Gemeinde Antrag auf Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung mip

Gemeinde Kauern

KAUERN

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mip METZNER, IGNACZAK & PARTNER HEINRICH-KNAUF-STRASSE 3 ƒ 07545 www.mip-gera.de

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Gemeinde Kauern Antrag auf Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung mip

Gemeinde Kauern Antrag auf Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung für den Hauptort Kauern - Begründung -

Auftraggeber:

Gemeinde Kauern 1. Beigeordnete Frau Ingrid Amm

Platz der Republik 1 07554 Kauern

www.kauern.de

Fachliche Betreuung

Verwaltungsgemeinschaft „Ländereck“ Bauamt Leiterin Frau Reisinger

Ronneburger Straße 68 a 07580 Seelingstädt

Telefon: 03 66 08 / 9 63 15 Mail: [email protected]

Verfasser:

Metzner, Ignaczak & Partner Freie Architekten und Stadtplaner

Dipl.-Ing. Jörg Keller Dipl.-Ing. Stephan Oertel

Heinrich-Knauf-Straße 3 07545 Gera

Telefon: 03 65 / 8 00 76-84 Telefax: 03 65 / 8 00 76-85 Mail: [email protected]

www.mip-gera.de

Kauern, Oktober 2007

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Gemeinde Kauern Antrag auf Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung mip

► INHALTSVERZEICHNIS

1. Vorbemerkungen 4 1.1 Rahmenbedingungen 4 1.2 Ausgangssituation 6 1.3 Die Antragstellung - bürgernaher Auftakt im Rahmen des Gesamtprozesses der Dorferneuerung 7 2. Die ländlich geprägte Siedlungsstruktur 9 2.1 Lage, naturräumliche Bedingungen und historische Entwicklung 9 2.2 Ortsstruktur 11 2.3 Landwirtschaft - Regionalstruktur 12 2.4 Bevölkerung - Demografische Entwicklung 14 2.5 Flächenschlüssel 15 2.6 Infrastruktur 15 2.7 Handel, Dienstleistung, Gewerbe 17 2.8 Dörfliches Gemeinschaftsleben, Vereine 18 2.9 Geschichtliche Entwicklung 19 3. Leitbild - Entwicklungsziele für Kauern 21 3.1 Überregionale und regionale Bedeutung von Kauern 21 3.2 Langfristige Entwicklungsstrategie 21 3.3 Mittelfristige Entwicklungsziele 22 3.4 Maßnahmekatalog 23 3.4.1 Kaimberger Straße 23 3.4.2 Schulstraße 23 3.4.3 Rathaus 24 3.4.4 Platz der Republik 25 3.4.5 Bereich (Feuerlösch-)Teich / Park 25 3.4.6 Agrargenossenschaft - Verbesserung der Einordnung in das Ortsbild 26 3.4.7 Langfristige Maßnahmen 26 3.5 Geplante Maßnahmen und Investitionen - Prioritätenliste 27 4. Ausblick - Nachhaltigkeit 28

► ANHANG Protokoll des Workshops und der Beratungen des Arbeitskreises Dorferneuerung

► PLANUNTERLAGEN Übersichtsplan

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1. Vorbemerkungen

1.1 Rahmenbedingungen Seit 1991 waren in Thüringen 1.768 Dörfer För- derschwerpunkt der Dorferneuerung. Dabei konnten ganz wesentliche Entwicklungsfortschritte erzielt werden, nicht zuletzt auch durch die Förderung von insgesamt 58.000 Einzelmaßnahmen mit einem Ge- samtzuschuss von über 630 Millionen €.1

Nach Aussetzung der Anerkennung neuer Förder- schwerpunkte in den Jahren 2005 und 2006 wurde 2006 das Anerkennungsverfahren für das Jahr 2007 wieder aufgenommen. In der Pressemitteilung PM 62/06 des TMLNU wird offiziell die Wiederaufnahme des Antragsverfahrens zur Anerkennung neuer Förderschwerpunkte der Dorferneuerung bestätigt. „Es bleibt nicht viel Spielraum für Neuanerkennun- gen. Wir werden bei der Auswahl weniger neuer Förderschwerpunkte weitreichende Betrachtungen anstellen müssen. Chancen haben nur noch die Gemeinden, die entscheidende dörfliche Entwick- lungen vorhaben, die integrierte und mit Nachbar- gemeinden und der Region abgestimmte Lösungen präsentieren, wirtschaftliche Effekte erzeugen und möglichst Voraussetzungen für Arbeitsplätze schaf- fen.“ „Nur die Orte, die mit neuen Ideen, zeitgemäßen sowie zukunftstauglichen Lösungen antreten, wah- ren ihre Chancen auf eine Anerkennung“, so der Minister. Anträge, die als Handlungsschwerpunkt lediglich die Beseitigung baulich-funktionaler oder gestalterischer Mängel beinhalten, werden nicht erfolgreich sein. Hinter der Entscheidung, welches Dorf am Ende des Auswahlverfahrens eine Prioritä- tenliste anführt, sollte die ganze Region mit ihren Entwicklungsvorstellungen stehen.2

Zum 31. Oktober können die Gemeinden wieder Anträge zur Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung stellen. Neu ist, dass mit dem Antrag die Vitalitätsprüfung einzureichen ist. „Dieser Test beachtet die Bevölkerungsentwicklung im be- sonderen Maße, deckt Stärken und Schwächen auf und dient der Beurteilung von Entwicklungsperspek- tiven eines Ortes im regionalen Umfeld“, betont der Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Land-

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Gemeinde Kauern Antrag auf Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung mip wirtschaft, Naturschutz und Umwelt, Stefan Baldus. Die Vitalitätsprüfung gibt den Gemeinden die Mög- lichkeit, die Dorfentwicklung zukunftssicher zu ges- talten. Nicht zuletzt werden damit Beschlüsse des Kabinetts zur Demografie umgesetzt.3

Mit dem Einsetzen der neuen Förderperiode der EU von 2007 - 2013 bedurfte auch die aktuell noch gültige Richtlinie zur Förderung der integrierten länd- lichen Entwicklung vom 01.01.2006 mit Gültigkeit bis zum 31.12.2009 einer erneuten Überarbeitung. Die neue Richtlinie ist derzeit im Entwurf vom 10.06.2007 auf den Internetseiten des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt abrufbar und soll vom 01.01.2007 bis zum 31.12.2009 gelten.

In Zeiten der Globalisierung, der Vergrößerung der politischen Einheiten von kleinen Gemeinden hin zu großen Verwaltungsstrukturen ist es gerade auch für die noch eigenständigen Gemeinden ein Erfordernis, sich fit für die Zukunft zu machen, wenn die harten und die weichen Faktoren für eine Entwicklung spre- chen. Zu den harten Faktoren gehören die Lage in der Region, die landschaftliche Einordnung, die bauliche Struktur eines Dorfes, dessen Erschließung sowie gewerbliche und landwirtschaftliche Betriebsstandor- te. Die weichen Standortfaktoren beziehen sich u.a. auf die wirtschaftliche und soziale Situation eines Dorfes. Hier spielen solche Faktoren eine Rolle, wie Altersstruktur, soziale Struktur, Zusammengehörig- keitsgefühl, kulturelle Werte und das Zusammenspiel zwischen landwirtschaftlichen sowie gewerblichen Betrieben und der Gemeinde.

Für Kauern sprechen in dieser Beziehung die La- ge in der Region zwischen den beiden BUGA- Standorten Gera und Ronneburg und einer sich entwickelnden Revitalisierungslandschaft der WIS- MUT, die relativ junge Altersstruktur, die Agrar- Genossenschaft als etablierter Landwirtschaftsbe- trieb, zahlreiche Gewerbebetriebe und eine enga- gierte Tätigkeit der Bürger im Kulturverein mit ca. 100 aktiven Mitgliedern als Motor des gemeinschaft- lichen Lebens.

