OTTO KRESTEN

Pyrgion: Peripetien in der kirchlichen Rangordnung einer kleinasiatischen Metropolis

Die beiden erhaltenen Bände des Patriarchatsregisters von Konstantinopel aus dem 14. Jahrhundert (Cod. Vind. hist. gr. 47 und Cod. Vind. hist. gr. 48) tradieren insgesamt fünf Dokumente1 zur Geschichte der ™κκλησ«α von Pyr- gion bzw. zu deren (letztlich gescheitertem) Kampf um kirchliche Unabhän- gigkeit von der „Muttermetropolis“ Ephesos. Im einzelnen handelt es sich da- bei um folgende Aktenstücke: 1) συνSδικŸ œγγραφSς πρ‰Oις des Patriarchen Ioannes XIV. Kalekas von Konstantinopel und der Synode vom August 1342: Bestätigung des Ranges ei- ner Metropolis für Pyrgion (bzw. für seinen ungenannt bleibenden Metropoli- ten)2; 2) συνSδικŸ πρ‰Oις des Patriarchen Ioannes XIV. Kalekas und der Synode vom April 1343: Freispruch des (wiederum ungenannt bleibenden) Metropoli- ten von Pyrgion von Anklagen, die der Metropolit Matthaios von Ephesos ge- gen ihn erhoben hatte; neuerliche Bestätigung seines Ranges als Metropolit3; 3) œγγραφSς συνSδικŸ πρ‰Oις des Patriarchen Philotheos Kokkinos von Konstantinopel und der Synode vom Februar 1365: Verwerfung des von Pyr- gion erschlichenen4 Ranges einer Metropolis; Einstufung der Kirche von Pyr- gion als (Suffragan-)Bistum und Unterstellung unter die Metropolis Ephesos bzw. unter deren Metropoliten Theodoretos (und unter dessen Nachfolger); nachträglich mittels Durchstreichung wieder aufgehoben5;

1 Die Existenz einer weiteren (sechsten) Pyrgion betreffenden Urkunde aus dem 14. Jahrhundert läßt sich zwar erschließen (vgl. unten, S. 48ff.), doch wurde diese (auf März 1365 zu datierende) Entscheidung des Patriarchen (Philotheos Kokkinos) von Konstantinopel und seiner Synode offensichtlich nie in das Register eingetragen. — Allgemein zum Patriarchatsregister von Konstantinopel vgl. man Darrouzès, Regi- stre, bzw. Herbert Hunger, (Abschnitt) Forschungsgeschichte, in: PRK I 23—35. — Für wertvolle Hilfe bei der Ausarbeitung des Manuskripts danke ich meinem Kollegen Dr. Christian Gastgeber (Kommission für Byzantinistik der Österreichischen Akade- mie der Wissenschaften). — Während der Drucklegung dieses Beitrags erreichte mich die traurige Nachricht vom Tod meines lieben Freundes Paul Speck: Seinem Anden- ken seien die vorliegenden Ausführungen gewidmet. 2 Cod. Vind. hist. gr. 47, f. 112v—113r; Darrouzès, Reg. 2235; PRK 138 (im folgenden zi- tiert als: Dok. I = PRK 138 [mit den Zeilenzahlen dieser Edition]). 3 Cod. Vind. hist. gr. 47, f. 115r—v; Darrouzès, Reg. 2243; PRK 144 (im folgenden zitiert als: Dok. II = PRK 144 [mit den Zeilenzahlen dieser Edition]). 4 So die dezidierte Aussage des Dokuments (der πρSβιβασµς von Pyrgion zur Metro- polis unter Ioannes XIV. Kalekas sei nur aufgrund einer µετα_ε«ρισις erfolgt, die der damalige Bischof von Pyrgion angewandt habe: Dok. III [= Appendix I: unten, S. 66] = PRK 283, Z. 35—39). 5 Cod. Vind. hist. gr. 47, f. 236r—v; Darrouzès, Reg. 2481; bisher ungedruckt (bei Mik- losich–Müller I 461 [Nr. CCIV] nur lateinisches Kopfregest, bei Darrouzès, Reg. 2481 [«Texte»], teilweise fehlerhafter Abdruck der Schlußpartie [Z. 60—68 unse- rer Appendix]; wird im kommenden vierten Band der Ausgabe des Patriarchatsregi-

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ANZEIGER DER PHIL.-HIST. KLASSE, 138. JAHRGANG 2003, 5–81 © 2003 by Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 4) συνSδικŸ πρ‰Oις des Patriarchen Philotheos Kokkinos und der Synode vom Januar 1368: Die (nunmehr wieder als Metropolis anerkannte) Kirche von Pyrgion wird mit der Metropolis Ephesos vereinigt; die Leitung der bei- den Metropoleis wird dem Metropoliten Theodoretos von Ephesos (und des- sen Nachfolgern in der Kirche von Ephesos) übertragen6; 5) συνSδικŸ πρ‰Oις des Patriarchen Neilos von Konstantinopel und der Syn- ode vom September 1387: Die Kirche von Pyrgion wird wieder auf den Rang eines Suffraganbistums zurückgestuft und einem ungenannt bleibenden Me- tropoliten7 von Ephesos unterstellt (zum Teil analoge Maßnahmen werden für Pergamon, Neu-Phokaia und Klazomenai getroffen)8.

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Die im 14. Jahrhundert zum ersten Mal in Dokument I (PRK 138) vom August 1342 greifbar werdenden Spannungen zwischen der Kirche von Pyr- gion — dem antiken Dios Hieron9, am südlichen Abhang des Tmolos, östlich von Hypaipa an einem rechtsseitigen Zubringer des Kaystros (Küçük Mende- res) gelegen, auch Christupolis10 genannt; modern Birgi11 — und der Metropo- lis Ephesos gehen wohl darauf zurück, daß ein (wie schon gesagt) namenlos bleibender, von Matthaios von Ephesos eingesetzter Bischof von Pyrgion kurz vor August 1342 versuchte, sich der „Oberaufsicht“ (möglicherweise auch den Schikanen) seitens des Metropoliten von Ephesos dadurch zu entziehen, daß er darauf verwies, daß die Kirche von Pyrgion schon vor geraumer Zeit in den Rang einer Metropolis erhoben worden sei12, und für seine Behauptung ver- schiedene Dokumente vorlegte.

sters von Konstantinopel die Nummer 283 erhalten; ediert unten als Appendix I: S. 65 bis 67; im folgenden zitiert als Dok. III = PRK 283 [mit den Zeilenzahlen dieser Erstedi- tion, deren Zeilenzahlen genau denjenigen des kommenden Druckes in PRK IV ent- sprechen]). 6 Cod. Vind. hist. gr. 47, f. 255r—v; Darrouzès, Reg. 2538; Miklosich–Müller I 497—500 (Nr. CCXXXVIII) (wird im kommenden vierten Band der Ausgabe des Pa- triarchatsregisters von Konstantinopel die Nummer 316 erhalten; im folgenden zi- tiert als Dok. IV = PRK 316 [Vorabdruck unten (S. 69—71) als Appendix II, wobei die Zeilenzahlen wiederum jenen der Edition in PRK IV entsprechen werden]). 7 Mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Namen Myron: vgl. unten, Anm. 320 bzw. S. 59 mit Anm. 327. 8 Cod. Vind. hist. gr. 48, f. 39r—v; Darrouzès, Reg. 2826; Miklosich–Müller II 103—106 (Nr. CCCXCVII) (im folgenden zitiert als Dok. V = Appendix III [S. 75—77; auch hier mit den endgültigen Zeilenzahlen der kommenden Edition in PRK V]). 9 Vgl. dazu die Hinweise in Anm. 14—16; vgl. auch die ausdrückliche Aussage in Dok. V: τÇ Πυργ«Sν, περ ™ν τS­ς τακτικS­ς ∆ιÇς gΙερÇν νSµ‡aεται (Appendix III [unten, S. 75], Z. 25—26). 10 Vgl. unten, Anm. 17; s. auch Wolfram Brandes, Die Städte Kleinasiens im 7. und 8. Jahrhundert (Berliner Byzantinistische Arbeiten 56). Berlin 1989, 122—123. 11 Vgl. etwa E〈rnest〉 Honigmann, L’origine des noms de Balikesir, de Burdur et d’E˘gri- dir. Byzantion 14 (1939) 653 (mit der älteren Literatur); Lemerle, Aydin 21(—23), Anm. 2; V〈ernon〉 J〈ohn〉 Parry, Art. Birge. Encyclopédie de l’Islam2 I (1991) 1271—1272 (mit weiterer Literatur); s. jetzt auch den von M〈achiel〉 Kiel verfaßten Ab- schnitt zur Geschichte von Birgi in: Rahmi Hüseyin Ünal (Hrsg.), Birgi (Tarihi, Tarihî Co˘grafyası ve Türk Dönemi Anıtları) (Kültür Bakanlı˘gı Yayınları 2573 = Sanat Eserleri Dizisi 309). Ankara 2001, 3—54. 12 Vgl. etwa den bezeichnenden Einleitungssatz von Dok. I: gΗ Šγιωτ‡τη τS Πυργ«Sυ ™κκλησ«α ερηται µ—ν ™κ παλαιS ε²ς µητρπSλιν ‹πÇ ™πισκSπ ς τιµηθε­σα (PRK 138, Z. 1—2). — Zur Frage, zu welchem Zeitpunkte dem Bischof von Pyrgion die Idee gekommen sein könnte, sich in seiner Auseinandersetzung mit dem Metropoliten von

6 Die historische Ausgangslage läßt sich wie folgt definieren13: Pyrgion (Dios Hieron) unterstand begreiflicherweise ursprünglich als Suffraganbis- tum der Metropolis Ephesos, wie aus verschiedenen älteren Notitiae episcopa- tuum hervorgeht, so etwa aus der unter dem Namen des Epiphanios von Ky- pros laufenden lΕκθεσις14 oder aus der Τ‡Oις τν πSκειµ”νων µητρSπλεων τ& f ‹πSστSλικ& f κα¬ πατριαρ_ικ& f θρν& τ ς … Κωνσταντι- νSυπλεως des Patriarchen Nikolaos I. von Konstantinopel15. Bischöfe von Pyrgion sind etwa als Teilnehmer auf dem Konzil von Chalkedon (451)16 oder auf dem Constantinopolitanum III (681)17 bezeugt; für das 11. und für die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert kennen wir zumindest zwei Bischöfe von Pyrgion (Nikephoros und Leon) namentlich aufgrund ihrer Siegel18. Den (zunächst nur ungefähren) Zeitpunkt der Beförderung von Pyrgion zur Metropolis und den Namen des ersten Metropoliten, Konstantinos Spano- pulos, erfahren wir aus der Narratio in Dokument I (PRK 138): ªν πρτSς ™ν τf τS Πυργ«Sυ τ& f τS µητρSπSλ«τSυ τιµηθε¬ς νµατι ΣπανπSυλSς … Κωνσταντ­νSς19; zu ihm wird eine Urkunde des Patriarchen Georgios II. Xiphilinos von Konstantinopel (1191—119820) vorgelegt, in der es heißt, daß Konstantinos Spanopulos, der ±ερτατSς µητρSπSλ«της Πυργ«Sυ21, während der Regierungszeit des Patriarchen Georgios II. eine λσις des Patriarchen Michael (III.) τS Αγ_ι‡λSυh von Konstantinopel (1170—1178) präsentiert habe, die auf eine πµνησις ergangen sei, die Konstantinos Spanopulos noch als Bischof von Pyrgion (ατS ντSς ™πισκπSυ) eingebracht hatte22. Die hier, im Jahre 1342, auszugsweise wiedergegebene Urkunde Georgios’ II.

Ephesos auf den „metropolitanen Charakter“ der Kirche von Pyrgion zu berufen, vgl. die Diskussion unten, S. 26ff. 13 Mit den folgenden Ausführungen ist natürlich keine vollständige „Kirchengeschichte“ von Pyrgion (oder gar von Ephesos) intendiert; vgl. dazu (neben der oben in Anm. 11 genannten Literatur) auch die Angaben bei Laurent, Corpus V/1, 207—208. 14 Darrouzès, Notitiae 207 (Notitia 1), Nr. 103 (∆ιÇς gΙερν). 15 Darrouzès, Notitiae 275 (Notitia 7), Nr. 143 (∆ιÇς gΙερν; dort als 24. Suffraganbis- tum von Ephesos gezählt). 16 Ernest Honigmann, The Original Lists of the Members of the Council of , the Robber-Synod and the Council of Chalcedon. Byzantion 16 (1942/1943) 61, Nr. 492 (ΕστSργ«Sυ πλεως ∆ιÇς gΙερS). 17 Concilium universale Constantinopolitanum tertium, 〈pars II:〉 Concilii actiones XII— XVIII, epistulae, indices, edidit Rudolf Riedinger (Acta Conciliorum Oecumenicorum, ser. II, vol. II/2). Berlin 1992, 758, Z. 20 (Präsenzliste der 18. Sitzung vom 16. Septem- ber 681), und 786, Z. 27—28 (Unterschriftsliste der 18. Sitzung; BωϊτÇς ™λ”ει ΘεS ™π«σκSπSς @ριστSυπλεως ¨τSι ∆ιÇς gΙερÇν [sic] τ ς hΑσιανν ™παρ_«ας κτλ.). 18 Laurent, Corpus V/1, 208—209 (Nr. 294—296). — Auf den erhaltenen Bleibullen (Laurent führt drei Belege an) wird der Bischofssitz stets als Πυργ«Sν bezeichnet; die- ser Name muß sich also zuvor (anstelle des früher üblichen Dios Hieron bzw. Christu- polis) durchgesetzt haben. — Vor dem gleich im folgenden zu nennenden Konstanti- nos Spanopulos sind aus dem 12. Jahrhundert keine Bischöfe von Pyrgion belegt (was vor allem deswegen nicht verwundert, weil einfache Bischöfe nicht als „Beisitzer“ bei Entscheidungen der Patriarchen von Konstantinopel und ihrer Synode fungieren, in- folgedessen auch nicht in den entsprechenden „Präsenzlisten“ synodal ergangener Patriarchenurkunden aufscheinen). 19 PRK 138, Z. 34—35. 20 … πατριαρ_εσαντSς ™ν τS­ς _ρνSις τS βασιλ”ως κρ hΙσαακ«Sυ κα¬ µ”_ρι τ ς (er- gänze βασιλε«ας?) τS κρ hΑλεO«Sυ παραταθε«σης τ ς πατριαρ_ε«ας ατS kor- rekt in den Worten des Dokuments vom August 1342: PRK 138, Z. 20—22. 21 PRK 138, Z. 24. 22 PRK 138, Z. (20—)26; vgl. auch Z. 26—32 (Weiterführung des Zitats aus der Urkunde des Patriarchen Georgios II.).

7 ist in ihrem vollen Wortlaut auch aus anderer handschriftlicher Tradition be- kannt23, der man entnehmen kann, daß dieses patriarchale Hypomnema am 27. November 1191 ergangen war24. Da nun das Dokument Georgios’ II. in sei- ner vollständigen Überlieferung die angesprochene Lysis des Patriarchen Mi- chael III. in Ausschnitten als wörtliches (ατSλεOε«25) Insert26 mit Einschluß der (kopialen: εÂ_ε τu …) Menologemunterschrift Michaels III. enthält, sind wir auch über die Datierung dieser „Vorgängerurkunde“ informiert: Sie wurde im April 1176 ausgefertigt27. Daraus folgt, daß Konstantinos Spanopulos zwischen April 1176 und No- vember 1191 zum Metropoliten erhoben wurde28, daß mithin die Promotion von Pyrgion von einem Suffraganbistum zur Metropolis in diesem Zeitraum erfolgt sein muß. Diese Zeitspanne läßt sich freilich noch etwas genauer eingrenzen: Eine Notiz auf f. 106r des Cod. Bodl. Roe 18 besagt nämlich: τÇ Πυργ«Sν … ‹πÇ τ ς ™πισκSπ ς φθ‡σαν τιµηθ ναι ε²ς µητρπSλιν ™π¬ hΙσαακ«Sυ τS Αγγ”λSυh 29.

23 Grumel–Darrouzès, Reg. 1179; von den dort angeführten Editionen stütze ich mich auf A〈thanasios〉 Papadopulos-Kerameus, ΣυνSδικŸ πρ‰Oις Γεωργ«Sυ ιφιλ«νSυ. By- zantinische Zeitschrift 11 (1902) 75—78 (das Zitat in PRK 138, Z. 23—32, dort 77, Z. 17—26); der bei Demetrios Chomatenos tradierte Auszug aus diesem Dokument jetzt zu benützen in: Demetrii Chomateni Ponemata diaphora, recensuit Günter Prin- zing (Corpus Fontium Historiae Byzantinae XXXVIII). Berlin–New York 2002, 271—272 (Pon. 80, Kap. 12—13 = Papadopulos-Kerameus, a. O. 76, Z. 25—78, Z. 1). 24 Papadopulos-Kerameus, a. O. 75, Z. 1. 25 Papadopulos-Kerameus, a. O. 77, Z. 24 = Prinzing, a. O. 272, Z. 208. 26 Papadopulos-Kerameus, a. O. 77, Z. 24—78, Z. 1 (bzw. Z. 3) = Prinzing, a. O. 272, Z. 209—223; Grumel–Darrouzès, Reg. 1131 (aus welchem Grund diese Lysis in den «Regestes» der französischen Assumptionisten durch einen hochgestellten Asteriskus vor der Regestennummer als „verdächtig“ eingestuft wird, vermag ich nicht zu sagen). 27 Vgl. Papadopulos-Kerameus, a. O. 78, Z. 2 (das Exzerpt bei Demetrios Chomatenos tradiert diese Datumsangabe nicht). 28 Mit höchster Wahrscheinlichkeit ist Konstantinos Spanopulos mit jenem ετελŸς ™π«σκSπSς Πυργ«Sυ Κωνσταντ­νSς identisch, der eine im Juli 1167 ausgestellte Er- klärung des Metropoliten Nikolaos von Ephesos und seiner Synode (nachträglich) mitunterzeichnete: Louis Petit, Documents inédits sur le concile de 1166 et ses der- niers adversaires. Vizantijskij Vremennik 11 (1904) 478 (Nr. I), Z. 24 = Stergios Sakkos, «g πατžρ µSυ µε«aων µS ™στιν». lΕριδες κα¬ σνSδSι κατˆ τÇν ιβ′ α²να. eΕπι- στηµPνικ– eΕπετηρ£ς … ΘεPλPγικ—ς ΣYPλ—ς. eΑριστPτ‹λειPν Πανεπιστ•µιPν ΘεσσαλPν¢κης 11 (1967) 183, Z. 20; vgl. auch die Vermutung bei (Grumel–)Darrou- zès, Reg. 1131 («Littérature»), daß Konstantinos mit jenem Inhaber der ™πισκSπŸ ΠργSυ (sic) identisch sein könnte, den Georgios Tornikes in einem ca. 1156 zu da- tierenden Schreiben erwähnt (Georges et Dèmètrios Tornikès, Lettres et discours. In- troduction, texte, analyses, traduction et notes par Jean Darrouzès [Le Monde byzan- tin]. Paris 1970, 168 [Nr. 25], Z. 2 [vgl. auch seine Anm. 2]): Unter Berücksichtigung des kanonisch erforderlichen Mindestalters für die Weihe zum Bischof müßte Kon- stantinos Spanopulos dann vor 1126 geboren worden sein, d. h. im November 1191 mindestens 65 Jahre alt gewesen sein, was auch dann nicht unmöglich erscheint, wenn man von der Annahme ausgeht, daß Konstantinos das Jahr 1191 um mehr als ein Jahrzehnt überlebt haben könnte (vgl. gleich im folgenden: S. 12 mit Anm. 43). 29 Darrouzès, Transferts 159, Z. 13—14 (zu den weiteren Informationen dieser Notiz, d. h. zur Aufhebung dieser Promotion von Pyrgion und zur neuerlichen Einstufung als Bistum unter Kaiser Theodoros I. Laskaris, vgl. gleich im folgenden: S. 11ff.). — Diese Nachricht des Cod. Bodl. Roe 18 wird bestätigt durch einen in einigen Hand- schriften (Marc. gr. 180 [M], Vat. Ottob. gr. 96 [P], Vat. Ottob. gr. 249 [R]) überlieferten Zusatz (Appendix 1) zur Notitia episcopatuum 18 (lΕκθεσις … ™κτεθε­σα ™π¬ τ ς βασι- λε«ας … hΑνδρSν«κSυ ΠαλαιSλγSυ τS γ”ρSντSς [Rezension a; zur Datierung vgl. Darrouzès, Notitiae 185—186; zur Notitia 18 vgl. auch unten, S. 14 mit Anm. 60]): δ— Πυργ«Sυ π‡λαι µ—ν ™π¬ τν ¡µερν τS κυρS hΙσαακ«Sυ τετ«µηται ε²ς µητρπSλιν (Darrouzès, Notitiae 409, Nr. 150, Z. 14—15; der danach folgenden Aus-

8 Damit wird der Regierungsantritt Isaakios’ II. zum unbezweifelbaren termi- nus post quem für die Erhebung von Pyrgion zur Metropolis: Dieses Ereignis ist somit zwischen dem 12. September 1185 und dem 27. November 1191 anzu- setzen. Welche Motive Isaakios II. Angelos zu diesem Schritt bewogen haben könnten, bleibt unklar: Es läßt sich nicht entscheiden, ob es persönliche Be- ziehungen des Konstantinos Spanopulos von Pyrgion zum Kaiser waren, die dem Bischof zu dieser Rangerhöhung verhalfen, oder ob diese Maßnahme in den Rahmen analoger „Promotionen“ fällt, die gerade unter Isaakios II. in ge- häuftem Maße festzustellen sind und etwa auch einen unmittelbaren Nach- barn von Pyrgion, das Bistum Hypaipa, betrafen30. Daß bei dieser Aktion dem

sage εÂτα π‡λιν ™γ”νετS πÇ τÇν hΕφ”σSυ ist keine sichere Kenntnis der von Theodo- ros I. vorgenommenen Rückstufung von Pyrgion zu entnehmen; diese Feststellung be- zieht sich vielmehr, wie ihre Fortsetzung belegt [κα¬ νν δ— Πυργ«Sυ πÇ τS hΕφ”- σSυ _ειρSτSνηθε¬ς στερSν τετ«µηται κα¬ ε²ς µητρSπSλ«την: a. O. 409, Nr. 150, Z. 15—17], auf die Ereignisse des Jahres 1342, wie sie sich in unserem Dokument I [PRK 138] widerspiegeln, das somit zu einem unbestreitbaren terminus post quem für die Entstehung dieses Zusatzes in der Notitia 18 wird [so auch Darrouzès, Notitiae 186]). — Ebenfalls auf die Rangerhöhung von Pyrgion (freilich ohne chronologische Spe- zifizierung) dürfte der Vermerk ™τ鵞θη hindeuten, der sich zu Pyrgion (= Dios Hieron) in zwei Textzeugen der Notitia episcopatuum 10 findet: Darrouzès, Notitiae 310, App. zu Nr. 34 (diese Interpretation des Verbums ™τ鵞θη auf der Grundlage der Formulie- rung ™τ鵞θη ε²ς µητρπSλιν, die als Zusatz zum Bistum Hypaipa, eines weiteren Suf- fragans von Ephesos, in der nämlichenNotitia 10 in Codices der Rezension a aufscheint: Darrouzès, Notitiae 310, App. zu Nr. 11 [vgl. dazu gleich im folgenden]. — Das Verbum ™τ鵞θη als „Zusatz“ zum Bistum Pyrgion bezieht sich in den beiden soeben genannten Textzeugen der Notitia 10 mit höchster Wahrscheinlichkeit auf die unter Isaakios II. Angelos vorgenommene Rangerhöhung; ein Hinweis auf eine [weder eindeutig beweis- bare noch mit Sicherheit auszuschließende] neuerliche Höherstufung von Pyrgion in der frühen Palaiologenzeit [vgl. dazu die Diskussion unten, S. 14ff.] läßt sich daraus wohl nicht ableiten). 30 Zu Hypaipa vgl. (in Ergänzung der Angaben in der vorangehenden Fußnote) die in der Notitia episcopatuum 7 (im Suffragananhang dieser dem Patriarchen Nikolaos I. My- stikos zugewiesenen τ‡Oις) im Cod. Athen. 1429 (A) von jüngerer Hand zum Bistum Hypaipa angebrachte Notiz: ™τ鵞θη ε²ς µητρπSλιν παρˆ τS βασιλ”ως κρ hΙσαακ«Sυ τS hΑγγ”λSυ (Darrouzès, Notitiae 274, App. zu Nr. 120; vgl. auch den so- eben in Anm. 29 aus Notitia 10 zitierten Beleg bei Darrouzès, Notitiae 310, App. zu Nr. 11 [ebenfalls mit Erwähnung des Kaisers Isaakios II. Angelos]). — Weitere Belege für die Promotion von Bistümern zu Metropoleis unter Isaakios II. bei Darrouzès, Transferts 159, etwa Z. 9ff. (zu Argos; s. dazu auch unten, S. 11 mit Anm. 35); Darrou- zès, Notitiae 171 («conclusion historique»), vermutet, daß es im Jahre 1189 zu einer «nouvelle ordonnance des sièges» gekommen sein könnte (vgl. dazu auch die bei Döl- ger–Wirth, Reg. 1586, angeführte Literatur; für das Mitwirken eines Patriarchen von Konstantinopel und dessen Synode, das ein derartiger kaiserlicher Akt an sich er- fordern würde [im soeben zitierten Fall von Argos wird ausdrücklich gesagt: τ ς συνδSυ … συµπραO‡σης: Darrouzès, Transferts 159, Z. 11—12], findet sich bei Grumel–Darrouzès, Reg., kein Beleg; die Formulierungen in unserem Dokument IV [PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 69), Z. 21—22: πÇ µνην τελSσα τŸν καθ’ ¡µ‰ς ±ερˆν κα¬ µεγ‡λην σνSδSν, ς τιµηθε­σα τ& f τ ς µητρSπλεως νµατ« τε κα¬ πρ‡γµατι], die auf eine patriarchale Beteiligung an der Erhebung von Pyrgion zur Metropolis unter Kaiser Isaakios II. Angelos hindeuten, dürften sich nicht konkret auf eine entsprechende patriarchale Urkunde beziehen, sondern sind in dieser Weise wohl nur unter der allbekannten Voraussetzung formuliert worden, daß eine derarti- ge, von einem byzantinischen Kaiser vorgenommene Rangerhöhung einer Kirche der Zustimmung seitens des Patriarchen von Konstantinopel und seiner Synode bedurf- te). — Nur en passant: Die Ausführungen bei Darrouzès, Notitiae 134—135, die gegen die von Dölger vermutete Neuregelung der kirchlichen Rangordnung durch Isaakios II. Angelos im Jahre 1189 polemisieren, stehen in evidentem Widerspruch zu seinen

9 zum Metropoliten beförderten Bischof von Pyrgion eigene Suffraganbistümer (die zu diesem Zwecke aus der Klientel der Metropolis Ephesos herausgelöst hätten werden müssen) unterstellt wurden, kann bezweifelt werden: Der Me- tropolit von Ephesos dürfte ohnehin über die Promotion seines Suffraganbis- tums Pyrgion31 nicht begeistert gewesen sein, muß aber wohl „gute Miene zum bösen Spiel“ gemacht haben32.

soeben zitierten Angaben auf S. 171. — Zu welchem Zeitpunkte das im Jahre 1387 in un- serem Dokument V neben Pyrgion von der Metropolis Ephesos ebenfalls „revindizierte“ Bistum Pergamon (vgl. unten, S. 60f.) mit dem Rang einer Metropolis geehrt wurde, läßt sich nicht mit analoger Sicherheit feststellen: Für die Zeit vom Oktober 1295 (vgl. die Nennung unter den Beisitzern einer synodalen Entscheidung des Patriarchen Ioan- nes XII. Kosmas: Actes d’Iviron III. De 1204 à 1328. Édition diplomatique par Jacques Lefort–Nicolas Oikonomidès–Denise Papachryssanthou–Vassiliki Kravari–Hélène Métrévéli [Archives de l’Athos XVIII]. Paris 1994, 141 [Nr. 68], Z. 3; Laurent, Reg. 1567) bis Juli 1315 (PRK 4, Z. 68—69 [auch als πρεδρSς von Ainos]; Darrouzès, Reg. 2032; weitere Belege für ihn [allerdings ohne ausdrückliche Namensnennung] rei- chen bis Oktober 1316 [PRK 45, Z. 19—20]) ist jedenfalls Arsenios als Metropolit von Pergamon bezeugt (zu ihm vgl. V〈italien〉 Laurent, Le métropolite de Pergame Arsène, mélode et polémiste antilatin. Revue des Études Byzantines 15 [1957] 123—130 [mit aus- führlicher Würdigung der Erwähnung des Arsenios im Geschichtswerk des Georgios Pa- chymeres]); hingegen ist der zum 31. März 1256 nachzuweisendeΠερㇵSυΓεργιSς (PRK 81, Z. 15—16; Laurent, Reg. 1331) nur Erzbischof, da er in der Rangordnung der bezüglichen „Präsenzliste“ auf den Inhaber der erzbischöflichen Kirche von Lopadion folgt; ebenfalls lediglich als Erzbischof fungiert ein (namenlos bleibender) Oberhirt von Pergamon, der in der umfangreichen Auflistung jener Metropoliten, Erzbischöfe und Vertreter des Patriarchalklerus von Konstantinopel aufscheint, die im Februar 1274 ein Schreiben an Papst Gregor X. richteten (ed. Roberg, Union 235—239 [mit Anführung der älteren Ausgaben; zu dieser Liste vgl. auch unten, Anm. 63]; a. O. 236, Z. 10: archi- episcopus Tengami [verballhornte Form in der von Roberg herangezogenen Überliefe- rung (Osnabrück, Niedersächsisches Staatsarchiv, Depositum 58d)]; das korrekte archi- episcopus Pergami ist dem Cod. Registr. Vat. 29/A zu entnehmen [freundlicher Hinweis von P. Luca Pieralli/Rom]): Die Erhebung von Pergamon zur Metropolis läßt sich somit auf den Zeitraum zwischen (nach) Februar 1274 und (vor) Oktober 1295 einengen (keine Hilfe in dieser Frage bietet die sogenannte lΕκθεσις ν”α aus dem Jahre 1386 [Darrou- zès, Reg. 2804], die in ihrem Verzeichnis der zu Metropoleis aufgestiegenen Erzbistümer und Bistümer [§ 16 und 17] lediglich vermerkt: ‹πÇ δ— τν ™πισκSπν τS hΕφ”σSυ ™γ”νετS µητρSπSλ«της ΠερㇵSυ [Darrouzès, Ekthésis 46, B. 62f.]; spezifizierende chronologische Angaben dazu finden sich nicht). Zur kirchlichen Stellung von Pergamon vgl. auch die im Cod. Athous Dion. 219 (D) und im Cod. Genev. 23 (W) bezeugte Rezen- sion der Notitia episcopatuum 15, wo Pergamon (allerdings erst nach Pyrgion, das dort die 90. Position einnimmt: vgl. unten, Anm. 35) als Metropolis aufscheint (auf Platz 99: Darrouzès, Notitiae 384, Nr. 125). 31 Nämliches gilt natürlich auch für Hypaipa: vgl. die vorangehende Anmerkung. 32 Das ist cum grano salis den Präsenzlisten zweier Dokumente des Patriarchen Geor- gios II. Xiphilinos zu entnehmen, in denen Konstantinos Spanopulos als Metropolit (natürlich nur unter „ferner liefen“) weit hinter seinem ehemaligen „Vorgesetzten“, dem Metropoliten von Ephesos, aufscheint: zum ersten dem bereits mehrfach ge- nannten Hypomnema vom 27. November 1191 (Grumel–Darrouzès, Reg. 1179; ed. Papadopulos-Kerameus, a. O. [wie in Anm. 23] 75, 7. Z. v. u. [Georgios von Ephesos] und letzte Z. [Konstantinos von Pyrgion]), zum zweiten einer συνSδικŸ ‹πφασις (so freilich nur die kopiale Überschrift) vom 8. Januar 1192 (Grumel–Darrouzès, Reg. 1180; ed. in: Patriarchatus Constantinopolitani Acta selecta, collegit et in lingu- am gallicam vertit … Ioannes Oudot [Sacra Congregazione per la Chiesa Orientale, Co- dificazione canonica orientale, Fonti II/3]. Città del Vaticano 1941, 54 [Nr. VIII], Z. 4—5 [Georgios von Ephesos] und 10—11 [Konstantinos von Pyrgion]): Georgios von Ephesos muß somit die Rangerhöhung seines ehemaligen Suffraganbistums zur Kenntnis genommen haben — und just auf dieses Faktum verweist auch ausdrücklich unser Dokument I, wenn es gilt, die „metropolitanen“ Ansprüche von Pyrgion zu un- termauern: συµπαρε­ναι … τηνικατα κα¬ τÇν hΕφ”σSυ (PRK 138, Z. 33; aus dem Zu-

10 Die zwischen dem 12. September 1185 und dem 27. November 1191 er- folgte Beförderung von Pyrgion zur Metropolis fand auch in den Notitiae epi- scopatuum ihren Niederschlag33: In der nicht mit letzter Sicherheit zeitlich einzuordnenden Notitia 1234 erscheint Pyrgion unter den Metropoleis mit der Zählung πη′, also an 88. Stelle, ganz am Ende, nach Hypaipa (πa′) und vor Ar- gos (πθ′), mit dem diese Liste schließt35. Die unmittelbare Nachbarschaft zu zwei Metropoleis, die ihre Promotion ebenfalls Isaakios II. Angelos verdan- ken36, spricht dafür, daß wir (in diesem Teil von Notitia 12) die kirchliche Rangordnung innerhalb des byzantinischen Reiches in der Zeit knapp vor dem Jahre 1200 vor uns haben37. Daß der Herrlichkeit von Pyrgion als Metropolis freilich keine lange Dauer beschieden war, geht aus der bereits mehrmals zitierten Notiz von f. 106r des Cod. Bodl. Roe 18 hervor, denn dort wird festgehalten: ™π¬ τ ς βα- σιλε«ας κυρS ΘεSδρSυ τS Λ‡σκαρι τÇ Πυργ«Sν … αθις ε²ς ™πισκSπŸν κατην”_θη38. Die Gründe, die Theodoros I. Laskaris39 zu dieser Maßnahme bewogen haben könnten, lassen sich nicht mit Sicherheit eruieren: Da auch die „Nachbarmetropolis“ Hypaipa von der nämlichen „Rückstufung“ betrof- fen war40, könnte man vermuten, daß Theodoros I. verschiedene von Isaa- kios II. vorgenommene Rangerhöhungen von Bistümern einfach kassierte, im Falle von Pyrgion (und Hypaipa) vielleicht unter dem Einfluß des ihm nahe- stehenden Metropoliten Nikolaos Mesarites von Ephesos41, der es als Ober-

sammenhang geht klar hervor, daß damit der Metropolit von Ephesos des Jahres 1191, nicht jener des Jahres 1342 gemeint ist). 33 Zur Verwendung derartiger „Kirchenverzeichnisse“ beim „Prozeß“ des Jahres 1342 (PRK 138) bzw. im weiteren Verlauf der Auseinandersetzungen um die Einordnung der Kirche von Pyrgion vgl. unten, S. 26ff. und 60. 34 Auf die Widersprüchlichkeit der entsprechenden Aussagen bei Darrouzès, Notitiae 134—135 (im Vergleich zu S. 171), wurde bereits hingewiesen (oben, Anm. 30); man wird aber wohl nicht fehlgehen, wenn man den Grundstock dieser Notitia als „komne- nisch“ wertet, der dann in der Zeit der Dynastie der Angeloi durch Zusätze erweitert („auf den neuesten Stand gebracht“) wurde. 35 Darrouzès, Notitiae 350, Nr. 89—91. — In etwa analog ist die Situation in einer Re- zension der ebenfalls nicht mit absoluter Gewißheit datierbaren Notitia 15 (Codices L und N), wo Hypaipa, Pyrgion und Argos (in dieser Reihenfolge) unter den konstanti- nopolitanischen Metropoleis auf den Positionen 87, 88 und 89 vorkommen (Darrou- zès, Notitiae 383, Nr. 93—96), während in einer weiteren Rezension (Codices A und B bzw. C) die Reihenfolge (ohne Rangzählung) Hypaipa, Pyrgion, Arkadiupolis und Ar- gos lautet (Darrouzès, Notitiae 383, Nr. 88—91). Eine dritte Rezension (Handschrif- tengruppe DFPQRSTW) schließlich führt Pyrgion auf dem 90. Platz (getrennt von Hyp- aipa und Argos, welche die Zählung 86 und 88 aufweisen) an (Darrouzès, Notitiae 383, Nr. 115; dies ist jene Rezension, in der in einer Untergruppe auch Pergamon schon als Metropolis aufscheint: vgl. oben, Anm. 30). 36 Vgl. dazu oben, S. 9(f.) mit Anm. 30. 37 Wobei zu berücksichtigen wäre, daß nach der Notiz des Cod. Bodl. Roe 18 die von Isaakios II. vorgenommene Erhebung von Argos zur Metropolis von seinem Bruder und Nachfolger Alexios III. wieder rückgängig gemacht wurde: ατ‡δελφSς ατS (d. h. des Isaakios II.) hΑλ”OιSς κατžνεγκε τÇν µητρSπSλ«την (von Argos) π‡λιν ε²ς ™π«σκSπSν (Darrouzès, Transferts 159, Z. 10—11); dieses Faktum muß aber in der Notitia 12 noch keinen Niederschlag gefunden haben. 38 Darrouzès, Transferts 159, Z. 13—15. 39 Daß es sich bei dem im Cod. Bodl. Roe 18 genannten Kaiser nur um Theodoros I., nicht aber um seinen gleichnamigen Enkel Theodoros II. handeln kann, ergibt sich aus den gleich folgenden Hinweisen zum Rang von Pyrgion im Jahre 1229. 40 Vgl. unten, Anm. 45 und 56. 41 Für ein großes Vertrauen zwischen Kaiser Theodoros I. Laskaris und Nikolaos Mesa- rites spricht etwa der Umstand, daß der Metropolit von Ephesos vom Kaiser im No-

11 hirte des Hauptortes der byzantinischen Kirchenprovinz Asia wohl nicht gerne gesehen haben wird, daß verschiedene Suffragane seiner Metropolis „abhanden“ gekommen waren. Möglich wäre es auch, daß Theodoros I. Las- karis eine zeitweilige Vakanz in der Metropolis Pyrgion benutzte, um ihr wie- derum ihren alten Rang als Suffraganbistum von Ephesos zuzuweisen42: Der Metropolit Konstantinos Spanopulos von Pyrgion könnte zwar die Anfangs- jahre der Regierungszeit Theodoros’ I. gerade noch erlebt haben43, muß aber wohl spätestens kurz danach gestorben sein44. — Nur am Rande: Auffällig bleibt das Faktum, daß die von Theodoros I. Laskaris vorgenommene „Degra- dierung“ von Pyrgion zum (neuerlichen) Suffraganbistum von Ephesos in den Auseinandersetzungen zwischen Ephesos und Pyrgion im 14. Jahrhundert, also in unseren Dokumenten I—V, mit keinem Wort erwähnt wird, d. h. offen- sichtlich zwischen 1342 und 1387 unbekannt war (obwohl sich gerade dieses Faktum als Argument zur Untermauerung der ephesinischen Ansprüche auf Pyrgion bestens geeignet hätte). Trotzdem kann kein Zweifel daran bestehen, daß Pyrgion unter Kaiser Theodoros I. Laskaris von neuem nur als Bistum eingestuft wurde. Zwar ist ein Dokument des Metropoliten Nikolaos Mesarites von Ephesos vom 9. Mai 1216 in dieser Hinsicht weniger aussagekräftig, denn in dieser „Übersicht“ über die Suffraganbischöfe der Metropolis Ephesos, die an einer von Nikolaos Mesarites einberufenen Sitzung teilnahmen45, scheint Pyrgion nicht auf, was

vember 1214 mit der delikaten Gesandtschaft an den päpstlichen Kardinallegaten Pela- gius nach Konstantinopel zur Führung von Glaubensgesprächen betraut worden war (vgl. Dölger–Wirth, Reg. 1692; s. dazu besonders Johannes M. Hoeck–Raimund J. Loenertz, Nikolaos-Nektarios von Otranto, Abt von Casole. Beiträge zur Geschichte der ost-westlichen Beziehungen unter Innozenz III. und Friedrich II. [Studia Patristica et Byzantina 11]. Ettal 1965, 56ff. [mit der älteren Literatur, aus der man vor allem August Heisenberg, Neue Quellen zur Geschichte des lateinischen Kaisertums und der Kirchenunion I—III (Sitzungsberichte philos.-philol. u. hist. Kl. Bayer. Akad. Wiss., Jg. 1922, Abh. 5; Jg. 1923, Abh. 2 und 3). München 1923, vergleiche]); man denke auch daran, daß es just Nikolaos Mesarites war, den Kaiser Theodoros I. mit der Leitung von Beratungen zur Vorbereitung der Wahl eines neuen Patriarchen von Konstantinopel beauftragt hatte (vgl. Dölger–Wirth, Reg. 1698; s. auch unten, S. 12 mit Anm. 45). 42 Auszuschließen ist wohl jede Spekulation, welche die Rückstufung von Pyrgion mit den Ereignissen des Jahres 1204, d. h. mit dem Vierten Kreuzzug und dessen Folgen, in Zusammenhang bringt: Die Umgebung von Ephesos blieb (wie gerade das Wirken des Metropoliten Nikolaos Mesarites bezeugt) von den politischen Erschütterungen dieser Zeit weitgehend unberührt. 43 Der letzte sichere Beleg für Konstantinos (Spanopulos) als Metropolit von Pyrgion, ei- ne synodale Entscheidung des Patriarchen Georgios II. Xiphilinos, stammt vom 24. Februar 1197 (Rhalles–Potles, Σνταγµα V 101, Z. 10—11; Grumel–Darrouzès, Reg. 1185). 44 Vgl. oben, Anm. 28, mit der Vermutung, daß Konstantinos Spanopulos möglicherwei- se bereits vor 1125 das Licht der Welt erblickt hatte. 45 Nikolaos Mesarites hatte dieses Zusammentreffen kirchlicher Würdenträger in kai- serlichem Auftrag (Dölger–Wirth, Reg. 1698; vgl. schon oben, Anm. 41) organisiert, um nach dem Tode des Theodoros II. Eirenikos die Wahl eines neuen Patriarchen von Konstantinopel vorzubereiten; Sitzungsprotokoll (mit inserierter kaiserlicher Anord- nung) ed. E˙〈duard〉 Kurc (Kurtz), Tri sinodal’nych gramoty mitropolita Efesskago Nikolaja Mesarita. Vizantijskij Vremennik 12 (1906) 103—105 (vgl. vor allem a. O. 103 mit der Aufzählung der Teilnehmer: Unter der Leitung des Nikolaos Mesarites hatten sich verschiedene andere Metropoliten [etwa von Sardeis, von Kreta, von Philadel- pheia usw.], Erzbischöfe [von Parion und von Germe] und eine größere Zahl von Suf- fraganbischöfen von Ephesos versammelt [man vergleiche dazu, was in unserem Do- kument V zur „Synode“ des Metropoliten von Ephesos gesagt wird: unten, S. 59]; die Reihe der ephesinischen Suffragane führt Bischof Ioannes von Hypaipa an [a. O. 103,

12 ohne weiteres auf eine «vacance du siège, indisponibilité de l’évêque, etc.» zu- rückgeführt werden kann46. Absolut sicheren Boden erreichen wir hingegen mit dem Jahre 1229: Im Dezember 1228 hatte Kaiser Ioannes III. Batatzes eine Verfügung in Form eines Chrysobullos Logos erlassen, mit der er den Nachlaß verstorbener Metropoliten und Bischöfe vor dem Zugriff kaiserlicher Finanzbeamter zu schützen versuchte47; diese Bestimmungen, die π‡σαις τα­ς ™ν τf _ρU τατης (scil. der kaiserlichen Majestät, βασιλε«α) µητρSπλεσι κα¬ ™πισκSπα­ς eine ‹σφ‡λεια α²ων«aSυσα garantieren soll- ten48, wurden im September 1229 vom Patriarchen Germanos II. in einem ei- genen τSµSγρ‡φηµα bestätigt49 und auf diese Weise den betroffenen hohen geistlichen Würdenträgern zur Kenntnis gebracht. Wie dies geschah, läßt eine im Cod. Genev. 2350 auf f. 367v—369v erhaltene Abschrift sowohl des kai- serlichen wie auch des patriarchalen Dokuments erahnen51: Der damals auf dem Thron von Ephesos sitzende Metropolit Ioannes erhielt Àσα des πρSσ- κυνητÇν _ρυσβSυλλSν und des τ«µιSς πατριαρ_ικÇς τµSς, verglich die Àσα mit den πρωττυπα52, unterfertigte diese Sammelkopie selbst53, machte sie βεβαισεως _‡ριν seinem gesamten Sprengel (ε²ς πασαν ™νSρ«αν)54 zu- gänglich und ließ sie von seinen Suffraganen unterzeichnen55: Die 21 Unter- schriften dieser Bischöfe werden von jener des ετελŸς ™π«σκSπSς gΥπα«πων Μι_αžλ angeführt56, und an neunter Stelle unterschreibt der Bischof Niko- laos von Pyrgion57. Damit ist das Faktum einwandfrei gesichert, daß Pyrgion in der frühen Laskaridenzeit wieder auf den Rang eines einfachen Suffragan- bistums der Metropolis Ephesos zurückgesunken war. Bedauerlicherweise kann die Kirchengeschichte von Pyrgion zwischen diesem Zeitpunkt und den ausgehenden dreißiger/frühen vierziger Jahren des 14. Jahrhunderts, als die im Patriarchatsregister von Konstantinopel do- kumentierten Konflikte zwischen Ephesos und Pyrgion einsetzten58, nur mit Hypothesen gefüllt werden, da die vorhandenen Quellen (auch unsere Doku-

Z. 6]: Die Rückführung von Hypaipa in den Rang eines einfachen Bistums war zu diesem Zeitpunkte also bereits vollzogen; vgl. auch Darrouzès, Transferts 166). 46 So die zutreffende Interpretation bei Darrouzès, Transferts 166, Anm. 23. 47 Dölger–Wirth, Reg. 1720 (mit Nachweis der vorhandenen Editionen). 48 Ich zitiere der Einfachheit halber nur aus der Ausgabe von Nicole (volles Zitat unten in Anm. 51): Nicole 74, Z. 3—4. 49 Laurent, Reg. 1251. 50 Zu dieser hochinteressanten juristisch-kanonistischen Sammelhandschrift, die unter anderem auch der wichtigste Textzeuge für das sogenannte „Eparchenbuch“ ist, vgl. Ludwig Burgmann–Marie Theres Fögen–Andreas Schminck–Dieter Simon, Repertori- um der Handschriften des byzantinischen Rechts, Teil I: Die Handschriften des welt- lichen Rechts (Nr. 1—327) (Forschungen zur byzantinischen Rechtsgeschichte 20). Frankfurt/Main 1995, 93—99 (Nr. 78). 51 Ed. Jules Nicole, Bref inédit de Germain II, patriarche de (année 1230) avec une recension nouvelle du chrysobulle de l’empereur Jean Ducas Vatacès. Revue des Études Grecques 7 (1894) 71—80. 52 Nicole, a. O. 80, Z. 10—12 (man beachte, daß Ioannes von Ephesos dabei für seine Person die an sich dem Patriarchen von Konstantinopel vorbehaltene Selbstbezeich- nung ¡ µετριτης ¡µν verwendet!). 53 Nicole, a. O. 80, Z. 13—17. 54 Nicole, a. O. 80, Z. 15. 55 Nicole, a. O. 80, Z. 17—28. 56 Nicole, a. O. 80, Z. 17—18. — En passant: Hier liegt ein zusätzlicher Beleg für die un- ter Theodoros I. Laskaris vorgenommene „Rückstufung“ von Hypaipa vor. 57 Nicole, a. O. 80, Z. 22; vgl. auch Darrouzès, Transferts 166. 58 Zum vermutbaren Datum (bald nach dem Beginn der zweiten Hälfte des Jahres 1339, wohl spätestens im Verlaufe des Jahres 1340) vgl. unten, S. 20.

