Tätigkeitsbericht Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 2016

Bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Ein Portrait in Zahlen

Seit der Gründung der Bundesstiftung 1998 wurden rund 3.100 Ausstellungen, Publikationen, Konferenzen, Veranstaltungen und Dokumentarfilme zur ­Auseinandersetzung mit den kommunistischen Diktaturen in Deutschland und Europa mit Unterstützung der Bundesstiftung realisiert.

820 Veranstaltungen hat die Bundesstiftung Aufarbeitung allein oder mit Partnern realisiert. 550 Bücher konnten mit Druckkostenzuschüssen der Bundesstiftung erscheinen.

42,8 Mio. Euro an Fördermitteln wurden insgesamt ausgereicht. Rund 300 Förderanträge werden jedes Jahr an die Bundesstiftung gerichtet. Von ihnen können rund 150 neue Projekte aus den unterschiedlichsten Bereichen gefördert werden. Rund 105 Mio. Euro hätte die Bundesstiftung seit 1998 an Fördermitteln benötigt, um alle bei ihr eingereichten Anträge fördern zu können.

8,37 Mio. Euro wurden insgesamt für die Unterstützung der Beratung und Betreung von Opfern der SED-Diktatur bereitgestellt.

118 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler haben seit 2001 ein Stipendium zur Erarbeitung ihrer Dissertation erhalten.

45.000 Publikationen zu Repression, Opposition und Widerstand in den kommunistischen Diktaturen sind in der Stiftungsbibliothek verfügbar.

40.000 Blatt des »Archivs unterdrückter Literatur« befinden sich im Archiv der Bundesstiftung. 3.720 Kunstwerke von Roger Loewig werden im Archiv der Bundesstiftung aufbewahrt und in Ausstellungen zugänglich gemacht.

Rund 1 Mio. Fotografien sind im Stiftungsarchiv verfügbar, 31.000 dieser Bilder liegen digitalisiert vor.

Rund 5.500 Denkmäler, Gedenkzeichen, Museen und Gedenkstätten verzeichnet das ­Dokumentationsprojekt »Erinnerungsorte an die kommunistischen Diktaturen«.

Mehr als 300 Partnerinstitutionen und -organisationen arbeiten bundes- und weltweit mit der Stiftung zusammen.

150.000 Nutzer besuchten 2016 die Website der Bundesstiftung und nutzen die Angebote unter www.bundesstiftung-aufarbeitung.de

77 Mio. Euro aus dem ehemaligen SED-Vermögen stehen der Bundesstiftung Aufarbeitung als Kapital zur Verfügung.

5,665 Mio. Euro betrug der Etat der Bundesstiftung Aufarbeitung 2016. 26 festangestellte Mitarbeiter/-innen auf 22,5 Stellen betreuen in der Geschäftsstelle der ­Bundesstiftung Anfragen und Projektvorhaben von der Konzeption bis zur Realisierung, das Archiv sowie die Bibliothek und stehen für alle Fragen zur Auseinandersetzung mit ­kommunistischen Diktaturen zur Verfügung.

5 namhafte Persönlichkeiten stehen der Bundesstiftung ehrenamtlich vor und entscheiden über ­deren Arbeit und Förderpraxis. Alle Fragen von grundsätzlicher Bedeutung sind Angelegenheit­ der

24 nicht weniger namhafte Mitglieder des Stiftungsrats und deren Stellvertreter/-innen. Beide Gremien können sich auf die Expertise von

32 renommierten Vertretern aus Politik, Wissenschaft und politischer Bildung in zwei Fachbeiräten stützen.

Stand 12/2016 Tätigkeitsbericht Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 2016 Impressum

Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Kronenstraße 5 10117 Berlin

Tel.: + 49 (030) 31 98 95 - 0 Fax: + 49 (030) 31 98 95 - 210 E-Mail: [email protected]

Text: Leiter der Arbeitsbereiche der Bundesstiftung Aufarbeitung Redaktion: Dr. Anna Kaminsky, Tilman Günther Redaktionsschluss: 1. April 2016 Layout und Satz: ultramarinrot — Büro für Kommunikationsdesign Druck: vierC print + mediafabrik GmbH & Co. KG

Bildrechte

Cover Vorderseite: Bundesstiftung Aufarbeitung; Bild 2: Bundesregierung/Bergmann

Rückseite: Bundesstiftung Aufarbeitung

Innenseiten: Die Bildrechte liegen bei der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, soweit hier nicht anders angegeben: S. 11/2: Foto: Sacharow-Zentrum, Moskau/Archiv Piter Redduei; S. 17/3: Deutsche Botschaft Paris; S. 19/2: Gedenkstätte Bautzen; S. 19/3: Thomas Stephan; S. 19/4: Juergen Hohmuth/zeitort.de; S. 19/5: Franz-Gerno Panz; S. 19/6: Oliver Igel; S. 22–23: Bundesregierung/Bergmann; S. 30/1: Deutsche Gesellschaft e. V.; S. 32/2: translations e. V.; S. 37: Grenzhus Schlagsdorf/Martin Klähn; S. 40: Gymnasium Buckhorn/Wolfgang Triebel; S. 57/4: Universität Leipzig; S. 62/1: DGO; S. 62/2: DGO/David Oliveira; S. 69/2: Milena Schlösser; S. 92/93: Bildrechte liegen bei den abgebildeten Personen. Inhalt

1. Geleit ...... 4

2. Schwerpunkte der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 2016 ...... 6 2.1 Der Kommunismus: Utopie und Wirklichkeit ...... 6 2.2 Die DDR als Chance? Debatten über die Zukunft der Aufarbeitung ...... 12 2.3 Den Kalten Krieg erinnern ...... 16 2.4 Orte des Erinnerns: Denkmäler, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR ...... 18 2.5 Höhepunkte des Veranstaltungsjahres 2016 ...... 20

3. Die Arbeitsbereiche der Bundesstiftung Aufarbeitung ...... 25 3.1 Zeitgeschichte breit vermitteln – Der Arbeitsbereich Gesellschaftliche Aufarbeitung, Publikationen und außerschulische Bildungsarbeit ...... 26 3.2 Demokratie und Diktatur im Klassenzimmer – Der Arbeitsbereich Schulische Bildung ...... 33 3.3 Zeitzeugenarbeit unterstützen: Das Bildungsportal www.zeitzeugenbuero.de ...... 41 3.4 Betroffene unterstützen, Erinnerung wachhalten – Der Arbeitsbereich Opfer und Gedenken ...... 44 3.5 Zeitgeschichte in Bild, Ton und online: Der Arbeitsbereich Ausstellungen | Filme | Multimedia ...... 52 3.6 Forschung und Wissenstransfer fördern: Der Arbeitsbereich Wissenschaft ...... 58 3.7 Wissen sammeln, speichern, archivieren: Der Arbeitsbereich Archiv – Bibliothek – Dokumentation ...... 66 3.8 Kooperationen über Grenzen hinweg: Die internationale Zusammenarbeit ...... 72 3.9 Professionelles Wissen vermitteln – Weiterbildungsangebote 2016 ...... 80 3.10 Juristische Aufarbeitung: Das Justiziariat ...... 81 3.11 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit...... 82

4. Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ...... 89 Die Gremien der Bundesstiftung Aufarbeitung ...... 91 Die Geschäftsführung ...... 96 Die Geschäftsstelle ...... 96 Die Finanzierung ...... 98

6. Anhang ...... 102

6.1 Gremien der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ...... 102

6.2 Haushaltsmittel der Bundesstiftung Aufarbeitung ...... 105

6.3 Projektförderung der Bundesstiftung Aufarbeitung 2016 ...... 106

6.4 Veranstaltungen und Weiterbildungen der Bundesstiftung Aufarbeitung 2016 ...... 116

6.5 Publikationen 2016 ...... 121 4 Zum Geleit

1. Zum Geleit

Wir freuen uns, Ihnen mit diesem Rückblick auf das der Themenstellung des einen oder anderen Promotions- Jahr 2016 die vielfältigen Aktivitäten und Projekte der vorhabens im Stipendienprogramm der Bundesstiftung Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur näher­ Aufarbeitung wiederfinden werden. zubringen. Mit ihrer bundesweiten Projektförderung so- wie zahlreichen eigenen Vorhaben hat die Stiftung im Ebenfalls um eine Neubewertung ging es bei der Ar- Jahresverlauf die Aufarbeitung der kommunistischen beit der vom Deutschen eingesetzten Exper- Diktaturen gemeinsam mit vielen Partnern in den un- tenkommission, die im April 2016 ihren Abschlussbe- terschiedlichsten Zusammenhängen vorangetrieben. richt vorlegte. An der folgenden parlamentarischen und öffentlichen Debatte beteiligte sich auch die Bundesstif- Ein Schwerpunkt der Stiftungsarbeit war 2016 die tung Aufarbeitung, da diese für das gesamte Feld der Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kalten Krie- Diktaturaufarbeitung relevant war. Dabei wies die Stif- ges, der die Welt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun- tung wie in der Vergangenheit in erster Linie auf den derts geprägt hat. Hierzu entstand in Zusammenarbeit Wert der vielfältigen Institutionen- und Aufarbeitungs- mit dem Berliner Kolleg Kalter Krieg eine Ausstellung, landschaft hin, die eine pluralistische Aufarbeitung in die in großer Auflage verbreitet und sehr erfolgreich an der Fläche ermöglicht (s. Abschnitt 2.2). Diese gilt es zu Hunderten Orten in der gesamten Bundesrepublik und erhalten und auszubauen. Mit ihrer Förderung unter- international gezeigt wurde (s. Abschnitt 2.3). Der Ost- stützt die Bundesstiftung Aufarbeitung als größte Mittel- West-Konflikt war eine prägende Kraft für die politi- geberin des Bundes die Entwicklung dieser Vielfalt seit schen Geschicke des geteilten Deutschlands und darüber ihrer Gründung 1998. Bis zum Dezember 2016 konnten hinaus Europas und der Welt. Mit ihrem Fokus auf die insgesamt rund 3.100 Vorhaben mit ihrer Förderung Geschichte des Kalten Krieges hat die Stiftung dazu bei- realisiert werden. Allein 2016 kamen 136 Projekte hinzu, getragen, deren Bedeutung für die deutsche Teilungsge- die wir in diesem Tätigkeitsbericht zumindest teilweise schichte wie auch für unsere Gegenwart in vielen Zu- vorstellen werden. Angesichts der anhaltenden Niedrig- sammenhängen deutlich zu machen. Dabei verfolgte sie zinsphase, die seit einigen Jahren zu großen Einschnitten zugleich das Ziel, die Geschichte der DDR in den langen im Stiftungsetat geführt hat, war die Bereitstellung von Linien der Geschichte des 20. Jahrhunderts zu verorten. zusätzlichen 500.000 Euro durch den Deutschen Bundes- tag eine wichtige Unterstützung, um bundesweit Projekte Wohin bewegt sich die historische Forschung zur fördern zu können. zweiten Diktatur in Deutschland? Welche Möglichkeiten hält das Forschungsgebiet bereit, welche Perspektiven und Ein Teil dieser Mittel konnte für Projekte verwendet Fragestellungen sind zukünftig interessant? Der von der werden, die die Stiftung im Rahmen ihres Schwerpunkts Bundesstiftung Aufarbeitung im Frühjahr 2016 heraus- »Der Kommunismus: Utopie und Wirklichkeit« 2016/17 gegebene Debattenband »Die DDR als Chance« versam- entwickelt hat. So wurde gemeinsam mit dem Historiker melt dazu die Antworten von internationalen Histori- Dr. Gerd Koenen die Ausstellung »Der Kommunismus kerinnen und Historikern. Durch die unterschiedlichen in seinem Zeitalter« realisiert sowie die umfangreichen geschichtswissenschaftlichen Befunde wie auch die zum Online-Projekte www.kommunismusgeschichte.de und Teil kontroverse öffentliche Rezeption wurde deutlich, www.dissidenten.eu entwickelt (s. Abschnitt 4.1). Obwohl dass der Band sein selbstgestecktes Ziel erreicht hat, diese Vorhaben erst im hundertsten Jahr nach der Ok- nämlich zu einer Diskussion über die Neubewertung des toberrevolution 2017 der Öffentlichkeit vorgestellt wur- Forschungsfeldes DDR anzuregen. Es bleibt abzuwarten, den, prägten sie zu erheblichen Teilen die Arbeit der ob sich die skizzierten Forschungsansätze zukünftig in Stiftung im Vorjahr. 5

Planungssicherheit für 2017 stellte der Deutsche Bundes- Ferner gilt unser Dank den zahlreichen Partnern und tag mit dem Beschluss vom 10. November 2016 her, der Partnerinstitutionen auf Bundes-, Landes- und kommu- Bundesstiftung Aufarbeitung für das Folgejahr 1,358 Mil- naler sowie internationaler Ebene, durch deren produk- lionen Euro zusätzliche Bundesmittel zuzusprechen. Da- tive Kooperation viele gelungene Vorhaben 2016 erst mög- rüber hinaus stellten die Parlamentarier der Stiftung auch lich geworden sind. Zu danken haben wir außerdem den für die Folgejahre eine finanzielle Stabilisierung in Aus- Mitgliedern der Stiftungsgremien, die durch ihre ehren- sicht. Obwohl darüber erst in den jeweiligen Haushalts- amtliche Mitarbeit in Stiftungsrat, Vorstand und den Fach- verhandlungen entschieden werden kann, nahm die Stif- beiräten die Stiftungsarbeit vorangebracht haben. Dar- tung diese Entscheidung doch als einen Befreiungsschlag über hinaus danken wir unserer Rechtsaufsicht, der Be- wahr, der die Förder- und Eigentätigkeit für die kommen- auftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien den Jahre auf eine sichere Grundlagen zu stellen ver- sowie allen Kolleginnen und Kollegen aus ihrem Haus, spricht. Unser Dank hierfür gilt in besonderer Weise den mit denen wir im Jahresverlauf zusammen gearbeitet Mitgliedern des Haushalts- wie des Kulturausschusses haben. Ein besonderer Dank gilt nicht zuletzt den Mit- des 18. Deutschen Bundestags sowie darüber hinaus allen, arbeiterinnen und Mitarbeitern der Bundesstiftung zur die die Stiftungsarbeit im politischen Raum unterstützt Aufarbeitung der SED-Diktatur, die mit ihrem Engage- haben. ment die bundesweit und international anerkannte Arbeit der Bundesstiftung erst möglich machen.

Ihre

Anna Kaminsky Rainer Eppelmann Markus Meckel Geschäftsführerin Vorstandsvorsitzender Ratsvorsitzender 2. Schwerpunkte der Bundesstiftung zur ­ Aufarbeitung der SED-Diktatur 2016

2.1 Der Kommunismus: Utopie und Wirklichkeit

100 Jahre Oktoberrevolution – dieses zentrale Datum der jüngeren Weltgeschichte war für die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Anlass, 2015 einen Arbeitsschwer- punkt zur Geschichte des Kommunismus mit einem eigenen Projektbüro einzurichten. Ziel der Stiftung ist es, eine verstärkte öffentliche Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kommunismus anzuregen sowie die Geschichte der SED-Diktatur in den langen Linien der Geschichte des 20. Jahrhunderts einzuordnen und insbesondere im Kontext der internatio - nalen Kommunismusgeschichte nach 1917 zu verorten. 7

Dabei soll insbesondere den Opfern der kommunistischen Diktaturen ein angemessener Platz in der Gedenk- und Erinnerungskultur eingeräumt werden. Das Projektbüro wurde bis zum Sommer 2016 von Dr. Nikolas Dörr, seit August 2016 von der Historikerin Katharina Hochmuth verantwortet.

Neben einer Vielzahl von Veranstaltungen wurden für den Themenschwerpunkt seit 2015 einige größere Leuchtturmprojekte entwickelt und realisiert. In der bun- desweit und international sehr erfolgreichen Reihe der breit vertriebenen Ausstellungen der Bundesstiftung Auf- arbeitung entstand unter dem Titel »Der Kommunismus in seinem Zeitalter« eine Schau zum Aufstieg und Fall der kommunistischen Weltbewegung. Auch die umfangrei- chen Planungen zu einer internationalen Konferenz in Im Rahmen der Konferenz »Blinde Flecken in der Geschichtsbetrachtung? Berlin, die unter dem Titel »Blinde Flecken in der Ge- ­Kommunismus im 20. Jahrhundert« wurde die Ausstellung »Der Kommunismus schichtsbetrachtung? Kommunismus im 20. Jahrhundert« in seinem Zeitalter« im Februar 2017 erstmals präsentiert. vom 23. bis 25. Februar 2017 in Berlin stattfand, beschäf- tigten die Stiftung 2016. Schließlich wurden zwei Web- sites zur Kommunismusgeschichte konzipiert und um- für 27 (von insgesamt 136) geförderte Vorhaben bereit- gesetzt: Unter www.kommunismusgeschichte.de wurde gestellt werden. Damit konnten Tagungen, Publikationen, eine Internetressource zur Verfügung gestellt, die eine Dokumentarfilme und Bildungsmaterialien zur Geschich- Vielzahl von Informationen für Recherchen zum Thema te des Kommunismus realisiert werden. Für 2017 konnte bündelt. Mit dem internationalen biografischen Online- die Bundesstiftung Aufarbeitung 200.000 Euro für das Lexikon www.dissidenten.eu stellt die Bundesstiftung Sonderförderprogramm »Der Kommunismus im 20. Jahr- Aufarbeitung zudem Frauen und Männer vor, die zwi- hundert« bereitstellen. Diese zusätzlichen Mittel sind schen 1945 und 1991 im Kommunismus Widerstand ge- für die Unterstützung vielfältiger Veranstaltungsfor- leistet haben und der Opposition angehörten. Die ausge- mate vorgesehen, die sich mit der Geschichte des Kom- wählten Biografien von Dissidenten aus dem ehemaligen Ostblock wurden zu großen Teilen erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht. Neben einer Reihe weiterer Ver- anstaltungen und Aktivitäten spiegelt sich der Schwer- punkt zur Kommunismusgeschichte nicht zuletzt in der Projektförderung der Stiftung wider.

Förderschwerpunkt 2016/17 zur ­Kommunismusgeschichte

Die Bundesstiftung Aufarbeitung hatte bereits im Vorfeld dafür geworben, 2016 und 2017 eine Förderung insbe- sondere für Vorhaben zur Geschichte des Kommunismus zu beantragen. Für den Förderschwerpunkt »Aufarbeitung Markus Pieper des Kommunismus« konnten 2016 rund 540.000 Euro Projektkoordinator »Internationales Dissidentenlexikon« Katharina Hochmuth Projektkoordinatorin »Aufarbeitung des Kommunismus« 8 2.1 Der Kommunismus: Utopie und Wirklichkeit

Netzwerkarbeit und Veranstaltungen aus Anlass 100 Jahre ­»Oktoberrevolution«

Um möglichst breite Aufmerksamkeit auf den zur »Ok- toberrevolution« stilisierten bolschewistischen Putsch im damaligen Russland zu lenken, war es 2016 ein zentrales Anliegen der Bundesstiftung Aufarbeitung, den Themen- schwerpunkt bekannt zu machen und möglichst viele Partnerinstitutionen zu gewinnen. Vor allem die Träger der historisch-politischen Bildung sollten angeregt wer- den, die Geschichte des Kommunismus aufzugreifen und zum Thema eigener Angebote zu machen. Deshalb lud die Bundesstiftung Aufarbeitung gemeinsam mit dem Deutschen Historischen Museum am 16. März 2016 zum Workshop »Kommunismusgeschichte als Herausforde- rung für die deutsche und europäische Erinnerungs- kultur« nach Berlin ein. In den Projektpräsentationen etwa der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, des Beim Workshop »Kommunismusgeschichte als Herausforderung für die ­deutsche und europäische Erinnerungskultur« stellt Dr. N ikolas Dörr am Slowenischen Instituts für Zeitgeschichte, des Vereins 16. März 2016 die Vorhaben der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V., der Volkshoch- SED-Diktatur vor. schule München und des Filmfestivals Cottbus wurde deutlich, dass bundesweit bereits viele Einzelprojekte ge- plant waren, die durch die Vernetzung der verschiedenen munismus und den globalen Folgen der Oktoberrevolu- Institutionen unterstützt werden konnten. tion auseinandersetzen. So werden 2017 insgesamt 23 Projekte zur Geschichte des Kommunismus mit Förde- rung der Bundesstiftung Aufarbeitung realisiert werden, Veranstaltungen zur für die insgesamt rund 483.000 Euro zur Verfügung ge- ­Auseinandersetzung mit der stellt wurden. Darüber hinaus konnte die Stiftung Dank ­Kommunismusgeschichte 2016 der durch den Deutschen Bundestag zusätzlich bewillig- ten Mittel ein Sonderprogramm zur Förderung von Ver- In der ersten Jahreshälfte 2016 warf die zehnteilige Vor- anstaltungen im Kommunismusschwerpunkt ausschrei- tragsreihe »Talking about a Revolution – Die Oktober- ben. Für dieses Sonderprogramm konnten bis zum 15. revolution: Geschichte – Instrumentalisierung – Rezep- März 2017 Anträge eingereicht werden. Zu den im ganzen tion« erste Schlaglichter auf die russischen Revolutionen Bundesgebiet geförderten Projekte zählen etwa der The- von 1917. In der gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Ost- menschwerpunkt »Russlandkomplex – 100 Jahre nach europäische Geschichte an der Humboldt-Universität zu der Russischen Revolution« der Münchner Volkshoch- Berlin und dem Jahrbuch für Historische Kommunismus- schule, eine Reihe im Rahmen des Leipziger Dokfilm- forschung realisierten Reihe beleuchteten international Festivals, drei Dokumentarfilme zur Geschichte und den renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Folgen der Oktoberrevolution und eine Wanderausstel- die Oktoberrevolution und ihre Folgen aus verschiedenen lung zum ersten sowjetischen Straflager auf den Solo- Perspektiven. Den Auftakt machte am 26. Januar 2016 vetzky-Inseln im Weißen Meer, die die Umweltbibliothek der Historiker und Mitveranstalter der Reihe Prof. Dr. Großhennersdorf realisiert. Hinzu kommen weitere Ta- Jörg Baberowski mit einem Vortrag zur Vorgeschichte gungen, Ausstellungen und Publikationen. und dem Verlauf des kommunistischen Umsturzes. 9

Weitere Themen der Vorträge und Diskussionsrunden waren die Rezeption der Oktoberrevolution in den USA, ihre Wahrnehmung durch die Sozialdemokratie, als Projektionsfläche für Verschwörungstheorien und ihre

ERREVOl Darstellung im heutigen Russland. Abgeschlossen wurde OB UT T I O k N O : E I G D E Die Reihe »Talking about a die Reihe am 6. Juni 2016 mit einer Podiumsdiskussion s c N H O

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I I N N s s I I T T l l A A mentiert. Alle Veranstaltungen Alle Vorträge stehen auf dem Podcast-Kanal »Kom- ­können als Podcast nachgehört munismusgeschichte« der Bundesstiftung Aufarbeitung werden: www.bundesstiftung- aufarbeitung.de/­talking-about- sowie auf der Website »kommunismugeschichte.de« zum a-revolution-5226.html Nachhören bereit. Ende 2016 standen dort 100 Veranstal- tungen zum Thema mit renommierten Expertinnen und Experten sowie Zeitzeugen kostenfrei zur Verfügung.

Im Rahmen der Tagung »Historians at work« orga- nisierte die Bundesstiftung Aufarbeitung gemeinsam mit der International Students of History Association (ISHA) im September 2016 den Workshop »Selling communism«. Die angehenden Historikerinnen und Historiker aus aller Welt diskutierten dabei die unterschiedlichen Ansätze zum Gedenken an die russische Revolution in verschie- denen nationalen Kontexten. Der Workshop »Kommu- nismus – (k)ein Thema für den Schulunterricht« richtete sich im November 2016 speziell an Lehrer, Fachbereichs- leiter und Ausbilder. Im Rahmen der Veranstaltung wur- Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops »Historians at work« der den Fragen zur Vermittlung des Themas Kommunismus ­Bundesstiftung Aufarbeitung und der International Students of History in Schulen, allgemein in der Geschichtsdidaktik sowie im ­Association (ISHA). Museum als außerschulischem Lernort diskutiert. Zu Beginn des Workshops stellte das Deutsche Historische Museum die für 2017 geplante Ausstellung »Die Russische Revolution und ihre Folgen für Europa« vor. Der Work- shop war komplett ausgebucht, sodass es 2017 wahr- scheinlich ein Anschlussformat geben wird.

Daneben bot die Bundesstiftung Aufarbeitung 2016 eine ganze Reihe von Publikumsveranstaltungen zur Geschichte des Kommunismus an, etwa die Abendver- anstaltung »Abgeschlossene Sammelgebiete? Die DDR, der Kommunismus und die historische Forschung«, die dem 2015 verstorbenen Kommunismusforscher Prof. Dr. Dr. Hermann Weber gewidmet war. Ein herausragendes Abgeschlossene Sammelgebiete? Prof. Dr. Jürgen Kocka (l.) in der Diskussion Format war die Veranstaltungsreihe »Utopie und Gewalt. mit Prof. Dr. Thomas Lindenberger (ZZF Potsdam, M.) und Dr. Ulrich Mählert Werk und Wirkung des Schriftstellers Andrej Platonow«, über den Stand der Kommunismusforschung. 10 2.1 Der Kommunismus: Utopie und Wirklichkeit

Die Ausstellungsmacher Dr. Gerd Koenen und Dr. Ulrich Mählert bei der ersten ­öffentlichen Präsentation der Ausstellung am 23. Februar 2016 in Berlin.

die im November 2016 startete. Das literarische Schaffen werden die gesammelten Beiträge der Jahrgänge 2005 des sowjetischen Schriftstellers Andrej Platonow war bis 2015 des Jahrbuchs für Historische Kommunismus- Thema einer internationalen Konferenz sowie eines Kon- forschung digitalisiert und online verfügbar gemacht. Die zerts, einer Filmreihe, mehrerer Autorengespräche und Website richtet sich gleichermaßen an Lernende und Leh- eines Themenheftes der Zeitschrift OSTEUROPA. Die- er rende, Wissenschaftler, Journalisten sowie an die inte­ folgreiche Reihe wurde in Kooperation mit der Deutschen ressierte Öffentlichkeit. Gesellschaft für Osteuropakunde, dem Suhrkamp Verlag, dem Deutschen Historischen Museum und vielen weite- Große Ressourcen benötigte auch die Konzeption und ren Partnern bis in den Januar 2017 fortgesetzt. Umsetzung der Ausstellung »Der Kommunismus in sei- nem Zeitalter«, die der Leiter des Arbeitsbereichs Wissen- schaft Dr. Ulrich Mählert gemeinsam mit dem Frank- Konzeption zentraler Projekte zur furter Historiker Dr. Gerd Koenen entwickelte. Neben der ­Kommunismusgeschichte Herausforderung, den Aufstieg und Niedergang der kom- munistischen Bewegungen seit der Oktoberrevolution Die Vorbereitung und Konzeption einer Reihe von Leucht- 1917 auf nur 25 Tafeln zu beschreiben erwies sich nicht turmprojekten der Stiftung für 2017 prägte die Arbeit des Projektbüros »Aufarbeitung des Kommunismus« 2016 Menü Gebärdensprache Leichte Sprache maßgeblich. Neben der internationalen Konferenz »Blinde Flecken in der Geschichtsbetrachtung? Kommunismus im 20. Jahrhundert«, die gemeinsam mit der Friedrich- Ebert-Stiftung für Februar 2017 vorbereitet wurde, stan-

den die Planung und Umsetzung einer umfangreichen Suche Website zur Kommunismusgeschichte auf dem Programm. Alles Aktuelles JHK BioLex Lesen Hören Forschen Lernen Sehen

Unter www.kommunismusgeschichte.de entstand eine umfassende Internetressource, die seriöse Grundlagen- informationen zur Geschichte des Kommunismus bün- delt und bereitstellt sowie mit zahlreichen Verweisen auf www.kommunismusgeschichte.de weitere Angebote eine Lotsenfunktion im Internet er- füllt. Als ein inhaltliches Kernstück des Onlineangebots 11

zuletzt die Auswahl der über 200 verwendeten zeithis- der Ereignisse in den einzelnen Ländern sowie zahlreiche torischen Fotos und Dokumente als sehr aufwändig. Be- Fotos betten die Biografien der Dissidenten, Bürgerrecht- lohnt wurde diese Arbeit nicht zuletzt durch rund 1.000 ler, Friedensaktivisten und Oppositionellen in ihren Vorbestellungen auf die 2.000 Exemplare umfassende geschichtlichen Kontext ein. Die Seite wird laufend um Gesamtauflage der Plakatsätze, auf die die Ausstellung weitere Länder und Biografien ergänzt. Nach Fertigstel- zum Jahreswechsel 2016/17 gedruckt wurde. Dieses In- lung werden dort alle Länder des ehemaligen Ostblocks teresse wie auch die sehr positive überregionale Medien- einschließlich der meisten Nachfolgestaaten der Sowjet­ resonanz auf die erste Präsentation der Ausstellung im union vertreten sein. Februar 2017 lassen erwarten, dass sich im Jahresverlauf 2017 wieder Zehntausende Besucherinnen und Besucher Die Dissidentenbiografien auf der Website können in Schulen, Rathäusern, Bibliotheken, Museen und anders- nur eine kleine Auswahl sein, die zumindest einen Ein- wo anhand einer Plakatausstellungen der Bundesstiftung blick in die vielfältigen Facetten oppositionellen Handelns Aufarbeitung mit der Zeitgeschichte auseinandersetzen, im östlichen Europa zwischen 1945 und 1989–91 geben. in diesem Fall mit dem Aufstieg und Fall der kommunis- Die Seite soll nicht den Anspruch erheben, die osteuro- tischen Idee und ihren Abermillionen Opfern. päische Dissidenz in ihrer Gänze darzustellen. 2016 wur- den insgesamt mehr als 2.000 Seiten Biografien, Oppo- sitionsgeschichten und Kalendereinträge übersetzt, aktu- www.dissidenten.eu: Biografisches alisiert, für einen deutschen Leserkreis aufbereitet und ­Lexikon zu Widers tand und Opposition für die Onlinestellung vorbereitet. Hinzu kamen Hun- im Kommunismus 1945–91 derte Fotos und Tausende zeitgeschichtliche Chroniker­ eignisse. Die Texte der osteuropäischen Oppositionellen Im Rahmen ihres Themenschwerpunkts zur Kommunis- basieren auf dem 2007 von der Warschauer Stiftung musgeschichte erstellt die Bundesstiftung Aufarbeitung »Karta« in Polen herausgegebenen »Dissidentenlexikon« das internationale biografische Lexikon »Widerstand und (Słownik dysydentów), die erstmals in deutscher Sprache Opposition im Kommunismus 1945–91«. Seit Februar 2017 zur Verfügung stehen. Die Texte über die DDR wurden ist es als Online-Enzyklopädie unter www.dissidenten.eu von der Berliner Robert-Havemann-Gesellschaft zur Ver- frei zugänglich. Beim Launch der Seite wurden bereits fügung gestellt und entstammen dem Nachschlagewerk Biografien von 150 Männern und Frauen veröffentlicht, »Für ein freies Land mit freien Menschen« (herausgegeben die nach 1945 in Opposition zu den kommunistischen 2006 von Ilko-Sascha Kowalczuk und Tom Sello). Die Diktaturen in der DDR, Polen, der Tschechoslowakei, Website wurde durch eine Förderung der Beauftragten der der Sowjetunion und Ungarn standen. Darstellungen von Bundesregierung für Kultur und Medien ermöglicht. Opposition und Widerstand in Osteuropa, Chroniken

»Ich fordere die Ausreise aus dem sozialistischen Paradies in die kapitalistische Hölle«: Protest des Luft- und Raum - fahrtingenieurs Alexander Bolonkin während seiner Lager - haft in Sibirien. 12 2.2 Die DDR als Chance? Debatten über die Zukunft der Aufarbeitung

2.2 Die DDR als Chance? Debatten über die Zukunft der Aufarbeitung

Das Jahr 2016 war auch durch Diskussionen über die Zukunft der Aufarbeitung ­geprägt. Mit Spannung waren die Empfehlungen der Expertenkommission zur Zukunft der Stasi- Unterlagenbehörde erwartet worden, die Auswirkungen auf den gesamten Bereich der Auseinandersetzung mit der jüngsten Vergangenheit und der kommunistischen ­Diktatur in Deutschland haben würden. Fast zwei Jahre nach ihrer Einsetzung präsentierte die Kommission unter Vorsitz des ehemaligen Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, am 12. April 2016 ihre Ergebnisse. In den Meinungsbildungs - prozess des Expertengremiums wie auch in der anschließenden ­öffentlichen und parla- mentarischen Diskussion brachten Vertreter der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ihre Expertise in Form von Stellungnahmen, Debattenbeiträgen und ­eigenen Diskussionsangeboten ein. In einer Stellungnahme zur Kommissionsarbeit betonte die ­Bundesstiftung Aufarbeitung bereits 2015, dass es notwendig sei, die in den vergange - nen 25 Jahren entstandene »Aufarbeitungslandschaft« in ihrer regionalen und thema ­ tischen Vielfalt zu erhalten und dauerhaft zu unterstützen.

Geschäftsführerin Dr. Anna Kaminsky (2. v. l.) bei dem Fachgespräch zur Zukunft der Aufarbeitung, zu dem der Ausschuss für Kultur und Medien des Deutschen Bundestags am 27. April 2016 geladen hatte. 13

Um die Auseinandersetzung mit der kommunistischen e

Seit 1990 sind im vereinigten Deutschland fast 7000 Bücher C zur DDR-Geschichte erschienen. Und die Zahl der neuen Titel Diktatur in SBZ und DDR zu stärken,bleibt alljährlich plädierte nahezu konstant. Immer wieder die diskutie Stif- - ren Historiker über die Frage, ob die DDR mittlerweile über- forscht sei. Tatsächlich sagen die Zahlen mehr aus über das tung dafür, die wissenschaftlicheanhaltende Auseinandersetzung öffentliche Interesse an der SED-Diktatur als über den Stellenwert des Themas in der Geschichtswissenschaft. mit den kommunistischen DiktaturenIn einer umfassenden auszubauen. Expertise beschreiben die Historiker Als Die Dierk Hoffmann, Michael Schwartz und Hermann Wentker die DDR Perspektiven des Themas DDR für künftige historische For- schungen. 18 Autoren nehmen dazu kontrovers Stellung und als ChanCe Ausgangspunkt einer Debatte darüberformulieren zugleich eigeneerstellten neue Fragen an das alte Thema. Prof. Die DDR als Chan neue PeRsPektiven auf ein altes thema Der von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Dikta- Herausgegeben von Ulrich Mählert • Mit einer tur initiierte Sammelband lädt zur Diskussion und zu einer Expertise von Dierk Hoffmann & Michael Neubewertung des Forschungsfeldes DDR ein. Dr. Hermann Wentker, Prof. Dr. Michael Schwarz und Schwartz & Hermann Wentker • Beiträge von Arnd Bauerkämper • Bernd Faulenbach • Mary Fulbrook • Thomas Großbölting • Katrin Hammerstein & Dr. Dierk Hoffmann eine Expertise, die die Grundlage Edgar Wolfrum • Eckhard Jesse • Jürgen Kocka • Angelika Menne-Haritz • Matthias Middell • Marie

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Müller-Zetzsche & Ulrich Pfeil Andrew I. Port für den im Frühjahr 2016 veröffentlichten Band »Die DDR Krzysztof Ruchniewicz • Martin Sabrow • Peter Steinbach • Stefan Troebst • Dorothee Wierling als Chance: Neue Perspektiven auf ein altes Thema« bil- dete. Namhafte Historikerinnen und Historiker breiten Ulrich Mählert (Hrsg.) darin ihre Sicht auf die Forschung aus und entwickeln

ISBN 978-3-86331-283-1 9 783863 312831 Perspektiven. Die damit angestoßene Diskussion um die us_ddr_als_chance_druck.indd 1 04.02.2016 11:35:55 Zukunft der DDR-Forschung entstand zwar weitgehend unabhängig vom Auftrag der Expertenkommission, zielte Inhaltsverzeichnis des Sammelbandes »Die DDR als Chance« aber in eine ähnliche Richtung: die wissenschaftliche Forschung zur Geschichte von kommunistischer Dikta- Ulrich Mählert: Totgesagte leben länger. Oder: Konjunkturen der DDR-Forschung vor und nach 1989. Eine Einführung tur und deutscher Teilung in den Kontext des Kalten Dierk Hoffmann, Michael Schwartz und Hermann Wentker: Krieges und der diachronen und synchronen Entwick- Die DDR als Chance. Desiderate und Perspektiven künftiger Forschung lungen nicht nur der Kommunismusgeschichte, sondern Arnd Bauerkämper: Verflechtung in der Abgrenzung. Ein Paradox als auch in einer Globalgeschichte zu verorten. ­Perspektive der historischen DDR-Forschung Bernd Faulenbach: Tendenzen, Verflechtungen und Kontexte der Alle Autoren betonten darin auf jeweils eigene Weise SED-Diktatur. Wieso die DDR-Geschichte ein bedeutsames Thema bleibt das andauernde Forschungspotenzial, das mit dem »Fall Mary Fulbrook: Die fehlende Mitte. Die DDR als postnazistischer Staat DDR« verbunden ist. Vielfältig fielen dagegen die Ant- Thomas Großbölting: Weder Schmuddelkind noch Prinzessin, oder: Warum­ die »alte« DDR-Geschichte am Ende, aber die DDR nicht »ausgeforscht« ist worten auf die Frage nach zukünftigen Forschungsschwer- Katrin Hammerstein und Edgar Wolfrum: DDR-Geschichte: Chance ja, punkten aus. Die Eigengewichtigkeit des Forschungs- aber bitte kein »Klein-Klein« themas DDR wird ebenso vehement bekräftigt wie aus- Eckhard Jesse: Die DDR als Chance? Die DDR als Chance! drücklich infrage gestellt. Die einen plädieren dafür, die Jürgen Kocka: Grenzüberschreitung als Chance. Überlegungen DDR vor allem in den langen Linien des 20. Jahrhunderts zur Zukunft der DDR-Forschung zu verorten. Andere machen sich dafür stark, die Nach- Angelika Menne-Haritz: Fragen zu einer Archivgeschichte der DDR kriegsentwicklung in Deutschland nicht mehr als Teilge- Matthias Middell: Weltgeschichte DDR. Die DDR in globalgeschicht­licher schichten, sondern als eine gemeinsame Geschichte der Perspektive Marie Müller-Zetzsche und Ulrich Pfeil: Selbstbild und Fremdwahr­ Teilung zu beschreiben. Sieht der eine die Zukunft des nehmung im Wechselspiel. Vom DDR-Bild im westlichen Ausland Falles DDR eher als Thema einer Regionalforschung, be- Andrew I. Port: All We Are Saying Is Give GDR History a Chance! trachten andere Autoren den SED-Staat als besonders ge- Krzysztof Ruchniewicz: Wen interessiert noch die Geschichte eignete Fallstudie für globalgeschichtliche Forschungen der SBZ/DDR? sowie für politikwissenschaftliche Studien. Und dann ist Martin Sabrow: Die DDR 25 Jahre danach: Historisierung als Hoffnung da auch die Aufforderung, sich von nationalgeschichtli- Peter Steinbach: Diktaturaufarbeitung im Spannungsverhältnis von Staat, chen Perspektiven zu verabschieden und stattdessen Fra- Gesellschaft und Individuum. Ein Essay gen an die Geschichte des 20. Jahrhunderts zu formu­ Stefan Troebst: Die DDR im balkanischen Spiegel Dorothee Wierling: Die DDR als Fall-Geschichte lieren, die sich auf gesellschaftliche, kulturelle oder öko- nomische Entwicklungen beziehen, die an Länder- oder Blockgrenzen keinen Halt gemacht haben. Der Abschlussbericht der Boehmer-Kommission wie auch die ­Stellungnahme der Bundesstiftung Aufarbeitung sind auf den ­Seiten des Deutschen Bundestags dokumentiert: www.bundestag.de/ausschuesse18/gremien18/bstu 14 2.2 Die DDR als Chance? Debatten über die Zukunft der Aufarbeitung

Debatte, sondern hoffentlich den Anfang einer produk- tiven wissenschaftlichen Selbstverständigung über die Zukunft der DDR als Thema zeithistorischer Forschun- gen«, so Anna Kaminsky weiter.

Bilanz und Perspektiven der Aufarbeitung

Seit Jahren wird unter den Aufarbeitungsinstitutionen darüber debattiert, wie mit aktuellen Herausforderungen umzugehen ist und welche neuen Formen der Auseinan- Prof. Dr. Hermann Wentker (IfZ Ausdrücklich als Zeitzeuge der dersetzung und Vermittlung historischer Sachverhalte ­München – Berlin) stellt am 1. März 2016 DDR diskutierte Prof. Dr. Richard zeitgemäß sind, um vor allem Jüngere, die die Zeit der die von ihm mitverfasste ­Expertise zur Schröder den Band »Die DDR als Diktatur und der Teilung nicht erlebt haben, für das DDR-Forschung vor. Chance«. Thema zu interessieren. So lud die Stiftung am 4. Juli 2016 zu einem Workshop unter dem Titel »Vergangenheit mit Die Beiträge des Sammelbandes bieten eine Moment- Zukunft? Die Aufarbeitung der SED-Diktatur – Bilanz aufnahme individueller Forschungsinteressen, die in ihrer und Perspektiven« ein. Damit wurde ein Forum eröffnet, Gesamtheit unzählige Forschungsimpulse geben: »Die in dem Vertreter von Aufarbeitungs- und Bildungsins- Leserinnen und Leser erhalten zum einen ganz konkrete titutionen sowie Opferverbänden und Fachpolitiker aller Anregungen für Themen und Perspektiven. Die werden Fraktionen sich darüber austauschten, was in den vergan- nicht zuletzt für den akademischen Nachwuchs von be- genen Jahren erreicht wurde und welche Herausforde- sonderem Interesse sein«, betonte die Geschäftsführerin rungen auf die politisch-historische Bildungsarbeit zu- der Bundesstiftung Aufarbeitung auf der Buchvorstellung kommen werden. Zudem wurde diskutiert, wie histori- am 1. März 2016. Zum anderen sollten die Expertise und sche Bildung in der Migrationsgesellschaft vermittelt Statements dazu anregen, die dort entwickelten Thesen werden kann sowie darüber, mit der zunehmenden Digi- weiterzudenken und zwar unabhängig davon, ob man sie talisierung neue Formate zu entwickeln. Nicht zuletzt nun im Einzelfall für überzeugend hält oder nicht. In- standen Diskussionen über den Aktualitätsbezug von sofern markiere der Sammelband »nicht das Ende einer Aufarbeitung im Mittelpunkt des Interesses.

