Raumordnerischer Entscheid über den Bau des Pumpspeicherwerks Heimbach der Stadtwerke Mainz AG

zum Raumordnungsverfahren gemäß § 17 Landesplanungsgesetz Rheinland-Pfalz

Oktober 2014

Inhaltsverzeichnis Seite

A Raumordnerischer Entscheid 3

B Gegenstand des Raumordnungsverfahrens 9

C Verlauf des Verfahrens 12

D Raumordnerische Bewertung und Abwägung 14

1. Landesplanerische Einordnung 15 2. Wasserwirtschaftliche Belange 17 3. Naturschutzfachliche Belange 20 4. UNESCO-Welterbe / Landschaftsbild 28 5. Forstwirtschaftliche Belange 32 6. Landwirtschaftliche Belange 35 7. Rohstoffsicherung 37 8. Verkehrliche Belange 38 9. Lärm-/Abgasimmissionen 39 10. Sonstige Belange 40 11. Raumordnerische Gesamtabwägung 40

E Prüfung einer Zielabweichung 45

F Abschließende Bemerkungen 48

Anhang 1: Liste der beteiligten Träger öffentlicher Belange Anhang 2: Zusammenfassung der Stellungnahmen

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A Raumordnerischer Entscheid

Unter Beachtung der im Landesentwicklungsprogramm (LEP) IV und im Regionalen Raumordnungsplan (ROP) Rheinhessen- (2004) sowie in der Entwurfsfassung für das Anhörverfahren des ROP Rheinhessen-Nahe (August 2014) enthaltenen Ziele der Raumordnung und Landesplanung sowie nach Abwägung der sich aus § 2 Abs. 2 Raumordnungsgesetz (ROG) i.V.m. § 1 Abs. 4 Landesplanungsgesetz (LPlG), dem LEP IV und dem ROP Rheinhessen-Nahe (2004) sowie den in der Entwurfsfassung zum Anhörverfahren des ROP Rheinhessen-Nahe (August 2014) ergebenden Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung und Landesplanung ergeht folgender

raumordnerischer Entscheid:

Die geplante Errichtung des Pumpspeicherwerkes Heimbach entspricht mit der Baustellenzufahrt 1 den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung, wenn die nachfolgenden Auflagen erfüllt und die weiteren Anregungen und Hinweise berücksichtigt werden.

1. Die exakte Lage des Ober- und Unterbeckens sowie der Baustellenzufahrt bleibt der Detailplanung in der Planfeststellung unter Beachtung wasserwirtschaftlicher und na- turschutzfachlicher Gesichtspunkte vorbehalten.

2. Die endgültige Festlegung der Erdkabeltrasse erfolgt im Rahmen der Detailplanung im Planfeststellungsverfahren.

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Primär sollte eine Einschleifung in die bestehende 380-kV-Freileitung der Amprion GmbH weiterverfolgt werden. Dabei wird der Trasse E2aS insgesamt ein leichter Vor- teil gegenüber der Trasse E1a eingeräumt.

Sollte eine Einschleifung aus technischen und/oder wirtschaftlichen Gründen nicht machbar sein, wird eine Anbindung an das Stromnetz über das Umspannwerk Erbach (E2aS) bevorzugt.

3. Im Bereich des Oberbeckens sind evtl. Auswirkungen auf die Quellen detailliert zu untersuchen.

Insbesondere bei den Quellen, die der privaten Wasserversorgung dienen, ist durch ein Monitoring sicherzustellen, dass keine Beeinträchtigungen stattfinden. Ggf. sind entsprechende Maßnahmen festzulegen.

4. Im Planfeststellungsverfahren ist zu belegen, dass negative Auswirkungen auf den Grundwasserhaushalt ausgeschlossen sind.

Potentielle Auswirkungen auf die Grundwasserneubildung sind mit Hilfe einer Progno- se darzulegen.

5. Bei der Nutzung der K 36 als Baustraße ist im Bereich des WSG „“ sicher- zustellen, dass es zu keiner Verunreinigung des Grundwassers kommt. Entsprechen- de Maßnahmen sind im Vorfeld mit der Oberen Wasserbehörde abzustimmen.

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6. Das Erdkabel ist soweit wie möglich entlang vorhandener Wege zu führen. Eingriffe in Biotope sind zu vermeiden bzw. im Rahmen der Detailplanung auszugleichen.

Beim Bau der Erdkabeltrasse E1a mit Anbindung an das Umspannwerk ist eine späte- re Beeinträchtigung der potentiellen Hochgeschwindigkeitsstrecke „Flughafen Frank- furt Main-Frankfurt Hahn“ auszuschließen.

7. Im nachfolgenden Verfahren ist ein Fachbeitrag Naturschutz auf der Grundlage der §§ 15 - 17 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) sowie ein Fachbeitrag Artenschutz gem. § 44 BNatSchG zu erstellen. Die entsprechenden Unterlagen sind mit der Obe- ren Naturschutzbehörde abzustimmen.

Für die Vorhabenbestandteile, die das FFH-Gebiet „Binger Wald“ tangieren, ist eine Verträglichkeitsuntersuchung gem. § 34 BNatSchG vorzulegen.

8. Mögliche Auswirkungen auf die wasserbeeinflussten Lebensräume sind zu untersu- chen und ggf. zu kompensieren.

9. Die Festlegung von Kompensationsflächen hat in Absprache mit den Naturschutzbe- hörden, den Forstbehörden sowie den betroffenen Kommunen zu erfolgen. Es wird dabei empfohlen, bevorzugt vorhandene Biotope aufzuwerten. Die Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Nutzflächen ist möglichst zu vermeiden. Sollte dies unumgänglich sein, ist die Landwirtschaftskammer bei der Festlegung der Flächen frühzeitig zu be- teiligen.

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10. Weitere Minimierungs- und Kompensationsmaßnahmen sind im Planfeststellungsver- fahren in Absprache mit der Oberen und Unteren Naturschutzbehörde sowie den Na- turschutzverbänden festzulegen.

11. Die Zufahrt zum Oberbecken ist für den Besucherverkehr zu sperren.

Während der Bauphase sind Beunruhigungen / Beeinträchtigungen für das Wild mit entsprechenden Maßnahmen zu minimieren.

12. Um Beeinträchtigungen des Welterbes und des Landschaftsbildes so gering wie mög- lich zu halten, sind das Ober- und das Unterbecken qualitativ hochwertig in die umge- bende Landschaft einzubinden. Die Innenböschungen sind möglichst „naturnah“ zu gestalten. Dazu ist für das nachfolgende Genehmigungsverfahren ein eigener Fach- beitrag zu erarbeiten.

Ferner ist im Rahmen der Planfeststellung zu untersuchen, wie die Erdkabeltrasse am besten in die umgebende Landschaft eingepasst werden kann. Dabei ist auch zu prü- fen, ob der Trassenverlauf ggf. mit flachwurzelnden Büschen und Bäumen aufgelo- ckert werden kann.

Zur Schonung des Landschaftsbildes sind nach Beendigung der Bauarbeiten einzelne Abschnitte der Zufahrt, die ggf. im Rahmen der Bauarbeiten verbreitert wurden, wie- der zurückzubauen.

Der Fachbeitrag sowie die erforderlichen Maßnahmen sind frühzeitig mit dem Ministe- rium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur abzustimmen.

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13. Im Rahmen der Planfeststellung sind vertiefende geologische, geotechnische und hydrogeologische Untersuchungen vorzunehmen. Es wird dabei eine frühzeitige und enge Abstimmung mit dem Landesamt für Geologie und Bergbau empfohlen.

14. Das forst- und landwirtschaftliche Wegenetz ist in Abstimmung mit der Forstbehörde und der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz sowie den tangierten Gemeinden wieder herzustellen bzw. zu ergänzen. Die Anzahl, genaue Lage und Breite der Wirt- schaftswege ist im Planfeststellungsverfahren festzulegen.

15. Sollten landwirtschaftliche Flächen in Anspruch genommen und durchschnitten wer- den, sind die Eingriffe auf das unvermeidbare Maß zu beschränken.

16. Die Kreuzungsbauwerke unter der Bahnstrecke sowie die Details zur Wasserentnah- me aus dem Rhein sind im Vorfeld des Planfeststellungsverfahrens mit der Deutschen Bahn AG und der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt Mainz bzw. dem Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen abzustimmen.

17. Mit Blick auf die Erholungs- und Fremdenverkehrsfunktion des Gebietes sind die Rad- und Wanderwege zu erhalten bzw. wieder herzustellen.

Um an der Lauschhütte eventuelle Beeinträchtigungen während der Bauphase so ge- ring wie möglich zu halten, wird eine frühzeitige Abstimmung mit den Betreibern der Hütte empfohlen.

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18. Durch das Vorhaben werden verschiedene Leitungen gekreuzt bzw. tangiert. Bei der weiteren Planung wird eine rechtzeitige Abstimmung mit der Amprion GmbH, der Westnetz GmbH sowie der Rhein-Main-Rohrleitungstransportgesellschaft m.b.H emp- fohlen.

19. Das Ergebnis der raumordnerischen Bewertung und Abwägung in Teil D des Ent- scheids ist bei der weiteren Planung zu beachten.

Ebenso sind die von den Trägern öffentlicher Belange in Anhang 2 des Entscheids näher dargelegten Anregungen und Hinweise bei der weiteren Planung zu berücksich- tigen.

20. Durch den raumordnerischen Entscheid werden erforderliche Genehmigungen, Er- laubnisse und/oder Bewilligungen nach anderen Rechtsvorschriften nicht ersetzt.

Ist innerhalb eines Zeitraumes von fünf Jahren kein Planfeststellungsverfahren auf der Grundlage dieses Entscheids eingeleitet worden, entscheidet die zuständige Landes- planungsbehörde, ob ein neues Raumordnungsverfahren durchzuführen ist.

Die Obere Landesplanungsbehörde ist an den anschließenden Genehmigungsverfah- ren zu beteiligen.

Nach Realisierung des Vorhabens ist die genaue Lage des Ober- und Unterbeckens sowie der Erdkabeltrasse der Oberen Landesplanungsbehörde zum Eintrag in das Raumordnungskataster gem. § 22 LPlG anzuzeigen und in digitaler Form zu übermit- teln.

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B Gegenstand des Raumordnungsverfahrens

Die Stadtwerke Mainz AG plant die Errichtung des Pumpspeicherwerkes Heimbach mit einer Leistung von 280 bis 320 MW. Das Pumpspeicherwerk soll im Rahmen des Ausbaus der erneuerbaren Energien eine wichtige Funktion übernehmen, indem es zur Integration der erneuerbaren Energien und zum Erhalt der Systemstabilität bei- trägt.

Im Vorfeld des Raumordnungsverfahrens wurde von der Antragstellerin ein Standort- Screening in Rheinland-Pfalz durchgeführt (Antragsunterlagen, Teil D, Gutachten 2). In einem dreistufigen Verfahren wurden Standortvarianten zunächst hinsichtlich räum- licher, technischer und wirtschaftlicher Mindestanforderungen untersucht. In Stufe 2 wurden Ausschlusskriterien (Naturschutz, Wasserwirtschaft) angewendet. Zuletzt er- folgte eine Einzelfallbetrachtung. Nach Anwendung der Stufe 1 ergaben sich zunächst 19 Oberbeckenstandorte und 38 Unterbeckenstandorte. Am Ende erwies sich der Standort Heimbach als am günstigsten für die Verwirklichung des Vorhabens.

Zu den Hauptbestandteilen der Planung zählen das Oberbecken, das Unterbecken im Steinbruch „Sooneck“ bei Trechtingshausen, die dazugehörigen technischen Einrich- tungen sowie Stromableitungstrassen (Erdkabel) und Baustellenzufahrten.

Ober- und Unterbecken Das Oberbecken umfasst eine Fläche von ca. 14 ha und befindet sich am Franzosen- kopf in der Gemarkung Niederheimbach. Der Standort des knapp 5 ha großen Unter- beckens liegt im Steinbruch „Sooneck“ bei Trechtingshausen.

Die Erstbefüllung des Unterbeckens soll durch eine einmalige Wasserentnahme aus dem Rhein geschehen. In einem Zeitraum von ein bis drei Monaten soll mit einer mo- bilen und temporären Entnahmeeinrichtung, die anschließend wieder zurückgebaut wird, 1,5 m³/s bis 2 m³/s Wasser aus dem Rhein entnommen werden. Hierzu erfolgte

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bereits vor Einleitung des ROV eine Abstimmung mit der Wasserschifffahrtsverwal- tung.

Technische Einrichtungen Die notwendigen technischen Bauwerke werden unterirdisch angelegt. Dazu zählen das Kavernenkraftwerk und die Wasserrohrleitungen. Im Rahmen der Erstellung der Antragsunterlagen und der Vorbereitungsgespräche vor Einleitung des Raumord- nungsverfahrens wurden die technischen Einrichtungen mehrfach modifiziert. Insbe- sondere Umweltaspekte und Auswirkungen auf das Landschaftsbild führten dazu, dass die Wasserleitungen und das Kraftwerk gemäß Antragsunterlagen unterirdisch als Stollen bzw. Kaverne errichtet werden. Sie entsprechen damit den raumordneri- schen Vorgaben und werden daher im Raumordnungsverfahren nicht vertieft betrach- tet.

Stromableitungstrassen (Erdkabel) Um den Strom aus dem Pumpspeicherwerk in das nächstgelegene Höchstspan- nungsstromnetz ableiten zu können, wurden zunächst mehrere Freileitungs- und Erd- kabeltrassen untersucht. Bereits zu einem frühen Zeitpunkt, noch vor Einleitung des ROV, gelangte die Antragstellerin zu der Erkenntnis, dass bei den weithin sichtbaren Freileitungsvarianten von einer erheblichen Beeinträchtigung des UNESCO-Welterbes auszugehen ist. Seitens der Antragstellerin wurde deshalb von der Weiterverfolgung der Freileitungsvarianten abgesehen. Im Rahmen des ROV wurden deshalb nur noch Erdkabelvarianten eingebracht.

Die Erdkabelvariante E1a folgt zunächst ab dem Oberbecken der Baustellenzufahrt 1, um auf der Höhe der 380-kV-Freileitung der Amprion GmbH parallel zu dieser nach Süden bis zum Umspannwerk Waldlaubersheim zu verlaufen. Diese Trasse ist unge- fähr 11 km lang. Die Erdkabeltrasse E2aS mit einer Länge von ca. 9 km führt dagegen ab dem Oberbecken in westliche Richtung, schwenkt östlich von nach Norden, um am geplanten Umspannwerk Erbach anzubinden. Für beide Erdkabelva-

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rianten bestehen darüber hinaus Untervarianten mit direkter Einschleifung in die be- stehende 380-kV-Freileitung der Amprion GmbH. Dadurch reduzieren sich die Tras- senlängen auf etwa 3,4 km bzw. 3,1 km.

Baustellenzufahrten Für die Baustellenzufahrt bestehen zwei Varianten, die sich im Wesentlichen an dem bestehenden Straßen- und (Forst-)Wegenetz orientieren. Variante 1 mit einer Länge von knapp 7 km führt über die Lauschhütte Richtung Daxweiler und über die Auto- bahnraststätte zur A 61, Variante 2 (ca. 12 km) verläuft vom Oberbecken aus nach Westen in Richtung Dichtelbach und zur A 61.

Eine detaillierte Beschreibung des Vorhabens enthalten die Antragsunterlagen zum Raumordnungsverfahren (ROV) vom März 2014 (Erläuterungsbericht, Raumverträg- lichkeitsstudie, Umweltverträglichkeitsuntersuchung, Gutachten zur energiewirtschaft- lichen Notwendigkeit, Standortscreening, geologische und hydrogeologische Gutach- ten, Gutachten zur Geräuschimmission in der Bauphase, diverse naturschutzfachliche Kartierungen und Fachbeiträge), die von folgenden Büros erarbeitet wurden: • Sabine Häring Umweltberatung und -management, Reichenbach/Fils • Fichtner Management Consulting AG, Stuttgart • Fichtner GmbH & Co. KG, Stuttgart • AG.L.N., Blaubeuren • Avocado Rechtsanwälte, Köln • Deutsche Energie-Agentur, Berlin • Geotechnik Büdinger Fein Welling GmbH, Mainz • ADU Cologne GmbH, Köln • Büro für Faunistik und Landschaftsökologie, Bingen • Koleopterologisches Forschungsbüro, Bornheim • Beratungsgesellschaft Natur dbR, Nackenheim • Dipl. Ing. Andreas Werno, Nunkirchen • ÖKO-LOG, Parlow

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• Bürogemeinschaft für Fisch- und Gewässerökologische Studien, Riedstadt

C Verlauf des Verfahrens

Bei dem geplanten PSW handelt es sich um ein Vorhaben, das der Raumordnungs- verordnung (RoV) unterfällt. Für Planungen und Maßnahmen soll ein Raumordnungs- verfahren durchgeführt werden, wenn das Vorhaben im Einzelfall raumbedeutsam ist und überörtliche Bedeutung hat. Mit Blick auf den Flächenbedarf sowie den Koordi- nierungs- und Abstimmungsbedarf, den das Vorhaben auslöst, sind im vorliegenden Fall die Voraussetzungen gegeben. Das Vorhaben impliziert kreisgrenzenübergreifen- de Wirkungen, so dass die Zuständigkeit der Oberen Landesplanungsbehörde gege- ben ist.

Der Betrieb eines PSW erfordert eine Anbindung an das Höchstspannungsnetz. Damit sind weitergehende raumbedeutsame Aspekte verbunden. Aus Gründen der Verfah- rensökonomie erschien es sinnvoll, die raumordnerische Prüfung der damit verbunde- nen Sachverhalte in das Verfahren einzubinden. Ähnliches gilt für die kreisgrenzen- übergreifenden Varianten der Baustellenzufahrten.

Zur Erstellung der für das Raumordnungsverfahren notwendigen Antragsunterlagen hat die SGD Süd, Obere Landesplanungsbehörde, am 17.06.2011 eine öffentliche Antragskonferenz in Mainz durchgeführt.

Im Nachgang zur Antragskonferenz wurden zur Optimierung des Vorhabens vom Vor- habenträger zahlreiche Abstimmungsgespräche mit Fachbehörden, Kommunen und Verbänden geführt. Zu den wesentlichen Projektanpassungen zählen dabei:

• Die Lage des Oberbeckens: Anhand von Kartierungsergebnissen zu FFH- Lebensraumtypen und zum Artenschutz wurde die Lage des Oberbeckens opti- miert.

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• Die Lage des Unterbeckens: Zur ursprünglich vorgesehenen Nutzung des Rheins als Unterbecken erfolgte eine Abstimmung mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen. Es zeigte sich, dass die Anforderungen des Wasser- und Schifffahrtsam- tes im Hinblick auf die maximalen Wasserspiegelschwankungen des Rheins nach Aussage der Stadtwerke technisch zwar prinzipiell umsetzbar wären, jedoch einen wirtschaftlichen Betrieb des PSW mit dem Rhein als Unterbecken nicht zugelas- sen hätten. Als mögliche Alternativen zum Unterbecken Rhein wurde eine Anre- gung aus der Antragskonferenz aufgegriffen, das Unterbecken in den bestehen- den Quarzittagebau Sooneck zu integrieren.

• Die Wasserrohrleitungen zwischen Unter- und Oberbecken werden in Stollenbau- weise unterirdisch verlegt.

• Die Stromanbindung erfolgt durch Erdkabel.

Die Stadtwerke Mainz AG, Mainz, hat dann mit Schreiben vom 13.03.2014 die Durch- führung eines ROV für die Errichtung des Pumpspeicherwerkes Heimbach beantragt.

Die SGD Süd, Obere Landesplanungsbehörde, hat mit Schreiben vom 21.03.2014 eine schriftliche Anhörung eingeleitet, um das Vorhaben mit anderen Fach- und Ein- zelplanungen von überörtlicher Bedeutung abzustimmen und die Übereinstimmung mit den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung zu bestätigen bzw. herbeizuführen.

An dem ROV wurden 59 Behörden, Gemeinden, Verbände und sonstige Stellen betei- ligt (siehe Anhang 1).

Die Beteiligung der Öffentlichkeit erfolgte gemäß § 17 Abs. 7 LPlG. Nach ortsüblicher Bekanntmachung haben die Unterlagen bei der Verbandsgemeindeverwaltung Rhein-

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Nahe vom 10.04.2014 bis zum 12.05.2014, bei der Verbandsgemeindeverwaltung Rheinböllen vom 14.04.2014 bis 14.05.2014 sowie bei der Verbandsgemeindeverwal- tung Stromberg vom 14.04.2014 bis zum 13.05.2014 öffentlich ausgelegen. Darüber hinaus konnten die Unterlagen auf der Internetseite der SGD Süd eingesehen werden. Die Abgabe einer Stellungnahme war bis zum 13.06.2014 möglich.

Ein Erörterungstermin war nicht erforderlich.

Während der Planauslegung wurde eine private Einwendung vorgebracht, die, soweit es sich um überörtliche raumbedeutsame Belange handelte, in die Abwägung einbe- zogen wurde.

Die im Rahmen der schriftlichen Anhörung und der Offenlage von den Verfahrensbe- teiligten und dem privaten Einwender vorgetragenen Bedenken und Anregungen wur- den der Stadtwerke Mainz AG zur Auswertung und Stellungnahme übermittelt.

D Raumordnerische Bewertung und Abwägung

Die Grundsätze und Ziele sowie die sonstigen Erfordernisse der Raumordnung und Landesplanung werden hier nur insoweit wiedergegeben, wie sie einen konkreten Vorhabensbezug aufweisen. Insofern liegt das Hauptaugenmerk der folgenden Aus- führungen auf dem konkreten Vorhabenstandort und den damit verbundenen Wirkun- gen auf die Raum-, Siedlungs- und Freiraumstruktur.

Die raumordnerische Bewertung des Vorhabens erfolgt unter Beachtung der im LEP IV und im ROP Rheinhessen-Nahe (2004) sowie im Anhörungsexemplar ROP Rhein- hessen-Nahe (August 2014) enthaltenen Ziele der Raumordnung und Landesplanung sowie der sich aus § 2 Abs. 2 ROG i.V. mit § 1 Abs. 4 LPlG, dem LEP IV und dem ROP Rheinhessen-Nahe und dem Anhörungsexemplar des ROP Rheinhessen-Nahe (August 2014) ergebenden Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumord-

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nung. 1 Bei der Bewertung werden ferner die während der schriftlichen Anhörung vor- gebrachten Bedenken und Anregungen berücksichtigt.

1. Landesplanerische Einordnung Gemäß LEP IV bilden der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien und die Stär- kung der eigenen Energieversorgung wichtige Pfeiler der rheinland-pfälzischen Ener- giepolitik. Der Ausbau der erneuerbaren Energien unterstützt die Bemühungen, natio- nale und internationale Energie- und Klimaschutzziele umzusetzen und hat den Vorteil einer sicheren und dauerhaften Verfügbarkeit.

Nach der Teilfortschreibung des LEP IV, Kap. 5.2.1 Erneuerbare Energien, wird im Leitbild „Nachhaltige Energieversorgung“ ausgeführt, dass Rheinland-Pfalz das Ziel unterstützt, weltweit den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf zwei Grad zu beschränken. Dies bedeutet, dass bundesweit und in Rheinland-Pfalz die Emission von Klimagasen bis 2050 um 90 % (gegenüber 1990) reduziert werden muss. Zur Er- füllung dieser Vorgaben verfolgt Rheinland-Pfalz das Ziel, bis 2030 bilanziell den ver- brauchten Strom zu 100 % aus Erneuerbaren Energien zu gewinnen. Bereits bis zum Jahr 2020 soll sich die Stromerzeugung aus Windkraft verfünffachen und der Beitrag aus Photovoltaik soll auf über zwei Terawattstunden gesteigert werden.

Bereits der rechtskräftige ROP Rheinhessen-Nahe (2004) hat sich im Kapitel „Ener- giegewinnung und –versorgung“ mit dem generellen Ausbau der Erneuerbaren Ener- gien befasst. Demnach soll darauf hingewirkt werden, dass die Nutzung regenerativer Energiequellen verstärkt vorangetrieben wird (G 9).

Auch nach dem Entwurfsexemplar zum Anhörverfahren des ROP Rheinhessen-Nahe soll in der Region die Erschließung und die Nutzung erneuerbarer Energien, insbe- sondere Windkraft, Sonnenenergie, Wasserkraft, Geothermie sowie Biomasse, ver-

1 Die Region Mittelrhein-Westerwald ist räumlich nur äußerst geringfügig betroffen. Auf die Aufzählung der entsprechenden Ziele und Grundsätze des ROP Mittelrhein-Westerwald wird deshalb verzichtet, zumal keine Vorranggebiete tangiert werden.

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stärkt angestrebt werden, sofern den Vorhaben öffentliche Belange nicht entgegen- stehen (G 169). Der Entwurf des Regionalplans enthält zwar keine Aussagen zu Mög- lichkeiten der Energiespeicherung, jedoch wird in der Erläuterung zum Grundsatz 170 aufgeführt, dass die Einspeisung aus erneuerbaren Energiequellen in das Netz insbe- sondere bei Wind- und Sonnenenergie teilweise erheblichen Schwankungen unter- worfen ist. Bei weiter steigendem Anteil erneuerbarer Energien an der Energieversor- gung seien die notwendigen Maßnahmen zu treffen, um die Netzsicherheit sowie die notwendige Kapazität gewährleisten zu können.

Die von der Landesregierung in Auftrag gegebene „Verteilnetzstudie Rheinland-Pfalz 2030“ vom 22.01.2014 formuliert unter anderem die Handlungsempfehlung, mit dem bis 2030 zu erwartenden lokal überschüssigem Strom aus erneuerbaren Energie- quellen in Rheinland-Pfalz zunächst die Stromnachfrage im deutsch-europäischen Netzverbund direkt zu decken und dadurch fossile oder nukleare Stromerzeugung zu substituieren. Erst nach Ausschöpfung dieser Möglichkeiten kämen Lastmanagement und Speicheroptionen in Rheinland-Pfalz in Betracht, da sie im Gegensatz zu einer direkten Nutzung mit Wirkungsgradverlusten einhergehen würden, was dann wiede- rum zu einem höheren Ausbaubedarf von erneuerbaren Energiequellen führe.

