Modellprojekt

Integriertes ländliches Entwicklungskonzept „Blühende Badische Bergstraße“

Abschlussbericht Band 1: Analyse

Auftragg eber:

Gemeinde Stadt Stadt Gemeinde Stadt Gemeinde Laudenbach Hirschberg

Auftragnehmer:

Ökologie • Planung • Forschung

Modellprojekt

Integriertes ländliches Entwicklungskonzept „Blühende Badische Bergstraße“

Abschlussbericht Band 1: Analyse verfasst: April 2012

Auftraggeber:

Gemeinde Laudenbach Untere Str. 2, 69514 Laudenbach, Fon: 06201/7002-41, Fax: 06201/7002-21, E-Mail: [email protected], Internet: www.gemeinde-laudenbach.de

Stadt Hemsbach Schlossgasse 41, 69502 Hemsbach / Bergstraße, Fon: 06201/707-0, Fax 06201 707-45, E-Mail: [email protected], Internet: www.hemsbach.de

Stadt Weinheim Obertorstraße 9, 69469 Weinheim, Fon: 06201/82-0, Fax: 06201/82-268, E-Mail: [email protected], Internet: www.weinheim.de

Gemeinde Hirschberg Großsachsener-Straße 14, 69493 Hirschberg, Fon: 06201/598-00, Fax: 06201/598-50, E-Mail: [email protected], Internet: www.hirschberg-bergstrasse.de

Stadt Schriesheim Friedrichstr. 28-30, 69198 Schriesheim, Fon: 06203/602-0, Fax: 06203/602-191, E-Mail: [email protected], Internet: www.schriesheim.de

Gemeinde Dossenheim Rathausplatz 1, 69221 Dossenheim, Fon: 06221/8651-0, Fax: 06221/8651-15, E-Mail: [email protected], Internet: www.dossenheim.de

Auftragnehmer:

ÖKOLOGIE · PLANUNG · FORSCHUNG

Dipl.-Geogr. Matthias Güthler

Eckenerstraße 4  71636 Ludwigsburg

Fon: 07141/ 992 17 26  Fax; 07141/ 298 29 55 E-Mail: [email protected]  Internet: http://www.oepf.de

Bearbeitung: Dipl.-Geogr. Matthias Güthler Dipl.-Ing. Landschaftspl. Kerstin Schlange

Inhaltsverzeichnis I

Inhaltsverzeichnis

A Einführung ...... 1 A.1 Anlass und Zielsetzung ...... 2 A.2 Lage im Raum und Gebietsabgrenzung ...... 3

B Methodik ...... 5 B.1 Einführung ...... 6 B.1.1 Modul 1: Mitwirkung ...... 7 B.1.2 Modul 2: Analyse ...... 8 B.1.3 Modul 3: Ergebnisse ...... 11 B.1.4 Modul 4: Umsetzung ...... 13 B.1.5 Modul 5: Öffentlichkeitsarbeit ...... 13

C Kurzbeschreibung der Region ...... 15 C.1 Naturräumliche Beschreibung ...... 16 C.2 Kurzbeschreibung der Städte und Gemeinden ...... 18

D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse ...... 33 D.1 Themenfeld Landwirtschaft und Weinbau ...... 34 D.1.1 Einführung in das Themenfeld ...... 34 D.1.2 Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken...... 36 D.2 Themenfeld Naturschutz und Landschaftspflege...... 39 D.2.1 Einführung in das Themenfeld ...... 39 D.2.2 Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken...... 41 D.3 Themenfeld Tourismus und Erholung...... 44 D.3.1 Einführung in das Themenfeld ...... 44 D.3.2 Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken...... 46 D.4 Konflikte und Problemstellungen ...... 49

E Entwicklungsziele und Handlungsfelder ...... 53 E.1 Einleitung ...... 54 E.2 Entwicklungsziel „Erhalt der offenen und strukturreichen Kulturlandschaft“ ..... 54 E.2.1 Handlungsfeld „Ein ausgewogenes Flächenmosaik entwickeln“ ...... 55 E.2.2 Handlungsfeld „Vielfalt fördern – Nutzung sichern“ ...... 56 E.2.3 Handlungsfeld „Gemeinsam Landschaft pflegen“ ...... 57 E.3 Entwicklungsziel „Entwicklung des Wegenetzes und der wegebegleitenden Infrastruktur“...... 58 E.3.1 Handlungsfeld „Auf guten Wegen – das Wegenetz vorbildlich entwickeln“ ...... 58 E.3.2 Handlungsfeld „Wegweisend – Besucher und Nutzer kommen gut ans Ziel“ ...... 59 E.4 Entwicklungsziel „Vernetzte Öffentlichkeitsarbeit und Tourismusmarketing, Stärkung der Identifikation mit der Region“ ...... 60 E.4.1 Handlungsfeld „Gemeinsam die Badische Bergstraße präsentieren“ ...... 60 E.4.2 Handlungsfeld „Die Badische Bergstraße erleben – Wissen vermitteln, Identifikation schaffen“ ...... 61

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße"

II Inhaltsverzeichnis

E.5 Priorisierung der Handlungsfelder ...... 62 E.5.1 Kriterien zur Priorisierung der Handlungsfelder ...... 62 E.5.2 Priorisierung ...... 63

F Anhang ...... 67 F.1 Quellen ...... 68 F.2 Schutzgebiete ...... 72

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

Abbildungsverzeichnis III

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Abgrenzung des ILEK-Gebiets „Blühende Badische Bergstraße“...... 4 Abbildung 2: Arbeitsphasen des ILEK „Blühende Badische Bergstraße“ ...... 7 Abbildung 3: Zusammensetzung des ILEK-Akteurskreises ...... 8 Abbildung 4: Beratung zum Verlauf des Burgenwegs...... 9 Abbildung 5: Magerrasen im Areal „Kisslich“ bei Weinheim...... 9 Abbildung 6: Überblick über die Exkursionsstationen ...... 9 Abbildung 7: Erosionsschäden an Wegen...... 9 Abbildung 8: Steinbruch „Leferenz“, Nachnutzung als Museum...... 9 Abbildung 9: Analyse der Stärken und Schwächen, Ableitung der Handlungsfelder durch den Akteurskreis im Rahmen der Veranstaltung „Analyse-Workshop“ ...... 10 Abbildung 10: Vom Themenfeld zum Handlungsfeld. Einordnung des „Analyse- Workshops“ in den inhaltlichen Ablauf des ILEKs ...... 10 Abbildung 11: Vom Handlungsfeld zur Projektidee. Einordnung der „Ideenschmiede“ in den inhaltlichen Aufbau des ILEKs...... 11 Abbildung 12: Entwicklung der Projektideen in drei Arbeitsgruppen im Rahmen der Veranstaltung „Ideenschmiede“ ...... 12 Abbildung 13: Bearbeitung des Leitprojekts „Flächenmosaik“ durch den Akteurskreis im Rahmen der Veranstaltung „Projektwerkstatt“ ...... 13 Abbildung 14: Bürgerinformationsveranstaltung in Hirschberg-Großsachsen ...... 14 Abbildung 15: Naturräumliche Gliederung ...... 16 Abbildung 16: Mähwiese bei Laudenbach, Weinberge und Gärten bei Schriesheim ...... 17 Abbildung 17: Größe der Stadt- und Gemeindegebiete sowie Anteile der Landnutzungen pro Kommune...... 19 Abbildung 18: Anteil der Gemeindefläche im ILEK-Gebiet ...... 20 Abbildung 19: Flächenanteil der Städte und Gemeinden am ILEK-Gebiet ...... 20 Abbildung 20: Weinbergslandschaft an der Bergstraße bei Laudenbach ...... 34 Abbildung 21: Trockenmauer ...... 39 Abbildung 22: Wegemarkierung des Burgenwanderwegs ...... 45 Abbildung 23: Priorisierung der Handlungsfelder durch den Akteurskreis im Rahmen der Veranstaltung „Ideenschmiede“ ...... 64

Bildnachweise: Graphiken: Ökologie ● Planung ● Forschung Fotos: Ökologie ● Planung ● Forschung Tourismus Service Bergstrasse e.V. (Abbildung S. 60)

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße"

A Einführung 1

A Einführung

A Einführung

A Einführung

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

2 A Einführung

A.1 Anlass und Zielsetzung

Der ländliche Raum -Württembergs steht vor der Herausforderung die Folgen zahlreicher Veränderungen zu bewältigen. Agrarstrukturwandel, Klimaveränderung, demografische Ent- wicklung, der Trend zur Re-Urbanisierung oder die zunehmende Zentralisierung von Versor- gungseinrichtungen sind einige Aspekte, deren Konsequenzen nicht auf einzelne Kommunen beschränkt betrachtet werden können. Nachhaltige Lösungen und Handlungsstrategien lassen sich daher nur durch eine interkommunale Zusammenarbeit erreichen.

Das integrierte ländliche Entwicklungskonzept (ILEK) ist ein geeignetes Instrument die Kräfte benachbarter Kommunen oder einer Region zu bündeln und den Rahmen für eine nachhaltige Kooperation über Verwaltungsgrenzen hinweg zu schaffen. Es stellt die Strategie zur räumli- chen und fachlichen Koordination für die Anwendung bestehender Instrumente zur Landent- wicklung und vorhandener Förderprogramme dar, deren effizienter Einsatz vor dem Hintergrund knapper werdender Mittel zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Die Aufgabe eines ILEKs ist es, regionalspezifische Entwicklungsziele und Handlungsfelder zu benennen und Wege aufzuzeigen, wie diese erreicht werden können. Es dient dazu die regio- nalen Kräfte zu aktivieren, Handlungen der verschiedenen Akteure zu vernetzen und einen langfristen Entwicklungsprozess in der Region anzustoßen. Ziel des ILEKs ist es, möglichst konkrete Projektideen zu entwickeln, mit Hilfe derer die Entwicklungsziele erreicht werden kön- nen. In diesem Zusammenhang gilt es, das wertvolle Expertenwissen und die unterschiedlichen Fachmeinungen der Träger öffentlicher Belange, Verbände und Vereine im Rahmen von Betei- ligungsverfahren einzubeziehen und die Entwicklungsziele, Handlungsfelder und Projektideen in die bereits vorhandenen und beabsichtigten Planungen, Konzepte und Strategien für die Re- gion einzuordnen.

Um die Entwicklung und Umsetzung integrierter ländlicher Entwicklungskonzepte in Baden- Württemberg einzuführen, fördert das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz unter Federführung des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung vier Modellpro- jekte, im Rahmen derer in vier Regionen je ein integriertes ländliches Entwicklungskonzept er- arbeitet wird.

Die im äußersten Nordwesten von Baden-Württemberg gelegenen Städten und Gemeinden Laudenbach, Hemsbach, Weinheim, Hirschberg, Schriesheim und Dossenheim haben die Möglichkeit genutzt, für Teilbereiche ihrer jeweiligen Stadt- und Gemeindeflächen ein ILEK erstellen zu lassen. Die genannten Kommunen sind Teil der Metropolregion Rhein-Neckar, ihre Stadt- und Gemeindegebiete reichen von der Rheinebene im Westen bis an bzw. auf die Höhen des Odenwaldes im Osten. Die Nahtstelle zwischen diesen Naturräumen bildet die sogenannte Bergstraße. Dieser schmale, sich in Nord-Süd-Richtung erstreckende Landschaftsraum, ist durch ein mildes Klima und das steile Relief der westlichen Grabenflanke des Rheingrabens geprägt. Weinberge und Streuobst bestimmen daher im Wechsel mit Gartengrundstücken die über Jahrhunderte gewachsene, kleinteilige und strukturreiche Kulturlandschaft, die auch für ihre frühe und üppige Obstbaumblüte bekannt ist. Diese attraktive Landschaft ist eine wichtige Grundlage für den Tourismus an der Bergstraße. Auch für den Natur- und Landschaftsschutz ist die Badische Bergstraße von hohem Wert, da sich hier noch zahlreiche, inzwischen selten gewordene Pflanzen- und Tierarten finden.

In jüngerer Zeit ist jedoch eine zunehmende Verbuschung von Weinbergen, Streuobstwiesen und Gärten zu verzeichnen. Der Wald rückt allmählich von den Höhenlagen in die Hanglangen vor. Besonders die steileren und teils schwer zugänglichen Abschnitte der Badischen

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

A Einführung 3

Bergstraße sind hiervon betroffen. Diese Entwicklung ist mit negativen Folgeerscheinungen sowohl für den Weinbau als auch den Natur- und Landschaftsschutz sowie den Tourismus verbunden.

Mit Hilfe des ILEKs „Blühende Badische Bergstraße“ soll es gelingen, die landwirtschaftliche Nutzung, insbesondere den Weinbau, zu stärken und gleichzeitig den hohen ökologischen Wert der Region zu sichern und zu entwickeln. Neue Impulse sollen zum Ausbau des naturverträglichen Tourismus beitragen und die Wertschöpfung dieses Wirtschaftssektors steigern.

Mit der Moderation des Entwicklungsprozesses und der Erarbeitung des Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepts „Blühende Badische Bergstraße“ wurde das Büro Ökologie  Planung  Forschung (Dipl.-Geogr. Matthias Güthler) durch die Städte und Gemeinden Laudenbach, Hemsbach, Weinheim, Hirschberg, Schriesheim und Dossenheim beauftragt.

A.2 Lage im Raum und Gebietsabgrenzung

Die Gebietskulisse des ILEKs „Blühende Badische Bergstraße“ umfasst einen Großteil der im Nordwesten Baden-Württembergs gelegenen Badischen Bergstraße im Bereich zwischen und der Landesgrenze nach Hessen (vgl. Abbildung 1).

Namengebend für das ILEK ist die Bergstraße, eine zwischen und am Rande der Oberrheinischen Tiefebene verlaufende Straße, die bis auf die Römerzeit zurückzuführen ist. Ihr Verlauf entspricht größtenteils der heutigen Bundesstraße B 3. Die Bergstraße leitet ihren Namen aus ihrer Lage am Fuß der Berghänge ab, die den Übergang zwischen Rheinebene und dem Vorderen bilden. Diese östlich angrenzenden Hänge bilden im Wesentlichen die naturräumliche Haupteinheit „Bergstraße“. Nach der Bergstraße ist zudem der Weinbaubereich Badische Bergstraße des Weinbaugebietes Baden benannt.

Abbildung 1 zeigt die Abgrenzung des ILEK-Gebiets. Es umfasst überwiegend unbebaute Teilflächen der Stadt- und Gemeindegebiete von Laudenbach, Hemsbach, Weinheim, Hirschberg, Schriesheim und Dossenheim.

Die Abgrenzung der Gebietskulisse ist durch die inhaltliche Ausrichtung des ILEKs "Blühende Badische Bergstraße" begründet. Auch wenn sich im ILEK-Gebiet zahlreiche Waldflächen befinden, liegt das Augenmerk des Konzepts auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen. Ein zentrales Ziel des ILEKs ist es, die im ILEK-Gebiet zu beobachtende Nutzungsaufgabe und Verbuschung von landwirtschaftlich oder gärtnerisch bewirtschafteten Grundstücken aufzuhalten. Von dieser Entwicklung sind vor allem die drei Nutzer- bzw. Interessensgruppen "Weinbau / Landwirtschaft", "Tourismus / Erholung" sowie "Natur- / Landschaftsschutz" betroffen. Da Fragen der baulichen Entwicklung sowie soziale und kulturelle Themen nicht im Fokus des ILEKs standen, wurden die Ortslagen weitgehend aus der Gebietskulisse ausgeklammert.

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

4 A Einführung

Heidelberg

Stuttgart

Abbildung 1: Abgrenzung des ILEK-Gebiets „Blühende Badische Bergstraße“.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

B Methodik 5

B Methodik

B Methodik

B Methodik

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

6 B Methodik

B.1 Einführung

Die Erstellung eines integrierten ländlichen Entwicklungskonzepts ist methodisch als stufig ge- gliederter Prozess angelegt.

 In einer ersten Stufe werden vorhandene bzw. beabsichtigte Entwicklungsvorhaben zusam- mengeführt, Nutzungskonflikte dargestellt und bewertet, regionale Stärken und Schwächen analysiert und Handlungsfelder abgeleitet.  Hierauf aufbauend werden in einer zweiten Stufe die Handlungsfelder priorisiert und mit Maßnahmen bzw. Förderprojekten hinterlegt, die der Lösung der Nutzungskonflikte und der positiven Entwicklung der Region dienen. Für die Evaluation des ILEK gilt es Kriterien zur Überprüfung der Zielerreichung zu entwickeln.  Die dritte Stufe beinhaltet die Erarbeitung von möglichst detaillierten Nutzungs-, Bodenord- nungs- und Maßnahmenkonzepten für die am höchsten priorisierten Förderprojekte.

Die Erarbeitung des ILEKs erfolgt unter Mitwirkung örtlicher und regionaler Akteure, die sich mit den konkreten Fragestellungen und Inhalten des ILEKs befassen. Der Prozess zur Entwicklung des ILEKs ist dadurch partizipativ angelegt. Diese Form der Beteiligung gewährleistet die Integ- ration wertvollen Expertenwissens aus der Region und sorgt zugleich für die Akzeptanz des entwickelten Konzepts.

Entsprechend dem mehrstufigen Aufbau des ILEK, gliedert sich der Entwicklungsprozess des ILEKs „Blühende Badische Bergstraße“ in fünf Module (vgl. Abbildung 2).

 Modul 1 „Mitwirkung“ dient dem Aufbau des Akteurskreises und geeigneter Mitwirkungsstrukturen.  Modul 2 „Analyse“ umfasst die Situationsanalyse bis hin zur Entwicklung der Handlungsfelder.  Modul 3 „Ergebnisse“ beinhaltet im Wesentlichen die Priorisierung der Handlungs- felder und die Entwicklung von Projektideen.  Modul 4 „Umsetzung“ enthält die Konkretisierung dreier als prioritär eingestufter Projektideen mit dem Ziel einer zeitnahen Realisierung.  Modul 5 „Öffentlichkeitsarbeit“ sorgt für die Information der Öffentlichkeit über die Entwicklung und Ergebnisse des ILEKs.

Die Arbeit am integrierten ländlichen Entwicklungskonzept wurde von zwei Arbeitskreisen, dem Akteurs- und dem Lenkungskreis, getragen. Dem Akteurskreis kam dabei die Aufgabe zu, im Rahmen mehrerer moderierter Beteiligungsveranstaltungen die Inhalte des ILEKs „Blühende Badische Bergstraße“ zu erarbeiten. Seine Zusammensetzung aus lokalen und regionalen Ak- teuren der ILEK-Kommunen, Fachbehörden, Vereine und Verbände wird in Kapitel B.1.1 erläu- tert.

Der Lenkungskreis übernahm die Prozesssteuerung und entschied über grundlegende Wei- chenstellungen innerhalb des ILEK-Prozesses. Er setzte sich aus den sechs Bürgermeistern bzw. ersten Bürgermeister der Städte und Gemeinden, dem zuständigen Vertreter des Lande- samtes für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (LGL), dem Ersten Lan- desbeamten des Rhein-Neckar-Kreises sowie dem Leiter und zuständigen Sachbearbeiter des Amtes für Flurneuordnung des Landkreises Rhein-Neckar-Kreis zusammen. Seine Arbeit nahm der Lenkungskreis offiziell mit der konstituierenden Sitzung am 20.04.2011 auf.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

B Methodik 7

Abbildung 2: Arbeitsphasen des ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

B.1.1 Modul 1: Mitwirkung Der Aufbau geeigneter Mitwirkungsstrukturen und die Gewinnung der lokalen und regionalen Akteure für das Projekt erfolgten zum Projektauftakt in Modul 1 „Mitwirkung“. Hierzu fanden vorbereitende Abstimmungen zwischen dem Amt für Flurneuordnung des Rhein-Neckar- Kreises, den beteiligten Kommunen und dem beauftragen Planungsbüro statt.

Da im ILEK „Blühende Badische Bergstraße“ die konstruktive Zusammenarbeit der drei Nutzer- bzw. Interessensgruppen „Landwirtschaft / Weinbau“, „Tourismus / Erholung“ und „Natur- / Landschaftsschutz“ ein wichtiges Ziel war, sollte ein Akteurskreis aufgebaut werden, in dem Vertreter aus allen drei Gruppierungen gleichmäßig beteiligt waren. Ziel war es, durch die Arbeit in wechselnden Untergruppen sowie im gemeinsamen Plenum die konstruktive Auseinander- setzung mit den unterschiedlichen Sichtweisen und Interessen zu fördern. Um bei dieser Ar- beitsweise im Rahmen der vorgesehenen Beteiligungsveranstaltungen zu möglichst konkreten Ergebnissen zu kommen, erschien eine überschaubare Gruppengröße notwendig. Daher be- schränkte sich der Akteurskreis auf insgesamt 35 Teilnehmern.

Zum Akteurskeis zählten je zwei bis drei Mitarbeiter der Stadt- und Gemeindeverwaltungen, die die drei Themenfelder aus der lokalen Sicht der Städte und Gemeinden vertraten. Hinzu kamen Mitarbeiter des Landratsamtes des Rhein-Neckar-Kreises, die als regional agierende Behörde ihr Fachwissen in den Bereichen Landwirtschaft, Naturschutz, Wasserrecht und Forst in den Prozess einbrachten. Für alle drei Themenfelder stellten Vertreter von Vereinen und Verbänden ihre Ortskenntnis, Fachwissen und praktische Erfahrung zur Verfügung (vgl. Abbildung 3). Durch diese Zusammensetzung des Akteurskreises wurden die drei Themenfelder „Landwirt- schaft und Weinbau“, „Tourismus und Erholung“ und „Natur- und Landschaftsschutz“ sowohl aus lokaler als auch aus regionaler Sicht betrachtet.

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

8 B Methodik

Abbildung 3: Zusammensetzung des ILEK-Akteurskreises

Der Akteurskreis kam im Rahmen von insgesamt vier Beteiligungsveranstaltungen zusammen, um die wesentliche Inhalte des ILEKs „Blühende Badische Bergstraße“ zu entwickeln. Seine konstruktive Zusammenarbeit ist eine wichtige Voraussetzung für die spätere erfolgreiche Um- setzung der im ILEK enthaltenen Projektideen, da diese durch die gemeinsame Vorarbeit der Akteure interkommunal und fachübergreifend entwickelt wurden.

B.1.2 Modul 2: Analyse

Das Modul „Analyse“ umfasst  die Auswertung vorhandener Daten zur Region und der Situation in den drei Themenfeldern „Landwirtschaft / Weinbau“, „Tourismus / Erholung“ und „Natur- und Landschaftsschutz“,  die Analyse der Stärken und Schwächen innerhalb der drei Themenfelder,  die Ableitung von Handlungsfeldern und  die Auswahl und Festsetzung der Entscheidungskriterien zur Priorisierung der Handlungsfelder.

