sondern ausführlich, in ihrer Vielschichtigkeit geschildert wer- gegen den NS-Staat und gegen die HJ lange Jahre ausge­ den. Schließlich zielt die Forschung zur NS-Zeit nicht nur auf blendet worden, während sich die DDR-Geschichtsschreibung die Erweiterung unserer Kenntnisse, sondern auch auf Aner- allein auf den Widerstand des Kommunistischen Jugendver- kennung gegenüber jenen, die Zivilcourage gezeigt haben. bandes (KJVD) konzentriert habe.

Im Rahmen des großen Forschungs- und Ausstellungsprojekts Die Folge solcher Vernachlässigung war es, dass insbesondere über den Widerstand in Köln während der NS-Zeit rückte das nonkonforme bis widerständige Verhalten Jugendlicher 2018 auch das lange Zeit vernachlässigte resistente Verhal- sich lange einer intensiven Aufarbeitung entzog. Das gilt bei- ten damaliger Jugendlicher in den Fokus des Interesses. leibe nicht nur für das unter den Schlagworten »Navajos« und Über Jahrzehnte war dieser Bereich so einseitig wie wirkungs- »Edelweißpiraten« bekannt gewordene Phänomen unange- mächtig vom Thema »Weiße Rose« dominiert worden. Daneben passter Jugendlicher, derer sich das NS-Dokumentations­ verblasste zunächst alles, was es während der NS-Zeit an zentrum zwar spät, aber glücklicherweise noch nicht zu spät jugendlicher Unangepasstheit und Verweigerung gegeben zu Beginn des Jahrtausends angenommen hat. Weitaus hatte. Jahrzehntelang wurde widerständiges Handeln als schmerzlicher sind die Lücken, die hinsichtlich verfügbarer elitäres Vorrecht jener definiert, die angeblich zu einem Quellen und bislang geleisteter Forschung für nahezu alle ­»klaren und sicheren Urteil« über die jeweilige politische Lage weiteren Aspekte des Themenkomplexes »Kölner Jugend wäh- fähig gewesen seien, womit Jugendliche – zumal solche aus rend der NS-Zeit« zu beklagen sind. Die Geschichte sowohl unteren sozialen Schichten – als Untersuchungsgegenstand der verschiedenen Gruppierungen der sozialistischen als auch zugleich ausgeschlossen wurden. In Köln wie anderswo wur- der bündischen Jugend ist praktisch unerforscht, was sicher- den vor dem Hintergrund eines bis weit in die 1960er-Jahre lich nicht zuletzt auf das nahezu vollständige Fehlen von währenden Verdrängungsprozess widerständiges Verhalten Quellen zurückzuführen ist. Weder im Archiv der Arbeite­r­ junger Menschen und erst recht das Thema einer »unange- jugendbewegung in Oer-Erkenschwick noch im Archiv der »Gelogen von A bis Z!!! Es war genau umgekehrt!« notierte Rudolf Göbel, Stammführer der St. Georgs-Pfadfinder in Köln-Ehrenfeld, im Juni passten Jugend« folgerichtig jahrzehntelang ignoriert und deutschen Jugendbewegung auf Burg Ludwigstein ließen sich 1933 unter diesen im »Westdeutschen Beobachter« erschienen Artikel. Solche Meldungen über »unerhörtes Verhalten« katholischer Jugend- gruppen heizten die Stimmung unter den Jugendlichen erheblich auf. 128 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE 129

PROJEKT »GESCHICHTE DER KÖLNER GESTAPO« allem die Kreis- und Ortspolizeibehörden, Landratsämter, den betrafen. Oft waren es die Betroffenen selbst, die solche Gemeindepolizei und Gendarmerie, die die Aufgaben der Verfahren in Gang setzten – Menschen, die durch den Hin- Im Forschungsprojekt »Die Kölner Gestapo: Organisation, »Gegnerbekämpfung« übernahmen. Wer den Schriftverkehr weis einer Bekannten, eines Kollegen oder eines Blockleiters Personal, Praxis und gesellschaftliche Wirkung eines lokalen zwischen Kölner Staatspolizei und lokalen Behörden durch- in Gestapohaft, ins KZ oder vor Gericht gekommen waren. Terrorapparates« stellten auch 2018 Quellenrecherchen einen sieht, trifft auf einen nicht versiegenden Strom von Anweisun- Zwar verliefen diese Verfahren für die »Opfer« oft wenig zentralen Bestandteil dar. Dass die Durchsicht von Akten und gen, Verfügungen und Nachfragen, mit denen die örtlichen befriedigend: Einige endeten mit der Verurteilung der Denun- Dokumenten aus der NS-Zeit so aufwändig ist, hat mit einem Behörden auf ihre Aufgaben eingestimmt und »auf Linie« ge­- ziantin bzw. des Denunzianten, etwa zwei Drittel wurden paradoxen Befund zu tun. Auf der einen Seite sind nahezu bracht werden sollten. Doch wird auch deutlich, dass die loka- jedoch wegen Beweisschwierigkeiten oder anderer Gründe alle Unterlagen der Kölner Staatspolizei kurz vor Kriegsende len Behörden nicht nur »Befehlsempfänger« waren. NS-kon- eingestellt. Allerdings sind die erhaltenen Akten für die For- vernichtet worden, sodass die zentrale Überlieferung zu die- forme Polizisten oder Bürgermeister übernahmen oft selbst schung von großer Bedeutung. Welche Einblicke sie in die sem Terrorapparat fehlt. Auf der anderen Seite gibt es eine Initiative und trugen wesentlich dazu bei, dass die NS-Herr- Sozialbeziehungen und Herrschaftsverhältnisse der Kölner äußerst umfangreiche Ersatzüberlieferung in den Beständen schaft im Kölner Umland etabliert und stabilisiert wurde. Stadtgesellschaft erlauben, hat Katrin Dördelmann bereits der NS-Justiz, der inneren Verwaltung, der Finanzämter oder Nach den bisher gesichteten Unterlagen bewährten sich die 1997 mit ihrer im NS-DOK entstandenen Studie »Die Macht anderer Polizeidienststellen sowie eine beträchtliche Menge lokalen Behörden besonders in drei Tätigkeitsfeldern als der Worte« gezeigt. Das Gestapoprojekt kann an Dördel- von Unterlagen aus der Nachkriegszeit, die die Kölner ­»Fußtruppen« der Gestapo: bei der Inhaftierung von Kommu- manns wegweisende Untersuchung anknüpfen, soll aber über Gestapoherrschaft rückblickend zu untersuchen erlauben. nistinnen und Kommunisten sowie Sozialistinnen und Sozialis- die von ihr behandelten Fallbeispiele hinaus weitere Denunzi- Diese Ersatzüberlieferung zu erfassen und zu durchsuchen, ist ten und der Beschlagnahme von Eigentum der Arbeiter­ ationsverfahren einbeziehen. ein aufwändiges, aber lohnendes Unterfangen, zumal die bewegung, bei der Überwachung der Kirchen und Kontrolle Erforschung der Gestapogeschichte auch etliche Informationen »unbequemer« Geistlicher und bei der Erfassung der jüdischen Auch 2018 wurden intensive Quellenrecherchen zur Praxis zu anderen Themen Kölner NS-Geschichte hervorbringt. Bevölkerung. staatspolizeilicher Verfolgung durchgeführt. Ansatzpunkt hierfür war zum einen der Bestand der politischen Staats­ Während die Entnazifizierungsakten als zentraler Quellen­ Um die Unterstützung bemessen zu können, die die Gestapo anwaltschaft Köln bzw. des Sondergerichts Köln, der viele bestand zum Kölner Gestapopersonal zu großen Teilen durch- Anweisung der Gestapo Köln an den Landrat in Siegburg, einen aus der NS-Gesellschaft bekam, muss auch das Phänomen der Ermittlungsvorgänge der Staatspolizei enthält. Die Recher- gesehen sind, haben sich an anderer Stelle noch wichtige Arbeiter aus Hennef wegen staatsfeindlichen Verhaltens zu Denunziation in den Blick genommen werden. Wie »normale chen, die Dr. Thomas Roth mit Unterstützung von Dr. Ulrich Funde ergeben: im Personalaktenbestand des Landesarchivs verwarnen. Volksgenossen« und Parteiaktivisten durch die Verbreitung Eumann und Frank Schwalm durchführte, sind mittlerweile NRW in Duisburg. Der Bestand sammelt Personalunterlagen von Gerüchten, die Anschwärzung »ungeliebter« Nachbarn weit fortgeschritten. So wurden fast sämtliche Urteile des der rheinischen Behörden und enthält viele wichtige Doku- Wie bekannt, arbeitete die Kölner Gestapo nicht autonom, oder politisch motivierte Strafanzeigen die staatspolizeiliche Sondergerichts Köln, an denen die Kölner und Bonner Staats- mente über die NS-Zeit, etwa zu den im »Dritten Reich« in sondern eingebettet in ein Netz von anderen Verfolgungs­ Verfolgung in Gang brachten, lässt sich anhand unterschied­ polizei im Vorfeld beteiligt gewesen sind, ausgewertet, exzer- Köln und Umgebung tätigen Richtern und Staatsanwälten instanzen. Um diese Zusammenarbeit und die Kommunikation licher Quellen nachvollziehen. Wesentlich sind zum einen die piert und im Datenbanksystem des NS-DOK verzeichnet. Es sowie zu leitenden Beamten der Schutzpolizei. Personalakten zwischen den verschiedenen nationalsozialistischen Behörden staatspolizeilichen Ermittlungsakten, die sich in den Bestän- handelt sich um etwa 800 Verfahren, die sich vor allem mit zu Gestapomitarbeitern waren in diesem Bestand eigentlich in den Blick zu nehmen, hat Dr. Thomas Roth im Landesarchiv den der Kölner Justiz erhalten haben. Da sie zu Hunderten, ja »staatsfeindlichen Äußerungen«, also Vergehen gegen das nicht zu erwarten, da diese während des Nationalsozialismus NRW, Abteilung Rheinland u. a. Unterlagen der Kölner Justiz Tausenden vorliegen, lässt sich an ihnen gut der Alltag der sogenannte »Heimtückegesetz« befassen, aber auch andere gesondert geführt und gegen Kriegsende planmäßig ver- sowie der Landratsämter des Kölner Raums ausgewertet. Denunziation in den Jahren 1933–45 nachvollziehen. Delikte betreffen: das Abhören ausländischer Rundfunk­ brannt wurden. Jedoch trifft man ausnahmsweise doch noch Aus deren Beständen sind etliche, gerade zentrale Dokumente sender, die Fortführung einer verbotenen Organisation, den auf Bruchstücke aus der Gestapogeschichte. Das ist etwa zwar bereits im Rahmen anderer Projekte des NS-DOK erfasst, Einen weiteren Zugang bieten Strafverfahren aus der Nach- »Missbrauch« von Parteiuniformen, »Kanzelvergehen«, die der Fall bei Angehörigen der Kölner Polizei, die nur vorüber­ ausgewertet und verzeichnet worden. Um die Verästelungen kriegszeit. So wurden in den Jahren nach 1945 auch im Köl- Entziehung vom Militärdienst oder den verbotenen Umgang gehend zur örtlichen Gestapo abgeordnet waren (und ihre und alltäglichen Beziehungen des regionalen Verfolgungs- ner Raum mehrere Dutzend Verfahren wegen »Verbrechen mit Kriegsgefangenen. Die Akten bieten nicht nur einen Personalakte bei der Heimatdienststelle behielten) oder bei netzwerkes zu erfassen, erscheinen vertiefende Recherchen gegen die Menschlichkeit« geführt, die Denunziationen aus guten Blick auf unangepasstes Verhalten im nationalsozialis- ehemaligen Gestapobeamten, die sich nach 1945 um Ruhe- jedoch durchaus lohnend. Die regelmäßig verfassten Lage­ politischen, »weltanschaulichen« und rassenpolitischen Grün- tischen Köln, sondern detaillierte Informationen über die gehaltsbezüge oder eine Wiedereinstellung bemühten. Die berichte der Kölner Staatsanwaltschaft an das Reichsjustiz­ Arbeitsweise der Gestapo. Welche abweichenden Handlungen hierzu gefundenen Akten waren meist dünne Hefte mit gerin- ministerium beispielsweise enthalten verschiedene Hinweise stufte man als gefährlich ein und wie intensiv ermittelte man? ger Aussagekraft; mitunter fanden sich jedoch umfangreichere auf das Verhältnis von Gestapo und Justiz, deren weitgehend Wie ging man mit Beweisschwierigkeiten und haltlosen Unterlagen, so im Falle des früheren Gestapomannes Heinrich reibungslose Zusammenarbeit immer wieder von Machtkämp- Beschuldigungen um? Welche Beamten zeigten sich als Pütz, dem es nach 1945 offenbar gelang, wieder bei der Köl- fen und kleineren Konflikten getrübt wurde. Darüber hinaus besonders »engagierte«, politisch »zuverlässige« Gestapomän- ner Kriminalpolizei Arbeit zu finden. Eine andere Akte betraf kann man durch den Vergleich der staatsanwaltlichen und ner, welche agierten eher zurückhaltend? Wie weit griff man Karl Sassmannshausen., der nach langjährigem Dienst bei der der staatspolizeilichen Lageberichte abschätzen, wie sich die auf Hilfeleistungen untergeordneter Polizeibehörden zurück Kölner Schutzpolizei in der zweiten Kriegshälfte zur Kölner beiden Behörden in ihren Arbeitsweisen unterschieden, wie und wie arbeitete man mit der Kölner Staatsanwaltschaft Gestapo wechselte und dort unter anderem für »Kirchen-« sie sich jedoch auch in ihrem Blick auf »Staatsfeinde« und zusammen? Welche Spuren hinterließ die staatspolizeiliche und »Judenangelegenheiten« zuständig war. Auch zu Wenzel Regimegegner zunehmend einander anglichen. Gewalt in den Akten und wie weit bewegten sich die Gestapo­ Leske, einem Angehörigen der Verwaltungspolizei, der 1943 männer im Rahmen bürokratischer und kriminalistischer Rou- Leiter des Polizeigefängnisses in Deutz wurde und damit eine Auch die Unterlagen der Landratsämter zur politischen Polizei tinen? zentrale Kölner Hafteinrichtung der Kriegsendphase betreute, haben sich als aufschlussreich erwiesen. Da sich die Kölner konnten weiterführende Hinweise gefunden werden. Gestapo mit ihrem zahlenmäßig geringen Personal bei Über- Ein anderer Bestand, der Einblicke in die Arbeitsweise der wachungsmaßnahmen und Ermittlungen meist auf das Stadt- Kölner Staatspolizei gewährt, sind die Personenakten der gebiet konzentrierte, waren es auf dem »flachen Land« vor Gestapo Düsseldorf, die in einigen Fällen auch Hinweise auf Umschlag eines anonymen Briefes aus dem Jahr 1939, in dem ein jüdischer Kölner der »Rassenschande« bezichtigt wird. 130 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE 131