Mittelfristig von Bedeutung seien in Rheinland-Pfalz jedoch die beiden geplanten PSW in Schweich und Heimbach. Sie stellten eine bereits etablierte Technologie dar und seien die einzige Flexibilitätsoption in der Größenklasse von mehreren hundert Me- gawatt in Rheinland-Pfalz (zentraler Großspeicher), dessen Speicherpotenzial zudem ganzjährig konstant zur Verfügung stehe.

Auch auf der vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Internetplattform www.energiewende-naturvertraeglich.de wird seitens verschiedener Umweltverbände der Ausbau von Speichern grundsätzlich anerkannt. So sei selbst bei zügigem Netz- ausbau bereits im Jahr 2020 mit relevanten Stromüberschüssen aus erneuerbaren Energien zu rechnen und entsprechendem Speicherbedarf. Dabei seien zum Aus-

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gleich besonders der tage- und wochenweisen sowie saisonalen Schwankungen ins- besondere Technologien mit großer Speicherkapazität von Interesse. Pumpspeicher- werke seien aktuell die einzig nutzbare großtechnische Stromspeichertechnologie mit sehr gutem Gesamtwirkungsgrad zwischen 75 % und 83 %. Sie seien technisch aus- gereift, vielfach erprobt und könnten daher einen wichtigen Beitrag zur Systemsicher- heit und Netzstabilität leisten. Der Neubau sei jedoch auch mit hohen Kosten und enormen Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden.

Aus Sicht der Raumordnung und Landesplanung ist das PSW daher prinzipiell dazu geeignet, die o.g. energiepolitischen und landesplanerischen Ziele und Grundsätze mit umzusetzen, da andere ausgereifte Stromspeichertechnologien derzeit (noch) nicht zur Verfügung stehen.

2. Wasserwirtschaftliche Belange Von dem Vorhaben werden verschiedene Gewässer III. Ordnung sowie Wasser- schutzgebiete und Quellen bzw. Brunnenanlagen zur privaten Wasserversorgung tan- giert.

Gemäß LEP IV soll bei der Flächen- und Gewässernutzung sowie der Gewässer- unterhaltung ein umfassender Gewässerschutz und eine nachhaltige Gewässerent- wicklung erreicht werden (G 100). Ferner sollen sich Nutzungsansprüche an das Na- turgut Wasser an den natürlichen Gegebenheiten orientieren, sodass die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts ohne nachteilige Änderungen auf Dauer erhalten bleibt. Wasser soll nachhaltig nur im Rahmen seiner Regenerationsfähigkeit genutzt werden (G 101).

Gem. dem Leitbild „Grundwasserschutz“ liegt das Gebiet in einem Bereich von her- ausragender Bedeutung für den Grundwasserschutz und die Trinkwassergewinnung. Nach dem Ziel 102 sind natürliche und naturnahe Oberflächengewässer landesweit zu sichern bzw. wieder herzustellen. Die natürlichen Grundwasserverhältnisse sind zu

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schützen und schädliche Stoffeinträge, die das Grundwasser und den Boden belasten können, zu verhindern. Die Schutzfunktion des Bodens für das Grundwasser ist durch Vermeidung von Belastungen und einen entsprechenden Freiflächenschutz zu ge- währleisten (Z 103).

Der ROP Rheinhessen-Nahe (2004) führt in Kap. 3.1.5 aus, dass Oberflächengewäs- ser zu schützen und zu pflegen sind (Z1). Weiterhin ist in Kap. 3.1.4 der Grundsatz G 1 verankert, dass das Grundwasser in qualitativer und quantitativer Hinsicht flächen- haft zu schützen ist. In G 2 wird ausgeführt, dass die langfristige Sicherung des Grundwasserhaushalts durch die Erhaltung möglichst großer zusammenhängender Freiräume und durch eine grundwasserschonende Nutzung in den besonders bedeut- samen Bereichen für die Grundwasserneubildung/-gewinnung erfolgen soll. Hier sol- len insbesondere Bodenversiegelungen und -verdichtungen vermieden werden.

Nach dem derzeitigen Entwurf des ROP Rheinhessen-Nahe (August 2014) sind gem. Z 70 innerhalb von Vorranggebieten für den Grundwasserschutz/Ressourcenschutz nur Maßnahmen und Nutzungen zulässig, die auf Dauer mit dieser vorrangigen Funk- tion vereinbar sind.

Die Baustellenzufahrt 1 sowie die Erdkabelvariante E1a tangieren mehrere Gewässer III. Ordnung. Weiterhin verlaufen beide Trassen durch die Zonen II und III eines Was- serschutzgebietes. Auch die Baustellenzufahrt 2 sowie die Erdkabeltrasse E2aS be- rühren Gewässer III. Ordnung, die Baustellenzufahrt darüber hinaus ein Wasser- schutzgebiet (Zone III).

Die Obere Wasserbehörde der SGD Süd hat zwar keine grundlegenden Bedenken, weist jedoch darauf hin, dass das Oberbecken die Einzugsgebiete mehrerer Quellen tangiert, die der privaten Wasserversorgung dienen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Quellschüttungen durch die Versiegelung des Oberbeckens beein-

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flusst würden. Im Rahmen eines entsprechenden Monitorings sei daher zu prüfen, ob eine Beeinflussung stattfinde und wie diese ggf. ausgeglichen werden könne.

Aus Sicht der Raumordnung ist dieser Forderung zu folgen. Gerade zur langfristigen Sicherung des Grundwasserhaushaltes ist die Kenntnis über mögliche Auswirkungen auf die Quellenschüttungen von Bedeutung, damit ggf. frühzeitig mit entsprechenden Maßnahmen gegengelenkt und die Trinkwasserversorgung der Privaten sichergestellt werden kann. Die Obere Landesplanung geht hier mit der Oberen Wasserbehörde konform, dass ein Monitoring dafür grundsätzlich ein geeignetes Verfahren darstellt. Wie von der Oberen Wasserbehörde gefordert sind zum Schutz des Grundwassers vor Verunreinigungen auch die örtlichen Grundwasserverhältnisse im Bereich des Un- terbeckens mit Hilfe von Bohrungen und Messstellen genau zu ermitteln.

Hinsichtlich der Baustellenzufahrten lehnt die Obere Wasserbehörde der SGD Nord die Variante 1 durch das WSG „Daxweiler“ ab. Die Zufahrt quere die Zone II des WSG, in der es u.a. verboten sei, Eingriffe in den Boden vorzunehmen, Baustellen einzurichten oder wassergefährdende Materialien im Wegebau zu verwenden. Zwar verlaufe auch Variante 2 durch ein WSG, diese Straße sei jedoch bereits qualifiziert nach RiStWag 2 ausgebaut. Gleiches gelte im Übrigen auch für die Erdkabelvarianten, bei der die Trasse E2aS zu bevorzugen sei, da diese - im Gegensatz zur E1a - kein WSG tangiere.

Aus Sicht der Raumordnung und Landesplanung ist die wasserwirtschaftliche Betrof- fenheit durch die Baustellenzufahrt 1 sicher höher einzustufen als bei Variante 2. Al- lerdings verläuft die Variante 1 im Bereich der Zone II des WSG ausschließlich auf der bestehenden asphaltierten Kreisstraße K 36 bzw. K 29. Nach Angaben der Vorhaben- trägerin ist weder ein Ausbau der Kreisstraße erforderlich noch sind Einträge in das Grundwasser zu erwarten. Die Obere Landesplanungsbehörde geht daher davon aus, dass es durch die Baustellenzufahrt 1 zu keiner Beeinträchtigung der Zone II des

2 Richtlinie für bautechnische Maßnahmen an Straßen in Wassergewinnungsgebieten

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WSG kommt und die Zufahrt grundsätzlich mit den o.g. wasserwirtschaftlichen Erfor- dernissen der Raumordnung in Einklang steht bzw. - unter Beachtung der entspre- chenden Verbote der Wasserschutzgebietsverordnung - in Einklang gebracht werden kann.

Dies betrifft auch die Trasse der Erdkabelvariante E1a. Nach Aussage der Oberen Wasserbehörde der SGD Süd besteht im Wasserschutzgebiet kein generelles Verbot für die Verlegung von Stromleitungen. Zudem führt die Vorhabenträgerin auf Rückfra- ge aus, dass die Kabel lediglich ca. 1,5 m tief in den Boden gelegt würden und ein Anschneiden von Grundwasserschichten daher auszuschließen sei. Die Eingriffe in die Bodenstruktur seien nach Beendigung der Kabelverlegung vernachlässigbar.

Dem kann aus raumordnerischer Sicht grundsätzlich gefolgt werden. Eine evtl. Ge- fährdung des Grundwassers während der Erdkabelarbeiten kann jedoch nie vollstän- dig ausgeschlossen werden. Insofern ist der Trasse E2aS grundsätzlich der Vorzug einzuräumen. Mit entsprechenden vorbeugenden Maßnahmen ist jedoch davon aus- zugehen, dass auch die Variante E1a mit den o.g. raumordnerischen Belangen des Grundwasserschutzes konform geht. Dabei sind aufgrund der wesentlich kürzeren Trassen und damit verbundenen geringeren Bodeneingriffen prinzipiell die Einschlei- fungsvarianten in die 380-kV-Freileitung zu favorisieren.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Vorhaben unter dem Gesichts- punkt der Wasserwirtschaft grundsätzlich den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung entspricht.

3. Naturschutzfachliche Belange Große Teile des Vorhabens liegen in einem FFH-Gebiet und werden gem. ROP Rheinhessen-Nahe (2004) durch ein Vorranggebiet für den Arten- und Biotopschutz überlagert.

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Gemäß G 97 des LEP IV sollen bei allen Planungen und Maßnahmen die Sicherung, Verbesserung oder Wiederherstellung der Funktionen des Biotopverbundes berück- sichtigt werden. Die regionalen Raumordnungspläne beachten den landesweiten Bio- topverbund und ergänzen diesen – soweit erforderlich – auf regionaler Ebene durch Ausweisung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten für den regionalen Biotopverbund (Z 98). In der Begründung wird dazu ausgeführt, dass die Kernflächen des landeswei- ten Biotopverbundes u.a. die Flächen des kohärenten europäischen Netzes Natura 2000 umfassen.

Gem. ROP Rheinhessen-Nahe (2004), Kap. 3.1.2, soll insbesondere ein kohärenter Biotopverbund durch ein System räumlich miteinander vernetzter funktionaler Lebens- raumkomplexe geschaffen werden als Voraussetzung für die Sicherung des Fortbe- standes bzw. Wiederansiedlung regionalbedeutsamer Arten und Biotope (G 1). Hierzu werden u.a. Vorranggebiete für den Arten- und Biotopschutz ausgewiesen. Entspre- chend Z 1 sind raumbedeutsame Maßnahmen innerhalb dieser Vorranggebiete nur zulässig, wenn sie dem Ziel „Sicherung und Entwicklung eines kohärenten Biotopsys- tems“ nicht entgegenstehen. Dazu zählen u.a. Eingriffe in den Boden- und Wasser- haushalt, die zu einer irreversiblen Schädigung bzw. zu einem nicht ausgleichbaren Verlust funktional bedeutsamer Standortpotentiale führen. In der Begründung wird ausgeführt, dass als vorrangiges Ziel innerhalb der Vorranggebiete die Erhaltung des vorhandenen günstigen Zustandes von Natur und Landschaft und dessen zielgerichte- te Pflege und/oder Weiterentwicklung im Sinne der fachlichen Ziele des Naturschutzes zu nennen ist.

Auch im Entwurf des neuen Regionalplans sind innerhalb der Vorranggebiete für den regionalen Biotopverbund sowie der Vorranggebiete für den Ressourcenschutz nur Vorhaben und Maßnahmen zulässig, die auf Dauer mit dieser vorrangigen Funktion vereinbar sind (Z 64). Gem. Karte 6 „Landesweit- und regionalbedeutsame Biotopver- bundräume und Wildtierkorridore“ tangiert das Vorhaben neben dem landesweiten

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Biotopverbund im Bereich der nördlichen Trassen auch einen sehr bedeutenden regi- onalen Biotopverbund sowie Wildtierkorridore mit EU-/bundesweiter Bedeutung.

Im Rahmen einer Umweltverträglichkeitsuntersuchung (UVU) wurde für das Vorhaben eine Bestandserfassung und -bewertung von Schutzgütern vorgenommen sowie die zu erwartenden Auswirkungen des Vorhabens auf die Schutzgüter untersucht. Ferner wurden Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung der Beeinträchtigungen und zur Eingriffskompensation aufgezeigt, die im Rahmen des ROV zunächst als vereinfa- chendes Konzept dargestellt wurden, um aufzuzeigen, ob eine Kompensation nach derzeitiger Einschätzung möglich ist. Im Rahmen der UVU erfolgte ebenfalls eine ab- schätzende Vorprüfung bezüglich des Artenschutzes sowie bezüglich der Verträglich- keit des Vorhabens mit den Erhaltungszielen des direkt tangierten FFH-Gebietes „Binger Wald“.

Die UVU (einschl. artenschutzrechtliche Abschätzung und Vorprüfung der FFH- Verträglichkeit) kommt, getrennt für die einzelnen Schutzgüter, zu folgender Gesamt- beurteilung:

Für das Schutzgut „Menschen“ sind betriebsbedingt keine erheblichen Auswirkungen zu erwarten. Anlagebedingt geht die Fläche des Oberbeckens für die Erholungsnut- zung verloren. Der umgebende Waldbereich steht jedoch weiterhin ohne Einschrän- kungen für die Erholung zur Verfügung. Baubedingt kann es während der 4 bis 5 Jah- re dauernden Bauphase punktuell zu Lärmbeeinträchtigungen kommen, die Immissi- onsrichtwerte der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Schutz gegen Baulärm (AVV Baulärm) werden jedoch an keinem der Immissionsorte (Wohngebiete, Aussied- lerhöfe, Freizeiteinrichtungen) überschritten. Dies gilt auch für die landschaftsgebun- dene Erholung im Bereich des Oberbeckens und der Burg Sooneck.

Das Schutzgut „Tiere / Pflanzen“ ist anlagebedingt im Bereich des Oberbeckens durch die Überbauung von Biotopflächen dauerhaft und teils großflächig betroffen. Zum Teil

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werden auch nach § 30 geschützte Offenlandbiotope in Anspruch genommen, die sich jedoch im Initialstadium befinden und wiederherstellbar sind. Daneben kommt es zur Zerschneidung und Fragmentierung der Lebensräume und zum Verlust von Gehölz- beständen. Baubedingte Beeinträchtigungen sind temporär und sehr gering. Die vor- habensbedingten Wirkungen auf das Schutzgut können jedoch mit entsprechenden Minimierungs- und Kompensationsmaßnahmen ausgeglichen werden.

Im Vorhabensraum sind zahlreiche nach § 7 Abs. 2 Nrn. 13, 14 BNatSchG besonders und streng geschützte Tierarten vorhanden. Für alle betroffenen Arten kann mit Hilfe von Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen sowie CEF-Maßnahmen 3 die ökolo- gische Funktion im räumlichen Zusammenhang so aufgewertet werden, dass der Ver- botstatbestand vermieden werden kann.

Die FFH-Verträglichkeitsvorprüfung kommt zu dem Ergebnis, dass das Vorhaben so- wohl in Bezug auf die Lebensraumtypen als auch hinsichtlich der Tier- und Pflanzen- arten des Anhangs II als verträglich einzustufen ist. Erhebliche Beeinträchtigungen sind nicht zu erwarten.

Das Schutzgut „Boden“ ist durch die Beseitigung des Bodens am Oberbecken dauer- haft und großflächig betroffen. Auch für die Baustellenzufahrten müssen ggf. Forstwe- ge verbreitert und geschottert werden. Im Bereich der Erdkabeltrasse kommt es da- gegen im Wesentlichen nur zu baubedingten Beeinträchtigungen.

Für die Schutzgüter „Wasser“ und „Klima / Luft“ sind keine bis geringe Beeinträchti- gungen zu erwarten. Im Hinblick auf die Grundwasserneubildungsrate sowie die Aus- wirkungen auf die Oberflächengewässer und Feuchtflächen sind die Beeinträchtigun- gen insgesamt kleinflächig bzw. temporär.

3 continuous ecological functionality-measures

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Das Schutzgut „Landschaft“ wird durch den Bau des Ober- und Unterbeckens dauer- haft aufgrund der Einsehbarkeit betroffen. Mit entsprechenden Maßnahmen („Eingrü- nung“ usw.) kann die Einsehbarkeit jedoch deutlich gemindert werden. Die Erdkabel- trassen und die Zufahrten wirken sich unter Umständen durch die teilweise Entfernung von Gehölzen punktuell und mit geringer Bedeutung auf das Schutzgut aus.

Im Bereich des Oberbeckens, der Baustraßen und Erdkabeltrassen sind allenfalls kleinräumige Auswirkungen auf das Schutzgut „Kultur-/Sachgüter“ zu erwarten. Eine indirekte geringe Betroffenheit ergibt sich durch die Einsehbarkeit des Unterbeckens von der Burg Sooneck.

Insgesamt werden die Eingriffe aus Sicht der Antragstellerin als voraussichtlich kom- pensierbar eingestuft und führen zu keinen erheblichen Auswirkungen auf die Schutz- güter.

Die meisten Naturschutzverbände lehnen das Vorhaben vor dem Hintergrund der der- zeit vorliegenden Gutachten daher auch nicht generell ab, sehen jedoch im Vorfeld des Genehmigungsverfahrens die Notwendigkeit weiterer vertiefender Untersuchun- gen, vor allem hinsichtlich der Natura 2000-Verträglichkeit und der Eingriffsregelung, aber auch im Hinblick auf die wassergebundenen Biotope und auf verschiedene Tier- arten.

Die Obere Naturschutzbehörde steht dem Vorhaben dagegen zum jetzigen Zeitpunkt kritisch gegenüber. Gerade in Bezug auf die Erhaltungsziele und ökologischen Funkti- onen des FFH-Gebietes befürchte man entgegen den Aussagen der Vorprüfung er- hebliche Beeinträchtigungen. Letztendlich könnten diese erst nach Vorlage einer FFH- Verträglichkeitsprüfung tatsächlich ausgeschlossen werden. Ferner könnte auch erst nach Konkretisierung der Vermeidungs- und Kompensationsmaßnahmen abschlie- ßend geklärt werden, ob die Eingriffe ausgleichbar seien.

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Aus Sicht der Raumordnung stellt das Oberbecken allein aufgrund seiner Größe einen Eingriff in Natur und Landschaft dar. Wie sich jedoch aus der UVU und den natur- schutzfachlichen Gutachten ergibt, können erhebliche Beeinträchtigungen auf die Schutzgüter nach derzeitigem Kenntnisstand vermieden bzw. ausgeglichen werden. Unter raumordnerischen Gesichtspunkten ist daher davon auszugehen, dass es zu keinen irreversiblen Schädigungen bedeutsamer Standortpotentiale kommt und das raumordnerische Ziel, ein kohärentes Biotopsystem im Kontext des Binger Waldes zu sichern bzw. zu entwickeln, nach wie vor umgesetzt werden kann. Vertiefende Unter- suchungen bzw. Planungen sind - wie auch von den Verbänden und der Oberen Na- turschutzbehörde gefordert - im nachfolgenden Genehmigungsverfahren zu erbringen.

Damit wird auch der Systematik des LEP IV sowie des sich derzeit in der Offenlage befindlichen ROP Rheinhessen-Nahe gefolgt. Danach sind die Natura 2000-Gebiete keine eigenständigen regionalplanerischen Vorranggebiete für den Arten- und Bio- topschutz und damit keine verbindlichen Ziele der Raumordnung. Vielmehr ist der lan- desweite Biotopverbund lediglich zu beachten. Dies bedeutet, dass nach dem LEP IV bzw. nach Inkrafttreten des neuen ROP ausschließlich die Maßstäbe der Verträglich- keitsprüfung für das FFH-Gebiet anzulegen sind und der Nachweis einer Verträglich- keit mit dem landesweiten Biotopverbund auf der Ebene der Fachplanung durch den Maßnahmenträger zu erfolgen hat. Geht man daher von einer Verträglichkeit mit den o.g. Zielen des ROP 2004 aus, kann diese im Hinblick auf die Systematik des LEP IV und des in Aufstellung befindlichen ROP (2014) umso mehr angenommen werden.

Der Landesjagdverband lehnt das Vorhaben aufgrund der zu erwartenden erheblichen Störungen des Wildes in einer ruhigen Zone des Binger Waldes grundsätzlich ab. Vor allem der jahrelange Baustellenverkehr sowie die zu erwartenden Besucher würden die wild lebenden Arten erheblich stören und verdrängen.

Den Bedenken des Landesjagdverbandes kann nur bedingt gefolgt werden. So wird es sicher zu einer Beunruhigung des Wildes im Bereich des Oberbeckens kommen,

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die allerdings auf die Bauphase begrenzt sein dürfte. Nach der Fertigstellung kann eine vom Vorhaben ausgehende Beunruhigung des Wildes dagegen praktisch ausge- schlossen werden, da die Zufahrtsstraße nur zur Wartung des Oberbeckens benutzt werden soll. Eine Freigabe der Straße für den privaten (Besucher-)Verkehr ist nicht geplant und mit entsprechenden Vorkehrungen auszuschließen. Um eine Beunruhi- gung des Wildes jedoch auch während der Bauphase so gering wie möglich zu halten, sind im Rahmen des Genehmigungsverfahrens geeignete Maßnahmen zum Schutz des Wildes zu treffen. Es wird eine frühzeitige Absprache mit den Naturschutzbehör- den und den -verbänden empfohlen.

Die Baustellenzufahrt 2 wird dagegen von den Naturschutzverbänden und den Natur- schutzbehörden übereinstimmend abgelehnt. Die Trasse quere zum einen das NSG „Wiesen am Hirtenborn“ mit seiner bedeutsamen Population an Tagfalterarten und führe zum anderen auch außerhalb des NSG zu artenschutzrechtlichen Konflikten, vor allem im Hinblick auf die Wildkatze.

Aus raumordnerischer Sicht kann den o.g. Bedenken gegen die Variante 2 gefolgt werden, zumal mit der Variante 1 eine Trasse zur Verfügung steht, die auf großen Tei- len als Kreisstraße klassifiziert ist. Die Variante 1 ist mit knapp 7 km nicht nur deutlich kürzer als die 12 km lange Variante 2, sondern muss auch auf lediglich rund 2,5 km „neu“ angelegt bzw. geschottert werden. Variante 2 verläuft dagegen auf über 6 km auf bisher unbefestigten Forstwegen. Zwar verlaufen beide Baustellenzufahrten teil- weise durch ein Vorranggebiet für den Arten- und Biotopschutz. Die Obere Landes- planungsbehörde geht jedoch mit der Auffassung der Verbände konform, dass bei Variante 2 durch die Querung des Naturschutzgebietes und der insgesamt größeren Streckenlänge eine dauerhafte Beeinträchtigung des kohärenten Biotopsystems nicht ausgeschlossen werden kann. Sie kann daher mit den naturschutzfachlichen Zielen und Grundsätzen des LEP IV und des ROP (2004) nicht in Einklang gebracht werden.

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Im Hinblick auf die beiden Erdkabelvarianten E1a und E2aS 4 gibt es unterschiedliche Präferenzen. So sprechen sich die Unteren Naturschutzbehörden und die Obere Na- turschutzbehörde der SGD Nord gegen die Variante E2aS aus, da diese im Bereich von Dichtelbach geschützte Biotope tangiere. Der NABU favorisiert hingegen die Vari- ante E2aS, da die Trasse weitgehend auf vorhandenen Wegen verlegt werden könn- te. Einigkeit besteht bei allen Naturschutzverbänden und –behörden, dass eine Ein- schleifung in die 380-kV-Freileitung absolute Priorität genieße.

Dem ist aus raumordnerischer Sicht grundsätzlich zu folgen. Schon allein aufgrund der wesentlich kürzeren Trassen und den damit verbundenen geringeren Eingriffen sind die Einschleifungsvarianten zu bevorzugen. Dabei geht die Obere Landespla- nungsbehörde mit der Aussage der Oberen Naturschutzbehörde der SGD Süd kon- form, dass unter raumordnerischen Gesichtspunkten beide Einschleifungsvarianten geeignet sind, da die Trassen mit ca. 3,4 km (E1a) und 3,1 km (E2aS) annähernd gleich lang sind und auf vorhandenen Wegen geführt werden können.

Nach derzeitigem Kenntnisstand stehen jedoch auch die Trassen zu den Umspann- werken den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung nicht entgegen. So ist eine Beeinträchtigung der Schutzgüter allenfalls während der Bauphase zu erwarten. Nach § 30 BNatSchG geschützte Biotope werden dabei nach Angaben der Antragstellerin, entgegen der Annahme der Unteren Naturschutzbehörden, auch im Raum Dichtel- bach nicht tangiert. Die Angaben der Naturschutzbehörden müssen im Genehmi- gungsverfahren erneut verifiziert werden. Im Übrigen geht die Obere Landespla- nungsbehörde davon aus, dass die Trassen im Rahmen der anschließenden Detail- planung so optimiert werden, dass eine Beeinträchtigung von Biotopen grundsätzlich vermieden werden kann. Sollte ein Eingriff in Biotope dennoch unumgänglich sein, sind diese nach Abschluss der Bauarbeiten wieder herzustellen.

4 Die anderen Erdkabel- und Freileitungsvarianten wurden bereits im Vorfeld zum ROV ausgeschlos- sen.

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Die Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Nutzflächen für naturschutzfachliche Kom- pensations- und Kohärenzmaßnahmen ist möglichst zu vermeiden. Sollte dies unum- gänglich sein, ist die Landwirtschaftskammer bei der Suche bzw. Festlegung der Flä- chen frühzeitig zu beteiligen.

Zusammenfassend kann somit festgestellt werden, dass das Vorhaben mit der Bau- stellenzufahrt 1 grundsätzlich mit den o.g. naturschutzfachlichen Zielen und Grundsät- zen der Raumordnung und Landesplanung in Einklang gebracht werden kann. Im Hinblick auf die Erdkabeltrassen sind generell die „Einschleifungsvarianten“ zu bevor- zugen.

