Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2020 Land, Kommunen

Region und Region Rhein-Neckar: Ein Vergleich anhand gesamtwirtschaftlicher Eckdaten – Teil 3: Verfügbare Einkommen

Werner Münzenmaier

Die Verfügbaren Einkommen der privaten Danach übertrafen 2017 beim Arbeitnehmer­ Dipl.-Volkswirt Dr. Werner Münzenmaier war früher Haushalte sind ein wichtiger Indikator für den entgelt sowohl die Region Stuttgart mit 50 237 Referent im Statistischen materiellen Wohlstand im Allgemeinen und als auch die Region Rhein-Neckar mit 43 812 Landesamt Baden-Württem- berg und zuletzt Leiter des die Konsummöglichkeiten der ansässigen Be- Euro je Arbeitnehmer das bundesdurchschnitt- Referats „Finanzpolitische völkerung im Besonderen; sie sind das Ergeb- liche Niveau in Höhe von 41 716 Euro je Ar- Grundsatzangelegenheiten, Finanzausgleich, Finanzver- nis der Verdienstmöglichkeiten im betref- beitnehmer, es zeigen sich aber auch beacht- fassung, Steuerschätzung, fenden Gebiet, aber auch seiner Wohnort- liche Unterschiede zwischen den einzelnen Europäische Union, Statistik“ im Ministerium für Finanzen qualität. Diese Aspekte und Zusammenhänge Kreisen beider Regionen. Die entsprechenden und Wirtschaft Baden- werden hier für die Regionen Stuttgart und Dispa­ritäten sind in der Region Stuttgart noch Württemberg. Rhein-Neckar näher untersucht. überschaubar, wo die beiden Spitzenreiter, der Landkreis Böblingen mit 56 198 und die Stadt Stuttgart mit 55 175 Euro je Arbeitneh- Arbeitnehmerentgelt mer, das Schlusslicht Rems-Murr-Kreis (42 350 Euro je Arbeitnehmer) um 32,7 % bzw. 30,3 % Die Verdienstmöglichkeiten in diesen beiden über­troffen haben und die weiteren drei Land- wirtschaftsstärksten Regionen mit Kreisen auf kreise recht nahe beieinander lagen (Schau- dem Gebiet Baden-Württembergs wurden an- bild 1). Ein deutlich stärkeres Gefälle weist hand des Pro-Kopf-Arbeitnehmerentgelts in dagegen die Region Rhein-Neckar auf (Schau- den Jahren 2000 und 2017 ausführlich analy- bild 2), wo die Stadt Ludwigshafen am Rhein siert;1 die wichtigsten Ergebnisse sind in den mit 55 404 Euro je Arbeitnehmer den Rhein- Schaubildern 1 und 2 wiedergegeben. Pfalz-Kreis und den Landkreis Bad Dürkheim

S1 Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer in der Stadt Stuttgart und den Landkreisen der Region Stuttgart 2000 und 2017

2017 2000 Durchschnitt der Region Stuttgart

Böblingen (LKR)

Stuttgart (SKR)

Ludwigsburg (LKR)

Esslingen (LKR)

Göppingen (LKR)

Rems-Murr-Kreis (LKR) 1 Vgl. Münzenmaier, Werner: Region Stutt- gart und Region Rhein- Neckar: Ein Vergleich 0 10 20 30 40 50 60 anhand gesamtwirt- 1 000 EUR je Arbeitnehmer schaftlicher Eckdaten – Teil 2: Arbeitnehmerver- Datenquelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechungen der Länder, eigene Berechnungen. dienste, in: Statistisches Monatsheft Baden- Württemberg 2/2020, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 68 20 S. 53–60

37 Land, Kommunen Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2020

S2 Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer in den Stadt- und Landkreisen der Region Rhein-Neckar 2000 und 2017

Durchschnitt 2017 2000 der Region Rhein-Neckar

Ludwigshafen (SKR)

Mannheim (SKR)

Frankenthal (SKR)

Germersheim (LKR)

Heidelberg (SKR)

Rhein-Neckar-Kreis (LKR)

Speyer (SKR)

Kreis Bergstraße (LKR)

Worms (SKR)

Neckar-Odenwald- Kreis (LKR)

Landau in der Pfalz (SKR)

Südliche Weinstraße (LRK)

Neustadt an der Weinstraße (SKR)

Bad Dürkheim (LKR)

Rhein-Pfalz-Kreis (LKR)

0 10 20 30 40 50 60 1 000 EUR je Arbeitnehmer

Datenquelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechungen der Länder, eigene Berechnungen.

