Plenarprotokoll 8/50 (Nachtrag folgt)

Deutscher

Stenographischer Bericht

50. Sitzung

Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Inhalt:

Gedenkworte für den ermordeten Präsiden- Berkhan, Wehrbeauftragter des Deutschen ten des Bundesverbandes der Deutschen Bundestages 3777 B Industrie und der Bundesvereinigung der Dr. von Bülow, Parl. Staatssekretär BMVg 3780 C Deutschen Arbeitgeberverbände, Dr. Hanns Martin Schleyer, sowie den ermordeten Erste Beratung des von der Fraktion der Flugkapitän der Lufthansa Jürgen Schu- CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Be- mann; Würdigung der an der Geiselbefrei- soldungsänderungsgesetzes ung auf dem Flugplatz von Mogadischu Be- teiligten 3755 A — Drucksache 8/771 — in Verbindung mit Begrüßung des somalischen Botschafters 3757 D Erste Beratung des von der Bundesregie- Erweiterung der Tagesordnung 3755 D rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Ä nderung des Bundesbesoldungs- gesetzes Abgabe einer Erklärung der Bundesregie- rung zur aktuellen Situation — Drucksache 8/1027 - de Terra CDU/CSU 3800 C Schmidt, Bundeskanzler 3756 A Liedtke SPD 3802 B Dr. Kohl CDU/CSU 3760 C Ludewig FDP 3802 D Wehner SPD 3761 D Mischnick FDP 3763 A Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Zwei- Beratung der Beschlußempfehlung und des ten Gesetzes zur Änderung des Graduier- Berichts des Verteidigungsausschusses zu tenförderungsgesetzes dem Jahresbericht 1976 des Wehrbeauf- — Drucksache 8/1026 — 3803 C tragten des Deutschen Bundestages — Drucksachen 8/153, 8/968 — Erste Beratung des von der Bundesregie- Ernesti CDU/CSU 3765 C rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung energierechtlicher Vor- Horn SPD 3771 C schriften Möllemann FDP 3774 A — Drucksache 8/1030 — ...... 3803 D II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Zweite Beratung und Schlußabstimmung Antrag der Landesregierung von Rheinland- des von der Bundesregierung eingebrach- Pfalz gegen das genannte Gesetz ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Euro- Az. 2 BvF 4/77 päischen Übereinkommen vom 10. März 1976 zum Schutz von Tieren in landwirt- Antrag der Landesregierung von Baden- schaftlichen Tierhaltungen Württemberg gegen das genannte Gesetz — Drucksache 8/764 — Az. 2 BvF 5/77 — Drucksache 8/1047 — ...... 3824 C Beschlußempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Ernährung, Landwirtschaft und Beratung der Beschlußempfehlung und des Forsten Berichts des Haushaltsausschusses zu dem — Drucksache 8/967 — Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur dritten Beratung des Entwurfs Dr. Schmidt (Gellersen) SPD 3804 A des Haushaltsgesetzes 1977 — Drucksachen 8/665, 8/975 — 3825 A Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Dollinger, Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd), Leicht, Damm, Straßmeir und der Beratung des Berichts des Ausschusses für Fraktion der CDU/CSU Wirtschaft zu den Verordnungen der Bun- Bericht über Telefon-Nahbereichsversuche desregierung — Drucksache 8/991 — Sechzigste Verordnung zur Änderung der Damm CDU/CSU ...... 3805 A Einfuhrliste Wuttke SPD 3810 A — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz — Hoffie FDP 3812 D Einundsechzigste Verordnung zur Änderung Gscheidle, Bundesminister BMV /BMP . 3815 D der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz — Beratung der Beschlußempfehlung und des Drucksachen 8/714, 8/821, 8/973 — . . . . 3825 B Berichts des Innenausschusses zu der Un- terrichtung durch die Bundesregierung Beratung der Beschlußempfehlung und des Bericht der Bundesregierung zu dem Ab- Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu kommen zwischen der Bundesrepublik der Verordnung der Bundesregierung Deutschland, Kanada und dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nord- Zustimmungsbedürftige Verordnung zur irland über die Durchführung von Manö- Änderung des Deutschen Teil-Zolltarifs vern und anderen Übungen im Raum Sol- (Nr. 8/77 — Besondere Zollsätze gegenüber tau-Lüneburg (Soltau-Lüneburg-Abkommen) Israel — EGKS) vom 3. August 1959 — Drucksachen 8/781, 8/957 — 3825 B — Drucksachen 8/262, 8/961 — de Terra CDU/CSU 3817 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu 3821 A Dr. Schwencke (Nienburg) SPD den Unterrichtungen durch die Bundesregie- Dr. Wendig FDP 3822 D rung Dr. von Dohnanyi, Staatsminister AA . . . 3823 D Entwurf einer Verordnung (EWG) des Ra- tes über die Eröffnung, Aufteilung und Ver- waltung eines Gemeinschaftszollkontingents Beratung der Beschlußempfehlung und des für Kolophonium, einschließlich „Brais ré- Berichts des Rechtsausschusses zu den dem sineux", der Tarifstelle 38.08 A des Ge- Deutschen Bundestag zugeleiteten Streit- meinsamen Zolltarifs (1978) sachen vor dem Bundesverfassungsgericht Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Antrag der Bundestagsabgeordneten Dr. Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Ver- , Dr. waltung des Gemeinschaftszollkontingents und 189 weiterer Mitglieder des Bundes- für Zeitungsdruckpapier der Tarifstelle tages gegen das Gesetz zur Änderung des 48.01 A des Gemeinsamen Zolltarifs (1978) Wehrpflichtgesetzes und des Zivildienstge- und zur Ausdehnung dieses Kontingents auf setzes vom 13. Juli 1977 — BGBl. I S. 1229 — 'bestimmte andere Papiere Az. 2 BvF 1/77 Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Antrag der Bayerischen Staatsregierung ge- Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Ver- gen das genannte Gesetz waltung des Gemeinschaftszollkontingents Az. 2 BvF 2/77 für getrocknete Weintrauben in unmittelba- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 III ren Umschließungen mit einem Gewicht des waltung eines Gemeinschaftszollkontin- Inhalts von 15 Kilogramm oder weniger der gents für Aprikosenpülpe der Tarifstelle ex Tarifstelle 08.04 B I des Gemeinsamen Zoll- 20.06 B II c) 1 aa) des Gemeinsamen Zoll- tarifs (1978) tarifs mit Ursprung in Israel (für das Jahr 1978) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates über die Eröffnung, Aufteilung und Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Verwaltung eines Gemeinschaftszollkon- Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Ver- tingents für bestimmtes Sperrholz aus Na- waltung eines Gemeinschaftszollkontin- delholz der Tarifnummer ex 44.15 des Ge- gents für „Cyprus sherry" genannte Weine meinsamen Zolltarifs (1978) der Tarifstelle ex 22.05 C III des Gemein- — Drucksachen 8/811, 8/810, 8/727, 8/813, samen Zolltarifs mit Ursprung in Zypern 8/954 — 3825 C und zur Einführung von Beihilfen für gleich- artige Weinbauerzeugnisse in der Gemein- schaft (1977) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wi rtschaft Vorschlag einer Verordnung (EWG) des zu den Unterrichtungen durch die Bundes- Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Ver- regierung waltung eines Gemeinschaftszollkontin- Vorschlag einer Verordnung (EWG) des gents für Haselnüsse, frisch oder getrock- Rates zur Festsetzung von Plafonds und zur net, auch ohne äußere Schalen oder enthäu- Einrichtung einer gemeinschaftlichen Über- tet, der Tarifstelle ex 08.05 G des Gemein- wachung der Einfuhren bestimmter Waren samen Zolltarifs mit Ursprung in der Tür- mit Ursprung in Algerien, Marokko und Tu- kei (1978) nesien (1978) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Ver- Rates zur Aussetzung der Anwendung der waltung eines Gemeinschaftszollkontin- Bedingung, von der die Einfuhr bestimmter gents für vollständig in Griechenland ge- Zitrusfrüchte mit Ursprung in Spanien und wonnenen Wein aus frischen Weintrauben Zypern in die Gemeinschaft gemäß der Ab- und mit Alkohol stummgemachten Most kommen zwischen der Gemeinschaft und aus frischen Weintrauben der Tarifnum- jedem dieser Länder abhängt mer 22.05 des Gemeinsamen Zolltarifs Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates über die Bestimmung des Ursprungs Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Ver- von Reißverschlüssen waltung von Gemeinschaftszollkontin- Vorschlag einer Verordnung (EWG) des genten für Portweine der Tarifstelle ex Rates über die Einfuhrregelung für bestimm 22.05 des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ur- te Textilerzeugnisse mit Ursprung in Japan sprung in Portugal (1978) — Drucksachen 8/815, 8/854, 8/674, 8/853, Vorschlag einer Verordnung (EWG) des 8/955 — 3825 D Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Ver- waltung eines Gemeinschaftszollkontin- Beratung der Beschlußempfehlung und des gents für Madeira-Weine der Tarifstelle ex Berichts des Ausschusses für Wirtschaft 22.05 des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ur- zu den Unterrichtungen durch die Bundes- sprung in Portugal (1978) regierung Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Ver- Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Ver- waltung eines Gemeinschaftszollkontin- waltung eines Gemeinschaftszollkontingents gents für Moscatel-de-Setubal-Weine der für Aprikosenpülpe der Tarifstelle ex 26.06 Tarifstelle ex 22.05 des Gemeinsamen Zoll- - B II c) 1 aa) des Gemeinsamen Zolltarifs mit tarifs mit Ursprung in Portugal (1978) Ursprung in Tunesien (1978)

Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Ver- Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Ver- waltung eines Gemeinschaftszollkontin- waltung von Zollkontingenten für bestimm- gents für Aprikosenpülpe der Tarifstelle ex te Papiere und Pappen der Tarifstellen ex 20.06 B II c) 1 aa) des Gemeinsamen Zollta- 48.01 C II und 48.01 F des Gemeinsamen rifs mit Ursprung in Marokko (1978) Zolltarifs mit Ursprung in Portugal (1978) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des — Drucksachen 8/737, 8/706, 8/687, 8/688, Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Ver 8/861, 8/700, 8/832, 8/956 — 3826 A IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Fragestunde ZusFr Niegel CDU/CSU . . . 3785 C, 3796 B — Drucksache 8/1015 vom 14. 10. 1977 — ZusFr Kühbacher SPD ...... 3786 C ZusFr Ey CDU/CSU 3786 D Zinsgewinn der Banken durch die Lauf- ZusFr Dr. Möller CDU/CSU 3787 A zeiten von Überweisungen und Deckung der Kontoführungsgebühren durch diese ZusFr Glos CDU/CSU ...... 3787 B, C Gewinne MdlAnfr A54 14.10.77 Drs 08/1015 Steuerliche Abzugsfähigkeit von Beiträgen Dr. Langner CDU/CSU und Spenden an kommunistische Organi- sationen Antw PStSekr Haehser BMF . . . 3782 B, C, D MdlAnfr A62 14.10.77 Drs 08/1015 ZusFr Dr. Langner CDU/CSU 3782 C Böhm (Melsungen) CDU/CSU Antw PStSekr Haehser BMF . 3787 D, 3788 A, B Zuerkennung der Steuerfreiheit für als Spendenorganisationen deklarierte finan- ZusFr Böhm (Melsungen) CDU/CSU . . . 3787 D, zielle Hilfsorganisationen einer politischen 3788 A Partei durch das bayerische Finanzministe- ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 3788 A rium

MdlAnfr A55 14.10.77 Drs 08/1015 Nachteilige Auswirkung der Neuregelung Dr. Spöri SPD der Umsatzbesteuerung für Altenheime (§ 4 Antw PStSekr Haehser BMF 3782 D, 3783 A, B, C Nr. 16 UStG) auf in der Form einer juristi- ZusFr Dr. Spöri SPD 3783 A, B schen Person des Privatrechts betriebene kirchliche Altenheime ZusFr Ey CDU/CSU 3783 C MdlAnfr A63 14.10.77 Drs 08/1015 Schmidt (Wuppertal) CDU/CSU Mehrwertsteuererstattung an deutsche Transportunternehmen in Italien für die von MdlAnfr A64 14.10.77 Drs 08/1015 ihnen in Italien in Anspruch genommenen Schmidt (Wuppertal) CDU/CSU Warenlieferungen und Dienstleistungen Antw PStSekr Haehser BMF 3788 B, C, D, 3789 A MdlAnfr A56 14.10.77 Drs 08/1015 ZusFr Schmidt (Wuppertal) CDU/CSU . . 3788 D Curdt SPD ZusFr Kuhlwein SPD ...... 3789 A MdlAnfr A57 14.1037 Drs 08/1015 Curdt SPD Äußerung des sowjetischen Informations- Antw PStSekr Haehser BMF . 3783 C, D, 3784 A ministers Samjatin über Emigranten 3784 A ZusFr Curdt SPD MdlAnfr A166 14.10.77 Drs 08/1015 Niegel CDU/CSU Absicht der Bundesvermögensverwaltung Antw StSekr Bölling BPA 3789 B, C, 3790 A, B, C zur Übergabe der auf gemeindeeigenen Grundstücken errichteten bundeseigenen ZusFr Niegel CDU/CSU ...... 3789 C Zivilschutzbauten in die alleinige Zustän- ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 3790 A digkeit der Gemeinden ZusFr Glos CDU/CSU 3790 A MdlAnfr A59 14.10.77 Drs 08/1015 3790 B Wimmer (Mönchengladbach) CDU/CSU ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU MdlAnfr A60 14.1037 Drs 08/1015 Wimmer (Mönchengladbach) CDU/CSU Amerikanisch-sowjetische Erklärung zur Lage im Nahen Osten sowie Aussage der Antw PStSekr Haehser BMF . . . 3784 B, C, D, Bundesregierung über die legitimen Rechte 3785 A, B des palästinensischen Volkes ZusFr Wimmer (Mönchengladbach) MdlAnfr A136 14.10.77 Drs 08/1015 CDU/CSU ...... 3784 C, D Blumenfeld CDU/CSU ZusFr Dr. Möller CDU/CSU ...... 3785 B MdlAnfr A137 14.10.77 Drs 08/1015 Blumenfeld CDU/CSU Äußerungen des Staatssekretärs Karl Haeh- Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3790 C, ser über die finanzielle Lage der Gemein- 3791 A, B, C, D, 3792 A, B den ZusFr Blumenfeld CDU/CSU 3791 A, B, D, 3792 A MdlAnfr A61 14.10.77 Drs 08/1015 Niegel CDU/CSU ZusFr Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU 3791 B, 3792 B Antw PStSekr Haehser BMF 3785 C, D, 3786 B, D, 3787 A, C ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 3791 C Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 V

Abkommen zwischen den Streitkräften der Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA UdSSR und Frankreichs über die gegen- 3796 B, C, D, seitigen Beziehungen in den Jahren 1977/78 3797 A, B, C, D, 3798 A sowie vergleichbare Vereinbarungen ande- ZusFr Waltemathe SPD . . 3796 B, C, 3797 C rer Mitgliedstaaten des Atlantischen Bünd- nisses mit der UdSSR oder anderen Staa- ZusFr Graf Huyn CDU/CSU ...... 3796 D ten des Warschauer Pakts ZusFr Broll CDU/CSU ...... 3797 A MdlAnfr A138 14.10.77 Drs 08/1015 ZusFr Frau von Bothmer SPD . . . . . 3797A Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU ZusFr Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU . 3797 D MdlAnfr A139 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU ZusFr Dr. Marx CDU/CSU ...... 3797 D

Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA Respektierung der Menschenrechte in Ar- 3392 C, D, 3393 A, B gentinien ZusFr Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU . 3793 A MdlAnfr A146 14.10.77 Drs 08/1015 ZusFr Dr. Marx CDU/CSU . . 3792 C, 3793 A Thüsing SPD MdlAnfr A147 14.10.77 Drs 08/1015 Fortschritte auf dem KSZE-Überprüfungs- Thüsing SPD treffen hinsichtlich des innerdeutschen Ver- Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA hältnisses 3798 B, C, D MdlAnfr A140 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Hupka CDU/CSU ZusFr Thüsing SPD 3798 B, C Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA ZusFr Kühbacher SPD ...... . 3798 D 3793 B, D, 3794 A, B, C, D, 3795 A, B, C Übergabe der persönlichen Habe der in Argentinien ermordeten Elisabeth Käse- ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . 3793 D, 3794 A, B mann an ihre Eltern ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 3794 B MdlAnfr A150 14.10.77 Drs 08/1015 ZusFr Mattick SPD 3794 C Kuhlwein SPD ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 3794 C MdlAnfr A151 14.10.77 Drs 08/1015 ZusFr Dr. Corterier SPD 3794 D Kuhlwein SPD ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 3795 A Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3799 B, C, D ZusFr Dr. Marx CDU/CSU 3795 B ZusFr Kuhlwein SPD 3799 C, D ZusFr Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU . 3795 C ZusFr Friedrich (Würzburg) SPD . . . 3795 C Einwände der UdSSR gegen die Wahl des Berliner Abgeordneten zum Zahl der im Jahre 1977 mit Bundesmitteln Vizepräsidenten der IPU-Konferenz bezahlten Stipendien für Studenten und MdlAnfr A158 14.10.77 Drs 08/1015 Wissenschaftler aus den Staaten des War- Jäger (Wangen) CDU/CSU schauer Pakts Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA MdlAnfr A141 14.10.77 Drs 08/1015 3800 A, B Dr. Hupka CDU/CSU ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 3800 A Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3795 D, 3796 A Nächste Sitzung 3826 D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . 3795 D, 3796 A Anlage 1 Flug einer bayerischen Trachtenkapelle zur Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 3827* A 125-Jahr-Feier der deutschen Einwande- rung nach Chile auf Kosten des Auswärti- gen Amtes Die schriftlichen Antworten auf die noch nicht be- MdlAnfr A142 14.10.77 Drs 08/1015 antworteten Fragen aus der Drucksache 8/1015 vom Waltemathe SPD 14. 10. 1977 werden in einem N a c h t r a g zum MdlAnfr A143 14.10.77 Drs 08/1015 Stenographischen Bericht über die 50. Sitzung ab- Waltemathe SPD gedruckt.

Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1973 3755

50. Sitzung

Bonn, den 20. Oktober 1977

Beginn: 9.00 Uhr

Präsident Carstens: Die Sitzung ist eröffnet. unser Staat in Zeiten der Not handlungsfähig ist und daß seine Institutionen und seine demokratischen (Die Anwesenden erheben sich) Parteien, wenn es notwendig ist, zusammenstehen. Zum zweiten Male innerhalb weniger Wochen Die Bürger unseres Landes 'haben durch ihr Ver- gedenkt ,der Deutsche Bundestag weiterer Opfer des trauen geholfen, die schweren Entscheidungen zu Terrorismus. Hanns Martin Schleyer wurde von sei- treffen. nen Entführern ermordet. Mit ihm verliert unser Dank sei an dieser Stelle auch den ausländischen Land einen Mann, der durch sein Wirken in fast drei Staaten ausgesprochen, die mit der Bundesrepublik Jahrzehnten. zum Aufbau der .deutschen Wirtschaft, Deutschland zusammengearbeitet haben. Dank , für zur Schaffung Tausender von Arbeitsplätzen, zur die vielen Zeichen der Anteilnahme und der Zustim- Verwirklichung von mehr sozialer Partnerschaft mung, die wir in den letzten Tagen aus dem Ausland zwischen Unternehmern und Arbeitnehmern we- erhalten haben. Sie haben gezeigt, daß die große sentlich beigetragen hat. Freiheit, Toleranz, Leistung Mehrheit der Bevölkerung aller Länder uns im waren die Leitmotive. Kampf gegen den Terrorismus unterstützt, unsere Das Leiden Hanns Martin Schleyers, der sich über Entscheidungen mitträgt und uns ihr menschliches sechs Wochen in den Händen der Terroristen be- Mitgefühl schenkt. fand, hat uns immer vor Augen gestanden. Der In diesen Tagen sind tiefe Trauer über den Tod Deutsche Bundestag ehrt ihn und spricht Frau zweier tapferer Männer und Erleichterung über die Schleyer und ihren 'Kindern sein tiefempfundenes Errettung von 86 Menschen unmittelbar und un- Beileid aus. Hanns Martin Schleyer, dessen Tod ein barmherzig aufeinander gefolgt. Sie haben uns den Opfer für alle Bürger unseres Landes ist, wird uns Ernst unserer Lage mit unmißverständlicher Deut- unvergessen bleiben. lichkeit vor Augen geführt. Die Auseinandersetzung Wenige Tage vorher war der Flugkapitän der mit dem Terrorismus ist noch nicht zu Ende. an Lufthansamaschine „Landshut" Jürgen Schumann Unsere Aufgabe ist es, das Leben der Bürger, aller Bord seines Flugzeuges von Terroristen ermordet Bürger, noch besser zu schützen. Lassen Sie uns worden. Jürgen Schumann, ein vorbildlicher Pilot, das 'dazu Notwendige schnell und möglichst einver- hat sich in außerordentlicher Weise, ruhig und be- nehmlich tun. sonnen bis zuletzt, um die Rettung der ihm anver- trauten Passagiere bemüht. Er ist in Ausübung seiner Sie haben sich zu Ehren von Hanns Martin Pflicht, er ist für die Sache der Freiheit gestorben. Schleyer und Jürgen Schumann von Ihren Sitzen er- Auch er wird uns Vorbild und Verpflichtung sein. hoben. Ich danke Ihnen. Der Deutsche Bundestag spricht Frau Schumann Die Bundesregierung hat mir mitgeteilt, daß der und den Angehörigen sein tiefempfundenes Beileid Herr 'Bundeskanzler beabsichtige, zu 'Beginn der aus. heutigen Sitzung eine Regierungserklärung zur ak- Wenige Stunden nach Jürgen Schumanns Tod ge- tuellen Situation abzugeben. lang die Befreiung der 86 Geiseln auf dem Flugplatz Interfraktionell ist vereinbart worden, daß die in Mogadischu in Somalia. Der tapfere Einsatz der Tagesordung weiter ergänzt wird um die Beamten des Bundesgrenzschutzes verdient unseren Dank und unsere Anerkennung. Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses (6. Ausschuß) Die politisch Verantwortlichen standen in diesen zu den ,dem Deutschen 'Bundestag zugeleiteten Wochen vor Entscheidungen, die jeden einzelnen Streitsachen vor dem Bundesverfassungsge- von ihnen schwer bedrückten. Sie trafen diese Ent- richt scheidungen gemeinsam: Regierung und Opposition, Partei- und Fraktionsvorsitzende sowie die zuständi- Drucksache 8/1047 — gen Ministerpräsidenten. Sie haben bewiesen, daß — Das Haus ist, wie ich sehe, damit einverstanden 3756 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Präsident Carstens Ich rufe nunmehr auf: erscheinen kann, alle diese Orientierungspunkte Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung oder Maximen zugleich durch eigenes Handeln oder zur aktuellen Situation durch eigenes Unterlassen voll in die Wirklichkeit zu übertragen. Vielmehr war von Anfang an klar — Das Wort hat der Herr Bundeskanzler. das galt für unsere Bemühungen um das Leben und die Freiheit Dr. Schleyers, für die Rettung der 87 Geiseln im Flugzeug, und es gilt für zukünftig denk- Schmidt, Bundeskanzler: Herr Präsident! Meine bare Fälle —, daß die Erfüllung jedes einzelnen Damen und Herren! Das Bundesverfassungsgericht dieser drei Orientierungspunkte nach menschlicher hat in den frühen Morgenstunden des 16. Oktober im Voraussicht die Erfüllung der übrigen Maximen ein- Namen unseres Volkes für Recht erkannt: Die Art. 1 schränken oder gar gefährden mußte. und 2 unseres Grundgesetzes verpflichten den Staat, jedes menschliche Leben zu schützen. In dieser unausweichlichen Gewißheit hatten wir Diese Schutzpflicht ist umfassend. Sie gebietet unsere Entscheidungen zu treffen. Unausweichlich dem Staat, sich schützend und fördernd vor die- befanden wir uns damit im Bereich von Schuld und ses Leben zu stellen; das heißt vor allem, es Versäumnis. Es ist uns gelungen, die Passagiere und auch vor rechtswidrigen Angriffen von seiten die vier der fünf Besatzungsmitglieder der entführ- anderer zu bewahren. An diesem Gebot haben ten Lufthansa-Maschine aus der Gewalt von vernich- sich alle staatlichen Organe, je nach ihren be- tungswilligen Verbrechern zu befreien und ihr Le- sonderen Aufgaben, auszurichten. ben zu retten. Es ist uns nicht gelungen, die Morde in Karlsruhe, in Oberursel, in Köln, den Mord an — Alle staatlichen Organe! — Das Verfassungsge- Bord des Lufthansa-Flugzeuges und den in Mülhau- richt hat hinzugefügt: sen im Elsaß offenbar gewordenen Mord zu ver- Das Grundgesetz begründet eine Schutzpflicht hindern. nicht nur gegenüber dem einzelnen, sondern Ich füge hier ein, nachdem der Bundestagspräsi- auch gegenüber der Gesamtheit aller Bürger. dent und der Bundestag soeben des in Mülhausen in Die Wahrnehmung dieser doppelten Pflicht setze Frankreich aufgefundenen toten Dr. Schleyer ge- voraus, daß die staatlichen Organe ihre Maßnahmen dacht und seiner Familie das Beileid ausgesprochen der Vielfalt der jeweiligen konkreten Situation ohne haben, daß nach dem Urteil der Bundesregierung die Festlegung auf ein bestimmtes Verhalten anpassen deutsche Wirtschaft in ihm eine ihrer hervorragen- können. den Unternehmerpersönlichkeiten verloren hat, einen Mann von hohen Führungseigenschaften, des- Am gleichen 16. Oktober, nachdem dieses Urteil sen Engagement, dessen Wissen, auch sein Gespür ergangen war, haben die Bundesregierung, die Par- für sozialen Ausgleich ihn befähigt haben, sein Amt tei- und Fraktionsvorsitzenden des Deutschen Bun- als Sprecher der Industrie und der Arbeitgeber auf destages und die Ministerpräsidenten der vier be- eine Weise auszuüben, die ihm Anerkennung ein- troffenen Bundesländer öffentlich bekanntgemacht, gebracht hat. Für die Bundesregierung war er kein daß sie schon bisher nach diesen Grundsätzen be- einfacher Gesprächspartner. Aber wir respektierten raten und gehandelt hatten und daß sie in Befolgung ihn als einen Mann, dessen klares Denken und offe- dieser Grundsätze auch weiterhin alles tun würden, nes Sprechen und dessen erhrlicher Wille das Ge- um ihrer schweren Verantwortung gerecht zu wer- spräch mit ihm wertvoll gemacht haben. Ich habe den. das bei zahlreichen Gelegenheiten auch persönlich Viele Wochen früher, nämlich unmittelbar nach immer so empfunden. Die Bundesregierung teilt der Entführung Dr. Schleyers, habe ich in dem so- ebenso wie der Bundestag die Trauer seiner Familie, eben erwähnten Beratungskreise mit Zustimmung an deren Seite wir uns stellen. aller Beteiligten damals die Orientierungspunkte, Es ist uns mit Ausnahme der Ergreifung eines die unser Handeln bestimmen sollten, folgenderma- mutmaßlichen Täters in Holland bisher noch nicht ßen umrissen, erstens Dr. Schleyer lebend zu be- gelungen, die Mörder von Karlsruhe, Oberursel und freien — es war zu einem späteren Zeitpunkt selbst- Köln zu ergreifen. Immerhin sind die heute zu ver- verständlich, daß dies ebenso für die als Geiseln ge- öffentlichenden bisherigen Fahndungsergebnisse nommenen 82 Passagiere und 5 Besatzungsmitglieder allerdings schon sehr erheblich. in dem entführten Lufthansaflugzeug galt —; zwei- Die elf Gefangenen, die in erster Instanz wegen tens die Täter zu ergreifen und vor Gericht zu stel- len; drittens die Fähigkeit des Staates zu sichern, Mordes verurteilt wurden oder nach Richterspruch des Mordes dringend verdächtigt sind und zu deren seine Bürger gegen Gefahren zu schützen, das Ver- Freilassung die zuständigen Landesregierungen er- trauen der Bürger, aber auch das Vertrauen der preßt werden sollten, haben wir nicht ausgeliefert. Menschen außerhalb der Bundesrepublik Deutsch- Ihnen liegen die Tötung von 13 Menschen und land in diese Schutzfunktion unseres Staates zu wah- weitere 43 Mordversuche zur Last. Die Tötung von ren — und dies hieß, die Terroristen nicht freizu- 13 Menschen und 43 weitere Mordversuche! Drei lassen. von ihnen haben gestern Selbstmord begangen. Wir Gewiß war das damals eine sehr einfache Sprache. mußten und müssen fürchten, daß die elf gefange- Gleichwohl legen wir diese von uns vor sechs Wo- nen Terroristen nach ihrer eventuellen Freilassung chen erarbeiteten Orientierungspunkte heute öffent- weitere schwere Verbrechen begehen würden, ge- lich vor. Jedermann kann erkennen, daß es kaum nauso, wie es diejenigen getan haben, die durch die vorstellbar erscheinen konnte und kaum vorstellbar Entführung von freigepreßt worden

Deutscher Bundeshag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3757 Bundeskanzler Schmidt sind, nachdem sie damals freigelassen wurden. Die- Menschen die Überbetonung materiellen Lebens- sen letzteren werden inzwischen die Tötung von genusses mißbilligen, die angesichts unseres hohen neun Personen und weitere vier Mordversuche zur Lebensstandards bei manchen eingetreten ist, der Last gelegt. Das heißt: die Freilassung der elf hätte sich manche allzu bereitwillig hingeben und die bei nach dieser Erfahrung eine neue Gefahr für das Le- manch einem die Frage nach dem Sinn seines Le- ben vieler anderer Menschen heraufbeschworen. bens in den Hintergrund treten läßt. Ich weiß, daß Es ist mir am heutigen Tag wie schon in all den viele junge Menschen — nicht nur in unserem letzten Wochen eine große Hilfe, daß der Rat der Staate — die Frage nach dem Sinn ihres Lebens Evangelischen Kirche Deutschlands im vorigen Mo- stellen. nat öffentlich versichert hat, unsere Entscheidungen Jeder Mensch wird seine eigene Antwort suchen mit Vertrauen aufnehmen zu wollen, und eine große müssen. Sie kann nur in der Orientierung auf Hilfe, von der Bereitschaft der Kirche zu wissen, oberste Werte gefunden werden. Weil wir als ein- auch die Folgen gemeinsam tragen zu wollen. zelne nicht leben können, sondern vielmehr auf Der Terrorismus ist keineswegs tot, weder in Gemeinschaft, auf Gesellschaft mit vielen anderen Deutschland noch irgendwo auf der Welt. Die Bun- angewiesen sind, kann die Antwort nur im Bewußt- desregierung und alle Parteien und Fraktionen des sein jener Werte gegeben werden, auf denen Ge- Deutschen Bundestages werden — dessen bin ich meinschaft beruht und auf die unser Staat gegrün- gewiß — angesichts der gegenwärtigen schweren det ist. Belastung alles tun, um die Fähigkeit des Staates Die befreiende Tat in Somalia entspringt den be- zu wahren, daß er seine Bürger schützen kann. wußt erlebten Grundwerten der Freiheit und der Wir werden dabei, wie gestern und heute, so auch Solidarität. Es wurde hier ein Beispiel für die Be- morgen den Befehlen des Grundgesetzes gehorchen. deutung unserer Grundwerte gegeben. Es wurde Das Urteil, auf das ich mich eingangs bezog, be- Orientierung gegeben,. Es ist falsch, nur danach zu stärkt uns darin, auch in Situationen größter Be- trachten, was ein einzelner oder eine Gruppe von lastung die vom Gesetz gesetzten Grenzen zu achten der Gemeinschaft, von der Gesellschaft oder vom und zu wahren, und das heißt: rechtsstaatlich zu Staat empfangen oder sich verschaffen könnte. Es handeln. ist vielmehr notwendig, daß wir alle uns selbst fragen, was wir der Gemeinschaft zu geben haben Ich möchte der Erklärung der Fuldaer Bischofs- und wie wir ihr dienen können. konferenz der römisch-katholischen Kirche zustim- men, die im vorigen Monat den Bundestag aufge- Im Mogadischu wurde zugleich ein Zeichen für fordert hat, „alle in der Verfassung, alle im Grund- die Zusammenarbeit unter den Völkern und Staaten gesetz und im Rechtsstaat gegebenen Möglichkei- der Welt und für die gemeinsame Überwindung ten auszuschöpfen und konsequent zu verwirk- der Geißel des internationalen, lebensverachtenden, lichen, ehe überhaupt Verfassungsänderungen in gemeinschaftszerstörenden Terrorismus gesetzt. Betracht gezogen werden". Die Bereitschaft der Wir haben in den schweren Stunden, in denen Kirche, „jedem ein guter Partner zu sein, der sich wir die drückende Last der Entscheidungen trugen, um Überwindung des Terrors müht", stärkt uns nicht allein gestanden. Tief eingeprägt hat sich uns in unserer Zuversicht. Daß der Papst, das Ober- die Bereitschaft von Regierungen im Nahen Osten haupt der katholischen Kirche, im ehrwürdigen Alter und auf dem afrikanischen Kontinent, sich gemein- von 80 Jahren davon spricht, er würde sich selbst sam mit uns um die Befreiung der Menschen aus als Ersatzgeisel anbieten, falls dies von Nutzen ihrem Leiden zu bemühen. Der besondere Dank der wäre, kennzeichnet das Ausmaß des Schreckens und Bundesregierung, unseres ganzen Volks und — ich der Betroffenheit über die Leiden der von den Ver- bin sicher — aller Menschen auf der Welt, welche brechen getroffenen Menschen. den Terrorismus ablehnen, gilt dem Staatspräsi- In der Nacht von Montag auf Dienstag und am denten von Somalia, Siad Barre, und seiner Re- ganzen gestrigen Tage haben Millionen Deutsche gierung. und Abermillionen von Menschen in aller Welt (Anhaltender lebhafter Beifall bei allen aufgeatmet, als in Mogadischu im ostafrikanischen Fraktionen) Somalia nach einem Irrflug von 9 000 km die Be- freiung von 86 Menschen aus unmittelbarer Lebens- gefahr gelungen war. Auch wenn wir unsere Toten Präsident Carstens: Herr Bundeskanzler, ich darf tief beklagen und mit ihren' Familien und ihren Sie an dieser Stelle unterbrechen und dem Hause Freunden deren Trauer teilen, so dürfen wir doch mitteilen, daß der somalische Botschafter auf der auch mit Genugtuung auf die Leistung der Beamten Diplomatentribüne Platz genommen hat. Ich möchte der Grenzschutzgruppe 9 und all derer schauen, die ihm und seinem Land den Dank des Deutschen Bun- wir nach Mogadischu entsandt hatten. destages für die uns geleistete Hilfe aussprechen. (Beifall bei allen Fraktionen) (Lebhafter Beifall bei allen Fraktionen) Es wurden hier ein Beispiel und ein Vorbild für die Jungen in unserem Lande gesetzt, ein Beispiel des- Schmidt, Bundeskanzler: Seine Entscheidung mag sen, wofür wir alle einzutreten haben, nämlich für dem Präsidenten Barre nicht leichtgefallen sein. die Erhaltung der Würde des Menschen, für die Aber er war bereit, einen entscheidenden Beitrag zu Erhaltung der unverletzlichen und unveräußerlichen leisten, um das Leben der Geiseln zu retten. Die Menschenrechte, für das Recht auf Leben, für die Zusammenarbeit der Sicherheitsorgane von Somalia Freiheit der Person. Ich weiß, daß viele junge mit den unsrigen war ausgezeichnet, und die Hilfs- 3758 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Bundeskanzler Schmidt bereitschaft war groß. Meine Damen und Herren, minister Callaghan, von Präsident Giscard d'Estaing wir dürfen das nie vergessen. Es hat Einfluß auf und von Präsident Carter nicht nur moralische Un- unsere zukünftigen Beziehungen zu jenem Staat terstützung, sondern auch tätige Hilfe erhalten. und seinem Volk. (Beifall bei allen Fraktionen) (Beifall bei allen Fraktionen) In all dieser Hilfe ist deutlich geworden, wie sehr Somalia hat ein Beispiel gesetzt für die unerläß- .das Bewußtsein gewachsen ist, daß — weil kaum ein liche internationale Zusammenarbeit, durch die 'al- Land der Welt vom internationalen Terrorismus ver- lein eine erfolgreiche Bekämpfung des Terrorismus schont bleibt — alle bereit sein müssen, auch inter- möglich ist. Möge dieses Beispiel in allen Ländern national zusammenzuarbeiten, um einen wirkungs- der Weit auf fruchtbaren Boden fallen! vollen Schutz der Menschen gegen Geiselnahmen zu Vielleicht darf ich das, was sich dort ereignet hat, gewährleisten. mit einem biblischen Gleichnis umschreiben: Unser Bereits vor einem Jahr hat der von der Bundes- schwarzer Bruder war der barmherzige Samariter, regierung in die Vereinten Nationen eingebrachte der die unter die Räuber gefallenen Weißen aus Entwurf einer Konvention gegen die Geiselnahme ihrem Elend rettete. in der 31. Generalversammlung der United Nations Politisch heißt dies: Solidarität zeigten gerade die- positive Aufnahme gefunden. Wir bitten am heuti- jenigen, denen einige in unserem Lande kritisch gen Tage die Regierungen je einzeln und auch in oder sogar ablehnend begegneten, weil sie für die New York selbst, daß alle UN-Mitgliedstaaten mit Gestaltung ihrer Gesellschaft einen anderen Weg uns diese Konvention nunmehr in New York be- gewählt hatten als wir für die 'unsrige. schleunigt behandeln und verabschieden. Wir in der Bundesrepublik haben erfahren, was (Beifall bei allen Fraktionen) es bedeuten kann, wenn Solidarität keine Grenzen In den letzten Tagen und Wochen haben außer kennt. Wir alle haben die Verantwortung dafür, daß den vorhin schon genannten Grenzschutzbeamten uns nicht nachgesagt werden kann, es sei leichter, und außer den vorhin schon genannten ausländi- Solidarität zu empfangen, als sie zu geben. schen Bürgern und Regierungen auch viele Bürger In Dubai — auch wenn die Terroristen schließ- unseres Staates aufopfernd gearbeitet. Unser Dank lich den Abflug der Maschine aus jenem Staat er- gilt Tausenden von Angehörigen der Sicherheits- zwangen — verdient der engagierte und umsichtige organe von Bund und Ländern, in Sonderheit denen Einsatz von Verteidigungsminister Scheich Moha- des Bundeskriminalamtes, die alle — zum Teil ohne med und der anderen Persönlichkeiten, die Staats- irgendeine Unterbrechung — nunmehr seit Wochen minister Wischnewski auf dem Tower und dem ihre Pflicht tun, nein, sehr viel mehr tun als ihre Flugplatz von Dubai unterstützt haben, unsere volle Pflicht. Anerkennung. (Beifall bei allen Fraktionen) (Beifall bei allen Fraktionen) Er gilt ebenso den Mitgliedern der vielen Krisen König Khaled und Kronprinz Fahad von Saudi- stäbe in Bonn und anderswo und ihren Mitarbeitern. Arabien haben uns in 'entscheidenden Augenblicken Wir grüßen aber auch die Menschen, die in der geholfen. Wir danken für ihre Hilfe. entführten Maschine hundertzwanzig Stunden der (Beifall bei allen Fraktionen) Gewalt der Terroristen, hundertzwanzig Stunden schwerster physischer und psychischer Belastung Es sollte übrigens nicht übersehen werden, daß in bewundernswerter Weise ertragen haben. sich auch der Chef der PLO, Jassir Arafat, eindeu- tig von der Aktion 'der Entführer distanziert hat, (Beifall bei allen Fraktionen) lange bevor sie ihr Ende fand. Besonderes Gedenken schulden wir dem ermorde- (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der ten Flugkapitän Jürgen Schumann. Der Bundestag, FDP) der Bundestagspräsident haben vorhin seiner ge- dacht. Wir teilen die Trauer seiner Familie. Die In besonderem Maße muß der selbstlose und un- Bundesregierung möchte hinzufügen: Schumann hat ermüdliche Einsatz von fünf italienischen Ärzten unter tödlicher Bedrohung Mut und Umsicht be- gewürdigt werden, die nach der Befreiung die ver- wundeten, geschwächten und schockierten Geiseln wiesen. in einem vorsorglich schnell eingerichteten Not- Gestern morgen hat Bischof Class in einer Pre- lazarett in Mogadischu behandelt haben. digt hier in Bonn gesagt, es komme darauf an, das (Beifall bei allen Fraktionen) böse Geheimnis der Gesetzlosigkeit zu überwinden. Diese Überwindung wird große Anstrengungen- aller Zu den positiven Erfahrungen zähle ich auch die notwendig machen. Wir alle werden uns dabei nach Bereitschaft der Sowjetunion, sich für uns bei der dem Grundgesetz und nach den Gesetzen zu richten Regierung von Südjemen zu verwenden. Daß die haben. DDR hierzu gleichfalls bereit war, ist eine erfreu- liche Bestätigung für die Fortschritte in unseren Be- Mit großer Betroffenheit und Bestürzung hat die ziehungen. Bundesregierung von den jüngsten Ereignissen in dem Gefängnis -Stammheim erfahren. Uns (Beifall bei der SPD und der FDP) ist es unvorstellbar, wieso es trotz des Kontakt- Unsere Freunde im Westen standen rückhaltlos sperregesetzes, das bei vielen Abgeordneten des auf unserer Seite. Besonders haben wir von Premier- Deutschen Bundestages die Überwindung erheb- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3759 Bundeskanzler Schmidt licher Zweifel erfordert hat, möglich war, daß dort Ich gehe davon aus, daß diese Solidarität am Gefangene in den Besitz von Schußwaffen kommen heutigen Tage, wo wir uns gemeinsam den Folgen konnten. der Ermordung Schleyers zu stellen haben, weiter- lebt und auch bewahrt werden wird. Nun sind nach unserer grundgesetzlichen Ordnung der Vollzug von Strafen und das Gefängniswesen (Beifall bei der SPD, bei der FDP und bei ausschließlich Sache der Bundesländer und keines- Abgeordneten der CDU/CSU) wegs der Bundesregierung. Gleichwohl muß die Bundestag, Parteien und Fraktionen müssen den Bundesregierung aus Gründen der Schutzfunktion Maßstäben gerecht werden, die in den letzten Wo- des Gesamtstaates, aus Gründen der Rechtssicher- chen gemeinsam gesetzt wurden, und der Besinnung heit, aus innenpolitischen Gründen und aus außen- auf das Wesentliche, die unser Volk von uns er- politischen Gründen — wegen des Ansehens wartet. Jeder prüfe sein eigenes Verhalten, und Deutschlands in der Welt — dringend erwarten, daß jeder trage, wo immer das nötig sein sollte, zur jene Vorgänge in einer über jeden Zweifel erhabe- Entgiftung der politischen Auseinandersetzung bei. nen Form untersucht, vollständig aufgeklärt und daß die Ergebnisse öffentlich vorgelegt werden. Natürlich kann die vollständige Übereinstimmung zwischen Regierung und Opposition im Handeln und Die der Bundesregierung bisher durch die baden- in der Verantwortung für ein demokratisches Ge- württembergische Landesregierung mitgeteilten meinwesen nicht die Regel sein. Sie ist vielmehr die Umstände — der Obduktionsbefund vor allem — Ausnahme, in der sich politische Vielfalt in Situa- lassen darauf schließen, daß in Stammheim Ge tionen der Not als Einheit bewährt. Ansonsten aber fange zur Verschärfung ihres terroristischen muß der fruchtbare Gegensatz, muß die Kontroverse Kampfes gegen unseren Staat, gegen unsere frei- fortbestehen. Die Kontroverse ist ein Wesenskern heitliche Grundordnung, nach ihren früheren Hun- parlamentarischer Demokratie. ger- und Durststreiks nunmehr auch die gewalt- Wir haben also — ich sage dies, um jedes Miß- same Zerstörung ihres eigenen Lebens als Kampf- verständnis auszuschließen — nicht die Absicht, für mittel eingesetzt haben. Offenbar wollten sie ihren die Zukunft auf allen Gebieten große Gesetzgebungs- Tod nicht als ein Zeichen später Einsicht, sondern koalitionen zu verabreden. Im Gegenteil, Verant- vielmehr als ein Fanal für die noch in Freiheit be- wortungen dürfen nicht verwischt werden, und ohne findlichen ihnen Gleichgesinnten. Drohungen, die parlamentarische Auseinandersetzung würden wir schon vorher ausgestoßen worden waren, erhärten oft zu sachlich vernünftigen Lösungen nicht kom- dies. men. Die Bürger unseres Landes haben verschiedene politische Auffassungen, und es bleibt die Führungs- Meine Damen und Herren, die unbegreiflichen aufgabe des Parlaments, diese Unterschiedlichkeit Vorgänge in Stuttgart-Stammheim dürfen und wer- der politischen Grundströmungen vorzutragen und den unseren klaren Blick in die Zukunft nicht ver- auszutragen. nebeln. Als erstes gilt es, die Erfahrungen prakti- scher Solidarität im Handeln der Verantwortlichen Allerdings würde ich es begrüßen, wenn der schon für kommende Bewährungsproben lebendig zu hal- eingeleitete Versuch, einzelne Vorschläge zur bes- ten. seren Bekämpfung des Terrorismus nach sorgfälti- ger Prüfung in einer gemeinsamen Gesetzesinitia- Mitte vorigen Monats habe ich hier die Hoff- tive der drei Fraktionen zusammenzufassen, fort- nung ausgedrückt, daß die Zusammenarbeit der gesetzt und zu einem konstruktiven Ende geführt Bundesregierung mit den Partei - und Fraktionsvor- würde. sitzenden Brandt, Kohl, Mischnick, Strauß und Weh- ner sowie den vier betroffenen Landesregierungen Die Artikulierung der unterschiedlichen politi- bis zum Ende der schlimmen Zwangslage, in die schen Strömungen ist auch Aufgabe der Medien: der uns das terroristische Verbrechen gebracht hat, Presse, des Rundfunks, des Fernsehens. Dazu benö- andauern möge. Daß ich den Vorsitzenden der FDP tigen die Medien die ungehinderte Information. Um in diesem Zusammenhang nicht namentlich nenne, so mehr gilt vielen Zeitungen und anderen Medien ergibt sich aus der Tatsache seiner Zugehörigkeit des In- und Auslands unser Dank dafür, daß sie zur Bundesregierung. durch ihre Selbstbeschränkung bei der Befreiung der Geiseln und der Aufklärung der Verbrechen außer- Ich kann heute sagen, daß wir in den schweren ordentlich geholfen haben. Entscheidungen der letzten Wochen bis zum heuti- (Beifall bei allen Fraktionen) gen Tage tatsächlich alle so zusammengestanden haben. Wir haben jeden Schritt gemeinsam beraten Der Ablauf terroristischer Verbrechen wird wesent-- und einmütig gebilligt. Wir haben viele Pläne ge- lich erschwert, wenn sich die Täter nicht der Mas- faßt; viele haben wir verworfen; einige wurden zu- senkommunikationsmittel bedienen können, wenn schanden. Wir haben gemeinsam Wagnisse auf uns sie sich nicht der weitestgestreuten Publizität bedie- genommen. Und natürlich, meine Damen und Her- nen können. Dafür sind jetzt Maßstäbe gesetzt. ren, liegt bei all dem die Verantwortung bei der Ich füge hinzu: Diejenigen Medien im In- und Bundesregierung. Ohne diese Gemeinsamkeit aber Ausland, die zeitweise glaubten, sich diese Selbst- wäre die Befreiung der Geiseln der Flugzeugent- beschränkung nicht auferlegen zu sollen, und damit führung nicht gelungen. Ohne sie wäre aber auch Gefährdungen ausgelöst haben, sollten selbstkri- ein Fehlschlag, der ebenso möglich war, nur schwer tisch überprüfen, wieweit sie tatsächlich den Erfolg zu tragen gewesen. gefährdet haben. 3760 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Bundeskanzler Schmidt Die Wochen, die alle Betroffenen und unser gan- fen: Dieses und dieses haben wir entschieden, jenes zes Volk zum Teil in ohnmächtiger Wut, zum Teil und jenes haben wir aus diesen oder jenen Gründen in Schmerz und Leid, in der Hoffnung, in Glück und unterlassen. Alles dies haben wir zu verantworten. Enttäuschung, in dem Erfahren von Tapferkeit und Die Bundesregierung wird noch Gelegenheit neh- in dem Erfahren von Mitmenschlichkeit durchlebt men, alle ihre Entscheidungen, ihre Gründe — auch haben, werden ihre Spuren hinterlassen — nicht ihre Zweifel — öffentlich darzulegen. Zu dieser Ver- nur in Deutschland, auch international. Die Men- antwortung stehen wir auch in Zukunft. Gott helfe schen in der Bundesrepublik, das spüren wir, sind uns! näher zueinander gerückt. Opfermut, der Einsatz des eigenen Lebens für die Gesamtheit der Bürger, für (Anhaltender lebhafter Beifall bei allen die Demokratie gelten — manche hatten es viel- Fraktionen) leicht schon vergessen — mehr als das Streben nach Materiellem. Und ein Rückzug in die Innerlichkeit Präsident Carstens: Das Wort hat der Herr Abge- allein reicht für Gemeinschaft nicht aus. Was unser ordnete Dr. Kohl. Volk in diesen Tagen an Haltung gezeigt hat, wird von der zivilisierten Welt in Ost und West, in Dr. Kohl (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine sehr Nord und Süd mit Respekt und Mitgefühl betrachtet. verehrten Damen und Herren! Es fällt schwer, Worte Die ganze Welt erfährt in diesen Jahren, in vie- zu finden, die ausdrücken, was wir in dieser Stunde len Ländern das Wiederaufleben zerstörerischer Ge- empfinden. Dem feigen Mord an dem Piloten der walt, von der die Menschheit glaubte, daß sie durch Deutschen Lufthansa, Jürgen Schumann, ist ein geschichtliche Erfahrung und durch menschliche Mo- ebenso feiger Mord an Hanns Martin Schleyer ge- ral überwunden sei. Es gibt kein politisches Prinzip, folgt. Wir alle stehen unter dem Eindruck schwer- mit dem der Rückfall von der Menschlichkeit in die ster und grausamster Verbrechen, Verbrechen, die Barbarei sittlich gerechtfertigt werden könnte. skrupellose Terroristen an unschuldigen Mitbür gern begangen haben. (Beifall bei allen Fraktionen) Was in diesen Tagen geschehen ist, ist in seiner Ich sage vor allem den jungen Menschen, daß barbarischen Unmenschlichkeit nicht zu begreifen. Demokratie nicht allein aus dem Prinzip der Bildung Die Taten haben erneut die ganze Brutalität und von Mehrheiten besteht. Ihre, letztlich existentielle, den blinden Fanatismus der Terroristen offenbart, Begründung findet Demokratie in der Humanisie- jener Terroristen, mit denen wir uns auch in Zukunft rung der Politik, das heißt in der Humanisierung des auseinanderzusetzen haben. unvermeidlichen Umgangs mit der Macht. Indem die Wir trauern um Jürgen Schumann, den Piloten demokratische Verfassung von der Würde des Men- der Deutschen Lufthansa, der nach der Entführung schen ausgeht und nicht nur dem Staat, sondern seines Flugzeuges weit mehr als seine Pflicht tat, der auch dem einzelnen verbietet, mit der Existenz und das menschenmögliche tat, um das Leben der ihm der Würde des Menschen nach Belieben und Will- anvertrauten Menschen zu stützen. Eine Frau trau- kür zu verfahren, schreibt sie uns allen die Gren- ert um ihren Mann; zwei Kinder trauern um ihren zen unseres Handelns vor. Diese Verpflichtung dem Vater. Sie sollen wissen, daß wir an sie denken und Ganzen gegenüber umfaßt auch, den Schwachen zu an ihrem Leid Anteil nehmen. helfen, Minderheiten nicht auszuschließen und ge- genüber Andersdenkenden Respekt zu bewahren. Unsere Gedanken sind bei der Familie Hanns Wer aber aus dieser humanen Geschichte heraus- Martin Schleyers: bei seiner Frau, bei seinen Kin- tritt, wer an die Stelle des demokratischen Rechts dern. Viele von uns — auch ich — haben in Hanns das Faustrecht der Gewalt setzt, der erlebt eine Aus- Martin Schleyer einen guten Freund verloren. Wir weglosigkeit, in der vermeintliche Macht bis in in der CDU trauern um ein Mitglied, das sich unse- Selbstzerstörung umschlagen kann. rer Idee immer leidenschaftlich verpflichtet wußte. Unser ganzes Volk verliert einen Mann, der in her- Ich weiß, wie schwer es Älteren oft ist, Erfahrun- ausragender verantwortlicher Position unermüdlich gen weiterzugeben, und wie reserviert junge Men- für sein Vaterland gewirkt hat, einen Mann, der schen häufig sind, wenn sie das Gefühl haben, be- seiner Verantwortung bis 'zu seinem Tode niemals lehrt werden zu sollen. Ich sage aber in großem ausgewichen ist, der seiner Überzeugung treu blieb, Ernst, daß es unheilvolle Erfahrungen gibt, vor auch wenn sie ihm nicht immer öffentlichen Beifall denen man sich schützen muß, die man selber nicht einbrachte, einen Mann, der — wie wenige — ent- machen wollen darf, wo eigene Einsicht und Ver- scheidenden Anteil an der wirtschaftlichen Entwick- antwortung gebieten, zuzuhören und zu bedenken lung, an der Stabilität und am sozialen Frieden un- und zu lernen. seres Landes hat. Hanns Martin Schleyer hat sich- ge- Zum Schluß, meine Damen und Herren: Wer weiß, fordert; er hat aber auch seine Mitbürger gefordert. daß er so oder so, trotz allen Bemühens, mit Ver- Er hat es sich und anderen nicht leichtgemacht, und säumnis und Schuld belastet sein wird, wie immer manches Mal haben es auch andere ihm nicht leicht- er handelt, der wird von sich selbst nicht sagen gemacht. wollen, er habe alles getan und alles sei richtig ge- Ich nenne Hanns Martin Schleyer stellvertretend wesen. Er wird nicht versuchen, Schuld und Ver- als letztes Glied einer langen Kette terroristischer säumnis den anderen zuzuschieben; denn er weiß: Mordanschläge. Die Namen, die Gesichter, die Le Die anderen stehen vor der gleichen unausweich- benswege der Opfer sind noch ganz in unserer Er- lichen Verstrickung. Wohl aber wird er sagen dür- innerung. Sie alle sind Opfer von Mordanschlägen Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3761 Dr. Kohl geworden, die sich gegen uns alle, gegen alle Bür- Angehörigen des Bundesgrenzschutzes, gilt allen, ger, richten. Es sind Anschläge, die niemanden aus- die in diesen schweren Wochen bis an die Grenze nehmen, keine Gruppe, keine Schicht, überhaupt des physisch Erträglichen weit mehr als ihre Pflicht niemanden. Sie alle wurden ermordet, weil sie für getan haben. die Freiheit dieses Staates standen: der Polizei- (Beifall bei allen Fraktionen) beamte, der Fahrer genauso wie der Flugkapitän Wir alle, das heißt die Bundesregierung, die Vor- und der Arbeitgeberpräsident. sitzenden aller im Bundestag vertretenen Parteien Die Nachricht von dem erbärmlichen Mord an und Fraktionen, die Ministerpräsidenten von Baden- Hanns Martin Schleyer hat unser Volk in einem Württemberg, Bayern, Hamburg und Nordrhein- Augenblick erreicht, als eine Welle der Dankbarkeit Westfalen, Regierung und Opposition haben ge- und der Hoffnung durch dieses Volk ging. Es war meinsam das Risiko sorgfältig abgewogen und mit- berechtigte Dankbarkeit für den glücklichen Aus- getragen. Wir in der CDU/CSU haben diese Ver- gang des Geiseldramas von Mogadischu und die antwortung mitgetragen, weil es unsere Pflicht war. Hoffnung, daß dies die Wende in der Auseinander- Wir haben damit als Opposition auch unsere Soli- setzung des freiheitlichen Rechtsstaats mit dem na- darität im Handeln unter Beweis gestellt. tionalen und dem internationalen Terrorismus sein Es gab in den letzten Wochen eine wachsende würde. Die Bürger unseres Landes, wir alle, haben Zahl von Stimmen, die da glaubten, den Begriff in den 40 Stunden zwischen der Nachricht von Mo- der Solidarität der Demokraten karikieren, ja ins gadischu und der Nachricht vom Mord an Hanns Lächerliche ziehen zu müssen. Der Begriff sei über- Martin Schleyer mit Recht tiefe Freude und Genug- strapaziert, so war da zu hören. Jedem bleibt es tuung empfunden über die glückliche Rettung von unbenommen, bessere, andere Worte zu wählen, 86 Menschen, über die große internationale Solidari- wenn es solche gibt. Wir dürfen nur nicht an der tät, die Deutschland in den Tagen des Geiseldramas Tatsache selber rütteln lassen. Alle innerhalb und erfahren hat, für die wir dankbar sind und die wir außerhalb dieses Hauses müssen wissen, daß die nie vergessen werden. Befreiung der Geiseln in Mogadischu nur deshalb (Beifall bei allen Fraktionen) möglich war, weil das vorhandene Risiko von allen Verantwortlichen gemeinsam abgewogen und ge- Das ganze Haus und auch wir, die CDU/CSU-Frak- meinsam verantwortet worden ist. In der Tat, hier tion, werden jede wirksame internationale Verein- wurde ein Beispiel gesetzt. Ihre Aufforderung, Herr barung und Initiative unterstützen, die den Terro- Bundeskanzler, ein Stück dieser Solidarität auch in rismus weltweit bekämpft. Es ist Zeit, daß die zivi- die Zukunft hinüberzutragen, verstehe ich als Auf- lisierten Völker der Welt, daß die Welt endlich forderung an uns alle in diesem Hause. begreift, was die Stunde geschlagen hat. Der Mord an Hanns Martin Schleyer hat unserem Volke deut- (Beifall bei allen Fraktionen) lich gemacht, was alle Wissenden auch nach dem Es gilt jetzt, so zügig, so schnell wie möglich alle Erfolg von Mogadischu wissen mußten: Dies war ein notwendigen Maßnahmen zu treffen, in der Ge- Abschnitt, ein glücklicher Abschnitt, nicht weniger, setzgebung genauso wie bei der notwendigen Ver- aber leider auch nicht mehr. An der Herausforde- besserung von Organisation und Ausbildung unse- rung des Terrorismus hat sich nichts geändert. Der rer Polizei- und Sicherheitsorgane. Unsere Vor- Terrorismus ist heute so gefährlich wie vor einer schläge liegen auf dem Tisch. Die jüngsten Ereig- Woche, er ist so brutal und so menschenverachtend nisse haben ihre Notwendigkeit erneut bestätigt. wie vor einer Woche. Er wird zu neuen, vielleicht Wir, die CDU/CSU-Fraktion, sind bereit, alle Vor- noch brutaleren Schlägen ausholen, wenn wir ihn schläge unvoreingenommen zu prüfen und schnell nicht mit aller Entschlossenheit ausbrennen. und entschlossen zu handeln. Ich füge hinzu: Nicht jede bewaffnete Ausein- Unsere Mitbürger haben sich zu ihrem Staat be- andersetzung wird so glücklich ausgehen wie die in kannt und ihn in besonderer Weise unterstützt. Somalia. Das Ende des Terrorismus ist nicht er- Selten ist dies in unserer jüngsten Geschichte so reicht. Wir müssen mit weiteren, nicht weniger eindrucksvoll deutlich geworden wie in den zu- schlimmen Gewalttaten rechnen. Das müssen wir rückliegenden Tagen. Selten ist die Gemeinschaft wissen, das muß uns bewußt sein, wenn wir wirk- unseres Volkes so offenbar geworden: in der Sorge, lich das tun wollen, was jetzt erforderlich ist. im Hoffen, im Beten, in der Trauer. Das ist es, was uns Mut gibt trotz allem. Die Selbstmorde von Stammheim waren kein Eingeständnis einer Niederlage oder kein letztes (Lebhafter Beifall bei allen Fraktionen) Fanal kurz vor der Niederlage. Sie waren nur der Ausdruck des grenzenlosen Fanatismus, mit dem die Präsident Carstens: Das Wort hat der Herr Abge- Terroristen ihren Kampf gegen jede menschliche ordnete Wehner. Friedensordnung führen. Wir alle haben vor dem Einsatz in Somalia ge- Wehner (SPD) : Herr Präsident! Meine Damen und wußt, daß er mit einem hohen Risiko verbunden Herren! Uns verbindet die Trauer um die Opfer war. Er hätte auch den Tod vieler Geiseln und haßbesessener, blindwütiger Mörder, deren Lenker Retter zur Folge haben können. Dann wäre die ge- kalt berechnen, was geschehen soll. Uns verbindet meinsame Verantwortung noch deutlicher gewor- die Verbundenheit mit den Familien der Opfer, und den. Der glückliche Ausgang ist das Ergebnis von uns verbindet die Dankbarkeit für alle, die bemüht Mut und Tüchtigkeit. Unser Dank gilt den tapferen gewesen sind und bemüht bleiben werden, Leben 3762 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Wehner bedrohter Mitmenschen zu schützen und zu retten. rechtigt am Frieden der Welt und an den friedlichen Gemeinsam ist uns die Pflicht, bemüht zu bleiben, Lösungen der Konflikte und der Gegensätze mitzu- der Täter habhaft zu werden. wirken. Erlahmen wir bitte nicht in dem Bemühen, Wir, der Deutsche Bundestag, sind die vom Volk durch Solidarität der Generationen in unserem Ge- gewählten Abgeordneten. Wir stehen in der Pflicht meinwesen die Erfahrungen der Älteren und die des Grundgesetzes. Artikel 1 unseres Grundgesetzes Hoffnungen der Jüngeren, auch Ihre Erwartungen gebietet: miteinander zu verschmelzen, soweit das menschen- möglich ist, damit wir guten Gewissens bestehen Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie können, was uns auferlegt wird. zu achten und zu schützen ist Verpflichtung al- ler staatlichen Gewalt. Kurt Schumacher, der Wiederbegründer der So- zialdemokratischen Partei Deutschlands, Kriegsver- Das deutsche Volk bekennt sich darum zu un- sehrter des Ersten Weltkriegs, Konzentrationslager verletzlichen und unveräußerlichen Menschen- gepeinigter unter der Hitlerdiktatur, hat, bevor er rechten als Grundlage jeder menschlichen Ge- vor 25 Jahren die Augen für immer schloß, gesagt: meinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands ist nach dem Zweiten Weltkrieg von der Idee aus- Wir haben uns, meine Damen und Herren, als Treu- gegangen, ein Deutschland zu schaffen, das die händer dieses Verfassungsgebots zu bewähren und Wiederholung der Schrecken der Vergangenheit in seinem Dienst, wenn notwendig, aufzureiben. ausschließt. Wir ringen im Deutschen Bundestag um die best- Wir Sozialdemokraten, für deren Bundestagsfraktion möglichen Wege und Mittel, das uns anvertraute Ge- ich die Ehre habe hier zu sprechen, sind in schweren meinwesen, die Bundesrepublik Deutschland, im In- Prüfungen entschlossen zu fairer Partnerschaft mit nern und in seinen Beziehungen zu anderen Staaten allen, die unser Volk davor bewahren möchten, in und Völkern dem Auftrag des Grundgesetzes getreu die Schrecken der Vergangenheit zurückzugleiten zu gestalten und zu erhalten, im Falle der Not und oder sich zurückzerren zu lassen. der Gefahr zu verteidigen. Aber wir stehen gemein- sam in der Pflicht dieses Gemeinwesens, das uns Ich habe am 15. September 1977 nach einer Re- nach den bitteren Erfahrungen unseres Volkes in gierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Er- zwei Weltkriegen und mit ihnen einhergehenden eignissen damals, zu dem schrecklichen Akt, der am Diktaturen anvertraut worden ist. Wir haben aus 5. September mit der Entführung von Hanns Martin Trümmern und Schutt die Grundlagen einer freiheit- Schleyer und dem Mord an drei Sicherheitsbeamten lichen Ordnung errichtet. Diese werden wir unter und einem Kraftwagenfahrer begann, gesagt, daß Aufbietung aller Kräfte verteidigen. Regierungsstellen und Sicherheitskräfte bei der Be- kämpfung des Terrors der uneingeschränkten Unter- (Beifall) stützung aller bedürfen. Diese Unterstützung ver- Unsere Bundesrepublik Deutschland würde zer- langt vor allem Selbstdisziplin. Ich habe dargelegt, brechen, würde scheitern, ließen wir uns dazu hin- daß das von uns einstimmig betont und gelobt wor- reißen oder erpressen, sie zum Tummelplatz von po- den ist und sich die Bundestagsfraktion der SPD dis- litisch vermummten, getarnten mörderischen Ban- zipliniert verhalten wird. Schon die nächsten Tage den werden zu lassen. und Wochen werden an alle hier im frei gewählten Wir sind in den Wochen, über die hier gespro- deutschen Parlament sehr hohe Anforderungen stel- chen worden ist und gesprochen wird, in schlimme len. Prüfungen gestellt worden. Nach menschlichem Er- Der Bundeskanzler hat in seiner Regierungserklä- messen sind schlimmere noch zu erwarten. Unserem rung heute einige Male dazu ermahnt, darum gebe- Bundeskanzler, der Regierung und dem Verantwor- ten, daß die Jüngeren in unserem Volk angespro- tungsbewußtsein der politisch Verantwortlichen al- chen und aufgerufen sind, weil es sich um ihre ler Seiten im Bund und in den Ländern ist es zu dan- eigene Zukunft, um die Zukunft des Gemeinwesens ken, daß Pflichtbewußtsein und Besonnenheit auch in handelt, das sie weiter gestalten wollen. Ich erinnere stürmischsten Tagen und Nächten seit dem 5. Sep- in diesem Zusammenhang auch daran, daß er uns am tember die Oberhand behalten haben. 15. September 1977 alle aufgefordert hat: Wir haben weitere Anfechtungen zu bestehen. Sie Lassen Sie uns den Jungen gemeinsam zurufen: werden hemmungslos die Grundlagen unseres Ge- Erwerben Sie auch innerlich Ihre demokratische meinwesens zu zerstören versuchen, und ich meine Bürgerschaft in unserem Gemeinwesen, nehmen Sie sie an, um sie einzusetzen zur demokrati- „zerstören wortwörtlich. Doch werden wir, wenn - wir uns bei allen Gegensätzen auf unsere gemein- schen Gestaltung des zukünftigen Lebens Ihrer same Pflicht für unseren gemeinsamen Staat besin- eigenen Generation! Gestaltung durch Über- nen und ihr bewußt bleiben, stärker sein als alle zeugen — nicht durch Gewalt! Feinde der Grundfesten unseres Gemeinwesens. Ich möchte das auch jetzt, an der Schwelle weiterer (Beifall bei allen Fraktionen) schwerer Wochen, in Erinnerung bringen. Es geht ja um die Chance unseres vielfach geprüf- Der Herr Oppositionsführer hat den Bundeskanz- ten Volkes, Heimstätte zu sein für alle Mitbürgerin- ler so verstanden, daß dieser von einer Aufforde- nen und Mitbürger ohne Unterschied der Klasse rung an uns alle gesprochen hat. Ich stimme in die- oder der Rasse. Es geht um die Chance, gleichbe- sem Verständnis mit dem Oppositionsführer überein, Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3763 Wehner und ich möchte, daß wir alle, soweit das menschen- der 86 Geiseln aus der Hand der Terroristen, noch möglich ist — jeder auf seinem Platz, jeder mit ge- immer nach, wenn auch nun überschattet durch den wissen unterschiedlichen Wertungen —, voll und Tod Hanns Martin Schleyers, der auch durch noch ohne die eigene Geltung hervorstreichen zu wollen, so intensive Fahndungsarbeit nicht verhindert wer- unsere Pflicht tun. den konnte. (Beifall bei allen Fraktionen) Der gute Ausgang der Flugzeugentführung hat viele Menschen dazu gedrängt, sich mitzuteilen, sich Präsident Carstens: Das Wort hat der Abgeord- zu bekennen. So erleben wir zahllose Bekundungen nete Mischnick. der Sympathie und der Solidarität mit den Gerette- ten, den Beistand der Regierungen zahlreicher Staa- Mischnick (FDP) : Herr Präsident! Meine Damen ten für diejenigen, denen in bitteren Stunden und Herren! Die kaltblütige, abscheuliche Tat an schwerste Entscheidungen abverlangt wurden. Daß Hanns Martin Schleyer erschüttert uns alle. Es hatte wir die mit äußerster Rücksichtslosigkeit vorgehen- keines Beweises mehr bedurft, um die Unmensch- den Terroristen daran hindern konnten, ihre ver- lichkeit derer zu belegen, die offensichtlich . die Ge- brecherischen Ziele in Mogadischu zu erreichen, hat walt zum ausschließlichen Inhalt ihres Lebens ge- ganz offenkundig das Zusammengehörigkeitsgefühl macht haben. Ihre Erbärmlichkeit widert jeden nor- in unserem Volke verstärkt. Dies ist auch eine be- mal denkenden und fühlenden Menschen an. Das, wegende Antwort auf die Herausforderung einer was wir zu verhindern suchten, was wir aber ständig kleinen Gruppe blindwütiger Krimineller, die sich befürchten mußten, ist nun traurige Gewißheit. gerade zum Ziel gesetzt haben, dieses Empfinden für Menschlichkeit und Mitverantwortung zu zerstö- Stärker noch als der Zorn über den gemeinen ren. Mord ist in dieser Stunde die Trauer um Hanns Der freiheitliche Staat hat sich beherrscht und Martin Schleyer. Wer ihn kannte, weiß um seinen wird sich durch konsequentes Handeln auch weiter- rückhaltlosen Einsatz für eine gedeihliche Entwick- hin behaupten. Die, die noch immer das blutige Ge- lung in Staat und Wirtschaft und seine hochentwik- schäft des Terrorismus betreiben, sollten erkennen, kelten Fähigkeiten, die ihn wie selbstverständlich daß sie auf Dauer keine Chance haben gegen das zu einer prägenden Kraft der deutschen Arbeitgeber- menschliche Verlangen nach Freiheit, Sicherheit und verbände und des Bundesverbandes der Deutschen demokratisch verfaßter Ordnung, Industrie werden ließen. Die deutsche Wirtschaft hat einen schweren Verlust erlitten. Unsere besondere (Beifall bei allen Fraktionen) Anteilnahme aber gilt in dieser Stunde seiner schwer auch dann nicht, wenn sie den Weg der Selbstzer- geprüften Familie. störung wählen, wie die Vorgänge in Stuttgart Der Bundeskanzler hat bereits die Gründe darge- Stammheim zeigen. legt, warum die Bundesregierung und alle sie Bera- Ich will zu dieser Stunde eine eingehende Wer- tenden auf das Verlangen der mehrfachen Mörder tung der Vorgänge nicht vornehmen. Ich zitiere statt von Köln auf Freisetzung von elf Terroristen nicht dessen aus der Rede meines Kollegen Jürgen Mor- eingegangen sind. Ich respektiere, daß sich die un- lok, des Vorsitzenden der FDP-Fraktion im baden- mittelbar betroffene Familie damit nicht abfinden württembergischen Landtag, der gestern in der De- konnte. Aber der Respekt kann ebensowenig denen batte Stellung genommen hat. Er sagte: versagt werden, die in Abwägung aller Gefahren- momente den Schutz der Gemeinschaft aller Bürger Das Vertrauen der Bevölkerung in die Sicher- nicht aus den Augen verloren. Die politisch Verant- heitsorgane und die Handlungsfähigkeit dieser wortlichen aus Regierung und Parlament wissen sich Organe selbst kann aber nicht nur durch die mit der öffentlichen Meinung im In- und Ausland Verunglimpfungsstrategien politischer Chaoten darin einig, daß die Öffnung der Gefängnistore für zerstört werden, sondern auch und gerade durch elf inhaftierte Gewalttäter nicht nur die Bedrohung unerklärbares, wenn nicht sogar unentschuldba- des Lebens einer unbestimmbaren Zahl von Mitbür- res Handeln der Exekutive selbst. Lassen Sie gern zur Folge gehabt, sondern auch verhängnisvoll mich dies auch ganz offen in dieser Stunde sa- auf Staats- und .Rechtsbewußtsein unserer Bürger gen: Dazu rechne ich auch Geschehnisse des eingewirkt hätte. gestrigen Tages in der Vollzugsanstalt Stamm- Wir mußten den schweren Weg, den wir gegangen heim. sind, einschlagen, gerade weil wir das in Art. 2 des Er sagte weiter: - Grundgesetzes erklärte Recht auf Leben nicht zur Die Vorgänge in Stammheim haben das durch beliebigen Disposition von Terroristen stellen konn- die geglückte Geiselbefreiung gewachsene Ver- ten. trauen der Bevölkerung in die erfolgreiche Dieser Grundsatz hat auch unsere Entscheidung Handlungsfähigkeit unserer Sicherheitsorgane bestimmt, den Luftpiraten, die ebenfalls Mord ein- erschüttert. Ich bin der felsenfesten Überzeu- kalkulierten und praktizierten, nicht nachzugeben. gung, und zwar zusammen mit meiner Fraktion, Der Erfolg dieser Aktion, der uns Recht gegeben daß nur eine rasche Aufklärung und gegebenen- hat, war strikt an rechtsstaatlichen Prinzipien orien- falls ein klares Bekennen zu den Verantwort- tiert. Millionen Bürger spürten das. In ihnen wirkte lichkeiten und den daraus zu ziehenden Konse- die Befreiung von einem schier unerträglich lasten- quenzen eine fatale Minderung des Vertrauens- den Druck auch heute, am dritten Tag der Rettung grades in die Sicherheit verhindern können. 3764 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Mischnick Ich habe dem nichts hinzuzufügen. Dennoch: So viele Fragen auch noch zu klären und so manche Rückschläge zu überwinden sein (Beifall bei der FDP und SPD und bei Ab- werden - die gemeinsame Vorbereitung und der geordneten der CDU/CSU) Einsatz auf dem Flugplatz von Mogadischu könnten Ich möchte mit allem Nachdruck feststellen: Wer ein Wendepunkt im Kampf gegen den Terrorismus meint, wir hätten das Schlimmste schon hinter uns sein. und der Kampf sei schon überstanden, der täuscht Die Männer der Einsatzgruppe des Bundesgrenz- sich und die Öffentlichkeit. Nein, wir werden die in haben durch ihre überlegte und mutige den zurückliegenden Schicksalstagen Wirklichkeit schutzes Aktion gezeigt, daß dem Staat das Gesetz des Han gewordene Solidarität noch dringend gebrauchen, deins nicht entwunden worden ist. Sie haben durch gerade auch in der Abwehr der Folgen des unbe- ihren Einsatz die Beratungen in den Krisenstäben greiflichen Versagens in Stammheim, der Folgen im und die umsichtigen Verhandlungsführungen der In- und Ausland. Zwar hat der Terrorismus mit der politisch Verantwortlichen in diesem Fall geschickt Befreiung der Geiseln und der Ausschaltung der zu einem Erfolg führen können. Die GSG 9 mit mörderischen Erpresser einen schweren Schlag erlit- ihrem Chef Wegener verdient deshalb unser aller ten, doch ist damit das Ende gewalttätiger Aktionen höchste Anerkennung. leider nicht erreicht. Äußerste Wachsamkeit und ständige Einsatzbereitschaft tun jetzt erst recht not. (Beifall bei allen Fraktionen) Gerade deshalb ist es so wichtig, die Bereitschaft Ich bin auch sicher, daß der Zuspruch, den diese zum gemeinsamen Handeln unverzüglich zu nutzen, Beamten gefunden haben, auch für alle anderen und zwar nicht nur national, sondern gerade auch Angehörigen der Sicherheitsbehörden Rückenstär- international. Die Erfahrungen der letzten Tage sind kung bedeutet. Die Bürger stehen eindeutig auf ermutigend. Auch wir sprechen dem Präsidenten von der Seite derer, die nicht selten unter Einsatz ihres Somalia ausdrücklich den Dank der Freien Demokra- Lebens ihre alltägliche Pflicht tun. Die überzeu- ten aus. Wir werden dies nicht vergessen. gende Einsatzbereitschaft der GSG 9, ihr kochent- (Beifall bei der FDP und der SPD und bei wickelter Ausbildungsstand, ihre Selbstdisziplin Abgeordneten der CDU/CSU) sprechen für sich und für die Arbeit, die hier ge- leistet worden ist. Spätestens seit dem 18. Oktober Genauso gilt der Dank all denen, die international sind die bisweilen gepflegten Zweifel an der Nütz- mitgeholfen haben und mithelfen, diesen Kampf ge- lichkeit dieser Spezialistengruppe des Bundes nach- gen Mord und Terror zu bestehen. Die weltweite drücklich widerlegt. positive Resonanz muß jetzt in praktische Fort- schritte auf dem Gebiet der eindeutigen Überein- Eine Schlußfolgerung der letzten Tage muß zwin- künfte und Abmachungen umgesetzt werden. Die gend lauten, dieses in Jahren sorgsam geschaffene Bundesregierung ist bereits bei den Vereinten Na- Instrument nicht etwa bei weiteren Notwendigkei- tionen initiativ geworden. Es muß alles darangesetzt ten durch aufreibende Kompetenzstreitigkeiten in werden, die internationale Konvention gegen Gei- seiner Wirkung zu beeinträchtigen. selnahmen jetzt endlich zustande zu bringen. Das gilt nicht zuletzt auch für die Fragen, die jetzt (Beifall bei allen Fraktionen) zu lösen sind, nämlich der vorbeugenden Verbre- chensabwehr. Wir werden unsere Meinung dazu Als weitere Ebene zur Herstellung abgestimmter dezidiert bei der Debatte über die Einzelgesetze und verbindlicher Grundregeln im Kampf gegen den darlegen. weltweit grassierenden Terrorismus sollte die Kon- Mir scheint, daß in den letzten Tagen die Fähig- ferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Euro- keit und die Bereitschaft zu starker sachbezogener pa dienen. Hier öffnet sich ein Feld für konkrete Haltung und dafür weniger vordergründiger politi- Verbesserungen, die im Interesse aller Staaten und scher Gestik gewachsen sind. So ist es nur zu be- insbesondere deren Menschen liegen. grüßen, wenn der CSU-Vorsitzende Franz Josef Der Exekutivausschuß der Föderation liberaler Strauß gestern in einem Gespräch mit der Deut- und demokratischer Parteien in der Europäischen schen Presseagentur erklärte, Vorschläge zur Ter- Gemeinschaft hat eindringlich die Notwendigkeit rorismusbekämpfung dürften nur „nach dem Maß- unterstrichen, eine gemeinsame Politik auch in der stab ihrer Richtigkeit und Erfolgversprechung ge- Europäischen Gemeinschaft gegen den Terrorismus messen werden". Prüfen wir, ob wirklich alle Vor- zu finden. Wir unterstützen diese Forderung. Wir schläge diesem Maßstab standhalten. Wir sind zu teilen die Meinung der europäischen Liberalen, daß einer objektiven Prüfung aller Vorschläge bereit. auch die demokratischen Institutionen der Euro- Es wäre gut, wenn sich das wirklich beindruk- - päischen Gemeinschaft Schaden nehmen werden, kende Zusammenhalten der Repräsentanten aller wenn die terroristische Bedrohung nicht zurückge- demokratischen Parteien in den Stunden der äußer- drängt wird. sten Anspannung auch in weniger dramatischen Das Gefühl der Erleichterung, das alle nach der Situationen bewähren würde. Ich bitte das nicht als geglückten Befreiung der Passagiere empfunden ein Plädoyer für unpolitische Harmonieübungen haben, kann nicht unsere Trauer und Sorge ver- mißzuverstehen, sondern als Frage an uns alle, ob drängen. Trauer um den tapferen, einsatzbereiten wir im politischen Streit in der Vergangenheit nicht Flugkapitän Jürgen Schumann, Sorge um die Fol- zumindest den Eindruck aufkommen ließen, daß gen eventueller Anschlußdaten, mit denen zu rech- das Gegeneinander der politischen Parteien zum nen bleibt. Selbstzweck verkommen ist. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3765

Mischnick Das hat das gesellschaftliche Klima manchmal Ernesti (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine sehr gereizter, aggressiver gemacht. Das hat zu Unter- verehrten Damen und Herren! Wir haben heute stellungen und Diffamierungen geführt. Dies war und den Jahresbericht des Wehrbeauftragten aus dem ist nicht gut. Unterschätze niemand die Auswirkun- Jahre 1976 zu behandeln. Wir haben ihn im Ver- gen solch unverantwortlichen Tuns auf das Be- teidigungsausschuß durchdiskutiert und unseren Be- wußtsein mancher Mitmenschen! schluß dem Hohen Hause vorgelegt. Ich darf mir zunächst vier Bemerkungen erlauben. Politische Aggressivität fördert auch zwischen- menschliche Aggressivität. Politische Verteufelung Erstens. Der Bericht beschäftigt sich mit Vor- weckt und verstärkt Neigungen zum Diffamieren, kommnissen, die im Grunde zwei Jahre zurücklie- Verfolgen, Heimzahlen schlechthin. Dem einen oder gen. Insoweit ist er in allen Punkten nicht mehr ak- anderen mag eine solche Schlußfolgerung über- tuell und verleitet leicht zum Nachkarten. pointiert erscheinen. Einer Diskussion darüber soll- ten wir dennoch nicht aus dem Wege gehen. Zweitens. Dies soll zwar nicht verhindern, daß wir uns auch heute wieder mit einer Anzahl geschilder- Wir müssen uns schon die Mühe machen, tiefer ter Probleme im nachhinein beschäftigen; der zu graben als nur bis zum nächstbesten Vorurteil. Schwerpunkt muß jedoch auf die Auseinanderset- Ich habe bereits in der Debatte am 6. Oktober dar- zung mit den Problemen gelegt werden, die die Bun- auf hingewiesen. Das Echo darauf war widersprüch- deswehr im Augenblick beschäftigen und die in Zu- lich und für mich gerade deshalb so aufschlußreich. kunft noch auf sie zukommen werden. Mir scheint, da sind neuralgische Punkte berührt worden, die nicht nach stillschweigender Kaschie- Drittens. Der Wehrbeauftragte hat als ,,Frühwarn- rung, sondern nach offener Diskussion verlangen. system" zu dienen und dazu seiner Aufgabe als Kon- trollorgan des Deutschen Bundestages gerecht zu Die Schuld bei anderen zu suchen, bei sich selbst werden. Dies ist in der Vergangenheit nicht in aber nicht zu beginnen ist zwar menschlich ver- allen Fällen erfolgt. ständlich, doch wenig hilfreich. Dies gilt für uns alle. Viertens. Der Jahresbericht des Wehrbeauftragten Meine Damen und Herren, gegenseitiges Ver- verdient es, nicht nur allgemein, sondern insbeson- ständnis und gegenseitiges Verstehen muß gerade dere auch vom Bundesminister der Verteidigung mit in den schweren Prüfungen, die vor uns liegen, stär- der ihm zukommenden Ernsthaftigkeit behandelt zu ker in den Vordergrund unser aller Politik und werden. Der Kontrolltätigkeit wurde leider nicht für unsere Gesellschaft gerückt werden, wenn wir immer die Aufmerksamkeit zuteil, die dem parla- mehr als nur Krisenbewältigung betreiben wollen. mentarischen Hilfsorgan auf Grund der verfassungs- rechtlichen Legitimation gebührt hätte. — Inzwi- (Beifall bei allen Fraktionen) schen ist der Parlamentarische Staatssekretär anwe- send. — Ebenfalls ist das Bundesministerium der Präsident Carstens: Meine Damen und Herren, Verteidigung nicht immer energisch genug um Ab- das Haus hat die Erklärung der Bundesregierung hilfe der aufgezeigten Mängel bemüht gewesen. und die Erklärungen der drei Fraktionen gehört. Auch hier wird das Parlament gelegentlich miß- Entsprechend einer interfraktionellen Vereinba- achtet, wie auch dér Verteidigungsausschuß nicht in rung unterbreche ich die Sitzung bis 11.30 Uhr. allen Dingen voll unterrichtet wird. Ich erinnere hier an die Stellungnahme zum Bericht des Wehr- (Unterbrechung der Sitzung von 10.32 Uhr beauftragten: Der Bericht wurde am 18. März 1977 bis 11.30 Uhr) vorgelegt; erst am 18. August 1977 wurde dem Ver- teidigungsausschuß die Stellungnahme des Bundes- Vizepräsident Stücklen: Die unterbrochene Sitzung ministers der Verteidigung zugeleitet. wird fortgesetzt. Besondere Sorge aber bereitet die Tatsache — und" Ich rufe Punkt 2 der Tagesordnung auf: deshalb sei dieser Gedanke an den Beginn meiner Ausführungen gestellt —, daß Unabhängigkeit und Beratung der Beschlußempfehlung und Neutralität dieses Amtes in Gefahr sind, Schaden zu des Berichts des Verteidigungsausschusses nehmen. Diesen ernsten Vorwurf will ich gleich auf- (12. Ausschuß) zu dem Jahresbericht 1976 des nehmen und begründen. Wehrbeauftragten des Deutschen Bundes- tages Selbstverständlich zweifle ich nicht an der Ehren- — Drucksachen 8/153, 8/968 — haftigkeit und den ernsten Bemühungen des Herrn Wehrbeauftragten. Wie sonst hätte meine Fraktion- Berichterstatter: ihn bei seiner Wahl unterstützt und ihm das Ver- Abgeordneter Ernesti trauen ausgesprochen? Dieses Vertrauen verdient Abgeordneter Horn er auch weiterhin. Ich sage das in der Hoffnung, daß er sich bemühen wird, Unabhängigkeit und Neutrali- Wünschen die Berichterstatter das Wort? tät seines Amtes zu erhalten. (Ernesti [CDU/CSU] : Nicht als Bericht Das Grundgesetz gibt dem Wehrbeauftragten den erstatter!) Dauerauftrag, den Bundestag bei der Kontrolle der — Das Wort wird nicht gewünscht. Dann eröffne Armee hinsichtlich des Schutzes der Grundrechte ich die allgemeine Aussprache. Zu Wort hat sich und der Grundsätze der Inneren Führung zu unter- der Abgeordnete Ernesti gemeldet. stützen. Als Hilfsorgan des Bundestages ist der 3766 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Ernesti Wehrbeauftragte an der Ausübung der parlamenta- demokratischen Befehlen zu gehorchen habe und da- rischen Kontrolle mitbeteiligt. Infolge seiner Wahl durch allein schon in ihrer Schlagkraft gestärkt durch den Bundestag aber gerät er zwangsläufig in werde. ein politisches Kräftefeld, das seine notwendige Un- Warum geht der Wehrbeauftragte so gut wie abhängigkeit und Neutralität gefährden bzw. ein- nicht auf die vorzeitige Entlassung der Generale schränken kann. Ich denke — und ich hoffe, ich bin Krupinski und Franke ein? Für die Beurteilung der mit Ihnen darin einig —, daß die Voraussetzung der Inneren Führung der Bundeswehr wäre doch in die- Unabhängigkeit und Neutralität unumgängliche For- sem Zusammenhang seine Stellungnahme wichtig derung bleiben muß. Wir alle haben miteinander gewesen. Denn in der Öffentlichkeit wurde nachhal- darüber zu wachen, daß sich bei diesem wichtigen tig die Frage diskutiert, ob hier nur die Spitze des Kontrollorgan des Deutschen Bundestages auf die Eisberges sichtbar geworden sei. Der Wehrbeauf- Dauer nicht eine Diskrepanz zwischen Anspruch und tragte hat diesen ganzen Fragenkomplex im Zusam- Wirklichkeit einschleicht. Dies würde mit Recht dem menhang mit der Tradition behandelt und gesagt, er Deutschen Bundestag angetastet werden. wolle sich ihr später zuwenden. Ich werde dieses In meiner Rede zu Ihrem ersten Jahresbericht Thema nachher nochmals aufgreifen. brachte ich Verständnis dafür auf, Herr Wehrbeauf- tragter, daß Sie sich nach erst verhältnismäßig kur- Warum wehrt sich der Wehrbeauftragte eigentlich zer Amtszeit in Ihrer Kritik an der Exekutive, die nicht gegen den kürzlich von einem hohen General Sie selbst kurz vorher noch zu vertreten hatten, eher der Bundeswehr erhobenen ernsten Vorwurf? Dieser zurückhielten. Gleichzeitig wies ich jedoch darauf besteht darin: Sein Amt gehe bei der pflichtgemä- hin, daß Sie sich in Zukunft vorliegenden Proble- ßen Prüfung von Vorkommnissen, die die Innere men mit größerem Nachdruck — und dies mit scho- Führung betreffen, in anmaßendem Ton vor. Sinnge- nungsloser Offenheit — widmen mögen. mäß wurde von diesem General mit dem Rücktritt gedroht, wenn man seiner Forderung, er trage in sei- Ich erinnere in diesem Zusammenhang an § 2 nem Bereich allein die Verantwortung für das innere Abs. 2 des Wehrbeauftragtengesetzes. Hiernach ist Gefüge und lehne es daher ab, die vom Amt des der Wehrbeauftragte gehalten, selbständig tätig zu Wehrbeauftragten gestellten Forderungen zu erfül- werden, wenn Umstände bekannt werden, die auf len, nicht nachkommen würde. Sollte hier Rücksicht eine Verletzung der Grundrechte der Soldaten oder auf die bis dahin gezeigte „Linientreue" dieses Ge- der Grundsätze der Inneren Führung schließen las- nerals geübt werden? Ich halte das nicht für neu- sen. Hierbei ist unerheblich, auf welchem Wege und tral. Darf er seine Unabhängigkeit bereits dann auf welche Weise Verstöße oder Mißstände zur opfern, wenn ihm in erpresserischer Weise Konse- Kenntnis gelangen. quenzen angekündigt werden? Dieser Aufforderung und diesem Auftrag ist der Wenn über die Unabhängigkeit und Neutralität Wehrbeauftragte in manchen Fällen nach unserer des Wehrbeauftragten gesprochen wird, ist die Fra- Auffassung leider nicht nachgekommen. Im Gegen- ge zu stellen, warum er eigentlich an SPD-Frak- teil, er hat sich erfolgreich bemüht, jedem Konflikt tionssitzungen teilnimmt. Hiermit macht er es uns mit dem Verteidigungsminister und der Regierungs- sehr schwer, noch an seine Objektivität zu glauben. koalition auszuweichen. Er blieb der treue Diener seines Herrn. Zu Beginn meiner Ausführungen beklagte ich, daß der Verteidigungsminister den Bericht des (Sehr richtig! bei der CDU/CSU) Wehrbeauftragten nicht immer in allen Fällen mit Warum nimmt er sich nicht der vom Bundesmini- der nötigen Ernsthaftigkeit aufgreift. Liegt hier nicht ster der Verteidigung betriebenen einseitigen Politi- ab und zu auch eine Mißachtung des Parlaments sierung der Bundeswehr an? Wir hätten es begrüßt, vor? Selbst der sich seinem früheren Minister gegen- wenn er der parteipolitischen Neutralität seines über sonst durch Wohlverhalten auszeichnende Amtes gemäß zu diesen Fragen ausführlich Stellung Wehrbeauftragte führt diesen Mangel ausdrücklich bezogen hätte. Die eingerissenen Mißstände auf die- in seinem Bericht auf. sem Gebiet müssen bereinigt werden. In den letzten Jahresberichten rügte er z. B., daß eine Teilstreitkraft — ich will nicht sagen, welche — Es hätte ihm z. B. der Hinweis auf das Urteil des die Bestimmungen für private Veröffentlichungen Bundesverfassungsgerichts sehr gut gestanden. In und Vorträge per Erlaß über das Soldatengesetz diesem Urteil wurde nämlich der Befehl des Vertei- hinausgehend verschärft habe. Der Bundesminister digungsministers, ein Musikkorps der Bundeswehr der Verteidigung sagte 1975 bereits eine Überarbei- bei einer SPD-Veranstaltung abzustellen, für rechts- tung zu; sie solle das Ziel einer einheitlichen Re- widrig erklärt. Kein Wort davon. Dies hätte sicher gelung für alle Teilstreitkräfte haben. Am- 2. Juni auch die Genossen im Bundesministerium der Ver- 1976 kündigte er noch die uneingeschränkte Wieder- teidigung gestört. herstellung der erlassenen Regelung an. Dennoch (Sehr richtig! bei der CDU/CSU) unterblieb die Außerkraftsetzung des weitergehen- den Befehls dieser Teilstreitkraft. Daher mußte die In diesem Urteil wird eine wichtige Grenze gezo- vom Wehrbeauftragten bereits einmal ausgespro- gen, bis zu der ein Minister bei seinen Befehlen chene Rüge im letzten Jahresbericht wiederholt wer- Vorschriften links liegenlassen darf. Hier wird man den. stark an das unrühmliche Wort des damaligen Ver- teidigungsministers erinnert. ' Dieser forderte be- Zwar hat das Verteidigungsministerium in seiner kanntermaßen, daß die Bundeswehr nunmehr sozial Stellungnahme vom 12. August 1977 festgestellt, Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3767 Ernesti daß die vom Wehrbeauftragten als notwendig ange- dere Vorkommnis durch Hochspielen — was ge- sehene Vereinheitlichung inzwischen hergestellt legentlich zu gerne unternommen wird — zur sym- worden sei; darüber hinaus aber werde zur Zeit ptomatischen Bedeutung für die Bundeswehr auszu- eine für die gesamte Bundeswehr gültige Weisung legen. Der Bericht des Wehrbeauftragten läßt er- erarbeitet. Ich glaube, dies ist dringend erforder- kennen, daß das innere Gefüge der Bundeswehr im lich. Sonst wird es weiterhin zu einer Absurdität wesentlichen in Ordnung ist. und Ausartung der Militärbürokratie kommen. Sie ist — dies ist von dieser Stelle aus von allen Diese völlig unökonomische und zeitraubende hier vertretenen Parteien immer wieder festgestellt Verfahrensweise und Beschäftigung von viel zu worden — voll in die Gesellschaft integriert. Sie ist vielen — dazu noch hochbezahlten — Offizieren bis also nicht besser, aber auch nicht schlechter als zu Kommandierenden Generalen führt zwangsläufig unsere Gesellschaft. Vorkommnisse, die durch die zu Unerträglichkeiten. Sie vergrämt intelligente und Institution des Wehrbeauftragten und durch seine eigenständig denkende Autoren, die solche Spiele Kontrollbefugnis an die Öffentlichkeit geraten, sind nicht mitmachen. Das führt dazu, daß das vorhan- nicht mehr als negative Vorkommnisse in der Ge- dene Potential an Intelligenz der Offiziere, die mit- sellschaft schlechthin. Man sollte diese Einzelfälle zuarbeiten wünschen, in seinen besten Kräften nicht nicht überbewerten und sie nicht — gelegentlich genutzt, sondern zurückgedrängt und teilweise völ- kritiklos — der Bundeswehr insgesamt in die Schuhe lig abgeblockt wird. schieben. (Beifall bei der CDU/CSU) Insbesondere aber ist hierbei auch darauf hinzu- weisen, daß Art. 5 des Grundgesetzes immer mehr Meine Damen und Herren, die überwältigende außer Sicht gerät. Das Berufen auf Sicherheit ist Mehrheit der Soldaten der Bundeswehr erfüllen höchst fragwürdig. Denn Sicherheitsbedenken wur- treu und beispielhaft ihre Pflicht. Von dieser Pflicht- den immer angemeldet, selbst dann, wenn alles vor- erfüllung darf auch bei dieser Gelegenheit gespro- her bereits in Weiß- oder Jahrbüchern nachzulesen chen werden, wenngleich sich der Jahresbericht lo- war. Ich stimme daher mit meinem Kollegen Horn gischerweise ausschließlich mit der negativen Seite völlig überein, der im Ausschuß erklärte, daß es der 'Bundeswehr beschäftigen muß. Die Soldaten der sehr problematisch sei, derart restriktiv vorzugehen Bundeswehr geben in der Stille ihres täglichen har- und den Soldaten einer permanenten Zensurbehör- ten Dienstes Zeugnis von treuer Pflichterfüllung und de gegenüberzustellen. Zwischen soldatischer Tätig- staatspolitischer Zuverlässigkeit, insbesondere in keit und wissenschaftlicher Arbeit besteht keine Un- einer Zeit, in der mehr von Rechten als von Pflich- verträglichkeit. Auch der Soldat muß zum schöpfe- ten gesprochen wird. rischen Denken angeregt werden dürfen. (Beifall bei der CDU/CSU) In einem weiteren Fall hatte der Wehrbeauftragte An dieser Stelle spreche ich der Bundeswehr im im Jahresbericht 1975 den G 1-Hinweis vom 26. No- Namen meiner Fraktion unsere Anerkennung und vember 1975 angesprochen. Darin stellte er infolge unseren Dank aus. der dort getroffenen Regelung für die Behandlung Der Bericht stellt fest, daß bezüglich der politi- von Soldaten, die den Kriegsdienst mit der Waffe schen Bildung zwischen theoretischem Anspruch und verweigern, und wegen einiger darin enthaltener praktischer Durchführung noch ein beträchtlicher Ab- Ermessensbegriffe Auslegungsschwierigkeiten bei stand besteht. Sie soll dem Soldaten Normen und der Truppe fest. Das Bundesministerium der Ver- Realitäten der freiheitlichen demokratischen Grund- teidigung wurde über den Verteidigungsausschuß ordnung der Bundesrepublik Deutschland verdeut- und den Wehrbeauftragten aufgefordert, die Aus- lichen und Sinn und Notwendigkeit seines Dienstes wirkungen des Erlasses zu beobachten und die Trup- verständlich machen. Aber eine Fülle von Gege- pe durch Klarstellung der Begriffe gegebenenfalls benheiten und Widrigkeiten erschweren dies. von Zweifelssituationen zu befreien. Die erwünsch- ten Anwendungshilfen oder Auslegungsregeln wur- Zur Erläuterung meiner Feststellung über die den nicht erlassen. Dies beklagt der Wehrbeauftrag- Verhaltensweise der Menschen in der Bundeswehr, te in seinem letzten Bericht. Mit Recht wird hier fest- die Bürger unseres Staates sind, möchte ich hervor- gestellt, daß der Bundesminister der Verteidigung heben, daß das, was nachweislich für die gesamte den Jahresbericht des Wehrbeauftragten nicht im- Öffentlichkeit zutrifft, auch in der Bundeswehr der mer mit der ihm zukommenden Ernsthaftigkeit auf- Fall sein muß: das Interesse an politischen Veran- greift und um Abhilfe bemüht bleibt. staltungen ist gering. Die These, kämpfen zu können, um nicht kämpfen zu müssen, reicht einfach nicht aus, (Weiskirch [Olpe] [CDU/CSU] : So ist es!) um das notwendige Verständnis für eine Verteidi-- Der Darstellung der Grundrechte der Soldaten so- gungsbereitschaft zu wecken. Die Versäumnisse an- wie der Grundsätze der Inneren Führung wird im derer Teilbereiche der Gesellschaft in der politischen vorliegenden Bericht ausreichend Raum eingeräumt. Bildung können nicht durch politische Bildung inner- Wenn auch die Eingaben gegenüber 1975 von 6 439 halb der Bundeswehr in kürzester Zeit nachgeholt auf 7 319 im Jahre 1976 und damit um 880 ange- werden. stiegen sind, spiegelt sich hier eine Gefährdung der (Sehr richtig! bei der CDU/CSU) Grundsätze der Inneren Führung nicht wider. Es Sie ist einfach überfordert, wenn man von ihr einen besteht kein Zweifel daran, daß die Grundsätze von „nationalen Nachhilfeunterricht" erwartet. Denn sie der Truppe eingehalten wurden. Man muß hier so- hat weder den Auftrag hierzu, 'noch verfügt sie über gar ausdrücklich davor warnen, das eine oder an Mittel und Möglichkeiten. 3768 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Ernesti Auch gewisse Vorkommnisse der letzten Zeit ist eine der Ursachen einer völlig verfehlten Per- könnten ein Indiz dafür sein, daß der politische Un- sonalpolitik der Bundesregierung. Selbst der Bundes- terricht in unseren Streitkräften noch zu intensi- minister der Verteidigung hat im Dezember 1976 in . vieren ist. Die Einheitsführer dürfen sich gerade bei einem Schreiben an den Bundeskanzler auf diesen der Erteilung des politischen Unterrichts nicht auf bedrohlichen Sachverhalt hingewiesen und um ra- Darstellung formaldemokratischer Vorgänge be- sche Abhilfe ersucht. Er schrieb u. a.: schränken. Sie müssen durch ihre Meinung und Hal- Nachdem nunmehr feststeht, daß die befürchtete tung diesen demokratischen Rechtsstaat und seine negative Entwicklung in vollem Ausmaß einge- Funktionsfähigkeit glaubhaft machen. Daher ist für treten ist, sind die von mir vorgeschlagenen links- und rechtsextremistische Vorgesetzte in der Maßnahmen für die Bundeswehr eine Existenz- Bundeswehr kein Platz. frage, weil die Streitkräfte ohne einen ausrei- (Beifall) chenden Unteroffiziersbestand nicht ausgebil- det und geführt werden können und insbeson- Wir haben gestern im Verteidigungsausschuß den dere das hochtechnisierte Gerät nicht sachge- Bericht des stellvertretenden Generalinspekteurs zu recht eingesetzt werden kann. Die mir für die entgegengenommen. den Vorgängen in München Bundeswehr übertragene politische Verantwor- Wir haben eine sachliche und, wie ich meine, von tung zwingt mich dazu, erneut auf die baldige hoher Verantwortung getragene Diskussion begon- Verwirklichung der vorgeschlagenen Maßnah- nen und werden sie fortsetzen. Die Tagesbefehle men zu drängen. des Generalinspekteurs zu den Vorgängen haben wir begrüßt. Dies war ein Vorgang, der nicht verall- Soweit das Zitat aus dem Brief des Verteidigungs- gemeinert werden darf. Für mich steht fest, daß po- ministers an den Bundeskanzler. litische Bildung allein das Problem nicht lösen wird. Wenn wir der Erziehung in der Bundeswehr und in Inzwischen haben sich die Besorgnisse des Mini- der Gesellschaft nicht einen anderen Stellenwert zu- sters voll erfüllt. Daher hatte die CDU/CSU-Frak- billigen, wird sich die Bewußtseinsbildung schwer- tion am 21. Juni 1977 ein Besoldungsänderungsgesetz tun. eingebracht. Dieses sieht vor, daß bei Soldaten, die sich für zwei Jahre verpflichten, die Besoldung mit Sosehr sich Führungsstil und Führungsverhalten der Ernennung zum Soldaten auf Zeit verbunden in den Streitkräften durch Versachlichung und ist. Dieser Gesetzentwurf ist am 15. September 1977 Funktionsbezogenheit auszeichnen und eine Amts- von der Koalitionsmehrheit von der Tagesordnung autorität zunehmend der Sachautorität Platz macht, abgesetzt worden. Heute haben wir das endlich auf weist der Wehrbeauftragte in seinem Bericht nach, der Tagesordnung und werden es anschließend si- daß Vorgesetzte ihre Position manchmal fehlinter- cher noch beraten. Unserer Meinung nach können pretieren und Untergebene dies nicht immer zu er- wir der deutlich vorgetragenen Kritik des Wehrbe- kennen vermögen. Wenn militärische Führer auf auftragten voll zustimmen, der den rapiden Rück- allen Ebenen ihre Aufgabe optimal erfüllen sollen, gang an kurz dienenden Soldaten auf Zeit bemerkt. muß in ganz besonderem Maße die Kunst der Men- Er stellt besorgniserregend fest, daß durch diese schenführung beherrscht werden. Neben einer vor- Maßnahmen auch das Reservoir verringert wird, handenen Begabung kommt es auf die Vermittlung aus dem die Soldaten auf Zeit mit einer längeren pädagogischen Wissens an. Beide Faktoren treffen Verpflichtungszeit gewonnen werden können. besonders auch auf die Unteroffiziere zu, von denen der Wehrbeauftragte sagt: „Gut ausgebildete Unter- Allerdings wird das ganze Ausmaß der Personal- offiziere garantieren zu einem maßgebenden Teil misere vom Wehrbeauftragten nur unzureichend ge- den Ausbildungsstand der Soldaten und damit der schildert. Er stellt zwar fest, daß Ende 1975 noch Effektivität der Streitkräfte." keine gesicherten Erkenntnisse vorgelegen hätten, wie sich das Haushaltsstrukturgesetz auswirken Der Verteidigungsausschuß und auch dieses Haus würde, bestätigt aber gleichzeitig, daß nunmehr die sollten sich seiner Anregung anschließen, daß die Personalführung erhebliche Personalprobleme zu be- inhaltliche Gestaltung der Ausbildung stärker auf wältigen habe. die Bewältigung dieser Führungsaufgaben gelegt wird. Es müssen Bemühungen unternommen werden, Inzwischen ist auch der breiten Öffentlichkeit deut- die Vermittlung pädagogischer, psychologischer lich geworden, daß es offenbar nie ein langfristiges und methodischer Lehrinhalte zu verbessern. Dem und geordnetes Personalkonzept gegeben hat. Hier sollten verstärkt auch die Prüfungsanforderungen wurde im allgemeinen immer nur ein Loch kurzfristig entsprechen, damit dem jungen Unteroffizier früh- mit dem anderen gestopft. Es wurde eine Politik zeitig der Stellenwert dieses Teils seiner künftigen unter dem Gesichtspunkt „Nach uns die Sintflut" be- Aufgabe als Vorgesetzter deutlich bewußt wird. trieben. Auch heute liegt immer noch kein Konzept auf dem Tisch. Das Bundesministerium der Vertei- Diesem Problem kommt bei einem Fehl von rund digung stellt zu den Ausführungen des Wehrbeauf- 35 000 Zeitsoldaten im mittleren Führungsbereich tragten lediglich lakonisch fest: besondere Bedeutung zu. In diesem Jahr stellte der Kommandierende General des I. Korps, in dem mehr Die in dem Bericht des Wehrbeauftragten ge- als 100 000 Soldaten des Heeres dienen, z. B. fest, machten Aussagen über die Personalsituation daß derzeit über 5 000 Stellen für Zeitsoldaten, vor- der Streitkräfte decken sich mit den dem Bun- nehmlich von Spezialisten und Unteroffizieren, nur desministerium der Verteidigung vorliegenden mit Wehrpflichtigen besetzt sind. Dieser Zustand Erkenntnissen. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3769 Ernesti Wozu aber hat die Konzeptionslosigkeit dieser Verbesserung die Schaffung des von uns geforder- Personalführung geführt? Über die desolate Lage der ten Spitzendienstgrades ermöglichen. Den rechtlichen Zeitsoldaten und ihre Ursachen sprach ich bereits. Gegebenheiten sowie dem berechtigten Interesse der Die Lage der Offiziere ist mit dem Stichwort „ Beför- Gesamtheit aller Unteroffiziere und den militäri- derungsstau und Verwendungsstau" zu kennzeich- schen Erfordernissen würde man damit gerecht wer- nen. Hier wurde in der Vergangenheit mit Augen- den. blicksmaßnahmen reichlich Flickschusterei betrieben. „Ermächtigungsstellen" und „Weißbuchstellen" be- Es wird höchste Zeit, daß endlich durch ein Bündel seitigten zwar im Augenblick, aber doch nur vor- aufeinander abgestimmter und langfristig auch reali- übergehend den derzeit bestehenden Beförderungs- sierbarer Maßnahmen im Rahmen einer umfassen- stau. Mit diesem Augenblickserfolg wurde das Pro- den Konzeption die benötigte Hilfe eingeleitet wird. blem aber nur vor den Verantwortlichen hergescho- Wir sind uns in dieser Richtung einig mit dem Bun- ben. Die ungünstige Altersstruktur bleibt unver- deswehrverband, der diese Forderung seit langem ändert bestehen. Obwohl damals schon absehbar stellte. Die komplexen Probleme sind mit Behelfs- war, daß mit den zu erwartenden rückläufigen Zur- maßnahmen wie in der Vergangenheit nicht mehr ruhesetzungen erneut Verzögerungen bei der Beför- zu lösen. derung von Angehörigen überbesetzter Geburtsjahr- Die vom Wehrbeauftragten im Kapitel „Perso- gänge entstehen würden, verkaufte man im Rahmen nalanyelegenheiten" aufgenommene Frage der Ver- des Haushaltsstrukturgesetzes die Maßnahme der setzungshäufigkeit muß mit der von ihm dargestell- Heraufsetzung der besonderen Altersgrenze als ten Sorge aufgenommen werden. Hierzu muß vor- einen besonderen Erfolg. In 'der Truppe heißt das ausgeschickt werden, daß die Notwendigkeit perso- „das sozialliberale Pflichtjahr". neller Veränderungen anerkannt wird. Dennoch muß (Biehle [CDU/CSU]: „Sozialistenjahr" heißt Zweifel bei der Feststellung von 35 535 Versetzungs- es auch!) verfügungen für Offiziere und Unteroffiziere erlaubt sein. Ich meine, es ist an der Zeit, endlich den Betrof- fenen, der Öffentlichkeit und vor allem auch dem Es erhebt sich die Frage, ob es der Personalfüh- Verteidigungsausschuß des Deutschen Bundestages rung gelungen ist, immer einen vertretbaren Aus- einmal zu sagen, wie diese verfahrene, auf Grund gleich zwischen den persönlichen Erwartungen des der Planlosigkeit entstandene Lage wirklich gemei- einzelnen Soldaten und dem Gesamtinteresse der stert werden soll. Jedenfalls geht es nicht mehr et- Streitkräfte zu schaffen. Ich weiß zwar, daß vor wa so wie im Weißbuch 1970, als man erklärte: „Das Durchführung einer Versetzungsverfügung von den Beförderungsalter zum Major, das normalerweise hierfür Verantwortlichen Fragen persönlichen In- bei 32 Jahren liegen sollte, liegt in der Bundeswehr teresses der Soldaten sehr ernst durchdacht und nach bei 37 Jahren; es muß heruntergesetzt werden." Möglichkeit berücksichtigt werden. Dennoch scheint Schöne Worte, aber die Taten fehlen. Mit solchen es mir, daß man sich in diesen Fällen noch mehr den schneidigen Formulierungen ist die Zukunft nicht persönlichen Dingen der Betroffenen zuwenden soll- zu meistern. Hier muß bald ein klares Konzept vor- te. Diese Aufforderung sollte nicht allein an die be- gelegt werden. troffenen personalführenden Stellen gehen, sondern vor allem auch an die „Organisatoren". Ich fürchte, Ähnlich, wenn auch nicht ganz so katastrophal, ist daß man sich an diesen Stellen bei der Vorbereitung die Lage bei den Unteroffizieren, da die Altersschich- organisatorischer Maßnahmen nicht immer mit den tung hier etwas ausgewogener ist. Das vorher ange- folgenschweren Konsequenzen auseinandersetzt, die sprochene Personalproblem bezieht sich bei den auf dem Rücken der Betroffenen 'ausgetragen wer- Unteroffizieren vorwiegend auf die Entwicklung bei den. Es geht hier nicht um einen Soldaten; dies be- der Beförderung zum Hauptfeldwebel. Der Wehrbe- trifft ganze Familien, hierbei insbesondere den schu- auftragte greift wie im vorletzten Bericht wieder ein- lischen Werdegang der Kinder. Sehr häufig beein- mal das vielbesprochene Thema der Einweisung von trächtigt es auch die berufstätigen Frauen. 'Hauptfeldwebeln in Planstellen der Besoldungsgrup- pe A 9 auf. Meine Fraktion bemüht sich bekannt- `Von keinem Berufsstand in der Bundesrepublik lich seit vielen Jahren um dieses Problem mit dem wird eine solche Mobilität verlangt wie von dem Ziel einer Anhebung der A-9-Planstellen um 30 %. Soldaten. Nun ist es endlich gelungen, im Haushalt 1977 eine (Weiskirch [Olpe] [CDU/CSU]: 'So ist es! — Anhebung von 10 auf 15 % sicherzustellen. Wir Stahlberg [CDU/CSU] : Genau!) gehen aber davon aus, daß zu einer befriedigenden Lösung die Anhebung von 30 % erforderlich ist. Dabei wird ihm — dies bezieht sich insbesondere (Beifall bei der CDU/CSU) auf die in Truppenverwendung stehenden Soldaten — schon von der Arbeitsleistung her häufig fast Daher nehmen wir diesen Punkt zum Anlaß, die Unzumutbares aufgebürdet. Es sind viele Fälle be- Bundesregierung erneut aufzufordern, 'dieser Rege- kannt, bei denen man leider davon ausgehen muß, lung baldmöglichst näherzutreten. Das würde dann daß 'sogar dem Fortbestand der Ehe hierdurch ernst- auch die Grundlage für die von uns allen wieder- hafter Schaden zugefügt wurde. Dem Wehrbeauf- holt vorgebrachte Forderung bezüglich der Schaffung tragten ist daher voll in seiner Kritik zuzustimmen, eines Spitzendienstgrades für Unteroffiziere bieten. daß die Größe der Zahl der Versetzungen im Ver- Wie das Bundesministerium der Verteidigung in sei- gleich zum Personalumfang ,der 'Streitkräfte zu den- ner Stellungnahme darlegt, würde diese strukturelle ken Anlaß gibt. Zu dieser Frage kann hoffentlich im 3770 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Ernesti nächsten Jahresbericht, Herr Wehrbeauftragter, Um so mehr besteht bei den Wehrpflichtigen der Günstigeres gesagt werden. Eindruck: sie dienen, und ihre nichteinberufenen Die als Wohnungsfürsorge bezeichnete, praktisch Jahrgangskameraden verdienen. aber als reine Wohnungszuteilung praktizierte (Weiskirch [Olpe] [CDU/CSU] : Genauso ist Übung ist im Berichtsjahr zu einem Stein des An- es!) stoßes geworden. Im Jahre 1976 waren bereits etwa Der Bundesregierung würde es sehr gut anstehen, 10 % aller Bundesbedienstetenwohnungen freige- alle Maßnahmen zu treffen, um wenigstens im Rah- geben. Wegen nicht mehr zeitgemäßer Ausstattung men der Fürsorgemaßnahmen gewisse Erleichterun- und ungünstigen Zuschnitts sowie der im Verhältnis gen zu schaffen und vor allen Dingen auch materielle dazu überhöhten Mieten für die Soldaten erwies sich Verbesserungen zukommen zu lassen. Wir haben eine große Anzahl dieser Wohnungen als unver- gestern im Verteidigungsausschuß darüber beraten mietbar. Dies führte dazu, daß sich in vermehrtem und erfahren, daß sich das Kabinett am 2. November Maße in den .Bundeswehrstandorten die Soldaten, mit der Frage der Wehrsolderhöhung um 1 DM ab die neu hinzukamen, auf dem freien Wohnungsmarkt Januar beschäftigen wird. Wir haben die Hoffnung, mit Wohnungen versorgten. daß es endlich gelingt, jedenfalls einen gewissen Nach wie vor gibt es bei der Wohnungsfürsorge in materiellen Ausgleich zu schaffen. - der Bundeswehr ihrem System und ihrem Verfahren nach eine große Anzahl von Problemen. Dies be- In dem Zusammenhang muß man auch noch die zieht sich vor allem auf Soldaten in den Einsatzver- Familienheimfahrten erwähnen. Auch dauber haben bänden mit größerer Umzugshäufigkeit. Zur Milde- wir gestern im Verteidigungsausschuß gesprochen rung dieser erschwerenden Tatbestände und im Sin- und die Regierung aufgefordert nun auch ein Kon- ne einer echten Fürsorge verweise ich bei dieser Ge- zept vorzulegen, wie man diese unzureichend gere- legenheit noch einmal auf die in der vergangenen gelten Fragen der Familienheimfahrten regeln kann. Legislaturperiode von meiner Fraktion an die Bun- Unser Ziel bleibt es jedenfalls, die Soldaten nicht desregierung gerichtete Kleine Anfrage. Hierin auf die Straße zu bringen, sondern von ihren Stand- wurde zur Verbesserung dieser Lage im Interesse orten mit der Bundesbahn in ihre Heimatorte fahren der Betroffenen vorgeschlagen, dieses besondere zu lassen, um einer Gefährdung im Straßenverkehr Problem einmal grundsätzlich und umfassend unter- vorzubeugen. suchen zu lassen. Es wurde angeregt, eine Kom- (Beifall bei der CDU/CSU) mission einzusetzen, der auch Vertreter der Dienst- Auch hierzu darf ich sagen, daß der Staat, wenn gradgruppen ausgewählter Standorte und des Bun- er von den Soldaten, d. h. also hier in besonderem deswehrverbandes angehören sollten. In der Ant- Maße von den Wehrpflichtigen, Dienstwilligkeit und wort lehnte die Bundesregierung seinerzeit die Ein- Einsatzbereitschaft erwartet, auch seine Bereitschaft setzung einer solchen Kommission ab. erkennen lassen muß, im Rahmen seiner Fürsorge- (Stahlberg [CDU/CSU] : Leider!) pflicht entsprechende Gegenleistungen zu erbringen. Auf diesem Wege aber könnte geprüft werden, ob Gleich zu Beginn seines Berichts äußert sich der die Soldaten nicht eine angemessene Wohnungsfür- Wehrbeauftragte zur Frage der Tradition in der sorge, bei der Umfang, Zweck und Zielrichtung ver- Feststellung, daß sich Parlament und Öfentlichkeit bindlich festzulegen wären, erhalten könnten. Die in im Berichtsjahr vor die Frage gestellt sahen, wie es diesem Zusammenhang der Bundesregierung auch um die Tradition in den Streitkräften unseres frei- vom Bundeswehrverband vorgetragene Anregung, heitlichen demokratischen Rechtsstaates stünde und dem Bundesminister der Vereidigung die Zuständig- welche Faktoren die Traditionspflege beeinflussen keit für die Wohnungsfürsorge zu übertragen, soll- würden. Am Ende des Berichtsjahres wäre der zu- te nochmals 'aufgegriffen werden. Wir haben uns oft grundeliegende Sachverhalt noch nicht hinreichend hierüber unterhalten. Auch die Globalanmietung deutlich geworden, so daß er sich vorbehalten habe, von Bundesdarlehnswohnungen sollte noch einmal die Frage der Tradition zu einem späteren Zeit- überprüft werden. punkt unter übergreifenden Aspekten zu behandeln. Im Rahmen der Fürsorgeangelegenheiten befaßt Das Bundesministerium der Verteidigung äußert sich der Wehrbeauftragte auch mit den Wehrpflich- sich in seiner Stellungnahme hierzu mit dem Hin- tigen. Diesem Personenkreis kommt unsere beson- weis, daß im Verteidigungsministerium zur Zeit im dere Aufmerksamkeit zu. Die Wehrpflichtigen fühlen Rahmen einer Situationsanalyse „Lagefeststellung sich in vieler Hinsicht von dem gleichen Staat, der sie Innere Führung" auch die Traditionspflege in der in die Pflicht nimmt — ich muß sagen, mit Recht —, Bundeswehr überprüft werde. Das Ergebnis soll vor- vergessen und vernachlässigt. Die bisher trotz un- aussichtlich Ende des Jahres vorliegen. Hier ist ab- serer Empfehlung und Warnung unterbliebenen zuwarten, inwieweit der ausführlich gehaltene Tra- Maßnahmen zur Herstellung einer gewissen Wehr- ditionserlaß vom 1. Juli 1965 einschneidende Ände- gerechtigkeit haben zu Enttäuschung, Ärger, teil- rung erfahren wird. weise auch zu Resignation geführt. Es wurden nicht Wie man sich auch immer entscheiden wird, es nur keine Maßnahmen eingeleitet; im Gegenteil, in wird kein Weg daran vorbeiführen, daß auch eine jüngster Zeit wurde durch das Gesetz zur Änderung 20jährige Geschichte der Bundeswehr, die sicherlich des Wehrpflichtgesetzes und des Zivildienstgesetzes ein gewisses Stück an Tradition beinhaltet, allein praktisch die Wehrpflicht abgeschafft. nicht genügen wird. Wenn der Horizont der Solda- (Möllemann [FDP] : Na, Na!) ten nicht verpflichtende Bilder von tapferen Vorbil- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1937 3771 Ernesti dern erhält, die zu ihrer Zeit in Not und Leid ein hat, heute hier zu sprechen, sind wir sehr damit ein- hohes Beispiel gewissenhafter Pflichterfüllung um verstanden. des sachlichen Auftrags willen gaben, dann wird (Beifall bei der CDU/CSU) man sich in der Stunde der Bewährung vergeblich bemühen. Wer kann von einer Armee Treue und Das Wort hat der Abge- Standfestigkeit erwarten, der keine Vergangenheit Vizepräsident Stücklen: ordnete Horn. haben will, sondern fast nur im Augenblick leben will? Was sind da schon 20 Jahre im Raum einer im Geschichtsleben gewachsenen langen Tradition? Lie- Horn (SPD) : Herr Präsident! Meine Damen und be zur Vergangenheit hat doch nichts mit reaktionä- Herren! Ich möchte unmittelbar an das anknüpfen, rer Politik zu tun. was der Kollege Ernesti zum Schluß gesagt hat: Auch die Fraktion der SPD wünscht und beantragt, daß (Beifall bei der CDU/CSU) der Wehrbeauftragte hier Stellung nimmt. Es kommt doch nicht von ungefähr, daß gerade die Der Bericht des Wehrbeauftragten Berkhan weist Armeen unserer Verbündeten in der geistigen Aus- den erfahrenen Parlamentarier aus. Er ist straff ge- einandersetzung, in der wir allesamt stehen, ihren staltet und mit einer Anzahl konkreter Anregungen Überlieferungen großen Wert beimessen. Ist es nicht versehen, die dem Parlament als Gesetzgeber und so, daß sich eine Truppe um so ungezwungener und Kontrollinstanz Anleitung zu praktischer Arbeit ge- nicht zuletzt auch schöpferischer dem Fortschritt zu- ben. Der Jahresbericht des Wehrbeauftragten und wenden kann, je entschiedener und geistiger sie die Stellungnahme des Bundesverteidigungsmini- sich auf verpflichtende Werte der Tradition beruft? steriums wurden im Verteidigungsausschuß ein- Die Bundeswehr braucht nach unserer Meinung un- gehend behandelt. Es erübrigt sich deshalb, im bestreitbar eine Tradition in recht verstandenem Rahmen einer Plenarsitzung noch einmal auf die Sinne wie jede andere Armee der Welt. Kein Volk, Details einzugehen. Um so wichtiger erscheint es keine Armee kann ohne Geschichte leben. mir allerdings, in diesem Zusammenhang einige (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Grundlinien herauszuarbeiten und sichtbar zu machen. Es sei hier an den Reformer Scharnhorst erinnert: Einzelne Erscheinungen in der Bundeswehr haben Tradition und Fortschritt sind keine Gegensätze. in der Öffentlichkeit ein erhebliches Aufsehen er- Sie werden nur von Dogmatikern künstlich da- regt, etwa die Affäre um Rudel oder die Vorgänge zu gemacht. Beide gehören im Grunde zusam- an der Bundeswehrhochschule in München. Diese men und ergänzen sich. Der Fortschritt bedarf, Vorgänge sind keineswegs symptomatisch, son- um sich nicht zu verlieren, der Tradition als An- dern eher_ atypisch. Dennoch müssen sie mit Sorg- knüpfungspunkt, als Grundlage, von wo er in- falt untersucht und die Verantwortlichkeiten klar nerhalb einer Lebenseinheit wirken und weiter- herausgestellt werden. Nazistisches Gedankengut bauen kann. Echte Tradition aber bedarf des und rassistische Hetze einzelner weniger sind in fortschrittlichen Geistes, um in ihren Formen unseren Garnisonen untragbar. lebendig, wandlungs- und anpassungsfähig sein (Beifall bei der SPD und der FDP) zu können. Das sind wir der deutschen Bevölkerung, das sind Ich bin davon überzeugt, daß auf die hohen Inhalte wir aber auch den Soldaten der Bundeswehr wie die Treue zum Vaterland als einen wesentlichen schuldig. Bestandteil der politischen Moral und der Stehkraft Es besteht kein Anlaß zur Dramatisierung der eines Volkes auch in der sogenannten modernen Vorgänge, aber auch kein Anlaß zu ihrer Vernied- Zeit nicht verzichtet werden kann. lichung. General von Reichert hat dem Verteidi- Der Wehrbeauftragte wird sich in seinem näch- gungsausschuß gestern einen vollständigen und prä- sten Jahresbericht sicherlich mit diesem Thema auf zisen Bericht über die Geschehnisse und die daraus der Grundlage des hoffentlich noch in diesem Jahr abzuleitenden Konsequenzen erstattet. Für die Frak- vorliegenden Untersuchungsergebnisses des Bun- tion der SPD möchte ich ausdrücklich feststellen, desministeriums der Verteidigung beschäftigen kön- daß wir die Reaktion der politischen und militäri- nen. Ich wünsche ihm, daß kein weiteres Vorkomm- schen Führung billigen. Sie ist angemessen und rich- nis, das sinnvoller Traditionspflege zuwiderläuft, tig. Eines füge ich dem noch hinzu als ein Abgeord- ihm hierzu Anlaß geben muß. neter, der den Fragen der Inneren Führung immer besonderen Wert und hohe Bedeutung zugemessen Zusammenfassend darf ich zum Schluß sagen: Dem hat, weil „der Geist der Bundeswehr mindestens Wehrbeauftragten und seinen Mitarbeitern ist Dank genauso wichtig ist wie ihre Ausrüstung und Orga- zu sagen für die geleistete, vielfach sicherlich sehr nisation", um zu zitieren. Die Entschei- schwierige Arbeit. Gleichzeitig ist die Erwartung dung der politischen und militärischen Führung auszusprechen, daß er sich um Neutralität und Ob- wurde unabhängig von Begleittexten gewisser in- jektivität bemühen und auch der Bedeutung seines und ausländischer Presseerzeugnisse getroffen. Wir Amtes als „Frühwarnsystem" in Zukunft in stärke- lassen es nicht zu, daß bestimmte Leute daraus ein rem Maße gerecht wird. Wir hoffen auch, daß er die politisches Geschäft machen — ich habe mich stets vorgetragenen Anregungen aufgreifen wird. In die- gegen Formen deutscher Großmannssucht gewen- sem Sinne wünsche ich ihm eine erfolgreiche Arbeit det —, wir lassen uns aber auch nicht den Stempel und sage für meine Fraktion: Wenn er den Wunsch vom Schreckgespenst des häßlichen Deutschen auf- 3772 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Horn drücken. Wir bereinigen diese Angelegenheit nach kraten sind davon überzeugt —, dann muß der poli- den von uns selbst gesetzten Wertmaßstäben. In tischen Bildung in der Bundeswehr ein besonderer diesem Sinne danke ich noch einmal der politischen Stellenwert zugeordnet werden. Dies betrifft auch und militärischen Führung und besonders Herrn in ganz besonderem Maße die Studierenden an der General von Reichert für die Vorlage des Berichtes Bundeswehrhochschule. Hier ist doch die Gefahr und auch für die getroffenen Entscheidungen. unverkennbar, daß der Fachegoismus über die eigentliche Zielsetzung dieser Hochschule trium- (Beifall bei der SPD und der FDP und bei phiert. Die Curriculum-Diskussion ist weithin durch Abgeordneten der CDU/CSU) eine Diskussion über die Prüfungsordnung und da- In diesem Zusammenhang möchte ich auch dem mit über die Studieninhalte ersetzt worden. Das er- Kommentator einer angesehenen deutschen Tages- ziehungs- und gesellschaftswissenschaftliche Anleit- zeitung widersprechen, der unter dem Titel „Die studium ist bisher auf der Strecke geblieben. Die falschen Ratschläge" darauf hinweist, daß diese Streitkräfte sind viel aufgeschlossener als manche scheußlichen Zwischenfälle nicht auf einen Mangel Verwaltungskörperschaften und Ordinarien, die zum an politischer Bildung zurückzuführen seien. Er großen Teil egozentrische und fachbezogene Korn- fährt fort, auch ohne Kenntnisse der NS-Zeit müsse petenzabgrenzungen vornehmen. Es spricht doch für doch jeder Mensch wissen, daß man nicht symbo- die Streitkräfte, daß sie das Anleitstudium fordern. lisch Menschen verbrennen könne, ohne sich der Sie sind unbefangener und sehen auch das erstre- schlimmsten Menschenverachtung, der Billigung von benswerte Ziel der Ausbildung klarer. Deshalb for- Morden schuldig zu machen. Diese in weiten Krei- dern wir auch das Ministerium auf, dem nachzu- sen unseres Volkes verbreitete Auffassung bezieht kommen. sich auf die scheinbar allseits einsichtigen Werte Es gibt zwar keine demokratische Armee, aber der einfachen Sittlichkeit, wie sie etwa Friedrich eine Armee in der Demokratie — und ich füge Otto Bollnow beschrieb. Dabei werden die soziale hinzu, es gibt auch eine Demokratie in der Funktion, der Geist und das Klima, in dem sich Armee. solche Begebenheiten vollziehen, völlig übersehen. Die Morde an Erzberger und Rathenau in der Wei- So General a. D. Graf Kielmannsegg. In der Tat ver- marer Republik oder der Mord an Kennedy in einem langt allein die technische Entwicklung neue Ein- Südstaat der Vereinigten Staaten sind nicht als Zu- sichten und Verhaltensweisen. Die militärische fallsprodukte krimineller Einzeltäter zu bewerten, Hierarchie hat ihre Bedeutung sicher nicht verloren, sondern sie entstehen in einem geistig-politischen ist aber zu einer lebendigen Gemeinschaft von Sol- Klima, in einer sozialen Bewußtseinslage, die ein daten mit abgestufter, differenzierter Verantwor- solches Verbrechen begünstigen oder gar hervor- tung und Einsicht geworden. Wir wissen doch, daß rufen. Karl Löwith hat an der Gestalt von Rein- die Bedienung komplizierter Waffen und Geräte hard Heydrich die Schizophrenie einer bestimmten nicht nur höhere Leistungsfähigkeit erfordert, son- politischen Verhaltensweise sichtbar gemacht: dern auch ein höheres Maß an Selbständigkeit und Heydrich — ein Mensch, der wohl mit den bürger- an Verantwortungsbewußtsein des einzelnen, dessen lichen Gesetzen nie in Konflikt gekommen wäre, Entscheidungsbereich in dem Maß der an ihn ge- der an einem Sonntagnachmittag Mozartsonatert stellten Aufgaben wächst. hört, eine Katze unter Lebensgefahr vor dem Er- Das konservative Leitbild vom herkömmlichen trinken rettet und zur gleichen Stunde das Todes- Troupier ist längst revisionsbedürftig geworden. urteil über 5 000 jüdische Mitbürger unterschreibt. Wir wissen, daß in hochtechnisierten Bereichen wie Zu Recht hat der deutsche Koordinierungsrat auf bei der Flarak und anderen Truppenteilen ein Sol- seine mehrfachen Warnungen hingewiesen, daß dat durch einen falschen Handgriff den Test für eine Hitler kein Betriebsunfall war, sondern das Ergeb- ganze Einheit zunichte machen kann, ohne ihm be- nis einer langen Geschichte. wußtes Verschulden nachweisen zu können. Dieses Gewiß, die politische Bildung in der Bundeswehr Prinzip gilt doch mehr oder minder abgestuft in vermag dies nicht allein und vor allem nicht ohne allen Truppenteilen. Ein Batteriechef erklärte mir die Mitarbeit anderer wichtiger Gesellschaftsbe- kürzlich zutreffend: „Wir sind an einer Grenze an- reiche wie Elternhaus und Schule zu leisten. Die gelangt, wo der Befehl allein nicht mehr ausreicht." Intensivierung des politischen Unterrichts in der Das heißt aber: Technische Ausbildung und Erzie- Bundeswehr darf nicht nur eine Sache mit Video- hung und verantwortungsbewußte Selbstentschei- rekordern und besseren Kassetten für die Wehr- dung bedingen einander immer mehr. Neue Wert- pflichtigen sein. Es ist unbestreitbar notwendig, kategorien bestimmen den Geist der Soldaten zu- daß der Wehrpflichtige im politischen Unterricht nehmend. Gehorsam ohne Mitdenken wird zuneh- in der Bundeswehr mindestens erfährt, was der mend problematischer. Gehorsam selbst ist auch Sinn seines Dienstes ist. Darüber hinaus müssen weiterhin eine unerläßliche Tugend des Soldaten, jedoch Zeit- und Berufssoldaten als entscheidende aber eine Sekundärtugend. Die Technik vergrößert Gruppe der Bundeswehr, weil sie Ausbilder der die Verantwortlichkeit und Selbständigkeit des Sol- Soldaten sind und zugleich die Kontinuität der daten. Sie fordert Vertrauen der militärischen Vor- Streitkräfte sichern, in den politischen Unterricht gesetzten in die fachlichen Leistungen ihrer Unter- aktiv einbezogen werden. Ich zitiere Fritz Erler: gebenen. Die Vereinzelung des Soldaten in Kampf- „Der Geist der Bundeswehr ist mindestens so wich- funktion oder Unterstützung bei modernen Streit- tig wie ihre Ausrüstung und ihre Organisation." kräften erfordert das Bewußtsein kameradschaftli- Wenn dieser Satz zutrifft — und wir Sozialdemo- cher Verbundenheit zu dem anderen in gleicher oder Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3773

