Newsletter 15/09 DIGITAL EDITION Nr
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ISSN 1610-2606 ISSN 1610-2606 newsletter 15/09 DIGITAL EDITION Nr. 257 - August 2009 Michael J. Fox Christopher Lloyd LASER HOTLINE - Inh. Dipl.-Ing. (FH) Wolfram Hannemann, MBKS - Talstr. 3 - 70825 K o r n t a l Fon: 0711-832188 - Fax: 0711-8380518 - E-Mail: [email protected] - Web: www.laserhotline.de Newsletter 15/09 (Nr. 257) August 2009 editorial Hallo Laserdisc- und Lesern vorstellen. Und was wäre DVD-Fans, da besser geeignet als jenes Foto liebe Filmfreunde! (siehe rechts), welches unsere Mit- arbeiterin Rebecca Hanke für uns Haben Sie sich schon im Mai in der Festivalstadt Cannes INGLOURIOUS BASTERDS im geschossen hat? So cool... Kino angeschaut? Nein? Sollten Sie aber! Denn der neue Tarantino Sollten Sie sich das Titelbild dieser scheint zu polarisieren. Und das Newsletter-Ausgabe noch nicht nicht nur bei “normalen” Kinogän- richtig angeschaut haben, dann gern, sondern ganz speziell auch in blättern Sie ruhig noch einmal zu- der Laser Hotline Redaktion. Das rück. Denn das Double Feature, geht sogar so weit, dass sich unse- das Sie dort abgebildet sehen, re Kolumnistin Anna genötigt fühl- wurde von unserer Redaktion zum Nur echt mit Sonnenbrille: Quentin Tarantino beim Stelldichein während te, ihre Kolumne mit einem offenen Geheimtipp gekürt. Der zweiteilige der Filmfestspiele in Cannes Mai 2009 Brief an Herrn Tarantino zu füllen! Film PUBLIC ENEMY NO. 1 Foto (c) Rebecca Hanke Keine Frage – eine ins Englische (Achtung: nicht zu verwechseln mit übersetzte Fassung ihres Briefes dem aktuellen Johnny Depp Film wird in diesen Tagen auch auf PUBLIC ENEMIES!) ist allerbe- Quentins Schreibtisch flattern. stes französisches Genre-Kino, den Bereichen Horror, Thriller und Schließlich soll der Ausnahme- das zu unrecht in deutschen Kinos Science-Fiction zu begutachten. regisseur wissen, dass nicht alle ziemlich gefloppt ist. Der nach Den sich anschließenden Urlaub mit seinem neuesten Werk einver- wahren Begebenheiten realisierte werden wir uns dann redlich ver- standen sind. Auf der nächsten Film über den französischen Gang- dient haben. Unser Geschäft bleibt Seite darf Anna ihr Pulver ster Jacques Mesrine, der in den vom 2. bis einschließlich 20. Sep- verschiessen. Ganz anders hinge- sechziger und siebziger Jahren für tember geschlossen. Ab Montag, gen beurteilt unser Film-Blogger spektakuläre Schlagzeilen sorgte, den 21. September 2009, werden Wolfram Hannemann Tarantinos ist ein absolutes Muss für Ihre wir dann wieder zu den gewohnten “Nazi-Western”: hier werden beide Filmsammlung. Vincent Cassel in Zeiten Ihren Wünschen nachkom- Daumen ganz weit nach oben ge- der Rolle des Bösewichts läuft in men. hoben. Seine Kurzkritik zum diesem Krimi zu absoluter Höchst- Tarantino-Film (sowie vielen ande- form auf. Vier Stunden Spannung Übrigens haben wir die aktuelle ren neuen Filmen) finden Sie ab sind hier garantiert – und das in Newsletter-Ausgabe ganz bewusst Seite 5. Wir hoffen, dass wir Ihnen bester Bild- und Tonqualität. Blu- um eine Woche nach hinten ver- zumindest jetzt mit diesen gegen- ray und DVD erscheinen zwar erst schoben, um noch möglichst viele sätzlichen Meinungen richtig Lust Ende November, doch Vorbestel- Neuerscheinungen hineinpacken zu darauf gemacht haben, den Gang lungen sind bereist möglich. können. Schließlich haben Sie ins Kino zu wagen und sich eine während unserer