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EU dürfen nur solche Flächen gefördert werden, auf welchen keine Nutzungsbeschränkun- gen verordnet worden sind. Dies trifft auf die Naturschutzgebiete in der Regel nicht zu. Daher bestand bereits 1999 die Gefahr, dass viele landwirtschaftliche Flächen im Biosphärenreser- vat in den ausgewiesenen Naturschutzgebieten aus der landwirtschaftlichen Förderung her- aus fielen. Seitens des MRLU wurden verschiedene Lösungswege angedacht, um den Landwirten einen Ausgleich zu gewähren. Letztendlich wurden zwei Wege beschritten um zumindest Teillösungen zu erreichen. In der Verordnung über die Landwirtschaft in Naturschutzgebieten, dem Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“ und dem Naturpark „Drömling“ (LwNVO) wurden Nutzungsbeschränkungen befristet bis zum 01.07.2005 aufgehoben. Somit konnten hier wieder die Richtlinien VNS und MSL angewendet werden. Es ist allerdings zu beachten, dass in diesen Förderprogrammen durch den Nutzer eine fünfjährige Verpflichtung eingegangen wird. Dies bedeutet, dass die letzte Antragstellung am 15.05.2000 möglich war, da der Verpflichtungszeitraum in diesem Fall vom 01.07.2000 bis zum 30.06.2005 läuft. Für den Landwirt ergibt sich daraus, dass bei auslaufenden Altverträgen nach den Richtlinien VNS und MSL bzw. bei neu hinzu kommen- den Flächen seit 2001 keine Neubeantragung unter Berücksichtigung der LwNVO in diesen Naturschutzgebieten möglich ist. Der zweite durch das MRLU angebotene Weg eines finanziellen Ausgleichs wird über die Erschwernissausgleichsverordnung (Erstbeantragung 1999) geregelt. Der Erschwernisausgleich wird gewährt für Acker- und Grünlandflächen in Naturschutzgebie- ten, soweit sich aufgrund von Einzelfeststellungen Nutzungseinschränkungen ergeben, die für den Nutzer erheblich sind und anderweitig nicht abgegolten werden. Der Auszahlung liegt ein kompliziertes Berechnungsmodell zugrunde. Der wesentliche Un- terschied zwischen Erschwernisausgleich und den Richtlinien VNS und MSL besteht darin, dass letztere dem Landwirt einen Förderanreiz zur extensiven und naturschutzgerechten Bewirtschaftung bieten, während der Erschwernisausgleich nur Bewirtschaftungsnachteile zu nicht geförderten (!) Flächen ausgleicht. Dies führt in der Praxis dazu, dass die Landwirte auf den Grünlandflächen in betroffenen Naturschutzgebieten nur rund 40 bis 70 % des Geldes erhalten, welches außerhalb dieser Gebiete für die gleiche Bewirtschaftung ausgereicht wird. Weiterhin sind Maßnahmen des ökologischen Landbaus auf den betroffenen Flächen sowohl auf Grünland als auch auf Ackerland nicht mehr förderfähig, weil die Wirtschaftsbeschränkungen, für welche im ökolo- gischen Landbau ein Ausgleich gewährt wird, hier bereits vorgeschrieben sind. Die Veranlassung der Betroffenheit der landwirtschaftlichen Betriebe liegt in dieser finanziel- len Benachteiligung begründet. Im Folgenden sollen drei für das Untersuchungsgebiet typi- sche landwirtschaftliche Betriebe untersucht werden, welche überwiegend in betroffenen Naturschutzgebieten wirtschaften. Anhand ihrer gegenwärtigen Ertragslage sowie der weite- ren wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklungen dieser Betriebe sollen mögliche Einkom- mensverluste erfasst und wirtschaftliche Konsequenzen deutlich gemacht werden. Das Ziel der Betroffenheitsanalyse besteht auch darin, verallgemeinerungswürdige Lösungsmöglich- keiten aufzuzeigen.

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2.2.2.2 Einzelbetriebliche Darstellung der Situation betroffener Unternehmen Bei allen drei untersuchten Betrieben handelt es sich um Landwirte im Haupterwerb. Diese Unternehmensform ist im Gebiet besonders häufig vertreten und hat für die Untersuchung den Vorteil meist nur eine Hauptproduktionsrichtung zu betreiben. Bei größeren Unterneh- men, z. B. Agrargenossenschaften, ist aufgrund der breiter gefächerten Unternehmensstruk- tur die Auswirkung einer bestimmten Maßnahme auf das Gesamtbetriebsergebnis wesentlich schwerer nachzuweisen. Es ist an dieser Stelle jedoch darauf hinzuweisen, dass die im Rahmen der Betroffenheitsanalyse gewonnenen Ergebnisse auf alle Unternehmensformen in gleichem Maße zutreffen. Die Schäfer im Land Sachsen-Anhalt befinden sich in einer ähnlichen Ertragslage wie die Mutterkuhhalter. Auch die Flächenstruktur (hauptsächlich Grünland) sowie die extensive Be- wirtschaftungsform können mit denen der Mutterkuhhalter durchaus verglichen werden. Auf eine gesonderte Ausweisung einer Schäferei wurde verzichtet. Bei dem Betrieb 1 handelt es sich um einen Mutterkuhhalter, welcher bisher konventionell wirtschaftete. Dieser Betrieb bewirtschaftet fast ausschließlich Grünland (siehe Tabelle 34). Er besitzt 120 Mutterkühe und hat für diese Tiere auch die erforderlichen Prämienrechte (siehe Tabelle 35). Gegenwärtig werden durch den Betrieb jährlich ca. 100 Mastrinder ver- kauft. Der Betrieb unterhält wirtschaftliche Beziehungen zu einem Vermarkter ökologisch erzeugter Produkte. Er erfüllt alle Voraussetzungen, um als Ökobetrieb zertifiziert zu werden. Der Betriebsleiter vollzieht die Umwandlung in einen Ökobetrieb jedoch gegenwärtig nicht, weil ca. 80 % seiner Flächen in einem Naturschutzgebiet liegen.

Tabelle 34: Landwirtschaftliche Flächen der Betriebe (Anbau 2001, Angaben in ha)

Fruchtart Betrieb 1 Betrieb 2 Betrieb 3 Mutterkuhhalter Milchkuhhalter Ökobetrieb Winterweizen 2,49 Wintergerste 7,84 7,00 Winterroggen 10,00 Triticale 14,77 Hafer 7,50 Öllein 5,30 Stilllegung 6,75 2,50 Silomais 2,70 14,86 sonst. Ackerfutter 2,59 Ackerland gesamt 2,70 56,80 24,80 Grünland 204,68 143,60 104,50 landwirtschaftliche Fläche gesamt: 207,38 200,40 129,30

Das zweite untersuchte Unternehmen ist ein Milchviehbetrieb, welcher sowohl Grünland als auch Ackerland bewirtschaftet. Das Ackerland beinhaltet ca. 30 % der Betriebsfläche, wobei die Verwertung der angebauten Feldfrüchte überwiegend im eigenen Betrieb erfolgt. Im Jah- resdurchschnitt werden ca. 70 bis 75 Milchkühe gehalten. Die Reproduktionsrate liegt bei etwa 30 Prozent. Die Reproduktion erfolgt ausschließlich aus eigener Nachzucht. Nicht im eigenen Betrieb eingesetzte Färsen werden verkauft. In Auswirkung der BSE-Krise (Kälber- AEP Elbe 1 - Seite 73 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes preise) werden gegenwärtig wieder im eigenen Betrieb Bullen gemästet. Die Milchquote be- trägt 488.000 kg (siehe Tabelle 36). Die Milchleistung beträgt 7.750 kg/Kuh im Durchschnitt des Betriebes. Diese Leistung liegt etwas über dem Durchschnitt aller landwirtschaftlichen Unternehmen des Landes Sachsen-Anhalt.

Tabelle 35: Tierbestände der Betriebe (durchschnittl. Bestände 2001 in Stück)

Tierart Betrieb 1 Betrieb 2 Betrieb 3 Mutterkuhhalter Milchkuhhalter Ökobetrieb Milchkühe 70 Mutterkühe 120 80 Färsen )* 24 Mastrinder 100 22 30 Jungrinder 60 30 Kälber 105 36 70 sonst. Bestand in GVE )** 4 - 2 )* Färsen der Mutterkuhhalter in Quote enthalten, daher nicht extra ausgewiesen )** sonst. GVE in der Hauptsache Pferde Das dritte ausgewählte landwirtschaftliche Unternehmen ist ein ökologisch wirtschaftender Landwirt im Haupterwerb. Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen Mutterkuhhalter, wel- cher jedoch noch Feldbau betreibt. Die ökologisch erzeugten Produkte werden auch fast ausschließlich als solche vermarktet, so dass deutlich höhere Einnahmen als bei konventio- nell erzeugten Produkten erreicht werden.

Tabelle 36: Leistungen der Tierbestände 2001

ME Betrieb 1 Betrieb 2 Betrieb 3 Mutterkuhhalter Milchkuhhalter Ökobetrieb Milchquote Kilogramm 488.000 Milchleistung Kg / Kuh 7.750 Färsenverkauf Stück 7 Verkauf Absetzer Stück 30 Verkauf Mastrinder Stück 100 22 30

Alle Betriebe haben die Wiedereinrichtungsförderung in Anspruch genommen und in ihre Produktionsstätten erheblich investiert. So baute der Betrieb 2 Mitte der 90er Jahre einen neuen Milchviehstall und investierte in die Melktechnik. Der Betrieb 3 modernisierte die vor- handene Hofstelle und kaufte landwirtschaftliche Maschinen und Tierbestände zu. Das Verhältnis von Ertrag, Aufwand und Gewinn dieser drei landwirtschaftlichen Unterneh- men ist in Tabelle 37 dargestellt. Für den Mutterkuhhalter und den Milchviehbetrieb sind die Jahresabschlüsse 2000/01 zugrunde gelegt. Dieser Abschluss lag zum Zeitpunkt der Erar- beitung für den Ökobetrieb noch nicht vor, daher wurde hier der Abschluss 1999/00 verwen- det. Alle finanziellen Kennziffern wurden unverändert aus den Jahresabschlüssen übernom- men und entsprechend der Währungsumstellung in Euro umgerechnet. AEP Elbe 1 - Seite 74 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Bei den finanziellen Erträgen wird deutlich, dass der Feldbau nur im engen Zusammenhang mit der Viehwirtschaft betrachtet werden kann. Die Erträge aus der Tierproduktion bilden für den Milchviehhalter die Haupteinnahmequelle seines Betriebes. Der Mutterkuhhalter und der Ökobetrieb beziehen einen bedeutenden Teil der Einnahmen aus Zulagen und Zuschüssen, bei konventioneller Bewirtschaftung insbesondere aus Entschädigungszahlungen für Er- tragsausfälle und Qualitätsminderungen durch Bewirtschaftungsbeschränkungen im NSG. Die Ausgaben werden in allen drei Betrieben wesentlich von den Fest- und Gemeinkosten geprägt. Hier sind es vor allem Löhne, Abschreibungen, die Unterhaltung von Gebäuden und Maschinen sowie Pachten und Zinsen welche die Kostenstruktur beeinflussen.

Tabelle 37: Ertrag, Aufwand und Gewinn – Ist-Zustand (Angaben in €)

Betrieb 1 Betrieb 2 Betrieb 3 Mutterkuhhalter Milchkuhhalter Ökobetrieb Erträge Pflanzenbau 0,00 3.349,46 752,23 Erträge Tierproduktion 71.921,01 177.782,82 22.675,79 Zulagen, Zuschüsse 90.538,50 70.351,77 41.373,87 dar. Agrar – Umweltprogramme 54.853,19 39.614,62 14.788,79 sonst. Einnahmen 24.719,33 28.668,41 1.318,62 Einnahmen gesamt: 187.178,83 280.152,46 66.120,51 var. Kosten Pflanzenbau 489,34 12.872,83 1.153,22 var. Kosten Tierproduktion 13.384,34 50.742,83 9.879,54 sonst. Materialaufwand 15.978,73 31.416,08 6.549,17 var. Kosten gesamt: 29.852,41 95.031,74 17.581,94 Löhne und Sozialabgaben 40.359,47 34.337,39 3.963,94 Abschreibungen 39.946,80 49.000,83 5.706,56 Unterhaltung 23.749,65 13.140,60 5.125,03 Betriebsversicherungen 4.565,59 6.662,49 1.325,42 Pachten, Mieten 11.600,05 12.270,19 6.153,52 Grundabgaben 1.269,74 1.805,36 548,07 Grundsteuer 1.740,03 810,09 517,84 Zinsen 14.445,18 11.203,65 2.963,56 sonst. Betriebsausgaben 19.772,33 12.684,45 6.156,08 Fest- und Gemeinkosten: 157.448,83 141.915,02 32.460,02 Aufwand gesamt: 187.301,24 236.946,76 50.041,96

Gewinn: - 122,40 43.205,70 16.078,55

Der Gewinn des Betriebes 1 ist im Wirtschaftsjahr 2000/01 negativ. Eine der Ursachen hier- für ist in den erheblichen Preiseinbrüchen für Rindfleisch als Folge der BSE-Krise zu suchen. Weitere Ursachen werden unten (Vergleich der Betriebsergebnisse 1997/98 und 2000/01) diskutiert. Der Betrieb 2 konnte mit ca. 43.000,- Euro noch einen ansehnlichen Gewinn erwirtschaften. Hierbei ist die positive Entwicklung der Milchpreise im vergangenen Wirtschaftsjahr zu be- AEP Elbe 1 - Seite 75 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes achten. Diese konnte den Einbruch bei Rindfleisch (Schlachtkühe, Kälber) weitgehend kom- pensieren. Der Betrieb 3 erreichte nur einen Gewinn von ca. 16.000,- Euro. Dies ist unter Beachtung notwendiger Tilgungsleistungen für eine stabile Betriebsentwicklung nicht ausreichend, zu- mal die BSE-Krise für Ökobetriebe eigentlich positive Auswirkungen haben sollte. Hier sind bereits die Einbußen in der Ökoförderung bemerkbar. Dies wird unten näher ausgeführt. In der Tabelle 38 ist die Abhängigkeit des Betriebsertrages von Zulagen und Zuschüssen dargestellt. Zulagen und Zuschüsse setzen sich aus Förderungen für die Tierhaltung (z. B. Mutterkuhprämie, Schlachtprämie usw.), Flächenprämien für den Marktfruchtbau, Förderun- gen aus Agrar-Umwelt-Programmen für Grünland und Ackerland einschließlich ökologischen Landbau sowie Zinszuschüssen aus Investitionsförderprogrammen zusammen. Alle dargestellten Betriebe sind von Zulagen und Zuschüssen abhängig, worunter auch die Ertragsausfallentschädigung in NSG fällt. Ohne Zulagen und Zuschüsse könnte keines der dargestellten Unternehmen ein positives Betriebsergebnis erreichen. Es wird jedoch auch deutlich, dass diese Abhängigkeit je nach Betriebstyp unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Der Milchviehhalter könnte auch ohne die Inanspruchnahme der Agrar-Umwelt-Programme noch einen Gewinn erwirtschaften (siehe Tabelle 37). Dieser Gewinn würde allerdings nicht mehr ausreichen um Tilgungen und Privatentnahmen abzudecken. Der konventionelle Mutterkuhhalter realisiert bereits die Hälfte seiner Einnahmen aus Zula- gen und Zuschüssen, einschließlich Ertragsausfallentschädigung. Der Ökobetrieb ist noch stärker von dieser Einnahmequelle abhängig. An dieser Stelle muss hinzugefügt werden, dass diese Fördermittel zu erheblichen Teilen keine Subventionen im klassischen Sinne darstellen. Insbesondere Flächenprämien gleichen Bewirtschaftungsnachteile auf der Grundlage von EU-Standards (z. B. Pflanzenschutzvor- schriften) oder Pflichtbeiträge und -abgaben (z. B. Berufsgenossenschaft, Grundsteuer) aus, mit welchen Konkurrenten auf dem Weltmarkt kaum belastet sind.

Tabelle 38: Abhängigkeit des Ertrages von Zulagen und Zuschüssen (Angaben in %)

ME: [%] Betrieb 1 Betrieb 2 Betrieb 3 Mutterkuhhalter Milchkuhhalter Ökobetrieb Erträge Pflanzenbau 0,0 1,2 1,1 Erträge Tierproduktion 38,4 63,5 34,3 Zulagen, Zuschüsse 48,4 25,1 62,6 dar. Agrar – Umweltprogramme 29,3 14,1 22,4 sonst. Einnahmen 13,2 10,2 2,0 Einnahmen gesamt: 100 100 100

Dies trifft in zunehmendem Maße auch auf Tierprämien zu. Somit beinhalten diese Positio- nen sowohl Ausgleichsleistungen für entstandene Wirtschaftsnachteile als auch echte Sub- ventionen. AEP Elbe 1 - Seite 76 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Für die Betrachtung der Betriebsentwicklung ist es im vorliegendem Fall von Vorteil, zurück- liegende Betriebsergebnisse mit den aktuellen Zahlen zu vergleichen. Den Betrieben ist spä- testens seit 1999 bekannt, dass in Naturschutzgebieten Wirtschaftsbeschränkungen zu er- heblichen finanziellen Einbußen führen können. Daher konnten in den zurückliegenden Jah- ren bereits eigene Strategien entwickelt werden, um diese Einbußen zu beschränken. Zur Feststellung möglicher Betriebsstrategien werden in Tabelle 39 die Einnahmen, Kosten und Ergebnisse der Jahre 1997/98 und 2000/01 verglichen. Hier lassen sich folgende Feststellungen treffen: Erstens lagen in allen drei Betrieben die Gewinne 1997/98 erheblich über den Gewinnen des aktuellen Jahres. Zweitens fällt auf, dass in den beiden konventionell wirtschaftenden Unternehmen die Ein- nahmen aus Umweltprogrammen 1997/98 niedriger lagen als heute. Dies hat zwei Ursa- chen. Der Mutterkuhhalter hat seine Grünlandfläche um 20 ha ausgedehnt. Er erreichte da- mit nicht nur eine erhöhte Auszahlung in den Programmen VNS und MSL, sondern konnte gleichzeitig die sich stärker bemerkbar machenden Ertragsausfälle auf dem extensiv bewirt- schafteten Grünland ausgleichen. Dies führte zu einer Stabilisierung des Tierbestandes und verbesserte auch die Möglichkeiten zur Erhöhung der Einnahmen. Als problematisch erwies sich jedoch die BSE-Krise und ihre Folgen für den Rindfleischpreis. Im Zuge dieser Ausfälle und der zu erwartenden Einnahmerückgänge aus VNS und MSL musste eine Arbeitskraft entlassen werden. Der Betrieb 2 konnte ebenfalls seine Einnahmen aus Agrar-Umwelt-Programmen erhöhen, obwohl sich die landwirtschaftliche Fläche kaum veränderte. Dafür wurde die extensiv ge- nutzte Fläche erweitert. Milchviehbetriebe sind normalerweise bestrebt, die Weideflächen für Milchkühe intensiv zu bewirtschaften. Daher werden Maßnahmen im VNS häufig nur auf Flächen zur Jungviehbeweidung beantragt.

Tabelle 39: Vergleich der Betriebsergebnisse 1997/98 und 2000/01)*

ME: [EUR] Betrieb 1 Betrieb 2 Betrieb 3 Mutterkuhhalter Milchkuhhalter Ökobetrieb Einnahmen 1997/98 188.000,49 308.941,55 93.605,43 dar. Umweltprogramme 1997/98 31.736,96 23.432,11 30.468,55 Kosten 1997/98 148.201,04 255.255,45 56.281,89 Gewinn 1997/98 39.799,45 53.686,11 37.323,54 Einnahmen 2000/01 187.178,83 280.152,46 66.120,51 dar. Umweltprogramme 2000/01 54.853,19 39.614,62 14.788,79 Kosten 2000/01 187.301,24 236.946,76 50.041,96 Gewinn 2000/01 - 122,40 43.205,70 16.078,55 Gewinnentw. absolut - 39.921,85 - 10.480,41 - 21.244,99 Gewinnentw. in % 97/98=100 k.A. 80,5 43,1 )* Betrieb 3 1999/00, da der neue Abschluss zum Zeitpunkt der Erarbeitung noch nicht vorlag

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Im Zuge der zu erwartenden Einbußen im Rahmen des Erschwernisausgleichs wurden nun alle Möglichkeiten ausgeschöpft, bestehende Fördermöglichkeiten zu nutzen. Der Betrieb 3 hatte dies bereits im Ausgangsjahr 1997/98 getan. Daher traf der Wegfall der Förderung des ökologischen Landbaus diesen Landwirt besonders hart. Dies konnte betrieblich nicht kom- pensiert werden. Zusammenfassend ist zu erkennen, dass bisherige Betriebsstrategien zur Minderung zu er- wartender Verluste vor allem in einer Flächenerweiterung und in einer vollen Ausschöpfung der vorhandenen Förderinstrumentarien bestanden. Dies führte zu Teilerfolgen, wurde je- doch durch unvorhersehbare Entwicklungen (BSE) nicht ergebniswirksam.

2.2.2.3 Ermittlung der einzelbetrieblichen Einkommensverluste In Tabelle 40 sind die gegenwärtig in den Naturschutzgebieten bewirtschafteten Flächen ausgewiesen. Gleichzeitig ist dargestellt, welche Flächenanteile nach LwNVO noch im Rah- men der Förderprogramme VNS und MSL bewirtschaftet werden können, für welche Flächen Erschwernisausgleich gezahlt wird und wo kein Ausgleich erfolgt. Alle drei Landwirte sind bereits von finanziellen Einschränkungen betroffen, jedoch in unter- schiedlicher Schärfe. Der Milchviehbetrieb hat gegenwärtig noch die geringsten Belastungen zu tragen. Er wird mit dem Problem der verringerten Zahlungen aus dem Erschwernisaus- gleich erst in den Folgejahren stärker konfrontiert werden. Gegenwärtig sind davon nur 25,41 ha Grünland und das anteilig im Naturschutzgebiet liegende Ackerland von 7,91 ha betrof- fen.

Tabelle 40: Flächen im Naturschutzgebiet 2001

ME Betrieb 1 Betrieb 2 Betrieb 3 Mutterkuhhalter Milchkuhhalter Ökobetrieb Ackerland ha 0,00 7,91 0,00 Grünland ha 166,00 120,00 92,50 Fläche gesamt ha 166,00 127,91 92,50 Anteil an der Betriebsfläche % 79,90 63,80 71,50 befristet förderf. VNS / MSL ha 92,98 94,59 24,00 Erschwernisausgleich ha 73,02 33,32 0,00 NSG ohne Ausgleich ha 0,00 0,00 68,50

Der Betrieb 1 erhält bereits für 40 % seiner Flächen im Naturschutzgebiet keine Förderung nach VNS bzw. MSL. Für die betroffenen Flurstücke wird jedoch ein Erschwernisausgleich gewährt. Der ökologisch wirtschaftende Betrieb hat über 70 % seiner Betriebsfläche im Naturschutz- gebiet. Er erhält keinen Erschwernisausgleich, da durch seine ökologische Wirtschaftsweise die erforderlichen Nutzungsbeschränkungen zwingend vorgeschrieben sind. In allen Richtlinien zur Förderung einer umweltverträglichen bzw. ökologischen Landwirt- schaft ist die Freiwilligkeit der durchzuführenden Maßnahmen zwingend. Im vorliegenden AEP Elbe 1 - Seite 78 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Fall reicht der Zeitraum der neu zu beantragenden Fläche über den 30.06.2005 hinaus. Zu diesem Zeitpunkt erlischt die zeitlich begrenzte Aufhebung von Bewirtschaftungsrichtlinien im Naturschutzgebiet gemäß LwNVO. Andererseits wird kein Erschwernisausgleich gewährt, weil durch den ökologischen Landbau bereits Verpflichtungen hinsichtlich der Bewirtschaftung eingegangen wurden. Auf Grund dieser Verpflichtungen liegen für ökologisch wirtschaftende Betriebe in den Naturschutzge- bieten in der Regel keine entschädigungspflichtigen Erschwernisse vor. Somit wurden dem Betrieb für die betroffenen Flächen weder Förderungen noch Ausgleichszahlungen gewährt. Im Jahr 2005 läuft die Sonderregelung der LwNVO für alle Flächen aus (siehe Tabelle 41).

Tabelle 41: Flächen im Naturschutzgebiet 2005

ME Betrieb 1 Betrieb 2 Betrieb 3 Mutterkuhhalter Milchkuhhalter Ökobetrieb Ackerland ha 0,00 7,91 0,00 Grünland ha 166,00 120,00 123,00 Fläche gesamt ha 166,00 127,91 123,00 Anteil an der Betriebsfläche % 79,90 63,80 76,90 Befristet förderf. VNS / MSL ha 0,00 0,00 0,00 Erschwernisausgleich ha 166,00 127,00 0,00 NSG ohne Ausgleich ha 0,00 0,00 123,00

Somit sind alle drei Landwirte gleichermaßen von der Nichtförderfähigkeit für Ackerland und Grünland im Naturschutzgebiet gemäß der Richtlinien VNS und MSL betroffen. Die beiden konventionell wirtschaftenden Betriebe erhalten für ihre Fläche einen Erschwernisausgleich. Die Wirkungsweise des Erschwernisausgleiches für Ackerland und Grünland ist unterschied- lich zu beurteilen. In beiden Fällen wird ein Ausgleich für Nutzungseinschränkungen gewährt. Da Ackerland intensiv bewirtschaftet wird, ist hier von dem auf den jeweiligen Standort mög- lichen Ertrag und dem Deckungsbeitrag der jeweiligen Fruchtart auszugehen. Somit bewegt sich der Ausgleich in der Nähe des tatsächlichen Deckungsbeitragsausfalls. Für Grünland werden eine Reihe von Annahmen unterstellt, die sich sowohl auf die Ertrags- fähigkeit als auch auf die jeweilige Wirtschaftsweise des Betriebes beziehen (z. B. Milch- viehhaltung - intensiv, Mutterkuhhaltung - extensiv). Diese Annahmen berücksichtigen nicht, dass die extensive Wirtschaftsweise auf dem Grünland in der Regel nur deshalb aufgenom- men wurde, weil hierfür Fördermöglichkeiten bestanden. Intensiv wirtschaftende Betriebe erhalten auf dem Grünland einen deutlich höheren Erschwernisausgleich. In allen Fällen liegt dieser Ausgleich deutlich unter der geförderten Grünlandnutzung außerhalb von Natur- schutzgebieten. In der Praxis kommt es zu folgender Situation: · auf Ackerland wird auf Grund der Wirtschaftseinschränkungen ein veränderter und in der Summe geringerer Aufwand betrieben, die Erträge sinken, die daraus entstehenden Aus- fälle werden über den Erschwernisausgleich weitgehend ausgeglichen. AEP Elbe 1 - Seite 79 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

· auf dem Grünland wird die Wirtschaftsweise nicht verändert, aus den freiwilligen Extensi- vierungsmaßnahmen werden jetzt verordnete Einschränkungen. Dafür wird abhängig vom Betriebstyp weniger Geld ausgereicht. Somit sind die tatsächlichen Veränderungen für die Landwirte auf Grünland rein finanzieller Natur. Dies wird in Tabelle 42 deutlich.

Tabelle 42: Berechnung des Gewinnausfalls 2005

Betrieb 1 Betrieb 2 Betrieb 3 Mutterkuhhalter Milchkuhhalter Ökobetrieb Grünland innerh. NSG ha 166,00 120,00 123,00 Erschwernisausgleich EUR/ha 102,00 155,00 0,00 EUR ges. 16.932,00 18.600,00 0,00 Ackerland innerh. NSG ha 0,00 7,91 0,00 Erschwernisausgleich EUR/ha - 199,00 - EUR ges - 1.574,05 - Grünland außerh. NSG ha 38,68 23,60 12,00 Förderung VNS / MSL EUR/ha 289,00 201,00 289,00 EUR ges 11.178,52 4.743,60 3.468,00 Förderung 2005 gesamt EUR 28.110,52 24.917,65 3.468,00 err. Gewinn 2005 EUR -26.865,07 28.508,73 4.757,76 Förderung 2001 gesamt EUR 54.853,19 39.614,62 14.788,79 Gewinn 2001 EUR -122,40 43.205,70 16.078,55 Differenz EUR -26.742,67 -14.696,97 -11.320,79 Gewinnentw. in % 2001=100 - 66,00 29,60

Die zur Berechnung des Gewinnausfalls für das Jahr 2005 angesetzten Summen für den Erschwernisausgleich ergeben sich aus den bisherigen gewährten Mitteln. Der Betrieb 2 erhält ca. das 1,5fache des Ausgleichs des konventionell wirtschaftenden Mutterkuhhalters. Dies liegt darin begründet, dass unterstellt wird, der Milchviehbetrieb müsse sein Grünland intensiver nutzen. Trotzdem liegt die auszuzahlende Summe deutlich unter der Förderung im VNS (z. B. Mähweide, Nutzung ohne terminliche Einschränkung, 256 Euro je ha). Der ökologisch wirtschaftende Betrieb erhält überhaupt keine Förderung. Somit sind die Auswirkungen auf den Gewinn der Betriebe sehr unterschiedlich. Der Milchviehhalter kann noch einen Gewinn erwirtschaften. Er liegt jedoch nur noch bei 66 % des Gewinns von 2001 und bei ca. 50 % des Gewinns von 1998. Unter Berücksichtigung der notwendigen Tilgungen aus durchgeführten Investitionen ist das Familieneinkommen schon knapp bemessen. Der Ökobetrieb erreicht unter diesen Bedingungen einen errechneten Gewinn von ca. 4.700,- Euro. Dies reicht bereits nicht mehr für die Tilgung von Verbindlichkeiten aus. Das Familieneinkommen ist nicht gesichert, die Reproduktion des eingesetzten Kapitals nicht mehr gegeben. Der konventionell wirtschaftende Mutterkuhhalter will durch Einsparung einer Arbeitskraft sein Betriebsergebnis verbessern. Dies ist im hier errechneten Gewinn (Verlust) nicht be- AEP Elbe 1 - Seite 80 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes rücksichtigt. Unter diesen Voraussetzungen würde der Gewinn im Bereich des Ökobetriebes liegen. Im Ergebnis der hier gemachten Untersuchungen sind folgende Feststellungen zu treffen: 1. Der Milchviehbetrieb wird in seinen Entwicklungsmöglichkeiten stark eingeschränkt. Sei- ne Gewinnerwartung liegt unter der vergleichbarer Betriebe außerhalb von Naturschutz- gebieten. 2. Der konventionell wirtschaftende Mutterkuhhalter und der Ökobetrieb sind akut in ihrer Existenz bedroht. Da in der gegenwärtigen Wirtschaftsweise der Rahmen für Einsparun- gen eng begrenzt ist, gibt es nur die Möglichkeiten die Wirtschaftsweise völlig umzustel- len oder den Betrieb aufzugeben. 3. Die gegenwärtige Handhabung des Erschwernisausgleichs schadet allen in Naturschutz- gebieten wirtschaftenden Unternehmen mit Grünland, extensiv bzw. ökologisch wirtschaf- tende Betriebe werden jedoch stärker in ihrer Existenz gefährdet als intensiv wirtschaf- tende. Dieses Ergebnis ist mit naturschutzfachlichen Zielen unvereinbar.

