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Tourentipp Foto: Ernst Zbären Proposte di gite

Suggestions de courses

Fünf Tage alpines Genusswandern Tour du Das Wildhorn auf der Kantonsgrenze -Wallis gehört zu den beliebtes- ten Skihochtourenzielen in den Ber- ner Alpen. Seit eine heikle Wegpartie am Col des Audannes mit Leitern und Fixseilen entschärft worden ist, kann nun das Wildhorn auch im Hochsom- mer und Herbst in einer mehrtägigen Wanderung umrundet werden.

Am besten reserviert man sich eine gan- ze Woche für die Tour du Wildhorn. So kann man an einem allzu garstigen Tag auf mehr Sonne warten oder einen Ruhe- tag in einer der Hütten geniessen. In der In fünf Tagen rund ums Wildhorn, 3247 m, den höchsten Gipfel folgenden Variante der Tour du Wild- der westlichen Berner Alpen Felsen und Steine das Grün beidseits des horn ist mit dem Arpelistock, 3035 m, jetzt nur noch schmalen Weges ab. Die auch eine Gipfelbesteigung inbegriffen. letzte Aufstiegsstunde über das Rawil- Meter tief ist der neu herauserodierte seeleni gibt Aufschluss über unsere Kon- Zu den schönsten Graben. dition, und an sonnigen Nachmittagen Sonnenuntergängen Vor der Blattihütte, einer einfachen hat hier noch niemand über fehlende Nach dem Wegweiser auf der Iffigenalp Schutzhütte, quert unser Weg steile Wärme geklagt. Trotz dieses steilen verlaufen nur noch wenige Meter des Wände. Im vorletzten Jahrhundert wur- Schlussstücks sollte man nach einer ers- Rawilpasswegs flach, bis man dann im de er als Ersatz für einen an der östlichen ten Rast auf der Wildstrubelhütte bis Fichtenwald auf dem angenehm steigen- Begrenzung des Iffigtales über den First- rechts vom Sattel zwischen Weisshorn den Weg schon bald seinen Tritt findet. li-Grat emporführenden Rawil-Saum- und Rohrbachstein weitersteigen. Der Fast bedrohlich ragt das Mittaghorn pfad gebaut. Am Stiereläger zeigt der Blick übers Rhonetal in die Walliser über uns auf, an dessen Steilflanke vor Wegweiser «Wildstrubelhütte» vom Alpen ist grandios. Am Abend testen wir wenigen Jahren die herabstürzenden Passweg nach links. Bald danach lösen die Anzeige der Wildstrubelhüttenwarte Wasser gar wüst getobt haben. Viele Jeannette und Ueli Gertsch im «Ober- simmentaler» von den «schönsten Son- Infos nenuntergängen auf SAC-Hütten im westlichen Berner Oberland»: Sie haben Anreise: Im Intercity bis Spiez, umsteigen auf Simmentalbahn bis Zweisimmen, dann mit nicht übertrieben! Nur die Blümlisalp- MOB bis Lenk und weiter mit Bus Lenk–Iffigenalp. Berghaus Iffigenalp, Ernst Gfeller, und Glecksteinhütte bieten – weiter öst- Tel. 033 733 13 33 lich – vergleichbare Logenplätze für das Führer/Karten/Wegmarkierung: Mosimann Ueli, Alpinwandern: Rund um die Berner Alpen. abendliche Licht- und Farbenspiel. SAC-Verlag, Bern 2003. LK 1:25 000 Blatt 1266 Lenk, 1286 St-Léonard; LK 1:50 000 Blatt 263 T , 273 T Montana. Ausreichende bis sehr gute Bergwanderwegmarkierung Ténéhet – Karrenfelder am Wildhorn (weiss-rot-weiss). Keine Markierung auf dem Abschnitt Arête de l’ Arpille–Arpelistock– Rottal–Geltenhütte. Mit einem Blick kann die Wegstrecke Jahreszeit/Ausrüstung: Nach der Schneeschmelze bis Ende September/Anfang Oktober. des zweiten Tages, mit Ausnahme des Komplette Bergwanderausrüstung für alle Wetterverhältnisse. Zwischenverpflegung für kurzen Schlussabschnitts nach dem Col mindestens fünf Tage, Frühstück und Abendessen in den Hütten erhältlich. des Eaux Froides, erfasst werden. Auffäl- Wer die Wanderung unterbrechen will, hat folgende «Ausstiegsmöglichkeiten»: Plan des lig sind die ausgedehnten hellen Schrat- Roses–Lac de Tseuzier (Barrage du Rawil) • Postauto Sion / Cabane des Audannes–Les tenkalkflächen auf der Walliserseite von Rousses • Postauto Sion / La Selle–Pas de Maimbre • Gondelbahn • Postauto Sion / Arête Schnide- und Wildhorn, deren unters- de l’Arpille–Sanetschpass • Postauto Sion / Geltenhütte–Lauenensee • Postauto

