Hohenzollerische Heimat

Vierteljahresblätter für Schule und Haus Preis halbjährlich 1.40 DM

Schriftleitung: Druck und Verlag: Buchdruckerei S. A c k e r, Gammertingen Fritz S c h o d e r, Postscheckkonto Stuttgart 35 892 4 P 3828 F Bank: Hohenz. Landesbank Gammertingen 15

Nummer 1 Gammertingen, Januar 1966 116. Jahrgang

?um neujatjr 1966: Jn (Rottes Hamen fahren totr auf feine üröftung tjoffen toic <$ib trieben uns in biefec ?eit, tuenb von uns alles f^ecjeleib! ^yrie eleifon.

Altes Brauchtum um Weihnachten in Rangendingen vor 50 Jahren von Joh. Wannenmacher Noch bis zum 1. Weltkrieg zeigte die Bevölkerung von schrecken, wenn es auf einmal hinter unserem Haus „drfür" Rangendingen in ihrer Lebens- und Denkweise eine rein kracht! Eine ganze Stunde schon schleichen die Burschen bäuerliche Struktur. Ueberaus mannigfaltig und sinnreich gruppenweise wichtigtuend herum. Endlich läutet es waren dabei d' ; oft Jahrhunderte alten Sitten und Ge- „Schrecke"! Ein Räuspern, die Augen zugekniffen und abge- bräuche, die jeden wichtigen Lebensabschnitt, Arbeit und drückt! Ha, hat dös gekracht! Eilig wird geladen, weitere Feste umrankten und allem einen gewissen Halt, Form und Schüsse fallen. An anderen Stellen kracht es ebenfalls — Richtung gaben. 's ischt Weihnachten! Von einem besonders reichen Brauchtum wurde Weihnach- Inschwischen war es Abend geworden. Der Vater hatte ten, das innigste aller Feste, umgeben. Stufenweise führten das Vieh abgefüttert und fegte säuberlich alles unter dem schöne Adventslieder, Rorateämter in den frühen Morgen- „Obadaloch" weg. Er wollte nämlich am Weihnachtsmorgen stunden die Gläubigen hin zu dem eigentlichen Fest. Am sehen, von welcher Fruchtart die meisten Körner vom Nachmittag vor Weihnachten, zu der Zeit, da sonst her- „Kräch" heruntergefallen waren. Diese Sorte würde dann kömmlich der Sonntag eingeläutet wurde, stand dann jung im nächsten Jahr am besten gedeihen, so sagte alter Bauern- und alt auf seinem Postei und wartete auf das „Schrecke- glaube. läuten". Langsam setzten die Glocken ein und feierlich ju- Nun wurden Scheune, Stall, Schuppen und alles, was zum belten sie dann gemeinsam alle herab vom hohen Turme, Hause gehörte, sorgfältig abgeschlossen, weil in der Christ- dazwischen die silberhelle Stimme eines Glöckleins, dessen nacht auch der Böse umgeht und der Dieb stehlen muß, u. wäre Klänge man nur beim Schreckeläuten und am Weihnachts- es auch nur „ein Strohhalm von der Miste" (Dunglege). Da- tage hörte. rauf versammelten sich Eltern und Kinder Um den Christ- Während des Schreckeläutens gab es viel zu tun. Draußen baum, freuten sich an den Äpfeln, Nüssen und „Springerle", im Obstgarten lag schon bei jedem Baum ein „Wisch" Stroh. die daran hingen, an den strahlenden Lichtlein und dem Kaum waren die Glocken angezogen, da eilten die Kinder hin- würzigen Tannenduft. Ein altes Weihnachtslied und ein zu, nahmen das Stroh und banden es um den Stamm eines je- Gebet für alle Lieben und Verstorbenen zum Christkind de Baumes. Es war ein Laufen und Rennen, denn bis aus- beendete die unvergeßliche Feier. Geschenke lagen um diese geläutet war, mußte die Arbeit beendigt sein. Jeder Baum Zeit noch nicht unter dem Christbaum und störten auch nicht mußte dann seinen Strohbund haben, sofern er, wie man die volle Sammlung und Besinnung auf das Wesentliche der glaubte, nicht erfrieren und im kommenden Jahr wieder hohen Weihnacht. viel Frucht tragen sollte. Am Hl. Abend ging man nicht ,,z' Liacht" (zu Besuch in Im Hause drin aber waltete die Mutter eines geheimnisvol- andere Häuser). Allerhand gruselige Geschichten von Gei- len Brauches. Schon am Morgen hatte sie einen frischen stern und Gespenstern waren wohl bekannt, die manchem Besen aus „Tannenreis" angesteckt. Sobald das Schrecke- Waghalsigen schon bös mitgespielt hatten. Frühzeitig legte läuten ertönte, begab sie sich mit demselben auf die „Bühne", man sich zur Ruhe, vergaß jedoch nicht, zuvor noch zwölf begann emsig zu fegen und das Haus von oben bis unten Zwiebelschalen, die man mit den Monatsnamen bezeichnete, auszukehren. In der Stube aber nahm sie den „Kehrwisch", auf den Tisch zu legen und sie mit Salz zu füllen. War das fegte in Kreuzesform die vier Ecken aus, indem sie dabei Salz in einer Schale am Weihnachtsmorgen ganz vergangen, leise die Worte sprach: so war im kommenden Jahr von diesem Monat viel Regen und Nüsse zu erwarten. Andere Leute wiederum holten die „Naus, ihr Ratta und Mäus aus meim Haus — wundersame „Jerichorose" hervor und stellten sie in ein Glas d'r heilig Geist ischt em Haus — ! Wasser. Wenn sie voll und ganz aufging, war nach Väter- Im Namen des Vaters, des Sohnes und des hl. Geistes glauben ein gutes Jahr zu erhoffen, blieb sie aber geschlos- Amen!" sen, dann standen schlechte Zeiten in Aussicht! — Allen Hausbewohnern war vorher streng untersagt wor- Am Christmorgen selber läutete man in aller Frühe noch- den, die Mutter bei dieser Tätigkeit zu „braffeln", (sie an- mals die „Schrecke". Dann ging der Vater schnell in den zusprechen oder zu stören), sonst würde nach altem Glauben Stall und gab dem Vieh zu fressen. Auf das Futter wurde der Spruch seine Kraft verlieren und das Ungeziefer im Salz geworfen. Die Mutter hingegen nahm eilig den Wasser- Hauee nicht weichen. kübel und lief raschen Schrittes dem Brunnen zu. Schon Auch (Ii jungen Burschen kamen während des Schrecke- knarrte auch des Nachbars Haustür. Doch sie hatte Glück lä^teus auf ihre Rechnung. Schon Tage zuvor wurde die alte und „erwischte" das erste Wasser vom Brunnen. Damit hat Pistole über der Kammertür mit einer besonderen Liebens- sie, wie man glaubte, das ganze Jahr über Glück und Vor- würdigkeit betrachtet und heimlich auf ihre Zuverlässigkeit rang vor allen anderen. geprüft. Pulver, Käpsele (Zündhütchen), Ladestock, alles Nach diesem Glücksgang begab sich die Mutter zu den wurde gemeinsam beschafft. Man konnte es bald nicht mehr Hühnern, Gänsen und Enten. Auch sie erhielten ihr Futter, erwarten, bis dej- „H. Obad" kam. Was werde;- sie er- denn am Christmorgen unter dem Schreckeläuten mußten Oh ...... H O H K N Z O T. L 11 n I s. C 71R HEIMAT - - '.Tab i'gfi ri t? 1 ff ß'6

aüe. Haustiere'zu fressen .bekommen, sollten sie wohl: ge- „Dotta" und Dötte" (Taufpatir^utMi" Taufte)'-.brachten dann deihen'. und gesund, bleiben. —. Brezeln, Äpfel, Nüsse und Springe rle; Helle Kiridäraügen 1 . Dann ging es m die Kirche. Noch war es Nacht; die Sterne glänzten vor. Freude , wenn die farbigen' Ttichlein, in welche funkelten, und ..der1 Schnee knirschte unter den. Füßen. Von die Geschenke eingepackt waren, auseinandergenommen und allen Seiten, kamen die-iKärchgängei1 und man wünschte sich der Inhalt verteilt wurde. Jedes Kind 'trug, dann seinen Teii i'rohen Herzens gegenseitig „Gute Weihnächta"! Der Kirehen- an seinen Platz um dann — je nach Veranlagung — längere raum war feierlich geschmückt. Gespannt wartete alles auf oder kürzere Zeit damit aufzukommen. Manch, ergötzliche die Verkündigung der Frohbotschaft und auf das uralte Weih- Geschichte hat sich hierbei da und dort zugetragen. nachtslied:In dunkelet? Nacht —'die Hirten noch wach", Eine neue Zeit ist inzwischen! heraufgezogen, zwei Welt- das man-nur in Rangendingen und auch, nur an Weihnachten kriege, rasche' technische "Entwicklung,' Industriealisierung, sang. Kaum einmal im Jahre ergoß sich in «inem Lied) soviel andere Anschauung^- und Denkweisen und nicht zuletzt eine angestaute Freude und Jubel, soviel gläubige Innigkeit mit gewisse religiöse Verflachung haben dem alten Brauchtum solcher Kraft in den weiten Kirchenraum und bis hinaue auf größtenteils den Boden entzogen. Nur noch wenig ist .davon die träumenden Weihnachtsfluren, wie es beim Singen dieses übriggeblieben und selten Neues an dessen. Stelle getreten. Liedes geschah. Jetzt war es in den Herzen aller erst so Gutes Brauchtum und gute Sitten sind aber geistige Gehäuse, richtig Weihnachten geworden! — in denen sich vor allem, unser Gemüt aufhält, darin wächst Nach: dem Frühgottesdienst ging es aus der damals noch und sieh, betätigt. Auch unsere heutige Zeit, mit ihrer oft so nicht geheizten Kirche eilig heimwärts. In jeder Stube wurde übersteigerten Sachlichkeit und ihrem Streben nur nach der Christbaum „angezündet". Dann versammelte man sich materiellem Vorteil und Gewinn wird eines Tages wieder zum Frühstück, denn am Weihnachtsmorgen, gab es aus- einsehen müssen, daß der Mensch, neben dem. kühlen rech- nahmsweise v Kaffee mit Hutzelbrot. Die Hutzeln, wurden nenden Verstand auch noch ein Herz besitzt, dessen Kräfte meist aus eigenen Früchten bereitet und von der Mutter m.an auf jede Art hegen. und pflegen muß, sofern überhaupt sorgsam für1 Weihnachten ver\vahrt, Wie das mundete! für alle Gebiete des menschlichen Lebens die größten. Kraft- Nachmittags wurden die' Kinder noch besonders beschenkt. quellen erhalten bleiben sollen.