Wichtige Meilensteine des Moduls waren die Exkursion durch das ILEK-Gebiet und die Beteili- gungsveranstaltung „Analyse-Workshop“.

Mit der Exkursion nahm der Akteurskreis seine Arbeit auf (vgl. Abbildung 4, 5, 7, 8). Ziel war es, gemeinsam das ILEK-Gebiet kennen zu lernen und unterschiedliche Blickwinkel und Sichtwei- sen hinsichtlich vorhandener Stärken und Schwächen der Region zu erhalten.

Im Rahmen der Exkursion wurden in jeder ILEK-Kommune durch einen Vertreter der jeweiligen Stadt- oder Gemeindeverwaltung Problempunkte oder bereits gelungene Entwicklungen prä- sentiert (vgl. Abbildung 6). Die Zusammenfassung der Vorträge sowie des Meinungs- und Ge- dankenaustausches findet sich im Protokoll zur Exkursion (s. Band 3: Dokumentation).

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

B Methodik 9

Abbildung 4: Beratung zum Verlauf des Burgenwegs.

Abbildung 5: Magerrasen im Areal „Kisslich“ bei Weinheim.

Abbildung 7: Erosionsschäden an Wegen.

Abbildung 8: Steinbruch „Leferenz“, Abbildung 6: Überblick über die Exkursionsstationen Nachnutzung als Museum

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

10 B Methodik

Die Exkursion bot einen guten Überblick über Problempunkte, Konflikte und Lösungsansätze, wie sie sich aktuell an der Bergstraße darstellen. Bereits während der Exkursion ergab sich ein vielfältiger Austausch zwischen den Akteuren, der im Analyse-Workshop fortgeführt wurde.

Der Analyse-Workshop fand am 06.07. und 28.07.2011 statt. Er umfasste die Stärken / Schwä- chen / Chancen / Risiken - Analyse sowie die Ableitung der Handlungsfelder (vgl. Abbildung 9). Die Durchführung sowie die erarbeiteten Ergebnisse des Workshops sind in der Dokumentation zur Veranstaltung zusammengefasst (s. Band 3: Dokumentation). Kapitel D gibt zudem die Stärken und Chancen sowie die Schwächen und Risiken der drei Themenfelder wieder.

Abbildung 9: Analyse der Stärken und Schwächen, Ableitung der Handlungsfelder durch den Akteurskreis im Rahmen der Veranstaltung „Analyse-Workshop“

Der Analyse-Workshop sollte auch dazu dienen, die themenfeldbezogenen Sichtweisen auf die Situation an der Bergstraße aufzulösen und zu einer ziel- und lösungsorientierten Betrachtung zu kommen (vgl. Abbildung 10). Dabei zeichneten sich rasch themenfeldübergreifende Ziele ab, die in insgesamt sieben Handlungsfeldern zusammengefasst wurden.

Abbildung 10: Vom Themenfeld zum Handlungsfeld. Einordnung des „Analyse- Workshops“ in den inhaltlichen Ablauf des ILEKs

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

B Methodik 11

Im Nachgang zum Analyse-Workshop legte der Lenkungskreis Kriterien zur Priorisierung der Handlungsfelder fest (vgl. Kapitel E.5). Er vollzog damit eine wichtige Weichenstellung, um in der Vielfalt der möglichen Aufgabenfelder Schwerpunkte für die weitere inhaltliche Arbeit inner- halb des ILEKs zu setzen.

Die Auswertung vorhandener Daten zur Situation und Entwicklung der Badischen Bergstraße erbrachte, dass für das Projektgebiet in allen Themenfeldern bereits eine Reihe von Planungen, Konzepten, Daten und Informationen vorhanden sind. Diese zeichnen sich zwar durch Inhomo- genität beispielsweise bezüglich Alter der Daten und Abgrenzung des Untersuchungsraums aus. Die für die Bergstraße teils schon vor Jahren formulierten Entwicklungsziele stimmen je- doch in verschiedenen Planwerken weitgehend überein.

Derzeit werden weitere, für die zukünftige Entwicklung der Bergstraße relevante Planungen erstellt. Hierzu zählt z.B. der Managementplan für das Natura-2000-Gebiet „Weschnitz, Berg- straße und Odenwald bei Weinheim“.

B.1.3 Modul 3: Ergebnisse Zentrale Arbeitsschritte des 3. Moduls sind  die Priorisierung der Handlungsfelder,  die Entwicklung von Projektideen innerhalb der prioritären Handlungsfelder und  die Ausarbeitung des Abschlussberichts zum ILEK.

Abbildung 11: Vom Handlungsfeld zur Projektidee. Einordnung der „Ideenschmiede“ in den inhaltlichen Aufbau des ILEKs.

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

12 B Methodik

Die Priorisierung der Handlungsfelder sowie die Entwicklung der Projektideen erarbeitete der Akteurskreis im Rahmen der Veranstal- tung „Ideenschmiede“ am 12.10.2011 (vgl. Abbildung 12). Für insgesamt vier Hand- lungsfelder wurden zahlreiche Projektideen entwickelt. Die Durchführung und die Ergeb- nisse sind in der Dokumentation zur Veran- staltung (s. Band 3: Dokumentation) zu- sammengefasst.

Auch in dieser Veranstaltung wurde in den einzelnen Arbeitsgruppen durch die Zusam- menarbeit der Akteure der sechs ILEK- Kommunen, Fachbehörden, Vereinen und Verbänden die interkommunal- und themen- übergreifende Betrachtung der Bergstraße weiter gestärkt. Abbildung 11 zeigt die Ein- ordnung der Veranstaltung „Ideenschmiede“ in den ILEK-Prozess.

Im Nachgang zur Veranstaltung „Ideen-

schmiede“ kam dem Lenkungskreis die Auf- gabe zu, aus der Vielzahl der Projektideen die vorrangig weiter zu entwickelnden För- derprojekte auszuwählen. Die Auswertung der Projektideen ergab, dass in jedem Hand- lungsfeld Projektideen formuliert worden waren, deren Umsetzung wichtige Grundla- gen für die Entwicklung der Badische Berg- straße schaffen und daher als Basisprojekte fungieren (vgl. Band 2: Projekte, Kapitel A.3). Gleichzeitig wurde deutlich, dass jede Projektidee für sich genommen zwar dem Abbildung 12: Entwicklung der Projektideen in interkommunalen Anspruch des ILEKs ge- drei Arbeitsgruppen im Rahmen recht wurde, der themenfeldübergreifende der Veranstaltung „Ideen- Ansatz dagegen in den Hintergrund getreten schmiede“ war. Daher wurden drei Leitprojekte festgelegt, die jeweils zwei Projektideen zusammenfassen und dadurch sowohl den interkommunalen als auch themenübergreifenden Aspekt erfüllen. Dabei wurden in erster Linie Projektideen ausgewählt, die als wichtige Basisprojekte des ILEK be- trachtet werden können.

Die definierten Leitprojekte beinhalten einen relativ komplexen und eher langfristigen Umset- zungsprozess. Der Lenkungskreis entschied daher, dass der Akteurskreis in der nachfolgenden Beteiligungsveranstaltung „Projektwerkstatt“ jedes Leitprojekt mit einem sogenannten „Leucht- turm“ versehen solle. Die Leuchtturmprojekte sollen die Umsetzung des ILEKs zeitnah sichtbar machen und seine Zielsetzungen der Öffentlichkeit vermitteln.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

B Methodik 13

B.1.4 Modul 4: Umsetzung Im Rahmen des vierten Moduls galt es Förderprojekte auszuarbeiten, die im Anschluss an die Modellprojektphase des ILEKs umgesetzt werden können. Die grundlegende Konzeption der Förderprojekte fand in der Veranstaltung „Projektwerkstatt“ statt (vgl. Abbildung 13).

Abbildung 13: Bearbeitung des Leitprojekts „Flächenmosaik“ durch den Akteurskreis im Rahmen der Veranstaltung „Projektwerkstatt“

Der Akteurskreis erarbeitete im Rahmen der drei Leitprojekte die Grundzüge zur Umsetzung des ILEKs als interkommunale und themenfeldübergreifende Entwicklung der Badischen Berg- straße. Er befasste sich zudem mit der Konzeption der ersten Umsetzungsprojekte, den soge- nannten „Leuchttürmen“ (vgl. Band 2: Projekte, Kapitel B). Diese sollen kurzfristig nach Beendi- gung der Modellprojektphase realisiert werden können und wurden daher möglichst konkret ausgearbeitet Der Lenkungskreis beriet nachfolgend über die Umsetzung der Leitprojekte und Leuchttürme sowie über verschiedene Möglichkeiten der Förderung der Projekte. Auf den Er- gebnissen der Projektwerkstatt und der Beratung des Lenkungskreises aufbauend, wurden die Leitprojekte weiter differenziert und u.a. die notwendigen Arbeitsschritte zur Umsetzung formu- liert. Die Ergebnisse sind in Band 2: Projekte, Kapitel B dokumentiert.

B.1.5 Modul 5: Öffentlichkeitsarbeit Die Öffentlichkeitsarbeit zum ILEK „Blühende Badische Bergstraße“ war als begleitende Pres- searbeit angelegt. Sie erfolgte in Form von Presseartikeln, die über die Arbeitsfortschritte des ILEKs informierten (vgl. Band 3: Dokumentation). Die Veröffentlichung erfolgte in den drei für die Städte und Gemeinden des ILEKs relevanten Lokalzeitungen.

Darüber hinaus oblag es jeder Kommune, die Öffentlichkeitsarbeit in ihrem Zuständigkeitsbe- reich zu gestalten. So nutzte z.B. die Gemeinde Hirschberg ihren Bürgertag, um über den Pro- jektstand des ILEKs zu informieren. Auch über die Internetseiten der Kommunen und des be- auftragten Planungsbüros wurden Informationen zum ILEK bereitgestellt.

Der Lenkungskreis beschloss zudem, die vom Akteurskreis erarbeiteten Handlungsfelder und Projektideen der Öffentlichkeit im Rahmen einer Bürgerinformationsveranstaltung zu präsentie- ren (vgl. Abbildung 14). Die Bürgerinnen und Bürger der ILEK-Kommunen erhielten in diesem Zusammenhang die Möglichkeit eigene Projektideen, Anregungen oder Hinweise in den weite- ren Prozess des ILEK einfließen zu lassen. Hiervon wurde während der Öffentlichkeitsveran- staltung am 17.11.2011 in Großsachsen sowie vereinzelt auch im Nachgang zur Veranstaltung Gebrauch gemacht.

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

14 B Methodik

Abbildung 14: Bürgerinformationsveranstaltung in Hirschberg-Großsachsen

Die Ideen, Anregungen und Hinweise aus der Bürgerschaft sind in die Projektideen des ILEK „Blühende Badische Bergstraße“ eingeflossen (vgl. Band 2: Projekte, Kapitel A.2). Sie haben zudem maßgeblich zur Entwicklung des Leitprojekts „Bürgerengagement Blühende Bergstraße“ beigetragen, welches im Anschluss an die Modelprojektphase das bürgerschaftliche Engage- ment zum Erhalt und zur Entwicklung der „Blühenden Badischen Bergstraße“ aufgreifen und unterstützen soll. (vgl. Band 2: Projekte, Kapitel B.2.5)

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

C Kurzbeschreibung der Region 15

Kurzbeschreibung der Region

C

C Kurzbeschreibung der Region

C Kurzbeschreibung der Region

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

16 C Kurzbeschreibung der Region

C.1 Naturräumliche Beschreibung

Die naturräumliche Haupteinheit „Bergstraße“ bildet die Nahtstelle zwischen der rheinischen Tiefebene im Westen und dem östlich angrenzenden Odenwald (vgl. Abbildung 15). Seine typi- sche Prägung erhält der Naturraum durch die steil abfallende Flanke des Odenwalds in Verbin- dung mit den vorherrschenden Bodenverhältnissen und dem trocken-warmen Klima. Diese Standortbedingungen begünstigen den Weinbau und die Streuobstnutzung als die landschafts- bildprägenden Nutzungsformen an den Hanglangen der Bergstraße.

Abbildung 15: Naturräumliche Gliederung

Geologie und Böden Während der Odenwald weitgehend von den Buntsandsteinschichten des Deckgebirges ge- prägt wird, wurde im Bereich der Bergstraße das Grundgebirge mit magmatischem Gestein frei- gelegt. Es handelt sich dabei überwiegend um Granodiorit, Granit und Quarzporphyr.

Die flacher ausgebildeten unteren Hanglagen der Bergstraße werden stellenweise von Löß und seinen Umlagerungsprodukten geprägt. Hier haben sich schluffig-lehmige und zum Teil kalkhal- tige Böden entwickelt, die aufgrund regelmäßiger tiefer Umschichtungen im Rahmen der Wein- baunutzung als Rigosole bezeichnet werden.

In den steileren Oberhanglangen fehlt der Löß weitgehend. Hier trifft man daher auf zunehmend steinige und sandige sowie meist kalkfreie Böden auf Gesteinszersatz. (RP 2009, WEINZIERL et al. 2011).

Die westexponierte Grabenflanke des Rheingrabens wird insgesamt durch zahlreiche, in die Rheinebene entwässernde Bäche zerschnitten und gegliedert.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

C Kurzbeschreibung der Region 17

Klima Das Klima der Bergstraße ist subatlantisch geprägt und zeichnet sich durch milde Winter mit wenigen Eis- und Frosttagen sowie warme Sommer aus. Die klimatischen Kenndaten aus Hei- delberg beschreiben die typische Situation an der Bergstraße. Mit einer mittleren Tagestempe- ratur von 10,7 °C im Jahresdurchschnitt zählt Heidelberg zu einem der wärmsten Orte in Ba- den-Württemberg. Gleichzeitig liegt die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge im un- teren Drittel der südwestdeutschen Spanne (RP KARLSRUHE 2004).

Landnutzung Traditionell finden sich an den eher trocken-warmen süd- bis südwestexponierten Hängen Wein- und Obstanbau sowie zahlreiche Nutzgärten. Im Abschnitt zwischen Schriesheim und Dossenheim, in dem nur wenige Bachtäler die Westflanke des Odenwaldes gliedern, überwie- gen nach Westen exponierte Hänge. Die Garten- und Obstbaumnutzung tritt hier im Vergleich zu den nördlicheren Abschnitten hinter den Weinanbau zurück (RP KARLSRUHE 2004).

Abbildung 16: Mähwiese bei Laudenbach, Weinberge und Gärten bei Schriesheim

Eine nennenswerte Ackernutzung auf größeren Flächen erfolgt lediglich im Bereich der Unter- hanglagen und im Übergang zur Rheinebene zwischen Weinheim und Heidelberg. Durch Grün- landnutzung geprägte Abschnitte finden sich vor allem an den flacheren Hanglagen und Kuppenbereichen zwischen Laudenbach und Weinheim bzw. nördlich von Leutershausen. Das Grünland wird als magere Mähwiesen wie auch als Weidefläche für Rinder, Schafe, Pferde und vereinzelt Ziegen genutzt (RP KARLSRUHE 2004).

Überregional bekannt ist der Naturraum als „Blühende Bergstraße“. Dies ist begründet durch die zahlreichen Obstbäume in den Nutzgärten und Obstwiesen. Noch 1966 war die Obstbaum- dichte an der Bergstraße und der angrenzenden Ebene eine der höchsten in Deutschland. Der zunehmende Obstanbau in Niederstammanlagen sowie die Ausdehnung der Siedlungsflächen gingen jedoch zu Lasten des traditionellen Streuobstanbaus (STADT WEINHEIM 2002). Die Streuobstbestände sind jedoch nach wie vor prägend für die Landschaft der Bergstraße.

Im Bereich zwischen Weinheim und Dossenheim hat zudem der Abbau des Quarzporphyrs das Landschaftsbild mitgeprägt. Das harte Gestein wurde bereits seit dem 19. Jahrhundert in zahl- reichen Steinbrüchen abgebaut und zu Pflaster- und Schottersteinen weiterverarbeitet. Auch der Entwurf der Neufassung des Regionalplans der Metropolregion Rhein-Neckar stuft die Quarzporhyrvorkommen an der Bergstraße als bedeutend ein. Die einzige noch verbliebene Abbaustelle für Quarzporphyr befindet sich in Weinheim (METROPOLREGION RHEIN-NECKAR 2011A). Dagegen wurde der Abbau in den Steinbrüchen auf Dossenheimer Gemarkung aufge-

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

18 C Kurzbeschreibung der Region geben. Die aufgelassenen Steinbruchflächen des Steinbruchs „Leferenz“ mit seinen teilweise noch erhaltenen technischen Anlagen sind inzwischen zu einem außergewöhnlichen Muse- umsgelände umgestaltet worden.

Siedlungsentwicklung Die Siedlungsentwicklung entlang der Bergstraße begann schon sehr früh, erste Funde stam- men aus der Bronzezeit. Im ersten Jahrhundert besiedelten die Römer das Gebiet an Rhein und Neckar. Später erstreckte sich der römische Einflussbereich in den Odenwald bis zum Li- mes. In dieser Zeit entstand die Römerstraße am Fuß der östlichen Talflanke des Rheingra- bens. Diese historische Heeres- und Handelsstraße, die heutige Bergstraße, ist namensgebend für die Region. (STADT WEINHEIM 2002, NACHBARSCHAFTSVERBAND HEIDELBERG- 1999). Die Region wurde seit der Römerzeit durchgängig besiedelt. Die Städte und Gemeinden des ILEKs „Blühende Badische Bergstraße“ wurden zwischen 755 und 795 n.Chr. erstmals ur- kundlich erwähnt.

Die Burgruinen, die sich an den Hängen der Badischen Bergstraße finden, wurden im 12. und 13. Jahrhundert erbaut, in den darauffolgenden beiden Jahrhunderten jedoch bereits wieder zerstört und häufig als „Steinbrüche“ zweckentfremdet. Am längsten überdauerte Burg Windeck, die im dreißigjährigen Krieg schwere Beschädigungen erfuhr, jedoch erst 1674 als Verteidigungsanlage unbrauchbar wurde. Eine Ausnahme stellt die Wachenburg dar, die erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Stil einer romanischen Burg erbaut wurde.

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts führte die Industrialisierung zu einer sprunghaften Bevöl- kerungszunahme sowie zu beträchtlichen Siedlungserweiterungen insbesondere an den ver- kehrsgünstig gelegenen Standorten an Rhein und Neckar sowie entlang der Bergstraße. Die sechs ILEK-Kommunen liegen in der Entwicklungsachse zwischen den Oberzentren Darmstadt im Norden und Heidelberg im Süden. Durch die Autobahn A 5, die Bundesstraße B 3 sowie die Regionalbahn und die Linie 5 der Oberrheinischen Eisenbahn sind die Städte und Gemeinden an das überörtliche Verkehrsnetz sehr gut angebunden. In Verbindung mit der attraktiven Land- schaft führt dies zu einer hohen Attraktivität der ILEK-Kommunen als Wohnorte. Dieser Aspekt spiegelt sich u.a. in der positiven Bevölkerungsentwicklung der ILEK-Kommunen und den Pend- lerströmen wider. In den letzten drei Jahrzehnten haben sich daher zahlreiche Wohngebiete an die ehemals landwirtschaftlich geprägten Siedlungskerne angelagert und bilden heute ein durch Grünzäsuren gegliedertes Siedlungsband.

C.2 Kurzbeschreibung der Städte und Gemeinden

Die Gebietskulisse des ILEKs „Blühende Badische Bergstraße“ erstreckt sich über die Stadt- und Gemeindegebiete von Laudenbach, Hemsbach, Weinheim, Hirschberg, Schriesheim und Dossenheim. Auch wenn die naturräumlichen Gegebenheiten im Bereich der Bergstraßen- Hänge in allen Kommunen ähnlich sind, weisen die einzelnen Städte und Gemeinden unter- schiedliche Rahmenbedingungen auf, die sie in die Entwicklung des ILEKs einbringen. Im Fol- genden werden einige Aspekte wie Flächengröße, Verteilung der Landnutzung und Flächenan- teile am ILEK-Gebiet kurz dargestellt.

Abbildung 17 veranschaulicht die Unterschiede und Übereinstimmungen in Bezug auf die Grö- ße der Stadt- und Gemeindegebiete sowie die Anteile der verschiedenen Landnutzungen in den ILEK-Kommunen. Während die Stadt Hemsbach und die Gemeinden Laudenbach, Hirschberg

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

C Kurzbeschreibung der Region 19 und Dossenheim vergleichbare Gebietsgrößen umfassen, verwalten die beiden Städte Wein- heim und Schriesheim größere Gebiete. In den meisten Kommunen nimmt die Landwirtschafts- fläche den höchsten Flächenanteil ein, gefolgt von den Siedlungs- und Verkehrsflächen sowie den Waldflächen. Eine Ausnahme bildet Schriesheim. Hier liegt der Waldanteil deutlich höher. Auch in Dossenheim nimmt der Wald fast die Hälfte der Gesamtfläche der Gemeinde ein.

Abbildung 17: Größe der Stadt- und Gemeindegebiete sowie Anteile der Landnutzungen pro Kommune in ha im Jahr 2010. (STALA 2011).

In die Gebietskulisse des ILEK bringen die einzelnen Städte und Gemeinden unterschiedliche Anteile ihrer Gesamtgemarkung ein (vgl. Abbildung 18). So umfasst das ILEK-Gebiet fast ein Drittel der Fläche der Gemeinde Laudenbach, während es in Weinheim nur etwa 7 % des Stadtgebiets ausmacht. Betrachtet man demgegenüber den Flächenanteil der einzelnen Kom- munen am ILEK-Gebiet ergibt sich ein anderes Bild (vgl. Abbildung 19). Hier stellt Weinheim ein Viertel der ILEK-Gebietskulisse, während alle anderen Kommunen zwischen 9% und 20 % ein- bringen.

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

20 C Kurzbeschreibung der Region

Abbildung 18: Anteil der Gemeindefläche im ILEK-Gebiet

Laudenbach Hemsbach Weinheim Hirschberg Schriesheim Dossenheim

Abbildung 19: Flächenanteil der Städte und Gemeinden am ILEK-Gebiet

Die Kommunen unterscheiden sich nicht nur aufgrund ihres Flächenanteils am ILEK-Gebiet oder der unterschiedlichen Landnutzung ihrer Gemarkungen. Die nachfolgenden Steckbriefe fassen mit Blick auf die drei Themenfelder „Landwirtschaft und Weinbau“, „Tourismus und Erholung“ und „Natur- und Landschaftsschutz“ weitere Daten und Informationen zusammen. Die Daten und Informationen erheben keinen Anspruch auf eine vollständige Analyse der Ge- samtsituation in den einzelnen Kommunen des ILEKs. Sie sollen jedoch einen Eindruck über die Ausgangslage der sechs Städten und Gemeinden im ILEK-Prozess vermitteln.

