Gemeinde Ebersburg Landschaftsplan 8

1 ANLASS UND ZIELSETZUNG Die Gemeindeverwaltung Ebersburg hat die Aufstellung eines Landschaftsplanes als öko- logischen Beitrag zu dem neu aufzustellenden Flächennutzungsplan beschlossen. Die Aufgaben und Inhalte der kommunalen Landschaftsplanung ergeben sich aus dem Bundesnaturschutzgesetz (§9 BNatSchG) bzw. dem Hessischen Naturschutzgesetz (§ 4 HENatG). So hat die Landschaftsplanung die Aufgabe die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege für den jeweiligen Planungsraum zu konkretisieren. Dabei sollen die Landschaftspläne den Zustand von Natur und Landschaft darstellen und bewerten. Sie legen für die verschiedenen Naturräume des Planungsgebietes Leitbilder und die Maßnahmen fest, die notwendig sind um diese zu verwirklichen. Gebiete mit be- sonderer Bedeutung für Naturschutz und Landespflege sind darzustellen. Der Landschaftsplan ist das wichtigste Instrument auf gemeindlicher Ebene, um diese Ziele zu erreichen und erleichtert mit konkreten Maßnahmenvorschlägen die Umsetzung. Die im Landschaftsplan vorgegebenen Ziele und Leibilder sollten bei allen natur- und land- schaftsrelevanten Abwägungsprozessen mit einbezogen werden sowie bei der Aufstel- lung von Bauleitplänen (§34 und §35 BauGB) berücksichtigt werden. Betrachtet werden die natürlichen Grundlagen Boden, Wasser, Klima, Pflanzen- und Tier- welt, das Landschaftsbild sowie die Möglichkeiten der landschaftsgebundenen Erholungs- vorsorge im Gemeindegebiet. Der Landschaftsplan wird für das gesamte Gemeindegebiet aufgestellt und ist die land- schaftsplanerische Grundlage für die Flächennutzungsplanung. Landschaftspläne werden gem. § 6 des Hessischen Ausführungsgesetzes zum Bundesnaturschutzgesetz (HAG- NatSchG) als Bestandteil des Flächennutzungsplans im Benehmen mit den Naturschutz- behörden erstellt. Durch die Übernahme der Inhalte des Landschaftsplans in den Flächen- nutzungsplan erlangen diese verbindlichen Charakter. 1.1 Methodik Bei der Aufstellung des Landschaftsplanes wurde nach dem folgenden Schema vorge- gangen: 1 . Bestandserfassung • Erfassen der übergeordneten Ziel- bzw. Planvorgaben • Erheben und Auswerten vorhandener Daten (bspw. Übernahme von Schutzgebie- ten und weiterer relevanter Sekundärdaten) sowie Darstellung des lst-Zustandes • Flächendeckende Nutzungs- und Biotoptypenerfassung; Erfassung möglicher Ent- wicklungspotentiale • erläutert und dargestellt in Kap. 2 Planungsvorgaben, in Kap. 3 Planungsgrundla- gen und Kap. 4 Aktuelle Raumnutzungen sowie in der Karte 2 "Biotoptypenkartie- rung" 2. Beschreibung und Bewertung der Schutzgüter • Bewertung des lst-Zustandes aufbauend auf der Realnutzungskartierung

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• Darstellung sensibler Bereiche, vorliegender bzw. zu erwartender Vorbelastungen und Gefährdungen • Formulierung von Leitbildern und Zielen für die einzelnen Schutzgüter • Erläutert und dargestellt in Kap. 5 Erfassung und Bewertung der Schutzgüter und in den Karten 2 „Schutzgebiete“, 3 „Biotopbewertung“, 4 „Acker- und Grünland- zahl“, 5 „Wasser“, 6 „Naturerlebnis und Erholung“ 3. Formulierung von flächendeckenden örtlichen Leitbildern und Planungszielen für ein- zelne Teilräume unter Abwägung konkurrierender Ziele wie Naturschutz, Erholungsnut- zung und aktueller Landnutzung • Einbindung der Ziele der einzelnen Schutzgüter • Sicherung und Entwicklung von Lebensräumen mit besonderer naturschutzfachli- cher Bedeutung • Aufzeigen des Handlungsbedarfs zur Stärkung von Funktions- und Lebensraum- beziehungen • Darstellung von Entwicklungspotentialen • Vermeidung und Minimierung bestehender und absehbarer Konflikte • Darstellung von Entwicklungszielen in Text und Plan • dargestellt in den Steckbriefen der einzelnen Teilbereiche im Anhang und in der Karte 7 „Leitbild“ 4. Maßnahmen- und Handlungskonzept • Ableiten von Erfordernissen und Maßnahmen zur Umsetzung der Ziele der Land- schaftspflege und des Naturschutzes • Darstellung von Lösungsmöglichkeiten für Konflikte, z. B. anzustrebende Nut- zungsumwandlungen bzw. Nutzungsbeschränkungen, Pflanzmaßnahmen, Pfle- gemaßnahmen etc. • wird unter Kap. 6 erläutert und in der Karte 8 "Entwicklung" dargestellt • in Kap. 6.6 wird eine tabellarische Übersicht der einzelnen Maßnahmen geliefert

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2 PLANUNGSVORGABEN 2.1 Rechtliche Vorgaben Neben dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) gibt das Hessische Ausführungs- gesetz zum Bundesnaturschutzgesetz (HAGBNatSchG) Hinweise zur Aufstellung von Landschaftsplänen. Neben diesen sind weitere Verordnungen und Gesetze nach Landes-, Bundes- und euro- päischem Recht zu beachten, u. a.: • Baugesetzbuch (BauGB) • Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) • EG-Vogelschutzrichtlinie • Hessisches Naturschutzgesetz (HENatG) • Wasserhaushaltsgesetz (WHG) / Hessisches Wassergesetz (HWG) • Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) • Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) • Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) / Hessische Altlasten- und Bodenschutzge- setz (HAltBodSchG) • Bundeswaldgesetz (BWaldG) / Hessisches Waldgesetz (HWaldG) 2.2 Planerische Vorgaben – Landschaftsrahmenplan Der Landschaftsrahmenplan Nordhessen zeigt als Fachplan den derzeitigen Bestand und die Entwicklungsperspektiven für Natur und Landschaft im nördlichen und östlichen Hes- sen. Er schafft mit seinen getroffenen Aussagen in Text- und Kartenwerk eine wichtige Daten- grundlage für die zukünftige flächenbezogene Planung und gibt Orientierungswerte für kommunale Landschaftspläne. Seine Vorgaben sind zu beachten und in den Landschafts- plänen räumlich und sachlich zu konkretisieren. Nachfolgend sind die das Planungsgebiet betreffenden naturraumbezogenen Zielaussa- gen zusammengefasst.

Naturraum-Nr. 353 Vorder- und Kuppenrhön Offene Landschaft: • Entwicklung extensiv genutzter Lebensräume mit hoher Bedeutung für den Erhalt des genetischen Potentials (extensiv genutztes Grünland, Heckengebiete) • Erhalt und Entwicklung der Borstgrasrasen, Kleinseggenrasen und Bergwiesen in den gesamten höheren Lagen des Naturraumes • Erhalt der vielfältig strukturierten Rhön-Landschaft • Erhalt der Sichtbeziehungen im gesamten Naturraum

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• Schutz der hoch erosionsgefährdeten Hanglagen östlich der Linie Ebersburg - Nüsttal, durch eine ganzjährige Vegetationsbedeckung • Grundwasserschonende Bewirtschaftung von Ackerflächen mit einem hohen Ri- siko der Grundwasserverschmutzung durch Nitrat Wälder: • Erhalt und Entwicklung naturnaher Wälder, insbesondere auf Sonderstandorten wie z.B. Schuttwälder und montane Buchenwälder Gewässer: • Erhalt und Entwicklung der naturnahen Fließgewässersysteme, insbesondere der Lütter, der und weiterer Zuflüsse Sonderstandorte: • Erhalt und Entwicklung von Sonderstandorten wie Basaltschutt, Steilhänge und Felsflanken 2.3 Hessische Biodiversitätsstrategie Die hessische Biodiversitätsstrategie wurde 2013 vom Hessischen Kabinett verabschie- det und bis zum Februar 2016 weiterentwickelt. Ihr Ziel ist die Erhaltung der Biologischen Vielfalt. Diese umfasst die Erhaltung der Lebensräume, der in ihnen lebenden Tiere und Pflanzen sowie die Erhaltung der Vielfalt der genetischen Ausstattung innerhalb einer je- den Art. Die HBS verfolgt 11 Ziele die dem Erhalt unserer Lebensgrundlagen und der schützens- werten Natur an Land und in Gewässern dienen. Hauptaugenmerk liegt auf Arten, für die Hessen eine besondere Verantwortung hat, sowie auf Arten, die auf land- und forstwirt- schaftlich genutzten Flächen vorkommen. Darüber hinaus sollen die hessischen Bürger die biologische Vielfalt in ihrer Region vermehrt wertschätzen und deren Erhalt unterstüt- zen. Alle Ziele der HBS sollen bis 2020 durch die Umsetzung von 120 Aktionen erreicht werden. (Hess. Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucher- schutz, Stand 2017). Die Arten und Lebensräume für dessen Erhaltung das Land und die Kreise eine beson- dere Verantwortung tragen, sind in der „Hessen-Liste der Arten und Lebensräume“ dar- gestellt. Die Liste für den Landkreis Fulda wurde im Rahmen des vorliegenden Land- schaftsplans beachtet. Neben gesetzlich geschützten Arten sind hier auch gefährdete Ar- ten (Rote Liste Kategorie 1 und 2) sowie typisch hessische Arten vertreten. Die sogenann- ten Mitmach-Arten sollen in erster Linie die Bevölkerung ansprechen und diese für die Mitarbeit zum Erhalt der biologischen Vielfalt sensibilisieren. 2.4 Agrarplanung Nordhessen Im Agrarplan Nordhessen wird die aktuelle Situation der Landwirtschaft dargestellt und analysiert. Es sind landwirtschaftsbezogene Daten und Fakten erfasst und bewertet wor- den, welche als Entscheidungshilfe für Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur und ergänzender Maßnahmen im landwirtschaftlichen Bereich dienen sollen. Da landwirt- schaftliche Flächen permanent zu Gunsten anderer Zwecke (neue Bauflächen, neue Ver- kehrsverbindungen, naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen u. ä.) weichen müs- sen, ist ihre Erhaltung wichtig. (AGRARPLAN NORDHESSEN 2008: 1)

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Da sich der Agrarplan Nordhessen bei den für den Landschaftsplan relevanten Themen auf die Inhalte des Landschaftsrahmenplans Nordhessen bezieht und dieser auch für den vorliegenden Landschaftsplan als wichtige Planungsgrundlage dient, liefert der Agrarplan Nordhessen keine zusätzlichen flächenkonkreten Daten für das Planungsgebiet. 2.5 Rahmenkonzept Biosphärenreservat Rhön Im März 1991 wurde die Rhön von der UNESCO zum Biosphärenreservat anerkannt. Das daraufhin erarbeitete Rahmenkonzept versteht sich als Gesamtkonzept welches die Nut- zungsansprüche des Menschen in den Schutz der Landschaft integriert. Oberziel im Bio- sphärenreservat Rhön ist „die Erhaltung und Entwicklung der charakteristischen Kultur- landschaft Rhön“. Es soll eine Kulturlandschaft angestrebt werden, die auf einer schonen- den Nutzung der natürlichen Ressourcen beruht. Folgende sich daraus ergebende Leit- bilder sind auch für das Planungsgebiet von Bedeutung: Ökosysteme: • Erhalt und Entwicklung natürlicher Ökosysteme (Wälder, Fließgewässer) • Erhalt und Entwicklung extensiv genutzter Ökosysteme mit hoher Bedeutung für den Erhalt des genetischen Potentials (ext. genutztes Grünland, Heckengebiete) • Erhalt und Verbesserung der Funktion von Ökosystemen im Naturhaushalt • Verringerung der Belastung des Naturhaushaltes • Entwicklung Landnutzung: • Aufrechterhaltung bzw. Umstellung auf umweltschonende Nutzungsformen und -intensitäten (Ressourcenschutz, Nachhaltigkeit) • Keine wesentliche Belastung von Boden, Wasser und Luft sowie der Lebensräume von Tieren und Pflanzen • Erhaltung und Weiterentwicklung herkömmlicher Nutzungsformen zur Pflege der Kulturlandschaft

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3 PLANUNGSGRUNDLAGEN 3.1 Lage und Struktur der Gemeinde Die Gemeinde Ebersburg mit einer Größe von 37,04 m2 liegt im südwestlichen Teil des Landkreises Fulda, im osthessischen Bergland. Sie ist eingebettet in den Naturraum der Region Hessische Rhön. Angrenzende Gemeinden sind im Westen die Gemeinden und , im Norden Künzell, im Osten Poppenhausen und die Stadt Gers- feld, im Süden die Gemeinde Motten (im Landkreis Bad Kissingen in Bayern).