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TOURENTIPP

ten Teil wir queren werden. Vorerst Passhöhe aus erblickt man den weiten Begegnung an der Kantons- gehts auf dem Hüttenweg Richtung Karkessel Les Audannes mit dem gleich- grenze Bern–Wallis: Ehringer- Rawilseelein, wo man links in Richtung namigen See und der darüber stehenden Rinder am Rawilpass Rawilpass abzweigt. Nach der Passhöhe gleichnamigen Hütte. lm Hüttenpros- folgen zwei fast ebene Wegkilometer auf pekt der Cabane des Audannes wird ein dem Passweg bis zum namenlosen See- «décor lunaire» erwähnt – treffend, lein auf Plan des Roses. Hier gehts nach denn diese Landschaft besitzt wirklich rechts Richtung Karrenfelder an der etwas mondartig Karges. Nur die Far- Südostseite des Schnidehorns. Auf dem benvielfalt der verschiedenen Felsarten weglosen Fels weisen Farbmarkierungen übertrifft jene auf dem Mond. die Richtung, mal einige Höhenmeter gewinnend, dann wieder verlierend bis Panoramablick vom Arpelistock zum Lac de Ténéhet. Beeindruckend ist Steine und Felsen prägen fast die ganze die Vielfalt der Formen im festen Kalk- Strecke des folgenden Tages. Nur bei fels sowie in den Karrenfeldern, aber den beiden Seen auf Grand’ Gouilles auch jene der Blütenfarbtupfer in dieser sind Spuren menschlicher Tätigkeit zu Einöde. Jahr um Jahr vergrössert sich die finden. Wer sich für unberührte Berg- Felsfläche nach oben, denn die sonnsei- natur mit ihrer stillen Erhabenheit be- tigen Gletscher am Wildhorn – Glacier geistern kann, wird diese Etappe be- des Audannes und Glacier de Ténéhet – sonders geniessen. Und dies nur zwölf leiden an akuter Schwindsucht! Kilometer vom Walliser Kantonshaupt- Die Länge des Tälchens am Rande ort Sion entfernt! der Karrenfelder zum Col des Eaux Froi- Sanft ist der Anstieg von der Hütte des haben wir am Morgen von der Wild- zum Col des Audannes. Sanft auch die strubelhütte aus unterschätzt. Von der Wärme der frühen Vormittagssonne während der ersten Wegstunde. Intensi- ver wird die Strahlung im Anstieg zur Arête de l’Arpille. Und richtig heiss kann es im steilen Aufstieg zum Arpelistock werden – als Höhepunkt die Aussicht von seiner breiten Kuppe: Auf 106 km Länge aufgereiht Gipfel an Gipfel, jen- Fotos: Ernst Zbären seits der Rhone zwischen Monte Leone am Simplon und Montblanc. Eher nega- tiv die Skilifte auf dem Glacier de Tsan-

Wanderer auf der Arête de l’Arpille. Hinten Montblanc und Haut de Cry (r.) 12 DIE ALPEN 7/2003 __ q

fleuron an der für den Som- schwundene Bach ohne Skrupel in die Zuvor aber gehts von der Geltenhütte merskilauf. In wenigen Jahrzehnten Rubrik «Fortschritt» eingereiht wurde. auf dem Hangweg mit prächtigen Tief- wird der schrumpfende Gletscher dem Die Gemeinde ersuchte den und Rückblicken ins Geltental, dann Spuk wohl ein Ende setzen. Kanton Bern, das Geltental unter Schutz von der Alp Chüetungel im Aufstieg in Wir verlassen den höchsten Punkt zu stellen, was im Sommer 1957 ge- die wieder steinige Umgebung an der der Tour du Wildhorn in nordwestlicher schah. Zwölf Jahre später wurde dann Nordseite des Niesehorns und weiter zur Richtung. Nach etwa 500 m hält man das Naturschutzgebiet Geltental zum Übernachtung in die Wildhornhütte. rechts und gelangt am Rande des Gelten- heutigen rund 43 km2 messenden Natur- Am Schlusstag gehts dann fast nur noch gletschers absteigend ins Rottal. lm schutzgebiet Gelten-lffigen erweitert. abwärts, abgesehen vom Iffigsee, wo der Moränenschutt des Gletschervorfeldes Die ganze Wegstrecke auf Berner Boden, taucht eine Pfadspur auf, die bald zum abgesehen vom Schluss nach dem Iffig- Weg wird. Bevor man das Rottal bei fall, liegt innerhalb dieses Schutzgebietes. Blauer Himmel, heller Schrat- tenkalk und brauner Sandstein Punkt 2062 verlässt und die letzten unter dem Col des Eaux Froides Meter zur neu ausgebauten, familien- freundlichen Geltenhütte absteigt, lohnt sich noch eine längere Rast: faszinierend die Wasser von Geltengletscher und Wildhorn an der rechten Talflanke. Ge- gen 200 m freie Fallhöhe besitzt der Bach am linken Rand dieser Arena. Direkt da- vor die viele Hektaren messenden Sand- flächen, wo die Wasser zum Geltenbach zusammenfinden.