13 mente I—V) dazu keine definitiven Aussagen zulassen59. Das Hauptproblem liegt darin, daß drei, der Zeit der Kaiser Andronikos II. und Andronikos III. zugeschriebene Notitiae episcopatuum (Nr. 17, 18 und 19) Pyrgion (wieder) als Metropolis ausweisen60. Dieses Faktum ließe sich auf zwei verschiedene Arten erklären: Zum einen könnte man vermuten, daß die „Metropolis“ Pyrgion hier (d. h. in den sogenannten „palaiologischen“ Notitiae) einfach aus älteren Notitiae episcopatuum übernommen, also gewissermaßen als „Karteileiche“ weitergeschleppt wurde61, ohne daß es je eine neuerliche Rangerhöhung von Pyrgion gegeben hätte. Folgt man dieser Überlegung nicht, bliebe als zweiter Lösungsvorschlag nur die Annahme, daß dem Bistum Pyrgion in der Tat zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt während der frühen Palaiologen- zeit, etwa unter Kaiser Andronikos II., von neuem die Würde einer Metropo-

59 Pyrgion ist in der frühen Palaiologenzeit nur als Teil des Verwaltungsbezirkes des Dux von Thrakesion, des Pansebastos Sebastos Theodotos Kalothetos, gesichert: Ein die Interessen des Lembiotissa-Klosters bei Smyrne schützendes Prostagma des Kai- sers Michael VIII. Palaiologos vom Juni 1259 (Dölger–Wirth, Reg. 1874) ergeht an ihn als δSO τS θ”µατSς τν ΘρUκησ«ων κα¬ τ ς _ρας Πυργ«Sυ κα¬ ΚαλS ς (Acta et diplomata monasteriorum et ecclesiarum Orientis 〈I〉 … ediderunt Fr〈ancis- cus〉 Miklosich–Ios〈ephus〉 Müller [= Acta et diplomata graeca medii aevi sacra et profana IV]. Wien 1871, 154 [Nr. LXXXIII], 17.—16. Z. v. u.); zu Kalothetos vgl. das bezügliche Lemma in PLP V (1981), Nr. 10607. — Zu den beiden kurzen Erwähnun- gen von Pyrgion im Geschichtswerk des Georgios Pachymeres vgl. unten, Anm. 69 und 70. 60 Notitia 17 (gΗ œκθεσις ατη … ™Oετ”θη ™π¬ τ ς βασιλε«ας … hΑνδρSν«κSυ ΠαλαιS- λγSυ τS γ”ρSντSς): Darrouzès, Notitiae 401, Nr. 107 (in beiden Rezensionen mit dem Zusatz, daß die Metropolis Pyrgion vom 90. Rang unter den Metropoleis [in No- titia 12 ist Pyrgion auf dem 88. Platz belegt (vgl. oben, S. 11 mit Anm. 35), nur in der dritten Rezension von Notitia 15 auf dem 90. Platz (vgl. nochmals oben, Anm. 35)] auf den 107. Rang zurückgereiht worden sei); diese Notitia wird gerne in die Zeit vor Juni 1301 gesetzt (vgl. Dölger, Reg. 2234) und könnte mit jener ‹παρ«θµησις eines κρ Menas identisch sein (vgl. Darrouzès, Notitiae 179—181), die im Prozeß des Jahres 1342 (Dok. I = PRK 138) als „Beweismittel“ vorgelegt wurde (vgl. PRK II 296, erwähn- te Urkunde g; s. dazu auch unten, S. 31). — Notitia 18 (lΕκθεσις … ™κτεθε­σα ™π¬ τ ς βασιλε«ας … hΑνδρSν«κSυ ΠαλαιSλγSυ τS γ”ρSντSς): Darrouzès, Notitiae 407, Nr. 107 (Pyrgion auf Position 106 unter den Metropoleis des Patriarchats von Kon- stantinopel; in der Appendix 1 zu dieser Notitia der bereits einmal [oben, Anm. 29] kurz erwähnte Hinweis auf die Ereignisse des Jahres 1342 [Darrouzès, Notitiae 409, Nr. 150, Z. 14—17; s. dazu auch unten, Anm. 102]). — Notitia 19 (lΕκθεσις τS … βασιλ”ως … hΑνδρSν«κSυ τρ«τSυ τν ΠαλαιSλγων): Darrouzès, Notitiae 414, Nr. 116 (Pyrgion als Metropolis auf Rang 92); zur Datierung dieser Notitia vermerkt Darrouzès, Notitiae 190: «A partir de l’hypothèse que la notice d’Andronic II est authentique, il faudrait conclure avec Gelzer que celle d’Andronic III ne l’est pas et qu’elle est un simple arrangement de la liste précédente». 61 Zumal ja so gut wie alle Notitiae episcopatuum als reine „Schreibtischleistungen“ zu werten sind: Man sollte sich daher hüten, bei ihrer Beurteilung in anachronistischer Weise moderne Gesichtspunkte anzuwenden, etwa von der Annahme auszugehen, daß „aktuelle Erhebungen“ die Grundlage für die Kompilation der jeweiligen Liste bilde- ten. Die einzigen „Aktualisierungsversuche“, die sich in diesen Verzeichnissen wider- spiegeln, sind in den diversen „Rezensionen“ zu sehen, in denen die Notitiae heute überliefert sind (was dazu führen kann, daß schon eine einzige Handschrift eine eige- ne Rezension repräsentiert); weitere Ansätze, eine bestimmte Notitia „auf den neue- sten Stand zu bringen“, liegen in den gar nicht so seltenen (meist marginalen oder in- terlinearen) Zusätzen, die (häufig von späterer Hand oder von späteren Händen) in den jeweiligen Überlieferungsträgern angebracht wurden, bzw. in den „Appendices“, die sich in einzelnen Textzeugen finden; einige (wenige) allgemeine Hinweise zu dieser Problematik etwa bei Jean Darrouzès, Listes synodales et notitiae. Revue des Études Byzantines 28 (1970) 57—96.

14 lis verliehen worden war, ohne daß sich dafür in den Quellen eine konkrete Nachricht erhalten hätte62. Eine sichere Entscheidung zwischen diesen beiden Varianten erscheint so gut wie unmöglich63: Für den zweiten Lösungsvorschlag könnte man dar- auf verweisen, daß das benachbarte Hypaipa, das so wie Pyrgion unter Isaa- kios II. Angelos zur Metropolis befördert und unter Theodoros I. Laskaris wieder zum Bistum „degradiert“ worden war64, nicht mehr unter den Metro- poleis der sogenannten „palaiologischen“ Notitiae episcopatuum aufscheint65, was die Wahrscheinlichkeit des bloßen Weiterschleppens von „Karteileichen“ in diesen Verzeichnissen etwas geringer macht. Für die erste Variante (d. h. dafür, daß die „Metropolis Pyrgion“ der palaiologischen Notitiae [scil. vor 1342] eine reine „Schreibtischkonstruktion“ ohne konkrete sachliche Grund- lage ist) spricht hingegen der Umstand, daß in der ersten Phase der im folgen- den zu behandelnden Auseinandersetzungen zwischen Ephesos und Pyrgion offensichtlich noch keine Rede davon ist, daß die Kirche von Pyrgion für sich „metropolitanen Charakter“ beanspruchen könne; es entsteht vielmehr der Eindruck, daß der Oberhirte von Pyrgion erst im weiteren Verlauf des Dis- puts auf die Idee gekommen ist (oder auf die Idee gebracht wurde …), in seiner causa an den (früheren) „Metropolis-Status“ seines Sitzes zu appellieren66: Wäre Pyrgion in der Tat um 1300 (wieder) eine Metropolis gewesen, so wäre eigentlich zu erwarten, daß sich für dieses Faktum knapp vierzig Jahre später noch durchaus lebendige „lokale“ Traditionen erhalten hätten67, auf die der

62 Dazu eine reine Spekulation: Man könnte vermuten, daß diese neuerliche Höherstu- fung von Pyrgion zur selben Zeit erfolgte, in der auch Pergamon (ebenfalls ein ehema- liges Suffraganbistum von Ephesos, aber immerhin in der zweiten Hälfte des 13. Jahr- hunderts bereits ‹ρ_ιεπισκSπž) zur Metropolis befördert wurde (zwischen 1274 und 1295: vgl. oben, Anm. 30); noch um einen Grad hypothetischer: Könnte die (erneute) höhere Einreihung von Pyrgion eine Maßnahme gewesen sein, die nach der Absetzung des Metropoliten Ioannes Cheilas von Ephesos (1289; zu ihm vgl. PLP XII [1994], Nr. 30765; s. auch Darrouzès, Ecclésiologie 88—90, bzw. Paris Gunarides, ΤÇ κ«νηµα τν hΑρσενιατν [1261—1310]. hΙδεSλSγικ—ς διᵇ_ες τŸν ™πS_Ÿ τν πρτων Πα- λαιSλγων. Athen 1999, 240 [Index s. v.]) ergriffen wurde, um die Metropolis Ephesos „zurechtzustutzen“? Beides ist absolut unbeweisbar. 63 Sie wäre nur dann gegeben, wenn sich aus bisher unpublizierten (oder von mir über- sehenen …) Quellen ein eindeutiger Nachweis für die Existenz eines Bistums oder ei- ner Metropolis Pyrgion in der frühen Palaiologenzeit führen ließe: Hoffnungen, die in dieser Hinsicht in die umfangreiche Liste jener byzantinischen Metropoliten, Erzbi- schöfe und Vertreter des Patriarchalklerus von Konstantinopel gesetzt wurden, die im Februar 1274 ein Schreiben an Papst Gregor X. richteten (ed. Roberg, Union 235—239; vgl. schon oben, Anm. 30), erfüllten sich leider nicht: Im Gegensatz zu dem dort (ohne Namensnennung) angeführten Erzbischof von Pergamon (vgl. nochmals oben, Anm. 30) scheint in diesem Verzeichnis kein Vertreter der Kirche von Pyrgion auf, und der metropolita Ephesinus, prehonoratus (= π”ρτιµSς) et exarcus totius Asie, der diese Liste anführt, verweist leider nur summarisch auf seine Suffragane: cum ea que circa me sancta synodo (vgl. Roberg, Union 235, Z. 7—8; ich zitiere hier wiederum nach dem weitaus besseren Text dieses Schreibens im Cod. Registr. Vat. 29/A, f. 192v—193r, den mir P. Luca Pieralli/Rom freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat). 64 Vgl. dazu oben, Anm. 29, 30, 45 und 56. 65 Vgl. die Indices (s. v.) bei Darrouzès, Notitiae 478 und 494. 66 Vgl. dazu unten, S. 26f. 67 Und zwar unter der Annahme, daß ein um 1300 von einem Metropoliten von Pyrgion mit σφραγ«ς eingesetzter „lokaler“ Anagnost oder ein um diese Zeit von einem Me- tropoliten von Pyrgion geweihter „lokaler“ Diakon um 1339/1340 noch durchaus am Leben gewesen sein könnte und sich an das Faktum erinnert haben müßte, daß er sei- nen kirchlichen Grad einem Metropoliten, nicht einem Bischof von Pyrgion verdank-

15 damals, wohl in der zweiten Hälfte des Jahres 1339 oder Anfang 134068, frisch promovierte Bischof von Pyrgion in seinem Widerstand gegen den Metropo- liten von Ephesos sofort zurückgegriffen hätte. Das Ausbleiben einer derarti- gen Reaktion im Anfangsstadium des Konflikts gibt doch etwas zu denken. Wie auch immer: Eine veritable Peripetie in der Geschichte von Pyrgion und seiner Umgebung ereignete sich knapp nach 1300, als die Bemühungen des byzantinischen Reiches, diese Teile Südwestkleinasiens (die nach der Wiedergewinnung Konstantinopels im Jahre 1261 ohnehin nur mehr zur „Pe- ripherie“ zählten) irgendwie noch gegen das Vordringen turkstämmiger Teil- herrscher zu behaupten69, endgültig zum Erliegen gekommen waren: Den letzten Ansatz in dieser Richtung unternahm im Frühsommer 1304 der mit dem byzantinischen Titel eines µ”γας δSO ausgestattete Führer der Katala- nischen Kompanie, Roger de Flor, doch dürften die Aktionen der von ihm kommandierten Truppe kaum das Wohlgefallen der ortsansässigen Bevölke- rung in (Ephesos und) Pyrgion gefunden haben70. Bald danach wurde Pyrgion von dem turkstämmigen Heerführer Sasa (Σασ‰ν)71 erobert, möglicherweise

te. — Zur Interpretation der Aussage in Dokument IV aus dem Jahre 1368, daß „ein Me- tropolit von Ephesos“ (d. h. Matthaios von Ephesos) „vor kurzem“ (d. h. vor August 1342) Pyrgion „als eigenes Bistum eingefordert und auch von der Synode erhalten habe“ (vgl. PRK 316 [= Appendix II: unten, S. 69], Z. 23—25) — d. h. zur Interpretation jener Aussa- ge, die unter Umständen als Hinweis darauf gewertet werden könnte, daß um 1339/1340 in Pyrgion und in Ephesos doch noch ein vages Wissen um den (neuerlichen, aus den frühpalaiologischen Jahrzehnten datierenden) „metropolitanen Charakter“ der Kirche von Pyrgion vorhanden war (warum sonst hätte Matthaios von Ephesos in Konstantino- pel um die Erlaubnis ersucht, für Pyrgion „nur“ einen Bischof zu weihen?) —, vgl. unten, Anm. 102 und 119. 68 Vgl. unten, S. 20. 69 Es ist hier nicht der Platz, diese Versuche (etwa die Expedition des Ioannes Palaiolo- gos, des Bruders des Kaisers Michael VIII., in das Tal des Maiandros [1269], das ana- loge Unternehmen des Kaisersohnes und Thronfolgers Andronikos [II.] Palaiologos [1278] oder die zunächst erfolgreichen, schließlich aber in einer [bald gescheiterten] Revolte endenden Aktionen des Alexios Philanthropenos [1294—1295; zu ihm vgl. PLP XII (1994), Nr. 29752]) longe lateque zu beschreiben oder bibliographisch zu doku- mentieren; vgl. dazu etwa den kurzen Überblick bei George G. Arnakis, ’s Anatolian Provinces during the Reign of Michael Palaeologus, in: Actes du XIIe Con- grès International d’Études Byzantines, Ochride, 10—16 septembre 1961, Bd. II. Beo- grad 1964, 37—44; s. auch Vryonis, Decline 136—137; Foss, Ephesus 142—143; Za- chariadou, Trade 105—107; Günter Prinzing, Zu den Minderheiten in der Mäander- Region während der Übergangsperiode von der byzantinischen zur seldschukisch- türkischen Herrschaft (11. Jh.—Anfang 14. Jh.), in: Peter Herz–Jörn Kobes (Hrsg.), Ethnische und religiöse Minderheiten in Kleinasien. Von der hellenistischen Antike bis in das byzantinische Mittelalter (Mainzer Veröffentlichungen zur Byzantinistik 2). Wiesbaden 1998, 175—176. — Pyrgion wird in diesem Zusammenhang im Jahre 1298 als zeitweiliger Aufenthaltsort des Feldherrn Ioannes Tarchaneiotes (zu ihm vgl. etwa PLP XI [1991], Nr. 27487) erwähnt, der die Unternehmungen des Alexios Philanthro- penos fortzusetzen versuchte, muß also zu diesem Zeitpunkte noch unter byzantini- scher Kontrolle gestanden sein: Georg. Pach., Rel. hist. IX 25 (Failler III 287, Z. 18—19; vgl. auch Z. 21—22: Erwähnung einer dort gelegenen, offensichtlich noch „in Funktion“ befindlichen µSνŸ τS ™ν µ‡ρτυσι µεγ«στSυ Γεωργ«Sυ, ¡ τS ∆ιÇς ±ερS π‡λαι). 70 Vgl. dazu den Bericht des Georgios Pachymeres (Rel. hist. XI 25): (Nachdem Roger de Flor schon Philadelpheia um eine bedeutende Geldsumme „erleichtert“ hatte,) τˆ µSια δρfU Πυργ«Sν κα¬ lΕφεσSν, κα¬ τÇν τ ς ‹παναστ‡σεως φυγSσι, τÇ τS λγSυ, καπνÇν τÇ πρ παν πτε τν πειρασµν (Failler IV 479, Z. 23—25); zur Datierung vgl. Albert Failler, Chronologie et composition dans l’Histoire de Georges Pachymérès (livres VII—XIII). Revue des Études Byzantines 48 (1990) 58. 71 Zu ihm vgl. PLP X (1990), Nr. 24948 (mit weiterer Literatur).

16 ungefähr gleichzeitig mit Ephesos, das nach dem bekannten Schreiberver- merk des aus Ephesos stammenden Kopisten Michael Lul(l)udes auf f. 327v des Cod. Marc. gr. 29272 am 24. Oktober 1305 in die Hände dieses condottiere gefallen war73. Kurz danach (zwischen dem 3. Juli 1307 und dem 20. Juni 130874) wurde Pyrgion von Mehmed Aydıno˘glu75 im Rahmen seiner Bemü- hungen, ein vom Emirat der Germiyano˘glu unabhängiges Herrschaftsgebiet zu errichten, in Besitz genommen76 und entwickelte sich bald zum Zentrum des Emirats von Aydın: Mehmed (der um 1317 seine Unabhängigkeit vom Emirat von Germiyan proklamiert hatte77) und nach ihm (1334) Umur I. (der hΑµžρπεκιν in unserem Dokument II78), einer von Mehmeds jüngeren Söh- nen79, hatten hier ihre Residenz. Daß die Ereignisse zwischen 1305 und 1307/1308 auch auf die kirchliche Struktur der orthodoxen Gemeinde von Pyrgion Auswirkungen gehabt haben werden, steht zu vermuten80; man könnte etwa an eine Flucht des damals (als Bischof oder als Metropolit?) amtierenden Oberhirten von Pyrgion oder daran

72 Kritische Edition der Notiz bei Alexander Turyn, Dated Greek Manuscripts of the Thirteenth and Fourteenth Centuries in the Libraries of Italy I. Text. Urbana–Chica- go–London 1972, 106 (mit weiterer Literatur); das Jahr (1305 gegen das bisher übli- che und auch von Turyn vertretene 1304; 1304 auch bei Foss, Ephesus 144) hier nach Albert Failler, Éphèse fut-elle prise en 1304 par les Turcs de Sasan? Revue des Études Byzantines 54 (1996) 245—248, der darauf hinweist, daß die bezügliche Weltjahresan- gabe in der Schreibernotiz des Lulludes eine Korrektur (6813 verbessert aus 6814) auf- weist. Berücksichtigt man dieses Faktum, so folgt daraus, daß mit der im Geschichts- werk des Georgios Pachymeres vertretenen Chronologie der Ereignisse dem 24. Okto- ber 1305 eindeutig der Vorrang zu geben ist. 73 Daß es Sasa gewesen war, der sich in den Besitz von Pyrgion setzte, geht aus der Vers- chronik Düsturname des im 15. Jahrhundert wirkenden, aber ältere Überlieferungen auswertenden Dichters und Geschichtsschreibers Enveri (zu diesem vgl. S〈teven〉 W. R〈einert〉, Art. Enveri. The Oxford Dictionary of Byzantium I [1991] 703) hervor: vgl. Mélikoff-Sayar 46—47, V. 23—25. 74 Vgl. die zusammenfassende Chronologie bei Lemerle, Aydin 38. 75 Zu ihm vgl. PLP I (1976), Nr. 462. 76 Auf die bei Lemerle, Aydin 20ff., zu lesende ausführliche Diskussion der (von der In- terpretation einer Stifterinschrift der Ulu Cami in Birgi ausgehenden) Frage, welchem turkstämmigen Heerführer bei der Eroberung von Pyrgion die „Priorität“ zukommt, braucht hier wohl nicht näher eingegangen werden (Lemerle, Aydin 24[ff.], ventiliert dabei die Hypothese, daß Pyrgion zwar von Sasa erobert, dann aber von der Katalani- schen Kompanie vorübergehend „befreit“ worden sein könnte, um schließlich 1307/ 1308 — nach dem gewaltsamen Ende des ursprünglich mit Mehmed verbündeten Sasa — in die Hände Mehmeds zu gelangen); vgl. dazu auch Mélikoff-Sayar 39 mit Anm. 1; s. ferner Foss, Ephesus 144. 77 Vgl. Mélikoff-Sayar 40 mit Anm. 1 bzw. die zusammenfassende Chronologie bei Le- merle, Aydin 38. 78 PRK 144, Z. 46 und 61; hΑµSρπεγις bei Matthaios von Ephesos, Ep. 55 (Reinsch 175, Z. 18); zu ihm vgl. PLP IX (1989), Nr. 21059. 79 In der älteren Literatur galt Umur I. (scil. nach dem Tode seines Vaters Mehmed) als ulu bey, d. h. als Oberhaupt der Aydıno˘glu; verschiedene Punkte in einem Vertrag mit Venedig aus dem Jahre 1337 deuten freilich, wie Zachariadou richtig bemerkt hat, darauf hin, daß die Würde eines ulu bey auf Umurs älteren Bruder Hızır (zu die- sem vgl. PLP XII [1994], Nr. 30795) übergegangen war: vgl. Zachariadou, Trade 112—113. 80 Absolut „katastrophal“ können diese Auswirkungen freilich nicht gewesen sein, denn ansonsten wäre der in unseren Dokumenten I und II als Widersacher des Me- tropoliten Matthaios von Ephesos auftretende Bischof N. N. von Pyrgion nicht in der Lage gewesen, zur Untermauerung des Ranges seiner Kirche (zumindest) ein Dokument aus dem „Archiv“ seines Bistums/seiner Metropolis beizusteuern (vgl. un- ten, S. 26).

17 denken, daß nach seinem Tode einfach kein Nachfolger geweiht wurde81. Es hat auf jeden Fall den Anschein, daß der von Matthaios von Ephesos instal- lierte Bischof von Pyrgion der erste kirchliche Amtsträger in dieser Stadt nach einer (längeren?) Sedisvakanz gewesen ist.

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Mit Matthaios von Ephesos82 beginnt das ausführlicher im Patriarchats- register von Konstantinopel dokumentierte Kapitel in der Kirchengeschichte von Pyrgion: Matthaios, mit weltlichem Namen Manuel (Gabalas), der seine Hoffnungen zunächst auf die lydische Metropolis Philadelpheia gesetzt hatte, wurde kurz vor Dezember 132983 zum Metropoliten des ranghöheren84, aber deutlich „unbequemeren“ (weil nicht mehr in byzantinischer Hand befindli- chen) Ephesos geweiht. In den letzten Jahren des Patriarchen Esaias und in den ersten Jahren des Patriarchen Ioannes XIV. Kalekas nimmt er in seiner Eigenschaft als Metropolit von Ephesos relativ häufig an Sitzungen der Syn- ode in Konstantinopel teil85; quasi als „Belohnung“ für diese Tätigkeit (bzw. als „Ersatz“ für das einstweilen nicht erreichbare Ephesos und gewiß auch als

81 Analoges gilt cum grano salis auch für die weitaus bedeutendere Metropolis Ephesos: Die bei Giorgio Fedalto, Hierarchia ecclesiastica orientalis. Series episcoporum ec- clesiarum christianorum orientalium I. Patriarchatus Constantinopolitanus. Padova 1988, 115 (offensichtlich nach R〈aymond〉 Janin, Art. Éphèse [1]. Dictionnaire d’Hi- stoire et de Géographie ecclésiastiques 15 [1963] 559), zwischen dem 1289 abgesetzten Ioannes Cheilas (vgl. oben, Anm. 62) und dem im Dezember 1329 erstmalig in der Me- tropolitenfunktion belegbaren Matthaios (Gabalas) (PRK 100, Z. 4—5; s. dazu gleich im folgenden) ausgewiesenen Namen von Metropoliten von Ephesos (Ioannes? Neo- phytos?) bleiben mehr als schemenhaft (die Feststellung bei Wächter, Verfall 40 [„So finden wir vom Anfang des 14. Jahrhunderts an bis 1393 den Stuhl von Ephesos un- unterbrochen besetzt“], trifft somit nicht zu [sie ist auch für die Zeit nach der Abset- zung des Matthaios von Ephesos zu relativieren: vgl. unten, S. 39]); und auch im Falle von Smyrne klafft zwischen den Metropoliten Theodulos (PLP IV [1980], Nr. 7269: ab- gesetzt vor April 1296) und Xenophon (PLP VIII [1986], Nr. 20897; als πSψžφιSς erstmalig im Oktober 1318 belegt [PRK 55, Z. 12]) eine kaum befriedigend zu schlie- ßende Lücke. — Nützliche Hinweise zu den „Vakanzen“ in kleinasiatischen Metropo- leis im 14. Jahrhundert bei Todt, Kantakuzenos 599ff. 82 Zu seiner Biographie vgl. Kuruses, Γαβαλ‰ς, passim; für eine erste Information sehr nützlich auch der „biographische Überblick“ bei Reinsch 4—7; s. schließlich auch PLP II (1977), Nr. 3309 (mit weiterer Literatur); zu vielen der folgenden Ausführungen vgl. auch das Kurzreferat bei Todt, Kantakuzenos 608—613, das die entsprechenden, wei- ter unten zitierten, in Ephesos verfaßten Briefe des Matthaios auswertet. — Der biblio- graphischen Vollständigkeit halber sei noch auf das Kapitel «Un Homme d’Église: Matthieu, métropolite d’Éphèse» bei Eva de Vries-van der Velden, L’élite byzantine devant l’avance turque à l’époque de la guerre civile de 1341 à 1354. Amsterdam 1989, 231—249, verwiesen (ohne daß die dortigen [kursorischen, die zugrunde liegende Pro- blematik kaum erkennenden] Angaben zur causa Pyrgion in den folgenden Fußnoten im einzelnen dokumentiert werden sollen). 83 Vgl. den Beleg oben in Anm. 81. 84 Philadelpheia war ursprünglich nur Suffraganbistum von Sardeis; seine im 14. Jahr- hundert schließlich doch prominente Stellung (10. Rang in der Notitia 17 [vgl. dazu den 2. Rang von Ephesos]) verdankte es vor allem Kaiser Andronikos II.: vgl. dazu die Hinweise in der soeben zitierten Notitia 17 (Darrouzès, Notitiae 393, Nr. 10); vgl. auch die Beiträge des Sammelbandes: Philadelphie et autres études (Préface: Hélène Ahrweiler) (Byzantina Sorbonensia 4). Paris 1984. 85 Letzter Beleg: PRK 123, Z. 46 (vom Juli 1339).

18 Einkunftsquelle zur Bestreitung seines Lebensunterhalts) wird ihm die thra- kische Metropolis Brysis κατ’ ™π«δSσιν übertragen86. Die politische Entspannung, die sich seit Ende 1335 zwischen Androni- kos III. Palaiologos und den Teilherrschern des Emirats Aydın, namentlich mit Umur und Hızır Aydıno˘glu, abzuzeichnen begann87, führte schließlich dazu, daß sich Matthaios (frühestens kurz nach dem Beginn der zweiten Hälfte des Jahres 133988) in seine angestammte Metropolis begeben konnte89. In mehreren Briefen, die er von Ephesos aus an Freunde in der Hauptstadt des byzantinischen Reiches schickte90, vor allem in einem ausführlichen an den ™π¬ τν ‹ναµνžσεων der Großen Kirche von Konstantinopel, Philippos Logaras91, gerichteten Schreiben92 beklagt sich Matthaios bitter über das viele Ungemach, das er in diesem „Land der Barbaren“ und auf der Reise dorthin erleiden mußte. In unserem Zusammenhang wichtig sind dabei die Angaben, die Matthaios zu seinen Kontakten mit Hızır Aydıno˘glu (@ετ«ρπε- γις93) macht, in dessen Herrschaftsgebiet Ephesos lag: Alle Versuche, die Mat- thaios unternahm, um eine Revindizierung des seinerzeitigen Eigentums der

86 Vgl. Darrouzès, Reg. 2165 (mit der entsprechenden Quelle); das bei Darrouzès ange- gebene Datum («avant mai 1332») läßt sich durch die Beobachtung etwas einengen, daß bis April 1331 Gerasimos als „regulärer“ Metropolit von Brysis belegt ist (vgl. PRK 106, Z. 9); die bei Reinsch 6 zu lesende Angabe zur Übertragung der Verwaltung von Brysis an Matthaios („Frühjahr 1322“) ist wohl nur ein Druckfehler. — Auf einem anderen Blatt steht das Faktum, daß Matthaios mit seiner „Ersatzmetropolis“ alles andere denn zufrieden war und sich (vgl. seinen Brief Nr. 64: Reinsch 198, Z. 235ff.; s. auch Kuruses, Γαβαλ‰ς 271ff. und 346—347) über dieses βρα_ τι πλισµα eher ab- fällig äußert. — Wie lange Matthaios von Ephesos πρεδρSς von Brysis war (auch noch nach seiner [zeitlich sehr befristeten …] „Übersiedlung“ nach Ephesos?), wissen wir nicht; im August 1347 erhält jedenfalls der Metropolit Athanasios von Kyzikos (kurzfristig) die Verwaltung der Metropolis Brysis übertragen (PRK 161; Darrouzès, Reg. 2285; unmittelbar danach, noch im August 1347, wird mit Theodoretos [PLP IV (1980), Nr. 7332] ein eigener Metropolit für Brysis geweiht): Man könnte diese Aktion als „Strafmaßnahme“ gegen Matthaios von Ephesos werten, der gegen den neuen Pa- triarchen von Konstantinopel, Isidoros, opponiert hatte und deswegen verurteilt wor- den war (vgl. Darrouzès, Reg. 2289 von etwa Ende August 1347 [das entsprechende Dokument wird bereits von Theodoretos als Metropolit von Brysis unterzeichnet: vgl. Uspenskij, Istorija Afona III 736, vorletzte Z.]; zu dieser Verurteilung s. auch unten, S. 38). Daß Matthaios die ‹ναφSρ‡ verschiedener Metropoliten an die Kaiserin(mut- ter) Anna Palaiologina vom September 1346 (zu dieser Eingabe vgl. auch unten, S. 37) nur als ταπεινÇς µητρSπSλ«της hΕφ”σSυ (ohne den Zusatz κα¬ πρεδρSς Βρσεως) unterschreibt (vgl. PG 151, 770 C 3), ist hingegen in unserem Zusammenhang weniger aussagekräftig. 87 Vgl. etwa die byzantinischen Gesandtschaften Dölger, Reg. 2819 und 2820; vgl. auch Todt, Kantakuzenos 26ff. und 609; für einen ersten Überblick s. auch G〈iulio〉 Visma- ra, Le relazioni dell’impero con gli emirati selgiuchidi nel corso del secolo decimoquar- to. Byzantinische Forschungen 3 (1968) (= Polychordia. Festschrift Franz Dölger zum 75. Geburtstag, besorgt von Peter Wirth. Amsterdam 1968) 210—221. 88 Vgl. den in Anm. 85 zitierten Beleg für den noch im Juli 1339 nachweisbaren Aufent- halt des Matthaios in Konstantinopel; so auch Kuruses, Γαβαλ‰ς 348; Todt, Kanta- kuzenos 609. 89 Er fungiert dabei sogar als Überbringer einer Botschaft des Kaisers Andronikos III. an Umur I. Aydıno˘glu: vgl. Dölger, Reg. 2837; der Beleg (Ep. 55 des Matthaios an Philippos Logaras) jetzt bei Reinsch 176, Z. 33. 90 Epp. 53—57 in der Zählung bei Reinsch 172—183; vgl. auch den Hinweis bei Reinsch 6, daß keiner dieser Briefe in die Zeit nach 1341 zu datieren sein wird. — Für das Fol- gende vgl. auch Vryonis, Decline 344—348, und Todt, Kantakuzenos 610—611. 91 PLP VI (1983), Nr. 14990. 92 Ep. 55: Reinsch 175—178. 93 Reinsch 176, Z. 60.

19 Metropolis Ephesos zu erreichen (παρα_ωρ σαι ¡µ­ν κα¬ ±ερS κα¬ S²κ«ας κα¬ πρα㵇των κα¬ σ’ ‹ρ_ιερεσι τÇ κατ’ ‹ρ_ˆς δι”φερεν94), blieben so gut wie erfolglos: Er erhielt schließlich nur eine kleine S²κ«α, aus der man zuvor eine γρας hΙσµαηλ­τις delogiert hatte, und eine _ρα π‡νυ τSι λιγ«στη au- ßerhalb der Stadt (die Matthaios freilich nicht annahm, weil sie eher zur κα- ταστρSφž, nicht zur τρSφž ihres Besitzers beigetragen hätte)95 und mußte sich schließlich mit einer Zahl von sechs Priestern als „nachgeordnetem Dienstpersonal“ zufriedengeben96. Seine lamentationes faßt Matthaios in ei- nem bezeichnenden Satz zusammen: ¡µε­ς δ’, πSι τ_Sι τν ±ερν, παρα- ρριπτSµεθα σανε« τινες ‹πλιδες © ‹µητρSπλιδες ±ερ‡ρ_αι97. Kurz: Matthaios’ Hauptsorgen galten einer einigermaßen standesgemäßen Ausstat- tung seiner Metropolis98 — und dazu zählte ohne Zweifel auch die Zahl der Ephesos unterstehenden Suffragane: Offensichtlich bald nach seinem Ein- treffen in Ephesos, also entweder in der zweiten Hälfte des Jahres 1339 oder Anfang 1340, begann Matthaios mit der Einsetzung von Suffraganbischöfen (auch wenn er sich über deren hartes Schicksal nach seinen eigenen Worten schwere Sorgen machte): ¢ν_λει δ— παρˆ πSλ κα¬ τˆ τν ™πισκπων, Sς ατS πρSβαλµεθα, τ«να σταθµÇν S± δυστυ_ε­ς ερωσι κα¬ πS« πSτε λžOωσι µηδ’ SτSι τ”ως συγ_ωρSµενSι τˆς σφετ”ρας ²δε­ν ™κκλησ«ας99. Faßt man diese beiden Aspekte zusammen, so ergibt sich daraus ein pas- sender Hintergrund für die Auseinandersetzungen, die in unseren Dokumen- ten I und II (PRK 138 und 144) greifbar werden100: Matthaios hatte (wie so- eben gesagt: wohl noch in der zweiten Hälfte des Jahres 1339 oder Anfang 1340101) für Pyrgion (aus den Reihen des „vor Ort“ verfügbaren Klerus?) einen Bischof geweiht102, und da dieser, wie man wohl aufgrund der folgenden Er- eignisse vermuten darf, über einen eigenwilligen und Streit nicht scheuenden

94 Reinsch 176, Z. 63—64; an anderer Stelle (Reinsch 177, Z. 93—94) ist von ‹γρS¬ κα¬ ‘λλη κτžσις die Rede. 95 Reinsch 177, Z. 106—177, Z. 113. 96 Reinsch 177, Z. 114—115; diese Priester waren nicht einmal von der Steuerpflicht den muslimischen Machthabern gegenüber befreit (vgl. a. O., Z. 115—117). 97 Reinsch 178, Z. 125—126. 98 Und damit, zumindest indirekt, auch einer standesgemäßen Bestreitung seines eige- nen Lebensunterhalts … 99 Reinsch 176, Z. 39—42. 100 Ein kurzes Referat zu diesen Ereignissen (auf der Grundlage der bei Miklosich und Müller gedruckten Texte) auch bei Kuruses, Γαβαλ‰ς 349—350. 101 Dok. I (PRK 138) vom August 1342 spricht von λ«γ& πρτερSν (Z. 4). 102 Genau das will auch die bereits mehrfach zitierte Notiz in der Appendix 1 zu Notitia 18 besagen (s. zuletzt oben, Anm. 60): κα¬ νν δ— Πυργ«Sυ πÇ τS hΕφ”σSυ _ει- ρSτSνηθε«ς (Darrouzès, Notitiae 409, Nr. 150, Z. 15—16). — Die Einsetzung eines Bischofs in Pyrgion durch Matthaios von Ephesos erfolgte gewiß bona fide, da er als „Ortsfremder“ nichts von der „metropolitanen“ Vergangenheit von Pyrgion (wie lan- ge diese „Vergangenheit“ auch immer zurückliegen mochte …) gewußt haben kann, bzw. de iure (canonico), wenn Pyrgion in der Tat nach der Rückstufung unter Theo- doros I. Laskaris nie mehr von neuem den Rang einer Metropolis erhalten haben sollte. — Zur Diskussion, in welchem Ausmaße die Behauptungen in unserem Doku- ment IV (vom Januar 1368) zutreffen, „ein Metropolit“ (µητρSπSλ«της τις) von Ephe- sos (d. h. Matthaios, der aufgrund seiner im Jahre 1351 erfolgten Absetzung hier ei- ner Art damnatio nominis unterliegt; dazu s. auch unten, S. 53 mit Anm. 286) habe „vor kurzem“ (λ«γ& δ— πρτερSν) Pyrgion „als eigenes Bistum eingefordert und auch von der Synode erhalten“ (τατην [d. h. die ™κκλησ«α von Pyrgion] ς ²δ«αν ™πισκSπŸν ‹νακαλεσαµ”νSυ κα¬ λαβντSς παρˆ τ ς θε«ας κα¬ ±ερ‰ς συνδSυ: PRK 316 [= Appendix II: unten, S. 69], Z. 23—25; vgl. schon oben, Anm. 67) und erst danach einen eigenen Bischof für Pyrgion geweiht, vgl. unten, Anm. 119.

20 Charakter verfügte, begannen die beiden Persönlichkeiten (Matthaios auf der einen, der anonym bleibende Bischof auf der anderen Seite), sich aneinander „zu reiben“. Durchaus denkbar wäre es auch, daß unser N. N. von Pyrgion al- lein schon wegen des Umstandes, daß er in dem wichtigsten Zentrum des Emirats von Aydın saß, über reichere Ressourcen als sein „Vorgesetzter“ in Ephesos/Ayasulu˘g verfügte103 und daß Matthaios ob seiner ihm so bedrük- kend und ärmlich erscheinenden Lage in Ephesos ein neidvolles, vielleicht so- gar begehrliches Auge auf die Einkünfte seines Suffragans geworfen hatte.

103 Man beachte in diesem Zusammenhang, daß in unserem Dokument I der Kirche von Pyrgion auch ihre Rechtsansprüche auf zwei _ωρ«α namens ∆ιÇς gΙερν (könnte da- mit das oben in Anm. 69 aus Georgios Pachymeres belegte, knapp vor 1300 noch exi- stierende Georgios-Kloster gemeint sein?) und ∆«γδη bestätigt werden (PRK 138, Z. 61ff.) (es ist wohl nicht anzunehmen, daß sich N. N. von Pyrgion im August 1342 in Konstantinopel Rechte zusichern ließ, die er vor Ort, d. h. angesichts der konkreten Gegebenheiten der muslimischen Herrschaft in diesem Gebiet, nicht realiter einlösen konnte) — und das scheint doch etwas mehr gewesen zu sein als die _ρα π‡νυ τSι λιγ«στη, die Matthaios nach seinem Eintreffen in Ephesos angeboten erhalten hatte (vgl. oben, S. 20 mit Anm. 95). — All diese Überlegungen und Hinweise gegen Wäch- ter, Verfall 43, der (nach einer ausführlichen Darstellung des Inhalts unserer Doku- mente II und IV) in Pyrgion einen außerordentlich verarmten Sitz sieht, der sich eben keinen eigenen Metropoliten oder Bischof „leisten“ konnte; allein deswegen sei es zur Unterstellung unter bzw. zur Zusammenlegung mit Ephesos gekommen. Weit- aus eher dürfte das Gegenteil zutreffen: Gerade der (relative) Wohlstand der Kirche von Pyrgion könnte ein Anreiz für die Metropolis Ephesos gewesen sein, sich Pyrgi- on, in welcher Weise auch immer, anzueignen. Dafür spricht übrigens auch das Fak- tum, daß unser Dokument IV (PRK 316; Januar 1368) dem Metropoliten (Theodore- tos) von Ephesos (und seinen Nachfolgern) die Kirche von Pyrgion ™πιδσεως λγ& unterstellt (nachdem Pyrgion zuvor dem Metropoliten von Chios in Epidosis zugeteilt worden war) (vgl. dazu im folgenden, S. 40ff.): Bei einer (vorläufigen, im einzelnen noch zu überprüfenden) Untersuchung der κατ’ ™π«δSσιν-Verleihungen des 14. Jahr- hunderts zeigt es sich, daß die κατ’ ™π«δSσιν übergebene Kirche in der Regel (noch) „fi- nanzkräftiger“ war als die (meistens ranghöhere) Kirche, die in den Genuß einer der- artigen Epidosis kam. — Kein brauchbares Argument im Hinblick auf die wirtschaft- liche Situation der christlichen Gemeinde in Pyrgion läßt sich leider dem Bericht des Ibn Batt tt ¯utt a entnehmen, der kurz vor den hier zur Diskussion stehenden Jahren Pyr- gion (und Ephesos) besuchte und dort zwei Wochen verbrachte: Im Kapitel (6/4) Mad¯ınat Birk¯ı wa sultq a¯nuha¯ („Die Stadt Birgi und ihr Sultan“) seiner Reiseberichte (Riht lat Ibn Batt tt ¯utt a al-musamma¯t tuht fat an-nazt zt ¯ar f¯ıg˙ara¯’ib al-amst ¯ar wa-gaˇga¯’ib al- asfa¯r, ed. Tt ala¯lHt arb. Beirut 21992, 314—317) wird zwar relativ ausführlich auf den „Sultan“ Mehmed Aydıno˘glu und auf sein muslimisches Umfeld (etwa auf einen Ge- lehrten namens Muht y¯ı ad-D¯ın, der in Birgi eine madrasa leitete) eingegangen; mehr als das Faktum, daß Birgi/Pyrgion zu diesem Zeitpunkt das bedeutendste städtische Zentrum im Herrschaftsbereich der Aydıno˘glu (mit einer bereits fest etablierten is- lamischen Führungs- und Gelehrtenschicht) gewesen sein muß, läßt sich den Ausfüh- rungen bei Ibn Batt tt ¯utt a aber nicht entnehmen (der nur am Rande auf „griechische Sklaven“ zu sprechen kommt [und so ein Detail aus den Briefen des Matthaios von Ephesos bestätigt: vgl. Reinsch 178, Z. 126ff.]) (für sachkundige Hilfe zum Text des Ibn Batt tt ¯utt a danke ich Herrn Dr. Alexander Beihammer/University of Nicosia); zu den „Kleinasien-Abschnitten“ bei Ibn Batt tt ¯utt a vgl. auch G〈eorgios〉 Georgiades Arna- kes, gΗ περιžγησις τS lΙµπν ΜπαττSτα ‹νˆ τŸν Μικρˆν hΑσ«αν κα¬ ¡ κατ‡στα- σις τν ˜λληνικν κα¬ τSυρκικν πληθυσµν κατˆ τÇν ιδ′ α²να. eΕπετηρ£ς dΕται- ρε¢ας Βυ^αντινν ΣπPυδν 22 (1952) 135—149, bes. S. 136 und 143 zu Pyrgion. — Natürlich darf auch die wirtschaftliche Situation der in Pyrgion verbliebenen christ- lichen Bevölkerung nicht zu rosig gesehen werden: Todt, Kantakuzenos 601, ver- weist mit Recht darauf, daß in den turkstämmigen Teilreichen Südwestkleinasiens (aufgrund der dort wieder stärker hervortretenden g˙a¯z¯ı-Mentalität) die Toleranz ge- genüber den ortsansässigen Christen relativ gering war (eine Einstellung, die den materiellen Wohlstand des orthodox gebliebenen Bevölkerungsstratums gewiß nicht förderte).