Die Angaben bezüglich Flächengröße, Einwohnerzahl, Bevölkerungstendenz sowie der land- wirtschaftlichen Bodennutzung und der Betriebsstruktur stammen vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg (STATISTISCHES LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 2011A). Die Angaben zur Bevölkerungsdichte werden im Raumbeobachtungssystem Rhein-Neckar (METROPOLREGI- ON RHEIN-NECKAR 2011) vorgehalten. Informationen zu den gesetzlich geschützten Gebieten sind dem Karten- und Datendienst der Landesanstalt für Umwelt, Messung und Naturschutz Baden-Württemberg entnommen (RIPS 2011). Angaben zu wichtigen Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen entstammen den Veranstaltungskalendern der Städte und Gemeinden sowie des Tourismusservice Bergstraße e.V. Sie wurden mit Informationen aus den Wander- und Randwanderkarten (HESSISCHES LANDESAMT FÜR BODENMANAGEMENT UND GEOINFORMATION 2007 UND 2009) ergänzt.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

C Kurzbeschreibung der Region 21

Gemeinde Laudenbach

Gesamtfläche: 1.029 ha davon im ILEK-Gebiet: 288 ha (28 %)

Einwohnerzahl: 6.051 (Stand 2010) Flächengröße und Bevölkerungsdichte: 586 Einwohner/qkm (Stand 2009) Einwohnerzahl Bevölkerungsentwicklung: Bevölkerungszunahme zwischen 1997 und 2010. Durch Zuwanderung ist der Bevölkerungsentwicklung leicht positiv, obwohl sich Geburten- und Sterberate entsprechen.

Hauptnutzungsarten landwirtschaftlich genutzter Fläche:

(Bezugsraum: Gesamtkommune, Stand 2007)

Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe und landwirtschaftlich genutzte Flä- che (LF):

Landwirtschaft- liche Boden- nutzung und Betriebsstruktur

Landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) und Anzahl der landwirtschaftli- chen Betriebe sind seit der Jahrtausendwende relativ konstant. Die Flä- chen werden überwiegend von Betrieben mit 20 ha bis 50 ha LF bewirt- schaftet. Die mit Keltertrauben bestockte Rebfläche lag im Jahr 2010 bei 24 ha.

(Bezugsraum: Gesamtkommune, Stand 2007)

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

22 C Kurzbeschreibung der Region

FFH-Gebiet:  Weschnitz, Bergstraße und Odenwald bei Weinheim (Gebiets-Nr.: 6417-341)

Landschaftsschutzgebiet: Schutzgebiete im ILEK-Gebiet  Bergstraße - Nord (Gebiets-Nr.: 2.26.043)

Das ILEK-Gebiet im Bereich der Gemeinde Laudenbach liegt größten- teils im Landschaftsschutzgebiet „Bergstraße-Nord“. Etwa die Hälfte des ILEK-Gebiets der Gemeinde gehören zum FFH-Gebiet „Weschnitz, Bergstraße und Odenwald bei Weinheim“.

Sehenswürdigkeiten und touristische Attraktionen (Auswahl):  Martin-Luther Kirche  Rathaus Laudenbach Sehens-  Katholische Kirche Sankt Bartholomäus würdigkeiten  Erholungsgebiet „Wald“ und Veranstal- tungen Veranstaltungen (Auswahl):  Juli: Lindenplatzfest  September: Laudenbacher Froschkerwe

Stadt Hemsbach

Gesamt: 1.268 ha davon im ILEK-Gebiet: 245 ha (19 %)

Einwohner: 12.290 (Stand 2010) Flächengröße Bevölkerungsdichte: 950 Einwohner/qkm (Stand 2009) und Einwohnerzahl Bevölkerungsentwicklung: Insgesamt nahm die Bevölkerung zwischen 1997 und 2010 ab, in den letzten Jahren ist jedoch wieder ein positiver Trend zu verzeichnen. Grund hierfür ist der Geburtenüberschuss und der Zuzug aus anderen Gemeinden.

Hauptnutzungsarten landwirtschaftlich genutzter Fläche:

Landwirtschaft- liche Boden- nutzung und Betriebsstruktur

(Bezugsraum: Gesamtkommune, Stand 2007)

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

C Kurzbeschreibung der Region 23

Stadt Hemsbach

Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe und landwirtschaftlich genutzte Flä-

che (LF):

Landwirtschaft- liche Boden- nutzung und Betriebsstruktur

Sowohl die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe als auch die landwirt- schaftlich genutzte Fläche (LF) ist in den letzten Jahren leicht rückläufig. Dabei nimmt die Zahl der Betriebe mit mehr als 50 ha LF zu. Hierdurch steigt die durchschnittliche Betriebsgröße bezogen auf die landwirt- schaftlich genutzte Fläche. Im Jahr 2010 waren 15 ha Rebfläche mit Kel- tertrauben bestockt.

(Bezugsraum: Gesamtkommune, Stand 2007) FFH-Gebiet:  Weschnitz, Bergstraße und Odenwald bei Weinheim (6417-341)

Naturschutzgebiet:  Schafhof-Teufelsloch (Gebiets-Nr.: 2.147)

Schutzgebiete Landschaftsschutzgebiet: im ILEK-Gebiet  Bergstraße – Nord (Gebiets-Nr.: 2.26.043)

Das ILEK-Gebiet im Bereich der Stadt Hemsbach liegt zu weiten Teilen im Landschaftsschutzgebiet „Bergstraße-Nord“. Das Naturschutzgebiet „Schafhof-Teufelsloch“ im Osten befindet sich vollständig innerhalb des ILEK-Gebiets. Etwa die Hälfte des ILEK-Gebiets im Bereich der Stadt gehören zum FFH-Gebiet „Weschnitz, Bergstraße und Odenwald bei Weinheim“.

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

24 C Kurzbeschreibung der Region

Stadt Hemsbach

Sehenswürdigkeiten und touristische Attraktionen (Auswahl):  Rothschild-Schloss  ehemalige Synagoge  Waldnerturm  St. Laurentiuskirche  Jüdischer Friedhof Sehens-  Kreuzberg würdigkeiten  Zehntscheuer und Veranstal-  Freibad Hemsbacher Wiesensee tungen

Veranstaltungen (Auswahl):  Mai: Wein- und Blütenfest  Juli: Bachgassenfest  August: Kerwe  Dezember: Weihnachtsmarkt

Stadt Weinheim

Gesamt: 5.811 ha davon im ILEK-Gebiet: 428 ha (7 %)

Einwohner: 43.682 (Stand 2010) Flächengröße und Bevölkerungsdichte: 751 Einwohner/qkm (Stand 2009) Einwohnerzahl Bevölkerungsentwicklung: Zwischen 1997 und 2010 war eine Bevölkerungszunahme zu verzeich- nen. Obwohl die Sterberate die Geburtenrate übersteigt, ergibt sich

durch Zuwanderung ein positiver Bevölkerungstrend.

Hauptnutzungsarten landwirtschaftlich genutzter Fläche:

Landwirtschaft- liche Boden- nutzung und Betriebsstruktur

(Bezugsraum: Gesamtkommune, Stand 2007)

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

C Kurzbeschreibung der Region 25

Stadt Weinheim

Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe und landwirtschaftlich genutzte Flä-

che (LF):

Landwirtschaft- liche Boden- nutzung und Betriebsstruktur

Während die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe sinkt, bleibt die landwirtschaftlich genutzte Fläche in den letzten Jahren relativ konstant. Der Flächenzuwachs in den Jahren 1979 bis 1999 konzentrierte sich auf Betriebe mit mehr als 50 ha LF, die seitdem einen stetig steigenden An- teil der Landwirtschaftsfläche bewirtschaften. Die Anzahl kleiner Betriebe nimmt dagegen ab. Ebenso ist der von diesen Betrieben bewirtschaftete Flächenanteil rückläufig. Die im Jahr 2010 mit Keltertrauben bestandene Rebfläche umfasste 51 ha.

(Bezugsraum: Gesamtkommune, Stand 2007) FFH-Gebiet:  Weschnitz, Bergstraße und Odenwald bei Weinheim (Gebiets-Nr.: 6417-341)

Naturschutzgebiet:  Steinbruch Sulzbach (Gebiets-Nr.: 2.056)  Wüstnächstenbach und Haferbuckel (Gebiets-Nr.: 2.010) Schutzgebiete im ILEK-Gebiet Landschaftsschutzgebiet:  Bergstraße – Nord (Gebiets-Nr.: 2.26.043)

Das ILEK-Gebiet im Bereich der Stadt Weinheim liegt im Landschafts- schutzgebiet „Bergstraße-Nord“. Die Naturschutzgebiete „Steinbruch Sulzbach“ und „Wüstnächstenbach und Haferbuckel“ liegen vollständig im ILEK-Gebiet. Teilflächen des FFH-Gebietes „Weschnitz“ erstrecken sich über etwa die Hälfte der ILEK-Gebietskulisse der Stadt.

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

26 C Kurzbeschreibung der Region

Stadt Weinheim

Sehenswürdigkeiten und touristische Attraktionen (Auswahl):  Burgruine Windeck  Wachenburg  Start sechs Mühlen Tal  Gerberbachviertel  Bergbau bei Lüzelsachsen  Alter Friedhof  Rodensteiner Brunnen  Museum der Stadt Weinheim  Altes Rathaus  Marktbrunnen  Löwenapotheke Sehens-  Rathaus im kurpfälzischen Schloss würdigkeiten  Hexenturm und Veranstal-  Ehemaliges Karmeliterkloster tungen  Exotenwald

Veranstaltungen (Auswahl):  Februar: Hochsprung-Gala  März: Straßenfastnacht  April: Sommertagszug  Mai: Altstadtlauf  Himmelfahrt: Tagung des Weinheimer Senioren-Convents  Juli: Internationales Kulturfest  August: Kerwe  Sommer: Weinheimer Kultursommer  September: Weinheimer Herbst mit Provence-Markt  Oktober: Bergsträßer Winzerfest und Weinmeile

Gemeinde Hirschberg

Gesamt: 1.235 ha davon im ILEK-Gebiet: 225 ha (18 %)

Einwohner: 9.539 (Stand 2010) Flächengröße und Bevölkerungsdichte: 769 Einwohner/qkm (Stand 2009) Einwohnerzahl Bevölkerungsentwicklung: Zwischen 1997 und 2010 ergab sich eine leichte Bevölkerungsabnahme. Durch Zuwanderung und eine hohe Geburtenrate ist die Bevölkerungs- entwicklung insgesamt seit 2003 jedoch wieder positiv.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

C Kurzbeschreibung der Region 27

Gemeinde Hirschberg

Hauptnutzungsarten landwirtschaftlich genutzter Fläche:

(Bezugsraum: Gesamtkommune, Stand 2007)

Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe und landwirtschaftlich genutzte Flä- che (LF):

Landwirtschaft- liche Boden- nutzung und Betriebsstruktur

Während die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe leicht sinkt, nimmt die landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) bis zum Jahr 2005 zu. Insbe- sondere Betriebe mit weniger als 20 ha LF werden weniger. Der höchste Anteil landwirtschaftlicher Nutzfläche wird daher von Betrieben mit 20 ha bis 50 ha LF bewirtschaftet. Der Anteil mit Keltertrauben bestandener Rebfläche lag 2010 bei 76 ha.

(Bezugsraum: Gesamtkommune, Stand 2007)

Wasserschutzgebiet:  WSG-039-Mannheim-Käfertal MVV RHE AG (Gebiets-Nr.: 222039) Schutzgebiete im ILEK-Gebiet Landschaftsschutzgebiet:  Bergstraße – Nord (Gebiets-Nr.: 2.26.043)

Das ILEK-Gebiet im Bereich der Gemeinde Hirschberg liegt fast voll- ständig im Landschaftsschutzgebiet „Bergstraße-Nord“. Im Westen reicht

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

28 C Kurzbeschreibung der Region

Gemeinde Hirschberg

das Wasserschutzgebiet „Mannheim-Käfertal“ in das ILEK-Gebiet der Gemeinde.

Sehenswürdigkeiten und touristische Attraktionen (Auswahl):  Besucherstollen Grube Marie  Grube „Hülfe Gottes“  Schloss der Grafen von Wiser (keine Besichtigung möglich)  Überreste eines römischen Gutshofs (Villa rustica) Sehens-  Ruine Hirschburg würdigkeiten  Ruine auf dem Schanzenköpfle und Veranstal-  katholische Wallfahrtskirche St. Johannes Baptist tungen  Glockenspiel auf dem Rathaus

Veranstaltungen (Auswahl):  Juli: Heisemer Straßenfest  August: Großsaasemer Gassekerwe  September: Heisemer Storchekerwe  November: Martinsfest

Stadt Schriesheim

Gesamt: 3.167 ha davon im ILEK-Gebiet: 327 ha (10 %)

Einwohner: 14.908 (Stand 2010) Flächengröße und Bevölkerungsdichte: 471 Einwohner/qkm (Stand 2009) Einwohnerzahl Bevölkerungsentwicklung: Bevölkerungswachstum zwischen 1997 und 2010. Hohe Zuwanderung und eine positive Geburtenrate bewirkten einen positiven Bevölkerungs- trend.

Hauptnutzungsarten landwirtschaftlich genutzter Fläche:

Landwirtschaft- liche Boden- nutzung und Betriebsstruktur

(Bezugsraum: Gesamtkommune, Stand 2007)

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

C Kurzbeschreibung der Region 29

Stadt Schriesheim

Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe und landwirtschaftlich genutzte Flä-

che (LF):

Landwirtschaft- liche Boden- nutzung und Betriebsstruktur

Sowohl die Anzahl der Betriebe als auch die landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) ist in den letzten Jahren rückläufig. Diese Rückgänge sind vor allem bei Betrieben mit weniger als 20 ha LF zu verzeichnen. Der überwiegende Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche wird dem- entsprechend von Betrieben mit mehr als 20 ha LF bewirtschaftet. Im Jahr 2010 lag die als Rebland bewirtschaftete Fläche bei 99 ha.

(Bezugsraum: Gesamtkommune, Stand 2007)

FFH-Gebiet:  Odenwald bei Schriesheim (Gebiets-Nr.: 6518-341)

Vogelschutzgebiet:  Bergstraße Dossenheim – Schriesheim (Gebiets-Nr.: 6518-401)

Naturschutzgebiet:  Ölberg (2.212) Schutzgebiete im ILEK-Gebiet Landschaftsschutzgebiet:  Bergstraße – Nord (Gebiets-Nr.: 2.26.043)

Wasserschutzgebiet:  WSG-039-Mannheim-Käfertal MVV RHE AG (Gebiets-Nr.: 222039)  ZV GWV Eichelberg, (Gebiets-Nr.: 226042)

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

30 C Kurzbeschreibung der Region

Stadt Schriesheim

Das ILEK-Gebiet im Bereich der Stadt Schriesheim liegt zu weiten Teilen im Landschaftsschutzgebiet „Bergstraße-Nord“. Nordwestlich von Schriesheim reichen die beiden Wasserschutzgebiete in das ILEK- Gebiet. Das Vogelschutzgebiet „Bergstraße Dossenheim-Schriesheim“ umfasst weite Bereiche der Bergstraßen-Hänge südlich von Schriesheim sowie die östlich angrenzenden Waldbereiche des Ölbergs. Das FFH- Gebiet „Odenwald bei Schriesheim“ und das Naturschutzgebiet „Ölberg“ reichen südöstlich von Schriesheim in das ILEK-Gebiet hinein. Die Waldbereiche des Ölbergs sind im ILEK-Gebiet weitgehend als Wald- schutzgebiete ausgewiesen.

Sehenswürdigkeiten und touristische Attraktionen (Auswahl):  Besucherbergwerk Grube Anna-Elisabeth  Burgruine Strahlenburg  Bachschlössl  altes Rathaus mit Pranger  Ölmühle Sehens-  Römerkeller im neuen Rathaus würdigkeiten  Stadtmauer und Veranstal-  Madonnenberg tungen

Veranstaltungen (Auswahl):  März: Mathaisemarkt  Frühjahr / Herbst: Rock´n´Riesling  Sommer: Stadtfest  September: Kerwe und Straßenfest

Gemeinde Dossenheim

Gesamt: 1.416 ha davon im ILEK-Gebiet: 146 ha (10 %)

Einwohnerzahl: 12.507 (Stand 2010) Flächengröße und Bevölkerungsdichte: 871 Einwohner/qkm (Stand 2009) Einwohnerzahl Bevölkerungsentwicklung: Zwischen 1997 und 2010 war ein Bevölkerungswachstum zu verzeich- nen. Die positive Bevölkerungsentwicklung ergibt sich durch eine hohe Zuwanderungs- und eine positive Geburtenrate.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

C Kurzbeschreibung der Region 31

Gemeinde Dossenheim

Hauptnutzungsarten landwirtschaftlich genutzter Fläche:

(Bezugsraum: Gesamtkommune, Stand 2007)

Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe und landwirtschaftlich genutzte Flä- che (LF):

Landwirtschaft- liche Boden- nutzung und Betriebsstruktur

Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist seit der Jahrtausend- wende konstant. Der Rückgang zwischen 1979 und 1999 ist vor allem bei Betrieben mit weniger als 10 ha LF zu verzeichnen gewesen. Insge- samt steigt die durchschnittliche Betriebsgröße bezogen auf die landwirt- schaftlich genutzte Fläche, da die relativ konstant bleibende bewirtschaf- tete Fläche zunehmend von Betrieben mit mehr als 50 ha LF bearbeitet wird. Die mit Keltertrauben bestockte Fläche lag im Jahr 2010 bei 14 ha.

(Bezugsraum: Gesamtkommune, Stand 2007) FFH-Gebiet:  Odenwald bei Schriesheim (Gebiets-Nr.: 6518-341)

Vogelschutzgebiet: Schutzgebiete ILEK-Gebiet  Bergstraße Dossenheim – Schriesheim (Gebiets-Nr.: 6518-401)

Naturschutzgebiet:  Ölberg (Gebiets-Nr.: 2.212)

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

32 C Kurzbeschreibung der Region

Gemeinde Dossenheim

Landschaftsschutzgebiet:  Bergstraße – Mitte (Gebiets-Nr.: 2.26.017)

Kleine Teile des ILEK-Gebiets im Bereich der Gemeinde Dossenheim liegen im Landschaftsschutzgebiet „Bergstraße-Mitte“. Etwa die Hälfte des ILEK-Gebiets im Bereich Gemeinde gehören zum Vogelschutzgebiet „Bergstraße Dossenheim-Schriesheim“. Im Norden reicht das FFH- Gebiet „Odenwald bei Schriesheim“ in das Dossenheimer ILEK-Gebiet.

Sehenswürdigkeiten und touristische Attraktionen (Auswahl):  Steinbruch Leferenz  Kronenburg Sehens-  Ruine Schauenburg würdigkeiten  Weißer Stein und Veranstal- tungen Veranstaltungen (Auswahl):  Mai: Sommertagszug  September: Kerwe  November: Berglauf "Waldfrieden"

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse 33

Stärken / Schwächen /

Chancen / Risiken

D Analyse

D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse

D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

34 D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse

D.1 Themenfeld Landwirtschaft und Weinbau

D.1.1 Einführung in das Themenfeld Die landwirtschaftliche Nutzung an der Badischen Bergstraße wird durch das milde Klima und die überwiegend günstigen Bodenverhältnisse geprägt. An den Hanglangen der Badischen Bergstraße herrschen gute Bedingungen für den Weinbau, der eine wesentliche und für den Raum prägende Nutzung darstellt.

Abbildung 20: Weinbergslandschaft an der Bergstraße bei Laudenbach Die Badische Bergstraße ist das kleinste Anbaugebiet Baden-Württembergs, das zum Wein- baugebiet Baden gerechnet wird. Es umfasst knapp 400 ha und erstreckt sich über ca. 38 km von Laudenbach im Norden bis nach Wiesloch im Süden. Die mit Reben bestockten Flächen finden sich an den westexponierten Hanglagen der Bergstraße. Das schmale Band zwischen dem Hangfuß und der Waldgrenze an den oberen Hangbereichen weist zu ca. 1/3 Steillagen auf. (VOGEL ET.AL. 2011). Angebaut werden überwiegend Spätburgunder (30 %), Riesling (21 %) und Müller-Turgau (17 %). Im nennenswerten Umfang kommen außerdem Weißer und Grauer Burgunder, Silvaner und Regent hinzu (STAATLICHES WEINBAUINSTITUT FREIBURG, 2009).

Parzellenstruktur und Bestockung sind im ILEK-Gebiet unterschiedlich ausgeprägt. Während im Bereich zwischen Weinheim und Laudenbach die Flächen zu einem hohen Anteil von Neben- erwerbsbetrieben und Hobbywinzern bewirtschaftet werden, finden sich südlich von Weinheim vermehrt Haupterwerbsbetriebe. Die Parzellenstruktur im nördlichen ILEK-Gebiet ist daher von kleinen Schlägen geprägt, während im Abschnitt zwischen Weinheim und Dossenheim ver- mehrt größere Weinbergsparzellen vorkommen.

Maßnahmen zur Strukturverbesserung in Weinbergslagen konzentrieren sich aktuell auf die Gebiete der Stadt Schriesheim und der Gemeinde Laudenbach. Im Bereich der Stadt Schriesheim wurde am „Kuhberg“ im Rahmen eines Flurneuordnungsverfahrens auf etwa 17 ha eine Querterrassierung der Steillagen umgesetzt und die Erschließung der Flächen neu geord- net. Derzeit wird zudem das Flurneuordnungsverfahren „Obere Hassel“ in Laudenbach durch- geführt, das u.a. eine verbesserte Erschließung der Parzellen zum Ziel hat.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse 35

In die Rebenaufbaupläne der Kommunen werden die abgegrenzten Rebflächen und Weinbau- steillagen eingetragen. In Bereichen mit steilen Lagen und schlechter Erschließung geben je- doch immer mehr Eigentümer die Bewirtschaftung ihrer Flächen auf, so dass die in den Reben- aufbauplänen verzeichneten Gunstlagen nicht im vollen Umfang für den Weinanbau genutzt werden. (STADT WEINHEIM 2002, LRA RHEIN-NECKAR-KREIS 2010).

