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GRAVIS im Hugendubel: Ganz in Ihrer Nähe und Tauentzienstraße 13 | 10789 Berlin im Internet: www.gravis.de Die Studierenden zei tung der Hum boldt- Univer si tät zu Berlin Erstmals erschienen am 17. November 1989 Editorial Beste deutschsprachige Studierendenzeitung 2004/2005 Zweitbeste deutschsprachige Studierendenzeitung > Als in der Redaktion vorgeschlagen wurde, das The- 2006/2007 ma »Studentenbewegungen« zu machen, waren alle voll- auf begeistert. Viele Mitglieder fuhren selber zum G8-Gip- He rausge geben vom: fel, die meisten kannten jemanden, jeder schien eine Mei- Studierendenparlament der HU nung zum Thema zu haben. Die Texte zu schreiben, war dann allerdings mehr eine Zeitfrage. Wir wollten schließ- Verant wort li ch für diese Aus gabe: Anna Niederhut, lich am Freitag nach dem G8-Gipfel die Produktion be- Antje Binder, Tina Rohowski, Laurence Thio ginnen. Und die Texte mussten da sein. Als am Samstag immer noch kein einziger Artikel da war, wurden wir lang- Redaktion: Albert Rapp, Anne Wendt, Anne Wiegmann, sam nervös. Das Heft sollte schließlich am Montag fertig- Anne-Sophie Brändlin, Benjamin Reuter, Christian Brath, gestellt werden. Wir telefonierten die Redakteure durch. Constanze Voigt, Désirée Verheyen, Fabian Reinbold, Fabi- Offensichtlich gab es Missverständnisse in der Verteilung an Saul, Gina Apitz, Jennifer Quandt, Karolin Rohne, Lud- der Texte und es schien auch niemand mehr Lust auf das wig Weh, Manuel Bewarder, Marcel Hoyer, Marie-Christine Thema zu haben. Das Vorspiel des großen Events G8 war Tiemann, Michael Stürzenhofecker, Miriam Arndts, Miriam spannend und aufregend gewesen. Der Nachklang eher S. Rudolph, Nadine Kapp, Philine Rosenberg, Rima Baba- bescheiden. Und wenn wir gestern noch vom »neuen poli- jan, Sabine Schereck, Sara Wilde, Sarah Hofmann, Silvio tischen Aktionismus« der Studierenden geredet haben, so Schwartz, Sören Kittel, Stefanie Golla, Stephan Lahl, Susan- ist das heute schon fast wieder vergessen. Trotzdem wa- ne Drobny ren wir uns einig: Das Thema ist spannend und interes- sant und wir wollen darüber berichten. Spontan sprangen Anzeigen: Sara Wilde (0151 559 032 48) Satz: Maro Bal- zwei Redakteure und eine Redakteurin ein und berichte- lach Online-Redakteur: Stephan Lahl Fotos: Jens Bin- ten über ihre außergewöhnlichen Erlebnisse beim Anti- der, Manuel Bewarder, Christian Schroth, Florian Steffens, G8-Protest. Vielleicht werden einige unserer Leser stöh- Robert Nagel, Tina Rohowski Titelbild: Jamaja Illustrati- nen, weil sie allein das Wort G8 nicht mehr hören können. onen: Jamaja, Janek Jonas, Nadine Kapp, Sophia Chin Le- Vielleicht ist es aber auch notwendig, weiter darüber zu benfoto: Christoph Schlüter berichten. Damit nicht alles umsonst war und der Funke von Aktionismus nicht erlischt. Kontakt: Eure UnAuf < Humboldt-Universität zu Berlin Unter den Linden 6, 10099 Ber lin Hauptgebäude, Raum 2094 Tel.: 2093-2288, Fax: 2093-2754 www.unauf.de [email protected] [email protected]

Öffentliche Redaktionssitzungen: montags um 18:30 Uhr im Raum 2094

Druck und Belichtung: FATA MORGANA Verlag, Brunnenstr. 181, 10119 Berlin Gedruckt auf Recyclingpapier im Trockenoffsetverfahren Aufl age: 2.000

Für alle Fakten besteht das Recht auf Gegendarstellung in angemes- senem Umfang. Nachdruck nach vorheriger Nachfrage möglich. Wir bitten um Quellenangabe und Belegexemplar. Die Redaktion behält sich vor, Leserinnen- und Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen. Alle Artikel geben die Meinung des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin wieder.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 1. Juni 2007 Redaktionsschluss der Nr. 171: 22. Juni 2007

UNAUFgefordert Juni 2007 3 news

Neuer Vize? Das Vize-Präsidium für Studium und In- ternationales der HU wird vermutlich neu besetzt werden. Stefan Matuschek, der- zeitiger Inhaber des Postens, ist »ernst- haft erkrankt«, wie es in einer Presse- Titel mitteilung von HU-Präsident Christoph Markschies vom 15. Mai heißt. »Wir kön- 7 Die Rückkehr der 68er? nen noch nicht sagen, ob und wann er Studentische Protestbewegung gestern und heute. wieder seinen Dienst versehen kann«, 9 Witze gegen Wasserwerfer sagt Günter Stock, Vorsitzender des Ein Antikonfl iktteam der anderen Art sorgt bei den G8-Gipfel für Aufsehen. HU-Kuratoriums, am 5. Juni im Akade- 10 Kunst gegen Kapitalismus mischen Senat. Aus internen Kreisen Kreative Form des Protestes bei der Gegendemonstration. der Universität heißt es aber, es sei fast 11 Inhalte statt Ignoranz ausgeschlossen, dass Matuschek sei- Ein Besuch im Protestcamp und die Frage nach politischen Alternativen. nen Posten wieder aufnehmen wird. Der Professor für Germanistik war erst seit 1. April 2007 im Amt. Bis zum 15. Juni über- Politik nimmt Uwe Jens Nagel, Professor an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakul- 12 Eliteinspektion tät, seine Vertretung. ani Die Exzelenz-Begehung an der Humboldt-Universität. 13 Die unbequeme Wahrheit Eine neue Studie über den Bachelor zeigt dessen Defi zite. Teures Ticket 14 Vier Euro für die Sicherheit Das Semesterticket an der HU wird teurer. Die Wachleute der HU arbeiten hart, doch sie sind extrem unterbezahlt. Statt wie bisher 149,50 Euro zahlen Stu- 15 Schummeln für Anfänger dierende ab dem Sommersemester 2008 Abschreiben ist peinlich. Vor allem, wenn man als Prof dabei erwischt wird. einen Preis von 154 Euro. Bis 2011 sollen die Kosten in weiteren drei Schritten auf 168 Euro erhöht werden. Ende Mai hatten Studieren die Studierenden die Möglichkeit, über das Angebot abzustimmen. Dies wurde 16 Studieren in...Moskau mit einer Mehrheit von 92 Prozent an- 18 Es wird eingerüstet genommen. Die Wahlbeteiligung lag bei Die Humboldt-Universität renoviert, zieht um und baut aus. rund 17 Prozent, 11,5 Prozent weniger als bei der letzten Urabstimmung zum Se- mesterticket 2004. Das Leistungsspekt- Leben rum, welches das neue Semesterticket umfassen soll, bleibt nach Aussage des 20 E-mail aus...Nanjing ReferentInnenrats der HU das gleiche 20 Unisport im Selbstversuch wie in den Vorjahren. kro Teil 5: Aquafi tness. 21 Wie eine griechische Statue Mehr Bafög Nicole hat einen ungewöhnlichen Nebenjob als Aktmodell. 22 Auf heißen Kohlen Das Bafög wird um rund zehn Prozent In den Berliner Parks stellen Laien und Profi s ihre Grills auf. Ein Streifzug. erhöht. Der Höchstbetrag, der seit 2002 bei 585 Euro im Monat liegt, soll bis 2009 in zwei Schritten aufgestockt werden. Kultur Auch die Einkommensobergrenzen der Eltern werden um acht Prozent angeho- 24 Der Text macht die Musik ben. Nachdem Bundesbildungsministe- Auf dem LAN-Festival holt der Nachwuchs Kunst ins 21. Jahrhundert. rin Annette Schavan sich wiederholt we- 25 Was auf die Ohren gen fehlender Mittel gegen eine Erhö- hung ausgesprochen hatte, ging sie nun auf die Forderungen von Fachleuten und Studentenwerk ein. Zusätzliche Steuer- Rubriken einnahmen sollen die Finanzierung er- 3 Editorial möglichen. Die Förderung können Stu- 4 News dierende beantragen, deren Eltern ein 5 Glosse: Aufpoliert Einkommen von höchstens 1440 Euro 26 »Denken« lernen monatlich haben. Derzeit erhalten etwa 500.000 Studierende Bafög. kro

4 UNAUFgefordert Juni 2007 news

Keine Gebühren Glosse Studiengebühren in Nordrhein-Westfa- len sind gesetzeswidrig. So das Ergeb- nis der Prozesse gegen die Universi- täten Bielefeld und Siegen von Anfang Juni. Verklagt wurden die Hochschulen vom »Aktionsbündnis gegen Studien- gebühren in NRW«. Die Richter bemän- gelten am Bielefelder Modell die Staffe- lung der Gebühren, bei der Erstsemester mehr bezahlen müssen als Studierende höherer Semester. Im Fall Siegen war ausschlaggebend, dass die Universität die Entscheidung zur Einführung von Gebühren unter Ausschluss der Öffent- lichkeit fällte. Die Gebühren müssen den Studierenden nun umgehend rück- Foto: Tina Rohowski erstattet werden. Die Uni Bielefeld kün- digte bereits Berufung an. Zurzeit führt das Aktionsbündnis Klagen gegen acht weitere Unis. ani Ohne Kompetenz Aufpoliert Studierende werden schlecht auf das Berufsleben vorbereitet. Zusätzlich sinkt die Bereitschaft, Praktika und Ausland- > Von außen schick, von innen marode. So der inoffi zielle Ruf des Hauptgebäudes saufenthalte zu absolvieren. Dies geht der HU. Aber Anfang Juni tat sich etwas. »Vorsicht, der Boden ist rutschig!«, be- aus der vierten »Continental-Studenten- kam man hinterher gerufen, von einem Mann mit Wischeimer und überdimensio- umfrage« hervor. Continental-Personal- nal großem Mob. An der nächsten Ecke musste man erstmal kräftig husten, denn chef Heinz-Gerhard Wente ist besorgt: seit einiger Zeit waren Fachleute dabei, die antiken Abgüsse, die die Gänge der »Die Ergebnisse vermitteln den Ein- HU schmücken, zu restaurieren. Wände wurden gestrichen und neue Wegwei- druck, dass die Studenten die Dimensi- sertafeln angebracht. Die waren nur aus Papier und ungerahmt, für mehr reichte onen der Globalisierung und die eigene wahrscheinlich das Geld oder die Zeit nicht. Angeklebt übrigens mit »Tesa Power Betroffenheit unterschätzen.« Mehr als Strips« (wir haben noch die Abzugfolien auf dem Boden gefunden) und offenbar 30 Prozent aller Studierenden machen war man so in Eile, dass einige tatsächlich schief oder gewellt an den Wänden hin- während des Studiums kein Praktikum. gen. Warum eigentlich das Ganze? Für den 11. und 12. Juni hat sich die Eliteko- Ursachen sind Finanzierungsprobleme mission zur Begutachtung angekündigt. Und da muss sich die Uni natürlich von und zunehmende Bürokratie. Es werden ihrer besten Seite zeigen. Wahrscheinlich hängen deshalb jetzt auch drei neue aber auch nur zwei Prozent durch ein gerahmte Bilder mit HU-Studierenden neben dem Präsidentenzimmer. Frei nach Stipendium gefördert. lat dem Motto: Unileitung und Studierende sind sich hier ganz nahe. Offensichtlich gab es aber auch nur genau diese drei Bilder. Die wurden nämlich noch mal Schlechtes Deutsch zehnfach vergrößert und in der ersten Etage neben dem Senatssaal aufgehängt. So werden sie bestimmt nicht übersehen. Einige Studierende fanden das nicht Germanistikstudierende haben keine so lustig. Sie haben Zettel in der Uni aufgehangen mit der Aufschrift »Willkom- Grammatikkenntnisse. Das zeigen die Er- men im potemkinschen Dorf!«. Diese sind allerdings ganz schnell wieder von den gebnisse eines Tests, der an bayrischen Wänden verschwunden. Man muss auch davon ausgehen, dass vieles ohne das Universitäten durchgeführt wurde. Über Wissen der Studierenden verschönert wurde. Nachts zum Beispiel. Oder am Wo- 1000 Teilnehmende konnten Konjunk- chenende. Wer weiß schon, welche Hörsaalsitze schnell noch ausgetauscht wur- tive und Pronomen nicht bestimmen, ein den, weil sie von Holzwürmern zerfressen waren. Man kann ja nie wissen, ob das Drittel schloss mit »mangelhaft« oder Elite-Team am Ende probesitzen will. Oder ob Lampen, die nur an einer dünnen »ungenügend« ab. Jedes Jahr kämen Drahtfaser hingen, noch ordentlich befestigt wurden. Denn ein von einer Leucht- allerdings ähnlich schlechte Ergebnisse stoffröhre erschlagener Exzellenz-Experte macht sich bestimmt nicht so gut im zustande, sagten die Prüfenden. Schuld Elite-Gutachten. Im Mai gab es im Foyer des Hauptgebäudes eine Ausstellung. In sei der stark vernachlässigte Grammatik- einem Gästebuch haben die Besucher und Besucherinnen ihre Meinungen nie- unterricht in den Schulen. Gefragt wur- dergeschrieben. Nicht nur zur Ausstellung, auch zum Gebäude. Sozusagen eine de jedoch hauptsächlich nach Fach- »Test-Elitekommission«. Den meisten hat es hier gut gefallen. Trotzdem sollte begriffen. Der Sprachgebrauch wurde sich die HU auf Kritik vorbereiten. Denn in so kurzer Zeit kann man nicht alles nicht geprüft. Bemerkenswert dabei ist, verschönern. Vielleicht bekommt sie nämlich auch von der Elitekommissi- dass österreichische Studierende im on zu hören: »Der Boden war sehr schief.« Vergleich zu den Deutschen auffällig gut Anna Niederhut < abschnitten. lat