21 Auch wenn derartige Überlegungen unbeweisbar und reine Spekulation sind: All das könnte zu Aktionen des Matthaios geführt haben, die der Bischof von Pyrgion als Schikanen empfand und gegen die er Widerstand leistete. Hier setzen nun unsere Dokumente I (PRK 138) und II (PRK 144) ein, de- nen freilich auch keine absolut eindeutigen Aussagen zu entnehmen sind104; die Ereignisse lassen sich am besten wie folgt rekonstruieren: Die Auseinan- dersetzungen zwischen dem Metropoliten von Ephesos und dem von ihm ge- weihten Bischof von Pyrgion eskalierten (wohl 1340/1341) in einem derarti- gen Maße, daß Matthaios von Ephesos die ihm untergebenen (und auch zum größten Teil von ihm neu eingesetzten105) Suffraganbischöfe zu einer synoda- len Sitzung einberief106, in der die Angelegenheit des widerspenstigen N. N. von Pyrgion107 beraten werden sollte108; die Anschuldigungen, die damals ge-

104 PRK 138 vom August 1342 verschleiert (wohl intentionell) die Sachlage (diese συν- SδικŸ œγγραφSς πρ‰Oις tut so, als ginge es bei der gesamten Angelegenheit aus- schließlich um die Frage des [von Matthaios von Ephesos nicht anerkannten] Ranges von Pyrgion als Metropolis); etwas konkreter (aber noch immer alles andere denn „stimmig“) wird erst PRK 144 vom April 1343, und zwar wohl nur deswegen, weil in- zwischen auch Matthaios von Ephesos zumindest bei einem Teil der bezüglichen Ver- handlungen und Diskussionen vor der patriarchalen Synode zugegen war: Damit war es unmöglich geworden, die Situation ausschließlich aus der Sicht des Bischofs von Pyrgion darzustellen, wie dies noch in PRK 138 geschehen war. Trotzdem: Einige Er- eignisse, von denen das „Referat“ in PRK 144 glauben läßt, sie seien zwischen der Ex- pedierung von PRK 138 und den nunmehr in PRK 144 festgehaltenen Beschlüssen eingetreten, werden chronologisch bereits im „Vorfeld“ von PRK 138, d. h. vor August 1342, anzusiedeln sein; vgl. etwa die in Anm. 126 und Anm. 135 diskutierten Beispiele. 105 Vgl. den entsprechenden, oben mit Anm. 99 dokumentierten Hinweis aus Ep. 55 des Matthaios. 106 Dahingestellt sei, ob Matthaios von Ephesos dabei auf die Zahl von zwölf Suffraganen kam, d. h. auf jene Zahl von Bischöfen, die nach den gültigen kanonischen Vorschrif- ten (vgl. Kanon 12 des Konzils von Karthago: Joannou I/2, 225—226) notwendig war, um ein Anklage- bzw. Amtsenthebungsverfahren gegen einen Bischofrite durchzufüh- ren. 107 Daß N. N. von Pyrgion zu diesem Zeitpunkte wohl noch keine „metropolitanen“ An- sprüche seiner Kirche als Gegenargument vorbrachte (d. h. noch nicht darauf ver- wies, daß er als Metropolit nicht von einem anderen Metropoliten, sondern nur vom Patriarchen von Konstantinopel abgeurteilt werden dürfe; s. schon oben, S. 15), geht mit hoher Wahrscheinlichkeit daraus hervor, daß PRK 144 zu dieser Phase ver- merkt, N. N. von Pyrgion sei ε²ς ™π«σκSπSν “τι τελν πÇ τŸν Šγιωτ‡την δηλSντι µητρπSλιν τ ς hΕφ”σSυ (Z. 6—7) unter Anklage gestellt worden; der mögliche Ein- wand, daß diese Formulierung in PRK 144 nur deswegen gewählt wurde, weil dem Pyrgioten seine Metropolitenqualität erst nach der entsprechenden Bestätigung durch den Patriarchen von Konstantinopel und dessen Synode (also erst durch PRK 138 vom August 1342) zustand, ist wohl etwas zu spitzfindig. 108 Dieser entscheidende Ausdruck — συνSδικŸ ™O”τασις — findet sich in PRK 144 erst relativ spät (Z. 44), nachdem zuvor, in der eigentlichen Narratio zur causa, andere Formulierungen (z. B. in Z. 8: καταψηφισθε¬ς [scil. N. N. von Pyrgion] πÇ τS hΕφ”- σSυ) verwendet wurden, die den Eindruck eines „Alleingangs“ des Metropoliten Matthaios von Ephesos in dieser Angelegenheit entstehen lassen — und in Z. 44 von PRK 144 ist ein stillschweigendes Übergehen des synodalen Charakters des Vorge- hens, das Matthaios von Ephesos gegen N. N. von Pyrgion eingeleitet hatte, deswe- gen unmöglich, weil an dieser Stelle das „Protokoll“ der entsprechenden ephesini- schen Synode erwähnt wird, das der mit einem Lokalaugenschein beauftragte Metro- polit N. N. von Laodikeia (dazu vgl. unten, S. 28f.) als Beweismittel nach Konstantino- pel geschickt hatte. Allerdings wird in PRK 144 das Eingeständnis der Tatsache, daß Matthaios von Ephesos (formal korrekt) in einem synodal durchgeführten Verfahren gegen N. N. von Pyrgion eingeschritten war, sofort wieder durch die Bemerkung ab- geschwächt, daß sich Matthaios bei dieser Sitzung der ephesinischen Synode in nicht zutreffender Weise darauf berufen habe, für die Absetzung des Pyrgioten die Zustim-

22 gen diesen vorgebracht wurden, werden nicht näher spezifiziert109. Der Aus- gang dieses (wohl in Ephesos selbst, zumindest im Metropolitansprengel von Ephesos) durchgeführten Verfahrens wird in PRK 144 widersprüchlich darge- stellt: Auf der einen Seite heißt es, N. N. von Pyrgion sei der Absetzung verfal- len (καθα«ρεσιν καταψηφισθε¬ς πÇ τS hΕφ”σSυ110); auf der anderen Seite wird gesagt, daß N. N. von Pyrgion angesichts dieser Anklagesituation (unter Zwang: ¢ναγκ‡σθη) resigniert habe (es fällt der terminus technicus παρ- αιτžσασθαι111). Letzteres muß nicht unbedingt als „Schutzbehauptung“ des Bischofs von Pyrgion gewertet werden112: Es könnte auch durchaus so gewe- sen sein, daß Matthaios von Ephesos die für die kanonisch wirksame Verur- teilung seines widerspenstigen Untergebenen erforderliche Zahl von zwölf bi- schöflichen Beisitzern bei der Urteilsfindung113 nicht zustande gebracht hatte und daher vorsichtshalber den Weg beschritt, den Bischof von Pyrgion (mit mehr oder weniger massivem Druck) zur Resignation zu veranlassen: Damit wäre das „Problem Pyrgion“ ohne die Verletzung kanonischer Bestimmungen gelöst gewesen113a. — Hinsichtlich der weiteren, von N. N. von Pyrgion in die- sem Zusammenhang vorgebrachten Details (er habe sich nach seiner Abset- zung/Resignation wieder mit dem Metropoliten von Ephesos ausgesöhnt, dieser habe ihm verziehen, habe mit ihm gemeinsam zelebriert und habe ihn sogar mit der [nur Bischöfen zustehenden] Weihe [von Priestern und Diako- nen] betraut114) sind keine sicheren Aussagen möglich; absolut glaubwürdig

mung Ioannes’ XIV. Kalekas zu besitzen (PRK 144, Z. 44—45; s. dazu auch unten, Anm. 187). 109 Es ist stets nur unpräzise von α²τ釵ατα (PRK 144, Z. 12 und 24) die Rede; die in PRK 144 dann ausführlicher behandelten Vorwürfe des „Mordes“ und des „Meinei- des“ sind zusätzliche Anklagepunkte, die Matthaios von Ephesos erst im Vorfeld je- ner Synodalsitzung (jener Synodalsitzungen?) (scil. solange er selbst an diesen Sitzun- gen überhaupt teilnahm: vgl. unten, S. 28f. mit Anm. 143 und 146) vorbrachte, die schließlich zur Expedierung von PRK 144 im April 1343 führte(n) (vgl. die Partizipia πρPσεπιφ”ρων und πρPσανατιθε«ς [scil. der Metropolit von Ephesos gegen N. N. von Pyrgion] in PRK 144, Z. 24—25). 110 PRK 144, Z. 8 (vgl. auch Z. 43). 111 PRK 144, Z. 16. — Auffällig bleibt, daß von all diesen Vorgängen (von den ersten α²τ釵ατα, von der synodalen Verhandlung in Ephesos, von der Verurteilung/Resi- gnation des N. N. von Pyrgion) im „Vorgängerdokument“ PRK 138 mit keinem Wort die Rede ist … 112 In die Gattung der „Schutzbehauptungen“ fällt aber auf jeden Fall seine Versiche- rung, daß er sich (natürlich …) in allen damals gegen ihn vorgebrachten Anklage- punkten als unschuldig erwiesen habe (‹ντερSς ‹ναφανε«ς: PRK 144, Z. 15). 113 Vgl. oben, Anm. 106. 113a Mit diesen Überlegungen soll natürlich die Möglichkeit nicht ausgeschlossen wer- den, daß N. N. von Pyrgion seine (durchaus korrekt von der Synode der Metropolis Ephesos ausgesprochene) Absetzung später vor der Synode in Konstantinopel schamhaft als (unfreiwillige) Resignation ausgegeben hat. 114 PRK 144, Z. 16—18. — Vor allem hinsichtlich des Details der von N. N. (nach seiner Absetzung/Resignation) („im Auftrag des Metropoliten von Ephesos“) erteilten Wei- hen erhärtet sich der Verdacht auf eine „Schutzbehauptung“: Würde der Oberhirt von Pyrgion nicht vorgeben, Matthaios von Ephesos habe ihm wieder verziehen (d. h. wiederum zur Ausübung des Bischofsamtes zugelassen), hätten alle nach der Abset- zung/Resignation vom Pyrgioten in Pyrgion gespendeten Priester- und Diakonswei- hen automatisch ihre Gültigkeit verloren, da sie von einem nicht (mehr) dazu befug- ten Weihespender vorgenommen worden waren. Da nun die Vermutung naheliegt, daß N. N. von Pyrgion angesichts der akuten Konfrontation mit Matthaios von Ephe- sos nur Personen seines Vertrauens zu Diakonen und Priestern befördert haben wird, um sich auf diese Weise eine Art „Klientel“ zu verschaffen, wäre in logischer Folge ebendiese Klientel „brotlos“ geworden. Daß derartige Überlegungen nicht völ-

23 erscheinen diese Behauptungen freilich nicht: Sollten sie zutreffen, fehlt im Grunde eine zwingende Notwendigkeit für den nächsten Schritt, den der Bi- schof von Pyrgion setzte: die Appellation an den Patriarchen Ioannes XIV. Kalekas von Konstantinopel und an dessen Synode. Mit dieser Appellation dürfte N. N. von Pyrgion nicht lange gewartet ha- ben, denn unser Dokument I vom August 1342 (PRK 138) spiegelt ein bereits fortgeschritteneres Stadium der Affäre wider; der streitbare Bischof von Pyr- gion muß also spätestens Anfang 1342 persönlich in Konstantinopel115 seine Angelegenheit vor den Patriarchen Ioannes XIV. Kalekas und die Synode ge- bracht haben. Dokument I (PRK 138) schweigt über diese Einzelheiten; nur Dokument II (PRK 144) vom April 1343 führt aus, daß im Zusammenhang mit entsprechenden „Voruntersuchungen“ eine schriftliche Nachricht des Metro- politen von Ephesos bei der Synode in der Hauptstadt des byzantinischen Reiches eingetroffen sei116, ein Schreiben, in dem Matthaios κατˆ µ”ρSς die Gründe117 dargelegt habe, die ihn zur Amtsenthebung118 des Bischofs von Pyr- gion (scil. nach entsprechender synodaler Verhandlung in Ephesos) genötigt hätten119. Da N. N. von Pyrgion bei seiner Verteidigung vor der Synode in

lig aus der Luft gegriffen sind, lehrt die Beobachtung, daß es just Angehörige des Klerus der Kirche von Pyrgion sind, die schon im August 1342 (vgl. unten, S. 26 mit Anm. 126) für N. N. von Pyrgion vor der Synode in Konstantinopel auftreten, mehr noch: ein den „metropolitanen Charakter“ von Pyrgion „untermauerndes“, offensichtlich aus Pyr- gion nach Konstantinopel transportiertes Beweisstück vorlegen (vgl. unten, S. 26f. mit Anm. 131; s. auch Anm. 164). 115 Vgl. PRK 144, Z. 8—9: ε²ς τŸν καθ’ ¡µ‰ς ±ερˆν κα¬ θε­αν σνSδSν ‹ναδραµν. 116 Es wird zwar nicht ausdrücklich gesagt, daß diese schriftliche Stellungnahme seitens des Metropoliten von Ephesos vom Patriarchen Ioannes XIV. Kalekas und der Synode angefordert worden war, doch scheint ein derartiges Vorgehen einigermaßen wahr- scheinlich; ein in diesem Sinne zu postulierendes Dokument Ioannes’ XIV. (mit einer ungefähren Datierung „Anfang/erste Monate des Jahres 1342“) fehlt bei Darrouzès, Reg. (leider aber auch in PRK II 316, wo es — nach Punkt d — unter die „erwähnten Urkunden und Gesetze“ aufzunehmen gewesen wäre). 117 Es sind dies jene α²τ釵ατα (PRK 144, Z. 12), über deren konkreten Hintergrund wir nichts wissen (vgl. oben, S. 23 mit Anm. 109). 118 Daß auf der anderen Seite kurz danach nur von einer „Resignation“ des Bischofs von Pyrgion gesprochen wird, wurde soeben (vgl. S. 23) erwähnt. — Diese Absetzung des Bischofs von Pyrgion nach synodaler Untersuchung in Ephesos entspricht in PRK II 316 der erwähnten Urkunde d. 119 PRK 144, Z. 11—12. — Diese von Matthaios von Ephesos gegebene Tatsachendar- stellung (vgl. PRK II 316, erwähnte Urkunde e) könnte mit jenem in Dokument IV vom Januar 1368 (= PRK 316) erwähnten Schreiben des Metropoliten von Ephesos identisch sein, in dem dieser (so PRK 316) um die von der Synode (und natürlich auch vom Patriarchen) in Konstantinopel zu erteilende Ermächtigung zur Weihe eines Bi- schofs von Pyrgion angesucht haben soll (vgl. oben, Anm. 67 und 102); eine andere, einigermaßen überzeugende Deutung des Charakters dieses lediglich in PRK 316 in der genannten Weise angesprochenen Schriftstücks des Matthaios von Ephesos er- scheint schwer möglich (auszuschließen ist eine Gleichsetzung mit jenen Dokumen- ten, die der mit einer lokalen Untersuchung beauftragte Metropolit N. N. von Laodi- keia [vgl. dazu gleich im folgenden, S. 28f.] kurz vor April 1343 aus Ephesos nach Kon- stantinopel gesandt hatte und von denen eines die synodale Absetzung des Bischofs von Pyrgion durch Matthaios von Ephesos enthielt [zu diesen Dokumenten vgl. PRK II 318, erwähnte Urkunden j]); dazu kommt noch das Faktum, daß nach byzantini- schem Kirchenrecht ein Metropolit bei der Weihe eines seiner Suffraganbischöfe weitgehend autonom, d. h. ohne Einholung einer entsprechenden Zustimmung sei- tens des Patriarchen von Konstantinopel, vorgehen konnte (das scheint zumindest aus einer unter dem Namen eines Euthymios von Sardeis laufenden Schrift De elec- tione et ordinatione episcoporum hervorzugehen [vgl. das bezügliche Kapitel in der Ausgabe von Darrouzès, Ecclésiologie 114, Z. 6ff.]) — eine Beobachtung, welche den

24 Konstantinopel darauf verwies, daß er an sich nach seiner Absetzung/Resi- gnation ohnehin die συγ_ρησις seitens des Metropoliten von Ephesos erhal- ten habe120, richtete Ioannes XIV. Kalekas συνSδικς ein Schrei- ben an Matthaios von Ephesos121, in dem er diesen aufforderte, dem Oberhir- ten von Pyrgion entweder zu verzeihen („wenn etwas Verzeihliches vorliege“) oder ihn bis zu weiteren Verhandlungen in dieser causa — Verhandlungen, die in seiner, des Metropoliten von Ephesos, Anwesenheit geführt werden sollten — nicht weiter zu „belästigen“122. Die an Matthaios von Ephesos adressierte Ermahnung, dem Oberhirten von Pyrgion gegenüber συγγνµη walten zu lassen, macht im Grunde nur dann Sinn, wenn man von der Annahme ausgeht, daß Patriarch Ioannes XIV. Kalekas und die Synode bis zu diesem Zeitpunkte N. N. von Pyrgion lediglich als Bischof betrachteten: Hätte der Pyrgiote schon davor die „Metropolis- Würde“ seines Sitzes in die Diskussion geworfen123, hätte Ioannes XIV. Kale- kas mit einiger Wahrscheinlichkeit sein Schreiben anders formuliert. Damit

Inhalt der „Rückfrage“ des Matthaios von Ephesos in Konstantinopel, so wie er von Phi- lotheos Kokkinos in Dokument IV (PRK 316; Januar 1368) referiert wird, äußerst frag- würdig macht (vgl. auch die Feststellung beiDarrouzès, Reg. 2235 [«Critique 1»]: «L’in- terprétation donnée par Philothée n’est pas admissible»). — Folgt man diesen Überle- gungen nicht, so bliebe nur der Schluß übrig, daß ausschließlich unser Dokument IV (PRK 316; vgl. nochmals das Zitat oben in Anm. 102) die Sachlage korrekt darstellt, daß also Matthaios von Ephesos in der Tat vor der Bischofsweihe des N. N. von Pyrgion um eine entsprechende Genehmigung in Konstantinopel eingekommen ist (vielleicht doch aufgrund des Faktums, daß sich in Pyrgion um 1340 noch vage Erinnerungen an die „metropolitane Vergangenheit“ der Kirche von Pyrgion gehalten haben könnten [womit eine neuerliche Erhebung von Pyrgion zur Metropolis in der frühen Palaiologenzeit wie- der um eine Spur mehr an Wahrscheinlichkeit erhielte: vgl. von neuem die Diskussion oben, S. 14ff.; s. auch Anm. 67]?) — und diese Genehmigung (Ende 1339 oder Anfang 1340) auch erhalten hat. Das vollständige Verschweigen dieses Umstands in unseren Do- kumenten I und II (PRK 138 und 144) vom August 1342 und vom April 1343 ließe sich dann nur so erklären, daß Ioannes XIV. Kalekas die peinliche Tatsache unter den Tisch kehren wollte, daß er ein von ihm persönlich gutgeheißenes Vorgehen des Matthaios von Ephesos (Ermächtigung zur Weihe eines Bischofs für die Kirche von Pyrgion) kurz da- nach wieder (durch die Anerkennung des metropolitanen Status von Pyrgion und durch eine strikte Ablehnung [vgl. die Wortwahl in PRK 138, Z. 46—47] der von Matthaios ge- setzten Schritte) total umstieß (wobei man sich daran erinnert, daß einer der Vorwürfe, die Matthaios von Ephesos zusammen mit anderen Metropoliten im September 1346 in einer an die Kaiserin[mutter] Anna Palaiologina gerichteten ‹ναφSρ‡ gegen Ioan- nes XIV. Kalekas erhob [vgl. dazu ausführlicher unten, S. 37 mit Anm. 194 und 196], in die Richtung ging, daß der Patriarch verschiedentlich [natürlich gegen das Recht …] ab- solut widersprüchliche Urkunden ausgestellt habe [vgl. vor allem: … κα¬ κρ«νων (Ioan- nes XIV.) ™νδιαστρφως τˆς ‹νακυπτSσας ™κκλησιαστικˆς … πSθ”σεις, ς κα¬ διπλ‰ς σηµεισεις‹ντιθ”τSυς™π¬ πSλλν εÂναιτS ατS (PG 151, 768 D 9—12)]). — Wie auch immer: Was man auch versucht, um die in diesem Punkte so konträren Aus- sagen unserer Dokumente I/II und IV irgendwie zu harmonisieren — der Rest eines non liquet bleibt auf jeden Fall. 120 Vgl. oben, S. 23 mit Anm. 114. 121 Darrouzès, Reg. 2223 (mit der ungefähren Datierung «fin 1341—début 1342»; eine zeitliche Einordnung in die ersten Monate des Jahres 1342 erscheint auch mir sehr plausibel) = PRK II 318, erwähnte Urkunde f (vgl. vor allem den Ausdruck γρ‡µµατα in PRK 144, Z. 18). — Auf jeden Fall ist daraus zu schließen, daß sich Matthaios von Ephesos zu diesem Zeitpunkt noch in seiner kleinasiatischen Metropolis aufgehalten hat; erst das Eintreffen der γρ‡µµατα Ioannes’ XIV. wird ihn wohl zur sofortigen Abreise Richtung Konstantinopel (vgl. gleich im folgenden) veranlaßt haben, um dort vor der Synode zu retten, was in der Angelegenheit Pyrgion noch zu retten war. 122 PRK 144, Z. 18—21 (vgl. vor allem die Formulierung ™‰σαι µ”νειν ‹νεν_λητSν [scil. N. N. von Pyrgion]). 123 Vgl. dazu die ersten Hinweise oben, S. 15.

25 stehen wir wiederum vor dem bereits kurz gestreiften Problem, zu welchem Zeitpunkte sich N. N. von Pyrgion erstmals auf den Status seiner Kirche als Metropolis berief: Daß während des im August 1342 mit PRK 138 in einem er- sten Anlauf abgeschlossenen Verfahrens „Urkundenmaterial“124 vorlag, das dem Sitz Pyrgion den Rang einer Metropolis bestätigte, steht außer Zweifel, ebenso das Faktum, daß zumindest ein Schriftstück dieses „Beweismaterials“ (das πρακτικν von Pyrgion aus der Zeit des Konstantinos Spanopulos) aus dem „Archiv“ der Kirche von Pyrgion stammte; weitere, im August 1342 von N. N. von Pyrgion präsentierte Dokumente könnten aber ohne weiteres den Archiv- bzw. Bibliotheksbeständen der byzantinischen Hauptstadt entnom- men worden sein125. Da zumindest in der abschließenden Stufe des Verfahrens, in Dokument II vom April 1343 (PRK 144), davon die Rede ist, daß sich vor dem patriarchalen Synodalgericht in Konstantinopel auch Kleriker und Laien aus Pyrgion als Zeugen (zugunsten des Oberhirten von Pyrgion) eingefunden hatten126, erscheint folgende Interpretation der Sachlage (zumindest als Hy- pothese) möglich: Als sich N. N. in Konstantinopel vor dem Patriarchen und der Synode zunächst einmal gegen die Vorwürfe, die Matthaios von Ephesos gegen ihn erhoben hatte, verteidigen bzw. gegen seine Amtsenthebung als Bi- schof von Pyrgion an Ioannes XIV. Kalekas appellieren wollte, könnte es durchaus so gewesen sein, daß während der soeben beschriebenen Frühphase des Verfahrens127 (etwa gleichzeitig mit dem Ergehen des synodalen Schrei- bens des Patriarchen an den Metropoliten von Ephesos128) „rechtskundige“ Personen im Dunstkreis des Patriarchats von Konstantinopel129, denen (ex officio …) die „palaiologischen“ Notitiae ecclesiarum durchaus geläufig waren, den Pyrgioten darauf hinwiesen, daß seine Kirche in ebendiesen Notitiae als Metropolis geführt werde und daß er daher gar nicht der geistlichen Gerichts- barkeit des Metropoliten von Ephesos unterliege130; N. N. von Pyrgion könnte

124 Vgl. dazu gleich im folgenden, S. 30ff. 125 Im Falle des νSµSκ‡νων mit der im Auftrage des Kaisers Andronikos II. Palaiologos von einem κρ Menas angefertigten ‹παρ«θµησις κα¬ τ‡Oις τν Šγιωτ‡των ™κκλησιν (= Notitia 17 Darrouzès) wird sogar ausdrücklich auf die Herkunft aus dem konstantinopolitanischen Kloster τS ΠαντεππτSυ hingewiesen (PRK 138, Z. 41—46); vgl. auch dazu unten, S. 31. 126 Vgl. PRK 144, Z. 34—35. — Wieder einmal sind (intentionell?) verschleiernde Formu- lierungen in den betreffenden Dokumenten zu konstatieren: Daß diese pyrgiotischen Kleriker ohne den geringsten Zweifel bereits während des erstens Verfahrens, also im August 1342, in Konstantinopel weilten, geht (mehr als nur indirekt) daraus hervor, daß das soeben angesprochene πρακτικν der Kirche von Pyrgion aus der Zeit des Konstantinos Spanopulos dem Patriarchen Ioannes XIV. von Klerikern aus Pyrgion präsentiert wurde (™νεφαν«σθη ¡µ­ν παρˆ τν ατ ς [scil. ™κκλησ«ας Πυργ«Sυ] κληρικν: PRK 138, Z. 37). 127 Eine Phase, während der N. N. von Pyrgion, wie bereits betont, ohne Zweifel in der Hauptstadt des byzantinischen Reiches anwesend war: s. schon oben, S. 24 mit Anm. 115. 128 Vgl. oben, S. 25 mit Anm. 121. 129 Vielleicht gegen entsprechendes „Honorar“? 130 Der Verdacht des Eingreifens „rechtskundiger“ Personen aus der Umgebung des Pa- triarchats von Konstantinopel zugunsten des Oberhirten von Pyrgion erhärtet sich im übrigen durch die Beobachtung, daß ins Patriarchatsregister von Konstantinopel in unmittelbarer Nähe zu unserem Dokument II (= PRK 144), und zwar auf f. 114r—v des Cod. Vind. hist. gr. 47, mit Kanon 17 des Basileios von Kaisareia (= PRK 142) just jene kanonische Bestimmung in vollem Wortlaut eingetragen wurde, die in PRK 144 (reichlich gekünstelt: vgl. unten, S. 34f.) zur Entlastung des N. N. von Pyrgion dient (und dort [PRK 144, Z. 77—80] auszugsweise zitiert wird): Das „fürsorgliche Interes- se“ für N. N. von Pyrgion, und zwar von Personen, die sowohl über kanonistisches

26 daraufhin ihm unterstehende Kleriker seines Vertrauens (brieflich?) gebeten haben, ihm zusätzliches Material, das sich in dieser Richtung verwenden ließ, aus Pyrgion nach Konstantinopel zu transportieren131, um auf dieser Basis seine Händel mit dem Metropoliten von Ephesos auszufechten. Ein eindeutiger Beweis für diese Hypothese läßt sich freilich nicht erbrin- gen132, und auch hinsichtlich der exakten Chronologie der folgenden Ereig- nisse sind sichere Aussagen nur schwer möglich: So kann etwa nicht mit letz- ter Gewißheit gesagt werden, ob sich Matthaios von Ephesos, der ja von Ioan- nes XIV. Kalekas aufgefordert worden war, sich zur weiteren Klärung der Frage nach Konstantinopel zu begeben133, bereits vor oder erst nach der Ex- pedierung der συνSδικŸ œγγραφSς πρ‰Oις vom August 1342 (PRK 138) und des „vorangehenden“ Prostagma des Kaisers Ioannes V. Palaiologos in der Hauptstadt des byzantinischen Reiches eingetroffen war134. Es spricht aber sehr viel dafür, daß Matthaios von Ephesos schon vor August 1342 wieder in Konstantinopel weilte, da die in unserem Dokument II (PRK 144) beschriebe- nen weiteren Synodalsitzungen in der causa Pyrgion wohl teilweise noch vor der Ausfertigung von Dokument I (PRK 138) stattgefunden haben dürften135.

Wissen verfügten als auch Zugang zur Registerhandschrift hatten, wird hier mit Händen greifbar. — Pikantes Detail am Rande: Die Hand, die auf f. 114r—v des Cod. Vind. hist. gr. 47 jenen Kanon kopierte, der in PRK 144 zur „Exkulpierung“ des N. N. von Pyrgion (und damit zur Besiegelung der „Niederlage“ des Anklägers, Matthaios von Ephesos) diente, läßt sich mit jener des Georgios Galesiotes identifizieren (vgl. HerbertHunger, [Abschnitt] Die Kopisten des Patriarchatsregisters von Konstantinopel unter Ioan- nes XIV. Kalekas und Isidoros I., in: PRK II 77 [Kopist K 6] [in Parenthese: Auch unser Dokument I (PRK 138) auf f. 112v—113r des Cod. Vind. hist. gr. 47 ist der Hand des Ga- lesiotes zuzuweisen (vgl. Hunger, a. O.), ebenso unser Dokument II (PRK 144) auf f. 115r—v (dies gegen Hunger, a. O. 78, der PRK 144 einem Kopisten K 13 zuordnet)]) — und Georgios Galesiotes war der „Hauskopist“ des Matthaios von Ephesos und an der Anlage des Cod. Vind. theol. gr. 174, des zum Teil autographen „Hausbuches“ des Mat- thaios von Ephesos, beteiligt (vgl.Kuruses,Γαβαλ‰ς 190—191, bzw.Reinsch 30—32; s. auch die Beschreibung des Vindobonensis bei Herbert Hunger–Otto Kresten–Chri- stianHannick, Katalog der griechischen Handschriften der Österreichischen National- bibliothek III/2. Codices theologici 101—200 [Museion N. F. IV/1, 3, 2]. Wien 1984, 304—311). Nun — die Führung des Patriarchatsregisters von Konstantinopel ge- hörte zu den „Dienstpflichten“ des patriarchalen Notars Georgios Galesiotes; also möge sich jeder dazu „sein Teil“ denken … 131 Daß diese pyrgiotischen Kleriker schon im August 1342 in Konstantinopel anwesend waren, wurde soeben in Anm. 126 belegt. 132 Man könnte (über die soeben in Anm. 130 vorgebrachten Beobachtungen hinaus) auch noch darauf verweisen, daß eine Formulierung unseres (freilich kurz nach sei- ner Ausstellung wiederum „kassierten“) Dokuments III vom Februar 1365 in die Richtung deutet, daß in den Jahren 1342/1343 in Konstantinopel nicht alles mit rechten Dingen zugegangen war: Die dort zweimal (PRK 283 [= Appendix I: unten, S. 66], Z. 36—37 und 54) getroffene Aussage, der damalige Bischof von Pyrgion habe sich einer µετα_ε«ρισις (was man wohl am besten mit „Manipulation“ = Trick, Kniff übersetzt) bedient, um den πρSβιβασµς von Pyrgion zur Metropolis zu erreichen, könnte so verstanden werden, daß man etwas mehr als 20 Jahre nach diesen Ereig- nissen in Konstantinopel das Vorgehen des Pyrgioten als einigermaßen „unsauber“ empfand. Es darf freilich nicht übersehen werden, daß unser Dokument III aus- schließlich die Interessen der Metropolis Ephesos vertritt. 133 Vgl. das καταλαβε­ν … ™νταθα in PRK 144, Z. 21. 134 Daß er der entsprechenden Aufforderung seitens des Patriarchen Ioannes XIV. Ka- lekas nachgekommen war, geht aus der in Dokument II verwendeten Formulierung ‹µφSτ”ρων ™πιστ‡ντων τf συνδ& hervor (PRK 144, Z. 22). 135 Damit ist wohl einer jener Fälle gegeben, in denen, wie bereits bemerkt (oben, Anm. 104), PRK 144 von Ereignissen in einer derartigen Weise berichtet, daß man annehmen muß, sie hätten sich zwischen August 1342 (Expedierung von Dokument I =

27 Wie auch immer: Während dieser Sitzungen136 brachte Matthaios von neuem jene (im einzelnen unbekannten) α²τ釵ατα gegen N. N. von Pyrgion vor, von denen schon früher die Rede war137; zusätzlich beschuldigte er den Oberhirten von Pyrgion auch noch des „Mordes“ und des „Meineides“138. Während sich N. N. (so zumindest in der Darstellung von PRK 144) gegen die früheren Anklagepunkte mit einer derartigen Bravour verteidigte, daß Mat- thaios nichts dagegen einwenden konnte139, bedurfte das κα¬ φνSυ κα¬ ™πιSρκ«ας œγκληµα einer zusätzlichen gründlichen Untersuchung: Ioan- nes XIV. Kalekas plädierte daher für eine Unterbrechung des Verfahrens, wandte sich mit einem synodalen Schreiben an den Metropoliten N. N. von Laodikeia und beauftragte diesen mit einem Lokalaugenschein zu derartig schweren Vorwürfen140. Obwohl Matthaios von Ephesos der Anberaumung dieser Prozeßpause zunächst durchaus zugestimmt hatte141, soll er sich da- nach (trotz mehrmals an ihn ergangener Ladungen142) geweigert haben, an

PRK 138) und April 1343 (Ausstellung von Dokument II = PRK 144) zugetragen, die aber in Wirklichkeit vor August 1342 anzusetzen sind. Dafür läßt sich etwa im vorliegenden Fall die Beobachtung anführen, daß zwischen der (erst in PRK 144 erwähnten) patriar- chalen Anweisung an den Metropoliten N. N. von Laodikeia, in Pyrgion einen Lokalau- genschein vorzunehmen (eine Aktion, die auf neue Anklagepunkte zurückgeht, die Mat- thaios von Ephesos gegen N. N. von Pyrgion vor der Synode erhoben hatte; vgl. gleich im folgenden), und dem Eintreffen des Berichts dieses Metropoliten in Konstantinopel doch wohl mehr Zeit verstrichen sein könnte, als zwischen dem August 1342 und dem April 1343 unterzubringen ist (vor allem dann, wenn man bedenkt, daß sich der ange- schriebene Metropolit von Laodikeia erst von seinem Sitz nach Pyrgion begeben mußte, ehe er in der Lage war, dort mit seiner ™O”τασις zu beginnen; er konnte sich dabei frei- lich der guten alten, damals wohl noch intakten West-Ost-Verbindung von Ephesos an den Euphrat bedienen [zu dieser vgl. etwa KlausBelke–Norbert Mersich, Phrygien und Pisidien (Tabula Imperii Byzantini 7). Wien 1990, 323]). Auch hat es den Anschein, daß das in PRK 144 erwähnte (spätere) Ausbleiben des Matthaios von Ephesos, der trotz Ladung zu weiteren Verhandlungen in dercausa Pyrgion nicht mehr erschien (vgl. eben- falls gleich im folgenden), darauf zurückzuführen sein könnte, daß Matthaios zwar (vor August 1342) an den synodalen Sitzungen zu N. N. von Pyrgion teilgenommen hatte, danach aber (d. h. nach der „Bestätigung“ des Metropolis-Charakters von Pyrgion im August 1342 durch PRK 138 und durch Ioannes V. Palaiologos) keinen Grund mehr sah, eine für ihn ohnehin bereits verlorene Angelegenheit weiterhin vor der Synode und Ioannes XIV. Kalekas zu verfechten. — Die ansonsten zu Matthaios von Ephesos verfüg- baren Informationen tragen zur Klärung der soeben angeschnittenen Problematik nichts bei: Kuruses, Γαβαλ‰ς 350 (mit Anm. 3), verweist auf der Grundlage eines Brie- fes des Gregorios Palamas darauf, daß sich Matthaios von Ephesos nach April 1343 (aber auf jeden Fall noch innerhalb des Jahres 1343) in Konstantinopel belegen läßt. Dieses biographische Detail wäre, wenn man den Überlegungen der vorliegenden Fuß- note folgt, in die Richtung zu korrigieren, daß Matthaios von Ephesos mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits vor August 1342 in die Hauptstadt des byzantinischen Rei- ches zurückgekehrt war, womit sich sein nachweisbarer Aufenthalt in seiner Metropolis Ephesos auf die Zeit zwischen den Monaten nach Juli 1339 und vor August 1342 ein- engen ließe (zum Faktum, daß Matthaios auch im September 1346 in Konstantinopel belegt werden kann, vgl. unten, S. 37). 136 In unserer Chronologie: im Sommer (auf jeden Fall vor August) 1342. 137 PRK 144, Z. 22—24; s. schon oben, S. 23 mit Anm. 109. 138 PRK 144, Z. 24—25. 139 PRK 144, Z. 25—27. 140 PRK 144, Z. 29—31 bzw. 36—39; vgl. PRK II 318, erwähnte Urkunde h = Darrouzès, Reg. 2237 (mit dem [von mir nicht geteilten; vgl. gleich im folgenden, Anm. 144] zeit- lichen Ansatz «après août 1342—avant april 1343»). 141 PRK 144, Z. 32: συνθεµ”νSυ ε²ς τSτS κα¬ τS hΕφ”σSυ. 142 PRK 144, Z. 33; vgl. PRK II 318, erwähnte Urkunde(n) g = Darrouzès, Reg. 2229 (mit dem [ebenfalls von mir nicht geteilten; vgl. gleich im folgenden, Anm. 146] zeit- lichen Ansatz «vers mai—juin 1342?»).

28 den weiteren Synodalsitzungen in der Frage des Oberhirten von Pyrgion teil- zunehmen143. Sollten die weiter oben präsentierten Hypothesen zutreffen, so ließe sich das wie folgt erklären: Just in dieser Zeit, d. h. kurz vor dem synodalen Auf- trag an den Metropoliten N. N. von Laodikeia, in Pyrgion eine genaue ™O”τα- σις durchzuführen144, könnten die apostrophierten „rechtskundigen Perso- nen aus dem Dunstkreis des Patriarchats von Konstantinopel“ den in der Hauptstadt des byzantinischen Reiches weilenden Bischof von Pyrgion auf Dokumente hingewiesen (bzw. ihn mit derartigen Dokumenten versorgt) ha- ben, die den (ehemaligen) Metropolis-Status seines Sitzes belegten145; der Pyr- giote beschaffte sich daraufhin entsprechendes zusätzliches „Beweismaterial“ aus seiner Kirche und erreichte im August 1342 auf dieser Grundlage die kai- serliche und patriarchale Anerkennung der Metropolis Pyrgion — worauf sich Matthaios von Ephesos trotz diverser an ihn gerichteter µηνµατα146 wei- gerte, an weiteren Verhandlungen der Synode zum Fall des unbotmäßigen N. N. von Pyrgion teilzunehmen, da er erkennen mußte, daß er in dieser causa bereits den kürzeren gezogen hatte. Auch wenn man derartigen Überlegungen nicht oder nur teilweise folgt: Unbestreitbar ist das Faktum, daß im August 1342 ein kaiserliches und ein patriarchal-synodales Dokument ergingen, die dem Oberhirten von Pyrgion den metropolitanen Charakter seines Sitzes bestätigten — wenngleich das pa- triarchale Dokument, die συνSδικŸ œγγραφSς πρ‰Oις Ioannes’ XIV. Kalekas (unser Dokument I = PRK 138), sich einer weiteren Verschleierung der Tatsa- chen bedient, wenn es so tut, als würde es nur „diensteifrig“ einer vorange- gangenen kaiserlichen Entscheidung folgen: Der Hinweis, daß es der κρ‡τι- στSς κα¬ γιSς … ατSκρ‡τωρ (Ioannes V. Palaiologos) gewesen sei, der durch die „vor kurzem“ (‹ρτ«ως) erfolgte Ausstellung eines σεπτÇν πρσταγµα für die neuerliche Erhebung von Pyrgion zur Metropolis gesorgt habe147, und daß es daher gewissermaßen die Pflicht des Patriarchen (Ioan- nes XIV. Kalekas) und der Synode148 gewesen sei, ‹κSλSθως zu handeln149,

143 PRK 144, Z. 32—33. 144 Einen Auftrag, den ich heute, präziser als in PRK II 318, auf die Zeit vor August 1342 verlegen möchte. 145 Die von Theodoros I. Laskaris vorgenommene Rückstufung von Pyrgion auf den Rang eines Bistums (vgl. oben, S. 11f.) scheint, wie bereits gesagt, im 14. Jahrhun- dert völlig unbekannt gewesen zu sein — und die Frage einer möglichen neuerlichen „Aufwertung“ von Pyrgion zur Metropolis in frühpalaiologischer Zeit (vgl. oben, S. 14ff.) muß nach wie vor offenbleiben. 146 Die somit (auch das in Präzisierung der Angaben in PRK II 318, erwähnte Urkunden g) in die Zeit zwischen August 1342 und April 1343 gehören. 147 PRK 138, Z. 48—50 (= PRK II 296, erwähnte Urkunde i; Dölger–Wirth, Reg. 2878); die in diesem Zusammenhang verwendeten Formulierungen sind etwas unscharf: Die Verben πρSž_θη und (τŸν πρSτ”ραν) ‹ν”λαβε (τ‡Oιν) (scil. die Kirche von Pyrgion) lassen im Grunde nicht erkennen, ob in diesem Prostagma nur eine Bestätigung des früheren Metropolis-Ranges von Pyrgion ausgesprochen oder ob Pyrgion von neuem zur Metropolis erhoben worden war. 148 An der in Dokument I festgehaltenen patriarchalen Bestätigung des kaiserlichen Prostagma sind elf Metropoliten und ein designierter Metropolit beteiligt (PRK 138, Z. 52—54); die Zahl hätte gerade gereicht, wenn die Synode disziplinäre Maßnahmen gegen N. N. von Pyrgion zu beschließen gehabt hätte (vgl. den Hinweis auf den ein- schlägigen Kanon 12 des Konzils von Karthago oben in Anm. 106; der „Freispruch“ für N. N. von Pyrgion in unserem Dokument II erfolgte in Anwesenheit von 18 Me- tropoliten und eines designierten Metropoliten [PRK 144, Z. 67—72]). 149 PRK 138, Z. 50—52.

29 mag zwar eine Art kirchlicher „Verbeugung“ vor dem „kaiserlichen Vorrecht, niedrigere Kirchen in einen höheren Rang zu befördern“150, sein, entspricht aber in keiner Weise den politischen Realitäten im August 1342 — der damals gerade zehnjährige Kaiser Ioannes V. Palaiologos wird wohl schon froh gewe- sen sein, wenn er seine mehr oder weniger krakelige Menologemunterferti- gung ohne zu große Probleme unter das Prostagma für Pyrgion setzen konnte151; er hat gewiß nichts unterzeichnet, was ihm nicht der damals für ihn regierende „Regentschaftsrat“ vorgelegt hätte, und in diesem Regentschafts- rat nahm Patriarch Ioannes XIV. Kalekas neben der Kaiserinmutter Anna Palaiologina die wichtigste Position ein. Mit anderen Worten: Die Anerken- nung des metropolitanen Ranges von Pyrgion im August 1342 ist ausschließ- lich auf Ioannes XIV. Kalekas zurückzuführen. Formal gesehen handelte Ioannes XIV. Kalekas dabei durchaus korrekt, da die ihm und der Synode vorliegenden Beweismittel in der Lage waren, die „Ansprüche“ von Pyrgion152 zu untermauern. An erster Stelle wird in diesem Zusammenhang die weiter oben153 ausführlicher behandelte Synodalentschei- dung des Patriarchen Georgios II. Xiphilinos von Konstantinopel vom 27. No- vember 1191154 mit der (teilweise) inserierten Lysis des Patriarchen Micha- el III. τS hΑγ_ι‡λSυ vom April 1176155 genannt, Dokumente, aus denen, wie bereits gesagt, in eindeutiger Weise hervorgeht, daß der damalige Bischof von Pyrgion, Konstantinos Spanopulos, in der Zeit, die zwischen den Aktenstük- ken der beiden genannten Patriarchen von Konstantinopel verstrichen war, zum Metropoliten von Pyrgion befördert worden sein muß. Daß die synodale Urkunde vom November 1191 (scil. in Abschrift) im August 1342 aus dem „Ar- chiv“ der Kirche von Pyrgion beigebracht worden wäre, wird dabei (scil. in un- serem Dokument I) mit keinem Wort gesagt und ist wohl auch mit höchster Wahrscheinlichkeit auszuschließen: Zum ersten handelt es sich bei diesem Hypomnema Georgios’ II. um eine patriarchale Entscheidung ganz allgemei- nen Charakters (zur Frage der Errichtung von Kirchen durch Metropoliten und Bischöfe auf Liegenschaften, die dem patriarchalen Stauropegialrecht unterstehen156), also um eine Entscheidung, die mit der Metropolis von Pyr- gion bestenfalls in einem höchst indirekten Zusammenhang steht, und zum zweiten dürfte dieses Dokument — gerade wegen seines wichtigen kirchen- rechtlichen Inhalts — relativ weit verbreitet gewesen sein (wie etwa seine ge-

150 Dieses βασιλικÇν πρSνµιSν wird denn auch in unserem vorliegenden Dokument I ausführlichst apostrophiert: PRK 138, Z. 13—15. 151 Zu den eher kläglichen „Unterschriftsleistungen“ Ioannes’ V. in diesen Monaten vgl. Andreas E. Müller, Die Unterschrift unter dem Vertrag zwischen Byzanz und Ve- nedig aus dem Jahr 1342. Anzeiger phil.–hist. Kl. Österr. Akad. Wiss. 135 (2000) 89—103 (mit ausführlicher photographischer Dokumentation). 152 Auffälligerweise ist in unserem Dokument I (PRK 138) mit keinem Wort davon die Rede, daß N. N. von Pyrgion derartige Ansprüche vor dem Patriarchen und der Synode angemeldet hätte — die Erwähnung des bezüglichen kaiserlichen Prostagma und des diesem Prostagma folgenden Synodalbeschlusses (PRK 138, Z. 48ff.) wird absolut unvermittelt, nach einer Art „historischer Einleitung“ (mit besonderer Beto- nung des kaiserlichen Rechtes, Bistümer zu Metropoleis zu erheben) (PRK 138, Z. 1—19) und nach der ausführlichen Würdigung der Beweismittel (PRK 138, Z. 20—47), eingeführt; die Fortsetzung der Verhandlungen in unserem Dokument II (PRK 144) geht auf die Frage einer entsprechenden „Antragstellung“ überhaupt nicht ein. 153 Vgl. S. 7f. 154 Vgl. PRK II 296, erwähnte Urkunde a. 155 Vgl. PRK II 296, erwähnte Urkunde b. 156 Vgl. dazu das Inhaltsreferat bei Grumel–Darrouzès, Reg. 1179.

30 sonderte handschriftliche Überlieferung bzw. die auszugsweise Tradierung in einer Schrift [Περ¬ ρων ™κκλησιαστικν κα¬ ™παρ_ιν κα¬ πρSνSµ«ων κα¬ σταυρSπηγ«ων κτλ.] des Demetrios Chomatenos157 vermuten lassen); Ab- schriften dieses Dokuments werden sich gewiß in Konstantinopel im Umkreis des Patriarchats gefunden haben158. Dies gilt wohl auch für die Mehrzahl der weiteren Beweismittel, auf die sich die Entscheidung Ioannes’ XIV. Kalekas stützte, so für die τν παλαιν νSµSκαννων βιβλ«ων Sκ λ«γα159, d. h. für die diversen Notitiae episcopatuum, die sich in kanonistischen Sammelhand- schriften fanden und in denen Pyrgion unter den Metropoleis des Patriar- chats von Konstantinopel angeführt war160. Konstantinopolitanische Her- kunft ist auf jeden Fall für das letzte der im August 1342 zur Untermauerung der Ansprüche von Pyrgion angeführten Dokumente anzunehmen, für die ‹παρ«θµησις κα¬ τ‡Oις τν Šγιωτ‡των ™κκλησιν, von der ausdrücklich ge- sagt wird, sie finde sich in einem νSµSκ‡νων aus der Bibliothek des haupt- städtischen Klosters (@ριστS) τS ΠαντεππτSυ161; da sich die bezügliche Notitia episcopatuum162 darauf berief, von einem κρ Menas im Auftrage des Kaisers Andronikos II. Palaiologos, des ™ν µακαρ«U τf λžOει … ‹S«διµSς κα¬ µακαρ«της βασιλες, des πρπαππSς des regierenden Kaisers Ioannes V., verfaßt worden zu sein, kam ihr im Zuge des „Beweisverfahrens“ im August 1342 ein besonderes Gewicht zu163, da man sie als „in Kraft befindliche Norm“ zugunsten des streitbaren N. N. von Pyrgion werten konnte (und da man au- ßerdem auf dieser Basis in der Lage war, den jugendlichen Ioannes V. — sollte

157 Vgl. dazu oben, S. 8 mit Anm. 23. 158 Eine Benützung von älteren Bänden des Patriarchatsregisters von Konstantinopel (scil. aus dem ausgehenden 12. Jahrhundert), um im Jahre 1342 an den Wortlaut des (dort, in der Angeloi-Zeit, registrierten) Hypomnema des Patriarchen Georgios II. aus dem Jahre 1191 heranzukommen, dürfte hingegen (auch wenn in unserem Dokument I im Zitat aus diesem Hypomnema das Verbum καταστρννυµι [= in ein Register ein- tragen] fällt [PRK 138, Z. 29]) kaum in Frage kommen, wenn man bedenkt, daß bereits im Jahre 1324 (vgl. PRK 80) Registereintragungen von patriarchalen Entscheidungen der „Nikaia-Zeit“ (Arsenios Autoreianos vom März 1256; PRK 81) derartig beschädigt waren, daß man sie neu registrierte, um sie vor der Vernichtung zu retten (vgl. die entsprechende Notiz: PRK 82); daß sich Reste der Registerbücher der Patriarchen von Konstantinopel aus der Angeloi-Zeit bis ins Jahr 1342 gerettet hätten, ist ange- sichts dieser Gegebenheiten ziemlich unwahrscheinlich. 159 PRK 138, Z. 38—39 = PRK II 296, erwähnte Urkunden f (inwieweit die Angabe „nicht wenige Codices“ nur reine Euphemie ist, läßt sich heute nicht mehr entschei- den; es ist durchaus denkbar, daß im August 1342 lediglich die gleich im folgenden zu nennende Liste des κρ Menas herangezogen wurde). 160 Hier wäre wohl in erster Linie an Handschriften mit den Notitiae 12 und 15 Darrou- zès zu denken (vgl. dazu oben, S. 11 mit Anm. 34 und 35; s. aber auch die Vorbehalte in der vorangehenden Anmerkung). 161 PRK 138, Z. 43—46 = PRK II 296, erwähnte Urkunden g und h; vgl. dazu schon oben, S. 14 mit Anm. 60. — Zum Kloster @ριστS τS ΠαντεππτSυ vgl. R〈aymond〉 Ja- nin, La géographie ecclésiastique de l’empire byzantin I. Le siège de Constantinople et le patriarcat œcuménique, t. III: Les églises et les monastères. Paris 21969, 513—515. 162 Es dürfte sich dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit um die Notitia 17 Darrouzès ge- handelt haben: vgl. nochmals oben, Anm. 60. 163 Wobei nach wie vor (vgl. die ausführliche Diskussion oben, S. 14ff.) die Frage offen- bleiben muß, ob die Einstufung von Pyrgion als Metropolis in dieser Notitia (und in den anderen „palaiologischen“ Listen) darauf zurückzuführen ist, daß die „Metropo- lis Pyrgion“ hier (in Unkenntnis der von Theodoros I. Laskaris vorgenommenen Rückstufung von Pyrgion) als reine „Karteileiche“ weitergeschleppt wurde oder ob damit auf einen (ansonsten nicht belegbaren) (neuerlichen) πρSβιβασµς von Pyrgi- on (etwa unter Andronikos II. selbst) Bezug genommen wird.

