Demokratie stärken Zivilgesellschaft ausbauen

Jetzt erst recht!

Eine Dokumentation der rechtspopulistischen Angriff e gegen das Frauenzentrum Paula e.V. , 8. März 2020

In unsere Gesellschaft haben sich Hass und Menschenver- achtung wie eine Krankheit eingeschlichen. Die Folgen sind eine akute Gefährdung des demokratischen Zusammenlebens und tödliche Gefahren für viele unserer Mitbürger*innen. Das beunruhigt mich als Künstlerin, als Frau und Bürgerin dieses Landes. Gleichzeitig wachsen jedoch auch die demokratischen Kräfte einer unteilbaren Zivilgesellschaft.

Die vorliegende Dokumentation zeigt die rechtspopulistischen Angriffe der AfD von 2018 bis heute gegen das Frauenzentrum Paula Panke e.V. Diese Angriffe führten zu engagiertem poli- tischen Handeln und nicht zuletzt zu dem Bündnis „Pankower Frauen gegen Rechts“. Ich wünsche dieser Publikation auf- merksame Leser*innen und uns allen viel Ermutigung. Danke an die filia Stiftung Hamburg und das Auswärtige Amt, die dieses Projekt unterstützten.

Jasmin Tabatabai

Schirmfrau des Frauenzentrums Paula Panke e.V. Dokumentation rechtspopulistischer Angriffe Documentation of right-wing populist attacks gegen das Frauenzentrum Paula Panke e.V. on the woman’s centre Paula Panke e.V.

Wer wir sind About Us

Das Frauenzentrum Paula Panke e.V. wurde 1991 im Verlauf der demokratischen, friedlichen Revolution in der DDR gegründet. Das Selbstverständnis des Projekts ist den Menschenrechten, der Demokratie und der kulturellen Vielfalt verpflichtet. Glei- che Rechte für Frauen und Männer und die Verbesserung der The woman’s centre Paula Panke e.V. was founded in 1991 as a Chancen ökonomischer Unabhängigkeit von Frauen gehören result of the democratic peaceful revolution in GDR. The project zu den politischen Zielstellungen von Paula Panke e.V. feels obliged to human rights, democracy and cultural diver- Empowerment für benachteiligte Frauen und umfassende sity. The political objects include equal rights for women and soziokulturelle Begleitung für Frauen in schwierigen Lebens- men and the improvement of chances for women to become situationen unabhängig von Alter und Herkunft bestimmen economically independent. The work is determined by empow- das Wirken der Mitarbeiter*innen des Frauenzentrums. Damit erment for discriminated women and full socio-cultural com- erwarb sich das Projekt in den 30 Jahren seiner Existenz pany for women in difficult life situations regardless of age and hohes Ansehen bei Besucher*innen und in den politischen origin. So this project won high reputation among visitors and Netzwerken . the political networks in Berlin in the 30 years of its existence.