Diskussion in großer Runde (v. l. n. r.): Prof. Dr. Andrew I. Port (Detroit/FRIAS Freiburg), Prof. Dr. Frank Bösch (ZZF Potsdam), Prof. Dr. Thomas Großbölting (Uni Münster), Prof. Dr. Dierk Hoffmann (IfZ München – Berlin), Katja Wildermuth (MDR) und Moderator Ulrich Mählert. 15

Zahlreiche Fachpolitiker und Vertreter von Aufarbeitungs- und Bildungs ­ Wolfgang Thierse bei der Abschluss ­ institutionen nahmen am Workshop »Vergangenheit mit Zukunft?« der diskussion über die politischen ­Bundes­stiftung Aufarbeitung am 4. Juli 2016 teil. ­Perspektiven der Aufarbeitung.

Akteure unterschiedlicher Felder der Aufarbeitung – Opfergedenken, Erinnerungskultur und Gedenkstätten, Wissenschaft, schulische und außerschulische Bildung sowie gesellschaftliche Aufarbeitung – zogen dabei ihr Fazit aus 25 Jahren Aufarbeitungsprozess. Gesprochen wurde über mögliche Ermüdungserscheinungen in der Forschung, Herausforderungen in der Arbeit, die An- gemessenheit des Opfergedenkens sowie das Verhältnis von politischer Bildung und historischer Aufarbeitung. Im zweiten Teil der Veranstaltung diskutierten Kultur- politiker aller Bundestagsfraktionen zu den politischen Perspektiven der Aufarbeitung.

Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung Die Diskussion machte noch einmal deutlich, dass Thomas Krüger (l.) im Gespräch mit Dr. Jens Hüttmann (Bun - die Vielfalt und regionale Verortung der Aufarbeitung desstiftung Aufarbeitung) über die Bildung im Spannungs - und der sie tragenden Institutionen das wesentliche Ele- feld von Geschichtsdidaktik und Geschichtspolitik. ment einer lebendigen Auseinandersetzung mit der deut- schen Vergangenheit sind. Die Frage nach der Zukunft der Aufarbeitung hat eine gleichermaßen wissenschaft- liche, politische und gesellschaftliche Diskussion in Gang gesetzt, die unabhängig von ihrem Ausgang selbst einen fruchtbaren Beitrag zum Aufarbeitungsprozess darstellt.

Die Veranstaltung ist auf den Nachleseseiten der Bundesstiftung Aufarbeitung in voller Länge dokumentiert: www.bundesstiftung-aufarbeitung. de/veranstaltungsnachlese-2016-5222. html?id=2868 Der stellvertretende Ratsvorsitzende der Bundesstiftung Aufarbeitung Hartmut Koschyk (MdB) in der Diskussion. 16 2.3 Den Kalten Krieg erinnern

2.3 Den Kalten Krieg erinnern

Wie aktuell die Geschichte des Ost-West-Konflikts durch den Ukrainekonflikt binnen ­Kurzem werden würde, war nicht absehbar, als der Historiker und Politologe Prof. Dr. Bernd Greiner vom Hamburger Institut für Sozialforschung vor mehr als drei ­Jahren bei der Bundesstiftung Aufarbeitung anfragte, ob diese sich an der Gründung ­eines Kollegs zur Geschichte des Kalten Kriegs beteiligen würde. Den Projektpartnern vom Institut für Zeitgeschichte und der Humboldt-Universität zu Berlin dürfte es zu ­diesem Zeitpunkt ­ähnlich gegangen sein. 2015 konnte das Berliner Kolleg Kalter Krieg (BKKK) mit einer großzügigen Anschubfinanzierung des Hamburger Instituts für ­Sozialforschung aus der Taufe gehoben werden.

Warum beschäftigt sich die Bundesstiftung zur Aufar- beitung der SED-Diktatur mit der Geschichte des Kalten Die Audiopodcasts der Ringvorlesung Krieges? Diese Frage spiegelt eine weit verbreitete Ent- ­»Grenzen des Kalten Krieges« sowie anderen Veranstaltungen des BKKK koppelung der DDR aus ihren historischen Rahmenbe- finden sich u. a. bei Itunes https://itunes. dingungen wider, und zwar gleichermaßen mit Blick auf apple.com/de/podcast/­berliner-kolleg- die langen Linien des 20. Jahrhunderts wie auch mit Blick kalter-krieg/id1060039471?mt=2 auf ihren zeitgenössischen Kontext. Nur wenige, die sich mit der SED-Diktatur befassen, würden ihr eigenes Tun wohl als Beitrag zur Auseinandersetzung mit der Ge- send Exemplare der gemeinsam erarbeiteten Ausstellung schichte des Kommunismus oder des Kalten Krieges be- »Der Kalte Krieg. Ursachen – Geschichte – Folgen« schreiben. Dabei war das geteilte Deutschland nicht nur bundesweit in Museen, Gedenkstätten, Rathäusern, Stadt- Spielball im Kalten Krieg; die bibliotheken, Volkshochschulen, unzähligen Schulen, aber beiden Teilstaaten waren auch nicht zuletzt auch in Bundeswehrkasernen gezeigt wur- »Auf 22 DIN-A1-Bögen haben Bernd Akteure in diesem Weltkon- den. Besonders erfreulich: Allein 500 Exemplare der Aus- ­Greiner (Text) und Ulrich Mählert von der flikt. Anliegen der Stiftung ist stellung wurden mitgedruckt von den Kultusministerien Stiftung Aufarbeitung (Fotos) die welt­ es deshalb, den Blick über den Niedersachsens und Sachsens, der Landeszentrale für umspannenden Auswirkungen des Kalten Tellerrand – oder vielleicht politische Bildung Sachsen-Anhalt, der Bundeswehr und Krieges pointiert zusammengefasst.« besser Mauerrand – der DDR dem Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V. Da- Süddeutsche Zeitung vom 10. März 2016 hinaus anzuregen. Der Anteil rüber hinaus lag die Ausstellung bis zum Jahresende nicht der Bundesstiftung Aufarbei- nur in deutscher, sondern auch in albanischer, englischer, »…knapp und allgemeinverständlich tung besteht vor allem darin, französischer, italienischer, koreanischer, russischer, spa- ­betextete und reich den Wissenstransfer zwischen nischer Sprache sowie auf Farsi vor. Der Kurator der bebilderte ­Ausstellung…« der Forschung und der Öffent- Schau, Dr. Ulrich Mählert, wurde von der Deutschen Der Tagesspiegel vom 8. März 2016 lichkeit zu befördern. Wie Botschaft in Teheran eingeladen, bei der erstmaligen Aus- fruchtbar sich die Kooperation stellungpräsentation in der iranischen Hauptstadt an »Eine informative Ausstellung über mit dem BKKK entwickelte, einem Podiumsgespräch mitzuwirken und mit iranischen die ­unterschiedlichen Ursachen des wurde im Jahresverlauf 2016 Wissenschaftlern über diese Zeit und deren Folgen zu ­Kalten Krieges in der zweiten Hälfte deutlich, als mehr als eintau- diskutieren. des 20. Jahrhunderts.« Die Tagespost vom 15. März 2016 17

Premiere der Ausstellung »Der Kalte Krieg« am 8. März 2016: Es disku - Die Ausstellung wurde international u. a. tierten (v. l.) der Leiter des BKKK Prof. Dr. Bernd Greiner, Eberhard in der Deutschen Botschaft in Paris … Diepgen und der Kurator der Ausstellung Dr. Ulrich Mählert.

... in der Republik Korea...... und im Iran gezeigt, genauer in der Zentralbibliothek der Universität von Teheran.

Die Perspektive auf den Ost-West-Konflikt im 20. Jahr- stand zudem zur Jahreswende 2016/17 die Dokumentati- hundert spiegelte sich auch jenseits der Ausstellung bei on einer gemeinsam ausgerichteten Konferenz mit dem den Publikationen sowie Veranstaltungen wider, die von prägnanten Titel »Krieg der Welten. Zur Geschichte des der Bundesstiftung verantwortet oder gefördert wurden. Kalten Krieges«. Herausgeberin ist Katharina Hoch- Als Kooperationspartner des BKKK lud die Bundesstif- muth, die seit Sommer 2016 das Projektbüro »Aufarbei- tung zur Ringvorlesung »Grenzen des Kalten Kriegs« ein, tung des Kommunismus« der Bundesstiftung Aufarbei- die im Wintersemester 2016/17 von der Humboldt-Uni- tung leitet. versität zu Berlin gemeinsam mit dem BKKK ausgerichtet worden war. In acht Vorträgen beleuchteten Expertinnen Vor allem durch die international verbreitete Aus- und Experten aus Deutschland, Österreich, Frankreich stellung, aber auch durch die Veranstaltungen und Pu- und Großbritannien unterschiedliche Aspekte des Kon- blikationen hat die Bundesstiftung Aufarbeitung gemein- flikts. sam mit ihren Partnern dazu beigetragen, die öffentliche Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kalten Krie- Eine kurze Geschichte des Kalten Krieges verfasste ges anzuregen und deren Bedeutung für die deutsche Tei- der Innsbrucker Historiker Prof. Dr. Rolf Steininger für lungsgeschichte wie auch für unsere Gegenwart in vielen die Broschürenreihe der Landeszentrale für politische Zusammenhängen deutlich zu machen. Zugleich gelang Bildung Thüringen und der Bundesstiftung Aufarbeitung. es, die Geschichte der DDR in die langen Linien der Ge- Aus einer Kooperation der Stiftung mit dem Berliner Lan- schichte des 20. Jahrhunderts einzuordnen und so zu desbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, dem Zentrum einem größeren Verständnis historischer Vorgänge bei- Kalter Krieg e. V. und der Stiftung Berliner Mauer ent- zutragen. 18 2.4 Orte des Erinnerns: Denkmäler, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR

2.4 oRte des Erinnerns: Denkmäler, ­Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR

Mehr als 900 Denkmäler, Gedenkstätten und Museen erinnern mittlerweile bundesweit an die kommunistische Diktatur in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR. Der Gedenkortführer »Orte des Erinnerns« dokumentiert sie in der 2016 erschienenen, ­mittlerweile dritten Ausgabe in ihrer ganzen Vielfalt. Diese Erinnerungsorte und Gedenk ­ zeichen halten die Erinnerung an das geschehene Unrecht, an Verfolgung und Repression, an die deutsche Teilung und ihre Folgen wach. Sie erinnern auch an den Mut und die ­Zivilcourage derjenigen, die sich in den vier Jahrzehnten dieser Diktatur widersetzt haben und dazu beitrugen, dass sie mit der Friedlichen Revolution vom Herbst 1989 überwunden werden konnte. Und nicht wenige bringen die Freude über die deutsche Einheit zum Ausdruck.

Die meisten dieser Erinnerungsorte sind nach dem Ende nissen wie dem Volksaufstand in der DDR vom 17. Juni der kommunistischen Diktatur 1989 entstanden. Allein 1953 oder dem Bau der Berliner Mauer liefern. 60 von ihnen erinnerten jedoch bereits vor dem Ende der DDR auf der westlichen Seite der innerdeutschen Grenze Gewidmet ist das Buch den ehemals politisch Verfolg- an die deutsche Teilung, die Opfer des Grenzregimes ten und ihren Angehörigen. Es war vor allem ihr be- und den Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Die Zahl der harrliches Engagement, das die Erinnerung an das poli- in »Orte des Erinnerns« verzeichneten Gedenkorte hat tische Unrecht wachgehalten hat und die Errichtung der sich seit der ersten Ausgabe 2004 nahezu verdreifacht. Gedenk- und Erinnerungsorte oft überhaupt erst er- Das Erinnern an das Unrecht der SED-Diktatur und ihre möglicht hat. Opfer findet so im öffentlichen Raum zunehmend seine Orte. Mit ihrer Fördertätigkeit hat die Bundesstiftung Aufarbeitung nicht zuletzt dazu beigetragen, an histo- Anna Kaminsky (Hg.): rischen Orten Erinnerungszeichen zu ermöglichen. So Orte des Erinnerns. wurde 2016 die Errichtung von Gedenktafeln gefördert, ­Gedenkzeichen, die an die besondere Bedeutung des ehemaligen Berliner ­Gedenkstätten und Sprachenkonvikts als Ort der kirchlichen Opposition ­Museen zur Diktatur in SBZ und DDR. Berlin: erinnern. Am ehemaligen »Durchgangsheim Alt-Stralau« Ch. Links Verlag 2016. in Berlin konnte eine Tafel eingeweiht werden, die an 664 Seiten, im Buch ­ das Schicksal vieler Heimkinder in der DDR erinnert. handel erhältlich für 30 Euro. Der Band liefert neben der nach Bundesländern ge- gliederten Darstellung der Erinnerungsorte neun Beiträge, die knappe Überblicke zur Erinnerungskultur in Deutsch- land sowie zu einzelnen historischen Themen und Ereig- 19

o. l.: Ein Hochkreuz und zahlreiche Einzelkreuze erinnern an die Toten des Speziallagers N r.1 des NKWD/MWD in Mühlberg. o. r.: Das »Haus des Schweigens« lag mitten in der Stadt ­Bautzen – trotzdem drang kaum etwas aus dem Gefängnis nach draußen. Mitte: Im »Grünen Band«, dem ehemaligen Grenzstreifen, erinnert ein N aturdenkmal von Anka Förster und Robert Schätzle an die deutsche Teilung. Die ­Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße. u. l.: Die Gedenkpyramide in Vockfey erinnert seit ihrer Einweihung am 3. Oktober 2006 an die ­Geschichte der Zwangsaussiedlungen. u. r.: In Berlin-Treptow erinnert eine Gedenktafel an die Mauertoten, darunter auch zwei Kinder, die 1966 in der Nähe des Denkmals erschossen wurden. 20 2.5 Höhepunkte des Veranstaltungsjahres 2016

2.5 höhepunkte des Veranstaltungs­jahres 2016

Rund 80 Veranstaltungen realisierte die Bundesstiftung Aufarbeitung 2016 allein und gemeinsam mit ihren Partnern: Podiums- und Zeitzeugengespräche, Vorträge, Workshops, internationale Konferenzen und Weiterbildungen waren genauso darunter wie Präsen ­ tationen von Filmen, Büchern sowie Ausstellungen. Ein großer Teil davon ist auf den Nachleseseiten auf der Stiftungswebsite im Bereich »Veranstaltungen« dokumentiert; zahlreiche Diskussionen und Vorträge können als Podcasts nachgehört werden. Eine Auswahl aus dem ereignisreichen Veranstaltungsjahr der Bundesstiftung Aufarbeitung stellt der folgende Abschnitt vor.

Mehr als 280 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich zur Geschichtsmesse 2016 angemeldet.

Bundesweites Forum der Zeitgeschichte: dem Titel »Das doppelte Deutschland: Asymmetrisch Die Geschichtsmesse 2016 verflochtene Parallelgeschichte(n)« diskutierten Wissen- schaftler und Zeitzeugen, Vertreter von Museen und Ge- Zur neunten Geschichtsmesse der Bundesstiftung Auf- denkstätten, Lehrkräfte sowie Träger der kommunalen arbeitung trafen sich rund 300 Akteure der historisch- und außerschulischen Bildungsarbeit den aktuellen fach- politischen Bildungsarbeit aus Deutschland und Europa didaktischen und historisch-wissenschaftlichen Stand der vom 28. bis 30. Januar 2016 im thüringischen Suhl. Unter Aufarbeitung. 21

Die Schauspieler Claudia Wenzel und Rüdiger Joswig zogen Rainer Eppelmann und der thüringische Ministerpräsident mit ihrem Programm »Von einem, der wegging und einer, Bodo Ramelow ­diskutierten über Schwerpunkte und die blieb« eine persönliche Bilanz ihres Lebens in der DDR. ­Probleme der Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur.

Die Besucherinnen und Besucher erlebten ein informa- tionsreiches Programm, Podiumsdiskussionen sowie Vor- träge von und mit profilierten Wissenschaftlern und Praktikern der historischen Bildungsarbeit. Zudem wur- den rund 50 aktuelle Projekte vorgestellt – Ausstellun- gen, Materialien, Dokumentarfilme, Publikationen und Veranstaltungsvorhaben, die sich mit den Ursachen sowie der Geschichte von Demokratie und Diktatur in Deutsch- land und Europa auseinandersetzen. Auf dem »Markt der Möglichkeiten« präsentierten mehr als dreißig Institu- tionen ihre Arbeit. Schülerinnen und Schüler des Hohenstaufen-Gymnasiums Eberbach stellen ihr Projekt »Die Ernährungssituation Große öffentliche Aufmerksamkeit erfuhr insbeson- während der Nachkriegszeit« vor. dere die Fortsetzung des Dialogs zwischen Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow und Rainer Eppelmann. Welche Erfahrungen machte der erste »Linke«-Minister- präsident im Umgang mit dem Erbe der SED-Diktatur im ersten Jahr seiner Amtszeit? Es war nach 2015 bereits die zweite Diskussion zwischen Bodo Ramelow und Rainer Eppelmann, bei der Schwerpunkte und Probleme der DDR-Aufarbeitung, aber auch die Frage erörtert wur- den, wie aktuelle politische Herausforderungen unseren Blick auf die Vergangenheit beeinflussen.

Die Website www.geschichtsmesse.de ­bietet eine detaillierte Nachlese der Das Podium »Geteilte Geschichte. Eine deutsch-deutsche ­Veranstaltung mit Fotos, Audiodateien, Perspektive auf die jüngste Zeitgeschichte?« mit (v. l. n. r.) ­Vorträgen und Informationen zu den einzelnen Prof. Dr. Frank Bösch, Prof. Dr. Dorothee Wierling und Programmpunkten und Mitwirkenden. Prof. Dr. ­Hermann Wentker. 22 2.5 Höhepunkte des Veranstaltungsjahres 2016

»Vergangenheit erinnern – Demokratie gestalten«: Gemeinsame Reihe mit dem Bundespräsidenten

Die aktuellen Herausforderungen Europas vor dem Hin- tergrund der Teilung in Ost und West bis 1989 waren Thema der vorerst letzten Veranstaltung in der Reihe »Vergangenheit erinnern, Demokratie gestalten«, die der Bundespräsident und die Bundesstiftung Aufarbeitung seit 2011 einmal jährlich ausgerichtet haben.

Bundespräsident Joachim Gauck betonte in seiner Eröffnungsrede in Schloss Bellevue das gemeinsame his- torische Erbe Europas: »Der Widerstand gegen Totalita- rismus und Gewaltherrschaft und das Bekenntnis zu Frei- heit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, das sind unsere gemeinsamen Fundamente.« Wie der Bundespräsident erinnerte auch der Vorstandsvorsitzende der Bundesstif- tung Aufarbeitung Rainer Eppelmann an die besondere Rolle, die die Freiheitsbewegungen in Ostmitteleuropa für Bundespräsident Joachim Gauck begrüßt die Gäste in Schloss Bellevue. das friedliche Zusammenwachsen nach Ende des Kalten Kriegs hatten. Es komme nun darauf an, die verschiede- nen historischen Erfahrungen zu vereinen.

»Eine europäische Erinnerungskultur könnte dazu beitra - Europa gehöre zusammen, Ost und West befänden sich gen, dass die Europäer ihre Geschichte als gemeinsames aber in unterschiedlichen Entwicklungsphasen, sagte die Erbe begreifen«, sagte Rainer ­Eppelmann in seiner Rede. Schriftstellerin Katja ­Petrowskaja. 23

Das unterschiedliche historische Erbe führe zu unterschied - Der polnische Journalist Adam Krzeminski verwies darauf, lichen Erwartungen der Mitgliedsländer an die EU, sagte dass die Europäische Union für Polen seit 1989 eine wichtige der Gründungsintendant des Berliner Humboldt-Forums norm­gebende Instanz gewesen sei. Neil MacGregor.

Die anschließende Podiumsdiskussion beleuchtete den Zusammenhang der unterschiedlichen Erfahrungen und aktuellen Herausforderungen Europas aus multinatio- naler Perspektive. Es diskutierten der polnische Journa- list Adam Krzemiński, die ukrainisch-deutsche Schrift- stellerin Katja Petrowskaja, der britische Kunsthistoriker Neil MacGregor und der DDR-Bürgerrechtler und Poli- tiker Werner Schulz. Neben vielen unterschiedlichen Ak- zenten herrschte bei den Podiumsgästen Einigkeit darü­ ber, dass sich gerade junge Menschen mit den demokra- tischen Errungenschaften auseinandersetzen müssten, um diese mit Leben zu füllen.

Die gesamte sechsteilige Reihe »Vergangen - heit erinnern – Demokratie gestalten« des Bundespräsidenten und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur wird auf Die Anziehungskraft des europäischen Gedankens sei der Website www.erinnern-und-gestalten.de bis in die Ukraine zu spüren, sagte der ehemalige ausführlich dokumentiert. ­Europaabgeordnete und Bürgerrechtler Werner Schulz. 24 2.5 Höhepunkte des Veranstaltungsjahres 2016

Schülerinnen und Schüler des Berliner Wilhelmstadt-Gymnasiums sprachen mit Moderator Tim Niedernolte über das Thema Integration.

»History Welcome!« – Die Zeitgeschicht- geschichte zur Integration von Flüchtlingen, Migranten liche Sommernacht 2016 und auch von jungen Deutschen mit Migrationshinter- grund leisten kann. Bei hochsommerlichen Temperaturen Eine feste Institution im Veranstaltungsjahr ist mittler- teilten im Berliner Langebeck-Virchow-Haus Berliner weile die Zeitgeschichtliche Sommernacht der Bundes- Schülerinnen und Schüler sowie prominente Experten stiftung Aufarbeitung, die 2016 zum 13. Mal stattfand. ihre Ansichten und Erfahrungen. Es diskutierten die Sie bietet einen festlichen Rahmen, in dem Partner, Weg- nordrhein-westfälische Kultusministerin Sylvia Löhr- gefährten und Freunde der Stiftung gemeinsam disku- mann, die deutsch-türkische Buchautorin Melda Akbaş, tieren und neue Kontakte knüpfen können. Angesichts der der Historiker und Migrationsforscher Prof. Dr. Jochen aktuellen, kontrovers diskutierten Fragen zu Flüchtlings- Oltmer sowie Schülerinnen und Schülern des Wilhelm- bewegung, Einwanderung und Integration wurde 2016 stadt Gymnasiums Berlin-Spandau mit ihrem Schulleiter unter dem Motto »HISTORY WELCOME!« darüber ge- Bünyamin Baykus. sprochen, welchen Beitrag die Vermittlung deutscher Zeit-

Der Migrationsforscher Bünyamin Baykus, Schulleiter Nordrhein-Westfalens Kultus- Die deutsch-türkische Professor Jochen Oltmer des Wilhelmstadt-Gymnasiums ministerin Sylvia Löhrmann ­Autorin Melda Akbas Berlin-Spandau 3. Die Arbeitsbereiche 3.1 Der Arbeitsbereich Gesellschaftliche Aufarbeitung, 26 Publikationen und auSSerschulische Bildungsarbeit

3.1 Zeitgeschichte breit vermitteln – Der ­Arbeitsbereich Gesellschaftliche ­Aufarbeitung, ­Publikationen und auSSer­ schulische ­Bildungsarbeit

Die Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 2016 kennen die DDR und die deutsche Teilung im besten Fall noch als historische Erzählung. Wie kann es auch außerhalb des Unterrichts gelingen, junge Menschen für die Beschäftigung mit der jüngsten deutschen Vergangenheit zu interessieren? Dieser Aufgabe stellte sich der Arbeitsbereich mit seinen zahlreichen Projekten, Vorhaben und Aktivitäten. 2016 wurden insgesamt 20 Förderprojekte im Arbeitsbereich betreut. Dazu gehörten 13 Publikationsvorhaben und Druckkosten ­ zuschüsse, sechs Veranstaltungen – Tagungen, Konferenzen, Seminare und Workshops – sowie ein Zeitschriftenprojekt. Die Projekte waren mehrheitlich darauf ausgelegt, eine breite Öffentlichkeit für die Beschäftigung mit der deutschen Zeitgeschichte zu gewinnen.

Ihre Ansprechpartner/-innen im Arbeitsbereich ­Gesellschaftliche Aufarbeitung, Publikationen und außerschulische Bildungsarbeit:

Dr. Robert Grünbaum Arbeitsbereichsleiter und stv. Geschäftsführer (l.) Petra Wehrle Zuwendungssachbearbeiterin (2. v. r.) Michael Wellmann Projektkoordinator Taschenkalender; Reden, Beiträge, Veranstaltungen (r.) Pauline Stolte Studentische Mitarbeiterin (bis 1. September 2016) Katharina Scherbl Studentische Mitarbeiterin (bis 31. August 2016) 27

Der Arbeitsbereich realisierte darüber hinaus 13 Abend- veranstaltungen, Tagungen und Workshops, zumeist in Kooperation mit verschiedenen Partnern. Hierzu zählten der jährliche Kongress der Bundesstiftung Aufarbeitung und der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und Was war wichtig 2016? für die Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur für die Verfolgtenverbände und Aufarbeitungs- Dr. Robert Grünbaum: initiativen sowie die Veranstaltungsreihen »Vergangen- heit erinnern – Demokratie gestalten«, die die Bundes- Im vergangenen Jahr haben wir stiftung Aufarbeitung gemeinsam mit dem Bundesprä- ­vielleicht stärker als je zuvor den sidenten durchführt, sowie »Deutschland 2.0. Die DDR ­Gegenwartsbezug der ­historischen im vereinigten Deutschland«, die gemeinsam mit dem Auseinandersetzung in den Fokus Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und ­genommen. Das ist es doch, was vor der Deutschen Gesellschaft e. V. erfolgreich realisiert allem junge Leute heute interessiert, wurde. Hinzu kam die Betreuung einer mehrbändigen die die deutsche Teilung nur aus Erzählungen kennen: Publikationsreihe zur historisch-politischen Bildungsar- Was hat die DDR-­Vergangenheit mit uns heute zu tun? beit, die gemeinsam mit der Thüringer Landeszentrale für Wo wirkt die DDR noch nach, gerade in Ostdeutsch- politische Bildung herausgegeben wird. land? Warum lohnt es also, sich überhaupt mit der ­Vergangenheit auseinanderzusetzen? Neben den zahlreichen konkreten Projekten, Veran- staltungen und Publikationen gehört zu den Aufgaben des Arbeitsbereichs auch die Entwicklung neuer Konzepte und Formate für die außerschulische Bildungsarbeit. Der Und was wird 2017 wichtig? Leiter des Arbeitsbereichs vertritt die Stiftung zudem in der ständigen Konferenz der Landesbeauftragten für die Dr. Robert Grünbaum: Stasi-Unterlagen und betreut gemeinsam mit der Ge- Wir wollen den oben skizzierten Weg weitergehen. schäftsführerin den Fachbeirat Gesellschaftliche Auf- Konkret setzen wir das etwa mit dem zweiten Teil der arbeitung. Veranstaltungsreihe »Deutschland 2.0. Die DDR im vereinigten Deutschland« um, die 2016 mit großem Zu den wichtigsten regelmäßig erscheinenden Publi- ­Erfolg gestartet ist. Wir beobachten, dass sich diese kationen der Stiftung zählt der jährliche zeitgeschichtliche Rückbindung der Vergangenheit an unsere Gegenwart Taschenkalender, der auch 2016 im Arbeitsbereich Ge- in der Aufarbeitung immer breiter durchsetzt. Dazu sellschaftliche Aufarbeitung erarbeitet wurde. Auf der ­haben wir mit unseren ­Aktivitäten sicherlich einiges Grundlage einer beständig wachsenden Datenbank, die beigetragen und wollen dies auch weiter tun. mittlerweile rund 4.600 Ereignisse der SED-Diktatur und der deutschen Teilung enthält, wird vom Arbeitsbereich zudem der zweimonatlich erscheinende »Historische Ka- lenderdienst« erstellt, dessen historische Daten regelmä- ßig Anregungen für Medien und Institutionen der Bil- dungsarbeit bieten. Nicht zuletzt oblagen dem Leiter des Arbeitsbereichs Gesellschaftliche Aufarbeitung, Publika- tionen und außerschulische Bildungsarbeit Dr. Robert Grünbaum als dem stellvertretenden Geschäftsführer der Stiftung vielfältige Leitungs-, Verwaltungs- und Reprä- sentationsaufgaben. 3.1 Der Arbeitsbereich Gesellschaftliche Aufarbeitung, 28 Publikationen und auSSerschulische Bildungsarbeit 28

Neue Publikationen zur Würdigung Jahre, die jahrelang dem Brecht-Ensemble angehört hatte, der Opfer staatlicher Gewalt nach Moskau emigrieren. Hier geriet sie bald in die schrecklichen Mühlen der stalinistischen Säuberungen Ein dauerhafter Schwerpunkt der Projektförderung liegt und verstarb 1942 im Gulag. Ihr Schicksal als Verfolgte auf dem Themenbereich Opposition und Widerstand zweier Diktaturen verkörpert in besonderer Weise die gegen den SED-Staat und auf der Würdigung der Opfer Ambivalenz der kommunistischen Bewegung im Europa der kommunistischen Diktatur. Dies spiegelt sich auch des 20. Jahrhunderts zwischen vermeintlichem gesell- in den Publikationen wider, denen die Bundesstiftung schaftlichen Fortschritt und stalinistischem Massenterror. Aufarbeitung durch Druckkostenzuschüsse den Weg auf den Buchmarkt ebnen konnte: In der Schriftenreihe der Gedenkstätte Bautzener Straße Dresden erschien das »Krieg der Welten«: Tagungsband zur Buch »Und die hatten dann irgendwie meinen Willen Geschichte des Kalten Krieges gebrochen. Haftregime & Vernehmungspraxis in der MfS- U-Haft Bautzner Straße Dresden 1953–1989«. Auf der Grundlage einer gleichnamigen wissenschaftli- chen Tagung erschien Anfang 2017 der Band »Krieg der Ebenfalls mit Unterstützung der Bundesstiftung Auf- Welten. Zur Geschichte des Kalten Krieges« von Katha- arbeitung konnten eine viel beachtete Ausstellung über rina Hochmuth, herausgegeben im Auftrag des Berliner die Schauspielerin Carola Neher im Berliner Literatur- Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, der Bundes- haus und ein wissenschaftlicher Begleitband realisiert stiftung Aufarbeitung, des Zentrums Kalter Krieg e. V. werden. In dem von der Menschenrechtsorganisation und der Stiftung Berliner Mauer. Die Beiträge des Bandes MEMORIAL Deutschland initiierten Buch nähern sich untersuchen die Anfänge, den Verlauf und das Ende des die Autoren dem außergewöhnlichen Leben von Carola Kalten Krieges aus globaler wie lokaler Perspektive. Die Neher aus unterschiedlichen Perspektiven. Nach dem unterschiedlichen Blickwinkel tragen dabei in bemerkens- Beginn der Herrschaft der Nationalsozialisten musste werter Weise dazu bei, historische Wurzeln und Grund- die erfolgreiche Schauspielerin der 1920er- und 1930er- lagen aktueller politischer Problemlagen herauszuarbeiten.

Reinhard Müller, Bettina Katharina Hochmuth (Hg.):

Nir-Vered, Olga Reznikova, Katharina hochmuth (hrsG.) Krieg der Welten. Zur Irina Sherbakowa (Hg.): ­Geschichte des Kalten

Im Kalten Krieg standen sich nicht nur die westliche Welt und .) ­Carolader Ostblock Neher gegenüber. Vielmehr – gefeiertwirkte die Systemkonkurrenz auf ­Krieges, Berlin 2017 rs G ochmuth ochmuth h Katharina Katharina h auch massiv auf die sogenannte Dritte Welt im globalen Süden, ( der Bühne,wo die meisten blutigen gestorben Stellvertreterkriege ausgetragen im wurden. Zugleich prägte der Systemkonflikt nachhaltig die Gesellschaften ­Gulag.in Ost Kontexteund West. Die Beiträge des Bandeseines untersuchen die An- fänge, den Verlauf und das Ende des Kalten Krieges aus globaler wie lokaler Perspektive. Die unterschiedlichen Blickwinkel tragen ­Jahrhundertschicksals,auch dazu bei, ein besseres historisches Verständnis für aktuelle BerlinProblemlagen 2016 zu gewinnen.

Zur Geschichte des Kalten KrieGes

ISBN: 978-3-86331-319-7 29

Neue Titel in der Publika tionsreihe mit der LpB Thüringen

Eine ganze Reihe neuer Titel erschien 2016 in der erfolg- reichen Publikationsreihe der Bundesstiftung Aufar- beitung und der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen: Mit »Flucht und Ausreise aus der DDR« von Anna von Arnim-Rosenthal, »Der Kalte Krieg« von Rolf Steininger, »Ostalgie. Zu ostdeutschen Erfahrungen und Reaktionen nach dem Umbruch« von Thomas Ahbe, »Die Planwirtschaft in der DDR« von André Steiner sowie »Der Feind vor Gericht. Schauprozesse im kommunistischen Europa« von Annette Weinke wurden fünf Bände vor- gelegt, die einen wissenschaftlich fundierten und zugleich gut lesbaren Einstieg in die jeweilige Thematik möglich machen. Die Reihentitel sind damit besonders für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit geeignet und finden im Online-Publikationsshop der Stiftung wie auch bei Büchertischen regelmäßig großen Absatz.

Veranstaltungen zur SED-Gründung 1946, der Entstalinisierung 1956 und Biermann-Ausbürgerung 1976

Die Bundesstiftung Aufarbeitung war 2016 maßgeblich an mehreren Veranstaltungen beteiligt, die sich mit wich- tigen Jahrestagen der jüngsten Geschichte beschäftigten: Der 20. bundesweite Kongress der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und für die Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur sowie der Bundes- stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur mit den Ver- folgtenverbänden und Aufarbeitungsinitiativen fand Ende April 2016 in Rostock statt. Aus Anlass des 70. Jahrestags widmete sich der Kongress unter dem Titel »Zwangs- vereinigung« dem erzwungenen Zusammenschluss von SPD und KPD zur SED 1946 in der Sowjetischen Besat- zungszone. Auf einem international besetzten Podium wurden gleichfalls die parallelen Entwicklungen der Parteiensysteme in den anderen kommunistischen Re- gimen in den Blick genommen. Auch die Belange von Verfolgten und Opfern der SED-Diktatur spielten auf der dreitägigen Konferenz eine wichtige Rolle. 3.1 Der Arbeitsbereich Gesellschaftliche Aufarbeitung, 30 Publikationen und auSSerschulische Bildungsarbeit

Podium zum Thema »1956 – 1989 – 2016: Der lange Weg zur Demokratie in Ostmitteleuropa« im Rahmen der Konferenz »1956 – Aufbruch im Osten« am 19. Oktober 2016.

Podiumsgespräch zur Filmpräsentation »Der Fall Biermann – Mit der Gitarre gegen die Staatsmacht« am 3. N ovember 2016. 31

Podiumsgespräch »Stasi reloaded – Leben wir in einem neuen Überwachungsstaat?« am 6. September 2016.

Die Entstalinisierung in Ostmitteleuropa und ihre Folgen ausgestrahlt wurde, werden die Ereignisse von 1976 und standen im Mittelpunkt der Tagung »1956 – Aufbruch deren Wirkung auf die junge Opposition in der DDR im Osten«, die gemeinsam mit der Deutschen Gesell- näher beleuchtet. Eine gemeinsame Tagung der Deut- schaft e. V. im Collegium Hungaricum Berlin ausgerich- schen Gesellschaft und des Autorenkreises der Bundes- tet wurde. In seiner berühmten Geheimrede von 1956 republik Deutschland nahm das Ereignis der Biermann- rechnete der sowjetische Parteichef Nikita Chruschtschow Ausbürgerung, das eine entscheidende Zäsur in der Ge- mit seinem gefürchteten Vorgänger und dessen Verbre- schichte der DDR darstellt, aus literaturwissenschaftlicher chen ab. Drei Jahre nach seinem Tod wurde der Tyrann und historischer Perspektive in der Blick. Stalin vom Sockel gestürzt. Chruschtschows Politik der Entstalinisierung führte zu einer innen- und außenpo- litischen Entspannung, welche die kommunistische Staa- Deutschland 2.0: Wie viel DDR s teckt tenwelt schließlich in ihrer Existenz bedrohen sollte. Diese im wiedervereinten Deutschland? besondere historische Entwicklung diskutieren im Ok- tober 2016 nationale und internationale Experten. Mehr als 25 Jahre nach der deutschen Einheit fragte die Veranstaltungsreihe »Deutschland 2.0. Die DDR im ver- Im November 2016 jährte sich die Ausbürgerung des einigten Deutschland« nach den politischen, kulturellen Dichters und Liedermachers Wolf Biermann aus der DDR und gesellschaftlichen Einflüssen des Ostens auf das ver- zum 40. Mal. Zwei Veranstaltungen fanden aus diesem einigte Deutschland. Darüber hinaus wurde diskutiert, Anlass in den Räumen der Bundesstiftung Aufarbei- wie die historischen Erfahrungen aus den Zeiten der SED- tung statt. Am 3. November 2016 feierte der Dokumen- Diktatur, der deutschen Teilung und dem Wiederverei- tarfilm »Der Fall Biermann – Mit der Gitarre gegen die nigungsprozess für die gesellschaftlichen Herausforde- Staatsmacht« in der Berliner Kronenstraße seine öffent- rungen der Gegenwart und der Zukunft genutzt werden liche Premiere. In der Gemeinschaftsproduktion von können. MDR, NDR und SR, die wenige Tage später in der ARD 32

sowie der wirtschaftliche Transformationsprozess nach der Wiedervereinigung und dessen Auswirkungen auf die Gegenwart. Thema waren auch die Frage, inwieweit Ost- und West-Berlin wieder zu einer Stadt zusammen- gewachsen sind sowie die Unterschiede zwischen der historischen Stasi und der aktuellen gesellschaftlichen Debatte über Datenschutz und Überwachung. Mit der Veranstaltungsreihe gelang es, in Teilen eingefahrene Ost-West-Debatten und Wiedervereinigungsnarrative zu hinterfragen sowie neue politische und gesellschaft- liche Perspektiven auf das heutige Deutschland zu er- öffnen. Nicht zuletzt wegen der großen Resonanz ent- schieden sich die Partner, die Reihe 2017 fortzusetzen.

ZEIT-Redakteurin Anne Hähnig bei der Diskussion »Die ­Suche nach dem Osten. Die DDR in den Medien« am 7. Juni 2016. Spurensuche nach Herrschaft und Alltag in der DDR

Die Bandbreite der Themen der in der bewährt erfolg- Wie kann man breiteren Bevölkerungsschichten, vor allem reichen Zusammenarbeit mit dem Berliner Landesbe- aber auch der nachwachsenden Generation heute ver- auftragten für die Stasi-Unterlagen und der Deutschen mitteln, wie das Leben in der DDR war? Eine Antwort Gesellschaft e. V. konzipierten, innovativen Veranstal- darauf bietet das Leipziger Theaterstück »Am Brühl – Ein tungsreihe war breit gefächert. Sechs Gesprächsrunden Abriss.« Vor dem Hintergrund des Abrisses von drei nahmen verschiedene Politik- und Gesellschaftsfelder in DDR-Plattenbauten am Leipziger Brühl erzählt die von den Blick. Diskutiert wurden Rechtsextremismus und der Bundesstiftung Aufarbeitung geförderte Koproduk- Frem­denfeindlichkeit in der DDR sowie im vereinigten tion des Kino Datsche e. V., der Cammerspiele Leipzig Deutschland, das heutige Bild der DDR in den Medien und des Theaterlabors Bielefeld Lebensgeschichten der ehemaligen Bewohner dieser Häuser. In einem Mikro- kosmos zeigen sich dabei Umbrüche, Abbrüche und Auf- brüche vor und nach 1989. Ganz unterschiedliche Lebens- entwürfe aus der DDR werden dabei nebeneinander ge- stellt, die einen eindrücklichen Blick auf den schwierigen Alltag in der SED-Diktatur erlauben.

Ein ausgesprochen rege nachgefragtes Schülerprojekt realisierte 2016 die Deutsche Gesellschaft e. V. Bei »Schüler auf Spurensuche« erkundeten Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Städten Ostdeutschlands die DDR-Ge- schichte ihrer Heimatstadt. Orte der Herrschaft wie die ehemaligen SED-Kreisleitungen, Orte der Repression wie die örtlichen Dienststellen der Staatssicherheit sowie Haft- anstalten und Orte des Alltags wie ehemalige Kulturhäuser oder Staatsbetriebe fungieren dabei quasi als architekto- Im Workshop »Szenen des Wandels der Akteure von 1989« des Vereins translations beschäftigten sich Schülerinnen und Schüler mit den Grund - nische Zeitzeugen, die auf ihre Vergangenheit hin befragt lagen der Geschichte der ostmitteleuropäischen Transformation und der wurden. biographischen Entwicklung der Akteure. 33

3.2 Demokratie und Diktatur im Klassenzimmer – Der Arbeitsbereich Schulische Bildung

Die Geschichte der SED-Diktatur und der deutschen Teilung haben in den vergangenen Jahren in den meisten Rahmenlehrplänen der deutschen Bundesländer ihren Platz ge - funden. Die deutsche Zeitgeschichte nach 1945 ist zudem in mehr als der Hälfte der Bundesländer Gegenstand der Abiturprüfungen geworden. Insgesamt sind die Rahmen - bedingungen für den Schulunterricht zur Geschichte von Demokratie und Diktatur nach 1945 weitaus besser als vor einigen Jahren. Damit sind zentrale Anliegen der Bundes - stiftung Aufarbeitung in diesem Bereich ein gutes Stück vorangekommen. Diesen ­erfreulichen Trend in der schulischen Bildungslandschaft zu unterstützen und voran ­ zubringen bleibt Aufgabe und Ziel des Arbeitsbereichs Schulische Bildung.