2.2.2.4 Diskussion der Untersuchungsergebnisse Die Erschwernisausgleichsverordnung ist bei den Landwirten sehr umstritten. Insbesondere die Grünland bewirtschaftenden Betriebe sehen in der Verordnung eine klare Benachteili- gung gegen über den außerhalb der betroffenen Flächen wirtschaftenden Landwirten. Bei der Befragung betroffener Landwirte wurden folgende Punkte besonders kritisiert: · der Erschwernisausgleich für Grünland ist generell zu gering bemessen, es entstehen erhebliche finanzielle Nachteile gegenüber Betrieben auf Grünland außerhalb von Natur- schutzgebieten, · die Art der Ermittlung ist für den einzelnen Landwirt kaum nachvollziehbar, die Bewertung des Ausgangsertrages stimmt mit den Erfahrungen der Landwirte häufig nicht überein; Veränderungen, die z. B. aus der freiwilligen Bewirtschaftung in VNS oder MSL resultie- ren, werden als gegeben angesetzt, somit die tatsächlichen Möglichkeiten des Standor- tes zu niedrig bewertet, · die Auflagengruppen für Grünland im Ermittlungsbogen Erschwernisausgleich stimmen zum Teil nicht mit den in der entsprechenden Schutzgebietsverordnung untersagten Handlungen überein, mit dem Ergebnis, dass einzelne Nachteile nicht ausgeglichen wer- den (z. B. sind im Ermittlungsbogen die Kategorien „Düngung und Pflanzenschutz verbo- ten“ sowie „Düngung und Pflanzenschutz eingeschränkt“ enthalten, im Naturschutzgebiet „Elbaue Beuster – Wahrenberg“ ist jedoch die Düngung eingeschränkt erlaubt, der Ein- satz von Pflanzenschutzmitteln jedoch generell verboten – der Landwirt bekommt einen Erschwernisausgleich vergütet, bei welchem der Pflanzenschutz eingeschränkt erlaubt wäre), · der fortschreitende Ertragsrückgang auf Grünland mit Bewirtschaftungsauflagen wird finanziell nicht berücksichtigt.

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Diese Kritikpunkte wurden durch die hier durchgeführte Analyse der Betroffenheit dreier Be- triebe weitgehend bestätigt. Das wesentliche Problem in der Handhabung des Erschwernis- ausgleichs auf Grünland besteht darin, daß davon ausgegangen wird, das eine Gewinner- wirtschaftung für den Landwirt ohne die Fördergelder von VNS und MSL möglich wäre. Dies ist jedoch nicht der Fall. Auf Ackerland werden Flächenprämien gewährt. Auf Grünland sind die oben genannten Förderungen in ihrer Wirkung ähnlich zu bewerten. Ohne diese Förde- rungen können Mutterkuhhalter, Schäfer und Ökobetriebe auf Grünland nicht rentabel wirt- schaften. Wenn die landwirtschaftliche Nutzung in Naturschutzgebieten erhalten werden soll, dann ist ein finanzieller Ausgleich notwendig, welcher die Wirtschaftlichkeit dieser extensiv ausgerichteten Bewirtschafter sichert. Der zweite Mangel des Erschwernisausgleichs ist darin zu sehen, dass der kontinuierliche Rückgang der Leistungsfähigkeit des extensiv zu nutzenden Grünlandes keine Berücksichti- gung findet. Zum Beispiel führt der konventionell wirtschaftende Mutterkuhhalter an, dass sich die Ertragssituation nach ca. 10 Jahren naturschutzgerechter Bewirtschaftung deutlich verschlechtert hat. Der Ertrag von 1 ha Grünland auf ehemals besonders ertragreichem Standort reicht heute nur noch für eine GV aus. Der Besatz von Gräsern und Kräutern mit geringem Futterwert ist auf dem Grünland deutlich angestiegen. Die Eindämmung dieses Besatzes erfordert verstärkte Pflegemaßnahmen. Durch starke Ausbreitung von Breitblättri- gem Ampfer, Diesteln und Brennesseln kommt es auf Teilflächen zum totalen Ertragsausfall. Zum Ausgleich der Ertragsverluste ist mittelfristig entweder eine Zupachtung von Flächen oder eine Verringerung des Viehbesatzes notwendig. Dies verursacht zusätzliche Kosten bzw. verringert die möglichen Erträge. Diese dynamische Entwicklung findet im statisch auf- gebauten Erschwernisausgleich keine Entsprechung. Das dritte Problem, die nicht immer vorhandene Übereinstimmung von Naturschutzauflagen und Auszahlungskriterien im Erschwernisausgleich, wurde bereits dargestellt. Die Erschwernisausgleichsverordnung in ihrer jetzigen Form ist somit kein geeignetes In- strument, um die Grünlandbewirtschaftung in Naturschutzgebieten zu sichern. Daraus ableitend sind die Fragen zu stellen, ob es betriebliche Alternativen in der Bewirt- schaftung gibt, sowie ob eine Grünlandpflege auch ohne Landwirtschaftbetriebe kostengüns- tig möglich ist. Ein Grünlandumbruch und die anschließende Produktion von Marktfrüchten ist in Natur- schutzgebieten verboten. Eine Aussiedlung eines einzelnen Landwirtes löst zwar das Prob- lem für diesen Betrieb, der Bewirtschaftungskonflikt bleibt jedoch erhalten. Die Zupachtung von Grünland gestaltet sich im AEP-Gebiet zwar zukünftig günstiger (siehe Berechnung des Biomassepotenzials), die ist aber in Nähe von Naturschutzgebieten nicht im selben Umfang zu erwarten, da uneingeschränkt förderfähige Flächen hier wesentlich stärker begehrt sind. Alternative Bewirtschaftungsformen auf dem Grünland mit höheren Erträgen gibt es großflä- chig nicht (Schafhaltung mit der selben bzw. schlechteren finanziellen Situation wie die Mut- terkuhhaltung, Pferdezucht meist unwirtschaftlich, Produktion von Heu bereits mehrfach über Landschaftspflegeverbände initiiert und an zu geringen Erlösen gescheitert). Die Haltung von Damwild ist auf Vordeichflächen problematisch (Zäune, Überflutung). Exoten, wie z. B. Strauße passen mit Sicherheit nicht ins Naturschutzgebiet. Für einen Einzelbetrieb ist even- AEP Elbe 1 - Seite 82 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes tuell eine Nischenproduktion mit Milchziegen oder Gänsen denkbar. Dies genügt jedoch nicht zur Lösung des Problems für alle betroffenen Unternehmen. Weitere Nischen sind die Direktvermarktung und touristische Angebote wie Urlaub auf dem Bauernhof. Die Region ist extrem bevölkerungsarm und einkommensschwach. Die touristi- sche Erschließung steckt noch in den Anfängen. Ein bereits bestehender Direktvermarkter im Untersuchungsgebiet traf die Aussage, dass er, sollte ein zweiter Landwirt in seiner Nähe mit ihm in Konkurrenz treten, seinen Betrieb schließen müsse. Dies zeigt, wie eng begrenzt die Möglichkeiten sind. Solche Nischen sollten von den Landwirten dort, wo sie sich anbieten genutzt werden, sie können aber nur einen geringen Beitrag zur Lösung des Gesamtprob- lems leisten. Die ökologische Landwirtschaft verbietet sich nach den getroffenen Feststellun- gen von selbst. Der Ökobetrieb müsste ab sofort konventionell wirtschaften, um Erschwer- nisausgleichszahlungen zu erlangen. Dies hat zur Folge, dass bisher ausgereichte Förde- rungen zurückzuzahlen sind und steht im Widerspruch zu den Belangen des Naturschutzes. Die einzige mögliche betriebliche Alternative ist die Erzeugung von Biomasse für Biogas bzw. die Verbrennung zur Energiegewinnung. Durch die mehrfachen Änderungen der förder- rechtlichen Bestimmungen ist allerdings eine klare Aussage zur Wirtschaftlichkeit derzeit schwierig. Weiterhin ist zu bemerken, dass eine Umstellung des Gesamtbetriebes auf eine solche alternative Bewirtschaftungsform mit rechtlichen Hindernissen aus der Investitionsför- derung verbunden ist. Die Betriebe haben im Rahmen von Investitionsförderprogrammen in Stallanlagen investiert, welche während des Förderzeitraumes zweckentsprechend zu nut- zen sind, sonst sind Fördermittel zurückzuzahlen. Die Rückzahlung erhaltener Fördermittel bei gleichzeitiger Neuinvestition ist aus Sicht der Wirtschaftlichkeit unrealistisch. Somit ver- bleibt den untersuchten Betrieben bestenfalls die Rolle als Rohstofflieferant für einen frem- den Investor. Damit wird deutlich, dass realistische betriebliche Alternativen gegenwärtig vorrangig nur zwischen der Betriebsaufgabe und dem Weiterwirtschaften in der Hoffnung auf eine den rea- len Verhältnissen angepasste Entlohnung der Pflegeleistung in den Naturschutzgebieten bestehen. In den Naturschutzgebieten sollen in der Regel die vorhandenen Grünlandflächen erhalten werden. Wenn die Landwirtschaft aus der ortsüblichen Bewirtschaftung heraus keine Gewin- ne erzielen kann, muss diese Leistung angemessen vergütet werden oder die Grünlandpfle- ge muss über gewerbliche Betriebe zu Lasten des Unterschutzstellenden für das Natur- schutzgebiet erfolgen. Hier erhebt sich die Frage, welche Art der Pflege kostengünstiger ist. In Tabelle 43 werden die Kosten für Erhaltung und Pflege von Extensivgrünland zwischen gewerblichen Pflegebetrieben und Landwirtschaftsbetrieben verglichen.

Tabelle 43: Kosten für die Erhaltung und Pflege von Extensivgrünland

Verfahren Aufwand DM/ha 1) relativ 1. Mahd durch gewerbliche Pflegebetriebe 2)3)4) - mit Abtransport/Kompostierung 1.200 - 1.400 100 - mit Abtransport/Energiegewinnung 5) 750 - 900 63 - ohne Abtransport/Breithäckseln 500 - 600 44 AEP Elbe 1 - Seite 83 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

2. Mahd durch Landwirtschaftsbetriebe 2)3) - mit Abtransport/Einstreu 480 - 580 41 - mit Abtransport/Energiegewinnung 5) 550 - 650 46 - ohne Abtransport/Breithäckseln 410 - 460 33 3. Hüteschafhaltung - bei 500 Mutterschafen je Schäfer und 0,4 GV/ha 375 6) 29 4. Mutterkuhhaltung - bei 180 Tieren je Halter; über 165 Weidetage, 0,8 GV/ha 275 6) 21

Quelle: Roth und Berger, Deutsche Landeskulturgesellschaft, Juni 1992 Legende: 1) Lohn und Lohnnebenkosten bei Punkt 1 und 2: 20 DM/Akh; Punkt 3: 60 TDM/Tierhalter und Jahr; Punkt 4: 70 TDM/Tierhalter und Jahr 2) Herstellungskosten + Zuschläge (Gemeinkosten, Wagnis, Gewinn) + MwSt 3) nur für maschinengängige Standorte 4) auf Magerrasen evtl. Mahd alle 2 Jahre, dann Halbierung der Preise 5) Heuverbrennung; abzüglich Erlöse aus Heuverkauf (80 DM/dt Trockenmasse) 6) nach Abzug der Erlöse aus dem Verkauf tierischer Produkte Auch wenn sich die Erlös- und Kostensituation in den letzten Jahren etwas verändert hat (z. B. Diesel, Maschinenkosten, gewerbliche Löhne, Erlöse für landwirtschaftliche Produkte), so ist die finanzielle Differenz zwischen Gewerbe und Landwirtschaft bei vergleichbaren Leistungen so hoch, dass einzelne Verschiebungen nicht zu einer Veränderung der Gesamt- aussage führen. In dieser Untersuchung wird nachgewiesen, dass eine landwirtschaftliche Pflege auf jeden Fall deutlich billiger ist als eine gewerbliche Pflege. Damit steht außer Frage, dass die Land- wirtschaftsbetriebe die Pflege des Grünlandes durchführen und dabei angemessen vergütet werden sollten. Nach Wertung aller Alternativen ist festzustellen, dass die Landwirtschaft die kostengünstigs- te Form der Grünlandbewirtschaftung darstellt. Sie kann nur über eine angemessene Entloh- nung auf Dauer gebunden werden. Ausgehend von der Betroffenheitsanalyse und den herausgearbeiteten Konfliktpotentialen wurden folgende Erkenntnisse gewonnen und werden nachfolgende Handlungsempfehlun- gen gegeben: · Gegenwärtig bestehen ungerechtfertigte Wettbewerbsnachteile für Landwirte in Natur- schutzgebieten, insbesondere auf Grünland wirtschaftende Betriebe haben starke finan- zielle Einbußen hinzunehmen. Landwirte mit einem hohen Grünlandanteil im Natur- schutzgebiet sind akut existenzgefährdet. · Der finanzielle Ausfall ist für extensiv und ökologisch wirtschaftende Betriebe deutlich höher als für intensiv wirtschaftende Landwirte. In diesen Unternehmen kann das einge- setzte Kapital häufig nicht mehr reproduziert werden, auch die Kreditwürdigkeit für Neu- investitionen sinkt dadurch erheblich. AEP Elbe 1 - Seite 84 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

· Dauerhafte Nachteile für Betriebe im Naturschutzgebiet werden wertbeeinflussend auf das betroffene Grünland wirken. Das Bodeneigentum unterliegt somit einem Wertverfall. · Durch betriebliche Veränderungen können zwar punktuell Lösungen gefunden werden, die zu einer Verringerung der Betroffenheit führen. Diese Nischen reichen jedoch bei wei- tem nicht aus, um das Problem für alle Betriebe zu lösen. · Ökobetrieben mit hohem Grünlandanteil in Naturschutzgebieten ist aus gegenwärtiger Sicht dringend zu empfehlen, zu einer konventionellen Wirtschaftsweise zurückzukehren. Dies widerspricht jedoch allen naturschutzfachlichen Überlegungen. · In bestehenden Naturschutzgebieten ist zu überlegen, wie den Landwirten ein Ausgleich in angemessener Höhe gegeben werden kann. Er sollte sich an den Zahlungen für VNS und MSL orientieren. Nur so ist die Landwirtschaft in diesen Gebieten dauerhaft zu si- chern. Dazu müsste die Erschwernisausgleichsverordnung zumindest im Grünlandbe- reich völlig neu gestaltet werden. · In zukünftig auszuweisenden Naturschutzgebieten sollte soweit wie möglich auf Nut- zungseinschränkungen für das Grünland verzichtet werden. Hier sind die Landwirte auf die bestehenden Förderrichtlinien VNS und MSL zu orientieren, um eine extensive und umweltschonende Bewirtschaftung zu gewährleisten. Grünland mit aus Sicht des Natur- schutzes notwendigen Nutzungseinschränkungen sollte Flurstücksgenau erfasst werden, so dass in neuen Naturschutzgebieten Einschränkungen in der Grünlandbewirtschaftung nur auf Teilschläge denkbar sind. Auf solchen Flächen sollte der Erschwernisausgleich ebenfalls in Höhe der Zahlungen für VNS und MSL liegen.

2.2.2.5 Biomassepotenzial des Grünlandes Die wirtschaftlich sinnvolle und umweltverträgliche Grünlandnutzung stellt eines der Konflikt- potenziale der Landwirtschaft im Untersuchungsraum der AEP dar. Neben den speziellen Problemen der Grünlandförderung in Naturschutzgebieten (siehe Betroffenheitsanalyse) ist die Feststellung des Biomassepotenzials des Grünlandes von erheblicher Bedeutung, da von Landwirten und Verbänden davon ausgegangen wird, dass Teile des Grünlandes gegenwär- tig nicht mehr voll genutzt werden. Die Kalkulation des zu erwartenden Ertrages und der Nutzungsintensität durch die unter- schiedlichen Betriebsformen, die Berechnung der Futterlieferung des Grünlands an Hand von Normativen, der Vergleich des tatsächlichen Futterbedarfs der Tierbestände zur vorhan- denen Futterfläche ist notwendig für die Entwicklung zukünftiger Nutzungsstrategien. Durch den erheblichen Rückgang der Tierbestände im Zuge der Umstrukturierung der Land- wirtschaft und den damit verbundenen Grünlandüberschuss waren die Voraussetzungen für die Änderung der Bewirtschaftungsformen hin zu extensiven Nutzungsmethoden gegeben. Der Bestandsrückgang führte kurzfristig zum Brachfallen von Grünland, durch finanzielle Nutzungsanreize (Richtlinien zur Förderung einer markt- und standortangepassten Landbe- wirtschaftung - MSL, Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Maßnahmen der naturschutzgerechten Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen und zur Pflege der Landschaft in Sachsen – Anhalt - Richtlinie Vertragsnaturschutz - VNS) wurde AEP Elbe 1 - Seite 85 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes jedoch schnell wieder eine Nutzung des Grünlandes gesichert. Der Aufbau von Mutterkuh- und Schafbeständen, sowie die verstärkte Zuführung von Milchquote in die Altmark konnte den radikalen Bestandsabbau teilweise kompensieren. Im Laufe der Entwicklung der letzten Jahre wurde der Ausbau der Mutterkuhhaltung durch die Einführung von Prämienrechten gestoppt. Die Schafhaltung ist auf Grund der schlechten wirtschaftlichen Lage vieler Schäfer rückläufig. Im Milchviehbereich steigen die Leistungen je Tier. Dies wirkt sich für Extensivgrünland gleich mehrfach negativ aus. Erstens sinken bei gleichbleibender Milchquote die Tierbestän- de, zweitens gewinnen energiereichere Grundfutterarten (Silomais) weiter an Bedeutung, drittens ist die intensive Bewirtschaftung von Grünland in Stallnähe aus Sicht der Milchwirt- schaft günstiger als extensive Verfahren (Futterqualität, Wegezeiten, Organisationsproble- me). Weiterhin ist bei einem sinkenden Milchkuhbestand der Rückgang von weiblichen Jung- rindern die logische Folge. Der Milchkuhbestand stellt 49,5 % des Gesamtbestandes an RGV im Untersuchungsgebiet, zusammen mit der weiblichen Nachzucht werden sogar 30.489,6 RGV erreicht, dies sind 82,9 % des Gesamtbestandes von 36.793,1 RGV. Somit sind bei Veränderungen in Bestand oder Haltungsform auch die deutlichsten Auswirkungen zu erwarten. Die Veränderungen im Bestand sind nach außen zunächst kaum sichtbar, sie wirken sich positiv auf das Betriebs- ergebnis aus und sind damit auch nicht Gegenstand der Diskussion der Landwirte. Spürbar werden diese Bestandsrückgänge erst über die mangelnde Auslastung der Grünlandfläche. Zur Berechnung der gegenwärtigen Auslastung des Grünlandes ist der Gesamtbestand der Rauhfutterfresser einbezogen. Alle Normativwerte für die anschließende Berechnung sind der KTBL – Datensammlung Betriebsplanung 1995/96 entnommen. Die Ausgangswerte zu Tierbeständen, Ackerfutter und Grünland sind im Kapitel 1.1 dargestellt. Tabelle 44 weist die Normativwerte des Futterbedarfs für die zu berechneten Tierarten aus. Diese Normativwerte beziehen sich auf bestimmte Haltungsabschnitte, die im Einzelfall vom Durchschnittsbestand innerhalb eines Jahres abweichen können (siehe Spalte 6, Bemerkun- gen). Weiterhin wird bei Mutterkühen und Schafen die Nachzucht dem Muttertier zugeordnet.

Tabelle 44: Grundfutterbedarf je Tier nach Tierarten

Tierart Einheit Gesamtfutter Grundfutter Grundfutter in Bemerkungen kStE Milchkuh MJNEL 38.645 24.370 2.278 7.500 L. Milch, 3.000 L. aus Grundf. Aufzuchtfärse MJNEL 30.220 28.335 2.647 5.-30. Monat Mastrind kStE 2.330 2.020 2.020 5.-23. Monat Mutterkuh kStE 3.000 2.845 2.845 mit 1 Kalb Mutterschaf kStE 257 237 237 mit 1,25 Lämmern

Der Grundfutterbedarf ist in Kilo - Stärkeeinheiten (kStE) berechnet, um eine einheitliche Ausgangsbasis zu haben. Die Netto – Energie – Laktation (MJNEL) für Milchkühe und weib- liche Jungrinder wurde entsprechend umgerechnet (Spalte 5). AEP Elbe 1 - Seite 86 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Ausgehend von diesen Werten erfolgte die Zuordnung der Tierbestände. Hierzu sind die Jahresdurchschnittsbestände entsprechend den Anforderungen der Normativwerte umge- rechnet ( siehe Tabelle 45, Spalte 2 und Legende).

Tabelle 45: Grundfutterbedarf der im Untersuchungsgebiet gehaltenen Tiere

Tierart ME Anzahl Grundfutter / Tier in kStE Grundfutter ges. in kStE Milchkuh Stück 18.206 2.278 41.473.268 Aufzuchtfärse E1 7.689 2.647 20.352.783 Mastrind E2 1.557 2.020 3.145.140 Mutterkuh Stück 3.432 2.845 9.764.040 Mutterschaf Stück 2.856 237 676.872 sonst. Rauhf.)* GVE 616 2.000 1.232.000 gesamt: 76.644.103

E1 aufgezogene Färse pro Jahr, errechnet aus Haltungszeitraum 5.-30. Monat (nach KTBL); dies entspricht 2,2 Tieren des Jahresbestandes vom Kalb bis zur tragenden Färse E2 Mastrind pro Jahr, Haltungszeitraum 5.-23. Monat (nach KTBL); dies entspricht 1,6 Tieren des Jahresbestandes )* Damwild, Pferde, Ziegen – berechnet nach GVE Im Ergebnis der Berechnungen wird deutlich, dass der Milchkuhbestand 54,1 % des Grund- futters verbraucht, die weiblichen Jungrinder liegen mit 26,6 % an zweiter Stelle. Mutterkühe und Mastrinder verbrauchen zusammen etwa ein Sechstel des benötigten Grundfutters. Schafe, Pferde und andere Rauhfutterfresser benötigen zusammen nur 2,5 % des Futters. Das Grundfutter für die oben aufgeführten Tierbestände setzt sich zusammen aus Ackerfut- ter, welches hauptsächlich siliert wird und Futter vom Grünland als Frischfutter (Weide) bzw. Heu oder Silage. Den Hauptanteil am Ackerfutter hat der Silomais. Dieser wird vorrangig in der Milchviehwirtschaft eingesetzt. Der Futterwert ist in der Tabelle 46 dargestellt.

Tabelle 46: Futterlieferung von Ackerfutter

Futterart Ertrag dt/ha Anbau in ha KStE / ha kStE gesamt Silomais 400 6.266 5.760 36.092.160 Gras / Kleegras 300 761 2.625 1.997.625 sonst. A.futter 300 133 2.250 299.250 gesamt: 7.160 38.389.035

Für das Grünland sind, je nach Intensität der Bewirtschaftung die Futterwerte differenziert anzusetzen. Eine Aussage über die Nutzungsintensität lässt sich nur im ursprünglichen AEP - Gebiet treffen, da hier Angaben über die Nutzung von Agrarumweltprogrammen vorliegen. Dabei ist zu beachten, dass alle nicht in diesen Programmen enthaltenen bzw. einer beson- deren Nutzungsformen (Dämme, Deiche, Futterflächen für Pferde und Damwild) unterliegen- den Flächen der Kategorie intensiv nutzbares Grünland zugeordnet sind. AEP Elbe 1 - Seite 87 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Die aus dem AEP - Gebiet (ohne Erweiterung vom Dezember 2001) bekannten Flächen wurden hinsichtlich ihres Anteils am gesamten Grünland gewichtet. Dieser prozentuale Anteil ist in der nachfolgenden Berechnung für den gesamten Untersuchungsraum unterstellt.

Tabelle 47: Nutzungsstruktur des Grünlandes im Untersuchungsraum der AEP unter Berücksichtigung der Agrar- Umweltprogramme (ohne Altmärkische Wische) Grünlandnutzung Fläche ha Anteil in % Grünland gesamt 21.565 dar. sonst. Grünland )* 175 Wiesen, Weiden, Mähweiden 21.390 100,0 sehr extensiv (VNS) 3.852 18,2 extensiv (MSL) 12.475 58,8 intensiv 4.865 23,0 )* Grünlandnutzung (Hutung, Fläche für Damwild; Pferde, Dämme; Deiche, sonst. Grünland In Tabelle 48 ist die Futterlieferung des Grünlandes berechnet. Hinsichtlich der Erträge von extensiv genutzten Flächen gibt es in der Literatur sehr unterschiedliche Angaben, welche von 100 dt/ha bis 220 dt/ha Originalsubstanz ausgehen. Da bei höheren Werten in der Regel von einer geringen Stickstoffdüngung ausgegangen wird, ist in der nachfolgenden Berech- nung für die Standorte welche im Förderprogramm MSL bewirtschaftet werden von 200 dt/ha Originalsubstanz ausgegangen. Für die im Rahmen des Vertragsnaturschutzes ohne zusätz- liche Düngung genutzten Standorte werden 150 dt/ha unterstellt.

Tabelle 48: Futterlieferung vom Grünland

Grünlandnutzung Ertrag dt/ha Fläche ha kStE / ha kStE gesamt sehr extensiv (VNS) 150 4.583 1.200 5.499.024 extensiv (MSL) 200 14.841 1.600 23.745.355 intensiv 300 5.788 2.400 13.890.319 sonst. Grünland )* 200 405 1.600 648.000 gesamt: 21.565 43.782.698 )* siehe Tabelle 8 – Grünlandnutzung (Hutung, Fläche für Damwild; Pferde, Dämme; Deiche, sonst. Grünland Da die intensive Nutzung nicht für alle in dieser Kategorie erfassten Flächen sicher nachzu- weisen ist, konnte hier nur von einem Ertrag von 300 dt/ha ausgegangen werden. Die Nut- zung der Flächen für Pferde und Damwild erfolgt in der Regel auch extensiv obwohl hierfür keine Förderung in Anspruch zu nehmen ist. Daher ist hier auch ein Ertrag von 200 dt/ha unterstellt. Die Zusammenfassung von Grundfutterbedarf und Grundfutterlieferung ist aus Tabelle 49 ersichtlich.

Tabelle 49: Grundfutterbilanz

ME Betrag Futterlieferung Ackerfutter kStE 38.389.035 Futterlieferung Grünland kStE 43.782.698 Futterlieferung gesamt kStE 82.171.733 Futterbedarf Grundfutter kStE 76.644.103 AEP Elbe 1 - Seite 88 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Überschuss Grundfutter kStE 5.527.630 Grünlandüberschuss ha 3.455 Grünlandüberschuss % 13,5 Nach der vorliegenden Berechnung besteht ein Grundfutterüberschuss von rund 5,5 Mio. kStE oder einer Grünlandfläche von 3.455 ha bei aus allen Grünlandarten gemitteltem Er- trag. Dies entspricht 13,5 % der im Untersuchungsgebiet vorhandenen Fläche. Dieser Flä- chenüberhang hat sich erst in den letzten Jahren aufgebaut. Er steht im engen Zusammen- hang mit der Milchleistung. Dies soll das nachfolgend angeführte Berechnungsbeispiel deut- lich machen. Der Bestand von 18.206 Milchkühen liefert jährlich (bei voller Auslastung der Milchquote) 130.877.442 Kilogramm Milch, dies entspricht 7.189 Kilogramm je Kuh (abgelieferte Menge). Unterstellt man die Beibehaltung der Höhe der Quote und die Steigerung der Leistung je Kuh um 500 Kilogramm (innerhalb von zwei bis drei Jahren realisierbar), so könnte der Bestand um 1.184 Tiere zurückgehen. Gleichzeitig wird bei Beibehaltung der Reproduktionsrate der Bestand weiblicher Jungrinder um 6,5 % zurückgehen, entsprechend um 500 Tiere im Hal- tungszeitraum (nach Tabelle 45). Aus dieser zu erwartenden Entwicklung lässt sich der Grünlandüberschuss, wie in Tabelle 50 dargestellt, berechnen.

