Beriker Chleeblätter 2007

Kulturverein Gruppe Dorfkultur 1 Meitli, wennt hürote wotsch, hürot mer ned uf Berke, muesch sebe Johr im Chumber si, wie d Hüener i de Chrätze. (Chräze = Käfig)

Meitli, wennt hürote wotsch, hürot mer ned uf Lieli, muesch sebe Johr im Chumber si, ond znacht verschlönds di mit em Bieli. (Beil im Wappen von Lieli)

Meitli, wennt hürote wotsch, hürot mer ned uf Jone, muesch sebe Johr im Chumber si, und znacht no uf go flohne. (Flöhe suchen)

Titelbild Brunnen an der Oberdorfstrasse

Satz und Gestaltung: Albin Koller Druck: Bösch Druck Titelfoto: Roland Müller

2 Grüss Gott, liebe Berikerinnen und Beriker

Mit grosser Freude und auch ein wenig Eine Dorfgemeinschaft lebt ja aus dem klei­ Stolz haben wir die gute Aufnahme un­ nen oder grösseren Beitrag verschiedener serer ersten Ausgabe der «Beriker Chlee­ Organisationen, Gruppen und Einzelper­ blätter 2006» erlebt! Wir durften diese an sonen. Sie alle wirken mit, dass unser kul­ der Generalversammlung des Kulturvereins turelles Leben in Berikon reich und interes­ Berikon im März 2007 im Bürgisserhus vor­ sant wird. Davon erzählen wir Ihnen in den stellen, und bald war die ganze Auflage ver­ ­folgenden Beiträgen: teilt! Einen Anteil davon hat die Ortsbürger­ gemeinde übernommen zur Verteilung an – Jahresrückblick Berikon 2007 die hiesigen und auswärtigen Ortsbürger. – Gedanken von Pfarrerin Marianne Rei­ Und die Reaktionen, die zu uns gelangten, fers waren durchwegs positiv … – Über das Wasser in Berikon – Von der Mutteruhr und dem Chacheli­ Darum wagen wir uns jetzt schon mit büetzer der zweiten Ausgabe dieser Schrift an die – Vor 100 Jahren … Leserschaft­ – an Sie! Wir von der Gruppe – 10 Jahre Naturschutzkommission Beri­ «Dorfkultur» haben uns wieder ans Werk kon gemacht, um Ihnen einen weiteren Einblick – Die Jugendarbeit auf dem Mutschellen in die Geschichte unseres Dorfes zu geben. – Ikonenmalen – eine Lebenserfüllung Wichtige Ereignisse des Jahres 2007 sind – Aus der guten alten Zeit … in einer kleinen Dorfchronik zusammen­ – Die Reformierten in unserer Region gefasst. Der Geschichte der Wasserversor­ gung in Berikon sind wir bis weit zurück in Wir wünschen Ihnen gute Unterhaltung bei die Zeit der Sodbrunnen und Privatquellen der Lektüre unser «Beriker Chleeblätter»! nachgegangen. Berikon, im März 2008 Doch nicht allein die Vergangenheit inte­ ressiert uns. Darum haben wir Gespräche Die Gruppe «Dorfkultur»: mit Persönlichkeiten aus unserem Dorf Christian Bühler geführt und wollen Ihnen auch deren Edith Karpf Beitrag zur Dorfkultur zeigen. Wir stellen Leen Keesmaat Organisationen­ vor, die sich für das Wohl­ Max Welti ergehen der Jugend und der Natur einset­ Peter Wild zen. Schliesslich möchten wir von der Ent­ wicklung der Reformierten Kirchgemeinde in einer früher ganz katholischen Region berichten. 2. Ausgabe

3 Jahresrückblick Berikon 2007

Januar wurde der 65-jährige Willi Maurer für 50 21 Sternsinger haben Fr. 3025.– gesammelt Jahre Mitgliedschaft geehrt. für Kinder in Madagaskar. Die Schützengesellschaft hält ihre 130. Februar ­Generalversammlung, und der Jahresbe­ Gemäss einem Bericht der kant. Abteilung richt 2006 der Zentrumsbibliothek Mut­ Raumplanung sind in Berikon 87% der ge­ schellen zeigt eine ungebrochene Freude samten Baugebietsfläche überbaut, 7,2 ha am Lesen. gelten als baureif, 0,1 ha werden in 5 Jahren Schulpflege und Eltern wehren sich gegen baureif sein. den Abbruch des Pilotprojekts «Englisch an Unser Haushaltkehricht wird in der Kehr­ der Primarschule». richtverbrennung Turgi verbrannt. Im Kreisschule Mutschellen: Die neue Füh­ letzten Jahr konnten damit 117 Millionen rungsstruktur steht. Mit der Neuorganisa­ Kilowattstunden Energie produziert und tion wurde unter anderem die Führungsver­ verkauft werden. Als Verbandsgemein­ antwortung zwischen Schulpflege und den de bezahlt Berikon im laufenden Jahr Fr. Schulleitern der einzelnen Oberstufenzüge 160.– pro Tonne Material. Pro Kopf waren klar geregelt. es 156,49 kg Kehricht im Jahr. «Volksmusik aus Irland», das Konzert, or­ Für die Dauer von zwanzig Jahren hat der ganisiert vom Kulturverein, ist ein Gross­ Gemeinderat mit dem Aarg. Elektrizitäts­ erfolg. werk einen Netzanschlussvertrag abge­ Im Waldgebiet «Gunzebühl» ist für beinahe schlossen (5200 Kilowatt). 1 Million Franken eine regionale Grüngut- Der neue Betriebsplan der Forstgemein­ Aufbereitungsanlage entstanden. Teuer schaft Mutschellen liegt öffentlich auf. Er wurden vor allem die neue Fassung des dient als Grundlage für eine nachhaltige, Weihers, die Bachöffnung und die Abwas­ zielgerichtete Waldbewirtschaftung und serleitung. Die Anlage fasst 1000 Tonnen beinhaltet sämtliche Waldfunktionen wie Grüngut pro Jahr (momentan Berikon Holzproduktion, Schutz- und Erholungs­ 600 t, Rudolfstetten 300 t, ab 2008 kommt raum sowie Naturschutz. noch Oberlunkhofen dazu). Der qualitativ hochwertige Bio-Kompost wird gratis ab­ März gegeben. An der Urne hat die Beriker Bevölkerung Anerkennung durch den Aarg. Lehrerver­ den Gemeindeversammlungsentscheid band ALV für den Mittagstisch Oberstufe, vom November 2006 korrigiert und die der 2001 von Rosmarie Groux und Hanna Fusion der Feuerwehren von Berikon und Conder gegründet wurde und heute im bestätigt. Nun kann auch das neue Kindergarten Junkholz daheim ist. Pikettfahrzeug beschafft werden. Die Ge­ Am Jahreskonzert der Musikgesellschaft meindeversammlungen haben den Kredit

4 von Fr. 520‘000.– als Kostendach für die Die Theatergruppe der Bezirksschule spielt Feuerwehr Mutschellen bewilligt. erfolgreich «Dash 4 Zoe». Der Regionale Wasserverband Mutschellen Im Berikerhus tagt der Hauseigentümer­ hat seine Betriebszentrale vollständig er­ verband. 620 Personen nehmen an der 23. neuert und alle Abläufe computerisiert. Generalversammlung teil, doch sein pro­ Unter der Regie der AEW Energie AG wird minentestes Mitglied, Bundesrätin Doris am 21. März der Verein Aargauer Natur­ Leuthard, hat sich entschuldigt. strom (ANS) gegründet. Ziel: Förderung In unserer Gemeinde bleibt die Grüngut­ und Vermarktung von aargauischem Na­ sammlung weiterhin gratis. Ab 1. Mai wird turstrom aus Kleinanlagen. Berikon ist dem neu auch Grüngut aus der Nachbarge­ Verein beigetreten. meinde Rudolfstetten-Friedlisberg dazu­ Heiner Kuster vom Gasthof «Stalden» hat kommen. ein Baugesuch eingereicht für ein Motel Der Neubau des Friedhofgebäudes «Pa- mit dreissig Zimmern. cem» wird abgerechnet. Das Bauvorhaben Das ehemalige Restaurant «Mutschellen» kam auf 1,6 Millionen Franken zu stehen. An heisst nun «Stars and Stripes» und wird den Parkplatz leistet die Katholische Kirch­ nach einer Umbauzeit neu eröffnet. gemeinde einen Beitrag. An der Generalversammlung des Kultur­ Die Theatergruppe des Kulturvereins zeigt vereins stellt die Dorfkulturgruppe die Bro­ letztmals die erfolgreiche Eigenproduktion schüre «Beriker Chleeblätter» vor. «Wämmer», ein Streifzug durch das Werk Der Kanton klassiert einige Strassen neu: des Freiämter Mundartdichters Josef Vil­ die Sädelstrasse K410 wird zur K263, und liger. von VS zur HVS, die Bahnhof- und Ober­ Nach 12 Jahren Leitung des Altersheims wilerstrasse K411, von der Hauptverbin­ «Hotel Burkertsmatt» werden Markus und dungsstrasse (HVS) zur Verbindungsstrasse Corinne Fontana verabschiedet. (VS). Nach einem sehr milden Winter erleben Die Sädelstrasse bleibt noch bis Ende Jahr wir einen April wie im Bilderbuch. Seit An­ gesperrt. Damit die Natur nicht auf der fang Monat ist es schön und warm wie im Strecke bleibt, werden verschiedene Mass­ Sommer, und wir geniessen die herrliche nahmen ergriffen: Renaturierung Sädel­ Blütenpracht. Es ist der heisseste April seit bach, Kleintierdurchlasse, Pflanzung von Messbeginn im Jahr 1864. Bäumen und Sträuchern. Beat Sieber wird neu als Realschulleiter Mai gewählt. Der neue Spielplatz beim Kindergarten «Stalden» wird eingeweiht. Er darf auch April ausserhalb der Kindergartenzeiten benutzt Alle zwei Jahre findet in Berikon die Jung­ werden und steht allen offen. bürgerfeier statt. 24 der 126 jungen Er­ Der Männerchor ehrt an der GV Ernst Haf­ wachsenen sind der Einladung des Ge­ ner für fünfzig Jahre Aktivmitgliedschaft. meinderats gefolgt. Bei einem Rundgang Radfahren auf den Trottoirs ist ab sofort ver­ durchs Gemeindehaus bekommen sie Ein­ boten. Schulkinder, welche die Veloprüfung blick in die Arbeiten der jeweiligen Abtei­ noch nicht bestanden haben, sollen zu Fuss lungsleiter. in die Schule.

5 Das Frühenglisch ab 3. Klasse geht weiter. Die Leerwohnungszählung ergibt am Stich­ Gemeinderat und Schule haben eine Lö­ tag 49 leere Wohnungen. sung für die Finanzierung gefunden. Ein neuer Dorfverein wird gegründet: der Die ältesten Gebäude der Kreisschule Mut­ Feuerwehrverein. Der Gemeinderat hat schellen, KSM 1 und Turnhalle, weisen grös­ beschlossen, dem Verein die Standarte der sere Mängel auf und müssen in nächster ehemaligen Feuerwehr Berikon und den Zeit saniert werden (erbaut 1974). Chevrolet Jahrgang 1964 als Leihgabe zu Die Kreisschule ist auf dem Weg zu Tages­ übergeben. strukturen: Mittagstisch und betreuter Auf­ Der Männerchor lädt ein zu einem Chor­ enthaltsraum (Jugendarbeiter oder Lehr­ treffen der Vereine des Sängerbunds Hasen­ kräfte) bestehen teilweise schon. berg. Lustvolles Singen im Berikerhus steht im Mittelpunkt. Juni Im Bezirk Bremgarten bleibt der Fronleich­ Das regionale Angebot von Bus und Bahn nahmstag – entgegen den Wünschen des wird ausgebaut. Es soll auch pünktlicher, Regierungsrates – als Feiertag erhalten. sicherer und sauberer werden. Die BDWM hat 14 neue Triebzüge für Fr. 80 Bereits zum vierten Mal nehmen 22 Schü­ Mio. bei Stadler Rail bestellt. Diese werden lerinnen der Kreisschule am Frauenlauf ab 2009 zum Einsatz kommen. in Bern teil. Die Begeisterung fürs Laufen Die Post Berikon 2 wird endgültig geschlos­ weckte Turnlehrerin Bea Imhof. sen. Damit geht eine 143-jährige Dorfge­ Gute Noten für den Kompost: der Kanton, schichte zu Ende. Abt. Umwelt, hat den neuen Kompostier­ 20 Jahre Gemeindehaus werden gefeiert. platz im «Gunzenbühl» unter die Lupe ge­ Am letzten Wochenende im Juni wurde nommen. aber nicht nur unter dem Motto «Ech Die Bau- und Nutzungordnung wird re­ ha Gmeind» gefestet, sondern auch eine vidiert. «Landsgmeind» gehalten. In einem Festakt Eine willkommene Abwechslung zum überreichte der Beriker Künstler Otto Dürst Schulalltag: Die Schüler konnten am Kalei­ dem Gemeindeammann Peter Oggenfuss doskoptag verschiedenste Kurse besuchen einen hölzernen «Prügelknaben» fürs Ge­ und auf diese Weise schlummernde Talente meindehaus. Dieser Prügelknabe soll Lob entdecken. und Tadel von den 4400 Einwohnern an­ Regionalplanung: die Verbände Rohrdorfer­ nehmen und weiterleiten. berg und Mutschellen-Reusstal-Kelleramt Einmal mehr ist der Rummelbach an meh­ laden zum Altersseminar. Vertreterin aus reren Stellen über die Ufer getreten. Dazu unserer Gemeinde ist Theres Lepori. Zum trägt vor allem der Altisbach mit seinen Wohl der älteren Mitmenschen soll ein grossen Wassermengen bei. Es werden gra­ Netzwerk der sozialen Dienste entstehen. tis Sandsäcke an Bewohner abgegeben, die Die Ostroute des Freiämterweges mit dem in gefährdeten Häusern wohnen. Motto «Kultur und Natur erwandern» wird in Berikon am Panoramaweg, hoch über Juli dem Dorf, feierlich eröffnet. Die Wanderer Die Poststelle Berikon 1 im neuerbauten kommen an diesem prächtigen Tag aus Gewerbehaus «doppelpunkt» am Bahn­ allen Himmelsrichtungen. hofplatz ist eröffnet. 1962/63 wurde auf