4. UNESCO-Welterbe / Landschaftsbild Das Vorhaben liegt im UNESCO-Welterbe „Oberes Mittelrheintal“. Demzufolge ist das Obere Mittelrheintal gem. LEP IV als Erholungs- und Erlebnisraum, landesweit be- deutsame historische Kulturlandschaft sowie als landesweit bedeutsamer Bereich für Erholung und Tourismus ausgewiesen.

Entsprechend Z 91 bilden die Landschaftstypen die Grundlage für die Darstellung von Erholungs- und Erlebnisräumen, in denen die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft vorrangig zu sichern und zu entwickeln sind.

Ziel 92 besagt, dass die landesweit bedeutsamen historischen Kulturlandschaften in ihrer Vielfältigkeit u.a. unter Bewahrung des Landschaftscharakters zu erhalten und im Sinne der Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln sind. Im Grundsatz 94 wird dabei u.a. das UNESCO-Welterbe „Oberes Mittelrheintal“ als herausragendes Beispiel einer histori- schen Kulturlandschaft genannt. Aufgrund seiner Kulturträchtigkeit weist der Raum besondere Voraussetzungen für eine erfolgreiche touristische Entwicklung, zur Steige- rung der Lebensqualität und zur Aktivierung regional-wirtschaftlicher Potenziale auf.

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Gemäß ROP Rheinhessen-Nahe (2004) wird unter dem Kapitel „Landschaftsbild“ auf- geführt, dass Gebiete von besonderem landschaftsästhetischen Wert und von überört- licher Bedeutung für das natur- und kulturgeschichtliche Erbe einschließlich der Um- gebung bedeutender Kulturdenkmäler in ihrer Gesamtheit störungsfrei, d.h. frei von technisch-baulichen Anlagen, die das Schönheitsempfinden oder den unverwechsel- baren Charakter der Landschaft unmittelbar beeinträchtigen können, zu erhalten sind (G 2). Im Grundsatz G 3 wird geregelt, dass Beeinträchtigungen des Landschaftsbil- des grundsätzlich zu vermeiden sind. „Wirkungskorridore“ sollen durch Bündelung von Vorhaben begrenzt werden (z.B. Stromleitungen, Infrastruktur – insbesondere bei ge- ring zerschnittenen Teilräumen). Schließlich wird im Ziel 1 festgelegt, dass raumbe- deutsame Vorhaben u.a. im Mittelrheintalbereich zwischen Bingen und Bacharach unter dem Vorbehalt der Landschaftsbildverträglichkeit stehen. Hier kommt dem Schutz und der nachhaltigen Entwicklung des charakteristischen Landschaftsbildes aus raumordnerischer Sicht eine besondere Bedeutung zu. Vorhaben, die aufgrund ihrer Eigenart der besonderen Schutzbedürftigkeit des Landschaftsbildes entgegen- stehen können, sind nur zulässig, wenn diese an anderer Stelle grundsätzlich nicht realisierbar sind und aus Gründen des Allgemeinwohls und eines überwiegend öffent- lichen Interesses unverzichtbar sind.

Im Kapitel 3.2.3 wird unter Z 1 explizit auf das Welterbe eingegangen. Danach ist das herausragende Natur- und Kulturerbe des Mittelrheintals hinsichtlich eines dauerhaft tragfähigen Tourismus qualitativ und umweltverträglich zu entwickeln. Wesentliche Grundlage hierfür ist u.a. die Erhaltung, Bewirtschaftung und Pflege naturraumtypi- scher und prägender Landschaftselemente und die Sanierung von Landschaftsbildbe- einträchtigungen.

Im Anhörungsentwurf des ROP (August 2014) regelt der Grundsatz 112, dass die für den Ausflugsverkehr/Tourismus regional bedeutsamen Attraktionen, wie Burgen, Burgruinen, Schlösser oder markante Aussichtspunkte als kulturlandschaftsprägende Elemente und regionale Identifikationsmerkmale in naturnaher Landschaftskulisse

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wahrnehmbar bleiben sollen. Dem Schutz der Kulturlandschaft und das Landschafts- bildes soll daher bei der Abwägung mit anderen Nutzungsansprüchen ein besonderes Gewicht beigemessen werden. Hierbei sollen Aspekte des Kulissenschutzes und der Sichtachsen Berücksichtigung finden. Ferner besagt G 120, dass der Masterplan Welterbe Oberes Mitterheintal des Landes sowie das Handlungsprogramm 2012-2017 des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mitterheintal Leitbild und Handlungsgrundlage für die weitere touristische Entwicklung im Welterbe-Gebiet sind.

Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur vertritt zwar zu- nächst die Auffassung, dass sowohl das Ober- als auch das Unterbecken geeignet sein könnten, das Welterbe in seinem visuellen Erscheinungsbild zu beeinträchtigen. Nachdem die UNESCO bzw. ICOMOS 5 inzwischen jedoch bestätigt hätten, dass das Vorhaben vernachlässigbare Auswirkungen auf das Welterbe hätte, bestünden gegen das Vorhaben keine weiteren Bedenken.

Aus Sicht der Raumordnung hat sich die Antragstellerin umfassend mit den visuellen Auswirkungen auf das Landschaftsbild und auf das Welterbe beschäftigt. So wurde bereits im Vorfeld des ROV auf Freileitungstrassen aufgrund der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes zu Gunsten von Erdkabeln verzichtet. Auch die zunächst oberir- disch geplanten Anlagenteile wurden verworfen. Sie werden nunmehr in unterirdische Kavernen und Stollen verlegt, die ohne Auswirkungen auf das Welterbe sind.

Das Unterbecken, das im Steinbruch „Sooneck“ geplant ist, wird jedoch von der Burg Sooneck und zum Teil vom rechtsrheinischen Rheinsteig aus sichtbar sein. Die Obere Landesplanungsbehörde geht jedoch mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direk- tion Landesdenkmalpflege, konform, dass die visuelle Beeinträchtigung durch das Un- terbecken angesichts der Größe des vorhandenen Steinbruchs und der damit schon vorhandenen Beeinträchtigung des Landschaftsbildes zurückgestellt werden kann. Dies wird auch von ICOMOS so bestätigt. Obwohl das Unterbecken in der Kernzone

5 International council on monuments and sites

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des Welterbes liege, würden von dem Becken keine zusätzlichen visuellen Beein- trächtigungen auf das Welterbe ausgehen, da es sich gut in den Steinbruch integrie- ren ließe. Das Unterbecken ist daher bestmöglich in den Steinbruch einzufügen und durch entsprechenden Bewuchs zu kaschieren.

Mit dem Bau des Unterbeckens geht aus Sicht der Raumordnung auch die Chance einher, die gravierende Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch den Steinbruch zumindest teilweise zu mildern. Damit wird auch dem o.g. raumordnerischen Ziel der Sanierung von Landschaftsbildbeeinträchtigungen entsprochen.

Gemäß der Visualisierung ist das Oberbecken dagegen vom Rheintal und von Stand- orten umgebender Höhenlagen nicht einsehbar. ICOMOS geht jedoch davon aus, dass sich das Oberbecken visuell negativ auf die nähere Umgebung auswirken könne. Vor allem das leere Becken stelle aufgrund seiner Eintönigkeit einen landschaftsfrem- den Faktor dar. Aus Sicht der Raumordnung kann das Oberbecken jedoch durch eine Begrünung des Randwalles so gestaltet werden, dass es „von außen“ kaum als künst- liches Bauwerk wahrnehmbar sein wird. Auch für die gleichmäßig mit Asphalt abge- dichtete Innenböschung dürfte es möglich sein, den monotonen Eindruck durch eine entsprechende Ausarbeitung der Innenböschung zu mildern. Im nachfolgenden Plan- feststellungsverfahren sind daher die Möglichkeiten für ein landschaftsangepasstes Oberbecken zu untersuchen und umzusetzen. Die Empfehlung von ICOMOS nach einer „naturnahen“ Gestaltung der Innenböschung, z.B. mit unregelmäßigen Steinblö- cken, ist dabei ebenfalls zu prüfen. Dazu ist ein eigener Fachbeitrag zu erarbeiten.

Für die Baustellenzufahrten sollen vorhandene Wege und Straßen genutzt werden, so dass keine Auswirkungen auf das Landschaftsbild und das Welterbe zu erwarten sind. Sollte es während der Bauzeit notwendig sein, einzelne Abschnitte der Zufahrt zu ver- breitern, sind diese nach Beendigung der Arbeiten wieder zurückzubauen.

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Von den Erdkabeln selbst gehen keine Auswirkungen auf das Landschaftsbild und das Welterbe aus. ICOMOS führt jedoch an, dass die Schutzstreifen der Trassen auf- grund ihrer Linearität und meist gleichbleibenden Breite als Fremdkörper wahrnehm- bar seien. Um die Sichtbarkeit zu reduzieren schlage man deshalb vor, den Schutz- streifen nicht linear anzulegen und die Breite zu variieren. Aus Sicht der Raumord- nung ist dem grundsätzlich zuzustimmen. Es gilt allerdings zu bedenken, dass die Erdkabeltrasse entlang vorhandener Wege geführt werden soll. Dies hat den Vorteil, dass die Wege in den Schutzstreifen einbezogen und die Rodungen entsprechend minimiert werden können. Damit ist die Linienführung der Erdkabeltrasse zwar mehr oder weniger vorgegeben. Da Wege jedoch selten über eine längere Strecke linear verlaufen und auch nicht als Eingriff in das Landschaftsbild wahrgenommen werden, dürften die Beeinträchtigungen durch die Trasse sehr begrenzt sein. Im Rahmen der Planfeststellung ist dennoch zu untersuchen, wie die Trasse am besten in die umge- bende Landschaft eingepasst werden kann. Dabei ist auch zu prüfen, ob der Trassen- verlauf ggf. mit flachwurzelnden Büschen und Bäumen aufgelockert werden kann.

Im Ergebnis wird das Vorhaben unter Beachtung der genannten Maßgaben als raum- verträglich mit dem Landschaftsbild und dem Welterbe eingestuft. Der Fachbeitrag sowie die erforderlichen Maßnahmen sind frühzeitig mit dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur abzustimmen.

5. Forstwirtschaftliche Belange Das Vorhaben liegt gem. LEP IV zum Teil in einem landesweit bedeutsamen Bereich für die Forstwirtschaft sowie in einer Waldfläche mit besonderer Schutz- und Erho- lungsfunktion. Nach Z 125 sind die landesweit bedeutsamen Bereiche für die Forst- wirtschaft durch Ausweisung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten in den regionalen Raumordnungsplänen zu konkretisieren. Z 126 besagt, dass die Wälder an den Steil- hängen von Rhein, Mosel und deren Nebenflüssen eine landeskulturell historische Bedeutung und eine Bodenschutzwirkung haben. In den regionalen Raumordnungs- plänen sind diese Waldflächen ebenfalls räumlich zu konkretisieren und zu sichern.

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Gem. ROP Rheinhessen-Nahe (2004) ist Wald als wesentlicher Bestandteil der Kul- turlandschaften und aufgrund seiner ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Be- deutung zu erhalten, zu entwickeln und zu mehren (Kap. 3.2.2, G 1). Der Grundsatz G 2 gibt an, dass Wald für andere Nutzungen nur dann in Anspruch genommen werden darf, wenn die angestrebte Nutzung nicht außerhalb des Waldes realisierbar ist und die örtlich bedeutsamen Schutz- und Erholungsfunktionen erhalten bleiben. G 3 führt wiederum aus, dass der Verlust von Waldfläche grundsätzlich nur durch Ersatzauf- forstung ersetzt werden kann. Dabei gilt nach G 4 der Grundsatz der Walderhaltung und Waldmehrung u.a. insbesondere für Wälder, die für spezifische ökologische Funk- tionen und die Erholung eine besondere Bedeutung haben, in hochverdichteten und verdichteten Räumen und in Gemarkungen mit weniger als 20 % Waldanteil.

Vorranggebiete „Wald“ dürfen für andere Nutzungen und Funktionen, welche die Waldfunktion beeinträchtigen können, nicht in Anspruch genommen werden. Bei allen raumbedeutsamen Maßnahmen ist darauf zu achten, dass sowohl die natürliche Eig- nungsgrundlage dieser Bereiche als auch deren wirtschaftliche Nutzbarkeit nicht ge- fährdet bzw. nach Möglichkeit verbessert werden (Z 1).

Auch im Entwurf des ROP Rheinhessen-Nahe (August 2014) sind Vorhaben oder Maßnahmen in Vorranggebieten Wald und Forstwirtschaft nur zulässig, wenn sie auf Dauer mit den raumbedeutsamen Funktionen des Waldes vereinbar sind (Z 97). Die Vorbehaltsgebiete sollen nur in unbedingt notwendigem Umfang für andere Nutzun- gen in Anspruch genommen werden (G 98).

Durch das Oberbecken kommt es zum direkten Verlust von ca. 16 ha Fichtenwald so- wie Fichten-Mischwald. Nach Angaben der Zentralstelle der Forstverwaltung erfülle der Wald in diesem Raum vielfältige Funktionen, u.a. als Erholungswald. Gerade in einem Landkreis mit unterdurchschnittlichem Waldanteil von 16,2 % seien die vorhan- denen Wälder daher unbedingt erhaltenswert und Eingriffe auf das unumgängliche

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Maß zu reduzieren. Trotzdem akzeptiere man das Vorhaben vor dem Hintergrund des hohen gesellschaftlichen Gesamtnutzens, der Lage des Oberbeckens außerhalb des Laubwaldes am Franzosenkopf sowie der gegenüber der Vorplanung bereits reduzier- ten Größe des Oberbeckens.

Gem. ROP Rheinhessen-Nahe (2004) tangiert das Oberbecken das Vorranggebiet „Wald“ lediglich am Rande. In dem in Aufstellung befindlichen ROP entfällt der Vor- rang „Wald“ im Bereich des Oberbeckens aufgrund der Beachtenspflicht des landes- weiten Biotopverbundes gem. LEP IV. Dies bedeutet, dass in diesem Bereich kein regionalplanerisches Ziel zur Sicherung des Waldes und seiner raumbedeutsamen Waldfunktionen mehr vorliegt.

Gem. der Waldfunktionskartierung übernimmt der Wald im Bereich des Oberbeckens hauptsächlich Erholungsfunktion. Aus Sicht der Raumordnung wird die Erholungsfunk- tion des Waldes durch den Bau des Oberbeckens nur unwesentlich beeinträchtigt, da das Gebiet um den Franzosenkopf Erholungssuchenden nach wie vor für Wanderun- gen usw. grundsätzlich zur Verfügung steht. Das Becken wird aus Sicherheitsgründen zwar eingezäunt, stellt jedoch keinen großen Sperrriegel dar und kann problemlos umgangen werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Wanderwegeverbindungen ent- sprechend angepasst werden.

Hinzu kommt, dass der Landkreis Mainz-Bingen zwar über einen unterdurchschnittli- chen Waldanteil gegenüber dem Landesdurchschnitt (42 %) verfügt, die Verbands- gemeinde Rhein-Nahe jedoch einen Waldanteil von rund 62 %, Niederheimbach sogar von gut 69 % aufweist. Der Verlust von rund 16 ha Wald ist daher - bei einer Waldflä- che von rund 509 ha in Niederheimbach - aus raumordnerischer Sicht im Hinblick auf die dortige Erholungsfunktion nicht erheblich. Dennoch ist der Waldverlust auszuglei- chen. Ob dies im Rahmen von Ersatzaufforstungen und/oder durch Waldumbau ge- schieht, ist in Absprache mit den zuständigen Forstämtern sowie den Naturschutzbe- hörden im Rahmen des Genehmigungsverfahrens zu klären.

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Von den Baustellenzufahrten ist der Wald relativ gering betroffen. Zwar verläuft die Baustellenzufahrt 1 nördlich von Daxweiler durch ein Vorranggebiet Wald. Da es sich hierbei jedoch um die bestehende K 36 handelt, kommt es zu keinen zusätzlichen Be- einträchtigungen. Auch die Zentralstelle der Forstverwaltung spricht sich trotz der Querung des Vorranggebietes für die Zufahrt 1 aus, da diese in ihrem Verlauf eine deutlich kürzere Wegeführung über Forstwege mit sich bringe als die Baustellenzu- fahrt 2.

Die Erdkabeltrassen verlaufen größtenteils in vorhandenen Wegen. Es kommt daher insgesamt zu einer relativ geringen Betroffenheit forstlicher Belange. Dies wird auch von der Forstverwaltung so gesehen. Nach Auffassung der Forstverwaltung ist jedoch die Variante E1a etwas ungünstiger zu bewerten, da auf einer Strecke von rund 500 m Buchenwald tangiert werde. Dem ist grundsätzlich zuzustimmen. Es ist allerdings da- von auszugehen, dass der Trassenverlauf im Rahmen der Detailplanung optimiert und der Eingriff somit grundsätzlich minimiert werden kann. Aus Sicht der Raumordnung sind im Ergebnis beide Varianten vertretbar, wenngleich Variante E1a aus dem ge- nannten Grund etwas ungünstiger zu beurteilen ist als Variante E2aS.

Im Ergebnis wird das Vorhaben unter Beachtung der genannten Maßgaben als raum- verträglich mit den forstwirtschaftlichen Belangen eingestuft.

6. Landwirtschaftliche Belange Die Erdkabelvarianten mit Anbindung an die Umspannwerke tangieren teilweise land- wirtschaftliche Nutzflächen.

Nach G 121 des LEP IV soll die dauerhafte Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen für außerlandwirtschaftliche Zwecke auf ein Mindestmaß reduziert werden.

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Im ROP Rheinhessen-Nahe (2004) wird die Landwirtschaft in Kap. 3.2.1 behandelt. Dabei legt G 2 fest, dass zur Sicherung der räumlichen Voraussetzungen der land- wirtschaftlichen Produktion und zur Aufrechterhaltung einer leistungs- und wettbe- werbsfähigen Landwirtschaft den Belangen der Landwirtschaft bei der Abwägung mit konkurrierenden raumbedeutsamen Nutzungsansprüchen grundsätzlich ein besonde- res Gewicht beizumessen ist. Gem. Z 1 werden zur Sicherung von regional bedeut- samen landwirtschaftlichen Flächen Vorranggebiete für die Landwirtschaft ausgewie- sen. Innerhalb der Vorranggebiete hat die landwirtschaftliche Bodennutzung Vorrang vor konkurrierenden raumbedeutsamen Nutzungsansprüchen. Andere Vorhaben sind nur zulässig, wenn sie zu keiner erheblichen Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Produktionsgrundlagen und der Agrarstruktur führen.

Diese Erfordernisse finden sich sinngemäß auch im Entwurf des ROP Rheinhessen- Nahe (August 2014).

Beide Erdkabeltrassen führen in ihrem Verlauf zu den Umspannwerken auch über landwirtschaftliche Nutzflächen. Dabei wird auf einem kleinen Teilstück der E1a ein Vorranggebiet für die Landwirtschaft gequert. Die Landwirtschaftskammer führt des- halb aus, dass ausdrücklich eine Einschleifung in die 380-kV-Freileitung bevorzugt werde, da hierbei keine landwirtschaftlichen Flächen beansprucht würden. Sollte je- doch eine Einschleifung nicht möglich sein, werde auch eine Anbindung an eines der Umspannwerke mitgetragen, da davon auszugehen sei, dass es nach Fertigstellung der Trasse zu keinen Einschränkungen für die landwirtschaftliche Nutzung komme. Generell habe sich die Trasse an vorhandenen linienhaften Strukturen zu orientieren.

Auch seitens der Oberen Landesplanungsbehörde wird davon ausgegangen, dass Beeinträchtigungen lediglich während der Bauphase zu verzeichnen und die landwirt- schaftlichen Flächen nach Beendigung der Arbeiten wieder vollumfänglich nutzbar sind. Das landwirtschaftliche Wegenetz ist ggf. wieder herzustellen.

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Im Ergebnis stehen dem Vorhaben im Hinblick auf die Landwirtschaft generell keine raumordnerischen Belange entgegen.

7. Rohstoffsicherung Das geplante Unterbecken befindet sich in einem Vorranggebiet für die Rohstoffsiche- rung, im Steinbruch der Hartsteinwerke „Sooneck“.

Nach Z 128 des LEP IV sind die landesweit bedeutsamen Bereiche für die Rohstoff- sicherung durch Ausweisung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten in den regionalen Raumordnungsplänen zu konkretisieren und zu sichern.

Gem. ROP Rheinhessen-Nahe (2004) ist der Rohstoffabbau in den Vorranggebieten für Rohstoffsicherung aus regionalplanerischer Sicht möglich und hat gegenüber kon- kurrierenden Nutzungen Vorrang. Maßnahmen, die dem Rohstoffabbau entgegenste- hen, sind unzulässig (Kap. 3.2.4, Z 2).

Auch im derzeitigen Anhörungsentwurf des neuen ROP Rheinhessen-Nahe hat in den Vorranggebieten für den kurz- bis mittelfristigen Rohstoffabbau die Sicherung der oberflächennahen Rohstofflagerstätten Vorrang vor anderen Raumnutzungsansprü- chen, die einem Abbau der Rohstofflagerstätten entgegenstehen können (Z 100).

Das Unterbecken nimmt innerhalb des Steinbruchs eine Fläche von ca. 4,8 ha dauer- haft in Anspruch. Die Fläche liegt in einem Bereich, der gem. Rahmenbetriebsplan für den Abbau von Quarzit vorgesehen ist. Nach Angaben der Antragstellerin erfolgt die Anlage des Unterbeckens jedoch erst, wenn das anfallende Gestein durch den Stein- bruchbetrieb abgebaut und entsprechend verwertet worden ist.

Aus Sicht der Raumordnung steht das Vorhaben somit dem o.g. Ziel nicht entgegen. Vielmehr setzt die Anlage des Unterbeckens einen vorangegangenen Abbau des

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Rohstoffs voraus. Dies wird im Übrigen auch vom Landesamt für Geologie und Berg- bau so gesehen.

Der Forderung des Landesamtes nach vertiefenden geologischen, geotechnischen und hydrogeologischen Untersuchungen ist im Rahmen der Planfeststellung nachzu- kommen. Es wird dabei eine frühzeitige und enge Abstimmung mit dem Landesamt für Geologie und Bergbau empfohlen.

8. Verkehrliche Belange Raumbedeutsame verkehrliche Belange werden von dem Vorhaben nur durch die Erdkabelvariante E1a mit Anbindung an das Umspannwerk Waldlaubersheim tangiert, da diese die geplante Hochgeschwindigkeitsstrecke „Flughafen Frankfurt Main – Frankfurt Hahn“ kreuzt.

Gem. Z 147 des LEP IV ist für die mittel- bis langfristig bedarfsgerechte Entwicklung der Flughäfen Frankfurt Hahn und Frankfurt Main der Neubau einer Hochgeschwin- digkeitsstrecke zur leistungsfähigen und schnellen Verbindung der beiden Flughäfen anzustreben und ein ausreichender Korridor (300 m) von entgegenstehenden Nutzun- gen freizuhalten.

Sowohl das Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung als auch das Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur erklären, dass sie grund- sätzlich nichts gegen die Kreuzung des Erdkabels mit dem Freihaltekorridor einzu- wenden haben. Ein Zielverstoß sei zu vermeiden, wenn die Erdkabeltrasse im Bereich des Korridors so verwirklicht werde, dass ein späterer Bau der Hochgeschwindigkeits- strecke nicht beeinträchtigt werde.

Aus Sicht der Oberen Landesplanungsbehörde ist dem zuzustimmen. So dürfte es technisch ohne größere Probleme möglich sein, das Erdkabel im Bereich der Trasse vorsorglich so zu verlegen, dass beim späteren Bau der Bahnstrecke keine Behinde-

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rungen auftreten. Eine entsprechende Detailplanung hat ggf. im Planfeststellungsver- fahren zu erfolgen.

9. Lärm-/Abgasimmissionen Die Verbandsgemeinde Rheinböllen sowie die Ortsgemeinden Dichtelbach und Ober- diebach lehnen die Baustellenzufahrt 2 aufgrund des zu erwartenden hohen Ver- kehrsaufkommens und den damit verbundenen Lärm- und Abgasimmissionen für die Bevölkerung ab. Die Stadt Stromberg und die Gemeinde Daxweiler sprechen sich aus den gleichen Gründen gegen die Baustellenzufahrt 1 aus.

Wenn möglich sollte eine Baustellenzufahrt aus raumordnerischer Sicht grundsätzlich so erfolgen, dass Ortsdurchfahrten vermieden werden. Die Baustellenzufahrt 2 führt zwar durch den Stadtteil Rheinböller Hütte; hierbei handelt es sich jedoch um ein Ge- werbegebiet. Die anschließende Strecke verläuft ortsdurchfahrtsfrei, wenn auch in einer Entfernung von ca. 250 m zur Wohnbebauung von Dichtelbach. Nach Angaben der Antragstellerin werden jedoch die einschlägigen Grenzwerte nach der AVV Bau- lärm eingehalten.

Die Zufahrt 1 verläuft dagegen komplett abseits der Wohnbebauung von Stromberg und Daxweiler. Aus Sicht der Raumordnung ist daher diese Zufahrt prinzipiell zu be- vorzugen. Die Zufahrt führt jedoch am Forsthaus Lauschhütte vorbei, einem beliebten Ausflugsziel in der Region mit Gastronomie, Übernachtungsmöglichkeiten, Kletterpark und vielem mehr. Um hier eventuelle Beeinträchtigungen während der Bauphase so gering wie möglich zu halten, wird eine frühzeitige Abstimmung mit den Betreibern der Lauschhütte empfohlen.

Unter dem Gesichtspunkt des Immissionsschutzes entsprechen somit beide Varianten grundsätzlich den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung.

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10. Sonstige Belange Die Auswirkungen des Vorhabens auf vorhandene Freileitungen der Amprion GmbH und der Westnetz GmbH sowie auf die Mineralölproduktenpipeline der Rhein-Main- Rohrleitungstransportgesellschaft m.b.H führen zu keinen Konfliktsituationen. Den vorgebrachten Anregungen und Hinweisen kann im Rahmen des Planfeststellungsver- fahrens Rechnung getragen werden. Es wird eine frühzeitige Abstimmung mit den Betreibern empfohlen.