Vor 50 Jahren — Kleinigkeiten aus dem Alltag eines Albdorfes Fortsetzung Merkwürdigerweise belegten sich die Ringinger und Bur- Gifte mehr Gefahren ausgesetzt ist, als unsere Voreltern, ladinger g.e gen seit ig mit dem gleichen Spottnamen die.ihr kostbares Naß aus natürlichen und sauberen Brun- „Golle" (wohl Goliath = Grpßmacher), die Salmendinger und nen genossen? Wie hätten ea sonst die alten Ringinger über Ringinger ebenso als „Hundsbroter", der klarste Beweis, 1500 Jahre hier ausgehalten, ohne elendiglich dahinsiechen daß den Schimpfnamen kein reales Ereignis zu Grunde lag! zu müssen? Den ganzen Sommer hindurch, bis es kalt wurde, sah man Als man noch bis in den ersten Weltkrieg hinein Hanf an den' Wegen und Gassen im Dorf und außerhalb Stein- und Flachs anbaute, nannte man das Ausrupfen „liacha". haufen liegen. Es war Aufgabe der Buben vor allem (aber Früher benutzte man zum Herausrupfen von Heu aus dem auch, anderer, selbst Frauen), sie zu Schotter- zu zerkleinern. Stock einen Haken, der Heuliecher hieß. Der männliche •Ein Strohbausch oder ein Säcklein „Spruier oder Healben" Hanf hieß. „Fei(m)a", der weibliche „Sambora" (Samen- linderte den harten- Sitz mit' gespreizten Beinen, oder das träger), Eine Handvoll Hanf hieß „Sang" (vgl, Weihsang).• Knien. Einen Augenschut/. hat man kaum benutat. Oft haben Unwiderstehlich zögen außer -dem gelegentlich auftreten- wir die gelben „unbärrigen" Malbsteine, die man sonst als den Weiher im „Kessel" auch die Hilb, der Viechbrunnen und •Marksteine verwendet hat, vor Zorn in die nächste Hecke das Raißle die Schuljugend an. Da gab es Krotten und befördert, wenn der größere Schlegel auch nidit half, sie zu Frösche, Augenausstecher (Libellen) und anderes, im Winter zerschlagen. Der kärgliche Lohn von einigen „Nickeln" (Zeh- z. B. Schleifeden und bei der Eisgewinnung durch den Metz- •n.ern) war bei der Unbill jeder Witterung sauer genug ver- ger gar .große Eis ^Schalter m gefährlichen Fahrten, dient. Weitaus ansprechender fanden die Burschen das Scher- Von Zeit z!u Zeit fuhr ein auswärtiger Kalchwageh (ich maus- oder Aua aderfangen, nnd entwickelten darin große glaube aus Harthausen) durch das Dorf, Die Leute, kauften Erfindungsgabe, Den. genannten Schotter warf man einfach die mit dem Simere (merkwürdigerweise „Scheffel" genannt, auf die Straße und überließ es den Fuhrwerken ihn hinein- -da doch sonst beim Getreide acht Simere auf den Scheffel zufahren. Daher sah man überall die unvermeidlichen gingen) abgemessenen Kalksteine in Größe von 1 bis 3 Fäu- „Loisa" zwischen den Schotterreihen. Von der Kappel herein- sten. War das für uns Kerle eine Sensation, die wir uns nicht •wärts gegen das Dorf oder Lai, also auf der mitteleuro- • entgehen ließen, wenn der Kalk abgelöscht wurde. Sobald päischen Wasserscheide, bildete der Weg damals einen See, man die mehlig aussehenden Steinbrocken mit Wasser über- genannt Kappeilache, gerade also ob das Regen wasser sich ;goß, war. es, wie wenn geheime Geister losgelassen würden, nicht - entscheiden könnte, ob es zur in den Neckar, .Es begann im' Bottich zu brodeln, zu sieden, zu zischen. oder. zur Lauchert in die Donau fließen solle. Endlich hat Dampf stieg auf . und die Steine zerflossen in einen weißen, .man durch Auffüllung von gut einem halben Meter die Sache kochenden Brei, der schließlich nach Beruhigung der „Gei- entschieden, und zusammen mit der neuen Straße nach Sal- ster" ins Kalkloch geschüttet langsam verebbte. Nur einige :mendingen der Schweinerei abgeholfen. Jn jenen Jahren unvergängliche Grieben blieben unbrauchbar zurück, Je starrten die Dorfgassen gut drei Viertel des Jahres von : länger -.dieser. Brei in der Grube blieb, mochte er auch sich Schlamm und Kalkdreck, der sehr anhänglich war. Als ich ..langsam verdicken, umso besser Wurde-'der Mörtel, den. man . 1920 in den, Schwarzwald 'zu, Besuch kam, staunte ich, wie aus ihm und Sand zusammenmischte. Andere meinten1-zwar, -dort .der Schmutz so leicht von den. Schuhen fiel. Freilich, unsere alte Burgturmmauer auf dem Nähberg verdanke ihre für. die Schwalben und deren Nestbau war dieser Kot ein .Festigkeit einem .warmgemischten Kalk, was aber erst noch geradezu idealer „Zement". Heute muß man bei den Teer- 'bewiesen werden müßte. Nachbars Rosa fiel als Kind einmal :straßen ihnen künstliche Nester anbringen. Der Weile r- unglücklicherweise in das frisch gefüllte Kalchloch hinter der brunnen neben unserem Hause wurde bei Trockenheit Scheüerj konnte aber gerettet und am Leben erhalten- wer- gerne „klemm", lieferte aber sonst ein. besonders von Kran- den, doch hatte .sie ihren Lebtag .einen „Macken" davonge- ken hochgeschätztes • gesundes Wasser. Adtej.'wirts Knecht tragen und war geistig zurückgeblieben. Wir Buben hatten .Lorenz hat täglich die Rinnen angelegt und das kostbare längst herausgefunden.: was die Großen tun, kann man leicht Naß durch eine private Rohrleitung ins Bräuhaus geleitet nachmachen und haben uns am brodelnden Kalk verlustiert. (bis 1911), Sehr gut habe sich auch, nach Aussage des Stein- So liefen wir denn im ganzen Flecken herum dem Kalk- -hauers K. Dietrich, das Wasser vom Raißles Häldele zur wagen nach und lasen die auf den holperigen Wegen vom Weißbierbereitung (vor 1900) geeignet, Der Weilerbrunnen Leiterwagen herabfallenden Steine auf. Als „Gelt" diente ist längst-weggeräumt. Sein Wasser verliert sich jn den Wie- uns eine leere Heringsbüchse. Hei, wie die „Biiß" bald heiß sen, und die noch vorhandenen anderen Brunnen, im Dorf wurde, wenn die Steine zerfielen und die Masse zu brodeln tragen das Verbot: „Kein Trinkwasser!" Auf die Reinhaltung begann! Selbst mit der Hand probierten wir Kalksteine in der Brunnenstuben hat man seit Einführung der Hauswas- den Brunnentrog zu tauchen und zu halten, bis' ihre Hitze serleitung (1911) nicht mehr viel Wert gelegt. Selbst das Lei- uns zum Wegwerfen zwang. Gefährlich war es, einen ange- tungswasser muß jetzt abgckocht werden! Wie freilieh bei netzten Kalkstein in die Hosentasche zu stecken. Der konnte dem vorhandenen Wasserdruck innerhalb des Ortes Krank- einem rettungslos den Schenkel bös verbrennenl Da man heitsstoffe hineinkommen sollen, bleibt schleierhaft. Dagegen zunr^Mauern nicht nur Kalk, sondern auch Sand brauchte, liefer t ein vom Ursprung bis zur Mündung sauber gehaltener sah man naoh jedem Regen den Nachbar Josef sich auf- laufender Brunnen sicherlich gesünderes Wasser, als die machen, um an den Wegen Schwemmsand zusammen :zu tun, Haualeitung, in deren rostigen Röhren das Wasser stehen den er dann auf Vorrat mit dem Wagen holte. Wir Buben muß. Ob man heute nicht durch Kunstdünger und andere machten auch dies nach. Einige Männer eilten schon während Jahrgang 1966 HOHENZ OLLERIS CHE HEIMAT 3 des Regens, nur mit einem alten Sack geschützt an den gros- wie in der Stadt, und sehen unbeteiligt das Einbringen sen Graben hinaus, um ja beim Wässern ihrer Wiesen nicht der Früchte, die in Schwerstarbeit von 9 eigenen und 2 zu kurz zu kommen. fremden Mähdreschern geerntet und von der älteren Gene- Ein böses Kapitel bildeten bei den vielen Mistlachen, ration heimgeschafft werden, falls es ihnen gelang, rechtzei- Pfützen und Wassergumpen die nächtlichen Plagegeister, die tig an die Reihe zu kommen. Achtzehnjährige Landwirts- Schnaken, die angeblich erst im vorigen Jahrhundert einge- söhne wissen sogar nicht mehr, wo der „Heufelder Weg" ist! schleppt worden sein sollen. Abwehrmittel chemischer Art Doch wundere dich nicht! Während auch samstags die Eltern wie heute oder auch nur Schnakengitter an den Fenstern schwer arbeiten, feiern sie und blasen gelangweilt blaue kannte man nicht. So blieb keine andere Wahl, als sich Rauchwolken in die Luft. Sonntags, wo einst die Berge um nachts jämmerlich zerstechen zu lassen, oder wenn das auf- das Dorf von spielender und singender Jugend bevölkert reizende „Singen" dieser Biester in schwüler Kammer einen waren, fährt man heute mit dem Auto aus oder sitzt im rasend gemacht hatte, sie im Gesicht, an den Armen oder Banne von Sport oder „Krimis" vor den Fernseh- an der Wand mit irgend einem Tuch oder sonst etwas tot- schirmen. Nur einige Alte machen ihren gewohnten Gang zuschlagen, falls man sie überhaupt erwischte. Die sorgfältig auf den Nähberg zum Schloß, durch die Fluren oder zum getünchten Wände sahen nach so einer kampferfüllten Nacht Friedhof. Es gibt keine Studenten und Ordensberufe mehr. ganz buntscheckig aus vom Blut der Getöteten. Einmal ist Die bäuerliche Tradition und der Heimatgedanke sind im meine Schwester aufgestanden und hat sich an die Gasse Absterben! Das sei keinerlei Anklage, sondern nüchterne hinab auf Dettes Bänkle gesetzt, während :ch teils dem so Feststellung. nervös machenden Flügelgeräusch der Insekten, teils dem Am Ortsrand auf dem Lai befanden sich bis 1922 der Turn- friedlichen Plätschern des nahen Weilerbrunnens lauschte, platz und Schulgarten, woran sich gegen Westen ein Zimmer- bis Lisbeth wieder von ihrer völlig vergeblichen Ausquartie- platz anschloß. In der Folge hat die Gemeinde den Platz, rung zurückkam, nämlich noch m^hr zerstochen als zuvor! der sich ursprünglich als breiter Viehtrieb seit alters bis auf Zum Glück kam diese Plage nicht jedes Jahr gleich! das Heufeld hinaus am Wege entlang zog, zu Bauplätzen Die Jagd kannte nur wenig Rehe, aber viele Hasen, Füchse, verkauft. Friedrich Hipp baute dort als erster und zwar eine auch Iltisse und Marder, jedoch keine Sauen mehr. Dagegen Peitschenfabrik (Hs. Nr. 186). Der Schulgarten war mit einem sah man „Oichhirnle" (Eichhörnchen), Haselmäuse usf. Eines Tannenhag als Windschutz umgeben. Am Ende des Turn- Sonntags, als wir