Z 8398 CX Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in. Deutschland Bonn, den 3. Mai 1979

• WAHLEN Stellungnahmen von Helmut Ein hart Kohl und zum Wahlsieg in Schleswig- erkämpfter Holstein Seite 2—4 • ANALYSE 34 Direktmandate an die CDU — Wahlsieg In den Städten gut behauptet Seite 5 Wir sind alle sehr glücklich darüber, daß es uns gelungen ist, die Wahl in Schleswig- • SONDERDIENST Holstein zu gewinnen. Wir haben unter Gesamt- und Einzelergebnisse der schleswig-holsteinischen Führung des Landesvorsitzenden der CDU, Landtagswahl gelber Teil Unseres erfolgreichen Ministerpräsidenten Gerhard Stoltenberg, das gesteckte Wahlziel • DEUTSCHLAND- Reicht. Die Möglichkeit, auch in Zukunft POLITIK ln diesem Bundesland die politischen „Sanftes Säuseln" anstelle beschicke zu bestimmen, sind nach einer konkreter Maßnahmen Seite 7 dramatischen Wahlnacht vom Wähler bestätigt worden. • ÄLTERE °as erklärte nach der Sitzung des MENSCHEN Bundesvorstandes am 30. April 1979 in Bonn. Zunehmende Lebenserwartung 7 verlangt neue Problemlösungen 57 000 Bürger Schleswig-Holsteins haben mit Seite 11 !nrer Stimme für Gerhard Stoltenberg und mit |nrer Stimme für die Christlich Demokratische • FINANZEN Union deutlich gemacht, daß sie Gerhard Stolten- Gemeinden sollen Steuern berg und seine Mannschaft erneut mit der Füh- senken Seite 13 rur>g der Landesregierung für die nächsten vier Jahre betreuen, und sie haben auch deutlich ge- • DOKUMENTATION dacht, daß sie das Sachangebot unserer Politik Jusos: Mit dem Marxismus die ln diesem Bundesland akzeptieren. Ich bin vor Gesellschaft ändern grüner Teil a lern sehr erfreut darüber, daß es auch im Ver- • EUROPA such zur Bundestagswahl 1976 in Schleswig- Auf in den Europa-Wahlkampf (Weiter auf Seite 2) blauer Teil UiD 18-3. Mai 1979 • Seite 2

Fortsetzung von Seite 1 Kandidat von SPD/FDP, Matthiesen, diese vier Parteien — den SSW genau- Holstein gelungen ist, einen deutlichen so wie die „Grüne Gruppe" — in der Zuwachs zu erreichen. Gewichtung des Wahlergebnisses völlig Auch von dieser Stelle aus möchte ich vereinnahmt hat, wie er sie schlichtweg allen Wählern in Schleswig-Holstein für als eine Einheit behandelt hat. ihr Vertrauen und ihre Bereitschaft, uns Dieser Wahlerfolg ist um so bemerkens- wieder mit der Regierungsverantwor- werter, weil er auch gegen eine seit tung zu versehen, sehr herzlich danken. langem laufende Kampagne errungen Dieser Vertrauensbeweis ist für uns wurde, die Wahl in Schleswig-Holstein eine wichtige Verpflichtung, und wir sei nicht zu gewinnen. Es sind damit sind sicher, daß unsere Freunde in alle diejenigen Lügen gestraft worden, Schleswig-Holstein — allen voran Ger- die uns seit Monaten eine Niederlage hard Stoltenberg — mit Augenmaß und einreden wollten. Die Erfahrung gerade einer sachgerechten politischen Arbeit in den entscheidenden zehn Tagen versuchen werden, diesem Vertrauen nach der Osterpause, die ja ein beson- gerecht zu werden. Ich will aber auch ders schwieriges Symptom dieses allen Mitarbeitern und Freunden in der Wahlkampfes war, hat im übrigen ge- Partei danken, die diesen Wahlsieg zeigt, daß der Wahlkampf, Wahlver- möglich gemacht haben. sammlungen, die direkte Auseinander- Der hervorragende Einsatz der Partei setzung mit dem politischen Gegner, vor Ort, die Hilfe, die viele von uns aus das Vortragen der Argumente über- dem gesamten Bundesgebiet dort gelei- haupt nicht an Wert verloren hat. Auch stet haben, hat seinen großartigen Aus- und gerade im Fernsehzeitalter gewin- druck im Erfolg gefunden. Der Ausgang nen vielmehr Versammlungen aller Art dieser Landtagswahl ist natürlich auch mit Diskussionen, mit der Darstellung sehr bedeutsam für die Lageeinschät- der eigenen Politik und der eigenen zung der CDU. Die CDU konnte mit Argumente wieder zunehmend an Ge- dieser Landtagswahl ihre Position festi- wicht. Das ist wichtig für das Selbstver- gen, und sie hat es trotz der Verluste — ständnis der demokratischen Parteien, genauso wie in Rheinland-Pfalz — aus weil es eine ganze Reihe von Jahren eigener Kraft geschafft, die absolute 'hindurch eine Denkschule gab und Mehrheit der Mandate zu erreichen. auch heute noch gibt — übrigens auch Das bedeutet: Wir stehen keineswegs in der CDU — die da sagt: Wahlkampf vor einer naturgesetzlichen Schallmau- — rentiert sich das eigentlich noch? Ist er, etwa Mehrheiten von SPD/FDP-Koa- das überhaupt ökonomisch, daß Spitzen- litionen gegenüber. Das gilt für alle kandidaten und Spitzenpolitiker vor Ort politische Bereiche in der Bundesrepu- den Wähler um seine Stimme bitten? blik. Bemerkenswert an diesem Wahlkampf Wir standen in Schleswig-Holstein vor bis in die Wahlnaöht hinein war außer- der besonders schwierigen Aufgabe, dem die für einen Wahlkampf ganz und uns gegen vier Konkurrenz-Parteien, gar ungewöhnliche und unerträgliche die ja in einer Art Vorkoalition zusam- Art der Demagogie, die man hier erlebt mengeschlossen waren, durchzusetzen. hat. Das gilt insbesondere für die Kern- Es war sehr bemerkenswert, wie in der energie. Wir haben mit Beginn des MO" Wahlnacht der Ministerpräsidenten- nats April nach den Ereignissen in Har- UiD 18-3. Mai 1979 • Seite 3

