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Erweiterter Jahresbericht 2. Fassung

von Bastian Finke MANEO-Projektleiter

MANEO – Das schwule Anti-Gewalt-Projekt in c/o Mann-O-Meter e.V Bülowstraße 106 10783 Berlin

 (Beratungstelefon): 030-2163336  (Büro, Projektleitung) 030-21753213/  030-23638142 e-Mail: [email protected] Home: www.maneo.de

Bankverbindung: Mann-O-Meter e.V. Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 100 205 00) Konto: 312 60 00 Stichwort „MANEO/Opferhilfe“

Berlin, im Juni 2012 Seite 2  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort Seite 3 2. MANEO-Arbeitsbericht Seite 5 1. Überblick Seite 5 2. Ausstattung und Erreichbarkeit Seite 6 3. Zielgruppen und Zielerreichung Seite 8 4. Mitarbeiter Seite 11 5. Qualitätssicherung Seite 13 6. Reflexion und Perspektiven Seite 13 7. Finanzen Seite 15 8. Fachaustausch Seite 16 3. Zahlenmäßige Übersicht und Grafiken Seite 17 5.1. Zusammenfassung Seite 17 5.2. Grafiken und Bilder Seite 18 4. Fallbeispiele Seite 23 5. Tötungsdelikte Seite 30 6. Pressemeldungen Seite 32 7. MANEO-Gewaltpräventionskampagne Seite 36 8. MANEO-Knutschbär in Moskau Seite 39 9. Regenbogenkiez – Kiezvision 2020 Seite 41 10. Internationaler Tag gegen Homophobie Seite 50 11. Die Regenbogenbrücke Seite 52 12. Der Tolerantia-Preis Seite 59 13. Würdigung ehrenamtlichen Engagements Seite 64 14. Auszug aus: „Lagedarstellung der politisch motivierten Kriminalität 2011“, Der Polizeipräsident in Berlin (Hrsg.) Seite 66 Seite 3  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

1. Vorwort

Für Toleranz und Vielfalt. Gegen Homophobie und Hassgewalt.

Der vorliegende MANEO-Report 2011 beinhaltet eine Zusammenstellung unserer Aktivitäten im Berichtsjahr 2011. Er enthält Berichte über unsere Aktivitäten aus den MANEO-Kernbereichen, außerdem über Tätigkeiten aus den von uns zusätzlich durchgeführten Maßnahmen und Initia- tiven, beispielsweise aus der mit Lottomitteln geförderten „MANEO- Gewaltpräventionskampagne: Berliner Bündnis gegen Homophobie und Gewalt“ und der aus Spendenmitteln durchgeführten „Regenbogenbrücke“, um nur zwei Beispiele zu nennen. Der Bericht ist ein beeindruckendes Ergebnis unserer Arbeit geworden, auch wenn wir feststellen müssen, dass noch immer nicht alle Ergebnisse dargestellt werden. Das erklärt, dass unsere Mittel und Ressourcen letztendlich begrenzt sind.

MANEO – Das schwule Anti-Gewalt Projekt in Berlin ist ein eigenständiges Projekt von Mann- O-Meter e.V. und besteht jetzt seit 22 Jahren. Es ist das älteste und bekannteste schwule Anti- Gewalt-Projekt in Deutschland. MANEO wird finanziell von der Berliner Senatsverwaltung geför- dert. Die Tätigkeitsfelder umfassen insgesamt vier Kernbereiche und zwei weitere Tätigkeitsfelder. Zu den vier Kernbereichen zählen: Opferhilfeberatung: schwule und bisexuelle Jugendliche und erwachsene Männer, die Opfer von Gewalt und Diskriminierung wurden, werden beraten und unterstützt. Zu den Gewalttaten zählen sowohl vorurteilsmotivierte homophobe Gewalttaten als auch häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe, Raub und Diebstahl etc. MANEO kooperiert mit erfahrenen Opferhilfeeinrichtungen in Deutschland und Europa. Erfassung von Gewalttaten: insbesondere vorurteilsmoti- vierte, schwulenfeindliche Gewalttaten werden in Berlin erfasst und aus- gewertet. Gewaltprävention: die Öffentlichkeit wird über Homophobie und Hassgewalt informiert, die Szenen auf Gefahren hingewiesen und Multiplikatoren mit Informationen und Gesprächen vernetzt und mobili- siert. MANEO setzt sich dabei für eine Zusammenarbeit mit der Berliner Polizei ein. Mitarbeit und Engagement: bürgerschaftliches Engagement wird bestärkt und mobilisiert (Empowernment), ehrenamtliche Mitarbeit bei MANEO gefördert und organisiert. Zu den zwei weiteren Tätigkeitsfeldern zählen die Vernetzung und die Resourcensicherung. MANEO ist national und international vernetzt. Bei- spielsweise zählen Organisationen in Warschau und Paris zu wichtigen Partner- organisationen von MANEO. Zur Aufrechterhaltung seiner Ressourcen und sei- ner Projektarbeit muss MANEO zehn Prozent seines Budgets als Eigenanteil selbst erwirtschaften, d.h. jährlich bis zu 10.000 Euro sammeln. Das bedeutet weiterer Einsatz und Engagement. Unser Projekt MANEO setzt sich in Berlin für Vielfalt und Toleranz ein, macht sich gegen jede Form von vorurteilsmotivierter Hassgewalt stark, dies mit Kompetenz und Kreativität. Wir helfen Betroffenen und zeigen darüber Solidarität. Und wir bringen Menschen zusammen: Menschen, die die gemeinsame Vision einer toleranten und weltoffenen Stadt mit Leben füllen. Dafür bau- en wir Netzwerke und schaffen neue Bündnisse, auf den unterschiedlichsten Ebenen. Dafür mobilisieren wir bürgerschaftliches Engagement und schaffen öffentliche Aufmerksamkeit. Bei- spielsweise haben wir Kiezforen und Wirterunden ins Leben gerufen, haben so 1993 das Lesbisch-Schwule Stadtfest gegründet – heute eine feste Größe im Berliner Veranstaltungs- kalender mit jährlich 350.000 Besuchern aus aller Welt. Unsere EU-Partnerschaften mit Polen, Frankreich und Spanien hatten wir unlängst im Rahmen unserer Toleranzkampagne (2006- Seite 4  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

2009) weiter gefestigt, und treiben seit drei Jahren mit der Regenbogenbrücke (seit 2010) ei- nen Brückenschlag zwischen Deutschland und Israel voran. Mit einem EU-geförderten Projekt (2010-2011) haben wir darüber hinaus die Zusammenarbeit zwischen Organisationen und der Polizei in acht EU-Staaten befördert. Seit mehreren Jahren bestehen mittlerweile ein guter Kon- takt zur EU-Kommission und OSZE. Mit unserer neuen MANEO- Gewaltpräventionskampagne (2010-2011) fokussierten wir gezielt den Tourismus und schaffen mit dem Berliner Toleranzbündnis (seit 2010), das mittlerweile 90 Partner zählt, die Voraussetzung für neue und gemeinsame Projekte und Initiativen in der Stadt. Dabei arbei- ten wir unter anderem mit Berlin-Tourismus zusammen, um – neben unseren mittlerweile etablierten jährlichen Events wie dem Kuss-Marathon „protect every kiss“ (seit 2007) und dem Party-Benefiz „kiss kiss Berlin“ (seit 2009) – die neuen Kampagnen-Aktivitäten für BerlinerInnen und Berlin- besucherInnen gleichermaßen interessant zu gestalten. Fest etabliert sind im Rahmen unserer regelmäßigen Vor- ort-Aktivitäten auch die MANEO– Nachtflugbegleiter. Mit Informationsmaterial ausgestattet werben sie sowohl auf Veranstaltungen als auch auf nächtlichen Szenetouren für mehr Aufmerksamkeit und Sicherheit. Mit dabei sind immer auch die kleinen regenbogenbunten „kiss kiss Berlin“- Knutschteddys, mittlerweile gefragte Berlin-Souvenirs. Die große Ausgabe bildet der MANEO-Knutschbär, der, von über 1000 Menschen mit Lippenstiftfarbe beküßte, u.a. auf der Berlinale und im Rahmen des Party-Benefiz, im Mai 2011 anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Städ- tepartnerschaft Berlin-Moskau als Kuss-Botschafter nach Moskau auf Reisen ging. Im Rahmen der Berliner Pride Week 2011, inklusive CSD-Parade und Lesbisch- Schwulem Stadtfest, war MANEO mit verschiedenen Ak- tionen in die Öffentlichkeit unterwegs, u.a. mit einem eige- nen CSD-Wagen. Der CSD-Wagen wurde mit über 15 Hel- ferinnen und Helfern in einer großen Gemeinschaftaktion innerhalb von 5 Tagen zusammengebaut. Als großes Finale organisierten wir im Rahmen un- serer MANEO– Gewaltpräventionskampagne Anfang Dezember 2011 einen internationalen Kiezkongress, an dem über 130 Fachpersonen aus internationalen Weltmetropolen teilnahmen, z.B. Vertreter aus To- kyo, Sydney, Kapstadt, Rio de Janeiro, Los Angeles, San Francisco, Chicago, Toronto, Montreal, Tel Aviv, , Paris, , Liverpool, Belfast, Oslo, München, Köln und . Im Fokus stan- den „Regenbogenkieze“, so wie der einzigartige Schöneberger Regenbogenkiez in Berlin, d.h. kon- krete Modellkonzeptionen, Entwicklungen und der Erfahrungsaustausch. Unsere vielen Erfolge im Jahr 2011 verdanken wir nicht zuletzt unseren zahllosen Mitarbeitern, HelferInnen, UnterstützerInnen, Spendern und Sponsoren, FürsprecherInnen und PartnerInnen. Berlin, im April 2011 Bastian Finke, MANEO-Projekteleiter Seite 5  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

2. MANEO-Arbeitsbericht

1. Überblick 1 MANEO ist das schwule Anti-Gewalt Projekt in Berlin und blickt im Jahr 2011 auf eine erfolgrei- che, einundzwanzigjährige Projektarbeit zurück. Das Jahr 2011 war, wie bereits das Jahr zuvor, für uns voller Ereignisse und Unternehmungen. Unser Einsatz ging weit über unsere routine- mäßigen Tätigkeiten in den relevanten MANEO-Kernbereichen hinaus. Die MANEO- Kernbereiche bilden: Opferhilfe, Erfassung, Gewaltprävention, Vernetzung und Engagement. Dass dies möglich wurde liegt daran, dass wir einerseits die aus diesen Bereichen gewonnenen Synergien binden und weiterbefördern, neue innovative Initiativen entwickeln können. Dazu beigetragen hat andererseits, dass wir zusätzliche Mittel für die zweijährige „MANEO- Gewaltpräventionskampagne: Berliner Bündnis gegen Homophobie und Gewalt“ von der Stif- tung Deutsche Klassenlotterie Berlin (DKLB) erhalten hatten (2010-2011). Und schließlich konn- ten wir für neu gestartete Initiativen, beispielsweise für die „Regenbogenbrücke“, die „Nacht- flugbegleiter“ und das „Toleranzbündnis“, weitere ehrenamtliche Helfer gewinnen, die uns bei der Umsetzung geholfen haben. Bürgerschaftliches Engagement ist ein unverzichtbarer Bestandteil und eine Ressource unserer Projektarbeit. Ehrenamtliches Engagement bildet diese tragende Säule. Wir alle können froh darüber sein, dass sich seit 21 Jahren ehrenamtliche Mitarbeiter und Helfer in so großartiger Weise für wichtige gesellschaftliche Aufgaben und für MANEO einsetzen. Voraussetzung dafür, dass Ehrenamtlichkeit und Engagement in unserem Projekt zum Tragen kommt, bildet effizien- tes Ehrenamtlermanagement. Es darf nicht vergessen werden, dass, je mehr ehrenamtlichen Helfer im Einsatz sind, desto umfangreicher auch das erforderliche Management wird. Außer- dem achten wir weiterhin darauf, dass ehrenamtlichen Mitarbeiter, die gerade in unseren Kern- bereichen tätig sind, mit zusätzlichen Aufgaben nicht überlastet werden.2 Die Kernbereiche von MANEO werden derzeit von 1 ¾-Stellen hauptamtlich begleitet. Diese waren 2011 auf drei Mitarbeiter aufgeteilt. Neben der ½-Personalstelle, die uns Ende 2009 für den Aufgabenbereich ‚Gewaltprävention‘ zusätzlich bewilligt worden war, war uns die Stelle des ZDL als 500-Euro-Stelle (Minijob) erhalten geblieben. Diese konnten wir 2011 vorübergehend mit einem dritten Mitarbeiter besetzen. Dessen Tätigkeit hat uns vor allem im Bereich der Büro- verwaltung, hier in den Bereichen Überfalltelefon, Opferhilfe, Dokumentation und Verwaltung, entlastet. Wir setzten 2012 unsere Bemühungen fort, die 2009 in Aussicht gestellte zweite ½- Personalstelle für den Bereich ‚Opferhilfearbeit‘ zu erhalten. Die Dringlichkeit, in diesem Bereich nachzubessern, hatten wir unlängst anhand der konstant hohen und von uns bearbeiteten Fäl- len belegt. Wir waren auch 2011 darum bemüht, diese zu reduzieren. MANEO kooperiert seit vielen Jahren mit Organisationen auf europäischer und internationaler Ebene. Im Sommer 2011 haben wir das aus EU-Mitteln geförderte und auf anderthalb Jahre befristete Projekt „Tracing and Tackling Hate Crime against LGBT persons“ mit Organisationen aus 9 EU-Staaten beendet. Ziel der Maßnahme war es, die Zusammenarbeit mit der Polizei bei der Erfassung vorurteilsmotivierter Gewalt zum Nachteil von LGBT* zu verbessern. Im Jahr 2011 haben wir an Treffen der EU-Kommission und der OSZE teilgenommen. Im Zeichen die- ser internationalen Kooperation stand auch die „International MANEO Conference“ (IMC), die

1 Im vorliegenden Bericht beschränke ich mich auf wesentliche Entwicklungsprozesse und Ergebnisse unserer Pro- jektarbeit im Jahr 2011. Strukturen, Voraussetzungen und Merkmale unserer Projektarbeit wurden von mir in meinen letzten Jahresberichten ausführlich beschrieben: Siehe: Maneo-Report 2003, S.4 ff., Maneo-Report 2004 S. 6ff, und MANEO-Report 2005 S.5 unter: www.maneo.de. Siehe auch: www.maneo.de/pdf/Maneo-Infopaket.pdf 2 Dies hatte u.a. 2008/2009 zu Einschränkungen im Bereich des Überfalltelefons und in unserer gewaltpräventiven Vorort-Arbeit geführt. Vgl. unser Jahresbericht von 2008-2010, hier S.2. Seite 6  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Vertreter u.a. aus Tokyo, Sydney, Kapstadt, Rio de Janeiro, Tel Aviv, aus verschiedenen Städ- ten der USA, Kanada und Europa zusammengeführt hat. Die Kooperation wurde mit mehrere Studien- und Begegnungsreisen ins Ausland unterstützt, die wir 2011 fortgesetzt haben. Im Rahmen der „Regenbogenbrücke“ fuhren wir, begleitet von einer Delegation des Berliner Abgeordnetenhauses, für eine Woche nach Tel Aviv und Jerusa- lem, mit dem MANEO-Knutschbär nach Moskau, mit Vertretern der Polizei bzw. der Jüdischen Gemeinde zu Berlin nach Oslo, Dublin, Belfast und Paris. Der Erfolg unserer Arbeit sowie die zahlreichen Würdigungen, die MANEO erneut im letzten Jahr erhalten hat, ist das Ergebnis des tatkräftigen ehrenamtliche Engagements, das alle unse- re Mitarbeiter zeigen. Dies darf nicht darüber hinweg täuschen, dass MANEO weiterhin für sei- nen Kernbereich ‚Opferhilfearbeit‘ einen Bedarf an zusätzlicher finanzieller Förderung anmeldet.

2. Ausstattung und Erreichbarkeit Unser Projekt verfügt im Infoladen Mann-O-Meter über eine feste Anlauf- und Beratungsstelle3. An diesen Voraussetzungen hat sich gegenüber dem letzten Jahr nichts geändert.

Wie im letzten Jahresbericht beschrieben, müssen wir aufgrund unserer finanziellen Situation unsere zwei Büroräume kostengünstig ausstatten und auf kostengünstige Technik zurückgrei- fen. Wartung und Reparaturen an PCs und Netzwerk können deshalb nicht immer sofort erle- digt werden, so dass es bei technischen Störungen auch zu Verzögerungen bei der Bearbei- tung und Erledigung von Aufgaben kommen kann. Getrennt von unseren eigenen Räumen wird die von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Ber- lin (DKLB) bewilligte „MANEO-Gewaltpräventionskampagne: Berliner Bündnis gegen Homo- phobie und Gewalt“ organisiert. Für die Laufzeit der Kampagne standen zwei zusätzliche Büro- räume mit Telefonen, PCs/Internetanschluss, Drucker und Fax zur Verfügung. Die Kampagne ist mittlerweile beendet, die Büros sind wieder aufgelöst. Darüber hinaus haben wir die für das Projekt Mann-O-Meter zur Verfügung stehenden Räume auch für unsere Zwecke vielfach nutzen können. Zu diesen zählen beispielsweise Mitarbeiter- Besprechungen, Diskussionsrunden, Einladungen von Besuchergruppen, Veranstaltungen, Treffen von Arbeitsgruppen wie das Forum „Sicherheit im Kiez“, usw.

Wir sind mit unserem ‚Schwulen Überfalltelefon’ nach wie vor täglich in der Zeit zwischen 17-19 Uhr erreichbar.4 Die personelle Aufstockung unserer Projektarbeit aufgrund der ½- Personalstelle für den Bereich Gewaltprävention hat dazu beigetragen, dass wir an nahezu al- len Wochenenden und Feiertagen auch wieder persönlich erreichbar sind.

Für Anfragen als MANEO-Projektleiter bin ich persönlich zu den weiterhin bekannten Sprech- zeiten erreichbar. Außerhalb meiner Sprechzeiten, auch bei Krankheit und Urlaub, sorgt ein Anrufbeantworter dafür, dass zeitnah zurückgerufen werden kann. Regelmäßige Sprechzeiten wurden ebenfalls für den neuen hauptamtlichen Mitarbeiter bei MANEO eingerichtet.

Die Adresse und die persönlichen Beratungszeiten des Überfalltelefons sind bekannt und wer- den regelmäßig öffentlich beworben. Entsprechende Angaben sind in allen wesentlichen Not-

3 Die Art und die Einbindung in das Mann-O-Meter wurden von mir in den letzten Jahresberichten ausführlich be- schrieben. Siehe u.a. Maneo-Report 2004, S. 6, unter www.maneo.de, auch: www.maneo.de/pdf/Maneo- Infopaket.pdf 4 Bedingt durch unsere knappen Ressourcen hatten wir 2008 unsere persönliche Erreichbarkeit am Überfalltelefon an Wochenend- und an Feiertagen nur auf eine telefonische Erreichbarkeit eingeschränkt. Siehe: MANEO-Jahresbericht für 2008. Seite 7  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

rufverzeichnissen der Stadt, in allgemeinen Zeitschriften sowie Zeitschriften der schwulen Sze- nen als auch im Internet zu finden. Regelmäßig bewerben wir unser Projekt und unsere Er- reichbarkeit über unsere Homepage, durch eigene Pressemitteilungen und Kurznachrichten, Faltblätter, Flyer und Plakate im Rahmen unserer gewaltpräventiven Öffentlichkeitsarbeit. Zu- sätzlich wird in den allgemeinen Angebotsdarstellungen und Veröffentlichungen von Mann-O- Meter auf unser Projektangebot hingewiesen.

Werbung mit Mann-O-Meter: - Monatlich besuchten etwa 1.500 Gäste5 das Beratungszentrum Mann-O-Meter. - 217.042 Pageviews pro Monat (2.604.498 Pageviews im Jahr 2011 insgesamt) wurden auf der Seite www.mann-o-meter.de registriert. - Hauseigenes Infoheft „Gaynow“, Auflage monatlich à 2.500 Stück, die an über 80 Orten in den Szenen verteilt werden. - Werbung im eigenen Haus durch Aushänge und Auslagen (auf Englisch und Deutsch). - Verlinkung unserer Homepage www.maneo.de mit www.mann-o-meter.de (Zugriffe s.o.). - Leuchtanzeige an der Außenfassade des Informationszentrum Mann-O-Meter.

MANEO-Homepage 2011 haben wir unsere Homepage www.maneo.de umfassend überarbeitet, erweitert und auf den neuesten Stand gebracht. Eine bedeutende Änderung besteht darin, dass alle wesentlichen Teile nun auch auf Englisch zur Verfügung stehen. Grundinformationen über MANEO werden außerdem in 10 weiteren Sprachen angeboten. Die Umgestaltung der Homepage war im Rah- men der MANEO-Gewaltpräventionskampagne möglich geworden. MANEO ist über folgende Homepages erreichbar: www.maneo.de, www.maneo- toleranzkampagne.de, www.maneo-fallmeldungen.de, www.tag-gegen-homophobie.de und www.kisskissberlin.de. - Pageviews bei www.maneo.de: monatlich 130.174 (insgesamt: 1.562.090, gegenüber 654.051 Pageviews im Jahr 2010). - Pageviews bei www.maneo-toleranzkampagne.de, www.tag-gegen-homophobie.de und www.kisskissberlin.de: die Zahl konnte bisher noch nicht ermittelt werden. Die Verdreifachung der Anzahl der Pageviews innerhalb eines Jahres geht auf die Neukonzep- tion und Neugestaltung unserer Homepage zurück. Unsere Homepage wird regelmäßig aktualisiert und weiter ausgebaut, um damit den neuesten technischen Anforderungen zu genügen. Unterstützung erhalten wir ehrenamtlich von Men- schen, die zwar nicht ehrenamtliche Mitarbeiter unseres Projektes sind, uns dennoch für eine gewisse Zeit unterstützen.

Nicht-senatsfinanzierte MANEO-Werbung: - Faltblatt für den polizeilichen Dienst: „Notdienste, Beratung, Hilfen“ (Neuauflage im Juni 2011: 10.000 Stück). - Faltblatt „Raus aus dem Dunkelfeld“ im Rahmen des EU-Projektes „Tracing and Tackling Hate Crime in Europe“ (Auflage: 5.000 Stück). - Abreiß-Kalender „Nachtflugbegleiter/Safer Cruising“ (Auflage: 100 Stück). - Kostenlose Kleinanzeigen (Stopper) in Siegessäule (Auflage ca. 50.000) und Blu (Auflage ca. 50.000), unregelmäßig, jedoch mehrfach im Jahr 2011.

5 Zahl von 2010. Die genaue Anzahl für 2011 lag mit Abschluß dieses Berichtes noch nicht vor. Sie wird zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Bericht nachgebessert. Seite 8  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Werbung im Rahmen der Gewaltpräventionskampagne: - 12-sprachige Broschüre „MANEO Safety Guide“, 48-seitig (Auflage: 1.000 Stück). - Postkarte/Flyer „Welcome to Berlin!“ (Auflage: 5.000 Stück). - Postkarte „I kiss kiss Berlin“ zum „Internationalen Tag gegen Homophobie“, (Restbestände aus 2010; Auflage: 5.000 Stück). - Faltblatt „Wir bieten Hilfe“ (Auflage: 5.000 Stück - vergriffen). - Plakate, DinA1-lang „Wir bieten Hilfe“ (Auflage 100 Stück). - Anzeigen: o 1-seitige Anzeige in TEDDY-Programmheft, Feb. 2011 (Druckauflage ca. 50.000 Stück), o 1-seitige Anzeigen in Siegessäule, April 2011 (Druckauflage ca. 50.000 Stück), und Blu, April 2011 (Druckauflage ca. 50.000 Stück) zum Internationalen Tag gegen Homophobie, o 1-seitige Anzeige in CSD-Magazin, Mai 2011 (Druckauflage ca. 120.000 Stück), o 1-seitige Anzeige im Magazin Sissi – Homosexuals‘ Film Quarterly, Ausgabe 12, Dez. 2011-Feb. 2012 (Druckauflage ca. 40.00 Stück). - MANEO-Jahres- und Fachzeitschrift IMPULS Nr. 1, Nr. 2 (Restbestände aus 2008; Aufl. je 2.500 St.) und IMPULS Nr.3 (Restbestände aus 2009, Aufl. 2.500 Stück). - etwa 25 Pressemeldungen über einen Verteiler mit ca. 500 Adressen. - Plakate, DinA2, „We take off for Tolerance“, Restbestände aus 2010 (Auflage: 1.000 Stück) - Plakate zum Internationalen Tag gegen Homophobie (Auflage: 1.000 Stück). - Werbebanner auf der CSD-Bühne. - MANEO-Vorstellungsbroschüre / auf Deutsch, Englisch, Französisch und Polnisch (Restbe- stände aus 2007: Aufl. 5.000 St.). - MANEO-Vorstellungsbroschüre / auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Türkisch (Restbe- stände aus 2009: Aufl. 5.000 St.).

