Schattenblick Druckausgabe
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Neueste tagesaktuelle Berichte ... Interviews ... Kommentare ... Meinungen .... Textbeiträge ... Dokumente ... MA-Verlag Elektronische Zeitung Schattenblick Montag, 14. Oktober 2013 POLITIK / REDAKTION Elitenprojekt EU produziert Flüchtlingselend Niger - Demo für höheren Profit aus Uran-Abbau Am Samstag sind rund 5000 Ein- Nachdem in der vergangenen Woche erhalten will, der seine grundlegen- wohner Nigers auf die Straße gegan- vor der italienischen Insel Lampedu- den Rechte sichert, offenbar zuvor gen, um gegen den französischen sa mehr als 300 Asylsuchende aus unter schrecklichen Bedingungen Nuklearkonzern Areva zu protestie- Afrika bei einem Bootsunglück ums vor der Küste Europas sterben. ren. Dieser baut in dem westafrika- Leben gekommen waren, wurde in nischen Binnenstaat seit fast 50 Jah- der EU heftig über die europäische Den Überlebenden der Tragödien, ren Uran ab und muß dafür nur ge- Flüchtlingspolitik diskutiert. Nun von denen viele Familienangehörige ringe Abgaben entrichten. Zudem sind unweit der ersten Unglücksstel- und Freunde verloren haben, droht verbraucht der Konzern großen le bei einer zweiten Flüchtlingskata- nach wie vor die Abschiebung. Auf Mengen an Wasser, das die Men- strophe erneut mindestens 34 Men- Lampedusa sind die traumatisierten schen in dieser niederschlagsarmen schen im Mittelmeer ertrunken. Al- Überlebenden in überfüllten Hütten Region sehr gut anderweitig nutzen lein in den vergangenen drei Tagen als "illegale Flüchtlinge" unter könnten. Als gesundheitsgefährdend mußten Handelsschiffe mehreren schwerer Bewachung eingesperrt. erweist sich die hohe Staubbela- Flüchtlingsbooten mit zusammen Das Einwanderungsgesetz bedroht stung, die sowohl vom Minengelän- mehr als 500 Migranten an Bord zu sie nicht nur mit Abschiebung, son- de, seinem Umfeld und den Zu- Hilfe kommen. Soweit bekannt, ha- dern auch mit einer Geldstrafe bis zu fahrtswegen als auch von den Ab- ben in den letzten zwanzig Jahren bis 5.000 Euro. Wer als Seemann raumhalden ausgeht. Die sind inzwi- zu 25.000 Menschen beim Versuch, Flüchtlinge rettet, riskiert nach ita- schen auf 50 Millionen Tonnen an- Europa zu erreichen, ihr Leben ge- lienischem Recht eine Anklage we- geschwollen ... (Seite 3) lassen. Daß sie gefahrvolle Wege gen Schlepperei. 2002 sorgten Post- einschlagen müssen, ist eine unmit- faschisten und Lega Nord für eine telbare Folge der europäischen Ab- Verschärfung der Gesetze, woran SPORT / BOXEN schottungspolitik. auch die nachfolgenden Regierungen nichts änderten. Angesichts derart katastrophaler Un- Darren Barkers Reise nach glücksfälle, die im Gegensatz zum Nach UN-Schätzungen landeten die- Stuttgart wird fürstlich entlohnt Regelfall eines breiter verteilten ses Jahr 32.000 Menschen auf der Als Weltmeister der IBF im Mittelge- Blutzolls von der europäischen Öf- kleinen Insel Lampedusa und Malta wicht steht Darren Barker eigentlich fentlichkeit wahrgenommen werden, an, deren Aufnahmekapazitäten bis das Vorrecht zu, seinen Titel vor heimi- laufen Spitzenpolitiker mit zyni- zum Äußersten gespannt sind. Mal- schem Publikum zu verteidigen. Daß schen und heuchlerischen Äußerun- tas