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 70 20

(32 803 und 33 291 Euro je Arbeitnehmer) um Frankenthal, sowie in den Land- 68,9 % bzw. 66,4 % überboten hat; auch der kreisen Germersheim und Rhein-Neckar (Schau- Abstand dieser beiden Landkreise zur zweit- bild 2) andererseits lassen sich gut mit den platzierten Stadt (49 033 Euro je wirtschaftlichen Schwerpunkten dieser Städte Arbeitnehmer) war mit 49,5 % und 47,3 % noch und Landkreise erklären, nämlich einer starken beachtlich. Ausrichtung auf Wirtschaftsbereiche mit über- durchschnittlich hohen Verdienstmöglichkei­ Die sowohl im bundesdeutschen Vergleich ten. Zu nennen sind insbesondere Kraftfahr- als auch innerhalb der beiden Regionen be­ zeugbau, chemische und pharmazeutische sonders hohen Pro-Kopf-Arbeitnehmerent­ Industrie, DV-Geräteherstellung und Elek­ gelte in der Stadt Stuttgart sowie in den Land- tronik, Energieversorgung, Information und kreisen Böblingen, und Ess- Kommunikation, Finanzdienstleister und Ver­ lingen (Schaubild 1) einerseits und in den sicherungswirtschaft sowie universitäre und kreisfreien Städten Ludwigshafen, Mannheim, private Hochleistungsforschung.

38 Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2020 Land, Kommunen

Bemerkenswerterweise haben die genannten beitenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- Stadt- und Landkreise mit überragenden Ar­ mer zur dort wohnenden Bevölkerung nieder; beitnehmerverdiensten gegenüber 2000 zu- die Höhe der entsprechenden Verhältniszahl ist meist überproportional zugelegt, die interre- für die einzelnen Kreise in den Schaubildern 3 gionalen Disparitäten sich in beiden Regionen und 4 wieder­gegeben. also noch vergrößert. Selbstverständlich ist der Wert dieser Relation in kreisfreien Städten überproportional hoch, Einwohner, Arbeitnehmer und Berufspendler weil größere Städte in der Regel Berufspendler aus umliegenden, teilweise auch weiter ent- Überblick fernten Gemeinden anziehen. Es überrascht Das im Vergleich zur Region Stuttgart deutlich deshalb nicht, dass 2017 ausgeprägtere Verdienstgefälle innerhalb der Region Rhein-Neckar ist zu weiten Teilen auf „„ sowohl innerhalb der Region Stuttgart die die dort größere Zahl an Stadt- und Landkrei- Landeshauptstadt Stuttgart beim Verhältnis sen zurückzuführen, bedingt durch die territo- der in Stuttgart beschäftigten Arbeitnehmer riale Zusammensetzung des Landes Rhein- zu den in Stuttgart wohnenden Einwohnern land-Pfalz. Im Gegensatz zu Baden-Württem- mit 77,4 % den mit Abstand höchsten Betrag berg und zu Hessen, wo größere Gebietsre- aufweist, formen in den 1970er-Jahren zu nachhaltigen Kreiszusammenschlüssen geführt haben, ist „„ als auch innerhalb der Region Rhein-Neckar Rheinland-Pfalz vergleichsweise kleinräumig die neun kreisfreien Städte ganz vorne lie- geblieben; auf dem Gebiet der Region Rhein- gen, wenngleich in einer beträchtlichen Neckar stehen deshalb je zwei baden-württem- Bandbreite zwischen 73,4 % in Mannheim, bergische Stadt- und Landkreise (mit 2017 zu- 72,4 % in Speyer, 72,0 % in Ludwigshafen, sammen 1,16 Mill. Einwohnern) sowie der 70,0 % in Heidelberg und 63,6 % in Landau hessische Kreis Bergstraße (268 400 Einwohner) in der Pfalz auf der einen Seite sowie 48,9 % insgesamt sechs kreisfreien Städten und vier in Worms, 46,7 % in Neustadt an der Wein- Landkreisen aus Rheinland-Pfalz gegenüber, straße und 42,8 % in Frankenthal auf der an- wo 2017 zusammengenommen „nur“ 974 300 deren; der Regionsdurchschnitt von 48,0 % Einwohner lebten. Diese Diskrepanz schlägt wurde nur von den beiden letztgenannten sich unmittelbar im Verhältnis der vor Ort ar- Städten verfehlt. Dabei dürften die relativ

S3 Arbeitnehmer am Arbeitsort je Einwohner am Wohnort in der Stadt Stuttgart und den Landkreisen der Region Stuttgart 2017

Durchschnitt der Region Stuttgart

Stuttgart (SKR)

Böblingen (LKR)

Esslingen (LKR)

Ludwigsburg (LKR)

Göppingen (LKR)

Rems-Murr-Kreis (LKR)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 Arbeitnehmer je 100 Einwohner

Datenquelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechungen der Länder, eigene Berechnungen.