Horn ähnlicher Situation. Es erfordert Mitdenken, Mithan- bis heute bestimmen. Wir sind stolz darauf, daß die deln, Mitentscheiden und Mitverantworten. Ohne soziale Arbeiterbewegung, wie sie Gewerkschaften Erziehung zu diesen Werten sind moderne Streit- und Sozialdemokratische Partei repräsentieren, in kräfte nicht mehr zu führen, werden sie funktions- ihrer bisherigen Geschichte noch nie deformiert unfähig. oder korrumpiert wurde. Das Verhältnis von Arbei- terschaft und Streitkräften hat in Deutschland eine Was die Frage der Mitbeteiligung, der Mitwirkung wechselvolle Geschichte. Wenn die Gewerkschaf- und auch der tatsächlichen Mitbestimmung anbe- ten nicht wollen — und dies können sie nicht wol- trifft, so ist die Truppenpraxis schon viel weiter ge- len —, daß die Bundeswehr in ihrer sozialen Her- diehen und hat die bestehenden Vorschriften oft kunft und in ihrem Bewußtsein einseitig wird, wenn schon weit hinter sich gelassen. Ich möchte dem sie eine Schlagseite vermeiden wollen, dann kön- Minister hier keines der vorhandenen Modelle an- nen und dürfen sie nicht abseits stehen; dann müs- bieten, aber ein ausgewogener Schritt in diese Rich- sen sie das kritische und konstruktive Gespräch mit tung sollte noch in dieser Legislaturperiode getan unseren Soldaten der Bundeswehr auch intensiver werden. Hier sollten sich die aktiven Demokraten führen. innerhalb und außerhalb der Bundeswehr auch offen- (Beifall bei der SPD) siv mit dem Vorwurf der sogenannten weichen Welle auseinandersetzen. General a. D. Graf Baudis Wir wollen das gemeinsame Erbe bewahren. Da- sin bezeichnete ihn als Mythos, der sich häufig auf zu bedarf es aber auch allseitiger Anstrengungen, eine mangelnde Beziehung zu Freiheit und freiheit- um die gemeinsame Zukunft zu gewinnen. lichem Leben gründet. Der Soldat bleibt als Mensch nur dann menschlich verläßlich, wenn ihm Raum für Außer dem, was Staat und gesellschaftliche Be- seine Verantwortung zugestanden wird. reiche für die Bundeswehr leisten können, ergeben sich auch noch Möglichkeiten in der Bundeswehr (Beifall bei der SPD) selbst, zu einer neuen Identität zu finden. Warum Wenn wir zu Recht davon ausgehen, daß die ist beispielsweise keine Kaserne nach Ulrich Bundeswehr ein Spiegelbild unserer Gesellschaft Czwalina, Gerhard Gowitzke, Manfred Bahstan, darstellt, dann hat diese Gesellschaft natürlich auch Udo Bartling, Adalbert Fischer, Klaus Hinz, Jost die Aufgabe, die Bundeswehr mitzutragen. Gewiß Andreas Sommermeyer, Wilhelm Hermanns oder sind Intensivierung der politischen Bildung, Verbes- Klaus-Dieter Schmidt benannt? serungen des Anleitstudiums und stärkere Im- pulse der Schule für Innere Führung in die Truppe Vielleicht kennt heute keiner mehr die von mir hinein wichtige Elemente, um den Stand der Bundes- genannten Namen. Es waren Soldaten, die bei der wehr auf der Höhe der Zeit zu halten. Die Bundes- Flutkatastrophe 1962 in Hamburg unter Ausübung wehr ihrerseits bedarf jedoch der verstärkten Unter- ihrer .Pflicht bei der Hilfe für andere Menschen ihr stützung durch staatliche Organe und gesellschaftli- Leben gelassen haben. che Gruppen. hat als Bundeskanzler mit Wir haben heute noch Kasernen, die nach Leuten seinem Brief an die Ministerpräsidenten der Länder benannt sind, die nachweislich heutzutage nach den über eine sachgerechte Behandlung der Probleme Regeln des Völkerrechts nicht vor diesem Forum unserer äußeren Sicherheit im Sozialkundeunter- bestehen könnten, die international eher eine Bela- richt ein Zeichen gesetzt. Wir wenden uns entschie- stung darstellen und unter deren Tun und Handeln den gegen die Diffamierung, Brandt habe das Fach sich kein Bundeswehrsoldat mehr etwas vorstellen Wehrkunde in die Schulpläne einführen wollen. kann. Wir sind allerdings der Meinung, daß jeder junge Mensch, der nach dem Besuch der Berufsschule Ich möchte mich hier im Namen der SPD-Bundes- oder der allgemeinbildenden Schule vor der tagsfraktion sehr herzlich bei dem Inspekteur der Frage steht, Militärdienst oder Zivildienst abzulei- Luftwaffe, Herrn General Limberg, bedanken, daß sten, auch ein Recht auf möglichst objektive Infor- er vor wenigen Tagen eine Garnison nach einem mation und Unterrichtung durch die Schule hat. Piloten benennen ließ, der beim Absturz seines Flugzeugs sein Leben verlor, um ein bedrohtes Dorf (Beifall bei der SPD) zu retten. Die Vorlage des Berichtes des Wehrbeauftragten, (Beifall bei der SPD und der FDP) in dem die Fragen der Inneren Führung im Mittel- Mit ihm können sich unsere Soldaten identifizieren, punkt stehen, ist für mich Anlaß, auch an die Ge- ebenso wie mit den neun Soldaten der Flutkata- werkschaftsjugend zu appellieren, verstärkt den strophe von Hamburg. Dialog mit den Soldaten der Bundeswehr zu führen. - Immer wieder kommen Jugendoffiziere und Solda- Dem Wehrbeauftragten und auch seinen Mit- ten, die aufgeschlossen gegenüber der Gewerk- arbeitern herzlichen Dank! schaftsbewegung sind, zu mir und beklagen sich Für die sozialdemokratische Bundestagsfraktion darüber, daß sie bisweilen nicht die von ihnen er- möchte ich sagen: Die Bundeswehr hat im Sinne wünschte Resonanz finden. von Theodor Heuss schon wesentliche Traditionen geschaffen. Ich rede, Herr Kollege Ernesti, als Unsere Kultur hat drei geschichtliche Ströme: das Historiker nicht der Geschichtslosigkeit das Wort, Christentum, den Humanismus und die soziale Ar- aber der Auswahl von Leitbildern, die uns allen beiterbewegung des 19. Jahrhunderts. Wir Sozial- Vorbilder sein können. demokraten bekennen uns zu allen drei Kulturströ- men, die unsere nationale und kulturelle Existenz (Beifall bei der SPD und der FDP) 3774 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Vizepräsident Stücklen: Das Wort hat der Herr tigen ides gleichen Jahrgangs, auf Tuchfühlung. Oft Abgeordnete Möllemann. muß er die Soldaten führen, mit denen gemeinsam er in der Grundausbildung ausgebildet wurde. Das macht seine Aufgabe besonders schwer. Hinzu tre- Möllemann (FDP) : Herr Präsident! Meine sehr ver- ten 'die hohen Anforderungen der Technik von Fahr- ehrten Damen und Herren! Der Wehrbeauftragte des zeugen, Waffen und Geräten. Deutschen Bundestages hat uns in seinem Bericht für das Jahr 1976 auch diesmal wieder solide, im Detail Der Gruppenführer und Kommandant bedarf daher gewissenhaft und in anschaulichen Beispielen die einer ganz besonderen Ausbildung. Jedem Lehrling Lage auf dem Gebiet der Inneren Führung in unse- gibt man drei Jahre Ausbildungszeit, dem Gruppen- rer Bundeswehr dargelegt. Dafür möchte ich ihm im führer und Kommandanten in der Bundeswehr nicht Namen der FDP-Fraktion sehr herzlich danken. einmal ein Jahr. Man verlangt aber von ihm die Kenntnisse und das Können eines hochqualifizierten Ich möchte darüber hinaus auch die Aufforderung Gesellen. Es wird uns also nichts anderes übrigblei- an ihn aussprechen, zu den Fragen', die an ihn ge- ben, als die Ausbildung zu intensivieren. richtet wurden und noch gerichtet werden, auch hier gegenüber dem Parlament das Wort zu ergreifen. Da die bisher zur Verfügung stehende Ausbil- dungszeit schon mit Stoff überfrachtet ist, wird man Sein Bericht zeigt, daß unsere Bundeswehr im Be- die Ausbildungszeit verlängern müssen. Ein Teil reich der Inneren Führung im Vergleich zu den ver- der Ausbildung muß dann eben möglicherweise nach gangenen Jahren Fortschritte gemacht hat. Dies gilt der Beförderung als Weiterbildung erfolgen. So vor allem dafür, daß die „verfassungsmäßig ge- könnte die Beförderung zum Unteroffizier weiterhin schützten Grundrechte der Soldaten durch Vorge- nach mindestens einem Jahr oder vielleicht 15 Mo- setzte im wesentlichen beachtet werden". Es gilt naten stattfinden. Damit ginge die Attraktivität der auch für die Handhabung der Disziplinargewalt, und Laufbahn, soweit sie in der Kürze der Beförderungs- es gilt für einige Maßnahmen im Bereich der Für- zeit liegt, nicht verloren. sorge. Es gilt schließlich für 'die Verbesserung des Rechtsunterrichts in der Truppe. Hieraus ist sicher- Da die mangelnde Ausbildung und die daraus fol- lich die weithin rückläufige Zahl der unerlaubten gende mangelnde Qualifikation mancher Gruppen- Abwesenheiten zu erklären. führer viele gute Soldaten davon abhält, sich für die Laufbahn des Unteroffiziers zu entscheiden, würde Wir begrüßen diese Entwicklung, und ich möchte die vorgeschlagene Verbesserung der Ausbildung schon an dieser Stelle für die FDP-Fraktion den Dank die Anziehungskraft der Laufbahn des Unteroffiziers 'an die Bundeswehr für ihre Leistungen aussprechen, wesentlich erhöhen. wie dies die Kollegen aus den beiden anderen Frak- tionen auch getan haben. Eine weitere positive Folge wäre eine Steigerung Bei allen Verbesserungen aber gilt es nach wie der Ausbildungsqualität der Truppe bzw. der Be- vor auf dem Gebiet 'der Inneren Führung noch er- satzungen, also eine Erhöhung der Kampfkraft und hebliche Mängel. Wir haben seit geraumer Zeit im- sicherlich auch eine Verbesserung des Betriebskli- mer wieder darauf hingewiesen. Lassen Sie mich mas. einige 'Probleme, vor denen wir stehen, hier aufgrei- Eine Verbesserung des Betriebsklimas auch unter fen. den Wehrpflichtigen scheint uns vor allem wichtig Da ist im Bericht des Wehrbeauftragten unter dem zu sein. Bei den Wehrpflichtigentreffen, an denen Abschnitt „Führungsverhalten" eine, wie ich finde, wir alle immer wieder teilnehmen, zeigt sich, daß erstaunliche Anregung zu lesen. 'Es heißt dort: „Die die Wehrpflichtigen eine Vielzahl von Unzulänglich- Vorgesetzten sollten an die Eigenverantwortlichkeit keiten belastet, die ihnen ihren Einsatz in den 15 der Untergebenen nicht zu hohe Anforderungen stel- Monaten ihres Dienstes noch schwerer erscheinen len." So fürsorglich dies gemeint sein mag — wir läßt. sehen die Dinge anders. Wir meinen, daß in der Bun- Da sind zunächst die häufigen Klagen über Män- deswehr auf allen Führungsebenen eher zu wenig gel im Kantinenwesen. Den Wehrbeauftragten ha- delegiert wird. Wir fürchten, daß dies zu einer Auf- ben im letzten Halbjahr vor Abgabe seines Berichts weichung der Auftragstaktik führen könnte. Die keine kritischen Eingaben zum Warenangebot und gekonnte Handhabung der Auftragstaktik hat aber zur Preisgestaltung erreicht. Er geht deshalb davon die Leistungen 'deutscher Armeen ganz wesentlich aus — ich zitiere —, „daß die Soldaten zur Zeit zu- ausgemacht. frieden sind". Mir scheint, alle Soldaten wissen noch (Sehr richtig! bei der CDU/CSU) gar nicht, daß sie so zufrieden sind. Das gilt jeden- falls für die, mit denen ich sprechen konnte. Wir Wir meinen, daß hier der Erosion von vornherein werden versuchen, in diesem Punkt doch- einige Einhalt geboten werden muß. Konsequenzen zu ziehen. Allerdings darf Delegation nicht auf ein Abwälzen Wesentlich scheint mir — wie meinen beiden ver- von Verantwortung hinauslaufen. Dies geschieht ehrten Vorrednern auch — das Problem der Fami- aber 'besonders dann, wenn der Vorgesetzte unzu lienheimfahrten zu sein, mit dem sich vor allem die reichend für seine Aufgaben ausgebildet ist. Jeder- Soldaten herumschlagen müssen, die heimatfern mann weiß, daß 'dies beim jungen Unterführer der verwandt werden und deren Stand- und Heimatorte Fall ist. Er ist meistens als Gruppenführer bzw. Korn- ohne Bahnanschlüsse sind. mandant eingesetzt. Als solcher ist er ständig mit den von ihm geführten Soldaten, meist Wehrpflich- (Damm [CDU/CSU]: Das sind sehr viele!) Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3775

Möllemann Diesen Soldaten hilft ihre Freifahrkarte für die — Ja, daß Sie als Oppositionelle sagen, wenn Sie Bundesbahn gar nichts. Denn sie sind gezwungen, dran gewesen wären, ginge es den Wehrpflichtigen ihren Wagen zu benutzen, es sei denn, sie wollten bestens, ist uns klar; wenn Sie dran wären, ginge es das ganze Wochenende auf der Bundesbahn verbrin- ja allen Leuten bestens. gen. Hier muß etwas getan werden, was über den (Demonstrativer Beifall bei der CDU/CSU begrüßenswerten Vorschlag des Wehrbeauftragten — Zuruf von der CDU/CSU: Nicht bestens, hinausgeht, solchen Soldaten, die in einer Entfernung aber besser!) von über 300 km vom Standort wohnen, einen ge- staffelten Zuschuß zu geben. — Ja, ja, Sie haben nur noch nicht erklären können, wie Sie das finanzieren. Nachdrücklich unterstützen wir auch den Vorschlag des Wehrbeauftragten, in dem er sich für Fürsorge- (Zustimmung bei der FDP und bei der SPD) fahrten in die Standorte ausspricht, die keine oder Das Schlimme ist, im letzten Jahr haben Sie den ungünstige Bahnanschlüsse haben. Haushalt, mit dem das, was jetzt gemacht wird, fi- (Zuruf von der CDU/CSU: Haben wir ge nanziert werden sollte, abgelehnt. stern alles vorgeschlagen!) (Beifall bei der FDP und der SPD — Zurufe Wir fügen dem hinzu, daß wir es für dringend von der CDU/CSU) geboten halten, heimatfern verwandten Soldaten Es geht aber nicht nur um die Verbesserung der einen entsprechend längeren Wochenendurlaub zu Leistungen für die Wehrpflichtigen, sondern natür- geben. Hier sind derzeit die Regelungen von Kompa- lich auch um die Verbesserung der Leistungen für nie zu Kompanie innerhalb des gleichen Bataillons diejenigen Soldaten, die Zeit- oder Berufssoldaten noch verschieden. Dies führt zu Ungerechtigkeiten, sind. Mein Kollege Ludewig hat hier in der letzten die nur durch einheitliche Regelungen beseitigt wer- Debatte dargelegt, welche Verbesserungen wir im den können. Bereich der Wohnungsfürsorge, des Beförderungs- (Würzbach [CDU/CSU] : Auftragstaktik!) staus, der Versetzungshäufigkeit und der Überstun- den anstreben; ich darf an diese Ausführungen mei- Ein Großteil der wehrpflichtigen Soldaten befindet nes Kollegen erinnern. sich in finanziellen Schwierigkeiten. Wir begrüßen daher die geplante Erhöhung des Wehrsolds, die Meine Damen und Herren, ich komme nun zu der hier im Parlament von allen Fraktionen erhobe- einigen Fragen bezüglich des Ausbildungsbereichs nen Forderung entspricht. Wir begrüßen auch die der Bundeswehr. vorgesehenen Aktionen zur Erhöhung des Weih Die FDP-Fraktion hat die wissenschaftliche Aus- nachts - und des Entlassungsgeldes, und wir werden uns bei den parlamentarischen Beratungen um wei- bildung für die Offiziere der Bundeswehr von Be- tere Verbesserungen bemühen. ginn an unterstützt, wenn wir auch — das will ich hier offen bemerken — die Entscheidung für isolierte Sicher muß man — ich nehme an, darauf zielte Ihr Bundeswehrhochschulen aus bildungspolitischen Zuruf vorhin — immer den Haushalt im Auge be- Gründen nicht gutheißen konnten. Die Ereignisse halten, wenn man Vorschläge zur finanziellen Bes- an der Hochschule der Bundeswehr in München und serstellung der Wehrpflichtigen macht. das Verhalten der betreffenden Offiziere haben uns (Damm [CDU/CSU] : Das alles haben wir u. a. gezeigt, daß sowohl die unzureichende Integra- gestern besprochen! — Weitere Zurufe von tion als auch die mangelnde politische Bildung mit der CDU/CSU: Natürlich! — Das haben wir großer Wahrscheinlichkeit auch Ursachen für diese ja gestern gesagt!) beklemmende Aktion menschlicher Intoleranz und politischer Unreife waren. Aber man sollte auch im Blick behalten, daß die Wehrpflichtigen die einzige Gruppe in unserer Ge- (Damm [CDU/CSU] : Das kann man nun sellschaft sind, deren Angehörigen man einen schwe- wirklich nicht belegen!) ren Dienst aufträgt, ohne ihn nach den heute übli- Aber, meine Damen und Herren, nicht allein die chen Kriterien zu entlohnen. Wohlgemerkt, wir for- dern kein Gehalt, das dem des Zeit- oder Berufssol- Studenten tragen die Schuld an diesem Fehlverhal- daten entspricht, aber der Wehrpflichtige sollte sei- ten, das nicht hingenommen werden kann und des- ne Grundbedürfnisse finanzieren können. sen Sanktionierung wir tragen. Eine weitere Ursache ist mit Sicherheit die Tatsache, daß das Anleitstu- (Zustimmung bei der FDP — Damm [CDU/ dium noch immer nicht verwirklicht ist, CSU] : Gebt ihm erst einmal die eine Mark mehr! Das schafft ihr ja auch nicht!) (Zustimmung bei der FDP und der SPD) - — Herr Kollege Damm, Sie rufen mir zu, wir sollten jenes- einst so gefeierte Kernstück der Ausbildungs erst einmal die eine Mark mehr geben. Sie werden und Bildungsreform in den Streitkräften. Wir erwar- sehen, daß der Wehrpflichtige ab 1. Januar diese ten deshalb nicht die Klärung der Vorfälle, sondern eine Mark mehr erhält. auch eine Untersuchung ihrer Ursachen. Nur dann, wenn die offensichtlichen Mängel der Bildungsre- (Zustimmung bei der FDP und der SPD — form aufgedeckt werden, kann man die Probleme Damm [CDU/CSU] : Wird auch höchste Zeit!) mit den bestehenden Studienschwierigkeiten — der In den letzten Sätzen war jetzt ausführlich von den Studiendauer, dem Leistungsdruck der studierenden Schwierigkeiten der Wehrpflichtigen die Rede. Offiziere und dem Grundkonflikt zwischen der aka- (Zurufe von der CDU/CSU) demischen Freiheit und dem Status eines soldati- 3776 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Möllemann schen Studierenden — einer politischen Lösung Ich will hier in der Frage der Tradition deswegen näherbringen. keine Trennung zwischen der Bundeswehr und un- serer Gesellschaft vornehmen, eben weil die Bun- Wir Liberalen sind der Auffassung, daß schon deswehr integrierter Bestandteil der Gesellschaft die lange geforderte Öffnung der Hochschulen der sein soll und ist. Sie sollte deshalb auch in dieser Bundeswehr für die Aufnahme ziviler Studenten bei Frage nicht gesondert betrachtet werden. dem Prozeß nur hilfreich sein und die leider minde- stens in Ansätzen bereits entstandene Ghetto-Situa- Ich möchte hier wiederholen, was wir bereits nach tion der Hochschulen teilweise wieder überwinden Bekanntwerden der Münchner Vorfälle gesagt ha- könnte. Dabei dürfen wir auch der Frage nicht aus- ben. Das Verhalten der betroffenen Leutnante an weichen, wie wir den bestehenden Soldatenstatus der Bundeswehrhochschule München-Neubiberg ist den akademischen Erfordernissen eines Hochschul- nicht typisch für das Denken und Handeln der Sol- studiums besser anpassen können, um den studieren- daten, Unteroffiziere und Offiziere in den Streit- den Offizieren das Spannungsverhältnis zwischen kräften. Dennoch oder gerade deshalb ist es eindeu- Soldat und Student etwas zu erleichtern. tig zu verurteilen und mit den notwendigen Kon- sequenzen zu ahnden. Wir sind weiter der Auffassung, daß das heute an den Hochschulen der Bundeswehr praktizierte Maß Ich sage aufs neue, was ich gestern im Verteidi- an Mitwirkung durch die studierenden Offiziere gungsausschuß dazu gesagt habe. Es kann dabei so- ausgeweitet und schrittweise auch an der Führungs- gar eine Diskrepanz zwischen dem, was man subjek- akademie der Bundeswehr verwirklicht werden muß. tiv für den einzelnen Betroffenen als Maßregelung Eine angemessene Mitwirkung des Konsiliums an für angemessen hält, und dem geben, was aus über- den Entscheidungen der Führungsakademie ist aus geordneten Gesichtspunkten des Ansehens der Bun- liberaler Sicht unerläßlich. deswehr als notwendig erscheint. Ich fand die Aus- führungen, die der Präsident des Deutschen Bundes- Weiterhin würden wir es begrüßen, wenn der tages, Professor Carstens, vor der 10. Hauptver- Grundlehrgang mehr als bisher dem geforderten För- sammlung des Bundeswehrverbands zu diesem The- derungscharakter als dem praktizierten Prüfungs- ma gemacht hat, beispielhaft und möchte sie hier charakter entsprechen könnte. Eine Aufteilung der nachdrücklich unterstützen. dort gelehrten Fächer in Pflichtfächer, alternative Wahlfächer und Neigungsfächer könnte diese von Dennoch: Die Münchner Vorfälle wären wahr- uns unterstützte Entwicklung positiv unterstreichen. scheinlich nicht geschehen, wenn es in unserer Ge- sellschaft und in der Bundeswehr um den theoreti- Diese Erwägungen führen zwangsläufig zu den schen und den praktischen Teil der politischen Bil- Überlegungen betreffend Innere Führung und politi- dung besser bestellt wäre. Würde den jungen Men- sche Bildung. Ich stehe nicht an, hier zu sagen, daß schen in Familie, Schule und Bundeswehr mehr über dazu der Kollege Horn in sehr prägnanter und mich die Werte und Personen gesagt, die zur Entwicklung überzeugender Form dargelegt hat, wo Mängel sind unserer heute im Grundgesetz festgelegten Wertvor- und wo man Verbesserungen praktizieren sollte. stellungen und Werte beigetragen haben, würden Wir haben dies ja in den vergangenen Tagen der die jungen Menschen in den Schulen und Betrieben, Diskussion in diesem Parlament aufgegriffen. Auch aber gerade auch in der Bundeswehr mehr in die Sie, Herr Kollege Ernesti, haben, wie ich fand, einige Mitwirkung einbezogen, würden sie noch mehr unterstützenswerte Hinweise gegeben. Daher ist es Recht und Gerechtigkeit erleben als bisher und wür- nicht notwendig, daß ich dieses Problemfeld noch- den sie angemessen über die herausragende Bedeu- mals aufrolle. tung des Friedens in unserer Zeit und über die Un- menschlichkeit des NS-Staats unterrichtet, dann wür- Ich möchte mich aber klar noch einmal dafür aus- de die Tradition, die wir allein fördern wollen, nicht sprechen, daß es nunmehr darauf ankommt, das nur gelehrt, sondern auch erlebt und gelebt. Konzept der Inneren Führung nicht nur mit Ankün- digungen bei Jubiläumsveranstaltungen, sondern in (Beifall bei der FDP und der SPD) der Praxis fortzuschreiben. Die Bundeswehr allein Denn gültig dürfen für uns nur die Traditionen sein, kann dies nicht schaffen. Sie bedarf dabei der Hilfe die uns als Motivation, als Orientierungs- und Ver- aller politisch tragenden Kräfte in Staat und Ge- haltenshilfen bei der Bewahrung und Förderung von sellschaft, und sie bedarf ganz besonders der Hilfe Recht und Freiheit und Solidarität und nicht zuletzt und Unterstützung des Wehrbeauftragten. auch von Frieden helfen können. Ich möchte abschließend das Thema Tradition Für die Gesellschaft und die Bundeswehr als einen kurz ansprechen. Ich sage bewußt „Tradition" und Teil von ihr gilt, daß bei allen zugegebenen Män- nicht „Tradition in der Bundeswehr". Denn die Bun- geln diese Werte und Wertvorstellungen mehr als deswehr ist ein Teil dieser Gesellschaft. Man sollte jemals zuvor in der Geschichte jetzt hier verwirk- deshalb nicht zu hurtig an die Aufzählung der licht werden. Damit ist schon eine Tradition geschaf- Werte, Personen, Symbole und Ereignisse aus der fen worden, die bewußt zu machen, zu entwickeln Geschichte herangehen, an die eine spezielle Bun- und weiterzugeben unsere Aufgabe ist. Diese Tra- deswehrtradition anknüpfen sollte. Dies wird über- dition ermöglicht uns auch Kontinuität in einer de- haupt erst dann möglich sein, wenn das Problem der mokratischen Zukunft. Tradition in der Bundeswehr einmal ideengeschicht- lich, ideologisch und truppenorganisatorisch aufge- Es kommt nun darauf an, diese Erkenntnis in die arbeitet ist. Tat umzusetzen. Die Kultusminister der Länder, Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3777 Möllemann ganz egal, welcher Couleur — ob meiner, Ihrer oder nommen. Mein Herr ist der Deutsche Bundestag. Und der SPD — sie angehören mögen, sind aufgerufen, ich erhebe die Stimme auch für Sie, Herr Abgeord- die politische Bildung, den Geschichtsunterricht und neter Ernesti. dabei die geistige Auseinandersetzung mit unserer (Beifall bei der SPD und der FDP) Geschichte im Guten wie im Schlechten und mit un- seren Traditionen entschlossen zu fördern. Ich sage Ich bin dankbar, daß Sie mir zugestanden haben, erneut: Das Bundesministerium der Verteidigung daß ich die Stimme meines Herrn bin. sollte eine Sonderkommission einsetzen, die auf der (Weiskirch [Olpe] [CDU/CSU] : Das so zu Grundlage der bereits in Durchführung befindlichen "hören ist ja auch ganz nett!) Bestandsaufnahme so schnell wie möglich alle geeig- Lassen Sie mich ein paar Ergänzungen zu den neten Schritte zur Verbesserung von Innerer Füh- Ausführungen der Abgeordneten machen, die hier rung und politischer Bildung tun muß. Diese Auf- gesprochen haben. gabe sollte von einer Kommission, die sich aus Ver- tretern des Ministeriums und des Beirats für Innere Ich beziehe mich auf das Grundrecht der Würde Führung zusammensetzen könnte, geleistet werden. des Menschen. Ich habe in meinem Bericht dar- gelegt, daß die zulässigen Grenzen im Umgangston Meine Damen und Herren, der Bericht des Wehr- zwischen Vorgesetzten und Untergebenen auch beauftragten ist eine Aufforderung, die von ihm innerhalb einer Männergesellschaft mit ihren spe- und von uns in der Diskussion dargelegten Schwä- zifischen Besonderheiten nicht überschritten werden chen in der Bundeswehr zu beheben. Wir üben hier dürfen. Ich führte dazu aus, daß dies auf jeden Fall nicht Kriktik um der Kritik willen, sondern um die dann eingetreten ist, wenn einzelne Soldaten durch Qualität der von uns gewollten und unterstützten Vorgesetzte zum Gespött ihrer Kameraden gemacht Streitkräfte noch weiter zu verbessern. Wir möch- werden. Der Bundesminister der Verteidigung teilt ten dazu beitragen. zwar im Grunde genommen meine Auffassung, (Beifall bei der FDP und der SPD) vertritt in seiner Stellungnahme jedoch die Ansicht, daß bei den meisten der von mir erwähnten Ver- stöße keine Anhaltspunkte dafür bestünden, daß Vizepräsident Stücklen: Die Fraktion der CDU/ CSU und die Fraktion der SPD haben den Antrag die Vorgesetzten die Menschenwürde der Unter- gestellt, dem Wehrbeauftragten das Wort zu ertei- gebenen bewußt verletzen wollten. Obwohl es sicher len. nicht in der Absicht des Bundesministers der Vertei- digung liegt, die in meinem Jahresbericht geschil- Ich erteile dem Wehrbeauftragten des Deutschen derten Fälle zu verharmlosen, kann ich nicht aus- Bundestages gemäß § 116 c unserer Geschäftsord- schließen, daß seine Ausführungen mißdeutet wer- nung das Wort. den. Ein etwas rauherer Umgangston im Truppenalltag Berkhan, Wehrbeauftragter des Deutschen Bun- kann zuweilen zwar angemessen und angebracht destages: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Da- sein — das wird von mir nicht bestritten —, aber men! Meine Herren! Ich bedanke mich, daß Sie mir entscheidend für die Frage, ob das Maß des Zuläs- Gelegenheit geben, in dieser Debatte das Wort zu sigen überschritten wird, sind nicht die Erwartun- nehmen, und begrüße ausdrücklich die Empfehlung gen und Wünsche der Mehrheit oder einzelner Sol- des Verteidigungsausschusses, die Bundesregierung daten, sondern allgemeingültige Maßstäbe, hier ins- zu bitten, nicht nur den Jahresbericht des Wehr- besondere Würde und Ehre des einzelnen Soldaten. beauftragten und die dazu gefertigte Stellungnahme Eine scherzhafte oder gar lächerliche Bemerkung des Bundesministers der Verteidigung der Truppe auf Kosten eines einzelnen Soldaten ist immer un- zugänglich zu machen, sondern auch die Ergebnisse zulässig, wenn sie geeignet ist, den Angesprochenen der Beratungen des Deutschen Bundestages. Hierbei oder Betroffenen in seiner Ehre zu verletzen oder möchte ich ausdrücklich hervorheben: Beratungs- gar lächerlich zu machen. Ob seine Kameraden eine ergebnisse des Verteidigungsausschusses und der solche Bemerkung als Scherz verstehen, ist nicht heutigen Plenarsitzung. Ich halte dies hinsichtlich entscheidend. Zwar ist bei der Würdigung eines der Ausgewogenheit und der Vollständigkeit der solchen Sachverhaltes zu berücksichtigen, ob der Unterrichtung der Truppe für unerläßlich. Vorgesetzte den Untergebenen in seiner Ehre ver- Der Wehrbeauftragte vermag damit zugleich seine letzen wollte oder nur gedankenlos handelte. Recht- Chance zu wahren, seiner Seite der Meinungswaage fertigen können solche Umstände ein unzulässiges angemessenes Gewicht zu geben. Denn die andere Verhalten jedoch nicht. Die von vielen Vorgesetz- Waagschale drückt mit der umfänglichen Stellung- ten häufig vertretene Rechtsauffassung, eine Belei- nahme des Bundesministers der Verteidigung mäch- digung liege nicht vor, weil der Vorgesetzte keine tig herunter. In der Truppe und bei Abgeordneten, Beleidigungsabsicht gehabt habe, ist falsch. Eine Herr Abgeordneter Ernesti, darf aber bei wichtigen Beleidigungsabsicht ist zur Tatbestandsverwirkli- Sachfragen, die von dem Bundesminister der Ver- chung nicht erforderlich. teidigung und mir mehr oder weniger kontrovers ge- Herr Abgeordneter Ernesti, Sie haben über den wertet werden, nicht etwa der Eindruck entstehen, Abschnitt betreffend die privaten Veröffentlichungen in der Sache sei der Wehrbeauftragte in seiner gesprochen. Ich kann mich sehr kurz fassen und Replik nicht hinreichend deutlich geworden oder er will das nur ergänzen, weil ich Ihrer Ausführungen hätte die Auseinandersetzung ganz gescheut. Er sei inhaltlich voll beitrete. Der Bundesminister der Ver- die Stimme seines Herrn, habe ich von Ihnen ver- teidigung legt in seiner Stellungnahme dazu noch 3778 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Wehrbeauftragter Berkhahn dar, daß die als notwendig angesehene Vereinheit- zu neigen, ihren Untergebenen die Mit- oder Teilver- lichung inzwischen hergestellt worden sei. Diese be- antwortung für eigenes unkorrektes Verhalten an- steht darin, daß die von mir mehrfach für verfas- zulasten. Ich habe deutlich gemacht, daß einzelne sungsrechtlich bedenklich gewertete Regelung gleich- Vorgesetzte zu mißbilligende Erwartungen oder lautend für alle Teilstreitkräfte wirksam wurde. Wünsche an ihre Untergebenen herantragen. Die Untergebenen wiederum glauben, sie nicht zurück- Ich möchte noch einmal die Bedenklichkeit gegen- weisen zu können, weil sie dadurch negative Aus- über der Verfassung darlegen und dafür das unter- wirkungen auf ihr Verhältnis zum Vorgesetzten be- streichen, was der Verteidigungsausschuß in seiner fürchten. Das und nicht die Frage der Delegation 70. Sitzung am 2. Juni 1976 beschlossen hat. Dort war hier das Problem. Ein vorbildlicher, ein fürsorg- hieß es: licher Vorgesetzter mutet seinen Untergebenen ein Der Auffassung des Wehrbeauftragten, daß auch pflichtwidriges Verhalten überhaupt gar nicht erst in beschreibenden Artikeln eine Meinungs- zu und bringt sie so nicht in den Konflikt, sich zwi- äußerung regelmäßig nicht vermeidbar ist und schen pflichtgemäßem Handeln und willfährigem außerdem die unterschiedliche Behandlung der Erfüllen unkorrekter Wünsche des Vorgesetzten ent- Teilstreitkräfte in der Frage privater Veröffent- scheiden zu müssen. lichungen beseitigt werden solle, schlossen sich der Ausschuß und auch das Bundesministerium Lassen Sie mich auch auf die Frage der Mitbeteili- der Verteidigung, das eine Änderung durch Zu- gung, die in Ihrem Beitrag eine Rolle gespielt hat, rückgreifen auf die bereits im Jahre 1962 erlas- eingehen. Ich hatte zu dieser Frage in meinem Be- sene Regelung versprach, an. richt dargelegt, daß sich zur Zeit der Personalrats- wahlen im Mai 1976 mehrere Mannschaftsdienst- Soweit das Protokoll des Verteidigungsausschus- grade, vornehmlich aus Depots und Werften der ses des Deutschen Bundestags. Mir ist es daher un- Luftwaffenversorgungsregimenter, bei mir beklagt verständlich, weshalb die Weisung einer Teilstreit- haben, sie würden bei der Wahl von Soldatenver- kraft nicht aufgehoben, sondern im Gegenteil der In- tretern zum Personalrat benachteiligt und wären halt dieser Weisung auf die gesamte Bundeswehr daher im Personalrat nicht angemessen vertreten. ausgedehnt wurde. Es bereitet mir Schwierigkeiten, Ich hatte ferner festgestellt, daß die derzeitige zu begreifen, daß der Bundesminister der Verteidi- Rechtslage in militärischen Dienststellen mit quasi- gung Zusagen seines Staatssekretärs gegenüber dem zivilem Dienstbetrieb, in denen nach § 35 des Sol- Verteidigungsausschuß und gegenüber dem Wehrbe- datengesetzes Soldatenvertreter zum Personalrat zu auftragten als einer Instanz des Parlaments nicht ein- wählen sind, zu unbefriedigenden und als ungerecht hält und eine auch vom Verteidigungsausschuß für empfundenen Ergebnissen geführt hat, wenn dort bedenklich gehaltene Regelung auf die gesamte Bun- eine größere Zahl von Wehrpflichtigen oder kurz- deswehr überträgt. dienenden Zeitsoldaten eingesetzt ist — häufig mehr als die Hälfte der dort Beschäftigten —, und diese (Sehr richtig! bei der CDU/CSU) infolge der Gesetzeslage keine Möglichkeit haben, Herr Abgeordneter Möllemann, Sie haben sich auf die Dauer der gesamten Amtszeit im Personalrat über das Führungsverhalten von Vorgesetzten ge- vertreten zu sein. Maximal sind sie neun Monate äußert. Ich darf hinzufügen: Ich hatte unter dieser im Personalrat, dann ist ihre Dienstzeit zu Ende. Überschrift in meinem Bericht ausgeführt, daß Vor- Ich hatte daher angeregt, die §§ 35 und 35 a des gesetzte ihre Position gegenüber Untergebenen ge- Soldatengesetzes dahin gehend zu ändern, daß auch legentlich fehlinterpretieren und ihre Untergebe- in Dienststellen, in denen Soldatenvertreter nach nen dies nicht immer zu erkennen vermögen. Ich dem Bundespersonalvertretungsgesetz gewählt wer- hatte ferner Beispiele dafür angeführt, wie leicht den, die dort eingesetzten Mannschaften Vertrauens- ein Vorgesetzter in Gefahr gerät, seine Dienststel- männer nach dem Vertrauensmännerwahlgesetz lung unbewußt gegenüber Untergebenen auszuspie- wählen. In seiner Stellungnahme dazu führt der len, weil er dessen Entschlußfreiheit und dessen Be- Bundesminister der Verteidigung aus, daß ein sol- reitschaft zum gesetzmäßigen Handeln überschätzt. cher Vorschlag Nachteile für die Mannschaften brin- Das hat nichts mit Delegation zu tun — diesem Irr- gen würde. Dem vermag ich nicht zu folgen. Die tum ist auch der Bundesminister der Verteidigung Soldatenvertretung im Personalrat durch die Be- unterlegen —; wenn Sie die Beispiele lesen, werden rufs- und die längerdienenden Zeitsoldaten bleibt Sie merken, daß ich etwas ganz anderes meine. Je- bestehen. Die Mannschaften können ihre Interessen denfalls liegen die Ausführungen des Bundesmini- meines Erachtens sowohl durch ihre Vertrauensmän- sters der Verteidigung in seiner Stellungnahme zu ner als auch durch die Soldatenvertreter, die nach meinen Feststellungen weitgehend neben der Sache. dem Bundespersonalvertretungsgesetz die Interes- Es heißt dort, der Vorgesetzte müsse Aufgaben und sen aller in der Dienststelle tätigen Personen zu ver- die damit verbundenen Teilverantwortungen dele- treten haben, wahrnehmen lassen. In der Sache gieren - Sie haben sich hier ähnlich geäußert —, würde dadurch keine Ausweitung der Beteiligungs- um so die Voraussetzung für Mitwirkung, Mitverant- rechte eintreten. Ich begrüße es, daß der Verteidi- wortung und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gungsausschuß meine Anregung unterstützt hat. Zur zu schaffen. Die Notwendigkeit und die Zweckmäßig- Unterstreichung meines Vorschlags führe ich grund- keit der Delegation von Verantwortung wird durch sätzlich folgendes aus. meine Ausführungen in keiner Weise angezweifelt oder gar in Frage gestellt. Vielmehr habe ich zum Erstens. Es entspricht nicht dem Sinn und dem Ausdruck gebracht, daß Vorgesetzte allzu leicht da- Zweck des Bundespersonalvertretungsgesetzes und Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3779 Wehrbeauftragter Berkhahn des Vertrauensmännerwahlgesetzes, wenn nahezu Dies scheint mir ein bedenklicher Einbruch in die ei- eine ganze Laufbahngruppe praktisch vom passiven ner freien Wahl innewohnenden Grundprinzipien zu Wahlrecht ausgeschlossen wird. Dies gibt es im sein. zivilen Bereich nirgends; jedenfalls ist mir nichts Aus all diesen Gründen vermag ich nicht recht bekanntgeworden. Betroffen sind also die Mann- einzusehen, warum sich der Bundesminister der Ver- schaften, meines Erachtens die Schwächsten in der teidigung gegen eine Änderung der entsprechenden Kette der Laufbahngruppen, die dort vertreten wer- Bestimmungen wendet. Von den betroffenen Dienst- den sollen. Sie bilden teilweise — ich führte das stellen des nachgeordneten Bereichs wurde mein aus — sogar die Mehrheit der Dienststellenange- Vorschlag im übrigen begrüßt. hörigen. Die fortgeschrittene Zeit, Herr Abgeordneter Möl- Zweitens. Aus der Wehrbeschwerdeordnung — lemann, erlaubt es mir nicht, auf alle Bemerkungen § 10 — , der Wehrdisziplinarordnung — § 28 — einzugehen und meine Meinung vorzutragen. Aber und dem Soldatengesetz — § 35 a — ist der Grund- der Herr Abgeordnete Ernesti wird sicher erwarten, satz zu entnehmen, daß die Anhörungsrechte des daß ich auf ein paar seiner Bemerkungen eingehe. Vertrauensmannes in Angelegenheiten nach der Wehrdisziplinarordnung und Wehrbeschwerdeord- Sie haben in Ihren Ausführungen zweimal, wenn nung grundsätzlich von einem Angehörigen der ich es richtig verfolgt habe, die Vokabel „Frühwarn- Laufbahngruppe des Beschwerdeführers bzw. des be- system" eingeführt. Hierzu muß ich Sie 'darauf auf- schuldigten Soldaten wahrgenommen werden sollen. merksam machen, daß der Gesetzgeber die Rechte Nur für den Ausnahmefall, daß ein Angehöriger des Wehrbeauftragten eingegrenzt hat. Nach § 2 der Laufbahngruppe nicht vorhanden ist, nimmt die- Abs. 2 des Wehrbeauftragtengesetzes kann ich mich se Befugnis das Vorstandsmitglied der Soldatenver- nämlich vorbeugend überhaupt nur dann äußern, tretung wahr. Die derzeitige Regelung bewirkt je- wenn der vorgegebene Sachverhalt auf eine Ver- doch, daß in Dienststellen, in denen Soldatenvertre- letzung 'der Grundrechte der Soldaten oder auf eine ter gewählt werden, die vorgesehene Ausnahme zur Verletzung 'der Grundsätze der Inneren Führung Regel wird. In einem Grenzfall führt das zu dem schließen läßt. Ansonsten habe ich nicht das Recht, eigenartigen Ergebnis, daß in einem Disziplinarvor- mich zu äußern. gang das Vorstandsmitglied der Gruppe Soldaten, (Weiskirch [Olpe] [CDU/CSU]: Das ist ja beispielsweise ein Offizier, der eventuell sogar noch schon was!) Vorgesetzter des zu disziplinierenden Soldaten ist und zudem dessen Dienstvergehen festgestellt hat, Ich werde mich bemühen, Herr Abgeordneter Er- nach der Wehrdisziplinarordnung auch noch zur nesti, die Neutralität meines Amtes zu erhalten. Ich Person und zur Sache gehört wird. Das ist ein Ver- will zugeben, daß wir alle Menschen und mit fahren, das mit rechtsstaatlichen Praktiken nicht das menschlichen Schwächen belastet sind. Vielleicht er- Geringste zu tun hat. — Herr Präsident, Sie ent- heben Sie ein paar Vorwürfe nicht ganz ohne Grund. schuldigen bitte die harte Kritik am Gesetzgeber. Dennoch darf ich hier sagen: Selbstverständlich wer- de ich mit Offenheit, aber eben, wie es 'dieses Amt Drittens. Der Gesetzgeber wollte durch § 35 a des verlangt, in gebührendem Ton dazu Stellung neh- Soldatengesetzes, der die Wahl von Soldatenvertre- men. Der streitbare Ton einer Parlamentsdebatte ist tern zum Personalrat statt der Wahl von Vertrauens- mir verwehrt. Herr Abgeordneter Ernesti, verste- männern regelt, die Beteiligungsrechte aller Solda- hen Sie bitte, wenn ich sage: er ist mir leider ver- ten, auch der Mannschaften, erweitern. Durch die der- wehrt. zeitige Rechtslage werden die Rechte der Mann- (Heiterkeit) schaften jedoch nicht erweitert, sonderen einge- Ansonsten wüßte ich mich hier besser meiner Haut schränkt, weitgehend sogar aufgehoben. zu wehren. Ich habe mich des Tones zu bedienen, Viertens. Lassen Sie mich schließlich auf einen der im Umgang zwischen Behörden auch in kontro- psychologischen Aspekt dieser Frage eingehen. versen Angelegenheiten nicht 'nur üblich, sondern Wenn die Laufbahngruppe der Mannschaften nicht auch angemessen und ratsam ist. Vertreter aus ihren Reihen in die Soldatenvertre- tung wählen und entsenden kann, wird ihr Interesse, Es war gottlob nicht das Bundesverfassungsgericht, von dem Wahlrecht Gebrauch zu machen, gering Herr Abgeordneter Ernesti, sondern es war der Wehrdienstsenat des Bundesverwaltungsgerichts in werden. Sie dürften sich dann auch kaum davon München, 'der die Entscheidung gefällt hat, die Sie überzeugen lassen, daß ihre speziellen Belange mir hier vorhalten. Aber wenn ich jetzt doch einmal durch Angehörige höherer Dienstgradgruppen eben- aus der Schule plaudere und Ihnen meinen Füh- so gut zu vertreten wären wie durch Dienstgrad - rungsstil klarlege, dann werden Sie merken, daß das gleiche. Dabei spielt meines Erachtens eine entschei- praktizierte Innere Führung ist. dende Rolle, daß der Abstand zwischen den Lauf- bahngruppen der Mannschaften einerseits und de- Ich habe bei der Redaktionsbesprechung meinen nen der Unteroffiziere und Offiziere andererseits Referenten — sie waren alle anwesend — erklärt, im militärischen Bereich wegen der umfassenden daß ich befangen sei, da ich mit einem anderen Amt Vorgesetzteneigenschaften größer ist als im zivilen betraut an der Sache beteiligt war. Ich habe gesagt: Bereich. Zudem weiß der wählende Wehrpflichtige, Ich werde bei diesem Punkt der Tagesordnung die daß seine Stimmabgabe nicht von vornherein die Redaktionssitzung verlassen; was Sie entscheiden Repräsentanz seiner Laufbahngruppe für die Dauer und was Sie beschließen, wird von mir vorbehalt- der Amtszeit der Personalvertretung sicherstellt. los gedeckt. Daher fühle ich mich hier verpflichtet, 3780 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Wehrbeauftragter Berkhahn Herr Abgeordneter Ernesti, zu sagen: Ich halte den Aber Sie sollten zur Kenntnis nehmen, und Sie ha- Bericht auch in diesem Punkt für richtig. Meine Be- ben es ja auch unterstrichen, daß ich mir Mühe ge- amten haben gut gehandelt, und ich stehe nicht mir be. Mehr als Mühe kann man von diesem Amtsträ- vor ihnen, ich stehe hinter und neben ihnen. ger nicht erwarten. Herzlichen Dank! (Damm [CDU/CSU]: Das ist ja Rundumver (Beifall) teidigung! —Heiterkeit bei der CDU/CSU)

Ich unterstreiche, daß es strittig sein kann, ob man Vizepräsident Stücklen: Entsprechend einer inter- das hätte aufnehmen sollen oder nicht. Aber ich bin fraktionellen Vereinbarung soll die Mittagspause gerne bereit, Sie darüber informieren zu lassen, wie um zehn bis zwölf Minuten gekürzt werden, damit die Sache gelaufen ist. wir diese Debatte im Zusammenhang abschließen können. Ich darf daher bitten, sich in diese Zeitord- Sie wissen ganz genau, daß die Entlassung zweier nung einzupassen. Generale von mir nicht behandelt werden konnte, weil die Sache erstens noch gerichtsanhängig war Das Wort hat der Herr Parlamentarische Staatsse- — und auch noch ist — und zweitens der Verteidi- kretär von Bülow. — Sie werden sich große Sympa- gungsausschuß zu erkennen gegeben hatte, daß man thien erwerben, wenn Sie Ihre Redezeit vielleicht diese Frage infolge der Erkrankung des Ministers sogar noch verkürzen. erst im Januar oder Februar 1977, glaube ich, be- handeln könne. Das ist der Sachverhalt. Daher Dr. von Bülow, Parl. Staatssekretär beim Bundes- konnte ich mich dazu im Jahresbericht 1976 auch minister der Verteidigung: Herr Präsident! Meine nicht äußern. sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin mir des Ich bin gern bereit, Ihnen in einer anderen Frage die Drucks hinter und vor mir durchaus bewußt und Akten offenzulegen und Ihnen in Rede und Antwort werde deshalb unter Auslassung einer ganzen Reihe zur Verfügung zu stehen. Ich gebe nicht deshalb von sehr wichtigen Themen hier nur noch einige nach, weil einer „linientreu" ist. Was ist denn das? Dinge anfügen. Hoffentlich ist jeder Soldat linientreu und erfüllt Der Bundesminister der Verteidigung dankt dem seine Pflicht, die ihm kraft Gesetzes vorgeschrieben Wehrbeauftragten für seine hilfreiche Kritik, die ist. Ich bin gerne bereit, Ihnen das alles zu zeigen. nicht nur in dem jährlichen Bericht ihren Nieder- Hier bin ich daran gehindert, weil ich aus Akten, schlag findet, sondern auch in fast täglichen Aktio- die sich mit Personalien beschäftigen, zitieren müßte, nen. Diese Hilfe ist für uns deshalb wichtig, weil und dafür ist hier nicht der geeignete Ort. wir so rechtzeitig Konfliktpotentiale erkennen kön- Eine letzte Bemerkung, und damit will ich ab- nen, die allein auf dem hierarchischen Weg oft nicht schließen. Es ist richtig, daß ich von Zeit zu Zeit nach oben kommen würden. Sitzungen der SPD-Fraktion besucht habe, und ich Herr Kollege Ernesti, dieser Bericht wird durchaus bitte dafür auch um Verständnis. Nur dort kann ich ernst genommen, was natürlich nicht heißt, daß jede einen politischen Bericht des Bundeskanzlers oder Kritik akzeptiert werden muß. Dieses Schicksal teilt eines verantwortlichen Ministers entgegennehmen. der Bericht des Wehrbeauftragten mit dem Bericht Ein Wehrbeauftragter, der sich in einem freien, fast des Bundesrechnungshofes. Im Verteidigungsaus- unpolitischen Raum nur den Fragen der Inneren schuß und im anderen Fall im Rechnungsprüfungs- Führung und der Grundrechte zuwenden würde, ausschuß wird sehr genau darüber debattiert, was wäre sehr bald isoliert. Ich würde auch, Herr Abge- davon akzeptiert werden muß, was bleibt und was ordneter Ernesti, der Bitte oder der Aufforderung nicht. Die Beispiele, die Sie für das Gegenteil ge- folgen, in Ihrer Fraktion bei einem Bericht zuzuhö- nannt haben, Herr Ernesti, sind für mich nicht über- ren, jeden Tag. Sie wissen ganz genau, daß ich bei- zeugend. spielsweise den Parteitag der CDU besucht habe. Und jetzt verzeihen Sie mir eine Polemik: Ich wollte Der G-1-Hinweis von 1975, den Sie angezogen auch zu einer bestimmten Tagung gehen. Ersparen haben, über die Behandlung von Soldaten, denen Sie es mir, hier eine gewisse Peinlichkeit vortragen das Dienen an der Waffe eine unzumutbare Härte zu müssen, wie die Enladung und Ausladung erfolg- bringen würde, zieht deshalb nicht, weil wir im Jahr te. Ich habe Rücksicht genommen auf die Belange 1976 400 Fälle gehabt haben, die ohne jede Proble- einer großen demokratischen Partei, die in diesem matik gelöst werden konnten. In diesen Fällen sind Hause einen erheblichen Anteil hat. die Pfarrer, Sanitätsoffiziere, Rechtsberater, Ver- trauensmänner hinzugezogen worden, und die Pro- Was ich eben über SPD und CDU gesagt habe, blematik ist ohne Rest aufgelöst worden. Jetzt ist Herr Abgeordneter Möllemann, würde selbstver- diese Regelung, die Gegenstand des Erlasses- gewe- ständlich auch für die FDP Geltung haben. Ich werde sen war, sogar in das Gesetz hineingenommen wor- auf Ihrem Parteitag in Kiel dabei sein und werde den, so daß wir keinen Anlaß haben können, noch mich informieren, ob es Dinge gibt, die für das Amt einen Erlaß zu fertigen. Die Auslegung dieses Ge- des Wehrbeauftragten interessant sein können. setzes wird nun der Praxis und der Überprüfung Lassen wir diesen Streit, Herr Abgeordneter Er- durch die Gerichte überlassen. nesti! Ich kann nicht ausschließen, daß ich vielleicht Der zweite Punkt, den Sie genannt haben, betraf Fehler gemacht habe. Wer wäre ohne Tadel? die Veröffentlichungsrichtlinien. Es ist richtig, wir (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der haben die etwas schärfere Linie einer Teilstreitkraft FDP) auf alle Teilstreitkräfte erstreckt. Insofern ist eine Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3781

Parl. Staatssekretär Dr. von Bülow einheitliche Lösung gefunden worden. Diese einheit- sters bis spätestens zum Jahr 1979/80; denn dann liche Lösung soll auch auf die übrigen Bereiche des wird es ganz drängend. Bundesverteidigungsministeriums und seiner nach- Zur Versetzungshäufigkeit: Das ist ein sehr ern- geordneten Behörden erstreckt werden. stes Problem. Die Frauen der Soldaten, die jetzt in Der Hintergrund hierfür ist, daß etwa bei einem viel stärkerem Umfang berufstätig sind, damit sehr großen Industriekonzern wie BASF oder Hoechst viel stärker integriert sind, in den verschiedenen kein Mensch auf die Idee käme, seinen Angehöri- Standorten sehr viel stärker Wurzeln schlagen, die gen ohne jede Kontrolle zu erlauben, über Patente, Kinder — all diese Probleme sehen wir. Aber auch Gebrauchsmuster, Verfahren in der Öfentlichkeit zu da Zahlen von früher und von heute: Vor 1969 hat- schreiben. Da muß es auch im Interesse des Solda- ten wir im Durchschnitt 60 000 Versetzungen pro ten, der an die Öffentlichkeit geht, eine Regelung Jahr; wir haben heute 35 000. Wir möchten diese geben, muß ein Verfahren eingerichtet werden, das Zahl natürlich gerne unterschreiten. Ob wir das er- es ermöglicht, die Interessen des Dienstherrn, die reichen werden, ist zweifelhaft, zumal dann, wenn Interessen der Bundeswehr, die Interessen der All- es zur Reorganisation der Wehrstruktur kommen gemeinheit gegen die Interessen des einzelnen an sollte. Dann wird es natürlich eine Phase häufigerer einer ungehinderten Veröffentlichungspraxis abzu- Versetzungen geben, so daß die an sich gemeinsam wägen. Das hat nichts damit zu tun, daß natürlich getragenen Bemühungen, diese Zahl zu senken, wohl jeder in einem wissenschaftlichen Streit über Stra- nicht so schnell Erfolg haben werden. tegie seine Äußerungen machen kann. Aber gerade Die Wehrgerechtigkeit: Ich kann die Ergebnisse im technischen Bereich wird es außerordentlich sen- der Adorno-Kommission nicht unterbreiten. Aber sibel. Da brauchen wir Verfahren, die natürlich zu die Adorno-Kommission hat doch wohl mit Zustim- einer Einschränkung der Grundrechte führen, jedoch mung aller hier im Parlament vertretenen Parteien fair durchgeführt werden und auch im Interesse der festgestellt, daß das Problem, in welcher Richtung Beteiligten sind. man es auch angeht, nahezu unlösbar ist; Ich kann mich nicht daran erinnern, daß wir dar- (Widerspruch bei der CDU/CSU) über unter den Mitgliedern des Verteidigungsaus- schusses kontrovers diskutiert haben. Das ist ange- ob es rechtliche oder steuerrechtliche Möglichkeiten sprochen worden, die Regierung hat ihre Meinung usw. sind. vertreten, und es ist kein Widerspruch von seiten (Weiskirch [Olpe] [CDU/CSU] : Steuerrecht- der Parlamentarier gekommen. Wenn das unserer- liche Schwierigkeiten gibt es, aber nicht die seits ein Irrtum sein sollte, bin ich gerne bereif, anderen!) diese Frage bei der nächsten Diskussion über den — Auf jeden Fall: Leichte, praktizierbare, durch- Wehrbeauftragtenbericht — ich nehme an, daß das setzbare Verfahren sind von der Adorno-Kommis- ein Dauerbrenner bleiben wird — erneut aufzugrei- sion nur in Ansätzen vorgewiesen worden. fen und dann intensiv zu diskutieren. Heimatferne Einberufungen: Ein leidiges Thema. Nun zur Frage Verwendungs- und Beförderungs- Bei uns laufen Studien. Wir wollen noch einmal stau. Herr Kollege Ernesti, das Problem liegt ja sehr, überlegen, ob man nicht zu einer stärkeren Bünde- sehr tief, historisch auch sehr lange zurück. Wenn lung der Wehrdienstströme entlang der großen Sie sagen, es gebe keine Konzepte zur Regelung des Transportstrecken kommen kann. Vielleicht ist es Problems, so werden wir sie in den nächsten Mona- möglich, da noch einiges zu tun. Auch im Bereich ten sicher überraschen, sofern wir vom Kabinett der Familienheimfahrten wird zu überlegen sein, ob grünes Licht bekommen werden. man nicht bei einer stärkeren Bündelung dazu kom- (Zurufe von der CDU/CSU: Das ist es!) men kann, statt der bisherigen Lösungen an den Wochenenden Militärzüge einzusetzen. Es ist völlig Das ist die entscheidende Frage. Aber bevor mit klar, daß der Wehrpflichtige, der heimatfern einge- Steinen geworfen wird, möchte ich Sie daran er- setzt ist und zudem noch in der Provinz wohnt innern, daß die Probleme, die wir jetzt lösen müssen, und einen schweren Zugang zu den Hauptstrecken die Folge von Fehlentscheidungen früherer Vertei- der Bundesbahn hat, natürlich nicht auf die Bundes- digungsminister sind. bahn zurückgreift, sondern sich einen alten Pkw (Damm [CDU/CSU]: Ihrer eigenen!) kauft und sich zusammen mit vier Kameraden dort hineinsetzt. Wir haben ja erschreckende Unfallzah- Wir müssen das Problem, das darin besteht, daß len. Wir wollen versuchen, das zu verbessern. Aber man zehn Jahre lang zu wenige Soldaten auf Zeit auch da können Wunder nicht erwartet werden. bekommen und dafür Berufssoldaten mit der Folge genommen hat, daß wir in diesen Jahrgängen jetzt Ich muß es mir versagen, auf politische Bildung, im Verhältnis viel zu viele Berufssoldaten haben und Menschenführung, Anleitstudium, Tradition einzu- zu wenige Zeitsoldaten — diese Jahrgänge sind ja gehen. Diese Themen bedürfen einer eigenen De- teilweise um 300 % stärker mit Berufssoldaten be- batte, einer sehr ausführlichen Debatte. Wir wollen setzt, als das nach der ursprünglichen, vernünftigen uns davor nicht drücken und uns dagegen nicht Planung vorgesehen war —, jetzt einer sehr, sehr sträuben; aber ich kann nicht mehr in den mir zuge- kritischen Öffentlichkeit unterbreiten, um endlich standenen weiteren drei Minuten darauf eingehen. zu einer Lösung zu kommen, die zu Ihrer Zeit nicht Die im Jahresbericht in dankenswerter Deutlichkeit erreicht worden ist. Das Problem steht an, muß ge- genannten Probleme aus dem Aufgabenbereich des löst werden, aus der Sicht des Verteidigungsmini- Wehrbeauftragten werden durch das Bundesministe- 3782 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Parl. Staatssekretär Dr. von Billow rium sorgfältig beobachtet und weiter verfolgt. Die Vizepräsident Frau Renger: Bitte, Herr Abgeord- Zusammenarbeit aller Teile und Dienststellen der neter, eine Zusatzfrage. Bundeswehr mit dem Amt des Wehrbeauftragten ist gut. Die Empfehlungen im Jahresbericht werden Dr. Langner (CDU/CSU) : Herr Parlamentarischer sorgfältig geprüft. Der Bericht selbst wird an die Staatssekretär, können Sie vielleicht Auskunft dar- Truppe verteilt werden. über geben, welcher Teil von Laufzeiten von Über- (Beifall bei der SPD und der FDP und bei weisungen zwischen Lastbuchung und Gutschrift auf Abgeordneten der CDU/CSU) den Verrechnungsverkehr der Deutschen Bundes- bank entfällt und ob auch hier beachtliche Zinsge- winne anfallen? Vizepräsident Stücklen: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich schließe die allgemeine Aus- Haehser, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege, es sprache. ist so, daß wir nicht den Auftrag und auch nicht die Wir kommen jetzt zur Abstimmung über die Be- Vollmacht haben, die Laufzeiten zu beobachten, es schlußempfehlung des Ausschusses auf Drucksache sei denn, der Staat wäre bei Überweisungen oder 8/968. Der Ausschuß empfiehlt unter Nr. 1 und Nr. 2, bei Geldern, die er empfängt, unmittelbar tangiert; den Jahresbericht 1976 des Wehrbeauftragten zur dann werden wir sicher darauf achten. Weil uns der Kenntnis zu nehmen und dem Wehrbeauftragten Auftrag und die Vollmacht fehlen, fehlen uns auch für seine Arbeit im Berichtsjahr zu danken. Wer da- die Instrumente, so daß ich Ihre Frage zumindest mit einverstanden ist, den bitte ich um das Hand- nicht so beantworten kann, wie Sie es sich vielleicht zeichen. Wer ist dagegen? — Wer enthält sich? — wünschen. Einstimmig so entschieden. (Beifall bei der SPD) Vizepräsident Frau Renger: Bitte, Herr Abgeord- neter, eine zweite Zusatzfrage. Der Ausschuß empfiehlt weiter auf Drucksache 8/968 unter Nr. 3 die Annahme einer Entschließung. Wer der Entschließung zuzustimmen wünscht, den Dr. Langner (CDU/CSU): Wären Sie — dies ein- bitte ich um ein Handzeichen. — Wer ist dagegen? mal akzeptiert — bereit, dieser Frage nachzugehen Enthaltungen? — Es ist einstimmig angenom- und dabei auch einmal zu prüfen, ob trotz der Ein- men. richtung sogenannter Datenclearingstellen der Deut- schen Bundesbank zwischen der Abwicklung bei der Ich vertage die Sitzung auf 14 Uhr. Dann wird die Bundesbank und diesen Datenclearingstellen biswei- Fragestunde beginnen. len ein Tag Wertstellung verstreicht und dadurch (Unterbrechung von 13.12 bis 14.00 Uhr) erhebliche Zinsgewinne anfallen?

Haehser, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege, ich Vizepräsident Frau Renger: Wir fahren in den Be- bin gerne dazu bereit, diesen Dingen nachzugehen, ratungen fort. wie ich dem Hohen Hause überhaupt gerne mit- teile, daß in Einzelfällen, in denen Betroffene den Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung auf: Eindruck haben, daß die Zeitspannen des Überwei- Fragestunde sungsvorgangs zu lang sind, durchaus das zustän- — Drucksache 8/1015 — dige Bundesamt eingeschaltet werden kann. Sollten Ihnen Einzelfälle geläufig sein, so wäre ich Ihnen Wir behandeln zunächst die Fragen aus dem Ge- dankbar, wenn Sie mich darüber unterrichteten. schäftsbereich des Bundesministers der Finanzen. Herr Parlamentarischer Staatssekretär Haehser steht Vizepräsident Frau Renger: Ich rufe die Frage 55 zur Beantwortung zur Verfügung. des Herrn Abgeordneten Dr. Spöri auf: Ich rufe die Frage 54 des Herrn Abgeordneten Dr. Ist der Bundesregierung bekannt, ob das Bayerische Finanz- ministerium Spendenorganisationen wie dem „Wirtschaftsbeirat Langner auf: der Union", der „Gesellschaft zur Förderung der sozialen Markt- wirtschaft e. V." und dem „Schutzverband des Erwerbstätigen Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über den Zins- Eigentums e. V." Steuerfreiheit zuerkannt hat, und wie bewertet gewinn der deutschen Banken durch die Laufzeiten von Über- die Bundesregierung gegebenenfalls eine derartige Auslegung weisungen, und reichen diese Gewinne aus, um die entspre- von Steuergesetzen des Bundes angesichts der Tatsache, daß es chenden Kosten der Kontoführung zu decken? sich hierbei nicht um ordnungsgemäße Berufsverbände, sondern eindeutig um finanzielle Hilfsorganisationen einer politischen Bitte sehr, Herr Staatssekretär. Partei handelt? Bitte schön, Herr Staatssekretär. Haehser, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen: Herr Kollege, die Höhe der Zinsge- Haehser, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege Dr. winne, die Kreditinstitute während der Laufzeit von Spöri, bei den von der Körperschaftsteuer befreiten Überweisungen ziehen, ist der Bundesregierung Berufsverbänden handelt es sich um Vereinigungen nicht bekannt. Wie sie wissen, unterliegt die Ko- von natürlichen Personen oder von Personen, die sten- und Ertragskalkulation der Kreditinstitute allgemeine, aus der beruflichen oder unternehme- keiner staatlichen Aufsicht oder Kontrolle. Aus die- rischen Tätigkeit erwachsene ideelle und wirtschaft- sem Grunde ist es mir auch nicht möglich, Ihre Fra- liche Interessen des Berufsstandes oder Geschäfts- ge zu beantworten, ob die Kosten der Kontoführung zweiges wahrnehmen. Mit Rücksicht auf das Steuer- durch die Zinsgewinne gedeckt werden. geheimnis kann ich mich jedoch nicht dazu äußern, Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3783 Parl. Staatssekretär Haehser ob die von Ihnen aufgeführten Organisationen die Bundesregierung ist neugierig genug, um den Rech- vorgenannten Voraussetzungen erfüllen und von der nungshof zu bitten, sie vom Ergebnis seiner Über- Finanzverwaltung des Freistaates Bayern als steuer- prüfungen zu informieren. freie Berufsverbände anerkannt worden sind. Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Herr Kol- Vizepräsident Frau Renger: Eine Zusatzfrage, Herr lege Ey. Abgeordneter Spöri. Ey (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, ist die Bun- Dr. Spöri (SPD) : Herr Staatssekretär, hat sich die desregierung dann bereit, in 'die Überprüfung auch Bundesregierung — unabhängig von dem von mir .das Spendenverhalten einer hessischen Bank gegen- angesprochenen Einzelsachverhalt — in diesem Zu- über anderen politischen Organisationen im Zusam- sammenhang mit den übrigen 21 problematischen menhang mit einer möglichen Steuerpflicht einzube- Punkten, die der Bundesrechnungshof im Zusammen- ziehen? hang mit der Überprüfung des Gebarens des baye- rischen Finanzministeriums hervorgehoben hat, be- Haehser, Parl. Staatssekretär: Ich hätte gern mit faßt? einem alten Pfadfindergruß geantwortet: Allzeit be- reit, Herr Kollege. Haehser, Parl. Staatssekretär: Es ist so, Herr Kol- lege Dr. Spöri, daß hier keine Beziehung zwischen Vizepräsident Frau Renger: Ich rufe die Frage 56 dem Bundesrechnungshof und der Bundesregierung, des Herrn Abgeordneten Curdt auf: sondern eine Beziehung zwischen dem Bundesrech- Ist der Bundesregierung bekannt, daß deutsche Transportunter- nungshof und der Bayerischen Staatsregierung be- nehmer in Italien zwar theoretisch und unter erschwerten Vor- aussetzungen eine Mehrwertsteuererstattung für die von ihnen steht. Es wäre also eher Sache des Bayerischen in Italien in Anspruch genommenen Warenlieferungen und Dienstleistungen erhalten können, daß diese Erstattungsmöglich- Landtags oder von Einrichtungen des Bayerischen keit aber praktisch nidit zur Auszahlung führt, weil die von der Landtags, sich gegebenenfalls mit diesen Dingen zu Finanzverwaltung freigegebenen Erstattungsbeträge auf Grund einer Verfügung des italienischen Devisenamtes vom 24. Mai beschäftigen. 1977 nicht ausgezahlt, sondern nur für Zwecke verwendet werden dürfen, die bei deutschen Transportunternehmen in der Regel Ich mache Ihnen aber das Angebot, daß ich so- nicht anfallen, und wenn ja, welche Folgerungen zieht sie dar- aus? wohl Ihre Fragen als auch die Antworten der Bun- desregierung auf Ihre Fragen dem Bundesrechnungs- hof zur Kenntnisnahme und gegebenenfalls zur Be- Haehser, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege Curdt achtung übersende. und Frau Präsident, vielleicht darf ich wegen des engen Sachzusammenhangs die Fragen 56 und 57 zusammen beantworten. Vizepräsident Frau Renger: Eine weitere Zusatz- frage, bitte, Herr Abgeordneter. Vizepräsident Frau Renger: Dann rufe ich auch die Frage 57 des Herrn Abgeordneten Curdt auf: Dr. Spörl (SPD) : Herr Staatssekretär, ist es vor Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die genannten dem Hintergrund der Tatsache, daß es bei den be- Praktiken mit Artikel 17 Abs. 2 b der 6. Richtlinie zur Harmo- nisierung der Umsatzsteuer vom 17. Mai 1977 und auch mit dem trachteten Vorgängen schließlich um die Ausführung Geist der Römischen Verträge nicht vereinbar sind, und welche Maßnahmen wird die Bundesregierung gegebenenfalls ergreifen, von Bundesgesetzen geht, nicht richtig, daß die Be- um die italienische Regierung zu veranlassen, diese die Wettbe- obachtung dieser Vorgänge der Bundesregierung werbsbedingungen der Transportwirtschaft verzerrenden Vor- schriften abzuändern? wichtig sein müßte, und wie bewerten Sie vor die- sem Hintergrund die Tatsache, daß der Bundesrech- nungshof von der Prüfung dieser Vorgänge vom Haehser, Parl. Staatssekretär: Die von Ihnen, Herr bayerischen Finanzministerium ausgeschlossen wor- Kollege Curdt, geschilderten Schwierigkeiten für den ist? deutsche Transportunternehmen auf Grund der Ver- fügung des italienischen Devisenamts vom 24. Mai 1977 sind der Bundesregierung bekannt. Nach Auf- Haehser, Parl. Staatssekretär: Zwischen dem Bun- fassung der Bundesregierung ist diese Verfügung desrechnungshof und der Bayerischen Staatsregie- weder mit Art. 11 Abs. 1 Buchst a) der 2. Richtlinie rung — ich sage das mit den nötigen Vorbehalten, noch mit Art. 17 Abs. 3 Buchst. b) der 6. Richtlinie weil ich ja weder von der einen noch von der ande- zur Harmonisierung der Umsatzsteuer vereinbar. ren Instanz eine Vollmacht habe, mich zu äußern — finden bezüglich des zuletzt geäußerten Sachverhalts Zwischen den beteiligten Bundesministerien ha- Gespräche statt, von denen .mir angedeutet wurde — ben Beratungen über das weitere Vorgehen der hier wieder der Vorbehalt —, daß gewisse Erfolgs- Bundesregierung stattgefunden, die gestern abge- aussichten bestehen, was die zukünftige Zusammen- schlossen worden sind. Die zwei wichtigsten Ergeb- arbeit angeht. nisse dieser Beratungen will ich Ihnen gern nennen: Nun aber zu Ihrer Frage. Sie zielt ja darauf ab, ob 1. Es soll eine Einschaltung der EG-Kommission es steuerrechtlich zulässig ist, Hilfsorganisationen vorgenommen werden. politischer Parteien Steuerfreiheit zu gewähren. Ich 2. Es ist an eine Note an das italienische Außen- vermute, daß ich mit dieser Annahme richtig liege. ministerium gedacht. Hier gilt meine Antwort, daß dies nicht zulässig Sie werden verstehen, daß ich Ihnen nicht alle ist. Genau das zu überprüfen ist nun Sache des Bun- Ergebnisse der Beratungen hier mitteile, nicht zu- desrechnungshofs. Die Überprüfung findet statt. Die letzt im Hinblick darauf, daß ich den Erfolg der 3784 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Parl. Staatssekretär Haehser Mittel, die wir einzusetzen gedenken, nicht in Frage war, diese seien Eigentum des Bundes. Sie ist nach stellen oder beeinträchtigt sehen möchte. Klarstellung der Rechtslage weder befugt noch inter essiert, weiterhin fremdes Eigentum zu verwalten. Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Herr Ab- Die demzufolge 1974 eingeleiteten Maßnahmen geordneter Curdt. der Bundesvermögensverwaltung sind inzwischen weitgehend abgeschlossen. Die Bundesvermögens- Curdt (SPD) : Herr Staatssekretär, sehen Sie sich verwaltung hat sich auch in dem von Ihnen zitierten heute, nachdem erst gestern — wofür ich Verständ- Fall intensiv darum bemüht, die Übergabe der Ver- nis habe — diese Besprechungen geendet haben, die waltung der gemeindeeigenen ehemaligen Schutz- einen vorläufigen Charakter hatten, trotzdem in der bauwerke im Einvernehmen mit den Eigentümern Lage, mir die Frage zu beantworten, welchen Zeit- vorzunehmen. Das ist nicht in jedem Falle geglückt. raum Sie sich für eine befriedigende — um nicht zu sagen: abschließende — Regelung dieses Vorgangs vorgenommen haben? Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Herr Ab- geordneter Wimmer.

Haehser, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege, Ihnen ist, da Sie sich ja intensiv mit der Angelegenheit Wimmer (Mönchengladbach) (CDU/CSU) : Herr befaßt haben — das geht aus Ihren Fragen her- Staatssekretär, können Sie Aufschluß darüber ge- vor —, sicher bekannt, daß sich die Bundesregie- ben, wie sich die Bundesregierung bzw. die Bundes- rung schon einmal vor drei Jahren, 1974, genötigt vermögensverwaltung im Falle von privaten Grund- sah, zu intervenieren. Dies hatte damals einen Er- stückseigentümern verhält? Ist diese Absprache auch folg. Allerdings sind in der Zwischenzeit neue da vorgenommen worden? Schwierigkeiten hinzugetreten. Bitte legen Sie mich nicht —. Sie wollen es auch nicht — auf ein Datum Parl. Staatssekretär: Es ist interessant, fest, sondern lassen Sie sich von mir sagen, daß es Haehser, Herr Kollege Wimmer, daß die Urteile, die ich zi- selbstverständlich im Interesse der Bundesregie- tierte, nicht etwa von der Bundesregierung veran- rung liegt, wenn die Regelung, die wir anstreben, laßt worden sind. Würde es diese Urteile nicht ge- so bald wie nur irgend möglich vorgenommen wird. ben, dann wäre die Bundesregierung immer noch der Meinung, die Aufbauten seien ihr Eigentum. Vizepräsident Frau Renger: Keine weitere Zusatz- Aber die Urteile gibt es. Sie sind ausgerechnet von frage. privaten Eigentümern erwirkt worden, so daß Sie sich auf Grund dieser Mitteilung die Frage, die Sie Die Frage 58 des Herrn Abgeordneten Hansen gestellt haben, beantworten können. wird auf Wunsch des Fragestellers schriftlich beant- wortet. Die Antwort wird als Anlage abgedruckt. Vizepräsident Frau Renger: Zweite Zusatzfrage. Ich rufe Frage 59 des Herrn Augeordneten Wim- mer (Mönchengladbach) auf: Wimmer (Mönchengladbach) (CDU/CSU) : Herr Kann die Bundesregierung die Gründe für die Absicht der Bundesvermögensverwaltung angeben, nach denen ohne Ab- Staatssekretär, können Sie weiterhin darüber Auf- sprache mit den betroffenen Gemeinden, z. B. der Stadt Mön- chengladbach, die auf gemeindeeigenen Grundstücken errichte- schluß geben, wie die planungsrechtlichen Zustän- ten bundeseigenen Schutzbauten in die alleinige Zuständigkeit digkeiten für diese Schutzbauten in Zukunft gere- der betroffenen Gemeinden mit allen sich daraus ergebenden Unterhaltungsverpflichtungen durch eine einseitige Besitzaufgabe- gelt werden sollen? Werden die Gemeinden in eige- erklärung der Bundesvermögensverwaltung übergehen sollen? ner Kompetenz über Grund und Boden hier verfü- Bitte sehr, Herr Staatssekretär. gen können, ohne daß die Bundesvermögensverwal- tung bezüglich des Bau- und Planungsrechtes Ein- spruch einlegen oder Bedenken vortragen könnte? Haehser, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege Wim- mer, nach der Rechtsprechung des Bundesgerichts- hofs — Urteil vom 28. Mai 1971 — und des Bundes- Haehser, Parl. Staatssekretär: Es wird sicher dar- verwaltungsgerichts — Urteil vom 30. November auf ankommen, welche Verwendung man in Zukunft 1973 — handelt es sich bei den vom Deutschen Reich für das eine oder andere Bauwerk haben wird. auf fremden Grundstücken errichteten Schutzbau- werken grundsätzlich nicht um Eigentum des Bundes, Herr Kollege Wimmer, ich möchte Ihre Frage jetzt sondern um Eigentum der Grundstückseigentümer. nicht aus dem Handgelenk beantworten. Sie haben Die Absicht der Bundesvermögensverwaltung, die Anspruch auf gründliche Information. Ich sage- Ihnen Verwaltung der auf gemeindeeigenen Grundstücken eine schriftliche Information zu. errichteten und somit gemeindeeigenen ehemaligen Schutzbauwerke durch den Bund zu beenden, ist die Vizepräsident Frau Renger: Ich rufe die Frage 60 notwendige Konsequenz dieser höchstrichterlichen des Herrn Abgeordneten Wimmer auf: Entscheidungen. Kann die Bundesregierung angeben, mit welchen jährlichen Unterhaltungskosten die Gemeinden für diese Schutzbauten rech- Die Bundesvermögensverwaltung war im Besitz nen müssen, und ist diese Absicht der Bundesvermögensverwal- tung mit dem Bundesministerium des Innern insoweit abgestimmt, der ehemaligen Schutzbauwerke, weil sie mit ande- als dadurch Überlegungen zur Zivilverteidigung betroffen sind? ren Beteiligten zunächst der — wie sich nunmehr ergeben hat — unzutreffenden Rechtsauffassung Bitte schön. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3785

Haehser, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege Wim- Haehser, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege Nie- mer, der bauliche Zustand der ehemaligen Schutz- gel, die Bundesregierung veröffentlicht in periodi- bauwerke ist sehr verschieden. Im übrigen hängen schen Abständen Berichte über die finanzielle Ent- die Art und Weise und der Umfang der anfallenden wicklung der Gebietskörperschaften. Sie bewertet baulichen Unterhaltungen von den Absichten des je- die Ergebnisse einer einzelnen Ebene entsprechend weiligen Verfügungsbefugten ab. Hier wird das Pro- der verfassungsrechtlichen Zuständigkeit des Bun- blem angerissen, das wir vorhin angedeutet haben. des nur im Vergleich mit den übrigen Gebietskör- Die Bundesregierung ist deshalb nicht in der Lage, perschaften des Gesamtstaates. Bei der jährlichen anzugeben, mit welchen jährlichen Unterhaltungs- Berichterstattung des Bundesministeriums der Fi- kosten künftig gerechnet werden muß. nanzen über die Entwicklung der Gemeindefinanzen im abgelaufenen Jahr hatte ich im April darauf Sie weist auch bei dieser Gelegenheit noch einmal hingewiesen, daß für Städte und Gemeinden das auf folgendes hin: An baulicher Unterhaltung wer- Jahr 1976 finanzpolitisch ein Jahr der Konsolidie- den, soweit keine Absicht zur Nutzung der ehemali- rung war. gen Schutzbauwerke besteht, wenn überhaupt, in absehbarer Zeit im wesentlichen nur Kosten im Zu- Sie zitieren nun im Oktober einen Zeitungsaus- sammenhang mit der Verkehrssicherungspflicht an- schnitt vom April. Ich nehme nicht an, daß es zu fallen. Von diesen Kosten wird der Bund die zur Ihrer Herbstoffensive gehört, jetzt auf diesen Arti- Abwendung von Gefahren nach § 19 Abs. 2 des All- kel zurückzukommen. In diesem Artikel hatte ich gemeinen Kriegsfolgengesetzes erforderlichen Auf- übrigens nicht von den Eigenschaften der Kommu- wendungen nach wie vor tragen. Sobald die ehema- nalpolitiker, über die Finanznot der Gemeinden zu ligen Schutzbauwerke für Zivilschutzzwecke instand- klagen, sondern von den Aufgaben gesprochen. In gesetzt worden sind, werden sämtliche zur baulichen dem ausgedruckten Text meiner Pressemitteilung Unterhaltung der Bauwerke notwendigen Zweckaus- ist davon übrigens nicht die Rede. Vielmehr habe gaben vom Bund getragen werden. ich diesen Text erläutert und aus der Erfahrung eines ehemaligen Kommunalpolitikers gesprochen. Bei den Maßnahmen der Bundesvermögensverwal- tung handelt es sich um rein zivilrechtliche Maß- nahmen zur Bereinigung von Liegenschaftsangele- Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Herr Ab- genheiten. Gleichwohl sind die grundlegenden Ent- geordneter Niegel. scheidungen in vollem Umfange mit dem Bundes- ministerium des Innern abgestimmt worden. Ange- Niegel (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, seit April sichts dessen, daß die zivilrechtlichen und die zivil ist eine gewisse Zeit vergangen, wir haben jetzt schutzmäßigen Aspekte hier ohne jede sachliche Be- etwas mehr Abstand, und wir haben auch das rührung nebeneinanderstehen, ist im übrigen nicht Steuerpaket hinter uns, das die Gemeinden erheb- ersichtlich, daß durch die Maßnahmen der Bundes- lich belastet. Können Sie uns jetzt konkret zur vermögensverwaltung Überlegungen zur Zivilver- finanziellen Situation der Gemeinden etwas sagen? teidigung getroffen werden könnten. Denn die Zahlen, die mir vorliegen, sind alles an- (Wimmer [Mönchengladbach] [CDU/CSU] : dere als so, daß man sagen könnte, es gebe hin- Danke schön, keine Zusatzfrage!) sichtlich der finanziellen Entwicklung in den Ge- meinden keine Besorgnis.

Vizepräsident Frau Renger: Eine Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Dr. Möller. Haehser, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege Nie- gel, die seinerzeit von mir vertretene Auffassung, die Entwicklung der Gemeindefinanzen sei besser Dr. Möller (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, wird als von den Gemeinden und Gemeindeverbänden die Bundesregierung, wie zugesagt, noch im Laufe vermutet, ist von autorisierter Seite, nämlich von dieses Jahres die Konzeption über die zivile Vertei- den Sprechern der Gemeinden und Gemeindever- digung und damit auch über die Schutzbauten vor- bände, bestätigt worden. So heißt es beispielsweise legen können? in einer Eingabe der Bundesvereinigung der kom- munalen Spitzenverbände an den Deutschen Bun- destag vorn 23. September 1977: Haehser, Parl. Staatssekretär: Davon, Herr Kolle- ge Möller, werden Sie ausgehen können. Die Arbei- Es ist richtig, daß durch intensive Sparbemü- ten an diesen Berichten sind im Gange. hungen eine gewisse Konsolidierung der kom- munalen Haushalte erreicht werden konnte. - Vizepräsident Frau Renger: Keine weitere Zusatz- Und in einer Entschließung der kommunalen Spit- frage. Ich rufe jetzt Frage 61 des Herrn Abgeordne- zenverbände vom 10. Oktober 1977 stellen diese ten Niegel auf: fest: Eine relativ günstige Entwicklung ,der effekti- Ist die Bundesregierung noch der Überzeugung, daß die finan- zielle Lage der Gemeinden keinen Anlaß zur Besorgnis gebe, die ven Steuereinnahmen seit 1976 hat die Konso- Finanzausstattung der Gemeinden keiner Besserung bedürfe und daß es lediglich zu den Eigenschaften der Kommunalpolitiker ge- lidierungsanstrengungen unterstützt. höre, über die Finanznot der Gemeinden zu klagen und Forde- rungen zur Verbesserung zu erheben, wie sich Staatssekretär Sie fragen aber nicht nur nach der Vergangenheit, Karl Haehser nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung äußerte? sondern auch nach der Gegenwart. Dazu kann ich Ihnen sagen, daß die ersten uns vorliegenden Er- Bitte, Herr Staatssekretär. gebnisse aus 1977 darauf hindeuten, daß sich die 3786 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Parl. Staatssekretär Haehser Konsolidierungstendenzen in den gemeindlichen der sich 'um knapp 1 Milliarde DM verbessern konn- Haushalten im laufenden Jahr fortsetzen werden. So ten. betrug im ersten Halbjahr 1977 die Nettokreditauf- Die Vertreter der Länder — auch des Landes, aus nahme der Gemeinden nur 1,5 Milliarden DM; das dem ich komme — haben im übrigen gesagt oder zu /0 weniger als im ersten Halbjahr 1976. Ge- sind 40 0 erkennen gegeben, daß sie das, was sie durch die wiß verkenne ich nicht, daß die Nettokreditaufnah- Umsatzsteuerneuverteilung „eingeheimst" haben — me der Gemeinden auch mit 'dem die Kreditaufnahme bitte, entschuldigen Sie den saloppen Ausdruck —, betreffenden Leistungsvermögen zusammenhängt. zum Teil den Gemeinden wieder abgeben wollen. Aber sie hängt auch damit zusammen, daß — nicht Insofern sind manche Besorgnisse, die von den Ge- zuletzt durch die Gemeindefinanzreform — den Ge- meinden im Zusammenhang mit diesem Steuerpaket meinden Mittel ,des Bundes oder aus Bundessteuern geäußert worden sind, wohl verständlich, aber nicht zufließen, 'die sie vor der Gemeindereform nicht in dem Ausmaß berechtigt gewesen; denn die Länder hatten. zeigen sich gegenüber den Gemeinden, für die sie Ich nenne Ihnen gern einmal .die Zahlen. Durch die zuständig sind, zahlungswillig. Gemeindefinanzreform ist die den Gemeinden ge- gebene Summe von 1,97 Milliarden DM im Jahr Vizepräsident Frau Renger: Eine Zusatzfrage des 1970 auf nunmehr 8,3 Milliarden DM gestiegen. Herrn Abgeordneten Kühbacher. Hinzu kommt — ich gebe das durchaus nicht voll- ständig an —, daß natürlich das Gemeindeverkehrs- Kühbacher (SPD) : Herr Staatssekretär, Sie haben finanzierungsgesetz oder das Krankenhausfinanzie- über die Nettokreditaufnahme der Gemeinden ge- rungsgesetz oder die Konjunkturprogramme, aber sprochen. Sind Sie mit mir der Ansicht, daß der auch 'die Gemeinschaftsaufgaben durch andere öf- Rückgang der Nettokreditaufnahme möglicherweise fentliche Hände den 'Gemeinden Lasten wegnehmen, auf ein Einwirken der kommunalen Aufsichtsbehör- die sie früher allein zu tragen hatten. Damit sind den zurückzuführen ist? Oder läßt sich hier die Er- Leistungen bewerkstelligt worden, die früher gar kenntnis bestätigen, daß die Gesamtzusammenset- nicht möglich waren. zung des Vermögenshaushalts in seiner Einnahme- situation eine größere Kreditaufnahme der Gemein- Vizepräsident Frau Renger: Haben Sie noch eine den nicht erfordert, weil andere Finanzierungsmög- Zusatzfrage? Bitte. lichkeiten des Bundes — Zuweisungen, Selbstfinan- zierungsquote — zur Verfügung stehen? (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, da Sie Niegel Parl. Staatssekretär: Nun, ich will hierzu, von der Eingabe der Spitzenverbände sprechen, so Haehser, um diesen Teil der Fragestunde nicht über Gebühr darf ich 'demgegenüber auch einige Sätze zitieren, auszudehnen, gern bemerken, daß ich mit Ihnen der die Sie vielleicht wohlweislich nicht vorgetragen ha- Meinung bin, daß die kommunalen Aufsichtsbehör- ben. Dort heißt es: den den Investitionswillen und den Kreditaufnahme Durch das 'im Sommer verabschiedete Steuer- willen der Gemeinden manchmal bremsen. Insofern paket 1977 werden die Kommunen schon 1978 haben Aufsichtsbehörden — wer darin einen Vor- mit 1,6 Milliarden DM belastet. Es ist abzusehen, wurf sehen will, der mag das bitte tun — den Weg daß eine Abdeckung über die Finanzausgleiche der Bundesregierung nicht immer begleitend unter- in ,den Ländern auch nicht annähernd erreicht stützt, antizyklisch zu wirken. Das muß ich zugeben. wird. Die jetzt bevorstehenden Steuererleichte- rungen kosten die Städte, Gemeinden und Im übrigen ließe sich natürlich, Herr Kollege Kreise bereits 1978 mindestens zusätzlich 1,6 Kühbacher, zu Ihrer Frage noch vieles sagen. Ich Milliarden DM. In den folgenden Jahren stei- habe mir auch dazu meine Notizen gemacht. Aber Ih- gen diese Haushaltsmehrbelastungen noch er- nen kam es sicher darauf an, von mir bestätigt zu be- heblich. kommen, daß ich der Meinung bin, daß die kommu- nalen Aufsichtsbehörden die Gemeinden und die Gemeindeverbände oft daran hindern, Kredite in Haehser, Parl. Staatssekretär: Ich hatte, Herr Kol dem Maße aufzunehmen, wie es die Selbstverwal- lege Niegel, in meiner Antwort wohlweislich nicht tungskörperschaft für richtig hält. darauf 'Bezug genommen, damit ich dies als Material für eine Zusatzfrage von Ihnen habe, die Sie denn Vizepräsident Frau Renger: Ich bitte die nächsten auch prompt gestellt haben. Fragesteller, kurze Fragen zu stellen. Ich bitte auch (Heiterkeit) den Herrn Staatssekretär, so kurz wie möglich zu antworten. - Die Auswirkungen des vor 'der Sommerpause ver- abschiedeten Steuerpakets dürfen nicht isoliert be- Herr Kollege Ey. trachtet werden, sondern müssen im Zusammenhang mit der Umsatzsteuerneuverteilung und der Über- Ey (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, hat die Bun- nahme von Kindergeldzahlungen durch den Bund desregierung Vorstellungen, in welcher Höhe auf gesehen werden. Eine zusammenfassende, nicht um- lange Sicht kommunale Steuererhöhungen zwangs- strittene Betrachtung der drei genannten finanz- läufig dadurch stattfinden müssen, daß für öffentli- wirksamen Maßnahmen zeigt, daß der Bund mit che Maßnahmen umfangreiche Konjunkturmittel, die 1,7 Milliarden DM und die Gemeinden mit rund ja begrüßenswert sind, in Anspruch genommen wor- 300 Millionen DM betroffen sind, während die Län- den sind? Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1937 3787

Haehser, Parl. Staatssekretär: Nun, Herr Kollege, Glos (CDU/CSU) : — — dies aus ihrem laufenden ich sehe nicht ganz den Zusammenhang mit den ge- Haushalt zu bestreiten. stellten Fragen, die sich mit einem Artikel befaßten. Und dieser Artikel vom April befaßte sich wie- Haehser, Parl. Staatssekretär: Es ist so, Herr Kol- derum mit Ausführungen von mir vor einer Presse- lege, daß sich die Bundesregierung bei allen Pro- konferenz. Ich habe deswegen auch die Ubersicht, grammen, beispielsweise Konjunkturprogrammen, in wenn es sie gibt, nicht zur Hand, will aber gerne engem Einvernehmen mit den Ländern und den prüfen, ob es eine solche Ubersicht gibt. Spitzenverbänden bemühte, nur solche Bereiche in Ich muß natürlich auch einmal sagen dürfen, daß den Kreis der Förderung einzubeziehen, für die mit in den Gemeinden und Gemeindeverbänden, Herr keinen •oder nur geringen Folgelasten zu rechnen Kollege, zwischenzeitlich — Gott sei Dank — mit ist. Insofern ist also dem Vorbringen von Gemein- aller Hilfe auch schon viel erledigt worden ist. den und Gemeindeverbänden Rechnung getragen worden.