Abb. 1 Lage im Raum Die Gemeinde Ebersburg besteht aus fünf Ortsteilen: • Weyhers • Ebersberg (Streusiedlung) • Ried • Schmalnau • Thalau (mit Unter-, Mittel- und Oberstellberg, sowie Altenhof)

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Der Ortsteil Ebersberg ist eine Streusiedlung bestehend aus Weilern (Röderhaid, Oberrod u.a.) und Einzelhöfen, die sich zwischen dem Lüttertal und der Ebersburg erstrecken.

Abb. 2 Ortsteile / Gemarkungen im Gemeindegebiet

Die Orte Thalau, Schmalnau und Weyhers sind sich strukturell und von der Größe ähnlich. Es stellt sich kein Grundzentrum im eigentlichen Sinne dar - sie sind vielmehr gleichbe- rechtigte Ortsteile. Dennoch hat die Gemeindeverwaltung ihren Sitz in Schmalnau. Dies war seitens der Regional- und Landesentwicklungsplanung Anlass, diesen Ort als zentra- len Ort der Gemeinde auszuweisen. Im Hinblick auf die bestehende Thematik der gleich- berechtigten Ortsteile der Gemeinde, der demografischen Entwicklung, der Raumstruktur, der Daseinsvorsorge usw. sieht das Hessische Landesplanungsgesetz mittlerweile vor, den Landesentwicklungsplan den tatsächlichen Entwicklungen anzupassen.

Die verkehrliche Anbindung an das überörtliche Straßenverkehrsnetz erfolgt über die BAB A 7 / A 66, Dreieck Fulda bzw. Anschluss Fulda-Süd über die B 27 / B279 nach Thalau / Schmalnau bzw. die L 3307 nach Weyhers / Ebersberg. Die regional bedeutsame „Rhön- bahn“ (Fulda-) verläuft durch Ried und Schmalnau mit jeweils einer Haltestelle.

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3.2 Naturräumliche Gliederung Das gesamte Gemeindegebiet Ebersburg liegt im Bereich der naturräumlichen Hauptein- heit 353 „Vorder- und Kuppenrhön“ im Naturraum 35 „Osthessisches Bergland“. Dabei ist der westliche Teil der Untereinheit 353.1 „Westliches Rhönvorland“ und der östliche Be- reich der Untereinheit 353.21 „Milseburger Kuppenrhön“ zugeordnet. Neben Buntsand- stein bestimmen vulkanische Basalt- und Phonolithgipfel, Muschelkalk und Keuper das Bild. Die mittlere Jahrestemperatur liegt bei 6 bis 8°C, die Jahresniederschlagsmengen bewegen sich zwischen 600 mm und 1100 mm in den höchsten Lagen (Wasserkuppe).

Abb. 3 Naturräumliche Lage

3.3 Potenzielle natürliche Vegetation (nach Bohn 1996) Als potenzielle natürliche Vegetation bezeichnet man den Endzustand der Vegetation, der sich in einem Gebiet unter den dort herrschenden klimatischen Faktoren sowie den Bo- denfaktoren wie Bodenfeuchte, Basengehalt und Nährstoffgehalt etc. ohne menschlichen Einfluss einstellen würde. Sie gibt im Rückschluss Auskunft über die jeweiligen Standort- verhältnisse und liefert die Grundlage zur Beurteilung der Naturnähe der realen Vegeta- tion. Im Planungsgebiet besteht die potenzielle natürliche Vegetation (s. Textkarte) ausschließ- lich aus Laubwäldern. Der typische Hainsimsen-Buchenwald würde auf saurem, nährstoff- armen Substrat den größten Teil der Fläche einnehmen. Einen ebenfalls relativ hohen Anteil hätte der Flattergras-Hainsimsen-Buchenwald, auf sauren, mäßig nährstoffreichen Böden.

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In den Bodenfeuchten bis -nassen Tälern der Fulda, Lütter, und des Döllbachs würden sich nach Bohn artenreiche Stieleichen-Hainbuchen-Auenwälder einschließlich Hainmie- ren-Erlenwälder, örtlich mit Erlensumpfwäldern entwickeln. Im engen Tal der Schmalnau würde sich auf feuchten, stellenweise überfluteten, nährstoffreichen Böden ein „Feuchter Bergahorn-Eschenwald im Übergang zum Stieleichen-Hainbuchen-(Auen)wald ein- schließlich Hainmieren-Erlenwald entwickeln. Hainsimsen-Stieleichen-Hainbuchenwälder wären kleinflächig zwischen Thalau und Schmalnau, östlich von Altenhof und südlich von Röderhaid zu finden. Hainsimsen-Stiel- eichen-Hainbuchen-Auenwald einschließlich bachbegleitender Erlenwälder kämen aus- schließlich im Thalaubachtal vor. Der Platterbsen-Buchenwald, örtlich mit Perlgras-Buchenwald und der Orchideen-Bu- chenwald würden sich auf Muschelkalk nördlich von Weyhers entwickeln. Hainsimsen- Perlgras-Buchenwald, örtlich mit typischem Perlgras-Buchenwald oder Flattergras- Hainsimsen-Buchenwald würden kleinflächig auf Basaltverwitterungsmaterial nördlich von Weyhers und nördlich der Streusiedlung Haukeller entstehen. Feuchter Eichen-Buchenwald käme nur äußerst kleinflächig im Norden von Oberrod vor.

3.4 Schutzgebiete und -objekte nach Naturschutzrecht Naturschutzgebiete Naturschutzgebiete gem. § 23 BNatSchG sind „rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft in ihrer Ganzheit oder in ein- zelnen Teilen erforderlich ist Im Planungsgebiet sind keine Naturschutzgebiete ausgewiesen. Landschaftsschutzgebiete Landschaftsschutzgebiete gem. § 26 BNatSchG sind „rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft erforderlich ist 1. zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und Funktionsfähig- keit des Naturhaushalts oder der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfä- higkeit der Naturgüter, einschließlich des Schutzes von Lebensstätten und Lebensräumen bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten, 2. wegen der Vielfalt, Eigenart und Schönheit oder der besonderen kulturhistorischen Be- deutung der Landschaft oder 3. wegen ihrer besonderen Bedeutung für die Erholung.“ Der östliche Teil des Gemeindegebiets befindet sich innerhalb des Landschaftsschutzge- bietes „Hessische Rhön“. Teilgebiete der Auenbereiche der Fuldaaue, Döllbachaue, Schmalnauaue und Thalaubachaue sind Bestandteile des Landschaftsschutzgebietes „Auenverbund Fulda“. Darüber hinaus sind die eigentlichen Flussläufe von Fulda und Lütter im Landschaftsschutzgebiet „Fluss- und Bachläufe von Fulda und Bieber etc.“ integriert. Naturparke Naturparke gem. § 27 BNatSchG sind „einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende Ge- biete, die

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1. großräumig sind, 2. überwiegend Landschaftsschutzgebiete oder Naturschutzgebiete sind, 3. sich wegen ihrer landschaftlichen Voraussetzungen für die Erholung besonders eignen und in denen ein nachhaltiger Tourismus angestrebt wird, 4. nach den Erfordernissen der Raumordnung für Erholung vorgesehen sind, 5. der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch vielfältige Nutzung ge- prägten Landschaft und ihrer Arten- und Biotopvielfalt dienen und in denen zu diesem Zweck eine dauerhaft umweltgerechte Landnutzung angestrebt wird und 6. besonders dazu geeignet sind, eine nachhaltige Regionalentwicklung zu fördern.“ Der Naturpark Hessische Rhön wurde 1962 ausgewiesen und hat eine Flächengröße von 72.000 Hektar. Sein Ziel ist die Schaffung und Pflege von Biotopen sowie die Opti- mierung und Unterhaltung der touristischen Infrastruktureinrichtungen insbesondere für das Wandern sowie die Ausweisung eines hochwertigen und verlässlich markierten Wan- derwegenetzes. Der Naturpark umfasst das östliche Gemeindegebiet und liegt insgesamt im Biosphärenreservat Rhön. Biosphärenreservat Die Rhön wurde im Jahr 1991 länderübergreifend als Biosphärenreservat anerkannt. Der größte Teil der Gemeinde Ebersburg liegt im Biosphärenreservat Rhön (diese sind auch als LSG Hess. Rhön ausgewiesen). Die Ziele des erarbeiteten Rahmenkonzeptes beru- hen auf dem Erhalt, dem Schutz und der Entwicklung der charakteristischen Kulturland- schaft Rhön unter Einbeziehung von Landwirtschaft, Naturschutz, Tourismus und Ge- werbe. Die Darstellung erfolgt in der Karte 1 „Schutzgebiete“. Naturdenkmale Naturdenkmale gem. § 28 BNatSchG sind „rechtsverbindlich festgesetzte Einzelschöp- fungen der Natur oder entsprechende Flächen bis zu fünf Hektar, deren besonderer Schutz erforderlich ist 1. aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder 2. wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit.“ Die im Planungsgebiet befindlichen Naturdenkmale sind in der folgenden Tabelle darge- stellt.

Tab. 1 Naturdenkmale Naturdenkmale Ebersburg

Kennziffer Lage Bezeichnung 6.31.120 Ebersberg Eichen am Wehlgraben 6.31.121 Ebersberg Eiche in Röderhaid 6.31.122 Schmalnau 2 Linden beim Kreuz auf dem Horstberg 6.31.123 Weyhers 2 Linden am Heiligenhäuschen 6.31.125 Weyhers Eiche am Giebelrainer Weg 6.31.126 Schmalnau Kleinhenz´scher Born

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Gesetzlich geschützte Biotope Gesetzlich geschützte Biotope gem. § 30 BNatSchG sind „bestimmte Teile von Natur und Landschaft, die eine besondere Bedeutung als Biotope haben…“ Für das Gemeindegebiet Ebersburg wurden die Daten aus dem Natureg Hessen (Hess. Naturschutz-Informationssystem, http://natureg.hessen.de) entnommen. Diese Daten ent- halten Hinweise zu Flächen mit gesetzlich geschützten Biotopen. Die teilweise lange zu- rückliegenden Erfassungszeiträume (1992-2006) schränken die Aussagekraft hinsichtlich ihrer Aktualität ein. Erforderlichenfalls sind die Hinweise durch aktuelle Untersuchungen zu ergänzen. Folgende gesetzlich geschützten Biotope sind in der Gemeinde Ebersburg anzutreffen: • 01.162 Sonstige Edellaubbaumwälder • 01.173 Bachauenwälder • 01.174 Bruch- und Sumpfwälder • 02.100 Gehölze trockener bis frischer Standorte • 02.200 Gehölze feuchter bis nasser Standorte • 02.500 Baumreihen / Alleen • 03.000 Streuobstbestände • 04.211 Kleine bis mittlere Mittelgebirgsbäche • 04.212 Große Mittelgebirgsbäche bis kleine Mittelgebirgsflüsse • 04.320 Altwasser • 04.420 Teiche • 04.440 Temporäre Gewässer und Tümpel • 05.130 Feuchtbrachen und Hochstaudenfluren • 05.140 Großseggenriede • 06.110 Grünland frischer Standorte • 06.210 Grünland feuchter bis nasser Standorte

FFH-Gebiete sind Teil des europäischen Netzes aus zusammenhängenden Schutzgebie- ten („Natura 2000“), welche zum Schutz der einheimischen Natur in Europa aufgebaut werden soll. Zwei gesetzliche Richtlinien (FFH-Richtlinie vom 21. Mai 1992, 92/43/EWG; Vogelschutzrichtlinie vom 2. April 1979, 79/409/EWG) bestimmen, welche Gebiete für die- ses Netz geeignet sind. In diesen Richtlinien werden besonders schützenswerte Arten und Lebensraumtypen genannt, für die ein Schutzgebietsnetz aufgebaut werden soll. Die im Gemeindegebiet liegenden die Teilbereiche der Fuldaaue, der Lütteraue und der Schmalnauaue gehören zum FFH-Gebiet „Obere und mittlere Fuldaaue“

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4 AKTUELLE RAUMNUTZUNGEN 4.1 Entwicklung der Flächennutzung Nachfolgende Tabelle zeigt die aktuelle Flächenverteilung (Jahr 2015) im Vergleich zu früheren Jahren (2005 und 2010) in der Gemeinde Ebersburg. Im betrachteten Zeitraum haben sich dabei lediglich kleinere Verschiebungen der Flächenanteile ergeben, wobei auch hier eine Tendenz zur Inanspruchnahme von landwirtschaftlicher Fläche zugunsten anderer Flächennutzungen erkannt werden kann.