Tabelle 50: Veränderungen in der Grünlandnutzung bei Erhöhung der Milchleistung des Milchkuhbestandes um 500 Kilogramm Reduzierung Tiere KStE je Einheit KStE gesamt Milchkuh 1184 Kühe 2.278 2.697.152 Aufzuchtfärse 500 Färsen )* 2.647 1.323.500 Einsparung gesamt 4.020.652 entspricht Grünland 2.030 1.981 ha entspricht Schafe 237 16.965 Stück )* aufgezogene Färse pro Jahr, errechnet aus Haltungszeitraum 5.-30. Monat (nach KTBL); dies ent- spricht 2,2 Tieren des Jahresbestandes vom Kalb bis zur tragenden Färse Aus einer durchschnittlichen Steigerung der Milchleistung von 500 Kilogramm pro Kuh und Jahr ist bei gleichzeitiger Beibehaltung des Ackerfutteranbaus die Freisetzung von fast 2.000 ha Grünland möglich. Dies wird in der Praxis nicht in diesem Umfang eintreffen, weil auch der Ackerfutterbau zurückgeht. Trotzdem ist davon auszugehen, dass die hauptsächliche Reduzierung auf dem Grünland stattfindet. Ohne neue wirtschaftlich sinnvolle Formen der Grünlandnutzung ist im Untersuchungsgebiet mittelfristig ein Rückzug der Landwirtschaft aus stallfernen, schwer nutzbaren oder unwirt- schaftlichen (NSG - Flächen, Erschwernisausgleich!) Grünlandstandorten zu erwarten, so- fern die betroffenen Landwirte Alternativstandorte finden. Der Rückzug aus diesen Standor- ten wird gegenwärtig durch die bereits genannten Förderprogramme verhindert, welche fi- nanziell gut ausgestattet sind. Dies könnte sich bei größeren finanziellen Einschnitten nach 2006 ändern. AEP Elbe 1 - Seite 89 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Dieser Rückzug aus der Fläche ist über Mutterkuhhaltung nicht zu kompensieren, da durch die Quotenregelung für die Mutterkuhprämie ein Bestandsausbau unwirtschaftlich ist. Andere Tierarten sichern den Landwirten kaum Gewinne (z. B. Pferde). Auch die Schafhaltung ist unter den derzeitigen Gegebenheiten zu wenig gewinnträchtig, um eine deutliche Ausdeh- nung erwarten zu können. Außerdem wird aus Tabelle 50 ersichtlich, dass sich die Schafhal- tung gegenüber dem heutigen Niveau vervierfachen müsste, um den Rückgang des Milch- und Jungviehbestandes zu kompensieren. Ausgehend von den in der Biomasseberechnung gewonnenen Erkenntnissen sind folgende Vorschläge zur Nutzung des Grünlandes zu machen: · Stabilisierung des Jungviehbestandes durch die Aufzucht von Färsen für Unternehmen auf reinen Ackerbaustandorten (Pensionsweidehaltung); · Stabilisierung und Ausbau des Schafbestandes durch die Förderung der Direktvermark- tung und die Bildung eines Erzeugerzusammenschlusses; · Nutzung der nicht durch landwirtschaftliche Tierhaltung zu verbrauchenden Biomasse über Biogasanlagen; · Einrichtung einer Flächenbörse zur Vermittlung von Grünland an Neueinrichter bzw. er- weiterungswillige Betriebe (z. B. Schafhaltung). Abschließend ist festzustellen, dass das Nutzungsproblem des Grünlandes nicht über eine Einzelmaßnahme möglich ist. Nur durch die Bündelung der genannten Alternativen unter Beibehaltung der bisherigen finanziellen Ausstattung vorhandener Fördermaßnahmen kann die Beibehaltung der flächendeckenden Nutzung auch zukünftig gesichert werden.

2.3 Leitbild Landwirtschaft Die in der AEP untersuchte Region der Elbtalaue, der Altmärkischen Wische und der Unte- ren Havelniederung ist ein vorrangig landwirtschaftlich geprägtes Gebiet. Die Landwirtschaft ist prägendes Element der Kulturlandschaft und leistet einen entscheidenden Beitrag zur Wertschöpfung in der Region. Im gesamten Untersuchungsraum ist eine landwirtschaftliche Bodennutzung durch standort- gerechte und nachhaltige Bewirtschaftungsformen zu sichern. Diese Form der Landwirt- schaft ist durch eine Flächennutzung zur Erzeugung von pflanzlichen und tierischen Produk- ten unter größtmöglicher Schonung und Schutz der natürlichen Ressourcen, wie Boden, Wasser, Arten- und Lebensraumvielfalt gekennzeichnet. Die Umsetzung dieser nachhaltigen Bewirtschaftungsformen wird gefördert durch die standortgerechte Anwendung von Förder- richtlinien im Rahmen der Agrar - Umwelt - Programme.

2.4 Leitlinien und Handlungsempfehlungen Das Leitbild sowie die Leitlinien und Handlungsempfehlungen wurden auf drei Veranstaltun- gen des Arbeitskreises Landwirtschaft mit Landwirten aus dem Biosphärenreservat, dem AEP Elbe 1 - Seite 90 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Bauernverband und anderen relevanten Institutionen diskutiert. Als Ergebnis liegen ein auf dem button up Prinzip entwickeltes Leitbild bzw. Leitlinien und Handlungsempfehlungen vor. Die Landwirtschaft im AEP-

Gebiet ist gekennzeichnet von wettbewerbsfähigen Größen und Produktionsstrukturen. Für den Bereich der Elbaue und der un- teren Havel ist ein hoher Grün- landanteil kennzeichnend, wel- cher besonders für eine extensi- ve und ökologisch ausgerichtete Tierhaltung geeignet ist. Andere Bereiche wie insbesondere die Altmärkische Wische stellen gute Ackerbaustandorte dar. Abbildung 6: Arbeitskreis Landwirtschaft in Da das Untersuchungsgebiet hinsichtlich seiner landwirtschaftlichen Nutzbarkeit heterogen zusammengesetzt ist, sollte die Intensität der Nutzung diesen natürlichen Voraussetzungen angepasst sein. Die intensive Flächennutzung im Rahmen der guten fachlichen Praxis bein- haltet eine ordnungsgemäße und standortangepasste Flächennutzung. Der Begriff der guten fachlichen Praxis ist nicht abschließend definiert und durch einen Handlungskatalog untersetzt. Durch das Bundesministerium sowie das Land Sachsen-Anhalt sind hierzu jedoch Leitlinien formuliert. Weitere Grundsätze sind Bestandteil gesetzlicher Regelungen, wie z. B. des Bundesbodenschutzgesetzes, des Pflanzenschutzgesetzes oder der Düngeverordnung. Die Ackerbaustandorte vorrangig westlich der Elbe in der Altmärkischen Wische sind Flä- chen mit einer höheren natürlichen Ertragsfähigkeit und sollten dementsprechend mit optimaler Intensität genutzt und als vorrangige Landwirtschaftsstandorte erhalten werden. Eine extensive Flächennutzung beinhaltet solche Maßnahmen wie die Reduzierung des Ein- satzes von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, den Anbau standortangepasster und meist weniger ertragreicher Kulturen und Sorten auf dem Ackerland, die Reduzierung von Dün- gung und den Verzicht auf Pflanzenschutzmaßnahmen auf dem Grünland, die Reduzierung des Viehbesatzes je Flächeneinheit und gegebenenfalls die Umwandlung von Ackerland in extensiv zu nutzendes Grünland. Bei Extensivierungsmaßnahmen auf dem Ackerland in Naturschutzgebieten, ist die vorrangi- ge Orientierung auf eine ökologische Landbewirtschaftung zu legen, bei der Extensivierung von Grünland sind alle Wirtschaftsformen, soweit diese einer Bewirtschaftung entsprechend der im konkreten Fall geforderten Kriterien entsprechen, einzubeziehen. Dabei müssen die gegenwärtig auf der Grundlage der Erschwernisausgleichsverordnung bestehenden Wett- bewerbsnachteile insbesondere für extensiv bzw. ökologisch wirtschaftende Betriebe besei- tigt werden. AEP Elbe 1 - Seite 91 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Für eine extensive Nutzung im Bereich des Ackerlandes sind vorrangig die ertragsschwa- chen Standorte an der Ostgrenze des Untersuchungsgebietes zum Land Brandenburg sowie punktuell Flächen im nordwestlichen Bereich an der Grenze zu Niedersachsen besonders prädestiniert. Die Grünlandnutzung wird bereits heute in weiten Bereichen extensiv durchge- führt. Wesentliche Grünlandstandorte für eine vorrangig extensive Nutzung befinden sich in vorhandenen Naturschutzgebieten, der zukünftigen Zone 2 des Biosphärenreservates sowie auf den Vordeichflächen von Elbe und Havel und deren Nebenflüssen. Eine nachhaltige Bewirtschaftung ist sowohl auf extensiv als auch auf intensiv genutzten Flächen möglich und schließt ökologische und gleichrangig ökonomische sowie soziale Ziel- stellungen ein. Alle Eingriffe mit Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion müssen so gestaltet sein, dass unternehmerische Freiräume erhalten bleiben, um einen Rückzug der Landwirtschaft aus der Fläche zu vermeiden. In die landwirtschaftliche Entwicklung sind so- wohl durch die Landwirte selbst als auch durch Fördermaßnahmen der öffentlichen Hand erhebliche finanzielle Mittel geflossen. Die im Rahmen dieser Investitionen geschaffenen Werte und die durch die Landwirte getätigten Flächenkäufe, die im Vertrauen auf eine konti- nuierliche Entwicklung der Rahmenbedingungen erfolgten, sind bei allen Eingriffen in die Landwirtschaft zu beachten und zu bewahren. Die Bewirtschaftung des Grünlandes stellt das zentrale Konfliktpotenzial im Untersuchungs- raum dar. Bei allen Maßnahmen auf dem Grünland ist zu berücksichtigen, dass die Tierbe- stände im Untersuchungsgebiet bereits Untergrenzen erreicht haben und eine weitere Redu- zierung auch zu ernsthaften Problemen bei der Erfüllung ökologischer Forderungen führt. Deshalb ist allen Maßnahmen zur Stabilisierung oder Erhöhung der Tierbestände auf dem Grünland besondere Beachtung zu schenken. Im Einzelnen werden vorgeschlagen: · Organisation und Förderung einer Pensionstierhaltung für Jungvieh (Angebot für milch- viehhaltende Betriebe aus Ackerbaustandorten wie der Magdeburger Börde, Förderung der Initiierung des Projektes und für die Betreibung in den Anfangsjahren); · Untersuchung der traditionellen Nutzungsformen des Grünlandes in der Elbaue (Boden- nutzung, Tierarten, Nutzungsziele), Ausloten der gegenwärtigen Nutzungs- und Vermark- tungschancen, Förderung von Pilotprojekten; · Sicherung bzw. Erweiterung des Tierbestandes von Schafen und Mutterkühen auf dem Grünland durch Verbesserung der Vermarktungsmöglichkeiten; · Der Nutzungstausch auf dem Grünland zwischen den Landwirten sollte im Interesse der beabsichtigten Schutzziele organisiert und finanziell gefördert werden (Zusammenlegung von besonders schützenswerten Flächen für extensiv bzw. ökologisch wirtschaftende Be- triebe sowie von intensiv nutzbaren Flächen vor allem für Milchviehhalter) · Im Rahmen des Modellcharakters des Biosphärenreservats wird eine Überprüfung der gegenwärtigen Förderbedingungen für das Grünland empfohlen, mit dem Ziel, durch eine für den Landwirt geeignetere Gestaltung die Attraktivität der Nutzung zu erhöhen (Förde- rung ist zwar finanziell attraktiv, aber in ihrer jetzigen Form wenig praxisorientiert - siehe zum Beispiel Vertragsnaturschutz: Splittung von einheitlich genutzten Flächen der Schaf- hutung nach Antragsjahren, Schutzzielen, Gemarkungsgrenzen, Wirtschaftswegen u.a.; AEP Elbe 1 - Seite 92 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

gegenwärtige Praxis führt häufig zu Rückforderungen finanzieller Mittel, ohne dass Schutzziele verletzt werden). · Als besonders problematisch hat sich die Handhabung der Erschwernisausgleichsver- ordnung auf dem Grünland erwiesen, welche zu erheblichen Wettbewerbsnachteilen für alle betroffenen Landwirte führt und in Einzelfällen bei extensiv und ökologisch wirtschaf- tenden Betrieben existenzgefährdend wirkt. Die Zahlungen im Rahmen dieser Verord- nung müssen mit bestehenden Förderungen im Rahmen der allgemein üblichen Grün- landbewirtschaftung vergleichbar sein, um die landwirtschaftliche Bewirtschaftung von Grünland in Naturschutzgebieten nachhaltig zu sichern. · Die Ausweisung neuer Naturschutzgebiete sollte nach Möglichkeit keine Nutzungsein- schränkungen für Landwirtschaft auf Grünland beinhalten (Ziel: Förderung der Grünland- bewirtschaftung über MSL und VNS sichern, damit Rückzug der Landwirtschaft aus sol- chen Flächen vermeiden). Dort wo Nutzungseinschränkungen aus naturschutzfachlicher Sicht unumgänglich sind, ist im Interesse einer weiteren Bewirtschaftung durch Landwirt- schaftsbetriebe in der Ausgleichszahlung (Erschwernisausgleich) ebenfalls auf den be- stehenden Förderrahmen VNS und MSL zu orientieren.

Der Zusammenhang zwischen Extensivierung und Reduzierung von Arbeitsplätzen ist bei jedem Eingriff in gewachsene landwirtschaftliche Strukturen zu beachten und flächenkonkret abzuwägen. Bei stärkerer Einschränkung der Wirtschaftlichkeit einzelner Betriebe durch Flä- chenentzug oder Bewirtschaftungseinschränkungen müssen reale Einkommensalternativen geboten werden. Wo dies nicht möglich ist, ist eine Entschädigung durch vorrangige Berück- sichtigung bei der Neuverpachtung von Landesflächen zu gewähren, um entstehende Lasten breiter zu verteilen. Soweit sich betroffene Flächen im Eigentum von Landwirten befinden, kann eine Entschädigung auch über den Ankauf dieser Flurstücke zum Wert als Ackerland bzw. Grünland ohne Nutzungseinschränkungen erfolgen. Dabei ist die erforderliche Mindest- ausstattung an Fläche für den jeweiligen Betrieb zu berücksichtigen. Insbesondere für Landwirtschaftsbetriebe mit extensiver Produktionsweise bzw. in Gebieten mit Nutzungseinschränkungen erhalten Einkommensalternativen immer höhere Bedeutung. Im Untersuchungsraum sind Einkommensalternativen durch die Vermarktung selbst erzeug- ter Produkte, durch touristische Angebote einschließlich „Urlaub auf den Bauernhof“ und durch landschaftspflegerische Maßnahmen möglich. Auch die Erzeugung von Biogas und weitere Möglichkeiten der energetischen Nutzung von in der Landwirtschaft erzeugten nach- wachsenden Rohstoffen stellen Einkommensalternativen dar. In der Landschaftspflege werden die Angebote auf dem Grünland weitgehend genutzt, wäh- rend für andere Aufgaben zwar ein Bedarf besteht, aber keine Angebote zur Umsetzung vor- liegen. So ist zur Pflege der Hecken, Kopfweiden und anderer Feldgehölze eine engere Ab- stimmung zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz erforderlich. Es wird vorgeschlagen, im Biosphärenreservat als Modell die Pflege dieser Gehölze unter ähnlichen Gesichtspunk- ten wie den Obstbaumschnitt bei Streuobstwiesen durchzuführen und zu fördern, sowie bei positiven Ergebnissen die Pflege der Feldgehölze zukünftig in das Förderprogramm VNS zu übernehmen. AEP Elbe 1 - Seite 93 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Bedeutsam für den Untersuchungsraum ist der Nutzungskonflikt zwischen Landwirtschaft und Vogelschutz aufgrund von Äsungsschäden. Hier ist es notwendig, analog zu anderen Bundesländern eine Vogelrastplatzförderrichtlinie zu erarbeiten, in welcher Regelungen aus Sicht des Vogelschutzes, Entschädigungen der Landwirte und die Durchführung und Finan- zierung von Maßnahmen zur Schadensminderung klar definiert sind. Die Projekte zu Retentionsflächen sind aus landwirtschaftlicher Sicht vorrangig dort fortzu- führen, wo bereits extensive Produktionsmethoden angewendet werden, bzw. die Bereit- schaft dazu besteht. Die Erarbeitung einer Strategie für die Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte und touris- tischer Angebote im Zusammenhang mit landwirtschaftlicher Produktion ist zu fördern. Dabei sollte die Suche nach Vermarktungsmöglichkeiten regional spezifischer Produkte außerhalb der Region (weil bei geringer Bevölkerungszahl, geringem Einkommen je Arbeitskraft und „sanftem“ Tourismus innerhalb der Region nur sehr bedingt wirtschaftliche Effekte zu erwar- ten sind) der Vorrang eingeräumt werden.

2.5 Maßnahmen

2.5.1 Agrarstrukturelle Maßnahmen 2.5.1.1 Bodenordnungs- und Flurbereinigungsverfahren

Bodenordnungsverfahren können nach dem Landwirtschaftsanpassungsgesetz (LwAnpG) durchgeführt werden, während die gesetzliche Grundlage für die Durchführung von Flurbe- reinigungsverfahren das Flurbereinigungsgesetz (FlurbG) ist. Bodenordnungsverfahren haben vor allem Bedeutung für · die Wiederherstellung der Einheit von selbständigem Eigentum u.a. an Gebäuden sowie Eigentum an Grund und Boden, · die Schaffung zweckmäßiger Wirtschaftseinheiten, die eine effektive Landbewirtschaf- tung ermöglichen und Betriebsformen zur Sicherung einer unternehmerischen Landwirt- schaft entsprechen, · die Erschließung der bewirtschafteten Flächen über ein ausreichendes Wegenetz, · die Sicherung bzw. Schaffung der Verkehrsfähigkeit von Grundstücken, · Maßnahmen der Landschaftsgestaltung, des Natur- und Umweltschutzes, Erstauffors- tungen, Gewässerschutz usw.

Für die Landwirtschaftsbetriebe hat die Regelung der Eigentumsverhältnisse steigende Be- deutung in der unternehmerischen Tätigkeit. Geregelte Eigentumsverhältnisse sind eine we- sentliche Voraussetzung für die Investitionstätigkeit insbesondere bei Fremdkapitalbedarf bzw. bei der Inanspruchnahme von Fördermaßnahmen. Dies trifft vor allem auf die Zusam- menführung von getrenntem Boden- und Gebäudeeigentum zu. AEP Elbe 1 - Seite 94 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Bodenordnungsverfahren können nach dem Landwirtschaftsanpassungsgesetz (LwAnpG) oder nach dem Flurbereinigungsgesetz (FlurbG) durchgeführt werden. Im Gegensatz zum Flurbereinigungsgesetz, wo durch die zuständige Behörde das Verfahren angeordnet wer- den kann, muss bei einem Verfahren nach Landwirtschaftsanpassungsgesetz ein Antrag eines Beteiligten vorliegen. Für die Antragsberechtigung muss mindestens eine der nachfol- genden Voraussetzungen erfüllt sein: · Ausscheiden von Mitgliedern aus ehemaligen LPG oder eingetragenen Genossenschaf- ten, · Neu- bzw. Wiedereinrichtungen von einzelbäuerlichen Betrieben, · Herstellung der Einheit von Eigentum an Grund und Boden mit dem Eigentum an Ge- bäuden, Anlagen sowie Anpflanzungen, · Kündigung genossenschaftlich genutzter Flächen durch die Eigentümer zum Zwecke der Verpachtung für die Bildung oder Vergrößerung bäuerlicher oder gärtnerischer Einzel- wirtschaften.

Auf der Grundlage des Landwirtschaftsanpassungsgesetzes ist auch noch heute die Antrag- stellung durch Beteiligte möglich. In der Praxis hat das Gesetz vor allem noch für die Herstel- lung der Einheit von Grund und Boden mit dem Eigentum an Gebäuden Bedeutung. Nach dem § 63 Abs. 3 besteht die Möglichkeit, ein nach Landwirtschaftsanpassungsgesetz begonnenes Bodenordnungsverfahren nach dem Flurbereinigungsgesetz fortzuführen, wenn die Notwendigkeit dazu besteht. Während die Verfahren nach LwAnpG speziell auf die Bedürfnisse der neuen Bundesländer zugeschnitten sind, haben die Verfahren nach Flurbereinigungsgesetz breitere und allgemei- nere Gültigkeit. Neben den Belangen der Landwirtschaft werden auch außerlandwirtschaftli- che Nutzungsansprüche mit berücksichtigt. Neben dem wesentlichen Ziel, die Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft zu verbessern, sollen die Maß- nahmen die allgemeine Landeskultur und Landentwicklung fördern. Dies betrifft insbesonde- re Maßnahmen des Umwelt- und Naturschutzes und der Landespflege, der Erholung und Freizeitgestaltung, der Siedlungs- und Verkehrsinfrastruktur sowie der Dorferneuerung. Im Rahmen der Flurbereinigung sollen die Konflikte zwischen den Nutzern von Natur und Land- schaft minimiert werden. Folgende Bodenordnungsmaßnahmen sind im Untersuchungsgebiet von Bedeutung: · Freiwilliger Landtausch nach dem LwAnpG · Zusammenführung von Boden- und Gebäudeeigentum nach § 64 LwAnpG · Bodenordnung im Feldlageverfahren nach § 56 LwAnpG · Unternehmensflurbereinigung nach §§ 87ff FlurbG · Vereinfachte Flurbereinigung nach § 86 FlurbG

AEP Elbe 1 - Seite 95 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

2.5.1.2 Vorschläge zu Verfahren der Bodenordnung An dieser Stelle muß eingangs darauf hingewiesen werden, dass aufgrund der Größe des Untersuchungsraumes (rund 110.000 ha in 48 Gemeinden, davon ca. 88.000 ha landwirt- schaftliche Fläche mit 345 landwirtschaftlichen Unternehmen) eine flächendeckende Unter- suchung zu Bodenordnungsverfahren nicht möglich war. Die räumliche Ausdehnung, aber auch der durch ein spätes Bereitstellen von Luftbildern und Daten entstandene Zeitverzug und die erhebliche Erweiterung des Gebietes im Laufe der Erarbeitung ließen eine detaillier- tere Analyse nicht zu. Auch ein Abgleich zwischen aktueller Nutzung und den Verhältnissen laut Flurkarte (z.B. Zerschneidung landwirtschaftlicher Flächen durch meliorative oder infra- strukturelle Maßnahmen, mangelnde Erreichbarkeit der Einzelflurstücke durch Wegfall ehe- mals vorhandener landwirtschaftlicher Wege, Kleinteiligkeit) konnte nicht flächendeckend durchgeführt werden. Somit können nur dort Aussagen zum Bedarf und zu Schwerpunkten für Agrarstrukturelle Maßnahmen getroffen werden, wo sich Anknüpfungspunkte im Verlauf der Erarbeitung erga- ben, so bei der Befragung von Einzelbetrieben (z. B. Betroffenheitsanalyse), bei der Erarbei- tung des Radwegekonzepts oder über Hinweise von Landwirten und Verbänden bei Diskus- sionen in den Arbeitskreisen. In der Zusammenfassung dieser Meinungsäußerungen ist festzustellen, dass im gesamten Untersuchungsraum ein hoher Bedarf an Erneuerung bzw. Ausbau der landwirtschaftlichen Wege sowie teilweise auch von Ortsverbindungsstraßen zwischen Ortsteilen ländlicher Ge- meinden gesehen wird. Insbesondere Nebenerwerbsbetriebe sehen Bedarf an einer Zu- sammenlegung von Eigentumsflächen und an einer verbesserten Anbindung der Flächen an das vorhandene landwirtschaftliche Wegenetz (Erreichbarkeit der Flurstücke). Vor allem ju- ristische Personen haben die Zusammenführung von Boden- und Gebäudeeigentum noch nicht abgeschlossen. Dies betrifft insbesondere Hofflächen, Nebengebäude und bauliche Anlagen wie Silos usw. Im Ergebnis der verschiedenen sektoralen Analysen konnten einige großräumigere Bereiche lokalisiert werden, in denen aus verschiedenen Gründen derzeit oder in Zukunft agrarstruktu- relle Maßnahmen nötig sein können. Dabei sind einige der vorgeschlagenen Bodenord- nungsmaßnahmen mit einer hohen oder mittleren Priorität verbunden, die Mehrzahl der Vor- haben sind allein abhängig von künftigen Entwicklungen im Gebiet. Diese als künftige Option bezeichneten Vorschläge sind damit derzeit nicht notwendig, soll- ten aber bedacht werden, da die damit verbundenen Planungen wie Autobahn-, Schienen- und Brückenbau oder die Ideen zur Altauenreaktivierung in Zukunft eine Realisierung erfah- ren könnten und dann mit Bodenordnungsverfahrten begleitet werden sollten. Die nachfol- gende Tabelle gibt eine Übersicht zu den Bereichen.

Tabelle 51: Vorschläge zu Flurneuordnungsmaßnahmen

Name Status Begründung Fläche in ha Garbe Hohe Priorität Defizite in der Struktur (Wege, Deiche, Gräben, 2.649 (Wanzer, Aulosen) Eigentum) infolge der Grenzziehung; Lösung akuter Konflikte zwischen Landwirtschaft und

Naturschutz durch Flächenmanagement und AEP Elbe 1 - Seite 96 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Naturschutz durch Flächenmanagement und Festlegung eines Nutzungsregimes vor Ort Warnauer Polder Hohe Priorität Planungen zur Rückgewinnung von Retentions- 1.754 flächen durch Flutung des Warnauer Polder Untere Havel Hohe Priorität Planungen zur Renaturierung, Wiederherstel- 1.712 (, Ha- lung des natürlichen Fließverhaltens (Beseiti- + 699 velberg) gung von Staustufen) Wahrenberg Mittlere Priorität Eigentumsprobleme und ungeklärte Wegesitua- 1.203 tion im Bereich der Separationsgemeinschaft Geestgottberg, Künftige Option Trassenführung der A 14 durch NATURA 2000- 1.924 Krüden, Seehau- Gebiet, Zerschneidung von landwirtschaftlichen sen, Losse Flächen Nitzow / Toppel Künftige Option Trassenführung der B190, Brückenbau in 1.231 (Trasse eventuell NATURA 2000-Gebiet, Zerschneidung von (+ca. 2.000) nach ) landwirtschaftlichen Flächen Künftige Option Forschungsprojekt zur Möglichkeit der Schaf- 1.065 fung von Überflutungsflächen, Rückverlegung von Deichen Niedergörne Künftige Option Flächeninanspruchnahme durch Erschließung 1.135 des IGPA Niedergörne

Quelle: eigene Darstellung

Zu den in oben stehender Tabelle aufgelisteten Schwerpunkten gibt es folgende Anmerkun- gen zu machen: · Garbe: Das Gebiet der sogenannten Niedrigen und Hohen Garbe in den Gemarkungen Aulosen und Wanzer ist zum einen geprägt durch Defizite in der Agrarstruktur infolge der Errichtung der innerdeutschen Grenze. Dies betrifft eigentumsrechtlich sowohl die land- wirtschaftlichen Flächen, als auch Wege, Gräben und Deiche. Desweiteren besteht in diesem sensiblen Naturraum im Elbbogen ein hohes Konfliktpotential hinsichtlich der Nutzungsansprüche zwischen Landwirtschaft und Naturschutz. Insbesondere Planungen, welche aus naturschutzfachlicher Sicht eine Umwandlung von Ackerland in Grünland vorsehen, führen zu Konflikten. Über die Eigentümerinteressen der Nichtlandwirte (Ver- pächter) ist wenig bekannt. Ein Flurbereinigungsverfahren kann hier zwar nicht alle Prob- leme lösen, aber erheblich zur Klärung der unzureichenden Struktur und zur Reduzierung der Nutzungskonflikte beitragen. So kann eine Konfliktminimierung durch die Neuord- nung der Eigentumsverhältnisse, die eine Verlegung von Eigentumsflächen der Landwir- te (v.a. Ackerland) in Räume außerhalb der umstrittenen Zonen beinhaltet, erzielt wer- den. Im Bereich der Garbe ist ebenfalls ein Verfahren nach §86 FlurbG möglich. · Untere Havel und Polder Warnau: Das Aufgeben der Unteren Havel als Bundeswasser- straße in Funktion soll eine Renaturierung eines Teilbereichs des Flusslaufs mit ein- schließen. Nach gegenwärtigem Stand der Planungen (Nov. 2002) wird hierbei der Ab- schnitt zwischen Rathenow und favorisiert. Im Hoheitsbereich des Landes Sachsen – Anhalt ist somit der Flusslauf zwischen Schollene und Havelberg betroffen. Der Polder Warnau sollte vor dem Hochwasserereignis im August 2002 aufgegeben wer- den. Er wurde jedoch in dieser Situation geflutet, damit liegen Gründe für seine Notwen- digkeit vor. In die Vorschläge des Planungsbüros hinsichlich der Renaturierung von Flä- AEP Elbe 1 - Seite 97 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

chen an der Unteren Havel ist der Polder Warnau gegenwärtig nicht einbezogen. Betrof- fen sind ausschließlich Flächen zwischen Flusslauf und Deich, Flächenentzüge können durch Aufforstung von Auwald und durch Altarmanschlüsse entstehen. Auch die Erreich- barkeit von Flurstücken wird beeinflußt. Nach Auskunft der Planer werden landwirtschaft- liche Flächen nur in geringem Umfang entzogen. Eine stärkere großflächige Vernässung ist nicht zu erwarten, allerdings sind durch die Wiederherstellung des natürlichen Fließ- verhaltens die Extreme (Überschwemmung bzw. Austrocknung) deutlich stärker ausge- prägt. Als Verfahrensart wird ein Verfahren nach § 86 FlurbG vorgeschlagen. · Wahrenberg: In der Feldmark dieser Gemarkung bestehen erhebliche Konflikte durch ungeklärte Eigentumsprobleme zwischen der Gemeinde und der Separationsgemein- schaft. Diese Problematik beeinträchtigt Ausbau und Pflege von landwirtschaftlichen We- gen und die Erreichbarkeit von landwirtschaftlichen Nutzflächen. Angebracht wäre ein Verfahren nach §86 FlurbG. · Trassenverlauf A 14: Zum Trassenverlauf der A 14 werden unterschiedliche Varianten vorgeschlagen. In der AEP wurde auf eine Trassendarstellung aus der Umweltverträg- lichkeitsstudie zurückgegriffen. Wesenliche Entscheidungen zur Durchführung des Vor- habens stehen noch aus. Eine Realisierung dieser großen Infrastrukturinvestition wird nicht nur das Flächeneigentum beeinflussen (Entzug im Rahmen der Baumaßnahme), auch die Durchschneidung und Erreichbarkeit (Wege) landwirtschaftlicher Flächen stellt einen wesentlichen Eingriff in die gegenwärtige Bewirtschaftungsstruktur dar. In diesem Fall ist eine Unternehmensflurbereinigung nach § 87 FlurbG zu empfehlen. · Nitzow / Toppel: Im Zusammenhang mit der Realisierung der A14-Nordverlängerung sind einige andere Verkehrsbaumaßnahmen vorgesehen, u.a. die B190 aus Brandenburg kommend über Havel und Elbe bei Havelberg und dann Richtung Osterburg oder See- hausen (L2 Ausbau) an die A 14 anzuschließen. Durch die bisher noch nicht genau fest- gelegte Trasse der B 190 und die notwendigen Brückenbauten, die mit hoher Wahr- scheinlichkeit nördlich der Stadt Havelberg entstehen dürften, ist mit ähnlichen Beein- trächtigungen wie bei der A14-Trasse zu rechnen. Demnach wäre auch hier ein Verfah- ren nach § 87 FlurbG angebracht. · Sandau: Die Deichrückverlegung zum Hochwasserschutz einschließlich der Schaffung von Retentionsflächen hat nach der Hochwasserkatastrophe von 2002 in der Diskussion erheblich an Bedeutung gewonnen. Von der möglichen Maßnahme betroffen sind vor al- lem die Flächeneigentümer der vorrangig als Grünland genutzten landwirtschaftlichen Flächen sowie die Landwirte als deren Nutzer und die Stadt Sandau als Waldeigentümer. Mittels eines Flurbereinigungsverfahrens kann die Betroffenheit so gering wie möglich gestaltet werden. Planungsrechtliche Aktivitäten hinsichtlich einer Deichrückverlegung sind noch nicht erfolgt. Bei Durchführung der vorgeschlagenen Maßnahme ist von einem Verfahren nach §86 FlurbG auszugehen. · Niedergörne: Im Zusammenhang mit der Erschließung und eventuell zukünftig erforderli- chen Ausdehnung des Industrie- und Gewerbeparks (Zellstoffwerk) auf dem ehemaligen Kraftwerksstandort könnten Flächennutzungskonflikte auftreten, die im Rahmen einer Verfahrens nach § 86 oder § 87 FlurbG zu lösen sind. AEP Elbe 1 - Seite 98 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Abbildung 7: Agrarstrukturelle Maßnahmen

Quelle: eigene Darstellung unter Verwendung von Informationen des ALF Altmark AEP Elbe 1 - Seite 99 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Die vorgeschlagenen Bereiche ergänzen die Bodenordnungsmaßnahmen, die bereits im AEP-Gebiet laufen oder vom Amt für Flurneuordnung und Landwirtschaft geplant sind. Die nachfolgende Zusammenstellung informiert über die Lage, die Größe, den Stand und die Art der Verfahren.