6 diesem Platz erstmals eine Post Mutschellen Steueramt Berikon. 21-Jährig übernahm er gebaut. die Stellvertretung, und per 1.7.1980 wur­ Im Volg-Laden sind bargeldlose Dienstleis­ de er zum Leiter des Steueramtes gewählt. tungen der Post möglich sowie Bargeld­ Nur ein Kollege arbeitet schon länger für bezüge mit der Postcard. Die langen Öff­ die Gemeinde als er: Nick Wettstein ist seit nungszeiten von 6 bis 20 Uhr (Sonntag 37 Jahren Gemeindeschreiber. geschlossen) sind attraktiv und haben dem Vor zwanzig Jahren haben die Laden­ Laden eine Verdoppelung des Umsatzes geschäfte im Geschäftshaus «Grüenegg- beschert. Center» ihre Türen geöffnet. Zum Jubiläum 17 Jungschützen des 130-jährigen Schüt­ laden sie die Bevölkerung zu einem Apéro zenvereins reisen zum Eidg. Schützenfest ein. für Junge nach Mendrisio. 23 Beriker Schüt­ Die neue Feuerwehr Mutschellen hat alle zen nehmen am Luzerner Kantonalschüt­ Fahrzeuge einheitlich beschriftet und be­ zenfest in Ruswil teil und erreichen ein sen­ reits 42 Einsätze geleistet. Der Mannschafts­ sationelles Sektionsresultat: beste Sektion bestand beträgt 111 «AdF» (Angehörige aus dem ! der Feuerwehr). Mit der Neuorganisation der aargauischen Feuerwehren ist neu Baden Stützpunkt für September die fusionierte Feuerwehr Mutschellen. Die Apotheke Dr. Langer offeriert einen Seit 25 Jahren ist Marie-Eve Morf Diako­ Hauslieferdienst für die Region Mutschel­ nin der Reformierten Kirchgemeinde. Die len. Die Kosten des 4x4-Sozialmobils der Kernaufgabe beschreibt sie so: «Menschen Firma Promobil Schweiz (PMS) werden voll zusammenbringen, mit ihnen unterwegs und ganz gedeckt durch Sponsoren. sein und sie befähigen, Veranwortung zu Der etwas andere Personalausflug des Ge­ übernehmen». meindepersonals führt in den Wald. Statt eines geruhsamen Ausfluges gibt es an­ August strengende Handarbeit und zum Zmittag Die Jugendarbeit auf dem Mutschellen, Cervelat vom Feuer. Um den «Heidehübel» unterstützt von den Gemeinden und den wird ein Holzschnitzelweg angelegt, und Kirchen, gedeiht. Ziele sind: wenig Gewalt, die Grillstelle Altisbach wird mit sechs neu­ kein Vandalismus und kein Alkohol. Das en Bänken und einem Tisch aufgebessert. «Chili» im Bürgisserhus bietet einen ge­ Zum Nachtessen gibts ein Galadiner auf schützten Rahmen und vielseitige Tätig­ dem neuen, weissgedeckten Tisch! keiten für 12- bis 18-Jährige. Das Angebot der Gemeinde, ein Tages-GA Infolge der Reorganisation der Kantonspoli­ zu Fr. 35.– zu kaufen, wird rege genutzt. zei wird der Beriker Polizeiposten aufgelöst. «Berikon bewegt» forderte die Einwohner Eine Ära auf dem Mutschellen geht nach auf, an der Dorf-Olympiade und am -Du­ mehr als 60 Jahren zu Ende. «Der Kontakt athlon mitzuwirken. Der Anlass, organisiert wird uns fehlen», sagen Jürg Koch und vom TSV unter dem Patronat des Gemein­ Bruno Dössegger an ihrem letzten Tag in derates, soll dem Wohl der Bevölkerung Berikon, bei dem sie den Dienstwagen und dienen; der ganze Gewinn geht ans Kinder­ die Waffen abgeben. heim St. Benedikt in Hermetschwil. Philipp Räber arbeitet seit dreissig Jahren im Der Geologielehrpfad am Freiämterweg

7 wird bei strahlendem Herbstwetter einge­ sonderheiten. Ihre Kinder sind mit dabei. weiht. «Der Geologie auf der Spur» ist das Grosse Übung der Zivilschutzorganisation neueste Projekt der Naturschutzkommissi­ Mutschellen: Sinn dieses WK war vor allem, on auf Gemeindeebene, das nur realisierbar die Schnittstellen und die Kommunikation­ war durch die grosszügige Unterstützung aller Zivilschutzdienste (Unterstützung, von Emilio Stecher und der fachlichen Be­ Betreuung, Führungsunterstützung und treuung des Geologen Alex Mojon. Beide Logistik) sowie die Zusammenarbeit mit verstanden es, an diesem Nachmittag die den Partnerorganisationen Feuerwehr und Zuhörer mit spannenden Worten zu faszi­ Samariterverein zu beüben. nieren. Der 73-jährige, unermüdliche Otto Dürst Die Naturschutzkommission, die vom Ge­ kam vor 48 Jahren nach Berikon. In der Mi­ meinderat eingesetzt ist, feiert dieses Jahr nigalerie in seinem Wohnhaus in Oberberi­ ihr 10-jähriges Bestehen. kon zeigt er mit einer Jubiläumsausstellung Der Strassenbau am Sädel kommt voran. seine vielfältigen Talente: jede Arbeit ist Umweltschonend und effizient wird der einmalig, ob gemalt, in Holz, Metall oder Altbelag zu Neubelag verarbeit und einge­ aus Stein. baut. Die Methode des Asphalt-Recyclings Der katholische Pfarrer Hanspeter Schmidt vor Ort ist eine kantonale Premiere. feiert sein 25-Jahr-Jubiläum als Pfarrer Über fünfzig Personen besuchten den Wald­ ­unserer Pfarrei. umgang der Ortsbürger, zu dem das Forst­ amt Mutschellen eingeladen hat. Dieses November Jahr hatte das Forstamt nur wenig mit dem Die Männerchöre Berikon und ge­ Borkenkäfer zu kämpfen, dafür standen an­ ben zusammen mit dem Jugendchor Zufi­ dere wichtige Aufgaben wie Strassenunter­ kon ein Konzert in unserer Dorfkirche und halt und Holzschläge an. erfreuen die Zuhörer mit einem vielseitigen Programm. Oktober Nur einen Tag später dürfen wir in der Zwei Kündigungen: unser langjähriger Ge­ Dorfkirche einen eindrücklichen Gottes­ meindeschreiber Nick Wettstein möchte dienst erleben. Auf Einladung der Jagdge­ Mitte nächstes Jahr in den vorzeitigen Ru­ sellschaft Berikon lassen die Jagdhornbläser hestand treten; Gemeinderätin und CVP- «Freiämter Dachse» zur Hubertusmesse ihre Grossrätin Theres Lepori, die sich während Töne erklingen. Die Kirche ist schlicht ge­ 14 Jahren für die Gemeinde engagierte, schmückt mit Tännchen, Efeu und Stech­ davon 7 Amtsjahre als Gemeinderätin, hat palmen. demissioniert. Die Gemeinde lädt alle Senioren ab sieb­ Nach diversen Veranstaltungen im Bür­ zig Jahren ins Pfarreizentrum ein. Thema gisserhus dürfen wir Jazz mit dem Andreas und Bereicherung des Nachmittags ist die Wettstein und Andi Grob Quartett genies­ «Freiämter Strohindustrie». Dieter Kuhn aus sen. Wohlen erzählt aus der Geschichte, und Neun Frauen aus acht Ländern lernen im Ottilia Leemann aus Oberwil zeigt anschau­ MuKi-Deutschkurs in Berikon nicht nur eine lich, wie Stroh verarbeitet wird. neue Sprache, sondern erfahren einiges Der katholische Kirchenchor hat zu einem über das Schulsystem und kulturelle Be­ Benefizkonzert zugunsten der Casa Rosa­

8 do, Santo Domingo, eingeladen. Solisten zeigen Hobbyfrauen- und -männer im «Bür­ und Berufsmusiker des Tonhallenorchester gisserhus» ihr Können. Zürich umrahmen das wunderschöne Kon­ Die FDP Berikon feiert ihren 30. Geburtstag zert. und hält Rückblick auf ihr Wirken im Dorf. Der gemischte Chor «Songria» verbreitet Und noch zwei Jubiläen werden gefeiert: 30 Gospel- und vorweihnächtliche Stimmung Jahre «Pro Senectute» Mittagstisch und 25 in der reformierten Kirche. Jahre «Kafichränzli». Beide Organisatoren Die Hübelhäxe-Fasnachtsgesellschaft er­ hatten damals das selbe Ziel, den Kontakt nennt Werner Keller zum neuen Ehren­ unter älter werdende Menschen unseres hexenmeister. Dorfes zu fördern. Der Gemeinderat und die Katholische Kir­ Rund 300 Kinder und Erwachsene demons­ chenpflege planen, den alten Friedhofteil trieren friedlich für einen baldigen Baube­ zu sanieren. Im ausverkauften Berikerhus ginn des regionalen Sport- und Freizeitzen­ begeistert «Edelmais» (Rene Rindlisba­ trums, das seit Jahren durch Einsprachen cher und Sven Furrer) die Zuschauer mit blockiert ist und vom Verwaltungsgericht der ­humorvollen Abfallgeschichte «2 pro auf die lange Bank geschoben wird (seit 17 Müll». Monaten pendent!). Die Gemeindeversammlung beschliesst Am Montag, 17. Dezember, wird die Sä­ eine Steuerfussreduktion von 82 auf 77%. delstrasse feierlich für den Verkehr geöff­ Berikon gehört damit nach Oberwil zur net. Nach 9-monatiger Bauzeit wird die steuergünstigsten Gemeinde im Kanton. Verbindungsstrasse Bremgarten–Lieli, mit Dauerparkierer auf öffentlichem Grund dem imposanten Kreisel im Zufikerrank bis müssen ab nächstem Jahr eine Parkgebühr hin zum «Mattenhofkreisel» dem Verkehr entrichten. übergeben. Als neues Mitglied der Schulpflege wird Zum Jahresende wird am 4. Adventssonn­ Irmgard Trümpy gewählt. tag die Bevölkerung einmal mehr vom Ge­ Dr. Josef Bütler ist im 87. Altersjahr gestor­ meinderat zu einer besinnlichen Stunde ben. Er hinterlässt viele Spuren im Dorf. ins «Bürgisserhus» eingeladen. Zither- und 1948 kam er als junger Tierarzt nach Beri­ Gitarrenklänge umrahmen die Worte von kon. Mit grossem Einsatz hat er sich neben Gemeindeammann Peter Oggenfuss und seinem Beruf nachhaltig für die Bedürfnisse Gemeinderätin Theres Lepori. Anschlies­ des Dorfes eingesetzt. 9 Jahre war er Mit­ send singen alle gemeinsam das alte Lied glied des Gemeinderates, 6 Jahre davon als «Fröhliche Weihnacht überall …» und Gemeindeammann. ­stossen bei einem reichhaltigen Aperitif in froher Laune aufs kommende Jahr an. Dezember Wie jedes Jahr im Advent verwöhnt der Männerchor Jubilare ab 80 Jahren sowie die Bewohner der Alterssiedlung «im Feld» mit Gesang und einem feinen Nachtessen. Rund 30 Personen geniessen das gemüt­ liche Beisammensein. Mit einer kleinen, aber feinen Ausstellung

9 Gedanken von Pfarrerin Marianne Reifers

Liebe Berikerinnen, liebe Beriker,

Ich zähle mich zu Ihnen, ich wohne und lebe hier. Ich bin die reformierte Pfarrerin der Kirchgemeinde Bremgarten-Mutschellen und bin für Berikon zuständig. Aber nicht nur für Berikon, auch für Oberwil-Lieli und für alle in unserer grossen Kirchgemeinde auch noch ein wenig.