UNAUFgefordert Juni 2007 5 News Kommentar: Eure Exzellenz?

> Ob wir die heiligen Hallen des und welche schwach sind, soll im Wesentlichen von der Dritt- hohen Olymps erringen und in die mitteleinwerbung und von präsentablen Absolventenzahlen ab- göttliche Riege des Zeus und der hängen. Hilfe bei diesem Dilemma verspricht Jürgen Zöllner. Der Pallas Athene emporsteigen wer- Bildungssenator soll der HU briefl ich eine nachhaltige Finan- den? Ist der Siegerkranz der Exzel- zierungszusage nach Ablauf der Eliteförderung versprochen ha- lenz zum Greifen nah? Im Oktober ben. Doch Papier ist bekanntlich geduldig und in diesem Fall 2007 werden wir wissen, ob wir uns auch noch geheimnisvoll, denn bisher sei Zöllners Brief aus- als Studierende der Humboldt-Uni- schließlich dem HU-Präsidenten Christoph Markschies selbst versität (HU) stolz zur Elite Deutsch- bekannt, berichtet die Referentin. Der hüllt sich in Schweigen: lands zählen dürfen oder ob wir im- Auf einer öffentlichen Sitzung des Akademischen Senats Ende mer noch Durchschnittsstudent Mai wollte er nicht beantworten, warum das Präsidium das Feh- oder -studentin an einer deutschen len von Studiengebühren in Berlin als Standortnachteil betrach- Massenuni sein werden. Eines steht jedenfalls fest: Der Sieg tet. Auch machte Markschies, laut Lena Müller, ohne vorherige brächte einen Gewinn von 50 Millionen Euro. Doch auch der Absprache mit seinen Gremien bekannt, dass beispielsweise die schönste Olymp bleibt selten harmonisch: Götter geraten be- »Offene Uni« auf dem Campus Nord im Zuge der Elite gestri- kanntlich in Streit. Welche Gefechte sich Zeus oder Hera auch chen werden sollte. Auf weitere Überraschungen dürfen wir ge- leisten, bleibt ein Mythos - doch welche Lehrstellen werden am spannt sein. Genauso auf die von Zöllner angekündigten Ver- Ende der fi nanziellen Förderung um ihre Existenz ringen? Ist der änderungen des Berliner Hochschulgesetzes im nächsten Jahr. Gewinn nach fünf Förderjahren aufgebraucht, bleiben pro wei- Viele Stimmen, Gerüchte und Spekulationen über die Zukunft teres Jahr 10 Millionen Euro Zusatzkosten zurück. Zum fi nan- der HU sind in diesem Punkt das Ergebnis der Vollversammlung, ziellen Ausgleich müssten 30 bis 40 Professuren wegrationali- denn wirklich Konkretes über künftige Veränderungen sei dem siert werden. Eine Streichliste mit Namen gibt es bisher nicht. eingereichten Exzellenzantrag nicht zu entnehmen. Es bleibt die Und viele Studierende sorgen sich indes, dass gerade weniger Frage: Kann eine exzellenz-geprüfte Humboldt-Uni auch dem prominente Fachbereiche gestrichen werden könnten. Falls es Geist Humboldts treu bleiben? »Translating Humboldt into the tatsächlich Geld aus dem Elitetopf geben wird, so werde man di- 21st century« – so der Titel des Exzellenzantrags der HU. Doch es erst nach einem »uni-internen Konkurrenzkampf« der Fach- was wären wohl Humboldts Ansprüche an eine Elite-Uni? »Dass bereiche vergeben, so Lena Müller, Referentin für Hochschulpo- Bildung, Weisheit und Tugend so mächtig und allgemein ver- litik, auf der Vollversammlung des ReferentInnenrats Ende Mai. breitet als möglich sind« (Wilhelm von Humboldt). Dass die HU Bisher gäbe es keine Bestimmungen, wie das Geld verteilt wer- diesem Anspruch mit der Eliteförderung gerecht wird, ist wohl den würde. Fakt ist aber, dass nach einer Probezeit von zwei Jah- die eigentliche Herausforderung des Exzellenzwettbewerbs. ren »schwache« Fächer wegfallen sollen. Welche Fächer stark Miriam S. Rudolph <

6 UNAUFgefordert Juni 2007 Titel Illustration: Jamaja

Tausende Studierende protestieren Anfang Juni gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm. Können sie etwas bewegen? Eine Generation im Zugzwang Die Rückkehr der 68er?

> 1967: Deutsche Studierende gehen auf die Straße. Sie de- der Studentenbewegung der 60er Jahre, die viele Studierende monstrieren gegen die diktatorische Politik des persischen mobilisiert. Kritisieren diese zu Beginn nur den Konservatis- Schahs Mohammad Reza Pahlavi. Während der Versamm- mus an den Universitäten und die fehlende Aufarbeitung der lung kommt es zu Ausschreitungen. Auf der Suche nach Rä- nationalsozialistischen Vergangenheit, richtet sich ihr Protest delsführern versucht die Polizei einige Demonstrierende ein- nach dem Tod Ohnesorgs bald gegen das ganze System der zukesseln. Im Gerangel fällt ein Schuss. Wenig später stirbt Bundesrepublik. der 27-jährige Student Benno Ohnesorg im Krankenhaus an So schnell wie die Bewegung entsteht, zersplittert sie auch den Folgen eines Kopfschusses. Der Todesschütze, ein Polizei- in verschiedene Gruppierungen. Doch auch, wenn die Ziele beamter, wird vor Gericht trotz erdrückender Beweislast frei- nun unterschiedlich sind, bringt die 68er Bewegung einen völ- gesprochen. Die Schuld am Tod des Studenten wird den De- lig neuen Lebenstil in der jüngeren Generation hervor, wel- monstrierenden zugeschrieben. Die Studierenden sind empört. che die bestehenden gesellschaftlichen Normen ablehnt, oder Der Tod Ohnesorgs wird zum Auslöser für eine Radikalisierung besser, neue erfi ndet.

UNAUFgefordert Juni 2007 7 Titel

2007: Der Tod Ohnesorgs jährt sich in diesem Monat zum tration. Attac und Block G8 sehen die Proteste als vollen Er- 40. Mal. Genauer gesagt: Am 2. Juni. An dem Tag, an dem die folg. Aber werden sie etwas ändern? Gibt es einen neuen po- Anti-G8-Proteste mit einer Großdemonstration in Rostock star- litischen Aktivismus unter den Studierenden oder geht es nur ten. Und wieder sind Studierende auf der Straße. Rund um Hei- um das »Dagegen-Sein«? Wird sich die Gegenbewegung zu ligendamm demonstrieren sie gegen die Politik der acht mäch- G8 nachhaltig in das Bewusstsein einprägen und diese und tigsten Industrienationen, deren Staatsoberhäupter vom 6. bis folgende Generationen von Studierenden beeinfl ussen, wie es 8. Juni über die Zukunft der Welt debattieren. Benno Ohnesorg die 68er taten? Oder war die G8-Protestwoche ein einmaliges, ist vielen Studierenden hier ein Begriff. Doch sie haben ihren festivalartiges Ereignis, das morgen wieder vergessen ist? Ob eigenen Märtyer: Der Student Carlo Guiliani starb während die Proteste eine neue Studentenbewegung starten, die die der G8-Demonstrationen 2001 in Genua ebenfalls durch einen Wertvorstellungen ganzer Generationen verändert, ist schwer Schuss in den Kopf aus der Pistole eines Polizeibeamten. Die zu sagen. Vorerst muss man wohl eine eigene Bilanz ziehen. Bilder des am Boden liegenden, blutüberströmten Giuliani gin- So, wie die drei Studierenden auf den folgenden Seiten. gen durch die Medien und mit ihnen die Proteste und Diskus- Anna Niederhut, Antje Binder < sionen über den Sinn des Gipfels. Auch sechs Jahre später in Heiligendamm tragen viele Protestierende Plakate mit seinem Bild. Sie organisieren De- monstrationen, Sitzblockaden und Gegengipfel. Der Zulauf übertrifft alles Dagewesene. Die Forderungen an die großen Acht sind vielfältig und sehr unterschiedlich. Für die einen sind Entwicklungshilfe und faire Globalisierung die wichtigsten Ta- gesordnungspunkte. Bei anderen stehen die Bekämpfung des Klimawandels, Einwanderungspolitik und die Einhaltung der Abmachungen vergangener Gipfel im Vordergrund. Auch auf die hochschulpolitische Ebene weitet sich der Protest aus: Stu- dierende im Yellow Barrio Camp protestieren gegen Privatisie- rung des Bildungssektors und die Rückschraubung der öffent- lichen Finanzierung. Ziele, die die einfl ussreichsten und am meisten industrialisierten acht Nationen der Welt unterstütz- ten, so die Teilnehmer. Die Ziele des Barrios: Solidarität und freier Zugang zu Bildung in allen Ländern. Allen Kritikern und Kritikerinnen von G8 ist jedoch ein Ziel gemeinsam: der Zaun, der Heiligendamm umschliesst. Zwölf km lang und zwölf Millionen Euro teuer ist er das Objekt der Be- gierde der Bewegung. 16.000 Polizisten und Polizistinnen, das höchste Polizeiaufgebot in der Geschichte der Bundesrepub- lik stehen mehr als 10.000 Demonstrierenden gegenüber, viele von ihnen Studierende. Aus fünf verschiedenen Richtungen ziehen sie zum Zaun. Wehende Fahnen, bunt gekleidete Men- schen, antikapitalistische Parolen und der Glaube etwas verän- dern zu können wecken Erinnerungen an vergangene Zeiten. Aber auch neue Formen des Protestes bringen die G8-Demos hervor: Während Teile des »schwarzen Blocks« ihren Unmut über Obrigkeiten durch Steine werfen zum Ausdruck bringen, versuchen phantasievoll bemalte Clowns zu deeskalieren und die Stimmung zu heben. Kreativer artistischer Straßenprotest und ziviler Ungehorsam nennt sich die neue Art der Demons- Fotos: Florian Steffens

