Haushaltsrede 2020

Meine sehr geehrten Damen und Herren, an den Haushalt 2020 werde ich mich vermutlich lange erinnern. Unsere Fusion im , die Corona-Pandemie und ihre Rahmenbedingungen, ausgefallene Ausschusssitzungen und die damit verbundenen Planungen der Teilhaushalte, dieses Gesamtpaket erschwerte die Erstellung des Haushaltes enorm. Die Parameter, die über Jahre angenommen werden konnten, haben sich in dieser außergewöhnlichen Zeit als wenig verlässlich erwiesen. Die gesamten Auswirkungen sind bereits jetzt und sie werden auch mit zeitlicher Verzögerung spürbar sein. Deshalb ist es leider logisch, dass der VG und den Ortsgemeinden finanziell schwierige Zeiten bevorstehen. Unser Kämmerer Patrick Klein und sein Fachbereich haben bis zuletzt notwendige Ergänzungen und Abänderungen vornehmen müssen. Danke auch dafür.

Auf die Eckdaten unserer Haushaltssatzung möchte ich ganz kurz eingehen: Der nun vorliegende Haushalt weist im Ergebnishaushalt bei geplanten Gesamterträgen in Höhe von 13.287.550 Euro und Gesamtaufwendungen in Höhe von 13.269.750 Euro einen Jahresüberschuss in Höhe von 17.800 Euro aus. Der Saldo der ordentlichen und außerordentlichen Ein- und Auszahlungen beläuft sich auf 368.600 Euro. Der Saldo der Ein- und Auszahlungen aus Investitionstätigkeit beläuft sich auf 2.183.150 Euro. Abzüglich des Überschusses aus dem Saldo der ordentlichen und außerordentlichen Ein- und Auszahlungen ergibt sich ein Bedarf an Investitionskrediten in Höhe von 1.814.550 Euro. Die Verbandsgemeindeumlage wird auf 39 v.H. festgesetzt, was nach vorläufigen Zahlen einen Gesamtertrag in Höhe von 6.897.900 Euro ergibt. Zins- und Tilgungsleistungen sind durch die Einnahmen aus der, im Fusionsgesetz festgeschriebenen, Entschuldungshilfe des Landes vollständig gegenfinanziert.

Vor der Fusion der Stadt und der VG Kirn Land lagen die Prognosen der Verbandsgemeinde- Umlage zwischen 40 und 42 %. Nach mehreren konstruktiven und lösungsorientierten Diskussionen einigten wir uns mit den Fraktionen auf eine Festlegung der VG-Umlage auf 39 %, also noch unterhalb dieser Prognose. Aus meiner Sicht eine verantwortungsvolle Entscheidung, gerade im Hinblick auf den finanziellen Spielraum für unsere Ortsgemeinden und die zu erwartenden Herausforderungen. Die ausgefallenen Gewerbesteuereinnahmen oder eventuelle Rückzahlungen werden den Ortsgemeinden bereits in diesem Jahr Probleme bereiten. Die Auszahlung der Hochzeitsprämie in 2020 überbrückt die finanziellen Engpässe leider nur punktuell. Die Übernahmen der Hellbergschule und der Dominikschule sowie des Jahnbades und des Feuerwehrhauses Kirn machten umfangreiche Nachforschungen zur Rekonstruktion der auf den Vermögensgegenständen lastenden Verbindlichkeiten notwendig. Hier hatte Martin Kilian in den letzten Wochen und Monaten die entsprechenden Informationen zusammengetragen. Dafür bedanke ich mich an dieser Stelle ausdrücklich.

Mit der Fusion der VG Kirn-Land mit der Stadt Kirn wurden zum 01.01.2020 auch die bis dahin eigenständigen Eigenbetriebe „Verbandsgemeindewerke Kirn-Land“ und „Stadtwerke Kirn“ zu einem neuen Eigenbetrieb zusammengefasst. Die Wassergewinnung, Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung und das Jahnbad sind die Aufgabengebiete in diesem Eigenbetrieb. In der Wassergewinnung sind mit dem Neubau des Hochbehälters , für Brunnensanierungen und Transportleitungen Investitionen von 2,5 Mio Euro vorgesehen. Bei der Wasserversorgung sind Investitionen von 3,9 Mio Euro eingeplant, die Abwasserbeseitigung ist mit einem Investitionsvolumen von 4,6 Mio Euro veranschlagt. Im Jahnbad müssen für rund 90.000 Euro die Filter erneuert werden.