Darum ist es für mich gar nicht so einfach, hier im Dorf meine Fahne hochzuhalten. Mit diesem Brief mache ich es aber gerne, weil ich hoffe, dass Sie mich ein wenig bes­ ser kennen lernen und mich auch belangen, wenn Sie mich brauchen.

Viele Reformierte in Berikon leben in Patch­ work-Situationen. Sie haben katholische Partner oder Partnerinnen, oder sie leben mit Menschen zusammen, die aus der Kir­ chentür für alle offen, es wird auch keine che ausgetreten sind, oder sie leben mit Auslese gemacht, und die Predigt tut allen einem Menschen einer anderen Religion gut. Sie alle sind herzlich eingeladen! zusammen. Das ist ein gutes Zeichen. Das friedliche Zusammenleben beginnt im Klei­ Ich wohne leicht abgehoben über dem nen, im Privaten. Die Identität wird nicht Dorf im landwirtschaftlichen Grossbetrieb mehr so stark von der Zugehörigkeit zu Loostud. Hier gibt es die Milch frisch ab Kuh, einer Konfession bestimmt. was mich gesund und stark macht, ­schauen Sie mich nur an! Neuerdings geht der Frei­ Es gibt nur eine Kirche im Dorf, und sie ist ämterweg am Haus vorbei, und ganz nah für alle offen. Am Eingang zur katholischen davon ist der geologische Lehrpfad der Kirche wird keine Auslese gemacht, und die Schweiz zu betrachten. Daneben gibt es Predigt in der Kirche tut allen gut. die Feuerstelle, welche fleissig gebraucht wird von Eltern mit Kind und Kegel. Im Wald Die reformierte Kirche befindet sich ­ennet drin lebt der Kindergarten, Eichhörnchen, den Gleisen der BDB, vis-à-vis des Alters­ Füchse, Rehe, Vögel, der Aaronstab – Sie heims Burkertsmatt. Auch hier ist die Kir­ sehen, ich bin nicht fern der Welt und gar

10 nicht fern vom Dorf. Kommen doch vorbei, berg wissen dies zu schätzen. Es wäre aber klopfen Sie an, es wird Ihnen aufgetan wenn schön, wenn hie und da auch etwas an den ich daheim bin. Baum gehängt würde, eine goldene Nuss zum Beispiel, ein roter Apfel, ein Scheren­ Ich bin aber nicht immer daheim. Am schnitt aus Schoggipapier, was auch immer. Mittwoch besuche ich unsere Kranken im Geben und Nehmen hat seine Art! Spital Baden. Als Kirchgemeinde ist es uns ein grosses Anliegen, unsere Kranken zu Sollten Sie einfach keine Zeit haben, sich in begleiten. Ich bin von der Kirchenpflege der Kirche zu zeigen, können Sie sich im In­ beauftragt, diese Aufgabe zu erfüllen. ternet einloggen unter www.kirchenja.ch. Da können sie Ihrer Kirche auch begegnen Weil die Welt im Wandel ist und die Kirche auf verschiedene Weise. Neben den Veran­ auch, weil die Menschen heute anders le­ staltungen können Sie Gedankenanstösse ben als früher und andere Gewohnheiten und Predigten, Gutenachtgeschichten für haben, weil die Arbeitswelt für die einen Kinder, einen Segen und vieles mehr aus­ überaus anspruchsvoll ist und weil es sehr findig machen. viele Möglichkeiten gibt, sich professionelle Hilfe zu holen, weil die Medien überall prä­ Aber am schönsten ist es schon, wenn wir sent sind und die Zeit ausfüllen, sind wir von uns von Angesicht zu Angesicht begegnen, der Kirche manchmal etwas ratlos. Wo ist sei es nur auf ein Lächeln! Wir leben ja in unser Platz? Was ist unsere Aufgabe? Was für einem sehr spannenden Ort. Wir leben auf Themen sollen wir bearbeiten, wenn man dem Land in einem Dorf, und viele sind im Internet so vieles schon nachlesen kann? doch Menschen aus der Stadt. Ich versuche, bei unseren kirchlichen Leis­ ten zu bleiben, den Gottesdienst seriös und Es ist eine Herausforderung für alle, dar­ spannend, Taufen zeitgerecht, Trauungen aus eine solidarische Lebensgemeinschaft auf die Paare hin zu gestalten und viel Sorg­ zu bilden, Menschen, die sich gegenseitig falt auf die Beerdigungen zu legen. Auf dem wahrnehmen und grüssen und besuchen. schönen Friedhof liegen alle Verstorbenen Ich komme gerne auf Besuch, diskutiere von Berikon und Friedlisberg, unabhängig gerne über alles, auch über die Kirche und ihrer Glaubenszugehörigkeit. Und die Kir­ Glaubensfragen, über menschliche Pro­ che hat offene Türen für uns Reformierte für bleme und Philosophie. Laden Sie mich die Abdankung. Dafür sei der katholischen ein! Kirchgemeinde sehr herzlich gedankt. Ihre Pfarrerin Marianne Reifers, im Spätherbst 2007 Bald ist wieder Adventszeit. Vor dem Haus im Loostud steht ein Tannenbaum. Dar­ an werden wieder süsse Früchte hangen bis zum Weihnachtstag. Diejenigen, die vorbeiwandern, joggen oder mit dem Kin­ derwagen vorbeispazieren dürfen sich frei ­bedienen. Der Baum ist sehr freigiebig. Er gibt und gibt. Die Schulkinder vom Friedlis­

11 Über das Wasser in Berikon

Wurde in alten Zeiten ein Hof errichtet Entsprechend seiner grossen Bedeutung oder eine Dorfsiedlung aufgebaut, war das fand das Wasser seit Menschengedenken Vorhandensein von Wasser eine wesent­ den Schutz der Gemeinschaft. Wasser war liche Voraussetzung bei der Standortwahl. immer ein wertvolles Gut. Drastisch bestraft So können wir auch in Berikon aus alten wurden mutwillige Verunreinigungen oder Schriften der Habsburger, der Klöster Frau­ gar Vergiftungen (Todesstrafe). Zuständig enthal, Engelberg und Muri, sowie der Städ­ war in jeder Gemeinde ein Brunnenmeister, te Zürich und Bremgarten entnehmen, dass gewählt vom Gemeinderat. Diese Funktion diese in Ober- und Unterberikon fast aus­ besteht noch heute, wenn sich auch die nahmslos in der Nähe des Rummelbaches Aufgaben mit der modernen Wasserversor­ lagen oder aber über eine eigene Quelle gung geändert haben. ­verfügten. Bis zum Wasseranschluss in die Häuser im Bis zum 17. Jahrhundert war der Bau von Jahre 1902 erfolgte die Wasserversorgung hölzernen Brunnen sowie deren Zuleitung in Berikon über Sode, Quellen oder Bä­ in Holz die Regel. Diese wurden «Dünkel» che. Über die Wichtigkeit des Wassers als oder «Deuchel» genannt. Gespiesen wur­ öffentliches Gut lesen wir in einem Proto­ den die Brunnen aus gefassten Quellen. Für kollbuch folgenden Beschluss der Gemein­ deren Ergiebigkeit war die Niederschlags­ deversammlung: menge ausschlaggebend. So fallen z.B. im «13ten Christmonat 1836: Die Bürger von Kanton Aargau jährlich auf die 1403 km2 Unterberkon haben sich im Schulhaus ver- Bodenfläche 1400 Mio m3 Wasser in Form sammelt und beschlossen: es sollen alle Bür- von Regen, Schnee, Hagel, Reif, Tau, d.h. ger, auch diejenigen, welche eigene Brunnen umgerechnet auf die 538 ha von Berikon haben, an den Gemeindebrunnen arbeiten. 5,4 Mio. m3 Wasser pro Jahr. Alle Bürger dürfen, wenn kein Gemeindebrun- Später, im 18./19. Jahrhundert, folgten nen mit Wasser zur Notdurft hinreicht, bey Steinbrunnen, die in unserer Region meist den Privatbrunnen Wasser holen, dessen un- aus Muschelkalk vom nahen Steinbruch geachtet soll der Eigenthümer des Brunnens Mägenwil kamen. Die Zuleitungen wurden denselben auf seine Kosten in Ehren halten.» bald in Eisenröhren erstellt. So haben wir Aufzeichnungen von 1888 Ein grosser Rossbrunnen, an dem das Vieh über alle 63 Sodbrunnen in unserer Ge­ getränkt wurde, stand in Unterberikon meinde mit Angabe von Eigentümer/Be­ ­(Unterdorfstrasse/Zopfstrasse). Heute ziert nutzer (Anzahl Personen), Standort, Tiefe, er das Gemeindehaus. Ein weiterer Brun­ Breite, Bodenbeschaffenheit, Ergiebigkeit nen stand z.B. am Bach Friedlisbergstrasse und Wassertemperatur. Ebenfalls sind alle ­(heute im Besitz von Josef Hafner), ein ande­ Quellen, Bäche und Brunnstuben aufge­ rer an der Oberdorfstrasse (siehe Titelbild) führt sowie der Wasserverbrauch in der sowie einer an der Waldstrasse. Gemeinde.

12 Berikon hatte im Jahre 1888: 586 Einwohner, hüsli» oder «Sechthüsli» gehörten der Ge­ 260 Stück Grossvieh, 160 Stück Kleinvieh, 3 meinde, und für die Benutzung musste Gasthöfe, 2 Schulhäuser, 2 Schlächtereien, bezahlt werden. Sie waren schon 1800 mit 3 Waschhäuser, 1 Sennerei. 5 öffentliche Ziegeln gedeckt. Im Innern standen ein Brunnen lieferten 8,1 Minutenliter Wasser. Feuerherd und ein grosses «Chessi», worin So benutzten hauptsächlich: 4 Einwohner die Wäsche «gesotten» wurde. 1903 wur­ private Brunnen mit 6 Minutenliter, 5 Ein­ den die Waschhäuser verkauft oder abge­ wohner 1 ungefasste Quelle, 103 Einwoh­ brochen. ner 7 gefasste Quellen/Brunnen mit 10,7 Minutenliter, 480 Einwohner 63 Sode, 25 Bäche Einwohner den Bach. Der grösste Bach ist der Rummelbach, frü­ her auch Rumpelbach genannt. Er kommt Quellen von Lieli her, durchquert das Ober- und Angeregt durch den berühmten Naturkun­ ­Unterdorf, um dann unterhalb von Ru­ delehrer und grossen Geologen Friedrich dolfstetten in die Reppisch zu fliessen. In Mühlberg in Aarau wurde bereits 1901 eine Oberberikon fliesst der Altisbach in den Quellenkarte des Kantons Aargau heraus­ Rummelbach, in Unterberikon ist es der gegeben. Bis heute ist es der einzige Kan­ Haldenbach, der vom Zopf kommt und ton mit einer umfassenden Karte dieser Art in der Näsple in den Rummelbach mün­ (s. S. 18–19). det. Der Näsplebach selbst fliesst aus dem Quellen sind ein Geschenk der Natur und Gunzebüel unterhalb des Schützenhauses haben die Bedeutung des unverzichtbaren in den Hauptbach. Von den Bächen im Lebensspenders. Infolge des ton- und Ortsbürgerwald ist nur der Kieselhaubach lehmhaltigen Untergrunds sowie der Mo­ benannt, die übrigen Bächlein haben ledig­ ränenmulden ist Berikon reich an Quellen. lich eine Nummer. Die einzige, heute noch für Trinkwasser Auf alten Landkarten und auch auf dem Plan genutzte Quelle, ist die Altisbachquelle, der ersten Wasserversorgung aus dem Jahre von der täglich ca. 70‘000 Liter Wasser ins 1902 ist im Oberlauf des Rummelbachs Netz eingespiesen werden (d.h. Berikon hat ein «Fischgraben» eingezeichnet. Aus Er­ heute pro Person und Tag 15 Liter eigenes zählungen von «alten Berkern» wissen wir, Wasser). Die Quelle im «Sauhirtenmättli», dass dort Forellen laichten. nordöstlich des Aemmet, wurde 1904 für Im Gemeindeversammlungsprotokoll vom Fr. 500.– an die Friedlisberger verkauft, sie 30.3.1840 steht: wird zurzeit nicht genutzt. Der Gemeinderat verbietet unter Busse das Krebsen und Fischen im Dorfbach. Waschhäuser Bezüglich Eigentum der Bäche steht im ZGB Vor Einführung der allgemeinen Wasserver­ von 1912: sorgung hatte Berikon drei Waschhäuser. Herrenlose und öffentliche Sachen wie Ge- Eines stand am Bach bei der Reinenstras­ wässer, Felsen, Firnen etc. stehen unter der se, ein zweites am Bach Friedlisbergstrasse Hoheit des Staates, in dessen Gebiet sie sich beim Brunnen und ein drittes in Unter­ befinden. berikon unterhalb des alten Schulhauses Im Aarg. Baugesetz von 1972 wird der Be­ am Bach beim Sodbrunnen. Diese «Wösch­ griff «Gewässer» genau definiert:

13 §114 Jedes dauernd oder periodisch Wasser Dazu musste der Landjäger besonders die führende Gerinne gilt, wenn es das Grund- Scheunen kontrollieren: dort durfte nicht stück seines Ursprungs verlassen hat, als geraucht und kein Feuer entfacht werden. öffentliches Gewässer, sofern an ihm nicht Brennende Kerzen waren verboten. privates Eigentum nachgewiesen ist. Bereits1805 gab es im jungen Kanton die §115 An einem öffentlichen Gewässer kön- erste­ «Aargauische Gebäudeversicherungs­ nen weder Eigentum noch andere dringliche anstalt». 1887 wurde das Brandversiche­ ­Rechte ersessen werden. rungswesen des Aarg. Versicherungsamt §116 Alle öffentlichen Gewässer sind Eigen- ins Leben gerufen. Diese kantonale Ver­ tum des Kantons. sicherung war es auch, die nach und nach Über unseren Bach führten einst neun Brü­ von der Bevölkerung verlangte, die neuen cken, bei Hochwasser war es oft schwierig Häuser nicht mehr mit Stroh, sondern mit und auch gefährlich, diese zu benutzen. Ziegeln zu decken. Ebenso gab es am Rummelbach einige Stel­ In Berikon gab es einige Ziegelhütten, in len als «Viehtränke», und der Bach konnte denen Ziegel gebrannt wurden. Diese Be­ an mehreren Stellen gestaut werden, um triebe mussten wegen Brandgefahr mind. bei einem Brand Löschwasser zu haben. 500 Schuh (1 Schuh ca. 30 cm, also ca. 1935 wurde der Rummelbach vom Gebiet 150 m) vom nächsten Gebäude entfernt «im Feld» bis zum Gebiet «Marrengasse» errichtet werden. eingedohlt. Allein auf dieser kurzen Strecke Nachfolgend einige Auszüge aus Protokoll­ führten vier Brücken über den Bach. Das büchern der Gemeinde: Projekt war bereits am 7.3.1912 dem Regie­ 14.3.1846: Das Bezirksamt verfügt, dass rungsrat eingereicht worden, musste aber ­Gemeinden mit über 100 Häuser eine Feuer- infolge des Krieges 1914/18 und unter den spritze anzuschaffen haben. nachfolgenden finanziellen Problemen von 10.12.1871: Auftrag des Bezirksamtes: an Bund/Kanton/Gemeinde hinausgeschoben geeigneter Stelle im Bach sind Wassersammler werden. einzurichten zwecks schneller Hilfe im Brand- fall. Feuerwehr 6.5.1894 verfügt die Staatswirtschaftsdi- Vergebens haben wir in alten Schriften nach rektion, Berikon habe eine neue Saugspritze einem Feuerweiher gesucht. anzuschaffen sowie 100 m Normaldruck- Vor 200 Jahren waren in unserem Dorf die schläuche. meisten Häuser mit Stroh gedeckt und aus Holz gebaut. Das wirkte sich bei einem Bewässerung Kulturland Brand verheerend aus. Im Protokollbuch der Aus alten Schriftstücken wissen wir, dass Gemeinde ist schon 1806 die Anschaffung auch bei uns Grabensysteme zur Bewäs­ einer neuen Feuerspritze erwähnt, und es serung des Kulturlandes unterhalten wur­ werden Verhandlungen geführt mit «Ober­ den. Die Wiesen und Matten im Gebiete wil-Liele, Ruederstetten und Höfen» zwecks des Rummelbaches konnten mittels eines gemeinsamer Anschaffung. 1808 wird ein feinst eingerichteten Systems und einer von Spritzenhäuschen erstellt. Aufgabe der zwei den Anstössern genau beschriebenen und Nachtwächter war unter anderem auch die ­gelobten «Nutzungsordnung» bewässert Überwachung des Dorfes in dieser Hinsicht. werden.

14 Das Original, datiert vom 9. März 1805, lässigem Ton- und Lehmuntergrund) und verfasst von Gemeindeammann Jos. Ulrich konnten nur mühsam bewirtschaftet wer­ Koch, getreust abgeschrieben von Gemein­ den. Daher stammen auch die Flurnamen deschreiber Keller am 25. November 1893. wie Nassacher, Moosmatten, Roosmies Das Schreiben erklärt uns, wie die Bewäs­ usw. Schon im 19. Jahrhundert wurden in serung der Wassermatte am Rummelbach, Gemeinschaftsarbeit Drainagen zur Entwäs­ sowie der gegenüberliegenden Hofmatt bis serung gemacht. Am 14.12.1879 beschloss zum Gebiet Wissebüel geregelt war.: die Gemeinde, die Tägismatt trocken zu Zu Wissen und Kunde seie legen, und am 8.11.1903 wurde die Drai­ Männiglichen hiermit dieserem Briefe, dass an nage von Junkholz/Welschloo beschlossen, Ends gesetztem dato vor dem Gemeindeam- 1933 das Islerfeld mit der Geerendrainage. mann Jos. Ulrich Koch zu Berken erschienen Bürgerland wurde auf Kosten der Bürger­ die Besitzer der so genannten Wassermatten kasse und persönlichem Einsatz, Privatland und Hofmatten, die zwischen beiden Dörfern auf eigene Kosten drainiert. In dieser Zeit gelegen, um, dieweilen ihr alter Wässerungs- wurde eine Meliorationsgenossenschaft brief verloren gegangen, freundschaftlichste ­gegründet, die heute noch für den Unter­ eine neue Vertheilung des Wassers aus dem halt besorgt ist. Ein Meliorationsplan von Dorfbach mit einanderen zu machen und 1943 zeigt das gewaltige Leitungssystem haben als nachstehende Pünkten einmütig zwischen Wald und Rummelbach. mit einanderen auf und angenommen und dieselben sowohl für sich als auch für ihre Kanalisationen Nachkommen zu allen Zeiten unverbrüchlich Früher besass jedes Haus ein Güllenloch. Der zu halten gelobt und versprochen und zwar: Inhalt wurde als Dünger sehr geschätzt. Was … danach fangt der Laurenz Gehrig an und in städtischen Gebieten seit Jahren ­üblich solle das Wasser in seine zwei Matten acht Täg war, fand mit der neuen, regen Bautätigkeit und Nächte lang haben, nämlich in der zwei- auch bei uns Einzug: 1949 wurde an der Ge­ ten Wochen von Mittwochen abends 3 Uhr an meindeversammlung angeregt, die neuen bis in der dritten Wochen Donstag abends um Häuser im Mutschellen an eine Kanalisation 3 uhr. Darauf hat der Franz und Johannes die anschliessen zu können. 1952 wurde ein Kochen das Wasser einen Tag und eine Nacht entsprechender Beschluss gefasst und eine lang. Das ist in der dritten Wochen von Dons- Leitung auf Kosten der Land- und Haus­ tag abends von 3 uhr an bis Freitags abends eigentümer in den Krebsenbach erstellt. um 3 uhr, darnach haben der Johannes und Damit flossen die Überläufe der Klärgruben Michel die Gehrigen und Mi­chael Keller das in diesen Bach. Wasser auch einen Tag und eine Nacht und 1953 wurde die neue Oberwiler-/Bahn­ danach fangt der Jos. Welti und der Jak. Gehrig hofstrasse projektiert. Damit war der Einbau wiederum an zu wässern und je einer nach einer Kanalisation zwingend vorgeschrie­ dem andern wie vor beschrieben ist und so ben. Vorerst diente die Leitung nur der alle Jahr immer fort … Strassenentwässerung. Sie führte über das Bühlfeld (Kreisschule) und mündete eben­ Entwässerungen falls in den Krebsenbach. In den Jahren Viele Landparzellen in Berikon waren sump­ 1965/66 entstand die Kanalistionsleitung fig (Moränenmulden mit wasserundurch­ vom Stalden bis zur Marrengasse inkl.

15 Pumpwerk, welches das Schmutzwasser Stimmen abgelehnt. Begründung: bereits über die Höhe der Bahnhofstrasse in den hohe Steuerlast, die noch höher würde. neuerstellten Südhangkanal (unterhalb Pri­ Dann geht es aber auf massiven Druck der marschulhaus) pumpt, dieser mündet in Regierung Schlag auf Schlag. den Kanal beim Belvédère, welcher bis zur im Bibenlos führte (Vorfluter). Gemeinde-Versammlungen 1971 wurde ein Kredit von Fr. 630‘000.– 6.3.1900: Die Direktion des Innern beauf­ zwecks Einkauf in den neu gegründeteten tragt Kreisingenieur Baur, Untersuchungen Abwasserverband Bremgarten gesprochen. anzustellen, wie den schlimmen Wasserver­ Mit dem Bau der ARA Bremgarten, seit sorgungverhältnissen abgeholfen werden 7.11.75 in Betrieb, wird auch der Kanal könnte. Der Vorschlag lautete: Wasser aus vom Bibenlos mit einer Brücke über die dem Baue Liele beziehen. Reuss zur neuen ARA geführt. Die Leitungen 31.3.1900: Die Gemeinde wählt eine Kom­ Bühlfeld und Welschloh wurden ebenfalls mission zur Beratung und Anhandnahme an die Hauptleitung nach Bremgarten an­ der Wasserversorgungsfrage. geschlossen. 9.9.1900: Die Direktion des Innern ver­ 1993 entstand die Fortsetzung des Süd­ langt sofortigen Entscheid, ob die Wasser­ hangkanals vom Schulhaus bis zum Sädel versorgung gebaut oder ob Brunnen erstellt zwecks Entlastung des Strangs Oberwiler­ werden. Es wird beschlossen, durch Huber, strasse, der bei stärkeren Niederschlägen Hägglingen, für Fr. 300.– einen Vorschlag immer wieder überquoll. Das Oberdorf und ausarbeiten zu lassen. die nachfolgenden Baugebiete erstellten 20.3.1901: Der Beschluss der Gemeinde Anschlussleitungen an obige Hauptstränge. Liele, die Hausleitungen bis und mit Abstell­ Entwässerungen in den Krebsenbach (heute hahnen durch die Gesellschaft zu erstellen, Pflanzerbach) und den Rummelbach gibt es wird abgelehnt. Berikon will selber bauen. nicht mehr resp. ein Regenrückhaltebecken Man will zwölf Hydranten erstellen. im Welschloh entlässt auch bei starken Nie­ 16.6.1901: Der Gemeinderat Liele tritt von derschlägen im Überlauf nur noch sauberes der Idee einer gemeinsamen Wasserversor­ Wasser in den Bach. Ein Rückhaltebecken gung mit Berikon zurück. Die vom Kanton am Rummelbach ist in Ausführung. gesetzte Frist für einen Entscheid vor 3.6.01 war bereits abgelaufen. Der Weg zur heutigen 17.11.1901: Die Bürger werden informiert, Wasserversorgung dass gemäss Weisung des Kantons bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Ge­ am 1.10.1901 mit der Realisierung der meinde vom Regierungsrat regelmässig Projekte hätte begonnen werden sollen! aufgefordert, etwas gegen die bedenk­ Weiter informiert er, dass Liele sein Wasser liche Wasserversorgung zu unternehmen. an Gemeindeschreiber Füglistaller verkauft Sei es die Quellfassungen, Zuleitungen habe, der nun für Liele die Wasserversor­ und Brunnen zu sanieren oder dann eine gung baue. Mit ihm konnte Gemeindeam­ eigentliche­ «Wasserversorgung» aller Lie­ mann Welti einen Vertrag aushandeln, die genschaften zu erstellen. Noch 1899 wurde Hälfte des Wassers, gefasst und ungefasst, von der Gemeindeversammlung ein Projek­ an ­Berikon zu verkaufen. Mit 56 zu 24 tierungskredit von Fr. 700.– mit 45 zu 30 Stimmen wird dem Vertrag zugestimmt. Es

