und zu einem Klimakonzept, das die Technik und die Gebäudeausrüstung minimiert und sich durch die intelligen- te Verwendung von natürlichen Res- sourcen wie Sonnenlicht und -energie, Luft, Wasser und Erde auszeichnet. Dies führt zu größerer Effizienz und ge- „Architekten sind ringerem Wartungsaufwand. Man sollte so nah wie möglich an ein Zero-Energy- Gebäude herankommen. Das Schönste an Wolkenkratzern ist, dass sie zum Wahrzeichen der Städte werden kön- nen. Wie wir am Eiffelturm in Paris, keine Künstler“ Empire State Building in New York oder Messeturm in am Main sehen können, werden sie im Laufe der Zeit von vielen Menschen geliebt.

Gibt es noch etwas, was Sie gern reali- sieren würden? Unser Portfolio war in den letzten 50 Jahren sehr multifunktional. Heute ist die Situation ganz anders. Die Haupt- aufgaben sind der Wohnungsbau für verschiedene soziale Schichten und die Verdichtung der Stadtkerne. Die Misch- nutzung von Einzelhandel, Büro, Hotel und Wohnen aktiviert das Leben in der Innenstadt rund um die Uhr und wertet die soziale Struktur des Ortes auf. Man muss Mut haben, Türme mit einer weit- reichenden Signalwirkung und Identität zu bauen, die attraktive Nutzer anzie- hen und die Stadtsilhouetten berei- RICOWDE / chern. Solche Hochhäuser werden welt- weit wahrgenommen und lassen erken- nen, dass sich etwas ändert! Sie werben

G ETTY IMAGES für die Stadt als fortschrittliche und zu- Gehört längst zu den Wahrzeichen kunftsorientierte Metropole. Städte in : Das 2000 eröffnete Sony der westlichen Hemisphäre wie Frank- elmut Jahn ist einer chen auszeichnen konnten. Es war wie Center am ist neering, neue Aufzugssysteme, die An- furt, Paris, London und New York ha- der bekanntesten Helmut Jahn über eine Performance, aus der sich die Äs- eines der bekanntesten Projekte wendung der Ergebnisse der jüngsten ben dadurch ihre Silhouetten drama- Architekten der thetik entwickelte. So etwas konnte des deutsch-amerikanischen Materialforschung, die Vorfertigung tisch verändert und konnten ihre At- Welt. Der Deutsch- die Verantwortung man nur im Technikparadies Deutsch- Architekten Helmut Jahn und Digitalisierung sowie eine Verbin- traktivität erhöhen. Sie beweisen auch, Amerikaner hat seines Berufsstandes, land machen. Das war für mich eine gro- dung des Plan- und Bauprozesses hohe dass durch intelligente Maßnahmen während seiner Kar- ße Herausforderung und machte mir Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. All und neue Mobilitätskonzepte die Infra- riere viele große Visionen für viel Spaß. Ich werde es nie vergessen. dies führt zur Einsparung von unnöti- struktur der Städte besser funktioniert. Bauprojekte auf vier Kontinenten ent- gem Material für Tragwerk und Hülle Dabei möchte ich mitwirken. worfen, darunter das Sony Center in Deutschland und den Was ist der Unterschied zwischen . Im Interview spricht er auch Deutschland und den USA, wo sie le- Hüber seine internationale Karriere. Die Mut zum Hochhaus ben und arbeiten? Gehen amerikani- Fragen wurden per E-Mail gestellt. sche Architekten anders an ihre Pro- jekte heran? VON AYHAN BAKIRDÖGEN In Deutschland habe ich das technische Rüstzeug für einen Architekten gelernt. WELT AM SONNTAG: Herr Jahn, Sie In den USA, besonders am IIT, wurde werden am 4. Januar 80 Jahre alt und mir klar, wie wichtig es ist, was man als gelten als Stararchitekt. Was waren Architekt tut. Die Verantwortung, die rückblickend Ihre schönsten und man gegenüber dem Kunden und der wichtigsten Projekte? Öffentlichkeit hat. Ich habe gelernt, HELMUT JAHN: Ich habe weltweit dass man als Architekt kein Künstler ist, SEAN GALLUP SEAN mehr als 100 Objekte gebaut. Viele sind / sondern ein Problemlöser. Dass Kosten wichtig für mich. In Deutschland habe und Termine beachtet werden müssen, ich unter anderem den Messeturm in dass eine konstruktive Zusammenarbeit

