Sophie-Carmen Eckhardt-Gramatté
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Eckhardt-Gramatté, Sophie-Carmen Profil Die Komponistin, Pianistin und Geigerin Sophie-Carmen Eckhardt-Gramatté fiel schon als Kind durch ihre musi- kalische Dreifachbegabung auf, die sie in Konzerten mit beiden Instrumenten und eigenen Kompositionen schon im Alter von elf Jahren unter Beweis stellte. Im Laufe ih- res Lebens konzentrierte sie sich immer mehr auf das Komponieren, die Auftritte als Instrumentalistin gingen zurück und beschränkten sich schließlich auf Aufführun- gen ihrer eigenen Werke. V. a. in Kanada, ihrem späte- ren Lebensmittelpunkt, erfuhr sie eine große Anerken- nung als Komponistin und Instrumentallehrerin und hin- terließ, anders als in Europa, deutliche Spuren im kultu- rellen Gedächtnis. Orte und Länder Geboren in Moskau verbrachte Sophie-Carmen Eckhardt- Gramatté die ersten Jahre ihrer Kindheit in England. Im Alter von fünf Jahren zog sie mit ihrer Mutter und einer Halbschwester nach Paris, wo sie später am Konservato- rium studierte. Ab 1914 lebte die kleine Familie in Berlin. Sophie-Carmen Eckhardt-Gramatté Mit ihrem ersten Ehemann Walter Gramatté lebte So- phie-Carmen Eckhardt-Gramatté v. a. dort, aber auch Sophie-Carmen Eckhardt-Gramatté zwei Jahre (1924–26) in Barcelona. Mit ihrem zweiten Geburtsname: Sophie-Carmen Fridman Ehemann Ferdinand Eckhardt lebte sie ab 1939 in Wien, Varianten: Sophie-Carmen Friedmann, Sophie-Carmen 1953 wanderte das Paar nach Winnipeg in Kanada aus. Fridman-Gramatté Biografie * 6. Januar 1899 in Moskau, Russland „The origins of Sophie-Carmen Eckhardt-Gramatté are † 2. Dezember 1974 in Stuttgart, Deutschland shrouded in legend“ („Die Herkunft Sophie-Carmen Eck- hardt-Gramattés liegt im Ungewissen.“) – so beginnt Fer- Komponistin, Pianistin, Geigerin, Klavier- und dinand Eckhardt die Biografie über seine Ehefrau in An- Violinlehrerin, Hochschuldozentin spielung auf die Unklarheiten, die in Bezug auf Geburts- jahr, -ort und Vater der Künstlerin bestehen (Eckhardt „Each plant needs personal care; some need tropical 1985, S. 17). Diese Legenden wurden maßgeblich von warmth, others need to grow slowly in coolness and sha- Eckhardt-Gramattés Mutter Catharina de Fridman, geb. dow. As there is no uniform treatment for plants, neither Kotschewskaja (in engl. Publikationen Kochevskaia) um is there for composers.” die Herkunft ihrer Tochter gewoben. (Catharina de Frid- man war die Französisch- und Klavierlehrerin der Fami- „Jede Pflanze braucht individuelle Pflege; manche benöti- lie Tolstoi.) Von ihrem Ehemann Nicolas Karlowitsch de gen tropische Wärme, andere gedeihen langsam in Kühle Fridmann war sie zum Zeitpunkt der Geburt ihres drit- und Schatten. Weder für Pflanzen, noch für Komponis- ten Kindes Sophie-Carmen schon getrennt und führte ten gibt es eine gleichförmige Behandlungsweise.