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Gemeinde Kauern Antrag auf Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung mip 1.2 Ausgangssituation Die Gemeinde Kauern mit dem Ortsteil Lichten- berg, der auf Grund der Tätigkeit der WISMUT nur noch in Rudimenten vorhanden ist, hat insbesondere im Ergebnis der politischen Entwicklung der Nach- kriegszeit und in den Jahrzehnten der DDR- Geschichte eine dynamische Entwicklung genom- men. Bereits in den 40er Jahren wurden in dem kleinen Ort, der damals etwa 270 Einwohner hatte, etwa 20 Neubauernstellen errichtet. In den folgenden Jahr- zehnten bis zum Ende der DDR-Zeit entstanden weitere Einfamilienhäuser, kleinere (maßstäbliche) und größere Wohnblocks. Infolge dessen stieg die Einwohnerzahl bis zur Wende auf etwa 460 an. Ein Garant für diese Entwicklung war nach der politi- schen und baulichen Zerschlagung des einstigen Ritterguts die Entwicklung der LPG Kauern zum sozialistischen Musterbetrieb. Die zu DDR-Zeiten geschaffenen Bedingungen waren eine gute Grundlage für die weitere Entwick- lung von Kauern nach der politischen Wende im Jahr 1989. Neben der ungebrochenen Beliebtheit als Wohn- standort in der unmittelbaren Nähe des Oberzent- rums Gera spielten auch die frühzeitige Umwand- lung der einstigen LPG in eine Agrargenossenschaft, einhergehend mit einem erfolgsorientierten Be- triebsmanagement, sowie die Ansiedlung von zahl- reichen Gewerbebetrieben und die in den 90er Jah- ren begonnene Sanierungstätigkeit der WISMUT (Abtrag der so genannte. Kauern-Halde) eine ent- scheidende Rolle für die weitere Entwicklung. Die Zahl der Einwohner lag in den Jahren 1994 bis 2002 stetig zwischen etwa 470 und 480 Einwohnern. Erst ab 2003 ist ein dem demografischen Gesamt- prozess unterliegender Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen. Im Jahr 2006 lebten demnach 449 Einwohner in Kauern.4 Als sehr nachteilig erwiesen sich jedoch für eine dynamischere Entwicklung der Gemeinde Altschul- den aus DDR-Zeiten. Die in dieser Periode errichteten Mietwohngebäu- de wurden der RWG Ronneburger Wohnungsgesell- schaft übertragen. Durch Verfahrensfehler blieben jedoch die bestehenden Altschulden bei der Ge- meinde Kauern, die eine ortsgestalterische und bau- liche Entwicklung stark einschränkten. Daher ist in den zurückliegenden Jahren seitens des Gemeinderates auch wenig Initiative ergriffen

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Gemeinde Kauern Antrag auf Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung mip worden, aktiv die Entwicklung der beiden Ortsteile voranzutreiben. Der seit 2006 agierende neue Gemeinderat hat sich jedoch nunmehr entschlossen, mit unterstüt- zender Moderation durch das Planungsbüro Metz- ner, Ignaczak & Partner aus Gera einen Antrag auf Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneu- erung zu stellen. Dies wird als ein erster Schritt betrachtet, ausge- hend von einer Zustandsanalyse zielgerichtet einen Prozess der Entwicklung in den kommenden Jahren einzuleiten. Dabei ist dem gewählten Gremium klar, dass we- gen der gegenwärtig nur sehr geringen finanziellen Ausstattung im Vermögenshaushalt nach Möglich- keiten einer effizienteren Haushaltsgestaltung zu suchen ist. Gerade aber auch deshalb obliegt ihm die Pflicht, sich mit der Zukunft von Kauern zu be- schäftigen. Rechtzeitig und zielgerichtet sind die Weichen in die richtige Richtung zu stellen und kon- krete Maßnahmen im Kontext der Gesamtentwick- lung vorzubereiten. In Vorbereitung der hiermit vorliegenden Begrün- dung zur Antragstellung hat nunmehr der Prozess des Abwägens und Wichtens begonnen. Dabei sind neben Gemeinderatsmitgliedern auch weitere Bür- ger aktiv geworden, denen die weiteren Geschicke von Kauern am Herzen liegen.

1.3 Die Antragstellung - bürgernaher Auftakt im Rahmen des Gesamtprozesses der Dorferneuerung Nach Informationen des Planungsbüros Metzner, Ignaczak & Partner über den Prozess der Dorfer- neuerung sowie Ergebnisse in anderen Dörfern in der Gemeinderatssitzung am 05.02.2007 und weite- ren Abstimmungen im Gemeinderat wurde in der Sitzung am 02.07.2007 der Beschluss gefasst, für Kauern einen Antrag auf Anerkennung als Förder- schwerpunkt der Dorferneuerung zu stellen. Die Moderation der Vorbereitung der Antragstellung und die Erarbeitung der Begründung zum Antrag wurden dem Planungsbüro übertragen.

Am 18. Juli 2007 fand im Rathaus Kauern eine In- formationsveranstaltung und Workshop unter dem Thema "Wir gestalten unser Dorf." statt. Daran nah- men etwa 30 interessierte Bürger teil. Nach allge- meinen Informationen zur Dorferneuerung im Rah- men der integrierten ländlichen Entwicklung ent-

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Gemeinde Kauern Antrag auf Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung mip spannte sich ein mehr als 1 ½-stündiger Dialog zwi- schen Bürgern, Gemeinderäten und Planer, bei dem zunächst erst einmal die Stärken des Dorfes und seiner Bürgergemeinschaft in den Vordergrund ge- stellt wurden. Denn erst mit der Herausstellung des Positiven, der lebens- und liebenswerten Eigen- schaften von Kauern ist es möglich, Mängel und Schwächen heraus zu kristallisieren, die in ihrer Be- hebung zu einer entscheidenden Verbesserung des Lebens- und Arbeitsortes Dorf führen können. Üblicherweise in solchen Gremien auch vorgetra- gene kleinere Alltagsprobleme konnten gleichzeitig in den Gemeinderat verwiesen werden. Im Ergebnis dieser Zusammenkunft erklärten spontan fünf Bürger ihre Bereitschaft, in einem Ar- beitskreis Dorferneuerung mitzuarbeiten und damit das gewählte Gremium Gemeinderat beratend zu unterstützen.

Letztendlich trafen sich insgesamt acht Bürger und Gemeinderäte am 16. August 2007 mit dem Planer, um aus den ersten groben Visionen aus dem Work- shop konkrete mögliche Entwicklungstendenzen herauszuarbeiten. Eine vordergründige Rolle spielte dabei die Dorf- Flussdiagramm Dorferneuerung gemeinschaft, erst an 2. Stelle wurden infrastruktu- relle Mängel besprochen. © Metzner, Ignaczak & Partner, 2003 Vordergründiges Ziel der Bürger von Kauern ist die Schaffung eines Vereins- und Generationenhau- Teilnehmerliste: ses als Anlaufstelle für die Bürger aller Altersgrup- Frau Amm, Ingrid 1. Beigeordnete pen und die einzelnen Sparten des Kulturvereins. Herr Schmidt, Wolfgang Stellvertreter In einer vor der technischen Erarbeitung der Be- Frau Wöllner, Annett Herr Nettbohl, Günther Mitglied Gemeinderat gründung zum Antrag vorläufig abschließenden Be- Herr Amm, Horst ratung des Arbeitskreises am 26. September 2007 Frau Seifert, Erika wurden dann alle Bereiche einer schwerpunktmäßi- Herr Steckel, Heiko gen Entwicklung erfasst und in ihrer Bedeutung un- Frau Surau, Ivonne Mitglied Gemeinderat tereinander abgewogen. Chronologie Die hier vorliegende Begründung ist letztendlich das Ergebnis der Zusammenarbeit der Bürger mit dem Planer. 05.02.2007 Vorstellung des Prozesses und von Er- gebnissen der Dorferneuerung im Ge- meinderat 02.07.2007 Gemeinderatssitzung Kauern - Beauftra- gung des Planungsbüros 18.07.2007 Infoveranstaltung und Workshop im

Rathaus: „Wir gestalten unser Dorf.“ 16.08.2007 1. Beratung des Arbeitskreises Dorfer- neuerung Æ Materialien und Protokolle zu den einzelnen 26.09.2007 2. Beratung des Arbeitskreises Dorfer- neuerung Veranstaltungen im Anhang

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2. Die ländlich geprägte Siedlungsstruktur