31 dies überhaupt notwendig gewesen sein — davon zu überzeugen, er handle mit seinem Prostagma durchaus im Sinne seines kaiserlichen Urgroßvaters). — Ein einziges der im August 1342 präsentierten Beweismittel stammte mit Si- cherheit aus Pyrgion selbst164: ein παλαιÇν ‹πSγραφικÇν δικα«ωµα165, ein al- tes, von einem Steuerbeamten ausgefertigtes Praktikon (etwa aus den sechzi- ger, siebziger oder frühen achtziger Jahren des 12. Jahrhunderts), das freilich (zumindest in heutigen Augen) einen kleinen „Schönheitsfehler“ hatte: Es wies Konstantinos Spanopulos noch als Bischof von Pyrgion aus166 und war daher im Grunde nur im Zusammenhang mit dem Hypomnema des Patriar- chen Georgios II. Xiphilinos verwendbar167. Neben diesen „rechtlichen“ Argumenten könnte ein weiterer Gesichts- punkt die Entscheidung Ioannes’ XIV. zugunsten der „Metropolis“ Pyrgion beeinflußt haben: das Faktum, daß Pyrgion als Metropolis direkt dem Patri- archat von Konstantinopel und nicht der Metropolis Ephesos zu unterstehen hatte168 — und die Patriarchen von Konstantinopel (gerade auch des 14. Jahr- hunderts) reagierten einigermaßen unwirsch, wenn sie sahen, daß Metropoli- ten versuchten, in einer an sich der Großen Kirche zugeordneten, aber ir- gendwie „in Vergessenheit geratenen“ Metropolis von sich aus einen Bischof einzusetzen169; die Anerkennung des „metropolitanen“ Charakters von Pyr- gion diente somit indirekt auch den Interessen der Großen Kirche. — Abge- sehen davon sollte auch die politische Situation dieser Monate nicht aus den Augen verloren werden: Wir stehen im August 1342 in der ersten Phase des Bürgerkrieges zwischen Ioannes V. Palaiologos und Ioannes VI. Kantakuze- nos, in dem bekanntlich der muslimische „Herr“ von Pyrgion, Umur I. Aydın- o˘glu, eine nicht geringe Rolle spielte170: Sein spätestens ab dem Jahre 1343

164 Und war schon zu diesem Zeitpunkte von Klerikern der Kirche von Pyrgion nach Konstantinopel geschafft worden: vgl. oben, S. 26f. mit Anm. 131. 165 PRK 138, Z. 36—38 (vgl. auch den Ausdruck πρακτικν in Z. 62) = PRK II 296, er- wähnte Urkunde e. 166 Vgl. die Formulierung ™O νµατSς τSτSν (d. h. Konstantinos Spanopulos) πα- ραδηλSν (nämlich das Praktikon) ε²ς ™πισκπSυς œτι τελSντα (PRK 138, Z. 37—38). 167 Die hier gebotene Übersicht über alle im Jahre 1342 im Interesse von Pyrgion vor- gelegten Dokumente erhärtet, wie bereits angedeutet (vgl. oben, S. 26), angesichts des Umstandes, daß die meisten Beweismittel offensichtlich konstantinopolitani- scher, nicht pyrgiotischer Provenienz sind, den Verdacht, daß N. N. von Pyrgion erst in der Hauptstadt des byzantinischen Reiches auf die Idee kam (oder von rechtskun- digen Ratgebern auf die Idee gebracht wurde), sich in seinem Kampf gegen Matthai- os von Ephesos des Arguments der „metropolitanen“ Stellung der Kirche von Pyrgi- on zu bedienen. 168 Ein Gesichtspunkt, der in Dokument I in der Formulierung ς πÇ τŸν καθ’ ¡µ‰ς Šγιωτ‡την τS ΘεS Μεγ‡λην hΕκκλησ«αν µετατεθε«σης (scil. τ ς ™κκλησ«ας Πυργ«Sυ) κα¬ τα­ς λSιπα­ς ατ ς µητρSπλεσιν ™ντα_θε«σης (PRK 138, Z. 7—9) deutlich zum Ausdruck kommen dürfte. 169 Man vergleiche dazu nur den Fall des Metropoliten Symeon von Alania, der (knapp vor dem Jahre 1356) in der (dem Patriarchat von Konstantinopel unterstehenden) Metropolis τν Καυκασ«ων einen Bischof installiert hatte: Auch das von Symeon vorgebrachte (Schein-?)Argument, es handle sich dabei lediglich um eine seiner Me- tropolis nachgeordnete ™πισκSπŸ Καυκασ«α, konnte ihn im Juli 1356 nicht vor der Absetzung durch den Patriarchen Kallistos I. schützen: vgl. dazu die Darstellung in PRK 215 (Darrouzès, Reg. 2392), bes. Z. 61ff.; s. dazu auch Kresten, Symeon von Alania 24ff. mit Anm. 118ff. (auch in dieser causa wurden zur Beweisführung Noti- tiae episcopatuum — sie werden hier als κανSνικα¬ β«βλSι bezeichnet [PRK 215, Z. 69—70; vgl. auch PRK III 210, erwähnte Urkunden e] — herangezogen). 170 Ich verzichte hier bewußt auf eine entsprechende Dokumentation und verweise nur auf die in PLP IX (1989), Nr. 21059, zu Umur I. in extenso angeführten Quellen- und

32 auch in massiver militärischer Form fühlbar werdendes Eintreten für Ioan- nes VI. Kantakuzenos brachte diesem nicht geringe Vorteile. Es wäre also durchaus vorstellbar, daß der für Ioannes V. die Geschicke der Palaiologen- partei leitende Regentschaftsrat unter dem Patriarchen Ioannes XIV. Kale- kas in der Zeit um August 1342 in der Person des Bischofs von Pyrgion eine Möglichkeit sah, auf Umur I. einen gewissen Einfluß zu nehmen (ihn aus der Koalition mit Ioannes VI. herauszulösen?)171, und daß dies mit ein Grund für die bevorzugte Behandlung gewesen sein könnte, die der Pyrgiote in Kon- stantinopel erfuhr172. Im strengen Sinne „beweisen“ lassen sich derartige Ver- mutungen natürlich nicht. Mit der Bestätigung des metropolitanen Ranges von Pyrgion durch das kaiserliche Prostagma Ioannes’ V. Palaiologos und durch die Synodalurkunde Ioannes’ XIV. Kalekas im August 1342 hatte N. N. von Pyrgion zwar einen wichtigen „Teilsieg“ errungen, doch war seine causa damit noch nicht voll- ständig abgeschlossen: Es standen ja auch noch die Vorwürfe des „Mordes“ und des „Meineides“ im Raume, die Matthaios von Ephesos gegen den Pyr- gioten, quasi in einem zweiten Anlauf, im Verlaufe des im August 1342 zu ei- nem vorläufigen Abschluß gekommenen Verfahrens erhoben hatte, und diese Anklagepunkte waren so gewichtig, daß auch Ioannes XIV. Kalekas und die Synode nicht stillschweigend über sie hinweggehen konnten. Diese Anschuldigungen wurden daher — möglicherweise nicht auf einer einzigen, sondern auf mehreren Sitzungen der Synode in Konstantinopel, aber in Abwesenheit des „Anklägers“, des Metropoliten Matthaios von Ephe- sos173 — gesondert im Vorfeld der συνSδικŸ πρ‰Oις vom April 1343 (Doku- ment II = PRK 144) behandelt. Die hauptsächlichste „Entscheidungshilfe“ für das Urteil des Patriarchen Ioannes XIV. und der Synode stellte dabei ohne Zweifel jenes γρ‡µµα τ ς (τSπικ ς) ™Oετ‡σεως174 dar, das der mit einem Lo- kalaugenschein in Pyrgion (und Ephesos) betraute Metropolit N. N. von Lao- dikeia175 in der Zwischenzeit nach Konstantinopel gesandt hatte und das den Bischof/Metropoliten N. N. von Pyrgion (zumindest in den Augen Ioan- nes’ XIV. und der Synode) vollständig entlastete, da sich beide der von Mat- thaios von Ephesos erhobenen Anklagepunkte (so die Darstellung in Doku- ment II176) als unhaltbar erwiesen: Zum Vorwurf des „Mordes“ (d. h. des ge- waltsamen Todes eines [christlichen] Einwohners von Pyrgion, der nach ei- nem von N. N. von Pyrgion geleisteten Eid der örtlichen muslimischen Obrig-

Literaturbelege; vgl. besonders die Hinweise bei Peter Schreiner, Die byzantinischen Kleinchroniken, 2. Teil: Historischer Kommentar (Corpus Fontium Historiae Byzan- tinae XII/2). Wien 1977, 257; s. auch E〈rnst〉 Werner, Johannes Kantakuzenos, Umur Pasˇa und Orhan. Byzantinoslavica 26 (1965) 255—276, und Todt, Kantakuzenos 43ff. 171 Daß zwischen N. N. von Pyrgion und Umur I. Aydıno˘glu persönliche Kontakte be- standen haben müssen, geht aus einem Detail hervor, das in unserem Dokument II (PRK 144) zur Sprache kommt (vgl. gleich im folgenden); ebenso gesichert ist es, daß der für Ioannes V. Palaiologos agierende Regentschaftsrat spätestens im Frühjahr 1344 eine Gesandtschaft an Umur I. richtete, um diesen zur Einstellung der Kampf- handlungen gegen die „legitime Regierung“ zu bewegen (vgl. Dölger–Wirth, Reg. 2895). 172 Dagegen ließe sich freilich einwenden, daß just PRK 144 auch einen (durchaus freundlichen) Schriftverkehr zwischen Matthaios von Ephesos und Umur I. Aydın- o˘glu belegt; vgl. ebenfalls gleich im folgenden. 173 Vgl. oben, S. 28f. mit Anm. 142—143. 174 PRK 144, Z. 40 und Z. 53—54 = PRK II 318, erwähnte Urkunde i. 175 Vgl. dazu oben, S. 28f. mit Anm. 140 und 144. 176 PRK 144, Z. 53—64.

33 keit übergeben und von dieser — angeblich — exekutiert worden war) stellte sich heraus, daß die besagte Person zwar in die Hände der lokalen Ordnungs- organe Umurs I. Aydıno˘glu geraten war, die „Behandlung“ durch diese aber überlebt hatte und erst einige Monate danach einer φυσικŸ νσSς erlegen war. Etwas komplizierter stand es mit dem Anklagepunkt des „(Mein-)Ei- des“177: Das Faktum, daß N. N. von Pyrgion den gegenständlichen Eid (zu dem ansonsten nichts Näheres gesagt wird178), und zwar offensichtlich in der Gegenwart des Emirs Umur I.179, abgelegt hatte, konnte nicht in Abrede ge- stellt werden. Zur Entlastung des pyrgiotischen Oberhirten wird freilich fest- gehalten, daß die Eidesleistung nur unter starkem Druck (™πιθ”σει δ— πSλλf κα¬ β«U180) von seiten Umurs I. zustande gekommen war und daß N. N. von Pyrgion gerade durch die Ablegung dieses Eides 25 andere Personen (unbe- kannten Standes) vor (nicht näher definierten) „Gefahren“ (denen sie anson- sten von seiten der muslimischen Obrigkeit ausgesetzt gewesen wären) „geret- tet“ habe. Die „kanonistische Beweisführung“, die in unserem Dokument II zur Exkulpierung des Pyrgioten angeführt wird und die über den (hier nur ge- kürzt zitierten!) Kanon 17 des Basileios von Kaisareia181 läuft, wirkt freilich etwas gekünstelt: Als tertium comparationis kann bestenfalls das Faktum gel-

177 Damit wird die im byzantinischen (sowohl im kirchlichen wie im weltlichen) Recht ein wenig ambivalent behandelte Frage der Zulässigkeit einer Eidesleistung (nicht nur von seiten von Klerikern) angesprochen: Auf der Grundlage des Herrenwortes bei Mt. 5, 33—37 (das nicht nur den Meineid, sondern das Schwören an sich untersagt: ™γ δ— λ”γω µ­ν µŸ µσαι λως) bestand in byzantinischer Zeit eine gewisse Di- stanz zum Eid, die sich bisweilen nicht nur in einzelnen Kanones (vgl. z. B. die Kano- nes 28 und 29 des Basileios von Kaisareia: Joannou II 128—130), sondern auch in der weltlichen Gesetzgebung niederschlug (vgl. z. B. die „Eidesnovelle“ der Kaiserin Ei- rene: L〈udwig〉 Burgmann, Die Novellen der Kaiserin Eirene, in: Fontes Minores IV, hrsg. von Dieter Simon [Forschungen zur byzantinischen Rechtsgeschichte 7]. Frank- furt/Main 1981, 16—24; dort [S. 28ff.] weitere Hinweise zum Eid im byzantinischen Recht); auf der anderen Seite sind sowohl Zeugen- wie auch Parteieneid im byzanti- nischen Zivilprozeß durchaus gebräuchlich. — Nur sehr bedingt mit der vorliegenden causa vergleichbar sind die verschiedenen Eidesleistungen der Kleriker und der son- stigen Einwohner der Stadt Ioannina in der Zeit zwischen 1318 und 1335 (vgl. die aus- führliche Darstellung in einem γρ‡µµα des Patriarchen Ioannes XIV. Kalekas von et- wa Juli 1337/Februar 1338: PRK 110), da es sich bei diesen ρκSι um „Untertanen- eide“ (mit entsprechender Loyalitätserklärung) handelte und da im Falle Ioannina nicht die abgelegten Eide zur Diskussion standen, sondern der Bruch dieser Eide (über Kanon 64 des Basileios von Kaisareia: vgl. PRK II 96, erwähnte Urkunde e) geahndet wurde (vgl. Otto Kresten, Marginalien zur Geschichte von Ioannina unter Kaiser An- dronikos III. Palaiologos. eΗπειρωτικ ρPνικ~ 25 [1983] 113—131, bes. S. 127f.). 178 Es fehlen auch Angaben zum Zeitpunkt der Eidesleistung. Geht man davon aus, daß Matthaios von Ephesos einen entsprechenden Vorwurf gegen N. N. von Pyrgion schon im Vorfeld der synodalen Verhandlungen, die schließlich zur Ausstellung von Dokument I (= PRK 138; August 1342) führten, erhoben haben könnte, wird der ge- samte Vorfall wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Jahre 1340 oder 1341 zu ver- legen sein. 179 Dessen Name in diesem Zusammenhange ausdrücklich fällt: PRK 144, Z. 61: hΑµŸρ hΑµžρπεκιν. 180 PRK 144, Z. 61. 181 Der volle Text des Kanons findet sich, wie bereits gesagt (vgl. oben, Anm. 130), im Patriarchatsregister von Konstantinopel (in unserer Ausgabe als Nr. 142) nahezu un- mittelbar vor Dokument II (PRK 144). — Bei diesem Kanon handelt es sich um einen Auszug aus Ep. 199 (Ad Amphilochium [περ¬ καννων]) des Basileios ( Basile, Lettres II. Texte établi et traduit par Yves Courtonne. Paris 1961, 155, Abschn. 17); hier wird der Fall des antiochenischen Presbyters Bianor behandelt, der nach einem in Antiocheia abgelegten Eid nach Ikonion übersiedelt war und zu dem Amphilochios von Ikonion eine entsprechende Anfrage an Basileios von Kaisareia gerichtet hatte.

34 ten, daß auch in Kanon 17 von einem ρκSς die Rede ist, der ™π¬ … ‹π«στSυ ‹νδρς abgelegt wurde182, und daß die Weigerung der Eidesleistung für den dazu Gezwungenen eine ™ν_λησις τS µικρS κινδνSυ bedeutet hätte183; ansonsten sind die Voraussetzungen, von denen Kanon 17 des Basileios von Kaisareia ausgeht184, doch von der Situation, in der sich N. N. von Pyrgion der muslimischen Obrigkeit gegenüber befunden haben wird, einigermaßen ver- schieden185. Möglicherweise waren sich auch Ioannes XIV. Kalekas und die Synode im Jahre 1343 dieser Tatsache bewußt und versuchten daher, mittels eines δετερSς πλSς (um ein in Byzanz gerne gebrauchtes Bild zu wählen186) diesen „Argumentationsnotstand“ zu umschiffen: Da der Eid, den N. N. von Pyrgion vor Umur I. Aydıno˘glu abgelegt hatte, unter Umständen als zu große Nachgiebigkeit eines Vertreters der orthodoxen Kirche vor einem muslimi- schen Machthaber ausgelegt werden konnte, beeilte man sich, aus den vom Metropoliten N. N. von Laodikeia zusammen mit seinem Bericht nach Kon- stantinopel gesandten „Beilagen“187 ein Schreiben zu zitieren, das Matthaios

182 Joannou II 118, Z. 13—14 = Courtonne II 155, Z. 12 = PRK 144, Z. 78—79. — Im Fal- le des soeben in Anm. 181 belegten Presbyters Bianor handelt es sich um einen Eid, den dieser (und andere antiochenische Kleriker) wahrscheinlich vor dem (semiaria- nischen = „ungläubigen“) Patriarchen Euzoïos von Antiocheia geleistet hatte(n) und der die Verpflichtung enthielt, von einer weiteren Ausübung des Priesteramtes (scil. im Dienste der orthodoxen Christologie) abzusehen (oder im Weigerungsfalle ent- sprechende Bestrafungen seitens des Patriarchen zu gewärtigen) (vgl. den kurzen Kommentar in: Basilius von Caesarea, Briefe II. Eingeleitet, übersetzt und erläutert von Wolf-Dieter Hauschild [Bibliothek der griechischen Literatur 3]. Stuttgart 1973, 178, Anm. 263); die zum Kanon gewordene Entscheidung des Basileios im Brief an Amphilochios von Ikonion lief darauf hinaus, daß die antiochenischen Kleriker, die diesen Eid geschworen hatten, δηµSσ«ων … ‹π”_εσθαι συλλγων, ²δ«U δ— ™νεργε­ν τˆ τν πρεσβυτ”ρων (d. h. durch lediglich „private“ Ausübung des Priesteramtes an sich den Eid einzuhalten hatten) (Joannou II 118, Z. 1—3 = Courtonne II 155, Z. 5—6 = PRK 142, Z. 4—5; in PRK 144 wird dieser Einleitungspassus nicht zitiert!), daß aber diese Einschränkung für Bianor nach seiner Übersiedlung von Antiocheia nach Ikonion, d. h. in Gegenwart des orthodoxen Amphilochios von Ikonion, nicht mehr gelte (das geht auch aus dem Kommentar hervor, den Theodoros Balsamon zu die- sem Kanon verfaßt hat: Rhalles–Potles, Σνταγµα IV 139—140). 183 Joannou II 118, Z. 15—16 = Courtonne II 155, Z. 13 = PRK 144, Z. 79—80. 184 Vgl. die soeben in Anm. 182 gegebenen Hinweise. 185 Und von dem im Kanon des Basileios verlangten µεταµ”λεσθαι ™π¬ τf εκSλ«U τS ρκSυ von seiten des Bianor vor seiner neuerlichen Zulassung als Priester in Ikonion (Joannou II 118, Z. 12—13 = Courtonne II 155, Z. 11—12 = PRK 144, Z. 78), d. h. von der Einforderung einer Bußleistung für einen zu leichtfertig abgelegten Eid, ist im Fal- le des N. N. von Pyrgion in Dokument II keine Rede. 186 Ein einziges „zeitgenössisches“ Beispiel dürfte wohl genügen: Nikephoros Gregoras, Hist. VIII 9, 2 (Nicephori Gregorae Byzantina historia graece et latine … cura Ludo- vici Schopeni, Bd. I [Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae XIX/1]. Bonn 1829, 346, Z. 4). 187 Die weiteren der τSπικŸ ™O”τασις des N. N. von Laodikeia beigeschlossenen Schrift- stücke betrafen das ephesinische Synodalprotokoll mit der Amtsenthebung des Pyr- gioten (PRK 144, Z. 43—45; wie bereits betont [vgl. oben, S. 22f., Anm. 108], wird hier zum ersten Mal in unserem Dokument II zugegeben, daß Matthaios von Ephesos nicht eigenmächtig gegen den Bischof von Pyrgion vorgegangen war, sondern sich an die von den Kanones vorgeschriebenen Formen gehalten hatte; allerdings dürfte sich der Metropolit von Ephesos dabei, d. h. im Protokoll der Synodalsitzung, zu Un- recht darauf berufen haben, die Absetzung des Pyrgioten mit Zustimmung des Patri- archen Ioannes XIV. Kalekas durchzuführen) bzw. γρ‡µµατα, aus denen (so unser Dokument II) eine „starke Animosität“ des Metropoliten von Ephesos gegen seinen „Untergebenen“ in Pyrgion hervorging (PRK 144, Z. 41–43); zu diesen „Beilagen“ vgl. auch PRK II 316–318, erwähnte Urkunden d und j.

35 von Ephesos an Umur I. gerichtet hatte und in dem er diesen von der Abset- zung des N. N. von Pyrgion informierte bzw. um Zwangsmaßnahmen gegen den seines Amtes enthobenen Oberhirten von Pyrgion ersuchte188. Fast schon genüßlich wird dazu angegeben, daß sich Matthaios in diesem Schreiben als „Vater“ (πατžρ) des Emirs von Pyrgion bezeichnet, diesen als „lieben Sohn“ (καλÇς υ±ς) angesprochen und die in Pyrgion wirkenden orthodoxen Prie- ster als „Papades des Emirs“ (παπ‡δες ατS) eingestuft habe189. Mit ande- ren Worten: Der Vorwurf des „rückgratlosen Verhaltens“ dem örtlichen mus- limischen Machthaber gegenüber wird sofort auf den Ankläger, auf Matthaios von Ephesos, „umgeleitet“, und der Passus, der sich in unserem Dokument II an diese Ausführungen schließt, ist nichts anderes als eine „Standpauke“ für Matthaios von Ephesos, der in einer Weise, die eines orthodoxen ‹ρ_ιερες unwürdig sei, κλžσεις („Anredeformeln“), die ausschließlich christlich-ortho- doxen weltlichen Autoritäten zustünden, für ™θνικS« τε κα¬ ‘πιστSι ange- wandt habe190. Nach dieser mit der Verlesung der vom Metropoliten von Laodikeia über- mittelten Unterlagen abgeschlossenen Beweisaufnahme wurde N. N. von Pyr- gion vom Patriarchen und der Synode191 „in eindeutiger Weise“ (‹ριδžλως) von den gegen ihn erhobenen Vorwürfen freigesprochen und in seiner Würde als Metropolit von Pyrgion bestätigt192; dieser Rang solle auch für alle seine Nachfolger in der Kirche von Pyrgion gelten, die nun (π‡λιν) „mit dem Na- men einer Metropolis geehrt“ sei193: Pyrgion war damit im April 1343 (recht- lich: bereits seit dem Prostagma des Kaisers Ioannes V. Palaiologos und unse- rem Dokument I, der Synodalentscheidung des Patriarchen Ioannes XIV. Ka- lekas vom August 1342) (wiederum) Metropolis und unterstand als solche aus- schließlich der Großen Kirche von Konstantinopel: Matthaios von Ephesos hatte den Kampf um „sein“ Bistum Pyrgion verloren. Mit dieser Beobachtung löst sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eine kleine Aporie in der Biographie des Matthaios von Ephesos: Ohne daß man diesem eine besondere Nähe zu den oder gar eine Sympathie für die theologi-

188 PRK 144, Z. 45ff.; vgl. PRK II 318, erwähnte Urkunde k. 189 PRK 144, Z. 47—48. 190 PRK 144, Z. 49—53. — Fairerweise sollte man sich fragen, welche andere Anrede- form Matthaios von Ephesos in seinem Schreiben an Umur I. hätte verwenden sol- len, ohne die Etikette zu verletzen bzw. ohne sofort den Unwillen des muslimischen Herrschers von Pyrgion auf sich zu ziehen, und es wäre sehr interessant zu wissen, welcher Inscriptio(nes) sich Ioannes XIV. Kalekas bediente, als er (und der von ihm de facto geleitete Regentschaftsrat) im Namen des Kaisers Ioannes V. Palaiologos in den Jahren 1344/1345 Schreiben an Umur I. und an andere muslimische Potentaten mit der Bitte um militärische Unterstützung gegen Ioannes VI. Kantakuzenos rich- tete(n) (vgl. Dölger–Wirth, Reg. 2895 und 2902—2904): Das „Kanzleihandbuch“ des Jahres 1386, die lΕκθεσις ν”α (Darrouzès, Reg. 2804), hilft in dieser Hinsicht leider nicht weiter, da dort keine „Adressen“ für nichtchristliche Potentaten enthalten sind (vgl. die Edition bei Darrouzès, Ekthésis 38ff.). 191 Die sich zu diesem Zeitpunkte aus 18 Metropoliten und einem designierten Metropo- liten zusammensetzte (PRK 144, Z. 67—72; vgl. schon oben, Anm. 148). 192 In dieses „Urteil“ eingeschoben ist noch das verkürzte Zitat aus Kanon 17 des Basi- leios von Kaisareia (vgl. oben, S. 34f. mit Anm. 181), um auf diese Weise den Ober- hirten von Pyrgion zusätzlich von dem „Makel“ der Eidesleistung reinzuwaschen. 193 PRK 144, Z. 87—91. — Das in diesem Zusammenhang verwendete π‡λιν besagt na- türlich nicht, daß hier eine Anspielung auf die von Theodoros I. Laskaris vorgenom- mene Rückstufung von Pyrgion (vgl. oben, S. 11ff.; vgl. auch oben, Anm. 145 und Anm. 163) vorläge, sondern bezieht sich darauf, daß der „Metropolis-Charakter“ von Pyrgion (zeitweilig) durch den Umstand unterdrückt worden war, daß Matthaios von Ephesos für diese Kirche („widerrechtlich“) einen Bischof geweiht hatte.

36 schen Positionen eines Gregorios Palamas nachsagen könnte (Matthaios gilt vielmehr, und zwar durchaus zu Recht, als dezidierter Antipalamit), findet sich seine Unterschrift (und zwar an der [ihm rangmäßig zustehenden] ersten Stelle) unter einer Eingabe (‹ναφSρ‡), die fünf Metropoliten und ein Erzbi- schof im September 1346 an die Kaiserin(mutter) Anna Palaiologina (= Anna von Savoyen) gerichtet hatten und in der sie heftige Proteste gegen die Amts- führung des Patriarchen Ioannes XIV. Kalekas einlegten194 — Matthaios hat sich also zu diesem Zeitpunkt ohne den geringsten Zweifel in Konstantinopel aufgehalten195. Auch wenn am Beginn dieses Dokuments Vorwürfe des Amts- mißbrauchs (Nepotenwirtschaft, Simonie, willkürliche und oft widersprüchli- che Ausübung der kirchlichen Gerichtsbarkeit196, widerrechtliche Aneignung von Kirchengut und Kultgegenständen und ähnliches) im Vordergrund ste- hen, so wird doch im zweiten Teil massiv gegen den theologischen Stand- punkt des Patriarchen (Parteinahme für den 1341 verurteilten Barlaam von Kalabrien und für dessen Anhänger, Abweichen von den Synodalbeschlüssen des Jahres 1341) polemisiert, und das würde für Matthaios von Ephesos197 doch etwas überraschen. Die Erklärung für das Faktum, daß sich Matthaios hier im September 1346 im Lager der „Palamiten“ findet, ist nach den bishe- rigen Ausführungen relativ einfach: Mit dieser Parteinahme wollte sich Mat- thaios offensichtlich am Patriarchen Ioannes XIV. Kalekas für die „Nieder- lage“ „rächen“, die ihm dieser im August 1342 und im April 1343 im Streit um Pyrgion bereitet hatte198.

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194 PG 151, 767—770 (die Unterschrift des Matthaios a. O. 770 C 3) = Darrouzès, Reg. 2263 (auch in diesem Fall vermag ich nicht zu sagen, aus welchem Grund der verdiente französische Assumptionist das Regest durch einen hochgestellten Asteris- kus als „verdächtig“ eingestuft hat: Die Tatsache, daß der Metropolit Laurentios von Alania das Dokument als µητρSπSλ«της π‡σης hΑλαν«ας κα£ ΣωτηρPυπλεως un- terzeichnet hat [a. O. 770 C 5—6], macht seine Unterschrift keineswegs suspekt [so Darrouzès, Reg. 2263 («Critique 3»)], sondern ist vielmehr ein evidentes Zeichen sei- nes Protestes gegen die von Ioannes XIV. Kalekas vorgenommene Abtrennung der Kirche von Soteropolis von seiner Metropolis Alania [vgl. dazu Kresten, Symeon von Alania 16 mit Anm. 65 bzw. 19f.]; Laurentios befindet sich daher wohl aus ähnlichen persönlichen Motiven wie Matthaios von Ephesos [vgl. gleich im folgenden] im Lager der Gegner Ioannes’ XIV.). 195 Vgl. die „Selbstaussage“ der protestierenden ‹ρ_ιερε­ς: ¡µε­ς … S± καθεaµενSι ™ν τS­ς κελλ«Sις ¡µν ‹πSκεκλεισµ”νSι (PG 151, 767 D 2—3). Man kann wohl daraus schließen, daß Matthaios nach seiner Rückkehr aus Ephesos im Laufe des Jahres 1342 (vgl. oben, S. 27 mit Anm. 133—134) die Hauptstadt des byzantinischen Reiches nicht mehr verlassen hat (und sich auch nach September 1346 nie mehr nach Ephe- sos begab [war ihm vielleicht die Rückkehr in seine Metropolis durch seine „Nieder- lage“ im Kampf um die Kirche von Pyrgion verleidet worden?]; zu den — zum Teil un- bekannten, zum Teil wenig gesicherten — Schicksalen des Matthaios nach Septem- ber 1346 vgl. auch unten, S. 38—40). 196 Vgl. dazu etwa die oben in Anm. 119 zitierte Passage. 197 Der den Tomos vom Februar 1347 auffälligerweise nicht unterfertigt hat (vgl. die Hinweise zu den Unterschriften unter diesem Tomos bei Darrouzès, Reg. 2270), d. h. jenes Dokument, das zwar die Absetzung des Patriarchen Ioannes XIV. Kalekas aussprach, aber gleichzeitig nachdrücklich für die Theologie des Gregorios Palamas eintrat. 198 Dieser Interpretationsansatz findet sich in nuce bereits bei Reinsch 6, andeutungs- weise auch schon bei Kuruses, Γαβαλ‰ς 350. Zur ‹ναφSρ‡ vom September 1346 und zur Beteiligung des Matthaios von Ephesos an dieser Initiative vgl. auch Weiss, Kantakuzenos 120—121.

37 Wie lange sich Pyrgion dieses (neuerlichen) Ranges einer Metropolis er- freuen konnte, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen, da das Patriarchatsregi- ster von Konstantinopel zu Pyrgion bis zu unserem Dokument III vom Fe- bruar 1365 (PRK 283) keine Nachrichten enthält199; infolgedessen muß auch die Frage des Verhältnisses zwischen Pyrgion und Ephesos in den Jahren nach den hier ausführlich referierten Entscheidungen des Patriarchen Ioan- nes XIV. Kalekas, also nach unseren Dokumenten I und II, weitgehend offen- bleiben. Neben der soeben beschriebenen, in persönlichen Motiven wurzeln- den Parteinahme gegen den Patriarchen Ioannes XIV. im September 1346 wird Matthaios von Ephesos kaum Möglichkeiten gehabt haben, gegen das synodale Votum für eine von Ephesos unabhängige Metropolis Pyrgion anzu- laufen, und daran änderte sich auch nach dem Sturz Ioannes’ XIV. im Fe- bruar 1347 nichts: Im neuen Patriarchen von Konstantinopel, Isidoros, fand Matthaios gewiß keine Unterstützung, da er bald offen gegen dessen palami- tischen Kirchenkurs opponierte200. Dies hatte zur Folge, daß er im Verlaufe einer Synodalsitzung Ende August 1347201 als Anhänger des Gregorios Akin- dynos202 zwar nicht so wie die Metropoliten Neophytos von Philippoi und Io- seph von Ganos abgesetzt, sondern nur (zusammen mit den Metropoliten [Metrophanes] von Palaiai Patrai und [Chariton] von Apros) suspendiert wurde, allerdings mit der Auflage, daß auch für ihn (und für die Oberhirten von Palaiai Patrai und Apros) das Verdikt der Amtsenthebung gelten solle, falls er (sie) nicht binnen Monatsfrist seine (ihre) häretischen theologischen Ansichten widerrufen sollte(n)203. In welchem Ausmaße sich Matthaios von Ephesos dieser Anordnung beugte, läßt sich nicht mit letzter Sicherheit sa- gen: Am 22. April 1350 (also auffälligerweise erst nach dem Tode des Patriar- chen Isidoros und noch vor der ersten Thronbesteigung des Patriarchen Kal- listos I. von Konstantinopel) unterwarf er sich (διˆ τÇ τ ς ε²ρžνης καλν, „um des Friedens willen“) jedenfalls dem von Ioannes VI. Kantakuzenos ver- tretenen palamitischen Kirchenkurs und versprach, συνελθε­ν κα¬ κSινων σαι τf θε«U κα¬ ±ερfU συνδ& κα¬ µηκ”τι δι«στασθαι τ ς Šγ«ας τS

199 Genau genommen liefert erst unser Dokument IV vom Januar 1368 (PRK 316) einige Hinweise, die in der Lage sind, die nunmehr, nach dem April 1343, entstehende Infor- mationslücke zu Pyrgion etwas zu füllen. 200 Dies könnte auch der Grund dafür gewesen sein, daß Matthaios zu diesem Zeit- punkt die ihm seinerzeit als Epidosis zugeteilte Metropolis Brysis verlor (vgl. oben, S. 19 mit Anm. 86) (beweisen läßt sich dies natürlich nicht; es wäre auch denkbar, daß es bereits Ioannes XIV. Kalekas war, der dem Matthaios die Verwaltung von Brysis entzog; ein eigener Metropolit von Brysis ist freilich erst wieder im August 1347 zu belegen [vgl. nochmals oben, Anm. 86]). — Weitere lesenswerte Überlegun- gen zu möglichen Gründen des Widerstandes des Matthaios gegen die Person und gegen die Modalitäten der Wahl des Patriarchen Isidoros bei Weiss, Kantakuzenos 124—125. 201 Vgl. Darrouzès, Reg. 2289; s. auch Reinsch 6 bzw. Kuruses, Γαβαλ‰ς 351. 202 … δ— τ ς hΕφ”σSυ πρεδρSς (Namensnennung erfolgt keine) µετˆ τν τˆ τS hΑκινδνSυ φρSνSντων ˜νωθε¬ς κτλ.: Uspenskij, Istorija Afona III 730, Z. 28; in- wieweit aufgrund des in unmittelbarem Anschluß (Z. 29) auftretenden Partizips πρSσ- εταιρισ‡µενSς an die Bildung einer „neuen Hetaireia“ unter der Führung des Mat- thaios von Ephesos zu denken ist (so Weiss, Kantakuzenos 123—124, in Verfolgung seiner Gedanken zum „Gefolgschaftswesen“ in Byzanz), wage ich nicht zu entschei- den. 203 Vgl. Uspenskij, Istorija Afona III 735, Z. 16ff. (es fällt der terminus technicus ‹ργSς εÂναι: a. O., Z. 20; wieder wird keiner der inkriminierten Metropoliten mit Namen ge- nannt [τÇν Γ‡νSυ in Z. 20 ist im übrigen nur Überlieferungsfehler für τÇν lΑπρω: vgl. Darrouzès, Reg. 2289]).

38 @ριστS ™κκλησ«ας, ‹λλ’ µSφρSνε­ν204, und zwar weiterhin in seiner (nun- mehr offensichtlich wieder unumstrittenen) Eigenschaft als Metropolit von Ephesos205. Dieser Gesinnungswandel währte freilich nicht lange: Schon in den Einleitungspartien zur ersten, am 27. Mai 1351 abgehaltenen Sitzung je- nes Konzils in Konstantinopel, das den endgültigen Triumph der palamiti- schen Theologie besiegeln sollte206, wird er nur mehr als „gewesener (Metro- polit) von Ephesos“ bezeichnet207, und während der vierten Sitzung208 am 9. Juni 1351209 zog Patriarch Kallistos I. von Konstantinopel den endgültigen Schlußstrich: Da die Aufforderungen, Reue zu zeigen und umzukehren, kein Ergebnis gezeitigt hatten, entkleidete (‹πSγυµνS­) der Patriarch τÇν … hΕφ”- σSυ … τν ‹ρ_ιερατικν συµβλων κα¬ π‡σης ±ερωσνης210. Bemerkenswert bleibt das Faktum, daß nach dieser absolut eindeutigen Absetzungssentenz die Metropolis Ephesos trotz ihres sehr prominenten Ranges innerhalb des Patriarchatssprengels von Konstantinopel für einen ge- wissen Zeitraum vakant blieb; ob dahinter eine Art besonderer Rücksicht- nahme auf (den damals in den Achtzigern stehenden) Matthaios (der vielleicht doch noch auf die Sympathien einiger Freunde unter den ‹ρ_ιερε­ς zählen konnte) zu vermuten ist211, läßt sich nicht entscheiden; möglicherweise fand sich auch so rasch kein Kandidat, der bereit gewesen wäre, die Risken eines Wirkens ™ν τf τν βαρβ‡ρων, um einen von Matthaios selbst gerne verwen- deten Ausdruck zu gebrauchen212, auf sich zu nehmen213. Diese Frage muß auch deswegen offenbleiben, weil es sich nicht eindeutig klären läßt, bis zu welchem Zeitpunkte nach dem (chronologisch ohnehin nicht mit letzter Si-

204 Vgl. seine entsprechende Erklärung: PG 151, 772 C 14—774 A 10 (die soeben ge- brachten Zitate a. O. 773 A 9 bzw. 11—13). — Vgl. dazu auch Darrouzès, Reg. 2323 («Critique 1—2»); s. auch Reinsch 6—7 („Selbstkritik, nur politisch motiviert“) bzw. Kuruses, Γαβαλ‰ς 351. 205 Vgl. seine eigenhändige Unterschrift: ταπεινÇς µητρSπSλ«της hΕφ”σSυ Ματθα­Sς (PG 151, 774 A 9—10) (den eigentlichen Text dieser Erklärung hatte, nach dem Diktat des Matthaios, dessen Sohn niedergeschrieben [vgl. a. O. 774 A 4—6], wohl deswe- gen, weil Matthaios aufgrund seines Alters [er muß damals knapp vor seinem 80. Le- bensjahr gestanden sein] eine derartige Hilfe benötigte). 206 Darrouzès, Reg. 2324. 207 (Der Teufel hatte als Helfer auch) τÇν … _ρηµατ«σαντα hΕφ”σιSν (PG 151, 720 C 2—3; man beachte, daß auch hier [und in der Folge] die Nennung des Namens des Matthaios unterbleibt). 208 Vgl. PG 151, 726 A 1. 209 Zum Datum vgl. auch Hans-Veit Beyer, Eine Chronologie der Lebensgeschichte des Nikephoros Gregoras. Jahrbuch der Österreichischen Byzantinistik 27 (1978) 140 (Nr. 58); dort in den Anmerkungen auch Verweise auf die entsprechenden Abschnitte im Geschichtswerk des Nikephoros Gregoras, die neben den Akten des Konzils von 1351 in diesem Zusammenhang heranzuziehen sind. 210 PG 151, 731 D 5—6; vgl. auch Reinsch 7 und Kuruses, Γαβαλ‰ς 352—353. 211 So Darrouzès, Reg. 2458 («Critique»): «… une sorte de scrupule à l’égard de ce métro- polite». Vielleicht wartete man auch nur ganz einfach auf eine „biologische Lösung“ der nicht undelikaten causa, d. h. auf den Tod des Matthaios. 212 Vgl. etwa Ep. 54 (Reinsch 173, Z. 2) oder Ep. 55 (Reinsch 175, Z. 4). 213 Man beachte in diesem Zusammenhang, daß der gleich im folgenden zu nennende Metropolit Theodoretos von Ephesos offensichtlich sehr viel Zeit verstreichen ließ, ehe er sich nach seiner Inthronisierung im Januar 1365 (vgl. Anm. 215) aus Konstan- tinopel in seine Metropolis Ephesos begab (frühestens nach dem September 1369! Vgl. unten, S. 57 mit Anm. 316; s. auch schon Anm. 277); s. auch den in Anm. 236 be- legten Fall des Metropoliten Makarios von Smyrne, der im April 1363 vom Patriar- chen Kallistos I. von Konstantinopel unter Druck gesetzt werden mußte, da er nach Ausflüchten suchte, um die Abreise in seine kleinasiatische Metropolis hinauszuzö- gern.

39 cherheit zu fixierenden214) Tode des Matthaios der Sitz von Ephesos unbesetzt blieb: Das ziemlich genau festlegbare Datum (Januar 1365) der _ειρSτSν«α des nächsten „vollgültigen“ Metropoliten von Ephesos, Theodoretos215, des „Hauptakteurs“ unserer Dokumente III und IV, vermag in dieser Hinsicht keine zuverlässige Auskunft zu geben, da wir just Dokument IV (auffälliger- weise aber nicht Dokument III), der συνSδικŸ πρ‰Oις des Patriarchen Philo- theos Kokkinos und der Synode vom Januar 1368, die Information entneh- men, daß Ephesos vor der „Nachbesetzung“ mit Theodoretos einem Metropo- liten von Chios (zusammen mit Pyrgion216) ™πιδσεως λγ& übergeben wor- den war217. Zu welchem Zeitpunkte nun dieser Metropolit von Chios — der mit einiger Wahrscheinlichkeit den Namen Neophytos trug218 — Ephesos in Form einer Epidosis übernommen hatte, bleibt unsicher219: wahrscheinlich wäh- rend oder gegen Ende des zweiten Patriarchats des Kallistos I. von Konstan- tinopel220. Das „chiotische Intermezzo“ in Ephesos (und Pyrgion) wirft zusätzliche Probleme auf, da der Metropolit (Neophytos) von Chios in unserem Doku-

214 Im allgemeinen wird das Ableben des Matthaios mit „vor 1359/60“ angesetzt (so et- wa Reinsch 7; vgl. auch Darrouzès, Reg. 2458 [«Critique»], und Kuruses, Γαβαλ‰ς 353—354). — Einen unbestreitbaren terminus ante quem bieten die (leider ebenfalls nicht genau datierten) Dokumente PRK 251 und 249 (Schreiben des Patriarchen Kal- listos I. von Konstantinopel an den Patriarchen Ignatios II. von Antiocheia bzw. an die Metropoliten des Patriarchats von Antiocheia) von etwa Mai 1359/Dezember 1360 (Darrouzès, Reg. 2415 und 2416 [mit dem Datierungsvorschlag „1359—1361“]), in denen es ausdrücklich (zu den Gegnern des offiziellen palamitischen Kirchenkur- ses) heißt: καθρ”θησαν … τε hΕφ”σSυ κα¬ Γ‡ννSυ (= Ioseph von Ganos; vgl. da- zu oben. S. 38 mit Anm. 203), S³τινες κα¬ τÇ a ν ™Oεµ”τρησαν (PRK 251, Z. 55—57 = PRK 249, Z. 44—46). 215 Zu ihm vgl. PLP IV (1980), Nr. 7333. — Der erste sichere Beleg für Theodoretos als Metropolit von Ephesos (allerdings ohne ausdrückliche Nennung seines Namens) ist eine Urkunde des Patriarchen Philotheos Kokkinos von Konstantinopel vom 20. Ja- nuar 1365 (Darrouzès, Reg. 2478; PRK 281), während in den „Präsenzlisten“ der da- vor einzureihenden Dokumente aus den ersten Monaten der zweiten Regierungspe- riode des Philotheos Kokkinos (ab dem 8. Oktober 1364) der Sitz von Ephesos nicht vertreten ist (vgl. etwa Darrouzès, Reg. 2462; PRK 273); die Inthronisierung des Theodoretos als Metropolit von Ephesos dürfte somit zu den frühen Amtshandlun- gen des Philotheos während seines zweiten Patriarchats gezählt haben. 216 Vgl. dazu gleich im folgenden. 217 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 69), Z. 28—29. 218 So aufgrund eines von A〈thanasios〉 P〈apadopulos〉-Kerameus, ΝεφυτSς, µητρS- πSλ«της @«Sυ, hΕφ”σSυ και Πυργ«Sυ. eΕκκλησιαστικ¾ς Φ~ρPς 2 (œτSς α′) (1908) 47—48, publizierten, nicht ganz unproblematischen Vermerks auf f. 72v des Cod. Par. gr. 816 (vgl. auch Darrouzès, Reg. 2458 [«Critique»]; für eine Kontrolle am Original danke ich herzlich Herrn Dr. Christian Förstel von der Bibliothèque Nationale Paris; Transkription normalisiert): … ‹ρ_ιεπισκπSυ @«Sυ, hΕφ”σSυ κα¬ Πυργ«Sυ ΝεSφ- τSυ (wo man an sich ein µητρSπSλ«τSυ/‹ρ_ιερ”ως @«Sυ κα¬ πρS”δρSυ hΕφ”σSυ κα¬ Πυργ«Sυ erwarten würde!). — Dieser Neophytos ist aus keiner anderen Quelle nach- weisbar; keinen Beleg für ihn finde ich bei Philip P. Argenti, The Occupation of Chios by the Genoese and Their Administration of the Island 1346—1566, 3 Bde. Cambridge 1958; nichts Wesentliches (nur Verweis auf den Cod. Par. gr. 816) bei K〈onstantinos〉 Amantos, ΣυµβSλŸ ε²ς τŸν µεσαιωνικŸν ±στSρ«αν τ ς ™κκλησ«ας τ ς @«Sυ. Studi Bizantini e Neoellenici 9 (1957) (= Silloge bizantina in onore di Silvio Giu- seppe Mercati. Roma 1957) 11 mit Anm. 8. 219 Dokument IV vom Januar 1368 sagt in diesem Zusammenhang πρÇ λ«γSυ (PRK 316 [= Appendix II: unten, S. 69], Z. 29), doch bezieht sich diese Feststellung offen- sichtlich nicht auf das Jahr 1368, sondern auf die Zeit vor der Installierung des Theo- doretos als neuer Metropolit von Ephesos (Januar 1365). 220 So auch Darrouzès, Reg. 2458.

40 ment IV vom Januar 1368 an einer Stelle als „verstorben“ bezeichnet wird221, während an einer anderen Stelle von einem @«Sυ in einer Weise die Rede ist, die vermuten läßt, daß dieser @«Sυ (noch) unter den Lebenden weilt222. Die kirchliche Geschichte von Chios hilft in dieser Hinsicht kaum weiter, da die Urkunden des Patriarchatsregisters von Konstantinopel für die fünfziger und für die frühen sechziger Jahre des 14. Jahrhunderts keine brauchbaren Nachrichten zu Chios liefern223; lediglich einem Schreiben des Patriarchen Neilos von Konstantinopel vom Januar 1387224 ist zu entnehmen, daß sich Pa- triarch Philotheos Kokkinos mit der genuesischen Obrigkeit auf Chios darauf geeinigt haben soll, „im Augenblick“ keinen Metropoliten für Chios zu weihen (™πε¬ Sδ—ν œνι εκSλSν, ³να γ”νηται ‹ρτ«ως µητρSπSλ«της @«Sυ), dafür aber einen (nicht im Metropolitenrang befindlichen) Sachwalter nach Chios zu entsenden (³να œ_ πατρι‡ρ_ης ε²ς τŸν @«Sν καλγερων [sic] ²δικν τSυ κα¬ κρατf τˆ δ«καια τ ς ™κκλησ«ας225), aber auch die Datierung dieses Dokuments ist nicht ganz sicher: Jean Darrouzès möchte es (unspezifiziert) in das Jahr 1365 verlegen226, doch dürfte ein Ansatz auf Ende 1364 etwas wahr- scheinlicher sein, da bereits im Januar 1365 in der Person des Abtes Lazaros offensichtlich der erste derartige patriarchale Repräsentant für Chios er- nannt wird227. All das ergibt im Grunde nur dann einen Sinn, wenn man von der Annahme ausgeht, daß der Metropolit (Neophytos) von Chios zu diesem Zeitpunkte bereits verstorben war228. Das würde zu folgenden (letztlich aller- dings nicht stringent beweisbaren) Vermutungen führen: Um 1360 könnte(n) dem Metropoliten (Neophytos) von Chios die nicht in allzu großer Entfernung von seiner Inselmetropolis liegende Metropolis von Ephesos (und auch jene von Pyrgion) in Form einer Epidosis übertragen worden sein, vor allem unter dem Gesichtspunkt, auf diesem Wege dem orthodoxen Oberhirten, dessen Existenz auf (dem seit 1346 genuesischen) Chios weder gesichert noch von der „lateinischen“ Obrigkeit erwünscht war, eine gewisse Grundlage für seinen Lebensunterhalt zu geben. Mit dem Tode des Metropoliten (Neophytos) von Chios (auf jeden Fall vor Ende 1364) wurde(n) nicht nur die Metropolis Ephe- sos (und die Metropolis Pyrgion) wieder „disponibel“ (was schließlich zur Er- nennung des Theodoretos zum Metropoliten von Ephesos im Januar 1365 führte), sondern damit ergab sich für Philotheos Kokkinos auch die Möglich-

221 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 69), Z. 29 (™κε­νSς). 222 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 70), Z. 53 (τατην [scil. τŸν ™κκλησ«αν Πυργ«Sυ] κατ”_SντSς πρ‡γµατι … τS @«Sυ); zur Deutung dieser Passage s. gleich im folgen- den, S. 42. 223 Während der Amtszeit des Patriarchen Ioannes XIV. Kalekas taucht ein (namenlos bleibender) Metropolit von Chios von Fall zu Fall in den „Präsenzlisten“ synodaler Entscheidungen zwischen dem Juli 1339 (Darrouzès, Reg. 2191 = PRK 123, Z. 47) und dem April 1343 (Darrouzès, Reg. 2243 = PRK 144 [unser Dokument II], Z. 70) auf; an diesen Amtsinhaber hat Ioannes XIV. auch vor Juli 1344 einen (gegen einen Anhänger des Gregorios Palamas gerichteten) Brief expediert (Darrouzès, Reg. 2246). 224 Darrouzès, Reg. 2810. 225 Miklosich–Müller IΙ 91 (Νr. CCCLXXXVII), Z. 7—9; s. dazu auch Johannes Ko- der–Peter Soustal–Alice Koder, Aigaion Pelagos (Die nördliche Ägäis) (Tabula Im- perii Byzantini 10). Wien 1998, 144. 226 Darrouzès, Reg. 2473. 227 Darrouzès, Reg. 2477; PRK 280. 228 Unter diesem Aspekt (vgl. vor allem auch die folgenden Ausführungen) dürften die Angaben zum Todesdatum des Neophytos in PLP VIII (1986), Nr. 20154 („kurz vor 1368“; so auch bei Koder–Soustal–Koder, Aigaion Pelagos [wie in Anm. 225] 144), zu korrigieren sein.