Die Kreuzungsbauwerke unter der Bahnstrecke sowie die Details zur Wasserentnah- me aus dem Rhein sind im Vorfeld des Planfeststellungsverfahrens mit der Deutschen Bahn AG und der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt Mainz bzw. dem Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen abzustimmen.

11. Raumordnerische Gesamtabwägung Die Stadtwerke Mainz AG plant den Bau des Pumpspeicherwerkes Heimbach. Das Pumpspeicherwerk soll im Rahmen des Ausbaus der erneuerbaren Energien eine wichtige Funktion übernehmen, indem es zur Integration der erneuerbaren Energien und zum Erhalt der Systemstabilität beiträgt.

Grundsätzlich gilt, dass sich das Vorhaben mit den bundes- und raumordnungspoliti- schen sowie den energiepolitischen Vorgaben deckt. In diesem Zusammenhang wird auch auf das den Antragsunterlagen beiliegende Gutachten der Deutschen Energie- agentur „Die Bedeutung des geplanten PSW Heimbach im aktuellen und zukünftigen deutschen Stromversorgungssystem“ verwiesen. Dort wird hervorgehoben, dass das PSW Heimbach „Nutzen für das Stromversorgungssystem insgesamt hat“.

Die Antragstellerin hat den Bedarf für ein Pumpspeicherwerk in der beantragten Grö- ßenordnung glaubhaft dargelegt. Dies gilt auch mit Blick auf das raumordnerisch be- reits positiv beschiedene Vorhaben in der Region Trier, das PSW Rio der Stadtwerke Trier Versorgungs-GmbH in der Verbandsgemeinde Schweich.

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Mit dem Vorhaben Heimbach kann ein wesentlicher Beitrag zu den Zielen der Ener- giepolitik geleistet werden. Insofern ist eine raumordnerische Prüfung des Projektes auch vernünftigerweise geboten.

Die Besonderheit des durchgeführten Verfahrens besteht darin, dass bereits vor der Antragstellung mehrere Alternativen umfassend geprüft worden sind. Neben der lan- desweiten Standortbetrachtung fand eine technische und raumordnerische Optimie- rung des Antragsgegenstands über mehrere Jahre hinweg statt. Zwischen Antrags- konferenz vom 17. Juni 2011 und Einleitung des Verfahrens am 21. März 2014 liegt ein Zeitraum von fast drei Jahren, der zu grundlegenden Untersuchungen und techni- schen Projektoptimierungen genutzt wurde. Zahlreiche Abstimmungsgespräche mit den Fachbehörden, Information der Öffentlichkeit und kontinuierliche Auseinanderset- zung mit der verfahrensführenden Behörde haben zu einer weitgehend optimierten Planung der Anlagenteile, der Trassenführung und der Standortfestlegung geführt.

Insofern waren zahlreiche Optionen und Alternativen bereits im Vorfeld als zwar tech- nisch machbar, aber mit wenig Erfolg auf raumordnerische Verträglichkeit ausgefiltert oder umgeplant worden. Beispielhaft sei auf die unterirdische Verlegung der anläss- lich der Antragskonferenz noch oberirdisch geplanten Kavernen, Stollen und Leitun- gen verwiesen.

Unabhängig davon bleiben einige technische Mindestanforderungen an ein derartiges Projekt, die zu berücksichtigen sind. Dazu zählen die Mindestgröße von Ober- und Unterbecken, die Anschlüsse an vorhandene Stromleitungen und die Erstbefüllung des Beckens, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Die Antragstellerin hat plausibel dargelegt, dass das Gesamtvorhaben in einer für einen wirtschaftlichen Betrieb des Projekts vertretbaren Mindestgröße angelegt worden ist. Insofern ist auch die Anforde- rung erfüllt, dass sich offensichtlich keine andere Standortlösung und Projektausfor- mung aufdrängt.

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Trotz dieser weitgehenden Optimierung verbleiben Konflikte, die auf raumordnerischer Ebene abzuarbeiten sind, insbesondere auch mit Blick auf den Status des Gebiets als UNESCO Welterbe „Oberes Mittelrheintal“, aber auch hinsichtlich der naturschutz- fachlichen Aspekte des hochwertigen Umfeldes im Binger Wald. Gerade in Bezug auf diese beiden Anforderungen waren besondere Herausforderungen zu bewältigen.

Aufgrund der in den vorherigen Kapiteln dargelegten Ziele und Grundsätze im LEP IV, im ROP Rheinhessen-Nahe (2004) sowie im Entwurf des neuen ROP Rheinhessen- Nahe kann festgestellt werden, dass dem Vorhaben auf der raumordnerischen Be- trachtungsebene insgesamt keine ausschließenden Restriktionen entgegenstehen. Es stimmt daher unter Beachtung der im Abschnitt A genannten Maßgaben und Hinweise grundsätzlich mit den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung überein.

Im Hinblick auf die einzelnen Vorhabensteile ergibt sich unter Beachtung der raum- ordnerischen Belange folgendes Bild.

Wie sich gezeigt hat, können sowohl das Ober- als auch das Unterbecken mit den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung grundsätzlich in Einklang gebracht wer- den.

Dies gilt insbesondere auch im Hinblick auf die naturschutzfachlichen Belange. Wie oben dargelegt, steht das Oberbecken dem Ziel der Sicherung und Entwicklung eines kohärenten Biotopsystems nach derzeitigem Kenntnisstand nicht entgegen. Ob das Vorhaben mit den Erhaltungszielen des FFH-Gebietes in Einklang zu bringen ist, kann dagegen auf Ebene der Raumordnung nicht abschließend, sondern erst durch eine FFH-Verträglichkeitsprüfung im anschließenden Planfeststellungsverfahren geklärt werden.

Bei den Baustellenzufahrten stehen zwei Varianten zur Verfügung. Während Variante 1 dabei von Seiten des Naturschutzes und des Forstes befürwortet wird, spricht sich

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die Wasserwirtschaft für die Variante 2 aus. Aus Sicht der Oberen Landesplanungs- behörde sind die Argumente beider Parteien nachvollziehbar, da Variante 2 ein Natur- schutzgebiet, Variante 1 ein Wasserschutzgebiet tangiert.

Für die Baustellenzufahrt 1 spricht grundsätzlich, dass diese auf großen Teilen bereits als Kreisstraße klassifiziert ist. Sie ist mit knapp 7 km nicht nur deutlich kürzer als die 12 km lange Variante 2, sondern muss auch auf lediglich rund 2,5 km „neu“ angelegt bzw. geschottert werden. Variante 2 verläuft dagegen auf mehr als 6 km auf bisher unbefestigten Forstwegen.

Aus Sicht der Raumordnung und Landesplanung ist die wasserwirtschaftliche Betrof- fenheit durch die Baustellenzufahrt 1 zwar höher einzustufen als bei Variante 2. Aller- dings verläuft die Variante 1 im Bereich der Zone II des WSG ausschließlich auf der bestehenden asphaltierten Kreisstraße K 36 bzw. K 29. Nach Angaben der Vorhaben- trägerin ist weder ein Ausbau der Kreisstraße erforderlich noch sind Einträge in das Grundwasser zu erwarten. Die Obere Landesplanungsbehörde geht daher davon aus, dass es durch die Baustellenzufahrt 1 zu keiner Beeinträchtigung der Zone II des WSG kommt und die Zufahrt grundsätzlich mit den o.g. wasserwirtschaftlichen Erfor- dernissen der Raumordnung in Einklang steht bzw. - unter Beachtung der entspre- chenden Verbote der Wasserschutzgebietsverordnung - in Einklang gebracht werden kann.

Im Hinblick auf die Baustellenzufahrt 2 ist jedoch durch die Querung des Naturschutz- gebietes „Wiesen am Hirtenborn“ und aufgrund der insgesamt größeren Streckenlän- ge eine dauerhafte Beeinträchtigung des kohärenten Biotopsystems nicht auszu- schließen. Sie kann daher mit den naturschutzfachlichen Zielen und Grundsätzen des LEP IV und des ROP (2004) nicht in Einklang gebracht werden und ist bei der anste- henden Detailplanung nicht weiterzuverfolgen.

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Die Erdkabeltrassen verlaufen größtenteils in vorhandenen Wegen. Es kommt daher insgesamt nur zu einer relativ geringen Betroffenheit raumordnerischer Belange. Schon allein aufgrund der wesentlich kürzeren Trassen und der damit verbundenen geringeren Eingriffe sind jedoch vor allem unter naturschutzfachlichen Gesichtspunk- ten die Einschleifungsvarianten zu bevorzugen. Welchen der beiden Einschleifungsva- rianten dabei der Vorzug eingeräumt wird, ist aus Sicht der Raumordnung unerheb- lich, da beide Varianten raumverträglich sind.

Nach derzeitigem Kenntnisstand stehen auch die Trassen zu den Umspannwerken den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung nicht entgegen. Allerdings wird die Variante E1a sowohl im Hinblick auf die forstlichen als auch die wasserwirtschaftli- chen Belange etwas ungünstiger bewertet als die Variante E2aS, da sie zum einen einen Buchenwald und zum anderen ein Wasserschutzgebiet tangiert. Es ist aller- dings davon auszugehen, dass der Trassenverlauf im Rahmen der Detailplanung op- timiert und mögliche Eingriffe somit grundsätzlich minimiert werden können. Aus Sicht der Raumordnung sind im Ergebnis daher beide Varianten zu den Umspannwerken vertretbar, wenngleich Variante E1a aus den genannten Gründen etwas ungünstiger zu beurteilen ist als Variante E2aS.

Insgesamt kann also festgehalten werden, dass die regionalen Belange abgearbeitet werden konnten und keine raum- und siedlungstrukturellen oder kommunalen Belange verbleiben, die nachteilig tangiert werden könnten.

Im Zuge der raumordnerischen Gesamtabwägung sind den fachlichen Belangen und den jeweiligen Betroffenheiten, wie oben ausführlich dargestellt, die Effekte des PSW Heimbach mit Blick auf die Energieversorgung gegenüber zu stellen. Dass dieses Vorhaben in die bundes- und landesweite aber auch die regionale Energiepolitik ein- gebunden ist, kann wohl in Anbetracht der Positionierungen der Landesregierung im Rahmen des LEP IV und der daran anschließenden Teilfortschreibung als unstrittig angenommen werden.

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Die zahlreichen laufenden Projekte zum weiteren Ausbau von Anlagen zur Stromer- zeugung (Windkraft, Photovoltaik) fordern hohe Investitionen zur Versorgungssicher- heit, zur Netzstabilität und zur Speicherung. Dies gilt insbesondere auch mit Blick auf die gewerbliche Wirtschaft. Darauf weist auch die Planungsgemeinschaft Rheinhes- sen-Nahe in ihrer Stellungnahme hin. Die Gewährleistung einer stabilen, zukunfts- sicheren Infrastrukturausstattung ist eine Grundvoraussetzung für das Funktionieren einer wettbewerbsfähigen gewerblichen Wirtschaft und damit auch für die weitere Entwicklung und Sicherung von Arbeitsplätzen. Nicht zuletzt dürfte die Sicherstellung der Mindestausstattung der Infrastruktur auch im Interesse der Bürger und sonstiger Interessenvertreter sein.

Im Ergebnis entspricht daher das Pumpspeicherwerk mit der Baustellenzufahrt 1 den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung. Für die Stromab- leitung sollte primär eine Einschleifung in die bestehende 380-kV-Freileitung der Amprion GmbH angestrebt werden.

E Prüfung einer Zielabweichung

Das Vorhaben tangiert Vorranggebiete „Arten- und Biotopschutz“, „Wald“, „Landwirt- schaft“, „Rohstoffsicherung“ sowie den Freihaltekorridor für die Hochgeschwindig- keitsstrecke zwischen den Flughäfen Frankfurt Hahn und Frankfurt Main.

Es ist daher zu prüfen, ob die Zulassung einer Zielabweichung gem. § 6 Abs. 2 ROG i.V.m. § 10 Abs. 6 LPlG erforderlich ist.

In den Vorranggebieten für Arten- und Biotopschutz sind raumbedeutsame Maß- nahmen nur zulässig, wenn sie der Sicherung und Entwicklung eines kohärenten Bio- topsystems nicht entgegenstehen.

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Wie weiter oben gezeigt wurde, ist zum jetzigen Zeitpunkt davon auszugehen, dass es zu keinen irreversiblen Schädigungen bedeutsamer Standortpotentiale kommt und das raumordnerische Ziel, ein kohärentes Biotopsystem im Kontext des Binger Wal- des zu sichern bzw. zu entwickeln, nach wie vor umgesetzt werden kann. Somit steht das Vorhaben dem o.g. Ziel nicht entgegen.

In Vorranggebieten für Rohstoffsicherung ist der Rohstoffabbau aus regionalplane- rischer Sicht möglich und hat gegenüber konkurrierenden Nutzungen Vorrang. Maß- nahmen, die dem Abbau entgegenstehen, sind unzulässig.

Der Bau des Unterbeckens erfolgt erst, wenn das anfallende Gestein durch den Steinbruchbetrieb bereits abgebaut und entsprechend verwertet worden ist. Der Roh- stoffabbau wird somit weder unterbrochen noch beendet. Das Vorhaben steht dem Vorrang demnach nicht entgegen.

Vorranggebiete Wald dürfen für andere Nutzungen und Funktionen, welche die Waldfunktionen beeinträchtigen können, nicht in Anspruch genommen werden. Bei allen raumbedeutsamen Zielsetzungen und Maßnahmen ist darauf zu achten, dass sowohl die natürliche Eignungsgrundlage dieser Bereiche als auch deren wirtschaft- liche Nutzbarkeit nicht gefährdet bzw. nach Möglichkeit verbessert werden.

Das Oberbecken tangiert das Vorranggebiet „Wald“ lediglich am Rande. Der Wald übernimmt gemäß Waldfunktionskartierung im Bereich des Oberbeckens hauptsäch- lich eine Erholungsfunktion, die durch das Oberbecken nur unwesentlich beeinträch- tigt wird. Das Gebiet um den Franzosenkopf steht Erholungssuchenden und Wande- rern nach wie vor zur Verfügung. Das Oberbecken steht dem Vorranggebiet Wald so- mit nicht entgegen. Unterstützt wird dies auch durch den in der Anhörung befindlichen ROP, bei dem der Vorrang „Wald“ im Bereich des Oberbeckens aufgrund der Beach-

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tenspflicht des landesweiten Biotopverbundes gem. LEP IV als eigenes Ziel komplett entfällt.

Innerhalb der Vorranggebiete für die Landwirtschaft hat die landwirtschaftliche Bo- dennutzung Vorrang vor konkurrierenden raumbedeutsamen Nutzungsansprüchen. Andere Nutzungen sowie Maßnahmen und Vorhaben sind nur zulässig, wenn sie zu keiner erheblichen Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Produktionsgrundlagen (Boden und Bodenstruktur) und der Agrarstruktur führen.

Ein kleines Teilstück der Erdkabeltrasse E1a quert ein Vorranggebiet für die Landwirt- schaft. Wie weiter oben dargelegt wurde, wird davon ausgegangen, dass Beeinträch- tigungen lediglich während der Bauphase zu verzeichnen sind und die landwirtschaft- lichen Flächen nach Beendigung der Arbeiten wieder vollumfänglich nutzbar sind. Die Erdkabeltrasse steht dem Vorranggebiet Landwirtschaft demnach nicht entgegen.

Gemäß Z 147 des LEP IV ist für die mittel- bis langfristig bedarfsgerechte Entwicklung der Flughäfen Frankfurt Hahn und Frankfurt Main der Neubau einer Hochgeschwin- digkeitsstrecke zur leistungsfähigen und schnellen Verbindung der beiden Flughäfen anzustreben und ein ausreichender Korridor (300 m) von entgegenstehenden Nutzun- gen freizuhalten. Der Freihaltekorridor für die Hochgeschwindigkeitsstrecke wird einzig durch die Erdkabelvariante E1a mit Anbindung an das Umspannwerk Waldlau- bersheim tangiert bzw. gekreuzt. Wie weiter oben dargelegt, kann ein Zielverstoß vermieden werden, indem die Erdkabeltrasse im Bereich des Korridors so verwirklicht wird, dass ein späterer Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke nicht beeinträchtigt wird. Die Erdkabeltrasse steht dem Freihaltekorridor demnach nicht entgegen.

Im Ergebnis bleibt daher festzuhalten, dass das Vorhaben mit den Zielen des Regio- nalen Raumordnungsplanes Rheinhessen-Nahe (2004) und des Landesentwicklungs- programmes (LEP IV) in Einklang steht.

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F Abschließende Bemerkungen

Ziel des Raumordnungsverfahrens war es, festzustellen, ob der geplante Bau des Pumpspeicherwerkes Heimbach mit den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung und Landesplanung übereinstimmt und wie die Planung mit anderen raumbedeutsa- men Planungen und Maßnahmen abgestimmt werden kann. Das Verfahren beurteilt somit vor dem eigentlichen Genehmigungsverfahren die grundsätzliche Zulässigkeit des Vorhabens unter raumordnerischen und landesplanerischen Aspekten.

Im Unterschied zum nachfolgenden Planfeststellungsverfahren können bei der raum- ordnerischen Prüfung daher ausschließlich die für die raumordnerische Zulässigkeit des Vorhabens erheblichen öffentlichen Belange Berücksichtigung finden. Rein privat- rechtliche Belange sowie evtl. Enteignungs- und Anpassungsmaßnahmen sind nicht Gegenstand des Verfahrens. Diese sind dem nachfolgenden Genehmigungsverfahren vorbehalten. Dadurch ergibt sich im Raumordnungsverfahren eine großräumigere Be- trachtungsweise als im eigentlichen Genehmigungsverfahren.

Die raumordnerische Beurteilung als Ergebnis des Raumordnungsverfahrens entfaltet gegenüber den Trägern des Vorhabens und gegenüber Einzelnen keine unmittelbare Rechtswirkung und ersetzt nicht die zur Verwirklichung des Vorhabens nach anderen Rechtsvorschriften erforderlichen Genehmigungen, Erlaubnisse oder sonstigen be- hördlichen Entscheidungen. Die raumordnerische Beurteilung ist jedoch bei diesen Entscheidungen zu berücksichtigen.

Das Raumordnungsverfahren ist damit abgeschlossen. Die Verfahrensbeteiligten er- halten einen Abdruck dieses Entscheides.

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Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd -Obere Landesplanungsbehörde-

Neustadt an der Weinstraße, den 15.10.2014 Im Auftrag

Sylvia Götz

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Anhang 1: Liste der beteiligten Träger öffentlicher Belange • Planungsgemeinschaft Rheinhessen-Nahe • Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald • Kreisverwaltung Mainz-Bingen • Kreisverwaltung Rhein-Hunsrück-Kreis • Kreisverwaltung Landkreis • Verbandsgemeindeverwaltung Rhein-Nahe • Stadtverwaltung Bacharach • Gemeindeverwaltung Manubach • Gemeindeverwaltung Niederheimbach • Gemeindeverwaltung Oberdiebach • Gemeindeverwaltung Oberheimbach • Gemeindeverwaltung Trechtingshausen • Gemeindeverwaltung Weiler bei Bingen • Gemeindeverwaltung Waldalgesheim • Verbandsgemeindeverwaltung Rheinböllen • Stadtverwaltung Rheinböllen • Gemeindeverwaltung Dichtelbach • Verbandsgemeindeverwaltung Stromberg • Stadtverwaltung Stromberg • Gemeindeverwaltung Daxweiler • Gemeindeverwaltung Roth • Gemeindeverwaltung Waldlaubersheim • Gemeindeverwaltung Warmsroth • Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord • Regierungspräsidium Darmstadt • Kreisverwaltung Rheingau-Taunus-Kreis • Stadtverwaltung Lorch • Stadtverwaltung Rüdesheim • BUND • GNOR

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• Landesjagdverband • LAG Natur- und Umwelt • Naturfreunde Rheinland-Pfalz • NABU • Landesverband der Dt. Gebirgs- und Wandervereine • Pollichia • Schutzgemeinschaft Deutscher Wald • Landesfischereiverband • Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum • Landwirtschaftskammer • Zentralstelle der Forstverwaltung • Deutsche Bahn AG • Landesbetrieb Mobilität • Deutsche Telekom AG • Amprion GmbH • Generaldirektion Kulturelles Erbe - Direktion Landesarchäologie • Generaldirektion Kulturelles Erbe - Direktion Landesdenkmalpflege • Landesamt für Geologie und Bergbau • Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur - Sekretariat für das Welterbe in Rheinland-Pfalz • Rhein-Main-Rohrleitungstransport GmbH • Westnetz GmbH • Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt • Wehrbereichsverwaltung West • Regionalstelle Gewerbeaufsicht (Mainz) der SGD Süd • Zentralreferat Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz der SGD Süd • Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz (Mainz) der SGD Süd • Referat Naturschutz der SGD Süd • Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung • Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur

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Anhang 2:

Zusammenfassung der Stellungnahmen

Die schriftlichen Stellungnahmen der Verfahrensbeteiligten dienten dem Zweck, das Vorhaben hinsichtlich seiner Übereinstimmung mit den Erfordernissen der Raumord- nung und Landesplanung zu überprüfen und mit anderen Fach- und Einzelplanungen abzustimmen.

Die nachfolgend dargelegten Aussagen werden nur insoweit wiedergegeben, als grundsätzliche Bedenken und Anregungen gegen das Vorhaben geäußert wurden, welche für die raumordnerische Empfehlung von Bedeutung sind.

Die Planungsgemeinschaft Rheinhessen-Nahe , Mainz, nimmt zur geplanten Errich- tung eines Pumpspeicherkraftwerkes wie folgt Stellung:

Der Anteil erneuerbarer Energien (EE), insbesondere durch Windenergie- und Foto- voltaik-Anlagen am Nettostromverbrauch in der Region Rheinhessen-Nahe erhöhe sich stetig. An windstarken und/oder sonnenreichen Tagen könne zeitweise so viel Strom prodoziert werden, dass Überkapazitäten zu Netzbelastungen führen könnten. In windschwachen und sonnenarmen Zeiten hingegen müssten weitgehend konventi- onelle Kraftwerke den benötigen Strom bereitstellen. Im Zuge der Energiewende be- dürfe es daher der Vorhaltung von Speichermedien, welche die Überkapazitäten auf- nehmen und speichern würden, um sie im Bedarfsfall wieder in das Netz einzuspei- sen. Pumpspeicherkraftwerke könnten herzu einen wichtigen Beitrag leisten. Für die Errichtung von Pumpspeicherkraftwerken müssten die naturräumlichen Vorausset- zungen zur Anlage von Ober- und Unterbecken bei guter Reliefenergie gegeben sein. Die sei in der Region Rheinhessen-Nahe im Bereich des Mittelrheintals mit seinen südwestlich angrenzenden Hunsrückhöhen gegeben. Die Errichtung des PSW sei somit von den naturräumlichen Gegebenheiten grundsätzlich möglich. Das Vorhaben sei von regionalplanerischer Seite zu begrüßen, da hiermit ein regional bedeutsamer

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Baustein für die Energiespeicherung und für die Sicherung der Energieversorgung geleistet werden könne. Das PSW Heimbach und variable EE könnten voneinander profitieren. Einerseits könne durch PSW eine größere Menge an variabler EE ins Stromnetz integriert werden, ohne dass Überschüsse auftreten, andererseits werde durch einen höheren Anteil variabler EE im Stromsystem der Kapazitätsfaktor des PSW erhöht und damit auch dessen Wirtschaftlichkeit.

Aktuell befinde sich der Entwurf des neuen regionalen Raumordnungsplanes in der Offenlage. Gleichzeitig besitze der regionalen Raumordnungsplan 2004 noch Rechts- kraft. Demzufolge sei das Vorhaben mit den noch rechtskräftigen Zielen und Grunds- ätzen sowie mit den in Aufstellung befindlichen Zielen abzugleichen. Dabei werde der Fokus im Wesentlichen auf die Lage des geplanten Ober- und Unterbeckens gelegt, nicht jedoch auf die unterschiedlichen Varianten der Erschließung. Diesbezüglich werde davon ausgegangen, dass die elektrische Infrastruktur über Erdkabel realisiert werde und grundsätzlich eine Bündelung von Trassen und Erschließungswegen erfol- ge, um Eingriffe in Natur- und Landschaft möglichst gering zu halten.

Die Tabelle gebe einen Überblick auf die durch das Vorhaben tangierten Ziele und Grundsätze nach ROP 2004 und ROP neu in Aufstellung (i.A.) jeweils differenziert für Ober- und Unterbecken. Hinzuweisen sei darauf, dass die in Aufstellung befindlichen Ziele des neuen ROP gegenwärtig noch keinen Zielcharakter hätten, sondern als sonstige Erfordernisse der Raumordnung zu berücksichtigen seien.

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Betroffenheit ROP 2004 ROP neu i.A.

Oberbecken Unterbecken Oberbecken Unterbecken

LEP IV - Landesweiter Nein nein ja nein Biotopverbund (nach- richtliche Übernahme in den neuen ROP)

Vorranggebiete

Arten- und Biotopschutz ja Nein nein Nein / Biotopverbund

Wald und Forstwirt- Ja nein nein ja schaft

Rohstoffsicherung kf- nein ja nein ja mfS

Rohstoffsicherung lf nein nein nein nein

Rohstoffsicherung nein nein nein nein fr.zh.Flächen

Vorbehaltsgebiete

Arten- und Biotop- nein nein nein schutz / Biotopverbund

Grundwasserschutz nein nein ja nein

Rohstoffsicherung nein nein ja nein

Wald und Forstwirt- Ja schaft

Freizeit und Erholung Ja ja ja ja

Regionaler Grünzug nein nein nein ja

Grünzäsur nein nein nein nein

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Gemäß dem ROP 2004 liege das Oberbecken im Bereich eines Vorranggebietes für den Arten- und Biotopschutz. Es handele sich hierbei um das Natura 2000-Gebiet mit der Bezeichnung FFH-6012-301 Binger Wald.