einen Spaziergang auf den Kornbühl mach- platzes standen Reck und Barren und ein großer Galgen mit ten, trafen wir unter Bühl eine Schar Jäger mit mehreren Kletterstangen, auch großen Eisenhaken, in die man die Hunden, die in den Hecken herumstöberten. Plötzlich erhob Klettertaue einhängen konnte. Einen guten Schutzengel hatte sich eine Schar Rebhühner mit ihrem charakteristischen flat- Steinhauers Lukas, als er versehentlich nach Hinaufklimmen ternden Schwirren. Einige Männer schössen und ein Vogel mit dem Kinn in einen solchen Haken geriet, aber zum Glück stürzte ab, den der Hund dann apportierte. Welche „Helden- befreit werden konnte. Zum Schulturnen benutzten die Bu- tat", zu viert oder zu fünft dazu noch mit Unterstützung des ben gelegentlich sog. „Turnstecka". Sie waren meist aus alten Hundes ein armes Tierlein zu erlegen und als Trophäe heim- Rechenstielen gefertigt, wurden auch manchmal vom Nach- zutragen! barhub „verdlairet" (entlehnt). Auf dem Zimmerplatz, der Die Vesper am Sonntagnachmittag war fleißig besucht, später auf die Staig unterhalb der Nähbergwiesen verlegt fast wie das Morgenamt, denn die Ringinger singen gern. wurde, pflegten die Zimmerleute mit dem großen Breitbeil Auch die Burschen und Mädchen erfreuten sich und andere kunstvoll die Baumstämme zu beschlagen (behauen), nach- oft vom Waldrand aus mit Volksliedern. Der Rosenkranz dem sie mit einer durch eine schwarze Brühe gezogenen am Sonntagabend sah viel mehr Andächtige als heute. Mar- Schnur die Hau-Linien „vorgeschnäppt" gehabt. Zwei weiche tinstag (Kirchenpatrozinium) wurde als großer Beichttag Rindenstücke dienten der Jugend gern zum „klopfen", in- durch Predigt eines fremden Herrn und levitiertem Amt dem sie dieselben mit beiden Händen an den Enden hielten gefeiert, das Kappelfest am Sonntag nach Maria Geburt und durch Auseinanderziehen zusammenschlagen ließ. Man durch Predigt und Prozession zum Heiligtum am Friedhof. braucht nicht extra betonen, daß die dort aufgestapelten An Maria Heimsuchung (2. Juli) bzw. Sonntag drauf am sog. „Beigen" von Balken und großen Spänen die Kinder zum „Küchlestag", weil man in allen Häusern Schmalzküchlein „Gäutschen" und Herumkrapseln reizten, wobei einmal dem zu backen pflegte, ist Kreuzgang in den Sommerösch. Die J. A. Dieter ein Loch in seinen „Gocks" gestoßen wurde, Flurprozessionen in der Bittwoche und der Umgang zu den wovon er zeitlebens einen Beinamen behielt. vier Käppele an „Unseres Herrgotts Tag" erfreute sich Die Zimmerleute früherer Zeit müssen wahre Künstler in großer Beteiligung und Beliebtheit, Beim Nahen eines Ge- ihrem Fach gewesen sein. Davon geben die riesigen, oft buck- witters pflegte die Mutter, wenn sie daheim war, den Anfang lig krummen aber kunstvoll behauenen und eingefügten des Johannesevangeliums zu beten. Die Abhängigkeit des Eichenbalken der alten Häuser Zeugnis, wie z. B. einer im Landmanns vom Wetter, bzw. vom Herrgott, war in aller Giebel von Vinzes Haus (Nr. 61) bis vor kurzem zu sehen Bewußtsein. war. Darauf hatten sie freihändig die Riegelwerke aus ge- Heute haben die Maschinen in vielen Beziehungen (z. B. flochtenen Wänden mit senkrechten Scheiten, eingeflochtenen die Mähdrescher) Erleichterungen der bäuerlichen Arbeit Rei-Gerten und einem Lehmverstrich, errichtet. Das Wort gebracht, zumal die jungen Leute sich immer zahlreicher der „Wand" kommt ja von diesen eingewundenen Riegeln! Die Industrie und dem Gelderwerb zuwenden. Sie haben abends Dachsparren alter Zeit bestanden bei uns merkwürdiger- zeitig Feierabend, ihre Ferien, können Sonntags unbeschwert weise aus allen möglichen Hölzern, wie Eschen, Ahorn, aber von Stallarbeit mit dem Auto ausfahren, und ihr Verdienst selten aus Rottannen, wie heute durchweg. Offenbar waren ist nicht vom Wetter abhängig wie beim Bauern. Auf der solche früher bei uns selten. Nur einige mächtige, wohl über älteren oft überarbeiteten Generation liegt daher vielfach die hundert Jahre alte Weißtannen, die sonst mehr westlich schwere Arbeit auf dem Feld und im Stall allein. Bei den gegen Bai: .gen daheim sind, fand man um 1910 in Stell- gegenwärtigen Verhältnissen hört man gelegentlich die Jun- flecken. und Eisenloch, Das „Aufrichten" des Balkenwerks gen zu den Alten sagen: „Was habt ihr denn früher ge- beim Häuserbau war immer schon ein Höhepunkt. Nie fehlte schafft? Ihr habt's ja zu nichts gebracht!" So kann jedoch nur das bändelgeschmückte Tännchen auf dem First. unwissende Jugend reden Vor 50 Jahren galt ein fettes Die Hofräume vor den Häusern wurden von Zeit zu Zeit Schwein etwa 100 Mark. Ein Knecht verdiente im Jahr 1 mit dem gelblichen Kies von der Hagwerg-Kiesgrube be- Paar Stiefel, etliche Kleider und bar 200—300 Mark. Dabei streut, der beim „Einbätschen" durch die lehmige Beimisch- kostete eine Wurst 10 Pfennig! In den letzten 10 Jahren ung eine haltbare und saubere Fläche ergab. sind die Löhne und Gehälter um 110 Prozent gestiegen, die Die aus der Volksschule Entlassenen mußten vor dem landwirtschaftlichen Erzeugnisse z. T. nur um 50 Prozent. ersten Weltkrieg nicht nur die „Kinderlaihr" (Christenlehre), In Ringingen gab es 1912 Bauersleute, die 15 bis 20 000 Mark sondern noch einige Jahre die Sonntagsschule be- und mehr am Zins hatten, nach heutigem Geldwert wohl das suchen, von der man heute kaum mehr eine Vorstellung hat. 8- bis 10-fache! Man vertraute auf den Staat und die Wäh- Außer den gewöhnlichen Kinderspielen kannte man auch rung und sparte für die Zukunft und das Alter. Wer hat ein großes, das vom Schmittenrain bis auf die Hälschloch- damals wissen können, daß in wenigen Jahrzehnten der halde hinauf reichte. Wer auf den Sammelruf, d. h. das Moloch Inflation zweimal alle Ersparnisse verschlingen Klopfen der holen Hand auf den johlenden Mund, zuletzt werde? Wer konnte voraussehen, daß überspannter Natio- am Ausgangspunkt ankam, hatte verloren. Er konnte dann nalismus solche Kriege und damit so verheerende Folgen wählen zwischen „Hobel, Wei(n) oder ois dahindadrei(n)". heraufbeschwören würde? Jedesmal hatte das Volk die Zeche Dies bedeutete: schmerzhaftes Rückenreiben mit der Faust, zu bezahlen. Die alte Bitte „Vor Pest, Hunger und Krieg den Hals abwärts auf den Rücken speien oder einen Schlag bewahre uns der Herr" ist auch heute noch aktuell! auf den verlängerten Rücken. Was früher unerhört war, kann man heute sehen: Mitten Prozessionen am Hergottstag oder Kreuzgänge durch die in der Ernte spielen jugendliche Fabrikler beim Lampen- Fluren bzw. in die Kapelle waren immer Leuchtpunkte für schein im Dorfe Fußball, während andere nebenan einem Jung und Alt, das Kreuzle- und Fahnentragen eine Ehre! Tanzkurö huldigen. Bauernkinder haben gleichzeitig Schule Mochte auch dabei begreiflicherweise die Andacht nicht 4 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi immer die beste sein. Beim Einbiegen in die Dorfgasse aber Wagen heim, bekrönt von prall gefüllten Laubsäcken. Fast klangen die hellen Stimmen der Schuljugend immer am hätte man die Gefährte „steipern" sollen, wie die vollbe- kräftigsten, daß es nur so „g'halelet hot". Auf der Staig hat hangenen Obstbäume. Dann wurde daheim wochenlang ge- man um 1914 das vom alten Zimmermann Maier kunstvoll sägt, gespalten und sorgsam aufgebeigt. In den großen Ofen gefertigte und mit den geschnitzten Leidenswerkzeugen ver- konnte bequem eine Reisbuschel eingeschoben werden, falls zierte Kreuz eingeweiht, während nebenan noch die ver- man nicht gerade mit der Schürgabel den Krauthafen ans kohlten Reste des früheren lagen, das seine 50—60 Jahre dem Feuer gerückt hatte. Auf dem Herd summte das Schiff oder Sturm und Wetter getrotzt hatte. der Kunsthafen und unten drunter im Backofen leuchtete In der Ernte, sowie im Heuet, hatten selbstverständlich das brennende „Bleasholz" zum Einschließen der Brotlaibe, auch die Kinder mitzuhelfen mit warben, umschlagen, schö- denn jede Hausfrau buk selber ihr Brot. Wir Lausbuben cheln, zusammentun, das Getreide aufziehen, Seile oder haben phantasieroich aie Pilze nur „Mausreagadecher" ge- Strohbänder legen, nachrechen, Essen tragen, den Wagen heißen, auch gelegentlich einen „Rübengeist" aufgestellt, um bringen, Grumbiren auflesen, abladen usw. Auch beim die Leute zu vergelstern. Mangels eines hohlen Kohlraben Dreschen, Säubern und anderer Scheuerarbeiten fehlten sie mußte auch eine „Schmotzbiiß" herhalten, in die man mittels selten. eines Nagels die Löcher von Augen, Nase und Mund ein- Zur Unterhaltung haben die Ledigen jährlich in der kälte- schlug, abends ein Kerzchen hineinstellte, ein altes Tuch als ren Jahreszeit, also nicht nur an Fastnacht, Theater gespielt Mantel herumhängte und das so beleuchtete Monstrum auf Es waren meist Ritter- oder Räuberstücke, bei denen oft Trä- einem Pfahl postierte. Von einem Erfolg weiß ich freilich nen flössen, die ein folgendes Lustspiel wieder versiegen ließ. nichts zu berichten. Die Angsthasen schämten sich natürlich, Kirchenchor und Männergesangverein erfreuten durch ihre es einzugestehen. Vielleicht hätte das Gespenst noch mehr Darbietungen, ersterer jeden Sonntag in der Kirche. Um Eindruck gemacht, wenn wir es statt am Rand des Nähber- Neujahr pflegte man zu „schlabutten" und um Ringe aus ges im Dorfe selbst, etwa an Lexes „Gaatabeargle", aufge- Weißbrot zu würfeln. Gebackene „Hanselmannen" erfreuten stellt hätten. Aber dazu getrauten wir uns aus begreiflichen die Kinder wie die Erwachsenen. Auch eine Mutschel war Gründen nicht. ein nicht zu häufiger Leckerbissen. Im Frühling gings mit Kind und Kegel in die Wälder zum Vgl. hierzu Hohenz. Jahresheft 1962, 141—172; „Mundart Lauben und mit Axt und „Hoopen" zum Durchforsten und von