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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Faunistisch-Ökologische Mitteilungen

Jahr/Year: 2009-2016

Band/Volume: 9

Autor(en)/Author(s): Roweck Hartmut, Savenkov Nikolay

Artikel/Article: Ergänzungen zur Schmetterlingsfauna (Lepi- doptera) von Schleswig-Holstein und Hamburg, Teil III 149-165 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG);download www.zobodat.at

Faun.-Ökol.Mitt. 9,149-165 Kiel, 2010

Ergänzungen zur Schmetterlingsfauna (Lepi- doptera) von Schleswig-Holstein und Ham­ burg, Teil III

Von H artm ut Roweck und N ikolay Savenkov

Summary This paper presents a compilation of 28 "microlepidoptera" new for Schleswig-Holstein (northern ), and in one case, Propiromorpha rhodophana (Herrich-Schäffer, 1851), new for the German fauna, referring to G aedike & H einicke (1999), with additions and corrections by G aedike (2008,2009,2010). For some species colour illustrations are given.

Zusammenfassung In der Arbeit werden die Funddaten von 28 Mikrolepidopteren, die erstmals in Schles­ wig-Holstein (Norddeutschland) nachgewiesen wurden, zusammengefasst. In einem Fall, Propiromorpha rhodophana (H errich-Schäffer, 1851), liegt ein erster Nachweis für ganz Deutschland vor, wenn die Liste von G aedike & H einicke (1999) mit den Ergänzun­ gen und Berichtigungen durch G aedike (2008, 2009, 2010) zu Grunde gelegt werden. Einige Arten werden in farbigen Abbildungen dargestellt.

Einleitung Nachfolgender Text nennt 28 Neufunde aus der Gruppe der sog. Kleinschmetterlinge für Schleswig-Holstein und Hamburg, sowie in einem Fall (Propiromorpha rhodophana) neu für die deutsche Fauna, aus eigenen Nachweisen (insbesondere im Forschungsvorhaben Hof Ritzerau mit 2 nunmehr im vierten Jahr dauerhaft betriebenen Lichtfallen), aus dem Kreis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Natur- und Ressourcen­ schutz (vormals Ökologie-Zentrum) der CAU und soweit sie uns von im Faunengebiet tätigen Entomologen mitgeteilt und für eine Veröffentlichung dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt wurden. Hier sind insbesondere zu nennen: Walter Baltruweit, Dierk Baumgarten, Christoph Kayser, Detlef Kölligs, Birgit Piepgras, Corinna Rickert, Ingvar Svensson und Andreas Tränkner. Als Neufunde werden solche Arten behandelt, die im „Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands" von G aedike & H einicke (1999) sowie in den dazu erschienenen Nachträ­ gen und Korrekturen (G aedike 2008, 2009, 2010) nicht für Schleswig-Holstein und Ham­ burg erwähnt werden und über deren Vorkommen wir nicht bereits in vorausgegange­ nen Veröffentlichungen (Roweck & S avenkov 2002, 2007) berichtet haben. Einige kriti­ sche und/oder aus faunistischer Sicht besonders interessante Arten werden farbig abge­ bildet.

149 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG);download www.zobodat.at Reihenfolge und Systematik folgen der Aufstellung von Karsholt & R azowski (1996) mit Ergänzungen bei später beschriebenen bzw. neu positionierten Taxa nach Angaben in Fauna Europaea http://www.faunaeur.org ( .) Die den Artnamen vorangestellten Num­ mern entstammen ebenfalls dem Verzeichnis von Karsholt & R azowski und erlauben zugleich eine rasche Orientierung in o. g. Zusammenstellung von G aedike & H einicke (1999). Beide Verzeichnisse nebst Ergänzungen sowie die Angaben der Internetseiten von „Fauna Europaea" http://www.faunaeur.org/distribution.php ( ) dienten als Basis für die beigefügten Kurzangaben zum Kenntnisstand der Verbreitung der hier behandelten Arten. Nicht enthalten sind Aktualisierungen des Deutschland-Verzeichnisses für Schleswig-Holstein, den Zeitraum ab 1980 betreffend; dies soll in einem Gesamtverzeich­ nis der Schmetterlinge dieses Bundeslandes zeitnah nachgeholt werden. Folgende Abkürzungen werden verwendet: * (vor dem Artnamen): neu für die Fauna von Schleswig-Holstein und Hamburg ** (vor dem Artnamen): neu für die Fauna von Deutschland ECKU Ökologie-Zentrum der Uni Kiel HZM Zoologisches Museum der Uni Hamburg ZMKU Zoologisches Museum der Uni Kiel AU Österreich SW Schweden D Deutschland SF Finnland DK Dänemark SH Schleswig-Holstein mit Hamburg EE europ. Russland NI Niedersachsen mit Bremen EN Estland NW N or drhein-W es tf alen ES Spanien HE Hessen FR Frankreich RP Rheinland-Pfalz GB Großbritannien BW Baden-Württemberg HG Ungarn BY Bayern IT Italien SL Saarland LV Lettland MV Mecklenburg-V orpommern NI Niederlande BB Brandenburg mit Berlin NR Norwegen SN Sachsen PL Polen ST Sachsen-Anhalt PR Portugal TH Thüringen

Ergebnisse Fam. Tineidae * 590 Stenoptinea cyaneimarmorella (Milliére, 1854), Tafel 1 (1) Hofsee Ritzerau: 1

150 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG);download www.zobodat.at 594 Agnathosia mendicella (Denis & Schiffermüller, 1775) Waldstandort Ritzerau: 2 Ex. 29.-30.06.2006, je 1 Ex. 08.06.2007, 01.07.2007 und 14.08.2007, je 7 Ex. 18.06.-28.07.2008 und 16.-30.06.2009 und 1 Ex. 17.07.2009 (ECKU). Die aufgeführ­ ten Daten ergänzen unseren Erstnachweis von 2006 (Roweck & S avenkov 2007) Verbr.: Von N- und Teilen Mittel-Europas bis IT bekannt - in D in jüngerer Zeit mehrfach erneut nachgewiesen und offenbar nur in HE, RP, MV und BB noch nicht ge­ funden. Typische Art totholzreicher Wälder mit langer Bestockungskontinuität, deren Larven in Baumpilzen sowohl an Laub- als auch Nadelhölzern leben, zumindest in Nordeuropa mit deutlicher Präferenz für F omitop sis rosea (Bengtsson et al. 2008). Die versteckte Le­ bensweise und starke periodische Schwankungen im Auftreten dürften dafür verant­ wortlich sein, dass die Art bislang oft unentdeckt blieb.