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 91 20

39 Land, Kommunen Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2020

S4 Arbeitnehmer am Arbeitsort je Einwohner am Wohnort in den Stadt- und Landkreisen der Region Rhein-Neckar 2017

Durchschnitt der Region Rhein-Neckar

Mannheim (SKR)

Ludwigshafen (SKR)

Speyer (SKR)

Heidelberg (SKR)

Landau in der Pfalz (SKR)

Worms (SKR)

Neustadt an der Weinstraße (SKR)

Frankenthal (SKR)

Germersheim (LKR)

Neckar-Odenwald Kreis (LKR)

Rhein-Neckar-Kreis (LKR)

Südliche Weinstraße (LKR)

Bergstraße (LKR)

Bad Dürkheim (LKR)

Rhein-Pfalz-Kreis (LKR)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 Arbeitnehmer je 100 Einwohner

Datenquelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechungen der Länder, eigene Berechnungen.

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 92 20

niedrigen Werte für die Städte Worms und Region Stuttgart Frankenthal mit deren unmittelbaren Nähe zu den beiden wirtschaftsstarken Städten In der Region Stuttgart lagen die Stadt Stutt­ Ludwigshafen und Mannheim zusammen- gart und der Landkreis Böblingen als Kreise mit hängen, wohin eben auch zahlreiche Ein­ den besten Verdienstmöglichkeiten bei beiden wohner aus Worms und Frankenthal zur Indikatoren ganz vorne. Interessant ist weiter- Arbeit gehen. hin, dass beim Verhältnis Arbeitnehmer je 100 Einwohner unter den Landkreisen nur der Dementsprechend korrespondiert die Höhe Kreis Böblingen mit 56,5 % den Regionsdurch- dieser Maßzahl im Wesentlichen gut mit dem schnitt (54,1 %) übertreffen konnte; dies ist Aus- Umfang des Arbeitnehmerentgelts je Arbeit- druck umfangreicher Pendlerströme aus Ge- nehmer, wie eine Gegenüberstellung der Schau- meinden innerhalb, in beachtlichem Maße aber bilder 1 und 3 bzw. 2 und 4 zeigt: auch außer­halb der Region Stuttgart. Für die

40 Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2020 Land, Kommunen anderen vier Landkreise der Region stimmt Rhein-Neckar etwa gleich viele unselbststän- die Rang­folge beider Indikatoren weitgehend dig Beschäftigte auspendeln wie dorthin einpen- überein. deln, während sich für die Region Stuttgart ein nicht geringer Überschuss an Einpendlern ergibt.