Wie in den Jahren zuvor haben wir während des Berliner Christopher-Street Days (CSD) unse- re telefonischen Erreichbarkeitszeiten erweitert. Der CSD-Veranstalter hat dies durch seine Werbung kommuniziert (CSD-Guide). Während der CSD-Veranstaltungen, einschließlich Les- bisch-Schwules Stadtfest, erreichen uns vermehrt Anfragen; am Rande der Veranstaltungen kommt es bedauerlicherweise immer wieder zu Übergriffen und Gewalttaten.

3. Zielgruppen und Zielerreichung der einzelnen Arbeitsbereiche Anfragen und Informationen erreichten uns über unser Büro entweder telefonisch, als Fax, per E-Mail oder indem uns Betroffene persönlich im Büro aufsuchten. Insgesamt kontaktierten uns auf diese Weise 365 Personen (2010: 394, 2009: 359), die wir beraten und/oder unterstützen konnten. Darüber hinaus werden unsere Mitarbeiter zusätzlich in anderen Arbeitszusammenhängen kon- taktiert, um Rat gebeten oder auf Vorfälle angesprochen. Es handelt sich dabei um Begegnun- gen außerhalb unserer Büroräume, z.B. auf Arbeitstreffen, auf Veranstaltungen und während unserer gewaltpräventiven Vorort-Arbeit, die wir in der Regel abends und nachts in den unter- schiedlichen schwulen Szenen der Stadt durchführen. Menschen informieren uns vor Ort über Vorfälle oder bitten uns um Adressen von Ansprechpartnern der Polizei, Rechtsanwälten, medi- zinischen und psychotherapeutischen Beratungen und anderen Versorgungseinrichtungen. In vielen dieser Situationen sind wir nicht in der Lage, diese Gespräche als Fälle aufzunehmen. Wir verweisen auf unser Büro und unsere Sprechzeiten, sehen jedoch auch, dass sich die be- treffenden Menschen nur in wenigen Ausnahmen noch einmal bei uns melden. Unsere Vorort- Präsenz konnten wir mit Hilfe der zusätzlich bewilligten ½-Personalstelle ausbauen. Seite 9  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Anhand von Aufzeichnungen (Strichliste) können wir feststellen, dass wir vor Ort mit mindes- tens 518 Personen (2010: 524; 2009: 420) zusätzlich einmalige Gespräche geführt haben. Addieren wir diese 518 Personen (siehe Zeile b) den 365 Personen hinzu, die wir in unserem Büro bzw. am Überfalltelefon beraten haben (siehe Zeile a), so ergibt sich eine Gesamtzahl von 883 Personen (2010: 918; 2009: 779), die wir beraten haben. Der Anteil an Touristen unter diesen Personen beträgt etwa 15%.

Anzahl Beratungen 2011: persönliche telefonische EMail, Beratungen davon davon Besuchs- Beratung: Beratung: Online und gesamt: Casemanegament Beratung dienste (z.B. Briefe: RA, Polizei Gericht) etc. Zahl der Nutzer a) 460 688 239 1.387 894 493 12 b) 518 518 518 Geschlecht Nutzer: - männlich 97% 97% 99% 97% 97% 100% - weiblich: 1% 1% 1% 1% 1% 0% - transgender 2% 2% 0% 2% 2% 0%

Die Anzahl der Beratungen pro Person variiert. Auf 365 Personen, die wir über unser Büro be- raten haben, verteilen sich 894 Beratungen. Das entspricht einem Durchschnitt von 2,5 Bera- tungen p.P. Die hohe Anzahl von Beratungen, die wir leisten, belastet unsere Projektarbeit vor dem Hinter- grund unserer knappen personellen Ressourcen in erheblicher Weise. Deshalb bemühen wir uns, die Anzahl weiter zu reduzieren. Gegenüber den beratenen und unterstützten Personen zählen wir die Fälle, die uns gemeldet wurden. Nicht in jedem gemeldeten Fall kommt es auch zu einer Beratung. Im Jahr 2011 haben wir insgesamt 461 Fälle und Hinweise erhalten und bearbeitet. Diese un- terscheiden wir in 422 neue Fallmeldungen und Hinweise (2010: 415 neue Fallmeldungen und Hinweise) und 39 Fälle aus den zurückliegenden Jahren 2003-2010 (2010: 41 Fälle). Von den 422 neuen Fallmeldungen und Hinweisen, die an uns heran getragen wurden, haben wir 288 Fallmeldungen auswerten können (2010: 292; 2009: 306; 2008: 288). Bei den verbliebenen 134 Meldungen handelte es sich um nicht weiter konkretisierte Hinweise auf Gewalttaten, die Hinweisgeber uns gegenüber nicht weiter ausführten. Dabei handelte es sich sowohl um homophobe Übergriffe als auch um andere Formen von Gewalt, die schwulen und bisexuellen Männer widerfahren sind. Hinsichtlich unserer „aufsuchenden Arbeit“ wurden von uns in 4 Fällen Betroffene zu Gericht und zur Polizei begleitet, in weiteren 10 Fällen haben wir Betroffene aufgesucht. Diese Unter- stützung leisten wir im Rahmen unseres Opferhilfeangebots. In 46 Fällen haben wir im Auftrag von Betroffenen ihre Interessen gegenüber Institutionen vertreten. In 8 Fällen haben wir Anträge auf finanzielle Unterstützung gestellt und die Anträge begleitet (z.B. Opferfonds, Opferentschädigung, Versorgungsamt). Seite 10  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Gruppen, offene Angebote, Schulungen, Veranstaltungen Veranstaltungen und Gruppen, vor denen wir Vorträge gehalten haben, die von uns angeleitet, organisiert und durchgeführt wurden, lassen sich dem von der Senatsverwaltung vorgegebe- nem Raster nur teilweise genau zuordnen. Deshalb erläutern wir hier noch einmal die Zahlen und Zuordnungen. Wir schätzen, dass wir im Jahr 2011 mit über 4.200 Menschen unmittelbar ins Gespräch gekommen sind. Die nochmalige Steigerung gegenüber dem Vorjahr erklärt sich aus zusätzlichen Projekten, die von MANEO 2010 und 2011 durchgeführt wurden.

2011: Gruppen und offene Angebote. professionell angeleitete niedrigschwellige niedrigschwellige Schulungen, Infogespräche, eigene Veran- Nutzer/ angeleitete Selbsthilfe- Angebote (außer aufsuchende Fortbildungen, Präsentationen staltungen Nutzerinnen Gruppen, gruppen Straßenfeste Arbeit Trainings, insgesamt Workshops u.dgl.) Workshops

Anzahl Angebote 60 0 0 46 34 70 9 219 Nutzer 537 0 0 1.870 993 557 46 4.003 Geschlecht Nutzer - weiblich 30% 0% 0% 30% 35% 25% 40% - männlich 65% 0% 0% 65% 60% 74% 60% - trans* 5% 0% 0% 5% 5% 5% 0%

Schulungen, Fortbildungen, Training, Workshops: Darunter fassen wir unsere Teilnahme und Mitwirkung an insgesamt 34 Veranstaltungen. Hier- zu zählen u.a.: 16 Schulungsveranstaltungen der Landespolizeischule (LPS) und der Hoch- schule für Wirtschaft und Recht (HWR), 7 Schulungsveranstaltungen, Workshops und Konfe- renzen, die wir durchgeführt haben, u.a. die International MANEO Conference (IMC), zwei Fachtage, zwei Veranstaltung des Auswärtigen Amtes, eine Schulung im Mann-O-Meter und eine in der Schwulenberatung, und 8 Veranstaltungen und Workshops, an denen wir teilge- nommen haben und unser Expertenwissen in Form von Vor- und Beiträgen eingebracht haben, z.B. während des Taizé-Jugendtreffens in Berlin, bei Veranstaltung der EU-Agentur Fundamen- tal Rights Agency (Brüssel), der OSZE (Warschau), der Stadt Wien, beim Arbeitskreis der Op- ferhilfen und, bei Victim Support Europe (Moskau).

Professionell angeleitete Gruppen: Hierzu zählen wir insgesamt 58 von uns angeleitete Gruppentreffen. Aus diesen Treffen hat sich viel Eigendynamik über MANEO hinaus entwickelt. Darunter fassen wir u.a.: 8 Gruppentref- fen mit Gewerbetreibenden und Unternehmern im Schöneberger ‚Regenbogen-Kiez‘, 7 Treffen mit der Gruppe ‚Regenbogenbrücke‘ (Austausch mit Israel), 13 Treffen im Rahmen des von uns mit durchgeführten EU-Projektes „Tracing an Tackling Hate Crime“, 15 erweiterte Vorberei- tungstreffen zur International MANEO Conference (IMC) und 10 erweiterte Vorbereitungstreffen zur Entwicklung des Projektes ‚Nachtflugbegleiter‘ (mit Mode, Theater, Film, Maske, Logistik). Hierzu zählen wir außerdem 5 Schulungsveranstaltungen für unsere Mitarbeiter.

Niedrigschwellige aufsuchende Arbeit Hierzu zählen wir unsere intensive Vorort-Arbeit, die wir in den letzten zwei Jahren zusehends steigern konnten, dies vor allem aufgrund des von uns durchgeführten Lotto-Projektes. Insge- samt haben wir 44 Vorort-Aktionen durchgeführt. Wir haben vor allem nachts Szeneeinrichtun- Seite 11  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

gen aufgesucht und zahlreiche Kontakte zu NutzernInnen hergestellt, Gespräche geführt und Informationsmaterial verteilt. Hierzu zählen beispielsweise die 10 Partyveranstaltungen, die wir im Rahmen unserer Aktion „Kiss Kiss Berlin – powered by people for tolerance“ mit unserem „Knutschbär“ aufgesucht haben, um Küsse einzusammeln, 7 Promotion-Touren als „Nachtflug- begleiter“ durch Szeneveranstaltungen und Szenelokations, 11 aufsuchende Vorort-Aktionen in den Szenen, um Material zu verteilen und Gespräche mit Nutzern und Veranstaltern zu führen, außerdem der Besuch von 8 Empfängen. Darüber hinaus waren wir als Mitarbeiter auf 8 Groß- veranstaltungen mit Infotischen und Material präsent. Dazu zählen wir: TEDDY-Gala (9 Stun- den), das Lesbisch-Schwule Stadtfest (2 Tage á 12 Stunden), CSD (1 Tag à 12 Stunden, plus 6 Tage Bau am CSD-Wagen), Parkfest Friedrichshain (1 Tag á 6 Stunden), Folsom Straßenfest (1 Tag à 6 Stunden), HustlaBall, die 25-Jahr-Feier von Mann-O-Meter, Info-Stand auf dem CSD in Tel Aviv. Unsere Präsenz auf großen LGBT-Veranstaltungen ist elementar für eine niedrigschwellige, szenenahe und nachhaltige Vorort-Arbeit. Die Gespräche mit Nutzern werden hier in einer sehr unterbewerteten Anzahl mitgezählt, eben deshalb, weil sie mit der Aufnahme neuer Kontakte und mit Erkenntnisgewinn für uns einher gehen. Wenn wir beispielsweise im Rahmen unserer zweitägigen Präsenz (á 12 Stunden) auf dem Stadtfest 100 Gespräche pro Tag ansetzen - bei acht Mitarbeitern wären das 12,5 Gespräche pro Mitarbeiter und Tag - dann dürfte klar sein, das diese Zahl nur einen Bruchteil der tatsächlich geführten Kontaktgespräche widergibt.

Infogespräche und Präsentationen Hierzu zählen wir insgesamt 71 Vorort-Termine. Im Rahmen unserer Gewaltpräventionskam- pagne haben wir eine Vielzahl an Gesprächen mit Vertretern externer Teams, Organisationen und Institutionen geführt, um sie für Kooperationen zu gewinnen. Der Erfolg schlägt sich in dem „MANEO-Toleranzbündnis“ nieder, dem mittlerweile über 80 Institutionen, Firmen und Gewer- betreibende angehören. Dem vorausgegangen sind oftmals Teamgespräche und eine Präsen- tation unserer Arbeit. Darüber hinaus haben wir im Rahmen unserer mehrtägigen Studienreisen eine Vielzahl von Gesprächen mit Vertretern von LGBT-Organisationen und Polizei geführt. Auch hier haben wir unsere Arbeit präsentiert und erörtert. Im Rahmen unserer MANEO- Ausstellung „Zeugnisse schwulenfeindlicher Gewalt“ fand eine Finissage im Bezirksamt Mar- zahn-Hellersdorf statt.

Veranstaltungen Hierzu zählen wir insgesamt 9 Veranstaltungen. Darunter fassen wir z.B. 7 Studienreisen, u.a. nach Tel Aviv (2), Oslo, Dublin, Belfast, Paris und Moskau, die von fachlichen und politischen Begegnungen mit Vertretern von LGBT-Projekten, der Polizei, der Verwaltung und politischen Funktionsträgern begleitet waren. Hierzu zählen wir auch unsere jährliche ‚Ehrenamtler Würdi- gungsfeier‘ und die Vergabe des „Europäischen Tolerantia-Preises“.

4. Mitarbeiter In unserem Projekt verbindet sich ehrenamtliches Engagement mit hauptamtlicher Beschäfti- gung. Die Zusammensetzung, Beziehung und Qualifikationen der Mitarbeiter wurden von mir in meinen vorherigen Berichten ausführlich beschrieben6. Im Jahr 2011 waren 10 ehrenamtliche Mitarbeiter, ein Honorarmitarbeiter (Minijob) und zwei hauptamtliche Mitarbeiter (1 ½-Stellen) für die senatsfinanzierten Projektbereiche von MANEO beschäftigt. Darüber hinaus unterstützten zahlreiche weitere Helfer unsere Projektarbeit ehrenamtlich.

6 Maneo-Report 2004, S.17ff, und Maneo-Report 2005, S.15 ff, unter: www.maneo.de, auch: www.maneo.de/pdf/ehrenamtliche-Mitarbeit.pdf und www.maneo.de/pdf/Maneo-Infopaket.pdf Seite 12  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

MANEO-MITARBEITER: Jahr Festangestellte Honorar-Mitarbeiter Ehrenamtliche Mitarbeiter Mitarbeiter Anzahl h/Woche Anzahl h/Woche Anzahl h/Woche 2011 1 38,5 Std. 10 5,2 01-03/2011 ¾ 28,9 Std. 04-12/2011 ½ 19,25 Std. 04-12/2011 12 Std.

Hauptamtliche Mitarbeiter/ Projektleitung: Als hauptamtlicher Projektleiter unterstütze ich die festangestellten und ehrenamtlichen Mitar- beiter, Honorarmitarbeiter und Helfer in ihrer Arbeit (Mitarbeitermanagement). Hierzu gehört die Anleitung, Begleitung und Beratung, auch die Einarbeitung neuer Mitarbeiter. Im Rahmen die- ser fachlichen Leitungsfunktion setze ich den in unserem Projekt begonnenen Wirksamkeitsdia- log/ Qualitätsmanagement fort. Mindestens einmal im Jahr finden Gespräche mit jedem Mitar- beiter statt. Darüber hinaus bin ich für den Bereich Opferhilfe, Gewaltprävention, Öffentlich- keitsarbeit, Leitung und Ressourcen zuständig. Mit Moritz Konradi haben wir einen weiteren Mitarbeiter gewonnen, der für den Bereich Gewalt- und Kriminalprävention zuständig ist. Schwerpunktmäßig organisiert er beispielsweise unsere Vorort-Aktivitäten. Am 19.10.2011 nahmen wir, Vertreten durch den Geschäftsführer von Mann-O-Meter e.V., an einer Qualitätsveranstaltung zum Thema „Barrierefrei kommunizieren im Internet“ des Fachbe- reichs für gleichgeschlechtliche Lebensweisen teil. Regelmäßig nehmen Moritz Konradi und ich an einer Supervision teil.

Honorarmitarbeiter Aufgrund eines Stellenwechsels haben wir auf der Basis von 12 Stunden Nicolai Eschenhagen als Honorarmitarbeiter (Minijob) in der Zeit zwischen April und Dezember 2011 beschäftigt. Er unterstützte die Büroarbeiten und den Bereich Falldokumentation.

Ehrenamtliche Mitarbeit Ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützen unsere Projektarbeit in den Kernbereichen ‚Opferhilfe’, ‚Meldestelle’ (Erfassung von Gewalttaten)‚ ‚Gewaltprävention’ (kriminalpräventive Öffentlich- keitsarbeit und Gewaltschutz)’, ‚Engagement’ (Mobilisierung bürgerschaftlichen Engagements, Spendenakquise) und Vernetzung. Die Einbindung ehrenamtlicher Mitarbeiter in unsere Pro- jektarbeit verlangt, dass verantwortungsvoll sowohl auf das Ehrenamt als auch auf qualitative Anforderungen unserer Projektarbeit eingegangen wird, beispielsweise auf die Erfordernisse qualitativer Opferhilfearbeit in der „Erstberatung“. Es verlangt außerdem ein professionelles Ehrenamtlermanagement.

Im Jahr 2011 haben unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter unser Projekt mit viel Engagement un- terstützt. Im Durchschnitt waren dies etwa 5,2 Stunden pro Woche, insgesamt etwa 2.710 Stunden im letzten Jahr, d.h. erheblich mehr als gegenüber dem Vorjahr. Dies bedeutet eine starke Inanspruchnahme unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter für relevante Aufgaben unseres Projektes.

EHRENAMTLER: Anzahl Arbeitsstunden 2011 10 2.710 Seite 13  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Regelmäßig fanden Arbeitstreffen, Klausurtage und Fortbildungsveranstaltungen im Jahr 2011 statt:  14-tägige Arbeitsbesprechungen à 2 ½ Stunden  vier Klausurtage, insgesamt 16 Stunden. Die Themen waren: Vorort-Arbeit, Fallmana- gement.  zwei Fortbildungstage, insgesamt 14 Stunden. Themen waren: „Themenzentrierte Bera- tung: Übertragung – Gegenübertragung“ und „Burn-Out-Prophylaxe“.

Erwähnt werden soll auch die Unterstützung der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter von Mann-O-Meter , die mit ihrer regelmäßigen Anwesenheit unserem Projekt zugearbeitet ha- ben.

Zusätzliche Helfer: In den letzten Jahren war es uns gelungen, immer wieder zusätzliche Unterstützer und Helfer für Einzelaktionen zu gewinnen.7 Sie unterstützen unsere Arbeit mit unterschiedlichen Hilfestel- lungen. Zu erwähnen ist beispielsweise das Engagement für unser Projekt “Regenbogenbrü- cke“, in dessen Rahmen im Juni 2011 ein Gegenbesuch in Israel stattfand. Die Projektarbeit wurde von etwa 10 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern weiter begleitet. Zusätzliche ehren- amtliche Helferinnen und Helfer unterstützen die Entwicklung unserer Vorortperformance „Nachtflugbegleiter“. Hier waren wir an mehreren Terminen mit bis zu 18 Personen im Einsatz.

Würdigung Unsere Projektarbeit stützt sich auf ehrenamtliches Engagement und Mitarbeiter. Um das En- gagement unserer Mitarbeiter sowie Helferinnen und Helfer zu würdigen, haben wir am 14. Juli im Rahmen einer Feierstunde ihren Einsatz geehrt und mit einer Anerkennungsurkunde ausge- zeichnet.

5. Qualitätssicherung Um unsere Arbeitsressourcen und unsere Arbeitsqualität sowie die kontinuierliche und qualitati- ve Weiterentwicklung unserer Projektarbeit sicherzustellen, evaluiere ich als zuständiger Quali- tätsbeauftragter unseres Projektes gemeinsam mit unseren Mitarbeitern regelmäßig unsere Arbeitsziele und Angebote, das erhobene statistische Datenmaterial und die Rückmeldungen von Betroffenen, die wir unterstützt haben. Anlass zu regelmäßigen Gesprächen bieten unsere routinemäßigen Arbeitsbesprechungen und Klausurtage. Routinemäßig finden am Anfang eines jeden Jahres, d.h. begleitend zur Erstellung meines Berichtes, Diskussionen über die Qualitätsentwicklung innerhalb unseres Projektes so- wie unserer Ziele und Kernbereiche statt. Im Jahr 2011 haben wir den begonnenen „Wirksamkeitsdialog/ Qualitätsmanagement“ mit der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales fortgesetzt.

6. Reflexion und Perspektiven Im letzten Jahr haben wir unsere Arbeit in den Kernbereichen Opferhilfe, Erfassung, Gewaltprä- vention, Engagement und Vernetzung fortgesetzt. Neben diesen senatsfinanzierten Tätigkeits- bereichen führten wir zusätzliche Maßnahmen fort, die wir 2009 bzw. 2010 mit Zusatzfinanzie- rungen begonnen hatten. Hierzu zählte die von der DKLB auf zwei Jahre befristete „MANEO-

7 S. MANEO-Bericht 2009, S.9 Seite 14  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Gewaltpräventionskampagne: Bündnis gegen Homophobie und Gewalt“ und das auf anderthalb Jahre befristete EU-Projekt „Tracing and Tackling Hate Crime against LGBT Persons“. Darüber hinaus hat MANEO begonnene Initiativen fortgesetzt, beispielsweise die „Regenbogenbrücke“, sein Engagement im Rahmen des Internationalen Tages gegen Homophobie und seine Koope- ration mit Partnerorganisationen in Europa. Im Frühjahr 2011 hat sich unsere Personalsituation stabilisiert. Aufgrund eines Stellenwechsels haben wir mit dem Politologen Moritz Konradi einen neuen Mitarbeiter gefunden, der als zweiter hauptamtlicher Mitarbeiter diesen Bereich schnell ausgefüllt hat. In Rücksicht auf seine berufli- che Situation haben wir dessen ¾-Stelle bis Ende 2011 in eine ½-Stelle umgewandelt und mit Nicolai Eschenhagen einen Mitarbeiter gefunden, der uns vorübergehend als Honorarmitarbei- ter unterstützt hat. Mit Beginn 2012 werden die ½-Stelle und die Honorarstelle wieder zu einer ¾-Stelle zusammen geführt. Die personelle Situation hat sich vor dem Hintergrund notwendiger gewaltpräventiver Maßnahmen, zu denen auch unsere Vorort-Arbeit gehört, entspannt, nicht jedoch vor dem Hintergrund notwendiger Opferhilfearbeit. Hier fehlt uns nach wie vor die 2009 in Aussicht gestellte zweite halbe Stelle für den Bereich Opferhilfe. Wir werden uns weiter für eine Aufstockung unserer Mittel einsetzen. Derweil verhindert der hohe Einsatz unserer zehn ehrenamtlichen Mitarbeiter, dass es hier zu Engpässen gekommen ist. Mit regelmäßigen Arbeitssitzungen, Klausurterminen und Fortbildungen gelingt es uns, auf Stö- rungen von Arbeitsabläufen in unserer Projektarbeit zeitnah zu reagieren und diese einer Kor- rektur zuzuführen. Geschulte Mitarbeiter nehmen regelmäßig an Arbeitssitzungen und Fortbil- dungen teil. Sie betrachten unsere Projektentwicklung als dynamisch und erfolgreich. Sie identi- fizieren sich mit den Projektzielen und den Arbeitsergebnissen. Aufgrund ihrer Zufriedenheit besteht nach wie vor eine hohe Bereitschaft, sich fortgesetzt ehrenamtlich für MANEO zu enga- gieren. Der Anteil ihres Arbeitseinsatzes ist gegenüber dem letzten Jahr ist weiter leicht gestie- gen (von durchschnittlich 5 Std./Woche, auf 5,2 Std./Woche), was vor allem mit ihrem verstärk- ten Einsatz vor Ort in Verbindung steht. Ein Teil der Mitarbeiter ist beispielsweise als „Nacht- flugbegleiter“ im Einsatz und unterstützt damit die Vorort-arbeit unseres neuen hauptamtlichen Mitarbeiters.