Hinzu kommen neue Herausforderungen durch Popu- Schul- und Kulturämtern, Lehrerfortbildungsinstituten, lismus und Extremismus, die dem historischen Lernen Geschichts- und Politiklehrerverbänden auf Bundes- und eine neue Relevanz zuweisen. Hierzu werden bildungs- Länderebene, geschichtsdidaktischen Lehrstühlen sowie politische Initiativen angestoßen, Netzwerke geknüpft, weiteren Einrichtungen ist dabei ein Schlüssel für den über Bildungsangebote informiert und die Entwicklung Erfolg. Hinzu kommt die intensive Zusammenarbeit mit didaktischer Materialien gefördert. Die enge Zusammen- den Lehrkräften bei Weiterbildungen, Fachveranstaltun- arbeit mit den Kultus- und Schulministerien der Länder, gen und Bildungsmessen.

Ihre Ansprechpartner/-innen im ­Arbeits­bereich Schulische Bildung:

Dr. Jens Hüttmann Leiter des Arbeitsbereichs (2. v. l.) Stefanie Ackermann Projektmitarbeiterin (l.) Annabelle Ziegler Freiwilliges Soziales Jahr im politischen Leben (seit August 2016) (r.) Morten Siebelist Freiwilliges Soziales Jahr im politischen Leben ­(September 2015 bis August 2016) Maren Perschke Studentische Hilfskraft (seit September 2015) (2. v. r.) 34 3.2 Der Arbeitsbereich Schulische Bildung

Allein mit den elf Weiterbildungsveranstaltungen in zehn Bundesländern hat der Arbeitsbereich Schulische Bildung im Jahr 2016 mehr als 1.000 Lehrkräfte und Referendare direkt erreicht. Darüber hinaus trug der Arbeitsbereich zum Veranstaltungsangebot der Stiftung bei und betreute zahlreiche Schülergruppen, die sich vor Ort über die Was war wichtig 2016? Arbeit der Stiftung informierten. Im Arbeitsbereich Schu- lische Bildung wurden im Jahr 2016 insgesamt 13 Förder- Dr. Jens Hüttmann: projekte betreut und für das Förderjahr 2016 darüber Im vergangenen Jahr haben wir erfolg- hinaus 22 neue Projektanträge bearbeitet. reich daran gearbeitet, die relevanten Akteure in der ­schulischen Bildung miteinander zu vernetzen. Neben der AnstöSSe vermitteln: Bildungspolitische ­Geschichtsmesse in Suhl war die von Kooperationen und Netzwerkarbeit uns gemeinsam mit dem Hamburger Landesinstitut initiierte erste bundesweite Konferenz Bildung ist Ländersache, was für die Auseinandersetzung zur deutsch-deutschen Nachkriegsgeschichte für mit der Geschichte von Demokratie und Diktatur nach 1945 im Schulunterricht ein hohes Maß an vielfältigen ­Lehrerinnen und Lehrer ein ­wichtiger ­Beitrag. Die und heterogenen Rahmenbedingungen bedeutet. Für eine ­Unterrichtssituation ist wegen des föderalen Bildungs - erfolgreiche Vermittlung des Themas müssen zudem systems sehr vielfältig und ­heterogen, deshalb war es praktische Fragen erfüllt sein: Wie viel Zeit wird der besonders anregend, die Geschichte von Demokratie Geschichte der SED-Diktatur im Klassenzimmer tatsäch- und Diktatur nach 1945 übergreifend über Länder­ lich eingeräumt? In welchen Fächern wird das Thema grenzen zu ­diskutieren. gelehrt, welche Vorgabe setzen die Rahmenlehrpläne? Auf welche Weise lässt sich das Thema am besten vermitteln? Sind die Lehrkräfte gut vorbereitet? Zur Diskussion dieser Und was wird 2017 wichtig? Fragen lud die Bundesstiftung Aufarbeitung gemeinsam mit dem Hamburger Landesinstitut für Geschichte im Dr. Jens Hüttmann: April zur ersten bundesweiten Lehrerkonferenz zur deut- Angesichts der aktuellen Gefährdungen der Demo­kratie schen Nachkriegsgeschichte ein, an der sich 220 Lehr- kräfte aus ganz Deutschland beteiligten. Obwohl das Gros durch Populismus und Extremismus ist es umso der Teilnehmer aus Hamburg kam, gab es dabei nicht ­wichtiger, unsere Bildungs­angebote zu historischen wenige Teilnehmer aus Berlin, Hessen, Sachsen, Schleswig- Themen in der ­Gegenwart zu verankern. Wir wünschen Holstein und Thüringen. Damit war es möglich, die Rah- uns, dass die ­Schülerinnen und Schüler in Deutschland menbedingungen sowie praktische Fragen länderüber- sich für demokratische Werte einsetzen und merken, greifend zu diskutieren, was sich als besonders frucht- wie wichtig es ist, für eine freiheitliche sowie pluralis ­ bar erwiesen hat. tische Gesellschaft einzutreten. Warum heißt der ­Slogan »Wir sind das Volk!« im Jahr 1989 etwas ­anderes als heutzutage? Die historischen ­Erfahrungen in Deutschland nach 1945 sind ein wichtiger Schlüssel, um unsere Gegenwart zu verstehen. 35

Die Idee zu der Konferenz war vor dem Hintergrund einer Initiative entstanden, mit der die Bundesstiftung Aufarbeitung intensiv bei der Kultusministerkonferenz (KMK) dafür geworben hat, die Geschichte der deutschen Teilung intensiver als bisher in den Abschlussprüfungen der unterschiedlichen Schulformen zu behandeln. Schließ- lich muss im Unterricht ausführlich behandelt werden, was am Ende in Prüfungen abgefragt wird. Die positive Resonanz dieses Ansatzes zeigte das Beispiel Hamburg, wo die Geschichte der DDR ab Herbst 2017 für zunächst drei Jahre Abiturthema sein wird. Für den von der KMK angeregten bundesweiten Projekttag zum 9. November hatte die Bundesstiftung Aufarbeitung bereits vor einigen Jahren gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Bundesbeauftragten für die Stasi-Unter- lagen das Portal www.projekttag-deutsche-geschichte.de entwickelt, das seitdem regelmäßig aktualisiert wird. Schu- len nutzen das Portal aber auch jenseits des Jahrestags.

Der Historiker Prof. Dr. Christoph Kleßmann (M.) mit Teilnehmerinnen und Um Angebote wie dieses bekannt zu machen, ist die Teilnehmern der Lehrerkonferenz in Hamburg. Netzwerkbildung auf Länderebene essenziell. Einen gu- ten Anlass dazu bietet die größte europäische Bildungs- messe Didacta, bei der die Bundesstiftung Aufarbeitung seit mehreren Jahren mit einem Stand vertreten ist. 2016 fand die Messe mit mehr als 800 Ausstellern und rund 97.000 Besuchern vom 16. bis 20. Februar in Köln statt. Im Laufe der Woche besuchten rund 800 Lehrkräfte den Stand der Bundesstiftung, um sich über das breite An- gebot an Lernmaterialien, Büchern, DVDs, Ausstellungen und Fortbildungsangeboten zu informieren.

Eine weitere fruchtbare Kooperation auf Länderebene ist das jährliche Berlin-Brandenburgische Bildungsforum, das traditionell von der Arbeitsgruppe Forum beim Ber- liner Senat veranstaltet wird. Das Forum 2016 fand am Standortort Normannenstraße der Stasi-Unterlagenbe- hörde statt. Unter dem Titel »Was hat das mit mir zu tun? Subjektorientierte Pädagogik in Gedenkstätten« disku- tierten 80 Lehrkräfte und Multiplikatoren neue Zugänge für Schülerinnen und Schüler, die junge Leute anregen Diskussion über die Bildungsarbeit mit dem Präsidenten der Bundeszentrale sollen, sich am historischen Ort mit der Erinnerungs- für politische Bildung Thomas Krüger, Arbeitsbereichsleiter Dr. Jens Hüttmann kultur auseinanderzusetzen. und Moderator Marcus Kiesel bei der Veranstaltung »Vergangenheit mit ­Zukunft« am 4. Juli 2016. 36 3.2 Der Arbeitsbereich Schulische Bildung 36 37

Schlüsselmultiplikatoren stärken: Fortbildungen für Lehrkräfte

Die Bundesstiftung Aufarbeitung unterstützt die Lehre- rinnen und Lehrer in vielfacher Weise und vermittelt regelmäßig Anstöße, wie die Geschichte der deutschen Teilung den Schülerinnen und Schülern auf interessante Weise nähergebracht werden kann. Zentral sind dabei die von der Stiftung entwickelten Fortbildungsformate. Diese umfassen jeweils einen Fachvortrag und die Vor- stellung didaktischer Materialien, die für die Konzipie- rung von Unterrichtseinheiten zur Geschichte der DDR geeignet sind. Schließlich werden exemplarisch didak- tische Materialien erprobt und Einsatzmöglichkeiten für den Schulunterricht diskutiert.

Die Bundesstiftung Aufarbeitung präsentierte ihre Angebote beim 51. Historikertag in Hamburg am Stand des Wochenschau Verlags. Mindestens einmal im Jahr ist der Arbeitsbereich zu Gast an der Akademie für politische Bildung in Tutzing, so etwa im Januar 2016 bei der Fortbildungstagung »Deut- sche Geschichte nach 1945«. Im Verlauf von fünf Tagen – Bayern ist das einzige Bundesland, das Lehrkräften so viel Zeit einräumt, sich weiterzubilden – diskutierten Lehr- kräfte von Gymnasien, Realschulen und Berufsschulen neue Forschungsperspektiven sowie die Frage, auf welche Weise diese fruchtbar in den Unterricht eingebracht wer- den können. Dr. Jens Hüttmann referierte über die Er- innerung an den Nationalsozialismus in der DDR sowie über die Aufarbeitung der deutschen Teilungsgeschichte nach 1990. Auch bei der Fortbildungsveranstaltung der Stiftung Ettersberg in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße in Erfurt im August 2016 stand der öf- fentliche Umgang mit der Geschichte im Mittelpunkt, als der Arbeitsbereichsleiter zum Auftakt der Tagung über »Erinnerungskultur und Aufarbeitung« referierte. Ebenfalls einmal im Jahr ist der Arbeitsbereich involviert Bundesweite Impulse setzte der Schülerkongress an der Wilhelmstadtschule in Berlin-Spandau, der im Juni 2016 unter Mitwirkung von 150 Schülerinnen in die Fortbildungsveranstaltungen der Point Alpha Aka- und Schülern aus sechs Bundesländern stattfand. demie, die Lehrplaninhalte aus Hessen und Thüringen aufgreift, um diese für den Unterricht zu operationali- sieren. Im April 2016 lautete der Schwerpunkt »Alltags- 37 37

Am 13. August 2016 fand im Grenzhus Schlagsdorf eine Tagung zum aktuellen Umgang mit der Geschichte der ­innerdeutschen Grenze statt.

erfahrungen in der DDR«, der Arbeitsbereichsleiter stellte Insgesamt bot der Arbeitsbereich im Jahr 2016 zehn nach dem Vortrag »Alltag in der DDR – zwischen staat- Leh­rerfortbildungsveranstaltungen zu verschiedenen The- lichen Ansprüchen und gesellschaftlicher Wirklichkeit« men an. Mit diesen Angeboten konnte der Arbeitsbereich Bildungsangebote der Bundesstiftung und anderen Ein- seit 2011 mit insgesamt 80 Weiterbildungsveranstaltun- richtungen vor, um diese anschließend mit den Teilneh- gen in allen Bundesländern mehrere Tausend Lehrkräfte mern zu erproben. und Referendare direkt erreichen. Am häufigsten wurde 2016 der Überblick zu den Ursachen, der Geschichte und Die Bundesstiftung Aufarbeitung bemüht sich in den den Folgen der Friedlichen Revolution und deutschen Ein- verschiedensten Zusammenhängen, die Geschichte der heit nachgefragt. Hinzu kamen Veranstaltungen zum DDR als Teil der gesamtdeutschen Geschichte im histo- Alltag in der SED-Diktatur, zu Deutungskonflikten in der rischen Bewusstsein zu verankern. Dies war der Impuls Zeitgeschichte, dem Verhältnis von kollektivem Erinnern einer Fachtagung des Landes Nordrhein-Westfalen, die und Erinnerungskultur im Kontext der Bildungsarbeit im April Lehrkräfte und weitere Multiplikatoren einlud, sowie zum viel diskutierten Thema Rechtsextremismus unter der Überschrift »Die DDR im Westen. Deutsch- in der DDR und im vereinigten Deutschland. Weitere deutsche Geschichte in der historisch-politischen Bildung Fortbildungsangebote zur Zeitzeugenarbeit im Unterricht in NRW« zu diskutieren. kommen jedes Jahr hinzu. 38 3.2 Der Arbeitsbereich Schulische Bildung

Didaktische Materialien entwickeln, verbreiten und fördern

Mittlerweile können Lehrkräfte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter außerschulischer Bildungseinrichtungen auf ein breites Angebot didaktischer Materialien zur Ge- schichte von Demokratie und Diktatur nach 1945 in Deutschland zurückgreifen. Eine Orientierung im Ma- terialdschungel bietet die Bundesstiftung Aufarbeitung mit ihrem laufend aktualisierten Bildungskatalog »SED- Diktatur und deutsche Teilung«, der auf der Stiftungs- website kostenlos zur Verfügung steht. Es handelt sich um ein einzigartiges Angebot im Bereich der historisch-poli- tischen Bildung zur deutschen Zeitgeschichte nach 1945: 247 didaktisch aufbereitete Materialien verzeichnete der Katalog Ende 2016. Mithilfe von Themenschlagwörtern und über Volltextsuche lassen sich die passenden Ange- bote recherchieren. Über entsprechende Verweise sind die 320 Schülerinnen und Schüler steckten mehr als 9.000 Papierblumen ­zusammen: Sie erinnern an die Menschen, die bei den Aktionen »Ungeziefer« Materialien zumeist kostenlos abrufbar oder können zum und »Kornblume« aus den grenznahen Gebieten des Bezirks Erfurt zwangs ­ Selbstkostenpreis bezogen werden. umgesiedelt wurden. Die zwölf vom Arbeitsbereich betreuten und von der Stiftung geförderten Projekte umfassten im Jahr 2016 ne- ben mehreren Veranstaltungsprojekten vor allem Fort- bildungen für Multiplikatoren, Seminare und Workshops sowie diverse didaktische Materialien. Dazu zählt das

Jens Hüttmann · Anna von Arnim-Rosenthal (Hrsg.) schülerorientierte Demokratieprojekt »Ungeziefer und Kornblumen« des Vereins Schallwerk-Berlin e. V., das die Zwangsaussiedlungen der SED, die »Aktion Ungeziefer« und die »Aktion Kornblume« in den Mittelpunkt stellte. Bis Juni 1952 wurden rund 3.500 als politisch unzuver- lässig eingeschätzte Bewohner gegen ihren Willen und teilweise mit brutaler Gewalt aus grenznahen Gebieten zur Bundesrepublik Deutschland in das Landesinnere der DDR deportiert. Mit der Schließung der Grenzen in Berlin am 13. August 1961 liefen die Vorbereitungen für eine zweite umfangreiche Zwangsaussiedlung unter dem Decknamen »Aktion Kornblume«, die am 3. Oktober 1961 begann. In Thüringen waren davon rund 1.700 Menschen Jens Hüttmann, Anna von Arnim-Rosenthal (Hg.): ­ betroffen. In Kooperation mit zahlreichen Partnern sowie Diktatur und Demokratie im Unterricht: Der Fall DDR. engagierten Bürgerinnen und Bürgern in Bad Salzungen, Berlin: Metropol 2017. Eisenach, Breitenworbis, Apolda und Erfurt setzten sich rund 340 Jugendliche aus Förderschulen und Gymnasien 39

im Rahmen von Erzählcafés sowie Gesprächsrunden vor Ort mit den Ereignissen auseinander. Zur Vor- und Nach- bereitung erstellten Lehramtsstudenten begleitendes Un- terrichtsmaterial.

Auch für Grundschüler sind mittlerweile einige didak- tische Angebote entstanden, um sich mit dem Unterschied von Demokratie und Diktatur in der deutschen Nach- kriegsgeschichte zu beschäftigen. In dem von der Stiftung geförderten Projekt »Paul und Emilia auf Spurensuche. Ein Koffer voll Geschichte« der Bildungsagentur capito wurde ein Comic mit begleitenden Unterrichtsmaterialien entwickelt. Die Bildergeschichte ermöglicht einen alters- gerechten Zugang zur DDR-Geschichte. Gemeinsam mit den Geschwistern Paul und Emilia lernen die Schülerin- Der Comic »Paul & Emilia auf ­Spurensuche« nen und Schüler exemplarische Aspekte des Alltagslebens kann ­kostenlos ­heruntergeladen werden: der DDR kennen und werden mit den wichtigsten poli- www.capito.de/paulundemilia.html. tischen Ereignissen der deutschen Teilungs- und Einheits- geschichte vertraut gemacht.

Einen spielerischen Zugang eröffnet schließlich das Zeitzeugen vermitteln gelebte von der Bundesstiftung geförderte Kartenspiel »Wende- ­Geschichte für Schüler punkte. Leben zwischen Diktatur und Demokratie«, das von der Agentur Playing History umgesetzt wurde. Junge Im November 2016 besuchte der Zeitzeuge Jochen Stern Leute werden dabei mit zugespitzten Entscheidungssitu- auf Einladung der Bundesstiftung und des Fachbereichs ationen konfrontiert, die für Heranwachsende in der DDR »Didaktik der Gesellschaftswissenschaften« die Rheinisch- bedeutsam sein konnten: FDJ oder Junge Gemeinde? Westfälische Technische Hochschule Aachen. Stern (ge- Studium in Moskau oder in der Opposition heimlich Flug- boren 1928) ist Schauspieler, Regisseur sowie Autor und blätter verteilen? »Wendepunkte« ermöglicht es heutigen war wegen angeblicher Zugehörigkeit zu einer Spionage- Jugendlichen, sich in den Alltag in der DDR vor, während organisation und wegen vermeintlicher antisowjetischer und nach der Wiedervereinigung hineinzuversetzen. Die Propaganda im Jahre 1947 verhaftet worden. Nach fast ein- Zwänge des Systems, mit denen Menschen konfrontiert jähriger Untersuchungshaft im NKWD-Gefängnis Pots- waren, ihre widersprüchlichen Entscheidungen, für die dam Lindenstraße wurde er 1948 zu 25 Jahren Zwangs- sie später geradestehen müssen, ermöglichen es jungen arbeit in der Justizvollzugsanstalt Bautzen verurteilt. 1954 Leuten, sich in die politische Zeitenwende hineinzuver- wurde er durch Amnestie in die Bundesrepublik entlas- setzen, die 1989 das Leben von Millionen Menschen auf sen. In Aachen berichtete Jochen Stern vor Studierenden den Kopf stellte. Wendepunkte ist ein einfaches und schnell und Interessierten in einer Abendveranstaltung über sein erlernbares Kartenspiel, das auch Spaß macht und die Schicksal als »Staatsfeind«. Bereits am Nachmittag des- deutsch-deutsche Geschichte greifbar macht. selben Tages diskutierte Dr. Jens Hüttmann mit Master- 40 3.2 Der Arbeitsbereich Schulische Bildung

Zeitzeugengespräch am 14. Oktober 2016 in Hamburg am Gymnasium Buckhorn Personen v. l.: Jens Hüttmann, Jochen Stern, Werner Höpfner.

studierenden der Fächer Geschichte und Politik über die »Von der Friedlichen Revolution bis zur Wiedervereini- aktuelle Relevanz der Auseinandersetzung mit der deut- gung. Eine Zeitzeugenbefragung anlässlich des 9. Novem- schen Nachkriegsgeschichte für die konkrete Unterrichts- ber 1989« hieß schließlich eine Veranstaltung am Landes- planung und -gestaltung sowie die Angebote der Bundes- institut für Geschichte Hamburg, bei der die Zeitzeugen stiftung für Schüler und angehende Lehrkräfte. Evelyn Zupke und Jörg Stiehler ihre Erinnerungen an Demokratisierung, Mauerfall sowie Wiedervereinigung vorstellten und sich mit den Fragen von 250 Hamburger Schülerinnen und Schüler auseinandersetzten. 41

3.3 Zeitzeugenarbeit unterstützen: Das ­Bildungsportal www.zeitzeugenbuero.de

Das Bildungsportal www.zeitzeugenbuero.de vermittelt kostenfrei den Kontakt zu ­Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der SED-Diktatur und der deutschen Teilung im gesamten Bundesgebiet. Die Datenbank verzeichnet fast 350 Zeitzeugen (Stand Dezember 2016: 346). Weitere Akteure, die mit ihren Daten nicht online verfügbar sein möchten, können über die Bundesstiftung Aufarbeitung angefragt werden.

Für Schulen, Einrichtungen der außerschulischen Bil- zimmern bieten darüber hinaus enorme Potenziale für dungsarbeit sowie Medienvertreter ist die Datenbank des die Gegenwartsorientierung von Geschichte im Klassen- Portals mittlerweile erste Anlaufadresse für die Suche zimmer. Auf diese Weise ist Demokratie nicht nur der nach Zeitzeugen der deutsch-deutschen Geschichte. Für Gegenstand, sondern das Prinzip historischen Lernens. den Schulunterricht haben Zeitzeugengespräche einen hohen Wert, da sie immer den notwendigen Lebenswelt- Gleichzeitig geht es beim Zeitzeugengespräch immer bezug zur Gegenwart der Schüler ermöglichen: Durch um eine subjektive Erfahrung von Geschichte und nicht die konkrete Schilderung von Lebensgeschichten werden um die Vergangenheit »an sich«. Der Austausch mit Zeit- junge Menschen auf besondere Weise an die deutsche zeugen erfordert deshalb eine gute Organisation sowie Nachkriegsgeschichte herangeführt und für sie sensibi- eine umfangreiche Vor- und Nachbereitung. Mit ihrer lisiert. neuen Publikation »Gelebte Geschichte. DDR-Zeitzeugen in Schulen. Ein Leitfaden für Lehrkräfte« gibt die Bun- Die Themen reichen von Flucht und Freikauf über desstiftung Aufarbeitung Lehrkräften und Bildungsmulti- die Friedliche Revolution bis zu den Transformations- plikatoren praktische Hinweise zur Organisation, Mo- prozessen der deutschen Einheit. Die Datenbankrecher- deration sowie Vor- und Nachbereitung der Gespräche. che kann entsprechend regional und thematisch einge- Informationen zu Finanzierungsmöglichkeiten von Ge- grenzt werden. Im Portal werden die Zeitzeugen mit Fotos, sprächen und Projekttagen, zu Zeitzeugengesprächen an einer Biografie sowie mit Berichten und Materialien vor- historischen Orten sowie zu weiterführender Literatur gestellt und können direkt für Veranstaltungen angefragt ergänzen das Angebot. werden.

Gelebte Geschichte – Zeitzeugen der SED-Diktatur in Schulen

Zeitzeugengespräche sind ideal geeignet, historische Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern zu fördern. Kontroversität, Multiperspektivität und Schülerorientie- rung können so im Sinne des Beutelsbacher Konsenses unterstützt werden. Dialoge mit Zeitzeugen in Klassen- 42 3.3 Zeitzeugenarbeit unterstützen: Das Bildungsportal www.zeitzeugenbuero.de

Zur Unterstützung von Lehrenden und Bildungsmitar- Zeitzeugen vermitteln lebendige beitern bietet das Portal www.zeitzeugenbuero.de zudem ­Zeitgeschichte unterschiedlichste didaktische Materialien und Unter- richtsentwürfe sowie Hinweise auf Ausstellungen, Filme Auch in den Räumen der Bundesstiftung Aufarbeitung und Bildungsseiten. Themenschwerpunkte sind der Volks- finden regelmäßig Zeitzeugengespräche statt. Ein Höhe- aufstand vom 17. Juni 1953, der Mauerbau am 13. Au- punkt war die Veranstaltung anlässlich des 63. Jahres- gust 1961, Friedliche Revolution und deutsche Einheit. tags des Volksaufstands vom 17. Juni 1953, bei der der Weitere Hintergrundinformationen und Materialien wer- Zeitzeuge Werner Bork gemeinsam mit Jugendlichen des den zum Schicksal deutscher Gulag-Häftlinge, dem Frau- Internationalen Jugendgemeinschaftsdienstes (ijgd) die engefängnis Hoheneck, der Jugend in der SED-Diktatur, Vorgeschichte der Ereignisse in den Blick nahmen. zu Flucht, Fluchthilfe und Freikauf sowie weiteren The- Werner Bork berichtete von seiner Mitarbeit in einer men bereitgestellt. Widerstandsgruppe im brandenburgischen Werder, in der Schüler, Studierende und Lehrlinge für freie Wahlen, Die Bundesstiftung Aufarbeitung verfügt im Rahmen Meinungsfreiheit und Demokratie eintraten. eines außergewöhnlichen Kooperationsprojekts auch über Mittel zur Finanzierung von Veranstaltungen mit Zeit- Bei weiteren Zeitzeugengesprächen interessierten zeugen in Schulen: Die Servicestelle Koordinierendes sich die Jugendlichen vor allem für die Schulzeit und das Zeitzeugenbüro (www.ddr-zeitzeuge.de), die bei der Ge- Jungsein in der SED-Diktatur. So befragten mehr als 40 denkstätte Berlin-Hohenschönhausen angesiedelt ist und Jugendliche im Freiwilligen Sozialen Jahr aus Nordrhein- von dieser gemeinsam mit der Stiftung Berliner Mauer Westphalen den Zeitzeugen Thomas Raufeisen zu seiner sowie der Bundesstiftung Aufarbeitung betrieben wird, Zeit als Schüler in der Bundesrepublik und in der DDR, zahlt Aufwandsentschädigungen und Zuschüsse zu Reise- zu seinem Fluchtversuch und der anschließenden poli- kosten. Das KZB finanziert nicht nur eigene Zeitzeugen- tischen Haft. Über ihre Zeit in der Punkszene in der einsätze, sondern auch Veranstaltungen, die über das Zeit- DDR sprach Anne Hahn mit rund 100 Schülerinnen zeugenportal der Bundesstiftung Aufarbeitung zustande und Schülern des Markgräfin-Wilhelmine Gymnasiums kommen. Bayreuth. Die Jugendlichen besuchten die Bundesstif- tung im Rahmen ihrer Berlin-Reise auf Einladung der Deutschen Gesellschaft e. V.

Die Schülerinnen und Schüler des von der Bundes- stiftung geförderten »History SummerCamp« der Ko- operative Berlin beschäftigten sich mit ganz anderen Fragen. Die Jugendlichen aus Berlin und Hamburg er- kundeten das verlassene sowjetische Kasernengelände im brandenburgischen Wünsdorf, und entwickelten mit Fotos, Videos und Texten Ideen für zeitgemäßes Erin- nern. Dabei unterstütze sie Dietmar Schultke, der von 1987 bis 1998 unfreiwillig als DDR-Grenzsoldat an der innerdeutschen Grenze eingesetzt war.

Zeitzeuge Werner Bork im Gespräch mit Morten Siebelist (r.), der 2016 sein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Stiftung geleistet hat. 43

40 Jugendliche im Freiwilligen Sozialen Jahr aus Die Schülerinnen und Schülern des Markgräfin-Wilhelmine ­Nordrhein-Westphalen sprachen mit dem Zeitzeugen Gymnasiums Bayreuth kamen zu einem Zeitzeugengespräch ­Thomas Raufeisen. in die Stiftung.

Neben den zahlreichen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen anstaltungen in Schulen, Volkshochschulen und anderen auf zeitzeugenbuero.de berichten nicht zuletzt Stiftungs- Bildungseinrichtungen eingeladen, um über sein Leben vorstand Gerd Poppe und der Vorstandsvorsitzende und die jüngste deutsche Zeitgeschichte zu sprechen. Mit Rainer Eppelmann regelmäßig in Interviews und Ver- dieser lebendigen Bildungsarbeit können jungen Men- anstaltungen über das Leben in Opposition zum SED- schen immer wieder Angebote gemacht werden, sich mit Staat und die Zeit der Friedlichen Revolution sowie den den höchst aktuellen Fragen von Diktatur und Demo- Einigungsprozess, den beide als Politiker aktiv mitge- kratie zu befassen. staltet haben. So war Rainer Eppelmann zu rund 30 Ver-

Wer weiß, was es heißt, in ­einer Diktatur zu leben, kann den Wert unserer Demokratie besser ermessen.

Rainer Eppelmann

Dutzende Zeitzeugengespräche und Interviews führte Rainer Eppelmann im Jahresverlauf. 44 3.4 Der Arbeitsbereich Opfer und Gedenken

3.4 Betroffene unterstützen, Erinnerung WACH- HALTEN – Der Arbeitsbereich Opfer und Gedenken

Die Erinnerung an das Unrecht in den kommunistischen Diktaturen wachzuhalten und für die Opfer der kommunistischen Diktaturen und ihre Anliegen einzutreten, sind zentrale ­Anliegen, denen sich die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur seit ihrer Gründung verpflichtet hat. Wie aktuell diese Aufgabe fast 30 Jahre nach dem Ende der kommunistischen Diktaturen in Europa ist, macht die hohe bundesweite Nachfrage nach Beratungsangeboten, Hilfe und Unterstützung deutlich. Die Bundesstiftung setzt sich ­darüber hinaus dafür ein, dass die gesetzlichen Regelungen für die Entschädigung und Rehabilitierung von Opfern politischer Verfolgung weiter verbessert werden.

Viele Themen in diesem Bereich spielen in der täglichen der DDR und verdeutlicht die Motive westlicher Pharma­ Stiftungsarbeit auch jenseits medialer Aufmerksamkeit unternehmen, die Medikamente in der DDR testen zu eine wichtige Rolle. Um ihre oben genannten Aufgaben lassen. Die Befunde sind ambivalent: In den untersuch- umzusetzen, unterstützt die Stiftung Expertisen und Stu- ten Fällen wurden die wissenschaftlichen Standards ein- dien, um die Ansprüche von Betroffenen zu untermauern. gehalten, die zum jeweiligen Zeitpunkt in Ost und West Die Studie »Klinische Arzneimittelforschung in der DDR Gültigkeit hatten. Schwierig zu bewerten war für die im Auftrag westlicher Pharmafirmen, 1961–1990« des Forscher, ob und in welchem Umfang die Patientinnen Instituts für Geschichte der Medizin und Ethik an der und Patienten über die Risiken der Behandlung aufge- Berliner Charité wurde seit 2013 von der Bundesstiftung klärt wurden. Den beteiligten Pharmaunternehmen konn- finanziell unterstützt und konnte 2016 abgeschlossen so- ten nachträglich keine rechtlichen Verstöße angelastet wie der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Studie of- werden. Den DDR-Medizinern hielten die Forscher der fenbart erstmals das Ausmaß von Medikamententests in Charité zugute, dass die Tests für sie oft die einzige Mög-

Ihre Ansprechpartner/-innen im Arbeitsbereich Opfer und Gedenken:

Dr. Anna Kaminsky Geschäftsführerin, Leiterin des Arbeitsbereichs (2. v. l.) Anna v. Arnim-Rosenthal Mitarbeiterin Zeitzeugen und Erinnerungskultur (2. v. r.) Ruth Gleinig Ansprechpartnerin für Opfer politischer Verfolgung in der SBZ/DDR (l.) Lena Ens Projektmitarbeiterin »Erinnerungsorte an ­kommunistische Diktaturen« Janet Volkmer Sachbearbeiterin Projektförderungen (r.) 45

lichkeit waren, um neueste Präparate überhaupt anwen- den zu können. Die Patienten wurden allerdings durch die Tests mit oder ohne ihr Wissen Teil des Devisenbe- schaffungssystems der DDR.

Ein weiteres wichtiges Thema, das bis heute für Spe- kulationen sorgt, ist der Umstand, dass politischen Häft- Was war wichtig 2016? lingen in der DDR gedroht wurde, dass ihnen ihre Kinder entzogen werden. Zwar gab es ersten Untersuchungen zufolge offenbar nur relativ wenige Fälle direkt politisch Anna v. Arnim-Rosenthal: motivierter Zwangsadoptionen. Offen bleibt jedoch die Auch mehr als 25 Jahre nach dem Frage, ob und wie häufig die Zustimmung zu Adoptionen Ende der kommunistischen Diktatur erpresst wurde und wie viele Kinder ihren Eltern aus in der DDR wünschen sich viele ihrer politischen Gründen weggenommen wurden, ohne dass Opfer eine stärkere gesellschaftliche es zu Adoptionen in andere Elternhäuser gekommen ist. Anerkennung. Mit neuen Denkmälern Die Bundesstiftung Aufarbeitung setzt sich seit mehreren und Gedenktafeln haben ihre ganz Jahren für die Erforschung dieses Themenkomplexes ein persönlichen Erinnerungen einen Platz erhalten und und hat bereits eine Fachtagung, eine Publikation und sind damit nicht zuletzt für Jugendliche zugänglich weitere Untersuchungen zum politisch motivierten Kin- ­geworden. Der Austausch über die Geschichte am desentzug gefördert. Im Rahmen der Zusammenarbeit ­historischen Ort bietet für alle Beteiligten große in der »Arbeitsgemeinschaft Zwangsadoptionen«, die von ­Chancen. der Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bun- desländer, Iris Gleicke, ins Leben gerufen wurde, konnte 2016 gemeinsam mit weiteren Akteuren eine neue Studie zu diesem komplexen Thema angestoßen werden. Und was wird 2017 wichtig?

Anna v. Arnim-Rosenthal: Wir werden uns weiter auf die Bedürfnisse und ­Interessen von Opfern der SED-Diktatur konzentrieren und uns für das Gedenken und den Austausch einsetzen. Und es geht weiterhin darum, die konkrete Situation von Betroffenen zu verbessern. Ehemalige politische Häftlinge berichten uns immer wieder, dass ihr erlitte - nes Unrecht und die Folgen daraus nicht anerkannt werden. Mit Weiterbildungen und Veranstaltungen ­setzen wir uns dafür ein, für die Folgen von politischer Repression in der DDR zu sensibilisieren. Hier wollen wir noch stärker informieren und aufklären.

Nicht nur zum Jahrestag des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 erinnert die Bundesstiftung Aufarbeitung an die Opfer der SED-Diktatur, so wie hier bei der ­Gedenkveranstaltung der Bundesregierung am Mahnmal auf dem Friedhof Seestraße in Berlin-Wedding. 46 3.4 Der Arbeitsbereich Opfer und Gedenken

Die Praxis des repressiven Erziehungssystems in der DDR emplaren neun Mal im Jahr erscheint. Für viele Verfolgte wird auch in der Publikation »Hier kommste nicht raus. und ihre Angehörigen ist dieses Medium eine wichtige Geschlossener Jugendwerkhof Torgau: Endpunkt erzie- Informationsquelle, um sich über Novellierungen von herischer Willkür der SED gegenüber verhaltensabwei- Rehabilitierungsgesetzen sowie über Publikationen und chenden Jugendlichen« thematisiert, die mit Unterstüt- Veranstaltungen zu informieren. Begleitend dazu erscheint zung der Stiftung erschienen ist. Das Buch gibt ehema- wöchentlich der ebenfalls geförderte E-Mail-Newsletter ligen Insassen des Geschlossenen Jugendwerkhofs Torgau »UOKG-Rückblick«, der über die Arbeit der Verbände so- Raum, von ihrem Leidensweg zu berichten und darzu- wie aktuelle Debatten und Termine informiert. stellen, wie sich diese Erfahrungen auf ihr eigenes Leben, Handeln und erzieherisches Verständnis ausgewirkt haben Der Austausch untereinander sowie der Diskurs mit und weiter auswirken. Diese Untersuchungen bieten die der Fachwelt und der Öffentlichkeit ist vielen ehemaligen Grundlage für die Einordnung und Bewertung des Ge- politischen Häftlingen und Verfolgten des SED-Regimes schehenen auf wissenschaftlicher Basis. Sie ermöglichen ein wichtiges Anliegen. Auf Einladung der Friedrich- es zugleich, die Erfahrungen und Interessen der Opfer Ebert-Stiftung und mit Unterstützung der Stiftung trafen zu berücksichtigen. sich am 26. und 27. Mai 2016 ehemalige politische Häft- linge, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Museen, Ge- denkstätten und Aufarbeitungseinrichtungen, Histori- Gedenken fördern, Opferverbände kerinnen und Historiker sowie Jugendliche beim Bautzen- ­unterstützen Forum und diskutierten zum Thema »Macht und Gewalt. Zum Herrschaftssystem der SBZ/DDR«. Beim 22. Halle- Zu den Grundlagen der historischen Aufarbeitung gehört Forum zum Thema »Der Umgang mit den Opfern kom- die Arbeit der Opferverbände und -vereine. Im Jahr munistischer Diktaturen« am 3. und 4. November 2016 2016 konnte die Bundesstiftung 28 Projekte der Opfer- tauschten sich Betroffene über ihre Bedürfnisse, Inte­ verbände mit insgesamt 226.000 Euro finanzieren, das ressen und Erinnerungen aus. Die Geschäftsführerin der entspricht 13 Prozent der gesamten Fördermittel. Ein Bundesstiftung Dr. Anna Kaminsky beteiligte sich mit zentrales Projekt ist die Unterstützung der Zeitschrift Vorträgen und Diskussionsbeiträgen an beiden Tagungen. »Der Stacheldraht«, die in einer Auflage von 10.000 Ex-

Das 27. Bautzen-Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung. Dr. Anna Kaminsky bei ihrem Vortrag über Denkmale und Erinnerungsorte für die Opfer kommunistischer Gewalt - herrschaft in Sachsen-Anhalt beim 22. Halle-Forum. 47

Das Gedenken an die Opfer politischer Verfolgung wird von der Bundesstiftung Aufarbeitung ebenfalls finanziell und ideell unterstützt. Im gesamten Bundesgebiet erin- nern jährlich Gedenkveranstaltungen an das geschehene Unrecht, ehren die Betroffenen und würdigen die Ange- hörigen. Im Jahr 2016 stand die Erinnerung an die nach 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone einsetzende Verfolgung von Jugendlichen im Mittelpunkt. Erinnert wurde aber auch wieder an die Traditionen des Wider- stands gegen die kommunistische Diktatur, ohne dabei die deutsche Verantwortung und Schuld während des Natio- nalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg auszublenden.

Gedenkveranstaltung auf dem »Karnickelberg« in Bautzen für die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft in den Bautzener Gefängnissen Erinnerung an Sowjetische am 25. Mai 2016. ­Speziallager und den Gul ag

Für die Opfer politischer Verfolgung in der unmittelbaren Nachkriegszeit sind die jährlichen Gedenkveranstaltun- gen an den Orten ehemaliger sowjetischer Speziallager in Sachsenhausen, Fünfeichen, Ketschendorf, Jamlitz oder Mühlberg in jedem Jahr von besonderer Bedeutung. Hier wird an die Menschen erinnert, die dem Lagersystem und den dort herrschenden unmenschlichen Zuständen zum Opfer fielen. Von den insgesamt über 120.000 deutschen Häftlingen starb etwa ein Drittel an Krankheiten wie Typhus oder Tuberkulose und an Unterernährung. Die Bundesstiftung Aufarbeitung ist bei vielen dieser Ver- anstaltungen personell vertreten und zeigt damit ihre Ver- bundenheit mit den Opfern politischer Gewaltherrschaft. Mitglieder der Initiativgruppe Internierungslager Jamlitz e. V. bei der Bei der jährlichen Gedenkveranstaltung in Malchow ­Gedenkveranstaltung am 10. September 2016. am 1. Juli 2016 begrüßte Anna v. Arnim-Rosenthal die Anwesenden und erinnerte an die Malchower Jugendli- chen, die nach 1945 als angebliche nationalsozialistische »Werwölfe« in die sowjetischen Lager verschleppt wurden und dort umkamen.

Zahlreiche Veranstaltungen befassten sich mit dem Kriegsende und der zweiten Diktatur, die in Deutschland nach 1945 unter kommunistischen Vorzeichen gegründet wurde. Dazu gehörte eine Veranstaltung zum frühen Widerstand von Jugendlichen im brandenburgischen Werder gegen die Durchsetzung der Diktatur. Männer und Frauen, die in das sowjetische Straflager Workuta

Anna v. Arnim-Rosenthal sprach bei der 19. Gedenkveranstaltung für die jugendlichen Opfer der Malchower Werwolftragödie 1945/1946 am 1. Juli 2017. 48 3.4 Der Arbeitsbereich Opfer und Gedenken

verschleppt worden waren, kamen vom 3. bis 5. Juni 2016 Frauen unter politischer Verfolgung in Schwerin zusammen. Bei der von der Bundesstiftung Aufarbeitung geförderten Veranstaltung erinnerten sie an Die politische Verfolgung von Frauen war 2016 wieder ihre Schicksale und diskutierten Konzepte, wie ihre Erin- ein Schwerpunktthema der Stiftungsarbeit. So trafen sich nerungen an jüngere Generationen weitergegeben werden auf Einladung der Bundesstiftung Aufarbeitung im No- können. vember 2016 Frauen, die von Sowjetischen Militärtribu- nalen zu Haftstrafen verurteilt worden waren. Der Lei- densweg von vielen dieser Frauen begann im Sowjetischen Speziallager in Sachsenhausen und führte sie für Jahre in das Frauengefängnis Hoheneck. Darüber hinaus unter- stützte die Stiftung wieder das jährliche Treffen von ehe- maligen weiblichen politischen Häftlingen und deren Kindern, die in den Speziallagern der Sowjetischen Be- satzungszone oder in Gefängnissen der DDR geboren wurden. Vom 1. bis 3. Juli 2016 fand dieses von Alexander Latotzky organisierte Treffen von Müttern und Kindern in Leipzig statt. Die Veranstaltung führt seit rund zwanzig Jahren die überlebenden Mütter und ihre Kinder zu- sammen.