Entwicklung der Flächennutzung (in ha) Hessische Gemeindestatistik, Hessisches Statistisches Landesamt, Wiesbaden, 2006-2016

Jahr / Prozentualer Anteil (gerundet) Änderung 2005 % 2010 % 2015 % 2005-2015

Gesamtfläche 3.705 100 3.704 100 3.704 100 %

Gebäude-/Freifl. 232 6,3 232 6,3 233 6,3 +/- 0

Betriebsfläche 4 0,1 7 0,2 9 0,2 + 0,1

Erholungsfläche 5 0,1 5 0,1 7 0,2 + 0,1

Verkehrsfläche 277 7,5 278 7,5 278 7,5 +/- 0

Landw. Fläche 2.141 57,8 2.136 57,7 2.126 57,4 - 0,4

Waldfläche 1.005 27,1 1.002 27,1 1.012 27,3 + 0,2

Wasserfläche 32 0,9 32 0,9 32 0,9 +/- 0

Sonstige 9 0,3 11 0,3 8 0,2 - 0,1

Tab. 2 Entwicklung der Flächennutzung zwischen 2005 – 2015

Das Gemeindegebiet Ebersburg hat einen im Vergleich zum Durchschnitt des Landkrei- ses Fulda (48,4%) deutlich höheren Anteil an landwirtschaftlich genutzter Fläche (57,4%). Auch ist ein höherer Anteil an Verkehrsfläche (7,5%) bzw. geringfügig an Gebäude-/Frei- fläche (6,3%) zu verzeichnen als im landkreisweiten Mittel (6,8% bzw. 6,0%). Auffällig ist der mit 27,3 % eher geringe Anteil an Waldflächen im Gemeindegebiet - im Landkreis Fulda beträgt der Waldflächenanteil durchschnittlich 35,7%. Die weiteren Flächenanteile des Gemeindegebiets liegen etwas unter den Anteilen des Landkreises (Betriebs-, Erho- lungsfläche, sonstige) oder sind annähernd gleich (Wasserfläche). Die in der Tabelle angegebenen Flächengrößen wurden durch das Hess. Statistische Lan- desamt nach der tatsächlichen Nutzung auf der Grundlage des Liegenschaftskatasters erhoben. Dabei werden die verschiedenen Kategorien der Flächennutzung wie folgt defi- niert: Gebäude- und Freifläche: Flächen mit Gebäuden / baulichen Anlagen sowie unbebaute Flächen (Freiflächen), die Zwecken der Gebäude untergeordnet sind (Vorgärten, Haus- gärten, Spielplätze, Stellplätze u.a.).

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Betriebsfläche: Unbebaute Flächen, die vorherrschend gewerblich, industriell oder für Zwecke der Ver- und Entsorgung genutzt werden. Erholungsfläche: Unbebaute Flächen, die vorherrschend Sport und Erholung dienen. Verkehrsfläche: Flächen, die dem Straßen-, Schienen- oder Luftverkehr dienen. Landwirtschaftsfläche: Flächen, die dem Ackerbau, der Wiesen- und Weidewirtschaft, oder dem Gartenbau dienen. Hierzu zählt auch Brachland. Waldfläche: Flächen, die mit Bäumen/Sträuchern bewachsen sind und überwiegend forst- wirtschaftlich genutzt werden, auch Waldblößen, Pflanzgärten, Wildäsungsflächen u.a. Wasserfläche: Flächen, die ständig oder zeitweilig mit Wasser bedeckt sind - gleichgültig, ob das Wasser in natürlichen oder künstlichen Betten abfließt oder steht, einschließlich der zugehörigen Böschungen und dergleichen. Sonstige Flächen: Flächen, die nicht mit einer der zuvor genannten Nutzungsarten be- zeichnet werden können. Hierzu gehören Übungsgelände, Schutzflächen, historische An- lagen, Friedhöfe und Unland.

4.2 Landwirtschaft Nach der Biotop- und Nutzungskartierung des Landschaftsplans (Bestandsaufnahme aus dem Jahr 2017) werden 57 % der Fläche des Gemeindegebiets (ca. 2.100 ha) landwirt- schaftlich genutzt, davon entfallen 59 % der Flächen auf Grünland und 41 % auf Acker: Acker 862 ha 41 % Grünland 1238 ha 59 % Gesamtfläche 2.100 ha 100 % Aufstellung ohne Feldwege!

Abb. 4 Grünland und Ackerflächen im Gemeindegebiet

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Bei den landwirtschaftlichen Nutzflächen im Planungsgebiet handelt es sich nach Aussa- gen der Standortkarte Hessen (natürliche Standorteignung für landbauliche Nutzung) überwiegend um Flächen mit mittlerer Nutzungseignung für Acker- bzw. Grünland. Für den Ackerbau werden im Gemeindegebiet vorrangig Flächen südlich und nördlich von Thalau, nördlich von Ried sowie östlich und westlich von Weyhers genutzt. Als Grünland werden die Flächen in allen Auebereichen sowie die hanglagigen Bereiche genutzt. Eine gemischte Nutzung findet in der Gemarkung Ebersberg im Gebiet der Streu- siedlungen statt.

4.3 Forstwirtschaft Der Waldanteil ist mit 27 % des Gemeindegebiets eher gering. Es sind kaum größere zusammenhängende Waldgebiete vorhanden, dafür gibt es aber eine Vielzahl von Feld- holzinseln und Wäldchen schwerpunktmäßig in den Gemarkungen Ebersberg und Stell- berg. Der größte Teil der Waldflächen (ca. 1/3) wird durch Nadelgehölze dominiert, Laub- /Mischwald machen nur ca. 1/3 der Waldfläche aus- Die zusammenhängenden Waldflächen beschränken sich dabei auf einzelne vorhande- nen Erhebungen / Kuppen wie Roßberg (nordöstlich von Thalau), Küppel, (östlich von Altenhof) und Hägberg (nördlich von Schmalnau).

Abb. 5 Waldflächen im Gemeindegebiet

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4.4 Erholung / Tourismus Das Gemeindegebiet bietet mit seinen reich strukturierten und abwechslungsreichen Landschafträumen und einem gut ausgebauten Rad- und Wanderwegenetz (Fern-/rad- wege/-wanderwege, Rundwege) vielfältige Möglichkeiten einer naturgebundene Erho- lung. Das ausgeprägte Relief mit weiten Tälern und sanften Hügeln und Kuppen bietet interessante Aussichtspunkte und Blickbeziehungen. Die regional bedeutsame Burgruine Ebersburg mit Ihrem Aussichtsturm und den 2 The- menbezogenen Rundwanderwegen (Ritter-Entdecker-Tour, Ritter-Rätsel-Tour), richtet sich durch Ihre Infrastruktur (Parkplatz, Gastronomie mit Spielplatz, Turm) auch an Besu- cher und Gäste der der Gemeinde. Günstig für den Tourismus wirkt sich die gute Lage als Ausgangspunkt für Rhönwande- rungen und die Nähe zu beliebten überregional bedeutsamen Ausflugszielen in der Rhön (z.B. Wasserkuppe, Guckaisee, Milseburg etc.) und zur Stadt Fulda aus. Gastronomie und Unterkünfte sind in ausreichendem Maß vorhanden.

4.5 Siedlung

Abb. 6 Siedlungsflächen im Gemeindegebiet

Siehe F-Plan.

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4.6 Verkehr

Abb. 7 Hauptverkehrstrassen im Gemeindegebiet

Siehe F-Plan

4.7 Wasserwirtschaft Im Gemeindegebiet sind oberirdische Wasserflächen geringer Größenordnung und unter- geordneter Bedeutung für die Wasserwirtschaft vorhanden. Es sind 32 ha mit einem Anteil am Gemeindegebiet von 0,9 % zu verzeichnen (vgl. Kap. 4.1). Für den Naturschutz und die Erholung sind die Flüsse mit den zugehörigen Auensystemen allerdings von beson- derer Bedeutung. Unterirdisches Wasservorkommen (Grundwasser) wird zur Gewinnung von Trinkwasser bewirtschaftet. Im Gemeindegebiet Ebersburg wird Trinkwasser zur Versorgung der Be- völkerung an mehreren Stellen gewonnen. Neben den vorgenannten Tiefbrunnen, die der Trinkwasserversorgung der Bürger dienen, werden im Ebersburger Gemeindegebiet Tief- brunnen zu gewerblichen Zwecken betrieben (Getränkehersteller). Neben den Maßnahmen nach EG-Wasserrahmenrichtlinie nehmen Maßnahmen zur Kli- maanpassung in der Wasserwirtschaft einen wichtigen Stellenwert ein. Die Gemeinde

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Ebersburg hat mit dem SILEK Schwachpunkte aufgenommen und Anforderungen an ein funktionierendes Wassermanagement im Hinblick auf die geänderten klimatischen Ver- hältnisse und die vermehrten Starkregenereignisse erarbeitet. Durch die bereits angelau- fenen und noch anstehenden Flurbereinigungsverfahren soll diesen Zielsetzungen Rech- nung getragen werden. Gleichzeitig wird bei der Ausweisung von Wohnbauflächen besonderes Augenmerk auf die Möglichkeiten der Versickerung und der Brauchwassernutzung gelegt - so z. B. die Entwässerung für Niederschläge im Rigolensystem in den Baugebieten "Borngrund" und "Verlängerung Birkenweg", um hier auch die Wohnbevölkerung einzubeziehen.

4.8 Rohstoffabbau Westlich von Ried, in der Gemarkung Ried befindet sich der Quarzsandstein-Tagebau der Firma Müller & Klüber Nachfolge GmbH & Co. KG. Mit der Bewilligung der 3. Ergänzung des Rahmenbetriebsplanes wird der Abbau in der Gemarkung Ried, Flur 9, Flurstück 1, Grundstück „Am Rain“ auf einer Fläche von 2,6 Hektar fortgesetzt. Näheres ist dem Land- schaftspflegerischer Begleitplan zur 3. Ergänzung zum Rahmenbetriebsplan „Tagebau Ried“ zu entnehmen.

5 ERFASSUNG UND BEWERTUNG DER SCHUTZGÜTER 5.1 SCHUTZGUT ARTEN UND LEBENSRÄUME

5.1.1 Biotoptypen Die Aussagen des Landschaftsplans begründen sich im Wesentlichen auf der flächende- ckenden Biotop- und Nutzungstypenkartierung. Sie zeigt eine lückenlose Darstellung aller Biotope bzw. Nutzungen des Planungsraums. Für die Feldkartierung ist ein Biotoptypenschlüssel auf Grundlage der hessischen Emp- fehlungen zur Biotop- und Nutzungstypenkartierung erarbeitet worden. Eine Arbeitskarte als Grundlage für die anschließende Feldkartierung wurde aus folgen- den Informationen und Materialien erstellt. • digitale Orthofotos (Luftbilder 1:5000) • Landschaftsplan Stand 2003 • ALK (Liegenschaftskarte mit Nutzungsinformationen 1:5000) • Topographische Karte 1:25.000 • Bestandskarten der Hessische Biotopkartierung (HB5524 Bestand, HB5525 Be- stand 1:25.000) Diese Daten wurden durch die Feldkartierung vor allem im Bereich der landwirtschaftli- chen Flächen geprüft und aktualisiert. Für die Waldflächen konnten aufgrund fehlender Informationen keine genauen Aussagen getroffen werden. Sie wurden auf Grundlage der Orthofotos dargestellt.

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Gehölzstrukturen wie linienhafte Feldhecken, Streuobstwiesen und Ufergehölzbestände wurden durch Punkt- und Liniensignaturen dargestellt. Der Biotop- / Nutzungstypenschlüssel wurde aus dem Schlüssel der Kartieranleitung zur Hessischen Biotopkartierung nach dem in Tab. 3 dargestelltem Schema abgeleitet.