Vizepräsident Frau Renger: Danke. Herr Staatsse- Ich habe im übrigen nicht den Eindruck, daß es bei kretär, Sie haben recht, daß das weit über den In- Gemeinden und Gemeindeverbänden Angst gibt, zu halt der Frage hinausging. — Das Wort zu einer investieren, sondern ich habe eher den Eindruck, Zusatzfrage haben noch Herr Dr. Möller und Herr daß es Hemmnisse gibt, z. B. solcher Art, wie wir sie Glos. vorhin im Zusammenhang mit der Frage des Kolle- gen Kühbacher erörtert haben. Zuerst Herr Möller. Vizepräsident Frau Renger: Ich rufe die Frage 62 Dr. Möller (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, darf des Herrn Abgeordneten Böhm (Melsungen) auf: ich aus dem ersten Teil Ihrer Antwort und aus Ihren Trifft es zu, daß in der Bundesrepublik Deutschland für Bei- träge und Spenden an die Deutsche Kommunistische Partei, den Ausführungen über die Verschuldung der Gemein- Kommunistischen Bund Westdeutschland, die Kommunistische den folgern, daß die Bundesregierung der Auffas- Partei Deutschland, die Kommunisten Deutschlands — Marxisten — Leninisten, die Sozialistische Einheitspartei Westberlin und sung ist, eine noch höhere Verschuldung der Ge- an andere verfassungsfeindliche Parteien die steuerliche Abzugs- fähigkeit nach § 10 b Abs. 2 des Einkommensteuergesetzes ge- meinden vertretbar oder gar wünschenswert ist? stattet ist, und wenn ja, welche Folgerungen zieht die Bundes- regierung daraus?

Haehser, Parl. Staatssekretär: Ich antworte mit Bitte sehr, Herr Staatssekretär. dem, was der Bund für sich für richtig hält, nämlich in Zeiten, in denen es die wirtschaftlichen Abläufe Haehser, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege Böhm, erfordern, fehlende private Nachfrage durch öffent- bereits in den Antworten auf die schriftlichen An- liche Nachfrage zu ersetzen. fragen Ihrer Fraktionskollegen Vogel für die Frage- (Beifall bei der SPD) stunde im Juli 1974 und Biehle für die Fragestunde im September 1974 ist dargelegt worden, daß kraft Das kann der Bund nur durch eine erhöhte Kredit- Gesetzes — § 10 b Abs. 1 des Einkommensteuer- aufnahme tun. gesetzes — jede politische Vereinigung zum Emp- Sie sind in diesen Tagen mit einem Haushaltsent- fang steuerbegünstigter Spenden berechtigt ist, die wurf konfrontiert worden, der genau diesem Ge- eine Partei im Sinne des § 2 des Parteiengesetzes danken Rechnung trägt. Als Folge dieses Gedan- darstellt und die nicht durch Entscheidungen des kens gibt es die erhöhte Kreditaufnahme. Wir Bundesverfassungsgerichts für verfassungswidrig wünschten, daß andere Gebietskörperschaften — erklärt worden ist. Wegen der Einzelheiten darf ich selbstverständlich im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf die Bundestagsdrucksache 7/2492, Seite 8, ver- — dem Beispiel des Bundes folgen und nicht, wie weisen. Die in Ihrer Frage aufgeführten politischen oft zu beobachten, seine Absichten unterlaufen Vereinigungen sind Parteien im Sinne des Parteien- würden. gesetzes. Sie können deshalb vom Empfang steuer- (Beifall bei der SPD) begünstigter Spenden nicht ausgeschlossen werden.

Eine Zusatzfrage, bitte, Eine letzte Zusatz- Vizepräsident Frau Renger: Vizepräsident Frau Renger: Herr Abgeordneter. frage, Herr Abgeordneter Glos.

Böhm (Melsungen) (CDU/CSU) : Herr Staatssekre- Glos (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, teilen Sie tär, sind Sie angesichts der Entwicklung in der Zeit die Kritik des Herrn Bundeskanzlers an der man- seit 1974 bereit, aus dieser Rechtslage, die Sie so- gelnden Investitionsbereitschaft der Gemeinden, eben geschildert haben, die notwendigen Konse- und würden Sie mir darin zustimmen, wenn ich aus- quenzen zu ziehen und eine Novellierung des Ein- führe, daß die Ursache dafür die berechtigte Angst kommensteuergesetzes mit dem Ziel vorzusehen, der Gemeinden vor den Folgekosten öffentlicher In- vom Bundesminister des Innern als verfassungs- vestitionen ist? Die Gemeinden sind jetzt schon nicht feindlich erkannte Parteien von solchen finanziellen mehr in der Lage, Wohltaten auszuschließen?

Vizepräsident Frau Renger: Danke, danke! Keine Haehser, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege, Ge- Begründung! setzesinitiativen sind nicht nur Sache der Bundes- 3788 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50, Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Parl. Staatssekretär Haehser Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um diese Benach- regierung, sondern sie können aus sehr gut erwo- teiligung gegenüber den in Eigengesellschaften geführten Alten- genen Gründen auch aus der Mitte des Parlaments heimen zu beseitigen? kommen. Ich wundere mich, daß, nachdem solche Antworten, wie ich sie jetzt gegeben habe, bereits Haehser, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege 1974 Ihren Fraktionskollegen Vogel und Biehle ge- Schmidt, die von Ihnen angesprochene Änderung geben worden sind, Sie die Möglichkeit einer Ge- der Umsatzsteuerbefreiung für Altenheime gemäß setzesinitiative nicht ergriffen haben. § 4 Nr. 16 des Umsatzsteuergesetzes ist im Rah- men des Einführungsgesetzes zur Abgabenord- Vizepräsident Frau Renger: Eine zweite Zusatz- nung 1977 erfolgt. Durch diese Änderung wurde die frage, bitte. Umsatzsteuerbefreiung an die gewerbesteuerrecht- liche Regelung für Altenheime angepaßt. Nach dem Gewerbesteuerrecht waren und sind nur die Alten- (Melsungen) (CDU/CSU) : Herr Staatssekre- Böhm heime, die unmittelbar von juristischen Personen tär, darf ich aus Ihrer Antwort schließen, daß die des öffentlichen Rechts betrieben werden, ohne wei- Bundesregierung eine solche Initiative nicht plant tere Voraussetzung von der Gewerbesteuer befreit. und sie der Opposition überläßt? Werden Altenheime von juristischen Personen des öffentlichen Rechts in der Form privatrechtlicher Haehser, Parl. Staatssekretär: Sie dürfen aus mei- Gesellschaften betrieben, sind sie nur dann gewer- ner Antwort genau das schließen, was ich gesagt besteuerfrei, wenn sie die für private Altenheime habe. erforderlichen Voraussetzungen erfüllen. Die we- sentliche Voraussetzung besteht darin, daß die pri- Vizepräsident Frau Renger: Eine Zusatzfrage des vaten Altenheime nur dann gewerbesteuerfrei sind, Herrn Abgeordneten Jäger (Wangen). wenn mindestens zwei Drittel ihrer Leistungen wirt- schaftlich bedürftigen Personen zugute kommen. Jäger (Wangen) (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, Bei der Beratung des genannten Einführungsge- darf ich aus Ihrer Antwort schließen, daß die Bun- setzes haben die gesetzgebenden Körperschaften die desregierung deswegen eine Novellierung des Ein- gewerbesteuerrechtliche Regelung als sachgerecht kommensteuergesetzes zur Vermeidung von verfas- angesehen. Sie wurde deshalb für das Gebiet der sungsfeindlichen Staatsausgaben an entsprechende Umsatzsteuer übernommen. Die Bundesregierung Parteien nicht vornimmt, weil sie etwa selber be- teilt diese Auffassung des Gesetzgebers, zumal die absichtigt, dafür zu sorgen, daß das Bundesverfas- Regelung zu einer gleichmäßigen Behandlung aller sungsgericht diese Sache durch eine entsprechende privatrechtlich organisierten Altenheime bei bei- Verfassungswidrigkeitserklärung überflüssig macht? den Steuerarten führt. Übrigens ist der Bundesregierung nicht bekannt, Haehser, Parl. Staatssekretär: Auch Sie, Herr Kol- daß die Änderung der Rechtslage allgemein zu einer lege Jäger, dürfen aus meinen Antworten nur das steuerrechtlichen Mehrbelastung der in privatrecht- schließen, was ich gesagt habe; aber da ich mich licher Form organisierten kirchlichen Altenheime nicht damit begnügen will, zwei Kollegen gegen- geführt hat. Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, über nur das gleiche zu sagen, möchte ich noch eine den gesetzgebenden Körperschaften eine Änderung Variante hinzufügen: Hierbei geht es nicht nur um der Rechtslage vorzuschlagen. die Änderung eines Steuergesetzes, sondern z. B. auch um eine Änderung des Parteiengesetzes. Hier Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Herr Ab- wäre gegebenenfalls eine Initiative der Parteien geordneter. eher als eine Initiative der Bundesregierung ange- bracht. Ich selber habe mit dem Parteiengesetz z. B. (Wuppertal) (CDU/CSU) : Herr Staatsse- bei Wahlen oft umzugehen und muß Ihnen sagen: Schmidt kretär, in der Praxis bereitet die gegenwärtige Re- Dieses enthält unter Umständen einige Dinge, die gelung erhebliche Schwierigkeiten dadurch, daß es reformwürdig sind. notwendig ist, nachzuweisen, daß zwei Drittel die- ser Leistungen begünstigten Personenkreisen wirk- Vizepräsident Frau Renger: Ich rufe die Frage 63 lich zugute kommen, und — — des Herrn Abgeordneten Schmidt (Wuppertal) auf: Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Neuregelung der Um- Vizepräsident Frau Renger: Bitte eine Frage stel- satzbesteuerung für Altenheime (§ 4 Nr. 16 UStG) ab 1. Januar 1977 zu einer erheblichen Verschlechterung der Rechtslage für len! diejenigen kirchlichen Altenheime geführt hat, die in der Form einer juristischen Person des Privatrechts betrieben werden? Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) : Darf ich Sie Bitte sehr, Herr Staatssekretär. fragen, ob es möglich ist, die Nachweispflicht an dieser Stelle so festzusetzen, daß es den Altenhei- Haehser, Parl. Staatssekretär: Frau Präsidentin, men erspart bleibt, alle vier Wochen oder alle wenn der Herr Kollege einverstanden ist, möchte Vierteljahre erneut eine solche Befreiung beantra- ich gern beide Fragen zusammen beantworten. gen zu müssen?

Vizepräsident Frau Renger: Das ist der Fall. Dann Haehser, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege rufe ich auch die Frage 64 des Herrn Abgeordneten Schmidt, ich sehe in Ihrer Frage nicht den Wunsch, Schmidt (Wuppertal) auf: auf die Nachweispflicht künftig zu verzichten, son- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3789 Parl. Staatssekretär Haehser dern Sie wollen, daß überprüft wird, ob man das gang abzugeben, bei dem Herr Samjatin gesagt hat: nicht praktikabler, einfacher machen kann. Ich bin „Es tut mir leid, daß Sie nicht der neunte waren, der gern bereit, eine solche Überprüfung zuzusagen. bei der Oktoberrevolution umgebracht wurde"?

Eine Zusatzfrage, Herr Vizepräsident Frau Renger: Bolling, Staatssekretär: Herr Abgeordneter, ich Abgeordneter Kuhlwein. weiß nicht, wieviel Zeit Sie für Ihre Recherchen über diesen Vorgang in München gehabt haben. Ich Kuhlwein (SPD) : Herr Staatssekretär, ist die Bun- jedenfalls habe mir die Mühe gemacht, sehr gründ- desregierung bereit, darüber nachzudenken und zu lich zu recherchieren und habe Ihnen meine Antwort prüfen, ob nicht durch die eben angesprochene Um- wohlüberlegt gegeben. Der ehemalige DGB-Vorsit- satzbesteuerung bei Altenheimen — da ja die Um- zende in Bayern und jetzige Vorsitzende der Gesell- satzsteuer auf den Verbraucher überwälzt wird — schaft, unter deren Dach sich der Vorfall zugetragen eine Ungleichbehandlung zwischen Bewohnern pri- hat, hat zu keiner Zeit mit dem Bundespresseamt vater Altenheime und Bewohnern öffentlich-recht- oder irgendeinem Bediensteten dieses Amtes ge- lich organisierter Altenheime entstehen könnte? sprochen. Deshalb entfällt die Prämisse Ihrer Frage.

Haehser, Parl. Staatssekretär: Die Bundesregie- rung, Herr Kollege, ist natürlich bereit, darüber Vizepräsident Frau Renger: Zweite Zusatzfrage. nachzudenken. Sie hat ja auch gemeinsam mit Ihnen allen darüber nachgedacht und ist zu eben den ge- Niegel (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, wollen setzlichen Regelungen gekommen, die wir einver- Sie damit behaupten, daß Herr Essel, Senator in nehmlich, soviel ich weiß sogar einstimmig, getrof- Bayern, gegenüber dem Bayerischen Rundfunk nicht fen haben. die Wahrheit gesagt hat?

Vizepräsident Frau Renger: Keine weitere Zusatz- frage. Die Behandlung Ihres Geschäftsbereiches ist Bölling, Staatssekretär: Nein, Herr Abgeordneter, damit beendet. Ich bedanke mich für die ausführliche das behaupte ich nicht. Herr Essel hat mir gesagt, Beantwortung der vielen Fragen. daß er von einem Repo rter des Bayerischen Rund- funks gefragt worden sei, ob er sich in der Lage Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundeskanzlers sehe, eine Stellungnahme zu dem Zwischenfall in und des Bundeskanzleramtes auf. Herr Staatssekre- der Gesellschaft in München abzugeben. Er hat tär Bölling steht zur Beantwortung der Frage 166 eine solche Stellungnahme abgelehnt, aber nicht et- des Herrn Abgeordneten Niegel zur Verfügung: wa mit der Bemerkung, er sei durch das Bundes- Trifft es zu, daß das Bundespresseamt dem Vorsitzenden der presseamt gebeten worden, sich zu dieser Thematik Bayerischen Gesellschaft zur Förderung der Beziehungen zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion, nicht zu äußern. Das hat er mir gestern in einem Erwin Essel, geraten hat, zu dem Vorfall in München, bei dem der sowjetische Informationsminister und Generalsekretär der Telefonat klipp und klar gesagt. TASS, Samjatin, einem russischen Emigranten, dessen acht Fa- milienangehörige bei der Oktoberrevolution umgebracht wurden, Er hat mir allerdings mitgeteilt, er habe nach dem erklärte: „Es tut mir leid, daß Sie nicht der neunte waren!", keine Stellungnahme abzugeben, und welche Konsequenzen zieht Zwischenfall, nach der Kontroverse zwischen dem die Bundesregierung daraus? sowjetischen Informationsminister und einem rus- sischen Emigranten, der in der von Hitler beschäf- Bitte sehr, Herr Staatssekretär. tigten Wlassow-Armee gedient hat, gesagt, daß er bei allem Respekt vor dem Gast dessen Äußerung, Balling, Staatssekretär, Chef des Presse- und In- die im Zustand emotionaler Erregung gefallen zu formationsamtes der Bundesregierung: Herr Abge- sein scheint, als Vorsitzender der Gesellschaft nicht ordneter Niegel, Ihre Frage kann ich mit einem kla- einfach übergehen könne. Herr Essel hat mir über- ren Nein beantworten. Deshalb sehe ich auch keine dies mitgeteilt — Herr Abgeordneter, es wäre für Veranlassung für die Bundesregierung, irgendwel- Sie vielleicht nicht uninteressant, das in München in che Konsequenzen zu ziehen. Ihre Recherchen einzubeziehen —, daß der bayerische Wirtschaftsminister Jaumann, Mitglied der Christ- lich-Sozialen Union, in der Diskussion nach der Äu- Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Herr Ab- geordneter Niegel. ßerung des sowjetischen Informationsministers von der Notwendigkeit und dem Nutzen der deutsch- sowjetischen Handelsbeziehungen gesprochen, de- Niegel (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, ist Ihnen ren Verbesserung gefordert und im übrigen festge- bekannt, daß jetzt mit Ihrer Antwort zwei Behaup- stellt hat, die Sowjetunion sei ein verläßlicher Part- tungen im Raum stehen, eine Behauptung praktisch, ner. Vielleicht ist diese Information für Sie ganz daß ein Bediensteter des Bundesamtes mit Herrn nützlich. Essel nicht telefoniert hat, und zum zweiten hat der Herr Essel, ehemaliger Gewerkschaftsführer in (Hört! Hört! bei der SPD — Zuruf von der Bayern und jetzt Vorsitzender dieser Freundesver- SPD: Herr Niegel ist an der falschen einigung, erklärt, und zwar gegenüber einem Jour- Adresse! — Niegel [CDU/CSU] : Das hat nalisten des Bayerischen Rundfunks, dem Fernseh- mit dem Thema gar nichts zu tun!) journalisten Herrn Below, er habe mit dem Bundes- presseamt telefoniert, und das Bundespresseamt Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Herr Ab- habe ihn gebeten, keine Stellungnahme zu dem Vor- geordneter Jäger (Wangen). 3790 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Jäger (Wangen) (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, Bölling, Staatssekretär: Nein, Herr Abgeordneter darf ich aus Ihrer verneinenden Antwort auf die Dr. Hupka. Sie kennen mich doch leidlich oder ganz Frage des Kollegen Niegel den Schluß ziehen, daß gut und wissen, daß ich zur Nachzensur so wenig die Bundesregierung genauso wie jeder menschlich aufgelegt bin und es je war wie zur Vorzensur. empfindende Zeitungsleser die Äußerungen des Aber ich halte es immerhin für bedenklich, wenn Herrn Ministers Samjatin für unglaubliche und zyni- ein verantwortlicher Redakteur irgendeines deut- sche Entgleisungen hält, die man ungerügt nicht schen Senders oder eines anderen Mediums Be- hätte durchgehen lassen dürfen? hauptungen verbreitet, die nicht der Wahrheit ent- sprechen. Bölling, Staatssekretär: Herr Abgeordneter Jäger, ich habe bereits deutlich gemacht, mit welchem Vizepräsident Frau Renger: Damit ist diese Frage Kommentar der Vorsitzende der Gesellschaft, näm- beantwortet. Ich danke Ihnen, Herr Staatssekretär. lich Herr Essel, den Vorgang kommentiert hat, wäh- rend Herr Jaumann mit keiner Silbe zu dem Vor- Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministers gang Stellung genommen hat. des Auswärtigen auf. Frau Staatsminister Dr. Hamm- Brücher steht zur Beantwortung der Fragen zur (Hört! Hört! bei der SPD) Verfügung. Im übrigen habe ich auch in der Antwort auf die Frage 104 des Herrn Abgeordneten Hansen wird Frage des Abgeordneten Niegel gesagt, daß nach auf Wunsch des Fragestellers schriftlich beantwortet. der Darstellung der Beteiligten der sowjetische In- Die Antwort wird als Anlage abgedruckt. formationsminister ganz offenkundig im Zustand emotionaler Erregung diese Äußerung getan hat. Frage 136 des Herrn Abgeordneten Blumenfeld: Ich halte es immerhin für möglich, daß er beim Welche Beweggründe haben die Bundesregierung veranlaßt, die jüngste amerikanisch-sowjetische Erklärung zur Lage im Überdenken dieser Äußerung anderntags vielleicht Nahen Osten zu unterstützen? bedauert hat, sich so ausgedrückt zu haben. Bitte sehr, Frau Staatsminister.

Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Herr Ab- - Staatsminister im Aus- geordneter Glos. Frau Dr. Hamm Brücher, wärtigen Amt.: Frau Präsidentin, die Frage 136 be- antworte ich wie folgt. Glos (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, warum hat die Bundesregierung auf Grund des Kommentars Bundesminister Genscher hatte am Sonntag, dem von Herrn Franz Schönhuber im Bayerischen Fern- 2. Oktober, ein ausführliches Gespräch mit dem jor- sehen vom 12. Oktober 1977, der diese Intervention danischen Kronprinzen Hassan, der sich auf Einla- des Bundespresseamtes scharf angegriffen hat, dann dung der Bundesregierung in Bonn aufhielt. Dabei nicht mit einer Gegendarstellung reagiert? wertete Kronprinz Hassan die amerikanisch-sowje- tische Erklärung als wichtigen Schritt auf dem Wege Bolling, Staatssekretär: Herr Abgeordneter, bei zur Wiedereinberufung der Genfer Konferenz, die allem Respekt vor der Tüchtigkeit der bayerischen bekanntlich die Kopräsidentschaft der Vereinigten Journalisten, die im „Bayern-Journal" arbeiten und Staaten von Amerika und der Sowjetunion vorsieht. ja auch immer sehr auf Ausgewogenheit achten, Bundesminister Genscher benutzte seine Tisch- (Lachen bei der SPD — Glos [CDU/CSU] : rede bei einem Essen zu Ehren des jordanischen Ich bedanke mich für die Bemerkung! — Kronprinzen am 3. Oktober dazu, folgendes auszu- Zuruf von der CDU/CSU: Wie beim West führen: deutschen Rundfunk!) Wir begrüßen es, daß die USA und die Sowjet- wofür der Redakteur Schönhuber in München ja union gemeinsam in ihrer Erklärung vom 1. Ok- gerade sprichwörtlich ist: tober 1977 den baldigen Beginn der Genfer Konferenz gefordert haben. Wir begrüßen es (Erneutes Lachen bei der SPD) ferner, daß diese Erklärung im wesentlichen Wir beobachten sehr viel im Bundespresseamt. Sie mit den Grundsätzen übereinstimmt, die die erhalten selber in Gestalt unserer Kommentarüber- Bundesrepublik Deutschland und die anderen sicht Kenntnis davon. Aber ich muß bekennen, daß Staaten der Europäischen Gemeinschaft wieder- ich diesen Kommentar erst vorgestern auf den holt als notwendige Bestandteile einer Friedens Schreibtisch bekommen habe, weil wir uns auf die lösung bezeichnet haben. überregionalen Sendungen konzentrieren müssen. In den Ausführungen Bundesminister Genschers 'Sonst würde das den Steuerzahler noch mehr Geld sind somit bereits die Gründe genannt, die die Bun- kosten. desregierung zu einer positiven Wertung der- ameri- (Zustimmung bei der SPD) kanisch-sowjetischen Erklärung bewogen haben. Ihre Vorstellung von einer Friedensregelung hatten die Vizepräsident Frau Renger: Letzte Zusatzfrage, Staaten der Europäischen Gemeinschaft am 29. Juni Herr Abgeordneter Dr. Hupka. 1977 und in der Rede des belgischen Außenministers in der diesjährigen Generalversammlung der Ver- Dr. Hupka (CDU/CSU) : Herr Staatssekretär, ist einten Nationen am 26. September 1977 in New York es eine neue Gepflogenheit des Bundespresseamtes, dargelegt. Bundesminister Genscher hatte sich hier- eine Nachzensur journalistischer Arbeiten vorzu- zu in seiner Rede in New York am 29. September nehmen? gleichfalls geäußert. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3791

Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Kollege Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Herr Kol- Blumenfeld. lege, ich bedaure, Ihnen hierzu im Augenblick nur antworten zu können: abgesehen von den vorher genannten meines Wissens nicht. Blumenfeld (CDU/CSU) : Darf ich die Bundesregie- rung fragen, ob ihr, als sie diese Erklärung durch den Außenminister abgab, bekannt war, daß zur sel- Vizepräsident Frau Renger: Eine Zusatzfrage, Herr ben Zeit die USA schon von der gemeinsamen Er- Abgeordneter Graf Huyn. klärung mit der Sowjetunion in einigen wichtigen Bereichen abgerückt war bzw. sie durch die Erklä- Graf Huyn (CDU/CSU) : Frau Staatsminister, ist es rung modifiziert hatte, die Präsident Carter mit dem dann nicht doch richtig, daß das eine isolierte Er- israelischen Außenminister Dayan vereinbart hatte. klärung eines Mitglieds der Europäischen Gemein- schaft gewesen ist?

Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Herr Kol- Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Nein, Herr lege, mir ist jetzt natürlich nicht bekannt, ob dies Kollege Graf Huyn, das ist nicht der Fall. Ich habe Herrn Bundesminister Genscher bei dem Mittages- ja wiederholt gesagt, worauf sich Außenminister sen bekannt war. Mir ist aber die Erklärung, auf die Genscher bezogen hat und daß er sich in voller Sie eben Bezug genommen haben, bekannt. Sie ist Übereinstimmung mit den genannten Erklärungen in der Tat eine wichtige Erklärung, die aber doch nun befindet. wohl im einzelnen keine substantielle Änderung der Erklärung der Sowjetunion und der Vereinigten Staaten enthält. Sie stellt vielmehr noch einmal in Vizepräsident Frau Renger: Ich rufe die Frage 137 drei Punkten klar — ich habe die Erklärung vorsorg- des Herrn Abgeordneten Blumenfeld auf: lich mitgebracht —, daß die Resolutionen 242 und 338 Kann die Bundesregierung erläutern, was sie bei ihrer Nah- ostpolitik unter der allgemeinen Aussage „die legitimen Rechte die Grundlage der Genfer Konferenz bleiben — das des palästinensischen Volks anzuerkennen" konkret versteht? war ja wohl die Ausgangsposition —, daß die ameri- kanisch-israelischen Zusatzvereinbarungen zum Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Die Fra zweiten Sinai-Abkommen Gültigkeit behalten und ge 137 beantworte ich, Frau Präsidentin, wie folgt. daß von Israel nicht verlangt wird, sich die sowje- Die Bundesregierung hat zusammen mit ihren tisch-amerikanische Erklärung zu eigen zu machen. europäischen Partnern in der Erklärung vom 29. Juni In dieser Form der Interpretation hat es wohl eine, 1977 erläutert, daß das palästinensische Volk ein wie ich meine, erfreuliche Verständigung zwischen legitimes Recht auf effektiven Ausdruck seiner na- dem israelischen Außenminister und dem amerika- tionalen Identität hat und daß dieses Recht in die nischen Präsidenten gegeben. Wirklichkeit umgesetzt werden soll. Die Neun sind übereinstimmend der Auffassung, daß dabei der Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Herr Kol- Notwendigkeit eines Heimatlandes für das palästi- lege Blumenfeld. nensische Volk Rechnung zu tragen ist. Die Bundes- regierung hat wiederholt darauf hingewiesen, daß diese Rechte der Palästinenser und das Recht Israels Blumenfeld (CDU/CSU) : Würde es die Bundesre- auf Existenz in sicheren und anerkannten Grenzen gierung nicht als hilfreich und richtig ansehen, wenn einander nicht ausschließen, sondern als gleichran- sie in Zukunft bei dem sonst so eifrig von ihr ver- gig miteinander in Einklang gebracht werden müs- folgten Bemühen um gemeinsame europäische außen- sen. Ich darf darauf hinweisen, daß sich die Neun politische Erklärungen zu Spannungsgebieten bleibt hierbei — wie vorhin schon diskutiert, Herr Kol- und nicht mit einseitigen Erklärungen von dieser lege — in Übereinstimmung mit der amerikanischen Tragweite vorprellt? Regierung und dem weitaus überwiegenden Teil der Staatengemeinschaft befinden.

Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Herr Ab- geordneter Blumenfeld, dies ist ja nicht geschehen. Vizepräsident Frau Renger: Eine Zusatzfrage, Herr Bundesaußenminister Genscher hat sich vielmehr Abgeordneter Blumenfeld. auf die Erklärung bezogen, die der Kronprinz Hassan begrüßt hatte. Er hatte rekurriert auf die ge- (CDU/CSU) : Frau Staatsminister, kön- meinsame Erklärung der Neun und auf die Rede Blumenfeld nen Sie bestätigen, daß das Königreich Jordanien des belgischen Außenministers vor den Vereinten im Zusammenhang mit der von mir gestellten grund-- Nationen. Er hat also keine eigene Stellungnahme sätzlichen Frage auch in Bonn hat durchblicken abgegeben, sondern sich nur darauf bezogen. lassen, daß es keinen unabhängigen Palästinenser- staat wünscht, sondern eine mit Jordanien verbun- Vizepräsident Frau Renger: Herr Abgeordneter Dr. dene palästinensische Einheit? Mertes zu einer Zusatzfrage.

Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Herr Kol- Dr. Mertes (Gerolstein) (CDU/CSU) : Frau Staats- lege Blumenfeld, auf diese Frage ist in keiner der minister, hat es spontane Zustimmungserklärungen heute hier diskutierten Resolutionen Bezug genom dieser Art auch von anderen Staaten und Regierun- men. Diese Frage bleibt Gegenstand der Genfer gen der Europäischen Gemeinschaft gegeben? Nahostverhandlungen. 3792 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Vizepräsident Frau Renger: Eine zweite Zusatz- Vizepräsident Frau Renger: Keine weitere Zusatz- frage. frage dazu. Ich rufe die Frage 138 des Herrn Abge- ordneten Dr. Mertes auf: Blumenfeld (CDU/CSU) : Frau Staatsminister, wel- Wie beurteilt die Bundesregierung unter bündnispolitischen Gesichtspunkten militärischer und psychologischer Natur den Ab- che Feststellung trifft die Bundesregierung ange- schluß des Abkommens zwischen den Streitkräften der UdSSR und Frankreichs über die gegenseitigen Beziehungen in den sichts des Tatbestandes, daß seit der Gründung des Jahren 1977/78 vom 21. Juni 1977 (Krasnaja Swesda vom Staates Israel, also von 1948 bis 1967, die arabischen 22. Juni 1977) ? Staaten und Ägypten jede Gelegenheit hatten, das Problem des Heimatrechts der Palästinenser in eige- Bitte sehr, Frau Staatsminister. ner Verantwortung zu lösen, ohne sich an die Ver- einten Nationen zu wenden und ohne mit Israel im Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Frau Prä- Streit zu liegen? sidentin, die Frage 138 beantworte ich wie folgt. Das von Ihnen genannte Abkommen zwischen Vizepräsident Frau Renger: Herr Abgeordneter, den Streitkräften der UdSSR und Frankreichs, Herr ich muß dazwischenschalten: Ihre Zusatzfrage geht Kollege Mertes, ist lediglich eine technische Verein- wirklich über die von Ihnen eingereichte Frage hin- barung zur Regelung desgegenseitigen militärischen aus, in der Sie danach fragen, was unter den legi- Besuchsaustauschs. Diese Regelung ist die zweite timen Rechten des palästinensischen Volkes verstan- ihrer Art und stellt nur eine Fortschreibung der Ver- den wird. Aber wenn Frau Staatsminister diese einbarung für die Jahre 1975 und 1976 dar. Der Ver- Frage beantworten will, selbstverständlich. einbarung kommt aus westlicher Sicht keine beson- dere militärpolitische Bedeutung zu. Ich darf im übri- Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Herr Kol- gen darauf hinweisen, daß der Besuchsaustausch lege Blumenfeld, da ich sehr gut ermessen kann und von Militärpersonen und -delegationen in der KSZE- verstehe, was Sie dabei bewegt, ich hierauf aber Schlußakte in dem Abschnitt über vertrauensbil- nur eine persönliche und keine verbindliche Ant- dende Maßnahmen ausdrücklich vorgesehen ist. wort geben könnte, schlage ich vor, daß wir uns darüber gelegentlich unterhalten. Vizepräsident Frau Renger: Eine Zusatzfrage, Herr Dr. Marx. Vizepräsident Frau Renger: Eine Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Mertes. Dr. Marx (CDU/CSU) : Frau Staatsminister, Sie sag- ten eben, aus westlicher Sicht habe die Sache keine besondere militärpolitische Bedeutung. Würden Sie Dr. Mertes (Gerolstein) (CDU/CSU) : Frau Staats- dieses Urteil auch aufrechterhalten, wenn Sie sich die minister, ist der Bundesregierung bekannt, wegen Bilder vergegenwärtigen, die in der sowjetischen welcher Passagen der sowjetisch-amerikanischen Presse bei der Unterzeichnung dieses Vertrages ab- Nahosterklärung sich die amerikanische Regierung gedruckt worden sind, die eine Reihe besonders dahin gehend geäußert hat, sie mute der israelischen hochrangiger sowjetischer Offiziere und Marschälle Regierung nicht zu, diese Erklärung zu übernehmen zeigen und deutlich machen, daß der Sache zumin- bzw. sich inhaltlich mit ihr zu identifizieren? dest von der östlichen Seite her doch offensichtlich eine besondere militärpolitische Bedeutung beige- Vizepräsident Frau Renger: Verzeihen Sie, Herr messen wird. Kollege, das ist eine Zusatzfrage zur ersten von Herrn Blumenfeld eingereichten Frage, nicht jedoch Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Herr Kol- zur zweiten von ihm eingereichten Frage, wenn ich lege Marx, ich habe diese Bilder nicht gesehen. Ich das richtig sehe. weiß nur, daß diese technische Vereinbarung über (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Bei Besuchsaustausch von keinem anderen westlichen meiner Zusatzfrage dachte ich an die Pas NATO- oder Nicht-NATO-Bündnispartner bisher sage über das palästinensische Volk, Frau eingegangen worden ist. Es ist also eine einmalige Präsidentin!) Sache. — Aber Sie sprechen doch von der Erklärung, die von den Sowjets und den Amerikanern abgegeben Vizepräsident Frau Renger: Ich rufe die Frage 139 worden ist. Diese Erklärung hat Herr Blumenfeld in des Herrn Abgeordneten Dr. Mertes auf: seiner ersten Frage angesprochen. Welche anderen Mitgliedstaaten des Atlantischen Bündnisses haben vergleichbare Abkommen abgeschlossen oder planen ähn- liche Vereinbarungen mit der UdSSR oder/ und anderen Staaten (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : In der des Warschauer Pakts? - aber vom palästinensischen Volk die Rede ist, Frau Präsidentin!) Bitte, Frau Staatsminister. — Wenn Sie es so sehen, natürlich. Das wiederholt sich dann allerdings. Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Die Fra- ge 139 beantworte ich wie folgt. Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Frau Prä- Außer der genannten Vereinbarung mit Frank- sidentin, ich gehe davon aus, daß immer Erklärun- reich ist von keiner vergleichbaren Vereinbarung gen von Dritten und Vierten keine Verbindlichkeit eines Warschauer-Pakt-Staates mit einem anderen für die Adressaten haben. NATO-Staat etwas bekannt. Allerdings haben Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3793 Staatsminister Frau Dr. Hamm-Brücher NATO- und Warschauer-Pakt-Staaten in Einzelfäl- schätzen und legt großes Gewicht auf weitere len militärische Besuche ausgetauscht. So haben z. B. Fortschritte in diesem Bereich. Die Vereinba- im Oktober dieses Jahres zwei norwegische Fregat- rungen, die am Rande der KSZE in Helsinki mit ten Leningrad und zwei sowjetische Zerstörer Oslo der Volksrepublik Polen getroffen werden besucht. konnten, haben uns auf diesem Wege ein gutes Stück vorwärtsgebracht. Vizepräsident Frau Renger: Eine Zusatzfrage, Herr In der der Zusammenarbeit im humanitären Be- Abgeordneter Dr. Mertes. reich — Korb III der Schlußakte — gewidmeten all- gemeinen Debatte hat dann der Leiter der deut- Dr. Mertes (Gerolstein) (CDU/CSU) : Frau Präsiden- schen Delegation am 13. Oktober unter anderem tin, ich hatte auch nach eventuellen Planungen von folgendes gesagt — ich zitiere wieder — : Staaten des Atlantischen Bündnisses auf diesem Ge- Dabei wollen wir nicht die zahlreichen Schwie- biet gefragt. rigkeiten verschweigen, die es auch auf diesem Felde und insgesamt im humanitären Bereich Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Herr Ab- bei Ausreisen, Verwandtenbesuchen und Ehe- geordneter, derartige Planungen sind uns nicht be- schließungen weiterhin gibt. Wir werden in den kannt. entsprechenden Arbeitsorganen darauf zurück- kommen. Die ungelösten Fälle der Familien- Vizepräsident Frau Renger: Herr Dr. Marx, eine zusammenführung liegen uns insofern beson- Zusatzfrage. ders am Herzen. So sehr wir uns freuen über die gestiegene Zahl von gelösten Fällen, so Dr. Marx (CDU/CSU) : Frau Staatsminister, ich sind wir doch betroffen von der Erfolglosig- möchte fragen, ob die Bundesregierung auf den ihr keit, mit der sich viele getrennte Familien um dabei zukommenden Wegen mit unserem französi- eine Zusammenführung bemühen. Ausreisewil- schen Verbündeten über den Inhalt und die Bedeu- lige Familienmitglieder werden nicht selten be- tung dieses Abkommens gesprochen hat und ob es ruflich benachteiligt und angefeindet. dazu Antworten gibt, die Ihnen die Möglichkeit Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Bun- geben, zu sagen, Sie seien über die Antwort befrie- desregierung hat damit eindeutig zum Ausdruck digt. gebracht, daß der jetzt erreichte Stand der Zusam- menarbeit im humanitären Bereich — insbesondere Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Herr Kol- hinsichtlich der menschlichen Kontakte — sie nicht lege Marx, da ich nicht das Glück habe, ein Militär- zufriedenstellt. Dennoch hat es Fortschritte gege- experte wie Sie zu sein, und Ihre Frage so hart an ben, die, so begrenzt sie bezüglich einzelner Staa- der Nahtstelle zwischen außenpolitischen und mili- ten oder Bereiche auch sein mögen, auch als solche tärpolitischen Geschichtspunkten steht, muß ich zu bezeichnen und durchaus anzuerkennen sind. Ihnen leider eine Antwort schuldig bleiben. Dies gilt auch in dem insoweit vornehmlich auf bila- teralen Regelungen beruhenden Verhältnis zur Vizepräsident Frau Renger: Ich rufe die Frage 140 DDR. Die Bundesregierung wird sich künftig bila- des Herrn Abgeordneten Dr. Hupka auf: teral und im Rahmen des KSZE-Folgetreffens um weitere Fortschritte im humanitären Bereich im In- Auf welche Erkenntnisse und Erfahrungen bezüglich des inner- deutschen Verhältnisses stützt sich die Bundesregierung, wenn teresse der vielen Menschen bemühen, die unter ihr Vertreter in Belgrad auf dem KSZE-Überprüfungstreffen am 6. Oktober 1977 erklärt hat, daß die Bundesregierung „die tat- den gegenwärtigen Zuständen Europas noch immer sächlich erreichten Fortschritte, insbesondere bei den Bestimmun- gen über Freizügigkeit, menschliche Kontakte, Familienzusam- leiden. menführung, Verwandtenbesuch, Reiseerleichterungen und Ehe- schließungen zu schätzen weiß „ ? Vizepräsident Frau Renger: Eine Zusatzfrage, Herr Bitte sehr, Frau Staatsminister. Abgeordneter Dr. Hupka.

Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Die Fra- (CDU/CSU) : Frau Staatsminister, so ge 140, Frau Präsidentin, beantworte ich wie folgt. Dr. Hupka kann man, glaube ich, keine Frage beantworten. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts hat in der deutschen Eingangserklärung zum KSZE-Folge treffen am 5. Oktober in Belgrad unter anderem Vizepräsident Frau Renger: Herr Kollege, es ist ausgeführt — jetzt zitiere ich, Herr Kollege nicht zulässig, daß Sie dies kritisieren. In der Frage-- Hupka : stunde können nur Fragen gestellt werden. Angesichts der besonderen Probleme, die sich nach dem Kriege in Mitteleuropa ergaben und Dr. Hupka (CDU/CSU) : Dann muß ich die Bundes- die auch heute noch die Lage der Menschen regierung fragen, in welcher Weise sie denn zu dem stark beeinflussen, weiß die Bundesrepublik Stellung nimmt, was Herr van Well als der offizielle Deutschland die tatsächlich erreichten Fort- Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in sei- schritte, insbesondere bei den Bestimmungen ner Rede tatsächlich gesagt hat, in der er die völlig über Freizügigkeit, menschliche Kontakte, Fami- ungelösten menschlichen Probleme zwischen den lienzusammenführungen, Verwandtenbesuche, beiden Teilen Deutschlands mit keinem Wort zur Reiseerleichterungen und Eheschließungen, zu Sprache gebracht hat.

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Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Herr Kol- Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Herr Ab- lege Hupka, wir müssen doch bei dieser Gelegen- geordneter Mattick. heit immer unterscheiden, was insgesamt bei diesen ersten Diskussionsrunden in Belgrad gesagt wurde. Mattick (SPD) : Frau Staatsminister, sind Sie dar- Man kann das eine nicht ohne das andere sehen. über unterrichtet, daß sich der Auswärtige Ausschuß Wir sind der Ansicht, daß — wie ich ja eben zitiert in Gegenwart von Herrn Staatssekretär van Well habe — mit aller Deutlichkeit auch auf die nicht zu- zweieinhalb Stunden oder noch etwas länger mit reichenden Erfolge im humanitären Bereich hinge- der Frage des Verhaltens der Bundesregierung in wiesen wurde. Belgrad beschäftigt hat und Herr van Well auf die- ser Konferenz bisher genauso verfahren ist, wie das Vizepräsident Frau Renger: Eine zweite Zusatz- im Auswärtigen Ausschuß besprochen wurde? Die frage. Opposition hat am Schluß eine zufriedenstellende Antwort bekommen, wie sie selbst festgestellt hat. Dr. Hupka (CDU/CSU) : Unabhängig davon, daß auch Herr Fischer ein zu rosiges Bild gezeichnet Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Ja, Herr hat — aber darüber können wir uns in der nächsten Kollege, ich bin darüber natürlich voll unterrichtet.

Fragestunde unterhalten — — Ich habe es deshalb um so mehr bedauert, daß Herr Kollege Hupka glaubte, nicht befriedigt sein zu können. Vizepräsident Frau Renger: Herr Kollege, stellen Sie doch bitte nur Fragen. Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Abgeord- neter Dr. Czaja. Dr. Hupka (CDU/CSU) : Eine Einleitung brauche ich aber auch. Dr. Czaja (CDU/CSU) : Frau Staatsminister, nach- dem Herr Fischer in dankenswerter Weise, wie Sie Vizepräsident Frau Renger: Sie brauchen sie nicht. eben ausführten, die Schwierigkeiten ,als nicht mehr Wenn Sie sich nicht an die Regeln der Fragestunde verschweigbar bezeichnet und die Betroffenheit der halten, kann ich Ihre Frage überhaupt nicht zulassen. Bundesregierung über die vielen Erfolglosigkeiten Ich bitte, Fragen zu stellen. in schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen zum Ausdruck gebracht hat, frage ich Sie, ob die Bundesregierung bereit ist, im Auswärtigen Aus- Dr. Hupka (CDU/CSU) : Frau Staatsminister, kön- schuß diese Schwierigkeiten und die Erfolglosigkeit, nen Sie mir dann die Frage - beantworten, warum bei die Herr van Well dort nicht dargelegt hat, einge- dem ersten Auftritt nicht auch nur mit einem Wort hender darzulegen und das ganze Material, das von auf die unmenschlichen Verhältnisse in Mittel- den Abgeordneten des Ausschusses dargeboten deutschland eingegangen wurde? wird, zu verwerten.

Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Herr Kol- Vizepräsident Frau Renger: Ich bitte, kurze Fragen lege Hupka, ich habe meiner ersten Antwort auf zu stellen. Meine Herren Kollegen, das geht doch Ihre Frage nichts mehr hinzuzufügen. Ich habe Ihnen wirklich nicht in dieser Weise. Das waren drei Fra- die Zitate gegeben;. sie sind, wie ich glaube, Doku- gen. Sie mißbrauchen wirklich meine Geschäftsfüh- mente dessen, was Sie wünschen und was wir alle rung; ich bitte sehr um Entschuldigung. Ich bitte wünschen. herzlich, daß Sie sich in kurzen Fragen an die Re- gierung wenden. Vizepräsident Frau Renger: Eine Zusatzfrage, Herr (Dr. Czaja [CDU/CSU]: Frau Präsidentin, Abgeordneter Jäger (Wangen). ich möchte mein Recht nicht mißbrauchen!)

- Staatsminister: Herr Ab- Jäger (Wangen) (CDU/CSU) : Frau Staatsminister, Frau Dr. Hamm Brücher, wie kann man von Fortschritten — wie dies eben geordneter Czaja, der Ausschuß des Parlaments ist aus Ihrer Antwort hervorging — sprechen, wenn, souverän, alle Fragen, die Ausschußmitglieder stel- um nur einen einzigen Punkt anzusprechen, in der len, im Ausschuß beantwortet und geklärt zu erhal- ten. Das dürfte doch selbstverständlich sein. Frage der Reiseerlaubnisse und Besuchserlaubnisse für Familienangehörige, die den Antrag auf Fami- Zusatzfrage, Herr Ab- lienzusammenführung gestellt haben, jetzt, nach über Vizepräsident Frau Renger: geordneter Dr. Corterier. zwei Jahren seit Vereinbarung der Schlußakte von Helsinki, überhaupt noch nichts geschehen ist, ob- (SPD) : Frau Staatsminister, trifft es wohl es nur einer einfachen Verwaltungsanordnung Dr. Corterier nicht zu, daß in Belgrad die Vertreter aller Teilneh- der DDR-Regierung und sonst nichts bedurft hätte? merstaaten auf der einen Seite die nach wie vor be- stehenden Schwierigkeiten bei der Durchführung der

Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Herr Kol- KSZE-Schlußakte gewürdigt haben, auf der anderen lege Jäger, Sie wissen genau wie ich, daß die Frage Seite aber auch die ganz klar erzielten Erfolge, so der Familienzusammenführung aus der DDR ja keine daß demgemäß die Opposition mit ihrer einseitig Folge der Helsinki-Vereinbarung ist, sondern der negativen Einschätzung in der Welt völlig isoliert Vereinbarungen, die bilateral getroffen worden sind. ist? Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3795

Vizepräsident Frau Renger: Ich bitte ebenfalls, nur Dr. Mertes (Gerolstein) (CDU/CSU) : Frau Staats- Fragen zu stellen. minister, ist die Bundesregierung bereit, dem Aus- wärtigen Ausschuß und dem Ausschuß für inner- deutsche Beziehungen den Wortlaut aller Erklärun- Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Herr Kol- gen zuzuleiten, die der deutsche Delegationsleiter lege, wir haben doch im Ausschuß und im Plenum in nichtöffentlichen Sitzungen des Überprüfungstref- des Bundestags wiederholt dargelegt, daß es darauf fens vortragen wird? ankommt, bei der Nachfolgekonferenz in Belgrad immer abzuwägen, was im Interesse der betroffe- nen Menschen gesagt werden muß, mit welcher Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Vorbe- Deutlichkeit es gesagt werden muß und was im In- haltlich der Zustimmung des Ministers sind wir da- teresse der Notwendigkeit des Fortgangs des Ent- zu bereit. spannungsprozesses eben in der Form gesagt wer- den muß, daß die Entspannung weitergehen kann. Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Herr Ab- geordneter Friedrich.

Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage des Herrn (Würzburg) (SPD) : Frau Staatsminister, Abgeordneten Graf Huyn. Friedrich darf ich in korrekter Anlehnung an die gestellte Frage, auf welche Erkenntnisse und Erfahrungen Graf Huyn (CDU/CSU) : Frau Staatsminister, sind sich der Vertreter stütze, fragen, ob sich die Bun- Sie mit mir der Meinung, daß es zu dem von Ihnen desregierung auch auf die Erfahrungen und Erklä- gerade apostrophierten, aber nicht von jedem er- rungen der Kirchen in Osteuropa gestützt hat, wo- kennbaren sogenannten Entspannungsprozeß auch nach sich die Situation seit der KSZE sehr gewan- gehören würde, wenn unabhängig von den bilatera- delt habe? len Abmachungen Korb III Ziffer 1 der Schlußakte von Helsinki erfüllt würde, nämlich daß diejenigen, Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Herr Kol- die Anträge auf Familienzusammenführung gestellt lege Friedrich, ich bin nach einer gründlichen haben, wenigstens Besuchsreisen durchführen kön- Durchsicht aller Erklärungen von Vertretern der nen? EG-Staaten, der NATO-Bündnisstaaten, anderer uns befreundeter europäischer Länder und der kirchli- chen Erklärungen zu der Erkenntnis gekommen, daß Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Herr Kol- lege Graf Huyn, dies geschieht ja in großem Um- wahrscheinlich nur noch die Opposition im Deut- fang, nur nicht in allen Fällen, wie die Zahlen aus- schen Bundestag nicht anerkennt, daß seit der Unter- weisen. schrift unter die Schlußakte von Helsinki in diesem Bereich erhebliche Fortschritte erzielt worden sind. (Graf Huyn [CDU/CSU] : Es geschieht über (Beifall bei der SPD — Zurufe von der haupt nicht!) CDU/CSU)

Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Herr Ab- Vizepräsident Frau Renger: Ich rufe die Frage 141 geordneter Dr. Marx. des Herrn Abgeordneten Dr. Hupka auf: Wie groß ist die Zahl der mit Bundesmitteln bezahlten Stipen- dien für Studenten und Wissenschaftler aus den Staaten des Dr. Marx (CDU/CSU) : Frau Staatsminister, können Warschauer Pakts im Jahr 1977, und wieviel der angebotenen Sie mir bitte helfen, einen Widerspruch aufzuklären, Stipendien oder Studienfreiplätze wurden 1977 abgerufen oder belegt? den ich darin sehe, daß Sie vorhin bei einer Ihrer Antworten sagten, die Familienzusammenführung Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Die Fra- sei nicht eine Sache der KSZE, sondern der inner- ge 141 beantworte ich wie folgt. deutschen Vereinbarungen, daß aber trotzdem zu diesem Thema auf der KSZE der Vertreter der Bun- Im Jahre 1977 wurden insgesamt 610 Studenten desregierung gesprochen hat, wie Sie in einer ande- und Wissenschaftler aus Staaten des Warschauer ren Antwort zitiert haben? Pakts als Stipendiaten aus Bundesmitteln gefördert. Die angebotenen Stipendien werden im Regelfall voll in Anspruch genommen und belegt. Nur die - Staatsminister: Herr Kol- Frau Dr. Hamm Brücher, CSSR und in geringem Umfange Rumänien nutzten lege Marx, Sie wissen doch genau, daß sich KSZE- die ihnen angebotenen Langzeitstipendien — also Zielsetzungen, insbesondere Korb III — Familienzu- Stipendien mit einer Dauer von über sieben Mona-- sammenführung, menschliche Erleichterungen —, ten — nicht in vollem Umfang, wohl aber die Kurz- und bilaterale Vereinbarungen stets überlagern. Sie zeitstipendien. wissen genau wie ich, daß wir von vornherein — in Übereinstimmung mit der Opposition — die KSZE niemals zu einem Forum für innerdeutsche Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Herr Ab- Auseinandersetzungen machen wollten. geordneter Dr. Hupka, bitte.

Dr. Hupka (CDU/CSU) : Haben Sie einen Überblick, Ich lasse noch zwei Vizepräsident Frau Renger: Frau Staatsminister, wie es umgekehrt mit Stipen- Zusatzfragen zu. dien aussieht, die seitens der Ostblockstaaten deut- Herr Dr. Mertes, bitte. schen Studenten gewährt werden? 3796 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Herr Kol- Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Das lege, ich habe versucht, mich in Sie hineinzuver- stimmt, Herr Kollege, aber die Mittel werden vom setzen, und Ihnen die Zahl gleich mitgebracht. Deutsche Musikrat in eigener Zuständigkeit verteilt. (Dr. Hupka [CDU/CSU] : Ich bedanke mich herzlich!) Vizepräsident Frau Renger: Zweite Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Waltemathe. Erfreulicherweise waren es sogar mehr Studenten, die aus der Bundesrepublik zu Studien oder wissen- schaftlichen Aufenthalten in osteuropäische Staaten Waltemathe (SPD) : Frau Staatsminister, teilt die gegangen sind. Es waren insgesamt 797 im Ver- Bundesregierung meine Einschätzung, daß diktato- gleich zu 610, die in die Bundesrepublik gekommen rische Regimes überhaupt nicht unterstützt werden waren. Ich glaube, meine Damen und Herren, auch sollten das ist eine gute Bilanz. (Demonstrativer Beifall bei der CDU/CSU (Beifall bei der SPD) — D-r. Marx [CDU/CSU] : Das wäre toll! Das wäre sehr gut! Endlich das aus Ihrem Mun- de! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU) Vizepräsident Frau Renger: Zweite Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Dr. Hupka. und daß, da hier öffentliche Mittel eine Rolle spie- len, die Reise der Bläserbuben den Eindruck erweckt, Dr. Hupka (CDU/CSU) : Weil Sie Rumänien ge- daß die Bundesregierung das Pinochet-Regime auf- nannt haben, Frau Staatsminister: Sind es nur die werten möchte? langfristigen Stipendien, die nicht abgerufen wer- (Müller [Berlin] [CDU/CSU] : Dann dürfen den? Ich weiß bezüglich Rumäniens, daß von 20 Sti- Sie ja nicht mehr nach Moskau fahren!) pendien nur 7 abgerufen worden sind. Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Herr Kol- Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Ich habe lege, wir bemühen uns — in Übereinstimmung auch Zahlen hier, Herr Kollege Hupka. Von den 91 Ru- mit der Stellungnahme des Hohen Hauses zum En- mänen, die in der Bundesrepublik Deutschland sind, quete-Bericht Auswärtige Kulturpolitik —, interna- sind 18 Langzeitstipendiaten. Von uns sind zur Zeit tionale kulturelle Beziehungen, wo immer und wann 34 Studenten und Wissenschaftler nach Rumänien immer möglich, zu pflegen, eben im Interesse der gegangen. Begegnung der Menschen. Ich gehe davon aus, daß das Jubiläum der Chile-Deutschen keine offizielle Vizepräsident Frau Renger: Keine weitere Zusatz- staatliche Unternehmung war und wir als Zeichen frage. der Verbundenheit mit ehemaligen Deutschen in Ich rufe die Frage 142 des Abgeordneten Walte- Form der Entsendung einer Trachtenkapelle einen sehr kleinen und sehr bescheidenen Beitrag zu die- mathe auf: sen Feierlichkeiten geleistet haben. Trifft es zu, daß die bayerische Trachtenkapelle „Schwäbische Bläserbuben" auf Kosten des Auswärtigen Amtes zur 125-Jahr- Feier der deutschen Einwanderung nach Chile fliegt, und wie (Sehr gut! bei der CDU/CSU) ist dann die dem Deutschen Bundestag in der 39. Sitzung am 8. September von Staatsminister Frau Hamm-Brücher gegebene Auskunft zu verstehen, das Auswärtige Amt werde keinen finanziellen Beitrag zu einer Delegationsreise nach Chile leisten? Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Herr Ab- geordneter Graf Huyn. Bitte, Frau Staatsminister. Graf Huyn (CDU/CSU) : Frau Staatsminister, sind Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Frau Prä- Sie mit mir der Meinung, daß es richtig ist, gerade sidentin, die Anfrage 142 beantworte ich wie folgt. der Deutschen in Chile zu gedenken, die unmittel- Wie ich bereits in der 39. Sitzung am 8. Septem- bar nach dem Kriege unter sehr schweren finanziel- ber mitteilte, leistete das Auswärige Amt keinen len und sonstigen Opfern schiffsladungsweise dem finanziellen Beitrag zu einer Delegationsreise nach notleidenden Deutschland Unterstützung und huma- Chile. Die bayerische Trachtenkapelle „Schwäbische nitäre Hilfe aus eigenen, aus privaten Mitteln gelei- Bläserbuben Gersthofen" hat vom Deutschen Musik- stet haben? rat einen Zuschuß zu einer Reise nach Chile erhalten, um dort anläßlich des 125jährigen Zurückliegens Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Herr Kol- der ersten Einwanderung von Deutschen nach Chile lege, ich habe hierzu ja schon in einer früheren zu musizieren. Fragestunde die unmißverständliche Meinung der Bundesregierung vorgetragen, und ich möchte hin- Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Herr Ab- zufügen, daß auch viele Emigranten, die vor dem geordneter Waltemathe. Terror-Regime Hitlers aus Deutschland ausgewan- dert sind, in Chile eine neue Heimat gefunden ha- ben. Waltemathe (SPD) : Frau Staatsminister, darf ich Sie nach dieser Antwort fragen, ob es zutrifft, daß (Zustimmung bei Abgeordneten der CDU/CSU) die Mittel, die der Deutsche Musikrat zur Verfü- gung stellt, in Wahrheit Mittel des öffentlichen Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage, Herr Ab- Haushalts des Auswärtigen Amtes sind? geordneter Broll. Deutscher Bundeshag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3797

Broil (CDU/CSU) : Frau Staatsminister, teilen Sie schen. In diesem Fall handelt es sich vor allem um meine Meinung, daß man dann, wenn man der Mei- die Begegnung von Jugendlichen. nung des Kollegen Waltemathe folgen wollte, den gesamten kulturellen Austausch zwischen uns und Vizepräsident Frau Renger: Eine Zusatzfrage des z. B. allen Ostblockstaaten sofort einstellen müßte? Herrn Abgeordneten Waltemathe.

Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Herr Kol- Waltemathe (SPD) : Frau Staatsminister, wenn ich lege, ich glaube, wir müssen doch immer zwischen Ihre soeben gegebene Antwort zugrunde lege, darf unserer persönlichen Einschätzung und Wertschät- ich Sie ergänzend fragen, ob, da der Botschafter an zung verschiedener Regierungen und den interna- dieser Feier eines privaten Vereins offiziell teil- tional üblichen offiziellen diplomatischen Beziehun- nimmt und da die Bundesregierung auf ihre Kosten gen unterscheiden, die wir mit möglichst vielen über den Musikrat eine Trachtenkapelle hinschickt, Staaten einfach deshalb pflegen wollen, weil uns nicht der Eindruck doch richtig ist, es handle sich an einem friedlichen Zusammenleben in der Welt um eine offizielle Veranstaltung und es würden da- gelegen sein muß. mit das gastgebende Land und dessen Regime auf- gewertet. Vizepräsident Frau Renger: Eine letzte Zusatz- frage, Frau Abgeordnete von Bothmer. Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Herr Kol- lege, ich bin wirklich nicht dieser Ansicht. Ich habe Frau von Bothmer (SPD) : Frau Staatsminister, da Sie ja erklärt haben, die Bundesregierung wolle dazu alles Notwendige schon bei vorherigen Zusatz- keinen Zuschuß geben: Ist es denn der Bundesregie- fragen gesagt. rung etwa in einem Falle, in dem sie es politisch nicht gut findet, wenn der Musikrat eine solche Ent- Vizepräsident Frau Renger: Die zweite Zusatzfrage. scheidung trifft, und da die Mittel von der Bundes- Bitte, Herr Abgeordneter Waltemathe. regierung kommen, nicht möglich, dem Musikrat einen Tip zu geben, daß das nicht gerade erwünscht Waltemathe (SPD) : Sind Sie, Frau Staatsminister, sei? nicht der Auffassung, daß in der Öffentlichkeit, (Dr. Marx [CDU/CSU] : „Tip" nennt man das?) auch in der Weltöffentlichkeit, der Eindruck eines guten Verhältnisses zwischen der Bundesrepublik Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Frau Kol- Deutschland und Chile dem Ansehen der Bundes- legin von Bothmer, ich muß Ihnen sagen, wir haben republik schaden könnte? ja keine Delegation im politischen Sinne unterstützt, sondern haben dieser Vereinigung der Deutsch-Chi- Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Die Bun- lenen, die die 125. Wiederkehr ihrer Gründung ge- desregierung ist um ein gutes Verhältnis zu jenen feiert hat, einen kulturellen Wunsch erfüllt, und Chilenen bemüht, die entweder die deutsche Staats- wir sahen keine Veranlassung — und würden sie angehörigkeit haben oder sich zu ihrer deutschen auch in Zukunft nicht sehen —, einen Zuschuß des Abstammung bekennen. Deutschen Musikrates deshalb nicht zu gestatten oder ihn nachträglich zu rügen. Vizepräsident Frau Renger: Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Mertes. Vizepräsident Frau Renger: Ich rufe die Frage 143 des Abgeordneten Waltemathe auf: Dr. Mertes (Gerolstein) (CDU/CSU) : Frau Staats- Gedenkt die Bundesregierung, gegebenenfalls dem in der Öffentlichkeit entstandenen Eindruck (z. B. „Spiegel" Nr. 42 minister, sieht die Bundesregierung bei der Förde- vom 10. Oktober) entgegenzutreten, daß durch den aus Bundes- mitteln finanzierten Besuch der „Bläserbuben" in Chile die rung von Entsendungen von Bläser-, Buben-, Trach- Pinochet-Diktatur aufgewertet werde, und, wenn ja, in welcher tengruppen und ähnlichem eine Möglichkeit, durch Form? eine Art von musikalisch-völkerrechtlichem Dis- Es können noch viele Fragen dazu gestellt wer- claimer Aufwertungswirkungen der Art, wie sie den, mit denen Sie jetzt vielleicht nicht zum Zuge der Kollege Waltemathe befürchtet, auszuschließen? gekommen sind. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU) (Dr. Marx [CDU/CSU] : Frau Präsidentin, ist das eine Ermunterung?) Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Herr Kol- — Nur eine höfliche Geste. lege, ich möchte mich einer Antwort hier enthalten. (Heiterkeit bei der CDU/CSU) Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Frage 143 beantworte ich wie folgt — das ist eine Ergänzung des Vorhergehenden —. Vizepräsident Frau Renger: Die letzte Zusatzfrage Kulturelle Vorhaben im Ausland sind grund- hat der Herr Abgeordnete Dr. Marx. sätzlich nicht als Unterstützung der Regie- rung des betreffenden ausländischen Staates Dr. Marx (CDU/CSU) : Darf ich fragen, Frau Staats- zu verstehen. Das gilt insbesondere dann, wenn minister: Ist es der Bundesregierung jemals in den es sich um das Vorhaben eines privaten Vereins Sinn gekommen, daß eine kulturelle Veranstaltung, handelt. Solche Vorhaben dienen vielmehr der kul- gleich in welchem Land, oder z. B. eine Buchausstel- turellen Begegnung zwischen Völkern und Men- lung in der Sowjetunion dazu angelegt sein könnten, 3798 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Dr. Marx das in dem jeweiligen Land herrschende Regime zu Argentinien im Augenblick verschwundenen Deut- unterstützen? Oder glauben Sie nicht, daß dies die schen, über 'die keine Auskunft zu erhalten ist, und Erfüllung einer Pflicht ist, die dieses ganze Haus der angesichts des Falls Käsemann die Bundesregierung Bundesregierung für ihre auswärtige Kulturpolitik andere Pflichten hat, als zu sagen: Wir zensieren aufgetragen hat? nicht und warnen nicht in allgemeiner Form?

Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Herr Kol- Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Aber Herr lege Marx, Sie haben mit anderen Worten das wie- Kollege, wir leben in einem freien Land. Jeder kann derholt, was ich vorhin schon ausgeführt hatte. Ich sich entschließen, wohin er fahren will und zu wel- danke Ihnen, chem Zweck er fahren will. (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: So nett - (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU — ist die Opposition!) Dr. Marx [CDU/CSU] : Diese sozialistische daß Sie das so schön wiederholt haben, und möchte Reglementierung! — Dr. Möller [CDU/ hinzufügen, meine sehr geehrten Kollegen: Ich glau- CSU] : Entweder nach Rußland oder nach Ar be, daß eine Trachtenkapelle von Bläsermusikanten gentinien!) niemals zur Aufwertung irgendeines Regimes bei tragen kann. Vizepräsident Frau Renger: Eine zweite Zusatz- frage, Herr Thüsing. (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Marx [CDU/CSU] : Ich danke Ihnen sehr!) Thüsing (SPD) : Sehen Sie nicht auch die Gefahr, daß sich, wie vor einigen Jahren in Mexiko, im Vor- Die Fragen 144 und Vizepräsident Frau Renger: feld der Fußballweltmeisterschaft die Repression 145 des Herrn Abgeordneten Coppik werden auf in Argentinien verstärkt, um den Touristen, auch Wunsch des Fragestellers schriftlich beantwortet. Die den ,deutschen Besuchern, ein, wenn ich so sagen darf, Antworten werden als Anlage abgedruckt. „sauberes" Argentinien präsentieren zu können? Ich rufe die Frage 146 pdes Herrn Abgeordneten Thüsing auf: Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Ich sehe Welche Aktionen plant die Bundesregierung, um deutsche keinen Zusammenhang. Sportler und die fußballinteressierte Öffentlichkeit über das argentinische Militärregime aufzuklären und die Gefahren deut- lich zu machen, die möglicherweise deutschen Touristen auf Grund der bürgerkriegsähnlichen Zustände in Argentinien wäh- Vizepräsident Frau Renger: Eine weitere Zusatz- rend der FuBballweltmeisterschaft 1978 drohen? frage Herr Abgeordneter Kühbacher. Bitte sehr, Frau Staatsminister. Kühbacher (SPD) : Frau Staatsminister, trifft mei- Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Frau Prä- ne Vermutung zu, daß eine solche Fragestunde, wie sidentin, die Frage 146 beantworte ich wie folgt. sie hier im Bundestag abläuft, von den ausländi- Das Auswärtige Amt erteilt grundsätzlich keine schen Botschaften sehr aufmerksam beobachtet wird, Auskünfte über die politische Situation in anderen und stimmen Sie mir zu, daß die Art der Fragestel- Ländern und gibt auch nicht entsprechende Rat- lung geeignet ist, nicht unbedingt Deutschfreund- schläge, Empfehlungen usw. an Deutsche, die ins lichkeit im Ausland zu erzeugen? Ausland reisen wollen. (Dr. Marx [CDU/CSU] : Die Art der Frage Die Bundesregierung geht davon ,aus, 'daß unsere stellung! Da muß man sich Herrn Thüsings Bürger politisch mündig sind, sich selbst informieren Fragen ansehen!) (Dr. Marx [CDU/CSU] : Sehr gut!) Vizepräsident Frau Renger: Herr Kollege, es ist und sich selbst ein Urteil bilden können. nicht üblich, daß wir hier in diesem Hause in der (Dr. Marx [CDU/CSU] : Eine gute Antwort!) Fragestunde gegenseitige Kritik üben. Ich bitte die Frau Staatsminister, darauf keine Antwort zu geben. Im Zusammenhang mit der Fußbaliweltmeister- schaft 1978 prüft der Deutsche Fußballbund dem Ver- Ich rufe nunmehr die Frage 147 des Herrn Abge- nehmen nach die Sicherheitslage in Argentinien sehr ordneten Thüsing auf: eingehend. Der Deutsche Fußballbund hat eigens Welche konkreten Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, zusammen mit ihren europäischen Partnern und ihren übrigen einen Referenten mit der Vorbereitung der deut- Freunden und Verbündeten, gemeinsame Schritte dahin gehend zu unternehmen, daß die Menschenrechte in Argentinien respek- schen Teilnahme und, soweit möglich, mit der Vor- tiert werden? bereitung des Besuchs der zu erwartenden deutschen - Schlachtenbummler — man rechnet mit mindestens Bitte, Frau Staatsminister. 4 500 — betraut. Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Die Fra- Vizepräsident Frau Renger: Eine Zusatzfrage des ge 147, Frau Präsidentin, beantworte ich wie folgt. Herrn Abgeordneten Thüsing. Die Bundesregierung hat sich ebenso wie ihre euro- päischen Partner seit Jahren darum bemüht, daß die Thüsing (SPD) : Stellt sich, abgesehen von der Menschenrechte in Argentinien respektiert werden. allgemeinen Auskunft, die Frage nicht doch anders? Wie Sie wissen, reichen Terrorismus und seine Be- Ich möchte Sie fragen, ob nicht angesichts der elf in kämpfung in die frühen 70er Jahre zurück, d. h. in Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3799 Staatsminister Frau Dr. Hamm-Brücher

die Zeit von Perón, ja sogar seines Vorgängers Cam- Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Die Frage pora und seiner Nachfolgerin Isabel Perón. Schon des Herrn Kollegen Kuhlwein beantworte ich wie damals waren etwa 30 Terroropfer pro Woche zu folgt. beklagen. Die Bundesregierung vermag nicht zu erkennen, Seit der Übernahme der Macht durch die Streit- welche über die bisher verfolgte Politik hinaus- kräfte 1976 ist die Bundesregierung durch unsere gehenden Schritte zur Aufklärung des Schicksals der Botschaft Buenos Aires laufend im Gespräch über in Argentinien verschollenen deutschen Staatsbürger Menschenrechtsfragen mit der argentinischen Regie- tatsächlich erfolgversprechender wären. rung. Dabei hat sich jedoch herausgestellt, daß es diplomatischen Vertretungen nicht möglich ist, sich Vizepräsident Frau Renger: Eine Zusatzfrage, Herr ein vollständiges Bild über den Umfang der Verlet- Abgeordneter. zung von Menschenrechten in Argentinien und auch anderswo zu machen. Diese Erfahrung haben auch Kuhlwein (SPD) : Ist die Bundesregierung bereit, andere, mit uns befreundete europäische Regierun- gen gemacht. über die Botschaft in Buenos Aires direkt beim argentinischen Präsidenten vorstellig zu werden, um Abgesehen von unseren laufenden Bemühungen auf die Menschenrechtsverletzung in diesem Fall gab es noch zusätzliche persönliche Anstrengungen. hinzuweisen? So hat z. B. mein Vorgänger, Staatsminister Moersch, vor etwa einem Jahr Argentinien besucht und bei Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Herr Kol- dieser Gelegenheit dem argentinischen Präsidenten lege, meiner Erinnerung nach sind bereits zweimal dargelegt, daß die Bundesregierung von der Not- zwischen dem hiesigen Bundeskanzler oder Außen- wendigkeit überzeugt ist, daß bei Terroristenbe- minister und dem Staatspräsidenten von Argentinien kämpfung rechtsstaatliche und demokratische Grund- Briefwechsel erfolgt. Außerdem hat es in diesem regeln unbedingt zu beachten sind. Jahr mindestens zwei Briefwechsel in dieser Sache Zusammengefaßt hat also die Bundesregierung zwischen Bundesaußenminister Genscher und sei- auch in Argentinien — wie überall in der Welt — nem argentinischen Kollegen gegeben. keine Gelegenheit vorübergehen lassen, um unmiß- verständlich für die Beachtung der Menschenrechte Vizepräsident Frau Renger: Eine zweite Zusatz- einzutreten. frage, bitte, Herr Kollege Kuhlwein.

Vizepräsident Frau Renger: Keine Zusatzfragen. Kuhlwein (SPD) : Frau Staatsminister, in der Ant- Die Fragen 148 und 149 werden auf Wunsch des wort auf eine Anfrage meines Kollegen Karsten Fragestellers, des Abgeordneten Weißkirchen (Wies- Voigt vom 17, Juni dieses Jahres sind weitere loch), schriftlich beantwortet. Die Antworten wer- Schritte der Bundesregierung angedeutet worden. den als Anlage abgedruckt. Sind diese Schritte bereits erfolgt, und welcher Art sind sie gewesen? Ich rufe die Frage 150 des Herrn Abgeordneten Kuhlwein auf: Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Diese Ist die Bundesregierung bereit, sich dafür einzusetzen, daß den Eltern von Elisabeth Käsemann die persönliche Habe der Ermor- Schritte waren das zuletzt genannte Schreiben von deten übergeben wird, und welche konkreten Schritte hat die Bundesregierung in dieser Richtung unternommen? Bundesaußenminister Genscher, das kürzlich beant- wortet wurde. Wir überprüfen gerade, ob ein neuer- Bitte, Frau Staatsminister. liches Schreiben erforderlich ist. Sie können ver- sichert sein, daß wir alle und ich persönlich alles Frau Dr. Hamm - Brücher, Staatsminister: Die Fra- Mögliche tun. ge 150 beantworte ich wie folgt. Die Bundesregierung ist selbstverständlich bereit, Vizepräsident Frau Renger: Die Fragen 152 und 153 sich dafür einzusetzen, daß die persönliche Habe des Herrn Abgeordneten Engelsberger werden von Frau Käsemann ihren Eltern übergeben wird. Sie schriftlich beantwortet. Die Antworten werden als hat die Botschaft in Buenos Aires angewiesen, zu- Anlage abgedruckt. nächst festzustellen, was aus den fraglichen Sachen Die Fragen 154 und 155 des Herrn Abgeordneten geworden ist. Die Botschaft konnte mit konkreten Dr. Czaja sind zurückgezogen worden. Nachforschungen jedoch leider erst am 22. Septem- ber beginnen, nachdem Herr Professor Käsemann Die Fragen 156 und 157 des Herrn Abgeordneten die letzte Anschrift seiner Tochter mitgeteilt hatte. Dr. Wittmann (München) werden schriftlich beant-- wortet. Die Antworten werden als Anlage abge- druckt. Vizepräsident Frau Renger: Zusatzfrage? — Keine Zusatzfrage. Ich rufe die Frage 158 des Herrn Abgeordneten Jäger (Wangen) auf: Ich rufe die Frage 151 des Herrn Abgeordneten Wie beurteilt die Bundesregierung im Hinblick auf das deutsch- Kuhlwein auf: sowjetrussische Verhältnis und im Hinblick auf das Viermächte abkommen über Berlin den Versuch der UdSSR bei der IPU-Kon- Welches sind die konkreten Gründe der Bundesregierung, trotz ferenz in Sofia, die Leitung der deutschen Delegation durch den mangelnder Kooperationsbereitschaft der argentinischen Behörden Berliner Abgeordneten Franz Amrehn und seine Wahl zum Vize- bei der Suche nach den „verschwundenen" deutschen Staatsbür- präsidenten der IPU-Konferenz wegen seiner Eigenschaft als gern nicht über die bisherigen Schritte hinauszugehen (Antwort Berliner Abgeordneter zu verhindern, und wird die Bundesregie- der Bundesregierung vom 7. September 1977 auf die Frage rung diesen Vorfall beim bevorstehenden Besuch des sowjeti- Nr. 172 des Abgeordneten Weißkirchen), obwohl die bisher schen Partei- und Staatschefs Breschnew in Bonn zur Sprache verfolgte Politik die Probleme nicht lösen konnte? bringen? 3800 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister: Herr Kol- Ich rufe die Zusatzpunkte 1 a und b der Tagesord- lege Jäger, die Frage 158 beantworte ich wie folgt. nung auf:

Die Bundesregierung ist über den Protest der Grup- a) Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/ pe der UdSSR auf der - gegen IPU Konferenz in Sofia CSU eingebrachten Entwurfs eines Besoldungs- die Leitung der deutschen Delegation durch den Ber- änderungsgesetzes liner Bundestagsabgeordneten Amrehn befremdet und erklärt sich ausdrücklich mit der Haltung, die — Drucksache 8/771 — die deutsche Delegation in Sofia eingenommen hat, Überweisungsvorschlag: solidarisch. Die von sowjetischer Seite in diesem Zu- Innenausschuß (federführend) Verteidigungsausschuß sammenhang aufgestellte Behauptung, daß Herr Haushaltsausschuß mitberatend Amrehn kein Abgeordneter des Deutschen Bundes- und gemäß § 96 GO tages sei, widerspricht in klarer Weise der insbe- sondere im Genehmigungsschreiben der Militär- b) Erste Beratung des von der Bundesregierung gouverneure der Drei Mächte zum Grundgesetz vom eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än- 12. Mai 1949 definierten Rechtslage, von der auch derung des Bundesbesoldungsgesetzes das Viermächteabkommen ausgeht. — Drucksache 8/1027 — Die Wahl von Herrn Amrehn zum Vizepräsiden- Überweisungsvorschlag : Innenausschuß (federführend) ten der Konferenz konnte bekanntlich in Sofia nicht Verteidigungsausschuß verhindert werden. Mithin hat die Angelegenheit in Haushaltsausschuß mitberatend einer für uns befriedigenden Weise ihren Abschluß und gemäß § 96 GO gefunden. Das Wort hat der Herr Abgeordnete de Terra.

Vizepräsident Frau Renger: Können Sie sich mit einer Zusatzfrage begnügen, weil wir schon am de Terra (CDU/CSU) : Frau Präsidentin! Meine Ende der Zeit sind? Bitte, Herr Jäger. sehr geehrten Damen und Herren! Wenn Sie einen Blick auf die Vorlage der CDU/CSU-Fraktion Druck- sache 8/771 werfen und wenn Sie die Vorlage der Jäger (Wangen) (CDU/CSU) : Frau Staatsminister, wird die Bundesregierung darauf achten, daß bei Bundesregierung 8/1027 in die Betrachtung einbe- der nächsten Konferenz dieser Art, von der man ziehen, wird der unbefangene Leser zunächst Un- hört, daß sie in Ost-Berlin stattfinden soll, die So- behagen darüber verspüren, daß durch ein Besol- wjetunion und mit ihr verbündete Staaten nicht un- dungsgesetz bzw. eine Änderung des Bundesbesol- ter Verstoß gegen die Regeln des deutsch-sowjeti- dungsgesetzes offenbar für den öffentlichen Dienst schen Verhältnisses ähnliche Vorstöße unternehmen, erneut mehr Geld verlangt wird. Der kundige Be- um der Teilnahme von Berliner Abgeordneten ent- trachter der Bundestagsdrucksachen sieht unter Buch- sprechend entgegenzuarbeiten? stabe D sofort, daß es sich um ansehnliche Beträge handelt: 90 Millionen DM, sagt der Entwurf der Staatsminister: Das ist CDU/CSU; 92,6 plus 4 Millionen DM, sagt der Ent- Frau Dr. Hamm-Brücher, wurf der Bundesregierung. selbstverständlich, Herr Abgeordneter. Im übrigen sind wir der Meinung, daß es sich um eine Parla- Aber die Vorlagen sind zugleich ein Lehrstück mentarierkonferenz gehandelt hat und daß sich un- dafür, daß etwas, was lediglich nach der Beseitigung sere Parlamentarierdelegation in Sofia erfolgreich von Unebenheiten innerhalb des Besoldungsgefüges durchgesetzt hat. des öffentlichen Dienstes aussieht, in Wirklichkeit (Beifall bei der FDP und der SPD) mehr ist. Kleine Änderungen der Bestimmungen des Besoldungsgesetzes haben nicht nur innerhalb des Besoldungsgefüges enorme Auswirkungen. Wenn Vizepräsident Frau Renger: Damit sind wir am der öffentliche Dienst in seiner Gesamtheit — hier Ende der Fragestunde. Danke schön, Frau Staatsmi- speziell die Bundeswehr — bestimmte Männer für nister. eine bestimmte Zeit gewinnen will, darf man dabei Die Fragen 82 des Herrn Abgeordneten Dr. Becker die Beziehungen des einzelnen zu seiner Umgebung (Frankfurt), 83 des Herrn Abgeordneten Kraus, 90 nicht ungestraft außer Betracht lassen. Anders aus- und 91 des Herrn Abgeordneten Dr. Voss, 92 der gedrückt, man muß in das Gefüge der öffentlichen Frau Abgeordneten Erler, 93 und 94 des Herrn Ab- Besoldung einen finanziellen Anreiz einbauen, wenn geordneten Gierenstein, 96 und 97 der Frau Abge- man dieses Ziel erreichen will. ordneten Krone-Appuhn, 118 des Herrn Abgeordne- ten Josten, 159 und 160 des Herrn Abgeordneten Dr. Dies ist also ein Lehrstück dafür, daß man solche Hennig und 161 und 162 des Herrn Abgeordneten Grundsätze nicht außer Betracht lassen darf. Man Kunz (Berlin) sind von den Fragestellern zurückgezo- wird sich als Opposition, selbst wenn man fröhlich gen worden. im Angriff ist, doch so harte Formulierungen, wie wir sie in unserer Vorlage gebraucht haben, sorg- Die Fragen 132 und 133 des Herrn Abgeordneten sam überlegen. In der allgemeinen Begründung zu Wüster sind nach Nr. 2 Abs. 2 der Richtlinien für dem Problem haben wir schon gesagt, daß andern- die Fragestunde unzulässig. falls die Verteidigungsbereitschaft der Bundeswehr Die übrigen nicht behandelten Fragen werden absinkt. Deshalb waren wir in der Formulierung schriftlich beantwortet. Die Antworten werden als nicht zurückhaltend, sondern haben deutlich gesagt: Anlagen abgedruckt. Wenn diese Auswirkungen fortbestehen, haben sie Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3801 de Terra auf die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr existenz- dend in die Personalstruktur der Streitkräfte bedrohende Wirkungen. ein. In den nächsten Jahren ist mit negativen Folgewirkungen zu rechnen, die nur durch Wir wollen gemeinsam noch einen Blick darauf zusätzliche finanzielle Aufwendungen wieder werfen, daß unsere Vorlage vom Juli dieses Jah- ausgeglichen werden können. res ist, die Vorlage der Bundesregierung vor drei Tagen, am 17. Oktober 1977, eingebracht wurde. Ein Weiteres kommt hinzu, und auch das haben wir damals zum Ausdruck gebracht. Wir hatten zu Was ist der Kern? Der Kern ist — und das ist der Problematik, nämlich der — ich will es einmal wieder lehrstückartig —, daß wir damals alle bei vereinfacht ausdrücken — schlechteren Besoldung der Bemühung, den Haushalt zu sanieren, das Haus- der Zeitsoldaten, der SaZ-2-Soldaten, in den Jah- haltsstrukturgesetz beraten und beschlossen haben. ren 1967 und 1969 ein Vorerlebnis. Schon einmal Jedes Ressort war damals bemüht, in seinem Be- mußte dasjenige, was beschlossen worden war, nach reich Vorschläge zu entwickeln, die als Beitrag zum zwei Jahren wieder geändert werden, weil es nicht Gesamtwerk des Haushaltsstrukturgesetzes dienen zu dem gewünschten Ergebnis führte, sondern weil sollten. Wir alle meinten damals, einen großen im Gegenteil damals schon die Zahl der freiwilli- Wurf gemacht zu haben, um die Staatsausgaben gen Verpflichtungen rapide abnahm. Eine Gegen- insgesamt zu beschränken und den Bundeshaushalt überstellung ergab damals, daß es am Anfang entlasten zu können. Es ist ein Lehrstück dafür, daß 65 000 und am Ende dieser Periode nur noch 7 500 man, wenn man Teilbereiche in ihren Auswirkun- waren. Man hätte daraus lernen können, und des- gen nicht richtig beurteilt und in ein Gesamtwerk wegen habe ich bei diesen Vorlagen immer wieder einbaut — hier das Haushaltsstrukturgesetz —, auf das Wort abgestellt: Dies ist ein Lehrstück. sich hinterher schwertut, wenn man die Fehler, die gemacht worden sind, wieder korrigieren will. Nachdem wir nun die ergänzenden Prüfungen und die Erörterungen innerhalb der Bundesregie- Im übrigen ist es ein Lehrstück dafür — ich hof- rung mühsam hinter uns gebracht haben, meine ich, fe, ein Lehrstück für die Bundesregierung —, daß daß wir dasjenige, was der Verteidigungsausschuß es, wenn solche Erkenntnisse gewonnen sind, selbst einmütig bereits seit März vorigen Jahres für not- wenn sie im Verteidigungsausschuß einmütig er- wendig hält, und was nunmehr auch bis zur lang- kannt worden sind, noch sehr lange Zeit dauert, bis sam, ich hoffe, aber sicher mahlenden Mühle des solche Fehler korrigiert werden. Der Verteidigungs- Finanzministers durchgedrungen ist, nun auch tun ausschuß hat am 17. März und am 23. Juni des ver- sollten. gangenen Jahres einmütig den Fehler, der im Haus- Aber es gibt eine neue Schwierigkeit; ich weiß haltsstrukturgesetz gemacht worden ist, herausge- nicht, ob das eine Besonderheit der Finanzminister stellt und eine entsprechende Änderung nahege- ist. Nun will man hier nicht den klaren Weg gehen, legt. Dann dauerte es weit über ein Jahr, bis die indem man etwa sagt: dies wird behoben, son- Bundesregierung ihren Entwurf nunmehr vorlegen dern man will Zwischenwege gehen. Ich halte das konnte. für Halbheiten, die in dieser Sache, wie ich meine, Es ist aber auch ein Lehrstück dafür, daß man nicht gerade glücklich sind. Man sollte, wenn man ganz allgemein in der Regierungsarbeit einen Blick erkannt hat, daß etwas nicht gut geht, nicht sagen: — einen lernenden Blick — auf die Opposition wer- wir wollen es einmal versuchsweise oder auf Wider- fen sollte, wenn sie zu einer Teilfrage ihre schwe- ruf oder mit der Hälfte des Betrages oder auf Zeit ren Bedenken so offen ausspricht. Herr Kollege Er- anders machen, nesti, den wir heute morgen bei der Erörterung (Dr. Kraske [CDU/CSU]: Sehr richtig!) des Berichts des Wehrbeauftragten hörten, hat da- bei auch diesen Punkt herausgestellt. Im Oktober sondern man sollte sagen: dies muß anders geregelt 1975, als wir uns noch alle um das Haushaltsstruk- werden. turgesetz bemühten, hat Herr Kollege Ernesti, nach- (Beifall bei der CDU/CSU) dem unsere Vorschläge im Verteidigungsausschuß, Aber der Entwurf der Bundesregierung will nun obwohl sie begründet und mit Ersatzvorschlägen doch erst für eine Ü bergangszeit von zunächst zwei vorgebracht wurden, nicht zum Erfolg geführt hat- Jahren etwas Gesetz werden lassen, was wir ein- ten, in seiner Pressemitteilung, die ich mit Geneh- mütig im Verteidigungsausschuß so nicht für richtig migung der Frau Präsidentin wörtlich zitieren darf, gehalten haben. Man könnte sagen: er ist immer- folgendes gesagt: hin auf dem richtigen Wege. Wir wollen hoffen, daß Die Bundesregierung und die sie tragenden wir bei der gemeinsamen Beratung hier noch eine Parteien haben es nun zu verantworten, daß die bessere Lösung finden. - Bereitschaft zu freiwilliger Verpflichtung nach- Die Bundesregierung hat im übrigen in ihren läßt, daß sich die extrem ungünstige Alters- Gesetzentwurf — ich darf das gleich mit einbezie- struktur der Streitkräfte wiederum verschlech- hen — auch die Erhöhung der Stellenzulage für tert, daß Zeitsoldaten nur noch in stark ver- Luftfahrzeugführer und Kampfbeobachter in strahl mindertem Umfang als Berufssoldaten über getriebenen Kampfflugzeugen einbezogen. Sie nommen werden können, daß ein zunehmen- greift damit einen Teil heraus, den wir im Hinblick der Verwendungsstau und zwangsläufig ein auf das gesamte Zulagenwesen in der Bundeswehr großer Beförderungsstau in der Bundeswehr schon lange im Blick haben. Sie zieht diesen Punkt, auf uns zukommt. Mit den beabsichtigten Maß- der sicherlich einer der wichtigsten ist, vor, läuft nahmen greift die Bundesregierung entschei aber dadurch Gefahr, daß dies, losgelöst von ande- 3802 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 de Terra ren Überlegungen, wiederum zu Verzerrungen in nachgehen. Wir haben vor zwei Jahren dieses Ge- anderen Bereichen führt. setz ein bißchen zurückgefahren, weil wir ein Über- Ich darf Ihnen meine persönliche Meinung dazu angebot von draußen hatten. Der Verteidigungs- sagen. Ich bin der Auffassung, daß man bei Zulagen minister hat das sogar selbst angeboten. Wenn das nun nachläßt, gehen wir wieder auf die alte Quali- außerordentlich vorsichtig sein sollte. Das Zulagen- wesen ist immer wie Nebel, der über der Landschaft tät. Da sind wir uns also einig. des echten und richtigen Besoldungsgefüges liegt. Schwieriger wird es bei dem zweiten Teil des Das kann leicht dazu führen, daß derjenige, der am Entwurfs der Bundesregierung, nämlich der Erhö- lautesten im Nebel ruft, im Zulagenwesen einen hung der Zulage für Luftfahrzeugführer und Kampf- Erfolg oder einen Teilerfolg an sich reißt. Es ist die beobachter bei Strahlflugzeugen. Wir sind bereit, Pflicht des Dienstherrn, die Pflicht der Bundes- das offen zu prüfen, wissen aber auch, Herr de Terra, regierung, unser aller Pflicht, auch an diejenigen daß die Zulagen in der ohnehin schon komplizierten Personengruppen zu denken, die, auch wenn sie Besoldungslandschaft einen Dschungel darstellen. nicht laut rufen, trotzdem in gleicher Lage gleiche Hier treten auch in unvergleichlicher Weise die Hilfe — man kann hier sagen: gleiche Zulagen — Sprachschöpfungen unserer Bürokratie deutlich her- erwarten können. Gehen wir z. B. von der Luft aufs vor. Kein Mensch kann das mehr übersehen. Da Wasser. Ich würde meinen Blick z. B. auf einzelne gibt es allgemeine Zulagen, da gibt es besondere Personengruppen bei der Marine richten und fragen: Zulagen, da gibt es Stellenzulagen, Amtszulagen, da Wie sieht es eigentlich mit den Kampfschwimmern gibt es Zulagen für Sicherheit, Erschwerniszulagen, . und den Tauchern aus? Aber der Anfang ist ge- Schmutzzulagen, Zulagen für Dienst zu ungünstigen macht, der Anfang ist gut, dieser Teil soll erledigt Zeiten, für Sicherheit in der Luft, unter Wasser, auf werden, die Stellenzulage soll gewährt werden. dem Wasser und und und. Wenn man diese nun noch Dies wollte ich beiden Entwürfen auf den Weg sehr geschickt mit Sternchen und Verweisungen geben. Wenn ich das Fazit ziehe, muß ich sagen: versieht und in dem dicken Besoldungsgesetz schön Endlich ist etwas geschehen; endlich ist das durch- gestreut unterbringt, wird das selbst für die soge- geführt, von der Bundesregierung in Angriff genom- nannten Experten eine Geheimwissenschaft. Wenn men worden, was wir im Verteidigungsausschuß — man dann noch die allgemeinen Zulagen mit beson- ich wiederhole es zum dritten- oder vierten- oder deren Begründungen versieht und die besonderen fünftenmal — einmütig als richtig befunden hatten. mit allgemeinen und dann noch die Höhe unterein- Wir wollten einmütig diese Einbußen in der Bundes- ander als fein ausgewogen hinstellt, passiert sehr wehr nicht hinnehmen, wollten einer als falsch er- leicht folgendes: Wenn man dort ein Glöckchen an- kannten Entwicklung nicht tatenlos zusehen. Wir tickt — und das könnte hier sein —, klingelt der hoffen, daß wir nun auf einem guten und richtigen ganze Stellenbaum, und es wird eine sehr teure Wege sind. Musik. (Beifall bei der CDU/CSU) Kurzum, zu diesem zweiten Teil darf ich für meine Fraktion sagen: wir werden auch das offen Vizepräsident Frau Renger: Das Wort hat der Ab- prüfen, aber die Sorgfältigkeit wird hier sehr viel geordnete Liedtke. größer sein als bei Teil 1, zu dem wir die Notwen- digkeit einsehen. Liedtke (SPD) : Frau Präsidentin! Meine Damen (Beifall bei der SPD) und Herren! Das scheint ja hier eine der ungewöhn- lichen Stunden des Parlaments zu werden, denn aus Vizepräsident Frau Renger: Das Wort hat der Ab- Herrn de Terras Ausführungen entnahm ich ein geordnete Ludewig. hohes Maß an gemeinsamer Einsicht in die Notwen- digkeiten, die in diesem Gesetz manifestiert sind. (FDP) : Frau Präsidentin! Meine sehr ge- Es gehört zum Stil der Opposition, jedes noch so Ludewig ehrten Damen und Herren! Der technische Fortschritt kleine Gesetz zu benutzen, um wenigstens ein paar hat uns moderne und hochwertige, technisch an- Nadelstiche in Richtung Bundesregierung zu ver- spruchsvolle, komplizierte Waffen und Gerätesy- suchen. Da diese Regierung anderes von Ihnen ge- steme in der Bundeswehr gebracht. Zu ihrer Bedie- wöhnt ist, wird sie die gar nicht bemerken, und ich gehe auf Ihre Vorbemerkungen folgerichtig gar nung und Wartung müssen längerdienende, qualifi- nicht ein. zierte, positiv motivierte Soldaten herangezogen werden. Das sind die Soldaten auf Zeit. Die Soldaten Wir teilen die Ansicht — und das soll den Bun- auf Zeit erhalten Dienstbezüge. Damit wird diese desverteidigungsminister und auch die Bundeswehr Angelegenheit teurer, als wenn Wehrpflichtige ein- fröhlich stimmen —, daß die nicht nur bei uns, son- gesetzt werden. dern auch bei den NATO-Freunden anerkannte Aus- bildungsqualität der Bundeswehr im wesentlichen Der wehrpflichtige Soldat bekommt als Grenadier von den Ausbildern abhängt, die im persönlichen 165 DM, er bekommt als Gefreiter 210 DM und als täglichen Kontakt mit den Soldaten umgehen. Wenn Obergefreiter 225 DM, wenn er es in 15 Monaten sich diese mittlere Ausbilderebene entsprechend der bis zum Obergefreiten schafft. Ein Z-2-Soldat erhält Vorlage des Verteidigungsministers arg verdünnt, als Grenadier 1 153 DM, als Gefreiter 1 199 DM und sind wir die letzten, die nicht bereit sind, hier Ab- als Obergefreiter 1 257 DM. hilfe zu schaffen. Im Prinzip tun wir nichts anderes, Sinn der Änderung im Rahmen des Haushalts- als daß wir den Angeboten des Arbeitsmarktes strukturgesetzes ab 1. Januar 1976 war es, diese Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3803 Ludewig Mehrkosten einzusparen. Wir haben daraufhin den- Anreiz muß gegeben werden. Wir machen das zu- jenigen, die bereit waren, sich auf zwei Jahre als nächst für zwei Jahre, um dann zu prüfen, ob die Soldat zu verpflichten, in den ersten sechs Monaten Maßnahme gegriffen hat. Wir legen uns also nicht auch nur die Grundwehrdienstbezüge gegeben. Das für alle Zeit fest. hat dazu geführt, daß die Freiwilligmeldungen und die Weiterverpflichtungen zurückgegangen Ich bitte Sie, der Überweisung des Gesetzentwurfs sind. Innerhalb dieser eineinhalb Jahre, seit dem an die zuständigen Ausschüsse zuzustimmen. 1. Januar 1976, hat sich der Personalfehlbestand von (Beifall bei der FDP) 21 000 auf 36 000 Mann erhöht. Dieser Fehlbestand muß abgebaut werden. Erst- Vizepräsident Frau Renger: Weitere Wortmeldun- und Weiterverpflichtungen müssen aus den genann- gen liegen nicht vor. Ich schließe die Aussprache. ten Gründen wieder steigen. Dafür ist der Anreiz nötig, die Dienstbezüge wieder ab dem ersten Mo- Der Überweisungsvorschlag des Ältestenrates nat zu zahlen. Die Anzeichen sprechen dafür, daß liegt Ihnen vor. Dagegen erhebt sich kein Wider- diese Maßnahme die gewünschten Auswirkungen spruch. Es ist so beschlossen. hat. Gespräche bei der Truppe bestätigen das. Die FDP-Fraktion will, daß bestes Gerät auch auf die Ich rufe den Zusatzpunkt 2 der Tagesordnung auf: bestmögliche Art und Weise bedient und einsatz- Erste Beratung des von der Bundesregierung bereit gehalten wird. Deshalb stimmen wir diesem eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Geset- Teil des Gesetzentwurfes zu. zes zur Änderung des Graduiertenförderungs- Der Gesetzentwurf sieht zweierlei vor: Erstens die gesetzes (2. GFÄndG) Wiedereinsetzung der Dienstbezüge für Z-2-Solda- — Drucksache 8/1026 ten ab dem ersten Monat, außerdem die Aufstok- —Überweisungsvorschlag: kung der Zulagen für Strahlflugzeugführer. Eine Er- Ausschuß für Bildung und Wissenschaft höhung dieser Zulage wird damit begründet, daß die Haushaltsausschuß gemäß § 96 GO Anforderungen an die Leistungen der Strahlflugzeug Wird hierzu das Wort gewünscht? — Das Wort führer und Kampfbeobachter von ein- und zwei- wird nicht gewünscht. Der Überweisungsvorschlag sitzigen Kampfflugzeugen gestiegen sind. Zu Recht liegt Ihnen vor. Dagegen erhebt sich kein Wider- wird aber gefragt, ob wir diesen Fall nicht zum spruch. Es ist so beschlossen. Anlaß nehmen sollten, noch einmal das ganze Zu- lagewesen einer kritischen Überprüfung zu unter- Ich rufe Zusatzpunkt 3 der Tagesordnung auf: ziehen; denn Kampfschwimmer, U-Boot-Fahrer und auch Hubschrauberpiloten könnten möglicherweise Erste Beratung des von der Bundesregierung die gleichen Ansprüche stellen. Die FDP-Fraktion eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur ist der Ansicht, daß eine isolierte Betrachtung dieser Änderung energierechtlicher Vorschriften Frage eigentlich nicht zu vertreten ist. — Drucksache 8/1030 — Überweisungsvorschlag: Wir wollen die allgemeine Zulagensituation ein- Ausschuß für Wirtschaft (federführend) deutig geklärt wissen, insbesondere die Relationen Finanzausschuß zwischen den einzelnen Zulagen einer eingehenden Haushaltsausschuß gemäß § 96 GO Untersuchung durch das Parlament unterziehen. Auch dazu wird das Wort nicht gewünscht Der Vorher wollen wir mit einer Zulagenerhöhung nicht Überweisungsvorschlag des Ältestenrates liegt beginnen. Ich hoffe, daß die Gesamtübersicht über Ihnen vor. Dagegen erhebt sich kein Widerspruch. das Zulagewesen baldmöglichst zum Gegenstand Es ist so beschlossen. einer parlamentarischen Diskussion gemacht wird, damit dann — eventuell zusammen mit anderen Zu- Ich rufe Punkt 8 der Tagesordnung auf: lagenerhöhungen — über diese sogenannte Flieger- zulage entschieden werden kann. Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- Es gibt noch einen Grund, der dagegen spricht, wurfs eines Gesetzes zu dem Europäischen diese Zulage schon jetzt überstürzt zu beschließen. Übereinkommen vom 10. März 1976 zum Auf eine entsprechende Frage eines Kollegen — es Schutz von Tieren in landwirtschaftlichen war Herr Jung — hat das Bundesministerium der Tierhaltungen Verteidigung erklärt, daß nichts dagegen spreche, — Drucksache 8/764 — wenn ein Strahlflugzeugführer in der wegen der - besonderen Belastung verordneten Ruhe- und Rege- Beschlußempfehlung und Bericht des Aus- nerationszeit eine Nebenbeschäftigung in Form von schusses für Ernährung, Landwirtschaft und zwei Vollerwerbsberufen ausübt. Das ist ein Bei- Forsten (10. Ausschuß) spiel, das der isolierten Betrachtung dieser einen — Drucksache 8/967 — Zulage ganz eindeutig entgegensteht. Berichterstatter: Ich empfehle daher, diese Frage zu prüfen und Abgeordneter Dr. Kunz (Weiden) die Stellenzulage jetzt nicht zu beschließen. Dage- (Erste Beratung 39. Sitzung) gen sollten wir beschließen, daß die Soldaten auf Zeit ab 1. Januar 1978 vom ersten Tage der Ver- Das Wort hat Herr Abgeordneter Dr. Schmidt pflichtung an ihre Dienstbezüge bekommen. Dieser (Gellersen). 3804 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) : Frau Präsidentin! ke bezüglich neuzeitlicher Intensivhaltungssysteme Meine Damen und Herren! Namens der Mitglieder nicht ausgefüllt wird. des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Das Übereinkommen enthält nur Grundsätze, Forsten gebe ich zur Verabschiedung des Ratifika- deren Ausfüllung durch die Teilregelungen für die tionsgesetzes zu dem Europäischen Übereinkommen einzelnen Tierarten über Haltung, Pflege und Un- vom 10. März 1976 zum Schutz von Tieren in land- terbringung einem internationalen Ständigen Aus- wirtschaftlichen Tierhaltungen eine Erklärung ab. schuß beim Europarat vorbehalten bleibt. Sobald Dies geschieht auch in der Absicht, gegenüber der das Übereinkommen durch Ratifikation in Kraft ge- Öffentlichkeit darzulegen, daß die Mitglieder dieses setzt ist, können diese Detailregelungen in einem Ausschusses sehr wohl bereit und in der Lage sind, vereinfachten Verfahren durch diesen Ständigen sich mit allem Ernst und dem notwendigen Sachver- Ausschuß völkerrechtlich verbindlich getroffen wer- stand der Probleme des Tierschutzes anzunehmen den. Hierin liegt die besondere Bedeutung dieses und sie tierschutzgerechten Lösungen zuzuführen. _Übereinkommens. Sie liegt aber auch in der Tat- Als wir 1972 hier einmütig das in aller Welt ge- sache begründet, daß das Übereinkommen nicht bloß lobte Tierschutzgesetz verabschiedeten, baten wir die EG-Länder umfaßt — die EG ist überdies selbst die Bundesregierung, die Bestrebungen zur Harmo- Partner des Übereinkommens —, sondern alle Mit- nisierung des Tierschutzes in Europa nachdrücklich gliedstaaten des Europarates, also alle europäischen zu fördern. Dabei gingen wir von der Erwägung Länder — außer denen des Ostblocks —, von Is- aus, daß die weitaus überwiegende Zahl der gehal- land bis Zypern, von der Türkei bis Portugal. Die tenen Tiere auf den Bereich der tierischen Agrar- Tatsache, daß die Europäische Gemeinschaft als In- produktion entfallen und hier strenge nationale stitution beigetreten ist, bringt Brüssel in den Zug- Tierschutzregelungen, die im europäischen Ver- zwang, eine einheitliche Lösung der Tierschutzpro- gleich richtungweisend sind, im Bereich der land- bleme in sogenannten Massentierhaltungen zu fin- wirtschaftlichen Produktion zu unvertretbaren Wett- den und durchzusetzen. bewerbsverzerrungen führen müßten. Meine Damen und Herren, im Bewußtsein der eu- (Vorsitz: ropäischen Wirklichkeit müssen wir aber sehen, daß Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen) gemeinschaftliche Regelungen nicht kurzfristig zu er- reichen sind. Dieser Umstand darf für die Bundes- Wir alle waren uns darüber einig, daß selbstver- regierung jedoch kein Anlaß sein, den Erlaß der in ständlich der Tierschutz sämtliche Bereiche unserer § 13 des Tierschutzgesetzes vorgesehenen Rechtsver- Gesellschaft erfassen müsse, also auch die Landwirt- ordnungen über Massentierhaltungen zurückzustel- schaft. Aber wir haben damals betont, daß das len. Verzögerungen, die nicht allein in der sachge- Selbsterhaltungsinteresse des Menschen Lebensbe- rechten Behandlung einer äußerst schwierigen Ma- schränkungen für das Tier ethisch rechtfertige. terie begründet sind, würden bei weiten Kreisen der (Dr. Ritz [CDU/CSU] : Sehr wahr!) deutschen Tierfreunde zu Recht auf Unverständnis stoßen. Beachtlich ist zudem, daß ohne konkretisie- Unter diesem Aspekt sind auch die ernährungswirt- rende Rechtsverordnung über Haltung, Pflege und schaftlich unumgänglichen modernen Tierhaltungs- Unterbringung von Tieren diejenigen, die mit der formen gesehen worden. Wir waren und damals als behördlichen Durchführung und richterlichen Ausle- nationaler Gesetzgeber aber darüber einig, daß es gung des Tierschutzgesetzes betraut sind, auf unbe- insoweit keinen tierschutzfreien Raum geben darf stimmte Rechtsbegriffe in der Generalklausel nach — nicht in der Bundesrepublik und auch nicht bei § 2 des Tierschutzgesetzes über artgemäße Pflege unseren Nachbarn und Mitbewerbern auf dem und Bewegungsbedürfnis sowie verhaltensgerechte Agrarmarkt der Europäischen Gemeinschaft. Deshalb Unterbringung angewiesen sind, also auf Begriffe, haben wir die Bundesregierung ersucht, auf euro- deren Auslegung im Einzelfall häufig nur durch päische Lösungen hinzuwirken. höchstrichterliche Entscheidungen möglich ist. Wie Nun sind wir mit dem vorliegenden Übereinkom- wir hören, ist die Konkretisierung für die Bereiche men und seiner heute beabsichtigten Ratifikation der Schweine- und Kälberhaltung nunmehr nach durch den Deutschen Bundestag einen weiteren fachwissenschaftlicher Klärung zuvor noch offener Schritt auf dem Wege zu einem europäischen Tier- Fragen möglich. Im Geflügelbereich, der die Öffent- schutz gut vorangekommen. Zuvor hatten wir be- lichkeit besonders bewegt, sollte die wissenschaft- reits 1974 das Europäische Tier-Transport-Überein- liche Klärung zügig vorangetrieben werden. kommen ratifiziert, und außerdem ist in Brüssel die In diesem Zusammenhang 'dürfen wir nicht über- Richtlinie über die Betäubung vor dem Schlachten sehen, daß durch die Erarbeitung dieser nationalen erlassen worden. Rechtsverordnungen gewichtige Steuerungselemente Dem vorliegenden Übereinkommen kommt insbe- für künftige internationale oder EG-Tierschutzbe- sondere im Hinblick auf die gegenwärtige Tier- stimmungengeschaffen werden. Durch entsprechen- schutzdiskussion in der Bundesrepublik um die so- de UÜbergangsregelungen kann der Anschluß an das genannte Massentierhaltung eine große Bedeutung künftige harmonisierte Recht geschaffen werden. zu. Hier werden erstmalig internationale Grundsätze Lassen Sie mich abschließend feststellen, daß aus für die Haltung, Pflege und Unterbringung landwirt- der Rückschau 'der von uns in diesem Hause einver- schaftlicher Nutztiere in modernen Tierhaltungen nehmlich 'beschrittene Weg, ein modernes nationales festgeschrieben. Dabei sind wir uns bewußt, daß Tierschutzrecht zu schaffen, richtig gewesen ist. Die durch dieses internationale Übereinkommen die in Mitgliedèr des Ausschusses für Ernährung, Land- unserem Tierschutzrecht immer noch klaffende Lük- wirtschaft und Forsten hegen gemeinsam die Hoff- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3805

Dr. Schmidt (Gellersen) nung, daß der Deutsche Bundestag mit seiner Ge- Ich will, bevor ich das tue, meine Damen und setzgebung Leitlinien für eine Harmonisierung in Herren, drei Fragen behandeln, die mit diesem Europa gezogen hat. Komplex unmittelbar zusammenhängen. Es handelt (Beifall) sich zum einen um die Frage, ob es ein Junktim, eine unauflösliche Verbindung geben muß zwischen