Fam. * 1117 Caloptiliafälconipennella (Hübner, 1813), Tafel 1 (2) Waldstandort Ritzerau: IS 06.07.2006 und 1 Ex. 24.09.2006 sowie 1 Ex. am Hofsee in Ritzerau 01.05.2010 (ECKU). Verbr.: In Europa weit verbreitet (ohne PL, ES und Teilen des ) - In D noch nicht in HE und RP. Trotz Bindung an eine praktisch überall häufige Nahrungspflanze (Ainus glutinosa) insgesamt selten und offenbar nur disjunkt verbreitet. * 1118 fidella (Reutti, 1853), Tafel 1 (3) Waldstandort Ritzerau: je 1 Ex. 30.07.2008, 09.08.2009 und 01.05.2010 Hofsee Ritzerau: 1 Ex. 12.07.2008, 3 Ex. 26-30.07.2007 und 1 Ex. 11.08.2009 (ECKU). Verbr.: Von PR bis zum Kaspischen Meer, in Mittel- und Südost-Europa weit verbreitet In D in jüngerer Vergangenheit nur aus NI, BY, BB und SN gemeldet. C. fidella scheint derzeit ihr Areal nordwärts auszubreiten, und hat DK (Bornholm) erreicht. Die Larven dieser, im Imaginalstadium überwinternden Art entwickeln sich in drei­ eckigen Minen, später im eingerollten Blattrand am Hopfen(). 1169 Ornixola caudulatella (Zeller, 1839) Hofsee Ritzerau: 4 Ex. 17.07.-03.08.2009 und 2 Ex. 12.-16.07.2010 (ECKU). Verbr.: In Europa von FR und IT bis EE und in den Baltischen Ländern nachgewiesen - In D vor unserer Meldung für SH nur aus den Bundesländern BB, SN, ST und TH gemel­ det. Oben stehende Daten ergänzen unseren Fund von 2006 und deuten auf eine, zumin­ dest zeitweise bestehende Population im Lübecker Stadtwald am nordwestlichen Areal­ rand der Art hin. Die Larven entwickeln sich im Schutz umgeschlagener Blattränder vonSalix- Arten.* * 1261 Phyllonorycter issikii (Kumata, 1963), Tafel 1 (4) Waldstandort Ritzerau: IS 18.08.2008, 2 Ex. 25.08.2009, am Hofsee Ritzerau 9 Ex. im Zeitraum 11.08.-08.10.2009 (ECKU) sowie eine Meldung von Ch. Kayser: Lauenburg, 04.10.2008 6 Minen an Tilia, 05.10.2008 3 Tiere, ex p. Verbr.: Die Lindenminiermotte kam aus ihrer südostasiatischen Heimat offenbar über Russland (1986), Polen (1996) und Tschechien (2001) nach Mitteleuropa (Krehan 2005). Zu Details der Einwanderungsgeschichte siehe die Ausführungen von E. Rennwald im „Lepiforum" (www.lepiforum.de), wonach die auch im letzten Nachtrag von G aedike noch offenen Lücken in D (NW, HE) mittlerweile geschlossen sind und zu oben stehen­ den Funden für SH weitere Meldungen kommen:

151 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG);download www.zobodat.at 9.10.2009 Minen und ein Puppenfund von C. Lehmann von Todenbüttel „sehr wahr­ scheinlich dieser Art" und mit selbem Datum ein Fund von W. Baltruweit: Appen, Kreis Pinneberg, „stärkerer Befall in einer Lindenallee". Ferner meldet C. Lehmann vom 16.10.2009 für Hamburg: „an verschiedenen Stellen der Osterfeldstraße massiven Befall der Linden" (alle Daten www.lepiforum.de) Eine Auswertung der Litera turangaben über die Nahrungspflanzen der Raupen belegt eine Nutzung praktisch aller Tilia-Arten. Da in Fernost offenbar auch Betula platyphylla belegt wird, sollte nach den charakteristischen Minen auch an Birken Ausschau gehalten werden.

Fam. Yponomeutidae * 1353 irrorella (Hübner, 1813), Tafel 1 (5) Hofsee Ritzerau: 2 Ex. 06.-19.07.2009, beginnend mit dem 10.07.2010 eben dort auffallend zahlreich, > 100 Ex. (ECKU). Verbr.: Von IT und GB bis SF praktisch in allen mitteleuropäischen Ländern nachge­ wiesen - in D bislang noch nicht in HE und MV, sonst aus allen Bundesländern gemeldet. Die Larvalentwicklung dieser Art findet, ähnlich wie bei Y. cagnagella (Hübner, 1813), in Gespinsten am Pfaffenhütchen () statt, jedoch stets nur zu wenigen vergesellschaftet. Details der Biologie sind noch unklar. 1359 Zelleria hepariella Stainton, 1849 Waldstandort Ritzerau: 1 Ex. 21.04.2006,4 Ex. 28.-30.07.2008,1 Ex. 07.11.2009 (ECKU). Verbr.: Offenbar in weiten Teilen S-, W- und Mitteleuropas, wenn auch lückenhaft, vorkommend, nordwärts bis Skandinavien, LV und EN, nach Osten zu deutlich abneh­ mend (so auch im südöstlichen Europa) - in D noch nicht NI, HR, PP, MV, BB, SN und TH aufgefunden. Obenstehende Meldungen ergänzen unsere Fundmeldungen aus dem Kieler Umland (Roweck & S avenkov 2002).