Das öffentliche politische Auftreten und die Positionierung The public political appearance and standing of the woman’s des Frauenzentrums, z.B. beim Bau einer Moschee in centre such as supporting the building of a mosque in the 2003, riefen immer auch frauenfeindliche antidemokratische municipal district Pankow always call anti-woman anti-dem- Kräfte auf den Plan. In den 1990ern und zu Beginn der 2000 ocratic forces. In the 90’s and at the beginning of the 2000’s er Jahre waren dies meist Gruppen aus der neofaschisti- there were mostly groups of the neofascist scene. On the schen Szene. So gab es am Internationalen Frauentag 2013 International Women’s festival in 2013 there were provocations im Eingangsbereich des Frauenzentrums Provokationen der of Pankow Nazis in the entrance area of the centre. Quickly Pankower Naziszene. Schnell entwickelte sich hier eine gut there arose a well-working partnership with the police and the funktionierende Partnerschaft mit der Polizei und mit dem Pankow Register, which documents and persecutes neofascist Pankower Register, das neofaschistische und rechtsradikale and extreme right-wing attacks. There is also offered profes- Angriffe dokumentiert und verfolgt. sional legal advice in the woman’s centre. Paula Panke e.V. öffnete seit dem Jahre 2015 seine Türen für geflüchtete Frauen* und Kinder aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Als aktiver Teil der Bezirksinitiative „Pankow hilft“ wurden diese Frauen* und ihre Kinder beim Ankommen in vielfacher Hinsicht unterstützt. Das betraf den Spracherwerb, den soziokulturellen Austausch, gemeinsame Veranstaltungen From 2015 the centre is open for women and children who wie den Internationalen Frauentag und Nachbarschaftsfeste. escaped from Syria, Afghanistan and Iraq. As part of the munic- Bis heute gehören Angebote für und mit geflüchteten Frauen ipal district initiative „Pankow helps“ these women and chil- zum Leistungsangebot des Frauenzentrums Paula Panke e.V. dren were supported in many ways like language acquisition, socio-cultural exchange, organising common events and festi- Ende April 2018 gab es Informationen über eine geplante, vom vals. Until today there are offers for these women and children. Grünflächenamt Pankow genehmigte, 1. Mai Veranstaltung der AfD, in einem öffentlichen Park direkt gegenüber dem Frau- At the end of April 2008 there were information about a planned enzentrum Paula Panke e.V. Vorstand und Team verständigten event on the 1st May by AfD (Alternative for Germany – a right- sich über mögliche Proteste. Es bestand Klarheit darüber wing party). This event was approved by the parks department etwas zu tun, gemeinsam mit demokratischen Organisationen in Pankow and took place in a park directly opposite the wom- der Pankower Zivilgesellschaft. Als sich die Informationen an’s centre. Board and team of the centre communicated about über den 1. Mai bestätigten, entschlossen sich die verantwort- possible protests. It was clear to have to do something, together lichen Kolleginnen des Frauenzentrums am 1. Mai alle Räume with democratic organisations of the Pankow civil society. des Projekts für eine friedliche Maifeier, einen friedlichen When the information were confirmed the staff decided to open Protest gegen die Provokation der AfD, mit Antifaschist*in- all rooms for a peaceful May Day celebration and a peaceful nen, Jugendinitiativen und Vertreter*innen demokratischer protest against the provocation of AfD. Invited were all antifas- Parteien zu öffnen. Rund um das Frauenzentrum gab es an oben: Fassade des cists, youth projects and representatives of democratic parties. diesem Tag seit den frühen Morgenstunden weiträumige Paula Panke e.V. Around the woman’s centre there was a police cordon covering polizeiliche Absperrungen. am 1.Mai 2019 a wide area. Im Laufe des Tages besuchten unsere Räume ca. 300 Men- schen, die gegen die Veranstaltung der AfD protestierten. Es war ein Fest mit vielen Nachbar*innen, Menschen unter- schiedlichen Alters und unterschiedlicher politischer Gesin- nung. Es wurde geredet, friedlich protestiert, vernetzt und diskutiert. Viele Nachbarn malten spontan Transparente für ein buntes solidarisches Pankow und befestigten diese an There were around 300 hundred people visiting our rooms ihren Balkons und Fenstern. during the day and protesting against the event of AfD. It was Vor dem Frauenzentrum hatte die Antifa Pankows einen Bus a festival with many neighbours, people of different age and mit Lautsprecher postiert. Das AfD „Fest“ besuchten ca. different political attitude. They talked to each other, protested 30 Bürger*innen. Trotz angespannter Situation und vieler peacefully, networked and discussed. Many neighbours painted Befürchtungen blieb der Tag bis zum Abend friedlich – ein banners spontaneously and fixed them to their balconies and Resultat des friedlichen Protests und der Besonnenheit der windows. These banners expressed the wish for a colourful Polizei. Auch die offenen Türen und die Gastlichkeit des Frau- Pankow in solidarity. In front of the woman’s centre Antifa enzentrums Paula Panke e.V. trugen wesentlich dazu bei. Pankow had stationed a bus with loudspeakers. In spite of a tense situation and a lot of fears the day remained a peace- Bereits am 2. Mai wurde eine Pressemitteilung der Arbeitsge- ful one till the evening. This was a result of both the peaceful meinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) Pankow unter protest and the prudence of the police. The open doors and the der Überschrift „Radikale Solidarität mit dem Frauenzentrum hospitality of the woman’s centre guaranteed this as well. Paula Panke e.V.“ veröffentlicht. Hintergrund war die Presser- klärung der Berliner AfD zum 1. Mai 2018, in der das Frauen- Already on 2nd May there was published a press release of the zentrum als „linksgrün versifftes“ Projekt, das die „militante community of social-democratic women in Pankow titled „Radi- Antifa“ unterstütze, bezeichnet wurde. cal solidarity with the woman’s centre Paula Panke e.V.“ Back- ground was a press release of AfD from 1st May 2018 in which Am 7. Mai 2018 stellte die AfD in Pankow eine parlamentari- the centre was titled a „left-green filthy project“, which supports sche Anfrage an die Bezirksverordnetenversammlung (BVV). the „militant Antifa“. Dem folgte eine parlamentarische Anfrage am 8. Mai der Berliner AfD im Abgeordnetenhaus. Kern der beiden Anfragen On 7th May there was a parliamentary inquiry of AfD Pankow bilden die Infragestellung der Legitimität und der öffentlichen in the regional parliament. It was followed by a parliamentary Finanzierung des Frauenzentrums Paula Panke e.V. In den 22 inquiry on 8th May in the chamber of deputies of Berlin. Fragen wurde u.a. Veranstaltungen zum Recht von Frauen auf The centre of both inquiries form fundamental questions about Schwangerschaftsabbruch als Verletzung des „Lebensschut- the legitimacy and the public financing of Paula Panke e.V. There zes“ diffamiert, die Verletzung „politischer Neutralität“ durch were 22 questions. Events about the women’s right of abortion das Frauenzentrum angegeben, die Unterstützung „verfas- were defamed as violation of the „ life protection“, the viola- sungsfeindlicher linksextremer Organisationen“ unterstellt. tion of „political neutrality“ was claimed and the support of Auch die Leiterin des Frauenzentrums wurde mehrfach per- anti-constitutional left-wing extremists implied. Even the head sönlich und namentlich angegriffen. of the woman’s centre was attacked personally and by name. Sofort gab es von demokratischen Parteien und zivilge- sellschaftlichen Organisationen große Solidarität mit den Mitarbeiter*innen des Frauenzentrums. In Kooperation und mit hohem Zeitaufwand mit den Verwaltungen wurden die Anfragen beantwortet. Es gab jedoch auch Verunsicherung bei Besucher*innen und Mitarbeiter* innen wegen unserer klaren öffentlichen politischen Positionierung. Daraufhin setzte ein noch andauernder Diskussionsprozess im Vor- stand, Verein und Team ein. Unterstützend wirkte sich dabei die kluge Begleitung durch Mitarbeiter*innen von „Moskito“ aus. Gemeinsam wurde beraten, wie wir mit diesen Angriffen rechtspopulistischer Kräfte zukünftig umgehen, wie wir uns schützen können und aufrecht bleiben. Noch im Herbst 2018 Immediately there was a great solidarity of democratic parties gründete sich ein breites Pankower Frauenbündnis gegen and organisations with the staff of the centre. The questions Rechts. were answered in cooperation with the administration and needed a high expenditure of time. However there were feel- Im Januar 2019 nahm das Bündnis „ Frauen gegen Rechts“ ings of uncertainty among visitors and the staff because of our an der Pankower Lichterkette aus Anlass des Jahrestages clear public political standing. As a result of this there is still an der Befreiung des KZ Auschwitz teil. Beim anschließenden ongoing discussion in the board and the team. Together we dis- Gedenkgottesdienst in der Kirche von Alt- Pankow erklärten cuss how to handle attacks by right-wing populist forces in the sich die Teilnehmer*innen solidarisch mit dem Frauenzent- future, how to protect ourselves and how to remain upright. Still rum Paula Panke e.V. Die Rede der Leiterin des Frauenzent- in autumn 2018 there was founded a broad alliance of women rums wurde in der vollbesetzten Kirche mit großer Sympathie against Right. und Solidarität aufgenommen. Eine anschließende Kollekte für das Frauenbündnis gegen Rechts zeigte die große Unter- In January 2019 „Pankow Friedenskreis“ (Pankow Peace Circle) stützung vieler Pankower Bürger*innen. Das Pankower invited the head of the woman‘s centre into church. It took place Bündnis trat in der Folgezeit zum Internationalen Frauentag a commemorative service on the occasion of the International und bei vielen demokratischen Protesten gegen Rechtspopu- Day of the liberation of KZ Auschwitz. The speech was grasped lismus öffentlich auf. in the fully occupied church with much sympathy and solidar- ity. A following collection showed the great support of many Im Juni 2019 gab es eine erneute parlamentarische Anfrage citizens for the women’s alliance. der AfD aus dem Berliner Abgeordnetenhaus zur „Verletzung des Neutralitätsprinzips durch das Frauenzentrum Paula Panke In June 2019 there was again an inquiry of AfD in the chamber e.V.“ Hintergrund war die Stellungnahme des Frauenzent- of deputies. The party claimed the „violence of the neutrality rums, dass es sich bei der AfD um eine demokratiefeindliche principle by Paula Panke e.V.“ Background was the statement of anti-feministische Partei handle. Die am 12. September 2019 Paula Panke e.V. that AfD is an anti-democratic and anti-feminist durchgeführte Tagung demokratischer Organisationen, Wis- party. On September 12, 2019 there was held a meeting of dem- senschaftler*innen und Aktivistinnen zum „Neutralitätsgebot“ ocratic organisations, scientists and politically active persons war eine erneute öffentliche Solidaritätserklärung mit dem about „neutrality rule“. It was a repeated public statement of Frauenzentrum Paula Panke e.V. solidarity with Paula Panke e.V. Das Bündnis „Pankower Frauen gegen Rechts“