Gerhard Stoltenberg: Eine große Gemeinschaftsleistung •n dem harten Wettbewerb der Parteien haben die schleswig-holsteini- schen Wähler schließlich die gute landespolitische Arbeit der CDU an- erkannt. Ohne die große Gemeinschaftsleistung unserer Partei hätten wir diesen Erfolg nicht erringen können. Die Wahl war erschwert durch einen bisher nie gekannten personellen und finanziellen Einsatz der Bun- des-SPD, die den Regierungsbonus des Bundeskanzlers in den Wahl- kampf einzubringen suchte. Ich habe mich aber auch bei den Parteifreunden aus dem Bund und den anderen Ländern für ihre Hilfe bei dieser Wahl zu bedanken. Ich weiß, daß es in der Demokratie keine Einzelkämpfe gibt. Was wir hier erlebt haben, ist der Erfolg der hervorragenden Arbeit aller Freunde, die am Wahlkampf beteiligt waren. risburg überall in der Bundesrepublik, ermöglicht. Ich kündige schon jetzt an, aber nicht zuletzt in Schleswig-Holstein, daß wir selbstverständlich auch davon einen erheblichen Verfall der öffentli- ausgeben, wenn sich aus diesem Be- chen Meinung zu diesem Punkt erlebt. richt Konsequenzen für unsere eigene D'e demoskopischen Daten — vor al- Sicherheitspolitik im Bereich der Kern- ,err» was die Erstwähler, Jungwähler reaktoren ergeben sollte, daß diese Und Frauen betrifft, was ältere Men- Konsequenzen selbstverständlich un- schen betrifft, haben hier schockartige verzüglich gezogen werden müssen. Entwicklungen angezeigt. Der Harris- Zu dem Thema Zwischenbilanz der burg-Effekt — wenn ich das mal so Landtagswahlen erklärte Helmut Kohl nennen darf — ist sicherlich in den folgendes: Es war das erklärte Ziel von 'etzten Tagen des Wahlkampfs nicht SPD und FDP bei der Serie der Land- jnehr so wirksam gewesen wie unmittel- tagswahlen, wie sie es nannten, die bar nach dem Ereignis in Harrisburg zu politischen Machtverhältnisse in der Beginn des Monats. Bundesrepublik zu ihren Gunsten zu Es läßt sich dennoch nicht leugnen, daß verändern. Im Wahlkampf in Schleswig- bliese Probleme zu einem zentralen Holstein ist das insbesondere mit Thema geworden sind und daß sie nä- Schlüsselbegriff „Brechung der Mehr- mlich Wahlentscheidungen beeinflußt heit der CDU/CSU im Bundesrat" signi- naben. Wir erwarten, daß die Berichte fikant vorgetragen worden. Nach Ab- uber die Erfahrungen in Harrisburg schluß der ersten Serie der Landtags- [Möglichst bald der deutschen Öffent- wahlen in dieser ßundestagslegislatur- 'chkeit zugänglich gemacht werden. periode ist nun festzustellen, daß die 'ch bin sehr dafür, daß man über dieses CDU/CSU auch in Zukunft über die Thema unsere Mitbürger informiert und Mehrheit in der Mehrzahl der Bundes- damit auch eine offene und sachge- länder und über die Mehrheit in der rechte, intellektuell redliche Diskussion Mehrzahl der deutschen Kommunen UiD 18-3. Mai 1979 • Seite 4 verfügt. Die Mehrheit der Union im Bun- tive Partei. Wir wollen gerade diesen desrat ist ungebrochen. Begriff hier voll und ganz in diesem Zusammenhang aufnehmen, weil wir Der sicherste Seismograph für diese der Überzeugung sind, daß der Erhalt Entwicklung ist immer noch die Zusam- des großen Schatzes der Natur eine mensetzung der Bundesversammlung. wichtige konservative Aufgabe ist. Es ist sicher, daß Karl Carstens am 23. Mai im ersten Wahlgang zum Präsiden- ten der Bundesrepublik gewählt wird. Für die CDU bedeutet dies, daß es eine DDR-Atommüll an der Grenze? Chance ist, diesen Wechsel auch im Genaue Angaben über die nur acht Ki- nächsten Jahr zu erreichen. lometer von der innerdeutschen Grenze Zum Schluß eine kurze Bemerkung zum entfernt auf DDR-Gebiet gelegene Thema der „Grünen Listen". Nach den Atommülldeponie in Bartensieben ge- Ankündigungen in der Wahlnacht ge- genüber Helmstedt hat der CDU-Bun- hen wir davon aus, daß die „Grünen destagsabgeordnete Volkmar Köhler Listen" sich überall bei den kommen- gefordert. In einer in Wolfsburg veröf- den Wahlen beteiligen werden, auch bei fentlichten Erklärung verlangte Köhler der Bundestagswahl. Wir haben heute von der Bundesregierung, sich mit Ost- über dieses Thema sehr lange und sehr Berlin in dieser Sache „umgehend in intensiv — gerade auch im Blick auf die Verbindung zu setzen". Seinen Angä' Jungwähler — im Bundesvorstand ge- ben zufolge ist im Westen nichts be- sprochen. Wir werden unsere Aktivität kannt über Art und Umfang der Sicher- im Bereich des Umweltschutzes im wei- heitsmaßnahmen sowie über die in dem testen Sinne des Wortes enorm zu ver- früheren Kalibergwerk eingelagerten stärken haben und wir sind gewillt, dies Stoffe. Es sei auch unbekannt, ob es zu tun. Unsere politischen Gegner be- sich um eine End- oder um eine Zwi- schimpfen uns gerne als eine konserva- schenlagerung handele. Ergebnisse der letzten Landtagswahlen in den Bundesländern

Land letzte Wahl Ergebnisse ( n Prozent) nächste Wahl CDU SPD FDP NPD DKP Son. GLU Baden-Württemberg 4. 4.1976 56,7 33,3 7,8 — — 2,2 — 1980 Bayern 15.10.1978 • 59.11) 31,4 6,2 0,6 0,3 0,6 1,8") 1982 Berlin (West) 18. 3.1979 44,4 42,7 8,1 3,7s) 1,14) 0,1 — 1983 28. 9.1975 33,8 48,7 13,0 1,1 2,2 — — 1979 Hamburg 4. 6.1978 37,6 51,5 4,8 0,3 1,0 3,57) 1,0 1982 Hessen 8.10.1978 46,0 44,3 6,6 0,4 0,4 — — 1982 Niedersachsen 4. 6.1978 48,7 42,2 4,2 0,4 0,3 — 3,9 1982 Nordrhein-Westfalen 4. 5.1975 47,1 45,1 6,7 0,4 0,5 0,2 — 1980 Rheinland-Pfalz 18. 3.1979 50,1 42,3 6,4 0,7 0,4 0,1 — 1983 Saarland 4. 5.1975 49,1 41,8 7,4 0,7 1,0 — — 1980 Schleswig-Holstein 29. 4.1979 48,3 41,7 5,8 0,2 0,2 1,45) 2,4 1983 3.10. 1976 48,62) 42,6 7,9 0,3 0,3 0,1 1980

*) CSU; *) CDU/CSU; *) Alternative Liste; «) SEW; *) SSW; 8) GAZ/AUD; *) BL UiD 18-3. Mai 1979 • Seite 5