41 keit (und die Notwendigkeit …), mit den Genuesen zu einem modus vivendi in der Frage der kirchlichen Betreuung der orthodoxen Bevölkerung auf Chios zu kommen — eben in Form des soeben zitierten Abkommens bzw. mit der Ernennung des Abtes Lazaros zum patriarchalen Repräsentanten auf Chios; und dieser (oder ein inzwischen ernannter anderer Vertreter des Patriarchen von Konstantinopel auf Chios) dürfte es gewesen sein, auf den sich jene zi- tierte Anspielung in unserem Dokument IV vom Januar 1368229 bezieht, die ansonsten als Beleg für ein späteres Todesdatum des Metropoliten (Neophy- tos) von Chios gewertet werden müßte: Der „chiotische“ Repräsentant des Pa- triarchen Philotheos Kokkinos war es, der im Januar 1368 als «(πρ‡γµατι [d. h. „in der Realität“] …) κατ”_ων» der ™κκλησ«α Πυργ«Sυ bezeichnet wurde (wobei anzunehmen ist, daß er zumindest einen Teil seiner „Einkünfte“ aus Pyrgion bezog). Als für das Hauptanliegen des vorliegenden Beitrags, die Klärung der kirchenrechtlichen Stellung von Pyrgion in den Jahren zwischen 1343 und 1365, wesentlichstes Ergebnis des „chiotischen Zwischenspiels“ läßt sich die Beobachtung festhalten, daß selbst die Epidosis-Vergabe einer so prominen- ten Metropolis wie Ephesos dem Nutznießer dieser Zuweisung wohl nur dann einen echten Vorteil verschaffte, wenn ihm gleichzeitig auch die Kirche von Pyrgion ™πιδσεως λγ& übertragen wurde230. Nun aber zurück zu Pyrgion, das wir mit unserem Dokument II im April 1343 nach dem „Triumph“ des Oberhirten N. N. als „gesicherte“ Metropolis verlassen haben. Wieder ist es erst Dokument IV vom Januar 1368 (und nicht das um rund drei Jahre ältere Dokument III vom Februar 1365), das einige (wenige) Anhaltspunkte zur Überbrückung einer mehr als zwanzig Jahre um- fassenden Überlieferungslücke liefert231: Nachdem (zähneknirschend …) das Faktum eingestanden worden war, daß 1342/1343 der metropolitane Charak- ter der Kirche von Pyrgion eine Bestätigung gefunden hatte232, heißt es wei- ter, daß „seither“ (™O ™κε«νSυ)233 (gemeint ist natürlich: seit dem Ableben des

229 Vgl. oben, Anm. 222. 230 Dies in Ergänzung der oben (S. 21 mit Anm. 103) diskutierten Frage zum Verhältnis der wirtschaftlichen „Potenz“ von Ephesos und Pyrgion. 231 Wir stehen hier vor einer Analogie zu den „narrativen“ Angaben in Dokument I (PRK 138 vom August 1342) und Dokument II (PRK 144 vom April 1343): Auch hier verschweigt die ältere Urkunde Details, die erst in der späteren Synodalentschei- dung „nachgeliefert“ werden (vgl. etwa die Hinweise oben in Anm. 104), weil sie nicht länger „unterdrückt“ werden konnten. Daraus entsteht unweigerlich der Eindruck, daß die Kanzlei des Patriarchats von Konstantinopel in Fällen, die der Großen Kir- che nicht gerade zur Ehre gereichten, bis zum letztmöglichen Augenblick versuchte, „peinliche“ Fakten unter den Tisch zu kehren, und diese erst eingestand, wenn sie sich wirklich nicht mehr verheimlichen ließen — ein besonderer Aspekt der „Non- chalance“ der Kanzleisprache des Patriarchats von Konstantinopel (vgl. Herbert Hunger, Zur scheinbaren Nonchalance der Kanzleisprache des Patriarchatsregi- sters. Verschleierung, Absicherung und Ironie in den Urkunden des Patriarchats von Konstantinopel, in: Herbert Hunger–Otto Kresten, Studien zum Patriarchatsregi- ster von Konstantinopel II [Sitzungsberichte phil.–hist. Kl. Österr. Akad. Wiss. 647]. Wien 1997, 11—43). 232 (Die Kirche von Pyrgion) … ‹λλˆ κα¬ αθις (Anspielung auf die nicht konkret exem- plifizierte Erhebung von Pyrgion zur Metropolis unter Isaakios II. Angelos: vgl. oben, S. 8f.) µητρπSλις ς τÇ πρτερSν γ«νεται: PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 69), Z. 26—27; s. auch unten, S. 53f. 233 Da davor kein maskulines Bezugswort (etwa der in seiner Würde bestätigte Metro- polit von Pyrgion) steht, ist hier nur eine unpersönliche zeitliche Anknüpfung (im Sinne von ™O ™κε«νSυ δ— _ρνSυ = „seither“) möglich, aber keine personenbezogene („… seit jenem Inhaber von Pyrgion aber …“).

42 1342/1343 „siegreichen“ N. N. von Pyrgion) und „bis jetzt“ (µ”_ρι τS νν) kein neuer γνžσιSς ‹ρ_ιερες für Pyrgion geweiht worden sei, sondern daß ‘λλSτε ‘λλSι µητρSπSλ­ται die Kirche von Pyrgion ™πιδσεως λγ& innege- habt hätten (™κρ‡τSυν), wie eben der „verstorbene (Metropolit) von Chios“234. In welchem Maße das ‘λλSτε ‘λλSι µητρSπSλ­ται auf die Goldwaage gelegt werden kann, d. h. in der Tat auf eine mehrmalige Epidosis-Vergabe der Me- tropolis Pyrgion an andere Metropoliten hindeutet235, sei dahingestellt236; si- cher ist auf jeden Fall, daß der Metropolit (Neophytos) von Chios bis zu seinem Tode (d. h. nach den obigen Überlegungen: noch vor Ende 1364) die Metropo- lis Pyrgion (neben der Metropolis Ephesos) κατ’ ™π«δSσιν verwaltete.

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Mit der Ernennung des Theodoretos zum Metropoliten von Ephesos im Januar 1365237 kommt von neuem Bewegung in das Verhältnis der Beziehun- gen zwischen den beiden benachbarten Metropoleis, dem altehrwürdigen Ephesos und dem „Parvenu“ Pyrgion: Wer auch immer (aus welchen Gründen auch immer238) den neuen Metropoliten von Ephesos auf die Bedeutung der Kirche von Pyrgion hingewiesen haben mag, bemerkenswert bleibt das Fak- tum, daß Theodoretos von Ephesos innerhalb eines Monats nach seiner Weihe einen ersten Anlauf unternahm, das „Problem Pyrgion“ in den Griff zu bekommen und sich dazu eine entsprechende Urkunde des Patriarchen Phi- lotheos Kokkinos und der Synode verschaffte — eben unser Dokument III vom Februar 1365 (PRK 283)239. Freilich gibt auch diese œγγραφSς συνSδικŸ πρ‰Oις einige Probleme auf, vor allem aufgrund des (bereits betonten240) Um- standes, daß sie (offensichtlich mit voller Absicht) Einzelheiten verschweigt, von denen man zum Zeitpunkt ihrer Ausstellung im Patriarchat von Konstan- tinopel durchaus Kenntnis besessen haben muß (und auf die man dann im Do- kument IV vom Januar 1368241 [PRK 316] — notgedrungen? — sehr wohl ein- geht).

234 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 69), Z. 27—29. 235 Was im übrigen (vgl. zuletzt oben in Anm. 230) von neuem für eine relativ gute wirt- schaftliche Basis der ™κκλησ«α Πυργ«Sυ in der Zeit der Herrschaft der Emire aus dem Hause Aydın sprechen würde. 236 In der Umgebung von Pyrgion gab es gewiß einige wirtschaftlich vielleicht weniger gut situierte Metropoleis, deren Inhaber sich auf der Grundlage einer Zuweisung von Pyrgion ™πιδσεως λγ& ihre Einkünfte „aufbessern“ konnten; man denke nur an den Fall des zum Metropoliten von Smyrne ernannten Makarios (des ehemaligen Bi- schofs von Kampania), der im April 1363 vom Patriarchen Kallistos I. mit mehr als nur sanftem Druck dazu aufgefordert werden mußte, sich endlich in seine kleinasia- tische Metropolis zu begeben (wobei ihm sogar Nea Phokaia bzw. das Kloster τS ΚρS«τaSυς als „alternative“ Aufenthaltsorte angeboten wurden): vgl. PRK 271 (Dar- rouzès, Reg. 2455). 237 Vgl. oben, S. 40 mit Anm. 215. 238 Sei es, daß dabei wirtschaftliche Aspekte ausschlaggebend waren, sei es, daß man sich in patriarchalen Kreisen von Konstantinopel noch an die Diskussionen der Jah- re 1342/1343 erinnerte (was wegen der in Dokument III geäußerten Kritik an den damals, 1342/1343, durchgeführten „Manövern“ des N. N. von Pyrgion [vgl. schon oben, Anm. 132; s. auch gleich im folgenden] durchaus denkbar ist). 239 Darrouzès, Reg. 2481. 240 Vgl. oben, S. 42 mit Anm. 231. 241 Und höchstwahrscheinlich schon in jener sehr bald nach der „Kassation“ von Doku- ment III erlassenen Synodalurkunde des Patriarchen Philotheos Kokkinos zur neu- erlichen Regelung des Verhältnisses zwischen Ephesos und Pyrgion, d. h. in jener

43 Das rhetorisch-pompöse, aber sprachlich nicht immer als wirklich gelun- gene Leistung zu bezeichnende Prooimion242 (dessen Verfasser, der ™π¬ τν ‹ναµνžσεων Petriotes243, sich sogar — offensichtlich aus Stolz auf seine „lite- rarische Leistung“ — auf dem entsprechenden Folium — f. 236r des Cod. Vind. hist. gr. 47 — des Patriarchatsregisters von Konstantinopel namentlich verewigen läßt244) variiert das Thema der εταO«α, das natürlich auch die kirchliche Hierarchie beträfe, in der es (in Nachfolge der Apostel Christi) zu- nächst zur Einsetzung von Bischöfen, dann zur Ernennung von Metropoliten gekommen sei, die als Vorgesetzte (πρεδρSι) der Bischöfe bzw. der aus die- sen Bischöfen zusammengesetzten Synoden ihrer Metropolitansprengel wirk- ten. Etwas abrupt wird dann sofort auf die causa der Kirche von Pyrgion übergegangen245: Das Bistum Pyrgion sei ‘νωθεν ™O ‹ρ_α«Sυ τε κα¬ πSλυ- _ρSν«Sυ ™κκλησιαστικS œθSυς der Metropolis Ephesos unterstanden und habe nie über einen eigenen Metropoliten verfügt — von der gesicherten und vor 23 Jahren in Konstantinopel auch „dokumentarisch“ belegten Erhebung von Pyrgion zur Metropolis unter Kaiser Isaakios II. Angelos findet sich kein Wort246. Lediglich in der Zeit der τν πρα㵇των ‹νωµαλ«α κα¬ σγ_υσις247 (das ist die ab 1347 in patriarchalen Urkunden übliche Umschreibung für die Periode des Bürgerkriegs zwischen Ioannes V. Palaiologos und Ioannes VI. Kantakuzenos, namentlich zur Kennzeichnung der [antipalamitischen] Re- gierungshandlungen des Patriarchen Ioannes XIV. Kalekas248) sei es durch die µετα_ε«ρισις249, also durch die „Manipulationen“ eines Bischofs von Pyr- gion (d. h. unseres N. N. von Pyrgion)250, dazu gekommen, daß die Kirche von Pyrgion in den Rang einer Metropolis erhoben wurde. Doch das, was damals, ™ν καιρ& f , καθ’ ν ‹νωµ‡λως παντ’ ™φ”ρετS („in einer Zeit, in der sich alles

patriarchalen Entscheidung von etwa März 1365 (Darrouzès, Reg. 2485), die auffälli- gerweise nie in das Register des Patriarchats von Konstantinopel eingetragen wurde (vgl. dazu unten, S. 48ff.). 242 PRK 283 (= Appendix I: unten, S. 65f.), Z. 4—31. 243 Zu ihm vgl. PLP X (1990), Nr. 23042. 244 Die entsprechende Eintragung (PRK 283 [= Appendix I: unten, S. 65], Z. 3) stammt allerdings nicht von der Hand jenes „Kanzlisten“, der den Text von Dokument III (samt zugehöriger Überschrift, d. h. PRK 283 [= Appendix I: unten, S. 65], Z. 1—2 und Z. 4ff.) ins Patriarchatsregister eingetragen hat, sondern wurde von jenem Ko- pisten (nachträglich?) eingefügt, auf den das in der Registerhandschrift Cod. Vind. hist. gr. 47 unmittelbar folgende Dokument (PRK 284 auf f. 236v—237v) zurückgeht. — Gerne würde man wissen, ob es Theodoretos von Ephesos selbst war, der sich die- ses hochtrabende Prooimion für „seine“ Urkunde bei Petriotes eigens „bestellt“ hat; eine sichere Antwort ist freilich aus zwei Gründen nicht möglich: Erstens gehört Pe- triotes offensichtlich zur entourage des Patriarchen Philotheos Kokkinos (und könn- te daher ohne weiteres von diesem den Auftrag zur Abfassung der Arenga zu Doku- ment III bekommen haben), und zweitens sind im Cod. Vind. hist. gr. 47 in etwa zeit- gleiche andere patriarchale Urkunden überliefert, deren Prooimia ebenfalls eine aus- drückliche Zuweisung an Petriotes enthalten. 245 PRK 283 (= Appendix I: unten, S. 66), Z. 32ff. 246 Die Frage der (gesicherten) Rückstufung von Pyrgion unter Theodoros I. Laskaris und eines nicht auszuschließenden, aber letztlich nicht beweisbaren (neuerlichen) πρSβιβασµς von Pyrgion zur Metropolis in der frühen Palaiologenzeit (vgl. noch- mals die Diskussion oben, S. 14ff.) muß an dieser Stelle wohl nicht noch einmal auf- gerollt werden, zumal sie in der Behandlung der causa Pyrgion durch den Patriar- chen Philotheos Kokkinos und die Synode in den Jahren 1365—1368 nicht die ge- ringste Rolle spielt. 247 PRK 283 (= Appendix I: unten, S. 66), Z. 35—36. 248 Vgl. dazu die Hinweise bei Kresten, Symeon von Alania 18, Anm. 77. 249 PRK 283 (= Appendix I: unten, S. 66), Z. 36—37. 250 Vgl. dazu auch die Überlegungen oben in Anm. 132 und 238.

44 irregulär verhielt“), geschehen sei, könne nur als „nicht geschehen“ betrach- tet werden (ς µŸ γεγSντα ε²σ«)251. Fazit: Die Kirche von Pyrgion wird vom Patriarchen Philotheos Kokkinos mit ausdrücklicher und formeller Zustim- mung der Synode252 wieder in ihren „alten, kanonischen, gesetzeskonformen

251 PRK 283 (= Appendix I: unten, S. 66), Z. 38—39. 252 Die übliche Formel συνδιασκεψαµ”νη ¡ µετριτης ¡µν τf περ¬ ατŸν θε«U κα¬ ±ερfU συνδ& (PRK 283 [= Appendix I: unten, S. 66], Z. 39—40) wird hier auffälliger- weise nicht mit der ansonsten in einem derartigen Zusammenhang gebräuchlichen Aufzählung der synodalen Beisitzer des Patriarchen fortgesetzt; dafür finden sich (und dies ist in der Tat noch viel auffälliger) die Unterschriften der Metropoliten, die sich an dieser Entscheidung des Patriarchen Philotheos beteiligten, unter seiner na- mentlichen Unterfertigung (für den Urkundentyp einer συνSδικŸ πρ‰Oις genügte an sich die patriarchale Menologemunterzeichnung!) am Ende der Urkunde, wie auch aus der kopialen Überlieferung im Patriarchatsregister von Konstantinopel eindeu- tig hervorgeht (εÂ_ε … κα¬ τˆς πSγραφˆς τν ±ερωτ‡των ‹ρ_ιερ”ων: PRK 283 [= Appendix I: unten, S. 66], Z. 63—65 [auf f. 236v; so wie die folgenden kopialen Unter- fertigungen der Metropoliten in leicht verschiedener Tinte, aber offensichtlich von derselben Hand, welcher der Text des Dokuments und die (nicht vollständig kopier- te) Namensunterschrift des Patriarchen Philotheos zuzuweisen sind, nachträglich (in etwas kleinerer Schrift) eingefügt; festzuhalten ist dabei, daß der „Nachtrag“ selbst eindeutig in zwei „Raten“ erfolgte: zunächst der Zusatz κα¬ τˆς πSγραφˆς τν ±ερωτ‡των ‹ρ_ιερ”ων als „erste Lieferung“, dann, in einem deutlich sichtbaren zweiten Ansatz, die (stark verkürzten, nur den Sitz angebenden) kopialen Unter- zeichnungen der Metropoliten; all das deutet darauf hin, daß der „Kanzlist“, auf den diese Eintragungen zurückzuführen sind, hier spezielle Direktiven seines „Vorge- setzten“ stufenweise zu erfüllen hatte; zu allem vgl. auch die beigegebene Abb. 2 auf S. 50]; vgl. schon die „Ankündigung“ im Text selbst [Z. 43—45]: ε²ς τατÇ γνµης ™λθντων τε κα¬ συµψηφισαµ”νων Šπ‡ντων µS τν ±ερωτ‡των ‹ρ_ιερ”ων … κα¬ S²κε«αις ατν πSγραφα­ς τÇ ˜δρα­Sν … παρασ_ντων). All das ist wohl ein Hinweis darauf, daß man sich im Februar 1365 im Patriarchat von Konstantinopel der Tatsache bewußt war, mit dem vorliegenden Dokument einen außergewöhnli- chen und nicht den üblichen Normen entsprechenden Schritt zu setzen (die Mitun- terzeichnung von patriarchalen Dokumenten durch die an den jeweiligen synodalen Beschlüssen beteiligten Metropoliten gehört in dieser Zeit nicht zu den Usancen des Urkundenwesens der Patriarchen von Konstantinopel, sondern ist in der Regel „hochpolitischen“ Akten vorbehalten [vgl. etwa PRK 261 vom 17. August 1355 (Dar- rouzès, Reg. 2381): synodale Bestätigung der Vereinbarungen zwischen Kaiser Ioan- nes V. Palaiologos und dem bulgarischen Zaren Ivan III. Aleksanda˘r anläßlich der Vermählung ihrer Kinder, Andronikos IV. und Keratsa]; auch in dem unserem Do- kument III unmittelbar vorangehenden Stück [PRK 282 vom Januar 1365; Darrou- zès, Reg. 2479] findet sich der Hinweis, daß dieser synodale Beschluß eigenhändig von den ±ερτατSι ‹ρ_ιερε­ς, die damals als Beisitzer des Patriarchen fungierten, mitunterzeichnet worden war, dies wohl deswegen, um dieser νµιµSς κα¬ κανSνικŸ συνSδικŸ œγγραφSς πSτπωσις [Miklosich–Müller I 461, Z. 1—2; man beachte die bewußt „feierliche“ Wortwahl] mit der Exkommunikation aller jener, die in Phil- adelpheia κεφαλαττ«κια und δηµSσιακα¬ δSυλε«αι [Miklosich–Müller I 458, letzte Z.—459, Z. 1] übernommen haben und sich in dieser Eigenschaft an Kirchengut be- reicherten, mehr Gewicht zu verleihen). — En passant: Unser Dokument III (PRK 283) wird von zwölf (zu dieser in kanonischer Hinsicht wichtigen Zahl vgl. die Hin- weise oben in Anm. 106) Metropoliten unterzeichnet, und zwar von den Oberhirten von Kyzikos, Philadelpheia (hier läßt die kopiale Überlieferung für den Sitz aller- dings eine Lücke; sollte der Metropolit — ohne Zweifel der bekannte Makarios Chry- sokephalos — etwa gezögert haben, seine Unterschrift unter einer Urkunde mit ei- nem derartigen Rechtsinhalt anzubringen? Vgl. dazu auch die Überlegungen unten in Anm. 261), Nikaia, Chalkedon, Pontoherakleia, Tyana, Myra, Bizye, Brysis, Athen, Trapezus und Amastris (PRK 283 [= Appendix I: unten, S. 66f.], Z. 65—68). Diese Aufzählung der Unterzeichner ist deswegen nicht unwesentlich, weil sie hilft, das vorliegende Dokument vom Februar 1365 von der bald nach seiner „Kassation“ (im März 1365) ergangenen zweiten Urkunde des Philotheos Kokkinos in der causa Pyr- gion zu unterscheiden (vgl. unten, S. 48 und 51).

45 und langjährigen Zustand“ (ε²ς τÇ ‹ρ_α­Sν … κα¬ κανSνικÇν κα¬ œνθεσµSν κα¬ πSλυ_ρνιSν … σ_ µα)253 versetzt, d. h. in den eines der Metropolis von Ephesos nachgeordneten Bistums. Zusätzlich wird das (an sich selbstver- ständliche) Recht des Metropoliten Theodoretos (und aller seiner Nachfolger auf dem Sitz von Ephesos) bestätigt, für Pyrgion einen Bischof zu weihen; dem jeweiligen Inhaber des Bistums von Pyrgion wird seine Gehorsamspflicht dem jeweiligen Metropoliten von Ephesos gegenüber eingeschärft, und jeder Bischof von Pyrgion, der es je wagen sollte, nach dem Vorbild des verstorbe- nen N. N. von Pyrgion (der hier ausdrücklich nur als ™π«σκSπSς bezeichnet wird!254) eine Erhöhung der Kirche von Pyrgion zur Metropolis anzustreben, wird mit der Exkommunikation (‹φSρισµς) bedroht255. Mit dieser Entscheidung hätte Theodoretos von Ephesos jenen Zustand erreicht, den sein Vorgänger Matthaios in der Zeit vor August 1342 (vergeb- lich) angestrebt hatte: die Unterordnung von Pyrgion als Bistum unter die Metropolis Ephesos. Das bezügliche patriarchale Dokument vom Februar 1365 (PRK 283) hatte freilich einen Schönheitsfehler256: Es hob nicht nur die Entscheidungen des Patriarchen Ioannes XIV. Kalekas vom August 1342 und vom April 1343 (unsere Dokumente I und II) auf, sondern auch das parallel zu Dokument I (PRK 138) ergangene Prostagma des Kaisers Ioannes V. Palaio- logos257, das der Kirche von Pyrgion den Status einer Metropolis garantiert bzw. verliehen hatte, mehr noch — es wies auch diese kaiserliche Willensäu- ßerung implizit der Periode der τν πρα㵇των ‹νωµαλ«α κα¬ σγ_υσις zu, jener Zeit, in der „sich alles irregulär verhalten“ habe und daher als „nicht ge- schehen“ zu betrachten sei. Damit war nicht nur eine formale Verletzung des (etwa in unserem Dokument I so überschwenglich betonten258) kaiserlichen „Vorrechts“ der Festlegung des Ranges von Metropoleis und Bistümern gege- ben, sondern gleichzeitig eine zu massiv formulierte Kritik an der seinerzeiti- gen Entscheidung des Kaisers, auch wenn ihm diese bei seinem damals ju- gendlichen Alter von seinem „Regentschaftsrat“ vorgegeben worden war258a: Einen derartigen Affront konnte Ioannes V. Palaiologos nicht hinnehmen259. Zu den Einzelheiten der Vorgänge der folgenden Wochen schweigen die Quellen aus begreiflichen Gründen260. Eines ist jedenfalls sicher: Nahezu un-

253 PRK 283 (= Appendix I: unten, S. 66), Z. 40—41. 254 PRK 283 (= Appendix I: unten, S. 66), Z. 55. 255 PRK 283 (= Appendix I: unten, S. 66), Z. 45—59. 256 Es ist durchaus möglich, daß dieser Schönheitsfehler dem Patriarchen Philotheos Kokkinos selbst durchaus bewußt war, weswegen er dieseœγγραφSς συνSδικŸ πρ‰Oις in einer Weise, die nur als ungewöhnlich bezeichnet werden kann, auch von den synodalen Beisitzern seiner Entscheidung unterfertigen ließ (vgl. den Hinweis oben in Anm. 252). 257 Dölger–Wirth, Reg. 2878; vgl. auch oben, S. 29f. 258 Vgl. oben, S. 30 mit Anm. 150. 258a Vgl. auch Darrouzès, Reg. 2481 («Critique»), der darauf hinweist, daß in den hier zi- tierten Formulierungen von Dokument III (PRK 283) (mit der Erwähnung der τν πρα㵇των ‹νωµαλ«α κα¬ σγ_υσις, einer Zeit, in der „sich alles irregulär verhal- ten“ habe und daher als „nicht geschehen“ betrachtet werden müsse) sogar eine «apologie indirecte de la rébellion de Cantacuzène … et la négation de la légitimité des actes de Paléologue» gesehen werden könnte. 259 Sollte dies vielleicht der Grund für das oben in Anm. 252 vermutete Zögern des Me- tropoliten Makarios Chrysokephalos von Philadelpheia gewesen sein, seine Unter- schrift unter das Dokument vom Februar 1365 zu setzen? 260 Vgl. auch Darrouzès, Reg. 2485 («Critique»): «On ne sait ce qui s’est passé entre l’acte de février (N. 2481) et l’acte d’épidosis de mars» (sehr richtig auch der bei ihm folgen- de Text: «Il est évident que Philothée admet exactement le contraire de ce qui était af-

46 mittelbar nach seiner Eintragung in das Register des Patriarchats von Kon- stantinopel wurde der mit einem so pompösen Prooimion ausgestattete syn- odale Rechtsakt des Patriarchen Philotheos in der Registerhandschrift durch ein kräftiges Durchstreichen261 „kassiert“. Damit war die causa Pyrgion also

firmée en février»; dort [und in Reg. 2481 («Critique»)] auch die korrekte Beobachtung, daß die Aufhebung der synodalen Entscheidung des Philotheos Kokkinos vom Februar 1365 [vgl. gleich im folgenden] auf eine entsprechende Intervention des Kaisers zurück- zuführen sein wird). — Es ist im übrigen müßig, darüber zu spekulieren, wer es gewesen sein könnte, der Ioannes V. Palaiologos darauf hingewiesen hatte, daß vom Patriar- chen Philotheos Kokkinos und von der Synode soeben ein Akt gesetzt worden war, der die kaiserliche Majestät in mehrfacher Hinsicht beleidigte. 261 Vgl. die beigegebenen Abb. 1 und 2 (= f. 236r und f. 236v des Cod. Vind. hist. gr. 47). — In diese Tilgung „miteingeschlossen“ ist auch der im Register auf f. 236v—237v un- mittelbar auf PRK 283 folgende Text, die im Januar 1365 ausgesprochene Absetzung des Hieromonachos und Beichtvaters Theophilos nach einem formalen Verfahren, der wegen verschiedener (eingestandener) Verfehlungen seiner Priesterwürde und seines λειτSργηµα als πατŸρ πνευµατικς enthoben worden war (Darrouzès, Reg. 2480 = Miklosich–Müller I 461—463 [Nr. CCV] = PRK 284); hier wird freilich (marginal auf f. 236v) der Grund für die Annullierung dieser Entscheidung des patri- archalen Synodalgerichts mitgeteilt: µετˆ τατα συνε_ωρžθη SτSς (vgl. Darrou- zès, Reg. 2480 [«Critique 2»]). Die Begnadigung des (offensichtlich mit seinen „Schäf- chen“ zu nachsichtigen) Beichtvaters wird nicht lange auf sich warten haben lassen, da auf f. 236v das Ende der patriarchalen œγγραφSς συνSδικŸ πρ‰Oις für Ephesos und der Beginn des ihn, Theophilos, betreffenden Aktenstücks in einem einzigen Zug durchgestrichen wurden (und die Tilgung des patriarchalen Dokuments für Theodo- retos von Ephesos wohl noch im März 1365 erfolgt sein muß: vgl. gleich im folgen- den). — Dazu ein interessantes Detail: An der καθα«ρεσις des Priestermönchs Theo- philos sind neben dem Patriarchen Philotheos zwölf ‹ρ_ιερε­ς (darunter Theodore- tos von Ephesos als „Listenführer“) beteiligt; die entsprechenden kanonischen Vor- schriften (Kanon 12 des Konzils von Karthago: vgl. die Angaben oben in Anm. 106) sind also „übererfüllt“ (für die Absetzung eines Priesters genügt an sich die Zahl von sechs Bischöfen). Auffälligerweise ist jedoch der zwischen den Sitzen von Kyzikos und Nikaia eingetragene Hinweis auf Philadelpheia (… τS Φιλαδελφε«ας) auf f. 236v (vgl. die beigegebene Abb. 2: 11. Z. v. u.) (= Makarios Chrysokephalos) nachträglich, und zwar in einem eigenen Korrekturvorgang (aber trotzdem aller Wahrscheinlichkeit nach zeitgleich mit der Tilgung des gesamten Dokuments), durchgestrichen worden (ein Faktum, das weder der Edition bei Miklosich und Müller noch dem Regestenein- gang bei Darrouzès zu entnehmen ist). Für diese Tatsache bieten sich zwei (hypothe- tische) Erklärungsmöglichkeiten an: Zum ersten könnte man daran denken, daß Ma- karios von Philadelpheia zwar sowohl für die Pyrgion betreffende Entscheidung (d. h. für unser Dokument III = PRK 283) als auch für die synodale Verhandlung gegen den Priestermönch Theophilos (PRK 284) als „Beisitzer“ vorgesehen war, dann aber aus nicht näher bekannten Gründen am Erscheinen gehindert wurde (dies würde den oben in Anm. 251 gegebenen Deutungsversuch des Fehlens der Unterschrift des Ma- karios unter PRK 283 weitgehend relativieren; gegen diesen Einwand könnte man wieder vorbringen, daß sich Makarios Chrysokephalos im Januar 1365 sehr wohl in Konstantinopel nachweisen läßt — vgl. etwa die „Präsenzlisten“ der synodalen Ent- scheidungen Darrouzès, Reg. 2475 und 2478 —, und die ebenfalls in den Januar 1365 datierte συνSδικŸ πρ‰Oις Darrouzès, Reg. 2479 betrifft Makarios und seine Metro- polis Philadelpheia direkt. Mehr noch: Am Zustandekommen der nach der Aufhe- bung unseres Dokuments III vom Februar 1365 notwendigen „Neuauflage“ der patri- archalen Entscheidung zum Verhältnis zwischen den Kirchen von Ephesos und Pyr- gion vom März 1365 mit der Anerkennung des „metropolitanen Status“ von Pyrgion [Darrouzès, Reg. 2485], d. h. an der hier über dem Strich diskutierten Synodalur- kunde, deren Existenz wir nur aus der Narratio von Dokument IV kennen, beteiligte sich Makarios sehr wohl: vgl. PRK 316 [= Appendix II: unten, S. 70], Z. 40); zum zwei- ten könnte man daran denken, daß Makarios zwar während der Verhandlung gegen Theophilos präsent war, sein Absetzungsvotum gegen den kleinen Beichtvater aber dann wieder zurückzog, weil ihm die der Synode vorliegenden Fakten für eine derar- tig schwere Bestrafung nicht ausreichend erschienen (vor allem der Anklagepunkt,

47 wieder „offen“ und mußte von neuem geregelt werden — in einem weiteren patriarchalen Dokument, das nun bezeichnenderweise nicht in das Register des Patriarchats von Konstantinopel eingetragen wurde262, wohl auch deswe- gen, weil man in ihm nicht umhingekommen sein wird, die formale Unzuläs- sigkeit des Ergehens von Dokument III vom Februar 1365 (PRK 283) in ir- gendeiner Weise (gewiß kaschierend …) einzugestehen. Von der Existenz dieses neuen patriarchalen Rechtsaktes263 zur Kirche von Pyrgion erfahren wir überhaupt nur durch die narrativen Teile von Doku- ment IV (PRK 316 vom Januar 1368), in denen nunmehr der (vor allem wegen des entsprechenden Prostagma des Kaisers Ioannes V. Palaiologos nicht weg- zuleugnende) „metropolitane Charakter“ von Pyrgion zugegeben wird (frei- lich ohne das geringste Eingeständnis, daß man die Sache „vor Tische“ — im Februar 1365 in Dokument III — „anders las“ …)264: Aus Sorge um das Seelen- heil der in Pyrgion befindlichen Christen, so Patriarch Philotheos Kokkinos in der Narratio der συνSδικŸ πρ‰Oις vom Januar 1368, habe er „vor drei Jah- ren“ (πρÇ _ρνων ¨δη τριν)265 dem (damals frisch promovierten) Metropo- liten (Theodoretos) von Ephesos die Metropolis von Pyrgion κατ’ ™π«δSσιν übergeben266, und zwar mit Zustimmung der (synodal um den Patriarchen versammelten) Metropoliten von Kaisareia, Herakleia, Kyzikos, Philadel- pheia, Nikaia, Chalkedon, Pontoherakleia267, Brysis, Athen und Trapezus268; als Begründung für diese Maßnahme werden die große Nähe zwischen Ephe- sos und Pyrgion und die besonderen spirituellen Qualitäten des Metropoliten (Theodoretos) von Ephesos angeführt269.

daß Theophilos einer bereits „zur Nonne geschorenen“ Frau eine œνδSσις für eine ±ερSλSγ«αㇵSυ gegeben hatte, ist schwach: Der Übertritt dieser Frau in den Nonnen- stand wurde, zumindest nach den Angaben der Absetzungssentenz, nicht unter Beach- tung der dafür notwendigen Formen, sondern ausschließlich von einer µSνα_ž τις ε- λαβžς vollzogen). Noch hypothetischer: Wäre es nicht denkbar, daß das baldige „Kassieren“ der über den Hieromonachos verhängten καθα«ρεσις auf eine Interven- tion des Makarios zurückging, der sich des kleinen (gutgläubigen und etwas naiven) Beichtvaters erbarmte und für diesen beim Patriarchen ein gutes Wort einlegte? 262 Vgl. schon oben, Anm. 1. 263 Darrouzès, Reg. 2485 (mit korrekter Datierung auf März 1365; vgl. gleich im folgen- den). 264 S. dazu gleich im folgenden bei der Analyse von Dokument IV. 265 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 69), Z. 35. — Man käme, nähme man diese Anga- be wörtlich, auf eine Ausstellung des neuen (im Wortlaut nicht erhaltenen) Doku- ments im Januar 1365; richtig ist hingegen: März 1365 (s. gleich im folgenden) (im übrigen ein Hinweis darauf, daß Zeitangaben in patriarchalen Urkunden des 14. Jahrhunderts — und wohl nicht nur in diesen — stets cum grano salis zu inter- pretieren sind). 266 Das ist im übrigen ein weiterer Hinweis darauf, daß der Metropolit Neophytos von Chios, der davor die Kirche von Pyrgion in Form einer Epidosis erhalten (und ver- waltet) hatte, zu diesem Zeitpunkte bereits verstorben sein muß (vgl. schon oben, S. 41 mit Anm. 228): Zwar konnte jede Verleihung κατ’ ™π«δSσιν (so sie nicht ™φ’ ρ& τ ς aω ς des Begünstigten ausgesprochen worden war) jederzeit wieder rückgängig gemacht werden (vor allem dann, wenn die „Epidosis-Kirche“ einem neuen, eigens für sie ernannten Oberhirten zugewiesen werden sollte); im gegenständlichen Fall wird aber die „Epidosis-Weitergabe“ von Pyrgion an den Metropoliten Theodoretos von Ephesos weitaus besser verständlich, wenn man von der Annahme ausgeht, daß der bisherige „Epidosis-Inhaber“ von Pyrgion, eben Neophytos von Chios, nicht mehr unter den Lebenden weilte. 267 Der (vom Gesichtspunkt der Ausstellung im Januar 1368 aus betrachtet) als (inzwi- schen) „verstorben“ bezeichnet wird. 268 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 69f.), Z. 30—43. 269 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 70), Z. 43—50.

48 Abb. 1: Cod. Vind. hist. gr. 47, f. 236r

49 Abb. 2: Cod. Vind. hist. gr. 47, f. 236v

50 Aus diesen Hinweisen, d. h. aus der Nennung der synodalen Beisitzer des Patriarchen, lassen sich zweierlei Schlüsse ziehen: Zum ersten ist es evi- dent270, daß keine Anspielung auf unser Dokument III (PRK 283) vom Fe- bruar 1365 vorliegen kann: Die Liste der hier genannten synodalen Beisitzer der (neuen) patriarchalen Entscheidung in der Angelegenheit der Kirche von Pyrgion unterscheidet sich deutlich von jener, die in Dokument III überliefert ist271. Zum zweiten erlaubt die Anführung jener Metropoliten, die sich an dem (neuen) Entschluß des Patriarchen Philotheos Kokkinos beteiligten, eine rela- tiv genaue Datierung des Ergehens dieses (neuen) Dokuments, da an der Spitze der ‹ρ_ιερε­ς, die hier als συνεδρι‡aSντες des Patriarchen fungieren, der Metropolit (Methodios) von Kaisareia steht, der erst im März 1365 von seinem früheren Sitz Tyana nach Kaisareia versetzt worden war272 und der auch in einer zwar undatierten, aber mit höchster Wahrscheinlichkeit noch im März 1365 expedierten συνSδικŸ πρ‰Oις zugunsten des Metropoliten Se- bastianos von Ioannina273 als „Listenführer“ aufscheint. Mit anderen Worten: Die „Revision“ von Dokument III, d. h. die Anerkennung des metropolitanen Charakters der Kirche von Pyrgion und die κατ’ ™π«δSσιν-Zuweisung von Pyrgion an den Metropoliten Theodoretos von Ephesos, muß noch im März 1365 erfolgt sein. Mehr als ein Teilerfolg für Theodoretos von Ephesos war diese Entschei- dung274 freilich nicht: Die „Epidosis-Zuteilung“ einer Metropolis an eine an- dere Metropolis konnte ja jederzeit275 dadurch außer Kraft gesetzt werden, daß für die zugewiesene Kirche ein eigener (neuer) Metropolit ernannt wurde. Ob dies dem „siegreichen“ Metropoliten Theodoretos sofort bewußt war, läßt sich nicht sagen, zumal er von den tatsächlichen Verhältnissen in seinen bei- den Metropoleis, Ephesos und Pyrgion, fürs erste keine sehr konkreten Vor- stellungen gehabt haben dürfte275a, da er sich noch geraume Zeit nach der im März 1365 zu seinen Gunsten gefällten Entscheidung in Konstantinopel auf- hielt: Unser Dokument IV vom Januar 1368 bekennt ausdrücklich, daß er sich µ”_ρι τS νν … δι‡ τινας ™πισυµβ‡σας α²τ«ας276 nicht in seine kleinasiati- sche Kirche begeben konnte (woraus zu schließen ist, daß er sich bis zu diesem Zeitpunkte durchgehend in der Hauptstadt des byzantinischen Reiches auf- hielt277). Nähere Kenntnisse von dem, was ihn in Ephesos erwartete, wird

270 Vom Inhaltlichen einmal ganz abgesehen … 271 Vgl. oben, Anm. 252. 272 Darrouzès, Reg. 2484 (= PRK 288). 273 Darrouzès, Reg. 2488 (= PRK 291). 274 Hinter der möglicherweise von neuem wirtschaftlich-existentielle Interessen der Me- tropolis Ephesos an Pyrgion zu vermuten sind; vgl. die Überlegungen oben, etwa in Anm. 103 oder zuletzt in Anm. 230. 275 Mit der (bereits oben in Anm. 266 angesprochenen) Einschränkung, daß die Verlei- hung einer Metropolis ™πιδσεως λγ& auch ™φ’ ρ& τ ς aω ς des Begünstigten er- folgen konnte (zu dieser Klausel vgl. exempli gratia PRK 188 vom Dezember 1353; s. dort besonders Z. 23). 275a Es sei denn, daß er selbst aus dem lokalen (d. h. ephesinischen oder pyrgiotischen) Klerus stammte; dafür findet sich aber in den wenigen Quellen, die zu ihm zur Ver- fügung stehen, nicht der geringste Anhaltspunkt. 276 Vgl. PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 70), Z. 51—52. 277 Theodoretos ist zwischen März 1365 und Januar 1368 häufig als Beisitzer synodaler Entscheidungen des Patriarchen Philotheos Kokkinos in Konstantinopel belegt: vgl. etwa die Präsenzlisten bei Darrouzès, Reg. 2484, 2489, 2491 (Juni 1365), 2498 (Juli 1365), 2499, 2501 (August 1365), 2502 (September 1365), 2513 (Mai 1366; statt „Athen“ in der Inhaltsanalyse bei Darrouzès, Reg. 2513, lies Ephesos; vgl. Miklo- sich–Müller I 485, letzte Z.), 2514, 2516, 2530 (Juli 1367), 2532 (November 1367)

51 Theodoretos wahrscheinlich erst dann erhalten haben, als er (wohl im Ver- laufe des Jahres 1367) nicht näher spezifizierte Personen seines Vertrauens (τιν—ς τν ˜αυτS) zu einem Lokalaugenschein ε²ς τŸν ²δ«αν ™κκλησ«αν ent- sandte278, und der Inhalt des Berichtes, den er von diesen seinen Emissären erhielt, dürfte es wohl gewesen sein, der im Januar 1368 zur Ausstellung un- seres Dokuments IV (PRK 316) führte: Man könnte sich etwa vorstellen, daß die damals bei Theodoretos eingetroffenen Informationen in die Richtung gingen, daß die wirtschaftliche Existenz der Metropolis Ephesos in gewissem Sinne von einer uneingeschränkten Verfügungsgewalt über die Kirche von Pyrgion abhängig sei und daß diese uneingeschränkte Verfügungsgewalt mit einer einfachen (und an sich jederzeit wieder aufhebbaren279) Epidosis-Verlei- hung von Pyrgion eben nicht garantiert werde280.

und 2537 (Januar 1368); s. auch die Tabellen bei Darrouzès, Registre 362—363 und 366—367 (diese Seiten vor allem für das gleich Folgende). — Auch nach Januar 1368 ist Theodoretos von Ephesos weiterhin in Konstantinopel nachweisbar: vgl. die Anwesen- heitslisten bei Darrouzès, Reg. 2541 (April 1368), 2542 (September 1368), 2551 (Mai 1369), 2557 (August 1369), 2559, 2560 (September 1369) und 2561. — Um Mißverständ- nisse zu vermeiden: In den soeben angeführten Fällen vor und nach Januar 1368 wird Theodoretos natürlich in der Regel nur alshΕφ”σSυ, ohne Angabe seines Namens, an- geführt (eine Ausnahme ist etwa das Protokoll der synodalen Verurteilung des Procho- ros Kydones, der Tomos vom April 1368 [Darrouzès, Reg. 2541]). — Zur Frage, welcher Metropolit von Ephesos (ebenfalls ohne Namensnennung) in den Präsenzlisten patriar- chaler Dokumente zwischen April und Juni 1372 (Darrouzès, Reg. 2647—2649 und 2652) aufscheint, vgl. die Überlegungen unten, S. 57 (vor allem mit Anm. 319 und 320). 278 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 70), Z. 54—55 (die im Anschluß an diese Informa- tion in Dokument IV ausdrücklich festgehaltene Absicht des Theodoretos, sich per- sönlich µετ’ λ«γSν [d. h. bald nach Januar 1368] in seine Metropolis zu begeben, hat dieser nicht verwirklicht: vgl. die Hinweise in der vorangehenden Anmerkung, die seine Anwesenheit in Konstantinopel bis mindestens September 1369 belegen; es sind ihm wohl neue α²τ«αι dazwischengekommen [wobei man zu seiner „Entlastung“ anführen könnte, daß bald nach Januar 1368 (nämlich im April 1368) die synodalen Verhandlungen gegen Prochoros Kydones ins Haus standen, welche die „hauptstäd- tische“ Anwesenheit eines so ranghohen Metropoliten, wie dies Theodoretos von Ephesos unzweifelhaft war, wünschenswert erscheinen ließen]). — Darrouzès, Reg. 2538 («Critique 1»), vermutet sehr ansprechend, daß der Bischof Theophylaktos von Boreia Potamia, ein Suffragan von Ephesos (der Name dieses Bistums ist übri- gens in den Notitiae episcopatuum nicht überliefert und scheint auch nicht in den oben in Anm. 28 und 51 belegten Suffraganlisten von Ephesos auf), einer der „Kund- schafter“ bzw. Informanten des Metropoliten Theodoretos gewesen sein könnte: Theophylaktos tritt im April 1368 (während der Synode gegen Prochoros Kydones: Darrouzès, Reg. 2541) in der entourage des Theodoretos auf (vgl. vor allem PG 151, 704 D 6—8, wo er ausdrücklich als ™π«σκSπSς … τS hΕφ”σSυ charakterisiert wird; s. auch PG 151, 713 D 10—11 und 715 C 9—10 [Unterschrift mit Namensnennung]). Dieser Theophylaktos wird (als Dank für geleistete „treue Dienste“?) am 3. Septem- ber 1369 (unter synodaler Mitwirkung des Theodoretos von Ephesos) in die Inselme- tropolis Tenedos versetzt (vgl. Darrouzès, Reg. 2561 = PRK 336). 279 Vgl. die Hinweise oben in Anm. 266. 280 Wobei man sich die Frage stellen muß, in welchem Ausmaße sich Theodoretos nach der im März 1365 zu seinen Gunsten ergangenen Epidosis-Zuweisung von Pyrgion (auf der Grundlage der im Wortlaut nicht erhaltenen, bald nach dem kassierten Doku- ment III expedierten Synodalurkunde) überhaupt als „Herr“ der Metropolis Pyrgion fühlte; denn selbst nach der im Januar 1368 in Dokument IV ausgesprochenen dau- ernden (formal ohnehin sehr ungewöhnlichen) „Epidosis- Vereinigung“ von Ephesos und Pyrgion (vgl. gleich im folgenden) unterfertigt Theodoretos von Ephesos den To- mos vom April 1368 gegen Prochoros Kydones nicht als „Metropolit von Ephesos und Pyrgion“ oder als „Metropolit von Ephesos und Proedros von Pyrgion“, sondern lediglich als ταπεινÇς µητρSπSλ«της hΕφ”σSυ, π”ρτιµSς κα¬ œOαρ_Sς π‡σης hΑσ«ας, ΘεSδρητSς (PG 151, 715 B 14—C 1) (wobei in der kopialen Überlieferung

