Liebe Besucherinnen, Dieses Faltblatt wird im Rahmen des Besucherinformationssystems für die Naturschutzgebiete in Schleswig- herausgegeben und kann Heideflächen bei liebe Besucher! beim Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein, Hamburger Chaussee 25, 24220 , angefordert werden. Tel. 04347 - 704-230, E-Mail: [email protected] Das nordöstlich von Kellinghusen­ am Ostrand der Störniederung gelegene Naturschutzgebiet­ „Heideflächen bei Kellinghusen“, auch „Stör- Finanzierung Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche kathener Heide“­ genannt, wurde bereits 1938 Räume des Landes Schleswig-Holstein unter Schutz gestellt.­ Neben wenigen anderen­

Restflächen im weiteren Umkreis ist die etwa Durchführung 16 ha große Heide eines der letzten Über­ Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein bleibsel der ehemals großflächig­ die holstei­ nische Geest bedeckenden Heidegebiete. Im Gebietsbetreuung: Jahre 1913 spendete der Lederfabrikant C. Untere Naturschutzbehörde des Kreises Frau Lange-Friedrichs Westphal der Stadt Kellinghusen den Kaufpreis Karlstr. 13 zum Erwerb dieses Gebietes. Er verband­ seine 25524 Tel. 04821 69 245 Stiftung mit der Auflage, die Heide „in ihrer heutigen Gestalt“ zu erhalten. Kontakt vor Ort: Herr Hellwig Eichenallee 10 25548 Kellinghusen Mächtige alte Kiefern und einzelne Eichen geben dem Gebiet Tel. 04822-95522 ein parkartiges Aussehen.

Dieses Gebiet ist Bestandteil des Europäischen ökologischen Netzes „Natura 2000“

Fotos Glatki (Titelbild Besenheide), UNB Kreis Steinburg (1,2,3), Mordhorst (4,6,7,8,9,10,11,12), Voigt (5)

Redaktion, Grafik Planungsbüro Mordhorst-Bretschneider GmbH, und Herstellung Kolberger Straße 25, 24589 Nortorf Tel: 04392 / 69271, www.buero-mordhorst.de

1 1 September 2009 - Internetversion 61-03

5 Das Weibchen der Grabwespe lähmt ihr Beutetier, vergräbt es 2 in einer Erdhöhle und belegt es mit einem Ei. Die Heidefläche um 1957 4 Natura 2000 Landschaftsentwicklung Die Heidefläche 2005 Durch die von der Europäischen Union ver- Die Heidefläche bei Kellinghusen gehört zum abschiedete Fauna-Flora-Habitat (FFH)- und Naturraum Holsteinische­ Vorgeest und ist Teil Entstehung der Heiden Vogelschutz-Richtlinie wird ein Netz beson- eines größeren Binnen-dünengebietes,­ das derer europäischer Schutzgebiete mit der nach der letzten Eiszeit am Rande der Stör­ Mit Ausnah­ me­ der Küstenregionen ist die Entstehung Bezeichnung „NATURA 2000“ aufgebaut. niederung auf Altmoränen entstanden war der Heiden eine Folge mittelalterlicher Waldrodungen auf Ziel ist die Erhaltung der biologischen Viel- und sich von Kellinghusen bis nach den nährstoffärmeren Sandböden­ der Geest. Plaggen- falt, der natürlichen Lebensräume und der erstreckte. Heiden nahmen um 1800 noch ca. hieb und Überweidung mit Schafen verstärkten die Aus­ wildlebenden Tier- und Pflanzenarten. Das 17 Prozent der Landes­ fläche­ ein, heute sind es hage­ rung­ der Böden, auf denen schließlich nur noch NSG „Heideflächen bei Kellinghusen“ liegt weniger als 0,5 Prozent. Spezialisten­ wie Besenheide­ oder Glockenheide­ wach- als bedeutsamer­ Heidelebensraum innerhalb sen konnten. Mit der Einführung des Mineraldüngers eines­ größeren FFH-Gebietes und ist damit wurden die Heiden großflächigin Grünland­ oder Acker ein Teil dieses europäischen Netzwerkes. Die Heidefläche um 1960 umgewandelt. Die Aufgabe der althergebrachten­ Nutzung sowie Ein­ Auf den trockenen Sandflächen treten kleinflächig auch Trockenrasen wie hier mit der Frühen Haferschmiele auf. träge­ von Nährstoffen haben zu einer Überalterung­ der Besenheide­ („Vergreisung“) und zur Ausbreitung von Gehölzen und Gräsern geführt.­ Um die Kulturland­ ­ schaftsform­ Heide zu erhalten, werden die historischen Wirtschaftsweisen wie Plaggen und Schafbeweidung wieder­ aufgenommen oder mit modernen Geräten nach- geahmt.