Vizepräsident Dr. Schmitt - Vockenhausen: Weitere der Erweiterung von. Nahbereichen, die dringend Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich schließe die notwendig ist, und der Einführung des Zeittakts. Aussprache. Die zweite Frage, die ich beantworten will, lautet: Wir kommen zur Einzelberatung und zur Abstim- Sind eigentlich die vorgesehenen Investitionen mung in zweiter Beratung, mit der die Schlußabstim- wirklich sachlich gerechtfertigt? mung verbunden wird. Ich rufe Art. 1, 2, 3, 4 sowie Drittens ist zu fragen: Wem nützt eigentlich der Einleitung und Überschrift auf. Wer dem Gesetz- Zeittakt? entwurf in zweiter Beratung und in der Schlußab- stimmung zuzustimmen wünscht, den bitte ich, sich Wie ist das: Kann man erweiterte Nahbereiche zu erheben. — Gegenprobe! — Stimmenthaltun- nur dann haben, wenn man den Zeittakt einführt? gen? — Einstimmig so beschlossen. Das ist ja die Behauptung dieses Ministers. Viele Fachleute und meine Fraktion sind folgender Mei- Ich rufe nunmehr Punkt 9 der Tagesordnung auf: nung: Es wird höchste Zeit, daß in den ländlichen Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Gebieten größere Gerechtigkeit für die Telefon- Dollinger, Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd), kunden Platz greift. Leicht, Damm, Straßmeir und der Fraktion (Zustimmung bei der CDU/CSU) der CDU/CSU Das kann und muß geschehen, ohne die bisherigen Bericht über Telefon-Nahbereichsversuche Vorteile im Telefonortsverkehr zu beseitigen. Es — Drucksache 8/991 — bedarf keines Zeittakts im Nahverkehrsbereich, um Überweisungsvorschlag des Ältestenrates: in den ländlichen Räumen größere Telefonortsnetze Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen zu schaffen. Zur Begründung des Antrags hat der Herr Abge- (Lampersbach [CDU/CSU] : Sehr richtig!) ordnete Damm das Wort. Der Postminister spricht nun immer von unüber- Damm (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine Damen sehbaren technischen und finanziellen Risiken, wenn und Herren! Dies ist die vierte Debatte, die in die- der Zeittakt im Nahbereich nicht eingeführt würde. sem Hause über den Komplex „Zeittakt" geführt Um welche Summen handelt es sich? Mit welchen wird und geführt werden muß. Die Öffentlichkeit er- Mindereinnahmen rechnet die Post, meine Damen innert sich noch daran, daß ursprünglich ein Vier- und Herren, wenn sie entweder gar keinen Zeittakt Minuten-Zeittakt eingeführt werden sollte. Dieser einführt oder unterschiedliche Zeittakte hätte? Bei Deutsche Bundestag hat es fertiggebracht, den Zeit- der ursprünglichen Absicht des Vierminutentakts takt wenigstens auf acht Minuten auszuweiten, wenn- hätten nach Berechnungen der Post die Minderein- gleich man bezweifeln darf, daß dieser Postminister nahmen jährlich 206 Millionen DM ausgemacht; seine öffentliche Erklärung auch tatsächlich einhält, beim Achtminutentakt wären es 532 Millionen DM, daß, solange er Postminister sei, acht Minuten nie- und wenn man gar keinen Zeittakt einführte — das mals unterschritten würden. Aber darauf werden ergibt sich aus der Anzahl der über acht Minuten wir später noch zu sprechen kommen müssen. hinausgehenden Gespräche; das sind rund 3 % aller Gespräche —, ergäben sich 582 Millionen DM Min- Ich will zunächst deutlich machen: Durch die Ein- dereinnahmen. schaltung dieses Parlaments ist es gelungen, sowohl die ursprüngliche Absicht, diesen kurzen Zeittakt 582 Millionen DM sind eine Menge Geld. Woher einzuführen, zu verhindern, als auch Sonderrege- soll die Post das Geld nehmen, um diese Minderein- lungen für Berlin, für die Grenzgebiete und — je- nahmen auszugleichen? Das ist ja die logische denfalls angekündigt — für die Telefonseelsorge zu Frage, wenn man, wie wir das tun, sagt: Wir wollen erreichen. keinen Zeittakt! Jetzt haben wir Grund, uns mit dieser Angelegen- Meine Damen und Herren, die Antwort ist so ein- heit erneut zu beschäftigen, weil der Postminister fach wie einleuchtend: aus den Einnahmen der Post Gscheidle in einer Art Rückfall in die absolutisti- im Fernmeldebereich. Hat denn die Post in diesem sche Zeit wie eine Art Ludwig XIV. Bereich Überschüsse? Ja, seit 1975 macht die Bun- (Hört! Hört! bei der CDU/CSU) despost wieder Milliardenüberschüsse. Im Fern- meldebereich waren es 1975 3,45 Milliarden DM, dieses Parlament überspielen und in einer Nacht- im Jahr 1976 3,824 Milliarden DM. Das sind sehr und Nebelaktion von vor wenigen Wochen die gan- hohe Überschüsse. ze Geschichte nun endgültig fixieren will. Nun weiß aber jeder von uns, daß die Post not- (Lampersbach [CDU/CSU] : Unerhört!) wendigerweise andere Dienste durch die Über- — Das ist wirlich unerhört. Es ist im Grunde viel schüsse aus dem Fernmeldebereich subventionieren schlimmer: Es ist eine Mißachtung des Parlaments. muß. Das hat sie in den beiden zurückliegenden Darüber wird nachher natürlich auch noch zu spre- Jahren getan. Dennoch sind am Ende unter dem chen sein. Strich viele hundert Millionen Plus übriggeblieben. 3806 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Damm 1975 waren es 629 Millionen DM Gewinn und Bleibt das Problem des Mißbrauchs durch Daten- 450 Millionen DM Rücklagen. 1976 waren es übertragung. Da profitierten nach Herrn Gscheidle 1,177 Milliarden DM und 900 Millionen DM Rück- die Firmen von stundenlangen Datenübertragungen lagen. Die Bundespost hat also am Ende mehr als innerhalb der Ortsnetze für 23 Pfennige. Sie blok- 2 Milliarden DM erwirtschaftet, Plus gemacht. Für kierten, wie er sagt, auch noch zusätzlich die Lei- das laufende Geschäftsjahr will die Post einen Ge- tungen. Zunächst muß man einmal sagen: Das hat winn von 912 Millionen DM erwirtschaften — das die Post bisher nicht verboten, sondern das ist nach ist die Schätzung — und erneut 900 Millionen DM, geltenden Regeln der Post zulässig. Der Minister also annähernd so viel wie im vergangenen Jahr, sollte in seiner Wortwahl sehr sorgfältig sein. Wenn Rücklagen bilden. es wirklich Mißbrauch wäre, dann sollte er es ab- stellen. Die Antwort auf die Frage, wie die Post die Min- (Hoffie [FDP]: Wie denn?) dereinnahmen ausgleichen solle, kann mit gutem Gewissen lauten: aus den Überschüssen, deren Ur- — Er kann es nämlich abstellen. Er kann es erstens sache übrigens in den extrem hohen deutschen Tele- durch die Fernmeldeordnung verbieten. Damit müß- fongebühren liegt. Was also liegt näher, als die te man anfangen. Finanzierung einer höheren Telefonqualität aus den (Hoffie [FDP] : Und daran halten sich dann Fernmeldeeinnahmen durchzuführen? alle?) Bleiben die technischen Risiken, meine Damen — Nein, natürlich nicht. Ich weiß — wie jeder Auto- und Herren. Der Minister hat seine technischen Ar- fahrer —, daß sich nicht alle an die Verkehrsregeln gumente nie präzisiert. Wenn die laufenden Ver- halten. Aber es gibt technische Möglichkeiten zu suche in den sechs Bereichen mit den Zeittakten und überprüfen, ob sich alle daran halten. Der Minister den erweiterten Nahbereichen wirklich unvorein- sollte sie nutzen. Dann könnte er diesen — wie er genommen geplant und durchgeführt worden wären, es nennt — Mißbrauch ganz schnell abstellen. dann hätte dieser Minister seine Zustimmung auch (Hoffie [FDP]: Wie denn?) zu unserer Forderung im Sommer dieses Jahres geben müssen, in einem Fall einen Versuch ohne Der Minister hat schon mehrfach behauptet, die- jeden Zeittakt zu machen; denn wenn seine Behaup- ses oder jenes ginge nicht, und nach einiger Zeit tung, das berge unübersehbare technische Risiken kam er selbst und sagte: Nun geht es doch. in sich, zuträfe, wenn er ganz sicher wäre, brauchte er nicht zu befürchten, daß ein solcher Versuch ihn Ich nenne Ihnen ein Beispiel, Herr Hoffie: Dieser widerlegte — ganz logisch. Dann hätte er am Ende Minister hat noch im November 1975 erklärt, es sei der Versuche ein Tatsachenargument, das auch die völlig ausgeschlossen, für die Telefonseelsorge Son- unbelehrbare Opposition endlich auf den Pfad der derregelungen zu schaffen. Tugend — jedenfalls wie die Post sie versteht — (Zurufe) bringen würde. — Aber natürlich hat er gesagt — so wörtlich am Aber die Tatsache, daß sich dieser Minister ge- 24. November —, daß es praktisch nicht möglich weigert hat und die Koalition dazu gebracht hat, sei, Anrufe zur Telefonseelsorge von Münzfernspre- dieser Weigerung beizutreten und unseren Antrag chern aus von der Zeitzählung auszunehmen. Jetzt abzulehnen, in einem Bereich auch einen Versuch kommt er und sagt, das gehe doch; jetzt kommt er ohne jeden Zeittakt zu machen, zeigt, daß sein Ar- und sagt, für die Telefonseelsorge würden Ausnah- gument, hier gebe es unüberwindbare technische men gemacht werden. Meine Damen und Herren, er Risiken, nicht zutrifft. Dieser Minister ist eben gar wird auch wissen, daß er technische Möglichkeiten nicht sicher, daß seine Annahme zutrifft. Er muß im .Bereich der Standleitungen und des angeblichen befürchten, daß er von der Fachwelt der Voreinge- oder tatsächlichen Mißbrauchs der Ortsleitungen fin- nommenheit bezichtigt werden könnte, wenn ein det. solcher Versuch abgeschlossen wäre. Ich will jetzt die Frage beantworten, ob die Inve- Es ist auch so, daß die ursprüngliche Konzeption stitionen, die der Minister vorsieht, nämlich die der Erweiterung der Nahbereiche, wie sie unter dem 1,6 Milliarden, von denen er sagt, sie seien bereits damaligen Postminister Dollinger als Prüfungsauf- in Auftrag gegeben, gerechtfertigt sind. Ich denke trag gegeben worden ist, keinerlei Junktim zwi- immer noch, daß die treffendste Charakterisierung schen erweiterten Nahbereichen und Zeittakt vorge- dieses Investitionsvorhabens von Frau Dr. Julia sehen hat. Dingwort-Nusseck stammt. Es ist anderthalb Jahre her, daß sie gesagt hat: „Es wird nicht etwa inve- Bleiben also die tatsächlichen technischen Eng- stiert, um mehr Leistung zu schaffen, sondern um pässe. Wir wissen, das es vielerorts mittags, abends die Leistung zu verkürzen; das ist so richtig die oder an Sonn- und Feiertagen Überlastungen des Mentalität eines Monopolisten." — Ich meine, daß Netzes gibt. Dieser Zustand würde auch durch Zeit- Frau Dr. Julia Dingwort-Nusseck mit dieser Charak- takte nicht verändert, sondern bestenfalls zu Lasten terisierung der Investitionen von 1,6 Milliarden DM der sozial Schwachen reglementiert. Die Post muß völlig recht hat: Die Ausgabe dieser Riesensumme also investieren, um diese Engpässe zu beseitigen. soll nicht dazu führen, die Leistungsfähigkeit der Verstärkung der Kabelwege und der Schaltglieder Post zu verstärken, sondern lediglich dazu dienen, wäre die richtige Devise, ferner eine schnellere Ein- Zeitzähler einzubauen, um gegenüber den Telefon- führung des elektronischen Wählsystems. kunden bisherige Leistungen verkürzen zu können. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3807 Damm Richtig angelegt wären diese 1,6 Milliarden für Zu- mer, die mit „11" beginnt, kommt man da also nicht kunftsinvestitionen, die die Leistungen der Post er- weiter. Denn die kann logischerweise nur an eine höhen. einzige Stelle leiten, nicht aber an 200 an verschie- Bleibt, meine Damen und Herren, das Argument: denen Stellen befindliche Telefone, die in der Regel Sicherung der Arbeitsplätze, Konjunkturförderung. von unterschiedlichen Gruppen und Kreisen bedient werden. Der Bundespostminister beruft sich bei seinen Ent- scheidungen auf die — wie er sagt — Tatsache, mit Der große Zulauf der Aktion „Billiges Telefon" dieser Investition würden 5 000 Arbeitsplätze gesi- beweist, daß es die einfachen und die sozial enga- chert. Ich glaube aber, daß er mit dieser Argumen- gierten Bürger dieses Landes sind, die sich von tation so nicht durchkommen darf. Denn betrachtet Herrn Gescheidles Zeittakt-Plänen betroffen fühlen. man seine bisherigen normalen Investitionen, so er- Was der Postminister und diese Regierung planen, gibt sich, daß die Investitionen der Bundespost in ist deswegen wirklich soziale Demontage und Ab- den Jahren seit 1973 nicht nur real, sondern auch bau notwendiger Lebensqualität. nominal .zurückgegangen sind. 1973 hat die Bundes- (Zuruf von der SPD: Das darf doch nicht post 6,555 Milliarden DM investiert, und im Jahre wahr sein!) 1977, also in diesem Jahr, will und wird sie 5,089 Milliarden DM investieren. Wenn es darum gegan- Darum ist es kein Wunder, daß der Vorsitzende gen wäre, daß diese Bundespost — wie mit Recht der Hamburger SPD-Fraktion am 20. September 1977 von allen großen Betrieben erwartet wird, und im im Norddeutschen Rundfunk gesagt hat — ich zitiere wörtlich mit Ihrer Genehmigung, Herr Präsident —: Augenblick gibt es ja eine Anzeigenkampagne der Post, die deutlich macht, daß die Bundespost das Wir befürchten, daß durch die Einführung des größte Unternehmen in der Bundesrepublik Deutsch- Zeittaktes den sozialen Randgruppen unserer land ist, was ja zutrifft — Arbeitsplätze sichert, Gesellschaft insofern schwerer Schaden zuge- hätte man erwarten dürfen, daß diese Deutsche fügt wird, als eben das Telefonieren im Groß- Bundespost in den zurückliegenden Jahren mehr in- stadtbereich wesentlich teuer wird. vestiert hätte, jedenfalls eine Steigerung vorgenom- (Hört! Hört! bei der CDU/CSU) men hätte, die der Steigerung ihres Etats entspro- chen hätte. Er soll sich jetzt nicht hinstellen und Ein Mitglied Ihrer Partei, der Vorsitzende der Frak- sagen, er sei derjenige, der Arbeitsplätze sichere. tion der SPD in der Hamburger Bürgerschaft, spricht Notwendige Investitionen, mit denen er Arbeits- davon, daß hier schwerer Schaden gerade für die so- plätze längst hätte sichern können, sind unterblie- zialen Randgruppen eintreten wird. Schwerer Scha- ben. den für die sozialen Randgruppen ist doch wohl das, was man mit anderen Worten soziale Demontage Meine Damen und Herren, wenn der Minister die- nennen kann und nennen muß. Oder? se 1,6 Milliarden in richtiger Weise für zukunfts- (Sehr richtig! bei der CDU/CSU — Zurufe trächtige Maßnahmen bei der Post ausgäbe, würde von der SPD) er vermutlich noch mehr als 5 000 Arbeitsplätze zu- sätzlich sichern. Es geht also gar nicht um die Frage: Es bleibt also das Ausgeliefertsein aller Telefon- 5 000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen oder sichern kunden an den Postminister. oder nicht, sondern darum, die richtigen Investitio- Einmal eingebaute Zeitzähler sind für jeden Post- nen vorzunehmen und mindestens 5 000 Arbeits- minister eine Versuchung, schleichende Gebühren- plätze — wahrscheinlich sogar noch mehr — zu erhöhungen durchzuführen. Es ist natürlich ganz ein- sichern. fach, von acht Minuten auf sieben, auf sechs, auf Bleibt schließlich die Frage: Wem nützt der Zeit- fünf, auf vier Minuten herunterzuschalten. takt und wem schadet er? Eines ist ja sicher: Ge- (Zuruf von der SPD: Bis auf null Minuten!) winner bei der Einführung des Zeittaktes ist in je- dem Falle die Bundespost. Sie bekommt nämlich — Ich würde diesem Minister sogar diesen Unsinn höheren Gebühren. Wieviel das sein wird, muß man zutrauen, muß ich mal ehrlich sagen, auf Null-Zeit- abwarten; aber das ist ja auf jeden Fall auch der takt zu gehen. eigentliche Sinn dieser Unternehmung. Es ist keine (Zurufe von der SPD) Frage, daß die Wirtschaft von der Gebührenerhö- Aber es wäre schon schlimm genug, wenn es auf hung getroffen wird. Aber sie wird mit Sicherheit vier Minuten heruntergehen würde — was ja seine weniger hart getroffen als die sozial Schwachen, die ursprüngliche Vorstellung war und was, wie ich Alten und die Kranken, für die das Telefon häufig denke, im geheimen seine Vorstellung nach wie vor der einzige Außenkontakt ist. Diese Menschen sind ist; er will nur erst mal die Uhren da haben; dann ja auch nicht selten die Langtelefonierer, die laut hat er uns in dem Griff, den er braucht, um jeder- Minister Gscheidle zu „geradezu mißbräuchlicher zeit an dieser Zeitschwelle drehen zu können. Benutzung der teuren Fernmeldeeinrichtungen" an- gereizt würden, wenn das Telefonieren nicht ver- Die CDU/CSU lehnt den Zeittakt ab. Wir wollen teuert würde. die Erweiterung der Nahverkehrsbereiche ohne je- den Zeittakt. Und die Telefonseelsorge! Plötzlich soll es Sonder- regelungen geben. Aber wie, das sagt Kurt Gscheidle Und nun zu unserem formalen Antrag. Wir be- nicht. Er weiß nämlich inzwischen, daß allein in gehren die Zustimmung des Deutschen Bundestages München von 200 verschiedenen Anschlüssen aus dazu, daß, bevor die Versuche mit einem Acht-Mi- Telefonseelsorge betrieben wird. Mit einer Num- nuten-Zeittakt für beendet erklärt werden und die 3808 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Damm Aufträge für die Einrichtung der Zeitzählung in den — wie Sie wörtlich gesagt haben, wie man in den bisherigen Ortsnetzen vergeben werden, dem Ple- Zeitungen lesen konnte — zu überfahren. num des Deutschen Bundestags über die Ergebnisse (Zuruf von der SPD? Aus welcher trüben der Versuche berichtet werden soll. Quelle haben Sie denn das?) Warum eigentlich beantragt die Opposition diese Meine Damen und Herren, kein Wunder also, daß Selbstverständlichkeit? Denn es sollte doch eine sich der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Selbstverständlichkeit sein, daß dieser Minister, der Dr. Westphal als Mitglied des Postverwaltungsrates hier vor eineinhalb Jahren erklärt hat, er werde von gegen diese Art des Postministers in einem Tele- der unmittelbaren Einführung des Vier-Minuten- gramm ausdrücklich verwahrt hat. Denn: Wenn der Zeittakts absehen und erst einmal einen Ein-Jahres- Minister schon nicht akzeptieren will, daß er aus Versuch in sechs Bereichen durchführen, nach Ab- politischen Gründen gehalten ist, nach Abschluß der lauf dieser Versuche hierher kommt und an dieser einjährigen Versuche — was ja erst Ende März Stelle, wo er das angekündigt hat, darüber berichtet. nächsten Jahres wäre — hier ins Parlament zu kom- men und über die Ergebnisse zu berichten, dann (Minister Gscheidle schüttelt den Kopf) hätte er ja wohl mindestens die Pflicht, seinem Post- — Daß er den Kopf schüttelt, wundert mich bei verwaltungsrat darüber zu berichten. Aber auch das diesem Minister nicht. Denn, meine Damen und Her- hat er ja nicht getan. Darum verwahrt sich das Mit- ren, ich finde, daß das eine Frage des politischen glied des Postverwaltungsrates, der schleswig-hol- Stils, des Umgangs zwischen Regierung und Par- steinische Wirtschaftsminister Dr. Westphal, aus- lament ist. drüçklich gegen die öffentliche Ankündigung, er, der Minister, habe nun entschieden, daß jetzt die (Blumenfeld [CDU/CSU]: Sehr richtig!) Dinge tatsächlich durchgeführt werden sollten, und Aber lassen wir das noch einmal einen Augenblick zu diesem Zweck die entsprechenden Aufträge er- beiseite. Er muß ja schon aus Prinzip das, was ich teilt. sage, für nicht richtig halten. Meine Damen und Herren, wenn man sich noch einmal vergegenwärtigt, welche Antworten Bürger (Zuruf von der SPD: Und warum nicht?) dieses Landes z. B. vom SPD-Parteivorsitzenden — Weil ich von der Opposition bin, deswegen. — Brandt, vom Chef des Bundeskanzleramtes, von Mit- Aber es gibt doch unter dem Datum 4. Mai 1977 gliedern dieses Hauses, aus dem Bundespräsidial- einen Antrag von Ihnen, einen Antrag der Abge- amt oder von Außenminister Genscher — immer zu ordneten Mahne, Wuttke, Stahl (Kempen), Topmann, dem Thema: Wie wird das mit dem Zeittakt? — er- Ollesch, Hoffie und der Fraktionen der SPD und der halten haben, dann wird es einem noch unverständ- FDP. licher, daß hier diese Nacht-und-Nebel-Aktion be- (Zuruf von der SPD) trieben und durchgeführt werden soll. Ich zitiere nur aus einer Antwort, die im Auftrag des Außen- — Der ist angenommen worden, ja. Das macht doch ministers Genscher am 7. Dezember 1976 erteilt wor- die Sache nicht einfacher, sondern schwieriger und den ist. Wie Ihnen sicher bekannt ist, heißt es, schlimmer. Denn in diesem Antrag steht unter zwei- wenn ich zitieren darf, Herr Präsident, in diesem tens: Brief: ... nach Vorliegen sämtlicher Versuchsergeb- ... wird nach einem Beschluß des Bundeskabi- nisse des Probebetriebes dem Ausschuß für netts von Anfang 1977 an für die Dauer eines Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen Jahres ein Nahdienstversuch in sechs Regional- des Deutschen Bundestages alternative Regelun- bereichen ausgeführt. Erst im Anschluß daran gen zu unterbreiten, um besondere soziale Grup- pen, die auf Telefonkommunikation dringend — erst im Anschluß daran! — angewiesen sind, durch geeignete Maßnahmen wird die Auswertung der auf diese Weise ge- zu entlasten. wonnenen Erkenntnisse möglich sein. Zum ge- genwärtigen Zeitpunkt sind dagegen keinerlei Und unter drittens steht: endgültige Regelungen zu behandeln oder zu ... nach Vorliegen sämtlicher Versuchsergeb- beschließen. nisse die beabsichtigte räumliche und zeitliche Das ist der Tenor aller dieser Antworten, einschließ- Vorgehensweise bei der bundesweiten Einfüh- lich derer, die im Namen des Bundespräsidenten er- rung des Nahdienstes darzulegen. teilt worden sind. Es ist wirklich eine Stillosigkeit sondergleichen, daß dieser Minister nach Ablauf - Das alles hat der Minister doch gar nicht gemacht. eines halben Jahres sagt: Das alles gilt natürlich Er hat vor vier Wochen öffentlich erklärt, der Zeit- überhaupt nicht, ich mache das jetzt; ich überfahre takt werde am 1. Januar 1978 eingeführt. jedermann, der je ,die Absicht hatte, das, was ich (Zuruf des Bundesministers Gscheidle) will, zu blockieren. (Zuruf von der SPD: Sie haben in den letz — Aber natürlich haben Sie das erklärt! Sie ha- ten Wochen zuwenig Hausarbeiten ge ben dann ja auch gesagt, Sie hätten bereits die Auf- macht!) träge vergeben. Im übrigen haben Sie erklärt, daß es auch Ihre Absicht gewesen sei, die Gegner des — Meine Damen und Herren, falls Ihnen das immer Zeittaktes mit dem Mittel der Konjunkturförderung noch nicht glaubwürdig erscheint, sollte es Sie viel- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3809 Damm leicht nachdenklich stimmen — das ist natürlich ein — Nein, das ist nicht nötig, verehrter Herr Wehner; zeitlicher Zufall —, daß an demselben Tag, an dem aber es wäre leicht, wenn Sie und diejenigen, die die Postminister Gscheidle seine Pressekonferenz mit Einsicht der Hamburger SPD teilen, mit uns zusam- der Ankündigung gegeben hat, jetzt werde der Zeit- men gegen den Zeittakt stimmten, denn dann hätten takt eingeführt, die Post dieses Flugblatt „Post von wir eine Mehrheit und könnten diese falsche Ent- der Post" in viele Haushaltungen geschickt hat. Ich wicklung noch rechtzeitig stoppen. selber habe .das sowohl hier als auch in Hamburg in meiner Post vorgefunden. Es heißt in diesem Flug- (Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD] : blatt: Bei Ihnen ist doch alles falsch!) Hier sagt Ihnen Ihre Post Näheres zum Telefon- Ich möchte die Sache für die FDP komplettieren. nahbereich und zum Zeittakt. Die Vorsitzende der Hamburger FDP-Fraktion hat Es heißt weiter: auch im März dieses Jahres erklärt: Halbzeit beim Nahdienst-Probebetrieb. Das er- Die FDP hat bereits in der Vergangenheit die ste halbe Jahr des Probebetriebs Telefonnah Pläne der Bundespost mit aller Entschiedenheit dienst mit Zeittakt in -den sechs Versuchsberei- abgelehnt. Es ist den Bürgern nicht zuzumuten, chen ist vorbei. durch die Einführung des Acht-Minuten-Takts Im letzten Absatz heißt es: die Defizite in anderen Bereichen der Bundes- post abzudecken. Wie geht es nun weiter? Die Post geht für Sie auf Nummer sicher. Die Versuche werden noch Es ist berechtigt, daß eine Wochenzeitung — „Die für ein halbes Jahr fortgeführt. Dabei werden, Zeit" — nach der Ankündigung des Ministers, er einem Beschluß des Deutschen Bundestages ent- werde die ganze Geschichte nun endgültig in Gang sprechend, zusätzlich auch noch 12- und 16-Minu- setzen, am 23. September dieses Jahres als Über- ten-Takte erprobt, am Abend und am Wochen- schrift schrieb: „Der selbstherrliche Minister" und ende. Danach werden die Ergebnisse ausgewer- im letzten Absatz sagte: tet. Dann wird der Bundespostminister einen Vorschlag vorlegen über die Einführung des Die oft genug beobachtete Selbstherrlichkeit Nahdienstes mit Zeittakt im Bundesgebiet. dieses Ministers verblüfft immer wieder aufs neue. Da Gscheidle seine Sache vor der Wahl Es steht dort also: nach einem halben Jahr. Am sel- im Bundestag vertreten hat, wäre es, vom de- ben Tage kündigte er an: Jetzt ist das eine beschlos- mokratischen Selbstverständnis ganz abgese- sene Sache. An dem Tage, an dem er die Auftrage hen, zumindest ein Akt der Courtoisie gewesen, für die Uhren erteilt, läßt er das an alle Haushal- dem Parlament jetzt zu erläutern, warum er tungen verteilen. Deshalb ist es kein Wunder, daß nun doch schon vorzeitig handeln will oder in der „Wirtschaftswoche" stand: „Eine Serie von muß. Es ist ein Jammer, Unwahrheiten". — heißt es in der „Zeit" weiter — Ich frage mich in diesem Zusammenhang natürlich auch: Wo bleibt denn der Einfluß der Hamburger daß die Koalitionsfraktionen ihrer Regierung SPD und der Hamburger FDP auf die SPD-Mitglie- nahezu alles, aber auch alles durchgehen las- der und FDP-Mitglieder dieses Parlaments und die- sen. Wäre es anders, Kurt Gscheidle wäre nicht ser Regierung? Denn die Hamburger SPD erklärte mehr lange Minister. im März dieses Jahres: Wir werden alles in unseren Kräften Stehende tun, um die Einführung des Zeit- Ich stimme dieser Schlußfolgerung sehr zu. Es ist taktes für Hamburg zu verhindern. ein Jammer, daß offenbar auch dies wieder dem Minister durchgehen soll. Wenn wir in diesem Par- (Zurufe von der SPD) lament noch einen Funken Selbstachtung haben, Ich habe doch richtig in Erinnerung, daß dem Ham- dann muß diesem Minister klargemacht werden, daß burger Landesverband der SPD maßgebliche Mitglie- er mindestens die Versuche durchlaufen zu lassen der dieser Regierung und dieses Bundestages ange- hat, sie zu bewerten und dann dem Parlament zu hören. In der Hamburger SPD muß doch nachgedacht berichten hat, wie sie abgelaufen sind. Dann kann er worden sein, bevor sie beschlossen und öffentlich dem Parlament Vorschläge machen, wie man diesem erklärt hat, daß sie erreichen will, daß dieser Zeit- Komplex beikommen soll. Dann erst dürfte er Ent- takt verhindert wird. Wo ist denn der Einsatz des scheidungen treffen, wenn er, wie es mindestens die Bundeskanzlers, der ein Hamburger ist und sich des- Courtoisie ihm vorschreibt, hier berichtet und -dar- sen rühmt. Dasselbe gilt für den Finanzminister. Es gelegt hat, was sich in diesem Jahr ergeben hat. So fehlt auch der Einsatz des Vorsitzenden der SPD- wäre es wünschenswert, daß die Koalitionsfrak- Fraktion, um, der größeren Einsicht der Hamburger tionen ihm den Laufpaß geben. Denn er behandelt SPD entsprechend, das zu verhindern, was ein Scha- sie genauso schlecht wie uns. den für alle Telefonkunden ist und, wie die Hambur- ger SPD es sagt, die Gefahr eines schweren Schadens (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der für die sozialen Randgruppen in den Großstädten SPD) enthält. (Wehner [SPD] : Meinen Sie, wir sollten Sie Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen: Das aufnehmen, damit wir noch einen haben?) Wort hat der Herr Abgeordnete Wuttke. 3810 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Wuttke (SPD) : Herr Präsident! Meine Damen und daß die Einführung von Zeittakten mit 12 und Herren! Ich habe Verständnis dafür, daß Herr Damm 16 Minuten erhebliche Verkehrsverschiebungen gegen den Zeittakt ist, denn er ist ein Langsprecher. zwischen den Zeiten des Tages sowie der Nacht- (Heiterkeit) tarife I und II bringen wird. Ohne die Ergebnisse bereits im einzelnen auszuwerten, könne die Frage, Ich will nicht im einzelnen auf das eingehen, was ob ein derartiger Zeittakt von acht Minuten für die der von mir trotzdem sehr geschätzte Herr Vorred- Deutsche Bundespost technisch und wirtschaftlich ner mehr aus Hamburger Sicht als aus fachlicher verkraftbar sei, mit Ja beantwortet werden. Die Sicht ausgeführt hat. Denn was er gesagt hat, war zweite Versuchsphase werde nunmehr Aufschluß ein Nachklatsch dessen, was hier schon immer wie- darüber geben, ob außerhalb der Hauptverkehrs- der von Unionsrednern dargeboten wurde. zeiten ein noch längerer Zeittakt realisierbar sei. Ich stelle folgendes fest. Der Antrag der CDU/ Ebenfalls auf der Grundlage eindeutiger Aus- CSU-Fraktion ist sachlich unverständlich und un- sagen des Deutschen Bundestages und des Ver- begründet. Der Deutsche Bundestag hat sich in sei- waltungsrats der Deutschen Bundespost beruht ner Sitzung am 16. Juni 1977 eingehend mit der auch die Zustimmung des Bundeskabinetts zu dem Frage des Nahdienstes und der Ortszeitzählung be- Vorschlag des Bundespostministers, im Rahmen der faßt. In dieser Sitzung hat der Bundestag die Bun- Bemühungen zur Förderung von Wirtschaftswachs- desregierung aufgefordert, tum und Beschäftigung, zur Sicherung von rund 5 000 Arbeitsplätzen in der Fernmeldeindustrie die 1. außerhalb der Hauptverkehrszeiten Zeittakte für die Einführung des neuen Tarifsystems erfor- mit einer Länge von 12 und 16 Minuten zu er- derlichen Investitionen der Deutschen Bundespost proben, in Höhe von rund 1,6 Milliarden DM vorzuziehen. 2. nach Vorliegen sämtlicher Versuchsergebnisse Diese Investitionen dienen zum überwiegenden des Probebetriebs dem Ausschuß für Verkehr und Teil dem Ausbau der Netze — hier ist soeben für das Post- und Fernmeldewesen des Deutschen etwas anderes gesagt worden —, denn nur 25 % Bundestages alternative Regelungen zu unterbrei- entfallen auf Zeitzähleinrichtungen. Da die ent- ten, um besondere soziale Gruppen durch geeignete wickelten technischen Einrichtungen Zeittakte bis Maßnahmen zu entlasten, 16 Minuten liefern können, präjudizieren die ge- 3. nach Vorliegen sämtlicher Versuchsergebnisse troffenen Maßnahmen weder die Ergebnisse der die beabsichtigte räumliche und zeitliche Vorge- vom Deutschen Bundestag gewünschten Versuche hensweise bei der bundesweiten Einführung des mit längeren Zeittakten als acht Minuten noch die Nahdienstes darzulegen und dem Bundestag vorzulegenden Vorschläge für Son- derregelungen. Ich denke dabei insbesondere an 4. die in Erprobung befindlichen Sonderregelun- Sonderregelungen für Alte und Behinderte sowie gen auf ihre Zweckmäßigkeit und Sozialverträglich- für die Telefonseelsorge. keit hin auszuwerten, unter Umständen weitere Sonderregelungen vorzuschlagen. Der zuständige Staatssekretär im Bundespost- ministerium hat am 16. September 1977 im Verwal- In der Begründung des angenommenen Antrags tungsrat der Deutschen Bundespost die Absicht des ist ausgeführt worden, daß die Einführung des Nah- Bundespostministers erläutert, Investitionen für dienstes erforderlich ist, um eine größere Tarif- den Nahdienst, die Ortszeitzählung und den Nacht- gerechtigkeit im Verhältnis zwischen Stadt und tarif II aus konjunkturpolitischen Gründen vorzu- Land herzustellen, die im Fernsprechwesen aus den ziehen und . die entsprechenden Aufträge zu ertei- kommunalen Gebietsreformen erwachsenen Unzu- len. Es gab daraufhin nicht etwa Widerspruch, son- träglichkeiten zu beseitigen und die Schwierigkei- dern im Gegenteil von verschiedenen Seiten sogar ten der Ortsnetzabgrenzungen an den Rändern der lebhafte Zustimmung. Großstädte aufzuheben. Ausdrücklich wurde darauf hingewiesen, daß wegen der Gefahr von Blockaden Zur Information der Mitglieder dieses Hauses, des Fernsprechnetzes dies nur mit einer Zeitzäh- die nicht dem Verwaltungsrat der Deutschen Bun- lung im Nahbereich und im Ortsnetz möglich sei. despost angehören, muß ich in diesem Zusammen- Dieses Hohe Haus hat sich gleichzeitig ausdrück- hang etwas über die finanzielle Abwicklung der lich gegen Versuche ohne Zeitzählung ausgespro- Investitionsaufträge der Deutschen Bundespost sa- chen. gen. Verpflichtungen für das folgende Haushalts- Der Verwaltungsrat der Deutschen Bundespost jahr dürfen vom Grundsatz her nur eingegangen hat mit seinem einstimmigen Beschluß am 15. Sep- werden, wenn und soweit in dem vom Verwal- tember 1977, während des zweiten Halbjahres des tungsrat der Deutschen Bundespost genehmigten Probebetriebs verlängerte Zeittakte für die Nacht- Voranschlag der Deutschen Bundespost — hier also tarife I und II zu erproben, die rechtliche Grund- im Voranschlag 1977 — Vorausermächtigungen — lage zur Realisierung des angenommenen Antrags beim Bund werden sie Verpflichtungsermächtigun- geschaffen. gen genannt — ausgebracht sind. Der Voranschlag der Deutschen Bundespost für das Jahr 1977 weist Auf der Grundlage dieser Beschlüsse hat der in der einschlägigen Gruppe Fernmeldeanlagen Bundespostminister erklärt, daß die erste Ver- Vorausermächtigungen bis zum Betrage von insge- suchsphase, die vom 15. März bis 15. September samt 3 Milliarden DM aus. In diesem Gesamtbetrag 1977 ganztägig mit 8-Minuten-Zeittakten lief, abge- finden auch die Aufträge für Ortszeitzählungsein- schlossen sei. Es ist nämlich nicht auszuschließen, richtungen ihre Deckung. Mit diesen Aufträgen Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3811 Wuttke geht die Verwaltung Verpflichtungen ein, die zu- den im Jahr 1978 bereits rund 5 Milliarden DM in- nächst nur im Haushaltsjahr 1978 zu Ausgaben vestiert. Im Zusammenhang mit dem Programm der führen werden. Anschlußaufträge für die Folge- Bundesregierung zur Förderung von Wirtschafts- jahre werden dann später erteilt. wachstum und Beschäftigung ging es dem Bundes- postminister aber darum, darüber hinaus schon jetzt Ich frage mich also, was der Antrag der CDU/CSU- Investitionen zu tätigen. Fraktion eigentlich soll. Es ist richtig, daß es sich bei der Einführung eines Zeittaktes in den Fernsprech- (Unruhe bei der CDU/CSU) ortsnetzen um eine wesentliche Änderung des Tarif- — Ich habe Sie akustisch nicht verstanden, Herr systems handelt, um eine größere Tarifgerechtigkeit Kollege. zwischen Stadt und Land zu erreichen und zukunfts- orientiert die Dauer des Gesprächs zum Maßstab (Dr. Ritz [CDU/CSU] : Es ging um das lange der Gebührenberechnung zu machen. Dies ist poli- Sprechen!) tisch von der Mehrheit dieses Hauses so gewollt — Ich habe gerade 14 Minuten gesprochen; Herr und wird der Deutschen Bundespost mehrere hun- Kollege Damm hat 30 Minuten gebraucht. dert Millionen DM Mindereinnahmen pro Jahr brin- (Damm [CDU/CSU]: 20 Minuten!) gen. Wir alle wissen — ich habe es wiederholt ge- sagt —, daß insbesondere Fernsprechkunden der 14 Minuten. Ich glaube, die Uhr geht noch richtig. Deutschen Bundespost in kleinen Ortsnetzen, in dün- (Zuruf von der SPD: Das sind noch nicht ner besiedelten Gebieten von diesem neuen Tarifsy- einmal zwei Einheiten! — Heiterkeit) stem profitieren werden. Dies wird überall im Lande anerkannt, wie die Vielzahl der Anträge von Ge- — Sie sehen, wie billig hier das Sprechen ist. meindevertretern — die zum größten Teil von Kol- Ich sagte, daß der Bundespostminister im Zusam- legen der CDU/CSU-Fraktion unterstützt werden —, menhang mit dem Programm der Bundesregierung bei der Umstellung möglichst frühzeitig berücksich- zur Förderung von Wirtschaftswachstum und Be- tigt zu werden, beweist. Fernsprechkunden, die bis- schäftigung zwei Vorhaben vorgeschlagen hat: er- her von übergroßen Ortsnetzen profitieren konnten, stens die Beseitigung der kritischen Engpässe zur werden diesen Vorteil in Zukunft nicht mehr im Zeit des Nachttarifs II, des sogenannten Mond- gleichen Maße haben. Dennoch garantiert Ihnen die scheintarifs, mit rund 510 Millionen DM Investi- Regelung, daß selbst sehr große Ortsnetze, die mit tionsvolumen; zweitens die Einführung des Nah- ihren angrenzenden Ortsnetzen zu Nahbereichen zu- dienstes mit Ortszeitzählung. Dabei handelt es sich sammengefaßt werden, Vorteile haben. um ein Investitionsvolumen von rund 1,6 Milliarden (Straßmeir [CDU/CSU] : Nennen Sie doch DM, von denen 75 % auf den Ausbau der vorhande- mal eins!) nen Netze und, wie ich vorhin schon sagte, 25 % auf die Beschaffung und den Einbau technischer Dazu ist in den Debatten des Deutschen Bundestages Einrichtungen der Ortszeitzählung entfallen. zu anderen Anträgen, und zwar am 5. Mai und am 16. Juni, genügend gesagt worden. Diese Zusammenhänge sind an dieser Stelle wie- derholt aufgezeigt worden. Ich gehe deshalb davon (Anhaltende Zurufe von der CDU/CSU) aus, daß sie allen Vertretern der Opposition ge- — In Stuttgart steigt die Teilnehmerzahl gegenüber läufig sind. Weil jedoch nicht sein kann, was nicht dem bisherigen Ortsnetz um über 100 °/o, d. h., die sein darf, werden diese Zahlen munter manipuliert. Zahl der Teilnehmer, die im Nahbereich zu erreichen Anders ist es doch nicht zu erklären, daß der Kol- sind, wird sich verdoppeln. In Hamburg sind es, lege Straßmeir in seiner für die Fragestunde am wenn ich auf Herrn Damm eingehen darf, mehr als 28./29. September 1977 eingebrachten Frage den Ein- 100 000 Fernsprechteilnehmer zusätzlich, die im Nah- druck zu erwecken versucht, daß die Deutsche bereich zur Ortsgebühr sprechen können. Bundespost 1,6 Milliarden DM für Zeittakteinrich- tungen auszugeben gedenke, die besser für Erwei- Die Kollegen von der Opposition behaupten, es terungsinvestitionen genutzt würden. Ich gebe aller- wäre zukunftsträchtiger, durch Modernisierungs- und dings zu, Herr Kollege Straßmeir, die nüchternen Erweiterungsinvestitionen Engpässe zu beseitigen Zahlen hätten nicht zu der in der Frage verpackten und damit zur Erhaltung von Arbeitsplätzen beizu- Unterstellung gepaßt, ja, sie hätten die Frage so- tragen, statt Aufträge für Zeitzähleinrichtungen zu gar überflüssig gemacht. vergeben. Abgesehen davon, daß diese Abgeordne- ten Beschlüsse des Bundestages außer acht lassen, Herr Dr. Dollinger glaubt ja, das Problem mög- nicht der Bundespostminister, wie ihm vorgeworfen licher Blockaden infolge von Standverbindungen lö wird, bauen sie eine Scheinalternative auf. Um ein -sen zu können, indem nur für die Firmen ein Zeit- funktionierendes Fernsprechnetz sicherzustellen, ist takt eingeführt wird, die Daten über das Fernsprech- es nämlich notwendig, das eine zu tun, ohne das netz übertragen. Auch das ist jedoch eine Schein- andere zu lassen. alternative. Es gibt nämlich praktisch keine Mög- lichkeit, diese Firmen zu überprüfen. Entsprechen- Modernisierung- und Erweiterungsinvestitionen de Kontrollen ließen sich mit wirtschaftlich vertret- sind keine Alternative zu den Investitionen für den barem Aufwand nicht durchführen. Ein solches Ver- Nahdienst mit Ortszeitzählung, sondern im Hinblick fahren kann auch nicht Sinn einer zukunftsorien- auf Teilnehmerzugänge von 1,4 Millionen im Jahr tierten Unternehmenspolitik sein. Die Deutsche 1977 absolut notwendige Voraussetzung. Für Mo- Bundespost bemüht sich jedenfalls, die zukunfts- dernisierungs- und Erweiterungsinvestitionen wer- trächtigen Techniken der Datenübertragung und 3812 Deutscher Bundestag — 8 . Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Wuttke vergleichbare Dinge zu fördern. Der Datenverkehr unzumutbar, wenn die formale Erteilung der Einzel- wird mit dem künftigen Tarifsystem entsprechend aufträge unnötig hinausgezögert würde. der Inanspruchnahme von Leistungen der Deutschen Aus wohlerwogenen Gründen hatte der Deutsche Bundespost mit Gebühren belastet und nicht ent- Bundestag in seinem Beschluß vom 16. Juni 1977 sprechend Ihren Vorschlägen administrativ regle- einen Bericht nach Auswertung aller Ergebnisse des mentiert. gesamten Versuchsbetriebs verlangt. Da er in sei- Meine Damen und Herren von der Opposition, nen Entscheidungen durch die Maßnahmen des Bun- Sie haben bisher keine brauchbaren Alternativen desministers für das Post- und Fernmeldewesen in zu den von der SPD-Fraktion unterstützten Plänen keiner Weise präjudiziert wird, ist es sinnvoll, an des Bundespostministers. diesem Beschluß festzuhalten und nicht aus durch- (Schulte [Schwäbisch Gmünd] [CDU/CSU] : sichtigen, sachfremden Erwägungen für die Erörte- Der glaubt an seine eigene Gebetsmühle! rung des Gesamtkomplexes nicht ausreichende Teil- — Weitere Zurufe von der CDU/CSU) ergebnisse hier bzw. im zuständigen Ausschuß vor- tragen zu lassen. — Mein lieber Herr Kollege, Sie sollten doch wis- sen, daß all das, was gesagt wurde, immer wieder Ich kann also nur feststellen: Erstens. Der Bun- an Ihnen vorübergegangen ist. Das zeigen auch desminister hat entsprechend den Beschlüssen die- jetzt die Diskussionen. Sonst wäre nämlich Ihr An- ses Hohen Hauses und des Verwaltungsrates der trag nicht nötig gewesen und ich brauchte hier Deutschen Bundespost gehandelt. Zweitens. Der heute nicht zu stehen und das zu wiederholen, was Bundespostminister hat bei allen Maßnahmen die ich schon einmal hier in diesem Hause gesagt habe. haushaltsrechtlichen Bestimmungen beachtet. Drit- tens. Eine Berichterstattung vor Abschluß des Ge- (Beifall bei der SPD und der FDP) samtversuchs ist nicht aussagefähig. Nicht wir sind an der jetzigen Situation schuld, son- (Zurufe von der CDU/CSU: Eben! — Dr. dern Sie. Sie sind falsch gebettet, wenn Sie ständig Möller [CDU/CSU] : Das war ein Selbsttor!) über Zeittakt sprechen. Der Zeittakt ist nämlich nicht das Primäre — hier wiederhole ich mich wie- Es besteht für den Deutschen Bundestag deshalb der —, sondern die Nahbereiche. Der Zeittakt ist keine Veranlassung, von seinem am 16. Juni 1977 nur eine zwangsläufige Folge der Nahbereiche. gefaßten Beschluß abzuweichen. (Beifall bei der SPD und der FDP — Wi Die Fraktion der SPD hält deshalb den Antrag derspruch bei der CDU/CSU) der Opposition für unbegründet. Vorerst stimmen wir jedoch der Überweisung zu, um im Ausschuß Was wollen Sie denn? Wenn die Unionsfraktion ge- noch einmal unseren Standpunkt und die Fehlhal- schlossen gegen den Zeittakt stünde, dann brauch- tung der Unionsvertreter darzulegen. te man nicht auf einen Debattenredner zurückzugrei- fen, der weder dem zuständigen Ausschuß angehört Ich danke Ihnen für Ihre Geduld, obwohl ich noch noch für dieses Thema prädestiniert erscheint. Das in der Zeit einige Minuten unter Herrn Damm ge- zeigt doch, auf welch schwachen Füßen ihre Ar- blieben bin. gumentation steht. (Beifall bei der SPD und der FDP) (Beifall bei der SPD und der FDP — Schulte

[Schwäbisch Gmünd] [CDU/CSU] : Sie sind Vizepräsident Dr. Schmitt -Vockenhausen: Das auch nicht öfter im Ausschuß als Herr Wort hat der Herr Abgeordnete Hoffie. Damm! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU) Hoffie (FDP) : Herr Präsident! Meine sehr verehr- — Im Ausschuß für Verkehr, bitte. ten Damen und Herren! Schon die Tatsache, daß der Deutsche Bundestag in diesen für unseren Staat Meine Damen und Herren, Sie erwecken mit außergewöhnlichen und schweren Tagen und Prü- Ihrem Antrag den Eindruck, der Bundesminister für fungen beispielsweise erneut über diesen Antrag das Post- und Fernmeldewesen habe die Versuche der CDU/CSU-Fraktion über Telefon-Nahbereichs- für abgeschlossen erklärt. Das ist nicht der Fall. Er versuche debattiert, dokumentiert sehr deutlich den hat lediglich die Beendigung der ersten Versuchs- politischen Willen zur Normallage. Die alltäglichen phase mit einem ganztägigen Acht-Minuten-Zeittakt Aufgaben der Exekutive und Legislative, der politi- wegen der nun anderen Versuchsbedingungen fest- sche Alltag und die Arbeit gehen weiter, und ich gestellt und entsprechend den Beschlüssen dieses meine, das ist gut so. Allein von daher gewinnt die Hauses und des Verwaltungsrats der Deutschen parlamentarische Behandlung des vorliegenden An- Bundespost ab 15. September 1977 den Beginn der trags einen allerdings von der Sache selbst- losge- zweiten Versuchsphase mit verlängerten Zeittakten lösten Sinn; denn materiell, meine Damen und Her- außerhalb der Hauptverkehrszeiten angeordnet. ren von der Opposition, stellt Ihr Antrag schlicht Der Bundespostminister hat auch formal-haus- doch nur eine schlecht kaschierte wiederholte Be- haltsrechtlich absolut einwandfrei gehandelt. Im schäftigungstherapie für dieses Haus dar, wenn Sie Rahmen der ihm zustehenden haushaltsrechtlichen ehrlicherweise zugeben, wie der Sach- und Be- Kompetenzen hat der Minister verbindliche Ab- schlußstand hinsichtlich der Einführung der Telefon- sprachen mit der Fernmeldeindustrie über Preis und nahbereiche sowohl im Deutschen Bundestag als Menge der zu liefernden Zeittakteinrichtungen ge- auch im Verwaltungsrat der Deutschen Bundespost troffen. Es wäre deshalb für die Fernmeldeindustrie objektiv ist. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3813 Hoffie Sofern Ihr Antrag aber Ausfluß und Bestandteil ohne die notwendige Absicherung. Dieses Verhalten, der mehr angekündigten und beschworenen als er- meine Damen und Herren, ist schlichtweg unseriös, folgreich inszenierten Herbstoffensive der Opposi- wie auch der Vorwurf zurückgewiesen werden muß, tion sein soll, werden Sie sich eingestehen müssen, Herr Kollege Damm, es handele sich um eine Miß- daß dies eine Fehlanzeige war, da Ihre Doppelstra- achtung dieses Parlaments. tegie — oder ist es schon bewußtes Doppelspiel? — Ein Weiteres. In Ihrem Antrag, meine Damen und nicht nur nicht aufgeht, sondern sich sogar gegen Herren von der CDU/CSU, versuchen Sie den Ein- Sie selbst richtet. In den letzten beiden Bundestags- druck zu erwecken, der Bundespostminister habe debatten über den Telefonnahbereich kurz vor der eigenmächtig die laufenden Probeversuche vor Ab- letzten Sommerpause wurde ja nach eingehender lauf der vorgesehenen Versuchsfrist für beendet er- Beratung im zuständigen Fachausschuß der Antrag klärt. Auch hier fischen Sie, wie so oft, im Trüben. der CDU/CSU-Fraktion über Telefonnahbereiche Tatsache ist, daß die Versuche mit dem Acht-Minu- ohne Zeittakt abgelehnt und — der Beschlußempfeh- ten-Takt in den sechs Telefonnahbereichen am 15. lung des Ausschusses folgend — der Antrag der März 1977 aufgenommen wurden. Durch die An- Koalitionsfraktionen über den Versuchsbetrieb im nahme des bereits erwähnten Koalitionsantrags und Telefonnahbereich mit den Stimmen von FDP und die entsprechenden Beschlüsse des Postverwaltungs- SPD angenommen. Wenn Sie, meine Damen und rates am 14. Juni 1977 wurde — Herr Kollege Straß- Herren von der Opposition, Ihre politischen Vor- meir, ich sage das, weil Sie nach der Zeit fragten — stöße mit einem höheren Maß an Sorgfalt vorberei- die ursprünglich geplante einjährige Versuchsphase ten würden und Sie sich die sicherlich nicht unzu- auf ein halbes Jahr verkürzt. Ab 15. September wer- mutbare Mühe gemacht hätten, den Inhalt des vom den die Tests im zweiten sechsmonatigen Versuchs- Plenum angenommenen Antrages — es war der An- zeitraum in den sechs Bezirken mit einem tageszeit- trag auf Drucksache 8/342 — sowie der Beschluß- sowie sonn- und feiertagsabhängigen Acht- bzw. empfehlung und des Berichtes des Ausschusses — Zwölf- bzw. Sechzehn-Minuten-Takt verändert durch- Drucksache 8/567 — nachzulesen und zur Kenntnis geführt, um festzustellen, ob außerhalb der Haupt- zu nehmen verkehrszeiten auch ein längerer Zeittakt als acht (Straßmeir [CDU/CSU] : Welcher Zeitraum?) Minuten, um den wir uns ja alle gemeinsam bemüht — Herr Straßmeir, ich komme gleich darauf —, wäre hatten, möglich ist. Ihnen nicht verborgen geblieben, daß der Deutsche Der Bundespostminister hat sich bei seinem Vor- Bundestag in diesen beiden Dokumenten in der Be- gehen strikt an den Wortlaut und den Sinn der Bun- gründung ausdrücklich der Einführung des Zeit- destagsresolution gehalten, nämlich in den sechs taktes grundsätzlich zugestimmt hat, vor allem Nahbereichen möglichst bald außerhalb der Haupt- deshalb, weil die generelle Einführung der Nahbe- verkehrszeiten eine längere Gesprächsdauer für eine reiche, die ja alle wollen, von der zeitabhängigen Gebühreneinheit zu testen. Er hielt sich ebenso an Tarifierung nicht zu trennen ist. Deshalb hatte auch die am 14. Juni im Postverwaltungsrat beschlossene das Plenum Ihren Gegenantrag betreffend Telef on- Änderungsverordnung, auf deren Grundlage ab 15. nahbereiche ohne Zeittakt verworfen. Diese Be- September der Probeversuch modifiziert wurde. Die- schlußlage hatte der Postverwaltungsrat dann am se Verordnung wurde — Herr Kollege Stücklen wird 14. Juni 1977 übernommen. sich mit Sicherheit daran erinnern — einstimmig, Auch beweist das von Ihnen in dem Antrag zitierte also auch mit der Stimme des Vertreters der Oppo- sitionsfraktion, gebilligt. Ich frage mich, Herr Damm, Schreiben vom 16. Mai 1977, das von meinem Refe- was Ihr Finassieren danach jetzt eigentlich noch soll. renten in meinem Auftrag übrigens nicht, wie Sie fälschlicherweise schreiben, an die Aktion „Billiges Ich stelle hier namens der FDP-Fraktion nochmals Telefon", sondern an den Seniorenrat von Hannover in aller Deutlichkeit fest: gegangen war, keine Widersprüchlichkeit in meiner Erstens. Die zweite Phase des Versuchverlaufs in Haltung zum Nahbereich und Zeittakt. Sie werden den sechs Testgebieten wird ordnungsgemäß bis mir keine einzige Äußerung nachweisen können, in zum 15. März 1978 fortgeführt. der ich nach dem 16. Juni, also dem Tag der Ver- abschiedung des Koalitionsantrages, erklärt hätte, Zweitens. Danach wird ungeachtet des bereits ge- daß der Zeittakt als solcher überhaupt noch zur faßten Grundsatzbeschlusses für den Zeittakt und Disposition stünde. gemäß dem Bundestagsbeschluß vom 16. Juni 1977 auf Grund eines umfassenden Untersuchungsberichts Meine Damen und Herren von der Opposition, es des Bundespostministeriums im Bundestagsausschuß ist uns schlechterdings unverständlich, wieso Sie für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen heute erneut und immer noch den Vorwurf erheben, wie auch im Postverwaltungsrat, der ja in dieser es habe keine Legitimation für die Auftragsvergabe Frage die originäre und letzte Zuständigkeit hat, der für die Zeitzählung erforderlichen Geräte gege- eingehend darüber diskutiert, wie die endgültigen ben. Geben Sie doch bitte nun endlich den frucht- Modalitäten im Nahbereich mit dem Zeittakt aus- losen und untauglichen Versuch auf, sozusagen mit sehen sollen. Es ist also noch keine Entscheidung Trick 17 der teilweise nicht so umfassend informier- gefallen über die Dauer des Zeittakts und dessen ten Bevölkerung, der teilweise auch nicht so umfas- Staffelung nach den Verkehrszeiten. Ebenfalls gibt send informierten Presse, dem Funk und dem Fernse- es noch keinen Beschluß über die endgültige Aus- hen die falsche Tatsache vorzuspiegeln, der Bundes- gestaltung der sozialen Komponenten für Härte- postminister verstoße gegen anderslautende Be- fälle oder für örtliche Sonderverhältnisse, für die schlüsse oder agiere zumindest im luftleeren Raum möglicherweise und gegebenenfalls systemgerechte 3814 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Hoffie Sonderregelungen getroffen werden müssen. Auch Nicht unwidersprochen kann schließlich die Be- darin sind wir uns alle einig. hauptung in Ihrem Antrag bleiben, bei der Einfüh- Drittens. Die Regelung muß im Rahmen dessen lie- rung eines Zeittaktes in den Telefonortsnetzen h and- gen, meine Damen und Herren, was für das Unter- le es sich um einen wesentlichen Eingriff in den nehmen Deutsche Bundespost auch finanziell und bisherigen Besitzstand der Telefonkunden. Korrekt betriebswirtschaftlich tragbar und zumutbar ist. Die- ist — und dies allein entspricht einer der Sache an- ser Tatbestand wird auch durch die konjunktur- und gemessenen differenzierten Betrachtungsweise —, arbeitsmarktpolitisch bedingte verstärkte Auftrags- daß erstens das bisherige Ortsnetz durch seine Zu- vergabe für die Einrichtungen des Nahdienstes mit sammenfassung mit mehreren anderen Ortsnetzen Zeittakt nicht verändert. Bedingung für und bei Auf- zu einem einheitlichen Tarifgebiet, dem sogenann- tragsvergabe war, daß die zu bestellenden Zeittakt ten Nahbereich, seine heutige Bedeutung und Signi- einrichtungen die Ergebnisse der derzeit laufenden fikanz verliert. Versuche mit Zeittaktintervallen bis zu 16 Minuten Zweitens steht fest, daß der neu geschaffene Nah- nicht präjudizieren durften, das heißt, die zu bestel- bereich, in dem als Ganzem und immer nur gleich- lenden Zeittakteinrichtungen müssen Zeittakte mit zeitig der Zeittakt eingeführt werden soll, nicht mit einer Dauer bis zu 16 Minuten gewährleisten. Ein dem heutigen Ortsnetz identisch und damit ver- längerer Zeittakt war zu keiner Zeit ernsthaft — gleichbar ist. auch nicht von Ihnen — in der politischen Diskus- Drittens steht fest, daß der bisherige aus der Kon- sion, so daß der Bundespostminister diese denkbare zeption des Ortsnetzes resultierende Besitzstand des Variante vernachlässigen konnte, zumal zweifelsfrei einzelnen Telefonkunden neben der Belastung durch feststeht, daß uns ein Zeittakt von mehr als 16 Mi- den Zeittakt die sehr viel größere Begünstigung nuten mit ähnlichen Problemen wie Nahbereiche durch den neuen, vorteilhaften Nahbereich, an den ohne Zeittakt konfrontieren würde. Er läge über er geknüpft ist, erfährt. dem finanziell und technisch Tragbaren. Deshalb ist der negative Touch, den Sie der Sache Das Investitionsvolumen für die bundesweite Ein- durch einen unzulässigen Vergleich offenbar unbe- richtung des zeitabhängigen Nahbereichs beläuft dingt geben wollen, in der Tat unseriös. sich auf insgesamt etwa 1,6 Milliarden DM. 1,3 Mil- liarden DM dienen der Einrichtung der Nahbereiche, Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen von werden also in erster Linie für notwendige Kapazi- der CDU/CSU, auch wenn es schwer sein sollte: Mo- tätserweiterungen verwendet. Weitere 300 Millio- geln Sie sich bitte nicht weiterhin an der doch nicht nen DM kostet die Beschaffung der Zeittaktgeräte. so bitteren Erkenntnis vorbei, daß die Einführung (Zuruf von der CDU/CSU: Das sagt Herr des Telefonnahbereichs ohne Zeittakt für die Deut- Wuttke ganz anders! — Weitere Zurufe sche Bundespost finanziell nicht verkraftbar ist; von der CDU/CSU) denn die ohne Zeittakt notwendigen Erweiterungs- investitionen im Netz gingen in die Milliarden, und Diese verstärkt vorgenommenen und teilweise der noch hinzukommende Verlust an Gebührenein- vorgezogenen Investitionen haben einen arbeits- nahmen läge noch um etliches über den 800 bis 1 000 marktpolitischen Effekt, der darin zum Ausdruck Millionen DM, die die Bundespost auf Grund der kommt, daß während der Investitionszeit jährlich Zahlen aus den sechs Versuchsbereichen während 5 000 Arbeitsplätze entweder gesichert oder über- der ersten Testphase als Gebührenausfall für das haupt neu geschaffen werden. Diese Zahlen — schon gesamte Bundesgebiet hochgerechnet hat. verschiedentlich vorgetragen — blieben bisher auch unwidersprochen. Sie täten gut daran, dieses Vor- Die kaufmännische Rechnung allein läßt also haben nicht länger zu blockieren. Ihren Widerstand sinnlos erscheinen, und für die Ich möchté an dieser Stelle der Vollständigkeit überwältigende Mehrheit unserer Bevölkerung ste- halber noch anmerken, daß der Postverwaltungsrat hen die unbestreitbaren Vorteile, die aus dem zeit- in seiner Sitzung am 16. September 1977 diese vor- abhängigen Nahbereich resultieren, im Vordergrund. geschlagenen Investitionsmaßnahmen zustimmend Für den Bürger und auch für die Entscheidung der und begrüßend zur Kenntnis genommen hat. Ich darf Freien Demokraten ist — das muß hier noch ein- wohl davon ausgehen, daß sich nicht nur unsere mal verdeutlicht werden — wesentlich, daß ein un- Kollegen aus den Fraktionen, die in diesem Gre- gerechtes, ein veraltetes Tarifsystem endlich abge- mium tätig sind, sondern auch alle anderen Mitglie- löst wird. Mehr Kommunikationsgerechtigkeit wol- der des Postverwaltungsrates, Herr Kollege Damm, len wir dadurch schaffen, daß man — . eben nicht der Tragweite ihres Handelns voll bewußt waren. wie heute noch in jeder dritten Gemeinde, wo man, Man darf ihnen wohl auch unterstellen, daß sie nie- und das muß man immer wieder sagen, von der mals ihre Zustimmung für Investitionen gegeben einen zur anderen Straßenseite ein Ferngespräch- hätten, bei denen absehbar gewesen wäre, daß sie führen muß, weil man heute in vielen Ortsnetzen Investitionsruinen werden würden. nur höchstens 50 Hauptanschlüsse erreichen kann, Durch Ihre zustimmende Mitwirkung an dem In- während man in vielen Großstädten 100 000, ja bis vestitionsbeschluß haben letztlich auch Sie von der zu 800 000 Teilnehmer für 23 Pfennige über Entfer- Opposition durch faktisches Tun und incidenter den nungen ansprechen kann, bei denen man, um bei- Zeittakt — wenn auch sehr spät, aber immerhin — spielsweise bis zu acht Minuten sprechen zu kön- selbst gebilligt. Herr Kollege Damm, und da reden nen, in ländlichen Bereichen heute noch 3,68 DM Sie von „Nacht-und-Nebel-Aktion". Ich halte dies bezahlen muß — Nahbereiche einrichtet, die ja mit für mehr als unseriös. einem Radius von 20 km durchschnittlich achtzehn- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3815 Hoffie mal größer als die bisherigen Ortsnetze sein werden, als vor der Einführung des Nahdienstes mit Zeittakt. wodurch wir nicht nur Vorteile für das flache Land Sehen Sie, Herr Damm, Sie sind im Schnitt um die- und die Randgemeinden der Großstädte schaffen, sen Prozentsatz billiger auch für diese sozialen die bisher besonders hart betroffen waren, sondern Randgruppen, von denen Sie vorhin gesagt haben, auch, Herr Kollege Damm, für die Großstadtbewoh- sie würden so ganz pauschal benachteiligt. Das Ge- ner, die durch die Einbeziehung der benachbarten genteil ist der Fall — auf dem flachen Land wie in Ortsnetze doppelt so viele — wie in Frankfurt — den Großstädten. Ein wesentlicher Faktor auf der oder sogar viermal so viele Gesprächspartner — Haben-Seite ist auch, daß dieser Trend bundesweit wie in Heidelberg — im Nahbereich billiger errei- unterstellt werden kann. chen können; und selbst Hamburg — das sich ja Entsinnen Sie sich auch der Äußerungen Ihrer oft und aus allen möglichen Ecken so laut beklagt Kollegen, die anläßlich der Vorführung moderner hat und das hier als Beispiel eine Rolle gespielt Nutzungsformen des Fernsprechnetzes vor dem Aus- hat — hat noch einen Zuwachs von 13 % auf dann schuß für Verkehr und für das Post- und Fernmelde- fast 900 000 Hauptanschlüsse, und da reden Sie, wesen, nachdem sie dort eine breit angelegte Demon- Herr Kollege Damm, von „sozialer Demontage". stration erlebt hatten, erklärt haben — Herr Sick, (Damm [CDU/CSU] : Und warum ist die Sie sitzen hier —: Wenn man uns das alles früher Hamburger FDP dagegen?) gezeigt hätte und wenn wir gewußt hätten, was man — Weil auch Kollegen aus anderen Fraktionen und damit alles machen kann und daß man, wenn man das Parteien, soweit sie den Hamburger Raum spezifisch machen will, einen Zeittakt braucht, dann hätten wir herausnehmen, ohne die volle Information über das anders Stellung bezogen. Das waren ja nicht nur tatsächlich auf sie Zukommende zu haben, einzelne aus Ihrer Fraktion, die so gesprochen haben, sondern es war eine ganze Reihe. Herr Damm war (Damm [CDU/CSU] : Sind sie zu dumm?) bei der Demonstration — wie bisher auch in diesem leichtfertig und voreilig in die Welt posaunen, was Ausschuß — leider nicht anwesend; sonst hätte er nicht stimmt, etwa so wie z. B. Sie sich auch heute heute seine falschen Erklärungen nicht wiederholt. noch hier hinstellen und behaupten, daß für den (Beifall bei der FDP und der SPD) Bereich Hamburg keine Verbesserung erzielt würde. Ich habe Ihnen gesagt, Tatsache ist: Vergrößerung Schon daher sollte es Ihnen nicht unmöglich sein, der Zahl der Hauptanschlüsse um 13 % auf 900 000; meine Damen und Herren von der Opposition, auf dies ist eine Verbesserung und keine Verschlechte- den Boden der Resolution vom 21. Februar 1974 zu- rung. rückzukehren, in der auf Vorschlag des Ausschusses (Zustimmung bei der FDP) für Forschung und Technologie und des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen Der Mißbrauch z. B. durch Dauerverbindungen wird alle drei Fraktionen die Deutsche Bundespost einmü- unterbunden, da kostengerecht kassiert werden tig aufgefordert haben, einen zeitabhängigen Tarif kann, was sonst eben nicht — wie hier fälschlicher- für den einzuführenden Nahverkehr zu konzipieren. weise dargestellt wurde — so ohne weiteres kontrol- Das Petitum Ihres Antrags, meine Damen und liert werden kann. Es wäre ganz interessant, Herr Herren von der CDU/CSU, ist durch den Koalitions- Kollege Damm, wenn Sie in Ihrem neu herausgege- antrag vom 16. Juni 1977 schon längst vorwegge- benen oder zur Herausgabe anstehenden Informa- nommen worden. Sie karten eigentlich nur nach. Bei tionsdienst, von dem so viel die Rede ist, einmal dieses technologische Problem angingen und einmal dieser Sachlage wäre das einzig Sinnvolle, daß Sie Ihren Antrag zurückzögen. einen Vorschlag machten, wie man eigentlich eine solche Kontrolle durchführen will; die Technologen Andernfalls sind wir jedoch sehr gespannt darauf, jedenfalls, die damit bisher fachkundig befaßt sind, was Ihr starrsinniger Vorstoß bei den Ausschußbera- haben dazu noch keinen wirtschaftlichen Weg auf- tungen substantiell bringt. Es wäre schön, Herr zeigen können. Kollege Damm, Sie dann dort zum erstenmal begrü- ßen zu können. Last but not least: Mit dieser neuen Tarifstruktur wollen wir die Post in die Lage versetzen, mutig (Beifall bei der FDP und der SPD — Zuruf der Bevölkerung den Weg zu den neuen Telekom- von der CDU/CSU: Ganz schwach, mein munikationsmöglichkeiten, die ein erhebliches und Lieber!) auch rasant steigendes Verkehrsaufkommen aus- machen werden, zu öffnen. Das eben ist ein Teil der Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen: Das Leistungssteigerung, die Sie, Herr Damm, nicht er- Wort hat der Herr Bundesminister für Verkehr und kennen wollen oder nicht erkennen können. Nehmen für das Post- und Fernmeldewesen. Sie doch nun bitte endlich auch zur Kenntnis, daß nach repräsentativen Meinungsumfragen in den Gscheidle, Bundesminister für Verkehr und für sechs Versuchsbereichen ja immerhin 92 % den Nah- das Post- und Fernmeldewesen: Herr Präsident! bereich mit Zeittakt durchweg positiv beurteilen Meine Damen und Herren! Herr Kollege Damm, Ihr und daß nach komplementären Befragungen im ge- Umgang mit den Tatsachen veranlaßt mich, hier samten Bundesgebiet bereits 86 % der Bevölkerung ganz kurz einige Ausführungen zu machen. diese neue Struktur begrüßen. Zunächst: Daß wir die Sache hier schon mehr- Die Fernmelderechnungen sind in den Versuchs- mals behandelt haben, hat Sie ja nicht gehindert, bereichen im Durchschnitt um 10 bis 15 % niedriger Dinge noch einmal zu behaupten, die nach dem Pro- 3816 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Bundesminister Gscheidle tokoll schon widerlegt waren. Ich verstehe das unser Angebot: Einführung einheitlicher Rufnum- nicht.. mern für die Telefonseelsorge; darüber wird ver- (Zuruf von der CDU/CSU) handelt. Das geht auch mit Münzfernsprechern. — Hier erscheint im Protokoll, was von hier ge- Sie sagen, unser Angebot hinsichtlich der Einfüh- sprochen wird, Herr Kollege. Oder haben Sie daran rung des Nahdienstes werde dem Bürger nichts Zweifel? bringen. Tatsache ist das Gegenteil. Ich brauche es nicht zu wiederholen. Die Zahlen hat man (Zuruf von der CDU/CSU: Nicht im ge ringsten!) Ihnen genannt. (Damm [CDU/CSU] : Das letztere habe ich Es gibt doch überhaupt keinen Zweifel daran, daß gar nicht unterstellt!) in diesem Parlament die Opposition gegen Nah- dienst mit Zeittakt ist und die Mehrheit dieses Sie sagen: Die Randgebiete bringen nichts. Hier Hauses erkennt, daß man den Nahdienst nur dann kann ich nur sagen: Das stimmt nicht. Alle Städte, einführen kann, wenn man gleichzeitig den Zeit- einschließlich Hamburg, gewinnen auch in den takt einführt. Jeder Versuch unter der Überschrift Randgebieten. „Mißbräuchliches Verhalten gegenüber dem Parla- Sie sagen: Die Post will verdienen. Ich sage ment" führt an der Tatsache vorbei, daß wir auch Ihnen: Dies stimmt nicht. Es wurde mehrmals er- nicht durch mehrmalige Behandlung an dieser Tat- Einführung des Nahdienstes, einschließ- sache etwas ändern können. klärt: Mit lich des Zeittaktes, geht die Bundespost davon aus, (Sehr wahr! bei der SPD) daß sie jährlich Verluste erleidet: Beim Vier-Minu- Eine andere Frage ist, warum Sie den Versuch ten-Takt hatten wir — das sind alles nur Schätzun- unternehmen, in diesen Debatten immer neue Kol- gen mit einer vermutlichen Abweichung von legen Ihrer Fraktion als Redner zu bestimmen. Das ± 10 % — 500 Millionen DM im Jahr geschätzt. erscheint uns nachdenkenswert. Wer sich in dieser Beim Acht-Minuten-Takt gehen wir davon aus, daß Frage öfters geschlagen hat, erscheint offenbar sich der Ausfall auf 800 Millionen bis auf 1 Milliarde nicht mehr als Redner. Aber die Zeitdauer, die DM steigern wird. Dies setzen wir ein, bezogen auf notwendig wäre, um alle Kollegen der verehrten unsere Situation im Fernmeldewesen, um mehr Ge- Opposition durch Debatte und Widerspruch zu rechtigkeit zwischen den Ortsnetzen, zu den klein- überzeugen, daß sie hier besser wegbleiben, ist zu sten Ortsnetzen herzustellen. lang, um eine anstehende Entscheidung rechtzei- (Damm [CDU/CSU] : Da brauchen Sie nur tig vollziehen zu können. noch zu sagen, der Zeittakt sei keine indi (Dr. Schulte [Schwäbisch Gmünd] [CDU/ rekte Gebührenerhöhung!) CSU] : Schon das letzte Mal hat der Kol Sie sagen, dies hätte, nach meinem Verhalten lege Damm die Debatte eingeleitet! — zu urteilen, nur das Prädikat verdient: Mißbrauch Weitere Zurufe von der CDU/CSU) des Parlaments. Herr Kollege Damm, die Geschäfts- — Das war ein Beitrag polemischer Art. Zur Sache grundlage dieses Parlaments ist: Annahme der hat er nicht Stellung genommen. Drucksache 8/342. Hinsichtlich all der Punkte, die dieses Parlament mehrheitlich angenommen hat, (Beifall bei der SPD und der FDP — Damm stehe ich im Wort. Dies werde ich eindeutig so ab- [CDU/CSU] : Sie waren schon immer arro wickeln, wie das hier von mir gefordert wurde. gant, Herr Gscheidle!) (Beifall bei der SPD und der FDP) — Wissen Sie, mich stört es nicht, wenn Sie mich für arrogant halten. Ich würde Sie nur warnen, an- Zum Schluß kann ich Ihnen nur sagen: Ihr Um- zunehmen, daß eine sachliche Meinungsverschie- gang, Herr Damm, mit den Tatsachen — das wer- denheit oder die Behauptung, daß jemand die Tat- den Sie mir zugeben — ist nicht gerade geeignet, sachen nicht zur Kenntnis nimmt, etwas mit Arro- Ihnen hinsichtlich Stil, Gedächtnis und Vorbereitung ganz zu tun hat. einer Debatte ein sehr gutes Zeugnis auszustellen. Es ist auch nicht meine Sache, dies zu tun. Das wer- (Beifall bei der SPD und der FDP — Damm den andere tun. [CDU/CSU] : Sie haben soeben festgestellt, ich hätte keine Argumente zur Sache ge (Damm [CDU/CSU] : Ja, Herr Oberlehrer! bracht! Das ist eine arrogante Feststellung, — Weitere Zurufe von der CDU/CSU) zu der ein Regierungsmitglied sich nicht Nur: Eignen wird sich Ihre Debatte vermutlich auch hinreißen lassen sollte!) nur in einem unkritischen Kreis. Denn auch in Ham- - Ich darf zur Sache zurückkommen: Sie sagen, wir burg ist es schwierig, mit solch undifferenzierten hätten behauptet, die Verwendung von Münzfern- Auffassungen zu Tatsachen jemanden zu überzeu- sprechern im Zusammenhang mit Telefonseelsorge gen, wie der Besuch von groß angekündigten Ver- sei deshalb nicht möglich, weil Münzfernsprecher anstaltungen und die tatsächliche Beurteilung der dies nicht gestatten. Tatsache, Herr Kollege Damm, Situation nach unseren Erkenntnissen zeigen. Da ist: Zu dem Zeitpunkt, in dem auf Forderung der ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Das gebe Telefonseelsorge eine Überlegung dahin anstand, ich zu. Aber wir gehen davon aus — ich bin gern ob man sie aus dem Zeittakt mit unterschiedlichen bereit, Ihnen die Grundlage, warum ich davon aus- Nummern vollständig herausnehmen kann, haben gehen kann, zugänglich zu machen —, daß mehr als wir gesagt, daß das technisch nicht gehe. Deshalb 50 °/o der Hamburger Bevölkerung der Einführung Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3817

Bundesminister Gscheidle des Nahdienstes — trotz Zeittakt — positiv gegen- Ich will diese beiden Pole gegenüberstellen: auf überstehen. der einen Seite die britischen und kanadischen Streitkräfte, die üben müssen, üben dürfen, üben (Beifall bei der SPD und der FDP) sollen, auf der anderen Seite die Tatsache, daß dies von dem Verständnis der Bevölkerung getragen Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen: Meine wird und getragen werden muß. Ich meine, an beide Damen und Herren, ich schließe die Aussprache und Seiten, an beide Teile dieser Balance sollten wir schlage Ihnen vor, den Antrag an den Ausschuß für zunächst ein Wort des Lobes, des Dankes und der Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen zu Anerkennung richten, und zwar trotz aller Ein- überweisen. — Ich sehe und höre keinen Wider- schränkungen, auf die ich noch zu sprechen kommen spruch. Es ist so beschlossen. werde. Wir wollen den britischen Streitkräften un- eingeschränkt und ohne Vorbehalt sagen, daß wir Ich rufe nunmehr Punkt 10 unserer Tagesordnung sie gern in unserem Lande sehen, daß wir Verständ- auf: nis für ihre Übungen haben, daß -wir wissen, daß Beratung der Beschlußempfehlung und des Be- eine gut ausgebildete Truppe, ein gut ausgebildeter richts des Innenausschusses (4. Ausschuß) zu Panzerfahrer, ein gut ausgebildeter Panzerzug, eine der Unterrichtung durch die Bundesregierung Gruppe, als Baustein einer gemeinsamen guten Ver- Bericht der Bundesregierung zu dem Abkom- teidigung wichtig sind. Da Jahr für Jahr Übungen in men zwischen der Bundesrepublik Deutsch- diesem Raum stattfinden, wissen wir auch, daß das land, Kanada und dem Vereinigten König- Üben im freien Gelände — ich darf es einmal etwas reich von Großbritannien und Nordirland untechnisch so nennen — eine hervorragende über die Durchführung von Manövern und an- Übungsmöglichkeit für den einzelnen Fahrer ist. Er deren Übungen im Raum Soltau–Lüneburg muß sich in einem Gelände, das ihm meistens neu vom 3. August (Soltau-Lüneburg-Abkommen) ist, orientieren, er muß sich Tag und Nacht den Ge- 1959 gebenheiten der Übungen anpassen, Entschlüsse fas- — Drucksachen 8/262, 8/961 — sen, sich entfalten. Auch im kleinen Verband muß Berichterstatter: das Führen geübt werden, die Beweglichkeit muß Abgeordneter de Terra deutlich sein. Hinzu kommt das Zusammenwirken Abgeordneter Dr. Schwencke (Nienburg) zwischen Luftwaffe und Erdtruppen, das wir in den ersten Jahren des Soltau-Lüneburg-Abkommens und Ich gehe davon aus, daß die beiden Herren Be- seiner Praktizierung noch nicht in diesem Maß hat- richterstatter, die ja in der Aussprache sprechen ten. wollen, keine Ergänzung des schriftlichen Berichtes Jahr für Jahr werden hier in einer — ich wieder- wünschen. — Ich danke den Herren Berichterstat- hole es — einzigartigen, besonderen Form Ü bungen tern und eröffne die Aussprache. durchgeführt. Das bedeutet, daß die Bevölkerung Das Wort hat der Herr Abgeordnete de Terra. eine außerordentlich schwere Belastung auf sich nehmen muß. Jedes Jahr sind die klimatischen Ver- hältnisse anders; Übungen im Frühjahr oder Übun- de Terra (CDU/CSU) : Herr Präsident! Meine sehr gen im Herbst können je nach der Witterungslage geehrten Damen und Herren! Dieses ist, wie der größere oder kleinere Schäden hervorrufen. Jedes Herr Präsident schon durch die sehr geraffte und Jahr sind zumindest im Schwergewicht andere Trup- eilige Wiedergabe des langen Titels dieser Vorlage pen da, die sich neu einfühlen und — ich darf es erkennen ließ, ein Anschluß an die Vorgänge des so salopp sagen — mit Land und Leuten vertraut Jahres 1955 — hier des Jahres 1961 —, nämlich machen müssen. Sie müssen sich in die zum Schutz eines der Zusatzabkommen zum NATO-Truppensta- der Zivilbevölkerung festgelegten einengenden Be- tut. Wir sind also in die damalige Zeit zurückver- stimmungen einfühlen und einfügen. Jahr für Jahr setzt und tragen das gemeinsam und mit, was erfor- entstehen auch für die Bevölkerung neue Probleme, derlich war, um das NATO-Truppenstatut in seiner wenn die Übungen anders angelegt oder anders ab- Gesamtheit in der Bundesrepublik einzuführen und gewickelt werden. hier auch für Teilfragen eine feste vertragliche Grundlage zu bekommen. Dies ist ich darf das in den Mittelpunkt stellen — nicht ein bewohnter Truppenübungsplatz, son- Die ersten Worte in unserer Beschlußempfehlung dern dies ist ein Teil der Landkreise Lüneburg, Sol- und in dem Bericht des Innenausschusses lauten: tau und Harburg, der für Übungen in besonderer Dem steht das „Zum Schutze der Zivilbevölkerung". Weise zur Verfügung gestellt wird. Hier wird man britischen Ziel dieses Abkommens gegenüber, den auch der übenden Truppe sagen müssen — das wird in diesem Raum be- und kanadischen Streitkräften von der Bevölkerung immer wieder mit Recht her- zu geben. Um es sondere Übungsmöglichkeiten vorgehoben —: Diese Linie, diese Grenze darf nicht kurz zu sagen: Hier sind für die britischen und ka- überschritten werden. Weder ein militärischer Be- nadischen Streitkräfte vorzügliche Übungsmöglich- fehlshaber noch ein Soldat, noch eine militärische keiten bereitgestellt. Dies ist eine einzigartige Re- Übungseinheit dürfen dies außer acht lassen: dies gelung in der Bundesrepublik. Für das, was hier ge- ist kein bewohnter Truppenübungsplatz! regelt worden ist, was sich hier an Übungen entfal- tet und was die Bevölkerung als deren Folgen er- Die schweren Belastungen der Bevölkerung durch tragen muß, gibt es in der Bundesrepublik kein das Panzerfahren, durch die Erosionsschäden, durch Beispiel. das .Zerstören der Straßen, durch das Fahren durch 3818 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 de Terra die Ortschaften, durch den Fluglärm, durch die Ent- kannt worden ist. Wir haben z.B. nicht gesagt, daß faltung von Übungen in der Nähe von Dörfern und dieses Gebiet Zonenrandgebiet ist, sondern wir ha- Gehöften, durch den Einsatz der Luftwaffe, haben ben nur gesagt: es möge eine Förderung erfolgen, uns seit vielen Jahren beschäftigt. Der Präsident hat die derjenigen der Zonenrandgebiete gleicht oder noch einmal unterstrichen: das Abkommen ist vom angenähert gleichkommt, eine Förderung, als ob Jahre 1959. Wer die Verhältnisse kennt, weiß, daß dieses Gebiet Zonenrandgebiet wäre. schon Jahre vorher Übungen im gleichen Umfange, in gleicher Entfaltung, in gleicher Intensität statt- Mit Erstaunen haben wir die Ausführungen ge- gefunden haben. Es ist daher recht, wenn die Bevöl- lesen, denen zufolge das mehrjährige Programm kerung sagt: wir tragen diese Last seit 30 Jahren. nicht aufgestellt werden könne — wie die Bundes- regierung gesagt hat — wegen des beschränkten Wir haben uns als Bundestag dieser Sache immer Umfanges der zur Verfügung stehenden Haushalts- mit besonderer Anteilnahme angenommen und ha- mittel. Auch wenn wir die Gesamtlage in Betracht ben gesagt: Wenn etwas geschieht — und es muß gezogen haben, andererseits die steigenden Kosten, geschehen; ich will einmal von diesem Fundament die größeren Schwierigkeiten berücksichtigen müs- ausgehen —, dann muß aber auch von den Kreisen, sen, so schien uns doch der lapidare Satz nicht aus- von den örtlichen Stellen, vom Land, vom Bund alles reichend zu sein, die Erhöhung des Haushaltansat- getan werden, um diese Belastungen zu erleichtern, zes in dem einen Titel sei wegen der schlechten zu beheben, auszugleichen. Das ist das Minimum. Haushaltslage nicht möglich. Während wir sonst mit unseren Hilfen für einzelne Teile der Bundesrepublik, die hinter der normalen Deshalb haben sich die Ausschüsse entschlossen, Entwicklung anderer Gebiete zurückgeblieben sind, abweichend von früherer Praxis, von der Bundes- Beträge aufgestockt haben, dreht es sich hier zu- regierung zwei Berichte zu fordern. Der erste Be- nächst darum, daß die eingetretenen Schäden besei- richt soll zum April des nächsten Jahres vorge- tigt werden müssen. legt werden, der darauffolgende Bericht dann in dem üblichen Zwei-Jahres-Turnus zum 1. April 1979, Im Jahre 1975 hat der Bundestag die Bundesregie- wenn ich das etwas vereinfacht so sagen darf. Wir rung in sehr detaillierter Form aufgefordert, einen meinen, daß der Bericht, der zum 1. April 1978 fällig Bericht zu geben. Auf diese unsere detaillierten For- sein soll, die besonderen Erfahrungen des Jahres derungen hin hat die Bundesregierung im April die- 1977 einbeziehen müßte, daß das nachgetragen wer- ses Jahres einen Bericht vorgelegt. Er hat wie auch den soll, was nach unserer Überzeugung nachzu- in den Vorjahren dem Auswärtigen Ausschuß, dem tragen ist, und daß wir im Jahre 1979 dann, auf die Innenausschuß, dem Verteidigungsausschuß vorge- Bedeutung der Sache abgestellt, einen umfassenden legen. Der Innenausschuß ist federführend. Bericht haben. Wie auch im Jahr 1975 sind — wenn ich dies hier Wir haben in unserer Beschlußempfehlung vier vorschalten darf — alle Entscheidungen der drei be- Punkte herausgestellt, denen wir besondere Bedeu- teiligten Ausschüsse einstimmig erfolgt. Der Auswär- tung beimessen. Wir haben uns bei der Formulie- tige Ausschuß hat erkannt, daß es gut wäre, wenn rung Mühe gegeben und nicht gesagt, die übrigen in den Bericht auch die besonderen Erfahrungen der Punkte, die angeführt sind, könnten ins Dunkel oder Übungen des Jahres 1977 einbezogen würden. Wir ins Halbdunkel zurücktreten, weil sie nicht so wich- waren uns im Verteidigungsausschuß aus unserer tig seien, sondern wir haben gesagt: dies sind vier Sicht darüber einig — lassen Sie mich dies als Mit- Komplexe, die die besondere Aufmerksamkeit aller glied des Verteidigungsausschusses sagen —, daß beteiligten Stellen des Bundes verdienen. Dazu ge- die britische Seite darüber keinen Zweifel haben hört erstens die Frage — ich habe das soeben schon sollte, daß wir ihren in der Bundesrepublik befind- ausgeführt — der bereitzustellenden Mittel. Die lichen Einheiten nach wie vor die Möglichkeit ge- übrigen drei Komplexe sind für die örtliche Bevöl- währleistet sehen wollen, ihre Truppen in der von kerung von besonderer Bedeutung. Dazu gehören ihnen für richtig gehaltenen Art und Weise üben zu der Komplex des Ausbaus von Straßen und Wegen, lassen und auszubilden. Aber wir waren uns eben- der Komplex der Sommerpause und letztlich der falls im Innenausschuß, dem anzugehören ich auch Problembereich der Biwakräume. Ich darf zu diesen die Ehre habe, darüber einig, daß wir nicht die Be- drei Bereichen noch einige ergänzende Ausführun- lastungen der Bevölkerung außer Betracht lassen gen machen. dürfen und auch in den Einzelheiten darauf zu ach- ten haben, daß für einen Ausgleich gesorgt wird. Der Ausbau der Straßen und Wege ist ein Zentral- Da schien uns der Bericht der Bundesregierung problem; denn wenn kleinere, mittlere und größere etwas zu grdßzügig über die Dinge hinwegzugehen. Panzereinheiten in diesem Raum fahren, ist ein pan- Er war, wenn ich diese Formulierung gebrauchen zerfester Ausbau von Straßen und Wegen notwen- darf, in manchen Dingen etwas zu einfach abge- dig. Ein solcher panzerfester Ausbau wird auch seit faßt. Er erschien uns unzulänglich; ich will dieses vielen Jahren vorgenommen. Wir sind aber — das Wort hier deutlich aussprechen. zeigen die Anlage und die Ausführung der Übun- gen — noch bei weitem nicht soweit, daß auch zur Wir haben auf die Ausführungen zur Verbesse- Minderung der Schäden insgesamt der Ausbau des rung der regionalen Wirtschaftsstruktur und auf Straßennetzes in dem Umfang erfolgt ist, wie es die Ausführungen hinsichtlich der Zonenrandförde- notwendig wäre, um in Abwägung der Interessen rung hingewiesen. Wir glauben sogar, daß das, was der Truppe und der Belange der Bevölkerung von wir gesagt haben — alle drei Ausschüsse —, ver- der bestmöglichen Regelung sprechen zu können. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3819 de Terra Wir haben — die Ausschüsse haben sich dazu Ein anderes Problem, das man noch etwas erläu- etwas kritisch geäußert — schon im Soltau-Lüne- tern sollte, sind die Biwakräume, die uns in zu- burg-Abkommen eine besondere Regelung getrof- nehmendem Maße Schwierigkeiten machen. Biwak fen, indem wir eine Kommission „Straßen" gebildet räume sind Plätze, wo die Truppe möglichst ständig haben. Aber diese Kommission „Straßen" ist, wenn Biwak beziehen soll. Das will sie aber nicht auf den ich richtig unterrichtet bin, zum letztenmal im Jahre roten Flächen tun. Wir wünschen das zwar immer; 1973 zusammengetreten. Das kann nicht mit der aber sie tut es zum Teil in der Nähe der roten Flä- Begründung hingenommen werden, die Mittel, die chen. Diese Flächen werden teilweise in einem Zu- wir haben, seien verplant oder seien gut verplant, stand hinterlassen, der kein Musterbeispiel für sau- sondern durch das Tätigwerden, das Sichtbarwer- bere Umwelt und freundliche Landschaft ist. Wir den, durch die Arbeit dieser Kommission „Straßen" haben uns im Jahr 1975 der Säuberung und Räumung soll jedermann, soll der gesamten Bevölkerung der Biwakräume zugewandt. Wir meinen aber, daß deutlich werden, daß wir uns dieses Problems be- das Problem tiefer reicht, daß es auch noch die sonders annehmen. Aspekte hat: Sind die Biwakräume überhaupt rich- (Damm [CDU/CSU]: Sehr wahr!) tig gelegen, sind sie an dieser Stelle richtig, müßte man sie zu festen Anlagen machen? Wir wissen, daß die Landkreise Soltau, Harburg und Lüneburg fertige Entwürfe haben. Wir wissen Wir meinen also, daß die Bundesregierung, wenn auch, daß der Bau insbesondere einiger Ortsum- wir den Bericht 1979 bekommen, ihre besondere gehungen oder einiger Verbindungsstraßen von be- Aufmerksamkeit auf diese vier Komplexe richten sonderer Bedeutung ist. Wir sind der Meinung, daß und uns in Kenntnis setzen sollte, was zu tun not- wir uns hier nicht darüber streiten sollten, wo und wendig ist. wie lange ein Planfeststellungsverfahren gelegen Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe oder nicht gelegen hat, sondern wir sollten dafür Freunde, ich möchte hier mit einer Zusammenfas- sorgen, daß ein Projekt, wenn es baureif ist, auch sung und nochmaligen Beleuchtung der drei Ebe- tatsächlich durchgeführt wird. nen schließen, die unter allen Umständen berück- Das zweite Problem bezeichne ich mit dem Schlag- sichtigt werden müssen, wenn wir hier zum Erfolg wort „Sommerpause". Dies hat eine längere Ge- kommen wollen. schichte, und ich könnte sehr detaillierte Ausfüh- (Zurufe von der SPD) rungen über die Frage machen: Was ist denn nun — Ich freue mich über die Reaktion der Kollegen, die Sommerpause? Wenn Sie sich das Soltau-Lüne- weil ich „liebe Freunde" sagte. Da ich aber weiß, burg-Abkommen ansehen, so finden Sie darin, ich daß sich alle, die im Raum sind, sicher mit Herz muß sagen, nicht sehr ausgewogene, sondern sehr und Verstand der Nöte des Raumes Soltau-Lüne- konfliktreiche Bestimmungen, die außerordentlich burg annehmen,- so ist das Wort „Freunde" durch- vielfältige Interpretationen ermöglichen. Die Be- aus gerechtfertigt. stimmung, daß nicht über Getreidefelder gefahren werden sollte, die noch nicht abgeerntet worden sind, bedeutet allerdings nach unserer Auffassung Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen: Herr keine Sommerpause. Die örtlichen Stellen bemühen Kollege, vertreiben Sie uns die anderen nicht aus sich darum, indem sie fragen: Könnte denn nicht dem Raum. eine — in den Sommer eingeschnitten — feste Zeit (Heiterkeit) vereinbart werden, beispielsweise die Zeit vom 15. Juli bis zum 15. September, in der nun wirklich (CDU/CSU) : Der Herr Präsident hat Sor- keine Übungen stattfinden? de Terra ge, daß die „Überfülle" hier gemindert würde und Ich bin kühn genug zu meinen, daß hier die auf durch das Wort „Freunde" einzelne zum Verlassen den ständigen Anlagen durchgeführten Panzerübun- des Raumes veranlaßt würden. Ich bin sicher, daß gen einbezogen werden müßten, Übungen, die auf dies nicht der Fall sein wird. den sogenannten roten Flächen stattfinden. Diese Flächen tragen ihren Namen seit 20 Jahren, weil sie, Ich meine also, wenn wir die Problematik lösen als darüber zum erstenmal verhandelt wurde, in die wollen, müssen wir dies auf drei Ebenen tun. Karten rot eingezeichnet wurden. Damals wurden Die erste ist die örtliche Ebene. Dort wird die Be- die Straßen zum Teil blau, zum Teil rot eingezeich- reitschaft vorausgesetzt, in gutem Zusammenwirken net. Es ist eine spaßige Unterhaltung, wenn Fach- zwischen der übenden Truppe, den Vertretern der leute von roten Flächen und blauen Straßen und von Gemeinde und den Vertretern des Kreises die- klei- der Benutzung von roten und blauen Straßen bzw. nen Schwierigkeiten auszuräumen. roten Flächen sprechen. Das ist eine Geheimsprache zwar mit deutschen Worten, aber trotzdem nur für (Ein Abgeordneter verläßt den Saal) Eingeweihte verständlich. Aber ich glaube, die Be- — Der erste Freund, der geht, ist kein Freund des völkerung weiß durchaus, ob die einzelne Straße Raumes Soltau-Lüneburg, wie ich sehe, aber er hat eine rote oder eine blaue Straße ist. seine Anteilnahme bisher kundgetan. Wir wünschen Ich meine also, daß wir dem Komplex der Straßen- ihm einen guten Weg nach Soltau-Lüneburg in den pflege, der Sommerpause und einer wirklichen Ent- nächsten Ferienaufenthalt, was die Damen und Her- lastung dieses Raumes besondere Bedeutung zumes- ren dort sehr freuen würde. sen sollten. (Heiterkeit) 3820 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 de Terra Wir wissen also, daß wir einen guten Schritt wei- gung, sei es zu einer Einschränkung der roten Flä- terkommen, wenn auf der örtlichen Ebene miteinan- chen, sei es zu einer Einschränkung der Übungen, der gearbeitet wird. Er geht um Kleinigkeiten, etwa sei es überhaupt zu Erleichterungen, kommen. Die daß der Panzerfahrer auf seiner Karte eingezeichnet Bevölkerung würde sie mit großer Freude aufneh- haben muß, welche Straße, welchen Weg — panzer- men, weil die Lasten vielfältig und schwer sind und fest ausgebauten — er fahren sollte. Ich meine, dort auf die Dauer immer mehr drücken. könnte sich durch den Austausch von Erfahrungen und von richtigem Kartenmaterial manches erreichen Ich meine also, daß wir auch auf dieser Ebene, mit lassen. dieser Hilfe zu dem Ergebnis kommen, das wir uns wünschen. Ich möchte hier auch vier Kollegen, den Herren Helmrich und Schröder von unserer Fraktion und (Dr. Schwencke [Nienburg] [SPD] : Herr Kol den Herren Neumann und Möhring von der sozial- lege, der nächste geht!) demokratischen Fraktion, einen besonderen Dank — Herr Rawe wird sicherlich bleiben, und Herr aussprechen; denn sie sind es, die in ihrer täglichen Mischnick hat seine innere Anteilnahme eben schon politischen Arbeit den Unmut der Bevölkerung ver- durch seine Blicke kundgetan. spüren, die beschwichtigen, verstehen, helfen, die Brücken schlagen müssen zwischen dem, . was der (Mischnick [FDP] : Ich komme sofort zu britischen Seite nach dem Vertrag zusteht, und dem, rück, keine Sorge!) was wir hinnehmen müssen, was aber nichtsdesto- — Sehen Sie, Sie haben das ohne Grund unter- weniger als große Last empfunden wird. stellt. Die zweite Ebene ist die des Landes Niedersachsen. Durch das Zusammenspiel von örtlichen Stellen, Es hat nicht nur die Aufsicht über die Kreise — ich Landkreisen, Bundesregierung und Bundestag könn- meine die Aufsicht hier nicht im technischen Sinne. ten wir die bestehende Problematik bewältigen. Das Es hat den Blick auf die drei Landkreise und sollte ist keine Aufgabe, die von heute auf morgen zu lö- sie führen, daß sie in der richtigen Weise das Ver- sen ist, aber wir müssen gemeinsam den Weg zum ständnis für die Bestimmungen aufbringen und sie Ziel gehen. Dabei sollten wir es uns — das ist aller- entsprechend handhaben; das Land sollte auch mit dings meine herzliche Bitte — wirklich nicht zu ein- seinen eigenen Kräften helfen. Ich hätte gern Herrn fach machen, wie d'as nach meiner Auffassung in dem Minister Gross hier auf der Bundesratsbank gese- Bericht der Bundesregierung getan wird, wenn sie hen. Ich hätte ihm dann mit auf den Weg gegeben, nämlich unter nochmaliger Darlegung der allgemei- er möchte doch bei seinem nächsten Besuch ruhig ein- nen verteidigungspolitischen Gesichtspunkte sagt: mal ein Feuerwehrfahrzeug mitbringen — ich glau- Das muß sein. Das genügt nicht, das 'ist zuwenig, das be, der Kollege Neumann hat darauf hingewiesen darf nicht sein; denn die Bevölkerung trägt die Last — und es der Gemeinde Bispingen oder Behringen schon seit langem, geben und sagen: „Freunde, hier habt ihr ein Feuer- wehrauto." Wir wissen natürlich, daß durch die (Damm [CDU/CSU] : Sehr wahr!) Übungen verstärkt Brände entstehen und deswegen und worum es geht, ist, die Folgen zu mindern. In- auch in diesem Punkte geholfen werden muß. sofern muß der Bevölkerung geholfen werden. Wir haben letztlich die Bundesebene, wo Bundes- Die Grundlagen unserer Verteidigung, unserer regierung und Bundestag zusammenwirken und hel- NATO-Verpflichtungen kennen wir alle, wollen wir fen müssen. Ich nehme an, daß Herr Staatsminister alle anerkennen. Wir wissen natürlich 'auch, 'daß von Dohnanyi gleich das Wort ergreifen wird. Ich neue Aspekte der Vorneverteidigung, die Änderung möchte ein paar Gedanken beisteuern, wie ich mei der taktischen Ausbildung 'der Truppe, die stärkere ne, daß die Bevölkerung das sieht, und wie ich die Einsetzung der Luftwaffe Änderungen der militäri- Dinge sehe. Ich weiß, daß wir vieles im Verhältnis schen Übungen mit sich bringen, die man im Jahre zu den britischen Streitkräften erledigen, es zu ei- 1959 nicht voraussehen konnte. nem tragbaren Ergebnis führen können, wenn wir einfache Vereinbarungen treffen, die gleichsam un Wenn wir diesen Weg gemeinsam gehen, auf die- echnisch sind, Zwischenvereinbarungen, die also sen Ebenen wirken, werden wir das erreichen, was keine Änderung des völkerrechtlichen Vertrages zur im Interesse der bedrängten Bevölkerung — das Folge haben, die aber unter Umständen ein festeres Wort „bedrängte Bevölkerung" erscheint mir hier Fundament sind, als es eine Änderung des völker- angebracht — notwendig ist, ohne daß unsere Ver- rechtlichen Vertrages mit vielleicht neuen Schwie- tragstreue, unser Wille, zur Verteidigung 'beizutra- rigkeiten und Problemen bringen kann. gen, in Zweifel gezogen wird, und trotzdem die be- sondere Last, die die Bevölkerung im Raum -Soltau Wir meinen aber, daß die Problematik in Gesprä- Lüneburg erträgt, mildern. Meine Bitte ist also, daß chen des Bundesaußenministers mit der britischen wir der Empfehlung des Innenausschusses im Ple- Seite oder sogar in Spitzengesprächen zwischen dem num so einmütig zustimmen, wie das in den drei zu- Bundeskanzler und dem britischen Ministerpräsiden- ständigen Ausschüssen geschehen ist. ten immer wieder aufgegriffen werden sollte. Wir (Beifall bei der CDU/CSU) sagen, es ist verständlich, daß die britische Seite an dem festhält, was ihr damals im Soltau-Lüneburg-Ab- kommen zugestanden worden ist. Aber die Last ist Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen: Das groß, und vielleicht kann man doch zu einer Eini- Wort hat 'der Abgeordnete Dr. Schwencke. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3821