Nach Z1, Kapitel 3.1.2 Arten- und Biotopschutz seien innerhalb der Vorranggebiete für den Arten- und Biotopschutz raumbedeutsame Maßnahmen und Vorhaben nicht zu- lässig, wenn sie dem Ziel „Sicherung und Entwicklung eines kohärenten regionalen Biotopsystems“ entgegenstünden. Es zählten hierzu insbesondere Bebauung im Sin- ne von Besiedelung, Zerschneidungen funktional zusammenhängender Lebensräume durch Verkehrstrassen, Freizeitgroßprojekte sowie Eingriffe in den Boden- und Was- serhaushalt, die zu einer irreversiblen Schädigung bzw. zu einem nicht ausgleichba- ren Verlust funktional bedeutsamer Standortpotentiale führten. Die spezifischen natur- schutzfachlichen Zielsetzungen für die Entwicklung der „Funktionsräume“ des regiona- len Biotopverbundes seien darüber hinaus im Rahmen der Fachplanungen wie z.B. der agrarstrukturellen Entwicklungsplanung, der Bodenordnung, der forstlichen Rah- menplanung und der Bauleitplanung zu beachten.

Im ROP 2004 seien Natura 2000-Gebiete in den regionalen Biotopverbund eingebun- den, im neuen ROP i.A. hingegen sei dies aufgrund der Vorgaben des LEP IV 2008, Ziel 98, nicht mehr der Fall. Hiernach hätten die regionalen Raumordnungspläne den landesweiten Biotopverbund, bestehend aus den sog. Kernflächen (Naturschutz- und Natura 2000-Gebiete sowie Nationalparke), zu beachten. Er werde im neuen ROP i.A. nachrichtlich dargestellt. Da die Kernflächen des landesweiten Biotopverbundes nicht mehr Bestandteil des regionalen Biotopverbundes seien, würden hier keine eigen- ständigen regionalplanerischen Ziele greifen (Natura 2000-Gebiete seien keiner regi- onalplanerischen Letztabwägung zugänglich). Vielmehr würden nun ausschließlich die Maßstäbe der Verträglichkeitsprüfung für das FFH-Gebiet gelten. Über die Zulässig- keit von Vorhaben in FFH-Gebieten befinde die zuständige Naturschutzverwaltung.

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Ferner liege das Oberbecken nach dem ROP 2004 in einem Vorranggebiet Wald und Forstwirtschaft. Hiermit werde neben dem Wald für die Holzwirtschaft insbesondere auch der Wald als Erholungsgebiet gesichert. Durch die Anlage des Oberbeckens müsse Wald in größerem Umfang gerodet werden, wofür voraussichtlich in einem nicht unerheblichen Umfang Ersatzaufforstungen auf Ackerflächen vorgenommen würden.

Mit dem ROP neu i.A. entfalle der Vorrang Wald aufgrund der "Beachtenspflicht" des landesweiten Biotopverbund gemäß Z 98 LEP IV. Infolgedessen liege in diesem Be- reich auch kein regionalplanerisches Ziel zur Sicherung des Waldes und seiner raum- bedeutsamen Waldfunktionen mehr vor. Gleichwohl sei darauf hingewiesen, dass das geplante Oberbecken in einem Bereich mit hoch frequentierten Wanderwegen liege. Nach den Darstellungen des ROP neu i.A. sei im Bereich des Unterbeckens ein Vor- ranggebiet Wald und Forstwirtschaft ausgewiesen. Gleichzeitig sei dort ein genehmig- tes Rohstoffabbaugebiet dargestellt. In diesem finde bereits ein Abbau statt, Wald sei nicht mehr vorhanden. Bei dieser Überlagerung handele es sich somit um einen Da- tensatzfehler, der zu bereinigen sei. Es bestehe folglich kein Konflikt.

Der Binger Wald habe eine regional bedeutsame Funktion als Naherholungsgebiet. Er sei im ROP 2004 und im ROP neu i.A. als Vorbehaltsgebiet für Freizeit und Erholung ausgewiesen. Aus Sicht der Geschäftsstelle sei die Anlage eines großen Oberbe- ckens dem naturnahen "Waldgebiet" und landschaftsgebunden Erholungsfunktion zwar wesensfremd, dennoch erscheine es möglich, beide Funktionen miteinander in Einklang zu bringen. Einen Beitrag hierfür könnten akzeptanzfördernde Maßnahmen, z.B. im Zuge der Neuführung der Wanderwege mit Aussichtsplattformen und Infotafeln am Speicherbecken, leisten.

Das Oberbecken tangiere nach dem ROP 2004 keine Rohstoffsicherungsflächen, nach dem ROP neu i.A. jedoch ein Vorbehaltsgebiet für die Rohstoffsicherung. Das geplante Oberbecken liege zu gut 2/3 in diesem Vorbehaltsgebiet, dessen Gesamt-

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größe ca. 190 ha betrage. Die Inanspruchnahme des Rohstoffpotentials durch das Oberbecken stelle zwar eine quantitative Minderung des Potentials mit Blick auf eine mögliche Inanspruchnahme des Potentials dar, diese Minderung sei jedoch ange- sichts noch vorhandener Potentiale aus regionalplanerischer Sicht nicht erheblich, so dass das Vorbehaltsgebiet Rohstoffsicherung entsprechend des Flächenbedarf für das Oberbecken reduziert werden könne.

Das Unterbecken liege nach dem ROP 2004 in einem Vorranggebiet für die Rohstoff- sicherung, welches in etwas modifizierter Abgrenzung auch im ROP neu i.A. ausge- wiesen worden sei. Es handele sich um genehmigte Abbaugebiete. Sie seien Be- standteile der Vorranggebietskulisse für den kurz bis mittelfristigen Abbau. Nach aktu- ellem Kenntnisstand der Geschäftsstelle könne das Unterbecken des PSW nach er- folgtem Rohstoffabbau in einem Teil des genehmigten Abbaugebietes realisiert wer- den. Inwieweit ein Abbau der Restflächen des genehmigten Abbaugebietes um das Unterbecken herum zukünftig weiterhin möglich sein werde, bedürfe noch der Klä- rung.

Weiterhin liege der gesamte Binger Wald in einem Bereich, der eine hohe Bedeutung für den Schutz der Ressource Grundwasser habe. Der ROP neu i.A. weise hier ein Vorbehaltsgebiet für den Grundwasserschutz aus. In G 72 werde hierzu Folgendes ausgeführt: "Vorbehaltsgebiete für den Grundwasserschutz dienen im Sinne der Da- seinsvorsorge der Sicherung großräumiger regionalbedeutsamer für die Wasserver- sorgung besonders geeigneter Grundwasserressourcen. Raumbedeutsame Maßnah- men und Vorhaben innerhalb dieser Vorbehaltsgebiete können zugelassen werden, wenn sie mit dem vorsorgenden Grundwasserschutz in Einklang gebracht werden können." Durch Anlage des Oberbeckens würden rund 20 ha Fläche "versiegelt". Eine Grundwasseranreicherung über die Fläche des Oberbeckens sei damit nicht mehr möglich. Wenngleich das Oberbecken nur einen sehr geringen Flächenanteil des Vor- behaltsgebietes in Anspruch nehme, sei es erforderlich, die Belange des Grundwas- serschutzes in der weiteren Planung zu berücksichtigen.

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Darüber hinaus liege das Unterbecken gemäß ROP neu i.A. in einem Regionalen Grünzug. Dessen Zielsetzung "von Bebauung im Sinne einer Besiedelung" freizuhal- ten werde durch das Vorhaben nicht beeinträchtigt, da das Unterbecken keine Bebau- ung darstelle. Auch werde der sonstige Status Quo des Gebietes nicht grundsätzlich verändert.

Zusammenfassende Einschätzung des Vorhabens:

Das Vorhaben werde grundsätzlich begrüßt. Es sei ein wichtiger Baustein einer neu auf erneuerbare Energien basierenden sicheren Stromversorgung. Der Standort sei physikalisch aufgrund der guten Reliefenergie gut geeignet. Vergleichbare alternative Standorte für die Errichtung eines PSW seien in der Region Rheinhessen-Nahe nicht vorhanden.

Nach dem noch rechtskräftigen ROP 2004 seien insbesondere Belange des Arten- und Biotopschutzes, der Wald- und Forstwirtschaft sowie der Naherholung berührt. Die Vorranggebiete Arten- und Biotopschutz sowie Wald- und Forstwirtschaft seien jedoch im neuen ROP i.A. infolge des FFH-Gebietes Binger Wald nicht mehr als Vor- ranggebiete ausgewiesen, da im Bereich von Natura 2000-Gebieten regionalplaneri- sche Letztabwägungen i.d.R. nicht zulässig seien. Dem Belang des Naturschutzes komme insbesondere wegen der Bedeutung des Binger Waldes im europäischen Netz der Schutzgebiete Natura 2000 eine erhebliche und zentrale Bedeutung zu. Die Ver- träglichkeit des Vorhabens gemessen am Schutzzweck und den Erhaltungszielen des FFH-Gebietes müsse daher sichergestellt sein. Der nicht vermeidbare Waldverlust im Bereich des Oberbeckens sei ebenfalls vom Umfang her nicht unerheblich. Mit dem Waldverlust seien folgende "Funktionsverluste" verbunden: ökologisch bedeutsame

Vegetationsform für Tiere und Pflanzen, CO 2-Senke, Grundwasserschutz und nicht zuletzt Naherholungsfunktion.

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Nach dem neuen ROP i.A. seien auch Belange der Rohstoffsicherung (Vorbehaltsge- biet) betroffen. Angesichts der Größe des noch verbleibenden Vorbehaltsgebietes werde kein grundsätzlicher Konflikt mit der Rohstoffsicherung gesehen.

In Relation zum insgesamt sehr großräumigen Waldgebiet des Binger Waldes relati- vierten sich die anlagebedingten Auswirkungen des Vorhabens. Die Geschäftsstelle gehe davon aus, dass das Vorhaben unter Berücksichtigung der fachlichen Erforder- nisse des Naturschutzes, der Wasserwirtschaft, des Ausgleiches für den Waldverlust sowie der Sicherung der Wanderwegebeziehungen umweltverträglich realisiert und somit mit regionalplanerischen Belangen in Einklang gebracht werden könne. Daher werde dem Vorhaben grundsätzlich zugestimmt. Die Vereinbarkeit mit dem Schutz- zweck und den Erhaltungszielen des FFH-Gebietes Binger-Wald sowie mit den Be- langen des Weltkulturerbes Oberes Mittelrheintal sei nicht Gegenstand der vorliegen- den regionalplanerischen Wertung. Dies sei den zuständigen Behörden und Institutio- nen vorbehalten.

Es werde schließlich wegen des umfangreichen Waldverlustes und den hierfür erfor- derlichen Kompensationsmaßnahmen angeregt, die Abstimmung mit der Zentralstelle der Forstdirektion und der Landwirtschaftskammer zu suchen. Darüber hinaus werde angeregt, die Speicherung von überschüssigen EE aus den benachbarten Windparks "Kandrich" und "Waldalgesheim" in das Gesamtkonzept des PSW einzubeziehen.

Die Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald , Koblenz, erklärt, dass auf- grund der geringfügigen räumlichen Betroffenheit der Planungsregion Mittelrhein- Westerwald raumbedeutsame Auswirkungen unter Berücksichtigung des Regionalen Raumordnungsplanes Mittelrhein-Westerwald allenfalls in geringem Maße zu erwarten seien.

Die Untere Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung Mainz-Bingen , Ingelheim, weist darauf hin, dass wesentliche Bestandteile des geplanten Pumpspeicherwerks

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Heimbach, wie das Oberbecken, die Baustelleneinrichtungsfläche sowie erhebliche Teilstrecken der Bauzufahrtsstraßen und der Stromableitungstrassen räumlich im FFH-Gebiet 6012-301 „Binger Wald“ lägen. Das FFH-Gebiet sei auch weitgehend de- ckungsgleich mit der Darstellung als Vorranggebiet Arten- und Biotopschutz im ROP Rheinhessen-Nahe. Gleichzeitig liege der Planungsbereich im LSG „Rheingebiet von Bingen bis Koblenz“. Diese Ausgangssituation werfe in Kombination mit der natur- schutzrechtlichen Eingriffsregelung für den öffentlichen Belang Naturschutz und Land- schaftspflege eine Vielzahl von Fragen auf.

Mit der flächenmäßig sehr umfangreichen und vollständigen Beseitigung von ca. 14,2 ha Wald- und Schlagflurflächen im Bereich des Oberbeckens sowie der temporären Inanspruchnahme von 3,2 ha Waldflächen für die Baustelleneinrichtung seien mit dem Projekt hauptsächlich anlage- und baubedingte Auswirkungen mit zahlreichen direkten und indirekten Folgewirkungen verbunden. Daneben könnten mit den vor allem linien- haft wirkenden Bauzufahrtsstraßen und Stromableitungstrassen auch räumlich weiter- reichende Effekte ausgelöst werden.

Die vorgelegten umfangreichen Unterlagen enthielten eine gute Grundlage für die fachlich qualifizierte Beurteilung der verschiedenen Kompartimente des Großvor- habens. Sie böten aus Sicht der Unteren Naturschutzbehörde ausbaufähige Ansätze für eine belastbare Vorbereitung der weiteren Planungsschritte, müssten aber zu ge- gebener Zeit durch weitere Arbeitsschritte, beispielsweise für das Konzept der natur- schutzrechtlichen Kompensationsmaßnahmen, deutlich verfeinert werden.

Hinsichtlich der Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen der betroffenen FFH-Gebiete „Gebiet bei Bacharach-Steeg“ und „Binger Wald“ sei in der UVU eine fundierte Ab- schätzung getroffen worden. Sie komme zu dem Ergebnis, dass das Vorhaben als verträglich eingestuft werde. Offensichtliche Ungereimtheiten oder Fehleinschätzun- gen seien dabei aus Sicht der Unteren Naturschutzbehörde nicht erkennbar.

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Die zur Biotoptypenausstattung und den verschiedenen Arten und Artengruppen im Untersuchungsraum erstellten Gutachten enthielten neben der Bewertung und Ein- schätzung des Vorhabens auch notwendige Vorkehrungen/Maßnahmen zur Vermei- dung und Minimierung von Beeinträchtigungen. Man gehe davon aus, dass diese Hinweise und Vorgaben in die raumordnerische Entscheidung aufgenommen würden und bei Fortsetzung des Planungsverfahrens in die zu erstellenden Antragsunterlagen für das wasserrechtliche Planfeststellungsverfahren und ggf. andere Rechtsverfahren in angemessener Form einfließen würden.

Darüber hinaus seien für die naturschutzkonforme Planung und Realisierung des Pro- jektes u.a. folgende Eckpunkte von grundsätzlicher Bedeutung: 6 • Keine Baustellenzufahrt für das Oberbecken über Dichtelbach und durch das Na- turschutzgebiet (NSG) „Wiesen am Hirtenborn“, d.h. ausschließliche Nutzung der Variante 1 (Vorzugsvariante) • Stromzu- und -ableitung ausschließlich über Erdkabeltrassen im Bereich von Fahrwegen mit Priorisierung der kürzesten Trassenvariante E1a und Bündelung mit der Baustellenzufahrtsvariante 1 • frühzeitige und intensive Abstimmung des Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen- konzeptes einschließlich erforderlicher CEF-Maßnahmen mit den Naturschutzbe- hörden und anderen Beteiligten • Keine Aufforstung von Offenlandflächen sowie anderen wichtigen Flächen für Na- tur und Landschaft • Rückbau aller Baustellenzufahrten (u.a. als Wildkatzenschutz) auf die für die not- wendigen Unterhaltungsarbeiten unbedingt erforderlichen Zufahrten • landschaftsangepasste Gestaltung des Ringdeiches und der technischen Anlagen am Oberbecken, ggf. mit naturnaher Bepflanzung der landseitigen Böschung des Ringdeichs

6 Die Liste enthält einige Punkte, die raumordnerisch nicht relevant sind. Die vollständige Liste wurde dem Antragsteller jedoch zur Berücksichtigung im nachfolgenden Genehmigungsverfahren zugesandt.

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Aus städtebaulicher bzw. aus planungsrechtlicher Sicht bestünden von Seiten der Bauleitplanung keine grundsätzlichen Bedenken.

Sofern eine Öffnung der Anlage für Besucher vorgesehen sei, müsse dazu ein geeig- netes Erschließungskonzept ausgearbeitet werden. Aufgrund der vorhandenen Stra- ßensituation werde eine Erschließung über die B 9 mit Parkplätzen am Unterbecken empfohlen. Ebenso sollte eine Wegführung für Radfahrer vom Rheinradweg (Lein- pfad) aus erfolgen.

Die Verbandsgemeindeverwaltung Rhein-Nahe , Bingen am Rhein, teilt mit, dass man dem zukunftsweisenden Vorhaben der Stromspeicherung im Wege der Errich- tung des Pumpspeicherwerks Heimbach unter Berücksichtigung der naturschutzfach- lichen Belange und des UNESCO Weltkulturerbes positiv gegenüberstehe.

Die Stadt Bacharach sowie die Ortsgemeinden Manubach, Niederheimbach, Ober- heimbach, Trechtingshausen, Waldalgesheim und Weiler bei Bingen erheben keine Bedenken bzw. stehen dem Vorhaben positiv gegenüber.

Die Ortsgemeinde Oberdiebach stimmt dem Projekt Pumpspeicherwerk Heimbach ebenfalls grundsätzlich zu, lehnt jedoch die Baustellenzufahrt über die Gemarkung Oberdiebach (Variante 2) ab. Die Einspeisung solle unbedingt über Erdkabel (keine Oberleitung) erfolgen.

Die Kreisverwaltung Rhein-Hunsrück-Kreis , Simmern, stellt fest, dass Gebietsteile des Rhein-Hunsrück-Kreises insbesondere durch eine Variante der Baustellenzufahrt und durch zwei Varianten der Erdkabeltrasse tangiert würden.

Aus naturschutzfachlichen Gesichtspunkten lehne man die Baustellenzufahrt BZ 2 ab. Ein Streckenabschnitt dieser Variante verlaufe östlich der Ortslage von Dichtelbach über eine ehemalige Militärstraße. Im Bereich dieser ehemaligen Militärstraße fänden

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jährlich starke Amphibienwanderungen statt. Weiterhin sei in unmittelbarer Nähe an der Militärstraße ein Ringelnattervorkommen bekannt. Eine stärkere Verkehrsbelas- tung dieses Streckenabschnittes würde zu erheblichen Beeinträchtigungen der Tier- vorkommen führen. Durch die erhebliche Gesamtstreckenlänge von ca. 12 km würde diese Variante auch zu erheblichen Beeinträchtigungen der Wildkatzenvorkommen in dem Landschaftsraum führen.

Im Bereich der Gemarkung Dichtelbach verlaufe die Erdkabelvariante E 2aS, zum Teil auch Variante E 2NWa, im nordöstlichen und nördlichen Teil durch hochgradig schüt- zenswerte biotopkartierte Bereiche. Es handele sich um einen großflächigen Grün- landkomplex, der extensiv genutzt werde und der sowohl feuchte als auch trockenere Horizonte aufweise. Von der Feuchtwiese bis zum Borstgrasrasen und zu Heideflä- chen sei alles vertreten. Diese biotopkartierten Bereiche stellten gesetzlich geschützte Flächen dar, die sich über Jahrzehnte zu diesen Strukturen entwickelt hätten und ent- sprechend gepflegt und bewirtschaftet würden. Die Verlegung eines Erdkabels mit den angegebenen Arbeitsbreiten und der seitlichen Lagerung des Aushubes könne im Bereich dieser hochgradig schützenswerten Flächen aus naturschutzfachlicher Sicht nicht zugestimmt werden. Da für die Baustellenzufahrt und die Energieableitung ande- re Varianten zu Verfügung stünden, sei eine unschädlichere Variante zu wählen.

Unter Beachtung der fachlichen Stellungnahmen bestünden jedoch keine grundsätzli- chen Bedenken gegen das geplante Pumpspeicherwerk.

Die Verbandsgemeindeverwaltung Rheinböllen , Rheinböllen, sieht eine Betroffen- heit insbesondere durch die Variante 2 der Baustellenzufahrt. Der Bauverkehr solle hierbei über die L 214 durch den Stadtteil Rheinböllerhütte und anschließend an der Ortsgemeinde Dichtelbach vorbei über Forstwege zum Standort des Oberbeckens geführt werden. Als Gesamtbauzeit werde ein Zeitraum von 4 bis 5 Jahren angenom- men.

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An der Anschlussstelle der B 50 / A 61 in Rheinböllen sowie auf den Wald- und Wirt- schaftswegen in der Gemarkung Dichtelbach dürfte ein erhebliches Baufahrzeugauf- kommen zu verzeichnen sein. Variante 2 werde daher nicht mitgetragen. Sollte Vari- ante 1 nicht zu realisieren sein, seien weitere Varianten zu prüfen. Insbesondere sollte dann die für den Windenergieanlagenbau auf dem Kandrich hergestellte Baustraße mit unmittelbarem Ausgangspunkt an der Anschlussstelle Rheinböllen der A 61 einer weiteren Betrachtung und Prüfung unterzogen werden. Eine Einzelabstimmung der Verkehrsführung mit der OG Dichtelbach halte man darüber hinaus für angebracht.

Auch die Ortsgemeinde Dichtelbach lehnt die geplante Baustellenzufahrt 2 sowie die Kabeltrasse E2aS durch die Dichtelbacher Gemarkung ab.

Sollte die Baustellenzufahrt über Dichtelbach zum Zuge kommen, würde dies eine erhebliche Belastung für den Ort bedeuten. Da sich das Bauvorhaben über Jahre hin- ziehe, sei es nicht zumutbar, den gesamten Baustellenverkehr durch Wasserschutz- gebiete, Landschaftsschutzgebiete und Vorranggebiete für Arten- und Biotopschutz zu führen. Weiterhin sei zu bemängeln, dass auf einer Gesamtlänge der Zufahrt von ca. 12,5 km große Teile nur als Waldwege vorhanden seien. Diese müssten für den Schwerlastverkehr ausgebaut werden, welches eine weitere Belastung darstelle.

Ferner erscheine es sinnvoller, die vorhandene Trasse der Überlandleitung auch als Kabeltrasse zu nutzen.

Die Untere Wasserbehörde der Kreisverwaltung Bad Kreuznach , Bad Kreuznach, erklärt, dass die Trassen für die Zuwegung (Variante 1, Vorzugsvariante) und Erdka- belverlegung (Variante E1a) durch die Zonen II und III eines festgesetzten Trinkwas- serschutzgebietes (Daxweiler) zugunsten des Zweckverbandes Wasserversorgung Trollmühle führten. Hinsichtlich der Lage dieser Varianten im Trinkwasserschutzgebiet und der Zuständigkeit werde auf die Stellungnahme der Regionalstelle Wasserwirt- schaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz der SGD Nord verwiesen.

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Sofern mit der Kabeltrasse Gewässer gekreuzt würden, seien hierfür wasserrechtliche Genehmigungen bei der Unteren Wasserbehörde zu beantragen bzw. in den nachge- schalteten Zulassungsverfahren entsprechend umfassend zu erläutern.

Die Untere Naturschutzbehörde führt aus, dass die im Landkreis verlaufenden Teil- strecken der Baustellenzufahrt BZ 1 sowie der Erdkabelvariante E1a vergleichsweise weniger naturschutzfachlich hochwertige Bereiche berührten.

Die Verbandsgemeindeverwaltung Stromberg , Stromberg, gibt keine eigene Stel- lungnahme ab.

Die Ortsgemeinde Daxweiler erhebt keine grundsätzlichen Bedenken. Jedoch dürfte der mit der Bauausführung verbundene Verkehr nicht über die Gemarkung Daxweiler geführt werden.

Auch die Ortsgemeinden Roth und Warmsroth stimmen dem Vorhaben zu. Da die Erdkabelverlegung gegebenenfalls mit den Brückenbaumaßnahmen an der A 61 zu- sammenfalle, fordere man, bei der Verkehrsführung eingebunden zu werden, um eine unverhältnismäßig hohe Verkehrsbelastung, insbesondere durch Schwerlastverkehr, von der Ortsgemeinde fernzuhalten.

Die Ortsgemeinde Waldlaubersheim erklärt, dass bei späteren Verhandlungen über die Verlegung der Kabeltrassen versucht werden solle, eine Höherverlegung bzw. Umlegung der Hochspannungsleitung am Lärmschutzwall zu erzielen, sodass der Teilbereich am Lärmschutzwall komplett verschlossen werden könne.

Die Stadt Stromberg habe spricht sich für die nördliche Trassenführung aus. Die Stadt sei in Anbetracht der Beanspruchung der Verbandsgemeinde durch Windräder usw. mit weiteren Belastungen nicht einverstanden.

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Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord , Koblenz, befürwortet das geplante Pumpspeicherwerk mit Blick auf die von ihm ausgehenden positiven Effekte für die Umsetzung der Energiewende. In der Anfang Februar 2014 vorgestellten Verteilnetz- studie Rheinland-Pfalz, die im Auftrag des MWKEL erstellt worden sei, werde die Be- deutung von Pumpspeicherkraftwerken hervorgehoben. So heiße es auf Seite 23, dass die Pumpspeicherkraftwerke in Schweich und Heimbach mittelfristig von Bedeu- tung seien. Sie stellten eine bereits etablierte Technologieoption dar und seien die einzige Flexibilitätsoption in der Größenklasse von mehreren hundert Megawatt in Rheinland-Pfalz (zentraler Großspeicher). Gemäß der Studie stehe das Speicherpo- tenzial darüber hinaus ganzjährig konstant zur Verfügung und hänge nicht von einem Nachfrage- oder Erzeugerpotential ab.

Die Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz Koblenz erklärt, dass die Trasse für die Baustellenzufahrt 1 mitten durch die Wasserschutzgebietszo- nen II und III des zu Gunsten des Zweckverbandes Wasserversorgung Trollmühle mit Rechtsverordnung vom 26.03.1990, Az. 56-61-7-5/89, festgesetzten Wasserschutz- gebietes „Daxweiler“ verlaufe.