16 wird eine Kommission mit 13 Mitgliedern meinde Bremgarten am Hasenberg über gewählt. eigenes Wasser. 23.12.1901: Grossrat Gehrig, Präsident der 1913 stellt Kaspar Hüsser (Häftliheiris) ein Kommission, informiert über das bisher ge­ Gesuch an die Gemeinde Widen, sein ge­ leistete. Es liegen drei Varianten vor, woraus plantes Haus im Mutschellen ebenfalls an der Vorschlag «Stegli», heute Reservoir Al­ diese Leitung anschliessen zu dürfen, und tisbach, einstimmig gewählt wurde, weil unter welchen Bedingungen. später, wenn nötig, Wasser von der Quelle An der Gemeindeversammlung vom 6. No­ Altisbach eingeleitet werden könnte. vember 1920 wurde auf den im Sommer 12.3.1902: Aus sechs Offerten wird das immer wieder zu beklagenden Wasserman­ Ing. Büro Guggenbühl & Müller aus Zürich gel hingewiesen und angeregt, neue Quell­ mit der Ausführung beauftragt. Kosten: Fr. fassungen im Altisbach und Langenmoos 38‘000.– (umgerechnet heute Fr. 350‘000) zu prüfen. Die Einwohnerzahl stieg in der Hiesige Fuhrleute und Arbeiter sollen vorab Zwischenzeit auf 755 Personen. berücksichtigt werden, und Grabarbeiten Am 27. August 1921 beschliesst die Ge­ für die Hauszuleitungen kann jedermann meindeversammlung auf Antrag der Was­ selbständig ausführen. serversorgungskommission im Altisbach­ 12.3.1902: Die Ortsbürgergemeinden wald und in der Altisbachmatt nach Wasser Ober- & Unterberikon beschliessen, je zur zu suchen, resp. die dort bekannten Quellen Hälfte den Wald als Pfand für die Kredit­ zu fassen. Bereits ein Monat später liegen vorgabe zu geben. zwei Offerten für die Erschliessung vor. Der 12.11.1902: Das Wasserversorgungs-Reg­ Auftrag wird an Trottmann + Hartmeier, lement wird beraten und beschlossen. Bremgarten, für Fr. 6000.– vergeben. Am 23.11.1902: Wahl der Wasserversorgungs­ 29.12.1921 muss der Kredit auf Fr. 12‘000.– kommission. Der Originalplan dieser ersten verdoppelt werden. Wasserversorgung liegt im Gemeindear­ Am 4.2. 1922 sind die Arbeiten bereits chiv. fertig, und das Wasser fliesst ins Reservoir 1900 betrug die Einwohnerzahl 701 Per­ Stegli (heute Altisbach genannt). Die Ab­ sonen. Ende 1902 kam erstmals das kostba­ rechnung ergibt Kosten in der Höhe von re Nass durch eine Röhre in fast jeden Haus­ Fr. 15‘000.–! halt und Stall. Die Sodbrunnen wurden Im Dezember 1927 wird erstmals über eine nach und nach eingedeckt. Nur eine Frau Wasserleitung bis zum Mutschellen disku­ verweigerte diese Erneuerung über Jahre tiert. Am 7.11.1928 wurde der Auftrag und holte das Wasser weiterhin vom Bach: zur Erstellung einer Wasserleitung bis zum s Babeli, heute Feldstrasse 1. Doch diese Bahnhof für Fr. 27‘300.– an die Firmen neue Wasserversorgung führte Richtung Meier/Wiederkehr, Berikon, erteilt. Bereits Mutschellen nur bis knapp zur heutigen im Oktober folgenden Jahres wurde ent­ Kreisschule. schieden, die Leitung über die Mutschellen­ Als 1902 der Bahnhof Berikon-Widen ge­ strasse bis zur Gemeindegrenze Widen zu baut wurde, konnten die Gebäude samt führen. Damit konnten alle Liegenschaften Brunnen an eine Leitung der Gemeinde im Gemeindebann an das Berker Netz an­ ­Widen angeschlossen werde. ­Widen ver­ geschlossen werden. fügte dank der Wasserfassungen der Ge­ Im Dezember 1932 drohte die Gemein­

17 18 Ausschnitt aus dem Mühlbergatlas Stand 1888 ungefasste Quelle gefasste Quelle Sodbrunnen

19 de Widen mit einem Prozess, sofern der Dank des Hasenberg-Wassers war Berikon Bahnhof samt Wohnhaus nicht wieder an für die nächsten Jahre die Wassersorgen das Netz Widen angeschlossen werde. Im los. Hatte zu Beginn der Wasserversorgung Oktober 1933 findet ein Vergleich statt: jede Liegenschaft nur einen Wasserhahnen, Berikon bezahlt Widen Fr. 300.– Abfindung wurden es bald deren zwei. Die sanitären und übernimmt die Anwaltskosten von Einrichtungen wurden ausgebaut, und in Fr. 32.50! der Nachkriegszeit setzte die Bautätigkeit Im Juni 1934 wird an der Gemeindever­ ein. sammlung geklagt, dass seit dem Früh­ Die Jahre 1947 und 1949 mit den sehr ling immer wieder kein Wasser aus den trockenen, heissen Sommern galten als Hahnen komme. Auch alle Appelle zum «Dürrejahre». Es gab über Monate keine Wasser­sparen nutzten nichts. Beauftragte Niederschläge, der Rummelbach war tro­ Rutengänger raten zu Probebohrungen cken, die Quellen lieferten von Woche zu im Moos, Bodenmatten und Schifflände Woche weniger Wasser. Die Schieber der (am Rummelbach/Wissebühl). Man traut Reservoirs wurden tagsüber geschlossen diesen Prognosen nicht und sucht nach und nur morgens und abends für kurze anderen Quellen. Es soll geprüft werden, ob Zeit geöffnet. Diesen Zeitpunkt durfte man die gute Quelle im Kaltbrunnen (zwischen nicht verpassen um das Vieh zu tränken Egelsee und Baltenswil, Bergdietikon) für und die «Züberli» mit Wasser zu füllen. Berikon gefasst werden könnte. Das Vor­ Ältere Leute dachten mit Wehmut an ihre haben wird aber vom Versicherungsamt Sodbrunnen – hätte man sie doch nicht abgelehnt. zugedeckt! Da bekannt ist, dass die Stadt Bremgarten 1948 wurden zwecks Reduktion des Wasser­ seit jeher Wasser vom Hasenberggebiet be­ verbrauchs Wasseruhren eingebaut, da die zieht, die Quelle Langenmoos seit Jahren wiederholten Appelle zum Wassersparen nicht mehr nutzt, erhält der Gemeinderat nichts bewirkten. Grosse Empörung löste den Auftrag, mit Bremgarten über einen das Schreiben der Gemeinde Oberwil-Lieli Wasserbezug ab Langenmoos zu verhan­ aus, worin mitgeteilt wurde, Berikon erhalte deln. Die Verhandlungen sind erfolgreich, künftig aus der Quelle Lieli nur noch das Bremgarten verkauft der Gemeinde Beri­ überschüssige Wasser. Der Gemeinderat er­ kon 80 Minutenliter Wasser für pauschal hielt den Auftrag, sofort zu intervenieren, Fr. 28‘000.–. Berikon muss dazu ein eigenes­ notfalls auf dem Prozesswege. Reservoir erstellen mit der Auflage des Ver­ An der Gemeindeversammlung vom De­ sicherungsamtes, eine Kammer für 100 m3 zember 1949 informierte der Gemeinderat, Löschwasserreserve einzubauen. Die Kosten dass Oberwil willkürlich alles Wasser in Lieli samt Leitung an die Gemeindegrenze wer­ in ihr Reservoir leite und Berikon abgehängt den auf Fr. 22‘000.– geschätzt. Interessant­ habe. Die Entrüstung war vehement und dabei ist, dass dieses Reservoir (heute Mi­ die Gebr. Meier erhielten den Auftrag, so­ chelholz genannt und Teil des Regionalen fort den bisherigen Zustand zu erstellen. Wasserverbandes) bis auf 45 cm auf die Zudem sei mit Oberwil zu verhandeln. Im gleiche Höhe wie das Reservoir Altisbach Juli 1950 konnte eine gütliche Lösung ver­ gebaut wurde und so einen gegenseitigen einbart werden. Berikon zählte inzwischen Wasseraustausch ermöglicht. 910 Einwohner.

20 Die Wassersuche ging weiter. So wurde im 1984 auch Oberwil beitraten. Die gesamten Sommer 1949 im Wald beim «Heidehübel» Wasserwerke dieser Gemeinden waren nun etwa 15 m tief gegraben, aber keine ergie­ vernetzt, und die Bewirtschaftung erfolgt bige Quelle gefunden. Im Frühling 1950 bis heute zentral. 1974 erfolgte ein weiterer erfolgte eine weitere Grabung bei Adolf grosser Schritt: man beschloss der GALM Gehrig, Marrengasse, die ebenfalls keinen beizutreten (Grundwasserversorgung Amt/ Erfolg brachte. Deshalb wurde der Gemein­ Limmattal Zürich). Seither trinken wir in derat an der Gemeindeversammlung vom Perioden grossen Wasserverbrauchs Wasser 3.7.1950 beauftragt, mit Zufikon in Ver­ vom Zürichsee. handlung zu treten. Zufikon hatte 1949 Zusätzlich verfügen auch heute noch alle in der Breite ein Grundwasserpumpwerk Gemeinden über eigene, meist eher klei­ errichtet, das nach damaligen Erkenntnis­ ne Quellen, die ins System eingespiesen sen unbeschränkt Wasser liefern könne. Das werden und auch eine Art Notversorgung Anliegen von Berikon wurde vom Regie­ darstellen. So wird z.B. der Friedlisberg aus rungsrat gestützt und Zufikon verpflichtet, dem Reservoir Oberholz Lieli versorgt, das die Hälfte des Wassers Berikon zur Verfü­ etwas höher liegt als der Friedlisberg. Beri­ gung zu stellen. kon ist zurzeit an der Sanierung der Quelle An der Gemeindeversammlung vom Altisbach. 22.8.1950 wurde eine Wasserbeschaf­ Der Wasserverbrauch der Verbandsge­ fungskommission gewählt. Auftrag: abklä­ meinden beträgt heute durchschnittlich ren wie am besten, billigsten schnell zusätz­ 3500 m3/Tag, Spitzenwerte im Sommer liches Wasser beschafft werden könne! Im erreichen bis 7500 m3/Tag. Der Jahresver­ Februar 1951 wird auf Antrag dieser Kom­ brauch bewegt sich zwischen 1,1 und 1,2 mission der Vertrag mit Zufikon mit ­einer Mio m3. Der Wasserverbrauch von Berikon Einkaufssumme von Fr. 23‘000.– genehmi­ (ca. 4500 Einwohner) beträgt durchschnitt­ gt sowie der Kredit für die Steigleitung von lich 800 m3/Tag. Zufikon nach Berikon von Fr. 340‘000.– Das gesamte Leitungsnetz mit allen Pum­ bewil­ligt. Im Mai 1954 muss der Kredit pen, Schiebern und Messgeräten usw. wird infolge schwieriger Bodenverhältnisse auf vollelektronisch gesteuert und überwacht. Fr. 540‘000.– erhöht werden. Einmal mehr Im Herbst 2007 wurde im Netz das Kon­ glaubte man, das Wasserproblem endgültig trollsystem «Lorno» eingebaut. Es erkennt gelöst zu haben. die Lecks in der Wasserleitung automatisch In den 60er-Jahren wiederholte sich infolge und meldet diese per E-Mail oder SMS an der regen Bautätigkeit das alte Lied des den Brunnenmeister. Weitere eingebaute Wassermangels während der Sommerzeit. Sicherheitssysteme lassen uns trotzdem Deshalb wurde 1968 im Nüeschhau (Un­ ­ruhig schlafen … terlunkhofen) im Grundwasserstrom eine weiter Pumpe installiert sowie eine weitere Dank Steigleitung ab Bremgarten über die Stige­ Wir danken allen ganz herzlich, die mit Hin­ len gebaut. weisen, Angaben, Unterlagen usw. mitge­ 1970 gründeten die Gemeinden Berikon, holfen haben, diesen Bericht zu verfassen. Rudolfstetten und Widen einen regionalen Wasserverband, dem 1972 Zufikon und

21 Kurt Berger: Von der Mutter­ uhr und dem Chachelibüetzer

Schon die beiden kleinen Schaufenster an verschiedenen Räumen liebevoll platziert der Oberdorfstrasse lassen erahnen, welche hat. Sein Vater hat schöne Plastiken ge­ Vielfalt an Kleinoden und interessanten Stü­ schaffen, vor allem aber eine grosse Zahl cken aus vergangenen Zeiten sich in den eindrucksvoller Bilder gemalt. Seine Mutter Räumen der ehemaligen Bäckerei Felder hat sich landesweit einen Namen mit ihren befindet. Es braucht viel Zeit, all die wun­ wunderschönen Marionetten gemacht, die derschönen Dinge aus vergangenen Zeiten sie selbst modelliert und bekleidet hat. Sehr zu entdecken und zu bestaunen, die Kurt schön sind auch ihre Hinterglasmalereien. Berger über die Jahre zusammengetragen hat. Viele seiner Schätze hat er auf Floh­ Der gelernte Feinmechaniker hat sich zum märkten gefunden und in oft stundenlan­ Geheimtyp für die Reparatur antiker Uhren ger Arbeit hergerichtet und wieder zum und Gerätschaften entwickelt, insbesonde­ Laufen gebracht. Zum Teil sind es auch re auch deshalb, weil er fehlende Bestand­ Erbstücke von seinen Eltern, die er in den teile in der gut eingerichteten Werkstatt

22 selber herstellen kann. Früher war er zudem Spezialist für die Einrichtung und Wartung elektronischer Geräte an Fahrzeugen. Heu­ te ist er mit seiner Arbeit voll ausgelastet, ist er doch u.a. auch noch für das Schloss Lenz­ burg und verschiedene Museen tätig. Das Bild zeigt ihn mit einem Turmührchen vom Schloss Lenzburg, das er wieder zum Ticken bringen muss und sicher auch wird.

Eine Mutteruhr von «IBM International» aus dem Jahre 1920 konnte z.B. mechanisch acht verschiedene Programme im Minuten­ takt während einer Woche steuern. Dazu gehören die Neben- und Tochteruhren. Da gibt es eine Stechuhr, die die Arbeitszeit für 35 Arbeiter erfassen kann oder die Beob­ achtungsuhr, die früher für astronomische Studien verwendet wurde.