Ministerpräsident Joseph Muscat der 31 Jahre alte Brite dennoch am 7. gen zur Höchstform auf. So verkün- fühlt sich von der EU im Stich gelas- Dezember in Stuttgart gegen Felix dete Italiens Ministerpräsidenten En- sen und fragt verbittert: "Ich weiß Sturm antritt, beschert ihm dem Ver- rico Letta nach dem ersten Unglück, nicht, wie viele Menschen noch ster- nehmen nach mit einer Million Pfund "die Hunderte, die gestern vor der ben müssen." Bislang habe es seitens die bei weitem höchste Börse seiner Küste von Lampedusa ihr Leben ver- der EU nur leere Worte, aber keine Karriere. Zudem hat sein Promoter Ed- loren, sind heute italienische Bür- Taten gegeben. "So wie die Dinge die Hearn aufneutrale Offizielle und ger." [1] Damit nicht genug, erklärte sich entwickeln, machen wir aus dem Punktrichter sowie für den Fall der die italienische Regierung, daß die Mittelmeer gerade einen Friedhof." Niederlage aufeine Rückkampfklausel toten Flüchtlinge ein Staatsbegräbnis "Wir können nicht mehr weiterma- im Vertrag bestanden, wobei eine Re- erhalten würden. Demnach muß ein chen wie bisher", erklärte auch sein vanche in Barkers ... (Seite 4) Flüchtling, der einen legalen Status italienischer Amtskollege Enrico Elektronische Zeitung Schattenblick Letta. Es müsse etwas auf europäi- soll dazu beitragen, "die Zahl unent- täten und der Kooperation, wird scher Ebene geschehen, weil sein deckt in die EU einreisender illega- deutlich, daß es keinesfalls um See- Land überfordert sei. Ähnlich äußer- ler Flüchtlinge zu verringern", und notrettung geht. te sich die für Innenpolitik zuständi- ist "darauf ausgelegt, die Mitglieds- ge EU-Kommissarin Cecilia Mal- staaten dabei zu unterstützen, die Bezeichnenderweise scheiterten ström: "Nach der Tragödie von Lam- Zahl illegaler Einwanderer zu verrin- Grüne und Linke mit ihren Ände- pedusa haben wir Solidaritätsbekun- gern, indem ihre Außengrenzen bes- rungsanträgen, die das System in ein dungen aus allen EU-Staaten gehört, ser überwacht werden können und Rettungsprogramm umwandeln soll- aber diese werden leere Hülsen blei- die Reaktionsmöglichkeiten ihrer ten. Die Mehrheit des EU-Parla- ben, wenn ihnen keine Taten fol- Grenzkontrollbehörden verbessert ments will verhindern, daß Flücht- gen."[2] werden." Bislang werden die insge- linge in größerer Zahl von EUROS- samt fast 15.000 Kilometer langen UR geortet und von FRONTEX ge- Eine grundlegende Änderung des eu- Außengrenzen der EU vorwiegend rettet werden: "Das europäische Mo- ropäischen Systems ist jedoch nicht von den nationalen Grenzdiensten dell kann ja nicht heißen, wer es geplant. So ist weiterhin das Land für der Mitgliedsländer kontrolliert, un- schafft, möglichst in die Nähe euro- die Aufnahme von Flüchtlingen und terstützt durch die europäische päischer Küsten zu kommen, der hat die Bearbeitung ihrer Asylanträge Grenztruppe FRONTEX. Zusammen ein Aufenthaltsrecht in der Europäi- zuständig, in dem Ankömmlinge zu- mit den europäischen Stellen sind schen Union, dem wird geholfen. erst die EU erreichen. Daher drech- gut 50 verschiedene Behörden damit Damit würden wir das zynische Ge- selt man fleißig opportune Sprachre- beschäftigt, die Zuwanderung zu schäftsmodell der Schlepperbanden gelungen, bezichtigt einander gegen- verhindern. EUROSUR vernetzt die- noch befördern. Das kann nicht Auf- seitig und ist sich dabei doch im se Behörden, baut ein einheitliches gabe europäischer Politik sein", so Grundsatz einig. Die Integrationsbe- Kommunikationssystem auf und der CSU-Europaparlamentarier auftragte der Bundesregierung, Ma- macht die Überwachung per Satellit, Markus Ferber.