“ mit ihm einen zähen Streit über das Sorgerecht für ihre zwei älteren Kinder. Als Vater ihrer 1899 geborenen (S. C. Eckhardt-Gramatté, aus dem Artikel „Modern Mu- Tochter Sophie-Carmen nannte sie in ihrer autobiografi- sic“. In: The Manitoba Arts Review, 1957/58. S. 5) schen Schrift „Wie und warum Sophie Carmen Friedman zur Welt kam" (entstanden um 1922 und auf deutsch und französisch erschienen, vgl. Quellen) einen ihrer Kla- – 1 – Eckhardt-Gramatté, Sophie-Carmen vierschüler, für dessen Existenz nur wenige belastbare hältnissen lebend musste sie für sich, ihre Mutter und Beweise vorliegen (Eckhardt, S. 194f). Schwester den Lebensunterhalt mit Auftritten etwa in Re- Fest steht aber, dass Catharina de Fridman entschlossen staurants oder Cafés verdienen und bekam zunächst nur war, mit ihren drei Kindern Russland zu verlassen und selten eine Gelegenheit wie jene am 15. April 1915, wo sie in England eine neue Existenz aufzubauen. Kurz nach So- auf Einladung des Konzertagenten Hermann Wolff ein phie-Carmen Eckhardt-Gramattés Geburt konnte sie die- Konzert im Bechstein-Saal geben konnte (Carruthers sen Plan in die Tat umsetzen, musste aber nach kurzem 1998, S. 28). Im selben Jahr lernte sie die Geigerin Su- Aufenthalt in der Whiteway Colony aufgrund finanzieller zanne Chaigneau kennen. Die Schwiegertochter Joseph Schwierigkeiten ihre Tochter dort in einer Pflegefamilie Joachims förderte sie in vielfältiger Weise: sie konnte zurücklassen, um erneut nach Russland und zu ihrer Tä- Eckhardt-Gramatté finanzielle Unterstützung durch den tigkeit als Klavierlehrerin zurückzukehren. Erst 1904 traf Bankier Franz von Mendelssohn vermitteln, stellte ihr ei- sie wieder mit Sophie-Carmen zusammen und ließ sich ne Violine von Joseph Joachim zur Verfügung und er- nun mit dieser und ihrer ältesten Tochter Sophie in Paris möglichte es, dass sie 1918 Unterricht bei Bronisław Hu- nieder; ihr Sohn Nicolas besuchte inzwischen in der berman nehmen konnte. Schweiz die Schule. Schon während ihrer Zeit am Conservatoire de Paris war das Komponieren eine stetige Begleitung des Instrumen- In Paris begann Sophie-Carmen Eckhardt-Gramattés talstudiums gewesen, das auf eine mögliche Virtuosen- musikalische Ausbildung, zunächst durch Zuhören beim karriere ausgerichtet war, und auch in Berlin setzte sie ih- Musikunterricht, den ihre Mutter, eine Schülerin Anton re kreative Arbeit fort. Es entstanden in den Jahren bis und Nikolai Rubinsteins, erteilte. Bald erhielt sie selbst 1930 zahlreiche Kompositionen für Violine oder Klavier auch Klavierstunden, improvisierte erste eigene Stücke solo bzw. Kammermusik- oder Orchesterwerke, von de- und erwarb Grundlagen des Violinspiels. 1908 wurde So- nen viele ganz offenbar auf ihre eigenen Bedürfnisse als phie-Carmen am Conservatoire de Paris aufgenommen Konzertpianistin und –geigerin ausgerichtet waren und und studierte dort sowohl Geige als auch Klavier (Eck- selbstverständlich Eingang in ihr Repertoire fanden. Da- hardt, S. 29). Ihre Violinlehrer waren Alfred Bruhn und zu zählen besonders die Violinsonaten und –capricen, Guillaume Rémy, Klavierunterricht erhielt sie bei Sophie die Klaviersonaten oder ihr Concerto für Violine solo Chenée, außerdem studierte sie Kammermusik bei Vin- und das erste Klavierkonzert. cent d’Indy und Camille Chevillard (vgl. Kreyszig 2001, Sp. 66 und Eckhardt, S. 29f). Nicht nur bei den Prüfun- 1919 hatte sie den expressionistischen Maler Walter Gra- gen im Conservatoire, bei denen u. a. Claude Debussy, matté kennen gelernt, den sie im folgenden Jahr heirate- Maurice Ravel und Camille Saint-Saëns