Fam. Lyonetiidae 1630 Lyonetia prunifoliella (Hübner, 1796) Hofsee Ritzerau: 1 Ex. 01.09.2007, 8 Ex. 26.07.- 03.09.2008, 9 Ex. 21.08.-03.09.2009 sowie 1 Ex. 25.08.2009 am Waldstandort Ritzerau (ECKU). Für diese Art lagen keine neuzeitli­ chen Nachweise aus SH vor; die Funde im Raum Lübeck deuten auf ein dauerhaftes Vorkommen im Gebiet. Verbr.: In Europa von FR und GB ost- und nordwärts weit verbreitet - in D stehen noch Nachweise für NI, HE, RP, MV und ST aus. Die Larvalentwicklung findet an Rosaceen statt, mit typischen Gangminen, die in eine Platzmine münden. Die Puppenkokons ähneln denen von L.clerkella (Linnaeus, 1758).

Fam. Elachistidae 1925 Elachista gleichenella (Fabricius, 1781), Tafel 1 (6) In Ergänzung zum Fund vonM eder von 1934 (Roweck & S avenkov 2002) hier ein aktu­ elles Vorkommen: Waldstandort Ritzerau: 1

152 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG);download www.zobodat.at H ausenblas (2005) meldet 2 Funde aus Glasau (SE) und dem Salemer Moor (bei Ratze­ burg) ; ergänzend hierzu 2 bislang unbestimmt gebliebene Tiere in HZM: IS Ost- Holstein, Schmilau: 01.05.1959 (leg. Albers); IS Umg. v. Hamburg Doerstorf Moor: 29.04.1959 (leg. Albers) Verbr.: In Mittel und Nordosteuropa (inkl. GB) zahlreich an Moorstandorten mitCarex- und Eriophorum-Beständen nachgewiesen - in D bislang ohne HE, ST und SN. 2000 Elachista pomerana Frey, 1870, Tafel 1 (8) Von H ausenblas (2005) für Westensee (Bruxer Holz) gemeldet; ebenfalls am Hofsee Ritzerau: je IS 18.06.2007,15.07.2007,10.08.2007, 3 Ex. 29.05.-02.06.2008,1 Ex. 11.08.2009, 2 Ex. 18.07.2010 sowie 1 Ex. am Waldstandort in Ritzerau am 11.08.2009 (ECKU). Verbr.: In Fauna Europaea fehlt D, wo Nachweise aus SH, MV, BB und ST vorliegen; sonst IT und nördlich der Alpen bis nach Skandinavien und den baltischen Ländern nur lokal nachgewiesen. Vermutlich wurde auch diese Art bislang vielerorts übersehen; die Larven entwickeln sich in diversen Süßgräsern im Uferbereich stehender und fließender Gewässer.

Fam. Agonoxenidae * 2062 Dystebenna stephensi (Stainton, 1849), Tafel 1 (9) Je 1 Ex. am Waldstandort (12.07.2010) und am Hofsee (18.07.2010) auf Hof Ritzerau (E- CKU). Verbr.: In weiten Teilen Europas von ES bis zum Kaspischen Meer und nordwärts bis Schweden vorkommend - in D sonst aus BY, BB und ST gemeldet. Details der Biologie dieser, offenbar an das Vorkommen alter Eichen gebundenen Art sind noch unbekannt.

Fam. Oecophoridae 2270 Eratophyes amasiella (Herrich-Schäffer, 1854) In Ergänzung zu den Ausführungen in Roweck & S avenkov (2007) hier weitere Nach­ weise der offensichtlich expandierenden Art (in D mittlerweile aus SH, NI, BW und SL gemeldet) vom Fundort Ritzerauer Wald: je 1 Ex. 14.06.2006 und 07.07.2006, 2 Ex. 08.06.- 06.07.2008,1 Ex. 12.07.2009 sowie in 2010 bereits mehr als 10 Tiere in der Lichtfallenaus­ beute (ECKU). Svensson (2007) meldete die Art mittlerweile neu für SW aus der Provinz Blekinge (leg. B. Pettersson, Sölvesborg) 2293 Herrichia excelsella Staudinger, 1870 2007 meldeten wir 2 Tiere von W. Baumgarten aus dem Hamburger Raum als Neufunde, mittlerweile konnten wir auch im Forschungsvorhaben auf Hof Ritzerau Tiere dieser Art nachweisen, so am Waldstandort je 1 Ex. 16.07.2008 und 17.07.2009 sowie 2 Ex. 12.- 14.07.2010 und 1 Tier in der Lichtfalle am Hofsee 03.08.2009 (ECKU). Verbr.: Südwestliches Europa, CH, Au und D; hier bisher aus SH, BW, BY und SL be­ kannt. Die Biologie dieser in unterschiedlich alten Nadelholz- und Mischwaldbeständen nachgewiesenen Art ist noch weitgehend unbekannt.

Fam. Amphisbatidae * 2398 Telechrysis tripuncta (Haworth, 1828), Tafel 1 (10) Elmshorn „Sibirien": 1 Ex.. 07.06.2008 (leg. B. Piepgras) und IS in der Lichtfalle am Waldstandort in Ritzerau 16.06.2010 (ECKU).

153 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG);download www.zobodat.at Verbr.: In Mittel- und Südosteuropa weit verbreitet - in D nunmehr nur noch in ST „fehlend". Seltene Waldart, wie die voraus gegangene Art mit noch unbekannter Biolo­ gie.