Ringingen" ebenda 1953, 122-—166; sowie meine „Jugend- Reismachen. Waren doch Kohlen und Oel als Brennmate- erinnerungen", Sonderdruck Acker, Gammertingen 1965). rial völlig unbekannt. Hochgetürmt fuhren manche ihre Johann Adam Kraus. Zur Sage vom höllischen Schuß In der „Hohenzollerischen Heimat" Nr. 4, 1965, brachte Diözese Konstanz nämlich, nahe bei dem Schlosse Hohen- Martin Scharfe unter dem Titel „Das Heiligkreuz-Mirakel zollern und einem Nonnenkloster, sieht man eine eben neu von " eine erschöpfende und gut fundierte Ab- erbaute Kirche, in der man ein solches Bild des Heilandes handlung über die Legende von der Entstehung der Heilig- mit einem darin steckenden Pfeile und vergossenem Blute kreuz-K ipelle, die als Sage über den „Höllischen Schuß" bemerkt. Die Wahrheit dieses Wunders ist in dieser Ord- im Gedächtnis des Volkes weiter lebt. Einleitend weist der nung klar geworden. Während nämlich ein Elender nach der Verfasser auf die zahlreichen Erzählungen über geschändete vorher angemerkten Ordnung betreffs drei oder vier Schüs- Christusbilder hin und kann hierzu eine Reihe von Orten sen der Armbrust zur Vernichtung anderer von Teufel sicher- mit ähnlichen Legendenbildungen anführen. Zum eigent- gemacht zu werden wünschte, zielte er auf einem Zwei licher Thema übergehend, bringt Scharfe die Schilderung wege mit dem Pfeile nach dem Bilde des Gekreuzigten und der Zimmerischen Chronik, sicherlich eine der ältesten Fas- durchbohrte es so, wie man es bis heute sieht; und während sungen der Legende der Entstehung der Heiligkreuz-Kapelle. ein wundersamer Schrei hervorbrach, wurde de Elende, von Zur Ergänzung der reichen Literaturangabe des Verfassers, göttlicher Kraft am Fuße durchbohrt, unbeweglich angehef- darf dem Unterzeichneten erlaubt sein, darauf hinzuweisen, tet; und als er von einem Vorübergehenden gefragt wurde, daß unsere Legende schon vor Entstehung der Zimmerischen warum er da angeheftet bliebe, bewegte der Elende den Kopf, Chronik einen literarischen Niedergang gefunden hat und und an Armen und Händen, mit denen er die Armbrust hielt, zwar in dem weitbekannten, berühmten und berüchtigten und am ganzen Körper zitternd vermochte er nichts zu ant- „Mallei s Male carum" von H. Institoris und J. Sprenger, worten. Als der andere danach sich umsah und das Bild des 1489. Dieses Werk, der Hexenhammer, gab zweifellos An- Gekreuzigten erblickte und den darin steckenden Pfeil samt stoß zu ausgedehnten Hexenverfolgungen, die den Aberglau- dem ausgeflossenen Blute bedachte, rief er: „Ganz gemeiner ben, ein menschliches Wesen, das mit dem Teufel in Ver- Weise, du Nichtswürdiger, hast du das Bild unseres Herrn bindung stehe, besitze besondere Zauberkräfte, noch mehr durchbohrt!" Dann rief er noch andere zusammen und sagte: steigerten. In de. deutschen Uebersetzung des Malleus Male- „Paßt auf, daß er nicht die Flucht ergreift" — während er ficarum von J. W. R. Schmidt ( 1906), im II. Teil, Kap. sich doch, wie vorrausgeschickt ist, nicht vom Flecke rühren 16, über die drei Arten, wie Männer und nicht Weiber mit konnte — lief zum Schlosse und erzählte das Geschehnis (den Hexenwerken infiziert befunden werden, in drei Abschnitten, Leuten dort), die schnell herunterstiegen und den Elenden an und zwar zuletzt von den hexenden Bogenschützen, heißt ebenderselben Stelle verharren fanden. Als er ihnen das es Seite 164: Verbrechen gestanden hatte, da sie nach dem Falle forsch- „Mag nun zwar die göttliche Zulassung derartige Uebel ten, bewegte er sich infolge der Berührung mit der öffent- zur Prüfung und Läuterung der Gläubigen geschehen lassen, lichen Gerichtspflege vom Flecke und empfing als eine seiner so wirkt doch die Gnade des Heilandes zur Stärkung und Vergehen würdige Strafe gar einen elenden Tod." zum Ruhme des Glaubens noch größere Wunder. In der M. Schaitel. Schützt die alten Flurnamen! Unsere Zeit mit ihrem Hasten und Jagen, ihrer Technik am Weg übers Bergle nach Melchingen, wo die Waldflur seit und Profitgier, nimmt wenig Rücksicht mehr auf Menschen mindestens 400 Jahren Burghalden oder Burchha de und Natur, auf Geschichte und Althergebrachtes. Zu dem heißt. Heute steht an mehreren Stellen die forstliche Be- rücksichtslos Verdrängten scheinen da und dort auch die zeichnung Eschenrain, die nur für einen kleinen Teil des alten Flurnamen zu gehören, die schon Jahrhunderte über- Abhangs berechtigt ist. Von dem alten Befestigungswall auf dauerten, und Zeugnis geben können über Denken und Han- der gegen Meldungen vorspringenden Nase mit der Quelle deln unserer Vorfahren. So wissen manche Junge in Ringin- an der südöstlichen bewaldeten (Eschenrain-)Halde scheinen gen lichts mehr vom Dannemer Weg, dem obe ten Teil des nur mehr wenige zu wissen. Es handelte sich um eine Fiieh- Burladinger Wegs zwischen Staig und Weilerwiesen, der 1530 burg für Volk und Vieh. Merkwürdigerweise hatte nach d°m Dornerweg hieß, wohl nach den dortigen Dornhecken be- alten Fleckenbuch von Ringingen vom Jahre 1530 diese Ge- nannt. Auf den Katasterkarten sind Talwieser Kreuz und meinde „die Burghalde mit Trieb und Tratt zu nutzen", also Weg Sinnlos in Thalheimer Kreuz bzw. Weg verschrieben, das Weiderecht, das später stillschweigend eingeschlafen zu wo doch dort weit und breit kein Talheim zu finden ist. Das Bemühen des Forstamts nach passenden Namen für die sein scheint. Sollte Ringingen auch an der Volksburg betei- Waldabteilungen dürfte verständlich sein. Aber es ist nicht ligt gewesen sein? Das angrenzende, schon 1454 erwähnte möglich und völlig irreführend, statt Kirchholzerweg einfach B i ß e n t a 1 steht jetzt Büchsental geschrieben und wird Kirchweg zu schreiben, wie man es tatsächlich zwischen von modern sein wollenden Bewohnern auch so (noch- Ringmgen und Stetten u. H. an mehreren Distrikttafeln lesen deutsch!) gesprochen, obwohl der Zusammenhang mit Büchse kann. Der Weg führte seiner Lebtag nie zu einer Kirche, höchst fragwürdig erscheint. In soll sogar das sondern ist schon immer nur der Weg im Kirchholz (odt-r Forstamt neuestens das 400jährige Hammestal gegen Kirchherrenholz) gewesen. Ein ähnliches Beispiel findet sich Gauselfingen willkürlich in St. Johannestal umgeändert ha- ben! So geht es nun aber wirklich nicht! Krs. 5 Jahrgang 1966 HOHENZ OLLERIS CHE HEIMAT

Hundert Jahre selbständige Pfarrei Feier des Kirchenjubiläums der katholischen Gemeinde In diesem Jahr konnte die katholische Gemeinde Bisingen auf hundert Jahre eigene Seelsorge zurückblicken. Am 27. Juli 1865 unterschrieb der damalige greise Erzbischof Hermann von Vicari die Urkunde, die Bisingen zur selbständigen Pfarrkuratie erhob. Die Hundertjahrfeier wurde am Sonntag, dem 14. September 1965 begangen. Der Weg bis zur vollständigen Pfarrei war mühsam, lang und brachte manche Rückschläge. Schon damals riefen die Bisinger Katholiken, man sollte auch innerhalb der Kirche und deren Verwaltungen mit der Zeit gehen; es gehe doch nicht an, daß über 1 100 Katholiken „auswärts" zur Kirche gehen müßten. Die Kirchenverwal- tung in Freiburg anerkannte das Recht auf die Eingabe für einen eigenen Pfarrer, jedoch war die finanzielle Seite, die Abgaben, die bisher an die Pfarrei Steinhofen gingen, ein Hemmschuh. Nach Jahren eingehender Prüfungen und Erwä- gungen unterzeichnete der Erzbischof schließlich die „Erections- und Dotations-Urkunde der Pfarr- kuratie Bisingen". Damit ging der langgehegte Wunsch der Bisinger in Erfüllung. Ein eigener Pfarrer konnte aufziehen. Aus der Vorgeschichte der Pfarrei Die Geschichte des kirchlichen Lebens in Bisin- gen ist eng mit der des Kirchspiels verbunden, zu dem Steinhofen, Zimmern, ein Teil von Thanheim und Bisingen gehörten. Die Anfänge dieser kirchlichen Zusammengehörigkeit verlieren sich im Dunkel der Zeiten. Als sicher darf jedoch angenommen werden, daß Steinhofen von Be- ginn an der kirchliche Mittelpunkt war. Der Ort entstand als Stützpunkt der Franken, die bereits Christen waren, als sie in unsere alemannische Heimat kamen. Die Franken erhoben auch Stein- hofen zum kirchlichen Vorort für das sich in Richtung der Alb erstreckende Hinterland. Die Pfarrei, deren Schutzpatron die Apostelfürsten sind, dürfte ins achte Jahrhundert zurückreichen. Kaplanei Bisingen In der Nachbargemeinde bauten die Herren von Bisingen nahe ihrem Wohnsitz um 1200 eine eigene Kapelle, die sie dem hl. Nikolaus weihten. Wann daraus eine Kaplanei mit eigenen Ein- künften wurde und wer die Güter dazu stiftete, ist nicht bekannt. Im Jahre 1404 wird jedoch ein Kaplan von Bisingen namens Heinrich Zehnter von genannt, und 1485 ist die Ka- planei im Bruderschaftsbereich des Kapitels Hechingen aufgeführt. Die Einkünfte des „capel- lanus Bysingen" beliefen sich auf 26 Pfund Heller. Die Kaplanei scheint jedoch nicht immer besetzt gewesen zu sein. Vermutlich während einer Vakanz verkaufte 1554 Graf Nikolaus von Die Aufnahme läßt die Verschmelzung von altem und erweitertem Bauteil der Zollern das Kaplaneihaus mit zugehöriger katholischen Pfarrkirche in Bisingen erkennen. Scheune an zwei Bisinger Bürger. Die Gefälle aus den Kaplaneigütern wurden an Thanheim transferiert. erfolgte. Zugleich richtete Bisingen eine Eingabe an das Ordi- Der Grund für diese Transaktion liegt sicherlich im geringen nariat mit der Bitte um Wiedererrichtung der Kaplanei und Einkommen sowohl des Kaplans in Bisingen wie auch des Rückgabe der Kaplaneipfründe. Das Gesuch wurde ungnädig Pfarrers von Thanheim. Für die Aufbesserung seiner Ein- abgewiesen. Es müsse ein für allemal bleiben, wie es sei. künfte aus der Kaplaneipfründe der Nachbargemeinde ver- Obendrein wurde Bisingen zur Zahlung der Kosten des we- pflichtete sich der Pfarrer Von Thanheim, abwechselnd mit gen der Kaplaneigüter angestrengten Prozesses verurteilt. dem Pfarrer von Steinhofen an Sonn- und Feiertagen in Bisingen Frühmesse zu halten. Im übrigen waren die Bisin- Immer wieder Eingaben ger verpflichtet, die Mutterkirche in Steinhofen zu besuchen. Der Mißerfolg konnte die Gemeinde iedoch nicht entmuti- Dort wurden sie auch getauft und auf dem dortigen Friedhof gen. 1802 trug sie ihr Anliegen dem Weihbischof Graf von beerdigt. Von dieser Verbindung zeugt noch der Totenbach, Bissingen-Nippenburg vor, der zur Konsekration der neuen der früher ein Hohlweg war, der zu Kirche und Gottesacker Kirche in der Gemeinde weilte. Dann folgte Eingabe auf in Steinhofen führte. Eingabe an die kirchlichen und weltlichen Behörden. Die Gründe, die vorgebracht wurden, waren immer wieder die- Neue Bemühungen selben: Es sei zu befürchten, daß die Gemeinde ihr Recht Ende des 18. Jahrhunderts baute Bisingen eine neue Kirche. verliere, wenn die Kaplanei so lange unbesetzt bleibe; der Dies wurde zum Anlaß, sich wieder um einen eigenen Kaplan Ort habe sich in den letzten 200 Jahren ums Dreifache ver- zu bemühen und zu seiner Dotierung die Kaplaneigüter frei- mehrt; andere Gemeinden, die kleiner seien, hätten auch zubekommen. 