WAHLANALYSE 34 Direktmandate an die CDU - in den Städten gut behauptet

über die Wählerbewegungen insgesamt 44 Wahlkreise die CDU-Kan- bei der Landtagswahl in Schleswig- didaten direkt durchsetzen, drei Bewer- Holstein gibt der Landesverband ber der CDU werden nun über die Lan- nachfolgend eine erste Analyse: desliste in das Parlament einziehen. Der SPD gelang es, zehn Direktkandi- Es war ein knapper Sieg, aber ein daten durchzubringen, wobei sie die beeindruckender Erfolg." Mit diesen Wahlkreise Neumünster und Rendsburg Worten umschrieb zutreffend Schles- mit teilweise knappen Vorsprung von wig-Holsteins Ministerpräsident Dr. der CDU übernehmen konnte. Gerhard Stoltenberg den Ausgang der Bezeichnend für die Landtagswahl Landtagswahlen. ist, daß es die früheren offensichtlichen In der Tat, mit 48,29 Prozent der Stim- Hochburgen von Parteien kaum mehr men schaffte es die CDU gerade noch, gibt. So hat zwar die CDU an der West- das 37. üandtagsmandat zu behalten küste, im Wahlkreis Steinburg Süd, und damit die absolute Mehrheit der einen Verlust von 5,04 Prozent hinneh- Sjtze im Landtag zu wahren. Wie knapp men müssen, im ländlich strukturierten der Wahlausgang war, zeigt die Tatsa- Wahlkreis Rendsburg West auch noch che, daß nach dem vorläufigen amtlichen 4,26 Prozent eingebüßt, doch — mit Endergebnis der CDU 1 169 Stimmen Ausnahme Neumünsters — in den Städ- 9ereicht hätten, ihre absolute Mehrheit ten relativ gut abgeschnitten. Denn die 2u behalten. geringsten Verluste gab es mit 0,11 Pro- Wenn auch die CDU in Prozenten zent in Flensburg Ost, mit 0,44 Prozent 'einen Rückgang von 2,1 der Stimmen in Lübeck Ost, mit 0,79 Prozent in annehmen mußte, ist jedoch festzuhal- Schleswig und mit 1,09 Prozent in Kiel ten, daß sie in absoluten Zählen ausge- Süd. Interessant auch der scheinbare drückt gegenüber 1975 ihre Stimmen- Zusammenhang von Wahlbeteiligung j^hl fast halten konnte, vor vier Jahren und Erfolgen für die CDU. Die höchste Jetten lediglich 629 Bürger mehr der Wahlbeteiligung des Landes hatte der CDU die Stimme gegeben. Und noch Wahlkreis Plön Nord mit 88,36 Prozent eir|e Besonderheit muß hervorgehoben aufzuweisen. Hier siegte der CDU-Kan- Werden: der SSW, der an keine Fünf- didat ebenso wie im Wahlkreis Plön prozentklausel gebunden ist, die CDU Süd bei einer Wahlbeteiligung von Jedoch zwang, nicht nur SPD und FDP 87,94, in Rendsburg West (Wahlbeteili- 2u schlagen, sondern eben auch noch gung 86,72) oder Schleswig West 2usätzlich die 1,4 Prozent SSW-Stim- (Wahlbeteiligung 86,64). Dasselbe gilt men zu übertrumpfen. Auch das ist ge- für den Wahlkreis Rendsburg West, der lur)gen. Und so konnten sich in 34 der bei einer Wahlbeteiligung von 86,72 UiD 18-3. Mai 1979 • Seite 6

Prozent von der CDU mit 59,60 Prozent Schwarz büßte trotz eines absoluten der Stimmen hatte erobert werden kön- Zugewinns von 870 Stimmen dennoch nen. Doch auch in den Wahlkreisen mit 1,73 Prozent der Stimmen ein. niedriger Wahlbeteiligung hatte sich die Von Dorf zu Dorf gab es ganz erhebli- Union behaupten können. So hielt sie che Schwankungen im Abschneiden den Wahlkreis Norderstedt, in dem die der Parteien, die nicht zuletzt auf eine Wahlbeteiligung bei nur 74,80 Prozent in den vergangenen Jahren stark verän- und damit um 6,76 Prozent niedriger lag derte Siedlungsstruktur zurückzuführen als noch vor vier Jahren. sein dürften. An den Ergebnissen ist es weitgehend ablesbar, ob es gelungen Während man in Norderstedt zwei Pro- ist, die hohe Zahl von Zuwanderern und zent verlor, waren es in Rendsburg Neubürgern in das Gemeinschaftsleben West 4,4 Prozent! Augenfällig ist, daß einzugliedern oder nicht. die CDU zwar überall im Vergleich zu 1975 ihre absoluten Stimmenzahlen hal- Mit großer Spannung war vor allem das ten konnte oder sicti nur geringfügig Absdhneiden der Grünen Liste erwartet verschlechterte, prozentual aber im worden. Wenn sie auch den Sprung in Landesschnitt zwei Prozent abgeben den Landtag nicht schaffte, hat sie den- mußte. So konnte Ministerpräsident Dr. noch in Teilen des Landes respektable Gerhard Stoltenberg im Wahlkreis 9, Ek- Ergebnisse aufzuweisen. So vor allem kernförde, zwar auf einen Zuwachs von an der Westküste, wo sie durchweg 350 Stimmen verweisen, das Ergebnis über zwei Prozent der Stimmen erreich- verschlechterte sich jedoch von 50,7 te und ihre besten Ergebnisse mit 5,43 Prozent 1975 auf jetzt 48,65 Prozent. Prozent in Steinburg Süd und in Süd- Ähnlich sieht es auch bei den übrigen tondern mit 4,20 Prozent erreichte. Ge- Kabinettsmitgliedern aus. 71 Stimmen rade in Steinburg Süd aber hatte die weniger als vor vier Jahren bedeuten CDU einen ihrer schwersten Einbrüche für Kultusminister Prof. Dr. Walter verzeichnen müssen. Ihr Stimmenanteil Braun jetzt gleich minus 2,32 Prozent. ging hier von 51,2 auf 46,20 Prozent Wirtschaftsminister Dr. Jürgen West- zurück, während der der SPD demge- phal gab 159 Stimmen ab, was bei ihm genüber noch um 1,68 Prozent gestie- ein Minus von 2,51 Prozent bedeutete. gen war. Ein deutlicher Hinweis darauf, Innenminister Rudolf Titzck kann sich daß die These, nach denen die Grünen zwar über einen Zuwachs von 907 Stim- vor allem SPD und FDP Stimmen ab- men freuen, die Endabrechnung aber nehmen, kaum zu halten ist. Vielmehr weist minus 1,31 Prozent aus. Nicht ist entgegen der Warnungen der SPO anders erging es Ernährungsminister („Wer grün wählt wird sich schwarz Günter Glessner, dessen Zugewinn von ärgern") davon auszugehen, daß auch 688 Stimmen, siöh im Ergebnis mit in Schleswig-Holstein bisherige poten- einem Minus von 2,18 Prozent ausdrük- tielle CDU-Wähler dieses Mal den Grü- ken. Sozialminister Karl Eduard Claus- nen ihre Stimme gegeben haben, ^of sen hatte zwar auch einen Zugewinn der Presse schloß Dr. Gerhard Stolten- von 564 Stimmen, aber letztlich nur ein berg in einer ersten Analyse dennoch minus 2,28 in den Prozentsätzen. Fi- nicht aus, daß zwischen 40 und 50 Pro' nanzminister Dr. Uwe Barschel verlor zent der Stimmen, die an die Grünen 46 Stimmen und damit gleich 2,20 Pro- gegangen seien, von früheren CDU- zent, und Justizminister Dr. Henning Wählern gekommen seien. UiD 18 • 3. Mai 1979 • Seite 7