Die natürlichen Standortbedingungen an der Bergstraße machen neben dem Weinbau den An- bau von Obst möglich. Einen Überblick über die Entwicklung des Obstanbaus bieten die Daten des Statistischen Landesamts. Während in Schriesheim und Hirschberg die Anzahl der Obstan- lagen zwischen 1997 und 2007 leicht stieg und etwa 10 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche einnimmt, sind in Weinheim sinkende Zahlen zu verzeichnen. In den Kommunen Laudenbach, Hemsbach und Dossenheim spielen Obstanlagen keine Rolle mehr (STALA 2011A). Zu berück- sichtigen ist bei den genannten Zahlen, dass als Obstanlagen nur Anlagen mit Obstbäumen berücksichtigt werden, in denen Obst die Hauptnutzung darstellt. Die klassische Streuobstnut- zung zählt nicht hierzu. Die für den Erwerbsobstbau genutzten Flächen befinden sich daher weitgehend am Unterhang der Bergstraße und in der Rheinebene. In den übrigen Abschnitten der Bergstraße spielt dies Nutzung lediglich eine untergeordnete Rolle (LRA RHEIN-NECKAR- KREIS 2012).

Die Nutzung von Obstbäumen an der Bergstraße findet, historisch gewachsen, durch Streu- obstnutzung auf Wiesen und in Nutzgärten statt. Es dominieren Kirsch und Zwetschge. Hinzu kommen Walnüsse und in geringem Umfang Apfel- und Birnbäume. Dem Obstbau verdankt die Bergstraße ihren Ruf als „Blühende Bergstraße“. Im Bereich bei Lützelsachsen bis nach Groß- sachsen finden sich großflächig zusammenhängende Streuobstflächen (RP KARLSRUHE 2004). Auch der Bergstraßenabschnitt bei Laudenbach und nördlich von Hemsbach ist durch eine ho- he Dichte an Streuobstbeständen geprägt. Im Zuge der Ausdehnung der Siedlungen sind je- doch viele Streuobstwiesen im Bereich der ehemaligen Ortsrandlagen verloren gegangen. Auf Grund des hohen Aufwandes für Pflege und Unterhalt und der heutzutage geringen wirtschaftli- chen Bedeutung, geht auch in den vielen Gärten die Anzahl der Streuobstbäume zurück.

Insgesamt ist der Obstanbau an der Bergstraße im Bereich der Gemischtbetriebe, Nebener- werbsbetriebe und der privaten Gartenbewirtschaftung anzusiedeln. Alternativ zur klassischen Obstvermarktung über Genossenschaften, Händler und Großmärkte haben sich einige landwirt- schaftliche Betriebe auf die Direktvermarktung ihrer Produkte spezialisiert (EUGEN ULMER KG 2012, WALTERS WELT 2012). Hinzu kommen Mostereien wie z.B. die Firma Falter Fruchtsaft in , die speziell Streuobst aus der Region verarbeiten. Die Bedeutung für die Er- werbslandwirtschaft ist jedoch gering (LRA RHEIN-NECKAR-KREIS 2012).

Grünlandwirtschaft findet sich im ILEK-Gebiet vorrangig in der nördlichen Hälfte, während süd- lich von Weinheim nur vereinzelt Wiesen und Weiden bewirtschaftet werden. Bei der Grünland- nutzung handelt es sich traditionell um Flächen zur Futtergewinnung. Für die Erwerbslandwirt- schaft spielen die Flächen an der Bergstraße nur eine untergeordnete Rolle (LRA RHEIN- NECKAR-KREIS 2012). In jüngster Zeit gewinnt die Pferdehaltung an Bedeutung. Hinzu kommt die Beweidung von Flächen durch Schafe oder Ziegen. Nach wie vor werden die Wiesen und Weiden überwiegend extensiv bewirtschaftet. Die Heuwiesen sind i.d.R. zweischürig und wer- den moderat gedüngt. (RP KARLSRUHE 2004).

Die Ackernutzung spielt im ILEK-Gebiet nur eine untergeordnete Rolle. Geeignete Flächen fin- den sich z.B. südlich von Weinheim in den unteren Hanglagen am Übergang zur Tiefebene. Hier ist auch intensiver Ackerbau bis hin zum Anbau von Tabak möglich (RP KARLSRUHE 2004). Im gesamten ILEK-Gebiet finden sich daneben zahlreiche Gärten, die traditionell als Nutzgärten

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

36 D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse bewirtschaftet, heute jedoch zunehmend als reine Freizeit- und Erholungsgärten genutzt wer- den. Die Gartennutzung prägt in weiten Teilen des ILEK-Gebiets die Landschaft, hat für die Er- werbslandwirtschaft jedoch keine Bedeutung.

Auch die Landwirtschaft in den Städten und Gemeinden des ILEKs unterliegt dem allgemeinen Trend, dass immer weniger Betriebe immer mehr Fläche pro Betrieb bewirtschaften (STATISTI- SCHES LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 2011A). Die statistischen Daten beziehen sich jedoch jeweils auf die gesamte Landwirtschaftsfläche einer Kommune und nicht ausschließlich auf den Bereich der Bergstraße. Dennoch wirkt sich der Konzentrationsprozess auch auf die landwirt- schaftlichen Nutzflächen der Bergstraße aus. Hier ist in günstig zu bewirtschafteten unteren Hangbereichen in einigen Kommunen die Zusammenlegung von Flurstücken zu größeren Be- wirtschaftungseinheiten zu beobachten. Überwiegend macht sich jedoch die schleichende Nut- zungsaufgabe unrentabler bzw. nur mit hohem Aufwand zu bewirtschaftender Parzellen be- merkbar.

D.1.2 Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Die Landwirtschaft an der Bergstraße weist auf der einen Seite gute Voraussetzungen für die Erzeugung hochwertiger Weine und anderer regionaler Produkte auf. Auf der anderen Seite ergeben sich vor dem Hintergrund der derzeit herrschenden Marktbedingungen zunehmend Schwierigkeiten bezüglich der langfristigen Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzflä- chen.

Die nachfolgende Tabelle stellt die Stärken und Chancen für Landwirtschaft und Weinbau an der Badischen Bergstraße den Schwächen und Risiken gegenüber. In die Analyse sind im We- sentlichen die Aussagen der Akteure eingeflossen, die im Rahmen des Analyse-Workshops zusammengetragen wurden. Die Analyse erfolgte daher sowohl durch die Akteure des Themen- feldes „Landwirtschaft und Weinbau“, als auch durch die Akteure der Themenfelder „Natur- und Landschaftsschutz“ sowie „Tourismus und Erholung“.

Stärken und Chancen Schwächen und Risiken

Flächenbewirtschaftung

+ Gunstlage: Die Bergstraße bietet auf Grund – Es ist zunehmend eine Nutzungsaufgabe von der Boden- und Klimaverhältnisse beson- Parzellen mit nachfolgender Verbrachung und ders für den Weinbau gute Voraussetzun- Verbuschung der Flächen zu beobachten. gen. Dies wirkt sich auch negativ auf die angren- zenden Flächen aus (Verschattung, höherer + Die historisch gewachsene Bewirtschaftung Pilzbefall, verstärkte Wildschäden u.a.). Eine ist strukturreich und charakteristisch. Ausdehnung des Prozesses führt mittelfristig zu einer Verbuschung und Bewaldung weiter + Die landwirtschaftliche Nutzung ist die Teile der Bergstraße. Grundvoraussetzung für diese strukturrei- che Kulturlandschaft. Der hohe Anteil der – Die Aufrechterhaltung der landwirtschaftli- Nebenerwerbsbetriebe und Hobbybewirt- chen Nutzung ist, vor allem bei Nebener- schafter bedingt zahlreiche extensiv bewirt- werbs- und Hobbybewirtschaftung, zunehmen schaftete Parzellen und eine abwechslungs- schwierig. Die ökonomischen Anreize sind reiche Landschaft. gering und der Arbeitsaufwand ist hoch. Die Rebflächen und Gärten sind schwer zu errei-

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse 37

Stärken und Chancen Schwächen und Risiken

+ Eine verbesserte Erschließung und Erreich- chen. Die Reblagen sind teils überaltert. Die barkeit der einzelnen Parzellen stärkt den Bewirtschaftung der Gärten als Nutzgärten langfristigen Erhalt der Bewirtschaftung. verliert an Bedeutung. Die obstbauliche Nut- zung ist weitgehend verloren gegangen. + Die Aufrechterhaltung oder gar Ausdehnung der bewirtschafteten Flächen ist möglich, – Die extensive Bewirtschaftung und Pflege der die Stärkung des Weinbaus und eine attrak- zahlreichen kleinen Parzellen ist auf Grund tive Förderung der Landschaftspflege vo- der Topographie und der mangelnden Er- rausgesetzt. schließung der Grundstücke mühsam und zunehmend schwerer aufrecht zu erhalten. + Der Erhalt des Strukturreichtums der offe- Die Honorierung der Landschaftspflege ist nen Kulturlandschaft ist durch eine geordne- unzureichend. te Garten- und Freizeitnutzung, Investitio- nen in den Erhalt von Streuobstbeständen – Mit Veränderungen in der Parzellen- und We- und die Umsetzung von Pflegekonzepten gestruktur ist häufig der Verlust von land- wie z.B. eine Wiesenpflege mittels Trieb- schaftsbildprägenden Kleinstrukturen verbun- weiden erreichbar. den. Punktuell ist die Bewirtschaftung der Weinberge zu intensiv (Pestizideinsatz, Bo- denerosion). Auf Grund des Siedlungsdrucks im Ballungsraum zwischen Heidelberg und Mannheim ist mit einem weiteren Verlust von Anbauflächen durch Siedlungsentwicklung zu rechnen. All dies mindert die Attraktivität der Landschaft und letztlich das positive Image der Region.

Wirtschaftlichkeit

+ In weiten Teilen des Gebiets gilt der Wein- – Die ausschließliche Konzentration auf den bau derzeit als die wirtschaftlich am besten Weinbau birgt Risiken. Marktschwankungen geeignete Nutzung. Es könnten weitere sind so nur schwer auszugleichen. Landwirte für den Weinbau gewonnen wer- den, wenn eine maschinelle Bewirtschaf- – Die geringen Betriebsgrößen, die in Teilen tung der Rebflächen erhalten bleibt bzw. des ILEK-Gebiets vorherrschen, verbunden ermöglicht wird. mit geringen Investitionsmöglichkeiten bzw. einer geringen Investitionsbereitschaft, älter + Die Erlöse im Weinbau sind augenblicklich werdenden Betriebsleitern und fehlendem gut. Nachwuchs sind betriebsbedingte Schwä- chen bzw. Risikofaktoren für die Sicherung + Zum Teil sind im Hinblick auf den Weinbau der landwirtschaftlichen Nutzung an der bereits geordnete Strukturen entwickelt Bergstraße. worden. Eine verbesserte Erschließung und Bodenordnung bringt einen Wertzuwachs – Die fehlende Planungssicherheit, in Bezug für die Grundstücke. auf die Durchführung von Flurneuordnungs- verfahren, führt zur Unsicherheit im Hinblick + Die attraktive Landschaft der Badischen auf die weitere Entwicklung der landwirt- Bergstraße bietet zusammen mit den vor- schaftlichen Flächen. Hinzu kommen mögli- handenen Strukturen und Potenzialen im che Änderungen gesetzlicher Rahmenbedin- Bereich Tourismus gute Voraussetzungen gungen. Dies erhöht das finanzielle Risiko bei

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

38 D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse

Stärken und Chancen Schwächen und Risiken

für landwirtschaftliche Betriebe sich alterna- Investitionen in den Betrieb und reduziert tive Einkommensquellen zu erschließen. folglich die Investitionsbereitschaft.

– Die Anforderungen an das Weinbaufachwis- sen sind hoch. Verbunden mit einer man- gelnden Nachwuchsförderung kann sich dies zunehmend als Hindernis für eine gelungene Betriebsübergabe an Nachfolger erweisen.

– In Ortrandlagen mit der Erwartung einer Bau- landentwicklung, sind die Grundstückspreise hoch.

Öffentlichkeitsarbeit und Marketing

+ Die Weine der Bergstraße sind regional und – Das Bewusstsein der Bevölkerung vor Ort für überregional bekannt und eingeführt. Die die Bedeutung des Weinbaus wird als unzu- privaten Weingüter und Winzergenossen- reichend eingeschätzt. schaften sind bekannt für ihre Qualität. – Es fehlt eine Öffentlichkeitsarbeit unmittelbar + Mit der „Badischen Bergstraße“ ist allge- für die Winzer und den Weinbau. mein ein positives Image verbunden, dass auch auf die regionalen Produkte übertra- – Die örtliche Vermarktung von Wein und weite- gen wird. ren Produkten ist teils unzureichend. Dies be- trifft z.B. den Umfang des in der örtlichen + Die regionalen Erzeugnisse sind am Markt Gastronomie verkauften Weins von der Badi- bekannt und eingeführt. Durch die Nähe schen Bergstraße. zum Ballungsraum lässt sich die Wertschöp- fung erhöhen. – Das Anbaugebiet Badische Bergstraße ist Teil der Weibauregion Baden. Da das An- + Der Standortvorteil (Erholungsraum in räum- baugebiet klein, die Weinbauregion Baden licher Nähe zu Ballungszentren) lässt sich dagegen verhältnismäßig groß ist, besteht weiter ausbauen z.B. durch die Produktion das Risiko, dass die Badische Bergstraße als regionaler Spezialitäten und ökologisch an- „Marke“ in der Wahrnehmung der Kunden un- gebauter Produkte, Direktvermarktung, Ak- tergeht. Demgegenüber stellt die Hessische tionen zum „Erlebniseinkauf“, Angebote zu Bergstraße eine eigenständige und separat verschiedenen Urlaubsformen usw. vermarktete Weinbauregion dar. Auch dies trägt tendenziell dazu bei, dass der badische + Der Weinführer des Tourismusservices Abschnitt der Bergstraße weniger präsent ist. Bergstraße e.V. verbessert die Wahrneh- mung der Bergstraße als Weinregion. Die Trennung in einen hessischen und einen badischen Teil ist zahlreichen Gästen nicht präsent. Die gemeinsame Vermarktung des umfangreichen Angebots über die Landes- grenze hinweg, macht die Bergstraße für Gäste als „Genussregion“ attraktiver.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse 39

D.2 Themenfeld Naturschutz und Landschaftspflege

D.2.1 Einführung in das Themenfeld Die Badische Bergstraße zeichnet sich durch ein subatlantisches Klima mit milden Wintern aus. Im Zusammenspiel mit den besonderen geologischen Verhältnissen, der Reliefform und den vorherrschenden Böden auf der einen Seite und der historisch gewachsenen, strukturreichen landwirtschaftlichen Nutzung auf der anderen Seite, hat sich ein vielfältiges Biotopmosaik ent- wickelt.

Insbesondere die süd- und westexponierten Hänge bieten Raum für Pflanzengemeinschaften und Tierarten der trocken-warmer Lebensräume, die heutzutage teils selten geworden oder bedroht sind. Im Bereich Naturschutz und Landschaftspflege liegt ein besonderer Augenmerk daher auf den Mager- und Trockenrasen, den extensiv bewirtschafteten Weinbergen mit typi- scher Weinbergsflora, den zahlreichen Trockenmauern an den terrassierten Hängen der Berg- straße, den Lössböschungen entlang der Wege sowie den Hohlwegen.

Abbildung 21: Trockenmauer

Im südlichen Abschnitt des ILEK-Gebiets finden sich als weitere Besonderheit stillgelegte groß- flächige Steinbrüche. Hinzu kommen mehrere kleinere ehemalige Steinbruchflächen. Diese bieten auf engem Raum vielfältige Sonderstandorte für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten.

Auf Grund der relativen Häufigkeit trocken-warmer Sonderstandorte, stellen die Bergstraßen- hänge eine großräumige Vernetzungslinie von Trocken- und Magerbiotopen dar. Dieser Ver- bund trockener Offenlandlebensräume verläuft entlang der gesamten Bergstraße und verbindet diese mit dem Kraichgau (METROPOLREGION RHEIN-NECKAR (2011B).

Neben ihrer besonderen Bedeutung für das Landschaftsbild spielen die zahlreichen hochstäm- migen Obstbäume auch für den Artenschutz eine wichtige Rolle. Streuobst findet sich teils auf klassischen Streuobstwiesen, häufig stehen die Obstbäume jedoch in den zahlreichen Garten- parzellen oder entlang von Straßen und Wegen (STADT WEINHEIM 2002, RP KARLSRUHE 2004, NACHBARSCHAFTSVERBAND HEIDELBERG MANNHEIM 1999, vgl. D.1.1). Sie liefern Pollen und Nek- tar für Insekten und stellen z.B. für zahlreiche in Baumhöhlen brütende Vogelarten, oder Arten wie Sieben- oder Gartenschläfer wichtige Lebensräume dar.

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

40 D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse

In der Osthälfte des ILEKs „Blühende Badische Bergstraße“ befinden sich Waldflächen, die den Übergang zu den Waldgebieten des Odenwaldes im Osten bilden. Nur östlich von Hemsbach und östlich von Weinheim reicht der Wald bis an die Bundesstraße 3 und damit an die westliche Grenze des ILEK-Gebiets heran. Der vorherrschende Waldtyp ist der Buchenwald. Daneben existieren Eichenwälder trocken-warmer Standorte, die vormals als Niederwald genutzt wurden und heute weitgehend nicht mehr bewirtschaftet werden. (RP KARLSRUHE 2004).

Die Bachläufe, die die Bergstraße von Ost nach West durchqueren, sind bedeutsam für den Feuchtgebietsverbund zwischen Odenwald und den Niederungen der Ebene. Nur in wenigen Fällen entspringen die Bäche im ILEK-Gebiet. Dabei sind zahlreiche Abschnitte der Gewässer- läufe im Bereich der Badischen Bergstraße ausgebaut oder verdolt. Naturnahe Abschnitte sind i.d.R. als gesetzlich geschützte Biotope erfasst. Tümpel und Teiche sind an der Bergstraße eher selten.

Die Bedeutung der Badischen Bergstraße für den Naturschutz und die Landschaftspflege spie- gelt sich u.a. in der Ausweisung zahlreicher Schutzgebiete wieder. Eine Zusammenstellung der Schutzgebiete und ihrer jeweiligen Schutzziele findet sich im Anhang.

Die Mehrzahl der für den Naturschutz und die Landschaftspflege wichtigen Biotopstrukturen hat ihren Ursprung in der landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen. Für den langfristigen Erhalt der schützenswerten Lebensräume ist daher die Aufrechterhaltung der bisher vorherrschenden Nutzung der Flächen notwendig. Eine Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung ist ent- lang der Bergstraße teilweise in den gut erschlossenen unteren Hangbereichen zu beobachten. Dagegen ist in den steilen und kleinteilig gegliederten Hangabschnitten die Nutzungsaufgabe das vorherrschende Problem. Hierdurch entwickeln sich bisher offene, meist trocken-warme Standorte zu Gebüsch bzw. Waldflächen.

Dies führt zu einer stetigen Verschiebung des Arteninventars. Da für Tier- und Pflanzenarten, die an die Sonderstandorte der Weinbergs-, Wiesen- und Gartenflächen gebunden sind, keine Ausweichräume existieren, verschwinden diese nach und nach. Diese Entwicklung ist in Ab- schnitten der Bergstraße bereits zu beobachten und stellt im Vergleich zur Nutzungsintensivie- rung die größere Gefahr für den Arten- und Biotopschutz dar. (STADT WEINHEIM 2002, NACH- BARSCHAFTSVERBAND HEIDELBERG MANNHEIM 1999, RP KARLSRUHE 2004)

Ein Leitbild für die Landschaftspflege an der Badischen Bergstraße findet sich in der Natur- schutzkonzeption Grundgebirge-Odenwald und Bergstraße (RP KARLSRUHE 2004). Sie ist eine wichtige Leitlinie für die naturschutzfachliche Arbeit an der Badischen Bergstraße. Im Vorder- grund steht der Erhalt der kleinparzelligen traditionellen Nutzungen. Elemente wie Terrassen, Trockenmauern und Lössböschungen sind zu unterhalten und zu schützen. Die Wiederaufnah- me der Nutzung brachgefallener Flächen ist ebenfalls Bestandteil des Leitbildes. Naturschutz- fachliches Ziel ist zudem der Erhalt der Magerrasenbestände und die Entwicklung eines Biotop- verbunds zwischen diesen Beständen.

Die Pflege zahlreicher naturschutzfachlich wertvoller Flächen und Gebiete übernehmen seit Jahren Ortsgruppen der Naturschutzvereine. So unterhält die Ortsgruppe des BUND in Laudenbach und Hemsbach beispielsweise Grundstücke am Altenberg und Flächen am Tau- benberg. Hierzu zählt u.a. das Naturdenkmal Taubenkopf. Diese langjährige ehrenamtliche Ar- beit sichert wichtige Kernflächen des Biotopverbundes und erhält nachhaltig die typische Berg- straßenlandschaft.

Die Bemühungen des amtlichen Naturschutzes orientieren sich an den Schutzzielen der einzel- nen Schutzgebiete. Die Arbeit der Unteren Naturschutzbehörde beinhaltet an der Bergstraße

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse 41 u.a. die Einhaltung der Schutz- und Entwicklungsvorgaben der beiden Landschaftsschutzge- bietsverordnungen, die gemeinsam fast das gesamte ILEK-Gebiet betreffen. Ziel der Land- schaftsschutzgebiete ist der Erhalt der typischen kleinstrukturierten Landschaft an der Badi- schen Bergstraße. Hierzu ist es notwendig, Fehlentwicklungen bei der Bewirtschaftung und Nutzung der Flurstücke entgegenzuwirken.

Neben der teils schon seit Jahrzehnten durchgeführten Pflege der verschiedenen Naturschutz- gebiete sowie dem Schutz und Erhalt der zahlreichen gesetzlich geschützten Biotope, ist mit der Ausweisung der beiden FFH-Gebiete „Odenwald bei Schriesheim“ und „Weschnitz, Berg- straße und Odenwald bei Weinheim“ sowie des Vogelschutzgebiets „Bergstraße Dossenheim- Schriesheim“ ein weiterer Aufgabenschwerpunkt hinzugekommen.

D.2.2 Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Die besonderen Standortbedingungen in Verbindung mit der langjährigen meist extensiven und kleinteiligen Bewirtschaftungsweise bedingen die charakteristische Landschaft der Bergstraße und das Vorkommen zahlreicher, heutzutage oft selten gewordener Tier- und Pflanzenarten. Dies aufrecht zu erhalten ist zentrales Ziel des Natur- und Landschaftsschutzes an der Badi- schen Bergstraße.