1795 schickte die Gemeinde die beiden ältesten einen eigenen Seelsorger; es bestehe die Gefahr, unversehen Richter Florian Gfrörer und Johann Ott nach Konstanz, um zu sterben, wenn man erst den Pfarrer von Steinhofen holen im dortigen Diözesan-Archiv nachforschen zu lassen, warum müsse; der Weg nach Steinhofen sei schlecht und zwischen Bisingen die Kaplanei weggenommen wurde und ob die den beiden Gemeinden gebe es immer Zwistigkeiten. Es kam Ueberweisung der Kaplaneipfründe an Thanheim rechtmäßig noch zu manchem „Span" mit dem Pfarrherrn in Steinhofen, HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang 1966 der naturgemäß über das Vorgehen der Bisinger und ihre fest und verpflichtete die Gemeinde, dem Pfarrer binnen fünf Klagen über mangelhafte Seelsorge ungehalten war. Auch Jahren eine angemessene Wohnung mit Garten zu beschaf- Ungesetzlichkeiten ließen sich die Bisinger zuschulden kom- fen, was auch geschah. men, so wenn sie wiederholt versuchten, ihr Anliegen durch- Mit der Errichtung der Kuratie hörten die Bisinger auf, zusetzen, indem sie dem Pfarrer in Thanheim die Gefälle Filialisten von Steinhofen zu sein. Zur selben Zeit wurden aus der Kaplaneipründe und der Mutterkirche in Steinhofen auch die kirchlichen Verhältnisse in Thanheim neu geregelt, die an sie zu entrichtenden Abgaben vorenthielten. Dann indem der zu Steinhofen gehörende Teil auch rechtlich — mußte die weltliche Obrigkeit, bei der die Bisinger nicht in der Praxis war es längst so — dem Pfarrer von Thanheim immer im besten Ruf standen, mit Mahnungen und der An- unterstellt wurde. Dies bedeutete die Auflösung des Kirch- drohung von Strafe eingreifen. spiels. Der Grund für diesen Einschnitt in der Kirchenge- schichte liegt nicht in der Eigensinnigkeit der Bisinger Be- Ein hartes Ringen völkerung, die nicht langer Steinhofen unterstellt sein wollte, Im ganzen spielte sich ein Ringen ab, das nicht immer von sondern in der Entwicklung der Gemeinden und der ganzen brüderlicher Liebe unter Nachbarn wie auch von wenig Ver- Verhältnisse. Namentlich Bisingen hat in der zweiten Hälfte ständnis bei weltlichen und kirchlichen Vorgesetzten zeugte. des letzten Jahrhunderts einen raschen Aufschwung genom- Hinter dem Anliegen der Bisinger stand jedoch immer das men. 1874 wurde es Bahnstation. Bald folgte die Industrie, echte Bedürfnis nach einem eigenen Seelsorger in der Ge- und die Einwohnerzahl stieg rasch an. Dieser Entwicklung meinde: „1 100 Seelen seufzen und hungern nach einem wurde kirchlicherseits auch weiterhin Rechnung getragen. Kaplan", hieß es in einer Eingabe von 1839 an den Fürsten 1888 wurde die Kuratie zur selbständigen Pfarrei erhoben. in Hechingen. Mit Recht konnte Bisingen auch auf die Größe der Gemeinde hinweisen. 1842 zählte sie 969 Einwohner Das Gotteshaus gegen 575 in Steinhofen und 1867, als der eigene Pfarrer Das kirchliche Leben einer Gemeinde ist eng mit dem endlich zugestanden war, 1 189 gegen 636 der Nachbarge- Gotteshaus verknüpft. 1786 wurde in Bisingen eine „uralte meinde. Kirche" abgebrochen. Dabei ging eine Steinplatte entzwei, Erste Teilerfolge deren Inschrift auf das Alter der Kirche hinwies. Sie besagte, Nach und nach führte die Zähigkeit auch zu Teilerfolgen. daß im Jahre des Herrn 1229 Baldebertus und seine Gattin 1840 erhielt Bisingen einen eigenen Friedhof. Beerdigungen Willibirg dieser Kirche einen Hof bei Mössingen mit der und Leichengottesdienste fanden nun im Ort statt. 1841 wur- Auflage gegeben haben, daß aus ihm der Talg zur Beleuch- de auf dem Friedhof die Wendelins-Kapelle gebaut. 1846 tung der Kirche genommen werde. Es ist die früheste Nach- erteilte das Ordinariat die Erlaubnis zur Aufbewahrung des richt von einer Kirche in Bisingen. Die sicher bescheidene, Allerheiligsten in der Filialkirche. Das führte auch zu regel- dem heiligen Nikolaus geweihte Kapelle war für fast 600 mäßigen Gottesdiensten in der Filiale. 1848 gingen dann die Jahre die Filialkirche der Bisinger. Sie war eine Stätte der Bisinger einen Schritt weiter, indem sie um Errichtung einer Gottesverehrung in friedlichen Zeiten und des innigen Gebets eigenen Pfarrei einkamen. Auch die weltlichen und kirch- in Zeiten der Not, an denen es in den früheren Jahrhunder- lichen Behörden zeigten sich nun aufgeschlossener. Schwierig- ten nicht fehlte. Zu Pest- und Hungerjahren kamen die Lei- keiten bereitete freilich nach wie vor die Dotierung einer den, die gerade zu Füßen der Zollerburg die jahrelangen eigenen Pfarrstelle. In mehrjährigen Verhandlungen konnten Fehden und Bruderkämpfe der hohen Herren verursachten, jedoch auch diese behoben werden. und immer wieder Kriegsnot. Nicht selten läutete die einzige Glocke der Kirche — sie stammt aus dem Jahr 1524 und Erreichung des Zieles befindet sich heute in der Friedhofskapelle — Sturm, wenn 1865 war es dann so weit. Am 7. Februar erfolgte die Ge- sich die geplagten Bauern gegen ihre Obrigkeit erhoben nehmigung der Regierung zur Errichtung einer Pfarrkuratie, oder wenn sie sich, wie anno 1658, gegen das anrückende und am 27. Juli, dem Jahrestag der Konsekration der Kirche, Exekutionskommando in ihrer Kirche verschanzten. Sie sei fertigte das Ordinariat die Urkunde aus. Sie gab die Gründe gestürmt und auf „beiderseitig vorgefallenen harten Stoß, an, die zur Errichtung der Kuratie führten, regelte die Ein- Verwundung und Totschlag" erobert worden. Eine schreck- künfte des Pfarrkuraten, legte dessen Rechte und Pflichten liche Zeit brachte Dorf und Kirche der Dreißigjährige Krieg.

Hin Blick in das Innere der katholischen Pfarrkirche in Bisingen. Jahrgang 1966 HOHENZ OLLERIS CHE HEIMAT 7

Die Kirche sei von allerhand grassierenden Soldaten ruiniert schafft. Der dritte Pfarrer war Anton Funk aus Hechingen. und ausgeplündert worden, berichtet ein Schriftstück der Seine Amtszeit war die bisher längste. Pfarrer Funk ist Pfarregistratur. 1649 wurde das Kirchlein notdürftig wieder auch der einzige Geistliche, der auf dem hiesigen Friedhof hergestellt. 1786 mußte es dann aber doch abgebrochen wer- zur letzten Ruhe gebettet wurde. Dem stillen, die Einsamkeit den. Wenig später wurde mit einem Neubau begonnen, der liebenden Priester folgte mit Paul Birkle aus Ostrach ein 1795 stand. Es war ein einfacher stilloser Bau, der 1802 durch Temperament entgegengesetzter Art. Der lebhafte und den Konstanzer Graf Ernst Maria Ferdinand von Bissingen- kämpferische Geistliche — „Ich habe Mut für zwei" — war Nippenburg konsekriert wurde. ein ebenso eifriger Seelsorger und eindrucksvoller Prediger wie engagierter Zentrumpolitiker. Diesem Pfarrer verdankt Erweiterung der Kirche die Kirche ihren heutigen Hochaltar und eine wertvolle Hundert Jahre später war die Kirche für die aufstrebende Monstranz. Unter seiner Leitung, er hatte übrigens in seinem Gemeinde zu klein. Bereits 1884 drängte ein Gutachten des Vikar Leo Hug einen tüchtigen Helfer gefunden, blühte das Dekans auf einen Neubau oder die Erweiterung der alten katholische Vereinsleben kräftig auf. Kirche. Um Geld zu sparen, entschied sich die Gemeinde für Diesem profilierten Geistlichen folgte im Jahre 1937 Pfarrer die Erweiterung. Architekt Raisch verlängerte das Langhaus Stefan Krall aus Hippetsweiler. Vordem war er Pfarrer in auf das Doppelte, fügte einen geräumigen Querflügel an St. Peter. Die Jahre seines hiesigen Wirkens fielen in die und schob von diesem die Apsis nach Osten vor. Das Ganze schwere Zeit des Krieges, der Bisingen mit Luftangriffen und ergab den Grundriß eines Kreuzes. In den rechten Querflügel einem Konzentrationslager besonders hart traf, wie in die kam die Orgelempore, hinten im Schiff wurden zwei Män- notvolle Nachkriegszeit. Pfarrer Krall hat unter dem Ungeist neremporen übereinander gesetzt. Ein 35 m hoher Backstein- der Zeit, die so viele Opfer forderte, schwer gelitten. Wo turm erhielt 1903 eine Turmuhr und vier Glocken. Das Ge- immer er helfen und trösten konnte, war er zur Stelle. Die läut war inzwischen zweimal zu ersetzen. Am 27. 6. 1908 harte Zeit zehrte an den Kräften des verantwortungsbe- wurde die erweiterte Kirche eingeweiht. 