Tabelle 52: Verfahren des ALF Altmark im AEP-Gebiet

Name Status Art Fläche in ha Fischbeck im Verfahren Verfahren nach §87 FlurbG 807 Schönhausen im Verfahren Verfahren nach §56 LwAnpG 3.345 im Verfahren Verfahren nach §86 FlurbG 1.105 Kuhlhausen Planung ALF Verfahren nach §56 LwAnpG 1.200 Falkenberg Planung ALF Verfahren nach §56 LwAnpG 1.530 Pollitz Planung ALF Verfahren nach §56 LwAnpG 1.906 Aulosen Planung ALF Verfahren nach §86 FlurbG 290 Berge Planung ALF Verfahren nach §86 FlurbG 170

Quelle: eigene Darstellung nach Informationen des ALF Altmark

Darüber hinaus gab es in den Jahren 1998 und 1999 Anträge auf Bodenordnungsmaßnah- men nach § 56 LwAnpG für Gebiete im Bereich des ehemaligen Kernkraftwerks-Standorts und jetzigen Industrie- und Gewerbeparks Altmark (Gemarkung Ellingen) und in der Ge- meinde Geestgottberg, die jedoch nicht ins Flurbereinigungsprogramm aufgenommen wer- den konnten. Verfahren nach § 64 LwAnpG zur Zusammenführung von Boden- und Gebäudeeigentum sind vielzählig im AEP-Gebiet zu verzeichnen. In den nachfolgenden Zusammenstellungen sind sämtliche abgeschlossene sowie angeordnete bzw. geplante Verfahren des ALF Alt- mark aufgeführt.

Tabelle 53: Verfahren nach § 64 LwAnpG (abgeschlossen)

Name lfd. Nr. Status Gebäudeanzahl Fläche in & Art ha EH WG Wahrenberg - 01 1 - BOV abgeschlossen 18 18 Vielbaum - 01 2 - BOV abgeschlossen 2 6 Falkenberg - 01 3 - BOV abgeschlossen 1 1 Wanzer - 01 4 - BOV abgeschlossen 4 9 Behrend - 01 5 - BOV abgeschlossen 1 1 Falkenberg - 03 6 - FLT abgeschlossen 3 2 1 Behrend - 02 7 - FLT abgeschlossen 13 Molkenberg - 01 8 - FLT abgeschlossen 4 1 Lichterfelde - 01 9 - FLT abgeschlossen 9 3 Losenrade - 01 10 - FLT abgeschlossen 1 1 1 Fischbeck - 02 11 - FLT abgeschlossen 1 7 AEP Elbe 1 - Seite 100 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Fischbeck - 03 12 - FLT abgeschlossen 1 1 Beuster - 02 13 - FLT abgeschlossen 4 8 18 Lichterfelde - 02 14 - FLT abgeschlossen 2 3 3 Behrend - 03 15 - FLT abgeschlossen 2 8 Seehausen - 01 16 - FLT abgeschlossen 4 21 Aulosen - 01 17 BOV abgeschlossen 1 1 Lichterfelde - 03 18 - FLT abgeschlossen 5 52 Beuster - 03 19 - FLT abgeschlossen 1 1 – 01 20 - FLT abgeschlossen 7 33 Scharlibbe - 01 21 - FLT abgeschlossen 20 21 Neukirchen - 01 22 - FLT abgeschlossen 3 2 8 Schönberg - 01 23 - FLT abgeschlossen 6 20 Bömenzin 24 - FLT abgeschlossen 7 22 Osterburg 3 Eigenheime 25 - FLT abgeschlossen 3 3 3 H. –Krusemark - 01 26 - FLT abgeschlossen 4 9 Groß Garz - 01 27 - FLT abgeschlossen 1 2

Quelle: eigene Darstellung nach Informationen des ALF Altmark

Tabelle 54: Verfahren nach § 64 LwAnpG (angeordnet bzw. geplant)

Name lfd. Nr. Status Gebäudeanzahl Fläche in ha EH WG Schönhausen - 02 1 angeordnet bzw. geplant 17 12 Fischbeck - 01 2 angeordnet bzw. geplant 3 11 Seehausen - 02 3 angeordnet bzw. geplant 11 7 Schönhausen - 03 4 angeordnet bzw. geplant 15 22 Hohengöhren - 01 GbR 5 angeordnet bzw. geplant 6 8 - 01 6 angeordnet bzw. geplant 9 15 Schönfeld - 01 7 angeordnet bzw. geplant 6 45 Wendemark - 01 8 angeordnet bzw. geplant 8 6 Neukirchen - 02 9 angeordnet bzw. geplant 6 7 - 01 -Doppelh. 10 angeordnet bzw. geplant 2 6 1 Arneburg - 02 11 angeordnet bzw. geplant 1 1 1 Kamern - 02 Schweine 12 angeordnet bzw. geplant 11 6 Pollitz 13 angeordnet bzw. geplant 6 19 Fischbeck - 05 14 angeordnet bzw. geplant 4 3 Schönfeld - 02 Silo 15 angeordnet bzw. geplant 1 1 Ellingen - 01 16 angeordnet bzw. geplant 5 6 Behrend - 04 -Stallanlage 17 angeordnet bzw. geplant 7 10 Giesenslage - Obst/Gemüse 18 angeordnet bzw. geplant 5 22 Falkenberg - 04 Werkstadt 19 angeordnet bzw. geplant 2 12 Falkenberg - 05 Offenställe 20 angeordnet bzw. geplant 4 10 AEP Elbe 1 - Seite 101 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Name lfd. Nr. Status Gebäudeanzahl Fläche in ha EH WG Neuermark-Lübars - 02 21 angeordnet bzw. geplant 10 31 Seehausen - 03 Eigenh. 22 angeordnet bzw. geplant 1 5 Arneburg - 03 -Stützpunkt 23 angeordnet bzw. geplant 5 7 Neuerm.-Lübars-Wirtsch.geb. 24 angeordnet bzw. geplant 1 1 Hohenb.-Krusem. - 02 25 angeordnet bzw. geplant 6 10 Gollensdorf - 01 26 angeordnet bzw. geplant 2 1 Gollensdorf - 03 -Schlaak 27 angeordnet bzw. geplant 1 1 Berge - 01 -Schafstall 28 angeordnet bzw. geplant 1 5 Jederitz/Krüger (WG) 29 angeordnet bzw. geplant 1 Kamern-Silo 30 angeordnet bzw. geplant 1 Kamern -Technikkomplex 31 angeordnet bzw. geplant 10 Klietz Technikstützp. 32 angeordnet bzw. geplant 4 Lichterfelde -Schweineanl. 33 angeordnet bzw. geplant 4 Molkenberg - Jungviehanl. 34 angeordnet bzw. geplant 3 Schönberg - 02 35 angeordnet bzw. geplant 10 Schönberg - Bergeraum 36 angeordnet bzw. geplant 5 Schönberg - Neuhof 37 angeordnet bzw. geplant 7 Schönberg - Schafstall 38 angeordnet bzw. geplant 1 Schönberg - Silo 39 angeordnet bzw. geplant 1 Schönberg - Unterstellhalle 40 angeordnet bzw. geplant 2 Krüden - Vielbaum 41 angeordnet bzw. geplant 1 Pollitz/Schweinest./Silo 42 angeordnet bzw. geplant 3 Arneburg - Lagerhalle 43 angeordnet bzw. geplant 2 Beuster - Anglerheim 44 angeordnet bzw. geplant 1 Falkenberg - Schweineanl. 45 angeordnet bzw. geplant 4 Schollene - Lagerh. Nierow 46 angeordnet bzw. geplant 1 Seehausen - Böttcherhof 47 angeordnet bzw. geplant 5 Wolterslage 48 angeordnet bzw. geplant 1 Wulkau/Krause (Wirt.geb.) 49 angeordnet bzw. geplant 1

Quelle: eigene Darstellung nach Informationen des ALF Altmark

2.5.1.3 Weiterer Handlungsbedarf zur Agrarsstruktur / Flächennutzung

Umgang mit „Weißen Flächen“ Im Territorium der AEP ist ein erheblicher Anteil von landwirtschaftlichen Flächen vorhanden, deren Eigentümer den Nutzern nicht bekannt sind. Für diese Grundstücke haben die Land- wirte mit den gesetzlichen Vertretern Pachtverträge abgeschlossen. AEP Elbe 1 - Seite 102 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Innerhalb dieser Pachtung ist eine hohe Dynamik zu beobachten. Einerseits kommen weitere Flurstücke hinzu, für die trotz Bemühung der Nutzer keine Eigentümer festgestellt werden konnten, andererseits werden aber auch viele Eigentümer gefunden. Es ist zu erwarten, dass die Zahl der tatsächlich nicht auffindbaren Eigentümer nur einen Bruchteil der jetzigen Pachtverträge ausmacht. Angesichts der hohen Bewegung im Bereich der „Weißen Flächen“ ist es zumindest kurz- und mittelfristig sinnvoll, in diesen Prozess nicht einzugreifen.

Nutzung und Verwertung von BVVG-Flächen Mit der Verabschiedung des Entschädigungs- und Ausgleichsleistungsgesetzes (EALG) wurden die rechtlichen Grundlagen für den begünstigten Erwerb solcher Flächen die gegen- wärtig von der BVVG verwaltet werden geschaffen. Gegenwärtig können Anträge auf Flä- chenerwerb bei der BVVG gestellt werden. Erwerbsberechtigt sind: · Wiedereinrichter und Neueinrichter, wenn diese am 03.10.1990 ortsansässig waren und die Flächen selbst bewirtschaften; · juristische Personen, wenn die Ordnungsmäßigkeit der Vermögensauseinandersetzung nach LwAnpG durch die zuständige Landesbehörde festgestellt wurde und wenn mehr als 75 % der Genossenschaftsanteile von natürlichen Personen gehalten werden die am 03.10.1990 ortsansässig waren; · Wiedereinrichter, die im Zuge der Bodenreform enteignet wurden und die vor dem 03.10.1990 nicht ortsansässig waren sowie auch enteignete nach 1949 wenn eine Resti- tution rechtlich oder tatsächlich nicht möglich ist; · Gesellschafter juristischer Personen, wenn diese am 03.10.1990 ortsansässig waren, hauptsächlich in der Gesellschaft tätig sind, sie mit den erworbenen Flächen für eventuel- le Verbindlichkeiten der Gesellschaft haften und sie sich verpflichten, den zwischen der juristischen Person und der BVVG bestehenden Pachtvertrag zu übernehmen und auf 18 Jahre Laufzeit zu verlängern. Die juristische Person muss selbst alle rechtlichen Voraus- setzungen für den Flächenerwerb erfüllen. · Enteignete die nicht Wiedereinrichter von Betrieben sind, hier sind Ansprüche auf Ehe- gatten, Kinder und Verwandte zweiten Grades übertragbar. Für alle selbst wirtschaftenden Betriebe (Einzelunternehmen, Personengesellschaften und juristische Personen) gilt eine Erwerbsobergrenze von insgesamt 6.000 Bodenpunkten. Ge- sellschafter juristischer Personen können in der Summe ebenfalls 6.000 Bodenpunkte er- werben, wenn die juristische Person von ihrem Erwerbsrecht selbst nicht Gebrauch macht. Der begünstigte Zuerwerb soll in den selbst wirtschaftenden Betrieben auf eigenen Flächen erfolgen. Der Anteil der Eigentumsflächen darf einschließlich des begünstigten Zuerwerbs 50 % an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche des jeweiligen Unternehmens nicht über- steigen. Enteignete, die nicht Wiedereinrichter von Betrieben in den neuen Bundesländern sind, können ebenfalls Flächen erwerben. Es ist davon auszugehen, dass der begünstigte Kauf von den meisten Betrieben in maxima- lem Umfang in Anspruch genommen werden wird. Im AEP - Gebiet wirtschaften rund zwei AEP Elbe 1 - Seite 103 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Drittel aller landwirtschaftlichen Unternehmen auf langfristig gepachteten BVVG-Flächen. Dies führt zu einer erheblichen Veränderung der gegenwärtigen Eigentumsstruktur. Für 2004 können weitere Flächen begünstigt erworben werden, jedoch in einem deutlich geringeren Umfang. Daran schließt sich dann der freihändige Verkauf der Flächen durch die BVVG an. Nach Abschluß des Verkaufes durch die BVVG ist mit einem steigenden Interesse der neuen Eigentümer an einer Zusammenlegung der erworbenen Flächen zu rechnen. Dies trifft ins- besondere in solchen Gemarkungen und Fluren zu, in welchen der Anteil an BVVG – Flä- chen hoch war und es mehrere Bewerber für den begünstigten Erwerb gab, so daß an die- sen Standorten eine nicht arrondierte Eigentumsstruktur entsteht, welche zu überdurch- schnittlichem Pflugtausch zwingt.

Meliorationsanlagen und Windschutzstreifen Im Territorium sind umfangreiche Meliorationsanlagen vorhanden. Ein Teil der Meliorations- anlagen befindet sich in einem nicht gebrauchsfähigen Zustand, da in den letzten Jahren aufgrund nicht geklärter Zuständigkeiten keine Reparaturen vorgenommen wurden. Mit Wir- kung vom 01.01.1997 sind diese Anlagen nach Meliorationsanlagengesetz in das Eigentum des Grundbesitzers übergegangen. Dies ist den meisten Eigentümern bisher nicht bekannt. Der Grundeigentümer ist für die Unterhaltung der jeweiligen Anlage verantwortlich. Dies ist für ihn praktisch kaum realisierbar und für den einzelnen Eigentümer auch wenig sinnvoll, da eine Unterhaltung von allen Eigentümern der von der Stauanlage profitierenden Flurstücke gemeinsam getragen werden müsste. Daher ist die Gründung von Stauverbänden zu emp- fehlen. Diese sollten sich nicht nur aus den Eigentümern der betroffenen Flurstücke zusam- mensetzen, sondern auch nach Nutzung organisiert werden (Bedeutung der Anlagen für Landwirtschaft, Hochwasserschutz usw.) Wasserwirtschaftliche Anlagen (also Gräben als Gewässer II. Ordnung, Wehranlagen oder Staue) werden überdies von § 83a WasserG betroffen. Danach sollten die Nutznießer der Anlagen, die vor Verabschiedung des WasserG am 08.09.1993 errichtet worden waren, bis Ende 1999 wasserrechtliche Genehmigungen beantragen, was aber aufgrund des unkalku- lierbaren Kosten-Nutzen-Effekts wenig geschah. Im AEP-Gebiet gibt es im Havelberger Be- reich Beispiele für eine Übernahme durch Landwirtschaftsbetriebe – im Hinblick auf insge- samt 263 Anlagen auf 721 km Gräben im Bereich des Unterhaltungsverbandes Trübengra- ben aber eine seltene Ausnahme. Die Unterhaltungsverbände übernehmen bereits die Pfle- ge der Gräben, an diese könnten also auch die Wehre und Stauanlagen übergeben werden, wie es auch im Land Brandenburg geregelt ist9. Hier gibt es neuerdings einen guten Lösungsansatz für die Bewirtschaftung von Schöpfwer- ken. Über eine Arbeitsgruppe wurden Bewertungen über Notwendigkeit und Nutzen des je- weiligen Bauwerks für Landwirtschaft, Kommunen usw. gemacht, daraus errechnet sich an-

9 Weitere Ausführungen im Kapitel Naturraum und Landschaftsbild AEP Elbe 1 - Seite 104 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes teilig die Beteiligung am Unterhaltungsaufwand. Die Rekonstruktion und die Unterhaltung der Anlagen werden über die Wasser- und Bodenverbände vorgenommen. Grundsätzlich sollte die hier nur aus Sicht der Agrarstrukutur beschriebene Problematik10 durch eine Novellierung des WasserG gelöst werden. Flurneuordnungsbedarf besteht vor Ort in großem Maße, da viele Gräben ohne Rücksicht auf bestehende Eigentumsverhältnisse errichtet wurden, die betroffenen Flurstücke häufig teilen oder eine Anbindung an das Wege- netz verhindern und somit die Erreichbarkeit nicht mehr gewährleisten. Auch Windschutzstreifen befinden sich seit 1995 im Eigentum der Grundstückseigentümer (Anpflanzungseigentumsgesetz). Der Bodeneigentümer ist für Bewirtschaftung und Pflege der Flurgehölze verantwortlich. Auf der Grundlage des Naturschutzgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt sind Feldgehölze generell geschützt, das heißt, dass eine Beseitigung im Regelfall nicht möglich ist. Aus dieser rechtlichen Situation heraus sind zukünftig Konflikte mit den Bodeneigentümern bzw. Pächtern zu erwarten. Eine Möglichkeit der Konfliktlösung besteht darin, die Unterhal- tung von Meliorationsanlagen und Windschutzstreifen einem Verband analog den bestehen- den Wasser- und Bodenverbänden zu übertragen.

2.5.2 Landschaftspflegerische Maßnahmen 2.5.2.1 Pflege von Hecken und Feldgehölzen Im Untersuchungsgebiet befinden sich auf den landwirtschaftlichen Flächen Feldhecken und flächenhafte Feldgehölze, welche für die Entwicklung geschützter Lebensräume und für die Biotopvernetzung Bedeutung haben. Sie haben auch eine erhebliche Bedeutung für das Mik- roklima sowie den Wind- und Erosionsschutz. Diese Landschaftsbestandteile, welche von Menschenhand angelegt wurden und ursprünglich durch Verschnitt bzw. direkte wirtschaftli- che Nutzung (Kopfweiden, schnellwachsende Hölzer zur Brennholznutzung) gepflegt wur- den, tendieren durch ihr natürliches Wuchsverhalten dazu, die derzeit bewirtschafteten Flä- chen mehr und mehr zu beanspruchen. Die Biotoptypen sind gemäß § 30 Naturschutzgesetz des Landes Sachsen – Anhalt (NatSchG LSA) als geschützte Biotope eingestuft. Handlun- gen, die zu einer Zerstörung oder zu einer erheblichen Beeinträchtigung führen können, sind verboten. Pflegemaßnahmen können durchgeführt werden, müssen aber mit der Unteren Naturschutzbehörde beim Landkreis abgestimmt sein. Es ist für die Landwirte erforderlich, die Flächengrößen des bewirtschafteten Grün- sowie Ackerlandes einzuhalten, da dies Grundvoraussetzung für den Erhalt der Flächenprämien bzw. sonstiger Fördermaßnahmen ist. Ziel muss es daher sein, die flächenhafte Ausdehnung dieser Gehölzbestände zu regulieren. Dies würde auch den Bestimmungen des NatSchG LSA entsprechen.

10 im Rahmen der AEP wurden entsprechende Problemlösungen von den Beteiligten diskutiert, aber nicht endgültig formuliert – zudem gibt es dazu seit lägerem auf Ebene des Landkreises einen Ar- beitskreis, in dem Bauernverband und Unterhaltungsverbände vertreten sind AEP Elbe 1 - Seite 105 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Entsprechende Pflege und Entwicklungsmaßnahmen sind im Regelfall durch den Eigentü- mer umzusetzen. Soweit es sich um landwirtschaftliche Flächen handelt, ist jedoch meist der Landwirt als Pächter für die Pflege selbst zuständig. Pachtbetriebe sind kaum in der Lage, den Flächeneigentümer zu veranlassen, die Pflege durchzuführen bzw. sich an den Kosten zu beteiligen. Die Landkreise, welche in der Regel ebenfalls ein Interesse an der Pflege die- ser Biotope haben, können die Kosten auf Grund der Haushaltslage auch nicht übernehmen. Im Ergebnis dessen unterbleibt damit die erforderliche Pflege der Feldgehölzbestände. Eine Pflege durch den Bewirtschafter der landwirtschaftlichen Flächen unterbleibt zum einen, weil keine finanziellen Anreize (wie z. B. Streuobstwiesen im VNS) vorhanden sind und zum an- deren, weil häufig Interessenkonflikte mit dem Naturschutz auftreten. Aus den genannten Gründen ist es sinnvoll, eine für das Land Sachsen-Anhalt einheitliche Regelung zur Bewirtschaftung der Hecken und Feldgehölze zu schaffen. Diese Regelung sollte entsprechend der Richtlinie Vertragsnaturschutz, Pflege von Streuobstwiesen aufge- baut sein und damit wie bei dieser Maßnahme als Grundvoraussetzung die Abstimmung zwischen Landwirt und Unteren Naturschutzbehörde haben. Für die Pflege von Hecken und Feldgehölzflächen, besteht sowohl für Gebietskörperschaften als auch für Landschaftspflegeverbände die Möglichkeit einer Förderung ( Richtlinie zur För- derung von Naturschutz- und Landschaftspflegeprojekten, zuständig: Obere Naturschutzbe- hörde).

2.5.2.2 Erstaufforstung Für eine Erstaufforstung weniger ertragreicher landwirtschaftlicher Flächen gibt es verschie- dene naturschutzfachliche und forstwirtschaftliche Gründe; auch aus wasserwirtschaftlicher Sicht ist die Aufforstung mit Auenwald in manchen Überflutungsbereichen durchaus wün- schenswert. Allerdings gestaltet sich die Aufforstung und der damit einhergehende Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche betriebswirtschaftlich problematisch. Zum Ausgleich von Einkommensverlusten nach Aufforstung bisher landwirtschaftlicher Flä- chen wird eine Erstaufforstungsprämie gewährt. Darin sind der Zweckaufwand für Pflanzma- terial, Pflanzung und Pflege des Bestandes einschließlich der neutralen Erträge (verlorenge- gangene Pacht) enthalten. Für die Kulturbegründung und –pflege werden nicht rückzahlbare Zuschüsse zu den nachgewiesenen Ausgaben in Höhe von 50 bis zu 85 % gewährt. Die zusätzliche Erstaufforstungsprämie beträgt für Landwirte, die Flächen zuvor mindestens 2 Jahre selbst bewirtschaftet haben von 300 bis zu 715 € je ha und Jahr, sie richtet sich bei Ackerland nach der Ertragsmesszahl des Bodens, in allen anderen Fällen 175 €/ha und Jahr. Diese Prämie wird für die Pflege für die Dauer von 20 Jahren nach der erstmaligen Auffors- tung gewährt. Die Möglichkeit der Aufforstung und der damit verbundenen Förderung wurde in der Vergan- genheit von den Landwirten nur wenig genutzt. Das liegt zum einen an der Höhe der Förde- rung. Nach Einschätzung von Kaiser, AEP Bodeniederung, wird aus der Aufforstung nur ein negatives Roheinkommen (minus 100 DM/ha) erzielt. Davon ausgehend stellt die Auffors- tung keine reale Einkommensalternative für die Landwirte dar. AEP Elbe 1 - Seite 106 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Ein weiteres Problem besteht darin, dass eine Förderung in vollem finanziellem Umfang nur für solche Flächen erfolgen kann, auf denen der Landwirt in den letzten beiden Jahren vor der Aufforstung selbst gewirtschaftet hat. Schließlich mangelt es an der Motivation der Eigentümer / Verpächter. Die Erstaufforstung kann auf Eigentumsfläche erfolgen, auch mit Zustimmung des Verpächters ist eine Erstauf- forstung möglich. In den neuen Bundesländern sind die landwirtschaftlichen Betriebe meist Pachtbetriebe, der Eigentumsanteil ist niedrig. Werden Flächen zugekauft, so handelt es sich in der Regel um betriebsnotwendiges Acker- und Grünland. Somit ist der Anteil nicht be- triebsnotwendiger Flächen im Eigentum von Landwirten gering. Verpächter sind dagegen daran interessiert, regelmäßig Pacht zu erhalten. Sie wollen nicht nach Ablauf von 20 Jahren Waldbesitzer ohne Pacht und ohne Aussicht auf Einnahmen aus dem Wald sein, dafür aber Verpflichtungen hinsichtlich der Pflege und Bewirtschaftung übernehmen müssen. Daher besteht seitens der Verpächter selten Interesse an einer solchen Maßnahme.

2.5.3 Maßnahmen zur Nutzung regenerativer Energien Aus Gründen des Umwelt- und Klimaschutzes sowie im Interesse einer zukunftsfähigen nachhaltigen Energieversorgung ist es erforderlich, den Anteil erneuerbarer Energien an der Gesamtenergieerzeugung zu erhöhen. Diesem Grundsatz folgend, werden Forschungen durchgeführt und Verfahren entwickelt, welche die Möglichkeiten zur wirtschaftlichen Nut- zung nachwachsender Rohstoffe und regenerativer Energien bieten. In der Analyse wurde dargestellt, dass die Nutzung des Aufwuchses auf dem Grünland durch die im Untersuchungsgebiet vorhandenen Tierbestände nicht mehr voll gewährleistet ist und zu erwarten ist, dass sich das Verhältnis zwischen aufgewachsener Biomasse und deren Verbrauch in der Landwirtschaft durch die sinkenden Milchviehbeständen weiter negativ ver- ändert. Dies kann nur teilweise durch den Aufbau anderer Tierbestände (z. B. Schafe) aus- geglichen werden. Aus diesem Grund sind weitere Alternativen für eine sinnvolle Nutzung der überschüssigen Grünmasse notwendig. Unter diesen Gesichtspunkten ist der Einsatz des Aufwuchses auf dem Grünland als nach- wachsender Rohstoff für die Energieerzeugung eine mögliche Alternative. Regenerative Energien erlangten sowohl durch Rohstoffverknappungen als auch durch positive Aspekte für die Umwelt in den letzten Jahren größere Bedeutung. Durch die Fähigkeit von Pflanzen mittels Photosynthese organische Substanz aufzubauen bedeutet, dass die in der Landwirt- schaft erzeugten Produkte regenerierbar sind. Diese Vorleistungen der Natur bilden ein großes stoffliches und energetisches Potenzial. Die Nutzung diese Potenzials ist in verschiedenen Verfahren möglich, wobei sich viele Varianten zur Anwendung noch im Versuchsstadium befinden. Dies betrifft insbesondere Versuche zur Vergasung oder zur Verbrennung von Biomasse. Die konventionelle Verbrennung hat einen geringen Wirkungsgrad und ist gegenüber anderen Verfahren zur Energiegewinnung sehr unwirtschaftlich. Auch die Vergasung mit Nutzung der gasförmigen Produkte Kohlenmono- xid, Wasserstoff und Methan hat sich bisher als unzuverlässig erwiesen und ist über Ver- suchsanlagen nicht hinaus gekommen. AEP Elbe 1 - Seite 107 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Ein weiteres Problem bei der Biomassenutzung stellt die erzeugte Abwärme dar. Es ist daher sinnvoll, Projekte von vornherein so zu gestalten, dass auch die erzeugte Wärme sinnvoll genutzt werden könnte. Ein Verfahren welches bereits in breiteren Umfang in der Praxis erprobt ist, stellt die Erzeu- gung von Biogas dar. Die Biogasanlagen können sowohl rein mit tierischen Abprodukten (Gülle) als auch in Kombination mit pflanzlicher Biomasse betrieben werden. Besonders sinnvoll ist die Errichtung an einem Standort, an dem tierische Abprodukte sowie pflanzliche Biomasse anfallen, an dem entweder Strom verbraucht oder ins öffentliche Netz eingespeist werden kann und an dem gleichzeitig die anfallende Abwärme wirtschaftlich genutzt werden kann. Gülle und Aufwuchs von Grünland fallen in den Landwirtschaftsbetrieben des Untersu- chungsraumes in genügendem Umfang an. Als problematisch werden dagegen der Absatz von Strom und Wärme in Kombination und zweitens die hohen Investitionskosten für eine solche Anlage angesehen. Bis 2001 gab es Fördermöglichkeiten des Bundes auf deren Grundlage sich landwirtschaftli- che Unternehmen für den Aufbau von Biogasanlagen interessierten. Nach dem dieses Pro- gramm nicht verlängert wurde, war der Bau solcher Anlagen auf Grund der hohen Investiti- onskosten nicht mehr rentabel. Mit den neuen Richtlinien zur Förderung von Maßnahmen der Nutzung erneuerbarer Ener- gien vom 30.03.2002 (Bundesanzeiger Nr. 58, S. 5877) besteht jetzt wieder die Möglichkeit, eine Investitionsförderung zu erhalten. Dies betrifft neben anderen erneuerbaren Energien · die Errichtung automatisch beschickter Anlagen zur Verfeuerung fester Biomasse zur Wärmeerzeugung ab einer installierten Nennwärmeleistung von 3 kW - bei Anlagen bis zu einer installierten Nennwärmeleistung bis zu 50 kW nur, soweit es sich um eine Zent- ralheizungsanlage handelt (Punkt 2.1.2 der Richtlinie), · die Errichtung und Erweiterung von Anlagen zur Gewinnung und Nutzung von Biogas aus Biomasse zur Stromerzeugung oder zur kombinierten Strom- und Wärmeerzeugung als Kraft - Wärme - Kopplung (Punkt 2.1.5. der Richtlinie). Antragsteller für eine Förde- rung der Investitionen können sowohl Landwirte als auch gewerbliche Unternehmen oder Privatpersonen sein.