Sehr interessant sind seine selbstgemach­ ten «Mysteriösen Uhren». Sie laufen, aber man weiss nicht weshalb! Kaminsims­ melrechenmaschine», die noch bis in die uhren, Standuhren, Bahnhofuhren sowie 50er-Jahre gebraucht wurde, ziert den alten eine Anzahl alter Wecker in allen Grössen Schrank. Gingen in früheren Zeiten Teller und Formen bereichern seine Sammlung. oder Chacheli zu Bruch, wurden sie nicht Eindrucksvoll sind die beiden Turmuhren einfach weggeworfen, sondern es wurden mit den schweren Gewichten, die im Ein- kleine Löcher gebohrt und die Bruchstücke oder Zweitagesrhythmus aufgezogen wer­ mit Drahtklammern wieder zusammenge­ den mussten. Selbstverständlich sind auch fügt. Diese Arbeit erledigten die «Chacheli­ sie renoviert und funktionieren wie ge- büetzer», die ein- bis zweimal pro Jahr von schmiert. Eigentlich fehlt nur noch der Haustür zu Haustür gingen und um Arbeit Turm dazu …, aber wer weiss, ob ihm bei all baten. Kurt Berger hat ein paar Prachtsex­ seiner Kreativität nicht noch etwas einfällt. emplare solcher Flickwerke.

Aber es gibt noch einiges mehr zu be­ Wie seinerzeit seine Eltern an der Unter­ staunen, wie z.B. die Hinterglasmalereien, dorfstrasse hat auch er das Haus stilvoll die vielen Bilder seines Vaters und solche renoviert. Ein Rundgang in den heimeligen anderer Künstler, die voll funktionstüch­ Räumen, stets begleitet vom Ticken und tigen Spielautomaten aus England und Schlagen alter Uhren, hinterlässt ein ein­ Japan. Da sind die schönen historischen drückliches Bild. Vielleicht zeigt er gelegent­ Pistolen, alle ungefährlich, weil es keine lich seine Kostbarkeiten der Öffentlichkeit Munition mehr dazu gibt. Eine Art «Trom­ an einer Ausstellung.

23 Vor 100 Jahren …

Auszüge aus Protokollen der eine Steuer von 2½% beschlossen. Auf Wei­ ­Gemeindeversammlungen sung des Erziehungsrates sei eine 3. Schule einzurichten, was Kosten für ein weiteres 1.1.1907, Verschmelzung der beiden Schulzimmer sowie die Anstellung eines 3. ­Bürgergemeinden Lehrers bedeutet. Per 1. Januar 1907 erfolgt auf Dekret des Grossen Rates der Zusammenschluss der 15.2.1907, Bürgergemeindeversammlung beiden Bürgergemeinden Ober- und Un­ Der Vorschlag des Waldreglementes wird terberikon. Die Bürgergabe beträgt künf­ diskutiert und zur Überarbeitung an die tig 2–3 Ster Brennholz für jeden Bürger. Kommission zurückgewiesen. (Der sogenannte Bürgernutzen wird mit Das Bezirks­amt erkundigt sich, ob die der neuen Kantonsverfassung 1981 auf­ ­nötigen baulichen Verbesserungen des gehoben.) ­Armenhauses vorgenommen wurden und ob dem Wittwer Brunner das nötige Brenn­ 31.1.1907, Bürgergemeinde holz ange­wiesen wurde. Die Versammlung Die Armenkasse weist Ausgaben von ist der Ansicht, der Umbau sei zu teuer. Das Fr. 1770.– und Einnahmen von Fr. 1170.– Traktandum wird deshalb verschoben. aus. Deshalb muss die Armensteuer erhöht werden. 22.2.1907, Bürgergemeindeversammlung Es muss ein Waldreglement erstellt wer­ Stimmfähige 101, Anwesende 62, Abwe­ den. Es wird eine Kommission gewählt mit sende 39. Das Waldreglement wird mit vier folgenden Mitgliedern: Gemeinderat plus Ergänzungen genehmigt. Gottfr. Hüsser, Jak. Angstmann, Jos. Koller- Groth. Es sei ein Entwurf z.Hd. der Gemein­ 5.4.1907, Schulgemeindeversammlung deversammlung zu erstellen. Auf die Ausschreibung als Oberstufenlehrer habe sich niemand gemeldet, aber Lehrer 6.2.1907, Einwohnergemeinde- und Siegfrid Hilfiker aus Boswyl sei auf dem Schulgemeindeversammlung Berufungswege zu erhalten. Die Diskussion Für Spritzenführer (Feuerwehr) wird die in der Folge gestaltet sich derart, dass eine Entschädigung auf Fr. 10.– festgesetzt. Der sachliche Erledigung nicht mehr zu erhof­ Schneepflüger Emil Gehrig erhält Fr. 11.–. fen war und die Versammlung aufgehoben Die Vergabe der Mauserarbeit wurde ver­ wurde. schoben. Voranschlag der Polizeikasse: Einnahmen 5.6.1907, Schulgemeindeversammlung Fr. 1010.–, Ausgaben 5265.–. ­Darin sind Lehrerwahl Mittelstufe J. Groth, Unterstufe die auferlegten Kosten für die Brücke in Berta Füglistaller, Liele. Schulhausrenova­ Rottenschwil noch nicht enthalten. Es wird tion Ober-Berikon: Der Boden für das neue

24 Schulzimmer wird aus Tannenriemen 1. zuchtfähigen Kühen werde zum Stier nach Qualität gemacht. Auftag an Joh. Groth, Friedlisberg gegangen. Diesem Antrag Wagner, und Jos. Brem, Zimmermeister, zu wird zugestimmt. Fr. 3.10 pro m2. Die Lehrerstelle für die 3. Schule wird Den Rebbesitzern wird der Befund der ausgeschrieben. Die Besoldung wird auf Weinexperten per 1906 eröffnet und die Fr. 1600.– festgesetzt. Die Kosten für den Weisungen bezüglich Bespritzung der In­ Ausbau des Schulzimmers übernehmen fektion pro 1907 erteilt. die Ortsbürger als Hauseigentümer, das ­Inventar übernimmt die Schulrechnung. 22.7.1907, Bürgergemeindeversammlung (Die Unterstufe 1.–4. Klasse zählte 61 Unter-Berikon Schüler, die Mittel-/Oberstufe 4.–8. Klasse Stimmfähige 63, Anwesende 35, Abwe­ 82 Kinder. Die neuen Unter-, Mittel- und sende 28. Es wird der Grasvertrag der Oberstufen in je einem Schulzimmer blie­ Waldwege gegen Barzahlung zur Steige­ ben bis zum Schulhausneubau 1954 be­ rung gebracht: Tägismatt: Andreas Koller stehen.) (Webers) für Fr. 13.50, Allmend: Andreas Bürgergemeindeversammlung: An Jos. Koller (Webers) für Fr. 4.50. Die Wald- und ­Hüsser wird im Kiesgrubenareal Gubel Ortsbürgerkassen werden nach gehaltener 10 a Land für Bauzwecke verkauft, Preis Diskussion genehmigt. Fr. 500.–.

25.8.1907, Einwohnergemeinde- und 17.11.1907, Einwohnergemeinde- und ­Ortsbürgergemeindeversammlung ­Bürgergemeindeversammlung Stimmfähige 138, Anwesende 70, Abwe­ Stimmfähige 150, Anwesende 94, Ab­ sende 68. Es werden die Polizei-, Schul- wesende 56. Als Betreibungsbeamter Herr und Wasserversorgungsrechnungen vorge­ Frz. Jos. Gehrig gewählt. Als Stellvertreter legt. Sie werden mit den Bemerkungen der Hr. C. Groth, Gemeindeweibel. Commission genehmigt. Entlassung der Einsassen (Nichtortsbürger) Verhandlungen der Ortsbürger: Die Ar­ und Beginn der Bürgergemeinde: Stimm­ menrechnung gelangt zur Verlesung. Für fähige 101, Anwesende 66, Abwesende eine Ausgabe wird eine Rückforderung von 35. Fr. 5.– verlangt. In Behandlung der Frage, wie der dies­ jährige Holzschlag auszuführen sei wird 13.10.1907, Einwohnergemeinde- und beschlossen: Es sind sogenannte Haue aus­ ­Bürgergemeindeversammlung zugeben, und jeder Nutzungsberechtigte Stimmfähige 143, Anwesende 88, Abwe­ erhält durch Loos einen solchen zur Hol­ sende 55. Die hoh. Staatswirtschaftsdi­ zung. Die Holzung umfasst abhauen, aufsä­ rektion verlangt gestützt auf das Resultat gen in Meterrugel, evtl. aussägen allfälligen der Viehzählung für hiesige Gemeinde drei Nutzholzes und aufrüsten des Astholzes in Zuchtstiere. Der Gemeinderat habe bereits Wellen. ein Gesuch eingereicht, bis Martini 1908 bei zwei Stieren verbleiben zu dürfen. Alte Kühe würden z.T. abgeschafft und einige dienen nur der Fleischzucht. Mit etwa 40

25 10 Jahre Naturschutz­ kommission Berikon

Im Jahre 1997 wurde auf Antrag des Ge­ Gemeinde werden in regelmässigen Ab­ meinderates eine Naturschutzkommissi­ ständen kontrolliert. on gegründet. Die wichtigsten Aufgaben – Die alten Kopfweiden am Rummelbach der Kommission sind gemäss Reglement werden von Zeit zu Zeit zurückgeschnitten. der ­Gemeinde Berikon der Vollzug des Auch wurde der Bestand ergänzt. Nutzungsreglementes gemäss Bau- und – Die Kommission hat ein Heckeninventar Nutzungsordnung, Überwachung der erstellt zwecks Kontrolle und Pflegeplan. Schutzzonen und -objekte sowie Einlei­ Für die Landwirte fand ein Heckenpflege­ tung notwendiger Massnahmen. Ferner kurs statt. sind Vorschläge zur Schaffung evtl. neuer – 1999 unternahm die Kommission eine Landschaftselemente einzubringen, Begut­ Begehung aller Aussenanlagen der öf­ achtungen von Baugesuchen bezüglich Na­ fentlichen Gebäude. Zusammen mit den tur- und Landschaftsschutz vorzunehmen, zuständigen «Hausmeistern» wurden ver­ sowie Stellungnahmen zur Umgebungs­ schiedene Optimierungen bezüglich Na­ gestaltung von öffentlichen Bauten. Die turschutz vereinbart. Alle Anlagen zeigen Mitglieder werden vom Gemeinderat ge­ heute einen erfreulichen Zustand. wählt, die Kommission ist ihm gegenüber – Projekt Buntbrachen: an einem Info- verantwortlich. Abend erhielten die Landwirte von Berikon Der Kommission gehören folgende Mit­ und der Nachbargemeinden von Fachleu­ glieder an: ten Antworten über alle Aspekte betreffend – Max Welti, Präsident Buntbrachen. Bis 2006 hatten wir in Berikon – Robi Hildebrand, Vizepräsident, Garten­ immer mehrere intakte Brachen. Infolge der baufachmann veränderten Bewirtschaftungsvorgaben – Rosmarie Groux, Vertretung Gemeinde­ wird das Projekt zurzeit neu bearbeitet. rat – Im Jahre 2000 wurde das Nassbiotop – Esther Hüsser, Sekretariat im Gunzebüel gebaut. Es hat sich präch­ – Alois Koch, Vertreter Landwirtschaft tig entwickelt und bietet Heimat für viele – Otto Maurer, Vertreter Landwirtschaft Tierarten. – Dr. Bernhard Oester, Forstingenieur – 2001 beschafften wir uns anlässlich einer – Daniel Roos, Bauverwalter Gemeinde Begehung des Gemeindebanns unter Lei­ Die meisten Mitglieder arbeiten seit der tung der Biologin Frau Dr. Müri (sie berät im Gründung der Kommission mit. Wie ein Auftrag des Kantons die Gemeinden bezüg­ Auszug über die wichtigsten Aktivitäten und lich Naturschutz) einen Überblick über den durchgeführten Projekte der vergangenen Zustand der Gebiete und erhielten Hinwei­ zehn Jahre zeigt, wurde viel geleistet: se und Anregungen, wo Verbesserungen – Die Bewirtschaftung der Naturschutzob­ nötig/möglich sind. Diese Ideen konnten jekte von kantonaler Bedeutung in unserer mehrheitlich umgesetzt werden.