8 UNAUFgefordert Juni 2007 Titel

Kunterbunte Kostüme, rote Nasen und Wasserpistolen. Ein Antikonfl ikt- team der anderen Art sorgt bei den Gegendemonstrationen für Aufsehen. Witze gegen Wasserwerfer

> Clowns haben ihre eigene Protestphilosophie. Sie sind ein- Die Clowns beziehen ein Barrio im Camp Wichmannsdorf fach »pro everything«, vor allem für Spaß und möchten deeska- und planen von dort aus Blockadeaktionen. Die Presse ver- lierend wirken. Statt politische Standpunkte zu beziehen, spie- breitet derweil die niemals medizinisch bestätigte Nachricht, geln sie die der anderen, marschieren neben der Polizei, imitie- ein Clown habe Polizisten mit reizender Flüssigkeit aus einer ren Schwarzblocker, spielen mit Kindern, putzen Ampeln oder Spritzpistole verletzt. Daraufhin greift die Polizei härter ge- kullern auf der Straße herum. Doch das bunte Chaos täuscht: gen Clowns durch, setzt während der Blockaden eine Armee Trainings in regionalen Workshops und eine zuverlässige Orga- fest und nimmt Fingerabdrücke sowie Fotos im geschminkten nisation in »gaggles«, kleinen Gruppen, in denen sich alle auf- und ungeschminkten Zustand auf. einander verlassen können, sind die Grundlage für das bunte Am letzten Gipfeltag gelingt es den Clowns, eine ARD- Treiben. Feste Regeln wie »kein zynisches Spiel in kritischen Si- Übertragung zu stören und vor dem Pressezentrum eine eige- tuationen« sind unablässig. Sobald die rote Nase sitzt, beginnt ne Pressekonferenz einzuberufen, worin sie den freien Abzug die Show für die Medien, welche die Clowns, gierig nach bun- der G8 sowie der deutschen Polizei aus dem Sicherheitsge- ten Bildern, umringen. Aber ohne die ro- te Nase herrscht striktes Filmverbot. Auch bei den Rostocker Großde- monstrationen gegen den G8-Gipfel ma- chen sie mit. Sie wollen ihnen ein bun- tes Gesicht verleihen. Der Demonstrati- onszug setzt sich unter unheilschwanger grauem Himmel in Bewegung und win- det sich träge durch die Straßen. Interes- sengruppen, die inhaltlich auf den ersten Blick kaum Gemeinsamkeiten aufweisen, trotten pfeifend und murmelnd dahin. Verschiedene revolutionäre Linke, süd- amerikanische Verbände, Jungsozialis- ten und Junge Grüne, Umweltverbände, Queers, Hedonisten und Autonome lau- fen trübe neben ihren Lautsprecherwa- gen her, dazwischen spielen die Clowns. Die meisten von ihnen sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, viele sind Studierende. Ich bin einer von ihnen.

Mein »gaggle« entscheidet sich vor- Foto: Christian Schroth erst, den reichlich herumliegenden Müll als Protest gegen den Kapitalismus zu Der Angriff der »Clown-Krieger«. verkaufen. Den Erlös begraben wir dann unter einem Baum. Später treffen wir andere Clowns, vereinigen wahrsam in Heiligendamm fordern. Diese gehen umgehend uns zu einer Armee und ziehen in die Schlacht. Wir marschieren auf unser Angebot ein, sodass noch in derselben Nacht die auf den gesperrten Straßenbahngleisen bis zum Rostocker Ha- ersten Clowns Richtung Heiligendamm aufbrechen können. fen, robben unterwegs Anhöhen hoch, rufen Slogans wie »We Vor dem Kempinski bietet sich am nächsten Morgen ein äu- want bombs!« oder »Schnittlauch, Marmelade!«, wickeln uns in ßerst unspektakuläres Bild: nackt badende Ex-Protestieren- Transparente genervter Demonstrierender, knuddeln und knut- de, Touristen, die sich in dem XXL Strandkorb der G8 ablich- schen das Antikonfl iktteam der Polizei und befehligen deren ten lassen, verlorene Journalisten, die letzte Eindrücke nach gepanzerte Cyborgs, wenn sie sich umpositionieren. Die Polizei dem Gipfel einfangen. Ein Fotograf schreit mich an, weil mir scheint im Umgang mit den Clowns schlichtweg überfordert. ein Jonglierball herunterfällt, als die letzte Polizeieinheit in Im Hafen ist die Situation bereits angespannt. Vermumm- meinem Rücken von der Seebrücke abzieht. te zerschlagen Gehwegplatten und verstecken sich in kleinen Die Luft ist heiß und es ist nichts mehr übrig vom Gipfel- Gruppen zwischen den bereits zersprengten Demonstrierenden. treiben, außer dem millionenschweren Sicherheitszaun. Wir Angesichts der drohenden Eskalation entscheidet sich unsere sind zufrieden: Wir konnten zeigen, dass eine andere Welt Clowns-Armee in einem Plenum zum Rückzug. Wenig später möglich ist, und zwar eine sehr, sehr bunte. bricht das Chaos los. Ludwig Weh <

UNAUFgefordert Juni 2007 9 Titel

Von politischen Ideologien und militantem Aktionismus hält Johanna nichts. Sie möchte mit kreativen Protesten gegen den Gipfel mobilisieren. Kunst gegen Kapitalismus

> Es ging nicht darum, die Welt zu retten oder Steine zu den Protest so: »Über die Zustände auf dieser Welt kann man schmeißen. Der Grund, warum Johanna, Ethnologiestuden- weinen oder sich kaputt lachen. Wir entscheiden uns für letz- tin der Freien Universität, kurzfristig ein Ticket gelöst hat und teres.« Der Clown-Protest bekam während des Gipfels durch nach Rostock zum G8-Protest gefahren ist, klingt einfach: »Ich sein buntes und fröhliches Auftreten verstärkt Aufmerksam- wollte da sein. Zeigen, dass ich nicht einverstanden bin.« Für keit. Neben den Steinewerfenden lieferten sie die medienwirk- sie war es, wie für viele Demonstrierende, schwer sich in der samsten Bilder: Seifenblasen gegen Schlagstöcke und alberne Anti-Globalisierungsbewegung zurecht zu fi nden. Eine aktive Grimassen im schwarzen Block. Globalisierungskritikerin war sie bisher nicht. Wie viele emp- Johanna will nicht den Eindruck erwecken, dass sie nur nach Rostock gefahren ist, um sich zu amüsieren. Aber man könnte Spaß und Demonstrieren miteinander verbinden, sagt sie. Zu oft würden die Demonstrierenden in den Medien wie Festivalgäste dargestellt; das ist ihrer Meinung nach nicht rich- tig. Parteilos und ohne Ideologie ist sie nach Rostock gekom- men, »aber so ziemlich das letzte was ich sehen wollte, war Herbert Grönemeyer«, versichert die 21-Jährige. Nachdem Johanna gemeinsam mit einer Freundin ein Pro- jekttutorium im »Clowning« an der Offenen Uni der Humboldt- Universität besucht hat, entschied sie sich letztlich doch gegen die Clowns-Armee und plante ihren ganz eigenen Protest. »Ich wollte in keiner Armee sein, auch nicht in einer Clowns-Armee. Der ständige, wenn auch alberne Bezug zum Militär hat mich gestört«. Auf einer To-Do-Liste hielt sie fest, welche Aktionen sie mit zwei Freundinnen vor Ort durchführen wollte. Ganz oben stand: »Aufmerksamkeit erregen und Einwohner für die Sache gewinnen.« Johanna besorgte sich weiße Ganzkörperanzüge und besprühte sie mit bunten Farben. Außerdem packte sie Seifenblasen, Mundharmonika, Liederbuch und Straßenkrei- de in ihren Protestkoffer. Mit Musik und Kunst wollte sie die Menschen erreichen. Die Kunstaktionen gegen G8 haben es ihr angetan, besonders »Art goes Heiligendamm«. Dort stellten 50 Künstler und Künstlerinnen ihre Werke zur Globalisierung aus. Musizierend, bunt und gut gelaunt traten Johanna und ih- re Mitstreiterinnen auf. Eine ihrer eigenen Aktionen in Rostock verlief folgendermaßen: Spontan baten sie in der Innenstadt Passanten, sich auf die Straße zu legen und zeichneten de- ren Umrisse mit Kreide auf dem grauen Asphalt nach, ähnlich wie es bei Verkehrsunfällen oder Mordschauplätzen geschieht. »Auch Du bist ein G8-Opfer. Das hier betrifft uns alle!«, sagten sie, während sie malten. Die Reaktionen beschreibt Johanna als »durchweg positiv«. Als die Polizei anrückte, um die kleine

Foto: Johanna Francesca Montonari Versammlung, die sich aus Schaulustigen gebildet hatte, auf- Basteln für Gerechtigkeit: G8-Gegnerinnen bei den Vorbereitungen. zulösen, erhielten sie Verstärkung. Nahe Demonstrierende ka- men hinzu, nahmen sie in Schutz und banden sie in ihr Protest- fi ndet sie Scheu, sich politisch und ideologisch vereinnahmen programm ein. zu lassen oder sich nur speziell gegen ein Unrecht einzuset- Jetzt, da der Gipfel vorbei ist, macht sie sich Gedanken zen. Andererseits ist da der dringende Wunsch, sich gegen die über den tatsächlichen Erfolg der Demobewegung von Hei- aktuelle Politik der G8 und deren weltweite Effekte aufzuleh- ligendamm. »Die Regierungschefs konnten wir ganz sicher nen. Johanna wollte einen friedlichen und kreativen Protest, nicht zu einer anderen Politik zwingen«, sagt Johanna. Das war bei der Berliner »Clowns-Armee« schien ihr der am ehesten ihr im Vorhinein klar. möglich. Ein weiterer Grund, weshalb sie mit den Clowns auf »Aber wir haben gute Bilder geliefert.« Und das ist nicht die Straße gehen wollte: »Das Demonstrieren mit ihnen ver- nur auf Demonstrationen wichtig, sondern auch in der Kunst. sprach am meisten Spaß.« Denn die Clowns-Armee versteht Laurence Thio <

10 UNAUFgefordert Juni 2007 Titel

Kostenlose Zeitungen und Essen für umsonst. Ein Besuch im Protestcamp der Anti-G8-Bewegung und die Frage nach den politischen Alternativen Inhalte statt Ignoranz