Tab. 3 Schema zur Biotop-/ Nutzungskartierung Ackerland Acker Sonderkultur Acker brachgefallen Grünland Frischwiese/-weide, intensiv genutzt Frischwiese/-weide, extensiv genutzt (Wechsel)-feuchte bzw. Nasswiese Wiese brachgefallen Hochstaudenflur Mädesüß-Hochstaudenflur, Feuchtbrache Röhricht Röhrichte, Großseggenriede Gehölze Feldholzinsel, Wäldchen (heimische standortgerecht) Gebüsch/ Hecke/ vereinzelte Bäume trockener bis frischer Standorte (heimisch, standortgerecht) Gebüsch/ Hecke/ vereinzelte Bäume feuchter bis nasser Standorte, Ufergehölz (heimisch, standortgerecht) Einzelbaum, Allee, Baumgruppe, -reihe (landschaftsprä- gend) Obstbaum, Obstwiese Wälder Laubwald unterschiedlichen Alters Mischwald unterschiedlichen Alters Nadelwald unterschiedlichen Alters Blockschuttwald Bruch-/Sumpfwald Gewässer Bachlauf, wasserführender Graben Stehendes Gewässer, natürlich/naturnah Stehendes Gewässer, naturfern Regenrückhaltebecken Quelle Erholungs-, Freizeit-, Grün-/ Parkanlagen, Spielflächen Grünflächen Friedhof Sportanlagen/-plätze

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Kleingärten/Grabeland Siedlungsflächen Wohnbaufläche Mischbaufläche Gewerbliche Baufläche Gemeinbedarfsfläche Sonstige baul. Anlagen und Einzelgebäude Baulich geprägte Flächen Deponie im Außenbereich Kläranlage Sonstige Flächen Verkehrswege, Straßen, Bahntrassen Abbaustätte Lagerfläche

Die Karte „Biotoptypenkartierung“ zeigt den für den osthessischen Naturraum typischen kleinräumigen Wechsel zwischen Ackerflächen, Grünland und Wäldern. In der landwirt- schaftlichen Nutzung wechseln sich meist verschiedene Acker- und Grünlandnutzungen ab. Größere zusammenhängende intensiv ackerbaulich genutzte Gebiete liegen zwischen Schmalnau und Thalau, nördlich von Ried und nordöstlich von Weyhers. Durchzogen wird das Planungsgebiet von einem Netz an Fließgewässern, welche in ihrer Ausprägung die Naturnähe betreffend unterschiedlich einzustufen sind. Vielfältige flächige und lineare Feldgehölze und Heckenstrukturen sowie Einzelbäume, Alleen und Streuobstwiesen sind in unterschiedlicher Verteilung zu finden. Die wichtigsten Biotoptypen werden anschließend erläutert. Fließ- und Stillgewässer (siehe auch Kap. 5.5.1und 5.5.2) Zusammen nehmen die Gewässer im Gemeindegebiet 0,9 % der Gesamtfläche ein (SILEK 2015). Die Bachtäler von Fulda, Lütter, Schmalnau, Döllbach und Thalaubach, bilden zusammen mit zahlreichen kleineren Bächen und Gräben ein Gewässernetz, dass das Gemeindegebiet maßgeblich prägt. Die Fulda und Lütter nebst Zuflüssen werden auch im Landschaftsrahmenplan Nordhessen als Schwerpunktraum im Biotopverbund Fließgewässer dargestellt. Die im Rahmen der Grunddatenerfassung zum FFH-Gebiet „Obere und mittlere Fuldaaue“ (Natura 2000-Nr. 5323-303) von 2009 vorgenommen Un- tersuchungen und ihre Ergebnisse können dem dazugehörigen Bericht entnommen wer- den. Naturnahe Auen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen. Sie stellen für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten wichtige und vielfältige Lebensräume dar. Die Bedeutung des Fuldatales von der Quelle bis Fulda sowie des Schmalnautals von Gichenbachshof bis Schmalnau wird durch die Aufnahme in die Liste der „botanisch wertvollen Gebiete“, die im Zuge der Kartierung der pnV (Schriftenreihe für Vegetationskunde, U. Bohn) erarbeitet wurde, herausgestellt. Auf den Zustand der Gewässer wird im Kapitel 5.5 näher einge- gangen.

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Künstlich angelegte stehende Gewässer (Teiche) oder naturnah angelegte Tümpel sind im Gemeindegebiet nur vereinzelt anzutreffen. Hier sollen der Teich am Ritzelshof und der als Amphibienlaichgewässer angelegte Tümpel westlich von Schmalnau erwähnt wer- den, die zu den gesetzlich Geschützen Biotopen des Gemeindegebietes zählen sowie das angelegte Gewässer am Döllbach.

Wald Da zum Zustand, Aufbau / Zusammensetzung der Wälder leider keine aktuellen Daten- quellen (wie z. B. Forsteinrichtungswerke) zugänglich sind, beschränken sich die Aussa- gen im Landschaftsplan auf eine allgemeine, großflächigere Betrachtung. Im Planungsgebiet gibt es wenige größere zusammenhängende Waldgebiete, die sich vor allem auf Kuppen und Hänge beschränken. Dabei besitzen die Nadelwälder, mit den vor- herrschenden Baumarten Kiefer und Fichte, den größten Anteil (Roßberg, Lenzen-Berg, Küppel). Die vorhandenen Mischwaldbestände werden teilweise durch ein ebenfalls star- kes Vorkommen der Kiefer geprägt (z. B. am Roßberg). Reine Buchenwälder, die auf den meisten Standorten im Gemeindegebiet der potenziellen natürlichen Vegetation entspre- chen, sind nur in kleineren vereinzelten Beständen vorhanden. Die im Naturraum seltenen Blockwälder auf dem Ebersberg und bei Oberstellberg sowie die nur kleinflächig vorkommenden wassergeprägten Erlenbruchwälder südlich von Röderhaid und nördlich von Unterwehl sind als besonders wertvoll einzuschätzen. Ein wertvoller Altholzbestand in Form eines Eichenholzbestandes findet sich am Roß- berg, südlich des Tagebaugebietes. Auwälder sind im Gemeindegebiet auf einen gewässerbegleitenden Gehölzsaum redu- ziert, da die eigentlichen Bereiche der Hartholzaue seit Jahrhunderten landwirtschaftlich genutzt werden.

Grünland Der Grünlandanteil im Planungsgebiet liegt mit 56 % der bewirtschafteten Fläche recht hoch, wobei große Unterschiede bei der Verteilung zwischen den Gemarkungen festzu- stellen sind. So liegt der Grünlandanteil in Ebersberg und Stellberg bei 70% während er in Ried nur bei 16% liegt (SILEK). Grünlandflächen sind vor allem in den Talauen der Fließgewässer und außerhalb der Auen in den strukturreicheren Gemarkungen Stellberg und Ebersberg zu finden. Auffallend ist die Vorherrschaft des Wiesentyps der „Intensiv genutzten Frischwiese“. Selbst in den Auebereichen sind nur wenige artenreiche wechselfeuchte Flachland-Mäh- wiesen und Nasswiesen zu finden. Auch in den Hanglagen dominieren die intensiv ge- nutzten Grünlandflächen. Ihre Vegetationsstruktur ist meist monoton und ihre Artenvielfalt gering. Es überwiegen ergiebige Futtergräser und nährstoffbedürftige Kräuter, was deut- lich ihre intensive Nutzung durch eine regelmäßige Düngergabe, frühe Mahd und eine hohe Schnittfrequenz wiederspiegelt. Nur sehr vereinzelt lassen sich Pflanzenarten, die der extensiv genutzten, artenreichen Mähwiesen, die dem FFH-LRT 6510 - Extensive Mähwiesen der planaren bis submon-

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tanen Stufe (Arrhenatherion) angehören, finden. Um eindeutig zu diesem Pflanzenver- band zugeordnet werden zu können, sind durch zunehmende Intensivnutzung die ent- sprechenden Kennarten (Arrhenetherum elatius (Glatthafer), Crepis biennis (Wiesen- Pippau), Galium album (Weißes Labkraut, Pimpinella major (Große Bibernelle), Cam- panula patulata(Wiesen-Glockenblume), u. a.) verschwunden bzw. nur noch rudimentär vorhanden. Die blütenreichen Bestände der Extensiven Mähwiesen sind jedoch wichtige, in der heutigen Kulturlandschaft kaum noch vorhandene Lebensräume für blütenbesu- chende und -bestäubende Insekten. Die vom Bodenwasser abhängigen seggen- und binsenreichen Nasswiesenbereiche sind nur in geringer Ausdehnung vorrangig in den Auenbereichen der Lütter und der Schmal- nau zu finden. Einzelbestände sind im Bereich mit potenziell sehr starkem Stauwasserein- fluss (siehe Abb. 17 Standorttypisierung) zwischen Oberrod und Röderhaid vertreten. Seggen- und Binsenreiche Nasswiesen gehören nach § 30 BNatSchG zu besonders ge- schützten Biotoptypen. Wertvolle Magerstandorte finden sich nur nördlich von Weyhers bei Oberreppig.

Feuchtbrache/Feuchte Hochstaudenfluren, Röhrichte und Großseggenriede Mädesüß-Hochstaudenflure findet man auf ehemals als Grünland genutzten Feucht- und Nassstandorten. Ihre Verbreitung ist im Planungsgebiet sehr eingeschränkt. Sie liegen vorrangig im Auewiesenbereich der Schmalnau. Feuchte Hochstaudenflure entlang von Gewässern oder Gräben können sich im Gemeindegebiet durch intensive Mahd oder Be- weidung, Uferbefestigung sowie Vertiefung der Fließgewässer als Folge der Entwässe- rung der Uferbereiche nur selten ausbilden. Feuchtbrachen konnten sich meist auf Kompensations- oder Förderflächen primär in den Auebereichen der Fulda und der Schmalnau entwickeln. Auf Standorten, die ständig bzw. den größten Teil des Jahres von Wasser überdeckt sind und deswegen keinen Gehölzaufwuchs aufkommen lassen, kommen die natürlichen Röh- richte und Großseggenriede vor. Das einzige Vorkommen eines Großseggenriedes ist nördlich von Thalau als „Gesetzlich geschütztes Biotop“ erfasst. Röhrichte kommen im Planungsgebiet nur kleinflächig am Ortsausgang von Weyhers entlang der L3258 Rich- tung Dietershausen vor. Röhrichte gehören zwar zu den artenärmere Pflanzengesell- schaften sind aber seltene und sehr wertvolle Lebensräume für viele Vogel- und Amphi- bien- und Insektenarten.

Ackerland 44 % der bewirtschafteten Fläche im Untersuchungsgebiete werden als Ackerland ge- nutzt. Großflächige Ackerflächen haben ihren Schwerpunkt im Bereich zwischen Thalau und Altenhof, Thalau und Schmalnau, nordwestlich von Schmalnau und nordöstlich von Weyhers. In den weiteren Feldfluren, der Höhen- und Hanglagen werden in der Summe nur kleine Flächen ackerbaulich genutzt. Die Gewässerauen sind von Ackerflächen aus- genommen. Die intensiv bewirtschafteten Äcker gehören zu den instabilsten und anfälligsten Ökosys- temen unserer Kulturlandschaft. Sie bieten nur wenigen Arten Lebensraum und sind daher

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ökologisch meist wenig wertvoll. In den Schwerpunktbereichen fehlen ausnahmslos Ackerrandstreifen und die Feldraine (sofern sie nicht umgeackert wurden) sind durch in- tensive Bewirtschaftung bzw. Herbizidbehandlung eher als artenarm einzustufen. Diese wertvollen Saumbiotope sind aber wichtige linear verlaufende Ausbreitungskorridore der Biotopvernetzung. Wird hier auf den Einsatz von Pflanzenschutzmittel und Düngung ver- zichtet, entstehen kleinteilige artenreiche Lebensräume. Diese bieten unterschiedlichsten Tier- und Pflanzenarten Nahrung, Nist- und Brutplätze sowie Rückzugs- und Überwinte- rungsräume. Werden die Äcker nicht als solche genutzt, entwickeln sich Ackerbrachen. Sie kommen im Untersuchungsgebiet nur vereinzelt vor. Hier finden Acker-, Pionier- und Wildkrautge- sellschaften einen Lebensraum, der zwar nur kurzlebig, aber oft arten- und blütenreich ist. Blütenreiche Einsaatbrachen befinden sich nord-östlich von Weyhers am Altmühlenberg und nördlich von Thalau.