Dr. Schwencke (Nienburg) (SPD) : Herr Präsident! Der ständige Ausschuß, den es nach diesem Ver- Meine sehr verehrten Damen und Herren! Von den trag gibt, und der „zur wirksamen Koordinierung Auswirkungen ides Abkommens Soltau-Lüneburg der zivilen und militärischen Belange" eingerichtet sind mehr oder minder 30 000 Mitbürger in unserem ist, ist in der Regel nur auf dem Papier wirksam ge- Land betroffen und nicht nur 13 000, wie es der Be- wesen. Durchgreifende Maßnahmen sind jedenfalls richt angibt. nirgends erkennbar gewesen. Die Betroffenen ha- Es gibt Zitate aus jener Gegend, die hier zum Teil ben insbesondere in Briefen an den Bundeskanzler, besser nicht verlesen werden,aber die deutlich ma- an die Minister immer wieder dort angestoßen, wo chen könnten — ein paar werde ich dennoch vor- sie hier in Bonn nicht den Gesprächspartner gefun- tragen —, wie sehr die dortige Bevölkerung von den den haben. Das hat sich, Herr Staatsminister, auch Auswirkungen betroffen ist. Es gibt z. B.einen Aus- nicht geändert, seitdem die sozialliberale Koalition spruch, der mir bei dem Studium der Zeitungsartikel Außenminister und Verteidigungsminister stellt. aus der Gegend mehrfach begegnet ist und folgender- Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der maßen lautet: „Bei uns ist der Krieg noch nicht zu Innenausschuß hat mit großer Deutlichkeit gesagt, Ende." Nun, sicherlich nicht der Krieg, aber immer- und zwar einmütig, wie auch stets zuvor, daß die hin der Kleinkrieg, und der ist hart genug. Bundesregierung aufgefordert ist, nicht nur diese Ich glaube, unsere Mitbürger haben einen An- Berichte vorzulegen, sondern auch tatsächlich nach- spruch darauf, daß diese Probleme so weit wie über- zuweisen, wo es Verbesserungen gegeben hat. haupt nur möglich gelöst werden. Die Zeitungsmel- Sehen wir uns diesen Bericht an. Der letzte war dungen jedenfalls sind voll des Ausdrucks des vom 5. August 1974. Der neue, der hier vorliegt Zorns, des Ärgers und auch des Gefühls, alleinge- und zur Debatte steht, ist vom 5. April 1977. Keine lassen zu sein. Ich habe vorhin mit Freude gehört, Lichtblicke. Eine vierseitige Drucksache, die viele daß der Vorredner, Herr de Terra, schon die Kolle- Einzelthemen andeutet, die aber nirgends für uns gen genannt hat, die idort mit diesen Problemen be- erkennbar werden ließ, daß tatsächliche Verbesse- sonders zu tun haben. Herr Neumann und Herr Möh- rungen eingetreten sind. Wir wenden uns als In- ring von meiner Fraktion haben mich mehrfach über nenausschuß — Sie alle werden sicherlich dieser die Protestversammlungen informiert. Empfehlung zustimmen — energisch an die Ver- tragspartner, daß sie zumindest das, was im Be- Um eine der Reaktionen, die über den Raum hin- richt steht, so bald wie möglich, so gründlich wie aus bekanntgeworden sind, mindestens zu erwäh- möglich anpacken und zu verbessern versuchen. nen, zitiere ich aus der Hamburger „Morgenpost" vom 4. Juni dieses Jahres. Überschrift: „Stocksauer— Lassen Sie mich ein Zitat aus dem Bericht brin- Soltaus Bauern boykottieren Queen-Parade". Und gen. Da heißt es in der Einleitung: eine wörtliche Passage eines Landwirtes: „Ich pro- Dank der guten Zusammenarbeit der deut- testiere bei dieser Gelegenheit auf das schärfste ge- schen und britischen Stellen und des erkenn- gen die Mißachtung Ihrer Zusage, unsere Felder baren Willens der Truppenführung sind un- weitmöglichst zu schonen." Offensichtlich ist das nötige Schäden vermieden und ist auf die Be- Schonen der Felder gerade in diesem Jahr kaum ge- lange der Bevölkerung weitgehend Rücksicht lungen. Ein anderer sagt es noch deutlicher. genommen worden. Grundlegende Änderun- Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich gen des im letzten Bericht dargestellten Zu- glaube, es ist wichtig, daß wir nach den grund- stands im bewohnten militärischen Übungs- sätzlichen Ausführungen von Herrn de Terra noch gelände konnten jedoch nicht erzielt werden. ein paar Zahlen und Zusammenhänge sehen. Um Die ständigen Übungen der britischen Truppen was geht es? Am 3. August 1959 ist dieser Ver- im Soltau-Lüneburg-Gebiet stellen nach wie trag geschlossen worden. Der genaue, um ständliche vor eine erhebliche Belastung dar, ... Titel muß nicht zitiert werden. Vorher gab es den Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich noch schlimmeren, den vertragslosen Zustand, so will mir erlauben, fünf Punkte herauszugreifen, die daß das ganze nun schon über 30 Jahre anhebt. in diesem Zusammenhang wohl der Erwähnung Die Fläche, die dort als Übungsgebiet zur Diskus- wert sind. sion steht, hat eine Größe von 34 500 ha, ist 40 km lang und acht bis zehn km breit und liegt nördlich Erstens. Unnötige Schäden sind nicht vermieden der Truppenübungsplätze Munster-Nord. Die Land- worden. Dazu gibt es eine Fülle von Belegen, die kreise Soltau, Lüneburg und auch Harburg sind nachprüfbar sind. betroffen. Weiterhin ist — das ist in den letzten Zweitens. Nicht immer haben selbst Gutwillige — Wochen und Monaten wegen eines anhängigen Pro- ich gehe davon aus, daß auch im Gebiet Soltau-Lü- zesses gegen die Bundesrepublik Deutschland ge- neburg die Zahl der Gutwilligen, durch die Einsicht zielt durch die Zeitungen gegangen — der Natur- in die Notwendigkeit bestimmt, beträchtlich ist — schutzpark Lüneburg mit 10 % der Gesamtfläche einen guten Willen zur Vermeidung von Schäden betroffen. haben erkennen lassen. Das mag alles in Relation zu dem, was hier sonst Drittens. Auf die Belange der Bevölkerung ist kei- zur Debatte steht, nur ein Problemchen sein; aber, neswegs, wie es in dem Bericht heißt, „weitgehend ich glaube, im Blick auf die Betroffenen sind das Rücksicht genommen worden". Schilderungen mei- Probleme. Wir müssen alles tun, was wirksam nes Kollegen Neumann und die schon zitierten Zei- sein könnte, um diese Situation für die Betroffenen tungsberichte belegen das Gegenteil. In einem Be- zu erleichtern. richt, den mein Kollege Neumann mitgebracht hat, 3822 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Dr. Schwencke (Nienburg) heißt es, daß nächtliche Schießübungen in den Dör- überführen. Der Prozeß läuft; ich will und darf in fern keine Seltenheit sind. Ich glaube, wir müssen ihn nicht eingreifen. Ich glaube aber, es ist wichtig, dies hier so deutlich ansprechen und insbesondere daß wir wissen, daß hier eigentlich alle Möglichkei- die Bundesregierung darauf hinweisen, daß dieses ten gegeben sein könnten. Bei gutem Willen käme dort zum täglichen Geschehen gehört. Es kommt man, wie ich glaube, bei einer konsequenten Hal- dann auch zu antibritischen Aktionen, die wir alle tung auch zu einer weiteren Verbesserung. Die nie- nicht wollen und nicht wollen dürfen. dersächsische Landesregierung hat wissen lassen, daß sie Schritte in dieser Richtung unterstützt und Viertens. Grundlegende Änderungen — so heißt alles ihr Mögliche zur Erreichung des Zieles beitra- es — konnten nicht erzielt werden. Genauer gesagt: gen will. Es sind gar keine Änderungen im politiven Sinne erkennbar. Es sind, wie schon gesagt und mit Zitaten Ich komme zum Schluß. Der Innenausschuß emp- belegt wurde, gerade in diesem Jahr, im Jahr 1977 fiehlt, daß ein Zwischenbericht erstattet und weitere erhebliche weitere Belastungen entstanden, so daß Berichte im April 1978 und im Jahre 1979 gegeben unfreundliche Bemerkungen über unsere NATO- werden. Herr Kollege de Terra hat darauf hinge- Verbündeten an der Tagesordnung sind. Wir müs- wiesen. Hoffentlich haben wir dann einen besseren sen dem entgegenwirken, soweit wir dazu durch Bericht vorliegen, der die Interessen der Betroffe- dieses Haus und durch die Bundesregierung in der nen mehr in den Mittelpunkt stellt und nicht so sehr Lage sind. ein Sammelsurium von teils wichtigen, teils weniger wichtigen Dingen — diese Dinge sind durchaus nicht Fünftens. Wir müssen darauf achten, daß der Ver- unwichtig, betreffen aber nicht den Kern der Sache trag strikt eingehalten wird. Er wird nicht überall — darstellt. strikt eingehalten. Mein Kollege Neumann hat daher ein ausführliches Gespräch mit dem britischen Ver- Also: Erstens sollte die Sommerpause verlängert teidigungsminister geführt und ihn auf alle diese werden. Zweitens sollte der Versuch unternommen Probleme. hingewiesen. Ihm ist eine Prüfung zuge- werden, daß das Gelände im Naturschutzpark ge- sichert worden. Er hat mit dem Chef des Verbin- räumt wird. Drittens sollte so etwas wie eine Zonen- randförderung für die Betroffenen eingerichtet wer- dungsstabs, Generalmajor Plummer, geredet und von den. Viertens müßte die Arbeit des ständigen Aus- ihm ebenfalls eine Prüfung zugesagt bekommen. schusses intensiviert werden. Man müßte eine ge- Wenn sich in den letzten Wochen und Monaten, zielte, genaue und auch ansprechbare Stelle für die wie ich mir das habe sagen lassen, erkennbare Ver- Bürger in Bonn haben. besserungen im Verhalten der Truppen abgezeich- net haben, so ist dies sicherlich auch ein Stück weit Unsere Mitbürger im Raum Lüneburg–Soltau und das Verdienst unseres Kollegen Neumann. im Landkreis Harburg verdienen eine solche Be- handlung nicht, wie sie ihnen bis jetzt zuteil wurde. Ich hebe fünf Punkte, die besonders wichtig sind, Sie verdienen es vielmehr, daß wir unter dem Aspekt hervor. der Notwendigkeit alles tun, was getan werden Erstens: Striktes Einhalten der Verträge. Herr kann, um ihre schlechte Situation so weit zu verbes- Kollege de Terra hat darauf schon hingewiesen. sern, da ß sie ein Stück weit mehr menschenwürdig Zweitens: Man sollte in dieser Gegend ein ähn- ist. liches Modell wie das der Zonenrandförderung an- (Beifall bei der SPD und der FDP) streben, um wenigstens die wirtschaftlichen Auswir- kungen positiver zu gestalten. Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen: Das Drittens: Erhöhung des Haushaltsansatzes. Wort hat Herr Abgeordneter Dr. Wendig. Viertens: Es ist dringend notwendig, die Sommer- (FDP) : Herr Präsident! Meine sehr pause zu verlängern. Dieser Zielsetzung kommt eine Dr. Wendig verehrten Damen! Meine Herren! Für die Fraktion hohe Priorität zu. Wir haben es mit einem Ferien- der Freien Demokratischen Partei darf ich zu die -, gebiet in einer strukturschwachen Gegend zu tun. sem Punkt der Tagesordnung noch einige kurze er- Wir müssen darauf achten, daß Feriengäste — auch gänzende Bemerkungen machen. weiterhin — in dieses Gebiet kommen. Fünftens: Wir müssen den Naturschutzpark Lüne- Zum Schutz der Interessen der Zivilbevölkerung burg im Auge haben. Es handelt sich dabei um ein -- das war ja der Ausgangspunkt — wurde am riesiges Gebiet in der Umgebung von Hamburg. Der 3. August 1959 dieses bewußte Abkommen, das die- Initiative von Herrn Dr. Toepfer, der für seinen Ver sen langen Namen hat, geschlossen. Zwar hat dieses ein jetzt den Prozeß gegen die Bundesrepublik Abkommen, wie Sie alle wissen, beträchtliche Er- Deutschland führt, kommt eine besondere Bedeu- leichterungen gebracht gegenüber dem Zustand- vor tung zu. Dieser Naturschutzpark ist außerordentlich 1959, der, wie Herr Kollege Schwencke eben gesagt wichtig und notwendig für die ganze Gegend. hat, ein vertragsloser Zustand war. Herr Staatsminister, es müßte doch eigentlich eine Gleichwohl sind aber nach wie vor diese ständi- Kleinigkeit sein, in Verhandlungen auszuloten, ob gen militärischen Übungen im Bereich Soltau–Lüne- es nicht sinnvoll wäre, die 1 500 ha des Übungsge- burg für die Einwohner dieses Gebiets eine mannig- bietes, die innerhalb dieses Naturschutzgebietes lie- faltige und oft unerträgliche Belastung. Trotz dieser gen — es handelt sich nur um ein Dreißigstel dieses Belastung muß aber davon ausgegangen werden, Gebietes —, in dieser strukturschwachen Gegend daß das Soltau-Lüneburg-Abkommen aus mehreren durch einen Austausch in das Naturschutzgebiet zu Gründen bestehen bleiben muß. Daran kann wohl Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3823 Dr. Wendig auch bei niemandem ein Zweifel bestehen; das ist tions- und 1,2 Millionen DM weiterer Zuschüsse 53 auch nicht der Fall. Investitionsvorhaben finanziert. Im Kreis Lüneburg Die Stationierung von Streitkräften mehrerer waren es 148 Vorhaben, die mit 349 Millionen DM Bündnispartner der Bundesrepublik auf unserem Investitions- und 20,8 Millionen DM weiterer Zu- Territorium ist für die gemeinsame Sicherheit des schüsse finanziert wurden. Damit wurden 3 500 neue westlichen Bündnisses unerläßlich. Hierdurch ge- Arbeitsplätze geschaffen sowie 1 500 Arbeitsplätze winnt das politische Handeln unseres Staates und gesichert. unserer Allianz an Glaubwürdigkeit. Diese Glaub- Meine Damen und Herren, aber auch wenn hier würdigkeit wird durch den hohen Ausbildungsstand einiges geschehen und erreicht worden ist, so bleibt der verbündeten Truppen gewährleistet. Dieser Aus- sicherlich noch sehr vieles zu tun. Ich möchte bei der bildungsstand ist — das ist eine Frage, die außer erneuten Überprüfung dieses Gesamtkomplexes Zweifel steht — nur durch ständige Ü bungen und noch einmal die Frage in die Debatte werfen, ob Manöver aufrechtzuerhalten. hier nicht etwas der Zonenrandförderung Vergleich- Nun verweisen — davon war schon die Rede — bares für diesen Raum geschaffen werden müßte. die Einwohner des betroffenen Gebiets mit sehr Die Bundesregierung ist aufgefordert, zur Entla- ernst zu nehmenden Gründen auf die Folgen der stung der Bürger und Gemeinden des Gebietes um Manövertätigkeit im Bereich Soltau-Lüneburg. Es Soltau und Lüneburg von ihren materiellen Sorgen gibt hier verschiedene Aspekte, die alle schon ange- weiter beizutragen. Vergessen wir dabei nicht, daß sprochen wurden. Als erstes nenne ich die Frage wir alle Nutznießer der Übungen und Manöver sind, des Naturschutzes und des Naturschutzparks Lüne- die unsere Bündnispartner in diesem Gebiet abhal- burger Heide. Wegen der sicherlich sehr ernst zu ten. Hierdurch wird der Schutz der westlichen Al- nehmenden Absichten dieses Vereins ist ja, wie wir lianz für jeden einzelnen von uns gewährleistet. So- schon gehört haben, ein Rechtsstreit anhängig. Das lange aber der einzelne oder Gruppen von Bürgern Gericht wird sich mit diesem Streit befassen und in im Lande dafür Opfer bringen müssen, sind wir alle diesem Zusammenhang zu prüfen haben, welche Be- gehalten, ihnen für diese Opfer eine Kompensation rücksichtigung die ebenso verständlichen Forderun- zu verschaffen. Das sind wir der Bevölkerung dieses gen der in Soltau-Lüneburg lebenden Forst- und Raumes schuldig. Landwirte zu finden haben. Abschließend möchte ich an die Entschließung Da spielen wieder andere Interessen eine Rolle. des Deutschen Bundestages vom 13. März 1975 er- Es geht um die Forderung, wenn schon das geschütz- innern, die noch nicht befriedigend aufgearbeitet ist. te Gebiet ausgedehnt werden soll, diejenigen Ge- Ich denke hier insbesondere auch an das wirklich biete aus der Gesamtfläche herauszunehmen, die noch nicht befriedigend gelöste Problem einer strik- land- und forstwirtschaftlich am besten genutzt wer- ten Einhaltung der einzelnen Bestimmungen dieses den können. Beachtung verdient auch die Frage, ob Vertrages. Ich will hierauf nicht näher eingehen. nicht beispielsweise die Stadt Schneverdingen, die Eine Konkretisierung bestimmter Schwerpunkte er- direkt an die roten Flächen angrenzt, bezüglich der warten wir in diesem Zusammenhang von den Lebensqualität, die sie ihren Bürgern bieten will, da- Zwischen- und Endberichten, die die Bundesregie- hin gehend unterstützt werden sollte, daß die roten rung zum 1. April 1978 und zum 1. April 1979 erstat- Flächen vom Stadtrand zurückgedrängt werden. ten wird. Dann werden wir weiter darüber zu spre- Es ist uns Freien Demokraten sehr wohl bewußt, chen haben. welche Belastungen materieller und immaterieller (Beifall bei der FDP und der SPD) Art für die Bevölkerung des betroffenen Gebiets die ständigen Manöver und Übungen darstellen. So ha- ben im Jahre 1976 die britischen Truppen in Nieder- Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen: Das sachsen als diejenigen, die dort am meisten Übun- Wort hat der Staatsminister im Auswärtigen Amt gen und Manöver durchführen, zur Kompensation von Dohnanyi. von Straßenschäden und Straßenmanöverschäden 3,2 Millionen DM gezahlt und für sonstige Manöver- Dr. von Dohnanyi, Staatsminister im Auswärtigen schäden 2,8 Millionen DM. Bei diesen Zahlungen Amt: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen handelt es sich aber um reine Schadenersatzleistun- und Herren! Ich ergreife das Wort in erster Linie, gen. um zu unterstreichen, welches Gewicht die Bundes- Die für die wirtschaftliche Förderung dieses Ge- regierung den hier geschilderten Sorgen der be biets Verantwortlichen sind dennoch — ich glaube, troffenen Bevölkerung beimißt. Ich möchte dabei- das muß man auch einmal sagen — nicht ganz taten- betonen — und dies ist auch in der Debatte deut- los geblieben, auch ohne ein besonderes, der Zonen- lich geworden —, daß die Bundesregierung nur ei- randförderung vergleichbares Programm, das ich nen Teil der Probleme lösen kann, die hier ange- allerdings ebenso wie meine Vorredner vermisse. schnitten wurden. Immerhin sind doch für die Zeit vom 1. Januar Die Redner haben gesagt, der Bericht der Bun- 1972 bis zum 30. Juni 1977 im Rahmen der Gemein- desregierung sei unbefriedigend. Ich nehme das mit schaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirt- Bedauern zur Kenntnis. Es ist selbstverständlich, daß schaftsstruktur" folgende Mittel in dieses Gebiet wir der Aufforderung folgen werden, im nächsten geflossen; das waren Bundes- wie Landesmittel. Im April einen Zwischenbericht und im Jahr darauf den Kreis Soltau wurden mit 77 Millionen DM Investi- „Routine"-Bericht zu geben. 3824 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Statsminister Dr. von Dohnanyi Sie werden verstehen, wenn ich in diesem Augen- in dieser Sachesozusagen noch einen zusätzlichen blick — obwohl einige der Punkte hier vielleicht Freund gewonnen. aufgegriffen werden könnten — auch angesichts (Beifall des Abg. de Terra [CDU/CSU]) des anhängigen Rechtsstreites in den Details Zu- rückhaltung üben werde. Ich will hier versprechen, daß ich versuchen werde, die 'angeschnittenen Fragen im Interesse der Betrof- Ich möchte zu einigen Grundsätzen etwas sagen. fenen — Soltau-Lüneburg und Landkreis Harburg — Zunächst muß man, was den Bericht angeht, be- aufzugreifen, und daß die Bundesregierung zusagt, denken, Herr Kollege de Terra, daß sich die Ein- die Lösungen zu finden, die im Rahmen der Grenzen, zelheiten, die Sie zum Teil erwähnt haben und die die uns gesteckt sind, möglich sind. auch der Kollege Schwencke erwähnt hat, auf die (Beifall bei allen Fraktionen) Zeit nach der Erstellung des Berichts beziehen, also auf den Sommer dieses Jahres. Ich habe zur Kennt- nis genommen, daß Sie darauf hingewiesen haben, Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen: Herr es habe Rücksichtslosigkeit — ich will es einmal Staatsminister, nach Ihren letzten Ausführungen so ausdrücken — oder nicht voll vertragsgemäßes gehe ich davon aus, daß der Bericht 1979 weniger Verhalten gegeben. Wir werden dem nachgehen. ein Routinebericht als vielmehr der reguläre Bericht sein wird. (Wehner [SPD] : Die sind mit dem Hub (Zustimmung) schrauber drübergefahren!) Meine Damen und Herren, ich schlage vor, daß Wir werden versuchen, das nicht nur aufzuklären, wir die Abstimmung über die Beschlußempfehlung sondern abzustellen. zu den Ziffern 1 und 2 zusammen vornehmen. — Ich sehe und höre keinen Widerspruch. Wer den Ziffern Ein zweiter Punkt, den ich unterstreichen will, ist 1 und 2 der Beschlußempfehlung zuzustimmen der — und ich bin dankbar dafür, daß alle Kollegen, wünscht, den bitte ich um das Zeichen. — Ich danke die hier gesprochen haben, darauf hingewiesen ha- Ihnen. Gegenprobe! — Stimmenthaltungen? — Es ben —, daß es in einem engbesiedelten Land wie der ist einstimmig so beschlossen. Bundesrepublik Deutschland, das im Bündnis eine wichtige Verteidigungsaufgabe zu bewältigen hat, Ich rufe nunmehr den Zusatzpunkt 5 zur Tages- Opportunismus wäre, zu sagen, alle Probleme, die ordnung auf: angeschnitten wurden, lösen zu können. Das sollten Beratung der Beschlußempfehlung und des Be- alle immer berücksichtigen. richts des Rechtsausschusses (6. Ausschuß) Zum Dritten: Ich bin dankbar, daß der Kollege zu den dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Wendig schon auf die finanziellen Mittel hingewie- Streitsachen vor dem Bundesverfassungsge- sen hat, die in die Region geflossen sind. Wir wer- richt den selbstverständlich die zusätzlichen Anregungen a) Antrag der Bundestagsabgeordneten Dr. prüfen, die heute und in der Entschließung vorgetra- Helmut Kohl, Dr. Friedrich Zimmermann gen wurden. Man kann die Haushaltsprobleme, die und 189 weiterer Mitglieder des Bundes- damit verbunden sind, natürlich nicht bagatellisie- tages gegen das Gesetz zur Änderung des ren. Ich werde mich auch darum bemühen, daß die Wehrpflichtgesetzes und des Zivildienst- Arbeit der Kommission „Straßen"; die offenbar, wie gesetzes vom 13. Juli 1977 — BGBl. I S. ich hier eben zum erstenmal gehört habe, seit 1973 1229 — unterbrochen ist, Az. 2 BvF 1/77 (Wehner [SPD] : Hört! Hört!) b) Antrag der Bayerischen Staatsregierung gegen das genannte Gesetz wieder aufgenommen wird. Hier zeigt sich, wenn ich das sagen darf, nicht nur das Problem des Födera- Az. BvF 2/77 lismus, sondern doch auch das Problem verzweigter c) Antrag der Landesregierung von Rhein- Zuständigkeiten, deren Verbindung vielleicht etwas land-Pfalz gegen das genannte Gesetz besser bewältigt werden kann. Az. 2 BvF 4/77 _Einen vierten Punkt will ich noch anschneiden: d) Antrag der Landesregierung von Baden Der Herr Bundeskanzler hat dreimal mit dem briti- Württemberg gegen das genannte Gesetz schen Premierminister über das Problem einer Az. 2 BvF 5/77 „Sommerpause" oder einer für die Bevölkerung — Drucksache 8/1047 — günstigeren Organisation der Manöver gesprochen. - Die Bundesregierung verfolgt diese Bemühungen, Berichterstatter: Abgeordneter Dr. Emmerlich und wir hoffen, daß wir sie erträglichen Lösungen zuführen können, insbesondere natürlich, Herr Kol- Ich danke Herrn Dr. Emmerlich für seinen Bericht. lege Schwencke, in den Fremdenverkehrsgebieten. Er wünscht keine Ergänzung des Berichts. Die Beschlußempfehlung auf Drucksache 8/1047 Meine Damen und Herren, 'die Ungeduld aller lautet: Fraktionen ides Deutschen Bundestages ist für mich heute noch verständlicher geworden, als sie nach Der Bundestag wolle beschließen, für die Ab Studium der Akten sein konnte. Herr Kollege de gabe der Stellungnahme des Bundestages zu den Terra, Sie haben — wenn ich das aufgreifen darf — •Verfassungsstreitsachen 2 BvF 1/77, 2 BvF 2/77, Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode - 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3825 Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen 2 BvF 4/77 und 2 BvF 5/77 gegen das Gesetz zur Der Kollege Scheu, dem ich für seinen Bericht Änderung des Wehrpflichtgesetzes und des Zi- danke, wünscht keine Ergänzung des Berichts. vildienstgesetzes vom 13. Juli 1977 (BGBl. I S. 1229) als Prozeßvertreter Herrn Prof. Erhard Es wird vorgeschlagen, der Verordnung auf der Denninger, Am Wiesenhof 1, 6240 Königstein, Drucksache 8/781 zuzustimmen. — Das Wort wird zu bestellen. nicht begehrt. Wer dieser Verordnung zustimmt, den bitte ich um das Zeichen. — Die Gegenprobe! — Das Wort zur Aussprache wird nicht gewünscht. Stimmenthaltungen? — Einstimmig so beschlossen. Wer dem Vorschlag zustimmt, den bitte ich um das Zeichen. — Gegenprobe! — Stimmenthaltungen? — Ich rufe die Punkte 14 bis 16 der heutigen Tages- Bei einer Stimmenthaltung angenommen. ordnung auf: Ich rufe Punkt 11 der Tagesordnung auf: 14. Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wi rtschaft (9. Beratung der Beschlußempfehlung und des Ausschuß) zu den Unterrichtungen durch die Berichts des Haushaltsausschusses (8. Aus- Bundesregierung schuß) zu dem Entschließungsantrag der Frak- tion der CDU/CSU zur dritten Beratung des Entwurf einer Verordnung (EWG) des Rates Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1977 über die Eröffnung, Aufteilung und Verwal- — Drucksachen 8/665, 8/975 — tung eines Gemeinschaftszollkontingents für Kolophonium, einschließlich „Brais résineux", Berichterstatter: Abgeordneter Löffler der Tarifstelle 38.08 A des Gemeinsamen Zoll- Ich danke dem Herrn Berichterstatter Löffler für tarifs (1978) seinen Bericht. Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates Der Haushaltsausschuß schlägt vor, den Ent- zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung schließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU für er- des Gemeinschaftszollkontingents für Zei- ledigt zu erklären. Das Wort wird nicht gewünscht. tungsdruckpapier der Tarifstelle 48.01 A des Gemeinsamen Zolltarifs (1978) und zur Aus- Wer dem Vorschlag zustimmt, den bitte ich um dehnung dieses Kontingents auf bestimmte sein Zeichen. — Gegenprobe! - Stimmenthaltun- andere Papiere gen? — Es ist gegen die Stimmen der Opposition entsprechend beschlossen. Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung Ich rufe Punkt 12 der Tagesordnung auf: des Gemeinschaftszollkontingents für getrock- Beratung des Berichts des Ausschusses für nete Weintrauben in unmittelbaren Umschlie- Wirtschaft (9. Ausschuß) zu den Verordnun- ßungen mit einem Gewicht des Inhalts von 15 gen der Bundesregierung Kilogramm oder weniger, der Tarifstelle 08.04 Sechzigste Verordnung zur Änderung der B I des Gemeinsamen Zolltarifs (1978) Einfuhrliste Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz — über die Eröffnung, Aufteilung und Verwal- Einundsechzigste Verordnung zur Änderung tung eines Gemeinschaftszollkontingents für der Einfuhrliste bestimmtes Sperrholz aus Nadelholz der Ta- rifnummer ex 44.15 des Gemeinsamen Zoll- — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz - tarifs (1978) - Drucksachen 8/714, 8/821, 8/973 — — Drucksachen 8/811, 8/810, 8/727, 8/813, Berichterstatter: Abgeordneter Junker 8/954 — Der Herr Abgeordnete Junker, dem ich für seinen Berichterstatter: Abgeordneter Dr. Unland Bericht danke, wünscht keine Ergänzung des Be- richts. 15. Beratung der Beschlußempfehlung und des Hier ist keine Beschlußfassung notwendig, son- Berichts des Ausschusses für Wirtschaft (9. dern nur Kenntnisnahme, wenn nicht aus der Mitte Ausschuß) zu den Unterrichtungen durch die des Hauses ein anderer Antrag vorliegt. — Ein sol- Bundesregierung cher Antrag ist nicht gestellt. Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Ra- Ich rufe Punkt 13 der Tagesordnung auf: tes zur Festsetzung von Plafonds und zur Ein- richtung einer gemeinschaftlichen Überwa- Beratung der Beschlußempfehlung und des chung der Einfuhren bestimmter Waren mit Berichts des Ausschusses für Wirtschaft Ursprung in Algerien, Marokko und Tunesien (9. Ausschuß) zu der Verordnung der Bun- (1978) desregierung Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates Zustimmungsbedürftige Verordnung zur Ä n- zur Aussetzung der Anwendung der Bedin- (Nr. 8/77 derung des Deutschen Teil-Zolltarifs gung, von der die Einfuhr bestimmter Zitrus- — Besondere Zollsätze gegenüber Israel — früchte mit Ursprung in Spanien und Zypern EGKS) in die Gemeinschaft gemäß der Abkommen — Drucksachen 8/781, 8/957 — zwischen der Gemeinschaft und jedem die- Berichterstatter: Abgeordneter Scheu ser Länder abhängt 3826 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates trauben der Tarifnummer 22.05 des Gemein- über die Bestimmung des Ursprungs von Reiß- samen Zolltarifs verschlüssen Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung über die Einfuhrregelung für bestimmte Tex- von Gemeinschaftszollkontingenten für Port- tilerzeugnisse mit Ursprung in Japan weine der Tarifstelle ex 22.05 des Gemeinsa- — Drucksachen 8/815, 8/854, 8/674, 8/853, men Zolltarifs mit Ursprung in Portugal 8/955 — (1978) Berichterstatter: Abgeordneter Dr. Unland Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung 16. Beratung der Beschlußempfehlung und des eines Gemeinschaftszollkontingents für Ma- Berichts des Ausschusses für Wirtschaft (9. deira-Weine der Tarifstelle ex 22.05 des Ge- Ausschuß) zu den Unterrichtungen durch die meinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Portu- Bundesregierung gal (1978) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Ra- Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates tes zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Apri- eines Gemeinschaftszollkontingents für Mos- kosenpülpe der Tarifstelle ex 26.06 B II c) catel-de-Setubal-Weine der Tarifstelle ex 1 aa) des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ur- 22.05 des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ur- sprung in Tunesien (1978) sprung 'in Portugal (1978) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates Vorschlag einer Verordnung (EWG) 'des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Agri- von Zollkontingenten für bestimmte Papiere kosenpülpe der Tarifstelle ex 20.06 B II c) 1 aa) Pappen der Tarifstellen ex 48.01 • C II und des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in 48.01 F des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ur- Marokko (1978) sprung in Portugal (1978) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates Drucksachen 8/737, 8/706, 8/687, 8/688, zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung 8/861, 8/700, 8/832, 8/956 — eines Gemeinschaftszollkontingents für Apri- Berichterstatter: Abgeordneter Dr. Unland kosenpülpe der Tarifstelle ex 20.06 B II c) 1 aa) des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Wünscht der Berichterstatter für diese drei Israel (für das Jahr 1978) Tagesordnungspunkte das Wort? — Das ist nicht der Fall. Wird das Wort zur Aussprache begehrt? Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates — Auch das ist nicht der Fall. zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für „Cy- Ich schlage vor, daß wir der Einfachheit halber prus sherry" genannte Weine der Tarifstelle über die drei Tagesordnungspunkte gemeinsam ab- ex 22.05 C III des Gemeinsamen Zolltarifs mit stimmen. — Ich sehe und höre keinen Widerspruch. Ursprung in Zypern und zur Einführung von Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluß- Beihilfen für gleichartige Weinbauerzeugnisse empfehlungen des Ausschusses für Wirtschaft auf in der Gemeinschaft (1977) den Drucksachen 8/954, 8/955 und 8/956. Wer zu- Vorschlag einer Verordnung (EWG) ,des Rates stimmen will, den bitte ich um das Zeichen. — Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung zur Gegenprobe! — Stimmenthaltungen? - Gegen eine eines Gemeinschaftszollkontingents für Ha- Stimme so beschlossen. selnüsse, frisch oder getrocknet, auch ohne Wir sind damit am Ende der heutigen Tages- äußere Schalen oder enthäutet, der Tarif- ordnung. stelle ex 08.05 G des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in der Türkei (1978) Ich schließe die Beratungen des Deutschen Bun- destags und berufe die nächste Sitzung des Deut- Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates schen Bundestags auf Mittwoch, den 26. Oktober zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung 1977, 13 Uhr ein. eines Gemeinschaftszollkontingents für voll- ständig in Griechenland gewonnenen Wein Die Sitzung ist geschlossen. aus frischen Weintrauben und mit Alkohol stummgemachten Most aus irischen Wein- (Schluß der Sitzung: 18.22 Uhr) Deutscher Bundestag - 8. Wahlperiode - 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3827*

Anlage zum Stenographischen Bericht

Anlage 1 Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Lange * Liste der entschuldigten Abgeordneten 20. 10. Lemp * 20. 10. Lücker * 20. 10. Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Müller (Mülheim) * 20. 10. Adams * 20. 10. Dr. Pfennig 28. 10. Dr. Aigner * 20. 10. Sauer (Salzgitter) 28. 10. Alber * 20. 10. Schmidt (München) * 20. 10. Schreiber * Dr. Bayerl * 20. 10. 20. 10. Curdt 20. 10. Schröder (Wilhelminenhof) 20. 10. Fellermaier * 20. 10. Seefeld * 20. 10. Frau Funcke 28. 10. Sieglerschmidt * 20. 10. Haberl 20. 10. Simpfendörfer 20.10. Hoffmann (Saarbrücken) * 20. 10. Dr. Frhr. Spies von Büllesheim 20. 10. Hoppe .20.10. Frau Steinhauer 28. 10. Dr. Jahn (Braunschweig) * 20. 10. Vogt (Duren) 20. 10. Dr. h. c. Kiesinger 20. 10. Dr. Waigel 20. 10. Dr. Klepsch * 20. 10. Frau Dr. Walz * 20. 10. Klinker * 20. 10. Wawrzik * 20. 10. Wohlrabe 28. 10. Würtz * 20. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parla- Wuwer 26. 10. ments Zeyer * 20. 10.

Plenarprotokoll 8/50 (Nachtrag)

Deutscher Bundestag

Stenographischer Bericht

50. Sitzung

Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Inhalt:

Anlage 2 Kamera entrissen wurde, nicht aber über die Behinderung durch DDR-Organe Zahl der nach § 36 des Bundesbeamten- gesetzes seit 1949 in den einstweiligen MdlAnfr A2 14.10.77 Drs 08/1015 Ruhestand versetzten Beamten sowie Höhe Graf Stauffenberg CDU/CSU der hierdurch jährlich entstandenen Kosten MdlAnfr A3 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B11 02.09.77 Drs 08/871 Graf Stauffenberg CDU/CSU Regenspurger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Höhmann BMB . . . . 3829* D SchrAnfr B12 02.09.77 Drs 08/871 Regenspurger CDU/CSU Anlage 5 ErgSchrAntw PStSekr Baum BMI . . . . 3829* A Ausbildungsplätze für lern- und leistungs- schwache Jugendliche MdlAnfr A4 14.10.77 Drs 08/1015 Jahn (Marburg) SPD Anlage 3 MdlAnfr A5 14.10.77 Drs 08/1015 Jahn (Marburg) SPD Auswirkungen des internationalen Zucker- abkommens auf die Zuckerwirtschaft in den SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . . 3830* B EG Anlage 6 MdlAnfr Al 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Ritz CDU/CSU Überprüfung der Einkommensgrenzen zur Wohnberechtigung im sozialen Wohnungs- SchrAntw PStSekr Gallus BML 3829* B bau mit dem Ziel der Erleichterung des Be- zugs von Sozialwohnungen für junge Ehe- Anlage 4 paare Äußerung des Bedauerns seitens der DDR MdlAnfr A8 14.10.77 Drs 08/1015 darüber, daß dem ARD-Korrespondenten Dr. Schneider CDU/CSU Lehmann bei Dreharbeiten in Ost-Berlin die SchrAntw PStSekr Dr. Haack BMBau . . . 3831* C II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Anlage 7 MdlAnfr A58 14.10.77 Drs 08/1015 Abbau des Verwaltungsaufwands bei den Hansen SPD Bewilligungsstellen für Wohngeld SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 3834* A MdlAnfr All 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. van Aerssen CDU/CSU Anlage 13 SchrAntw PStSekr Dr. Haack BMBau . . . 3831* D Benachteiligung privater Haushalte mit ge- gingerem Energieverbrauch gegenüber den Anlage 8 Großabnehmern durch ungünstigere Tarife; Bemessung der Kraftfahrzeugsteuer nach Auswirkung eines Baustopps für Kernkraft- dem Kraftstoffverbrauch werke auf den Export der deutschen Indu- strie sowie Beeinflussung der deutschen MdlAnfr A65 14.10.77 Drs 08/1015 Wirtschaft durch eine Steigerung des Strom- Wolfgramm (Göttingen) FDP preises MdlAnfr A66 14.10.77 Drs 08/1015 MdlAnfr A16 14.10.77 Drs 08/1015 Wolfgramm (Göttingen) FDP Dr. Hubrig CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 3834* B MdlAnfr A17 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Hubrig CDU/CSU Anlage 14 SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 3832* B Begünstigung von Vertriebenen oder Flüchtlingen bei der Vergabe öffentlicher Anlage 9 Aufträge Konsequenzen aus dem Abhängigmachen MdlAnfr A67 14.10.77 Drs 08/1015 der Genehmigung von Kernkraftwerken Simpfendörfer SPD von der Teilerrichtungsgenehmigung für MdlAnfr A68 14.1037 Drs 08/1015 das Entsorgungszentrum sowie Auswirkun- Simpfendörfer SPD gen des Baustopps für Kernkraftwerke ins- besondere auf die Kraftwerks- und die Zu- SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . 3834* D lieferungsindustrie Anlage 15 MdlAnfr A22 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Stavenhagen CDU/CSU Einfluß einer verstärkten Beteiligung inter- MdlAnfr A23 14.10.77 Drs 08/1015 nationaler Ölgesellschaften im Kohle- Dr. Stavenhagen CDU/CSU geschäft und einer vermehrten Kokskohlen- förderung in Kanada auf den europäischen SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 3832* D Energiemarkt MdlAnfr A69 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 10 Wolfram (Recklinghausen) SPD Einbeziehung der Unternehmen der öffent- MdlAnfr A70 14.10.77 Drs 08/1015 lichen Hand in die Vorschriften des Geset- Wolfram (Recklinghausen) SPD zes über die Allgemeinen Geschäftsbedin- SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 3835* B gungen MdlAnfr A47 14.1037 Drs 08/1015 Anlage 16 Dr. Wernitz SPD SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 3833* A Entwicklung des deutsch-argentinischen Handels in den vergangenen fünf Jahren sowie Absicherung der Geschäfte durch Anlage 11 Hermes-Bürgschaften Schaffung einer Alkoholmarktordnung in MdlAnfr A71 14.10.77 Drs 08/1015 der EWG sowie Sicherung der Brennereien Holtz SPD in der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr A72 14.10.77 Drs 08/1015 MdlAnfr A52 14.10.77 Drs 08/1015 Holtz SPD Fiebig SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 3835* D MdlAnfr A53 14.10.77 Drs 08/1015 Fiebig SPD Anlage 17 SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . . 3833* D Energiepolitische Zielvorstellungen der Bundesregierung vom März 1977 und Aus- Anlage 12 wirkungen mangelnder Kernkraftwerks- Herabsetzung der steuerlichen Sperrfrist kapazität für wechselseitige 7 b-begünstigte Anschaf- MdlAnfr A73 14.10.77 Drs 08/1015 fungsgeschäfte Gerstein CDU/CSU Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 III

MdlAnfr A74 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 23 Gerstein CDU/CSU Bekanntgabe offener Arbeitsstellen durch SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 3836* B die Bundesanstalt für Arbeit in Rundfunk und Fernsehen als Servicesendung für Ar- beitnehmer Anlage 18 MdlAnfr A86 14.10.77 Drs 08/1015 Aufnahme des Deutschen Camping-Clubs, Kirschner SPD der Arbeitsgemeinschaft für Verbraucher, der Gewerkschaften und von zwei Vertre- SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 3838* A tern der deutschen Automobilclubs in die Deutsche Zentrale für Tourismus Anlage 24 MdlAnfr A75 14.10.77 Drs 08/1015 Aufwendungen der Krankenkassen für Ab- Mahne SPD treibungen seit Inkrafttreten des 15. Straf- MdlAnfr A76 14.10.77 Drs 08/1015 rechtsänderungsgesetzes sowie für die Schirmer SPD Durchführung von Kuren für werdende Mütter MdlAnfr A77 14.10.77 Drs 08/1015 Müntefering SPD MdlAnfr A87 14.1037 Drs 08/1015 Frau Hürland CDU/CSU MdlAnfr A78 14.10.77 Drs 08/1015 Haase (Fürth) SPD MdlAnfr A88 14.10.77 Drs 08/1015 Frau Hürland CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 3836* D SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 3838* B

Anlage 19 Anlage 25 Beitragserhöhungen der Krankenkassen als Entwicklung der Frauenarbeitslosigkeit im Folge des 20. Rentenanpassungsgesetzes Bereich des Landesarbeitsamts Nordbayern MdlAnfr A80 14.10.77 Drs 08/1015 MdlAnfr A89 14.10.77 Drs 08/1015 Stutzer CDU/CSU Röhner CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 3837* A SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 3838* D

Anlage 20 Anlage 26 Beziehung und Unterschied zwischen der Schlußfolgerungen aus den Ergebnissen der Transparenzarzneimittelliste nach § 368 p von dem Institut für Arbeitsmarkt- und Be- Abs. 1 Satz 2 RVO und der Liste der Trans- rufsforschung und dem Ifo-Institut durchge- parenzkommission beim Bundesgesund- führten Unternehmensbefragung heitsamt MdlAnfr A95 14.10.77 Drs 08/1015 MdlAnfr A81 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. van Aerssen CDU/CSU Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 3839* A SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 3837* B Anlage 27 Anlage 21 Vermehrte Beschäftigung hauptamtlicher Lehrkräfte an Bundeswehrfachschulen Veröffentlichung der im Rahmen einer wis- senschaftlichen Untersuchung des Instituts MdlAnfr A98 14.10.77 Drs 08/1015 für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Kühbacher SPD Bundesanstalt für Arbeit erforschten Mei- MdlAnfr A99 14.10.77 Drs 08/1015 nung der Bevölkerung hinsichtlich der Ver- Kühbacher SPD antwortung für die Arbeitsmarktentwick- lung SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 3839* B MdlAnfr A84 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 28 Dr. Probst CDU/CSU Lärmbelastung durch militärische Übungs- SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 3837* C flüge im Bereich der vorderen Bergstraße und des Odenwalds; Erstattung von Auf- Anlage 22 wendungen für bauliche Lärmschutzmaß- nahmen Einführung eines Witwengeldes auch für jüngere Witwen in der landwirtschaftlichen MdlAnfr A100 14.10.77 Drs 08/1015 Altershilfe analog dem Rentenrecht Hoffie FDP MdlAnfr A85 14.10.77 Drs 08/1015 MdlAnfr A101 14.10.77 Drs 08/1015 Horstmeier CDU/CSU Hoffie FDP SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 3838* A SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 3839* D IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Anlage 29 renzkommission beim Bundesgesundheits- Lösung der Probleme der Altersstruktur in amt der Bundeswehr durch vorzeitige Pensionie- MdlAnfr A111 14.10.77 Drs 08/1015 rung der Offiziere vom Dienstgrad Oberst- Dr. Hammans CDU/CSU leutnant an MdlAnfr A112 14.10.77 Drs 08/1015 MdlAnfr A102 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Hammans CDU/CSU Jungmann SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 3842* C MdlAnfr A103 14.10.77 Drs 08/1015 Jungmann SPD Anlage 36 SchrAntw PStSekr Dr. von Billow BMVg 3840* B Einführung der Sommerzeit im Jahr 1978 im Bereich der Eisenbahnen Anlage 30 MdlAnfr A113 14.10.77 Drs 08/1015 Militärhilfen der Bundesregierung an Ar- Milz CDU/CSU gentinien MdlAnfr A114 14.10.77 Drs 08/1015 MdlAnfr A104 14.10.77 Drs 08/1015 Milz CDU/CSU Hansen SPD SchrAntw PStSekr Haar BMV 3842* D SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3840* C Anlage 37 Anlage 31 Gutachten der WIBERA über die Wirt- Zahlung von Beiträgen zur Arbeitslosen- schaftlichkeit der Straßen- und Autobahn- versicherung für Wehrdienstleistende meistereien MdlAnfr A105 14.10.77 Drs 08/1015 MdlAnfr A115 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU Braun CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 3840* D SchrAntw PStSekr Haar BMV 3843* B

Anlage 32 Anlage 38 Erhöhtes Krebsrisiko durch die Einnahme Verlegung des Wasser- und Schiffahrtsamts von hormonalen Ovulationshemmern Braunschweig nach Hannover MdlAnfr A106 14.10.77 Drs 08/1015 MdlAnfr A116 14.10.77 Drs 08/1015 Kretkowski SPD Ludewig FDP

• MdlAnfr A107 14.10.77 Drs 08/1015 MdlAnfr A117 14.10.77 Drs 08/1015 Kretkowski SPD Ludewig FDP SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 3841* A SchrAntw PStSekr Haar BMV 3843* C

Anlage 33 Anlage 39 Sofortiges Verbot von Arzneimitteln, die Bildung von Regionalverkehrsgesellschaf- im Verdacht stehen, krebsauslösende Sub- ten bei der Deutschen Bundesbahn stanzen zu enthalten MdlAnfr A119 14.10.77 Drs 08/1015 MdlAnfr A108 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Friedmann CDU/CSU Kirschner SPD SchrAnfr A120 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 3841* B Dr. Friedmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMV 3843* C Anlage 34 40 DDT in aus Italien importierten Weintrau- Anlage ben; strengere Importkontrollen durch die Finanzmittel für verkehrserzieherische Sy- Lebensmittelüberwachungsstellen steme MdlAnfr A109 14.10.77 Drs 08/1015 MdlAnfr A121 14.10.77 Drs 08/1015 - Wiefel SPD Daubertshäuser SPD MdlAnfr A110 14.10.77 Drs 08/1015 MdlAnfr A122 14.10.77 Drs 08/1015 Wiefel SPD Daubertshäuser SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 3842* A SchrAntw PStSekr Haar BMV 3844* A

Anlage 35 Anlage 41 Schaffung der personellen Voraussetzungen Installation akustischer Signalanlagen an für die Tätigkeit der Arzneimittel-Transpa Ampeln Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 V

MdlAnfr A123 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 49 Amling SPD Dauer der Beförderung von Postsendungen SchrAntw PStSekr Haar BMV 3844* C aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland Anlage 42 MdlAnfr A135 14.10.77 Drs 08/1015 Dauer der Arbeiten an Baustellen der Bun- Böhm (Melsungen) CDU/CSU desautobahnen; Reparaturarbeiten an der SchrAntw PStSekr Haar BMP 3846* C Bundesautobahn Unna—Leverkusen MdlAnfr A124 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 50 Walther SPD Vereinbarung eines Aufnahmeabkommens MdlAnfr A125 14.10.77 Drs 08/1015 mit den Bundesländern für argentinische Walther SPD Flüchtlinge sowie Besetzung der Stelle des deutschen Botschafters in Buenos Aires SchrAntw PStSekr Haar BMV 3844* C MdlAnfr A144 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 43 Coppik SPD Schiffahrtsbeziehungen zwischen der Bun- MdlAnfr A145 14.10.77 Drs 08/1015 desrepublik Deutschland und der Republik Coppik SPD Elfenbeinküste SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3846* D MdlAnfr A126 14.10.77 Drs 08/1015 Metz CDU/CSU Anlage 51 SchrAntw PStSekr Haar BMV 3845* A Exekution von Elisabeth Käsemann durch argentinische Sicherheitskräfte Anlage 44 MdlAnfr A148 14.10.77 Drs 08/1015 Auflösung des Seeamts Emden Weißkirchen (Wieloch) SPD MdlAnfr A127 14.10.77 Drs 08/1015 MdlAnfr A149 14.10.77 Drs 08/1015 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU Weißkirchen (Wiesloch) SPD SchrAntw PStSekr Haar BMV 3845* B SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3847* B

Anlage 45 Anlage 52 Einführung diebstahl- und fälschungssiche- Äußerung des chinesischen Vize-Premiers rer Kraftfahrzeugkennzeichen Hsien-Nie über die sowjetische Entspan- MdlAnfr A128 14.10.77 Drs 08/1015 nungspolitik; Außerung des sowjetischen Frau Erler SPD TASS-Chefs Samjatin über Emigranten SchrAntw PStSekr Haar BMV 3845* C MdlAnfr A152 14.10.77 Drs 08/1015 Engelsberger CDU/CSU Anlage 46 MdlAnfr A153 14.10.77 Drs 08/1015 Zweispuriger Ausbau des Teilstücks Hei Engelsberger CDU/CSU Bundesautobahn-denheim—Westhausen der SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3847* C Würzburg—Ulm—Kempten—Füssen MdlAnfr A130 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 53 Lemmrich CDU/CSU Verfassungsentwurf für Südwestafrika; SchrAntw PStSekr Haar BMV 3845* D Verhandlungen des Bundeskanzlers mit der polnischen Regierung über die Gewährung Anlage 47 von Volksgruppenrechten an Deutsche im Nachttarif für Telefongespräche mit dem polnischen Machtbereich Ausland MdlAnfr A156 14.10.77 Drs 08/1915 MdlAnfr A131 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Wittmann (München) CDU/CSU Gobrecht SPD MdlAnfr A157 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAntw PStSekr Haar BMP . . . . . 3846* A Dr. Wittmann (München) CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3847* D Anlage 48 Angabe der Ortsteile größerer Städte im Anlage 54 amtlichen Fernsprechbuch Hinweis von Vertretern der Bundesregie- MdlAnfr A134 14.10.77 Drs 08/1015 rung von den Vereinten Nationen auf die Dr. Kraske CDU/CSU Verletzung der Menschenrechte in der Re- SchrAntw PStSekr Haar BMP 3846* B publik Südafrika und in Rhodesien VI Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

MdlAnfr A163 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 59 Graf Huyn CDU/CSU Belastung der deutsch-polnischen Beziehun- SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3848* B gen durch die Äußerung eines niedersächsi- schen Kabinettsmitglieds über den völker- rechtlichen Status Schlesiens Anlage 55 Aufnahme Spaniens in den Europarat SchrAnfr B11 14.10.77 Drs 08/1015 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU MdlAnfr A165 14.10.77 Drs 08/1015 Reddemann CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3852* A SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3848* D Anlage 60 Diplomatische Betreuung Deutscher im Anlage 56 Sinne des Art. 116 GG durch die Bundes- Entwicklung der deutsch-sowjetischen mili- republik Deutschland nach Abschluß des tärischen Beziehungen seit dem Austausch Konsularvertrages zwischen Zypern und von Militärattachés sowie Abschluß deutsch- der DDR sowjetischer Militärabkommen SchrAnfr B12 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B1 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Czaja CDU/CSU Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU SchrAntw-StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3852* B SchrAnfr B2 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU Anlage 61 SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3849* A Beweise für die subversive Tätigkeit von Frau Käsemann in Argentinien Anlage 57 SchrAnfr B13 14.10.77 Drs 08/1015 Nichtgewährung von Unterstützungskredi- Gansel SPD ten und Investitionen an Portugal ohne SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3852* B Wiedergutmachung für die durch die por- tugiesische Revolution geschädigten deut- schen Interessen und ein bilaterales Inve- Anlage 62 stitionsförderungsabkommen zum Schutz Untersuchung über die gesundheitlichen deutscher Investitionen in Portugal Auswirkungen von Fluglärm auf in der SchrAnfr B3 14.10.77 Drs 08/1015 Nähe von Militärflugplätzen lebende Men- Dr. Jahn (Braunschweig) CDU/CSU schen SchrAnfr B4 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B14 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Jahn (Braunschweig) CDU/CSU Milz CDU/CSU SchrAnfr B5 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAntw PStSekr Baum BMI 3852* C Dr. Jahn (Braunschweig) CDU/CSU SchrAnfr B6 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 63 Dr. Jahn (Braunschweig) CDU/CSU Kürzung des Beihilfebemessungssatzes für SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3849* B Beamtenwitwen sowie Veto des Bundes- finanzministers gegen den zwischen Bund Anlage 58 und Ländern vereinbarten Verzicht auf Zahl und Eingruppierung der mit der Wahr- diese Kürzung nehmung der deutschen Interessen bei den SchrAnfr B15 14.10.77 Drs 08/1015 Vereinten Nationen beschäftigten Bundes- Regenspurger CDU/CSU bediensteten sowie im Bundeshaushaltsplan für Personalausgaben und Sachkosten für SchrAnfr B16 14.10.77 Drs 08/1015 die Jahre 1973 bis 1978 veranschlagte Mit- Regenspurger CDU/CSU tel SchrAntw PStSekr Baum BMI 3853* A SchrAnfr B7 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Häfele CDU/CSU Anlage 64 SchrAnfr B8 14.1037 Drs 08/1015 Einbeziehung der als Beamte auf Zeit oder Dr. Häfele CDU/CSU Beamte auf Widerruf an Universitäten ar- SchrAnfr B9 14.10.77 Drs 08/1015 beitenden Wissenschaftler in die Arbeits- Dr. Häfele CDU/CSU losenversicherung SchrAnfr B10 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B17 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Häfele CDU/CSU Pfeifer CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3850* B SchrAntw PStSekr Baum BMI 3853* C Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 VII

Anlage 65 Anlage 72 Standesamtliche Meldung der in Wohnge- Bildung einer Bundespolizei meinschaften der Sekte Children of God SchrAnfr B27 14.10.77 Drs 08/1015 lebenden Kinder Immer (Altenkirchen) SPD SchrAnfr B18 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAntw PStSekr Baum BMI . . . . . 3855* D Vogel (Ennepetal) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Baum BMI 3853* D Anlage 73 . Errichtung einer Kontrollbehörde für Kern- Anlage 66 kraftwerke im Rahmen der Europäischen Anpassung der Beamtenpensionen an die Union sowie Beschleunigung der Kontroll- Versorgungsbezüge vergleichbarer Behör- vorgänge für Bau und Betrieb von Kern- denangestellter • kraftwerken SchrAnfr B19 14.1037 Drs 08/1015 SchrAnfr B28 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU Dr. Stercken CDU/CSU SchrAntw PStSekr Baum BMI . . . . . 3854* A SchrAnfr B29 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Stercken CDU/CSU Anlage 67 SchrAntw PStSekr Baum BMI 3856* B Verbot des Tragens eines Kinnbartes für die Beamten des Bundesgrenzschutzes Anlage 74 SchrAnfr B20 14.10.77 Drs 08/1015 Förderung der Reise von deutschen Teil- Wittmann (Straubing) SPD nehmern zum kommunistischen Weltkon- SchrAnfr B21 14.10.77 Drs 08/1015 greß der Friedenskräfte im Herbst 1973 in Wittmann (Straubing) SPD Moskau aus Mitteln des Bundeshaushalts SchrAntw PStSekr Baum BMI 3854* C SchrAnfr B30 14.10.77 Drs 08/1015 Niegel CDU/CSU Anlage 68 SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 3857* A Verschärfung der Umweltschutzbestimmun- gen für Kohlekraftwerke Anlage 75 SchrAnfr B22 14.10.77 Drs 08/1015 Standorte von Kernkraftwerken und Atom- Meinike (Oberhausen) SPD mülldeponien in der DDR SchrAntw PStSekr Baum BMI 3854* D SchrAnfr B31 14.10.77 Drs 08/1015 Böhm (Melsungen) CDU/CSU Anlage 69 SchrAntw PStSekr Baum BMI . . . . . 3857* B Unregelmäßigkeiten an der Bundesgrenz- schutzschule Fuldatal (Landkr. Kassel) Anlage 76 SchrAnfr B23 14.10.77 Drs 08/1015 Walther SPD Finanzielle Auswirkungen auf die vom Ge- setz zum Schutz gegen Fluglärm betroffe- SchrAnfr B24 14.10.77 Drs 08/1015 nen Gemeinden und Einwohner im Einzugs- Walther SPD gebiet des Flugplatzes Michel (Eifel) SchrAntw PStSekr Baum BMI . . . . 3855* A SchrAnfr B32 14.10.77 Drs 08/1015 Frau Will-Feld CDU/CSU Anlage 70 SchrAntw PStSekr Baum BMI . . . . . 3857* C Unruhen in der Bevölkerung durch die Sperrung der deutsch-belgischen Grenze im Aachener Raum im Rahmen der Fahndungs- maßnahmen Die Frage B 33 — Drucksache 8/1015 vom 14. 10. 1977 — des Abgeordneten Dr. Hubrig SchrAnfr B25 14.10.77 Drs 08/1015 (CDU/CSU) ist vom Fragesteller zurück- Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU gezogen SchrAntw PStSekr Baum BMI . . . . . 3855* B

Anlage 71 Anlage 77 Verschmutzung der Werra und der Weser Änderung der Strafprozeßordnung zur wirk- durch die Einleitung von Kalilaugen sei- samen Bekämpfung der sogenannten Reise- tens der DDR Kriminalität SchrAnfr B26 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B34 14.1037 Drs 08/1015 Dr. von Geldern CDU/CSU Krockert SPD SchrAntw PStSekr Baum BMI 3855* C SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 3857* D VIII Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Anlage 78 SchrAnfr B45 14.10.77 Drs 08/1015 Austausch des Spions Guillaume gegen in Dr. Kreile CDU/CSU DDR-Gefängnissen einsitzende Häftlinge SchrAntw PStSekr Offergeld BMF . . . . 3859* C SchrAnfr B35 14.10.77 Drs 08/1015 Jäger (Wangen) CDU/CSU Anlage 84 SchrAnfr B36 14.10.77 Drs 08/1015 Rückläufigkeit des deutschen Exports nach Jäger (Wangen) CDU/CSU Polen im ersten Halbjahr 1977 SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 3858* B SchrAnfr B46 14.10.77 Drs 08/1015 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU

Anlage 79 SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 3860* Änderung des § 38 des Steuerberatungs- Anlage 85 gesetzes Freigabe von in Griechenland produzierten SchrAnfr B37 14.10.77 Drs 08/1015 deutschen Waffen zum Export in andere Meinike (Oberhausen) SPD Länder SchrAntw PStSekr Offergeld BMF . . . . 3858* C SchrAnfr B47 14.10.77 Drs 08/1015 Graf Huyn CDU/CSU Anlage 80 SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 3860* C Novellierung des Berlinförderungsgesetzes SchrAnfr B 38 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 86 Wohlrabe CDU/CSU Einsparung von Mitarbeitern bei der Pro- SchrAntw PStSekr Offergeld BMF . . . . 3858* D duktion des Kurzstreckenjets VFW 641 im Flugzeugkonzern VFW-Fokker sowie Schließung des VFW-Fokker-Werks in Anlage 81 Speyer Steuerfreibetrag für Familienangehörige SchrAnfr B48 14.10.77 Drs 08/1015 von Schwerbehinderten Würtz SPD SchrAnfr B39 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B49 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Wittmann (München) CDU/CSU Würtz SPD SchrAntw PStSekr Offergeld BMF . . . . 3859* B SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 3860* C

Anlage 87 Anlage 82 Finanzierung illiquider Unternehmen aus Abbau der gleichzeitigen Förderung durch Mitteln des Arbeitsbeschaffungsprogramms das 3. Vermögensbildungsgesetz und das zur Erhaltung der durch den Konkurs ge- Wohnungsprämien- bzw. das Sparprämien- fährdeten Arbeitsplätze gesetz sowie Höhe und Verwendung der eingesparten Mittel zu Vermögensbildungs- SchrAnfr B50 14.10.77 Drs 08/1015 maßnahmen Schreiber SPD SchrAnfr B40 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 3861* A Pieroth CDU/CSU Anlage 88 SchrAnfr B41 14.10.77 Drs 08/1015 Pieroth CDU/CSU Berechnungsmodus für die Wirksamkeit des Kernenergiestroms und Auswirkungen SchrAnfr B42 14.10.77 Drs 08/1015 der üblichen Methode auf die Energiepolitik Pieroth CDU/CSU SchrAnfr B51 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B43 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Riesenhuber CDU/CSU Pieroth CDU/CSU SchrAnfr B52 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 3859* C Dr. Riesenhuber CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 3861* C Anlage 83 Anlage 89 Gründe der vom Bundesverfassungsgericht festgestellten Verfassungswidrigkeit steuer- Angabe der Mindestanforderungen in den licher Vorschriften; Maßnahmen zur Besei- Produktinformationen zum Energiever- tigung nicht mit der Verfassung überein- ' brauch von Elektrogeräten stimmender Zustände auf diesem Gebiet SchrAnfr B53 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B44 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Steger SPD Dr. Kreile CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 3862* B Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 IX

Anlage 90 Notwendigkeit der Kopplung einer Geneh- Die Fragen B 62 und 63 — Drucksache 8/1015 migung für Kernkraftwerke an das Vor- vom 14. 10. 1977 — des Abgeordneten Ha- handensein eines Entsorgungszentrums bei singer (CDU/CSU) sind vom Fragesteller ausreichenden Kapazitäten für die Zwi- zurückgezogen schenlagerung abgebrannter Brennelemente SchrAnfr B54 14.10.77 Drs 08/1015 Gerstein CDU/CSU Anlage 97 SchrAntw PStSekr Baum BMI 3862* D Höchstgrenzen des Jahresarbeitsverdienstes bei den einzelnen Berufsgenossenschaften; Anlage 91 Änderung des § 1262 RVO (§ 39 AVG) zur Anrechnung der Kinderzulage aus der ge- Bedarf an Zwischenlagerkapazität für be- setzlichen Unfallversicherung auf den höher strahlte Brennelemente liegenden Kinderzuschuß SchrAnfr B55 14.10.77 Drs 08/1015 Gerstein CDU/CSU SchrAnfr B64 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Blüm CDU/CSU SchrAntw BMin Matthöfer BMFT . . . . 3863* B SchrAnfr B65 14.10. 77 Drs 08/1015 Dr. Blüm CDU/CSU Anlage 92 SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 3866* C Erlaß von Berufsausbildungsordnungen für alle Ausbildungsberufe SchrAnfr B56 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 98 Dr. Friedmann CDU/CSU Herausnahme von Medikamenten gegen SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 3863* C sogenannte geringfügige Gesundheitsstö- rungen aus der Erstattungspflicht der ge- Anlage 93 setzlichen Krankenkassen und Auswirkun- gen insbesondere für Rentner Bevorzugung der Unternehmen in Zonen- randgebieten bei der Vergabe öffentlicher SchrAnfr B66 14.10.77 Drs 08/1015 Aufträge Pohlmann CDU/CSU SchrAnfr B57 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B67 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU Pohlmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 3864* C SchrAnfr B68 14.10.77 Drs 08/1015 Pollmann CDU/CSU Anlage 94 SchrAnfr B69 14.10.77 Drs 08/1015 Umfang der Vernichtung bzw. kostenlosen Pohlmann CDU/CSU Verteilung von Obst in der EG seit 1967 SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 3867* A SchrAnfr B58 14.10.77 Drs 08/1015 Vogt (Düren) CDU/CSU Anlage 99 SchrAnfr B59 14.10.77 Drs 08/1015 Vogt (Düren) CDU/CSU Bedeutung der zu Anträgen z. B. auf Ren- tenbezüge und Anerkennung der Schwer- SchrAntw PStSekr Gallus BML 3865* B behinderung erstellten ärztlichen Gutachten für die Antragsteller Anlage 95 SchrAnfr B70 14.10.77 Drs 08/1015 Gefährdung des Wildbestandes durch den Menzel SPD Einsatz chemischer Unkrautvernichtungs- mittel in der Landwirtschaft SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 3867* D SchrAnfr B60 14.10.77 Drs 08/1015 Wolfgramm (Göttingen) FDP Anlage 100 SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . . 3866* A Fortführung des Sonderprogramms zur Anlage 96 ÜberwindungArbeitslosigkeit der Schwer- behinderter Gewährung von Beihilfe für die Rückliefe- rung dicksaurer Magermilch ohne Ab- SchrAnfr B71 14.10.77 Drs 08/1015 schluß von Lieferverträgen Burger CDU/CSU SchrAnfr B61 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B72 14.10.77 Drs 08/1015 Simpfendörfer SPD Burger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . 3866* B SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 3868* A X Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode - 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Anlage 101 Anlage 107

Transfer der von türkischen Arbeitnehmern Äußerungen des deutschen Militärattachés in der Bundesrepublik Deutschland zur Ren- in Chile, Oberst Gerd Mathes, über die Ver- tenversicherung gezahlten Beiträge in die dienste der chilenischen Regierung Türkei SchrAnfr B81 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B73 14.10.77 Drs 08/1015 Hoffmann (Saarbrücken) SPD Sybertz SPD SchrAnfr B82 14.10.75 Drs 08/1015 SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 3868* D Hoffmann (Saarbrücken) SPD SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 3870* D Anlage 102 Einsparungen bei den gesetzlichen Kran- Anlage 108 kenversicherungen auf Grund des Kosten- dämpfungsgesetzes Prüfung von Alternativstandorten zu der SchrAnfr B74 14.10.77 Drs 08/1015 von der Bundeswehr geplanten Standort- Menzel SPD schießanlage in Landsberg Drs SchrAnfr B75 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B83 14.10.77 08/1015 Dr. Menzel SPD Schöfberger SPD Dr. SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 3869* A SchrAntw PStSekr von Bülow BMVg 3870* D

Anlage 109 Anlage 103 Leistungen der Krankenkassen für die Be- Behinderung der Arbeit von Personalräten handlung suchtgefährdeter Menschen in im Bereich der Bundeswehrverwaltung; Fachkliniken Gerichtsurteil über die Unzulässigkeit der SchrAnfr B76 14.10.77 Drs 08/1015 Einberufung eines Arbeitslosen bei Aus- sicht auf einen Arbeitsplatz Immer (Altenkirchen) SPD SchrAnfr B84 14.10.77 SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 3869* B Drs 08/1015 Peter SPD SchrAnfr B85 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 104 Peter SPD Beurteilung von Diplomen der Universität SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 3871* C Bremen in dem Berufswahlmagazin der Bundesanstalt für Arbeit SchrAnfr B77 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 110 Dr. Voss CDU/CSU Kritik an der Neuordnung des Kantinen- SchrAnfr B78 14.10.77 Drs 08/1015 wesens der Bundeswehr; Zahlung von Tage- Dr. Voss CDU/CSU geldern und zusätzlichen Leistungen an SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 3869* D Pächter im Bereich der Heimbetriebsgesell- schaft

Anlage 105 SchrAnfr B86 14.10.77 Drs 08/1015 Würtz SPD Auswirkungen des Art. 56 des Zusatzpro- tokolls I zu den Genfer Konventionen vom SchrAnfr B87 14.10.77 Drs 08/1015 12. August 1949 auf den in unmittelbarer Würtz SPD Nähe des französischen Kernkraftwerks Fes- SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 3872* B senheim liegenden Militärflugplatz Brem- garten Anlage 111 SchrAnfr B79 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Vohrer FDP Aufhebung des Halbierungserlasses vom SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3870* A 5. September 1942 zur Gleichstellung von psychisch und somatisch Kranken Anlage 106 SchrAntw B88 14.10.77 Drs 08/1015 Picard CDU/CSU Flugblatt des Soldaten- und Reservisten- komitees Wiesbaden (SRKW) zum Fall SchrAnfr B89 14.10.77 Drs 08/1015 Schleyer Picard CDU/CSU SchrAnfr B80 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B90 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Jentsch (Wiesbaden) CDU/CSU Picard CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 3870* B SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 3873* B Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 XI

Anlage 112 Anlage 118 Schutz der fränkischen Bocksbeutelflasche Beratungsstellen für Suchtgefährdete SchrAnfr B91 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B102 14.10.77 Drs 08/1015 Lintner CDU/CSU Immer (Altenkirchen) SPD SchrAnfr B92 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 3876* B Lintner CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 3873* D Anlage 119 Schließung der Schwesternhelferinnen-Aus- Anlage 113 bildungsschule dès Malteserhilfsdienstes in Bockum-Hövel Anzahl der Kommunisten im Bundesvor- stand der Naturfreunde-Jugend Deutsch- SchrAnfr B103 14.10.77 Drs 08/1015 lands (NFJD) sowie Folgerungen daraus für Kroll-Schlüter CDU/CSU die Gewährung von Bundesmitteln, die SchrAntw PStSekr Baum BMI 3876* C steuerliche Gemeinnützigkeit und das Vor- liegen der Voraussetzungen des § 9 des Jugendwohlfahrtsschutzgesetzes Anlage 120 . SchrAnfr B93 14.10.77 Drs 08/1015 Bau der Rheinbrücke Voerde–Rheinberg Glos CDU/CSU der geplanten A 40 SchrAnfr B94 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B104 14.10.77 Drs 08/1015 Glos CDU/CSU Milz CDU/CSU SchrAnfr B95 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAntw PStSekr Haar BMV 3876* D Glos CDU/CSU SchrAnfr B96 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 121 Glos CDU/CSU Bau des Osnabrücker Zweigkanals im Rah- SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 3874* B men des Ausbaus der Weststrecke des Mit- tellandkanals Anlage 114 SchrAnfr B105 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Hornhues CDU/CSU Verbraucherschutz vor Textilien aus leicht entzündlichen Materialien SchrAntw PStSekr Haar BMV 3877* A SchrAnfr B97 14.10.77 Drs 08/1015 Engelhard FDP Anlage 122 SchrAnfr B98 14.10.77 Drs 08/1015 Gemeinschaftskontingent für den Güter- Engelhard FDP kraftverkehr zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 3874* C SchrAnfr B106 14.10.77 Drs 08/1015 Seefeld SPD Anlage 115 SchrAntw PStSekr Haar BMV 3877* B Wirksamkeit der Schutzimpfungen gegen Grippe SchrAnfr B99 14.1037 Drs 08/1015 Die Frage B 107 — Drucksache 08/1015 vom Spitzmüller FDP 14. 10. 1977 — des Abgeordneten Dr. Hubrig SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 3875* A (CDU/CSU) ist vom Fragesteller zurückge- zogen Anlage 116 Ursachen für den Rückgang des Angebots Anlage 123 an ambulanten Pflegediensten Ausschilderung von Berlin als Zielstadt auf SchrAnfr B100 14.10.77 Drs 08/1015 der Autobahn Frankfurt–Hannover - Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU SchrAnfr B108 14.1037 Drs 08/1015 SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 3875* B Frau Hoffmann (Hoya) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMV 3877* C Anlage 117

Einführung des Fachgebiets Rheumatologie Anlage 124 zur Eindämmung der Krankheitsentwicklung Verwendung offener Güterwaggons für SchrAnfr B101 14.10.77 Drs 08/1015 Phosphattransporte der Bundesbahn von Amling SPD Hamburg in die DDR, in die Tschechoslowa- SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 3875* D kei und nach Ungarn XII Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

SchrAnfr B109 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 131 Schröder (Lüneburg) CDU/CSU Überlastung des Fernsprechnetzes an Sonn- SchrAntw PStSekr Haar BMV 3877* D tagen SchrAnfr B118 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 125 Dr. Evers CDU/CSU Gegenwärtige und künftige Situation der SchrAnfr B119 14.10.33 Drs 08/1015 Auszubildenden im Bereich der Bundesbahn Dr. Evers CDU/CSU und der Bundespost SchrAntw PStSekr Haar BMP . . . . . 3880* D SchrAnfr B110 14.10.33 Drs 08/1015 Dr. Schneider CDU/CSU Anlage 132 SchrAntw PStSekr Haar BMV 3878* B Indirekte Erhöhung der Gebühren für Tele- gramme Anlage 126 SchrAnfr B120 14.10.33 Drs 08/1015 Nutzen-Kosten-Verhältnis der Main-Donau- Dr. Wittmann (München) CDU/CSU Verbindung SchrAntw PStSekr Haar BMP . . . . . 3881 * B SchrAnfr B111 14.10.77 Drs 08/1015 Hoffie FDP Anlage 133 SchrAntw PStSekr Haar BMV 3879* A Auflösung des Fernmeldebaubezirks Lüb- becke i. Westf. Anlage 127 SchrAnfr B121 14.10. 77 Drs 08/1015 Horstmeier CDU/CSU Festlegung der Höchstwerte für den Lärm- schutz beim Straßenbau SchrAnfr B122 14.10.77 Drs 08/1015 Horstmeier CDU/CSU SchrAnfr B112 14.10.77 Drs 08/1015 Jäger (Wangen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMP . . . . . 3881 * D SchrAntw PStSekr Haar BMV 3879* C Anlage 134 Ausdehnung der Fernsprechnahbereiche in Anlage 128 das Gebiet der europäischen Nachbarstaaten Wegfall der Haltestelle Hamburg-Harburg SchrAnfr B123 14.10.77 Drs 08/1015 für Schnell- und D-Züge Dr. Stercken CDU/CSU SchrAnfr B113 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAntw PStSekr Haar BMP . . . . . 3882* A Rühe CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMV 389* D Anlage 135 Verlust von Postsendungen im Jahr 1976 sowie deren Erstattung durch die Bundes- Die Frage B114 — Drucksache 08/1015 vom post 14. 10. 1977 — des Abgeordneten Wolf- gramm (Göttingen) (FDP) ist nach Nr. 2 SchrAnfr B124 14.10.77 Drs 08/1015 Abs. 2 der Richtlinien für die Fragestunde Böhm (Melsungen) CDU/CSU unzulässig SchrAntw PStSekr Haar BMP . . . . . 3882* B

Anlage 136 Anlage 129 Verteilung der Mittel für energiesparen- Störungen des Fernsehprogramms durch de und wärmeisolierende Maßnahmen an Bauprojekte Wohngebäuden SchrAnfr B115 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B125 14.10.77 Drs 08/1015 Wüster SPD Dr. Jenninger CDU/CSU SchrAnfr B116 14.10.33 Drs 08/1015 SchrAnfr B126 14.10.e Drs 08/1015 Wüster SPD Dr. Jenninger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMP 3880* A SchrAntw PStSekr Dr. Haack BMBau . . 3882* C

Anlage 130 Anlage 137 Sicherung der Telegrammzustellung an Wo- Zeitdruck für den Bau des Entsorgungszen- chenenden in der Region München trums SchrAnfr B113 14.10.e Drs 08/1015 SchrAnfr B127 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Schöfberger SPD Lenzer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haar BMP . . . . . 3880* B SchrAntw PStSekr Baum BMI . . . .3882* C . Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 XIII

Anlage 138 SchrAnfr B137 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Zeitel CDU/CSU Bedarf an elektrischer Energie bis 1990 SchrAnfr B128 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B138 14.10.77 Drs 08/1015 Lenzer CDU/CSU Dr. Zeitel CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 3882* D SchrAnfr B139 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Zeitel CDU/CSU Anlage 139 SchrAnfr B140 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Zeitel CDU/CSU Kraftwerkskapazität im Jahr 1985; Zahl der in der Welt betriebenen Kernkraftwerke SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . . 3885* B sowie Regelung des Entsorgungsproblems SchrAnfr B129 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 145 Dr. Hubrig CDU/CSU Verweisung der sich an die Zentralstelle SchrAnfr B130 14.10.77 Drs 08/1015 zur Vergabe von Studienplätzen wenden- Dr. Hubrig CDU/CSU den Studienbewerber an den Ring Christ- SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 3883* A lich Demokratischer Studenten SchrAnfr B141 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 140 Immer (Altenkirchen) SPD Auslaufen radioaktiven Kerosins in der SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . . 3887* B Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe SchrAnfr B131 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 146 Schäfer (Offenburg) SPD Textilhilfe für Entwicklungsländer SchrAntw BMin Matthöfer BMFT . . 3883* D SchrAnfr B142 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 141 Dr. Unland CDU/CSU Verhinderung von Unfällen beim Transport SchrAntw PStSekr Brück BMZ 3887* D radioaktiven Materials SchrAnfr B132 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 147 Schäfer (Offenburg) SPD Verwendung der im Zusammenhang mit SchrAntw PStSekr Baum BMI 3884* B dem Projekt Selebi Pikwe/Botsuana erstell- ten Bauten Anlage 142 SchrAnfr B143 14.10.77 Drs 08/1015 Mittel für die Errichtung des deutsch-fran- Werner CDU/CSU zösischen Hochschulinstituts für Technolo- SchrAnfr B144 14.10.77 Drs 08/1015 gie in Saargemünd Werner CDU/CSU SchrAnfr B133 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAntw PStSekr Brück BMZ 3888* B Zeyer CDU/CSU SchrAnfr B134 14.10.77 Drs 08/1015 Anlage 148 Zeyer CDU/CSU SchrAnfr B135 14.10.77 Drs 08/1015 Verwendung der im Lager Selebi Pikwe/ Zeyer CDU/CSU Botsuana erstellten Bauten als Gefängnis SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . . 3884* C SchrAnfr B145 14.10.77 Drs 08/1015 Todenhöfer CDU/CSU Anlage 143 SchrAnfr B146 14.10.77 Drs 08/1015 Todenhöfer CDU/CSU Gewährleistung der Gleichberechtigung aller im Arzneimittelgesetz berücksichtig- SchrAntw PStSekr Brück BMZ 3888* C ten therapeutischen Richtungen an den deutschen medizinischen Fakultäten Anlage 149 SchrAnfr B136 14.10.77 Drs 08/1015 Frau Schleicher CDU/CSU Verwendung des Lagers Selebi Pikwe/ SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . . 3885* B Botsuana SchrAnfr B147 14.10.77 Drs 08/1015 Frau Fischer CDU/CSU Anlage 144 Verbesserung der Ausbildung und der be- SchrAnfr B148 14.10.77 Drs 08/1015 Frau Fischer CDU/CSU ruflichen Chancen von Wirtschaftswissen- schaftlern SchrAntw PStSekr Brück BMZ 3889* A XIV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Anlage 150 Anlage 151

Verwendung des Lagers Selebi Pikwe/ Entwicklungshilfe und Rüstungsexporte der Botsuana Industrieländer an die Länder der Dritten Welt SchrAnfr B149 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B151 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Hüsch CDU/CSU Frau Simonis CDU/CSU SchrAnfr B150 14.10.77 Drs 08/1015 SchrAnfr B152 14.10.77 Drs 08/1015 Dr. Hüsch CDU/CSU Frau Simonis CDU/CSU SchrAntw PStSekr Brück BMZ 3889* B SchrAntw PStSekr Brück BMZ 3889* D Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3829*

Nachtrag zu den Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 1. Der Mindestpreis ist mit 11 cts je lb bei einer Preisspanne von 11 bis 21 cts im Verhältnis zum Zusätzliche Antwort gegenwärtigen Weltmarktpreis von 7 cts sehr hoch des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftlichen angesetzt. Fragen des Abgeordneten Regenspurger (CDU/CSU) 2. Bei der Aufteilung des Weltmarktes sind die EG- (Drucksache 8/871 Fragen B 11 und 12) (40. Sitzung, Exporte nicht ausreichend berücksichtigt. Seite 3115 *, Anlage 9) : 3. Der Weltzuckermarkt ist mit strukturellen Über- Wie in meiner Antwort auf Ihre o. b. Frage zu- schüssen belastet. gesagt, teile ich Ihnen hiermit die Zahl der seit 1949 Die Bundesregierung bedauert, daß es der EG in den einstweiligen Ruhestand versetzten Beam- nicht gelungen ist, die anderen Verhandlungspart- ten mit: ner davon zu überzeugen, daß ihre Abkommens- Es sind seit 1949 bis einschließlich 27. September konzeption, basierend 1977 200 Beamte in den einstweiligen Ruhestand 1. auf einer realistischen Preisspanne von .8-20 cts versetzt worden. und Auf die einzelnen Legislaturperioden verteilt sich 2. auf einem System nationaler, international ko- die Anzahl der Versetzungen in den einstweiligen ordinierter Lagerhaltung, Ruhestand wie folgt: einen wirksamen Beitrag zur Stabilisierung des Zuk- I. Legislaturperiode: — kermarktes hätte leisten können. Diese Lösung wäre wegen ihrer größeren Flexibilität gegenüber einer II. Legislaturperiode: 8 Personen, Exportquotenregelung vorzuziehen gewesen. III. Legislaturperiode: 17 Personen, Dennoch hat sich die EG die Möglichkeit eines IV. Legislaturperiode : 7 Personen, späteren Beitritts zu Sonderbedingungen offenge- V. Legislaturperiode: 23 Personen, halten. VI. Legislaturperiode : 77 Personen, Innerhalb der Gemeinschaft muß nun geprüft wer- VII. Legislaturperiode: 55 Personen, den — und diesen Beratungen kann nicht vorgegrif- fen werden —, ob, ggf. wann und unter welchen Be- VIII. Legislaturperiode dingungen ein solcher Schritt sinnvoll erscheint. bis zum 27.9.1977: 13 Personen. Bei diesen Überlegungen ist für die EG in erster Linie entscheidend, ob die OPEC-Staaten, die Mit- telmeerländer, die Schweiz und Norwegen dem Ab- kommen beitreten. Hiervon wird auch abhängen, Anlage 3 welche Auswirkung die im Abkommen vereinbarte Begrenzung der Importe aus Nichtmitgliedsländern Antwort auf die EG-Zuckerexporte hat. Ferner wird eine des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Mündliche wichtige Rolle spielen, wie sich das Angebot/Nach Frage des Abgeordneten Dr. Ritz (CDU/CSU) frageverhältnis von Weiß- und Rohzucker am Welt- (Drucksache 8/1015 Frage A 1): markt entwickelt. Über das Ausmaß der abkom- mensbedingten Auswirkungen im Falle eines Nicht- Wie beurteilt die Bundesregierung das Ergebnisdes neuen Internationalen Zuckerabkommens vor allem in seinen Aus- beitritts sind konkrete Aussagen z. Z. noch nicht wirkungen auf die Situation der gesamten Zuckerwirtschaft in möglich. der Europäischen Gemeinschaft und der Bundesrepublik Deutsch- land?

Das neue Internationale Zuckerabkommen tritt zum 1. Januar 1978 in Kraft, wenn sich bis dahin 60 % der Exportländer und 50 % der Importländer Anlage 4 zum Beitritt entschließen. Antwort

Über die Auswirkungen der wirtschaftlichen Be- des Parl. Staatssekretärs Höhmann auf die Mündli stimmungen können derzeit noch keinerlei verbind- chen Fragen des Abgeordneten Graf Stauffenberg liche Aussagen gemacht werden. Soviel kann jedoch (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen A 2 und- 3): schon heute festgestellt werden: Treffen Pressemeldungen zu, daß die „DDR", nachdem „DDR - Die Konferenz hat sich für ein Abkommensinstru- -Organe den ARD-Korrespondenten Lehmann am letzten Wochen- ende bei seiner journalistischen Tätigkeit in Ost-Berlin durch mentarium entschieden, das den Weltmarkt mittels mittelbare Androhung der Ausweisung behindert hatten und eine angeblich unbekannte Person ihn nach Abschluß seiner Exportquoten künstlich aufteilt. Derartige Abkom- Dreharbeiten von hinten angefallen und ihm seine Kamera ent- men sind in der Vergangenheit den Beweis ihrer rissen hatte, ihr Bedauern gegenüber der Bundesregierung ledig- lich in der Weise aussprach, daß sie sich gegenüber dem Ver- Funktionsfähigkeit schuldig geblieben. treter der Bundesregierung auf eine Äußerung des Bedauerns bezog, die sie gegenüber dem Leiter des Ostberliner ARD- Büros, Pleitgen, gemacht hatte und deren Gegenstand nicht das Das Abkommen wird von Anfang an vor eine rechtswidrige Handeln von „DDR"-Organen war, sondern nur das schwere Probe gestellt. Dafür sprechen folgende rechtswidrige Handeln des angeblich Unbekannten, und wird sich die Bundesregierung gegebenenfalls mit einer solchen Erklärung Fakten: begnügen? 3830* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Welche Motive hat die Bundesregierung gegebenenfalls hier- für, und welche Maßnahmen gedenkt sie zu ergreifen, um künf- delt es sich insbesondere um folgende Maßnahmen: tige Fälle der genannten Art zu verhindern? Die Bundesregierung wird wie bisher die Bemü- hungen der Bundesanstalt für Arbeit unterstützen, Der Stellvertretende Leiter der Ständigen Vertre- die Zahl der von ihr finanzierten vorberuflichen tung der Bundesrepublik Deutschland hat am 11. Ok- Förderungsmaßnahmen zu erhöhen. Diese berufs- tober 1977 im Ministerium für Auswärtige Angele- vorbereitenden Maßnahmen sollen u. a. Jugend- genheiten der DDR namens der Bundesregierung liche, die als Abgänger von Sonderschulen für Lern- nachdrücklich Verwahrung gegen die Behinderung behinderte oder vergleichbare Abgänger aus Haupt- des ARD-Korrespondenten Lutz Lehmann in der schulen nicht sofort mit einer Berufsausbildung be- Nacht vom 7. auf den 8. Oktober 1977 bei seiner ginnen können, hierzu befähigen. Nach dem Stand journalistischen Tätigkeit in Berlin (Ost) eingelegt. vom Mai 1977 fördert die Bundesanstalt für Arbeit Er hat unterstrichen, daß die Bundesregierung den als vorberufliche Maßnahmen im einzelnen 111 Vorgang als gravierend ansieht, und der Erwartung „Grundausbildungslehrgänge" mit ca. 3 000 Teilneh- Ausdruck gegeben, daß die ordnungsgemäße journa- mern, 340 „Förderlehrgänge" (zur Förderung der listische Arbeit in Zukunft nicht behindert wird und Berufsreife) mit ca. 14 000 Teilnehmern und insge- sich ähnliches nicht wiederholen werde. samt 277 „Lehrgänge zur Verbesserung der Einglie- Die Bundesregierung hat damit zum Ausdruck ge- derungsmöglichkeiten" mit ca. 8 650 Teilnehmern. bracht, daß sie in Vorfällen dieser Art die Gefahr Der Umfang dieser Maßnahmen wurde damit gegen- einer Belastung der Beziehungen zwischen den bei- über den Vorjahren weiter vergrößert. den deutschen Staaten sieht. Einen weiteren Beitrag zur Erhöhung der Aus- Aus dem Gespräch im Ministerium für Auswärtige bildungsplatzchancen solcher Jugendlicher erwartet Angelegenheiten kann mitgeteilt werden, daß der die Bundesregierung von den von ihr in Abstim- Vertreter des Ministeriums unter anderem darauf mung mit den Ländern geförderten Modellversuchen, verwies, daß man dem ARD-Vertreter sein Bedauern die zum Teil eine Verbesserung der Bildungs- und ausgesprochen habe. Die Bundesregierung sieht kei- Berufsberatung zum Ziel haben, zum Teil der Erpro- nen Anlaß zu zweifeln, daß sich dieses Bedauern bung von Sonderformen des Berufsgrundbildungs- auf den ganzen Vorfall bezieht. jahres in Vollzeitschulen dienen. Die Bundesregierung mißt der finanziellen Förde- rung vôn beruflichen Rehabilitationseinrichtungen gemäß dem Aktionsprogramm zur Förderung der Re- Anlage 5 habilitation der Behinderten von 1970 besondere Bedeutung bei. Speziell für behinderte Jugendliche, Antwort die nicht gemeinsam mit Nichtbehinderten ausgebil- det werden können, werden in verstärktem Maße des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Mündli- Berufsbildungswerke mit Investitionsmitteln der chen Fragen des Abgeordneten Jahn (Marburg) Bundesanstalt für Arbeit sowie des Bundes und der (SPD) (Drucksache 8/1015 Fragen A 4 und 5): Länder errichtet. Mit der Verwirklichung der ersten Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, um die Aus- Ausbaustufe (1978/1979) des bundesweiten Netzes bildungsplatzchancen lern- und leistungssdiwacher Jugendlicher zu verbessern? von Berufsbildungswerken werden 3 500 Ausbil- Was hat die Bundesregierung bisher getan, um lern- und lei- dungsplätze für Lernbehinderte zur Verfügung ste- stungsschwachen Jugendlichen zu Ausbildungsplätzen zu ver- helfen? hen. In einer weiteren Ausbaustufe ist vorgesehen, diese Zahl um 2 500 auf dann insgesamt 6 000 Plätze Die Bundesregierung setzt sich seit langem dafür zu erweitern. ein, daß geeignete Maßnahmen zur Verbesserung Außerdem kann die Bundesanstalt für Arbeit im der Ausbildungsplatzchancen lern- und leistungs- Rahmen der individuellen Förderung die durch die schwacher Jugendlicher verwirklicht werden; sie betriebliche Ausbildung Behinderter, auch Lernbe- wird sich diesem Ziel auch weiterhin besonders hinderter, entstehenden Mehraufwendungen über- widmen. nehmen und die berufliche Ausbildung Behinderter Die Ausbildungsplatzchancen lern- und leistungs- in Rehabilitationseinrichtungen fördern. Soweit es schwacher Jugendlicher hängen — wegen der Kon- sich bei den lern- und leistungsschwachen Jugend- kurrenz auf dem Ausbildungsstellenmarkt mit lei- lichen um Schwerbehinderte oder Gleichstellungs- stungsstärkeren Jugendlichen — erheblich von der fähige im Sinne des Schwerbehindertengesetzes vom allgemeinen Ausbildungsplatzsituation ab. Es ist da- 29. April 1974 handelt, sind folgende Regelungen her zu berücksichtigen, daß alle Maßnahmen zur Er- und Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildungs- höhung des allgemeinen Ausbildungsplatzangebots stellensituation zu erwähnen: zugleich wesentlich zur Verbesserung der Ausbil- — Arbeitgeber sind verpflichtet, im Rahmen der dungsplatzchancen lern- und leistungsschwacher Ju- Erfüllung ihrer Beschäftigungspflicht auch Aus- gendlicher beitragen. bildungsplätze für jugendliche Schwerbehinderte Darüber hinaus ist auf eine Reihe von Maßnahmen zur Verfügung zu stellen. — sowohl im Bereich der finanziellen Förderung — Solche behinderten Jugendlichen, die zu ihrer als auch der Ordnung der Berufsausbildung — hin- Ausbildung oder sonstigen beruflichen Bildung zuweisen, die — unmittelbar — auf eine Verbesse- eingestellt werden, können vom Arbeitsamt auf rung der Ausbildungschancen der lern- und lei- Antrag auf Pflichtplätze mehrfach angerechnet stungsschwachen Jugendlichen hinzielen. Dabei han- werden. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3831'

— Die Hauptfürsorgestelle gewährt als Teil der Anlage 6 „nachgehende Hilfe im Arbeitsleben" finanzielle Antwort Zuwendungen zur Einrichtung und behinderungs- gerechten Ausstattung der Ausbildungsplätze. des Parl. Staatssekretärs Dr. Haack auf die Münd- — Schließlich haben Arbeitgeber bis zum 1. Septem- liche Frage des Abgeordneten Dr. Schneider (CDU/ ber 1977 unter bestimmten Voraussetzungen För- CSU) (Drucksache 8/1015 Frage A 8) : derbeträge von 18 000 bzw. 15 000 DM aus dem Hält die Bundesregierung die derzeitigen Einkommensgrenzen zur Wohnberechtigung im sozialen Wohnungsbau insbesondere „Sonderprogramm" des Bundes und der Länder für junge Ehepaare, die zunächst beide noch berufstätig sind, um den Hausstand leichter einrichten zu können, noch für ausrei- zur verstärkten Bereitstellung von Arbeits- und chend, und ist die Bundesregierung zu einer alsbaldigen Über- Ausbildungsplätze für Schwerbehinderte" erhal- prüfung der in Frage kommenden Einkommensgrenzen bzw. zu einer Lockerung der Belegungsbindung mit dem Ziel bereit, jun- ten, wenn sie Schwerbehinderte oder Gleichge- gen Ehepaaren den Bezug von Sozialwohnungen zu erleichtern? stellte zu ihrer Ausbildung eingestellt haben. Durch dieses Programm, das aus Mitteln der Aus- Auch nach der derzeit geltenden Einkommens- gleichsabgabe nach dem Schwerbehindertenge- grenze, die immerhin für junge Ehepaare 2 750,— DM setz finanziert worden ist, konnten in rd. 890 beträgt, können gegenwärtig noch nicht immer alle Fällen auch schwerbehinderte Jugendliche in eine wohnberechtigten Bewerber in den freiwerdenden Ausbildungsstelle vermittelt werden. Derzeit oder neu geschaffenen Sozialmietwohnungen unter- wird zusammen mit den Ländern geprüft, ob das gebracht werden. Es ist auch nicht zu erwarten, daß Programm unter besonderer Berücksichtigung der sich in nächster Zeit die allgemeinen Einkommens- Ausbildungssituation behinderter Jugendlicher verhältnisse in dem gleichen Maße wie in früheren erneut mit einem Volumen von 100 Millionen DM Jahren verändern. Von den für den Wohnungsbau aufgelegt werden kann. zuständigen Länderministern ist daher bisher eine generelle Erhöhung der Einkommensgrenze noch Im Hinblick auf die Ordnung der Ausbildungs- nicht gefordert worden. gänge, die lern- und leistungsschwachen Jugend- Entsprechend dem Petitum des Bundestages in der lichen angeboten werden können, ist folgendes zu Entschließung vom Juni 1976, die Einkommensgrenze bemerken: für das Wohngeld der des sozialen Wohnungsbaues Die bestehenden 455 anerkannten Ausbildungsbe- stärker anzupassen, wird die am 1. Januar 1978 in rufe nach dem Berufsbildungsgesetz und der Hand- Kraft tretende Wohngeldnovelle diese Grenzen im werksordnung weisen in den theoretischen und Ergebnis weitgehend annähern. Eine Erhöhung der praktischen Anforderungen bereits erhebliche Unter- Grenze für den sozialen Wohnungsbau würde daher schiede auf. Jugendliche mit stärker praktischen Be- den Abstand wieder vergrößern. Im übrigen wird fähigungen werden daher unter Umständen aner- auch die vorgesehene Erhöhung des Weihnachts- kannte Ausbildungsberufe finden können, die ihrem freibetrages, der bei der Ermittlung der Einkom- Lernverhalten besonders entsprechen. Grundsätzlich mensgrenze berücksichtigt wird, zu einer gewissen ist nach Auffassung der Bundesregierung anzustre- Steigerung der Bruttogrenzbeträge führen, was sich ben, daß auch lern- und leistungsschwache Jugend- namentlich bei jungen Eheleuten, die beide berufs- liche in einem anerkannten Ausbildungsberuf aus- tätig sind, günstig auswirken wird. gebildet werden. Es darf aber nicht übersehen werden, daß es Be- hinderte gibt, bei denen dieses Ziel nicht zu errei- chen ist. Für diese Behinderten werden besondere Anlage 7 Ausbildungsgänge angeboten. Zahlreiche zuständige Antwort Stellen (vor allem Kammern) haben auf der Grund- lage ihrer Regelungskompetenz nach dem Berufs- des Parl. Staatssekretärs Dr. Haack auf die Münd- bildungsgesetz bzw. der Handwerksordnung ent- liche Frage des Abgeordneten Dr. van Aerssen sprechende Ausbildungsvorschriften erlassen. Zur (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage A 11): Zeit gibt es 149 verschiedene Kammerregelungen für Ist der Bundesregierung bekannt, daß bei den Bewilligungs- stellen für Wohngeld jährlich Verwaltungsaufwendungen von 56 Ausbildungsgänge, was auf eine Zersplitterung mehr als 100 Millionen DM dadurch entstehen (und bei den hindeutet. Die Bundesregierung hält es für möglich, Sozialämtern noch einmal in gleicher Höhe), daß Wohngeld für Sozialhilfeempfänger gezahlt wird, dieses Wohngeld aber in der daß auf der Grundlage des geltenden Rechts durch Praxis nicht den Sozialhilfeempfängern zugute kommt, sondern an die Sozialämter überwiesen wird, und gedenkt die Bundes- Empfehlungen an die zuständigen Stellen eine ein- regierung Maßnahmen zu ergreifen (Änderung des Sozialhilfe- heitliche Gestaltung von Sonderregelungen zugun- gesetzes o. ä.), um diesen erheblichen Verwaltungsaufwand zu sten behinderter Jugendlicher herbeigeführt wird. beseitigen? Der nach dem Ausbildungsplatzförderungsgesetz Der Bundesregierung ist bekannt, daß durch die beim Bundesinstitut für Berufsbildung errichtete Wohngeldgewährung an Sozialhilfeempfänger so- Ausschuß für Fragen Behinderter wird sich vorrangig wohl bei den Wohngeldbewilligungsstellen als auch mit diesem Problem befassen. Hierzu hat die Bun- bei den Sozialämtern Verwaltungskosten entstehen. desregierung ihre Vorstellungen dem Bundesinstitut Die Höhe dieser Kosten ist bisher noch nicht reprä- für Berufsbildung zugeleitet. Durch eine Vereinheit- sentativ für das gesamte Bundesgebiet ermittelt wor- lichung der Kammerregelungen, die eine berufliche den, dürfte aber die genannte Summe nicht erreichen. Qualifizierung sichern sollen, können ebenfalls die Nach dem Wohngeld- und Mietenbericht 1977, in Ausbildungsplatzchancen dieser Jugendlichen erhöht dem der Verwaltungsaufwand bei der Durchführung werden. des Zweiten Wohngeldgesetzes im Jahre 1975 - mit 3832* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 insgesamt 147 Millionen DM beziffert worden ist, Entwicklung der Produktionskosten mitbestimmend. dürfte der anteilige Verwaltungsaufwand für Wohn- Wichtige Faktoren sind daneben z. B. aber auch die geldanträge von Sozialhilfeempfängern im gesamten Material- und Lohnkosten, die Kosten für - die Be- Bundesgebiet im Jahre 1975 etwa 30 Millionen DM reitstellung des erforderlichen Kapitals und die Ko- betragen haben. sten für Umweltschutzauflagen. Bei Branchen, die aus technischen oder betriebswirtschaftlichen Grün- Bei den Sozialämtern entstehen im übrigen nicht den sehr stromintensiv sind, oder bei Unternehmen, in gleicher Höhe Verwaltungskosten, da hier das die in besonders hartem Wettbewerb stehen, kann Wohngeld nur einen Berechnungsfaktor darstellt. der Strompreis sogar existenzbestimmend sein — Die Doppelgleisigkeit bei der Gewährung von dies auch vor dem Hintergrund, daß in verschiede- Wohngeld und Sozialhilfe ist eine Folge des Be- nen dieser. Sektoren bereits heute die Ertragslage schlusses des Bundesverfassungsgerichts vom 14. No- außerordentlich schwierig ist (z. B. Aluminium- oder vember 1969, mit dem der Ausschluß der Sozialhilfe- Stahlindustrie). empfänger vom Wohngeldbezug im 1. WoGG für verfassungswidrig erklärt worden war. Der hier- Welche volkswirtschaftlichen Auswirkungen eine durch entstehende zusätzliche Verwaltungsaufwand Steigerung des gegenwärtigen Strompreisniveaus ist durch eine in der Allgemeinen Verwaltungsvor- mit sich bringt und wie dadurch die Konkurrenz- situation der deutschen Wirtschaft beeinflußt wird, schrift zum Zweiten Wohngeldgesetz getroffene Re- läßt sich nicht generell beantworten. Dabei wird es gelung für das Zusammenwirken der Wohngeldstel- entscheidend darauf ankommen, welches Ausmaß len mit den Trägern der Sozialhilfe auf ein Mindest- evtl. Strompreissteigerungen haben werden und wie maß verringert worden. die Strompreisentwicklung in Ländern verläuft, mit Die Bundesregierung strebt — wie im Wohngeld- deren Industrie die deutsche Wirtschaft in Konkur- und Mietenbericht 1977 ausgeführt — an, daß bei renz steht. Eine auf die Bundesrepublik beschränkte der Einordnung der einzelnen Sozialleistungen in das stärkere Anhebung des Strompreisniveaus würde Sozialgesetzbuch diese so gegeneinander abgegrenzt den ausländischen Konkurrenzdruck insbesondere werden, daß für die Sicherung des Wohnens nach auf die deutsche stromintensive Industrie verstär- Möglichkeit jeweils nur eine Sozialleistung bean- ken, ihre Wettbewerbsfähigkeit schwächen mit ent- sprucht werden kann. Soweit mehrere Leistungsan- sprechenden Auswirkungen auf die Arbeitsplätze. sprüche nebeneinander bestehenbleiben müssen, wird geprüft werden, ob zur Regelung der Konkur- renzverhältnisse Lösungen vorgesehen werden kön- nen, durch die der Verwaltungsaufwand über das er- reichte Maß hinaus vermindert wird. Anlage 9 Antwort

des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Stavenhagen (CDU/ Anlage 8 CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen A 22 und 23) :

Antwort Welche Konsequenzen ergeben sich nach Ansicht der Bundes- regierung, wenn die weitere Genehmigung von Kernkraftwerken abhängig gemacht wird unter anderem von der ersten Teilerrich- des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen tungsgenehmigung des Entsorgungszentrums? Fragen des Abgeordneten Dr. Hubrig (CDU/CSU) In welchem Umfange wird die wirtschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland durch den Stopp von Errich- (Drucksache 8/1015 Fragen A 16 und 17): tungsgenehmigungen auf neue Kernkraftwerke berührt, und wel- che Auswirkungen ergeben sich insbesondere in der Kraftwerks- Welche Auswirkungen ergeben sich insbesondere auf die Ex- industrie und in der Zulieferungsindustrie? portchancen der deutschen Industrie, wenn im Inland keine neuen Kernkraftwerke gebaut werden? Welche volkswirtschaftlichen Auswirkungen hat eine Steige- Zu Frage A 22: rung des Strompreises über das bisherige Niveau hinaus, und wie wird dadurch die Konkurrenzsituation der deutschen Wirt- Der Zeitpunkt, zu dem die erste Teilerrichtungs- schaft beeinflußt? genehmigung des Entsorgungszentrums erteilt wird, kann gegenwärtig noch nicht exakt bestimmt wer- Zu Frage A 16: den, da es sich um einen neuartigen Genehmigungs- Wenn im Inland keine neuen Kernkraftwerke tatbestand handelt. Wenn der Baubeginn weiterer mehr gebaut werden könnten, würde die auslän- Kernkraftwerke von der ersten Teilerrichtungsge- dische Kundschaft das Vertrauen in die Sicherheit nehmigung des Entsorgungszentrums abhängig ge- und Ausgereiftheit der deutschen Technik verlieren. macht werden sollte, könnten in unterschiedlichem Dies gilt insbesondere bei einem längerfristigen Ausmaß insbesondere alle die Kernkraftwerke be- Moratorium, zumal dann auch keine neuen inländi- troffen sein, für die eine erste Teilerrichtungsgeneh- schen Referenzkraftwerke mehr vorgewiesen wer- migung schon beantragt wurde. Dies gilt vor allem den könnten. Die ausländische Konkurrenz trägt für die beantragten Kernkraftwerke, deren Geneh- diese Argumente zum Teil heute schon gegen die migungsverfahren schon sehr weit fortgeschritten deutsche Kernkraftwerksindustrie vor. ist. Auf die sich hieraus ergebenden Konsequenzen Zu Frage A 17: hat die Bundesregierung nicht nur in den energie- Der Preis für den von den einzelnen Unterneh- politischen Grundlinien und Eckwerten zur Fort- men benötigten Strom ist für Höhe und künftige schreibung des Energieprogramms, sondern auch in Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3833* den Antworten auf die Großen Anfragen der Frak- förderung von Gütern und Gepäck — werden der- tionen der CDU/CSU und der SPD /FDP (Druck- zeit überprüft. sache 8/569) vom 8. Juni 1977 hingewiesen. Auf Initiative des Bundesministers des Innern haben die für die Aufstellung kommunaler Muster- Zu Frage A 23: satzungen zuständigen Stellen (Deutscher Städte- Verzögerungen von Kernkraftwerksbauten be- und Gemeindebund, Deutscher Städtetag, Deutscher deuten die Gefahr einer Erhöhung der Stromkosten. Landkreistag sowie die Innenminister der Länder) Dies könnte die Wettbewerbsfähigkeit von Teilen eine Überprüfung der kommunalen Mustersatzungen der NE-Metallindustrie, der Stahlerzeugung sowie im Hinblick auf etwa notwendige Anpassungen an der Chemischen und der Zementindustrie beein- die Grundgedanken des AGB-Gesetzes zugesagt. trächtigen, die Nachfrage nach Erzeugnissen der Mit rechtlichen Mitteln kann die Bundesregierung elektrotechnischen Industrie, des Maschinenbaus, auf diesen Bereich der kommunalen Selbstverwal- der Stahl- und der Bauindustrie vermindern und die tung allerdings keinen Einfluß nehmen. regionalen Disparitäten der wirtschaftlichen Ent- wicklung verstärken. Es muß an dieser Stelle auch einmal darauf hin- gewiesen werden, daß — von einigen wenigen und Wenn die Blockierung von Kernkraftwerksbauten überschaubaren Einzelpunkten abgesehen — die Be- anhält, besteht außerdem die Gefahr des Verlustes dingungen im öffentlichen Dienstleistungsbereich energiepolitischer Optionen, z. B. der Kohlevered- keineswegs so benutzerfeindlich sind, wie dies in lung. Eine Abwanderung qualifizierter Fachkräfte manchen pauschalen Verlautbarungen dargestellt aus der Kraftwerksindustrie sowie aus dem Bereich wird. Man darf ferner die im öffentlichen Dienst- der Zulieferer und damit Verlust des entsprechen- leistungsbereich gegebenen Besonderheiten wie z. B. den Know-how ist zu befürchten. Auch dürften Po- Anschlußzwang, Tarifgebundenheit und die Not- sitionen auf Exportmärkten schwerer zu halten sein. wendigkeit zur jederzeitigen Leistungsbereitschaft nicht übersehen, die eine uneingeschränkte Gleich- stellung mit der privaten Wirtschaft nicht zulassen.

Anlage 10 Antwort Anlage 11 des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Münd- Antwort liche Frage des Abgeordneten Dr. Wernitz (SPD) (Drucksache 8/1015 Frage A 47): des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Mündlichen Ist die Bundesregierung, nachdem das neue Gesetz über die Fragen des Abgeordneten Fiebig (SPD) (Drucksache Allgemeinen Geschäftsbedingungen den Verbraucherschutz in der Wirtschaft verstärkt hat, bereit zu prüfen, ob und inwieweit die 8/1015 Fragen A 52 und 53): Vorschriften des Gesetzes über die Allgemeinen Geschäftsbedin- gungen auch im Bereich der Unternehmen der öffentlichen Hand, Was ist der gegenwärtige Stand der Verhandlungen für die z. B. bei Bahn, Post und der öffentlichen Energiewirtschaft zur Schaffung einer Alkoholmarktordnung in der Europäischen Wirt- Geltung kommen müssen? schaftsgemeinschaft? Was gedenkt die Bundesregierung nach Verabschiedung der Die Bundesregierung ist zu einer solchen Prüfung Alkoholmarktordnung zu tun, um den Bestand der rund 600 Kornbrennereien, 700 Kartoffelbrennereien und 30 000 Abfin- nicht nur bereit, sie hat sie in ihrem Verantwor- dungsbrennereien in der Bundesrepublik Deutschland zu sichern tungsbereich bereits unmittelbar nach der Verkün- bzw. den Übergang zu vernünftigen Betriebsgrößen zu erleich- tern? dung des AGB-Gesetzes in die Wege geleitet. So wird beim Bundesminister für Wirtschaft in Zu- Zu Frage A 52: sammenarbeit mit Vertretern der Verbraucher und der Energieversorgungswirtschaft eine Verordnung Die Kommission der Europäischen Gemeinschaften vorbereitet, durch die die Allgemeinen Versorgungs- hat dem Rat im Dezember 1976 einen Vorschlag für bedingungen für Strom und Gas den heutigen tech- eine gemeinsame Alkoholmarktordnung vorgelegt. nischen und rechtlichen Gegebenheiten und insbe- Der Vorschlag wird seit Januar 1977 in der Arbeits- sondere auch den Erfordernissen eines angemesse- gruppe Alkohol des Rates behandelt. Es zeigen sich nen- Verbraucherschutzes angepaßt werden sollen. dabei große Meinungsdifferenzen. Wegen der be- Nach Abschluß dieser Arbeiten ist vorgesehen, sonderen Schwierigkeiten der zu lösenden Pro- auch die Allgemeinen Versorgungsbedingungen für bleme kann nicht mehr damit gerechnet werden, Fernwärme und Wasser im Verordnungswege unter daß sich die Terminvorstellungen der Kommission Anlehnung an die Maßstäbe des AGB-Gesetzes in- über das Inkrafttreten der Marktordnung am 1. Ja- nerhalb der durch das AGB-Gesetz gesetzten Drei- nuar 1978 verwirklichen lassen. jahresfrist (§ 28 Abs. 3) zu regeln. Der Bundesminister für das Post- und Fernmelde- Zu Frage A 53: wesen hat nach Überprüfung der im Postgesetz Die Bundesregierung wird nach der Verabschie- festgelegten Haftungsregelungen eine Reihe von dung der Alkoholmarktordnung nur im Rahmen die- Verbesserungen angekündigt, durch die den Belan- ser Marktregelung tätig werden können, um den gen der Postbenutzer in höherem Maße als bisher Bestand der deutschen Brennereien zu sichern. Mit- Rechnung getragen werden soll. Auch die für die hin dürfte dann für nationale Maßnahmen in dieser Benutzer der Eisenbahnen geltenden Haftungsgren- Richtung nur noch ein beschränkter Raum vor- zen — es gibt solche nur für den Bereich der Be- handen sein. 3834* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Anlage 12 gelten. Tarifliche Differenzierungen gegenüber pri- Antwort vaten Haushalten, die den unterschiedlichen Kosten- gegebenheiten Rechnung tragen, sind deshalb sach- des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Münd- gerecht. Im übrigen muß vermieden werden, die liche Frage des Abgeordneten Hansen (SPD) (Druck- Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu verschlech- sache 8/1015 Frage A 58) : tern. Treffen Pressemeldungen zu, wonach das Bundesfinanzministe- Die Bundesregierung geht davon aus, daß bei ge- rium die Frist zur Vermeidung von wechselseitigen 7 b-begün- stigten Anschaffungsgeschäften von 5 auf 2 Jahre herabzusetzen werblichen und industriellen Großabnehmern aus beabsichtigt, und wie will sie verhindern, daß die Intention des 7 b-Gesetzes durch Immobilientausch unter Begüterten verfälscht Kostengründen ohnehin auf eine rationelle Energie- wird? verwendung geachtet wird. Die Erhebung einer Son- dersteuer für Großabnehmer erscheint in diesem Nach § 7 b Abs. 1 Satz 4 Nr. 2 des Einkommen- Zusammenhang zur Energieeinsparung nicht geeig- steuergesetzes können erhöhte Absetzungen nicht net. vorgenommen werden, wenn der Steuerpflichtige ein Ein- oder Zweifamilienhaus oder eine Eigentums- wohnung anschafft und im zeitlichen Zusammenhang Zu Frage A 66: mit der Anschaffung an den Veräußerer ein entspre- Wie in den Grundlinien und Eckwerten vom chendes Objekt veräußert. Wann der zeitliche Zu- 23. März 1977 verkündet, wird die Bundesregie- sammenhang als gegeben anzunehmen ist, ist im rung im Falle einer Reform der Kraftfahrzeugsteuer Gesetz nicht ausdrücklich geregelt. Im Einführungs- den Gesichtspunkten der Energieeinsparung Rech- erlaß zu dem Änderungsgesetz wurde daher im Ein- nung tragen. vernehmen mit den Ländern bestimmt, daß ein zeit- Ob Energieeinsparungen und damit Auswirkun- licher Zusammenhang immer dann besteht, wenn gen auf dem Energiemarkt durch eine Bemessung der zwischen Anschaffung und Veräußerung ein Zeit- Kraftfahrzeugsteuer nach dem Kraftstoffverbrauch raum von weniger als zwei Jahren liegt. Auch bei erreichbar sind, ist umstritten. Dies gilt auch für die längeren Zeiträumen ist eine Prüfung durch die beiden denkbaren Modelle — Normsteuer oder Ver- Finanzbehörden damit nicht ausgeschlossen. brauchsteuer —, deren Verwirklichung darüber hin- Zusammen mit der gesetzlichen Regelung, wonach aus eine Reihe weiterer Schwierigkeiten mit sich jeder Steuerpflichtige in seinem Leben nur einmal bringen würde. die erhöhten Absetzungen des § 7 b Einkommen- Die Normsteuer wäre nach dem Normverbrauch zu steuergesetz für ein begünstigtes Objekt in An- bemessen, der nach einem festgelegten Verfahren spruch nehmen darf, reicht dieser Grundsatz nach für jeden Fahrzeugtyp ermittelt werden müßte. Die Auffassung der Bundesregierung aus, um zu ver- Ermittlung eines die realen Verhältnisse widerspie- hindern, daß die Intention des § 7 b Einkommen- gelnden Normverbrauchs dürfte jedoch auf Schwie- steuergesetz verfälscht wird. rigkeiten stoßen, weil hierbei die individuell sehr unterschiedlichen Fahrzustände und -gewohnheiten der Autofahrer repräsentativ zu gewichten wären. Eine Orientierung der Automobilhersteller allein am Anlage 13 Normverbrauch muß nicht notwendig zu sparsamen Fahrzeugen führen. Antwort Die Verbrauchsteuer müßte nach dem tatsächlich des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen aufgetretenen Verbrauch durch Vollumlegung der Fragen des Abgeordneten Wolfgramm (Göttingen) bisherigen Hubraumsteuer auf die Mineralölsteuer (FDP) (Drucksache 8/1015 Fragen A 65 und 66) : bemessen werden. Dies würde zu einer Erhöhung Beabsichtigt die Bundesregierung im Rahmen der Einsparung des Literpreises für Vergaser- und Dieselkraftstoff von Energiemaßnahmen, die — wie z. B. die Einführung einer Sondersteuer für Energie in Frankreich — sicherstellen, daß nicht um 0,15 DM/1 führen und bei gleichem Steueraufkom- länger private Haushalte mit geringerem Energieverbrauch ge- men eine stärkere Belastung der Kraftfahrer bedeu- genüber den Großabnehmern durch ungünstigere Tarife benach- teiligt werden? ten, die aus beruflichen Gründen auf hohe Kilome- Wie beurteilt die Bundesregierung die Auswirkung einer Be- terleistungen angewiesen sind (Pendler, Handels- messung der Kraftfahrzeugsteuer statt wie bisher nach dem Hub- raum der einzelnen Modelle nach dem Kraftstoffverbrauch auf verkehr etc.), während Fahrzeughalter mit unter- den Energiebedarf? durchschnittlichen Fahrleistungen, wie z. B. Zweit- wagenbesitzer, entlastet würden. Zu Frage A 65: Die Bundesregierung überprüft derzeit im Rah- men der Energieeinsparung die Tarifstrukturen im Elektrizitätsbereich. Es ist nicht beabsichtigt, die Ta- rifstrukturen zu Lasten industrieller Großabnehmer Anlage 14 zu verändern. Die Prüfung konzentriert sich darauf, Antwort energiesparende Elemente in der Bundestariford- nung Elektrizität zu verstärken. Hierbei mißt die des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen Bundesregierung der Kostenorientierung die not- Fragen des Abgeordneten Simpfendörfer (SPD) wendige Bedeutung zu. Dieser Grundsatz muß auch (Drucksache 8/1015 Fragen A 67 und 68) : für die sich außerhalb der Tarifordnung vollzie- Warum hält es die Bundesregierung weiterhin für notwendig, bei der Vergabe öffentlicher Aufträge Vertriebenen oder Flücht- hende Preisgestaltung gegenüber Großabnehmern lingen im Verhältnis zu anderen ein Preisprivileg einzuräumen, Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3835*

auch wenn bei den begünstigten Firmen schon auf Grund ihres dere in Ländern, in denen die Kohle mit wesentlich Alters angenommen werden müßte, daß ihre Inhaber längst als eingegliedert angesehen werden müßten? günstigeren Kosten gefördert werden kann als bei Prüft die Bundesregierung Änderungsvorschläge mit dem Ziel, uns, weiter ausgebaut werden. Es ist richtig, daß eine zu weit gehende Begünstigung und damit Wettbewerbsver- zerrungen abzubauen? u. a. auch die internationalen Ölgesellschaften aus verschiedenen Gründen Kohlebeteiligungen erwer- Zu Frage A 67: ben. Daß diese Beteiligung der Olgesellschaften spe- zifische Konsequenzen für den deutschen und euro- Ich teile Ihre in der Frage zum Ausdruck kom- päischen Energiemarkt und für unsere Energiepoli- mende Auffassung, daß Vertriebenen und Flücht- tik haben wird, ist bisher nicht zu erkennen. Aller- lingen nur so lange Vergünstigungen bei der Ver- dings ist generell mit einem steigenden Angebot von gabe von öffentlichen Aufträgen eingeräumt werden Kohle aus Drittländern zu rechnen, wodurch sich die sollten, wie sich die Vertreibung noch auf die wirt- Wettbewerbsposition der deutschen Kohle in den schaftliche und soziale Lage dieses Personenkreises übrigen EG-Ländern und auf dem Weltmarkt weiter auswirkt. verschlechtern könnte. Die deutsche Energiepolitik Das Bundesvertriebenengesetz — BVFG — sieht in- ist darauf ausgerichtet, die heimischen Kohlevor- dessen bereits vor, daß ein Angehöriger des ange- kommen für unsere Energieversorgung optimal zu sprochenen Personenkreises, der in das wirtschaft- nutzen, und hat demzufolge die Importe von Dritt- liche und soziale Leben in einem nach seinem frü- landskohle gesetzlich beschränkt. Die Bundesregie- heren wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen rung geht davon aus, daß auch die europäische zumutbaren Maße eingegliedert ist, diese Vergün- Energiepolitik an ihrem bisherigen Ziel festhält, die stigung im Wege des sog. Aussteuerungsverfahrens eigene Kohleförderung in der Gemeinschaft in der (§ 13 BVFG) verliert. bisherigen Größenordnung zur Sicherung der Ver- sorgung aufrechtzuerhalten. Über die Beendigung der Vorzugsstellung ent- scheiden die zentralen Dienststellen der Länder (Lan- desflüchtlingsverwaltungen) oder die von ihnen be- Zu Frage A 70: stimmten Behörden bzw. die Entschädigungsorgane Die Ruhrkohle AG hat die Stillegung von fünf der Länder. ohnehin unwirtschaftlichen Kokereien beschlossen, um ihre Koksproduktion an die mittelfristig gerin- Zu Frage A 68: ger eingeschätzten Absatzmöglichkeiten im Bereich der europäischen Eisen- und Stahlindustrie anzupas- Das Bundesministerium für Wirtschaft steht seit sen. Eine Verminderung der Förderkapazität für geraumer Zeit in Verhandlungen mit den Ländern, Kokskohle ist in diesem Zusammenhang nicht vor- um die Überprüfung der Eingliederung wirksamer gesehen. zu gestalten. Die Aufschließung neuer Kokskohlelagerstätten Es besteht bereits ein Vorschlag Schleswig-Hol- u. a. in Kanada, an der übrigens auch die Ruhrkohle steins, die Vergünstigung nach § 74 BVFG auf 10 AG beteiligt ist, dient dazu, rechtzeitige Vorsorge Jahre nach Errichtung eines Betriebes zu beschrän- für den langfristig ansteigenden Weltbedarf an ken. Dieser Vorschlag soll zu gegebener Zeit vom Kokskohle zu treffen. Die Kohle kann in Kanada und Wirtschafts- und Agrarausschuß der Arbeitsgemein- auch in anderen Ländern der Welt aufgrund der schaft der Landesflüchtlingsverwaltungen behandelt geologischen Gegegebenheiten wesentlich kosten- werden. günstiger gefördert werden als in unserem Lande. In jedem Fall wird eine bundeseinheitliche Rege- lung angestrebt.