Unsere zusätzlichen Maßnahmen und Initiativen, die wir im Berichtszeitraum fortsetzt haben, haben unseren Pool an ehrenamtlichen HelferInnen vergrößern lassen und dazu geführt, dass sich weit mehr Menschen für MANEO eingesetzt haben als im Jahr zuvor. Erfreulich für uns war zu erleben, mit wie viel Elan sie sich eingesetzt haben, welches Potential über sie frei gesetzt wurde. Damit dies entstehen kann sind Vorbereitung, Koordination, Einarbeitung und Beglei- tung notwendig, d.h. erforderliches Ehrenamtlermanagement. Mit wachsender Anzahl ehren- amtlichen HelferInnen vergrößert sich automatisch auch der hauptamtliche Einsatz. Mit Beendi- gung unserer zusätzlichen Maßnahmen wird sich auch der Pool an HelferInnen wieder reduzie- ren. Wir sind uns jedoch sicher, dass wir erneut auf ein solches Potential zurück greifen kön- nen, sobald eine neuerliche Anleitung und Begleitung möglich gemacht wird. Im Jahr 2011 haben wir unsere Vorort-Präsenz verstärken können. Diese Präsenz wurde mit den „MANEO-Nachflugbegleitern“ ermöglicht, eine Performance, die mit Hilfe der „MANEO- Gewaltpräventionskampagne“ entwickelt wurde und als Performance-Gruppe auch nach Been- digung der DKLB-Maßnahme unserem Projekt erhalten bleiben wird. Auf hohem Niveau haben wir unsere Vorort-Arbeit an Szenetreffpunkten fortgesetzt und mit 46 Aktionen in Schöneberg und Kreuzberg, in Friedrichshain, Mitte und Prenzlauer Berg und auf weiteren Szeneevents Präsenz gezeigt. Dieser Prozess soll langfristig fortgesetzt werden. Mit dem Ausbau unserer Kontakte zu unterschiedlichen schwulen Szenen und Multiplikatoren verschaffen wir uns wieder mehr Erkenntnisse über mögliche Gefahren- und Bedrohungssituationen. Unser Ziel, das Dunkelfeld nicht-angezeigter Straftaten zum Nachteil schwuler Männer zu erhel- len, wird von uns nicht nur dadurch erreicht, dass wir jedes Jahr neue Fälle erfassen und bei- Seite 15  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

spielsweise Betroffenen dabei helfen, diese zur Anzeige zu bringen, sondern auch dadurch, dass wir das Gespräch mit Betroffenen vor Ort in den Szenen suchen und langfristig mehr Ver- trauen in staatliche Institutionen aufbauen helfen, sie ermutigen, aktiv zu werden und Vorfälle anzuzeigen. Eine Vielzahl an Fällen wird über Szenekontakte kommuniziert. Auch wenn wir aufgrund unserer Ressourcen nicht in der Lage sind, die Vorfälle alle vor Ort zu erfassen, so machen sie doch deutlich, dass wir mit den unterschiedlichen Szenebereichen in Kontakt blei- ben müssen und weiter für Vertrauen werben müssen. Wie in einem wegweisenden OSZE-Bericht ausgeführt, ist das Dunkelfeld auch auf Reaktionen und fehlendes Wissen seitens der Mitarbeiter der Polizei zurückzuführen. Hier arbeiten wir mit den Ansprechpartnern der Berliner Polizei für gleichgeschlechtliche Lebensweisen mit regel- mäßigen Schulungsveranstaltungen dagegen. Auch 2011 haben wir wieder 18 Schulungsver- anstaltungen für Mitarbeiter der Polizei an der LPS und HWR durchgeführt. Im Rahmen dieser Veranstaltung wird umfassend über Hasskriminalität, polizeiliche Erkenntnisse und Aspekte der Opferhilfe aufgeklärt. Wir werden diese Veranstaltungen auch 2012 weiter durchführen. Auch 2011 weisen wir eine anhaltend hohe Nachfrage nach unseren Angeboten aus. Der Anteil der von uns bearbeiteten Fälle ist konstant hoch (2011: 461; 2010: 458), auch wenn der Anteil der von uns ausgewerteten Fälle stagniert (2011: 288; 2010: 292). Wir haben in unseren letzten beiden Berichten darauf hingewiesen, dass dies unmittelbar mit unseren personellen Situation zusammen hängt, dass erst mit der erwarteten zweiten halben Stelle auch zusätzliche Res- sourcen zur Verfügung stehen werden. Mit einer Mehrarbeit wachsen unmittelbar auch Verwal- tungstätigkeiten. Hierzu zählen einerseits qualitätssichernde Maßnahmen wie Dokumentation, Statistik und Berichtswesen, andererseits auch die Kommunikation mit Dienststellen aus den Bereichen Polizei, Justiz, Gesundheitsfürsorge, Sozialwesen usw. Vor dem Hintergrund unserer besonderen Zielgruppe (schwule und bisexuelle Jugendliche und erwachsene Menschen) und den damit verbundenen Schwierigkeiten (siehe Dunkelfeld nicht-angezeigter Straftaten) ist die zweite halbe Stelle für uns wichtig.8 Unsere internationale Vernetzung und Kooperation haben wir Dank der DKLB-Förderung im Berichtsjahr fortsetzen und ausbauen können. Wir haben zahlreiche Studien- und Begegnungs- reisen durchgeführt, u.a. nach Tel Aviv. Begleitet von einer parteiübergreifenden Delegation des Berliner Abgeordnetenhaus und Vertretern von LGBT-Projekten und Polizei aus Berlin und Köln reisten wir im Juni für eine Woche nach Tel Aviv, um hier Vertreter der Polizei, LGBT- Organisationen, Verwaltung und Politik zu treffen. Die Begegnungen und Gespräche waren für unsere Projektarbeit anregend und unterstützend. Wir waren davon angetan, mit welcher Wert- schätzung man unserem Projekt begegnet ist. Für MANEO ist es stets wichtig, über den eige- nen Tellerrand hinaus zu schauen, vor Ort zu lernen, sich ein eigenes Bild machen zu können und im europäischen und internationalen Austausch von Erkenntnissen und Erfahrungen zu profitieren und diese in die Arbeit einfließen zu lassen. Von unserer internationalen Vernetzung profitierten wir schließlich bei der Durchführung unserer International MANEO Conference (IMC), dem ersten internationalen Kiezkongress dieser Art, mit über 150 Vertretern aus Nah und Fern. Mit vielen neuen Anregungen schreiten wir nun weiter und wollen unsere internatio- nalen Kontakte weiter erhalten und pflegen.

7. Finanzen Nach 15 Jahren hat sich der Förderbetrag, den wir jährlich von unserer zuständigen Senats- verwaltung erhalten, erstmalig mit der zusätzlich bewilligten halben Stelle relevant erhöht. Der von uns zu erwirtschaftende Eigenmittelanteil liegt derzeit bei jährlich etwa 7.206,- Euro. Diesen

8 Unsere Überlastungssituation haben wir der Senatsverwaltung bereits 2007 dargelegt. Sie wurde in der Beantwor- tung der Kleinen Anfrage im Berliner Abgeordnetenhaus vom 29.05.2008 auch von der Verwaltung bestätigt. Wir haben diese im MANEO-Bericht 2009, S. 11, dargelegt. Siehe auch: MANEO Report 2010, Kapitel 4. Seite 16  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Fehlbetrag müssen wir selbst erwirtschaften, um den laufenden Geschäftsbetrieb von MANEO in seinen Kernbereichen aufrecht zu erhalten. Die MANEO-Gewaltpräventionskampagne wurde zwischen März 2010 und Februar 2012 aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin (DKLB) gefördert.

8. Fachaustausch Die Qualität unserer Arbeit wird gestützt und verbessert durch unsere Vernetzung mit Organisa- tionen und Gremien, die thematisch mit schwulenfeindlicher Gewalt, Opferhilfe und Gewaltprä- vention beschäftigt sind. So vertrete ich unser Projekt im Arbeitskreis der Opferhilfen in der Bundesrepublik Deutschland (ado) und arbeite hier in verschiedenen Arbeitsgruppen mit. Unser Fachwissen ist in diesen Kreisen geschätzt. Zu unseren Fachforen zählen:  Arbeitskreis der Opferhilfen in der Bundesrepublik Deutschland e.V. (ado)  Arbeitskreis Straffälligen- und Opferhilfe des DPWV-Berlin  Arbeitskreis der Schwulen Überfalltelefone und Anti-Gewalt-Projekte in Deutschland (ASAD)  Arbeitsgruppe „Schwules Weimarer Dreieck“ und „Berlin Alliance against Homophobia and Hate Violence“. Seite 17  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

3. Zahlenmäßige Übersicht und Grafiken 2011

3.1 Zusammenfassung

Personen: Von uns wurden insgesamt 883 Personen beraten (2010: 918 Pers.; 2009: 779 Pers.): - 365 Pers. bei MANEO am Telefon/im Büro (2010: 394 Pers.; 2009: 359 Pers.); - 518 Pers. vor Ort in den Szenen, hier einmalige Gespräche (2010: 542 Pers. 2009: 420 Pers.).

Beratungsgespräche (BGespr.): Insgesamt wurden von uns 1.412 BGespr. mit Betroffenen geführt (2010: 1.569; 2009: 1.462): - 894 BGespr. beziehen sich auf die 365 Pers. (s.o.), die von uns gezielt beraten und unterstützt wurden (2,5 BGespr. p.P.; 2010: 2,65 BGespr. p.P.; 2009: 2,90 BGespr. p.P.); - 518 BGespr. beziehen sich auf die 518 Pers., mit denen wir einmalige Beratungsgespräche ge- führt haben (2010: 524 Pers./BGespr.; 2009: 420 Pers./BGespr.).

Fälle: - im Jahr 2011 haben wir zu 461 Fällen Meldungen und Hinweise entgegengenommen (2010: 458 Fälle; 2009: 418 Fälle): o davon sind 422 Fälle neu eingegangen (2010: 415 Fälle; 2009: 394 Fälle); o 39 Fälle wurden aus den zurückliegenden Jahren 2003-2010 weiter bearbeitet (2010: 43; 2009: 24 Fälle). - Bezogen auf die 422 neuen Meldungen aus dem Jahr 2011: o wurden von uns 288 Fallmeldungen ausgewertet (2010: 292; 2009: 306 Fälle); o bei 134 Meldungen handelt es sich um nicht weiter konkretisierte Hinweise auf Gewalttaten. - Bezogen auf die 288 Fälle für das Jahr 2011: o 201 Fälle wurden zugeordnet: „homophober Hintergrund“ und „Tatort Berlin“ o weitere 59 Fälle wurden zugeordnet: „Tatort Berlin“ und „kein homophober Hintergrund“ o weitere 28 Fälle wurden zugeordnet: Tatort nicht Berlin“ und „homophober Hintergrund“.

Homophobe, schwulenfeindliche Gewaltstraftaten in Berlin (n=201): Wir unterscheiden Gewaltstraftaten grob in zwei Bereiche: in homophobe/schwulenfeindliche Taten und andere Taten, z.B. Gewalt in einer Beziehung, sexuelle Übergriffe, allgemeine/andere Taten. Grundlage für diese Einteilung bildet eine Arbeitshypothese und ein „MANEO-Kriterienkatalog“, nach denen wird die Fälle zuordnen. Die homophoben/schwulenfeindlichen Taten werden von uns noch einmal nach Taten unterschie- den, die einerseits „deutliche Hinweise“ auf eine homophobe/schwulenfeindliche Tat und anderer- seits „einfache Hinweise“ auf eine homophobe/schwulenfeindliche Tat vermitteln. - In 170 Fällen liegen uns „deutliche Hinweise“ auf eine homophobe/schwulenfeindliche Tat vor (2010: 140; 2009: 137 Fälle). - In 5 Fällen liegen uns „deutliche Hinweise“ auf trans*-feindliche Taten vor (2010: 8) - In 31 weiteren Fällen liegen uns einfache Hinweise auf eine homophobe/schwulenfeindliche Tat vor, in denen wir es jedoch für erforderlich halten, dass in diesen Fällen weiter ermittelt werden muss, um die Tat deutlicher zuordnen zu können (2010: 76; 2009: 88 Fälle). Gegenüber den 123 Fällen (2010: 146 Fälle; 2009: 149 Fälle), in denen Strafanzeige erstattet wur- de, stehen 78 Fälle (2010: 70 Fälle; 2009: 76 Fälle), in denen bei Meldung der Tat bei uns bisher keine Strafanzeige erstattet worden war. Allgemein ist zu berücksichtigen, dass sich aufgrund einer späteren Strafanzeige, einer weiteren Tatermittlung oder Tataufklärung Zahlen auch noch einmal in den nächsten Monaten verändern können. Seite 18  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

3.2. Bilder und Grafiken

Bild 1

¹ „ASG“: vorurteilsmotivierte Gewalt: schwulenfeindlich. ² „weiter zu ermitteln“: Das heißt, dass in 36 Fällen ein vorurteilsmotivierter Bezug hinsichtlich schwulenfeindlicher Ausrichtung der Gewalt“ (vmG:s) weiter recherchiert werden muss. Es handelt sich dabei um Fälle, die einen ASG- Bezug erkennen lassen, jedoch noch keine eindeutige Zuordnung zulassen. Sie reichen uns für eine eigene Bewer- tung nicht aus (siehe auch Bild 2). ³ Hierzu zählen u.a. 13 Fälle mit Bezug zu „vorurteilsmotivierter Gewalt: lesbenfeindlich“ und 5 Fälle mit Bezug zu „vorurteilsmotivierte Gewalt: transfeindlich“

Bild 2 Seite 19  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Bild 3

Bild 4

4) einschließlich der 5 Fälle „vorurteilsmotivierte Gewalt: trans*-feindlich“.

Bezeichnend für „Raubstraftaten“ mit ASG-Bezug ist, dass diese besondere homophobe Merkmale besitzen können, die in der Regel mit offenen Beleidigungen und Vorurteilen gegenüber schwulen Männern in unterschiedlichen Kons- tellationen einhergehen. Darauf waren wir in unserem letzten Jahresbericht genauer eingegangen. Vgl. MANEO- Report 2010, S. 34 Seite 20  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Bild 5

Bild 6

2) Einschließlich der 8 Fälle trans*-feindlicher Gewalt. Von diesen waren 2 Vorfälle nicht angezeigt. Seite 21  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Bild 7

Bild 8 Seite 22  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Bild 9 Seite 23  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

4. Fall-Beispiele:

Die hier vorgestellten Fallbeispiele sollen das Bild von der Vielschichtigkeit homophober Übergriffe vermitteln.9

Fallbeispiel 1 Prenzlauer Berg, 02.01.11, gegen 22 Uhr – Beleidigung und Körperverletzung Zwei 35 und 37 Jahre alte schwule Männer gingen Han-in-Hand die Linienstraße entlang als ihnen kurz vor der Schönhauser Allee etwa fünf Männer entgegen kamen. Gegenseitig wünschte man sich zunächst ein frohes neues Jahr und alles schien in Ordnung zu sein. Doch dann schlug einer der vorbeigehenden Männer dem 35-Jährigen unvermittelt mit der Faust ins Gesicht. Als der 37-Jährige erschrocken fragte, warum sie das getan haben, wurde er ebenfalls mit einer Faust ins Gesicht geschlagen. Danach wurden die Betroffenen als „Schwuchteln“ beschimpft. Als sie laut um Hilfe riefen, ließen die Tatverdächtigen schnell von ihnen ab. Von einem nahegelegenen Lokal verständigten die Betroffenen die Polizei.

Fallbeispiel 2 Kreuzberg, 16.01.11, 20:45 Uhr – Beleidigung vor einem Club Der 42 Jahre alte Betroffene wollte am Sonntagmorgen, gegen 02:30 Uhr, gemeinsam mit zwei Freun- den, die sich als Touristen in Berlin aufhielten, in Kreuzberg noch einen Club besuchen. Während sie vor dem Gebäude, wo sich der Zugang zu der Party befand, warteten, beobachteten sie drei etwa 20-25 Jah- re alte Männer, die Personen anpöbelten, die ebenfalls vor dem Eingang des Clubs anstanden. Die drei Betroffenen verstanden anfangs nicht, worum es ging. Dann hörte der 42-jährige Betroffene, wie die drei jungen Männer zu schreien begannen: „Das ist Türkenland! Verschwindet Ihr Arschficker!“ Dann kamen die drei Männer plötzlich auf sie zu. Einer von ihnen schlug zuerst dem Betroffenen, dann einem seiner Begleiter mit der Hand auf die Stirn. Dabei rief er: „Ihr schwulen Mädchen, verpisst euch!“. Der Betroffene habe sich durch den Schlag bedingt auf die Zunge gebissen und sei nach hinten umgefallen. Daraufhin verließen die Betroffenen den Ort. Später kamen sie noch einmal zurück und informierten die Kasse des Clubs über den Vorfall. Der Betroffene erstattete keine Strafanzeige.

Fallbeispiel 3 Friedrichshain/ Marzahn-Hellersdorf, 27.01.11, gegen 04:35 Uhr – Beleidigung und Körperverlet- zung in der S-Bahn „Bedroht, beleidigt und geschlagen wurde ein 18-jähriger Homosexueller heute früh gegen 4 Uhr 35 in der S-Bahn. Er war mit seinem 21-jährigen Begleiter am S-Bahnhof Warschauer Straße in den Zug der Linie 7 Richtung Ahrensfelde gestiegen. Beide setzten sich nebeneinander auf eine Bank. Während der Fahrt nahm ein 18-Jähriger auf der gegenüberliegenden Bank Platz und beleidigte beide in Hinblick auf ihre Homosexualität. Er ließ sich auch durch die Bitte des 21-Jährigen nicht davon abbringen, sondern stieß eine weitere Beleidigung aus und schlug dem 18-Jährigen mit der flachen Hand gegen den Kopf. Dann folgte er den beiden zur Tür und bedrohte dabei den 18-Jährigen mit weiteren Gewalttätigkeiten. Als die beiden Homosexuellen am S-Bahnhof Springpfuhl ausstiegen, war die zwischenzeitlich von ihnen alarmierte Polizei bereits dort, holte den tatverdächtigen und offensichtlich alkoholisierten 18-Jährigen

9 Zahlreiche weitere Fallbeispiele, auch aus den Vorjahren, finden sich unter: www.maneo- fallmeldungen.de Seite 24  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

aus dem Wagen und nahm ihn fest. Er musste zur Blutprobe. Der von ihm attackierte 18-Jährige wurde im Krankenhaus ambulant behandelt.“

Polizeimeldung vom 27.01.11

Fallbeispiel 4 Tiergarten, 02.03.11, 20:15 Uhr – Raub und gefährliche Körperverletzung im Tiergarten Der Berliner Tagesspiegel berichtete am 03.03.11: „Erneut ist ein Mann auf einem Verbindungsweg im Tiergarten zusammengeschlagen und ausgeraubt worden. Erst am Sonntagabend hatte es in derselben Gegend einen Überfall gegeben. Das Gebiet ist als Treffpunkt für Homosexuelle bekannt. Dieses Mal war es ein 33-jähriger Tourist aus Stendal, der am Mittwochabend den kleinen Verbindungs- weg zwischen der Straße des 17. Juni und der Händelallee am Faulen See im Tiergarten entlang ging. Es war gegen 20.15 Uhr, als plötzlich drei Gestalten in der Dunkelheit auftauchten und dem Mann mehr- fach brutal ins Gesicht schlugen. Das Opfer verlor kurzzeitig das Bewusstsein. Als der Überfallene wieder zu sich kam, bemerkte er, dass sein Ausweis, seine Bankkarte und sein Handy nicht mehr da waren. Die Täter waren längst verschwunden. Der 33-Jährige steuerte das nächstgelegene Restaurant, eine Burger- King-Filiale an und bat dort um Hilfe. Die Angestellten kümmerten sich um den im Gesicht verletzten Mann und riefen die Feuerwehr. Im Kran- kenhaus wurde ein Kieferbruch diagnostiziert. Erst am Sonntagabend war ein 61-jähriger Mann an nahezu derselben Stelle von fünf Unbekannten mit Schlägen und Tritten traktiert worden. Ihm raubten die Täter eine Laptoptasche, in der sich persönliche Papiere befanden.“

Fallbeispiel 5 Schöneberg, 03.04.11, 23:00 Uhr – Beleidigung und gefährliche Körperverletzung in der Bülow- straße Am Sonntag, gegen 23:00 Uhr, fuhren zwei 25 und 27 Jahre alte Männer mit der U-Bahnline 2 nach Hau- se. Sie kamen gerade von einem Opernbesuch. In der U-Bahn wurden sie von zwei etwa 40 Jahre alten Männern schwulenfeindlich beleidigt. Als sie am U-Bahnhof Bülowstraße die U-Bahn verließen folgten ihnen die beiden Männer. Auf der Straße wurden sie dann von den Tätern plötzlich körperlich angegriffen. Einer der Täter schlug dem 27-jährigen ins Gesicht, woraufhin dessen Brille zerbrach. Während der 25- jährige per Telefon die Polizei verständigte, verfolgte ihn der andere Täter. Der Betroffene flüchtete über eine befahrene Hauptstraße. Die kurz darauf eintreffende Polizei konnte einen der Tatverdächtigen feststellen. Die Betroffenen erstat- teten Strafanzeige.

Fallbeispiel 6 Mitte, 09.04.11, 14:15 Uhr – Beleidigung, Bedrohung und Körperverletzung am Lustgarten Ein 48-Jahre alter Tourist ging gemeinsam mit seinem Lebenspartner durch den Lustgarten Richtung Nationalgalerie als sie ein etwa 20-jähriger Mann auf seinem Fahrrad überholte und zu ihnen sagte: „Na, seid ihr auch zwei schwule Drecksäue? Ihr sollt in der Hölle schmoren.“ Der Betroffene und sein Lebens- partner gingen weiter, ohne darauf zu reagieren. Der Tatverdächtige umkreiste sie dann mit dem Fahrrad und schlug dem Betroffenen mit der Faust gegen die Schulter. Ferner bedrohte er sie mit einer Fahrrad- kette, die er um den Hals trug. In der Oranienburger Straße wandten sich die Betroffenen an einen Polizisten und erstatteten Strafanzei- ge. Seite 25  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Fallbeispiel 7 Wilmersdorf, 22.04.11, gegen 22:30 Uhr – Beleidigung und Sachbeschädigung im Cruisinggebiet Nähe S-Bahnhof Grunewald Der 41-jährige Betroffene hielt sich am Freitag, gegen 22:30 Uhr, in seinem Auto auf einem Parkplatz am bekannten Cruisinggebiet in der Nähe des S-Bahnhofs Grunewald auf. Er habe dort in seinem Auto ge- sessen und weitere Männer beobachtet, die dort cruisten. Plötzlich fuhr ein großer Geländewagen auf den Parkplatz, in dem mindestens zwei Männer saßen. Der Wagen fuhr mehrfach über das Gelände und mit aufgeblendeten Scheinwerfern auf Cruiser zu. Der Betroffene hörte dann, wie aus dem Fahrzeug heraus Cruiser beleidigend beschimpft wurden. Plötzlich wurde aus dem Geländewagen ein Stein in der Größe einer Honigmelone auf ein parkendes Auto geworfen. Dabei sei Sachschaden entstanden. Der Geschädigte sei daraufhin den flüchtenden Tätern hinterhergefahren, habe sie aber nicht mehr einholen können. Der Betroffene, dessen Auto beschädigt wurde, wollte nicht die Polizei verständigen, weil es ihm unange- nehm war zu berichten, dass er in einem Cruisinggebiet unterwegs gewesen war.

Fallbeispiel 8 Schöneberg, 22.04.11, gegen 22:30 Uhr – Beleidigung am Winterfeldplatz Ein 39 Jahre alter Berlin-Tourist ging mit zwei Freunden zu Fuß am Winterfeldplatz entlang, als sie aus einer Gruppe von sechs bis sieben Jugendlichen heraus beleidigt und bedroht wurden. Ihnen wurde u.a. hinter her gerufen: „Schwuchteln! Morgen hängt Ihr. Der dritte Baum ist für Euch“. Die Betroffenen haben keine Strafanzeige erstattet.

Fallbeispiel 9 Kreuzberg, 16.05.11, gegen 23:50 Uhr – Beleidigung und Sachbeschädigung in der Urbanstraße „Weil die Täter einen Hass auf Homosexuelle haben, wurde in der vergangenen Nacht ein Anwohner der Kreuzberger Urbanstraße Opfer eines Übergriffs. Beim Betreten seines Wohnhauses gegen 23 Uhr 50 wurde der 55-Jährige von mehreren unbekannten Jugendlichen zunächst mit schwulenfeindlichen Sprü- chen beleidigt. Wenig später warfen vermutlich dieselben Täter einen Pflasterstein durch die Fenster- scheibe seiner Wohnung. Verletzt wurde der mann dabei nicht. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen übernommen.“ Polizeimeldung vom 17.05.11

Fallbeispiel 10 Mitte, 18.04.11, 00:30 Uhr – Beleidigung und Bedrohung mit einem Messer auf dem Alexanderplatz Ein 48 Jahre alter schwuler Mann saß am Montag früh mit zwei weiteren schwulen Männern auf einer Parkbank auf dem Alexanderplatz. Zu Dritt hatten sie eine Flasche Wodka leergetrunken. Einer von ihnen schlief bereits auf der Parkbank, während die anderen beiden sich unterhielten. In einiger Entfernung ihnen gegenüber auf einer Mauer haben zwei 20-25 Jahre alte Männer gesessen. Plötzlich beschuldigten die jungen Männer die Betroffenen, dass sie von ihnen „angemacht“ werden. Sie kamen zu den Betroffe- nen herüber, beschimpften sie mit „schwule Sau“ und bedrohten sie mit einem Messer, das einer von ihnen zog. Einer der Tatverdächtigen trat dann gegen die Beine des schlafenden Dritten, während der andere eine Bierflasche kaputt schlug, wobei er sich an der Hand verletzte. Die Betroffenen haben beru- higend auf die Tatverdächtigen eingeredet, so dass diese dann schließlich weggingen. Kurz darauf traf Polizei ein, die offensichtlich von Zeugen verständigt worden war. Seite 26  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Fallbeispiel 11 Schöneberg, 15.05.11, 04:00-05:00 Uhr – sexuelle Belästigung, Diebstahl und gefährliche Körper- verletzung in der Kalckreuthstrasse Der 21-jährige Betroffene, der seit zwei Jahren in Berlin lebt und der deutschen Sprache noch nicht so mächtig ist, hatte am Nollendorfplatz eine bekannte Szeneveranstaltung besucht und wollte anschließend nach Hause. Auf der Straße wurde er von einem jungen Mann angesprochen und gefragt, ob er noch Sex haben wolle. Der Betroffene lehnte ab und ging weiter. Gleich darauf näherte sich ihm eine zweite Per- son, ein etwa 30-jähriger Mann, der sich dem Betroffenen ebenfalls für Sex gegen Geld anbot. Der Be- troffene lehnte auch dieses Angebot ab, doch der unbekannte Mann belästigte den Betroffenen sexuell, in dem er ihn mehrfach am Körper berührte. Der Betroffene stellte dann fest, dass der Mann ihm sein Handy entwendet hatte. Weil der Täter ihn weiter belästigte und versuchte, ihm auch die Geldbörse zu stehlen, suchte der Betroffene Schutz bei einem älteren Mann und begleitete ihn in eine Bar, wo er eine Zeit abwartete. Als er dann gehen wollte erkannte er den ersten jungen Mann auf der Straße wieder. Dieser trat an ihn heran und erklärte sogleich, dass er ihm das Handy wiederbesorgen könne. Der Betrof- fene folgte ihm durch unbekannte Straßen. In der Kalckreuthstraße wurde der Betroffene plötzlich von dem jungen Mann und zwei weiteren Personen angegriffen und heftig geschlagen. Eine Frau in der Nachbarschaft hörte die Hilfeschreie des Betroffenen und verständigte Polizei und Feuerwehr. Der Betroffene erlitt Prellungen und Hämatome am ganzen Körper und musste ambulant im Krankenhaus behandelt werden. Der erlittene Schaden beträgt über 1.000 Euro.