Gehölze Als Feldgehölze werden kleinflächige waldartige Bestände mit Bäumen und Sträuchern bezeichnet. Meist findet man sie als Überreste von ehemaligem Wald, Anpflanzungsmaß- nahmen oder sie haben sich sukzessiv auf nicht mehr bewirtschafteten Flächen gebildet. Sind die Feldgehölze durch Sukzession entstanden, zeigen sie die Arten der natürlichen potenziellen Vegetation des Gebietes. Im Planungsgebiet ist ihre Verteilung ausgewogen, während sich ihre Struktur und Artenzusammensetzung vielgestaltig zeigt. Feldgehölze sind belebende, gliedernde und strukturierende Elemente in der Landschaft und bilden als punktförmige Lebensräume wichtige Trittsteinbiotope im Biotopverbundsystem. Hecken und Gebüsche sind linienförmige mit Bäumen und Sträuchern oder nur mit Sträuchern bewachsene, unterschiedlich breite Streifen. Sie haben sich oftmals an Wald- rändern, auf Lesesteinwällen/ -haufen, Wege-/Ackerböschungen oder Ruderalflächen entwickelt oder wurden als Windschutzstreifen und / bzw. zur Grenzbezeichnung ge- pflanzt. Strauchhecken, deren Bewuchs ausschließlich aus Sträuchern und regelmäßig auf den Stock gesetzten Bäumen bestehen, sind im Planungsgebiet verhältnismäßig sel- ten. Ihr Zustand ist oft schlecht, da sie nicht mehr traditionell gepflegt werden, und ihre Form beschränkt sich meist auf schmale Streifen entlang der Grenzen oder Wege. Ge- mischte Hecken und Baumhecken mit hohem Baumanteil strukturieren und prägen das heutige Landschaftsbild. Ihre Ausprägungen sind sehr unterschiedlich was Alter, Struktur und Zusammensetzung angeht. Eine üppige Strauchschicht ist nicht mehr gegeben und ein Krautsaum fehlt größtenteils bzw. wird von nitrophilen Arten (wie z.B. Brennessel, Giersch) dominiert. Funktionen der Hecke:

• Verhindern Einträge von Dünge- und Spritzmitteln auf angrenzende Flächen • Bieten Lärmschutz und filtern die Luft • Bieten als bandförmige Lebensräume Wanderwege für viele Pflanzen- und Tierar- ten • Prägen das Landschaftsbild und gliedern die Landschaft in Teilräume

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• Schützen den Boden vor Wasser- und Winderosion • Bieten Nahrungsquellen für Insekten - gerade durch Spätblüher • Festigen mit ihren Wurzeln Hang-, Feldterrasse und (Ufer-) Bereiche • Bieten Nahrung, Schutz und Lebensraum für Flora und Fauna • Steigern die Erträge in der Landwirtschaft

Typische Arten der Feldgehölze und -hecken im Planungsgebiet sind: In der Baumschicht: • Stieleiche (Quercus robur) • Traubeneiche (Quercus petraea) • Vogelkirsche (Prunus avium) • Hainbuche (Carpinus aucuparia) • Hänge-Birke (Betula pendula) • Eberesche (Sorbus aucuparia)

In der Strauchschicht: • Schlehe (Prunus spinosa) • Hasel (Coryllus avellana) • Weißdorn (Crataegus spec.) • Roter Hartriegel (Cornus sanguinea) • Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) • Europ. Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) • Hundsrose (Rosa canina) • Brombeere (Rubus fructicosus) • Himbeere (Rubus idaeus)

Hecken, Gebüsche mit gebietsfremden, nicht standortgerechten Arten sind im Pla- nungsgebiet in der freien Landschaft bis auf wenige Ausnahmen nicht vorhanden. Oft werden jedoch in den Ortslagen gebietsfremde Gehölze verwendet, die allerdings nicht in der Biotoptypenkartierung erfasst wurden. Einzelbäume oder Baumgruppen finden sich in der Feldflur vorrangig entlang der Wirt- schaftswege oder sie markieren Wegekreuzungen, Bildstöcke oder Sitzbänke. Teilweise befinden sie sich auch in Grünlandflächen. In der Regel handelt es ich bei den Einzelbäu- men um Linden oder Eichen. Einzelbäume haben eine starke Wirkung auf das Land- schaftsbild. Sie geben der Landschaft ein unverwechselbares Gesicht. Als „Naturdenk- mal“ ausgewiesen sind besonders große und alte Bäume (s. Liste Naturdenkmäler).

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Alleen gliedern und beleben die Landschaft. Sie prägen das Landschaftsbild im Planungs- gebiet nur in geringem Maß. Eine schöne Lindenallee befindet sich entlang der Zufahrts- straße zum Weikardshof. Baumreihen strukturieren und gliedern die Landschaft und prägen das Landschaftsbild ebenfalls. Im südlichen Teil des Gemeindegebietes (Gemarkung Stellberg, Thalau, Ried) ist der Bestand an Baumreihen, insbesondere der Obstbaumreihen umfangreicher, als im nördlichen Teil. Die Streuobstwiese (Obstbaumwiese) ist eine traditionelle Form des Obstbaus. Auf Streuobstwiesen stehen meist hochstämmige Obstbäume unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Arten als Baumgruppe, Baumreihe oder Einzelbaum verstreut in weiten Pflanzabständen in Wiesen und Weiden. Sie bildeten als wichtige Bestandteile der bäu- erlich geprägten Kulturlandschaft oft den Übergang vom Dorf in die Feldflur und sind wich- tige zu erhaltende Biotope in besiedelten Gebieten. Sie bieten dort den Tier- und Pflan- zenarten Zuflucht, die ihren intensiv genutzten Lebensräumen entfliehen müssen. Streu- obstwiesen gehören mit über 5.000 Tier- und Pflanzenarten zu den artenreichsten Le- bensräumen Mitteleuropas. In der Gemeinde Ebersburg zählen Obstbäume und Obst- baumwiesen auch heute noch zu den charakteristischen Landschaftsbestandteilen. Insgesamt ist zu bemerken dass die Ausstattung des Planungsgebietes mit Gehölzstruk- turen sehr unterschiedlich ausfällt. In den ackerbaulich geprägten Flächen der Gemarkun- gen Thalau, Altenhof, Ried und Weyhes finden sich nur vereinzelt Baumhecken und we- nige Feldgehölze während das restliche Gemeindegebiet noch einen großen Anteil an Baumhecken und gemischten Hecken, Feldgehölzen, Baumreihen etc. aufweist.

Siedlungsflächen Die Siedlungsflächen nehmen im Gemeindegebiet ungefähr 6,3 % der Gesamtfläche ein. Unterschieden werden bei der Kartierung Wohnbauflächen, Mischbauflächen, Gewerbli- che Bauflächen, Gemeindebedarfsflächen und sonstige bauliche Anlagen und Einzelge- bäude. Innerhalb der Siedlungsbereiche stellen Gärten und öffentliche Grünflächen wichtige Le- bensräume für Tiere und Pflanzen dar. Verbreitete Arten der Siedlungsbereiche sind z. B. Igel, Zauneidechse, Wildbienen, Tag- falter und andere Insektenarten, Amsel, Star, Kohl- und Blaumeise, Haus-, Feldsperling und Hausrotschwanz sowie Rauch- und Mehlschwalben. Auch Höhlenbewohner, wie Spechte und Fledermäuse und Felsbrüter wie der Turmfalke finden in Gebäuden mit ent- sprechenden Strukturen Unterschlupf.

Erholungs-, Freizeit-, Grünflächen Als Freizeitflächen des allgemein Bedarfs sind im Gemeindegebiet Ebersburg sind vor allem Sportanlagen, Friedhöfe, Grünanlagen mit Grillplätzen, Kleingartenanlagen und die Burgruine Ebersburg zu nennen. Diese Flächen nehmen ca. 0,2 % der Gesamtfläche des Gemeindegebietes ein. Bei den Sportflächen handelt es sich fast ausschließlich um Fuß- ballplätze, die in allen größeren Ortschaften zu finden sind.

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Als nennenswerte Sportflächen sind noch eine Tennisanlage mit Tennisschule und eine Streetballanlage in Schmalnau zu nennen.

5.1.2 Biotoptypenbewertung Eine Bewertung der vorliegenden Biotoptypen bzgl. ihrer Bedeutung für wildlebende Pflanzen und Tiere erfolgte auf Grundlage der nachfolgenden Kriterien. Hierbei werden bei jedem Teilkriterium je nach Erfüllungsgrad 1 bis 3 Punkte vergeben. 1 geringer Erfüllungsgrad 2 mittlerer Erfüllungsgrad 3 hoher Erfüllungsgrad Die Wertigkeit des Biotops insgesamt ergibt sich dabei nicht ausschließlich aus der Addi- tion der Wertpunkte der einzelnen Teilkriterien, sondern ist auch abhängig von der Lage des Einzelbiotops bzw. ob es in Bezug auf ein Teilkriterium eine besondere Bedeutung besitzt. Teilkriterium: Seltenheit des Biotoptyps Durch Nutzungsintensivierung / -änderung sind verschiedene Biotoptypen, vor allem sol- che, deren Entstehung sich auf extensive Bewirtschaftungsformen begründet, selten ge- worden. Je seltener der Biotoptyp ist, desto höher wird dieses Teilkriterium eingestuft. Hierzu können auch Biotoptypen zählen, die im Planungsgebiet noch recht häufig, im Na- turraum aber selten vorkommen - wodurch ihre Bedeutung (trotz ihres noch starkem Auf- tretens im Planungsgebiet) als hoch einzustufen ist – Ein Beispiel hierfür sind die im Pla- nungsgebiet noch relativ zahlreich vorhandenen extensiv bewirtschafteten Obstbaumwie- sen. Teilkriterium: Entwicklungsgrad Der Entwicklungsgrad gibt Auskunft über das erreichte Sukzessionsstadium im Vergleich zur potentiellen natürlichen Vegetation auf dem Standort. Auch Nutzungsgeschichte und Reifegrad der Gesellschaft spielen in einer stark anthropogen geprägten Landschaft wie der Rhön eine Rolle. Je weiter die Gesellschaft auf einem Standort von der natürlichen Endgesellschaft entfernt ist, desto geringer ist dieses Teilkriterium einzustufen. Demzufolge weisen z. B. naturnahe Buchenwälder auf den meisten Standorten den höchsten Entwicklungsgrad auf, einen mittleren Entwicklungsgrad weisen natürliche Fol- gegesellschaften und langlebige Ersatzgesellschaften wie Feldgehölze oder Grünlandge- sellschaften auf. Einen geringen Entwicklungsgrad dagegen weisen kurzlebige Ersatzge- sellschaften wie z. B. Ackerflächen auf. Das Kriterium "Entwicklungsgrad" ist damit auch ein wichtiges Indiz einerseits für die Stabilität eines Biotops und andererseits für seine Ersetzbarkeit. Teilkriterium: Struktur- bzw. Biotopvielfalt Je vielfältiger die Strukturen eines Biotops sind, desto mehr Brut-, Deckungs- und Nah- rungsmöglichkeiten bietet dieses Biotop der Tierwelt. Damit steigt seine Bedeutung als Lebensraum für die Tierwelt. Besonders strukturreiche Biotope sind z. B. mehrschichtige Mischwaldbestände, wie sie in Folge von Plenterwaldwaldwirtschaft bzw. naturgemäßer Waldbewirtschaftung entstehen oder auch kleinteilige Mosaiklandschaften in der Feldflur.

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Teilkriterium: Nutzungsintensität Die Nutzungsintensität drückt den aktuellen Grad des auf das Biotop einwirkenden menschlichen Einflusses aus. Je intensiver eine Fläche genutzt wird, desto geringer ist die Entwicklungschance für eine natürliche Pflanzen- und Tiergesellschaft. Besonders hoch ist die Nutzungsintensität z. B. auf den Ackerflächen. Eine naturnahe Entwicklung wird völlig unterbunden, die vorliegenden Ersatzgesellschaften sind daher auch nur mit hohem Energieaufwand stabil zu halten. Wälder, vor allem wenn sie naturnah bewirtschaf- tet werden oder Sukzessionsflächen zeigen dagegen eine vergleichsweise geringe Nut- zungsintensität. Die Entwicklungschancen für standortgerechte Pflanzen- und Tierarten sind entsprechend hoch. Hiermit steigt die Bedeutung des Standorts für den Arten- und Biotopschutz. Teilkriterium: Vielfalt an Pflanzen und Tieren mit enger Standortbindung Jeder Lebensraum weist individuelle Standortbedingungen auf. Sind diese sehr spezi- fisch, können sich hier nur hoch angepasste Tier- bzw. Pflanzenarten behaupten. Diese von Natur aus seltenen Standorte werden noch durch anthropogene Eingriffe dezimiert. Je höher die Artenzahl an solchen spezialisierten Tier- und Pflanzenarten ist, desto höher ist dieses Teilkriterium einzustufen. Besonders artenreiche, hoch angepasste Tier- und Pflanzengesellschaften weisen z. B. Feucht-/Nasswiesen, Auenwälder oder auch Tro- ckenrasen auf. Teilkriterium: Vorkommen seltener Tier- und/oder Pflanzenarten Das Vorkommen seltener Pflanzen- bzw. Tierarten (Rote-Liste-Arten) ist allein noch kein Kriterium, die Bedeutung eines Lebensraumes für den Arten- und Biotopschutz auszudrü- cken. So können Rote-Liste-Arten auch in Biotopen gefunden werden, die über den Le- bensraum dieser einen Art hinaus kaum eine Funktion haben, und umgekehrt kann in einem hervorragend ausgebildeten vielschichtigen Lebensraum nicht ein Vertreter be- drohter Arten anzutreffen sein. Die Roten-Listen sind aber als "Fieberthermometer" für den Zustand unserer Natur ein hervorragendes Instrument, da kaum eine andere Erhe- bung den Rückgang der Artenvielfalt und die darin zum Ausdruck kommende Zerstörung der Natur eindeutiger darstellt. Das bedeutet, dass bei vermehrtem Auftreten von Rote- Liste-Arten in einem Biotop in der Regel auch von einer Gefährdung dieses Biotoptyps in unserer Kulturlandschaft ausgegangen werden kann. Umgekehrt ist das Vorkommen von "Allerweltsarten" (Ubiquisten) in einer Landschaft ein Anzeichen für das Fehlen intakter Landschaftsstrukturen.