Betriebsferien eigene Meinung zum Film zu bil- Während Sie vermutlich noch beim Zeit genug, alles genau zu studie- den. Wie immer freuen wir uns “Durchscrollen” dieses ren. Den nächsten Newsletter über Feedback! Und um eventuel- Newsletters sind oder ihn gerade gibt’s dann voraussichtlich in Ka- len Fragen gleich zuvorzukommen: in Händen halten, sind wir schon lenderwoche 39. es gibt noch keinen Termin für das längst dabei, unser Survival-Kit für DVD- und Blu-ray Release von das Fantasy Filmfest zusammenzu- In diesem Sinne wünschen wir Ih- INGLORIOUS BASTERDS. packen. Denn ab dem 2. Septem- nen noch einen schönen Rest- Wenn aber schon Quentin ber werden wir uns wie jedes Jahr Sommer! Tarantino in unserem Newsletter wieder ganze Tage und Nächte um gerügt und auch gelobt wird, dann die Ohren schlagen, um für Sie Ihr Laser Hotline Team sollten wir ihn wenigstens unseren mehr als 40 neue Produktionen aus LASER HOTLINE Seite 2 Newsletter 15/09 (Nr. 257) August 2009 Inglorious Bastard – Ein offener Brief an Quentin Tarantino Lieber Herr Tarantino, Ich möchte Sie lieben. Wieso machen Sie es mir so schwer? Sie können einer der aufregendsten Regisseure unserer Zeit sein. Sie haben mir die Mr. Orange- Aufmunterungstechnik geschenkt (“Don’t pussy out on me now…”). Sie haben mich, den Fan der Filmzitate, mit einem wahren Füllhorn von Zitaten beglückt, als Sie “Pulp Fiction” kreierten, Ihren besten Film. Ich war sehr gespannt, als ich hörte, Sie würden einen Kriegsfilm machen. Ich bin in Deutschland aufgewachsen. Dort ist es unmöglich, sich der Nazi-Vergangenheitsbewältigung zu entziehen. Bis zu einem gewissen Punkt ist das auch gut so. Mein Großvater war ein 18-jähriger Soldat unter Hitler. Meine französische Familienseite aber ist jüdischer Abstammung. Wohin soll man da den Kopf wenden? Ehrlich gesagt: es ist mir mittlerweile egal. Ich habe es satt, das Tertium Imperium wiederkauen zu müssen. Ständig kommt ein neuer, sich ernstnehmender Film darüber in die Kinos. “Valkyrie” mit den ge-photoshoppten Tom-Cruise-Plakaten habe ich mir schon gar nicht mehr angetan. Herr Tarantino: Sie - der sich so gut in der Filmgeschichte auskennt- hätten für den Nazi- Film das tun können, was der Spaghetti-Western für den klassischen Western getan hat. Aber das haben Sie nicht. Stattdessen habe ich Ihnen und den Weinstein-Brüdern Geld dafür bezahlt, zweieinhalb Stunden lang gefoltert zu werden. Ich bin ja manchmal schon gern ein bisschen pervers, aber alles hat Grenzen. Als erstes lassen Sie mich kurz über Ihre Besetzung sprechen. Welcher Regisseur, der bei Sinnen ist, castet Diane Kruger (die deutsche Sienna Miller und das ist kein Kompliment!) und behauptet dann im Film, sie würde die Dietrich übertreffen? Mir fallen ad hoc mindestens ein halbes Dutzend anderer Schauspielerinnen ein, die es besser gemacht hätten. Und was ist Ihnen da mit Brad Pitt passiert? Sie haben ihn in das enge Kor- sett eines Südstaatenakzents gezwungen, aus dem er dann nicht mehr hinaus darf. Alles, was an Aldo Rayne lustig ist, ist der Akzent. Was er sagt, ist nur lustig, weil er es mit Akzent sagt. Wenn man ihm den nähme, blie- be nichts übrig. Das ist nicht genug für den Chef Ihrer Basterds. Frage: Wenn die Hälfte Ihrer Hauptdarsteller eindimensional bleibt und keine der Figuren sich verän- dert, ist das gut oder schlecht? Genau: Das ist ungefähr so gut, wie wenn die Menschheit von Marsianern an- gegriffen wird und der