Erinnern, aufarbeiten und gedenken an historischen Orten Beim jährlichen Workuta-Treffen, das am 5. Juni 2016 in Schwerin statt - fand, wurden am Justizgebäude Demmlerplatz Kränze für die Opfer des Gulag abgelegt. Gedenkorte in all ihren Erscheinungsformen sind wichtig, um im öffentlichen Raum auf das historische Unrecht aufmerksam zu machen, die Opfer zu würdigen und den Betroffenen einen Ort der Erinnerung zu geben. Damit werden eine lebendige Erinnerungsarbeit und eine per- manente Auseinandersetzung ermöglicht. In diesem Sinne unterstützte die Bundesstiftung Aufarbeitung auch 2016 Initiativen zur Errichtung von Gedenkstätten und Er- innerungszeichen an historischen Orten. So förderte sie über die Stadt Stollberg die Entwicklung einer Gedenk- stätte im ehemaligen Frauenzuchthaus Hoheneck. Ebenso setzt sich die Bundesstiftung dafür ein, das Areal des frü- heren Gefängnisses auf dem Kaßberg einer größeren Öf- fentlichkeit zugänglich zu machen. Die geschichtliche Be- deutung des Kaßberg als Ort des deutsch-deutschen Frei- kaufgeschäfts war Anlass für die Stiftung, sich angesichts des geplanten Verkaufs des Areals für die Bewahrung der historischen Spuren und den Erhalt von Teilen des Ge- ländes für eine dauerhafte Bildungsarbeit in Chemnitz stark zu machen. In der Bundesstiftung Aufarbeitung trafen sich am 29. N ovember 2016 Frauen, die in sowjetischen Straflagern inhaftiert waren. 49

Zeitzeuge Rainer Buchwald bei der Einweihung der Enthüllung einer Gedenktafel an der heutigen JVA Chemnitz am 24. Mai 2016. ­Gedenk- und Informationstafel zum Durchgangsheim Die Tafel erinnert an die politischen Häftlinge, die dort bis 1989 inhaftiert waren. ­Alt-Stralau in Berlin.

Neben dem Kaßberg waren politische Häftlinge in Chem- gischen Heilband Heiligenstadt im geografischen Mittel- nitz auch im Gefängnis in der Reichenhainer Straße in- punkt zwischen den drei Landeshauptstädte Wiesbaden, haftiert. Die Bundesstiftung begleitete ehemalige politi- Hannover und Erfurt aufgestellt. sche Häftlinge bei ihrer Initiative, dort eine Gedenktafel einzuweihen, die am 24. Mai 2016 enthüllt werden konnte. Eine weitere Gedenktafel konnte bereits am 28. April 2016 Unterstützung für die Beratung von mit Förderung der Stiftung am ehemaligen Durchgangs- Opfern politischer Verfolgung heim in der heutigen Thalia-Grundschule in Alt-Stralau in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert werden. Im Durch- Die Beratungsangebote für die Opfer politischer Verfol- gangsheim Alt-Stralau waren Mädchen und Jungen zeit- gung und Haft sind unerlässlich, um den Betroffenen weise untergebracht – für viele von ihnen war das Heim auch mehr als 25 Jahre nach dem Ende der SED-Dikta- nur eine Station, von der sie in Spezialkinderheime oder tur bei der Lösung ihrer drängenden juristischen, wirt- Jugendwerkhöfe kamen. Die Gedenktafel informiert In- schaftlichen und psychischen Fragen sowie Problemen teressierte sowie die Schülerinnen und Schüler über das zu helfen. Die Bundesstiftung Aufarbeitung kann eine Unrecht, das dort den Jüngsten der DDR-Gesellschaft solche Beratung selbst nicht leisten, unterstützt die be- angetan wurde. Anna v. Arnim-Rosenthal erinnerte bei stehenden Angebote der unterschiedlichsten Träger den Gedenktafel-Einweihungen in Grußworten an Haft aber nach Kräften, und das kontinuierlich seit ihrer und Repression. Gründung 1998. Das wichtigste Element ist hierbei die finanzielle Unterstützung der Verbände und Vereini- An der früheren innerdeutschen Grenze informieren gungen, die die Opfer politischer Verfolgung über ihre seit dem 17. Juni 2016 neue Informations- und Gedenk- Ansprüche nach den SED-Unrechtsbereinigungsgeset- tafeln an die deutsche Teilung und die Demarkationslinie zen informieren und sie bei der Geltendmachung ihrer im Dreiländereck zwischen Hessen, Thüringen und Nie- Ansprüche beraten. Beratungsangebote gibt es in Ost- dersachsen. Der Erinnerungsort »Westblick« wurde mit wie Westdeutschland, da viele Opfer politischer Verfol- Förderung der Bundesstiftung Aufarbeitung im thürin- gung nach ihrer Haft in den Westen ausreisen konnten 50 3.4 Der Arbeitsbereich Opfer und Gedenken

oder von der Bundesregierung freigekauft wurden. Die Stiftung finanziert die Beratungsarbeit von Opferver- bänden und Vereinen, die entsprechende Erfahrung nachweisen können und über keine anderweitige Fi- nanzierung verfügen, mit einer Pauschale in Höhe von 15 Euro pro Beratung.

Auch die in Berlin ansässige Beratungsstelle Gegen- wind, die bundesweit einzige psychologische Beratungs- stelle, die auf die Opfer der SED-Diktatur spezialisiert ist, wird seit dem Jahr 2012 über die Beratungsinitiative der Bundesstiftung Aufarbeitung gemeinsam mit dem Ber- liner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen unter- stützt. Zumindest mittelfristig ist die Finanzierung von Gegenwind durch die Länder Berlin und Brandenburg gesichert. Die Stiftung setzt sich jedoch darüber hinaus dafür ein, dass die Finanzierung dieser einzigartigen Publikation: Übersicht über Beratungs­ Beratung langfristig gesichert wird. Zudem plädiert die angebote für Opfer politischer Verfolgung Stiftung gemeinsam mit ihren Partnern, etwa den Landes- in der SBZ/DDR beauftragten, seit Langem dafür, dass Betroffene von po- litischer Verfolgung der SED-Diktatur auch in anderen Mit dem Ziel der Verbesserung der Situation der Bundesländern professionelle psychosoziale Hilfe und Opfer hat die Bundesstiftung Aufarbeitung nicht Unterstützung erhalten können. nur zahlreiche Studien unterstützt, sie stellt auch kontinuierlich aktualisierte Übersichten mit Darüber hinaus stellte die Stiftung auch 2016 im Hilfs- und Beratungsangeboten für Opfer politi- Rahmen der von ihr 2003 initiierten Beratungsinitiative scher Verfolgung, Adressen von Anlaufstellen und Mittel in Höhe von rund 75.000 Euro zur Verfügung. Informationsangebote für Mitarbeiter von Ämtern Diese werden über die jeweiligen Landesbeauftragten für sowie Behörden zur Verfügung. die Stasi-Unterlagen in den ostdeutschen Bundesländern eingesetzt, um dezentrale Beratungsangebote zu unter- Die neue, sechste, erweiterte und überarbeitete halten. Zum 9. Dezember 2010 waren die Fristen für eine Auflage der Broschüre ist eine Orientierungshilfe Antragstellung nach den SED-Unrechtsbereinigungsge- bei der Realisierung von rechtlichen Ansprüchen, setzen, die ursprünglich zum 31. Dezember 2011 enden bei der Rehabilitierung und der Suche nach ge- sollten, erneut verlängert worden, dieses Mal bis zum Jahr eigneten Ansprechpartnern. Sie informiert über 2019. Bis heute haben längst nicht alle Betroffenen einen Angebote von juristischer, psychologischer und Antrag auf Rehabilitierung und Entschädigung gestellt; sozialer Hilfe, von Betreuung sowie Beratung. Alle viele weil sie die entsprechende Gesetzeslage und die be- Initiativen, Vereine, Verbände und staatlichen stehenden Möglichkeiten nicht kennen. Die diesbezügliche Stellen, die auf die eine oder andere Art und Unterstützung seitens der Bundesstiftung Aufarbeitung Weise Hilfe sowie Beratung leisten, sind alphabe- kann jedoch nur komplementär erfolgen, die Verantwor- tisch aufgeführt. tung für die soziale Fürsorge für Opfer politischer Ver- folgung bleibt Sache der Länder und Kommunen. 51

Nicht zuletzt unterstützt die Stiftung Institutionen wie Nationale und internationale die Caritas bei der Betreuung von Opfern politischer Ver- ­Gedenkstättenarbeit folgung durch Weiterbildungs- und Supervisionsange- bote sowie die Unterstützung von Tagungen zu diesen Neben der finanziellen Förderung von Projekten unter- Themen. Akteure, die sich seit Jahren in der Beratung und stützt die Bundesstiftung Aufarbeitung durch zahlreiche Betreuung von Opfern politischer Verfolgung engagieren, Veranstaltungen, Tagungen und Konferenzen die Aus- erhalten damit Möglichkeiten, ihre Erfahrungen auszu- einandersetzung mit der kommunistischen Diktatur in tauschen und berufliche Netzwerke zu bilden. Diesem Gedenkstätten, Museen und Aufarbeitungsinstitutionen. Zweck dienen auch die Weiterbildungsangebote der Stif- Schwerpunkt der Gedenkstättenarbeit der Bundesstiftung tung, die sich insbesondere an Mitarbeiterinnen und Mit- war 2016 die Vernetzung von Gedenkstätten und Auf- arbeiter in Ämtern sowie Behörden richten. Die Weiter- arbeitungseinrichtungen innerhalb Deutschlands. Dabei bildungen informieren über die verschiedenen Mechanis- geht es darum, einen intensiven Austausch über Erfah- men sowie Formen der Repression und klären über deren rungen der täglichen Arbeit sowie zu neuen Forschungs- langfristigen Folgen auf (s. hierzu Abschnitt 3.8). ergebnissen und didaktischen Methoden anzustoßen sowie Kooperationen zu ermöglichen. Zugleich stellt die Ein wichtiges Thema bei der Entschädigung von Bundesstiftung ihre internationalen Kontakte zur Ver- Opfern der SED-Diktatur ist die Beratungspraxis der fügung, um deutsche Gedenkstätten und Museen mit Gutachter. Es sind einerseits vor allem die psychischen internationalen Partnerinstitutionen, vor allem aus Ost- und körperlichen Schadensbilder, die bei den Betroffe- mitteleuropa, zusammenzubringen. Dabei sollen Fragen nen politischer Repression häufiger sind als aber bei an- zur Geschichte der kommunistischen Diktaturen, zu den deren vergleichbaren Gruppen. Andererseits machen es Erfordernissen einer modernen Geschichtsaufarbeitung die spezifischen Repressionsmaßnahmen und Zerset- sowie zu deren zeitgemäßer Vermittlung in Gedenkstät- zungsmethoden der DDR-Staatssicherheit erforderlich, ten, Museen und in der politischen Bildungsarbeit länder- dass die Gutachter über historisches Wissen verfügen. übergreifend mit Kollegen aus europäischen Staaten mit Die Probleme und Herausforderung der Begutachtung einer ähnlichen Vergangenheit diskutiert werden. Ziel ist waren Thema des von der Bundesstiftung geförderten es darüber hinaus, die Erfahrungen deutscher Gedenk- Kongresses der Union der Opfer der kommunistischen stätten, Museen und Aufarbeitungseinrichtungen zur Gewaltherrschaft am 8. Oktober 2016. Sie sind darüber Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in den inter- hinaus Gegenstand des »Dialog-Forums politische Opfer nationalen Diskurs einzubringen (siehe auch Kapitel 4.4). der DDR-Diktatur« bei der Beauftragten der Bundesregie- rung für die neuen Bundesländer, an dem sich die Bun- desstiftung beteiligt. Zudem hatte die Stiftung gemein- sam mit den Landesbeauftragten empfohlen, einen Gut- achterpool einzurichten, in dem besonders geschulte und zertifizierte Gutachter erfasst sind, die die Spezifik der Haftfolgeschäden ehemaliger politischer Häftlinge ken- nen und sowohl die notwendige Sachkenntnis im Um- gang mit traumatisierten SED-Opfern als auch die Kennt- nis vom Repressionssystem in SBZ und DDR haben.

l.: Gedenken an Peter Fechter am 13. August 2016, dem Jahrestag des Mauerbaus. r.: Gedenkveranstaltung zum 55. Jahrestag des Mauerbaus in der Gedenkstätte Berliner Mauer am 13. August 2016. 52 3.5 Der Arbeitsbereich Ausstellungen, Filme, Multimedia

3.5 Zeitgeschichte in Bild, Ton und online: Der Arbeitsbereich Ausstellungen | Filme | Multimedia

Zahlreiche eigene Projekte und Aktivitäten Dritter wurden 2016 durch den Arbeitsbereich Ausstellungen | Filme | Multimedia betreut, verantwortet und umgesetzt. Wie in den Vorjahren gehört die Förderung von multimedialen Angeboten zu den finanziell stärksten Förderbereichen: Von 63 im Arbeitsbereich beantragten Anträgen mit einer Fördersumme von mehr als zwei Millionen Euro konnten rund 700.000 Euro für 31 Projekte bereitge - stellt werden. 16 Ausstellungen, fünf Dokumentarfilme, sechs Multimediaprojekte, zwei Filmfestivals, eine Tagung sowie eine Publikationen konnten damit realisiert werden.

So finanziell aufwändig Filme und Ausstellungen in der Ansicht der Filme vor der Endfertigung, das Begutachten Regel sind, erreichen sie zugleich ein großes Publikum. und Kommentieren von Ausstellungsdrehbüchern, die Mehrere Millionen Zuschauer konnten 2016 mit den TV- Organisation von öffentlichen Präsentationen oder auch Ausstrahlungen aktuell geförderter Dokumentationen die Würdigungen der Projekte durch Grußworte sowie wie auch mit zahlreichen Wiederholungen in öffentlich- Reden bei zahlreichen öffentlichen Präsentationen und rechtlichen und privaten Sendern erreicht werden. nicht zuletzt die Prüfung der Mittelverwendung.

Die genannten Projekte sind zugleich sehr be­treu­ Im Arbeitsbereich wurden zehn Veranstaltungen ungs­intensiv. Neben der konzeptionellen Beratung im durchgeführt, darunter die jährlich stattfindende ein- Vorfeld der Antragstellung und der Projektbegleitung wöchige Studienfahrt, die in diesem Jahr in die Balkan- bei inhaltlichen und finanziellen Fragen stehen weitere region führte (s. Kap. 3.7: Internationale Arbeit), sowie Aufgaben in der Projektförderung an. Hierzu zählen die eine eintägige Konferenz. Auch der Neujahrsempfang

Ihre Ansprechpartner/-innen im Arbeitsbereich Ausstellungen | Filme | Multimedia:

Dr. Sabine Kuder Leiterin des Arbeitsbereichs (l.) Jens Dienert Sachbearbeiter (Mitte) Rebekka Eberhard Studentische Hilfskraft (r.) 53

der Aufarbeitungseinrichtungen, die in Berlin und Bran- denburg in zwei Arbeitskreisen organisiert sind, lag in der Verantwortung des Arbeitsbereiches. Nachdem die Betreuung des Onlineangebots, das im Arbeitsbereich aufgebaut wurde, an die neu eingerichtete Online-Redak- tion übergeben wurde, bleibt die Leiterin des Arbeitsbe- reiches in die verschiedenen Aktivitäten eingebunden. Hinzu kam die Mitarbeit in mehreren Gremien, etwa den Beiräten der Gedenkstätte Leistikowstraße in Potsdam, dem künftigen Galeriezentrum in Schloss Biesdorf, dem Arbeitskreis zur Zukunft des ehemaligen Polizeigefäng- nisses in der Berliner Keibelstraße sowie seit vielen Jahren in der AG Gesamtkonzept Berliner Mauer.

Fachgespräch mit dem ehemaligen Beauftragten der »War Crime Die Macht der Erinner ung ­Commission« für Bosnien-Herzegowina Mirsad Tokaca.

Wie erinnert man sich persönlich, wie erinnern sich Ge- sellschaften allgemein an ihre Vergangenheit, wie wird staatlicherseits erinnert und welche Bedeutung haben Erinnerungskulturen für die Entwicklung eines Landes? 2016 konnte zu diesem Thema eine Film-Dokumentation von Kerstin Nickig und timeprints GmbH gefördert und unter großes öffentliches Interesse in einer Abendver- anstaltung präsentiert werden. Im Mittelpunkt stehen dabei die Auseinandersetzung um die Verstaatlichung und Umgestaltung der einzigen Gulag-Gedenkstätte in der Russischen Föderation am Standort des ehemaligen Lagers Perm 36, an deren Beispiel auch der Umgang mit der Geschichte im heutigen Russland aufgezeigt wurde. »Archive als Akteure der Aufarbeitung«: Diskussion mit Floriane Hohenberg (Internationaler Suchdienst Bad Arolsen), Roland Jahn, Petra Rauschenbach Um Erinnerungskultur und die Frage der Bedeutung (Bundesarchiv), Moderator Markus Decker, Dea Maric (Human Rights House der Aufarbeitung für heutige Gesellschaften ging es auch Zagreb) und Frank Ebert (Robert-Havemann-Gesellschaft). bei der »History Lecture« mit dem ehemaligen Beauftrag- ten der »War Crime Commission« für Bosnien-Herzego- Verantwortung und Zukunft« des Deutschen Instituts für wina Mirsad Tocaka. Bei der Veranstaltung bezeichnete Menschenrechte sowie der Humboldt Viadrina Gover- er es als unabdingbar für die Zukunft der Demokratien, nance Platform, in der Kronenstraße. Unter dem Titel die historischen Verbrechen aufzudecken, die Täter zu be- »Archive als Akteure der Aufarbeitung« sprachen Ver- nennen und die Verletzung der Menschenrechte öffentlich treter von Archiven zur NS- und DDR-Geschichte über zu machen. Nur so werde ein Verschweigen verhindert die Bedeutung von Archiven für die Identifizierung und oder nur schwer möglich gemacht. Überführung von Tätern sowie für die Rehabilitierung der Opfer. Auch bei dieser Veranstaltung ging es um Fra- Am 18. April 2016 gastierte die Veranstaltungsreihe gen der Heilung, um Fragen der Versöhnung und die Be- »Transitional Justice«, gemeinsam ausgerichtet von der nennung von Herausforderungen und Chancen der Auf- Bundesstiftung Aufarbeitung, der Stiftung »Erinnerung, arbeitung. 54 3.5 Der Arbeitsbereich Ausstellungen, Filme, Multimedia

Eine Veranstaltung der Stiftung Friedliche Revolution Leipzig auf dem Theaterplatz in Dresden knüpfte thema- tisch hieran an und widmete sich der Frage nach »Hass oder Versöhnung«, vor der viele ehemals diktatorisch regierte Länder nach wie vor stehen. Die Diskussion mit Was war wichtig 2016? Nenad Vukosavlevic vom Center for Non-Violent Action Belgrad/Sarajevo und Prof. Wolfgang Höpken von der Dr. Sabine Kuder: Universität Leipzig wurde moderiert von der Leiterin des Die Studienreise auf den Balkan, die Arbeitsbereiches. Dabei standen neben der Frage nach in der Zuständigkeit des Arbeits­ der Herausbildung und Bedeutung von nationalen Iden- bereiches lag, war sicherlich ein titäten insbesondere das Thema Nationalismus und des- ­Höhepunkt in diesem Jahr. Nicht nur, sen Erstarken in Transformationszeiten im Fokus des weil die Reise viele bewegende und Gespräches. bedrückende Ereignisse wieder in Dass Transformationsphasen immer Zeiten sind, die den Fokus rückte, wie etwa beim Besuch in Sarajevo, an alle Beteiligten große Herausforderungen stellen und Srebrenica oder in Mostar. Sondern vor allem, weil neben Chancen auch Risiken mit sich bringen, konnte ­erkennbar wurde, welche dramatischen Folgen es für im Hinblick auf Künstlerinnen und Künstler auch in heutige und zukünftige gesellschaftliche und politische einem großangelegten Interviewprojekt von Riesa efau – Entwicklungen haben kann, wenn man sich der Kulturforum Dresden e. V. herausgearbeitet werden. Ins- ­Vergangenheit nicht stellt, wenn sie nicht in einer besondere die Herausforderungen, sich im neuen System ­breiten Öffentlichkeit auf­gearbeitet werden kann. zurechtzufinden, ohne dabei die eigene Identität und den eigenen Orientierungsrahmen zu verlieren, wurden hierbei von den Interviewpartnern thematisiert. Und was wird 2017 wichtig?

Opposition und Repression Dr. Sabine Kuder: Es wird weiter darum gehen, Formen zu finden, die die Ein dauerhafter Schwerpunkt der Arbeit der Bundes- Vermittlung von Diktaturgeschichte an breite Gesell - stiftung liegt auf dem Themenbereich Opposition und schaftsschichten ermöglichen. Filme und Ausstellungen Widerstand gegen den SED-Staat und auf der Würdigung werden hier sicherlich auch weiterhin eine heraus ­ der Opfer der kommunistischen Diktatur. Dies zeigte ragende Rolle spielen. Es wird aber auch darum gehen, zum Beispiel eindrücklich die Ausstellung »Hilferufe sie durch qualitativ hochwertiges Begleitmaterial zu aus Riesa«, die durch die Internationale Gesellschaft für ergänzen, um ihren Einsatz in der schulischen und Menschenrechte erarbeitet wurde. Darin wird der Mut außerschulischen Bildungsarbeit zu ermöglichen und und das Schicksal von rund 80 Personen beschrieben, die hierbei insbesondere den Bezug zu aktuellen Ereignissen, mit dem Initiator Karl-Heinz Nitschke unter Berufung die Rückbindung der Vergangenheit an unsere Gegen - auf die KSZE-Schlussakte von Helsinki 1975 in einer wart und ­Zukunft in den Blick zu nehmen. Hier haben Petition die Einhaltung der Menschenrechte in der DDR wir sicherlich bereits einiges getan und wollen das und die Genehmigung ihrer Ausreise einforderten. Die fortsetzen. in der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannte Ge- schichte um die Riesaer Petition steht dabei stellvertre- tend für die vielen kleinen widerständigen Handlungen zahlreicher Menschen in der DDR. Sie zeigt, dass sich der Drang der Menschen nach Freiheit nie dauerhaft unter- drücken ließ, zeigt aber auch, wie brutal und rigoros der DDR-Staat hierauf reagierte. 55

Eröffnung der Wanderrausstellung »Hilferufe aus Riesa – Die Bürgermeister von Spandau und Falkensee eröffneten Die Geschichte der ›Riesaer Petition zur vollen Erlangung am 13. November 2016 die von der Bundesstiftung Auf ­ der Menschenrechte‹ von 1976« am 11. Juli 2016 im arbeitung geförderte Open-Air-Dauerausstellung auf dem ­Stadtmuseum Risa durch Dr. Sabine Kuder. ehemaligen Mauerstreifen zwischen beiden Gemeinden.

Auch die Ausstellung »NVA-Soldaten hinter Gittern. Mit Förderung der Stiftung konnte außerdem eine Aus- Der Armeeknast Schwedt als Ort der Repression«, die stellung der Gemeinde Falkensee zu Mauerbau und Mau- das Städtische Museum Schwedt gemeinsam mit dem erfall auf dem ehemaligen Grenzstreifen als Dauerein- Verein DDR-Militärgefängnis Schwedt erarbeitet hat, richtung konserviert werden. Nachdem vor einigen Jahren zeigt das harte und unnachgiebige Handeln der Staats- eine temporäre Ausstellung breites öffentliches Interesse macht, wenn sich Personen – wie in diesem Fall Militär- in der Region wie auch bei Nutzern des dortigen Mauer- angehörige – nicht an die vorgeschriebenen Regeln hiel- weges hervorrief, konnte nun eine Dauerausstellung in ten. Die Schau wurde mittlerweile als Wanderausstellung englischer und deutscher Fassung installiert werden, die an mehreren Orten mit großem Erfolg gezeigt. über das Leben an und hinter der Mauer berichtet, die Schicksale und Toten an der Berliner Mauer sowie die Wie viele oppositionelle Aktionen es gab und wie das Befreiung vom Herbst 1989 und das Ende der deutschen SED-Regime hierauf reagierte, kann seit 2016 in einer Teilung in Erinnerung ruft. umfangreichen bibliographische Datenbank des Archiv Bürgerbewegung Leipzig zu Opposition und Repression in der SBZ und DDR eingesehen sowie recherchiert wer- Leben in der Diktatur den. Die Online-Ressource, die unter Mitwirkung und auf Grundlage der gedruckten Bibliographie von Prof. Wie kann man heute vermitteln, wie das Leben in der Rainer Eckert entstand, ist eine wichtige Ressource für Diktatur war, nicht nur der nachwachsenden Generation? Wissenschaftler und historisch Interessierte. Das Archiv Bürgerbewegung Leipzig hat mit Förderung durch die Bundesstiftung in den vergangenen Jahren dazu bereits einige rege nachgefragte Ausstellungen rea- lisieren können. 2016 widmeten sich die Kolleginnen und Bibliografie zu Opposition, Widerstand und politischer Repression in der SBZ und DDR Kollegen nun der »verordneten Solidarität« mit Menschen www.archiv-buergerbewegung.de/­ aus anderen Kulturkreisen, die als Gastarbeiter in die datenbank-bibliografie DDR kamen. Fazit der Ausstellung ist, dass die Solida- rität staatlicherseits nie bedeutet hatte, dass es enge Be- 56 3.5 Der Arbeitsbereich Ausstellungen, Filme, Multimedia

ziehungen zwischen der DDR-Bevölkerung und den »Fremden« geben sollte – eine Ursache für das Entstehen von Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und rech- ter Gewalt in der DDR der 1980er Jahre, so die Kuratoren. Zu diesem Ergebnis kommt auch ein geförderter Doku- mentarfilm, auf den unten hingewiesen werden wird.

Dass die DDR in ihrem Bestreben, die Grenzen dicht und undurchlässig zu machen, weder auf persönliche Schicksale noch auf andere Begebenheiten Rücksicht nahm, thematisierten Ars Sacrow e. V. um den Autor Jens Arndt in der vielbeachteten und vielbesuchten Ausstel- lung »Gärtner führen keine Kriege«. Die Ausstellung in Schloss Sacrow zeigte, wie die unvergleichlichen Park- landschaften durch die Grenzziehung brutal auseinander- geschnitten, zerstört, niedergewalzt wurden – erzählt wird aber auch, wie es den Gärtnern gelang, manches zu retten, Eröffnung der geförderten Wanderausstellung »Rechtsradikale Frauen in der DDR in den 1980er Jahren im Blick der Stasi« am 1. Dezember in vieles zu memorieren, um nach Ende der deutschen Tei- der Amadeu Antonio Stiftung. lung in einem ungewöhnlichen Heilungsprozess die ur- sprünglichen Kulturlandschaften wieder herzustellen und die Barbarei zu überwinden.

Erinnerung in bewegten Bildern

Die öffentliche Präsentation von geförderten TV-Doku- mentationen gemeinsam mit den Fernsehsendern und Produktionsfirmen zählt seit langem zum Veranstaltungs- kalender der Bundesstiftung Aufarbeitung. Dabei wird die Chance genutzt, das Thema des jeweiligen Films in Podiumsgesprächen zu spezifizieren und in einen brei- teren Kontext einzubetten. 2016 konnten zwei von der Produktionsfirma Armadafilm produzierte Dokumen- tationen präsentiert werden. Im Frühjahr wurde der Film »Honeckers Gastarbeiter – Fremde Freunde in der DDR« von Lutz Rentner und Tom Franke vor 300 Gästen in der St. Bartholomäuskirche aufgeführt und diskutiert. Zahl- reiche Mosambikaner, die als Gastarbeiter in die DDR geholt worden waren, beteiligten sich an der Veranstal- tung. Im November wurde im Kino Babylon vor rund Eine viel beachtete Ausstellung konnte 2016 im Schloss Sacrow eröffnet ­werden: »Gärtner führen keine Kriege« widmete sich der Auswirkung der 400 Gästen die Dokumentation »Die Stimme Amerikas – ­deutschen Teilung auf die Parklandschaften an der ehemaligen Grenze US-Musik in der DDR« von Michael Rauhut und Tom ­zwischen West-Berlin und Brandenburg. Am Mikrofon der Kurator Jens Arndt. Franke gezeigt, im Anschluss gaben die Musiker Uschi Brüning und Ernst Ludwig Petrowsky mit ihrer Band ein Konzert. 57

Die Dokumentation »Die Stimme Amerikas – US-Musik in der DDR« von Michael Rauhut und Tom Franke wurde am 7. November im Berliner Kino Babylon uraufgeführt.

Dem ersten Spiel der bundesdeutschen Fußballnational- Mit dem Dokumentarfilm »Was wurde aus der SED« mannschaft in Moskau nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen der Filmemacher Jan Lorenzen und die Pro- widmet sich eine Dokumentation von Thomas Grimm duktionsfirma Hoferichter & Jacobs zum ersten Mal den von Zeitzeugen TV. Nur zehn Jahre nach Kriegsende Werdegang der ehemaligen DDR-Staatspartei und deren und dem Beginn der deutschen Teilung kam es zu bizarr politische, personelle und wirtschaftliche Transforma- anmutenden deutsch-deutschen Begegnungen, ein Fuß- tionen nach 1989 in den Blick. Der Film erinnert auch ballspiel mitten im Kalten Krieg nur wenige Wochen vor daran, dass die Repressionen zwar vom Ministerium für dem ersten Besuch von Bundeskanzler Adenauer in Mos- Staatssicherheit ausgeführt wurden, von der Parteispitze kau. Die Beziehungen von Sport und Politik im Kalten aber angeordnet, gebilligt und verantwortet wurden – Krieg stand nicht zum ersten und sicher nicht zum letzten auch wenn dies in der öffentlichen Wahrnehmung zu- Mal im Rampenlicht von Veranstaltungen oder Förderun- nehmend aus dem Blick verschwindet. Gemeinsam mit gen der Bundesstiftung Aufarbeitung. Dabei werden stets dem Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig konnte der Film die konkreten Ereignisse, die Beteiligten und die Aus- im Herbst 2016 einem großen Publikum erstmals öffent- wirkungen auf Gesellschaft und Politik in den Blick ge- lich gezeigt werden. Am gleichen Tag fand eine Presse- nommen. Die Uraufführung des Filmes fand vor mehr vorführung in den Räumen der Bundesstiftung Aufar- als 200 Gästen in einer Lounge des Stadions von FC beitung statt. Eine öffentliche Aufführung des Films in Union Berlin an der Alten Försterei statt. Berlin folgt im Frühjahr 2017.

Der geförderte Animationsfilm »Kaputt/Broken« von Die inzwischen mehrfach preisgekrönte App »Zeitfenster. ­Alexander Lahl und Volker Schlecht setzt sich mit dem Friedliche Revolution in Leipzig« wurden vom Historischen DDR-Frauengefängnis Hoheneck auseinander. Der Film Seminar der Universität Leipzig durch Prof. Dr. Alfons wurde bei der Berlinale sowie bei weiteren internationalen Kenkmann und sein Team mit Förderung der Bundes ­ Festivals ausgezeichnet, zuletzt beim renommierten stiftung Aufarbeitung entwickelt. Sundance Film Festival. 58 3.6 Der Arbeitsbereich Wissenschaft

3.6 forschung und Wissenstransfer fördern: Der Arbeitsbereich Wissenschaft

Forschungsförderung und Wissenstransfer sind Schwerpunkte des Arbeitsbereichs ­Wissenschaft, dessen Tätigkeitsfelder gleichwohl weit über das akademische Feld ­hinausreichen. 2016 wurden dort 26 Förderprojekte sowie 13 Stipendiatinnen und ­Stipendiaten betreut. Hinzu kam die Bearbeitung von 68 für das Jahr 2017 eingereich - ten Anträgen auf Projekt- sowie Promotionsförderung. Ein besonderer Fokus lag 2016 im Bereich des Wissenstransfers. Dieser Aufgabe waren zum einen 21 Abendveranstal - tungen und Workshops gewidmet, in deren Ausrichtung der Arbeitsbereich in unter - schiedlichem Umfang eingebunden war. Dessen Leiter zugeordnet sind das Projektbüro »Aufarbeitung des Kommunismus« (seit 2015), das Jahrbuch für Historische Kommunis - musforschung sowie die Gerda-und-Hermann-Weber-Stiftung, die seit 2003 unter dem Dach der Bundesstiftung Aufarbeitung besteht.

Größte Einzelprojekte des Arbeitsbereichs waren 2016 Geschichte – Folgen«, die am 8. März 2016 in der Bundes- die Publikation »Die DDR als Chance. Neue Perspektiven stiftung Aufarbeitung Premiere hatte und seitdem bun- auf ein altes Thema« sowie zwei Ausstellungen, die vom desweit in über 1.000 Exemplaren sowie weltweit in mehr Leiter des Arbeitsbereichs betreut und in unterschiedli- als zehn Sprachen gezeigt wurde. Gemeinsam mit dem chem Umfang erarbeitet worden waren. Den Jahresauf- Deutschen Historischen Museum als institutionellem takt bildete die Ausstellung »Der Kalte Krieg. Ursachen – Partner und dem Frankfurter Historiker Dr. Gerd Koenen

Ihre Ansprechpartner/-innen im ­Arbeitsbereich Wissenschaft:

Dr. Ulrich Mählert Leiter des Arbeitsbereichs (r.) Rigo Hopfenmüller Sachbearbeiter (2. v. l.) Birte Meyer Jahrbuch-Redakteurin (2. v. r.) Cornelius de Fallois Studentischer Mitarbeiter (l.) 59

Die Ausstellung »Der ­Kalte Krieg« wurde ­bundesweit und inter­ national vielfach gezeigt, Was war wichtig 2016? so auch in der iranischen Hauptstadt Teheran. Dr. Ulrich Mählert: Mit dem Sammelband »Die DDR als Chance«, mit dem die ­Bundesstiftung Aufarbeitung den Impuls in die ­Forschungslandschaft gegeben hat, die ­Geschichte der SED-Diktatur und der ­deutschen Teilung neu zu ver- messen. Dazu gehört, die DDR mehr denn je in ihren ­historischen Rahmenbedingungen zu verorten, zu denen der Kalte Krieg zählt, der Thema einer erfolgreichen Ausstellung war, die wir mit dem von der Stiftung ­mitgegründeten Berliner ­Kolleg Kalter Krieg bundesweit an über 1000 Orten und weltweit in vielen Sprachen gezeigt haben. als Autor entstand im Jahresverlauf 2016 die Ausstel- lung »Der Kommunismus in seinem Zeitalter«, die am Und was wird 2017 wichtig? 22. Februar 2017 der Presse vorgestellt und ab dem Folge- tag im Deutschen Historischen Museum sowie alsbald Dr. Ulrich Mählert: Deutschlandweit gezeigt wurde. Die Geschichte des Kommunismus ist ein »blinder Fleck« in unserer Erinnerungskultur! Der 100. Jahrestag Fördertätigkeit in Zahlen der Oktoberrevolution lädt 2017 dazu ein, die Geschichte der kommunistischen Bewegungen, ihre Diktaturen Im Jahr 2016 betreute der Arbeitsbereich Wissenschaft und ­deren Opfer mehr denn je in den Blick zu ­nehmen. 26 Förderprojekte, an die 271.171 Euro ausgereicht wur- Die enorme Nachfrage, die die ­Ausstellung »Der den. Gefördert wurden acht Veranstaltungen, die Druck- ­Kommunismus in seinem Zeitalter« seit September legung von zwölf Publikationen, ein Publikationsvorha- 2016 verzeichnet hat, zeigt, dass daran ein echtes ben sowie fünf Archiverschließungsprojekte. Das große ­gesellschaftliches Interesse besteht! Zum Themen- Antragsaufkommen im Bereich Gesellschaftliche Auf- schwerpunkt Kommunismus steuert der Arbeitsbereich arbeitung bringt es regelmäßig mit sich, dass im Arbeits- darüber hinaus das JHK 2017 mit Beiträgen zur Oktober­ bereich Wissenschaft auch Vorhaben der historisch-poli- revolution bei. tischen Bildung angesiedelt sind. Von den 26 Projekten waren 18 im engeren Sinne der Wissenschaftsförderung zuzuordnen. Diese wurden mit 96.521 Euro (etwa fünf Prozent der Stiftungsförderung 2016) unterstützt. Die Be- arbeitung von 40 Projektförder- sowie 28 Stipendienan- trägen für das Jahr 2017 bestimmte den Arbeitsbereich Wissenschaft in den Monaten August bis Oktober 2016. 60 3.6 Der Arbeitsbereich Wissenschaft

Stipendienprogramm: Förderung des ▶ Buddensiek, Lilith | Münster (seit 2016) wissenschaftlichen Nachwuchses »Mord und Totschlag« oder »Wirkliche Erneuerung«? Persönliche Einsicht in die Unterlagen des Ministeri- Wichtigstes Instrument der Bundesstiftung Aufarbei- ums für Staatssicherheit der ehemaligen DDR als Mittel tung im Bereich der Forschungsförderung ist das Sti- der Diktaturaufarbeitung pendienprogramm. Im Berichtsjahr wurden 13 junge ▶ Gaubert, Christian | Berlin Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützt, Die DDR im Spiegel musealer Präsentationen die an einer Promotion zur Geschichte der kommunis- ▶ Homann, Mark | Braunschweig tischen Diktaturen oder der deutschen bzw. europäischen Konzentrationslager – Altenheim – Gedenkstätte. Die Teilung arbeiteten. Für alle Stipendien wurden 2016 Mahn- und Gedenkstätte des antifaschistischen Wi- insgesamt knapp 150.000 Euro ausgereicht. derstandskampfes in Wernigerode – Anspruch und ge- sellschaftliche Praxis sozialistischer Geschichtspolitik Seit 2001 hat die Bundesstiftung Aufarbeitung 118 in der DDR-Provinz Promotionsstipendien bewilligt und damit zur Grund- ▶ Lafuente, Víctor Manuel | Köln (seit 2016) lagenforschung zur Geschichte von SBZ und DDR so- Die Beziehungen zwischen der SBZ/DDR und Argen- wie zur deutschen und europäischen Teilung beigetra- tinien. Interaktion internationaler Akteure 1945–1990. gen. 2016 wurden vier Nachwuchswissenschaftlerinnen ▶ Mühle, Johannes | Fürstenwalde und -wis­sen­­schaftler in das Förderprogramm der Stif- Mobilmachung und Militarisierung. Die Vorbereitun­ tung aufgenommen. gen der DDR auf den Verteidigungszustand 1970–1990 ▶ Müller-Spreitz, Annette | Leipzig Im Jahr 2016 ganzjährig oder zeitweilig geförderte Die Bildtitel bei Wolfgang Mattheuer zwischen sozi- Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie deren Themen: alistischer Rhetorik und künstlerischer Autonomie ▶ Paetzel, Felix | Halle/S. ▶ Bock, Jessica | Dresden Von der »sozialistischen Persönlichkeit« zum »unter- Die ostdeutsche Frauenbewegung von 1980 bis 2000 nehmerischen Selbst«. Eine Wissensgeschichte des Rat- am Beispiel der Stadt Leipzig gebens vor und nach dem Mauerfall ▶ Brödel, Marco | Leipzig (seit 2016) ▶ Schultheiß, Philipp | Marburg (seit 2016) »Antifaschistische Widerstandskämpfer« im Ministe- Opfer-/Täterdynamiken in Transitional Justice Pro- rium für Staatssicherheit. »Im Kampf bewährte Genos- zessen – Ehemalige Soldat*innen der Nationalen Volks- sen« oder Sicherheitsrisiko? armee (NVA) als diskursives Subjekt und Objekt der DDR-Aufarbeitung. ▶ Tammer, Teresa | Münster Warme Brüder zwischen kalten Kriegern. Männliche Homosexualität im geteilten Deutschland zwischen 1970–1990 ▶ Wanner, Anne | Tübingen »Kampf um die Geschichte«? – Deutsch-deutsche Mu- seumsgeschichte zwischen Abgrenzung und Verflech- tung 1971–1989 ▶ Wickert, Tilman | Rostock Kampf um die Köpfe – Berliner Hochschulpolitik und Hochschulwesen 1945–1961

Suhl, 29. Januar 2016: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 16. Stipendiatenworkshops der Bundesstiftung Aufarbeitung. 61

Am 28. und 29. Januar 2016 bot der alljährliche Stipen- tabellarisch aufgelisteten Druckkostenzuschüssen Zu- diaten-Workshop der Bundesstiftung Aufarbeitung ihren wendungen, mit denen etwa das Centre Marc Bloch, das Stipendiatinnen und Stipendiaten eine Plattform, um die Museum Berlin-Karlshorst und das Friedrich-Meinecke- neuen Vorhaben ebenso wie die fortgeschrittenen Pro- Institut der Freien Universität Berlin in die Lage versetzt jekte vorzustellen und zu diskutieren. Der Workshop fand wurden, Workshops und Tagungen insbesondere zur zum fünften Mal am Rande der Geschichtsmesse in Suhl internationalen Kommunismusgeschichte auszurichten. statt, sodass die Stipendiaten am Rahmenprogramm der Der Frage, inwieweit die DDR-Geschichte Helden und Großveranstaltung teilnehmen und in den Pausen sowie Leitbilder für die gesamtdeutsche Demokratie bereithält, am Abend neue Kontakte knüpfen konnten. war eine von der Bundesstiftung Aufarbeitung geförderte Tagung des Instituts für Deutschlandforschung der Ruhr- Universität Bochum gewidmet. Projektförderung

Die Erschließung umfangreicher Vor- und Nachlässe, die Die geförderte Studie Protagonisten der DDR-Bürgerbewegung und der Fried- »Testen im ­Osten. DDR-­ lichen Revolution an die Robert-Havemann-Gesellschaft Arzneimittelstudien im abgegeben haben, wurde auch 2016 von der Bundesstif- ­Auftrag westlicher Pharma­ tung Aufarbeitung in großem Umfang gefördert. Die industrie 1964–1990« von Volker Hess, Laura ­Hottenrott Digitalisierung bzw. Erschließung von Bildbeständen der und Peter ­Steinkamp, russischen Memorial-Organisationen und des Leipziger ­erschien 2016 im Bebra Archivs Bürgerbewegung sowie von Archivalien des in ­Verlag Berlin. Erkner angesiedelten Leibnitz-Instituts für Regionalent- wicklung und Strukturplanung (IRS) sind im Bereich der Archivförderung hervorzuheben. Im engeren Bereich der Wissenschaftsförderung angesiedelt waren neben den hier

Am 15. März präsentiert das Institut für die Geschichte der Medizin der ­Berliner Charité in der Kronenstraße 5 eine Studie zur klinischen Arznei­mittelforschung, die westliche Pharmaunternehmen zwischen 1961 und 1989 in der DDR unternommen haben. 62 3.6 Der Arbeitsbereich Wissenschaft

Das Arbeitsjahr 2016 – ein Blick ­ Besonders hervorgehoben sei an hinter die Kulissen des ­dieser Stelle das Großprojekt ­»Utopie Arbeitsbereiches ­Wissenschaft und Gewalt – Werk und Wirkung des Schriftstellers Andrej Platonow«, mit Auch 2016 startete der Arbeitsbereich Wissenschaft in ein dem die Deutsche ­Gesellschaft für turbulentes erstes Quartal. Im Januar galt es zum einen, Osteuropakunde nicht nur mit die letzten Vorbereitungen für den alljährlichen Stipen- ­Förderung seitens der Stiftung Anfang diaten-Workshop der Stiftung am Monatsende abzu- Dezember 2016 ­einen ganzen Strauß schließen. Zum anderen war dem Metropol Verlag die von ­Tagungen, Vorträgen, eine Druckvorlage des Jahrbuchs für Historische Kommu- ­Film­reihe, ein ­Konzert und nicht nismusforschung zu übermitteln, sodass dessen Ausga- ­zuletzt ein ­Themenheft der ­Zeitschrift be 2016 planmäßig im März erscheinen konnte. Wie in ­Osteuropa initiierte. jedem Jahr sorgte Birte Meyer für ein fristgerechtes Er- www.dgo-online.org/platonow/de scheinen des JHK im März sowie Rigo Hopfenmüller als Sachbearbeiter Zuwendungsrecht für einen reibungslosen und produktiven Ablauf des Workshops. Für den Leiter des Arbeitsbereichs Wissenschaft Dr. Ulrich Mählert stand das erste Quartal ganz im Zeichen zweier Groß- projekte, die seit Sommer des Vorjahres verfolgt wur- den: Die Präsentation des Sammelbandes »Die DDR als Chance« am 1. März sowie die Premiere der Ausstel- lung »Der Kalte Krieg« auf den Tag genau eine Woche später, auf deren Inhalte in Abschnitt 2 des Tätigkeits- berichtes ausführlich eingegangen worden ist. Bis zu den gut besuchten Premieren Anfang März waren im Januar die letzten Fahnenkorrekturen zu erledigen, ge- meinsam mit den Partnern Institut für Zeitgeschichte (Buchpremiere) und Berliner Kolleg Kalter Krieg (Aus- stellungspremiere) die letzten organisatorischen Vorbe- reitungen zu treffen, Journalisten und Publikum für die Veranstaltungen zu werben und mit Blick auf die Aus- stellung Hunderte von Anfragen zu beantworten, die aus allen Teilen Deutschlands sowie aus aller Welt mit Blick auf die Ausstellung zum Kalten Krieg eingingen. Zudem waren die Übersetzungen der Ausstellungen in zunächst vier Fremdsprachen zu koordinieren. Ebenso produktiv wie intensiv entwickelte sich die Zusammen- arbeit mit dem Berliner Kolleg Kalter Krieg, in dessen Leitungsgremium Ulrich Mählert seit 2015 die Stiftung vertritt.