> Was ist eigentlich ein Hedge-Fonds? Was bedeutet unfairer Am ersten Tag besuche ich den Alternativgipfel, der vom Welthandel oder Privatisierung? Und was heißt denn über- 5. bis zum 7. Juni an den verschiedensten Orten in Rostock haupt Globalisierung? Seit der G8-Gipfel in den Medien all- stattfi ndet. Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Gewerk- gegenwärtig ist, stelle ich mir diese Fragen besonders intensiv. schaften, Vereine und Kirchen organisieren Workshops und Klar, ich habe diese Begriffe alle schon einmal gehört. Trotz- Podiumsdiskussionen. Jean Ziegler, UN-Sonderberichter- dem weiß ich nicht wirklich Bescheid. Und irgendwie habe ich statter für das Recht auf Nahrung, spricht hier beispielswei- das Gefühl, dass das vielen so geht. se über »Globalisierung anders denken« und auch Vandana Die Vorbereitungen zu den Protesten für den G8-Gipfel wa- Shiva, Preisträgerin des Alternativen Nobelpreises 1993, ver- ren für mich ein willkommener Impuls, all diesen Fragen einmal kündet laut Programm: »Es gibt Alternativen!«. Zugegeben, im auf den Grund zu gehen und öfter mal den Politik-Teil als nur Protestcamp ist es aufregender. Beim Alternativgipfel geht es das Feuilleton der Tageszeitungen durchzustöbern. In der Hoff- dafür um Inhalte. Es ist der intellektuelle Part der Protestbewe- nung, endlich mehr Klarheit zu bekommen, fahre ich zu den gung. Der Altersdurchschnitt liegt hier wesentlich höher als bei G8-Protesten in Rostock und Umgebung. Wo, wenn nicht dort, den Demonstrationen, was mich nicht verwundert, denn die kann mir jemand erklären, was Hedge-Fonds sind und warum Blockaden um den Zaun fi nden zeitgleich statt. es sich lohnt, dagegen zu protestieren. Am Ende des G8-Gipfels und zurück in Berlin frage ich »Unsere Freunde bei den Blockaden fragen, wo die Unter- mich schließlich, ob sich die Anti-G8-Bewegung in Zukunft stützung bleibt«, schallt es Donnerstag früh, am zweiten Blocka- bewährt. »Anders als in den 90er Jahren gibt es wieder eine detag, um 7 Uhr über die Lautsprecher im »Camp Rostock«. Hier junge Linke«, resümiert die »taz« am Samstag nach den Gip- wohnen die Protestierenden, unter Ihnen viele Studierende zwi- fel. Aber stimmt das? Sind die Studierenden unserer Generati- schen 20 und 30 Jahren. »Organisiert Fahrgemeinschaften, nehmt on jetzt endlich mal politisch? Sind wir jetzt wirklich alle infor- Essen, Getränke und Decken mit und macht euch auf zu den Blo- mierter als vor dem Gipfel? Wissen wir jetzt, was schief läuft? ckaden«, heißt es weiter. Im Zelt hält man es zu der Zeit wegen Und vor allem: Kennen wir die Alternativen? Meine Meinung: der Hitze sowieso nicht mehr aus. Ich mache mich also auf den Proteste allein machen noch keine Studentenbewegung aus. Weg zum Info-Point. Der informiert genauestens darüber, wo wel- Gewiss setzen sich auch viele Studierende, die gegen G8 pro- che Blockaden stattfi nden und wie erfolgreich sie verlaufen. Er ist testiert haben, mit den politischen Inhalten auseinander. Aber der Dreh- und Angelpunkt des Protestcamps. Auch sonst ist alles um Geschichte zu schreiben, muss unsere Generation auch im gut organisiert. Für Frühstück und Abendessen ist im Camp eine Alltag dauerhaft Interesse und Engagement zeigen. Volksküche verantwortlich. Alles läuft hier unter dem Schlagwort Désirée Verheyen < »Soli«, dass heißt, man muss nichts bezahlen, aber Spenden sind sehr willkommen. Das führt letztendlich dazu, dass der Volksküche zum Ende der G8-Woche über 10.000 Euro fehlen: »Please donate, we lack 10.000 Euro« ist groß an der Küche zu lesen. Unter der Idee »Alles für alle und zwar umsonst« verschulden sich hier eine Handvoll Leute für tausende Camp-Besu- cher und -Besucherinnen. Vor allem beim Essen wird in der Zeltstadt angeregt diskutiert. Bei Vollkornbrot und vega- nen Bratlingen wird darüber geredet, welche »Aktionen« geplant sind und was in der neues- ten »taz« steht, die hier alle lesen und die es am Camp-Eingang »für umsonst« gibt. Von Inhalten des Gipfels hinter dem Zaun hört man wenig, dafür umso mehr von Prügeleien mit der Polizei, Kontrollen und Durchsuchungen. Nachdem ich zum zehnten Mal höre, das irgendwer ei- nen »Zivilbullen« enttarnt hat, fange ich an, der ganzen Bewegung immer weniger zu trauen. Geht es hier noch um den inhaltlichen Protest an dem Gipfel, oder geht es darum endlich ein- Foto: Désirée Verheyen mal »dagegen sein« zu können? »Wer von Euch hat die 10.000 Euro der Volksküche?«

UNAUFgefordert Juni 2007 11 Politik

15 Fremde entscheiden über das Schicksal der Humboldt-Universität. Bei ihrem Besuch ist die Uni gut vorbereitet und zeigt sich von ihrer besten Seite. Eliteinspektion

sowie Doktoranden und Doktoran- dinnen gesucht. »Eine Universität besteht aus bestimmten Karriere- schritten und verschiedenen Men- schen, und das wollen wir zeigen«, sagt von Damm. Zwei Wochen nach Einreichung des Antrags erhielt die HU die Nach- richt, dass die Exzellenz-Experten der HU einen Besuch abstatten. Gut ein Monat war nun Zeit, die Begutach- tung der Kommission vorzubereiten. Sie wurde sogar richtig geprobt: Mit Gutachtern und Gutachterinnen aus dem letzten Elitewettbewerb, in dem die HU schon in der Vorrunde aus- schied, wurden Begehung und Dis- kussionen im Vorfeld simuliert. Das Üben hat sich gelohnt: »Mein Eindruck ist, dass es gut gelau-

Foto: Manuel Bewarder fen ist«, resümiert Tile von Damm. Es Glänzen die Buchstaben auch alle? Die Elitekomission schaut ganz genau hin. sei eine angenehme Atmosphäre ge- wesen, was bei Prüfungssituationen > Es ist der 11. Juni 2007. Zwischen Senatssaal und Präsiden- extrem wichtig sei. »Wenn man entspannt ist und sich ein Ge- tenzimmer der Humboldt-Universität (HU) herrscht ein hek- spräch entwickelt, dann hat man schon fast gewonnen«, sagt er. tisches Treiben. Die Türen des Senatssaals sind geschlossen, Dass alles so glatt läuft, war im Vorfeld nicht so klar. In davor werden eilig Tische aufgebaut. Platten mit Käsespieß- Kreisen des ReferentInnenrats (Refrat) der HU wird der Exzel- chen und belegten Brötchen werden durch die Gänge getra- lenzwettbewerb sehr kritisch gesehen. Auf einer Vollversamm- gen. »Wo sind eigentlich die Teller?«, fragt eine geschäftig aus- lung Ende Mai wurden die Studierenden dazu aufgefordert, an sehende Frau in schickem schwarzen Kleid. »Die Teller?«, ant- den Begehungsterminen zu protestieren. Organisierte Aktionen wortet eine andere, »Mein Gott, die Teller! Wo sind denn nur des Refrats gab es jedoch nicht. Es wurden lediglich Infostände die Teller?« Wenig später fi nden sich die Teller zum Glück doch für die Studierenden aufgebaut. »Darüber hinaus gibt es von un- noch an. Ein großes Drama scheint abgewendet. serer Seite nur den Aufruf an alle Studierenden der HU, sich mit Als sich die Türen des Senatssaals öffnen, ist klar, warum dem Thema Exzellenz zu beschäftigen und gegebenenfalls mit alle so panisch sind. Die Exzellenzkommission besucht die HU: kreativen Aktionen die Begehung zu begleiten«, so René Held, Eine Gruppe von 15 internationalen Wissenschaftlern und Wis- Referent für Hochschulpolitik. Proteste wären eine »Sache der senschaftlerinnen, die die Elitetauglichkeit der Uni im Rahmen Eigeninitiative«. des Exzellenzwettbewerbs beurteilen soll. Am Morgen vor der Exzellenz-Begehung zeigt sich HU- Mitte April hat die HU das Zukunftskonzept »Translating Präsident Christoph Markschies zuversichtlich. Er erwarte kei- Humboldt into the 21st Century« eingereicht, um sich für die ne Proteste. Er soll Recht behalten. Am vielleicht wichtigsten Eliteförderung zu bewerben. »Aber auf Papier kann man viel Tag für die Unileitung bleibt es ruhig an der HU. Ruhig bleibt es schreiben«, erklärt Tile von Damm, zuständig für die Exzellenz- zunächst auch hinsichtlich des Exzellenzwettbewerbs. Denn vor initiative an der HU. Die Idee der sogenannten Exzellenz-Be- Oktober wird man in Sachen Entscheidung nichts hören. gehung sei, eine Universität wie die HU zu inspizieren, wie sie Anna Niederhut < aussieht, was man dort macht und welche Ideen man hat. Neben Vorträgen und Reden stehen Rundgänge in der HU auf der Tagesordnung. Die Fachgebiete der Experten und Expertinnen entscheiden, welchen Campus diese besichtigen: Die Geisteswissenschaften besuchen das Hauptgebäude, Bi- ologie und Medizin den Campus Nord, Mathematik und Phy- sik Adlershof. Dabei werden verschiedene Projekte an der HU vorgestellt und das Gespräch mit Studierenden, Lehrenden

12 UNAUFgefordert Juni 2007 Politik

Überlastet und verunsichert: Die Studierenden sind unzufrieden mit den Bedingungen des Bachelors. Eine neue Studie zeigt jetzt die Defi zite. Die unbequeme Wahrheit

Allerdings gaben in der Befragung die Studie- renden in alten Fächern eine ähnlich hohe Belas- tung an. Unter ihnen müssen 54 Prozent regelmä- ßig eine »aktive Teilnahme« in Form verschiedens- ter Aufgaben erbringen. Auch hier arbeiten neun Prozent der Studierenden 50 Wochenstunden oder mehr für die Uni. HU-Student Kolja Fuchslocher, ebenfalls an der Studie beteiligt, erklärt dies mit den »drastischen Auswirkungen« der Studienreform: »In den alten Studiengängen werden mittlerweile teil- weise die gleichen Anforderungen gestellt.« Ein wichtiger Unterschied bestehe aber darin, dass Stu- dierende, die Magister, Diplom oder Staatsexamen anstreben, ihre Arbeiten »unter fl exibleren Bedin- gungen« anfertigen und auf das gesamte Semester

Illustration: Janek Jonas verteilen könnten. Laut Studie plane die HU zudem mit zu wenig Masterplätzen: Von den Bachelor-Studierenden wollten, je nach Fach, 62 bis 87 Prozent ein Mas- terstudium anschließen. Besonders unter jenen mit Lehramtsoption sei > Lange haben wir auf diese 312 Seiten gewartet. Im Mai war die Angst groß, kein weiterfüh- es soweit: Die »Projektgruppe Studierbarkeit« der Humboldt- rendes Studium, das für den Be- Universität (HU) veröffentlichte ihre Umfrage »Wie läuft das ruf qualifi ziert, beginnen zu kön- Experiment Studienreform?«. Mit den Ergebnissen wollte man nen. »Die HU sollte jedem Bache- endlich »konkrete Zahlen haben«, um mit der Unileitung über lor einen Masterplatz garantieren«, die Studiensituation diskutieren zu können, sagten Mitglieder sagt Silvia Gruß, Mitinitiatorin der der Gruppe bei der Vorstellung der Studie in der HU. Bislang Umfrage. seien alle Kritikpunkte vom Präsidium als »Einzelfälle« abgetan Ebenso kritisiert die Projekt- worden. Nun sollen die Antworten von mehr als 2.100 Studie- gruppe die Regelungen für aus- renden zeigen, wie hoch die Arbeitsbelastung im Bachelor ist, laufende Studiengänge. Die Uni- wie viele von ihnen einen Master anstreben oder wie es sich in versität gewährt den Studierenden den auslaufenden Magister-, Diplom- und Staatsexamensfä- dabei einen »Vertrauensschutz«. chern studiert. Das Urteil der Projektgruppe ist hart: »Die Stu- Nur die Hälfte der betroffenen Stu- dienreform droht zu scheitern.« dierenden gehe laut der Umfrage Der Bachelor verlange ein kaum zu bewältigendes Ar- jedoch davon aus, ihr Studium in- beitspensum, lautet ein Ergebnis der Studie. Schuld daran sei nerhalb dieser Frist abschließen zu die »aktive Teilnahme«, die modularisierte Fächer in ihren Stu- können. dienordnungen vorsehen. 61 Prozent der befragten Studieren- Uwe Jens Nagel, HU-Vizeprä- den müssen für ihre Kurse regelmäßig Exzerpte, Kurzreferate, sident für Studium und Internati- Protokolle oder Ähnliches anfertigen, um die Anforderungen onales, will noch im Juni eine Ar- für ihre Lehrveranstaltung zu erfüllen und Leistungspunkte beitsgruppe aus Studierenden und zu bekommen. Eine Vielzahl von »Klein- und Kleinstarbeiten« Vertreterinnen und Vertretern der komme auf die Studierenden zu, heißt es im Fazit der Umfrage. Uni einberufen, die die Studien- Fast ein Zehntel der Bachelor-Studierenden gab an, 50 Stun- probleme lösen soll. »Wir fi nden den oder mehr pro Woche mit Uni-Aufgaben zu verbringen. es gut, dass es diese Studie gibt«, Das hohe Pensum belaste auch die Lehrenden – sie müss- sagt Nagel. In Bezug auf die Forde- ten schließlich all die Aufgaben kontrollieren. »Der Arbeits- rungen, die die Projektgruppe er- aufwand sollte für beide Seiten reduziert werden«, fordert Eva hob, sei man »aber teilweise ande- Fuchslocher, Mitglied der Gruppe. Man brauche verbindliche rer Meinung«. Regeln dafür, wie viele Aufgaben Lehrende verlangen dürfen. Tina Rohowski <