Kölner Verfolgte enthalten. Hier wurden vor allem Vorgänge voranzutreiben. Dabei wurden erste Textentwürfe für die zur Ausgrenzung jüdischer Bürgerinnen und Bürger, zur Ver- geplante wissenschaftliche Monografie erstellt, etwa zu folgung der Zeugen Jehovas sowie zur Überwachung von ­Organisation und Personal oder zur Arbeitsweise der Kölner katholischen und evangelischen Geistlichen durchgesehen. Gestapo zwischen physischer Gewalt und bürokratischer Der Bestand der Gestapo Düsseldorf vermittelt im Vergleich ­Routine. Der Anspruch, die gesammelten Erkenntnisse auf­ zu den Akten der Kölner Justiz insofern eine besondere Pers- zubereiten und zu vermitteln, erschöpft sich jedoch nicht in pektive, weil er interne Vermerke der Staatspolizei enthält der Erarbeitung eines Buches, sondern zeigt sich auf vielerlei und somit erkennen lässt, wie die Staatspolizei jenseits der Weise. So wurden verschiedene Anfragen geschichtsinteres- normalen Strafverfahren handelte. Die Akten zur Überwa- sierter Bürgerinnen und Bürger zum EL-DE-Haus und den chung von Priestern und Pfarrern führen dies gut vor Augen. dort inhaftierten Menschen beantwortet, neuere Funde zum Aus ihnen ist erkennbar, dass die Kölner Gestapo gegen unan- Gestapopersonal mit den Führungskräften des NS-DOK Vortrag von Thomas Roth über die weiblichen Angestellten der gepasste Kleriker nicht nur mit strafrechtlichen Ermittlungen besprochen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Kölner Gestapo auf dem Kolloquium des NS-DOK. vorging, sondern auch mit eigenen Sanktionen. So wurden Gedenkstätten beraten und Teilergebnisse des Projekts in besonders »streitbare« Geistliche aus dem Regierungsbezirk Referaten vorgestellt. Im September 2018 gab Dr. Thomas karrieristische Überlegungen oder den Wunsch, dem Ehemann Köln ausgewiesen oder mit einem Redeverbot belegt. Auf Roth im Rahmen eines Studienseminars der Hans-Böckler-­ in den »auswärtigen Einsatz« zu folgen. Als Hilfskräfte in SS-, diese Weise wollte man die Betroffenen von »ihren« Gemeinden Stiftung eine Einführung in die Verfolgung unangepasster Polizei- und Parteidienststellen der besetzten Gebiete hätten trennen und aller Möglichkeiten öffentlicher Verkündigung Jugendlicher durch die Kölner Gestapo. Im Mai hielt er auf die Frauen einen wichtigen Beitrag zur NS-Besatzungspolitik berauben. In wenigen Fällen kam es schließlich zur Anordnung dem Kolloquium des NS-Dokumentationszentrums der Stadt geleistet. der »Schutzhaft« bzw. zur Einweisung ins Konzentrationslager. Köln einen Vortrag zum Thema: »Ich konnte mir vorstellen, was vorgefallen war.«‹ Im zweiten Teil des Kolloquiums stellte Lena Haase (Trier) das Die erhaltenen Unterlagen machen dabei deutlich, wie unter- zum Kölner Oberlandesgerichtsbezirk gehörende, bei Wittlich schiedlich die Kölner Gestapo auf die Geistlichen reagierte. gelegene Frauenstraflager Flußbach vor. Sie beschrieb die Pfarrer, die sich anzupassen wussten, unterlagen keiner inten- KOLLOQUIEN DES NS-DOK doppelte Funktion der 1942 eingerichteten Haftstätte, die siven Kontrolle – ihre Akten enthalten oft nur wenige Formu- neben gerichtlich verurteilten Justizhäftlingen zunehmend lare und Vermerke. Geistliche hingegen, die immer wieder Das Kolloquium des NS-Dokumentationszentrums hatte im Schutzhäftlinge der Gestapo bzw. aus Luxemburg und Frank- gegen die Verbote und Auflagen des NS-Regimes verstießen, Jahr 2018 das Thema »Helferinnen, Verfolgte, Akteurinnen. reich verschleppte »Nacht-und-Nebel-Häftlinge« aufgenom- waren kontinuierlicher Beobachtung ausgesetzt, wurden stets Frauen im NS-Staat«. men habe. Haase ging auf die regionale und überregionale von neuem einbestellt, vernommen, überprüft und verwarnt. Deckel einer Akte aus den National Archives in London, die sich Vernetzung »Flußbachs« innerhalb des NS-Lagersystems ein Besonders eindrücklich zeigen dies die Personenakten des mit Misshandlungen von politischen Gefangenen und Ge- Zu Beginn der Tagung stellte Dr. Thomas Roth (Köln) eine und betonte die Bedeutung des Lagers insbesondere für die katholischen Geistlichen Franz Böhm aus Troisdorf bei Bonn stapohäftlingen im Zuchthaus Siegburg befasst. lange Zeit unbeachtete Gruppe vor, die weiblichen Angestell- Repression von Frauen aus den besetzten westeuropäischen sowie des evangelischen Pfarrers Friedrich Wieter aus dem ten der Gestapo. Anhand der Kölner Staatspolizei schilderte Ländern. oberbergischen Odenspiel: Sie umfassen mehrere Hundert Gestapo durchzusehen. Vor allem ging es dabei um Ermitt- er die Lebenswege der Frauen, skizzierte ihre Aufgaben als Seiten und erlauben eine dichte Rekonstruktion der staats­ lungsverfahren der militärischen Behörden wegen NS-Verbre- Büro-, Schreibkräfte und Übersetzerinnen und diskutierte, Auch der Vortrag von Matthias Klein (Trier) beschäftigte sich polizeilichen Wahrnehmungen und Taktiken. chen. Wie bereits bekannt, gaben die unmittelbar nach Ende welche Kenntnisse sie von den Verbrechen der Gestapo haben mit der Verfolgung von Frauen in den Jahren 1933–1945. Er des NS-Regimes gestarteten alliierten Untersuchungen konnten. Darüber hinaus ging er auf die vereinzelt feststell­ behandelte die Durchführung des »Gesetzes zur Verhütung Auch jenseits des Rheinlandes wurde Material zur Kölner wesentliche Anstöße für die Aufdeckung von Kölner Gestapo- baren Beziehungen zwischen weiblichen Schreibkräften und erbkranken Nachwuchses« im Raum Trier und stellte dar, wie Staatspolizei gesammelt. Recherchen von Dr. Ulrich Eumann morden und die Identifizierung von Tätern. Zu nennen sind in männlichen Gestapoführern ein, in denen neben der zeit­ weit die Zwangssterilisation von Frauen auf geschlechts­ und Frank Schwalm in den Unterlagen des Oberreichsan- diesem Zusammenhang vor allem die Aktionen des berüchtig- genössischen Geschlechterhierarchie auch eine gemeinsame spezifischen Wahrnehmungen und Begründungen, etwa auf walts beim Volksgerichtshof im Berliner Bundesarchiv dien- ten »Kommando Kütter«, die gegen Kriegsende durchgeführ- Haltung zum NS-Regime zum Ausdruck gekommen sei. Roth der Nichteinhaltung der Hausfrauenrolle oder Verstößen ten zwar vor allem dazu, Informationen über den Kölner ten Hinrichtungen im Hinterhof des EL-DE-Hauses sowie die betonte, dass die weiblichen Angestellten der Gestapo trotz gegen die Sexualmoral, beruhte. Klein betonte die besonde- Widerstand zu gewinnen. In den gesichteten Unterlagen fan- »Evakuierungsmärsche« in das unter Leitung der Kölner ihrer untergeordneten Position Handlungsspielräume gehabt ren Risiken, denen Frauen im Rahmen des Sterilisationsverfah- den sich jedoch ebenfalls wichtige Hinweise zur staatspolizei- Gestapo stehende Arbeitserziehungslager Hunswinkel. Die in hätten. Dies habe sich nicht zuletzt nach 1945 gezeigt: Wäh- rens unterlagen, einmal aufgrund der vom Sterilisationsgesetz lichen Praxis. Dies gilt insbesondere für einige Verfahren Kew archivierten Unterlagen erwiesen sich zwar als disparat rend einige von ihnen in Entnazifizierungs- und Strafverfahren eröffneten Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruches, zum wegen »Spionage« und »Landesverrats«, die vor Augen führ- und unvollständig; einige der Akten waren bereits aus frühe- eine Mitwirkung an staatspolizeilicher Verfolgung bestritten anderen durch den massiven operativen Eingriff, der nicht ten, wie die »Abwehrabteilung« der Kölner Staatspolizei arbei- ren Forschungsprojekten des NS-DOK bekannt. Nichtsdesto- und ihre männlichen Kollegen deckten, stellten sich andere ­selten gravierende körperliche und seelische Folgen hatte. tete. Nachdem die »Spionageabwehr« etwa ein Viertel des trotz gelang es, Lücken zu füllen, wichtige Dokumente zu als Zeuginnen einer historischen Aufarbeitung zur Verfügung. Personals der Kölner Gestapo in Anspruch nahm, über dieses sichern sowie ein schärferes Bild von den »Aufarbeitungs­ Die dritte Sektion der Tagung nahm einen erneuten Perspek- Tätigkeitsfeld bisher aber nur wenig bekannt war, sind die bemühungen« der britischen Behörden und der Auseinander- Yvonne Schäfers (Köln) ging anschließend auf die Gruppe der tivwechsel vor. Anne-Ley Schalles (Duisburg) und Susanne Berliner Funde umso wertvoller. setzung mit der Gestapoherrschaft nach 1945 zu gewinnen. SS-Helferinnen ein. Sie schilderte zunächst, welche Auswahl- Schink (Bonn) befassten sich anhand der linken Arbeiterbewe- Da die National Archives das Fotografieren von Dokumenten und Ausbildungsverfahren im Laufe des NS-Regimes für das gung und der Zeuginnen und Zeugen Jehovas mit Formen Der »Täterforschung« im engeren Sinn diente schließlich wie- erlauben, wurden die gesichteten Akten großzügig dokumen- »weibliche Gefolge« der entwickelt wurden. weiblichen Widerstandes im Rheinland. Beide wiesen darauf derum eine Recherchereise von Dr. Ulrich Eumann und Frank tiert, mit insgesamt 3.000 Fotografien. Anschließend stellte sie anhand einer Kölner Fallgruppe die hin, dass Frauen im Widerstand zwar häufig die Rolle der Schwalm in die britischen National Archives im Londoner Biografien und Beweggründe der Frauen dar. Für die Mitwir- »Versorgerin«, »Haushälterin« oder Helferin übernommen Stadtteil Kew. Ziel des Besuches war es, Unterlagen aus der Parallel zur Sichtung, Erfassung und Verzeichnung der Quellen kung in der SS machte sie ein Bündel von Motiven aus: neben und »im Schatten« der männlichen Akteure gehandelt hätten. britischen Besatzungszeit nach Hinweisen auf die Kölner galt es, die Auswertung des gefundenen Materials weiter ideologischer Überzeugung auch »Abenteuer- und Reiselust«, 132 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE 133

DIE »GRÄBER DER OPFER VON KRIEG UND Rund 700 Personen wurden neu in die Datenbank als Opfer ­GEWALTHERRSCHAFT« IN KÖLN dieses Bombenangriffs aufgenommen. Oftmals sind es ganze Familien, deren Geschichte dadurch vor dem Vergessen Anlässlich des 75. Jahrestages des Bombenangriffs auf Köln bewahrt wird. So waren etwa Gertrud Assemacher und ihre vom 29. Juni 1943 wurde die online zugängliche Datenbank drei Kinder Theodor, Leni und Adele, die am Großen Griechen- »Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft« markt lebten, zuvor nicht in der Datenbank vorhanden. Der (www.kriegsgraeber.nsdok.de) um mehrere Hundert Daten- Große wie der Kleine Griechenmarkt, auch dies lässt sich nun sätze ergänzt und qualitativ verbessert. Der als »Peter-und- einfach recherchieren, waren im Übrigen die Straßen, in Paul-Angriff« in die Geschichte Kölns eingegangene Angriff denen am 29. Juni 1943 die meisten Menschen starben: Zugang zu den Gräbern der Commonwealth-Staaten auf dem war ein besonders einschneidendes Kriegsereignis: an die 723 Todesopfer sind für diese Adressen verzeichnet. Südfriedhof. 4.000 Menschen wurden getötet, Tausende verletzt und rund Alle Daten zum 29. Juni 1943 werden dargestellt, wenn in die Runde der Teilnehmenden des Kolloquiums. 230.000 verloren ihre Wohnung. Volltextsuche der Datenbank der Begriff »Opfer des Bomben- Eine weitere Besonderheit des Südfriedhofs ist ein abgegrenz- Wer waren die Todesopfer und wo sind sie beigesetzt worden? angriffs vom 29. Juni 1943« eingegeben wird. tes Gräberfeld, auf dem rund 2.500 Soldaten der Common- Sie dürften jedoch nicht auf dieses Rollenbild reduziert wer- Diese Frage ist nicht nur von historischem Interesse, sondern wealth-Staaten, vor allem Briten, beigesetzt sind, die in und den. Nicht nur, dass sie aufgrund des staatlichen Verfolgungs- interessiert auch viele Angehörige, da in den Familien das Die qualitative Aufbereitung der Daten trug mit dazu bei, die nach dem Ersten Weltkrieg gestorben sind. Dieses Gräberfeld drucks und der Massenverhaftungen im Laufe der 1930er- Wissen um diese Ereignisse schwindet. So erreichen das Kenntnisse über die Kriegsgräber auf dem Kölner Südfried- zählt – neben denen in Berlin, Hamburg und Kassel – zu den Jahre zunehmend in führende Positionen rückten. Eine aktive NS-DOK Anfragen wie »Oma hat immer von ihrem kleinen hof erheblich zu erweitern. Mehr als 2.000 der beim Peter- vier Friedhöfen, die 1922 für britische Soldaten hergerichtet Mitwirkung und Gestaltung des Widerstands entsprach auch Bruder erzählt, der beim Bombenangriff starb«. Die Rekon­ und-Paul-Angriff Gestorbenen sind dort beigesetzt worden. worden sind. Nur rund 130 britische Soldaten sind in den dem Selbstverständnis mancher Frauen. Dies galt vor allem struktion derartiger Verluste ist umso schwieriger, als längst Mit Grabstätten von insgesamt 5.329 zivilen und militärischen Kriegsgräberlisten für den Südfriedhof vermerkt, die während für Akteurinnen aus der linken Arbeiterbewegung, die sich nicht alle Opfer des Krieges in die Kriegsgräberlisten aufge- deutschen Opfern sowie rund 130 britischen Soldaten beher- des Zweiten Weltkrieges zu Tode kamen. Die meisten von bereits vor 1933 in der politischen Arbeit engagiert hatten. nommen und daher deren Grabstätten nach Ablauf der Ruhe- bergt dieser Friedhof die größte Kriegsgräberstätte in Köln. ihnen waren Piloten der Royal Air Force, die von 1939 bis Das Selbstbewusstsein der im Widerstand aktiven Frauen zeiten aufgelöst worden sind. Dr. Karola Fings erarbeitete eine Führung zu diesen Gräbern 1945 in Köln oder Region gestorben sind. habe sich auch in der Konfrontation mit den Verfolgungs­ und führte sie zusammen mit der Praktikantin Delia Kalten- behörden gezeigt. Zwar gab es gängige geschlechtsspezifische Frank Möller wertete eine vom Kölner Polizeipräsidenten in bach, die einen eigenen Beitrag beisteuerte, für zwei Gruppen Dieser bislang für Köln noch nicht untersuchten Opfergruppe Entlastungsmuster, die weiblichen Widerständlern zu einer den Kriegsjahren erstellte Liste von über rund 3.500 Personen, von Auszubildenden des Amtes für Landschaftspflege und widmete sich während seines Praktikums Aljosha Rohloff. Er geringeren Strafe verhelfen konnten – etwa die Behauptung, die während des Angriffs oder an dessen Folgen starben, für Friedhöfe durch. Dabei wurde neben der Geschichte der wertete zunächst die Beerdigungsregister des Südfriedhofs man sei durch den Ehemann zur Widerstandsarbeit »verleitet« das NS-DOK aus. Etwa 2.800 dieser Personen waren in den Anlage selbst auch ein biographischer Zugang geboten, aus und stellte fest, dass vor 1945 sehr viel mehr britische worden oder habe die politischen Inhalte der Tätigkeit nicht Kriegsgräberlisten zu finden, allerdings mussten zuvor viele indem anhand von Briefen, Tagebüchern und Behördenakten Piloten dort beigesetzt worden waren, dann aber nach 1945 überblickt. Von den im Widerstand aktiven Frauen hätten Datensätze abgeglichen werden, um die Informationen aus einige Lebensgeschichten veranschaulicht wurden. auf einen britischen Friedhof in Rheinberg überführt wurden. jedoch nur wenige diese Klischees bedient. den polizeilichen Listen den Personendaten in den Kriegs­ Eine systematische Auswertung der sechs von W.R. Chorley gräberlisten zuordnen zu können. Dies ist u. a. darauf zurück- herausgegebenen Bände »Royal Air Force Bomber Command Zum Abschluss der Tagung stellte Irene Franken (Köln) die zuführen, dass die Kriegsgräberlisten oftmals falsche oder Losses« (Leicester 1992–1998) sowie von Materialien, die auf Arbeit des 1986 gegründeten Kölner »Frauengeschichtsver- unvollständige Personalien enthalten und vielfach sogar das der Internetseite der Commonwealth War Graves Commission eins« vor und schilderte, welchen Stellenwert die NS-Zeit in Todesdatum fehlt. Ein typisches Beispiel ist Paul Becker, über bereitgehalten werden, brachte bemerkenswerte Ergebnisse. dessen Forschungs- und Bildungsarbeit gehabt hat. Sie strich den in den Kriegsgräberlisten lediglich der Name und die Zusätzlich zu den 108 zweifelsfrei als britische Piloten identi- heraus, dass sich der Verein bereits frühzeitig nicht nur für Grablage auf dem Kölner Südfriedhof verzeichnet sind. fizierten Männern wurden weitere 431 Piloten und Flugzeug- Frauen als »Widerständlerinnen« oder »Opfer« des NS-Systems Anhand dieser wenigen Informationen lässt sich dieser besatzungen der Royal Air Force ergänzt, die nach 1945 interessiert habe. Vielmehr habe man, gegen den damaligen Mensch nicht identifizieren. Doch mit Hilfe der polizeilichen von Köln aus auf andere Friedhöfe umgebettet worden sind. erinnerungspolitischen »Mainstream«, auch weibliche »Täter- Liste und verschiedener anderer Recherchen konnten nun das Höhepunkt der Recherchen war die Teilnahme an dem schaft« zum Thema gemacht. Franken strich heraus, was in Geburtsdatum – 18. Oktober 1930 – und der Wohnort »Remembrance Sunday« (dem britischen Volkstrauertag), der den letzten Jahrzehnten erreicht worden sei, betonte aber ergänzt werden. am 11. November 2018 auf dem Südfriedhof stattfand. zugleich die Notwendigkeit, die Forschungs- und Bildungs­ Danach untersuchte Aljosha Rohloff die Frage, welche dieser arbeit fortzuführen. Dies gelte nicht zuletzt angesichts des britischen Piloten bzw. Flugzeugbesatzungen den Abschuss Fortwirkens reaktionärer Frauenbilder und des Wiedererstar- ihrer Flugzeuge überlebt hatten, aber am Boden entweder kens revisionistischer Geschichtsbilder. Die Referentin forderte misshandelt oder gar ermordet worden sind. Da derartige Fälle dazu auf, dem Thema »Frauen im NS-Staat« weiter im Rahmen von Lynchjustiz für Köln und Region noch nie untersucht von biografischen Untersuchungen, Lokal- und Detailstudien wurden, wird er sich in seiner Masterarbeit dieses Themas nachzugehen. Nur so seien die Bedingungen, Spielräume, annehmen. Mehrdeutigkeiten und Widersprüche weiblichen Verhaltens während der NS-Zeit konkret und differenziert sichtbar zu Die Informationstafeln für die Kriegsgräberstätten auf machen. dem Westfriedhof wurden in der ersten Jahreshälfte 2018 inhaltlich und gestalterisch fertiggestellt. Anschließend über- Ein ausführlicherer Bericht zur Veranstaltung ist unter URL: nahm das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen die https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsbe- bauliche Fertigstellung der Tafeln. Da verschiedene Ausschrei- richte-7700 abrufbar. bungen notwendig sind, ist die Realisierung noch nicht Datensatz zu Paul Becker auf der Internetseite des NS-DOK. Die Praktikantin Delia Kaltenbach studiert eine besonders erfolgt. auffällige Grabstätte auf dem Südfriedhof. 134 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE 135