Anlage 16 Antwort Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Holtz (SPD) (Drucksache des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen 8/1015 Fragen A 71 und 72) : Fragen des Abgeordneten Wolfram (Recklinghau- Welche Entwicklung nahm das Gesamtvolumen des deutsch- argentinischen Handels in den vergangenen fünf Jahren, und in sen) (SPD) (Drucksache 8/1015 Fragen A 69 und 70) : welcher Höhe sind derzeit Geschäfte durch Hermes-Bürgschaften abgesichert? Welche Konsequenzen ergeben sich für den deutschen und europäischen Energiemarkt und für unsere Energiepolitik, wenn Trifft es zu, daß der Bürgschaftsrahmen des deutschargentini- — wie in „Les Echos", Paris, vom 15. September 1977 gemeldet schen Handels erheblich erweitert worden ist („Die Zeit" vom — die internationalen großen Ölgeselischaften, wie Esso, Shell, 30. September 1977), und wie beurteilt die Bundesregierung diese BP verstärkt ins Kohlengeschäft einsteigen? Erweiterung angesichts der innenpolitischen Situation in Argen- tinien? Wie bewertet die Bundesregierung die drastische Reduzie- rung der Kokserzeugung in der Bundesrepublik Deutschland in Zusammenhang mit der vom „WD Energiewirtschaft", Düssel- dorf, vom 29. September 1977 verbreiteten Meldung, daß Kanada Zu Frage A 71: seine Kokskohlenförderung stark ausbauen will? Das. Gesamtvolumen des deutsch-argentinischen Handels ist in den letzten fünf Jahren mit rd. Zu Frage A 69: 1,6 bis 1,7 Milliarden DM im wesentlichen gleich- Angesichts des erwarteten steigenden Weltbe- geblieben (in 1974: 1,4 Milliarden DM), obgleich darfs an Kohle wird die Kohleförderung insbeson- sich die deutschen Ein- und Ausfuhren aus und nach 3836' Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Argentinien sehr unterschiedlich entwickelt haben auf die Großen Anfragen der Fraktionen von SPD (vgl. beiliegende Aufstellung). und FDP sowie von CDU/CSU im Juni 1977 zusätz- Der Rückgang der deutschen Einfuhren aus Argen- lich erläutert (BT-Drucksachen 8/569 und 8/570). Da- tinien in 1974 und 1975 ist im wesentlichen auf die bei hat sie angekündigt, daß sie bei der Zweiten EG-Rindfleischsperre zurückzuführen, während sich Fortschreibung ihres Energieprogramms auch die die deutschen Exporte nach Argentinien in 1973 Beiträge berücksichtigen wird, die sich hierzu aus und 1975 deswegen und aufgrund der in diesen Jah- der politisch-parlamentarischen Debatte ergeben. ren wegen schlechter Devisenlage verordneten ar- Gleiches gilt für die energiewirtschaftliche Entwick- gentinischen Einfuhrbeschränkungen verringerten. lung. Die energiewirtschaftlichen Institute überprü- fen derzeit den Einfluß neuerer Entwicklungen auch Im Jahr 1976 war der Warenaustausch mit Argen- struktureller Art und zwischenzeitlicher Beschlüsse tinien bei deutschen Ausfuhren von 892,1 Millionen der Bundesregierung mit dem Ziel der Einsparung DM und Einfuhren von 873,4 Millionen DM nahezu von Energie auf die Vorausschätzung des Energie- ausgeglichen, wobei das Gesamtvolumen gegenüber verbrauchs. dem Vorjahr deutlich angestiegen ist. Die Zahlen für das 1. Halbjahr 1977 zeigen, daß der Aufwärts- Zu Frage A 74: trend anhält. Die Zahlen über das Bundesobligo aus der Ver- Die in den „Grundlinien und Eckwerten" aufge- bürgung von Ausfuhrgeschäften sind vertraulich. Ich zeigten Szenarien wurden vom Deutschen Institut bitte daher um Verständnis, daß die Bundesregie- für Wirtschaftsforschung auf der Basis bestimmter rung auch die Zahlen über das Obligo aus Argen- Prämissen im Auftrag der Bundesregierung entwik- tinien-Geschäften nicht offenlegen kann. Die Bun- kelt. Sie hatten den Zweck, einen Anhaltspunkt für desregierung ist aber bereit, hierüber im Haushalts- die Spielräume beim Einsatz der verschiedenen ausschuß des Deutschen Bundestages im einzelnen Energieträger zu geben. Wie bei allen derartigen Auskunft zu geben. Szenarien handelt es sich um Modelle, nicht aber um Vorausschätzungen. Sie zeigen unabhängig von der Beurteilung der einzelnen Prämissen, daß lang- Zu Frage A 72: fristig ein Verzicht auf den weiteren Ausbau von Es trifft nicht zu, daß der Bürgschaftsrahmen für Kernkraft nicht akzeptabel ist. den deutsch-argentinischen Handelsaustausch erheb- lich erweitert worden ist. Einen solchen Rahmen gibt es nicht. Wohl konnte die Bundesregierung im September 1977 angesichts der deutlich verbesserten Anlage 18 Wirtschafts- und vor allem Transferkraft und die längerfristig günstigen Aussichten für die wirt- Antwort schaftliche Entwicklung Argentiniens die Orientie- rungsgröße für die Verbürgung von Einzelgeschäf- des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen ten von 10 Millionen DM auf 20 Millionen DM an- Fragen der Abgeordneten Mahne (SPD), Schirmer heben. Diese Erhöhung bedeutet keine qualitative (SPD), Müntefering (SPD) und Haase (Fürth) (SPD) Veränderung unserer Handelspolitik gegenüber Ar- (Drucksache 8/1015 Fragen A 75, 76, 77 und 78) : gentinien. Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, über ihren Ver- treter im Vorstand der Deutschen Zentrale für Tourismus auf eine Aufnahme von zwei Vertretern der deutschen Automobil- clubs in die Deutsche Zentrale für Tourismus noch vor der Wahl des neu konzipierten Verwaltungsrates hinzuwirken, wenn die Automobilclubs gemeinsam einen entsprechenden Antrag stellen? Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, über ihren Vertre- Anlage 17 ter im Vorstand der Deutsdien Zentrale für Tourismus auf eine Aufnahme des Deutschen Camping-Clubs in die Deutsche Zen- Antwort trale für Tourismus noch vor der Wahl des neu konzipierten Verwaltungsrates hinzuwirken, wenn der Deutsche Camping- Club einen entsprechenden Antrag stellt, und wenn ja, wann des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen kann damit gerechnet werden? Fragen des Abgeordneten Gerstein (CDU/CSU) Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, über ihren Ver- treter im Vorstand der Deutschen Zentrale für Tourismus auf (Drucksache 8/1015 Fragen A 73 und 74) : eine Aufnahme der Arbeitsgemeinschaft für Verbraucher in die Deutsche Zentrale für Tourismus noch vor der Wahl des neu Hält die Bundesregierung noch an ihren eigenen energiepoli- konzipierten Verwaltungsrates hinzuwirken, wenn die Arbeits- tischen Zielvorstellungen fest, die sie im März 1977 den parla- gemeinschaft der Verbraucher einen solchen Antrag stellt? mentarischen Gremien und der Öffentlichkeit vorgelegt hat? Welche Stellung bezieht die Bundesregierung zu den „Sze- Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, über ihren Vertre- narien", die sie selbst über die Auswirkungen mangelnder Kern- ter im Vorstand der Deutschen Zentrale für Tourismus auf eine kraftwerkskapazität entwickeln ließ und die im einzelnen in den Aufnahme der Gewerkschaften in die Deutsche Zentrale für Tou- „Eckwerten" vom März 1977 dargestellt sind? rismus noch vor der Wahl des neu konzipierten Verwaltungs- rates hinzuwirken, wenn die Gewerkschaften einen entsprechen- den Antrag stellen? Zu Frage A 73: Ihre Frage und die Fragen der Abgeordneten Die Bundesregierung sieht keinen Anlaß, von Haase, Müntefering und Schirmer betreffen alle den ihren energiepolitischen Zielvorstellungen, die sie gleichen Sachverhalt. Meine Antwort kann daher in ihrem Energieprogramm, in der Ersten Fort- nur gleichlautend sein: schreibung des Energieprogramms und in den „Grundlinien und Eckwerten für die Fortschreibung Die Bundesregierung gehört dem Vorstand der des Energieprogramms" vorgelegt hat, abzuweichen. Deutschen Zentrale für Tourismus e. V. nicht als Sie hat diese Zielvorstellungen in den Antworten Mitglied an. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3837*

Bei der Deutschen Zentrale für Tourismus e. V. Die von Ihnen erwähnte gesetzliche Vorschrift handelt es sich um einen rechtsfähigen Verein im schreibt vor, daß der Bundesausschuß der Ärzte und Sinne von § 21 BGB. Über die Aufnahme von Mit- Krankenkassen in den Arzneimittel- und Heilmittel- gliedern entscheidet nach vereinsrechtlichen Sat- richtlinien eine Zusammenstellung von Arznei- und zungsregelungen die Mitgliederversammlung der Heilmitteln vorsieht, die dem Arzt den Preisver- Deutschen Zentrale für Tourismus als das dafür zu- gleich und die Auswahl therapiegerechter Verord- ständige Vereinsorgan. nungsmengen ermöglicht. In der Mitgliederversammlung ist die Bundes- Abgesehen davon, daß diese Richtlinien auch regierung ebenfalls nicht stimmberechtigt. Nach den Heilmittel einzubeziehen haben, soll durch die ge- Überlegungen zur Satzungsänderung ist eine Mit- setzliche Regelung der Kassenarzt verpflichtet wer- gliedschaft der Bundesregierung in dem für die den, die gebotene Möglichkeit zum Preisvergleich Entscheidung zur Aufnahme neuer Mitglieder allein zu nutzen. Der Bundesausschuß hat bis zum 1. Juli zuständigen Organ — also der Mitgliederversamm- 1978 entsprechende Übersichten zur Verfügung zu lung — nicht vorgesehen. stellen. Nach Vorlage von Ergebnissen der beim Bundesgesundheitsamt eingerichteten Transparenz- kommission wird durch den Bundesausschuß zu prüfen sein, welche Folgerungen hieraus für die Anlage 19 Richtlinien zu ziehen sind. Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd- liche Frage des Abgeordneten Stutzer (CDU/CSU) Anlage 21 (Drucksache 8/1015 Frage A 80) : Antwort Vertritt die Bundesregierung immer noch den Standpunkt, daß das 20. Rentenanpassungsgesetz zu keiner Beitragserhöhung in der Sozialversicherung führt, nachdem verschiedene Kranken- des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd- kassen unter Hinweis auf dieses Gesetz ab 1978 Beitragserhö- hungen angekündigt haben? liche Frage des Abgeordneten Dr. Probst (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage A 84) : Die Bundesregierung hat bereits in der Begrün- Trifft es zu, daß die Bundesanstalt für Arbeit eine wissen- dung zum Entwurf eines Krankenversicherungs- schaftliche Untersuchung ihres Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung geheimhält, in deren Rahren auch die Mei- Kostendämpfungsgesetzes sowie in den nachfolgen- nung der Bevölkerung hinsichtlich der Verantwortung für die den Beratungen des Gesetzentwurfs immer wieder Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt erforscht wurde, und wenn ja, warum wird die Untersuchung geheimgehalten — sind ins- darauf hingewiesen, daß durch die geänderte Finan- besondere entsprechende Wünsche oder Andeutungen aus dem Bereich der Bundesregierung an die Bundesanstalt für Arbeit zierung der Krankenversicherung der Rentner auf herangetragen worden —, und wann werden Fragen und Ant- die Krankenkassen zusätzliche Mehrbelastungen zu- worten sowie die Ergebnisse der Untersuchung der Wissenschaft kommen. und Öffentlichkeit zur Auswertung zugänglich gemacht? Das Krankenversicherungs-Kostendämpfungsge- Ihre Frage dürfte sich auf eine im Herbst 1975 setz ist erst vor kurzem in Kraft getreten. Es ist noch vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung nicht möglich, seine Auswirkungen voll zu bewerten. durchgeführte Verlaufsuntersuchung zur Problema- Jedoch ist bereits jetzt deutlich erkennbar, daß sich tik der Wiedereingliederung von Arbeitslosen be- die Ausgabenentwicklung der Krankenkassen star- ziehen. Das Institut befragte anhand eines umfang- ker als zuvor der allgemeinen Einkommensentwick- reichen, schriftlich zu beantwortenden Fragebogens lung anpaßt. Die Mehrbelastungen aufgrund der ca. 7 000 Personen, die ein Jahr zuvor — im Herbst Neuregelung der Finanzierung der Krankenversiche- 1974 — bei den Arbeitsämtern arbeitslos gemeldet rung der Rentner kann zu einem beachtlichen Teil waren. Es sollten vor allem Informationen über den durch die Einnahmenüberschüsse der Krankenkassen Verbleib der Arbeitslosen, über Veränderung ihrer aus der Vergangenheit aufgefangen werden. Allge- beruflichen Situation sowie über finanzielle und meine Beitragssatzsteigerungen sind daher zur Zeit soziale Probleme während der Arbeitslosigkeit ge- nicht erforderlich. Daran ändert auch die Tatsache wonnen werden. Die besonderen Ein- und Wieder- nichts, daß einzelne Krankenkassen aufgrund ihrer eingliederungsprobleme von jugendlichen Arbeits- besonderen Situation gezwungen sein können, ihre losen wurden mit Hilfe eines gesonderten Frage- Beitragssätze heraufzusetzen. bogens untersucht. Das so gewonnene Datenmaterial wurde in der Folgezeit im Hinblick auf verschiedene Problem- stellungen ausgewertet. Die Ergebnisse sind in einer Anlage 20 Reihe von Aufsätzen in. Schriftenreihen des Instituts Antwort für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung veröffent- licht worden. des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd- Zur Zeit werden noch weitere Teilaspekte ausge- liche Frage des Abgeordneten Dr. Becker (Frank- wertet, über die ebenfalls berichtet werden soll. Da- furt) (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage A 81) : bei handelt es sich u. a. um die Frage, inwieweit es In welcher Beziehung stehen die Transparenzarzneimittellisten Arbeitslosen durch eigene Initiative gelungen ist, nach § 368 p Abs. 1 Satz 2 RVO und die der Transparenzkom- mission beim Bundesgesundheitsamt zueinander, und kann die einen Arbeitsplatz zu finden, um das Problem der. Bundesregierung erläutern, warum gleich zwei Transparenzlisten Ablehnung von angebotenen Arbeitsplätzen und um benötigt werden und in welcher Hinsicht sie sich voneinander unterscheiden sollen? die Mobilitätsbereitschaft von Arbeitslosen. 3838* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Verfügt die Bundesregierung über Informationen darüber, in Die Bundesregierung begrüßt die umfangreiche welcher Höhe die Krankenkassen Aufwendungen für die Durch- Auswertung des Datenmaterials. Sie hat auf die führung von Kuren für werdende Mütter erbracht haben bzw. Bei- hilfen hierzu, und wenn ja, ergibt sich daraus eventuell, daß Veröffentlichungen keinen Einfluß genommen. Pressemeldungen zutreffen, wonach im gleichen Zeitraum in zunehmendem Maß Beihilfen zu Kuren für werdende Mütter ganz oder teilweise abgelehnt worden sind? Die gesetzlichen Krankenkassen haben im Jahre 1976 für die sogenannten „Sonstigen Hilfen" nach Anlage 22 den §§ 200 e und 200 f RVO rd. 58 Millionen DM Antwort aufgewandt. In diesem Betrag sind jedoch nicht nur die Kosten für nicht rechtswidrige Abbrüche von des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd- Schwangerschaften enthalten, sondern auch die liche Frage des Abgeordneten Horstmeier (CDU/ Aufwendungen für ärztliche Beratung über Fra- CSU) (Drucksache 8/1015 Frage A 85) : gen der Empfängnisregelung, die erforderliche Un- Gibt es Überlegungen in der Bundesregierung, bei der land- tersuchung, die Verordnung von empfängnisregeln- wirtschaftlichen Altershilfe analog dem Rentenrecht ein Witwen- geld auch für jüngere Witwen einzuführen, und wenn ja, wann den Mitteln und für eine nicht rechtswidrige Steri- ist eine gesetzliche Initiative zu erwarten? lisation. Der Aufwand für Schwangerschaftsabbrü- Es trifft zu, daß es in der Bundesregierung Über- che allein läßt sich aus abrechnungstechnischen legungen gibt, die soziale Sicherung jüngerer Hin- Gründen nicht von den übrigen vorgenannten Ko- sten getrennt erfassen. terbliebener von landwirtschaftlichen Unternehmern (Witwen und Witwer) im Rahmen des Systems der Zu Ihrer zweiten Frage möchte ich folgendes be- landwirtschaftlichen Sozialversicherung zu verbes- merken: sern. Das Bundeskabinett wird sich demnächst mit Die Bundesregierung verfügt über keine Informa- dieser Frage befassen. tionen darüber, in welcher Höhe die Krankenkassen Aufwendungen für die Durchführung von Kuren für werdende Mütter erbracht haben, da die Kranken- kassen die Kosten für diese — im übrigen nach Anlage 23 unterschiedlichem Satzungsrecht gewährten — Lei- stungen nicht getrennt von den Aufwendungen für Antwort sonstige Vorbeugungskuren erfassen. Bisher ist des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd- mir nicht bekanntgeworden, ob Versicherungsträ- liche Frage des Abgeordneten Kirschner (SPD) ger Zuschüsse zu derartigen Kuren ganz oder teil- (Drucksache 8/1015 Frage A 86) : weise abgelehnt haben. Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, um über die Bundesanstalt für Arbeit den Rundfunk- und Fernsehanstalten für deren Regionalprogramme auf Bundesebene eine Servicesendung für Arbeitnehmer dergestalt anzubieten, die der Bundesanstalt für Arbeit von den Unternehmen gemeldeten offenen Stellen zu einer günstigen Tageszeit in regelmäßigen Zeitabständen auszu- strahlen, um hier ein neues Instrument regionaler und über- Anlage 25 regionaler Stellenvermittlung gekoppelt mit einer zusätzlichen regionalen Mobilität zum Abbau der Arbeitslosigkeit einzu- Antwort setzen? Ihrer Anregung, durch die Bekanntgabe offener des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd- Stellen in Rundfunk und Fernsehen zum Abbau der liche Frage des Abgeordneten Röhner (CDU/CSU) Arbeitslosigkeit beizutragen, kommt die Bundes- (Drucksache 8/1015 Frage A 89) : anstalt für Arbeit nach. Bereits jetzt verbreiten drei Worauf führt die Bundesregierung die besorgniserregende Ent- wicklung auf dem Arbeitsmarkt für Frauen — im Zuständigkeits- Rundfunkanstalten regelmäßig Stellenangebote der bereich des Landesarbeitsamtes Nordbayern — zurück, und was Bundesanstalt in ihrem Hörfunkprogramm. Der Prä- unternimmt sie, um die im Vergleich zum übrigen Geschehen auf dem Arbeitsmarkt ungleich höhere Arbeitslosigkeit bei den sident der Bundesanstalt für Arbeit hat am 5. Mai Frauen unter dem Gesichtspunkt der Chancengleichheit zu be- 1976 die Landesarbeitsämter darauf hingewiesen, einflussen? daß die Bekanntgabe geeigneter offener Stellen in Mitbedingt durch seine Zonenrandlage verzeich- Rundfunk und Fernsehen zweckmäßig ist und ent- nete Nordbayern in den Jahren 1974, 1975, 1976 im sprechende Vereinbarungen mit den Rundfunkan- Jahresdurchschnitt eine zum Teil nicht unerheblich stalten getroffen werden sollten. über dem Bundesdurchschnitt liegende Arbeitslo- senquote für Männer und Frauen. Wenn nunmehr im Sommer dieses Jahres die Arbeitslosenquote ins- gesamt auf den Bundesdurchschnitt von 4,3 v. H. ge- Anlage 24 senkt werden konnte, so sollte das positiv gewertet- werden, selbst wenn sich der konjunkturelle Erho- Antwort lungsprozeß anfangs vornehmlich zugunsten der des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd Männer auswirkt. Erfahrungsgemäß greift eine wirt- lichen Fragen der Abgeordneten Frau Hürland schaftliche Belebung im weiteren Verlauf auch auf (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen A 87 und 88) : den Dienstleistungsbereich über und erhöht damit auch das Stellenangebot für Frauen. Sind im unmittelbaren oder mittelbaren Verantwortungsbereich der Bundesregierung Erkenntnisse darüber gesammelt worden, in welcher Höhe Krankenkassen Aufwendungen für Abtreibungen Eine zusätzliche Nachfrage nach weiblichen Kräf- seit Inkrafttreten des 15. Strafrechtsänderungsgesetzes erbracht ten wird auch von den im Mai dieses Jahres vom haben, und wenn ja, welche Höhe der angesprochenen Aufwen- dungen ergibt sich daraus? Kabinett beschlossenen Maßnahmen zum Abbau Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3839* der Arbeitslosigkeit erwartet. Ich nenne als ein Bei- Sind der Bundesregierung die derzeitigen Anteile hauptamtli- cher und nebenamtlicher Lehrkräfte an Bundeswehrfachschulen be- spiel die Bereitstellung von 270 Millionen DM für kannt, und beabsichtigt sie anstelle der nebenamtlichen Lehr- kräfte vermehrt hauptamtliche Lehrkräfte in den Stellenplänen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen mit Schwerpunkt auszuweisen mit dem Ziel, auf dem Arbeitsmarkt Erleichterungen Soziale Dienste; hier dürften sich nach Abschluß zu schaffen? der für eine neuartige Maßnahme notwendigen Vor- Ist der Bundesregierung bekannt, wieviel Stunden an Bundes- wehrfachschulen zur Zeit von nebenamtlichen Lehrkräften aus bereitungen besonders für Frauen zusätzliche Mög- welchen Bereichen und zu welchen Gesamtkosten gegeben wer- lichkeiten eröffnen. Eine gewisse Schwierigkeit für den? die Vermittlung weiblicher Kräfte liegt allerdings in ihrer häufig geringeren Mobilität aufgrund fami- Zu Frage A 98: liärer Bindungen; hinzu kommt, daß der allgemein An den 30 Bundeswehrfachschulen unterrichten hohe Anteil von Frauen, die eine Teilzeitbeschäfti- z. Z. 260 hauptamtliche und 755 nebenamtliche Lehr- gung suchen, in Nordbayern im Vergleich zu an- kräfte. Es ist beabsichtigt, weitere Planstellen für deren Bezirken besonders groß ist. hauptamtliche Lehrkräfte zu beantragen, um den nebenamtlich erteilten Unterricht an den Bundes- wehrfachschulen auf ein ausgewogenes Maß zurück- zuführen und gleichzeitig den Arbeitsmarkt zu ent- lasten. Die Bundeswehrfachschulen werden aller- Anlage 26 dings auch in Zukunft bei der Durchführung ihres Antwort Auftrags in gewissem Umfang auf nebenamtliche Lehrkräfte angewiesen sein, da einige Fächer eine des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd- so geringe Anzahl von Wochenstunden aufweisen, liche Frage des Abgeordneten Dr. van Aerssen daß eine hauptamtliche Lehrkraft damit nicht ausge- (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage A 95) : lastet werden kann. Auch an den entsprechenden Welche politischen Schlußfolgerungen zieht die Bundesregie- öffentlichen Schulen der Länder, wie z. B den Be- rung aus den Ergebnissen der Unternehmensbefragung, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Nürn- rufsaufbauschulen und den Fachoberschulen, wird berger Bundesanstalt für Arbeit und das Münchner Ifo-Institut in solchen Fällen nebenamtlich unterrichtet. gemeinsam durchgeführt haben?

Die Antwort auf die von Ihnen genannte Befra- Zu Frage A 99: gung ergab, daß die Verarbeitende Industrie die Zahl der Beschäftigten unter bestimmten Vorausset- An den Bundeswehrfachschulen werden z. Z. zungen um durchschnittlich 12% im Produktions- 187 750 Unterrichtsstunden pro Jahr von nebenamt- bereich und um 4 % im Verwaltungsbereich er- lichen Lehrkräften erteilt. Das sind 47 % des anfal- höhen würde. Hochgerechnet auf die gesamte In- lenden Unterrichts. Die nebenamtlichen Lehrkräfte dustrie entsprechen diese Angaben einem Personal- haben die Lehrbefähigung für den Realschul- oder bedarf von 700 000, der bei Vollauslastung der Ka- Gymnasialbereich bzw. für das berufliche Schul- pazitäten benötigt würde. Für das Baugewerbe wesen. Die Gesamtkosten für den nebenamtlich er- wurde eine Zahl von 250 000 ausgewiesen. teilten Unterricht an Bundeswehrfachschulen belau- fen sich z. Z. auf 4,6 Millionen DM jährlich. Ich will mich nicht dazu äußern, ob diese Zahlen schlüssig sind und damit den tatsächlichen Umfang der personellen Aufnahmefähigkeit der Betriebe widerspiegeln. Zu berücksichtigen wäre z. B., daß im Anlage 28 Einzelfall die Annahme einer Zusatznachfrage wegen Antwort inzwischen eingetretener struktureller Veränderun- gen unrealistisch ist. Wichtig ist aber die Tendenz- des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die aussage, daß die Auslastung des vorhandenen Pro- Mündlichen Fragen des Abgeordneten Hoffie (FDP) duktionspotentials die primäre Voraussetzung für (Drucksache 8/1015 Fragen A 100 und 101): Neueinstellungen ist. Dies deckt sich mit der Ein- Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß auf Grund schätzung der Situation durch die Bundesregierung. der Konzentration militärischer Übungsflüge auf bestimmte Zo- nen im Luftraum über der Bundesrepublik Deutschland eine zwar Demgemäß zielen ihre wachstums- und konjunktur- nicht generelle, aber in bestimmten Bereichen, wie z. B. der vor- deren Bergstraße oder dem Odenwald, wachsende und unzumut- fördernden Maßnahmen schwerpunktmäßig auf die bare Lärmbelastung gegeben ist? Stärkung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Ich Ist die Bundesregierung bereit, eine Verordnung auf Grund des nenne in diesem Zusammenhang nur das im Mai Gesetzes zum Schutz gegen Fluglärm zu erlassen, durch die über die Erstattung von Aufwendungen für bauliche Lärmschutzmaß- 1977 beschlossene 16-Milliarden-DM-Programm für nahmen bei Wohngebäuden in den Lärmschutzzonen der Flug- häfen hinaus eine neue Kategorie für diejenigen Gebiete einge- Zukunftsinvestitionen sowie die Beschlüsse der Bun- führt wird, die im Bereich von sogenannten Tiefflugbändern für desregierung vom 14. September 1977. militärische Übungsflüge liegen, in denen zum Teil erheblich größere und folgenschwerere Lärmbelästigungen als im Einzug- bereich von Flughäfen festzustellen sind?

Zu Frage A 100: Anlage 27 Zur Vermeidung von Fluglärmkonzentrationen wird militärischer Tiefflug ohne Bindung an ein Antwort vorgegebenes Streckennetz über nahezu dem ge- des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die samten Bundesgebiet durchgeführt. Mündlichen Fragen des Abgeordneten Kühbacher Ausgespart werden Tiefflugbeschränkungsgebiete, (SPD) (Drucksache 8/1015 Fragen A 98 und 99) : die Luftverteidigungsidentifizierungszone, der Raum 3840* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 südlich der Grenzabstandslinie zu den neutralen Aus verfassungsrechtlichen Gründen ist es nicht Staaten Osterreich und Schweiz sowie zusammen- möglich, Berufssoldaten gegen ihren Willen vorzeitig hängende Stadtgebiete mit mehr als 100 000 Einwoh- in den Ruhestand zu versetzen. Für ein vorzeitiges nern. Ausscheiden auf freiwilliger Basis müßten daher finanzielle Anreize geschaffen werden. Diese könn- Luftraumstruktur und Geographie der Bundesrepu- ten sowohl in einer Erhöhung des bis zum Zeitpunkt blik Deutschland machen das Auftreten gelegent- des vorzeitigen Ausscheidens erdienten Ruhege- licher Verdichtungen des Tiefflugverkehrs — und haltsanspruchs, als auch in einer Abfindungsprä- damit erhöhten Fluglärm — unvermeidlich. mie oder aber auch in einer Kombination beider An- Die Enge des Luftraums über der Bundesrepublik reize bestehen. Deutschland macht eine Aussparung bestimmter Ge- biete vom militärischen Tiefflug nicht möglich, ohne gleichzeitig in anderen Gebieten die Luftlärmbela- stung drastisch zu erhöhen. Anlage 30 Zu Frage A 101: Antwort Das Gesetz zum Schutz gegen Fluglärm ermächtigt des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die die Bundesregierung lediglich zur Festsetzung von Mündliche Frage des Abgeordneten Hansen (SPD) Lärmschutzbereichen mit der sich hieraus ergeben- (Drucksache 8/1015 Frage A 104) : den Erstattungspflicht für bauliche Schallschutzmaß- nahmen in der Umgebung von Flugplätzen. Welche Art von militärischer Hilfe — Rüstungsexport, Aus- rüstungsbeihilfe, Ausbildung von Militärangehörigen — gewährt die Bundesregierung dem argentinischen Militärregime, und ist Ich darf darauf hinweisen, daß auch die entspre- die Bundesregierung bereit, diese Hilfe auf Grund der innen- chende Festsetzung von Lärmschutzbereichen für politischen Situation in Argentinien einzustellen? militärische Luft /Boden-Schießplätze nur möglich Die Bundesregierung hat der argentinischen war, weil diese Plätze als Flugplätze im Sinne des 1. Regierung keine militärische Hilfe in der Form von Gesetzes zum Schutz gegen Fluglärm angesehen werden konnten. Rüstungsexporten gewährt. Eine solche Hilfe ist nur innerhalb der NATO üblich. 2. Ausrüstungshilfe erhält Argentinien nicht. Es ist auch nicht beabsichtigt, eine solche zu gewähren. Anlage 29 3. Argentinien erhält — wie etwa 30 andere Län- Antwort der auch — sog. Ausbildungshilfe. Die Bundeswehr des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die -hat Argentinien 1977 einen Ausbildungsplatz zur Mündlichen Fragen des Abgeordneten Jungmann Verfügung gestellt. Im kommenden Jahr wird Ar- (SPD) (Drucksache 8/1015 Fragen A 102 und 103) : gentinien keine Soldaten zur Ausbildung in die Treffen Zeitungsberichte zu, nach denen die Bundesregierung Bundesrepublik entsenden. beabsichtigt, um die Probleme der Altersstruktur in der Bundes- wehr zu lösen, Offiziere vom Dienstgrad Oberstleutnant an nach Damit erübrigt sich eine Antwort auf den 2. Teil Vollendung des 46. Lebensjahrs mit Anspruch auf Ruhegehalt in den Ruhestand zu versetzen? Ihrer Frage. Beabsichtigt die Bundesregierung, den o. a. Offizieren neben dem Ruhegeld als Anreiz eine Abfindungssumme zu zahlen, und wenn ja, wie hoch sollte diese gegebenenfalls sein? Anlage 31 Zu Frage A 102: Antwort Im Rahmen der Überlegungen, wie die Probleme einer unausgewogenen Altersschichtung, die vor- des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die nehmlich bei den Berufsoffizieren des Truppendien- Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Kunz (Wei stes bestehen, gelöst werden können, ist die vor- den) (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage A 105) : zeitige Zurruhesetzung eines zahlenmäßig begrenz- ten Teils von Offizieren nur eines von mehreren Ist die Bundesregierung bereit, für die Wehrdienstleistenden Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zu bezahlen, um sicher- Denkmodellen. zustellen, daß diese nach Beendigung ihrer Wehrpflichtzeit im Falle des Fehlens eines Arbeitsplatzes oder eines Studienplatzes Gemeinsames Ziel aller derzeit laufenden Über- wenigstens Arbeitslosengeld beziehen können? prüfungen ist die Verringerung von Unausgewogen- Der Bundesminister der Verteidigung zahlt grund- heiten bestimmter Altersgruppen. Es geht somit nicht sätzlich Beiträge zur Arbeitslosenversicherung für um einen Abbau einzelner Dienstgrade, z. B. von die Wehrdienstleistenden. Diese Verpflichtung- ergibt Oberstleutnanten, sondern einzig und allein um die sich aus den Bestimmungen des Arbeitsförderungs- Milderung der Folgen, die die zum Teil bis zu 230 % gesetzes, hier des § 168, wonach für Personen, die überbesetzten Geburtsjahrgänge 1935 bis 1944 in aufgrund des Wehrpflichtgesetzes Wehrdienst lei- den 80er Jahren für die Einsatzbereitschaft der Bun- sten und entweder vor dem Wehrdienst beitrags- deswehr haben werden. pflichtig beschäftigt oder arbeitslos waren, Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zu zahlen sind. Für Zu Frage A 103: die Leistungen sind im Haushalt des Bundesministers Ohne einer ausführlichen Erörterung vorgreifen der Verteidigung (Kap. 14 23 Tit. 423 17) über 50 Mil- zu wollen, läßt sich schon heute folgendes feststellen: lionen DM eingesetzt. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3841*

Anlage 32 Wie ich in meinen schriftlichen Antworten vom 8. und 15. September 1977 auf die Fragen der Abgeord- Antwort neten Dr. Karl Ahrens und Hans Wuwer ausgeführt des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündlichen habe, fand nach Bekanntwerden der Untersuchungen Fragen des Abgeordneten Kretkowski (SPD) (Druck aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Hei- sache 8/1015 Fragen A 106 und 107): delberg am 9. August 1977 eine Sachverständigen- sitzung beim Bundesgesundheitsamt zum Thema Treffen Berichte zu, nach denen dem Bundesgesundheitsamt seit mehreren Jahren Untersuchungsergebnisse vorliegen, die auf ein Aminophenazon und Krebsgefährdung statt. Auf die- erhöhtes Krebsrisiko bei der Einnahme von hormonalen Ovula- ser Sitzung vertraten die Sachverständigen die Mei- tionshemmern hindeuten, und wenn ja, inwieweit sind diese Ergebnisse bisher ausgewertet worden? nung, daß von Aminophenazon ein geringes, aber Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um den Ärzten eine vermeidbares Risiko ausgeht. Als reine Vorsorge- bessere Beurteilung dieser Frage als bisher zu ermöglichen? maßnahme wurde daher die Empfehlung ausgespro- chen, Aminophenazon bis zum 31. März 1978 durch Zu Frage A 106: andere Stoffe zu ersetzen. Eine entsprechende Pres- Die Frage eines Zusammenhanges der Einnahme semitteilung ist im Pressedienst des Bundesgesund- von oralen Kontrazeptiva und Krebserkrankungen heitsamtes vom 12. August 1977 veröffentlicht. ist Gegenstand vieler wissenschaftlicher Publikatio- Was die Einnahme biguanidhaltiger Diabetesmit- nen gewesen, die zu sehr unterschiedlichen Efgeb- tel betrifft, so ist zu sagen, daß diese Arzneimittel nissen gekommen sind. In den Fällen, in denen aus nicht grundsätzlich gesundheitsschädlich sind. Sie Tierversuchen für bestimmte Bestandteile Hinweise können allerdings — besonders bei Patienten mit auf eine mögliche Förderung des Tumorwachstums eingeschränkter Nierenfunktion — eine Übersäue- erkennbar wurden, sind die inkriminierten Stoffe rung des Blutes, eine Laktat-Azidose, auslösen. aus den oralen Kontrazeptiva entfernt worden. Bereits im Januar 1977 hat das Bundesgesund- Die deutsche Ärzteschaft wurde neben der den heitsamt in einer Pressemitteilung die Fach- und Ärzten allgemein zugänglichen Originalliteratur zu- Laienpresse ausführlich über die Sicherheitsmaß- sätzlich durch Verlautbarungen der deutschen Ärzte- nahmen bei der Behandlung mit biguanidhaltigen schaft im Deutschen Ärzteblatt und bis 1970 durch Antidiabetika aufmerksam gemacht. Außerdem hat Verlautbarungen der Arzneimittelkommission der die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzte- deutschen Ärzteschaft informiert. schaft in Abstimmung mit dem Bundesgesundheits- Für die jetzt im Handel befindlichen Präparate amt in einer Veröffentlichung im Deutschen Ärzte- liegt kein Anhalt vor, daß sie das Risiko an Krebs blatt im März 1977 die Ärzte auf eine strenge Indi- zu erkranken signifikant erhöhen. kationsstellung bei der Biguanid-Anwendung hin- gewiesen. Zu Frage A 107: Am 3. August 1977 fand eine erneute Sachver- ständigensitzung beim Bundesgesundheitsamt statt. Die Informationswege zum Arzt werden in tech- In einer Pressemitteilung vom 4. August 1977 appel- nischer Beziehung allgemein als ausreichend angese- lierte das Bundesgesundheitsamt an die Ärzte, die hen. Die Ärzteschaft ist darauf eingestellt, durch Ver- Diabetesbehandlung mit Biguaniden nicht in der lautbarungen der Arzneimittelkommission der deut- Allgemeinpraxis durchzuführen, sondern sie den mit schen Ärzteschaft im Deutschen Ärzteblatt informiert der Behandlung der Zuckerkrankheit besonders er- zu werden und dürfte diese Form der Unterrichtung fahrenen Ärzten vorzubehalten. Insbesondere soll- auch am stärksten beachten. Eine Aussendung des ten Biguanide nicht zur Dauerbehandlung, sondern Bundesgesundheitsamtes zu aktuellen Arzneimittel- nur vorübergehend bei denjenigen Diabetikern an- problemen in Anlehnung an die Dear Doctor Letters gewendet werden, die auf eine alleinige Behandlung der englischen Überwachungsbehörde könnte mögli- mit Sulfonylharnstoff-Präparaten nicht mehr anspre- cherweise den Kenntnisstand des niedergelassenen chen. Auf eine strenge Indikationsstellung und Be- Arztes über die behördlicherseits erfolgten Maß- achtung von Kontraindikationen wurden die Ärzte nahmen zur Arzneimittelsicherheit verbessern. besonders aufmerksam gemacht. In der am 18. Oktober 1977 stattgefundenen er- neuten Sitzung im Bundesgesundheitsamt in Berlin haben die Sachverständigen die bisherigen Maß- Anlage 33 nahmen des Bundesgesundheitsamtes bestätigt. Zur Möglichkeit einer noch besseren Überwachung- der Antwort Anwendung biguanidhaltiger Arzneimittel soll künf- des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche tig mit diesen Arzneimitteln ein Formblatt ausgege- Frage des Abgeordneten Kirschner (SPD) (Druck- ben werden, in dem gezielte Fragen hinsichtlich Be- sache 8/1015 Frage A 108) : achtung aller Anordnungen, Nebenwirkungen usw. aufgeführt sind. Ist der Bundesregierung bekannt, ob nach einer Entscheidung des Bundesgesundheitsamts Arzneimittel, die im Verdacht ste- Ein derartiges Formblatt, das dem Arzt von dem hen, krebsauslösende Substanzen zu enthalten, noch bis zum 31. März 1978 frei gehandelt werden können, und ist die Bundes- Zuckerkranken vor jeder neuen Verschreibung vor- regierung gegebenenfalls nicht auch der Meinung, daß nach den negativen Erfahrungen mit Contergan und den biguanidhaltigen gelegt wird, wird ein breiteres Erfassen aller Neben- Diabetesmitteln es angebracht wäre, ein sofortiges Verbot zu er- wirkungen ermöglichen. Dieses Formblatt wird in lassen und daß alle biguanid- und alle aminophenazonhaltigen Mittel aus dem Verkehr zu ziehen sind? Kürze gefertigt werden. 3842* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Anlage 34 heit die deutschen Fruchtimporteure angeregt, Antwort eigene Untersuchungsringe einzurichten, um so ih- des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündli- rer Sorgfaltspflicht besser nachkommen zu können. chen Fragen des Abgeordneten Wiefel (SPD) (Druck- Diese Einrichtungen haben sich als sehr nützlich sache 8/1015 Fragen A 109 und 110): erwiesen. Durch sie wird im Vorfeld der amtlichen Prüfling schon eine Kontrolle durchgeführt und da- Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse darüber vor, daß — wie von den Verbraucherverbänden kritisiert — durch Passi- durch beigetragen, daß unzulässige Waren nicht in vität der Lebensmittelüberwachungsste]len und der zuständigen Landesbehörden Importe italienischer Weintrauben bis zu den Verkehr kommen. 25 v. H. das hochgiftige DDT enthalten, und wenn ja, welche Schlußfolgerungen zieht sie daraus? Welche Möglichkeiten hat die Bundesregierung, im Interesse des Gesundheitsschutzes der Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland auf strengere Importkontrollen hinzuwirken, und wird sie diese Möglichkeiten gegebenenfalls nutzen? Anlage 35

Zu Frage A 109: Antwort Die Bundesregierung ist daruber informiert, daß des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündlichen in einigen Fällen von der amtlichen Lebensmittel- Fragen des Abgeordneten Dr. Hammans (CDU/ überwachung italienische Weintrauben angetroffen CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen A 111 und 112) : wurden, die höhere DDT-Rückstände aufwiesen, als Seit wann sind die für die Arzneimittel-Transparenz-Kommis- sie nach der Höchstmengenverordnung Pflanzen- sion am Bundesgesundheitsamt vorgesehenen Stellen ausreichend qualifiziert und vollständig besetzt, so daß die Anfertigung der schutz, pflanzliche Lebensmittel zulässig sind. Es Transparenz-Listen sich nicht wegen fehlender personeller Vor- handelte sich um 2- bis 9fach überhöhte Rück- aussetzungen auf unbestimmte Zeit verschiebt, wie es das Arzneimittel-Transparenz-Kommissionsmitglied Dr. Moebius im stände. Die betreffenden Weintraubensendungen Arzneimittel-Telegramm öffentlich verkündet hat? sind als nicht verkehrsfähig aus dem Verkehr ge- Mit welchen konkreten Maßnahmen gedenkt die Bundesregie- zogen worden. Bei diesem Sachverhalt kann von rung die Arzneimittel-Transparenz-Kommission wirksam zu un- terstützen, falls Engpässe in der Stellenbesetzung auftreten soll- Passivität der amtlichen Lebensmittelüberwachung ten? nicht gesprochen werden. Das Bundesministerium für Jugend, Familie und Zu Frage A 111: Gesundheit hatte Anfang des Jahres 1977, nachdem Die konstituierende Sitzung der unabhängigen die Länder Beanstandungen von Weintrauben we- Arzneimitteltransparenz-Kommission hat am 6. Juli gen zu hoher DDT-Gehalte mitgeteilt hatten, die 1977 stattgefunden. Die Kommission wird am 2. No- entsprechenden Exportländer gebeten, dafür Sorge vember 1977 zu ihrer 1. Arbeitssitzung zusammen- zu tragen, daß die deutschen Höchtsmengenvor- treten. schriften für Weintrauben eingehalten werden. Ita- Für die Geschäftsstelle beim Bundesgesundheits- lien, Griechenland und Spanien antworteten dar- amt besteht ein Personalbedarf von 17 Mitarbeitern. aufhin, daß DDT in ihren Ländern verboten sei; es 10 Stellen sind 1977 bewilligt worden. Da diese wurde jedoch eingeräumt, daß allenfalls in einigen erst mit der Verkündung des Haushaltsgesetzes zur Fällen bei den Weinbauern noch vorhandene Rest- Verfügung standen, konnte die Personalauswahl bestände an DDT aufgebraucht worden sind. Ab- trotz rechtzeitiger und intensiver Bemühungen ins- hilfe wurde zugesagt. Die Bundesregierung sieht besondere bei den leitenden Mitarbeitern noch nicht einen Erfolg ihrer Bemühungen darin, daß in diesem abgeschlossen werden. Die Einstellung der Mitarbei- Jahr nunmehr nur noch italienische Trauben und ter wird voraussichlich bis zum 1. Januar 1978 mög- von diesen nur einzelne Sendungen mit erhöhten lich sein. DDT-Rückständen aufgefallen sind, während bis jetzt Weintrauben aus anderen genannten Ländern Zu Frage A 112: nicht zu beanstanden waren. Die Befürchtung, daß sich die Herausgabe der Zu Frage A 110: Transparenzlisten wegen fehlender personeller Vor- aussetzungen auf unbestimmte Zeit verschiebe, ist Die Bundesregierung hat schon vor einigen Jahren unbegründet. Es ist sichergestellt, daß trotz der be- erreicht, daß die Importkontrolle an den Grenzen stehenden personellen Engpässe die Arbeit der durch das Zusammenwirken der Zollstellen mit der Kommission durch das Arzneimittelinstitut des Bun- amtlichen Lebensmittelüberwachung intensiviert desgesundheitsamtes wirksam unterstützt wird. worden ist. Die Überwachung der deutschen Vorschriften kann aber nicht zu einer Untersuchung eines jeden eingeführten Produktes führen; dies würde eine nicht gerechtfertigte Behinderung des Warenstroms Anlage 36 zur Folge haben und die Kapazität der Untersu- Antwort chungsämter erheblich übersteigen. Die Kontrolle importierter Lebensmittel kann daher wie bei ein- des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Mündlichen heimischen Erzeugnissen nur stichprobenweise er- Fragen des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Druck- folgen. sache 8/1015 Fragen A 113 und 114) : Über die amtliche Kontrolle hinaus hat das Bun- Wieso ist für den Bereich der Eisenbahnen die Einführung der Sommerzeit 1978 zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mehr mög- desministerium für Jugend, Familie und Gesund- lich? Deutscher Buntdestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, ,den 20. Oktober 1977 3843*

Warum sind nicht rechtzeitig Vorkehrungen getroffen worden, um eine positive Entscheidung zugunsten der Einführung der Anlage 38 Sommerzeit im Jahr 1978 zu ermöglichen, so daß eine Realisie- rung im internationalen Eisenbahnfahrplan 1978 möglich ist? Antwort Zu Frage A 113: des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Mündlichen Wenn die Entscheidung, die Sommerzeit für die Fragen des Abgeordneten Ludewig (FDP) (Druck- Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1978 einzu- sache 8/1015 Fragen 116 und 117) : führen, bis Mitte August getroffen worden wäre, Wie beurteilt die Bundesregierung die Pläne zur Verlegung hätte sie noch in den zu diesem Zeitpunkt beginnen- des Wasser- und Schiffahrtsamts Braunschweig nach Hannover? den internationalen Fahrplankonferenzen für den Hält die Bundesregierung diese Verlegung mit den Zielen des Eisenbahnfahrplan 1978/1979, die im September Zonenrandförderungsgesetzes für vereinbar? 1977 abgeschlossen wurden, berücksichtigt werden können. Eine nachträgliche Umstellung des inter- Die von den Präsidenten der Wasser- und Schiff- nationalen Eisenbahnfahrplans für das Fahrplan- fahrtsdirektionen vorgeschlagenen Lösungen zur jahr 1978/1979 wäre nur im Einvernehmen mit allen Neuordnung der Unterinstanz werden z. Z. im Bun- Beteiligten möglich. Dies erscheint nicht realisierbar. desverkehrsministerium unter Berücksichtigung al- So haben z. B. die Eisenbahnverwaltungen von Dä- ler vorliegenden Stellungnahmen eingehend geprüft. nemark und Österreich auf Anfrage ausdrücklich Die Entscheidung über die Neuordnung der Unter- erklärt, daß eine Abstimmung mit Schweden und instanz wird voraussichtlich Ende des Jahres getrof- Jugoslawien über einen geänderten Sommerfahrplan fen werden. Eine abschließende Aussage über die 1978 nicht mehr möglich ist. künftigen Standorte der Wasser- und Schiffahrts- Entsprechendes gilt nach Auskunft der Deutschen ämter ist daher zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht Lufthansa für den Sommerflugplan 1978, der eben- möglich. falls auf der Basis der geltenden mitteleuropäischen Zeit vorbereitet worden ist und Ende dieses Monats auf der IATA-Flugplankonferenz verabschiedet wird. Anlage 39 Zu Frage A 114: Antwort Die Bundesregierung kann (und konnte), will sie nicht der Entscheidung des Deutschen Bundestages des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Mündlichen vorgreifen, die Einführung der Sommerzeit erst Fragen des Abgeordneten Dr. Friedmann (CDU/CSU) dann endgültig beschließen, wenn das von ihr An- (Drucksache 8/1015 Fragen A 119 und 120) : fang April 1977 dem Deutschen Bundestag zuge- Trifft es zu, daß bei Bildung von Regionalverkehrsgesell- leitete Zeitgesetz, das die entsprechende Ermäch- schaften bei der Deutschen Bundesbahn Restkosten verbleiben, die ursprünglich von der Zentralstelle für Betriebswirtschaft der tigung für sie enthält, verabschiedet ist. Dies ist Deutschen Bundesbahn in einem Gutachten vom 24. Juni 1976 in den ersten zehn Jahren auf insgesamt 1,445 Milliarden DM bis bisher noch nicht geschehen. 3,388 Milliarden DM errechnet wurden und die sich auch nach einem weiteren daraufhin bestellten Gutachten, dessen Methodik am 25. Juli 1977 im Bundesverkehrsministerium festgelegt wurde, auf eine immer noch ähnliche Höhe belaufen, und wenn ja, wie verträgt sich diese Tatsache mit der defizitären Haushaltssituation Anlage 37 der Deutschen Bundesbahn? Hat der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Herr Antwort Ruhnau, dem Vorstand der Deutschen Bundesbahn nahegelegt, den Bericht der Vorstands vom 26. August 1977 über die Zusam- menführung der Busdienste von Bahn und Post, in dem unter des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Mündliche Bezugnahme auf obige Zahlen Bedenken gegen die übereilte Bil- dung von Regionalverkehrsgesellschaften zum Ausdruck kamen, Frage des Abgeordneten Braun (CDU/CSU) (Druck- entgegen der ursprünglichen Absicht lediglich als Vorentwurf zu sache 8/1015 Frage A 115): bezeichnen und statt dessen einen neuen Bericht vorzulegen, in dem diese Bedenken nicht mehr enthalten sind, und wenn ja, Welche Konsequenzen gedenkt die Bundesregierung aus dem welche Gründe hatte er dafür? Gutachten der WIBERA über die Wirtschaftlichkeit der Straßen- und Autobahnmeistereien im Bundesgebiet zu ziehen, und ist sie der Meinung, daß die Aussagen des Gutachtens als repräsentativ angesehen werden können, nachdem bekannt wurde, daß von Zu Frage A 119: den 700 Straßen- und Autobahnmeistereien im Bundesgebiet le- diglich zwölf näher untersucht wurden, davon acht in Nordrhein- Westfalen und davon wiederum sechs im Bereich des Land- Die Bildung von Regionalverkehrsgesellschaften schaftsverbands Rheinland? durch die Zusammenführung der Busdienste von Um die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Bahn und Post ist von den beiden Verwaltungen Straßenunterhaltung bemühen sich der Bund als positiv beurteilt worden. Träger der Straßenbaulast für die Bundesfernstraßen und die Länder, die diese Straßen nach Art. 90 GG Über die Methodik der Berechnung der sogenannten im Auftrag des Bundes 'verwalten, ständig und inten- Restkosten besteht bei Bahn und Post grundsätzliche siv. Da nur 12 von insgesamt rd. 700 Autobahn- und Übereinstimmung. Bei dem Vollzug der Zusammen- Straßenmeistereien untersucht worden sind, wird führung der Busdienste werden Lösungen gefunden, das WIBERA-Gutachten über die Wirtschaftlichkeit die eine Verschlechterung des Wirtschaftsergebnis- der Straßenunterhaltung nicht als repräsentativ an- ses der Deutschen Bundesbahn ausschließen. gesehen; seine Aussagen lassen sich daher nicht ver- allgemeinern. Die Vorschläge der WIBERA werden Zu Frage A 120: in die Überlegungen von Bund und Ländern einbe- zogen werden. Ich beantworte Ihre Frage mit „Nein". 3844* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Anlage 40 Anlage 41

Antwort Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Mündliche des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Mündlichen Frage des Abgeordneten Amling (SPD) (Drucksache Fragen des Abgeordneten Daubertshäuser (SPD) 8/1015 Frage A 123).: (Drucksache 8/1015 Fragen A 121 und 122) : Liegen der Bundesregierung Untersuchungsergebnisse darüber vor, inwieweit auf Grund einer wesentlich häufigeren Installa- Ist der Bundesregierung bekannt, daß durch ein seit Jahren. in tion von akustischen Signalanlagen an Ampeln, wie zum Beispiel Skandinavien praktiziertes System für Eltern mit Vorschulkin- in Großbritannien, die Verkehrssicherheit an Straßenkreuzungen dern es gelungen ist, die Verkehrsunfälle in dieser Zielgruppe und Fußgängerüberwegen positiv beeinflußt wird, und wenn ja, um ein Drittel zu senken, und stimmt sie mit mir überein, daß ein gedenkt die Bundesregierung den Einbau an neuen Ampelanla- derartiges System in der Lage wäre, auch in der Bundesrepublik gen bzw. den nachträglichen Einbau, eventuell durch einen zeit- Deutschland die Zahl der Verkehrsunfälle drastisch zu senken, lichen Stufenplan, zwingend vorzuschreiben oder durch Förde- und wenn ja, welche Folgerungen zieht sie daraus? rungen einen entsprechenden Anreiz zu bieten? Ist die Bundesregierung bereit, gegebenenfalls direkte Finanz- zuwendungen an die Träger verkehrserzieherischer Systeme, wie Der Bundesregierung liegen derartige Unterlagen z. B. die Deutsche Verkehrswacht, vorzunehmen und sicherzustel- len, daß diese Mittel für die Verkehrserziehung von Schulkin- nicht vor. Sie ist bereit, sich beim britischen Ver- dern eingesetzt werden? kehrsministerium zu informieren. Die Bundesregie- rung wird Ihnen das Ergebnis gern mitteilen. Zu Frage A 121: Der Bundesregierung sind die Maßnahmen zur Be- kämpfung von Kinderunfällen in Skandinavien be- kannt, und sie kennt die dort erzielten Erfolge. Aller- Anlage 42 dings ist es z. Z. nicht möglich, den Erfolg einer be- stimmten Maßnahme aus einem Maßnahmenbündel Antwort hinreichend genau zu quantifizieren. Die Bundesre- des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Mündlichen gierung weiß, daß Vorschulkinder durch den Stra- Fragen des Abgeordneten Walther (SPD) (Druck- ßenverkehr besonders géfährdet sind. Sie hat sich sache 8/1015 Fragen A 124 und 125) : daher seit Jahren durch gezielte und aufeinander ab- Ist der Eindruck richtig, daß Baustellenarbeiten an Bundesauto- gestimmte Aufklärungs- und Erziehungsmaßnahmen bahnen unverhältnismäßig lange dauern, zumeist länger als bei gleich großen Neubaustrecken, erkennbar auch dadurch, daß oft dieser Gruppe angenommen. So ist es auch in der wochen- und monatelang keine sichtbare Bautätigkeit stattfindet, Bundesrepublik gelungen, die Zahl der verunglück- und was gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls hiergegen ten Kinder in der Altersgruppe bis 6 Jahren seit zukünftig zu unternehmen? Seit wann werden an der Bundesautobahn Unna—Leverkusen 1970 um nahezu 30 % bei steigender Verkehrsdichte Reparaturarbeiten durchgeführt, und wann ist damit zu rechnen, daß diese relativ kurze Strecke einmal ohne Baustellenbehinde- zu senken. rungen passiert werden kann? Die Verkehrserziehungs- und -aufklärungsarbeit der Bundesregierung wird auch in Zukunft der Ziel- Zu Frage A 124: gruppe der Vorschulkinder besondere Beachtung Der Eindruck ist falsch. schenken. Bauarbeiten an Betriebsstrecken der Bundesauto- bahnen müssen unter Aufrechterhaltung des Betriebs Zu Frage A 122: durchgeführt werden und sind daher nicht mit dem Autobahnneubau zu vergleichen. Es sind Behelfsver- Die Bundesregierung wendet in diesem Jahr 11,5 kehrsführungen erforderlich, wobei auf der nicht Millionen DM dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat gesperrten Fahrbahn Gegenverkehr eingerichtet wer- (DVR) für Aufklärungs- und Erziehungsmaßnahmen den muß. zu. Dieser hat die Aufgabe, Verkehrsaufklärungs- Durch die weitestgehende Vollmechanisierung im und Erziehungsmaßnahmen aller beteiligten Stellen Straßenbau sind nur noch wenige Arbeitskräfte an aufeinander abzustimmen, ohne deren Selbständig- der Baustelle, deren Länge sich aus bauwirtschaft- keit und Initiative zu beeinträchtigen. In diesem lichen und betrieblichen Gesichtspunkten bemißt. Da- Rahmen stellt die Deutsche Verkehrswacht (DVW) her kommt es auch, daß teilweise der Eindruck ent- ihr Verkehrssicherheitsprogramm auf, wobei sie in steht, es werde nur an einem Punkt der Baustelle der Vergangenheit stets den Schwerpunkt ihrer gearbeitet. Maßnahmen in der Verkehrserziehung der Kinder Die im Auftrag des Bundes bauenden Länder stre- und Jugendlichen gesehen hat. Aus der dem DVR ben kürzeste Bauzeiten an. Dem wird auch durch zufließenden Gesamtsumme erhält die DVW für verlängerte Arbeitsschichten Rechnung getragen. eigene Maßnahmen rund 5 Millionen DM im Jahr 1977. Die Bundesregierung wird auch in Zukunft Die Bundesregierung hält weitergehende Maßnah- men für nicht erforderlich. durch den Bundesminister für Verkehr Maßnahmen der DVW zur Verkehrserziehung von Schulkindern im DVR unterstützen. Die Erfahrungen haben ge- Zu Frage A 125: zeigt, daß das bisherige Verfahren geeignet ist, alle Schon seit Jahren werden an der A 1 Leverku- effizienten Aufklärungs- und Erziehungsmaßnahmen sen—Kamen abschnittsweise Arbeiten zur Decken- durchzuführen und prioritären Maßnahmen den Vor- erneuerung und zum Ausbau durchgeführt. Im Hin- rang einzuräumen. blick auf die langwierigen technischen und verfah- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3845*

rensmäßigen Vorbereitungen jeder einzelnen Teil- auf den Bund vorsieht. Die damit verbundenen Fra- maßnahme werden sich die Arbeiten noch über gen der Anzahl und der Sitze der künftigen Unter- einen längeren Zeitraum, bis etwa Mitte der 80er suchungsbehörden werden z. Z. noch mit den Län- Jahre, erstrecken. dern erörtert.

Anlage 43 Anlage 45

Antwort Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Mündliche des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Metz (CDU/CSU) (Druck- Frage der Abgeordneten Frau Erler (SPD) (Druck- sache 8/1015 Frage A 126) : sache 8/1015 Frage A 128) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Regierung der Repu- blik Elfenbeinküste eine Verwaltungsanordnung Nr. 07-77 am Sind nach Auffassung der Bundesregierung die Bedenken be- 25. August 1977 in Kraft gesetzt hat, die zu einer nachhaltigen rechtigt, die vom Fachverband Stahlblechverarbeitung e. V. — Bevorzugung der staatlich gelenkten Reederei der Republik El- Industriegruppe Kfz-Kennzeichenschilder — und in einem Artikel fenbeinküste SITRAM führt, und daß diese Verwaltungsanord- im Handelsblatt vom 5. Oktober 1977 gegen den Beschluß des nung damit im Widerspruch zu Artikel 1 des Regierungsprotokolls Bundeskabinetts zur Einführung diebstahl- und fälschungssicherer über die Seeschiffahrtsbeziehungen zwischen der Bundesrepublik Kfz-Kennzeichen vorgebracht werden, und wenn ja, welche Fol- Deutschland und der Republik Elfenbeinküste vom 13. Juni 1977 gerungen zieht die Bundesregierung daraus? steht, und was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um den vereinbarten Grundsatz der gleichberechtigten Beteiligung der nationalen Linienreedereien durchzusetzen? Mit seinem Beschluß vom 7. September 1977 hat sich das Bundeskabinett für die Einführung dieb- Die elfenbeinische Verwaltungsanordnung Nr. stahl- und fälschungssicherer Kfz-Kennzeichen aus- 07/77 vom 25. August 1977 liegt der Bundesregie- gesprochen. rung im Wortlaut vor. Es trifft zu, daß diese Ver- waltungsanordnung grundsätzlich einen Vorrang für Beim Aluminiumschild läßt sich — selbst unter elfenbeinische Schiffahrtsunternehmen bei der Bela- Verwendung besonderer Befestigungselemente — der dung in den Häfen der Elfenbeinküste vorsieht. Diebstahl allenfalls erschweren, nicht aber verhin- Diese Regelung gilt jedoch gemäß den Artikeln 4 und dern. Deshalb wird eine Lösung angestrebt, die den 9 der Verwaltungsanordnung nicht soweit bilate- Kennzeichendiebstahl unmöglich machen soll: Ein rale Schiffahrtsvereinbarungen etwas anderes be- am Heck festverklebtes Folienschild würde sich bei stimmen. Insofern besteht kein Widerspruch zu Ar- Ablösung zerstören. Ist dort nicht genügend Platz tikel 1 des Schiffahrtsprotokolls vom 13. Juni 1977. für ein Folienschild, bleibt das hintere Kennzeichen Sollten sich jedoch in der Durchführungspraxis der ein Aluminiumschild, in dessen Nähe zusätzlich eine elfenbeinischen Stelle Benachteiligungen für deut- kleine Kontrollfolie angebracht wird, die sich eben- sche Linienreedereien ergeben, bietet das genannte falls beim Ablösen zerstört. Auch die Fälschungs- Schiffahrtsprotokoll eine geeignete Grundlage, um sicherheit kann bei der Folienlösung optimiert wer- dagegen vorzugehen. den. . Auch die Bundesregierung ist der Auffassung, daß bei der angestrebten Folienlösung noch einige Fra- gen zu klären sind, Dies geschieht zur Zeit. Die vor- Anlage 44 gebrachten grundsätzlichen Bedenken gegen die Folienlösung sind jedoch nicht begründet. Antwort Verfehlt ist auch, unter Hinweis auf den sog. des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Mündliche Würzburger Versuch, voreilig die Folienlösung im Frage des Abgeordneten Schröder (Wilhelminenhof) Prinzip für unbrauchbar zu erklären. Der Würzbur- (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage A 127): ger Versuch beruht weder auf einer Initiative der Kann die Bundesregierung Informationen bestätigen, nach de- Bundesregierung, noch erfüllt er die von Bundes- nen das Seeamt Emden aufgelöst und seine Aufgaben künftig regierung und Bundeskriminalamt gestellten Forde- vom Seeamt Hamburg oder Bremen wahrgenommen werden sol- len, und wenn ja, kann sie einleuchtende Argumente für einen rungen. an die Folienlösung. solchen Schritt geltend machen? Die Seeämter der Landesbehörden unterliegen der Organisation und Verwaltungskompetenz der Län- der, so daß der Bund nach der derzeitigen Rechts- Anlage 46 lage nicht in der Lage wäre, ein Seeamt aufzulösen oder seine Aufgaben anderen Seeämtern zu über- Antwort tragen. Allerdings ist es aus verfassungsrechtlichen Grün- des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Mündliche den notwendig geworden, das gesamte Seeunfall- Frage des Abgeordneten Lemmrich (CDU/CSU) untersuchungswesen neu zu regeln. Den Ländern ist (Drucksache 8/1015 Frage A 130) : deshalb ein mit den beteiligten Ressorts abgestimm- Trifft es zu, daß der Bundesverkehrsminister seine Zusage, das Teilstück Heidenheim-Westhausen b. Aalen der Bundes- ter Referentenentwurf eines neuen Gesetzes zuge- autobahn Würzburg-Ulm-Kempten-Füssen (A 7) zweibahnig zu bauen, rückgängig gemacht hat, und welches sind gegebenen- leitet worden, der eine Konzentration der Aufgaben falls die Gründe dafür? 3846' Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Eine Entscheidung des Bundesministers für Ver- diese Angabe zur Unterscheidung und damit zum kehr zum sofortigen 2bahnigen Neubau der Teil- Auffinden des Teilnehmers notwendig ist. strecke Heidenheim–Aalen im Zuge der BAB A 7 Würzburg–Ulm ist bisher nicht getroffen worden. Aus dieser Regelung erklären sich die unterschied- Der Bundesminister für Verkehr ist sich jedoch der lichen Eintragungen in den Fernsprechbüchern ein- Bedeutung und der Dringlichkeit dieser Entschei- zelner Ortsnetze, da die Angabe eines Ortsteil dung bewußt. Er wird daher auf einen beschleunig- namens nicht gestattet werden kann, wenn sie zur ten Fortgang der erforderlichen Untersuchung drän- Unterscheidung nicht notwendig ist. Im übrigen gen, damit die Voraussetzungen für die ab 1978 würde die grundsätzliche Eintragung der Abkürzung beginnenden Gespräche mit der Landesregierung der Ortsteile wegen der Vielzahl der Fälle zusätz- Baden-Württemberg geschaffen werden. liche Druckzeilen und damit erhebliche weitere Ko- sten für die Herstellung der Fernsprechbücher ver- ursachen, die unbedingt vermieden werden müssen.

Anlage 47

Antwort Anlage 49 des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Mündliche Antwort Frage des Abgeordneten Gobrecht (SPD) (Druck- sache 8/1015 Frage A 131): des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Mündliche Wie beurteilt die Bundesregierung die Möglichkeit, von sich Frage des Abgeordneten Böhm (Melsungen) (CDU/ aus, also ohne Ubereinkommen auf Gegenseitigkeit mit den ent- sprechenden Zielländern, einen verbilligten Nachttarif für Aus- CSU) (Drucksache 8/1015 Frage A 135): landstelefonferngespräche einzuführen, zumal die Gefahr von unzweckmäßigen Verkehrsverlagerungen im internatioalen Te Wie viele Tage sind durchschnittlich Postsendungen (Pakete, lefonverkehr oder mangelnder technischer und tariflicher Über- Briefe, Postkarten) aus der DDR in die Bundesrepublik Deutsch- einstimmung — wie das Beispiel Großbritannien zeigt — an- land auf dem Postweg, und gibt es Beobachtungen, aus denen dernorts offensichtlich als unerheblich eingeschätzt wird? hervorgeht, daß aus bestimmten Bezirken der DDR die Sendun- gen besonders lange unterwegs sind?

Wesentliche Voraussetzung für die Einführung Die Laufzeiten für in die Bundesrepublik gerich- eines verbilligten Nachttarifs ist, daß nicht nur das tete Briefe und Postkarten aus der DDR und Berlin inländische, sondern auch das ausländische Fern- (Ost) gehen nach den bisherigen Beobachtungen im sprechnetz den zusätzlichen Verkehr in den begün- allgemeinen nicht über 5 Tage hinaus. stigten Tarifzeiten aufnehmen kann. Ist dies — z. B. infolge starken nationalen Fernsprechverkehrs — Aus einigen Bezirken der DDR und zwar aus den nicht gewährleistet, so kommt es zu Blockierungen Bezirken Suhl, Gera, Leipzig, Dresden und Cottbus der Auslandsleitungen. Die Einführung verbilligter wurden auch schon längere Brieflaufzeiten festge- Tarife muß daher auf die nationale Tarifstruktur und stellt. das damit zusammenhängende Verkehrsvolumen mit dem Zielland abgestimmt werden. Die Laufzeiten der Briefe und -Postkarten aus dem Bereich der Deutschen Post der DDR sind im we- Deshalb hält die Deutsche Bundespost die ein- sentlichen darauf zurückzuführen, daß das dortige seitige Einführung verbilligter Nachttarife im Fern- Beförderungssystem anders gestaltet ist als das der sprech-Auslandsdienst ohne entsprechende Überein- Deutschen Bundespost. Darüber hinaus erfahren die kommen mit den Zielländern nicht für sinnvoll. Postsendungen oftmals durch die in der DDR durch- geführten Kontrollmaßnahmen Laufzeitverzögerun- gen.

Für Pakete aus der DDR können keine Laufzeit- Anlage 48 angaben gemacht werden, da auf diesen Sendungen Antwort der Einlieferungstag nicht vermerkt ist. des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Kraske (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage A 134) : Bestehen seitens der Bundesregierung oder seitens der Deut- Anlage 50 schen Bundespost Bedenken dagegen, bei größeren Städten oder Gemeinden im amtlichen Fernsprechbuch neben der Straßen- angabe auch eine Abkürzunq des Ortsteils aufzunehmen, wie Antwort dies in zahlreichen Fernsprechortsnetzen üblich ist, in anderen - aber ausdrücklich verweigert wird? des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Coppik Die Einträge der Teilnehmer in den amtlichen (SPD) (Drucksache 8/1015 Fragen A 144 und 145): Fernsprechbüchern werden nach § 39 der Fern- Ist die Bundesregierung bereit, auf Grund der neuen gesetz- meldeordnung vorgenommen. Danach werden nur lichen Bestimmungen, die das argentinische Militärregime kürz- lich erlassen hat und wonach politischen Gefangenen die Mög- die für das Auffinden einer Rufnummer erforder- lichkeit eingeräumt wird, das Land zu verlassen, ein Aufnahme- lichen Angaben aufgeführt. Deshalb wird die An- programm mit den Bundesländern für argentinische Flüchtlinge zu vereinbaren? gabe eines Gemeindeteilnamens (= Ortsteilname) Erwägt die Bundesregierung, die Stelle des deutschen Botschaf- nur dann in einen Eintrag aufgenommen, wenn ters in Buenos Aires zunächst unbesetzt zu lassen? Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3847*

Zu Frage A 144: Anlage 52 Antwort Die argentinische Regierung ist in dieser Frage bisher nicht an ausländische Regierungen herange- des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die treten. Wenn auch von den erwähnten Bestimmun- Mündlichen Fragen des Abgeordneten Engelsberger gen noch nichts offiziell bekannt ist, so muß heute (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen A 152 und schon darauf hingewiesen werden, daß durch die 153) : Aufnahme von vietnamesischen und chilenischen Wie hat Bundesaußenminister Genscher auf die Warnung von Chinas Vize-Premier Hsien-Nie reagiert, Moskaus "Phrase von Flüchtlingen, von sonstigen ausländischen Asylsu- Entspannung und Abrüstung" zu glauben, daß die Supermacht, die Honig im Mund und Galle im Herzen hat", „der gefährlichste chenden sowie den Zuzug von monatlich durch- Kriegsherd" sei, und muß aus dieser Äußerung nicht der Schluß schnittlich ca. 4 000 Spätaussiedlern aus den Ost- gezogen werden, daß die sowjetische Entspannungspolitik ein reines Scheinmanöver zur Täuschung und Einschläferung des blockstaaten die Aufnahmekapazitäten der Bundes- Westens darstellt? länder bis zum Äußersten angespannt sind. Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, ausländische Poli- tiker, die einen derart menschenverachtenden Standpunkt ein- nehmen, wie der sowjetische TASS-Chef Samjatin, der einem Aus diesem Grunde erschiene es der Bundesregie- russischen Emigranten gegenüber dessen Ermordung während der Oktoberrevolution als wünschenswert bezeichnet hatte, von rung derzeit kaum aussichtsreich, an die Bundeslän- künftigen Besuchen in der Bundesrepublik Deutschland auszu- der mit dem Ziel heranzutreten, sie um ihre Zustim- schließen? mung zur Aufnahme einer weiteren Gruppe auslän- discher Flüchtlinge zu bitten. Zu Frage A 152: Der Bundesminister des Auswärtigen hat in sei- ner Rede während des Banketts, bei dem die in Zu Frage A 145: Ihrer Frage zitierten Worte vom stellvertretenden chinesischen Premierminister Li Hsien-nien verwen- Nein. det wurden, sowie in seinen Gesprächen mit Außen- minister Huang Hua, die Haltung der Bundesregie- rung zur Entspannung erläutert. Er führte wieder- holt aus, daß wir uns auf der festen Grundlage des Atlantischen Bündnisses und der Europäischen Ge- Anlage 51 meinschaft bemühen durch eine realistische Politik Antwort der Entspannung und des Ausgleichs um den Abbau von Konfliktursachen in Europa bemühen. Die Be- des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf wertung der sowjetischen Entspannungspolitik die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Weiß- durch die Chinesen als ein reines Scheinmanöver kirchen (Wiesloch) (SPD) (Drucksache 8/1015 Fra- zur Täuschung und Einschläferung des Westens war gen A 148 und 149) : der Bundesregierung bekannt. Wir haben demge- genüber unsere eigene Haltung erläutert. Die bei- Ist die Bundesregierung auf Grund des Obduktionsbefundes in der Lage und bereit, öffentlich zu erklären, daß Elisabeth Käse- derseitigen Beziehungen sind durch diese unter- mann von argentinischen Sicherheitskräften exekutiert worden ist und nicht bei einem Feuergefecht umgekommen sein kann, schiedliche Einschätzung keineswegs getrübt wor- und welche Folgerungen zieht die Bundesregierung aus dieser den. Erkenntnis? Liegt der Bundesregierung mittlerweile die vor vier Monaten Zu Frage A 153: angeforderte Darstellung der argentinischen Behörden über die Todesumstände von Elisabeth Käsemann vor, und wenn nicht, was gedenkt sie zu unternehmen, um die Unterlagen zu er- Eine rechtliche Handhabe für den Ausschluß aus- halten? ländischer Politiker von Besuchen der Bundesrepu- blik Deutschland bietet uns das Ausländergesetz Zu Frage A 148: vom 28. April 1965, das in § 2 die grundsätzliche Bestimmung enthält, daß die Aufenthaltserlaubnis Die Bundesregierung ist nicht in der Lage, zu er- erteilt werden darf, wenn die Anwesenheit des Aus- klären, daß Frau Käsemann von argentinischen Si- länders — und darunter fallen natürlich auch aus- cherheitskräften exekutiert worden ist und nicht ländische Politiker — Belange der Bundesrepublik bei einem Feuergefecht umgekommen sein kann. Deutschland nicht beeinträchtigen. Sie werden ver- stehen, verehrter Herr Kollege, daß eine solche Weder der im Besitz der Bundesregierung befind- Frage nur von Fall zu Fall, unter. Berücksichtigung liche Obduktionsbefund des argentinischen Polizei- aller relevanten Gesichtspunkte, entschieden werden arztes in Lanus vom 4. Juni noch der Befund des kann. Gerichtsmedizinischen Instituts in Tübingen vom 12. Juni 1977 geben Anlaß und Anhaltspunkte zu einer solchen Erklärung. Anlage 53 Zu Frage A 149: Antwort Der Bundesregierung liegt die von ihr erbetene des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die ergänzende Darstellung der Todesumstände Frau Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Wittmann Käsemanns noch immer nicht vor. Die Botschaft in (München) (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen A Buenos Aires ist deswegen wiederholt bei der ar- 156 und 157): gentinischen Regierung vorstellig geworden. Sie Sieht die Bundesregierung in dem von der sogenannten Turnhallen-Konferenz in Windhuk vorgelegten Verfassungsent- wird ihre Bemühungen fortsetzen. wurf für Südwestafrika eine mögliche Grundlage für die Lösung 3848* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

der dort bestehenden Volksgruppenprobleme und wenn ja, wird Bei wieviel Gelegenheiten (bitte genaue Zahlenangabe) in der sie sich international dafür einsetzen? Sitzungsperiode 1976 haben Vertreter der Bundesregierung vor den Vereinten Nationen — Generalversammlung oder Ausschüsse Wird der Bundeskanzler bei seinem Besuch in der Volksrepu- — auf die Verletzung der Menschenrechte hingewiesen und zwar blik Polen die vom Bundesaußenminister gegenüber dem Bundes- in der Republik Südafrika, in Südwestafrika und in Rhodesien rat gegebene Zusage einlösen, mit der polnischen Regierung durch die Politik der dortigen Regierungen, in Rhodesien und über die Gewährung von Volksgruppenrechten an Deutsche im Südwestafrika durch kommunistische Terroristen (sogenannte polnischen Machtbereich zu verhandeln? „Befreiungsbewegungen" wie Swapo, Zanu und Zapu) bzw. in der „DDR", Polen und der Sowjetunion durch die dortigen Regie- Zu Frage A 156: rungen und kommunistischen Parteien? Die Bundesregierung ist — wie bereits wiederholt Gemäß den Grundsätzen ihrer Außenpolitik, zu in Fragestellung erörtert — der Auffassung, daß eine deren vorrangigen Zielen die Verwirklichung der dauerhafte Lösung des Namibia-Problems auf aus- Menschenrechte in allen Teilen der Welt gehört, ist schließlich ethnischer Basis, wie dies die sog. Turn- die Bundesregierung auch bei der 31. GV 1976 mit hallen-Konferenz in Windhuk zur Grundlage ihrer Nachdruck für die Durchsetzung der Menschenrechte Arbeit gemacht hatte, nicht möglich ist. eingetreten. In seiner Rede vor dem Weltforum be- Die Bundesregierung ist vielmehr der Überzeu- tonte der Bundesminister des Auswärtigen, daß in gung, daß die Verwirklichung des Verfassungsent- vielen Teilen der Welt die elementaren Rechte des wurfs der Turnhalle eine international akzeptable Individuums noch nicht verwirklicht seien: Sein Lösung des Namibia-Problems verhindert hätte. Recht auf Leben und auf Sicherheit seiner Person, sein Recht auf Gleichheit ohne Ansehen der Rasse, Sie hat deshalb stets darauf gedrängt, daß nicht sein Recht auf Freizügigkeit, sein Recht auf freie nur die in der Turnhalle vertretenen Gruppierungen Meinungsäußerung, seine wirtschaftlichen und so- am Prozeß der Entlassung Namibias in die Unab- zialen Rechte. hängigkeit beteiligt werden sollten. Der Bundesminister ist auf die Lage eingegangen, Dies sieht Sicherheitsratsresolution 385, für deren die im südlichen Afrika durch Rassendiskriminie- Verwirklichung die Bundesregierung eintritt, auch rung und Verweigerung des Selbstbestimmungs- ausdrücklich vor. Nur über den Weg dieser Sicher- rechts entstanden ist, und hat sich für Lösungen mit heitsratsresolution und der Beteiligung aller rele- friedlichen Mitteln eingesetzt. Zur Lage an der inner- vanten Kräfte kann ein international akzeptabler deutschen Grenze erklärte er: „Die Bundesregierung Weg für die Unabhängigkeit Namibias gefunden resigniert nicht angesichts der Wirklichkeit einer werden. Grenze, an der auf der anderen Seite noch in jüng- Im übrigen wird die Turnhallen-Konferenz nach ster Zeit Schüsse fallen. Damit muß endlich Schluß ihrer jetzigen Verhandlungsrunde als amtliche Ver- gemacht werden." fassungskonferenz seitens der südafrikanischen Im Verlauf der Generalversammlung hat unsere Verwaltung aufgelöst. Turnhalle hat dann Status Delegation in den Ausschüssen aus jeweils gegebe- einer Partei. nem Anlaß zur Frage der Menschenrechte Stellung genommen. Eine Durchsicht der Erklärungstexte hat Zu Frage A 157 ergeben, daß wir uns in den Ausschüssen der Zunächst möchte ich darauf hinweisen, daß die 31. GV insgesamt rund 20 Mal zu Menschenrechts- Reise des Bundeskanzlers nach Polen derzeit noch fragen geäußert haben. Darüber hinaus ist unsere nicht festliegt. Vor dem Auswärtigen Ausschuß des Auffassung zu Menschenrechtsfragen auch in etwa Bundesrates hat der Bundesminister des Auswärti- 10 gemeinsamen Erklärungen der Neun zum Aus- gen am 10. März 1976 erklärt, daß die Bundesregierung druck gekommen. das Thema der sprachlichen und kulturellen Rechte Es ist jedoch nicht möglich, diese Erklärungen sta- für zurückbleibende Deutsche zum Gegenstand ihrer tistisch sinnvoll aufzugliedern. Die Erklärungen ha- Gespräche mit der polnischen Regierung machen ben unterschiedlichen Charakter. Es handelt sich wird. Die Verwirklichung dieses Zieles in Form von um vorbereitete Stellungnahmen, um' Diskussions- Volksgruppenrechten dürfte allerdings ausscheiden, beiträge, um Erklärungen zur Stimmabgabe. Häufig da die polnische Verfassung Minderheitenrechte wurde zu verschiedenen Aspekten in derselben Er- nicht vorsieht. klärung Stellung genommen. Die Äußerungen sind .Die Bundesregierung hat entsprechend der ge- auch von unterschiedlichem Gewicht. So kann die nannten Erklärung des Bundesministers des Aus- grundsätzliche Erklärung des Bundesministers des wärtigen dieses Thema mit der polnischen Seite auf- Auswärtigen in der Generaldebatte nicht mit dem genommen und wird es auch weiterbehandeln. An- Diskussionsbeitrag eines Beamten im Ausschuß ver- gesichts des im deutsch-polnischen Verhältnis gege- glichen werden. Die von Ihnen gewünschte schema- benen historischen Hintergrunds handelt es sich um tische zahlenmäßige Aufgliederung der Diskussions- eine sehr schwierige Frage, deren Lösung nur lang- beiträge ist deshalb nicht möglich und wäre irre- fristig möglich sein wird. führend.

Anlage 54 Anlage 55 Antwort Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Graf Huyn Mündliche Frage des Abgeordneten Reddemann .(CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage A 163) : (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage A 165): Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3849*

Ist die Bundesregierung bereit, dem Wunsch der Parlamenta- Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß die Einräumung rischen Versammlung des Europarats zu folgen und ihrerseits hoher Unterstützungskredite zu Vorzugsbedingungen und die alle Voraussetzungen zu schaffen, damit Spanien innerhalb der Befürwortung neuer Investitionen aus der deutschen Wirtschaft, nächsten Wochen Mitglied des Europarates wird? und zwar sowohl des öffentlichen als auch des privaten Sektors, zu verantworten sind, obwohl die portugiesische Regierung trotz zahlreicher Versprechungen höchster Stellen gegenüber der Bun- Die Bundesregierung wünscht den Beitritt Spa- desregierung wegen der Auswirkungen der portugiesischen Revo- lution im April 1974, welche zur Verletzung von garantiertem niens zum Europarat und hält die Zeit reif für diesen deutschen Eigentum führte, nods immer -keine Wiedergutmechung Beitritt. Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, veranlaßt hat, und wenn nein, welche Folgerungen zieht die daß Spanien zum frühestmöglichen Zeitpunkt Mit- Bundesregierung daraus? Welche Schritte hat die Bundesregierung inzwischen unter- glied des Europarats wird. nommen oder gedenkt sie zu unternehmen, um die geschädigten Interessen der Bundesrepublik Deutschland bzw. einzelner ihrer Sie hat mit Befriedigung den Beschluß des Komi- Bürger nicht nur zu schützen, sondern einen wertgerechten Scha- densersatz für die Betroffenen von der portugiesischen Regie- tees der Ministerbeauftragten in Straßburg vom rung zu erhalten? 18. Oktober 1977 zur Kenntnis genommen, Spanien Hat die Regierung in Erwägung gezogen, der portugiesischen Regierung die Bildung einer deutsch-portugiesischen Kommission einzuladen, 20. Mitgliedstaat im Europarat zu wer- vorzuschlagen, die über die Regelung der noch immer nicht den. gelösten Fälle eine Entscheidung herbeiführen soll, die von bei- den Regierungen akzeptiert werden könnte? Welche Schritte hat die Bundesregierung unternommen oder gedenkt sie zu unternehmen, um die portugiesische Regierung erneut darauf aufmerksam zu machen, daß mit Investitionen sei- tens der deutschen Wirtschaft in Portugal so lange nicht in grö- ßerem Umfang zu rechnen ist, bis die seit nunmehr fast zwei Anlage 56 Jahren anhängigen Wiedergutmachungsfälle nicht befriedigend aus der Welt geschafft sind und ein bilaterales Investitionsförde- rungsabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Antwort der Republik Portugal garantiert, daß die bisherigen und neuen Investitionen deutscher Seite entsprechend den völkerrechtlichen Grundsätzen und klaren gesetzlichen Regelungen geschützt sind? des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Zu Frage B 3: Mertes (Gerolstein) (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen B 1 und 2) : Die Bundesregierung läßt sich bei ihrer Hilfe für Wie entwickeln sich die deutschsowjetischen Beziehungen auf den NATO-Partner und EG-Beitrittsanwärter Por- militärischem Gebiet seit dem Austausch von Militärattachés zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der UdSSR? tugal von dem Gedanken leiten, daß es nicht zu- Plant die Bundesregierung deutschsowjetische Militärabkom- letzt auch in unserem Interesse liegt, diesem Land, men, die mit den abgeschlossenen oder geplanten Militärab- das sich nach 40 Jahren Diktatur aus eigener Kraft kommen anderer Mitgliedstaaten des Atlantischen Bündnisses vergleichbar sind? auf den demokratischen Weg begeben hat, Unter-

stützung zu gewähren. . Zu Frage B 1: Die Bundesrepublik ist im übrigen nur eines von Seit dem Austausch der Militärattachéstäbe am 15 westlichen Ländern, die Portugal in seiner gegen- 1. Oktober 1976 haben sich die damit aufgenomme- wärtigen schwierigen Lage unterstützen, wobei auch nen deutsch-sowjetischen Beziehungen auf militä- Staatsbürger dieser anderen Geberländer von den rischem Gebiet gemäß den in sie gesetzten Erwar- portugiesischen Enteignungen betroffen sind. tungen entwickelt. Beabsichtigt war zunächst, der Botschaft einen fachlichen Berater in militärischen Die Bundesregierung ist davon überzeugt, daß Angelegenheiten beizugeben, wobei die Tätigkeit eine Verweigerung unserer Hilfe — abgesehen da- des Militärattachés sich nach dem Prinzip der Ge- von, daß dies politisch nicht zu verantworten wäre genseitigkeit zu richten hat. Beiden Militärattachés — die Aussichten für eine zufriedenstellende Rege- ist die Möglichkeit der Teilnahme an Reisen und lung der Entschädigungsfrage nur verschlechtern Manövern gegeben worden. Anfragen und Besuche würde. in den Ministerien und bei der Truppe hat es bis- Es darf nicht verkannt werden, daß sich der Pro- her zwei- bis dreimal gegeben. Insgesamt kann zeß der politischen Konsolidierung nach den Revo- festgestellt werden, daß der Austausch der Militär- lutionswirren von 1974 nur schrittweise vollzieht, attachéstäbe die Möglichkeiten gegenseitiger In- erst seit Mitte 1976 eine verfassungsmäßige Regie- formation erweitert hat. rung eingesetzt ist und diese Zeit braucht, um gegen erhebliche innerportugiesische Widerstände eine be- Zu Frage B 2: friedigende Lösung in der Frage der 'Entschädigung Die Bundesregierung hat zumindest zur Zeit für Enteignungen durchzusetzen. nicht die Absicht, mit der Sowjetunion irgendwelche Vereinbarungen auf militärischem Gebiet abzu- Zu Fragen B 4 und 5: schließen. Auswärtiges Amt und Botschaft Lissabon haben- häufig und nachdrücklich bei der portugiesischen Regierung wegen der Entschädigung für enteignetes deutsches Vermögen interveniert. Auch der Herr Anlage 57 Bundeskanzler hat bei Gesprächen mit dem portu- giesischen Premierminister eindringlich auf die Antwort Notwendigkeit einer raschen und befriedigenden des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Regelung dieser Frage hingewiesen. Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Jahn Es ist sicherlich auch auf diese Bemühung zu- (Braunschweig) (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Fra- rückzuführen, daß die portugiesische Regierung in gen B 3, 4, 5 und 6) : zwischen ein Entschädigungsgesetz vorgelegt hat. 3850* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Dieses am 9. August 1977 vom Parlament verab- a) Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutsch- schiedete Gesetz sieht vor, daß Ausländer bevor- land bei den Vereinten Nationen New York zugten Bedingungen unterliegen sollen. 1 = Bes.-Gr. B 9 Bei der Sitzung des deutsch-portugiesischen Re- 1 = Bes.-Gr. B 6 gierungsausschusses für Wirtschaftsfragen am 19./20. September 1977 in Bonn wurde die Anwen- 2 = Bes.-Gr. B 3 dung des neuen portugiesischen Gesetzes auf die der 7 = Bes.-Gr. A 15 Bundesregierung bekannten Enteignungsfälle deut- 5 = Bes.-Gr. A 14 scher Staatsangehöriger eingehend erörtert. Der portugiesischen Delegation wurde bei dieser Gele- 2 = Bes.-Gr. A 13 h. D. genheit ein Memorandum über unseren Standpunkt 1 = Verg.-Gr. I a übergeben. Die portugiesische Seite stellte eine bal- dige Regelung der von uns genannten Fälle auf der 1 = Bes.-Gr. A 13 geh. D. Grundlage des neuen Gesetzes und der noch zu er- 1 = Bes.-Gr. A 12 lassenden Durchführungsverordnungen in Aussicht. 3 = Bes.-Gr. A 11 1 = Bes.-Gr. A 10 Zu Frage B 6: 5 = Verg.-Gr. V b Bei den oben genannten Regierungsgesprächen 2 = Bes.-Gr. A 9 m. D. über Wirtschaftsfragen ist auch daran erinnert worden, daß von unserer Seite deutsche Investitio- 1 = Bes.-Gr. A 8 nen nur dann befürwortet werden können, wenn 3 = Verg.-Gr. V c nicht nur die Entschädigung enteigneten Vermögens 8 = Verg.-Gr. VI b befriedigend geregelt ist, sondern auch der volle völkerrechtliche Schutz für deutsche Investitionen 3 = Verg.-Gr. VII garantiert wird. Zu diesem Zweck und zur Förde- 1 = Bes.-Gr. A 5 e. D. rung deutscher Investitionen in Portugal strebt die Bundesregierung einen bilateralen Vertrag an. Die 1 = Verg.-Gr. X portugiesische Seite legte dar, daß sie erst kürz- 6 = Arbeiter lich ein neues Gesetz über ausländische Investitio- 1 Hilfskraft für politische Öffentlichkeitsarbeit nen erlassen hat, das eine Reihe von Verbesse- rungen gegenüber der bisherigen Lage enthält. Die- b) Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutsch- ses Gesetz wird zur Zeit von der Bundesregierung land bei dem Büro der Vereinten Nationen und geprüft. Im übrigen stimmte die portugiesische Re- bei den anderen internationalen Organisationen gierung zu, die Verhandlungen über ein bilaterales Genf einschließlich der Delegation der Bundes- Investitionsförderungsabkommen so bald wie mög- republik Deutschland bei der Konferenz des Ab- lich fortzusetzen. rüstungsausschusses Genf (CCD) 1 = Bes.-Gr. B 9 2 = Bes.-Gr. B 3 Anlage 58 1 = Bes.-Gr. A 16 3,5 = Bes.-Gr. A 15 Antwort 3 = Bes.-Gr. A 14 des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die 1 = Bes.-Gr. A 13 h. D. Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Häfele (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen B 7, 8, 9 1 = Bes.-Gr. A 13 geh. D. und 10) : 2 = Bes.-Gr. A 12 Wie viele Beamte und sonstige Bedienstete des Bundes sind mit der Wahrnehmung der deutschen Interessen bei den Ver- 1 = Bes.-Gr. A 10 einten Nationen beschäftigt, einschließlich der dazu im Aus- wärtigen Amt selbst vorgesehenen Planstellen (Stellen)? 1 = Verg.-Gr. V b In welchen Besoldungsgruppen sind diese Beschäftigten ein- gruppiert, und an welchen Orten sind sie beschäftigt? 1 = Bes.-Gr. A 9 m. D. Welche Kosten waren bzw. sind für Personalausgaben für die 1 = Bes.-Gr. A 8 Jahre 1973 bis 1978 ausgegeben bzw. veranschlagt im Bundes- haushaltsplan? 6 = Verg.-Gr. V c Welche Kosten waren bzw. sind für Sachkosten einschließlich Miete, Beschaffung von Hausgrundstücken, Kraftfahrzeugen etc. 6 = Verg.-Gr. VI b für die Jahre 1973 bis 1978 ausgegeben bzw. veranschlagt im Bundeshaushaltsplan? 1 = Verg.-Gr. VII Zu Fragen B 7 und 8 werden nachstehend die Per- 2 = Bes.-Gr. A 2/3 sonalstellen und ihre Dotierung aufgeführt, die für 1 = Verg.-Gr. X Beamte und sonstige Bedienstete bei den Dienst- 4 = Arbeiter stellen oder Arbeitseinheiten ausgebracht sind, die unsere Interessen bei den und für die VN wahrneh- 1 Hilfskraft für die politische Öffentlichkeits- men: arbeit Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3851* c) Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutsch- Zu Frage B 10: land bei der Organisation der Vereinten Natio- nen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur Hinweis: (UNESCO) Paris Die UNESCO-Vertretung Paris und die Ständige 1 = Bes.-Gr. B 3 Vertretung bei den Internationalen Organisationen in Wien sind räumlich, verwaltungs- und haushalts- 1 = Bes.-Gr. A 14 mäßig voll in die Botschaften Paris bzw. Wien inte- 1 = Verg.-Gr. V b griert. Die auf die Vertretungen bei den VN-Organi- 1 = Bes.-Gr. A 9 m. D. sationen entfallenden Sachausgaben lassen sich des- 2 = Verg.-Gr. VI b halb nur teilweise (Kraftfahrzeuge) ermitteln. Die Sachausgaben für die Ständige Vertretung in Genf d) Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutsch- (einschließlich CCD) schließen die Ausgaben für das land bei den Internationalen Organisationen Generalkonsulat Genf, das auch in Personalunion Wien vom Leiter der Ständigen Vertretung geleitet wird, mit ein. 1 = Bes.-Gr. B 3 1 = Bes.-Gr. A 15 I. 1 = Bes.-Gr. A 14 In den Jahren 1973-1977 sind folgende Ausgaben e) Unterabteilung 23 (Vereinte Nationen) im Aus entstanden: -wärtigen Amt Bonn a) Sachkosten einschließlich Mieten 1 = Bes.-Gr. B 6 1. VN — New York 6 249 241,— DM 3 = Bes.-Gr. B 3 (davon Mieten: 4 440 005,— DM) 4 = Bes.-Gr. A 15 2. VN — Genf 2 414 526,— DM 2 = Bes.-Gr. A 14 (davon Mieten: 428 248,— DM) 2 = Bes.-Gr. A 13 geh. D. Gesamt 8 663 767,— DM 1 = Bes.-Gr. A 11 3. UNESCO — Paris 1 = Verg.-Gr. V b siehe obigen Hinweis. 4. I. O. Wien 2 = Verg.-Gr. VI b b) Beschaffung von Hausgrundstücken Außer der Unterabteilung 23 sind eine große An- zahl weiterer Arbeitseinheiten der Zentrale in unter- 1. VN — New York keine schiedlichem Umfang neben ihrer eigentlichen Auf- 2. VN — Genf gabe auch mit Fragen der Vereinten Nationen be- (Neubau Dienstgebäude) 7 864 907,— DM faßt. Dies gilt insbesondere für mehrere Referate in 3. UNESCO — Paris den Abteilungen 4 (Abteilung für Außenwirtschafts- keine politik, Entwicklungspolitik und Europäische wirt- 4. I. O. Wien keine schaftliche Integration), 5 (Rechtsabteilung) und 6 (Abteilung für auswärtige Kulturpolitik). Der Anteil c) Kosten für Neuanschaffung Kraftfahrzeuge des in diesen Referaten für VN-Angelegenheiten ein- Unterhaltung s. Ziff. I a) gesetzten Arbeitsaufwandes läßt sich nicht genau 1. VN — New York 54 207,— DM ermitteln. 2. VN — Genf 22 475,— DM Zu Frage B 9: 3. UNESCO 13 300,— DM Die Personalausgaben der unter Ziffer 1 aufge- 4. I. O. Wien 13 640,— DM führten Kräfte betragen im Haushaltsjahr 1977 für Gesamt 103 622,— DM das Inland 990 000 DM Gesamtbeträge a—c 16 632 296,— DM Ausland 9 027 000 DM II. Zusammen 10 017 000 DM Veranschlagte Beträge für 1978 Die Ermittlung der Personalausgaben für den Zeit- raum ab 1973 könnte nur unter großen Schwierig- a) Sachkosten einschließlich Mieten keiten vorgenommen werden, weil_ die in Frage kommenden Arbeitseinheiten und Auslandsvertre- 1 UN — New York (geschätzt) 1 500 000,— DM tungen einer ständigen Veränderung hinsichtlich der (davon Mieten: 975 000,— DM) Zahl der Bediensteten sowie der Höhe der Bezüge 2. VN — Genf (geschätzt) 500 000,— DM unterworfen waren. (davon Mieten: 100 000,— DM) Im Hinblick auf den erheblichen Verwaltungsauf- 3. UNESCO — Paris wand wird gebeten, auf diese Angaben zu verzich- siehe obigen Hinweis ten. 4. I. O. Wien 3852* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Welche konkreten Anhaltspunkte liegen der Bundesregierung b) Beschaffung von Hausgrundstücken: keine dafür vor, daß Frau Käsemann „in innenpolitische Auseinander- setzungen verstrickt" war (Erklärung des Auswärtigen Amtes), und welche Unterlagen und Beweisstücke hat die Bundesregie- c) Kosten für Neuanschaffung Kraftfahrzeuge rung von den argentinischen Behörden über die angebliche sub- (Unterhaltung s. Ziff. II a) : keine versive Tätigkeit von Frau Käsemann erhalten? Die der Bundesregierung vorliegenden konkreten Anhaltspunkte für die Verstrickung Frau Käsemanns in die innenpolitischen Auseinandersetzungen Ar- Anlage 59 gentiniens ergeben sich teilweise aus Unterlagen an- derer deutscher Stellen, die der Öffentlichkeit nicht Antwort zugänglich sind. Der von der argentinischen Regie- rung übermittelte Bericht, in dem Frau Käsemann des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die subversive Betätigung vorgeworfen wird, ist von der Sauer . (Salz Schriftliche Frage des Abgeordneten Bundesregierung bisher ebenfalls nicht veröffentlicht gitter) (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 11): worden. Ich möchte Ihre Fragen daher in einem Hält die Bundesregierung die Äußerung eines niedersächsischen Kabinettmitglieds „Schlesien ist eine deutsche Provinz, die der- weiteren vertraulichen Schreiben beantworten. zeit unter polnischer Verwaltung steht" für eine Belastung der deutsch-polnischen Beziehungen, oder wie sonst ist die Erklä- rung von Staatsminister Dr. von Dohnanyi in der Fragestunde des Deutschen Bundestages vom 29. September 1977 zu verstehen, die Bundesregierung habe die Problematik gesehen, die durch kulturhoheitliche Aktivitäten — wie z. B. durch den nieder- sächsischen Schülerwettbewerb — in bezug auf die auswärtigen Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland und namentlich Anlage 62 hinsichtlich der Politik der Aussöhnung und Verständigung zwi- schen den Völkern bestehe? Antwort Unter Bezugnahme auf die Ausführungen von des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche Staatsminister von Dohnanyi in der Fragestunde Frage des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Druck- vom 29. September 1977 möchte ich darauf hinwei- sache 8/1015 Frage B 14) : sen, daß sich die Bundesrepublik Deutschland durch Gibt es eine Untersuchung der Bundesregierung, die die gesund- Artikel 1 des Warschauer Vertrages verpflichtet hat, heitlichen Auswirkungen von Fluglärm auf Menschen, die in die Oder-Neiße-Linie als Westgrenze Polens nicht Gebieten von militärischen Flughäfen wohnen, überprüft, und wenn ja, ist diese Untersuchung bereits abgesdilossen bzw. wann mehr in Frage zu stellen. ist mit deren Abschluß zu rechnen? Die Bundesregierung hält es in der Tat für die In wissenschaftlichen Arbeiten, die als Grundlage Politik der Aussöhnung zwischen dem deutschen für den Entwurf des Fluglärmgesetzes dienten, wie und dem polnischen Volk für wichtig, daß diese Ver- z. B. dem „Göttinger Fluglärmgutachten", sowie auch pflichtung ihrer Bedeutung entsprechend behandelt bei den umfangreichen Anhörungen von Sachver- wird. ständigen zu dem Gesetzentwurf in den zuständigen Bundestagsausschüssen wurden nicht nur Erkennt- nisse über die Auswirkungen von Fluglärm an Ver- kehrsflughäfen berücksichtigt, sondern gleichzeitig Anlage 60 auch die Aspekte der Lärmbelastung in der Umge- bung militärischer Flugplätze in die Überlegungen Antwort einbezogen. des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Aufgrund zahlreicher in- und ausländischer Unter- suchungen gilt als wissenschaftlich erwiesen, daß Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Czaja (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 12) : die Reaktion der Bevölkerung auf Fluglärm haupt- sächlich vom Höchstpegel der Vorbeifluggeräusche, Auf welche Weise hat die Bundesregierung anläßlich des Kon- sularvertrages zwischen Zypern und der DDR sichergestellt, daß von der Dauer des einzelnen Vorbeifluges und von sie nach wie vor Deutsche im Sinne des Artikels 116 des Grund- gesetzes diplomatisch-konsularisch betreuen kann? der Anzahl der Vorbeiflöge abhängt. Dieses allge- mein anerkannte Grundprinzip gilt in gleicher Weise Die Bundesregierung hat in völkerrechtlich ein- für Verkehrsflughäfen wie für militärische Flug- wandfreier Weise sichergestellt, daß von dem Kon- plätze. Auch das vom Deutschen Bundestag nach sularvertrag Zypern /DDR keine negativen Rechts- eingehender Prüfung in der Anlage zu § 3 des Flug- wirkungen auf unser konsularisches Betreuungsrecht lärmgesetzes festgelegte Verfahren zur Ermittlung in Zypern ausgehen. Ich darf Ihnen anheimstellen, des äquivalenten Dauerschallpegels zur Festsetzung sich nach Einzelheiten im Auswärtigen Ausschuß zu von Lärmschutzbereichen entspricht diesem Prinzip. erkundigen. Das Verfahren gestattet, sowohl die Situation- an militärischen Flugplätzen — überwiegend hohe Ma- ximalpegel bei nicht so hoher Verkehrsdichte — als auch die Verhältnisse an Verkehrsflughäfen — niedrigere Maximalpegel bei im allgemeinen grö- Anlage 61 ßerer Verkehrsdichte — in angemessener Weise zu Antwort berücksichtigen. Eine von der Deutschen Forschungs- gemeinschaft in letzter Zeit 'durchgeführte umfang- des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die reiche Studie beschränkt sich auf Untersuchungen an Schriftliche Frage des Abgeordneten Gansel (SPD) Verkehrsflughäfen. Ihre Ergebnisse bestätigen für (Drucksache 8/1015 Frage B 13) : den zivilen Bereich die Richtigkeit der im Rahmen Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3853* des Fluglärmgesetzes angewandten Methodik; sie Die abschließende Entscheidung wird zur Zeit zwi- stehen der Anwendung dieses Verfahrens auch auf schen den hauptbeteiligten Bundesressorts abge- den militärischen Bereich nicht entgegen. stimmt; sie steht unmittelbar bevor. Der Bedeutung Zur Zeit werden Informationen über Erfahrungen dieser Entscheidung für die Betroffenen bin ich mir bei der Durchführung des Fluglärmgesetzes an bewußt. Verkehrsflughäfen und militärischen Flugplätzen eingeholt. Die Bundesregierung wird im Bälde die Ergebnisse im Rahmen eines Erfahrungsberichts vor- legen. Anlage 64

Antwort

des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche Anlage 63 Frage des Abgeordneten Pfeifer (CDU/CSU) (Druck- sache 8/1015 Frage B 17): Antwort Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß ein gro- ßer Teil der Wissenschaftler im wissenschaftlichen Mittelbau der des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftlichen Universitäten als Beamte auf Zeit oder Beamte auf Widerruf nicht der Arbeitslosenversicherung beitreten konnten, dieser Per- Fragen des Abgeordneten Regenspurger (CDU/CSU) sonenkreis in seiner wirtschaftlichen Existenz aber auf Grund der fast vollständig fehlenden beruflichen Chancen aufs Höchste be- (Drucksache 8/1015 Fragen B 15 und 16) : droht ist, und welche Maßnahmen kommen nach Ansicht der Welche Uberlegungen sind dafür maßgeblich, den Beihilfe- Bundesregierung in Betracht, um die für diese Wissenschaftler bemessungssatz beim Tod des Ehemanns um fünf Prozentpunkte bestehenden Härten künftig zu vermeiden? zu kürzen, obwohl sich Beamtenwitwen mit einem Witwengeld von 60 Prozent des Ruhegehalts in der Regel ohnehin in einer Beamte sind nach geltendem Recht in schwierigeren wirtschaftlichen Situation befinden als vergleich- der Arbeits- bare alleinstehende Beamte und Ruhestandsbeamte? losenversicherung beitragsfrei und können daher Trifft es zu, daß bei der bevorstehenden Änderung des Bei- zwar Arbeitslosenhilfe, aber kein Arbeitslosengeld hilferechts der zwischen Bund und Ländern bereits vereinbarte Verzicht auf die erwähnte Kürzung des Beihilfebemessungssatzes erhalten. Das Beamtenrecht sieht jedoch für Beamte und damit die Angleichung an das Beihilferecht der 'Länder Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit Dienstbezügen, die nicht auf eigenen Antrag am Veto des Bundesfinanzministers gescheitert ist, während an- entlassen werden, die Zahlung von Übergangsgel- dererseits die Zustimmung zur Aufnahme der Aufwendungen bei Schwangerschaftsabbruch in den Katalog der beihilfefähigen Auf- dern vor. So wird nach § 47 des Beamtenversor- wendungen die Zustimmung des Bundesfinanzministers gefunden hat, und welche Überlegungen waren gegebenenfalls für eine sol- gungsgesetzes vom 24. August 1976 (BGBl. I S. 2485) che unterschiedliche Betrachtungsweise bei der Angleichung an als Übergangsgeld nach einjähriger Beschäftigung den sozialen Fortschritt außerhalb des Beamtenrechts maßgeblich? zeit das Einfache und bei längerer Beschäftigungszeit Das System der Bemessungssätze nach den Bei- für jedes weitere volle Jahr die Hälfte, insgesamt hilfevorschriften des Bundes berücksichtigt den Fa- höchstens das Sechsfache der Dienstbezüge des letz- milienstand des Beihilfeberechtigten und die Zahl ten Monats gewährt; Hochschulassistenten erhalten der Familienmitglieder. Ausgangspunkt ist der innerhalb dieser Höchstgrenze nach der besonderen Grundsatz, daß der Beamte mit Hilfe eines in seinen Regelung des § 67 Abs. 4 des Gesetzes ein verbesser- Bezügen enthaltenen Betrages selbst in angemesse- tes Übergangsgeld, das für jedes Jahr der Dienstzeit nem Umfang Vorsorge für Krankheitsfälle trifft und in voller Höhe den Dienstbezügen des letzten Mo- diese Vorsorge im Wege der Fürsorgepflicht des nats entspricht. Bei der Höhe dieser Leistungen, die Dienstherrn durch Beihilfen ergänzt wird. Mit stei- unabhängig vom Status (Beamter auf Widerruf oder gender Zahl der Familienmitglieder erhöht sich auch Beamter auf Zeit) gezahlt werden, ist zu berücksich- der Beihilfebemessungssatz um je fünf Prozent- tigen, daß sie keine eigenen Beiträge voraussetzen. punkte, um so der wachsenden Belastung des Be- Gleichwohl wird zur Zeit geprüft, inwieweit die amten durch Krankenversicherungsbeiträge Rech- soziale Sicherung der Beamten auf Zeit und auf Wi- nung zu tragen. Verringert sich diese Belastung da- derruf verbessert werden kann. Die Überlegungen durch, daß eine Person aus dem zu berücksichtigen- hierzu sind noch nicht abgeschlossen. den Kreis ausscheidet, führt dies zu einer entspre- chenden Kürzung des Bemessungssatzes. Diese Re- gelung gilt auch für den verwitweten Ehepartner des Ruhestandsbeamten. Da sich jedoch mit den Versorgungsbezügen auch Anlage 65 dér in den Bezügen enthaltene Bestandteil für die Antwort Krankheitsvorsorge verringert, erhalten Versor- - gungsempfänger — u. a. als Ausgleich hierfür — des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche einen um zehn Prozentpunkte erhöhten Bemessungs- Frage des Abgeordneten Vogel (Ennepetal) (CDU/ satz. Es handelt sich hier --- wie allgemein im Bei- CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 18) : hilfesystem --- um eine pauschalierte Regelung, die Hält die Bundesregierung die bestehenden Vorschriften des nicht jede Fallgestaltung erfassen kann. Die Ent- Bundesrechts für ausreichend, um nach Möglichkeit zu verhindern, daß Kinder, die in Wohngemeinschaften der Sekte Children of wicklung hat jedoch gezeigt, daß es notwendig ist, God leben, nicht standesamtlich gemeldet werden, und wenn nein, die derzeitige Regelung zu überprüfen, zumal die wird sie eine gesetzgeberische Initiative ergreifen, um solche Praktiken einer Sekte zu unterbinden? von Ihnen angeführten drei Länder hier Verbesse- rungen bereits vorgenommen haben und verwitwe- Die Bundesregierung hält die Vorschriften des ten Beihilfeberechtigten einen um fünf Prozent- Personenstandsgesetzes (§§ 16-18, 68/69) für aus- punkte erhöhten Bemessungssatz zugestehen. reichend, um sicherzustellen, daß die Geburten im 3854* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Geltungsbereich des Personenstandsgesetzes beur- Eine zur Vorbereitung des Berichts beim Bundes- kundet werden. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß minister des Innern gebildete Arbeitsgruppe wird die Gewährung von Sozialleistungen aus Anlaß ihre Arbeiten unter Zugrundelegung des zum 1. Ja- einer Geburt, z. B. Mutterschaftshilfe, Kindergeld, nuar 1978 geltenden Rechtsstands gegen Jahresende von der Vorlage einer vom Standesbeamten aus- abschließen. gestellten Bescheinigung bzw. Personenstandsur- Die Bundesregierung wird sich voraussichtlich in kunde abhängig gemacht wird, die erst nach der der ersten Jahreshälfte 1978 mit dem Bericht befas- Anzeige der Geburt ausgestellt werden kann. sen. Im übrigen bemerke ich, daß mir bisher noch keine Hinweise darüber zugegangen sind, daß Ange- hörige der Sekte „Children of God" die Anzeige von Geburten verweigern. Falls Sie es wünschen, bin ich gern bereit, bei den Ländern, die das Personen- Anlage 67 standsgesetz nach Artikel 83 des Grundgesetzes für Antwort die Bundesrepublik Deutschland als eigene Ange- legenheit ausführen, anzufragen, ob sich Schwierig- des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftlichen keiten ergeben haben. Fragen des Abgeordneten Wittmann (Straubing) (SPD) (Drucksache 8/1015 Fragen B 20 und 21) : Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse vor, daß im Bereich des Bundesgrenzschutzes den Beamten das Tragen eines Kinn- bartes verboten ist? Hält die Bundesregierung gegebenenfalls ein solches Verbot Anlage 66 mit den Persönlichkeitsrechten vereinbar?