UNAUFgefordert Juni 2007 13 Politik

Sie jagen Einbrecher und steigen hinab in die Katakomben der Uni. Doch die Wachleute der HU werden extrem unterbezahlt. Vier Euro für die Sicherheit

> Anfang Mai traten Studierende der Universität Harvard in den Hungerstreik. Sie protestierten für bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Bezahlung der Pförtner ihrer Elite-Universität. Interessante Geschichte, dachten wir uns – und machten uns auf zum Pförtner-Zimmer im Hauptgebäude der Humboldt-Uni- versität (HU). Wir fragten, ob und wofür wir als HU-Studieren- de streiken sollten. Wir geben zu: Die Frage war eher lustig ge- meint. Wir hofften auf seltsame Forderungen wie eine Minibar oder fl auschige Pantoffeln. Doch was unsere Pförtner erzählten, war alles andere als witzig. Steigen wir gleich mit dem Wesentlichen ein: So ein Pfört- ner-Job, immerhin in einer potentiellen »Elite-Uni« Deutsch- lands, ist alles andere als lukrativ. Als wir berichteten, dass das Harvard-Wachpersonal 12,67 Dollar, also etwa zehn Euro, pro Stunde verdiene, schauten unsere Pförtner nicht schlecht. Ei- Illustration: ner unserer Gesprächspartner beugt sich zu uns vor und fl üs- Sophia Chin tert: vier Euro brutto bekämen sie die Stunde. »Aber sagen Sie nicht unsere Namen!«, fügt er eilig hinzu. Man dürfe nicht wis- sen, wer sich da mit den Studierenden über die Arbeitsbedin- tungsvoller Posten. Er besteht nicht nur darin, herumzusitzen gungen an der HU austauscht. Schließlich gebe es Dutzende, oder verlorenen Erstsemestern zu erklären, wo das Audimax ist. die ihren Job machen würden. Bezahlung nach Tarif – diese Zu den Aufgaben des Wachpersonals, das immer eine Schicht Forderung zu stellen traue sich niemand von ihnen. Der Ta- zu zweit übernimmt, gehören auch Rundgänge im Gebäude rifl ohn im Wach- und Sicherheitsgewerbe liegt bei 5,25 Euro. und in den Kellergewölben, den »Katakomben«, wo man sich Von den vier Euro, die die HU-Pförtner bekommen, sind noch gebückt und mit einer Taschenlampe ausgerüstet auf die Spur Abzüge zu machen, so dass der Nettolohn im Monat so hoch nach Einbrechern oder sonstigen Sicherheitsrisiken machen wie der einer studentischen Hilfskraft sein dürfte. Und das für müsse, sagt uns ein Wachmann. Ab und zu stoße er auf Leute, eine Stelle, die mehr als ein Vollzeitjob ist: Der niedrige Stun- die in den Toiletten übernachten: »Dann macht man die Tür auf denlohn zwinge dazu, so viele Schichten wie möglich zu über- und da liegt einer«, erzählt er uns. Immer wieder würden Men- nehmen, berichtet man uns. Die Pförtner im Hauptgebäude ar- schen versuchen, ein Büro oder den Humboldt-Laden aufzub- beiten in Zwölf-Stunden-Schichten von 7 bis 19 Uhr und von rechen. Problematisch sei zudem, dass sich im Pförtner-Zim- 19 bis 7 Uhr. Das Büro ist mer weder Waschbecken noch Toilette befi ndet. Die Wachleu- jeden Tag besetzt, auch te nutzen das WC im Seitenfl ügel. In dieser Zeit ist der Pförtner, am Wochenende und fei- der im Büro die Monitore überwacht, auf sich allein gestellt ertags. Mit »Kaffee, Co- und könne bei einem Zwischenfall nicht weg. la und Zigaretten« halte Warum behandelt die Humboldt-Uni ihr Wachpersonal man sich wach. Ihre mit- nicht besser? Warum solch niedrige Stundensätze? Wir fragen gebrachten Stullenpa- nach bei Andreas Kreßler, Leiter der Personalabteilung der HU. kete und Getränke lagern Er reagiert ungehalten auf unseren Anruf und sagt, er wisse die Wachleute auf einem nichts über das Gehalt der Pförtner. Die HU habe seit Jahren kleinen Tisch. Ein Kühl- einen privaten Sicherheitsdienst mit der Überwachung des Ge- schrank sei für sie bislang bäudes beauftragt. Als wir ihn mit unseren neuen Erkenntnis- nicht angeschafft worden. sen über die Bezahlung der Pförtner konfrontieren, scheint er Wenn der Krankenstand uns nicht zu glauben. Er gehe davon aus, betont er, »dass die hoch ist, übernähmen Universität auf eine adäquate Bezahlung achtet«. sie auch bis zu neun Ta- Bislang tut sie das ohne Erfolg, scheint uns. Die HU will ge hintereinander einen zu Deutschlands führenden Unis gehören, das Hauptgebäu- Schichtdienst. Im Schnitt de ist ein Prestigeobjekt. »Ein Haus wie die Humboldt-Univer- ergäben sich 240 bis 300 sität sollte es sich leisten können, uns mehr zu bezahlen. Ich Stunden Arbeitszeit pro sitze hier schließlich nicht nur im Supermarkt und bewache die Monat. Kaugummis«, sagt einer unserer Interviewpartner. »Sie hätten Der Job im HU-Ge- also allen Grund, für uns zu streiken.« bäude ist ein verantwor- Anna Niederhut, Tina Rohowski <

14 UNAUFgefordert Juni 2007 Politik

Abschreiben ist peinlich. Besonders, wenn man sich dabei erwischen lässt. So wie HU-Prof Schwintowski. Die Uni sieht‘s anscheinend gelassen. Schummeln für Anfänger

> In Schule und Uni wird geschummelt. Das ist nichts Neu- wo sie immer noch abrufbar ist. Sie gehörte einfach nicht mehr es. Aber offensichtlich nicht nur von Schülern und Schüle- zu den fünf aktuellsten Meldungen.« Eins will Richter aber si- rinnen, Studenten und Studentinnen. Vor kurzem wurde ein cherheitshalber klarstellen: »Es ist eine Erklärung, keine ‚Rüge’ Professor der Humboldt-Universität (HU) beim Abkupfern er- auch und kein ‚Tadel’.« wischt. In seinem Buch »Methodenlehre für Anfänger« soll Wie man es auch bezeichnen möchte, bei den Studierenden Rechtsprofessor Hans-Peter Schwintowski plagiiert haben. kommt Schwintowskis Fehltritt nicht gut an. »Gerade bei einem Abgeschrieben habe er sowohl bei Fachkolleginnen und Juristen hätte ich so etwas nicht erwartet«, äußert Wolfgang -kollegen wie dem Bundes- Rings, 24, Jurastudent an der verfassungsrichter Wolfgang Freien Universität Berlin, sei- Hoffmann-Riem als auch bei nen Unmut. Von den Studie- Fachfremden, beispielsweise renden, die bei Schwintowski Hirnforscher Wolf Singer. Die Lehrveranstaltungen besu- Vorwürfe stammen aus ei- chen, will sich aber niemand ner Buchbesprechung in der äußern. Auch die wissen- Fachzeitschrift »Kritische schaftlichen Mitarbeiter und Justiz«. Die Kommission zur Mitarbeiterinnen sowie die Überprüfung wissenschaft- studentischen Hilfskräfte des lichen Fehlverhaltens der HU Professors weigern sich, eine hat den Fall untersucht und Stellungnahme abzugeben. Entwarnung gegeben. »Die Bei seinen Studierenden Kommission ist im März 2007 soll Schwintowski übrigens zu dem Ergebnis gekom- auch nicht allzu streng auf Jana Lettau men, dass der gegen mich die Zitierpfl icht achten. Ei- erhobene Plagiatsvorwurf zu ne Doktorandin etwa soll bei Unrecht erhoben wird«, so Illustration: ihm abgeschrieben haben. Schwintowski. Ganz unge- Schwintowski sagte gegenü- schoren kommt der Jurapro- ber Spiegel Online: »Ich habe fessor allerdings nicht davon. »Die Kommission hat eine Ver- die fraglichen Übereinstimmungen zwischen meinem und ihrem letzung der Zitiernorm festgestellt«, räumt er ein, gelobt aber Text im Promotionsverfahren durchgehen lassen.« Auf Nachfra- Besserung: »Ich habe versprochen, dass es vergleichbare Zi- ge der UnAufgefordert distanzierte er sich jedoch von solchen tierverletzungen in Zukunft nicht mehr geben wird.« Also al- Aussagen: »Ich freue mich natürlich, wenn die Studierenden sich les halb so wild? Nicht ganz. Der Verlag, bei dem die »Metho- mit Veröffentlichungen von mir auseinandersetzen. Aber selbst- denlehre« erschienen ist, hat das Buch vom Markt genommen. verständlich bin ich der Auffassung, dass die Zitiernorm, die für Schwintowski hat allerdings vorgeschlagen, die Zitierfehler in mich gilt, auch für jeden unserer Studierenden gilt.« einer zweiten Aufl age zu berichtigen. Ob der Verlag dem zu- Gina Apitz < stimmt, steht noch nicht fest. Die Universitätsleitung wollte sich zu dem Vorfall auf Nachfrage der UnAufgefordert nicht äußern. »In der von Ih- nen angefragten Sache wird derzeit ein universitätsinternes Prüfverfahren durchgeführt. Deshalb bitte ich um Verständnis, dass wir derzeit keine Fragen hierzu beantworten«, sagt Tho- mas Richter, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der HU. Letztlich ist der Professor also noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Einen disziplinarischen Vermerk in der Personal- akte wird es nicht geben. Lediglich eine öffentliche Erklärung gab Christoph Markschies, der Präsident der Humboldt-Uni- versität, über Schwintowskis wissenschaftliches Fehlverhalten aus. Zu fi nden ist der Vermerk auf der Internetseite des Pro- fessors allerdings nur schwerlich. Die geschickte Platzierung hätte nichts mit der Teilnahme der HU an der zweiten Run- de des Exzellenzwettbewerbes zu tun, betont Thomas Richter. »Die Meldung wandert nach über einer Woche in das Archiv,

UNAUFgefordert Juni 2007 15 Studieren

Von Süden nach Norden, von Osten nach Westen und sowieso alles zur Mitte hin. Die Humboldt-Universität renoviert, zieht um und baut aus. Es wird eingerüstet