In der Zone II dieses Wasserschutzgebietes seien u.a. Straßen, Bahnlinien und sons- tige Verkehrsanlagen sowie die Veränderung bestehender Verkehrswege (Verbreite- rung, Höher- oder Tieferlegung, Veränderung der Oberflächenentwässerung) verbo- ten. Darüber hinaus seien auch Einschnitte und jegliche über die land- und forstwirt- schaftliche Bearbeitung hinausgehende Bodeneingriffe, durch die die belebte Boden- zone verletzt oder die Deckschichten vermindert würden sowie die Versenkung oder Versickerung von Abwasser einschließlich des von Straßen und Verkehrsflächen ab- fließenden Wassers verboten. Ferner seien Erdaufschlüsse nicht erlaubt, durch die die Deckschichten wesentlich vermindert würden, vor allem, wenn das Grundwasser ständig oder zu Zeiten hoher Grundwasserstände aufgedeckt oder eine schlecht reini-

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gende Schicht freigelegt werde und keine ausreichende und dauerhafte Sicherung zum Schutz des Grundwassers vorgenommen werden könne.

Diese Variante sei zwar asphaltiert, aber nicht qualifiziert nach RiStWag ausgebaut und somit aus wasserwirtschaftlichen Gründen abzulehnen. Die Baustellenzufahrt Va- riante 2 sei zu bevorzugen. Der Strecke durch die Zone II des zu Gunsten der VG Rheinböllen festgesetzten Wasserschutzgebietes könne zugestimmt werden, da diese eine ausgebaute Kreisstraße sei und bereits für die Nutzung als Baustellenzufahrt zu den Windenergieanlagen auf dem Kandrich teilweise nach RiStWag nachgerüstet worden sei. Die Entwässerung sei hierfür auch im Hinblick auf Schadenszenarien überprüft worden.

Aufgrund der Ge- und Verbote sei auch die unterirdische Erdkabeltrasse E1a aus der Zone II des Wasserschutzgebietes „Daxweiler“ herauszunehmen. Hier sei die Erdka- beltrasse E2aS zu bevorzugen.

Weiterhin liege im Bereich der Trassenführungen u. a. der Welschbach und ein na- menloses Gewässer, das zum Dichtelbach führe (beides Gewässer III. Ordnung). Aus den Unterlagen sei nicht erkennbar, ob durch die Maßnahme die Gewässer tangiert würden und ggf. noch weitere Gewässer betroffen seien. Dies sei bei den späteren Verfahren und Anträgen darzulegen.

Man weise darauf hin, dass für geplante Anlagen, die sich im 10-m-Bereich der Ge- wässer III. Ordnung bzw. im 40-m-Bereich der Gewässer II. Ordnung befänden, eine wasserrechtliche Zulassung nach § 76 Landeswassergesetz erforderlich sei. Einer Bebauung oder Geländeaufhöhung innerhalb eines Bereiches von 10 m entlang der Gewässer könne aus Gründen des Hochwasserabflusses und der Gewässerökologie nicht zugestimmt werden. Dieser Gewässerrandstreifen sei von jeglicher Nutzung frei- zuhalten und der freien natürlichen Entwicklung des Gewässers zu überlassen.

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Unter Beachtung der o.g. Auflagen könne dem Vorhaben aus wasserwirtschaftlicher und bodenschutzrechtlicher Sicht zugestimmt werden.

Die Obere Naturschutzbehörde kommt zu dem Ergebnis, dass als Baustellenzufahrt für das Oberbecken die Variante BZ 1 zu bevorzugen sei. Sie verlaufe in dem Teilab- schnitt im Zuständigkeitsbereich der SGD Nord überwiegend auf der K 36 (Verbin- dung Daxweiler - Lauschhütte) sowie untergeordnet entlang der Raststätte Hunsrück. In der Folgeplanung seien zwei benachbart liegende, besonders geschützte Biotopflä- chen zu beachten. Eingriffe hierin seien strikt zu vermeiden.

Gegen die Variante BZ 2 bestünden dagegen aufgrund von Artenvorkommen Fauna sowie tangierter Biotopflächen naturschutzfachliche Bedenken. Man verweise hierzu auf die Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Rhein-Hunsrück- Kreises. Die UNB komme hierin zu dem Ergebnis, dass diese Variante zu erheblichen Beeinträchtigungen der dortigen Tiervorkommen (Amphibien, Ringelnatter und Wild- katze) führe.

Gegen die Erdkabelvariante E2aS bestünden aufgrund der im Bereich Dichtelbach betroffenen hochwertigen Offenlandbereiche naturschutzfachliche Bedenken. Die UNB weise in diesem Zusammenhang darauf hin, dass diese biotopkartierten Berei- che (von der Feuchtwiese bis zum Borstgrasrasen und Heideflächen) gesetzlich ge- schützte Flächen darstellten, die sich über Jahrzehnte zu diesen Strukturen entwickelt hätten und entsprechend gepflegt und bewirtschaftet würden. Die Variante E1a berüh- re vergleichsweise weniger Bereiche, die naturschutzfachlich hochwertig seien.

Von Seiten des Regierungspräsidiums Darmstadt , Darmstadt, bestehen aus regio- nalplanerischer Sicht gegen das Vorhaben keine Bedenken. Aus naturschutzfach- licher Sicht bestünden ebenfalls keine grundsätzlichen Bedenken. Auf hessischer Sei- te seien durch das Vorhaben keine Beeinträchtigungen naturschutzrechtlicher Schutzgebiete zu erwarten. Erhebliche Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes

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könnten aufgrund der Anordnung der Speicherbecken – u.a. im bestehenden Stein- bruch – und der geplanten Erdkabelverlegung weitgehend vermieden werden.

Von Seiten der hessischen Städte Lorch/Rhein und Rüdesheim am Rhein sowie des Rheingau-Taunus-Kreises , Bad Schwalbach, werden keine Bedenken vorgetra- gen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) , Landesverband Rheinland-Pfalz e.V., Mainz, verschließt sich aus derzeitiger Sicht nicht dem Ansinnen der Stadtwerke Mainz AG, trotz der unzweifelhaft höchst massiven Eingriffe in die Na- tur, die das Projekt nach sich ziehen würde, sofern die nachfolgend aufgeführten Vor- behalte ausgeräumt werden könnten. 7 Insbesondere müsse eine kompetente ökologi- sche Baubetreuung und ein ebensolches langjähriges Monitoring sicherstellen, dass alle Aspekte - ggf. auch neue, die derzeit noch nicht ersichtlich seien - nachhaltig um- gesetzt würden.

Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte: • Der BUND lehne das Vorhaben aus derzeitiger Sicht nicht grundsätzlich ab, er- warte aber weitere Präzisierungen und behalte sich eine abschließende positive Festlegung noch vor. • Eine gewässerökologische Untersuchung des Gebiets hinsichtlich der kleinen Fließgewässer und Quellen in und um Oberbecken sowie im Bereich des Unter- wasserstollens stehe noch aus (Fauna: Makrozoobenthos, Krebse, Fische; Flora). • Die Beurteilung der Situation der Fledermauspopulation sei deutlich auszuweiten. • Es fehle eine übersichtliche Darstellung der erforderlichen Eingriffe und deren Kompensation.

7 Große Teile der aufgezählten Vorbehalte beziehen sich auf planfeststellungsrelevante Aspekte (Ge- wässerökologie, Ausgleich und Kompensation, Avifauna / Tagfalter / Fledermäuse, Störwirkung), die raumordnerisch nicht relevant sind und deshalb verkürzt wiedergegeben werden. Die vollständige Stel- lungnahme liegt der Antragstellerin zur Berücksichtigung im nachfolgenden Genehmigungsverfahren vor.

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• Es seien überzeugende Konzepte für eine ökologische Baubegleitung, für die Kompensation von Eingriffen, für ein langjähriges Monitoring bzgl. evtl. Spätfolgen sowie für die Einbindung geeigneter Personen vor Ort zu erarbeiten. • Es sei die besondere Problematik im Bereich NSG „Wiesen am Hirtenborn“ zu be- rücksichtigen.

Die Pro-Argumente für das intendierte Projekt, die sich aus den vergleichenden Be- wertungen der DENA hinsichtlich der energiewirtschaftlichen Eigenschaften von Spei- chersystemen ergäben, seien leider nicht von der Hand zu weisen. Der Einsatz der Technologie „Pumpspeicherwerk“, auch wenn sie antiquiert sei, könne notwendig sein, sodass sich ihr der BUND mangels anbietbarer Alternativen nicht grundsätzlich verschließen könne.

Gleiches gelte für die Standortwahl. Für die Notwendigkeit des Baus am Franzosen- kopf müsse man den Aussagen der Antragsteller derzeit Glauben schenken. Aller- dings fehle ein letztlich überzeugender Beweis. Hier gebe es auf jeden Fall Nachhol- bedarf, denn das Vorhaben habe einen schmerzlichen Eingriff in die Ökologie zur Fol- ge. Es verstehe sich von selbst, dass nur die Varianten in Betracht zu ziehen seien, die ihn minimierten. Dies gelte sowohl für die Platzierung des Oberbeckens, für die Stromtrassen als auch für die Zuwegungen.

Es werde bemängelt, dass notwendige Kompensations-/Ausgleichsmaßnahmen im Teil A nicht dargestellt würden. Ebenso werde nicht auf die bereits erwähnte Proble- matik der Implementierung einer (zuverlässigen) ökologischen Baubetreuung Bezug genommen.

Man weise darauf hin, dass bei den Erdkabeln und den Zuwegungen - soweit möglich - vorhandene Wege genutzt und der Eingriff naturschutzfachlich minimiert werden müsse. Die Variante 2 der Baustellenzufahrt werde u. a. wegen der Beeinträchtigung des NSG „Wiesen am Hirtenborn“ abgelehnt. Die Baustellenzufahrt Variante 1 sollte

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jedoch hinsichtlich der Eingriffsminimierung optimiert und durch genauere Untersu- chungen (z. B. Störwirkung auf Arten) konkretisiert werden. Der Tagfalterexperte Wolfgang Düring bestätige grundsätzlich die Vorzugsvariante auch im Hinblick auf die Tagfalterfauna. Dennoch sei im Bereich der Trassenführung mit einer Beeinträchti- gung der Tagfalterfauna zu rechnen, sodass eine genaue Kartierung im Vorfeld unbe- dingt erforderlich erscheine. Im Bereich der Trassenführung sei mit Arten zu rechnen, die sowohl deutschlandweit als auch für Rheinland-Pfalz auf der Roten Liste der be- drohten Arten aufgeführt seien. Dazu zählten insbesondere der Kleine und der Große Schillerfalter, aber auch der Große und der Kleine Eisvogel. Diese Arten seien insbe- sondere auf ungeteerten Waldwegen aktiv. Deshalb sei zu erwarten, dass diese durch den Bau der Trasse sowie deren Befahren über einen längeren Zeitraum gestört wür- den.

Die Baustellenzufahrt 2 von Rheinböllen zum Franzosenkopf sei aus naturschutzfach- licher und -rechtlicher Sicht in Bezug auf Tagfalter nicht akzeptabel. Die Trasse führe mitten durch das für Tagfalter bedeutendste Naturschutzgebiete im Kreis Mainz- Bingen, das NSG „Wiesen am Hirtenborn“. In diesem Naturschutzgebiet lebten ca. 60 verschiedene Tagfalterarten. Dieses Naturschutzgebiet stelle damit einen Hotspot der Biodiversität dar und dürfe auf keinen Fall durch eine Trassenführung berührt werden. Hier lebten so bedeutende Arten wie der Randring-Perlmutterfalter, der Lilagoldene Feuerfalter, verschiedene Scheckenfalter, diverse Perlmutterfalter, der Schlüsselblu- men-Würfelfalter, der Große und der Kleine Eisvogel, der Große und der Kleine Schil- lerfalter. Ein Verlust auch nur eines Teiles dieses Gebietes durch eine Baustellentras- se könne nicht kompensiert werden. Durch den lange andauernden Betrieb auf der Baustraße könne es zudem auch zu erheblichen Störungen von störungsempfindli- chen Tierarten, wie Wildkatze, Schwarzstorch und Haselhuhn kommen. Diese Auswir- kungen müssten im Weiteren berücksichtigt werden.

Sehe man von den Eingriffen während der Bauzeit, der Erstellung des Oberbeckens und der Erweiterung des Unterbeckens ab, sei anzunehmen, dass das PSW nicht zu-

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letzt wegen des Verzichts auf Freileitungen im Endausbau mit dem Landschaftsbild zu einem vertretbaren Grad kompatibel sei. Allerdings werde auch hier eindeutig darauf hingewiesen, dass Vorranggebiete für Arten- und Biotopschutz in Anspruch genom- men würden.

Vor allem im Bereich des Oberbeckens seien wasserbeeinflusste Lebensräume vor- handen. Hier müssten die Wirkungen des Vorhabens stärker untersucht und konkreti- siert werden. Beispielsweise sei zu fragen, wie sich die Baukörper (Becken, Wege usw.) durch einen Rückgang von Versickerungsflächen auf die vorhandenen benach- barten Feuchtgebiete sowie Quellen und Bäche auswirkten. Zudem müsse untersucht werden, wie sich die unterirdischen Stollen auf den Grundwasserhaushalt und deren Zönosen auswirkten und wie eine Wasserzufuhr (Sickerwasser) gewährleistet werden solle, wenn negative Auswirkungen auf benachbarte Feuchtgebiete oder Quellhorizon- te eintreten würden.

Von Seiten der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e.V. (GNOR) , Mainz, werde die Notwendigkeit zur Speicherung von nur temporär ver- fügbaren elektrischer Energie aus regenerativen Energiequellen anerkannt. Allerdings könne in dem vorgezogenen Beteiligungsverfahren die Frage nicht abschließend ge- klärt werden, ob ein Pumpspeicherkraftwerk hierzu die geeignete Methode sei oder ob möglicherweise andere wirtschaftliche oder technische Gründe der Hintergrund für diese Planungen seien.

In Deutschland und insbesondere in Rheinland-Pfalz sei die EU-Richtlinie zur Auswei- sung von NATURA 2000-Gebieten eher wirtschaftsorientiert umgesetzt worden. Es seien parzellenscharfe minimale Ausweisungen gegenüber den geforderten großflä- chigen Lösungen der Vorzug gegeben worden. Die ausgewiesenen NATURA 2000- Gebiete würden daher ein sehr hohes Schutzgut darstellen, das nicht leichtfertig ge- opfert werden dürfe. Insbesondere das FFH-Gebiet 6012-301 „Binger Wald“ sehe man durch seine vergleichsweise große Abgeschiedenheit und seine geringe Zerschnei-

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dung durch Verkehrswege als „besonders schützenswert“ an. Daher habe neben der waldbaulichen Weiterentwicklung dieses Gebietes vor allem der Erhalt der Abge- schiedenheit und der Unzerschnittenheit oberste Priorität. Durch das vorgesehene Projekt sehe man eine Gefährdung dieser Ziele. Insbesondere durch die für das Pro- jekt notwendige Infrastruktur (Stromtrassen, Baustraßen und Versorgungswege). Hin- zu kämen zusätzliche Gefährdungen für „angrenzende“ Schutzgebiete wie z.B. das NSG „Wiesen am Hirtenborn“ oder das FFH-Gebiet 5510-301 „Mittelrhein“. Darüber hinaus komme in diesem Abschnitt des Mittelrheintales eine endemische Grundwas- serschnecke vor, die möglicherweise durch eine Veränderung und/oder Beeinträchti- gung des Grundwassers akut bedroht werde.

Geologie Der geplante Anlagenstandort befinde sich im Bereich einer Nebenstörung (Mittel- rheintal) des Oberrheingrabens, von der seitlich weitere kleine Störungen, z.B. die Sooneckstörung, abgehen würden. Es werde daher für unerlässlich gehalten, neben den notwendigen geologischen Erkundungsbohrungen zusätzliche geoseismische Untersuchungen durchzuführen. Zusätzlich halte man dringend eine vertiefende Prü- fung des Vorhabens auf Erdbebensicherheit für erforderlich. 8

Hydrologie Das Gesamtprojekt habe aus hydrologischer Sicht mehrere relevante Teilaspekte. Diese seien die Oberflächenversiegelung durch Ober- bzw. Unterbecken, bauphasen- bedingte Störungen und bauwerksbedingte Eingriffe in das Grundwasser sowie hava- riebedingte Eingriffe in das Grundwasser.

Quellbiotope stünden in Rheinland-Pfalz unter einem besonderen Schutz. Die hier vorkommenden Arten seien auf eine dauerhafte Wasserversorgung angewiesen und würden meist keine Austrocknung vertragen. Während der Bauphase und nach Fer-

8 Große Teile der ausführlichen Stellungnahme beziehen sich auf planfeststellungsrelevante Aspekte (Geologie, Hydrologie, Haselhuhn / Fledermaus, Ausgleichsmaßnahmen), die raumordnerisch nicht relevant sind und deshalb verkürzt wiedergegeben werden. Die vollständige Stellungnahme liegt der Antragstellerin zur Berücksichtigung im nachfolgenden Genehmigungsverfahren vor.

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tigstellung müsse eine dauerhafte Wasserversorgung der Quellen durch eine ausrei- chend natürliche Grundwasserneubildung gewährleistet sein.

Baustraße Die größte Belastung für das Gebiet werde durch den zu erwartenden LKW-Verkehr (Aushub und Baumaterial) und den An- und Abtransport von Baumaschinen während der Bauphase entstehen. Gerade auf temporär angelegten Baustraßen sei mit erheb- licher Staubentwicklung und Auswaschung zu rechnen. Hier müssten zum Schutz der Umwelt geeignete Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Daher halte man es für erfor- derlich, dass die Transporte auf möglichst kurzem Wege direkt zu befestigten Straßen erfolgten und nicht wie in der Variante 2 über sehr langen Strecken auf Waldwegen geführt würden. Die Variante 1 der Baustellenzufahrt führe dagegen direkt am Forst- haus Lauschhütte vorbei und gehe auf kürzestem Weg zur Autobahnrastanlage Huns- rück. Hierüber könne der Baustellenverkehr temporär ortsdurchfahrtsfrei direkt auf die Autobahn geleitet werden. Für die Baustellenstraße und die Anbindung zur A 61 über die K 29 müsse geprüft werden, ob in Teilbereichen die Errichtung von Amphibien- zäunen nebst Maßnahmen während der Bauphase notwendig würden.

Eine Durchfahrung des NSG „Wiesen am Hirtenborn“ sei nicht akzeptabel. Die durch die Baustraße hervorgerufenen Störungen durch Lärm und Staub sowie Tötung von Tieren durch Kollision oder Überfahren stelle einen zu großen Eingriff in das Natur- schutzgebiet dar.

Unterhaltungsstraße Nach Fertigstellung sollte das Oberbecken ab der Lauschhütte nur über normal befes- tigte Waldwege angefahren werden. Eine mögliche Befestigung des Weges mit Teer oder vergleichbaren Stoffen halte man für einen zu großen Eingriff. Durch die Höhen- lage weise das Gebiet gegenüber dem Umland eine deutlich erhöhte Zahl an Frost- und Schneetagen auf. Hierfür müssten geeignete salzfreie Strategien entwickelt und vorgelegt werden, wenn an solchen Tagen das Oberbecken und die dortige Infrastruk- tur erreichbar bleiben sollten. Da sich das Oberbecken in einem Schutzgebiet befinde,

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halte man es nicht für zulässig, die Zufahrt für evtl. Besucherverkehr freizugeben. Die Straße sollte neben der rein forstlichen Nutzung nur für die notwendigen Wartungsar- beiten genutzt werden.

Stromtrassen Grundsätzlich begrüße man die Entscheidung zu Gunsten einer Verlegung von Erd- kabel. Die Erdkabelverbindung sollte jedoch auf dem möglichst kürzesten Weg erfol- gen. Es kämen daher nur die beiden in unmittelbarer Nähe gelegenen Einbindungs- punkte in Frage. Die Varianten zu den Umspannstationen nach Erbach oder Waldlau- bersheim halte man für einen zu großen Eingriff. Für die Einbindung der Windenergie sei ein Einbindungspunkt in der Verlängerung der Variante E2 am Rande des NSG „Wiesen am Hirtenborn“ neu erbaut worden. Dieser sollte auch für diese Einbindung genutzt werden, um die Störung und den Flächenverbrauch zu minimieren. Sollten für das Pumpspeicherkraftwerk weitere Stromleitungen auf der Hochspannungstrasse notwendig werden, sehe man dies als höchst kritisch an, da aktuell das tolerierbare Maximum bereits erreicht oder gar überschritten sei. Eine Durchquerung des NSG „Wiesen am Hirtenborn“ mit Erd- oder zusätzlichen Freileitungen sei nicht akzeptabel. Bei der Herstellung der Erdkabeltrassen müsse sichergestellt werden, dass die ange- schnittenen oberen Grundwasserschichten durch die Kabeltrassen nicht drainiert wür- den.

Zukunftsfähigkeit Das vergleichbare Pumpspeicherkraftwerk in Vianden zeichne sich dadurch aus, dass es seit der Errichtung fortwährend an die neuen Erfordernisse und Einsatzzwecke an- gepasst und umgebaut werde. In der vorgelegten Planung sehe man aufgrund der Lage wesentlicher Teile in einem Schutzgebiet für solche Anpassungen und Erweite- rungen nur wenig Spielraum. Daher halte man dieses Projekt für nur begrenzt zu- kunftsfähig.

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Der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e.V. , Gensingen, erläutert, dass das Plan- gebiet des Hauptreservoirs in der fremdenverkehrlich ruhigsten Zone des Binger Wal- des liege. Der Abstand zu den Gasthäusern Lauschhütte, Jägerhaus sowie Gerhards- hof und zu den umliegenden Gemeinden sei für die meisten Besucher zu groß. Die Ruhe im Zielgebiet des Bauvorhabens habe daher die dortigen Einstände zur „Haupt- kinderstube“ des Wildes für die gesamte Region gemacht.

Ein Pumpspeicherwerk würde jedoch viele Besucher veranlassen, das Gebiet zu be- sichtigen (unabhängig davon, ob es durch einen Zaun von der Öffentlichkeit separiert sei). Die sich über Jahre ziehenden Baumaßnahmen mit schwerem Gerät würden die wild lebenden Arten erheblich stören. Die nach Abschluss der Bauarbeiten verblei- benden gut ausgebauten Zufahrtswege würden weit mehr Menschen als dem techni- schen Personal Anlass zur Nutzung der Wege geben. Eine der letzten Oasen im Ge- biet des Binger Waldes würde wegen der Erzeugung "umweltfreundlicher Energie" zerstört werden.

Nachdem bereits durch den Bau zahlreichere Windräder die Attraktivität und Ein- maligkeit der Landschaft stark gelitten habe und Wildeinstände durch den Bau und die Nutzung von Wegen in Besorgnis erregendem Maße verdrängt und entwurzelt worden seien, Bodenerosionen großflächig den Neuaufwuchs von Einständen verhindern würden und noch kein Ende der Baumaßnahmen für lokale Windräder in Sicht sei, wäre die kumulierte Gesamtwirkung von Windrädern und Pumpspeicherkraftwerk auf die heimischen Arten als nicht ausgleichbar zu bewerten.

Aus den vorgenannten Gründen lehne man die Planung daher ab.

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Rheinland-Pfalz e.V. , Obermoschel, und die Landes-Aktions-Gemeinschaft Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz e.V. , Obermoschel, fordern im weiteren Verfahren einen flächenmäßigen Ausgleich für die zu rodenden Waldflächen im Verhältnis von 1:1.

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Der Naturschutzbund Rheinland-Pfalz e.V. (NABU) – Naturschutzzentrum Rhein- auen, Bingen, äußert zum jetzigen Zeitpunkt keine grundlegenden Bedenken, formu- liert allerdings zahlreiche Erfordernisse für das Genehmigungsverfahren.

Man kritisiere, dass sich der Suchraum nur auf Rheinland-Pfalz beschränkt, zumal die Stadtwerke Mainz auch viele Projekte in Hessen betrieben und die Ländergrenze für die Stromversorgung und hinsichtlich der naturräumlichen Gegebenheiten nicht wirk- sam sei.

Generell lehne man die Schaffung von Freileitungen außerhalb der schon vorhande- nen Trassen strikt ab. Die dauerhafte Schädigung von Großvögeln durch Stromtod und Vogelschlag (auch bei entsprechenden Sicherungsmaßnahmen), der Verlust von Wald und die Störung des Landschaftsbildes würden als nicht vertretbar angesehen.

Für die Verlegung der Erdkabel favorisiere man die Variante E2aS, da die Trasse weitgehend auf einem vorhandenen Weg verlegt werden könne. Erdkabelvarianten, die das Naturschutzgebiet „Wiesen am Hirtenborn“ durchquerten, seien aufgrund der Störungen beim Bau und der Drainagewirkung der Schächte nicht verträglich.

Die Führung der Baustraße sollte so erfolgen, dass möglichst wenig FFH- Lebensraumtypen, geschützte Biotope und Arten beeinträchtigt würden. Ebenso sei zu berücksichtigen, dass Wanderwege eine alternative Trassenführung erhalten müssten, durch die wiederum weitere Störungen, z.B. auf empfindliche Arten wie die Wildkatze, erfolgen könnten. Die vorgeschlagene Variante 1 sollte entsprechend nä- her untersucht und konkretisiert werden.

Derzeit könne die Errichtung des PSW, die mit empfindlichen Eingriffen in das FFH- Gebiet einhergehe, nicht verantwortet werden, da zunächst die energiepolitischen Rahmenbedingungen konkretisiert werden müssten.

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Grundsätzlich müssten die geologischen Grundlagen und die hydrogeologischen Wir- kungen der einzelnen Bestandteile des Vorhabens eingehender untersucht und kon- kretisiert werden. 9

Die Zerstörung von Wald und strukturreichem Magergrünland sowie die Zerschnei- dung von Lebensräumen seien umfangreich und sinnvoll auszugleichen. Auch seien die Auswirkungen auf Fledermäuse und Wildkatzen sowie die Beeinträchtigung von Lebensräumen seltener Vogelarten, Amphibien und Reptilien vertieft zu untersuchen.

Die Pollichia e.V. , Neustadt an der Weinstraße, erachtet das Vorhaben grundsätzlich als vertretbar. Die Lage des Oberbeckens sowie teilweise der Zuwegungen und der Energieableitung in einem FFH-Gebiet sprächen nicht grundsätzlich gegen das Vor- haben, auch wenn - relativ kleinflächig - FFH-Lebensraumtypen in Anspruch genom- men würden. Für den Standort spreche die Lage des Unterbeckens in einem noch in Betrieb befindlichen Steinbruch, was die Flächeninanspruchnahme auch unter dem Aspekt des Abraums minimiere. Eine abschließende Beurteilung sei auf Grundlage der Unterlagen jedoch nicht möglich, da es einige Unstimmigkeiten gebe. Grundsätz- lich weise man darauf hin, dass für das Genehmigungsverfahren erheblich detaillierte- re Untersuchungen erforderlich seien.

