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Harmonie auf dem Eis

Das deutsche Eiskunstlaufpaar und hat schon sehr viele Meisterschaften gewonnen. Was steckt hinter dem Erfolg des Paares aus ? Und welches Ziel wollen die beiden noch erreichen?

Sprecher: Sie gelten als Traumpaar auf dem Eis: die gebürtige Ukrainerin Aljona Savchenko und der in der früheren DDR geborene Robin Szolkowy, dessen Mutter Deutsche und dessen Vater Tansanier ist. 2003 war Aljona auf ihrer Suche nach einem neuen Eiskunstlaufpartner nach Deutschland gekommen. Robin, der von trainiert wurde, suchte damals eine neue Tanzpartnerin. Ingo Steuer brachte beide zusammen. Im November 2004 liefen Aljona Savchenko und Robin Szolkowy zum ersten Mal gemeinsam auf dem Eis und gewannen direkt die Deutsche Meisterschaft. Seitdem sind mehrere große Erfolge dazugekommen: je vier gewonnene Welt- und Europameisterschaften, dazu die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2010 im kanadischen . Nach so vielen Jahren kennen beide sich sehr gut, sagt Robin:

Robin Szolkowy: „Wir laufen jetzt seit Jahren zusammen, und da weiß man einfach langsam, was der andere macht, obwohl man ihn überhaupt nicht sieht. Man fühlt, was der andere fühlt. Und das bringt natürlich viele, viele Vorteile mit sich. A) sieht es besser aus, und b) kann man sich natürlich auch viel mehr auf den anderen verlassen. Und das, denke ich, ist auch natürlich das, was uns sehr, sehr hilft und auch wirklich nach vorne bringt.“

Sprecher: Aljona und Robin haben so viele Stunden gemeinsam auf dem Eis verbracht, dass sie den anderen verstehen, wissen, was er vorhat, ohne ihn zu sehen. Jeder fühlt, wie Robin es ausdrückt, was der andere fühlt. Dieses Gefühl, den anderen inzwischen, langsam, so gut zu kennen, hat für Robin zwei Vorteile: Die Zuschauerinnen und Zuschauer sehen ein harmonisch tanzendes Paar, und jeder vertraut dem anderen, verlässt sich auf ihn. Bei der Aufzählung der beiden Punkte nutzt Robin die Formulierung „a)“ und „b)“, die eigentlich aus der Schriftsprache kommt. In der Alltagssprache ist die Verwendung von Buchstaben zur Aufzählung oft ebenso gebräuchlich wie die Verwendung von Zahlen. Nach vorne gebracht hat sie ihr Trainer. Von ihm trennten sie sich auch nicht, als kurz vor den Olympischen Spielen 2006 in Turin bekannt wurde, dass er als junger Sportler Informationen an den früheren DDR-Staatssicherheitsdienst geliefert hatte. Und Ingo Steuer sorgt dafür, dass sie weiter Erfolge feiern. Worin sieht er den Erfolg des Paares, und was ist das nächste Ziel?

Ingo Steuer: „Wir haben uns halt eben in den vielen Jahren jedes Jahr was Neues einfallen lassen, und ich hab’ auch mit Absicht im letzten Jahr nicht das Letzte aus den Zweien rausgekitzelt, sondern im Prinzip normalen ‚Basic‘ gemacht, um einfach noch mal ‘ne Schippe draufzulegen für Sotschi.“

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Sprecher: Ingo Steuer erzählt, dass er besonders in dem Vorbereitungsjahr auf die Olympischen Winterspiele 2014 im russischen Sotschi ein normales Trainingsprogramm absolviert hat. Er hat die Grundlagen trainiert, oder wie er es unter Verwendung des englischen Wortes ausdrückt, er hat normales ‚Basic‘ gemacht. Er wollte nicht das Letzte aus beiden rauskitzeln. Das Wort kitzeln bedeutet ursprünglich, dass man eine andere Person absichtlich an einer Stelle am Körper berührt, an der sie sehr empfindlich ist. Sie wird so lange „gekitzelt“, bis sie eine Reaktion zeigt, meistens ein Lachen. Wer im übertragenen Sinn „etwas aus jemandem herauskitzelt“, bemüht sich darum, etwas Verborgenes zum Vorschein zu bringen, jemandem Geheimnisse zu entlocken, aber auch jemanden über seine Grenzen hinaus weiter voranzubringen. Trainer Ingo Steuer wollte das 2013 aber nicht. Es sollte, wie er es redensartlich ausdrückt, die Möglichkeit geben, noch eine Schippe draufzulegen. Die Redewendung kommt aus der Zeit der Dampflokomotiven. Wenn der Heizer noch eine Schaufel, eine Schippe, Kohlen, drauflegte, bedeutete das, dass er die Leistung des Heizkessels steigern wollte. Aljona und Robin sollten sich ausreichend auf Olympia 2014 vorbereiten können. Die letzten Wettbewerbe waren für Aljona aus einem besonderen Grund wichtig:

Aljona Savchenko: „Man guckt, was man noch zu feilen hat, man fragt Preisrichter, da und da. Von da her, wichtig für uns, das ist Olympia und dort, dass alles klappt.“

Sprecher: Für Aljona zählt, dass bei den Olympischen Spielen alles nach ihren Vorstellungen funktioniert, dass es klappt. Sie findet, dass andere Wettbewerbe eine Art Test dafür waren, was sie und Robin noch verbessern müssten, woran sie zu feilen hätten. Der Ausdruck geht zurück auf das Bild einer Metallfeile, mit der man eine raue Oberfläche glätten kann. Verbesserungsvorschläge holt sich Aljona auch von Preisrichtern. Das ist eine Jury, die unter anderem im Eiskunstlauf anhand eines international festgelegten Wertungssystems Leistungen bewertet. Im Eiskunstlauf sind das etwa die technische Schwierigkeit bestimmter Elemente – wie Sprünge und Würfe –, der Aufbau sowie die Präsentation des Kurzprogramms und der sogenannten „Kür“. Bei der Kür können die Eiskunstläufer – anders als beim Kurzprogramm, das bestimmte Elemente enthalten muss – ganz frei entscheiden. Und dafür nehmen Aljona und Robin auch schon mal extra Ballettunterricht. Ziel ist es, wie bei jedem Wettbewerb, zu gewinnen. Sowohl Ingo Steuer als auch Robin sind da zuversichtlich:

Ingo Steuer / Robin Szolkowy: „Wir müssen einfach unsere Sache machen, müssen sauber laufen. Und dann müssen die anderen auch erst mal laufen. Es kocht jeder nur mit Wasser. / Wir trainieren, wir stehen, wenn man so sagen kann, gut im Saft und wir können uns nur noch selber im Weg stehen. Wir haben gezeigt, dass wir gute Leistungen abliefern können. Und das werden wir hinbekommen. “

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Sprecher: Robin fühlt sich ausreichend vorbereitet. Aljona und er stünden gut im Saft. Das ist eine Metapher aus der Pflanzenwelt: Sind Bäume und Pflanzen jung und kräftig oder Wiesen grün, dann stehen sie gut im Saft. Das Einzige, was laut Robin als Hindernis im Weg stehen könne, wären sie selbst. Steht jemand sich selbst im Weg bedeutet das, dass jemand aus Angst oder psychischem Druck sein Ziel nicht erreicht. Ingo Steuer ist allerdings der Meinung, seine „Schützlinge“ sollten ihre Sache – oder auch ihr Ding – machen, also das zeigen, was sie können. Und das möglichst präzise, sauber. Außerdem sollten sie daran denken, dass die Konkurrenten ja in einer ähnlichen Situation seien. Jeder würde nur mit Wasser kochen, hat also die gleichen Ausgangsbedingungen. Aljona Savchenko und Robin Szolkowy können stolz auf sich sein: Aus einer Art „Zufallsbekanntschaft“ ist eines der erfolgreichsten deutschen Eislaufpaare geworden.

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Fragen zum Text

Was stimmt? Beim Training für Olympia 2014 hat Ingo Steuer … 1. Höchstleistungen von Aljona und Robin verlangt. 2. sich die Möglichkeit offen gehalten, ihre Leistung noch steigern zu können. 3. jede Menge Neues in das Trainingsprogramm gebracht.

Eiskunstläufer müssen … 1. auf dem Eis möglichst harmonisch zusammen laufen. 2. Ballettunterricht nehmen, um erfolgreich zu werden. 3. bei der Kür festgelegte Sprünge und Würfe zeigen.

Was könnte einen Erfolg des Eiskunstlaufpaares verhindern? Wenn es … 1. an sich feilt. 2. das Letzte aus sich rauskitzelt. 3. sich immer selbst im Wege steht.

Arbeitsauftrag In der deutschen Sprache finden sich viele Metaphern oder Redewendungen, die aus dem Sport kommen. Beispiele hierfür sind etwa übers Ziel hinausschießen, in den Startlöchern stehen oder jemandem den Wind aus den Segeln nehmen. Finde mindestens fünf weitere Beispiele und bilde entsprechende Sätze.

Autor/in: Herbert Schalling; Beatrice Warken Redaktion: Ingo Pickel

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