Dieses Gebiet erstreckt sich vom Naturkundemuseum bis zur heutigen Mensa Nord und von der Luisenstraße im Westen bis zur Friedrichstraße im Osten. Dort entsteht unter anderem ein Komplex aus drei Gebäuden: die neue Mensa Nord, die philologische Bibliothek und eine Sporthalle. Südlich davon werden die sogenannten Lebenswissenschaften angesiedelt. Unklar ist allerdings, welche Bereiche sich hinter diesem Be- griff verbergen. Für die biologische Fakultät, die sich defi nitiv zu den Lebenswissenschaften zählt, ist die Nähe zur Charité ein entscheidender Faktor für den Umzug in die Hannover- sche Straße. Die beiden Fachbereiche wollen künftig enger zusammenarbeiten. Das Umzugsprojekt der HU hat auch fi nanzielle Gründe. Durch die Aufgabe teurer Mietobjekte, zum Beispiel in der Do- rotheenstraße 65, soll langfristig Geld gespart werden. Außer- dem ist es der Universität ein Anliegen, Fachbereiche wie die Grafi k: Technische Abteilung der HU Grafi Sportwissenschaft von Hohenschönhausen nach Mitte und Nicht nur Märchenbücher: Die zukünftige UB im Jakob und Wilhelm Grimm-Zentrum. die Zentralbibliothek in die unmittelbare Nähe des Hauptge- bäudes, nämlich ins Jakob und Wilhelm Grimm-Zentrum in der > Der Campus Mitte der Humboldt-Universität (HU) wird dem- Geschwister-Scholl-Straße, zu verlegen. nächst den Charme eines Campingplatzes bekommen. Ein rie- Die Arbeiten am Hauptgebäude und an der Fassade der siges Zelt soll hinter dem Hauptgebäude aufgestellt werden. juristischen Fakultät sollen bereits bis 2010 pünktlich zum 200- Der Grund: 2008 beginnen die Umbauarbeiten an der Mensa jährigen Bestehen der Humboldt-Universität fertig gestellt sein. Süd. Hungrige Studierende gehen dann in das provisorische Natürlich ist diese Schönheitskur nicht ganz umsonst. Schwal- Verpfl egungszelt zum Essen. Sie müssen mit Zeltplatzstim- gin schätzt die Kosten der laufenden Bauprojekte auf etwa 150 mung vorlieb nehmen – vielleicht nicht ideal, aber immerhin Millionen Euro, die zukünftigen Arbeiten werden bis zu 200 besser als renovierungsbedingte Staubschichten auf Tabletts Millionen Euro verschlingen. Den Großteil der Kosten wird das und Stühlen, wie in der Mensa der Wirtschaftswissenschaf- Land Berlin tragen. ten, die sich jetzt schon im Umbau befi ndet. Ende Mai wur- Wenn wie geplant 2012 alle Bauvorhaben abgeschlos- de der Architekturwettbewerb für die Renovierung der Men- sen sein werden, fi ndet die Phase des großen Umbaus nach sa Süd entschieden; aus 13 Arbeiten wählte die Standortent- 21 Jahren erstmals ein Ende. Und spätestens dann wird wahr- wicklungskommission des Akademischen Senats den Entwurf scheinlich auch das Zelt wieder abgebaut sein. eines Münsteraner Architekten aus. Miriam Arndts, Philine Rosenberg < Die Neugestaltung der Mensa Süd ist nur eines von vielen Bauvorha- ben der Technischen Abteilung der HU unAuf-Rückblick: Oktober 1999 und der Standortentwicklungskommis- sion. »Die Humboldt-Universität befi n- det sich seit der Wiedervereinigung in einem kontinuierlichen Prozess der Entwicklungsplanung«, erklärt Ewald- Joachim Schwalgin, Leiter der Tech- nischen Abteilung. Der Umzug einiger naturwissenschaftlicher Fachbereiche auf den Campus Adlershof stand am Anfang dieser Planung. Bis 2012 soll nun ein weiteres Umbau- und Um- zugsprojekt abgeschlossen sein, das bereits seit einiger Zeit im Gange ist. Ein Ziel dieser Planung ist es, ei- nen Großteil der universitären Einrich- tungen im Quartier Nord zu zentrieren.

18 UNAUFgefordert Juni 2007 Leben

Im Juni Leben e-mail aus...Nanjing

From: Andreas Kratzer To: [email protected]

Subject: d‘wiesn san überall Sent: 9.6.2007

> Liebe UnAuf, Seit drei Monaten bin ich nun schon in Nanjing und ich fühle mich hier immer fremder. Und je fremder alles wird, umso eher nei- ge ich dazu, die Dinge mit Bekanntem zu vergleichen. Zusammen mit meinen Arbeitskollegen wohne ich in einer bewachten Anla- ge mit allem was dazu gehört – von hier aus gesehen ist China wie jedes andere Land auch. Außer, dass die meisten Chinesen und Chinesinnen den guten Deutschen mögen, und gerne mit ihm trinken gehen. Schließlich kommt aus Deutschland das Oktoberfest und das wird hier gerne nachempfunden. Richtig fremd fühlt man sich dann erst, wenn man nach so einem durchzechten »Okto- berfest-Abend« morgens wieder zur Arbeit gehen muss. Die Straßen, Plätze und Bahnen sind überfüllter als die Theresienwiese es wahrscheinlich jemals war. Die Menschen scheinen sich damit abgefunden zu haben, in einem ewigen Oktoberfest zu leben. Schub- send und schiebend drückt man sich um jede Ecke, die allgegenwärtige Polizei trällert und gibt Anweisungen, die keiner zu verste- hen scheint. Die Luft ist hier immer stickig, staubig und heiß. Wie auf einem Festival laufe ich an Imbissbuden und Zelten vorbei, aus denen sich gerade die Menschen aus ihrem Schlaf erheben. Ich begegne Leuten, die sich am Straßenrand die Zähne putzen oder mit Handtuch und Seife unterwegs zu einer öffentlichen Badeanstalt sind. Gerade für ältere Einheimische ist das völlig normal. Wenn ich bei meiner Arbeit ankomme, schlafen die ersten Kollegen und Kolleginnen schon wieder auf ihren Schreibtischen. Um nicht mein ge- samtes Praktikum auf einem riesigen Festival zu verbringen, nehme ich in der Wohnanlage Stunden im Drachenbootfahren. In zwei Wochen ist ein großer Wettkampf und ich will gewinnen! Wir sehen uns dann Anfang Oktober, wenn mein Praktikum zu Ende ist. An- statt eines Dia-Abends lade ich euch alle nach München ein, dann können wir auf‘s Oktoberfest gehen. Euer Andy < Unisport im Selbstversuch Teil 5: Aquafi tness

haft, meinen Körper den Anweisungen entsprechend zu koordi- nieren. Ein schwieriges Unterfangen, denn ich kämpfe nicht nur gegen den Wasserwiderstand, sondern zusätzlich noch gegen ei- ne plötzliche Motorikschwäche. Auch neben mir fl üstert eine Teil- nehmerin: »Ups, schon wieder falsch!« – ich fühle mich gleich viel besser. Hinzu kommt das ständige Verrutschen meines Gürtels. Das jedoch geht anscheinend nur mir so. Nach unzähligen mehr oder weniger gelungenen Versuchen des Unterwasser-Skifah- rens und Jumping-Jacks (also kein Vorurteil!) kommt ein weiteres Fitnessutensil ins Spiel: die Nudel!

Foto: Gina Apitz Quietschbunte Schaumstoffstäbe werden verteilt. Ich er- gattere den rosafarbenen und bin mächtig stolz auf meine Er- > Wer an Aquafi tness denkt, stellt sich nicht selten eine Horde rungenschaft. Als unkoordinierter Neuling soll ich als einzige älterer Damen vor, die im Kinderbecken einen Hampelmann ma- meinen Schwimmgürtel anbehalten. Sicher ist sicher. Meiner chen. Eine wesentlich jüngere Frau im knappen Einteiler steht am Trainerin blieb wohl meine kleine »Unsicherheit« auch nicht Beckenrand und macht die Übungen trocken vor, die so noch viel verborgen. Was wie ein Vorteil aussieht, entpuppt sich jedoch alberner aussehen. Auch ich habe mir solche Vorstellungen ge- schnell als Nachteil. Ich habe viel mehr Auftrieb als die übrigen macht. Umso überraschter bin ich, als ich die Teilnehmerinnen Teilnehmerinnen und muss mich dadurch mehr anstrengen, die des Kurses erblicke. Alles Studentinnen mittlerer und unterer Se- Übungen auszuführen. Zu Will Smith performe ich nun noch die mester und eine ebenfalls junge Trainerin, die einander freund- eine oder andere Partnerübung und bin nach dem Ablauf der schaftlich begrüßen. Männer sind hier keine, das habe ich auch Stunde völlig einverstanden mit dem kleinen Applaus, der nun irgendwie nicht erwartet. Ich bin gespannt, denn heute gehöre für die Trainerin ertönt. Mit schrumpligen Rosinenfi ngern ver- ich auch zu der Gruppe, die sich nun eine Stunde lang zu rhyth- abschiede ich mich von ihr und stürze unter die Dusche, wäh- mischer Chartmusik ebenso rhythmisch bewegen soll. rend am Beckenrand schon der nächste Kurs wartet. Die Nudel Im Sprungbecken soll das Spektakel stattfi nden. Abgesi- musste ich leider wieder abgeben. chert durch einen blauen Schwimmgürtel versuche ich krampf- Jennifer Quandt <

20 UNAUFgefordert Juni 2007 Leben

Mitten in der Uni lässt sie die Hüllen fallen, um sich neunzig Minuten lang anstarren zu lassen. Nicole hat einen ungewöhnlichen Nebenjob. Wie eine griechische Statue

> Sie steht nackt auf dem schwarz- Einen Kurs lang nur rumzuste- bezogenen Podest. Ihre Haltung hen, hört sich einfacher an, als es ist ein klassischer Kontrapost, mit in Wahrheit ist. »Viele glauben gar Stand- und Spielbein, wie man es nicht, wie anstrengend es sein kann, schon im alten Griechenland und anderthalb Stunden still zu halten!«