Fallbeispiel 12 Pankow (Schönholz), 19.05.11, 13:10 Uhr – Beleidigung in der S-Bahn S25 Richtung Henningsdorf “Ein Berliner Polizeibeamter, der auf dem Weg zum Dienst war, hat gestern Mittag in Schönholz einen Übergriff auf einen Fahrgast der S-Bahn verhindert. Der Polizeimeister der 2. Bereitschaftspolizeiabtei- lung saß gegen 13 Uhr 10 in einem Waggon der S 25 Richtung Hennigsdorf als er zwei Heranwachsende bemerkte, die einen 24-Jährigen anpöbelten und ihn als „Schwuchtel“ bezeichneten. Ein 19-Jähriger schlug dem 24-jährigen Fahrgast plötzlich mit der Faust ins Gesicht, wodurch der Angegriffene zu Boden ging. Als der Gewalttäter zu Tritten gegen sein am Boden liegendes Opfer ansetzte, gab der Beamte sich laut als Polizist zu erkennen und nahm den Tatverdächtigen fest. Gemeinsam mit zwei weiteren Fahrgäs- ten hielt er den mutmaßlichen Schläger und seinen ebenfalls 19-jährigen Begleiter bis zum Eintreffen der alarmierten Bundespolizei fest. Der 24-Jährige erlitt durch den Schlag eine leichte Gesichtsverletzung, den 19-jährigen Tatverdächtigen erwartet ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Körperver- letzung.” Pressemeldung der Berliner Polizei, 19.05.11.

Fallbeispiel 13 Tiergarten, 09.06.11, gegen 22:30 Uhr – Beleidigung, Körperverletzung und versuchter Raub im „Kleinen Tiergarten“ (Moabit) Der 46 Jahre alte Betroffene hielt sich zum Cruisen im „kleinen Tiergarten“ an der Turmstraße in Moabit auf. In der Parkanlage wurde er von zwei jungen Männern angesprochen, die er auf etwa 22 und 25 Jah- re schätzte. Der Betroffene wurde gefragt, warum er sich im Park aufhalte, worauf er antwortete, dass er spazieren ginge. Die jungen Männer erklärten daraufhin, dass sich der Betroffene vorsehen solle, weil sich im Park viele „Schwuchteln“ aufhielten. Der Betroffene fragte die beiden jungen Männer, was sie denn selbst im Park suchten. Der ältere der beiden habe dann erklärt, dass dies sein Park sei, den er sauber halten würde. Dann habe der junge Mann gefragt, ob der Betroffene schwul sei, was dieser da- raufhin verneinte. Im nächsten Moment habe der junge Mann Geld und Handy vom Betroffenen verlangt, weil er ihn sonst abstechen würde. Der Betroffene habe sich geweigert, ihm sein Handy auszuhändigen. Daraufhin versuchten die jungen Männer, sich Handy und Geldbörse mit Gewalt an sich zu bringen und griffen den Betroffenen an. Die Tatverdächtigen schlugen den Betroffenen nieder, anschließend wieder- holt gegen seinen Kopf. Der Betroffene habe laut um Hilfe geschrien, woraufhin die Täter flüchteten. Der Betroffene informierte die Polizei und erstattete Anzeige. Seite 27  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Fallbeispiel 14 Berlin, 28.06.11 – Hetze im Internet auf „Kreuz.net“

Fallbeispiel 15 Schöneberg, 10.07.11, 01:30 Uhr – versuchter Raub in der Fuggerstraße Ein 63 Jahre alter Berlin-Tourist ging Sonntagmorgen, gegen 01:30 Uhr, durch die Fuggerstraße, als er plötzlich von drei jungen Männern von hinten angegriffen und in den Schwitzkasten genommen wird. Einer der Täter sagte: „Wir wollen Sex mit Dir“. Der Betroffene habe sich gewehrt und sich aus der Situa- tion befreien können. Er habe den jungen Männern klar gemacht, dass er an ihnen kein Interesse habe, und dass sie ihn in Ruhe lassen sollen. Der Betroffene hat den Vorfall nicht zur Anzeige gebracht.

Fallbeispiel 16 Schöneberg, 09.08.11, etwa 18:00 Uhr – diskriminierendes Faltblatt zur Wahl des Berliner Abge- ordnetenhauses 2011 Ein Schöneberger Bürger übergibt uns ein Faltblatt, das er in seinem Briefkasten gefunden hat.

Weiter heißt es: „Die SPD und LINKE geführte Landesregierung von Berlin will Schulfach ‚Schwul‘ einfüh- ren!“ Außerdem: „Die Kampagne schadet allen Kindern!“ Seite 28  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Fallbeispiel 17 Mitte, 13.08.11, etwa 17:00 Uhr – in der Gartenstraße beleidigt und bespuckt worden Der 48-jährige Betroffene war zusammen mit seinem Partner die Gartenstraße zu Fuß unterwegs, als zuerst sein Partner und dann er selbst vor einem Café von zwei unbekannten Männern zuerst homophob angepöbelt, dann angespuckt wurde. Die Betroffenen sind weiter gegangen. Die Betroffenen brachten den Vorfall bei der Polizei zur Anzeige.

Fallbeispiel 18 Tiergarten, 05.09.11, gegen 14:00 Uhr – beleidigendes Graffiti im Tiergarten Das Foto zeigt Graffiti an einem Unterstand im Tiergarten:

Fallbeispiel 19 Charlottenburg, 06.09.11, etwa 22:00 Uhr – Beleidigung in einem Fitnesscenter Ein 32 Jahre alter heterosexueller Mann besuchte sein Fitnessstudio und anschließend den dortigen Saunabereich. Während er, wie es die Kleiderordnung verlangte, ohne Bekleidung in der Sauna saß, betraten mehrere Männer den Bereich mit Badehose. Obwohl das gegen die Kleiderordnung verstößt unternahm das Personal wie üblich nichts dagegen. Viele Besucher hatten sich deshalb daran gewöhnt, so auch der Betroffene. Zu dieser Stunde hielt sich der Betroffene als einziger ohne Bekleidung in der Sauna auf. Plötzlich drehte sich das Gespräch in der Gruppe um den Betroffenen. Sätze fielen wie „die nackte Schwuchtel in der Ecke“, „Schwulenpack“, „Abschaum“ und weitere Beleidigungen, die sich unmit- telbar gegen den Betroffenen wie auch gegen Schwule allgemein richteten. Der Betroffene habe sich nicht getraut die Sauna zu verlassen, weil die Gruppe direkt am Ausgangsbereich saß. Erst als diese gegangen war, verließ auch er die Kabine. Der Betroffene richtete anschließend eine Beschwerde gegen das Management, anschließend erstattet er auch Strafanzeige.

Fallbeispiel 20 Neukölln, 30.10.11, etwa 17:00 Uhr – Beleidigung im Volkspark Hasenheide Am 30. November, gegen 17:00 Uhr, gingen zwei junge schwule Männer im Volkspark Hasenheide spa- zieren. Einer von ihnen trug eine enge Jeans, einen taillierten Mantel und Make-up im Gesicht. Als ihnen zwei etwa 18-jährige Männer entgegen kamen riefen sie: „Wie siehst Du denn aus, Du Schwuchtel!“ Als die beiden Betroffenen weitergingen riefen die beiden jungen Männer ihnen weitere beleidigende und schwulenfeindliche Bemerkungen hinterher. Die Betroffenen haben keine Anzeige erstattet. Seite 29  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Fallbeispiel 21 Schöneberg, 15.11.11 – Beleidigender schwulenfeindlicher Brief an MANEO „Tatsache ist: Schwule – sind entartete Schweine! Schwule – sind hirnzerstörte Untermenschen! Schwule – sind reif für die Fleischhaken in Plötzensee! Schwule – sind Heizmaterial für die Öfen in Auschwitz! Schwule – sind Arschficker die zum Abschuß freigegeben werden! Schwule – haben beim Sex immer Scheiße am Penis! Schwule – sind anomale Tiere und gehören nicht auf diese Welt! Schwule – werden wie Säue ausgerottet! Schwule – bringen 80.000.000 normale Deutsche zum ekeln! Schwule – sind krank, krank, krank, krank, krank, krank.“

Fallbeispiel 22 Schöneberg, 27.12.11, etwa 04:00 Uhr – Beleidigung und versuchter Totschlag Am Morgen des 27.12.11 besuchte ein 41 Jahre alter schwuler Mann ein Lokal in der Motzstraße, um dort mit einem Bekannten noch ein ‚Absacker‘ zu trinken. Dort wurde er von einem etwa 30 Jahre alten Mann angesprochen, der vorgab, ihn zu kennen. Doch der Betroffene kannte den Mann nicht und vermu- tete eine plumpe Anmache. Als der Fremde ihn aufforderte, ihm ein Getränk auszugeben, weigerte sich der Betroffene. Kurz darauf verließ der Fremde das Lokal. Als der Betroffene dann etwa eine Stunde später das Lokal verließ, trat der Fremde plötzlich in der Eisenacherstraße auf ihn zu und schlug ihn un- vermittelt nieder. Der Täter trat wiederholt und mit großer Wucht auf den Betroffenen ein, der auf der Straße lag, auch auf den Kopf des Betroffenen. Dabei beschimpfte er den Betroffenen als „schwule Dreckssau“. Durch die Hilferufe des Betroffenen alarmiert kam ein Zeuge aus einem nahegelegenen Lo- kal, nach ihm weitere Zeugen. Diese vertrieben den Täter. Der Betroffene erlitt schwerste Schädelverletzungen, u.a. eine dreifache Vorderschädelfraktur. Im Kran- kenhaus wurden ihm operativ mehrere Metalplatten am Kopf eingesetzt. Die Polizei konnte kurz darauf einen Tatverdächtigen ermittelt, der nach einer Personenüberprüfung wie- der entlassen wurde. Seite 30  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

5. Tötungsdelikte:

Reinickendorf, 28.02.2011. 58-jähriger in der Wohnung getötet

Die Berliner Polizei meldete am 28.02.2011: „Feuerwehrkräfte entdeckten heute früh nach Löscharbeiten in einer Reinickendorfer Wohnung einen leblosen Mann. Anwohner bemerkten kurz vor 2 Uhr Rauch aus der Wohnung in der Namslaustraße und alarmierten die Feuerwehr. Die Einsatzkräfte löschten ein Kleinfeuer in der Wohnung. Da ein Fremdver- schulden nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen nicht ausgeschlossen werden kann, hat eine Mord- kommission die Ermittlungen übernommen. Eine für die Vormittagsstunden anberaumte Obduktion soll Klarheit über die Todesumstände schaffen.“ Auszug aus der Pressemeldung der Berliner Polizei vom 28.02.2011

„Die intensiven Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der 3. Mordkommission führten gestern zur Festnahme eines Tatverdächtigen in Marienfelde. Wie berichtet, wurde der zurückgezogen lebende Klaus Johannsen am 28.02.2011 bei Löscharbeiten der Berliner Feuerwehr leblos in seiner Wohnung in der Namslaustraße aufgefunden. Als Todesursache hatte der Gerichtsmediziner einen Angriff gegen den Hals des 58-jährigen Raumpflegers festgestellt. Der Besitz von gestohlenen Gegenständen des Opfers hatte die 3. Mordkommission auf die Spur eines 36-Jährigen und den Durchbruch bei den Ermittlungen gebracht. Nach Erlass eines Haftbefehls wegen Mordes befindet der Tatverdächtige in Untersuchungs- haft.“ Auszug aus der Pressemeldung der Berliner Polizei vom 14.04.2011

Die Berliner Morgenpost berichtete dann am 15.11.2011 von der Gerichtsverhandlung und Verurteilung des Täters: "Dieser Mann wurde wegen fünf Euro umgebracht", sagte Arnoldi mit Blick auf den Angeklagten Xhevdet M. Minuten zuvor hatte Arnoldi im Landgericht Berlin für Xhevdet M. das Urteil verkündet: Lebenslänglich wegen Mordes, Raubes mit Todesfolge und besonders schwerer Brandstiftung. Es war ein Indizienpro- zess. Xhevdet M. hatte die Tat abgestritten und behauptet, er kenne weder das Opfer noch dessen Woh- nung - das aber konnten die Ermittler widerlegen… Verschwunden war aus der Wohnung auch die EC-Karte des Opfers. Die Ermittler wussten bereits, dass der mutmaßliche Mörder - ebenfalls wenige Stunden nach dem Mord - versucht hatte, mit der EC-Karte Geld an einem Bankautomaten abzuheben. Es gab Fotos von Überwachungskameras. Darauf waren zwei Männer zu sehen. Nicht zwingend scharf. Aber ein Bruder von Xhevdet M. bestätigte später bei einem Anwalt, dass auf dem Foto er und Xhevdet M. zu sehen seien…“ Für das Überführen des Angeklagten hätten aber genau genommen schon zwei Telefonate gereicht... Der Bruder hat erzählt, dass Xhevdet M. der Mörder ist. Es waren Telefonate, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließen"

Auszug aus der Berliner Morgenpost vom 15.11.2011, http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1856009/Lebenslaenglich-fuer-Mord-an-ehemaligem- Revue-Taenzer.html

Pankow, 27.09.2011. 42-jähriger in der Wohnung getötet.

Die Berliner Polizei meldete am 28.09.2011: „Der Verdacht eines Tötungsdeliktes, den Kriminalbeamte bereits gestern am Tatort in Prenzlauer Berg hatten, wurde durch die anschließend durchgeführte Obduktion ebenso wie die Identität des Toten bestä- tigt. Demnach wurde als Todesursache des 42-Jährigen Mario GUHL Gewalteinwirkung gegen den Hals ermittelt. Zudem stellten die Gerichtsmediziner mehrere Schnittverletzungen fest. Wie berichtet, hatten gestern früh gegen 4 Uhr 20 Feuerwehrleute eine Wohnung in der Stahlheimer Straße geöffnet, weil in die Wohnung darunter Wasser tropfte. In der übergelaufenen Badewanne fanden sie dann den schwer- Seite 31  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

verletzten Wohnungsmieter vor. Er kam zunächst in eine Klinik, wo er jedoch wenig später seinen Verlet- zungen erlag. Die Hintergründe der Tat sind Gegenstand der Ermittlungen, die die 6. Mordkommission des Landeskriminalamtes übernommen hat.“ Auszug aus der Pressemeldung der Berliner Polizei vom 28.09.2011

Am 28.09.2011 meldete die Berliner Morgenpost: „In Berlin haben Polizisten einen 42-Jährigen mit Stichwunden in dessen Wohnung entdeckt. Wenig spä- ter starb er. Nun ermittelt die Mordkommission. Die Obduktion des am Dienstag in Prenzlauer Berg in einer Badewanne gefundenen Toten hat Gewiss- heit gebracht. Der Mann wurde offenbar getötet. Gerichtsmediziner stellten mehrere Schnittverletzungen am Hals fest. Außerdem bestätigte die Polizei des Getöteten. Es handelt sich um den 42-jährigen Mario Guhl. Er arbeitete als Buchhalter und lebte allein, meldet die Polizei. In seiner Freizeit trainierte er eine Basketballmannschaft. Bewohner eines Mehrfamilienhauses in der Stahlheimer Straße hatten am Dienstagmorgen gegen 4.20 Uhr die Feuerwehr alarmiert, als Wasser aus der darüber liegenden Wohnung durch die Decke tropfte. Feuerwehrleute fanden dann den Mann schwer verletzt in der Wanne. Er kam zunächst in eine Klinik, wo er jedoch wenig später seinen Verletzungen erlag.“ Auszug aus der Berliner Morgenpost vom 28.09.2011: http://www.morgenpost.de/berlin- aktuell/article1778432/Getoeteter-Trainer-Zeugen-mit-Passfoto-gesucht.html

Ein Täter konnte bislang nicht ermittelt werden.

Wilmersdorf, 15.11.2011. 81-jähriger in der Wohnung getötet.

Die Berliner Polizei meldete am 16.11.2011 „Mit der Veröffentlichung eines Fotos von Karl Springer bittet die Polizei Berlin die Bevölkerung um Mithil- fe. Nachbarn hatten gestern gegen 13 Uhr die offen stehende Wohnungstür des 81-Jährigen in der Berli- ner Straße 156 in Wilmersdorf bemerkt und die Polizei alarmiert. Die Beamten fanden den Mieter tot in seiner Wohnung. Die noch in der Nacht erfolgte Obduktion ergab, dass Herr Springer durch massive Gewalteinwirkung gegen den Oberkörper verstorben war. Den bisherigen Erkenntnissen zufolge hatten Nachbarn den Senior am 13. November letztmalig gesehen. Die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat hat die 5. Mordkommission des Landeskriminalamtes übernommen.“ Auszug aus der Pressemeldung der Berliner Polizei vom 16.11.2011

„...Ein Nachbar in dem elfgeschossigen Hochhaus mit der Hausnummer 156 hatte bereits am Montag- abend festgestellt, dass die Tür zu der Zweizimmerwohnung in der vierten Etage einen Spalt offen stand. Da sich daran auch am folgenden Vormittag nichts geändert hatte, rief der Nachbar die Polizei. Die Be- amten fanden den 81-Jährigen leblos in seiner Wohnung. Karl Springer hatte nach dem Tod eines Lebensgefährten vor einigen Jahren recht unauffällig und zu- rückgezogen nahe des U-Bahnhofs Berliner Straße gewohnt. Der eher klein und schmächtig wirkende Mann soll allerdings häufig Besuch von deutlich jüngeren Männern erhalten haben. Bereits vor einem Jahr, so erzählen Nachbarn, soll es einen Polizeieinsatz wegen einer Auseinandersetzung zwischen ei- nem jungen Mann und Karl Springer gegeben haben. Damals hatte der Besucher den Rentner offenbar mit einem Messer bedroht. Die Auseinandersetzung soll Nachbarn zufolge erst durch den Einsatz der Polizei beendet worden sein. Auch hatten die Anwohner erst vor wenigen Tagen einen lautstarken Streit mit anhören müssen…“ Auszug aus der Berliner Morgenpost vom 17.11.2011. http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1829163/81-Jahre-alter-Rentner-in-seiner-Wohnung- erschlagen.html

Ein Täter konnte bislang nicht ermittelt werden Seite 32  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

6. Pressemeldungen http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/opfer- Maneo, einem Opferhilfeverein für Schwule. Beide erleidet-kieferbruch/3908208.html Fälle ließen vermuten, dass die Täter sich das Der Tagesspiegel, 03.03.2011 Cruising-Gebiet gezielt ausgesucht haben, um dort nach Opfern Ausschau zu halten. Beim "schwulen Überfalltelefon" des Vereins, wo Gewalttaten gegen Raubüberfall im Großen Tiergarten Homosexuelle gemeldet werden können, waren die beiden Raubüberfälle im Tiergarten bislang noch nicht Opfer erleidet Kieferbruch eingegangen. "Unser Problem ist, dass gerade Tou- risten nicht wissen, dass es ein Überfalltelefon für Erneut ist ein Mann auf einem Verbindungsweg im Schwule gibt", sagt Hampel. Aus diesem Grunde Tiergarten zusammengeschlagen und ausgeraubt wolle der Verein künftig intensiver mit der Tourismus- worden. Erst am Sonntagabend hatte es in der- branche zusammenarbeiten. Im "Berliner Fenster", selben Gegend einen Überfall gegeben. Das Ge- dem U-Bahn-Fernsehen, läuft derzeit ein Werbefilm biet ist als Treffpunkt für Homosexuelle bekannt. für "Maneo", in dem gezeigt wird, wie schwule Touris- ten sich nach einem Überfall am besten verhalten und Dieses Mal war es ein 33-jähriger Tourist aus Stendal, wo sie Hilfe bekommen. der am Mittwochabend den kleinen Verbindungsweg zwischen der Straße des 17.Juni und der Händelallee – o – o O o – o – am Faulen See im Tiergarten entlang ging. Es war gegen 20.15 Uhr, als plötzlich drei Gestalten in der B.Z., 25.06.2011 Dunkelheit auftauchten und dem Mann mehrfach brutal ins Gesicht schlugen. Das Opfer verlor kurzzei- tig das Bewusstsein. Als der Überfallene wieder zu sich kam, bemerkte er, dass sein Ausweis, seine Bankkarte und sein Handy nicht mehr da waren. Die Täter waren längst verschwunden. Der 33-Jährige steuerte das nächstgelegene Restaurant, eine Bur- ger-King-Filiale an und bat dort um Hilfe.

Die Angestellten kümmerten sich um den im Gesicht verletzten Mann und riefen die Feuerwehr. Im Kran- kenhaus wurde ein Kieferbruch diagnostiziert.

Erst am Sonntagabend war ein 61-jähriger Mann an nahezu derselben Stelle von fünf Unbekannten mit Schlägen und Tritten traktiert worden. Ihm raubten die Täter eine Laptoptasche, in der sich persönliche Pa- piere befanden.

Das Gebiet nahe dem Faulen See im Großen Tiergar- ten ist als so genanntes Cruising-Gebiet für Homose- xuelle bekannt - also eine in der Szene bekannte Gegend, wo anonym Bekanntschaften gemacht wer- den können. Ob die Opfer homosexuell waren und möglicherweise gezielt wegen ihrer sexuellen Nei- gung überfallen wurden, konnte die Polizei nicht sa- gen. Doch möglicherweise gehen die Täter davon aus, dass sie hier schnelle Beute machen können, da es sich um einen abgelegenen Bereich im Park han- delt. Zudem gehen sie offenbar davon aus, dass die Opfer, die dort anzutreffen sind, sich weniger wehren - oder nach dem Raub keine Anzeige erstatten, weil sie sich beispielsweise schämen, im schwulen Cruising-Gebiet überfallen worden zu sein.