Präsident verkündet “The people (…) still have 2 out of 3 branches of the government working for them and that ain’t bad!” Da läuft dann etwas wirklich, wirklich schief. Zur Wahl Ihres Bösewichtes, des genialen Christoph Waltz, möchte ich Ihnen herzlich gratulieren. Je besser der Bösewicht, desto besser die Guten. Das ist ein filmischer Leitsatz, den Sie nicht vergessen haben. Nur schade, dass die Guten diesmal so schlecht waren. LASER HOTLINE Seite 3 Newsletter 15/09 (Nr. 257) August 2009 À propos die Guten: was ist da passiert? Im Trailer und auf den Plakaten wecken Sie eine Erwartungs- haltung beim Zuschauer, die im Film nicht erfüllt wird. Stehe ich alleine mit der Vorstellung, dass ein Film, der sich “Inglourious Basterds” nennt (mich schmerzt es jedes Mal, wenn ich das tippen soll, Sie “cold-blooded murder(er) of the English tongue”) eine Gruppe von Basterds enthalten sollte, denen man beim Nazi-Töten zu- schauen kann? Herr Tarantino, Sie haben doch sicherlich “Die Sieben Samurai” mehr als einmal gesehen. Es sollte folglich für Sie ein Leichtes und eine Selbstverständlichkeit sein, einen Film zu schaffen, in dem für den Zuschauer zumindest Grundlegendes nachvollziehbar ist. Wie viele Basterds sind es? Wie heißen sie? Was macht sie einzigartig? Ich habe zwar den Spruch mit David O. Selznik verstanden, aber diese wichtigen Fragen kann ich immer noch nicht beantworten. Hinzu kommt, dass die Basterds nur eine Nebenrolle haben. Noch- mals: Ihr Film heißt “Inglourious Basterds” (aua!). Dann verdienen diese Herren eine richtige Geschichte. Au- ßerdem, Herr Tarantino, bin ich weiblichen Geschlechts. Wenn ich hart verdientes Geld - unter anderem - da- für ausgebe, um in Eli Roths Augen zu versinken und mich an seinen Muskeln zu ergötzen, dann erwarte ich, verdammt noch mal, Elis Augen und Muskeln. Mehr als zehn Sekunden am Stück! In Deutschland nennt man das, was Sie hier gemacht haben “irreführende Werbung”. Ich könnte Sie dafür anzeigen. Dennoch würde ich Sie für das spärliche Einsetzen von einem Paar Augen und Muskelpaketen nur ein- mal übers Knie legen und versohlen. Wofür Sie wirklich an Til Schweigers Stelle an den Holzbalken gebunden und ausgepeitscht gehören, ist Langeweile. Ja, Herr Tarantino, ich habe mich gelangweilt. “Death Proof” war zwar schon sub-optimal, aber ich habe mich nicht gelangweilt. Im Gegenteil, wenn ich “Down in Mexico” höre, läuft mir immer noch ein sexy Schauer über den Rücken. Von Langeweile keine Spur. Doch in “Death Proof” hatten Sie noch richtige witzige Dialoge. In “Inglourious Basterds” (autsch!) ist es nur noch Gelaber. Und kein sehr inspiriertes Gelaber. Die Figuren reden und reden und reden und reden und reden. Wenn sie damit endlich fertig sind, reden sie noch ein bisschen mehr. Dann kracht es 30 Sekunden lang, lauter Tote liegen herum, Schnitt und weiter. Weiter reden. Das ist auf Dauer langweilig und zerstört jeglichen Rhythmus, den der Film entwickeln könnte. Dabei sind Sie eigentlich ein Meister des Filmrhythmus. Herr Tarantino, ich habe grund- sätzlich nichts gegen das Reden. Ich bin eine Frau. Aber ich habe etwas gegen irrelevante, inkohärente und selbstverliebte Logorrhoe. All das legen Ihre Dialoge in “Basterds” zur Schau. Sie schreiben Dialoge nicht mehr, um Inhalte und Stimmungen zu transportieren, sondern Sie schreiben etwas, wovon sie glauben, es sei ein Tarantino-Dialog, den die Zuschauer so und nicht anders haben wollen.