Die Förderung erfolgt als Zuschuss, als Teilschulderlass zur vorzeitigen teilweisen Tilgung von aus Eigenmitteln der Kreditanstalt für Wiederaufbau bereitgestellten langfristigen zins- günstigen Darlehen oder als zinsgünstiges Darlehen der KfW im Wege der Projektförderung. Anträge können bis zum 15.10.2003 gestellt werden. Maßnahmen zur Errichtung und Erwei- terung von Biogasanlagen sind nur mit einer installierten elektrischen Leistung bis zu 70 kW durch Darlehen und Teilschulderlasse förderfähig. Für Anlagen über 70 kW werden nur Dar- lehen gewährt. Dies ist eine Schlechterstellung gegenüber den vorher gewährten Fördermöglichkeiten. Biogasanlagen welche über Landwirtschaftsbetriebe in den neuen Bundesländern betrieben werden, haben in der Regel eine Leistung von mehr 70 kW. AEP Elbe 1 - Seite 108 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Aus den oben genannten Gründen ist eine Investition in eine Biogasanlage sehr genau zu kalkulieren. Es müssen sowohl die Voraussetzungen im Landwirtschaftsbetrieb selbst vor- handen sein, als auch die Abnahme der Endprodukte Strom und Wärme am Standort lang- fristig gesichert sein. Durch die mehrfache Änderung der Fördervoraussetzungen innerhalb der letzten Monate hat es zusätzliche Verunsicherungen gegeben, weshalb sich viele Land- wirtschaftsunternehmen sich nun abwartend verhalten oder ursprüngliche Investitionsabsich- ten fallen fallengelassen wurden. Dies erklärt auch die abwartende Haltung, welche die Landwirtschaftsbetriebe gegenüber einem Projekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt einnehmen. Landwirtschaftsbetriebe im Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ haben hierbei die Möglichkeit, mit Hilfe einer be- reits bewilligten 30-prozentigen Investitionsförderung eine Biogasanlage zu errichten (Grundsubstrat ca. 6.500 m³ Rindergülle pro Jahr, ca. 200 Tonnen Grünmasse aus dem Bio- sphärenreservat) zu errichten. Alle Parameter der Anlage und die Investitionskosten mit Ausnahme der Projektanpassung vor Ort stehen fest und sind für die Landwirte kalkulierbar. Trotz dieser Voraussetzungen fand sich bisher kein Interessent für die Nutzung der gebote- nen Möglichkeiten. Die Kombination der Verwertung von Gülle und des Aufwuchses vom Grünland eine zu- kunftsträchtige Einkommensalternative, wenn im konkreten Einzelfall die Wirtschaftlichkeit gesichert werden kann. Darüber hinaus ist die energetische Nutzung des Aufwuchses die einzige nichtlandwirtschaftliche Alternative, welche unter gegenwärtigen Gesichtspunkten auch mengenmäßig relevant ist. Neben den Verwertungsmöglichkeiten des Aufwuchses vom Grünland und der Gülle über Biogas gibt es, wie oben bereits aufgezeigt, auch andere Verfahren der alternativen Biomas- senutzung. Bei Herausnahme von Ackerflächen auf grundwassernahen oder hochwasserge- fährdeten Flächen ist die Möglichkeit des Anbaus von Korbweiden oder anderen schnell- wachsenden Hölzern zur Energiegewinnung zu prüfen. Die Weiterentwicklung der Verfahren zur Verbrennung oder zur Vergasung sollte weiter beobachtet und bei Erreichen einer Pra- xisreife, welche eine breite wirtschaftliche Anwendung ermöglicht, genutzt werden.

2.5.4 Möglichkeiten der Vermarktung am Beispiel der Schafhaltung im Biosphärenreservat In der Analyse wurde festgestellt, dass eine Erweiterung der Schafhaltung im Biosphärenre- servat notwendig und sinnvoll ist, um eine extensive Grünlandbewirtschaftung auch in Zu- kunft sichern zu können. Gleichzeitig wurde deutlich, dass eine Ausdehnung der Schafhal- tung nur dann dauerhaft von Erfolg ist, wenn die Einkommenssituation der Schäfer nachhal- tig verbessert werden kann. Daher liegt ein wesentliches Problem in einer dauerhaften Ab- satzförderung von Lammfleisch zu Preisen, welche den Schäfern ein ausreichendes Ein- kommen sichern. Diese Einkommensverbesserung kann nur über Mitwirkung und Initiative der Schäfer selbst gesichert werden. Für die Vermarktung von Lammfleisch ist die Bildung eines Erzeugerzusammenschlusses eine alternative Variante, den Absatz zu verbessern und eine Einkommensalternative ge- AEP Elbe 1 - Seite 109 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes genüber der Lebendvermarktung an große Viehhändler zu schaffen. Die Fördervorausset- zungen für diesen Erzeugerzusammenschluss bildet die ab 2002 neu gestaltete Richtlinie zur Förderung der Verarbeitung und Vermarktung regional erzeugter landwirtschaftlicher Produkte. Da nach dieser Richtlinie sowohl Erzeuger als auch Unternehmen des Handels oder der Be- und Verarbeitung, soweit sie die regional erzeugten Produkte aufnehmen, för- derfähig sind, ist es denkbar, einen Verarbeiter als Investor zu integrieren. Unter Umständen besteht die Möglichkeit, fehlendes Kapital der Schäfer über diesen Verarbeiter einzubringen. Gefördert wird ein Erzeugerzusammenschluss mit mindestens fünf Erzeugern eines regiona- len landwirtschaftlichen Produkts. Die Regionalität wird im vorliegenden Fall durch das Wirt- schaften im Biosphärenreservat gewährleistet. Förderfähig sind Investitionen in die Erfas- sung, Lagerung, Kühlung, Sortierung, marktgerechte Aufbereitung oder Be- und Verarbei- tung mit bis zu 40 % der Investitionskosten. Weiterhin können in den ersten fünf Jahren nach Gründung des Erzeugerzusammenschlusses Organisationskosten gefördert werden. Dies betrifft insbesondere die Einstellung von Arbeitskräften, zum Beispiel in der Vermarktung. Weiterhin sind die Erarbeitung von Vermarktungskonzeptionen sowie Qualitäts- und Um- weltmanagementsystemen einschließlich der dafür notwendigen Aus- und Weiterbildungs- maßnahmen bezuschussungsfähig. Gegenwärtig ist die Bildung eines Erzeugerzusammenschlusses in Vorbereitung. Mehrere Schäfer haben ihr Interesse an einer Mitarbeit bekundet, wenn es gelingt, einen Vermarkter für das Projekt zu interessieren. Das förderfähige Höchstvolumen für die Vermarktung beträgt bei Schafen 5.000 Tiere. Die Vermarktung soll laut Richtlinie entweder in der Erzeugungsregion erfolgen, oder in einer lokal definierbaren Region außerhalb der Standorte der Erzeuger vorgenommen werden. Da in der Analyse bereits festgestellt wurde, dass eine Vermarktung im Untersuchungsgebiet (bevölkerungs- und einkommensschwache Region) unwirtschaftlich ist, ist die Vermarktung außerhalb durchzuführen. In der jetzigen Planungsphase ist die Stadt und das Umland von Berlin vorgesehen. Wenn über das Projekt positive Ergebnisse erreicht werden ist es sinnvoll, dieses zu verall- gemeinern und gegebenenfalls auf andere Betriebe bzw. auch auf andere Tierarten, welche sich zur Pflege des Biosphärenreservats eignen, auszudehnen.

2.5.5 Maßnahme: Touristische Angebote Der Tourismus in der Region Flusslandschaft Elbe soll entwickelt und als Wirtschaftsfaktor weiter ausgebaut werden. Im Zusammenhang mit den Entwicklungszielen des Biosphären- reservats Elbe sollen allen touristischen Aktivitäten vor dem Hintergrund eines zu etablieren- den Umweltqualitätsmanagements entwickelt und gefördert werden, um eine weitreichende Schonung aller natürlichen, sozialen und wirtschaftlichen Ressourcen zu ermöglichen. Die Einbindung der Landwirtschaft bildet einen Schwerpunkt der touristischen Entwicklung, da die Kulturlandschaft einschließlich ihres landwirtschaftlichen Potenzials ein Hauptbestandteil der Attraktivität der Region ausmacht. Für die Landwirtschaftsbetriebe werden damit verschiedene Möglichkeiten zur Erzielung von alternativem Einkommen eröffnet. Die möglichen Angebote können von der Direktvermark- AEP Elbe 1 - Seite 110 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes tung landwirtschaftlicher Produkte über Reit- und Fahrtourismus bis hin zu Urlaub auf dem Bauernhof reichen. Über das Agrar-Investitions-Förderungsprogramm gibt es derzeit Möglichkeiten zur Schaf- fung der notwendigen Infrastruktur. Unter dem Fördergrundsatz der Diversifizierung landwirt- schaftlicher Einkommensquellen werden in diesem Programm Investitionshilfen zur Stärkung der Wirtschaftskraft im ländlichen Raum und Schaffung zusätzlicher alternativer Einkom- mensquellen durch Einkommenskombination angeboten. Investitionen im Bereich „Urlaub auf dem Bauernhof“ können bis zu einer Gesamtkapazität von 25 Gästebetten gefördert werden. Im Bereich Direktvermarktung sind auch Marktstände und Fahrzeuge förderfähig. Im Allgemeinen beinhaltet das Agrar-Investitions-Förderungsprogramm eine Zinsverbilligung von 5 %, welche auch als abgezinster Zuschuss ausgezahlt werden kann. In einigen Aus- nahmefällen, darunter auch im Bereich der Diversifizierung kann zusätzlich ein Zuschuss von 10 % der Investitionssumme höchstens jedoch 30.000 Euro gewährt werden. Die Entwicklung des touristischen Angebots von Landwirtschaftsbetrieben hängt in erster Linie von der Gesamtentwicklung der Region auf diesem Gebiet ab. Bei Umsetzung der von den Landkreisen gesteckten Ziele im Bereich Tourismus haben diese Einkommensalternati- ven in Zukunft eine höhere Bedeutung. AEP Elbe 1 - Seite 111 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

3 Fischereiwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd

3.1 Fischereiwirtschaft

3.1.1 Ausgangssituation 3.1.1.1 Fischereiverwaltung Rechtliche Grundlage der Fischerei ist das Fischereigesetz des Landes Sachsen-Anhalt (FischG) vom 31. August 1993 einschließlich der Durchführungsverordnung und der Ausfüh- rungsbestimmungen zum Fischereigesetz sowie die Fischereiordnung des Landes Sachsen- Anhalt (FischO LSA) vom 11. Januar 1994. Entsprechend § 48 FischG LSA gliedert sich die Fischereiverwaltung in die: · Oberste Fischereibehörde (Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt), · Obere Fischereibehörde (Regierungspräsidium Magdeburg), · Unteren Fischereibehörden (Landkreise, kreisfreie Städte).

Der Landkreis Stendal ist für das Untersuchungsgebiet die zuständige Untere Fischereibe- hörde. Das Fischereigesetz des Landes Sachsen-Anhalt verpflichtet alle Fischereiaus- übungsberechtigten zu einer nachhaltigen Ausübung der Fischerei, zum Schutz der Fische und Fischbestände und ihrer Lebensgrundlagen (Hege). Die Bestimmungen der FischO, z. B. Fangmethoden, Fangverbote, Schonzeiten, Mindestmaße dienen dem Schutz und der Entwicklung von artenreichen, gesunden, ausgeglichenen und naturnahen Fischbeständen. 3.1.1.2 Elbe- und Havelfischerei Das Untersuchungsgebiet wird durch die Fließgewässersysteme Elbe (Binnenwasser- straße), Havel (Binnenwasserstraße) und Aland bestimmt (Gewässer 1. Ordnung). Die Elbe ist zwischen Strom-km 392 bei Schönhausen und Strom-km 473 bei Aulosen Be- standteil des Untersuchungsgebietes. Die fischereirechtliche Nutzung der Elbe erfolgt durch 4 Berufsfischer (siehe Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.) und durch Mitgliedsvereine des Landesanglerverbandes Sachsen-Anhalt e.V. im DAV11 e.V. (km 428 bis km 456). Vereine des Landesanglerverbandes e.V. Sachsen-Anhalt des VDSF12 haben die rechtsseitige Elbe von km 392 bis km 397 angepachtet. Ergänzend zur Elbe befischen die Mitglieder der Anglervereine die Gewässer im Überschwemmungsraum der Elbe. Die fischereirechtliche Nutzung der Havel (ca. Strom-km 118 bis ca. Strom-km 158) erfolgt durch 5 Berufsfischer und 2 Fischereigenossenschaften. Die Fischereirechte der Nebenge- wässer der Havel sind von Vereinen des Landesanglerverbandes Sachsen-Anhalt e.V. im DAV e.V. gepachtet.

11 Deutscher Anglerverband 12 Verband Deutscher Sportfischer AEP Elbe 1 - Seite 112 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Die fischereirechtlich genutzten Gewässer der Berufsfischer sind vom Land Sachsen-Anhalt und vom Wasser- und Schifffahrtsamt Brandenburg gepachtet. Die durch die Anglervereine fischereirechtlich genutzten Gewässer sind durch den Landesanglerverband vom Land Sachsen-Anhalt oder von Privatpersonen angepachtet13. In den Pachtgewässern in den Grenzen des Untersuchungsgebietes finden sich 20 Fischarten, die gemäß § 4 FischO LSA zur Befischung im Land Sachsen-Anhalt freigegeben wurden (siehe Tabelle 56). Die Ge- samtartenanzahl für den Bereich der Mittelelbe belief sich im Jahr 1995 auf 41 Fischarten.

Tabelle 55: Gemäß § 4 FischO LSA zur Befischung freigegebene Fischarten in den Pachtgewässern des Untersuchungsgebietes

Fischart Mindestmaße Fischart Mindestmaße [cm] [cm]

Aal 45 Aland 25 Äsche 30 Bachforelle 25 Barbe1 45 Döbel 30 Große Maräne1 30 Hasel 15 Hecht 50 Karpfen 35 Lachs1 50 Meerforelle1 40 Quappe 30 Rapfen1; 2 40 Regenbogenforelle 25 Schleie 25 Wels1 90 Zährte1 30 Zander 50 Zope 25 Quelle: Untere Fischereibehörde, 2001 ; Mindestmaße gemäß § 4 FischO LSA 1) Nach § 2 Abs. 1 FischO LSA ganzjährig geschützte Arten, die nur gefangen und getötet werden dürfen, wenn sie durch Fischereiausübungsberechtigte in die Gewässer eingebracht worden sind. ²) Das ganzjährige Fangverbot für den Rapfen in der Havel einschließlich der Überschwemmungsge- biete wurde aufgehoben.

Neben den in obiger Tabelle genannten Fischarten, dürfen weitere Nutzfischarten, die nicht den Auflagen der §§ 2 und 4 der FischO LSA unterliegen absichtlich gefangen und getötet werden. Dazu gehören z. B. die Fischarten, Blei, Güster, Rotfeder, Karausche und Barsch. Diese Fischarten werden auf Grund der geringen Nachfrage aber kaum vermarktet und da- her fast ausschließlich zum Zweck der Bestandsregulierung dieser Fischarten gefangen und getötet (Quelle: Landesfischereiverband Sachsen-Anhalt e.V.). Eine gewerbliche Vermarktung von Elbefischen für Ernährungszwecke erfolgt zur Zeit nicht, da die in den Elbefischen analysierten Rückstände, z. B. Quecksilber, Hexachlor-benzol, Gesamt-DDT, die Grenzwerte nach der Rückstands- und Schadstoffhöchst- mengenverordnung überschreiten. Eine Prognose, ab wann eine uneingeschränkte Ver- kehrsfähigkeit von Elbefischen wieder gegeben ist, ist auf Grund nicht kalkulierbarer Mecha- nismen (z. B. Schadstoffeinträge aus Sedimentbewegungen durch Hochwasserereignisse oder Ausbaumaßnahmen) zur Zeit nicht möglich.

13 Das Angeln an geschützten Biotopen entsprechend § 30 NatSchG LSA ist nach Auskunft der Unteren Natur- schutzbehörde erlaubt, sofern dies nicht zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Biotope führt. AEP Elbe 1 - Seite 113 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Die durch Berufsfischer gefangenen Elbefische werden zu einem für Besatzzwecke an Ang- lervereine abgegeben und für Wiederbesiedlungsprogramme an anderen Flüssen verwendet (z. B. Aland). Dem Angler wird empfohlen, nicht mehr als 1 bis 2 kg Elbefisch pro Monat zu verzehren14. Für die Vermarktung von Havelfischen bzw. der Fische der übrigen Gewässer bestehen keine Beschränkungen. Einen Überblick über die Fischereiausübungsberechtigten an Elbe und Havel gibt folgende Tabelle.

Tabelle 56: Fischereiausübungsberechtigte im Untersuchungsgebiet (ohne Anglervereine)

Fischereibetrieb befischte Gewässer im Wasserfläche [ha] Untersuchungsgebiet

Fischereibetrieb Matus Elbe von km 416-428; 252; 39539 Havelberg Untere Havel-Wasserstraße von km 144 143,6-152,85 und linksseitig von km 152,85-154,4; Fischereibetrieb Jacobs Elbe von km 402-416; 294; 39524 Kamern Untere Havel-Wasserstraße von km 42 121,4-125,6 Gülper Havel, Warnauer Vorfluter in Gemarkung Molkenberg Fischereibetrieb Siegfried rechtsseitige Elbe von km 397-402; 52; Schulze, 39524 Warnau Untere Havel-Wasserstraße von km 127,2-128,65 33 Warnauer Vorfluter und Drinowhavel mit Nebenarmen in Gemarkung Rehberg,

Warnau;

von km 152,85-154,4 rechtsseitig, von km 154,4-157,65 volle Breite, von km 157,65-158,55 linksseitig 45 Fischereibetrieb Gollnick linksseitige Elbe von km 456-465 78 19322 Wittenberge Fischereibetrieb Ebel Untere Havel-Wasserstraße 20 39524 Kamern von km 118,2-121,4 Fischereibetrieb Wilfried Schulz Untere Havel-Wasserstraße 21 39524 Garz von km 128,65-131,5; westliche Längshälfte der Havel von km 36 132,1-138,1 Fischereigenossenschaft Untere Havel-Wasserstraße 31 Vehlgast, 14715 Molkenberg von km 133,75-138,0; Abschnitte an der Alten und Neuen 4 Dosse Fischereigenossenschaft Untere Havel-Wasserstraße 100 Jederitz/Kapitelsee, von km 138,1-143,6 39524 Jederitz Quelle: Obere Fischereibehörde, 2001

14 Quelle: www.arge-elbe.de: Merkblatt – Information der Elbeanrainerländer zum Verkauf und zum Verzehr von Elbefischen AEP Elbe 1 - Seite 114 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Die 4 Berufsfischer an der Elbe und die 5 Berufsfischer15 an der Havel nutzen insgesamt 1.117 ha Wasserfläche. Zusammen mit den Pachtgewässern der Fischereigenossenschaft und der Anglervereine an Elbe und Havel werden 1.713 ha Wasserfläche fischereirechtlich genutzt. Damit ist der fischereirechtlich nutzbare Teil der Gewässer im Untersuchungsgebiet weitgehend ausgeschöpft. Die Fischereibetriebe im Untersuchungsgebiet sind Einzelbetriebe mit meistens einem An- gestellten pro Betrieb. Vermarktet werden hauptsächlich Aal, Zander, Hecht und Wels. Ver- kauft wird direkt an den Kunden, über den eigenen Hofladen oder an Gaststätten der nähe- ren Umgebung. Auch wird Fisch in eigenen Gaststätten vermarktet, so z. B. in der Gaststätte des Fischers Schulze aus Warnau. Weiterhin wird die Möglichkeit der Fischvermarktung über Verkaufsmobile auf Märkten genutzt (z. B. Fischereibetrieb Matus mit Sitz in Havelberg). 3.1.1.3 Arten der Befischung Die Befischung in den Gewässern des Untersuchungsgebietes erfolgt hauptsächlich mit An- geln, Reusen, Stellnetzen und Hamen16. Die Elektrofischerei ist gemäß § 37 FischG LSA verboten. Diese Fangmethode darf nur zum Einsatz kommen, wenn die obere Fischereibe- hörde (Regierungspräsidium Magdeburg) eine Befreiung von diesem Verbot erteilt. 3.1.1.4 Erweiterung des Untersuchungsgebietes Durch die Gebietserweiterung für die AEP wurden weitere 10 Gemeinden in das Untersuchungsgebiet aufgenommen (siehe Kapitel Gesamträumliche Ausgangs- lage). Damit kommen die Fließgewässer Biese (Raum Osterburg in Richtung Seehausen) und Uchte (Raum Walsleben – Düsedau) hinzu. Die fischereirechtli- che Nutzung von Abschnitten der Biese und Uchte erfolgt durch Mitgliedsvereine des Landesanglerverbandes Sachsen-Anhalt e.V. im DAV. Da der Schwerpunkt der Untersuchungen sich auf die Gewässer Elbe und Havel bezieht, beeinflussen die örtlichen Bedingungen in den Gemeinden der Gebietserweiterung die getrof- fenen Aussagen und herausgearbeiteten Ergebnissen nicht wesentlich. Sie be- halten ihre Gültigkeit.

3.1.2 Analyse der Ausgangssituation Das Untersuchungsgebiet ist durch die großen Fließgewässersysteme der Elbe und der Ha- vel bestimmt. Insgesamt werden durch 6 Berufsfischer, 2 Fischereigenossenschaften sowie durch die Anglervereine an Elbe und Havel 1.713 ha Wasserfläche fischereirechtlich genutzt. Eine Besonderheit des Untersuchungsgebietes ist das Verbot der gewerblichen Vermarktung von Elbefischen für Ernährungszwecke auf Grund erhöhter Rückstände von Schadstoffen in den Fischen17.

15 An Elbe und Havel gibt es im Bereich des Untersuchungsgebietes 6 Berufsfischer, wobei 3 Fischer sowohl an Elbe und Havel fischen. 16 Hamen: Ist ein in die Strömung gestelltes Netz mit Rahmen oder Scherbrett zum Fang von frei schwimmenden Fischen 17 Wenig Berücksichtigung findet bei dieser Regelung allerdings die Wanderung der Fische. AEP Elbe 1 - Seite 115 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Nicht nur durch die Zugehörigkeit zum Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ werden länderübergreifend Anstrengungen unternommen, Maßnahmen zur Reinhaltung der Elbe umzusetzen. Ausdruck dafür ist der Anstieg der vorzufindenden Fischarten in der Elbe. Schwerpunkte bei der Ausübung der Fischerei bilden die Vorgaben zum Schutz der Fische, Fischbestände und ihrer Lebensgrundlage unter Beachtung der Ge- und Verbote einer ord- nungsgemäßen Fischerei nach den derzeit gültigen rechtlichen Grundlagen. Nähere Aussa- gen zur ordnungsgemäßen Fischerei werden im Positionspapier „Naturschutz und Fischerei“, welches durch das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt in Zusammenarbeit mit den Fischereiverbänden erarbeitet wurde, getroffen18. Durch die Festsetzung des Biosphärenreservates „Flusslandschaft Mittlere Elbe“ ergeben sich keine zusätzlichen Auflagen für das Handeln der Fischereiausübungsberechtigten. Im Entwurf der Verordnung über die Festsetzung des Biosphärenreservates Flusslandschaft Mittlere Elbe (Entwurf vom 02.04.2002) heißt es u.a. im § 11: „(1) Im Biosphärenreservat ... [trägt] ... die ordnungsgemäße Fischereiausübung ökologi- schen Erfordernissen Rechnung. (2) ... und Fischerei erfolgen entsprechend der speziellen ... und fischereirechtlichen Be- stimmungen für die einzelnen Schutzgebiete.“ Seitens der Fischer wurde in Gesprächen die Sorge geäußert, dass durch einen weiteren Anstieg des Kormoranbestandes ihre wirtschaftliche Existenz in besonders betroffenen Ge- bieten, z. B. im Raum Geestgottberg oder des Gülper Sees, gefährdet wird. Die Fischer ste- hen einer Duldung des weiteren Anstiegs der Kormoranpopulation ablehnend gegenüber, sind aber grundsätzlich bereit, bei der Erarbeitung wirtschaftlich tragfähiger Konzepte bei Wahrung der Belange des Naturschutzes mitzuwirken. Desweiteren besteht die Problematik, dass im Einzugsbereich einer Kormorankolonie der Bestand geschützter Fischarten durch eine starke Dezimierung durch Kormorane gefährdet ist. Durch eine Zusammenarbeit zwi- schen Naturschutz, Fischereiwirtschaft und allen Beteiligten ist eine Lösung für dieses Prob- lem anzustreben.

3.1.3 Leitbild Fischerei

Die Ausübung der Fischerei erfolgt nachhaltig und beinhaltet den Schutz und die Ent- wicklung artenreicher, ausgeglichener und gesunder Fischbestände unter besonderer Be- achtung der Entwicklung einheimischer Fischarten und Zurückdrängung nicht autochthoner19 Arten. Dieses Ziel ist durch Zusammenarbeit aller Fischereiausübungsberechtigter zu errei- chen. Mittelfristig soll die gewerbliche Vermarktung von Elbefischen für Ernährungszwecke ein Bestandteil der wirtschaftlichen Nutzung der Elbe sein.

18 Ministerialblatt LSA Nr. 44 vom 09.09.1998 19 autochthon = heimisch AEP Elbe 1 - Seite 116 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

3.1.4 Leitlinien und Handlungsempfehlungen Aufbauend auf der Bestandsanalyse und den Entwicklungszielen verschiedener Planungen, auf Gesprächen mit Fischern und dem Landesanglerverband können folgende auf eine nachhaltige Entwicklung des Untersuchungsgebietes zielende Leitbildgedanken und Hand- lungsempfehlungen formuliert werden: · Die fischereiliche Nutzung der Gewässer soll so erfolgen, dass eine natürliche Entwick- lung einer artenreichen, ausgeglichenen und gesunden Fischfauna auch weiterhin mög- lich ist (Durchführung der Fischhege). In diesem Zusammenhang ist das Gutachten zum Projekt „Entwicklung naturnaher Strukturen in der Unteren Havel“, zu beachten20. Die notwendigen Maßnahmen für eine schrittweise Renaturierung der Unteren Havel sind mit allen Beteiligten aus Naturschutz, Fischerei-, Land- und Forstwirtschaft, Tourismus sowie aus der Verkehrs- und Kommunalentwicklung zu erörtern. · Der Bestand einheimischer Fischarten ist zu sichern und durch an die Gewässer ange- passte Besatzmaßnahmen zu entwickeln (Besatz mit einheimischen Fischarten, Überbe- satz von einzelnen Fischarten verhindern). · In den Fließgewässern und in einem Großteil der Standgewässer im Untersuchungsge- biet wird Angelnutzung betrieben. Die Gewässernutzung durch Anglervereine soll so er- folgen, dass Vegetationsschäden vor allem in Röhrichten und Seggenrieden durch Be- gehung und durch motorisierte Fahrzeuge weitgehend vermieden werden (Schutz der Ufervegetation). Dies kann z. B. durch Ausweisung und Beschilderung zu nutzender Wege erreicht wer- den bzw. durch die Erarbeitung von Angelnutzungskonzepten, in denen die Angelnut- zung hinsichtlich jahreszeitlicher und örtlicher Beschränkungen und unter Beachtung der vorkommenden Tierarten abgestimmt wird. Vermüllungen an Gewässern bzw. an Ge- wässerrandbereichen ist durch das Aufstellen von Papierkörben und Abfallbehältern ent- gegenzuwirken. · Um eine Eutrophierung von Fließ- und Stillgewässern nicht zu begünstigen, sollten keine übermäßigen Fischfütterungen (Lockfütterung) durch Angler durchgeführt werden (siehe auch Landschaftsrahmenplan „Altkreis Osterburg“; Positionspapier Naturschutz und Fi- scherei). · Der Verkauf von Angelscheinen durch die Fischereiausübungsberechtigten ist eine zur Fischereiausübung ergänzende Einkommensquelle. Daher soll das Angeln außerhalb von Naturschutzgebieten weiterhin möglich sein21. · Zur Sicherung der wirtschaftlichen Existenz der Fischer in Gebieten mit hohen Kormo- ranpopulationen, z. B. im Raum Geestgottberg oder des Gülper Sees, sind u.a. mit den Naturschutzbehörden eventuell notwendige Maßnahmen der Populationsregulierung zu

20 Ingenieurbüro für Landschaftsplanung und Wasserwirtschaft Ellmann/Schulze GbR, siehe auch: www.untere-havel.de 21 Das Angeln in NSG ist nicht generell verboten, vielmehr wird die Angelnutzung in der jeweiligen Schutzgebiets- Verordnung geregelt. AEP Elbe 1 - Seite 117 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

erörtern. Weiterhin ist zu diskutieren, ob die „Verordnung zur Abwendung erheblicher fi- schereiwirtschaftlicher Schäden durch Kormorane im Land Brandenburg“ vom 26. Juli 1999 in ähnlicher Weise auch im Land Sachsen-Anhalt zur Anwendung kommen kann. · Durch die Bildung einer Genossenschaft könnte die Vermarktungssituation verbessert und die Verkaufsmenge an Privatabnehmer vergrößert werden. Die gemeinsame Ver- marktung von Fisch und Wild, wie sie bereits im Raum Geestgottberg erfolgt, trägt zu ei- ner Diversifizierung der Vermarktungssituation bei.

3.1.5 Maßnahmen Im Rahmen der AEP „Altmärkische Wische und Untere Havelniederung / Elbe 1“ werden die nachfolgend dargestellten Maßnahmen zur Umsetzung empfohlen. Die einzelnen Maßnah- men sind weiterhin gesondert im Maßnahmenkatalog im Anhang dargestellt.

3.1.5.1 Maßnahme: „Fische aus dem Strom“ – Eine Vermarktungsstrategie für Fischereiprodukte aus dem Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe Die Maßnahme „Fische aus dem Strom“ ist ein länderübergreifendes Projekt, das im Rah- men einer Diplomarbeit erarbeitet werden soll. Ziele sind die Erarbeitung einer Vermark- tungsstrategie für Fische aus dem Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe und die Einlei- tung des Entscheidungsprozesses zur Findung eines Gütesiegels. Die Maßnahme Fische aus dem Strom kann zu einer Verbesserung der Fischvermarktung im Bereich des BR bei- tragen. Die Unterstützung einer nachhaltigen Fischereiwirtschaft entspricht dem Leitgedan- ken des BR zur Entwicklung nachhaltiger Landnutzungen. Die Maßnahme ist eingebunden in die Arbeit der Koordinierungsstelle (KOST) der Kommu- nalen Arbeitsgemeinschaft. Im Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ haben sich die sieben Landkreise Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Ludwigslust, Prignitz, Stendal, Jericho- wer Land und Ohrekreis zu einer Kooperationsregion zusammengeschlossen und gründeten o.g. Kommunale Arbeitsgemeinschaft. Ihr Ziel ist die Unterstützung der Entwicklung des Bio- sphärenreservats u.a. durch die Initiierung von innovativen, ökologischen und sozialen Pro- jekten22.