DEUTSCHLANDPOLITIK „Sanftes Säuseln" anstelle konkreter Maßnahmen

Zu einer scharfen Auseinander- Deutschlands zeigen System. Sie las- setzung um die Deutschlandpolitik sen hinter der Ruine der sogenannten kam es am vergangenen Freitag „neuen Deutschlandpolitik" eine (27. April 1979) im Bundestag. „neueste Deutschlandpolitik" erkennen. Die Opposition beschuldigte die Eine Politik, die lebensgefährlich zu Bundesregierung und die Koalition werden droht. in einer von ihr herbeigeführten Hierbei geht es nicht mehr nur um die aktuellen Stunde, auf die jüngsten Wiedergewinnung der Freiheit für 17 Pressebeschränkungen der DDR Millionen Deutsche in der DDR, son- schwächlich reagiert zu haben dern auch um den drohenden Verlust und mit der Aufgabe des Begriffs der Freiheit von 60 Millionen in der »Wiedervereinigung" die Substanz Bundesrepublik Deutschland. Diese Po- der Deutschlandpolitik zu zerstören. litik riskiert, nachdem sich die alte so- genannte „neue" Deutschlandpolitik A us dem komplizierten Kunstwerk hart am Rande der Verfassung bewegt "der Ost-Verträge, das der sog. Mei- hat, die Grenzen unserer Verfassung zu sterarchitekt Bahr noch mit zusätzli- sprengen. Damit wird den Menschen in chem Briefwechsel, Protokollen und Er- der DDR die Aussicht auf die Hoffnung klärungen „wasserdicht" gemacht hat, auf ein Leben in einem vereinigten frei- strömt das Wasser aus 100 Löchern. en Deutschland genommen. D as ganze Haus steht unter Wasser, Eine solche Politik ist nicht human! Sie erklärte der deutschlandpolitische verstößt gegen die Verfassungspflicht Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, MdB aller Verfassungsorgane, die aus dem . Wiedervereinigungsgebot folgt — so Welches ist die Antwort der großen das Bundesverfassungsgericht — in ih- Strategen? rer Politik auf die Wiederherstellung der Sie wollen am liebsten sofort das ganze staatlichen Einheit Deutschlands hinzu- Haus aufgeben. Daher Verzicht auf Wie- wirken. dervereinigung. Man erklärt — wie ge- Die CDU/CSU wird für den Fall, daß die habt — das Ganze zuerst für eine be- Bundesregierung den Verzicht auf die 9riffliche Angelegenheit. Doch hinter Wiedervereinigung in ihrer praktischen d en Begriffen stehen Positionen. Politik konkretisieren sollte, mit allen Das Verständnis für die sowjetischen politischen und rechtlichen Mitteln die Militärischen Rüstungen, die Diskussion Einhaltung der Verfassungstreue im In- Urri eine Neutralisation Deutschlands, teresse der Freiheit der Menschen in die Absage an die Wiedervereinigung Deutschland erzwingen. UiD 18 • 3. Mai 1979 • Seite 8

Die Bundesregierung wird aufgefordert, und Risse, die immer deutlicher wer- endlich einmal die Haltung einer unbe- den, bloß verkleistern wollen, anstatt grenzten Nachgiebigkeit gegenüber der sie zu reparieren. DDR aufzugeben und durch konkrete Kehren Sie auf den Boden der Realitä- Maßnahmen und nicht nur verbale Pro- ten zurück! Machen Sie dazu den er- teste der DDR zu verstehen zu geben, sten Schritt, indem Sie die östlichen daß die Bundesregierung nicht jegli- Entspannungsparolen als gigantisches ches unfreundliche Verhalten und jede Täuschungsmanöver durchschauen: Vertragsverletzung hinnimmt. Die enorme Hochrüstung des Ost- Zugleich fordere ich im Namen der blocks, die systematische Erziehung CDU/CSU die Bundesregierung auf, zum Haß — Stichwort: Wehrkundeun- eindeutig klarzustellen, daß die Wieder- terricht — und die rücksichtslose Ab- herstellung der staatlichen Einheit grenzungspolitik sind harte Fakten, die Deutschlands auch für sie nach wie vor Sie zur Kenntnis nehmen müssen. das Ziel der Deutschlandpolitik bedeu- tet. Besonders starken Beifall seiner Frak- SPD/FDP sollten weder sich tionskollegen erhielt Rainer Barzel, der noch andere täuschen nach längerer Pause wieder das Wort Machen Sie auch den zweiten Schritt: ergriff und in pointierter Form die Koali- Täuschen Sie weder sich noch andere tion attackierte. „Sanftes Säuseln als darüber, daß die DDR alle ihre Zusagen Antwort auf unverkennbaren Vertrags- und Leistungen jederzeit faktisch auf bruch der DDR kann dieses Haus nicht Null zurückschrauben kann, weil Sie hinnehmen", betonte er. Die Bundesre- sich auf schlechte Verträge eingelassen gierung sei nicht ohnmächtig. Hätte sie haben. mit Ost-Berlin „Stufenpläne des konkre- ten Entgegenkommens, Jahrestranchen Zögern Sie auch nicht, den dritten mit Gegenleistung" vereinbart, dann Schritt zu tun: Überprüfen Sie das Ih- wäre Bonn heute stärker. nen noch verbliebene deutschlandpoli- MdB Otto von Wrangel erklärte im Bun- tische Instrumentarium auf seine destag: Jetzt beklagt sich sogar der Brauchbarkeit hin, die DDR zur Ver- Ruinenarchitekt darüber, tragstreue zu veranlassen. Synchroni- daß die innerdeutschen Abmachungen sieren Sie die wirtschaftlichen und poli- „schrecklich durchlöchert" seien. Da- tischen Beziehungen. Stellen Sie die DDR auf dem Feld der internationalen bei weiß er sehr genau, daß diese Lö- cher von vornherein eingebaut waren. Politik. Dies sind Bereiche, auf denen Sie wurden nur durch die Nebelschleier die DDR noch mit Erfolg zu beeindruk- der Entspannungseuphorie notdürftig ken ist. verdeckt. Heute, wo ein schärferer Ost- Niemand verlangt, daß Sie den Katalog wind weht und den Nebel fortbläst, von Gegenmaßnahmen an die große steht das innerdeutsche Vertragswerk Glocke hängen. Was von Ihnen verlangt in seiner ganzen Löcherigkeit und Brü- wird, ist, daß Sie endlich einen Maßnah- chigkeit offen vor aller Augen. menkatalog entwickeln und ihn auch Ich kann ja verstehen, daß Ihnen das anwenden. Tun Sie das nicht, dann zer- peinlich ist. Aber Sie machen die Sache bröckelt Ihnen auch noch der Rest nur schlimmer, wenn Sie die Löcher Ihrer Vertragspolitik unter den Händen. UiD 18 • 3. Mai 1979 • Seite 9