Die Angriffe gegen das Frauenzentrum Paula Panke e.V. bewirkten eine Welle der Solidarität von demokratischen Par- teien, Projekten, Initiativen, Kirchen und Einzelpersonen. Da auch Jugendzentren wie das Pankower unabhängige Jugendzentrum JUP von rechtspopulistischen Attacken per- manent betroffen sind, kam der Gedanke, sich künftig gemein- sam für ein vielfältiges, weltoffenes solidarisches Leben in Pankow aktiv einzusetzen.

Im Sommer 2018 trafen sich Aktivistinnen bei Paula Panke e.V. und starteten die Initiative zur Gründung eines parteiun- abhängigen Bündnisses„Pankower Frauen gegen Rechts“. Im Bündnis arbeiten inzwischen Menschen aus Parteien, Frauen- und Jugendprojekten, Kirchen sowie Einzelpersonen. Überall in Berlin und auch an Orten, wo Widerstand gegen Rechts angesagt ist, ist das Bündnis gemeinsam mit Initiativen wie den „Omas gegen Rechts“ und vielen anderen zu finden.

Kontakt: www.facebook.com/PankowerFrauengegenRechts

links: Das Bündnis protes- tiert mit tausenden, meist jungen Leuten am 17. September 2019 für sexuelle Selbstbestimmung, Frauenrechte und gegen Antifemi- nismus weltweit.