Mit einem Festvortrag von Prof. Dr. Sheila Fitzpatrick (Sydney) startet am 1. Dezember 2016 in der Akademie der Künste die Konferenz zu Werk und Wirkung des Schriftstellers Andrej Platonow. 63

Jahrbuch für Historische ­Kommunismusforschung

Redaktion Birte Meyer, heraus­ gegeben von Ulrich Mählert u. a., ­erscheint im Metropol Verlag ­Berlin.

»Konspiration und Kommunismus« ist das Thema des »Jahrbuchs für Historische Kommunismus­ forschung 2016«, das im März im Berliner ­Metropol Verlag ­erschienen ist. ­Konspiration zählte von Beginn an zu den Grundprinzipien kommunistischer Parteiarbeit. Ende des 19. Jahrhunderts in Europa und im zaristischen Russland Prof. Dr. Jörg Baberowski (Humboldt Universität zu Berlin) eröffnet am 27. Januar 2017 die von seinem Lehrstuhl selbst politischer Verfolgung ausgesetzt, entwickelte die mitveranstaltete Reihe »Talking about a Revolution« mit ­revolutionäre Linke in ihrer konspirativen Arbeit ­ungeahnte ­einem Vortrag zur Geschichte der Oktoberrevolution. Dynamiken. Wo immer eine kommunistische Partei die Macht errang, wurden die geheimen Parteistrukturen zum Nukleus von Geheimdiensten, die die eigene Herrschaft absicherten. Am 27. Januar startete Prof. Dr. Jörg Baberowski die von ­Kommunistische Parteien sahen sich stets dem Verdacht aus­ ihm gemeinsam mit der Stiftung sowie dem Jahrbuch für gesetzt, zu taktieren, konspirative Praktiken zu verfolgen und Historische Kommunismusforschung ausgerichtete Vor- subversiv zu wirken. Dass diese Vorhaltungen berechtigt waren, tragsreihe »Talking about a Revolution«, in deren Rahmen zeigen auch die Beiträge zum Schwerpunkt des »Jahrbuchs für bis Juni in dichter Folge neun Vorträge und eine Podiums- Historische Kommunismusforschung 2016«. Sie zeigen auf, wie diskussion stattfanden. Organisator war der Leiter des aus KP-Mitgliedern ­V-Männer der Gestapo oder anderer Projektbüros »Kommunismusgeschichte« Dr. des. Nikolas ­Geheimdienste wurden ­(Andreas Herbst, Udo Grashoff, Bodo Dörr. Hechelhammer, Kimmo ­Rentola, Hans Schafranek), wie der Geheimdienst der Komintern seine Kuriere einsetzte (Morten Die Zukunft der historischen Kommunismus- und Møller) und wie Misstrauen das Handeln der kommunistischen DDR-Forschung war nicht nur Thema des Sammelbandes Parteien prägte (Eryk Krasucki, Ute Caumanns). »Die DDR als Chance«, sondern auch einer Konferenz sowie einer Vortragsveranstaltung, zu denen am 4./5. März Schwerpunkt der Ausgabe 2017 bilden die verschriftlichten nach Mannheim und am 15. März nach Berlin geladen Beiträge der Vortragsreihe »Talking about a Revolution« von wurde. Mit beiden Veranstaltungen wurde an den Nestor 2016. der historischen Kommunismusforschung sowie Mitbe- gründer der Bundesstiftung Aufarbeitung Prof. Dr. Dr. Die Beiträge des Jahrbuchs für Historische Kommunismus h.c. Hermann Weber erinnert, der am 29. Dezember 2014 2005 bis 2015 sind seit Februar 2017 in elektronischer Form in Mannheim viel zu früh verstorben war. 2003 hatten auf der Website kommunismusgeschichte.de zu finden. 64 3.6 Der Arbeitsbereich Wissenschaft

Einladung zur Gerd Koenen konzipierte und getextete, 25 Tafeln um- ­Veranstaltung in fassende Schau waren mehr als 200 zeithistorische Fotos, ­Memoriam Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Weber am Plakate sowie Dokumente zu recherchieren, die nicht 15. März 2016. weniger als die Weltgeschichte des Kommunismus seit 1917 illustrieren sollten. Zeitweilig konkurrierten die Recherchen mit den zahlreichen Arbeitsbesprechungen, die die Vorbereitung und Erarbeitung der Website kom- munismusgeschichte.de erforderten. Und schließlich galt es im August, die 28 Anträge auf ein Promotionsstipen- dium und im Folgemonat die 40 regulären Förderanträge zu bearbeiten, die dem Arbeitsbereich Wissenschaft zu- geordnet worden waren. Das vierte Quartal schließlich stand im Zeichen Antragsbearbeitung, in der der Arbeits- bereich im November vom Fachbeirat Wissenschaft durch die Begutachtung der Stipendienanträge engagiert unter- stützt wurde, sowie der Produktion und des Vertriebs der 2017er-Ausstellung zur Kommunismusgeschichte. Hermann und Frau Gerda Weber die unselbständige Erwähnt sei die Teilnahme Ulrich Mählerts an einer Gerda-und-Herman-Weber-Stiftung in der Bundesstif- Aufarbeitungskonferenz in Tirana, wo nicht zuletzt die tung Aufarbeitung gegründet, die Ende 2016 über ein albanische Fassung der Ausstellung zum Kalten Krieg Kapitalvermögen in Höhe von 419.000 Euro verfügte erstmals gezeigt worden war. Als mit der Sitzung des und gemeinsam mit der in Mannheim ansässigen Her- Vorstands am 12. Dezember über die Anträge auf För- mann Weber Stiftung drei Projekte mit 5.500 Euro för- derung bzw. ein Stipendium im Jahr 2017 entschieden dern konnte. worden war, richteten sich die Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter des Arbeitsbereiches langsam auf die kurze Auf- Von Juni bis September absorbierte die Erarbeitung arbeitungspause zur Jahreswende ein, wohl wissend, dass der Ausstellung »Der Kommunismus in seinem Zeitalter« das Jahr 2017 kaum weniger turbulent beginnen würde den Leiter des Arbeitsbereichs Wissenschaft. Für die von als der Januar des Vorjahres.

Die Gerda-und-Hermann-Weber-Stiftung fördert die ­Auseinandersetzung mit der Geschichte des deutschen und internationalen Kommunismus im 20. Jahrhundert in Wissenschaft und politischer Bildung und trägt dazu bei, die SED-Diktatur in die Gesamtgeschichte des ­Kommunismus einzuordnen.

2016 geförderte Publikationen: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2017 Das 20. Jahrhundert erzählen. Zeiterfahrung und Zeiterforschung im geteilten Deutschland. Hrsg. von Frank Maubach und Christina Morina. Göttingen 2016 Martin Jung: In Freiheit. Die Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte in Rumänien (1989 bis 2009). Berlin 2016.

Infos zur GHW-Stiftung: www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/ghw-stiftung-1096.html 65

Irakli Khvadagiani und Davit Jishkariani aus Tiblisi stellten am 26. April 2016 in einem Fachgespräch die Initiative »Soviet Past Research Laboratory« vor, die sich mit dem Erbe des Kommunismus in Georgien auseinandersetzt.

Sitzung des Fachbeirats Wissenschaft am 1. März 2016. 66 3.7 Der Arbeitsbereich Archiv – Bibliothek – Dokumentation

3.7 Wissen sammeln, speichern, archivieren: Der Arbeitsbereich Archiv – Bibliothek – ­Dokumentation

Das Archiv, die Bibliothek und die Dokumentationsstelle sind bei der Bundesstiftung Aufarbeitung in einem Arbeitsbereich zusammengefasst. Das Stiftungsarchiv sammelt und archiviert Schriftgut sowie andere Zeugnisse von Opposition und Widerstand gegen die SED-Diktatur. Neben den klassischen schriftlichen Unterlagen finden sich darin ­audiovisuelle Datenträger wie Fotos, Dias, Videos, Filme und Tonträger. Darüber hinaus verfügt das Archiv über einen großen Bestand bildkünstlerischer Werke und eine ­Plakatsammlung. Die wissenschaftliche Spezialbibliothek der Bundesstiftung sammelt Publikationen zur Geschichte von Opposition und Repression in der SBZ/DDR sowie im gesamten ehemaligen kommunistischen Machtbereich.

Einen weiteren Sammlungsschwerpunkt bilden die Ver- internationaler Ebene. Die Dokumentation erfasst die öffentlichungen zu den Umbrüchen der Jahre 1989/90 Resonanz der für die Stiftungsarbeit relevanten Debat- sowie Literatur zur Reflexion und Dokumentation der ten in den Printmedien sowie Informationsmaterialien Aufarbeitungsprozesse und der Auseinandersetzung mit und Konferenzprogramme von Institutionen der Auf- den kommunistischen Diktaturen auf nationaler sowie arbeitung.

Ihre Ansprechpartner/-innen im Arbeitsbereich Archiv – Bibliothek – Dokumentation:

Dr. Matthias Buchholz Leiter des Arbeitsbereichs (2. v. l.) Sylvia Griwan Archivarin (l.) Maria Jung Bibliothekarin (r.) Sylvia Kubina, M.A. Bibliothekarin Günter Nepp Dokumentar (2. v. r.) Florenz Heldermann Studentischer Mitarbeiter (m.) 67

Das Archiv der Bundesstiftung Aufarbeitung. Eine Gruppe koreanischer Regierungsbeamter besucht das Stiftungsarchiv.

Das Stiftungsarchiv

Kernstücke der Archivbestände der Stiftung sind die Überlieferung der beiden Bundestags-Enquete-Kommis- sionen zur DDR-Geschichte aus den 1990er Jahren, ein umfangreiches Zeitzeugenarchiv, das »Archiv unterdrück- ter Literatur in der DDR«, eine wachsende Zahl an Vor- Was war wichtig 2016? und Nachlässen sowie eine Plakatsammlung mit rund 1.000 Plakaten und Flugblättern. Die Bestände umfassen Dr. Matthias Buchholz: etwa 1.000 laufende Meter an Schriftgut. Hinzu kommt das umfangreiche Bildarchiv mit fast einer Million Bil- Im vergangen Jahr haben wir uns viel dern, von denen rund 31.000 digitalisiert vorliegen. Auch mit der Archivierung und Erschließung bildkünstlerische Werke wie die des Malers und Schrift- von Zeit­zeugeninterviews beschäftigt. stellers Roger Loewig oder die Zeichnungen des ehema- Es ist essenziell, diese für die Nach- ligen politischen Häftlings Wilhelm Sprick werden als welt zu erhalten, bevor sie unwieder- Zeitzeugnisse archiviert. bringlich verstummen. Zu nennen ist etwa das Gulag-Archiv des Historikers Meinhard Stark, Die Zahl der Anfragen und Nutzungen blieb 2016 das uns einen wahren Schatz an bisher ­ungehörten gegenüber dem Vorjahr stabil. Insgesamt wurden etwa Stimmen beschert hat. 590 Anfragen unterschiedlichen Umfanges bearbeitet, be- sonders nachgefragt waren dabei die Fotobestände des Bildarchivs. Die Kapazitäten des Stiftungsarchivs konn- Und was wird 2017 wichtig? ten 2016 durch die Anmietung dringend benötigter Lager- räume um 200 Quadratmeter Fläche erweitert werden. Dies war nicht zuletzt durch die Übernahme des 2015 Dr. Matthias Buchholz: verstorbenen Kommunismusforschers Prof. Dr. Dr. h.c. Unser Bildarchiv wird schon jetzt rege nachgefragt. Wir Hermann Weber notwendig geworden. Mit dem neuen werden aber daran arbeiten, dass unsere wichtigsten Außenlager in Berlin-Moabit konnte die Unterbringung Fotobestände nach außen noch besser sichtbar werden. der wachsenden Bestände bis auf weiteres gesichert werden. 68 3.7 Der Arbeitsbereich Archiv – Bibliothek – Dokumentation

der DDR. Neben seinen Lesern in der westlichen Welt interessierte sich nicht zuletzt die Staatssicherheit inten- siv für die Arbeit von Klaus Mehner, die ihn intensiv be- schattete. Rund 800.000 Fotografien aus seiner Zeit als Korrespondent in der DDR hatte Mehner bereits 2003 der Bundesstiftung Aufarbeitung überantwortet. Mehr als 12.000 davon wurden von ihm über die Jahre digita- lisiert. Ein großer Teil des fotografischen Lebenswerks von Klaus Mehner wird damit in den Bildbeständen des Stiftungsarchivs weiterleben.

Aus den 2016 erschlossenen Beständen ragte der Vor- lass von Burkhart Veigel heraus. Im Frühjahr 1961 hatte Veigel sein Medizinstudium an der Freien Universität Berlin begonnen. Nach dem Bau der Berliner Mauer am 13. August begann er, als Fluchthelfer Menschen aus der DDR zu schleusen. Bis Januar 1962 war er Teil der sogenannten Girrmann-Gruppe, die den Grenzübertritt Klaus Mehner, † September 2016. mit internationalen Ausweispapieren organisierte. An- schließend organisierte er mit einigen Kommilitonen eine Ein schwerer Verlust für den Archivbereich war der Tod eigene Fluchthelfergruppe, die einen Fluchttunnel grub des Fotojournalisten Klaus Mehner, der im September und Menschen in umgebauten Fahrzeugen durch die 2016 nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb. Von 1973 Grenzkontrollen schmuggelte. Die Staatssicherheit wurde bis 1989 war Mehner für den SPIEGEL in der DDR ak- auf die Aktivitäten aufmerksam und versuchte, Veigel zu kreditiert. In dieser Zeit war der 1941 geborene Fotograf entführen und nach Ost-Berlin zu verschleppen, was aller- einer der wichtigsten Chronisten des öffentlichen Lebens dings nicht gelang. Mit seinem Wegzug nach Hannover in der SED-Diktatur. Unterbrochen wurde seine Tätig- endete Veigels Fluchthelfertätigkeit 1969. Rund 650 Men- keit nur von zwei politisch motivierten »Rauswürfen« aus schen hatte er über die Jahre zur Flucht in den Westen

Bilder aus dem Nachlass von Klaus Mehner: Aus dem Alltag des DDR-Korrespondenten Mehner: Günter Gaus trifft im die Flaniermeile Unter den Linden im April 1971. März 1975 als Abgesandter der Bundesrepublik vor dem DDR-Verkehrs ­ ministerium ein. 69

Burkhart Veigel Werbebanner für den ICA-Kongress in Seoul. verholfen. Für sein Engagement für die Freiheit erhielt Neben den vielfältigen Tätigkeiten im Haus ist der Leiter er 2012 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Der von des Archivs Dr. Matthias Buchholz in verschiedenen Burkhart Veigel an die Bundesstiftung Aufarbeitung über- Gremien und Fachveranstaltungen engagiert. Im Septem- gebene Bestand umfasst rund vier laufende Meter Unter- ber 2016 stand der International Council on Archives lagen, die Einblicke in Veigels Tätigkeit als Fluchthelfer Congress in Seoul auf dem Programm. Bei dieser wich- und Autor geben. So finden sich neben Unterlagen zu tigsten Veranstaltung für Archivarinnen und Archivare Fluchthilfeunternehmen auch Materialsammlungen zu kamen etwa 2.000 Teilnehmer aus aller Welt zusammen. Fluchthelfern, Interviews mit Zeitzeugen, Notizbücher Im Rahmen den Panels »Use of records and archives in sowie Unterlagen zu Rechtsstreitigkeiten. justice, advocacy and reconciliation work« stellte Dr.

Spiegel-Gespräch mit Bernhard Heisig (M.), einem der wichtigsten Reprä - Dieses Bild von Klaus Mehner zeigt das Gepäck der freige ­ sentanten der Malerei im Arbeiter- und Bauernstaat. Das Gespräch führten kauften politischen Gefangenen aus der DDR in der Kantine die SPIEGEL-Redakteure Jürgen Homeyer (l.) und Ulrich Schwarz (r.). des Notaufnahmelagers Gießen im September 1977. 70 3.7 Der Arbeitsbereich Archiv – Bibliothek – Dokumentation

Alltagsszene im thüringischen Sömmerda im Mai 1988. Jüdischer Gläubiger auf dem Friedhof Weißensee 1988.

Buchholz das in der Stiftung beheimatete Archiv unter- Die wissenschaftliche Spezialbibliothek drückter Literatur in der DDR vor. Zudem setzte der Leiter des Arbeitsbereichs seine langjährige Mitarbeit in den Der Schwerpunkt der Bibliotheksbestände liegt auf der Arbeitskreisen »Archivische Bewertung« und »Überlie- Literatur zu Opposition und Repression in SBZ und DDR ferungen der neuen sozialen Bewegungen« des Verbandes sowie im gesamten ehemaligen kommunistischen Macht- deutscher Archivarinnen und Archivare 2016 fort. bereich. Hinzu kommen Untersuchungen der Transfor- mationsprozesse in den ehemaligen Ostblockstaaten. So- genannte »graue Literatur«, also Publikationen, die nicht über den Buchhandel in Umlauf gebracht werden, er- gänzt die vorhandenen Bestände.

Die Zahl der Nutzer stieg auf 400 (gegenüber 350 im Vorjahr). Über das Jahr wurden insgesamt 1.300 Medien­ einheiten erschlossen, sodass mittlerweile rund 47.000 Bücher, Zeitschriften und Tonträger zur Verfügung ste- hen. Die Publikationen sind in Freihandaufstellung zu- gänglich und können über den Bibliothekskatalog online recherchiert werden. Als Direktmelder der Zeitschriften- datenbank (ZDB) hat die Stiftungsbibliothek inzwischen rund 1.020 Zeitschriftentitel nachgewiesen. Die Zahl der gemeldeten Titel stieg damit um rund 70. Darunter sind zahlreiche Publikationen, die in der hiesigen Leihver- kehrsregion ausschließlich bei der Bundesstiftung Auf- arbeitung vorliegen.

Zwei thematische Schwerpunkte prägten das Biblio- Grenzbefestigungen zwischen Süd- und N ordkorea im September 2016. theksjahr 2016. Ein besonderes Augenmerk lag auf Neu- erwerbungen, die sich mit den Volksaufständen 1956 in 71

Erich Honecker und Franz Josef Strauß im März 1984 in Leipzig. Kirche im Realsozialismus: Katholische Ordensschwestern in Heiligenstadt (Bezirk Erfurt) im Juni 1988.

Ungarn und in Polen auseinandersetzten. Zum anderen Meter. Mithilfe dieser Sammlung können Themenset- warf der Schwerpunkt über die Geschichte des Kommu- zungen und damit Tendenzen sowie Entwicklungen in nismus seine Schatten voraus. So wurde eine Auswahl- der Aufarbeitung kompakt nachvollzogen werden. bibliografien zur Geschichte des Kommunismus erar- beitet, die auch Eingang in die von der Stiftung erstellte Website www.kommunismusgeschichte.de fand.

Die Dokumentationsstelle

Die Dokumentationsstelle der Bundesstiftung Aufarbei- tung wertet tagesaktuell die relevante Medienberichter- stattung aus. Das Themenspektrum reicht dabei von er- innerungspolitischen Debatten über zeitgeschichtliche Veröffentlichungen bis hin zu Berichten zur Transforma- 45.000 erschlossene Medieneinheiten: Blick in die tion von Staat und Gesellschaft in den postkommunis- ­Bibliothek der Stiftung. tischen Staaten. Im Mittelpunkt standen 2016 vor allem die Diskussionen über Fremdenfeindlichkeit im Osten Deutschlands als vermeintliche oder tatsächliche Hin- terlassenschaft der DDR. Aber auch der Konflikt in der Ukraine nahm ebenso nennenswerten Raum ein wie der 55. Jahrestag des Mauerbaus.

Fortgesetzt wurde die Dokumentation der aufarbei- tungsrelevanten Veranstaltungsformate von Institutionen der historisch-politischen Bildung. Die entsprechende Sammlung von Tagungsprogrammen und Veranstal- tungsflyern umfasst nunmehr annähernd fünf laufende

Die Dokumentationsstelle der Stiftung. 72 3.8 Die internationale Arbeit

3.8 Kooperationen über Grenzen hinweg: Die internationale Zusammenarbeit

Die Bundesstiftung Aufarbeitung engagiert sich ihrem gesetzlichen Auftrag gemäß auch im internationalen Maßstab für die Aufarbeitung der kommunistischen Diktaturen. Dabei verfolgt die Bundesstiftung Aufarbeitung zwei Ziele: Zum einen macht die Stiftung durch den grenzüberschreitenden Austausch und Kooperationen Erfahrungen und Perspektiven aus internationalen Aufarbeitungskontexten für die Stiftungsarbeit und darüber hinaus den deutschen Aufarbeitungsdiskurs nutzbar. Zum anderen unterstützt, informiert und berät die Bundesstiftung Aufarbeitung Partnerinstitutionen, zivilgesellschaftliche Akteure, aber auch staatliche Stellen bei ihren jeweiligen Aufgaben sowie Zielen und macht die ­deutschen Erfahrungen damit für die jeweiligen Länder nutzbar.

Hierfür nutzt die Stiftung verschiedene Formate: Zum Das internationale Austausch­ einen organisiert die Stiftung den internationalen Aus- programm Memory Work tausch bei der Diktaturaufarbeitung durch Studienfahr- ten, Austauschprogramme, Veranstaltungen und Konfe- Mit dem internationalen Austauschprogramm Memory renzen. Zum anderen werden Vertreter der Bundesstif- Work unterstützt die Bundesstiftung Aufarbeitung grenz- tung als Expertinnen und Experten eingeladen, um im überschreitende Vorhaben im Bereich der Erinnerungs- Ausland über die Erfahrungen der Bundesstiftung sowie arbeit und Auseinandersetzung mit Gewaltherrschaft den deutschen Aufarbeitungsprozess zu informieren. sowie Diktatur. Diese sollen dazu dienen, die wechsel- seitigen Kenntnisse über die jeweilige Geschichte und Schließlich erarbeitet und veröffentlicht die Stiftung deren Verarbeitung zu vertiefen. Mit Stipendien werden Publikationen und weitere Materialien, die den grenz- Auslandsaufenthalte von Vertreterinnen und Vertretern überschreitenden Austausch in der Aufarbeitung unter- von Aufarbeitungsinstitutionen, Gedenkprojekten sowie stützen sowie dazu anregen, den Blick über den Teller- -initiativen, unabhängigen Archiven, Museen und ein- rand der eigenen nationalen Vergangenheit zu richten. schlägigen Nichtregierungsorganisationen ermöglicht. Hierfür ist das internationale biografische Lexikon »Wi- derstand und Opposition im Kommunismus 1945–91« 2016 wurden die Projekte von sechs Stipendiatinnen ein Beispiel, das seit Februar 2017 als frei zugängliche und Stipendiaten unterstützt. Die bulgarische Filmwis- Online-Enzyklopädie zur Verfügung steht. Unter www. senschaftlerin und Journalistin Diana Ivanova nutzte dissidenten.eu finden sich die Biografien von Männern ihren Aufenthalt in Deutschland für ihr Vorhaben, die und Frauen, die nach 1945 in Opposition zu den kom- Zersetzungsmaßnahmen der Geheimpolizei in Bulgarien munistischen Diktaturen im damaligen Ostblock standen. und DDR vergleichend zu dokumentieren. Die filmischen Möglich wurde das Projekt durch die Zusammenarbeit Ergebnisse wurden am 14. Juni 2016 unter dem Titel »Die mit der Warschauer Stiftung »Karta«, welche die Texte verstörte Realität: Archive der bulgarischen Geheim- des in Polen herausgegebenen »Dissidentenlexikons« dienstfilme und die Perspektive von heute« in der Bun- (Słownik dysydentów) als Basis für die deutschen Ein- desstiftung Aufarbeitung öffentlich präsentiert. Iryna träge zur Verfügung stellte (s. hierzu Abschnitt 2.1). Kashtalian, Historikerin aus Weißrussland, nutzte ihr 73

Stipendium zur Mitarbeit bei der Gedenkstätte Buchen- wald. Sie unterstützte die Archivierung von Aktenma- terial mit Bezug zu Belarus und nutzt die dabei erwor- benen Kenntnisse im Archivwesen zur Weitergabe an Nichtregierungsorganisationen in Weißrussland.

Die Mitarbeiterinnen des rumänischen »Institutul de Investigare a Crimelor Comunismului şi Memoria Exilului Românesc« (IICCMER), Irina Hasnas und Dalia Bathory, gewannen durch ihren Aufenthalt in Deutsch- land Einblicke in die Arbeitsweise der Stiftung Berliner Mauer sowie weiterer Museen und Gedenkstätten, die sie zum Aufbau eines Museums zur Geschichte des Kom- munismus in Rumänien nutzen wollen. Ihren Studien- aufenthalt in Chile nutzte Meike Dreckmann für eine Memory Work-Stipendiatin Diana Ivanova bei ihrer Präsentation »Die verstörte Mitarbeit am »Museo de la Memoria y de los derechos Realität: Archive der bulgarischen ­Geheimdienstfilme und die Perspektive von humanos« in Santiago de Chile, während der sie sich mit heute« im ­Gespräch mit dem Filmhistoriker Claus Löser. der Aufarbeitung der chilenischen Pinochet-Diktatur vertraut machte.

Für 2017 wurden fünf neue Stipendien vergeben, die Kooperationen von Einrichtungen in Deutschland mit Partnern in Spanien, Kroatien, Äthiopien sowie Kolum- bien ermöglichen.

Internationale Tagungen zur Erinnerungs­kultur in Polen und Ungarn

Bereits zum 14. Mal fand das Ost-West-Europäische Ge- denkstättentreffen in Krzyżowa/Kreisau statt, zu dem sich regelmäßig internationale Vertreterinnen und Ver- treter von Wissenschaft, historisch-politischer Bildung Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 14. Ost-West-Europäischen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Erinnerungs- ­Gedenkstättentreffens in Krzyz˙owa/Kreisau. orten, Museen, Gedenkstätten, Bildungszentren, Men- schenrechtsorganisationen und Zeitzeugenprojekten tref- fen. Vom 9. bis 12. März 2016 stand die Rolle von Wider- stand und Kollaboration in der internationalen Erinne- waren. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede verschie- rungskultur im Zentrum der Tagung. dener nationaler Perspektiven konnten so herausgearbei- tet werden. Das Verhältnis zwischen Politik und Macht Für vielfältige internationale Perspektiven sorgte die auf der einen sowie Gedächtnis und Erinnerungsorten Herkunft der eingeladenen Expertinnen und Experten, auf der anderen Seite wurde dabei ebenso diskutiert wie die aus Polen, Ungarn, der Ukraine, Bosnien-Herzego- der Einfluss politischer Institutionen und diskursmäch- wina, Kroatien, Albanien, Rumänien, Frankreich, Italien tiger Akteure auf das Gedächtnis sowie die Erinnerungs- und Kanada in die Gedenkstätte Kreisau gekommen arbeit. 74 3.8 Die internationale Arbeit

Fünftes Podiumsgespräch der Reihe »Transitional Justice« am 18. April 2016 zum Thema »Archive als Akteure der Aufar - beitung« mit (v. l.) Floriane Hohenberg (Internationaler Suchdienst Bad Arolsen), dem Bundesbeauftragten für die Stasi- Unterlagen Roland Jahn, Petra Rauschenbach (Bundesarchiv) und Moderator Markus Decker.

Das Ost-West-Europäische Gedenkstättentreffen ist mitt- garischen Akademie der Wissenschaften mit Unterstüt- lerweile eine Institution wenn es darum geht, die europa- zung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED- weite Vernetzung und den Austausch von Wissen sowie Diktatur organisiert. Erfahrung im Bereich der Erinnerungskultur voranzu- bringen. Das Treffen wurde 2016 gemeinsam ausgerichtet von der Gedenkstätte Stiftung Kreisau (Krzyżowa/Krei- Veranstaltungsreihe »Transitional sau), der Evangelischen Akademie zu Berlin, dem Polni- ­Justice«: Instrumente – Erfahrungen – schen Institut für Nationales Gedenken (Wroclaw), dem Herausforderungen Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der Kreisau Initiative e. V. und der Bundesstiftung Aufarbeitung. Als »Transitional Justice« wird die gesellschaftliche und rechtliche Aufarbeitung von schweren Menschenrechts- Ebenfalls zahlreiche internationale Fachleute kamen verletzungen und staatlicher Gewalt bezeichnet. Inter- beim fünften internationalen Symposium »European national werden die Aufarbeitungsprozesse in Deutsch- Remembrance« zusammen, das im Mai 2016 in der Un- land nach dem Zweiten Weltkrieg sowie nach dem Ende garischen Akademie der Wissenschaften in Budapest der SED-Diktatur als Vorbilder angesehen. Mit der Ver- stattfand. Während der dreitägigen Veranstaltung wurde anstaltungsreihe »Transitional Justice« nahm die Bundes- in zahlreichen Panels und Workshops die Frage disku- stiftung Aufarbeitung gemeinsam mit dem Deutschen tiert, welche Rolle die Aufstände gegen die kommunis- Institut für Menschenrechte und der Stiftung »Erinne- tische Herrschaft in Polen und Ungarn des Jahres 1956 rung, Verantwortung und Zukunft« verschiedene For- für die europäische Erinnerungskultur spielen. Die Kon- men von Transitional Justice in den Blick. In welchen ferenz wurde gemeinsam von dem European Network Bereichen war »Transitional Justice« in Deutschland Remembrance and Solidarity, dem Committee of National erfolgreich, wo bestehen Defizite? Welche Erfahrungen Remembrance (Nemzeti Emlékezet Bizottsága, Budapest) haben andere Staaten im Umgang mit dem Erbe von und dem Research Centre for the Humanities der Un- Diktatur, Gewaltherrschaft und Krieg? 75

In sechs Vortragsveranstaltungen gingen internationale Expertinnen und Experten von Dezember 2015 bis Mai 2016 der Frage nach, welchen Beitrag Gedenkstätten, Bildungseinrichtungen oder Archive zum Aufarbeitungs- prozess leisten können, welche Rolle der Strafverfolgung zukommt oder wie Entschädigungsprogramme für die Opfer ausgestaltet sein sollten. Über allem stand die Frage, wie aus der historischen Erfahrung von Kriegen und Diktaturen heraus Menschrechtsverletzungen in Zukunft verhindert werden können. Damit leistete die Reihe wichtige Beiträge zum Austausch zwischen den Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studienfahrt internationalen Aufarbeitungsprozessen, der in den ver- 2016 in Sarajevo. gangenen zwei Jahrzehnten erheblich an Gewicht ge- wonnen hat.

Studienfahrt 2016: Das kommunistische Erbe der Balkanregion im Schatten des »Jugoslawienkrieges« von 1991 bis 1995

Die 13. Studienfahrt der Bundesstiftung Aufarbeitung führte 2016 rund 20 Vertreterinnen und Vertreter von Aufarbeitungseinrichtungen, Gedenkstätten, Museen und Medien nach Serbien, Bosnien-Herzegowina sowie Kroa- tien. Von der serbischen Hauptstadt Belgrad ging die Reise zunächst in das kroatische Vukovar. Die Stadt erlangte 1991 während der Kroatienkrieges traurige Berühmtheit, als während der mehrmonatigen Belagerung durch die Die Brücke von Mostar galt über Jahrhunderte als symbolische Verbindung jugoslawische Volksarmee täglich bis zu 8.000 Granaten zwischen Ost und West. N ach ihrer Zerstörung im Bosnienkrieg 1993 wurde in Vukovar einschlugen. An das Massaker von Vukovar, sie bis 2004 wiederaufgebaut. bei dem im November 1991 nahe der Ortschaft Ovcara 200 verletzte Kriegsgefangene von serbischen Truppen getötet wurden, erinnert heute ein Denkmal.

Auch in Sarajevo zeugen zahlreiche Denkmäler von der Komplexität der Geschichte dieser Region. Bis heute gibt es dort jedoch keine breite öffentliche Auseinander- setzung mit der vielschichtigen Geschichte, weder die Gräuel des Zweiten Weltkriegs noch die Unterdrückung und Verfolgung durch das Regime von Tito sind in der Öffentlichkeit präsent. Die brutalen Ereignissen der Bal- kankriege der 1990er Jahre überlagern die Erinnerung, so das Massaker in Srebrenica, die Belagerung von Sara- jevo, die Schlacht um Mostar, die zu einer inneren Teilung der Stadt geführt hat, die bis heute anhält.

Im Juli 1995 wurden im Massaker von Srebrenica mehr als 8.000 bosnische Muslime von serbischen Einheiten ermordet. An das schwerste Kriegs ­ verbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert heute eine Gedenkstätte. 76 3.8 Die internationale Arbeit

Wie in der Vergangenheit gab die Studienfahrt der Bun- desstiftung Aufarbeitung 2016 den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zahlreiche Gelegenheiten, einen in- tensiven Austausch mit den Multiplikatoren vor Ort zu pflegen und Informationen über den Stand der Aufarbei- tung aus erster Hand zu erhalten. Die vielen Gespräche mit Multiplikatoren vor Ort, ehemaligen Kriegsgegnern, Vertretern von Museen und NGOs zeigten den Teilneh- merinnen und Teilnehmern der Studienreise deutlich, welch große Bedeutung der Umgang mit der eigenen Ver- gangenheit für die gegenwärtige sowie zukünftige Ent- wicklung eines Landes hat. Bedrückend und alarmierend war dabei, dass nahezu alle Gesprächspartner in den drei besuchten Ländern die Gefahr eines neuen Kriegsaus- bruchs auf dem Balkan als sehr hoch einschätzten. Im Rahmen einer Delegationsreise nach Albanien besich - tigten Vertreterinnen der Bundesstiftung Aufarbeitung im Mai 2016 gemeinsam mit ehemaligen Häftlingen und Ver - tretern zivilgesellschaftlicher Einrichtungen das ehemalige Die Aufarbeitung des Kommunismus Strafgefangenenlager in Spac. in Albanien unterstützen

Als eine Delegation aus Deutschland 2010 im Rahmen der Studienfahrt der Bundesstiftung Aufarbeitung Al- banien besuchte, gab es dort nahezu keine Aufarbeitungs- einrichtungen, Museen und Gedenkstätten, die sich mit der kommunistischen Diktatur unter Enver Hoxha aus- einandersetzen. In den vergangenen Jahren entstand je- doch eine Reihe entsprechender Initiativen, die auch von staatlicher Seite unterstützt werden. Die Bundesstiftung Aufarbeitung pflegt von Beginn an gute Kontakte zu die- sen Einrichtungen und unterstützt deren Arbeit.

Im Februar 2016 nahmen die Geschäftsführerin Dr. Anna Kaminsky und Arbeitsbereichsleiterin Dr. Sabine Kuder an einer internationalen Tagung zum Stand der Aufarbeitung in Tirana teil. Anlass war die Erinnerung an eine staatliche Säuberungs- und Terrorwelle, der im Jahr 1951 zahlreiche albanische Intellektuelle und Oppo- sitionelle zum Opfer fielen. Auslöser war ein Bomben- attentat auf die sowjetische Botschaft in Tirana, deren Urheber bis heute nicht feststehen. Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung wurden Familienangehörige der 1951 Ermordeten durch den albanischen Staatspräsiden- Das Museum »Vendi i Deshmise dhe Kujteses« (Sites of Witness and ­Memories) in Shkodra erinnert an die Opfer der kommunistischen ten geehrt. Die Geschäftsführerin trug mit einer Gedenk- Diktatur in Albanien. rede zu dieser bewegenden Veranstaltung bei, die mit 77

einer Kranzniederlegung am Denkmal für die Ermor- deten endete. In den folgenden Tagen konnten Gespräche mit verschiedenen Opferbänden geführt werden, etwa mit Vertretern einer Initiative, die am Ort des ehemaligen Straflagers im Spac eine Begegnungs- und Erinnerungs- stätte einrichten möchten. Auch der Besuch des jüngst eröffneten Museums »Vendi i Dëshmisë dhe i Kujtesës« (Sites of Witness and Memories) in der albanischen Stadt Shkodra stand auf dem Programm. Im Juni kamen bei- de Kolleginnen erneut nach Tirana, um anlässlich einer Konferenz an der Diskussion um ein Denkmal für die Opfer der kommunistischen Diktatur teilzunehmen. Im Oktober fand eine mehrtägige Aufarbeitungsveran- staltung in Anlehnung an die jährliche Geschichtsmesse der Bundesstiftung Aufarbeitung in Tirana statt. In die- Anna v. Arnim-Rosenthal vertrat die Bundesstiftung sem Rahmen präsentierte der Kurator Dr. Ulrich Mählert ­Aufarbeitung bei der Konferenz »Die Lehren des 20. Jahr - die Ausstellung »Der Kalte Krieg – Ursachen, Geschichte, hunderts« in Perm und Moskau im Oktober 2016. Folgen« und beteiligte sich an einem Podium, das sich der Vermittlung von Geschichte im schulischen und außerschulischen Bildungsbereich in vergleichender Pers- pektive widmete. Die Aufarbeitungseinrichtungen in Albanien werden auch in Zukunft wichtige Partner der bei der es 2014 einen politisch motivierten Leitungswech- Bundesstiftung Aufarbeitung bleiben. sel gegeben hatte. Das veränderte Ausstellungsnarrativ wurde im Rahmen einer Veranstaltung diskutiert, bei der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Vertretern Geschichtspolitik und Erinnerungs­ zivilgesellschaftlicher Organisationen sowie Journalisten kultur in Russland aus Perm zusammenkamen.