hat im Ausland auf die öffentliche Aus- KOALITION einandersetzung mit den die Bundesre- publik diffamierenden Kräften verzichtet. Diese Ergebnisse sind bestürzend. Sie Bundesregierung stellen die Politik und die Praxis der Öffentlichkeitsarbeit dieser Regierung verteidigt Demokratie bloß. Die Bundesregierung scheut die öffentliche Auseinandersetzung mit den nur halbherzig Radikalen im In- und Ausland. Sie läßt Zu der unzulänglichen Beantwortung es zu, daß eine verlogene Berufsverbo- einer parlamentarischen Anfrage der te-Kampagne angezettelt wird und die CDU/CSU-Fraktion über die Aufklä- Demokraten in unserem Lande ver- rungsarbeit der Bundesregierung in den leumdet werden. Anstatt sich dieser EG-Staaten und in Skandinavien über Auseinandersetzung zu stellen, werden die Fernhaltung der Verfassungsfeinde die nicht unbeträchtlichen Mittel für Öf- vom öffentlichen Dienst stellt der Vor- fentlichkeitsarbeit für die Selbstdarstel- sitzende des Arbeitskreises Innen- und lung der Regierung und die unzulässige Rechtspolitik der CDU/CSU-Bundes- Wahlwerbung im Inland verpulvert. tagsfraktion, Benno Erhard, MdB, fol- gende Erklärung fest: Eppler fördert Verfassungsfeinde Die Bundesregierung hat in ihrer Ant- wort in den wesentlichen Punkten ver- Zu den Vorschlägen des baden-würt- klausuliert zugegeben, daß sie ihre Auf- tembergischen SPD-Landesvorsitzen- klärungspflicht in den EG-Staaten und den Erhard Eppler, aus den Beamten- '1 Skandinavien über die Fernhaltung gesetzen die Gewährbietungsklausel der Verfassungsfeinde vom öffentlichen der Verfassungstreue zu streichen, er- dienst in der Bundesrepublik Deutsch- klärt der ehemalige Innenminister von end nicht erfüllt hat: Rheinland-Pfalz, der CDU-MdB Heinz Schwarz: Mit diesem Vorschlag, aus 1- Sie räumt ein, daß die Botschaften e den Beamtengesetzen die Regelung zu rst Ende 1975 mit der Berichterstat- streichen, daß der Beamte die Gewähr tung begonnen haben, obwohl die Be- r bieten muß, jederzeit für die freiheitli- ufsvepbote-Kampagne bereits seit 1972 che demokratische Grundordnung im lief. Sinne des Grundgesetzes einzutreten, 2- Die wenigen Veranstaltungen, die die hat Erhard Eppler mit dankenswerter Bundesregierung nennen kann, sind Offenheit erklärt, was die SPD langfri- erst in den Jahren 1977 und 1978 durch- stig will: Es sollen die letzten gesetzli- 9eführt worden, und zwar lediglich in chen Schranken abgebaut werden, die Italien und Frankreich. In den anderen den Eintritt von Verfassungsfeinden in ^ändern Fehlanzeige! den Staatsdienst verhindern könnten. 3- Die Bundesregierung gibt zu, daß sie Der Vorschlag Epplers läuft auf einen auf eigene Veranstaltungen verzichtet glatten Bruch unserer Verfassung hin- ^aL weil sie dies nicht für „opportun" aus. Er desavouiert die Rechtspre- njelt. Im Klartext: Die Bundesregierung chung des Bundesverfassungsgerichts. UiD 18-3. Mai 1979 • Seite 10

Dieses Gericht hat festgestellt: Die chenden Antrag der CDU/CSU mit Grundentscheidung unserer Verfassung 13:12 Stimmen ab. schließt es aus, Bewerber zuzulassen, die die freiheitliche demokratische, Systematische Schwächung rechts- und sozialstaatliche Ordnung der inneren Sicherheit ablehnen und bekämpfen. Die CDU/CSU- Zu den Kampagnen wegen angeblicher Bundestagsfraktion wird eine Fortset- Übergriffe des Verfassungsschutzes, zung dieser verfassungswidrigen Politik des Bundesgrenzschutzes, des Bundes- auf keinen Fall hinnehmen. nachrichtendienstes und nun gegen das FDP bricht eine Bundeskriminalamt erklärte MdB Carl- Dieter Spranger, immer mehr bestätige eindeutige Zusage sich, was der SPD-Abgeordnete Wernitz Zu dem CDU/CSU-Antrag im Finanz- schon vor fast einem Jahr meinte, daß ausschuß auf Beseitigung der unglei- dahinter „ein Stufenkonzept steht, um chen Besteuerung von Speiseumsätzen die Arbeit der Sicherheitsbehörden ein- in Gaststätten und über den Ladentisch zuschränken und lahmzulegen". erklärt der finanzpolitische Sprecher Anstatt den ihm unterstellten Sicher- der CDU/CSU-Fraktion, Abg. Hansjörg heitsbehörden rechtzeitig klare Anwei- Häfele: Die FDP hat eine gewisse Mei- sungen zu geben, stellt sich Baum eil- sterschaft darin entwickelt, bei Interes- fertig jeweils an die Spitze der systema- senten den Eindruck steuerpolitischer tisch und immer nach dem gleichen Vernunft zu erwecken. Die CDU/CSU Schema betriebenen Kampagnen, die hat sie im Finanzausschuß anhand tatsächlich zu schwersten Beeinträchti- eines konkreten Falles einmal auf die gungen in der Arbeitsfähigkeit der Si- Probe gestellt. cherheitsbehörden führen müssen. Statt In einem Schreiben vom 1. Juli 1978 von diese Behörden angesichts vielfältiger Minister Genscher an den Deutschen Bedrohungen unserer Bürger und unse- Hotel- und Gaststättenverband hieß es res Landes zu stärken, werden sie ziel- verheißungsvoll: „Die FDP hat sich... strebig demontiert. schon bei der Einführung der Mehrwert- steuer dafür eingesetzt, die Umsatz- FDP über SPD: steuer für Speisen und Getränke im „ideologisch angekränkelt" Gastgewerbe nur mit dem halben Steu- Mit scharfen Angriffen auch auf die ersatz zu belegen... An der Meinung SPD eröffnete der Bremer FDP-Landes- meiner Partei hat sich in dieser Frage chef und Fraktionsvorsitzende Horst- nichts geändert. Aus diesem Grunde Jürgen Lahmann den Landesparteitag werden wir auch Ihre Forderung nach der Liberalen im kleinsten Bundesland. Streichung der Ausnahmegenehmigung Sowohl die innere Situation der Sozial- des § 12 Abs. 2 Ziff. 1 Satz 2 des demokraten als auch die von ihnen im Umsatzsteuergesetzes im Rahmen der Lande Bremen gemachte Politik hätten anstehenden Beratungen des Umsatz- sich verschlimmert. Hans Koschnick steuergesetzes 1979 unterstützen." werde immer mehr zum Aushänge- Im Finanzausschuß stand die FDP je- schild seiner Partei von vorzugsweise doch nicht zu ihrem Wort und lehnte jungen, ideologisch angekränkelten In- zusammen mit der SPD einen entspre- tellektuellen und Karrieristen. UiD 18-3. Mai 1979 • Seite 11