Eine Analyse der Stärken und Schwächen für den Naturschutz und die Landschaftspflege auf der einen Seite sowie der Chancen und Risiken auf der anderen Seite wurde von den Akteuren aller drei Themenfelder im Rahmen der Beteiligungsveranstaltung „Analyse-Workshops“ durch- geführt. Sie ist Grundlage für die nachstehende Gegenüberstellung.

Stärken und Chancen Schwächen und Risiken

Flächenbewirtschaftung und Landschaftspflege

+ Die durch die landwirtschaftliche Nutzung – Teilbereiche im ILEK-Gebiet (z.B. am entstandene Kulturlandschaft weist eine Nächstenbach bei Weinheim-Sulzbach) hohe Standort- und Artenvielfalt auf. Dies verbuschen bereits großflächig. Zahlreiche ist u.a. auf das außergewöhnliche Klima Bewirtschafter der meist kleinen und un- und die wechselnden Relief- und Boden- günstig erreichbaren Parzellen stellen die bedingungen zurückzuführen. Die Badi- Nutzung der Flächen ein. Dieser Rückgang sche Bergstraße weist daher viele unter- der traditionellen, extensiven Landwirt- schiedliche Biotoptypen auf, insbesondere schaft hat weitreichende negative Folgen auch Lebensräume der trocken-warmen für naturschutzfachlich wertvolle Flächen. Standorte. – Die Kommunen sind finanziell nicht in der + Der geringe landwirtschaftliche Nutzungs- Lage, die notwendige Landschaftspflege druck erhöhte den Anteil der extensiven durchzuführen. Die kommunale Land- Flächenbewirtschaftung. schafspflege lässt oft nur eine minimale Erhaltungspflege zu, die Entwicklung von + Der Erhalt der offenen Kulturlandschaft ist Flächen ist kaum möglich. gemeinsames Ziel von Landwirten und amtlichem wie ehrenamtlichem Natur- – Die Landschaftspflege liegt daher in vielen schutz. Fällen in den Händen des ehrenamtlichen Naturschutzes. Dessen Mittel und Kapazi-

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

42 D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse

Stärken und Chancen Schwächen und Risiken

+ Die geringe Nachfrage nach Grenz- und täten sind jedoch begrenzt. Die Mitglieder Untergrenzertragsflächen führen zu mode- werden älter und Nachwuchs ist häufig raten Grundstückspreisen. Dieses schafft schwer zu gewinnen. gute Voraussetzungen, um Flächen für den Naturschutz zu erwerben. – Die vielen kleinen, naturschutzfachlich wertvollen Strukturen wie Lössböschungen + Die meisten der für den Naturschutz be- oder Waldsäume erhöhen den Pflegeauf- sonders wertvollen Gebiete werden aktuell wand. gepflegt oder genutzt. – Die zunehmende Konzentration von Mitteln + Die örtlichen Agendagruppen, Vereine und und Fördergeldern auf Schutzgebiete birgt ehrenamtlich Aktiven tragen ebenso zum das Risiko, dass auf Flächen außerhalb der Erhalt der strukturreichen Kulturlandschaft Schutzgebiete wenig erreicht werden kann. bei wie zahlreichen Hobby-Winzer und Grundstücksbesitzer. – Es fehlt ein durchgängiges Nutzungs- und Pflegekonzept für die Badische Bergstraße, + Fehlentwicklungen (z.B. für den Arten- und das eine zielorientierte und pragmatisch Biotopschutz negative Praktiken bei der umsetzbare Landschaftspflege ermöglicht. Bewirtschaftung von Gärten und Weinber- Vorhandene Konzepte werden auf Grund gen) ließen sich in zahlreichen Fällen durch der hohen Kosten für die Umsetzung nicht eine verbesserte Beratung und Aufklärung weiterverfolgt. der Bewirtschafter reduzieren. – Es fehlt ein „Kompetenzpool“, in dem der + In der Bevölkerung besteht ein Interesse Informationsaustausch über erfolgreiche an öffentlichen Pflegetrupps. oder fehlgeschlagene Pflegemaßnahmen erfolgt. Derzeit sind viele „Einzelkämpfer“ tätig, die sich nur sehr begrenzt austau- schen und abstimmen. Die Professionalität und Effizienz der Landschaftspflege ließe sich daher deutlich erhöhen.

– Auf privaten Grundstücken, insbesondere auf Gartenparzellen, zeigen sich Fehlent- wicklungen, die von der Nutzungsaufgabe bis zur „Überpflege“ und verstärktem An- pflanzen von exotischen Gehölzen reicht. Auch in Weinbergen führen bestimmte Be- wirtschaftungsformen, wie z.B. zu hoher Pestizideinsatz, zu negativen Folgen für den Arten- und Biotopschutz

– In gut erschlossenen Bereichen der Badi- schen Bergstraße besteht die Gefahr, dass sich der Anteil an reinen Freizeitgärten mit Fehlentwicklungen („Grill- und Blaufichten- gärten“) erhöht.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse 43

Stärken und Chancen Schwächen und Risiken

Biotopverbund und Artenschutz

+ Die Flächen des ILEK-Gebiets stehen – Der Biotopverbund ist an vielen Stellen weitgehend unter Schutz (vgl. Anhang und noch nicht ausreichend oder noch nicht Karte 1) vorhanden.

+ Die Vorkommen naturschutzfachlich be- – Zahlreiche Gewässer sind wenig naturnah deutsamer Biotope und Arten ist weitge- ausgebildet und nicht durchgängig. hend gut bekannt und dokumentiert. Für die gesetzlich geschützten Biotope ist eine – Bei der Gewässerunterhaltung von Regen- Kartierung vorhanden. Für die Natura rückhalteanlagen besteht ein Konflikt zwi- 2000-Gebiete liegen Managementpläne vor schen Unterhaltungsmaßnahmen und na- bzw. werden aktuell erstellt. turschutzrechtlichen Regelungen wie z.B. dem Artenschutz. + Die Ausstattung mit Mager- und Trocken- rasen, Trockenmauern, extensiv bewirt- – Neophyten, wie z.B. die Kanadische Gold- schafteten Weinbergen, Lössböschungen rute, breiten sich unkontrolliert und mit ne- und trocken-warmen Waldrändern ist in gativen Folgen für den Arten- und Biotop- vielen Bereichen des ILEK-Gebiets gut. An schutz sowie für das Landschaftsbild aus. vielen Stellen bilden diese Biotopstrukturen bereits einen Verbund. Für einen durch- gängigen Biotopverbund trocken-warmer Standorte sind insbesondere in der nördli- chen Hälfte des ILEK-Gebiets gute Vo- raussetzungen vorhanden.

+ Das Gewässernetz bietet Potenzial für die Aufwertung des Naturhaushalts und die Stärkung des Biotopverbunds gewässer- gebundener Lebensräume durch Gewäs- serrenaturierung.

Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung

+ Die Stärkung der Wertschätzung und des – Die räumliche Nähe zu den Ballungsräu- Bewusstseins für die Natur und Landschaft men birgt das Risiko, dass der Land- vor Ort bietet die Chance, das Engagement schaftsraum als Erholungsraum übernutzt für den Naturschutz und die Landschafts- wird und empfindliche Bereiche gestört pflege bei den Bewirtschaftern und der Be- werden. völkerung vor Ort zu verbessern. – Die Öffentlichkeitsarbeit zu Themen wie + Die Fördermöglichkeiten des Geo- Erhalt der Bergstraßenlandschaft, Maß- Naturparks (z.B. Schulung von Rangern nahmen zum Erhalt von Tierarten und be- und Führern) bieten gute Chancen, das sonderen Lebensräumen u.ä. ist unzurei- Angebot im Bereich Umweltbildung fachlich chend. qualifiziert auszubauen. – Die Ziele des Naturschutzes sind nicht aus- + Es existieren bereits zahlreiche Angebote reichend klar formuliert und daher auch nur zur Umweltbildung (z.B. thematische Füh- unzureichend zu vermitteln. Hindernisse rungen, Themenwege, Angebote der Na- ergeben sich teils durch ein grundsätzli-

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

44 D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse

Stärken und Chancen Schwächen und Risiken

turschule Bergstraße/Odenwald), die bei- ches negatives Image des Naturschutzes spielsweise über die Veranstaltungskalen- in Teilen der Öffentlichkeit. der der Kommunen, Vereine oder Medien wie dem WanderWalter veröffentlicht und – Es bestehen Informationsdefizite, was an angeboten werden. der Badischen Bergstraße gestattet ist und was nicht. Dies betrifft z.B. die Ge- und + Die Stärkung der lokalen Agendagruppen Verbote im Landschaftsschutzgebieten. und ehrenamtlich Aktiven als Partner im Bereich Umweltbildung bietet viele Mög- lichkeiten.

+ „Bio“ ist in. Dieser Trend lässt sich nutzen, um Menschen für den Erhalt einer „Blü- henden Badischen Bergstraße“ zu gewin- nen.

D.3 Themenfeld Tourismus und Erholung

D.3.1 Einführung in das Themenfeld Das ILEK-Gebiet dient zunächst der Bevölkerung in den beteiligten Kommunen als siedlungs- naher Erholungsraum. Es ist durch zahlreiche landwirtschaftliche Wege erschlossen und von den Ortschaften her gut erreichbar. Die Freizeit- und Erholungsnutzung erstreckt sich auch auf die Garten- und Weinbergnutzung, die von der ortsansässigen Bevölkerung auf Grundstücken an der Bergstraße betrieben wird. Diese Bewirtschaftung von meist kleinen Parzellen prägt die Landschaft im ILEK-Gebiet maßgeblich mit. Sie ist in vielen Bereichen Grundlage für die klein- teilige und abwechslungsreiche Ausprägung der Landschaft.

Bedingt durch ihre Nähe zu Heidelberg, Mannheim und Darmstadt stellt die Bergstraße darüber hinaus einen wichtigen Erholungsraum für die Metropolregion Rhein-Neckar dar. Auf Grund der sehr guten Anbindung an das überörtliche Verkehrsnetz ist die Bergstraße als Ausflugsziel günstig zu erreichen. Dies trifft ebenso für den Individualverkehr wie für den öffentlichen Nah- verkehr zu. Die Verzahnung der Landschaftsräume Bergstraße, Odenwald und rheinische Tief- ebene auf vergleichsweise kurzen Strecken, in Verbindung mit den historischen Sehenswürdig- keiten und weiteren Ausflugszielen, dem umfangreichen Veranstaltungsprogramm der Städte und Gemeinden sowie der örtlichen Gastronomie und Beherbergungsbetriebe machen die Bergstraße überregional beliebt.

Eine wichtige Grundlage für den Tourismus an der Bergstraße sind die zahlreichen Wanderwe- ge. Das Wanderwegesystem besteht im Wesentlichen aus den vom Odenwaldklub betreuten Streckenwanderrouten, den vom Naturpark Neckartal-Odenwald betreuten Rundwanderwegen und den von den Kommunen oder anderen Initiatoren eingerichteten lokalen Wanderwegen.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse 45

Die Hauptwanderwege des Odenwaldklubs sind Stre- ckenwanderrouten, deren Verlauf über das ILEK-Gebiet deutlich hinausreicht. Von Bedeutung für die Bergstraße sind die beiden in Nord-Süd-Richtung verlaufenden über- regionalen Wanderwege „Blütenwanderweg“ und „Bur- genwanderweg“. Die beiden Routen reichen von Dar- mstadt bis Heidelberg und sind jeweils in sechs Etappen zwischen 10 und 20 km Länge aufgeteilt. Im ILEK-Gebiet werden so das Hemsbacher Schloss, die Wachenburg und die Burgruine Windeck in Weinheim, die Hirschburg in Hirschberg, die Strahlenburg in Schriesheim und die Dossenheimer Schauenburg miteinander verknüpft (TOURISMUSSERVICE BERGSTRAßE 2009B).

Die vom Naturpark Neckartel-Odenwald betreuten Rundwanderwege verknüpfen das ILEK-Gebiet mit dem Odenwald. Die Ausweisung dieser Wanderwege besteht aus Wanderorientierungstafeln, Wanderwegmarkierun- gen entlang der Wege und den Wanderkarten 1:20.000. Sie stellen drei aufeinander abgestimmte Komponenten eines Markierungssystems dar, das länderübergreifend Abbildung 22: Wegemarkierung eingeführt ist (NATURPARKVERWALTUNG 2012). des Burgenwanderwegs Neben den Wanderwegen bestehen markierte Radwanderrouten. Der ausgewiesene Bergstra- ßen-Radwanderweg zwischen Darmstadt und Heidelberg verläuft z.B. in Nord-Süd-Richtung in der Ebene parallel zur Bergstraße. Routen, welche die Verbindung in den Odenwald herstellen, führen häufig entlang der Bachtäler. Im ILEK-Gebiet finden sich ausgewiesene Radwanderrou- ten nur in den flacheren Abschnitten wie z.B. zwischen Schriesheim und Dossenheim oder im Bereich der Bachtäler.

Neben Randwanderrouten wurden unter der Federführung des Geo-Naturparks Bergstraße- Odenwald erste ausgeschilderte Mountainbike-Routen entwickelt. Auf Grund ihrer Topographie sind sowohl die Hänge der Bergstraße als auch der Odenwald für Mountainbiker sehr attraktiv. Die Entwicklung ausgewiesener Mountainbike-Strecken reicht im Bereich der Stadt Weinheim bis in das ILEK-Gebiet. Grundsätzlich ist in den letzten Jahren eine zunehmende Nutzung des ILEK-Gebiets durch Mountainbiker zu verzeichnen.

Als neuer Trend sind E-Bikes als potenzielle Radnutzung im ILEK-Gebiet relevant. E-Bikes bie- ten auch weniger sportlich ausgerichteten Fahrradfahrern die Möglichkeit, die Strecken an den Bergstraßen-Hänge zu nutzen. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass sich hier eine weitere touristische Nutzung der Wege etablieren wird.

Wegbegleitende Infrastruktureinrichtungen wie Wanderparkplätze, Rastplätze oder Schutzhüt- ten sind eine wichtige Voraussetzung für attraktive Wander- und Radwanderrouten. Ausgewie- sene Wanderparkplätze finden sich im gesamten ILEK-Gebiet und seiner unmittelbaren Umge- bung. Ausgewiesene Schutzhütten sind im ILEK-Gebiet und den angrenzenden Bereichen des Odenwaldes dagegen nur begrenzt vorhanden. Rastplätze und Ruhebänke sind in den Wander- und Radwanderkarten nicht verzeichnet, ihre Installation und Unterhaltung fällt häufig in den Aufgabenbereich der Kommunen oder der örtlichen Wandervereine. So betreut die örtliche Wandergruppe in Laudenbach beispielsweise eine Reihe von Rastplätzen, die am Burgenweg angeordnet und auf halber Hanghöhe gelegen, schönen Aussichten in die Rheinebene bieten.

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

46 D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse

Die touristische Vermarktung erfolgt zum einen durch die ILEK-Kommunen selbst, zum anderen durch Tourismusverbände. Die Gemeinde- und Stadtverwaltungen im ILEK-Gebiet werden bei der touristischen Präsentation und Vermarktung ihrer Kommune teils von ehrenamtlich tätigen, örtlichen Verkehrsvereinen unterstützt.

Wichtiger Partner für alle ILEK-Kommunen bei ihrer touristischen Vermarktung ist der Touris- musservice Bergstraße e.V. Diese Institution unterstützt die badischen und hessischen Städte und Gemeinden entlang der Bergstraße bei der Bündelung und Vermarktung ihre Kultur- und Unterhaltungsangebote sowie touristischen Aktivitäten. Hierzu gehört z.B. die Entwicklung ge- meinsamer Broschüren und Flyer, der gemeinsame Internetauftritt oder die Präsentation der Bergstraße als Tourismusregion auf Messen. Der Burgen- und Blütenwanderweg, der Berg- straßen-Radweg und die Ferienstraße Bergstraße sind zentrale Bestandteile des Angebots. Der Bergsträßer Weinführer sowie die Vermittlung von Übernachtungsmöglichkeiten und das Ange- bot an Pauschalreisen sind weitere wichtige Elemente des Programms.

Die meisten ILEK-Kommunen sind zudem Mitglied der Touristikgemeinschaft Kurpfalz e.V. Die Touristikgemeinschaft vermarktet national wie international die Region Kurpfalz, die sich zwi- schen Worms, Speyer, Heidelberg und Mosbach erstreckt und damit auch die ILEK-Kommunen umfasst.

Sowohl der Naturpark Neckartal-Odenwald als auch der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald bewerben im Rahmen ihrer Tätigkeit die ILEK-Kommunen als Gebiet für die landschaftsgebun- dene Erholung. Jede Kommune hat darüber hinaus die Möglichkeit sich auf der Homepage des Naturparks bzw. Geo-Naturparks zu präsentieren und Kontaktdaten für interessierte Besucher zu veröffentlichen. Hiervon wird von den einzelnen Kommunen des ILEKs in unterschiedlichem Umfang Gebrauch gemacht.

D.3.2 Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Die Badische Bergstraße ist ein attraktiver Erholungsraum, der zudem gute Voraussetzung für einen naturverträglichen Tourismus bietet. Die vorhandenen Potenziale lassen sich jedoch noch weiter ausbauen, um diesen Wirtschaftssektor an der Badischen Bergstraße weiter zu stärken.

Eine Analyse der Stärken und Schwächen auf der einen Seite sowie der Chancen und Risiken auf der anderen Seite wurde von den Akteuren aller drei Themenfelder im Rahmen der Beteili- gungsveranstaltung „Analyse-Workshops“ durchgeführt. Sie ist Grundlage für die nachfolgende Gegenüberstellung.

Stärken und Chancen Schwächen und Risiken

+ Die Stärken der Badischen Bergstraße liegen – Die Anzahl der Sehenswürdigkeiten im in der Kombination einer Reihe von erho- ILEK-Gebiet ist beschränkt, die lungs- bzw. tourismusrelevanten Elementen: vorhandenen Sehenswürdigkeiten, die mehr  Eine attraktive Landschaft (vor allem die umfassen als die weithin bekannten Burgen Weinberglandschaft und zahlreiche und Burgruinen, sind zu wenig bekannt. Streuobstbestände).  Das mediterrane Klima. – Der Zustand und die Beschilderung der  Attraktive kulturhistorische Elemente wie untergeordneten Wanderwege ist teils von Burgen und Burgruinen sowie geologische unzureichender Qualität. Attraktionen (Steinbrüche, Bergwerke

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse 47

Stärken und Chancen Schwächen und Risiken

u.a.). – Der Verlauf der beiden Wanderwege  Attraktive Ortskerne. Burgen- und Blütenwanderweg im ILEK-  Ein ganzjähriges Veranstaltungs- Gebiet ist in Abschnitten deckungsgleich programm, das u.a. Veranstaltungen rund bzw. weicht nur geringfügig voneinander ab. um den Wein anbietet. Beide Routen queren mehrfach Ortschaften  Die gute Erreichbarkeit sowohl mit dem und schließen dabei, wie z.B. in Hemsbach, Pkw als auch mit den öffentlichen auch Wegabschnitte unmittelbar entlang der Verkehrsmitteln. stark befahrenen B 3 ein.  Die Nähe zu den größeren Zentren mit weiteren Sehenswürdigkeiten und – An bekannten Sehenswürdigkeiten wie z.B. Einkaufsmöglichkeiten. der Ruine Windeck, fehlen Maßnahmen zur  Die überregionalen und örtlichen Besucherlenkung. Dies führt hier zu einer Wanderwege. äußerst unbefriedigenden Parkplatz- situation. + Das vorhandene touristische Potenzial an der badischen Bergstraße ließe sich deutlich – Die fehlende Anbindung der meisten ausbauen z.B. durch: Wanderwege an die Ortschaften mit ihrer  Eine stärkere Vermarktung der Gastronomie ist ebenso eine Schwäche wie historischen Kulturlandschaft mit ihren die begrenzte Anzahl von gastronomischen Sehenswürdigkeiten und ihrer Geschichte. Betrieben mit regionalen Spezialitäten und  Eine Weiterentwicklung und bessere das Fehlen bewirtschafteter Hütten Vermarktung der alten Ortskerne. unmittelbar an den Wanderwegen.

 Eine bessere Vermarktung der regionalen – Hinzu kommt ein Mangel an Übernacht- Produkte und Spezialitäten sowie eine ungsmöglichkeiten vor allem im verbesserte Verknüpfung der preisgünstigeren Segment. Wanderrouten mit der örtlichen

Gastronomie. – Bei einer rückläufigen Entwicklung im  Der Ausbau der Angebote für Aktiv- Tourismus sinkt die Bereitschaft der Urlauber (z.B. Ferien auf dem Winzerhof) Betriebe in die Qualität bzw. das Spektrum

ihres Angebots zu investieren. Dies lässt die + Im Bereich der Wanderwege bestehen Ent- Attraktivität der Region als Erholungs- und wicklungspotenziale durch: Urlaubsort weiter sinken, eine sich selbst  Die Entwicklung des Burgenwegs zum verstärkende negative Entwicklung wäre die Qualitätswanderweg. Folge.  Den schonenden Ausbau sowie die Verlegung von Wanderwegen in einigen – Bei einer deutlichen Vermehrung von Abschnitten. Angebot sowie einer stärkeren Vermarktung  Eine gezieltere Besucherlenkung dieser Angebote wird das Risiko gesehen, insbesondere durch eine entsprechend der ruhigen Erholungslandschaft zu überarbeitete Markierung von Routen und schaden. Eine Übererschließung mit eine bessere Ausschilderung von Rast- Wanderwegen, Schutzhütten, Rast- und und Parkplätzen, Anschlüsse an den Parkplätzen und sonstiger „Möblierung“ der ÖPNV, Sehenswürdigkeiten und Einkehr- Landschaft wäre kontraproduktiv. möglichkeiten. – In der Landschaft sind Entwicklungen zu + Um die Attraktivität der Landschaft als Grund- verzeichnen, die die Attraktivität der lage für die Erholungsnutzung zu erhalten Bergstraße sinken lassen. Hierzu zählen die und weiterzuentwickeln, ist zum einen die Si- fortschreitende Verbuschung und die cherung der Flächenbewirtschaftung notwen- Zunahme untypischer Bepflanzungen. Der dig. Zum anderen sind Maßnahmen, die die Zeitraum, in dem die Badische Bergstraße

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

48 D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse

Stärken und Chancen Schwächen und Risiken

blühenden Flächen und den blütenreichen zur „Blühenden Badischen Bergstraße“ wird, Zeitraum an der „Blühenden Badischen Berg- ist zeitlich bisher vor allem auf das Frühjahr straße“ verlängern, eine Entwicklungschance. begrenzt. Gleichzeitig führt der Rückgang Neben der Bewahrung der Obstbaumbestän- der Obstbäume zu einer Reduktion der de als Stärke der Badischen Bergstraße, lie- blühenden Flächen. Dies beeinträchtigt gen die Potenziale in der Förderung blüten- langfristig den werbewirksamen Effekt der reicher Wiesen, Säume, Gärten usw. sowie in Obstbaumblüte. der Reaktivierung unbewirtschafteter und verbuschender Flächen. – Die finanziellen Mittel der Kommunen für die Pflege von unbewirtschafteten + Entwicklungspotenziale liegen zudem in der Grundstücken in Bereich der Hanglangen Stärkung einer gemeinsamen Haltung „Wir und den Grünflächen in den Ortschaften ist sind Bergstraße“ in der Bevölkerung vor Ort. begrenzt. Auch hierdurch nimmt die Hierzu zählt auch die stärkere Identifikation Strukturvielfalt, der Blütenreichtum und mit der Bergstraßenlandschaft. damit allgemein die Attraktivität der Landschaft ab.