Naturschutzgebiet Gelten-Iffigen Als der Bach vor 50 Jahren in den Stau- see am Sanetschpass abgeleitet werden sollte, wodurch der ausserordentlich schöne Wasserfall Geltenschuss ver- schwunden wäre, passierte etwas Uner- wartetes: Die Lauener stellten sich ganz entschieden gegen dieses Vorhaben – zu einer Zeit, als noch jeder zur Elektrizitäts- gewinnung in Rohren oder Stollen ver-

An der Westseite des Col des Audannes. Hinten der nur wenig ansteigende Ostgrat des Geltenhorns

Bunt sind die Sedimentfelsen vom Rawilseeleni über die weite Mulde westlich des Rawilpas- ses – Plan des Roses – bis zum Wildhorn.

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Blick vom Arpelistock zurück auf die durchwanderte, geolo- gisch überaus lebendige Land- schaft. Hinten die Walliser Alpen mit Weisshorn (m.) 14 DIE ALPEN 7/2003 __ q

Foto: Ernst Zbären

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TOURENTIPP

Tagesetappen

1. Tag: 4 Std. 30 Min. / 1207 m Aufstieg / T2 nes, 2886 m–Grand’ Gouilles, 2499 m–Arête de l’ Arpille–Arpeli- Iffigenalp, 1584 m–Blattihütte, 2027 m–Stierelager, 2278 m–Rawil- stock, 3035 m–Rottal, 2062 m–Geltenhütte, 2003 m. Geltenhütte seeleni, 2489 m–Wildstrubelhütte, 2791 m. Wildstrubelhütte SAC: SAC: Ueli und Marianne Stalder, Tel. 033 765 32 20 Ueli und Jeannette Gertsch, Tel. 033 744 33 39 4. Tag: 3 Std. 45 Min. / 595 m Aufstieg, 295 m Abstieg / T3 2. Tag: 5 Std. 15 Min. / 281 m Aufstieg, 566 m Abstieg / T3 Geltenhütte, 2003 m–Usseri Gelten, 1927 m–Geltentrittli–Chüe- Wildstrubelhütte, 2791 m–Rawilpass, 2429 m–Plan des Roses, tungel, 1786 m–Stigelschafberg, 2381 m–Wildhornhütte, 2303 m. Seelein, 2367 m–Lac de Ténéhet, 2440 m–Col des Eaux Froides, Wildhornhütte SAC: Tel. 033 733 23 82 2648 m–Cabane des Audannes, 2508 m. Cabane des Audannes: 5. Tag: 2 Std. 45 Min. / 1093 m Abstieg / T2 Armand Dussex, Tel. 079 310 90 60 Wildhornhütte, 2303 m–Iffigsee, 2065 m–Groppi, 1741 m–Iffigen- 3. Tag: 6 Std. 15 Min. / 916 m Aufstieg, 1419 m Abstieg / T4 alp, 1584 m–Iffigfall–Färiche/Pöschenried, 1210 m Cabane des Audannes, 2508 m–La Selle, 2709 m–Col des Audan-

Weg wenige Meter ansteigt. Auf der Iffi- ker Talboden folgen oder im Restaurant Wildhorn nicht sichtbar, dafür steht der genalp sind die einzigen Asphaltkilome- «Alpenrösli» im Pöschenried auf den Wildstrubel breit im Talhintergrund. Da ter der fünf Tage zurückzulegen, bevor Bus warten, hängt vom Zustand der gäbe es doch ebenfalls einen Weg, rund- ein idealer Wanderweg am Iffigbach Muskeln und Gelenke nach 1100 m Ab- herum wie ums Wildhorn! a weiter talwärts führt. Auch nach dem stieg ab. Vom Bahnhof Lenk ist das Ernst Zbären, St. Stephan 120 m hohen Iffigfall setzt sich der Ge-

nussweg fort. Ob wir ihm bis in den Len- < < Letzter Höhepunkt der Wande- rung rund ums Wildhorn: der rauschende und staubende Iffigfall Fotos: Ernst Zbären

Blick über den Iffigsee ostwärts zum Wildstrubel

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