[4] ria Böhmer (CDU), kritisiert die Be- Aufklärungsdrohnen, Offshore-Sen- dingungen für Flüchtlinge auf Lam- soren und anderen Aufklärungsgerä- Daß in Seenot geratene Flüchtlinge pedusa mit den Worten, das sei men- ten zum Standard. Für die nächsten im Falle ihrer Entdeckung bessere schenunwürdig und entspreche nicht neun Jahre hat das EU-Parlament da- Rettungschancen haben, muß grund- den europäischen Standards. "Wenn für knapp 340 Millionen Euro einge- sätzlich bezweifelt werden. In See- ein Boot kentert, darf es keine Rolle plant, doch gehen Grüne und linke not ist ein Boot nach offizieller Les- spielen, ob ein Land mit den Flücht- Kritiker davon aus, daß das Projekt art erst im Falle der Manövrierunfä- lingen überfordert ist", erklärt der eher eine Milliarde kosten wird. higkeit. Solange es fährt, ist es nicht CDU-Europaabgeordnete Elmar in Seenot. Die Frage, ob ein Boot zu Brok, der zugleich einen "fairen Ver- Daß die parlamentarische Abstim- klein und zu brüchig ist, um den teilungsschlüssel" fordert. Auf deut- mung über das Projekt ausgerechnet nächsten Sturm zu überstehen, ist scher Seite möchte man die Rosinen inmitten der Kontroverse um die damit nicht beantwortet, und eben- herauspicken, indem gut ausgebilde- jüngsten Flüchtlingskatastrophen sowenig, ob die Passagiere ausrei- ten Wirtschaftsflüchtlingen die Auf- stattfand, war insofern reiner Zufall, chend Lebensmittel haben. Als vor nahme erleichtert und das Asylver- als die Planung bereits seit 2008 läuft zwei Jahren ein mit 72 Menschen fahren erspart wird. Dazu Maria und das System ab Dezember in sie- überladenes Boot nach Hilfe funkte, Böhmer: "Ich möchte nicht, dass ben an das Mittelmeer angrenzenden kamen nicht nur Fischerboote, son- qualifizierte Arbeitskräfte meinen, Ländern eingesetzt werden soll. Die dern selbst die italienische Küsten- unbedingt Asyl beantragen zu müs- zeitliche Koinzidenz unterstreicht je- wache und sogar ein NATO-Hub- sen." Der Präsident des Bundesamts doch die Entschlossenheit, die Au- schrauber vorbei. Sie brachten Kek- für Migration und Flüchtlinge, Man- ßengrenzen der EU noch unüber- se und Wasser, worauf sie wieder ab- fred Schmidt, regt eine neue Vorstu- windlicher zu machen, indem man drehten. Als das Boot zwei Wochen fe des Asylverfahrens an. Darin sol- noch skrupelloser und effizienter ge- später vor Libyen wiederentdeckt le geprüft werden, ob ein Flüchtling gen Flüchtlinge vorgeht. Zwar wur- wurde, waren von den 72 Passagie- als Arbeitsmigrant in Frage de in unvermeidlicher Reaktion auf ren noch neun am Leben. kommt.[3] die aktuellen Ereignisse vor Lampe- dusa auch die Rettung in Not gerate- Sind die Flüchtlingsströme in Rich- Unterdessen hat das EU-Parlament ner Menschen in die EUROSUR- tung Europa seit jeher nicht zuletzt das Europäische Grenzüberwa- Verordnung aufgenommen, doch eine Folge wirtschaftlicher