ERINNERUNGSKULTURELLE PROJEKTE Die Verlegungen fanden am 18. und 19. April sowie am 10. und 11. September 2018 statt. Insgesamt wurden 92 Steine an 37 Orten im Stadtgebiet verlegt. Damit liegen in Köln nun Carl und Hilde- �� »Stolpersteine« 2.281 Gedenksteine (Stand Ende 2018). Bei dieser Zahl han- gard Spier mit delt es sich um die tatsächlich aufzufindenden Stolpersteine. ihren Kindern Auch 2018 stieß das Dauerprojekt Stolpersteine des Künstlers Nicht mitgezählt wurden wegen Bauarbeiten eingelagerte Rolf und Gunter Demnig, das bereits seit dem Jahr 2000 vom NS-Do- Steine und ausgetauschte Steine. Zudem existieren manche ­Marianne. kumentationszentrum begleitet wird, auf großes Interesse. Steine nicht mehr, da sie durch Bauarbeiten, aber manche In der Stammheimer Straße: der Angehörige Dr. Bernd Meyer-Ben- Das NS-DOK führt die Recherchen zu den Opfern des auch durch Vorsatz zerstört wurden oder gestohlen wurden. sche Literatur und war promovierte Philologin. Bis 1927 arbei- der (l.) und Gunter Demnig bei der Verlegung von neuen Stolper- ­NS-Regimes durch, organisiert die über den Verein EL-DE-Haus steinen für Familie Meyer. An anderer Stelle gab es bereits Stolper- In diesen Fällen bemüht sich das NS-DOK, Paten für die tete sie als Redakteurin für die Zeitschrift »Mode und Kultur« laufende Finanzierung durch Paten und schafft Kontakte steine, die jedoch bereits zweimal von Unbekannten entfernt ­Wiederherstellung zu finden. So konnten die bereits zweimal in Köln, danach war sie bis 1930 als Journalistin bei der zwischen den zahlreichen durch das Projekt verbundenen wurden. vor dem ehemaligen Ghettohaus Sedanstraße 29 entwendeten ­»Kölnischen Illustrierten Zeitung« für den Bereich Kultur ver- Teilnehmer. Die Initiative zu neuen Stolpersteinen geht sehr Stolpersteine durch Spenden neu verlegt werden. Dies geschah antwortlich. oft von den Familien der Opfer aus, aber auch von engagierten der Vogelsanger Straße 1. Erstmals wurden Stolpersteine für an den vom Künstler bevorzugten Orten, nämlich dort, wo die Kölner Bürgern, Vereinen und Schulen. Das NS-DOK erhält ehemalige Schülerinnen vor dem Eingang der Königin-Luise-­ jeweiligen Familien ihren letzten freiwillig gewählten Wohn- Carl Ludwig Spier war Schüler des Blücher-Gymnasiums in durch eigene Recherchen und durch Kontakt mit den Nach- Schule an der Adresse Alte Wallgasse 10 verlegt, was mit sitz hatten. Köln-Nippes. Nach dem Abitur studierte er an der Kölner kommen viele oftmals vorher unbekannte Informationen, einer großen Begleitveranstaltung in der Aula samt Vortrag ­Universität Wirtschaftswissenschaften. Während dieser Zeit besonders im Bereich der ehemaligen jüdischen Bevölkerung des Künstlers einherging. Die Gustav-Heinemann-Schule aus Bis auf drei gehörten alle 2018 verlegten Stolpersteine der lernte er seine zukünftige Ehefrau bei einem Tanzkurs kennen. Kölns. Weiterhin wird die Tätigkeit von Stolpersteininitiativen Köln-Chorweiler führte ein fächerübergreifendes Projekt zum Verfolgtengruppe der Jüdinnen und Juden an. Ein Stein wurde Da er sich noch im Studium befand, stimmte Hilde Spiers in anderen Städten und Gemeinden unterstützt. Thema »Nationalsozialismus in Köln« durch und übernahm in Andenken an den 1942 ermordeten Homosexuellen Karl Vater der Verbindung jedoch nicht zu und es sollten noch eine Stolpersteinpatenschaft. Die beteiligten Schülerinnen Hager verlegt, ein Stein für Wanda Überberg, Ehefrau des sieben Jahre bis zur Hochzeit des Paares im Juli 1927 vergehen. Durch die internationale Bekanntheit des Projekts gingen und Schüler erhielten für ihren Einsatz im Rahmen einer Füh- »Euthanasie«-Opfers Emil Karl Überberg. In Höhenberg wurde Nach Beendigung des Studiums erhielt Carl Ludwig Spier eine 2018 unvermindert viele Anfragen im NS-DOK ein. Diese rung durch das EL-DE-Haus eine vom NS-DOK ausgestellte am 11. September ein Stein für den Spanienkämpfer Franz Anstellung als Direktor der Schuhfabrik Lingel in Erfurt. Dort betrafen nicht nur neu zu verlegende Stolpersteine, auch zu Teilnahmebescheinigung. Weitere zu nennende Schulen, wel- Vehlow verlegt, am selben Abend fand ein Vortrag von wurden ihre beiden Kinder Marianne (1930) und Rolf (1932) den bereits verlegten wurden viele Fragen gestellt und beant- che sich meist schon seit Jahren engagieren und immer neue Dr. Fritz Bilz über Vehlow im benachbarten Paul-Schwellen- geboren. Unter dem Druck der nationalsozialistischen Verfol- wortet. Viele Personen nahmen nach eigenen Recherchen im Patenschaften übernehmen, sind das Berufskolleg Ehrenfeld, bach-Haus statt. gung emigrierte die Familie 1935 zunächst nach Brüssel, wo Internet, insbesondere den Online-Datenbanken des NS-DOK die Olympia-Schule Köln-Widdersdorf und das Friedrich-Wil- ein Halbbruder Hilde Spiers lebte. Nach dem deutschen Über- zu den jüdischen Opfern des Nationalsozialismus und den helm-Gymnasium. Im Folgenden sind weitere Beispiele der im Jahr 2018 fall auf Belgien flohen sie nach Frankreich. 1942 wurden sie verlegten Stolpersteinen, den Kontakt auf. Es konnten den ­verlegten Steine für Opfer des NS-Regimes genannt. an der Côte d’Azur von Polizisten des Vichy-Regimes verhaftet Anfragenden oft zuvor unbekannte Informationen, Dokumente und in einer Kaserne in Nizza untergebracht. Unter Vortäu- oder Fotos präsentiert werden, aber auch das NS-DOK erhielt schung einer Krankheit ließen die Eltern sich in ein Kranken- interessantes Material, das fortan für die weitere Forschung haus einliefern, woraufhin die Kinder Marianne und Rolf in bereitsteht. die Obhut des italienisch-jüdischen Diplomaten Angelo Donati kamen. Dies war ihre Rettung. Mit der Hilfe Angelo Zahlreiche Angehörige kamen von Nah und Fern zu den Ver- Donatis kamen sie frei und wurden nach dem Krieg von ihrem legungen in Gedenken an ihre Verwandten. Für viele Angehö- Helfer adoptiert. rige sind die Stolpersteine tatsächlich Orte des Gedenkens, zu denen sie auch noch Jahre nach der Verlegung zurückkehren. Carl Ludwig und Hilde Spier kamen in das Internierungslager Dies gilt besonders dann, wenn kein Grab und kein Grabstein Drancy bei Paris und wurden Anfang September 1942 nach für die Opfer existiert. Wie inzwischen zur Regel geworden, Auschwitz deportiert. Hilde Spier ist dort offenbar direkt nach fanden die Verlegungen unter großer Anteilnahme von ihrer Ankunft umgebracht worden. Carl Ludwig Spier über- ­Angehörigen, Anwohnern, Paten, Schülern, Verbänden und lebte die Zeit im Lager Auschwitz und starb kurz vor Kriegs- Medienvertretern statt. Teilweise herrschte großer Andrang ende auf einem Todesmarsch nach Buchenwald. an den Verlegestellen, besonders wenn Schulklassen anwe- Kein Durchkommen möglich: Verlegung von Stolpersteinen für Verlegung von Stolpersteinen in der Geisselstraße im Beisein von send waren. Häufig wurden die Biografien durch Lesungen ehemalige Schülerinnen der Königin-Luise-Schule. Schülerinnen und Schülern des Berufskollegs Ehrenfeld, April 2018. von Texten vorgestellt, oder es wurden musikalische Bei­träge vorgetragen, die die Anwesenden selbst organisiert haben. Neben Schulen haben sich auch andere Kölner Vereine und � Gleueler Straße 163 Mehrere Schulen übernahmen die Finanzierung von Steinen Kirchengemeinden im Projekt Stolpersteine engagiert. Seit und verbanden ihr Engagement mit dem Thema National­ 2017 lässt der Deutsche Alpenverein Sektion Rheinland-Köln Am 18. April wurden Gedenksteine für Carl Ludwig Spier ­ sozialismus im Unterricht. Stolpersteine für seine aus rassepolitischen Gründen aus­ und seine Ehefrau Dr. Hilde Spier verlegt. Zur Verlegung der geschlossenen ehemaligen Mitglieder verlegen. Der Verein Steine reisten die Tochter des Ehepaars Spier aus Frankreich Das Gymnasium Kreuzgasse setzt sich seit Jahren für die Schlaraffia Colonia Agrippina ließ aus der gleichen Motivation und ihr Cousin aus Italien an. Carl Ludwig Spier, geboren Erforschung der Lebensgeschichte ehemaliger jüdischer Schü- einen Stolperstein für das ehemalige Mitglied Dr. Kurt Fran- 1900, und Hilde Spier, geborene Wolff im Jahr 1901, sind ler und für die Verlegung von Stolpersteinen für diese ein. kenstein verlegen (s. u.). Die evangelischen Kirchengemeinden beide in Köln geboren und aufgewachsen. Der Vater von Inzwischen liegen 19 Stolpersteine vor dem Schuleingang an Sülz-Klettenberg und Lindenthal gestalteten die Verlegungen Hilde Spier war hier als Facharzt für Innere- und Nervenkrank- Karte der Kölnischen Illustrierten Zeitung zur Verabschiedung in diesen Stadtteilen aktiv mit. Die Kölner Presse sowie heiten mit einer Praxis in der Innenstadt tätig. Ihre Mutter ihrer Mitarbeiterin Dr. Hilde Wolff, später verheiratete Spier. andere Medien berichteten auch 2018 ausführlich über neue starb, als sie drei Jahre alt war. Hilde Spier studierte französi- Stolpersteine. 136 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE 137

� Brüsseler Straße 88 Susanne Margarethe Frankenstein verblieb allein in Köln. Die setzte Werner Wolf Glaser seine rege Tätigkeit als Komponist ehemalige Haushälterin der Familie unterstützte sie in dieser fort und gründete darüber hinaus die Musikschule in Västerås, Der Gedenkstein für Henriette Salomon wurde am 19. April Zeit. 1942 musste sie von ihrer Wohnung in das Lager die sich zur größten des Landes entwickelte. Bis zu seinem verlegt. Sie wurde 1862 in Bochum geboren. In Köln lebte sie Köln-Müngersdorf ziehen, bevor sie am 15. Juni 1942 in das Tod am 29. März 2006 komponierte er insgesamt 560 Werke, gemeinsam mit ihrem Ehemann Salomon Salomon im Haus Ghetto Theresienstadt deportiert wurde. Dort kam sie am 21. darunter Sinfonien, Kammermusik, Opern und Chorwerke. Für Brüsseler Straße 88, das sich seit der Jahrhundertwende im März 1943 ums Leben. diese rege Tätigkeit wurde er 1993 mit der Verdienstmedaille Besitz der Familie befand. Das Ehepaar hatte eine Tochter der Königlichen Musikakademie Stockholm ausgezeichnet. und vier Söhne, von denen zwei als Soldaten im Ersten Welt- krieg starben. Salomon Salomon starb bereits 1909. Die bei- � Utrechter Straße 9 Seine Eltern, Julie und Viktor Glaser, flohen 1939 in die Nie- den verbliebenen Söhne Max und Wilhelm (Willy) Salomon derlande, wo sein Bruder bereits seit 1933 lebte. Sein Vater nahmen vor 1933 aktiv am gesellschaftlichen und kulturellen Zur Verlegung der Steine am 10. September für den Kompo- starb dort am 4. Oktober 1940 in Amsterdam. Seine Mutter Leben Kölns teil und gründeten Mitte der 1920er-Jahre mit nisten Werner Wolf Glaser und seine Familie reisten Nach- Julie Glaser und der Bruder Georg Glaser wurden nach der dem »Kleinen Kölner Karnevalsklub« den ersten jüdischen kommen aus Schweden an. Die Familie Glaser war eine aus- Besetzung der Niederlande im Lager Westerbork interniert. Karnevalsverein in der Stadt. 1939 musste Henriette Salomon gesprochen musikalische Familie. Die am 12. April 1864 in Julie Glaser wurde 1943 nach Sobibor deportiert und dort das Haus Brüsseler Straße 88 verlassen und in eine kleinere Nottuln, Münsterland, geborene Julie Wolff war ausgebildete am 11. Juni 1943 ermordet. Georg Glaser kam 1944 nach Wohnung in der Lindenstraße umziehen. Noch im gleichen Pianistin. Sie heiratete 1902 den Geschäftsreisenden Viktor Auschwitz, wo er am 3. Mai 1944 ermordet wurde. Jahr floh sie in die Niederlande und ließ sich in Amsterdam Glaser in Nottuln. Vor der Geburt ihres ersten Sohnes Georg nieder. Anfang April 1943 wurde sie im Lager Westerbork am 25. März 1908 zog das Ehepaar nach Köln. Fünf Jahre interniert und von dort am 20. Juli 1943 nach Sobibor depor- später wurde am 14. April 1913 der zweite Sohn Werner Wolf � Lorenzstraße 5 tiert. Sie starb wenige Tage nach ihrer Ankunft im Lager. geboren. Ihre Söhne Max und Willy Salomon emigrierten Ende der Dr. Kurt Frankenstein mit seiner Ehefrau Susanne und Sohn Am 11. September wurden zwei Stolpersteine für Arnold und 1930er-Jahre in die USA und nach Palästina und überlebten Joachim, ca. 1918. Bereits früh gab die Mutter ihren Söhnen Musikunterricht, Friederika Schnog verlegt. Arnold Schnog wurde am 6. April die Shoah. besonders bei ihrem jüngeren Sohn Werner Wolf zeigte sich 1871 in Bergheim geboren, er war mit Friederika Schnog, Die Eheleute heirateten im Oktober 1913, ein knappes Jahr alsbald seine musikalische Begabung. Er schrieb bereits im geborene Salomon, verheiratet, die am 17. Juli 1866 in Deutz später kam ihr Sohn Joachim Kurt Frankenstein am 26. Sep- Kindesalter eigene Kompositionen und begann mit 16 Jahren zur Welt kam. Das Paar hatte zwei Kinder, die beide in Köln- tember 1914 in Berlin zur Welt. Während des Ersten Weltkriegs nach erfolgreich bestandener Aufnahmeprüfung ein Studium Deutz geboren wurden. Ihre Tochter Selma kam dort am war Kurt Frankenstein als Stabsarzt der Reserve eingesetzt, an der Kölner Musikhochschule. Bereits 1932 – vor der 7. April 1897 zur Welt, der Sohn Ludwig am 18. April 1903. wofür er unter anderem mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse Machtübernahme­ durch die Nationalsozialisten – musste er Arnold Schnog, von Beruf Schneidermeister, betrieb eine ausgezeichnet wurde. Nach Kriegsende zog die Familie nach nach antisemitischen Angriffen ein Volontariat als Korrepeti- Schneiderei im Haus Lorenzstraße 5, wo er auch mit seiner Köln, wo am 15. März 1919 die Tochter Johanna Maria Susanne tor am Opernhaus Chemnitz, das er erst ein Jahr zuvor ange- Familie wohnte. Der Sohn Ludwig besuchte von 1913 bis Frankenstein geboren wurde. Der promovierte Gynäkologe treten hatte, aufgeben. Er schlug sich danach als Chorleiter in 1920 das Realgymnasium Deutz (das heutige Deutzer Gym- Dr. Kurt Frankenstein arbeitete als leitender Arzt der Frauen- Köln durch und verließ am 9. April 1933 gemeinsam mit sei- nasium Schaurtestraße). Ihm gelang es noch im Jahr 1940, abteilung am Evangelischen Krankenhaus in Köln-Kalk. ner Ehefrau Renate Glaser, geborene Eiser, Deutschland. Nach mit seiner Ehefrau und den 1931 geborenen Zwillingen in die einjährigem Aufenthalt in Frankreich ermöglichte ihm das USA zu emigrieren. Trotz ihrer evangelischen Religionszugehörigkeit, auch die bei- Stipendium eines dänischen Musikers den Umzug nach Däne- den Kinder waren evangelisch getauft, wurde die Familie ab mark. Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht im April Die Eheleute Arnold und Friederika Schnog flohen bereits 1933 aufgrund der nationalsozialistischen Rassenideologie 1940 auf Dänemark gelang es der fünfköpfigen Familie, sich Ende der 1930er-Jahre mit ihrer Tochter Selma in die Nieder- Witwe Henriette Salomon, im Hintergrund Bilder ihrer im 1. Welt- als jüdisch verfolgt. Bereits wenige Wochen nach der Macht­ nachts in einem Fischerboot nach Schweden abzusetzen. Dort lande. Arnold Schnog starb dort am 28. Mai 1943. Er soll krieg gefallenen Söhne Otto und Leo. übernahme der Nationalsozialisten wurde Kurt Frankenstein nach Angabe seines Sohnes Ludwig in Anbetracht seiner vom ärztlichen Direktor der Klinik aufgefordert, wegen des bevorstehenden Deportation einen Herzschlag erlitten haben. »Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« Seine Ehefrau Friederika und ihre Tochter Selma wurden im � Kaiser-Wilhelm-Ring 24 seine Entlassung einzureichen. Er führte in den folgenden niederländischen Lager Westerbork interniert. Am 25. Mai Jahren noch stundenweise eine Frauenarztpraxis in seinem 1943 wurde Friederika Schnog von dort nach Sobibor depor- Am 10.September 2018 fand die Verlegung von vier Steinen Wohnhaus am Kaiser-Wilhelm-Ring 24. Am 16. Mai 1937 tiert und direkt nach der Ankunft ermordet. Selma Schnog am ehemaligen Wohnort der Familie Frankenstein statt. starb Kurt Frankenstein im Alter von 59 Jahren an einer Sep- wurde am 1. Juni 1943 deportiert und ebenfalls unmittelbar Dr. Kurt Frankenstein wurde am 17. Oktober 1877 in Landes- sis, seine Urne wurde auf dem Westfriedhof in Köln-Bockle- nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet. hut/Schlesien (heutiges Polen) geboren. Seine spätere Ehe- münd beigesetzt. Nach seinem Tod musste die Familie wegen frau Susanne Margarethe Edel kam am 16. Februar 1884 in Kündigung des Mietverhältnisses vom Kaiser-Wilhelm-Ring in Die Stolpersteine wurden neben dem bereits Anfang der Berlin auf die Welt. Beide stammten aus evangelisch-jüdi- eine kleinere Wohnung in der Machabäerstraße 28 umziehen. 2000er-Jahre eingesetzten Stein für Selma Schnog verlegt. schen Elternhäusern. Margarethe Edel, Tochter einer Berliner Der Sohn Joachim Frankenstein heiratete am 30. Juli 1938 in Die Patenschaft des Stolpersteins für Arnold Schnog wurde Arztfamilie, wurde bereits wenige Monate nach ihrer Geburt München Susi Helene Hedwig Ehrenberg. Das Paar emigrierte von der früheren Marie-Curie-Realschule aus Bergisch Glad- evangelisch getauft, Kurt Frankenstein war zunächst Mitglied im März 1939 über Schottland in die USA. Die Tochter Maria bach übernommen. Die Schule wurde im Sommer 2018 auf- der jüdischen Gemeinde, trat jedoch im Jahr 1902 aus und Frankenstein emigrierte im März 1939 nach Großbritannien gelöst. Um die Gelder, die noch aus Gedenkstättenfahrten ließ sich ebenfalls evangelisch taufen. und heiratete dort. der Schule übriggeblieben waren, nachhaltig einzusetzen, Verlegung der Stolpersteine für Familie Glaser in der entschloss sich das Kollegium, die Patenschaft für Stolper- Utrechter Straße. steine in Köln zu übernehmen. 138 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE 139

�� Denkmal zu den Anschlägen des NSU in Köln allgemein gehaltene Denkmal am Appellhofplatz um einen wesentlichen Aspekt ergänzen: Es soll die Menschen in den Das NS-Dokumentationszentrum war zuständig für den künst- Mittelpunkt rücken, die von einem verbrecherischen Regime lerischen Wettbewerb für ein zu errichtendes Denkmal in Erin- um ihr Leben gebracht wurden, und deren Familien nach nerung an die Anschläge des NSU in Köln in der Keupstraße 1945 oftmals mit dem Makel des »Verrats« behaftet blieben. und der Probsteigasse. Dieser Wettbewerb wurde 2016 inner- Deshalb wurden die Lebensgeschichten der in Dünnwald halb von zehn Monaten zu einem sehr erfolgreichen Abschluss erschossenen Männer recherchiert und es wurde versucht, geführt. Die Entscheidung der Jury fiel einstimmig zugunsten Angehörige dieser Opfergruppe zu finden und zu ihnen Kon- des Entwurfs von Ulf Aminde aus. takt aufzunehmen.