2.1 Lage, naturräumliche Bedingungen und historische Entwicklung Kauern ist eigenständige Gemeinde und hat neben dem Hauptort Kauern auch noch den Ortsteil Lichtenberg mit der Gemarkung Loitzsch. Lichtenberg ist als Ortsteil nur noch rudimentär vorhanden, Teile des Dorfes mussten im Zuge des WISMUT-Bergbaus aufgegeben werden. Im Landkreis des Freistaates Thüringen gelegen, ist Kauern Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft „Ländereck“, die insgesamt 9 Mitgliedsgemeinden hat. Die Gemeinde grenzt an den Südosten der kreisfreien Stadt Gera mit den Gemarkungen Poris- Lengefeld und Kaimberg. Etwa 3,5 km nordöstlich liegt die Stadt Ronneburg. Durch die den nördlichen Ortsrand tangierende Kreisstraße hat Kauern eine recht gute verkehrstechnische Anbindung zwischen der Großstadt und dem Unterzentrum. Naturräumlich ist Kauern dem südlichen Ausläufer des Altenburger Lößgebietes in seiner Form als flachwelliges Ackerhügelland zuzurechnen und nur wenig weiter westlich in das Elstertal übergeht. Die Höhenlage des im wesentlichen von Nord nach Süd mäßig geneigten Dorfes beträgt 285,4 m ü.HN bis 298,7 m ü.HN. Etwa 1,5 km westlich erreicht der Höhenrücken, an dessen Südhang sich Kauern befindet seinen höchsten Punkt mit etwa 305 m ü.HN, der nach sanftem Abfall mit Einschluchtungen dann jäh zum Wipse- und Elstertal hin abfällt.

Der natürliche Landschaftsraum ist bis nahe an den Ortsrand von Norden her über Osten bis nach Süden gestört. Kauern ist eines der Dörfer in Ostthüringen, dessen Flur durch den Uranerzbergbau erheblich beeinträchtigt wurde. nicht nur das Landschaftsbild veränderte sich völlig. Feldfluren und Waldstücke verschwanden. Statt dessen türmten sich riesige Halden des einstigen Tagebaus auf, dem der Ortsteil Lichtenberg seinen Namen gab. Der eigentliche Aufschluss begann 1958 nahe Lichtenberg. Durch Historische Karte. Markiert sind die verschwundenen den Abbau wanderte er dann in nordöstliche Dörfer der Region. Richtung auf Ronneburg zu, die Absetzerhalde mit Quelle: www.bergbauverein-ronneburg.de

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Gemeinde Kauern Antrag auf Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung mip einer Höhe von fast 380 m ü.HN dort hinterlassend wo sich einst Lichtenberg befand. Nahezu nördlich befand sich die sogenannte Gessenhalde, im Nordosten die bis unmittelbar an die Ortslage reichende Nordhalde mit einer Höhenentwicklung bis 368 m ü.HN. In nur einem Kilometer Entfernung, gemessen von der Ortsmitte befand sich die Kante zum Tagebauloch, das sich bis zu einer Tiefe von 240 m unter das natürliche Gelände erstreckte5. Noch heute sind sowohl auf Karten und Luftbildern als auch im Ort die abgeschnittenen Straßen nach Lichtenberg Schmirchau und Gessen zu erkennen. 1991 wurde die einstige sowjetisch-deutsche Aktiengesellschaft (SDAG) in den bundeseigenen Sanierungsbetrieb Wismut GmbH umgewandelt.

Auch für Kauern bedeutete das eine Rückkehr zur Einbettung in eine naturnahe Landschaft. Nachdem schon eine Verkippung von Material aus dem unterirdischen Abbau in den Jahren 1977 bis 1989 im 1976 aufgelassenen Tagebau vorgenommen wurde, begann 1991 der eigentliche Sanierungsbetrieb. Von 1991 bis 2003 wurden insgesamt ca. 100 Mio. ÇÇ m³ Haldenmaterial der Gessenhalde, der Der Tagebau Lichtenberg 1991 nach kompletter Einstel- Absetzerhalde und der Nordhalde sowie der Halde lung des Betriebes. Das Tagebaurestloch war zu die- 374 mit Europas größter Caterpillarflotte umgesetzt sem Zeitpunkt 160m tief, 900m breit und 1200m lang. (Foto: Wismut GmbH) und das zu Beginn etwa 84 Mio m³ große Restloch Ç verfüllt. In den Jahren 2004 - 2006 wurden die vier Spitzkegelhalden nahe Reust und Kauern im Ausschnitt aus dem oberen Foto (Blick von Osten) abgetragen und ein Tafelberg geformt. Das Gessental wurde bis hin zur Stadt Ronneburg renaturiert. Von den Ergebnissen der erfolgreichen Sanierungstätigkeit konnte sich eine breite Öffentlichkeit während der Bundesgartenschau 2007 Gera - Ronneburg in der Zeit vom 27. April bis zum 14. Oktober 2007 überzeugen. Dagegen stehen abseits des Gessentals noch vielschichtige Sanierungs- und Rekultivierungs- aufgaben an, die auch die Gemeinde Kauern noch unmittelbar betreffen. Die geplante künftige Nutzung der Flächen ist verschieden. Neben traditionellen Landwirtschaftsflächen entstehen hier auch künftig Waldabschnitte und Biotopbereiche. Ein geplantes Blick aus der Neuen Landschaft Ronneburg über die Wegenetz wird Kauern auch für Wanderer und Lichtenberger Kanten nach Kauern (Aussichtspunkt Entdeckerturm) Radfahrer wieder interessant machen.

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Gemeinde Kauern Antrag auf Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung mip 2.2 Ortsstruktur Der Kern des Dorfes Kauern liegt im zentralen Gutsbezirk mit angrenzenden straßenbegleitenden kleineren Winkel- oder Dreiseithöfen. Später vergrö- ßerte sich das Dorf durch Zusammenwachsen mit naheliegenden Weilern. Ersturkundlich erwähnt wurde Kauern im Jahr 1465, als die Herren von Rudenitz mit dem Rittergut zu Kauern belehnt wurden. Die erste entscheidende und das Ortsbild verän- dernde Entwicklung erfolgte in der Gründerzeit. Die Vergrößerung des Gutsbezirks und der Ersatz tradi- tioneller Gebäude durch große Wirtschaftsbauten brachte zugleich auch neue Maßstäblichkeiten länd- licher Bebauung in das Dorf. Das Rittergut galt als eines der größten und schönsten Besitztümer dieser Art in der Umgebung. Im Gegensatz zu vielen anderen Dörfern des Al- tenburger Landes sind hier im Wesentlichen die klei- nen Hofstrukturen erhalten geblieben. Offensichtlich ging hier vom Gutsbezirk eine ortsprägende Macht aus, die eine Nachbarschaft anderer reicher Bauern nicht zuließ. Schulbau und einige Wohnhäuser sind weitere Zu- taten der Gründerzeit. Massive Erweiterungen erfuhr Kauern erst nach dem 2. Weltkrieg. Bereits in der unmittelbaren Nach- kriegszeit entstanden im Zuge der Bodenreform et- wa 20 Neubauernstellen, zum Teil auf den Grund- mauern des Gutsbezirkes. Der letzte Besitzer Alfred Felix Karl Reichardt war enteignet und vertrieben worden. Ein Großteil der Wirtschaftsgebäude des Rittergutes wurden ebenso abgetragen, wie der Nordflügel des einstigen Schlosses. Das idyllische und verträumte Dorf wandelte sich schrittweise zum „sozialistischen Musterdorf“. Aus- gehend von einer Maschinen-Ausleihstation (MAS), die ab 1949 in Kauern arbeitete, und der ersten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) im damaligen Bezirk Gera (Gründung 1952) entwickelten sich Vorzeigebetriebe. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Bebauung der Ortslage. Es entstanden in den 60er bis 80er Jahren ca. 25 - 30 Einfamilienhausstandorte sowie weitere 6 Wohnblöcke in 2 - 4-geschossiger Bauweise in den 60er und 70er Jahren. In dieser Form als Dorf privi-

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Gemeinde Kauern Antrag auf Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung mip legiert entstanden auch Kultur- und Sozialbauten in den 70er und 80er Jahren. In den Jahren nach der politischen Wende ent- stand in der Ortsmitte eine kleinere Siedlung mit 8 Reihenhäusern im 1. Bauabschnitt, von denen 7 belegt sind. Weitere Einfamilienhäuser entstanden auf Einzelstandorten.