Antwort Eine generelle Dienstvorschrift über die Haar- und Barttracht im Bundesgrenzschutz besteht nicht. des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche Polizeivollzugsbeamte im Bundesgrenzschutz müs- (Weiden) (CDU/ Frage des Abgeordneten Dr. Kunz sen ihre Haar- und Barttracht allerdings den beson- CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 19) : deren Gegebenheiten der polizeilichen Verwendung Ist die Bundesregierung bereit, die Benachteiligung von Beam- tenpensionen, die darin besteht, daß diese um 1 bis 3 Besol- anpassen. Nicht angemessene Haar- und Barttrachten dungsgruppen hinter der Versorgung vergleichbarer Behörden- können beim Umgang mit Waffen, Maschinen und , angestellter zurückbleiben, auszugleichen, gegebenenfalls durch eine Änderung der Besteuerung oder eine Verbesserung der gefährlichem Gerät besondere Unfallgefahren her- Krankenfürsorge, die insbesondere den Empfängern niedriger Versorgungsbezüge eine Belastung von bis zu 20 v. H. ihrer beiführen und die Wirkung von Schutzeinrichtungen Pensionen für eine notwendige beihilfenkonforme Krankenver- (z. B. der Schutzmasken) beeinträchtigen. Sie stellen sicherung abverlangt? auch ein Handikap bei Befreiungsgriffen von Fest- Es ist der Bundesregierung bekannt, daß Beam- genommenen dar. Die Gepflogenheiten haben aus- tenpensionen nach Abzug von Steuern und Kran- schließlich den Erfordernissen des Dienstes zu ent- kenversicherungsbeiträgen netto niedriger sein kön- sprechen. Dies ist in Einzelentscheidungen von nen als die Gesamtversorgung vergleichbarer frühe- Dienstvorgesetzten zum Ausdruck gebracht wor- rer Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes. Dies be- den. ruht hauptsächlich darauf, daß die Gesamtversor- Das Bundesdisziplinargericht hat hierzu festge- gung der früheren Arbeitnehmer des öffentlichen stellt, daß die dienstlichen Erfordernisse des Bundes- Dienstes nur mit dem Ertragsanteil besteuert wird grenzschutzes Anweisungen über die Haar- und und daher praktisch steuerfrei ist sowie auf der bei- Barttracht rechtfertigen. tragsfreien Krankenversicherung in der Krankenver- Einen unzulässigen Eingriff in Persönlichkeitsrechte sicherung der Rentner. vermag ich in solchen Einzelanweisungen, die den Wegen der unterschiedlichen Besteuerung von Belangen der Dienstausübung und zugleich dem Pensionen und Renten sind Verfassungsbeschwer- Schutz des Betroffenen dienen, nicht zu erkennen. den beim Bundesverfassungsgericht anhängig. An- dererseits ist die Entwicklung der Gesamtversor- gung der früheren Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes Gegenstand von Verhandlungen der Tarif- partner. Anlage 68 Die Bundesregierung hat durch Kabinettbeschluß Antwort vom 16. März 1977 den Bundesminister des Innern beauftragt, einen mit dem Bundesminister der Finan- des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche zen abgestimmten Bericht vorzulegen, wie eine Ein- Frage des Abgeordneten Meinike (Oberhausen) (SPD) ebnung von Disparitäten in der Altersversorgung (Drucksache 8/1015 Frage B 22) : innerhalb des öffentlichen Dienstes erreicht werden Beabsichtigt die Bundesregierung — wie in der Presse ge- meldet — eine Verschärfung der Umweltschutzbestimmungen für kann, wobei die steuerliche Behandlung von Alters- Kohlekraftwerke, und wenn ja, welche Gründe waren für diese aufwendungen und Altersbezügen im Gesamtzusam- Überlegungen maßgeblich, und wie beurteilt die Bundesregie- rung in diesem Zusammenhang Vorwürfe, daß damit faktisch ein menhang gesehen werden soll. In diesem Zusammen- genereller Baustopp für Kohlekraftwerke verfügt sei? hang wird auch die Frage untersucht, ob Dispari- täten in der Belastung durch die Krankheitsvorsorge Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, die Um- bestehen. weltschutzbestimmungen für Kohlekraftwerke zu Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3855e verschärfen. Da Ihrer Frage der gleiche Sachverhalt Der Bundesregierung sind zwar vereinzelte Hin- zugrunde liegt wie den für die Fragestunde am weise aus der Bevölkerung bekanntgeworden, die 29. September 1977 gestellten Schriftlichen Fragen die Notwendigkeit von Sperrmaßnahmen an der B 8 und B /9 des Abgeordneten Reuschenbach sowie Grenze in Zweifel ziehen. Sie ist jedoch der Über- der für die Fragestunde am 19. Oktober 1977 ge- zeugung, daß insbesondere angesichts der Terror- stellten Mündlichen Frage 44 des Abgeordneten Dr. akte der letzten Tage die Bevölkerung für die zur Steger darf ich auf deren Beantwortungen hinweisen Intensivierung der Grenzfahndung erforderlichen (Anlage 55 zum Sten. Bericht 44. Sitzung S. 3424 grenzpolizeilichen Maßnahmen Verständnis auf- und Sten. Bericht der gestrigen Sitzung S. 3742 und bringt. Es liegt in der Natur der Sache, daß solche 3743). Maßnahmen zuvor nicht öffentlich angekündigt wer- Meine Antwort auf die Zusatzfrage des Abgeord- den können. neten Dr. Steger möchte ich dahin gehend ergänzen, Die mit der polizeilichen Kontrolle des grenzüber- daß bei allen Projekten des Programms ,,Umwelt- schreitenden Verkehrs betrauten Behörden und freundliche Kraftwerke" jeweils die gesamten Ab- Dienststellen sind angewiesen, auf ihrer Ebene mit gasmengen entschwefelt werden. Bei Einsatz von den regional zuständigen ausländischen Grenzbe Vollwertkohle mit einem Schwefelgehalt von 1 % hörden Verbindung aufzunehmen und auf eine sinn- bedeutet dies, daß der Grenzwert von 1,25 kg Schwe- volle Mitwirkung und Abstimmung der grenzpolizei- feldioxid je Megawattstunde mindestens eingehalten lichen Maßnahmen hinzuwirken. Die Bundesregie- wird. rung geht dabei davon aus, daß die befreundeten Nachbarstaaten die Sicherheitsinteressen der Bun- desrepublik Deutschland uneingeschränkt anerken- nen. Anlage 69

Antwort Anlage 71 des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftlichen Antwort Fragen des Abgeordneten Walther (SPD) (Druck- sache 8/1015 Fragen B 23 und 24) : des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche Treffen Pressemeldungen zu, wonach es an der Bundesgrenz- Frage des Abgeordneten Dr. von Geldern (CDU/ schutzschule Fuldatal (Ldkrs. Kassel) zu Unregelmäßigkeiten ge- kommen ist, um welche Art von Unregelmäßigkeiten handelt es CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 26) : sich dabei gegebenenfalls, und welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus solchen Vorkommnissen? Teilt die Bundesregierung meine Auffassung, daß das Problem der Einleitung von Kaliendlaugen seitens der DDR in die Werra Warum haben die zuständigen Stellen des Bundesgrenzschutzes und die daraus resultierende Verschmutzung der Werra und nicht selbst rechtzeitig Strafanzeige gestellt? Weser durch Verhandlungen mit der DDR gelöst werden muß, und daß eine Lösung auf Kosten der Bundesrepublik, insbeson- dere in Form einer Einleitung dieser Abwässer in die Nordsee, Im Zusammenhang mit disziplinarrechtlichen Vor- nicht in Frage kommen kann, und wenn ja, wird sich die Bun- ermittlungen gegen einen Beamten des Geschäfts- desregierung entsprechend verhalten? bereichs des BMI hat sich u. a. der Verdacht straf- barer Handlungen ergeben. Am 19. September 1977 Die Bundesregierung teilt Ihre Auffassung, daß ist als Konsequenz hieraus das förmliche Disziplinar- das Problem der Versalzung von Werra und Weser verfahren gegen diesen Beamten eingeleitet worden. durch Kaliendlaugen der DDR auf dem Verhand- Die Strafanzeige, die ich mir vorbehalten hatte, lungswege mit der DDR gelöst werden muß. wurde am 11. Oktober 1977 gestellt. In entsprechenden Verhandlungen wird die Bun- Im Hinblick auf den das Disziplinarverfahren be- desregierung die berechtigten Interessen der Bun- herrschenden Grundsatz der Vertraulichkeit bitte ich desrepublik Deutschland mit Nachdruck vertreten. um Verständnis dafür, daß ich keine näheren An- Die Bundesregierung hält es jedoch nicht für zweck- gaben machen kann. dienlich, schon vor dem Beginn von Verhandlungen in eine öffentliche Erörterung der möglichen Ver- handlungsposition der Bundesregierung einzutreten. Im übrigen verweise ich auf die früheren in den Fragestunden des Deutschen Bundestages gegebenen Anlage 70 Antworten der Bundesregierung zu diesem Fragen- Antwort komplex, zuletzt am 28. September 1977 auf Ihre Frage A 8 und die Frage des Kollegen Böhm (Mel-- des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche sungen) — A 15 —, Sitzungsprotokoll S. 3274 ff., 3277. Frage des Abgeordneten Schmitz (Baesweiler) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 25) : Trifft es zu, daß es im Rahmen der Fahndungsmaßnahmen im Aachener Raum die Sperrung der Grenze zwischen der Bundes- republik Deutschland und Belgien ohne Ankündigung durch Stein- Anlage 72 barrieren zu erheblichen Unruhen innerhalb der Bevölkerung und bei den belgischen Nachbarn geführt hat, und wenn ja, wie will die Bundesregierung es in Zukunft ermöglichen, daß bei Antwort ähnlichen Aktionen eine Regelung getroffen wird, die nicht zu einer Belastung des Verhältnisses zwischen der betroffenen Be- völkerung und den Ordnungsbehörden führt, und wie wird die des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche Bundesregierung gewährleisten, daß in intensiver internationaler Frage des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) Zusammenarbeit die behördlichen Maßnahmen abgestimmt wer- den? (SPD) (Drucksache 8/1015 Frage B 27) : 3856* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Welche Konsequenzen wird die Bundesregierung gegebenen- falls aus der von Ministerpräsident Dr. Vogel bekundeten Bereit- gung der insbesondere von Standortentscheidungen schaft zur Bildung einer Bundespolizei ziehen? berührten regionalen und kommunalen Aufgaben- träger gewährleistet bleiben. Wie sich in den USA Soweit mir bekannt ist, hat Ministerpräsident Dr. für die zentrale Wahrnehmung von Aufgaben der Vogel eine Bereitschaft zur Bildung einer Bundes- Nuclear Regulatory Commission gezeigt hat, kann polizei nicht bekundet. die Verflechtung zentral gesteuerter atomrechtlicher Nach einem Bericht der „Neuen Rhein Zeitung" Belange und regional wahrzunehmender anderer vom 4. Oktober 1977 hat er in einem Gespräch mit wichtiger Belange auch Kooperationsprobleme auf- Redakteuren des Blattes vielmehr zu erwägen gege- werfen. In der Bundesrepublik wird die Koopera- ben, dem Bund ohne Änderung der Verfassung im tion der berührten Aufgabenträger durch die Wahr- Wege eines Staatsvertrages mit den Ländern bei nehmung der atomrechtlichen Aufgaben durch die „Gefahr im Verzuge" für einen befristeten Zeit- Länder im Wege der Bundesauftragsverwaltung we- raum ein „Durchgriffsrecht" auf die Polizeien der sentlich erleichtert. Bundesländer einzuräumen. Ich darf in diesem Zusammenhang darauf hin- Zu Frage B 29: weisen, daß sich die Innenminister des Bundes und der Länder im Hinblick auf die Fahndung nach den Die atomrechtlichen Genehmigungs- und Aufsichts- Attentätern von Köln darauf verständigt haben, daß verfahren für Kernkraftwerke nach § 7 und § 19 des die erforderlichen Maßnahmen der Sicherheitsbehör- Atomgesetzes (AtG) werden durch die zuständigen den des Bundes und der Länder durch die beim Behörden der Länder im Wege der Bundesauftrags- Bundeskriminalamt gebildete Zentrale Einsatzleitung verwaltung durchgeführt (Art. 87 c i. V. m. Art. 85 koordiniert und gelenkt werden. Dies scheint mir in GG, § 24 AtG). Dém Bundesminister des Innern, dem der Sache den von Ministerpräsident Dr. Vogel ge- durch Organisationserlaß des Bundeskanzlers vom äußerten Vorstellungen nahezukommen. 15. Dezember 1972 die zentrale Zuständigkeit für die Gewährleistung der kerntechnischen Sicherheit Die Frage, ob bereits jetzt für die Bewältigung und des Strahlenschutzes einschließlich der Auf- etwaiger künftiger Fälle entsprechende Absprachen sichtsbefugnisse nach Art 85 GG übertragen wurde, zwischen Bund und Ländern verbindlich — etwa in stehen gegenüber den zuständigen Landesbehörden Form eines Staatsvertrages — festgelegt werden umfassende fachliche Weisungsbefugnisse zu; im können und sollen, wird unter Berücksichtigung übrigen kann er im erforderlichen Umfang die dem der jetzigen Erfahrungen, aber auch der verfassungs- Bundeskabinett vorbehaltenen Aufsichtsbefugnisse rechtlichen Gegebenheiten zu prüfen sein. initiieren (allgemeine Verwaltungsvorschriften unter Mitwirkung des Bundesrates; Anforderungen von Berichten und Aktenvorlage; Entsendung von Be- auftragten). Er wirkt durch einheitliche Gestaltung Anlage 73 der Sicherheitsgrundsätze, kontinuierliche beobach- tende Kontrolle und korrigierende Steuerung auf Antwort eine Vereinheitlichung, einen zügigen Ablauf und ggf. eine Beschleunigung der Genehmigungs- und des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftlichen Aufsichtsverfahren hin. Fragen des Abgeordneten Dr. Stercken (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen B 28 und 29) : Bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben läßt sich Beabsichtigt die Bundesregierung, dem Vorschlag des belgi- der Bundesminister des Innern insbesondere durch schen Premierministers Tindemans zu folgen und sich im Rah- die Reaktor-Sicherheitskommission (RSK) und die men der Europäischen Union an der Errichtung einer gemein- samen Kontrollbehörde für Kernkraftwerke 'nach dem Vorbild Strahlenschutzkommission (SSK) beraten. Neben die- der .Nuclear Regulatory Commission' in den USA zu beteiligen? ser Beratung nimmt der Bundesminister des Innern Durch welche organisatorischen Maßnahmen will die Bundes- regierung die Kontrollvorgänge für den Bau und den Betrieb von bei der Erfüllung seiner Aufgaben regelmäßig die Kernkraftwerken vereinheitlichen und beschleunigen? gutachterliche Unterstützung durch die Gesellschaft für Reaktorsicherheit m.b.H. (GRS), die Anfang 1977 Zu Frage B 28: durch organisatorische Zusammenfassung des Insti- tuts für Reaktorsicherheit der Technischen Überwa- Die Bundesregierung nimmt eine grundsätzlich chungsvereine e. V.. (IRS) und des Laboratoriums für positive Haltung zu dem Vorschlag einer gemeinsa- Reaktorregelung und Anlagensicherung der Techni- men europäischen Genehmigungs- und Aufsichtsbe- schen Universität München (LRA) gebildet worden hörde (Kontrollbehörde) für Kernkraftwerke ein. Sie ist, in Anspruch. ist allerdings der Auffassung, daß dieser Vorschlag Als weitere organisatorische Maßnahmen, die zur in der näheren Zukunft noch nicht zu verwirklichen Vereinheitlichung und Beschleunigung von atom- sein dürfte, da die hierfür notwendigen Vorausset- rechtlichen Genehmigungs- und Aufsichtsverfahren zungen erst noch geschaffen werden müßten. Insbe- beitragen, sind insbesondere die Bildung folgender sondere bedürfte es einheitlicher rechtlicher Grund- Gremien zu nennen: lagen und einheitlicher sicherheitstechnischer Stan- dards in den zusammenwirkenden Staaten. Sicher- — Länderausschuß für Atomkernenergie unter Fe- gestellt werden müßte eine Beibehaltung des in der derführung des BMI (Er dient der kontinuierli- Bundesrepublik bereits erreichten hohen Sicherheits- chen Beratung zwischen den berührten Behörden standards. Ferner müßte eine angemessene Beteili- der Länder und des Bundes.) Deutscher Bundeshag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1937 3857*

— Kerntechnischer Ausschuß Darüber hinaus soll der VEB Kernkraftwerk (Aufgrund von Erfahrungen von Fachleuten der Greifswald /Rheinsberg damit befaßt sein, weitere Hersteller, Ersteller, Betreiber. von Atomanla- Deponien zu planen. Im Gespräch ist Oebisfelde (bei gen sowie der Gutachter und der Behörden wer- Wolfsburg). den einheitliche sicherheitstechnische Regeln er- stellt und ihre Anwendung gefördert.) — TÜV-Leitstelle Kerntechnik (Die Gutachter der regional organisierten Tech- Anlage 76 nischen Überwachungs-Vereine beraten hier über einheitliche Beurteilungsmaßstäbe.) Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche Frage der Abgeordneten Frau Will-Feld (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 32): Anlage 74 Ist der Bundesregierung bekannt, wieviel Gemeinden und Ein- wohner im Einzugsgebiet des Flugplatzes Büchel (Eifel) vom Ge- setz zum Schutz gegen Fluglärm und den entsprechenden Durch- Antwort führungsverordnungen betroffen werden, und welche Auswir- kungen finanzieller Art das genannte Gesetz und die Verord- nungen in den Lärmschutzbereichen I und II (getrennt) auf die des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Wohnungen, die umgebaut werden müssen, haben? Frage des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) (Druck- Der Lärmschutzbereich für den Flugplatz Michel sache 8/1015 Frage B 30) : wurde durch Verordnung vom 22. Dezember 1976 Hat die Bundesregierung Hinweise darauf, daß die Reise von Teilnehmern aus der Bundesrepublik Deutschland zum kommu- festgesetzt. Aus den der Verordnung beigefügten nistischen Weltkongreß der Friedenskräfte im Herbst 1973 in geographischen Karten ist erkennbar, welche Ge- Moskau direkt oder indirekt aus Mitteln des Bundeshaushalts finanziell gefördert wurde, und uni welche Teilnehmer und Orga- meinden in Schutzone 1 und welche in Schutzone 2 nisationen handelt es sich gegebenenfalls dabei? des Lärmschutzbereiches liegen. Die Bundesregie- Die Bundesregierung hat keine Hinweise darauf, rung verfügt nicht über exakte Informationen dar- daß die Reise von Teilnehmern aus der Bundesre- über, wie viele Menschen jeweils in den beiden publik Deutschland zum kommunistischen Welt- Schutzzonen wohnen. kongreß der Friedenskräfte im Herbst 1973 in Mos- Der Bundesregierung liegen Erfahrungen über die kau direkt oder indirekt aus Mitteln des Bundes- finanziellen Auswirkungen des Fluglärmgesetzes jugendplans gefördert wurde. und der zugehörigen Verordnungen vor. Sie wird in ihrem Bericht über den Vollzug des Fluglärmgeset- zes, der zur Zeit vorbereitet wird, näher auf die Frage der finanziellen Auswirkungen in den beiden Schutzonen eingehen. Anlage 75 Antwort

des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche Anlage 77 Frage des Abgeordneten Böhm (Melsungen) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 31): Antwort An welchen Standorten sind in der DDR Atomkraftwerke er- richtet worden bzw. nach den Erkenntnissen der Bundesrepublik des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Schrift- Deutschland für die Zukunft geplant, und wo sind die entspre- chenden Atommülldeponien eingerichtet bzw. sollen eingerichtet liche Frage des Abgeordneten Krockert (SPD) werden? (Drucksache 8/1015 Frage B 34): Trifft es zu, daß es — wie im „Zeit-Magazin" Nr. 41/1977, In der DDR sind Kernkraftwerke an den Stand- Seite 32 dargestellt — bei sogenannter Reise-Kriminalität dann orten Rheinsberg (Atomkraftwerk I, 80 MW) und nicht zu wirksamen Ermittlungen kommen kann, wenn eine Serie von Straftaten von verschiedenen Ermittlungsstellen ohne Er- Greifswald (Lubmin, KKW Nord, 2 X 440 MW) in fassung des Zusammenhangs untersucht werden muß, oder wenn nicht feststellbar ist, in welchem Zuständigkeitsbereich eine be- Betrieb. Geplant ist die Errichtung weiterer 440- kanntgewordene Straftat begangen wurde, und sieht die Bundes- MW-Blöcke des KKW Nord sowie die Errichtung regierung die Möglichkeit, auf eine Änderung dieses Mißstandes — etwa durch eine Änderung der Strafprozeßordnung — hinzu- eines neuen Kernkraftwerkes bei Stendal im Bezirk wirken? Magdeburg. Insgesamt sah der nächste Fünfjahres- plan der DDR von 1976 bis 1980 einen Zubau von Nach den vom Bundesminister der Justiz und ca. 1 320 MW vor. von den Landesjustizverwaltungen bundeseinheit- lich erlassenen Richtlinien für das Strafverfahren Abgebrannte Brennelemente werden in der DDR und das Bußgeldverfahren (RiStBV) in der Fassung nicht wieder aufbereitet, der Atommüll wird in der vom 1. Januar 1977 sind im Interesse einer zügigen DDR nicht gelagert, weil die abgebrannten Brenn- und wirksamen Strafverfolgung die Ermittlungen elemente von der DDR der Sowjetunion zurückgege- regelmäßig einheitlich in einem Sammelverfahren ben werden müssen. zu führen, wenn der Verdacht mehrerer Straftaten In der DDR verbleiben nur schwach bis mittel- besteht, eine Straftat den Bezirk mehrerer Staats- starke Kernkraftwerksabfälle. Sie sollen im stillge- anwaltschaften berührt oder ein Zusammenhang mit legten Salzbergwerk Bartensleben (bei Helmstedt) einer Straftat im Bezirk einer anderen Staatsanwalt- abgelagert werden. schaft besteht. Die RiStBV enthalten ferner Einzel- 3858* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Treffen Pressemeldungen zu („Weltbild" 10. Oktober 1977), regelungen darüber, welche Staatsanwaltschaft für wonach die Bundesregierung entgegen anderslautenden Stellung- die Bearbeitung des Sammelverfahrens zuständig nahmen kurz nach der Aufdeckung des Spionagefalles Guillaume ein Angebot von DDR-Seite erhalten habe, Guillaume gegen eine und welches Verfahren bei der Abgabe und Über- Anzahl von Häftlingen in DDR-Zuchthäusern auszutauschen, die größtenteils zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt gewesen nahme der Einzelverfahren zu beobachten ist. Erhält seien? die Polizei von Umständen 'Kenntnis, die auf die Notwendigkeit der Einleitung eines Sammelverfah- Zu Frage B 35: rens hindeuten, so hat sie die Staatsanwaltschaft zu unterrichten, damit diese eine Entscheidung treffen Die Pressemeldungen treffen nicht zu. Im übrigen kann. Die Staatsanwaltschaft kann der Polizei ent- hat die Bundesregierung zu dieser Frage mehrfach sprechende Weisungen erteilen (§ 161 StPO). Auf eindeutig Stellung genommen. Sie sieht keinen An- der Grundlage der geltenden Verfahrensregelungen laß, diese Stellungnahmen zu ändern oder zu ergän- kann somit sichergestellt werden, daß die Wirksam- zen. keit der Strafverfolgung bei einer Serie zusammen- hängender Straftaten nicht durch eine Aufsplitte- Zu Frage B 36: rung der Ermittlungszuständigkeiten beeinträchtigt Nein. wird, auch wenn die Straftaten in mehreren Bun- desländern begangen worden sind. Ein Tätigwerden der Bundesregierung oder des Bundesgesetzgebers erscheint nicht geboten. Die konsequente Anwen- dung der Vorschriften ist, soweit nicht die Kompe- Anlage 79 tenz des Generalbundesanwalts gegeben ist, Sache Antwort der für die Strafverfolgung zuständigen Behörden der Länder. des Parl. Staatssekretärs Offergeld auf die Schrift- liche Frage des Abgeordneten Meinike (Oberhau- Die Zuständigkeit der Strafverfolgungsbehörden sen) (SPD) (Drucksache 8/1015 Frage B 37): orientiert sich an den Gerichtsständen (§ 143 Abs. 1 Wie beurteilt die Bundesregierung die Eingabe verschiedener GVG, §§ 7 ff. StPO). Läßt sich ein Gerichtsstand Verbände (u. a. Bund der Diplom-Inhaber der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie e. V. und Verband Deutscher Betriebs- — etwa bei einer zunächst unbemerkt gebliebenen wirte e. V.) bezüglich einer Änderung des § 36 des Steuerbe- Straftat in einem fahrenden Zug — nicht ermitteln, ratungsgesetzes, und was gedenkt sie gegebenenfalls zu tun? so ist nach dem Gesetz eine Entscheidung des Bun- Die Bundesregierung steht der Anregung des Bun- desgerichtshofs darüber einzuholen, welches Gericht des der Diplominhaber der Verwaltungs- und Wirt- — und damit welche Strafverfolgungsbehörde — zu- schaftsakademie e. V. und des Verbandes Deutscher ständig ist (§ 13 a StPO). Die Bestimmung des Ge- Betriebswirte e. V., für die Fachhochschulabsolven- richtsstandes durch den Bundesgerichtshof kann von ten einen eigenen Zugangsweg zur Steuerberater- der Staatsanwaltschaft — oder von der Polizei prüfung zu eröffnen, aufgeschlossen gegenüber. Sie über die Staatsanwaltschaft — herbeigeführt wer- hatte diese Frage bereits bei der Beratung des Drit- den. Das Verfahren der Gerichtsstandsbestimmung ten Gesetzes zur Änderung des Steuerberatungsge- hat in der Praxis — soweit ersichtlich — bisher setzes aufgegriffen. nicht zu Schwierigkeiten geführt, zumal dringend gebotene Ermittlungshandlungen während des Ver- Die Bundesregierung beabsichtigt, ihren damali- fahrens auch von einem unzuständigen Staatsanwalt gen Vorschlag bei der nächsten Novellierung des vorzunehmen sind (§ 143 Abs. 2 GVG). Entspre- Steuerberatungsgesetzes, die nach den Vorstellun- chende Vorschriften gelten für die Behörden und gen der Bundesregierung noch in der laufenden Beamten des Polizeidienstes. Eine Änderung der Legislaturperiode erfolgen soll, erneut zu prüfen. Strafprozeßordnung oder des Gerichtsverfassungs- Einsender, die sich unmittelbar an das BMF gewandt gesetzes erscheint ebenfalls nicht geboten. Die Ein- haben, u. a. auch die beiden von Ihnen genannten haltung der Vorschriften, die eine Klärung der Zu- Verbände, sowie der Petitionsausschuß des Deut- ständigkeitszweifel ermöglichen, fällt grundsätzlich schen Bundestages, an den die Angelegenheit gleich- in den Verantwortungsbereich der Länder. falls herangetragen worden ist — Pet (600)-8-614-3485 —, sind darüber unterrichtet worden, daß die An- gelegenheit bei der nächsten Novellierung des Steu- erberatungsgesetzes überprüft wird.

Anlage 78

Antwort Anlage 80 - des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Schrift Antwort lichen Fragen des Abgeordneten Jäger (Wangen) (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen B 35 und 36): des Parl. Staatssekretärs Offergeld auf die Schrift- liche Frage des Abgeordneten Wohlrabe (CDU/CSU) Treffen Pressemeldungen zu („Weltbild" 10. Oktober 1977), wo- nach die Bundesregierung entgegen allen bisher abgegebenen (Drucksache 8/1015 Frage B 38): Dementis die Absicht habe, den rechtskräftig verurteilten Spion Guillaume zu einem geeigneten Zeitpunkt mit der DDR auszu- Wird die Bundesregierung noch in dieser Legislaturperiode tauschen, zu dem dies ohne öffentliches Aufsehen geschehen eine Novellierung des Berlinförderungsgesetzes in die Wege lei- könne, oder hat sich die Bundesregierung der DDR gegenüber so ten, wie die Arbeitsgruppe Wirtschaft und Arbeitspolitik der eindeutig auf die Ablehnung jedes etwaigen künftigen Austausch Berliner SPD — in den unter Punkt 17 und 18 veröffentlichten esuchs festgelegt, daß sie davon ohne Verlust ihrer Glaub- Thesen in der Berliner Stimme — vom 1. Oktober 1977 gefordert würdigkeit nicht mehr abrücken könnte? hat? Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3859*

Die Bundesregierung hat wiederholt betont, daß Anlage 82 sie die gegenwärtige Berlinförderung im Grundsatz für ausgewogen hält und daß sie deshalb grund- Antwort legende Änderungen des Systems der Berlinförde- rung nicht anstrebt. Mit dieser Haltung befindet des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Schrift- sich die Bundesregierung in Übereinstimmung mit lichen Fragen des Abgeordneten Pieroth (CDU/CSU) dem Berliner Senat. Sie sieht gegenwärtig keinen (Drucksache 8/1015 Fragen B 40, 41, 42 und 43): Hält die Bundesregierung an den Vorschlägen von Bundes- Anlaß, diese Haltung zu ändern. Das bedeutet nicht, wirtschaftsminister Graf Lambsdorff fest, die gleichzeitige För- daß Änderungen des Berlinförderungsgesetzes zur derung durch das 3. VermBG und das WoPG bzw. das SparPG Anpassung an veränderte Verhältnisse oder zur zu beseitigen? Wie hoch schätzt die Bundesregierung die möglichen Einspa- Begegnung unerwünschter Entwicklungen unterblie- rungen durch eine derartige Gesetzesänderung, und wie setzen ben. So prüft die Bundesregierung unter anderem sich diese zusammen? zur Zeit im Hinblick auf die am 6. Oktober 1977 Sollen die so eingesparten Mittel voll zu Vermögensbildungs- maßnahmen wieder eingesetzt werden, und wenn ja, wie sollen vorn Deutschen Bundestag im Zusammenhang mit diese aussehen? der Verabschiedung des Gesetzes zur Steuerentla- Hält die Bundesregierung eine erhöhte Mittelbereitstellung zur Förderung der Vermögensbildung für geboten, und wenn ja, stung und Investitionsförderung gefaßte Entschlie- welche Maßnahmen hält sie für vorrangig? ßung, welche Maßnahmen zur Sicherstellung der weiteren Wirksamkeit der Berlinförderung erfor- Das Bundeskabinett hat sich mit Fragen des Ab- derlich sind. Das Ergebnis dieser Prüfung, die unter baus der Doppelbegünstigung bisher nicht befaßt. Beteiligung des Berliner Senats stattfindet, wird die Es liegen auch keine Schätzungen der finanziellen Bundesregierung dem Deutschen Bundestag bei den Auswirkungen einer solchen Maßnahme vor, so daß Beratungen über den Gesetzentwurf zur Änderung es nicht möglich ist, Ihre diesbezüglichen Fragen zu des Investitionszulagengesetzes mitteilen. Die Bun- beantworten. desregierung wird auch die Diskussion über die Thesen der Berliner SPD zur Wirtschafts- und Ar- beitsmarktlage Berlins verfolgen und nach dem Ab- schluß der Diskussion prüfen, ob und gegebenenfalls gesetzgeberische Folgerungen daraus zu ziehen sind. Anlage 83

Antwort Anlage 81 des Parl. Staatssekretärs Offergeld auf die Schrift- Antwort lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Kreile (CDU/ des Parl. Staatssekretärs Offergeld auf die Schrift- CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen B 44 und 45) : Welche seit 1969 verabschiedeten steuerlichen Vorschriften liche Frage des Abgeordneten Dr. Wittmann (Mün- wurden ganz oder teilweise vom Bundesverfassungsgericht für chen (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 39): verfassungswidrig erklärt, welche tragenden Gründe hat das Bundesverfassungsgericht hierfür jeweils angegeben, und wie hat Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, Familienangehöri- die Bundesregierung dafür Sorge getragen, daß den Beanstan- gen von Schwerbehinderten einen analogen Steuerfreibetrag wie dungen des Bundesverfassungsgerichts Rechnung getragen wurde? bei der Beschäftigung einer notwendigen Hilfskraft einzuräumen? Welche Beanstandungen des Bundesverfassungsgerichts bestehen noch, ohne das die Bundesregierung oder der Gesetzgeber von Für die Pflege eines Schwerbehinderten durch Fa- sich aus gesetzgeberische Maßnahmen zur Beseitigung des vom Bundesverfassungsgericht als verfassungwidrig oder nicht ver- milienangehörige kann diesen eine Steuerermäßi- fassungskonform bezeichneten Zustandes herbeigeführt haben? gung wegen außergewöhnlicher Belastung unter den Voraussetzungen des § 33 des Einkommensteuerge- Das Bundesverfassungsgericht hat durch zwei Ent- setzes (EStG) gewährt werden, wenn ihnen entspre- scheidungen steuerliche Vorschriften, die seit 1969 chende Aufwendungen erwachsen. Liegen keine fi- verabschiedet wurden, ganz oder teilweise für ver- nanziellen Aufwendungen vor, so kann ein Steuer- fassungswidrig erklärt, und zwar freibetrag nicht eingeräumt werden. Dies ist auch in analoger Anwendung der Vorschrift des § 33 a a) § 4 Nr. 14 Satz 2 UStG 1973 durch Beschluß Abs. 3 EStG über die Gewährung eines Freibetrags vom 26. Oktober 1976 — 1 BvR 191/74 — (BGBl. wegen Beschäftigung einer Hausgehilfin oder Haus- 1977 I S. 100). haltshilfe nicht möglich, weil auch diese Vorschrift Danach ist die unterschiedliche umsatzsteuerliche voraussetzt, daß der Familienangehörige Aufwen- Behandlung von ärztlichen Laborgemeinschaften dungen für eine solche Hilfskraft tatsächlich auf- aller Größenordnungen einerseits und gewerblichen bringt. Analyseunternehmen andererseits mit Art. 3 Abs. 1 Bei allem Verständnis für die menschlich aner- unvereinbar. kennenswerte Hilfsleistung in diesen Fällen ist es Im Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung des nach dem Grundsatz der Bemessung der Einkom- Umsatzsteuerrechts an die 6. EG-Richtlinie zur wei- mensteuerschuld nach der Leistungsfähigkeit nicht teren Harmonisierung der Umsatzsteuern ist vorge- zulässig, eine Steuerentlastung ohne finanziellen sehen, auch gewerbliche Analyseunternehmen, wenn Aufwand zuzubilligen. In diesem Zusammenhang ist sie unter ärztlicher Aufsicht und Leitung stehen, von darauf hinzuweisen, daß einem Schwerbehinderten der Umsatzsteuer zu befreien. Der Referentenent- der steuerfreie Pauschbetrag nach § 33 b EStG für wurf für ein entsprechendes Umsatzsteuergesetz ist Mehraufwendungen gewährt wird, die ihm laufend an die Bundesressorts, die obersten Landesfinanz- unmittelbar durch die Körperbehinderung erwach- behörden und an die Verbände zur Stellungnahme sen, z. B. auch für Pflegekosten. versandt worden. 3860* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonns, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

b) § 10 Abs. 3, § 10 c Abs. 3, § 33 Abs. 3, § 33 a Anlage 85 Abs. 2, § 33 b Abs. 5, § 51 a EStG 1975, § 2 a Abs. 1 Satz 2, Abs. 2 Satz 1 WoPG 1975, § 1 a Abs. 1 Satz 2, Antwort Abs. 2 Satz 1 SparPG 1975, § 12 Abs. 1 Satz 2 des 3. VermBG durch Beschluß vom 8. Juni 1977 — des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche 1 BvR 265/75 — (BGBl. 1977 II S. 526). Frage des Abgeordneten Graf Huyn (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 47) : Danach widerspricht es dem Gleichheitssatz, daß die kinderbedingten Entlastungen und Begünsti- Treffen Pressemeldungen zu (.Münchner Merkur' 10./i1. Sep- tember 1977), denenzufolge in Griechenland produzierte deutsche gungen nach den bezeichneten Vorschriften grund- Waffen zum Export in andere Länder freigegeben werden, und um welche einzelnen Länder handelt es sich gegebenenfalls sätzlich nur dem Elternteil gewährt werden, in des- hierbei? sen Obhut die Kinder stehen.

Ein Gesetzentwurf der Bundesregierung, der die Der Münchner Merkur berichtet in seiner Ausgabe gesetzgeberischen Folgerungen aus dem Beschluß vom 10./11. September 1977 unter der Überschrift zieht, wird zur Zeit vorbereitet. Der Referentenent- „Deutsche Waffen nach Afrika" von einem Vertrag wurf wird in Kürze an die Bundesressorts, die ober- der deutschen Firma Heckler & Koch mit der grie- sten Landesfinanzbehörden und an die Verbände chischen Regierung über die Errichtung einer Ge- versandt werden. Der Gesetzentwurf wird so bald wehrfabrik auf dem Peloponnes. wie möglich dem Bundesrat zugeleitet werden. Die Bundesregierung ist mit diesem Vertrag bis- her nicht befaßt worden. Sie hat daher auch keiner Freigabe der aufgrund des Vertrages herzustellen- den Waffen für den Export in andere Länder zuge- Anlage 84 stimmt.

Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Anlage 86 Frage des Abgeordneten Sauer (Salzgitter) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 46): Antwort Wie beurteilt die Bundesregierung die im ersten Halbjahr 1977 um 60 Millionen DM (= 8,7 Prozent) rückläufige deutsche Polen- ausfuhr? des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Würtz (SPD) (Drucksache Der von Ihnen angesprochene rückläufige Trend 8/1015 Fragen B 48 und 49): der Exporte nach Polen, der im übrigen auch bei Treffen Pressemitteilungen (u. a. „Bremer Morgenpost vom 1. Oktober 1977) über Aussagen des Parlamentarischen Staats- anderen wichtigen westlichen Handelspartnern Po- sekretärs Grüner, beim Flugzeugkonzern VFW-Fokker müßten lens beobachtet werden kann, muß als Ergebnis einer rund 1200 Mitarbeiter bei der Produktion des Kurzstrecken jets VFW 614 eingespart werden, zu? auf die Konsolidierung des Warenverkehrs mit dem Ist in diesem Zusammenhang auch von der notwendigen Westen gerichteten Außenhandelspolitik Polens ver- Schließung des VFW-Fokker-Werks in Speyer gesprochen wor- standen werden. Die Anfang der 70er Jahre zustande den? gekommenen hohen polnischen Investitionsgüter- käufe in der Bundesrepublik Deutschland und ande- Die von Ihnen zitierten Pressemitteilungen bezie- ren westlichen Ländern haben zu beträchtlichen pol- hen sich auf vertrauliche Erörterungen im Haushalts- nischen Handelsbilanzdefiziten gegenüber den Hart- ausschuß des Deutschen Bundestages. Ich bitte um währungsländern und einer daraus resultierenden Ihr Verständnis, daß ich deshalb auf Ihre Fragen Kreditbelastung Polens geführt. Die gegenwärtige nicht direkt antworten kann. polnische Haltung im Außenwirtschaftsbereich mit vermehrten Exportanstrengungen und einer Zurück- Unabhängig hiervon darf ich folgendes bemerken: haltung bei den Importen aus dem Westen dürfte die Es trifft zu, daß das Unternehmen VFW-Fokker zur Konsequenz aus dieser bisherigen Entwicklung zie- Erhaltung seiner Wettbewerbsfähigkeit und zur hen. dauerhaften Sicherung von Arbeitsplätzen z. Z. seine Betriebsstättenstruktur und Programmplanung über- Natürlich werden dadurch die Exportchancen der prüft und hierbei alternative Konzepte in die Über- deutschen Wirtschaft etwas gedämpft. Auf längere legungen einbezieht. Entscheidungen über Reduzie- Sicht ist jedoch davon auszugehen, daß nur eine aus- rungen von personellen Kapazitäten sind- bisher balancierte Handelsbilanz Polens mit der Bundes- nicht gefallen. republik und dem Westen eine tragfähige Grundlage für die Weiterentwicklung des Warenverkehrs bie- Die Bundesregierung ist im Gespräch mit der Un- tet. Daß Polen am Ausbau dieser Beziehungen nach ternehmensleitung und den Arbeitnehmervertretern. wie vor interessiert ist, kann aus dem laufenden Sie wird nach Vorlage des Unternehmenskonzepts Fünfjahrplan Polens für 1976-80 sowie Äußerungen mit den Beteiligten über flankierende Maßnahmen führender polnischer Politiker gegenüber der Bun- der öffentlichen Hand mit dem Ziel, die Beschäfti- desregierung und anderen westlichen Regierungen gung im möglichen Umfange zu stabilisieren, be- geschlossen werden. raten. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3861*

Anlage 87 Anlage 88 Antwort Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schrift- des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Riesenhuber Frage des Abgeordneten Schreiber (SPD) (Druck- (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen B 51 und 52): sache 8/1015 Frage B 50): Welche Folgerungen ergeben sich für die energiepolitischen Prognosen der Bundesregierung, wenn die Umrechnung des Kern- Wird die Bundesregierung die jetzt erhobene Forderung des energiestroms in Millionen Tonnen SKE nicht mit der üblichen Gewerkschaftstags der Gewerkschaft Holz und Kunststoff auf- Methode des Vergleichs mit dem jeweiligen spezifisdien Brenn- greifen, eine staatliche Prüfstelle zu errichten, die unter Beteili- stoffverbrauch der öffentlichen Wärmekraftwerke geschieht, son- gung einer drittelparitätisch besetzten Kommission von Vertre- dern unter Berücksichtigung des viel geringeren Wirkungs- tern aus Betriebsrat, Gewerkschaft und Arbeitsverwaltung über- grads für Kernkraftwerke, und wie macht sich dies zahlenmäßig prüfen soll, ob Unternehmen, die Konkurs angemeldet haben, wei- bei den Angaben in den „Eckwerten für ein neues Energie- tergeführt werden können, und wäre die Bundesregierung ge- programm" bemerkbar? mäß einer weiteren Forderung des Gewerkschaftstags bereit, bei In welchem Umfang wird bei der heute üblichen Methode in positivem Ergebnis dieser Prüfung die Konkursmasse aus ihren den Planungen bis zum Jahr 2000 der Beitrag der Kernenergie, Mitteln zur Arbeitsplatzbeschaffung zu übernehmen und einer ausgedrückt in Millionen Tonnen SKE Primärenergie, unter- Auffanggesellschaft zu übertragen, um so eine Weiterführung schätzt, im Vergleich zu einer Bewertung des Kernenergiestroms des Betriebs und vor allem eine Erhaltung der betroffenen Ar- in Millionen Tonnen SKE unter Berüdcsichtigung des geringeren beitsplätze zu erreichen? Wirkungsgrads der Kernkraftwerke, und welche Folgerungen zieht die Bundesregierung daraus? Die in der Frage angesprochenen Gedanken einer Zu Frage B 51: staatlichen Wirtschaftlichkeitsprüfung von Unter- nehmen, die Konkurs angemeldet haben, und ggf. Die Darstellung des Kernkraftstroms in den Ener- ihre Übernahme durch eine staatliche Auffangge- giebilanzen und Energieprognosen sprengt insofern sellschaft werfen weitreichende rechtliche und wirt- den methodischen Rahmen dieser Rechensysteme, schaftliche Probleme auf. Die Möglichkeiten kon- als sich der für seine Erzeugung effektiv benötigte kursabwendender Maßnahmen und erleichterter Brennstoff zumindest gegenwärtig noch nicht exakt Vergleichsverfahren werden gegenwärtig von der in Energieeinheiten erfassen läßt, zumal Uran an- Bundesregierung im Rahmen einer Reform des In- ders als 01 oder Kohle für die Energieversorgung solvenzrechts geprüft. Die Wirtschaftlichkeitsprü- derzeit praktisch nur in Kraftwerken nutzbar ge- fung von Unternehmen durch staatliche Stellen ist macht werden kann. Aus diesem Grunde muß hier jedoch nicht vorgesehen. Im Vorfeld des Konkur- auf eine Ersatzlösung zurückgegriffen werden. Die ses und im Rahmen von Vergleichs- und Konkurs- Bundesregierung folgt in dieser Hinsicht in ihren verfahren hat sie durch die Beteiligten und Inter- Eckwerten vom März dieses Jahres den methodi- essierten zu erfolgen. Chancen und Risiken der schen Ansätzen der Arbeitsgemeinschaft Energie- Weiterführung eines Unternehmens abschätzen und bilanzen e. V., Düsseldorf, die darin bestehen, daß entsprechende Entscheidungen treffen kann nur, der von Kernkraftwerken erzeugte Strom in der wer die unmittelbare und umfassende Verantwor- Primärenergiebilanz hilfsweise mit dem durch- tung für die Zukunft des Unternehmens tragen will. schnittlichen spezifischen Brennstoffverbrauch in Dritte können dabei sinnvoll nur als Gutachter ein- konventionellen öffentlichen Wärmekraftwerken geschaltet werden. Positive Ergebnisse staatlicher bewertet wird. Hierbei liegt die Vorstellung zu- Prüfungsstellen würden aber nicht als Gutachten an- grunde, daß durch den von Kernkraftwerken er- gesehen werden, sondern bei den Betroffenen An- zeugten Strom ein entsprechender Einsatz von fos- sprüche auf Hilfen durch Steuermittel wecken. , silen Brennstoffen (Kohle, Öl, Gas etc.) in konven- tionellen Wärmekraftwerken ersetzt wird („Substi- Eine staatliche Auffanggesellschaft mit der Auf- tutionstheorie"). Dieses Verfahren hat international gabe, durch Firmenzusammenbrüche bedrohte Ar- Anerkennung gefunden und wird mit geringfügigen beitsplätze zu erhalten, würde zu einem Sammelbek- Abweichungen auch bei den Energiebilanzen und ken von höchstens am Rande der Wettbewerbsfähig- -prognosen für die Europäischen Gemeinschaften keit stehenden Unternehmen werden. Diese subven- angewandt. tionierten Unternehmen würden die Wettbewerbs- Trotzdem prüft das Bundesministerium für Wirt- position der anderen Unternehmen schwächen und schaft wegen des steigenden Anteils der Kernener- dort Arbeitsplätze gefährden. gie am gesamten Energieverbrauch der Bundesrepu- blik Deutschland in Zusammenarbeit mit der Die Bundesregierung hält eine solche, an über- Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen und auch mit holten Strukturen orientierte, bloß erhaltende Ar- den Experten internationaler Organisationen, ob beitsmarktpolitik nicht für geeignet, das Ziel eines und inwieweit eine Umstellung zweckmäßig sein befriedigenden Beschäftigungstandes wieder zu er- könnte. reichen. Sie ist vielmehr der Auffassung, daß die Eine wesentliche Schwierigkeit beruht darin, im notwendigen dauerhaften zusätzlichen Arbeitsplätze Rahmen mittel- und langfristiger Prognosen die nur von leistungs- und wettbewerbsfähigen Unter- künftige Entwicklung des Wirkungsgrades von nehmen geschaffen werden können. Die Wirtschafts- Kernkraftwerken richtig einzuschätzen. Im Gegen- und Finanzpolitik leistet dazu den ihr möglichen satz zu lange erprobten Technologien wie bei kon- Beitrag durch entsprechende Gestaltung der Wachs- ventionellen Wärmekraftwerken ist dies bei erst tumsbedingungen für die Wirtschaft. Die Reform am Anfang ihrer Entwicklung stehenden Technolo- des Insolvenzrechts, Arbeitsplatzbeschaffungsmaß- gien problematisch. Es erscheint nicht einmal aus- nahmen u. a. haben dabei flankierende Aufgaben. geschlossen, daß Kernkraftwerke um die Jahrhun- 3862* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 dertwende einen höheren Wirkungsgrad als die Bei der Produktinformation über den Energiever- herkömmlichen Kraftwerke erreichen werden. brauch elektrischer Haushaltsgeräte, die erstmalig Im übrigen hätte eine Umstellung der Berech- zur Domotechnica im Februar 1978 für die Geräte- nungsmethode auf den gegenwärtig etwa bei 33 °/o gruppe Kühl-/Gefriergeräte präsentiert werden soll, liegenden Wirkungsgrad der Kernkraftwerke ledig- ist neben dem tatsächlichen Stromverbrauch auch lich eine begrenzte Erhöhung des Primärenergiever- die Angabe weiterer, den Energieverbrauch unmit- brauchs an Kernenergie und damit eine Zunahme telbar beeinflussender Geräteparameter geplant. Für des relativen Anteils der Kernenergie am gesam- Kühl-/Gefriergeräte werden die Angaben neben der ten Primärenergieverbrauch zur Folge. Der End- Typenbezeichnung danach den Energieverbrauch in energieverbrauch und damit auch der Stromver- 24 Stunden unter Angabe der jeweiligen Prüfnorm, brauch blieben unverändert. Der Anteil des End- die Abtaueinrichtung, den Inhalt und die Tempe- energieverbrauchs am gesamten Primärenergiever- ratur des Sternefaches und den Nutzinhalt des Ge- brauch würde sich infolge leicht erhöhter Um- räts umfassen. wandlungsverluste etwas vermindern. Bei der Auswahl der Parameter war zu berück- Unterstellt man für 1980 und 1985 z. B. für Kern- sichtigen, daß bei der geplanten Energieverbrauchs- kraftwerke einen unverminderten Wirkungsgrad information durch ein aufklebbares Etikett am Ge- von 33 °/o, so würden sich gegenüber den in den rät aus Platzgründen nicht mehr als fünf bis sechs Grundlinien vom März dieses Jahres veröffentlich- Angaben gemacht werden können. Von der Auf- ten Eckwerten im wesentlichen folgende rein rech- nahme weiterer Parameter, insbesondere des Norm- nerischen Änderungen ergeben: verbrauchs nach den für Kühl- und Gefriergeräte

1980 1985 bisherige geänderte bisherige geänderte Methode Methode *) Methode Methode *) — in Millionen t SKE-

Primärenergieverbrauch an Kernkraft 28 32 62,4 72,7 Primärenergieverbrauch insgesamt 435 439 496 506

Anteil Kernkraft 6,4 % 7,3 % 12,6 % 14,4 %

*) Berücksichtigung des sich von konventionellen Wärmekraftwerken unterscheidenden Wirkungsgrades der Kernkraftwerke.

Wesentlich ist, daß eine geänderte Berechnungs- maßgeblichen Normen DIN 8950 und DIN 8953, methode keinerlei Einfluß auf den Stromverbrauch wurde nach intensiven Diskussionen zwischen allen hat, so daß sich der Bedarf an Kraftwerken in kei- Beteiligten abgesehen; da nahezu alle am Markt ner Weise vermindern würde. erhältlichen Kühl- und Gefriergeräte erheblich we- niger verbrauchen als nach den gültigen DIN-Nor- Zu Frage B 52: men zulässig, würde die Angabe des in der Regel höheren Normverbrauchs auf dem Etikett nur den Diese Frage läßt sich nicht mit Zahlenangaben Verbraucher verwirren. beantworten, weil die Unsicherheiten über den um die Jahrhundertwende zu erwartenden Energiever- Die Bundesregierung ist deshalb der Ansicht, daß brauch und über den dann erreichten Wirkungs- der Verbraucher nach Einführung der Produktinfor- grad der Kernkraftwerke allzu groß erscheinen. mation in der Lage sein wird, Geräte mit geringem Strombedarf schnell und einfach auszuwählen.

Anlage 89

Antwort Anlage 90 des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Antwort Frage des Abgeordneten Dr. Steger (SPD) (Druck- sache 8/1015 Frage B 53): des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche Wird die Bundesregierung die von seiten einzelner Energie- Frage des Abgeordneten Gerstein (CDU/CSU) versorgungsunternehmen erhobene Forderung (Energiewirtschaft- (Drucksache 8/1015 Frage B 54): liche Tagesfragen 1977, S. 490) aufgreifen, daß bei den Produkt- informationen zum Energieverbrauch von Elektrogeräten neben Welche sachlichen Gründe sprechen für eine Kopplung der dem tatsächlichen Verbrauch auch die in den Normen festgelegten Errichtungsgenehmigung neuer Kraftwerke an die erste Teil- Mindestanforderungen aufgenommen werden, damit eine einfache errichtungsgenehmigung eines Entsorgungszentrums, wenn ge- und schnelle Auswahl der Geräte mit geringem spezifischen nügend Lagerkapazität für abgebrannte Brennelemente zur Ver- Strombedarf ermöglicht wird? fügung steht? Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3863*

Die Bundesregierung sieht in der Koppelung der Anlage 92 Entsorgungsvorsorge mit den Genehmigungen für Kernkraftwerke u. a. ein Mittel, die Realisierung Antwort des Entsorgungskonzepts auf der Grundlage des Verursacherprinzips durchzusetzen. Sie hat nach des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche - den von ihr aufgestellten zusammen mit der Mehr- Frage des Abgeordneten Dr. Friedmann (CDU/CSU) heit der Länder beschlossenen „Grundsätzen zur (Drucksache 8/1015 Frage B 56) : Entsorgungsvorsorge für Kernkraftwerke" Trifft es zu, daß erst für etwa 80 der rund 600 Ausbildungs- berufe Berufsausbildungsordnungen erlassen worden sind, und bis wann ist bejahendenfalls damit zu rechnen, daß für alle Aus- — die Einleitung des Genehmigungsverfahrens für bildungsberufe zeitgemäße Berufsausbildungsordnungen erlassen das Entsorgungszentrum werden? — die Vorwahl eines oder mehrerer grundsätzlich Der Bundesminister für Wirtschaft erläßt nach geeigneter Standorte für das Entsorgungszentrum § 25 Berufsbildungsgesetz (BBiG) / Handwerksord- und nung (HwO) Ausbildungsordnungen für Ausbil- — ein positives Urteil von Reaktorsicherheitskom- dungsberufe der gewerblichen Wirtschaft. Von der mission und Strahlenschutzkommission über die Gesamtzahl der anerkannten und als anerkannt gel- grundsätzliche sicherheitstechnische Realisier- tenden 456 Ausbildungsberufe entfallen derzeitig barkeit auf die gewerbliche Wirtschaft 405 Ausbildungsbe- rufe, das sind rd. 90 v. H. zur Vorbedingung ihrer Zustimmung zu weiteren 1. Teilerrichtungsgenehmigungen neuer Kernkraft- Der Bundesminister für Wirtschaft hat seit In- werke gemacht. Die Entsorgungsgrundsätze stellen krafttreten des BBiG (1. September 1969) 45 Aus- darauf ab, daß die Bereitstellung von Zwischenlager- bildungsordnungen für 84 Ausbildungsberufe er- kapazität für abgebrannte Brennelemente als inte- lassen, in denen rd. 30 v. H. der Gesamtzahl der grierter Bestandteil der Konzeption eines Entsor- Auszubildenden ausgebildet werden. Diese vertei- gungssystems anzusehen ist, das davon ausgeht, len sich auf die einzelnen Jahre wie folgt: die in den abgebrannten Brennelementen noch vor- Zahl der handenen, nutzbaren Spaltstoffe durch eine spätere Zahl der Zahl der Ausbil Ausbil Wiederaufarbeitung zurückzugewinnen. Jahr dunbsdungs dungs dungs berufe verhältnisse Ende 1976 Anlage 91 1969 — — — Antwort (ab 01. 09.) des Bundesministers Matthöfer auf die Schriftliche 1970 — — — Frage des Abgeordneten Gerstein (CDU/CSU) 1971 4 10 11788 (Drucksache 8/1015 Frage B 55) : Welche Lagerkapazitäten für abgebrannte Brennelemente — sei 1972 3 15 61 868 es beim Kraftwerk oder in Zwischenlagern — müssen geschaffen werden, um eine Kernkraftwerkskapazität von 30 000 MW im 1973 11 11 269 762 Jahre 1985 und 45 000 MW im Jahre 1990 durch Zwischenlagerung von Brennelementen zu entsorgen? 1974 8 25 56 637 Der Bedarf an Zwischenlagerkapazität wird be- 1975 9 9 29 011 stimmt durch den Anfall an bestrahlten Brennele- 1976 6 10 8 518 menten. Pro 1 000 MW fallen pro Jahr rund 30 t 1977 bestrahlte Brennstoffe an. Das bedeutet bei 30 000 4 4 36 567 (bis MW rund 900 t jährlich und bei 45 000 MW ent- 01. 10.) sprechend 1 350 t jährlich. Ausgehend von zur Zeit 10 000 MW in Betrieb 45 84 474 151 bzw. unmittelbar vor der Inbetriebnahme und der Annahme eines linearen Zuwachses weiterer Kapa- (In den Zahlen für 1977 ist der Ausbildungsberuf Ver- zität bis zu den genannten Werten 1985 bzw. 1990 sicherungskaufmann enthalten, der 1973 geregelt und würde, falls bis dahin weder im Inland noch im 1977 neugefaßt erlassen worden ist.) Ausland eine Wiederaufarbeitung erfolgte, von 1977 bis 1990 zu einer Akkumulierung von etwa 9 000 t Der Rückgang der Zahl der erlassenen Ausbil- abgebrannten Brennstoffs führen. dungsordnungen ab 1974 ist darauf zurückzuführen, daß die Ausbildungsordnungen mit den Rahmen- Diese Brennelemente werden sowohl am Reaktor lehrplänen für die Berufsschule nach dem Gemein- (Menge abhängig von eventuellem Einsatz von samen Ergebnisprotokoll von Bund und Ländern Kompaktiagerstellen), in einem zentralen Zwischen- vom 30. Mai 1972 abzustimmen sind. Das Abstim- lager bzw. dem Eingangslager des geplanten Ent- mungsverfahren ist 1974/75 angelaufen und verur- sorgungszentrums und gemäß den Verträgen mit sacht zwangsläufig eine längere Bearbeitungsdauer Cogema in Frankreich gelagert werden. bei der Vorbereitung der Neuordnung von Aus- Es ist jedoch darauf hinzuweisen, daß die Zwi- bildungsberufen. Der Stand des Abstimmungsver- schenlagerung der Brennelemente nicht als Entsor- fahrens im Bereich der gewerblichen Wirtschaft ist gung der Kernkraftwerke angesehen werden kann. aus der nachfolgenden Aufstellung ersichtlich: 3864* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

I. Erlassene abgestimmte Ausbildungsordnungen findlichen Berufsgrundbildungsjahres zusätzlich er- (vom 1. April 1976 bis 1. Oktober 1977): arbeitet und abgestimmt werden. Die Absprache sieht vor, daß die alternativen Ausbildungsordnun- Zahl der Zahl der gen in eine berufsfeldbreite Grundbildung im ersten Ausbil Ausbil Zahl der Ausbildungs Ausbildungsjahr und eine darauf aufbauende beruf- dungs dungs verhältnisse Ende 1976 - ordnungen berufe liche Fachbildung zu gliedern sind. Von der Neu- gliederung werden über 100 Ausbildungsberufe be- troffen. 8 12 44 564 Das vorstehende Neuordnungsprogramm des Bun- desministers für Wirtschaft wird unter Beteiligung des Bundesinstituts für Berufsbildung, der Länder, II. Im Abstimmungsverfahren befindliche Ausbil- der Wirtschaft und der Gewerkschaften selbst bei dungsordnungen: einem Einsatz von Hunderten von Sachverständi- a) für Ausbildungsberufe, die bereits nach § 25 gen nicht vor Mitte der 80er Jahre erfüllt werden BBiG /HwO anerkannt worden sind: können.

Zahl der vom Koordinie rungsausschu Zahl der Zahl der Ausbil beschlossenen Ausbil Anlage 93 Jahr Abstimmungs dungsver- dungs hältnisse projekte (Aus berufe Ende 1976 Antwort bildungsord- nungsentwürfe) des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Kunz (CDU/CSU) 1975 3 3 126 848 (Drucksache 8/1015 Frage B 57): 1976 4 4 5 814 Ist die Bundesregierung darüber informiert, daß das durch das Zonenrandförderungsgesetz vom 5. August 1971 (BGBl. I S. 1237) gesetzte Ziel, der Förderung des Zonenrandgebietes durch Bevor- 1977 2 4 3 483 zugung bei der Vergabe öffentlicher Aufträge besonderen Vor- (bis 01. 10.) rang einzuräumen, in der Praxis nicht oder nur unvollkommen erreicht wird, weil § 4 der Richtlinien für die bevorzugte Berück- sichtigung von Personen und Unternehmen aus dem Zonenrand- gebiet und aus Berlin (West) bei der Vergabe öffentlicher Auf- 9 11 136145 träge (Bundesanzeiger Nr. 152 vom 20. August 1975) nur eine Kann-Vorschrift enthält, und ist die Bundesregierung auf Grund dieser Erkenntnis bereit, § 4 der vorgenannten Richtlinie im Sinne des Zonenrandförderungsgesetzes so zu ändern, daß Unternehmen aus dem Zonenrandgebiet bei der Vergabe öffent- b) für Ausbildungsberufe, die vor Inkrafttreten des licher Aufträge bessere Chancen erhalten? BBiG geregelt worden sind und als anerkannt gelten (§ 108 BBiG) : Die in den Richtlinien der Bundesregierung vom 11. August 1975 (BAnz. Nr. 152 vom 20. August 1975) Zahl der vom für Bewerber aus dem Zonenrandgebiet getroffenen Koordinie Zahl der Regelungen entsprechen § 2 Nr. 3 des Gesetzes zur rungsausschuß Zahl der Ausbil beschlossenen Ausbil Förderung des Zonenrandgebietes vom 5. August Jahr dungsver- 1971. (BGBl. I S. 1237). Danach sollen bei der Vergabe Abstimmungs dungs hältnisse projekte (Aus berufe Ende 1976 öffentlicher Aufträge Unternehmen aus dem Zonen- bildungsord- randgebiet bevorzugt berücksichtigt werden; diese nungsentwürfe) Maßnahme dient dem Ziel des Ausgleichs von Stand- ortnachteilen und der Sicherung und Schaffung von 1975 21 34 rd. 275 000 Dauerarbeitsplätzen. 1976 1 1 237 Zusätzlich zu der Gewährung von Mehrpreisen 1977 7 8 2 089 sehen die Zonenrand-/Berlin-Richtlinien vor, daß (bis 01. 10.) einem bevorzugten Bewerber, dessen Angebot selbst unter Anwendung der Mehrpreisstaffel nicht mehr 29 43 rd. 277 000 berücksichtigt werden kann, bei umfangreichen, in Lose geteilten Leistungen eingeräumt werden kann, für ein oder mehrere Lose, regelmäßig jedoch nicht Zur Zeit werden über di e- im Abstimmungsverfah- für mehr als 50 v. H. des Gesamtauftrages in den ren befindlichen Projekte hinaus abstimmungsfähige für den Zuschlag in Betracht kommenden Preis des Ausbildungsordnungsentwürfe für 45 Ausbildungs- wirtschaftlichsten oder annehmbarsten Angebots berufe mit rd. 245 000 Ausbildungsverhältnissen er- einzutreten (§ 4 Abs. 1). arbeitet und für das Abstimmungsverfahren vorbe- Die Eintrittsmöglichkeit ist eine besondere Präfe- reitet. renz für Bewerber aus dem Zonenrandgebiet und Die Ordnungsarbeiten des Bundesministers für aus Berlin. Allen anderen Bevorzugten-Gruppen — Wirtschaft werden durch die Bund-Länder-Abspra- Vertriebene, Sowjetzonenflüchtlinge, Verfolgte, Eva- che vom 24. Juni 1977 erheblich ausgeweitet. Da- kuierte, Werkstätten für Behinderte. und Blinden- nach müssen künftig alternative Ausbildungsord- werkstätten — ist diese Präferenz nicht eingeräumt nungen für Absolventen des in der Einführung be- worden (vgl. Richtlinien vom 11. August 1975, BAnz. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3865*

Nr. 152 vom 10. August 1975). Der Grund dafür liegt sind. Für das letzte vollständig abgewickelte Wirt- unter anderem darin, daß die Eintrittsmöglichkeit — schaftsjahr 1975/76 wurden in der EG von der inter- stärker noch als die Gewährung von Mehrpreisen — venierten Menge Obst bei den einzelnen Obstarten dem Wettbewerbsprinzip widerspricht, das den Vor- folgende Prozentsätze den in der Marktordnung Obst schriften über die Vergabe öffentlicher Aufträge zu- und Gemüse vorgesehenen Verwendungszwecken - grunde liegt. Anläßlich der Neufassung der Richtli- zugeführt: nien im Jahre 1968, bei der die Eintrittsmöglichkeit Birnen: 96 % Apfelsinen: 53 % Zitronen: 34 % eingeführt wurde, haben sich einige Bundesländer nachdrücklich gegen das Eintrittsrecht gewandt. Sie Äpfel: 56 % Mandarinen: 43 % Pfirsiche: 25 %. haben geltend gemacht, daß es zu Wettbewerbsver- zerrungen führe, die wegen der angespannten Wett- Zu Frage l3 59: bewerbslage in bestimmten Wirtschaftsbereichen Die Aufteilung auf die einzelnen Verwendungs- nicht hingenommen werden könnten. Eine Kann- arten ergibt nach den verfügbaren Unterlagen für Regelung wurde deshalb als zweckmäßiger als eine das letzte abgewickelte Wirtschaftsjahr 1975/76 in Soll-Vorschrift angesehen. der EG folgendes Bild bei den einzelnen Erzeug- Für eine Änderung der Zonenrand-/Berlin-Richt- nissen: linien in dem von Ihnen angestrebten Sinne (Än- 1. Birnen: Kostenlose Verteilung für derung der Kann-Vorschrift des § 4 in eine Muß soziale Zwecke: 2,76 % Vorschrift) sehe ich daher aufgrund der vorstehen- den Ausführungen keine Möglichkeit. Verfütterung: 6,86 % Destillation zu Alkohol: 86,32 % Dabei ist schließlich auch noch zu berücksichtigen, daß die Bevorzugung bestimmter Bewerber EG-recht- sonstige Zwecke S): 4,06 % lich grundsätzlich unzulässig ist. Diese Auffassung hat die Kommission anläßlich der Novellierung des 2. Äpfel: Kostenlose Verteilung für Schwerbehindertengesetzes, das eine Umgestaltung soziale Zwecke: 1,56 % der Bevorzugtenregelung enthält, erneut bestätigt, Verfütterung: 17,31 % unter weiterer, zumindest temporärer Tolerierung Destillation zu Alkohol: 37,10 % der Regelung. Eine Verstärkung der Bevorzugung sonstige Zwecke: 44,03 % der Bewerber aus dem Zonenrandgebiet und aus Ber- lin (West) durch eine Änderung der Eintrittsmög- 3. Apfelsinen: Kostenlose Verteilung für lichkeit, die in Brüssel notifiziert werden müßte, soziale Zwecke: 42,01 % würde lediglich dazu führen, daß die Diskussion über unsere bestehenden Bevorzugtenregelungen Verfütterung: 3,90 % wieder entfacht und die Vorschriften erneut in Frage Abgabe an Industrie: 6,66 % gestellt würden. sonstige Zwecke: 47,43 %

4. Mandarinen: Kostenlose Verteilung für soziale Zwecke: 12,16 % Anlage 94 Verfütterung: 44,03 % Antwort sonstige Zwecke: 43,81 % des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Vogt (Dürers) (CDU/CSU) 5. Zitronen: Kostenlose Verteilung für (Drucksache 8/1015 Fragen B 58 und 59) : soziale Zwecke: 33,50 % Wie hoch ist der Prozentsatz des Obstes, das innerhalb der EG seit 1967 für die in der Marktordnung Obst und Gemüse vor- sonstige Zwecke: 66,50 % gesehenen Verwendungszwecke tatsächlich verwendet wurde, und wie hoch ist der Prozentsatz des Obstes, das aus verschie- denen Gründen vernichtet werden mußte? 6. Pfirsiche: Kostenlose Verteilung für Wie teilen sich die in der Marktordnung Obst und Gemüse soziale Zwecke: 5,73 % vorgesehenen Verwendungszwecke in dem Zeitraum ab 1967 pro- zentual auf in kostenlose Verteilung an Altersheime, Waisen- Verfütterung: 0,35 % häuser, Kinderheime und ähnliche gemeinnützige Einrichtungen, kostenlose Verteilung an Schulkinder als Pausenapfel, Ver- Destillation: 19,51 % arbeitung und anschließende kostenlose Verteilung der Erzeug- nisse an die vorgenannten gemeinnützigen Einrichtungen bzw. sonstige Zwecke: 74,41 % Destillation zu Alkohol und Verfütterung? Es ist davonauszugehen, daß insbesondere unter Zu Frage B 58: den Bedingungen des Mittelmeerraumes bei fehlen- Zunächst ist festzustellen, daß von der gesamten den qualifizierten Lagermöglichkeiten der Verderb vermarkteten Menge Obst seit 1967 im jährlichen rasch eintritt, wenn die befugten sozialen Einrich- Durchschnitt zwischen 3 % und 6 % interveniert tungen die Ware nicht rechtzeitig abrufen, die Ver- wurden. arbeitungsbetriebe ihre Kapazität voll ausgelastet haben und die Besatzdichte der Tierhaltung für die Die Angaben über ,die Höhe der Intervention er- Verfütterung nicht ausreichend ist. folgen von den Mitgliedstaaten an die EG-Kommis- sion nach Abschluß eines jeden Wirtschaftsjahres. 1) Darunter fallen die Verarbeitung und kostenlose Ver- Eine Erfassung der Verwendungszwecke erfolgt erst teilung der Erzeugnisse, Aussortierungen und Ver- seit 1970/71, wobei die der EG-Kommission vorge- derb, wenn die Ware nicht rechtzeitig der bestim- legten Angaben mancher Mitgliedstaaten lückenhaft mungsgemäßen Verwendung zugeführt werden konnte. 3866* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

ten eine verstärkte Rücklieferung erfolgt ist, daß jedoch die Anlage 95 Uberleitung der Sonderbeihilfe in eine allgemeine Beihilfe- aktion auf der Grundlage von Lieferverträgen wegen des kom- plizierten Papierkriegs dazu geführt hat, daß die Magermilch- Antwort rücklieferung wieder zurückgeht, und ist die Bundesregierung bereit, bei der Kommission in Brüssel darauf hinzuwirken, daß Molkereibetriebe, die ausschließlich dicksaure Magermilch rück- des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Schriftliche liefern, vom Abschluß von Lieferverträgen befreit werden, weil Frage des Abgeordneten Wolfgramm (Göttingen) ein Mißbrauch mit dicksaurer Milch weitgehend ausgeschlossen- (FDP) (Drucksache 8/1015 Frage B 60) : wäre? Wie beurteilt die Bundesregierung den immer massiveren Ein- satz chemischer Unkrautverniditungsmittel in der Landwirtschaft, Der Tatbestand ist der Bundesregierung bekannt. und welche Maßnahmen wird die Bundesregierung dagegen er- greifen, zumal eine neuere Untersuchung ergeben hat, daß die Um den aufgetretenen Schwierigkeiten zu begegnen, Unkrautvernichtungsmittel auch eine Dezimierung des Wildbe- betreibt die Bundesregierung die Änderungen der stands zur Folge haben? Verordnung (EWG) Nr. 1089/77 mit größtem Nach- Die der Bundesregierung vorliegende statistischen druck. Unterlagen zeigen, daß der Inlandsabsatz von Her Insbesondere wird deutscherseits der auch von biziden (chemische Unkrautvernichtungsmittel) bis Ihnen, sehr geehrter Herr Kollege, geforderte Fort- zum Jahre 1974 zugenommen, in den Jahren 1975 fall der Lieferverträge angestrebt, u. a. auch aus und 1976 aber deutlich abgenommen hat. Werden mehrwertsteuerlichen Gründen. In diesem Zusam- die im Jahre 1970 abgesetzten Herbizidmengen menhang möchte ich darauf hinweisen, daß die über- gleich 100 gesetzt, so ergeben sich folgende Werte: wachenden Bundesländer anstelle einer Denturie- 1970 100 rung der Magermilch durch Säuerung eine gleich- wertige Verwaltungskontrolle bevorzugen. Diese 1971 107 Verwaltungskontrolle ist nach unserer Auffassung 1972 120 auch ohne Lieferverträge durchführbar. 1973 140 1974 158 1975 147 Anlage 97 1976 140 Ich bemerke hierzu noch, daß die verfügbaren Antwort Zahlen sich auf den jährlichen Inlandsabsatz bezie- hen. Dieser deckt sich jedoch weitgehend mit dem des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftli- jährlichen Verbrauch. chen Fragen des Abgeordneten Dr. Blüm (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen B 64 und 65) : Die in obiger Zahlenreihe festzustellende rückläu- Wie hoch sind derzeit die Höchstgrenzen des Jahresarbeits- fige Tendenz des Inlandsabsatzes bzw. Verbrauchs verdienstes bei den einzelnen Berufsgenossenschaften, und be- absichtigt die Bundesregierung, diese Höchstgrenzen zu dynami- von Herbiziden dürfte in erster Linie auf die ver- sieren? stärkte Beratungstätigkeit zurückzuführen sein, Ist die Bundesregierung bereit, § 1262 RVO (§ 39 AVG) dahin durch die dem Landwirt klargemacht wird, daß es gehend zu ändern, daß nach Absatz 1 Satz 2 die Kinderzulage aus der gesetzlichen Unfallversicherung auf den Kinderzuschuß nicht darauf ankommt, die Pflanzenbestände von un- angerechnet wird, wenn der Kinderzuschuß höher liegt als die erwünschten Pflanzen absolut freizuhalten. Zur Ver- Kinderzulage aus der gesetzlichen Unfallversicherung? meidung wirtschaftlicher Schäden genügt es viel- mehr, die unerwünschten Pflanzen nur bis zu einem Zu Frage B 64: bestimmten Grad zu unterdrücken. Dadurch ist eine Nach meiner Kenntnis gilt zur Zeit bei 21 Berufs- Verringerung des Mitteleinsatzes möglich. Um hier- genossenschaften eine Höchstgrenze des Jahresar- für weitere exakte Aussagen zu erhalten, werden beitsverdienstes von 60 000,— DM, bei 11 Berufsge- verstärkt wissenschaftliche Untersuchungen durch- nossenschaften eine solche von 72 000,— DM und bei geführt. einer Berufsgenossenschaft eine von 84 000,— DM. Von einer Dezimierung des Wildbestandes, insbe- Zum 1. Januar 1978 werden weitere Satzungsände- sondere durch Herbizide, die Sie anführen, ist mir rungen in Kraft treten, so daß dann etwa die Hälfte nichts bekannt. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie der Berufsgenossenschaften von 72 000,— DM oder mir nähere Angaben zu der von Ihnen angedeuteten mehr als Höchst-Jahresarbeitsverdienst ausgehen neueren Untersuchung machen könnten, damit ich werden. Der im Gesetz bestimmte Betrag von sie einer Prüfung unterziehen kann. 36 000,— DM hat im Bereich der allgemeinen Unfall- versicherung keine Bedeutung mehr; 2 gewerbliche Berufsgenossenschaften wenden zur Zeit noch die Obergrenze von 48 000,— DM an. Anlage 96 Die Frage einer Dynamisierung der Jahresarbeits- verdienstgrenze wird im Zusammenhang mit der Ein- Antwort ordnung der gesetzlichen Unfallversicherung in das Sozialgesetzbuch, deren Vorbereitung im Bundesmi- des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Schriftliche nisterium für Arbeit und Sozialordnung bereits an- Frage des Abgeordneten Simpfendörfer (SPD) gelaufen ist, geprüft werden. Eine dynamische Ober- (Drucksache 8/1015 Frage B 61): grenze wird von der Sachverständigenkommission, Ist der Bundesregierung bekannt, daß 1976 durch die Einfüh- die sich mit diesen Fragen befaßt, in Erwägung ge- rung einer Sonderbeihilfe für die Rücklieferung flüssiger Mager- milch in den von der Trockenheit besonders betroffenen Gebie- zogen. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3867*

Zu Frage B 65: Der von Ihnen erwähnte Entwurf ist ein Arbeits- papier, das im zuständigen Arbeitsausschuß des In Fällen, in denen ein Kinderzuschuß aus der ge- Bundesausschusses in den demnächst vorgesehenen setzlichen Rentenversicherung und eine Kinderzu- Beratungen erörtert werden wird. Hierzu ist weder lage aus der gesetzlichen Unfallversicherung zusam- die Meinungsbildung im Arbeitsausschuß abgeschlos- - mentreffen, wird nur die Kinderzulage aus der ge- sen noch liegen Beschlüsse des Bundesausschusses setzlichen Unfallversicherung gewährt, diese aller- vor. Ich bitte daher um Verständnis, wenn ich dem dings mindestens in Höhe des Kinderzuschusses der Ergebnis dieser Beratungen nicht vorgreifen möchte. gesetzlichen Rentenversicherung. Das ergibt sich aus Die Richtlinien über Arzneimittel, die nur bei ge- § 583 Abs. 2 Satz 2 RVO. ringfügigen Gesundheitsstörungen benötigt und da- Einer Gesetzesänderung bedarf es daher nicht. her nicht mehr zu Lasten der Krankenkassen abge- geben werden, führen nicht zu einer unzumutbaren einseitigen Belastung bestimmter Gruppen von Ver- sicherten. Sie dienen vielmehr der wirtschaftlichen und ausreichenden Versorgung aller Versicherten Anlage 98 und ihrer mitversicherten Familienangehörigen. Mit diesen Maßnahmen sollen die außerordentlichen Antwort Ausgabensteigerungen für Arznei- und Heilmittel auf ein für die Versicherten und die Wirtschaft er- des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftli trägliches Maß zurückgeführt werden. chen Fragen des Abgeordneten Pohlmann (CDU/ CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen B 66, 67, 68 und 69) : Über die Einführung eines Krankenkassenbeitra- ges für Rentner wird erst im Zusammenhang mit den Stimmt die Bundesregierung mit den Ersatzkassen darin über- ein, daß die Regelung des § 368 p Abs. 8 RVO nur für den Überlegungen zum 21. Rentenanpassungsgesetz zu Bereich der RVO-Kassen Rechtsgültigkeit hat, und wenn nein, wie wird die Bundesregierung ihrer abweichenden Auffassung entscheiden sein. Geltung verschaffen? Trifft es zu, daß der Bundesausschuß Ärzte /Krankenkassen den Bundesarbeitsminister schriftlich um Auskunft darüber gebeten hat, was nach § 368 p Abs. 8 RVO unter „geringfügigen Ge- sundheitsstörungen" zu verstehen sei, und daß das Bundes- ministerium dieser Bitte nicht entsprochen hat? Ist der Bundesregierung bekannt, daß dem Bundesausschuß Anlage 99 Ärzte/ Krankenkassen ein Entwurf vorliegt, nach dem gemäß § 368 p Abs. 8 RVO künftig u. a. Geriatrika, Abführmittel, Mund- und Rachendesinfizientien, Fermentpräparate, Tagessedativa, Antwort Tranquillantien, Analgetika, Schnupfenmittel, Hustenblocker, Grippemittel und homöopathische Kombinationspräparate von der Erstattung durch die gesetzliche Krankenversicherung ausgenom- des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schrift- men werden sollen, und wie beurteilt die Bundesregierung dieses liche Frage des Abgeordneten Menzel (SPD) (Druck- Vorhaben aus gesundheits- und sozialpolitischer Sicht? sache 8/1015 Frage B 70): Ist der Bundesregierung bekannt, daß Medikamente gegen so- genannte geringfügige Gesundheitsstörungen besonders häufig Hält es die Bundesregierung für vertretbar, daß Bürger, für die gerade von Rentnern benötigt werden, und auf welche Weise ärztliche Gutachten wesentliche Lebensbedingungen — wie z. B. will die Bundesregierung verhindern, daß die vorgesehene Her- Höhe und Zeitpunkt von Rentenbezügen, Prozentsatz anerkannter ausnahme solcher Präparate aus der Erstattungspflicht diesen Schwerbehinderung, Höhe und Möglichkeit von Pflegegeld — Versichertenkreis besonders trifft, der nach den Plänen der beeinflussen, mit der jeweils darauf beruhenden Entscheidung Koalition zudem noch künftig mit einem besonderen Rentner- über ihre Anträge meist keine Ausfertigung der Gutachten er- krankenversicherungsbeitrag belastet werden soll? halten, und daß die Gutachten in einer für den medizinischen Laien nicht verständlichen Sprache abgefaßt sind, und gegebenen- falls welche gesetzgeberischen und sonstigen Möglichkeiten sieht Auch die Ersatzkassen haben sich durch entspre- sie im Kompetenzbereich des Bundes, um dies zu ändern? chende Bestimmungen in ihren Satzungen nach den Im Entwurf des 10. Buches zum Sozialgesetzbuch, gemäß § 368 p Abs. 8 RVO von den Bundesausschüs- den die Bundesregierung z. Z. vorbereitet, ist vor- sen der Ärzte /Zahnärzte und Krankenkassen zu be- gesehen, den Beteiligten Einsicht in die Akten zu schließenden Richtlinien über die Ausnahme be- gestatten, soweit deren Kenntnis zur Geltend- stimmter Arzneimittel von der Verordnungsfähigkeit machung oder Verteidigung ihrer rechtlichen Inter- zu Lasten der Krankenkassen zu richten. essen erforderlich ist. Hierbei kann der Beteiligte Der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung auch die in den Akten befindlichen Gutachten ein- ist vom Vorsitzenden des zuständigen Arbeitsaus- sehen. Er kann sich selbst Abschriften fertigen oder schusses des Bundesauschusses der Ärzte und Kran- Ablichtungen anfertigen lassen. Es handelt sich bei kenkassen schriftlich um „Mitteilung gebeten wor- dieser Vorschrift um die Fortentwicklung bestehen- den, was der Gesetzgeber unter geringfügigen Ge- den Rechts. sundheitsstörungen verstanden wissen will" . Dazu Auch ärztliche Untersuchungsergebnisse, die auf wurde geantwortet: automatisierten Datenträgern gespeichert sind, sol- „Über die von Ihnen gestellte Frage wird der len dem Beteiligten auf seinen Antrag zugänglich Bundesausschuß im Zuge seiner Arbeiten an die- gemacht werden. sen Richtlinien unter ausreichender Beteiligung von Bei der Erörterung des Gesetzentwurfes ist ge- u. a. Sachverständigen der medizinischen Wissen- sehen worden, daß die Gutachten nicht immer für schaft und Praxis eingehend zu beraten und seine den medizinischen Laien verständlich sind, Daher Auffassung zu bilden haben. Ich beabsichtige, an den soll nach den vorgesehenen Gesetzesvorschriften Beratungen teilzunehmen. Dem Ergebnis dieser Bera- in solchen Fällen ein Arzt den Inhalt des Gutach- tungen des Bundesausschusses kann ich nicht vor- tens dem Beteiligten in allgemein verständlicher greifen." Form erklären. Dieser Weg erscheint erfolgverspre- 3868* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 chender als dem Arzt eine besondere Ausdrucks- und Sozialordnung hat dem Beirat für die Rehabi- weise für die Gutachten vorzuschreiben. litation der Behinderten, in dem die Länder und die Die Mitteilung über den Inhalt eines Gutachtens Organisationen der Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Re- soll auch dann durch den Arzt erfolgen, wenn dem habilitationsträger und Behinderten vertreten sind, Beteiligten durch die Kenntnis der Akten oder einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet. Der automatisierten Daten ein gesundheitlicher Scha- Beirat hat den Vorschlag begrüßt und seinerseits den entstehen könnte. Der hier angeführte Ge- vorgeschlagen, aus dem Ausgleichsfonds nach dem sichtspunkt ist wesentlich dafür, ärztliche Gut- Schwerbehindertengesetz 40 Millionen DM bereitzu- achten nicht ohne weiteres der Entscheidung über stellen. Zugleich hat er die Erwartung geäußert, daß Sozialleistungen beizufügen. sich die Länder wiederum mit 60 Millionen DM aus der Ausgleichsabgabe, die den Hauptfürsorgestellen zufließt, beteiligen. Der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung wird die Länder schon in Kürze zu einem Gespräch über die Neuauflage des Sonder- Anlage 100 programms einladen.

Antwort Zu Ihrer zweiten Frage kann ich folgendes berner- ken: Der Bundesregierung ist aufgrund des vor- des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schrift- läufigen Erfahrungsberichts der Bundesanstalt für lichen Fragen des Abgeordneten Burger (CDU/CSU) Arbeit und aus einzelnen Eingaben bekannt, daß (Drucksache 8/1015 Fragen B 71 und 72): nicht alle rechtzeitig eingegangenen Anträge auf Beabsichtigt die Bundesregierung, das Sonderprogramm zur Bewilligung von Leistungen nach dem Sonderpro- Überwindung der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter, das vom 1. November 1976 bis zum 31. August 1977 lief und im Rahmen gramm positiv beschieden werden konnten. In eini- dessen mit den zur Verfügung stehenden 100 Millionen DM der Anstieg der Arbeitslosigkeit dieser Personengruppe deutlich ge- gen Fällen war eine abschließende positive Entschei- bremst werden konnte, fortzuführen? dung noch nicht möglich. Eine endgültige Aussage Ist der Bundesregierung bekannt, ob es Betriebe gibt, die frist- läßt sich erst dann treffen, wenn der Umfang der gerecht Anträge im Rahmen dieses Sondergrogramms stellten, aber auf Grund der Verausgabung der Mittel nicht mehr berück- insgesamt verausgabten Mittel feststeht. Auch wenn sichtigt werden konnten? die für das Sonderprogramm zur Verfügung stehen- Das Sonderprogramm des Bundes und der Länder den Mittel in Höhe von 100 Millionen DM voll veraus- zur verstärkten Bereitstellung von Arbeits- und gabt sind, wird zumindest ein Teil der noch nicht Ausbildungsplätzen für Schwerbehinderte, das am beschiedenen Anträge aus den Mitteln befriedigt 1. November 1976 in Kraft trat und am 1. September werden können, die von geförderten Arbeitgebern 1977 ausgelaufen ist, hat sich in einer schwierigen im Falle vorzeitigen Ausscheidens von Schwerbe- Arbeitsmarkt- und Ausbildungsstellensituation als hinderten wieder zurückzuzahlen sind. eine wertvolle Hilfe bei der Arbeits- und Ausbil- dungsstellenvermittlung Schwerbehinderter erwie- sen. Mit Hilfe dieses Programms mit einem Volumen von 100 Millionen DM, das aus Mitteln der Ausgleichs- abgabe nach dem Schwerbehindertengesetz finan- Anlage 101 ziert worden ist, konnten nach dem Stand der der- zeitigen Auswertung durch die Bundesanstalt für Arbeit mehr als 8 400 besonders schwer betroffene Antwort und längerfristig arbeitslose Schwerbehinderte wie- der in Arbeit (rd. 7 500) oder in eine Ausbildungs- des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schrift- stelle (rd. 890) vermittelt werden. Das Sonderpro- liche Frage des Abgeordneten Sybertz (SPD) (Druck- gramm hat einem weiteren Anstieg der Arbeitslosig- sache 8/1015 Frage B 73) : keit Schwerbehinderter wesentlich entgegengewirkt. Trifft es zu, daß die türkische Regierung sich z. Z. bemüht, die von türkischen Arbeitnehmern in der Bundesrepublik Deutsch- Die Zahl der Vermittlungen Schwerbehinderter land gezahlten Beiträge zur Rentenversicherung in die Türkei konnte um mehr als 70 % gesteigert werden. Beson- transferieren zu lassen, und soll die türkische Sozialversiche- rungsanstalt später die Rentenzahlung für diese Arbeiter über- ders bemerkenswert ist, daß gerade auch schwer- nehmen? vermittelbaren Schwerbehinderten geholfen werden konnte (Schwerbehinderten im Alter von 55 Jahren Es ist zutreffend, daß sich die türkische Regie- und mehr, Schwerbehinderten, die auf eine Hilfs- rung zur Zeit hierum bemüht. Bei Regierungsver- kraft angewiesen sind oder in ihrer Erwerbsfähig- handlungen über die Revision des deutsch-türki- keit um 80 v. H. und mehr gemindert sind und schen Abkommens über Soziale Sicherheit, die in Schwerbehinderten, die mehr als 1 Jahr arbeitslos der Zeit vom 19. bis zum 23. September 1977 in waren). Der Anteil dieser Gruppen an der Gesamt- Ankara geführt wurden, hat die türkische Delega- zahl der Förderungsfälle beträgt fast 90 010. tion Entsprechendes vorgeschlagen. Dabei wurde Der Erfolg des Sonderprogramms hat Anlaß zu von der türkischen Delegation insbesondere darauf der unverzüglichen Prüfung gegeben, ob das Pro- hingewiesen, daß sich nach ihrer Auffassung aus gramm unter besonderer Berücksichtigung der Aus- der unterschiedlichen Altersgrenze für die Alters- bildungssituation behinderter Jugendlicher und der rente nach dem Recht beider Vertragsstaaten (Tür- bei der Durchführung gewonnenen Erfahrungen er- kei = 55. Lebensjahr, Bundesrepublik ;Deutschland neut mit einem Volumen von 100 Milionen DM aufge- = 63. bzw. 65. Lebensjahr) Nachteile für die türki- legt werden kann. Der Bundesminister für Arbeit schen Arbeitnehmer ergäben. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3869*

Inwieweit ist die Bundesregierung in der Lage und bereit, Anlage 102 darauf hinzuwirken, daß Fachkliniken zur Behandlung von sucht- gefährdeten Menschen auch mit überregionaler Bedeutung von den Krankenkassen im Sinne ihrer Leistungsverpflichtungen an- Antwort erkannt werden? des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schrift- Im Fall der Krankheit — auch eine Sucht kann lichen Fragen des Abgeordneten Menzel (SPD) unter bestimmten Voraussetzungen als Krankheit (Drucksache 8/1015 Fragen B 74 und 75): bewertet werden hat die Krankenkasse Kranken- Liegen der Bundesregierung Daten oder auf den bisherigen hauspflege zu gewähren, wenn die Aufnahme in ein Ergebnissen beruhende Vorausschätzungen über die Höhe der Einsparungen bei den gesetzlichen Krankenversicherungen auf Krankenhaus erforderlich ist, um die Krankheit zu Grund des Kostendämpfungsgesetzes vor? erkennen oder zu behandeln oder Krankheitsbe- Sind der Bundesregierung die Angaben bekannt, die der ge- schwerden zu lindern. Wenn es sich bei den von Ih- schäftsführende Direktor des Bundesverbands der Ortskranken- kassen, Hans Töns, auf der Jahrestagung der Vereinigung Deut- nen erwähnten Fachkliniken zur ärztlichen Behand- scher Wissenschaftler über die Höhe der Einsparungen bei den gesetzlichen Krankenversicherungen auf Grund des Kostendämp- lung von suchtgefährdeten Menschen um Kranken- fungsgesetzes machte, und wenn ja, kann die Bundesregierung häuser in diesem Sinne handeln sollte, kann der Ver- diese Angaben bestätigen? sicherte ein solches Krankenhaus in Anspruch neh- Der Bundesregierung liegen keine auf den bis- men, wenn es in den Krankenhausbedarfsplan des herigen Rechnungsergebnissen beruhenden Ergeb- Landes aufgenommen ist oder sich zur Behandlung nisse oder Vorausschätzungen über die Höhe der von Versicherten bereiterklärt hat. Sofern es sich bei Einsparungen bei den Krankenkassen aufgrund den genannten Fachkliniken nicht um Krankenhäuser des Krankenversicherungs-Kostendämpfungsgeset- in dem erwähnten Sinne handeln sollte, käme eine zes vor. Wegen des kurzen Zeitraums seit Inkraft- Leistungspflicht der Krankenkasse unter dem Ge- treten des Krankenversicherungs-Kostendämpfungs- sichtspunkt einer Behandlung in einer Spezialein- gesetzes am 1. Juli 1977 ist es noch nicht möglich, richtung in Betracht (§ 184 a Reichsversicherungs- seine finanziellen Auswirkungen zu quantifizieren. ordnung). Insoweit handelt es sich aber um eine in das Ermessen der Krankenkasse gestellte Leistung, Es ist jedoch erkennbar, daß sich der bereits für die zudem hinter der Leistungspflicht anderer So- das Jahr 1976 festgestellte Trend einer Annähe- zialversicherungsträger oder aufgrund des Bundes- rung der Ausgabenzuwächse der Krankenkassen versorgungsgesetzes zurücktritt. an die Einkommensentwicklung der Versicherten weiter fortsetzt. Diese Entwicklung steht nach mei- Über die Anwendung der maßgeblichen Rechts- ner Einschätzung zweifellos in Zusammenhang mit vorschriften entscheiden die Krankenkassen in eige- der Gesetzgebung zur Kostendämpfung, die bei den ner Verantwortung. Sie unterliegen hierbei der Beteiligten offensichtlich zu wirtschaftlicherem Ver- Rechtsaufsicht der zuständigen Aufsichtsbehörden halten geführt hat. der Länder oder des Bundesversicherungsamtes. Rechnungsergebnisse über die Auswirkungen des Krankenversicherungs-Kostendämpfungsgesetzes für Anlage 104 das Jahr 1977 werden frühestens nach Vorlage der Meldungen der Krankenkassen über die beiden letz- Antwort ten Quartale des Jahres 1977 verfügbar sein. Die Meldungen der Krankenkassen werden dem Bundes- des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schrift- minister für Arbeit und Sozialordnung erst im näch- lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Voss (CDU/ sten Jahr zur Verfügung stehen. CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen B 77 und 78): Teilt die Bundesregierung die Ansicht, daß die in dem von der Zu Ihrer zweiten Frage möchte ich folgendes be- Bundesanstalt für Arbeit herausgegebenen ABI-Berufswahl- merken: Die von Ihnen erwähnten Angaben sind, magazin Nr. 2/77, S. 15 gegebene Darstellung: Wieviel wirklich am Slogan von der „roten Kaderschmiede dran ist, zeigt das wie mir auf Rückfrage vom Bundesverband der Urteil einiger auswärtiger Professoren, . .. sie zeigten sich sehr beeindruckt vom Wissen und Können der Studenten. Dabei ist es Ortskrankenkassen mitgeteilt wurde, im Rahmen keineswegs so, daß die Naturwissenschaftler nur auf Formeln einer Podiumsdiskussion gemacht worden und soll- getrimmt werden ... Ähnlich ist es auch bei den Mathematikern und Biologen: Etwas weniger theoretisches Grundlagenwissen, ten die nach Auffassung von Herrn Direktor Töns dafür vermehrt Anwendungswissen — freilich kein unkritisches. Aber gerade deswegen könnte in fünf Jahren ein Diplom Marke zu erwartende Größenordnung möglicher Einsparun- Bremen mehr wert sein als ein Doktor einer alten deutschen gen der gesetzlichen Krankenversicherung bei den Eliteuniversität, die von den erwähnten Professoren als unzu- treffend und ihren Eindrücken nicht entsprechend bezeichnet Arzneimittelausgaben aufgrund des Krankenver- wurde, die Tatsache verfälscht? sicherungs-Kostendämpfungsgesetzes beschreiben. Wie ist es gegebenenfalls nach Ansicht der Bundesregierung zu dieser verfälschenden Darstellung zugunsten der Universität Der Bundesregierung ist eine Stellungnahme zu die- Bremen im Berufswahlmagazin der Bundesanstalt für Arbeit ge- sen Vorausschätzungen auf der Grundlage bisher kommen, und was hat die Bundesregierung veranlaßt, um diese vorliegender Rechnungsergebnisse nicht möglich. Darstellung richtigzustellen? Die Zeitschrift ABI-Berufswahl-Magazin wird von der Bundesanstalt für Arbeit in eigener Verantwor- tung herausgegeben. Nach Mitteilung der Bundes- Anlage 103 anstalt beruht der von Ihnen beanstandete Aus- schnitt aus Nr. 2/77, S. 15, des ABI-Berufswahl-Ma- Antwort gazins auf einer Pressemitteilung der Pressestelle des Senats der Freien Hansestadt Bremen vom 18. des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schrift- Mai 1976. Die Bundesanstalt kann zu der Richtigkeit liche Frage des Abgeordneten Immer (Altenkirchen)! des zitierten Ausschnittes keine Stellung nehmen, (SPD) (Drucksache 8/1015 Frage B 76): da der Sachverhalt sich durch nachfolgende Stel- 3870* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über das lungnahmen der beiden Professoren der BASF so- Soldaten- und Reservistenkomitee Wiesbaden (SRKW) vor, und wie des Senators für Wissenschaft und Kunst in was gedenkt sie gegen das von diesem Komitee herausgegebene Flugblatt zu unternehmen, in dem die Fahndung nach den Bremen als umstritten erwiesen hat. Schleyer-Entführern als „Terror gegen das Volk", Dr. Schleyer als „Erzverbrecher" und Bundesminister Dr. Ehrenberg als Die Redaktion des ABI-Berufswahl-Magazins ist „Schreibtischmörder" bezeichnet werden? ihrer journalistischen Sorgfaltspflicht jedoch durch den Abdruck der nachfolgenden Stellungnahme im Das SRK Wiesbaden ist eine der zahlreichen in Juni-Heft 1977, S. 16, nachgekommen. diesem Jahr aktiv gewesenen „Soldatengruppen" der Neuen Linken. Diese „Soldatengruppen" — der Kommunistische Bund Westdeutschland (KBW) nennt sie „Soldaten- und Reservisten-Komitee" — Anlage 105 werden von der Parteileitung des betreffenden Be- Antwort zirks gesteuert und agitieren weitgehend offen mit Unterstützung des Parteiapparates gegen die Bun- des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die deswehr und die Verteidigungsbereitschaft. Den Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Vohrer Gruppen gehören überwiegend Zivilpersonen, ver- (FDP) (Drucksache 8/1015 Frage B 79) : einzelt aber auch Soldaten an. Welche Auswirkungen hätte nach Ansicht der Bundesregierung die Ratifikation des Zusatzprotokolls I zu den Genfer Konven- Über das „Soldaten- und Reservisten-Komitee" in tionen vom 12. August 1949, in dessen Artikel 56 die Vertrags- Wiesbaden liegen besondere, aus dem Rahmen fal- parteien sich verpflichten, Kernkraftwerke unter kriegsvölker- rechtlichen Schutz zu stellen und nach Möglichkeit keine militäri- lende Erkenntnisse nicht vor. Es zeichnet sich im schen Objekte in deren Umgebung zu errichten, auf den Militär- flugplatz Bremgarten, der in unmittelbarer Nähe des französi- Vergleich mit den anderen SRK weder durch über- schen Kernkraftwerks Fessenheim liegt? durchschnittliche Aktivität noch durch außerge- wöhnliche Aggressivität aus. In Artikel 56 Absatz 5 des I. Zusatzprotokolls zu den Genfer Konventionen vom 12. August 1949 ver- Es wird zur Zeit überprüft, ob Angehörige der pflichten sich die Vertragsparteien, sich zu bemühen, Bundeswehr für das von Ihnen angesprochene Flug- die Verlegung militärischer Ziele in die Nähe von blatt verantwortlich sind. Sofern eine Beteiligung Kernkraftwerken und ähnlich geschützten Objekten von aktiv dienenden Soldaten oder von Reservisten zu vermeiden („ ... shall endeavour to avoid loca- der Bundeswehr nachgewiesen werden kann, werden ting any military objectives in. the vicinity of the die möglichen dienstrechtlichen Maßnahmen einge- works or installations mentioned in paragraph 1"). leitet. Diese Bestimmung enthält also kein absolutes Ver- bot, sondern stellt die Entscheidung in das Ermessen der betroffenen Vertragspartei. Verlegt diese ein militärisches Ziel in zu große Nähe eines geschütz- Anlage 107 ten Objekts, so darf das erstere nach Maßgabe der Bestimmung des Absatzes 2 (c) des Artikels 56 vom Antwort Gegner angegriffen werden. des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Es bleibt daher eine eher militärtechnische Frage, Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Hoffmann ob die gegebene Entfernung zwischen Fessenheim und (Saarbrücken) (SPD) (Drucksache 8/1015 Fragen B Bremgarten im Hinblick auf die Waffen, die im 81 und 82) : Treffen Pressemeldungen der chilenischen Tageszeitung „3 ra Ernstfalle gegen Bremgarten zum Einsatz kommen de la hora" vom 15. September 1977 zu, daß anläßlich der Ver- könnten, tatsächlich die Befürchtung rechtfertigt, daß abschiedung des deutschen Militärattaches in Chile, Oberst Gerd Mathes, und im Beisein des Botschaftsvertreters, Herrn Dr. von die Existenz des Militärflughafens Bremgarten eine Hassel, Oberst Mathes einen chlenischen Verdienstorden erhal- ten hat und dabei erklärte, daß die Verdienste der chilenischen konkrete Gefährdung des Kernkraftwerks Fessen- Regierung von verschiedenen Ländern aus Unverständnis und heim darstellt. Vorurteilen angegriffen und beleidigt werden, und daß es wich- tig sei, vor allem in einer Welt, die nach links abdrifte, eine Militärregierung zu haben, die dieser Entwicklung entgegen- Im übrigen wird es ganz unabhängig von den Be- stehe, und wenn ja, wie verträgt sich diese Aussage mit der stimmungen de's I. Zusatzprotokolls immer das Ziel offiziellen Politik der Bundesregierung? der Bundesregierung sein, jeglicher Gefährdung von Wenn die Berichte zutreffen, welche Konsequenzen wird die Menschen durch Kernenergie vorzubeugen. Die Bun- Bundesregierung gegenüber Oberst Mathes ziehen? desregierung würde daher in jedem Falle geeignete Die Pressemeldungen treffen im wesentlichen zu. Maßnahmen ergreifen, wenn sie zu der Überzeugung Die Äußerung des Oberstleutnant i. G. Mathes käme, daß die Existenz des Militärflugplatzes Brem- stimmt nicht mit der Politik der Bundesregierung garten nach Inbetriebnahme des Kernkraftwerks überein. Das Bundesministerium der Verteidigung Fessenheim eine nicht mehr zu verantwortende Ge- prüft die Möglichkeit disziplinarrechtlicher Konse- fahrenquelle darstellt. quenzen. Über das Ergebnis werde ich Sie unter- richten.

Anlage 106 Antwort Anlage 108 des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Antwort Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Jentsch des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die (Wiesbaden) (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Schöfberger B 80): (SPD) (Drucksache 8/1015 Frage B 83) : Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3871*

Welche Alternativstandorte zu der von der Bundeswehr ge- planten Standortschießanlage in Landsberg a. Lech hat die Bun- schießanlage geeignet. Auf ausdrücklichen desregierung im einzelnen geprüft, und aus welchen spezifischen Wunsch der Stadt Landsberg wurde die Planung militärfachlichen und sicherheitstechnischen Gründen haben sich diese Alternativstandorte nach Auffassung der Bundesregierung seinerzeit aufgegeben, nachdem die Stadt selbst als „auch nicht annähernd geeignet" erwiesen? den Oberen Stadtwald als Alternative benannt - Seit nunmehr zwei Jahrzehnten bemüht sich die hatte. Bundeswehr um ein geeignetes Gelände für die Die Regierung von Oberbayern hat die Bedenken Standortschießanliage Landsberg. Eine Reihe von der Bundeswehr gegen die von der Stadt Landsberg Geländevorschlägen wurde mit negativem Ergebnis und der Schutzgemeinschaft Landsberger Wälder untersucht. Neben Verkehrsbelangen 'und wirtschaft- vorgebrachte Alternativen gewürdigt und den bean- lichen Notwendigkeiten waren vor allem sicherheits- tragten Enteignungsbeschluß erlassen. technische und militärfachliche Gründe ausschlag- gebend. Aus sicherheitstechnischen Gründen mußte bei al- ten Geländevorschlägen untersucht werden, ob ge- schlossene Ortschaften, Siedlungen, Großsportanla- Anlage 109 gen, Campingplätze, Industrie-Großbetriebe, Ver- Antwort kehrsknotenpunkte, Flugplätze oder feuer- und ex- plosionsgefährdete Anlagen im Vorsichtsbereich der des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die geplanten Standortschießanlage liegen würden. Die- Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Peter (SPD) se Prüfung mußte sich sowohl auf die außerhalb von (Drucksache 8/1015 Fragen B 84 und 85) : Bundeswehranlagen liegenden Flächen als auch auf Sind dem Bundesverteidigungsminister immer häufiger auftre- die Bundeswehranlagen selbst beziehen. tende Behinderungen der Arbeit von Personalräten im Bereich der Bundeswehrverwaltung bekannt, und wenn ja, was gedenkt Aus 'Sicherheitsgründen sind Detailangaben hier er zu unternehmen, um dieses zu unterbinden? nicht möglich. Ich bin aber bereit, Ihnen die einzel- Welche Konsequenzen gedenkt der Bundesverteidigungsminister aus dem Gerichtsurteil zu ziehen, wonach die Einberufung eines nen sicherheitstechnischen Gründe anhand von Kar- wehrpflichtigen Arbeitslosen dann unzulässig i'st, wenn ihm ein tenmaterial erläutern zu lassen. Entsprechendes Kar- Arbeitsplatz in Aussicht gestellt ist? tenmaterial war auch Grundlage für den .am 15. Sep- tember 1977 ergangenen Enteignungsbeschluß der Zu Frage B 84: Regierung von Oberbayern gegen die Stadt Lands- In einem so großen und vielschichtigen Ressort wie berg. dem des Bundesministers der Verteidigung, in des- Folgende Grundstücke wurden in die Überprüfung sen Bereich mehr als 2 000 Personalvertretungen mit einbezogen: insgesamt über 10 000 Personalvertretungsmitglie- drn die Interessen der Beschäftigten und Soldaten — Standortübungsplatz Landsberg vertreten, lassen sich Meinungsverschiedenheiten Der Übungsplatz weist nur 40 % seiner Soil- zwischen einzelnen Personalvertretungen und Dienst- Größe aus. Eine Erweiterung ist nicht möglich. stellen naturgemäß nicht immer vermeiden. Hinzu Trotz intensiver Mehrfachnutzung der einzelnen kommt, daß die von der übrigen Bundesverwaltung Ausbildungsflächen können nur 50 % der vor- abweichende, den militärischen Erfordernissen ent- geschriebenen Gelände- und Schießausbildung sprechende besondere Organisationsstruktur des durchgeführt werden. Eine weitere Verringerung Verteidigungsbereichs die Auslegung des Bundes- .der Flächen würde den militärischen Ausbil- personalvertretungsgesetzes manchmal etwas er- dungsbetrieb der in Landsberg stationierten Ein- schwert. Insgesamt gesehen kann die Zusammen- heiten in Frage stellen. Hinzu kommen sicher- arbeit zwischen Dienststelle und Personalvertretung heitstechnische Bedenken. gerade in der von Ihnen genannten Bundeswehrver- — Luftwaffenversorgungsanlage Landsberg waltung jedoch als erfreulich angesehen werden. Das Gelände 'ist durch vorhandene Einrichtungen Soweit in Einzelfällen über die Rechte der Per- und geplante Zubauten voll ausgelastet, für die sonalvertretungen Meinungsverschiedenheiten auf- die Anordnung eines Schutzbereiches vorgese- treten, werden mir diese regelmäßig entweder von hen ist. Sicherheitstechnische Gründe schließen den Dienststellen oder den Personalvertretungen die Errichtung einer Standortschießanlage aus. selbst berichtet. Auf Grund dieser Berichte vermag — Gelände der Industrieverwaltungsgesellschaft ich die Auffassung, daß die Arbeit der Personalräte immer häufiger behindert werde, nicht zu bestätigen. Auf dem Gelände ist ein 'Gerätedepot des Hee- Für derartige Behinderungen, die selbstverständlich res untergebracht. Auch hier lassen 'sicherheits- nicht geduldet würden, liegen keine Anhaltspunkte technische Gründe .die Errichtung einer Stand- vor. Der Bundesminister der Verteidigung war und ortschießenlage nicht zu. ist stets bemüht, die vertrauensvolle Zusammenar- — Lechfeld-Schwahstadl beit zwischen Dienststelle und Personalvertretung Hierzu verweise ich auf das Protokoll des Deut- zum Wohle der Beschäftigten und der Erfüllung der schen Bundestages vom 14. März 1975, in dem die Aufgaben des Ressorts zu festigen und zu stärken. militärfachlichen Gründe enthalten sind. — Äußerer Stadtwald Landsberg Zu Frage B 85: Aus militärfachlicher Sicht wäre dieses Gelände Ich gehe davon aus, daß Ihrer Frage das Urteil nach wie vor für die Errichtung einer Standort des Verwaltungsgerichts Kassel vom 24. März 1977 3872* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 zugrundeliegt. Dieses Urteil zwingt nicht zu einer In diesem freien Sortiment werden z. B. 0,4 1 Bier Korrektur der einschlägigen Zurückstellungswei- zwischen 0,90 DM und 1,50 DM, ein Schnitzel mit sungen. Auch weiterhin kann davon ausgegangen Beilagen 'zwischen 4,50 DM und 5,50 DM angeboten. werden, daß in der Einberufung eines Arbeitslosen, auch wenn dieser einen Arbeitsplatz in Aussicht hat, Seinerzeit ist man davon ausgegangen, daß das grundsätzlich keine besondere Härte zu sehen ist. Grundsortiment etwa 50 O/o des Gesamtumsatzes aus-- Allerdings wird mit der Heranziehung in der Regel machen werde. Die Erhebungen der Heimbetriebs- gewartet, bis der Arbeitsplatzschutz eingetreten ist. gesellschaft haben jedoch bald gezeigt, daß das Grundsortiment allenfalls 20 % des Gesamtumsatzes Das Urteil hat jedoch Veranlassung gegeben, die erreicht. Obwohl danach das Grundsortiment in der Wehrersatzbehörden am 27. April 1977 auf die Be- Qualität durch die Hereinnahme von Markenarti- deutung des Diensteintrittszeitpunkts bei saison- keln und durch ein erweitertes Speisenangebot er- bedingten Berufen hinzuweisen. Wie sich im vor- heblich verbessert worden ist, hat sich das Verhält- liegenden Verfahren herausstellte, hätte der Wehr- nis von Grundsortiment zum freien Sortiment nicht pflichtige nämlich wegen seiner überwiegend sai- geändert. sonbedingten Beschäftigung als Fahrbahnmarkierer im Falle der Einberufung zum 1. April 1977 während Die zögernde Annahme des Grundsortiments zweier Saisonen (1977 und 1978) keine neuen An- durch die Soldaten mag in vielen Fällen auf das sprüche auf Leistungen von Arbeitslosengeld erwer- Verhalten der Heimbetriebsleiter zurückzuführen ben können. Durch eine Verlegung der Einberufung, sein, wesentliche Ursache dürfte jedoch — trotz der z. B. auf den 1. Oktober 1977, wäre dem Wehrpflich- Propagierung des Grundsortiments — das mangelnde tigen, auch was den Arbeitsverdienst angeht, ledig- Preisbewußtsein der jungen Soldaten sein. Sie sind lich eine Saison verlorengegangen. aber mit dem jetzigen Zustand des Kantinenwesens zufrieden, wie insbesondere der drastische Rückgang Die Wehrersatzbehörden sind daher angewiesen der früher häufigen Beschwerden erkennen läßt. worden, die Diensteintrittstermine in diesen Fällen so festzusetzen, daß besondere Härten der vorste- Trotzdem ist geplant, vom nächsten Jahr an sämt- hend aufgezeigten Art vermieden werden. liche Biersorten in das Grundsortiment aufzuneh- men und den Heimbetriebsleitern einen einheitli- chen Blockaufschlag zu gewähren. Dies verhindert, daß die Heimbetriebsleiter billigere Biersorten ab- werten; die Soldaten sind nicht auf eine Biersorte im Grundsortiment festgelegt, sie können vielmehr Anlage 110 zwischen mehreren Bieren zu mäßigem Preis wäh- len. Antwort Auch die Mehrzahl der Heimbetriebsleiter er- des Pari. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die kennt die Vorteile an, die ihnen die Kantinenreform Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Würtz (SPD) gebracht hat. Heftige Kritik wird allerdings seitens (Drucksache 8/1015 Fragen B 86 und 87): des Bundes Deutscher Kantinenpächter geübt. Noch Wie beurteilt die Bundesregierung die zunehmende Kritik (so am 23. September 1977 hat er auf seiner Bundes- ÖTV-Wehrreport 9/1977) an der Neuordnung des Kantinenwesens der Bundeswehr, und welche Folgerungen zieht sie daraus? hauptversammlung in Bad Godesberg eine Resolu- Trifft es in diesem Zusammenhang zu, daß Mitglieder im Be- tion gefaßt, in der die „Erreichung eines leistungs- reich der Heimbetriebsgesellschaft, die Pächter sind, Tagegelder gerechten Einkommens" und die „Sicherung der von 90 DM und zusätzliche Leistungen (Versicherungen) er halten? Selbständigkeit der Kantinenpächter" geforde r wird. 1. Die manchenorts geäußerte Kritik am jetzigen Kantinenwesen der Bundeswehr läßt nicht die An- Die Forderung nach einem leistungsgerechten nahme zu, daß die im Jahre 1975 eingeleitete Kan- Einkommen wurde gestellt, obwohl die Heimbe- tinenreform erfolglos geblieben sei. Dagegen spricht triebsleiter allein im Jahre 1976 eine durchschnitt- nicht nur das trotz allgemeiner Preissteigerungen liche Gewinnsteigerung um 23,5 % und ein durch- gesunkene Gesamtpreisniveau . in den Mannschafts- schnittliches Monatseinkommen von 4 074,00 DM er- heimen, sondern auch der wirtschaftliche Erfolg der zielt haben. Es wird ferner übersehen, daß Heimbe- Heimbetriebsleiter. triebsleiter, die innerhalb der Bundeswehr auch ei- nen Betreuungsauftrag zu erfüllen haben, Bindungen Ein wesentliches Ziel der Reform war seinerzeit, unterliegen müssen, von denen der Kaufmann vor den Soldaten ein Grundsortiment aus Getränken, dem Kasernentor frei ist. Speisen und Waren des täglichen Bedarfs mit ho- heitlich festgesetzten niedrigen Preisen anzubieten. Die „kämpferische Politik" dieses Verbandes, die Im Rahmen dieses Grundsortiments kann der Soldat auf der Bundeshauptversammlung betont worden z. B. 0,4 1 Bier für 0,80 DM, 0,2 1 Cola für 0,50 DM, ist, läuft auf eine völlige Ablehnung der Kantinen- 1 Tasse Kaffee für 0,60 DM, ein belegtes Brötchen reform hinaus. Sie kommt auch zum Ausdruck in der für 0,50 DM kaufen. Anrufung des Bundeskartellamtes und der Gerichte durch einige Mitglieder des Verbandes. Zwar haben Das übrige — sogenannte freie — Sortiment kann die Bundesrepublik und die HBG in diesen Rechts- der Heimbetriebsleiter frei kalkulieren; er ist aller- streitigkeiten bislang obsiegt. Auch das Bundeskar- dings gehalten, zu mäßigen Preisen • zu verkaufen. tellamt hat. aufgrund des Urteils des OLG Köln in Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3873' einem dieser Prozesse seine anfänglichen Bedenken Die Bundesregierung hat ihre Auffassung zur Auf- zurückgestellt. Sollten die Bundesrepublik Deutsch- hebung des sog. Halbierungserlasses vom 5. Sep- land und die Heimbetriebsgesellschaft in diesen Pro- tember 1942, wie sie bei Beantwortung Ihrer Fra- zessen am Ende jedoch unterliegen, so stellte sich gen B 91 und 92 (Plenarprotokoll 8/23 [Nachtrag], die Alternative, zu dem Zustand vor der Kantinen- Seite 1626*) zum Ausdruck kommt, nicht geändert. reform zurückzukehren, der von allen Fraktionen Zwischen dem Bundesminister für Jugend, Familie des Deutschen Bundestages als schlecht angesehen und Gesundheit und dem Bundesminister für Arbeit worden ist, oder aber den Vorschlag der Gewerk- und Sozialordnung besteht Einvernehmen über die schaft ÖTV zu einer Filialisierung aufzugreifen. Aufhebung des Halbierungserlasses. In meiner o. a. Antwort hatte ich bereits darauf hingewiesen, daß Dieser Vorschlag, den die Gewerkschaft ÖTV be- die Aufhebung zunächst im Entwurf eines Kranken- reits bei der Konzeption des neuen Kantinenwesens versicherungsweiterentwicklungsgesetzes vorgese- vorgebracht hat, bedeutet jedoch die Umwandlung hen war. Der Bundesminister für Arbeit und Sozial- des Status der Heimbetriebsleiter von selbständigen ordnung hatte auch geprüft, ob die Aufhebung in Kaufleuten in den von Angestellten der HBG. Die dem Gesetzentwurf über die Kostendämpfung im jetzige Form des Kantinenwesens ist seinerzeit nicht Gesundheitswesen berücksichtigt werden könnte; zuletzt deshalb gewählt worden, um diese schwer- dies konnte aber wegen der besonderen Zweck- wiegende Konsequenz für über 500 mittelständische bestimmung dieses Gesetzentwurfs nicht erfolgen. Unternehmer zu vermeiden. Das von Ihnen erwähnte Schreiben des Bundesmini- Die Bundesregierung beabsichtigt vorerst nicht, sters für Arbeit und Sozialordnung vom 12. Mai die jetzige Struktur des Kantinenwesens zu ändern. 1977, wonach gegenwärtig die Aufhebung des sog. Halbierungserlasses nicht beabsichtigt sei, stellt auf 2. Der Beirat der Heimbetriebe der Bundeswehr die zu diesem Zeitpunkt gegebene Situation ab, da hat in seiner Sitzung am 7./9. März 1977 den Be- durch die Nichtberücksichtigung dieser Regelung im schluß gefaßt, den im Beirat vertretenen Heimbe- Krankenversicherungskostendämpfungsgesetz eine triebsleitern für jeden Sitzungstag einen Betrag von kurzfristige Aufhebung des Halbierungserlasses 90,00 DM als pauschalen Ausgleich für Mehrarbeits- nicht erfolgen konnte. Zwischen dem Bundesmini- stunden ihres Personals oder für den Einsatz von ster für Jugend, Familie und Gesundheit und dem Aushilfskräften in ihren Mannschaftsheimen zu ge- Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung be- währen. Er hat in derselben Sitzung beschlossen, für steht aber auch weiterhin Einvernehmen darüber, diese Heimbetriebsleiter eine Unfallversicherung' daß die Aufhebung des Halbierungserlasses im Rah- abzuschließen, um sie gegen Risiken der Fahrten zu men eines geeigneten Gesetzesvorhabens nach- den Beiratssitzungen zu schützen. Die Aufwendun- geholt wird. gen werden von dem Ausgleichsfonds getragen, in den die Abschöpfungen aus den umsatzstarken Be- trieben fließen.