Fam. Coleophoridae 2442 Goniodoma limoniella (Stainton, 1884) Wir berichteten früher (Roweck & S avenkov 2007) über den Neufund für die deutsche Fauna durch C. Rickert im Vorland von Westerhever, bei St. Peter-Ording sowie auf der Hamburger Hallig. In Ergänzung hierzu wird mitgeteilt, dass die Art mittlerweile die Südwestküste von Seeland in Dänemark erreicht hat(G regersen & S yska 2009) und auf der Nordfriesischen Insel Sylt seit 2009 in großer Individuendichte an den Strandflieder-Beständen im Ostteil der Insel auftritt: Sylt, Morsum (9./10.10.2009 zahlreiche Raupen anLimonium). * 2452 Coleophora spiraeella (Rebel, 1916), Tafel 1 (11) Kiel, Kronshagen: 21.07.2010 zahlreiche Minen und Larvalsäcke dieser unverwechselba­ ren Sackträger-Art an einer Spierstrauch-Hecke im Straßenbegleitgrün. Verbr.: Diese vermutlich aus den Karpaten zugewanderte Art beschränkt ihr Areal derzeit auf das engere Mitteleuropa und IT - in D sonst erst aus BY, BB und SN gemeldet. Die Larven entwickeln sich an diversen Spierstrauch-Arten (Spiraea spec.) * 2597 Coleophora zelleriella Heinemann, 1854, Tafel 1 (12) Waldstandort Ritzerau: jeIS 14.07.2008 und 06.07.2009 (ECKU). Verbr.: In Süd- und Mitteleuropa weit verbreitet, nordwärts bis SW und ins Baltikum, ostwärts bis zum Kaukasus - in D fehlen somit noch Nachweise aus Ni, He und RP. Nach Norden zu meist nur sehr vereinzelt und lokal nachgewiesen; die Raupen leben an diversen Weiden (Salix spec.)

Fam. Cosmopterigidae * 3166 Cosmopterix scribaiella (Zeller, 1850), Tafel 1 (13) Hofsee Ritzerau: 2 Ex. 02.07.2010 In Europa ohne Teile des Balkans und äußersten Westens nordwärts bis SW und SF - in D bislang ohne Meldungen aus NI, HE, RP und TH. C. scribaiella lebt in Schilfbeständen auch (regional besonders) abseits von Gewässern; die Larven entwickeln auffällige Minen in den Blättern von Schilf(Phragmites australis), ähnlich denen der Schwesterart C. lienigiella (Lienig & Zeller, 1846).

Fam. * 3264 Isophrictis anthemidella (Wocke, 1871), Tafel 1 (14) Hofsee Ritzerau: je 1 Ex. 14.05.2007 und 02.06.2008 (ECKU). Verbr.: In Europa weit verbreitet bis auf PR und das nördliche Russland - in D fehlt jetzt nur noch ein Nachweis aus NW. Während sich die habituell sehr ähnlicheI. striatella (Denis & Schiffermüller, 1775) am Rainfarn (Tanacetum vulgare) entwickelt, lebt I. anthemidella an der Färberkamille (Anthe­ mis tinctoria) und dürfte im Gebiet von einem Straßenrand oder Ruderalbiotop zugeflo­ gen sein, wo die Raupennahrungspflanze in SH (noch) sehr selten auftritt.

3321 Monochroa elongella (Heinemann, 1870), Tafel 2 (1)

154 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG);download www.zobodat.at W egner et al. (2007) berichten über Funde aus Hamburg (1984) und Heiligenhafen (2001); die Art konnte mittlerweile auch in Nordfriesland nachgewiesen werden: Westerhever: 2 Ex. 20.07.2006 am Licht (leg. C. Rickert), Sylt, List: 4 Ex. 07.-08.07.2010 am Licht (leg. A. Tränkner) (ECKU). Verbr.: In Mittel- und Nordeuropa weit verbreitet - jüngere Nachweise liegen in D nur für SH, BW und BY vor. Die Larvalentwicklung dieser Art findet im Gänsefingerkraut Potentilla( anserina) statt, wo frühzeitig vergilbende Blätter auf die Anwesenheit hindeuten. 3325 Monochroa divisella (Douglas, 1850) Hofsee Ritzerau: je 1 Ex. 10.07.2008 undl0.07.2010 sowie 1 Ex. am Waldstandort in Ritze­ rau am 12.07.2010 (ECKU). Die früheren Nachweise (Roweck & S avenkov 2002) bezogen sich auf den Hamburger Raum, nun ist auch das Vorkommen im Landesteil Lauenburg bestätigt. Die Larvalentwicklung findet in Blättern der Sumpfschwertlilie (Iris pseudacorus) statt, offenbar aber abseits des engeren Verlandungsbereiches von Gewässern. In Europa vereinzelt von LV und GB bis HG gemeldet - in D aus SH, NI, HE, BB und ST bekannt. 3390 Bryotropha basaltinella (Zeller, 1839), Tafel 2 (2) W egner et al. (2007) nennen Morsum (Sylt); hinzu kommen folgende Nachweise für SH: Pinneberg: je 1 Ex. 17.07.2007 und 01.06.2009 (leg. W. Baltruweit) und Elmshorn, „Sibi­ rien": je 1 Ex. 16.05.2008 und 26.08.2008 (leg. B. Piepgras) Verbr.: Im westlichen und mittleren Europa (inkl. GB) - in D praktisch flächendeckend nachgewiesen (bislang ohne SN). Details der Biologie dieser Art sind unbekannt; die Entwicklung findet wahrscheinlich in Moospolstern statt. * 3407b Stenolechiodes pseudogemmellus Elsner, 1995, Tafel 2 (3) Pinneberg, Appener Moor: 1 Ex. 25.04.2007 am Licht (leg. W. Baltruweit) sowie am Wald­ standort Ritzerau je 1 Ex. 12.05.2008 und 17.05.2010 (ECKU). Verbr.: In Europa beschränken sich die Vorkommen auf den Raum zwischen FR, PL, IT und Teilen der Balkan-Halbinsel - mit obigen Nachweisen für SH ist die letzte Lücke im Deutschlandverzeichnis geschlossen. Larvalentwicklung dieser in jüngster Vergangenheit offensichtlich expandierenden Art an Eichen (Quercus spec.). * 3426 fugacella (Zeller, 1839), Tafel 2 (4) Elmshorn, Liether Kalkgrube: 1 Ex. 21.07.2009 am Licht (gemeinsam mit W. Baltruweit und B. Piepgras) (ECKU). Verbr.: In Europa von ES und IT nordostwärst bis ins Baltikum, jedoch nicht in GB und Skandinavien - in D fehlt die Art jetzt noch in NI und MV. Ähnlich wie bei der zuvor behandelten Art ist derzeit eine Arealerweiterung zu beo­ bachten. Die ersten Stände entwickeln sich an der Feldulme Ulmus( minor). 3484 rhombelliformis Staudinger, 1871 In Ergänzung zu unserer Meldung Hamburger Funde(R oweck & S avenkov 2002): Pin­ neberg, Appener Moor: 1 Ex. 17.08.2006 (leg. W. Baltruweit) Verbr.: Im Östlichen Mitteleuropa nordwärts bis DK und Baltikum - in D aus SH, BW, BY, BB, SN, ST und TH bekannt. Die Larven leben an diversen Pappeln ( spec.).