3.1.5.2 Maßnahme: Angelnutzungskonzept Die Anregung der Maßnahme „Angelnutzungskonzept“ ist ein Ergebnis das aufbauend auf die Bestandsanalyse und aus Gesprächen mit Fischern, dem Landesanglerverband im DAV e.V. und dem Landesfischereiverband e.V. entwickelt wurde. Die Erarbeitung von Angelnutzungskonzepten, in denen die Angelnutzung hinsichtlich jah- reszeitlicher und örtlicher Beschränkungen und unter Beachtung der vorkommenden Tierar- ten abgestimmt wird, trägt zur Minimierung potenziell möglicher Konflikte zwischen Berufsfi- schern, Anglern und den Kommunen und der Förderung des Angeltourismus bei. Bei der

22 Siehe zur KOST auch Kapitel 1 AEP Elbe 1 - Seite 118 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Erstellung der Angelnutzungskonzepte sollten die zuständige Untere bzw. im NSG die Obere Naturschutzbehörde einbezogen werden. Durch die Berücksichtigung der Nutzungskonzepte bei der Erstellung künftiger Schutzge- bietsverordnungen, z. B. für das LSG „Altmärkische Wische“ oder bei der Diskussion zur Festlegung von § 30 Biotopen entsprechend des Landesnaturschutzgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt, können die Belange der Fischereiausübungsberechtigten besser berück- sichtigt werden. Die geplanten Effekte durch die gezielte Lenkung der Angeltätigkeit, wie der Schutz der Ufervegetation, Zusammenarbeit mit dem Naturschutz, Minimierung von Vermüllungen u.a. unterstützen die nachhaltige und standortgerechte Nutzung der Gewässer. Damit entspricht diese Maßnahme den Leitgedanken des Biosphärenreservats zum Schutz des Naturhaushaltes. AEP Elbe 1 - Seite 119 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

3.2 Forstwirtschaft

3.2.1 Ausgangssituation 3.2.1.1 Grundlagen einer naturnahen Forstwirtschaft Rechtliche Grundlage der Forstwirtschaft ist das Landeswaldgesetz für das Land Sachsen- Anhalt vom 13. April 1994. Alle Waldeigentümer haben nach Maßgabe des Gesetzes den Wald ordnungsgemäß, pfleglich und sachkundig zu bewirtschaften. Bei der Bewirtschaftung des Waldes ist die Vielfalt und Eigenart der Landschaft zu berücksichtigen und die Lebens- räume der heimischen Tier- und Pflanzenwelt sind zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Auf der Grundlage des Bundeswald- und Landeswaldgesetzes, der Leitlinie Wald und des Einführungserlasses zur Forstlichen Rahmenplanung (FRP) wurde durch das Regierungs- präsidium Magdeburg der Forstliche Rahmenplan der Region Altmark, Teil 1 (2002) erstellt. Als Instrument zur Durchsetzung der Wald- und Raumordnungsgesetze stellt der FRP Grundsätze, Ziele und Maßnahmen zur funktionsgerechten Walderhaltung, Waldbewirtschaf- tung und Waldentwicklung dar. Verbindlich werden die Aussagen des FRP durch Übernah- me in die Regional- (REP) und Landesplanung (LEP). Die im Regionalen Entwicklungsprogramm (REP) für den Regierungsbezirk Magdeburg aus- gewiesenen Vorsorgegebiete für Aufforstung (z. B. westliche und östliche Altmark) haben zum Ziel, den Waldanteil zu erhöhen und eine ausgewogene forstwirtschaftliche Bodennut- zung zu gewährleisten (ausgewogenes Verhältnis zwischen Wald und offenem Gelände). Ergänzend zum Landeswaldgesetz wurde durch das Ministerium für Raumordnung, Land- wirtschaft und Umwelt die „Leitlinie zur Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung des Waldes im Land Sachsen-Anhalt“ (Leitlinie Wald) vom 01. September 1997 erlassen. Die Leitlinie Wald ist die verbindliche Arbeitsgrundlage für die Bewirtschaftung des Landeswaldes in den nächsten Jahrzehnten. Ihr Ziel ist eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes unter Nut- zung der natürlichen Entwicklung der Waldökosysteme (Nutzung der „Gratiskräfte“ der Na- tur). Diese ökologische und kostengünstige Bewirtschaftungsweise wird auch den kommuna- len und privaten Waldbesitzern zur Anwendung empfohlen. Die Grundsätze einer ökogerechten Waldbewirtschaftung lauten: · Abkehr vom Kahlschlag als Nutzungsprinzip, · Waldverjüngung durch Naturverjüngung hat Vorrang vor Kunstverjüngung, · Verjüngungen mit überwiegend heimischen Baumarten bzw. Baumartenmischungen sind anzustreben, · Pflegemaßnahmen erfolgen nur im erforderlichen Umfang und Ausmaß mit dem Ziel der Wertsteigerung und Strukturierung der Bestände (Schonung wirtschaftlich uninteressan- ter Bäume, Belassen von Totholz), · Erhaltung der Vielfalt der Waldstandorte unter Verzicht auf Hydromeliorations- und Dün- gemaßnahmen, AEP Elbe 1 - Seite 120 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

· Arbeitsverfahren und Arbeitsmittel sind so auszuwählen, dass an der Bodenstruktur und den Waldbeständen keine gravierenden Schäden entstehen (entsprechende Walder- schließung), · Pestizideinsatz nur, wenn Kulturen oder Waldkomplexe existenzgefährdend bedroht sind und die Abwehr der Schädigungen auf andere Weise nicht möglich ist, · Gewährleistung eines angepassten Wildbestandes (Reduzierung überhöhter Schalen- wildbestände), · Entlassung von größeren und kleinern Waldgebieten aus der Bewirtschaftung, um vom Menschen unbeeinflusste Entwicklungsprozesse zu ermöglichen. Durch Anwendung der gesetzlichen und planerischen Grundlagen und der Grundsätze einer ökogerechten Waldbewirtschaftung (Leitlinie Wald) durch alle Waldbesitzer können die Wäl- der im Untersuchungsgebiet so erhalten und bewirtschaftet werden, dass ihre Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion nachhaltig gesichert wird. Die nachfolgend getroffenen Aussagen und zahlenmäßigen Darstellungen beziehen sich auf das Untersuchungsgebiet der AEP Elbe 1 ohne die Gebietserweiterung vom Dezember 2001 (siehe Kapitel Gesamträumliche Ausgangslage). Die Daten, die sich aus der Analyse der im Dezember 2001 erfolgen Gebietserweiterung ergaben, sind abschließend zusammengefasst dargestellt.

3.2.1.2 Forstverwaltung Die Forstverwaltung des Landes Sachsen-Anhalt untergliedert sich in: · die Oberste Forstbehörde (Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt), · die Oberen Forstbehörden (Regierungspräsidien) und · die Unteren Forstbehörden (staatliche Forstämter). Das Regierungspräsidium Magdeburg ist für das Untersuchungsgebiet die zuständige Obere Forstbehörde. Die Forstämter Osterburg und Havelberg sind als Untere Forstbehörde mit der Verwaltung und Bewirtschaftung des Landeswaldes im Untersuchungsgebiet betraut. Im Auftrag der BVVG bewirtschaften die staatlichen Forstämter ebenfalls die Treuhandwald- flächen. Entsprechend der §§ 26 und 28 LWaldG wird durch die Forstämter auch die Bera- tung und Betreuung (Forstaufsicht) für den Wald aller übrigen Eigentumsarten gewährleistet. Der Bundes- und Kirchenwald wird durch die Verwaltungen des Bundes (im Untersuchungs- gebiet das Bundesforstamt Klietz) bzw. der Kirchen in eigener Zuständigkeit bewirtschaftet. Zur Verbesserung der Waldbewirtschaftung, z. B. bei geringer Flächengröße, Besitzzersplit- terung oder ungünstigem Flächenzuschnitt haben im Untersuchungsgebiet Privatwaldbesit- zer 13 Forstbetriebsgemeinschaften (Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse auf Grundlage der §§ 15 – 18 Bundeswaldgesetz) gebildet. Insgesamt umfassen diese eine Fläche von ca. 4.960 ha Wald. Damit wurden im Jahr 2001 64 % des Privatwaldes in Forstbetriebsgemein- schaften organisiert. Bis zum 01. April 2002 waren 3 Forstämter mit 15 Revieren mit der Verwaltung und Bewirt- schaftung des Landeswaldes betraut. AEP Elbe 1 - Seite 121 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Tabelle 57: Forstverwaltungsstruktur im Untersuchungsgebiet

Stand 2001 Stand 01. April 2002 Forstamt Forstrevier Forstamt Forstrevier

Seehausen Walsleben Osterburg Walsleben Werben Werben Warthe Warthe Priemern Priemern Kapermoor Kapermoor Bömenzien Bömenzien Arneburg Arneburg Osterburg Osterburg

Havelberg Schollene Havelberg Schollene Klietz Klietz Kamern Kamern Schönfeld Schönfeld Kümmernitz Kümmernitz Theerofen Theerofen Havelberg Havelberg Schönhausen Stendal Schönhausen Tangermünde Tangermünde Quelle: Angaben der staatlichen Forstämter, 2001 Ab dem 01.04.2002 erfolgte eine Neuordnung der Landesforstverwaltung im Untersu- chungsgebiet. Damit sind nur noch 2 der bisher 3 Forstämter für das Untersuchungsgebiet zuständig. Ab 01. September 2002 wurde die Reform der Forstreviere wirksam. Ziel war auch hier die Schaffung von größeren Verwaltungsstrukturen. Die Forstamtsstruktur Stand 2001 des Untersuchungsgebietes und die Struktur ab April 2002 stellt sich entsprechend obiger Tabelle dar.

3.2.1.3 Waldfläche und Eigentumsverhältnisse Die Waldfläche des Untersuchungsgebietes ist in Tabelle 58 auf der Ebene der Forstreviere erfasst. Mit Stand 2001 betrug die Waldfläche 20.280 ha Wald. Das entspricht einem Anteil von 22,8 % an der Gesamtfläche des Untersuchungsgebietes. Der Waldanteil in den Gren- zen des Biosphärenreservates (BioRes) liegt niedriger, wobei hierüber keine genauen Flä- chenangaben ermittelt werden konnten. Zum Beispiel beträgt im Bereich des FA Osterburg der Waldanteil in den Grenzen des Untersuchungsgebietes 12 %, wovon etwa nur 5 % im Bereich des Biosphärenreservates liegen. Durch Aufforstungsmaßnahmen, u.a. in Über- schwemmungsbereichen der Elbe (Auenwaldvermehrung), soll ein Waldanteil in der Pla- nungsregion Altmark (das Untersuchungsgebiet ist Bestandteil dieser Planungsregion) von 25 % erreicht werden (vorläufiger Forstlicher Rahmenplan der Planungsregion Altmark). AEP Elbe 1 - Seite 122 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Abbildung 8: Relativer Waldanteil an der Gemeindefläche

Quelle: Agraratlas des Landes Sachsen-Anhalt 1996

Tabelle 58: Waldflächen im Untersuchungsgebiet

Forstamt Forstrevier Waldfläche [ha]

Osterburg Walsleben 55,6 Werben 737,4 Warthe 1.408,8 Priemern 881,3 Kapermoor 1.472,6 Bömenzien 551,7 Havelberg Schollene 1.248,6 Klietz 1.394,8 Kamern 1.326,7 Schönfeld 1.091,8 Kümmernitz 1.430,3 Theerofen 1.219,4 Havelberg 1.440,4 Schönhausen 1.347,0 AEP Elbe 1 - Seite 123 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Tangermünde 295,0 Summe Landesforstämter 15.901,4 Bundesforstamt Klietz 4.382,0 Gesamtsumme 20.283,4 Quelle: eigene Darstellung nach Angaben der staatlichen Forstämter, 2001 Im Untersuchungsgebiet sind ca. 80 % der Wälder mit Nadelbäumen bestockt. Davon ist mit ca. 77 % der Nadelwaldfläche die Kiefer die dominierende Nadelbaumart. Sie ist zur Zeit die bedeutendste Wirtschaftsbaumart und steht vorrangig in reinen Kiefernwaldbeständen. Im Bereich des Biosphärenreservates „Flusslandschaft Elbe“ liegt der Kiefernwaldanteil jedoch zugunsten der Laubhölzer niedriger. Die häufigste Laubbaumart im Untersuchungsgebiet ist die Eiche. Daneben gehören auch Erle und Pappel zu den Hauptbaumarten des untersuch- ten Gebietes. Die prozentuale Verteilung der häufigsten Baumarten im Untersuchungsgebiet, aufgegliedert nach Forstämtern entsprechend der bis März 2002 gültigen Forstamtsstruktur, zeigt nachfolgende Tabelle.

Tabelle 59: Anteil der häufigsten Baumarten an der Waldfläche

FA Seehausen FA Havelberg FA Stendal Nadelholz: 71,1 % 85,0 % 82,5 % dav. Kiefer 68,7 % 80,0 % 82,4 % dav. Fichte/Douglasie 2,4 % 5,0 % - dav. sonst. Nadelholz - - 0,1 % Laubholz: 28,9 % 15,0 % 17,5 % dav. Eiche 11,7 % 9,0 % 2,8 % dav. Erle - 6,0 % - dav. Pappel 7,0 % - - dav. Buche 0,7 % - - dav. sonst. Hartlaubholz 2,1 % - 1,0 % dav. sonst. Weichlaubholz 7,4 % - 13,7 % Gesamtwald: 100,0 % 100,0 % 100,0 % Quelle: eigene Darstellung nach Angaben der staatlichen Forstämter, 2001 Das derzeitige Holznutzungspotenzial liegt bei 4 bis 5 fm/a/ha. Derzeit kann aber nur etwa die Hälfte dieses Potenzials, vorrangig durch den Verkauf von Nadelholz, vermarktet werden. Laubholz ist dagegen nur schwer absetzbar. Derzeit werden z. B. durch das Sägewerk in Kossebau Eichenbalken für den Holzfachwerkbau hergestellt. Das im Bau befindliche Zell- stoffwerk bei Arneburg sowie die geplante Firmen der Zuliefer- / Verarbeitungsindustrie könnten als bedeutender Holzverwerter die Absatzlage im Untersuchungsgebiet erheblich verbessern. Die Eigentumsverhältnisse der Waldflächen im Untersuchungsgebiet sind in Tabelle 60 dar- gestellt. Darin wird der hohe Anteil an Privatwaldbesitz und der geringe Anteil an Landes- waldbesitz im Vergleich zum Landeswaldanteil in Sachsen-Anhalt erkennbar. Durch den ho- hen Anteil an Treuhandwaldflächen im Untersuchungsgebiet, vor allem im Bereich des AEP Elbe 1 - Seite 124 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Forstamtes Osterburg (41,3 %), ist in den kommenden Jahren durch den Verkauf dieser Flä- chen mit einem Anstieg des Privatwaldes zu rechnen.

Tabelle 60: Waldeigentum im Untersuchungsgebiet im Vergleich zu Sachsen-Anhalt (ohne Bundesforstamt Klietz)

Eigentumsart Untersuchungsgebiet LSA Fläche [ha] Anteil [%] Fläche [ha] Anteil [%] Landeswald 2.462,2 15,5 142.690 30 Kommunalwald und 1.821,1 11,5 24.364 5 sonst. Körperschaften Privatwald 7.716,4 48,5 166.691 35 Treuhandwald 3.616,0 22,7 80.586 17 Bundeswald 68,4 0,4 58.000 12 Kirchenwald 217,3 1,4 4.729 1 gesamt 15.901,4 100 477.060 100 Quelle: Angaben der staatlichen Forstämter, Agrarbericht LSA 2001

3.2.1.4 Erweiterung des Untersuchungsgebietes Zur nachträglichen Gebietserweiterung gehören 10 Gemeinden. Damit vergrö- ßert sich die Gesamtfläche des Untersuchungsgebietes auf insgesamt 108.650 ha (siehe Kapitel Gesamträumliche Ausgangslage). Es kommen insge- samt 1.974 ha Wald neu in das Untersuchungsgebiet. Zum Forstamt Osterburg gehören die Gemeinden Osterburg, zugehörig zum Re- vier 4 (Osterburg), Meseberg, zugehörig zum Revier 3 (Werben) und die Ge- meinden Düsedau, Königsmark, Iden, Walsleben, Hindenburg und Schwarzholz, die zum Forstrevier 1 (Walsleben) gehören. Der Waldanteil in diesen 8 Gemein- den beträgt 1.627 ha. Nordöstlich von Osterburg befindet sich eine zusammen- hängende Waldfläche von ca. 500 ha welche hauptsächlich mit Kiefern bestan- den ist. In den anderen Gemeinden sind kleine, oft zerstreut liegende Waldflä- chen vorhanden. Weiterhin wurden im Bereich den Forstamtes Osterburg die Gemeinden Arne- burg und Storkau mit einer Waldfläche von insgesamt 347 ha in das Untersu- chungsgebiet aufgenommen. Arneburg und Storkau gehören zum Forstrevier 4 (Arneburg). Nordöstlich der Ortslage Storkau befindet sich ein zusammenhän- gendes Kiefernwaldgebiet (ca. 180 ha), das Teil des Waldgebietes Grützberg ist. Auf dem Gebiet der Gemeinde Arneburg sind nur wenige kleine Waldflächen vorhanden. Die Angaben über Waldanteile, Waldverteilung im Raum, die überwiegend vor- kommenden Baumarten u.a. entsprechen im wesentlichen den bisher getroffe- nen Aussagen. AEP Elbe 1 - Seite 125 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

3.2.2 Analyse der Ausgangssituation Der mit Erweiterungsgebiet insgesamt 108.650 ha große Untersuchungsraum ist innerhalb von 17 Forstrevieren aus 2 Landesforstämtern und inklusive Bundesforstamt Klietz mit 22.250 ha Wald bestanden. Das entspricht einem Waldanteil von 20,5 % an der Gesamtflä- che des Untersuchungsgebietes. Dieser zu geringe Waldanteil soll langfristig auf 25 % er- höht werden (siehe FRP Altmark, Teil 1). Vor allem im Bereich des Forstamtes Osterburg, ist innerhalb des Biosphärenreservates der Wald in kleinen, oft zerstreut liegenden Arealen ver- teilt. Hier soll, entsprechend der Leitlinie Wald des Landes Sachsen-Anhalt, aufgeforstet wer- den. Im Bereich des Untersuchungsgebietes sind aus Sicht der Forstwirtschaft die Schalenwild- bestände zu hoch. Verbissschäden werden dort registriert, wo sich das Wild zeitweilig in waldarmen Gebieten konzentriert. Daraus resultiert die Forderung der Forstbewirtschafter an die Jagdausübungsberechtigten, die Wilddichte auf ein waldverträgliches Maß zu reduzieren. Nach Aussage der Unteren Jagdbehörde entspricht die Wilddichte für die im Untersu- chungsgebiet vorkommenden abschussplanungspflichtigen Schalenwildarten den Vorgaben gemäß der Regionalen Hegerichtlinie für den Landkreis Stendal23 (siehe Kapitel Jagd). Aus Gesprächen mit den Forstämtern wurde die Problematik deutlich, dass derzeit etwa nur die Hälfte des insgesamt zur Verfügung stehende Holzes verkauft werden kann. Die Forst- ämter sind grundsätzlich bereit, bei der Erarbeitung von Projekten die zu einer Verbesserung der Holzvermarktungssituation führen, als Ansprechpartner mitzuwirken. Das Untersuchungsgebiet ist größtenteils Bestandteil des Biosphärenreservates Flussland- schaft Mittlere Elbe. Aus dem § 11 der vorläufigen Biosphärenreservatsverordnung gehen neben den bestehenden Rechtsauflagen keine neuen Handlungsauflagen oder Nutzungsbe- schränkungen für Waldbesitzer hervor. Im § 11 heißt es: „Die ordnungsgemäße Waldbewirtschaftung bildet eine wesentliche Voraussetzung für die Erhaltung, Pflege und Entwicklung natürlicher und naturnaher Waldbestände. Eine nachhal- tige Waldbewirtschaftung im Biosphärenreservat basiert auf folgenden Grundsätzen, die den Kriterien des MAB-Programms24 Rechnung tragen: · Wald ist auf geeigneten Flächen zu mehren, · naturferne Wälder sind langfristig in naturnahe Wälder zu überführen, · heimische Baumarten sind vorrangig zu verwenden, · die Artenvielfalt im Wald ist durch geeignete waldbauliche Maßnahmen zu fördern, · die Entwicklung von Weichholzauen ist auf geeigneten Flächen zu fördern.“

23 Regionale Hegerichtlinie für die Hege und Bejagung des Schalenwildes im Landkreis Stendal auf der Grundla- ge der Landeshegerichtlinie vom 25.01.1996 24 MAB-Programm = UNESCO (1970): Programm „Der Mensch und die Biosphäre“, siehe dazu auch Kapitel 4 Naturraum und Landschaftsbild AEP Elbe 1 - Seite 126 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

3.2.3 Leitbild Forstwirtschaft

Die Wälder im AEP-Untersuchungsraum sind zu erhalten und ökogerecht zu bewirtschaften, um ihre Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion nachhaltig zu sichern. Die Waldfläche ist unter Nutzung geeigneter Flächen, vorrangig auf landwirtschaftlichen Grenzertragsstandorten und in Überschwemmungsbereichen, zu erhöhen. Durch Aufforstungen sollen insbesondere der Laubholz- und Auenwaldanteil erhöht werden.

3.2.4 Leitlinien und Handlungsempfehlungen Aufbauend auf der Bestandsanalyse, dem vorläufigen forstlichen Rahmenplan der Planungs- region Altmark (Teil 1) und den Entwicklungszielen verschiedener anderer Planungen kön- nen folgende auf eine nachhaltige Entwicklung des Untersuchungsgebietes zielende Leit- bildgedanken und Handlungsempfehlungen formuliert werden: · Erhöhung des Waldanteils auf ca. 25 %. Neuaufforstungen sollen hauptsächlich auf landwirtschaftlichen Grenzertragsstandorten (Bodenzahl kleiner 30), auf winderosionsge- fährdeten Flächen und im Bereich des Biosphärenreservates „Flusslandschaft Mittlere Elbe“ erfolgen. Durch Aufforstungen sollen größere zusammenhängende Waldgebiete entstehen bzw. vorhandene Waldflächen miteinander verbunden werden (Biotopvernet- zung). Kernzonen des BR sollen eine zusammenhängende Mindestfläche von 60 ha er- reichen, um ungestörte Sukzessionsabläufe25 im Wald zu gewährleisten. · Aufforstungen und die Bewirtschaftung der Waldflächen sollen entsprechend der „Leitli- nie zur Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung des Waldes im Land Sachsen-Anhalt“ er- folgen. Die Leitlinie Wald ist verbindlich für den Landeswald und wird auch für den kom- munalen und privaten Waldbesitzer empfohlen. Für Aufforstungsmaßnahmen muss aus- reichend Saatgut und dementsprechend eine ausreichende Anzahl an masttragenden26 Bäumen, z. B. Eichen, vorhanden sein. Durch Umbau von Pappelflächen könnten Flä- chen für masttragende Bäume geschaffen werden. · Besonderes Augenmerk soll auf die Pflege und Erziehung von Jungbeständen gerichtet werden. Dies ist eine wesentliche Maßnahmen zur Erreichung von stabilen und hochwer- tigen Beständen. · Der Holzabsatz ist die Haupteinnahmequelle der Waldbewirtschafter. Daher sollen auch über Holzverkäufe als Brennholz, z. B. für Holzheizungen von Einfamilienhäusern oder durch Verkauf von Laubholz, wie Eiche und Esche für Holzfachwerkbauten sowie ent- sprechende Restaurierungsarbeiten , der Holzabsatz gestärkt werden. · Zur Minimierung der Verbissschäden im Wald sind in enger Abstimmung zwischen Forst- und Jagdwirtschaft waldverträglichere Wilddichten zu erreichen.

25 Sukzession = Zeitliches Nacheinander von verschiedenen zusammengesetzten Pflanzenbeständen an dem- selben Wuchsort (Entwicklungsreihe; ELLENBERG 1979) 26 masttragende Bäume, heißt fruchttragende Bäume, deren Früchte zur Vermehrung und/oder für die Tierfütte- rung verwendet werden. AEP Elbe 1 - Seite 127 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

3.2.5 Maßnahmen Im Rahmen der AEP „Altmärkische Wische und Untere Havelniederung“ werden die nachfol- gend dargestellten Maßnahmen, welche weiterhin gesondert im Maßnahmenkatalog im An- hang dargestellt sind, zur Umsetzung empfohlen.

3.2.5.1 Leitprojekt: Modell eines Kompensationsflächenmanagements in Ver- bindung mit der Führung eines Ökokontos

Einführung Aufgrund des in der Analyse festgestellten geringen Waldanteils und der Forderung der Ausweisung von geeigneten Wiederaufforstungsflächen erfolgt die Zuordnung dieses Projek- tes zum Themenschwerpunkt Forstwirtschaft. Mit der Ausweisung von Suchräumen für Auf- forstungen wird dieser Forderung Rechnung getragen. Die Flächeninanspruchnahme für Wohnungsbau, Gewerbe und Infrastruktur führt teilweise zu erheblichen Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes und zu einem Verlust von landwirt- schaftlichen Nutzflächen. Die durch Eingriffe in Natur und Landschaft nicht zu vermeidenden Beeinträchtigungen müssen entsprechend der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung nach dem Bundesnaturschutzgesetz ausgeglichen werden. Im Falle der Nichtausgleichbarkeit von zulässigen Eingriffen, sind Ersatzmaßnahmen zur Wiederherstellung von Werten und Funk- tionen von Natur und Landschaft durchzuführen. Durch diese Maßnahmen sollen die zerstör- ten Funktionen und Werte eines Biotopes durch ein artgleiches27 Biotop möglichst nahe am Eingriffsort wiederhergestellt werden. Mit der Möglichkeit der Führung eines Ökokontos zur Verwaltung eines Flächenpools hat der Gesetzgeber ein Instrument zur Durchführung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen und ihrer Refinanzierung geschaffen. Ein Kompensationsflächenpool ist die Sammlung von potenziellen Ausgleichsflächen, auf denen z. B. eine Gemeinde Eingriffe in Natur und Landschaft durch entsprechende Aus- gleichsmaßnahmen kompensieren kann. Mit Hilfe eines Ökokontos können im Vorgriff auf einen späteren Eingriff Kompensationsmaßnahmen auf die Habenseite gebucht werden. Die Nutzung des Instrumentes Kompensationsflächenpool ist eine Möglichkeit zur Auswei- sung von Räumen für Aufforstungsmaßnahmen. Das heißt, dass neben der Darstellung der Methodik des Kompensationsflächenpool-Modells auch Suchräume, in denen Flächen im Rahmen von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen durch Aufforstungen ökologisch entwickelt werden können, benannt werden. Aufgrund der flexiblen Einsetzbarkeit des Instrumentes Kompensationsflächenpool werden als weiterer Schwerpunkt Suchräume für die ökologische Entwicklung von versiegelten/beeinträchtigen Agraraltanlagen benannt (siehe Karte Such- räume für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen).

27 so sollte z. B bei Zerstörung eines Feuchtbiotopes möglichst auch wieder ein Feuchtbiotop als Ausgleich ange- legt werden. AEP Elbe 1 - Seite 128 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Rechtliche Grundlagen Die rechtliche Grundlage von Flächenpool und Ökokonto28 bildet das Baugesetzbuch (BauGB) vom 01. Januar 1998 in Verbindung mit den §§ 8 und 8a des Bundesnaturschutz- gesetzes (BNatSchG). Mit der Novellierung des BNatSchG vom 01. Februar 2002 wird die Eingriffsregelung in den §§ 18 bis 21 definiert. Durch die Novellierung des BauGB vom 01.01.1998 wurde die naturschutzrechtliche Aus- gleichsverpflichtung im Rahmen der Bauleitplanung im BauGB verankert. Neben den in § 1a Absatz 3 und § 9 Absatz 1a BauGB dargestellten allgemeineren Ausführungen zur Eingriffs- regelung gibt § 135a bis c den Rahmen für die Führung eines Ökokontos vor. Damit wird es möglich Eingriffe räumlich und auch teilweise zeitlich entkoppelt mit Hilfe eines Kompensati- onsflächenpools und eines Ökokontos auszugleichen. Neben den genannten Bundesgesetzen gelten für die Eingriffsregelung in Sachsen-Anhalt die §§ 11 bis 16 des Landesnaturschutzgesetzes.