Rom mochte. Um sie herum sitzen Foto: Robert Nagel Zirka zehn verschiedene Positionen und stehen ungefähr 40 Studieren- nimmt Nicole während einer Sitzung de. Manche vor einer Staffelei, an- ein, abwechselnd stehend, liegend dere mit einem Brett auf den Knien. oder sitzend. Jede einzelne muss sie, Beinahe regelmäßig zucken die Bli- je nachdem, wie unbequem eine Hal- cke nach vorne und schauen das tung ist, ungefähr vier bis acht Minu- Modell an, überprüfen einen Strich ten beibehalten. »Hinterher ist man auf dem Blatt. Alle zeichnen. Man ganz schön müde, das ist fast wie hört nur das leise Kratzen der Kohle Sport«, meint sie. Die Resultate des auf dem grauen Papier. Kurses können sich durchaus sehen Das ist der Arbeitsplatz von Ni- lassen. Unter den Zeichnenden sind cole Ritter. Um sich neben dem Stu- Anfänger und Anfängerinnen, Fort- dium der Kunstgeschichte, Klas- geschrittene, aber auch richtige Ta- sischen Archäologie und Ur- und lente. »Eigentlich interessieren mich Frühgeschichte noch etwas da- die Bilder nicht wirklich, aber manch- zu zu verdienen, steht sie im Men- mal schaue ich beim Stehen schon, zel-Dach der Humboldt-Universität was die da zeichnen«, sagt Nicole. (HU) als Aktmodell. »Ich bin da ir- Manch besonders gelungene Skiz- gendwie so reingerutscht«, erzählt ze kopiert ihr Ruth Tesmar dennoch. sie lachend auf die Frage, wie sie Die kann sie dann ihrem Freund zei- zu diesem ungewöhnlichen Neben- gen. Außer ihm wissen auch ein paar job gekommen ist. Früher habe sie Freundinnen von ihrem Job. Schließ- auch schon Schwarz-Weiß-Foto- lich sei das Thema kein Tabu: »Wenn grafi en von Akten gemacht: »Da ha- es im Gespräch passte, habe ich ih- ben meine Freundinnen und ich uns nen von meiner Arbeit als Modell er- schon gegenseitig Modell gestan- zählt. Die meisten waren überrascht, den.« An der Uni hat sie dann den dass ich so was mache.« Oft müs- Kurs in Aktzeichnen entdeckt und se sie aber auch erklären, dass Akt- selbst gemalt. Diese Übung wird modellstehen nicht pornografi sch ist. jedes Semester von Ruth Tesmar Oben ohne – Nicole steht Akt im Menzel-Dach. Anfangs sei es auch seltsam, Teilneh- im Seminar für künstlerisch-ästhe- mer und Teilnehmerinnen des Kurses tische Praxis angeboten. »Später bin ich dann studentische außerhalb des Menzel-Dachs zu begegnen. »Zum Glück kam Hilfskraft geworden und wollte das irgendwann einfach mal das nicht oft vor, weil ich mich schon in der Abschlussphase selbst ausprobieren,« erzählt Nicole weiter. Die neue Körper- meines Studiums befi nde und nicht mehr viele Kurse besuche«, erfahrung fand sie gut. Das war vor ungefähr anderthalb Jah- erklärt sie. Falls das Aktzeichnen doch zur Sprache kommt, sind ren. Mittlerweile steht sie den Studierenden jeden Mittwoch die meisten von ihrem Mut fasziniert und stellen Fragen. Nicole Modell. »Die Atmosphäre im Raum ist sehr angenehm, so kon- erklärt: »Wenn man den Raum verlässt, ist man nicht mehr das zentriert und ruhig«, sagt Nicole. Nur den Moment, in dem sie Aktmodell, sondern einfach wieder die Studentin.« den Bademantel ablegt, mit dem sie aus dem Umkleideraum Constanze Voigt < tritt, mag sie nicht. Später wird alles wieder entspannt. Dann spüre sie die vielen Augen auch nicht mehr. »Eigentlich geht es ja nicht speziell um mich. Der Körper soll als Landschaft gezeichnet werden. Ich selbst fühle mich wie in einer Hülle«, erklärt sie. Deshalb sei Erotik in dem Kurs auch vollkommen fehl am Platze. Schließlich sollen die Studierenden etwas über Körperproportionen, Bewegungsachsen und Licht-Schatten- Spiel lernen.

UNAUFgefordert Juni 2007 21 Leben

Ob Chili-Dose oder Feinschmecker-Menü: In den Berliner Parks stellen Laien und Profi s ihre Grills auf. Ein Streifzug Auf heißen Kohlen Fotos: Philine Rosenberg

Grillmeisterinnen unter sich. Ob der Hund noch ein Würstchen ergattert?

> Wenn die U-Bahn zur städtischen Sauna wird, in Straßenca- den. Trotz der eingeschränkten Erlaubnis ist die Auswahl an fés kein Platz mehr ist und die Parks überfüllt sind, kann das Grillplätzen im Berliner Zentrum groß. Die beliebtesten Plätze nur eins bedeuten: Es ist Sommer in Berlin. Alle möchten wie- fi ndet man in direkter Uninähe, zum Beispiel im Monbijoupark der so viel Zeit wie möglich unter freiem Himmel verbringen. oder im Tiergarten. Uns ging es auch so, und so beschließen wir eines Sonntags, Aber zurück zum Ausgangspunkt Ostbahnhof. Nach dem grillen zu gehen. missglückten Würstchenkauf entscheiden wir, bekannte Grill- Spätestens im Supermarkt am Ostbahnhof, der Zielad- plätze der Reihe nach auszuprobieren, damit wir nächstes Mal, resse aller Sonntagseinkäufer und -einkäuferinnen ahnen wenn wir mehr Zeit zum Einkaufen haben, den perfekten Grill- wir, dass wir nicht die Einzigen mit dieser Idee sind: Sämt- abend machen können. Unsere Tour beginnt am nahe gele- liche Würstchenpakete sind ausverkauft. So müssen wir uns genen Volkspark Friedrichshain. Viele Grillfans halten sich hier schließlich zwischen einem grünlich-schimmernden Nacken- nicht an die Vorschriften zur Müllentsorgung, überall sind Ab- steak und einer Packung geschmacksneutraler Tofuwürstchen fallhaufen zu sehen. An der liegengelassenen Cola-Light-Do- entscheiden und lassen am Ende beides liegen. Auch einen se können wir sofort ablesen, dass hier ein fi gurbewusster schönen Grillplatz zu fi nden, ist nicht so einfach. Es gibt zwar Mensch grillte. Wer das Spurenlesen im Unrat eher müßig fi n- viele Grünanlagen in Berlin, aber das Grillen ist nur in aus- det, sollte lieber woanders picknicken. Schön am Bunkerberg gewiesenen Bereichen gestattet, in einigen Parkanlagen so- ist, dass man schnell mit seinen Grillnachbarn und -nachba- gar gänzlich verboten. Das wussten wir vor einigen Jahren rinnen in Kontakt kommt. Als der Fußball zum dritten Mal zu noch nicht: Frisch nach Berlin gezogen, wollten wir im Trep- uns hinüberrollt, hören wir auf uns zu ärgern und spielen statt- tower Park gemütlich die Grillsaison einleiten. Kaum glühte die dessen mit. Trotzdem müssen wir weiter, denn unsere Liste ist Kohle und kaum waren alle Grillutensilien ausgepackt, kamen noch lang. schon zwei Polizisten auf uns zu und belehrten uns: Für un- Am Falkplatz und Mauerpark treffen wir auf eine seltsame befugtes Grillen auf öffentlichen Plätzen gibt es Bußgelder in Mischung aus Profi s und Anfängern im Grillen. Als wir feststel- einer Spanne von 20 bis zu 5.000 Euro, beispielsweise für das len, dass wir den Korkenzieher zu Hause vergessen haben und Ausheben einer Grillgrube. Damals bekamen wir glücklicher- der Vorrat an Papierservietten zur Neige geht, fi ndet sich sofort weise nur eine Verwarnung. Natürlich gibt es auch Bußgelder, ein Helfer, der alles zur Hand hat. Hinter seinen Plastik-Sekt- wenn Müll und Asche auf dem Grillplatz zurückgelassen wer- gläsern lugt ein Gewürzsortiment hervor. Genau daneben hat

22 UNAUFgefordert Juni 2007 Leben

sich eine Gruppe Laien-Griller angesiedelt, die nur eine Dose Chili auf dem Rost stehen hat. Anders die Profi s. Als sie aufbre- chen, verteilen sie den letzten Proviant an die würstchenlosen Nachbardecken, also an uns: Eine großzügige Geste. So kom- men wir zu edlen Gemüse- und Lammspießen. Unschön hin- gegen ist der Musikmix im Mauerpark. Auf dem gedrängten Grillplatz hat sich unser Nachbar zur Linken für Reggae, der Nobel-Griller zur Rechten für Electro-Lounge entschieden. Beides trifft in einer unausgegorenen Melange bei uns zusam- men. Dazu steht der Wind ungünstig, Rauchschwaden wehen uns ständig ins Gesicht. Wir brechen vorzeitig auf und wech- seln den Grillplatz. Aber sowohl im Görlitzer Park als auch im Tiergarten gibt uns die Kombination aus Großfamilien mit zahlreichen Klein- kindern einerseits und vielen Betrunkenen mit Hunden ande- Foto: Jens Binder rerseits zu denken. Schnell ziehen wir weiter in den Monbijou- park, der endlich auch einmal Erholung bietet. Tatsächlich tref- fen wir dort nur wenige Grillfans, die meisten der Hungrigen haben sich in den angrenzenden Cafés und Imbissbuden ver- sorgt. Auch gemütlich, aber wir wollen grillen, mitsamt Rauch und Fettspritzern. Und so gehen wir von unserer letzten Station doch wie- der zur ersten zurück, nämlich zum Kleinen Bunkerberg im Volkspark Friedrichshain. Trotz des Mülls setzen wir uns zum obligatorischen Nudelsalat. Niemand hat Musik dabei und den Hunden war es wohl zu heiß. Perfekt! Zum Schluss noch ein nützlicher Hinweis: Laut Ordnungsamt ist das Grillen ganzer Tiere im Park verboten. Für solche kulinarischen Gelüste muss dann wohl doch der Balkon herhalten.

UNAUFgefordert Juni 2007 23 Kultur | Literatur

Literatur und Musik, Sprache und Rhythmus, Tanz und Stimme – auf dem LAN-Festival holt der Nachwuchs Kunst ins 21. Jahrhundert. Der Text macht die Musik

Auch wenn im Laufe der Lesungen viele Großvä- ter starben, unzählige Beziehungen in die Brüche gin- gen und viele Besuche nach New York unternommen wurden, waren die Geschichten der Autoren und Au- torinnen sehr verschieden. Monika Rinck erzählte bei- spielsweise von dem »Love-Ding« und Svenja Leiber von einer Zugreise nach Russland. Ann Cotten las aus ihren »Fremdwörterbuchsonnetten«, die von Suhrkamp als »nächtliche Verse« beschrieben werden, durch die Personen wie »Pete Doherty, Patti Smith und Sappho geistern«. Und schließlich performte Jörg Albrecht sei- nen Roman »Drei Herzen« zusammen mit Matthias Grü- bel alias »Phononoir«. Text und Musik von der E-Gitar- re und aus dem Laptop vermischten sich mit Schau- spiel und Fotografi e. Schnell wurde deutlich, dass es hier zwar auch um die Geschichte, aber vor allem um

Fotos: LAN-Festival den Rhythmus der Sprache, um Momentaufnahmen Rhythmische Textkompositionen: Jörgs Worte und Matthias‘ Beats. und Assoziationen ging. Die Verknüpfung von Popmu- sik und Texten führe vor allen Dingen dazu, so Alex- > Skurrile Computer-Nerds treffen sich, schließen sich tagelang ander Gumz, »dass sich immer weniger Autoren leisten kön- in dunklen Kellern ein, schlafen nicht, essen nicht und »unter- nen und wollen, ihre Texte schlecht vorzulesen«. Neben weni- halten« sich nur mit ihren PCs. »LAN-Parties« nennt man das. ger bekannten Autoren und Autorinnen las zum Beispiel auch Wer mit solchen Erwartungen aber zum LAN-Festival ins Hebbel Clemens Meyer, der mit seinem Roman »Als wir träumten« 2006 am Ufer (HAU) ging, wurde eines Besseren belehrt. LAN steht von sich Reden machte. Mit Bands wie Bernadette La Hengst, hier zwar, wie auch in der Computersprache, für Local Area Net- Britta oder Post Holocaust Pop endeten die Abende im HAU work. Aber mit Computern hatte das alles gar nichts zu tun. schließlich sehr tanzbar und sogar die Parole des Trashperfor- Vom 24. bis 26. Mai diesen Jahres fand das Festival: »LAN. mers Knarf Rellöm X »Move your ass and your mind will follow« Drei Tage junge Literatur und Musik« zum ersten Mal statt. »Ei- wurde vom Publikum durchaus wörtlich genommen. ne junge literarische Generation der Kontexte und Korrespon- In Zukunft soll das LAN-Festival regelmäßig einmal im Jahr denzen« wurde angekündigt. Organisiert vom Berliner Kook-La- stattfi nden. Als junges Literatur- und Popmusikfestival, das es bel, vom Gold-Literaturmagazin und von der Leipziger Literatur- »zumindest so gebündelt in Berlin noch nicht gab«, hat es sich zeitschrift Edit präsentierten sich hier 18 Autoren und Autorinnen, auf jeden Fall jetzt schon bewährt. drei Singer- und sechs Bands. Désirée Verheyen < Die Autoren und Autorinnen sind größtenteils aus Berlin, zwischen 20 und 30 Jahre alt und wurden schon mehrmals mit Ein ausführliches Interview mit Elena Philipp (Gold) einschlägigen deutschen Literaturwettbewerbspreisen ausge- und Alexander Gumz (Kook) zum LAN-Festival fi ndet ihr zeichnet. Viele von ihnen studieren Literaturwissenschaften, unter www.kultur.unauf.de Philosophie, Theaterwissenschaft oder am Deutschen Litera- turinstitut in Leipzig. Sie scheinen sich alle sehr gut zu kennen und zu mögen. »Wir helfen einander, in dem Sinne, dass wir al- le keinen Bock darauf haben, dem bösen Literaturbetrieb, wo man zu den richtigen Leuten im richtigen Moment das Rich- tige sagen muss, hilfl os und allein gegenüber zu stehen«, be- tont Alexander Gumz vom Kook-Label. Und so ist auch LAN zu verstehen: als Netzwerk, wie Organisatorin Elena Philipp vom Gold-Literaturmagazin erklärt. An den drei Abenden zeigte sich im gut besuchten HAU eine Schreibgeneration, die sich von Gertrude Stein und Rolf Dieter Brinkmann genauso beeinfl usst fühlt, wie von Tom Waits, Leonard Cohen und Tocotronic. Eine Generation, die sich aber auch klar von der Popliteraturwelle der 90er Jahre abgrenzen will. Nach dem Lesen kommt das Tanzen. Bernadette sorgt mit Knarf für die Musik.