1923/24 malte sie wußten Seelsorgers, so daß er 1951 Bisingen aufgab und die der Gruoler Kunstmaler August Pfister aus. Seine Monumen- kleinere Pfarrei Schlatt übernahm, wo er heute noch als talbilder, gemalt noch im alten Stil der Jahrhundertwende, Ehrendekan wirkt. waren gut gemeint, künstlerisch jedoch ohne Wert. Auch die Nach Bisingen kam der heute noch amtierende Pfarrer Kirche selber, erweitert in einer Zeit, die baugeschichtlich Franz Presser. Seine besondere Liebe gilt dem Gotteshaus, einen Tiefpunkt darstellt, gehört nicht zu den Baudenk- das er mit viel persönlicher Hingabe restaurieren ließ. Die mälern unserer hohenzollerischen Heimat. Anschaffung einer neuen Orgel weist ihn als verständnis- vollen Förderer der Kirchenmusik aus, die in Bisingen eine Stilistische Erneuerung gute Pflegestätte fand. Mit großem Eifer auch um Jugend- Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Kirche gründlich erziehung und Erwachsenenbildung bemüht, richtete Pfarrer überholt. Zunächst wurde noch unter dem damaligen Pfarrer Presser eine Volksbibliothek ein, die der ganzen Gemeinde Krall der Turm der alten Kirche, der baufällig geworden war, zur Verfügung steht. Diese dem Ganzen dienende Aufge- in einen Zwiebelturm umgebaut. Die Initiative der eigentlichen schlossenheit gehört mit in das Bild eines Pfarrers, der zur Kirchenüberholung ging vom jetzigen Pfarrer Franz Presser politischen Gemeinde in einem ebenso vertrauensvollen Ver- aus, der auch die Bauleitung übernahm. Tatkraft und ein hältnis steht wie zu der inzwischen ebenfalls zu einer eigenen sicherer Blick für bautechnische und ästhetische Möglich- Pfarrei gewordenen evangelischen Gemeinde. Vor zwei Jah- keiten halfen ihm, der Kirche ein neues Gewand zu geben. ren konnte Pfarrer Presser, der schon über 14 Jahre in un- Die Umgestaltung hat aus einem Kircheninneren, das nie serer Gemeinde segensreich wirkt, sein 25j ähriges Priester- recht befriedigen wollte, einen ansprechenden Raum gemacht, jubiläum feiern. Die Glückwünsche, die ihm entboten wurden, schlicht in der Farbgebung und Ausstattung, freundlich und sollten auch ein Ausdruck des Wunsches sein, daß ihm noch warm in der Wirkung, harmonisch im Eindruck und würdig viele Jahre eines segensreichen Wirkens in der Gemeinde seiner sakralen Bestimmung. Vor allem konnten auch die beschert sein mögen. Bruchstellen zwischen alter Kirche und Anbau beseitigt Der Vollständigkeit halber seien auch die Vikare erwähnt, werden. die hauptsächlich unter den Pfarrern Funk und Birkle tätig Die Seelsorger waren; es sind dies die Vikare Kaupp, Sickler, Giöckler, Locher, Gaiser und Hug. Als 1865 Bisingen zur Pfarrkuratie erhoben wurde, war die So hat in der Bisinger Pfarrei, die nun auf hundert Jahre Freude, endlich einen eigenen Seelsorger in die Gemeinde eigene Seelsorge zurückbücken kann, eine Reihe von Geist- zu bekommen, groß. Der erste Pfarrkurat bezw. noch Kura- lichen gewirkt, die alle auf ihre Art, doch nach besten Kräf- tieverweser war der aus Hechingen gebürtige Otto Frank, ten ihre Arbeit im Weinberg des Herrn taten. Sie waren Freiherr von Fürstenwerth. Der leutselige Geistliche fand Seelsorger, die sich verantwortlich wußten für die ihnen schnell den richtigen Kontakt zu seinen Schäflein. „'s Fränkle" blieb allerdings nur zwei Jahre. Der nächste Kuratieverweser war Joseph Klotz aus Weilheim. Er mußte 1870 bis 1871 auch Steinhofen mit versehen. Der erste definitive Pfarrkurat ist dann im Oktober 1873 Joseph Speh aus Sigmaringendorf. Die ersten Jahre seines Wirkens in Bisingen fielen in die Kulturkampfzeit. Speh, ein offener und unerschrockener Geistlicher, erhielt mehrere Geldstrafen und wurde schließ- lich durch Verfügung des Regierungspräsidenten des Amtes als Lokalschulinspektor entsetzt und zugleich der Erteilung und Leitung des Religionsunterrichts für unfähig erklärt. In den Jahren 1879 bis 1885 versah dieser Geistliche auch die Pfarrei Thanheim. Für eine Uebergangszeit von 1885 bis 1887 war Engelbert Schon aus Fischingen, ein feingebildeter Geist- licher, Pfarrverweser. In den zwei Jahren seines hiesigen Wirkens versah er auch noch für einige Monate die Pfarrei Steinhofen; und auch Thanheim. Als im Jahre 1888 die Pfarrei errichtet wurde, amtierte als erster Pfarrer von 1888—1897 Matthias Saurer. Von Veringendorf gebürtig, hatte er seine Studien in Rom ge- macht. Erst Jesuit, trat er aus dem Orden aus und wurde Weltgeistlicher. Matthias Saurer zeichnete gründliches theo- logisches Wissen, Lebenserfahrung, Menschenkenntnis und eine klösterlich einfache Lebensführung aus. Die strenge, oft schroffe Art wurde durcli eine Herzensgüte gemildert, die ihn zum Wohltäter der Armen machte. Als rastloser Förderer des religiösen Lebens gehört Pfarrer Saurer zu den heraus- ragenden Geistlichen, die in Bisingen amtierten. Ihm folgte als Pfarrverweser für zwei kurze Jahre der aus Melchingen stammende Geistliche Karl Barth, der zuletzt Pfarrer in Bittelbronn war, wo ihn ein Herztod allzufrüh von seinem geliebten Beruf wegriß. Unter Johann Nep. Wetzel, der von 1899 bis 1907 amtierte, wurde die Kirche erweitert. Auch hat er für die Pfarrei ein neues Geläut ange- Die Bisinger Pfarrkirche in ihrer ursprünglichen Form und Größe. 8 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi vertraute Herde, Lehrer, welche die Jugend hinführten zu Auch von ausgewanderten Bisingern stammt eine Reihe den Wahrheiten der Religion, Helfer, wo leibliche und seeli- von Geistlichen ab, Dr. Jahn C. Rager im Staat Indiana USA, sche Not sie riefen, und Mitbürger, die Anteil nahmen am Pfarrer Lämmle in der Diözese Rochester, der Redemptorist Leben der Gemeinde. Der schönste Dank, der ihnen immer Pater Thomas Ott in New York und Professor Josef Haug, wieder zuteil wurde, war das Vertrauen ihrer Pfarrkinder. der als Sechzehnjähriger mit seinen Eltern die Heimatge- meinde verließ. Als Spätberufener trat er in die Genossen- Eine stattliche Zahl Geistlicher schaft der Sulpizianer ein. Diese Welt-Priester-Kongregation aus der Gemeinde hat sich die Heranbildung eines tüchtigen Seelsorgeklerus Neben den Geistlichen, die in Bisingen wirkten, sollen auch zur Aufgabe gemacht. Im St. Charles-Kolleg in Baltimore die nicht vergessen sein, die aus der Gemeinde hervorgingen. fand dann auch Josef Haug seinen Lebensberuf als Lehrer Die stattliche Anzahl ist nicht zuletzt eine Frucht der pasto- der jungen Theologiestudenten. Noch zweimal, zuletzt 1925, ralen Selbständigkeit der Gemeinde wie der Arbeit ihrer besuchte Professor Haug seine Angehörigen in der alten Pfarrer. Heimat, der er in Liebe und Dankbarkeit verbunden blieb. Noch einer früheren Zeit gehören an Pater Justinus Rager, Vergessen wollen wir aber auch nicht den Franziskaner- Franziskaner in St. Lützen, dann Pfarrer Meinrad Mayer und bruder Schell und Bruder Avellinus (Josef Stengel), der als Pfarrer Aloys Rager, der als Pfarrer von Thanheim starb. Benediktiner heute noch in Rom tätig ist. 75 Mädchen traten Den ältesten Einwohnern sind noch die beiden Brüder Geistl. in die Mutterhäuser in Straßburg, Freiburg, Heppenheim, Rat Josef Rager und Pfarrer Leo Rager, bekannt. Während Gengenbach, Würzburg, St. Trudpert, Hegne und Erlenbad ersterer jahrzehntelang am Hechinger Gymnasium als Stu- ein, legten ihre ewigen Gelübde ab und wurden als Barmher- dienrat wirkte und auf dem hiesigen Friedhof ruht, ist Leo zige Schwestern in caritativen Einrichtungen der Kirche ein- Rager heute noch Pfarrer in Feldhausen. Der „Ranghöchste" gesetzt. ist Domkapitular und Geistl. Rat Johannes Mayer, Pfarrer Die katholische Pfarrgemeinde von Bisingen kann mit in Krauchenwies und Dekan des Kapitels Sigmaringen. Einer Freude und Genugtuung auf die hundert Jahre eigene Seel- jüngeren Generation gehören an Pfarrer Otto Stengel, derzeit sorge zurückblicken. Diese hat gute Früchte getragen. Das Pfarrer in Oeffingen b. Fellbach, und Stadtpfarrer Richard wird für alle, die katholische Bevölkerung wie die Pfarrer, Schell in Sigmaringen. Diesen Weltgeistlichen folgen die ein Ansporn sein, den 1865 glücklich begonnenen Weg zur Ordensgeistlichen, vorneweg der Senior, Pater Martin Schell, Ehre Gottes und zum Heil der Gemeinde fortsetzen. Weißer Vater. Viele Jahre war er Superior im Missionshaus und ist jetzt Pfarrer in Thörnich (Mosel). Pater (Dem Verlag der Hohenz. Zeitung in Hechingen sei für die Erwin Binder ist seit seiner Primiz im Jahre 1938 als Afrika- Erlaubnis zum Abdruck und der Firma Vogt für die Bilder missionar eingesetzt. bestens gedankt.) Ein Beitrag zur Auswanderungsgeschichte des kleinen Dorfes Dettensee im Bezirk Haigerloch-Dettingen von Josef Schäfer Im Sommer 1833 beschäftigte sich die Landesversammlung Unglückliche Amerika-Auswanderer — Landtag — Sigmaringen — mit der Not der Auswan- Am 2. April 1831 zeigt der herrschaftliche Schultheiß derer in den Gemeinden. Ein besonderer Anlaß dazu Schlotter von Dettensee dem Oberamt in Glatt an, es war das Unglück, das über drei Auswandererfamilien aus seien zwei Familien in Dettensee, die ihre Realitäten der kleinen Gemeinde Dettensee hereingebrochen war. Auch verwerten und nach Amerika zu ziehen willens seien, näm- die nicht beteiligte Regierung in Hechingen erließ im Wo- lich Josef Schäfer, Schmied, Vater von 8 Kindern, und chenblatt eine eindringliche Warnung vor einer unvorberei- Johann Schilling, Vater von 7 Kindern. teten Auswanderung nach Amerika (4. April 1833, WB1. S. 61). Es vergehen einige Monate, ohne daß sich die Auswan- Doch niemand kümmerte sich um die „fürstlichen" Sorgen. derungslustigen um ihre Auswanderung ernstlich bemühen. Selbst in nächster Nähe der Stadt meldeten sich Auswan- Im Januar 1832 scheinen die Erntevorräte aufgebraucht zu derungslustige. sein, und die Schuldner drängen mit .der Bezahlung der Zinsen. Allein im Monat April 1833: von Hechingen : Anton Buckenmayer, Karl Holzel und Am 26. Februar 1832 melden sich vor dem Schultheiß in Anton Ling, jeder mit Familie; Dettensee drei Familienväter, deren