In einem Sachstandsbericht vor dem Ausschuss Kunst und Am 7. und 8. September 2018 reiste Dr. Karola Fings nach Kultur am 6. März 2018 (und im Integrationsrat am 16. April Paris zu einem Arbeitstreffen mit Ruedi und Vera Baur, die 2018) stellten das Stadtplanungsamt und das NS-Dokumen- mehrere Entwürfe für das Denkmal vorgelegt hatten. Die tationszentrum das Verfahren und die Probleme mit dem inhaltliche Ausrichtung und davon ausgehend eine gestalte­ Standort des Denkmals vor. In den Medien war eine stark rische Lösung, zumal vor dem Hintergrund eines begrenzten polemische breite Berichterstattung über die Standortprob- Budgets, wurde intensiv diskutiert. Der wenig später ausgear- leme entstanden. beitete Entwurf traf nicht nur auf Zustimmung im NS-DOK, sondern wurde am 17. Oktober auch von den Mitgliedern der In intensiven Gesprächen mit dem Vorstand der IG Keupstraße Projektgruppe, die sich rund um das Denkmal in Dünnwald und dem Künstler konnte Dr. Werner Jung erfolgreich für gebildet hat, begrüßt. seine Kompromisslösung (Standort im Boulevard) werben. Der Entwurf zum geplanten Gedenkort Deportationslager Müngersdorf mit dem Kunstwerk von Simon Ungers. Wille zu einer Lösung zu kommen, wurde auch auf der Veran- Am 5. November stimmte die Bezirksvertretung Mülheim dar- staltung des Integrationsrates in der Keupstraße am 9. Juni über ab und fasste einstimmig bei drei Enthaltungen folgen- �� Gedenkort Deportationslager Köln-Müngersdorf Das Deportationslager wurde ab Ende 1941 in Gebäuden des 2018 in verschiedenen Redebeiträgen betont (Meral Sahin, den Beschluss: ehemaligen preußischen Forts V sowie in rasch erbauten Tayfun Keltek, Dr. Ali Gün, Dr. Werner Jung und Ulf Aminde). Die vom NS-Dokumentationszentrum erarbeitete Ratsvorlage Baracken errichtet. Planung und Bau des Lagers übernahm »Die Bezirksvertretung Mülheim beschließt die Aufstellung zum Gedenkort zum Deportationslager Köln-Müngersdorf die Stadt Köln, in enger Abstimmung mit der Gestapo. Das einer Informationstafel am ehemaligen Schießplatz Dünnwald wurde in folgenden Gremien vorgestellt: Ausschuss Kunst und Lager markiert den Höhepunkt der innerstädtischen Ausgren- �� Opfer der NS-Militärjustiz – Denkmal an dem ehe­ gemäß der vom NS-Dokumentationszentrum ausgearbeiteten Kultur (11. September 2018), Ausschuss für Umwelt und Grün zung der Juden in Köln. Köln sollte, wie die Nationalsozialis- maligen Schießstand in Köln-Dünnwald und mit Bürgerinnen und Bürgern aus Dünnwald abgestimm- (18. September 2018), Finanzausschuss (24. September ten es nannten, »judenfrei« werden. Das Lager in Müngers- ten Konzeption. Die Informationstafel ist so gestaltet, dass sie 2018), Bezirksvertretung Lindenthal (24. September 2018). dorf war der letzte Schritt auf dem Weg in den Holocaust. Es Die Realisierung eines Denkmals an dem ehemaligen Schieß- am originalen Schauplatz der Erschießungen den Unrechts­ Alle Ausschüsse stimmten der Vorlage einstimmig zu. Auch diente dazu, die nach bereits erfolgten Deportationen noch stand in Köln-Dünnwald ist 2018 entscheidend vorange­ charakter des NS-Regimes deutlich macht und dem mahnen- der Rat nahm die Vorlage auf seiner Sitzung am 27. Septem- verbliebenen Juden in Köln und dem Umland auf räumlich schritten. Das Erinnerungszeichen in Dünnwald soll das eher den Erinnern an jene Soldaten der Wehrmacht dient, die dort ber 2018 einstimmig an. Der Naturschutzbeirat bei der Unte- engem Areal zusammenzubringen und zu kontrollieren. In ren Naturschutzbehörde benötigte für seine Entscheidung primitiven Baracken und feuchten Kasematten, unter völlig zwei Sitzungen (9. Juli und 19. November 2018), bevor er mit unzureichenden hygienischen Bedingungen mussten die sehr großer Mehrheit unter gewissen Auflagen die Befreiung Inhaftierten für Wochen und Monate leben und in dieser von den Verboten des Landschaftsplanes erteilte. ­ausweglosen Situation auf ihre Verschleppung warten. Viele starben vor der Deportation an Krankheiten und Erschöpfung, Köln erhält mit dem Gedenkort Deportationslager Köln-Mün- manche durch Suizid. Im Juni 1942 begannen dann die gersdorf einen würdigen Erinnerungsort. Das vom Bürger­ Deportationen von mehreren Tausend Menschen direkt aus verein Köln-Müngersdorf entwickelte Konzept wurde in enger Müngersdorf in das Ghetto Theresienstadt und in die Vernich- Abstimmung mit Sophia Ungers und dem NS-Dokumentations­ tungsorte. zentrum der Stadt Köln erstellt. Das ehemalige Deportations- lager Köln-Müngersdorf hat eine große Bedeutung für die Im Mittelpunkt des Gedenkorts wird am Standort des ehe­ Geschichte des Nationalsozialismus in Köln. Nur ganz wenige maligen Forts V ein großes Kunstwerk von Simon Ungers aus andere Orte in Köln sind wie das Lager Müngersdorf mit den Cortenstahl errichtet. Zusätzlich verbinden drei Infoblöcke auf Schrecken der nationalsozialistischen Terrorherrschaft, mit einem Weg des Gedenkens die beiden Lagerteile miteinander. Verfolgung und Holocaust derart intensiv verbunden. Die Der Bürgerverein Müngersdorf hat sein Konzept als Schen- geschichtliche Bedeutung des Lagers Müngersdorf ist nur ver- kung zur Verfügung gestellt. Die Stadt hat einen Zuschuss in Ansicht der Fläche des ehemali- gleichbar mit dem EL-DE-Haus als Zentrale der Gestapo und Höhe von 150.000 Euro bewilligt. gen Schießstandes und Positio- dem Messelager als Deportationsort und Außenlager des KZ nierung des Denkmals (Entwurf: Buchenwald. Doch das Deportationslager Müngersdorf zählt Ruedi und Vera Baur). zu den im öffentlichen Bewusstsein bislang vergessenen und verdrängten Orten. 140 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE 141

wegen Kriegsdienstverweigerung, Wehrkraftzerset- hohe Skulptur. Sie besteht aus den farbigen Lettern zung, Desertion oder Kriegsverrat um ihr Leben eines Zitates von einem der betroffenen »Deserteure«, gebracht wurden. womit die menschliche Dimension in den Vordergrund Das Erinnerungszeichen soll dort aufgestellt wer- gerückt wird. Das Zitat stammt von dem in Hamburg den, wo sich der vom Kalkweg zum Waldbad Dünn- geborenen Ludwig Baumann (1921-2018), der für das wald führende Waldweg mit einem quer durch die Entstehen des Kölner Denkmals am Appellhofplatz wich- ehemaligen Schießbahnen ­verlaufenden Trampel- tig war und dessen­ Lebensweg beispielhaft ist. pfad kreuzt. Baumann wurde 1942 wegen Desertion zum Tode verur- Realisiert wird ein Entwurf von Ruedi und Vera Baur teilt, nach zehn Monaten in der Todeszelle begnadigt (Paris), der sich visuell an das Denkmal für die Opfer und in ein Strafbataillon überstellt. Durch das Erlebte der NS-Militärjustiz am Appellhofplatz anlehnt. Er nach 1945 körperlich und seelisch ohnehin schwer zer- besteht aus einem stilisierten Fahnenmast, der von rüttet, litt Ludwig Baumann zusätzlich sehr unter der einem Zitat von Ludwig Baumann (1921–2018), fortgesetzten Diskriminierung der ehemaligen Wehr- dem Vorreiter für eine Rehabilitierung der Deser- machtdeserteure. 1990 gründete er die »Bundesvereini- teure der Wehrmacht, geprägt ist, und der auf dem gung Opfer der NS-Militärjustiz«. Mit seinem Engage- Sockel einen Informationstext zum historischen Ort ment trug er maßgeblich dazu bei, dass der Bundestag und dem Geschehen in der NS-Zeit enthält (…).« das Unrecht der NS-Militärjustiz anerkannte. Das von ihm gewählte Zitat lautet: »Was kann man Besseres tun, Da NS-Dokumentationszentrum hat als Begründung als den Krieg zu verraten?« Mit dieser markanten Ent- für diesen Entwurf u. a. Folgendes ausgeführt: Ein gegnung machte Ludwig Baumann immer wieder darauf an einen Fahnenmast erinnernder Schriftzug bildet aufmerksam, dass das Handeln der damaligen »Deser- zusammen mit dem Sockel eine etwa acht Meter teure« kein Verrat war, sondern angesichts des Unrecht- scharakters des Regimes und des von ihm geführten Krieges eine richtige Entscheidung. Die jahrzehntelange Verleugnung eines Verhaltens, das zwar gegen damals geltende Prinzipien verstieß, aber aus heutiger Sicht mutig und richtig war, wird in dem knappen Zitat zum Ausdruck gebracht.

Am links im Bild zu sehenden Baum fanden die Erschießungen statt. Rechts Hermann Beißel. Um die Kenntnisse über die Opfer der NS-Militärjustiz weiter zu vertiefen, unternahm Dr. Karola Fings am 12. und 13. November 2018 eine Recherche in der »Deut- hat und wo genau dieser sich befunden hatte, war lange Zeit realisierte, auf einem Sportplatz eingerichtet worden. Heute schen Dienststelle für die Benachrichtigung der ungeklärt. Im Stadtarchiv Frechen war über diese Anlage befindet sich dort der Sportplatz des VFR Bachem 1932 e.V. nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen nichts bekannt, aber der dortige Leiter Alexander Entius (Lindenbuschweg 103, Frechen-Bachem). Herr Beißel erinnert deutschen Wehrmacht« (WASt) vor. Überprüft wurden konnte auf einen Zeitzeugen verweisen. Mit diesem Herrn, sich an drei Schießbahnen. Am Ende der Schießbahnen gab Unterlagen zu mehr als 100 Männern, die vor 1945 auf dem 89-jährigen Hermann Beißel, unternahmen Dr. Karola es eine Mauer als Kugelfang, etwa fünf Meter hoch und etwa dem Kölner Westfriedhof beigesetzt worden sind und bei Fings und Aljosha Rohloff am 6. November 2018 eine Ortsbe- 80 Meter lang. Diese Mauer steht noch heute. denen anhand der Grablage oder des Todesortes die sichtigung in Frechen-Bachem. Herr Beißel kannte schon als Möglichkeit bestand, dass es sich um Opfer der NS-Mili- Junge den Schießstand und wusste von seiner Schwiegermut- Die Soldaten, die dort Schießübungen verrichteten, kamen tärjustiz handelt. Zu den gesichteten Quellen gehören ter, die unweit des Schießstandes eine Kantine betrieb und aus der Etzel-Kaserne nach Bachem zu Fuß heranmarschiert. Unterlagen aus der Zentralkartei, Wehrstamm­bücher, Augenzeugin der Erschießungen war, von den dortigen Vor- Das Gelände um den Schießplatz herum war unbebaut und namentliche Verlustmeldungen und Nachweise über gängen. unbepflanzt. Lediglich die Kantine des örtlichen Kohlewerks Sterbefälle. Viele biographische Details und Erkenntnisse Schallmauer und die Baracken für verschleppte Zwangsarbei- über die Vorgeschichten von Desertionen und Umstände Herr Beißel konnte während des Ortstermins gegenüber ter befanden sich in der Nähe. Von der Kantine aus hatte der Hinrichtungen konnten so ergänzt werden. Karola Fings und Aljosha Rohloff folgende Angaben machen: man freie Sicht auf den Schießplatz und konnte die Erschie- Der Schießstand war auf Veranlassung der Wehrmacht, die ßungen sehen. Die »Delinquenten« wurden mit LKW antrans- Neue Erkenntnisse ergaben sich dadurch auch für den ab 1936 an der Dürener Straße die Etzel-Kaserne plante und portiert, auch ein Leichenwagen war dabei. »Schießstand Bachem«. Während zuvor nur vier Namen von Opfern der NS-Militärjustiz bekannt waren, die dort erschossen worden sind, konnten anhand der Recher- chen bei der WASt weitere fünf Namen ergänzt werden. Entwurf mit Schriftzug und Informations- Um was es sich bei dem Schießstand Bachem gehandelt tafel (Ruedi und Vera Baur). 142 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PROJEKTE UND ARBEITSSCHWERPUNKTE 143

Oberbürgermeisterin Henriette Reker eröffnet das Edelweißpiratenfestival, rechts Organisator Jan Krauthäuser. Podiumsdiskussion auf der Konferenz in Minsk.

�� Edelweißpiratenfestival fügung stehen. Organisiert wurde es vom Edelweißpiratenclub �� Internationales Sieg-Kreis« übergeben. 1.159 jüdische Frauen, Kinder und e.V., der vor allem mit dem Jugendzentrum Friedenspark und Männer wurden am 20. Juli 1942 von der Kölner Messe aus Ein bereits seit langem fest etablierter Teil der Kölner Erinne- dem NS-Dokumentationszentrum zusammenarbeitet. Der ver- � Erweiterung der Gedenkstätte Trostenez bei Minsk nach Minsk deportiert, wo sie unmittelbar nach ihrer Ankunft rungskultur stellt das Edelweißpiratenfestival dar, das seit antwortliche Organisator ist Jan Krauthäuser. Das Edelweiß­ am 24. Juli 1942 im Waldgebiet von Blagowschtschina 2005 im Kölner Friedenspark in der Kölner Südstadt veran- piratenfestival stand unter der Schirmherrschaft von Oberbür- Am 29. Juni 2018 wurde der zweite Bauabschnitt des Erin- ermordet wurden. Etwa die Hälfte der Deportierten hatte staltet wird. Mit ihm wird an die Edelweißpiraten erinnert, die germeisterin Henriette Reker, die das Festival auch mit einer nerungsortes Trostenez im Wald von Blagowschtschina (in zuvor in Köln gelebt, die übrigen stammten aus der Region. sich gegen das NS-Regime stellten. Wie in den letzten Jahren Ansprache eröffnete. der Nähe von Minsk) unter Teilnahme des deutschen Bun- Dies zeigt die Bedeutung, die der Gedenkort in Trostenez für war auch das 14. Edelweißpiratenfestival, das am 8. Juli despräsidenten Frank-Walter Steinmeier, des österreichischen die Stadt Köln hat. 2018 stattfand, mit rund 8.000 Besucherinnen und Besu- 25 Bands präsentierten sich auf fünf Bühnen: Tippaman’s Bundespräsidenten Alexander van der Bellen und des bela- chern sehr gut besucht. Caribbean Express + Schlagsaite + Chanson Trottoir + Tre- russischen Präsidenten Alexander Lukaschenko sowie zahl­ Der Entwurf für das Gedenkensemble stammte von dem bela- menda & Matto + Retrogott + M.I.X. + Jörg Schnabel + Vibes reicher internationaler Gästen eröffnet. Die Stadt Köln wurde russischen Künstler Leonid Lewin, der selbst ein Überlebender Im Zentrum stand wieder die Musik der naziresistenten Builder + Kol Colé + Starchild + Melchi VE + Stefan Kuntz + von Bürgermeister Andreas Wolter vertreten, das NS-Doku- des Minsker Ghettos war. Seit dessen Tod im Jahr 2014 setzt Jugendlichen. Kölner Bands interpretierten auf ihre Weise Marion & Sobo Band + Margaux und die Banditen + Xumo mentationszentrum von Dr. Werner Jung. Letzterer war schon seine Tochter, die Architektin Galina Lewina, sein Werk fort. Stücke der Edelweißpiraten und spielten eigene Lieder. Geför- Nunjo + Klaus der Geiger & Freunde + Kunstfehler + Plauder bei der feierlichen Grundsteinlegung für den zu schaffenden dert wurde das Projekt vor allem aus städtischen Haushalts- & Co +Singender Holunder + GlitterGetöse + Mirvana in the Gedenkort am 8. Juni 2014 dabei und hatte seinerzeit das Anlässlich der Eröffnung des zweiten Bauabschnitts des Erin- mitteln, die im Etat des NS-Dokumentationszentrums zur Ver- Groove Kitchen + Bug Spencer Brass Band + Riosenti + Kalle »Gedenkbuch für die in Trostenez ermordeten jüdischen Bür- nerungsortes Trostenez fand in der Internationalen Bildungs- Kuhl. gerinnen und Bürger aus den Städten Köln und Bonn sowie und Begegnungsstätte Johannes Rau des IBB (Internationales den Städten und Gemeinden aus dem Kreis Euskirchen, dem Bildungs- und Begegnungswerk) in Minsk eine Konferenz zum Oberbergischen Kreis, dem Rhein-Erft-Kreis und dem Rhein- Thema »Gedenken für eine gemeinsame europäische Zukunft«

Die Marion & Sobo Band auf dem Edelweißpiratenfestival. Abmarschierende Soldaten durch den Teil des Gedenkorts, der Ankunft der drei Präsidenten am neu geschaffenen Gedenkort. Zugwaggons nachbildet. 144 NSDOK JAHRESBERICHT 2018

statt. Eine Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertre- � Workshop Bilaterales Bildungsmaterial zu Migration im tern aus Belarus, Deutschland, Österreich und Tschechien deutsch-jüdisch-israelischen Kontext widmete sich der Frage nach dem Stellenwert des Vernich- ALLGEMEINES tungsorts Trostenez in den Erinnerungskulturen verschiedener Der AK der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte in NRW europäischer Länder. An der Diskussion nahmen teil: Dr. Siar- verstärkt seit den letzten Jahren seine internationalen Ver­ hei Novikau, Minsker Staatliche Linguistische Universität, für bindungen. Nach einem Arbeitsbesuch von Mitgliedern des Belarus; Dr. Werner Jung, NS-Dokumentationszentrum Köln, Arbeitskreises in Israel Ende 2015, der zur Gedenkstätte Yad für Deutschland; Dr. Heidemarie Uhl, Österreichische Akade- Vashem und einer Reihe weiterer Institutionen führte, schloss mie der Wissenschaften, für Österreich; Dr. Paul Zeman, Insti- sich im April 2017 eine einwöchige Reise zu Orten und Zeug- tut für das Studium totalitärer Regime, für Tschechien. Mode- nissen nationalsozialistischer und kommunistischer Verbre- riert wurde die Veranstaltung von Dr. Kristiane Janeke, chen in Polen an. Schließlich fand als ein weiteres Ergebnis Historikerin und Ausstellungskuratorin. der Reise nach Israel im August 2017 eine Methodenkonferenz des Arbeitskreises mit Yad Vashem in der Alten Synagoge in Unter intensiver Beteiligung der Referenten der Konferenz Essen statt. Daran schloss sich ein Workshop für Gedenk­ wurde ein Abschlusskommuniqué der Konferenz mit dem stättenpädagoginnen und -pädagogen zum Thema »Bilaterales Titel »Gedenken für eine gemeinsame europäische Zukunft« Bildungsmaterial zu Migration im deutsch-jüdisch-israelischen erarbeitet. Bei der Entwicklung des Gedenkorts Trostenez zu Kontext« an, der vom 27. bis 30. Oktober 2018 in Tel Aviv einem zentralen Erinnerungsort von europäischer Bedeutung stattfand. Eingeladen hierzu hatte der Arbeitskreis der wurde insbesondere darauf Wert gelegt, dass Trostenez auch NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte in NRW, die Landes- zu einem zentralen Lernort in Belarus und für Europa wird. zentrale für politische Bildung NRW und das Georg-Eckert-­ Angesichts der komplizierten erinnerungspolitischen Lage in Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung. Belarus forderte das Kommuniqué: »Hierzu sollten vielfältige Für das NS-Dokumentationszentrum nahm die Museums­ internationale Bildungs- und Forschungsprojekte angestoßen pädagogin Barbara Kirschbaum an dem Workshop teil. Vor- werden, um die Entwicklung einer dialogischen Erinnerungs- gestellt und diskutiert wurden zwei Unterrichtseinheiten, die kultur zu befördern, welche das Leid der jeweils anderen in eine Kommission aus israelischen und deutschen Pädagogin- die eigene Erinnerung integriert.« Am Gedenkort sollte daher nen und Pädagogen für den Einsatz in Klasse 9 beider Länder ein »alle Zielgruppen ansprechendes Informationszentrum« erarbeitet hatten. In den lebhaften Diskussionen zwischen entstehen. Zudem wurde gefordert, dass das Gedenkensemble den pädagogischen Praktikern wurden die unterschiedlichen nach den Plänen von Leonid Lewin vollständig fertiggestellt Perspektiven deutlich und können so für die Vermittlungspra- werden soll. Die Anregung von Bundespräsident Steinmeier, xis fruchtbar gemacht werden. Ein Besuch in Yad Vashem run- eine belarussisch-deutsche Historikerkommission einzurichten, dete das Programm ab. wurde nachdrücklich unterstützt. Die Geschäftsführerin des IBB, Dr. Astrid Sahm, kam zu dem wohl zutreffenden Schluss: »Die Veranstaltungen haben uns auch deutlich gemacht, dass noch viele weitere Anstrengungen für die Gestaltung einer gemeinsamen europäischen Erinnerungskultur erforderlich sind.« Die Delegation zu Besuch in Yad Vashem.