24 UNAUFgefordert Juni 2007 Kultur | Musik Was auf die Ohren

Kings of Leon, »Because Of The Times« Arctic Monkeys, »Favourite Worst Nightmare« The View, »« Sony/ BMG Domino Recordings Red Ink/ Rough Trade Bereits im Handel Bereits im Handel Bereits im Handel

> Wer bisher noch nichts von den at- Erinnern wir uns an das Jahr 2005: Was passiert, wenn man Pete Doherty traktiven Sprössen der Familie Followill Die Arctic Monkeys, vier milchge- ein Demoband in die Hand drückt? Ge- gehört hat, sollte in tiefe Trauer verfal- sichtige Jungspunde, die aussahen nau, der nächste große Hype von der Insel len, und zwar in dem Bewusstsein, eini- wie der Traum jeder Schwiegermut- kommt: Das britische Musikmagazin NME ge Jahre Musikgeschichte verpasst zu ter, sollten Musikgeschichte schhrei- feierte schon beinahe ein bisschen hyste- haben. Die Biographie der Kings of Leon ben. Das ist wahrscheinlich an nieman- risch die zukünftigen Retter des Rock ’n’ hört sich an wie ein Südstaaten-Märchen dem vorbeigegangen. Nun haben wir Roll. »The View« sind vier Jungs aus dem oder eine ausgefuchste PR-Geschichte: das Jahr 2007 und was damals wie ein schottischen Dundee, keiner älter als 19 Drei Söhne und ein Neffe eines ameri- schlechter Scherz klang, scheint mit Jahre, die sich vorgenommen haben, der kanischen Wanderpredigers touren mit dem neuen Album gar nicht mehr ver- Musikwelt mal einen kräftigen Tritt zu ver- dem Wohnwagen durch die USA und messen – denn das ist ganz groß ge- passen. Ihr Debütalbum »Hats Off To The entschließen sich dazu, nicht nur die Kir- worden. »Favourite Worst Nightmare« Buskers« sorgt für jede Menge gute Lau- chengemeinde mit ihrer Musik zu beglü- ist komplizierter als das hoch gelobte ne, ohne dabei auch nur einmal zu lang- cken. »Because of the Times« ist das drit- Debüt. Ohrwürmer wie »I bet that you weilen. Der Sound ist eingängig, verliert te Album der Band aus Nashville und mit look good on the dancefl oor« sind ver- aber nie seinen ganz eigenen Charme, der Abstand eines der besten Alben dieses schwunden, oder besser gesagt, nicht aus der jugendlichen Frische und Unbe- Jahres. Alle, die sich das Plattencover ge- mehr so schnell zu fi nden. Die jugend- schwertheit der Bandmitglieder hervor- nauer anschauen, wissen, was sie erwar- liche Unangepasstheit der Arctics ging geht. Songs wie »Superstar Tradesman« tet. Kings of Leon sind explosiv und nicht nicht verloren, wie es auf den ersten oder das Hitverdächtige »« aufzuhalten. Dies zeigt sich schon im sie- Blick scheinen mag, im Gegenteil, sie verfügen defi nitiv über Ohrwurmpotential. benminütigen Opener »Knocked up«, der hat sich noch verstärkt. Trotzdem zei- Und wer schon immer mal den öden DJ dem Zuhörer oder der Zuhörerin so eini- gen sie uns, dass sie gehörig rocken auf der nächsten schlechten Party ärgern ge Geduld abverlangt, aber trotzdem zu können, wie mit dem Opener »Brain- wollte, sollte sich einfach »Wasted Little einem der besten Stücke auf dem Album storm« oder mit »D is for Dangerous«: DJs« wünschen: »The same record for the gehört. Besonders hervorzuheben wären Diese Stücke strotzen nur so vor 16th time, exact same set you did the last die Songs »On Call«, »The Runner« und Schnelligkeit und Dynamik. Unerwartet time round.« »Hats Off To The Buskers« ist »MC Fearless«. Es sind die wichtigen Fra- diesmal: die Balladen, die man auf dem ein gutes Album, irgendwo zwischen den gen des Lebens, die »Because Of The ersten Album kaum fi ndet, wie »Only Libertines und Oasis. Also nichts Neues. Times« stellt: nach Existenz, Familie und ones who knew« oder »505«, der Song Trotzdem besticht das Album durch sei- Liebe. Songs, die sich nicht in irgendein mit dem das Album erstaunlicherwei- nen Mix aus Britpop, New Wave und Rotz- Musikgenre pressen lassen und dazu die se endet. Die Arctic Monkeys knüpfen löffelattitüde der Bandmitglieder. Fazit: einzigartig heisere, versagende Stimme mit »Favourite Worst Nightmare« da an, Kein Must-have-Album, aber durchaus von Bandmitglied Caleb machen das Al- wo »Whatever People Say I am, That`s ein Gewinn für jeden Plattenschrank. bum zu einem echten Unikat. What I`m Not« aufgehört hat. Rima Babajan <

UNAUFgefordert Juni 2007 25 »Denken« lernen > fl wurde geöffnet, nämlich im Stockwerk unter mir, bei »Redlich«. wüstet. Völlig verzweifelt rief ich bei dem Menschen an, der mir wurde total panisch. Das Schloss war auch etwas locker. Ich verschwundene Bibliotheksbücher und die Steuererklärung –, überlegte kurz, ob sie in ihren Eigenschaften etwa mit Öl ver- Ich erklärte mein Problem und bat um etwas Feinöl. So Konnte ja niemand wissen, dass unter mir ein echter Nacktko- Ein etwa 50-Jähriger in Unterhose fragte, was ich denn wolle. te ich eher gedacht: Der hat bestimmt nur altes Frittier-Öl da. te ja wieder in die falsche Richtung gedreht). Schlüssel wie Redlich: »Und? Klappt‘s?« Doch die Tür blieb zu. (Denn ich hat- Schloss waren nun völlig klebrig und rochen nussig. Ich ver- cher und Gourmet wohnt. gleichbar wäre. Dann kam ich auf die Idee, bei den Nachbarn der«. Ich trage aber an normalen Tagen kein Öl bei mir. In mei- jahrelang weismachte, immer auf alles eine Antwort zu wissen: das Zimmer meiner Mitbewohnerin ausgeräumt und alles ver- dachte an Einbruch und daran, was alles geklaut worden sein dert. Zum Beispiel vergisst es, in welche Richtung der Schlüs- dann ist das Hirn selbst mit niedrigsten Tätigkeiten überfor- anzurufen. Dort meldete sich eine Frau, die mich dann an ei- habe er nicht da, aber Walnussöl könne anbieten. Wie man im Haus anzufragen. Ich klingelte an vielen Türen, nur einer ner Tasche hatte ich noch eine Tube Sonnencreme, und meine Mutter. Sie sagte, dass das Schloss vielleicht verzogen könnte: Computer, Kamera, Pürierstab! Vielleicht wurde auch ne Wohnung zu kommen, drehte immer wieder nach rechts, kurzem versuchte ich etwa ein Dutzend Mal vergeblich, in mei- nen Schlüsseldienst weitervermittelte, der die Fälle in unserem irgendwie nicht!« Herr Redlich schlug vor, die Hausverwaltung sich in Menschen irren kann! Als er mir die Tür öffnete, hät- sel ein und versuchte es erneut. Ein Stockwerk tiefer rief Herr sei. Man müsste den Schlüssel einölen, »dann fl sel gedreht werden muss, um die Wohnungstür zu öffnen. Vor uchte die dämliche Idee mit dem Öl und rief nach unten: »Nee, Wenn alles auf einmal kommt – Uniprüfungen, Tantenbesuch, Ich nahm also sein Walnussöl, schmierte meinen Schlüs- utscht es wie- zog meinen Schlüssel aus dem gut geölten Schloss, fuhr mit für verrückt. Ich kam mir vor wie jemand, der die Feuerwehr ge- felt. Es gibt so vieles, was man gar nicht wissen will. wohl ist. Denn die Hausverwaltung wird meine Doofheit sicher vorher aufgefallen war. Mit einem Schraubenzieher stocher- vielleicht habe jemand versucht, es aufzubrechen. Der Mann und rechnete mir schon aus, wie teuer so ein Schlüsseldienst und sagte: »Da wusste wohl jemand nicht, wohin mit seinem und Mittelfi Ich konnte ihm jetzt nicht noch die ganze Mutter-Nachbar- Kaugummi,ne?« Vielleicht sei das Schloss deshalb lose gewe- te der Mann vom Schlüsseldienst herum, bis Kaugummi te ich – und plötzlich stand er in meiner Wohnung. Dann sah Rechnung schreibe ich mal: Fremdkörper im Zylinder, Fremd- Hausverwaltung die Kosten tragen. Nach einer halben Stunde Haus übernehme. Bei Fremdverschulden würde sogar die dem Finger über den Bart des Schlüssels und presste Daumen die Rückseite der Tür vor. In einem Loch, in dem eigentlich ei- auf die Dielen fi am Schloss. Es sei sicher etwas verzogen. lichs Tür vorbeigehe, stelle ich mir immer vor, wie er halbnackt rufen hat, obwohl es nicht brennt und auch alle wohlauf sind, in der Küche steht und Walnussöl über erlesene Speisen träu- ne Gedanken lesen. Er zwinkerte mir zu und sagte: »Auf die nicht bezahlen, dachte ich. Vielleicht konnte der Mann mei- ne Schraube sitzen müsste, klebte ein Kaugummi, was mir nie bei mir wirklich nicht funktioniert hätte und rüttelte ein wenig mich misstrauisch und belustigt zugleich an. Ich sagte, dass es nahm meinen Schlüssel, drehte nach links – links!, dach- herauf. Ich murmelte etwas von »ganz lockeres Schloss« und kam der Mann vom Schlüsseldienst schwer atmend die Treppe schuld.« sen. »Die Tür hätten Sie aber trotzdem aufkriegen müssen.« Er Walnussöl-Geschichte erzählen. Er hielt mich sowieso schon Wenn ich durchs Treppenhaus laufe und an Herrn Red- Wir standen nun beide in der Wohnung und er nahm sich nger zusammen. Noch einmal der fragende Blick. el. Wieder sah er mich mit diesem Blick an Tina Rohowski <

Illustration: Nadine Kapp

26 UNAUFgefordert Juni 2007 Think!

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