Im Mittelpunkt der Konferenz »Die Lehren des 20. Jahr- hunderts. Erinnerung an Totalitarismus in Museen, Ge- Enge Austauschbeziehungen denkstätten, Archiven und modernen Medien in Russland mit der Republik Korea und Deutschland« stand der Austausch von deutschen und russischen Kolleginnen und Kollegen. Vom 17. bis Die Beziehungen zwischen der Bundesstiftung Aufar- 21. Oktober fand die Tagung im Gulag Museum Moskau, beitung und verschiedenen Institutionen der Republik der Erschießungsstätte Butovo und der Gedenkstätte Korea sind seit vielen Jahren sehr intensiv. Vor allem die Perm-36 statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Vorgeschichte und der Verlauf des Revolutions- und diskutierten Erinnerungs- und Aufarbeitungskonzepte Einheitsprozesses ist für die zahlreichen Vertreterinnen sowie Fragen der Geschichtspolitik in Deutschland und und Vertreter von Ministerien, Hochschulen sowie wei- Russland. Auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung teren Regierungs- und Nichtregierungsinstitutionen aus und des Petersburger Dialogs stellte Anna v. Arnim- Südkorea interessant, die regelmäßig bei der Stiftung zu Rosenthal die Arbeit der Bundesstiftung und die He­ Gast sind. Umgekehrt folgen immer wieder Stiftungs- rausforderungen in der historisch-politischen Bildungs- vertreter der Einladung in den demokratischen Teil der arbeit vor. Ein Schwerpunkt stellte die Auseinanderset- koreanischen Halbinsel, um den Wissens- und Erfah- zung mit dem Konflikt um die Gedenkstätte Perm-36 dar, rungsaustausch voranzubringen. 78 3.8 Die internationale Arbeit

So nahm der Leiter Arbeitsbereichs Schulische Bildung Internationale Besucher in der Dr. Jens Hüttmann im Oktober 2016 an zwei Konferenzen ­KronenstraSSe in Seoul teil, die das Büro der Konrad Adenauer Stiftung gemeinsam mit der Juristischen Fakultät der Korea Uni- Das rege Interesse an den Erfahrungen mit diktatorischer versität organisiert hatte. In der ersten Veranstaltung Herrschaft und deren Verbrechen lässt sich nicht zuletzt »Politische Bildung und Verfassung« wurden die verfas- an den internationalen Besucherinnen und Besuchern sungsrechtlich-institutionellen Ordnungen in Europa und der Stiftung festmachen. Die Kontakte zu den ehemals Ost-Asien mit den jeweiligen Strukturen politischer Bil- kommunistisch beherrschten Ländern Europas sind dabei dung verglichen. In der zweiten Veranstaltung »Populis- naturgemäß besonders intensiv, doch auch aus vielen mus, Parteiendemokratie und Politische Bildung« disku- anderen Ländern kamen 2016 Besucher in die Kronen- tierten die internationalen Teilnehmerinnen und Teil- straße, um über Aufarbeitungsthemen zu sprechen. Be- nehmer über Gefährdungen der Demokratie sowie den sonders groß ist das Interesse an der deutschen Teilung Nutzen des zeithistorischen Lernens für die Demokratie- und deren Überwindung in der Republik Korea, die mit bildung. zahlreichen Delegationen vertreten war. Doch auch Be- sucher aus der Türkei, Kolumbien, Japan, Taiwan, Sri Lanka, Côte d‘Ivoire, Tansania, Simbabwe und Südafrika nutzten die Expertise der Mitarbeiterinnen und Mitar- beiter und informierten sich über deren Arbeit.

Besuch aus Georgien: Mitarbeiterinnen zivilgesellschaftlicher Organisationen informierten sich über die Arbeit der ­Bundesstiftung. Im Gespräch mit Anna v. Arnim-Rosenthal tauschten sie sich über Möglichkeiten aus, die Geschichte der ­SED-­Diktatur in Schulen zu unterrichten und Jugendliche für die Unterschiede zwischen Diktatur und Demokratie zu ­sensibilisieren. 79

Gespräch über Transitional Justice mit einer parlamentari - Eine Delegation aus Côte d’Ivoire, Tansania, Simbabwe und Südafrika besuchte schen Delegation aus Taiwan am 6. September 2016. am 9. November 2016 die Stiftung im Rahmen des Besuchsprogramms ­»Transitional Justice« der Friedrich- Naumann-Stiftung.

Eine Gruppe junger Geflüchteter aus N ordkorea besuchte Kolumbianische Politiker und Vertreter gesellschaftlicher Gruppen besuchten im Rahmen einer Reise des Vereins »with-U« die Stiftung. auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung am 3. Juni 2016 die Kronenstraße.

Vertreter türkischer Nichtregierungsorganisationen kamen am 26. Mai 2016 auf Einladung des Auswärtigen Amtes in die Kronenstraße. 80 3.9 Weiterbildungsangebote der Bundesstiftung

3.9 Professionelles Wissen vermitteln – ­Weiterbildungsangebote 2016

Die Weiterbildungsangebote der Bundesstiftung Aufarbeitung unterstützen interessierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Einrichtungen der politischen Bildung sowie der ­Aufarbeitung mit aktuellem Wissen und geben neue Impulse für die eigene Arbeit.

Die Themen sind vielfältig, sie reichen von der Betreu- richtete sich direkt an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ung und Beratung von Diktaturopfern über Fragen der von Beratungsstellen und Opferverbänden sowie von Archiv- und Zeitzeugenarbeit bis hin zu Rechtsthemen Ämtern, die Verfolgte der SED-Diktatur betreuen und und Öffentlichkeitsarbeit. Die Weiterbildungen werden beraten. von allen Arbeitsbereichen der Stiftung konzipiert und unterstützt. Bei den zumeist eintägigen Seminaren geben Eine kompakte Einführung in die Grundlagen des interne und externe Fachleute theoretische und prakti- Urheberrechts gab Rechtsanwalt Dr. Stanislaus Jaworski sche Impulse für die praktische Arbeit im Feld der Dik- am 18. Mai 2016. Thema war etwa die Nutzung von Bil- taturaufarbeitung. Die vergleichsweise geringen Teilnah- dern im Onlinebereich, die in den vergangenen Jahren megebühren ermöglichen auch kleineren Einrichtungen stark an Bedeutung gewonnen hat. Die teilnehmenden mit geringen Budgets die Teilnahme. Praktiker erhielten vielfache Einblicke in die komplexe Materie, die auch für Nichtjuristen verständlich vermit- Am 27. April stand standen die gesetzlichen Renten- telt wurde. Das erworbene Wissen in diesem Bereich regelungen für die Opfer der SED-Diktatur im Mittel- sorgt für Rechtssicherheit bei allen, die in ihrer Arbeit mit punkt. Carsten Ascher von der Deutschen Rentenversi- urheberrechtlichen Fragen konfrontiert sind und trägt cherung Berlin-Brandenburg informierte die Teilneh- dazu bei, unerfreuliche und nicht selten kostspielige merinnen und Teilnehmer etwa über die Anrechnung Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden. von Verfolgungszeiten auf die Rente für Opfer politischer Verfolgung in SBZ und DDR. Das eintägige Seminar Zwei der vier ursprünglich geplanten Weiterbildun- gen zur Arbeit von Archiven sowie zu den Reha-Verfah- ren nach dem zweiten SED-Unrechtsbereinigungsgesetz konnten aus verschiedenen Gründen nicht stattfinden. Gewissermaßen als Ausgleich stockte die Bundesstif- tung Aufarbeitung ihr Weiterbildungsangebot für 2017 auf acht Veranstaltungen auf. Die Angebote reichen von Rechtsthemen über die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Techniken für Zeitzeugeninterviews und Projekt- management bis zu den Ursachen von Traumafolge- schäden bei SED-Opfern.

Einführung in die Grundlagen Carsten Ascher von der Deutschen Renten - des Urheberrechts von versicherung Berlin-Brandenburg informierte Rechtsanwalt Dr. Stanislaus über die gesetzlichen Rentenregelungen für Jaworski. die Opfer der SED-Diktatur. 81

3.10 Juristische Aufarbeitung: Das Justiziariat

Das Justiziariat der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ist für die ­Bearbeitung sämtlicher rechtlicher Angelegenheiten der Bundesstiftung Aufarbeitung verantwortlich. Zu den vielfältigen Aufgaben zählen allgemeine Vertragsgestaltungen, arbeits- und personalrechtliche Themenstellungen, das Verwaltungs- und Zuwendungs - recht sowie Fragen des Datenschutzes und der Informationsfreiheit.

Das Justiziariat verfolgt darüber hinaus die Rechtsetzung Der Justiziar vertrat die Stiftung zudem in verschiedenen sowie Rechtspraxis des Bundes und der Länder in Fragen Arbeitsgruppen und Gremien. Hervorzuheben ist dabei der Diktaturaufarbeitung und bringt sich in die Debatten die Teilnahme an der Arbeitsgruppe Aufarbeitung und ein, um insbesondere bei der Rehabilitierung und Ent- Recht im Studien- und Forschungsschwerpunkt Medien- schädigung von Opfern und Verfolgten der Diktatur in recht der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. der SBZ und DDR Verbesserungen anzustoßen. Darüber hinaus werden unterschiedliche Projekte Dritter im Rah- Tobias Dollase engagierte sich ferner im Rahmen der men der juristischen Aufarbeitung begleitet sowie eigene juristischen Ausbildung. Im Laufe des Jahres absolvierten Veranstaltungen und Weiterbildungen in diesem Bereich zwei Rechtsreferendarinnen eine Ausbildungsstation im organisiert und durchgeführt. So stieß die vom Justiziar Justitiariat der Stiftung. Als behördlicher Datenschutz- Tobias Dollase organisierte Weiterbildung zur Einfüh- beauftragter der Stiftung bearbeitete der Justiziar Fragen rung in das Urheberrecht am 18. Mai 2016 auf großes des Bundesdatenschutzgesetzes und anderer Vorschrif- Interesse. Rechtsanwalt Dr. Stanislaus Jaworski infor- ten über den Datenschutz mierte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die von verschiedenen Aufarbeitungsinstitutionen kamen und in Nach langjähriger Mitarbeit in der Bundesstiftung ihrer täglichen Arbeitspraxis immer wieder mit Urheber- Aufarbeitung folgte Justiziar Tobias Dollase dem Rufe rechtsfragen konfrontiert sind, umfassend über grund- der Landespolitik. Seit dem 28. Oktober ist er als Bezirks- legende Rechtsfragen des Urheberrechts. stadtrat von Berlin-Reinickendorf für die Themen Jugend, Familie, Schule und Sport verantwortlich. Die Vakanz übernahm die Juristin Mirjam Gegler.

Ihre Ansprechpartnerin im Justiziariat:

Mirjam Gegler Justiziarin (seit 16. Januar 2017) (r.)

Tobias Dollase Justiziar (bis 28. Oktober 2016) 82 3.11 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

3.11 pRESSE- und Öffentlichkeitsarbeit

Ob Veranstaltung, Publikation oder Ausstellung – die Angebote der Bundesstiftung ­Aufarbeitung einem breiten Publikum bekannt zu machen, ist Ziel der Presse- und ­Öffentlichkeitsarbeit. Zudem meldet sich die Stiftung zu relevanten Themen in öffent ­ lichen ­Debatten zu Wort und liefert Einschätzungen sowie Expertise zu vielen Fragen der Aufarbeitung kommunistischer Diktaturen. Dabei werden die Werkzeuge der ­Pressarbeit genauso genutzt wie die eigenen Informationskanäle der Stiftung, also ­Broschüren, ­Flyer, Websites, der Facebook-Auftritt und der monatliche N ewsletter.

Im Zuge der Medienarbeit versandte die Pressestelle 2016 Statements eigene Standpunkte ein. Auch mit dem im mehr als 50 Pressemitteilungen. Hinzu kamen Meldun- Frühjahr 2016 erschienen Band »Die DDR als Chance« gen zu aktuellen Themen auf der Website und der nahe- über zukünftige Forschungen zur deutsch-deutschen Zeit- zu tägliche Informationsfluss in dem sozialen Netzwerk geschichte trieb die Bundesstiftung Aufarbeitung die Facebook. Ein zentrales Thema 2016 war die öffentliche öffentliche Auseinandersetzung mit der Diktaturaufar- Diskussion über die Zukunft der Aufarbeitung, die die beitung voran. Arbeit der Expertenkommission zur Zukunft der Stasi- Unterlagenbehörde des Deutschen Bundesstags begleitete. Zur Öffentlichkeitsarbeit gehört die Präsentation der Die Vorsitzenden der Stiftungsgremien Markus Meckel Stiftungsarbeit bei einschlägigen Veranstaltungen, etwa und Rainer Eppelmann sowie die Geschäftsführerin dem Bürgerfest zum Tag der Deutschen Einheit, das Dr. Anna Kaminsky brachten dazu in Interviews und 2016 in Dresden stattfand.

Ihr/-e Ansprechpartner/-in im Bereich ­ Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:

Tilman Günther Pressesprecher Ulrike Exner Onlineredakteurin 83

Presse- und Medienarbeit kamen vor allem von deutschen Sendern wie der ARD und ihren Landesanstalten (rbb, MDR, NDR, WDR), Die thematische Vielfalt der Stiftungsarbeit spiegelt sich dem ZDF, der Deutschen Welle sowie den Sendern des in den mehr als 50 Pressemitteilungen wider, die von der Deutschlandradios. Hintergrundinformationen, Inter- Pressestelle 2016 regional und bundesweit verschickt views und Statements wurden zudem von den Nach- wurden. Diese trugen ebenso zur Medienberichterstat- richtenagenturen (dpa, epd, Thompson Reuters) sowie tung bei wie die öffentlichen Auftritte insbesondere des überregionalen und regionalen Tageszeitungen (u. a. Süd- Vorstandsvorsitzenden Rainer Eppelmann und der der deutsche Zeitung, Berliner Zeitung, Die Welt, Ostsee- Geschäftsführerin Dr. Anna Kaminsky. Zeitung) angefragt. Auch den Redaktionen von inter- nationalen Medien, etwa aus den USA, Südkorea sowie Anfragen für TV- und Hörfunkinterviews, aber auch Frankreich, konnte mit Gesprächspartnern und Hinter- zur Unterstützung der unterschiedlichsten Recherchen, grundinformationen weitgeholfen werden.

Breite öffentliche Aufmerksamkeit fand die Charité-Studie Mit einem Pressefrühstück präsentierten die Bundesstiftung Aufarbeitung zu Medikamententests westlicher Hersteller in der DDR, die und das Berliner Kolleg Kalter Krieg die gemeinsame Ausstellung. am 15. März 2016 in der Kronenstraße vorgestellt wurde.

Was wurde aus der SED? Filmemacher Jan N . Lorenzen Großes Medieninteresse bei der Buchpräsentation von »Volkes Stimme«: Der stellte am 15. November 2016 seine von der Stiftung geför- Historiker Siegfried Suckut hat Briefe an die DDR-Staatsführung herausgege - derte Dokumentation über die Entwicklung der ehemaligen ben und präsentierte die Ergebnisse in und mit der Stiftung. DDR-Staatspartei nach 1989 in Berlin den Medien vor. 84 3.11 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Repräsentative Umfrage deutschen Bundesländern etwas weniger oft anzutreffen zum 9. November als im Westen. Die Ursachen und Hintergründe dieser negativen Bewertung der Friedlichen Revolution ließen Zum Tag des Mauerfalls am 9. November gab die Bun- sich durch das rein quantitative Verfahren nicht ermit- desstiftung Aufarbeitung eine repräsentative Umfrage in teln. Für ein tieferes Verständnis werden hierzu zukünftig Auftrag, die das Wissen und die Einstellungen der Be- weitere qualitative Methoden angewandt werden müssen. völkerung zur Friedlichen Revolution 1989 ermitteln sollte. Die Ergebnisse des Umfrageinstituts Kantar Emnid zeig- ten, dass sieben von zehn Deutschen den 9. November Die Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung 1989 als das markanteste Datum der Friedlichen Revo- lution kennen und einordnen können. Dem gegenüber In den Bereich Öffentlichkeitsarbeit fällt im Wesentlichen machten fast 30 Prozent der Befragten falsche oder keine die Herausgabe einer wachsenden Zahl von kostenlosen Angaben zu dem Datum. Neben dem positiven Befund, Publikationen zu den Arbeitsfeldern und Themen der dass die Geschichte der Friedlichen Revolution in weiten Bundesstiftung Aufarbeitung. Teilen der Bevölkerung verankert ist, zeigte die Umfrage zugleich Handlungsfelder für die zukünftige Bildungs- Zur Information internationaler Gäste und Partner arbeit auf. liegt der allgemeine Informationsflyer der Stiftung mitt- lerweile in zwölf Sprachen vor. Sehr beliebt beim inter- Die zweite Frage der Umfrage zielte auf eine Bewer- nationalen Publikum ist zudem die Broschüre »Coming tung der Aussage »Die Friedliche Revolution war ein to Terms: Dealing with the Communist Past in United Glücksfall« ab. Diese wurde von einem überwiegenden «, die über Grundzüge des Aufarbeitungs- und Teil der Befragten unterstützt: 35 Prozent antworteten Einigungsprozesses in Deutschland informiert. Diese »stimme stark zu«, 35 Prozent »stimme eher zu«. Ein mit liegt derzeit in Englisch, Koreanisch und Spanisch vor. 22 Prozent relativ großer Anteil der Befragten nahm je- Einmal im Quartal informiert ein Flyer über das um- doch eine kritische Haltung zur Friedlichen Revolution fangreiche Veranstaltungsangebot der Stiftung, mit dem ein (»stimme eher nicht zu«: 11 Prozent, »stimme gar nicht im Einzugsbereich der Geschäftsstelle um Publikum ge- zu«: 11 Prozent). Die kritische Haltung war in den ost- worben wird. Über das internationale Austauschpro-

Repräsentative Umfrage zum 9. No vember Frage 2: »Die Friedliche Revolution war ein Glücksfall« – stimmen Sie dieser Aussage zu?

Gesamt Region Alter Ost West 14–29 Jahre 30–39 Jahre 40–49 Jahre 50–59 Jahre 60 + Jahre Stimme 35 % 34 % 40 % 18 % 30 % 42 % 43 % 39 % stark zu Stimme 35 % 34 % 42 % 45 % 41 % 35 % 31 % 29 % eher zu Stimme eher 11 % 12 % 6 % 10 % 10 % 10 % 13 % 11 % nicht zu Stimme gar 11 % 11 % 10 % 11 % 14 % 10 % 10 % 9 % nicht zu Repräsentative Umfrage von Kantar Emnid im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Befragungszeitraum: 25.–27.10.2016 85

gramm Memory Work informiert ein Infoflyer in deut- scher, englischer und russischer Sprache. Zur Öffentlich- keitsarbeit der Stiftung gehört nicht zuletzt die Redak- Was war wichtig 2016? tion des Publikationshefts und des jährlichen Tätigkeits- berichts. Tilman Günther: Nach den großen Jubiläen zu ­Friedlicher Revolution und ­deutscher Aufarbeitung transparent – Die Bundes- Einheit 2014/15 war unsere Arbeit im stiftung Aufarbeitung vor Ort vergangenen Jahr weniger stark durch Neben den zahlreichen Eigenveranstaltungen nutzt die die ­öffentliche Themenkonjunktur Bundesstiftung Aufarbeitung regelmäßig einschlägige ­geprägt. Trotzdem konnten wir einige Großveranstaltungen, um die Angebote einem breiten mediale Wegmarken setzen. Die Stiftung hat sich in Publikum vorzustellen. Ein Höhepunkt war das Bürger- die Diskussion zur Zukunft der Stasi-Unterlagenbehörde fest zum Tag der Deutschen Einheit, das 2016 in Dres- und damit der Aufarbeitung insgesamt eingebracht. den stattfand. Wie in den Vorjahren kooperierte die Unsere Umfrage zum Jahrestag des Mauerfalls am Bundesstiftung Aufarbeitung mit der Stiftung Berliner 9. November 1989 wurde von sehr vielen Medien auf - Mauer, beide Institutionen präsentierten ihre Angebote gegriffen. Rund 70 Prozent kennen das Datum, jeder an einem gemeinsamen Infostand. Besonderes Interes- Vierte kann es dagegen nicht richtig einordnen, dieses se fanden wieder die Mindmapping-Spiele »Wo war die Ergebnis hat für einige Diskussionen gesorgt. innerdeutsche Grenze?« und »Wo war die Berliner Mauer?«, bei denen die Teilnehmerinnen und Teilneh- mern den jeweiligen Grenzverlauf aus dem Gedächtnis Und was wird 2017 wichtig? aufzeichnen konnten.

Tilman Günther: Wir werden uns in diesem Jahr noch stärker auf die Kommunikation zu unserem Themenschwerpunkt »Der Kommunismus: Utopie und Wirklichkeit« konzentrieren. Vieles, was bereits seit 2015/16 vorbereitet wird, tritt dann ja erst in die Öffentlichkeit. Vor allem unser ­Ausstellungsangebot wollen wir möglichst breit bekannt machen. Das Ausstellungsformat war ja in den vergan - genen Jahren immer ein Massenmedium im klassischen Sinn: Wenn 1.000 Exemplare gezeigt werden und nur jeweils 20 Menschen eins davon sehen, erreichen wir 20.000 Leute. Die tatsächlichen Zahlen dürften wie bisher deutlich darüber liegen. Im Online-Bereich ­wollen wir uns noch stärker auf internationale Partner »Wo war die Berliner Mauer?« Zahlreiche Gäste testeten ihr Wissen beim Tag der Deutschen Einheit 2016 in Dresden. und Interessierte einstellen und dazu unser englisch - sprachiges Angebot ausbauen. 86 3.11 Medienarbeit, PR und Onlinekommunikation

Die Publikumsresonanz blieb in Dresden deutlich hinter Der gedruckte Taschenkalender »Erinnerung als Auftrag« den Vorjahren zurück, was nicht zuletzt in Zusammen- hat sich seit seinem ersten Erscheinen im Jahr 2003 zu hang mit der wegen Terrorgefahr insgesamt verschärften einem wichtigen Medium der Öffentlichkeitsarbeit der Sicherheitslage und den ungünstigen Witterungsbedin- Stiftung entwickelt. Der praktische Wegbegleiter will gungen gestanden haben dürfte. Dennoch bleibt das jähr- seine Nutzerinnen und Nutzer nicht nur an die Termine liche Bürgerfest für die Bundesstiftung Aufarbeitung auch der Gegenwart erinnern. Tag für Tag weist er darüber in Zukunft eine hervorragende Gelegenheit, die eigene hinaus in kurzen Meldungen auf historische Ereignisse Arbeit »auf der Straße« zu präsentieren und mit sehr hin, die an den Widerstand und die Opposition gegen die unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu kommen. SED-Diktatur, die Entwicklungen in der DDR und in Die Stiftung wird deshalb auch 2017 in Mainz wieder den kommunistischen Staaten Mittel- und Osteuropas mit einem Infostand vertreten sein. sowie Wegmarken der innerdeutschen Beziehungen und der Überwindung von Diktatur und Teilung erinnern. Der Jahreskalender wird im Arbeitsbereich Gesellschaft- Historische Kalender als liche Aufarbeitung, Publikationen und außerschulische ­Serviceangebot Bildungsarbeit konzipiert und umgesetzt.

Als Service für interessierte Journalistinnen und Journa- Seit 2009 widmet sich der Taschenkalender über- listen veröffentlicht die Stiftung den zweimonatlich -er greifenden Schwerpunktthemen, die sich am jeweils ak- scheinenden »Historischen Kalenderdienst«, der im Be- tuellen Erinnerungsjahr orientieren. Im Jahr 2016 erin- reich Gesellschaftliche Aufarbeitung, Publikationen und nerte der Kalender an die Ereignisse des Jahres 1956, das außerschulische Bildungsarbeit (siehe 3.1) erarbeitet wird. im damaligen Ostblock zu tief greifenden Veränderungen Sechs Ausgaben informieren einen wachsenden Adres- führte. Im Zentrum standen dabei die einsetzende offene satenkreis im Jahresverlauf über bekannte und unbe- Entstalinisierung, der Posener Aufstand in Polen und kannte Ereignisse aus der Geschichte der kommunisti- der Volksaufstand in Ungarn, bei dem sich Hundertau- schen Diktaturen nach 1945. Auf der Homepage der Bun- sende gegen die kommunistischen Machthaber erhoben. desstiftung wird in der Rubrik »heute vor …« täglich ein Nach dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR historisches Datum vorgestellt, weitere Ereignisse kön- griff erneut sowjetisches Militär gewaltsam ein und schlug nen im historischen Online-Kalendarium recherchiert die Volkserhebung nieder. werden. Der Taschenkalender erschien 2016 in einer Ge- samtauflage von 10.000 Exemplaren. Eine Teilauflage von 3.000 Exemplaren wurde vom Bundespresseamt mitge- druckt und verbreitet, 2.000 Exemplare vom Bundes- ministerium des Innern und 1.000 Exemplare von der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt. Die von der Bundesstiftung Aufarbeitung gedruckten 4.000 Exemplare waren innerhalb kurzer Zeit vergriffen.

Der Taschenkalender »Erinnerung als Auftrag« für 2017. 87

Die Stiftung im Netz: Zum 60. Jahrestag der ungarischen Revolution vom 23. Onlinekommunikation Oktober 1956 wurde eine multimediale Dokumentation zum Thema aufbereitet. Diese umfasst neben einer Ein- Für die Außendarstellung der Bundesstiftung Aufarbei- führung ins Thema zahlreiche weitere Recherchehin- tung nehmen die zahlreichen Online-Aktivitäten einen weise sowie eine Auswahl historischer Fotografien. wachsenden Stellenwert ein. Die Website www.bundes- stiftung-aufarbeitung.de stellt nicht nur allgemeine In- Auch den mehr als 70 Spezialkinderheimen und Ju- formationen zur Organisation der Stiftung, zu ihren För- gendwerkhöfen in der DDR wurde ein eigener Schwer- dermöglichkeiten und Aktivitäten in den Arbeitsberei- punkt gewidmet. Unter dem Titel »Heimerziehung in der chen bereit, sondern bietet auch umfangreiche inhaltliche DDR« finden sich dort neben zahlreichen Informatio- Angebote, Dokumentationen und Datenbanken. Neben nen nicht zuletzt Hinweise auf Angebote für Betroffene. der laufenden Pflege und Aktualisierung der Website erstellt die Online-Redaktion den digitalen Newsletter Ein wichtiges Projekt im Online-Bereich war in die- »aufarbeitung aktuell« und betreut die Aktivitäten im sem Jahr der Umstieg auf den Webstandard HTML5, mit Social Web. dem potenzielle Sicherheitslücken geschlossen wurden und die Implementierung eines barrierefreien Video- und Ein wichtiger Bereich ist die Dokumentation der zahl- Audioplayers auf der Website ermöglicht wurde. Die weit reichen Podiumsveranstaltungen, die die Stiftung über über 500 Audio- und Videodokumente auf der Stiftungs- das Jahr mit vielen Partnern realisiert. Die Online-Re- website sind seither barrierefrei abrufbar. daktion produziert aus den Mitschnitten Podcasts, die den interessierten Hörern eine zeitversetzte und ortsunab- Die Zugriffszahlen der Website sind 2016 im Vergleich hängige Rezeption der vielfältigen Veranstaltungsformate zum Vorjahr leicht angestiegen. Die Website verzeich- ermöglichen. Das stetig wachsende Podcast-Archiv wurde nete über das gesamte Jahr rund 183.000 Aufrufe und im Jahr 2016 um fast 40 Audiodokumentationen erweitert, 542.000 Seitenansichten. Durchschnittlich 12.500 ein- die auf der Stiftungswebsite gehört und heruntergeladen deutige Nutzer besuchten die Stiftungsseiten Monat für werden können. Monat. Die beliebtesten Inhalte waren die Datenbank »Wer war wer in der DDR? Ein Lexikon ostdeutscher Neben den aktuellen Inhalten und den allgemeinen Biographien«, die Online-Dokumentation zum Mauer- Basisinformationen zur Stiftung, ihren Angeboten und bau am 13. August 1961, der Veranstaltungskalender, die ihrer Fördertätigkeit hat sich die Website der Stiftung über Informationen zur Projektförderung sowie der Publi- die Jahre zu einem zentralen Wissens- und Informations- kationsshop. speicher zur SED-Diktatur, zur deutschen Teilung und zur Überwindung kommunistischer Diktaturen in Europa Erfreulich war die internationale Verteilung der Sei- entwickelt. Neben den bibliografischen Nachschlagewer- tennutzer: Neben den deutschen Besuchern kamen die ken »Wer war wer in der DDR?« und »Deutsche Kom- Besucher der Website im vergangenen Jahr besonders munisten: Biographisches Handbuch 1918 bis 1945«, die häufig aus den USA, Frankreich, der Schweiz und Groß- dort online recherchierbar sind, bieten die Themenschwer- britannien. punkte sowohl inhaltliche Informationen in Form von Texten und Filmen wie auch Hinweise auf weiterfüh- Entsprechend dem allgemeinen Trend verzeichnet rende Literatur sowie Internetquellen. 2016 konnten zu den auch die Stiftungswebsite einen Anstieg bei der Nutzung sieben bestehenden Themenschwerpunkten zwei weitere mit mobilen Endgeräten. Bereits ein Fünftel der Besucher Themenbereiche ausgearbeitet und online verfügbar ge- betrachtete die Website im Jahr 2016 mit Smartphones macht werden. oder Tablets.

88 3.11 Medienarbeit, PR und Onlinekommunikation

Technische Infrastruktur: Webserver launch 2015 ist der Newsletter mit einer wachsenden Zahl von Abonnenten zu einem zentralen Kommunika- Virtuelle Angebote zur Informationsvermittlung haben tionskanal avanciert. in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewon- nen. Dies bildet sich auch bei den zahlreichen Weban- Die Meldungen und Neuigkeiten gliedern sich in die geboten ab, die die Bundesstiftung fördert oder selbst Rubriken »Ausstellungen«, »Multimedia«, »Opfer und entwickelt und betreut. Gedenken«, »Publikationen«, »Schulische Bildung«, »Ver- anstaltungen«, »Wissenschaft«, »Zeitzeugen«, »Aus der Aufgrund der steigenden technischen Ansprüche, Stiftung« sowie »Presse«. Alle Ausgaben werden zudem die die Bundesstiftung an Verfügbarkeit, Sicherheit und auf der Website der Bundesstiftung archiviert und zur Stabilität ihrer Webprojekte stellt, mussten diese im Nachlese vorgehalten. Jahr 2016 sukzessive auf einen leistungsfähigeren Web- server umgezogen werden. Neben der Anbieterrecherche Bei gleichbleibend hohen Klick- und Öffnungsraten gehörten das Projektmanagement, die Konfiguration des erreichte der Newsletter am Jahresende 2016 1.250 inte- Webservers sowie die Koordination zwischen Förderpart- ressierte Leserinnen und Leser. nern, externen Agenturen und Stiftungsmitarbeitern zu den Aufgaben der Online-Redaktion. Damit konnte die Internetpräsenz der Bundesstiftung Aufarbeitung auf Bundesstiftung Aufarbeitung eine stabile Infrastruktur gestellt werden. im Social Web

Die öffentliche Facebook-Seite hat sich zu einem der wich- Newsletter »aufarbeitung aktuell« tigsten Kommunikationskanäle der Stiftung entwickelt. In 2016 konnte die Anzahl der »Freunde« noch einmal Der Stiftungsnewsletter »aufarbeitung aktuell« richtet sich signifikant gesteigert werden und überstieg im Dezember gleichermaßen an Wissenschaftler wie auch an Multipli- die Marke von 4.900. Über die Facebook-Präsenz veröf- katoren der schulischen und außerschulischen Bildung fentlicht die Online-Redaktion nahezu täglich spannen- und allgemein Interessierte. Zehn Mal im Jahr informiert de Neuigkeiten aus dem Umfeld der Stiftung und regt das Medium per E-Mail über die aktuellen Aktivitäten damit auch zur Interaktion und Diskussion zwischen der Stiftung und ihrer Projektpartner. Seit seinem Re- Interessenten an.

Ein besonderes Augenmerk lag 2016 auf der Bewer- bung der Ausstellung »Der Kalte Krieg« an ihren zahl- reichen regionalen Veranstaltungsorten. Hinzu kam die intensive Begleitung zentraler historischer Daten wie dem 17. Juni (1953), dem 3. Oktober (1990) und dem 9. No- vember (1989). 4. Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 90 4. Die Bundesstiftung Aufarbeitung

Erinnerung als Auftrag

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur wurde 1998 vom Deutschen Bundestag mit dem Auftrag gegründet, die umfassende Aufarbeitung der Ursachen, Geschichte und Folgen der kommunistischen Diktatur in der Sowjetischen Besatzungszone, in der DDR sowie in Ostmitteleuropa zu befördern. Ihre Aufgabe ist es weiter- hin, den antitotalitären Konsens in der Gesellschaft, die Demokratie und die innere Einheit Deutschlands weiter- zuentwickeln und zu festigen. Zudem wirkt die Stiftung bei der Aufarbeitung von Diktaturen im internationalen Maßstab mit. Der Bundesvorsitzende der UOKG Dieter Dombrowski besuchte die ­Stiftung zu einem Gespräch mit Geschäftsführerin Dr. Anna Kaminsky (r.) und Anna v. Arnim-Rosenthal. Unter dem Motto »Erinnerung als Auftrag« arbeitet die Bundesstiftung Aufarbeitung gemeinsam mit einem Netzwerk verschiedener Institutionen im In- und Aus- land, um die Auseinandersetzung mit kommunistischen Diktaturen und Gewaltherrschaft zu befördern. Die Stif- tung tritt für die Interessen der Opfer politischer Ver- folgung ein und trägt mit ihren vielfältigen öffentlichen Angeboten dazu bei, die Erinnerung an das in den kom- munistischen Diktaturen geschehene Unrecht und an deren Opfer wachzuhalten. Auch die Erinnerung an Widerstand und Opposition in der Sowjetischen Besat- zungszone (SBZ) und der DDR gehört zu den Schwer- punkten der Stiftungsarbeit.

Der Botschafter der Republik Korea Lee Kyung-soo besuchte am 2. März 2016 u. a. das Archiv der Bundesstiftung Aufarbeitung.

Eine Fortbildungsveranstaltung mit 46 südkoreanischen ­Lehrkräften Der Präsident des Research and Documentation Center aus Seoul fand am 25. Oktober 2016 in der ­Kronenstraße statt. in Sarajevo Mirsad Tokaca besuchte die Stiftung am 22. März 2016 zu einem ­Fachgespräch. 91

Der Vorsitzende des Stiftungsrats Markus Meckel (M.), sein Stellvertreter Hartmut Koschyk (l.) und der ­Vorstandsvorsitzende Rainer Eppelmann bei der Stiftungsratssitzung am 7. N ovember 2016.

Als wichtigste Fördermittelgeberin des Bundes zur För- Die Gremien der Bundess tiftung derung dezentraler und regional verankerter Aufarbei- ­Aufarbeitung tungsprojekte zur deutschen Teilung und kommunisti- schen Diktatur und deren Folgen hat die Bundesstiftung Der Stiftungsrat zur Aufarbeitung der SED-Diktatur seit ihrer Gründung 1998 bis Ende 2016 rund 3.000 Vorhaben finanziell unter- Die 24 ehrenamtlichen Mitglieder des vierten Stiftungs- stützt. Fördermittel in Höhe von rund 41 Millionen Euro rats entscheiden über die grundsätzlichen Fragen der konnten den Projektpartnern insgesamt zur Verfügung Stiftungsarbeit, etwa den jährlichen Haushaltsplan und gestellt werden. Durch die Unterstützung der Stiftung künftige Schwerpunktsetzungen. Das Gremium setzt sich wurden Archivbestände erschlossen, Dokumentarfilme zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern aller Bun- produziert, Bücher und Dissertationen verfasst und ge- destagsfraktionen, der Bundesregierung, des Landes Berlin druckt, Ausstellungen erarbeitet und gezeigt, Seminare sowie aus Persönlichkeiten, die in Fragen der Diktatur- und Konferenzen realisiert, Bildungsmedien erstellt, die aufarbeitung besonders profiliert sind. Vorsitzender des Arbeit der Verbände der Opfer der SED-Diktatur unter- Stiftungsrats ist Außenminister a. D. Markus Meckel, der stützt, Gedenkstätten weiterentwickelt und Museen aus- dieses Amt seit Gründung der Bundesstiftung Aufarbei- gebaut sowie zeithistorische Internetangebote online ge- tung 1998 innehat. Sein Stellvertreter ist MdB Hartmut stellt. Koschyk, Beauftragter der Bundesregierung für Aussied- lerfragen und nationale Minderheiten. Mit zahlreichen eigenen Veranstaltungen und Pub- likationen trägt die Bundesstiftung Aufarbeitung in Ko- operation mit ihren Partnern dazu bei, die öffentliche Auseinandersetzung mit den kommunistischen Dikta- turen und deren Folgen voranzutreiben. 92 4. Die Bundesstiftung Aufarbeitung

Die Mitglieder des vierte n Stiftungsrats

Markus Meckel Hartmut Koschyk (MdB, Luise Amtsberg Dr. Jörg Bentmann Dr. Prof. Dr. Rainer Eckert (Vorsitzender) stellv. ­Vorsitzender) (MdB)

Siegmund Ehrmann Dr. Géza Andreas Iris Gleicke (MdB) Dr. Katharina Henschen Ansgar Hollah Sigrid Klebba (MdB) von Geyr

Burkhard Kleinert Dr. Günter Krings (MdB) (MdB) (MdB)

Dr. Christine Regus Dagmar Rothacher Matthias Schmidt (MdB) Werner Schulz Dr. Harald Terpe (MdB) Prof. Dr. Manfred Wilke 93

Die Mitglieder des vierten S tiftungsvorstands (ab 15. Februar 2016)

Rainer Eppelmann Prof. Dr. Ralph Jessen Christine Lieberknecht Gerd Poppe Prof. Dr. Waltraud Schreiber (Vorsitzender) (stellv. Vorsitzender)

Die Mitglieder des dritten Stiftungsvorstands (6. Mai 2009–15. Februar 2016)

Rainer Eppelmann Prof. Dr. Bernd Faulenbach Annemarie Franke Gerry Kley Gerd Poppe (Vorsitzender) (stellv. Vorsitzender)

Der Stiftungsvorstand Die Gremien entscheiden über alle grundsätzlichen Fra- gen der Stiftungsarbeit, für deren konkrete Ausgestaltung Der ehrenamtlich tätige Vorstand der Stiftung ist für die und Umsetzung die Geschäftsstelle verantwortlich ist. konkrete Ausgestaltung der Stiftungsarbeit zuständig und Die Stiftung untersteht der Rechtsaufsicht der Beauf- entscheidet insbesondere über die Projektförderung. tragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Dieses vom Stiftungsrat gewählte Gremium tagt seit 1998 unter dem Vorsitz von Rainer Eppelmann, sein Stellver- treter ist der Historiker Prof. Dr. Ralph Jessen. Der Vor- Die Fachbeiräte stand wird komplettiert durch die ehemalige Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, den Bürger- Die Bundesstiftung Aufarbeitung wird von zwei Fach- rechtler und Politiker Gerd Poppe sowie die Geschichts- beiräten beraten. Dem Fachbeirat Gesellschaftliche Auf- didaktikerin Prof. Dr. Waltraud Schreiber. arbeitung – Opfer und Gedenken gehören 16 namhafte 94 4. Die Bundesstiftung Aufarbeitung

Der Fachbeirat Gesellschaftliche Aufarbeitung – Opfer und Gedenken tagte am 1. N ovember 2016.

Sitzung des Fachbeirats Wissenschaft am 10. N ovember 2016. 95

Staffelstabübergabe: Am 15. Februar 2016 tagten der 3. und neugewählte 4. Vorstand gemeinsam unter Vorsitz von Rainer Eppelmann.

Persönlichkeiten aus den Bereichen Gedenkstätten, Mu- treterin ist Prof. Dr. Beatrix Bouvier. Eine zentrale Auf- seen, politischer Bildung sowie der Opferverbände an. gabe des Fachbeirats Wissenschaft ist die Beratung über Der Fachbeirat Gesellschaftliche Aufarbeitung wird von das jährliche Stipendienprogramm der Bundesstiftung Dr. h.c. Karl Wilhelm Fricke geleitet, sein Stellvertreter Aufarbeitung sowie über die seit 2009 von der Stiftung ist Superintendent i. R. Martin-Michael Passauer. Zu den ausgeschriebenen Sonderförderprogramme. Aufgaben des Fachbeirats gehört u. a. die Beratung über die jährlich im Rahmen des internationalen Austausch- Zudem unterstützt ein international besetzter Beirat programms »Memory Work« zu vergebenden Stipendien. die Herausgeber des »Jahrbuch für historische Kommu- nismusforschung«, der vom Herausgeberkreis berufen Im Fachbeirat Wissenschaft stellen ausgewiesene Wis- wurde. Das Jahrbuch wurde 1993 von Prof. Dr. Hermann senschaftlerinnen und Wissenschaftler der Stiftung ihre Weber begründet und wird seit 2004 von der Bundes- wissenschaftliche und fachliche Expertise zur Verfügung. stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur redaktionell Den Vorsitz führt Prof. Dr. Peter Maser, seine Stellver- betreut und in ihrem Auftrag herausgegeben. 96 4. Die Bundesstiftung Aufarbeitung

Die Geschäftsführung Die Geschäftsstelle

Die Geschäftsführung bildet die Schnittstelle zwischen den Die Geschäftsstelle ist in sechs Arbeitsbereiche, die Ver- Gremien der Stiftung und der Geschäftsstelle, der die waltung und zwei Stabsstellen gegliedert. Die Arbeits- operative Stiftungsarbeit obliegt. Die Geschäftsführerin bereiche sind nach ihren inhaltlichen Zuständigkeiten der Bundesstiftung Aufarbeitung ist Dr. Anna Kaminsky. aufgeteilt, sie verantworten nicht zuletzt die Projektför- Ihr Stellvertreter Dr. Robert Grünbaum ist zugleich Leiter derung. Die Stiftung verfügte im Jahr 2016 über 22,5 des Arbeitsbereichs »Gesellschaftliche Aufarbeitung, Pub- Planstellen, die sich 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter likationen und außerschulische Bildungsarbeit«. Die Ge- teilen. schäftsführung ist die Ansprechpartnerin der Stiftung für den Deutschen Bundestag, für Mitarbeiter von Bun- Der Bereich »Gesellschaftliche Aufarbeitung, Pub- des- und Landesministerien, für die Beauftragte der likationen und außerschulische Bildungsarbeit« unter- Bundesregierung für Kultur und Medien, der die Rechts- steht dem stellvertretenden Geschäftsführer Dr. Robert aufsicht über die Stiftung obliegt, sowie für zahlreiche Grünbaum, der Arbeitsbereich »Ausstellungen, Filme, Partner und Aufarbeitungsinstitutionen im In- und Aus- Multimedia« steht unter Leitung von Dr. Sabine Kuder. land. Darüber hinaus repräsentiert Dr. Anna Kaminsky Dr. Ulrich Mählert leitet den Arbeitsbereich »Wissen- die Bundesstiftung Aufarbeitung und die mit ihr ver- schaft und internationale Zusammenarbeit«, dem seit bundenen Themen in zahlreichen Gremien sowie Beiräten März 2015 das Projekt »Aufarbeitung des Kommunis- im Bereich der Diktaturaufarbeitung. Ferner leitet die mus« angegliedert ist. Dieses wurde bis zum Sommer Geschäftsführerin den Arbeitsbereich »Opfer und Ge- 2016 von Dr. Nikolas Dörr koordiniert, im August 2016 denken« sowie die nationale und internationale Gedenk- übernahm diese Aufgabe Katharina Hochmuth. Dr. Jens stättenarbeit der Bundesstiftung Aufarbeitung. Hüttmann verantwortet den Arbeitsbereich »Schulische Bildung«. In diesem Bereich ist auch das Zeitzeugenportal www.zeitzeugenbuero.de angesiedelt, das mit wachsen- der Nachfrage Zeitzeuginnen und Zeitzeugen von kom- munistischer Diktatur und deutscher Teilung bundes- weit an Schulen und Bildungseinrichtungen vermittelt.