"Auch, wenn die Tat erst einmal wie ein Raubüberfall aussieht, halten wir es für wichtig, dass die Polizei bei ihren Ermittlungen immer auch schaut, in welchem Kontext die Tat passiert ist", sagt Rudolf Hampel von Seite 33  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

– o – o O o – o – CDU Auftrieb: Außenseiter und Schwache sowie Individualisten, die sichtbar gegen patriarchale Struk- http://www.vorwaerts.de/artikel/sie-suchen-nach- turen auftreten, werden zu Opfern gemacht. opfern-und-schlagen-zu Vorwärts, 01.08.2011 Die U-Bahn wird zur Falle

Ein in schwarzes Leder gewandeter Stammgast Gewalt aus Hass schwuler Kneipen in Berlin-Schöneberg: „Die Zeiten, da man unbeschwert in typischem Outfit nachts seine Runde drehen konnte, sind vorbei.“ Aus umliegenden Sie suchen nach Opfern Mietskasernen rotten sich gelangweilte Schläger und schlagen zu zusammen, denen Gewalttätigkeit die soziale Kompe- tenz ersetzt. Öffentliche Verkehrsmittel sind proble- von Gisela Sonnenburg matisch: Ein U-Bahn-Waggon kann zur Falle werden. André Rostalski von den Berliner Schwusos, dem „Hass-Kriminalität“ - das sind Verbrechen, die aus Arbeitskreis Lesben und Schwule in der SPD, kennt Hass gegen andere Gruppen begangen werden. das: „Ich nehme abends lieber das Auto“ – ein Ge- Opfergruppen sind oft emanzipierte Frauen, Juden ständnis gegen Sicherheit. Zu vielen nahmen und Homosexuelle. Die Täter sind meist junge Män- traumatische Erlebnisse den Spaß. ner, oft islamische Jugendliche. Woran liegt das? Zivilcourage als Rettungsanker Berlin hat einen guten Ruf. Als tolerant, locker, aufge- schlossen gilt das soziale Klima. Doch unter der Finke: „Ein Drittel der von uns in der letzten Zeit Be- Oberfläche brodelt es, entladen sich Aggressionen fragten gab an, dass ihnen in der Hinsicht was pas- und Vorurteile. Zur Zielscheibe werden Menschen aus siert ist.“ Zivilcourage als Rettungsanker: „Wenn alle „Verbrennt-die-Hexen-und-Ketzer“-Gruppen: emanzi- wegsehen, hat das mit Demokratie nichts zu tun“, pierte Frauen, Jüdinnen und Juden – und Nicht- sagt Rostalski. Also: Nicht wegsehen, wenn ein Über- Heterosexuelle. griff droht. Oft lassen sich vermeintliche Täter auf ein „Am schwersten haben es Transsexuelle, die sofort Gespräch ein, verstehen es, wenn man ihnen sagt, als solche zu erkennen sind“, weiß Bastian Finke, dass sie sich auch nicht diskriminieren lassen wollen. Projektleiter bei MANEO, dem Anti-Gewalt-Projekt Ist der Aggressionspegel sehr hoch, hilft es, einen speziell für schwule und bisexuelle Männer vom re- Verbund gegen die Angreifer zu bilden: Je mehr nommierten Berliner Verein Mann-O-Meter. Finke Fahrgäste gegen sie sind, desto eher lassen sie ab. leistet Opferhilfe, berät, kooperiert mit der Polizei – und ist immer wieder entsetzt, welche Unverschämt- – o – o O o – o – heiten und Brutalitäten sich junge und ältere Männer bieten lassen müssen, nur weil sie „anders“ sind: „Das http://www.taz.de/Interview-zur-Queer- reicht von Beleidigungen bis zu Überfällen.“ Konferenz/!82869/ taz, 01.12.2011 Perfider Antisemitismus unter Einwandererkindern Interview zur Queer-Konferenz Nicht nur in Berliner Brennpunkt-Vierteln wie Neukölln ist es gefährlich, nachts „aufgebrezelt“ – als „anders“ "Die Freiheit auf Händen tragen" identifizierbar – zu flanieren. Vor allem islamische Jugendliche, die Sozialneid und Amsterdams Diversitätsdezernentin Andrée van Testosteronüberschuss empfinden, suchen nach Es ist Gast bei der International Maneo Conferen- Opfern. Junge emanzipierte Frauen, die sich von ce. Ein Gespräch über Rechte, Gefechte - und die Männern nichts vorschreiben lassen wollen, gehören Neugier auf Berlins Regenbogenkieze ebenso ins Raster wie sexuell „Auffällige“. Und: Im Zuge falsch verstandener Polit-Sympathien für Paläs- Interview Tobias Müller, Amsterdam tinenser etablierte sich auch noch ein perfider Anti- semitismus unter Einwandererkindern. Das Schließen taz: Frau van Es, Amsterdam hatte einst einen und Schrumpfen diverser Jugendeinrichtungen wirkte legendären Ruf als homofreundliche Stadt. nicht eben heilsam. Andrée van Es: Die Werte von Freiheit und Toleranz Unter dem Diktat des Patriarchats sind bei uns auch noch immer stark verankert. Darauf bin ich sehr stolz. Aber man muss an die Amsterda- Ob Berlin oder Castrop-Rauxel: Wer mit vielen Ge- mer appellieren, dass das so bleibt. schwistern auf engem Raum aufwächst, das Diktat des Clans erlebt und kaum eine persönliche Aussicht Zuletzt gab es auch einigen Anlass für solche für die Zukunft entwickelt, ist anfällig für die Hass- Appelle. Belästigungen von Homosexuellen haben Kriminalität. Die ähnelt den Feindbild-Mustern von Nazis und erfährt von der dumpfen Familienpolitik der Seite 34  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

stark zugenommen, auch körperliche Übergriffe kommen vor. Das sehe ich nicht so. Ich kenne viele ältere Lesben und Schwule, die froh sind, heute die Freiheit feiern Einerseits sind das Auswüchse einer Machokultur, die zu können, die sie früher nicht hatten. sich unter anderem in Homophobie äußert. Ich sehe es aber auch im Zusammenhang mit einer allgemei- Im Ausland sind die Niederlande immer noch als nen Verrohung des Umgangs. Ich finde die Menschen Geburtsort der "Homohochzeit" berühmt. Dabei in London oder Berlin grundsätzlich zuvorkommender. können Standesbeamte bis heute eine solche Andrée van Es Trauung ablehnen, wenn sie "moralische Beden- ken" geltend machen. Wie passt denn das zu- Was bedeutet diese Entwicklung für eine Stadt mit sammen? der Reputation Amsterdams? Ich hätte das vor zehn Jahren auch nicht gedacht. Es Wir haben eine Verpflichtung: Wir müssen die Latte gibt einfach keinen Grund, dass ein Beamter sagt, sehr hoch legen und die Freiheit auf Händen tragen. dieses Paar traue ich und jenes nicht. Ich halte das Das bedeutet, dass wir uns bezüglich der Rechte von aber für Rückzugsgefechte. In Amsterdam gibt es Homosexuellen nicht zurücklehnen dürfen. inzwischen auch keine Beamten mehr, die sich das herausnehmen. In Den Haag haben streng christliche Parteien Einfluss. Wird Homophobie auch dadurch salon- Sie kommen nach Berlin mit einer großen Delega- fähig? tion von Beamten und Unternehmern. Ist Ihnen diese Konferenz denn so wichtig? Mit schnellen Erklärungen bin ich sehr vorsichtig. Aber für die Akzeptanz von Homosexualität ist es mit Ja. Natürlich geht es uns darum, die Geschichte Ams- Sicherheit schädlich. Andererseits will eine Mehrheit terdams zu erzählen. Darüber werde ich auf der Kon- im niederländischen Parlament das Thema obligato- ferenz sprechen. Davon abgesehen wollen wir aber risch in den schulischen Lehrplan aufnehmen. In auch gut zuhören, welche Erfahrungen andere ge- Amsterdam ist das übrigens schon länger so. macht haben. Amsterdam hat viel zu berichten, aber wir können auch noch sehr viel lernen. Was unternimmt die Stadt ansonsten zum Thema? Das Motto der Konferenz ist das Konzept "Regen- Mit dem Programm "Gay Capital" wollen wir die bogenkiez". Was verstehen Sie persönlich darun- Sichtbarkeit von Homosexualität im Stadtbild stimulie- ter? ren. Ich selbst ziehe durch Schulen, um mit Jugendli- chen zu sprechen. Wir unterstützen verschiedene Wir haben in Amsterdam bislang nur schwule Aus- Organisationen Homo- und Bisexueller, es gibt auch gehviertel. Ein Konzept, das darüber hinausgeht, ist ein Spezialprogramm für lesbische Mädchen. Und für mich neu. Deswegen bin ich auf diesen Ansatz natürlich gehört dazu, dass wir keine Gewalt gegen sehr neugierig. Homosexuelle akzeptieren. Dass die Polizei eingreift und die Justiz Straftaten verfolgt. - - - - -

In Zukunft soll dieser Ansatz erweitert werden. Andrée van Es

Ja, wir wollen die Zuständigkeit ausdehnen. Das 58, war in den 80er Jahren eine prägende Figur und bedeutet, dass nicht mehr ich alleine mich mit diesem Abgeordnete der Pacifistisch Socialistische Partij. Ansatz beschäftige, sondern beispielsweise sich mein Nach ihrem Rückzug aus der Politik arbeitete sie in Kollege im Sportressort gegen die Diskriminierung den 90ern unter anderem als Redakteurin und als von Schwulen im Fußball einsetzt. Direktorin eines politischen Kulturzentrums in Amster- dam. Seit 2010 ist sie im dortigen Stadtrat für Wie steht es mit der Finanzierung solcher Projekte Diversitätsfragen zuständig. in diesen Zeiten? Das Projekt Maneo leistet seit 1990 Hilfe für Opfer Natürlich heißt es nun öfter, es sei kein Geld mehr da. homophober Gewalt und betreibt Prävention. Von Trotzdem haben wir wieder finanziellen Raum für Mittwoch bis Samstag hat Maneo Vertreter kosmopoli- "Gay Capital" geschaffen. Auch wenn es dabei nun tischer Städte zu der Konferenz "Building a queer and eher um Hunderttausende geht statt um Millionen. tolerant neighbourhood" eingeladen.

Bekannt ist Amsterdam vor allem für die Gay Pri- de, die als Bootsparade auf den Grachten stattfin- det. Manche kritisieren, das Event sei zu einer Art Homo-Zoo für Provinzler verkommen. Seite 35  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011 Seite 36  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

7. MANEO-Gewaltpräventionskampagne

1. Ziele Mit der MANEO-Gewaltpräventionskampagne, die für die Dauer von zwei Jahren (2010-2011) durch die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin gefördert wurde, richten wir uns an schwule und bisexuelle Jugendliche und erwachsene Männer in ihren bevorzugten Szenebreichen Berlins. Wir entwickeln niedrigschwellige Maßnahmen, um Nutzer und Besucher der vielfältigen Szenen Berlins zu erreichen und besser auf Gefahrensituationen hinzuweisen. So erreichen wir effektiveren Schutz vor Gewalttaten. Wir suchen gezielt Szeneorte auf, bieten Information und Aufklärung an, beispielsweise über die Erstattung einer Strafanzeige, und wei- sen insbesondere auf Hilfs- und Beratungsangebote für Opfer und Zeugen von Gewalt und Übergriffen hin. In Zusammenarbeit mit Akteuren und Multiplikatoren der Szenen sowie mit der Berliner Polizei entwickeln wir Strategien, um homo- und bisexuelle Menschen für Risiken zu sensibilisieren und sie in ihrer Verantwortung als Zeugen zu stärken: nicht mehr länger leichte Opfer sein, nicht mehr länger aus Angst und Scham schweigen. Unser Ziel ist es, das Vertrauen homo- und bi- sexueller Menschen in staatliche Organe zu stärken. Ihnen wird vermittelt, dass sie sich auf die Hilfe und Unterstützung staatlicher Organe verlassen können. Wir verhindern, dass sich auf Grund der anhaltenden vorurteilsmotivierten Gewalt gegen die sexuelle Orientierung Verunsicherung in den schwul-lesbischen Szenen fortsetzt. Wir sprechen sie an und ermutigen sie. Wir rufen dazu auf, mitzumachen und Teil eines gemeinsamen, ge- samtgesellschaftlichen Anliegens zu werden: „Wir leben Toleranz. Gegen Homophobie und Hassgewalt. Für Vielfalt.“ Die Kampagne spricht einerseits Menschen an, die bereits in Berlin leben und in unserer Stadt angekommen sind, andererseits richtet sie sich an Menschen, die sich kurzzeitig in Berlin auf- halten, wie z.B. Touristen, Pendler, Austauschstudenten oder Arbeitsmigranten. Mit der Förderung der Gewaltpräventionskampagne will zeigt die Stadt Berlin gegenüber homo- und bisexuellen Menschen deutlich, dass es ihr im Kampf gegen Homophobie und Gewalt ernst ist. Damit präsentiert sich Berlin als weltoffene und tolerante Stadt, die als Standort auch für LGBT*-Personen und ihre Freunde und Angehörigen attraktiv bleibt. Die Kampagne ist mit dem Ende des Förderzeitraums im Februar 2012 ausgelaufen.

2. Resümee: Arbeitsschwerpunkte und Höhepunkte der Kampagne

2.1. Mobilisierung und Vernetzung a) MANEO Toleranzbündnis: Unsere Kampagne hat Szeneakteure und -standorte aus ganz Berlin vernetzt und zu einem aktiven Eintreten für Toleranz und Vielfalt mobilisiert. Wir haben das MANEO Toleranzbündnis geschaffen, dessen Mitglieder Unterzeichner der Erklärung „people for tolerance – Wir leben Toleranz“ sind. Sie unterstützen unsere Aktionen und Maß- nahmen; sie werden regelmäßig über Entwicklungen unserer Vernetzungsarbeit und Fortschrit- te unserer Kampagne informiert. Mit dem Auslaufen der Kampagne sind nun fast 100 Gewerbe- Seite 37  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

treibende, Vereine und Projekte aus ganz Berlin beteiligt, die auch weiterhin an gemeinsamen Initiativen, Plakataktionen, Events u.a.m. in der Öffentlichkeit teilnehmen. b) MANEO Fachtage: Im Rahmen von zwei Fachtagen haben wir Expert/innen und Multiplikato- ren aus den LGBT-Szenen zusammengebracht, um uns mit ihnen über aktuelle Strategien und Entwicklungen im Feld der Gewaltprävention zu beraten. Im März 2011 haben wir zum Schwer- punkt „Gay Tourism and Antigay Violence“ getagt, im Dezember 2012 stand das Thema „LGBT Geschichte – Faces and Histories“ im Vordergrund. c) International MANEO Conference: Im Dezember 2012 fand unsere internationale Fachkonfe- renz zum Thema „Building a queer and tolerant Neighbourhood“ statt. Über vier Tage hinweg gestalteten ca. 150 internationale Expert/innen Vorträge, Podiumsdiskussionen und Workshops, die die Geschichten, Bedeutungen und aktuelle Entwicklungen von Regenbogenkiezen weltweit thematisierten. Die Teilnehmenden kamen zum Beispiel aus Kapstadt, Rio, Tokio, Tel Aviv, Los Angeles, Amsterdam, Belfast, Oslo, Chicago, Barcelona, Paris oder Manchester. Der Schirm- herr Klaus Wowereit erklärte dazu auf einem Empfang mit den Konferenzteilnehmern im Berli- ner Rathaus: „Ich freue mich, dass MANEO einen internationalen Kongress der Regenbogen- kieze in Berlin ausrichtet und viele Ideen und Erfahrungen in unserer Stadt zusammengeführt hat. Berlin bietet sich als Stadt der Vielfalt, Offenheit und Toleranz für einen solchen Kongress an, auf dem die Herausforderungen gegenüber diesen Prinzipien und Werte thematisiert wer- den. Deshalb habe ich die INTERNATIONAL MANEO CONFERENCE BERLIN 2011 gerne un- terstützt.“ d) Studienreisen: Im Rahmen von Studienreisen haben wir uns international vernetzt und einen dringend benötigten Austausch über Strategien und Maßnahmen der Gewaltprävention in ver- schiedenen nationalen Kontexten hergestellt. MANEO-Mitarbeiter reisten gemeinsam mit Ver- treter/innen der Berliner Polizei und weiteren Kooperationspartnern nach Moskau, Tel Aviv, Pa- ris, Oslo, Belfast und Dublin sowie verschiedene US-amerikanische Großstädte. Dort wurden Gespräche mit Vertreter/innen von LGBT-Projekten, örtlichen Polizeidienststellen und Behörden sowie von zivilgesellschaftlichen Organisationen geführt.

2.2. Vorort-Arbeit und Präsenz in den Szenen a) Die MANEO-Nachtflugbegleiter: Um unsere Botschaften möglichst effektiv in die Szenen zu streuen haben wir eine kreative und aus- drucksstarke Theatergruppe aufgebaut, die sich aus ehrenamtlichen Mitarbeitern zusam- mensetzt. Die Nachtflugbegleiter sind sichtbar, fallen sofort auf und kommen schnell mit Men- schen ins Gespräch. Wir verbreiten durch auf- sehenerregende und humorvolle Aktionen un- sere Sicherheitshinweise und weisen auf Unterstützungsangebote für Opfer und Zeugen homophober Gewalttaten hin. Wir suchen den direkten Kontakt zu Szenenutzer/innen und Die MANEO-Nachtflugbegleiter können auf mehrsprachiges Informationsmate- rial zurückgreifen. Die Nachtflugbegleiter haben inzwischen mit zahlreichen Auftritten, Aktionen, Szenetouren etc. auf sich aufmerksam gemacht und sind in den Szenen inzwischen gut be- kannt. b) Der MANEO-Knutschbär: Auf zahlreichen Veranstaltungen begleitete uns der MANEO- Knutschbär: Als Botschafter für Toleranz und Vielfalt haben wir ihn den Berliner Szenen vorge- stellt, die ihn mit offenen Armen aufgenommen und tausendfach beküsst haben. Im Mai 2011 Seite 38  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

reiste der Bär als Zeichen der Solidarität mit der russischen LGBT*-Community nach Moskau, wo er im Rahmen zahlreicher Veranstaltungen des Moscow Pride ausgestellt wurde. c) CSD-Wagen: Im Juni 2011 war die Kampagne mit einem eigenen Wagen auf dem Berliner CSD vertreten. Der Flieger der „MANEO-Bairlines“ war in liebevoller Handarbeit von vielen Hel- fern gestaltet worden und bot auf seinem Jungfernflug der Community, und natürlich vor allem allen Mitarbeitern, Helfern und Unterstützern der Kampagne, einen Ort zum Tanzen und Feiern. d) Informationsstände: Zu zahlreichen Gelegenheiten haben wir mit Informationsständen auf unsere Kampagne aufmerksam gemacht und unser Informationsmaterial an unsere Zielgruppen gebracht. Hierzu zählen Stände auf dem Lesbisch-Schwulen Stadtfest, dem Berliner CSD, der TEDDY-Gala, dem Hustlaball, der Folsom-Streetfair, zahlreichen Party- und Clubveranstalungen sowie an Szeneorten wie dem Tiergarten.

2.3. Informations- und Aufklärungsarbeit: a) MANEO-Homepage: Wir haben unse- re MANEO-Homepage umgestaltet und ausgebaut. Sie richtet sich mit wesentli- chen Informationen in nahezu 15 Spra- chen an ortsansässige Berliner und Ber- linbesucher/innen. Auf unserer Website www.maneo.de sind alle Inhalte und Aktionen der Kampagne dokumentiert. Die Website und die angeschlossenen sozialen Netzwerke bieten den Nutze- rinnen ein ausführliches Informationsan- gebot sowie zahlreiche Möglichkeiten der Interaktion (wie z.B. die Möglichkeit, Fälle zu melden, mit uns in Kontakt zu treten oder eigene Beiträge zu einzelnen CSD-Wagen der MANEO-Kampagne Aktionen der Kampagne hochzuladen). b) Informations- und Werbematerial: Wir haben eine Vielfalt von ansprechenden Informationsmaterialien ent- wickelt, z.B. Handreichungen wie Flyer, Faltblätter und Broschüren, Poster und Anzeigen, Videoclips und Prä- sentationen, die sich an unterschiedliche Szenespektren richten und über Szeneorte hinaus im Stadtbild präsent sind. Mit unserem Safety-Spot waren wir 2011 zu allen Großveranstaltungen der schwul-lesbischen Szenen im Berliner Fenster zu sehen und haben so auf Unterstüt- Bild aus dem MANEO Safety Spot zungsangebote für Opfer und Zeugen homophober Ge- walt aufmerksam gemacht. c) MANEO Lesewerk 2: Als Ergebnis unseres 2. Fachtages zum Thema „LGBT-Geschichte: Faces and Histories“ haben wir unser zweites MANEO-Lesewerk fertiggestellt. Unter dem Titel „Historische Orte und schillernde Persönlichkeiten im Schöneberger Regenbogenkiez“ hat der Historiker Andreas Pretzel viel Material zusammengetragen und aufbereitet, das nun einige Lücken im historischen Wissen des Regenbogenkiezes schließt. Das Werk erscheint in deut- scher und englischer Sprache und wird im Mai 2012 der Öffentlichkeit vorgestellt. Seite 39  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

8. MANEO-Knutschbär in Moskau

Als Toleranzbotschafter Berlins auf Auslandsbesuch: MANEO-Knutschbär zu Besuch in Moskau Anlässlich der Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft Berlin- Moskau weilt der MANEO-Knutschbär als „Berliner Botschafter für Toleranz und Vielfalt“ derzeit in der russischen Hauptstadt. Mit dem MANEO-Knutschbären unterstützt MANEO Gespräche über Toleranz und Vielfalt in Moskau. Seinen ersten offiziellen Auftritt absol- vierte der MANEO-Knutschbär bereits vergangenen Dienstag. Während des Empfangs im Kinotheater „Khudozhestvennij“ sprach Berlins Staatssekretärin Claudia Zinke und übermittelte die Grüße des Regieren- den Bürgermeisters Klaus Wowereit, der an der angekündigten Veranstal- tung nicht teilnehmen konnte. Deshalb kam es ebenfalls nicht zu einer ge- planten Begegnung zwischen den Moskauer CSD-Organisatoren und Klaus Wowereit. Im Rahmen der an- schließenden Ausstellungseröffnung zur 20-jährigen Städtepartnerschaft Berlin-Moskau überbrachte der MA- NEO-Knutschbär seine Botschaft für eine tolerante und vielfältige Gesell- schaft – eine nicht leichte Aufgabe in Rolf Schütte, Protokollchef des Landes Berlin (li), und Claudia Zinke, Staatssekretärin für Bildung, Jugend und Familie (re), beim Fototermin mit einer Stadt, in der erneut der Mos- dem MANEO-Knutschbär in Moskau. kauer CSD verboten wurde. Über 1000 Berlinerinnen und Berliner sowie Berlinbesucher hatten den MANEO-Knutschbär zuvor beküsst und signiert und damit ihr Bekenntnis für ein friedliches Miteinander aller sexuel- len Orientierungen in die Welt geschickt. Für die restliche Woche steht der MANEO-Knutschbär nun im historischen „Kino Pioner“ (Кино Пионер), wo am Mittwoch der Kinofilm „Drei“ von Regisseur Tom Tykwer gezeigt wurde. Wäh- rend seiner Eröffnungsansprache ergriff der Protokollchef der Berliner Senatsverwaltung Rolf Schütte noch einmal klare Worte. „Und darauf ist Berlin besonders stolz: eine bunte und tole- rante Metropole zu sein. Deshalb haben wir neben den Filmen auch ein besonders sympathi- sches Symbol dieser Toleranz und Vielfalt mit nach Moskau gebracht, den ‚Berliner Knutschbä- ren’. Er wirbt insbesondere für mehr Toleranz gegenüber Menschen mit verschiedener sexueller Orientierung und will auch auf die Gewalt hinweisen, der sich – auch in Berlin – viele Schwule und Lesben und andere sexuelle Minderheiten gegenübersehen.“ Der Regierende Bürgermeister von Berlin hatte bereits wiederholt das Verbot von Schwulen- und Lesbendemonstrationen in Moskau kritisiert. Seine Kritik an der Politik der Stadtregierung wiederholte er erneut am vergangenen Dienstag. Diese sei «diskriminierend», sagte Wowereit Seite 40  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

der Nachrichtenagentur dpa in Moskau. Seine Position brachte er auch im Gespräch mit dem Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin zum Ausdruck. „Dass auf unsere Initiative hin die Stadt Berlin den Knutschbären als ein sichtbares und sympathisches Zeichen gegen Homophobie, Diskriminierung und Gewalt präsentiert, ist in der in weiten Teilen außerordentlich vorur- teilsbehafteten und homophoben russischen Gesellschaft besonders wichtig. Mit unserer Aktion sind im Rahmen der 20-Jahrfeier viele Gespräche über sexuelle Vielfalt auf unter- schiedlichen Ebenen gefördert worden“, so MANEO-Projektleiter Bastian Finke, der sich ebenfalls in Moskau aufhält. Umso mehr freuen sich MANEO und der Knutschbär über die große Aufmerksamkeit seitens russischer und deutscher Gäste, die die Veranstaltungen in den Kinos besuchen. 1000 Küsse und noch mehr: Ein Festival-Besucher beküsst den MANEO- Knutschbär im „Kino Pioner“ in Moskau. Seite 41  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

9. Regenbogenkiez – „Kiezvision 2020“

Seit 22 Jahren mobilisiert MANEO den Schöneberger Regenbogenkiez

Im Kiez bewegt sich was. 2008 und erneut 2009 erschütterten schwere homophobe Übergriffe den Schöneberger Kiez. erneut ergriff MANEO Initiative und rief unter der Überschrift „Regen- bogenkiez – Vision 2020“ Gewerbetreibende, Polizei und das Bezirksamt an einen Tisch. MANEO mobilisierte nicht das erste Mal den Kiez. Bereits Anfang der 1990er Jahre, als auf- grund des damals noch existierenden Strafparagraphen 175 das Verhältnis mit der Polizei be- lastet war und Übergriffe gegen Schwule im Kiez nicht mit dem nötigen Ernst verfolgt wurden, lud MANEO zu regelmäßigen Runden Tischen ein. MANEO wollte sowohl die Gewaltprävention im Kiez, als auch die Zusammenarbeit zwischen Wirten und Polizei verbessern, damit auch das Selbstbewusstsein in den Szenen stärken, Empowernment befördern. MANEO-Projektleiter Bastian Finke initiierte so das Lesbisch-Schwule Stadtfest mit der Überschrift „Gemeinsam si- cher leben“. Sechs Jahre lang koordinierte und leitete er das Stadtfest, das heute mit rund 400.000 Gästen aus aller Welt eines der größten Open-Air-Events im Veranstaltungskalender Berlins ist. Anfang 2009 begann MANEO wieder zu mobilisieren, diesmal mit dem Ziel, gemeinsam mit Akteuren aus dem Kiez eine Vision für den Kiez zu entwickeln. Der Kiez, der zwischen Nollen- dorfplatz, Winterfeldtplatz, Viktoria-Luise Platz und Wittenbergplatz liegt, zeichnet nicht nur aus, dass hier wie in keinem anderen Berliner Kiez die höchste Dichte an schwulen, schwullesbischen und queeren Einrichtungen zu verzeichnen ist. Diese Gegend ist außerdem auch ein für die Schwulen-, Lesben- und Trans*-Szenen historischer Ort. Im damaligen „Eldo- rado“ an der Kalckreuthstraße Ecke Motzstraße – heute ein Bio-Supermarkt –, verkehrten bei- spielsweise Marlene Dietrich und Klaus Mann und im „Toppkeller“ in der Schwerinstrasse trafen sich Claire Waldoff mit ihren Freundinnen. In der Nollendorfstraße wohnte Christopher Isher- wood, auf dessen Novelle „Leb wohl, Berlin“ das berühmte Musical „Cabaret“ basiert. Trotz sei- ner einzigartigen Gesichte lag dieser Kiez immer abseits von städtischen und bezirklichen Initia- tiven (z.B. Quartiersmanagement). Hier waren die Szenen immer auf sich alleine gestellt. Mit der „Kiezvision 2020“ brachte MANEO Kiezakteure zu- sammen, die ebenso großes Interesse daran haben, den Kiez zu beleben und zu gestalten, so beispielsweise die Initiatoren für eine verkehrsberuhigte Motzstraße oder die Initiatorinnen um die „Lichterwelt“. Ende 2009 ging aus der „Kiezvision 2020“ eine Gruppe von Gewerbetreibenden her- vor, die die Initiative „Pink Schöneberg“ gründeten. Mit wei- teren Initiativen soll der Kiez als Sozialraum weiter gestaltet und entwickelt werden, als Lebensraum, Wohnraum, Ar- beitsraum, Wirtschaftsraum, als Anziehungspunkt für Tou- risten und als historischer Ort, zum Wohle der Allgemein- heit, ausdrücklich auch für die LSBT* Community. „Wir wol- len Geschichtsbewusstsein und Tradition, Wohnen und Ar- chitektur, Gewerbe und Handel, Tourismus und Internatio- nalität, Ökologie und Nachhaltigkeit, lebendige Kultur und Kunst, eben Kreativität in der Region und damit für Berlin befördern“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. 2011 ließ MANEO ein Buch produzieren, das einzigartige Vorlage zu den „MANEO-Kiezgeschichten“ Seite 42  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Geschichten aus dem Szenekiez der 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts erzählte. MANEO befördert außerdem die Verlegung weiterer Stolpersteine.