Megalight-Werbung zur Spendenverdopp- lungsaktion an der Inneren Kanalstraße. 146 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 ALLGEMEINES 147

und auf Facebook (siehe weiter unten) und die Verbreitung über die Newsletter des Vereins EL-DE-Haus und der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus. Auf der Website des NS-DOK sind unter dem Menupunkt »Archiv der Sonderaus- stellungen« die 360-Grad-Rundgänge von allen Sonderaus- stellungen, die seit 2013 in den neuen Ausstellungsräumen der ehemaligen Galerie gezeigt wurden, dauerhaft präsent.

Das NS-DOK lud 2018 Journalistinnen und Journalisten zu insgesamt 16 Pressekonferenzen und zwei Fototerminen ein. Darüber hinaus wurden weitere zehn Pressemitteilungen zu ebenso vielen Veranstaltungen herausgegeben. Die Arbeit des NS-DOK wird von den Medien sehr aufmerksam verfolgt, was zu einer hohen Präsenz der Einrichtung in der öffent­ lichen Berichterstattung führt. Ausführlich wurde über die Werbung im Hauptbahnhof für das NS-Dokumentationszentrum. Sonderausstellungen, die Veranstaltungen und die Publikatio- nen sowie über die Spendenverdopplungskampagne zum Patrick Fels von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremis- »Haus für Erinnern und Demokratie« in der lokalen und über- mus wurde sehr häufig interviewt, u. a. in der Aktuellen regionalen Presse, in Radio- und Fernsehbeiträgen berichtet. Stunde (WDR) zu den Ereignissen in Chemnitz und in Köthen Der Presseservice auf der Internetseite des Museumsdienstes sowie über Logos mit der Aufschrift »Reker muss weg« und im wurde von den Pressevertretern für Informationen und das Magazin Brisant (ARD) zum Thema: »Nach Hitlergruß: Verein umfangreich zur Verfügung gestellte Fotomaterial intensiv schmeißt sieben Fußballer raus«, RTL West über das Plakat in genutzt. Die kontinuierliche Berichterstattung über die Son- einer Kölner Buchhandlung mit dem Schriftzug »Abtreiben derausstellungen und Veranstaltungen des NS-DOK war auch macht frei«. Interview mit Dr. Karola Fings im Domradio zur der guten Zusammenarbeit mit der Online-Redaktion des Suche nach Vermissten. Interviews mit Dr. Werner Jung zur Museumsdienstes der Stadt Köln zu verdanken. Auch in ande- Spendenverdopplungsaktion für den Ausbau des NS-DOK in ren Bereichen der Öffentlichkeitsarbeit wurde die Zusammen- der Lokalzeit aus Köln im WDR, über die Ausstellung »Philibert arbeit mit dem Museumsdienst intensiv fortgeführt: & Fifi« in Linz im österreichischen Privatsender LT1, über die Megalight-Werbung zur Anne-Frank-Ausstellung an der Universitätsstraße. ­Bewerbung der Sonderausstellung in der Rubrik »Museen & Ausstellung »Philibert & Fifi« in Berlin auf arte, Interviews Galerien« der Wochenzeitung »Die ZEIT«, Information für über das EL-DE-Haus in einer Kindersendung im WDR 5: ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Plakate werden in Buchhandlungen, Fachgeschäften und die Kölnerinnen und Kölner, mit der Halbjahresvorschau der KiRaKa, Radio für Kinder, in Radio Köln: Magazin Rheintime Gastwirtschaften ausgelegt. In der U-Bahn-Haltstelle Appell- Kölner Museen sowie der Broschüre »Köln: Kultur. Viel los über den Ausbau des NS-DOK zum Haus für Erinnern und Das NS-DOK präsentierte 2018 neun Sonderausstellungen. hofplatz, »Abgang Schwalbengasse« stand dem NS-DOK ein für wenig Geld«, die sich an Kölner Studierende richtet. Der Demokratie und Interviews im WDR3-Film über Karl Küpper. Sämtliche Ausstellungen wurden von einer intensiven Presse- großformatiger und beleuchteter Schaukasten für die Bewer- online-Newsletter KiK (Kunst in Köln) informiert vor allem Zudem stand er bei Ausstellungseröffnungen und Pressekon- arbeit und umfangreichen Werbemaßnahmen begleitet: Pla- bung der Sonderausstellungen und des laufenden Veranstal- Journalistinnen und Journalisten. In Kooperation mit dem ferenzen häufig als Interviewpartner zur Verfügung. Dr. Martin kate und Megalights, Werbekarten und Anzeigen, Versand tungsprogramms zur Verfügung. Museumsdienst wurde erstmals ein Newsletter in niederländi- Rüther gab Interviews in der Aktuellen Stunde des WDR und von Einladungen zu den Eröffnungsveranstaltungen mit Pro- scher und französischer Sprache herausgegeben, in dem über in RTL West zum 75. Jahrestag des Peter-und-Paul-Angriffes. grammheft und Plakat zu den Veranstaltungen. Sehr wesentlich ist die Bewerbung der Sonderausstellungen Ausstellungen in Köln berichtet wird. Wie in den letzten Jah- und der Veranstaltungen auf der Internetseite www.nsdok.de ren repräsentierte der Museumsdienst die Kölner Museen mit Die Bedeutung der Bewertungs- und Reiseportale spielte im Für die Bewerbung der Einzelveranstaltungen und des Begleit- einem gemeinsamen Stand auf der Internationalen Tourismus Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des NS-DOK auch weiterhin programms zu den Ausstellungen im NS-DOK wurden Pro- Börse in Berlin und dem RDA-Workshop des Internationalen eine große Rolle. Auf dem Reiseportal TripAdvisor wurden grammhefte und Terminübersichten, kombiniert mit einem Bustouristik Verbandes in Köln. bis Ende 2018 über 1.200 Bewertungen und über 1.700 DIN A3-Plakat mit dem Motiv der jeweiligen Sonderausstel- Kommentare von Besuchern abgegeben. Der Zustimmungs- lung, herausgegeben. Die Werbemittel wurden nicht nur an Im Zentrum der Öffentlichkeitsarbeit stand die Erweiterung wert war auch im vergangenen Jahr unverändert hoch – über einen großen Einladungsverteiler per Post, sondern auch an des NS-Dokumentationszentrums zum »Haus für Erinnern und 90 Prozent bezeichneten das NS-DOK mit der Gedenkstätte alle wichtigen Kulturinstitutionen der Stadt wie öffentliche Demokratie« (s. S. 6ff.). Darüber hinaus wurde intensiv über und seinen Ausstellungen als »ausgezeichnet« oder »sehr Bibliotheken und Archive versandt. In einem gesonderten die Sonderausstellungen berichtet. Aber auch einzelne Veran- gut«. Das NS-DOK wurde von den Nutzern des Reiseportals ­Verteiler erhalten Bürgerzentren, Kultureinrichtungen und staltungen wie mit Prof. Wolfgang Benz oder mit Anita Las- Ende 2018 auf Platz zehn von 270 Top-Aktivitäten gesetzt, Schulen die großen Plakate (DIN A1). ker- Wallfisch fanden eine interessierte Aufmerksamkeit. nach dem Kölner Dom, dem Köln Triangel und dem Kölner Zoo. Bei den Kölner Museen wurde das NS-DOK 2018 wieder Mit einem seit 2015 genutzten Verteilsystem von Plakaten Die Anfragen von Radio- und Fernsehsendern waren wie in auf den dritten Platz gewertet. Auch für 2018 wurde dem in den Formaten DIN A1, DIN A2 und DIN A3 wurde die den Vorjahren sehr zahlreich und befassten sich mit allen NS-DOK von TripAdvisor das »Zertifikat für Exzellenz« verliehen. mediale Präsenz der Sonderausstellungen des NS-DOK im Arbeitsbereichen des NS-DOK. Um nur einige Beispiele zu Die regelmäßige Beobachtung und Auswertung der Bewer- Stadtbild deutlich erhöht. Programmhefte, Werbekarten und nennen: tungs- und Reiseportale wurden intensiv fortgeführt. Werbung in einem Eiscafé für die Anne-Frank-Ausstellung. 148 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 ALLGEMEINES 149

INTERNETSEITEN UND FACEBOOK-SEITE stattdessen auf deutlich erkennbare Trends beschränken bzw. Anfang 2018 durchgeführt wurden. Die NS-DOK-Start- sollte. Der Grund dafür liegt in einer großen Anzahl immer seite wurde optisch aufgearbeitet und dadurch weitaus über- Die Internetseiten des NS-Dokumentationszentrums neuer EU- und weiterer Richtlinien zum Datenschutz, denen sichtlicher. Besonders deutlich bemerkbar machte sich offen- www.nsdok.de und www.jugend1918-1945.de und Mobile sich Google-Analytics als Zähl- und Auswertungsinstrument bar die Anfang 2018 durchgeführte Modernisierung des Beratung www.mbr-koeln.de erfreuten sich auch 2018 weiter- anpasst, ohne dass diese Vorgänge in jedem Fall transparent Videoformates der Website »Erlebte Geschichte«, die deren hin großer Beliebtheit. an den Endnutzer weitergegeben würden. Hinzu kommen die Nutzung auch für jene Nutzer interessant machte, denen sie Strategien von Kommunen, Universitäten und anderer öffent- zuvor wegen des veralteten Videoformats nicht zugänglich Allerdings nahm die Gesamtzahl der »Besuche« auf den ver- licher Einrichtungen zum Datenschutz, die Google-Analytics war. Gerade dieses Beispiel zeigt, wie positiv sich vergleichbar 360-Grad-Rundgang zur Sonderausstellung »Vor 80 Jahren – Der schiedenen Seiten des NS-Dokumentationszentrums im Laufe in aller Regel komplett abschalten, sodass sämtliche Besuche überschaubare Anpassungen der Webauftritte bemerkbar Pogrom in Köln: Eine Gedenkinstallation«. des Jahres deutlich um mehr als fast 23 Prozent von 308.392 und Seitenaufrufe von solchen Quellen völlig unberücksich- machen können. auf 238.245 ab. Zugleich ging auch die Gesamtzahl der tigt bleiben. Im Klartext: Jeder Aufruf von www.nsdok.de oder als dreistündige Audioguide durch das Haus – und das gleich dabei angesehenen Seiten von 1.437.835 auf 911.540, also www.jugend1918-1945.de, der von einem städtischen Rech- Das trifft – allerdings nur auf den feststellbaren Trend bezo- in acht Sprachen (neben Deutsch sind das Englisch, Franzö- um nahezu 37 Prozent, zurück. Diese stark gegenläufigen ner, aus einer Schule oder einer Universität aus erfolgt, bleibt gen – auch auf die Seite www.jugend1918-1945.de zu, sisch, Hebräisch, Niederländisch, Polnisch, Russisch und Spa- Entwicklungen irritieren und bedürfen insbesondere hinsicht- in der von Google-Analytics ausgegeben Statistik völlig unbe- während die absoluten Zahlen eher das Gegenteil nahelegen. nisch). Zudem gibt es in jeder dieser Sprachen eine eigene lich der zahlenmäßigen Entwicklungen der beiden wichtigs- rücksichtigt. Hinzu gesellen sich im privaten Bereich der Com- Abgesehen davon, dass Angebote dieser Seite vorwiegend Startseite mit den grundlegenden Informationen zum Haus. ten Websites www.nsdok.de und www.jugend1918-1945.de puternutzung noch jene Funktionen der aktuellen Browser, im Bildungs- (Universitäten und Schulen) und Kulturbereich der Erläuterung. die mit nur einem Klick eine Google-Analytics-Sperre ermögli- (Museen, Gedenkstätten etc.) genutzt werden und sich daher Zudem sind sämtliche Sonderausstellungen – auch jene im chen. Außerdem tendieren auch im privaten Bereich immer einer Zählung entziehen, ist für den starken Rückgang im Gewölbe – seit Mitte 2013 stets als 360°-Rundgang abrufbar Hier zunächst die ermittelten Zahlen: mehr Nutzer dazu, externe Javascripte nicht mehr auf ihrem Jahr 2018 insbesondere ein eigentlich erfreulicher Grund zu und stehen auch nach deren Ablauf im »Archiv« weiterhin zur Rechner zuzulassen, sodass auch sie in keiner Nutzer-Statistik nennen: Um die Website nutzerorientiert an neue Technolo- Verfügung (Stand Ende 2018: 34 Rundgänge). Im Jahr 2018 Die Internetseite der Mobilen Beratung, auf der regelmäßig Berücksichtigung finden. Diese Parameter und zahlreiche wei- gien anzupassen, wurde sie Ende 2017 komplett umprogram- handelte es sich dabei um die Präsentationen zu den neun über extrem rechte Aktivitäten im Regierungsbezirk Köln, tere mehr sind so vielschichtig und miteinander verwoben, miert, wobei mehr Inhalte auf einer Seite dargestellt, das Sonderausstellungen. aber auch über aktuelle Ereignisse, Veranstaltungen und dass jede Interpretation von Zahlen und erst Recht Vergleiche ­ehemalige Frameset von vier Seiten durch eine einzige Seite Tagungen informiert wird, wurde 2018 über 21.000 Mal auf- mit den Vorjahren kaum mehr als reines Raten wären. ersetzt und auch Anpassungen bei Slideshows und Bilderstre- Diese neue Fülle an Informationen bietet sich zur Vorberei- gerufen. Der Twitterkanal verfügt über mehr als 400 Follower. cken vorgenommen wurden. Während diese Umstellungen tung und Nacharbeitung eines Besuchs an, weiß aber auch Umso erstaunlicher sind die Trends, die sich ermitteln ließen: dem Nutzer entgegengekommen sind, drücken sie sich jedoch all jene zu informieren, die das Haus nicht selbst aufsuchen Generell gilt es einleitend zu bemerken, dass jegliche Zugriffs- Die Nutzung der Seite des NS-DOK legte um etwa 13 Prozent in der Statistik der Seitenaufrufe sehr negativ aus. Eine auch können. Hierzu tragen auch die Inhalte des umfangreichen zahlen heute und auch künftig mit großen Vorbehalten zu zu, jene der »Erlebten Geschichte« gar um rund 45 Prozent. nur halbwegs seriöse Vergleichbarkeit mit den Zahlen der Ver- Kurzführers durch die Einrichtung bei, die in deutscher und betrachten sind und daher zu überlegen wäre, ob man künf- Die daraus ablesbare größere Beliebtheit der Auftritte dürfte gangenheit ist also definitiv nicht mehr möglich. englischer Sprache und mit ungezählten Fotos auch im Inter- tig nicht generell auf deren Ermittlung verzichten und sich nicht zuletzt die Folge von Veränderungen sein, die Ende 2017 netauftritt zur Vertiefung beim Durchgang durch Gedenk- Das deutlich veränderte Nutzerverhalten hat deutliche Aus- stätte und Ausstellung verfügbar sind. wirkungen auf Besuche und Nutzung der Seiten. Die überwie- ZUGRIFFE AUF DIE WEBSITE gende Zahl der Internetnutzer surft inzwischen auf dem Jahr Gesehene Seiten Besuche Handy. Folglich hat der sich der Zugriff per Smartphone auf die Seite www.nsdok.de im Jahr 2018 von knapp 35 auf rund 2011 501.959 98.155 40 Prozent erhöht. Leider ist die technische Grundlage der 2012 841.093 154.960 Seite dem massiven Trend zum »mobilen Endgerät« noch nicht 2013 1.070.610 236.257 angepasst, da sie noch nicht responsiv angelegt ist und sich somit dem jeweiligen Ausgabegerät nicht automatisch 2014 1.093.972 280.787 anpasst. Das kann dann dazu führen, dass die 40 Prozent der 2015 1.183.951 367.880 Handynutzer zwar die NS-DOK-Seite aufrufen, sie wegen feh- 2016 1.201.091 383.849 lender Responsivität und der daraus resultierenden völlig unzulänglichen Darstellung auf dem Smartphone aber umge- 2017 1.437.835 308.392 hend wieder verlassen. Zukünftig wird es notwendig sein, 2018 911.540 238.245 durch Umgestaltung der Internetseiten und der gezeigten Inhalte auf diesen Trend zum mobilen und daher kleinen End- gerät eine Antwort zu finden. Zur Info im Einzelnen 2016 2017 2018 2016 2017 2018 Trend Hierbei ließen sich durchaus bereits vorhandene Bestandteile www.nsdok.de 524.278 649.385 653.908 152.516 153.056 172.477 + 13% Die Facebook-Seite des NS-DOK. des Webs optimal weiternutzen. Bereits jetzt bietet das Doku- www.eg.nsdok.de 35.307 29.927 40.162 2.433 2.097 3.037 + 45% mentationszentrum nämlich als wohl erste Institution seiner Auch die Facebook-Seite des NS-DOK erfreut sich weiterhin Lebensgeschichten.net 12.475 11.541 17.400 23.591 18.644 11.439 - 6% Art einen 360°-Rundgang durch das gesamte Haus mit steigender Beliebtheit. So konnte die Zahl von »Freunden«, die Gedenkstätte und Dauerausstellung an. In diesen Rundgang sich Ende 2017 auf 7.510 belaufen hatte, erneut um fast fünf Jugend1918–1945 614.022 732.750 192.672 200.960 138.778 48.115 + 40% sind nicht nur sämtliche 31 in der Dauerausstellung instal- Prozent auf nunmehr 7.869 erhöht werden. Alles in allem hat Juedische-lebensgeschichten 15.009 7.129 7.398 4.349 2.920 3.177 + 9% lierte Medienstationen mit mehr als 13 Stunden Film- und sich auf der NS-DOK-Facebook-Seite 2018 nicht viel geändert. Audiomaterial eingebunden, sondern zugleich auch der mehr Hier wird nach wie vor regelmäßig über Ausstellungen und 150 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 ALLGEMEINES 151