Anlage 112

Anlage 111 Antwort

Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Lintner (CDU/CSU) des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schrift- (Drucksache 8/1015 Fragen B 91 und 92): lichen Fragen des Abgeordneten Picard (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen B 88, 89 und 90) : Hat die Bundesregierung versucht, über die EG im Rahmen der Verhandlungen zwischen der europäischen Wirtschaftsgemein- schaft und der Portugiesischen Republik über das Zusatzprotokoll Wie erklärt die Bundesregierung den Widerspruch, der darin vom 20. September 1976, dem Anspruch der fränkischen Wein- zum Ausdruck kommt, daß sie in der Antwort auf meine Fragen bauern auf Schutz der fränkischen Bocksbeutelflasche Geltung zu Nummer 91 und 92 (Drucksache 8/285) betreffend den sog. Hal- verschaffen? bierungserlaß vom 5. September 1942 erklärt hat, ,Zwischen dem Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit und Welchen Erfolg hat die Bundesregierung dabei bejahendenfalls dem Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung besteht Einig- erreicht? keit über die Aufhebung des Halbierungserlasses", während der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung in einem Schreiben vom 12. Mai 1977 — Dr. Wanner VB 3 4196 Jensen 77 — mit- geteilt hat, "Es ist gegenwärtig nicht beabsichtigt, den sog. Hal- bierungserlaß aufzuheben."? Die Verhandlungen über das Zusatzprotokoll vom 20. September 1976 zum Freihandelsabkommen zwi- Steht die Bundesregierung nach wie vor zu ihrer Auffassung, wie sie in der Beantwortung meiner Fragen Nummer 91 und 92 schen der Gemeinschaft und Portugal vom 22. Juni (Drucksache 8/285) zum Ausdruck kommt, Es ist aber nicht zu 1972 boten für die Bundesregierung keine aussichts- übersehen, daß die Tatsache der rechtlichen Fortgeltung des Halbierungserlasses und der Inhalt eines Teils der recht unter- reiche Möglichkeit, den Schutz der Bocksbeutelfla- schiedlichen Ersatzvereinbarungen die vollständige Gleichstel- lung der psychisch Kranken mit den somatisch Kranken be- sche gegenüber Portugal durchzusetzen. hindern."?

Welche Konsequenzen gedenkt die Bundesregierung daraus zu Da das Bocksbeutel-Problem in anderen Mitglied- ziehen, daß übereinstimmend aus dem gesamten Bereich der Psychiatrie die Aufhebung des Halbierungserlasses seit langem staaten nicht besteht, konnte von daher kein Ver- gefordert wird, um die völlige Gleichstellung von psychisch ständnis dafür erwartet werden, die Verhandlungen Kranken mit somatisch Kranken zu erreichen, ein Ziel, für das sich auch die Bundesregierung wiederholt ausgesprochen hat? über das Zusatzprotokoll mit Fragen des Bocksbeu- 3874* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 telschutzes zu belasten und damit evtl. Gegenfor- lichungen der NFJD geben Anlaß, die Förderungs- derungen Portugals auszulösen. Dabei ist hervorzu- würdigkeit nach § 9 JWG anders zu beurteilen als heben, daß die Verhandlungen über die im Zusatz- bisher. Unter 'diesen Umständenstellt sich die Frage protokoll geregelten handelspolitischen Maßnahmen nach der Überprüfung der Gemeinnützigkeit nicht. ausschließlich von der EWG und nicht auf bilateraler Ebene geführt worden sind. Aus den gleichen Grün- - den kam das Bocksbeutel-Problem in dem für die Durchführung des Freihandelsabkommens zuständi- gen Gemischten Ausschuß EG-Portugal nicht zur Anlage 114 Verhandlung. Um zu einer möglichst raschen Lösung zu kommen, Antwort hat die Bundesregierung daraufhin in Abstimmung des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftlichen mit der EG-Kommission bilaterale Verhandlungen Fragen des Abgeordneten Engelhard (FDP) (Druck- mit Portugal eingeleitet. Diese haben dazu geführt, sache 8/1015 Frage B 97 und 98): daß in Portugal der Entwurf einer Qualitätswein- Ist die Bundesregierung angesichts wiederholter Feuerunfälle Verordnung erarbeitet worden ist. Er enthält auf bereit, eventuell über Informationsarbeit, Empfehlungen oder der Grundlage der am 3. September 1976 in Würz- Richtlinien (z. B. Kennzeichnungspflichten) geeignete Vorsorge dafür zu treffen, daß bei der Herstellung bzw. beim Verkauf burg erzielten Übereinkunft zwischen Vertretern der von Bekleidungs-, Gardinen-, Polsterstoffen, Kunstfasergeweben und dergleichen dem Verbraucher Hinweise über die Entflamm- EG-Kommission der Bundesministerien, der beteilig- barkeit dieser Materialien gegeben werden? ten bayerischen Ministerien, der fränkischen Wein- Könnte ein entsprechender Verbraucherschutz gegebenenfalls wirtschaft sowie Bundestagsabgeordneten die zum auf besonders leichtentzündliche Stoffe der oben genannten Art beschränkt werden, und ist zumindest in der Praxis zur Zeit eine Schutz des Bocksbeutels und mit ihm verwechselba- ausreichende Materialüberprüfung bzw. -kontrolle hinsichtlich rer Flaschenformen erforderlichen Regelungen. So- der Feuergefährlichkeit sowohl bei heimischer als auch bei im- bald Portugal die Bundesregierung über den Erlaß portierter Ware gewährleistet, beispielsweise über DIN-Normen? dieser Verordnung unterrrichtet hat, wird von den Bundesressorts geprüft werden, ob die in Würzburg Zu Frage B 97: aufgestellten Grundsätze erfüllt sind und danach eine Gemeinschaftsregelung getroffen werden kann. Das Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz sieht vor, daß Warnhinweise oder warnende Auf- machung bei Bedarfsgegenständen zum Schutz des Verbrauchers vorgeschrieben werden können. Die Bundesregierung beabsichtig, diese Ermächtigungen Anlage 113 auszuschöpfen und prüft z. Z. im Rahmen der Vor- arbeiten für umfassende Rechtsvorschriften über Be- Antwort darfsgegenstände auch die Frage der Anbringung von Warnhinweisen bei leicht entflammbaren Tex- des Parl. Staatssekretärs Zander .auf die Schriftlichen tilien. Dabei hat sich ergeben, daß sehr viele Fak- Fragen 'des Abgeordneten Glos (CDU/CSU) (Druck- toren zu berücksichtigen sind, die das Brennverhal- sache 8/1015 Frage B 93, 94, 95 und 96): ten von Textilien beeinflussen. Darüber hinaus sind Hat sich nach den Erkenntnissen der Bundesregierung die An- offensichtlich nur einige bestimmte Verwendungs- zahl der Kommunisten im Bundesvorstand der Naturfreunde Jugend Deutschlands (NFJD) gegenüber den Ausführungen im gruppen von Textilien, z. B. 'Bekleidungsgegenstände Verfassungsschutzbericht 1976 durch die Vorstandswahlen der NFJD im Juni 1977 erhöht, und wie viele Kommunisten gehören für Kinder und ältere Menschen sowie Bettwäsche seither dem Bundesvorstand an? bei Unfällen mit brennenden Textilien häufig be- Hält es die Bundesregierung angesichts der kommunistischen teiligt, so daß lediglich für diese Gruppen eine Ver- Durchdringung des Bundesvorstands der NFJD weiterhin für ver- tretbar, der NFJD Mittel aus dem Bundeshaushalt zur Verfügung pflichtung für Hinweise über das Brennverhalten ge- zu stellen? rechtfertigt erscheint. Hält es die Bundesregierung angesichts der kommunistischen Durchdringung des Bundesvorstands der NFJD für vertretbar, der NFJD die steuerliche Gemeinnützigkeit zuzuerkennen, nach welcher Spenden an die NFJD steuerlich absetzbar sind, und Zu Frage B 98: wenn nein, wird sie dieser Auffassung Geltung verschaffen? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die NFJD nicht mehr die Voraussetzungen des § 9 des Jugendwohlfahrtsschutz- Eine Verpflichtung zur Angabe des Brennverhal- gesetzes erfüllt, und welche Maßnahmen gedenkt die Bundes- tens bei Textilien und eine entsprechende Überprü- regierung bejahendenfalls dagegen zu ergreifen? fung und Kontrolle setzt voraus, daß Prüfungsmetho- den und Klassifizierungen zur Einstufung von Texti- Der Bundesverfassungsschutzbericht 1976 gab den lien hinsichtlich ihrer Brennbarkeit vorliegen. Bei Anteil kommunistischer Mitglieder der 10 Mitglie- eventuellen künftigen gesetzlichen Vorschriften, die der zählenden Bundesjugendleitung der Naturfreun- für 'inländische wie importierte Waren gelten wür- dejugend Deutschlands (NFJD) mit mindestens drei den, werden die Normen 'berücksichtigt wenden kön- an. Nach der Bundesjugendkonferenz der NFJD nen, die vom Deutschen Institut für Normung e. V. vom 17. Juni — 19. Juni 1977 gehören der derzeit zur Zeit erarbeitet werden. Eine Materialüberprü- 8 Mitglieder zählenden Bundesjugendleitung nach fung von Textilien hinsichtlich ihrer Brennbarkeit ist Kenntnis der Bundesregierung 2 Mitglieder der DKP aufgrund der von diesem Institut erstellten Prüf- an. normen bereits möglich, jedoch fehlen noch die An- Weder die Zusammensetzung der neugebildeten forderungsnormen für die einzelnen Textilien, so- Bundesjugendleitung noch die 1977 bekanntgewor- fern man von Kennwerten für Vorhang- und Gardi- denen Aktivitäten, Stellungnahmen und Veröffent- nenstoffe sowie für Fußbodenbeläge absieht. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3875*

Anlage 115 Teil die Kosten nicht voll übernehmen. Die Kommu- nen konnten den gestiegenen Zuschußbedarf auch Antwort nicht durch entsprechende Erhöhung ihrer Zuschüsse auffangen. des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche - Frage des Abgeordneten Spitzmüller (FDP) (Druck Mehrere Bundesländer haben versucht, den Rück- sache 8/1015 Frage B 99) : gang durch Förderungsmaßnahmen anzuhalten: Sie fördern Einrichtung und Betrieb pflegerischer Dien- Wie beurteilt die Bundesregierung Untersuchungsergebnisse des Instituts für medizinische Virologie und Immunologie in ste in der Form von Sozialstationen bzw. Zentren Essen, wonach zur Erreichung eines wirksamen Schutzes gegen Grippe nicht jedes Jahr, sondern nur alle drei Jahre geimpft für Gemeinschaftshilfe. Dabei ist allerdings die an- zu werden braucht, und ist die Bundesregierung gegebenenfalls gestrebte flächendeckende Förderung noch nicht er- bereit, durch entsprechende Aufklärung Überimpfungen vermei- den zu helfen und auf diese Weise einen Beitrag zur Kosten- reicht. Und wo Sozialstationen eingerichtet werden, dämpfung im Gesundheitswesen zu leisten? treten sie meist an die Stelle von traditionellen Der Bundesregierung liegen bisher keine publi- Pflegestationen. Sie vermehren nicht immer das An- zierten Ergebnisse aus dem Institut für medizinische gebot an pflegerischen Kräften, wenn sie auch durch Virologie und Immunologie in Essen vor, wie sie bessere Organisation höhere Effektivität erreichen die Anfrage impliziert. können. Die Förderung durch die Länder hat wahrschein- Herr Prof. Kuwert ist infolge einer Dienstreise zur lich den Abwärtstrend gestoppt. Ob sie ausreicht, Zeit nicht erreichbar, so daß eine authentische Be- um eine deutliche Zunahme der Kapazität ambulan- stätigung der ihm zugeschriebenen Äußerungen nicht möglich ist. ter pflegerischer Dienste zu erreichen, läßt sich noch nicht überschauen. Der Bundesminister für Jugend, Familie und Ge- Eine positive Wirkung in dieser Richtung ist dar- sundheit hat jedoch veranlaßt, daß die demnächst über hinaus vom Arbeitsbeschaffungsprogramm der tagende Ständige Impf-Kommission beim Bundes- Bundesregierung vom 25. Mai 1977 zu erwarten. In gesundheitsamt, der auch Herr Prof. Kuwert ange- dessen Rahmen sind 270 Millionen DM für den Be- hört, diese Frage mit ihm diskutieren wird. Die Stän- reich der sozialen Dienste bereitgestellt. Die Bun- dige Impf-Kommission wird sich danach dazu äußern desregierung erwartet, daß diese Mittel auch zur müssen, ob und wann ggf. die bisherigen Empfeh- Verstärkung der ambulanten Pflegedienste einge- lungen des Bundesgesundheitsamtes zur Influenza- setzt werden. Schutzimpfung neuen gesicherten Erkenntnissen an- zupassen sind. Von dem Ergebnis werde ich Sie an- Außerdem sollen in diesem Bereich mehr Zivil- schließend unterrichten. dienstleistende als bisher eingesetzt werden. Aller- dings hat dieser Einsatz seine Grenze da, wo aus- gebildete Fachkräfte für die Pflege erforderlich sind. Durch Maßnahmen des arbeitsmarktpolitischen Programms läßt sich eine Verstärkung ambulanter Anlage 116 Pflegedienste naturgemäß nur für eine begrenzte Zeit finanzieren. Längerfristig ist deshalb eine ver- Antwort besserte finanzielle Absicherung notwendig. Dieses des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schrift Problem soll im Rahmen einer Bund-Länder-Ar- liche Frage des Abgeordneten Dr. Becker (Frank beitsgruppe erörtert werden, die noch in diesem furt) (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 100) : Jahr eingesetzt wird. Ihr Auftrag ist es, Untersu- chungen über Aufbau, Zuordnung und Finanzierung Welche Ursachen nimmt die Bundesregierung für den Rück- gang des Angebots an ambulanten Pflegediensten in der Zeit ambulanter und stationärer Pflegedienste anzustel- von 1970 bis 1975 an, wie er in dem Bericht des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit, Frau , bei der len und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. 50. Arbeits- und Sozialministerkonferenz in Ludwigsburg mitge- teilt wurde, und welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung zur Beseitigung dieses großen Defizits an ambulanten Pflege- diensten zu ergreifen?

Der Bericht des Bundesministers für Jugend, Fa- Anlage 117 milie und Gesundheit über das Problem der Pflege- bedürftigkeit älterer Menschen und die Vorschläge Antwort zur Absicherung der Pflegekosten führt den Rück- gang an Personalkapazität in den ambulanten pflege- des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche rischen Diensten vor allem darauf zurück, daß die Frage des Abgeordneten Amling (SPD) (Drucksache Zahl der konfessionellen Gemeindeschwestern zu- 8/1015 Frage B 101) : rückgegangen ist und die Träger ambulanter Dien- Schließt sich die Bundesregierung der Aussage der deutschen Rheuma-Liga an, daß jährlich rund 600 000 Menschen wegen ste sie nicht voll durch Kräfte ersetzen konnten, die Erkrankung des Bewegungsapparates arbeitsunfähig, 20 000 Be- tarifmäßige Gehälter erhalten. Die Träger sind dazu rufstätige Frührentner werden, und daß jährlich in der Bundes- republik ca. 50 Millionen Arbeitstage durch solche Erkrankun- nicht in der Lage, weil Pflegeleistungen nicht voll gen ausfallen, und wenn ja, sieht sie durch eine stärkere För- derung einer fachlich qualifizierten Präventivbehandlung die bezahlt werden. Sie müssen Zuschüsse zu den Ko- Möglichkeit, einer weiteren Krankheitsentwicklung zu begeg- sten leisten. Kostendeckende Pflegesätze lassen sich nen, indem sie auch die Einführung des Fachgebietes Rheuma- tologie empfiehlt und fördert? kaum realisieren, weil viele Betroffene sie nicht tragen können und weil die Krankenkassen — so- Statistische Aussagen über die Häufigkeit von weit es sich um RVO-Leistungen handelt — zum Krankheiten des rheumatischen Formenkreises und 3876* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

ihre Auswirkungen in Form von Arbeitsunfähigkeit, die Adressen von 452 Beratungsstellen für Suchtge- Berufs- und Erwerbsunfähigkeit können nur bedingt fährdete und -kranke genannt. Die Bundesregierung gemacht werden. Die in der Sozialversicherung vor- ist in ständiger Absprache mit den Bundesländern handenen Statistiken der Arbeitsunfähigkeitsfälle bemüht, das Netz bedarfsgerechter Einrichtungen und -tage der Krankenkassen und der Berufs- und zur Beratung und Behandlung suchtmittelgefährde- Erwerbsunfähigkeitsursachen in der Rentenversiche- ter junger Menschen enger zu knüpfen. Aufbauend rung unterscheiden sich in der Systematik erheblich. auf den Erfahrungen mit dem von 1971 bis ein- schließlich 1977 durchgeführten Großmodell ist ein Aber auch aus den unvollkommenen und nicht psychosoziales Abschlußprogramm entwickelt wor- immer exakten Zahlen der genannten Statistiken den, dessen erste Ausbaustufe 1978 beginnt. Die zu geht eindeutig hervor, daß Krankheiten der aufge- fördernden Einrichtungen sollen auch den ländlichen zählten Art, ob man sie nun je nach Definition dem Raum mit abdecken. 1979 wird die 2. Ausbaustufe Rheumatismus zurechnet oder nicht, hohe Fall- dieses Programms begonnen. Im Endausbau wird zahlen erreichen. dieses Programm etwa 40 Beratungseinrichtungen Die Bundesregierung hat in ihrem Entwurf eines umfassen. Rahmenprogramms „Forschung und Technologie im Dienste der Gesundheit" Krankheiten des rheumati- schen Formenkreises zu einem der Forschungs- schwerpunkte erklärt. Forschungs- und Entwick- lungsmaßnahmen sollen sich sowohl auf den Grund- Anlage 119 lagenbereich als auch auf die Entwicklung diagno- stischer und therapeutischer Verfahren, insbeson- Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche dere auch zur Früherfassung und -behandlung er- - Schlüter (CDU/CSU) strecken. Frage des Abgeordneten Kroll (Drucksache 8/1015 Frage B 103) : Gemäß § 7 des Krankenhausfinanzierungsgesetzes Ist der Bundesregierung bekannt, daß sich der Malteserhilfs- obliegt dem Bund-Länder-Ausschuß für Fragen der dienst gezwungen sah, auf Grund der gekürzten Finanzmittel des Bundes seine Bundesschule für die Schwesternhelferinnen- wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser unter Ausbildung in Bockum-Hövel zu schließen, und ist der Bundes- regierung bekannt, ob weitere vergleichbare Ausbildungszentren anderem die Abstimmung der allgemeinen Grund- auf Grund von Mittelkürzungen aufgegeben werden mußten? sätze für ein bedarfsgerecht gegliedertes System lei- stungsfähiger Krankenhäuser. Die Bundesregierung Die Bundesregierung hat dem Jahresbericht 1976 wird sich — auch bei den Beratungen dieses Aus- des Malteser-Hilfsdienstes entnommen, daß die Bun- schusses — dafür einsetzen, daß in den Ländern desschule für die Schwesternhelferinnenausbildung geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um eine Bockum-Hövel zum 1. Oktober 1976 geschlossen Anpassung des Angebotes von Krankenhausleistun- wurde. gen an den gewandelten Bedarf herbeizuführen. Es trifft zu, daß die für die Ausbildung und Fort- Der Bundesminister für Jugend, Familie und Ge- bildung von Schwesternhelferinnen im Bundeshaus- sundheit hält eine verstärkte Berücksichtigung der halt vorgesehenen Mittel unter Berücksichtigung angesprochenen Erkrankungen in der ärztlichen der allgemeinen Finanzlage des Bundes in den Jah- Fortbildung für erforderlich. Bei der noch nicht ab- ren 1976 und 1977 gegenüber 1975 erheblich ge- . geschlossenen ärztlichen Diskussion um eine Defi- kürzt werden mußten. Ob aufgrund dieser Mittelkür- nition und vor allem Abgrenzung eines denkbaren zung die Schließung der vorgenannten Bundesschule Fachgebietes Rheumatologie kan der Bundesmini- erfolgte, kann nicht beurteilt werden, da mit diesen ster für Jugend, Familie und Gesundheit derzeit Bundeszuwendungen nicht Einzelobjekte bezu- lediglich seine grundsätzliche Aufgeschlossenheit schußt werden. Die Mittel werden vielmehr den dafür feststellen. Die Realisierung einer entspre- Hilfsorganisationen nach den mit ihnen abgestimm- chenden Regelung läge in der Landeskompetenz. ten Ausbildungsgrundsätzen global zugewiesen. Der Bundesregierung ist nicht bekannt, daß ver- gleichbare Ausbildungseinrichtungen der anderen Hilfsorganisationen aufgrund von Mittelkürzungen Anlage 118 aufgegeben werden mußten. Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) (SPD) Anlage 120 (Drucksache 8/1015 Frage B 102): Antwort Inwieweit ist der Bundesregierung bekannt, wie viele Bera- tungsstellen für suchtgefährdete Menschen es in der Bundes- republik Deutschland gibt, und inwieweit ist die Bundesregie- des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche rung dazu bereit, möglicherweise in Modellvorhaben, das Netz der Beratungsstellen entsprechend dem Ansteigen der Rausch- Frage des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Druck- giftverfahren auch im ländlichen Raum engmaschiger zu gestal- ten? sache 8/1015 Frage B 104) : Trifft es zu, daß die Rheinbrücke Voerde—Rheinberg der ge- planten Bundesautobahn A 40 (Lippeschnellweg) gebaut werden In dem vom Bundesminister für Jugend, Familie soll, und wenn ja, wann ist mit Beginn und Fertigstellung dieser und Gesundheit nunmehr in 3. Auflage herausgege- Rheinbrücke zu rechnen, und übernimmt der Bund auf Vor- schlag des Landes Nordrhein-Westfalen die Baulastträgerschaft benen Verzeichnis „Drogenberatung — Wo?" sind für diese geplante Autobahn? Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3877*

In der Antwort auf Ihre Fragen A 105 und 106 Das im Jahre 1969 probeweise eingeführte Ge- (Drucksache 8/926) zur 44. Sitzung am 29. September meinschaftskontingent für den Güterkraftverkehr 1977 wurden die Strecken genannt, für die sich der zwischen den Mitgliedstaaten der EG ist mittlerweile Bund bereit erklärt hat, die Baulast zu übernehmen. durch die Verordnung (EWG) Nr. 3164/76 vom Hierzu gehört auch die A 40 im Streckenabschnitt 16. Dezember 1976 zu einer Dauereinrichtung ge- Rheinberg (B 57)—Voerde (A 59) einschließlich worden. Die Bundesregierung begrüßt die Bemühun- Rheinbrücke. Mit den Bauarbeiten soll voraussicht- gen der EG-Kommission um eine gemeinsame Ver- lich 1980 begonnen werden; die Bauzeit wird ca. kehrsmarktordnung. Sie ist der Meinung, daß eine 4 Jahre betragen. Weiterentwicklung des Gemeinschaftskontingents nur im Zusammenhang mit Fortschritten bei der Har- monisierung der Wettbewerbsbedingungen und un- ter Berücksichtigung der Infrastrukturprobleme vor- genommen werden sollte. Anlage 121

Antwort des Parl.' Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Anlage 123 Frage des Abgeordneten Dr. Hornhues (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 105) : Antwort Wann ist im Rahmen des Ausbaus der Weststrecke des Mittel- landkanals unter Berücksichtigung des Haushaltsansatzes für 1978 des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche mit Ausbaubeginn und Ausbauende des Osnabrücker Zweig- kanals zu rechnen, und wie stehen diese Zeitangaben zur Frage der Abgeordneten Frau Hoffmann (Hoya) ursprünglichen Planung? (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 108): Trifft es zu, daß auf der Bundesautobahn von Frankfurt in Der Ausbau des Zweigkanals nach Osnabrück muß Richtung Hannover Berlin als Zielstadt bis zum Abzweig Seesen Richtung Braunschweig—Berlin nicht ausgeschildert ist, und im Zusammenhang mit dem Fortschritt der Arbeiten wenn ja, ist die Bundesregierung bereit, dies zu ändern, damit des Streckenabschnitts des Hauptkanals von Berges- Berlin wie jede andere Zielstadt auf den Hinweisschildern genannt wird? hövede bis zur Abzweigung nach Osnabrück gesehen werden. Die Planungsarbeiten des Durchstiches Hör- Es trifft zu, daß auf der Autobahn von Frankfurt stel, der in diesem Abschnitt liegt, haben sich wegen in Richtung Hannover (A 5/A 7) Berlin zum ersten des neuen Kreuzungsbauwerkes für die Bahnstrecke Male bei Seesen angezeigt wird. Osnabrück–Rheine sehr langwierig und schwierig ge- staltet und sind jetzt abgeschlossen. Wegen der be- Zielangaben an Bundesautobahnen dienen aus- grenzt zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel ist schließlich der Wegweisung. Mit den bei Seesen es aber erst im Herbst 1978 möglich, mit diesen Bau- einsetzenden Hinweisen werden Berlinreisende arbeiten zu beginnen und diese bis 1982 zu beenden. rechtzeitig auf das Fernziel Berlin aufmerksam ge- macht. Früher, etwa ab Frankfurt auf Berlin hin- Nach dem derzeitigen Finanzierungsprogramm zuweisen, wäre der Klarheit und Zuverlässigkeit kann erst danach, also im Jahre 1982, mit den Aus- der Wegweisung nicht dienlich. Dies entspricht den bauarbeiten des Zweigkanals nach Osnabrück begon- allgemeinen Grundsätzen der Wegweisung und gilt nen werden. Es wird mit einer Bauzeit von ca. 4 in gleicher Weise für jede andere Zielstadt. Jahren gerechnet, so daß 1986 mit dem Ausbauende des Osnabrücker-Zweigkanals gerechnet werden kann. Nach dem Finanzierungsprogramm von 1965 war geplant, daß der Zweigkanal nach Osnabrück An- Anlage 124 fang der 80er Jahre ausgebaut sein sollte. Es ist un- ter der Voraussetzung der Einhaltung des Finanzie- Antwort rungsprogramms eine Verzögerung von 3-4 Jahren des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche gegenüber der ursprünglichen Planung eingetreten. Frage des Abgeordneten Schröder (Lüneburg) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 109) : Trifft es zu, daß Phosphattransporte der Deutschen Bundesbahn von Hamburg über Lüneburg in die DDR, in die Tschechoslowa- kei und nach Ungarn in offenen Güterwaggons vorgenommen werden, und wenn ja, was gedenkt die Bundesregierung zu ver- Anlage 122 anlassen, um die Deutsche Bundesbahn zum Einsatz von Spezial- wagen für solche Transporte zu bewegen, um die entsprechende Umweltverschmutzung zu verhindern? Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Phosphattransporte in die Deutsche Demokratische Republik, die Tschechoslowakei und nach Ungarn Frage des Abgeordneten Seefeld (SPD) (Drucksache werden auf der Schiene in offenen Wagen in der 8/1015 Frage B 106) : Regel direkt von Hamburg zum Grenzübergang Bü- Wie beurteilt die Bundesregierung die Bemühungen der Kom- mission der Europäischen Gemeinschaften in bezug auf ein chen/Schwanheide befördert. In seltenen Ausnahme- Gemeinschaftskontingent für den Güterkraftverkehr zwischen fällen, insbesondere bei Streckenüberlastung und den Mitgliedstaaten angesichts der Tatsache, daß nach ca. zehn Jahren seit der Einführung dieses Systems — probeweise für Baustellen werden diese Transporte über Lüneburg eine Dauer von drei Jahren" — noch immer keine endgültige Regelung erfolgt ist? nach Bächen umgeleitet. 3878* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Die Deutsche Bundesbahn (DB) bemüht sich zu- tierte Einstellung von Auszubildenden angestrebt. sammen mit den Versendern ständig, transportbe- Das entsprechende Einstellungsprogramm für 1978 dingte Phosphatstaubverwehungen zu verhindern, läßt die Einstellung von 1 495 Auszubildenden zu, zumindest aber auf ein unvermeidbares Maß zu be- die dann nach Abschluß ihrer Ausbildungszeit vor- grenzen. Sie stößt dabei allerdings auf Schwierig- aussichtlich alle bedarfsbezogen als Dienstkräfte keiten. übernommen werden können. - Speziell für Phosphatstaub geeignete geschlossene Die Übernahmemöglichkeit für die zusätzlich über Transportgefäße konnte die DB bisher aus Kosten- den Bedarf gegen Kostenerstattung durch den Bund gründen nicht beschaffen. Dieses teure Spezial eingestellten Auszubildenden (1976 = 500, 1977 = wagenmaterial könnte nur bei diesen nicht regel- 1 236) kann für den Zeitpunkt der Beendigung der mäßig aufkommenden Versandmengen eingesetzt Ausbildung zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht werden. Wegen der — im Vergleich zu den gerin- übersehen werden. gen Phosphattransporterträgen aus diesem Verkehr Die Deutsche Bundespost hat wie in den vergan- — sehr hohen Beschaffungs- und Unterhaltungs- genen Jahren auch z. Z. keinen Nachwuchsbedarf kosten wäre der Kapitaleinsatz für derartige Trans- im Fernmeldehandwerk. Um zur Linderung des Aus- portgefäße unrentabel. bildungsplatzmangels beizutragen, hat die Deutsche Um dennoch von diesen Transporten herrührende Bundespost 1975 rd. 1 800 und 1976 ca. 4 700 Auszu- Umweltbelästigungen künftig zu vermeiden, ist die bildende im Fernmeldehandwerk angenommen. Zentrale Transportleitung der DB damit beschäftigt, In diesem Jahr wurden 4 000 Einstellungsermächti- umweltfreundliche Transportschutzverfahren, ähn- gungen für Auszubildende für die Berufsausbildung lich wie beim Transport von Feinkohle, für derar- im Fernmeldehandwerk erteilt. Diese Zahl muß im tige Verkehre entwickeln zu lassen und zu testen. Zusammenhang mit allen von der Deutschen Bundes- Die Untersuchungen sind z. Z. noch nicht abge- post eingestellten Nachwuchskräften gesehen wer- schlossen. den. Im Hinblick auf die immer dringender werdende Notwendigkeit, bildungs- und arbeitsmarktpolitisch vernünftige Übergänge vom Ausbildungssystem in das Beschäftigungssystem zu gewährleisten, hat sich die Deutsche Bundespost entschlossen, verstärkt Anlage 125 Ausbildungsmöglichkeiten im Postbereich anzubie- Antwort ten. Sie bietet daher 1977 Ausbildungsmöglichkeiten für 3 025 Nachwuchskräfte für den einfachen Post- des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche dienst an, was gegenüber 1976 (1 988) eine Steige- Frage des Abgeordneten Dr. Schneider (CDU/CSU) rung um mehr als 50 v. H. bedeutet. Daneben stellt (,Drucksache 8/1015 Frage B 110) : sie für den mittleren Postdienst 500 Nachwuchskräfte Wie stellt sich die gegenwärtige und künftige Situation der (1976 = 0) und für den gehobenen Postdienst 294 Auszubildenden im Bereich der Deutschen Bundesbahn und der Nachwuchskräfte (1976 = 104) ein. Deutschen Bundespost dar, in welchem Umfang sind diese Be- triebsverwaltungen in der Lage, die Auszubildenden nach Been- digung ihrer Lehrzeit auf Dauer in ihren Dienst zu übernehmen, Damit werden 1977 insgesamt deutlich mehr Aus- und welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, die Ent- lassung der Auszubildenden nach Beendigung ihrer Lehrzeit hin- bildungsmöglichkeiten als 1976 bei der Deutschen auszuschieben, um ihnen entweder den beruflichen Wechsel in Bundespost genutzt. andere Betriebe oder den nahtlosen Übergang zur Ableistung des Grundwehrdienstes zu erleichtern? Das Angebot an Dritte, freie räumliche und perso- Bei der Deutschen Bundesbahn (DB) haben im Ver- nelle Kapazitäten in den Ausbildungsstätten der lauf des Jahres 1977 insgesamt 2 196 Auszubildende Deutschen Bundespost gegen Kostenerstattung zu ihre Ausbildung beendet. Hiervon konnten 1 607 nutzen, hat sich bereits in den Vorjahren gut be- Jugendliche (73,2 0/0) im Rahmen des erforderlichen währt und andere Ausbildungsträger in die Lage Personalbedarfs übernommen werden. 589 Auszu- versetzt, besonders benachteiligte Jugendliche in bildende (26,8 °/o) sind entweder freiwillig ausge- berufsvorbereitende und berufsfördernde Maßnah- schieden oder konnten nicht als Dienstkraft über- men einzubeziehen. Es ist daher beabsichtigt, diese nommen werden. Maßnahmen künftig noch verstärkt zu betreiben, so daß auch weiterhin davon ausgegangen werden Das Einstellungssoll der DB für 1977 sah die Ein- kann, daß die in den Ausbildungsstätten vorhande- stellung von 1 935 Auszubildenden vor und ist nahe- nen Ausbildungskapazitäten sinnvoll genutzt wer- zu 100 °/oig erfüllt worden. Hinzu kommt die zusätz- den. liche Einstellung von 1 236 Auszubildenden im Rah- men der Nutzung freier Ausbildungskapazitäten bei Über das zukünftige Ausbildungsverhalten der der DB gegen Kostenerstattung durch den Bund. Deutschen Bundespost (DBP) kann die Bundesregie- rung noch keine verbindlichen Aussagen machen, Die seit 1975 im Rahmen der DB-Einstellungspro- da die dazu benötigten Daten (extern: Situation auf gramme sowie die zusätzlich eingestellten Auszubil- dem Ausbildungssektor; intern: Bedarf an Nach- denden wurden vor Einstellung davon unterrichtet, wuchskräften) noch nicht vorliegen. daß sie nach Abschluß ihrer Ausbildungszeit nicht als Dienstkraft bei der DB übernommen werden Die Frage der Übernahme ist nur bei den Auszu- können. bildenden im Fernmeldehandwerk problematisch. Im Rahmen der mittelfristigen Personalplanung In diesem Jahr werden die letzten Auszubilden- wird für die Jahre 1978 und 1979 eine bedarfsorien- den im Fernmeldehandwerk des Einstellungsjahr- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3879* gangs 1974 ihre Ausbildung beenden. Sie werden -Verbindung fortzusetzen und durch Überprüfung des einen Arbeitsvertrag erhalten, der ihnen auf Dauer Ausbaustandards Einsparungen in Höhe von rd. sogar einen Arbeitsplatz im erlernten Beruf sichert. 100 Millionen DM zu erzielen. Eine Verbesserung Die von 1975 an als Auszubildende im Fernmelde- des Nutzen-Kosten-Verhältnisses über 1 war durch handwerk eingestellten Jahrgänge haben keine diese Einsparungen nicht erreichbar. Übernahmegarantie für den fernmeldetechnischen Wie 'aus dem „Koordinierten Investitionspro- Dienst erhalten können, da mittelfristig (etwa bis gramm für die Bundesverkehrswege bis zum Jahre 1985) keine freien Arbeitsplätze im fernmeldetech- 1985" hervorgeht, ist es bei den Bundeswasserstra- nischen Dienst vorhanden sind. ßen aufgrund von Sachzwängen nur 'schrittweise Für den Einstellungsjahrgang 1975 habe ich in- möglich, zu einer ausschließlich an gesamtwirt- zwischen ermöglichen können, daß die Auszubilden- schaftlichen Kriterien orientierten Investitionspoli- den mit Beendigung ihrer Ausbildung ein Einstel- tik zu kommen. lungsangebot für einen Arbeitsplatz wenn nicht im erlernten Beruf, so doch im Postbereich zu den dort geltenden Bedingungen erhalten. Hierbei wird eine gewisse örtliche Mobilität der Kräfte erforderlich' sein, da nicht immer am Ort der Ausbildung ent- Anlage 127 sprechender Bedarf vorhanden sein wird. Für die weiteren Einstellungsjahrgänge werde ich entschei- Antwort den, wenn sich der Bedarf an Arbeitskräften für den Gesamtbereich der DBP für künftige Jahre hinrei- des ParL Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche chend sicher abschätzen läßt. Frage des Abgeordneten Jäger (Wangen) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 112) : Will die Bundesregierung die Festlegung der Höchstwerte für den Lärmschutz beim Straßenbau entsprechend früheren Aus- sagen durch Erlaß einer Rechtsverordnung zum Immissions- schutzgesetz oder durch Einbringung eines Gesetzentwurfs errei- chen, und bis wann ist mit dieser im Hinblick auf zahlreiche Anlage- 126 Straßenbauplanungen höchst dringlichen Festlegung der Lärm- schutzwerte zu rechnen? Antwort Das Bundeskabinett hat sich bereits mit dem wich- des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche tigen Problem des Schutzes vor Verkehrslärm an Frage des Abgeordneten Hoffie (FDP) (Drucksache Straßen befaßt und wird in Kürze darüber entschei- 8/1015 Frage B 111): den, ob die Immissionsgrenzwerte für d'en Neubau Wie stellt sich das Nutzen-Kosten-Verhältnis unter Berück- und die wesentliche Änderung von Straßen durch sichtigung des Ausbaustandards für die Main-Donau-Verbindung Gesetz oder Verordnung festgelegt werden. Der dar? Zeitpunkt des Inkrafttretens der Festsetzung von Der Bau der Südstrecke der Main-Donau-Verbin- Immissionsgrenzwerten hängt von der Dauer der dung zwischen Nürnberg und Regensburg und die Beratungen im Bundestag bzw. Bundesrat ab. Die Donaukanalisierung sind im sog. Duisburger Ver- Bundesregierung ist um eine vordringliche Behand- trag vom 16. September 1966 vereinbart worden, der lung bemüht. auf den Main-Donau-Vertrag von 1921 zurückgeht. Diese rechtliche Situation sowie der weit fortge- schrittene Bauzustand des Main-Donau-Kanals bil- deten Ende 1975 die Ausgangssituation bei Ab- schluß der Kosten/Nutzen-Analyse des Bundesver- Anlage 128 kehrsministeriums. Antwort Nach Abschluß 'der Untersuchungen hat der Bun- desverkehrsminister Verhandlungen mit dem Frei- des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche staat Bayern aufgenommen, um Folgerungen aus sei- Frage des Abgeordneten Rühe (CDU/CSU) (Druck- ner gesamtwirtschaftlichen Kosten /Nutzen-Analyse sache 8/1015 Frage B 113) : zu ziehen (Nutzen-Kosten-Verhältnis kleiner als 1). Wie beurteilt die Bundesregierung Pläne der Deutschen Bun- desbahn, künftig Schnell- und D-Züge nicht mehr auf dem Bahn- Eine Kosten /Nutzen-Analyse kann jedoch stets nur hof Hamburg-Harburg halten zu lassen, und ist die Bundes- eine Entscheidungshilfe 'darstellen, da nicht alle Be- regierung gegebenenfalls bereit, auf die zuständigen Stellen der Bundesbahn einzuwirken, um nachteilige Auswirkungen reiche quantifizierbar sind und insbesondere poli- für den Raum Harburg und das Umland (Stade, Buxtehude, tische Gesichtspunkte - auch regional- und ver- Winsen, Buchholz) zu vermeiden? teilungspolitischer Art — 'erst durch die Wertung Die Deutsche Bundesbahn (DB) entscheidet über der Entscheidungsträger eingebracht werden. ihr Fahrplanangebot nach dem Bundesbahngesetz Hier spielen insbesondere regional- und damit in eigener Zuständigkeit, eine Einwirkungsmöglich- verteilungspolitische Aspekte eine große Rolle. keit des Bundesministers für Verkehr ist nicht ge- Diese strukturpolitischen Kriterien sind im Gegen- geben. satz zu den Kasten der Wasserstraßen schwer quan- Nach Auskunft der DB werden mit Einführung des tifizierbar. Jahresfahrplans 1978/79 am 28. Mai 1978 in der Auf der Basis der Kosten/Nutzen-Analyse haben Relation Hamburg—Köln zweiklassige IC-Züge im die Bundesregierung und der Freistaat Bayern ein- 1-Stunden-Rhythmus verkehren. In diesem Zusam- vernehmlich beschlossen, den Bau der Main-Donau menhang wird in Hamburg-Harburg die Zahl der 3880* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 täglichen IC- und Schnellzug-Halte geringfügig um Im Zustellbereich München werden Telegramme 3 Halte vermindert. Bei Saisonzügen und nur am wie bisner zugestellt. In der Zeit von 22.00 bis Wochenende verkehrenden Zügen tritt keine Än- 06.00 Uhr werden nach den benutzungsrechtlichen derung ein. Bestimmungen nur Telegramme mit dem Dringlich- keitsvermerk „URGENT" und andere Vorrang-Tele- Die DB ist aufgrund eigener Erhebungen der Auf- gramme zugestellt. Diese Regelung gilt auch für das fassung, daß damit den verkehrlichen Erfordernissen - Hamburg-Harburgs entsprochen wird. wochenende. In den Zustellbereichen der Orte außerhalb Mün- chens sind die Dienststunden der Telegrafenstellen dem jeweiligen örtlichen Verkehrsumfang entspre- chend und nach dem allgemeinen Bedürfnis der Be- Anlage 129 volkcerung festgesetzt. Daran hat sich nichts geän- Antwort dert, d. h., Telegramme werden während der Dienst- stunden in diesen Orten wie bisher zugestellt. Auch des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftlichen die an den meisten Orten getroffene Regelung der Fragen des Abgeordneten Wüster (SPD) (Druck- Zustellung von Telegrammen nach Dienstschluß, die sache 8/1015 Fragen B 115 und 116): durch Boten erfolgt, die auf freiwilliger Basis die Te- Wieweit ist die Behandlung einer gesetzlichen Lösung des legramme entgegennehmen und zustellen, ist unver- Problems der Störungen des Fernsehempfangs durch Bau- ändert geblieben. Eine Gewähr für die Telegramm- objekte gediehen, die in der Antwort auf die Fragen (A 136 und A 137, Plenarprotokoll der 15. Sitzung des Deutschen Bun- zustellung nach Dienstschluß kann jedoch verständli- destages am 2. März 1977, Seite 777) geschildert sind? cherweise nicht übernommen werden, weil der Bote Wann ist mit einer Lösung dieses Problems in Form einer gesetzlichen Grundlage zu rechnen? nicht ständig einsatzbereit sein kann. Bundesweit weggefallen ist lediglich ab 1. 10. 1977 Frage B 115: die Regelung, ein Telegramm von einem anderen Amt als dem Bestimmungsamt aus zustellen zu las- Bereits in den Antworten auf die Fragen A 136 sen, wenn letzteres bereits Dienstschluß hat. Der Ab- und A 137 in der Sitzung des Deutschen Bundes- sender hatte für diese besondere Leistung den vol- tages am 2. 3. 1977 wurde darauf hingewiesen, daß len tatsächlich entstehenden Botenlohn zu zahlen. sich das Bundespostministerium für die bauord- Praktisch wurde diese Leistung seit langem nicht nungsrechtliche Lösung des Problems der Fernseh mehr in Anspruch genommen. Empfangsstörungen einsetzt, weil der Verursacher der Empfangsstörungen mit Mitteln des öffentlichen Die Deutsche Bundespost ist stets bemüht, die ört- Rechts in dem ihm zurechenbaren Umfang finanziell lichen Regelungen der Dienstzeiten für die Tele- zur Wiederherstellung des störungsfreien Empfangs grammzustellung dem jeweiligen 'Bedürfnis der Be- herangezogen wird. Eine Änderung des Bauord- völkerung anzupassen. Sie würde sich aber berech- nungsrechts liegt aber in der Gesetzgebungszustän- tigten Vorwürfen aussetzen, wenn sie unwirtschaft- digkeit der Länder. lich an Orten, an denen kein entsprechendes Ver- kehrsaufkommen vorliegt, rund um die Uhr Perso- Soweit der Deutschen Bundespost bekannt ist, hat nal bereithalten würde. die Arbeitsgemeinschaft der für das Bau-, Woh- nungs- und Siedlungswesen zuständigen Minister der Länder ihre Stellungnahme zu dem Problem der Ministerpräsidentenkonferenz zugeleitet. Die weitere Behandlung hängt von einer Be- Anlage 131 schlußfassung der Ministerpräsidenten ab. Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftlichen Zu Frage B 116: Fragen des Abgeordneten Dr. Evers (CDU/CSU) Aus den o. a. Ausführungen ergibt sich, daß die (Drucksache 8/1015 Fragen B 118 und 119) : Bundesregierung keinen realistischen Termin für Wie beurteilt die Bundesregierung den Umstand, daß das Fernsprechnetz in der Bundesrepublik Deutschland in den gün- eine gesetzliche Regelung nennen kann. stigen Tarifzeiten, insbesondere an Sonntagen, hoffnungslos überlastet ist, und daß der Versuch, an Sonntagen Fernverbin- dungen herzustellen, einen oft stundenlangen Aufwand erfordert? Hält die Bundesregierung es für sinnvoll, durch eine mit er- heblichen Mitteln finanzierte Werbekampagne unter dem Stich- wort „Ruf doch mal an!" zu einer weiteren Überlastung des Fernsprechnetzes und zu einer weiteren Vergrößerung des Zeit- aufwands für die erfolgreiche Herstellung einer Fernverbindung Anlage 130 beizutragen, und welche konkreten Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, daß die technischen Voraussetzungen für Fern- gespräche von der Deutschen Bundespost so verbessert werden, Antwort daß die Werbung für mehr Ferngespräche nicht als unwahrhaftig empfunden wird und das Ansehen der Deutschen Bundespost und des Staates nicht durch die Widersprüchlichkeit dieser Situation des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Schaden nimmt? Frage des Abgeordneten Dr. Schöfberger (SPD) (Drucksache 8/1015 Frage B 117): Zu Frage B 118: Trifft ein Pressebericht (Münchner Merkur vom 4. Oktober 1977) zu, wonach in der Region München die Telegrammzustel- Die Absicht der Deutschen Bundespost, ihren lung an Wochenenden nicht gesiçhert ist, und ist die Bundes- regierung gegebenenfalls bereit, diesem Zustand abzuhelfen? Fernsprechkunden möglichst preiswerte Fernge- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3881* spräche anzubieten und gleichzeitig die Wirtschaft- Deutschen Bundespost die nationalen Bestimmungen lichkeit der vorhandenen technischen Einrichtungen über die Wortzählung in Telegrammen den inter- zu verbessern, haben zu dem Sonderangebot eines nationalen Regeln angeglichen und wesentlich ver- außergewöhnlich verbilligten Tarifs (Nachtgebühr II) einfacht. Dies war notwendig, da der grenzüber- geführt. Dieser gilt seit dem 1. 7. 1974 werktags ab schreitende Verkehr im Telegrammdienst 55 0/0 be- 22.00 Uhr und an den Sonn- und allen bundeseinheit- trägt, id. h. eine unterschiedliche Behandlung nach lichen Feiertagen den ganzen Tag über. internem und grenzüberschreitendem Verkehr be- Die Fernsprechkunden machen von dem Sonder- trieblich nicht tragbar ist. Die entsprechende Ände- angebot inzwischen in einem ungewöhnlich hohen rungsverordnung ist am 1. Oktober 1977 in Kraft ge- Maße Gebrauch. Allein über das Wochenende wer- treten und wurde im Bundesgesetzblatt vom 29. Sep- den jetzt mehr als doppelt soviel Ferngespräche ge- tember 1977 verkündet. führt als vorher. Die neue Zählweise im Telegrammdienst wird sich Die beinahe ausschließlich privaten Ferngesprä- nach den Erhebungen der Deutschen Bundespost im che zur Nachtgebühr II machen trotz des enormen statistischen Mittel weder .als Gebührenerhöhung Zuwachses in den letzten 3 Jahren nur etwa 10 v. H. noch als Gebührensenkung auswirken. aller Ferngespräche aus. Sie führen aber über eine Die Verabschiedung der Änderungsverordnung relativ kurze Zeitspanne zu einer wesentlich höhe- durch den Verwaltungsrat der Deutschen Bundespost ren Verkehrsdichte als der Geschäftstagesverkehr, wurde am 16. September 1977 mit einer fernschrift- für den das Fernsprechnetz ausgebaut ist. Der pri- lichen Pressemitteilung allen Presseagenturen, Rund- vate Fernsprechverkehr konzentriert sich außerdem funkanstalten, überregionalen Zeitungen usw. mit- auf andere Verkehrsbeziehungen als der Geschäfts- geteilt. Am 27. September 1977 sind dann im Amts- verkehr. Daher kommt es bisweilen zu sehr starken blatt ,des Bundesministers für das Post- und Fern- Überlastungen. meldewesen die Änderungen der Bestimmungen für Die Deutsche Bundespost beabsichtigt deshalb den Telegrammdienst veröffentlicht und näher er- eine Ausweitung der Netzkapazität. Die Anpassung läutert worden. Am 3. Oktober 1977 schließlich wur- des Netzes an den Verkehr zur Nachtgebühr II wird de eine weitere Pressemitteilung an den oben ge- aber mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Durch nannten Empfängerkreis abgesandt. kurzfristige Sonderprogramme sollen die kritisch- sten Engpässe möglichst schnell beseitigt werden.

Zu Frage B 119: Anlage 133 Sobald Kapazitäten nicht voll ausgelastet werden, muß ein Unternehmen wie die Deutsche Bundes- Antwort post für seine Dienstleistungen werben, um die Ren- tabilität der Investitionen zu verbessern. Leider läßt des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftlichen sich bei einer derartigen Werbekampagne für den Fragen des Abgeordneten Horstmeier (CDU/CSU) gesamten Bereich der Deutschen Bundespost nicht (Drucksache 8/1015 Fragen B 121 und 122) : ausnahmslos sicherstellen, daß die an sich er- Treffen Vermutungen zu, daß der Fernmeldebaubezirk Lüb- becke (i. Westf.) aufgelöst werden soll, wenn ja, aus welchen wünschte Nachfrageerhöhung immer und in jedem Gründen soll dies geschehen? Fall auf freie Reserven trifft. Aus diesem Grunde Wird bei einer Auflösung dafür Sorge getragen, daß dem be- troffenen Personenkreis weiterhin personalbezogene Leistungen weist die Deutsche Bundespost in ihren Werbeanzei- (keine Dienstortverlegung) garantiert werden? gen ausdrücklich auf die günstigsten Tageszeiten hin, in denen unbehindert Verbindungen aufgebaut Für die über 600 Fernmeldebaubezirke im Bundes- werden können. gebiet werden neue Vorschriften vorbereitet, um in diesem Aufgabenbereich langfristig stabile Organi- sationseinheiten zu schaffen. Diese Vorschriften wer- den z. Z. von den Oberpostdirektionen und Fernmel- Anlage 132 deämtern erprobt. Erst nach Vorliegen der Ergeb- nisse und der Stellungnahmen der örtlichen Perso- Antwort nalräte wird über die Durchführung entschieden. Bis dahin läßt sich keine verbindliche Aussage über die des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Zukunft einzelner Fernmeldebaubezirke treffen. Frage des Abgeordneten Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 120) : Falls der Fernmeldebaubezirk Lübbecke mit ande- Auf welcher Rechtsgrundlage und seit wann hat das Bundes- ren Fernmeldebaubezirken zusammengelegt werden ministerium für das Post- und Fernmeldewesen eine indirekte sollte. behalten iedoch die bauausführenden und die Telegrammgebührenerhöhung dadurch erreicht, daß ein Wort mit mehr als zehn Buchstaben für zwei Wörter gerechnet wird, und bauführenden Kräfte, die den weit überwiegenden auf welche Weise wurde die Öffentlichkeit auf diese Neuerung aufmerksam gemacht? Teil des Personals bilden, ihren Sitz in Lübbecke. Das mit Verwaltungsaufgaben im Fernmeldebaube- Aufgrund der auf der VI. Vollversammlung des In- zirk betraute Personal, das evtl. von einer Organisa- ternationalen beratenden Ausschusses für Telegrafie tionsänderung betroffen wäre, bleibt durch umfang- und Telefonie weltweit geänderten Vorschriften für reiche Rationalisierunqsschutzbestimmunaen von den internationalen Telegrammdienst, die am 1. Ok- persönlichen Nachteilen so weit wie möglich ver- tober 1977 in Kraft traten, wurden auch bei der schont. 3882* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50 Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Anlage 134 Anlage 136 Antwort Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Haack auf die Schrift- des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Jenninger (CDU/ Frage des Abgeordneten Dr. Stercken (CDU/CSU) CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen B 125 und 126): (Drucksache 8/1015 Frage B 123) : Beabsichtigt die Bundesregierung, die Mittel aus dem zur Zeit Beabsichtigt die Bundesregierung, die künftigen Fernsprech- in Arbeit befindlichen Programm, durch das energiesparende nahbereiche auch über die Bundesgrenze in das Gebiet der und wärmeisolierende Maßnahmen an Wohngebäuden gefördert europäischen Nachbarstaaten, insbesondere der Mitgliedstaaten werden sollen, wiederum im „Windhundverfahren" zu verteilen? der europäischen Gemeinschaft, auszudehnen, um dadurch die Wenn nicht, wie ist die Verteilung der Mittel gedacht? Kommunikation zwischen den europäischen Nachbarstaaten zu fördern und die Standortnachteile in den Grenzgebieten der Bundesrepublik Deutschland zu verringern? Für die Durchführung des Programms sind die Die Einführung des neuen Tarifsystems bei der Länder zuständig. Der Beschluß des Bundeskabinetts Deutschen Bundespost ist eine tarifliche Maßnahme vom 14. September 1977 zum Programm zur Förde- für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. rung heizenergiesparender Investitionen in beste- Ihrem Anliegen, für Gespräche aus den Grenzgebie- henden Gebäuden, sieht deshalb vor, die Abwick- ten der Bundesrepublik Deutschland in die europä- lung des Programms in der zwischen Bund und Län- ischen Nachbarstaaten einen Sondertarif einzuführen, dern abzuschließenden Verwaltungsvereinbarung hat die Deutsche Bundespost seit langem entspro- festzulegen. Dabei soll in den Verhandlungen mit chen. Für die Telefongespräche im Grenzverkehr mit den Ländern auf eine schnelle und einfache Ver- den europäischen Nachbarstaaten gelten für eine Ge- fahrensgestaltung hingewirkt werden. bühreneinheit von 23 Pf Zeittakte, die 5 bis 10 mal Die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen. länger sind als die sonst üblichen Zeittakte mit die- sen Ländern. Damit tragen die Deutsche Bundespost und die anderen europäischen Verwaltungen dem Anlage 137 besonderen Kommunikationsbedürfnis der Bewoh- ner des grenznahen Raumes Rechnung. Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Lenzer (CDU/CSU) (Druck- Anlage 135 sache 8/1015 Frage B 127) : Welcher zeitliche Druck existiert nach Ansicht der Bundes- regierung für den Bau des Entsorgungszentrums, wenn genügend Antwort Lagerkapazitäten für abgebrannte Brennelemente in der Bundes- republik Deutschland bereitgestellt werden? des Parl. Staatssekretärs Haar auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Böhm (Melsungen) (CDU/ Bei Bereitstellung einer ausreichenden Anzahl von CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 124) : Zwischenlagern könnten theoretisch die in Kern- kraftwerken anfallenden abgebrannten Brennele- Wie viele in der Bundesrepublik Deutschland eingelieferte eingeschriebene Postsendungen sind im vergangenen Jahr ver- mente über viele Jahre vollständig dort aufgenom- lorengegangen, wie hoch sind die dafür den Absendern erstat- teten Beträge, und beabsichtigt die Deutsche Bundespost eine men werden. Erhöhung der Erstattung für verlorengegangene Sendungen die- ser Art? Es liegen jedoch über das Brennstabverhalten bei Lagerzeiten, die über einen Zeitraum von etwa zehn 1. Von den im Jahre 1976 in der Bundesrepublik Jahren hinausgehen, keine gesicherten Erfahrungen eingelieferten 107 672 456 eingeschriebenen Postsen- vor. dungen sind 29 611 in Verlust geraten. Die Bundesregierung sieht jedoch eine solche La- 2. An Ersatzbeträgen für verlorengegangene Ein- gerung abgebrannter Brennelemente weder nach schreibsendungen wurde im Jahre 1976 ein Betrag den Vorschriften des Atomgesetzes hinsichtlich der von 1 170 717 DM aufgewendet. Verwertung radioaktiver Reststoffe und Beseitigung 3. Der Zweck der Einschreibsendungen liegt dar- radioaktiver Abfälle noch nach ihrem Konzept eines in, daß die Deutsche Bundespost dem Absender Entsorgungssystems noch nach den „Grundsätzen einen Einlieferungs- und einen Auslieferungsnach- zur Entsorgungsvorsorge für Kernkraftwerke" als weis erbringt. Für diese Leistungen hat der Absen- hinreichende Lösung der Entsorgungsfrage an. der die Einschreibgebühr zu zahlen. Die Einschreib- Eine umfassende Entsorgungsvorsorge muß sich gebühr hat nicht die Funktion einer „Versicherungs- vielmehr auf alle Stufen der Behandlung der abge- gebühr" . brannten Brennelemente und der Behandlung und Die Einschreibhaftung soll den Absender auch schadlosen Beseitigung der aus ihnen stammenden nicht gegen den Verlust von Sachwerten schützen. Abfälle erstrecken. Daher wird der Betrag von 40 DM ohne Rücksicht auf den Wert der Sendung gezahlt. Gegen den Ver- lust von Sachwerten kann der Postbenutzer auf die Anlage 138 haftungsmäßig voll abgesicherte Sendung mit Wert- angabe zurückgreifen. Antwort Eine Erhöhung des nach § 12 Abs. 2 des Gesetzes des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche über das Postwesen auf 40 DM festgesetzten Ersatz- Frage des Abgeordneten Lenzer (CDU/CSU) (Druck- betrages ist deshalb nicht beabsichtigt. sache 8/1015 Frage B 128) : Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3883*

Wie beurteilt die Bundesregierung den Bedarf an elektrischer Energie bis 1990 in der Bundesrepublik Deutschland, und wie In der Bundesrepublik Deutschland sind Kern- soll dieser im einzelnen gedeckt werden? kraftwerke mit etwas über 6 000 MW in Betrieb, Die Abschätzung der Bedarfsentwicklung an elek- das sind etwa 6,3 %. trischer Energie in der Bundesrepublik Deutschland Im Rahmen der Entsorgung dieser Kernkraftwerke bis zum Jahre 1990 ist nur im Rahmen einer kon- werden derzeit niedrigabgebrannte Brennelemente sistenten Prognose des Gesamt-Energiebedarfs mög- in Großbritannien, Frankreich und vermutlich Ruß- lich. Eine solche Energievorschau wird im Auftrag land, hochabgebrannte Brennelemente nur in Frank- der Bundesregierung von den drei energiewirt- reich wiederaufgearbeitet. Die USA hatte bisher auch schaftlichen Instituten unter Einbeziehung der ener- niedrigabgebrannte Brennelemente und einige 100 t giewirtschaftlichen und energiepolitischen Situation hochabgebrannte Brennelemente wiederaufgearbei- für die Zweite Fortschreibung des Energieprogramms tet. erarbeitet. Nach Prüfung der Ergebnisse der Unter- suchung wird die Bundesregierung im Zusammen- Frankreich übernimmt Endlagerung ,der bei der hang mit der Fortschreibung des Energieprogramms Wiederaufarbeitung anfallenden radioaktiven Ab- auch eine. Beurteilung der künftigen Entwicklung fälle nur für eigene Brennelemente. des Strombedarfs und seiner Deckungsmöglichkei- Die USA streben jetzt statt Wiederaufarbeitung ten vornehmen. Endlagerung der Brennelemente an, wenn auch in rückholbarer Form. Anlage 139 Das Verfahren hierfür ist aber bisher weder tech- nisch entwickelt noch erprobt. Antwort Da Frankreich z. Z. das einzige Land ist, das eine des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftlichen industrielle Wiederaufarbeitungsanlage für hoch- Fragen des Abgeordneten Dr. Hubrig (CDU/CSU) abgebrannte Brennelemente im Laufe der nächsten (Drucksache 8/1015 Fragen B 129 und 130): Jahre mit einer Kapazität von 800 jato in Betrieb Wie soll die notwendige Kraftwerkskapazität im Jahr 1985 von nimmt, und da es beabsichtigt, weitere Wiederauf- ca. 115 000 MW im Vergleich zu 82 000 MW im Jahr 1976 bereit- gestellt werden, wenn keine neuen Kernkraftwerke gebaut wer- arbeitungsanlagen zu bauen, bemühen sich die Län- den? der, die über eine entsprechende Zahl von Kernkraft- Verfügt die Bundesregierung über Erkenntnisse darüber, wie- viel Kernkraftwerke weltweit im Jahre 1977 in Betrieb waren werken verfügen und Wiederaufarbeitungsprobleme und wie das Entsorgungsproblem bei diesen Kernkraftwerken — haben, Wiederaufarbeitungsverträge mit Frankreich sei es bei westlichen oder östlichen Industrieländern — im ein- zelnen geregelt wird, und wenn ja, wie lauten diese Erkennt- abzuschließen. nisse und welche Kapazität haben die ausländischen Kernkraft- werke im Vergleich zur deutschen Kernkraftwerkskapazität? Hierzu gehören u. a. Bundesrepublik Deutschland, Japan, Belgien, Holland, Schweden, Schweiz, Oster- Zu Frage B 129: reich. Die Bundesregierung hat in der Antwort auf die Bei uns existiert seit 1970 eine Wiederaufarbei- Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU (Druck- tungsanlage in Karlsruhe als Pilotanlage (40 jato), sache 8/156) vom 8. Juni 1977 darauf hingewiesen, die bereits etwa 70 t der neuen Leichtwasserreaktor- daß für die jeweilige Fortschreibung des Energie- Brennelemente aufgearbeitet hat. programms eine Abschätzung ,der quantitativen Ent- wicklung in Form einer konsistenten Prognose die Bezüglich der Endlagerung des radioaktiven Ab- notwendige Orientierungshilfe gibt. Hierbei kommt falls oder der abgebrannten Brennelemente sind in es nicht auf eine stichtagsbezogene Zahlenaussage, der Bundesrepublik Deutschland die Arbeiten für sondern mehr auf die Darlegung der Tendenzen und eine Endlagerung in Salzformationen fortgeschritten. Größenordnungen ,der zu erwartenden bzw. ange- Auch Holland untersucht Salzformationen. strebten Entwicklung an. Die Länder Italien, Belgien untersuchen Tonge- In diesem Zusammenhang hat die Bundesregie- stein; Frankreich, Großbritannien und Schweden rung verdeutlicht, daß es nicht ihre Aufgabe, sondern Granit. Aufgabe Eder Versorgungsunternehmen ist — jedes Außer der Versuchslagerstätte Asse besteht welt- für sich und sein Versorgungsgebiet —, den Beitrag weit keine weitere große Versuchsanlage für eine der einzelnen Energieträger und Kraftwerkstypen im Endlagerung. Rahmen der bestehenden Gesetze wie z. B. die Ver- stromungsgesetze dem Bedarfsrhythmus anzupassen. Im Euratom- und OECD-Bereich werden interna- tionale Versuchsprogramme 'diskutiert. Sie hat fernerdarauf hingewiesen, daß eine Kern- kraftwerksleistung in der Größenordnung von 30 000 MW im Jahre 1985 möglicherweise noch nicht voll bereitstehen wird und für diesen Fall die Elek- Anlage 140 trizitätswirtschaft aufgefordert, schon heute Vor- sorge zu treffen, damit regionale und lokale Eng- Antwort pässe vermieden werden können. des Bundesministers Matthöfer auf die Schriftliche Zu Frage B 130: Frage des Abgeordneten Schäfer (Offenburg) (SPD) Weltweit sind 187 Kernkraftwerke mit einer Kapa- (Drucksache 8/1015 Frage B 131): zität von etwas über 95 000 MW (Stand Mitte 1977) Wie erklärt sich die Bundesregierung, daß das Auslaufen von radioaktivem Kerosin in der Wiederaufbereitungsanlage Karls- in Betrieb (Quelle: Atomwirtschaft, Oktober 1977). ruhe erst zweieinhalb Wochen nach dem Unfall bekanntgewor- 3884* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

den ist, und sieht die Bundesregierung in dieser Tatsache eine fährdungspotential handelt. Deshalb wird dieses Erschwerung des notwendigen offenen und öffentlichen Dialogs über Risiken und Nutzen der Kernenergie? Material in den internationalen und nationalen Vor-

schriften für die Beförderung radioaktiver Stoffe in Unmittelbar nach dem Auslaufen des radioaktiv die Gruppe der Stoffe mit geringer spezifischer Akti- kontaminierten Kerosins aufgrund einer unsachge- vität eingeordnet und darf demzufolge in handels- mäß angebrachten Schlauchverbindung bei einer üblichen Industrieverpackungen verschickt werden. Umfüllung der Flüssigkeit in der Abteilung Dekon- An diese Verpackungen werden zwar bestimmte An- taminationsbetriebe der Gesellschaft für Kernfor- forderungen gestellt, die jedoch bei weitem nicht schung wurde das zuständige Wasserwirtschaftsamt so umfangreich sind, wie diejenigen für sog. Typ-A- unterrichtet. Am nächsten Tag wurde parallel oder Typ-B-Verpackungen, die für hochtoxische ra- — das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und So- dioaktive Stoffe vorgeschrieben sind. zialordnung in Baden-Württemberg als zustän- Das von Urankonzentrat ausgehende Gefähr- dige Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde dungspotential ist in etwa vergleichbar mit dem — das Bundesministerium des Innern vieler Chemikalien, die täglich in großen Mengen auf unseren Straßen transportiert werden. — das Bundesministerium für Forschung und Tech- nologie — das Landratsamt Karlsruhe – das Regierungspräsidium Karlsruhe Anlage 142 — das Gewerbeaufsichtsamt Karlsruhe Antwort von dem Vorfall unterrichtet. des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Schrift-

lichen Fragen des Abgeordneten Zeyer (CDU/CSU) Ebenso erfolgte am selben Tage routinemäßig ein (Drucksache 8/1015 Fragen B 133, 134 und 135): Aushang mit ausführlicher Schilderung an sämtli- Wie weit ist die Planung für das deutsch-französische Hoch- chen Schwarzen Brettern der Gesellschaft für Kern- schulinstitut für Technologie in Saargemünd gediehen? forschung. Welche Kosten entstehen bei der Verwirklichung dieses Pro- jekts, und wie sollen die erforderlichen Mittel aufgebracht wer- Die deutsche Presseagentur (dpa) wurde offenbar den? erst durch die routinemäßig erfolgende Veröffentli- Hält es die Bundesregierung für möglich, daß das deutsch- französische Hochschulinstitut demnächst probeweise mit einem chung in den nächstfolgenden Störfallmitteilungen einjährigen Aufbaustudium beginnt? der Gesellschaft für Reaktorsicherheit auf den Vor- fall aufmerksam. Zu Frage B 133: Die Expertenkommission nach dem deutsch-fra n- zösischen Freundschaftsvertrag, die für gemeinsam interessierende Fragen des Hochschul- und Wissen- Anlage 141 schaftsbereichs zuständig ist, hat sich am 6. Juli 1977 in Paris auf die Grundzüge eines Studien- Antwort modells geeinigt, das die beteiligten deutschen und des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Schriftliche französischen Studenten außer zum jeweiligen na- Frage des Abgeordneten Schäfer (Offenburg) (SPD) tionalen Studienabschluß — für Deutsche die Fach- (Drucksache 8/1015 Frage B 132) : hochschulgraduierung, für Franzosen das Diplôme Universitaire de Technologie oder die Licence -- Kann die Bundesregierung sicherstellen, daß ein ähnlicher Unfall in der Bundesrepublik Deutschland auszuschließen ist, auch zu einem weiteren Abschluß des Studien- wie er sich vor einigen Tagen in den USA im Bundesstaat Colo- rado ereignete, wo bei einem Unfall eines Transportfahrzeuges systems des Nachbarlandes führt. Das bedeutet für 38 Fässer (6,8 t) mit radioaktivem Uranoxyd platzten und eine die Franzosen, daß sie zusätzlich die deutsche Gra- Fläche von 450 qm verseuchten? duierung, für die Deutschen, daß sie das franzö- Nach Auskunft der Amerikanischen Nuclear Re- sische Diplôme Universitaire de Technologie oder

gulatory Commission (US-NRC) ereignete sich am die Licence erlangen — jeweils nach dem 4. Stu-

27. September 1977 bei Springfield /Colorado ein dienjahr. Das Projekt beginnt nach dem 2. (noch

Verkehrsunfall, in den ein Lastwagen, der 50 Fässer rein national durchgeführten) Studienjahr, umfaßt

mit insgesamt 19 Tonnen Urankonzentrat (Yellow also selbst zwei gemeinsame Jahre, von denen das

cake) geladen hatte, verwickelt war. Dabei sprangen erste an der Fachhochschule des Saarlandes und das

die Deckel von 29 Fässern auf und etwa 7 Tonnen zweite in Saargemünd (Unité d'Enseignement et de

des Urankonzentrats wurden in die unmittelbare Recherche der Universität Metz) absolviert werden

Umgebung des Unfallortes verstreut. Eine weitere soll. Verbreitung trat nicht auf, da zur Zeit des Unfalles Der spezielle deutsch-französische Charakter die- nur ein schwacher Wind herrschte und das freige- ses Studiums soll seinen Ausdruck in der Konzep- setzte Urankonzentrat mit schwerer Kunststoffolie tion der Lehrpläne (bestimmte Wahlfächer mit un- und Leinwand abgedeckt werden konnte. mittelbarem Bezug zum grenznahen Raum) sowie

Die Möglichkeit, daß sich ein ähnlicher Unfall in der Bezeichnung der nationalen Diplome finden.

auch in der Bundesrepublik Deutschland ereignen In einem Zusatzzeugnis soll bescheinigt werden, daß

könnte, läßt sich nicht vollends ausschließen. Dabei der Inhaber der beiden Diplome über besondere

ist jedoch zu berücksichtigen, daß es sich bei diesem Kenntnisse verfügt, die er im Verlauf der deutsch- Urankonzentrat um einen Stoff mit geringem Ge- französischen Studien erworben hat. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3885*

Die Expertenkommission wird sich demnächst mit CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen B 137, 138, 139 der konkreten curricularen Ausgestaltung einzelner und 140) : Fachrichtungen (Elektrotechnik, Maschinenbau, Wird die Bundesregierung die vom Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte gestellte Forde rung aufgreifen, ein Wirtschaftsingenieurwesen, Marketing) befassen, Wirtschaftsvolontariat in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt zu der eine Arbeitsgruppe Vorschläge ausarbeiten für Arbeit und den Instituten der Privatwirtschaft bzw. den - Tarifpartnern zur Verbesserung der Berufschancen von Wirt- wird. schaftswissenschaftlern einzuführen? Ist der Bundesregierung bekannt bzw. verfügt sie Ober Unter lagen, in welchem Umfang das Angebot an Wirtschaftswissen- Zu Frage B 134: schaftlern den , Bedarf in den verschiedenen Tätigkeitsbereichen — in der privaten Wirtschaft, im öffentlichen Dienst (Wirt- Die Kostenfrage ist im einzelnen noch nicht er- schaftsreferendare, Angestellte und Beamte), in Kammern und Verbänden, bei internationalen Institutionen und in sonstigen örtert worden. Es werden insbesondere zusätzliche Tätigkeitsbereichen — in den nächsten zehn Jahren übersteigt, und welche Vorstellungen hat die Bundesregierung im Falle Personalkosten (deutsche Fachhochschullehrer wür- eines Angebotsüberhanges, die berufliche Eingliederung der den z. B. auch in Saargemünd tätig sein), in gerin- überzählig ausgebildeten Wirtschaftswissenschaftler zu' unter- stützen? gerem Umfang auch vermehrte Betriebskosten ent- Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, um zu einer stehen. Gesonderte Investitionskosten, etwa für besseren Übereinstimmung zwischen den laut Studienplänen vor- Bauarbeiten, sind nicht vorgesehen. gesehenen und den tatsächlichen Studienzeiten zu gelangen? Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, zur Verbesserung der Ausbildung und beruflichen Situation von Wirtschaftswis- senschaftlern ein Forschungsprogramm zur besseren Koordi- Zu Frage B 135: nierung der Studieninhalte bzw. -abschlüsse mit den Erforder- nissen der Praxis, ein Programm zur Bundesraumforschung für Das ursprüngliche Konzept eines gemeinsamen Wirtschaftswissenschaftler, das alle derzeitigen und künftigen Aufgabengebiete von Absolventen dieser Disziplin transparenter einjährigen Aufbaustudiums mit eigenständigem machen soll sowie laufende Publikationen mit Orientierungshil- deutsch-französischem Sonderabschluß ist aufgege- fen zur besseren Information von Abiturienten und Studenten des Fachs über das Berufsleben der ausgebildeten Wirtschafts- ben worden. Wann mit dem eingangs skizzierten wissenschaftler finanziell zu fördern? Studienmodell begonnen werden kann, läßt sich noch nicht zeitlich genau festlegen. Die Bundes- Zu Frage B 137: regierung wird aber mithelfen, daß mit dem Projekt als gewissermaßen erstem Abschnitt bei der Schaf- Die Bundesregierung sieht in diesem Vorschlag fung deutsch-französischer Hochschuleinrichtungen einen Beitrag, der die Diskussion über eine praxis- bald entsprechende Studienmöglichkeiten für die gerechte Ausbildung der Studenten in den Wirt- Studenten aus den benachbarten Regionen angebo- schaftswissenschaften und über eine Verbesserung ten werden können. ihrer Berufschancen weiterführen kann. Zahlreiche Fragen des Vorschlags bedürfen freilich gründlicher Prüfung, an der auch die für die Hochschulausbil- dung zuständigen Länder, die Hochschulen und die Anlage 143 Organisationen der Arbeitswelt zu beteiligen sind. Zu diesen Fragen gehören insbesondere die Gestal- Antwort tung der Ausbildungsinhalte, das Verhältnis zu den des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Schrift- berufseinführenden „ trainee" -Programmen zahlrei- liche Frage der Abgeordneten Frau Schleicher (CDU/ cher großer Unternehmen, die Rückwirkungen auf CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 136) : die Bewertung des wirtschaftswissenschaftlichen Studienabschlusses durch die Beschäftiger, die Be- Inwieweit ist an den deutschen medizinischen Fakultäten in Analogie zum Arzneimittelgesetz die Gleichberechtigung aller im reitschaft der einzelnen Unternehmen zur Einfüh- Arzneimittelgesetz berücksichtigten therapeutischen Richtungen konkret gewährleistet, d. h., wie viele Hochschullehrer konnten rung des Volontariats sowie dessen Finanzierung. sich in den letzten Jahren mit Denkanstößen dieser Richtungen Die Bundesregierung ist bereit, sich an der Erörte- wie z. B. Pharmakologen oder Kliniker mit homöopathischen Themen habilitieren? rung dieser Fragen zu beteiligen. Der Bundesregierung liegen keine fächerspezifi- schen statistischen Unterlagen zur Zahl der Habili- Zu Frage B 138: tationen bzw. der laufenden Habilitationsarbeiten vor. Die Frage richtet sich auf die Erstellung einer prognostischen Bilanz des Angebots an Wirtschafts- Eine Statistik der Habilitationen wird auf der Grundlage des Hochschulstatistikgesetzes vorberei- wissenschaftlern und des Bedarfs, aufgegliedert nach verschiedenen Tätigkeitsbereichen in der privaten tet; sie dürfte aber keine Aussagen enthalten, die Wirtschaft und im- öffentlichen Dienst, für den Zeit- sich auf einzelne Themen oder Arbeitsrichtungen raum bis 1987. innerhalb einzelner Fächer beziehen. Nähere Angaben hierzu könnten ggf. die hierfür Die Bundesregierung hat in ihrer Antwort (BT- Drucksache 8/860) auf die Kleine Anfrage der Abge- zuständigen Hochschulen und Länder machen. ordneten Pfeifer, ... und Fraktion der CDU/CSU (BT- Drucksache 8/770) ausführlich dargelegt, daß solche langfristigen und detaillierten Bedarfsvorausschät- zungen sinnvoll nicht oder allenfalls bei Setzung Anlage 144 bestimmter, meist status-quo-bezogener Annahmen Antwort erstellt werden können. Dies bedingt jedoch eine starke Fehleranfälligkeit der Ergebnisse schon auf des Parl. Staatssekretärs. Engholm auf die Schrift kurze Frist mit entsprechenden Wirkungen für ihre lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Zeitel (CDU/ Brauchbarkeit und Verläßlichkeit als Orientierungs- 3886* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 und Entscheidungshilfe. Neben diesen technischen setzes (AFG) von der Bundesanstalt für Arbeit Einwänden bestehen vor allem jedoch grundsätz- durchgeführt. liche Bedenken gesellschaftspolitischer und verfas- sungsrechtlicher Art gegen eine Ausrichtung der Die Bildungspolitik kann hierzu nur dadurch bei- Bildungs- und Beschäftigungspolitik an solchen Be- tragen, daß sie dafür Sorge trägt, daß die vermittel- darfsvorausschätzungen. Auf die in der genannten ten Bildungsinhalte den Absolventen einen mög- Antwort der Bundesregierung enthaltenen Ausfüh- lichst großen Mobilitäts- und Flexibilitätsspielraum rungen, insbesondere die Textziffern 16-23, 26-31, für ihre Berufstätigkeit eröffnen. Dies ist — bezogen 33-37, 38-41 und 49-51 kann insoweit verwiesen auf die Wirtschaftswissenschaftler — ein Problem werden. Die dort als Anlage beigefügte Übersicht der Studienorganisation und der Reform der Stu- über die wichtigsten Veröffentlichungen zum Thema dieninhalte. Hierzu wird bei der Antwort auf die Hochschulabsolventen enthält im Teil B auch die Fragen B 139 und B 140 Näheres ausgeführt. derzeit bekannten Bedarfsvorausschätzungen für Wirtschaftswissenschaftler. Zu Frage B 139: Projektionen, die z. B. in bezug auf die Arbeits- platzstruktur eines Ausschnitts aus einem Teilar- Die Straffung der Studienzeiten ist, zusammen mit beitsmarkt Entwicklungstrends der Vergangenheit der Reform der Inhalte und Strukturen des Studiums, fortschreiben und hieraus rechnerische Angebots- ein zentrales Ziel der Hochschulpolitik. Hierauf ha- überhänge ableiten, rechtfertigen es nach Ansicht ben sich die Länder und der Bund bereits im Bil- der Bundesregierung nicht, von „überzählig ausge- dungsgesamtplan von 1973 verständigt. Das Hoch- bildeten Wirtschaftswissenschaftlern" zu sprechen. schulrahmengesetz vom 26. Januar 1976 enthält hier- zu wichtige Vorgaben und Instrumente, die derzeit in In der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ist es Landesrecht umgesetzt werden. Die Zurückführung weitgehend unbestritten, daß es nicht möglich ist, der Studienzeiten auf ein sachlich gebotenes Maß Arbeitsplätze den jeweiligen Bildungsebenen bzw. kann allerdings nicht auf der Grundlage der gegen- sogar bestimmten Fachrichtungen überschneidungs- wärtig geltenden Studienpläne erreicht werden. Viel- frei zuzuordnen, da sich die Qualifikationsebenen mehr sind die für den Studiengang in Betracht kom- im Beschäftigungssystem vielfach überlappen. menden Studieninhalte „so auszuwählen und zu be- Solche Projektionen berücksichtigen zudem nicht, grenzen, daß das Studium in der Regelstudienzeit ab- daß der Arbeitskräfte- und Qualifikationsbedarf so- geschlossen werden kann" (§ 11 des HRG). Durch wohl seinem Gesamtvolumen wie seiner Struktur zeitliche Vorgaben, insbesondere durch die Festle- nach durch Maßnahmen der Wirtschafts- und Finanz- gung von Regelstudienzeiten, sollen die Hochschu- politik wie der Arbeitsmarkt-, Struktur-, Besoldungs- len zur Entlastung der Studienordnungen von sol- und Dienstrechtspolitik beeinflußbar ist. chen Lernstoffen veranlaßt werden, die für die Errei- chung des Studienziels nicht erforderlich sind. Die Wenn trotz dieser Prognoseschwierigkeiten bzw. auf der Grundlage des Hochschulrahmengesetzes ein- -mängel versucht wird, aus solchen Vorausschät- zurichtenden überregionalen Studienreformkommis- zungen mit einem im herkömmlichen Sinne eng defi- sion, deren erste Anfang 1978 ihre Arbeit aufnehmen nierten Bedarf Angebotsüberschüsse festzustellen sollen, werden die Länder und die Hochschulen in und daraufhin qualifikationseinschränkende Maß- ihren Reformbemühungen unterstützen. Ferner ver- nahmen im Bildungssystem zu fordern, so wird dies pflichtet das Hochschulrahmengesetz die Hochschu- in vielen Fällen als Ausdruck einer auf Privileg- len, das zur Einhaltung der Studienordnungen erfor- erhaltung bedachte bloße Standespolitik verstanden derliche Lehrangebot sicherzustellen. Auf der Basis werden. Hierfür spricht auch, daß solche Über- dieser Vorkehrungen sind die Studenten gehalten, schußprojektionen vorwiegend für akademische Be- ihr Studium möglichst innerhalb der Regelstudien- rufe bzw. Fachrichtungen vorgenommen werden, zeit abzuschließen; dieses Ziel wird unterstützt durch während in den vergangenen Jahrzehnten der Bedarf z. B. bei den Facharbeitern durchaus nicht so eng Regelungen über Meldefristen, Gewährung von bestimmt wurde und über längere Zeiten hinweg Nachfristen und die Exmatrikulation. gewisse Überschüsse hingenommen und im Be- schäftigungssystem verkraftet wurden. Berufliche Zu Frage B 140: Eingliederungs- und Anpassungsprobleme im Be- schäftigungssystem resultieren im übrigen nicht nur Neben den vorstehend geschilderten Aufgaben aus einer veränderten Qualifikationsstruktur, son- der Studienreformkommissionen führt die Bundes- dern vor allem auch aus dem durch demographische regierung gemeinsam mit den Ländern mehrere Mo- Faktoren bedingten Anwachsen des gesamten Er- dellversuche im Bereich der Wirtschaftswissenschaf- werbspersonenpotentials einerseits bei gleichzeiti- ten durch, um den Praxisbezug des Studiums zu ver- ger unbefriedigender Beschäftigungslage anderer- bessern und modellhaft Studiengänge zu entwickeln, seits. die den Anforderungen des Hochschulrahmengeset- Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung und zes entsprechen. Dazu gehören u. a.: zur Sicherung eines möglichst hohen Beschäfti- gungsstandes werden für Erwerbstätige aller Qua- — Die Entwicklung von Studiengängen für die lifikationsebenen — neben der globalen Beeinflus- Ausbildung von Wirtschaftswissenschaftlern an sung durch die Wirtschafts-, Konjunktur- und Sozial- einer integrierten Gesamthochschule (Freie Uni- politik — nach Maßgabe des Arbeitsförderungsge- versität Berlin) Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3887*

Trifft es zu, daß die Zentralstelle zur Vergabe von Studien- — ein integrierter Studiengang „Wirtschaftsinge- plätzen, anstatt selbst für eine sachgerechte Ortszuweisung von nieur" an der Universität Hamburg und der Fach- Studienplätzen zu sorgen, Anfragende an den Ring Christlich Demokratischer Studenten verweist zwecks Erhaltung eines Stu- hochschule Hamburg dienplatzes, und wie wird gegebenenfalls diese Tatsache beurteilt? — die Organisation des Praxisbezugs in einem wirt- schaftswissenschaftlichen Studiengang (Kultusmi- Der Ihrer Frage zugrundeliegende Sachverhalt nisterium Rheinland-Pfalz). trifft offenbar zu. Auf eine entsprechende Rückfrage bei der Zentralstelle für die Vergabe von Studien- Über Fragen der Berufswahl, über die Berufe, plätzen (ZVS) in Dortmund, die eine Ländereinrich- deren Anforderungen und Aussichten, über Wege tung ist, wurde mitgeteilt, daß auf eine gezielte und Förderung der beruflichen Bildung sowie über Frage eines Studienbewerbers nach einer Stelle, die beruflich bedeutsame Entwicklungen in den Betrie- beim Studienplatztausch behilflich sei, u. a. auch ben, Verwaltungen und auf dem Arbeitsmarkt unter- auf den Ring Christlich Demokratischer Studenten richtet die Bundesanstalt für Arbeit umfassend im hingewiesen worden sein kann. Die Bundesregierung Rahmen der ihr im Arbeitsförderungsgesetz aufgege- bedauert, daß die Länder bisher die technischen benen Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, der Be- Möglichkeiten der ZVS, einen Studienplatztausch für rufsberatung und Berufsaufklärung. Studienanfänger bzw. Studierende durchzuführen, Die Bundesanstalt für Arbeit gibt hierzu die in nicht genutzt und der ZVS einen entsprechenden dem beigefügten Verzeichnis aufgeführten Druck- Auftrag nicht erteilt haben. Nur eine staatliche schriften und Veröffentlichungen heraus, von denen Stelle — insbesondere die ZVS — ist in der Lage, der größere Teil — in enger Zusammenarbeit mit den im Interesse der einzelnen Bewerber wirksam und Schulen bzw. Hochschulen — systematisch und zu ei- auch in rechtlich bedenkenfreier Form im Rahmen nem großen Teil kostenlos an die in Frage kommen- der Ortsverteilung einen sog. Studienplatztausch den Zielgruppen (Schüler, Abiturienten und Studen- durchzuführen. Private Personen oder einzelne poli- ten) verteilt wird. tische Studentengruppen können hier letztlich nicht sachgerecht helfen. Daneben wird jährlich die umfangreiche Informa- tionsschrift „Studien- und Berufswahl" von der Bund- Nach Auffassung der Bundesregierung bestände Länder-Kommission für Bildungsplanung und For- durchaus eine Möglichkeit, durch ein Studienplatz- schungsförderung gemeinsam mit der Bundesanstalt tauschverfahren besondere individuelle Härten bei für Arbeit herausgegeben und als Entscheidungshilfe der Ortsverteilung zu mildern und so die derzeiti- gen Zulassungsbeschränkungen für den einzelnen an Abiturienten und Absolventen der Fachoberschu- Bewerber etwas erträglicher zu machen. Die ZVS len verteilt. kann jedoch einen Studienplatztausch nur durchfüh- Für die Förderung der Herausgabe berufskundli- ren, wenn sie von den Ländern entsprechend beauf- cher Informationen z. B. innerhalb von Verbands- tragt wird. Das Bundesministerium für Bildung und zeitschriften für bestimmte Berufsgruppen oder Ab- Wissenschaft hat daher seit Jahren sowohl in- der solventen bestimmter Fachrichtungen können Bun- Kultusministerkonferenz als auch in den Gremien desmittel dagegen in der Regel nicht zur Verfügung der ZVS wiederholt darauf hingewirkt, daß ange- gestellt werden. Die Arbeitsmarkt- und Berufsfor- sichts der Probleme, die die gegenwärtige Form der schung, insbesondere die Qualifikations- und Flexi- Ortsverteilung für eine Reihe von Studienbewer- bilitätsforschung, soll nach Auffassung der Bundes- bern mit sich bringt, der Staat beim Studienplatz- regierung im Rahmen der für die Forschungsförde- tausch Hilfe leistet. Die Beratungen hierzu in den rung geschaffenen Einrichtungen verstärkt gefördert zuständigen Ländergremien konnten jedoch immer werden. Dies wird auch in den Schlußfolgerungen noch nicht zu einem befriedigenden Abschluß ge- des Berichts der Bund-Länder-Kommission für Bil- führt werden. Das Bundesministerium wird auch dungsplanung und Forschungsförderung zur „Ent- weiterhin im Rahmen seiner Möglichkeiten auf eine wicklung des Angebots und Bedarfs an Hochschul- sachgerechte Lösung dieses Problems durch die Län- absolventen" als gemeinsame Aufgabe von Bund der drängen. und Ländern genannt. Der Bundesminister für Bildung und Wissenschaft hat außerdem in diesem Sommer die Deutsche For- schungsgemeinschaft um Prüfung gebeten, wie sie Anlage 146 sich mit den ihr zur Verfügung stehenden Förde- rungsmöglichkeiten verstärkt des Gebiets der Qua- Antwort lifikationsforschung annehmen könnte. des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Unland (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Frage B 142): Wird die Bundesregierung den Plan einer Textilhilfe zugunsten Anlage 145 der ärmeren Entwicklungsländer, wie er in der Fachzeitschrift Textil-Wirtschaft Nr. 40 vom 6. Oktober 1977 veröffentlicht wurde, aufgreifen, und wenn nein, welche Gründe sprechen Antwort dagegen? des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Schrift- Die Bundesregierung wird dem Vorschlag einer liche Frage des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) Textilhilfe, wie er in der Zeitschrift „Textilwirt- (SPD) (Drucksache 8/1015 Frage B 141) : schaft" Nr. 40 vom 6. Oktober 1977 vorgelegt wurde, 3888* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977

Trifft es zu, daß die Gesellschaft für Technische Zusammen- nicht aufgreifen. Die Bundesregierung hält den „Tex- arbeit, durch die das Projekt Selebi Pikwe abgewickelt wird, nur tilplan" entwicklungspolitisch für bedenklich. Sie die baulich-technischen Aspekte, nicht aber die Verwendung der Bauten, die auf Grund der deutschen Zusage errichtet wur- weist darauf hin, daß der konkrete Anlaß für diesen den, geprüft hat bzw. kontrolliert, und mit welchem Ergebnis Plan, die hohen Wachstumsraten der deutschen Tex- hat die Bundesregierung die Verwendung dieser Bauten geprüft? Wie hat die Bundesregierung die Verwendung dieser Bauten tilimporte, mit der anstehenden Neufassung des geprüft, und wann und durch wen wurde die Prüfung vorgenom- Welttextilabkommens wegfallen dürfte. men? Zu den Gründen im einzelnen: Im Rahmen ihres Auftrages hat die Deutsche Ge- 1. Die Textilhilfe bringt eine Gefahr negativer sellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) die Auswirkungen auf die Wirtschaftsstruktur der Emp- baulich-technischen Aspekte geprüft. Dabei ist vor- fängerländer mit sich. Auch in den in Frage kom- gegeben gewesen, daß die Bauten als Flüchtlings- menden ärmeren Entwicklungsländern gibt es zu- unterkünfte verwendet werden sollen. Für die mindest eine handwerkliche, z. T. auch schon An- Durchführung der Maßnahme ist der Abschluß eines sätze zu einer industriellen Textilproduktion. Die Finanzierungsvertrages zwischen der GTZ und dem Gefahr für die Wirtschaftsstruktur der Empfänger- botsuanischen Projektträger erforderlich, der noch länder läßt sich auch nicht durch eine Verteilung aussteht. Nach Abschluß des Vertrages wird die ausschließlich an die ärmsten Bevölkerungsschich- GTZ vor Auszahlung von Geldbeträgen die Einhal- ten vermeiden. Erstens, und das zeigen die Erfah- tung der vereinbarten Zweckbestimmung prüfen. rungen mit der Nahrungsmittelhilfe, läßt sich die Verteilung nie so genau steuern, daß nicht doch ein Teil der Produkte früher oder später auf den einhei- mischen Märkten wieder auftaucht. Zweitens läßt Anlage 148 sich der Grad der Armut bei den beschenkten Be- völkerungskreisen nie eindeutig feststellen, so daß Antwort eine Störung der potentiellen Nachfrage nach ein- heimischen Textilprodukten nicht ausgeschlossen des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Schriftlichen werden kann. Fragen des Abgeordneten Todenhöfer (CDU/CSU) 2. Gemessen an diesen entwicklungspolitischen (Drucksache 8/1015 Fragen B 145 und 146): Nachteilen ist der Nutzen von Textilhilfe im Ver- Trifft es zu, daß die Bauten, die auf Grund einer finanziellen Zusage der Bundesregierung im Lager Selebi Pikwe errichtet gleich zur Nahrungsmittelhilfe gering. Bei den in wurden, als Gefängnis benutzt werden sollen, wenn Selebi Pikwe Frage kommenden Empfängerländern handelt es sich als Durchgangslager ausgedient hat? i. d. R. um tropische Länder, in denen von einem Ist die Bundesregierung gegebenenfalls der Auffassung, daß die Endverwendung des Lagers als Gefängnis ein entwicklungs- lebensbedrohenden Textilmangel — im Vergleich politisch förderungswürdiges Projekt darstellt, und kann sie garantieren, daß angesichts der politisch instabilen Lage im zu der tatsächlichen Nahrungsmittelknappheit — südlichen Afrika diese Gefängnisbauten nicht eines Tages — wie kaum gesprochen werden kann. auch schon jetzt — zu politischen Zwecken mißbraucht werden können? 3. Im übrigen ist der „Textilplan" — abgesehen von den Schwierigkeiten der praktischen Durchfüh- Zu Frage B 145: rung — zum Schutz der deutschen Textil- und Be- kleidungsindustrie nicht notwendig. Während der Über die Verwendung der Bauten zu einem späte- Plan darauf basiert, daß der Druck wachsender Tex- ren Zeitpunkt, wenn sie nicht mehr der Aufnahme tilimporte aus Entwicklungsländern in den kommen- von Flüchtlingen dienen, existierten auf seiten der den Jahren nicht nachlassen wird, hat der EG-Mini- botsuanischen Regierung lediglich Vorüberlegun- sterrat am 18. Oktober 1977 ein neues importpoliti- gen, in deren Rahmen u. a. auch an eine Einbezie- sches Konzept für die nächsten vier Jahre verab- hung in das nebenan befindliche Gefängnis oder an schiedet. Darin ist vorgesehen, daß durch den Ab- eine Verwendung als Wohnungen mit niedrigen schluß von Selbstbeschränkungsabkommen mit ei- Mieten für ärmere Bevölkerungsgruppen gedacht ner großen Zahl von Lieferländern der Einfuhran- wurde. Die Gebäude könnten evtl. auch als Berg- teil für hochsensible Produkte stabilisiert wird. Die arbeitersiedlung, als Unterkünfte für Eisenbahnper- Einfuhren dieser Produkte — ca. 60 % der Gesamt- sonal oder als Gemeindeeinrichtungen für die Stadt einfuhren — sollen also höchstens so stark wachsen Selebi Pikwe zur Verfügung gestellt werden. wie der Verbrauch, so daß von diesen Importen kei- Es ist jedoch davon auszugehen, daß der Flücht- ne Gefahr mehr für die inländische Beschäftigung lingsstrom aus umliegenden Krisengebieten noch ausgehen dürfte. Für die übrigen Textilerzeugnisse sollen reduzierte Zuwachsraten vereinbart werden. auf Jahre anhält. Bei seinem Versiegen werden die in einfachster Bauweise errichteten Gebäude mit Durch ein verschäftes Überwachungsverfahren sollen größter Wahrscheinlichkeit schon unbrauchbar ge- Quotenüberziehungen, wie sie in den Vorjahren worden sein. vorgekommen sind, vermieden werden. Die weitere Verwendung der Gebäude ist jedoch nicht Gegenstand der Regierungsvereinbarung ge- worden. Anlage 147 Antwort Zu Frage B 146: des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Werner (CDU/CSU) Die Beantwortung erübrigt sich aufgrund der Ant- (Drucksache 8/1015 Fragen B 143 und 144): wort auf Frage Nr. 145. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3889*

Teilt die Bundesregierung meine Auffassung, daß sie in zahl- Anlage 149 reichen öffentlichen Erklärungen fortwährend den Eindruck zu erwecken versucht hat, daß über die Mittelvergabe für das Lager Selebi Pikwe noch nicht endgültig entschieden sei, obwohl Antwort sich aus einem Bericht der Gesellschaft für Technische Zusam- menarbeit eindeutig ergibt, daß nur auf Grund von Zusagen der Bundesregierung bereits Vorauszahlungen von dem UN-Flücht- des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Schriftlichen lingskommissar in Botsuana geleistet wurden und mit der Errich- Fragen der Abgeordneten Frau Fischer (CDU/CSU) tung der Bauten begonnen worden war, und wenn ja, weshalb hat die Bundesregierung sich so verhalten? (Drucksache 8/1015 Fragen B 147 und 148) : Trifft es zu, daß die Bundesregierung 0,5 Millionen DM für das Lager Selebi Pikwe bereitgestellt hat, obwohl durch einen Be- richt der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit klargestelk Zu Frage B 149: wurde, daß sie ihren ursprünglichen Plan, Flüchtlingsfürsorge im Sinne von Ausbildung und Beschäftigung in diesem Lager zu betreiben, nicht aufrechterhalten konnte, weil das Lager nur Informationen, wonach Flüchtlinge aus Selebi Pik- eine kurzfristige Sammel- und Durchgangsstation war? we nach Sambia weitergeleitet werden, liegen der Trifft es zu, daß Frau Bundesminister Schlei noch in einer Presseerklärung vom 8. Mai 1977 versichert hat, daß es das Bundesregierung vor. Der Bundesregierung ist nicht Ziel der vorgesehenen Maßnahme der Bundesregierung sei, jun- bekannt, auf wessen Kosten Flüchtlinge aus dem gen Menschen im Lager Selebi Pikwe Zukunftschancen zu eröff- nen und so der Tatsache entgegenzuwirken, daß Jugendliche in Lager Selebi Pikwe nach Sambia geflogen werden. Flüchtlingslagern ein Rekrutierungsfeld für radikale Gruppen" abgeben, obwohl zu diesem Zeitpunkt nach einem Bericht der Da Botsuana nicht in der Lage ist, die mit der Auf- Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit eindeutig feststand, daß dieses Vorhaben nicht realisierbar war, weil die Flücht- nahme einer größeren Zahl von Flüchtlingen ver- linge schon nach kurzem Lageraufenthalt nach Sambia weiter- geflogen werden? bundenen Probleme und finanziellen Lasten längere Zeit zu tragen, müssen die Flüchtlinge zur Zeit wei- Zu Frage B 147: tergeleitet werden. Die Entscheidung der Flüchtlinge, sich außerhalb Flüchtlingsfürsorge im Sinne von Ausbildung und Botsuanas tätigen Befreiungsbewegungen anzuschlie- Beschäftigung ist nicht Gegenstand der Regierungs- ßen, liegt weder im Einflußbereich der Regierung vereinbarung zwischen der Bundesregierung und Botsuanas noch dem der Bundesregierung. der botsuanischen Regierung. Darum kümmert sich der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Na- tionen. Der deutsche Beitrag finanziert lediglich die Zu Frage B 150: Erstellung von Unterkünften. Bei den Regierungsverhandlungen im April 1977 Das Projekt wurde von einer Mission der Verein- wurde ein Finanzierungsbeitrag in Höhe bis zu ten Nationen in Botsuana erarbeitet und ist Gegen- 500 000,— DM in Aussicht gestellt. Wie bei Ver- stand des Berichts dieser Mission an den Sicherheits- handlungen dieser Art allgemein üblich, wurde die rat der Vereinten Nationen vom 28. März 1977 (Do- Realisierung dieser Hilfe davon abhängig gemacht, kument 5/12307, Seite 32 ff.). daß das Projekt mit positivem Ergebnis geprüft wird und eine völkerrechtlich verbindliche Vereinbarung Zu Frage B 148: in Form eines Notenwechsels und ein Finanzierungs- vertrag zwischen der GTZ und dem Projektträger in Beim Auf- und Ausbau des Lagers Selebi Pikwe Botsuana abgeschlossen werden. Der Notenwechsel hat die Bundesregierung zu einem frühen Zeitpunkt ist vollzogen. Der Finanzierungsvertrag ist von der die Finanzierung des Notwendigsten, nämlich von GTZ dem Projektträger übersandt, aber noch nicht Unterkünften in Aussicht genommen. Es. bestehen abgeschlossen worden. Planungen, daß im Rahmen des weiteren Ausbaus des Lagers Maßnahmen der Sozial- und Gesundheits- Auf diesen Sachverhalt hat die Bundesregierung fürsorge sowie der allgemeinbildenden Ausbildung, hingewiesen. vor allem für die jugendlichen Flüchtlinge durchge- führt werden. Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen hat die konkrete Absicht ge- äußert, mit finanzieller Hilfe anderer Geber das La- Anlage 151 ger gemäß den von Anfang an vorhandenen Zielvor- stellungen zu einem Zentrum auszubauen, das mehr Antwort und mehr auch die Bedürfnisse geflüchteter Familien und länger verweilender Flüchtlinge erfüllen kann. des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Schriftlichen Fragen der Abgeordneten Frau Simonis (SPD) (Drucksache 8/1015 Fragen 151 und 152): Verfügt die Bundesregierung über Erkenntnisse darüber, wie hoch die Entwicklungshilfe an die sogenannten Länder der Drit- Anlage 150 ten Welt aus den Industrieländern ist, und wenn ja, welche Erkenntnisse liegen vor? Verfügt die Bundesregierung über Erkenntnisse darüber, wie Antwort hoch die Rüstungsexporte aus den Industrieländern an die soge- nannten Länder der Dritten Welt sind, und wenn ja, wie lauten des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Schriftlichen diese Erkenntnisse? Fragen des Abgeordneten Dr. Hüsch (CDU/CSU) (Drucksache 8/1015 Fragen B 149 und 150) : Zu Frage B 151: Ist der Bundesregierung bekannt, daß "Flüchtlinge" aus dem Über die Leistungen der westlichen Industrie- Lager Selebi Pikwe nach einem nur kurzen Zwischenaufenthalt auf Kosten der Befreiungsbewegung" von Nkomo zu Guerilla- länder führt der Entwicklungshilfe-Ausschuß (DAC) lagern der Patriotischen Front in Sambia geflogen werden, und wenn ja, welche Folgerungen zieht die Bundesregierung daraus? der OECD detaillierte Statistiken. Darüber hinaus 3890* Deutscher Bundestag - 8. Wahlperiode - 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, ,den 20. Oktober 1977 schätzt das DAC auch die Leistungen anderer Ge- DAC im Jahre 1975 auf 3,19 Mrd. US $, im Jahre berländer, die nicht Mitglieder des Ausschusses 1976 auf 1,47 Mrd. US $. sind. Die entsprechenden Statistiken sind als Anlage Danach beliefen sich die öffentlichen Leistungen beigefügt. der DAC-Staaten an Entwicklungsländer im Jahre 1975 auf 13,585 Mrd. US $, im Jahre 1976 auf Zu Frage B 152: 13,741 Mrd. US $ (netto, d. h. nach Abzug der Til- Über die Rüstungsexporte aus Industrieländern in gungen aus früher gegebenen Krediten). Entwicklungsländer liegen der Bundesregierung Die Nettoauszahlungen der Staatshandelsländer keine offiziellen Statistiken vor. Die Ausfuhrstati- an Entwicklungsländer werden vom DAC für das stiken der meisten Länder enthalten keine besonde- Jahr 1976 auf 600 Millionen US $ geschätzt. Die ren Angaben über Rüstungsexporte. Zudem werden Zusagen der Staatshandelsländer an die Entwick- Exportgenehmigungen für Waffen in der Regel ver- lungsländer belaufen sich nach Schätzungen des traulich behandelt.

Official Development Assistance from DAC Countries to Less-developed Countries and Multilateral Agencies

Net Disbursements Amounts in million US dollars and as percentage of GNP

Average 1970 1973 1974 1975 1976 1965-1967 as °/% as % as % as % as % as % $ m. of $ m. of $ m. of $ m. of $ m. of $ m. of GNP GNP GNP GNP GNP GNP

Australia 134 0.56 202 0.59 286 0.44 430 0.55 507 0.60 385 0.42 Austria 13 0.13 11 0.07 40 0.15 59 0.18 64 0.17 39 0.10 Belgium 89 0.49 120 0.46 235 0.51 271 0.51 378 0.59 340 0.51

Canada 160 0.28 346 0.42 515 0.43 713 0.50 880 0.56 892 0.48 Denmark 20 0.18 59 0.38 132 0.48 168 0.55 205 0.58 214 0.57 Finland 3 0.04 7 0.07 8 0.16 38 0.17 48 0.18 51 0.18

France 774 0.72 971 0.66 1,461 0.57 1,616 0.59 2,091 0.62 2,155 0.62 Germany 461 0.38 599 0.32 1,102 0.32 1,433 0.37 1,689 0.40 1,384 0.31 Italy 98 0.15 147 0.16 192 0.14 216 0.14 182 0.11 274 0.16

Japan 305 0.29 458 0.23 1,011 0.25 1,126 0.25 1,148 0.24 1,106 0.20 Netherlands 92 0.44 196 0.61 322 0.54 436 0.63 604 0.75 720 0.82 New Zealand 9 0.21 14 0.23 29 0.27 39 0.31 66 0.52 52 0.42

Norway 13 0.17 37 0.32 87 0.43 131 0.57 184 0.66 218 0.71 Sweden 52 0.23 117 0.38 275 0.56 402 0.72 566 0.82 608 0.82 Switzerland 13 0.08 30 0.15 65 0.16 68 0.15 104 0.18 110 0.19

United Kingdom 481 0.45 447 0.36 603 0.34 730 0.38 863 0.37 835 0.38 United States 3,413 0.45 3,050 0.31 2,968 0.23 3,439 0.24 4,007 0.26 4,358 0.26

Total DAC Countries 6,130 0.42 6,811 0.34 9,351 0.30 11,317 0.33 13,585 0.36 13,741 0.33 Deutscher Bundestag - 8. Wahlperiode - 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. Oktober 1977 3891*

Zusammenarbeit der Staatshandelsländer mit Entwicklungsländern Entwicklung der öffentlichen Zusammenarbeit der Staatshandelsländer mit den Entwicklungsländern (Zusagen) 1970 bis 1976 in Millionen -US-$

Land 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976

Sowjetunion 253,0 1383,9 1237,0 536,6 998,55 1393,3 790,6 China 696,1 508,2 708,9 490,15 379,3 1 057,1 112,3 Rumänien 24,65 90,0 485,1 51,0 300,0 235,0 260,0 DDR 264,1 52,4 22,0 - 95,4 159,0 110,0 Ungarn 60,0 47,0 145,0 36,3 177,5 136,2 37,4 Jugoslawien 100,3 82,5 12,0 65,1 161,5 87,7 86,2 Tschechoslowakei 3,0 44,0 141,4 347,9 - 107,0 60,5 Polen 20,0 61,1 152,0 286,5 140,0 Sonstige 64,8 91,5 56,4 51,5 86,0 12,8 10,9

Insgesamt 1 485,95 2 360,64 2 959,80 1 865,05 2 338,25 3 188,10 1 467,95