52 Hier setzt nun unser Dokument IV (PRK 316) vom Januar 1368281 ein, das sich wiederum durch ein (dieses Mal etwas schlichteres) Prooimion aus- zeichnet282. Die folgende Narratio verweist sofort mit Nachdruck darauf, daß die Kirche von Pyrgion ‘νωθεν κα¬ ™O ‹ρ_ ς283 als Bistum der Metropolis Ephesos unterstand, bis sie dann πρÇ _ρνων … πSλλν aufgrund eines βα- σιλικÇν θ”σπισµα284 in den Rang einer Metropolis erhoben und direkt der Großen Kirche von Konstantinopel unterstellt wurde285. Vor kurzem (λ«γ& … πρτερSν) habe nun µητρSπSλ«της τις τ ς hΕφ”σSυ (d. h. Matthaios von Ephesos286) Pyrgion als ephesinisches Suffraganbistum (scil. in einem Schrei- ben an den damaligen Patriarchen von Konstantinopel) eingefordert287, die- ses auch von der θε«α κα¬ ±ερˆ σνSδSς288 erhalten und infolgedessen für Pyrgion einen Bischof geweiht289. Dieser Zustand habe freilich nicht lange an-

keine „verkürzende“ Wiedergabe der Unterschrift des Theodoretos vorliegen kann, denn der Metropolit Neophytos von Bizye unterzeichnet sehr wohl auch in seiner Eigenschaft als τπSν ™π”_ων von Staurupolis [a. O. 715 C 6—7]). 281 Darrouzès, Reg. 2538. 282 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 69), Z. 3—16 (mit einer schulmäßig-hölzernen rhe- torischen Überleitungsfrage in Z. 17—18); als Verfasser wird (a. O., Z. 2) der (patri- archale) Notarios Demetrios Gemistos (PLP II [1977], Nr. 3631) genannt. 283 Man vergleiche die sprachliche Nähe zur parallelen Formulierung im kassierten Do- kument III vom Februar 1365 (PRK 283 [= Appendix I: unten, S. 66], Z. 32; es handelt sich hiebei freilich um eine „Standardfloskel“, die sich auch in so manchen anderen Urkunden der Patriarchen von Konstantinopel aus dem 14. Jahrhundert findet). 284 Gemeint ist hier natürlich der πρSβιβασµς von Pyrgion unter Kaiser Isaakios II. Angelos (s. dazu oben, S. 7ff.); auf Einzelheiten wird in unserem Dokument IV nicht eingegangen, obwohl diese Details auf der Grundlage der Vorgängerurkunde vom August 1342 (Dokument I; PRK 138) im Jahre 1368 in der Kanzlei des Patriarchats von Konstantinopel durchaus noch geläufig gewesen sein könnten: Man wollte sich aber dazu offensichtlich nicht verbreitern (vielleicht ein Ausdruck des schlechten Ge- wissens, daß man im Februar 1365 in Dokument III nicht nur das entsprechende Prostagma Ioannes’ V. vom Jahre 1342, sondern auch diese „Vorgeschichte“ schlicht und einfach neglegiert hatte). 285 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 69), Z. 18—23. 286 Auf das Faktum, daß der Name des Matthaios hier wegen seines Widerstandes gegen den offiziellen palamitischen Kirchenkurs und wegen seiner deswegen im Jahre 1351 endgültig ausgesprochenen Absetzung mit voller Absicht unterdrückt wird, wurde be- reits hingewiesen: oben, Anm. 102. 287 Vgl. dazu oben, S. 24f., vor allem mit Anm. 119, die Vermutungen, welchen Inhalt dieses Schreiben des Metropoliten Matthaios von Ephesos (aus der Zeit vor unse- rem Dokument I, d. h. vor August 1342) wirklich gehabt haben könnte. Folgt man den dort geäußerten starken Zweifeln an der Faktizität der nur in unserem Doku- ment IV vom Januar 1368 vorhandenen Information zur „Rückfrage“ des Matthai- os von Ephesos in Konstantinopel vor der Bischofsweihe des N. N. von Pyrgion, er- hebt sich die Frage, welche Motive Philotheos Kokkinos zu dieser unkorrekten Aus- sage veranlaßt haben könnten — doch auch hier ist als Antwort nur ein non liquet möglich. 288 Auch das wohl nur eine Umschreibung für den (ebenfalls) einer Art damnatio memo- riae verfallenen Patriarchen Ioannes XIV. Kalekas von Konstantinopel. 289 Man beachte die subtile Hinterhältigkeit (man könnte fast schon von Charakterlosig- keit sprechen …), mit der nunmehr, im Januar 1368, Patriarch Philotheos Kokkinos den Metropoliten Matthaios von Ephesos als „Hauptverantwortlichen“ (oder zumin- dest als „Auslöser“) für den Rangstreit um Pyrgion präsentiert (und dabei so tut, als wäre er es nicht selbst gewesen, der noch im Februar 1365 ohne das geringste Zögern Pyrgion als simples Suffraganbistum von Ephesos ausgegeben hatte, das nur durch die [illegitimen] Machinationen seines Bischofs [vorübergehend] zur Metropolis auf- gestiegen sei). — Daß sich auch im Januar 1368 (so wie in all den Diskussionen in den Jahren 1342/1343 und 1365) nicht das geringste Wissen um die Tatsache nachwei- sen läßt, daß Pyrgion von Theodoros I. Laskaris wieder in den Zustand eines Bistums

53 gedauert (wörtlich: Sκ ™π¬ πSλ διετ”λεσεν Sτω), und Pyrgion wurde wie- der „wie früher“ Metropolis290 — ein sehr oberflächliches Eingehen auf das Faktum, daß der von Matthaios von Ephesos zum Bischof von Pyrgion pro- movierte N. N. von Ioannes XIV. Kalekas und der Synode als Metropolit von Pyrgion anerkannt worden war291. Danach (™O ™κε«νSυ)292 sei kein weiterer Metropolit für Pyrgion ernannt worden, sondern verschiedene andere Metro- politen hätten die Kirche von Pyrgion ™πιδσεως λγ& erhalten, zuletzt der (inzwischen verstorbene) Metropolit von Chios, der bis vor kurzem auch die Metropolis Ephesos in Form einer Epidosis verwaltet habe293. An diese kursorischen und kaum in die Tiefe gehenden einleitenden Be- merkungen zur „Vorgeschichte“ schließt sich, wie bereits angedeutet294, ein weiterer narrativer Abschnitt an, in dem — natürlich ohne die geringste An- spielung auf das „kassierte“ patriarchale Dokument III vom Februar 1365 (PRK 283) — auf den Inhalt der im März 1365 expedierten synodalen Verfü- gung des Patriarchen Philotheos Kokkinos eingegangen wird295; der Um- stand, daß dabei, d. h. beim „Motivbericht“ zur Ausstellung der synodalen Ur- kunde vom März 1365 mit der κατ’ ™π«δSσιν-Zuweisung der Kirche von Pyr- gion an Theodoretos von Ephesos, die besondere Obsorge des Patriarchen Philotheos Kokkinos um das Seelenheil der christlichen Bevölkerung der Me- tropolis Pyrgion vorgeschoben wird, wurde ebenfalls bereits betont296. Es folgt der dritte, zur eigentlichen Dispositio überleitende Teil der Nar- ratio: Da sich Theodoretos von Ephesos bis zum augenblicklichen Zeitpunkt noch nicht in seine Kirche begeben habe297, würde die Metropolis von Pyrgion zwar λγ& (d. h. nach dem Wortlaut der im März 1365 expedierten Entschei- dung des Patriarchen und der Synode) ihm, Theodoretos, unterstehen, fak- tisch (πρ‡γµατι) habe aber in Pyrgion @«Sυ298 das Sagen299. Da nun (nach der Entsendung von Personen aus dem Umkreis des Theodoretos zwecks Ein- holung genauerer Informationen) die Abreise des Metropoliten von Ephesos in seine Kirche unmittelbar bevorstünde300, sei eine zusätzliche Regelung des Verhältnisses zwischen den Metropoleis von Ephesos und Pyrgion notwen-

versetzt worden war, wurde bereits mehrfach betont (vgl. etwa oben, Anm. 145); unter dieser Voraussetzung erübrig(t)en sich natürlich auch Überlegungen zur Faktizität eines neuerlichen πρSβιβασµς von Pyrgion in der frühen Palaiologenzeit (bzw. zur Frage, in welchem Ausmaß man davon im zweiten und dritten Drittel des 14. Jahr- hunderts Kenntnis besessen haben könnte). 290 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 69), Z. 23—27. — Daß dies eine sehr „vereinfa- chende“ Sicht der Ereignisse ist, wie sie sich in den Dokumenten I und II vom August 1342 und vom April 1343 widerspiegeln, muß wohl nicht eigens betont werden. 291 Das begleitende Prostagma des Kaisers Ioannes V. Palaiologos aus dem Jahre 1342 (Dölger–Wirth, Reg. 2878) fällt dabei völlig unter den Tisch (auch dies wohl inten- tionell). 292 D. h. (sinngemäß) nach dem Ableben des Metropoliten N. N. von Pyrgion; zur Inter- pretation dieser Passage vgl. oben, S. 42 mit Anm. 233. 293 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 69), Z. 27—29; zur Interpretation vgl. oben, S. 40ff. 294 S. oben, S. 42f. 295 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 69f.), Z. 30—50 (vgl. dazu das Referat oben, S. 48ff.). 296 Vgl. oben, S. 48 mit Anm. 265 und 269. 297 Vgl. auch dazu das Referat oben, S. 51. 298 In der Auffassung der vorliegenden Studie: der nach dem (spätestens Ende 1364 an- zusetzenden) Ableben des Metropoliten Neophytos von Chios für die Metropolis Chios eingesetzte patriarchale Repräsentant: vgl. oben, S. 42. 299 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 70), Z. 51—54. 300 Auch dies keine realiter zutreffende Aussage: vgl. die Hinweise oben in Anm. 277—278.

54 dig301, und zwar des Inhalts, daß nicht nur Theodoretos von Ephesos die Me- tropolis von Pyrgion als Epidosis innehaben solle, sondern daß diese Verfü- gung auch für jeden Nachfolger des Theodoretos auf dem Metropolitenthron von Ephesos gelten solle302. Der außergewöhnliche Charakter dieser Entscheidung (die praktisch auf die dauernde Vereinigung zweier Metropoleis — einer „übergeordneten“ [Ephesos] und einer „untergeordneten“ [Pyrgion] — hinausläuft)303 war wohl dem Patriarchen Philotheos und seinen sechs Beisitzern304 genau bewußt, wie die in diesem Zusammenhang verwendeten Formulierungen ziemlich klar zei- gen: Zum ersten fällt auf, daß mit allem Nachdruck betont wird, daß Theodo- retos von Ephesos und seine Nachfolger die κατ’ ™π«δSσιν verliehene Kirche von Pyrgion nicht ς ²δ«αν ™πισκSπžν, ‹λλ’ ς µητρπSλιν innehaben soll- ten305 — der Schiffbruch, den Philotheos Kokkinos im Februar 1365 mit unse- rem Dokument III (PRK 283) erlitten hatte, das Pyrgion zum Suffraganbis- tum der Metropolis Ephesos erklären wollte, dürfte den damaligen Akteuren im Gedächtnis haften geblieben sein. Zum zweiten wirken so gut wie alle Er- klärungen, die zur Rechtfertigung der Entscheidung des Januar 1368 gegeben werden, irgendwie gekünstelt: Natürlich trifft es zu, daß Ephesos und Pyrgion nicht weit voneinander entfernt sind und daß die jeweiligen, nach Theodore- tos zu ernennenden Metropoliten von Ephesos als œOαρ_Sι der Kirchenpro-

301 So konkret wird das in unserem Dokument IV natürlich nicht ausgedrückt (vgl. den Wortlaut in PRK 316 [= Appendix II: unten, S. 70], Z. 54ff.); ebensowenig wird er- wähnt, daß es ganz offensichtlich Theodoretos von Ephesos selbst war, der (nach dem Vorliegen des Berichts seiner nach Kleinasien detachierten Vertrauensperso- nen) beim Patriarchen Philotheos mit der Bitte um diese zusätzliche Regelung vor- stellig wurde. — Daß unser Dokument IV an dieser Stelle bewußt „schwammig“ for- muliert, zeigt sich unter anderem dadurch, daß sich die Dispositio zwar als eine in sich geschlossene Einheit gibt, daß aber die Epidosis-Verleihung der Kirche von Pyr- gion (a. O., Z. 58) mit der Perfektform δ”δωκε (scil. ¡ µετριτης ¡µν) eingeführt (und damit nur eine schon in der Narratio in Z. 42ff. gegebene Information in unnö- tiger Weise wiederholt) wird, während die zusätzlichen, eben erst im Januar 1368 ge- troffenen patriarchalen Verfügungen von den präsentischen Prädikaten τ‡ττει κα¬ ‹πSKα«νεται (a. O., Z. 61—62; ergänze wieder ¡ µετριτης ¡µν) abhängig sind. 302 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 70), Z. 60ff. 303 Vgl. zu dem Folgenden auch den ausgezeichneten Kommentar bei Darrouzès, Reg. 2538 («Critique 2»), mit dem wichtigen Hinweis, daß für ein derartiges Vorgehen des Patriarchen und der Synode an sich eine kaiserliche Mitwirkung notwendig ge- wesen wäre, von der aber nirgendwo die Rede ist (obwohl Ioannes V. Palaiologos zu diesem Zeitpunkte noch nicht in den Westen abgereist war, sich also noch in Kon- stantinopel aufhielt [dieser durchaus richtigen Ansicht widerspricht freilich bedauer- licherweise Darrouzès selbst, wenn er in seinem Kommentar zu der im Wortlaut nicht erhaltenen Entscheidung des Patriarchen Philotheos Kokkinos vom März 1365 (Darrouzès, Reg. 2485 [«Critique»]) festhält, unser Dokument IV sei nichts anderes als eine „Revanche“ des Patriarchen, der im Januar 1368 die Abwesenheit des Kai- sers Ioannes V. Palaiologos von Konstantinopel dazu benützt habe, um sich für die „Niederlage“ zu „rächen“, die er, Philotheos, durch das (von kaiserlicher Seite er- zwungene) Kassieren von Dokument III vom Februar 1365 erlitten hatte]); zutref- fend auch die Beobachtung bei Darrouzès, Reg. 2538 («Critique 2»), daß die Berufung auf die kirchliche συνžθεια, die diese Maßnahmen rechtfertigen sollte, fragwürdig bleibt (es werden ja auch keine konkreten Präzedenzfälle aufgezählt, und die cum grano salis vergleichbare Unterstellung der Metropolis Sardeis unter die Metropolis Philadelpheia [vgl. Darrouzès, Reg. 2559] datiert erst vom August 1369, kann also im Januar 1368 noch nicht als συνžθεια bezeichnet werden). 304 Angeführt sind die Metropoliten von Kaisareia, Herakleia, Kyzikos, Chalkedon, Bi- zye und Brysis (PRK 316 [= Appendix II: unten, S. 70], Z. 57—58). 305 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 70), Z. 63.

55 vinz hΑσ«α und als Inhaber eines der (auch historisch) bedeutendsten Sitze im Bereich des Patriarchats von Konstantinopel ein ganz anderes kirchenpoliti- sches Gewicht besitzen würden als jeder Metropolit, der für den Sitz Pyrgion geweiht werden sollte — aber daraus zu folgern, daß man allein aus diesem Grunde für die Metropolis Ephesos immer einen δκιµSς ™ν πασιν ‹νžρ promovieren werde, ist wohl etwas kühn306 (und im Folgesatz blitzen dann die wahren Motive auf, wenn eingestanden wird, daß ein weiterer Grund für die dauernde Epidosis-Vereinigung von Ephesos und Pyrgion darin bestünde, daß die Metropolis Ephesos durch die Landnahme der „Barbaren“ [scil. in Südwestkleinasien] alle ihre Besitztümer verloren habe und daher nicht mehr in der Lage sei, ihren jeweiligen Erzpriester zu ernähren307). Noch bedenkli- cher wird es, wenn anschließend308 versichert wird, ähnliche Maßnahmen seien schon ™ν ‘λλαις ™κκλησ«αις getroffen worden — und man dann sofort (historisch korrekt) eingestehen muß, daß derartige Eingriffe bisher nur die Vereinigung von Metropoleis mit Erzbistümern betroffen hätten, „die wegen der auf ihnen lastenden Notlage nicht selbständig existieren konnten“; die je- weilige Metropolis und das jeweilige Erzbistum hätten dabei ihre jeweiligen τπSι, τιµα« und τ‡Oεις behalten — und diese συνžθεια309 übertrage man nun auf die (notleidende) Metropolis Ephesos und die Kirche von Pyrgion310. Es folgen dann311 die bei Epidosis-Verleihungen üblichen Formeln (in der „standardisierten“ Zweiteilung: Rechte des Empfängers, Pflichten des Klerus der zugeteilten Kirche) — Formeln, die offensichtlich gewohnheitsmäßig (und hier ein wenig gedankenlos) übernommen wurden, denn das für den (die) „Empfänger“, den Metropoliten Theodoretos von Ephesos (und seine Nach- folger), ausgesprochene Verbot der ™γκαθ«δρυσις des σνθρSνSν der Kirche von Pyrgion312 macht im Grunde nur dann einen Sinn, wenn man davon aus- geht, daß die Kirche von Pyrgion doch wieder einmal an einen γνžσιSς ‹ρ_ιε- ρες kommen könne, und just das wird im Schlußteil des Dokuments vom Ja- nuar 1368313 ausdrücklich abgelehnt, wenn das Christenvolk von Pyrgion ein- dringlich und unter Strafandrohung ermahnt wird, es solle nie den Versuch

306 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 70), Z. 65—70. 307 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 70), Z. 71—73 (man beachte, daß hier wiederum wirtschaftliche Aspekte [vgl. dazu zuletzt oben, Anm. 274] anklingen). 308 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 70f.), Z. 74ff. 309 Vgl. dazu nochmals den oben in Anm. 303 zitierten Kommentar bei Darrouzès, Reg. 2538 («Critique 2»). 310 Wie man sich im Detail eine Situation vorstellte, in der nach dem Wortlaut dieser Re- gelung sowohl die Metropolis Ephesos als auch die Metropolis Pyrgion τÇν ÀδιSν τπSν κα¬ τŸν ‹O«αν innehaben (œ_ειν) sollten, vermag ich nicht zu sagen (und hege auch Zweifel, ob die Synode im Januar 1368 dazu wirklich konkrete Ideen hatte) — über ein intendiertes Weiterschleppen einer „Karteileiche“ mit Namen „Pyrgion“ in den Verzeichnissen der dem Patriarchat von Konstantinopel unterstehenden Metro- poleis (mit entsprechender tiefrangiger Einordnung) dürfte die Wirkung einer derar- tigen Bestimmung kaum hinausgegangen sein, zumal es ja kaum denkbar ist, daß ein und dieselbe Person œν τε τα­ς κατˆ τŸν θε«αν κα¬ ±ερˆν σνSδSν συν‡Oεσιν, œν τε στ‡σεσι κα¬ καθ”δραις κα¬ τα­ς λSιπα­ς συνελεσεσι (um eine der in diesem Zusam- menhang üblichen Formulierungen zu zitieren: PRK 58, Z. 45—47) sowohl als Metro- polit von Ephesos wie auch als Metropolit von Pyrgion auftritt; und ebenso absurd wäre es anzunehmen, daß der jeweilige Inhaber der „vereinten“ Metropolis Ephesos/ Pyrgion bei synodalen Abstimmungen zwei Voten, eine als Vertreter von Ephesos und eine als Vertreter von Pyrgion, abgeben konnte. 311 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 71), Z. 83—105. 312 Vgl. PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 71), Z. 93. 313 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 71), Z. 106—114.

56 unternehmen, „in Annullierung der vorliegenden Synodalpraxis“ den Wunsch nach einem eigenen Erzpriester (= Metropoliten) zu äußern. Damit war also im Januar 1368 die Metropolis Pyrgion ε²ς τSς ˜O ς παντας κα¬ διηνεκε­ς _ρνSυς314 untrennbar (sozusagen in „Personal- union“) mit der Metropolis Ephesos vereinigt worden315, und wohl nach dem September 1369 könnte sich Theodoretos von Konstantinopel aus in seine „Doppelmetropolis“ in Südwestkleinasien begeben haben316; möglicherweise ist er auch bald danach dort verstorben, denn für den September 1373 ist durch ein erst in jüngerer Zeit entdecktes Fragment einer (συνSδικŸ) δι‡γνωσις κα¬ ‹πφασις des Patriarchen Philotheos Kokkinos317 ein (bis da- hin völlig unbekannter) Metropolit Ioseph von Ephesos belegt318. Zu welchem Zeitpunkte dieser Ioseph auf Theodoretos folgte, läßt sich nicht mit absoluter Sicherheit entscheiden, da es im Grunde offenbleiben muß, ob unter dem hΕφ”σSυ, der in den Präsenzlisten von vier Synodalurkunden des Patriarchen Philotheos Kokkinos aus der Zeit zwischen April und Juni 1372 aufscheint319, noch Theodoretos oder bereits Ioseph zu verstehen ist. Da aber zwischen April 1372 und September 1373 (erster [und einziger] zweifelsfreier Beleg für Ioseph) weniger Zeit verstrichen ist als zwischen September 1369 (letzter Be- leg, der mit höchster Wahrscheinlichkeit auf Theodoretos zu beziehen ist) und April 1372, ergibt sich eine kleine Präferenz für die Annahme, daß es bereits (der nach dem Ableben des Theodoretos neu installierte) Ioseph war, der als Metropolit von Ephesos an den Sitzungen der Synode in Konstantinopel im Frühjahr 1372 teilnahm320.

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314 PRK 316 (= Appendix II: unten, S. 71), Z. 113—114. 315 Wobei es, wie schon betont (oben, Anm. 280), auffällt, daß der Metropolit Theodore- tos wenige Monate danach, im April 1368, bei seiner Unterschrift unter dem Syn- odaltomos gegen Prochoros Kydones keineswegs von seiner „Doppelfunktion“ in Ephesos und Pyrgion Gebrauch macht, sondern lediglich als ταπεινÇς µητρSπSλ«της hΕφ”σSυ, π”ρτιµSς κα¬ œOαρ_Sς π‡σης hΑσ«ας, ΘεSδρητSς unterzeichnet — aller Wahrscheinlichkeit nach deswegen, weil es ihm (1365 und) 1368 gar nicht auf den Ti- tel, sondern nur auf die Einkünfte der Kirche von Pyrgion angekommen ist (man ver- gleiche dazu nochmals das Eingeständnis in PRK 316 [= Appendix II: unten, S. 70f.], etwa in Z. 80—81, zur œνδεια κα¬ στενS_ωρ«α der Metropolis Ephesos). 316 Aus dem September 1369 datiert jedenfalls das letzte Auftreten eines (mit Theodore- tos gleichzusetzenden) hΕφ”σSυ (so und nie mit einer Pyrgion berücksichtigenden Erweiterung) in den Präsenzlisten synodaler Entscheidungen des Patriarchen Philo- theos: Darrouzès, Reg. 2561 (= PRK 336) (das ist just jene Urkunde, welche die Ver- setzung des ephesinischen Suffraganbischofs Theophylaktos von Boreia Potamia — wahrscheinlich eines treuen Gefolgsmannes des Theodoretos — in die Metropolis Te- nedos betrifft: vgl. oben, Anm. 278). 317 Darrouzès, Reg. 3426 (= 2654b). 318 Vgl. Lidia Perria, Due documenti greci del XIV secolo in un codice della Biblioteca Vaticana (Vat. gr. 1335). Jahrbuch der Österreichischen Byzantinistik 30 (1981) 296, Z. 17 (vgl. auch a. O. 284: Einordnung dieses Ioseph in die Liste der Metropoliten von Ephesos) = PLP Add. I—VIII (1988), Nr. 92211. — En passant: Auch Ioseph unterfer- tigt nur als ταπεινÇς µητρSπSλ«της hΕφ”σSυ π”ρτιµSς hΙωσžφ; wieder ist von Pyr- gion keine Rede. 319 Darrouzès, Reg. 2647—2649 und 2652. 320 Dies als Verbesserungsvorschlag zu den Angaben bei Darrouzès, Regestes V 589 (Index s. v. Théodoret métr. d’Éphèse), und in der entsprechenden vox im PLP IV (1980), Nr. 7333, wo (allerdings zu einem Zeitpunkte, zu dem die Existenz des Ioseph von Ephesos noch unbekannt war) die Nennungen des Jahres 1372 auf Theodoretos

57 Auch wenn die soeben beschriebene Regelung des Januar 1368 mit ihrer „Personalunion“ der Metropoleis von Ephesos und Pyrgion ε²ς τSς ˜O ς παντας κα¬ διηνεκε­ς _ρνSυς ausgesprochen worden war, so wurde sie doch sehr bald, nämlich durch die Ereignisse der folgenden beiden Jahr- zehnte, überholt — vor allem durch das Sinken des Sterns der Aydıno˘glu, die (so wie das byzantinische Reich selbst) der aufstrebenden osmanischen Macht auf Dauer nichts entgegenzusetzen hatten321: Daß damit auch ihr Herr- schaftszentrum Birgi/Pyrgion an Bedeutung verlor, liegt auf der Hand. Geht man darüber hinaus von der Vermutung einer allmählichen Verdünnung der christlichen Bevölkerung in diesen Teilen Südwestkleinasiens aus, so wird es einsichtig, daß ein starres Festhalten an den dortigen früheren kirchlichen Verwaltungsstrukturen (mit so vielen, im Laufe des 13. Jahrhunderts an Zahl

bezogen werden. — Wann (und ob überhaupt) Ioseph nach September 1373 aus Kon- stantinopel in seine südwestkleinasiatische Metropolis reiste bzw. wie lange er auf dem Metropolitenthron von Ephesos saß, läßt sich nicht klären (vor allem auch deswegen nicht, weil für die in Frage kommenden Jahre die Hilfe der „Präsenzlisten“ in den syn- odalen Entscheidungen der Patriarchen von Konstantinopel so gut wie nichts erbringt: vgl. die tabellenartigen Zusammenstellungen bei Darrouzès, Registre 366—367 und 374—375). Erst unter dem Patriarchen Antonios IV. von Konstantinopel, im März 1393 (Darrouzès, Reg. 2921), ist mit Myron (vgl. seine Namensunterschrift:Miklosich–Mül- ler II 169 [Nr. CCCCXXXV], Z. 24f. : ταπεινÇς µητρSπSλ«της hΕφ”σSυ, π”ρτιµSς κα¬ œOαρ_Sς π‡σης hΑσ«ας, Μρων) wieder ein Metropolit von Ephesos ausdrücklich mit seinem Namen belegt; es spricht aber einiges dafür, daß Myron diese Funktion schon während der Amtszeit des Patriarchen Neilos von Konstantinopel innehatte (so auch Darrouzès, Reg. 2921 [«Liste épiscopale»]: «Myron d’Éphèse est probablement le même métropolite qui est présent anonymement sous Nil») (erste anonyme Belege vom Mai 1387: Darrouzès, Reg. 2819 [Miklosich–Müller II 77 (Nr. CCCLXXIV), Z. 12] und 2822 [Miklosich–Müller II 98 (Nr. CCCXCIII), Z. 12]); und gerade der im fol- genden durch unser Dokument V vom September 1387 belegte Versuch, von neuem „Ordnung“ in die Beziehungen zwischen Ephesos und Pyrgion zu bringen, könnte ein Hinweis darauf sein, daß hier ein erst vor kurzem inthronisierter Metropolit von Ephe- sos einen ersten Anlauf unternimmt, um die Verhältnisse in seiner Metropolis zu regeln (man erinnere sich daran, daß der wohl im Januar 1365 installierte Theodoretos von Ephesos die erste diesbezügliche patriarchale Urkunde bereits im Februar 1365 [unser „kassiertes“ Dokument III: vgl. oben, S. 40ff.] erhalten hat). Gegen eine derartige Inter- pretation spricht freilich der Umstand, daß eine weitere Urkunde des Patriarchen Nei- los von Konstantinopel vom Mai 1387 (Darrouzès, Reg. 2820 [Miklosich–Müller II 96 (Nr. CCCXC/1)]) von Grenzstreitigkeiten zwischen den Metropoliten von Ephesos und Smyrne spricht, daß also dieseπθεσις (und nicht eine erst vor kurzem erfolgte Inthro- nisierung des Myron von Ephesos) das auslösende Moment für die im September 1387 in unserem Dokument V festgelegten Bestimmungen gewesen sein könnte. Es dürfte da- her vorsichtiger sein zu vermuten, daß Myron zu einem nicht näher bestimmbaren Zeit- punkt vor Mai 1387 zum Metropoliten von Ephesos geweiht worden war (dies als Ergän- zung der auf ihn bezogenen vox im PLP VIII [1986], Nr. 19891); keine brauchbaren In- formationen zum „Regierungsantritt“ des Myron enthält ein noch zu seinen Lebzeiten auf ihn verfaßtes (im Cod. Vind. theol. gr. 201 überliefertes) Enkomion: Gudrun Schmalzbauer, Das Enkomion des NeophytosΕσ_žµων auf den Metropoliten Myron von Ephesos. Jahrbuch der Österreichischen Byzantinistik 26 (1977) 159—168 (auch die im folgenden anhand von Dokument V zu besprechenden Bemühungen des Myron um Absicherung bzw. Wiedergewinnung von Suffraganbistümern der Metropolis Ephesos werden in diesem Enkomion nicht erwähnt). 321 Es sei nur daran erinnert, daß sich der osmanische Sultan Bayezid I. 1390 weitge- hend des südwestkleinasiatischen Herrschaftsbereichs der Aydıno˘glu bemächtigt hatte (und daß auch die osmanische Niederlage in der Schlacht bei Ankara gegen Ti- mur im Jahre 1402 nur eine vorübergehende Restauration des Hauses von Aydın brachte; vgl. dazu etwa den rezenten [aber schwach dokumentierten] Überblick bei Kiel [wie in Anm. 10] 16ff.; s. auch Foss, Ephesus 155ff.).

58 noch angewachsenen Metropoleis) in keiner Weise mehr mit den Realitäten in Einklang zu bringen war. Diese Situation spiegelt in eindeutiger Weise der Inhalt unseres Doku- ments V, einer συνSδικŸ πρ‰Oις des Patriarchen Neilos von Konstantinopel vom September 1387322, wider, eine Regelung, die nicht nur die Kirche von Pyrgion im besonderen, sondern ganz allgemein die Verhältnisse innerhalb der alten Kirchenprovinz hΑσ«α mit ihrem Zentrum Ephesos betraf 323. Da vor allem die Narratio dieses Dokumentes324 (wegen ihrer eindrucks- vollen und plastischen Schilderung der Situation der orthodoxen Kirchen in Kleinasien) in der älteren Literatur bereits ausgiebig ausgewertet wurde325, soll sie hier nur summarisch referiert werden326: In einer vom Patriarchen Neilos von Konstantinopel geleiteten Synodalsitzung habe der Metropolit (wohl Myron327) von Ephesos328 als συνεδρι‡aων in Form einer ‹ναφSρ‡ bit- ter über das Schicksal seiner Kirche und ihres Sprengels geklagt: Früher habe die Metropolis Ephesos über beachtliche Ressourcen und über eine so große Anzahl von Suffraganbistümern verfügt, daß sie so gut wie alle Metropoleis κατˆ τŸν ‹νατSλžν zusammen überragt habe, auch wenn ihr im Laufe der Zeit einige Bistümer entzogen worden seien, die dann selbst den Rang von Metropoleis erhalten hätten329. Daraus sei kein Problem erwachsen, solange es um den Staat der Rhomäer gut stand; der durch den Ansturm der Heiden- völker eingetretene allgemeine Niedergang habe aber zu katastrophalen Zu- ständen geführt, so daß die wenigen noch nicht vernichteten, auf einem küm- merlichen Niveau dahinvegetierenden Städte, so bedeutend sie einst auch ge- wesen sein mögen, aufgrund der immer geringer werdenden Schar ihrer christlichen Bewohner nicht mehr in der Lage seien, einem Metropoliten oder einem Bischof den notwendigen Lebensunterhalt darzubieten: Oft reiche es nicht einmal für einen einzigen Armen- oder Bettelpriester (ε¿ς ±ερες τν ™νδεν κα¬ πενžτων330).

322 Darrouzès, Reg. 2826; Miklosich–Müller II 103—106 (Nr. CCCXCVII) = Appendix III (unten, S. 75—77). 323 Als „Vorläufer“ der synodalen Entscheidung vom September 1387 sind wohl jene Maßnahmen zu werten, die Patriarch Neilos von Konstantinopel und die Synode im Mai 1387 setzten und in denen es vor allem um die Metropolis Smyrne ging: Darrou- zès, Reg. 2820 (zu einem Grenzstreit zwischen den Metropoleis Ephesos und Smyr- ne; dazu s. bereits oben in Anm. 320) und 2821. 324 Appendix III (unten, S. 75f.), Z. 2—39. 325 Vgl. etwa Wächter, Verfall 39—44; Vryonis; Decline 297—298 und 316; Foss, Ephe- sus 158 (mit einem etwas zu harten Urteil über “the inflated language of the docu- ment”). 326 Für Einzelheiten sei auch auf die im Rahmen der Appendix III (S. 77—79) gedruckte deutsche Übersetzung der gesamten Urkunde verwiesen. 327 Vgl. dazu die Vermutungen oben in Anm. 320. 328 Der auch hier nur als (±ερτατSς) µητρSπSλ«της hΕφ”σSυ, π”ρτιµSς κα¬ œOαρ_Sς π‡σης hΑσ«ας (Appendix III [unten, S. 75], Z. 2—3) auftritt; von einem κα¬ πρεδρSς Πυργ«Sυ (was er formal vor September 1387 auf der Grundlage der Bestimmungen unseres Dokuments IV ebenfalls gewesen sein müßte) ist (natürlich) wiederum keine Rede (vgl. dazu auch die Überlegungen oben, etwa in Anm. 280 und 315). 329 Beispiele werden dafür keine angeführt; wir wissen daher nicht, an welches ehema- lige Bistum der Metropolit (Myron) von Ephesos hier konkret gedacht hat (vielleicht an Pergamon [vgl. dazu oben, Anm. 30 und 62]? Oder reicht seine „historische Erin- nerung“ so weit zurück, daß er die spätantike Ausdehnung der Provinz Asia vor Au- gen gehabt hat?). 330 Appendix III (= unten, S. 75), Z. 22. — Natürlich spielt bei dieser (sehr eindrucksvoll formulierten) Klage auch ein wenig die „Rhetorik“ der Patriarchatskanzlei von Kon- stantinopel mit; einigermaßen vergleichbare Wendungen finden sich auch in ande-

59 Angesichts dieser Lage ersucht der Metropolit (Myron) von Ephesos, Pa- triarch Neilos von Konstantinopel und die Synode mögen seiner Metropolis jene Kirchen restituieren, die ihr, der Metropolis Ephesos, früher einmal als Bistümer unterstanden und später zu Metropoleis erhoben wurden; er nennt in diesem Zusammenhang ausdrücklich Pyrgion (περ ™ν τS­ς τακτικS­ς331 ∆ιÇς gΙερÇν νSµ‡aεται332) und Pergamon333 und dehnt seine Bitte sodann auf alle ‹π’ ‹ρ_ ς πSτεταγµ”ναι τf ™κκλησ«U hΕφ”σSυ π‰σαι ™πισκSπα« mit ihren ™νSρ«αι und ρSθ”σια aus, Bistümer, deren Gesamtzahl sich ™ν τS­ς ‹ρ_αιSτ”ρSις τν βιβλ«ων334 auf 37 belaufe335; darunter befänden sich auch die Bistümer Phokaia und Klazomenai, die im Laufe der Zeit unter die Metro- polis von Smyrne gekommen seien336; alle diese Ausführungen soll der Metro- polit (Myron) von Ephesos, wie bereits angedeutet, durch die Vorlage von πSλλˆ βιβλ«α (d. h. von Handschriften mit Notitiae episcopatuum) … τf ‹ρ_αιτητι κα¬ τ& f πλžθει τÇ ‹OιπιστSν œ_Sντα (also mit Hilfe eines quali- tativ und quantitativ hochwertigen Beweismaterials) unterstrichen haben. Die Beratungen des Patriarchen Neilos von Konstantinopel und der Synode (d. h. der ‹ρ_ιερε­ς von Thessalonike, Herakleia, Nikomedeia, Ni- kaia, Monembasia, Philippupolis, Adrianupolis, Serrhai, Lakedaimonia, Sug- daïa, Ganos und Derkos) mündeten in folgende Verfügungen: Pyrgion und Pergamon337 werden wieder auf den Rang von Suffraganbistümern zurückge-

ren Urkunden der Patriarchen von Konstantinopel aus der zweiten Hälfte des 14. Jahr- hunderts (vgl. etwa die bei Todt, Kantakuzenos 603, Anm. 22, aufgelisteten Beispiele). 331 Wir begegnen hier im Begriff τακτικν einem weiteren, in byzantinischer Zeit gerne gebrauchten „Fachausdruck“ für eine Notitia episcopatum (vgl. dazu auch die [etwa oben auf S. 31 mit Anm. 161—162 belegte] Wendung ‹παρ«θµησις κα¬ τ‡Oις). 332 Appendix III (= unten, S. 75), Z. 25—26. 333 Zur Frage, zu welchem Zeitpunkte Pergamon den Rang einer Metropolis erhalten hatte, vgl. die Hinweise oben in Anm. 30 (s. besonders den Verweis auf die lΕκθεσις ν”α vom September 1386, aus dem hervorgeht, daß Pergamon damals — genau ein Jahr vor unserem Dokument V — noch als eigene Metropolis gewertet wurde). 334 Womit ohne Zweifel Codices mit Abschriften von Notitiae episcopatuum gemeint sind. 335 Appendix III (= unten, S. 75f.), Z. 26—29. — Welche Notitia (bzw. welche Handschrif- ten) Myron hier vor Augen hat, läßt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen, da sowohl in der ältesten „byzantinischen“ Notitia 1 (vgl. Darrouzès, Notitiae 204ff.; „Epipha- nios-Liste“) als auch im Suffragananhang zu Notitia 4 (vgl. Darrouzès, Notitiae 248ff.) für die Metropolis Ephesos jeweils 37 Suffragane ausgewiesen werden (vgl. Darrouzès, Notitiae 206—207, Nr. 79—116, und 252, Nr. 88—125) (im Suffragan- anhang der unter dem Namen des Patriarchen Nikolaos I. von Konstantinopel lau- fenden Notitia 7 ist die Zahl hingegen auf 34 abgesunken [vgl. Darrouzès, Notitiae 274—275, Nr. 119—153], während sie sich in Notitia 10 auf 36 beläuft [vgl. Darrou- zès, Notitiae 310—311, Nr. 10—47]). 336 Eine historisch durchaus zutreffende Aussage: vgl. etwa die bereits in der vorange- henden Anmerkung ausgewiesene „Epiphanios-Liste“ (Darrouzès, Notitiae: Notitia 1), in der Phokaia und Klazomenai unter den ™πισκSπα« der Metropolis Ephesos an 13. und 33. Stelle aufscheinen (Darrouzès, Notitiae 206—207, Nr. 92 und 112 [vgl. auch Notitia 3: Darrouzès, Notitiae 233, Nr. 116 und 136 (Positionen 14 und 34)]), während die Kirche von Smyrne noch als autokephales Erzbistum ausgewiesen ist (Darrouzès, Notitiae 205, Nr. 43); analog in der Notitia 4 (Darrouzès, Notitiae 252, Nr. 101 und 121; zu Smyrne vgl. a. O. 250, Nr. 44). Hingegen wird in Notitia 7 („Ni- kolaos-Liste“) Smyrne bereits als Metropolis (so, als ob es bereits in der Spätantike eine Kirchenprovinz Asia II unter Smyrne neben einer Asia I unter Ephesos gegeben hätte) mit (vier) Suffraganbistümern klassifiziert, darunter Phokaia und Klazomenai (vgl. Darrouzès, Notitiae 286, Nr. 648—652). 337 In beiden Fällen wird der (früher verliehene, im Augenblick noch gültige) metropoli- tane Rang dieser Kirchen nicht bestritten: vgl. die Formulierung περ¬ … τν ™κκλησιν τS Πυργ«Sυ κα¬ τ ς ΠερㇵSυ τν τιµηθεισν ‹πÇ ™πισκSπν ε²ς µητρSπλεις πρÇ _ρνων (ohne Spezifizierung dieses Zeitpunkts) (Appendix III [= un-

60 stuft und der Metropolis Ephesos unterstellt338. Hinsichtlich der Rückforde- rung der an die Metropolis Smyrne „abgewanderten“ ehemaligen ephesini- schen Suffragane Klazomenai und Phokaia war die Lage hingegen etwas deli- kater, da die vom Metropoliten (Myron) von Ephesos vorgelegten βιβλ«α339 auch den Schluß zuließen, daß (Klazomenai und) Phokaia seinerzeit (wohl auf- grund der geographischen Gegebenheiten) der Metropolis von Smyrne zuge- wiesen worden war(en)340. Im Falle der Kirche von Klazomenai sah man dar- über hinweg und gab sie praktisch kommentarlos der Metropolis Ephesos zu- rück — eine glatte Lösung, die im Falle von Phokaia341 nicht möglich war, weil der Metropolit von Smyrne just dort seinen Sitz aufgeschlagen hatte342. Hier behalf man sich mit dem Faktum, daß im ausgehenden 13. Jahrhundert ne- ben der alten Stadt Phokaia eine neue befestigte Siedlung („Neu-Phokaia“) angelegt worden war und daß es somit zwei (benachbarte) Phokaiai gab (φα«νεται δS εÂναι Φωκα«ας, ς κα¬ τˆ πρ‡γµατα µαρτυρε­343): Παλαιˆ Φκαια verblieb bei der Metropolis Smyrne, die λSιπŸ Φκαια (d. h. Neu- Phokaia) kam an die Metropolis Ephesos344. — Die συνSδικŸ πρ‰Oις des Pa- triarchen Neilos von Konstantinopel vom September 1387 für den Metropoli- ten (Myron) von Ephesos schließt mit den üblichen (hier relativ kurz gehalte- nen) Formeln (Rechte des Metropoliten in den ihm von neuem unterstellten Bistümern, Pflichten der Kleriker und des Kirchenvolks in diesen Bistümern dem Metropoliten gegenüber)345 — mit Formeln, die sich im vorliegenden Zu- sammenhang zwar auf die Kirchen von Klazomenai und (Neu-)Phokaia bezie- hen, aber gewiß auch (sinngemäß) für Pyrgion und Pergamon gelten — und leitet dann zum Ausstellungsvermerk mit der Datierung über346. Neilos von Konstantinopel unterzeichnet auffälligerweise mittels Namensunterschrift347, was auch in diesem Fall auf das besondere Gewicht der Synodalentscheidung zurückzuführen sein dürfte348, und unter diesem Gesichtspunkt ist wohl auch

ten, S. 76], Z. 45—47); es fällt auf, daß sich nicht der geringste Bezug auf unser Doku- ment IV (PRK 316) vom Januar 1368 mit der Epidosis-Zuteilung der Metropolis Pyrgion an die Metropolis Ephesos findet. Hatte man 19 Jahre danach dieses Faktum bereits vergessen? 338 Der erste Teil der Begründung für diese Maßnahme (διτι Sκ œστι νν δυνατÇν ™κε­ µητρSπSλ«τας _ειρSτSνηθ ναι: Appendix III [= unten, S. 76], Z. 48—49) leuchtet ir- gendwie ein; der zweite Teil (τι κα¬ σνηθ”ς ™στι τSτS κα¬ πSλλ‡κις γεγSνÇς ™ν πSλλα­ς ™κκλησ«αις: Appendix III [= unten, S. 76], Z. 49—50) ermangelt eines Belegs durch „Präzedenzfälle“ (der allgemeine Verweis auf die _ρε«α ‹ναγκα­α bzw. die πρ‡γµατα µεταπεσντα [Appendix III = unten, S. 76, Z. 51—52] deckt diese Lücke kaum ab); vgl. dazu weiter unten (Anm. 362) die Hinweise auf die Schicksale der Me- tropoleis Sardeis und Chalkedon während des zweiten Patriarchats des Philotheos. 339 D. h. wohl ein Teil dieser „Bücher“. 340 Bei diesen im September 1387 herangezogenen Notitiae handelt es sich wohl um Ex- emplare, die jenen Zustand bestätigten, wie er etwa in Notitia 7 (Darrouzès, Notitiae 270ff.) aufscheint (vgl. oben, Anm. 336). 341 Das vor allem wegen seiner Alaunproduktion wirtschaftliche Bedeutung besaß. 342 Vgl. die Wendung ™ν§ s κα¬ κ‡θηται (Appendix III [= unten, S. 76], Z. 64). 343 Appendix III (= unten, S. 76), Z. 62—63. — Nur am Rande: Beide Phokaiai unterstan- den damals, im September 1387, schon lange nicht mehr dem byzantinischen Reich, sondern befanden sich in genuesischen Händen: vgl. etwa A〈lexander〉 K〈azhdan〉, Art. Phokaia. The Oxford Dictionary of Byzantium III (1991) 1665. 344 Vgl. Appendix III (= unten, S. 76), Z. 63ff. 345 Appendix III (unten, S. 76f.), Z. 66—77. 346 Appendix III (unten, S. 77), Z. 78—82. 347 Appendix III (unten, S. 77), Z. 83—85. 348 Vgl. dazu die Überlegungen und Hinweise oben in Anm. 252 zu dem analogen Vor- gehen in Dokument III (PRK 283).

61 das Faktum zu erklären, daß das Dokument nach der Auskunft der kopialen Überlieferung im Patriarchatsregister von Konstantinopel auch von den Me- tropoliten, die an dieser Entscheidung Neilos’ als Beisitzer mitgewirkt hatten, auf dem Verso des Originals unterfertigt wurde349.

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Damit war Pyrgion endgültig wiederum auf den Stand eines Suffragan- bistums der Metropolis Ephesos zurückgesunken. Ob und wie lange noch Bi- schöfe für Pyrgion eingesetzt wurden, entzieht sich unserer Kenntnis, weil Pyrgion nach dem September 1387 so gut wie vollständig aus den byzantini- schen Quellen verschwindet. Die beiden einzigen Belege, die sich für Pyrgion beim Historiker Dukas auftreiben lassen, beziehen sich bezeichnenderweise auf die Verbindung der Stadt mit den Aydıno˘glu: Als Umur II. Aydıno˘glu350 (der sich für kurze Zeit nach der Schlacht von Ankara in den Besitz seines vor- väterlichen Erbes gesetzt hatte) nach seiner Heirat mit einer Tochter des Cüneyt (Τaινεžτ)351, der mit ihm um die Herrschaft in diesen Teilen Süd- westkleinasiens konkurriert hatte, 1405 unter nicht näher geklärten Um- ständen (gewaltsam) ums Leben gekommen war, ließ Cüneyt den Leichnam seines Schwiegersohnes in Pyrgion beisetzen: ‘ραντες τÇ πτµα ατS (Umurs II.) œφερSν ™ν τ& f πSλι_ν«&, Πυργ«Sν καλε­ται, ™ν τf πωρε«U τS ΤµλSυ ρSυς κε«µενSν (sic), ™κε­ ατÇν œθαψαν ™γγς τν πατ”ρων ατS352. Ein ähnliches Schicksal widerfuhr Mustafa (ΜSυσταφ‰ς)353, einem Sohn Umurs II., der sich um 1421 in Ephesos festzusetzen versucht hatte: 1422 in einer Schlacht bei Mesaulion gegen Cüneyt gefallen, wurde auch er auf Anordnung des Siegers in Pyrgion „bei seinen Vorvätern“ bestattet354. All das belegt wohl die besonderen, auch den Tod überdauernden Beziehungen der Aydıno˘glu zu ihrer „Residenz“ Pyrgion/Birgi, mehr aber nicht. Die durch die patriarchale Entscheidung des Jahres 1387 wiederum in ihre alten Rechte eingesetzte Metropolis Ephesos behielt natürlich ihre vor- nehme Position im Rahmen der Hierarchie des Patriarchats von Konstanti- nopel bei. Auch wenn hinter diesem hohen Rang keine wie immer geartete wirtschaftliche Potenz stand355 — in einem Punkte sollte die Aussage unseres Dokuments IV vom Januar 1368 zutreffen: Es wurde in der Tat sehr häufig ein δκιµSς ™ν πασιν ‹νžρ356 zum Metropoliten von Ephesos gekürt357. Um

349 Appendix III (unten, S. 77), Z. 86—87 (vgl. besonders die Formulierung mit dem Ver- weis auf die œνδSν [d. h. auf dem Recto des Dokuments, das sich hier als Rolle ver- steht, auf deren „Außenseite“ die Unterschriften der ‹ρ_ιερε­ς zu sehen sind] … κα- ταγεγραµµ”νSι Metropoliten). 350 Zu ihm vgl. PLP I (1976), Nr. 441. 351 Zu ihm vgl. PLP XI (1991), Nr. 27977. 352 Dukas, Hist. XVIII 8 (Ducas, Istoria turco-bizantina˘ [1341—1462]. Edit¸ie critica˘ de Vasile Grecu [Scriptores Byzantini 1]. Bucure¸sti 1958, 117, Z. 25—27). — Zu den Er- eignissen vgl. etwa Foss, Ephesus 165 (mit einem kleinen Irrtum in den Verwandt- schaftsbeziehungen: Umur II. war der Schwiegersohn, nicht der Schwiegervater des Cüneyt). 353 Zu ihm vgl. PLP VΙΙI (1986), Nr. 19573. 354 Dukas, Hist. XXVI 4 (Grecu 223, Z. 9—11). — Zu den Ereignissen vgl. etwa Foss, Ephesus 167. 355 Zu dem auch während der zweiten Periode der osmanischen Herrschaft über Ephe- sos (ab 1425) gleichsam ungebremst voranschreitenden Niedergang der einst so stol- zen Stadt vgl. etwa Foss, Ephesus 168ff. 356 Vgl. oben, S. 56 mit Anm. 306.