Geprägt wird das dörfliche Erscheinungsbild und die Entwicklung des Dorfes somit insgesamt durch die Agrargenossenschaft Kauern, die aus der ehe- maligen LPG hervorgegangen ist. Der Betrieb selbst nimmt heute etwa ein Viertel der im Zusammenhang bebauten Ortslage ein. Das etwa quadratische Areal grenzt mit zwei Seiten an die dörfliche Bebauung.

Erwähnenswerte Objekte sind in Kauern die denkmalgeschützte Kirche und das so genannte Rathaus, das durch Umbauten zu DDR-Zeiten aus dem ehemaligen Südflügel des Ritterguts-Schlosses hervorging.

2.3 Landwirtschaft - Regionalstruktur

Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Dörfern Textfeld - Bildunterschrift spielt die Landwirtschaft in Kauern auch heute noch eine bedeutende Rolle. Prägend für den Ort ist die Agrargenossenschaft Kauern e.G.

Agrargenossenschaft Kauern e.G. Sie bewirtschaftet ca. 1660 ha Ackerland und 205 ha Grünland. In den Stallungen und auf den Weiden werden etWenigenauma 420 Milchkühe, 430 Kälber, Jung- rinder und Färsen gehalten.6 Aus Schweinen eigener Aufzucht entstehen in der betriebseigenen Fleischerei, die auch über einen angeschlossenen „Hofladen“ verfügt, seit über 15 Jahren Original Thüringer Wurstspezialitäten. Diese Produkte genießen auch über die Region hinaus einen guten Ruf. Eigene Fleischereigeschäfte betreibt die Agrarge- nossenschaft u.a. in Gera. Ein weiterer Erwerbszweig ist der Landmaschi- nenservice. Diese Reparaturstation dient nicht nur der Wartung der eigenen Technik, sie ist auch

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Stützpunkt für zahlreiche kleinere Landwirte in der Region. Aktueller Höhepunkt der erfolgreichen Entwicklung des Betriebes, der auf mehrere Standbeine baut, ist die Inbetriebnahme der betriebseigenen Biogasan- lage im November 2006. Das angeschossene Blockheizkraftwerk (BHKW) hat eine Nennleistung von 526 kW zur Stromerzeu- gung. Geplant ist nach dem Abschluss des Probebe- triebes eine jährliche Leistung von etwa 4,2 Mio kWh. Die entstehende Abwärme wird für die Heizung von Betriebsräumen und in den Ställen verwendet. Die Genossenschaft hat in den zurückliegenden Jahren hiermit eine Investition von ca. 1,5 Mio Euro getätigt.7 Im Jahr 2007 wurde mit der Umstrukturierung des Betriebshofes begonnen, so dass die derzeitige Hauptzufahrt Kaimberger Straße, eine schmale An- liegerstraße nicht mehr durch die schwere und große Landtechnik genutzt werden muss. Der Betrieb wird dann von der Hauptstraße angefahren die südwest- lich am Betrieb vorbei führt und zugleich die Grenze zur Feldflur bildet. Geplant ist weiterhin, den Betrieb schrittweise ein- zugrünen und damit für ein erträglicheres Erschei- nungsbild der Anlage zu sorgen. Dies kann jedoch nur schrittweise in Abhängigkeit der wirtschaftlichen Ertragsentwicklung vor sich gehen.

Dem Vorsitzenden der Genossenschaft, Herrn Siegfried Prüfer, ist es mit seinem Team gelungen, den einstigen sozialistischen Vorzeigebetrieb in eine marktwirtschaftlich arbeitende Agrargenossenschaft umzuwandeln und erfolgreich zu agieren. Insgesamt beschäftigt der Betrieb 68 Menschen, davon 7 Lehrlinge. Ein Zehntel der Belegschaft wohnt auch in Kauern.

Der Vorsitzende der Genossenschaft steht im ständigen Dialog mit der 1. Beigeordneten, den Ge- meinderäten und den Bürgern. Nicht jedes Problem, dass sich zwangsläufig aus dem landwirtschaftlichen Produktionsprozess in Form von Lärm- und Geruchsbelästigung ergibt, ist sofort und abschließend lösbar. Aber der Betrieb ist bemüht, diese so gering wie möglich zu halten oder auszuschließen, wie das begonnene Projekt Umver- legung Betriebszufahrt zeigt.

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Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die Tatsache, dass die Agrargenossenschaft ein enger Partner und Sponsor der Gemeinde für deren kulturelles Leben ist.

Landwirtschaftlich geprägte Struktur Neben der Agrargenossenschaft verfügt Kauern über keine weiteren Landwirtschaftsbetriebe. Auf vielen Höfen und Anwesen wird aber nach wie vor Tierhaltung und Kleintierhaltung außerhalb der Erwerbslandwirtschaft betrieben. Die zahlreichen Haus- und Bauerngärten dienen auch heute noch nicht nur der Zierde sondern auch der Eigenversor- gung mit Obst und Gemüse. Geprägt wird das Gemeindegebiet außerhalb der Sanierungsflächen, die sich noch in der Obhut der Wismut GmbH befinden, durch die agrarische Struk- tur. Nur wenige Grünstrukturen in den Ortsrandlagen gliedern die Landschaft. Hier soll künftig das Sanie- rungskonzept greifen, um solche verlorengegange- nen kleinen Waldungen wie der Queißen und Teile des Mühlenholzes langfristig wieder herzustellen.

2.4 Bevölkerung - Demografische Entwicklung Positive Effekte wie die Lage im ländlichen Raum Entwicklung der Einwohnerzahl in Kauern mit seinen Vorzügen von Ruhe, Naturnähe und Ge- lassenheit, einhergehend mit der Nähe zu Gera und einer guten Verkehrsanbindung sowohl durch den Jahr (WIKIPEDIA) (Verwalt.)

Geraer Verkehrsbetrieb (GVB) als auch für den Indi- 1933 283 vidualverkehr spielen für die Entwicklung der Ein- 1939 266 wohnerzahl eine wichtige Rolle. 1989 462 Die im ländlichen Raum begrenzt verfügbaren inf- 1994 470 1995 483 rastrukturellen Einrichtungen haben dabei nur einen 1996 482 relativ geringen Einfluss, da Sesshaftigkeit und Hei- 1997 473 matverbundenheit sowie der Anteil an selbst genutz- 1998 478 tem Immobilienbesitz einen großen Stellenwert be- 1999 461 sitzen. 2000 475 470 2001 479 Durch die bereits voranstehend beschriebene 2002 470 Entwicklung des Dorfes ist auch ungebrochen durch 2003 460 die Einschränkungen des Uranerzabbaus zu DDR- 2004 447 Zeiten stets eine positive Bevölkerungsentwicklung 2005 443 446 zu verzeichnen gewesen. 2006 449 2007 435 Diese setzte sich nach kurzem Abfall, bedingt durch die Grenzöffnung, auch in den Jahren nach 2010 415*) der Wende fort, die höchste Einwohnerzahl hatte 2020 360*) Kauern in den Jahren 1995/96 mit über 480 Einwoh- ) nern. Erst seit 2003 ist ein statistisch relevanter * Schätzung Autor Rückgang zu verzeichnen. Aktuell leben in Kauern

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435 Menschen, verglichen zur höchsten Zahl ist das ein Rückgang auf 90 %. Dieser erst spät einsetzende Rückgang der Bevöl- kerung ist im Wesentlichen auf die natürliche Bevöl- kerungsentwicklung durch Überalterung und Gebur- tenrückgänge zurückzuführen. Diese werden kompensiert durch die Wande- rungsgewinne, die Kauern regelmäßig hatte. Vielfach zog es dabei junge Familien aufs Land, was wiederum einen Einfluss auf die natürliche Be- völkerungsentwicklung hat. In den nächsten Jahren wird jedoch der allgemei- ne Trend der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung auch an diesen Ortsteilen nicht vorbeigehen. In ca. 10 bis 15 Jahren wird ein kontinuierlicher Rückgang zu erwarten sein.