rechts: Heilig-Kreuz Kirche in Berlin Kreuzberg links oben: „Pankower Frauen gegen Rechts“ am Alexanderplatz links unten: Am Ort der faschistischen Bücherverbren- nung demonstriert das Pankower Bündnis gemeinsam mit antifaschistischen Orga- nisationen und Initiativen am 13. Oktober 2019 auf dem Bebelplatz für Demokratie und eine starke Zivilgesellschaft gegen oben: eine provozierende Kundgebung aus „Pankower Frauen gegen Rechts“ dem Spektrum der „Reichsbürger“. ziehen durch Berlin Interviews von Pankow hatte mich darauf ange- gesagt, ich mache auch mit. Damals sprochen. Ich habe es gemacht, weil es war ich hier noch nicht angestellt. sehr wichtig war, da viele Frauen mit Ich kam mit meinen drei Töchtern. Es diesem kulturellen Hintergrund sich waren so viele und hier im Haus wur- sehr schwer tun diesen Sprachkurs in den Transparente rausgehängt. Paula Ana Villegas sprach mit Mitglieder*innen, Aktivist*innen und Angriff zu nehmen. Wenn Männer dabei Panke e.V. hatte natürlich auch ein tolles Bürger*innen über die Angriffe auf den Paula Panke e.V. und sind, dann äußern sie sich nicht, weil sie Transparent. Es war auch ein Lautspre- ihre Erfahrungen mit rechter Gewalt gegen Frauen. sich schämen. Dieses Engagement hat cherwagen von der Antifa da, direkt mich aber auch von meinem damaligen vor unserer Tür. Das war gut, später hat Partner entfernt. Er konnte dieser Kultur sich herausgestellt, na ja, vielleicht war Vor zehn Jahren kamst du nach Berlin nichts abgewinnen. Es war ganz klar, es auch nicht so gut, weil die AfD dann Pankow. Du engagiertest dich bei „Pan- dass er da ganz negativ eingestellt war. uns mit der Antifa zusammengesteckt kow hilft“, „Zukunftswerkstatt Heiners- Damals hatte ich Zeit, weil meine Kleine hat, was aber okay war. Die AfD meinte, dorf“ und seit letztem Jahr im Bündnis im Kindergarten war. Er hat mitbekom- wir dürfen nicht politisch sein, weil wir „Pankower Frauen* gegen Rechts“. men, dass ich das mache und sagte zu öffentliche Gelder zur Verfügung haben. Warum dieses Engagement? mir, ich solle es nicht tun, es sei gefähr- So ein Quatsch. Ich habe noch gut in Mein Vater ist Islamwissenschaftler und lich. Es hat sich so herauskristallisiert, Erinnerung, eine ganze Mauer von Poli- ich war als Kind, mit Unterbrechung, dass ich mit ihm nicht mehr zusammen zisten, ca. 300 standen auf der anderen immer wieder über sechs Jahre lang sein konnte. Irgendwann in der Eltern- Straßenseite mit dem Gesicht zu uns, in in Marokko. Als die Kriegsflüchtlinge zeit habe ich mich entschieden, nicht zu voller Montur. Dann kamen von hinten aus Syrien kamen, habe ich sofort eine meiner eigentlichen Arbeit zurückzukeh- AfD-ler von dem Sommerfest mit Red totale Verbundenheit, eine Vertraut- ren. Ich habe mich gegen den kommer- Bull Dosen und haben es direkt an die heit gespürt. Klar, sie kamen nicht aus ziellen Werbebereich entschieden. Ich Polizisten verteilt, die es auch genom- Marokko, aber die Sprache, die Kultur... beschloss, in einer sozialen Einrichtung, men haben. Ich erlebe es nicht zum Ich kenne die Sprachmelodie, wenn im Verein, mein Geld zu verdienen. ersten Mal, dass da AfD-ler kommen ich zuhöre verstehe ich es auch, ich Heute habe ich immer noch sehr viele und den Polizisten auf die Schulter klop- verstehe diese ganze Kultur. Wir waren Themen mit geflüchteten Frauen, fen und umgekehrt. Aber was wir auch ja nicht nur einfach so dort, wir haben arbeite aber immer mehr mit jungen erlebt haben, war eine totale Solidarität teilweise mit den Familien gelebt. Das Müttern. Unterstützungsangebote von den Nachbarn und vielen anderen. hat mich sehr geprägt. Eines Tages rief für alleinerziehende Mütter sind mein Viele haben dann auch Paula Panke e.V. Lilly Granitz 1973 in Graz geboren, mich meine Freundin an und sagte: Schwerpunkt. Ich verstehe mich als entdeckt, auch Männer, die natürlich hier Designerin, kam 2009 nach Berlin, „Lilly, komm, hilf mal, die brauchen ganz Feministin und engagiere mich politisch nicht gewöhnlich ein- und aus gehen. hat 5 Kinder und lebt in Berlin Pankow. dringend Hilfe, egal wo, in der Kleider- gegen Rechtspopulismus. Die Türen waren ja für alle aufgemacht kammer oder in der Kinderbetreuung“. worden und die Leute fanden das alles „Pankow hilft“ war die erste große Ini- Am 01. Mai 2018 hat das Frauenzentrum total cool. Alle haben sich hier super „Es geht nicht ohne bunt tiative hier in Pankow, die diese ganzen Paula Panke e.V. die Türen geöffnet, weil verhalten, haben geholfen Brötchen zu Kleiderkammern, Spenden und Rechts- im Park gegenüber die AfD ein Famili- schmieren und später beim Abwasch… zu sein, es geht nicht anwälte organisiert hat. Es wurden enfest feierte. Wie hast du diesen Tag in also ich bekomme jetzt noch Gänsehaut. Helfer für die Anträge bei der Ausländer- Erinnerung? Es war wirklich sehr schön. Was auf der ohne Vielfalt, sonst sind behörde gebraucht. Ich habe gesehen, Ich erfuhr, dass die AfD im Bleichröder- anderen Straßenseite abgelaufen ist, wir eine Gesellschaft wie hier wird jede gebraucht. Deshalb habe park ein Familienfest organisiert und war nicht schön. Und was nach diesem ich mich auch engagiert. Dann habe ich dass Paula Panke e.V. spontan entschied 01. Mai von der AfD kam… Also die AfD im Nationalsozialismus.