Wir planen in diesem Jahr das lange angedachte Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzept auf den Weg zu bringen. Die erforderlichen Beschlüsse zur Aufgabenübertragung an die VG werden gerade in den Ortsgemeinden gefasst. Für die Sicherung der Nahedeiche in Hochstetten- Dhaun werden 12,5 Mio Euro investiert. Der Anteil der VG beläuft sich auf 655.00 Euro

Die grundlegende Neuorganisation nach der Fusion hat uns in diesem Jahr vor eine große Herausforderung gestellt. Jedem sollte klar sein, dass die Abstimmung zwischen den Fachbereichen, die neuen Arbeitsabläufe, die Arbeitsweise der neuen Kollegen, auch die des neuen Bürgermeisters, eine Anlaufstrecke brauchen. Diese Phase ist natürlich im Idealfall sehr kurz, aber die Wucht von Corona hat das Ganze nicht vereinfacht. Ruhestand, Elternzeit, krankheitsbedingte Ausfälle und Kündigungen machen weitere Stellenausschreibungen und Stellenbesetzungen (z. B. bei den VG-Werken und in anderen Fachbereichen) notwendig. Die Nachbesetzung der Fachbereichsleiterstelle „Tourismus und Wirtschaftsförderung“ erfolgte hausintern, weil wir von der Qualität unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überzeugt sind. Der Fachbereich wird ab dem 01.07.2020 durch eine neue Sachbearbeiterin verstärkt. Neben diesen Neubesetzungen vorhandener Stellen, müssen und werden wir auch die Grundstrukturen weiterentwickeln und optimieren. Die Einstellung von 4 Auszubildenden in diesem Jahr unterstreicht diesen Denkansatz. Alles in allem eine herausfordernde Zeit für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ein großes Dankeschön an dieser Stelle.

Bestandteil des Fusionsvertrages war die Festlegung des Verwaltungssitzes im VG-Gebäude und im Rathaus der Stadt Kirn. Die erforderlichen Umbaumaßnahmen im Bürgerbüro, des Nebengebäudes in der Bahnhofstraße und des Rathauses in der Kirchstraße wurden geplant, optimiert und eingereicht. Im Haushalt haben wir dafür 2,14 Mio eingestellt, die Prüfung, ob diese Maßnahmen alle so umgesetzt werden dürfen, obliegt nun der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion.

Die Zusammenführung unserer Feuerwehren wurde bereits 2019 durch die Wahl des Wehrleiters Michael Wildberger und der stellvertretenden Wehrleiter Thorsten Borger, Andreas Kaiser und Simon Schuck besiegelt. Notwendige Investitionen in Ausrüstung sind für mich nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung dieses Ehrenamtes - NEIN - sie sind im Hinblick auf die Gefahren alternativlos! Ich bin mir zu 100 % sicher: Diese Wertschätzung wird von allen politisch Verantwortlichen mitgetragen und deshalb war die Diskussion über einen hauptamtlichen Feuerwehrgerätewart zur Unterstützung unserer ehrenamtlichen Feuerwehreinheiten bei allen Fraktionen positiv aufgenommen worden. Diese Stelle wollen wir noch in diesem Jahr besetzen. Die Investitionen im Bereich des Brandschutzes, der Einführung der digitalen Alarmierung, der Zusatzausrüstung für vorhandene Fahrzeuge, der Erwerb eines Fahrzeuges für die Einheit und die Anschaffung eines Einsatzleitfahrzeuges sind dringend notwendig und teilweise sogar gesetzlich vorgeschrieben. An dieser Stelle bedanke ich mich ausdrücklich bei allen Feuerwehrkameradinnen und Feuerwehrkameraden für ihren Einsatz zum Schutz unserer Bevölkerung.