Veranstaltungen im Haus selbst informiert. 2018 handelte es Auch das Motto der Geschichtswerkstätten der 1980er-Jahre, Das NS-DOK verfügt über eine gute »Infrastruktur«, um solche KRIPPENWEG 2017/18 UND 2018/19 sich dabei um 119 bei Facebook eingestellte Veranstaltungen »Grabe, wo Du stehst«, hat nicht an Aktualität verloren. So Anfragen zu beantworten. Kontinuierlich ergänzte Dokumen- des NS-DOK (Ausstellungen, Termine zu Führungen, Abend- gibt es immer wieder Bürgerinnen und Bürger, die dort, wo tensammlungen und Datenbanken liefern eine breite Infor- Im Rahmen des 22. Krippenwegs in Köln, vom 27. November veranstaltungen und die Veranstaltungen der Spendenver- sie leben, in ihrer Straße, ihrem Viertel oder ihrer Gemeinde, mationsbasis; für die unterschiedlichen Themengebiete stehen 2017 bis 6. Januar 2018, wurde eine aus Weißtorf geschnitzte dopplungsaktion), wodurch insgesamt 366.568 Personen nach den Spuren der NS-Geschichte suchen. Solche Suchbe- jeweils spezialisierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Krippe präsentiert. Dieses Naturmaterial entstand vor 2000 erreicht wurden. Außerdem wurde weiterhin auch auf zahlrei- wegungen müssen nicht immer zu spektakulären Funden füh- Ansprechpartner/innen zur Verfügung. Gleichwohl sind et-­ Jahren, zu der Zeit von Christi Geburt. Die Krippe besteht aus che weitere themenrelevante Events und Ereignisse »weltweit« ren. Manchmal haben sie jedoch umfangreiche Entdeckungen liche der ans NS-DOK gestellten Fragen auch bei intensiven einem Stall mit der Heiligen Familie und Ochs und Esel in hingewiesen. Diese lebendige Kommunikation trug wesent- zur Folge. Wie im Falle Michel Vietens, der sich für die Ver- Bemühungen nicht leicht zu beantworten. Das liegt an der einem einteiligen Relief. Hirten mit Schafen, Engel, die Heiligen lich dazu bei, dass die Aktivitäten des Hauses und seine Ent- gangenheit seines Wohnhauses in der Ehrenstraße 86 interes- schwierigen Quellenlage. Durch gezielte Aktenvernichtung Drei Könige und ein Kamel ergänzen als Einzelfiguren das wicklung auch international immer besser wahrgenommen sierte und daraus eine intensive, jahrelange Recherche ent­ vor 1945, Kriegsverluste und »Bereinigungen« in der Nach- weihnachtliche Bild. Der Künstler Karl-Heinz Brinkmann werden. Die Facebook-Seite wird von Lena Pickartz, der wickelte. Was mit einem vagen Interesse für die Vergangen- kriegszeit sind zahlreiche Unterlagen des NS-Staates zerstört arbeitete die Figuren aus den getrockneten Soden heraus. In Auszubildenden­ im Bereich Dokumentation, und von Dieter heit begann, endete vor kurzem mit der Veröffentlichung eines oder verschwunden. Gerade die Schicksale von Verfolgten der Nähe seines Wohnortes, der Gemeinde Saterland bei Maretzky, dem mittlerweile seit fünf Jahren pensionierten Buches, das die Geschichte der jüdischen Kölner Familien Katz und Opfern des Regimes sind häufig nur lückenhaft doku- Cloppenburg, befand sich während der NS-Zeit das Konzen­ Bibliothekar, der sich sehr verdienstvoll um die Öffentlich- und Rosenthal erzählt und so dem Vergessen entreißt. mentiert, zum Teil nur in Umrissen bekannt. Das macht nicht trationslager Börgermoor. Die Strafgefangenen leisteten dort keitsarbeit des NS-Dokumentationszentrum gekümmert hat, selten aufwändige Recherchen und Nachprüfungen notwen- wie in den anderen Emslandlagern schwere Kultivierungs­ gepflegt. Auch 2018 war die thematische Vielfalt der ans NS-DOK her- dig, um wenigstens zu einigen Informationen zu kommen. arbeiten im Moor. Im Lager Börgermoor wurde das »Lied der angetragenen Anfragen groß. Sie betrafen Parteifunktionäre, Moorsoldaten«, das vom Widerstandsgeist in Gefangenschaft Kölner Pfarrer oder den örtlichen Vorsitzenden des Alpen­ Die Aufgabe des NS-DOK besteht jedoch nicht nur darin, zeugt, verfasst. vereins, Arbeitsamtsmitarbeiter, Wachleute oder Vertreter der Detailfragen zu beantworten oder bei der Rekonstruktion von VIELFÄLTIGE ANFRAGEN NS-Presse. Sie befassten sich mit bestimmten Orten der Stadt Biografien zu helfen. Oft geht es mehr darum, die Bürgerin- Bei dem Krippenweg 2018/19, der vom 27. November 2018 Die Beantwortung von Fragen geschichtsinteressierter Bürge- wie dem Aachener Weiher, dem Haus Fühlingen oder der nen und Bürger bei ihren Nachforschungen zu unterstützen, bis 6. Januar 2019 präsentiert wurde, stellte das NS-DOK rinnen und Bürger stellt einen wesentlichen Teil der Tätigkeit Burgmauer oder Ereignissen wie den Hitlerbesuchen in Köln. weitere Recherchewege aufzuzeigen oder bereits gesammel- Jahrbücher »Die Weihnachtskrippe« aus den 20er- und des NS-Dokumentationszentrums dar. Auch 2018 bearbeiteten Sie zielten auf die NS-Herrschaft selbst, aber auch auf deren tes Material zu bewerten und zu kontextualisieren. Denn 30er-Jahren der 1925 in Köln gegründeten »Landesgemein- die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bibliothek, der »Nachgeschichte«, die »Entnazifizierung« der Akteure und viele, die sich an das NS-DOK wenden, haben sich bereits schaft der Krippenfreunde in Rheinland und Westfalen e.V.« Dokumentations- sowie der Forschungsabteilung Hunderte »Mitläufer«, die Ahndung von NS-Verbrechen und die öffent­ ausführlicher mit dem NS-Regime befasst; sie bringen eigene aus. 1938/39 wurde die Landesgemeinschaft durch das von Auskunftsersuchen. Sie gehen allerdings nicht nur von der liche Thematisierung der NS-Vergangenheit in den Einschätzungen und Forschungserfahrungen mit und verfü- NS-Regime verboten; die Krippenarbeit ging jedoch weiter. Bevölkerung aus. Auch Medienvertreterinnen und -ver­treter 1960er-Jahren. gen mitunter über aussagekräftiges privates Quellenmaterial, Ein berühmtes Mitglied dieser Zeit: der Kölner Oberbürger- sowie Journalistinnen und Journalisten treten regelmäßig an das sie auch dem Haus zur Verfügung stellen. So ergibt sich meister Konrad Adenauer. Ein einfaches Krippchen aus den das Haus heran, wenn sie zur lokalen NS-Geschichte recher- Wie jedes Jahr bildeten Fragen nach dem NS-Sicherheitsappa- aus einer Anfrage oft ein gemeinsames Forschen, ein frucht- 20er-/30er-Jahren ergänzte die Jahrbücher. chieren oder Hintergrundinformationen benötigen. Studie- rat und dessen Opfern einen Schwerpunkt. So wandten sich barer Dialog, von dem sowohl die Bürgerinnen und Bürger rende und jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Angehörige von Funktionsträgern des NS-Staates an das wie auch das NS-Dokumentationszentrum profitieren. von Fachhochschulen und Universitäten ersuchen um fach­ NS-DOK, weil sie Genaueres über deren berufliches Handeln KOOPERATION MIT DER UNIVERSITÄT ZU KÖLN liche Auskünfte; zudem gibt es einen gut funktionierenden herausfinden wollten. Was heißt es, Kriegsverwaltungsrat Dialog mit anderen historischen Einrichtungen und Gedenk- gewesen zu sein? Welche Aufgaben hatte ein Schutzpolizist stätten. genau im »Dritten Reich«? Welchen Schwur mussten SS-Leute �� Wintersemester 2017/2018 leisten? Wie weit war man als Krankenhausarzt in die NS-Poli- Die beim NS-DOK eingehenden Anfragen zeigen, dass es tik eingebunden? Und was kann man in einem Fotoalbum Blockseminar »Methoden zur Auseinandersetzung mit Rassis- immer wieder Themenkonjunkturen gibt, die von Jubiläen vom »Kriegseinsatz im Osten« genau sehen? mus und Rechtsextremismus als Themen politischer Jugend- oder besonderen geschichtspolitischen Debatten abhängen. und Erwachsenenbildung« (Ilja Gold, außerdienstlich) Darüber hinaus besteht jedoch ein kontinuierliches Interesse Noch zahlreicher waren die Anfragen von Personen, deren an der NS-Zeit, das nicht von kurzfristig wirkenden Ereignissen Verwandte in den Jahren 1933–1945 Unterdrückung und abhängig ist. Das wird gerade an den zahlreichen familienge- Verfolgung ausgesetzt waren. Aus den Beneluxländern und �� Sommersemester 2018 schichtlichen Forschungen deutlich, mit denen das NS-DOK Frankreich kamen mehrere Auskunftsersuchen zu ehemaligen immer wieder zu tun hat. In ihnen kommt nicht nur ein per- Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern oder politischen Seminar: »›Heimat, Freiheit, Tradition‹. Über Identitätskonst- sönliches Interesse an der Vergangenheit zum Ausdruck – der Häftlingen, die nach Köln verschleppt und dort im Messe­ ruktionen der extremen Rechten und die Auseinandersetzung Wunsch zu wissen, wie es in der eigenen Familie war –, son- lager oder im Gefängnis Klingelpütz inhaftiert worden waren. in der politischen Bildungsarbeit« (Ilja Gold und Hans-Peter dern auch eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber den Andere Bürgerinnen und Bürger erkundigten sich nach Ver- Killguss) Jahren des Nationalsozialismus. Das Schweigen der Nach- wandten, die als SPD-Anhänger, Kommunisten oder jüdische kriegszeit zu durchbrechen, die oft vagen oder widersprüch­ Verfolgte im EL-DE-Haus saßen; wieder andere forschten nach lichen Familiengeschichten über die »dunklen Jahre« etwas Personen, die von der NS-Kriminalpolizei deportiert worden �� Wintersemester 2018/2019 aufzuhellen und in Erfahrung zu bringen, was Vater, Mutter, waren, in regionalen Heil- und Pflegeanstalten wie Bonn (Ur-)Großeltern, Onkel, Tanten und andere Verwandte nach oder Düren »verschwanden« und Opfer der NS-Krankenmorde Blockseminar: »Methoden zur Auseinandersetzung mit Rechts- 1933 erlebten und getan haben – das steht oft im Kern von wurden. Die aus Russland stammende Anna Tschish und der Niederländer extremismus und Rassismus als Themen politischer Bildung« familiengeschichtlichen Recherchen. Albertus van Hamburg, die sich während des Zwangsarbeiterein- (Ilja Gold) satzes in Köln kennenlernten. Ihr Schicksal wurde durch eine Anfrage ihrer Tochter bekannt. 152 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 ALLGEMEINES 153

nen Beitrag zum 30-jährigen Jubiläum des Vereins (EL-DE- Vereinsmitglied Dr. Maria Antonia Bußhoff schrieb einen aus- Info Nr. 70, S. 11). Aus diesem Anlass hatte der Verein im Mai führlichen Bericht über die Veranstaltung »Antisemitismus 2017 das von Hajo Leib herausgegebene Buch »Empathie & und Geflüchtete. Aktuelle Debatten in der Migrationsgesell- Engagement. Drei Jahrzehnte Kölner Zeitgeschichte« in einem schaft« (EL-DE-Info Nr. 73, S. 7ff.). kleinen Festakt vorgestellt (EL-DE-Info Nr. 68, S. 11 f.). Historischer Spaziergang der Projektgruppe Messelager zur 28. Januar: »Erinnern – Eine Brücke in die Zukunft«. Messe Köln 1939–45 mit 16 Gästen. Mit der freiwilligen Gedenkstunde in der AntoniterCityKirche für die Opfer des Spende dieser Gäste konnten 100 Euro auf das Konto »Späte Nationalsozialismus mit anschließendem Mahngang, seit 22 Hilfe« überwiesen werden. Der historische Spaziergang wurde Jahren von einem breiten politischen Bündnis getragen und seit 2016 bisher sechsmal durchgeführt und findet zweimal seitdem von Vorstandsmitgliedern des Fördervereins im Vor- jährlich statt. bereitungskomitee mitgestaltet; jahrelang von Malle Bensch-Humbach und seit 2017 von Martin Sölle. Das Schwerpunktthema in diesem Jahr: Geschichte und Bedeu- tung der Erinnerungskultur. Das Grußwort im Namen der Oberbürgermeisterin hielt Bürgermeister Andreas Wolter.

Februar Die Mitglieder des Vorstandes des Vereins EL-DE-Haus, 28. Mai 2018. Zum Thema »Rassistisch und Autoritär! Junge Identitäten im Rechtsaußenspektrum« hatten der Verein mit der DGB-­ Jugend und den Kölner Falken und in Kooperation mit dem NS-DOK zum 20. Februar ins EL-DE-Haus eingeladen. Ein VEREIN EL-DE-HAUS E.V. Referent der Forschungsgruppe Arbeiterjugend zu zwei zeitge- nössischen Strömungen des jungen Rechtsaußenspektrums Diese Übersicht der Vereinstätigkeit verfasste der stellvertre- Die nachstehende Übersicht fasst die Aktivitäten des Vereins führte zu lebhaften Diskussionen im Plenum. Einladung der Projektgruppe Messelager zum historischen Spa- tende Vorsitzende Hajo Leib, ergänzt von weiteren Vorstands- EL-DE-Haus 2018 zusammen. ziergang über das Messegelände. mitgliedern, sowie von Georg Wehner für die Projektgruppe Trauer um Miroslaw Ondracek, Gast im Besuchsprogramm Messelager. Die Projektgruppe Messelager im Verein EL-DE-Haus: Seit September 2001 und Mai 2014. Mai der Beendigung des 25-jährigen und bundesweit einmaligen 19. Mai: Anlässlich der Humanistischen Jugendfeier 2018 im Seit seiner Gründung vor 30 Jahren (20. Januar 1988) unter- Besuchsprogramms der Stadt Köln für ehemalige Zwangs­ COMEDIA Theater Köln hielt der Vereinsvorsitzende Dr. Wolf- stützt der gemeinnützige Verein das NS-DOK aktiv, ergreift arbeiter und Zwangsarbeiterinnen, Kriegsgefangene und März gang Uellenberg-van Dawen die Festrede (EL-DE-Info Nr. 73, eigene Initiativen zur Aufarbeitung der NS-Zeit ebenso wie KZ-Häftlinge werden immer wieder Anfragen von Angehörigen Im Rahmen der Sonderausstellung »Der Warschauer Aufstand S. 15 f.). zur Aufklärung und Bekämpfung des Rechtsextremismus, der ersten und zweiten Nachfolge-Generation an das NS-DOK 1944« vom 7. März bis 29. April führte Vereinsmitglied Neonazismus in der Gegenwart. Der Verein ist überparteilich, gerichtet. In Zusammenarbeit mit dem Diplom-Dokumentar Dr. Maria Antonia Bußhoff zwei beeindruckende Zeitzeugen- 28. Mai: Jahres-Mitgliederversammlung des Vereins. Hans-­ bezieht kritisch Stellung zu aktuellen Problemen der Fremden- Georg Smirnov im NS-DOK ist die Projektgruppe Messelager gespräche mit Bogdan Bartnikowski und Krystina Weinreich Peter Killguss referierte zum Thema »Antisemitismus in Köln«. feindlichkeit, des Antisemitismus und Rassismus. Der Verein weiterhin unterstützend tätig. Die Projektgruppe pflegt auch (EL-DE-Info Nr. 72, S. 14 ff.). Neben dem Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden Dr. Wolf- unterstützt das NS-DOK auf vielfältige Weise. Für dessen Pro- die Kontakte mit den ehemaligen Gästen des Besuchspro- gang Uellenberg-van Dawen fand aufgrund des Rücktritts jekte setzt sich der Verein aktiv ein und wirbt bei unterschied- gramms, so u. a. mit Adele Ossa, John Pas, Cor Rieken. 2018 Brief der Projektgruppe Messelager an Bürgermeister Andreas von Kassierer Willi Hanspach eine Nachwahl der neuen lichen Geldgebern für ihre Realisierung. waren das Bernd Schiefer, Georg Wehner, Wiltrud Maciniak, Hupke (Bezirk Innenstadt) mit Einspruch gegen ein geplantes ­Kassiererin Conny Schmerbach statt, die ebenso einmütig und Angelika-Lehndorff-Felsko. Denkmal-Projekt im ehemaligen Messegelände-Rheinpark, gewählt wurde wie die neue Beisitzerin Bettina Levy, Synago- Auch für Sonderausstellungen wie Veranstaltungen des weil dort der Bezug auf NS-Verbrechen fehlt. gen-Gemeinde Köln. Bericht des Vereinsvorsitzenden (EL-DE- NS-DOK wirbt der Verein, vorwiegend in seinem Rundbrief / Januar Info Nr. 73, S. 10 f.). Der Vorsitzende informierte Mitglieder Newsletter »EL-DE-Info«. Zum Jugend- und Schülergedenktag für die Opfer des Natio- Briefwechsel der Projektgruppe Messelager mit Iwan und des Vereins und Leserinnen und Leser unseres Newsletters nalsozialismus zeigt das NS-DOK seit 1998 jährlich eine Son- F. Kaschewitsch, die im Besuchsprogramm September 2008 zudem in einem Schreiben über die neue Europäische Daten- Sämtliche Ausgaben seit Erscheinen 2006 finden Sie auf der derausstellung, die bundesweit einzigartig ist und von Schüle- eingeladen waren und eine finanzielle Unterstützung vom schutzgrundverordnung und ihre strikte Einhaltung durch den Seite www.ns-dok.de / Verein EL-DE-Haus / Newsletterarchiv. rinnen und Schülern aus Kölner Schulen konzipiert und Konto »Späte Hilfe« beim Verein erhalten sollten. Doch bis- Verein. gestaltet wird. Über die vom 19. Januar bis 4. Februar 2017 lang blieb eine Antwort aus. Die Familie Kaschewitsch, Vater, Im EL-DE-Info werden regelmäßig Veranstaltungen und Aus- gezeigte Ausstellung berichtete Vereinsmitglied Dr. Maria Mutter und vier Kinder, waren im Krieg zur Zwangsarbeit bei stellungen des NS-DOK sowie Veranstaltungen des Vereins Antonia Bußhoff ausführlich über ihre inhaltlichen Eindrücke der Firma Glanzstoff in Köln-Niehl deportiert worden. und anderer Initiativen veröffentlicht. Auch Buchbesprechun- (EL-DE-Info Nr. 71, S. 11ff.). gen aktueller Publikationen veröffentlicht die Redaktion in den meisten Ausgaben. In der letzten Jahresausgabe EL-DE- Am 20. Januar bestand der Förderverein des NS-DOK 30 April Info schreibt Oberbürgermeisterin Henriette Reker seit ihrem Jahre. Unter der Überschrift »Die politische Entwicklung 16. April: Exklusiv-Führung durch die Sonderausstellung Amtsantritt wie ihr Amtsvorgänger ein Grußwort an die Lese- erlaubt kein Pausieren« schrieb der Gründungsvorsitzende »Der Warschauer Aufstand 1944« für Vereinsmitglieder von rinnen und Leser, an die Mitglieder des Vereins. und langjährige Vorsitzende bis 2015, Peter Liebermann, sei- Dr. Jürgen Müller.