Kompensationsflächenpool Ein Kompensationsflächenpool, nachfolgend Flächenpool genannt, wird aufgebaut, um Flä- chen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Rahmen der naturschutzrechtlichen Ein- griffsregelung bereitstellen zu können. Durch eine systematische Bevorratung von Kompen- sationsflächen im Flächenpool entfällt eine zeitaufwendige und oft wenig strukturierte Suche nach geeigneten Flächen für jedes einzelne Verfahren. Auf der Basis eines landschaftsökologischen Gesamtkonzeptes werden in Abstimmung mit der betroffenen Gemeinde und der zuständigen Naturschutzbehörde systematisch Flächen gesucht, die für Kompensationsmaßnahmen geeignet sind. Ein landschaftsökologisches Konzept kann sich aus der Erstellung eines Landschaftsplanes gemäß § 7 Naturschutzge- setz (NatSchG LSA) ableiten. Die benötigten Flächen sind aus abgestimmten ökologischen Suchräumen durch Ankauf durch die Gemeinde bzw. durch Pachtung für den Flächenpool zu sichern und sind im Flächennutzungsplan darzustellen. Suchräume können innerhalb des Gemeindegebietes festgelegt werden, in denen aus landschaftsökologischer Sicht besonde- re Entwicklungsziele bestehen. Der Suchraum muss sich nicht an administrativen Grenzen orientieren, sondern sollte sich an dem zu entwickelnden Naturraum entsprechend dem Ge- samtkonzept orientieren, d.h. Suchräume sind gegebenenfalls in interkommunaler Zusam- menarbeit festzulegen. Durch Flächentausch in das Suchgebiet können Streuflächen arron- diert werden. Suchräume können z. B: · im Nahbereich von Schutzgebieten oder sonstigen schutzwürdigen Landschaftsbestand- teilen (Übersicht Schutzgebiete siehe Kapitel Schutzgebiete, Naturraum und Land- schaftsbild), · im Bereich großer Wasserläufe (Elbe, Havel) oder

28 Begriffe Flächenpool und Ökokonto sind nicht vom BauGB definiert, sondern entwickelten sich aus verschiede- nen Fachplanungen. AEP Elbe 1 - Seite 129 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

· in Gebieten, die sich z. B. aus Aussagen eines Landschaftsplanes ergeben, festgelegt werden. Die Flächen sind zur Aufnahme in den Flächenpool geeignet, wenn sie durch landschafts- pflegerische Maßnahmen ökologisch sinnvoll entwickelt werden können, sich in das Ge- samtkonzept einfügen und frei von Altlastenverdachtsflächen29 sind. Wurden geeignete Flä- chen (bzw. Grundstücke) gefunden, werden diese entsprechend des Gesamtkonzeptes ent- wickelt. Dieses Konzept gibt Auskunft, welches Zielbiotop hergestellt werden soll. Beispiel- hafte Entwicklungen können sein: · Entsiegelung von gewerblichen, militärischen oder landwirtschaftlichen Brachflächen, · Renaturierung von Fließgewässern oder die · Wiederherstellung naturnaher Wälder. Durch die zielgerichtete und örtlich gebündelte Verwendung von Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen wird eine unkoordinierte Entwicklung von mitunter hochwertigen landwirt- schaftlichen und zerstreut liegenden Flächen verhindert. Diese Vorgehensweise führt zu ei- ner langfristigen Sicherung von zusammenhängenden landwirtschaftlichen Nutzflächen. Deshalb trägt die Einrichtung eines Flächenpools nicht nur zu einer Erhöhung der Wirksam- keit von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für eine ökologische Landschaftsentwicklung, sondern auch zur Sicherung von landwirtschaftlichen Flächen bei.

Ökokonto Ergänzend zur Schaffung eines Flächenpools kann sich die Gemeinde/Stadt auch für die Einrichtung eines Ökokontos entscheiden, wenn im Vorgriff auf spätere Eingriffe Kompensa- tionsmaßnahmen auf Poolflächen durchgeführt werden sollen. Das Konto ermöglicht die Buchung von Maßnahmen des Naturschutzes und der Land- schaftspflege. Diese Maßnahmen können im Vorfeld von zu erwartenden Eingriffen freiwillig durch die Gemeinde/Stadt oder Dritte auf Grundstücken aus dem Flächenpool durchgeführt werden. Damit ist eine zeitliche Entkopplung von Eingriff und Maßnahmen des Ausgleichs möglich. Die so entwickelte Fläche wird auf der Habenseite des Ökokontos verbucht. Im Fal- le eines Eingriffs in Natur und Landschaft stehen so Ausgleichsmaßnahmen (Flächen) zur Verfügung, die dann vom Ökokonto ins Soll gestellt (abgebucht) werden. Bei dieser Bilanzie- rung muss einem Eingriff eine ganz konkrete Ausgleichsfläche vom Ökokonto zugewiesen werden. In einem Verzeichnis über Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen werden alle rechtsverbindlich festgelegten Eingriffsflächen mit den dazugehörigen Kompensationsflächen in Text und Kar- te dargestellt. Dieses Verzeichnis ist unabhängig davon zu führen, ob sich die Gemein- de/Stadt nur für die Schaffung eines Flächenpools oder auch für die Einrichtung eins Öko- kontos entscheidet.

29 Vor Inanspruchnahme der Flächen für die verschiedenen Entwicklungsmaßnahmen, ist eine Abstimmung mit der unteren Abfallbehörde bezüglich Altlastenverdachtsflächen und sachgerechter Abfallentsorgung notwendig. AEP Elbe 1 - Seite 130 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Durch das Ökokonto entsteht auf Grund der frühzeitig und mitunter lange vor dem später zuzuordnenden Eingriff durchgeführten Maßnahmen ein deutlicher ökologischer Nutzen.

Bewertungsverfahren Das Wesentlichste bei der Bestandsaufnahme im Ökokonto ist eine einheitliche Bewertung der Eingriffe und der Ausgleichsmaßnahmen. Dazu ist es erforderlich, nach einem einheitli- chen Bewertungsverfahren: · den Flächenzustand vor Beginn der Maßnahme zu bewerten (Bewertung Bestand), · das Entwicklungsziel nach Durchführung der Maßnahme zu erläutern und · die Kompensationswirkung zu ermitteln (Bewertung Planung).

Fachliche Anforderungen an die Führung eines Ökokontos Die Führung des Ökokontos sollte in Form einer Datenbank erfolgen, welche Bestandteil eines Geographischen Informationssystems (GIS) ist. In diesem Informationssystem werden die gesammelten Daten elektronisch mit den Flächendaten verknüpft. Eine sinnvoll ausgearbeitete Datenbankstruktur erlaubt nicht nur die Dokumentation der Ö- kobilanz von Eingriff und Ausgleich, sondern erleichtert die laufende Verwaltung und Fort- schreibung der Flächen. Dadurch ist die Anwendung eines Geographischen Informationssystems nicht nur für die Führung des Ökokontos, sondern auch für die Führung des Flächenpools zu empfehlen. Das GIS muss einheitlich für beide Anwendungsformen entwickelt werden. Nachfolgend wird anhand einer Schrittfolge das Vorgehen bei der Nutzung eines Flächen- pools und eines Ökokontos für eine Kommune dargestellt. Die allgemein anzuwendende Schrittfolge wird punktuell für das AEP-Gebiet konkretisiert.

Umsetzungsschrittfolge zur Realisierung eines Kompensationsflächenpools für Vor- haben im Zuständigkeitsbereich einer Kommune Im Rahmen der Bauleitplanung sind im Gemeinde- oder Stadtgebiet verschiedene Entwick- lungsvorhaben geplant. Die daraus resultierenden Eingriffe in Natur und Landschaft sind durch geeignete Ausgleichs- bzw. Ersatzmaßnahmen außerhalb des Plangebietes aus- zugleichen, insofern sie nicht direkt am Eingriffsort kompensiert werden können. Im AEP-Gebiet hat beispielsweise die Gemeinde Iden Interesse bekundet, die Instrumenta- rien Kompensationsflächenpool und Ökokonto zu nutzen. Umsetzungsschrittfolge: 1. Die Kommune findet und bildet geeignete Suchräume für Kompensationsmaßnahmen in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde. 2. Suchräume werden auf Basis eines landschaftsökologischen Gesamtkonzeptes gebildet. - Grundlagen eines landschaftsökologischen Gesamtkonzeptes: Biotopverbund- systemplanung, Landschaftsrahmenplan, Landschaftsplan AEP Elbe 1 - Seite 131 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Im AEP-Gebiet sind zu beachten: - Ökologisches Verbundsystem des Landes Sachsen-Anhalt. Planung von Biotopver- bundsystemen im Landkreis Stendal (2000) - Landschaftsrahmenplan Havelberg (1995) - Landschaftsrahmenplan Osterburg (1995) 3. Bedarfsorientierter, d.h. nach Art und Umfang geeigneter Flächenankauf innerhalb der ökologischen Suchräume (Flächenbevorratung durch eine aktive Flächenpolitik der Kommune) - Suchraumarrondierung durch Flächentausch in das Suchgebiet mittels Freiwilligem Landtausch, beschleunigter Zusammenlegung oder Flurbereinigung - Die Grundstücke innerhalb der Suchräume werden nur benötigt, wenn der Aus- gleichspflichtige über keine geeigneten Flächen für Ersatzmaßnahmen verfügt.

Suchräume Aufforstung im AEP-Gebiet: 1. Suchräume aus Sicht der Forst- und Landwirtschaft · Landwirtschaftliche Grenzertragsstandorte (Böden < 30 Bodenpunkte; Aufforstung von Laub- bzw. Nadelholz u.a. in den Gemeinden Gollensdorf, Wanzer, Nitzow, Havelberg/Stadt, Vehlgast-Kümmernitz, Garz, Warnau, Schönhausen/Elbe; Quel- le: staatliche Forstämter 2001) · nicht verpachtungsfähige Flächen · Winderosionsgefährdete Flächen (besonders für Heckenpflanzungen geeignet) · Überschwemmungsgrünland30, bevorzugt in Gebieten mit einem ausreichend ho- hen Grünlandanteil (Aufforstung von Auenwäldern im Überschwemmungsbereich der Elbe u.a. in den Gemeinden Neuermark Lübars, Hohengöhren, Schönhau- sen/Elbe, Fischbeck/Elbe, Sandau, Schönfeld, Aulosen, Wanzer, Wahrenberg, Losenrade, Geestgottberg, Beuster, Pollitz, Schönberg, Neukirchen, Wendemark, Werben; Quelle: staatliche Forstämter 2001) · Suchräume für Wiederbewaldung entsprechend dem Vorläufigen Forstlichen Rahmenplan der Planungsregion Altmark, Teil 1 · Aufforstungsgebiete entsprechend der Agrarstrukturellen Vorplanungen „Untere Havelniederung“ (1994) und „Elbtalaue, Altmärkische Wische und angrenzende Gebiete“ (1995) 2. Suchräume aus Sicht des Naturschutzes

30 Unter Beachtung des Wassergesetzes für das Land Sachsen-Anhalt in der Fassung der Bekanntmachung vom 21. April 1998, zuletzt geändert durch Viertes Rechtsbereinigungsgesetz vom 19.03.2002 Bei der Aufforstung von Flächen in einem wasserrechtlich festgestellten Überschwemmungsgebiet ist eine Ge- nehmigung der unteren Wasserbehörde erforderlich. AEP Elbe 1 - Seite 132 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

· entsprechend dem Ökologischen Verbundsystem des Landes Sachsen-Anhalt. Planung von Biotopverbundsystemen im Landkreis Stendal (entlang der Fließge- wässer) · Naturschutzflächen, die auf Grund ihrer besonderen Eignung in die Nutzungsart Wald überführt werden sollen 3. bereits abgestimmte Auenwald-Aufforstungsflächen · ca. 10 ha südlich von Werben (Quelle: staatliche Forstämter 2001) · Bewirtschaftungszone der Garbe (im Bereich der Kernzone des BR; Quelle: staatliche Forstämter 2001) Bei der Wiederbegründung von Wald im Rahmen der durchzuführenden Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ist das Landeswaldgesetz des LSA vom 13.04.1994 zu beachten. Die Waldwiederbegründung ist im Einvernehmen mit der zuständigen Forstbehörde zu entwi- ckeln. Für die Aufforstung pro Hektar Laub- bzw. Nadelholz entstehen Kosten von etwa 7.500 €. Ein Hektar Auenwaldaufforstung kostet etwa 11.500 €. Durch das Amt für Landwirtschaft und Flurneuordnung werden Fördermittel für Erstaufforstungen bewilligt. Aufgrund dessen, dass überwiegend auf Pachtflächen gewirtschaftet wird bzw. vom Ver- pächter eine Zustimmung zur Erstaufforstung vorliegen muss, wurde die Fördermöglichkeit zur Aufforstung von Landwirten bisher nur in geringem Umfang in Anspruch genommen31. Die finanziellen Möglichkeiten der Landwirte erlauben zunächst nur einen Flächenkauf zur Sicherung der Produktionsbasis. Die privaten Flächeneigentümer sehen wiederum in der Aufforstung ihrer Flächen keine lukrative Verwertung. Zusätzlich können Waldbesitzer entsprechend der Richtlinie über die Gewährung von Zu- wendungen zur Förderung forstwirtschaftlicher Maßnahmen im Land Sachsen-Anhalt (Richt- linie Forst) Fördermittel für waldbauliche Maßnahmen aber auch für Maßnahmen auf Grund neuartiger Waldschäden (inklusive Sturmschäden oder Schäden durch Waldbrand), forst- wirtschaftliche Zusammenschlüsse, forstwirtschaftlichen Wegebau, Vermarktung forstwirt- schaftlicher Erzeugnisse, Waldschutzmaßnahmen sowie für den Versicherungsschutz gegen Waldbrände beantragen. Ansprechpartner für die Antragsteller sind die örtlichen Revierförs- ter bzw. das zuständige Forstamt.

Suchräume „Versiegelte Agraraltanlagen“ im AEP-Gebiet: Die Flächeninanspruchnahme für die Neuausweisung von Bauflächen für verschiedenste Vorhaben geschieht oft zu Lasten landwirtschaftlich genutzter Flächen. Um den Flächenbe- darf an bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen zu minimieren aber auch ökologisch sinnvolle Vorhaben im Bereich der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung zu forcieren, sind für Kompensationsmaßnahmen auch versiegelte oder sonstige beeinträchtigte Flächen zu nutzen. Im Rahmen dieser AEP werden deshalb potenziell geeignete versiegel-

31 Siehe auch Kapitel 2.5.2.2 Erstaufforstung aus Sicht der Landwirtschaft AEP Elbe 1 - Seite 133 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes te/beeinträchtigte Agraraltanlagen für Kompensationsmaßnahmen vorgeschlagen. Die Such- räume sind in der Tabelle Agraraltanlagen im Untersuchungsgebiet benannt und in der Karte Suchräume für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen dargestellt. Kommt es im Rahmen von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu Flächenentsiegelungen und Gebäudeabbrüchen, können damit Beeinträchtigungen für Natur und Landschaft aufge- hoben und entsprechend in der Eingriffs- und Ausgleichsbilanzierung berücksichtigt werden. Der sich daraus ergebende Nutzen für den Eingriffsverursacher ist in Relation zu den Kosten eher gering. Daher wird die wünschenswerte Realisierung von Abriss- und Entsiegelungs- maßnahmen nur selten im Rahmen der Eingriffsregelung in Angriff genommen. Möglicher- weise kann dieses Defizit durch eine finanzielle Unterstützung und eine Verringerung der Planungs- und Durchführungskosten gerade durch die Vorbereitungen innerhalb des Kom- pensationsflächenpools behoben werden.

Abbildung 9: Agraraltanlagen im AEP-Gebiet

Krüden, Jungviehstall Vielbaum, Stützpunkt

Königsmark, Schweineställe Scharlibbe, Offenstall

AEP Elbe 1 - Seite 134 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Tabelle 61: Agraraltanlagen im Untersuchungsgebiet (Auswahl)

Nr. Lage Objekt Eigentumsverhältnisse Priorität Probleme Ge- BVVG Privat Sonstige Gebäude - meinde Grundstück

1 Germerslage Ställe, Tankstelle, La- x x x 1 gerhalle 2 Büttnershof x x x 3 3 Osterholz 3 4 Wendemark 4 Futtersilos 3 5 Neukirchen Geflügelaufzucht x x 2 6 Neukirchen Schweinestall, Kotplat- x x 1 te 7 Neukirchen Rinderoffenstall x x 2 8 Losse Ställe, Silo, Melkanlage x 1 9 Vielbaum Stützpunkt x x 2 10 Vielbaum Milchviehanlage, Reit- x x x 1 halle 11 Krüden Rinderanlage x 1 12 Krüden Schweinestall x 2 13 Krüden Werkstatt, Halle x 1 14 Gerichsee Entenfarm x 1 15 Pollitz Schweineanlage x 2 16 Rengerslage Schweineställe x 2 17 Königsmark Schweineställe x x 2 18 Königsmark Milchviehanlage x x x 2 19 Klietz Schweineställe x 3 20 Scharlibbe Rinderoffenstall x 3 21 Sandau Schweineställe x 1 22 Kamern Verladerampe x 2 23 Kümmernitz Kuhstall KV 2 24 Kümmernitz, OT Stall x 2 Waldfrieden 25 Kümmernitz, OT Stall x x x KV x 3 Waldfrieden 26 Jederitz Schweineställe x x x KV x 3 27 Havelberg, Siloanlage x 3 OT Wöplitz Quelle: ALF Altmark 1999: Erfassung von Altanlagen im ländlichen Raum im Amtsbereich Stendal

Legende: KV = Konkursverwaltung 1 = Agraraltanlagen mit hoher Priorität 2 = Agraraltanlagen mit mittlerer Priorität 3 = Agraraltanlagen mit geringer Priorität AEP Elbe 1 - Seite 135 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Abbildung 10: Suchräume für A/E-Maßnahmen

Quelle: eigene Darstellung unter Verwendung der Selektiven Biotopkartierung (LAU) und des Altanla- genkatasters (ALF 1999)

AEP Elbe 1 - Seite 136 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

4. Darstellung der Kompensationsflächen im Flächennutzungsplan. 5. Besitzt der Ausgleichspflichtige keine geeigneten Flächen, bietet ihm die Kommune eine Fläche aus ihrem Suchraum an. 6. Zwischen der Kommune und dem Vorhabenträger, z. B. dem Erschließungsträger, wird ein Geschäftsbesorgungsvertrag oder ein Rahmenvertrag abgeschlossen. · Auf Grundlage des Vertrages verpflichtet sich der Vorhabenträger die Kosten für die Bereitstellung, Herrichtung und Pflege der Kompensationsfläche zu zahlen, 7. Im Rahmen des Vertrages erbringt die Kommune als Dienstleister folgende Leistungen, die aus der Ausgleichsverpflichtung des Eingriffsverursachers resultieren: · Durchführung der Eingriffsbilanzierung, · Erstellung eines Pflege- und Entwicklungsplanes auf der Grundlage des land- schaftsökologischen Gesamtkonzeptes, · Flächenherrichtung, · Koordination und Durchführung konkreter Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, · Kontrolle der Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen zur Gewährleistung des Kompensationszieles. Verzichtet der Eingriffsverursacher auf das Eigentum an der Fläche, kann die Fläche im Ei- gentum der Kommune bleiben oder auf einen Naturschutzträger übertragen werden, der die Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen durchführt. Die Übertragung an einen kompetenten Naturschutzträger sichert die langfristige Unterhaltung, Nutzung und Pflege der Flächen. Es können örtliche Naturschutzträger, der NABU, der BUND u.a. als Naturschutzträger gewon- nen werden. Die Leistungen des Naturschutzträgers für die Pflege- und Entwicklung der Flä- che werden auf der Grundlage einer vertraglichen Vereinbarung vom Vorhabensträger, d. h. vom Eingriffsverursacher bezahlt. Zur langfristigen Sicherung der Ausgleichs- bzw. Ersatz- maßnahmen wird im notariellen Übertragungsverfahren die Eintragung einer Grunddienst- barkeit oder Baulast festgelegt. Die Aufgaben der Flächenbeschaffung, Flächenarrondierung durch Flächentausch in das Suchgebiet, die Eingriffsbilanzierung, die Erarbeitung eines Pflege- und Entwicklungsplanes und die Flächenherrichtung kann die Kommune an einen Dienstleister übertragen. Vertragliche Grundlage der Zusammenarbeit kann ein Geschäfts- besorgungsvertrag, Rahmen- oder Treuhandvertrag sein. Wurde entschieden, im Rahmen durchzuführender Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Wald neu zu begründen, ist der Naturschutzträger solange für die Pflege und Entwicklung der Flä- chen verantwortlich, bis ein weiteres Wachstum des Waldes ohne Kulturpflege, Zaunin- standhaltung u.ä. gesichert ist. Entsprechende Eigentumsverhältnisse vorausgesetzt, kön- nen solche Flächen auch an die Landesforstverwaltung übergeben werden, anstatt an einen Naturschutzträger. 8. Die Kommune aktualisiert ihr Verzeichnis über Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Falls die Kommune sich zur Führung eines Ökokontos entschieden hat, besitzt sie bereits ökologisch entwickelte Flächen. Befinden sich im Flächenpool für den zu kompensierenden AEP Elbe 1 - Seite 137 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Eingriff geeignete Flächen, auf denen die notwendigen Maßnahmen in Art und Umfang durchgeführt worden sind, übernimmt der Vorhabensträger diese Flächen. Die Kommune erhält einen Ablösepreis für die Fläche, deren Herrichtung und Pflege. Bei diesem Vorgehen geht die Kommune in Vorleistung. Da nicht mit Bestimmtheit kalkuliert werden kann, wann sich diese Ausgaben amortisieren, sollten in dieser Art und Weise nur wenige Flächen vor- gehalten werden.

Schrittfolge zur Realisierung eines Kompensationsflächenpools auf Landkreisebene für Vorhaben im Zuständigkeitsbereich der Unteren Naturschutzbehörde (z. B. für Bau- vorhaben im Außenbereich gemäß § 35 BauGB)

Die nachfolgend dargestellte Schrittfolge entspricht im wesentlichen der Schrittfolge für eine Gemeinde bzw. Stadt. Die dargestellte Zusammenarbeit zwischen Unterer Naturschutzbe- hörde (Landkreis), Genehmigungsbehörde, Vorhabenträger und dem Flächenpoolverwalter stellt eine mögliche Lösung bei der Realisierung eines Flächenpools dar.

1. Der Landkreis als Untere Naturschutzbehörde unterzeichnet einen Rahmenvertrag z. B. mit einer Kommune oder einem Dienstleister zur Bildung eines Flächenpools in einem abgestimmten und auf einem ökologischen Gesamtkonzept beruhenden Suchraum. 2. Der Vorhabenträger stellt einen Antrag zum geplanten Vorhaben an die Genehmigungs- behörde. Die Genehmigungsbehörde und die Untere Naturschutz-behörde arbeiten zu- sammen. 3. Die Untere Naturschutzbehörde prüft das geplante Vorhaben entsprechend der Eingriffs- regelung. 4. Die UNB verweist den ausgleichspflichtigen Vorhabenträger an einen Flächen- poolverwalter, sofern der Vorhabensträger nicht über eigene Flächen für Ersatzmaß- nahmen verfügt. 5. Zwischen dem Flächenpoolverwalter und dem Vorhabenträger wird eine Ablösevereinba- rung unterzeichnet. 6. Der Vorhabenträger zahlt den Ablösepreis für die Fläche, die Flächenherrichtung und – pflege entsprechend der vertraglichen Vereinbarung. 7. Wenn der Flächenpoolverwalter die Herrichtung und Pflege der Flächen entsprechend der bilanzierten Kompensationsmaßnahmen nicht selbst durchführen möchte, kann er die Flächen einem Naturschutzträger auf der Grundlage einer vertraglichen Vereinbarung übertragen, der die Herrichtung und Pflege der Flächen übernimmt. 8. Ist eine geeignete Fläche gefunden und die Umsetzung der Kompensationsmaßnahmen gesichert, erteilt die Genehmigungsbehörde die Baugenehmigung.

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3.2.5.2 Weitere Maßnahmen

Weitere Projekte im forstwirtschaftlichen Bereich konnten innerhalb der AEP nicht identifiziert werden. Mittelbar dem Thema zuzuordnen sind die beiden folgenden, bereits initiierten Maß- nahmen, deren Wirkungsraum die Elbtalaue ist und somit auch das AEP- Untersuchungsgebiet betreffen.

„Kopfweiden in der Elbtalaue“ Die Maßnahme „Kopfweiden in der Elbtalaue“ läuft bereits seit 1998; sie ist in das Regionale Aktionsprogramm Altmark (RAP II) und in den Antrag zur Landesinitiative REGIO aufge- nommen. Die Maßnahme ist eingebunden in die Arbeit der Koordinierungsstelle (KOST) der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft zur Zusammenarbeit im Elbetal. Durch die beiden Themenschwerpunkte „Pflege- und Entwicklungskonzept“ und „Dezentrale Nutzung des Kopfweidenmaterials“ sollen zumindest die landschaftsbildprägenden Kopfwei- denbestände im Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ erhalten werden. Um dies zu gewährleisten, sollen Nutzungsformen für das Schnittgut gefunden werden, welche eine kos- tendeckende Pflege der Weiden ermöglichen. Das Schnittgut könnte als Brennstoff in Bio- massekraftwerken und Hackschnitzelheizungen, für ingenieurbiologische Maßnahmen (Le- bendbauwerke), für die industrielle Herstellung von Verbundplatten und im traditionellen Handwerk (Korbflechterei, z. B. in Genthin) verwendet werden. Ein Ziel bei der Ausweisung des Biosphärenreservates „Flusslandschaft Elbe“ war es, u.a. im Bereich Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit der ortsansässigen Bevölkerung und den Besuchern initiierte Maßnahmen im Biosphärenreservat durch praktische Demonstrationen und Beratungen näher zu bringen. Durch Information und Demonstration von traditionellen und neuen Nutzungsformen für das Schnittgut, Informationen über historische Hintergründe des Kopfweidenanbaus etc. entspricht dieses Projekt dem Leitgedanken des Biosphärenre- servat über Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit.

„Maßnahmen zur Erhaltung und Erneuerung sowie Nutzung der Streuobstbestände im Elbauental durch vielfältige Verarbeitung der Früchte“ Die „Maßnahmen zur Erhaltung und Erneuerung sowie Nutzung der Streuobstbestände im Elbauental durch vielfältige Verarbeitung der Früchte“ werden ebenfalls durch die Koordinie- rungsstelle der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft zur Zusammenarbeit im Elbetal (KOST) betreut und sind Projekte innerhalb des Regionalen Aktionsprogramms Altmark (RAP II) und der Landesinitiative REGIO. Im Bereich des Untersuchungsgebietes gehören Streuobstwiesen seit über 200 Jahren als ein ökologisch wertvoller Bestandteil zur Kulturlandschaft. Durch die Nutzung und Pflege der Streuobstbestände soll ihre Erhaltung gesichert werden. Ziel ist, Obst nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus zu produzieren und in der Region zu verarbeiten. Damit sollen den landwirtschaftlichen Betrieben im Bereich des Bio- sphärenreservates Flusslandschaft Elbe bzw. der Altmark Produktions- und Einkommens- AEP Elbe 1 - Seite 139 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes chancen erschlossen und die bereits bestehenden obstverarbeitenden Unternehmen der Region stabilisiert werden. Derzeit wird ein Netzwerk zwischen Landwirten, Betreibern von Mostereien, Brennereien u.a. Akteuren aus der Region aufgebaut, die gemeinsam an der Umsetzung der Maßnahme mitwirken werden. Zur Zusammenarbeit konnten bisher u.a. die Mosterei Völkel in Höhbeck sowie die Obstgemeinschafts-Brennerei Loburg in Reppinchen gewonnen werden. Durch die Förderung des ökologischen Landbaus, die enge Zusammenarbeit mit den dort lebenden und wirtschaftenden Menschen, die Schaffung regionaler Wirtschaftskreisläufe mit möglichst kurzen Transportwegen u.a. wird die Entwicklung einer umweltgerechten Landnut- zung im Bereich des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe unterstützt. Damit ent- spricht diese Maßnahme dem Leitgedanken des Biosphärenreservates über die Entwicklung nachhaltiger Landnutzungen. AEP Elbe 1 - Seite 140 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

3.3 Jagd

3.3.1 Ausgangssituation 3.3.1.1 Jagdverwaltung Die Jagdverwaltung des Landes Sachsen-Anhalt untergliedert sich in: · die Oberste Jagdbehörde (Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt), · die Oberen Jagdbehörden (Regierungspräsidien) und · die Unteren Jagdbehörden (Landkreise und kreisfreie Städte).

Die für das Untersuchungsgebiet zuständige Obere Jagdbehörde ist das Regierungspräsidi- um Magdeburg. Der Landkreis Stendal ist entsprechend § 38 Landesjagdgesetz die zustän- dige Untere Jagdbehörde. Auf der Grundlage des Bundesjagdgesetzes vom 29. September 1976, zuletzt geändert am 26.01.1998 verpflichtet das Landesjagdgesetz für das Land Sach- sen-Anhalt in der derzeit gültigen Fassung alle Jagdberechtigten, die Jagd nach den Erfor- dernissen des Artenschutzes auszuüben und den in ihrem Bestand bedrohten Wildarten den erforderlichen Schutz zu gewähren. Die nachfolgend getroffenen Aussagen und zahlenmäßigen Darstellungen beziehen sich auf das Untersuchungsgebiet der AEP Elbe 1 ohne die Gebietserweiterung vom Dezember 2001. Die Daten, die sich aus der Analyse der im Dezember 2001 erfolgten Gebietserweite- rung ergaben, sind abschließend zusammengefasst dargestellt.

3.3.1.2 Revierstruktur

Das Untersuchungsgebiet gliedert sich in 3 Verwaltungsjagdbezirke des Landes, das sind die Bezirke „Karper-Moor“ und „Krüden“ im Bereich des Forstamtes Osterburg sowie der Jagdbezirk „Havelberg“ im Forstamt Havelberg und in 3 Verwaltungsjagdbezirke des Bun- desforstamtes Klietz (siehe Tabelle).