Darüber hinaus möchte ich mich bei vielen anderweitig ehrenamtlich tätigen Mitbürgerinnen und Mitbürgern bedanken. Gerade in dieser schwierigen Zeit hat es sich gezeigt „Das Kirner Land unterstützt sich gegenseitig“. Aus allen Richtungen, aus allen Ortsgemeinden, kamen die Hilfsangebote. Ein Einkaufsservice für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger und die Unterstützung rund um die Tafel Kirn möchte ich hier als 2 Beispiele von vielen nennen. Auch unsere Ortsvereine kämpfen mit der Situation. Das gesellige Beisammensein, das Singen, Musizieren, Sporttreiben usw. fehlt an allen Ecken. Mit etwas Zuversicht kann man hier eine Entwicklung zur Normalität erkennen. Trotzdem werden in diesem Jahr die Einnahmen durch Veranstaltungen schmerzlich vermisst. Ich bin sehr dankbar, dass wir hier eine große Summe in Höhe von 50.000 Euro zur Unterstützung der Jugendarbeit unserer Vereine in den Haushalt eingestellt haben. Dies soll auch die große Dankbarkeit in Richtung dieses Ehrenamtes zum Ausdruck bringen.

Am Freitag, dem 13.03.2020 saßen die Beigeordneten und ich den ganzen Nachmittag in meinem Büro und beratschlagten und organisierten die ersten notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung und Eindämmung der Corona-Pandemie. Damals konnten wir nur im Ansatz erahnen, welche weitreichenden Auswirkungen bevorstanden, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Das waren und sind z. B.: - geschlossene Kitas und Schulen - geschlossene Bürgerhäuser - verschobene oder abgesagte Veranstaltungen der Vereine, Orts- und Verbandsgemeinde - Schließung des Einzelhandel - u.v.m. Speziell für unsere Verwaltung traten folgende Regelungen in Kraft: - keine Ratssitzungen - keine Ausschusssitzungen - nur dringend notwendige Treffen - Kontaktbeschränkungen unter den Mitarbeitern, um einer Vertreterregelung gerecht zu werden - Heimarbeitsplätze und die Umstrukturierung in Einzel-Büros - Termine für unsere Bürgerinnen und Bürger nur nach Absprache - es galt die Coronabekämpfungslandesverordnungen ( 1-10 ) und die jeweiligen Auflagen zu beachten und in den verschiedensten Bereichen umzusetzen - geplante Treffen im Rahmen der Partnerschaften mit Gräfenroda und Lenauheim mussten leider verschoben werden. Die neuerlichen Infektionsherde in den Kreisen Gütersloh und Warendorf zeigen uns deutlich, dass der Virus noch gefährlich ist und wir wachsam bleiben müssen. Parallel hörte man in den Nachrichten, dass weltweit 11 Unternehmen Impfstoffe an Menschen testen. Man arbeitet also mit Hochdruck daran, aber es ist noch nicht die Zeit für Entwarnungen und Sorglosigkeit. Für unsere Familien, speziell für unsere Kinder, müssen der reguläre Schulbetrieb und der Regelbetrieb in den Kindergärten das oberste Ziel sein. Für die Einzelhändler, Gaststätten, Unternehmen und Gewerbetreibende - für uns alle - muss ein erneuter Lockdown unbedingt vermieden werden.

Kann man Corona etwas Positives abgewinnen? Ich möchte es versuchen und gehe deshalb optimistisch davon aus, dass die ein oder andere Veränderung der Arbeitsabläufe in den verschiedensten Bereichen auch nach Corona Bestand haben wird. Die Notwendigkeit und Akzeptanz von Heimarbeitsplätzen, die Nutzung von Telefon- und Videokonferenzen ist mit Sicherheit gestiegen. Wenn ich dadurch als Arbeitnehmer nicht täglich zum Stammsitz meiner Firma fahren muss, spare ich Zeit und Geld und ich schone die Umwelt. Die gute Betreuungssituation in den Kindergärten und Grundschulen mit Ganztagesangeboten war und ist ein weiterer Standortvorteil für junge Familien. Natürlich auch der im Verhältnis günstige Preis eines Baugrundstückes oder Eigenheimes. Im Zusammenspiel dieser Faktoren sehe ich den Standort „Kirner Land“ gestärkt und er gewinnt für junge Familien an Attraktivität.