– Ein hohes Risiko wird in der Auflage von Werbekampagnen ohne vorherige substanzielle Verbesserung des Angebots gesehen. Dies würde Erwartungen wecken, die dann unerfüllt blieben und zu einer negativen Wertung durch Gäste führen würde. Die derzeitige Entwicklung und Förderung von touristischen Angeboten findet nach dem „Gießkannen-Prinzip“ statt. Eine Verbindung der Angebote über die Grenzen der Kommunen hinweg fehlt daher ebenso wie ein abgestimmtes und zielgruppenorientiertes Vorgehen der Kommunen.

– Die touristische Vermarktung in den Kommunen ist meist ehrenamtlich und daher ohne dauerhaft professionellen Betrieb. Zudem fehlt insgesamt eine ausreichend zielgruppenorientierte Bündelung der Angebote.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse 49

D.4 Konflikte und Problemstellungen

Die Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken hat eine Reihe von aktuellen Kon- flikt- und Problempunkten an der Badischen Bergstraße aufgezeigt, die im Folgenden zusam- mengefasst werden. Sie umfassen die Ergebnisse der Exkursion, des Analyse-Workshops und der Auswertung vorhandener Daten und Planwerke.

Zustand des Wegenetzes

Die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Erschließungswege im ILEK-Gebiet ist nach den heutigen Maßstäben zu eng. Ein Erreichen der Grundstücke mit landwirtschaftlichen Maschinen ist häu- fig nicht möglich. In vielen Fällen ist bereits das Passieren mit einem Pkw problematisch. Unbe- festigte Erdwege sind zudem der Belastung durch die Fahrzeuge auf der Talseite nicht ge- wachsen. Ein Absacken bzw. Abrutschen der Wege auf dieser Wegseite ist daher die Folge. Im Extremfall brechen Teilflächen ab, wodurch Wegstrecken unpassierbar werden. Aus Sicht der Grundstückseigentümer und -bewirtschafter ist die Verbreiterung sowie eine für das Befahren mit landwirtschaftlichen Maschinen und Pkws ausreichende Befestigung der Wege eine wesent- liche Voraussetzung für den langfristigen Erhalt der Bewirtschaftung auf den landwirtschaftli- chen Flächen. Der Ausbau der Wege hat jedoch Kosten für die Anrainer zur Folge, die für viele Eigentümer kaum zu tragen sind. In weiten Teilen des ILEK-Gebiets werden die landwirtschaft- lichen Nutzflächen von Nebenerwerbs- oder Hobbylandwirten betrieben, für die Investitionskos- ten in der zu erwartenden Höhe ohne Förderung oder Zuschüsse wirtschaftlich nicht darstellbar sind.

Dem Ziel, einen höheren Ausbaustandard des Wegenetzes zu erreichen, steht die Attraktivität gerade der schmalen und unbefestigten Wege für Wanderer gegenüber. Insbesondere ver- schlungene und leicht „abenteuerliche“ Wegeabschnitte erhöhen den Reiz für viele Wandertou- risten. Im Zusammenhang mit dem Vorhaben, den überregional verlaufenden Burgenweg ent- sprechend der Qualitätskriterien des Deutschen Wanderverbandes zu entwickeln und als touris- tisches Highlight zu vermarkten, sind verbreiterte und stärker befestigte landwirtschaftliche We- ge aus Sicht des Tourismus nicht anzustreben.

Sind Bereiche sehr bequem zu erreichen, steigt zudem der Anteil des „Freizeitverkehrs“ auf den landwirtschaftlichen Wegen. Häufig ist eine Zunahme vom Müllablagerungen und Vandalismus an Rast- und Ruheplätzen zu verzeichnen.

Der stärkere Ausbau von Wegen, vor allem bei vollversiegelten Oberflächen, führt zudem zu einem beschleunigten Oberflächenabfluss von Niederschlagswasser. Dies hat in Schriesheim beispielsweise aktuell Hochwasserprobleme in den tiefer liegenden Ortslagen zur Folge. Auch unter diesem Gesichtspunkt wird die stärkere Befestigung von Wegen kritisch gesehen, wenn die Wegentwässerung nicht geregelt ist.

Entlang der Wege finden sich zahlreiche Strukturen, die für den Arten- und Biotopschutz von hohem Wert sind. Vor allem trocken-warme Standorte wie Lössböschungen, Trockenmauern und besonnte Wegsäume sind wichtige Elemente, die naturschutzfachlich bedeutsame Biotope wie Mager- und Trockenrasen miteinander vernetzen. Zudem stellen sie Standorte mit beson- deren mikroklimatischen Bedingungen und speziellen Kleinstrukturen dar, die zahlreichen, oft selten gewordenen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten. Sie sind wichtige Bausteine im Strukturreichtum der Badischen Bergstraße. Eine Verbreiterung und stärkere Befestigung der

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

50 D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse

Wege birgt die Gefahr, dass diese Strukturen verschwinden. Verlauf des Burgenwegs

Entlang der Bergstraße verlaufen von Darmstadt bis Heidelberg die beiden Wanderrouten „Bur- genweg“ und „Blütenweg“, die als überregionale Routen von zentraler Bedeutung für den Wan- dertourismus in der Region sind.

Der Verlauf des Burgenwegs im Teilabschnitt zwischen Laudenbach und Dossenheim ist an mehreren Stellen nicht optimal. Beispiele hierfür sind die Streckenabschnitte entlang der vielbe- fahrenen Bundesstraße 3 in Hemsbach oder in Weinheim, wo der Burgenweg weder an der Wachenburg noch an der Ruine Windeck vorbeiführt. Burgen- und Blütenweg verlaufen zudem in einigen Abschnitten des ILEK-Gebiets auf identischen Wegen bzw. mit nur geringen Abwei- chungen.

Insgesamt wird daher die Notwendigkeit gesehen, den Burgenweg anders zu führen als bisher, um seine Attraktivität zu erhöhen. Die von einigen betroffenen Kommunen bereits angedachten alternativen Routen müssten jedoch an einigen Punkten durch Verbindungswege neu herge- stellt werden, um eine durchgängige Wegestrecke zu erreichen.

Entwicklung der Rebflächen

Derzeit ist der Weinbau die rentabelste Form der Landnutzung an der Bergstraße. Der an der Badischen Bergstraße angebaute Wein steht jedoch in Konkurrenz zu zahlreichen anderen An- baugebieten. Um eine rentable Produktion hochwertiger Weine zu erhalten, sind aus Sicht der Winzer Zuschnitte von Rebflächen notwendig, die eine maschinelle Bearbeitung der Weinberge ermöglichen. Hinzu kommt auf einer Reihe von Flächen die Überalterung der Rebstöcke. Eine Änderung der Parzellenstruktur und eine Neuanlage von Rebanlagen ist in Teilen des ILEK- Gebiets die Möglichkeit, den im Haupt- und Nebenerwerb tätigen Winzern eine langfristige Be- wirtschaftung der Flächen zu ermöglichen.

Die Änderung der Parzellenstruktur ist in der Regel mit dem Verlust von typischen Strukturen wie z.B. Böschungen, Terrassen und Trockenmauern verbunden, die wesentlich zur Attraktivität der Badischen Bergstraße beitragen. Diese Strukturen sind meist auch für den Arten- und Bio- topschutz bedeutsam. Aus Sicht des Tourismus und des Natur- und Landschaftsschutzes sind großflächige Geländeveränderungen daher nicht wünschenswert.

Landwirtschaftliche Nutzung / Arten- und Biotopschutz

Konflikte zwischen den Zielen des Biotop- und Artenschutzes und der landwirtschaftlichen Nut- zung der Flächen ergeben sich eher auf einzelnen Parzellen bzw. kleineren Ausschnitten des ILEK-Gebiets denn in größerem Umfang. Entsprechende Konflikte entstehen, wenn einzelne Bewirtschafter von Weinbergen oder Gartengrundstücken ihre Flächen „überpflegen“ oder Biozide zu intensiv einsetzen. In einigen Fällen ist bei einem Wechsel des Eigentümers bzw. des Pächters die Aufgabe der langjährigen, traditionell extensiven Nutzung der Flächen zuguns- ten einer über mehrere Parzellen reichenden einheitlichen und intensiveren landwirtschaftlichen Nutzung zu verzeichnen. Dies kommt grundsätzlich eher in den unteren Hangabschnitten am Übergang zur Rheinebene vor. Andere Fälle von Übernutzung ergeben sich durch die Überwei- dung von Grünlandflächen, z.B. durch eine zu hohe Besatzdichte und eine zu lange andauern- de Beweidungsperiode u.a. mit Pferden.

Insgesamt überwiegt jedoch die Problematik durch den Rückgang der landwirtschaftlichen und gärtnerischen Nutzung und die daraufhin einsetzende Sukzession. Betroffen sind vor allem

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse 51 schwer zugängliche und steile Hangbereiche. Hinzu kommt in einigen Bereichen des ILEK- Gebiets die Ausbreitung der Robinien und der konkurrenzstarken Kanadischen Goldrute. Beide Arten führen zu einer Verdrängung der für den Arten- und Biotopschutz wertvollen trocken- warmen Lebensräume und der an diese Standorte angepassten Tier- und Pflanzenarten.

Nutzung der Gartenparzellen

Durch die sich ändernden Nutzungsgewohnheiten werden Gärten zunehmend als reine Freizeit- und Erholungsgärten genutzt. Auf diesen Grundstücken haben traditionelle Bewirtschaftungs- formen wie z.B. Streuobst kaum eine Bedeutung. Die Pflanzung von Ziergehölzen, immergrü- nen Heckeneinfassungen, die Errichtung überdimensionierter Gartenhütten, Böschungssiche- rungen aus den unterschiedlichsten Materialien etc. nehmen dagegen zu. Auch Abgrabungen oder Auffüllungen sind zu verzeichnen. All dies widerspricht den Vorgaben der Landschafts- schutzgebietsverordnung „Bergstraße-Nord“, die dem Erhalt der charakteristischen Bergstra- ßenlandschaft dient und nahezu für das gesamte ILEK-Gebiet gilt.

Die Umnutzungen finden auf einzelnen Gartengrundstücken statt und sind jeweils für sich be- trachtet zunächst unerheblich. Das Konfliktpotenzial entsteht durch die Häufung von Nutzungs- formen, die den Zielen des Landschaftsschutzes an der Badischen Bergstraße widersprechen. Zu lösen sind die zahlreichen Einzelfälle nur in der Zusammenarbeit bzw. Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Grundstücksbesitzer oder -bewirtschafter. In der Summe ist der Aufwand für die Kommunen und die untere Naturschutzbehörde erheblich. Vor dem Hintergrund der ver- mehrten Nutzungsaufgabe von Gartengrundstücken, ist die Einschränkung der von den Bewirt- schaftern gewünschten Gartennutzung zudem problematisch, da hierdurch die Attraktivität der Gartenparzellen deutlich sinkt und das Risiko der Nutzungsaufgabe entsprechend steigt.

Schäden durch Wildtiere

Die zunehmende Verbuschung der Landschaft verbessert die Bedingungen für Wildschweine an der Badischen Bergstraße. Diese verursachen in einigen Abschnitten des ILEK-Gebiets zu- nehmend Schäden und beeinträchtigen teils massiv die Bewirtschaftung der Weinberge und Gärten. Die verursachten Schäden sind in einigen Fällen Ursache für die Aufgabe von Grund- stücken, insbesondere von Gartengrundstücken. Sie machen ebenso Maßnahmen wie bei- spielsweise die Neuanlage von Streuobstwiesen zunichte. Um das Eindringen der Wildschwein- rotten zu verhindern, sind massive Abzäunungen der Grundstücke notwendig. Diese widerspre- chen jedoch der Landschaftsschutzgebietsverordnung.

Blühende Bergstraße

Die Badische Bergstraße gilt auf Grund der hohen Dichte an Streuobstbeständen als „Blühende Bergstraße“. Der Erhalt der Streuobstbestände ist jedoch auf Grund des geringen Ertrags sowie des relativ hohen Pflegeaufwandes immer schwerer zu sichern. Neben der Bedeutung für den Natur- und Landschaftsschutz ist die Obstbaumblüte auch ein imagebildender und werbewirk- samer Aspekt, der sich derzeit weitgehend auf das Frühjahr beschränkt.

Sowohl für den Natur- und Landschaftsschutz, die Imkerei als auch für den Tourismus und die Erholungsnutzung wäre eine Verlängerung des blütenreichen Zeitraums wünschenswert. Hierzu müssten Wiesen, Säume und Gärten aber auch brachgefallende Weinberge als blütenreiche Flächen entwickelt werden. Gleichzeitig gilt es den bestehenden Streuobstbestand langfristig zu erhalten.

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

52 D Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken Analyse

Besucherlenkung

An einigen überregional bekannten Sehenswürdigkeiten im ILEK-Gebiet wie z.B. der Ruine Windeck, entstehen vor allem an typischen „Ausflugstagen“ (Wochenende und Ferienzeiten bei gutem Wetter) Probleme durch eine unzureichende Besucherlenkung. Dies betrifft insbesonde- re das Management des Parkplatzverkehrs. Auf der anderen Seite sind Sehenswürdigkeiten im ILEK-Gebiet anscheinend nicht ausreichend bekannt und erfahren nicht die Aufmerksamkeit, die wünschenswert wäre.

Die Badische Bergstraße ist auf Grund ihrer Topographie eine für Mountainbiker interessante Region. Es kommt zu Konflikten zwischen Mountainbikern, die abseits ausgesuchter und abge- stimmter Touren unterwegs sind, und anderen Nutzergruppen der Wege wie Landwirte, Winzer oder Wanderer. Über den Umgang mit diesem Nutzerkonflikt herrscht zwischen den ILEK- Gemeinden noch keine einheitliche Meinung. Während die Stadt Weinheim sich um die Aus- weisung von geeigneten Routen und ein Angebot von geführten Touren bemüht, um so mög- lichst vielen Mountainbikern eine konfliktfreie Ausübung ihres Sports zu ermöglichen, sind die übrigen Kommunen bestrebt, die Attraktivität der Badischen Bergstraße für Mountainbiker nicht durch spezielle Angebote weiter zu erhöhen.

Gewässer

Zahlreiche Gewässerläufe im ILEK-Gebiet sind ausgebaut oder verdohlt. Der Biotopverbund entlang dieser Fließgewässer ist daher mangelhaft.

Im Süden des ILEK-Gebiets erfolgt die Entwässerung einiger aus dem Odenwald kommender Klingenbäche in Regenrückhaltebecken. Diese Becken haben sich im Laufe der Zeit zu Feucht- biotopen entwickelt, die Lebensräume für besonders geschützte Tierarten bieten. Die Durchfüh- rung von Unterhaltungsmaßnahmen, die für die Funktionsfähigkeit der Rückhaltebecken not- wendig sind, ist daher problematisch. Die mangelnde Unterhaltung führt in der Folge zu Prob- lemen in Bezug auf die Verkehrssicherungspflicht des Betreibers der Anlagen.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

E Entwicklungsziele und Handlungsfelder 53

Entwicklungsziele

E und Handlungsfelder

E Entwicklungsziele und Handlungsfelder

E Entwicklungsziele und Handlungsfelder

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

54 E Entwicklungsziele und Handlungsfelder

E.1 Einleitung

Die Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken - Analyse hat Konflikt- und Problempunkten aufgezeigt, deren Lösung ein themenübergreifendes und interkommunal abgestimmtes Handeln erfordert. Gleichzeitig sind gemeinsame Ziele zu erkennen, welche die drei Themenfelder miteinander verbinden. Diese lassen sich zu den drei folgenden Entwicklungszielen zusammenfassen:

 Offenhaltung der strukturreichen Kulturlandschaft,  Entwicklung des Wegenetzes und der wegebegleitenden Infrastruktur,  Vernetzte Öffentlichkeitsarbeit und Tourismusmarketing, Stärkung der Identifikation mit der Region

Das Erreichen dieser Entwicklungsziele setzt ein gemeinsames Handeln der sechs ILEK- Kommunen des ILEKs sowie ein mit Verbänden, Vereinen und Fachbehörden abgestimmtes Vorgehen voraus. Um hierfür zu handhabbaren Umsetzungsschritten zu kommen, wird jedes Entwicklungsziel zunächst mit Handlungsfeldern hinterlegt, die die Inhalte und Ziele des gemeinsamen Handelns definieren.

Um den Erfolg des ILEKs messen zu können, ist eine Evaluation zur Zielerreichung notwendig. Die Handlungsfelder beinhalten daher nicht nur eine Zusammenfassung der angestrebten Ziele, sondern auch mögliche Prüfindikatoren für deren Erreichung. Bei der Überprüfung der Ziele lassen sich teils vorhandene Planungs- und Verwaltungsinstrumente verwenden, wie z.B. die Flächennutzungspläne der Kommunen. In einigen Fällen sind Aussagen zur Zielerreichung über Marktanalysen, Verkehrszählungen oder Befragungen möglich.

E.2 Entwicklungsziel „Erhalt der offenen und strukturreichen Kulturlandschaft“

Die Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der Badischen Bergstraße ergibt, dass in allen drei Themenfeldern die Offenhaltung der Landschaft und der Erhalt der Nutzung auf den Flurstücken von zentraler Bedeutung sind. Ohne eine langfristige Sicherung von Weinbau, Gartennutzung, Wiesen- und Weidewirtschaft kann der Verbuschung der Bergstraße kaum Einhalt geboten werden.

Dieses Entwicklungsziel lässt sich in drei Bereiche gliedern, die unter den nachfolgenden Titeln zusammengefasst sind:

 Ein ausgewogenes Flächenmosaik entwickeln,  Vielfalt fördern – Nutzung sichern und  Gemeinsam Landschaft pflegen

Dabei verfolgt das Handlungsfeld „Ein ausgewogenes Flächenmosaik entwickeln“ ist erster Li- nie die planende und verfahrensgesteuerte Herangehensweise, wie sie beispielsweise im Rah- men von Flurneuordnungsverfahren, Bauleitplanung, Biotopverbundkonzepten oder bei Instru- menten wie dem Ökokonto zum Tragen kommen.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

E Entwicklungsziele und Handlungsfelder 55

Das Handlungsfeld „Vielfalt fördern - Nutzung sichern“ konzentriert sich dagegen auf die Flä- cheneigentümer und -bewirtschafter - ohne deren Mitarbeit das Ziel, eine offene und strukturrei- che Kulturlandschaft zu erhalten - nicht zu erreichen ist. Auf vielen Flächen ist eine rentable Landwirtschaft unter den heutigen Rahmenbedingungen nicht mehr möglich. Daher erscheint der Erhalt der Kulturlandschaft ohne finanzielle bzw. organisatorische Unterstützung der Flä- chenbewirtschafter langfristig kaum möglich.

Beim Handlungsfeld „Gemeinsam Landschaft pflegen“ stehen die Sicherung und Verbesserung der Landschaftspflege im Vordergrund. Es richtet sich daher vorrangig an die Kommunen und den ehrenamtlichen sowie amtlichen Naturschutz. In Anbetracht der begrenzten Mittel, die für die Landschaftspflege zur Verfügung stehen, zielt das Handlungsfeld auf einen effizienteren Einsatz der Ressourcen ab.

E.2.1 Handlungsfeld „Ein ausgewogenes Flächenmosaik entwickeln“

Ziele

Erhalt und Offenhaltung einer vielfältigen Bergstraßenlandschaft durch optimierte Flächen- und Nutzungsverteilung

 Bewirtschaftung und Unterhalt der Flächen erleichtern und ihre Flächennutzung langfristig durch eine optimierte Flächenverteilung und bessere Grundstückszuschnitte sichern.  Dabei die Struktur- und Artenvielfalt sowie die abwechslungsreiche offene Landschaft sichern durch eine ausgewogene Verzahnung der Weinbergslagen mit anderen Formen der Landnutzung und Biotopflächen.  Verbesserung des Biotopverbunds vor allem von trocken-warmen Standorten durch Zuordnung / Sicherung geeigneter Flächen.  Flächenverluste durch Bebauung und Versiegelung vermeiden, gemeinsame Sicherung der offenen Landschaft auch im Bereich der kommunalen Bauleitplanung.  Geeignete Flächen für alternative Nutzungsformen oder Pflegekonzepte wie z.B. Flächenpflege mittels Beweidung bereitstellen.

Prüfindikatoren

 Umfang der bewirtschafteten oder aufgegebenen landwirtschaftlichen Nutzflächen.  Rückgang oder Zunahme der Verbuschung bzw. Bewaldung ehemals offener Nutzflächen.  Entwicklung der Flächennutzungsplanung in den Kommunen (Verzicht auf zusätzliche Bebauung im ILEK-Gebiet, Verhältnis von Flächen für die Forst- und Landwirtschaft, etc.).  Anzahl und Zustand gesetzlich geschützter Biotope wie z.B. Mager-und Trockenrasen, Trockenmauern und andere Biotope trocken-warmer Standorte (Kernflächen und Trittsteine des Biotopverbundes).

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

56 E Entwicklungsziele und Handlungsfelder

 Anzahl der planungsrechtlich oder vertraglich gesicherten Elemente des Biotopverbundes.  Abgleich des aktuellen Zustandes z.B. im Hinblick auf den Grad der Verbuschung mit Fotodokumenten aus verschiedenen Zeitebenen.