155 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG);download www.zobodat.at * 3646a Scrobipalpula tussilaginis (Frey, 1867), Tafel 2 (5) Elmshorn, Liether Kalkgrube: 19 15.07.2007 (leg. D. Baumgarten, det. O. Karsholt). Verbr.: Mitteleuropäische Art mit versprengten Vorkommen am Arealrand, nordwärts bis SW (Svensson 2009) und derzeit offenbar in Ausbreitung begriffen - während meh­ rere Nachweise aus Süd- und Südostdeutschland vorliegen, ist dies der erste Fund aus dem küstennahen Norddeutschland. 3850 Dichomeris ustalella (Fabricius, 1794) Aus SH lagen nur ältere Nachweise vor; ergänzende Funde vom Waldstandort Ritzerau: 1 Ex. 31.05.2008 und 1(J 10.06.2010 (ECKU1 Imago und 1 Genital aus Sammelprobe). Verbr.: Aus weiten Teilen Europas (ohne Gibraltar und Skandinavien) gemeldet - in D fehlen noch Nachweise aus HE, RP und MV. Die ersten Stände dieser nur selten gefundenen Art leben an diversen Laubgehölzen. * 3857 Dichomeris alacella (Zeller, 1839), Tafel 2 (6) Waldstandort Ritzerau: 1 Ex. 10.07.2006 (ECKU). Verbr.: Aus weiten Teilen Europas gemeldet, aber offenbar nirgends häufig - für D fehlen nunmehr Nachweise für MV. Details der Biologie sind unbekannt, als Entwick­ lungssubstrate werden flechten- und moosbewachsene Bäume genannt.

Fam. Tortricidae *4389 Acleris cristana (Denis & Schiffermüller, 1775), Tafel 2 (7) Waldstandort Ritzerau: 1 Ex. 09.04.2010 (ECKU). Verbr.: Fast in ganz Europa nachgewiesen (außer PR, die mediterranen Inseln und die Balkanhalbinsel) und offensichtlich regional expandierend - in D sonst aus allen Bundes­ ländern außer HE gemeldet. Die Raupen dieser, im Imaginalstadium überwinternden Art entwickeln sich an verschiedenen Laubgehölzen. ** 4416 Propiromorpha rhodophana (Herrich-Schäffer, 1851), Tafel 2 (8) Pinneberg-Nord, Hausgarten: ld 26.07.2006 (leg. W. Baltruweit) Verbr.: Bislang liegen europäische Nachweise nur aus dem Süden nordwärts bis FR, AU und die vor. Der Nachweis von KovÄcs & KovÄcs (2001) in den östlichen Karpaten in einem Xerotherm-Biotop 1989 markierte bislang den nördlichsten Fund in Europa dieser in der Ost-Palaearktis und im Nahen Osten ansonsten weit verbreiten Art. Sie entwickelt sich an Clematis integrifolia, möglicherweise auch an kultivierten Clematis- Arten und fand wohl so den Weg bis in den Norden Deutschlands. * 4668 Endothenia pullana (Haworth, 1811), Tafel 2 (9) Hofsee Ritzerau: je 1 Ex. 22.05., 26.05. und 23.08.2007, 5 Ex. 31.05.-26.06.2008, 1 Ex. 28.05.2009, 3 Ex. 04.-08.07.2009 und 1 Ex. 12.07.2010 (ECKU). Verbr.: In Europa mit Ausbreitungslücken von FR und GB im Westen bis Süd-EE und SF, in jüngster Vergangenheit auch in DK und SW nachgewiesen und mit deutlicher Ausbreitungstendenz in Nordeuropa - in D sonst aus NI, NW,BY, SN und ST gemeldet. Die vielerorts sicher nur übersehene Art entwickelt sich in den Stängeln des Sumpfziests (Stachys palustris) im Uferbereich stehender und fließender Gewässer. * * 4716 Hedya dimidiana (Clerck, 1759), Tafel 2 (10) Waldstandort Ritzerau: je 1 Ex. 14.06.2006, 30.06.2006, 10.06.2007 und 14.06.2007, 3 Ex. 31.05-02.06.2008,1 Ex. 03.06.2009 und 2 Ex. 12.-30.06.2010 (ECKU).