ÄLTERE MENSCHEN Zunehmende Lebenserwartung verlangt neue Problemlösungen

Den älteren Menschen in der und einer intensiveren Vorbereitung der Bundesrepublik — nach der mittleren Generation auf das Alter. Statistik sind knapp zehn Millionen 0 Schaffung gesetzlicher Grundlagen Bürger älter als 65 Jahre — muß zur Übernahme der Kosten bei Lang- mehr geholfen werden. In einer zeitpflege älterer Menschen. Debatte im Deutschen Bundestag O Ausbau und Förderung von alters- Wurde deutlich, daß die zu- gerechten Freizeitangeboten. nehmende Lebenserwartung und 0 Ausbau des Lehrstuhlangebots für die veränderten gesellschaftlichen Gerontologie und Geriatrie zur weiteren Rahmenbedingungen neue Problem- Erforschung und Lösung der Probleme lösungen verlangen, damit die des älteren Menschen sowie der Er- alten Menschen nicht noch weiter krankung im Alter. in Isolation geraten. 0 Verbesserung der medizinischen Rehabilitation für ältere Menschen. Die Debatte wurde ausgelöst durch 0 Prüfung der Frage, ob zur besseren eine große Anfrage und einen Ent- finanziellen Absicherung bei Unterbrin- schließungsantrag der CDU/CSU-Frak- gen in einem Alten- oder Altenpflege- tion, den das Plenum einmütig zur Be- heim ein Heimfinanzierungsgesetz ge- ratung an die zuständigen Ausschüsse schaffen werden sollte. überwies. 0 Ausbau und Förderung eines al- Der Entschließungsantrag der CDU/ tersgerechten Wohnungsbaus, vor al- CSU hat folgenden Wortlaut: lem im Rahmen bestehender Familien- Die Bundesregierung wird aufgefordert, wohnungen. 2 ur Verbesserung der Lebenssituatiori 0 Altengerechte Ausstattung der öf- d er älteren Menschen in Zusammenar- fentlichen Verkehrsmittel und sonstiger beit mit den Ländern folgende Maßnah- Einrichtungen. men einzuleiten: © Bessere Aufklärung älterer Men- O Schaffung eines generellen „Posi- schen über Gefahren und Verhalten im tiv-Klimas" für eine umfassende besse- Straßenverkehr. re Integration älterer Menschen in Ge- Bei aller Technisierung und Moderni- sellschaft und Öffentlichkeit. sierung, die notwendig ist, dürfen aber ® Schaffung und Förderung von Vor- die menschlichen Aspekte nicht außer aussetzungen für einen besseren Über- acht gelassen werden, erklärte MdB 9ang beim Ausscheiden des älteren Gerhard Braun in der Debatte im Deut- Menschen aus dem Berufsleben, gege- schen Bundestag. Von besonderer Be- benenfalls durch Teilzeitbeschäftigung deutung ist die Vorbereitung auf die UiD 18-3. Mai 1979 • Seite 12 dritte Lebensphase. Allein in der Bun- Altenheimbewohner inmitten der Stadt, desrepublik Deutschland scheiden mo- inmitten der Gemeinschaft bleiben natlich ca. 33 000 Männer und Frauen möchte. Oder das Fehlen des Geschäfts aus dem aktiven Berufsleben aus. Ein im Neubauviertel, wobei wir daran den- Vorgang, der nicht nur den unmittelbar ken müssen, daß der Supermarkt drau- Betroffenen berührt, sondern irgendwie ßen nur für die Motorisierten erreichbar auch den Partner und die Kinder. Für ist. Die Vorbereitung auf das Älterwer- viele wird dieser Übergang in den neu- den kann nicht beginnen, wenn die Si- en Lebensabschnitt als Krise wahrge- tuation eingetreten ist, sondern bei den nommen und empfunden. Wir wissen 50- bis 55jährigen. wahrscheinlich auch heute noch zu we- Hier liegt eine große Aufgabe für die nig von dieser nachberuflichen Lebens- Kirchen, Gewerkschaften, Verbände, phase, denn zu oft und aufgrund dieses Gruppen, aber auch für die großen Fir- Nichtwissens werden falsche Konse- men. Angebote für Gesprächskreise quenzen im städteplanerischen und so- und Kurse müssen unterbreitet werden. zialpolitischen Bereich gezogen. In diesem Zusammenhang muß auch Zum Beispiel das Altenheim im Grünen, die Weiterbildung älterer Menschen ge- wobei wir heute wissen, daß gerade der sehen werden. Koalition lehnt Familiengeld ab Zu der am vergangenen Freitag Geld für Hausfrauen verschleudern, (27. April 1979) im Ausschuß für wird damit von der Koalition in ihrer Arbeit und Sozialordnung erfolgten Gesamtheit bestätigt. Ablehnung des Gesetzentwurfs der 2. Es steht zu befürchten, daß der Ge- CDU zur stufenweisen Einführung setzentwurf über die stufenweise Ein- eines Familiengeldes erklärten der führung eines Familiengeldes am 9. Mai Vorsitzende des Arbeitskreises Sozial- im federführenden Ausschuß für Ju- und Gesellschaftspolitik, MdB Heinz gend, Familie und Gesundheit und am Franke, und der Obmann im Ausschuß 10. Mai im Plenum des Bundestages für Arbeit und Sozialordnung, endgültig abgelehnt wird. MdB , folgendes: 3. Mit der damit erfolgenden formellen 1. In der Sitzung des Ausschusses für Erledigung des Gesetzentwurfs über die Arbeit und Sozialordnung haben SPD stufenweise Einführung des Familien- und FDP gegen die Stimmen der Union geldes entsteht eine neue Geschäfts- die Ablehnung des Gesetzentwurfs über lage. die stufenweise Einführung des Fami- Die von der CDU/CSU geforderte Sach- liengeldes empfohlen. Beide Parteien verständigenanhörung zum Familien- haben damit deutlich gemacht, daß sie geld kann nicht mehr durch den zustän- politisch die Diskriminierung der nicht- digen Ausschuß für Jugend, Familie erwerbstätigen Mütter wollen. und Gesundheit durchgeführt werden. Die ungeheuerliche und diskriminieren- Die Union wird aber ersatzweise zum de Äußerung der SPD-Abgeordneten Familiengeld eine eigene Sachverstän- Frau Lepsius vom 25. April 1979, die digenanhörung durchführen, an der sie CDU/CSU-Bundestagsfraktion wolle auch die Öffentlichkeit beteiligen wird. UiD 18 • 3. Mai 1979 • Seite 13