Region Rhein-Neckar Verfügbare Einkommen In der Region Rhein-Neckar finden sich die vier Städte mit dem höchsten Arbeitnehmer/Ein- Die arbeitende Bevölkerung in den Stadt- und wohner-Verhältnis auch beim Arbeitnehmer­ Landkreisen findet also in sehr unterschied- entgelt je Arbeitnehmer in der oberen Hälfte lichem Maße Arbeit im eigenen, in einem be- wieder, allerdings haben sich in der Verdienst- nachbarten oder gar in einem weiter entfernten skala der Landkreis Germersheim und die Kreis. Dabei ist davon auszugehen, dass die Stadt Frankenthal vor die Stadt Heidelberg und Berufspendlerinnen und -pendler in auswärti- der Rhein-Neckar-Kreis vor die Stadt Speyer gen Arbeitsstätten eher bessere Verdienstmög­ gesetzt; die besondere Situation der Stadt lichkeiten vorfinden als in ihrer eigenen Wohn- Franken­thal wie auch der Stadt Worms wurde gemeinde. Die spannende Frage ist deshalb, schon genannt. Für die Landkreise Germers- inwieweit sich durch die teilweise doch beacht- heim, Rhein-Neckar und auch Neckar-Oden- liche Pendlertätigkeit die Reihenfolge der Ein- wald erklären sich die im Regionsvergleich re- kommen der in den Stadt- und Landkreisen lativ hohen Verhältniszahlen (38,5 % bis 42,3 %) wohnenden Bevölkerung gegenüber der Rang- trotz teilweise beträchtlicher Auspendlerströme folge der dort erzielbaren Arbeitnehmerver- mit den dort recht guten Verdienstmöglichkeiten. dienste verändert. Zur Beantwortung dieser Frage wurden in den Schaubildern 5 und 6 die Auch am unteren Ende liegen insoweit innere (wohnortbezogenen) Verfügbaren Einkommen Zusammenhänge vor, als die Landkreise Rhein- je Einwohner in den Stadt- und Landkreisen Pfalz und Bad Dürkheim nicht nur bei den Pro- beider Regionen zum Jahr 2017 dargestellt,3 Kopf-Arbeitnehmerentgelten 2017 ganz unten standen, sondern – als Ausdruck starker Aus- pendlertätigkeit – auch beim Verhältnis von Ar- Das Verfügbare Einkommen der beitnehmer am Arbeitsort je 100 Einwohner am privaten Haushalte (einschließlich Wohnort mit 25,6 % und 31,2 % extrem niedrige privater Organisationen ohne Er- Werte aufgewiesen haben. Hohe Auspendler- werbszweck) errechnet sich aus ströme sind ebenso für die Landkreise Berg­ dem Primäreinkommen durch Abzug der straße und Südliche Weinstraße mit 35,3 % Einkommen- und Vermögensteuern, der und 36,3 % zu konstatieren, wobei sich der Sozialbeiträge und sons­tigen, von den hessische Kreis Bergstraße beim Arbeitneh- privaten Haushalten zu leistenden Trans- merentgelt aufgrund der Produktionsstätigkeit fers sowie Hinzufügen der Sozialleis- einiger wirtschaftsstarker Unternehmen im tungen und weiterer, durch die privaten Mittel­feld der Region wiederfindet. Umgekehrt Haushalte vom Staat empfangener Trans- schneiden die Städte Landau in der Pfalz und ferleistungen; das Verfügbare Einkom- Neustadt an der Weinstraße trotz mehr oder men ist damit das Einkommen, das den weniger hoher Werte beim Verhältnis Arbeit- privaten Haushalten letztlich zufließt und nehmerzahl zu Bevölkerung bei den Pro-Kopf- für Konsum- oder Sparzwecke verwendet 2 Vgl. hierzu die Ausfüh- rungen in Münzenmaier, Arbeitnehmerverdiensten deutlich schlechter werden kann. Werner: Region Stutt- ab; beide Städte, wie auch die umliegenden gart und Region Rhein- Neckar: Ein Vergleich Landkreise Bad Dürkheim und Südliche Wein- Das Primäreinkommen der privaten anhand gesamtwirt- straße, sind stark auf Weinbau und Tourismus Haushalte (einschließlich privater Orga­ schaftlicher Eckdaten – Teil 1: Überblick, in: mit den verbundenen Wirtschaftszweigen so- nisationen ohne Erwerbszweck) umfasst Statistisches Monatsheft wie auf personenbezogene Dienstleistungen die gesamten Einkommen aus Unter- Baden-Württemberg 1/2020, S. 44–48. mit entsprechend geringeren Verdienstmöglich- nehmertätigkeit und Vermögen, die den 3 Vgl. Arbeitskreis Volks- keiten für Arbeitnehmer ausgerichtet. privaten Haushalten am Wohnort zu- wirtschaftliche Gesamt- geflossen sind; hierzu zählen das Arbeit- rechnungen der Länder (Hrsg.): Volkswirtschaft- Interessant ist schließlich, dass das Verhältnis nehmerentgelt, die Einkommen der Ein- liche Gesamtrechnungen von Arbeitnehmer am Arbeitsort je 100 Ein- zelunternehmen und Selbstständigen, der Länder, Reihe 2, Band 3: Einkommen der wohner am Wohnort in der Region Rhein- der Betriebsüberschuss aus Wohnungs- privaten Haushalte in Neckar 2017 mit 48,0 % fast so groß war wie im vermietung einschließlich eigengenutz- den kreisfreien Städten und Landkreisen der Bundesdurchschnitt (48,4 %), aber in der Re- tem Wohnraum und die netto emp- Bundesrepublik Deutsch- gion Stuttgart mit 54,1 % deutlich höher lag. Da fangenen Vermögenseinkommen ein- land 1995 bis 2017, Be- rechnungsstand August der Pendlersaldo Deutschlands 2017 praktisch schließlich Finanzdienstleistungen. 2018, Stuttgart, Oktober Null betrug,2 bedeutet dies, dass aus der Region 2019. Zur Definition siehe i-Punkt.

41 Land, Kommunen Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2020

S5 Verfügbares Einkommen je Einwohner in der Stadt Stuttgart und den Landkreisen der Region Stuttgart 2000 und 2017*)

2000 2017 Durchschnitt der Region Stuttgart

Böblingen (LKR)

Stuttgart (SKR)

Ludwigsburg (LKR)

Esslingen (LKR)

Göppingen (LKR)

Rems-Murr-Kreis (LKR)

0 5 10 15 20 25 30 1 000 EUR je Arbeitnehmer

*) Anordnung der Stadt- und Landkreise wie in Schaubild 1. Datenquelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechungen der Länder, eigene Berechnungen.