156 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG);download www.zobodat.at Verbr.: In Europa, bis auf einige Küstenländer, weit verbreitet - für D liegen nunmehr Nachweise für SH, NI, BW, BY, MV, BB, SN und ST vor. Die Art lebt, zumindest im Nor­ den, monophag an der Traubenkirsche (Prunus padus). 4761 Pristerognatha fuligana (Denis & Schiff er müller, 1775) In Ergänzung zum Erstnachweis aus dem Kieler Raum vonH ausenblas (2005) hier Nachweise aus dem Südosten von SH: Waldstandort Ritzerau: 1? 28.06.2008 und 2 Ex. 06.06.2009 (ECKU). Verbr.: Von ES bis SF in vielen mitteleuropäischen Ländern vorkommend - in D fehlen noch Nachweise für NI, HE, RP, ST und TH. Die Larvalentwicklung findet, ähnlich wie bei der Schwesterart P.penthinana (Guenée, 1845), in Sprossen des Großen Springkrauts (Impatiens noli-tangere) statt. * 4794a Lobesia virulenta Bae & Komai, 1991 (ssp. mieana Falck & Karsholt, 1998), Tafel 2 ai) Bliestorfer Wald: IS 26.05.2005 (leg. D. Kölligs), am Waldstandort Ritzerau IS 23.06.2007 und 4 Ex. 29.05.2008 sowie 1 Ex. 04.06.2008 am Ritzerauer Hofsee (ECKU). Verbr.: Die erst unlängst von L. reliquana getrennte und oft mit ihr verwechselte Art ist aus Skandinavien und dem engeren Mitteleuropa etwa südwärts bis zum Alpenraum bekannt - in D bislang erst aus BW, BY und TH gemeldet, sicher aber weiter verbreitet. Details der Biologie sind noch unbekannt, als Nahrungspflanze der Raupen werden Birken und/oder Zitterpappel (Betula spec., Populus trémula) vermutet. *4963 Eucosma conterminana (Guenée, 1845), Tafel 2 (12) Elmshorn, Liether Kalkgrube: 1 Ex. 21.07.2009 am Licht (gemeinsam mit W. Baltruweit und B. Piepgras) Verbr.: Fast aus ganz Europa gemeldet bis auf Teile des Ostens, PR, die Atlantischen und mediterranen Inseln - in D liegen damit Nachweise aus allen Bundesländern vor. Die Larven entwickeln sich in den Blüten des Kompasslattichs (Lactuca serriola) und verwandter Arten. * 5050 Rhyacionia logaea Durrant, 1911, Tafel 2 (13) Kiel: lcJ 31.03.1912 (leg. Meder) (ZMKU). Verbr.: Bislang nur aus Skandinavien (NR, SW, DK) und GB gemeldet - die Verbrei­ tung in D ist unklar, zumal R. logaea während langer Zeit als nordische Unterart von R. duplana (Hübner,1813) angesehen wurde. Zwar ähneln die Genitalarmarturen beider Arten einander sehr, aber bei den SS von R. logaea sind die Antennen deutlich gezähnt. Die Larven entwickeln sich in den Knopsen und Trieben diverser Nadelgehölze (Pinus spec., Picea spec.). (*) 5061 Ancylis obtusana (Haworth, 1811) Nachfolgende Meldungen aus dem Lübecker Raum ergänzen unseren Hinweis auf einen älteren Fund aus Hamburg von 1957 (Roweck & Savenkov 2002), der in den Nachträgen zur Deutschlandliste noch fehlt: Hofsee Ritzerau: 1 Ex. 24.05.2007, ebenfalls am Wald­ standort Ritzerau: 1 Ex. 26.06.2008 und 3 Ex. 03.-11.06.2009 (ECKU). Verbr.: In ohne ES und NR und mit größeren Ausbreitungslücken im Osten - für D fehlen nunmehr noch Nachweise für HE und SL.* * 5142 Cydia milleniana (Adamczewski, 1967), Tafel 3 (1) Waldstandort Ritzerau: 1 Ex. 08.05.2007 (ECKU).

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Tafel 1: Stenoptinea cyaneimarmorella (1), Caloptilia falconipennella (2), Caloptilia fidella (3), Phyllonorycter issikii (4), Yponomeuta irrorella (5), Elachista gleichenella (6), Elachista kilmunel- la (7), Elachista pomerana (8), Dystehenna stephensi (9), Telechrysis tripuncta (10), Coleophora spiraeella (11), Coleophora zelleriella (12), Cosmopterix scribaiella (13), Isophrictis anthemidella (14) (Fotos: Mona Dahme).

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Tafel 2: Monochroa elongella (1), Bryotropha basaltinella (2), Stenolechiodes pseudogemmellus (3), Carpatolechia fugacella (4), Scrobipalpula tussilaginis (5), Dichomeris alacella (6), Adens cristana (7), Propiromorpha rhodophana (8), Endothenia pullana (9), Hedya dimidiana (10), Lobesia virulenta (11), Eucosma contenninana (12), Rhyadonia logaea (13) (Fotos: Mona Dah­ me).