62 nur zwei Beispiele zu nennen: Patriarch Ioseph II. von Konstantinopel war vor seiner Inthronisierung als ökumenischer Patriarch (21. Mai 1416) Metro- polit von Ephesos358, und als man während der Vorbereitungen zum Konzil in Ferrara nach einem geeigneten Kandidaten suchte, der (zur Stärkung des An- sehens der byzantinischen Konzilsdelegation) die altehrwürdige Metropolis Ephesos repräsentieren sollte, ernannte man keinen geringeren als Markos Eugenikos zum Oberhirten von Ephesos: Hätte Markos das Unionsdekret von Florenz vom 6. Juli 1439 unterzeichnet, so wäre seine Unterschrift sofort nach jener des Kaisers Ioannes VIII. Palaiologos zu stehen gekommen, da er nach dem Tod des Patriarchen Ioseph II. von Konstantinopel der ranghöch- ste der in Italien weilenden byzantinischen geistlichen Würdenträger war (und dies nicht nur in seiner Funktion als τSπSτηρητžς des Patriarchen von Antiocheia)359. Welches tatsächliche Ausmaß das Wirken der beiden soeben Genannten für ihre südwestkleinasiatische Metropolis erreichte, läßt sich freilich nicht sagen.

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Aus den hier an Hand des Patriarchatsregisters von Konstantinopel skiz- zierten Peripetien in der Geschichte der Metropolis Pyrgion im 14. Jahrhun- dert kann über die konkrete Absicherung von Daten und Fakten hinaus viel- leicht auch eine allgemeinere Beobachtung abgeleitet werden: Die hier behan- delten Urkunden (vor allem die Dokumente III—V) sind unter anderem ein Be- leg für die Bemühungen der Großen Kirche von Konstantinopel und ihrer Pa- triarchen im 14. Jahrhundert, eine Situation irgendwie in den Griff zu bekom- men, die dadurch entstanden war, daß die griechisch-orthodoxe Bevölkerung in Gebieten, die seit immer längerer Zeit nicht mehr der Macht des byzantini- schen Kaisers unterstanden, also vor allem in Westkleinasien, einem zahlen- mäßigen Verdünnungsprozeß ausgesetzt war, während die kirchlichen Struk- turen mit ihren (zumindest nominell vorhandenen) Metropoleis, autokephalen Erzbistümern und Suffraganbistümern weiterhin längst vergangene Zustände widerspiegelten. Überspitzt gesagt: Fürs erste hatte eine kaum geringer wer- dende Zahl von ‹ρ_ιερε­ς eine in stetem Abnehmen befindliche Zahl des _ριστ- νυµSς λας unter sich, und einzig der ökonomische Faktor — die Tatsache der weitgehenden Verarmung der orthodoxen Gemeinden Kleinasiens —

357 Vgl. dazu auch die bis zum Jahre 1948 reichende Liste der Metropoliten von Ephesos bei Janin, Art. Éphèse (wie in Anm. 81) 559—560. 358 Nur en marge: Mit den Metropoliten Anthimos I. und Anthimos II. schafften im 19. Jahrhundert zwei weitere Metropoliten von Ephesos den Sprung auf den Thron von Konstantinopel (vgl. Janin, a. O. 560). 359 So führt der Metropolit Antonios von Herakleia die Liste der byzantinischen hohen Geistlichkeit an, die durch ihre Unterschrift dem Unionsdekret beitrat (vgl. etwa: Quae supersunt actorum graecorum concilii Florentini necnon descriptionis cuius- dam eiusdem … edidit … Iosephus Gill S. I., Bd. II: Res Florentiae gestae [Concilium Florentinum, Documenta et scriptores, ser. B, Bd. V/2]. Roma 1953, 465, Z. 7—12), doch kann auch der von ihm verwendete stolze Titel eines λSγˆς τν α²δεσ«µων (wohl eine Anspielung auf das Recht des jeweiligen Metropoliten von Herakleia, die Weihe des jeweils neu zu inthronisierenden Patriarchen von Konstantinopel vorzu- nehmen) nicht über das Faktum hinwegtäuschen, daß Herakleia innerhalb der „Rangstruktur“ der Metropoleis des Patriarchats von Konstantinopel nur an 3. Po- sition stand, während Ephesos den 2. Platz einnahm.

63 wirkte als Regulativ360. Wenn selbst eine so angesehene Kirche wie jene von Ephesos im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts nicht mehr in der Lage war, auch nur einen einzigen Armen- oder Bettelpriester (geschweige denn einen Metropoliten) zu ernähren361, dann war ein Punkt erreicht, an dem einschnei- dende und schmerzhafte Maßnahmen einsetzen mußten. Unter diesen Ge- sichtspunkten hatte eine Metropolis Pyrgion im 14. Jahrhundert keine Zu- kunft, so sehr sie auch für eine gewisse Periode durch den Umstand begünstigt gewesen sein mag, ihren Sitz in der Hauptstadt des Emirats von Aydın zu ha- ben — und Pyrgion war in dieser Hinsicht alles andere denn ein Einzelfall362.

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360 Vgl. dazu auch die eindrucksvollen und bestens dokumentierten Ausführungen bei Vryonis, Decline 288—350 (Abschnitt IV: “Decline of the Church in the Fourteenth Century”; s. besonders die “Conclusions”: a. O. 348—350). 361 Vgl. das Zitat oben, S. 59 mit Anm. 330 (und die dort angedeuteten leichten Vorbe- halte hinsichtlich des rhetorischen Charakters derartiger und ähnlicher Formulie- rungen). 362 Zwei willkürlich herausgegriffene Parallelen (auf eine ausführlichere Dokumentation sei bewußt verzichtet): Am 10. August 1369 müssen Patriarch Philotheos Kokkinos und die Synode die altehrwürdige lydische Metropolis Sardeis praktisch auflösen; sie wird der Metropolis Philadelpheia (die sich damals noch in byzantinischen Händen befand) unterstellt (Darrouzès, Reg. 2559; vgl. auch Clive Foss, Byzantine and Tur- kish Sardis [Archaeological Exploration of Sardis, Monograph 4]. Cambridge/Mass.– London 1976, 90—91 und 125—128) — eine Maßnahme, die Patriarch Neilos und die Synode im November 1382 bestätigten (Darrouzès, Reg. 2745) (Neilos hatte übri- gens für diese Verfügung die Zustimmung des Kaisers Ioannes V. Palaiologos einge- holt — ein Vorgehen, das Philotheos Kokkinos offensichtlich unterlassen hatte); und zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt während der letzten Jahre der zwei- ten Amtsperiode des Philotheos Kokkinos kommt es zur Aufhebung der Metropolis Chalkedon (Darrouzès, Reg. 2640; hier mag der konkrete Anlaß vielleicht in den „Mißständen“ liegen, die der dauernde Aufenthalt des Metropoliten von Chalkedon in der Hauptstadt des byzantinischen Reiches [und nicht in seiner Kirche am ande- ren Ufer des Bosporos] hervorgerufen haben soll) — eine Maßnahme, die Patriarch Antonios IV. von Konstantinopel im April 1389 wieder rückgängig machte (Darrou- zès, Reg. 2853). — Derartige Probleme beschränkten sich natürlich nicht nur auf die kleinasiatischen ™κκλησ«αι des Patriarchats von Konstantinopel; in weitgehender Analogie zu den Vorgängen rund um Ephesos und Pyrgion bemüht sich der Metro- polit (Neilos) von Larissa im September 1371, seine Suffraganbistümer (die ihn zum Teil nicht anerkennen wollten, zum anderen Teil unter „fremdländischer“ Herrschaft standen) wieder unter seine Kontrolle zu bringen (vgl. Darrouzès, Reg. 2630) (zur Lage in den „europäischen“ Metropoleis des Patriarchats von Konstantinopel in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts vgl. auch Speros Vryonis, Jr., Decisions of the Patriarchal Synod in Constantinople as a Source for Ottoman Religious Policy in the Balkans prior to 1402. Zbornik Radova Vizantolosˇkog Instituta 19 [1980] 283—297 [mit weiterer Literatur, vor allem in Anm. 55]). — Daß sich der „Überlebenskampf“ der Metropoleis des Patriarchats von Konstantinopel nach dem Ende des byzantini- schen Reiches, d. h. in den Jahrhunderten der „Turkokratia“, vor allem in Klein- asien, nur noch verschärfte und eine weitere Verdünnung bzw. Aushöhlung der kirchlichen Strukturen mit sich brachte, liegt auf der Hand; ausgesprochen vielsa- gend sind in diesem Zusammenhang zwei von Elisabet A. Zachariadu, ∆”κα τSυρ- κικ‡ ”γγραφα για την Μεγ‡λη Εκκλησ«α (1483—1567) (Εθνικ dΙδρυµα Ερευνν, ΙνστιτPτP Βυ^αντινν Ερευνν, Πηγ‹ς 2). Athen 1996, 114—115, veröffentlichte, aus den Jahren 1483 und 1525 stammende Listen der Metropoleis der Großen Kirche (vgl. dazu auch den Kommentarteil bei Zachariadu: a. O. 119—142; selbst die Metro- polis Ephesos scheint hier nur mehr unter „ferner liefen“ auf, und von einer Metro- polis Pyrgion kann natürlich keine Rede sein).

64 APPENDIX I: URKUNDE DES PATRIARCHEN PHILOTHEOS VON KONSTANTINOPEL VOM FEBRUAR 1365 (DOKUMENT III = PRK 283)363

Patriarch Philotheos Kokkinos von Konstantinopel und die Synode verwerfen die Einstufung von Pyrgion als Metropolis, weisen Pyrgion den (früheren) Rang eines Bistums zu und unterstellen es dem Metropoliten Theodoretos von Ephesos und dessen Nachfolgern.

Cod. Vind. hist. gr. 47, f. 236r—v (V) Miklosich–Müller I 461 (Nr. CCIV [nur lateinisches Kopfregest]) Darrouzès, Reg. 2481 (mit Edition von Z. 1—3 und 60—68) (Dar. Reg.)

κατˆ µ να φευρSυ‡ριSν τ ς τρ«της ²νδικτινSς τS Sωy SSyγSυ œτSυς ′¯ (Z. 61—62) Februar 6873 (= 1365) (œγγραφSς) συνSδικŸ πρ‰Oις (Z. 42—43 und 61) (vgl. auch Z. 1)

† Πρ‰Oις συνSδικŸ ™π¬ τf Šγιωτ‡τ ™πισκSπf hΕφ”σSυ τf& Πυργ«& †. † ΤÇ πρSS«µιSν τS ™π¬ τν ‹ναµνžσεων τS ΠετριτSυ

† δ—ν εταO«ας ‘µεινSν Sδ’ νησιµτερSνu διÇ δŸ κα¬ καθSλι- 5 κωτ”ραν εÀ τις τατην κα¬ ‹ρ_αιSτ”ραν πρSκρ«νSι τ& f παντ¬ τ&δε f συνυπS- στ‰σαν τ— κα¬ δει_θε­σαν, Sκ ’ν Šµ‡ρτSι. ατ«κα γˆρ τν περSυρα- ν«ων δι‡κSσµSς πÇ τ‡Oει δž τινι κα¬ στ‡σει τ ς θε«ας µετ”_ει λαµπρτη- τSς τν περκειµ”νων δυ퇵εων, τα­ς ™π’ ατα­ς τS θε«Sυ φωτÇς µετα- διδSυσν, ¡δ’ α κατˆ τÇν ρµενSν τSυτSν¬ κσµSν ŠρµSν«α τ— κα¬ 10 στSι_ε«ωσις κα¬ τÇ διηνεκ—ς τ ς ατS κινžσεως µετ’ εαρµSστ«ας Sκ ‘λλως © διˆ τ ς ατ ς τ‡Oεως τÇ ‹κλιν—ς œ_ει κα¬ ‹µετ‡πτωτSν. τατ’ ‘ρα κα¬ ¡ τS θε«Sυ φωτς, ™φ’ σSν S¿ν τε πλε­στSν ‹πSλασαντ”ς τε κα¬ µετασ_ντες S± τS @ριστS µαθητα¬ κα¬ ‹πστSλSι τÇ τSτSυ νSµα ε²ς τÇν κσµSν παντα περιαγγε«λαντες τS­ς πεπιστευκσιν ™πισκπSυς 15 ™π”στησαν, πως π’ ατS­ς ταττµενSι κα¬ ‹γµενSι στηρ«aSιντ τε κα¬ τÇ ˜δρα­Sν περ¬ τŸν π«στιν κα¬ ‹κλιν—ς œ_Sιεν. S µŸν ‹λλˆ κα¬ βαθµSς ™π¬ τ ς ±ερωσνης ρ«σαντες πSτετ‡_θαι τSς τατην œ_Sντας τS­ς ™πι- σκπSις ™θ”σπισαν, µως δ’ œπειτα τS κατ‡ τινας ™κκλησ«ας ε²ς ™π«δS- σιν πρSϊντSς κα¬ παρˆ τν θε«ων κα¬ S²κSυµενικν συνδων α± πSλυαν- 20 δρSµεναι τν πλεων ε²ς µητρSπλεις πρSεβλžθησαν, στε τSς ™ν α- τα­ς πρS”δρSυς τν ™ν µικρα­ς πλεσιν ™πισκπων πρSτεταγµ”νSυς, ρ«- Sις δŸ περ¬ τν µρων τSτSις ™κκλησιν ‹λλžλων διρηµ”νων, œ_ειν

1sqq. totum documentum firmissimo ductu cancellatum, titulus linearum 1—2 duc- tu proprio cancellatus hh 3 annotatio, quae auctorem prooemii nominat, non manu can- cellarii huius documenti, sed sequentis scripta est hh 22 µρων] litt. haud facile lectu in V

363 Die im Anschluß gebrachten Editionen folgen weitgehend den Prinzipien, wie sie sei- nerzeit in PRK I 72—98 (Kap. IV: „Zur Gestaltung des griechischen Textes und des textkritischen Apparats“) festgelegt wurden (auf die Beigabe eines Testimonienappa- rats wurde freilich verzichtet, und die dem leichteren Verständnis des griechischen Textes dienende deutsche Übersetzung wird in den Appendices nicht synoptisch, sondern erst am Ende der jeweiligen Urkunde gedruckt).

65 µ—ν τŸν ™π’ ατν δŸ τν ™πισκπων ‹ρ_žν τε κα¬ πρSεδρ«αν, ε² δ” πSυ κα¬ ‹ναγκα­‡ τινα aητžµατα µεταO τSτων ‹νακπτSιεν, συγκαλε­ν 25 τSς πρS”δρSυς ατν, τSτSυς δŸ τSς ™ν ™πισκSπα­ς, κα¬ ‹λλžλSις κSι- νSσθαι τ‡ τε πρSβ략ατα κα¬ aητžµατα κα¬ ‹πSκαθ«στασθαι. σπερ κα¬ ¡ περ¬ τŸν ¡µν µετριτητα καθSλικωτ”ρα θε«α κα¬ ±ερˆ σνSδSς µη- τρSπSλ«τας œ_ει συν”δρSυς κα¬ δι’ ατν κα¬ σν τSτSις πSιε­ τˆ τ ς ™κ- κλησ«ας, σα δηλαδŸ κανSνικˆ δγµατα κα¬ θεσπ«σµατα, Sτω δŸ κα¬ 30 τˆς µητρSπλεις τετ‡_ασιν S± θε­Sι πατ”ρες µετˆ τν π’ ατα­ς ™πισκ- πων συνιντων πρ‡ττειν τˆ œνθεσµα κα¬ κανSνικ‡. iθεν δŸ κα¬ τŸν Šγιωτ‡την ™πισκSπŸν Πυργ«Sυ ‘νωθεν ™O ‹ρ_α«Sυ τ— κα¬ πSλυ_ρνSυ ™κκλησιαστικS œθSυς πÇ τŸν Šγιωτ‡την τελSσαν µητρπSλιν lΕφεσSν κα¬ διˆ πSλλν τν ™Oαρ_ ς ™ς δερS _ρνων Sκ 35 ÀδιSν σ_Sσαν µητρSπSλ«την ε² µŸ µνSν κατˆ τÇν καιρÇν τ ς τν πραγ- µ‡των ‹νωµαλ«ας κα¬ συγ_σεως, τε δŸ τS ™ν ατf ™πισκπSυ µετα_ει- ρ«σει δž τινι _ρησαµ”νSυ πρSεβιβ‡σθη ατη δŸ ¡ ™πισκSπŸ ε²ς µητρπS- λιν — τˆ δ’ ™ν καιρ& f , καθ’ ν ‹νωµ‡λως π‡ντ’ ™φ”ρετS, πεπραγµ”να ς µŸ γεγSντα ε²σ« —, νν π‡λιν συνδιασκεψαµ”νη ¡ µετριτης ¡µν τf 40 περ¬ ατŸν θε«U κα¬ ±ερfU συνδ& ε²ς τÇ ‹ρ_α­Sν αθις ατŸν κα¬ κανSνι- κÇν κα¬ œνθεσµSν κα¬ πSλυ_ρνιSν ‹πSκαθ«στησι σ_ µα κα¬ ™πιτ‡ττει ¨δη κα¬ παρακελεεται ™ν Šγ«& πνεµατι διˆ τ ς παρSσης τατης ™γ- γρ‡φSυ συνSδικ ς πρ‡Oεως ε²ς τατÇ γνµης ™λθντων τ— κα¬ συµψηφι- σαµ”νων Šπ‡ντων µS τν ±ερωτ‡των ‹ρ_ιερ”ων κα¬ περτ«µων κα¬ S²hh- 236vκε«αις ατν πSγραφα­ς τÇ ˜δρα­Sν ατf παρασ_ντων τελε­ν κα¬ ε²ς 46 τSς ˜O ς παντας _ρνSυς τŸν ε²ρηµ”νην τατην Šγιωτ‡την ™πισκSπŸν Πυργ«Sυ πÇ τŸν Šγιωτ‡την µητρπSλιν lΕφεσSν κα¬ œ_ειν ‘δειαν œνθεσ- µSν κα¬ κανSνικŸν τν τε νν γεγSντα ±ερτατSν µητρSπSλ«την hΕφ”- σSυ, π”ρτιµSν κα¬ œOαρ_Sν π‡σηςΑσ«ας h , ™ν Šγ«& πνεµατι ‹γαπητÇν 50 ‹δελφÇν τ ς ¡µν µετριτητSς κα¬ συλλειτSυργν, κρ ΘεSδρητSν, κα¬ τSς µετ’ ατÇν ™σSµ”νSυς ±ερωτ‡τSυς µητρSπSλ«τας ™ν τf τSιατ Šγιωτ‡τ µητρSπλει _ειρSτSνε­ν ™ν ατf ™π«σκSπSν κα¬ πSτετ‡_θαι τSτSις ατÇν ς µητρSπSλ«ταις ατS κα¬ µηδ”πSτε σ_ε­ν ‘δειαν τÇν τSιSτSν ™π«σκSπSν Πυργ«Sυ µετα_ειρ«σει δž τινι _ρησ‡µενSν, καθ‡περ 55 δŸ κα¬ ττε ™π«σκSπSς ™κε­νSς, πειραθžσεσθαι _ωρžσειν ε²ς πρSβιβασ- µÇν µητρSπλεως τŸν τSιατην ™πισκSπžν. πSκε«σεται γˆρ τSιSτSς κα¬ τ& f παρˆ τν ±ερν καννων τεθεσπισµ”ν& ‹φSρισµ& f ς περβα«νων ρια πατ”ρων, Ž SτSι ρ«σαντS, κα¬ πρρω œσται S µνSν τS τν ‹ρ_ιερ”ων τ‡γµατSς, ‹λλˆ κα¬ τS τν @ριστιανν καταλγSυ. 60 Κα¬ ε²ς τŸν περ¬ τSτSυ δžλωσιν κα¬ ε²στSεO ς µνιµSν κα¬ διηνεκ ‹σφ‡λειαν ™γ”νετS κα¬ ™Oετ”θη ¡ παρSσα συνSδικŸ πρ‰Oις κατˆ µ να φευρSυ‡ριSν τ ς τρ«της ²νδικτινSς τS Sωy SSyγSυ œτSυς ′¯ . † ΕÂ_ε κα¬ τÇ ΦιλθεPς λ‹ ΘεP 〈‚ρYιεπ¢σκPπPς ΚωνσταντινPυ- πλεως Ν‹ας dΡµης κα£ P¨κPυµενικ¾ς πατρι~ρYης〉 κα¬ τˆς πSγραφˆς 65 τν ±ερωτ‡των ‹ρ_ιερ”ων, τS Κυa«κSυ, τS 〈Φιλαδελφε«ας〉, τS Νι-

27 ¡] S± V hh 43 ταυτÇ V hh 54 µετα_ειρžσει V hh 57 καννων] ν1 ex κ et S ex ω corr. V hh 60—68 κα¬ ε²ς τŸν—hΑµ‡στριδSς] finem documenti ed. Dar. Reg. 2481 («Texte») omissis verbis ε²ς1—κα«2 hh 63—64 ‹ρ_ιεπ«σκSπSς—πατρι‡ρ_ης] reliquam partem subscriptionis patriarchae Philothei om. V (et Dar. Reg.) hh 64—68 κα¬ τˆς πS- γραφˆς—hΑµ‡στριδSς] hae lineae eadem manu cancellarii scriptae sunt, quae totum do- cumentum exaravit, sed nimirum postea ductu paululum differente hh 65 Φιλαδελφε«ας] pro sede huius metropolitae spatium litt. ca. decem praebet V; Φιλαδελφε«ας suppl. cum Dar. Reg.

66 κα«ας, τS @αλκηδνSς, τS ΠSντSηρακλε«ας, τS Τυ‡νων, τS Μρων, τS Βιaης, τS Βρσεως, τSΑθηνν h , τS ΤραπεaSντSς, τSΑµ‡στρι- h δSς.

66 Μρω V hh 67 Βιaης] litt. a ex β corr. V

Synodalpraxis zu dem heiligsten Bistum der (Metropolis) Ephesos, zu Pyrgion. Das Prooimion (stammt) von dem ™π¬ τν ‹ναµνžσεων Petriotes

Nichts ist besser und nützlicher als eine gute, rechte Ordnung. Wenn da- her jemand diese als die allgemeinere und ältere (Ordnung) bevorzugen möchte, die gemeinsam mit diesem All besteht und sich (als solche) zeigt, so geht er wohl nicht fehl. Denn die (vollkommene) Anordnung (alles) Über- himmlischen hat in einem gewissen ordnungsgemäßen Zustand unmittelbar am göttlichen Glanz der darüber befindlichen Mächte Anteil, die den darauf (folgenden) (Mächten) am göttlichen Licht Anteil geben. Hinwieder zeigen die elementare Harmonie in diesem sichtbaren Kosmos und dessen (= des Kos- mos) unaufhörliche harmonische Bewegung aus keinem anderen (Grund) als wegen eben dieser Ordnung einen ungebrochenen und unveränderlichen (Zu- stand). So viel also auch zur (Ordnung) des göttlichen Lichtes, soweit (dieses) die Jünger und Apostel Christi in größtmöglichem (Maße) genossen und (daran) Anteil genommen haben, als sie dessen Namen in der ganzen Welt verkündet und (dabei) für die Gläubigen Bischöfe eingesetzt haben, damit sie (= die Gläubigen), ihnen (= den Bischöfen) untergeordnet, (von ihnen) geführt und (so) (in ihrem Glauben) gefestigt werden und eine feste, unbeugsame Grund(lage) des Glaubens haben. Ja, darüber hinaus setzten sie auch Stufen innerhalb der Priesterwürde fest und verfügten, daß die(jenigen), die diese (Priesterwürde) innehaben, den Bischöfen untergeordnet sind. Doch als dar- auf in einigen Kirchen(gemeinden) (die Zahl der Christen) immer mehr zu- nahm, wurden auch von den göttlichen und ökumenischen Synoden die dicht bevölkerten Städte zu Metropoleis befördert. (Dies geschah,) damit diejeni- gen, die dort (= in den Metropoleis) als Proedroi (= als Metropoliten) den Bi- schöfen in den kleinen Städten — (Bischöfen), die durch Grenzen, welche die ihnen benachbarten Kirchen um(fassen), voneinander getrennt sind — vorge- setzt sind, zwar die Vorherrschaft und den Vorsitz über ebendiese Bischöfe haben, jedoch im Falle, daß vielleicht auch irgendwelche notwendigen Fragen unter diesen (= unter den Bischöfen) auftauchen, die Proedroi (= die Bischöfe) dieser Kirchen, d. h. die (Proedroi) in den Bistümern, zusammenrufen und einander die Probleme und (Streit)fragen mitteilen und (untereinander) re- geln. Wie (nämlich) auch die um unsere Bescheidenheit (versammelte) allge- meinere göttliche und heilige Synode Metropoliten als Beisitzende hat und durch sie bzw. mit ihnen all jene (Angelegenheiten) der Kirchen erledigt, (d. h. diejenigen,) die kanonische Bestimmungen und Verfügungen (betreffen), so haben die göttlichen Väter auch die Metropoleis mit den diesen unterstehen- den Bischöfen eingesetzt, damit diese zusammentreffen und die gesetzeskon- formen und kanonischen (Entscheidungen) treffen. Unsere Bescheidenheit beriet nun (also) wiederum gemeinsam mit der um sie (versammelten) göttlichen und heiligen Synode die (Angelegenheit) des Bistums Pyrgion, das früher aufgrund einer alten und langjährigen kirchli- chen Tradition der heiligsten Metropolis Ephesos unterstand und seit vielen

67 Jahren von alters her bis jetzt keinen eigenen Metropoliten hatte außer eben bloß zu der Zeit der außergewöhnlichen und wirren Verhältnisse: Damals wurde nämlich dieses Bistum zu einer Metropolis befördert, als der dort (be- findliche) Bischof irgendeine (unerlaubte) Vorgangsweise anwandte; aber das, was in (dieser) Zeit geschah, in der sich alles irregulär verhielt, gilt als nicht geschehen. (Aufgrund dieser gemeinsamen Beratung) versetzt (nun unsere Bescheidenheit) dieses (Bistum Pyrgion) wieder in (seinen) alten, kanoni- schen, gesetzeskonformen und langjährigen Zustand; (unsere Bescheidenheit) ordnet unter einem an und befiehlt im Heiligen Geiste durch diese vorlie- gende schriftliche Synodalpraxis (folgendes), wobei alle heiligsten Erzpriester und Hypertimoi zusammen zur selben Meinung kamen und zustimmten und dieser (Praxis) auch durch ihre eigenen Unterschriften eine (zusätzliche) Fe- stigkeit gewährten: Dieses genannte heiligste Bistum Pyrgion soll für alle zu- künftigen Zeiten der heiligsten Metropolis Ephesos unterstehen, und der nun gewählte heiligste Metropolit von Ephesos, Hypertimos und Exarchos von ganz Asia, der im Heiligen Geiste geliebte priesterliche Mitbruder unserer Be- scheidenheit, Herr Theodoretos, und die in dieser heiligsten Metropolis auf ihn folgenden heiligsten Metropoliten sollen die gesetzeskonforme und kano- nische Vollmacht besitzen, in (eben)dieser (Stadt = Pyrgion) einen Bischof zu weihen; (ferner ordnet unsere Bescheidenheit an, daß) selbiger (Bischof) die- sen (= dem gegenwärtigen und den zukünftigen Metropoliten von Ephesos) als seinen (vorgesetzten) Metropoliten untergeordnet ist und daß dieser Bischof von Pyrgion niemals die Erlaubnis hat, in Anwendung irgendeiner (unerlaub- ten) Vorgangsweise, wie (dies) der frühere verstorbene Bischof (von Pyrgion) (tat), den Versuch zu unternehmen, eine Beförderung dieses Bistums zu einer Metropolis in Angriff zu nehmen. (In diesem Fall) wird nämlich dieser (Bi- schof) auch der durch die heiligen Kanones festgesetzten Exkommunikation unterworfen sein, weil er (dadurch) die Grenzen der Väter überschreitet, die diese festgesetzt haben, und er wird nicht nur aus dem Verband der Erzprie- ster, sondern auch aus der Liste der Christen ausgeschlossen sein. Zur diesbezüglichen Klarstellung und zur bleibenden und immerwähren- den Sicherheit für die Zukunft ist die vorliegende Synodalpraxis ergangen und ausgestellt worden, (und zwar) im Monat Februar der 3. Indiktion des Jahres 6873. Es hatte (die Synodalpraxis) auch die (Unterschrift): „Philotheos, durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, des Neuen Roms, und öku- menischer Patriarch“ und die Unterschriften der heiligsten Erzpriester, (der Metropoliten) von Kyzikos, von Philadelpheia, von Nikaia, von Chalkedon, von Pontoherakleia, von Tyana, von Myra, von Bizye, von Brysis, von Athen, von Trapezus (und) von Amastris.

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APPENDIX II: URKUNDE DES PATRIARCHEN PHILOTHEOS VON KONSTANTINOPEL VOM JANUAR 1368 (DOKUMENT IV = PRK 316)

Patriarch Philotheos Kokkinos von Konstantinopel und die Synode übertra- gen die Metropolis Pyrgion der Metropolis Ephesos, erklären diese Vereini- gung für unauflöslich und betrauen den derzeitigen Metropoliten von Ephe- sos, Theodoretos, mit der Leitung der beiden vereinten Metropoleis.

68 Cod. Vind. hist. gr. 47, f. 255r—v (V) Miklosich–Müller I 497—500 (Nr. CCXXXVIII) (MM) Darrouzès, Reg. 2538

κατˆ µ να ²ανSυ‡ριSν τ ς ™νισταµ”νης ης ²νδικτινSς τS Sωy SSy S ′ ¯ ′¯ œτSυς (Z. 120—121) Januar 6876 (= 1368) συνSδικŸ πρ‰Oις (Z. 107, 109 und 115) (vgl. auch Z. 1)

Πρ‰Oις συνSδικŸ ™π¬ τ& f Πυργ«&u τÇ πρSS«µιSν τS νSταρ«Sυ ∆ηµητρ«Sυ τS ΓεµιστS †

255r † Κα¬ ²ατρÇς ™κε­νSς ‘ριστSς ’ν καλS­τS παρˆ π‰σι δικα«ως, ς τf τ ς τ”_νης ™πιµελε«U φιλSπSντατα _ρµενSς τS­ς µ‡λιστα ꇵνSυσι κα¬ 5 κινδυνεSυσιν ¨δη κ‡λλιστα τŸν γε«αν _αρ«aεται, τˆ πρÇς σωτηρ«αν ατS­ς παρε_µενSς φ‡ρµακαu κα¬ πSιµŸν ™κε­νSς ™παινε­ται παρˆ Θε& f , ς τÇ πλανηθ—ν πρβατSν ™κaητν κα¬ ‹νακαλSµενSς ™π¬ τˆ ρη πS- ρεεται κα¬ καταλε«πει µ—ν ™νταθα τˆ πSλλˆ κα¬ ‹ναρ«θµητα, ™κε­ δ— γενµενSς ™π¬ τν µων αÀρει τÇ ›ν κα¬ διασaει φιλανθρωπτατα, καθÇ 10 κα¬ ΚριSς ¡µν κα¬ ΘεÇς πSιµ”να κ”κληκεν ˜αυτÇν ‹ληθ , τι τŸν ¡µετ”ραν φσιν πλανηθε­σαν κα¬ τ ς ατS δOης τ— κα¬ τιµ ς ‹πSστ‰- σαν δι’ S²κε«αν ‹γαθτητα κα¬ φιλανθρωπ«αν τατην ™π¬ τν µων ‹να- λαβν ε²ς τŸν ‹ρ_α«αν ‹πSκατ”στησε µ‡νδραν, τα­ς µυρι‡σι τατην συν- αρι赞σας τν Sραν«ων κα¬ ‹σωµ‡των δυ퇵εωνu Sπερ µιµητα¬ κατˆ 15 δναµιν πεφυκτες S± τŸν τν ψυ_ν ™πιµ”λειαν ™γκε_ειρισµ”νSι τS­ς µ‡- λιστα δεSµ”νSις διδασκαλ«ας κα¬ παραιν”σεως φε«λSυσι βSηθε­ν. iπSυ δ— τε«νει τˆ τS παρντSς λγSυ κα¬ τ«ς σκSπÇς ατ& f , šτSι- µSς λγSς ¨δη δηλSνu œφθασε µ—ν ¡ Šγιωτ‡τη ™κκλησ«α Πυργ«Sυ ‘νω- θεν κα¬ ™O ‹ρ_ ς πÇ τŸν Šγιωτ‡την µητρπSλιν hΕφ”σSυ τελSσα ς 20 ™πισκSπŸ ατ ςu πρÇ _ρνων δ— πSλλν βασιλικ& f θεσπ«σµατι καθ’ ˜αυ- τŸν δι γεν, πÇ µνην τελSσα τŸν καθ’ ¡µ‰ς ±ερˆν κα¬ µεγ‡λην σν- SδSν, ς τιµηθε­σα τ& f τ ς µητρSπλεως νµατ« τε κα¬ πρ‡γµατι, καθ‡- περ ‘ρα κα¬ α± λSιπα¬ µητρSπλεις. λ«γ& δ— πρτερSν µητρSπSλ«τSυ τι- νÇς τ ς hΕφ”σSυ τατην ς ²δ«αν ™πισκSπŸν ‹νακαλεσαµ”νSυ κα¬ λαβν- 25 τSς παρˆ τ ς θε«ας κα¬ ±ερ‰ς συνδSυ _ειρSτSνε­ται ™π«σκSπSς ™ν ατfu Sκ ™π¬ πSλ δ— διετ”λεσεν Sτω, ‹λλˆ κα¬ αθις µητρπSλις στSπρτε- ρSν γ«νεται. ™O ™κε«νSυ Sν κα¬ µ”_ρι τSυνν ‹ρ_ιερες γνžσιSς Sκ ™_ει- ρSτSνžθη, ‹λλ’ ‘λλSτε ‘λλSι µητρSπSλ­ται τατην ™κρ‡τSυν ™πιδσεως λγ&, ς κα¬ @«Sυ ™κε­νSς, πρÇ λ«γSυ κρατν κα¬ τŸν lΕφεσSν. 30 gΗ γSν µετριτης ¡µν π—ρ τν ερισκSµ”νων ™κε­ _ριhστιανν φρSντ«aSυσα µ‡λιστα κα¬ κηδSµ”νη κα¬ ™πιµελSυµ”νη τ ς ψυ_ικ ς σωτη- ρ«ας ατν, ς ™ν µ”σ& τν ™θνν παρ_ντων κα¬ διατατα πSλλ ς δεSµ”νων τ ς παρ’ ¡µν βSηθε«ας κα¬ ™πισκ”ψεως, διˆ σπSυδ ς εÂ_εν, στε πSιµ”νι κα¬ πρSστ‡τ τSτSυς ™γ_ειρ«σαι δυναµ”ν& πSλλ ς ατS­ς 35 µεταδSναι τ ς φελε«αςu κα¬ δ τα πρÇ _ρνων ¨δη τριν _ειρSτSνη- θ”ντι τ& f ±ερωτ‡τ& µητρSπSλ«τ hΕφ”σSυ, περτ«µ& κα¬ ™O‡ρ_& π‡σης hΑσ«ας, ™ν Šγ«& πνεµατι ‹γαπητ& f ‹δελφ& f τ ς ¡µν µετριτητSς κα¬

1—2 titulus a manu prima atramento diverso utente in marg. superiore f. 255r scrip- tus hh 1 Πυργ«Sυ MM hh 2 νωταρ«Sυ MM h Γ嵫στSυ MM hh 4 φιλSπSνωτ‡τως MM hh 11 τ— supra lin. add. V hh 14 Sραν«ων] λSγικν MM h κα¬ om. MM hh 20 ™πισκπSυ MM hh 31 φρSντ«aSυσα] litt. S ex corr. in V

69 συλλειτSυργ& f , συνδιασκεψαµ”νη ατη τS­ς ερισκSµ”νSις ™ν τf βασιλ«δι τν πλεων τSτηνικατα ±ερωτ‡τSις ‹ρ_ιερεσι κα¬ περτ«µSις, τf& Και- 40 σαρε«ας, τf& gΗρακλε«ας, τf& Κυa«κSυ, τf& Φιλαδελφε«ας, τf& Νικα«ας, τf& @αλκηδνSς, τf& ΠSντSηρακλε«ας ™κε«ν&, τf& Βρσεως, τf&hΑθηνν κα¬ τf& ΤραπεaSντSς, δ”δωκε τŸν τSιατην Šγιωτ‡την µητρπSλιν τS Πυρ- γ«Sυ κατ’ ™π«δSσιν, τι τ— πλησ«Sν ™στ¬ τ ς ατS ™κκλησ«ας κα¬ δναται ™πιβλ”πειν ατSς κα¬ διδ‡σκειν κα¬ διˆ τŸν ™νSσαν τ& f ‹νδρ¬ παρˆ Θε- 45 S σνεσ«ν τε κα¬ δναµιν, θαυµαστ& f καταπ‡ντα τυγ_‡νSντι κα¬ τν ‹ρετν τˆ κ‡λλιστ‡ τε κα¬ τιµιτατα ς ™ν ‹γγε«& τιν¬ τf ˜αυτS ψυ_f θησαυρ«σαντι κα¬ δυναµ”ν& πηγ‡aειν τˆ τ ς διδασκαλ«ας ™κε­θεν ‹φθ- νωςρεµατα g κα¬ ψυ_ˆς παρακαλε­ν κατωδνSυς κα¬ βSηθε­ν ατα­ς εÀ- π”ρ τις ‘λλSς θαυµασιτατα, πρ‡Oει πιστSυµ”ν& τSς τ ς διδασκαλ«ας 50 λγSυς. hΕπε¬ δ’ ™O ™κε«νSυ κα¬ µ”_ρι τSυνν Sκ ‹π λθεν ε²ς τŸν ™κκλησ«αν ατS δι‡ τινας ™πισυµβ‡σας α²τ«ας, ªν Sτω κα¬ τˆ τ ς ™κκλησ«ας ΙΙυρ- γ«Sυ, λγ& µν& τS hΕφ”σSυ τατην κατ”_SντSς, πρ‡γµατι δ— τS @«Sυ, µ”_ρι τSυννu ‹ρτ«ως δ— π”µπSντSς ¨δη τινˆς τν ˜αυτS ε²ς τŸν ²δ«αν 55 ™κκλησ«αν κα¬ µετSλ«γSν µ”λλSντSς ‹πελεσεσθαι κα¬ ατS, ΘεS δι- δντSς, œτι συνδιασκεψαµ”νη ¡ µετριτης ¡µν τf περ¬ ατŸν µηγρει τν ±ερωτ‡των ‹ρ_ιερ”ων, τS Καισαρε«ας, τS gΗρακλε«ας, τS Κυa«- κSυ, τS @αλκηδνSς, τS Βιaης κα¬ τS Βρσεως, δ”δωκε µ—ν τ& f ±ερω- τ‡τ& τSτ& µητρSπSλ«τ hΕφ”σSυ τŸν τSιατην Šγιωτ‡την µητρπSλιν 60 Πυργ«Sυ κατ’ ™π«δSσιν, ™πιπλ”Sν δ— πρSνSSυµ”νη τν ερισκSµ”νων ™κε­ ψυ_ν κα¬ τ ς ε²ς τÇ µ”λλSν ατν ‹σφαλε«ας φρSντ«aSυσα τ‡ττει κα¬ ‹πSφα«νεται, ς ’ν κα¬ π‰ς µετ’ ατÇν µητρSπSλ«της hΕφ”σSυ κατ”_ τατην ™πιδσεως λγ&, S_ ς ²δ«αν ™πισκSπžν, ‹λλ’ ς µητρπSλιν, ¡νωµ”νην δ— εÂναι τf τ ς hΕφ”σSυ µητρSπλει κα¬ φ’ ˜ν¬ πSιµ”νι ‹µφS- 65 τ”ρας πSιµα«νεσθαι, τι τ— h πλησ«Sν ‹λλžλαις ε²σ¬ν αται κα¬ τι π‡ντSτε µ”λλων ερ«σκεσθαι µητρSπSλ«της hΕφ”σSυ καταπSλ κρε«ττων œσται τS ε²ς τÇ ΙΙυργ«Sν µ”λλSντSς ερ«σκεσθαι, τε δŸ τ ς µητρSπλεως τα- της π‡σης τ ςΑσ«ας h πρSκαθεaSµ”νης κα¬ θρνSν ™_Sσης ψηλν τε κα¬ µ”γαν κα¬ διατSτS δκιµSν ™ν πασιν ‘νδρα µελλSσης τ ς θε«ας συν- 70 δSυ _ειρSτSνε­ν ™ν ατf, ‘λλς τε κα¬ τ ς ™κκλησ«ας hΕφ”σSυ πρSνSSυ- µ”νη, ς ’ν œ_ κα¬ µερικŸν κυβ”ρνησιν κα¬ πρSµžθειαν, ™πειδŸ τˆ ˜αυ- 255vτ ς ‹πεκε«ρατS π‡ντα, πÇ τν βαρβ‡ρων hh Šλωθε­σα, κα¬ Sκ œ_ει παρ- ”_ειν τˆ ‹ναγκα­α τ& f ‹ρ_ιερε­ ατ ς. ΤSτS δ— κα¬ ™ν ‘λλαις ™κκλησ«αις γ”γSνε, ˜νωθεισν ‹ρ_ιεπισκS- 75 πν µητρSπλεσι, τf& µŸ δνασθαι καθ’ ˜αυτˆς εÂναι διˆ τŸν ™πικειµ”νην ατα­ς œνδειαν, ˜νωθε­σαι δ— κα¬ π‡λιν µ”νSυσι στSπρτερSν, ¡ µ—ν µη- τρπSλις œ_Sυσα κα¬ τÇν τπSν ˜αυτ ς κα¬ τŸν τ鵟ν κα¬ τŸν τ‡Oιν, ¡δ— ‹ρ_ιεπισκSπŸ π‡λιν µS«ως τˆ ˜αυτ ς, περ κα¬ ™πιτSυπαρντSς γ”γSνε. κατˆ τŸν ε²ς τατα συνžθειαν κα¬ διˆ τÇ περιφαν—ς τS θρνSυ τ ς µη- 80 τρSπλεως hΕφ”σSυ κα¬ τŸν πρSσγενSµ”νην ατf œνδειαν κα¬ στενS_ω-

38 συλλειτSυργ& f ] litt. σ ex corr. in V hh 41 hΑθηνν] litt. θ ex corr. in V hh 46 τε su- pra lin. add. V hh 64—65 ¡νωµ”νην δ— εÂναι—πSιµα«νεσθαι] constructio grammatica huius sententiae improvise in accusativum cum infinitivo transire videtur; praecedens enim sententia ab iisdem verbis τ‡ττει κα¬ ‹πSφα«νεται dependens coniunctione ς (‘ν) inchoatur; eo modo nimirum sensus differens sententiarum exprimitur; nam prima sententia pro futuro dicta est, secunda autem ad rem ipsam distincte definiteque atti- net hh 65 τ—] δ— MM hh 72 ‹πεκžρατS V; ‹πεκε«ρατS scripsimus cum MM hh 76 ατ ς V, MM

70 ρ«αν ¡νθη ατf ¡ ™κκλησ«α Πυργ«Sυ, στε π‡λιν œ_ειν ˜κατ”ραν ατν τÇν ÀδιSν τπSν κα¬ τŸν ‹O«αν. lΕνθ”ν τSι κα¬ καθ”Oει τατην τŸν ™κκλησ«αν δηλωθε¬ς ±ερτατSς µητρSπSλ«της hΕφ”σSυ, π”ρτιµSς κα¬ œOαρ_Sς π‡σης hΑσ«ας, ™ν Šγ«& 85 πνεµατι ‹γαπητÇς ‹δελφÇς τ ς ¡µν µετριτητSς κα¬ συλλειτSυργς, κα¬ καθεO ς π‡ντες S± µετ’ ατÇν τ ς hΕφ”σSυ ‹ρ_ιερε­ς, διδ‡σκSντες τÇν ™ν ατf λαÇν κα¬ παραινSντες κα¬ ε²σηγSµενSι τSτSις ς ‹ρ_- ιερε­ς τˆ ψυ_ωφελ κα¬ σωτηρ«ας ™_µενα, œ_Sντες ‘δειαν ±ερSυργε­ν ™ν ατf κα¬ ‹πÇ τν ερισκSµ”νων ™ν ατf ‹ναγνστας σφραγ«aειν, πS- 90 διακνSυς κα¬ διακνSυς πρSβιβ‡aειν κα¬ πρεσβυτ”ρSυς _ειρSτSνε­ν µετˆ τ ς φειλSµ”νης ‹κριβSς ™ρενης τ— κα¬ δSκιµασ«ας κα¬ π‡ντα τ‘λλα πSιε­ν, σα S± γνžσιSι ‹ρ_ιερε­ς ™ν τα­ς ˜αυτν ™κκλησ«αις διενεργSσιν, ‘νευ µ”ντSι τ ς τS ±ερS συνθρνSυ ™γκαθιδρσεως, φρSντ«aSντες šκαστSς τν τ ς hΕφ”σSυ µητρSπSλιτν τν ‘λλSς ‘λλSν διαδε_Sµ”νων 95 κα¬ ™πιµελSµενSι τ ς σωτηρ«ας τν ερισκSµ”νων ™κε­ ψυ_ν, ς ‹να- δεδεγµ”νSι παρˆ τ ς ¡µν µετριτητSς τŸν φρSντ«δα κα¬ πρSστασ«αν ατν, κα¬ φε«λSντες κατˆ π‡ντα τρπSν ™πιµελε­σθαι ατν, ς λγSν ‹πSδσSντες šκαστSς τ&Θεf f & π—ρ ατν ™ν ¡µ”ρU κρ«σεως, φειλν- των π‡ντων τν ερισκSµ”νων ™κε­ κληρικν, œτι τ— ±ερωµ”νων, πνευµατι- 100 κν, µSναhaντων, ‹ρ_ντων κα¬ παντÇς τS _ριστιανικS πληρµατSς τŸν πρSσžκSυσαν ‹πSν”µειν ατS­ς α²δ κα¬ τ鵟ν κα¬ πSταγŸν κα¬ ε- πε«θειαν κα¬ πε«κειν κα¬ πSτ‡σσεσθαι κα¬ πε«θεσθαι ατS­ς, ™φ’ S¿ς ’ν œ_ωσι λ”γειν πρÇς ατSς ‹φSρσιν ε²ς ψυ_ικŸν ατν λυσιτ”λειαν, κα¬ Sτως œ_ειν ατSς κα¬ πSτ‡σσεσθαι τSτSις ς τ&Θεf f &, S τŸν ε²κνα 105 ‹ρ_ιερες φ”ρει. Παραινε­ δ— κα¬ ε²σηγε­ται τSτSις πασιν ¡ µετριτης ¡µν στ”ρ- γειν κα¬ ™µµ”νειν τf παρ’ ατ ς γενSµ”ν συνSδικf τατ πρ‡Oει κα¬ µη- δ”πSτε ™πι_ειρ σαι ‹πSδιαπετ σαι τατης κα¬ aητ σαι γνžσιSν ‹ρ_ιερ”α πρÇς κατ‡λυσιν κα¬ ‹θ”τησιν τ ς συνSδικ ς τατης πρ‡Oεωςu γˆρ τSλ- 110 µžσων λως πρ‰Oαι τ¬ τSιSτSν εθνην πSστžσεται τŸν ‹O«αν κα¬ δ«- κην λžψεται παρˆ τ ς ¡µν µετριτητSςu κατˆ πSλ γˆρ συµφ”ρSν κρ«- νασα τSτS ατS­ς διˆ τˆς πρSειρηµ”νας α²τ«ας συνSδικς τSτS π”πρα- _ε, κα¬ φε«λει διαµ”νειν ‹κατ‡λυτSν ε²ς τSς ˜O ς παντας κα¬ διηνεκε­ς _ρνSυς. 115 ΤSτSυ γˆρ _‡ριν γεγSνυ­α κα¬ ¡ παρSσα συνSδικŸ πρ‰Oις τ ς ¡µν µετριτητSς ™πεδθη τ& f ±ερωτ‡τ& µητρSπSλ«τ hΕφ”σSυ, περτ«µ& κα¬ ™O‡ρ_& π‡σης hΑσ«ας, ™ν Šγ«& πνεµατι ‹γαπητ& f ‹δελφ& f ατ ς κα¬ συλλειτSυργ& f , κρ ΘεSδωρ«τ&, κα¬ τS­ς µετ’ ατÇν διαδεOSµ”νSις ατÇν ‹ρ_ιερεσι τ ς ™κκλησ«ας τατης ε²ς µνιµSν κα¬ διηνεκ τŸν ‹σφ‡λειαν ης S S S ′ 120 κατˆ µ να ²ανSυ‡ριSν τ ς ™νισταµ”νης ²νδικτινSς τS ωy Sy ¯ ′¯ œτSυς †. hh