Während nach der 9. kBV die durchschnittlichen 9. koordinierte Bevölkerungsvor- Einwohnerverluste in den kreisfreien Städten von ausberechnung für Deutschland 10,6 % (2000 - 2010) bzw. 11,2 % (2010 - 2020) zu und Thüringen im Vergleich erwarten sind, wird dieser in den Landkreisen 3,1 % (2000 - 2010) bzw. 2,9 % (2010 - 2020) betragen.8

Statistische Angaben, die letztendlich den langfristig Genaue Aussagen der prognostischen Einwoh- unumkehrbaren Prozess des Rückgangs der Bevölke- nerentwicklung lassen sich für Kauern auf Grund der rung belegen. geringen Größe des Dorfes und der zahlreichen Einflussfaktoren nicht machen. Die in der Tabelle angegebenen Zahlen sind Schätzwerte.

2.5 Flächenschlüssel Die Gemeinde Kauern umfasst eine Fläche von insgesamt ca. 832 ha. Vom Gemeindegebiet sind derzeit noch 372 ha, also fast die Hälfte als Bergbaufläche eingestuft.

2.6 Infrastruktur Anbindung an das überörtliche Verkehrsnetz Kauern ist über 2 Kreisstraßen an das klassifizierte Straßennetz der Region angeschlossen. Nordwestlich der Ortslage tangiert die K 115 das Dorf. Diese bildet die Verbindung zwischen der kreisfreien Stadt Gera aus Richtung Zwötzen und Kaimberg und führt über Grobsdorf nach Ronneburg. Die K 116 beginnt an der westlich der Ortslage gelegenen Krümme der K 115 und verbindet Kauern über und Rußdorf bei Pohlen mit der L 2321. In Gera und Ronneburg

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Gemeinde Kauern Antrag auf Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung mip bestehen dann Anschlüsse an die B 2, 7 und 92 sowie die BAB 4.

Innerörtliche Verkehrsflächen Der Zustand der innerörtlichen Verkehrsflächen ist überwiegend „gut“ bis „befriedigend“ einzuschätzen. Stark verschlissen sind lediglich die Kaimberger Straße und die Schulstraße im westlichen Abschnitt. Zahlreiche Straßen in der Ortslage wurden in den 40er und 50er Jahren in Pflasterbauweise herge- stellt. Sie weisen heute noch einen guten baulichen Zustand auf und sind in der Lage den örtlichen Ver- kehr aufzunehmen. Sie fügen sich gut in das Orts- bild ein. Der Nachteil des Rollgeräuschpegels ist auf Grund der geringen Belegung als nicht erheblich einzuschätzen.

Öffentliche Verkehrsmittel Bahnhöfe befinden sich ebenfalls in diesen beiden Städten. Der ÖPNV wird durch den Geraer Verkehrsbetrieb GVB abgedeckt. Die Linie 18 von Kauern nach Kleinfalke verkehrt an den Wochentagen bis 20:00 Uhr stündlich und an den Wochenenden alle 2 Stunden. Sie bedient den zentralen Umsteigepunkt der Stadtbahnlinie 1 in Gera-Zwötzen.

Schmutzwasser / Regenwasser Die Entwässerungssituation stellt sich in Kauern wie folgt dar: Große Bereiche des Ortsnetzes sind hergestellt, jedoch ist die Anlage insgesamt nicht fertiggestellt. Geplant ist der Ausbau des vorhande- nen Mischsystems zum zusammenhängenden quali- fizierten Mischsystem. Die erforderliche Kläranlage befindet sich derzeit nicht im Investitionsplan des Zweckverbandes. Die Ableitung erfolgt derzeit mit Auflagen über den Pohlteich. Beabsichtigt wird der- zeit eine Überleitung in die Kläranlage Ronneburg (Gessental). Betreiber der Anlage ist der Zweckverband Was- ser/Abwasser „Mittleres Elstertal“, dessen Mitglied Kauern ist.

Trinkwasser Druckbestimmend für die Ortslage ist der Druck- regler im nahe gelegenen Poris-Lengefeld an der Fernwasserstrecke 1. Das Ortsnetz ist teilweise re- konstruiert, erhebliche Mängel sind nicht bekannt.

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Energieversorgung, Ortsbeleuchtung Die Anlagen der Energieversorgung sind oberir- disch. Das Netz ist teilsaniert. Holzmasten wurden durch Betonmasten ersetzt, Freileitungen zum Teil durch Kabel. Die Masten nehmen gleichzeitig die Ortsbeleuchtung mit auf. Die Kabel sollten bei geplanten Baumaßnahmen in den unterirdischen Bauraum verlegt werden, um langfristig das Ortsbild zu verbessern. Die Errichtung einer separaten Ortsbeleuchtungsanlage sollte damit einhergehen.

Kommunikationsnetz Das Netz der Telekom wurde im wesentlichen nach 1990 mit der Wende neu aufgebaut und befin- det sich in einem guten Ausbauzustand. Die Versorgung mit Freikabeln stört das Ortsbild ebenfalls erheblich.

Müllentsorgung Ein Wertstoffcontainerstellplatz befindet sich im Straßenbereich Platz der Republik. Er befindet sich in relativ zentraler Lage, Beeinträchtigungen nahe gelegener Wohngrundstücke sind nicht bekannt. Ebenso wird das Ortsbild nicht erheblich beeinträch- tigt.

2.7 Handel, Dienstleistung, Gewerbe In Kauern haben sich zahlreiche Betriebe ange- siedelt. Neben der Agrargenossenschaft sind dies die Freie Kfz-Werkstatt Sven Junge, die Fleischerei Knüpfer, M&W Haustechnik GmbH, LTA Landtech- nischer Anlagenbau Kauern GmbH, die BASIS Steuersysteme GmbH sowie die Bäckerei Erler mit mehreren Filialen in der Region. Insgesamt werden in diesen Betrieben etwa 80 Menschen beschäftigt, davon 6 Lehrlinge. 11 Bürger von Kauern haben in diesen Betrieben Arbeit gefunden. Weitere Betriebe, über die keine Angaben zu Be- schäftigtenzahlen vorliegen, sind die Thüringer Hausbäckerei GbR, Baugeschäft Engel & Spindler, die Fa. Martex, der Friseursalon A. Gruber, der Fuß- pflegesalon Bettina Surau, die Pension Schneider und ein Getränkehandel, der auch die Rolle der Dorfkneipe übernimmt.

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Weitere Einwohner sind Gewerbetreibende mit Geschäften und Firmensitz in Gera, Ronneburg und Umgebung. Außerdem bietet die Lage in der Region den Bewohnern die Möglichkeit, in den nahe gele- genen Städten, insbesondere in Gera, Arbeit zu fin- den.

2.8 Dörfliches Gemeinschaftsleben, Vereine Die zentrale Rolle des dörflichen Gemeinschafts- lebens wird durch den Kulturverein getragen. Er hat insgesamt ca. 100 aktive Mitglieder. Davon spielen 32 aktiv in der Schalmeiengruppe mit insgesamt 40 - 50 Mitgliedern, 16 singen im Chor und jeweils 11 Mitglieder spielen Fußball (Alte Her- ren / Nachwuchs). Fußball wird regelmäßig gespielt, ebenso finden regelmäßige Freundschaftsspiele statt. Der Fußball- platz befindet sich auf einer gepachteten Fläche, die auch zu Dorffesten genutzt wird. Der Feuerwehrverein hat insgesamt ca. 40 Mit- glieder, von denen ca. 20 - 25 aktiv im Brandschutz der Gemeinde tätig sind. Es gibt eine Jugendgruppe mit ca. 6 - 8 Aktiven. Die Landfrauen Kauern - Taubenpreskeln haben ihren Sitz in Kauern. Die 18 Mitglieder gestalten u.a. Vorträge, Wanderungen, sportliche und andere Akti- vitäten. Die Aktivität des Kirchenvereins ist derzeit erlo- schen. In der Kirche finden etwa alle 2 Monate Got- tesdienste statt. Als problematisch hat sich hier der Wechsel des Pfarrers im Kirchspiel herausgestellt.