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und zwar angeordnet in der Reihenfolge der um 15 %, die Einkommensdisparitäten haben (arbeitsortbezogenen) Arbeitnehmerentgelte sich also zwischenzeitlich um über die Hälfte je Arbeitnehmer, wie sie in den Schaubildern 1 deutlich verringert. Dies lässt sich auch daraus bzw. 2 für das gleiche Jahr 2017 aufgelistet ablesen, dass die Zunahme zwischen beiden sind. Jahren in den einkommensschwächeren Land- kreisen Göppingen und Rems-Murr mit 7 104 und 6 873 Euro je Einwohner am höchsten war Region Stuttgart und in der Stadt Stuttgart mit 5 931 Euro je Ein- wohner am geringsten. Für die Region Stuttgart ergeben sich aus die- ser Gegenüberstellung für 2017 keine spek­ takulären Veränderungen, wie Schaubild 5 Region Rhein-Neckar zeigt. Zwar weicht die Reihenfolge der Kreise für beide Indikatoren etwas ab (beim Pro-Kopf- Ganz anders ist die Situation in der Region Einkommen liegt der Landkreis Ludwigsburg Rhein-Neckar. Wie Schaubild 6 verdeutlicht, vor der Stadt Stuttgart, gefolgt von den Land- weisen ausgerechnet die drei Kreise mit den kreisen Esslingen, Böblingen, Rems-Murr und 2017 geringsten Arbeitnehmerentgelten je Ar- Göppingen), der Landkreis Ludwigsburg über- beitnehmer die mit Abstand höchsten Verfüg- ragt mit seinen 25 873 Euro den Landkreis baren Einkommen je Einwohner auf, nämlich Göppingen mit 24 167 Euro je Einwohner je- die Stadt Neustadt an der Weinstraße mit doch gerade einmal um 7,1 %. Bezüglich der 26 591, der Landkreis Bad Dürkheim mit 26 194 Pro-Kopf-Einkommen ist also die Region Stutt- und der Rhein-Pfalz-Kreis mit 25 978 Euro je gart auf der Ebene ihrer Kreise ausgesprochen Einwohner. Auch der Landkreis Südliche Wein- homogen zusammengesetzt; bei den Pro-Kopf- straße mit 24 052 Euro je Einwohner auf dem Arbeitnehmerentgelten belief sich der Abstand sechsten Platz beim Pro-Kopf-Einkommen und auf stattliche 32,7 %. dem viertletzten Rang bei den Arbeitnehmer- verdiensten bestätigt diesen Zusammenhang. Im Jahr 2000 war die Rangfolge noch etwas Bemerkenswerterweise haben die Landkreise anders, damals lag die Stadt Stuttgart an der Bad Dürkheim und Rhein-Pfalz sowie die Stadt Spitze vor den Landkreisen Ludwigsburg, Ess- Neustadt an der Weinstraße 2017 höhere Ver­ lingen, Böblingen, Rems-Murr und Göppin- füg­bare Pro-Kopf-Einkommen erzielt als die gen. Die Landeshauptstadt übertraf damals mit Stadt Stuttgart und alle Landkreise der Region 19 628 Euro je Einwohner den Kreis Göppingen Stuttgart.

42 Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2020 Land, Kommunen

S6 Verfügbares Einkommen je Einwohner in den Stadt- und Landkreisen der Region Rhein-Neckar 2000 und 2017*)

Durchschnitt der Region Rhein-Neckar 2000 2017

Ludwigshafen (SKR)

Mannheim (SKR)

Frankenthal (SKR)

Germersheim (LKR)

Heidelberg (SKR)

Rhein-Neckar-Kreis (LKR)

Speyer (SKR)

Kreis Bergstraße (LKR)

Worms (SKR)

Neckar-Odenwald Kreis (LKR)

Landau in der Pfalz (SKR)

Südliche Weinstraße (LKR)

Neustadt an der Weinstraße (SKR)

Bad Dürkheim (LKR)

Rhein-Pfalz-Kreis (LKR)

0 5 10 15 20 25 30 1 000 EUR je Arbeitnehmer

*) Anordnung der Stadt- und Landkreise wie in Schaubild 2. Datenquelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechungen der Länder, eigene Berechnungen.