Aktion Stolpersteine im Schöneberger „Regenbogenkiez“ „Stolperstein“ für Otto Hampel Am 05. August wurden zwei neue Stolpersteine für ermordete schwule Männer in Schö- neberg ingeweiht. In der Motzstr. 30 wurde ein Stein dem von den Nazis ermordeten Otto Hampel gewidmet ist, in der Motzstraße 9 ein weiterer Stein für Albrecht von Krosigk. MANEO begleitet die Initiative und kündigt an, die Verlegung weiterer Stolpersteine aktiv zu unterstützen. Mit den Stolpersteinen wird den Opfern durch Verfolgung der Nationalsozialisten gedacht. Gründe für die Verfolgung und Ermordung waren neben Religionszuge- hörigkeit oder unpopulären politischen Ansichten auch die sexuelle Orientierung. Zwei Berlinern, die wegen ihrer sexuellen Orientierung jahrelang in Haft saßen und schließlich ermordet wurde, wurde heute mit einem Stolperstein vor ihrem letzten Wohnort in der Motzstr. 30 und Motzstra- ße 9 gedacht. Otto Hampel kam am 14. Mai 1895 in Breslau zur Welt. Die Gestapo nahm ihn Foto MANEO: Stoplerstein für Otto Hampel im Schöneberger und seinen Freund Anfang 1937 fest. Das „Regenbogenkiez“, vor dem Eingang Motzstraße 30. Amtsgericht Berlin verurteilte ihn wegen „fortgesetzten Vergehens gegen § 175 Reichsstrafgesetzbuch" zu einer Haftstrafe. Nach seiner Entlassung aus der Haft wurde Otto Hampel willkürlich und ungerechtfertigt in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Mehr als zwei Jahre lang versuchte er durch mehrere Entlassungsanträge seine Freiheit wiederzuerlan- gen. Am 30. März 1940 wurde Otto Hampel im Alter von 44 Jahren in der Tötungsanstalt Bran- denburg ermordet. Albrecht von Krosigk wurde am 14. Dezember 1892 in Gnesen geboren. Mehrfach wurde er von den Nationalsozialisten wegen des Verstoßes gegen § 175 StGB in sog. „Schutzhaft“ genom- men. Nach einem Aufenthalt im Konzentrationslager Fuhlsbüttel wurde Albrecht von Krosigk entmündigt und der Prozess vor dem Landgericht Berlin gemacht, was mit einer Verurteilung zu einem Jahr und acht Monaten Gefängnis mit anschließender Einweisung in eine sog. Heil- und Pflegeanstalt endete. Am 22. Mai 1942 verstarb Albrecht von Krosigk in der Heil- und Pflegean- stalt Bernburg an einer „rasch voranschreitenden Lungenentzündung“, wobei nicht auszu- schließen ist, dass Albrecht von Krosigk einer Euthanasieaktion zum Opfer fiel. Der Initiator des Stolpersteins für Otto Hampel, Stefan Probst, führte in einer Rede durch Ham- pels schicksalhaftes Leben und betonte die Wichtigkeit, die Opfer des NS Regimes nicht zu vergessen und die Würde der Verfolgten und Ermordeten zu wahren. „Darüber hinaus holt die- ser Stolperstein Otto Hampel aus der Anonymität und dem Vergessen. Er gibt Otto Hampel sei- nen Namen zurück und seinen Platz im Leben“, so Stefan Probst. MANEO hat die Aktion zur Verlegung des Stolpersteins begleitet und kündigt an, sich aktiv an der Verlegung weiterer Stolpersteine zu beteiligen und dafür Patenschaften zu übernehmen. Seite 43  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Erster internationaler Kongress der „Regenbogenkieze“ in Berlin Die Welt zu Gast im Berliner Regenbogenkiez

Vom 30.11. bis zum 03.12.2011 tagte die erste INTERNATIONAL MANEO CONFERENCE (IMC) in Berlin. Das Thema der Fachkonferenz lautete „Building a Queer and Tolerant Neighbourhood“. 130 Expertinnen und Experten aus aller Welt versammelten sich zu ei- ner dreitägigen Veranstaltung im Rathaus Schöneberg, die von zahlreichen Vorträgen, Workshops, Diskussion und intensivem Erfahrungsaustausch begleitet war. Die interna- tionalen Gäste sprechen von einer wegweisenden und erfolgreichen Veranstaltung. „Das war ein großartiger Kongress, der großartige Menschen in Berlin zusammen geführt hat. Der ‚Regenbogenkiez‘ ist ein aktuelles Thema, das uns in den nächs- ten Jahren noch viel beschäftigen wird. Wir nehmen gute Ideen, Anregungen und neue Kontakte nach Hause“, so Dr. Wil- liam Graves als Vertreter der Stadt Chi- cago. “Ich bin wirklich überwältigt von den Men- schen, die ich auf der Konferenz kennen gelernt habe. Auf dieser Konferenz spru- delt es an Kraft: Ihr alle seid aufgrund Eurer Arbeit, Eurer Stimme und Euren Botschaften, die Ihr aussendet, wirklich © Foto MANEO. Köln’s Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes spricht stark!”, fasste Jim Osborn, University of zu den internationalen Teilnehmern der IMC im Rathaus Schöneberg. Wyoming und Freund von Matthew Sheppard, die Konferenz zusammen. „During the time of this conference, at dinners or when I was taking a drink at a bar, people would ask me: What are you doing here all the way from Wyoming? What brings you from the middle of no- where to Berlin? In these moments, it was an abso- lute honor for me to tell them that I was here for the MANEO-Conference“. Verschiedene Blickwinkel und vielfältige Schnittstellen Die INTERNATIONAL MANEO-CONFERENCE (IMC) be- inhaltete 11 Impulsvorträge, 12 Städtepräsentatio- nen und eine Podiumsdiskussion im Plenum sowie 35 Vorträge, die sich auf 8 Workshops verteilten. Mit der Auswahl der Schwerpunktthemen wurde das wechselvolle Beziehungsverhältnis zwischen einer Metropole zu ihrem Regenbogenkiez anhand mar- kanter Schnittstellen fokussiert. Die internationalen Referenten präsentierten mit ihren Vorträgen Infor- mationen und Erfahrungen die anschließend für anregende Gespräche und Diskussionen sorgten. Die Titel der Workshops lauteten: „Geschichte: Ge- denken und Erinnern – Bewahrung eines kulturellen © Foto MANEO. IMC Berlin 2011: Bevan Dufty, ehem. Bezirksbürgermeister aus San Francisco (area 8), Erbes“ (1), „Tourismus: LGBT*-Marketing und präsentiert auf der Konferenz den Regenbogenkiez Wechselwirkungen“ (2), „Medien, Netzwerke, Mar- ‚Castro Street Area’: „Eine Idee, für die wir arbeiten“. Seite 44  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

keting, Events“ (3), „Stadt(teil)entwicklung 1: Partnerschaften zwischen und über Regenbogenkieze“ (4), „Sicherheit und Zusammenarbeit: Sicherheit im Regenbogenkiez“ (5), „Öko- nomische Entwicklung – Queer Economy“ (6), „Stadt(teil)entwicklung 2: Formen der Organisation und inter- nationalen Kooperation“ (7) und „Regen-bogenkieze: Ein Le- bens- und Sozialraum – Soziale Entwicklung und Gesund- heitsversorgung“ (8). Immer wieder wurde gefragt, ob es überhaupt eines „Regen- bogen-Kiezes“ bedarf. Und immer wieder kamen die Teilneh- merinnen und Teilnehmer zu dem Punkt, dass sie einen sol- chen Ort für wichtig halten, dass dieser Ort in ihrem Leben einmal sehr wichtig war oder auch wieder ist. Ein solcher Ort bietet Identifikationshilfe, Erfahrung und Nähe, eben das, was gerade auch für junge Menschen wichtig ist. Solche Orte of- fenbaren auch Gefahren, die offen diskutiert und nicht ver- heimlicht werden dürfen, um zu lernen, damit umzugehen und zu Selbstbewusstsein und zu einer reifen Persönlichkeit her- © Foto MANEO: IMC Berlin 2011. Die Vize-Bürgermeisterin von Amsterdam anzuwachsen. Andrée van Es: „Wir sind an diesem Erfahrungsaustausch sehr interessiert“. “When we talk about creating a queer and tolerant neighbour- hood, I think we should not only think of physical neighbourhoods, the neighbourhoods you can actually visit. Especially for us in the Middle East, the queer neighbourhood is something bigger: it is the opportunity to build an alliance to protect democracy, which is often under threat nowa- days. We need conferences as these to be able to support each other not only as LGBT people, but as human beings, and to build mutual respect. It was a great pleasure and honor for me to be here“, Sharon Jaegerman, Agudah, Tel Aviv.

Internationale Gäste Zu den internationalen Gästen zählten die Vizepräsi- dentin des Europäischen Parlaments Dagmar Roth- Behrendt und der Argentinische Botschafter Victorio Taccetti, die Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho- Antwerpes und die stellvertretende Amsterdamer Bür- germeisterin Andrée Christine van Es, der ehemalige Bezirksbürgermeister aus San Francisco Bevan Dufty, zuständig für die Castro Street, und die Bezirksbürger- meisterin von Tempelhof Schöneberg aus Berlin Angeli- ka Schöttler, die Stadtratsabgeordneten aus Köln Ralph Sterck, aus Amsterdam Frank van Dalen und aus Tel Aviv Yaniv Weizmann, offizielle Vertreter der Städte aus Amsterdam, Barcelona, Berlin, Chicago, Paris, Rio de Janeiro und Zürich, Vertreter der EU-Kommission aus Brüssel und der OSZE aus Warschau, Vertreter der © Foto MANEO. IMC Berlin 2011: Stadtratsab- Polizei aus Toronto, Paris, Amsterdam, Rotterdam, Zü- geordneter Yaniv Weizmann aus Tel Aviv: „Tel Aviv wirbt um LGBT-Touristen weltweit“. rich, München und Berlin, Vertreter der „Queer Econo- my“ und „Queer Events“ aus Berlin, München, Köln, Hamburg, Amsterdam, Paris Sydney, Montreal und Kapstadt, sowie weitere Vertreter von Organisationen und Institutionen aus Los Angeles, Laramie, San Francisco, Montreal, Belfast, Dublin, Oslo und Liverpool und Tokio. Seite 45  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Regenbogenkieze – weltweit Orte mit besonderer Anzie- hungs- und Strahlkraft Vertreter dieser Metropolen kamen in Berlin zusammen, weil sie sich über Entwicklungen und Erfahrungen in ihren Metropo- len um so genannte „Gay Villages“, „Queer Neighbourhoods“, „Boys Town“, „Bermuda Dreiecke“, „Gay Hotspots“ und „Re- genbogenkieze“ austauschen wollten. Mit diesen und weiteren Namen werden Stadtregionen beschrieben, in denen schillern- de Tages- und Night-Life-Angebote für LGBT existieren, z.B. als Geschäfte, Bars, Restaurants und Clubs, die LGBT jedes Wochenende anlocken, als Stadtbewohner oder Touristen, und in denen LGBT verdichtet wohnen und zusammen leben. Diese Regionen entwickeln sich und können in jeder großen Metropo- © Foto MANEO. IMC Berlin 2011: le früher oder später ausgemacht werden. Oftmals existiert be- Transsexuellen-Aktivistin aus Rio de reits eine Tradition und Geschichte um diese Stadtteile. Bereits Janeiro Majorie Marchie: „Wir brau- vor hundert Jahren kann die Existenz einer solchen Region am chen die Unterstützung internationaler Netzwerke“. Nollendorfplatz nachgewiesen werden. Die Regionen erfahren heutzutage unterschiedliche Aufmerksamkeiten. Stadtpolitische Maßnahmen fördern oder vernachlässigen diese.

Persönliche Einblicke und individuelle Ausblicke Entsprechend kamen die internationalen Vertreter mit unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergrün- den nach Berlin. Zu Beginn der Konferenz bespra- chen drei bekannte Aktivistinnen und Aktivisten in einer Talkrunde ihre ganz persönlichen Wege und Zugänge zur „neuen Nachbarschaft“, die sich dann ganz anders als bisher gewohnt für sie gestaltete. Zu ihnen zählte Jim Osborn aus Laramie, Wyoming, ein guter Freund von Matthew Shepard, der 1998 in Laramie einem brutalen Mord zum Opfer fiel und eine Welle der Betroffenheit und Empörung in den © Foto MANEO. IMC Berlin 2011: Pausengespräch USA nach sich zog; Ayala Katz, Mutter von Nier zum Netzwerken. Nach der Podiumsdiskussion im Katz, der 2009 in Tel Aviv bei einem Anschlag auf Gespräch: Ayala Katz, Tel Aviv (li.), und Andrée van den LGBT-Jugendtreffpunkt „Bar Noir“ der Organisa- Es, Vizebürgermeisterin von Amsterdam (2.v.r.). tion Agudah in Tel Aviv erschossen worden war, und Thomas Hermanns, deutscher Comedy-Entertainer, bekannt durch seine TV-Show im deutschen Fernse- hen „Quatsch Comedy Club“. Irgendwann war für sie alle der Punkt gekommen, wo sie einen Zugang zu den LGBT-Szenen suchten, zu den Menschen und zum Szeneleben.

Gemeinschaft statt „Ghetto“ Der 2009 von MANEO begründete Name „Regenbo- genkiez“ umschreibt einen Stadtteil, der bislang nur als Modell existiert. Mit dem Begriff wird eine Region skizziert, in der Menschen in ihrer Vielfalt und in ge- genseitiger Wertschätzung zusammen leben, in der © Foto MANEO. IMC Berlin 2011: Die Organisation der Workshops funktionierte reibungslos. sich gerade auch Menschen aufgrund ihrer unter- Seite 46  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

schiedlichen sexuellen Orientierung zu Hause fühlen können. Der Regenbogenkiez zeichnet eine positives Bild, damit ein Ziel und eine Vision. Dieses Bild unterscheidet sich von einem Ghetto. In einem Ghetto leben Menschen, die ausgegrenzt, vernachlässigt, an den Rand einer Gesellschaft gedrängt wurden. Ghet- tos sind Folgen einer verfehlten Poli- tik. Jeder Kiez könnte zu einem Re- genbogenkiez heranwachsen. Wunsch vieler LGBT ist es, in einem solchen Kiez zu leben, d.h. in einer Region, in der sie nicht befürchten müssen, von Nachbarn ausgegrenzt zu werden, in der sie sich am öffent- lichen, sozialen und wirtschaftlichen Leben beteiligen können und auf- grund ihres Beitrages und Engage- ment Wertschätzung erfahren. „Weil wir in Vielfalt und gegenseitiger Wertschätzung zusammen leben wollen, dieses Ziel also vor Augen haben, bezeichnen wir diese Regio- © Foto MANEO. Drei Tage dauerte der Kongress. Das Konferenzplenum nen als ‚Regenbogenkieze’“, so Bas- tian Finke, Direktor der IMC und Leiter von MANEO. In der Praxis unterscheiden sich Regenbogenkieze voneinander, aufgrund unter-schiedlicher sozial-kultureller Entwicklung und damit ver- bunden unterschiedlicher gesellschaftlicher Erfahrungen. Auf der Konferenz ging es des- halb vor allem um den Austausch von Erfah- rungen. Insgesamt wurden Regenbogenkieze aus 12 internationalen Metropolen vorgestellt: „Boystown“ in Chicago, „Oxford Street“ in Syd- ney, „Regenbogenkiez“ in Berlin-Schöneberg, „L’Eixample“ in Barcelona, „Green Point“ in Kapstadt, „Gay Village“ in Montreal, „Shinjuku Ni-chome“ in Tokio, „Castro Street“ in San Francisco, „Queer Marais“ in Paris, „Ipanema“ in Rio de Janeiro, „Stanley Street“ Quater“ in

Liverpool und „Gay Amsterdam“. © Foto SJ. IMC Berlin 2011: VertreterInnen der Polizeien aus verschiedenen Städten beteiligten sich an der Konfe- Erfolgsfaktoren für ein prosperierendes renz, u.a. aus Amsterdam und Zürich. Stadtleben „Ich freue mich, dass MANEO einen internationalen Kongress der Regenbogenkieze in Berlin ausrichtet und viele Ideen und Erfahrungen in unserer Stadt zusammengeführt hat. Berlin bietet sich als Stadt der Vielfalt, Offenheit und Toleranz für einen solchen Kongress an, auf dem die Herausforderungen gegenüber diesen Prinzipien und Werte thematisiert werden. Deshalb habe ich die INTERNATIONAL MANEO CONFERENCE BERLIN 2011 gerne unterstützt“, erklärt der Regie- rende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit. „Nur in einem friedlichen und respektvollen Miteinander kann Stadtleben prosperieren, können sich Regenbogenkieze frei entfalten. Sie sind ein sichtbares Zeichen für ein tolerantes Leben in einer Stadt,“ betonte Dagmar Roth-Behrendt, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments. Seite 47  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

In Erinnerung an die bereits 100-jährige Tradition des Schöneberger Regenbogenkiezes erklärte Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler: „Dieses enge Netz an Geschäften, Clubs usw. bietet Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender ein Gefühl von: Hier kann ich sicher leben und offen mit meiner Freundin oder mei- nem Freund Hand in Hand die Straße entlang gehen… Den Organi- satoren von MANEO danke ich für ihren langjährigen Einsatz für mehr Akzeptanz von sexueller Vielfalt und für die Idee, die Regen- bogenkieze der Welt zu Besuch nach Schöneberg zu holen“.

Wichtige und wertvolle Impulse aus den LGBT* Communities „Ich bin immer wieder beeindruckt, mit welchen innovativen Ideen Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans für eine © Foto MANEO. IMC Berlin Verbesserung ihrer Situation, für gleich- 2011: Dagmar Roth-Behrend, geschlechtliche Anerkennung und recht- Vizepräsidentin des Europäi- schen Parlaments. liche Gleichstellung eintreten. Ich halte es aber für eine wichtige Aufgabe von Politik und Verwaltung, diese Bewegung finanziell und ideell zu be- gleiten und zu unterstützen“, erklärte die Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes. Sie verwies dabei auf die erfolgreiche Arbeit der die Stadt Köln begleitenden „Stadtarbeitsgemeinschaft für Lesben, Schwule und Transgender“, mit der zu mehr Partizipation lesbischer und schwuler Organisationen bei wichtigen stadtpolitische Entschei- dungen, die das Community Leben betreffen, praktiziert wird.

© Foto MS. IMC Berlin 2011: Verantwortung der Städte MdB Jan-Marco Luczak (CDU) beim ‚Welcome’ der internatio- Gesellschaftliche Intoleranz gegenüber Vielfalt führt zu Ausgrenzung nalen Gäste in der Berliner und Stigmatisierungen. Dies stellt immer auch eine Bedrohung für CDU-Landesgeschäftsstelle: LGBT in einer Gesellschaft dar, bedroht Szeneleben und Nachbar- „Wir sind an Ihren Erfahrungen interessiert“. schaften. Amsterdam muss voran gehen, erklärt Amsterdams Vize- bürgermeisterin Andrée van Es: „Wir haben eine Verpflichtung: Wir müssen die Latte sehr hoch legen und die Freiheit auf Händen tragen. Das bedeutet, dass wir uns bezüglich der Rech- te von Homosexuellen nicht zurücklehnen dürfen… Mit dem Programm "Gay Capital" wollen wir die Sichtbar- keit von Homosexualität im Stadtbild stimulieren. Ich selbst ziehe durch Schulen, um mit Jugendlichen zu sprechen. Wir unterstützen verschiedene Organisatio- nen Homo- und Bisexueller, es gibt auch ein Spezial- programm für lesbische Mädchen. Und natürlich gehört dazu, dass wir keine Gewalt gegen Homosexuelle ak- zeptieren. Dass die Polizei eingreift und die Justiz Straftaten verfolgt.“ „Die MANEO-Konferenz ist ein wichtiger Impuls für neue Überlegungen im Bereich der Stadt-politik“, so © Foto Alain Rappsilber. IMC Berlin 2011: Marc Schulte, Bezirksamt Charlottenburg-Wilmertsdorf Berlins Polizeipräsidentin Margarete Kop- pers und Laurent Quige, Tourismusabteilung für Stadtentwicklung und Ordnungsangelegenheiten. der Stadt Paris. Seite 48  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Kiezübergreifende Partnerschaften als Bereicherung und Taktgeber für die Zukunft „Ich kann Ihnen versichern, dass die Arbeit von MANEO hohe Achtung in Berlin genießt. Die große Anzahl an Teilnehmern aus aller Welt verdeutlicht, welches Gewicht und welches Inte- resse das Konferenzthema in vielen Städten hervorruft, nicht nur bei Vertretern von LGBT- Organisationen, sondern auch unter Stadtoffiziellen, Polizei, Tourismusexperten, Unternehmern und Vertretern des Kultursektors, um nur einige zu benennen. Berlin pflegt Städtepartnerschaften zu insgesamt 17 Städten weltweit und zusätzlich Projektbe- zogene Kontakte zu vielen weiteren Städten. Dies ist der Grund, warum der Regierende Bür- germeister auch unmittelbar Bürgermeister aus Städten mit „Regenbogenkiezen“ zu der Konfe- renz eingeladen hat. Wir meinen, dass der Gedanken- und Erfahrungsaustausch nicht nur die Teilnehmer selbst, sondern die internationalen Partnerschaften ebenso bereichern wird, eben mit neuen und sehr aktuellen Inhalten.“ Rolf Schütte, Protokollchef des Landes Berlin.