Frankfurt am Main, das Airport Center G ETTY IMAGES mit dem Bauherren zu optimalen Er- und das Kempinski Hotel am Münche- In Zirndorf geboren, in gebnissen führt, und dass man nie zu- ner Flughafen, das Sony Center in Ber- Karriere gemacht: Stararchitekt frieden sein darf, mit dem, was man er- lin, das Terminal 2 und den Bahnhof am Helmut Jahn reicht hat. Nur so schafft man Visionen. Flughafen Köln/, die Bayer-Kon- zernzentrale in Leverkusen, das Haupt- Apropos Visionen, wie hat sich Berlin gebäude der Deutschen Post in Bonn, nach dem Mauerfall architektonisch den Highlight Tower in München, den und städtebaulich entwickelt? Hegau Tower in Singen und den Thys- Man kann sagen, dass Berlin vieles rich- sen Krupp Tower in Rottweil zusam- tig gemacht hat. Die Projekte von Daim- men mit Werner Sobek entworfen. ler, ABB, Sony und Beisheim am Potsda- mer Platz haben ein Stück Stadt ge- Und international? schaffen, das in anderen Metropolen Parallel dazu habe ich an Bauwerken auf nicht so gelang. Wir arbeiten mit dem vier Kontinenten gearbeitet. Diese Pro- neuen Eigentümer des Sony Centers jekte zeichnen sich durch ihre Lage, Oxford Properties zusammen und über- Kultur und Umgebung aus. Sie sind sehr legen, wie die Nutzung des Gebäudes unterschiedlich und nicht austauschbar, künftig dem Umfeld, dem Kulturforum aber sie haben dennoch eine sichtbare und den Forderungen nach neuen Ar- Designverwandtschaft. In den USA wa- beitsplatzformen besser gerecht wer- ren es vor allem das Xerox Center, das den kann. Thompson Center, das United Airlines Berlin sollte die Möglichkeit nutzen, Terminal und die Mansueto Bibliothek am Breitscheidplatz an der Gedächtnis- in Chicago, das Gebäude 50 West in kirche ein stadtbestimmendes Ensem- New York, der Wolkenkratzer One Li- ble von Hochhäusern zu schaffen. Die- berty Place in und die bei- ser Ort verträgt eine weitere Verdich- den Zwillingstürme Veer Towers in Las tung und Höhenentwicklung und könn- Vegas. In Europa habe ich den Campus te ein Zeichen für das neue Berlin set- Biotech in Genf und das Luxusapart- zen. Berlin braucht solche Gebäude, um ment-Hochhaus Cosmopolitan Twarda am internationalen Immobilienmarkt 2/4 in Warschau gebaut. In Asien sind es bestehen zu können. Zum Wohle Ber- der Flughafen von und die Lea- lins sind Mut und Weitsicht der Bauher- top Plaza in , in Afrika das ren und der Stadt notwendig. Hochhaus 11 Diagonal Street in Johan- nesburg. Das Thema Hochhäuser wird hierzu- lande ohnehin seit langem diskutiert. Sie haben Deutschland ziemlich früh Viele Bauherren würden gern in die verlassen, haben aber nie den Bezug Höhe gehen, um den Wohnbedarf zu zu ihrem Herkunftsland verloren. decken. Macht es Ihnen besonderen Spaß, in 2070 wird voraussichtlich 70 Prozent Deutschland zu arbeiten? der Weltbevölkerung in den Städten le- Ein Jahr nach meinem Studium an der ben. Diese Verdichtung und die notwen- damaligen Technischen Hochschule dige Mischnutzung von Sozial- bis Lu- München bin ich mit einem Rotary- xuswohnungen, Büros, Hotels und Ein- Club-Stipendium zum Illinois Institute konnte ich mir dort mit lokalen Projek- zelhandel sind die wichtigsten Heraus- of Technology (IIT) nach Chicago ge- ten einen Namen machen. forderungen, die man bewältigen sollte. gangen, um ein vollkommener Archi- Meine Odyssee durch die Welt begann Der heutige Stand der Technik erlaubt tekt zu werden. Mit viel Glück und 1981 mit dem Hochhaus-Projekt 11 Dia- es, höher und nachhaltiger zu bauen. durch Zufall bin ich Anfang 1967 zusam- gonal Street in und führ- Höhenbeschränkungen von 120 bis 150 men mit Gene Summers, der lange mit te mich von dort aus nach Frankfurt am Meter sind für einen berechtigten Welt- Mies van der Rohe gearbeitet hatte, bei Main, wo ich den Messeturm gebaut ha- stadtanspruch nicht ausreichend und C.F. Murphy Associates gelandet. Ich be. Nach dessen Fertigstellung habe ich schöpfen das Potenzial der innerstädti- habe mit ihm bis 1970 am Wiederaufbau in Deutschland viele wichtige Gebäude schen Grundstücke nicht aus. Ein des Kongresszentrums McCormick Pla- entworfen, die sich durch Neuheit, In- Hochhaus kann durch den Entwurf, die ce gearbeitet. Nach seinem Weggang novation und Effizienz in allen Berei- Integration von Architektur und Engi-