E.2.2 Handlungsfeld „Vielfalt fördern – Nutzung sichern“

Ziele

Erhalt und Offenhaltung einer vielfältigen Bergstraßenlandschaft durch langfristige Sicherung der Nutzung

 Flächenbewirtschafter (Winzer, Landwirte, Kommunen, Vereine, Verbände) vernetzen, Wissens- und Erfahrungsaustausch fördern.  Vertrieb und Absatz regionaler Produkte entwickeln bzw. verbessern.  Unterstützung der Weinbaubetriebe bei der Nachwuchsförderung, Weiterbildung  Förderung alternativer Einkommensquellen für Winzer zur langfristigen Sicherung der Betriebe (z.B. durch Angebote im Bereich Gastronomie, Tourismus, Umweltbildung, „Event“- Bauernhof).  Alternative Wirtschafts- und Bewirtschaftungsformen entwickeln und fördern (z.B. extensive Bewirtschaftung, Beweidung, Obstanbau) insbesondere in Bereichen mit schlechten Voraussetzungen für einen rentablen Weinbau und hohen Aufwänden in der Flächenpflege.  Unterstützung, Förderung von Gartenbesitzern und -pächtern bei der Reaktivierung von Gartenflächen (Gartenbörse, Unterstützung bei Rodung / Bepflanzung etc.).  Kooperation mit Jägern zur nachhaltigen Begrenzung der Wildschweinpopulation.

Prüfindikatoren

 Art und Umfang des Angebots regionaler Produkte, Intensität der Vermarktung z.B. über die Plattform des Naturparks Neckartal-Odenwald.  Umfang und Art der Vermarktung von Angeboten zur regionalen Küche, von Ferienangeboten und -unterkünfte bei Winzern und landwirtschaftliche Betrieben, von geführten Wanderungen etc.  Art und Umfang von Angeboten zur Nachwuchsförderung und Weiterbildung für Winzer.  Umfang des Vertragsnaturschutzes bzw. Inanspruchnahme von Fördermitteln im Rahmen der extensiven Bewirtschaftung von Flächen.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

E Entwicklungsziele und Handlungsfelder 57

 Anzahl von Gartenflächen, die reaktiviert wurden.  Anzahl und Intensität von Verstößen gegen die Landschaftsschutzgebietsverordnung.  Art und Umfang von Flurschäden durch Wildtiere.  Auswertung von Luftbildern zur Veränderung der Bewirtschaftungsformen (z.B. Wein- berge, Streuobst, Wiesen, Gehölze, Wald).

E.2.3 Handlungsfeld „Gemeinsam Landschaft pflegen“

Ziele

Erhalt und Offenhaltung einer vielfältigen Bergstraßenlandschaft mit ihren typischen Lebens- räumen für Tier- und Pflanzenarten

 Interkommunale Zusammenarbeit beim Unterhalt und der Pflege schutzwürdiger Flächen, Synergien finden und nutzen (Fördermittel gemeinsam akquirieren, erfolgreiche Konzepte übernehmen, gemeinsam Vergabe von Aufträgen, Anschaffungen gemeinsam tätigen u.ä.)  Vernetzen von Kommunen, Verbänden, Vereinen und engagierten Einzelpersonen im Rahmen der Landschaftspflegearbeit und Förderung des Wissens- und Erfahrungsaustauschs.  Abstimmen von Konzepten, Zielen und Maßnahmen (Maßnahmenkonzepte zu Ökokonten abstimmen, Biotopverbund trockener und aquatischer Lebensräume über Gemeindegrenzen hinweg entwickeln, naturnahe Entwässerung der Weinberglagen, großräumige Pflegemaßnahmen gemeinsam entwickeln und betreuen, Gewässerentwicklung u.ä.).

Prüfindikatoren

 Umfang der von Kommunen gepflegten schutzwürdigen Flächen und der dafür eingesetzten Mittel.  Umfang der interkommunal oder im Verbund von Kommune, ehrenamtlichen und amtlichen Naturschutz erfolgreich beantragten Fördermittel.  Zufriedenheit der beteiligten Akteure mit den Ergebnissen der Landschaftspflege.  Umfang der interkommunal entwickelten und umgesetzten Konzepte zur Biotop- und Landschaftspflege.

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

58 E Entwicklungsziele und Handlungsfelder

E.3 Entwicklungsziel „Entwicklung des Wegenetzes und der wegebegleitenden Infrastruktur“

Dem Wegenetz kommt eine zentrale Rolle im ILEK-Gebiet zu, da die Bewirtschaftung der Flä- chen und damit der Erhalt der offenen Kulturlandschaft unmittelbar mit der Erschließung und Erreichbarkeit der Grundstücke verbunden sind. Gleichzeitig werden die Wege zu Zwecken der Erholung und des Tourismus genutzt. Die Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken - Analyse hat gezeigt, dass durch unterschiedliche Nutzergruppen Ansprüche an das Wegenetz und seine Ausstattung gestellt werden. Die beiden Handlungsfelder

 Auf guten Wegen – das Wegenetz vorbildlich entwickeln  Wegweisend – Besucher und Nutzer kommen gut ans Ziel spiegeln die zentralen Punkte des Entwicklungsziels wieder.

Das Handlungsfeld „Auf guten Wegen – das Wegenetz vorbildlich entwickeln“ befasst sich mit dem Wegenetz, das sowohl für die landwirtschaftliche als auch die touristische Nutzung die materielle Basis darstellt. Es befasst sich daher mit dem Verlauf und dem Ausbauzustand der landwirtschaftlichen Wege im ILEK-Gebiet.

Schwerpunkt des Handlungsfeldes „Wegweisend – Besucher und Nutzer kommen gut ans Ziel“ ist die wegebegleitende, meist touristisch genutzte Infrastruktur wie Wegweiser, Rast- und Ru- heplätze. Dabei gilt es nicht nur die Attraktivität der Bergstraße als Erholungsraum zu stärken, sondern auch negativen Entwicklungen durch eine verbesserte Besucherlenkung zu begegnen.

E.3.1 Handlungsfeld „Auf guten Wegen – das Wegenetz vorbildlich entwickeln“

Ziele

 Erreichbarkeit von Flächen verbessern und so die Attraktivität und Wirtschaftlichkeit für Weinbau, kommunale Flächenpflege und Gartennutzung verbessern. Dabei Aspekte wie Vandalismus oder Vermüllung der Landschaft berücksichtigen.  Durchgängigkeit des Wegenetzes für verschiedene Nutzergruppen über Gemeindegrenzen hinweg herstellen. Dabei Gesichtspunkte wie Verkehrssicherheit und Entzerrung von Nutzungskonflikten berücksichtigen.  Ausbaustand der Wege auf die Ansprüche der verschiedenen Nutzer abstimmen und anpassen. Dabei Aspekte wie Niederschlagsableitung, Entwässerung der Rebflächen und Bodenerosion berücksichtigen.  Wo nötig neue Wege suchen - sowohl bezüglich der Trassenführung als auch hinsichtlich der Bauweise der Wege.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

E Entwicklungsziele und Handlungsfelder 59

Prüfindikatoren

 Anzahl „gefangener“ Grundstücke und Sackgassen im Wegenetz.  Zufriedenheit der Grundstückseigentümer und -bewirtschafter mit der Erreichbarkeit ihrer Grundstücke.  Umfang von Nutzungsaufgabe und Verbuschung nach Veränderungen im Wegenetz.  Art und Umfang der Konfliktfällen zwischen verschiedenen Nutzergruppen z.B. Wanderern und Mountainbikern.  Umfang von Schäden durch Erosion und ungedrosselter Niederschlagsableitung  Mittelaufwand z.B. der Kommune für die Entsorgung von Müll und Beseitigung von Schäden durch Vandalismus.

E.3.2 Handlungsfeld „Wegweisend – Besucher und Nutzer kommen gut ans Ziel“

Ziele

 Durchgängiges, abgestimmtes Beschilderungssystem für die verschiedenen Wanderwege.  Einheitliches Hinweissystem für Infrastruktureinrichtungen (Parkplätze, Rastplätze u.ä.), Sehenswürdigkeiten, Anschluss an den ÖPNV etc.  Besucherlenkung zur Verkehrsvermeidung, Entschärfung von Parkplatzproblemen, Nutzerkonflikten oder Erhöhung der Besucherzahlen.  Konzept zur wegebegleitenden Infrastruktur wie Rastplätze, Hütten, Sitzbänke u.ä. gemeinsam entwickeln und umsetzen. Synergien bei Bau und Unterhalt nutzen, Überversorgung vermeiden, Lücken in der Versorgung schließen.

Prüfindikatoren

 Zustand und Anzahl der Beschilderung / Ausweisung von Wanderwegen, Radwander- routen etc., Grad der Abstimmung der verschiedenen Routen und Beschilderungs- systeme.  Umfang der entwickelten und umgesetzten Konzepte zur Besucherlenkung.  Änderungen bei Verkehrsströmen bzw. der Auslastung von Parkplätzen.  Art und Umfang bzw. räumliche Verteilung von wegbegleitender Infrastruktur.

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

60 E Entwicklungsziele und Handlungsfelder

E.4 Entwicklungsziel „Vernetzte Öffentlichkeitsarbeit und Tourismusmarketing, Stärkung der Identifikation mit der Region“

Die Stärken / Schwächen / Chancen / Risiken - Analyse zeigt, dass die Badische Bergstraße gute Voraussetzung für eine erfolgreiche touristische Vermarktung bietet. Die Region steht al- lerdings in Konkurrenz zu anderen attraktiven Erholungs- und Urlaubsregionen und muss daher ausreichend präsent sein, um von potenziellen Gästen wahrgenommen zu werden. Die Bedeu- tung der Bergstraßenlandschaft beschränkt sich jedoch nicht auf die Nutzung als Urlaubsregion. Sie ist wesentlicher Bestandteil der siedlungsnahen Erholung der Bevölkerung vor Ort und trägt wesentlich zur Attraktivität der Ortschaften als Wohnort bei. Die beiden Handlungsfelder

 „Gemeinsam die Badische Bergstraße präsentieren“ und  „Die Badische Bergstraße erleben – Wissen vermitteln, Identifikation schaffen“ befassen sich daher mit beiden Nutzergruppen.

Das Handlungsfeld „Gemeinsam die Badische Bergstraße präsentieren“ zielt auf eine bessere Wahrnehmung der Badischen Bergstraße in der Vielfalt der touristischen Angebote ab. Hierbei geht es in erster Linie nicht um eine neue Marketingstrategie, sondern um den Ausbau und die Effizienzsteigerung bestehender Vermarktungsstrukturen.

Demgegenüber richtet sich das Handlungsfeld „Die Badische Bergstraße erleben – Wissen vermitteln, Identifikation schaffen“ vorrangig an die Bevölkerung vor Ort. Hierbei spielt auch der Gedanke eine Rolle, dass für den Erhalt der Kulturlandschaft an der Bergstraße die Wertschät- zung dieser Landschaft durch die örtliche Bevölkerung von großer Bedeutung ist.

E.4.1 Handlungsfeld „Gemeinsam die Badische Bergstraße präsentieren“

Ziele

Vorhandene Angebote zusammenführen und besser präsentieren Ressourcen bündeln und gemeinsam agieren

 Kommunale Kräfte bündeln, Synergien suchen und nutzen, Ressourcen schonen.  Ein abgestimmtes, einheitliches Auftreten bei der Vermarktung der Badischen Bergstraße (Logo, Name, Symbole, Benennung von Angeboten etc.).  Produkte und Angebote zielgruppenorientiert zusammenstellen und präsentieren.  Gemeinsam vorhandene Plattformen und Vertriebsstrukturen zur Vermarktung der regionalen Produkte und Angebote nutzen.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

E Entwicklungsziele und Handlungsfelder 61

 Feste Ansprechpartner, die in allen Kommunen zuverlässig präsent sind, z.B. für Gäste, Presse oder Organisationen wie den Naturpark oder Geonaturpark.  Öffentlichkeitsarbeit professionalisieren und zwischen den Kommunen sowie den Tourismusverbänden vernetzen.  Vorhandene Angebote zusammenführen, Lücken aufspüren und Akteure aktivieren, um fehlende Angebote zu entwickeln.  Initiativen zur Vermarktung regionaler Produkte unterstützen.

Prüfindikatoren

 Präsenz der touristischen Angebote an der Badischen Bergstraße im Internet, auf Messen etc.  Angebote der Veranstaltungskalender und Grad der Abstimmung der Angebote.  Grad der Nutzung vorhandener Marketingplattformen und Vertriebsstrukturen.  Art und Umfang der Angebote im Bereich „Tourist Information“.  Art und Umfang der Öffentlichkeitsarbeit im Bereich Tourismus und touristischer Angebote.  Auslastung von Hotels, Ferienwohnungen usw.  Entwicklung der Gästezahlen in der Gastronomie.  Umfang des Angebots zur „Regionalen Küche“ und zum Verkauf regionaler Produkte.

E.4.2 Handlungsfeld „Die Badische Bergstraße erleben – Wissen vermitteln, Identifikation schaffen“

Ziele

 Landschaft / Natur vor der Haustüre und Weinbau erlebbar machen (dauerhafte und einmalige Erlebnisangebote).  Vorhandene Angebote zusammenführen, aufeinander abstimmen, Synergien nutzen, Lücken erkennen und füllen.  Gemeinsam Konzepte zur Wissensvermittlung entwickeln und betreuen.  Vorhandene Anbieter und Plattformen für Angebote nutzen.  Gemeinsam Aktionen zur Landschaftspflege und Weinanbau gezielt für die Bevölkerung vor Ort entwickeln (z.B. mit Schulen, Jugendgruppen, Vereinen).  Öffentlichkeitsarbeit zur Präsentation der Arbeit und Förderung der Identifikation mit dem gemeinsam Geschaffenen, der Kulturlandschaft und Landnutzung vor Ort.

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

62 E Entwicklungsziele und Handlungsfelder

Prüfindikatoren

 Art und Umfang des Angebots zur Umweltbildung.  Teilnehmerzahl bei Angeboten zur Umweltbildung.  Art und Anzahl der Projekte mit Schulen, Kindergärten etc.  Art und Umfang der Öffentlichkeitsarbeit zur Landschaft an der Badischen Bergstraße sowie Umweltbildungsangeboten

E.5 Priorisierung der Handlungsfelder

Die sieben Handlungsfelder des ILEKs „Blühende Badische Bergstraße“ beinhalten ein umfas- sendes Spektrum an Zielen und Aufgaben. Mit Hilfe der Priorisierung der Handlungsfelder er- folgt eine erste Auseinandersetzung mit der Frage, welche Aspekte für die Entwicklung des ILEK-Gebiets von vorrangiger Bedeutung sind. Für die Priorisierung wurden die nachfolgenden fünf Kriterien als sinnvolle Bewertungseinheiten ausgewählt.

E.5.1 Kriterien zur Priorisierung der Handlungsfelder

Die nachfolgenden fünf Kriterien wurden vor dem Hintergrund der Ziele eine ILEK allgemein sowie der Entwicklungsziele der ILEK „Blühende Badische Bergstraße“ ausgewählt.

Das Kriterium „Interkommunal“ berücksichtigt den gemeindeübergreifenden Ansatz des ILEK und bewertet die Handlungsfelder hinsichtlich ihrer räumlichen Integrationswirkung und ihrer vernetzenden Wirkung.

Bewertung:  Die Ziele des Handlungsfelds wirken sich positiv im gesamten ILEK-Gebiet aus und verbessern deutlich die Vernetzung der Gemeinden.  Die Ziele des Handlungsfelds bewirken in Teilbereichen des ILEK-Gebiets Ver- besserungen und fördern die Vernetzung weniger Gemeinden.  Die Ziele des Handlungsfeldes wirken sich nur punktuell aus und haben kaum vernetzende Wirkung.

Das Kriterium „Themenfeldübergreifend“ nimmt dem sektorenübergreifenden Ansatz des ILEK auf und bewertet die Handlungsfelder hinsichtlich ihres Potenzials „Win-win-Situationen“ über mehrere Themenfelder hinweg zu schaffen.

Bewertung:  Die Ziele des Handlungsfeldes wirken sich positiv in den drei Themenfeldern „Landwirtschaft / Weinbau“, „Tourismus / Erholung“ und „Naturschutz / Land- schaftspflege“ aus.  Die Ziele des Handlungsfelds wirken sich auf zwei Themenfeldern positiv aus.  Die Ziele des Handlungsfeldes wirken sich nur in einem Themenfeld positiv aus.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

E Entwicklungsziele und Handlungsfelder 63

Das Kriterium „Nachhaltigkeit“ beurteilt, ob mit dem Erreichen der Ziele des Handlungsfelds langfristig wirksame Verbesserungen verbunden sind.

Bewertung:  Mit den Zielen des Handlungsfelds werden mehrheitlich langfristig wirksame Verbesserungen erreicht, die weitere positive Entwicklungen in Gang setzten.  Mit den Zielen des Handlungsfelds werden mehrheitlich mittel- bis langfristig anhaltende Verbesserungen erreicht.  Mit den Zielen des Handlungsfelds werden mehrheitlich nur kurzfristig positive Effekte erzielt.

Das Kriterium „Realisierbarkeit“ bewertet die Erreichbarkeit der Ziele eines Handlungsfeldes. Berücksichtigt werden z.B. der anzunehmende Zeitrahmen sowie die zu erwartenden Chancen und Hindernisse bei der Umsetzung.

Bewertung:  Die Ziele des Handlungsfelds sind mehrheitlich einfach und zeitnah zu realisieren.  Die Realisierung der Ziele des Handlungsfelds ist mit Schwierigkeiten behaftet, die jedoch mittelfristig lösbar sind.  Die Ziele des Handlungsfeldes sind überwiegend nur sehr schwer zu realisieren.

Das Kriterium „Dringlichkeit“ berücksichtigt die möglichen zeitlichen Abhängigkeiten von Handlungsfeldern untereinander sowie den Handlungsbedarf in den einzelnen Handlungsfel- dern.

Bewertung:  Das Handlungsfeld sollte zügig angegangen werden, es ist von grundlegender Bedeutung für andere Handlungsfelder (Basisprojekt).  Das Handlungsfeld kann mittelfristig angegangen werden, es ergeben sich keine nennenswerten Auswirkungen auf andere Handlungsfelder.  Das Handlungsfeld kann später angegangen werden, die Umsetzung anderer Handlungsfelder muss zunächst abgewartet werden.

E.5.2 Priorisierung

Die Priorisierung der Handlungsfelder wurde von den Akteuren vorgenommen. Dabei wurden die Kriterien, nach denen diese Einstufung erfolgen soll, vorab vom Lenkungskreis diskutiert und festgelegt.

Um den Arbeitsschritt der Priorisierung übersichtlich und handhabbar zu gestalten, wurde die Anzahl der Bewertungskriterien auf drei begrenzt. Das Kriterium „Themenfeldübergreifend“ wurde zurückgestellt, da alle Handlungsfelder bereits themenfeldübergreifend entwickelt wor- den waren und dieses Kriterium damit ausreichend Berücksichtigung gefunden hatte. Das Krite- rium „Nachhaltigkeit“ wurde vom Lenkungskreis als grundsätzlich wichtig, im Vergleich zu den

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

64 E Entwicklungsziele und Handlungsfelder anderen Kriterien aber als weniger bedeutsam eingestuft. Die Priorisierung der Handlungsfelder erfolgte daher anhand der Kriterien „Interkommunal“, „Realisierbarkeit“ und „Dringlich- keit“.

Die Priorisierung der Handlungsfelder erfolgte zum einen durch den Lenkungskreis, der eine Empfehlung aussprach, zum anderen durch den Akteurskreis im Rahmen der Beteiligungsver- anstaltung „Ideenschmiede“. Die Voten beider Institutionen waren weitgehend deckungsgleich und in ihrer Wertung der Handlungsfelder eindeutig.

Abbildung 23: Priorisierung der Handlungsfelder durch den Akteurskreis im Rahmen der Veranstaltung „Ideenschmiede“

Die Priorisierung durch den Akteurskreis ergab folgende Rangfolge:

1. Priorität: „Ein ausgewogenes Flächenmosaik entwickeln“ „Auf guten Wegen – das Wegenetz vorbildlich entwickeln“

2. Priorität: „Vielfalt fördern – Nutzung sichern“ „Wegweisend – Besucher und Nutzer kommen gut ans Ziel“

3. Priorität: „Gemeinsam Landschaft pflegen“ „Gemeinsam Badische Bergstraße präsentieren“ „Die Badische Bergstraße erleben – Wissen vermitteln, Identifikation schaffen“

Die Handlungsfelder "Ein ausgewogenes Flächenmosaik entwickeln" und "Auf guten Wegen - das Wegenetz vorbildlich entwickeln" wurden als die beiden vorrangigen Handlungsfelder ermittelt. Sie haben in erster Linie die Weiterentwicklung und Verbesserung der bestehenden Flächen- und Wegestruktur zum Ziel. Hierdurch werden wichtige Voraussetzungen für die positive Entwicklung der Badischen Bergstraße in allen drei Themenfeldern geschaffen. Die beiden Handlungsfelder stellen daher eine zentrale Grundlage für die übrigen Handlungsfelder dar.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

E Entwicklungsziele und Handlungsfelder 65

Die Handlungsfelder "Vielfalt fördern – Nutzung sichern" und "Wegweisend – Besucher und Nutzer kommen gut ans Ziel" konzentrieren sich verstärkt auf die Nutzer der Flächen und Wege. Dabei sind die unterschiedlichen Bedürfnisse und Anforderungen der verschiedenen Nutzergruppen zu berücksichtigen.

Der erste Band des Abschlussberichts zum ILEK „Blühende Badische Bergstraße“ umfasst im Wesentlichen die Inhalte des Moduls 2 „Analyse“. Mit der Priorisierung der Handlungsfelder stehen die in den nächsten Schritten des ILEKs vorrangig weiterzuentwickelnden Inhalte fest. Für die ausgewählten Handlungsfelder wurden im nächsten Schritt des ILEKs Projektideen er- arbeitet, mit denen die Ziele der Handlungsfelder erreicht werden können. Mit den Projektideen und den darauf aufbauenden Leit- und Umsetzungsprojekten des ILEKs befasst sich der zweite Band des Abschlussberichts zum ILEK „Blühende Badische Bergstraße“.