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Biotopeinordnung Biotoptyp Biotops des Seltenheit Entwicklungsgrad Nutzungsintensität Strukturvielfalt und Pflanzen an Vielfalt Stand- mit enger Tieren ortbindung Vorkommen seltener Tier Pflanzenarten oder / und Gesamturteil

Naturnahes Stillgewässer 3 2 3 3 3 3 Sehr hoch Naturfernes Stillgewässer 1 1 1-2 2 2 2 Mittel

Naturnahes Fließgewässer 2 3 3 3 3 3 Sehr hoch Eingeschränkt naturnahes 2 2 2 2 2 2 Hoch Fließgewässer Naturfernes Fließgewässer 1 2 2 1 2 2 Mittel

Gewässer Röhrichte, Großseggenriede 3 3 3 2 3 3 Sehr hoch

Acker intensiv 1 1 1 1 2 1 Mäßig Äcker

Streuobstwiese Bestand, 2 2 2 3 3 3 Sehr hoch alt/gemischtes Alter Streuobstwiese Neuanlage, 3 2 1 2 2 2 Hoch jung Magerrasen / Borstgrasrasen 3 2 3 2 3 3 Sehr hoch

Wiesenbrache 2 2 3 2 2 2 Hoch Nasswiese (kleinseggenreich) 3 2 2 2 3 2 Sehr hoch Wechselfeuchte / Feuchtwiese 2 2 1-2 2 2 3 Hoch

Grünland Frischwiese / -weide 1 2 1 2 1 1 Mittel Feldholzinsel / Wäldchen 2 2 3 2-3 2 2 Hoch Begleitgrün Verkehrswege 1 1 1 1-2 1 1 Mäßig Kleingärten, Parkanlage struk-

2 2 1 3 2 3 Hoch turreich Friedhof; Parkanlage struktur- 2 1 1 2 1-2 1-2 Mittel arm

Sonstiges Sportplatz 1 1 1 1 1 1 Mäßig

Die Siedlungsbereiche wurden bzgl. Ihrer Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz wie folgt bewertet. Es wurde in 3 Kategorien unterschieden: • Hoch: Kleinere Ortsteile oder innerörtlich gelegene, dörflich geprägte Bereiche Bereiche mit landwirtschaftlicher Prägung (Scheunen, Obst-/Bauerngärten, Wiesen in- nerorts), Offener Charakter, Beziehungen zur offenen Landschaft, mäßiger Versiege- lungsgrad • Mittel: Wohn- und Mischbaugebiete neueren und älteren Datums in der Regel mit freistehen- den Einzelhäusern, gärtnerisch gepflegten Freiflächen und mittlerem Versiegelungs- grad; Ortskerne mit mittlerem bis hohem Versiegelungsgrad / verdichteter Bebauung

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Streusiedlungsbereiche mit hohem Versiegelungsgrad und schlechter Einbindung in die Landschaft • Gering: Industrie- und Gewerbeflächen oder in ähnlicher Weise genutzte Flächen (Lager- plätze), Sportplätze, hoher Versiegelungsgrad

5.1.3 Fauna Im Rahmen der Erstellung des Landschaftsplanes wurden keine gezielten faunistischen Erhebungen durchgeführt. Faunistische Beobachtungen der Bearbeiter während der Ge- bietsbegehung in den Jahren 2017 und 2018 flossen jedoch in den Landschaftsplan ein. Der Großteil aller Angaben zur Fauna stammt aus externen Quellen und/bzw. Datenban- ken. Dazu zählen: • „Grunddatenerfassung zum FFH-Gebiet „Obere und mittlere Fuldaaue“ Natura 2000-Nr. 5323-303 im Auftrag des Regierungspräsidiums , Obere Natur- schutzbehörde“ (UIH Ingenieur- und Planungsbüro Umwelt Institut Höxter 2009) • Daten aus der zentralen natis – Artendatenbank des Landes Hessen, Artendaten der Grunddatenerhebung (GDE) des HLNUG und Artendaten der Hessischen Bi- otopkartierung zu Höheren Pflanzen (Stand 22.03.2018) Zudem kann aufgrund der flächendeckend durchgeführten Biotop- und Nutzungskartie- rung das Vorkommen typischer Tierarten eingeschätzt werden. Im Gemeindegebiet Ebersburg sind vor allem folgende Bereiche für die Fauna bedeutsam und / bzw. stellen wertvolle Lebensräume für eine Reihe von Rote-Liste-Arten und auch zum Teil FFH-relevanten Arten dar: • die Auenräume von Lütter und Fulda (FFH-Gebiet „Obere und Mittlere Fuldaaue“), die Bachauen der Fließgewässer Thalaubach, Schmalnau und Döllbach • naturnahe Waldflächen • strukturreiches Offenland • der Blockschuttwald rund um die Burgruine Ebersburg • das Tageabbaugebiet bei Ried

Im Folgenden werden die im Gemeindegebiet Ebersburg nachgewiesenen Arten, der ent- sprechende Schutzstatus sowie der jeweilige Fundort aufgelistet. Einige Tierartenvorkom- men wurden im Gemeindegebiet näher untersucht, wodurch dazu detaillierte Informatio- nen vorliegen. Bei anderen Arten liegen lediglich Informationen zum Fundort vor, sodass eine nähere Beschreibung an dieser Stelle nicht stattfinden kann. Eine genaue kartogra- fische Darstellung der Fund- und Beobachtungsorte der Tiere wird bewusst nicht heraus- gegeben, um möglichen Störungen durch den Menschen vorzubeugen.

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Legende zu den folgenden Tabellen:

Rote Liste Hessen I : Die Art ist in naturnahe Ökosysteme integriert

0 : ausgestorben VSR : Arten für die lt. Vogelschutzrichtlinie Anhang 1 beson- dere Schutzmaßnahmen hinsichtlich ihrer Lebensräume an- 1 : vom Aussterben bedroht zuwenden sind, um ihr Überleben und ihre Vermehrung in ih- 2 : stark gefährdet rem Verbreitungsgebiet sicherzustellen

3 : gefährdet FFH 2 : Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung laut FFH – Richtlinie, Anhang 2 besondere Schutz- G : Gefährdung unbekannten Ausmaßes gebiete ausgewiesen werden müssen. R : extrem selten FFH 4 : Tierarten, streng zu schützen, von gemeinschaftli- V : Vorwarnliste chem Interesse lt.FFH- Richtlinie Anhang 4

D : Daten unzureichend FFH 5 : Arten für deren Entnahme aus der Natur besondere Regelungen getroffen werden können. Sie dürfen nur im Rah- * : ungefährdet men von Managementmaßnahmen genutzt werden.

grün : Hessen-Arten der Hessischen Biodiversitätsstrategie

(M = Mitmacharten)

Tab. 4 Amphibien und Reptilien Name Rote Areal/Habitat Liste/FFH

Teichfrosch *, FFH 5 Amphibienlaichgewässer an der Fulda (Rana esculenta) Kreuzkröte 3, FFH 4 Bereich der Wasserfläche im Tagebaugebiet (Bufo calamita) (Ried)

Erdkröte * Bereich der Wasserfläche im Tagebaugebiet (Bufo bufo) (Ried), Lütteraue südl. Weyhers, Amphibienlaich- gewässer an der Fulda, Gewässer an der Döllbach

Bergmolch * Bereich der Wasserfläche im Tagebaugebiet (Triturus alpestris) (Ried)

Teichmolch * Bereich der Wasserfläche im Tagebaugebiet (Lissotriton vulgaris) (Ried)

Blindschleiche * Tagebaugebiet (Ried) (Angius fragilis)

Zauneidechse *, FFH 4 Entlang der Bahnstrecke Fulda-Gersfeld bei Ried (Lacerta agilis) und Schmalnau

(Auszug aus der zentralen natis-Datenbank des Landes Hessens, Stand 22.03.2018 Einstufung: Rote Liste der Reptilien und Amphibien Hessens, 6. Fassung, Stand 1.11.2010)

Zu Reptilien und Amphibien liegen für das Gemeindegebiet keine näheren Untersuchun- gen vor.

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Tab. 5 Fische Name Rote Areal/Habitat Liste/FFH Bachforelle * Fulda, Lütter, Thalaubach, Döllbach (Salmo trutta fario) Bachneunauge *, FFH 2 Fulda, Lütter, Schmalnau (Lampetra planeri) Elritze * Fulda, Lütter (Phoxinus phoxinus) Groppe *, FFH 2 Fulda, Lütter, Schmalnau (Cottus gobio) Bachschmerle * Fulda, Lütter (Barbatula barbatula)

(UIH 2009, Einstufung: Rote Liste der Fische und Rundmäuler Hessens, 4. Fassung, Stand Sep- tember 2013 HMUKLV)

Im Folgenden wird das Ergebnis zu den untersuchten Fließgewässern bzgl. ihrer Fisch- fauna aus dem vorliegenden obengenannten FFH-Gutachten zusammengefasst. Einzig zu der Fischart Groppe lassen sich detaillierte Angaben zur Population in der Lütter liefern. Hier wurden vom Umweltinstitut Höxter (UIH) Elektrobefischungen durchgeführten. Daraus ergab sich, dass im Unterlauf bis etwa Oberlütter von einem gesunden, sich selbst reproduzierenden Groppenbestand ausgegangen werden kann. Oberhalb Oberlütter wurde allerdings an 2 weiteren Probestellen nur noch ein adultes Einzelindividuum gefan- gen. Dies bestätigt eine Untersuchung von SCHWEVERES et al. 2002, die ein unerklärli- ches Fehlen der Groppe oberhalb Oberlütter festgestellt hat, obwohl die Groppe in der Oberen Forellenregion wieder vorkommt. Ein Erklärungsansatz war, dass es die Groppe nach einem „Fischsterben“ wegen der fehlenden Durchgängigkeit der Lütter nicht ge- schafft hat diese Abschnitte wieder zu besiedeln. (aus UIH 2009: 52). Die stärkste Beein- trächtigung der Groppenpopulation stellen die zahlreichen Wanderungshindernisse in die- sem Bereich dar, die zu keiner Zeit des Jahres eine Durchgängigkeit ermöglichen (UIH 2009). Das Bachneunauge, das ein typischer Begleitfisch der Forellen- und Äschenregion ist, scheint in der Lütter in einer sich erfolgreich reproduzierenden Population vorzukommen. (UIH 2009).