“ für die Zukunftswerkstatt Heinersdorf die Türen zu öffnen für all die Demonst- sitzt in der Opposition und das, was sie einen Sprachkurs nur für Frauen auf- rierenden und Nachbarn, die damit nicht tut, ist Kleine Anfragen zur inhaltlichen gebaut. Die Gleichstellungsbeauftragte einverstanden waren. Ich habe sofort Arbeit und zur Finanzierung von Paula Panke e.V. und anderen Vereinen zu einfach was tun und uns nicht ein- Samenspende bekommen haben und stellen, ununterbrochen, also sie hält schüchtern lassen. hier gebe ich den Frauen einen Ort, um damit das Tagesgeschäft von Vereinen, sich auszutauschen. Das merke ich, dass von Organisationen, vom Bezirksamt Wirken diese Anfragen der AfD ein- es sehr gut angenommen wird. Dann auf. Sie versuchen die ganze Zeit nur zu schüchternd auf dich? habe ich eine Frauenfrühstücksgruppe bremsen und zu provozieren, so sehe Nein, auf mich nicht, es ist eher ein mit älteren Frauen. Zuerst war ein biss- ich das. Das ist das, was sie können und „Jetzt erst recht“. Nach dieser Mai- chen Misstrauen vorhanden, aber mitt- meine Hoffnung ist, dass sie nicht viel Demo entstand ja auch das Bündnis lerweile habe ich sie von einer komplett mehr können. Man hat es in Österreich „Pankower Frauen* gegen Rechts“. Ich durchorganisierten Gruppe zu einer gesehen und nicht zum ersten Mal, wir habe das Gefühl, alle Frauen, die da mit- wirklichen Selbsthilfegruppe geführt, hatten ja schon mal den Hayder, der machen sind starke Frauen, die sagen was sie ja eigentlich sein soll. Freitags auch gescheitert ist und jetzt der Stra- „Mit uns nicht“. Wir wollen zeigen, dass habe ich die Gruppe mit geflüchteten che, also, sie sind nicht die Klügsten. Sie nicht alle so denken wie die AfD glaubt, Frauen und die Gruppe „Tränen statt haben natürlich Unterstützer, aber ich sondern dass es hier viele gibt, die nicht Mutterglück“, das ist, um Frauen mit glaube und hoffe, sie sind einfach nicht dafür sind. Die Mehrheit sind nicht die, postnataler Depression einen Raum in der Lage, eine politisch starke Kraft zu sondern wir. anzubieten. Dann gibt es den feminis- werden. tischen Lesezirkel, den leite ich nicht, Warum ist dir eine bunte, offene Gesell- den gibt es einmal im Monat. Den macht Welche Gefahren siehst du konkret bei schaft wichtig? meine große Tochter. Ja, meine Tochter der AfD? Für mich ist es so, es geht nicht ohne ist begeistert, dass ich jetzt in diesem Ich muss den direkten Vergleich mit bunt zu sein. Es geht nicht ohne Vielfalt, Bereich arbeite. Sie hat erlebt, dass ich Österreich nehmen, da hat man es gut sonst sind wir eine Gesellschaft wie im keine Zeit hatte, als sie klein war, dass gesehen. Bis August gab es die FPÖ Nationalsozialismus. Dieser Gedanke ich nur am Arbeiten war und dass es und es wurden ca. 20% der Frauenzen- kommt mir in den Sinn, da sind wir kommerzielle Arbeit war, da ging‘s nur tren geschlossen, es wurden 30% der alle gleich fern- und fremdgesteuert. um Geld, da ging‘s um Termine einhal- Gelder für Stadtteilzentren gekürzt. Furchtbar. ten. Stress pur. So wollte ich nicht arbei- Also ich weiß wie es gehen könnte. ten und leben. Sie merkt jetzt einfach, Sollte jemals die AfD an die Regierung Welchen Beitrag leistest du mit deiner dass ich glücklicher bin. Für sie war das kommen, dann haben wir ein großes Arbeit? Thema Feminismus schon immer ganz Problem, nicht nur wir natürlich. Es ist ein Tropfen. Nun bin ich bei Paula wichtig und jetzt bringt sie sich schon Natürlich habe ich auch persönlich Panke e.V. angestellt. Seit es mich hier sehr ein. Angst, wenn ich sehe, dass 2017 die gibt, haben wir zwei Krabbelgruppen, AfD hier 20% hatte. Ich lebe hier und vor allem die Krabbelgruppe für allein- wenn ich denke, meine Tochter geht erziehenden und Single Mütter, die jetzt hier in die Grundschule und dann wird gut besucht. Die gab es wohl in sehe ich viele Zugezogene aus Mitte, dieser Form zumindest noch nicht. Die Prenzlauer Berg, Eltern, die mir ver- Frauen, die hierher kommen, waren sehr traut sind, so wie sie leben. Ich sehe begeistert, weil sie erzählten, es gäbe aber auch Eltern, wo ich mir denke, da wohl Krabbelgruppen, aber die The- möchte ich nicht grad wissen was er men, die sie beschäftigen, werden nicht wählt. Auf der anderen Seite würde ich angesprochen. Wir haben hier ganz immer auf die Straße gehen. Ich war speziell die Gruppe „Single Mütter“, es bei den ganzen Demos, von „Pankower sind Frauen, die geplant von Anfang rechts: Frauen* gegen Rechts“ dabei, weil es an ihr Kind allein bekommen haben. Es Tafel an der Fassade mir einfach wichtig war. Wir müssen gibt keinen Vater, weil sie ihr Kind durch des Paula Panke e.V. „Diese Polarisierung Für mich ist die AfD eine Partei, der auch Und die Atmosphäre ? Kirchengemeinden und Einzelpersön- gezeigt werden muss, sie ist in einer Min- Die Atmosphäre war total angenehm, lichkeiten mit dem Frauenzentrum Paula der Gesellschaft und der derheit und sie verkörpern nicht die Mehr- sehr leicht. Es ist ja bei uns nicht üblich, Panke e.V. digitale und reale Hass heit. Diese Partei erklärt Kriegsflüchtlinge dass so viele Männer rein- und rausge- für schuldig an allen Missständen dieser hen. Es waren sehr viele junge Leute Worauf bezogen sich die parlamentari- sind erschreckend. Gesellschaft. Diese Partei sät Hass da, Aktivistinnen aus Jugendzentren, schen Anfragen, was bezweckt die AfD aus dem Terror gegen Migrant*innen politischen Parteien und Organisatio- mit solchen Anfragen? Es ist, als ob sich unsere erwächst. Die Schulerziehung der Kinder nen, viele Nachbarn. Sie saßen bei uns Ihr Ziel ist vor allem den politischen, Zeit wieder in Richtung soll die Sexualkunde aussparen, damit im Garten. Es war eine tolle Stimmung, sozialen und kulturellen Ansatz unserer sie gar nichts über ihre eigene Sexualität ganz einfach: wir sind hier, ganz fröhlich Arbeit in Frage zu stellen. Sie wollen uns Vergangenheit bewegt.