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Umgekehrt ist das Verfügbare Pro-Kopf- der Stadt Worms (20 593 Euro je Einwohner) Einkommen in Ludwigshafen am Rhein mit gerade einmal auf dem drittletzten Platz, und 19 589 Euro je Einwohner am geringsten – in hinter der fünftletzten Stadt Frankenthal der Stadt also, in der 2017 höhere Arbeitnehmer­ (22 288 Euro je Einwohner), die bei den Arbeit- entgelte je Arbeitnehmer erzielt wurden als nehmerverdiensten noch Rang 3 belegt hat. in allen anderen Kreisen der Region Rhein- Neckar (und – abgesehen vom Landkreis Böb­ Diese extremen Rangverschiebungen erklären lingen – auch der Region Stuttgart). Gleicher- sich vornehmlich aus der Pendlertätigkeit, ge- maßen schneidet die Stadt Mannheim mit den nauer gesagt aus der Tatsache, dass zahl- 2017 zweitbesten Arbeitnehmerverdiensten reiche, in Städten mit guten Verdienstmöglich- der Region Rhein-Neckar beim Niveau des Ver- keiten arbeitende Menschen in eher ländlichen fügbaren Einkommens relativ schlecht ab: Mit bzw. kleinstädtischen Gebieten mit hoher 20 937 Euro je Einwohner lag diese größte Wohnqualität leben. Recht anschaulich wird Stadt der Region Rhein-Neckar nur knapp vor dies, wenn man das in Schaubild 4 wieder­

43 Land, Kommunen Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2020

gegebene Verhältnis der Arbeitnehmer am Rang 7 und 5 liegen. Obwohl beide Städte für Arbeitsort je 100 Einwohner am Wohnort – auswärtige Einpendlerinnen und -pendler als als Ausdruck von Höhe und Richtung des Arbeitsstätten recht begehrt sind, abzulesen Pendlerverhaltens – den Verfügbaren Ein- aus der hinter Mannheim zweit- bzw. hinter kommen je Einwohner gegenüberstellt, die in Ludwigshafen vierthöchsten Relation von Schaubild 6 nach der Höhe der jeweils er- Arbeitnehmern zu Einwohnern (72,4 % und zielten Arbeitnehmerentgelte je Arbeitnehmer 70,0 %), weisen sie offensichtlich auch eine angeordnet sind. In beiden Abbildungen be­ hohe Wohnqualität auf. In etwas geringerer finden sich die Städte Ludwigshafen und Größenordnung bewegt sich die Verhältnis- Mannheim mit niedrigen Einkommen ihrer zahl bei Landau in der Pfalz (63,6 %), mit Einwohne­rinnen und Einwohner auf der Skala 21 531 Euro je Einwohner liegt diese Stadt ganz oben, die Landkreise Bad Dürkheim, beim Verfügbaren Einkommen wie auch beim Rhein-Pfalz und Südliche Weinstraße mit Arbeitnehmerentgelt nur auf Platz 12 innerhalb hohen Einkommen ganz unten. der Region; tatsächlich ist Landau, anders als Speyer und Heidelberg, zentraler Ort inmitten Beim Landkreis Germersheim erklärt sich das eines wirtschaftlich eher strukturschwachen in der Region niedrigste Verfügbare Einkommen Gebiets. aller pfälzischen Landkreise (22 724 Euro je Einwohner) bei zugleich besten Verdienst­ Es überrascht nicht, dass aufgrund dieser möglichkeiten der Arbeitnehmerinnen und Konstellation der Unterschied zwischen dem Arbeitnehmer aller Landkreise der Region durch einkommensstärksten und dem einkommens- relativ viele Einpendlerinnen und Einpendler schwächsten Kreis 2017 in der Region Rhein- in diesen wirtschaftsstarken, durch Automobil- Neckar mit 35,8 % fünfmal so hoch war wie in wirtschaft geprägten Kreis, abzulesen aus der der Region Stuttgart mit 7,1 %. Und ebenfalls höchsten Verhältniszahl von Arbeitnehmern am anders als in der Region Stuttgart hat sich Arbeitsort zu Einwohnern am Wohnort aller dieser Abstand in der Region Rhein-Neckar dortigen Landkreise (42,3 %). Etwas geringer gegenüber 2000, als noch 28,4 % gemessen ist das Einkommensniveau mit 22 316 Euro je wurden, weiter erhöht. Einwohner im badischen Neckar-Odenwald- Kreis, der auch bei der Verhältniszahl nur uner- Überhaupt waren in der Region Rhein-Neckar heblich hinter dem Kreis Germersheim liegt die Gegebenheiten beim Verfügbaren Ein­ (41,7 %). kommen 2000 teilweise merklich anders als 2017. Beispielsweise lag die Stadt Heidelberg Auf das mit 25 201 Euro je Einwohner viert­ 2000 mit 18 681 Euro je Einwohner noch an höchste Verfügbare Einkommen kann der erster Stelle, 2017 nur noch auf Rang 8. Tat­ Rhein-Neckar-Kreis zurückblicken; im Gegen- sächlich hat Heidelberg zwischen 2000 und satz zu den drei pfälzischen Spitzenreitern 2017 mit + 4 834 Euro je Einwohner innerhalb schneidet dieser badische Kreis aber auch der Region am wenigsten zugelegt, umgekehrt beim Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer haben die drei Spitzenreiter des Jahres 2017, mit dem sechsten Platz recht gut ab. Zur Er­ die Stadt Neustadt an der Weinstraße sowie klärung: Bei diesem bevölkerungsmäßig größ- die Landkreise Bad Dürkheim und Rhein-Pfalz, ten (und deshalb auch relativ heterogen zu­ mit + 8 352, + 8 865 und + 8 125 Euro je Ein­ sammengesetzten) Landkreis Baden-Württem- wohner die mit Abstand kräftigsten Zuwächse bergs spielen zum einen teilweise sehr gute erreicht. Verdienstmöglichkeiten vor Ort eine Rolle, zum anderen aber auch hohe Einkünfte von Überschaubar war der absolute Anstieg auch zahlreichen Pendlerinnen und Pendlern in die in den Städten Ludwigshafen und Mannheim Wirtschaftszentren der Region Rhein-Neckar (+ 5 040 und + 5 716 Euro je Einwohner), die wie auch der Region Rhein-Main. Vielleicht sich außerdem schon 2000 mit 14 549 bzw. 15 221 noch stärker trifft dies für den einwohnermä- Euro je Einwohner am unteren Ende der Ein- ßig ebenfalls recht großen hessischen Land- kommensskala befanden; etwas schlechter als kreis Bergstraße zu, der sich beim Verfügbaren Mannheim und praktisch gleichauf mit Ludwigs- Einkommen mit 23 935 Euro je Einwohner an hafen hat damals nur der Neckar-Odenwald- siebter und bei den Arbeitnehmerverdiensten Kreis mit 14 567 Euro je Einwohner abgeschnit- an achter Stelle wiederfindet. ten. Auch in den Städten Landau, Worms und Frankenthal blieb der Zuwachs deutlich hinter Schließlich zu erwähnen sind die beiden dem Regions­durchschnitt zurück (+ 6 973 Euro Städte Speyer und Heidelberg, die beim Ver- je Einwohner), während die Stadt Speyer sowie fügbaren Einkommen mit 24 063 bzw. 23 515 die Landkreise Südliche Weinstraße, Neckar- Euro je Einwohner die Plätze 6 und 8 einneh- Odenwald, Rhein-Neckar und Bergstraße men, bei den Arbeitnehmerverdiensten auf ebenfalls besonders stark zulegen konnten.