3 6 Pflegemaßnahmen Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein

nach Störkathen Um die Heide zu erhalten ist eine dauerhafte Pfle­- ge erforderlich. Diese hat das Ziel, die Fläche aus­ zumagern und die Bildung einer Streuschicht so- wie eine Wiederbewaldung­ zu verhindern. Seit den 1970er Jahren findet daher eine Beweidung mit Heidschnucken statt. Parallel dazu werden im- mer wieder Teilbereiche von Gehölzen befreit (ent- kusselt). Seit 1985 werden auch regelmäßig Teil- flächen geplaggt, d. h. die Vegetationsdecke wird flach abgetragen und von der Fläche entfernt. Nachdem zu zaghafte Pflegeversuche Ende der 1960er Jahre geschei­tert waren, brachte in den 1970er Jahren die verstärkte Entnahme der Kiefern in Verbindung mit einer Beweidung­ durch nach Kellinghusen Heidschnucken den erwünschten Erfolg. Auch N heute noch wer­den die Schafe zwischen März und Juni sowie nach der Heide­blüte im Spät­som­ mer bis zum Winter auf die Heide getrieben. Seit 1985 werden regel-­ mäßig Teil­flächen „ge- plaggt“. Dabei wird die Vegetationsdecke flach DTK5 © LVermA S-H 2005 m 0 50 100 abgetragen und entfernt. geplaggte Heide-Moor Wasser Information Æý Wanderweg Auf den vegetationsfreien Heideflächen Flächen, die danach einige Feuchtheide vergraste Heide Gehölze NSG-Grenze Æó Radweg Jahre nicht beweidet wer- Liliencron- Sandheide Magergrünland Aussicht stein den, keimt die Besenheide 10 schon nach kurzer Zeit aus. Keimende Besenheide Durch den Ankauf angrenzender­ Grünland- flächen will der Kreis Steinburg störende Rand- einflüsse auf die Heideflächen unterbinden.

Pflanzen- und Tierwelt

Im hügeligen Gelände des Schutzgebietes kom­ men auf relativ kleiner Fläche sowohl trockene Sandheiden als auch Feuchtheiden bis hin zu wasserhaltigen Senken mit torfmoosreichen Übergangsmooren vor. Außerhalb der Senken wachsen unterschiedlich alte Bestände der trockenen Sandheide. Die „jüngeren“ Sandhei- den sind artenarm und setzen sich fast nur aus der Besenheide zusammen. Mit ihrem reichen 8 11 Blütenangebot tritt diese besonders zur Heide­ Ein Dickkopffalter trinkt Nektar aus einer Glockenheide-Blüte. Durch die Pflege der Heide ist ein enges Mosaik unterschied- blüte im Spätsommer hervor. In älteren Stadien licher Entwicklungsstadien entstanden. weisen­ die Bestände hingegen eine deutliche Vergrasung mit Drahtschmiele oder in feuchteren Heiden sind ein bedeutender Lebensraum­ für hochspeziali- Bedingt durch die intensive Pflege­ sind im Übergangsbereichen auch mit Pfeifengras auf. sierte, licht-, wärme- und trockenheitsliebende Tierarten. Gebiet typische­ Alters- bzw. Entwick­ lungs­ pha­ sen­ Die in den Senken ausgebil­ deten­ Feuchtheiden Zu diesen gehören z.B. Wildbienen, Grab- und Weg- der Heide­ auf engstem Raum nebeneinander an- sind gut an der charakteristischen Glockenheide wespen, Schwebfliegen, Heuschrecken oder Laufkäfer. zutreffen: In der Pionierphase (ca. 1.-6. Jahr) kei- erkennbar. Sie setzen sich deutlich von einem Hummeln und auch Schmetterlinge sind wichtige Pflanzen- men die Samen auf offenem Sand und entwickeln Übergangs- oder Zwischenmoor­ ab, das sich in bestäuber. Allein auf und von der Besenheide leben bis zu sich zu jungen Pflanzen. In der Aufbau- (7.-12. den nassen Bereichen im Zentrum des Gebietes 300 Insektenarten. Aber auch Kaninchen, Blindschleiche, Jahr) und Optimalphase­ (13.-18. Jahr) zeigt sich entwickelt hat. Hier kommen­ für Zwischenmoore Kreuzotter oder Waldeidechse finden in der Heide geeig- das „heidetypische“ Bild. In der Degenerations- typische Arten wie Moosbeere, Rundblättriger nete Lebensbedingungen. phase (19.-30. Jahr) beginnen die Heidestöcke zu Sonnentau, Rosmarin­ heide,­ Weißes Schnabelried, überaltern und abzusterben. Wollgras und Torfmoose vor.

Bunter Moosrasen mit Rosmarinheide, Wollgras, Moosbeere Zur Pflege des Gebietes wird eine Heidschnuckenherde­ und Sonnentau Die Kreuzotter findet hier Nahrung und Sonnenplätze. eingesetzt.

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