“ erfahren, über die Vielfalt der Geschlech- und entspannt. Das hat die Jungs von unsere Legitimität absprechen, da sie ja ter und Sexualität nichts wissen. Schlei- der AfD wohl auch am meisten geärgert. Gender, Gleichstellung aller Geschlech- chende Machtübernahme passiert, Es war einfach sehr schön, dass so viele ter und Feminismus für Teufelszeug Faschismus passiert und passiert heute Nachbarn mit dabei waren, so viel unter- halten. Ich glaube, unsere Arbeit gefällt immer noch, dadurch dass die Mehrheit schiedliche Leute, vereint im fröhlichen ihnen ganz und gar nicht. Diese Arbeit, Dr. Ursula Geißler – Vorstand Paula Panke e.V., still hält, sich nicht zeigt. Protest. dass Frauen die Freiheit haben ihr Leben seit der Gründung von Paula Panke e.V. im Unser politisches Handeln am 1. Mai so zu leben, wie sie möchten. Das ist Verein aktiv, im Vorstand seit 23 Jahren ist über mehrere Stufen als Reaktion Wir haben Sie das „Fest“ der AfD wahr- nicht ihre Agenda. Sie wollen Verunsi- entstanden. Der erste Impuls war, genommen? cherung stiften, auch bei den Zuwen- wir wollen uns zeigen. Dann haben Wir sind vorbeigelaufen und haben die dungsgebern wie dem Senat oder dem wir angefangen zu überlegen, welche Handvoll Männer gesehen, Bratwurst Bezirk. Wir beziehen öffentliche Mittel Aktionen wir machen können. Eine Idee essen, mit schwarzen Sonnenbrillen. Sie auf der Grundlage von Zuwendungs- Es geht um die rechtspopulistische war die Zugangswege zu diesem Park haben uns ständig fotografiert. Es war verträgen und erfüllen einen wichtigen Angriffe gegen Paula Panke e.V., insbe- mit unseren Sprüchen „Der Reichtum schon irgendwie merkwürdig und dann sozialen kulturellen Auftrag in der sondere nach dem 01. Mai 2018. der Vielfalt“ oder „Wir sind eine bunte diese vielen Leute auf unserer Seite.... Gesellschaft. Sie wollten wissen wie Ja, das war sicher der Auslöser. Der Familie“ oder „Schöner leben mit viel Geld für was wir erhalten. An dieser Auslöser, dass die AfD uns bemerkt hat, Feminismus“ zu bestücken. Dann kam Wie ging es weiter, nach diesem 1. Mai? Stelle muss ihnen auch mal jegliche was wir ja auch wollten. relativ bald die Idee, unsere Türen zu Eine üble Presseerklärung der Ber- mediale Kompetenz abgesprochen wer- öffnen und ein Fest zu machen, eine Art liner AfD mit solchen Aussagen „ wir den, da all diese Dinge ja eh öffentlich Sie haben alle ziemlich schnell reagiert, Straßenfest als Alternative. Dann war werden diesen ökokommunistischen sind. Es gibt eine Transparenzdatenbank, als Sie von dieser AfD-Veranstaltung das wieder vom Tisch, weil sich schon Sumpf trockenlegen“ folgte gleich alles ist öffentlich, keine Geheimnisse, zum 1. Mai hörten. Wie kam es zu dieser verschiedene Gegendemos angemeldet am 2. Mai. Danach Parlamentarische sie könnten also alles wissen, aber sie zeitnahen Reaktion? hatten und als dann klar wurde, dass bei Anfragen der AfD zu Paula Panke e.V. wollen uns und die Verwaltung auch Ich hörte es von einer Kollegin vom uns auf der Straße die Antifa mit Laut- Zuerst im Berliner Parlament und dann gerne von unserer eigentlichen Arbeit Jugendklub JUP e.V. Sie kam mit einer sprechern sein würde, dann wussten wir in der Bezirksverordnetenversammlung abhalten. Sie wollen uns im Grunde Protesterklärung zu Paula Panke e.V. es würde auch viel Polizei da sein. So (BVV) mit unendlich vielen Fragen zu genommen durch anhaltende Delegiti- gegen dieses Fest der AfD. Da ging es gingen die Überlegungen dahin, dass allen möglichen Themen, aber auch mierung abschaffen. eher um technische Fragen, kann man wir etwas Beruhigendes, einen friedli- direkten namentlichen Attacken gegen diese Erklärung veröffentlichen, ist die chen Protest hinkriegen müssen. Das ist unsere Geschäftsführerin. Da haben wir Ist das nicht eine reale Bedrohung? juristisch so, dass man nicht angreifbar dann auch wunderbar gelungen. Bei uns schon überlegt auch juristisch gegen Na klar. Meines Erachtens waren und ist. Es ging ziemlich lange um diese konnten alle, die mit uns protestieren diese Angriffe vorzugehen. Wir haben sind die Reaktionen auf solche Angriffe technischen Fragen und dann irgend- wollten gegen diese absurde 1. Mai-Feier uns dann aber für einen politischen aber durchaus unterschiedlich. Ich habe wann habe ich gesagt, wir müssen doch einer rassistischen, demokratiefeindliche Umgang entschieden und uns Verbün- gesagt, dass ich stolz darauf bin, dass was tun, nicht nur Papier, sondern, dass Partei essen, trinken, reden, sich vernet- dete gesucht. Es folgten ja auch sofort die AfD mich als Feindin betrachtet. sie auch erleben wir sind da. zen und die Toiletten benutzen. Solidaritätserklärungen von Parteien, Aber es gab auch andere, die haben da schon eine reale Bedrohung ihrer Arbeit Zeit wieder in Richtung Vergangenheit und ihrer Person gesehen. Das macht ja bewegt. Unfassbar. auch Angst. Es gibt zunehmend terro- Diese Gesellschaftspolarisierung, die ristische Anschläge von Rechten. Aber Kluft zwischen Arm und Reich, der Ruf wir dürfen uns eben nicht einschüch- nach „reinen Nationalstaaten“. Manche tern lassen, wachsam sein und nicht sehnen sich die Idylle einer Vergan- ängstlich. genheit herbei, die es nie gegeben hat. Wir leben alle in einem globalen Dorf, Sind diese Art von Angriffen für ein Frau- auf einem Planeten, der gefährdet ist enzentrum wie Paula Panke e.V. neu? und dafür müssen wir Verantwortung Ja, das gab’s vorher so noch nicht. So übernehmen. unverschämt und frech. Wir waren ja auch nicht die einzigen, der Jugendklub Und was gibt Ihnen die Kraft weiter zu JUP e.V. der diese Erklärung gegen das machen? Wie kommt man gegen diese AfD-Fest am 1. Mai geschrieben hat, hat Ideen an? Ähnliches auch erlebt. Ich denke, das ist so ähnlich wie bei Wir bieten ihnen durch unser Tun und diesem 1. Mai. Es kommt gar nicht unser Selbstverständnis natürlich darauf an, was Du macht, sondern, dass auch die gesamte Breite ihrer eigenen ich was mache, dass ich zeige, ich bin Hassprojektionen. anderer Meinung und falle eben nicht auf diese Polemik der Rechten rein. Was gehört noch zu den Resultaten die- Das sollten wir schon aus der Zeit des ses 1. Mai 2018 ? Faschismus gelernt haben, dass sie zur Auf jeden Fall die Gründung des Panko- Macht gekommen sind, weil so viele still wer Frauenbündnisses gegen Rechts. gehalten haben und nicht protestiert Dann die unglaubliche Solidarität von haben. Man muss widerstehen, auf- allen Seiten gegenüber Paula Panke e.V. stehen, das heißt für mich Demokratie Unser Ansehen ist noch gewachsen. verteidigen. Überall werden wir jetzt als verlässliche Partnerin im Kampf für den Erhalt unse- rer Demokratie und für Menschenrechte wahrgenommen. Wir fühlen uns so als Teil einer neuen noch wachsenden Demokratiebewegung. Irgendwie sind wir auch richtig wach geworden und noch politischer als vorher.