159 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG);download www.zobodat.at Verbr.: Eine Art des engeren Mitteleuropas, von IT nordwärts bis DK (Mon) und GB (ohne NL) - in D noch nicht aus RP, BW, SL, MV und TH bekannt. In jüngster Zeit offen­ bar expandierende Art. Die Larven entwickeln sich (und überwintern zweimal) in Harzgallen an Lärchentrie­ ben (Larix decidua). 5154 Cydia amplana (Hübner, 1800) Hofsee Ritzerau: je 1 Ex. 18.08.2007 und 30.07.2008, am Waldstandort ebendort je 1 Ex. 24.07.2008 und 11.08.2009. Ferner 1 Sichtbeobachtung der unverwechselbaren Art in Kiel, Kronshagen 21.07.2010 (N. Savenkov). Die Daten ergänzen unsere früheren Meldungen(R oweck & S avenkov 2007) und deu­ ten auf eine weitere Verbreitung in Schleswig-Holstein. I. Svensson (mündl. Mitt.) berich­ tet über eine anzunehmende Etablierung und nordwärts gerichtete Ausbreitung in Süd­ schweden. * 5155 Cydia inquinatana (Hübner, 1800), Tafel 3 (2) Waldstandort Ritzerau: 1 Ex. 10.07.2008 Verbr.: In weiten Teilen Europas, bis auf ES, CH und GB sowie Teile des Balkans nach­ gewiesen - in D fehlen noch Nachweise aus NI, HE und RP. Die Larven entwickeln sich in den Samen von Ahornarten (Acer spec.). 5179 Pammene ignorata Kuznetzov, 1968 Elmshorn, Bokelsesser Moor: 1 Ex. 02.05.2009 am Licht (leg. W. Baltruweit). Obiger Fund dieser nur selten beobachteten Art ergänzt unsere Meldung aus dem Lü­ becker Raum (Roweck & S avenkov 2007). 5205 Pammene germmana (Hübner, 1799) Nachfolgende Funde ergänzen ältere Nachweise (vor 1980) aus Schleswig-Holstein und belegen damit rezente Vorkommen: Hofsee Ritzerau: 2 Ex. 22.05.2007,1 Ex. 18.06.2007, 3 Ex. 29.05.-10.06.2008 und 1 Ex. aus der Lichtfalle am Waldstandort am 29.05.2008. Verbr.: In Europa von IT nordwärts bis SF und SW - in D aus HE, RP und SL bislang nicht gemeldet. * 5218 Dichrorampha aeratana (Pierce & Metcalfe, 1915), Tafel 3 (3) Pinneberg-Nord, Hausgarten: 1? 19.06.2007 am Licht (leg. W. Baltruweit) Verbr.: In Europa weit verbreitet mit Ausbreitungs(Nachweis-)lücken im mediterranen und osteuropäischen Raum - in D somit aus allen Bundesländern bis auf NI nachgewie­ sen. Die Raupen entwickeln sich in den Wurzeln der Margerite (Leucanthemum vulgare).

Fam. Pyralidae 5676 Salebriopsis albicilla (Herrich-Schäffer, 1849) Wir berichteten früher (Roweck & S avenkov 2007) über einen einmaligen Nachweis dieser in D nur aus HE noch nicht gemeldeten Art vom Waldstandort in Ritzerau. Mitt­ lerweile deutet sich eine beständige Population im Gebiet an: Waldstandort Ritzerau: je 1 Ex. 18.06. und 06.07.2009; in 2010 bereits mehr als 10 Ex. nachgewiesen (ECKU). Mög­ lichweise expandiert auch diese Art derzeit, worauf ihr Auftreten in SW (Svensson 2007) und eine deutliche Bestandeszunahme im Baltikum hindeuten. 5980 Eccopisa effractella Zeller, 1848 Ähnlich wie bei zuvor genannter Art scheint E. effractella derzeit in Ausbreitung begriffen zu sein. In Ritzerau kam die Art 2009 an beiden Standorten noch vereinzelt vor

160 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG);download www.zobodat.at (15.07.2009 1. Ex. am Hofsee, 30.07.2009 1 Ex. am Waldstandort), in 2010 wurde sie bereits sehr zahlreich in beiden Lichtfallen notiert. 6093 Vitula edmandsii (Packard, 1865) Auch über diese insgesamt sehr seltene Art berichteten wir bereits (Roweck & S avenkov 2007). Zu den dort und bei W egner & K ayser (2006) genannten Fundorten kommt ein Nachweis vom Waldstandort Ritzerau: 1 Ex. 30.06.2010 (ECKU). * 6507 Evergestis aenealis (Denis & Schiffermüller, 1775) Ritzerau Hofsee: 1 Ex. in der Lichtfalle am 10.5.2009 (ECKU). Da es sich um ein sehr frisches Tier handelt, ist bei o. g. Datum ein Zuflug aus dem Süden anzunehmen. Verbr.: In Europa weit verbreitet - sichere Nachweise der Art in D für NW, HE, RP, BW und TH stehen noch aus. Die ersten Stände von E. aenealis entwickeln sich an diversen Kreuzblütengewächsen (Brassicaceae). * 6641 Sclerocona acutella (Eversmann, 1842), Tafel 3 (4) Sylt, List: 1 Ex. 08.07.2010 (leg. A. Tränkner) (ECKU). Verbr.: In Europa von ES und IT bis zur Ukraine und nordwärts bis GB und DK(B uhl et. AL. 2007) - in D noch nicht in SL, MV, SN, ST und TH nachgewiesen. Näheres zur Ausbreitung der Art im „Lepiforum" (http://www.lepiforum.de). Dort findet sich auch der Hinweis, die Art sei „anscheinend an Schilf gebunden"; dieser Hinweis kann sich aber auch allgemeiner auf den Lebensraum beziehen; die Biologie vonS. acutella bleibt vorerst unbekannt. Eine Arealerweiterung nach NW-Europa und regionale Bestandeszu­ nahmen in den letzten Jahren sind offensichtlich.