26 – 2001 entstand unter Leitung von Robi neuste Projekt unserer Kommission. Aus Hildebrand die Broschüre «Naturnahe Gär­ einer einfachen Idee ist ein sehr interes­ ten». Sie fand regen Anklang und wird für santes Werk von überregionaler Bedeutung nächstes Jahr überarbeitet. entstanden. Die Einweihung fand im Sep­ – 2003: Jubiläum 850 Jahre Berikon. Als tember 2007 zusammen mit der kleinen Geschenk der Gemeinde an die Einwoh­ Jubiläumsfeier 10 Jahre NSK statt. Es war nerinnen und Einwohner haben wir das schön, wie eine grosse Zahl Leute aus dem Naherholungsgebiet Gunzebüel geschaf­ Dorf dem kleinen Festakt beiwohnte. fen. Dazu gehören neue Spazierwege, ein – Im Laufe dieser 10 Jahre konnten in Waldlehrpfad, das Waldschulzimmer, Infor­ unserer Gemeinde über 70 junge Hoch- mationstafeln über die Vogelwelt, die Jagd stammobstbäume neu gepflanzt werden. sowie die Altholzinsel im Gunzebüel. Ruhe­ bänke laden zum Verweilen am Waldrand. Ausblick Im weiteren wurde das gesamte Wegnetz Wir werden weiterhin Bestehendes pflegen, des Ortsbürgerwaldes mit Holzwegweisern nach Möglichkeit aufwerten, neues schaffen beschildert. An den Waldeingängen sowie und versuchen, die Bevölkerung für «mehr beim Waldhaus erklärt ein Übersichtsplan Natur» zu sensibilisieren. Auch werden wir dem Besucher das Wegnetz und gibt wei­ weiterhin für Überraschungen gut sein. Die tere interessante Informationen über das Naturschutzkommission arbeitet mit dem Gemeindegebiet. in den 50er-Jahren gegründeten Natur- und – 2004/5 erfolgte der Bau weiterer Spa­ Vogelschutzverein Berikon und Umgebung zierwege und zwar der Bachweg von der zusammen. Wir verfolgen die gleichen Ziele Marrengasse bis zum Feldweg an der Ge­ und sprechen deshalb unsere Projekte ab, meindegrenze zu Rudolfstetten. Dieser ro­ um Doppelspurigkeiten zu vermeiden. mantische Bachweg erfreut sich einer aus­ Die Kommission dankt allen in unserer serordentlich grossen Beliebtheit. Neu ist er Gemeinde für die gute und schöne Zu­ auch Bestandteil des «Freiämterweges». sammenarbeit, vor allem den Landwirten, – «Der Geologie auf der Spur» heisst das Behörden und Gemeindeangestellten.

27 Die Jugendarbeit auf dem Mutschellen

Als 1992 die «Rechtsradikale Mutschellen­ Während rund zehn Jahren war der Jugend­ front» eine ernsthafte Belastung und Gefahr treff «Grotte» im alten Postgebäude beim für die Bevölkerung wurde, engagierten Bahnhof Berikon das Herz der Jugendarbeit, sich einige Einwohnerinnen und Einwoh­ geprägt durch das langjährige Engagement ner, um Abhilfe zu schaffen. Gemeinsam der Jugendarbeiter Christoph Marthaler setzte sich die Arbeitsgruppe unter dem und Paul Tuor. Vorsitz von Pfarrer Ewald Scholer der Refor­ mierten Kirchgemeinde Bremgarten-Mut­ In den letzten Jahren haben sich grund­ schellen für die Gründung der Jugendarbeit legende Veränderungen ergeben. Weil das Mutschellen ein. Postgebäude abgerissen wurde und das Sport- und Freizeitzentrum Burkertsmatt Nach einer Projektierungsphase mit fach­ noch nicht realisiert werden konnte, be­ licher Unterstützung und ersten Angeboten durfte es einer neuen Lokalität. Im Okto­ konnte 1993 der erste regionale Gemein­ ber 2005 zog denn die Jugendarbeit mit devertrag aufgesetzt werden. Heute, 15 Treff und Büro ins Bürgisserhus in Berikon. Jahre später, wird die Jugendarbeit Mut­ Dies geschah bereits mit einem weitge­ schellen von den politischen Gemeinden hend ­neuen Team, das sich 2004 gebildet Berikon, Widen, Rudolfstetten-Friedlisberg hatte. und Oberwil-Lieli, der Reformierten Kirch­ gemeinde Bremgarten-Mutschellen und Das heutige Team besteht aus Sandra Bunt­ dem Katholischen Regionalen Seelsorge­ schu (Mädchentreff 20%, seit 2000), Bri­ verband getragen. gitte Santmann (Offene Jugendarbeit 70%, Die Kommission Jugend und Freizeit Mut­ seit 2004), Michael Möller (Offene Jugend­ schellen setzt sich aus Delegierten der Trä­ arbeit und Bubentreff 70%, seit 2006) und gerschaft und weiteren Mitgliedern aus den Orlando Zambrano (Aufsuchende Jugend­ Bereichen Schulpflege KSM, Lehrerschaft arbeit 50%, seit 2007). KSM, Elternschaft und allgemeiner Bevöl­ kerung zusammen. Mittlerweile stehen der Nicht nur äusserlich, sondern auch inhalt­ Jugendarbeit 210 Stellenprozente für Fach­ lich hat die Jugendarbeit Mutschellen in personal zur Verfügung. den letzten Jahren eine grosse Entwicklung Die Ziele der Jugendarbeit Mutschellen sind durchgemacht. Das Angebot des Schü­ gemäss Leitbild die Förderung der Entwick­ lertreffs an der Kreisschule wurde zeitlich lung Jugendlicher zwischen 12 und 20 Jah­ ausgebaut, 2006 konnte die Bubenarbeit ren, die Bereitstellung geeigneter Freizeit­ eingeführt werden, und dass die Treffräume angebote (Treffs, Projekte) und die Förde­ heute rauchfrei sind, ist für die Jugendlichen rung der Verständigung zwischen Jugend bereits selbstverständlich und gibt kaum und erwachsener Bevölkerung. mehr zu Diskussionen Anlass.

28 Ein wichtiges Zeichen setzten wir 2004 mit gendtreff «Chili» begleitet. Wenn der Treff der Einführung eines Suchtpräventions- um 18 Uhr öffnet, stehen auf der bunt Projekts. Dieses zielt nicht auf Repression dekorierten Theke Dutzende von Flaschen ab, sondern will den Jugendlichen ver­ und Fläschchen bereit; in allen Farben und schiedenste Alternativen zum Konsumver­ Formen locken die Bestandteile der Drinks, halten aufzeigen. In Form von Schnupper­ die gleich gemixt werden: Von Yannick und abenden, die von Fachpersonen begleitet Sarah, von Nina und Teo, von Michi und werden, können die Jungen und Mädchen Alex, von Dardan und Djellor, von Dario unverbindlich und kostenlos neue Aktivi­ und Giuliana. Sie haben schon vor der Tür täten ausprobieren. Ob Bildhauern, Comics gewartet und freuen sich, sich auch heute zeichnen, Karate, Schmuck herstellen aus wieder bei Jacqueline Tipps zu holen und ungewöhnlichen Materialien, ob Trom­ entweder auf ein fertiges Rezept zurückzu­ meln oder erste Versuche als DJ wagen: greifen oder aber sich etwas ganz Neues Immer vergisst man dabei die Lust auf Bier und Eigenständiges einfallen zu lassen. und «Zigi», und manch einer oder eine kann an so einem Abend eine Freizeitbeschäfti­ «Probier emal», ruft Iman Michi zu und gung für sich finden, auf die er/sie allein streckt ihm ihr Glas entgegen. «Isch mega nicht gekommen wäre! cool worde!» Michi saugt wie geheissen von der pinkfarbenen Köstlichkeit durchs «Röhr­ So auch am alkoholfreien Bar-Abend, den li», verdreht die Augen genüsslich und flüs­ Barfachfrau Jacqueline Bigler schon fast tert: «Wie hast Du das gemacht? Verrätst traditionellerweise zweimal jährlich im Ju­ Du’s mir?» Iman lacht, schüttelt den Kopf und zieht weiter, um für ihre Kreation aus reinen Fruchtsäften, speziellem Sirup und Kokosmilch weiteres Lob zu ergattern. Viele fröhliche Menschen, Gelächter und angeregte Gespräche, Schütten und Schüt­ teln, Mixen und Umgiessen, Schneiden und Schwafeln. Man könnte meinen, die lustige Gesellschaft, die um zehn nicht nach Hause will, sei angeheitert mit Hilfe von Alkohol. Dabei hat Jacqueline alles mitgebracht, was flüssig ist, wirklich alles – aber keinen ein­ zigen Tropfen Alkohol!

Liebe Leserin, lieber Leser, wenn Sie unser Bericht neugierig gemacht hat, so denken Sie daran: Erwachsene sind jederzeit herz­ lich eingeladen, spontan in unsere Treffs herein zu schauen. Wir freuen uns über Ihr Interesse! Das Leiterteam von links nach rechts: ­Brigitte Santmann, Michael Möller, Orlando Für die Jugendarbeit Mutschellen: Zambrano, Sandra Buntschu Brigitte Santmann

29 Otto Leuenberger: Ikonen­ malen – eine Lebenserfüllung

Ein Gespräch mit dem Ikonenmaler Wo finden sich denn diese Ikonen? Otto Leuenberger, Höhenweg 20, Sie sind in grosser Fülle in den orthodoxen ­Berikon Kirchen aufgehängt, eben als Fenster zum Himmel für die Gläubigen. Es gibt ganze Herr Leuenberger, was sind eigentlich Wände mit Ikonen (Ikonostasen), vor denen ­Ikonen? die Kirchenbesucher in stiller Meditation Ikonen sind für die orthodoxen Christen verweilen. In den sehr langen, orthodoxen religiöse Bilder, durch die Gott zum Men- Gottesdiensten sind sie für die Besucher schen kommt. Sie sind wie Fenster, durch das Zentrum ihrer persönlichen Andacht welche die himmlische Welt in unsere und Besinnung. Menschenwelt herein leuchtet. Ursprüng­ lich sind sie in der griechisch-orthodoxen Wie werden denn die Ikonen gemalt? Kirche entstanden. Sie zeigen die Apostel, Da gibt es verschiedene Traditionen. Die viele Heilige, Maria, Christus, ja, auch Gott russisch-orthodoxe Ikonenmalerei braucht selber und die Dreieinigkeit. dazu mit Wasser verdünnte Farbe. Darum Mein Lieblingsheiliger ist der Heilige Niko­ werden diese Bilder auf dem Tisch liegend laus, und ich habe sein Grab in Bari einmal angefertigt. Die griechisch-orthodoxe Tra­ besucht. dition verwendet hingegen «festere», we- niger flüssige Farbe und malt die Ikonen auf einer Staffelei.

Wie gehen Sie denn vor, wenn Sie eine ­Ikone malen? Ich nehme ein Holzbrett als Grundlage und beize es. Dann ziehe ich Stoff, Leinen, sei es ein Leintuch oder auch Calicot, darüber. Ich mache mit weisser Kreide eine Grundierung, wobei ich zwanzig bis fünfundzwanzig Mal den Anstrich wiederhole. Dann schleife ich diese Grundierung, bis sie blank ist. Jetzt erst ist das Brett für das Malen bereit … Dann ritze ich eine Kopie von einer Ikonen­ vorlage in diese Unterlage. Ich darf dabei nicht meine «Kreativität» laufen lassen, weil die Ikone genau dem Vorbild entsprechen muss. Manchmal mache ich darum den Hintergrund mit Blattgold oder mit Gold­

30 diesen neben Bergsteigen und Reisen – in der Ikonenmalerei!

Wie haben Sie sich ihre Kenntnisse zum Ikonenmalen erworben? Seit Jahren gehe ich regelmässig an einen Kurs der Klubschule Zürich für Ikonenma­ lerei. In einer kleinen Gruppe arbeiten wir unter Anleitung einer erfahrenen Ikonen­ malerin. Unsere Arbeit wird begleitet von meditativer Musik, und wir sprechen dabei nicht – oder nur ganz leise. Wir möchten uns damit ganz und gar auf unser Werk konzentrieren. Nochmals: Ikonenmalen ist eine Form von Meditation, von innerer Sammlung. Darum ist sie ein wunderbarer Ausgleich zum hektischen Leben unserer Zeit!

Welche Voraussetzungen braucht es zum farbe. Ich trage daraufhin die Farben ganz Ikonenmalen? dünn auf, oft mehrmals, bis die Farbtöne Neben der Freude an eigener künstlerischer stimmen. Betätigung und der Begabung zum Malen Ich male mit Gouache-Farben und binde braucht es vor allem eine innere Bereitschaft ­diese mit frischem Eigelb, welches mit für diese Art des Malens. Wer schnell etwas ­Alkohol und destilliertem Wasser angerührt erreichen möchte, der wird sicher bald die wird. Es braucht also einen langen, ruhigen Freude und Geduld verlieren daran. Ich Arbeitsprozess, bis eine Ikone entsteht. selber brauche darum auch immer wieder ­Hektik ist dabei ganz und gar unmöglich. längere «kreative» Pausen, bis ich mich wie­ Das Malen von Ikonen ist eigentlich eine der ans Malen wage. Das heisst: wer sich Form von Meditation. Beim Malen höre ich innerlich voll darauf einstellen kann, für den darum gerne russische Kirchenmusik. wird das Malen von Ikonen zu einer tiefen Art von Lebenserfüllung. Wie sind Sie denn aufs Ikonenmalen ­gekommen? Möchten Sie Ihre vielen schönen Ikonen Ich habe schon als Kind sehr gerne gezeich­ nicht einmal ausstellen? net. Mein erster Beruf war dann Flachmaler, Ich bin ein eher zurückgezogener Mensch. später habe ich eine kaufmännische Ausbil­ Die Präsentation meiner Werke in der Öf­ dung gemacht, in diesem Beruf gearbeitet fentlichkeit liegt mir gar nicht. Darum plane und dann schliesslich nach unserem Umzug ich auch keine Ausstellung. Ich habe aber auf den Mutschellen im Versicherungsfach immer Freude, wenn Freunde und ande­ gearbeitet. Ich brauchte aber in diesem re Interessierte Gefallen finden an meinen Metier einen inneren Ausgleich und fand ­Ikonen – hier bei mir zu Hause.