Durch die Aktiven, weitere Helfer und Sponsoren werden jährlich mehrere Veranstaltungen durchge- führt. Sie sind Zeugnis einer sehr engen und enga- gierten Dorfgemeinschaft Alljährlich organisiert wird durch alle Vereine im Ort das Maibaumsetzen. Es hat trotz geringer Wer- bung eine hohe Außenwirkung bis nach Kaimberg und Gera. Unterstützt wird das Fest durch die Agrar- genossenschaft, die Strom, Technik und andere Dinge sponsert. Das Dorf- und Kinderfest findet jeweils in der 3. Juliwoche als festes dreitägiges Hauptereignis auf dem Festplatz statt. Es ist als Fest der Generationen mit Angeboten und Tanzveranstaltungen für Alters- gruppen zu verstehen.

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Ein ganz besonderer Höhepunkt ist das Schalmei- enfest. Es findet alle zwei Jahre in den geradzahli- gen Jahren im Sommer statt. Dazu sind auch regel- mäßig andere Vereine eingeladen, die dieses Ereig- nis zunehmend zu einem Schalmeienfestival der Region werden lassen. Weitere jährliche Veranstaltungen der Schalmei- engruppe sind der „Musikantenstadl“, eine Danken- schönveranstaltung für die Helfer und das Herbstfest als Abschlusskonzert der Schalmeien. Hervorzuheben ist, dass zu allen runden Ge- burtstagen im Ort Mitglieder der Schalmeien und des Chores ein Ständchen spielen. Diese Tradition ist den Spielmannsleuten und Sängern Ehrensache. Neben den benannten Festen treffen sich zahlrei- che Kauerner auch zu anderen geselligen Anlässen. Leider muss aber auch erwähnt werden, dass ne- ben der Unterstützung durch die Agrargenossen- schaft seitens der übrigen Gewerbetreibenden und Betriebe keine enge Verbindung zum Dorf besteht.

2.9 Geschichtliche Entwicklung Das Dorf Kauern, südöstlich von Gera gelegen, gehörte einst zum Herzogtum Sachsen- und besaß dadurch eine historisch gewachsene, enge Bindung nur nahe gelegenen Stadt Ronne- burg.

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes geht auf das Jahr 1465 zurück, als die Herren von Rudenitz mit dem Rittergut zu Kauern belehnt wurden. Der Ort selbst war in den vergangenen Jahrhunderten auch als Kahern oder Kauren bekannt.

Das Rittergut, welches in den früheren Zeiten als eines der größten und schönsten Besitztümer dieser Art in der Umgebung galt, hat die Entwicklung und das Leben in Kauern jahrhundertelang geprägt. Mit dem Kriegsende 1945 endete auch die Geschichte des Rittergutes Kauern, dessen letzter Besitzer Herr Alfred Felix Karl Reichardt war.

Die Gesellschaftliche Entwicklung in den Jahren 1945 bis 1950 hat das Ortsbild von Kauern gravie- rend verändert. Ein Großteil der Wirtschaftsgebäude des Rittergutes wurde ebenso abgetragen, wie der Nordflügel des einstigen Schlosses. Selbst der an das Rittergutsschloss angrenzende kleine Park wur- de in dieser Zeit vollständig gerodet. Die Bruchsteine

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Gemeinde Kauern Antrag auf Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung mip der Rittergutsbauten dienten in der Folge als Bau- material für so genannte Neubauern- Siedlungshäuser, von denen bis 1950 insgesamt 19 errichtet wurden. Das idyllische und verträumte Dorf wurde zum "sozialistischen Musterdorf” umgestaltet.

Die Landwirtschaft, von der das Dorf Kauern und seine Bürger jahrhundertelang gelebt haben, blieb auch in den Jahren der DDR der bestimmende Er- werbszweig für den Ort. Im Jahre 1952 wurde in Kauern eine "Landwirtschaftliche Produktionsgenos- senschaft” gegründet, die erste derartige Genossen- schaft im damaligen Bezirk Gera. In den Folgejahren entwickelte sich diese Genossenschaft zu einem bedeutenden landwirtschaftlichen Betrieb. Zahlrei- che Bürger Kauerns waren bis zur Wende 1989/90 in der Genossenschaft beschäftigt. Ebenso entwi- ckelte sich in Kauern ab 1949 aus einer Maschinen- Ausleih-Station (MTS) ein recht bedeutender Land- technischer Betrieb.

Der von der SDAG WISMUT nach Kriegsende im Ronneburger Raum forcierte Uranerz-Abbau brachte ab 1960 zunehmende negative Auswirkungen für das Dorf und sein Umfeld. Zwar blieb Kauern das Schicksal umliegender Ortschaften wie Schmirschau oder Gessen erspart, dennoch wurde das einstmals gediegene Landschaftsbild in der Aufschüttung rie- siger Tafelhalden südlich und östlich der Ortslage nachhaltig zerstört. Neben Ortsverbindungsstraßen nach Gessen, Ronneburg und Lichtenberg fielen auch kleinere Waldungen, wie der "Queißen” und Teile des "Mühlholzes” ebenso wie Teiche und Bä- che dem WISMUT-Bergbau zum Opfer.

Seit dem Ende des WISMUT-Bergbaus, Anfang der 90er Jahre und einsetzenden Sanierungsmaßnah- men durch die jetzige WISMUT-GmbH, besteht für Kauern, daß in der Vorkriegszeit durch das nah ge- legene Gessental häufig das Zielvon Ausflüglern aus Ronneburg und Gera war, wieder Hoffnung auf ein landschaftlich schöneres Umfeld. Erste wesentliche Schritte wurden mit dem Abbau der Gessenhalde realisiert.

Kauern hat heute circa 480 Einwohner (im Jahre 1930 = 280 Einwohner). Seit 1995 gehört die Ge- meinde der Verwaltungsgemeinschaft "Ländereck”, mit dem Verwaltungssitz Seelingstädt an. Sehens- werte historische Bauten im Ort sind die denkmalge- schützte Dorfkirche und der noch erhaltene Südflü-

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Gemeinde Kauern Antrag auf Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung mip gel des einstigen Rittergutsschlosses. Heute Kultur - und Verwaltungszeitrum des Dorfes.9

3. Leitbild - Entwicklungsziele für Kauern

3.1 Überregionale und regionale Bedeutung von Kauern Kauern besitzt als Dorf überregional praktisch kei- ne Bedeutung. An den Rand des Blickfeldes wurde das Dorf je- doch durch die Ergebnisse der Sanierung des eins- tigen Uran-Tagebaus Lichtenberg gerückt. Immer wieder tauchen Interessierte aus ganz Deutschland auf, um die neu entstehende Landschaft nicht nur vom Gessental aus zu betrachten. Auf Grund seiner Lage zum Sanierungsgebiet und dem entstehenden Wegenetz wird Kauern künftig stärker in den Bereich des Naherholungstourismus rücken. Sowohl von Gera als auch von Ronneburg her wurden mit der Anlage des Ufer-Elster-Parkes in Gera, der Schaffung neuer Wegebeziehungen über Pforten nach Collis und der Renaturierung des Ges- sentals Anregungen für die Erkundung der Neuen Landschaft auch nach der BUGA 2007 geschaffen. Kauern hat das Potenzial, sich als Knotenpunkt im Rad- und Wanderwegenetz dieser Region zu entwi- ckeln. Von regionaler Bedeutung aus landwirtschaftlicher Sicht ist der Agrargenossenschaft, die hier Anerken- nung genießt. Als Wohn- und Gewerbestandort ist Kauern zu- kunftsfähig. Dazu liegt ein intaktes Beziehungsgefü- ge vor, sind verkehrliche und technische Erschlie- ßung gesichert. Mehrere freie Grundstücke, Baulü- cken und innerörtliche Erweiterungsflächen mit Baurecht bieten darüber hinaus weitere Ansied- lungsmöglichkeiten.