Kinderzahl 23 Köpfe von : Johann Bumiller (Longuin) und Thomas beträgt und suchen um die Erlaubnis, nach Amerika aus- Speidel, jeder mit Familie; wandern zu dürfen. Sie geben an, ihre Realitäten vorbehalt- von Beuren: Jcsef Bulach mit Familie; lich der Ratifikation und der Auswanderungsgenehmigung von Steinhofen: Gottlieb Hölle mit Familie; verkauft zu haben. Nach dem gesetzlichen Abzug und dem von Zimmern: Christian Bogenschütz mit Familie; Abzug der Schulden blieben jedem noch 1000 fl. Barschaft. von W e i 1 h e i m : Johann Wüst und Balthes Walz, jeder Sie wollten die Reise über Frankreich machen und sich in mit Familie; Le Havre einschiffen, wo die Ueberfahrtskosten billiger seien. von Wessingen: Michel Kohler und Mathias Ruf, jeder Der Schultheiß bezweifelt, daß das Reisegeld hinreichend mit Familie. sei, und wenn sie im Lande der Hoffnung endlich angelangt seien, stünden sie mit ihren Familien als Bettler da, denn Das „Noth- und Hilfsbüchlein für Auswanderer nach Ame- auf glänzende Versprechungen, die man ihnen gemacht habe, rika nebst Briefen aus Amerika", für 12 Kreuzer, erschienen sei nicht wohl zu bauen. bei Johann Streble, Hechingen, war in kurzer Zeit vergriffen. Allein, „Vorstellungen des Amts fruchteten nichts!", schreibt Ein vergebliche Warnung Amtmann Mattes von Glatt dazu. Tm April 1833 wa - Jte sich der Beobachter im Wochenblatt „Uebrigens sind die Gründe, welche die Leute zur Aus- (S. 67) in eindringlichen Worten an die Auswanderungs- wanderung veranlassen, leider nur zu wahr und tief ergrei- lustigen. Scharenweise würden sie die Heimat verlassen, um fend! Der Ortsbann von Dettensee ist klein und beschränkt. jenseits des Ozeans ein geträumtes Glück zu finden, auch Die Nahrungs- und Arbeitslosigkeit ist anerkannt und wirk- solche ohne Not und ohne Armut würden ihre Heimat auf- lich vorhanden. Alle genannten Familienväter sind tätig geben. Leichtsinnige und unbesonnene Menschen ließen sich und zugleich mit vielen Kindern belastet und haben schon täuschen, zu ihrem Verderben. Wenn es vielleicht einzelnen dermahlen keine Früchte mehr und müssen bis zur künf- gelungen sei, eine glückliche Existenz zu finden, dann würde tigen Ernte alles kaufen, d. h. sich in Schulden stürzen ohne dies übertrieben und verbreitet, während die große Masse Aussicht, bald wieder davon loszuwerden. derjenigen, die drüben nur Not und Armut finden, verschämt Wenn ein Taglöhner in Dettensee in jeder Zeig 5 Morgen schwiegen. Schon der Verkauf der Habe in der Heimat sei Aecker besitzt, so ist dieser Güterstand schon groß. Manche mit größten Verlusten verbunden. Wenn der Auswanderer Bürger haben noch weniger, einige gar kein Feld auf Det- dann endlich die Küste drüben erreiche, dann erwarteten tenseer Markung, und die meisten Güter sind von Fremden, ihn weitere Verluste und Nachteile. Er sei ganz der Willkür als Ahldorfern, Nordstettern, Mühringern und Isenburgern des Schiffskapitäns oder des Schiffseigners ausgeliefert. Auch erkauft. drüben sei er noch vielfach Fährlichkeiten ausgesetzt. Die Das Amt weiß kein anderes Mittel, um die Auswanderung meisten Gewerbe seien auch in Amerika schon überfüllt, und in Dettensee zu beschränken, als wenn sich die gnädigste der Landmann müsse regelmäßig in das Innere des Landes Herrschaft dazu entschließen könnte, ihren dortigen Bauhof weiterwandern, der Boden in der Nähe der Städte sei schon unter die Bürgerschaft gegen Frucht und Geldabgabe zu vergeben. verleihen, wobei man eher gewinnen als verlieren würde." Obwohl diese Warnungen nur zu berechtigt waren, glaubte Das war ein mutiger Vorschlag des Amtes. Amtmann man ihnen im Lande nicht. Mattes „erschöpfte sich" wirklich in Vorschlägen und schickte Jahrgang 1966 HOHENZ OLLERIS CHE HEIMAT 9 die Bittsteller höchstpersönlich zur Regierung nach Sigma- Die Bittsteller Jos. Schäfer und Joh. Schäfer und Schilling ringen. Und wenn es ihm allein nicht gelungen sei, die Det- sollen wegen der Eßfrüchte einen Bürgen stellen. Der lfd. tenseer von ihrem Vorhaben abzubringen, so seien sie nach Bedarf würde ihnen zu -k des Wertes — Preises — ange- ihrer Rückkehr von Sigmaringen doch „sämtlich anderen wiesen. Sinnes", und sie würden keine weiteren Versuche mehr 28. 3. 1833. Die Antragsteller werden erneut beim Amt machen, ihre Güter zu verkaufen. vorstellig. Es handelt sich bei den Auswanderungslustigen um fol- 28. 3. 1833. Schäfer Josef, Schmied, ist 49 Jahre alt, ein gende Personen: Mann in den besten Jahren, Ehefrau Schäfer, geb. Staib, 44 Jahre alt. Kinder: Theresia 17 Jahre alt, Dominikus 16 Jahre Schäfer Josef, Schmied, Vater von vielen unver- alt, Georg 14 Jahre alt, Josef 12 Jahre alt, Magdalena 11 heirateten und unmündigen Kindern, ein Taglöhnergü; er, Jahre alt, und Viktor 9 Jahre alt. mit Schulden behaftet, wovon die Zinsen best: 1 ;ten weiden müssen. Der Erwerb als Schmied, da davon in D. zwei sind, Schilling Johann, Schuster, 44 Jahre alt, mit Ehefrau ist gering, wo im ganzen Dorf kaum 15 Pferde gehalten Anna Schilling, geb. Schlotter, 38 Jahre alt, mit 6 Kindern. werden. 1.) Genovefa, 23 Janre alt, Kind des Xaver Dettling, led. Maurer, der Genovefa noch vor der Auswanderung heiraten Der Ertrag des Taglöhnergütleins ist wieder gering, und möchte. voriges Jahr fand wegen Nässe M i ß w a c h s rtatt, bereits sind alle Früchte aufgezehret, und der Familienvater ist 8. Mai 1833. Die Auswanderungslustigen setzen sich mit genötigt, bis zur künftigen Ernte, alle Eßfrüchte zu kaufen. ihren Gläubigern, nachdem sie ihre Realitäten verkauft ha- Die Gläubiger und das Rentamt wollen für das bereits Ver- ben, auseinander. Für den Schmied Josef Schäfer legt Jo- abfolgte bezahlt sein. Ohne Bezahlung und besondere Legi- hann Georg Schäfer eine Forderung vor, die Aufschluß gibt timation kann dem Rentamtsvorstand nicht zugemutet wer- über die Preise der Nahrungsmittel — Getreide — u. a. m. den, weitere Früchte gegen Credit, der nicht wohl beigehal- Es kostet 1 Malter Veesen (Korn) im Jahre 1827 5 fl. 12 Kr., ten werden kann, zu verabfolgen. im Jahre 1829 4 fl. 36 Kr., im Jahre 1830 4 fl. 24 Kr. Gerste kostet das Malter im Jahre 1827 7 fl., im Jahre 1829 7 fl. Der Rest ist zwar nicht bedeutend, allein die Zahlungs- 30 Kr., im Jahre 1830 6 fl. „Saugerste" kostet das Malter mittel fehlen, um das bereits Schuldige abführen sowie noch (12 Viertel) im Jahre 1831 8 fl., im Jahre 1832 11 fl. Anfang Eßfrüchte bis zur Ernte kaufen zu können. 1833 kostet „Saugerste" 15 fl. Um hier zu helfen, ist Nachsicht für verfallene Unter- stützung an Eßfrüchten bis zur künftigen Ernte, mäßige Johann Schilling hat sein ganzes Gütle an den Hirschwirt Preis- und Termineinteilung nötig. Johann Schäfer verkauft und 2 800 fl. erlöst. Seine Schulden belaufen sich auf 2 287 fl., so daß ihm noch an Reinvermögen Beyneben hat dieser Mann seit mehreren Jahren ein 522 fl. bleiben. Für die Reise nach Le Kavre hat er für 34 fl. kränkliches Weib, das früher schon in den Cliniken in Tü- ein Einspännerwägele und von Johann Pfeffer ein Pferd ge- bingen gratis — was die Operation betraf — jedoch mit an- kauft für 66 fl. derwärtigen Unkosten verbunden, behandelt worden ist. Josef Schäfer, Schmied, hat für sein Gütle 1756 fl. erlöst, Dessen Lage ist unterstützungsärmlich. wovon 1 483 fl. Schulden abzurechnen sind, so daß ihm noch Schilling Johann. Bei diesem hilft nach Ansicht 2 62 fl. bleiben. Da er sein Haus schon im Jahre 1832 verkauft des Amtes nur das Gantverfahren. Der Mann kanns bei hat, muß er von Johanni 1832 bis Mai 1833 dem Martin seiner Schuldenlast und bei der beträchtlichen Leibgedings- Dettling 23 fl. Hauszins bezahlen. Auch er hat zur Fahrt verabreichung nicht mehr lange treiben. Er steckt zu ein Wägele für 36 fl. und von Johann Pfeffer ein Pferd für sehr in Schulden. 66 fl. gekauft. Indessen hat auch dieser bei seiner zahlreichen Familie Für beide Auswanderer beträgt der Abzug noch 10 Prozent. keine Eßfrüchte mehr. Außerdem gibt Schäfer an, er werde nicht nach Le Havre, Schäfer Johann, Schreiner. Er hat bereits lauter er- sondern nach Bremen fahren. wachsene Kinder, die ihren Unterhalt verdienen können. Mai 1833. Die Abreise ist am 6. Mai 1833 erfolgt, und nun Fraglos ist dessen Metier als Schreiner und Sesselfabrikant nimmt das Unglück seinen Lauf. Als die Dettenseer Fami- gegenwärtig sehr beschränkt und der Mann arbeitslos. Auch lien mit ihren 21 Köpfen nach langer Fahrt auf der Achse ihm fehlen die Früchte, jedoch ist dessen Lage nicht so in Bremen ankamen, war der Hafen schon überfüllt. In allen drückend und diesem wäre zu helfen vielleicht durch Be- Teilen unseres süddeutschen Raumes gehen die gleichen jam- stellung von Arbeit. mervollen Klagen ein. Mit 784 Gulden wollen die 3 Fami- Uebrigens ist die Not in vielen Familien äußerst drük- lien mit ihren 21 Köpfen über den Ozean kommen! Von je- kend, da wo besonders voriges Jahr M i ß w a c h s stattge- dem Makler werden sie abgewiesen, auch dann, wenn sie funden hat, also in Dettensee, Glatt, Dießen, schon dermahlen sich zur Arbeit auf dem Schiff noch verpflichten wollen. wurde das Amt mit Unterstützungen und Hilfe überloffen." Auch zur Rückreise nach Dettensee reicht das Geld nicht „Ohne besondere Gnade und Unterstützung Serenissimi mehr aus. Auch aus der Pfalz kennen wir Berichte, nach weiß man sich bis künftigen Ernten nicht zu retten." denen ihre Auswanderer bettelnd von Bremen zurückkehren. 30. 3. 1832. Die Fürstliche Konferenz verfügt, daß der An- 25. 6. 1833. Von Bremen geht ein Hilferuf in Dettensee ein. trag Johann Schilling den Örtlichen Behörden zur Beschei- Schluß folgt.) dung überlassen sei. (Entnommen aus Akten der Gemeinde Dettensee, 1934.)