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Tab. 6 Insekten/Heuschrecken Name Rote Areal/Habitat Liste/FFH Schwarzblauer 3, FFH 2/4 Fuldaaue, Schmalnauaue Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) Goldene Acht * Fuldaaue, Lütteraue, Schmalnauaue (Colias hyale) Blauflügel-Prachtlibelle 3 Lütter, Schmalnau, Döllbachaue (Calopteryx virgo) Große Heidelibelle * Lütter, Amphibiengewässer am Döllbach (Sympetrum striolatum) Gemeine Heidelibelle * Fuldaaue westl. Schmalnau (Sympetrum vulgatum) Rote Keulenschrecke V Bereich der Wasserfläche Tagebaugebiet (Ried) (Gomphocerippus rufus) Sumpfschrecke 3 In fast allen Auen nachgewiesen (Stetophyma grossum) Zweigestreifte Quelljung- * Döllbachaue fer (Cordulegaster boltonii)

(UIH 2009; Auszug aus der zentralen natis-Datenbank des Landes Hessens, Stand 22.03.2018; Einstufung: Rote Liste der Heuschrecken Hessens, 2. Fassung, Stand September 1995; Rote Liste (Gefährdungsabschätzung) der Tagfalter Hessens 3. Fassung, Stand 06.04.2008 HMUKLV)

Im Folgenden werden Ergebnisse zu vorkommenden Tagfalterarten aus den FFH-Gut- achten zusammengefasst. Der Schwarzblaue Ameisenbläuling (Maculinea nausithous), mit seinen ökologisch komplexen Habitatansprüchen, konnte zerstreut, aber regelmäßig in unterschiedlicher Dichte aber mit teilweise größeren Verbindungslücken im gesamten Gebiet der Oberen Fuldaaue einschließlich der Schmalnauaue erfasst werden. Man kann jedoch nicht von einem flächendeckenden Vorkommen ausgehen. Aufgrund intensiver Grünlandnutzung, Verbrachung und Beseitigung von Linearstrukturen gehen die für den Schwarzen Amei- senbläuling geeigneten Lebensräume verloren und die überlebenswichtige Wirtspflanze Sanguisorba officinalis verschwindet. Es handelt sich bei den Vorkommen daher eher um isolierte Einzelvorkommen. Die Bachauen von Fulda, Lütter und Schmalnau sind typische/durchschnittlich geeignete Lebensräume des Schwarzblauen Ameisenbläulings. Die gefährdete Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) gilt als Leitart kleinerer Flüss- chen oligostenothermer Natur und besiedelt die Untere Forellenregion und Äschenregion. Sie ist an der Lütter und der Schmalnau anzutreffen

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Die Vorkommen der anderen Libellen und der Roten Keulenschrecken wurden der natis- Datenbank entnommen. Die landesweit gefährdete Sumpfschrecke (Stetophyma grossum) gilt als Charakterart des feuchten Grünlandes und ist laut UIH (2009: 24) in beeindruckenden Massenbestän- den vorhanden.

Tab. 7 Säugetiere Name Rote Areal/Habitat Liste/ FFH Biber V, FFH 2, Fuldaaue bei Schmalnau, Schmalnau bei Untergichen- (Castor fiber) FFH 4 bach

Kleiner Abendsegler 2, FFH 4 Eichenwäldchen am Roßberg (Nyctalus leisleri) Zwergfledermaus 3, FFH 4 Eichenwäldchen am Roßberg (Pipistrellus pipistrel- lus) Bechsteinfledermaus 2, FFH 2/4 Eichenwäldchen am Roßberg (Myotis bechsteinii)

( Auszug aus der zentralen natis-Datenbank des Landes Hessens, Stand 22.03.2018) Im Gemeindegebiet haben sich im Laufe der Zeit auf natürliche Weise Biber wieder an- gesiedelt. Eine Biberburg befindet sich im Schmalnautal bei Untergichenbach. Durch seine die Landschaft umgestaltende Lebensweise, die dazu führt, dass Teilbereiche der Aue geflutet werden und diese somit landwirtschaftlich stark eingeschränkt bzw. nicht mehr nutzbar sind, ist davon auszugehen, dass es in Zukunft vermehrt Konflikte geben könnte. Bezüglich des Schalenwildbestandes ist zu sagen, dass im Gemeindegebiet Rotwild nicht vertreten ist (lediglich als gelegentlich durchwechselndes Wild), während das Reh- wild flächendeckend mit überwiegend hoher Dichte vorhanden ist, was teilweise zu einem hohen Verbissdruck im Wald führt. Schwarzwild (Wildschwein) kommt ebenfalls flächen- deckend vor und hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten sehr stark vermehrt, was mit teilweise erheblichen Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen einhergeht. Von den anderen heimischen Wildarten sind der Fuchs, der Dachs, Stein-, Baummarder Iltis, Großes und Kleines Wiesel zu nennen. Eine starke Zunahme ist bei der invasiven Art Waschbär festzustellen. Der Feldhase ist ebenfalls in allen Gemarkungen vorhanden, allerdings mit meist geringen Bestandsdichten.

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Tab. 8 Avifauna Name Rote Liste/ Areal/Habitat VSR Rotmilan V, VSR Im ganzen Gemeindegebiet vertreten (Milvus milvus) Wanderfalke *, VSR Waldgebiet um den Küppel (Falco peregrinus) Eisvogel V, VSR Schwerpunktvorkommen in der Döllbachaue, zudem (Alcedo atthis) in der Lütteraue und Fuldaaue

Schwarzspecht *, VSR Waldgebiete am Ebersberg (Dryocopus martius) Grauspecht 2, VSR Waldgebiet am Ebersberg (Picus canus) Mittelspecht *, VSR Wald am Horstberg (Dendrocopos me- dius) Feldlerche V (Alauda arvensis) Trauerschnäpper V (Ficedula hypoleuca) Bluthänfling 3 (Caruelis cannabina) Goldammer V (Emberiza citrinella) Rebhuhn 2, VSR südöstlich von Schmalnau (Perdix perdix) Neuntöter V, VSR Nördlich und südlich von Weyhers (Lanius collurio) Wasseramsel * Lütteraue, Döllbachaue (Cinclus cinclus)

(Auszug aus der zentralen natisDatenbank Vögel des Landes Hessens, Stand 05.04.2018 Einstufung: Rote Liste der bestandsgefährdeten Brutvogelarten Hessens, 10. Fassung, Stand Mai 2014, HMUKLV)

Zur Avifauna liegen für das Gemeindegebiet keine näheren Untersuchungen vor. Die in der folgenden Tabelle dargestellten avifaunistischen Schwerpunkträume des Planungs- gebietes wurden dem LRP Nordhessen 2000 entnommen. Es lässt sich erkennen, dass sich diese vor allem über die Auenbereichen der Fulda, Lütter und des Döllbaches erstre- cken. Allerdings stellen auch die Offenlandbereiche zwischen Schmalnau und Thalau und nördlich von Ried wichtige Lebensräume in der Feldflur dar.

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Die Fuldaaue stellt von der Quelle bis zur Kreisgrenze ein überregional bedeutsames Rast-/ und regional bedeutsames Brutgebiet dar, während die anderen Räume von regio- naler und/oder lokaler Bedeutung als Brut-/Rastplätze sind.

Tab. 9 Avifaunistische Schwerpunkträume (aus: LRP Nordhessen) Nr. Name im Landschaftsrahmenplan Nordhessen Bedeutung* 1 Fuldaaue von Quelle bis Kreisgrenze üR rB 2 Döllbachaue von Landesgrenze bis Mündung lB

5 Lütteraue mit Nebengewässern lB lR 5 Ackerflächen zwischen Ried und Lütter rB lR 4 Ackerflächen bei Schmalnau lB lR *ü = überregional bedeutsam r = regional bedeutsam, l = lokal bedeutsam, B = Brutgebiet, R = Rastgebiet

5.1.4 Flora Im Rahmen der Erstellung des Landschaftsplanes wurden keine gezielten floristischen Untersuchungen durchgeführt. In der folgenden Tabelle werden die Ergebnisse der Vor- kommen von ausgesuchten Pflanzenarten im Gemeindegebiet aus der zentralen natis- Datenbank des Landes Hessen und eigener Beobachtungen während der Gebietsbege- hungen in den Jahren 2017 und 2018 aufgelistet.

Tab. 10 Flora Name Rote Areal/Habitat Liste Märzenbecher 3 Bachauen der Lütter und Schmalnau (Leucojum vernum) Wald-Gelbstern * Bachauen (Gagea lutea) Gew. Teufelsabbiss 3 (Regio- nördlich von Thalau (Succisa pratensis) nal)

Taubenkropf-Leimkraut * Östlich von Weihers (Silene vulgaris) Knöllchen-Steinbrech * Südlich von Schmalnau (Saxifraga granulata) Stattliches Knabenkraut V Judenfriedhof (Weyhers) (Orchis mascula) Kleines Knabenkraut * Judenfriedhof (Weyhers) (Anacamptis morio) Trollblume 2 Fuldaaue , südlich Ried (Trollius europaeus)

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Bachnelkenwurz V Östlich von Altenhof (Geum rivale)

(Auszug aus der zentralen natis-Datenbank des Landes Hessens, Stand 26.03.2018 Einstufung: Rote Liste der Farn- und Samenpflanzen Hessen, 4. Fassung, BVNV Botanische Ver- einigung für Naturschutz in Hessen e. V., Stand Oktober 2008)

5.1.5 Vorbelastungen und Gefährdungen Die Bedeutung der einzelnen Biotope als Lebensraum für wildlebende Pflanzen und Tiere wird durch verschiedene Störquellen bzw. Nutzungen gemindert oder negativ beeinflusst, hier sind vor allem zu nennen:

Landwirtschaft • Intensive bzw. nicht standortgerechte Nutzung landwirtschaftlicher Flächen • Nährstoffeintrag durch Düngung / hohe Viehbesatzdichte • Beseitigung kräuterreicher Feldraine, Ackerrandstreifen, Wiesenwege; Vergrößerung der Schläge • intensive Nutzung angrenzender Flächen (z.B. Bewirtschaftung von Uferstreifen, keine ausreichende Pufferzone zu Gewässern, fehlende Ufergehölze) • Begradigung von Gewässer(-abschnitten) • Anstieg der Bearbeitungsgeschwindigkeit • Rückgang der Diversität angebauter Feldfrüchte sowie deren schnellerer Wuchs

Gefährdungen: Verarmung des Grünlandes Da die Auen zu den wertvollsten Lebensräumen im Gemeindegebiet zählen, soll beson- ders auf den allgemeinen Trend der Verarmung des Grünlandes hingewiesen werden, welche durch die veränderte Landwirtschaft begünstigt wird. Der Grund für die zurückge- hende Artenvielfalt ist vor allem der schleichende Prozess der Nutzungsintensivierung (Aufdüngung, Vielschnittnutzung, intensive Nachbeweidung). UIH (2009) stellt im Rahmen der Gutachtererfassung zu dem FFH-Gutachten „Obere und mittlere Fulda“ fest, dass der FFH-Lebensraumtyp 6510 „Extensive Mähwiesen“ im Bear- beitungsgebiet als gefährdet bis stark gefährdet anzusehen ist. Zudem wurde vom Gut- achterbüro UIH festgehalten: … „dass nicht wenige der im Jahr 2001 als FFH-LRT 6510 „Extensiven Mähwiese der planaren bis submontanen Stufe“ erfassten nicht (mehr) den aktuellen Kriterien entsprechen.“ Inzwischen ist ein weiterer Rückgang des Lebensraumtyps „Extensive Mähwiese“ bzw. eine Verarmung des Arteninventars in diesem Wiesentyp zu verzeichnen (Bestandsauf- nahme 2017 Bearbeiter Planungsbüro Herget). Dieser Entwicklung müssen Maßnahmen entgegengesetzt werden, die diesen Trend aufhalten und wieder in die andere Richtung,

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nämlich zum Erhalt und / bzw. der Rückentwicklung zu artenreichen extensiven Mähwie- sen auf einem angemessenen Anteil der Fluss- / Bachauen führen.

Naturschutz • Verbuschung von Brachflächen • Falsche Nutzung extensiver Wiesen

Forstwirtschaft • Nadelholzmonokulturen geprägt von Arten- und Strukturarmut • Fehlen einer gemischten Altersstruktur und von stehendem und liegendem Totholz • Standörtlich mögliche Lebensraumvielfalt wird nicht ausgenutzt • Waldbewirtschaftung mit schwerem Gerät zu ungünstigen Zeiten mit Schädigung der bodennahe Flora und Fauna

Straßenverkehr, Siedlungen und Infrastruktur • Zerschneidungs- und Barriereeffekt für wandernde Tierarten • Schadstoffeinträge aus verkehrsbedingten Emissionen (Reifenabrieb, Öl, Salz u.a.) • Lebensraumverlust durch Flächenversiegelung, Gebäudesanierung • Verluste von Großvögeln durch Stromschläge an Hochspannungsleitungen • Wanderhindernisse in Fließgewässern

Intensive Erholungsnutzung • Lärmbelastungen, Trittbelastungen im Bereich intensiv genutzter Erholungsräume • Störungen, die mit dem Ausbau entsprechender Infrastruktur verbunden sind (We- gebau, Bau von Parkplätzen und sonstigen Einrichtungen) • Entlang der ausgewiesenen Wege Nährstoffeintrag (durch Abfälle und Hundekot)

5.1.6 Wichtige Austauschachsen Ziel des Erhaltens wichtiger Austauschachsen ist es, die heimischen Arten und Artenge- meinschaften sowie ihre Lebensräume zu sichern sowie funktionsfähige, ökologische Wechselbeziehungen in der Landschaft zu bewahren, wiederherzustellen und zu entwi- ckeln. Im Vordergrund stehen dabei die ökologischen und räumlich-funktionalen Ansprü- che der heimischen Arten an ihren Lebensraum. Die Austauschachsen sollen den gene- tischen Austausch zwischen Populationen, Tierwanderungen sowie natürliche Ausbrei- tungs- und Wiederbesiedlungsprozesse gewährleisten. Zudem werden ökologische