Mitgliederversammlung des Vereins EL-DE-Haus am 28. Mai. 154 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 ALLGEMEINES 155

28. Mai: Exklusivführungen für Mitglieder des Vereins durch September »Kalker Junge Franz Vehlow erhält einen Stolperstein«. Kalker 10.10.: Kasalla: Konzert, Martin-Luther-Kirche die Sonderausstellungen »Anne. Ein Mädchen schreibt Dr. Werner Jung und Dr. Wolfgang Uellenberg-van Dawen Geschichtswerkstatt. Gunter Demnig verlegte den Stolper- Geschichte« und »Wohnungslose im Nationalsozialismus« (im stellten für das NS-DOK bzw. den Verein im gemeinsamen stein am 11. September. Bericht des langjährigen Vereins- und 14.10.: Paveier: Konzert, EL-DE-Haus Gewölbe) durch Dr. Jürgen Müller. Editorial des Newsletters die Spendenverdopplungsaktion Vorstandsmitglieds Dr. Fritz Bilz. und Benefiz-Veranstaltungen vom 9. September bis 7. Dezem- 27.10.: Esther Bejanaro (erkrankt) / Kutlu Yurtseven Am 30. Mai starb plötzlich und völlig unerwartet das lang- ber 2018 zur Erweiterung des NS-DOK zum »Haus für Erin- 16. September: »Köln zeigt Haltung: Aufnehmen! Hierblei- (Microphone Mafia), Markus Reinhardt und Rudi Rumstein: jährige Vereinsmitglied und Vorstandsmitglied Dr. Inge Rut- nern und Demokratie« mit den beteiligten Künstlerinnen und ben! Solidarität!« Großkundgebungen auf dem Roncalli-Platz Konzert, Bürgerhaus MüTZe hardt, die von 2004 bis 2015 Finanzen und Kasse des Ver- Künstlern vor (EL-DE-Info Nr. 74, S. 1). Bei der Presse-Konfe- (Auftakt) und Heumarkt. Demonstration von 15.000 Men- eins führte. Der Verein schaltete im Gedenken an sie eine renz am 3. September im EL-DE-Haus stellten beide gemein- schen. Maßgebliche Mitwirkung unserer Vorstandsmitglieder 29.10.: Brings Band: Singsulautdekanns. Konzert, EL-DE- Traueranzeige in KStA und KR. Viele Vorstands- und Vereins­ sam mit Künstlerinnen und Künstlern das dreimonatige Dr. Wolfgang Uellenberg-van Dawen (Moderation Roncal- Haus mitglieder nahmen am 12. Juni 2018 an der Trauerfeier auf ­Programm mit 17 Veranstaltungen vor, unterstützt von Ober- li-Platz) und Ҫiler Fırtına (Moderation Heumarkt). Bericht dem Friedhof Melaten teil (EL-DE-Info Nr. 73, S. 7). bürgermeisterin Henriette Reker. von Dr. Wolfgang Uellenberg-van Dawen (EL-DE-Info Nr. 75, 31.10.: Didi Jünemann: Wir Kellerkinder, Theater, VHS-Fo- S. 20 ff.). rum im Museum Am Programm wie an der Organisation aller Veranstaltungen Juni wirkten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des NS-DOK und Hajo Leib, stv. Vorsitzender des Vereins, Begründer, Herausge- Vorstandsmitglieder des Vereins mit. Auf jeder der 17 Veran- ber und verantwortlicher Redakteur des Newsletters, feierte staltungen stellte der Direktor Dr. Werner Jung Inhalt und am 16. Juni seinen 75. Geburtstag mit Vorstands- und Ver- Ziel der Benefizveranstaltungen vor. einsmitgliedern, MitstreiterInnen, Familie und FreundInnen. Statt Geschenken wünschte er sich von den über 100 Gästen 09.09.: Bläck Fööss: Konzert, EL-DE-Haus eine Spende für die Erweiterung des NS-DOK zum »Haus für Erinnern und Demokratie«. 2.055,00 Euro konnten so zur 10.09.: Carolin Kebekus, Fatih Ҫevikkollu und Markus Rein- Spenden-Verdopplungs-Aktion des NS-DOK und Vereins bei- hardt Ensemble: Comedy und Konzert, COMEDIA Theater getragen (EL-DE-Info Nr. 73, S. 12 f.). 21.09. Rolly & Benjamin Brings: Vater & Sohn op Kölsch, Lesung mit Musik, EL-DE-Haus August »Dummheit oder Hass: Antisemitismus im Sport« im Sport Walla Blümcke und Claudia Wörmann-Adam an der Kasse 20.08.: Exklusiv-Führung durch die Sonderausstellung »Yury 28.09.: Volker Kutscher: Lunapark, Lesung und Diskussion, & Olympia Museum. bei dem Konzert von Kasalla in der Luther-Kirche. Kharchenko: Von Herschel Grynszpan über Simon Wiesenthal EL-DE-Haus zu Amy Winehouse« für Mitglieder des Vereins mit Dr. Jürgen 26. September: »Dummheit oder Hass: Antisemitismus im 15.10.: Exklusiv-Führung durch die Sonderausstellung Müller. Sport« mit Alon Meyer, Volker Beck, Prof. Manfred Lämmer, »Angezettelt – auch in Köln« für Mitglieder des Vereins durch Pierre Klapp. Moderation Wolfgang Meyer (WDR) und Willi Patrick Fels. Reiter, Vorstand Verein EL-DE-Haus e.V. Veranstaltung vom Sport & Olympia Museum und Verein EL-DE-Haus im Deut- 28. Oktober in der Martin-Luther-Kirche: »Ein wahrer Kölner schen Sport und Olympia Museum im Zollhafen, Köln. Ein (Ehren)Bürger!« Kurt Holl: Ein unbequemer Kölner bis Schluss. Bericht von Roland Kaufhold (EL-DE-Info Nr. 75, S. 12 f.). Autobiografisches Porträt eines 68ers. Von Hannes Loh und Benjamin Küsters, Söhne von Kurt. Kurt Holl war Gründungs- 27. September: Der Rat der Stadt Köln hat einstimmig die mitglied des Vereins bis zu seinem Tod am 10. Dezember Konzeption des Bürgervereins Müngersdorf angenommen, 2015. für den geplanten Gedenkort eine Skulptur 2019 zu errichten. Die Stadt stellt 150.000 Euro zur Verfügung, sofern der Historischer Spaziergang der Projektgruppe Messelager zur ­Bürgerverein weitere 50.000 Euro durch Spenden bereitstellt. MESSE KÖLN 1939-45 mit 14 Gästen. Der Verein EL-DE-Haus unterstützt das Projekt. (EL-DE-Info Nr. 76, S. 18). November Benefizveranstaltungen zur Spendenverdopplungsaktion Oktober des NS-DOK und Vereins Benefizveranstaltungen zur Spendenverdopplungsaktion des NS-DOK und Vereins 06.11.: Miljö: Konzert, EL-DE-Haus

06.10.: Cat Ballou, Konzert, EL-DE-Haus 08.11.: Marina Barth: Lesung und Musik, EL-DE-Haus

09.10.: Kemal Bozay: Die haben gedacht, wir waren das. 13.11.: Höhner: Konzert, BüZe Nippes/Altenberger Hof Lesung, EL-DE-Haus Exklusiv-Führung für Vereinsmitglieder durch die Sonderausstellung von Yury Kharchenko mit Dr. Jürgen Müller. 28.11.: Benjamin Brings, Ming Dräum, Konzert 156 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 ALLGEMEINES 157

Vorstandsmitglied Malle Bensch-Humbach an der Kasse vor der Veranstaltung mit Wilfried Schmickler am 5. Dezember 2018, links Karola Fings und rechts Astrid Sürth.

Benefizveranstaltungen zur Spendenverdopplungsaktion wVorstandsmitglieder des Vereins des NS-DOK und Vereins Dr. Wolfgang Uellenberg-van Dawen, Vorsitzender Der stellvertretende Vereinsvorsitzende Hajo Leib (roter Pullover) und Werner Jung mit der Band Miljö kurz vor dem Beginn des Konzerts im Hajo Leib, stellvertretender Vorsitzender EL-DE-Haus am 6. November 2018. 05.12.: Wilfried Schmickler: Kein Zurück! Kabarett, Willi Hanspach, Kassierer (bis 28. Mai 2018) VHS-Forum im Museum Ҫiler Fırtına, Schriftführerin, Gestaltung »EL-DE-Info« 10. November: »Nie wieder – Damit Vergangenheit nicht 4. Dezember in Berlin: Vorstandsmitglied Martin Sölle erhielt Conny Schmerbach, Kassiererin (ab 28. Mai 2018) Zukunft wird!« 80. Jahrestag der Reichpogromnacht am das Bundesverdienstkreuz, überreicht von Bundespräsident 07.12.: Ensemble opus 45 und Roman Knižka: Es ist gesche- 9./10. November 1938. Gemeinsame Gedenkkundgebungen Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue (EL-DE-Info hen, und folglich kann es wieder geschehen, Konzert und Beisitzerinnen und Beisitzer und Demonstration des »Ehrenfelder Kuratoriums Edelweiß­ Nr. 76, S. 9). Lesung, Filmforum Museum Ludwig Malle Bensch-Humbach piraten« und »Köln stellt sich quer«. (Bericht in EL-DE-Info Nr. Walla Blümcke 76, S. 16). (Ein Bericht von dieser letzten Veranstaltung der Kampagne Bettina Levy (Nachwahl am 28. Mai 2018) sowie eine erste Zwischenbilanz der Spenden-Verdopp- Dieter Maretzky 21. November: »Rechte Sprüche und Parolen. Zum Umgang lungs-Aktion von Hajo Leib und Dieter Maretzky: EL-DE-Info Willi Reiter mit Rechtsextremismus und Antisemitismus im Alltag«. Ein Nr. 76, S. 10f.) Martin Sölle Workshop der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremis- Annika Triller mus (ibs) für Mitglieder des Vereins und des Arbeitskreises für Im Anschluss an die letzte der acht Matinee-Veranstaltungen Claudia Wörmann-Adam intergenerationelle Folgen des Holocaust, ehem. PAKH e.V. des NS-DOK mit Hannes Heer, »Der Skandal als vorlauter Vereinsmitglied und Initiatorin des Workshops Claudia Pra- Bote. Die großen Geschichtsdebatten als Selbstaufklärung gua fasste sein Ergebnis in ihrem kurzen Bericht zusammen: und Schuldaneignung der Gesellschaft« – »Der Brandstifter. VERTRETUNG IN GREMIEN EL-DE-Info Nr. 76, S. 15. Martin Walsers Rede in der Frankfurter Paulskirche« (1998) –, Dezember fanden sich am 9. Dezember im EL-DE-Haus Mitglieder des Patrick Fels: Mitveranstalters Arbeitskreis für intergenerationelle Folgen › Mitglied im »Netzwerk gegen rechtsradikale, rassistische, des Holocaust, ehem. PAKH e.V., und des Vereins EL-DE-Haus fremdenfeindliche und antisemitische Kräfte im Oberbergi- e.V. zusammen, um in einer Nachbetrachtung über die schen Kreis« (seit 2012) Schlussfolgerungen aus der Veranstaltungsreihe mit Hannes › Landesweites Netzwerk gegen Rechtsextremismus (seit Heer und Peter Pogorny-Wnendt zu diskutieren. 2013)

10. Dezember: Exklusiv-Führung durch die Sonderausstellung Dr. Karola Fings: im Gewölbe »Vor 80 Jahren – Der Pogrom in Köln. Eine › Mitglied im Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten und Gedenkinstallation« für Mitglieder des Vereins durch Birte -erinnerungsorte in NRW (seit 2003) Klarzyk. › Mitglied im Beirat zur Neugestaltung der Dauerausstellung in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (seit 2009) Gespräch der Mitglieder der Projektgruppe Messelager und › Mitglied im International Advisory Board der Gedenkstätte Vereinsvorsitzender Dr. Wolfgang Uellenberg-van Dawen (links) Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht Martin Sölle des Vereinsvorsitzenden Dr. Wolfgang Uellenberg-van Dawen Bergen-Belsen (seit 2017) und Vorstandsmitglied Dieter Maretzky bei der Einlasskontrolle das Bundesverdienstkreuz. mit Bürgermeister Andreas Hupke (Bezirk Innenstadt) und › Mitglied im Kuratorium der Stiftung »Grüner Wall im zum Konzert von Benjamin Brings am 28. November 2018. den Architekten Dorn u. von Lom sowie dem Leiter der Westen – Mahnmal ehemaliger Westwall«, Rheinland-Pfalz Bezirksverwaltung Dr. Höver zum Thema »Messe Memorial«. (seit 2017) 158 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 ALLGEMEINES 159

Dr. Werner Jung: �� 2006: Verleihung des »Horst-Konejung-Preises« der »Kone- �� 2016: Verleihung des Giesberts-Lewin-Preises der Kölni- › Stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises der jung Stiftung: Kultur« an Dr. Karola Fings, stellvertretende schen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte NRW (seit 2003) Direktorin des NS-Dokumentationszentrums, für ihre lokal- e.V. an Dr. Barbara Becker-Jákli › Mitglied im Bundesvorstand des Vereins »Gegen Vergessen – und regionalgeschichtlichen Arbeiten Für Demokratie e.V.« (seit 2004) �� 2017: Verleihung der Auszeichnung »Gewinner 2014« und › Mitglied des Vorstandes der Bilz-Stiftung, Köln (seit 2007) �� 2006: Verleihung des Albert-Steeger-Stipendiums des eines »Zertifikats für Exzellenz« durch das Reiseportal TripAd- › Mitglied der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde Landschaftsverbandes Rheinland an Dr. Nicola Wenge, wis- visor (seit 2016) senschaftliche Mitarbeiterin im NS-Dokumentationszentrum, › Sprecher der Kölner städtischen Museen (gemeinsam mit für ihre Dissertation »Integration und Ausgrenzung in der �� 2018: Verleihung des »Zertifikats für Exzellenz« durch das einem weiteren Kollegen von 2016 bis 2018) städtischen Gesellschaft. Eine jüdisch-nichtjüdische Bezie- Reiseportal TripAdvisor und die Aufnahme in die »Ruhmes- hungsgeschichte Kölns 1918-1933« halle«, womit Einrichtungen geehrt werden, »die in fünf auf­ Hans-Peter Killguss: einanderfolgenden Jahren durchgehend hohe Gesamtbewer- › Mitglied im Kölner Forum gegen Rassismus und Diskriminie- �� 2006: Verleihung des History Award des Geschichtssenders tungen von Reisenden erhalten haben.« rung (seit 2009, davor AK Antidiskriminierung, seit 2008) History Channel an das NS-Dokumentationszentrum für das › Mitglied im Bündnis »Köln stellt sich quer« (seit 2008, bera- Projekt »Von Navajos und Edelweißpiraten – Unangepasstes tend) Jugendverhalten in Köln 1933-1945« PERSONALIEN › Landesweites Netzwerk gegen Rechtsextremismus (seit 2012) �� 2000: Museum of the Year Award, Special Recommenda- �� 2007: »Köln-Preis« für Barbara Manthe, langjährige Pro- Langjährige Bemühungen der Museumsdirektorinnen und › Begleitausschuss »Partnerschaft für Demokratie«, Köln (seit tion (als einziges deutsches Museum) jektmitarbeiterin, für ihre Magisterarbeit »Navajos und Edel- -direktoren wurden im Jahr 2018 zumindest zum Teil mit 2015) weißpiraten in Köln. Unangepasstes und widerständiges Erfolg gekrönt. In umfangreichen Papieren zur Dokumentation �� 2000: Architekturpreis Köln Jugendverhalten im Nationalsozialismus« und zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hatten die Direkto- Barbara Kirschbaum: rinnen und Direktoren sowie die Sprecher der Verwaltung › Begleitausschuss »Partnerschaft für Demokratie« �� 2001: Architekturpreis des Landes NRW �� 2007: »Preis für Innovation in der Erwachsenenbildung 2017 und 2018 einen erheblichen Personalmangel dokumen- › Begleitausschuss »Theater ImPuls« 2007« des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) tiert und festgehalten, dass die Ausstattung der Museen der �� 2002: Köln Kulturpreis an Prof. Dr. Horst Matzerath, ehe- im Rahmen des Wettbewerbs »Aus Geschichte lernen« für das Stadt Köln und der ihnen angeschlossenen Institute in Dr. Thomas Roth: maliger Direktor des NS-Dokumentationszentrums Projekt »Erlebte Geschichte« ­zentralen Arbeitsfeldern gravierende Mängel aufweist. Die › Mitglied des Vorstands des Fördervereins »Geschichte in Museen der Stadt Köln erreichen in der Personalausstattung Köln. Zeitschrift für Stadt- und Regionalgeschichte« �� 2002: Einladung zu dem internationalen Kongress in �� 2008: »Freya-Stephan-Kühn-Preis« des Landesverbands auch nicht annährend den nationalen, geschweige denn Dubrovnik »The Best in Heritage. An Annual Presentation of nordrhein-westfälischer Geschichtslehrer, der für »heraus­ internationalen Standard. Von einem Nachholbedarf von vier Dr. Martin Rüther: the Best Museums and Heritage Projects« (als einziges deut- ragende Bemühungen und Leistungen auf dem Gebiet der bis fünf Stellen pro Museum kann dabei ausgegangen wer- › Mitglied des Vorstandes im Geschichtsverein Rösrath sches Museum) und Aufnahme in den »Excellence Club of the Vermittlung von Geschichte« vergeben wird den. Nach Gesprächen mit der Oberbürgermeisterin und dem Best Museums and Heritage Projects« Stadtdirektor wurde als Kompromiss erreicht, dass zunächst �� 2010: Bestes Museum bei der Langen Nacht der Kölner 2018 jedes Haus eine Vollzeitstelle besetzen könne und in 25 AUSZEICHNUNGEN FÜR DAS NS-DOK �� 2004: Andrea-Riccardi-Preis des christlichen Jugendmaga- Museen 2010 den kommenden Jahren weitere Stellen zum Stellenplan zins »You news« für die »hervorragende Information von Kin- angemeldet werden könnten. Wie schon 2014, 2015, 2016 und 2017 verlieh das Reisepor- dern und Jugendlichen über aktuelle und historische Themen« �� 2012: »Fritz-Sack-Preis für Kriminologie« an Dr. Thomas tal TripAdvisor dem NS-DOK auch 2018 ein »Zertifikat für Roth für seine Dissertation »›Verbrechensbekämpfung‹ und Das NS-Dokumentationszentrum hat sich entschieden, nicht Exzellenz«. Diese prestigeträchtige Auszeichnung wird an �� 2004: Verleihung des Kavalierkreuzes des Verdienstordens soziale Ausgrenzung im nationalsozialistischen Köln« eine Vollzeitstelle zu besetzen, sondern zwei halbe Stellen, um Unternehmen und Institutionen verliehen, die durchgehend der Republik Polen durch den polnischen Präsidenten Alek- den dringendsten Bedarf zu decken: eine halbe Stelle zur hervorragende Gesamtbewertungen von TripAdvisor-Reisen- sander Kwasniewski an Elisabeth Adamski, der zuständigen �� 2014: Verleihung der Auszeichnung »Gewinner 2014« und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und eine halbe Stelle zur den erhalten. Auf dem Reiseportal TripAdvisor wurden bis Mitarbeiterin im NS-Dokumentationszentrum für das Besuch- eines »Zertifikats für Exzellenz« durch das Reiseportal TripAd- Unterstützung der Verwaltungsleitung. Die Besetzungsverfah- Ende 2018 über 1.200 Bewertungen und Kommentare von sprogramm für ehemalige Zwangsarbeiter/innen visor ren wurden Ende 2018 auf den Weg gebracht, aber noch Besucherinnen und Besucher abgegeben. Wiederum bewerte- nicht entschieden. ten rund 90 Prozent Besucherinnen und Besucher das �� 2005: Verleihung des Ehrhardt-Imelmann-Preises von der �� 2015: Verleihung der Auszeichnung »Gewinner 2015« und NS-DOK mit der Gedenkstätte und seinen Ausstellungen als Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln für die Dis- eines »Zertifikats für Exzellenz« durch das Reiseportal TripAd- Von zentraler Bedeutung für die Info- und Bildungsstelle »ausgezeichnet« oder »sehr gut«. Das NS-DOK belegt seit lan- sertation »Integration und Ausgrenzung in der städtischen visor gegen Rechtsextremismus wie für das gesamte NS-DOK ist es, gem einen der Spitzenplätze unter allen »touristischen Attrak- Gesellschaft. Eine jüdisch-nichtjüdische Beziehungsgeschichte dass eine Stelle gegen Antisemitismus und Rassismus tionen« in Köln. 2018 auf Platz 10 von allen »touristischen Kölns 1918-1933« an Dr. Nicola Wenge, Volontärin im NS-Do- �� 2016: Verleihung der Auszeichnung »Gewinner 2016« und bewilligt wurde (s. dazu S. 84f.). Mit großen Mühen gelang Attraktionen«, aber auch schon einmal Platz zwei – unmittel- kumentationszentrum eines »Zertifikats für Exzellenz« durch das Reiseportal TripAd- es, die befristete Stelle der Bibliothekarin Annika Mühling bar nach dem Kölner Dom! visor (wegen der Stundenreduzierung der Bibliothekarin Astrid �� 2006: Einladung zum Kongress »The Best in Heritage – Sürth) zu verlängern und gleichzeitig die Viertelstelle als �� 1999: Auszeichnung der Stiftung Buchkunst für das vom Excellence Club« in der Kölner Messe, zu dem mit internatio- �� 2016: Verleihung des Ehrenpreises des Kölner Kulturrates unbefristete Stelle vertraglich zu sichern. NS-Dokumentationszentrum herausgegebene und von Severin nalen Preisen ausgezeichnete Museen, die sich dem Kultur­ 2016 an Dr. Werner Jung Roeseling verfasste und von Hans Schlimbach gestaltete erbe und der Erinnerungskultur widmen, eingeladen waren Buch »Das braune Köln. Ein Stadtführer durch die Innenstadt in der NS-Zeit« als »eines der schönsten Bücher« 160 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 ALLGEMEINES 161