FINANZEN Gemeinden sollen Steuern senken

Ab 1980 wird der Gemeindeanteil von Investitionspauschalen für die Ge- an der Einkommensteuer auf meinden erklären die Abgeordneten 15 v. H. erhöht und die Gewerbe- Hansjörg Häfele und Horst Waffen- steuerumlage um ein Drittel gesenkt. schmidt: Diese Mittel fließen nicht nur den Der Vorschlag der Union, bei Konjunk- Städten und Gemeinden zu, die turprogrammen statt Einzelprojektför- bisher Lohnsummensteuer erhoben derung und langen Antrags- und Bewil- haben, sondern allen Gemeinden, ligungsverfahren Investitionspauscha- also auch denen ohne Lohn- len an die Gemeinden vorzusehen, fand summensteuer. bei den Experten aus Wissenschaft, Kommunalen Spitzenverbänden und Deshalb ist in allen Beratungen über Länderverwaltungen eine starke Unter- das Steueränderungsgesetz 1979 stützung. davon ausgegangen worden — so der Bundesvorsitzende der Kommunalpoliti- Die Vergabe von Investitionspauschalen schen Vereinigung der CDU/CSU MdB für zusätzliche notwendige kommunale Horst Waffenschmidt — daß diejenigen Investitionen zur Abstützung einer Städte und Gemeinden, die keine Lohn- schwachen Konjunktur würde ein wich- summensteuer erheben und insoweit tiger Beitrag zur Entbürokratisierung keine Verluste erleiden, ab 1980 zur von Verwaltungsverfahren sein und Entlastung der Wirtschaft und zur Si- Konjunkturförderungsmittel erheblich cherung der Arbeitsplätze die Hebesät- schneller als bisher zum Einsatz brin- ze bei der Gewerbesteuer nach Ertrag gen. und Kapital senken oder auf eine An- Die Anhörung hat nachgewiesen, daß hebung der Hebesätze verzichten, und sich der Verwaltungsvereinfachungsef- 2war nach den örtlichen Gegebenhei- fekt von Investitionspauschalen auch ten. mit dem Ziel eines schwerpunktmäßi- pie Entscheidung liegt jetzt bei den gen Einsatzes von Mitteln in Gebieten örtlichen Volksvertretungen. Eine bun- mit Strukturschwäche bzw. überdurch- desweite Automatik kann es in dieser schnittlicher Arbeitslosigkeit durch ent- Frage nicht geben, da die bisherigen sprechende Gestaltung des Pauschalie- Steueränderungsgesetze und auch der rungsschlüssels kombinieren läßt. neue Verteilungsschlüssel für die Ein- SPD und FDP sind nunmehr aufgefor- kommensteuer sich sehr unterschied- dert, gemeinsam mit der Union im Bun- lich auf die einzelnen Städte und Ge- destag entsprechende Initiativen zu be- meinden auswirken. schließen, damit bei künftigen Konjunk- Zu der Anhörung des Finanzausschus- turprogrammen kommunale Investi- ses über den Antrag der CDU/CSU- tionspauschalen zwischen Bund und Bundestagsfraktion betr. Einführung Ländern vereinbart werden können. UiD 18-3. Mai 1979 • Seite 14

deutsöhe Sozialdemokraten zählen, ha- INFORMATION ben die Sowjets jetzt ein neues Waffen- system an der Westgrenze ihres Impe- riums stationiert: die SS-21, eine Mittel- als Landes- streckenrakete mit einer Reichweite von 120 km. Diese Nachricht hat in vorsitzender zurückgetreten Washington große Beunruhigung aus- Der baden-württembergische CDU-Lan- gelöst; denn wie die übrigen Grauzo- desvorsitzende Hans Filbinger ist am nenraketen entzieht sich auch die SS- Sonntag „mit sofortiger Wirkung" von 21 jeglicher Kontrolle durch die laufen- seinem Amt zurückgetreten. Er begrün- den SALT- und MFBR-Verhandlungen. dete den Schritt mit seiner Niederlage Hierzu erklärte der Vonsitzende der Ar- bei der Wahl der sechs Delegierten beitsgruppe Verteidigung der CDU/ Südbadens für die Bundesparteitage CSU-Bundestagsfraktion, Willi Weis- der CDU, die er am Samstag beim Be- kirch: zirksparteitag in seinem Heimatbezirk Uns Deutschen kann nicht gleichgültig Südbaden in Lahr (Ortenau-Kreis) erlit- sein, wie die westliche Allianz auf diese ten hatte. Filbinger hatte bei dieser neue Waffe reagieren wird; denn sie ist Wahl nur den achten Platz erreicht. so strukturiert, daß sie vor allem — und In seiner Rücktrittserklärung heißt es, allein — die Bundesrepublik Deutsch- das Amt des Landesvorsitzenden der land bedroht. Mag sein, daß Wehner CDU bedürfe „der vollen Solidarität der auch der SS-21 das verniedlichende Partei". Filbinger wies darauf hin, daß und vernebelnde Attribut „defensiv" zu- ihm die Führungsgremien seiner Partei erkennen möchte. Das darf den Bun- nach seinem Rücktritt vom Amt des deskanzler aber nicht daran hindern, Ministerpräsidenten im August 1978 ein- mit allem Ernst und mit allem Nach- stimmig gebeten hätten, den Landes- druck — und notfalls auch gegen vorsitz der CDU von Baden-Württem- mächtige Gruppen in seiner eigenen berg weiter auszuüben. Diesem Wun- Partei — die westlichen Gegenmaßnah- sche habe er entsprochen, „nicht im men zu unterstützen. Hier stehen letzt- eigenen Interesse, sondern im Interesse lich der Friede und die Freiheit auf dem der CDU von B'aden-Württemberg". Spiel. Für die Entscheidung der Südbadener Delegierten habe er „keinerlei Ver- Sorgen um genügend ständnis", betonte Filbinger; gleichwohl Postämter auf dem Lande respektiere er diese Entscheidung. Die Delegierten hätten gegen ihn entschie- Die Vorlage eines kundengerechten den, „obwohl ich viele Jahre Vorsitzen- Konzepts für die künftige Postversor- der des Bezirksverbandes Südbaden gung auf dem Lande fordert die CDU/ war und bis heute Landesvorsitzender CSU-Opposition in einem Antrag an die bin". Bundesregierung. Der Antrag wird durch den früheren Postminister MdB Frieden und Freiheit begründet, der darauf hinweist, daß das Vorhaben der Post, stehen auf dem Spiel verschiedene Postämter zusammenzu- Im Schütze publizistischer Nebelwerfer, fassen, große Beunruhigung in den be- zu denen bekanntlich auch führende troffenen Bevölkerungskreisen hervor- UiD 18 • 3. Mai 1979 • Seite 15