Theorie trifft Praxis Die INTERNATIONAL MANEO CONFERENCE (IMC) Berlin 2011 war in ein Rahmenprogramm ein- gebettet, mit dem sich Berlin als Veranstaltungsort würdig präsentieren konnte. Am 30.11.2011 lud die LSU und Pink Schöneberg die internationalen Gäste in der Berliner Landesgeschäfts- stelle der CDU ein. Dort begrüßte sie der Bundestagsabgeordneten Dr. Jan-Marco Luczak (CDU), Mitglied des Kuratoriums der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. Am Abend des 1. Dezembers empfing der Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowe- reit die Gäste im Wappensaal des Roten Rathauses. Der Regierende Bürgermeister betonte, dass sich Berlin als Austragungs- und Veranstaltungsort für Kongresse anbietet, die zur interna- tionalen Vernetzung und der Stärkung von LGBT-Rechten in der Welt beitragen. Deshalb habe er sich auch persönlich an die Bür- germeister von Berliner Partnerstäd- ten gewandt und sie zur Konferenz eingeladen. Er bedankte sich bei dem Veranstalter, dem Direktor der IMC, Bastian Finke, und hieß die Gäste in Berlin herzlich willkommen. Bei dieser Gelegenheit gratulierte der Regieren- de Bürgermeister der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Lala Süsskind zum diesjährigen eu- ropäischen „Tolerantia-Preis“, der in diesem Jahr als eine deutsch- französisch-polnisch-spanische Initia- tive von LGBT-Anti-Gewalt-Projekten und Organisationen zum sechsten Mal vergeben wird. © Foto Alain Rappsilber. IMC Berlin 2011: Der Regierende Bürgermeister empfängt die internationalen Gäste im Roten Rathaus und würdigte die Am Abend des 2. Dezember war die Preisverleihung des europäischen „Tolerantia-Awards“ an die Vorsitzende der jüdischen gemeinde zu Berlin Lala Süsskind. V.l.n.R.: Bastian Finke, internationale Delegation im Fried- Lala Süskind, Klaus Wowereit. richstadtpalast Gast in der Show „Berlin Erleuchtet“, anschließend zu einem abendlichen Ausklang in der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) am Potsdamer Platz eingeladen. Abschluss der Konferenz bildete eine besondere historische Kieztour durch den Schöneberger „Regenbogenkiez“ und eine Stadtrundfahrt, die am Homo- mahnmal im Tiergarten endete. MANEO hat in den letzten Monaten gemeinsam mit dem Histo- riker Andreas Pretzel damit begonnen, die verschollen geglaubte historische LGBT-Seite des Seite 49  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Schöneberger Regenbogenkiezes wieder ans Tageslicht zu befördern. Entstanden sind ein Wegweiser und eine Ausstellung, die LGBT-Orte des Kiezes wieder sichtbar machen.

Lohnender Einsatz Als die INTERNATIONAL MANEO CONFERENCE (IMC) Berlin 2011 im BVV-Saal des Rathaus Schönebergs für beendet erklärt wurde, dankten es die Gäste der MANEO-Leitung mit Standing Ovation. „Wir haben fast vier Tage lang durchgearbeitet. Fast ein Jahr lang haben wir die Konferenz vor- bereitet. Im August erst stand fest, dass wir die Konferenz realisieren konnten. Die Veranstaltung war nur mit der Unterstützer zahlreicher För- derer und Mitarbeiter zu organisie- ren, zum Schluss nur dank der Un- terstützung von 23 Helferinnen und Helfern durchzuführen. Unser Team war international. Über die Hälfte hat Wurzeln in insgesamt 12 verschie- denen Ländern: Frankreich, Eng- land, Polen, Spanien, Kroatien, Ser- bien, Rumänien, Moldawien, Brasili- en, Türkei, Iran und Vietnam – so- wohl schwule, bisexuelle, lesbisch als auch heterosexuell,“ so Bastian Finke, Direktor der IMC. Die nächsten Wochen werden jetzt damit verbracht, die Konferenz zu © Foto MANEO. IMC Berlin 2011: Die internationale MANEO-Crew unter- dokumentieren und die Ergebnisse stützte die Ausrichtung des internationalen Kongresses der Regenbogen- kieze im Rathaus Schöneberg von Berlin. Im Foto: 19 von 23 Helferinnen dann online zu veröffentlichen. und Helfern. Seite 50  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

10. Internationaler Tag gegen Homophobie

Internationaler Tag gegen Homophobie, 17. Mai MANEO-Nachtflugbegleiter besuchen Berliner Abgeordnetenhaus – Anschließendes Kiss-In auf dem Potsdamer Platz Anlässlich des Internationalen Tages gegen Homophobie macht Berlins schwules Anti-Gewalt Projekt MA- NEO traditionell in Berlin mobil und setzt Zeichen für ein tolerantes und vielfältiges Berlin. MANEO-Aktion wird Titelbild im Berliner Tagesspie- gel. Um 10 Uhr fanden sich die MANEO Nachtflugbegleiter im Berliner Abgeord- netenhaus ein, um den MANEO Sicher- heitscheck durchzuführen und die an- wesenden Politiker und Politikerinnen in Die MANEO Nachtflugbegleiter nach der Sicherheitseinweisung im Abgeordne- tenhaus. Im Bild, oben, v.l.n.r: Matthias Steukert (LSU Berlin), Thomas Birk (MdA, den MANEO Routenplaner in Richtung Grüne), Anja Kofbinger (MdA, Grüne), Volker Ratzmann (MdA, Grüne), Monika eines sicheren und homophobiefreien Thamm (MdA, CDU), Rainer Michael Lehmann (MdA, SPD), Dr. Jan-Marco Luczak (MdB, CDU), Markus Pautzenberger (MdA, SPD). Unten, die MANEO- Berlins einzuweisen. Zu den Forderun- Nachtflugbegleiter, v.l.n.r.: Frl. Bärbel von der Panke, Frl. Dörte Störte-Becker, Frl. gen gehört in erster Linie eine flächen- Patsy Wella-Schwarzkopf, Frl. Ludmilla Zornikova, Frl. Lolita Strauss-K. und Frl. Lotti Mops). deckende und vor allem auch frühzeiti- ge und zielgruppenspezifische Aufklä- rung über die unterschiedlichen Formen der sexuellen Identität. „Gesellschaftliche Aufklärung ist die beste Prävention von Vorurteilsbildung und den daraus sich unter Umständen entwickelnden Formen von Gewalt“, so die MANEO-Nachtflugbegleiter. Diese Aufklärung müsse in allen ge- sellschaftlichen Bereichen konse- quent betrieben werden. Dazu gehört auch die Einbeziehung der verschie- denen gesellschaftlichen Interessen- gruppen, eben auch die großen Reli- gionen. Glaubens-, Meinungs- und Weltanschauungsfreiheiten des Ei- nen dürfe das Recht der persönlichen Entfaltung des anderen nicht unzu- lässig beeinträchtigen – „wie der Glaube von Rauchern an die Zuläs- sigkeit des Rauchens auf unserer Bordtoilette“, so die MANEO- Nachtflugbegleiter. Weiterhin müsse gewährleistet sein, Uwe Löher, Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen der dass Opfern von homophober Gewalt Polizei Berlin (li) und Bärbel von der Panke (re), beim Kiss-In auf dem Pots- schnelle und vor allem auch dauer- damer Platz hafte Hilfe zur Verfügung steht. Um Seite 51  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

dies garantieren zu können, sei eine angemessene öffentliche Förderung von entsprechenden Projekten – eben durch Senatsgelder – immanent wichtig auf dem Weg zu einem sichereren und offeneren und vielfältigeren Berlin. Doch auch für diesen Bereich gelten Sicherheitshinwei- se: „Sexuelle Vielfalt ist menschlich. Sexualität macht Spaß und dient der Freude wie dem Le- ben – sie verdient es nicht, nur verwaltet, noch von zweifelhaften Moralisten verleugnet zu wer- den“, so die MANEO-Nachtflugbegleiter. Der Vorschlag der Nachtflugbegleiter, jedes „Schwule Sau“, „Scheiß Lesbe“ oder „Scheiß Tran- se“ mit einer Beleidigungssteuer zu ahnden und dadurch binnen kurzer Zeit den Berliner Haus- halt zu sanieren, wurde von den Abgeordneten in Anbetracht der zu stopfenden Haushaltslö- cher mit großer Zustimmung aufgenommen. Anschließend veranstalteten die MANEO-Nachtflugbegleiter auf dem Potsdamer Platz, begleitet von großer medialer Aufmerksamkeit, ein Kiss-In. Unter dem Motto „Protect Every Kiss“ wurden Passanten gebeten mit einem Kuss auf eine Postkarte ihr Lippenbekenntnis zu Toleranz und Vielfalt zu besiegeln. Die gesammelten Küsse und weitere Informationen zu den MANEO Aktio- nen können auf der MANEO Website eingesehen werden: www.maneo.de.

Der Tagesspiegel berichtete auf seiner Titelseite am 18.05.2011: Seite 52  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

11. Die Regenbogenbrücke

Gut ein Jahr nach dem Anschlag auf das schwullesbische Zentrum Aguda in Tel Aviv am 01.08.2009 hatte die Berliner „Regenbogenbrücke“ – eine Berliner Initiative um Bastian Finke, Projektleiter von MANEO, Tom Schreiber, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, und An- dré Lossin, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde zu Berlin – Ende August 2010 Überlebende Jugendliche und Mitarbeiter des Zentrums Agudah zu einem Feri- en- und Erholungsaufenthalt nach Berlin eingeladen. Die Initiative wurde von den Städte Berlin, Köln und Tel Aviv sowie zahlreichen prominenten Persönlichkeiten un- terstützt. Vom 20. bis zum 31.08.2010 verbrachten 11 Ju- gendliche und Betreuer ein erleb- nisreiches Programm. Eine zusätz- liche vierköpfige offizielle Delegati- on der Stadt Tel Aviv, unter ihnen die Ratsvorsitzende des Stadtrates von Tel Aviv, Yael Dayan, begleite- te die Jugendlichen in der letzten Woche ihres Aufenthaltes (siehe auch: www.regenbogenbruecke-berlin.de/blog).

Ein Anschlag erschütterte Israel und Europa Am Abend des 1. August 2009 hatte eine vermummte Person die Kellerräume der „Gay and Lesbian Association (Agudah) in Tel Aviv betreten und mit einem Sturmgewehr auf die dort sich aufhaltenden Menschen geschossen. Ein 16-jähriges Mädchen und ein 26-jähriger junger Mann waren sofort tot, mindestens 15 weitere Menschen wurden verletzt. Die Hintergründe der Tat sind noch immer nicht aufgeklärt. Fest steht jedoch, dass mit diesem Gewaltakt Menschen an einem Ort getroffen wurden, den sie als Schwule, Lesben, Bisexuelle, Transgender oder als Transsexuelle als frei und sicher vor oftmals im Alltag erlebten Ängsten und diskriminierenden Zwängen glaubten. Schwul-lesbische Zentren bieten eben solche Räu- me. Dort können sie das sein, was sie sind. Mit dem Anschlag wurde auf brutale Weise ein sol- cher Schutzraum angegriffen. Auch deshalb hat der Anschlag die lesbisch-schwulen Szenen in Tel Aviv, Israel und der gan- zen Welt erschüttert. Tausende Menschen versammelten sich am 08.08.2009 in Tel Aviv zu einer Großdemonstration, unter ihnen befand sich auch Präsident Schimon Peres. Aus aller Welt gingen Solidaritätsbekundungen von LGBT-Organisationen bei zuständigen Stellen der Stadt und bei den dort tätigen Organisationen ein. Nach dem schrecklichen Anschlag hat MANEO die Funktionsfähigkeit seines europäischen Bündnisses „Berlin Alliance against Homophobia und Hate-violence“ mobilisiert und ge- meinsame Mahnwachen in Belfast, Berlin, Bern, Budapest, Danzig, Krakau, Madrid, Paris, Rom, Warschau und Zürich organisiert, die zeitgleich mit der Großdemonstration in Tel Aviv stattfanden. Mahnwachen fanden an vielen weiteren Orten statt, so auch in Köln. Seite 53  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Die Idee der Regenbogenbrücke Unmittelbar nach dem Anschlag hatte MANEO-Projektleiter Bastian Finke mit dem für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transsexuelle (LGBT) zuständigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung in Tel Aviv Kontakt aufgenommen und geklärt, ob eine Einladung an die Betroffenen des Anschla- ges nach Berlin möglich wäre. Die Initiative wurde ausdrücklich begrüßt. Gemeinsam mit dem Berliner Abgeordneten Tom Schreiber wurde die Initiative „Regenbogenbrücke“ gegründet, an der von Anfang Lala Süßkind, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, und André Los- sin, Geschäftsführer, mitwirkten. Neben der Planung des Ferien- und Erholungsaufenthaltes für die betroffenen Jugendlichen waren sich alle einig, dass es ebenso ein wichtiges Ziel der Regenbogenbrücke sein muß, ei- nen städteübergreifenden Austausch über praktische Erfahrungen im Umgang mit Homophobie und Hassgewalt mit Vertretern von Anti-Gewalt-Projekten, der Polizei und des Stadtrates zu suchen. Für diese Idee wurden ebenfalls Kontakte nach Köln aufgebaut und eine Zusammen- arbeit mit der Stadt Köln, der Polizei und dortigen Projekten entwickelt. Ziel der Regenbogen- brücke ist es außerdem, zukünftig an weiteren, städteübergreifenden Projekten in und außer- halb Europas zu arbeiten, um gesellschaftliche Toleranz und Vielfalt zu fördern.

Unterstützung Neben dem Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, dem Oberbürgermeister der Stadt Köln, Jürgen Roters, und dem Bürgermeisters der Stadt Tel Aviv, Ron Huldai wur- den zahlreiche weitere prominente Persönlichkeiten gewonnen, die Regenbogenbrücke zu un- terstützen. Zu ihnen zählten u.a. Walter Momper, Präsident des Berliner Abgeordnetenhaus von Berlin, Elfi Scho-Antwerpes, Bürgermeisterin der Stadt Köln, Yoram Ben-Zeev, Botschaf- ter Israels in Deutschland, Dr. Harald Kindermann, Botschafter Deutschlands in Israel, Dr. Ehrhart Körting, Senator für Inneres und Sport in Berlin, André Schmitz, Staatssekretär für Kultur des Landes Berlin, Brigitte Zypries, Bundesjustizministerin a.D., MdB, Claudia Roth, Bundesvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen, MdB, Peter Kurth, Finanzsenator von Berlin a.D., Dr. Annette Fugmann-Heesing, Finanzsenatorin von Berlin a.D., MdA, Dieter Glietsch, Der Polizeipräsident in Berlin, Thomas Hermanns, Moderator und Komiker, Wieland Speck, Inter- nationale Filmfestspiele Berlin – Panorama, u.a.m.

Finanzierung Für die Finanzierung des ersten Besuches sammelten die Initiatoren in Berlin Spenden und warben um Sponsoren und Unterstützer. Diese fanden sie maßgeblich bei der Fluggesellschaft Air Berlin, den Hotels A&O Hotels and Hostels Holding AG, Crowne Plaza Berlin City Center und Maritim Köln, Berlin Tourismus und Kongress GmbH, Deutsche Bahn, Fairsecured und Berlin Taxi sowie die Berliner Kultureinrichtungen FriedrichstadtPalast und Wintergarten. Den Köln-Aufenthalt unterstützten u.a. der LSVD-Ortsverband Köln, KLuST und die AIDS-Hilfe Köln. Spenden sammelte MANEO vor allem auch unter zahlreichen Berliner Szene-Gewerbe, -Bars, - Clubs, –Veranstaltern und Prominenten sowie mit Hilfe von eigenen Veranstaltungen wie dem Party-Benefiz „Kiss Kiss Berlin“ und der von der Firma Schwermetall organisierten „Lichter- welt“. Allein dadurch kamen über € 14.000,- zusammen. Gefördert wurde das Projekt außer- dem vom Deutsch-Israelischen Jugendaustausch ConAct und der Jüdischen Gemeinde zu Ber- lin. Die Kosten in Höhe von etwa € 25.000,- wurden allein darüber bezahlt. Seite 54  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Zwei Jahre nach dem Anschlag: „Regenbogenbrücke“ auf Gegenbesuch in Tel Aviv Am 6. Juni reiste unter Leitung von MANEO eine 18-köpfige Delegation aus Berlin und Köln nach Tel Aviv, unter ihnen eine parteiübergrei- fende Delegation des Ber- liner Abgeordnetenhauses. Der achttägige Aufenthalt fand im Rahmen der „Re- genbogenbrücke“ und als Gegenbesuch der von MA- NEO im letzten Jahr orga- nisierten Einladung von Jugendlichen aus Tel Aviv nach Berlin statt, die 2009 einen Anschlag auf einen Jugendtreff der LGBT- Organisation Agudah in Tel Aviv überlebt hatten. Bei dem Anschlag waren zwei Empfang bei der Polizei in Tel Aviv (im Foto, v.l.n.r): Ayala Katz, Thomas Schmidt junge Menschen erschos- (Agudah), Chen Langer (Agudah), Shlomi Ingher (Agudah), Tom Schreiber (MdA, SPD), Bastian Finke (MANEO), Police Commander Zachi Chefetz, Dir Behrend (MdA, sen und 13 weitere zum Grüne), Sylvia von Stieglitz (MdA, FDP), Sascha Steuer (MdA, FDP), Maria Tischbier Teil schwer verletzt wor- (Polizei Berlin), André Lossin (Jüdische Gemeinde zu Berlin), Amir Yair (Agudah), den. Volker Streiter (Polizei Köln). © Foto MANEO Auf dem Programm standen Gespräche mit der israelischen Polizei in der Hauptwache in Jaffa; zentraler Punkt des Gespräches war der Erfahrungsaustausch im Umgang mit Hassgewalt ge- gen LGBT-Personen in Tel Aviv, Berlin und Köln – ein Thema, das seit dem Anschlag in Israel verstärkt diskutiert wird. Seitens der israelischen Vertreter wurde besonderes Interesse an den praktischen Arbeitsergebnissen der Polizei in Berlin und Köln betont, ebenso an der Dokumen- tation und Gewalterfassung von MA- NEO. Anlässlich der bevorstehenden CSD- Veranstaltungen in Tel Aviv und Jerusa- lem fand in der Knesset ein Empfang von LGBT-Repräsentanten durch den Knesset-Abgeordneten Nitzan Horrowitz (Meretz) statt. Im Rahmen der anschlie- ßenden Anhörung zum Thema „Regen- bogenfamilie“, an der u.a. der Parla- mentspräsident der Knesset Rubi Rivlin (Likud) und die ehemalige israelische Außenministerin und Oppositionsführe- rin Tzipi Livni (Kadima) teilnahmen, dankte Horrowitz den deutschen Dele- gationsmitgliedern nochmals für ihr En- Empfang in der Deutschen Botschaft in Israel, mit dem MANEO- Knutschbär-Souvinier „KissKissBerlin“ (im Foto, v.l.n.r.): Dr. Peter Prü- gagement. Nach einem Besuch im Wil- gel (Gesandter der Deutschen Botschaft in Israel), André Lossin (Ge- ly-Brandt-Center (WBC) wurden die schäftsführer der Jüdischen Gemeinde zu Berlin), Dr. Harald Kinder- Teilnehmer tags darauf im Agudah- mann (Deutscher Botschafter in Israel), Tom Schreiber (Mitglied des Berliner Abgeordnetenhaus, SPD) und Bastian Finke (MANEO- Zentrum von der stellvertretenden Bür- Projektleiter). © Foto MANEO. germeisterin von Tel Aviv, Meital Iehavi, Seite 55  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

und der Ratsvorsitzenden des Tel Aviver Statrates, Yael Dayan, begrüßt, die ebenfalls noch einmal dem Engagement der von MANEO angeleiteten Delegation dankte. Neben Berliner Jugendlichen, die im letzten Jahr ihre Tel Aviver Gäste in Berlin und Köln be- gleitet hatten, nahmen die Abgeordneten Tom Schreiber (SPD), Sascha Steuer (CDU), Dirk Beherndt (Grüne) und Sylvia von Stieglitz (FDP), Vertreter der Berliner und Kölner Polizei, der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, der Kölner AIDS-Hilfe, des Berliner CSD und MANEO teil. Der Gegenbesuch in Tel Aviv, der ausschließlich mit Hilfe von Spenden, Sponsoren und Teilneh- merbeiträgen bezahlt wurde, steht unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, sowie des Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses und ehema- ligen Bürgermeisters von Berlin, Walter Momper.

Gespräche mit der Polizei Nach ihrer Ankunft am frü- hen Montag Morgen stan- den bereits am Vormittag erste Gespräche mit der israelischen Polizei in der Polizeihauptwache in Jaffa auf dem Programm, wo sie von Police Commander Zachi Chefetz und Police Chief Commander Arik Cohn begrüßt wurden. An dem Gespräch nahmen ebenso Vertreter der Orga- nisation Agudah teil. Zentra- ler Punkt des Gespräches Empfang und Anhörung der LGBT-Repräsentanten in der Knesset, mit Parlamentsprä- sidenten (Speaker) der Knesset, Rubi Rivlin, Likud (im Foto, Mitte) und Nitzan war der Erfahrungsaus- Horrowitz, Meretz (4.v.r.). Foto © MANEO tausch im Umgang mit Hassgewalt gegen LGBT-Personen in Tel Aviv, Berlin und Köln. Dabei berichteten die Kriminal- kommissarin Maria Tischbier von der Berliner Polizei und Hauptkommissar Volker Streiter von der Kölner Polizei von Ergebnis- sen ihrer bisherigen Zusammen- arbeit mit LGBT-Organisationen und der Bedeutung dieser Koope- ration für die Aufklärung und Er- hellung des Dunkelfeldes von Gewaltstraftaten zum Nachteil von LGBT-Personen. Der Vertre- ter der Polizei in Tel Aviv berichte- te ausführlich, wie die Einbezie- hung von Minderheiten zum Er- kenntnisgewinn im Umgang mit Minderheiten beitragen kann. Mit dem Anschlag auf den Ju- gendtreffpunkt von Agudah haben Diskussionen über besondere Gefahren und Gewalt gegen Ho- Während der Anhörung in der Knesset (in den Mitte des Bildes am Tisch, mosexuelle auch in der israeli- v.l.n.r.): Bastian Finke (MANEO), Dirk Behrendt (MdA, Grüne), Tom Schreiber schen Polizei begonnen. Dies (MdA SPD), Sascha Steuer (MdA, CDU), Sylvia von Stieglitz (MdA, FDP). bestätigten die Vertreter von Seite 56  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Agudah, machten jedoch gleichsam deutlich, dass bisher noch keine konkreten Schritte oder Maßnahmen daraus ersichtlich wurden, die zu einer Verbesserung der Zusammenarbeit zwi- schen LGBT-Organisationen und Polizei in Israel geführt hätten. An dem Gespräch nahmen auch zwei Überlebende teil, ebenso Ayala Katz, deren 23-jähriger Sohn Nir bei dem Anschlag erschossen worden war. Weil die Einbeziehung von und der Dialog mit LGBT-Personen zu Erkenntnisgewinn und Prä- vention beitragen kann, soll es auf Anregung von Ayala Katz in Kürze zu einem Fortset- zungstermin kommen. Dabei sollen auch konkrete Vor- schläge besprochen werden, wie Daten und Zahlen zu Ge- walt gegen LGBT besser er- hoben werden können. Seitens der israelischen Vertreter wur- de besonderes Interesse an den praktischen Arbeitsergeb- nissen der Polizei in Berlin und Köln betont, ebenso an der Dokumentation und Gewalter- fassung von MANEO. Sollte es zu einer erneuten Einladung Empfang der Delegation aus Berlin und Köln in der Knesset durch Abgeordnete der Knesset (im Foto, v.l.n.r.): Bastian Finke (MANEO), Maria Tischbier (Polizei Berlin), nach Deutschland kommen, André Lossin (Jüdische Gemeinde zu Berlin), Tom Schreiber (MdA SPD), Nino würde man dieser von israeli- Absadze (Kadima), Dirk Behrendt (MdA, Grüne), Sylvia von Stieglitz (MdA, FDP), scher Seite aus gerne folgen. Sascha Steuer (MdA, CDU), Alen Popovic (AIDS-Hilfe Köln). Foto © MANEO.