�� Ausstellungsbegleiterinnen und -begleiter: Dr. Jascha März Widerstand Dieter Maretzky Öffentlichkeitsarbeit Dr. Recha Allgaier-Honal, Merle Bode, Freya Elvert, Katharina Christel Mende Projekt »Jüdische Geschichte« Freyer, Ilja Gold, Markus Graf, Dr. Hans-Jürgen Greggersen, Frank Möller Projekt »Gräber der Opfer von Krieg Christian Günther, Felicitas Jobs, Sarah Keppel, Cornelius und Gewaltherrschaft« Kückelhaus, Dr. Katja Lambert, Azziza B. Malanda, Oliver Meißner, Heike Rentrop, Anna Schlieck, Vera Sleeking, Ina Christa Nakonz Projekt »Jüdische Geschichte« Stenger, Marius Stelzmann, Elke Stoll-Berberich, Markus Thu- Tim Nyenhuis Widerstand lin, Martin Vollberg, Kristine Walther, Katharina Wonnemann, Karin Richert Projekt »Stolpersteine« Marcella Zulla Dr. Hartmut Schellhoss Dokumentation Bastian Schlang Haus für Erinnern und Demokratie Frank Schwalm Projekt »Geschichte der Gestapo« �� Praktikantinnen und Praktikanten (mit Angabe der Universität) �� Wissenschaftlicher Mitarbeiter (über den Verein EL-DE-Haus) Julia Bäumler (Köln) 08.01. – 29.03.2018 Richard Schlechter (Orientierungspraktikum) 22.01. – Dr. Ulrich Eumann (Projekt »Opposition und Widerstand in 09.02.2018 Köln 1933-1945«) Lenny Streit (Düsseldorf) 15.01. – 28.02.2018 (ibs) �� Betriebsausflug des NS-DOK nach Remagen. Solveig Bünz (Hamburg) 03.04. – 11.05.2018 Langjährige Wachleute Laura Kriechel (Köln) 16.04. – 15.06.2018 (ibs) Michael Paukner �� Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des NS-Dokumentationszentrums Hannah Werner (Bonn) 30.04. – 08.06.2018 Charlotte Rudert Carlotta Altendorf (Köln) 04.06. – 31.08.2018 Ralf Szymczak (Kasse) Name Funktion im NS-DOK seit Ibrahim Basalamah Diplom-Dokumentar 01. 04. 2014 Sebastian Kavermann (Münster) 09.07. – 31.08.2018 Patrick Fels Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus 01. 12. 2013 Delia Kaltenbach (Köln) 27.08. – 05.10.2018 Dr. Karola Fings Stellvertretende Direktorin (seit 1.1.2003) 01. 04. 2001 Katharina Wonnemann (Köln) 03.09. – 12.10.2018 Ilja Gold Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Projekt »Qualifizierung und Begleitung« 14. 03. 2016 ­(Museumsdienst) Dr. Werner Jung Direktor (seit 1.6.2002) 01. 07. 1986 Cathrin Opheys (Duisburg-Essen) 03.09. – 28.09.2018 (ibs) Hans-Peter Killguss Leiter der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus 01. 01. 2008 Birte Klarzyk Wissenschaftliche Angestellte, insbesondere zur Geschichte der Helena Spartz (TH Köln) 03.09. – 11.11.2018 (Bibliothek) Kölner Juden in der NS-Zeit (halbe Stelle) 01. 01. 2018 Aljosha Rohloff (Köln) 01.10. – 21.12.2018 Nina Matuszewski Wissenschaftliche Dokumentarin 01. 11. 2007 Ronja Heukelbach (Köln) 08.10. – 21.12.2018 (ibs) Annika Mühling Bibliothekarin (Teilzeit) 01. 01. 2018 Dr. Jürgen Müller Wissenschaftlicher Angestellter, Ausstellungs- und Veranstaltungsmanagement, Fundraising, Öffentlichkeitsarbeit 01. 11. 2007 �� Ehrenamtliche Mitarbeit und freie Mitarbeit im Rahmen Dietmar Orfgen Haustechniker, Medienwart, Auf- und Abbau von Ausstellungen 01. 06. 1997 von Projekten Lena Pickartz Auszubildende zur Fachangestellten für Medien und Dokumentationswesen, Fachrichtung Information und Dokumentation 01. 08. 2017 Ulla Dietrich Dokumentation Dr. Thomas Roth Wissenschaftlicher Angestellter, Grundlagenforschung 15. 12. 2008 Gabriele Gentsch Projekt »Stolpersteine« Dr. Martin Rüther Wissenschaftlicher Angestellter, insbesondere zur Geschichte von Krieg und Dieter Grützner Dokumentation Jugend (halbe Stelle) 11. 07. 1988 Christian Günther Widerstand Martin Scherpenstein Transportarbeiter, Auf- und Abbau von Ausstellungen, Archivieren von Dokumenten 17. 02. 1997 Christiane Hoss Projekt »Jüdische Geschichte« Georg Smirnov Diplom-Dokumentar zum Bereich Zwangsarbeit 01. 02. 2015 Rainer Stach Sekretär 23. 03. 2009 Renate Irle Projekt »Jüdische Geschichte« Astrid Sürth Bibliothekarin, Leiterin der Bibliothek (Teilzeit) 01. 01. 1988 Ralf Szymczak, der Chef der Wachleute im NS-DOK, mit seinem Franziska Jacob Haus für Erinnern und Demokratie Isabell Wiertz Verwaltungsleiterin 06. 05. 2013 Vater, mittlerweile Wachmann im NS-DOK, und seinem Bruder vor Rotraut Jaschke Bibliothek dem Nebeneingang des EL-DE-Hauses (v.r.n.l).. Ellen Klandt Projekt »Lebensgeschichten« �� Externe Mitarbeiterinnen beim Museumsdienst Aaron Knappstein Projekt »Jüdische Geschichte« Philipp Lechler Bibliothek Birte Klarzyk Sachbearbeiterin (halbe Stelle) 01. 11. 2016 Barbara Kirschbaum Museums- und Gedenkstättenpädagogin im NS-DOK 01. 07. 2009 Zuvor seit 01.12.1994 im NS-DOK 162 NSDOK JAHRESBERICHT 2017 PRESSESPIEGEL 163

PRESSESPIEGEL 164 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 165

Kölner Illustrierte, 01.2018 Incento, 01-2018 Kölner Stadt-Anzeiger, 04.01.2018

Kölner Stadt-Anzeiger, 04.01.2018 166 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 167

Jüdische Allgemeine, 11.01.2018 www.swr.de, 16.01.2018

Schwäbisches Tagblatt, 18.01.2018 168 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 169

Kölnische Rundschau, 20.01.2018 KStA, 23.01.2018 www1.wdr.de, 26.01.2018

Kölner Stadt-Anzeiger, , 29.01.2018

Kölnische Rundschau, 29.01.2018 170 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 171

www.kirche-koeln.de, 29.01.2018 www.ksta.de, 01.02.2018 Kölnische Rundschau, 20.02.2018

Kölner Wochenspiegel, 14.02.2018 Aachener Nachrichten, 22.02.2018 172 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 173

Kölner Stadt-Anzeiger, 20.02.2018 Express, 27.02.2018 Kölnische Rundschau, 02.03..2018

Express, 28.02.2018 174 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 175

Kölner Stadt-Anzeiger, 27.02.2018 Kölner Stadt-Anzeiger, 06.03.2018 176 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 177

www.report-k.de, 06.03.2018 www.choices.de, 06.03.2018 178 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 179

Kölner Stadt-Anzeiger, 07.03.2018 Kölnische Rundschau, 07.03.2018

Kölner Wochenspiegel, 07.03.2018 180 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 181

Peiner Allgemeine Zeitung, 10.03.2018 www.ksta.de, 11.03.2018

Braunschweiger Zeitung, 13.03.2018 182 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 183

www.dw.com, 12.03.2018 Kölner Wochenspiegel, 14.03.2018 www.rp-online.de, 13.03.2018 www.report-k.de, 14.03.2018 184 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 185

www.choices.de, 15.03.2018 Kölnische Rundschau, 16.03.2018 www.report-k.de, 15.03.2018

Kölner Stadt-Anzeiger, 16.03.2018 186 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 187

Kölner Stadt-Anzeiger, 24.03.2018 Kölnische Rundschau, 29.03.2018

Kölner Stadt-Anzeiger, 23.03.2018 www.gelbehand.de, 24.03.2018 Kölner Stadt-Anzeiger, 31.03./01.04.2018 188 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 189

Kölnische Rundschau, 03.04.2018 Westdeutsche Zeitung, 03.04.2018

www.ksta.de, 03.04.2018 Rheinische Anzeigenblätter, 03.04.2018 190 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 191

Westfalenblatt, 07./08.04.2018 Neue Westfälische, 09.04.2018 KölnerStadt-Anzeiger, 12.04.2018

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Kölner Stadt-Anzeiger, 28.04.2018 194 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 195

Gemeindeblatt der Synagogen-Gemeinde Köln, 05/2018 Kölner Stadt-Anzeiger, 06.05.2018 196 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 197

www.dw.com, 08.05.2018 Kölnische Rundschau, 10.05.2018 198 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 199

Kölner Stadt-Anzeiger, 10./11.05.2018 www.report-k.de,, 14.05.2018

Westdeutsche Zeitung, 16.05.2018 200 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 201

Kölnische Rundschau, 25.05.2018 Kölner Stadt-Anzeiger, 31.05.2018

www.report-k.de, 26.05.2018 202 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 203

Querkopf, 30.05.2018 Kölner Wochenspiegel, 06.2018 www.wdr.de, 26.05.2018 www.domradio.de, 31.05.2018 204 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 205

Kölner Stadt-Anzeiger, 05.06.2018 Kölnische Rundschau, 05.06.2018

Kölner Stadt-Anzeiger, 09./10.06.2018 206 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 207

Bonner General-Anzeiger, 06.06.2018 Kölner Wochenspiegel, 06.06.2018 208 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 209

Kölner Stadt-Anzeiger, 12.06.2018 www.choices.de, 11.06.2018

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Oberbergisches Anzeigen-Echo, 04.07.2018 Kölnische Rundschau, 29.06.2018 Oberbergische Volkszeitung, 29.06.2018 214 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 215

Express, 29.06.2018 www.domradio.de, 29.06.2018 KStA, 06.07.2018 216 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 217

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Kölnische Rundschau, 14.09.2018 www.volksblatt.at, 18.09.2018 www.choices.de, 18.09.2018

Kölner Stadt-Anzeiger, 14.09.2018 KStA, 19.09.2018 236 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 237

Kölner Stadt-Anzeiger, 14.09.2018 Kölner Wochenspiegel, 19.09.2018 Kölner Wochenspiegel, 26.09.2018

Kölner Leben, 10/2018

Kölnische Rundschau, 21.09.2018 238 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 239

Kölner Stadt-Anzeiger, 26.09.2018 KStA, 20./21.10.2018 Express, 01.11.2018

Kölnische Rundschau, 26.09.2018 Kölnische Rundschau, 26.09.2018 240 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 241

Kölner Stadt-Anzeiger, 26.10.2018 Kölner Stadt-Anzeiger, 06.11.2018 242 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 243

Dürener Nachrichten, 14.11.2018 Kölner Stadt-Anzeiger, 17./18.11.2018 KStA, 20.11.2018

Kölner Wochenspiegel, 21.11.2018

www.report-k.de, 08.11.2018 www.deutschlandfunk.de, 14.11.2018 244 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 245

www.monopol-magazin.de, 23.11.2018 KStA, 23.11.2018 Kölnische Rundschau, 28.11.2018

Berliner Woche, 29.11.2018

KR, 22.11.2018 KStA, 24./25.11.2018 246 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 PRESSESPIEGEL 247

www.kontextwochenzeitung.de, 28.11.2018 Stadt intern, 12/2018

Kölner Stadt-Anzeiger, 04.12.2018 248 NSDOK JAHRESBERICHT 2018 BILDNACHWEIS

Kölner Leben, 12/2018

BILDNACHWEIS

Assadi, Avista: 84 | Bäumler, Julia: 43 bis 44, 48, 52 (links), Institut Theresienstädter Initiative: 99 | Müller, Jürgen: 146 53 (rechts) | Basalamah, Ibrahim: 77 (rechts unten), 102 (oben), (oben) | National Archives London: 130 | NS-DOK: 76, 97, 134 bis 135, 137 | Baur, Ruedi und Vera: 139 bis 140 | 102 (unten) bis 104, 105 (unten), 108 bis 109, 111 bis 112, Bruckschen, Hans: 92 (oben) | Bundespräsidialamt: 156 114 bis 120, 123 bis 127, 132, 135 (rechts) bis 136, 149 bis (unten rechts) | Bungarten, Georg: 10 (unten), 24 (oben), 26 151 | NS-DOK – ibs (Info- und Bildungs stelle gegen Rechts- (unten), 28 (unten), 32 (links), 36 (links) | Dokumentations- extremismus): 50 (oben), 79, 82, 89 | NS-DOK – Neumann, zentrum NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide: 38 (oben Jörn: 4, 7 bis 22 (oben), 23, 24 (unten) bis 26 (oben), 27 bis links), 40 / Andreas Schoelzel (oben rechts), 65 | Eumann, 28 (oben und rechts), 29, 30 (unten) bis 32 (rechts), 33, 36 Ulrich: 122 | Fings, Karola: 53 (links), 69, 133, 141, 147, 156 (rechts unten), 47, 57, 65 (rechts), bis 66, 70, 85 bis 87, 93, (unten links) | Fromm, Willem: 46 (links) | Griesdesign: 30 95, 156 (oben), 157, U4 | Pickartz, Lena: 77 (rechts oben) | (oben), 34 (links) | Internationales Bildungs- und Begeg- Privat: 152 | Rheinisches Bildarchiv: 105 (oben) | Querl, nungswerk (IBB) / Tatyana Kapitonova: 143 (oben) | Jung, Stefan: 144 | Richert, Karin: 51, 52 (rechts), 59, 110 | RWWA Werner: 5, 6, 34 (links) bis 35, 37 (rechts und unten), 38 bis / Klaus Heim: 106 | Smirnov, Georg: 50 (unten), 100 (links), 39 (unten), 40 (unten), 46 (rechts), 49, 54 bis 55, 58 (links), 101 (links), 132 (links) | Spartz, Helena: 100 (rechts) | 62 bis 64, 68, 131, 142 (oben), 143 (unten), 145, 146 (unten), Staatsbibliothek zu Preußen – Preußischer Kulturbesitz: 96 155, 160 | Kirschbaum, Barbara: 75 | Köttler, Felicia: 58 (unten links) / Hagen Immel: 96 (oben) | Stach, Rainer: 96 (rechts), 83 (links), 91, 92 (unten) | Konrad-Adenauer-Stif- (unten rechts), 113 | Stadt Köln: 88 | Stadt Köln, Standes- tung: 83 (rechts) | Krauthäuser, Jan: 56, 61, 142 (unten) | amt, Urkundenservice: 101 (links) | Städtisches Museum Loeben, Hans: 81 | LAV NRW R, BR 43, Nr. 538, Bl. 502: 128 Braunschweig: 41 (unten) | Steidl-Verlag: 37 (oben links) | und LAV NRW R, Ger., Rep. 112, Nr. 15543, Hauptakte, Bl. 7: Stein, Klaus: 45 | Sürth, Astrid: 94 | TripAdviser: 158 | 129 | Maretzky, Dieter: 44, 153 (unten) bis 154 | Metro- Trusov, Marat: 90 | Ungers, Sophia: 138 | Verlag Hentrich & pol-Verlag: 72 | Möller, Frank: 80 | Nationalarchiv Prag / Hentrich: 73 | voestalpine Linz: 39 (oben), 40 (oben links) Ein Museum der