Die Inanspruchnahme von FFH-Lebensraumtypen erfolge nicht nur, wie in den Plan- unterlagen dargestellt, durch die Zuwegungen und die Energieableitung, sondern auch durch das Oberbecken. Die Biotoptypen „Buchenwald blockig“ und „Eichen- Buchenmischwald“, die im Bereich des geplanten Oberbeckens vorhanden seien, zählten zweifellos zum LRT 9110 „Hainsimsen-Buchenwald“. Im sogenannten „Ei- chen-Buchenmischwald“ spreche die Beteiligung der Trauben-Eiche mit Anteilen bis

9 Große Teile der ausführlichen Stellungnahme beziehen sich auf planfeststellungsrelevante Aspekte (Geologie, Hydrogeologie, bauliche Umsetzung / ökol. Baubegleitung, Ausgleichsregelung, Besucher- lenkung, Schaffung eines Naturschutzfonds) die raumordnerisch nicht relevant sind und deshalb ver- kürzt wiedergegeben werden. Die vollständige Stellungnahme liegt der Antragstellerin zur Berücksichti- gung im nachfolgenden Genehmigungsverfahren vor.

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40% nicht gegen diese Zuordnung; vielmehr sei die Trauben-Eiche auf relativ trocke- nen nährstoffarmen Standorten ein charakteristischer Bestandteil des Hainsimsen- Buchenwalds.

Aus der Inanspruchnahme von FFH-LRT durch das Oberbecken müsse nicht zwangs- läufig eine FFH-Unverträglichkeit erwachsen. Wenn bereits jetzt ein hiebreifer Bu- chenbestand im FFH-Gebiet durch den Vorhabensträger gesichert und als Altholzbe- stand dem natürlichen Verfall überlassen werde, statt der Endnutzung zugeführt zu werden, so wäre dies eine geeignete Maßnahme, um eine FFH-Unverträglichkeit durch die Inanspruchnahme der LRT-Bestände durch das Oberbecken zu vermeiden. Sie müsse mit ausreichendem zeitlichem Vorlauf erfolgen, damit eine Funktionser- füllung erreicht werden könne, ehe der Eingriff erfolge.

Hinsichtlich der Baustraßen schließe man sich der Sicht des Antragstellers an, Varian- te 1 als Vorzugsvariante zu verfolgen. Der einzige erkennbare Grund gegen die Vari- ante 1 sei die randliche Inanspruchnahme von Buchenwald als FFH-LRT im FFH- Gebiet auf 525 lfm. Zum gegenwärtigen Stand gehe man davon aus, dass hieraus keine FFH-Unverträglichkeit resultieren müsse, wenn die o.g. Maßnahme durchge- führt werde.

Weil die Sicherung eines bereits hiebreifen Buchenbestands als Altholzinsel / Bann- wald erforderlich sei, um die FFH-Verträglichkeit zu sichern bzw. Unverträglichkeiten zu vermeiden, sei sie für die raumordnerische Beurteilung relevant. Ohne Schutz- maßnahmen würden sich die Bestimmungen von § 34 BNatSchG zum FFH- Gebietsschutz als unüberwindbares Zulassungshindernis erweisen. Der Standort wäre raumordnerisch nicht machbar. Daher sollte die Maßnahmen in die Entscheidung auf- genommen werden. Eine genaue Verortung könne im konkreten Genehmigungsver- fahren erfolgen. Jedoch müsse die Maßnahme im betroffenen FFH-Gebiet durchge- führt werden, weil sie sonst die Beeinträchtigung des Gebiets nicht vermeiden würde.

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In einem anderen FFH-Gebiet könnte eine entsprechende Maßnahme nur als Kohä- renzsicherung im Zuge einer Ausnahme durchgeführt werden.

Im Zusammenhang mit der ohne die Durchführung von Maßnahmen eintretenden FFH-Unverträglichkeit sei darauf hingewiesen, dass das Screening nicht den Anforde- rungen an eine qualifizierte Alternativenprüfung entspreche, weil z.B. die Bestimmun- gen von § 30 BNatSchG mit jenen von § 34 BNatSchG gleich gewichtet würden und teilweise von falschen Voraussetzungen ausgegangen werde, etwa von der fehlenden Ausgleichbarkeit naturnaher Bachabschnitte. Das Screening könnte die im Rahmen einer Ausnahme nötige Alternativenprüfung nicht ersetzen. Es sei nicht sicher, dass eine Prüfung von Alternativen im Rahmen einer Ausnahme nach § 34 BNatSchG (und ggf. auch nach § 45 Abs. 7 BNatSchG) zwangsläufig zum Ausschluss aller anderen denkbaren Standorte führen würde.

Ein generelles Problem, das im weiteren Verfahren gelöst werden müsse, sehe man in den Auswirkungen auf das Wasser und die wassergebundenen Biotoptypen sowie ihrer Fauna. In der UVS werde auf S. 43 ausgeführt, dass durch die Versiegelung des Oberbeckens im nahen Umfeld wenige im nahen Umfeld liegende Quellfluren und Quellsümpfe mit geringer Schüttung beeinträchtigt werden könnten. Erhebliche Wir- kungen würden jedoch für diese Biotoptypen nicht erwartet. Hierzu mache man ver- schiedene Einwände geltend.10

Der Landesfischereiverband Rheinland-Pfalz e.V. , Ockenheim, äußert keine Ein- wendungen gegen das Vorhaben. Insbesondere der Schutz der Fische bei der Was- serentnahme sei nach dem naturschutzfachlichen-limnologischen Fachbeitrag von Herrn Korte gesichert.

10 Teile der Stellungnahme beziehen sich auf planfeststellungsrelevante Aspekte (Artenschutz, Grund- wasserschutz) die raumordnerisch nicht relevant sind und deshalb verkürzt wiedergegeben werden. Die vollständige Stellungnahme liegt der Antragstellerin zur Berücksichtigung im nachfolgenden Genehmi- gungsverfahren vor.

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Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück , Simmern, äußert aus landeskultureller und bodenordnerischer Sicht gegenüber dem geplanten Bau des Oberbeckens sowie des Unterbeckens in der dargestellten Ausfüh- rung keine Bedenken. Bei den Baustellenzufahrten zum Oberbecken wäre die Varian- te 1 zu bevorzugen, da diese im Vergleich zu Variante 2 deutlich kürzere Zufahrt das geringste Konfliktpotential erkennen lasse in Hinblick auf das landwirtschaftliche Ver- kehrsaufkommen und die Bewirtschaftungshindernisse während der Bauzeit. Bei den Varianten zur Stromableitung spreche man sich für die Umsetzung der Erdkabelvari- ante E2aS zum Umspannwerk Erbach aus. Entsprechend den regionalen Raumord- nungsplänen seien im Untersuchungsgebiet Flächen als Vorranggebiet Landwirtschaft und Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft ausgewiesen. Bei der Variante E2sA zur Strom- ableitung würden diese Flächen am wenigsten beeinträchtigt. Ebenfalls würden auch die Siedlungs- und Sonderbauflächen am geringsten betroffen.

Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz , Dienststelle Alzey, stellt fest, dass die Stromableitungsvarianten und die Möglichkeiten der Verkehrsanbindung landwirt- schaftliche Belange betreffen. Zudem könne sich eine landwirtschaftliche Betroffenheit aus den aus dem Vorhaben resultierenden naturschutzrechtlichen Ausgleichsflächen sowie möglicherweise vorgesehenen Ersatzaufforstungen ergeben.

Grundsätzlich seien die zur Genehmigung beantragten Erdkabelvarianten auch aus landwirtschaftlicher Sicht zu bevorzugen, da sich eine Beeinträchtigung fast aus- schließlich auf die Bauphase beschränke. Nach der Fertigstellung der Trasse seien keine dauernden Einschränkungen für die landwirtschaftliche Nutzung gegeben. Sollte eine Einschleifung in die bestehende 380-kV-Leitung der Amprion möglich sein, wür- den bei beiden Erdkabelvarianten keine landwirtschaftlichen Flächen beansprucht. Dies möchte man daher ausdrücklich befürworten. Andernfalls sollte sich die Trasse an vorhandenen linienhaften Strukturen (bspw. Wegenetz) orientieren, um die Beein- trächtigung landwirtschaftlicher Flächen möglichst zu vermeiden.

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Als Baustellenzufahrt sei die Variante 1 zu bevorzugen, da sich hier die Inanspruch- nahme des land- und forstwirtschaftlichen Wegenetzes auf einen weniger langen Ab- schnitt beschränke. Man weise jedoch darauf hin, dass die Nutzung der Wege für den landwirtschaftlichen Verkehr grundsätzlich jederzeit gewährleistet sein müsse. In Aus- nahmefällen seien temporäre Sperrungen frühzeitig mit der örtlichen Landwirtschaft abzustimmen.

Es sei zu erwarten, dass mit dem Vorhaben naturschutzrechtliche Ausgleichsmaß- nahmen einhergingen. Man fordere deshalb die Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange gem. § 15 Abs. 3 BNatSchG ausdrücklich ein. Die auf Seite 115 vorgeschla- genen Kompensationsmöglichkeiten würden vom Grundsatz weitestgehend befürwor- tet. Es sei jedoch sicherzustellen, dass die Bewirtschaftung land- und forstwirtschaftli- cher Flächen nicht beeinträchtigt werde.

Des Weiteren erfolge insbesondere durch den Bau des Oberbeckens, aber auch durch Baustelleneinrichtungen, Verlegung der Erdkabel etc. eine dauerhafte Inan- spruchnahme von derzeitigen Waldflächen. Unter Punkt 5 der UVU werde darauf ver- wiesen, dass die Waldflächen vermutlich im Verhältnis 1:1 zu kompensieren seien. Das Plangebiet sei insbesondere durch großflächige Wälder geprägt. Landwirtschaftli- che Nutzung finde im Wesentlichen um die Ortslagen herum statt. Die betroffenen Verbandsgemeinden würden mit 55 % bis 62 % einen überdurchschnittlich hohen Waldanteil aufweisen (Rheinland-Pfalz: 41,7 %). Gem. § 14 (2) LWaldG solle „in Ge- bieten mit überdurchschnittlich hohem Waldanteil […] eine Ersatzaufforstung nur ver- langt werden, wenn ihr gewichtige Belange, insbesondere der Agrarstruktur, nicht ent- gegenstehen.“ Ein Verlust landwirtschaftlicher Flächen durch Aufforstungen sei für die örtliche Landwirtschaft in diesem Umfang nicht hinnehmbar. Sollten dennoch Auffors- tungsmaßnahmen in geringerem Umfang notwendig sein, seien diese frühzeitig mit der Landwirtschaft abzustimmen.

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Aus Sicht der Zentralstelle der Forstverwaltung , Neustadt an der Weinstraße, sei das Vorhaben vertretbar.

Durch die Errichtung des Oberbeckens sei ein Vorranggebiet Wald (daneben auch Vorbehaltsgebiet Wald) des ROP Rheinhessen-Nahe betroffen. Der Wald erfülle in diesem Raum vielfältige Funktionen. So sei er u.a. Erholungswald mit einer Vielzahl an Wanderwegen. Daneben liege der Waldbereich im LK Mainz-Bingen mit seiner deutlich unterdurchschnittlichen Bewaldung im Vergleich zum Landesdurchschnitt (16,2% zu 42% auf Landesebene). Gerade in diesem waldarmen Bereich seien die vorhandenen Wälder unbedingt erhaltenswert. Durch die noch genauer zu planende Baustelleneinrichtungsfläche am Unterbecken sei es möglich, dass auch hier randlich ein Vorranggebiet Wald betroffen sei. Hier erfülle der Wald insbesondere auch Erosi- onsschutzfunktion.

Grundsätzlich sei ein Eingriff in Wald, vor allem auch im Vorranggebiet Wald, zu ver- meiden. Vor dem Hintergrund, dass ein solches Projektgebiet gewisse Rahmenbedin- gungen erfüllen müsse (z.B. sinnvolles Gefälle zwischen Ober- und Unterbecken) und daher nicht überall umsetzbar sei, es einen hohen gesellschaftlichen Gesamtnutzen aufweise und bei der Projektplanung der Waldflächenverlust bereits deutlich reduziert worden sei (kleineres Oberbecken), der Eingriff außerhalb des Laubwaldes am Fran- zosenkopf liege und vorrangig Waldwege für Kabeltrassen und Zufahrten genutzt würden, sei das Vorhaben aus forstlicher Sicht akzeptabel und der Eingriff als vertret- bar einzustufen.

Leitgedanke in der weiterführenden Planung sollte aber sein, dass der Wald möglichst geschont bzw. der Eingriff in den Wald auf das unumgängliche Maß reduziert werde. Insbesondere dem dauerhaften Verlust von Wald in dem durchschnittlich schwach bewaldeten LK Mainz-Bingen könne man begegnen, indem Ersatzaufforstungen in waldarmen Bereichen, möglichst nah am Eingriffsort, begründet würden. Im weiteren Verfahren werde man daher die Forderung nach flächengleicher Ersatzaufforstung

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gemäß §14 Abs.2 LWaldG für unabwendbaren Waldverlust einbringen. Es sei daher von besonderer Bedeutung, dass der Waldeingriff im weiteren Verfahren aufge- schlüsselt werde in die Kategorien „temporär“ und „dauerhaft“.

Aus forstlicher Sicht werde die Verlegung von Erdkabeln bevorzugt, wenn vorhandene Wege vollumfänglich ausgenutzt würden. So könne der Schutzstreifen von insgesamt 4 m Breite und auch der Arbeitsstreifen auf dem vorhandenen Wegekörper eingerich- tet werden. Grundsätzlich scheine die Trasse E2aS forstlich günstiger zu sein, da bei der Trasse E1a auf einer Strecke von 525 m Buchenwald (auch Lebensraumtyp nach FFH) verloren gingen. Dies sei allerdings noch eingehender im folgenden Planfeststel- lungsverfahren zu prüfen.

Bei der Baustellen- und Betriebszufahrt werde forstlich die Variante 1 bevorzugt. Sie weise die kürzere Gesamtstrecke (7 km gegenüber 12,3 km bei Variante 2), die kürze- re Wegeführung auf Forstwegen (Variante 1: 2,5 km, Variante 2: 8,8 km) auf. Damit fielen mögliche Befestigungen im Wald (z.B. Ausweichstellen) bei Variante 1 geringer aus.

Nach Einrichtung des Oberbeckens sollte die Forstwegeführung für den Forstbetrieb wieder hergestellt bzw. angepasst werden. Es werde bei der Suche nach geeigneten Kompensationsmaßnahmen ein frühzeitiger Kontakt mit dem betroffenen Forstamt Boppard empfohlen.

Die Deutsche Bahn AG – DB Immobilien , Frankfurt, erklärt, dass grundsätzlich kei- ne Bedenken bestünden. Die Standsicherheit und Funktionstüchtigkeit der Bahnanla- gen seien stets zu gewährleisten. 11

11 Die in der Stellungnahme genannten technischen Auflagen und Hinweise sind für das ROV nicht relevant. Sie wurden der Vorhabenträgerin zur Berücksichtigung im Planfeststellungsverfahren über- sandt.

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Der Landesbetrieb Mobilität , Worms, stellt fest, dass das klassifizierte Straßennetz durch den Bau des Pumpspeicherwerkes nicht direkt betroffen sei. Es bestünden da- her keine Bedenken.

Die Amprion GmbH , Dortmund, erklärt, dass durch die geplanten Erdkabelvarianten für die Stromableitung eine 380-kV-Höchstspannungsfreileitung tangiert würde.

Der geplante Netzanschluss der Erdkabel an die Höchstspannungsfreileitung sei bei der Amprion unter Angabe der geplanten Einspeisepunkte zu beantragen und im Vor- feld detailliert abzustimmen. Gegen den geplanten Bau der Anschlussleitung bestün- den bei Einhaltung der einschlägigen Vorschriften keine Bedenken.

Die Rhein-Main-Rohrleitungstransportgesellschaft m.b.H., Köln, erklärt, dass an verschiedenen Stellen eine Produktenleitung tangiert würde. Aus bautechnischer Sicht seien dabei verschiedene Auflagen zu beachten. 12

Die Westnetz GmbH , Dortmund, erklärt, dass durch das Vorhaben mehrere 110-kV- Hochspannungsfreileitungen tangiert werden. Bei Planungen im Bereich der Leitun- gen seien dabei verschiedene technische Auflagen zu berücksichtigen. 13

Das Landesamt für Geologie und Bergbau , Mainz, stellt fest, dass sich das geplan- te Unterbecken im Quarzittagebau „Sooneck“ befinde, der unter Bergaufsicht stehe.

Aus hydrogeologischer Sicht bestünden keine grundsätzlichen Bedenken. Allerdings erfordere die Maßnahme sowohl in geotechnischer als auch in hydrogeologischer Sicht eine entsprechend fundierte Datenlage. Zudem müsse der flächenhafte Schutz

12 Die aufgeführten technischen Hinweise und Auflagen sind für das ROV nicht relevant. Sie wurden der Vorhabenträgerin zur Berücksichtigung im Planfeststellungsverfahren übersandt.

13 Die aufgeführten technischen Hinweise und Auflagen sind für das ROV nicht relevant. Sie wurden der Vorhabenträgerin zur Berücksichtigung im Planfeststellungsverfahren übersandt.

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des Grundwassers in qualitativer und quantitativer Hinsicht gewährleistet sein. Hierfür seien für das Planfeststellungsverfahren Detailerkundungen notwendig. 14

Aus rohstoffgeologischer Sicht bestünden keine Einwände, sofern es durch das Pumpspeicherwerk zu keinerlei Beeinträchtigungen der Rohstoffgewinnung komme und es durch eventuell erforderliche landespflegerische Kompensationsmaßnahmen außerhalb des Projektes keine Überschneidungen mit den im ROP ausgewiesenen Rohstoffsicherungsflächen gebe.

Die Generaldirektion Kulturelles Erbe – Direktion Landesdenkmalpflege , Mainz, stellt fest, dass sich die Auswirkungen des geplanten Pumpspeicherwerkes auf Kul- turdenkmäler im UNESCO Welterbe Oberes Mittelrheintal vor allem auf die Burg Sooneck bei Niederheimbach beziehen würden. Grundsätzlich sollte die gesamte Maßnahme jedoch frühzeitig mit der UNESCO hinsichtlich der Verträglichkeit mit dem Welterbe abgestimmt werden.

Aus denkmalfachlicher Sicht stelle das Unterbecken eine Verstärkung der durch den Steinbruch bereits gegebenen Beeinträchtigung dar. Angesichts der Größe des Stein- bruchs und der damit verbundenen, auch zukünftigen Landschaftsveränderungen würden die Bedenken gegen das Vorhaben unter folgenden Voraussetzungen zu- rückgestellt.

Beim nächsten Planungsschritt sei eine gestalterische Ausarbeitung für das Unterbe- cken, die zugehörigen Wege- und Rampenführungen, die Geländemodellierung, Stol- lenauslässe, Belüftungen sowie ggf. notwendiger oberirdischer Versorgungsbauwerke erforderlich. Dabei müssten alle Bauwerke so weit wie möglich durch Bewuchs ka- schiert und vorausschauend in die später geplante Renaturierung des Steinbruchs eingebunden werden. Die notwendigen Bauten müssten in ihrem technischen Er-

14 Die weiteren Hinweise zu den Bereichen Bergbau/Altbergbau, Boden, Hydrogeologie und Ingenieur- geologie sind für das ROV nicht relevant. Sie wurden der Vorhabenträgerin zur Berücksichtigung im Planfeststellungsverfahren übersandt.

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scheinungsbild so weit wie möglich abgemildert werden. Sie seien in Farbigkeit und Textur so zu wählen, dass sie nur unauffällig in Erscheinung treten bzw. sich in die Umgebung einpassen würden.

Es sei zu prüfen, ob von den Bauarbeiten am Unterbecken und den unterirdischen Arbeiten Gefahren für die Standsicherheit bzw. für die Bausubstanz der Burg Sooneck ausgingen. In jedem Falle müssten die Arbeiten durch entsprechende Messungen an der Burg begleitet werden. Die Details dazu müssten zu gegebener Zeit abgestimmt werden. Die Reparatur ggf. auftretender Schäden sei einzuplanen.

Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur (MBWWK) - Sekretariat für das Welterbe in Rheinland-Pfalz , Mainz, äußert Bedenken hin- sichtlich der Verträglichkeit mit der Welterbestätte „Oberes Mittelrheintal“ und verweist auf eine ausstehende Stellungnahme der UNESCO.

Das UNESCO-Welterbekomitee habe auf seiner 37. Sitzung im Juni 2013 in seinem Beschluss 37 COM 7B.75 zur Welterbestätte „Oberes Mittelrheintal“ den Vertragsstaat Deutschland unter Nr. 8 aufgefordert, „die Lage im Zusammenhang mit alternativen Energieerzeugungsanlagen wie Windrädern und Pumpspeicherkraftwerken genau zu beobachten […]“.

Bis ICOMOS Gelegenheit habe, sich zur Welterbeverträglichkeit des geplanten Pumpspeicherwerks zu äußern, sollten im Rahmen des ROV keinerlei abschließende Entscheidungen ergehen, insbesondere kein die Verträglichkeit des Vorhabens erklä- render raumordnerischer Entscheid. Man bitte darum, im ROV entsprechende Absi- cherungen vorzunehmen.

Seitens des Welterbe-Sekretariats möchte man auf folgende Aspekte hinweisen. Ei- nerseits müsse angesichts der exponierten Lage des PSW in der Kernzone der Welt- erbestätte und seiner ringsum gegebenen Einsehbarkeit die Beeinträchtigung des vi-

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suellen Erscheinungsbilds der Kulturlandschaft so minimal wie technisch möglich ge- halten werden. Vor diesem Hintergrund sei die Entscheidung der Stadtwerke Mainz zwar zu begrüßen, im Rahmen der Energieableitung die Erdkabelvariante der überir- disch verlaufenden Freileitungsvariante vorzuziehen und bei den Wasserleitungen auf ein Schächte- bzw. Stollen-System anstelle von optisch äußerst dominanten Fallroh- ren zu setzen. Doch bereits Ober- und insbesondere Unterbecken an sich seien – je nach konkreter Ausgestaltung – geeignet, das Welterbe zu beeinträchtigen.

Andererseits müsse die Welterbeverträglichkeit des Vorhabens auch unter summari- schen Gesichtspunkten gesehen werden. Aktuell betrachte und bewerte die UNESCO den Status der Welterbestätte Oberes Mittelrheintal bereits hinsichtlich der ebenfalls problematischen Planungen von Windenergieanlagen, eines Ferienparks in Werlau und der Neugestaltung des Loreley-Plateaus. Ein zusätzlicher Problemfall PSW Heimbach könnte die ohnehin angespannte Situation weiter verschärfen.

In einer zweiten Stellungnahme schließt sich das MBWWK der unten stehenden Stel- lungnahme von ICOMOS hingegen vollumfänglich an.

ICOMOS International , Charenton-le-Pont, gibt zu dem Vorhaben folgende Stellung- nahme ab:

On the 1st October 2014, ICOMOS was asked to study the proposal for a new Pump Storage Station within the World Heritage Property “Upper Middle Rhine Valley” in Germany. The evaluation was expected within a very short time. For this reason, only an overall review was possible and no visit to the property was carried out.

The following documents were provided for evaluation: • Stadtwerke Mainz AG: Pumpspeicherwerk Heimbach, Tischvorlage zur An- tragskonferenz für das Raumordnungsverfahren, Mai 2011.

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• Zusammenfassung der im Antrag auf raumordnerische Beurteilung der Stadt- werke Mainz AG vom 14. 03. 2014 enthaltenen Aussagen zu Auswirkungen auf das UNESCO Weltererbe Oberes Mittelrheintal. April 2014. (with English trans- lation) • Ulrich Tränkle: Übersichtsplan über das Vorhaben und seine Komponenten. • Several visualisations. • Letter from Mr. Walter Schumacher, World Heritage Representative of Rhine- land ‐Palatinate to Mr. Kishore Rao, Director of UNESCO World Heritage Cen- tre, Mr. Kishore Rao, 13th August 2014. • Letter from Mr. Uwe Noack, third secretary of permanent Delegation of the Federal Republic of Germany to UNESCO, to Mr. Kishore Rao, Director of UNESCO World Heritage Centre, 17 th September 2014.

Property The Upper Middle Rhine Valley was inscribed on the World Heritage list in 2002. The short description states that: “The 65km ‐stretch of the Middle Rhine Valley, with its castles, historic towns and vineyards, illustrates the long history of human involvement with a dramatic and varied natural landscape. It is intimately associated with history and legend, and for centuries has exercised a powerful influence on writers, artists and composers.” The Outstanding Universal Value (OUV) of the property is founded on its linking of important qualities of geology, geomorphology, flora and fauna with a cultural landscape, the aesthetic qualities of the site and testimonies of European His- tory.

Location and Project The area used for the Pump Storage Station is located within the German Federal State of Rhineland Palatinate. It is situated on the left shore of the Rhine, some 7 ki- lometres from Bingen, near the village of Trechtingshausen and in front of Rüdesheim. The slope of the valley in the area of the planned Pump Storage Station is essentially covered by forest with some smaller areas of agriculture. Generally, the landscape is

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mainly intact. However, in the immediate vicinity of the castle Sooneck, the large, quartzite Sooneck quarry greatly affects the slope.

The upper part of the valley near the ‘Franzosenkopf’ is essentially flat or slightly un- dulating. Some smaller hills characterize the landscape, and the valley is character- ised by woodland. The power plant project includes two artificial lakes or reservoirs , the lower one near the banks of the Rhine and the upper one on the plain above, with both of them needing access via roads for construction and exploitation. The core of the plant is a power station combined with a pump station and further technical con- structions. The reservoirs and the power station are linked together with water tubes of an important diameter (some 15m wide). Furthermore, electric power has to be con- ducted by high ‐tension ‐transmission (110kV) to the next transformer station.