Empfang und Anhörung in der Knesset, anschließend Gespräche im Willy-Brandt-Center Gleich im Anschluß an das Gespräch mit der Polizei in Tel Aviv stand ein Termin in der Knesset in Jerusalem auf dem Programm. Hier fand zum dritten Mal anlässlich der bevorstehenden CSD-Veranstaltungen in Tel Aviv und Jerusalem ein Empfang von LGBT-Repräsentanten durch den Knesset-Abgeordneten Nitzan Horrowitz (Meretz) statt. Mit dem Empfang ging eine Anhö- rung einher, in der LGBT-Repräsentanten über das Thema „Regenbogenfamilie“ diskutierten, über weiterhin bestehende Probleme im Sorgerecht, Adoptionsrecht und rechtlicher Gleichstel- lung von homosexuellen Paare in der israelischen Gesellschaft. Nitzan Horowitz begrüßte wäh- rend der Sitzung die Delegation aus Berlin und Köln auf das Herzlichste und dankte ihnen für das besondere Engagement nach dem Anschlag in Tel Aviv und der Einladung der betroffenen Jugendlichen nach Deutschland. An dem etwa zweistündigen Gespräch nahmen insgesamt 16 Knesset-Abgeordnete teil, unter ihnen der Parlamentspräsident der Knesset, Rubi Rivlin (Li- kud), und die ehemalige israelische Außenministerin und Oppositionsführerin Tzipi Livni (Kadima). Im Anschluss an die Aussprache kam es noch zu einzelnen Gesprächen zwischen Knesset-Abgeordneten und den Abgeordneten aus Berlin. Den Tagesabschluss bildete am Abend noch ein Gespräch im Willy-Brandt-Center (WBC) an der Grenze zu Ost-Jeruslem. Hier wurden Projekte und Initiativen vorgestellt, die das WBC in Zusammenarbeit mit verschiedenen deutschen, israelischen und palästinensischen Jugendor- ganisationen entwickelt, an denen u.a. auch die Jugendorganisation der Meretz-Partei aus Isra- el und der Fatach aus dem West-Jordanland teilnehmen. Seite 57  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Begrüßung durch Stadtoffizielle beim Come-together im Agudah-Zentrum, anschließend Empfang in der Deutschen Botschaft So dicht gefüllt, wie der erste Tag begann, setzten sich Ter- mine und Gespräch in den fol- genden Tagen fort. Am nächs- ten Tag stellten im Agudah- Zentrum verschiedene LGBT- Organisationen ihre Arbeit vor. Die Delegation aus Berlin und Köln wurde von der stellvertre- tenden Bürgermeisterin von Tel Aviv, Meital Iehavi, und der Ratsvorsitzenden des Tel Aviver Statrates, Yael Dayan, begrüßt, die ebenfalls noch einmal dem Engagement der von MANEO angeleiteten Delegation dankte. Auch Nitzan Horrowitz nahm noch einmal an diesem Ge- Empfang und Gespräche in der ‚Bar Noir’ des Zentrums Agudah in Tel Aviv (im spräch teil. Es folgte eine Einla- Foto, v.l.n.r.): Tom Schreiber (MdA, SPD), die stellvertretende Bürgermeisterin von Tel Aviv, Meital Iehavi, Sascha Steuer (MdA, CDU), Dirk Behrendt (MdA, dung der Stadt Tel Aviv zu ei- Grüne), Sylvia von Stieglitz (MdA, FDP) und Nitzan Horrowitz (Mitglied der Knes- nem Essen in Jaffa. Am Nach- set, Meretz). Foto © MANEO. mittag wurde die Delegation vom Deutschen Botschafter, Dr. Harald Kindermann, in der Deutschen Botschaft begrüßt. Der Gesandte der Deutschen Bot- schaft, Dr. Peter Prügel, lud am nächsten Tag noch einmal alle Teilnehmer der deutschen De- legation sowie Mitarbeiter und Jugendliche des Agudah-Zentrums sowie LGBT-Vertreter aus Tel Aviv zu einem Abend-Empfang ein. Während die Berliner Abgeordneten bereits am Mittwoch wieder zurück nach Berlin reisen mussten, erwarteten die übrigen Teilnehmer weitere Begegnungen und Gespräche. Am Don- nerstag besuchten sie das Holocaus-Denkmal Yad Vadchem sowie die Altstadt von Jerusalem. Am Freitag sind alle Gäste auf dem Tel Aviver CSD. In einem Gespräch mit der ARD in Tel Aviv erklärte MANEO-Projektleiter und Leiter der Delega- tion in Israel Bastian Finke: „Es ist für uns eine große Ehre, von unseren Freunden und auch von so vielen offiziellen Vertretern in Tel Aviv und Jerusalem mit offenen Armen empfangen worden zu sein. Das Interesse ist auf allen Seiten groß, den Austausch fortzusetzen. Wir hof- fen, dass die begonnenen Kontakte mit Unterstützung offizieller Stellen weiter fortgesetzt wer- den.“ Weitere Kommentare unter: http://www.tagesschau.de/videoblog/zwischen_mittelmeer_und_jordan/videobloggayparade100. html. Am Samstag besuchten sie noch das beginnende Tel Aviver LGBT-Filmfestival, das u.a. von „Visit Berlin“ unterstützt wurde. Hier feierte der Film „Melting Away“ Premiere, der das Thema Transsexualität in berührender Weise behandelt: http://www.tlvfest.com/en/?p=667

Stimmen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Gegenbesuch „Unsere Regenbogenbrücke ist auf Dauer angelegt, nicht nur keine kurzfristige Aktion. Gemein- sam verbindet uns das Bemühen, Diskriminierung und Hassgewalt gegen LGBT zu überwin- den“, so Tom Schreiber, MdA (SPD-Fraktion). Seite 58  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

„Ich finde es großartig, dass das Team von Agudah weitermacht; seine Warmherzigkeit und sein Engagement sind beeindruckend. Ich bin dankbar, dass ich dabei sein durfte und diesen freundlichen Empfang miterleben durfte“, so Sascha Steuer, MdA, (CDU-Fraktion).

„Das Miteinander der israelischen und deutschen Jugendlichen hat mich tief bewegt und beein- druckt“, so Sylvia von Stieglitz, MdA (FDP-Fraktion).

„„Projekte wie die Rgenbogenbrücke verbinden in geradezu mustergültige Weise konkrete Hilfe für Menschen, die schwerste Gewalterfahrungen machen mussten, mit internationalem Begeg- nen und Kennenlernen der verschiedenen Gay-Communities. Deshalb habe ich nicht lange nachdenken müssen, als ich um Unterstützung angefragt wurde“, so Dirk Behrendt, MdA (Grüne-Fraktion).

Freunde geworden. Im Foto die Delegation aus Berlin und Köln, mit Jugendlichen und Mitarbeitern des Zentrums Agudah in Tel Aviv und weiteren LGBT-Vertretern aus Tel Aviv. © MANEO Seite 59  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

12. Tolerantia-Preis

Die europäische Auszeichnung für herausragendes Engagement.

Die vielen großen und kleinen Erfolge im fortwährenden Kampf gegen Homophobie und Hassgewalt in Europa gehen zurück auf das persönliche Engagement vieler Menschen. MANEO, Berlins schwules Anti-Gewalt Pro- jekt, sowie die „Berlin Alliance Against Homophobia“, der MANEO als Gründungsmitglied angehört, zeichnen jedes Jahr herausragenden und beispielhaften Einsatz mit dem Tolerantia-Preis aus. Der gemeinsame europäi- sche Preis ist Auszeichnung und Ermutigung zugleich. Mit dem Tolerantia-Preis ehrt die „Berlin Alliance Against Homophobia“, eine deutsch-französisch-polnische Initiativgruppe, herausragendes Engagement im Kampf gegen Homophobie und Hassgewalt in Europa. Die jährliche Preisverleihung findet abwechselnd in einer der vier Hauptstädte statt. Dem Bündnis schwuler und schwullesbischer Anti-Gewalt-Projekte in Europa, die miteinander kooperieren und sich gegenseitig unterstützen, gehören MANEO (Deutschland), SOS-Homophobie (Frankreich), Lambda-Warschau und KPH (Polen) an. Grundlage ist die gemeinsam unterzeichnete „Tolerancja-Erklärung“. Als Ausdruck dieses Bündnisses und in Anerkennung von beispielhaften Leistungen wird der Gemeinschaftspreis, eine Skulptur mit vier Segeln, seit 2006 an herausragende Persönlichkeiten und Projekte aus den Mitgliedsländern vergeben. Der „Tolerantia-Preis“ wird seit 2006 jährlich vergeben. Der „Tolerantia-Preis“ geht auf die Un- terzeichnung einer ersten gemeinsamen „Tolerancja-Erklärung“ zurück, die 2005 gemeinsam von Vorstandsvertreter und Leiter der Organisationen MANEO aus Deutschland, SOS- Homophobie aus Frankreich und Kampania Przeciw Homofobii (KPH) und Lambda-Warschau aus Polen in Berlin unterzeichnet wurde. 2008 schloß sich die spanische Organisation COGAM an. Hintergrund dieses Engagements war die Einsicht, dass der Kampf gegen Homophobie und Hassgewalt nicht nur im eigenen Land geführt, sondern in einem zusammenwachsenden Euro- pa als europäische Herausforderung angenommen werden muss. Erforderlich sind ebenso gemeinsame und gegenseitig unterstützende Maßnahmen. Weil 2005 und 2006 die zuständige Stadtverwaltung von Warschau einen öffentlichen CSD-Umzug verboten hatten, war dies Anlaß, europaweit Unterstützung für die queeren Communities in Warschau zu mobilisie- ren. Um der Verbundenheit mit den polnischen Schwestern und Brüder Ausdruck zu verleihen, wurde für die Erklärung bewusst die polnische Schreibweise „Tolerancja“ gewählt. Der „Tolerantia-Preis“ ist Symbol und Ausdruck dieses Bündnisses zwischen den Organisatio- nen. Die Vorstandsvertreter bzw. Geschäftsführer der Organisationen MANEO aus Deutsch- land, SOS-Homophobie aus Frankreich und Lambda-Warschau und Kampania Przeciw Homofobii (KPH) aus Polen haben im Rahmen einer gemeinsamen Konferenz in Berlin 2006 beschlossen, dass der „Tolerantia-Preis“ ein Mal jährlich gemeinsam in einer ihrer Hauptstädte an jeweils eine Person oder Gruppe aus dem jeweiligen Land vergeben wird. Einen queeren europäischen Preis dieser Art hatte es bis dahin noch nicht gegeben. Außerdem waren sich alle einig, dass gerade ihre Organisationen, die als Anti-Gewaltprojekte homophobe Übergriffe re- gistrieren und/oder Opfern dieser Übergriffe beraten und unterstützen, an der Basis stehen und deshalb einen besonders guten Überblick haben, wer sich im eigenen Land gegen Homophobie und Hassgewalt in herausragender Weise engagiert und für einen „Tolerantia-Preis“ würdig ist. Seite 60  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Die Nominierung des Preisträgers/der Preisträgerin im jeweiligen Land erfolgt durch die ent- sprechenden Organisation: für Deutschland ist es MANEO, für Frankreich ist es SOS- Homophobie und für Polen ist es Lambda-Warschau und KPH für Spanien ist des COGAM. Die Organisatoren waren sich außerdem einig, den Internationalen Tag gegen Homophobie (17. Mai) zu bewerben und dies zum Anlaß zu nehmen, den „Tolerantia-Preis“ in dieser Zeit zu vergeben oder die Preisträger bekannt zu geben, um dann gemeinsam einen anderen geeigne- ten Termin zu finden, wann der Preis vergeben werden kann. Alle stimmten überein, dass der Preis reihum in Berlin, in Paris und in Warschau vergeben wird. Alle stimmten außerdem darüber ein, dass sich weitere Organisationen aus weiteren Ländern dem Bündnis anschließen können und der „Tolerantia-Preis“ auch in anderen europäischen Ländern vergeben werden kann.

Europäischer Preis Tolerantia-Preis 2011 in Paris vergeben Zum sechsten Mal wurden die europäischen Tolerantia-Preise vergeben. Preisträger und Stifter des Preises trafen sich am 10. Dezember im Rathaus des 10. Arrondissements von Paris. Jedes Jahr vergeben MANEO aus Deutschland, SOS-Homophobie aus Frankreich und Lambda Warszawa und KPH aus Polen den Gemeinschaftspreis an herausragende Persönlichkeiten und Projekte in ihren Ländern in Anerkennung beispielhafter Leistun- gen. Seit 2006 wird der Tolerantia- Preis jährlich von einem Bündnis anerkannter schwuler und LGBT-Anti-Gewalt- Projekte in Europa vergeben, die sich gegen Homophobie und Hassgewalt und für Viel- falt und Toleranz in ihrem Land einsetzen. Grundlage dieser „Berlin Alliance Against Homophobia“ ist die gemein- sam unterzeichnete „Tolerancja-Erklärung“. Mit den Bündnis wird gleichzeitig europäische Solidarität und Unterstützung unter den Pro- jekten bekundet. Im Rahmen einer Feierstunde, an der etwa 100 Personen teilnahmen, ehrten die Organi- sationen in diesem Jahr Lala Süsskind, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Oli- vier Dussopt, PS (Parti Socialiste), und Franck Riester, UMP (L'Union pour un mouvement populaire), beide Mitglieder der französischen Nationalversammlung, und Adam Bodnar, LL.M., Ph.D., Leiter der Rechtsabteilung der Helsinki Foundation for Human Rights. Seite 61  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Deutschland Lala Süsskind, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Für das Jahr 2011 hat eine Jury um MANEO als Preisträgerin aus Deutschland die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Lala Süßkind benannt. Die 64-jährige Mutter zweier erwachsener Kinder ist seit 2008 Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, zu der etwa 11.000 Mitglieder zählen. Sie ist Mitglied des Präsidiums des Zentralra- tes der Juden in Deutschland. „Mit ihrem Engagement gegen Homophobie und Hassgewalt setzt sie beispielhaft immer wieder Zeichen in unserer Gesellschaft und in der Jüdischen Gemeinde. Homophobie und Hassgewalt ist ein gesamtge- Lala Süsskind, Vorsitzende sellschaftliches wie auch ein weltumspannendes Problem. Wir sehen in der Jüdischen Gemeinde Berlin, in Deutschland, in Europa, in Israel, in den arabischen Nachbar- zu Berlin. staaten, in der ganzen Welt, dass Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ausgegrenzt und benachteiligt, ja eben auch immer wieder körperlich angegriffen werden. In manchen Staaten existiert noch immer die Todesstrafe für gleichgeschlechtliche Liebe. Mit ihrem jüngsten Einsatz für die „Regenbogenbrücke“ hat sich Lala Süßkind in heraus- ragender Weise für die Gleichberechtigung von homosexuellen Menschen, für LGBT*- Menschen insgesamt, eingesetzt, damit ein öffentliches Zeichen gegen Homophobie und Hass- gewalt – für Toleranz und Vielfalt in unserer Stadt und unserer Gesellschaft gesetzt. Für ihren langjährigen emanzipatorischen Einsatz, der stets auch mit dem Ziel verbunden ist, Homopho- bie und Hassgewalt auch grenzübergreifend zu überwinden, verleihen wir ihr den diesjährigen Tolerantia-Preis.

Frankreich Olivier Dussopt, PS (Parti Socialiste), und Franck Riester, UMP (L'Union pour un mouvement populaire), beide Mitglieder der französischen Nationalversammlung. SOS Homophobie hat dieses Jahr beschlossen, den Tolerantia-Preis an zwei Abgeordnete zu vergeben: Olivier Dussopt und Franck Riester, die sich beide im Juni für den Gesetzentwurf zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare eingesetzt haben. Während viele Länder Fortschritte in Bezug auf gleiche Rechte für Heterosexuelle und LGBTs machen, hängt Frankreich etwas hinterher. Gleichgeschlechtliche Paare können weder heiraten noch Kinder zusammen haben. Aus diesem Grund hat sich SOS Olivier Dussopt, PS, Mitglied der Franck Riester, UMP, Mitglied franz. Nationalversammlung. der franz. Nationalversamm- Homophobie entschlossen, besonders in lung. Hinblick auf die französischen Präsidentschaftswahlen 2012, den Tolerantia-Preiss 2011 an zwei Abgeordnete zu vergeben: Olivier Dussopt und Franck Riester. Diese beiden Mitglieder des Parlaments, die jeweils dem rechten und linken Flügel angehören, haben sich im Juni 2011 im Rahmen der Debatte der französischen Nationalversammlung ve- hement dafür eingesetzt, die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen. Durch die Verleihung des Preises an diese beiden Abgeordneten möchte SOS Homophobie alle französischen Politiker und Politikerinnen daran erinnern, dass der Kampf gegen Diskriminie- Seite 62  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

rung und für gleiche Rechte keine Frage der Parteizugehörigkeit sein sollte, sondern als natio- nale Sache von allen unterstützt werden sollte, losgelöst von Parteizugehörigkeiten.

Polen Adam Bodnar, LL.M., Ph.D., Leiter der Rechtsabteilung der Hel- sinki Foundation for Human Rights Adam Bodnar, LL.M., Ph.D., ist Juniorprofessor am Lehrstuhl für Menschenrechte der Universität Warschau und Vizepräsident des Vorstands und Leiter der Rechtsabteilung der Helsinki Foundation for Human Rights. Er ist auch Senior-Experte des FRANET Netzwerks der EU-Agentur für Grundrechte. Seit 2005 ist er aktiv in Gerichtsverfahren involviert gewesen, die LGBT Themen beinhalteten, z.B. dem ersten „Hassrede“-Fall, dem Verbot der „Equality Pride“ in Warschau (das in ein Verfahren vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof mündete und Polen dafür verurteile) und der Weigerungshaltung polnischer Dienststellen, Adam Bodnar, LL.M., Ph.D., für Personen, die eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft außerhalb Leiter der Rechtsabteilung der von Polen eingehen wollen, eine Ehefähigkeitsbescheinigung auszu- Helsinki Foundation for Human Rights. stellen. Derzeit unterstützt die Helsinki Foundation for Human Rights Fälle von Gebrauch von homophober Sprache und Ausdrücken sei- tens der Polizei bei polizeilichen Interventionen und die Rechte von Personen, die in gleichge- schlechtlichen Beziehungen leben. Bodnar ist Autor von wissenschaftlichen Publikationen über LGBT Rechte und nahm an diversen internationalen und nationalen Konferenzen zu diesem Thema teil. Seit 2007 unterrichtet er an der Universität Warschau einen speziellen Kurs zum Thema juristische, soziale und politische Aspekte des Schutzes von LGBT-Rechten in Polen.

Die bisherigen Preisträger des Europäischen Tolerantia-Preises 2006 - 2010

2006, in Berlin  Volker Beck, Member of the Bundestag, Green Party (Germany) and  Günter Dworek, gay and lesbian civil-rights ac- tivist (Germany); Poland  Kazimierz Kutz, Senator in the Polish Senate (Poland); France  Dr. Louis-Georges Tin, founder of the Interna- tional Day Against Homophobia.

2007, in Paris France  “Place de Mythos / Delusion Square”, Parisian theatre group; Germany:  The group “Menschenrechte und sexuelle Identität (MERSI)” at amnesty international; Poland Seite 63  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

 Piotr Pacewicz, journalist and civil-rights activist.

2008, in Warsaw Poland:  Marzanna Pogorzelska, teacher; France  Bruno Solo, journalist and moderator; Germany  Tanja Walther, sports scientist, and  Philipp Lahm, football international, and  Theo Zwanziger, president of the German Football Association.

2009, in Berlin Poland:  Professor Zbigniew Holda, Helsinki Foundation for Human Rights; France  “Paris Foot Gay” sporting club; Germany  Hans-Wolfram Stein, teacher from Bremen; Spain  Professor Juan Fernando López Aguilar, Professor for law.

2010, in Madrid Poland:  Izabela Jaruga-Nowacka, former vice primier of Poland, died at the age of 59 on 10.04.2010 as a passenger in an air-crash in Smolensk; France  Caroline Mécary, Lawyer; Germany  Wieland Speck und Mabel Aschenneller, TEDDY-Producers; Spain  Imanol Arias, Actor Seite 64  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

13. MANEO würdigt Engagement

Traditionell im Vorfeld des seinerzeit als MANEO-Initiative gegründeten Lesbisch- Schwulen Straßenfestes würdigte MANEO das Engagement seiner Helfer und Unterstüt- zer im Kampf gegen Homophobie und Hassgewalt. Während der Feierstunde wurden au- ßerdem die Preisträger des diesjährigen Tolerantia-Preises bekannt gegeben, der seit 2006 von MANEO und seinen europäischen Partnerprojekten an Personen vergeben wird, die sich in besonderem Maße um Toleranz verdient gemacht haben.

Würdigungsfeier im Rathaus Schöneberg MANEO dankt ehrenamtlichen Mitarbeitern und Unterstützern Im Rahmen einer Feierstunde am 14. Juli im John F. Kennedy Saal im Rathaus Schöne- berg dankte Bastian Finke, Leiter von MANEO, den vielen ehrenamtlichen Helfern, Spen- dern, Unterstützern und Mitarbeitern von MANEO für das geleistete Engagement und den großen persönlichen Einsatz im vergangenen Jahr. Worte des Dankes richteten Teilneh- mer auch an ihn selbst. Als gemeinnütziges Projekt mit öffentlicher Förderung ist MANEO stark auf die Unterstützung von ehrenamtlichen Mitar-beitern und Sponsoren angewiesen. Um den vielen Menschen, die sich Jahr für Jahr für MANEO engagieren und so maßgeblich zum Erfolg der Arbeit von MANEO beitragen zu danken, ist die Abhaltung einer Feierstunde bereits eine liebgewonnene Tradition geworden. Dieses Jahr fanden sich etwa 70 geladene Gäste im geschichtsträchtigen John F. Kennedy Saal im Rathaus Schöne-berg ein, unter ihnen Vertreter aus Politik und Wirtschaft sowie Unterstützer und Freunde. Bastian Finke führte mit einer Bildershow durch das vergangene MANEO-Jahr und informierte über die vielfältigen Projekte und Aktivitäten, die in den letzten zwölf Monaten in einer nie dagewesenen Dichte aufeinander folgten. „Was MANEO in den vergangenen zwölf Monaten an Gewalt-Präventionsarbeit leisten konnte, wäre ohne die tatkräftige Unterstützung der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter, Unterstützer, Spender und Sponsoren nicht möglich gewesen. DafürAndré Lossin, möchte Geschäftsführer ich allen der Beteiligten jüdischen G evielmalsmeinde danken! Ich meine, dass das ganz Besondere darin zu Berlin und Tom Schreiber, Mitglied des Berliner lag,Abgeordnetenhauses, dass wir in dererhielten Lage vonwaren, Bastian Synergien Finke, zusammenzuführen und eine großartige Chemie zu entwickeln,Leiter MANEO, eineum Ehrenurkundeall diese Projekte für ihr Engagement zu stemmen. Ich wünsche mir, dass wir auch im kommenden Jahrfür das auf Projekt Eure„Regenbogenbrücke ehrenamtliche“. Worte Mithilfe des Da n- zählen können und weiterhin gemeinsam mit unserer Arbeitkes richteten überzeugen sie auch an ihn und selbst. viele neue Projekte erarbeiten können“, so Bastian Finke, MANEO- Projektleiter. Mit Urkunden ausgezeichnet wurden insgesamt 29 ehrenamtliche Helfer, Spender und Sponsoren, die im letzten Jahr MANEO unterstützt hatten, unter ihnen 11 Berliner Jugendliche, die im Rahmen der „Regenbogenbrücke“ Jugendlichen aus Tel Aviv durch Berlin, Potsdam und Köln begleitet hatten, ebenso Vertreter der LGBT-Wirtschaft aus Berlin, die für die Regenbogenbrücke insgesamt etwa 10.000 Euro gespendet hatten. Eine Ehrenurkunde erhielten André Lossin, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, und Tom Seite 65  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

Schreiber, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses (SPD). Beide trugen maßgeblich zum Erfolg der Regenbogenbrücke mit bei. Ausgezeichnet wurden außerdem zwei Mitarbeiter des FriedrichstadtPalastes, Oliver Hoppmann und Roland Welke, die mit ihrem Einsatz zur erfolgreichen Durchführung der MANEO-Jubiläumsgala 2010 beigetragen hatten. Zum Schluß wurden noch die beiden ehrenamtlichen Mitarbeiter Mathias Stallauke und Oskar Nowakowski von MANEO mit Urkunden ausgezeichnet, die sich bereits seit drei Jahren ehrenamtlich für das Projekt MANEO engagieren.

Worte des Danks auch an MANEO-Leiter Bastian Finke

In kurzen Erwiderungen dankte André Lossin im Namen der Jüdischen Gemeinde zu Berlin MANEO-Projektleiter Bastian Finke für seine Initiative: „Ohne Dich hätte es die Regenbogenbrücke nicht gegeben“. Stellvertretend für die vertretenen Unternehmen ergriff Bruno Gmünder das Wort. Er betonte, dass MANEO mit seinen Initiativen den richtigen Weg einschlägt, außerdem Wirtschaft, Politik und soziale Anliegen in vorbildlicher Weise verbindet. „Dafür stehst Du. Von uns allen große Anerkennung und unser Dank für Deine herausragende Arbeit!“ Seite 66  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011

14. Auszug aus: „Lagedarstellung der politisch motivierten Kriminalität 2011“.

Aus: Lagedarstellung Politisch motivierte Kriminalität in Berlin 2011. Der Polizeipräsident in Ber- lin, Landeskriminalamt (Hrsg.), S. 52 f.

6.1.5 Hasskriminalität gegen die sexuelle Orientierung

Das Fallaufkommen der politisch motivierten Straftaten gegen die sexuelle Orientie-rung ist im Jahr 2011 gesunken. Jedoch ist von einem hohen Dunkelfeld auszuge-hen, so dass die Fallzahlen nur einen Ausschnitt der Realität zeigen. Nach wie vor werden LSBT10-Personen wegen ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität Op-fer von Dis- kriminierung und Gewalt. - Am 28.08.2011 wurden zwei lesbische Frauen in der S-Bahn von einem Mann lesbenfeindlich beschimpft. Der Täter schlug eine der Frauen mit dem Kopf gegen eine Haltestange und stieß sie im S-Bahnhof Feuerbachstr. in Berlin-Steglitz aus dem Zug. - Der Geschädigte wurde am 06.11.2011 während einer Geburtstagsfeier in Berlin- Friedrichshain tätlich angegriffen. Der 25-jährige männliche Tatverdächtige beleidigte ihn aufgrund seiner sexuellen Orientierung und versetzte dem am Boden sitzenden Geschädigten einen Kniestoß gegen den Kopf, woraufhin dieser zu Boden ging. Dann trat der Tatverdächtige mehrfach gegen den Kopf des Geschädigten.

Aus: Lagedarstellung Politisch motivierte Kriminalität in Berlin 2011. Der Polizeipräsident in Ber- lin, Landeskriminalamt (Hrsg.), S. 55 ff.

7.1.3 Fallaufkommen PMK im Unterthema „sexuelle Orientierung“ Gesamtfallaufkommen im Unterthema „sexuelle Orientierung“ Seite 67  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011 Seite 68  030-2163336, www.maneo.de MANEO-Report 2011