Qerufen habe. Dollinger will von Postmi- eine Richtlinie zur Produzentenhaftung nister Kurt Gscheidle wissen, welche beschäftigt. Die Fachkommission ist zu Grundsätze für den Betrieb einer Post- dem Ergebnis gekommen, daß der stelle jeweils maßgeblich sind. Er fragt, Schutz des Verbrauchers vor fehlerhaf- °b die Post von volkswirtschaftlichen, ten Produkten im Rahmen einer EG- betriebswirtschaftlichen oder Struktur- Richtlinie verbessert werden kann und Politischen Grundsätzen ausgeht, wenn hält eine solche Verbesserung — in s'e in Zukunft Poststellen aufhebt. Übereinstimmung mit Vorstand und Koordinierungsausschuß des BACDJ — Demokraten in Afrika auch für wünschenswert. Sie hat ent- unterstützen sprechende Vorschläge ausgearbeitet. Zum Ergebnis der Wahlen in Rhodesien erklärte der CDU/CSU-Bundestagsab- Tarnfirmen der DDR zur 9eordnete Dr. Hans Stercken als Vorsit- Unterstützung der DKP zender der Deutschen Afrika-Stiftung: Die DDR soll, wie die „Privaten Ost-In- n ' Abwesenheit zahlreicher Parlamenta- formationen" in Bonn mitteilen, in der rier aus Europa und den Vereinigten Bundesrepublik ein Netz kommuni- Maaten von Amerika hat sich eine klare stisch gelenkter Firmen aufgebaut ha- Mehrheit der Bevölkerung von Rhode- ben, die „alle Schliche und Kniffe nut- sien an den Parlamentswahlen beteiligt, zen", um Gewinne im Dienste des Kom- obwohl die Patriotische Front zu einem munismus zu machen. So steht es in Boykott aufgerufen hatte. Nach den in- Berichten des Bundesinnenministe- ternen Wahlen von SWA/Namibia hat riums. Der Verfassungsschutz, der dem sich nun auch in diesem Lande eine Innenminister untersteht, will ermittelt Qroße Mehrheit gegen eine weithin mar- haben, daß die Deutsche Kommunisti- xi stische und terroristische Bewegung sche Partei (DKP) in Westdeutschland ausgesprochen, die sich nicht an demo- nicht nur durch „konspirative Geldku- kratischen Wahlen zu beteiligen ge- riere" aus der DDR finanziert iwird, son- unkt. Die CDU/CSU-Bundestagsfrak- dern auch aus den Gewinnen kommuni- tion fordert die Bundesregierung auf, stischer Tarnfirmen in der Bundesrepu- die se demokratische Entscheidung zu blik. Die jährlichen Einnahmen der DKP re spektieren und die aus der Wahl her- sind mit 50 bis 100 Mill. DM angesetzt. v°rgehende Regierung anzuerkennen u Die Verfassungsschützer rechnen da- nd sie bei der Herstellung von Frieden Ur, mit, daß der kommunistische Parteiap- d Freiheit im Lande zu unterstützen. panat noch mehr Zuschüsse aus sol- chen Unternehmen bekommt. Die Fir- Verbraucherschutz in der EG men, so heißt es, vermehrten sich wei- Unter der Leitung des bayerischen Ju- ter. Gesellschafter, Geschäftsführer und stizministers Dr. Karl Hillermeier, Mün- Prokuristen seien „Strohmänner" der zen, hat sich die Fachkommission DDR. Der Verfassungsschutz sieht die •"Verbraucherschutz" des Bundesar- kommunistischen Wirtschaftsunterneh- beitskreises Christlich-Demokratischer men vor allem in den Ost-West-Handel Fristen (BACDJ) und des Arbeitskrei- eingeschaltet. Die meisten Tarnfirmen se „Juristen der CSU" eingehend mit der DDR werden allerdings nicht ent- dem Vorschlag der EG-Kommission für deckt. UiD 18-3. Mai 1979 • Seite 16

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ken. Gegen alle Erwartungen haben die Freien Demokraten im Norden kräftig ZITAT verloren. Der Elan der Hessen-Wahl ist verpufft, die FDP sieht sich dem Fallbeil der Fünf-Prozent-Klausel wieder gefähr- Schmidt wird's zu lich nahe. Ein weiteres Merkmal dieses Wahlgangs ist, daß der Harrisburg- spüren bekommen Schock den „Grünen" nicht zum Einzug Das Hangen und Bangen in der langen in den Landtag verholten hat. Kieler Nacht mindert nicht den persön- Die Absurdität dieser Wahlnacht war lichen Erfolg Stoltenbergs. Ihm allein die Starrolle des SSW-Meyer, von des- verdankt es die CDU, daß ihre Talfahrt sen Sein oder Nichtsein als Abgeordne- kräftig genug gebremst wurde, um die ter es viele Stunden lang abzuhängen Position nicht nur der stärksten Land- schien, ob Stoltenberg oder Matthiesen tagsfraktion, sondern der regierenden aus dem Rennen als Sieger hervorge- Partei zu behaupten. hen werde. Nichts konnte die kaum Das zweite Charakteristikum dieser noch kalkulierbare Labilität der innen- Wahl ist die Tatsache, daß sich derjeni- politischen Kräftekonstellation in der ge Landesverband, der in der Bundes- Bundesrepublik drastischer vor Augen SPD stramm linksaußen marschiert, als führen, als dieses Kasperle-Theater. Die Welt, 30. 4.1979 stimmenträchtig erwiesen hat. Das Ge- spann Matthiesen/Jansen hat einen be- Alle jene Gruppen, die vor der Wahl trächtlichen Stimmenanteil hinzuge- ihre großen Profil-Chancen sahen, sind wonnen. Das wird den reformeifrigen nahezu zur Bedeutungslosigkeit degra- Flügel in der Bundes-SPD anfeuern. diert. Rund vier Prozent, die öffentlich Helmut Schmidt wird's zu spüren be- so stark beachteten „Grünen" einge- kommen. schlossen, das ist nicht einmal die Ein- Schlimmer noch muß sich für den Bun- trittskarte für die billigen Plätze der deskanzler die starke Verunsicherung politischen Arena. seines Koalitionspartners FDP auswir- Neue Rhein-Zeitung, 30. 4.1979

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