3.2 Langfristige Entwicklungsstrategie Die langfristige Entwicklung von Kauern wird durch eine Reihe äußerer Faktoren geprägt. Von besonderer Wichtigkeit ist die Berücksichti- gung des demografischen Wandels einhergehend mit der Globalisierung der Wirtschaft und der Ratio- nalisierung in Handel, Dienstleistung und Gewerbe. Trotz weiter wachsenden Wohnflächenbedarfs pro Einwohner wird der absolute Bedarf rückläufig sein.

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Ziel des langfristigen Entwicklungsstrebens muss es sein, die Siedlungskörper auch solcher Dörfer wie Kauern zu erhalten. Das Potenzial ist in Kauern durch die vielfach kleinteilige Bebauung gegeben. Folgende globale Ziele sind zur Umsetzung dieses Leitbildes zu verfolgen: ƒ Schaffung und Stärkung eines attraktiven und funktionalen Zentrums in Kauern zur Verbes- serung des dörflichen Gemeinschaftslebens ƒ Verbesserung der Gestaltung und Verknüp- fung dörflicher Freiräume als Unterpfand für Lebensqualität ƒ Infrastrukturelle Maßnahmen und angemesse- ner Ausbau der Straßen und Wege ƒ Sicherung und Ergänzung des Naturpotenzials innerhalb und am Rand der Siedlungsflächen ƒ Gestaltung des Ortsbildes im Sinne der Ver- besserung von Wohnzufriedenheit seiner Be- wohner

3.3 Mittelfristige Entwicklungsziele Mittelfristig sind in Zetzscha Maßnahmekomplexe vorzusehen, die das langfristige strategische Kon- zept der Erhaltung des Dorfes als ländlichen Wohn- und Gewerbestandort im Großraum der Stadt Gera unterstützen. Ebenso bedarf die Agrargenossen- schaft die weitere Unterstützung zur nachhaltigen Sicherung ihres Standortes. Entscheidend ist in den nächsten Jahren, den Be- stand und die Vorhaltung kommunaler Immobilien schrittweise zu optimieren. Dies betrifft insbesondere die Bereitstellung und Vorhaltung von Gemeinbe- darfseinrichtungen für die örtliche Bevölkerung. Der mittelfristige Zeitrahmen ist etwa bei 15 Jah- ren anzusehen, in dem die Weichen für die langfris- tige Weiterentwicklung zu stellen sind. Schwerpunkte sind in diesem Zeitrahmen: ƒ Kommunales Immobilien- und Flächenmana- gement unter Berücksichtigung des Bedarfes der Bevölkerung und insbesondere der aktiv tätigen Vereine innerhalb der Dorfgemein- schaft sowie der Serviceeinrichtungen ƒ Schaffung planungsrechtlicher Voraussetzun- gen für eine geordnete städtebauliche Entwick- lung durch eine Dorfentwicklungsplanung ƒ Herstellung eines dauerhaft funktionstüchtigen Abwassernetzes im Mischsystem

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ƒ Überleitung in das Klärwerk Ronneburg ƒ Ausbau und Sicherung der Netze der techni- schen Infrastruktur ƒ Dorfgerechte Maßnahmen zur Verbesserung der verkehrlichen Infrastruktur in einzelnen Straßenzügen durch Ausbauten bzw. grund- hafte Ausbauten ƒ Maßnahmen zur Sicherung und Stärkung orts- ansässiger Handwerksbetriebe, Dienstleister und Gewerbetreibender ƒ Sicherung und Ausbau des landwirtschaftli- chen, touristischen und sonstigen Wegenetzes außerhalb des Siedlungskörpers ƒ Maßnahmen zum Erhalt, zum Schutz, zur Pflege und zur Erweiterung von Natur und Landschaft

3.4 Maßnahmekatalog 3.4.1 Kaimberger Straße Die Kaimberger Straße bildet eine wichtige Ortszu- fahrt von der K115 Gera - Ronneburg her. Von hier aus erfolgt bis jetzt auch die Zufahrt zum Betriebshof der Agrargenossenschaft für alle Fahrzeuge. Mit den begonnenen Arbeiten zur Verlegung der Zufahrt für den Landwirtschaftsverkehr wird sich der Verkehr künftig auf den Pkw-Verkehr der Angestellten und Partner der Genossenschaft reduzieren. Auf Grund des unzureichenden Ausbaus dieser Straße zu DDR-Zeiten und den langjährigen Land- wirtschaftsverkehr mit großem Gerät und Fahrzeu- gen unterlag dieser Straßenzug einem erheblichen Verschleiß. Dieser ist allein durch Reparaturen nicht mehr zu bewältigen, eine Kosteneffizienz im Ver- gleich zum grundhaften Ausbau ist nicht mehr gege- ben. Die Gemeinde beabsichtigt daher den kurzfristigen Ausbau unter Berücksichtigung der künftigen Ver- kehrsverhältnisse und der dörflichen Struktur.

3.4.2 Schulstraße Ebenfalls als wichtige Straßenbaumaßnahme wird der erforderliche grundhafte Ausbau der Schulstraße im westlichen Abschnitt eingeschätzt. Dieser Straßenzug unterliegt einer erheblichen Hochwassergefährdung durch die angrenzende Feldflur. Zunehmend häufen sich Reparaturarbeiten

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Gemeinde Kauern Antrag auf Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung mip an den Entwässerungsanlagen, der Straßenkörper ist in seinem Unterbau nur noch begrenzt tragfähig. Beabsichtigt ist ein Ausbau, der dem örtlichen Verkehr und der Nutzung durch die Landwirtschaft entspricht. Dies soll mit einer einfachen dorfgerech- ten Gestaltung einhergehen.

3.4.3 Rathaus Die weitere Entwicklung des sogenannten Rat- hauses als Generationenhaus liegt den Bürgern von Kauern besonders am Herzen. Durch Umbau des einstigen Südflügels des Rittergutsschlosses ist zu DDR-Zeiten hier ein Anlaufpunkt für die Bevölkerung der Gemeinde und ihre Gäste mit Gemeindeamt, Gaststätte und Saal entstanden. Eine Gaststätte wird hier derzeit nicht mehr betrie- ben. Jedoch wird das Gebäude regelmäßig durch die Gemeindeverwaltung, durch die Vereine und zu zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen genutzt und für private Familienfeiern angemietet. Das Gebäude entspricht in seiner technischen Ausstattung nicht mehr heutigen Anforderungen. Durch Fehler bei Umbauten und Sanierungsmaß- nahmen bestehen noch nicht näher definierte Män- gel der Bausubstanz insbesondere im Erdgeschoss, die sich in einer unangenehmen Geruchsbildung äußern. Erforderlich sind auch Überarbeitungen in der Grundrisslösung, die einen effektiven und multi- funktionalen Betrieb des Objektes ermöglichen. Über die jetzigen Funktionen hinaus sind im Ver- laufe erforderlicher konzeptioneller Arbeiten Räum- lichkeiten für die Jugend und Gemeindearbeiter zu finden. Nachgedacht wird auch über die Schaffung einer Weinstube im Keller sowie die Wiederaufnah- me eines öffentlichen Gaststättenbetriebes. Das Vorhaben ist geeignet, neben den nachfol- gend geschilderten Maßnahmen eine attraktive Dorf- mitte zu schaffen. Aufgabe einer künftigen Dorfentwicklungsplanung wird es in diesem Zusammenhang auch sein, über die Ausgliederung des jetzigen Objektes des Ge- meindearbeiters und des Stützpunktes der Feuer- wehr in der Karl-Marx-Allee, der so genannten „Villa“ nachzudenken. Ein erster Gedankenaustausch ist dazu in den bereits stattgefundenen zwei Beratun- gen des Arbeitskreises Dorferneuerung erfolgt.