Diskussion Die vorliegenden Daten spiegeln zum einen den noch sehr unvollständigen Erfassungs­ stand der Mikrolepidopteren-Fauna von Schleswig-Holstein und Hamburg und zum anderen Einwanderungstrends der letzten Jahre, die gemeinhin als Folgen eines „Klima­ wandels" diskutiert werden. Dabei kann unterschieden werden zwischen Arten, die derzeit großräumige Arealer­ weiterungen erfahren (Phyllonorycter issikii, Stenolechiodes pseudogemmellus, Carpatolechia fugacella, Scrobipalpula tussilaginis, Acleris cristana, Cydia milleniana, Sclerocona acutella u. a.) und solchen, deren Arealränder von Süden und Südosten her bislang gerade den Rand des „atlantischen Klimakeils" erreicht haben(Caloptilia fidella, Roeslerstammia erxlebella u. a.) und nun, dank der klimatischen Gunstphase des letzten Jahrzehnts, im nördlichsten Bundesland bodenständig werden konnten - ob nur vorübergehend oder längerfristig, sei dahin gestellt. Wie bereits früher ausgeführt (Roweck & SAVENKOV 2002), endete eine alle Gruppen der Kleinschmetterlinge umfassende Bestandesaufnahme in Schleswig-Holstein etwa zu Beginn der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und hatte, wegen der geringen Zahl aktiver Entomologen im Gebiet, auch zu jener Zeit einen mehr stichprobenartigen Cha­ rakter. Sieht man von der Ökosystemforschung im Wattenmeer (1990-93) und im Bereich der Bornhöveder Seenkette (1988-99) ab, fehlen jenseits der Wirbeltiere und Tagfalter langfristig angelegte faunistische Erfassungen im Gebiet. Im Forschungsvorhaben zum ökologischen Landbau auf Hof Ritzerau (Borkenhagen et al. 2008) wurden, neben Un­ tersuchungen zur Fauna der eigentlichen Feldflur, zur Erfassung der biotischen Potentia­ le des unmittelbar angrenzenden Umlandes seit 2005 zwei, bis auf wenige Wintermonate,

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Tafel 3: Cydia milleniana (1), Cydia inquinatana (2), Dichrorampha aeratana (3), Sclerocona acutella (4) (Fotos: Mona Dahme).

162 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG);download www.zobodat.at dauerhaft betriebene Lichtfallen installiert, die, selbst nach so kurzer Zeit, unseren Kenntnisstand bezüglich der Schmetterlingsfauna im Lübecker Raum erheblich erweitert haben. Eine dieser Fallen befindet sich im Randbereich eines Buchenmischwaldes im Westen der Hofflächen und wurde so positioniert, dass mehrere Lebensraumtypen angeleuchtet werden und somit die Fauna möglichst unterschiedlicher Quellbiotope erfasst werden kann. Die zweite Lichtfalle steht am Ufer des Hofsees und deckt neben dem Verlan­ dungsbereich des Gewässers nebst angrenzenden Feuchtbiotopen auch Teile des angren­ zenden Hofes Ritzerau mit seinen Stallungen ab. Letzteres findet seinen Ausdruck in Nachweisen vorwiegend synanthrop (also mit Bindung an Biotope des Siedlungsbe­ reichs) vorkommender Arten. Einerseits werden Lichtfallen traditionell nur ungern an Seeufern betrieben, da sie in bestimmten Jahreszeiten eine so starke Anziehung auf Vertreter anderer Insektengrup­ pen ausüben, dass der Nachweis von Lepidopteren dieser Standorte problematisch wird; andererseits sind einige Arten der Verlandungsbereiche ( z. T. mit offenbar eingeschränk­ tem Ausbreitungsvermögen) anders kaum nachzuweisen (Cosmopterix scribaiella, Monoch- roa divisella, Endothenia pullana, Ostrinia palustris u. a.) Gelegentlich können, relativ unabhängig von den lokalen Standortsverhältnissen, Ar­ ten erfasst werden, die durch Luftströmungen verfrachtet werden oder aktiv über weite Distanzen wandern (Isophrictis anthemidella, Evergestis aenealis u. a.). Recht groß ist auch noch die Dunkelziffer solcher Arten, die nur ausnahmsweise soweit von Lichtquellen angelockt werden, das sie in die Fallen geraten; o.g. Stenoptinea cyanei- marmorella gehört hierher, ferner sei als Beispiel Nemapogon zvolffiella genannt, die an vielen alten Waldstandorten mit Hilfe von Glasflügler-Pheromonen (speziell für Synan- thedon andrenaeformis) bisweilen massenhaft nachgewiesen werden kann. Der gezielte Einsatz spezifischer Pheromone verspricht bei vielen Arten (wie Agnathosia mendicella oder Elachista gleichenella s. o.) zahlreiche weitere Ergänzungen unseres Wissens über Verbreitung und Häufigkeit. Die Zahl der jährlichen Neufunde im Gebiet lässt noch kein Erreichen eines „Plateaus" erkennen; so wurden z. B. in Ritzerau in 2009 am Hofsee erstmalig 31 weitere Arten nachgewiesen (davon 20 Arten in nur je 1 Exemplar) und am Waldstandort 46 Neufunde (davon 36 Arten in nur je 1 Exemplar). Allein hieraus lässt sich ableiten, dass wir von einer auch nur annähernd vollständigen Erfassung im Gebiet noch weit entfernt sind. Dies lässt auch auf weitere Ergänzungen für das hier behandelte Faunengebiet hoffen, zumal in den vergangenen Jahren etwa 1/5 der jährlichen Neufunde in Ritzerau zugleich auch Erstnachweise für die Landesfauna darstellten.

Danksagung Wir danken den Leitern und Kustoden des Zoologischen Museums der Universität Kiel und des Zoologischen Museums der Uni Hamburg für die Möglichkeit, Sammlungsmate­ rial einzusehen und auszuleihen sowie all denen, die uns für diese Veröffentlichung Daten über Neufunde zur Verfügung gestellt haben.

163 ©Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FÖAG);download www.zobodat.at Literatur

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Anschrift der Autoren:

Prof. Dr. H artm ut Roweck Institut für Natur- und Ressourcenschutz Ökologie-Zentrum, Christian-Albrechts-Universität Olshausenstr. 40 D-24118 Kiel, Germany

Nikolay Savenkov Latvian Museum of Natural History K. Barona street 4 Riga, LV-1712

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