Ihre Ansprechpartnerinnen (v. l.):

Bettina Grothe Vorzimmer Arbeitsbereiche Silvia Kunze Vorzimmer Arbeitsbereiche Sophie-Charlotte Böning Vorzimmer Geschäftsführung

97

Dr. Anna Kaminsky Dr. Sabine Kuder Kathrin Hemke-Sauer Dr. Matthias Buchholz

Mirjam Gegler Dr. Robert Grünbaum Tilman Günther Katharina Hochmuth

Dr. Jens Hüttmann Dr. Ulrich Mählert Markus Pieper

Dem Arbeitsfeld »Opfer und Gedenken« steht die Ge- Die Stabsstelle für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wird schäftsführerin direkt vor, dort ist auch das Dokumen- von Tilman Günther verantwortet, den Verwaltungsbe- tationsprojekt »Erinnerungsorte an die kommunistischen reich der Bundesstiftung Aufarbeitung leitet Kathrin Diktaturen und deren Opfer« angebunden. Eine Kernauf- Hemke-Sauer. Justiziar Tobias Dollase war bis Oktober gabe der Arbeitsbereiche ist die Betreuung der Förder- 2016 für die juristisch relevanten Aspekte der Stiftungs- projekte der Bundesstiftung Aufarbeitung. Dr. Matthias arbeit verantwortlich. Nach seiner Wahl zum Bezirks- Buchholz leitet den Arbeitsbereich Archiv – Bibliothek – stadtrat für Jugend, Familie, Schule und Sport im Berliner Dokumentation. Bezirk Reinickendorf wurde die Stelle von der Juristin Mirjam Gegler übernommen. 98 4. Die Bundesstiftung Aufarbeitung

Die Finanzierung

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur verfügte 2016 über einen Etat von rund 5,665 Millionen Euro. Davon stammten 1,537 Millionen Euro oder 27,1 Prozent aus Zinserträgen des Kapitalvermögens der Stiftung. 63,3 Prozent bzw. 3,590 Millionen Euro wurden als Bundeszuschuss aus dem Haushalt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zur Verfü- gung gestellt. Darüber hinaus erzielte die Bundesstiftung weitere Einnahmen in Höhe von 136.772 Euro durch Ge- bühren aus den von ihr zur Verfügung gestellten Aus- stellungen und Publikationen sowie aus Rückzahlungen. Im Jahr 2016 erhielt die Bundestiftung Aufarbeitung zu- dem eine einmalige Spende in Höhe von 400.000 Euro für die Einrichtung eines Aufarbeitungspreises.

Die Stiftungsverwaltung Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Dik- tatur erwirtschaftet ihre Kapitalerträge aus einem Stif- Die Bundesstiftung Aufarbeitung verfügt über einen schlanken tungsvermögen in Höhe von insgesamt 77 Millionen Euro. ­Verwaltungsbereich, der für die Haushaltsaufstellung, die Bewirt- 75 Millionen Euro davon wurden ihr in den Jahren 2004 schaftung des Etats und des Stiftungskapitals sowie die Rechnungs- und 2005 in zwei Tranchen à 55 und 20 Millionen Euro legung der Bundesstiftung gegenüber ihren Prüfbehörden verant- aus ehemaligem SED-Vermögen zugesprochen. Aufgrund wortlich ist. Darüber hinaus liegen hier die Personalverwaltung, die der anhaltenden Niedrigzinsen erwirtschaften mündel- Abrechnung von Dienstreisen, alle Beschaffungen sowie die Regelung sichere Anlageformen nur sehr geringe Zinsen, sodass aller mit dem Stiftungssitz verbundenen Fragen. Zudem ist die diese Erträge als eine wichtige und durch eine umsichtige ­Verwaltung in die Organisation von Veranstaltungen der Stiftung Anlagestrategie über viele Jahre solide Stütze des Stif- eingebunden. Verwaltungsleiterin der Bundesstiftung Aufarbeitung tungsetats mittlerweile stark rückgängig sind. Durch den ist Kathrin Hemke-Sauer; ihr sind drei Mitarbeiterinnen und Mit­ Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags und mit arbeiter zugeordnet. Unterstützung vieler Parlamentsmitglieder insbesondere aus dem Kultur- und Haushaltsausschuss konnten für Ihre Ansprechpartnerinnen (v. l.): das Haushaltsjahr 2016 zusätzlich 500.000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Kathrin Hemke-Sauer Verwaltungsleiterin Zur mittelfristigen Stabilisierung der Stiftungsarbeit Nancy Kunert hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags Bürosachbearbeiterin am 10. November 2016 beschlossen, der Bundesstiftung Yvonne Durré zur Aufarbeitung der SED-Diktatur für 2017 1,358 Mil- Bürosachbearbeiterin lionen Euro an zusätzlichen Bundesmitteln zur Verfügung Gabriele Reicke zu stellen und diese bis 2019 in Aussicht gestellt. Der größ- Bürosachbearbeiterin te Teil dieser Mittel wird für die Förderung von Projekten der Diktaturaufarbeitung im gesamten Bundesgebiet ein- gesetzt werden. 99

Haushaltsmittel der Bundesstiftung Aufarbeitung

IST in T € IST in T € IST in T € IST in T € Ist in T € Ist in T €

Jahr 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Bundeszuschuss 2.807 2.899 3.454 3.597 3.573 3.590

Eigenmittel 2.820 2.664 2.073 1.570 2.021 2.075

Gesamtmittel 5.627 5.563 5.527 5.167 5.594 5.665

Zuschüsse zur Förderung der Aufarbeitung der SED-Diktatur 2016 in €

Projektfördermittel 1.912.148

Stipendien 148.233

Publikationen, Ausstellungen, Veranstaltungen 304.158

Beratungsoffensive 79.070

Bibliothek, Archiv 34.278

Personal 1.766.259

Öffentlichkeitsarbeit 47.931

Miete 479.908

Sonstige Verwaltungs- und Betriebsausgaben 492.632

Aufarbeitungs-Preis siehe Einnahmen (Spende) 400.000

Ausgaben insgesamt 5.664.616

Einnahmen 2016

Zuschuss Bund 3.590.000

Sonstige Einnahmen 136.772

Spende Aufarbeitungs-Preis 400.000

Zinserträge 1.537.844

Einnahmen insgesamt 5.664.616 100 4. Die Bundesstiftung Aufarbeitung

Projektförderung 2016 Im Rahmen des Stipendienprogramms wurden vier neue Promotionsstipendien bewilligt. Damit förderte die Bun- Die Projektförderung birgt vielfältige Aufgaben und bildet desstiftung Aufarbeitung in 2016 13 Nachwuchswissen- über das gesamte Jahr einen Arbeitsschwerpunkt der schaftlerinnen und -wissenschaftler mit insgesamt rund Stiftung. Die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitar- 148.000 Euro. Im Rahmen des neu aufgelegten »Memory beiter beraten bei der Antragstellung, bearbeiten die An- Work«-Austauschprogramms wurden 2016 sechs Vor- träge nach inhaltlichen sowie zuwendungsrechtlichen haben mit insgesamt rund 40.000 Euro gefördert. Gesichtspunkten und holen für Anträge mit einem För- dervolumen von mehr als 50.000 Euro zusätzliche un- abhängige Gutachten ein. Die Förderprojekte 2016 nach ­Themenschwerpunkten Antragsschluss ist jeweils im Vorjahr am 30. Juni für Anträge ab 50.000 Euro, 31. Juli für Stipendien und 31. Die Mehrzahl der 2016 geförderten Projekte entfiel wie August für Anträge bis 50.000 Euro sowie für das inter- in den Vorjahren auf den Bereich Gesellschaftliche Auf- nationale Austauschprogramm »Memory Work«. Die arbeitung. Dazu gehörten Projekte der historisch-poli- Monate September bis November stehen in jedem Jahr tischen Bildungsarbeit, Archiv- und Dokumentations- wesentlich im Zeichen der Antragsbearbeitung. Auf seiner projekte sowie Ausstellungen und Dokumentarfilme. alljährlichen Vergabesitzung Anfang Dezember entschei- Auch Publikationen sind diesem Themenbereich zuge- det der Vorstand über die zu fördernden Projekte. Da­ ordnet, sofern sie keinen wissenschaftlichen Charakter raufhin gehen entsprechende Bescheide an die Antrag- haben oder dem Förderbereich Opfer und Gedenken zu- steller, darüber hinaus sind Rückfragen zu beantworten gerechnet werden können. Für 91 Projekte im Bereich und eventuelle Widersprüche zu bearbeiten. Im Verlauf Gesellschaftliche Aufarbeitung wurden 2016 rund 1,67 der einzelnen Projekte werden Zwischenberichte, An- Millionen Euro aufgewendet (74 Prozent des gesamten träge auf Umwidmung von Fördermitteln oder Neujustie- Förderetats). Rund 263.000 Euro oder zwölf Prozent der rungen von Projektzielen geprüft, Projektergebnisse ein- Fördermittel wurden den Verbänden der Opfer der SED- geschätzt und nicht selten inhaltliche Projektberatung Diktatur und des sowjetischen Nachkriegsunrechts für geleistet. Nach Abschluss der geförderten Projekte sind ihre Arbeit zur Verfügung gestellt. 23 Projekte wurden umfängliche Verwendungsnachweise sachlich und fis- im Bereich Wissenschaft gefördert, diese erhielten rund kalisch zu prüfen. 240.000 Euro und damit elf Prozent des Etats. Hinzu kom- men 15 Promotionsstipendien, für die 2016 ein Förder- Für das Jahr 2016 gingen insgesamt 206 neue Projekt- volumen von rund 150.000 Euro aufgewendet wurde. anträge und 22 Anträge auf Promotionsstipendien frist- Rund 82.000 Euro oder 3,6 Prozent des Förderetats wur- gerecht ein. Das gesamte Antragsvolumen lag bei rund den für fünf Projekte mit internationalem Bezug zur 5,37 Millionen Euro. Nach sorgfältiger Prüfung konnte Verfügung gestellt. die Bundesstiftung für 2016 insgesamt rund 1,91 Milli- onen Euro für 136 Projekte zur Verfügung stellen. Da­ rüber hinaus erreichen die Stiftung das gesamte Jahr über immer wieder Anfragen auf Förderung, die wegen der geltenden Fristen und begrenzten Mittel nicht bedacht werden können. 101

Projektförderung 2016 Projektförderung 2016 nach nach Förderbereichen ­Projekttypen

Gesellschaftliche Aufarbeitung: 1.454.371,14 € Tausend €

600

Opfer und Gedenken: 500 214.870,92 € 400

Wissenschaft: 104.556,32 € 300 Internationale Zusammenarbeit: 138.350 € 200

100

0 Ausstellungen Veran­ Filme Archiv- Gedruckte staltungen projekte Publikationen

Regionale Verteilung der geförderten Verteilung Projektförderung 2016 Projekte

Der mit 63 Projekten größte Teil des Fördervolumens € von 1,146 Millionen Euro war in Berlin angesiedelt, dies 1,1 Mio. entsprach rund 51 Prozent des Gesamtetats. Allerdings wurde die Förderung für einen großen Teil der Projekte 1,0 Mio. lediglich durch eine in Berlin ansässige Institution be- 900.000 antragt, während die Projekte selbst entweder bundes- weit oder im Falle von Internetprojekten ohne räumliche 800.000 Einschränkung realisiert wurden oder auch in anderen Bundesländern stattfanden. In den fünf ostdeutschen 700.00 Bundesländern wurden 57 Vorhaben gefördert. Sie erhiel- 600.000 ten zusammen rund 742.000 Euro (33 Prozent des Förder­ etats). 25 Projekte wurden in den westdeutschen Bundes- 500.000 ländern durchgeführt, die mit rund 371.000 Euro (16 Pro- 400.000 zent des Etats) gefördert wurden. Die regionale Verteilung der durch die Bundesstiftung Aufarbeitung ausgereich- 300.000 ten Mittel entspricht damit etwa der in den Vorjahren. 200.000

100.000

0 Ost West Berlin 102 5. Anhang

5. Anhang

5.1 Gremien der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Mitglieder des 4. St iftungsrats (§ 6 St iftungsgesetz)

M Vom Bundestag gewählte Mitglieder gemäß dem Vorschlag der F raktionen

Mitglied: Stellvertreter/-in:

CDU/CSU-Fraktion Hartmut Koschyk, MdB, Maria Michalk, MdB stellv. Vorsitzender

SPD-Fraktion Siegmund Ehrmann, MdB Matthias Schmidt, MdB

Fraktion Die LINKE , MdB (bis 1. Juni 2016) Petra Pau, MdB Stefan Liebich, MdB

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Dr. Harald Terpe, MdB Luise Amtsberg, MdB

M Vom Bundestag gewählte Mitglieder aus dem Personenkreis, die in Fragen der Aufarbeitung der SED-Diktatur besonders engagiert und qualifiziert sind

Mitglied: Stellvertreter/-in:

Vorschlag CDU/CSU Prof. Dr. Manfred Wilke Vera Lengsfeld

Vorschlag SPD Markus Meckel (Vorsitzender) Prof. Dr. Rainer Eckert

Vorschlag Die Linke Burkhard Kleinert

Vorschlag Bündnis 90/Die Grünen Werner Schulz, MdEP 103

M Von der Bundesregierung benannte Mitglieder

Mitglied: Stellvertreter/-in:

Dr. Katharina Henschen Dr. Ansgar Hollah Beauftragte der Bundesregierung Ministerialdirigent, Beauftragte der für Kultur und Medien Bundesregierung für Kultur und Medien

Dr. Günter Krings Dr. Jörg Bentmann Parlamentarischer Staatssekretär, Ministerialdirektor, Bundesministerium des Innern Bundesministerium des Innern

Iris Gleicke Dagmar Rothacher Parl. Staatssekretärin im Bundesministerium Ministerialdirigentin, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie; Wirtschaft und Energie Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer

Dr. Ralf Brauksiepe Dr. Géza Andreas von Geyr Parlamentarischer Staatssekretär, Bundesministerium der Verteidigung Bundesministerium der Verteidigung

M Vertreter des Landes Berlin

Mitglied: Stellvertreter/-in:

Sigrid Klebba Dr. Christine Regus Staatssekretärin für Jugend und Familie Leiterin des Referats Archive, Bibliotheken, Gedenkstätten, Museen und Einrichtungen bildender Kunst

Mitglieder des Stiftungsvorstandes

M 4. Stiftungsvorstand M 3. Stiftungsvorstand (6. Mai 2009–15. Februar 2016)

Rainer Eppelmann (Vorsitzender) Rainer Eppelmann (Vorsitzender) Prof. Dr. Ralph Jessen (stellv. Vorsitzender) Prof. Dr. Bernd Faulenbach (stellv. Vorsitzender) Christine Lieberknecht Annemarie Frank Gerd Poppe Gerry Kley Prof. Dr. Waltraud Schreiber Gerd Poppe 104 5. Anhang

Fachbeiräte

M Fachbeirat Gesellschaftliche Aufarbeitung Herausgeber und Beiräte des Jahrbuchs für Historische Dr. h. c. Karl Wilhelm Fricke, Vorsitzender Kommunismusforschung Martin Michael Passauer, stellv. Vorsitzender Dr. Günter Buchstab Roland Bude M Begründet 1993 von Hermann Weber (†) Dr. Gabriele Camphausen Ralf Hirsch herausgegeben von Dr. Axel Klausmeier Silke Klewin Dr. Ulrich Mählert (Berlin) Dr. Prof. Dr. Jörg Baberowski (Berlin) Marita Richter Dr. Bernhard H. Bayerlein (Aachen) Sybille Ploog Prof. Dr. Bernd Faulenbach (Bochum) Ulrike Poppe Dr. (Erfurt) Uwe Schwabe Prof. Dr. Peter Steinbach (Mannheim) Tom Sello Prof. Dr. Stefan Troebst (Berlin) Dr. Martina Weyrauch Prof. Dr. Manfred Wilke (Berlin)

im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbei - tung der SED-Diktatur (seit Ausgabe 2004) M Mitglieder im Fachbeirat Wissenschaft:

Prof. Dr. Peter Maser, Vorsitzender M Mitglieder des internationalen Prof. Dr. Beatrix Bouvier, stellv. Vorsitzende wissenschaftlichen Beirats: Prof. Dr. Jörg Baberowski Prof. Dr. Thomas Großbölting Dr. Thomas Wegener Friis (Odense, Dänemark) Prof. Dr. Helge Heidemeyer Prof. Dr. Stefan Karner (Graz, Österreich) Prof. Dr. Günther Heydemann Prof. Dr. Mark Kramer (Cambridge/MA, USA) Prof. Dr. Eckhard Jesse Dr. Norman LaPorte (Pontypridd, Großbritannien) Prof. Dr. Alfons Kenkmann Prof. Dr. Krzysztof Ruchniewicz (Wrocław, Polen) Prof. Dr. Christoph Kleßmann Prof. Dr. Brigitte Studer (Bern, Schweiz) Prof. Dr. Angelika Menne-Haritz Dr. Krisztián Ungváry (Budapest, Ungarn) Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Horst Möller Prof. Dr. Alexander Vatlin (Moskau, Russland) Dr. Ehrhart Neubert Prof. Dr. Martin Sabrow Prof. Dr. Stefan Troebst Prof. Dr. Gerhard Werle Prof. Dr. Andreas Wirsching

105

5.2 Haushaltsmittel der Bundesstiftung Aufarbeitung 2016 (Ohne Verwaltung Gerda-und- Hermann-Weber-Stiftung)

Ist in T € Ist in T € Ist in T €

Jahr 2014 2015 2016

Bundeszuschuss 3.597 3.573 3.590

Eigenmittel 1.564 1.765 2.075 davon Zinseinnahmen 1.447 1.668 1.538 davon sonstige Einnahmen aus Publikationen etc. 43 33 51 davon Zuwendungen Dritter 19 42 400 davon Rückzahlungen aus Projekten 55 22 86

Gesamtmittel 5.161 5.338 5.665

Ausgaben zur Förderung der Aufarbeitung der SED-Diktatur 2015 in €

Personalkosten 1.581.298 1.714.754 1.766.259 darunter Sonderprojekte Kommunismusgeschichte, Dissidentenlexikon und Webangebot »Die letzte DDR-Regierung« 113.806 174.934

Miete/Mietnebenkosten 446.044 497.658 479.908

Sonstige Verwaltungs- und Betriebsausgaben 493.340 274.993 492.632

Öffentlichkeitsarbeit 54.625 38.526 47.931

Archiv/Bibliothek 25.913 31.927 34.278

interne Kosten gesamt 2.601.220 2.557.858 2.821.007

Publikationen, Ausstellungen und Veranstaltungen 251.078 238.538 304.158

eigene Vorhaben gesamt 251.078 238.538 304.158

Projektförderung 2.088.978 2.307.226 1.912.148

Stipendien 145.708 145.275 148.233

Beratungsoffensive 74.082 89.780 79.070

Ausgaben extern gesamt 2.308.768 2.542.281 2.139.451

Anlage Spende Aufarbeitungs-Preis 400.000

Ausgaben insgesamt 5.161.066 5.338.677 5.664.616

106 5. Anhang

5.3 Projektförderung der Bundesstiftung Aufarbeitung 2016

Antragsteller Projekttitel Förderung 2016

Agentur für Bildung – Geschichte, Multimediaprojekt: Lernen aus der Geschichte - 14.708,00 € Politik und Medien e. V. Online-Magazine und Webinare

AGM Leipzig GmbH - Glücklicher Multimediaprojekt: 1989 – Unsere Heimatfilme – 30.000,00 € Montag Zwischen Stunde Null, Mauerbau und Friedlicher Revolution

Alltag erinnern Geschichte Publikationsvorhaben: Der sozialistische Staat im Lichtenberger 10.200,00 € erleben Vergessen verhindern Kleinformat – Alltag und Diktatur in einem Ost-Berliner Bezirk GbR

Amadeu Antonio Stiftung Ausstellungsvorhaben: Rechtsextreme Frauen in der DDR im 7.336,00 € Blick des MfS – Wanderausstellung

Arbeitsgemeinschaft Fünfeichen Gedenkveranstaltung für die Opfer des Lagers 2.150,00 € ­Neubrandenburg-Fünfeichen am 30. April 2016

Arbeitsgemeinschaft Lager Gedenkveranstaltung für die Opfer im Lager Sachsenhausen 4.103,84 € Sachsenhausen 1945–1950 e. V. im März 2016

Arbeitskreis Grenzinformation e. V. Gedenkveranstaltungen des Grenzmuseums »Schifflersgrund« 3.500,00 €

Arbeitskreis Grenzinformation e. V. Druckkostenzuschuss: Zwischen Erinnerung und 2.000,00 € neuer Gemeinsamkeit

Arbeitskreis Grenzinformation e. V. Druckkostenzuschuss: Informationsflyer für die Ausstellung 800,00 € des Grenzlandmuseums Schifflersgrund

Archiv Bürgerbewegung Archivierungsprojekt: Digitalisierung und Erschließung von Do - 11.600,00 € Leipzig e. V. kumenten, Presseausschnittsammlung und Bestand Aufarbeitung

Archiv Bürgerbewegung Multimediaprojekt: Erstellen einer bibliografischen Datenbank 35.000,00 € Leipzig e. V. (Auswahlbibliografie) zu Widerstand und politischer Repression in der SBZ/DDR

Archiv Bürgerbewegung Ausstellungsvorhaben: Verordnete Solidarität 25.000,00 € Leipzig e. V.

Armadafilm UG Dokumentarfilm: Amerikabilder in der DDR 30.000,00 €

Ars Sacrow e. V. Ausstellungsvorhaben: »Gärtner führen keine Kriege …« – Die 40.000,00 € Potsdam-Berliner Kulturlandschaft und die deutsche Teilung

Autorenkreis der Bundesrepublik Publikationsvorhaben: Interviewband zu Opposition 9.841,40 € Deutschland – Forum für Literatur und Widerstand in der DDR und Politik

Autorenkreis der Bundesrepublik Publikationsvorhaben: »Für uns, die wir noch hoffen« 12.000,00 € Deutschland – Forum für Literatur Die Ost-West-Geschichte eines Leipziger Tonbandes von und Politik Gerulf Pannach, Christian Kunert und Jürgen Fuchs 107

Antragsteller Projekttitel Förderung 2016

Autorenkreis der Bundesrepublik Publikationsvorhaben: 1937 in der DDR. Einfluss, Prägungen 6.000,00 € Deutschland – Forum für Literatur und langfristige Folgen des Exils in der Sowjetunion auf die und Politik deutschen Kommunisten

Bautzen-Komitee e. V. Gedenkveranstaltung: Bautzen-Treffen 1.517,82 €

Bautzen-Komitee e. V. Gedenkveranstaltung zum 17. Juni 2016 1.219,00 €

Bautzen-Komitee e. V. Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag am 13. November 2016 703,29 €

Bautzen-Komitee e. V. Gedenkveranstaltung zum Häftlingsaufstand von 1950 1.136,86 € am 31. März 2016

Berliner Forum für Geschichte Publikationsvorhaben: Sammelband »Krieg der Welten« 5.666,00 € und Gegenwart e. V. zur Geschichte des Kalten Krieges

Berliner Gesellschaft für Dokumentationsvorhaben: Weibliche politische Gefangene 17.100,00 € ­Geschichte der Medizin e. V. in der DDR 1955–1972

Bezirksamt Friedrichshain-­ Sonstiges: Errichtung einer Informationstafel 2.500,00 € Kreuzberg – FHXB Friedrichshain- zum »Durchgangsheim Stralau« Kreuzberg Museum

Bezirksamt Pankow von Berlin – Ausstellungsvorhaben: Keiner kennt dieses Versteck - Die 38.000,00 € Museumsverbund Pankow Flucht der Unternehmerfamilie Schoening aus der DDR capito – Agentur für Bildungs­ Bildungsprojekt: Paul und Emilia auf Spurensuche – ein Koffer 40.000,00 € kommunikation GmbH voll Geschichte – Comic mit begleitendem Unterrichtsmaterial für die Klassenstufen 3 bis 6

Deutsche Gesellschaft e. V. zur Veranstaltungsreihe: Freiheit ist … Ein Bildungsprojekt zur 46.240,00 € Förderung politischer, kultureller »Freiheit« und »Einheit« in Deutschland und sozialer Beziehungen in Europa

Deutsche Gesellschaft e. V. zur Bildungsveranstaltung: Schüler auf Spurensuche – DDR vor Ort 27.300,00 € Förderung politischer, kultureller und sozialer Beziehungen in Europa

Deutsche Gesellschaft e. V. zur Tagung: Die Entzauberung Stalins – Entstalinisierung als Zäsur 38.645,00 € Förderung politischer, kultureller im Weltkommunismus und sozialer Beziehungen in Europa

Deutsche Gesellschaft e. V. zur Veranstaltungsreihe: Das Erbe der DDR – N eue Perspektiven 16.289,00 € Förderung politischer, kultureller auf die deutsche Einheit und sozialer Beziehungen in Europa 108 6. Anhang

Antragsteller Projekttitel Förderung 2016

Deutsche Gesellschaft für Tagung und Publikationsvorhaben: Utopie und Gewalt – Werk 37.000,00 € Osteuropakunde e. V. und Wirkung des Schriftstellers Andrej Platonow, 1899–1951

Die Multivision e. V. Bildungsveranstaltung: Zeichen der Zeit? – 40.000,00 € Demokratie auf dem Prüfstand

Die Zeitreisenden GbR Publikationsvorhaben: Verrat und Vertrauen – 10.000,00 € Jugendliche Resistenz in der DDR

Eberhard-Karls-Universität Druckkostenzuschuss: Chancen und Risiken von Zeitzeugen ­ 1.000,00 € Tübingen – Wirtschafts- und befragungen. Eine randomisierte Interventionsstudie im Sozialwissenschaftliche Fakultät Geschichtsunterricht

Erinnerungslabor GbR Multimediaprojekt: Kunstraub in der DDR 35.000,00 €

Evangelische Kirchengemeinde Ausstellungsvorhaben: Karikaturenausstellung, Magazin (print 13.778,52 € am Weinberg und online) und politische Mahnwachen zum 30. Gründungsjahr der Umwelt-Bibliothek Berlin (UB)

Evangelische Kirchengemeinde Archivierungsprojekt: Gesamterfassung und Archivierung des 15.000,00 € Lieberose und Land von 2009 bis 2015 gesammelten Erinnerungsmaterials zur Geschichte des sowjetischen Speziallagers Nr. 6 Ketschendorf 1945 bis 1947

exhibeo e. V. Ausstellungsvorhaben: Wechselseitig. Rück- und Zuwanderung 35.000,00 € in die DDR 1949 bis 1989

FilmFestival Cottbus GmbH Veranstaltungsreihe: Filmreihe »Brücken und Brüche« 15.000,00 €

Förderband e. V. Dokumentationsvorhaben: Die anderen Leben. Gespräche 8.763,00 € der Wendegeneration mit ihren Eltern

Förderverein Gedenkbibliothek Publikationsvorhaben: Auf den Spuren deutscher Opfer 15.000,00 € zu Ehren der Opfer des des Eisernen Vorhangs – Bulgarien ­Stalinismus e. V.

Förderverein Konvikt ­ Sonstiges: Errichtung einer Stele vor dem 2.250,00 € Borsigstraße 5 e. V. Theologischen Konvikt und von Geschichtstafeln in der Borsigstraße 5, 10115 Berlin

Förderverein Stahlmuseum Ausstellungsvorhaben: Stahlstandort Brandenburg an der Havel 25.000,00 € Brandenburg e. V. im 20. Jahrhundert

Format Media GmbH Publikationsvorhaben: 13 Jahre mit Wessi-Augen in der DDR – 24.950,00 € Beiträge des DDR-Korrespondenten der Frankfurter Rundschau Karl-Heinz Baum – Handreichung für Lehrer, Schüler und politisch Interessierte 109

Antragsteller Projekttitel Förderung 2016

FU Berlin – FB Geschichts- Tagung: Perestroika und Kommunismus in Europa 7.383,29 € und Kulturwissenschaften – (1985–1990/91) – Rezeption, Reaktionen und Auswirkungen Prof. Dr. Arnd Bauerkämper

FU Berlin – Friedrich-Meinecke- Musealisierung unter Pinochet – Einblicke in die chilenische 5.750,00 € Institut – Prof. Dr. Paul Nolte – Aufarbeitungskultur am Museum der Erinnerung und der Meike Dreckmann Menschenrechte in Santiago de Chile

Gedenkstätte Multimediaprojekt: Visualisierung der ehemaligen Untersuchungs- 5.410,00 € Amthordurchgang e. V. haftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in Gera

Gedenkstätte Bautzner Straße Druckkostenzuschuss: »Und die hatten dann irgendwie 2.000,00 € Dresden meinen Willen gebrochen.« Haftregime und Vernehmungspraxis in der MfS-U-Haft Bautzner Straße Dresden 1953–1989 (Hrsg.: Neumann, Heiko)

Gegen Vergessen – Bildungsveranstaltung: Menschenrechte im Überwachungsstaat – 4.000,00 € Für Demokratie e. V. Schulprojektwoche zur DDR-Geschichte

Gegen Vergessen – Veranstaltung: DDR-Geschichte im Westen 6.500,00 € Für Demokratie e. V.

Gegen Vergessen – Publikationsvorhaben: »Kommunistische Diktaturerfahrungen« – 18.190,96 € Für Demokratie e. V. Praktische Arbeitsmaterialien für die Bildungsarbeit in der Migrationsgesellschaft

Geithner und Thiele GbR, Bildungsprojekt: Kartenspiel und begleitendes Lehrmaterial 36.265,00 € Playing History »Wendepunkte«

Gemeinde Wandlitz Ausstellungsvorhaben: Die geschlossene Wohnsiedlung der 8.000,00 € SED-Machtelite in Wandlitz und ihr Umfeld in der Region Barnim

Geschichtswerkstatt Jena e. V. Zeitschrift: Gerbergasse 18 5.500,00 €

Gesellschaft für Regional- Publikationsvorhaben: Verschwiegene Erbschaften 15.000,00 € und Zeitgeschichte e. V.

Heimatfilm GbR Film- Dokumentarfilm: Vom Westen in die DDR – Übersiedler 32.000,00 € und Medienproduktion aus der Bundesrepublik in die DDR

Heinlein und Gnaudschun GbR Ausstellungsvorhaben: Wüstungen – Geschleifte Orte 14.500,00 € an der innerdeutschen Grenze

Hoferichter und Jacobs GmbH – Multimediaprojekt: Die Partei im ostdeutschen Alltag 15.000,00 € Gesellschaft für audiovisuelle (sechs Zeitreisen mit Online-Angebot) Medien und Kommunikations­ technologien mbH – Film und Fernsehproduktionsgesellschaft 110 5. Anhang

Antragsteller Projekttitel Förderung 2016

Hoferichter und Jacobs GmbH – Dokumentarfilm: Wie die SED den Umbruch 1989/90 überlebte 30.000,00 € Gesellschaft für audiovisuelle Medien und Kommunikations­ technologien mbH – Film und Fernsehproduktionsgesellschaft

Holfix GmbH Dokumentarfilm: Ulbrichts Wirtschaftswunder – 25.000,00 € Als die DDR den Westen übernehmen wollte

Ibs, Torben Druckkostenzuschuss: Theater in Ostdeutschland zwischen 3.400,00 € 1989 und 1995 – Transformationen in Strukturen und Diskursen

Initiativgruppe Internierungslager Gedenkveranstaltung für die Opfer des Lagers Jamlitz 348,00 € Jamlitz e. V. im September 2016

Initiativgruppe Lager Buchenwald Gedenkveranstaltung: 23. Kameradschaftstreffen in Brotterode 400,00 € 1945–1950 e. V.

Initiativgruppe Lager Buchenwald Gedenkveranstaltung: 26. Buchenwaldtreffen 660,00 € 1945–1950 e. V.

Initiativgruppe Lager Buchenwald Opferberatung und -betreuung 150,00 € 1945–1950 e. V.

Initiativgruppe Gedenkveranstaltung: 26. Mahn- und Gedenktreffen 3.000,00 € Lager Mühlberg e. V.

Initiativgruppe Veranstaltungsreihe: Informationsveranstaltungen 6.000,00 € Lager Mühlberg e. V.

Institut für Hochschulforschung Dokumentationsvorhaben: Handbuch: Parallelwelt: 20.771,00 € e. V. an der Martin-Luther-­ ­Konfessionelles Bildungswesen in der DDR Universität Halle-Wittenberg

Institut für Zeitgeschichte Veranstaltung: Die DDR als Chance: Plädoyer für einen neuen 1.619,81 € München–Berlin Blick auf die deutsche Nachkriegsgeschichte

Internationale Assoziation Publikationsvorhaben: Internationale Aufarbeitung der 5.987,15 € ehemaliger politischer ­kommunistischen Diktatur - Die 20 Kongresse der Internationalen ­Gefangener und Opfer des Assoziation ehemaliger politischer Gefangener und Opfer des Kommunismus e. V. Kommunismus von 1991 bis 2013

Internationale Assoziation Publikationsvorhaben: Informationsblatt der Internationalen 450,00 € ehemaliger politischer Assoziation ­Gefangener und Opfer des Kommunismus e. V.

Internationale Gesellschaft für Ausstellungsvorhaben: Die Riesaer Petition – 9.335,00 € Menschenrechte e. V. IGFM Wie Menschen gemeinsam um ihre Freiheit kämpften 111

Antragsteller Projekttitel Förderung 2016

Kindheit hinter Stacheldraht e. V. Gedenkveranstaltung: Treffen von Müttern und Kindern, 3.500,00 € die in Lagern und Haftanstalten geboren wurden

Kino Datsche Veranstaltung: Am Brühl – Ein dokumentarisches Theaterstück 5.000,00 € über eine Hausgemeinschaft in der DDR

Kooperative Berlin Bildungsveranstaltung: HistorySummerCamp – 29.650,00 € ­Kulturproduktion KBK e. V. Geschichte vor Ort – Konzepte für zeitgemäßes Erinnern

Kooperative Berlin Kulturproduk- Multimediaprojekt: Stages of Shoah – 13.800,00 € tion KBK e. V. – Jamie Bourque Interactive Dokumentary Application

Korea-Verband e. V. Tagung: »Respekt und Akzeptanz« – Vermittlung von geteilter 45.000,00 € Geschichte einer Nation – Schulische Bildung in Deutschland und Südkorea im Vergleich

Krampitz, Karsten Druckkostenzuschuss: Der Fall Brüsewitz – Das Verhältnis 4.387,00 € von Staat und Kirche in der DDR infolge der Selbstverbrennung des Pfarrers am 18. August 1976 in Zeitz, unter besonderer Berücksichtigung der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen

Kunst darf alles e. V. Multimediaprojekt: Jenseits der Mauer – Multimediaprojekt 15.000,00 € an der »Westside Gallery« in Berlin

Kuschel, Franziska Druckkostenzuschuss: Schwarzhörer, Schwarzseher und 4.500,00 € heimliche Leser – Die DDR und die Westmedien

L und H Verlag Druckkostenzuschuss: Gärtner führen keine Kriege – die 4.500,00 € Potsdam-Berliner Kulturlandschaft und die deutsche Teilung

Lagergemeinschaft Workuta/ Gedenkveranstaltung: Die neue Generation: Die Vermittlung 9.000,00 € GULag/Sowjetunion von historischen Erfahrungen an die junge Generation

Langwagen, Kerstin Druckkostenzuschuss: Die DDR im Vitrinenformat – 3.612,84 € Zur Problematik musealer Annäherungen an ein kollektives Gedächtnis

Leibnitz-Institut für Regionalent- Archivierungsprojekt: Reformansätze im DDR-Bauwesen? 15.963,02 € wicklung und Strukturplanung Zugänglichmachung und Vermittlung einschlägiger Archiv ­ (IRS) bestände im IRS-Erkner

Leipziger Dok-Filmwochen GmbH Veranstaltungsreihe: »Gib der Freiheit einen Sinn« – Amateur - 8.000,00 € film in der DDR – Sonderprogramm und Projektpräsentation

Literaturhaus Berlin e. V. Ausstellungsvorhaben: Carola Neher – als deutsche Kommunistin 10.000,00 € im sowjetischen Exil, Verfolgung im Großen Terror, Inhaftierung und Tod im Gulag 112 5. Anhang

Antragsteller Projekttitel Förderung 2016

medienblau gGmbH Multimediaprojekt: Kommunismus. Verstehen. Lernen – 25.000,00 € Ein Medienpaket für schulische und außerschulische ­Bildungskontexte

Memorial Deutschland e. V. Publikationsvorhaben: Sammelband »Carola Neher – Als 5.800,00 € deutsche Kommunistin zwischen sowjetischem Exil, Verfolgung im Großen Terror, Inhaftierung und Tod im Gulag. Perspektiven eines Jahrhundertschicksals.«

Memorial Deutschland e. V. Archivierungsprojekt: Digitalisierung von Bildbeständen der 8.471,74 € russischen MEMORIAL-Organisationen

Menschenrechtszentrum Multimediaprojekt: Eingesperrt in Cottbus – Multimediales 2.000,00 € Cottbus e. V. didaktisches Begleitmaterial zur Dauerausstellung

Menschenrechtszentrum Ausstellungsvorhaben: Zwangsarbeit politischer Häftlinge im 6.000,00 € Cottbus e. V. Strafvollzug im 20. Jahrhundert am Beispiel des Zuchthauses Cottbus – eine interaktive Ausstellung

Museum Berlin-Karlshorst e. V. Tagung: Anfang und Ende – Revolution in Russland und 8.000,00 € Deutschland 1917 und 1989/90

Museum Lichtenberg im Ausstellungsvorhaben: Widerspenstig und widerständig – 6.000,00 € ­Stadthaus ­Jugendkultur in Lichtenberg 1960–1990 – Eine Wanderausstellung

Ostwind Filmproduktion Dokumentarfilm: »Wenn Mutti früh zur Arbeit geht« – 25.500,00 € Klier & Klier GbR Die Frau im Sozialismus

Politische Memoriale e. V. Ausstellungsvorhaben: Neugestaltung der Dauerausstellung 15.000,00 € Mecklenburg-Vorpommern im Grenzhus Schlagsdorf

Prora-Zentrum e. V. Multimediaprojekt: Erweiterung des bisherigen Zeitzeugen ­ 19.500,00 € archivs zur Geschichte des Militärstandortes Prora

riesa efau – Kultur Forum Multimediaprojekt: Transformationsprozesse an Beispielen 25.000,00 € Dresden zeitgenössischer bildender Kunst in Deutschland (24 Interviews)

Robert-Havemann- Archivierungsprojekt: Archivierung von Nachlässen von 64.944,00 € Gesellschaft e. V. Protagonisten der DDR-Bürgerbewegung, der Friedlichen Revolution und Wiedervereinigung (Ludwig Mehlhorn, Helmut Stieler und Michael Büdke)

Ruhr-Universität Bochum – Veranstaltung: Feuer und Eiszeit – Das 11. Plenum des ZK der 6.400,00 € ­Institut für Deutschlandforschung SED 1965 als Erinnerungsort der DDR: eine Projektfolge aus – Prof. Dr. Werner Voß Anlass des 50. Jahrestages

RWTH Aachen Rheinisch-West­ Tagung/Publikation: Grenzgänger: Mauerfall und deutsche 8.030,00 € fälische Technische Hochschule Wiedervereinigung im Dreiländereck Belgien–Deutschland–­ Aachen – Institut für Politische Niederlande Wissenschaft – Didaktik der Gesellschaftswissenschaften 113

Antragsteller Projekttitel Förderung 2016

Schallwerk-Berlin e. V. Bildungsprojekt: Von Ungeziefer und Kornblumen – 40.000,00 € Verortung eines Verbrechens

Schöps, Doris Druckkostenzuschuss: Körperhaltungen und Rollenstereotype 2.679,00 € im DEFA-Film – Eine korpusanalytische Untersuchung

Sigmund-Freud-Universität Berlin Publikationsvorhaben: vergleichende Studie über Spuren 6.900,00 € – Diana Ivanova der Geheimdienste in der Psyche und über Feindbilder in ­bulgarischen und deutschen Geheimdienstfilmen