Welche Gefühle bewegen Sie ange- sichts der Tatsache, dass wir nicht nur in Deutschland mit einer realen Gefahr von Faschismus und Demokratieabbau konfrontiert sind? Diese Polarisierung der Gesellschaft Demonstrationszug und der digitale und reale Hass sind gegen die AfD am 1. Mai erschreckend. Es ist als ob sich unsere vor dem Paula Panke e.V. „Ich gehe davon aus, haben. Eine Kollegin fragte, was denn Weltweit haben wir einen Prozess, dass eigentlich passiert wäre, wenn wir Gesellschaften auseinanderdriften und dass diese Entwick- einfach nichts getan hätten an diesem Demokratiefeinde die Zeit versuchen lung gestoppt werden 1. Mai, ein Feiertag eben, arbeitsfrei.Da zurückzudrehen. Es ist so, als bäumen habe ich spontan geantwortet, dass dies sich die Kräfte der Menschenverach- kann und muss. Wir dann nicht mehr Paula Panke e.V. sei, tung, des Hasses gegen alles Lebendige, diese aufsässige Tochter der Friedlichen Vielfältige noch einmal richtig auf, bevor sind viele, überall.“ Revolution von 1989. sie hoffentlich verlieren. Ich gehe davon aus, dass diese Entwick- Mit welchen Arten von Angriffen auf lung gestoppt werden kann und muss. Frauenzentren sahst du dich bisher Wir sind viele, überall. konfrontiert? Hat sich hier in den letzten Jahren etwas verändert? Ja, diese drei parlamentarischen Anfra- gen waren schon eine völlig neue Qua- lität. Aber es gab auch vorher schon Astrid Landero kleinere Zwischenfälle von ortsansässi- Geschäftsführerin Paula Panke e.V. gen Nazis.