44 Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2020 Land, Kommunen

Einkommen der Selbstständigen Einkommen am Wohnort dürfte gleichwohl auf die genannten intensiven Pendlerverflech- Das Verfügbare Einkommen am Wohnort ent- tungen zurückzuführen sein. hält neben dem (quantitativ umfangreichsten) Arbeitnehmerentgelt auch die Einkommen der dort wohnenden Einzelunternehmen und Zusammenfassung wesentlicher Selbstständigen, den Betriebsüberschuss aus Erkenntnisse Wohnungsvermietung (einschließlich eigen­ genutztem Wohnraum) und die Vermögens­ Beim Verfügbaren Einkommen erreichte die einkommen der privaten Haushalte.4 Inso- Region Stuttgart 2017 mit 25 377 Euro je Ein- fern spielt für die Höhe des Verfügbaren Ein­ wohner im Durchschnitt höhere Werte als die kommens auch eine Rolle, in welchem Um- Region Rhein-Neckar mit 23 474 Euro je Ein- fang die in einem Stadt- oder Landkreis woh- wohner; gegenüber 2000 hat sich der Abstand nenden Erwerbstätigen selbstständig sind jedoch etwas verringert, die Region Stuttgart und wie sich deren Erwerbseinkommen ge- hat mit + 6 544 Euro schwächer zugenommen staltet. als die Region Rhein-Neckar mit + 6 973 Euro je Einwohner. Grundsätzlich kann man nicht davon ausge- hen, dass – pro Kopf betrachtet – die Einkommen Die Verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen vertei- der Selbstständigen aus Unternehmertätigkeit­ 5 len sich in der Region Stuttgart relativ gleich- immer und überall die Einkommen aus ent- mäßig auf die Stadt Stuttgart und die Land- lohnter Arbeit übersteigen; insbesondere gibt kreise – der Kreis Ludwigsburg als Spitzenrei- es sowohl in größeren Städten als auch im länd- ter übertraf 2017 den Landkreis Göppingen um lichen Raum gut verdienende und weniger gut gerade einmal 7,1 %; überdies konnten bei verdienende Selbstständige, man denke etwa den Einkommen nur wenig spektakuläre Rang­ an Ärztinnen und Ärzte und Rechtsanwältinnen verschiebungen gegenüber den arbeitsortbe- und -anwälte auf der einen Seite und Kleinhand- zogenen Arbeitnehmerverdiensten je Arbeit- werkerinnen und -handwerker auf der anderen. nehmer beobachtet werden.