31 Aus der guten alten Zeit …

Berkon, 4ten November 1835 tigen Geschäften, die aussert dem Kreise seines häuslichen Wirkens liegen, ob­ Die unterzeichneten Vorsteher an den zuliegen. Tit.Kleinen Rath des Kantons Aargaus 5. Endlich, weil der Hausfrieden durch viele Abwesenheit, die die Gemeindeangele­ Hochgeehrter Herr Landammann! genheiten häufig fordern, zerstört, und Geehrte Herren Lb.Regierungsräthe! überhaupt ihr Handwesen auf solche Weise dem Verfalle Preis gegeben wird. Hochdieselben werden es den Unterzeich­ neten nicht übel nehmen, wenn sie es Dies mögen rechtfertigende Gründe ­ihrer wagen, Sie mit folgender Bitte nun zu Resignation sein, wenn es nicht in der ­belästigen, und schon Grossmuth diesmal Amtspflicht liegt, das Einzelne für die ganze Hochachtungsvoll in Anspruch zu neh­ Gemeinde Opfer bringen, ihre Gesundheit men! dahin geben, und das Ihrige dem Verfalle preis geben sollen. Es haben sich die Bittsteller entschlossen, ihre Stellen niederzulegen, und zwar Es stellen also alle drey Bittsteller die Bitte an Hochdieselben: 1. Deswegen, weil ihre ganz geringe un­ Sie möchten nach genommener Einsicht verhältnismässige Besoldung, welche dessen, die Petenten von ihren bisher nur in 8 Frk. für jeden, besteht, es ­bekleideten Stellen als Gemeinderäthe, ohne Weiters unmöglich macht, der Ge­ entlassen. meinde länger vorzustehen und deren Angelegenheiten zu besorgen. Indessen versichern sie Hochdieselben ihrer 2. Weil die Wiederspenstigkeit und Un­ vollkommensten Hochachtung und Erge­ gehorsam der Bürger es ihnen ganz benheit, und rechnen es sich zur Ehre sich ­unmöglich macht, gute Ordnung in der Ihnen zu nennen. Gemeinde zu handhaben. 3. Weil ihre Gesundheit unter solchen Um­ Die Bittsteller: ständen, des vielen Verdrusses wegen Gemeindeammann: Joseph L.Welti sehr leiden muss, und endlich wohl gar Gemeinderäthe: Bernhard Koch zerstört würde. Cornel Gerig 4. Weil jeder dieser Bittsteller viele Güter hat, also für sich selbst genug zu thun, wo er ohne vielen eigenen Verlust, und zwar beÿ einer solch nichtigen Besol­ dung nicht im Stande ist, anderwei­

32 Festgehalten in einem Protokollbuch der Gemeinde Berikon

5ten April 1894 ca vor 4 Wochen habe auch der Fall, vom Firmunterricht, sonst ihr Mann ihr mit dem Hüetlerstuhl eines sei es zu Hause gewesen. Hierauf habe versetzt, sodass sie an einem Ohre verletzt er angefangen, das Kaffeegeschirr und worden sei. Gestern sei er ca ½ 6 Uhr eine neue Lampe zu zerschlagen, habe abends in trunkenem Zustande heimge­ die Axt genommen, auch die Stubenuhr kommen, habe sich zuerst mit den Kindern und zwei in der Stube befindliche Kasten abgegeben, während des Nachtessen sei zerschlagen, sei auch in die Küche und eines der Mädchen heimgekommen, wel­ dort Pfannen und was ihm angelaufen ches er sofort angefahren, warum es nicht demoliert. Sie wünsche nun, da es so ja den ganzen Tag zu Hause geblieben sei, da nicht gehen könne, dass ihr Mann zu es doch einen Hautausschlage habe. Die gebührender Verantwortung und Strafe Mutter habe eingewendet, es komme, wie gezogen werde.

Waschhaus (links) an der Friedlisberg- strasse gegenüber Bauernhof Hafner

33 Die Reformierten in unserer Region

Eine «reformierte Episode» Zürcherstrasse gebaut. Reformierte Fami­ in der Reformationszeit lien nahmen Wohnsitz in Bremgarten und Vielleicht ist es für manche von uns neu, Umgebung und besuchten eine Zeitlang dass es schon in der Reformationszeit in die Gottesdienste in Dietikon (!). Im Jahre unserer Region reformierte Orte gab. Nach 1845 traf sich ein Teil der etwa 150 Refor­ dem Übertritt von Dekan Heinrich Bullinger mieren und beschloss die Gründung einer dem Älteren zur «neuen Lehre» beschloss «Reformierten Genossenschaft». Am Bettag der Rat von Bremgarten im Jahre 1529, des Jahres 1845 wurde von einem auswärti­ dass auch in der Reussstadt der Gottesdienst gen Pfarrer erstmals wieder ein reformierter nach reformierten Brauch gehalten werde. Gottesdienst in Bremgarten gefeiert. Den Die beiden Stadtpfarrer, Gervasius Schuler Reformierten wurde vom Rat die ehema­ und Heinrich Bullinger, ein Sohn von Dekan lige Spittelkirche beim Obertor zur Verfü­ Bullinger, hielten sonntags und werktags gung gestellt. An Pfingsten 1846 begann Gottesdienste, und bald war Bremgarten Pfarrer Eduard Briner als erster gewählter zum grössten Teil reformiert. Auch in der Pfarrer von Bremgarten seine Tätigkeit. Das Region traten weitere Gemeinden der Re­ Verhältnis zwischen den Konfessionen war formation bei, so Lunkhofen, Hermetschwil durchaus friedlich und freundlich. und auch Muri. Wegen der Niederlage der reformierten Zürcher und dem Tod Zwinglis bei Kap­ pel im Herbst 1531 wurde die Lage der Reformierten schwierig. Nach einem Frie- densvertrag der Stadt Bremgarten mit den «Fünförtischen», der Innerschweiz, wurde der katholische Glaube vom Rat wieder als verbindlich erklärt und die reformierten Pfarrer ausgewiesen. Ein Teil der Reformier­ ten wanderte aus, andere kehrten zur ka­ tholischen Kirche zurück. Im Oktober 1532 war die «reformierte Episode» in unserer Region ganz abgeschlossen.

Die Reformierten kommen wieder – mit der Industrie In der Zeit nach 1830 begann in Brem­ garten der Aufschwung der Baumwoll- Industrie, und um 1840 wurde die neue

34 In einem Bericht an den Kantonalen Kir­ chenrat über die Gottesdienste in diesen Jahren heisst es: «Der Kirchenbesuch ist so fleissig und allgemein, dass manch grosse Kirchgemeinde sich schämen müsste vor dem andächtigen Häuflein. Hievon geben gerade viele Fabrikarbeiter das rührends­ te Beispiel. Wenn sie Samstag nachts mit dem zwölften Glockenschlag ermüdet nach Hause kommen und um ein Uhr zu Bet­ te gehen, lassen die wenigsten von ihnen den Gottesdienst am Sonntagmorgen aus. Merkwürdig ist indessen, dass, während sonst der weibliche Teil der Gemeinde zahl- reicher den Gottesdienst besucht als der männliche, hier das umgekehrte Verhältnis stattfindet.» – Das waren noch Zeiten … pflege und aktive Reformierte auf dem Im Jahr 1874 wurde die Reformierte Kirch­ Mutschellen mit dem Bau einer Kirche auf gemeinde Bremgarten und Umgebung ge- dem «Berg». Im Jahr 1968 wurde das von gründet. Bald einmal wurde mit Hilfe der Prof. Huber geplante Kirchliche Zentrum Reformierten aus der ganzen Schweiz eine Mutschellen feierlich eingeweiht. Bald ent­ Kirche geplant und gebaut. Am 30. Sep­ faltete sich reges kirchliches Leben in den tember 1900 zog die reformierte Gemeinde neuen Räumen. von der Spittelkirche in die neue Kirche, voll Verschiedene Gruppen, wie etwa das Freude und auch voll Dankbarkeit für die ­Oekumenisch-kulturelle Forum, boten An­ während 55 Jahren gewährte Gastfreund­ lässe an: Vorträge, Theater, Schulungen, schaft. Die Reformierten der Region wurden Kurse für Junge und Erwachsene usw. Ein fortan von Bremgarten aus betreut. grosser Chor entstand, die Kantorei Mut­ schellen, die sich auch an grosse musika­ Die Reformierten in der lische Werke wagte. Die Zentrumsbiblio­ Agglomeration Mutschellen thek und der Jugendpavillon erweiterten In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Angebot. Zwei Pfarrämter waren nun wurden die Dörfer auf dem Mutschellen im­ für den Mutschellen zuständig, eines davon mer mehr zu einem bevorzugten Siedlungs­ für Jugendarbeit und Unterricht. Ab 1985 gebiet, vor allem von Zürich her. Grosse teilten sich drei Pfarrämter in die kirchliche Neubauquartiere entstanden, die Bevöl­ Betreuung der damals etwa sechstausend kerungszahlen von Berikon, Rudolfstetten Reformierten von bis Arni. und Widen nahmen sprunghaft zu. Damit wuchs auch die Zahl der Reformierten sehr Die Reformierte Kirchgemeinde rasch an, und bald stellte sich die Frage ­Bremgarten – Mutschellen heute nach eigenen kirchlichen Räumlichkeiten Aus den bescheidenen Anfängen in Brem­ auf dem Mutschellen. garten vor über 150 Jahren ist eine grosse Bereits von 1962 an befassten sich Kirchen­ Agglomerations-Kirchgemeinde entstan­

35 den – mit allen Vor- und Nachteilen! Bis zum der Gemeinde ist die Oekumenische Jo­ Jahr 2002 gehörten 18 Dörfer in der Region hannes-Kirche in Arni, in welcher Gottes­ dazu. Bei einer so grossen Anzahl von Mit­ dienste und Anlässe beider Konfessionen gliedern findet sich aber auch ein grosser stattfinden. Diese Kirche wurde von einem Kern von aktiven und initiativen freiwilligen Oekumenischen Kirchenbauverein geplant Mitarbeitern, die in verschiedenen Grup­ und erbaut und im Jahre 1983 feierlich pen tätig sind. Über zweihundertfünfzig eingeweiht. Sie ist ein ganz besonderes Zei­ Frauen und Männer gehören zum Kreis der chen der oekumenischen Verständigung in Freiwilligen und bringen ihre persönlichen der Region. Gaben ein. So kann ein schwerer Nachteil Wie alle Kirchen muss auch die reformier­ einer Grossgemeinde überwunden werden te Gemeinde versuchen, der wachsenden – die Gefahr der Anonymität! Gleichgültigkeit zu begegnen. Sie tut dies In den zwölf Ortschaften von Hermetsch­ mit vielen Angeboten – fürs Kleinkind bis wil über Bremgarten und Niederwil nach zu den Seniorinnen und Senioren. Kirche Künten und von Bellikon bis Oberwil-­Lieli findet ja nicht allein am Sonntag im Got­ ­leben heute gegen zehntausend Refor­ tesdienst statt, all die vielen Gruppen und mierte. Fünf Pfarrämter, zwei in Bremgarten Kreise, welche werktags aktiv sind: auch sie und drei auf dem Mutschellen, sind aktiv bilden Kirche. Denn der Glaube hat nicht in der Betreuung dieser vielen Gemeinde­ allein mit dem Sonntag zu tun, er muss glieder. Zum Teil sind diese Ämter aufge­ sich auch als lebendig erweisen in allen teilt auf zwei Stellen zu je fünfzig Prozent. Ereignissen und Begegnungen während Eine eigene Gemeindezeitung, das «JA», ist der Woche! das publizistische Verbindungsorgan und Zum Schluss: Die Reformierte Kirchgemein­ lädt zu vielfältigen Veranstaltungen ein de Bremgarten-Mutschellen ist gut aufge­ – vom Gottesdienst bis zum Kegelnach­ hoben in der ursprünglich ganz katho­ mittag. lischen Umgebung. Sie darf in allen katho­ Die Gemeinden Arni, Islisberg, , Ober- lischen Kirchen der Region zu Gast sein für und Unterlunkhofen und Rottenschwil ge­ viele kirchlichen Handlungen und Anlässe. hören seit ihrer Trennung von der Kirchge­ Und sie erlebt in den oekumenischen Feiern meinde Bremgarten-Mutschellen anfangs einen Glauben, der nicht trennt, sondern 2002 zur neuen Kirchgemeinde Kelleramt den gemeinsamen Weg als Christen suchen mit einem eigenen Pfarramt. Das Zentrum und finden lässt!

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