Parallel dazu arbeiten wir weiter an der touristischen Entwicklung unserer schönen Region. Unsere Burgen und Schlösser, die vielen tollen Wanderwege und naturnahen Angebote wurden und sind in der jetzigen Zeit stark gefragt. Die Menschen wollen abschalten, Kraft tanken, ein unbeschwertes Freiheitsgefühl erleben, gerade wenn man aus den beengten Verhältnissen einer größeren Stadt kommt. Das haben wir natürlich registriert und wir unterstützen nicht nur private Investoren, sondern wir wollen auch eigene Ideen entwickeln. Speziell Schloss Dhaun haben wir hier unter die Lupe genommen und wir haben die Situation neu bewertet. Der geplante Pavillon wird nicht gebaut, eine Erweiterung des bestehenden Aufenthaltsraumes im Gebäude (mit direkten Zugang aus dem Park) ist als Ersatz geplant. Insgesamt arbeitet der Zweckverband an einer attraktiven und tragfähigen Lösung. Dabei gestatten wir uns die verschiedensten Gedankenspiele, so z.B. ein meditativer Ansatz mit Tagungshotel. Andere Überlegungen gehen in die Richtung eines aktiven Tourismus mit Fahrradfahren (das E-Bike erobert die Mittelgebirge), Wandern, Sportklettern und - warum eigentlich nicht - die schon einmal angedachte Seilrutsche ins Kellenbachtal. Unsere Vitaltour Bärenroute braucht eine neue Brücke über den Bärenbach. Auf der Kyrburg sollen eine Lauschtour und eine Illumination der ursprünglichen Burganlage die Besucher unterhalten und informieren. Die Kosten hierfür belaufen sich auf 50.000 Euro. Auf Schloss Wartenstein ist ein Anbau an die Scheune zur Schaffung eines Aufenthaltsraumes für und auch durch die Pfadfinder „VCP Siedlung Schloss Wartenstein“ geplant. Auch hier unterstützen wir einen Verein bei der Jugendarbeit tatkräftig. Die Neugestaltung des Trauzimmers und weitere Optimierungen rund um das Heiraten steigern die Attraktivität und sollen viele „Ja-Sager“ auf Schloss Wartenstein locken.

Unsere neue Homepage der VG Kirner Land ist schon länger in der Planung und wird gerade mit Leben gefüllt. Ein angedachter Imagefilm über unser Kirner Land musste leider verschoben werden. Aktuelle Filmaufnahmen dürften nur mit Mindestabstand erfolgen und das würde unsere kontaktfreudige und herzliche Bevölkerung falsch darstellen. Außerdem würden die Sequenzen der vielen tollen Veranstaltungen in diesem Jahr nicht gedreht werden können. Aber: Nur aufgeschoben, nicht aufgehoben!

Die Investitionen an unseren Grundschulen in , , Dominikschule Kirn und Hellbergschule Kirn sind auch immer Investitionen in die Zukunft. Insgesamt haben wir hier über 300.000 Euro vorgesehen.

Darüber hinaus investieren wir in die Digitale Zukunft. Der Breitbandausbau läuft, aber nicht immer rund. Viele Baustellen und die einhergehenden Unannehmlichkeiten begleiten die Maßnahmen. Die Reihenfolge der Erschließungsmaßnahmen sorgt hier und da für Unmut. Die verschiedenen Förderprogramme und Förderzeiträume des Bundes und der EU sind dafür verantwortlich. Das Unverständnis aus der Bevölkerung kommt spätestens dann in der Verwaltung und bei den Ortsbürgermeisterinnen und Ortsbürgermeistern an, wenn innerhalb weniger Jahre zweimal die Straße aufgerissen wird. Am Ende meiner Haushaltsrede möchte ich mich nochmal speziell an den Verbandsgemeinderat wenden. In den letzten Wochen konnten wir Sie leider nur schriftlich oder über ihre Fraktionsvorsitzenden auf dem Laufenden halten. Es fanden nur dringend notwendige Ausschusssitzungen (Ältestenrat, Werksausschuss, Haupt- und Finanzausschuss, Ortsbürgermeisterdienstbesprechung) statt. An diese Arbeitsweise wollen und müssen wir uns hoffentlich nicht gewöhnen. Regelmäßige Sitzungen, der Austausch und die kontroversen Diskussionen in den Gremien gehören zur Lokalpolitik wie das Salz in die Suppe. Bei meinen Beigeordneten, aber auch bei Ihnen, liebe Ratsmitglieder, bedanke ich mich für das konstruktive und gute Miteinander. Für die Zukunft wünsche ich uns viele tolle Ideen und das notwendige Glück bei den Entscheidungen, die wir für unser Kirner Land treffen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!