als Prüfer fun- te. Unerwartete Schwierigkeiten bereitete dem Paar v. a. gierten, sondern auch bei ersten öffentlichen Konzerten die Suche nach einer Wohnung, die ihnen beiden unge- ab 1910 erhielt Sophie-Carmen Eckhardt-Gramatté be- störtes künstlerisches Arbeiten ermöglichen würde. geisterte Reaktionen. Bei ihren Auftritten in Paris, Genf Nach zahlreichen vergeblichen Versuchen und Fehlschlä- und Berlin als Elf- und Zwölfjährige spielte sie in der Re- gen und auch aufgrund finanzieller Schwierigkeiten ent- gel beide Instrumente, außerdem trug sie eigene Kompo- schieden sich die beiden 1924, nach Spanien zu gehen. sitionen vor und stellte so ihre dreifache musikalische Be- Bis 1926 lebten sie in Barcelona, eine Zeit, in der Sophie- gabung unter Beweis. Carmen Eckhardt-Gramatté das ungestörte und sorgenf- 1914 endete ihre Ausbildung am Pariser Conservatoire reie Komponieren genoss (vgl. von Zadow 2011, S. 204). offenbar im Streit mit mehreren Lehrern und dem Direk- Das Paar reiste viel und pflegte Kontakte zu anderen tor Gabriel Fauré, nachdem sie sich bei einer Violinprü- Künstlern, so z. B. zu Pablo Casals, der seit dieser Zeit fung ungerecht beurteilt gefühlt hatte (vgl. Abschrift ei- ein großer Verehrer Sophie-Carmen Eckhardt-Gramattés nes Briefes an Fauré vom 13. Dezember 1913, in: Eck- und ihrer Kompositionen war (vgl. Aussage über Eck- hardt 1985, S. 31f). hardt-Gramatté durch Casals in Carruthers 1998, S. 27, und Abbildung einer gewidmeten Fotografie in Eckhardt Nach diesen Ereignissen verließ sie mit Mutter und 1985, S. 125). Schwester Paris und ging nach Berlin. Kurz vor Beginn Eine Konzerttournee mit dem Pianisten Edwin Fischer des Ersten Weltkriegs war es für die junge Künstlerin fand 1925 in Deutschland statt. 1926 gingen die Gramat- schwierig, dort Fuß zu fassen. In teilweise prekären Ver- tés nach Berlin zurück, wo sie sich endlich dauerhaft nie- – 2 – Eckhardt-Gramatté, Sophie-Carmen derlassen konnten. 1927 folgte eine Konzertreise nach Schaffen dieser Zeit, die von solistischen Werken hin zu Spanien und Nordafrika, und Walter Gramattés Werke Kammermusik bzw. zu größeren Instrumentalbesetzun- wurden in Berlin ausgestellt, doch trotz des sich allmähli- gen führt. In dieser Zeit der kompositorischen Produkti- ch einstellenden Erfolgs blieb die finanzielle Situation vität gingen die Auftritte als Konzertgeigerin und -pianis- schwierig. Gleichzeitig verschlechterte sich ab 1928 der tin immer stärker zurück, Eckhardt-Gramatté führte nun Gesundheitszustand Walter Gramattés zusehends, am 9. nur noch ihre eigenen Werke auf. Februar 1929 starb er an Tuberkulose. Trotz des Krieges entwickelten sich Kontakte ins Wiener Gesellschafts- und Musikleben, Sophie-Carmen Eck- Der Tod ihres Mannes traf Sophie-Carmen Eckhardt-Gra- hardt-Gramatté unterrichtete, komponierte und veran- matté hart. Eine für das Frühjahr 1929 geplante Konzert- staltete Hauskonzerte. Nach Kriegsende intensivierten si- reise nach Philadelphia und Chicago mit den Dirigenten ch diese Aktivitäten und es fanden immer mehr Auffüh- Leopold Stokowski und Friedrich August Stock fand rungen ihrer Werke statt. 1945 wurde sie Mitglied der zwar im November desselben Jahres statt, danach aber wiedergegründeten