Tatsache ist jedoch, dass bei beiden Regionen Dagegen ist die Situation in der Region Rhein- der Anteil der Selbstständigen und Mithelfen- Neckar komplett anders: Dort hat 2017 die den Familienangehörigen an der Zahl der Er- Stadt Neustadt an der Weinstraße bei den werbstätigen6 in eher ländlich strukturierten Verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen die Stadt Landkreisen höher ist als in den Stadtkreisen Ludwigshafen am Rhein um nicht weniger als oder in industriell ausgerichteten Landkreisen. 35,8 % überboten; und noch erstaunlicher ist, Jeweils arbeitsortbezogen ist dabei der Unter- dass im gleichen Jahr unter allen Stadt- und schied in der Region Stuttgart wieder recht Landkreisen beider Regionen ausgerechnet überschau­bar – für die Stadt Stuttgart und die in der Stadt Ludwigshafen und im Land- den Landkreis Böblingen belief sich 2017 die kreis Böblingen beschäftigten Arbeitnehme­ Selbstständigenquote auf 7,0 % bzw. 7,4 %, für rinnen und Arbeitnehmer die höchsten Pro- die Landkreise Göppingen und Rems-Murr auf Kopf-Arbeitnehmerverdienste erzielt haben, 9,9 % bzw. 10,7 %. In der Region Rhein-Neckar die in Neustadt sowie in den Landkreisen Bad ist der Anteilswert in den Städten Ludwigs­ Dürkheim und Rhein-Pfalz dagegen die nied- hafen mit 5,2 % sowie Mannheim, Speyer und rigsten. Und es gibt weitere Beispiele für das Heidelberg mit 7,3 % bis 7,6 % besonders ge- Abrutschen von Städten mit vor Ort sehr guten ring und vor allem der Abstand zu den länd- Verdienstmöglichkeiten, aber niedrigem Ein- lichen Kreisen Bad Dürkheim (16,6 %), Süd- kommens­niveau am Wohnort (insbesondere liche Weinstraße und Bergstraße (je 13,0 %) Mannheim und Frankenthal), und umgekehrt sowie Rhein-Pfalz (13,1 %) recht deutlich aus- hohen Einkommen trotz niedriger Arbeitneh­ geprägt, ebenso zur Stadt Neustadt an der Wein- merverdienste (Neustadt an der Weinstraße straße (12,0 %) und zum Rhein-Neckar-Kreis und Landkreis Südliche Weinstraße). Insge- 4 Vgl. im Einzelnen die Ausführungen im (11,3 %). Es ist nicht auszuschließen, dass in samt betrachtet führt der Einkommenstransfer i-Punkt. diesen Kreisen die Verfügbaren Einkommen je der Berufspendler von ihrem Arbeitsort zu 5 Einkommen aus Woh- Einwohner aufgrund zahlreicher, überdurch­ ihrem Wohnort innerhalb der Region Rhein- nungsvermietung und schnittlich gut situierter Einzelunternehmerinnen Neckar zu Verschiebungen, die in diesem Aus- aus Vermögen fallen sowohl in Selbstständi­ und -unternehmer und Selbstständiger, nament- maß für die Region Stuttgart undenkbar sind. gen- als auch in Arbeit­ lich aus dem Bereich Weinbau und Tourismus, Regionale Unterschiede im Anteil der Selbst- nehmerhaushalten an. über­proportional nach oben gezogen wurden. ständigen an der Zahl der Erwerbstätigen und 6 Die Anteilswerte wurden aus Daten der Volkswirt- Die Hauptursache für die herausgearbeiteten bei deren Erwerbseinkommen spielen ebenso schaftlichen Gesamt- Verschiebungen zwischen Arbeitnehmerentgelt eine Rolle, wenngleich wohl eher eine nach­ rechnungen für Arbeit- nehmer und Erwerbs- je Arbeitnehmer am Arbeitsort und Verfügbarem geordnete. tätige errechnet.

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