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Gemeinde Kauern Antrag auf Anerkennung als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung mip 3.4.4 Platz der Republik Der Platz der Republik besteht aus einer platzarti- gen Straßenaufweitung vor dem Eingang zum Rat- haus und einem weiter nach Osten verlaufenden Straßenraum. Die Aufweitung der Straße ging aus dem einstigen Hof des Rittergutes hervor, der durch bodenrechtliche Schritte im Zuge der Bodenreform eingeengt wurde. Aus heutiger Sicht bildet die zum Teil recht üppige Verkehrsfläche nur wenig Aufent- haltspotenzial, das dem öffentlichen Gebäude an- gemessen wäre. Der kurze nach Westen hin an- schließende Straßenabschnitt bildete die frühere Hofzufahrt. Verbesserungen dieses beengten und unübersichtlichen Abschnitts sind mit einer Inan- spruchnahme des südlich angrenzenden brachlie- genden Grundstückes, das sich derzeit noch in Pri- vathand befindet, möglich. Bereits durch einen ehemaligen Kauerner in den zurückliegenden Jahren zu Papier gebrachten „Ge- danken zur Dorferneuerung“10 nimmt eine mögliche Umgestaltung dieses Bereiches eine zentrale Rolle ein. Erste Gedankenansätze gehen von einer zeitge- mäßen Gliederung in einzelne Funktionsbereiche nach dörflichen Maßstäben aus, ohne die Fläche zu zergliedern. Es bleibt einer zukünftigen Dorfentwicklungspla- nung vorbehalten, diese Ansätze konzeptionell als Grundlage für weitere Planungen zu Papier zu brin- gen.

3.4.5 Bereich (Feuerlösch-)Teich / Park Vom Rathaus bis zum Festplatz der Gemeinde sind es nur wenige Schritte, die nach heutigen Ver- hältnissen auf Grund der oben beschriebenen Zu- stände jedoch eines Umweges bedürfen. Im Zusammenhang mit der vorangehend be- schriebenen Maßnahme rückt der Festplatz künftig auch tatsächlich näher an das Rathaus. Der Festplatz hat einen hervorragenden Ausstat- tungsgrad, der in dieser Form selbstredend auch vom Engagement der Dorfgemeinschaft spricht. Demgegenüber sind der Bereich des sogenannten Parks und des Teiches der zu DDR-Zeiten in einen Feuerlöschteich mit Schwimmbadbereich umgebaut worden war nicht über das Flair dieser Zeit hinaus- gekommen, verbunden mit zunehmenden Verschlei- ßerscheinungen.

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Beabsichtigt wird, diesen Bereich als verbinden- des Glied zwischen Platz der Republik und Festplatz in einfacher dörflicher Struktur neu zu gliedern und zu ordnen. Zentrale Aufgabe dieses Vorhabens ist die Renaturierung des Gewässers zu einem Dorf- teich. Dieser soll neben der gestalterischen Funktion auch zu einer Verbesserung der Ableitung der Nie- derschlagswässer beitragen. Ursprünglich handelte es sich bei diesem Teich um den Teil einer Kaskade, bestehend aus insgesamt vier Teichen.

3.4.6 Agrargenossenschaft - Verbesserung der Einordnung in das Ortsbild Aus der langjährigen Partnerschaft zwischen Ge- meinde und Agrargenossenschaft ergeben sich im- mer wieder Berührungspunkte einer gegenseitigen Unterstützung. Da auch die Gemeinde Kauern ein erhebliches In- teresse an der Verbesserung des Erscheinungsbil- des des Betriebsgeländes hat, beabsichtigt sie, auf umliegenden eigenen Flächen die Maßnahmen der Eingrünung zu unterstützen. Der Umfang dieses Vorhabens kann derzeit noch nicht genauer beziffert werden. Die Maßnahme bedarf einer kurzfristigen Vorbereitung, um zeitgleich mit den Aktivitäten des Agrarbetriebes handeln zu können. Auch sind hier zielgerichtet geeignete Fördermöglichkeiten zu su- chen.

3.4.7 Langfristige Maßnahmen Langfristig sind weitere Ausbauten im Straßennetz vorzusehen. Diese sind zeitlich nach 2015 anzusie- deln und betreffen aus heutiger Sicht im Wesentli- chen die Hauptstraße und die Friedhofstraße. Der dann nach 70 Jahren Nutzung zu erwartende Ver- schleißgrad dieser Straßen wird Maßnahmen des grundhaften Ausbaus erfordern. Dabei ist zu berück- sichtigen, dass mehr als die Hälfte der Hauptstraße und die Friedhofstraße als Kreisstraße in der Zu- ständigkeit des Landkreises liegen.

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3.5 Geplante Maßnahmen und Investitionen - Prioritätenliste Kaimberger Straße Æ Fortführung der begonnenen Sicherungsmaß- KURZBESCHREIBUNG nahmen mit schrittweisen Ausbau zum Dorfgemein- schafts- und Vereinshaus noefg hij Kosten: ca. 180.000 €

Schulstraße Æ Herstellung der Freianlagen zum Herrenhaus ZEITHORIZONT DER UMSETZUNG 1 - 5 Bewilligungszeitraum copqg hij 6 - 8 Zeitraum Verpflichtungserm. Kosten: ca. 170.000 € KOSTEN Grobkostenschätzung. Mit dem Rathaus Wert wird eine Größenordnung der zu erwartenden Kosten ange- Æ Abbruch und Neugestaltung des Ortsrandberei- geben. Sie ist im Zuge des weite- ches mit Wertstoffcontainerstellplatz ren Planungsprozesses entspre- chend zu untersetzen. cdpqr hij Kosten: ca. 200.000 €

Platz der Republik Æ Grunderwerb, Abbruch und Anlage eines Fußwe- ges cdeqr sij Kosten: ca. 250.000 €

Bereich Teich / Park Æ Grundhafter Ausbau nach wasserwirtschaftlichen Maßnahmen cdefg stu (in Abhängigkeit Maßn. Ewa) Die Gesamtsumme der Maßnahmen be- Kosten: ca. 120.000 € trägt in Kauern gemäß Prioritätenliste

(Punkt 1 - 5) 940.000 Euro. Bei ausschließ- Agrargenossenschaft licher Förderung über die Dorferneuerung Æ Eingrünung des Betriebsgeländes (gemeindliche beträgt der Eigenanteil der Gemeinde Verpflichtung) Kauern bei einer derzeit 60-prozentigen noefg hij Förderung des Nettobetrages rund Kosten: ca. 20.000 € 470.000 Euro.

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4. Ausblick - Nachhaltigkeit Eine künftige Dorferneuerung in Kauern ist auf Nachhaltigkeit auszurichten. Mit dem vordringlichen Ziel der Sicherung und der Stärkung der Dorfgemeinschaft, einhergehend mit der Verbesserung der Infrastruktur und der Gestal- tung des Ortsbildes soll zugleich das Zusammenge- hörigkeitsgefühl und die Heimatverbundenheit ge- stärkt werden. Das bedeutet Sesshaftigkeit und ist damit ein Baustein im Dreieck der Nachhaltigkeit. Denn neben der Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen und den vorhandenen Wohn- und Umfeldbedingun- gen spielt die soziale Komponente auch eine wichti- ge Rolle. Ebenso bedeutet das Fitmachen der verkehrlichen und technischen Infrastruktur einen ökologischen Wertzuwachs. Intakte Entwässerungs- und Ver- kehrsanlagen verringern den Schadstoffeintrag in den Boden und die Lärmbelästigungen. Auf Ökonomie auszurichten ist die Dorferneuerung in Kauern. Der Umfang einzelner Maßnahmen ist auf Angemessenheit und Nachhaltigkeit in Wechselwir- kung mit verzeichneter und künftiger Entwicklung zu betrachten. Kauern soll mit Hilfe der Dorferneuerung fit ge- macht werden für eine langfristige Entwicklung als Wohn-, Arbeits- und Dienstleistungsstandort des 21. Jahrhunderts.

Quellenverzeichnis

1 TMLNU: Pressemitteilung Nr. 181/07 2 TMLNU: Pressemitteilung Nr. 62/06 3 TMLNU: Pressemitteilung Nr. 181/07 4 http://de.wikipedia.org/wiki/Kauern 5 http://de.wikipedia.org/wiki/Kauern 6 http://www.behrens-scheessel.de. Stand: 2004 7 http://www.biogas-markert.de 8 http://www.begleitforschung-stadtumbau-thueringen.de/docs/Ausgangsgutachten/ 9 E. Albrecht, Kauern. Veröffentlicht unter www.kauern .de 10 Gedanken zur Dorferneuerung in der Gemeinde Kauern. Verfasser und Datum unbekannt.

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