SOCIUS Organisationsberatung Bildungsprojekt: Bildungsauftrag versus Kontroversität? 15.000,00 € gGmbH Pädagogische Haltungen und methodische Ansätze in der Vermittlungsarbeit an Erinnerungsorten zur Geschichte der SBZ und DDR

Stach, Sabine Druckkostenzuschuss: Vermächtnispolitik – Jan Palach und 4.500,00 € Oskar Brüsewitz als politische Märtyrer

Stadt Schwedt/Oder, Städtische Ausstellungsvorhaben: Der »Armeeknast« Schwedt – 18.000,00 € Museen Schwedt/Oder, Ort der Repression im DDR-Militär ­Stadtmuseum

Stadtverwaltung Heilbad Sonstiges: Informations- und Dokumentationsstelle »Westblick« 9.600,00 € ­Heiligenstadt

Stadtverwaltung Stollberg Ausstellungsvorhaben: Vorprojekt für die künftige 9.000,00 € ­Dauerausstellung in der Gedenkstätte Hoheneck

Stiftung Arbeit und Leben Publikationsvorhaben: Mein Studium in der DDR: 5.703,50 € Zeitzeugen erzählen – Didaktische Handreichung für Schulen und Universitäten

Stiftung Berliner Mauer Dokumentationsvorhaben: Grenz-Erfahrung ehemaliger 21.250,00 € Soldaten und Offiziere der DDR-Grenztruppen im lebens ­ geschichtlichen Kontext – Erhebung und Dokumentation von Zeitzeugenberichten

Stiftung Berliner Mauer Ausstellungsvorhaben: Grenzen verstehen – Die Berliner Mauer 30.000,00 €

Stiftung Berliner Mauer – Sonstiges: Einblicke in die Arbeitsweise der Stiftung Berliner 6.900,00 € Dalia Bathory Mauer und anderer Museen und Gedenkstätten in Deutschland zum Aufbau eines Museums zur Geschichte des Kommunismus in Rumänien

Stiftung Berliner Mauer – Sonstiges: Einblicke in die Arbeitsweise der Stiftung Berliner 3.450,00 € Irina Hasnas Mauer und anderer Museen und Gedenkstätten in Deutschland zum Aufbau eines Museums zur Geschichte des Kommunismus in Rumänien 114 5. Anhang

Antragsteller Projekttitel Förderung 2016

Stiftung Deutsches Historisches Tagung: Workshop zur Erstellung museumspädagogischer 2.500,00 € Museum Angebote zum Thema Kommunismus

Stiftung Gedenkstätten Archivprojekt: Einblicke in die Arbeitsweise der Gedenkstätte 3.450,00 € ­Buchenwald und Mittelbau-Dora Buchenwald sowie Mitarbeit bei der Archivierung von – Iryna Kashtalian ­Aktenmaterial mit Bezug zu Belarus

Stiftung Zuhören Multimediaprojekt: Grenzgeschichten – crossing borders: 15.000,00 € »Menschenrechte im Grenzbereich«

Technische Universität Dresden – Druckkostenzuschuss: Sammelband: Die andere deutsche 2.400,00 € Institut für Erziehungswissen- Erinnerung – Tendenzen literarischen und kulturellen Lernens schaft – Dr. Carolin Führer

Thüringer Archiv für Zeitgeschichte Veranstaltungsreihe: »Vorwärts – und nicht vergessen«: 7.900,00 € »Matthias Domaschk« Solidarität in der DDR

Time Prints KG Dokumentarfilm: Wem gehört die Vergangenheit? 400,00 € ­GULAG-Gedenkorte in Perm

translations. Verein zur Förderung Veranstaltungsreihe: Szenen des Wandels der Akteure 25.000,00 € der Kultur und Demokratie von 1989 – Transformationstheater Europas

Union der Opferverbände Opferberatung: Beratungs-, Gedenk- und Betreuungsarbeit 30.000,00 € kommunistischer Gewalt­ für Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft – herrschaft e. V. – UOKG ­Projektkoordinierung

Union der Opferverbände Ausstellungsvorhaben: Wanderausstellung der UOKG zu 3.518,00 € kommunistischer Gewalt­ Repression, Verfolgung und Widerstand in der kommunistischen herrschaft e. V. – UOKG Diktatur

Union der Opferverbände Tagung: »Wege zu einer verbesserten Begutachtung von ­ 4.000,00 € kommunistischer Gewalt­ Haft- und Repressionsopfern der SED-Diktatur« herrschaft e. V. – UOKG

Union der Opferverbände Multimediaprojekt: Erstellung und Herausgabe des 8.000,00 € kommunistischer Gewalt­ ­Wochenrückblicks (Onlinedienst) herrschaft e. V. – UOKG

Union der Opferverbände Zeitschrift: Der Stacheldraht 95.000,00 € kommunistischer Gewalt­ herrschaft e. V. – UOKG 115

Antragsteller Projekttitel Förderung 2016

Universität Augsburg – Philoso- Druckkostenzuschuss: Das Jahr »1989« in Bildungsmedien. 3.300,00 € phisch-Sozialwissenschaftliche Ein europäischer Vergleich Fakultät – Lehrstuhl für ­Pädagogik – Prof. Dr. Eva Matthes

Universität Bochum – Institut für Veranstaltung: Helden, Antihelden, Alltagshelden – Leitbilder 29.400,00 € Deutschlandforschung – aus der DDR – eine Provokation für die Demokratie? Prof. Dr. Werner Voß

Universität Bonn – Institut für Druckkostenzuschuss: Sammelband »Standortbestimmung 1.190,00 € Politische Wissenschaft und Deutschlandforschung«, hrsg. von Gloe/Haarmann/Thieme Soziologie (Schriftenreihe der Gesellschaft für Deutschlandforschung)

Universität Mannheim – Lehrstuhl Tagung: Hermann Weber Forschungskolloquium: 3.619,38 € für Zeitgeschichte Sozialdemokra- Demokratie und Diktatur im geteilten Deutschland tischer Bildungsverein

Universität Würzburg – Philoso- Druckkostenzuschuss: »Hier kommste nicht raus« – Geschlossener 1.135,00 € phische Fakultät II – Institut für Jugendwerkhof Torgau: Endpunkt erzieherischer Willkür der SED Sonderpädagogik gegenüber verhaltensabweisenden Jugendlichen

Universitäts- und Hansestadt Veranstaltung: Widerstand – Ein Leben im 20. Jahrhundert – 1.361,96 € , Amt für Bildung, Sport Projekt im Rahmen des Wahlpflichtunterrichtes »Darstellendes und Wohngeld Spiel« am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Greifswald

Verein der Freunde und Ausstellungsvorhaben: Spurensuche: 25.000,00 € Förderer des Heimatmuseums Mauer – Bau_Öffnung_Einheit Falkensee e. V.

VOS – Vereinigung der Opfer Bildungsveranstaltung: Zeitzeugen erinnern sich an die 9.415,00 € des Stalinismus e. V. – Bundes­ ­kommunistische Diktatur – ein komplementäres Angebot für geschäftsstelle eine ­reflexive Erinnerungskultur in Nordrhein-Westfalen

Werkbundarchiv e. V. Ausstellungsvorhaben: OST-GUT – Gebrauchsgrafik der DDR 20.000,00 € Museum der Dinge

Wezel, Katja Druckkostenzuschuss: Geschichte als Politikum – Lettland und 4.100,00 € die Aufarbeitung nach der kommunistischen Diktatur

Zentrum für Zeithistorische Druckkostenzuschuss zur wissenschaftlichen Buchreihe 5.000,00 € Forschung Potsdam »Kommunismus und Gesellschaft« 116 5. Anhang

5.4 Veranstaltungen und Weiterbildungen der Bundesstiftung Aufarbeitung 2016

M 12. Januar 2016 | Berlin (B) M 10. Februar 2016 | Berlin (B) Podiumsgespräch: Gedenken, Erinnern, Bilden. Die Bedeutung Öffentlicher Vortrag: Die Oktoberrevolution in der zivilgesellschaftlicher Initiativen, von Gedenkstätten und Peripherie: Das Beispiel der U kraine Bildungseinrichtungen für die Aufarbeitung von U nrechts­ Lehrstuhl für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt- ­ geschichte Universität zu Berlin, Jahrbuch für Historische Kommunismus ­ Deutsches Institut für Menschenrechte, Stiftung »Erinnerung, forschung, Bundesstiftung Aufarbeitung Verantwortung und Zukunft« (EVZ), Bundesstiftung Aufarbeitung M 10. Februar 2016 | Berlin (B) M 13. Januar 2016 | Berlin (B) Podiumsgespräch: Strafverfolgung schwerer Zeitzeugengespräch: »Für mich war sehr schnell klar – ­Menschenrechtsverletzungen auch als Kind – dass es um L eben und Tod geht«. Deutsches Institut für Menschenrechte, Stiftung »Erinnerung, ­Zeitzeugengespräch mit Celino Bleiweiß und M arion Brasch Verantwortung und Zukunft« (EVZ), Bundesstiftung Aufarbeitung Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, ­Bundesstiftung Aufarbeitung M 11. Februar 2016 | Berlin (B) Buchpräsentation: Das Ende des Imperiums. W as aus den M 18.–22. Januar 2016 | Tutzing (BY) Staaten der Sowjetunion wurde. Fortbildung: Deutsche Geschichte nach 1945 Ch. Links Verlag, Petersburger Dialog e. V., Deutsch-Russisches Akademie für politische Bildung Tutzing, Akademie für Forum e. V., Konrad-Adenauer-Stiftung, Bundesstiftung ­Lehrerfortbildung Dillingen, Bundesstiftung Aufarbeitung ­Aufarbeitung

M 20. Januar 2016 | Potsdam (BB) M 12. Februar 2016 | Berlin (B) Filmpräsentation: Geboren hinter Gittern. Filmpräsentation: Honeckers Gastarbeiter – Kinderschicksale in der Nachkriegszeit Fremde Freunde in der DDR Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße, Bundesstiftung Armadafilm, Evangelische Kirchengemeinde St. Bartholomäus, Aufarbeitung Bundesstiftung Aufarbeitung

M 26. Januar 2016 | Berlin (B) M 16.–20. Februar 2016 | Köln (NW) Öffentlicher Vortrag: Die Oktoberrevolution – Messeauftritt: didacta – die Bildungsmesse ihre Vorgeschichte und Verlauf Bundesstiftung Aufarbeitung Lehrstuhl für die Geschichte Osteuropas an der ­Humboldt-Universität zu Berlin, Jahrbuch für Historische M 1. März 2016 | Berlin (B) Kommunismusforschung, Bundesstiftung Aufarbeitung Buchpräsentation: Die DDR als Chance. Neue Perspektiven auf ein altes T hema M 28.–30. Januar 2016 | Suhl ( TH) Institut für Zeitgeschichte Berlin–München, Metropol Verlag, Konferenz: 9. Geschichtsmesse – Das doppelte Deutschland: Bundesstiftung Aufarbeitung Asymmetrisch verflochtene Parallelgeschichte(n) Bundesstiftung Aufarbeitung M 8. März 2016 | Berlin (B) Ausstellungspräsentation: Der Kalte Krieg. M 3. Februar 2016 | Berlin (B) Ursachen – Geschichte – Folgen Filmpräsentation: Der Kracher von Moskau – Das erste Berliner Kolleg Kalter Krieg | Berlin Center for Cold War Studies, deutsch-sowjetische Fußballspiel nach 1945 Bundesstiftung Aufarbeitung Zeitzeugen TV, Bundeszentrale für politische Bildung, ­Bundesstiftung Aufarbeitung 117

M 9. März 2016 | Berlin (B) M 5. April 2016 | Düsseldorf ( NW) Podiumsgespräch: Entschädigungen. Erwartungen, Erfahrungen Fortbildung: Die DDR im Westen. Deutsch-deutsche und Standards kollektiver und individueller Entschädigungs - ­Geschichte in der historisch-politischen Bildung in N RW programme nach systematischem Unrecht Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes N ordrhein- Deutsches Institut für Menschenrechte, Stiftung »Erinnerung, Westfalen, Bildungspartner NRW, Bundesstiftung Aufarbeitung Verantwortung und Zukunft« (EVZ), Bundesstiftung Aufarbeitung M 6. April 2016 | Berlin (B) M 9.–12. März 2016 | Kreisau (PL) Öffentlicher Vortrag: Die Oktoberrevolution auf der Flucht. Konferenz: 14. Ost-West-Europäisches Gedenkstättentreffen Migration in Russland bzw. der Sowjetunion seit 1917 Krzyz˙owa/Kreisau Lehrstuhl für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt- ­ Gedenkstätte Stiftung Kreisau (Krzyz˙owa/Kreisau), Evangelische Universität zu Berlin, Jahrbuch für Historische Kommunismus ­ Akademie zu Berlin, Polnisches Institut für N ationales Gedenken forschung, Bundesstiftung Aufarbeitung (Wroclaw), Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (Kassel – Berlin), Kreisau Initiative e. V. (Berlin), Bundesstiftung M 13. April 2016 | Berlin (B) ­Aufarbeitung Öffentlicher Vortrag: Die Oktoberrevolution in der ­Wahrnehmung der deutschen Sozialdemokratie M 10. März 2016 | Berlin (B) Lehrstuhl für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt- ­ Öffentlicher Vortrag: Die Oktoberrevolution und ihre Universität zu Berlin, Jahrbuch für Historische Kommunismus ­ Rezeption in den Vereinigten Staaten: Revolutionspanik forschung, Bundesstiftung Aufarbeitung und First Red Scare Lehrstuhl für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt- ­ M 18. April 2016 | Berlin (B) Universität zu Berlin, Jahrbuch für Historische Kommunismus ­ Öffentlicher Vortrag: Archive als Akteure der Aufarbeitung forschung, Bundesstiftung Aufarbeitung Deutsches Institut für Menschenrechte, Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft« (EVZ), Bundesstiftung Aufarbeitung M 15. März 2016 | Berlin (B) Öffentlicher Vortrag: Abgeschlossene Sammelgebiete? M 22.–23. April 2016 | H amburg (HH) Die DDR, der Kommunismus und die historische Forschung. Konferenz: Kontraste, Verflechtung und Abgrenzung: Abendveranstaltung in Memoriam Hermann Weber ­Deutsch-deutsche Nachkriegsgeschichte als Gegenstand Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung, des Schulunterrichts ­Bundesstiftung Aufarbeitung Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung, Verband der Geschichtslehrer Deutschlands e. V., Fachverband Geschichte M 18. März 2016 | Berlin (B) und Politik Hamburg, Bundesstiftung Aufarbeitung Workshop: Kommunismusgeschichte als Herausforderung für die deutsche und europäische Erinnerungskultur M 22.–24. April 2016 | Rostock ( MV) Deutsches Historisches Museum, Bundesstiftung Aufarbeitung Konferenz: Zwangsvereinigung. Der Zusammenschluss von SPD und KPD 1946 und das Parteiensystem in Ostmitteleuropa. M 23. März 2016 | Berlin (B) 20. Bundeskongress der Landesbeauftragten für die Stasi- Öffentlicher Vortrag: Die Oktoberrevolution und Unterlagen und zur Aufarbeitung der F olgen der kommunis­ ihre Bilder in den Köpfen tischen Diktatur und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der Lehrstuhl für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt- ­ SED-Diktatur mit den Verfolgtenverbänden und Aufarbeitungs - Universität zu Berlin, Jahrbuch für Historische Kommunismus ­ initiativen forschung, Bundesstiftung Aufarbeitung Konferenz der Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen M 5. April 2016 | Berlin (B) ­Demokra­tischen Republik und zur Aufarbeitung der Folgen der Podiumsgespräch: Geschlossene Gesellschaft. kommunistischen Diktatur, Bundesstiftung Aufarbeitung ­Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in der DDR und in ( Ost-)Deutschland M 27. April 2016 | Berlin (B) Berliner Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, Deutsche Weiterbildung: Rentenregelungen für die Opfer der SED-Diktatur Gesellschaft e. V., Bundesstiftung zur Aufarbeitung Bundesstiftung Aufarbeitung 118 5. Anhang

M 28. April 2016 | Berlin (B) M 24.–26. Mai 2016 | Budapest (HU) Öffentlicher Vortrag: Die Oktoberrevolution – Konferenz: 5. Internationales Symposium »European Auftakt zur Weltrevolution oder Wegbereiter des ­Remembrance«: 1956. Contexts – Impact – Remembrance »Sozialismus in einem Land«? European Network Remembrance and Solidarity, Committee of Lehrstuhl für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt- ­ National Remembrance (Nemzeti Emlékezet Bizottsága, Budapest), Universität zu Berlin, Jahrbuch für Historische Kommunismus ­ Research Centre for the Humanities der Ungarischen Akademie forschung, Bundesstiftung Aufarbeitung der Wissenschaften, Bundesstiftung Aufarbeitung

M 28. April 2016 | Berlin (B) M 4. Juni 2016 | Berlin (B) Gesprächsrunde: Mirsad Tokaca, ehemaliger Beauftragter Konferenz: 4. bundesweiter Schülerkongress. der »War Crime Commission« für Bosnien- Herzegowina Flüchtlinge und Bildung – W ie können Schulen zur Bundesstiftung Aufarbeitung ­erfolgreichen Integration beitragen? Wilhelmstadt Schule, Bundesstiftung Aufarbeitung M 30. April 2016 | Geisa ( TH) Fortbildung: Alltag in der DDR – zwischen staatlichen M 7. Juni 2016 | Berlin (B) ­Ansprüchen und gesellschaftlicher Wirklichkeit Podiumsgespräch: Die Suche nach dem O sten. Point Alpha-Akademie, Bundesstiftung Aufarbeitung Die DDR in den M edien. Berliner Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, Deutsche M 3. Mai 2016 | Berlin (B) Gesellschaft e. V., Bundesstiftung Aufarbeitung Podiumsgespräch: Ost-Berlin, West-Berlin, Ganz-Berlin: Von der geteilten zur vereinten Stadt M 9. Juni 2016 | Berlin (B) Berliner Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, Deutsche Podiumsgespräch: Die Oktoberrevolution und ihr Ort in der Gesellschaft e. V., Bundesstiftung zur Aufarbeitung deutschen und europäischen Erinnerungskultur Lehrstuhl für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt- ­ M 4. Mai 2016 | Potsdam (BB) Universität zu Berlin, Jahrbuch für Historische Kommunismus ­ Podiumsgespräch: Frauen in der Textilindustrie der DDR forschung, Bundesstiftung Aufarbeitung Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte gemeinnützige GmbH, Bundesstiftung Aufarbeitung M 14. Juni 2016 | Berlin (B) Filmpräsentation: »Wir wollten was tun.« Jugendlicher W ider- M 11. Mai 2016 | Berlin (B) stand vor dem Volksaufstand am 17. Juni 1953 Podiumsgespräch: Never again! A Framework for Guarantees Bundesstiftung Aufarbeitung of Non-Recurrence Deutsches Institut für Menschenrechte, Stiftung »Erinnerung, M 16.–17. Juni 2016 | Zgorzelec ( PL) Verantwortung und Zukunft« (EVZ), Bundesstiftung Aufarbeitung Konferenz: Erinnerungskulturen in transnationaler Perspektive: Deutsch-polnische Grenzgeschichten in Zeiten des M 11. Mai 2016 | Berlin (B) ­Kommunismus – Zgorzelec und Görlitz (1945-1989) Öffentlicher Vortrag: Die Oktoberrevolution als Instytut Zachodni Poznan´, Dom Kultury Zgorzelec, Deutsch- ­ ­Projektionsfläche von Verschwörungstheorien polnische Wissenschaftsstiftung, Bundesstiftung Aufarbeitung Lehrstuhl für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt- ­ Universität zu Berlin, Jahrbuch für Historische Kommunismus ­ M 23. Juni 2016 | Potsdam (BB) forschung, Bundesstiftung Aufarbeitung Filmpräsentation: Mit mir nicht, Madam! Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte M 18. Mai 2016 | Berlin (B) gGmbH/Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Weiterbildung: Grundlagen des Urheberrechts – Filmmuseum Potsdam, Bundesstiftung Aufarbeitung Eine juristische Einführung Bundesstiftung Aufarbeitung M 23.–24. Juni 2016 | Berlin (B) Seminar/Workshop: Ost-West-Konflikt im europäischen M 25. Mai 2016 | Berlin (B) Kommunismus Öffentlicher Vortrag: Die Oktoberrevolution in der Centre Marc Bloch, Österreichische Akademie der ­Wahrnehmung und Darstellung im heutigen Russland ­Wissenschaften, Zentrum für Zeithistorische Forschung Lehrstuhl für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt- ­ ­Potsdam, Bundesstiftung Aufarbeitung Universität zu Berlin, Jahrbuch für Historische Kommunismus ­ forschung, Bundesstiftung Aufarbeitung 119

M 27. Juni 2016 | Erfurt ( TH) M 19.–20. September 2016 | Potsdam (BB) Konferenz: »Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen Konferenz: NS im Museum - Jenseits und diesseits der W ende alles in der Hand behalten«. Blockparteien in der SED-Diktatur Museumsverband des Landes Brandenburg e. V., Zentrum für Stiftung Ettersberg, Landeszentrale für politische Bildung Zeithistorische Forschung Potsdam, Stiftung »Erinnerung, ­Thüringen, Bundesstiftung Aufarbeitung Verantwortung und Zukunft« (EVZ), Potsdam Museum — Forum für Kunst und Geschichte, Bundesstiftung Aufarbeitung M 28. Juni 2016 | Berlin (B) Filmpräsentation: Die Macht der Erinnerung – M 19.–25. September 2016 | Berlin (B) GULAG-Gedenken in Russland Seminar/Workshop: Praxisseminar »Selling communism« Time Prints KG – Film & Medien, Bundesstiftung Aufarbeitung im Rahmen der ISHA-Tagung »Historians at Work« International Students of History Association (ISHA), M 29. Juni 2016 | Potsdam (BB) ­Bundesstiftung Aufarbeitung Öffentlicher Vortrag: Textilarbeiterinnen in der DDR: Wünsche und Wirklichkeit. Alltagserfahrungen im M 20.–23. September 2016 | H amburg (HH) VEB Leipziger Baumwollspinnerei Präsentation: Bundesstiftung Aufarbeitung Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte auf dem 51. Historikertag 2016 gemeinnützige GmbH, Bundesstiftung Aufarbeitung Fakultät für Geisteswissenschaften, Fachbereich Geschichte der UHH, Bundesstiftung Aufarbeitung M 4. Juli 2016 | Berlin (B) Podiumsgespräch: Vergangenheit mit Zukunft? Die Aufarbeitung M 23. September 2016 | Berlin (B) der SED-Diktatur – Bilanz und P erspektiven Podiumsgespräch: Wegen Biermann ins Gefängnis. Vor Bundesstiftung Aufarbeitung 40 Jahren in der DDR: P roteste gegen eine Ausbürgerung Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Stiftung M 4. August 2016 | Erfurt ( TH) Berliner Mauer, der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Fortbildung: Erinnerungskultur und Aufarbeitung Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokrati - Stiftung Ettersberg, Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße, schen Republik, Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur Thüringer Landesinstitut, Lernen am anderen Ort, Bundesstiftung Aufarbeitung M 24. September 2016 | Potsdam (BB) Buchpräsentation: Verschwommen. Lesung mit Rita Bergemann M 12.–14. August 2016 | Potsdam (BB) und Angelika Basdorf Präsentation: »Lichtachsen reloaded« Ars Sacrow e. V., Bundesstiftung Aufarbeitung Lichtinstallation von Rainer Gottemeier Verein Schloss Sacrow e. V., Bundesstiftung Aufarbeitung und M 1.–3. Oktober 2016 | Dresden (S N) weitere Mitveranstalter Informationsstand: Bürgerfest zum Tag der Deutschen Einheit Bundesstiftung Aufarbeitung M 6. September 2016 | Berlin (B) Podiumsgespräch: Stasi reloaded – L eben wir in einem neuen M 4. Oktober 2016 | Berlin (B) Überwachungsstaat? Podiumsgespräch: »Blühende Landschaften« oder Berliner Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, »Jammertal Ost«. Der wirtschaftliche Transformationsprozess Deutsche Gesellschaft e. V., Bundesstiftung Aufarbeitung nach der Wiedervereinigung. Berliner Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, Deutsche M 13. September 2016 | Berlin (B) Gesellschaft e. V., Bundesstiftung Aufarbeitung Podiumsgespräch: 13. Zeitgeschichtliche Sommernacht. History welcome! Integration durch historische Teilhabe M 18.–19. Oktober | Berlin 2016 (B) Bundesstiftung Aufarbeitung Konferenz: 1956 – Aufbruch im O sten. Die Entstalinisierung in Ostmitteleuropa und ihre Folgen M 15. September 2016 | Berlin (B) Deutsche Gesellschaft e. V., Collegium Hungaricum Berlin, Fortbildung: Berlin-Brandenburgisches Bildungsforum – Bundesstiftung Aufarbeitung Was hat das mit mir zu tun? Subjektorientierte P ädagogik in Gedenkstätten M 19. Oktober 2016 | Perleberg (BB) Arbeitsgruppe Bildung des Arbeitskreises 1 und 2 beim Berliner Filmpräsentation: Im Schatten des Gulag Senat, Bundesstiftung Aufarbeitung Dokumentationszentrum Perleberg, Bundesstiftung Aufarbeitung 120 5. Anhang

M 1. November 2016 | Berlin (B) M 11. November 2016 | Berlin (B) Podiumsgespräch: Der Osten im Westen. Vom Einfluss des Seminar/Workshop: Kommunismus – (k)ein Thema für den Ostens auf das vereinigte Deutschland Unterricht Berliner Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, Deutsches Historisches Museum, Bundesstiftung Aufarbeitung Deutsche Gesellschaft e. V., Bundesstiftung Aufarbeitung M 15. November 2016 | Leipzig (SN) M 3. November 2016 | Berlin (B) Filmpräsentation: Was wurde aus der SED? Filmpräsentation: Der Fall Biermann – Mit der Gitarre gegen Zeitgeschichtliches Forum Leipzig, Mitteldeutscher Rundfunk, die Staatsmacht Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Mitteldeutscher Rundfunk, Bundesstiftung Aufarbeitung M 30. November–1. Dezember 2016 | Berlin (B) M 3. November 2016 | Lübeck (SH) Konferenz: Literaturtagung – 40 Jahre Ausbürgerung Schülerprojekttag: Die Berliner Mauer als Symbol von Wolf Biermann ­deutsch-deutscher Geschichte Deutsche Gesellschaft e. V., Bundesstiftung Aufarbeitung Gymnasium Ernestinenschule, Bundesstiftung Aufarbeitung M 1.–2. Dezember 2016 | Berlin (B) M 7. November 2016 | Berlin (B) Konferenz: Utopie und Gewalt. Werk und Wirkung des Filmpräsentation: Die Stimme Amerikas – ­Schriftstellers Andrej Platonow US-Musik in der DDR Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, Ernst von Siemens Armadafilm, Bundesstiftung Aufarbeitung Musikstiftung, Literaturhaus Berlin, Suhrkamp Verlag Berlin, Weltlesebühne e. V., Zeughauskino im Deutschen Historischen M 7. November 2016 | Aachen (NW) Museum, Bundesstiftung Aufarbeitung Fortbildung für Lehramtsstudierende RTHW, Lehrstuhl für Didaktik der Gesellschaftswissenschaften, M 3.–4. Dezember 2916 | Berlin (B) Bundesstiftung Aufarbeitung Filmpräsentation: Elektrizität und Enthusiasmus. Entwürfe des Neuen Menschen im sowjetischen Kino M 8.–13. November 2016 | Cottbus (BB) der späten 1920er Jahre Filmpräsentation: 26. FilmFestival Cottbus Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, Ernst von Siemens FilmFestival Cottbus, Bundesstiftung Aufarbeitung Musikstiftung, Literaturhaus Berlin, Suhrkamp Verlag Berlin, Weltlesebühne e. V., Zeughauskino im Deutschen Historischen M 10.–11. November 2016 | Hof (BY) und Plauen (SN) Museum, Bundesstiftung Aufarbeitung Filmpräsentation: 7. Deutsch-Deutsche Filmtage in Hof und Plauen M 12. Dezember 2016 | Berlin (B) Stadt Plauen, Stadt Hof, Bundesstiftung Aufarbeitung Podiumsdiskussion: Zwischen Kulturen und politischen Systemen. Deutsche Minderheiten im östlichen Europa unter M 11. November 2016 | Hamburg (HH) den Bedingungen von Diktatur und Demokratie Seminar/Workshop: Von der Friedlichen Revolution bis Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und zur Wiedervereinigung. Eine Zeitzeugenbefragung anlässlich nationale Minderheiten, Bundesinstitut für Kultur und Geschichte des 9. November 1989 der Deutschen im östlichen Europa Oldenburg, Bundesstiftung Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg, zur Aufarbeitung Bundesstiftung Aufarbeitung 121

5.5 Publikationen 2016

Gesamtliste der von der Bundesstiftung Aufarbeitung 2016 geförderten und (mit-)herausgegebenen ­Publikationen (mit * gekennzeichnet)

25 Jahre Initiativgruppe Lager Mühlberg e. V. Gedenkkonzert Eingesperrt in Cottbus. Ehemalige politische Häftlinge im Spiegel 10. September 2016 Klosterkirche Mühlberg/Elbe. der Menschenrechtsverletzungen in der DDR. Bildungsmaterialien. Mühlberg/Elbe: Initiativgruppe Lager Mühlberg e. V., 2016. Projekt: »Eingesperrt in Cottbus« – Multimedia-Materialsammlung 2015–2016. Cottbus: Menschenrechtszentrum Cottbus, 2016. Apelt, Andreas H./Grünbaum, Robert/Schöne, Jens (Hrsg.): Erinnerungsort DDR. Alltag – Herrschaft – Gesellschaft. Führer, Carolin (Hrsg.): Die andere deutsche Erinnerung. Tendenzen Berlin: Metropol-Verl., 2016.* literarischen und kulturellen Lernens. Göttingen: V & R Unipress, 2016. Apelt, Andreas H./Hufenreuter, Maria (Hrsg.): Antisemitismus in der DDR und die Folgen. Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag, 2016. Gloe, Markus/Haarmann, Lutz/Thieme, Tom (Hrsg.): Standort­ bestimmung Deutschlandforschung. Berlin: Duncker & Humblot, Arndt, Jens: Gärtner führen keine Kriege. Preußens Arkadien und die 2016. deutsche Teilung. Berlin: L & H Verlag, 2016. Grelak, Uwe/Pasternack, Peer: Theologie im Sozialismus. Arnim-Rosenthal, Anna von: Flucht und Ausreise aus der DDR. ­Konfessionell gebundene Institutionen akademischer Bildung Erfurt: Landeszentrale für Politische Bildung Thüringen, 2016. * und Forschung in der DDR. Eine Gesamtübersicht. Berlin: BWV Berliner Wissenschafts-Verlag, 2016. Bahr, Andrea: Parteiherrschaft vor Ort. Die SED-Kreisleitung Brandenburg 1961–1989. Berlin: Links, 2016. Gröschner, Anett/Messmer, Arwed (Hrsg.): Inventarisierung der Macht. Die Berliner Mauer aus anderer Sicht. [Ausstellungs­ Bertram, Christiane: Zeitzeugen im Geschichtsunterricht. Chance katalog, Zwei Bände: 1. Texte, Typologien. 2. Die Mauer]. oder Risiko für historisches Lernen? Eine randomisierte Ostfildern: Hatje Cantz, 2016. ­Interventionsstudie. Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag, 2017 [ersch. 2016]. Hermann, Lea Sophia Marie: Erinnerung als Rekonstruktion von Wirklichkeit. Schauspielerische Verarbeitung des Traumas von Beyer, Claudia/Strobl, Carina/Müller, Thomas: »Hier kommste nicht Haft und Zersetzung in der SED-Diktatur. Aus dem Behandlungs- raus«. Geschlossener Jugendwerkhof Torgau: Endpunkt erzieheri- zentrum für Folteropfer Berlin e. V. Berlin, 2016. (Dissertation) scher Willkür der SED gegenüber verhaltensabweichenden Jugendlichen. Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren, Hess, Volker/Hottenrott, Laura/ Steinkamp, Peter: Testen im 2016. Osten. DDR-Arzneimittelstudien im Auftrag der westlichen Pharmaindustrie, 1964–1990. Berlin: be.bra Wiss.-Verl., 2016. Brauhnert, Paul: Komm’ Se, komm’ Se, Strafgefangener. Der Militärstrafvollzug Schwedt. Ein Gefängnis für junge Seelen. Eine Hochmuth, Katharina (Hrsg.): Krieg der Welten. Zur Geschichte des Graphic Novel. Schwedt/Oder: Städtische Museen Schwedt/ Kalten Krieges. Berlin: Metropol, 2017 [erschienen 2016]. Oder, Stadtmuseum, 2016. Hoffmann, Frank/Flegel, Silke (Hrsg.): Fluchtpunkt NRW. Der Dritte Blick. Fotografische Positionen einer Umbruchsgeneration. ­Zeitzeugenberichte zur DDR-Geschichte. Berlin: Lit, 2016. Publikation aus Anlass der Ausstellung Der Dritte Blick - Foto­ grafische Positionen einer Umbruchsgeneration, 12.3.–8.5.2016 Ibs, Torben: Umbrüche und Aufbrüche. Transformationen des in der Stadtgalerie . Kiel: Landeshauptstadt Kiel, 2016. Theaters in Ostdeutschland zwischen 1989 und 1995. Berlin: Verlag Theater der Zeit, 2016. 122 5. Anhang

Jessen, Aaron/Moldenhauer, Elmar/Biermann, Karsten (Hrsg.): Malycha, Andreas: Biowissenschaften/Biomedizin im Spannungsfeld Grenzen überwinden. Schleswig-Holstein, Dänemark & die DDR. von Wissenschaft und Politik in der DDR in den 1960er und Husum: Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, 2016. 1970er Jahren. Leipzig: Akademische Verlagsanstalt, 2016.

Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Matthäus, Sandra/Kubiak, Daniel (Hrsg.): Der Osten. Neue Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR. sozialwissenschaftliche Perspektiven auf einen komplexen 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Berlin: Links, 2016. * Gegenstand jenseits von Verurteilung und Verklärung. ­Wiesbaden: Springer VS, 2016. Krampitz, Karsten: Der Fall Brüsewitz. Das Verhältnis von Staat und Kirche in der DDR infolge der Selbstverbrennung des Pfarrers Matthes, Eva/Schütze, Sylvia (Hrsg.): »1989« und Bildungsmedien. am 18. August 1976 unter besonderer Berücksichtigung der »1989« and educational media. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 2016. Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. Berlin: Verbrecher-Verlag, 2016. Neumann, Heiko: »Und die hatten dann irgendwie meinen Willen gebrochen.« Haftregime & Vernehmungspraxis in der MfS-U-Haft Kuschel, Franziska: Schwarzhörer, Schwarzseher und heimliche Bautzner Straße Dresden 1953–1989. Dresden: Gedenkstätte Leser. Die DDR und die Westmedien. Göttingen: Wallstein-Verl., Bautzner Straße Dresden, 2016. 2016. Nir-Vered, Bettina/Müller, Reinhard/Reznikova, Olga/Scherbakowa, Langwagen, Kerstin: Die DDR im Vitrinenformat. Zur Problematik Irina (Hrsg.): Carola Neher. Gefeiert auf der Bühne, gestorben im musealer Annäherungen an ein kollektives Gedächtnis. Berlin: Gulag. Kontexte eines Jahrhundertschicksals. Berlin: Lukas Metropol, 2016. Verlag, 2016.

Lapp, Peter Joachim: Die Mauer. Eine Grenze durch Deutschland. NVA-Soldaten hinter Gittern. Der Militärknast Schwedt als Ort der 2. überarb. Aufl. Erfurt: Landeszentrale für Politische Bildung Repression. Die Dokumentation zur Ausstellung. Schwedt/Oder: Thüringen, 2016. * Stadtmuseum Schwedt/Oder, 2016.

Leonhard, Nina: Integration und Gedächtnis. NVA-Offiziere im Osteuropa. 2016, Heft 8–10 vereinigten Deutschland. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft, Utopie und Gewalt. Andrej Platonov: Die Moderne schreiben. 2016. Berlin: Berliner Wissenschafts-Verlag, 2016.

Liebermann, Doris: Gespräche mit Oppositionellen. Jürgen Fuchs, Schöps, Doris: Körperhaltungen und Rollenstereotype im DEFA-Film. Lilo Fuchs, Utz Rachowski, František Cˇerný, Marie Charousková, Eine korpusanalytische Untersuchung. Würzburg: Königshausen Bernd Eisenfeld, Rainer Eppelmann, Heinz Brandt, Stefan Brandt, & Neumann, 2016. , Wolfgang Templin, Bärbel Bohley, Jens Reich, Sebastian Pflugbeil, Hans-Joachim Lazai, Jürgen Wiechert. Berlin: Stach, Sabine: Vermächtnispolitik. Jan Palach und Oskar Brüsewitz Metropol, 2016. als politische Märtyrer. Göttingen: Wallstein Verlag, 2016.

Mählert, Ulrich: Geschichte der DDR. 1949–1990. 3. aktualisierte Steininger, Rolf: Der Kalte Krieg. Die neue Geschichte. Erfurt: Auflage. Erfurt: Landeszentrale für Politische Bildung Thüringen, Landeszentrale für Politische Bildung Thüringen, 2016. * 2016. * Stude, Sebastian: »Und wir haben ja auch diesen Staat Mählert, Ulrich (Hrsg.): Die DDR als Chance. Neue Perspektiven überdauert …« Die evangelische Kirche in der Prignitz zwischen auf ein altes Thema. Berlin: Metropol-Verl., 2016. * 1971 und 1989/90. Berlin: Metropol-Verlag, 2016. 123

Übersicht über Beratungsangebote für Opfer politischer Verfolgung Wezel, Katja: Geschichte als Politikum. Lettland und die Aufarbeitung in der SBZ/DDR. 6. erweiterte und überarbeitete Auflage. Berlin: nach der Diktatur. Berlin: BWV Berliner Wissenschafts-Verlag, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, 2016. * 2016.

Waffenbrüderschaft in der DDR. Konstruktion einer Tradition. Zwangsvereinigung. Der Zusammenschluss von KPD und SPD am Heft basiert auf der gleichnamigen Ausstellung des Deutsch- 21./22. April 1946 und seine Folgen. 20. Bundeskongress der Russischen Museums. Berlin: Deutsch-Russisches Museum Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und zur Aufarbeitung Berlin-Karlshorst, 2016. der Folgen der Kommunistischen Diktatur sowie der Bundes­ stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur mit den Verfolgten­ Wege zu einer verbesserten Begutachtung von Opfern der Haft verbänden und Aufarbeitungsinitiativen 22.–24. April 2016 in und Repression während der SED-Diktatur. Kongress am Rostock. Tagungsdokumentation. Schwerin: LStU Mecklenburg- 8. Oktober 2016. Berlin: UOKG e. V., 2016. Vorpommern, 2016. *

Weinke, Annette: Der Feind vor Gericht. Schauprozesse im Zwischen Erinnerung und neuer Gemeinsamkeit. Grenzmuseum ­kommunistischen Osteuropa. Erfurt: Landeszentrale für Schifflersgrund. Gedenkstätte, außerschulischer Lernort, ­Politische Bildung Thüringen, 2016. * Begegnungsort. Asbach-Sickenberg: Gedenkstätte Grenz­ museum Schifflersgrund, 2016. Erinnerung als A uftrag Federal Foundation for the Study of Communist Dictatorship in A Portrait by Numbers

Since the Foundation’s establishment in 1998, exhibitions, publications, conferences, workshops, and documentary filmsexamining ­ about 3,100 ­communist dictatorships in Germany and Europe have been realized through the ­Federal Foundation’s financial support. events, lectures and discussions were organized by the Federal Foundation and its partners. 820 books have been published through the Federal Foundation’s financial support. 550 euros in financial support has been awarded to grantees. 42.8 mill. applications for financial support are submitted in 2009. Of these, About 300 new projects spanning a wide variety of topics receive support each year. about 150 euros is the sum the Federal Foundation had required to fund the various applications­ About 105 mill. ­submitted since its inception in 1998. euros have been allocated to support efforts to counsel and care for victims of the SED 8.37 mill. Dictatorship.­ young academics have received scholarships since 2001. 118 publications concerning repression, opposition and resistance to communist dictatorships­ – 45,000 as well as documentation on dictatorships worldwide – are available in the Federal Foundation’s library. sheets of the “Archiv unterdrückter Literatur” (Archives of Repressed Literature) are filed 40,000 in the Foundation’s archive. works of art by Roger Loewig are stored in the Federal Foundation’s archive and are made 3,720 available for exhibitions. photographs are held by the Federal Foundation’s archive, About 1 mill. of them are digitized. 31,000 monuments, museums and memorial places registers the documentary project About 5,500 “Places of remembrance”. partner institutions worldwide enjoy cooperative relationships with the Federal Foundation. More than 300 unique users each year make extensive use of the Foundation’s website, 150,000 www.bundesstiftung-aufarbeitung.de euros is the Foundation’s capital, resulting from the sale of assets once held by the former­ 77 mill. East German Communist Party (SED). euros was the Foundation’s annual budget in 2016. 5.665 mill. employees guide a wide variety of projects from start to finish, maintain an expanding 26 ­archives and library, and respond to all questions concerning communist dictatorships raised by scholars, media, and elected officials. well-known individuals preside over the Foundation on a strictly voluntary basis, ­determining 5 the Foundation’s work and funding practice. Matters of paramount ­importance are referred to no less well-known individuals of the Foundation’s board. These two bodies in turn draw 24 upon the expertise of distinguished representatives from the fields of politics, scholarship and education, as well 32 as media and archives: these professionals offer their expertise to the Foundation through two advisory teams.

As at 12/2016 Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Kronenstraße 5 10117 Berlin www.bundesstiftung-aufarbeitung.de