82 τÇν] τŸν V; τÇν scripsimus cum MM hh 99 post ±ερωµ”νων vocem (perperam ite- ratam) κληρικν cancellavit V hh 108 ‹πSδιαπετ σαι] litt. ια ex corr. V; ‹πSδ....πε- τ σαι MM hh 109 πρ‡Oεως] litt. π ex corr. in V hh 109—110 τS뵞σας ΜΜ hh 118 ΘεS- δωρžτ& ΜΜ hh 121 post finem documenti ultima (fere octava) pars f. 255v et totum f. 256r scriptura carent in V

Synodalpraxis zu Pyrgion. Das Prooimion (stammt) vom Notar Demetrios Gemistos Jener Arzt könnte bei allen mit Recht der beste genannt werden, der in sorgfältiger und eifrigster Anwendung (seiner) Kunst denjenigen, die am mei-

71 sten leiden und in Gefahr sind, sogleich in schönster Weise die Gesundheit schenkt, indem er ihnen zu (ihrem) Heile die (entsprechenden) Arzneien dar- bietet; und jener wird bei Gott als Hirte gepriesen, der das verirrte Schaf sucht, nach ihm ruft, in die Berge aufbricht und hier zwar die vielen und zahl- losen (anderen Schafe) zurückläßt, der aber, wenn er dort (= in den Bergen) angekommen ist, das eine (verirrte Schaf) auf seine Schultern nimmt und es in überaus gütiger Weise rettet, so wie sich auch unser Herr und Gott selbst den wahren Hirten genannt hat: Hat er doch diese unsere Natur, die in die Irre gegangen und von seiner Herrlichkeit und Würde abgefallen war, in der ihm eigenen Güte und Menschenfreundlichkeit auf die Schultern genommen, sie in die alte Pferch zurückgebracht und sie den Abertausenden der körper- losen, himmlischen Mächte hinzugezählt. Ihn (= den Herrn) nach Kräften nachzuahmen sind diejenigen da, denen die Obsorge über die Seelen anver- traut wurde: (Gerade) sie müssen denjenigen helfen, die am meisten der Be- lehrung und Ermahnung bedürfen. Worauf der (Inhalt) der vorliegenden Worte abzielt und was ihre Absicht ist, das werden die (folgenden) Worte gleich klar darlegen: Die heiligste Kir- che von Pyrgion hatte früher und von allem Anfang an der heiligsten Metro- polis von Ephesos als deren Bistum unterstanden. Vor vielen Jahren aber be- stand sie aufgrund einer kaiserlichen Verfügung als selbständige (Metropolis), die allein unserer heiligen und großen Synode unterstand, da sie (= die Kirche von Pyrgion) mit dem Namen und den tatsächlichen (Rechten) einer Metropo- lis, so wie (dies) eben auch für die übrigen Metropoleis (gilt), geehrt wurde. Als nun kurz zuvor ein Metropolit von Ephesos diese (Kirche von Pyrgion) als ei- genes Bistum einforderte und (sie) auch von der göttlichen und heiligen Syn- ode erhielt, wurde in ihr ein Bischof geweiht. Dies(er Zustand) dauerte freilich nicht lange, sondern sie (= die Kirche von Pyrgion) wurde wieder wie früher Metropolis. Seit jener Zeit freilich und bis jetzt wurde kein legitimer Erzprie- ster (für die Metropolis Pyrgion) geweiht, sondern von Mal zu Mal nahmen sie andere Metropoliten unter dem (Rechts)titel einer Epidosis an sich, so wie auch der verstorbene (Metropolit) von Chios, der (bis) vor kurzem auch (die Metropolis) Ephesos (in Form einer Epidosis) innehatte. Unsere Bescheidenheit sorgte sich nun in höchstem Maße um die dort (= im Gebiet der Metropolis Pyrgion) befindlichen Christen, kümmerte und be- mühte sich um ihr Seelenheil, da sie mitten unter Heidenvölkern leben und deswegen von unserer Seite einer besonders hilfreichen Aufsicht bedürfen; (deswegen) setzte sie ihren Eifer darein, sie (= die dortigen Christen) einem Hirten und Vorsteher anzuvertrauen, der in der Lage ist, ihnen einen großen Nutzen zu bringen, und (so) hat sie nun auch bereits vor drei Jahren dem (da- mals) geweihten heiligsten Metropoliten (Theodoretos) von Ephesos, dem Hy- pertimos und Exarchos von ganz Asia, dem im Heiligen Geiste geliebten prie- sterlichen Mitbruder unserer Bescheidenheit — und zwar in gemeinsamer Be- ratung mit den damals in der Kaiserin der Städte befindlichen heiligsten Erz- priestern und Hypertimoi, den (Metropoliten) von Kaisareia, von Herakleia, von Kyzikos, von Philadelpheia, von Nikaia, von Chalkedon, (mit dem inzwi- schen) verstorbenen (Metropoliten) von Pontoherakleia, (ferner mit den Me- tropoliten) von Brysis, von Athen und von Trapezus — diese heiligste Metro- polis von Pyrgion als Epidosis gegeben. (Dies geschah deswegen,) weil sie (= die Metropolis Pyrgion) in der Nähe seiner Kirche (= der Metropolis Ephesos) (liegt) und weil d(ies)er Mann (= der neue Metropolit von Ephesos) in der Lage ist, sie (= die Christen der Metropolis Pyrgion) zu beaufsichtigen und zu beleh- ren, und zwar aufgrund der ihm innewohnenden, von Gott (kommenden) Ein-

72 sicht und Kraft: Er ist in jeder Hinsicht bewundernswert und hütet als Schatz die schönsten und ehrwürdigsten Tugenden in seiner Seele gleichsam wie in ei- nem Gefäß; er ist (daher) in der Lage, von dort aus in reichem Maße die Ströme der Belehrung hervorquellen zu lassen, die unter Schmerzen leidenden Seelen zu ermuntern und ihnen wie kein anderer in höchst bewundernswerter Weise zu helfen, da er (seine) Worte der Belehrung durch die Tat bestätigt. Da er (= der neue Metropolit Theodoretos von Ephesos) sich nun seit je- nem Zeitpunkte und bis heute aufgrund einiger Ereignisse nicht in seine Kir- che (= nach Ephesos) begeben (konnte), verhielt es sich (also) auch um die (An- gelegenheiten) der Kirche von Pyrgion bis jetzt so, daß sie zwar dem Wort(laut der seinerzeit getroffenen Entscheidung) nach der (Metropolit) von Ephesos, faktisch aber der (Metropolit) von Chios innehatte. Jüngst aber schickte er (= der Metropolit von Ephesos) schon einige (Leute) aus seinem (Gefolge) in (seine) eigene Kirche (= nach Ephesos) und wird sich binnen kur- zem, so Gott dies gewährt, auch selbst (dorthin) begeben. Also gab unsere Be- scheidenheit in gemeinsamer Beratung mit der sie umgebenden Versamm- lung der heiligsten Erzpriester, (der Metropoliten) von Kaisareia, von Hera- kleia, von Kyzikos, von Chalkedon, von Bizye und von Brysis, einerseits die- sem heiligsten Metropoliten von Ephesos diese heiligste Metropolis von Pyr- gion als Epidosis; andererseits sorgt sie (= unsere Bescheidenheit) noch mehr für die dort (= in der Metropolis Pyrgion) befindlichen (christlichen) Seelen vor und kümmert sich um deren zukünftige Sicherheit. (Daher) ordnet sie an und bestimmt, daß auch jeder auf ihn (= Theodoretos) folgende Metropolit von Ephesos diese (Kirche von Pyrgion) unter dem (Rechts)titel einer Epidosis in- nehaben soll, nicht als eigenes (= der Metropolis von Ephesos unterstehendes) Bistum, sondern als Metropolis. (Unsere Bescheidenheit bestimmt ferner,) daß (diese Metropolis von Pyrgion) mit der Metropolis von Ephesos vereint ist und daß beide von einem (einzigen) Hirten behütet werden, da diese (= die bei- den Metropoleis) nahe nebeneinander liegen und da immer der(jenige), der sich (im Amt eines) Metropoliten von Ephesos befinden wird, weitaus mächti- ger sein wird als (jeder), der sich (als Metropolit) in Pyrgion befinden wird; hat doch diese Metropolis (von Ephesos) den Vorsitz über die ganze (Kirchenpro- vinz) Asia und verfügt über einen erhabenen und großen Sitz, und deswegen wird die göttliche Synode (immer) für sie (= für die Metropolis Ephesos) einen in jeder (Hinsicht) ausgewiesenen Mann weihen. Auf der anderen Seite trifft (unsere Bescheidenheit) (auf diese Weise) auch Vorsorge für die Kirche von Ephesos, auf daß sie (stets) auch eine besondere Förderung und vorausschau- ende Fürsorge genieße, da doch alle ihre (Besitztümer) nach der Eroberung durch die Barbaren vernichtet wurden und sie (daher) nicht in der Lage ist, ihrem Erzpriester das Notwendige darzubieten. Dies geschah auch (im Falle) von anderen Kirchen, wobei Erzbistümer mit Metropoleis vereinigt wurden, (und zwar aufgrund der Tatsache,) daß sie wegen der auf ihnen lastenden Notlage nicht selbständig existieren konnten. Seitdem sie aber vereinigt sind, bleiben sie auch wiederum in ihrem früheren (Zustand), wobei die Metropolis sowohl ihre Position als auch ihre Ehre(nstel- lung) und ihren Rang behält; in gleicher Weise (behält) das Erzbistum wie- derum (all) das ihm (Zustehende), was auch im vorliegenden (Fall) geschah. Im Hinblick auf die diesbezügliche Gewohnheit und wegen des hohen Ansehens des Throns der Metropolis Ephesos und wegen der über sie gekommenen Not und Bedrängnis wurde die Kirche von Pyrgion mit ihr (= mit der Metropolis Ephesos) (in der Weise) vereinigt, daß jede von beiden (Kirchen) wiederum die eigene Position und Würde behält.

73 Infolgedessen werden der genannte heiligste Metropolit von Ephesos, der Hypertimos und Exarchos von ganz Asia, der im Heiligen Geiste geliebte priesterliche Mitbruder unserer Bescheidenheit, und in der Folge alle nach ihm (zur Metropolitenwürde gelangenden) Erzpriester von Ephesos diese Kir- che (von Pyrgion) innehaben. Sie (= der derzeitige Metropolit von Ephesos und seine Nachfolger) werden das in dieser (Kirche von Pyrgion) (befindliche) Volk belehren und ermahnen und werden sie (= die Christen von Pyrgion) als Erzpriester in das Erbauliche und Heilbringende einführen; sie werden die Ermächtigung haben, in ihr (= in der Metropolis Pyrgion) als (Erz)priester zu wirken und aus (der Zahl) der in ihr befindlichen (Christen) Anagnosten zu be- stätigen, Subdiakone und Diakone zu promovieren und nach der erforderli- chen genauen Untersuchung und Überprüfung Priester zu weihen und alles andere zu tun, was die legitimen Erzpriester in ihren eigenen Kirchen als Maßnahmen setzen, freilich ohne Einsetzung in das heilige Synthronon. Da- bei wird sich ein jeder der Metropoliten von Ephesos, wie sie jeweils aufeinan- der folgen (werden), um das Heil der dort (= in der Metropolis Pyrgion) befind- lichen Seelen sorgen und sich darum kümmern, da sie von unserer Beschei- denheit die Obsorge und die Leitung dieser (Seelen) übernommen haben; und sie werden sich in jeder Weise um sie (= die Seelen der Christen der Metropo- lis Pyrgion) kümmern müssen, da ein jeder (von ihnen) Gott am Tage des Ge- richts über diese (Seelen) Rechenschaft ablegen wird. Alle dort (= in der Me- tropolis Pyrgion) befindlichen Kleriker, auch die Priester, die Beichtväter, die Mönche, die (kirchlichen) Funktionäre und das gesamte Christenvolk müssen ihnen (= den Metropoliten von Ephesos in ihrer Funktion als Metropoliten von Pyrgion) die (ihnen) zukommende ehrfürchtige Scheu erweisen, (ferner) Unterordnung und Folgsamkeit; sie müssen sich ihnen unterstellen und un- terordnen und (ihnen) (in allem) gehorchen, was immer sie ihnen zu sagen ha- ben und das sich auf ihren seelischen Vorteil bezieht, und (sie müssen) sie so achten und sich ihnen (so) unterordnen wie Gott, dessen Abbild der Erzprie- ster (in sich) trägt. Unsere Bescheidenheit ermahnt diese alle (= die Christen in der Metro- polis Pyrgion) und weist sie an, diese von ihr (= von der Bescheidenheit) erlas- sene Synodalpraxis anzuerkennen und sich daran zu halten und niemals zu versuchen, sich von dieser (Synodalpraxis) abzuwenden und unter Auflösung und Annullierung dieser Synodalpraxis einen (eigenen) legitimen Erzpriester zu fordern. Denn derjenige, der es wagen sollte, überhaupt etwas derartiges zu tun, wird der gebührenden Maßregelung unterliegen und von unserer Be- scheidenheit die (entsprechende) Strafe erhalten. Denn sie (= unsere Beschei- denheit) hat befunden, daß dies ihnen (= den Christen der Metropolis Pyr- gion) aus den vorgenannten Gründen äußerst zuträglich ist, und hat (daher) mit der Synode so gehandelt, und dies soll (so) unauflöslich für alle zukünfti- gen Zeiten bleiben. Deswegen nämlich ist auch die vorliegende Synodalpraxis unserer Be- scheidenheit ergangen und wurde dem heiligsten Metropoliten von Ephesos, dem Hypertimos und Exarchos von ganz Asia, ihrem im Heiligen Geiste ge- liebten priesterlichen Mitbruder, dem Herrn Theodoretos, und allen Erzprie- stern dieser Kirche, die nach ihm auf ihn folgen werden, zur bleibenden und immerwährenden Sicherheit übergeben, (und zwar) im Monat Januar der ge- genwärtigen 6. Indiktion des Jahres 6876.

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74 APPENDIX III: URKUNDE DES PATRIARCHEN NEILOS VON KONSTANTINOPEL VOM SEPTEMBER 1387 (DOKUMENT V)

Patriarch Neilos von Konstantinopel und die Synode stufen auf Antrag des Metropoliten Myron von Ephesos die Metropoleis Pyrgion und Pergamon auf den Rang von Bistümern zurück und unterstellen sie von neuem der Metro- polis Ephesos; die von der Metropolis Ephesos an die Metropolis Smyrne abge- wanderten Bistümer Phokaia und Klazomenai kommen ebenfalls an Ephesos zurück; das neben Phokaia existierende Bistum Palaia Phokaia verbleibt allerdings beim Metropoliten Dionysios von Smyrne und dient diesem als Sitz.

Cod. Vind. hist. gr. 48, f. 39r—v (V) Miklosich–Müller II 103—106 (Nr. CCCXCVII) (MM) Darrouzès, Reg. 2826

κατˆ µ να σεπτ”βριSν τ ς ™νισταµ”νης ια′ ²νδικτινSς τS Sωy S S Sυ′ ′¯ ¯ ¯ œτSυς (Z. 81—82) September 6896 (= 1387) συνSδικŸ πρ‰Oις (Z. 81) (vgl. auch Z. 1)

39r† Πρ‰Oις συνSδικŸ τ& f hΕφ”σSυ περ¬ τν ™νSριν ατS †

† g ±ερτατSς µητρSπSλ«της hΕφ”σSυ, π”ρτιµSς κα¬ œOαρ_Sς π‡- σης ’Ασ«ας, ™ν Šγ«& πνεµατι ‹γαπητÇς ‹δελφÇς τ ς ¡µν µεhτριτητSς κα¬ συλλειτSυργς, συνεδρι‡aων τf ¡µν µετριτητι πρSκαθηµ”ν συν- 5 Sδικς τSι‡νδε τŸν ‹ναφSρˆν ™πSιžσατS π—ρ τ ς κατ’ ατÇν ™κκλησ«ας κα¬ τ ς ™νSρ«ας ατ ς ε²πν, ς ¡ κατ’ ατÇν ατη µητρπSλις πSλλS­ς πρτερSν ™κµα τS­ς ‹γαθS­ς, τε κα¬ τˆ τν gΡωµα«ων ¨νθει κα¬ ηOανε κα¬ ε²ρžνη παντα_S τ ς S²κSυµ”νης ªν, κα¬ πλ θSς µ—ν ªν περ¬ ατŸν κτ絇των τε κα¬ πρα㵇των, Sδ—ρUδ«ως g ‹ριθµητν, σνSδSν δ— µεγ‡- 10 λην ™πισκπων εÂ_εν φ’ ˜αυτžν, π‡σας µS τˆς κατˆ τŸν ‹νατSλŸν µη- τρSπλεις µžτSιγε τˆς δυτικˆς τ& f πλžθει τν ™πισκπων κα¬ τ& f µεγ”θει τ ς ™νSρ«ας νικσα, ™O §ς κα¬ τιν—ς τν ™πισκSπν ‹φαιρεθε­σαι ε²ς µη- τρSπλεις ™τ鵞θησαν κα¬ καθ’ ˜αυτˆς εÂναι πρSεβιβ‡σθησαν κα¬ πÇ τÇν πατριαρ_ικÇν θρνSν τελε­νu ε² µ—ν Sν καλς εÂ_ε τS­ς gΡωµα«Sις τˆ 15 πρ‡γµατα κα¬ πρSσ ν εδαιµSν«α τα­ς πλεσιν, στε δνασθαι ˜κ‡στην τν ™κκλησιν ÀδιSν œ_ειν ‹ρ_ιερ”α, κα¬ ατÇς τS­ς π‡λαι δεδSγµ”νSις στSι_ε­ν œµελλε κα¬ µŸ aητε­ν µετακινε­σθαι πατ”ρων ριαu ™πε¬ δ— π‰σα πλις κα¬ _ρα τν ™θνν παραν‡λωµα γ”γSνε κα¬ παντελς ¢φαν«σθη- σαν κα¬ α± µ—ν Sδ— νµασι κ‘ν, τι πSτ— πλεις ªσαν, γινσκSνται, α± 20 δ— ‹π τινων λ«γων λειψ‡νων γνωρ«aSνται, λ«αν εαρι赞τSυς _ριστι- ανSς S²κητˆς œ_Sυσαι, κα¬ µŸ µνSν µητρSπSλ«την © ™π«σκSπSν S δ- νανται τρ”φειν, ‹λλ’ Sδ— ±ερ”α šνα τν ™νδεν κα¬ πενžτων, ™ažτησεν ™π¬ τ ς ¡µν µετριτητSς κα¬ τ ς περ¬ ατŸν θε«ας κα¬ ±ερ‰ς συνδSυ ™π- ανασωθ ναι τf κατ’ ατÇν Šγιωτ‡τ µητρSπλει τ ς hΕφ”σSυ τˆς γενS- 25 µ”νας π‡λα« πSτε ‹πÇ ™πισκSπν µητρSπλεις, ¨γSυν τÇ Πυργ«Sν, περ ™ν τS­ς τακτικS­ς ∆ιÇς gΙερÇν νSµ‡aεται, κα¬ τŸν Π”ργαµSν, κα¬ œ_ειν

9 ‹ριθµητν] litt. o ex litt. ω corr. V hh 16 π‡λλαι V; π‡λαι scripsimus cum MM hh 21 S²κηστˆς V; S²κητˆς scripsimus cum MM

75 µS«ως κα¬ τˆς ‹π’ ‹ρ_ ς πSτεταγµ”νας τf ™κκλησ«U τ ς hΕφ”σSυ π‡- σας ™πισκSπˆς µετˆ τν ™νSριν ατν κα¬ τν ρSθεσ«ων ε²ς τρι‡κSντα κα¬ ˜πτˆ τˆς π‡σας ‹ριθµSυµ”νας ™ν τS­ς ‹ρ_αιSτ”ρSις τν βιβλ«ων, 30 ™πειδžπερ µŸ µνSν α± ε²ρηµ”ναι ™κκλησ«αι τ ς ‹π’ ‹ρ_ ς µητρSπλεως ‹πSσπαθε­σαι καθ’ ˜αυτˆς τ& f τ ς µητρSπλεως ™τ鵞θησαν νµατι, ‹λ- λˆ κα¬ µ”ρSς šτερSν Sκ λ«γSν τ ς κατ’ ατÇν ™νSρ«ας ¡ τ ς Σµρνης µητρπSλις κα¬ τατης ‹ρ_ιερες κατ”_ει, ™ν& k ε²σ¬ κα¬ δS ™πισκSπα¬ τ ς hΕφ”σSυ, £ τε Φκαια κα¬ α± ΚλαaSµενα«. ™ažτησε τS«νυν hΕφ”σSυ 35 κα¬ τατας ™πανασωθ ναι τf κατ’ ατÇν ™κκλησ«U κα¬ πÇ τατην π‡λιν τελε­ν καθˆ κα¬ πρτερSν ς S²κε«αν µητρπSλινu τατα h ε²πν κα¬ πSλ- λˆ βιβλ«α ™νεφ‡νισε, τf ‹ρ_αιτητι κα¬ τ& f πλžθει τÇ ‹OιπιστSν œ_Sντα, ™ν S¿ς ‹ριθµSµενα« ε²σι µετˆ τν ‘λλων κα¬ α± ε²ρηµ”ναι ™πισκSπα¬ πÇ τŸν τ ς hΕφ”σSυ µητρπSλιν. 40 ΠρÇς τατα συνδιασκεψαµ”νη ¡ µετριτης ¡µν τS­ς συνεδρι‡aSυ- σιν ατf ±ερωτ‡τSις ‹ρ_ιερεσι κα¬ περτ«µSις, τf& ΘεσσαλSν«κης, τf& gΗρακλε«ας, τf& ΝικSµηδε«ας, τf& Νικα«ας, τf& ΜSνεµβασ«ας, τf& Φιλιπ- πSυπλεως, τf& ’ΑδριανSυπλεως, τf& Σερρν, τf& ΛακεδαιµSν«ας, τf& 39v ΣSυγδαCας, τf& Γ‡ννSυ hh κα¬ τ& f ∆”ρκω, δι”γνω κα¬ ‹πεφžνατS δικα«αν 45 εÂναι τŸν τS hΕφ”σSυ ažτησινu κα¬ περ¬ µ—ν τν ™κκλησιν τS Πυργ«Sυ κα¬ τ ς ΠερㇵSυ τν τιµηθεισν ‹πÇ ™πισκSπν ε²ς µητρSπλεις πρÇ _ρνων κα¬ π‡λιν ™πισκSπˆς εÂναι παρακελευµεθα κα¬ πSκε­σθαι τf τ ς hΕφ”σSυ µητρSπλει, S µνSν διτι Sκ œστι νν δυνατÇν ™κε­ µητρS- πSλ«τας _ειρSτSνηθ ναι, ‹λλ’ τι κα¬ σνηθ”ς ™στι τSτS κα¬ πSλλ‡κις 50 γεγSνÇς ™ν πSλλα­ς ™κκλησ«αις, τιµηθε«σαις µ—ν καιρS καλSντSς ‹πÇ ™πισκSπν ε²ς ‹ρ_ιεπισκSπˆς © µητρSπλεις δι‡ τινα _ρε«αν ‹ναγκα«αν, π‡λιν δ— τν πρα㵇των µεταπεσντων ε²ς ªσαν π‡λιν γενSµ”ναις ™πι- σκSπα­ς, ε² µž πSυ τινˆς ™κκλησ«ας κα¬ _ρνSς ™τ«µησε κα¬ τÇ δνασθαι διˆ παντÇς œ_ειν µητρSπSλ«την κα¬ τÇ πSλλSς ™ν ατf _ειρSτSνηθ ναι 55 µητρSπSλ«τας, šνα τÇν šτερSν διαδε_µενSν, κα¬ ‹δνατSν εÂναι τατην ™πισκSπŸν γεν”σθαι. iθεν κα¬ λžψεται τατας ±ερτατSς µητρSπSλ«της hΕφ”σSυ κα¬ ™π’ ατα­ς τÇ βSυλητ”Sν πSιžσει ς S²κε«αις ™πισκSπα­ςu περ¬ δ— ν µη- τρSπSλ«της Σµρνης κατ”_ει τ ς hΕφ”σSυ ™πισκSπν, δ«καιSν εÂναι δι”- 60 γνωµεν κα¬ τατας τÇν hΕφ”σSυ λαβε­ν ς S²κε«ας, ‹πÇ τν βιβλ«ων, ν πρSεκµισε, δικαιSµενSνu ™πε¬ δ— τˆ ατˆ βιβλ«α κα¬ τ& f Σµρνης πS- κε­σθαι Φκαιαν ™πισκSπŸν δηλSσι κα¬ φα«νεται δS εÂναι Φωκα«ας, ς κα¬ τˆ πρ‡γµατα µαρτυρε­, διακρ«νSµεν κα¬ ‹πSφαινµεθα τŸν µ—ν µ«αν κατ”_ειν τÇν Σµρνης, ™ν§ s κα¬ κ‡θηται, ¤ν κα¬ Παλαιˆν νSµ‡aSυσι, τŸν 65 δ— λSιπŸν Φκαιαν κα¬ œτι τˆς ΚλαaSµενˆς κατ”_ειν τÇν hΕφ”σSυ µετˆ τν ™νSριν ατν. ™πιλžψεται τS«νυν hΕφ”σSυ κα¬ τατας κ‹κε«νας κα¬ καθ”Oει µετˆ τν λSιπν ™πισκSπν τν πSκειµ”νων ‹ρ_ θεν τf κατ’ ατÇν ™κκλησ«U σν π‡σ τf ™νSρ«U ατν κα¬ τS­ς ‹π’ ‹ρ_ ς ρS- θεσ«Sις κα¬ τS­ς πSκειµ”νSις τα­ς ™πισκSπα­ς πρSνSµ«Sις, εÀτε ™κκλησ«αι 70 ε²σ¬ν εÀτε _ραι εÀτε ‘λλα τινˆ δ«καια ατν, κα¬ π‰ν, περ βSλεται, ™π’ ατS­ς διαπρ‡Oεται, µηδεhνÇς ™ναντιSυµ”νSυ ατ& f τÇ σνSλSν © ‹ντιλ”- γSντSς, φειλντων κα¬ π‡ντων τν ερισκSµ”νων ™ν τα­ς ε²ρηµ”ναις ™πι- σκSπα­ς κα¬ π‡σ τf ™νSρ«U ατν, κληρικν, ±ερωµ”νων, µSνα_ν, ‹ρ-

31 τf&] litt. ω ex litt. η corr. V hh 34 Φκεα V; Φκαια scripsimus cum MM; eadem variatio orthographiae invenitur etiam linn. 62 (bis) et 65 hh 59 post κατ”_ει verba κατ- ”_ει ς S²κε«ων scripsit V et postea punctis circumpositis cancellavit hh 71 ατS V; ατ& f scripsimus cum MM

76 _ντων κα¬ παντÇς τS _ριστωνµSυ πληρµατSς, ατ& f πε«κειν κα¬ 75 πSτ‡σσεσθαι ς S²κε«& ατν ‹ρ_ιερε­ κα¬ παρ’ ατS τŸν ελSγ«αν κα¬ τÇν ŠγιασµÇν κα¬ τˆς _ειρSτSν«ας δ”_εσθαι κα¬ πρÇς µηδ”να ‘λλSν ‹ρ_- ιερ”α βλ”πειν © µŸ πρÇς ατν. ΤSτSυ γˆρ _‡ριν ‹πSλ”λυται τ& f ±ερωτ‡τ& µητρSπSλ«τ hΕφ”σSυ, περτ«µ& κα¬ ™O‡ρ_& π‡σης ’Ασ«ας, ™ν Šγ«& πνεµατι ‹γαπητ& f ‹δελφ& f 80 τ ς ¡µν µετριτητSς κα¬ συλλειτSυργ& f , κα¬ τf κατ’ ατÇν Šγιωτ‡τ ™κ- κλησ«U κα¬ ¡ παρSσα συνSδικŸ πρ‰Oις δι’ ‹σφ‡λειαν κατˆ µ να σεπτ”- βριSν τ ς ™νισταµ”νης ια′ ²νδικτινSς τS Sωy S S Sυ′ œτSυς ′¯¯¯ †. † ΕÂ_ε διˆ τ鵫ας πατριαρ_ικ ς _ειρÇς τu Νε¤λPς λ‹ ΘεP ‚ρYι- επ¢σκPπPς ΚωνσταντινPυπλεως Ν‹ας dΡµης κα£ P¨κPυµενικ¾ς πατρι~ρ- 85 Yης. † ΕÂ_ε κα¬ τˆς τν œνδSν ‹ρ_ιερ”ων καταγεγραµµ”νων πSγραφˆς S²κειS_ε«ρSυς †.

76 τŸν _ειρSτSν«αν MM hh 83 κα¬ post εÂ_ε add. MM hh 87 ultima fere octava pars f. 39v scriptura caret in V

Synodalpraxis für den (Metropoliten) von Ephesos zu seinen Sprengeln

Der heiligste Metropolit von Ephesos, Hypertimos und Exarchos von ganz Asia, der im Heiligen Geiste geliebte priesterliche Mitbruder unserer Be- scheidenheit, fungierte als Beisitzer unserer Bescheidenheit, als (diese) den Vorsitz bei einer Synodal(sitzung) führte. Dabei machte er folgendes Vorbrin- gen zu seiner Kirche und zu deren Sprengel und führte (folgendes) aus: Diese seine Metropolis prunkte früher mit vielen Gütern, als auch das Rhomä- er(reich) blühte und gedeihte und überall in der Oikumene Friede herrschte; rund um sie (= um die Metropolis Ephesos) gab es eine Menge von unbewegli- chen und beweglichen Gütern, die auch nicht leicht zu zählen war, und ihr un- terstand eine (so) große Synode von Bischöfen, (daß) sie durch die Menge ih- rer Bischöfe und durch die Größe (ihres) Sprengels alle (anderen) Metropoleis im Osten zusammen übertraf, allerdings nicht die westlichen (Metropoleis). Aus diesem (Sprengel) wurden ihr freilich einige Bistümer entzogen und (mit dem Titel) von Metropoleis geehrt: (Diese) wurden (mit dem Ziele) (zu Metro- poleis) erhoben, um selbständig zu sein und nur dem Thron des Patriarchen (von Konstantinopel) zu unterstehen. Solange es nun um den Staat der Rho- mäer gut stand und die Städte über einen (so großen) Wohlstand verfügten, daß jede d(ies)er Kirchen einen eigenen Erzpriester haben konnte, wollte auch er (= der Metropolit von Ephesos) sich an das halten, was früher (einmal) festgelegt worden war, und nicht versuchen, die (von den) Vätern (festgeleg- ten) Grenzen zu versetzen. Seither aber wurde jede Stadt und (jeder) Land- strich zur Beute der (Heiden)völker, und (die Städte) wurden völlig vernichtet: Bei den einen erkennt man nicht einmal vom Namen her, daß sie einst Städte waren, bei den anderen sieht man das (gerade noch) aufgrund einiger weniger Überreste; sie haben (nun im Gegensatz zu früher) eine gar leicht zu zählende (Schar) von christlichen Bewohnern und sie können nicht nur einen Metropo- liten oder Bischof nicht (mehr) ernähren, sondern nicht (einmal) einen Ar- men- oder Bettelpriester. Daher äußerte er (= der Metropolit von Ephesos) vor unserer Bescheidenheit und der sie umgebenden göttlichen und heiligen Synode die Bitte, daß seiner heiligsten Metropolis Ephesos (jene Metropoleis) restituiert würden, die früher einmal von Bistümern zu Metropoleis (erhoben)

77 wurden, nämlich Pyrgion, das in den (alten) (kirchlichen) Rangordnungsver- zeichnissen Dios Hieron genannt wird, und Pergamon; (ferner bat er), daß er in gleicher Weise auch alle von Anfang an der Kirche von Ephesos unterge- ordneten Bistümer mit ihren Sprengeln und Grenzziehungen besitze(n dürfe), (Bistümer,) deren Gesamtzahl sich in den ältesten Büchern (= in den kirchli- chen Rangordnungsverzeichnissen) auf 37 belaufe. (Er bat darum), weil nicht nur die genannten Kirchen (von Pyrgion und Pergamon) nach ihrer Abtren- nung von (ihrer) ursprünglichen Metropolis in ihrer Selbständigkeit mit dem Namen einer Metropolis geehrt worden waren, sondern weil auch einen ande- ren, nicht geringen Teil seines (Metropolitan)sprengels die Metropolis von Smyrne und deren Erzpriester innehabe; darunter befänden sich auch die beiden Bistümer von Ephesos, (nämlich) Phokaia und Klazomenai. Der Me- tropolit von Ephesos bat also, daß auch diese (Bistümer) seiner Kirche resti- tuiert würden und dieser wiederum als (ihrer) eigenen Metropolis, wie (es) auch früher (war), unterstünden. Bei diesen Worten legte er auch viele Bücher (= kirchliche Rangordnungsverzeichnisse) vor, die aufgrund ihres Alters und ihrer Menge vertrauenswürdig waren (und) in denen zusammen mit den ande- ren (Bistümern) auch die (beiden) genannten Bistümer (= Phokaia und Klazo- menai) (als Suffragane) unter der Metropolis Ephesos aufgezählt sind. Dazu entschied unsere Bescheidenheit in gemeinsamer Beratung mit ih- ren Beisitzern, den heiligsten Erzpriestern und Hypertimoi, (den Metropoli- ten) von Thessalonike, von Herakleia, von Nikomedeia, von Nikaia, von Mon- embasia, von Philippupolis, von Adrianupolis, von Serrhai, von Lakedaimo- nia, von Sugdaïa, von Ganos und von Derkos, daß die Bitte des (Metropoliten) von Ephesos gerecht sei. Hinsichtlich der Kirchen von Pyrgion und Perga- mon, die vor Jahren von Bistümern zur Ehre von Metropoleis kamen, befeh- len wir, daß sie {auch} wieder Bistümer sind und der Metropolis von Ephesos unterstehen, nicht nur, weil es jetzt unmöglich ist, dort Metropoliten zu wei- hen, sondern weil dies auch Gewohnheit(srecht) ist und (schon) häufig in vie- len Kirchen geschah, die zwar, den Erfordernissen der Zeit entsprechend, aufgrund einer dringenden Notwendigkeit von Bistümern zur Ehre von Erz- bistümern oder Metropoleis kamen, (dann) aber, als sich die (politische) Lage (nachteilig) veränderte, wiederum zu Bistümern wurden, was sie (ja auch frü- her) waren, abgesehen (von den Ausnahmefällen), in denen die Zeit(läufe) ei- nige Kirchen (so) begünstigte(n), daß einerseits die Möglichkeit bestand, daß (jede einzelne dieser Kirchen) durchgehend einen Metropoliten hatte, und daß andererseits in ihr viele Metropoliten, einer in (unmittelbarer) Nachfolge des anderen, geweiht wurden und daß es (daher) unmöglich war, daß aus die- ser (Kirche = Metropolis) (wiederum) ein Bistum wurde. Daher wird der heiligste Metropolit von Ephesos diese (Kirchen = Pyr- gion und Pergamon) übernehmen und in ihnen als seinen eigenen Bistümern das tun, was er wünscht. Hinsichtlich der Bistümer von Ephesos, die der Me- tropolit von Smyrne innehat, entschieden wir, daß es rechtens sei, daß der (Metropolit) von Ephesos auch diese als seine eigenen (Bistümer) übernehme, da er aus den Büchern (= aus den kirchlichen Rangordnungsverzeichnissen), die er vorlegte, (auch dazu) berechtigt ist. Da nun ebendiese Bücher klarma- chen, daß auch dem (Metropoliten) von Smyrne ein Bistum Phokaia unter- steht und da es sich (also) als klar erweist, daß es zwei Phokaiai gibt, wie es ja auch die Tatsachen bezeugen, entscheiden und erklären wir, daß der (Metro- polit) von Smyrne das eine (Bistum Phokaia), in dem er auch seinen Sitz hat (und) das Alt(-Phokaia) genannt wird, innehaben soll, das andere (Bistum Phokaia) und dazu (das Bistum) Klazomenai aber der (Metropolit) von Ephe-

78 sos (zusammen) mit deren Sprengeln innehaben soll. Es wird also der (Metro- polit) von Ephesos sowohl diese wie auch jene (Bistümer) übernehmen und er wird sie nebst den übrigen Bistümern, die von Anfang an seiner Kirche unter- standen, innehaben, (und zwar) mit deren gesamtem Sprengel und mit ihren ursprünglichen Grenzziehungen und mit (all) den Vorrechten, die d(ies)en Bis- tümern unterstehen, seien es nun Kirchen, seien es Landstriche oder irgend- etwas anderes (an) deren Rechten. Er wird in ihnen alles, was er will, durch- führen, wobei ihm überhaupt niemand entgegenwirken oder widersprechen darf. Es müssen auch alle, die sich in den genannten Bistümern und in deren gesamtem Sprengel aufhalten, Kleriker, Priester, Mönche, (kirchliche) Funk- tionäre und die gesamte christliche Bevölkerung, ihm gehorchen und sich ihm unterordnen, da er ihr eigener Oberhirt ist, und sie müssen von ihm den Se- gen und das Sakrament und die Weihen empfangen und dürfen ihre Blicke auf keinen anderen Erzpriester als auf ihn richten. Deswegen nämlich wurde für den heiligsten Metropoliten von Ephesos, Hypertimos und Exarchos von ganz Asia, den im Heiligen Geiste geliebten priesterlichen Mitbruder unserer Bescheidenheit, und für seine heiligste Kir- che auch die vorliegende Synodalpraxis zur Sicherung expediert im Monat September der gegenwärtigen 11. Indiktion des Jahres 6896. (Das Original) hatte auch von der ehrwürdigen Hand des Patriarchen (die Unterschrift) „Neilos, durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantino- pel, des Neuen Rom, und ökumenischer Patriarch“. (Das Original) hatte auch die eigenhändigen Unterschriften der auf dem Recto angeführten Erzpriester.

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ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

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79 terte und verbesserte Auflage, bearbeitet von Peter Wirth. München 1977; 5. Teil (Schluß): Regesten von 1341—1453. Unter verantwortlicher Mitarbeit von Peter Wirth. München–Berlin 1965 (zitiert nach Regestennummern). Failler = Georges Pachymérès, Relations historiques I. Livres I—III. Édition, introduc- tion et notes par Albert Failler, traduction française par Vitalien Laurent (Corpus Fontium Historiae Byzantinae XXIV/1). Paris 1984; II. Livres IV—VI. Édition et no- tes par Albert Failler, traduction française par Vitalien Laurent (Corpus … XXIV/ 2). Paris 1984; III. Livres VII—IX. Édition, traduction française et notes par Albert Failler (Corpus … XXIV/3). Paris 1999; IV. Livres X—XIII. Édition, traduction fran- çaise et notes par Albert Failler (Corpus … XXIV/4). Paris 1999; V. Index. Tables générales et lexique grec par Albert Failler (Corpus … XXIV/5). Paris 2000. Foss, Ephesus = Clive Foss, Ephesus after Antiquity: A Late Antique, Byzantine and Turkish City. Cambridge (et alibi) 1979. Georg. Pach., Rel. hist. (Failler) → Failler. Grumel–Darrouzès, Reg. = Les regestes des actes du patriarcat de Constantinople I. Les actes des patriarches, Fasz. II—III: Les regestes de 715 à 1206, par Venance Gru- mel. Deuxième édition revue et corrigée par Jean Darrouzès. Paris 1989 (zitiert nach Regestennummern). Joannou = Périclès-Pierre Joannou, Discipline générale antique (IIe—IXe s.), Bd. I/1 (Les canons des conciles œcuméniques [IIe—IXe s.]), I/2 (Les canons des synodes par- ticuliers), II (Les canons des pères grecs) (Pontificia Commissione per la redazione del Codice di diritto canonico orientale, Fonti IX/1—2). Grottaferrata 1962—1963. Kresten, Symeon von Alania = Otto Kresten, Die Affäre des Metropoliten Symeon von Alania im Spiegel des Patriarchatsregisters von Konstantinopel. Anzeiger phil.-hist. Kl. Österr. Akad. Wiss. 137 (2002), 1. Halbband, 5—40. Kuruses, Γαβαλ‰ς = Stauros Io. Kuruses, ΜανSυŸλ Γαβαλ‰ς εÂτα Ματθα­Sς µητρS- πSλ«της hΕφ”σSυ (1271/2—1355/60) I. Ԉ βιSγραφικ‡ (eΑθην€. Σειρ διατριβν κα£ µελετηµ~των 12). Athen 1972. Laurent, Corpus V/1 = V〈italien〉 Laurent, Le Corpus des sceaux de l’empire byzantin V: L’église, p. 1: L’église de Constantinople. A. La hiérarchie. Paris 1963. Laurent, Reg. = Les regestes des actes du patriarcat de Constantinople I. Les actes des patriarches, Fasz. IV: Les regestes de 1208 à 1309, par V〈italien〉 Laurent, A. A. Pa- ris 1971 (zitiert nach Regestennummern). Lemerle, Aydin = Paul Lemerle, L’émirat d’Aydin, Byzance et l’Occident. Recherches sur «La geste d’Umur Pacha» (Bibliothèque Byzantine, Études 2). Paris 1957. Mélikoff-Sayar = Le Desta¯n d’Umu¯r Pacha (Düstu¯rna¯me-i Enver¯ı). Texte, traduction et notes par Irène Mélikoff-Sayar (Bibliothèque Byzantine, Documents 2). Paris 1954. Miklosich–Müller I—II = Acta patriarchatus Constantinopolitani MCCCXV— MCCCCII e codicibus manu scriptis Bibliothecae Palatinae Vindobonensis … edide- runt Fr〈anciscus〉 Miklosich–Ios〈ephus〉 Müller, Bd. I—II (= Acta et diplomata grae- ca medii aevi sacra et profana I—II). Wien 1860—1862 (zitiert nach Band, Seite und Zeile der jeweiligen Seite [mit Berücksichtigung der in lateinischer Schrift gedruck- ten Zeilen]). PLP = Prosopographisches Lexikon der Palaiologenzeit, erstellt von Erich Trapp, unter Mitarbeit von Rainer Walther–Hans-Veit Beyer (so für Fasz. 1; für die folgenden Faszikel wechselnde Namen von Mitarbeitern), Fasz. 1—12, 2 Fasz. Addenda (und Corrigenda) (für Fasz. 1—8 bzw. für Fasz. 1—12) und ein 1 Fasz. Abkürzungsverzeich- nis und Gesamtregister, bearbeitet von Hans-Veit Beyer (Veröffentlichungen der Kommission für Byzantinistik I/1—12). Wien 1976—1996 (CD-Version Wien 2001). PRK I—III (IV) = Das Register des Patriarchats von Konstantinopel, 1. Teil: Edition und Übersetzung der Urkunden aus den Jahren 1315—1331, herausgegeben von Herbert Hunger–Otto Kresten, unter Mitarbeit von Carolina Cupane–Walter Fink–Wolfram Hörandner (u. a.) (Corpus Fontium Historiae Byzantinae XIX/1). Wien 1981; 2. Teil: Edition und Übersetzung der Urkunden aus den Jahren 1337—1350, herausgegeben von Herbert Hunger–Otto Kresten–Ewald Kislinger–Carolina Cupane, unter Mit- arbeit von Walter Fink † –Wolfram Hörandner (u. a.) (Corpus … XIX/2). Wien 1995; 3. Teil: Edition und Übersetzung der Urkunden aus den Jahren 1350—1363, heraus- gegeben von Johannes Koder–Martin Hinterberger–Otto Kresten, unter Mitarbeit

80 von Antonia Giannouli–Christian Gonsa–Herbert Hunger † (u. a.) (Corpus … XIX/3). Wien 2001 (zitiert nach Urkundennummer und Zeile in der jeweiligen Urkunde; für den in Vorbereitung befindlichen 4. Teil wird gegebenenfalls die für diesen Band vor- gesehene Urkundennummer angegeben, die Textzitate erfolgen in diesem Fall aber durchgehend auf der Grundlage von Miklosich–Müller I). Reinsch = Diether Reinsch, Die Briefe des Matthaios von Ephesos im Codex Vindobo- nensis Theol. Gr. 174. Berlin 1974. Rhalles–Potles, Σνταγµα I—VI = G〈eorgios〉 A〈lexandru〉 Rhalles–M〈ichael〉 Potles, Σνταγµα τν θε«ων κα¬ ±ερν καννων … I—VI . Athen 1852—1859. Roberg, Union = Burkhard Roberg, Die Union zwischen der griechischen und der latei- nischen Kirche auf dem II. Konzil von Lyon (1274) (Bonner Historische Forschungen 24). Bonn 1964. Todt, Kantakuzenos = Klaus-Peter Todt, Kaiser Johannes VI. Kantakuzenos und der Islam. Politische Realität und theologische Polemik im palaiologenzeitlichen Byzanz (Würzburger Forschungen zur Missions- und Religionswissenschaft, II. Abtlg.: Religi- onswissenschaftliche Studien 16). Würzburg–Altenberge 1991. Uspenskij, Istorija Afona III = Porfirij Uspenskij, Istorija Afona III. Afon monasˇeskij. Sanktpeterburg 1892. Vryonis, Decline = Speros Vryonis, Jr., The Decline of Medieval Hellenism in Asia Mi- nor and the Process of Islamization from the Eleventh through the Fifteenth Century (Publications of the Center for Medieval and Renaissance Studies, UCLA 4). Berkeley– Los Angeles–London 1971. Wächter, Verfall = Albert Wächter, Der Verfall des Griechentums in Kleinasien im XIV. Jahrhundert. Leipzig 1903. Weiss, Kantakuzenos = Günter Weiss, Joannes Kantakuzenos — Aristokrat, Staats- mann, Kaiser und Mönch — in der Gesellschaftsentwicklung von Byzanz im 14. Jahr- hundert (Schriften zur Geistesgeschichte des östlichen Europa 4). Wiesbaden 1969. Zachariadou, Trade = Elizabeth A. Zachariadou, Trade and Crusade. Venetian Crete and the Emirates of Menteshe and Aydin (1300—1415) (Library of the Hellenic Insti- tute of Byzantine and Post-Byzantine Studies 11). Venedig 1983.

Vorgelegt vom Verfasser in der Sitzung am 23. Juni 2003

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