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Wechselbeziehungen zwischen unterschiedlichen Biotoptypen gewährleistet, die bei- spielsweise für Arten mit wechselnden Habitatansprüchen wichtig sind oder Lebensraum- komplexe besiedeln. (https://www.bfn.de/themen/biotop-und-landschaftsschutz/bio- topverbund.html#c4927) Im Untersuchungsgebiet gibt es Lebensraumkomplexe, die bereits einen hohen Wert als wichtige Austauschachsen bzw. ein hohes Potenzial für die Biotopvernetzung besitzen. Dazu gehören vor allem die Fließgewässerauen von Fulda, Lütter, Schmalnau und Döll- bach mit ihren Auenwiesen, die zusammenhängenden Waldgebiete und die strukturrei- cheren Offenlandbereiche mit Acker-/Grünlandflächen und Gehölzstrukturen. In den folgenden Steckbriefen der Teilbereiche wird näher auf deren Wert eingegangen. Die Gewässerauen besitzen Defizite hinsichtlich der Durchgängigkeit der Gewässer. Vor allem entlang der Lütter und der Schmalnau befinden sich einige, für Fischarten und an- dere aquatische Lebewesen unüberwindbare Stauwerke. Die Gewässerläufe selbst besit- zen meist eine relativ naturnahe Ausprägung, uferbegleitende Gehölze und eine gute Ge- wässerqualität. Zu den wichtigen Austauschachsen der Gewässerauen gehören auch die Talwiesen, die meist intensiv genutzt werden und deren mögliches Lebensraumpotenzial verbessert werden muss. Das Offenland stellt sich im Planungsgebiet stellenweise bereits gut strukturiert dar. In einigen Bereichen sollte das Gemeindegebiet jedoch durch eine Anreicherung mit Tritt- steinbiotopen (bspw. Feldraine, Ackerrand- bzw. Blühstreifen, Heckenzüge) für viele Of- fenlandarten attraktiver gestaltet werden. Die Wiesen und Grünlandbereiche, die sich außerhalb der Auen befinden werden vorran- gig intensiv genutzt. Eine Extensivierung der Nutzung ist hier, vor allem im Bereich der kleineren Zuflüsse und Bäche für den Erhalt bzw. die Entwicklung von Austauschachsen anzustreben. Die Ackerflächen des Planungsgebietes sollen vor allem mit extensiven Ackerrandstrei- fen, Blühstreifen, Lerchenfenstern etc. reicher gestaltet werden, um Arten des Offenlan- des wieder Rückzugs- und Nahrungsräume zu bieten. Die Wälder im Gemeindegebiet Ebersburg sind zumeist Teilflächen zusammenhängender Waldgebiete, die sich über Verwaltungsgrenzen hinweg erstrecken. Dementsprechend bestehen vielfältige Vernetzungen innerhalb der Gemeinde aber auch zu angrenzenden Gemeinden. Zu den Wanderungshindernissen im Planungsgebiet zählen neben den bereits beschrie- benen Hindernissen in den Gewässern vor allem die Siedlungs- und Gewerbeflächen so- wie die Verkehrsflächen, welche das Gemeindegebiet zerteilen. Bei der Aufstellung der Leitbilder für die verschiedenen Landschaftsräume sowie bei der Erarbeitung der darauf abgestimmten Maßnahmen, ist ein wichtiger Aspekt, dass wichtige Austauschachsen weiter entwickelt und dauerhaft erhalten werden (siehe Kap. 6 Maßnah- men- und Handlungskonzept).

5.1.7 Leitbild und Entwicklungsziele Als Leitbild für den Arten- und Biotopschutz gilt die Erhaltung, Sicherung und Entwicklung einer naturraumtypischen Biotoptypenausstattung und -qualität für die heimische Vegeta- tion und Tierwelt. Dies bedeutet, dass die für die Landschaft der Gemeinde Ebersburg

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typischen Biotope und Arten dauerhaft gesichert und entwickelt werden müssen. Ein Aus- sterben von Arten ist zu verhindern. Um den Bestand von Pflanzen- und Tierarten dauer- haft zu sichern und den genetischen Ausgleich zu ermöglichen ist es wichtig größere Le- bensräume durch Vernetzung mithilfe von Trittstein- und linienhaften Korridorbiotopen mit- einander zu verbinden. Zu diesen Verbundelementen zählen naturnahe, durchgängige Gewässerläufe mit ihren Grünlandauen, natürlich ausgeprägte Waldränder, Feldgehölze, Hecken und Einzelbäume sowie Ackerrandstreifen und Feldraine. Ziele • Schutz wertvoller Arten und Lebensräume • Vernetzung wertvoller Biotopkomplexe • Schutz und Entwicklung artenreicher Wiesen • Renaturierung naturferner Gewässerstrukturen, Verbesserung der Gewässergüte, Herstellung der Durchgängigkeit der Gewässer • Erhöhung des Strukturreichtums im weniger strukturierten Offenland • Erhöhung der Lebensraumqualität für Flora und Fauna im Ackerland • Entwicklung standortgerechter stabiler Wälder mit naturraum-/ lebensraumspezifi- scher Artenausstattung, Naturverjüngung • strukturreiche Waldränder • Erhöhung der Lebensraumqualität für Flora und Fauna im Siedlungsraum

5.2 SCHUTZGUT BODEN Als Boden wird die obere belebte Schicht der Erdkruste mit Kontakt zur Atmosphäre be- zeichnet. In Abhängigkeit von Gestein, Relief, Wasserhaushalt und Klima entwickelten sich in einem historischen Entwicklungsprozess die Böden. Die Hauptfunktionen des Bo- dens werden im Folgenden dargestellt. Funktionen des Bodens:

• Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenor- ganismen • Regelfunktion: Der Boden ist wichtiger Bestandteil des Naturhaushaltes, insbeson- dere mit seinen Wasser- und Nährstoffkreisläufen. Boden hat eine wichtige Auf- nahme- und Pufferwirkung. Er kann aufgrund seiner physikalischen und chemi- schen Eigenschaften stoffliche Einträge akkumulieren, umwandeln und weiterge- ben sowie Stoffe aus dem Niederschlags-, Sicker- und Grundwasser filtern und speichern. Wird das Filter- und Puffervermögen der Böden überschritten, gelangen diese ins Grundwasser oder werden von den Pflanzen aufgenommen • Fruchtbarkeit: Die Eignung eines Bodens für eine nachhaltig hochwertige Pflan- zenproduktion hängt von der Fruchtbarkeit (Ertragsfähigkeit) ab. Die Ertragsleis- tungen unterschiedlicher Böden können stark variieren.

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• Archivfunktion: Im Boden sind Informationen von natur- und kulturhistorischen Ent- wicklungen, wie beispielsweise Hinweise über das Klima und die Vegetation oder das Vorkommen menschlicher Siedlungsaktivitäten über lange Zeiträume gespei- chert. • Nutzungsfunktion als Lagerstätte für Baugrund und Abfälle sowie Lieferant für Rohstoffe. Oft sind die wirtschaftlichen Nutzungsansprüche an den Boden nicht mit dessen Schutz vereinbar. Da Boden ein nicht vermehrbares Gut ist, ist ein sparsamer Umgang mit diesem Schutzgut besonders wichtig.

5.2.1 Gesetzliche und planerische Vorgaben Laut Bundes-Bodenschutzgesetzte (BBodSchG) §1 sind die Funktionen des Bodens nachhaltig zu sichern oder wiederherzustellen. In § 1 (1) Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) wird die nachhaltige Sicherung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes sowie die Nutzungsfähigkeit der Naturgüter als Lebensgrundlage für den Menschen genannt. Nach § 1 (3) BNatschG sind Böden so zu erhalten, dass sie ihre Funktionen im Naturhaushalt erfüllen können, nicht mehr genutzte versiegelte Flächen sind zu renaturieren. Ist keine Entsiegelung möglich, so sind die Flächen der natürlichen Entwicklung zu überlassen. Die landwirtschaftliche Bewirtschaftung muss standortangepasst erfolgen und die nachhaltige Bodenfruchtbar- keit und langfristige Nutzbarkeit der Flächen muss gewährleistet werden (§ 5 (4)).

5.2.2 Geologische und bodenkundliche Ausgangssituation Die geologische und bodenkundliche Ausgangssituation wird in den Textkarten „Geologie“ und „Boden“ dargestellt (s. Anhang). Der Naturraum Vorder- und Kuppenrhön ist durch zertalte Buntsandsteintafeln mit aufge- setzten Basaltkuppen und Muschelkalkhorsten gekennzeichnet. In den Auen tritt der Ho- lozän / Auenlehm auf. Das anstehende Gestein im Planungsgebiet wird in erster Linie von Mittlerem bis Oberen Buntsandstein aus der Trias gebildet. Muschelkalk ist vorrangig im Bereich von Weyhers vorhanden. Vereinzelt trifft man erloschene Vulkane aus Phonolitgestein an (Steinküppel, Motzküppel, Ebersberg). Fließerden sind als junge Holozäne Talfüllungen in den Talbe- reichen und als breites Band von Weyhers bis Altenhof anzutreffen. Den überwiegenden Bodentyp im Planungsgebiet stellen die aus Buntsandstein entstan- denen Braunerden und Podsol-Braunerden dar, die hier auf sandigem Ausgangssubstrat nur bedingt ackerbaulich nutzbar sind. Parabraunerden und Pseudogley-Parabraunerden, die sich aus Lockersedimenten (Löß und Lößlehm) entwickelt haben sind aufgrund ihrer Tiefgründigkeit, ihres ausgeglichenen Wasserhaushaltes und ihrer guten Nährstoffversorgung die fruchtbarsten Böden im Pla- nungsgebiet. Sie sind nur in geringem Umfang zwischen Thalau und Schmalnau und nörd- lich von Ried ausgebildet. In den Tälern des Untersuchungsgebietes dominieren die vom Grundwasser geprägten Bodentypen Auengleye und Gleye. Sie weisen gute Bodeneigenschaften und eine gute

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Nährstoffversorgung auf, sind aber angesichts ihrer Grundwassernähe und Überflutungs- gefahr nur zur Grünlandnutzung geeignet. Auf Kalkstein haben sich im Gemeindegebiet nur sehr vereinzelt Rendzinen gebildet.

5.2.3 Funktionen des Bodens Der Boden hat verschiedene Funktionen, wie der § 2 Abs. 2 BBodSchG zeigt. Im Folgen- den wird auf die Ertragsfähigkeit, die Lebensraum- und die Archivfunktion näher einge- gangen. Ertragsfähigkeit Die Bewertung der Ertragsfähigkeit von Böden erfolgt mit den Acker- und Grünlandzahlen. Diese basieren auf der Bodenzahl und der Berücksichtigung der Auswirkung von Klima- /Wasserverhältnissen und Geländeverhältnisse durch Zu- und Abschläge. Diese können Werte von 0 bis 100 aufweisen. Für das Gemeindegebiet Ebersburg erfolgt die Darstellung der Acker- / Grünlandzahl in der entsprechenden Karte in 10er-Stufen. Dabei umfassen die Werte im Gemeindegebiet eine Spanne von 11 bis maximal 60. (s. Karte 4 Acker- und Grünlandzahlen). Mit Hilfe dieser Karte kann ermittelt werden welche Standorte welchen Nutzen für die Landwirtschaft haben. Sie kann als Grundlage für Entscheidungen dienen, welche Böden sich für geplante Nutzungsänderungen eignen, z.B. welche Flächen geeignet sind, im Rahmen einer Kompensationsmaßnahme einer extensiven Nutzung zugeführt zu werden oder welche Standorte für die Landwirtschaft erhalten werden sollten. Die Ertragsfähigkeit der Böden im Gemeindegebiet ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die wenigen sehr ertragreichen Flächen mit Acker-/Grünlandzahlen zwischen 51-60 lie- gen im Auebereich der Fulda östlich und westlich von Schmalnau, im Auebereich der Lüt- ter südwestlich von Weyhers und in der Feldflur zwischen Thalau und Altenhof. Flächen guter Qualität mit Acker-/Grünlandzahlen zwischen 41-50 liegen schwerpunktmäßig im südlichen Teil der Gemeinde. Sie bilden ein breites Band von Schmalnau in südliche Rich- tung über Thalau bis Altenhof. Die Flächen der unteren Ertragsbereiche befinden sich in erster Linie in den Gemarkungen Ebersburg und Stellberg. Den größten Flächenanteil haben über das gesamte Gemeindegebiet verteilt Flächen mit Acker-/Grünlandzahlen zwi- schen 31-40.

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