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

66 E Entwicklungsziele und Handlungsfelder

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

F Anhang 67

Anhang

F

F Anhang

F Anhang

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

68 F Anhang

F.1 Quellen

AMT FÜR LANDESKUNDE (1952): Die naturräumliche Einheiten auf Blatt 161 Karlsruhe, Geographische Landesaufnahme 1:200.000. Naturräumliche Gliederung Deutschlands, Stuttgart. BUND FÜR UMWELT UND NATURSCHUTZ (BUND) LANDESVERBAND BADEN-WÜRTTEMBERG E.V., ORTSGRUPPE HEMSBACH / LAUDENBACH (2012): URL: http://hemsbach-laudenbach. bund.net/startseite/ [Zugriff: 5 April 2012]. BUNDESVERBAND DEUTSCHER STIFTUNGEN E.V. (2009): Umweltstiftungen stellen sich vor. 3.Auflage, München. DEUTSCHER WANDERVERBAND SERVICE GMBH (2011): Qualitätsweg wanderbares Deutschland. EUGEN ULMER KG (HRSG.) (2012): Gutes vom Land…die große Direktvermarkter-Datenbank URL: httb.//ww.hofdirekt.de [Zugriff: 15. April 2012]. GEMEINDE DOSSENHEIM (2012): URL: http://www.dossenheim.de/ [Zugriff: 23 April 2012]. GEMEINDE HEMSBACH (2012): URL: http://www.hemsbach.de/ [Zugriff: 23 April 2012]. GEMEINDE HIRSCHBERG (2012): URL: http://www.hirschberg-bergstrasse.de/ [Zugriff: 23 April 2012]. GEMEINDE LAUDENBACH (2012): URL: http://www.gemeinde-laudenbach.de/ [Zugriff: 23 April 2012]. GEMEINDEVERWALTUNGSVERBAND HARDHEIM-WALLDÜRN (2012): URL:http://www.geo- naturpark.net/ [Zugriff: 20 April 2012]. GEO-NATURPARK BERGSTRAßE-ODENWALD E.V. (2012): URL: http://www.geopark- madonnenlaendchen.de/ [Zugriff: 15 April 2012]. HESSISCHES LANDESAMT FÜR BODENMANAGEMENT UND GEOINFORMATION (2007): Heidelberg, Neckartal-Odenwald, 12, Wander- und Radwanderkarte; Topographische Karte 1:20.000, Wiesbaden. HESSISCHES LANDESAMT FÜR BODENMANAGEMENT UND GEOINFORMATION (2009): Bergstraße- Weschnitztal, , 8, Wander- und Radwanderkarte; Topographische Karte 1:20.000, Wiesbaden. INSTITUT FÜR LANDESKUNDE (1967): Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 151 Darmstadt. Geographische Landesaufnahme 1:200.000. Naturräumliche Gliederung Deutschlands, Bad Godesberg. LRA RHEIN-NECKAR-KREIS = LANDRATSAMT RHEIN-NECKAR-KREIS (1997): Verordnung des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis über das Landschaftsschutzgebiet "Bergstraße- Nord" vom 24. Oktober 1997. LANDRATSAMT RHEIN-NECKAR-KREIS (2006): Magerrasenverbund Nördliche Bergstraße, Übersichtskarte M: 1:25.000. LANDRATSAMT RHEIN-NECKAR-KREIS (2010): Voruntersuchung des Amts für Flurneuordnung im Gebiet des ILEK „Blühende Badische Bergstraße, . LANDRATSAMT RHEIN-NECKAR-KREIS (2012): Amt für Landwirtschaft, mündlich, 21.03.2012.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

F Anhang 69

LGRB = LANDESAMT FÜR GEOLOGIE, ROHSTOFFE UND BERGBAU IM REGIERUNGSPRÄSIDIUM FREIBURG (2011A): Standortkundlicher Weinbauatlas Baden-Württemberg, Madonnenberg. URL: http://www.lgrb.uni-freiburg.de/lgrb/weinbauatlas [Zugriff: 5 April 2012]. LANDESAMT FÜR GEOLOGIE, ROHSTOFFE UND BERGBAU IM REGIERUNGSPRÄSIDIUM FREIBURG (2011B): Standortkundlicher Weinbauatlas Baden-Württemberg, Hubberg. URL: http://www.lgrb.uni-freiburg.de/lgrb/weinbauatlas [Zugriff: 5 April 2012]. LANDESANSTALT FÜR UMWELT, MESSUNG UND NATURSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG (2012): Daten- und Kartendienst, URL: http://brsweb.lubw.baden-wuerttemberg.de/brs- web/index.xhtml?AUTO_ANONYMOUS_LOGIN [Zugriff: 17 April 2012]. MLR = MINISTERIUM FÜR LÄNDLICHEN RAUM UND VERBRAUCHERSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG (2008): Agrarumweltprogramm des Landes Baden-Württemberg, MEKA III. MINISTERIUM FÜR LÄNDLICHEN RAUM UND VERBRAUCHERSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG (2009): Streuobstwiesen in Baden-Württemberg: Daten, Handlungsfelder, Maßnahmen, Förderung. MINISTERIUM FÜR LÄNDLICHEN RAUM UND VERBRAUCHERSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG (2012):URL:http://www.mlr.baden-wuerttemberg.de/Laendlicher_Tourismus/68651.html [Zugriff: 6 April 2012]. METROPOLREGION RHEIN-NECKAR (2011A): Einheitlicher Regionalplan Rhein-Neckar, Entwurf zur Anhörung gemäß § 10 (1) Landesplanungsgesetz (LPIG) Rheinland-Pfalz, Stand August 2011, Mannheim. METROPOLREGION RHEIN-NECKAR (2011B): Landschaftsrahmenplanung für den baden- württembergischen Teilraum der Metropolregion Rhein-Neckar, Entwurf, Stand August 2011, Mannheim. NACHBARSCHAFTSVERBAND HEIDELBERG-MANNHEIM (1999): Landschaftsplan für das Verbandsgebiet des Nachbarschaftsverbands Heidelberg-Mannheim. NACHBARSCHAFTSVERBAND HEIDELBERG-MANNHEIM (2006): Erläuterungsbericht zum Flächennutzungsplan 2015/2020, Begrünung Band I, Handlungsstrategien. RP KARLSRUHE = REGIERUNGSPRÄSIDIUM KARLSRUHE (1937): Verordnung über das Naturschutzgebiet "Wüstnächstenbach und Haferbuckel" in der Gemarkung Weinheim a. d. Bergstraße, Bezirksamt Mannheim. REGIERUNGSPRÄSIDIUM KARLSRUHE (1939): Verordnung über das Naturschutzgebiet "Wendenkopf" in der Gemarkung Schriesheim, Landkreis Mannheim. REGIERUNGSPRÄSIDIUM KARLSRUHE (1981): Verordnung des Regierungspräsidiums Karlsruhe als höhere Naturschutzbehörde über das Naturschutzgebiet "Steinbruch Sulzbach" vom 7. Dezember 1981. REGIERUNGSPRÄSIDIUM KARLSRUHE (1991): Verordnung des Regierungspräsidiums Karlsruhe über das Naturschutzgebiet "Schafhof-Teufelsloch" (Gemarkung Hemsbach, Rhein- Neckar-Kreis) vom 20. Dezember 1991. REGIERUNGSPRÄSIDIUM KARLSRUHE (1992): Verordnung des Regierungspräsidiums Karlsruhe - höhere Naturschutzbehörde- über das Landschaftsschutzgebiet "Bergstraße-Mitte" vom 15. Januar 1973. REGIERUNGSPRÄSIDIUM KARLSRUHE (1998): Verordnung des Regierungspräsidiums Karlsruhe über das Naturschutzgebiet »Ölberg« (Stadt Schriesheim und Gemeinde Dossenheim, Rhein-Neckar-Kreis) vom 10. Februar 1998.

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

70 F Anhang

REGIERUNGSPRÄSIDIUM KARLSRUHE (2004): Naturschutzkonzeption Grundgebirgs-Odenwald und Bergstraße. REGIERUNGSPRÄSIDIUM KARLSRUHE (2009): Pflege- und Entwicklungsplan für die NATURA 2000- Gebiete 6518-341 „Odenwald bei Schriesheim“ und 6518-401 „Bergstraße Dossenheim- Schriesheim“. RIPS - RÄUMLICHES INFORMATIONS- UND PLANUNGSSYSTEM IM UMWELTINFORMATIONSSYSTEM BADEN-WÜRTTEMBERG (2012): Abfrage der Schutzgebietsdaten, URL: http://brsweb.lubw.baden-wuerttemberg.de/brs- web/home.cweb?AUTO_ANONYMOUS_LOGIN [Zugriff: 17 April 2012]. RP STUTTGART, FNO = REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART, AMT FÜR FLURNEUORDNUNG (2008): Naturnaher Wegebau im ländlichen Raum. STADT SCHRIESHEIM (2012): URL:http://www.schriesheim.de/ [Zugriff: 17 April 2012]. STADT WEINHEIM (2002): Landschaftsplan zum Flächennutzungsplan Stadt Weinheim / Bergstraße. STADT WEINHEIM (2004): Flächennutzungsplan Stadt Weinheim / Bergstraße – Erläuterungsbericht. STADT WEINHEIM (2012): URL: http://www.weinheim.de/ [Zugriff: 17 April 2012]. STAATLICHES WEINBAUINSTITUT FREIBURG (HRSG.) (2009): Rebsortenverteilung Badische Berg- straße, Freiberg. STALA = STATISTISCHES LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG (2011A): Struktur- und Regionaldatenbank, URL:http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/ [Zugriff: 13 April 2012]. STATISTISCHES LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG (2011B): Bestockte Rebflächen und Rebsorten in Baden-Württemberg 2010 - Ergebnisse der Rebflächenerhebung. STIFTUNG LANDESBANK BADEN-WÜRTTEMBERG (2008): Lebendiger Weinberg, Weinbaugebiete als Naturerlebnislandschaften, Stuttgart. TOURISMUS SERVICE BERGSTRASSE E.V. (2009A): Weinführer, URL: http://www.diebergstrasse.de/fileadmin/user_upload/download/Weinfu__hrer_Endf assung.pdf [Zugriff: 06 April 2012]. TOURISMUS SERVICE BERGSTRASSE E.V. (2009B): Burgenweg + Blütenweg, URL: http://www.diebergstrasse.de/uploads/media/Burgen_Bluetenweg09.pdf [Zugriff: 06 April 2012]. TOURISMUS MARKETING GMBH BADEN-WÜRTTEMBERG (TMBW) (2012A): URL: http://www.tourismus-bw.de/ [Zugriff: 16 April 2012]. TOURISMUS SERVICE BERGSTRASSE E.V. (2012B): Die Bergstrasse, URL: http://www.diebergstrasse.de/ [Zugriff: 17 April 2012]. TOURISMUS SERVICE BERGSTRASSE E.V. (2012C): Ferienstraße, URL: http://www.diebergstrasse.de/fileadmin/user_upload/download/TSB_Ferienstrasse _Bergstrasse_RZ.pdf [Zugriff: 17 April 2012]. VERBAND REGION RHEIN-NECKAR (2012): Raumbeobachtungssystem Rhein-Neckar, URL: https://www.ssl-id.de/raumbeobachtung-rhein-neckar.de/RBS-red/FLA/flash.html [Zugriff: April 2012]. VERWALTUNGSGEMEINSCHAFT HEMSBACH - LAUDENBACH (2006): Flächennutzungsplan mit 1., 2. und 3. Änderung und mit landschaftsplanerischen Darstellungen.

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

F Anhang 71

VOGEL, R.; OCHßNER, T. (2010): Querterassierung - ein Zukunftsmodell auch für die Badische Bergstraße? Der Badischer Winzer, 21-23. WALTERS WELT; KLUG, S.; WIELAND, H. (2012): WanderWalter, URL: http://www.wanderwalter.de/karte [Zugriff: 15 April 2012]. WEINZIERL, W.; RIEDEL, M.; BAERMANN, E.; BIONING, N. (2011): Badische Bergstraße und Kraichgau. Das deutsche Weinmagazin, 4, 32-35.

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

72 F Anhang

F.2 Schutzgebiete

Schutz- Name, gebiet Schutzzweck, Schutzziel Gemeinde Nummer Typ FFH-Gebiet Arten Anhang II FFH-Richtlinie: Weschnitz, wissenschaftlicher deutscher FFH- Bergstraße Name Name Anhang und Odenwald bei Weinheim Bombina variegata Gelbbauchunke II,IV (6417-341) Lucanus cervus Hirschkäfer II Ophiogomphus cecilia Grüne Flußjungfer II, IV Myotis bechsteini Bechsteinfledermaus II, IV Callimorpha quadripunctaria Spanische Fahne II, IV Maculinea nausithous Dunkler Wiesenknopf- II, IV Ameisen-Bläuling Laudebach

Lebensraumtypen Anhang I FFH-Richtlinie: Hemsbach Kalk-Magerrasen (orchideenreiche Bestände*) 6210* Weinheim Feuchte Hochstaudenfluren 6430

Magere Flachland-Mähwiesen 6510 Auenwälder mit Erle, Esche, Weide 91E0* Hainsimsen-Buchenwald 9110 Waldmeister-Buchenwald 9130

Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald 9170 ______

Arten Anhang II FFH-Richtlinie:

wissenschaftlicher deutscher FFH- Odenwald bei Name Name Anhang Schriesheim

(6518-341) Bombina variegata Gelbbauchunke II,IV

Natura Lucanus cervus Hirschkäfer II 2000 Astacus torrentium Steinkrebs IV Callimorpha quadripunctaria Spanische Fahne II, IV Maculinea nausithous Dunkler Wiesenknopf- I, IV Ameisen-Bläuling Maculinea teleius Heller Wiesenknopf- II, IV Ameisen-Bläuling Weinheim Hirschberg Lebensraumtypen Anhang I FFH-Richtlinie: Dossenheim Fließgewässer mit flutender Wasservegetation 3260 Schriesheim Pfeifengraswiesen 6410 Feuchte Hochstaudenfluren 6430 Magere Flachland-Mähwiesen 6510 Silikatschutthalden 8150 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation 8220 Pionierrasen auf Silikatfelskuppen 8230 Auenwälder mit Erle, Esche, Weide 91E0* Hainsimsen-Buchenwald 9110 Waldmeister-Buchenwald 9130 Schlucht- und Hangmischwälder 9180*

Vogelschutz- Arten Anhang I VRL und Zugvogelarten: gebiet wissenschaftlicher Name deutscher Name Bergstraße Dossenheim Dossenheim – Bubo bubo Uhu Schriesheim Schriesheim Dryocopus martius Schwarzspecht (6518-401) Emberiza cia Zippammer Emberiza cirlus Zaunammer

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

F Anhang 73

Schutz- Name, gebiet Schutzzweck, Schutzziel Gemeinde Nummer Typ Falco peregrinus Wanderfalke Falco subbuteo Baumfalke Jynx torquilla Wendehals Lanius collurio Neuntöter Pernis apivorus Wespenbussard Picoides medius Mittelspecht Picus canus Grauspecht

 die Erhaltung und Sicherung eines charakteristischen Seitentales des "Bergsträßer Odenwaldes" mit seiner Vielgestaltigkeit an Le- bensräumen;  die Erhaltung der stark gefährdeten Lebensgemeinschaft der Tro- ckenrasen, Halbtrockenrasen, Streuobstwiesen, Trockenmauern, Saum- und Grünlandgesellschaften, Röhrichte, Feuchtwiesen, Si- Schafhof- ckerquellen, Bachauen; Teufelsloch  die Erhaltung von Standorten seltener und bedrohter Pflanzenar- Hemsbach (2.147) ten;  die Erhaltung einer von der Vegetation und Feuchtigkeitsituation abhängigen seltenen und stark gefährdeten Tiergemeinschaft ins- besondere der Vögel, Amphibien, Reptilien, Heuschreckenarten, Libellen, Käfer und Schmetterlinge.

 Erhaltung und Sicherung artenreicher, thermophiler Pflanzengesellschaften der Trockenrasen, der Halbtrockenrasen sowie der wärmeliebenden Saumgesellschaften als Bindeglied Steinbruch zwischen den Trocken- und Halbtrockenrasen des Baulandes und Sulzbach des Rhein-Hessischen Bereiches; Weinheim (2.056)  der heimischen Tierwelt, insbesondere der wärmeliebenden Insek- ten dieses Lebensraumes.

Wüstnächsten- k.A. bach und Hafer- Weinheim Natur- buckel (2.010) schutz-  Schutzzweck ist: gebiet  die Erhaltung des Ölbergs als beherrschende Randerhebung des vorderen Odenwalds an der Bergstraße in seiner gegenwärtigen Gestalt, die auf der Westflanke des langgestreckten, bewaldeten Bergmassives durch mehrere, stufenförmig bis zur Kammlinie auf- steigende Gesteinsterrassen und Felswände geprägt wird und Ein- blicke in den geologischen Ablauf des vulkanisch entstandenen Quarzporphyrs gibt;  der Schutz der naturnahen und kulturbedingten Wald-, Gebüsch- und Saumgesellschaften des Ölbergs in unterschiedlichen Entwick- lungsstadien und standörtlichen Ausprägungen als Lebensraum zahlreicher bedrohter Tier- und Pflanzenarten;  die Erhaltung der durch Gesteinsabbau entstandenen, von mikro- Dossenheim Ölberg (2.212) klimatisch extremen Schwankungen und nährstoffarmen Bedin- gungen geprägten Standorte wie Gesteinsterrassen und Felswän- Schriesheim de, Schutthalden und temporäre Flachgewässer als reale und po- tentielle Lebensräume für die daran gebundenen Tier- und Pflan- zengemeinschaften;  die Lenkung des fortschreitenden dynamischen Sukzessions- und Wiederbesiedlungsprozesses im ehemaligen Steinbruchgelände, so dass standorttypische, seltene und gefährdete Tier- und Pflan- zenarten, wie z. B. Kryptogamen- und Pioniergesellschaften, wir- bellose Tiergruppen, Reptilien, Amphibien und felsbrütende Vögel, sich ungestört erhalten bzw. ansiedeln und optimal entwickeln können und eine vielfältige Biotopstruktur mit hoher Artendiversität erhalten bleibt bzw. entsteht.

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“

74 F Anhang

Schutz- Name, gebiet Schutzzweck, Schutzziel Gemeinde Nummer Typ Auf dem Gelände sind auf verhältnismäßig engem Raum die Wendenkopf Ausbildung der Geländeform und Vegetation als Ausdruck der verschiedenen Bodenzusammensetzung und Verwitterungsart gut zu Schriesheim (2.011) erkennen ist.  Die Landschaft der Bergstraße als Übergangszone zwischen der ebenen Niedertrasse des Rheins und dem durch stark bewegte Geländeformen und ausgedehnte Wälder geprägten Odenwald in ihren Grundzügen und in ihrer charakteristischen Ausprägung zu erhalten. Wesensmerkmale dieser Landschaft sind die Hänge der Bergstraße, insbesondere der steile, gewellte Westrand des Grundgebirges des Odenwaldes, die flacher geneigte Diluvialter- rasse am Hangfuß, die Talzüge der Weschnitz, des Grundelbaches, des Äpfelbaches und des Kanzelbaches, die mit ihren zahlreichen Seitentälern ein verästeltes Tal- und Fließgewäs- sersystem darstellen, sowie die überwiegend bewaldeten steileren Talflanken, Oberhänge und Bergrücken des kristallinen Odenwal- des sowie des Sandstein-Odenwaldes mit ihren durch eine große Vielfalt geologischer Formationen bedingten Oberflächenformen.  Die bodenständige, standortgemäße, an den natürlichen Gege- benheiten orientierte, in enger Wechselbeziehung zu der land- schaftlichen Grundstruktur stehende und mit dem typischen Wech- sel von Wald, Feldgartenbau, Obst- und Weinbau, Wiesen und Au- en das abwechslungsreiche, charakteristische Erscheinungsbild der Kulturlandschaft prägende und gliedernde Bodennutzung zu erhalten und zu entwickeln.  Wesentliche, die landschaftliche Vielfalt, Eigenart und Schönheit prägende, typische Merkmale und Bestandteile der Kulturlandschaft des Landschaftsschutzgebietes "Bergstraße-Nord" sind:  das meist kleinteilige, durch einzelne Feldhecken, brachgefallene Laudenbach Grundstücke, Trockenmauern, Geländeabsätze, Lößterrassen und Hemsbach Land- Hohlwege vielfältig gegliederte Nutzungsmosaik aus Weinbau, Weinheim Bergstraße – schafts- Obstbau sowie Feldgartenbau ohne Bewässerung am Bergstra- Hirschberg Nord (2.26.043) schutz- ßenhang; Schriesheim gebiet  die naturnahen Waldränder und Waldstreifen am Oberhang der Dossenheim Bergstraße und an den Flanken kleinerer Seitentäler;  die geschlossenen Wälder der Oberhänge und Bergrücken des Odenwaldes;  die teilweise sehr engen, teilweise auch trogartig aufgeweiteten Talräume mit den Auen der Bäche und Flüsse in Wiesennutzung;  die unverbauten Bäche und Flüsse mit ihren natürlichen Prall- und Gleitufern und entsprechender Ufervegetation, Gehölzsäumen oder einzelnen markanten Bäumen;  die Streuobstbestände an den Flanken der Talzüge im Odenwald in Siedlungsnähe;  das Mosaik der Flächennutzungen um die Höhenorte als Wechsel von Acker-, Grünland- und Waldflächen;  Baumreihen an Verkehrswegen;  Gehölzbestände auf steilen Terrassen und an Geländeabsätzen.  Den Landschaftscharakter (gemäß § 3 Nr. I und 2) des Schutzge- bietes so zu erhalten und zu entwickeln  daß die Höhe natürlicher Erholungseignung, die landschaftliche Vielfalt, Eigenart und Schönheit nicht beeinträchtigt, die standort- gemäße Bodennutzung gefördert, der Waldanteil nicht erhöht, so- wie die Zugänglichkeit der Landschaft gewährleistet werden;  daß die Lebensstätten und Lebensgemeinschaften der heimischen Tier- und Pflanzenwelt, insbesondere in den feuchten Talauen, in den Hangwäldern der Talflanken und in den durch Feldhecken, Streuobstbestände, Dauerbrachen, Trockenmauern, Geländeab- sätze, Lößterrassen, Hohlwege, Feld- und Uferraine gegliederten Fluren in ihren typischen Ausformungen, nach Arten- und

ILEK  Ökologie  Planung  Forschung „Blühende Badische Bergstraße“

F Anhang 75

Schutz- Name, gebiet Schutzzweck, Schutzziel Gemeinde Nummer Typ Individuenzahl nicht wesentlich beeinträchtigt werden;  daß die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, insbesondere zum Schutz des Bodens sowie zur Regeneration des Wassers und des Klimas vorwiegend mit Mitteln einer ordnungsgemäßen land- und forstwirtschaftlichen Nutzung sowie durch pflegliche und sparsame Flächenbeanspruchung in vollem Umfang und nachhaltig gesichert wird.

Bergstraße – s. LSG „Bergstraße – Mitte“ Dossenheim Mitte (2.21.001) Steinernes Roß (82260310001) Natur- Steinerne denkmal Kanzel Hemsbach Schutz und Erhalt des jeweiligen Naturdenkmals (flächen- (82261070002) Hirschberg haft) Rotbuche Unte- rer Nistlerweg (82210001207)

 Ökologie  Planung  Forschung ILEK „Blühende Badische Bergstraße“