Tabelle 62: Jagdrevierstruktur des Untersuchungsgebietes

Forstamt Verwaltungsjagd- Eigenjagdbezirke Gemeinschaftliche Summe bezirke Jagdbezirke Jagdbezirke Anzahl bejagbare Anzahl bejagbare Anzahl bejagbare Anzahl bejagbare Fläche Fläche Fläche Fläche Osterburg 2 1.315 ha 19 3.125 ha 30 40.787 ha 51 45.227 Havelberg 1 2.484 ha 8 1.904 ha 16 23.127 ha 25 27.515 Bundesforst- 3 6.268 ha 0 0 0 0 3 6.268 amt Klietz Summe: 6 10.067 ha 27 5.029 ha 46 63.914 ha 79 79.010 ha Quelle: Landkreis Stendal – Untere Jagdbehörde, 2001

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Hinzu kommen 27 Eigenjagdbezirke und 46 gemeinschaftliche Jagdbezirke. Liegenschaften des Bundesforstamtes Klietz deren bejagbare Flächen kleiner sind als 75 ha, sind gemein- schaftlichen Jagdbezirken angegliedert, können aber auch entsprechend Landesjagdgesetz LSA einem oder mehreren anliegenden Eigenjagdbezirken angegliedert werden. Verwaltungsjagdbezirke sind Eigenjagden des Landes bzw. des Bundes. Die Jagd in den Eigenjagdbezirken des Landes bzw. des Bundes erfolgt auf öffentlichem Grund und Boden. Die zusammenhängende bejagbare Eigentumsfläche in Verwaltungs- und Eigenjagdbezirken muß mindestens 75 ha betragen (entsprechend § 7 Bundesjagdgesetz). Die bejagbare Fläche der Verwaltungsjagdbezirke des Bundes und des Landes beträgt 10.067 ha. Das entspricht einem Anteil am Untersuchungsgebiet von ca. 11,3 %. Die bejag- bare Fläche der Eigenjagdbezirke (privater Grund und Boden) umfaßt 5.029 ha. Damit erfolgt die Jagd in zusammenhängenden bejagbaren Flächen (Verwaltungs- und Eigenjagdbezir- ken) auf nur 15.096 ha im Untersuchungsgebiet (17 %). Auf Grund des relativ hohen Streu- waldanteils des Untersuchungsgebietes gibt es nur wenige zusammenhängende land-, forst- oder fischereiwirtschaftlich nutzbare Flächen, welche die Mindestgröße von 75 ha zur Bil- dung eines Eigenjagdbezirkes erreichen. Alle Landeigentümer einer Gemeinde, die zu einem gemeinschaftlichen Jagdbezirk gehören, sind Kraft Bundesjagdgesetz Mitglieder einer Jagdgenossenschaft. Die Mindestgröße eines gemeinschaftlichen Jagdbezirk beträgt nach § 10 Landesjagdgesetz LSA 250 ha. Zur jagd- baren Fläche der Jagdgenossenschaft gehören land-, forst- und fischereiwirtschaftlich nutz- bare Flächen. Die Jagdgenossenschaft verpachtet das Jagdausübungsrecht an einen oder an mehrere Jäger. Die bejagbare Fläche der gemeinschaftlichen Jagdbezirke des Untersu- chungsgebietes beträgt 63.914 ha. Das entspricht einem Anteil am Untersuchungsgebiet von ca. 71,8 %. Zusammen mit den Verwaltungs- und Eigenjagdbezirken sind insgesamt 79.010 ha des Untersuchungsgebietes bejagbar, das sind ca. 89 %. Zuständig für die Eigenjagd- und gemeinschaftlichen Jagdbezirke ist die Untere Jagdbe- hörde. Für die Verwaltungsjagdbezirke ist die Obere Jagdbehörde zuständig.

3.3.1.3 Wildbestand Schwarz- und Rehwild gehören in Sachsen-Anhalt zu den zahlenmäßig häufigsten Schalen- wildarten. Im Untersuchungsgebiet sind es die Schalenwildarten Reh-, Schwarz- und Rot- wild. Im Bereich des FA Osterburg sind vor allem Rehwild-, Schwarz- und Damwild anzutref- fen. Verbissschäden im Bereich des FA Osterburg werden dort registriert, wo sich das Wild zeitweilig in waldarmen Gebieten konzentriert. Die Waldgebiete östlich von Havelberg gehören zu einem großen Rotwildeinstandsgebiet, welches seinen Schwerpunkt im Land Brandenburg hat. Die durchschnittliche Rotwilddichte beträgt 2,8 St./100 ha. Durch Rotwildeinwanderungen aus dem Raum Brandenburg, haupt- sächlich im Sommerhalbjahr, wird diese durchschnittliche Wilddichte zeitweilig überschritten. Durch eine erhöhte Wilddichte treten lokal Verbissschäden im Wald auf. Verhindert ein stän- diger Verbiss eine natürliche oder künstliche Laubholzverjüngung, sind diese lokalen Berei- che durch Einzäunung zu schützen. AEP Elbe 1 - Seite 142 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Durch eine an die vorhandene Wilddichte angepasste Abschussplanung soll eine Beein- trächtigung einer ordnungsgemäßen land-, forst- und fischereiwirtschaftlichen Grundflächen- nutzung möglichst vermieden werden. Die Hege und Bejagung der abschussplanpflichtigen Schalenwildarten im Landkreis Stendal erfolgt entsprechend der Regionalen Hegerichtlinie in der derzeit gültigen Fassung auf der Grundlage der Landeshegerichtlinie vom 25.01.1996. Schwarzwild gehört nicht zu den abschussplanpflichtigen Schalenwildarten, d. h. die Hege- richtlinie gibt keine Werte für eine einzuhaltende Wilddichte vor. Daher hat die Untere Jagd- behörde keinen Einfluss auf die Abschusszahlen. Damit unterliegt es der besonderen Ver- antwortung der Jäger Schäden in der Landwirtschaft durch hohe Schwarzwildbestände (Wühlschäden) zu minimieren sowie die Seuchengefahr einzuschränken, indem Schwarzwild in ausreichender Stückzahl erlegt wird. Neben den genannten Wildarten werden im Untersuchungsgebiet das vereinzelt vorkom- mende Muffelwild sowie Niederwild32 bejagt. Die Jagd auf Federwild konzentriert sich in der Elbtalniederung und im Havelberger Raum. Bei der Wasservogeljagd werden Graugänse, Rastgänse33, Stockente und verschiedene andere Wildenten gejagt. Die höchsten Abschusszahlen werden bei Stockente sowie Grau- und Saatgänsen erreicht. Daneben werden in relativ geringer Anzahl Fasan, Wildtaube, Rebhuhn und Höckerschwan gejagt. Zur Sicherung und Schonung der Bestände ist die Jagd nur zur bestimmten Zeiten im Jahr zulässig (siehe Tabelle). Verboten ist die Jagd auf Schell-, Schnatter-, Moor- und Löffelente. Die Jagd auf Federwild, z. B. auf Wildgänse, soll im Unter- suchungsgebiet in Zusammenarbeit mit allen Jagdausübungsberechtigten, mit den betroffe- nen Landwirten und der Biosphärenreservatsverwaltung erfolgen (siehe auch Leitprojekt Wildgänsemanagement).

Tabelle 63: Jagdzeiten auf Federwild im Land Sachsen-Anhalt

Wildart Jagdzeiten Graugänse 01. August bis 31. August; 01. November bis 15. Januar Bläß-, Saat-, Ringel- und Kanadagänse 01. November bis 15. Januar Stockenten 01. September bis 15. Januar übrige Wildenten 01. Oktober bis 15. Januar Fasan 01. Oktober bis 15. Januar Ringel- und Türkentauben 01. November bis 20. Februar Höckerschwäne 01. November bis 20. Februar Bläßhühner 11. September bis 20. Februar Waldschnepfen 16. Oktober bis 15. Januar Rebhühner 01. September bis 15. Dezember Quelle: Landesjagdgesetz Sachsen-Anhalt, Jagdzeitenverordnung in der derzeit gültigen Fassung

32 Niederwild wird unterteilt in die Gruppen Haarwild (Feldhase, Kaninchen, Fuchs, Goldschakal) und Federwild (Fasan, Rebhuhn, Waldschnepfe, Wasserwild, Taube). 33 Rastgänse = Bläß-, Saat-, Ringel-, Kanadagans AEP Elbe 1 - Seite 143 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Schlafgewässer für Gänse, Enten und Schwäne befinden sich in der gesamten Niederung von Elbe und Havel. Eine Konzentration dieser Wildarten ist an den Schlafgewässern im Raum Geestgottberg, im Havelberger Raum, sowie in der Aland-Niederung im Bereich Aulo- sen zu beobachten. Die Jagd erfolgt mit der Schusswaffe über die Ansitzdrückjagd34 und Ansitzjagd35. Die Fallen- jagd wird nur in Ausnahmefällen angewendet, z. B. bei Bejagung von Mink, Waschbär, Fuchs oder Marderhund. Der Bisam ist keine jagdbare Wildart. Es sollte vom Gesetzgeber geprüft werden, ob der Bisam ähnlich wie die Nutria, als jagbare Wildart eingestuft werden kann, um Schäden in Deichen durch Bisam verhindern zu können. Das Wild wird hauptsächlich über Wildhändler (Großabnehmer) vermarktet. Demgegenüber verkaufen die Jäger im Bereich des Forstamtes Osterburg das Wild überwiegend an Einzel- interessenten (Kleinabnehmer), da die zu vermarktende Wildmenge hier geringer ist. Die Vermarktung von Wild über einen Dorfladen und Gastronomie wird erfolgreich, z. B. in Groß Pankow (Mecklenburg-Vorpommern, Landkreis Parchim) umgesetzt. Die angebotenen Fleisch und Wurstwaren sind überregional bekannt. Diese Art der Vermarktung könnte auch im Untersuchungsgebiet umgesetzt werden.

3.3.1.4 Erweiterung des Untersuchungsgebietes Durch die im Dezember 2001 erfolgte Gebietserweiterung um 10 Gemeinden, vergrößert sich das Untersuchungsgebiet um 19.609 ha. 8 der 10 Gemeinden gehören zum Forstamt Osterburg, die Bestandteil der Reviere Werben, Oster- burg und Walsleben sind. Der Waldanteil in diesen Gemeinden beträgt 1.627 ha. Im Forstrevier 4, Osterburg, gehören 340 ha Wald zum Verwaltungsjagdbezirk „Osterburg“. Die verbleibenden 1.287 ha Wald in diesen 8 Gemeinden, die sich aus kleineren und oft zerstreut liegenden Waldflächen zusammensetzen sind in 6 gemeinschaftlichen Jagdbezirken und 4 Eigenjagdbezirken integriert. Die bejag- bare Fläche beträgt 10.31836 ha. Das Gebiet dieser 8 Gemeinden ist ein Rehwildeinstandsgebiet. Im Bereich der Reviere Walsleben und Werben tritt Schwarzwild als Wechselwild auf. Im Revier Osterburg kommt Schwarzwild vor und Damwild tritt als Wechselwild auf. Im Bereich des ehemaligen Forstamtes Stendal stehen in den anderen 2 Ge- meinden der Gebietserweiterung, Arneburg und Storkau, 347 ha Wald, der in 2 gemeinschaftliche und 3 Eigenjagdbezirke eingebunden ist. Die bejagbare Flä- che beträgt insgesamt 2.653 ha. Damit erhöht sich die Anzahl der Verwaltungs- jagdbezirke auf 7, die der gemeinschaftlichen Jagdbezirke auf 52. Die Anzahl der

34 Die Ansitzdrückjagd ist eine Kombination aus den Jagdarten Ansitz- und Drückjagd. Dabei wird durch Treiben das zu bejagende Wild aus den Bestand gedrückt. 35 Die Ansitzjagd erfolgt an sorgfältig ausgewählten Orten, meist von Hochsitzen, von wo aus der Jäger das Wild erwartet. 36 Die bejagbare Fläche besteht aus land- forst- oder fischereiwirtschaftlich genutzten Flächen. AEP Elbe 1 - Seite 144 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Eigenjagdbezirke erhöht sich um 7 auf insgesamt 34. Im gesamten Untersu- chungsgebiet sind 91.981 ha bejagbar. Das entspricht 85 % des Untersuchungs- gebietes. Auf dem Gebiet der Gemeinden Arneburg und Storkau kommen haupt- sächlich Reh- und Schwarzwild vor.

3.3.2 Analyse der Ausgangssituation Im Untersuchungsgebiet der AEP sind – nach erweiterung – 85 % der Fläche (ca. 92.000 ha) innerhalb von 93 Jagdbezirken bejagbar. Etwa 65 % der bejagbaren Fläche (71.100 ha) wird in gemeinschaftlichen Jagdbezirken verwaltet. Im Untersuchungsgebiet kommen vor allem die Schalenwildarten Rot-, Schwarz- und Reh- wild vor. Im Raum des Forstamtes Osterburg sind aus Sicht des Forstamtes die Wildbestän- de an Schwarzwild, Reh- und Damwild zu hoch. Die derzeit vorhandenen Wilddichten (Stück je 100 ha) entsprechen aber nach Aussage der Unteren Jagdbehörde den einzuhaltenen Werten gemäß der derzeit gültigen Hegerichtlinie für den Landkreis Stendal. Im Bereich des Forstamtes Havelberg wird die durchschnittlich vorhandene Rotwilddichte von 2,8 Stück je 100 ha zeitweilig überschritten (Quelle: Forstamt Havelberg). Die teilweise überhöhten Schalenwildbestände sind keine Besonderheit des Untersuchungsgebietes, vielmehr ist in ganz Sachsen-Anhalt der Schalenwildbestand zu hoch (Quelle: Leitlinie Wald vom 01.09.1997). Die Untere Jagdbehörde und die Jäger aus den Eigen- und gemeinschaft- lichen Jagdbezirken versuchen mit entsprechenden Abschusszahlen wald- und landwirt- schaftlich verträgliche Wilddichten zu erreichen. Der überwiegende Teil des Untersuchungsgebietes gehört zum Biosphärenreservat „Fluss- landschaft Elbe“. Daraus ergeben sich für die Jagdwirtschaft, neben den bereits bestehenen Rechtsauflagen keine zusätzlichen Handlungsauflagen. In der vorläufigen Biosphärenreser- vats-Verordnung heißt es im § 11 sinngemäß, die ordnungsgemäße Jagd trägt ökologischen Erfordernissen Rechnung und hat entsprechend der speziellen jagdlichen Bestimmungen für die einzelnen Schutzgebiete zu erfolgen.

3.3.3 Leitbild Jagd

Durch die Jagdwirtschaft sind waldverträgliche Wildbestände und für die Landwirtschaft ver- trägliche Wilddichten sowie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den einzelnen Tierarten zu erreichen. Insbesondere sind der in einzelnen Gebieten überhöhte Schalenwildbestand zu reduzieren und nicht autochthone37 Wildarten konsequent zu bejagen. Die Wildbewirtschafter sollen unter Beachtung der Zonierung des Biosphärenreservates „Flusslandschaft Elbe“ Ru- he- und Bewegungsräume einrichten, in der sich das Wild ungestört von Jagdausübung (un- ter Beachtung der zulässigen Wilddichte) und Besucherverkehr entwickeln kann.

37 heimisch AEP Elbe 1 - Seite 145 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

3.3.4 Leitlinien und Handlungsempfehlungen Aufbauend auf der Bestandsanalyse, den Entwicklungszielen aus verschiedenen Planungen und den Angaben aus dem vorläufigen forstlichen Rahmenplan der Planungsregion Altmark können auf eine nachhaltige Entwicklung des Untersuchungsgebietes zielende Leitbildge- danken und Handlungsempfehlungen formuliert werden. · Reduzierung lokal überhöhter Schalenwildbestände, vor allem von Rehwild aus Sicht der Forstwirtschaft und Schwarzwild hauptsächlich aus Sicht der Landwirtschaft. Das Errei- chen waldverträglicher Schalenwildbestände hat zum Ziel, eine natürliche Waldverjün- gung und damit eine naturnahe Waldentwicklung mit einer typischen Bodenvegetation sowie Strauch- und Baumschicht, in der Regel ohne Zaunschutz, zu erreichen. Dadurch sollen die teilweise vorhandenen Verbissschäden im Untersuchungs-gebiet auf ein natür- licheres Maß reduziert werden. Schwarzwildbestände sollen auf Grund der Gefahr der Schweinepest bei Wildschweinen und der Schäden in der Landwirtschaft verringert wer- den. · Es ist keine künstliche Verbesserung der Lebensbedingungen von Schalenwildarten durch Wildfütterungen vorzunehmen, damit der bereits hohe Schalenwildbestand nicht durch zusätzliche Energieeinträge unterstützt wird. Zulässig ist entsprechend § 34 Lan- desjagdgesetz LSA eine Fütterung in Notzeiten (in strengen Wintern, mit hoher, ver- harschter Schneedecke) sowie von der Unteren Jagdbehörde genehmigte Ablenkungs- fütterungen für Sauen im Wald zum Zweck der Vermeidung übermäßiger Wildschäden. Kirrungen (Lockfütterung; Ausbringen von Futter in geringen Mengen zur Erleichterung der Bejagung) sind entsprechend der Änderung des Landesjagdgesetzes LSA vom 13. Dezember 2001 zulässig. · In der künftigen Schutzzone I des Biosphärenreservates (Kernzone) sollte möglichst Jagdruhe eingehalten werden. Zum Zweck der Einhaltung der für diese Gebiete bonitier- ten Wilddichten, ist die Jagd zulässig. Des weiteren sollten zum Schutz der Vogelwelt Mink, Marderhund und Fuchs bejagt werden. · In der künftigen Schutzzone II soll die Bejagung von Rot-, Dam-, Reh-, Schwarzwild und Rotfuchs zulässig sein. Daneben sollen nicht einheimische Wildarten, wie Mink, Wasch- bär und Marderhund konsequent bejagt werden. Die Regelung der Bejagung von Wildarten in den Schutzzonen I und II soll auch unter Beachtung der Grundsätze zum Verhältnis von Naturschutz und Jagd sowie Naturschutz und Fischerei in Sachsen-Anhalt vom 12.08.1998 erfolgen. · Eine Jagd auf Federwild an Schlafgewässern ist gemäß der Grundsätze zum Verhältnis von Naturschutz und Jagd sowie Naturschutz und Fischerei in Sachsen-Anhalt vom 12.08.1998 verboten, da eine dortige Jagd eine erhebliche Störung für das Federwild be- deutet. · Für die Jagd im Bereich von Horststandorten vom Aussterben bedrohter bzw. stark ge- fährdeter Großvogelarten (Seeadler, Kranich) sind von Seiten des Gesetzgebers ange- messene Regelungen zu treffen, die dem Schutzzweck der geschützten Arten nicht ent- AEP Elbe 1 - Seite 146 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

gegenläuft. Im Bereich der o.g. Horststandorte ist ein Tourismus, der durch häufig wech- selnde Besucherströme störend wirken kann, zu vermeiden. · Im Biosphärenreservat sollte die Jagd, unter Abstimmung mit allen betroffenen Jagd- pächtern, auf kurze Zeitspannen beschränkt bleiben. Die geplanten Jagden sind von der Unteren Naturschutzgehörde und der Unteren Jagdbehörde zu genehmigen. Die zeitliche Konzentration der jagdlichen Tätigkeiten ist mit der Durchführung von Einzeljagden, z. B. Ansitzjagd und Gesellschaftsjagden, z. B. Ansitzdrückjagd, zu erreichen. Bauliche Jagd- anlagen sind in einfacher Bauweise und unter Verwendung natürlicher Materialien herzu- stellen. Solche Anlagen sollten nicht innerhalb von geschützten Biotopen (§ 30 NatSchG LSA), z. B. Röhrichten, aufgestellt werden. · Durch den direkten Wildverkauf an die heimische Gastronomie, z. B. unter einem einheit- lichen Logo „Wildspezialitäten aus dem Biosphärenreservat“ oder durch die gemeinsame Vermarktung von Wild und Fisch wie sie im Raum Geestgottberg erfolgt, könnten sich gegenüber der praktizierten Vermarktung an Groß- und Kleinabnehmer weitere Vermark- tungsmöglichkeiten ergeben. · Durch die Inbetriebnahme weiterer Kühlzellen38, z. B. im Raum Iden und Klietz könnte die Vermarktungssituation verbessert und die Verkaufsmenge an Privatabnehmer ver- größert werden. Bisher befinden sich Kühlzellen in Lindenberg, Arendsee und Rönne- beck. Das Aufbewahren und Kühlen erfolgt entsprechend dem Fleischhygiene- und Ge- flügelfleisch

38 Verlängerung der Zeit zwischen Abschuss und Wildverkauf AEP Elbe 1 - Seite 147 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

4 Naturraum und Landschaftsbild

4.1 Ausgangssituation

4.1.1 Schutzgebiete und naturschutzfachliche Planungen Bei dem Gebiet der AEP „Altmärkische Wische und Untere Havelniederung / Elbe 1“ handelt es sich um einen Naturraum, der einen besonderen ökologischen Stellenwert genießt. Sei- nen Ausdruck findet dies in der Anerkennung des Biosphärenreservats „Flusslandschaft El- be“ durch die Überreichung der UNESCO-Urkunde am 22. April 1998. Es erstreckt sich län- derübergreifend über insgesamt 375.000 ha und gehört damit zu den größten Biosphärenre- servaten Deutschlands. Biosphärenreservate sind Instrumente des UNESCO-Programms „Der Mensch und die Bio- sphäre“ (MAB). International koordiniert sollen auf nationaler Ebene Modellansätze zur nachhaltigen Nutzung und zum Schutz der natürlichen Ressourcen entwickelt und umgesetzt werden39. In Modellregionen wie dem Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ sollen ge- meinsam mit den Menschen vor Ort Konzepte für Schutz, Pflege und Entwicklung erarbeitet werden. Analog dazu sind Biosphärenreservate durch 3 Zonierungen gekennzeichnet: Kern-, Pflege- und Entwicklungszone. Auch die Zonierung des Biosphärenreservates folgt im We- sentlichen der Abgrenzung bestehender nationaler Schutzgebiete. Alle Schutzgebiete haben den Mindeststatus einer Entwicklungszone (Zone 3), insoweit sie nicht als Kern- oder Pfle- gezone ausgewiesen sind (Zone 1 und 2). Das Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ selbst stellt somit keine neue Schutzkategorie dar, sondern baut auf einem bereits beste- henden umfangreichen Schutzgebietssystem im Untersuchungsraum auf. Als Landschaftsschutzgebiete (LSG) sind ca. 51.380 ha (nahezu 50 %) des Untersuchungs- gebietes ausgewiesen. Als geplant gilt darüber hinaus ein Landschaftsschutzgebiet „Altmär- kische Wische“ (23.300 ha), welches Teile des AEP-Raumes betrifft. Als Naturschutzgebiete (NSG) werden bislang 4.719 ha geschützt. Zur Umsetzung notwendiger Sicherungsmaß- nahmen ist die Ausweisung weiterer, einstweilig sichergestellter Naturschutzgebiete geplant. Der Flächenumfang beläuft sich hierbei auf 2.104 ha. Das große Gebiet der Klietzer Heide hat den Status eines geschützten § 30 - Biotops. Im Zuge der Umsetzung des gemeinschaftlichen Umweltrechts wurden Ende 1999 Gebiete des Landes Sachsen - Anhalt der Europäischen Kommission zur Integration in das euro- päische Netz „NATURA 2000“ vorgeschlagen. Diesen besonderen Schutzgebieten (Special Areas of Conservation, SAC) wird nach den Vorgaben der FFH-40 und der EU-

39 siehe www.biosphaerenreservatmittlereelbe.de und Ministerium für Raumordnung und Umwelt Sachsen An- halt, 1998: Biosphärenreservate im Vergleich zu anderen Schutzgebieten- Vergleichende Schutzgebietscharakte- ristik. 40 Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (siehe auch http://europa.eu.int/comm/environment/nature/habdirde.htm bzw. http://europa.eu.int/scadplus/leg/de/lvb/l28076.htm ) AEP Elbe 1 - Seite 148 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Vogelschutzrichtlinie41 im Zusammenhang mit der Erhaltung und Wiederherstellung der na- türlichen Ressourcen eine Schlüsselrolle beigemessen. Nach der Vogelschutzrichtlinie der EU wurden im Untersuchungsgebiet ca. 10.900 ha (ca. 10 % der Gesamtfläche des Untersu- chungsraumes) als EU-SPA (Special Protection Areas) gemeldet. Diese sind identisch mit den Vorschlagsgebieten gemäß der FFH – Richtlinie (ca. 15.300 ha im Untersuchungsraum) und bauen auf dem genannten nationalen Schutzgebietssystem der LSG und NSG auf (sie- he auch Tabelle 64). Grundsätzlich gilt ein Verschlechterungsverbot; Eingriffe, die sich hinsichtlich der Schutz- und Erhaltungsziele der Gebiete erheblich auswirken, sind beschränkt. Im Zusammenhang mit den genannten naturschutzrelevanten Planungen und Regelungen gibt es im Untersuchungsraum der AEP weitere Aktivitäten und Akteure. Von den zahlrei- chen Projekten der Koordinierungsstelle der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft zur Zusam- menarbeit im Elbetal (KOST mit Sitz in Stendal) wurden bereits einige erwähnt. 5 von 10 Projekten der insgesamt 4 Projektgruppen befinden sich derzeit in der Umsetzung, so z.B. das Projekt „Dezentrale Biogasanlagen im Elbetal“ oder das Projekt „Tourismusband Elbe“.42 Von großer Bedeutung als Partner und Förderer ist dabei die Deutsche Bundesstiftung Um- welt (DBU). Als externe Berater fungieren seit 1996 das Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH (IES) Hannover und seit 2001 das Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung Halle-Leipzig e. V. (isw) . Zur Zeit liegt von Herrn Dr. Lüdigk (isw) ein Leitbild im Entwurf für das Biosphärenreservat in der o.g. Koordinierungsstelle vor. Das notwendige Rahmenkonzept für das Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ für das Land Sachsen-Anhalt wird z.Z. von LPR Landschaftsplanung Dr. Reichhoff GmbH erstellt; nach aktuellen Bekundungen bedarf der vorgelegte Entwurf allerdings einer erneuten Über- arbeitung.43 Als weitere Planung in diesem Bereich ist die Erstellung eines Gutachtens zur „Entwicklung naturnaher Strukturen“ für die Havel in Brandenburg (unter Berücksichtigung des Havel- raums in Sachsen-Anhalt) vom Ingenieurbüro für Landschaftsplanung und Wasserwirtschaft Ellmann/Schulze GbR zu nennen (Auftraggeber: Landesanstalt für Großschutzgebiete, Na- turpark Westhavelland).44 Infolge der Bearbeitung der konfliktreichen Thematik wurde im Jahr 2001 durch die beiden Landkreise an der Unteren Havel ein länderübergreifendes Re- gionales Entwicklungskonzept beauftragt, das die sozioökonomischen Aspekte untersuchen und schließlich ein gesamtgesellschaftliches und im regionalen Konsens getragenes Leitbild entwickeln soll45. Hinweise zu regionalen Anforderungen an Agrarstrukturelle Entwicklungsplanungen, damit in der Bearbeitung zu berücksichtigen, sind in den für das Untersuchungsgebiet erarbeiteten

41 Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (siehe http://europa.eu.int/comm/environment/nature/de.pdf. bzw. http://europa.eu.int/scadplus/leg/de/lvb/l28046.htm ) 42 siehe auch: www.elbetal.de 43 mdl. Mitteilung MRLU Sachsen-Anhalt 44 siehe auch: www.untere-havel.de 45 Vergleiche dazu auch Kapitel 1 AEP Elbe 1 - Seite 149 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

Landschaftsrahmenplänen für die Altkreise Havelberg und Stendal gegeben worden.46 Glei- ches gilt auch für die Biotopverbundplanungen des Landkreises Stendal.47 Konkrete Bezüge zu den letztgenannten Planungen bestehen in der vorliegenden AEP z.B. zu den Maßnahmen „Kompensationsflächenmanagement“, „Kopfweiden in der Elbtalaue“ bzw. zu Aussagen des Ressourcenschutzes im Kapitel „Landwirtschaft“.

Tabelle 64: Schutzgebietssystem von LSG und NSG im Untersuchungsraum48 davon Zonierung

Flächenanteil im Unter- Biosphärenreservat suchungsgebiet SCHUTZGEBIETE (gerundet) Kernzone Pflegezone LSG 17.836 ha ca.69 ha ca. 3.636 ha Aland-Elbe-Niederung mit + ca.27 ha NSG Garbe-Aland-Niederung 1.650 ha ca.424 ha NSG Alte Elbe zwischen Kan- 300 ha ca. 174 ha nenberg und Berge NSG Elbaue Beuster- 1.600 ha Wahrenberg

LSG 896 ha Arneburger Hang mit NSG Arneburger Hang 7 ha ca. 7 ha

LSG Ostrand der Arendseer Hoch- 3.918 ha fläche (gesamt: 7.210 ha)

LSG 28.730 ha ca. 29 ha Untere Havel mit NSG Stremel 362 ha NSG Jederitzer Holz 322 ha ca.277 ha ca. 34 ha NSG Schollener See 478 ha 478 ha

SUMMEN: LSG: 51.380 ha 1.000 ha 4.155 ha davon NSG: 4.719 ha Quelle: Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt; eigene Erhebungen

46 vgl. auch: IHU Geologie und Analytik (1995): Landschaftsrahmenplan Havelberg. Büro für Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur Dipl.-ing. Heinrich Dierking (1995): Landschaftsrahmenplan Osterburg. 47 MRLU Sachsen-Anhalt (2000): Ökologisches Verbundsystem des Landes Sachsen-Anhalt. Planung von Bio- topverbundsystemen im Landkreis Stendal 48 Anmerkung: bei den LSG und NSG ist der Bestand ausgewiesen, Abweichungen in den Teilflächen der Schutzgebiete können sich durch die digitale Ermittlung ergeben AEP Elbe 1 - Seite 150 - Dezember 2002 Gemeinnütziges Unternehmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes

4.1.2 Naturräumliche Einordnung Der überwiegende Teil des Untersuchungsgebietes ist Bestandteil des Naturraumes Elbetal und glazialer Osten Sachsen-Anhalts. Diese Haupteinheit einschließlich der Niederungsgebiete der Havel (Unteres Havelland) und der Wische ist die größte zusammenhängende natur- räumliche Einheit Sachsen- Anhalts. Der Zusammenhang dieser naturräumlichen Einheit wird durch den Verlauf der Elbe und durch Ablagerungen der jüngsten Eiszeit herge- stellt. Westlich angrenzend an die Elbtalniederung und die Wische befindet sich ein schmaler Streifen der Altmark im Untersuchungsgebiet. Die Altmark als Altmoränengebiet wurde durch die jüngsten Abbildung 11: Naturräumliche Einheiten Eiszeiten nur periglazial Quelle: Oehlke, E. (1997): Perthes Länderprofile, Sachsen-Anhalt überformt und besitzt daher ausgeglichenere und sanftere Reliefformen im Vergleich zur Jungmoränenlandschaft östlich der Elbe.49 Weitere Gliederungen nehmen Bezug auf verschiedene Elemente des Naturraums (vgl. auch Bodenlandschaften Tabelle 66 und Landschaftsräume Tabelle 67). Eine differenzierte naturräumliche Gliederung des Untersuchungsgebietes stellen die nach KOPP (1994) abgeleiteten Wuchsgebiete (Naturraumgebiete) und Wuchsbezirke (Natur- raumbezirke) dar.50 Diese weisen eine weitestgehend einheitlichen landschafts-ökologischen Gesamtcharakter auf und sind daher in den für die Landnutzung wesentlichen Eigenschaften (Boden, Relief, Wasser, Klima) annäherungsweise gleichförmig. Die auf der Grundlage forstlicher Mosaikbereiche abgeleitete Naturraumgliederung mit den vorherrschenden Böden ist für das Untersuchungsgebiet in der Tabelle 65 dargestellt.

49 vgl. Oehlke, E. (Hrsg.) (1997): Perthes Länderprofile, Sachsen-Anhalt 50 vgl.Forstliche Landesanstalt Sachsen-Anhalt (2001): Naturraumerkundung des Landes Sachsen-Anhalt