Comments The location of the new plant project originated from the ‘opportunity’ of an already existing, important affliction to the site: the quarry of Sooneck. This heavy intervention into the vulnerable landscape existed long before the inscription of the WH Site and even a future recultivation project would not entirely re ‐establish an intact condition. Considering the existing, important scar on the landscape, the most delicate part, the lower reservoir within immediate proximity of the Rhine and located within the bounda- ries of the World Heritage property, doesn’t affect the site additionally. The reservoir integrates well into the rocky quarry. The simulations show that, due to the forestland around the quarry, it will only be marginally discernible from all important view points, including the castle of Sooneck.

The upper reservoir is located partly within the WH Site and partly in the buffer zone (an exact map is missing). It is hidden within the woodland and will not be visible from far away. Only from the hilltops of Salzkopf and Kandrich, will it be possible to discern it. However, it should be noted that its impact on the closer surroundings will be im-

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portant. The negative impact could however be reduced by an adequate design (see recommendations).

As the site access roads follow existing paths and small roads, their impact will be lim- ited. It could be minimized by an appropriate execution (see recommendations).

All the technical buildings of the power plant or the pump station are grouped together as underground ‐constructions in a cavern. Furthermore, the large water ‐tubes shall not be constructed above the ground as was initially planned: the submitted project plans foresee to completely hide them within the terrain. These buildings and technical installations should not therefore harm the site.

The power transmissions have been the subject of a careful evaluation. In the end, the overhead power lines, studied in different lines, have been refused – they would prob- ably not have been acceptable with respect to the World Heritage Site. The project therefore proposes underground cables. Temporarily, their construction will constitute a heavy intervention on the landscape. Afterwards the areas affected could generally be returned to natural meadows, with a crucial exception however: Trees will have to be excluded in this zone. A distinct and visible aisle will therefore cut through the for- est. This is the most important, negative impact to the site. It should be taken into con- sideration that this intervention cannot be avoided if the power plant pump is to be re- alised but that the negative impact can however be reduced by an adequate design (see recommendations). The building process will need about 4 to 5 years. During that time, the landscape will be considerably affected. As afterwards only little changes will be discernable, the period of construction could be accepted.

Appreciation and Recommendations Due to the fact that the lower reservoir is hardly visible and that the upper reservoir is visible only within close proximity, and considering that the technical buildings are to be constructed completely underground and that earth cables are foreseen for

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high ‐tension ‐transmission, the project will only have a negligible impact on the World Heritage Site. It could be approved.

However, two recommendations should be added.

Due to its homogenous and flat surface and its unicolour aspect, the inner asphalt seal of the upper reservoir will have an important, negative visual impact, especially when the reservoir is empty. It is therefore recommended that additional measures are stud- ied in order to extenuate this naturedisturbing feature. One possibility could be to cov- er the asphalt sealing with irregular stone blocks.

It will be important to restrict the definitive width of the access roads to the absolute minimum necessary for exploitation; extra ‐width during the building process should be reduced afterwards. It is recommended to carefully study the pavement and edges of the new roads, in order to integrate them within the natural setting.

After the construction of the earth cables, the foreseen strip of clearance will have an important negative visual impact due to its geometrical form, its length and unvaried width. It is therefore recommended to carefully study the extent and form of the clear- ance in order to give it a nonrectilinear form, based on natural preconditions with wider and narrower parts.

Die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt – Außenstelle Südwest , Mainz, führt aus, dass ihre Belange vor allem durch die Erstbefüllung der Anlage mit Wasser aus dem Rhein tangiert seien. Hierzu solle eine Rohrleitung zunächst durch einen bestehenden Durchlass unter der Bahntrasse und unter der Bundesstraße und danach im bestehenden Entwässerungsgerinne der Hartsteinwerke Sooneck perma- nent verlegt werden. Für die Wasserentnahme aus dem Rhein sei eine mobile Ent- nahmeeinrichtung vorgesehen, die nach der Befüllung wieder demontiert würde. Die Befüllung solle zwischen einem und drei Monaten dauern, dabei sollen 1,5 bis 2 m³/s

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entnommen werden. Für diese Vorgehensweise bestünden keine grundsätzlichen Be- denken.

Für eine komplette völlige Entleerung beider Becken solle diese Rohrleitung ebenso benutzt werden. Dabei fehlten jedoch Angaben zur Häufigkeit und Wassermenge. Im wasserrechtlichen Planfeststellungsverfahren für den Bau des Pumpspeicherwerks würden die Details, wie z.B. Einleitungsmenge, Entnahmeeinrichtung, Nutzung von Flächen der WSV usw. zu regeln sein. Dabei sei von der Wasser- und Schifffahrts- verwaltung zu prüfen, ob durch die Maßnahme die Schifffahrt oder der erforderliche Zustand der Wasserstraße beeinträchtigt werde. Der Inhalt einer sonst erforderlichen strom- und schifffahrtspolizeilichen Genehmigung werde im Verfahren Berücksichti- gung finden. Das örtlich zuständige WSA Bingen sei beim Planfeststellungsverfahren zu beteiligen.

Die Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Bodenschutz (Mainz) der SGD Süd , Neustadt an der Weinstraße, nimmt aus wasserwirtschaftlicher und bodenschutzrechtlicher Sicht wie folgt Stellung:

Allgemeine Wasserwirtschaft, Hochwasserschutz Aus Sicht der allgemeinen Wasserwirtschaft bestünden grundsätzlich keine Bedenken bezüglich des Vorhabens. Die betroffenen Details seien im Zuge des erforderlichen wasserrechtlichen Planfeststellungsverfahrens nach § 68 WHG darzulegen und zu klären. Die Zuständigkeit dieses Verfahrens obliege der Oberen Wasserbehörde der SGD Süd.

Im Einzelnen sei festzustellen: • Die geplante Wasserentnahme aus dem Rhein von 1,5 m³/s bis 2 m³/s werde lediglich einmalig durchgeführt. D.h. nur zur Erstbefüllung des Unterbeckens er- folge über einen Zeitraum von einem bis drei Monaten die Entnahme aus dem Rhein. Eine Nachbefüllung des Systems halte der Antragsteller für nicht erfor-

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derlich, da sich Verdunstung und Niederschlag über das Jahr verteilt nahezu selbst ausgleichen würden. Die Entnahmeeinrichtungen am Rhein würden an- schließend wieder rückgebaut und zwischengelagert. Lediglich die Entnahme- leitung solle an Ort und Stelle verbleiben, um diese für den Fall, dass die Be- cken entleert werden müssten, nutzen zu können. Diese Entnahmeleitung solle entlang eines bereits existierenden Entwässerungsgrabens des Steinbruchs verlegt werden. Hierbei sei zu beachten, dass die Entwässerungsfunktion die- ses Grabens nicht beeinträchtigt werden dürfe.

• Mit Ausnahme der genannten temporären Entnahmeeinrichtung lägen alle sonstigen Anlagen außerhalb des Überschwemmungsgebietes vom Rhein.

• Im unmittelbaren Bereich der beiden Becken (Ober- und Unterbecken) seien keine Oberflächengewässer bekannt. Das Raumordnungsverfahren umfasse jedoch darüber hinaus auch die Stromableitungstrassen und die Baustellen- und Unterhaltungszufahrten. Man weise daher darauf hin, dass sämtliche Tras- senvarianten verschiedene Oberflächengewässer (Gewässer III. Ordnung) querten. Bei der weiteren Planung sei zu beachten, dass diese Querungen we- der die Struktur noch die ökologische Wirksamkeit und auch nicht die natürliche Entwicklungsfähigkeit der betroffenen Gewässer beeinträchtigen würden.

• Darüber hinaus existierten im Umfeld des Oberbeckens Quellen und Feucht- flächen, die im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens weitergehend zu un- tersuchen seien. Sofern sich Auswirkungen auf vorhandene Quellen und Feuchtflächen abzeichnen sollten, sei eine künstliche Versorgung der betroffe- nen Flächen mit Wasser als Vermeidungsmaßnahme angedacht.

Wasserschutzgebiete Sowohl die Baustellenzufahrt (Variante 1) als auch die Erdkabelvarianten E1a würden zum Oberbecken durch das WSG „Daxweiler“ verlaufen. Die Baustellenzufahrt der Variante 2 tangiere die WSG „Sprengerwies“ und „Oberheimbach“. Die Rechtsverord-

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nungen seien entsprechend zu beachten. Insbesondere weise man bereits jetzt darauf hin, dass in der Zone II des WSG „Daxweiler“ weder Baustellen noch Baustofflager eingerichtet werden dürften. Ebenso seien Straßen oder Veränderungen bestehender Verkehrswege nur mit Zustimmung der Oberen Wasserbehörde zulässig. Gleichfalls gelte es zu beachten, dass der Transport von wassergefährden Stoffen durch die Zo- ne II unzulässig sei.

Die möglicherweise hier in Betracht kommenden Verbote für die Zone III seien zu ei- nen, dass das von Straßen abfließende Wasser nicht versickert werden dürfe und zum anderen, dass keine wassergefährdenden auswasch- und auslaugbaren Materia- lien im Straßen-, Wege- und Wasserbau verwendet werden dürften.

Ein grundsätzliches Verbot, welches die Verlegung von Stromleitungen verbiete, liege nicht vor.

Grundwasserentnahmen / Quellen Im Planungsbereich existierten neben den Trinkwassergewinnungsanlagen der öffent- lichen Wasserversorgung auch diverse Quellen und Brunnenanlagen, die der privaten Wasserversorgung dienten. Das Büro Geotechnik habe in seinem Gutachten insge- samt 13 Quellen untersucht und für diese das Oberflächeneinzugsgebiet grob ermit- telt. Von diesen Quellen würden zumindest 3 für die private Eigenversorgung verwen- det. Es handele sich dabei um die Quellen mit den Nummern 3, 9 und 11. Die Ein- zugsgebiete dieser Quellen würden nach den gutachterlichen Ausführungen nicht durch das Oberbecken beeinflusst. Allerdings sei die Datengrundlage, die dem Gut- achten zugrunde liege, nicht besonders umfangreich, sodass nicht auszuschließen sei, dass aufgrund der Versiegelung im Bereich des Oberbeckens eine Beeinträchti- gung der Quellschüttungen hervorgerufen werden könne. Deshalb sei zumindest im sich anschließenden wasserrechtlichen Verfahren durch ein entsprechendes Monito- ring zu prüfen, inwieweit eine Beeinflussung stattfinde und wenn ja, wie diese ausge- glichen werden könne. Insbesondere sei bei den Quellen, die zur Versorgung von

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Einwohnern herangezogen würden, zu gewährleisten dass durch die geplante Maß- nahme keine Beeinträchtigung zu erwarten sei.

Schutz des Grundwassers Das Unterbecken solle im Bereich des Steinbruchs der Hartsteinwerke Sooneck in- stalliert werden. Zum jetzigen Zeitpunkt liege noch keine Detailplanung vor. Angaben über die vorgesehene Tiefe des Unterbeckens reichten von 40 bis 60 m, also in Berei- chen von 80 – 100 mNN. Die derzeitige Abbruchsohle des Steinbruchs liege bei 140 mNN, ein Grundwasserzutritt in diesem Bereich finde nicht statt. Gemäß der berg- rechtlichen Zulassung sei der Abbau bis zum Niveau von 100 mNN zugelassen. Man gehe davon aus, dass in diesem Bereich noch kein Zutritt von Grundwasser erfolge.

Vordringliches Ziel sei es, den Schutz des Grundwassers vor potentiellen Schadstoffe- inträgen zu gewährleisten. Am besten erfolge dies, wenn vorhandene schützende Deckschichten nicht entfernt würden. Aus diesem Grund sollte seitens der Antragstel- lerin eine genaue Ermittlung der örtlichen Grundwasserverhältnisse durchgeführt wer- den, da es in diesem Gebiet keine Grundwassermessstellen gebe.

Bei den Aussagen hinsichtlich des Grundwasserspiegels handele es sich um Ab- schätzungen und grobe Annahmen, die es durch die Einrichtung von entsprechenden Messstellen bzw. Bohrungen zu belegen oder zu widerlegen gelte. Aus diesem Grund empfehle man vor Einleitung des wasserrechtlichen Planfeststellungverfahrens ent- sprechende weitergehende Untersuchungen hinsichtlich der vorherrschenden örtli- chen Grundwasserverhältnisse durchzuführen. Sofern eine Einbindung in das Grund- wasser nicht zu vermeiden sei, seien die zu erwartenden Auswirkungen auf das Grundwasserregime zu beschreiben und Maßnahmen anzugeben, wie dem Schutz des Grundwassers vor Verunreinigung Rechnung getragen werden könne.

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Altablagerungen, Altstandorte, schädliche Bodenveränderungen, Verdachtsflächen, Bodenschutz Im Bereich der im Übersichtslageplan über das Vorhaben und seine Komponenten dargestellten Becken, Bauwerke und Kabeltrassen seien keine Altlasten, Altablage- rungen, Altstandorte, schädliche Bodenveränderungen oder Verdachtsflächen be- kannt. Man weise jedoch darauf hin, dass Altstandorte (stillgelegte Anlagen und Grundstücke, auf denen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen worden sei) für das Verbandsgemeindegebiet Rhein-Nahe noch nicht erhoben worden seien.

Die Obere Naturschutzbehörde der SGD Süd , Neustadt an der Weinstraße, stellt fest, dass v.a. die Lage des Oberbeckens mit einer Größe von ca. 14,2 ha im FFH- Gebiet „Binger Wald“ sowie im Landschaftsschutzgebiet „Rheingebiet von Bingen bis Koblenz“ naturschutzfachlich und -rechtlich relevant sei. Hinsichtlich Natura 2000 sei bei dieser Größenordnung der Maßnahme bereits im Raumordnungsverfahren die Verträglichkeit gemäß § 34 BNatSchG mit den Erhaltungszielen des FFH-Gebietes zu prüfen. Würden erhebliche Beeinträchtigungen des Gebietes in seinen für die Erhal- tungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen festgestellt, sei die Zulassung im Rahmen einer Ausnahmeprüfung nach § 34 Abs. 3 – 5 BNatSchG mög- lich. Dafür seien jedoch nachvollziehbare Gründe darzulegen und letztendlich die EU- Kommission, u.a. über die getroffenen kohärenzsichernden Maßnahmen, zu informie- ren.

Weitere Themen seien die gemäß § 30 BNatSchG geschützten Flächen im Planungs- raum, die Beeinträchtigungen der Erholungsfunktion des Binger Waldes und des Landschaftsbildes, die großflächige Versiegelung und Teilversiegelung (Erdkabel) mit Verlust der Bodenfunktionen und Auswirkungen auf den Wasserhaushalt sowie die großflächigen Waldverluste. Wichtig sei auch die artenschutzrechtliche Betrachtung im Rahmen des Raumordnungsverfahrens unter Beachtung des Verlustes von Habi- taten und Habitatfunktionen, der Zerschneidung und Fragmentierung von Lebensräu- men sowie des Verlustes von Einzelindividuen.

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Natura 2000-Verträglichkeit Das Oberbecken liege laut hpnV (heutige natürliche Vegetation) in einer Zone mit der Klimaxgesellschaft eines Hainsimsen-Buchenwaldes (Luzulo-Fagetum). Die Bewirt- schaftungsplanung habe das Ziel formuliert, Bestandslücken, die durch Windwurf oder Entnahme von Nadelholz entstehen würden, vorwiegend mit Buche ggf. begleitet von anderen standorttypischen Baumarten zu schließen. Im Bereich des Oberbeckens befänden sich überwiegend Windwurfflächen und Nadelholzbestände. Aufgrund der hpnV sei dort der Lebensraumtyp Hainsimsen-Buchenwald zu entwickeln. Auch befin- de sich eine kleine Fläche mit dem prioritären Lebensraumtyp Borstgrasrasen in der Bauzone. Wie sich die großflächige Versiegelung auf den Wasserhaushalt und somit auf die angrenzenden Lebensraumtypen auswirke, sei unklar.

Man befürchte wegen der Flächeninanspruchnahme von mehr als 14 ha im Natura 2000-Gebiet, die sich als potentieller Standort des zentralen FFH-Lebensraumtyps eignen würden sowie den Auswirkungen der langjährigen Bauphase eine erhebliche Beeinträchtigung hinsichtlich der Erhaltungsziele und der ökologischen Funktionen des Gebietes. Bereits in der Antragskonferenz zum Raumordnungsverfahren sei die Forderung der Erstellung einer FFH-Verträglichkeitsprüfung gestellt worden, da auf- grund der Größe und Art des Vorhabens erhebliche Beeinträchtigungen nicht offen- sichtlich ausgeschlossen werden könnten. Es sei auch darauf hingewiesen worden, dass bei absehbaren erheblichen Auswirkungen hinsichtlich NATURA 2000 Überle- gungen für ein Ausnahmeverfahren bearbeitet werden müssten.

Landschaftsschutzgebiet Das Vorhaben liege im Landschaftsschutzgebiet „Rheingebiet von Bingen bis Kob- lenz“. Die Genehmigung gemäß § 4 Abs. 3 der Rechtsverordnung zum LSG werde durch die nach anderen Rechtsvorschriften notwendige behördliche Zulassung er- setzt, wenn die Landespflegebehörde vor der Zulassung beteiligt worden sei und ihr Einverständnis erklärt habe. Ob dieses Einverständnis im Rahmen des Planfest-

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stellungsverfahrens erklärt werden könne, bleibe der Prüfung vorbehalten, inwieweit die dann in der landschaftspflegerischen Begleitplanung formulierten Vermeidungs-, Minimierungs- und Kompensationsmaßnahmen geeignet seien, die Beeinträchtigun- gen des Schutzzweckes auszugleichen.

Gemäß § 30 BNatSchG gesetzlich geschützte Biotope Mehrere gesetzlich geschützte Biotope lägen im Planungsraum. Laut § 30 Abs. 2 BNatSchG sei es verboten, diese Flächen zu zerstören oder erheblich zu beeinträch- tigen. Im nachfolgenden Verfahren müsse deshalb nach § 30 Abs. 3 BNatSchG in ei- nem Ausnahmeverfahren versucht werden, die Biotoptypen in gleicher Qualität und Quantität im räumlich-funktionalen Zusammenhang zu ersetzen.

Artenschutz Der Artenschutz sei im Rahmen des Raumordnungsverfahrens sehr detailliert bear- beitet worden, da geklärt werden sollte, ob dem Vorhaben unüberwindliche arten- schutzrechtliche Zulassungshindernisse entgegenstünden. Dies sei lt. den Untersu- chungsergebnissen zum Artenschutz nicht der Fall. Welche artenschutzfachlichen und -rechtlichen Vermeidungsmaßnahmen, CEF-Maßnahmen oder letztendlich eventuelle artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigungen gemäß § 45 Abs. 7 BNatSchG erteilt werden müssten, sei erst im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens und der Vorla- ge der auf dieser Ebene üblichen detaillierten artenschutzrechtlichen Bearbeitung endgültig festzulegen.

Verlust von Wäldern mit ihren Funktionen Bereits jetzt möchte man darauf hinweisen, dass für eine flächengleiche Neuauffors- tung nicht auf naturschutzfachlich bedeutsame/empfindliche Flächen zurückgegriffen werden könne. Hier müssten landwirtschaftlich genutzte Bereiche aufgeforstet wer- den, eventuell auch in einem Naturraum mit wenig Waldanteil. Hier gäbe es im Be- reich des Oberolmer-Waldes Möglichkeiten für eine Waldentwicklung.

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Trassenkorridore für Energieableitung Aus naturschutzfachlicher Sicht werde die Variante E1a, optimal mit einer Verlege- anordnung in gebündelter Formation (geringere Breite), mit Einschleifung in die be- stehende 380-kV-Freileitung im Bereich der „Binger Wiesen“ bevorzugt. Diese Varian- te hätte nur eine Länge von ca. 3,8 km. Die Ausführung mit einer Weiterleitung bis zum UW Waldlaubersheim als Erdkabeltrasse werde wegen der Länge von ca. 11 km unter dem Gesichtspunkt der Vermeidung von Eingriffen in Natur und Landschaft ab- gelehnt. Die Variante E2a sei gleichfalls geeignet, allerdings mit einer Einschleifung der Leitung südlich des Naturschutzgebietes „Wiesen am Hirtenborn“ in die 380-kV- Hauptleitung.

Varianten der Verkehrsanbindung Für die Verkehrsanbindung werde aus naturschutzfachlicher Sicht die Variante 1 be- vorzugt (Länge ca. 7 km, Neubefestigung auf ca. 2,5 km). Variante 2 werde aufgrund der Querung des Naturschutzgebietes, der Länge von 12,3 km, einer Neubefestigung auf einer Länge von 8,8 km und aus artenschutzfachlichen Gründen abgelehnt.

Oberbecken Das Oberbecken stelle aufgrund seiner Größe, Ausbildung und Funktion ein techni- sches Bauwerk dar und sei mit erheblichen und nachhaltigen Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden. Es liege vollständig im FFH-Gebiet, Landschaftsschutzgebiet und im Bereich des Welterbes Oberes Mittelrheintal. Erhebliche und nachhaltige Be- einträchtigungen seien hinsichtlich des Landschaftsbildes, der Versiegelung von Bo- den mit Auswirkungen auf den Wasserhaushalt und damit auf wasserabhängige Bio- tope, des Verlustes von Waldflächen mit seinen Funktionen, des Verlustes von Habi- taten und Habitatfunktionen für Tier- und Pflanzenarten mit Barrierewirkung in einem noch unzerschnittenen Landschaftsraum zu erwarten. In den Unterlagen zum ROV sei noch nicht nachvollziehbar dargelegt, ob die Beeinträchtigungen in angemessener Frist ausgeglichen oder ersetzt werden könnten. Entscheidend für die grundsätzliche naturschutzrechtliche Zulässigkeit sei, ob, im hier durchgeführten raumordnerischen

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Abwägungsprozess zu entscheiden, die Belange des Naturschutzes und der Land- schaftspflege oder die Belange der Energieversorgung/Energiespeicherung überwieg- ten.

Unterbecken Das Unterbecken liege im derzeit aktiven Abbau des Steinbruchs „Sooneck“. Das ca. 4,8 ha große und technisch-funktional gestaltete Becken liege außerhalb des FFH- Gebietes, aber im Kernbereich des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal. Es würde mit Spritzbeton und Asphalt abgedichtet. Der dadurch verursachte Eingriff in Natur und Landschaft könne mittels angemessener und anspruchsvoller Kompensati- onsmaßnahmen sowie einer entsprechenden Anpassung der Rekultivierungsziele des Steinbruchs ausgeglichen werden.

Infolge der diversen Stollenanlagen und Kavernen fielen sehr große Mengen Über- schussmaterial an. Dies sei aufgrund des Transportes und v.a. der Lagerungs- problematik ein zu bearbeitender raumbedeutsamer Faktor. Spätestens im folgenden Planfeststellungsverfahren sei das Thema daher umfassend darzulegen.

Zulassung einer Zielabweichung von den festgelegten Zielen der Raumordnung Das Oberbecken befinde sich in einem Vorranggebiet für den Arten- und Bio- topschutz. Gem. ROP Rheinhessen-Nahe seien hier raumbedeutsame Maßnahmen und Vorhaben nicht zulässig, wenn sie dem Ziel „Sicherung und Entwicklung eines kohärenten regionalen Biotopsystems“ entgegenstünden. Man halte deshalb die Durchführung eines ZAV für notwendig.

Falls die Speicherung von Energie ein erhebliches öffentliches Interesse darstelle und gegenüber den Naturschutzbelangen überwiege, aufgrund der topographisch einmali- gen Lage, also nur hier und nicht an anderen, naturschutzfachlich geeigneteren Standorten möglich sei und die naturschutzfachlichen und naturschutzrechtlichen Hinweise erfüllt würden, könne man aus Sicht der Oberen Naturschutzbehörde gemäß

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§ 6 Abs. 2 ROG i.V.m. § 10 Abs. 6 LPlG einer Zielabweichung vom Vorrang „Arten- und Biotopschutz“ zustimmen.

Das Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung , er- klärt, dass gemäß Ziel 147 des LEP IV für die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen den Flughäfen Frankfurt und Hahn ein ausreichender Korridor (300 m) frei zu halten sei. Die Erdkabeltrasse E1a kreuze den Freihaltekorridor. Um einem Verstoß gegen das LEP-Ziel 147 zu vermeiden, sei das Erdkabel im Bereich des Freihaltekorridors in einer technischen Ausgestaltung zu realisieren, die den möglichen Bau der Hochge- schwindigkeitsstrecke nicht beeinträchtige. Bei Beachtung dieser Maßgabe sei die Durchführung ein Abweichungsverfahren für dieses Ziel nicht erforderlich.

Das Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur äußert sich ebenfalls zum Ziel Z 147 des LEP IV. Im Rahmen des laufenden ROV sei deshalb auch die Frage zu prüfen, ob die Funktion dieses Freihaltekorridors, nämlich die grundsätzliche Sicher- stellung der räumlichen Erfordernisse für den Bau einer Schnellbahnstrecke, von dem Vorhaben beeinträchtigt werde und damit die Notwendigkeit einer Zielabweichung be- stehe. Dabei gehe es konkret um die südliche Anbindung der Erdkabeltrasse E1a (Einschleifung), die nördlich von Warmsroth den im LEP IV festgelegten 300 m breiten Freihaltekorridor der geplanten Schnellbahnstrecke zum Flughaben Frankfurt Hahn kreuze. Es werde gegen die Kreuzung dieses Erdkabels mit dem Freihaltekorridor grundsätzlich nichts eingewendet, solange das Erdkabel so verlegt werde, dass an- schließend eine Eisenbahnstrecke mit dem erforderlichen Ober- und Unterbau ohne Behinderungen gebaut werden könne. Sofern dies garantiert sei, sei aus hiesiger Sicht ein ZAV nicht erforderlich.

Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung erfolgte eine private Einwendung , in der sich kritisch zu den Antragsunterlagen (Mängel in der UVU und der FFH-Prüfung) und zur grundsätzlichen Notwendigkeit des Vorhabens bzw. fehlendem öffentlichen Inte- resse an dem Vorhaben geäußert wird.

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