Wie bedroht fühlst du die Arbeit von Frau- enzentren oder anderen soziokulturellen Vereinen? Am 1. Mai 2018 lud die AfD Pankow zu mentarischen Anfragen in der BVV sowie Richtig, nicht nur wir werden bedroht. einem Familienfest in den Bleichröder- im Abgeordnetenhaus Berlins zu attackie- Dem VVN (Verein der Verfolgten des park ein, wo u.a. Paula Panke e.V. früher ren. Diese Anfragen bezogen sich jedoch Naziregimes) will man die Gemein- Feste feierte. Wie war das für dich dort nicht nur auf Paula Panke e.V., sondern nützigkeit entziehen, mit uns lebende diese Partei feiern zu sehen? auch auf dich persönlich. Deutsche unterschiedlicher religiöser Ich war sehr wütend, dass im Zentrum Was fühlt man in solchen Momenten, kultureller Herkunft werden bedroht des wunderschönen Bezirks Pankow am wenn man den eigenen Namen in sol- und ermordet, Politiker*innen werden 1. Mai eine solche Partei mit behörd- chen parlamentarischen Anfragen liest? beschimpft und ermordet. Die Panko- licher Genehmigung feiern kann. Als Ach irgendwie auch ein bisschen stolz, wer Jugendprojekte haben permanent ich sie dann sah, diese paar Männeken dass sie mich so verachten und wichtig mit der rechten Szene zu tun. Aber es mit ihren Bratwürsten, war das doch nehmen. Aber, ich finde es schon beun- führt eher zu großer Öffentlichkeit und recht armselig, ganz im Unterschied zu ruhigend, wie wir wieder ausgeschnüf- Solidarität als zu Isolation. Leider sehen den vielen alten, jungen, bunten Pro- felt werden und bedroht werden, ganz noch immer zu viele weg und nehmen testierenden auf unserer Seite. Aber persönlich. die Angriffe auf diese ganz sicher auszu- ich ärgere mich schon noch, dass WIR bauende Demokratie billigend in Kauf. solche Feste nicht mehr hinkriegen, Was haben diese Angriffe in dir ausge- Das ist immer die größere Gefahr, wenn weil uns einfach die Ressourcen fehlen. löst und was bedeutet das für dich und Menschen nicht sehen, welche Gefahren Sehr wenig Personal, hohe Bedürf- das Team? diese Entwicklungen auch für ihr eige- nisse und unglaublich wachsender Für mich bedeutet das, dass ich jetzt nes Leben haben können. Verwaltungsaufwand. erst recht aktiv bleibe und mich noch mehr engagieren werde! Für uns alle hat Welche Gefahren siehst du hier für die Nach dieser Gegenveranstaltung, diesem es dazu geführt, dass wir hochgradig Gesellschaft für das gesellschaftliche Protest, begann die AfD euch mit Parla- politisiert wurden und viel diskutiert Zusammenleben? Impressum

Frauenzentrum Paula Panke e.V. Schulstr. 25 13187 Berlin

Redaktion: Astrid Landero Autorinnen: Astrid Landero, Ana Villegas Gestaltung: Henriette Artz Coverillustration: Henriette Artz Fotos: Paula Panke e.V. mit freundlicher Unterstützung von: Jetzt erst recht!

Paula Panke e.V. Berlin 2020