Grosselfinger Flurnamen von Josef S t r o b e 1 Fortsetzung Der Weg umgeht den Hügel in einer südlichen Kurve. Hier nungen, stanko-Stonda und stenga-Stinga- hat also das Wasser seit langer Zeit seine abtragende und stinguo, köi nen die Namengebung beeinflußt haben, wo- wiederaufbauende Arbeit geleistet. Vom „Esch oben" hat bei es möglich ist, daß beide Formen lange Zeit nebeneinan- es die Erde den Hang heruntergetragen und unten an dem- der hergelaufen sind. Erst die mittelalterliche Lautverschie- selben, nachdem seine Kraft erlahmt war, wieder abgesetzt. bung oder Diphthongierung hat die einheitliche Form ge- Nordwestlich davon bildete sich eine schwache Mulde, in der schaffen. Wenn 1544 der Renovator Hagen in seinem Be- das Wasser stehen blieb und einen Tümpel bildete. Es stieg sitzbuch „uff der staunga" schreibt, so war das o schon in seiner natürlichen Beharrungskraft wohl noch etwas an zu au gebrochen, wie in dem Wort Owingen-Auwingen. dem Alluvialhügel empor, sank aber entkräftet in den Sumpf zurück. :n diesem Sumpf oder Tümpel wuchsen dann ty- Dabei wollen wir aber doch darauf hinweisen, daß Not- pische Sumpfgewächse, besonders Binsen und Seggen, deren ker Labeo (952/1022) in St. Gallen in seiner Psalmüber- bläulichgrüne Stengel und Blätter steif emporstanden. Von setzung den Ausdruck „s t u n g e" für steinig gebraucht: „daz dem stehenden Wasser hat der Tümpel den Namen S t u n g e si gestunget werden" oder „in euerem herzen werdet ir oder Stande erhalten, dessen neuhochdeutsche Form noch in gestunget". Daß aber dieser Ausdruck nicht als Aus- Krautstande erhalten ist. Die alten Formen davon sind ahd. gangswort angenommen werden darf, geht daraus hervor, stenko, stanko, stenkovan = anstoßen und das mhd. stonda daß das in Frage kommende Gelände nicht steinig ist, aber = Stande (Krautstande). Danach wäre die „S t u n g e" ein immer noch typische Sumpfpflanzen aufweist. stehendes seichtes Gewässer. In solchen Gewässern wuchsen, 64. S t r ä ß 1 e wird der seit 1847 neu angelegte Vizinalweg wie gesagt, Binsen und Seggen, deren Stengel und Blätter nach Bisingen genannt. Dabei wurde der einstige Steil- steif emporstehen, was man in alter Zeit (im got.) stengan, aufstieg (Stich genannt) durch mehrere Serpentinen oder stunguana oder stungum = steif emporstehen nannte. Es ist Schlangenwege umgangen. das engl, sting, das angs. stinga, das lat. stinguo und das 65. Strupfe. Mit diesem Ausdruck wird der südliche griech. stachus. Beide Ausdrücke und damit beide Erschei- Dorfteil umfaßt. Das Wort Strupfe hängt mit strup = steif 10 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi sein zusammen. Jene Dorfgegend war in alter Zeit offenbar hervorgeht, umfaßte der mittelalterliche Vogelfang nicht ein nasses und struppiges Gebiet, also ein Gebiet, in dem allein Distelfinken und Zeisige, sondern auch Wildtauben, neben Binsen auch Gesträuche wuchsen. Aus strup bildeten Habichte, Sperber, Reiher, Dorndreher, Eulen, Amseln, Dros- sich strupfen = streifen, struben = sträuben, struppig — seln, Wachteln, Elstern, Raben, Lerchen, Fasanen, Wildenten, widerstrebend, strubbelig = durcheinander (Struwelpeter) ja selbst Störche und „Guggus". und Strippe, mhd. strupfe = Streifen. Das steife und harte 71. Das Vogelwäldle. Auch diese stille und abgele- Gras, das dort wuchs, konnte nicht verfüttert werden; es gene Flur war zum Vogelfang wie geschaffen. Vielleicht hat wurde als „Sträube" daher nur gestreut (gesträubt). Die da der Fürst von Hechingen, der 1747 hinter der Waldecke vom und dort in Urkunden vorkommenden Streitwiesen Vogelwäldle ein Jagdhaus erbauen ließ, diesen Ort ausge- sind wahrscheinlich Strut- oder Streifwiesen, also Wiesen, sucht, um auch dem Vogelfang zu obliegen. Das Jagdhaus ist die als Streifweiden dienten, für jedermann offen standen seit langem verschwunden, aber die Spuren eines Gartens und gerade deshalb zu Streitigkeiten führten. Von strut oder sind immer noch vorhanden, und in meiner Jugend standen struot kommt auch Unstrut. Im Schatzungsbuch von 1730 ist dort noch zwei stattliche Nußbäume. Das Wasser zu dem von dem „Strupfehaus" die Rede. Das ist m. E. nicht Jagdhaus lieferte „das Fürsten-Brünnle". ein „Haus i n der Strupfe", sondern ein solches, in dem aus Wolle die sogenannten „S t r u p f e r 1 e", das heißt Puls- 72. Von den Grosselfinger Weihern und seinen wärmer, hergestellt wurden. Dämmen war bereits die Rede. An den Weihern gab es auch die Weihergärten und das Weiherwuor, und 66. Tafel wird ein relativ kleiner Platz beim roten Kreuz zwar das „obere und untere" oder „ussere und innere". Es genannt. Offenbar stand dort einst ein auf ein Brett auf- waren dies Wasserstau- und Wasserablaßvorrichtungen an gemaltes Heiligenbild. den Weiherdämmen (roale). Bemerkt sei, daß man die Furt 67. Tal ist das durch einen Erdeinbruch entstandene Ge- am Zimmerbach in Hägen auch Wuor nennnt. Auch lände westlich vom Oberdorf. Dazu T a 1 r a i n, der wegen beim unteren Homburger Hof gab es einen 6V2 Morgen seiner steilen Halden nur als Schafweide verwendet werden großen Weiher, der heute teils Acker, teils Garten ist. kann und zu T a 1 b a c h, der in alten Urkunden Gieß-, neuer- 73. DemWeinbau dienten einst der große Weingar- dingen aber Krebsbach genannt wird, obwohl er keine ten, der den Südhang des Galgen- und Aechtwiesenberges Krebse mehr beherbergt, aber immer noch schießt und gießt. umfaßte und zwei Weingärtie, eines am „Alten Berg", 68. Der Trappenacker in Eichen. Unter einem Trap- das andere am „Eicheschle". 1544 wurde noch der Weingar- pen, das Wort kommt von Treppe, versteht man eine tritt- tenzins erhoben. förmige Erhöhung bzw. franz. ein Escalier, auch eine Est- 74. „Bei de Winterböhm, ein mit Winterbirnbäumen rade = eine Erhöhung, im Süddeutschen den langsam oder bepflanztes Gelände. Die Winterbirnbäume trugen harte und stufenförmig ansteigenden Hofraum, besonders vor dem spätreifende Früchte. Da sie auch spät blühten, erlitten sie Wohnhaus. Er ist also das, was man betritt, bevor man in keinen Frostschaden und gaben daher jedes Jahr Birnen, die die Wohnung kommt. Im Mittelalter gab es ein ähnliches der Mostbereitung dienten, als man vom Weinbau Abstand Wort: es hieß Tratt, und dies war der Zugang zum nehmen mußte. Dazu gab es Saueräpfel, Breitlinger, Holz- Brachfeld. Dieser Zugang war bei der damaligen Wirt- äpfel und Holzbirnen. Die letzteren gaben dem Most das schaftsmethode sehr wichtig, weshalb dieses Wort in Ur- Prickelnde und Moussierende, weshalb dieser Most für die kunden oft vorkommt, meist in Verbindung mit Trieb, also heiße Jahreszeit aufbewahrt wurde. Solches Wildobst kauften Trieb und Tratt, wobei der Trieb auch den Zugang zur Weide vor Jahren die Sektfabriken sehr gerne. bezeichnete, weil man das Vieh auf die Weide getrieben hat. 75. Wangen wird die weite Landschaft hinter dem Berg Aus Tratt wurde durch Tautologie Trapp. Der Trappenacker genannt. Das Wort kommt vom ahd. wanc = ebenes Feld. bezeichnet also den Zugang zu einer Weide, wobei nicht aus- Das Wort ist in Heselwangen, Roßwangen, Dürrwangen er- geschlossen ist, daß sich an dem Trappenacker ein stufen- halten, wobei Hesel, ahd. hasala, an den Haselnußstrauch, förmiger Füßweg befand, zumal unser Trappenacker Roß an rocca = Felsen und Dürr an ahd. durri = dürr oder auf die Höhe des Eicheschle führt. ahd. thurn = Dorn erinnnert. 69. Umlauf. Das Bestimmungswort um, mhd. umbe oder 76. Zachenwasen, geschrieben Zaichen- bzw. Zeichen- umbi, griech. amphi = umtun, umhaben und umgeben, be- wasen, auch Zacherwasen. Das Bestimmungswort zachen, zeichnet ein das andere Umgebendes lat. cingulum = der zaichen, zeichen oder zacher läßt verschiedene Deutungen zu. Gürtel, in der Landwirtschaft die Fruchtfolge, in der Medi- Zacher z. B. ist die Kurzform von Zacharias; aber gegen die zin eine Fingerentzündung, in der Grosself inger Flur- Herkunft von einem Personennamen spricht die fehlende geschichte einen Wald, der sich um das Feld aus- Genetivform. In Frage käme auch das mhg. zach = zäh oder breitet, manchmal auch einen Weg, der bei den Grenzmark- tach = Lehm, weil der Grund dort zäh und lehmartig ist besichtigungen gegangen bzw. umgangen oder umlaufen oder das ahd. sahar, sair = carex, also eine Segge oder wurde. steifes Riedgras. All diese Mutmaßungen bleiben aber hinter 70. Der V o g e 1 a c k e r. So wird ein vom Homburger dem Wort Zeichen oder Zaichen zurück, mit dem man Hof in den Homburgeresch hineinragendes Ackerfeld ge- das Feldkreuz bezeichnete; denn seit Menschengedenken nannt. Die Ableitung von dem Unkraut Vogelwicke finde ich stand auf der beherrschenden Höhe ein Zeichen, das heißt sehr naiv. Dieses Unkraut gedeiht auf jedem einigermaßen ein Feldkreuz. Ich erinnere an das „Zeichen", das einst dem trockenen Acker, so daß es viele Vogeläcker geben müßte. Kaiser Konstantin dem Großen auf seinem Kriegs- Da dieser Acker nicht nur in der Nähe des Homburger Hofes zug gegen seinen Rivalen und Gegner Maxentius vorge- liegt, sondern auch an einer Anhöhe, welche die Vögel bei schwebt haben soll" in hoc s i g n o vinces" in diesem der Futtersuche überfliegen müssen, vermute ich, daß dort Zeichen wirst du siegen. Im Volk spricht man noch heute einst die Bewohner der ehemaligen Hainburg, wovon noch vom Kreuzzeichen. Das Grundwort „Wasen" ist das ahd. eine stattliche Mauer Zeugnis gibt, ihren Vogelherd auf- waso, dessen Anlaut zu r assimilierte und als Rasen eine gestellt hatten. Wie aus dem Tagebuch eines fürstlichen magere Wiese bedeutet. Weidmannes (in Hohenzollerische Jaheshefte 1936, S. 198 pp.) (Wird fortgesetzt.)

Die Egert van Dr. H e p p, Mengen

In der Hohenzollerischen Heimat Nr. 3 1964 habe ich unter seinen Beiträgen zur Riedlinger Oberamtsbeschreibung und dem Titel „die Egert" zu der Stelle im gleichnamigen Auf- der Tettnanger Oberamtsbeschreibung. satz in Nr. 3, 1964 von Herrn Burkarth: „Mit Sicherheit läßt Als unsere Vorfahren 260 n. Chr. unser Land erobert hat- sich nur sagen, daß es im 19. Jahrhundert auf der Alb keine ten, wurden den einzelnen Sippen ihre Wohnsitze zugeteilt: Egertwirtschaft mehr gab", geschrieben, daß es sie heute dem Sigmar Sijrmaringen, dem Ruowolf Rulflngen, dem Büno noch gibt, und zwar in der Gemeinde Glems auf dem Glem- Büningen, heute Bingen, usw. Sie trieben hauptsächlich Vieh- ser Roßfeld. Nun hat der bisherige Schriftleiter der Hohen- und Weidewirtschaft. Die Jagd und Fischerei spielte eine zollerischen HeimaL, Herr Oberlehrer Wiest, bei mir ange- große Rolle für die Ernährung, der Landbau war bescheiden fragt, ob ich vielleich Näheies in Erfahrung bringen könnte bei der noch geringen Bevölkerung. Der Sippenälteste war über die Frucht- und Anbaufolge bei der Egert. Dazu, um der befehlende Herr mit dem höheren Rang als Mittelfreier. ein Bild von der Egert zu bekommen, muß ich weit aus- Aus ihm ist der Ortsadel hervorgegangen. Neben ihm stan- holen. Ich folgte dabei im wesentlichen ganz dem, was der den die Gemeindefreien, die Hörigen hatten kein Recht. Die weitaus beste Kenner der Entwicklung unserer Ortschaften, zunächst noch gemeinsamen bewirtschafteten Felder lagen Victor Ernst geschrieben hat, hauptsächlich in seinen beiden in großen Stücken rings um das Dorf. Die Felder heißen Schriften „Die Mittelfreien" und „Der niedere Adel" und in Breite, die Wiesen Briehl. Um diese Felder, den Etter, ging •Jahrgang 1966 HO KlKZ O Ltilill ISCHU HEIMAT 11 der Etterzaun als erste Grenze. Hier in Mengen ist noch ein für Humanität und für die Wohlfahrt des Volkes. Er war Teil dieses Etterzaunes erhalten. Er war später hier zugleich der Vater jenes heftigen Aufklärungs- und Humanitätsab- die Grenze der hohen Gerichtsbarkeit Mengens. Eine Grenze solutismus, des nach ihm benannten sogenannten Josefinis- gegen die nächste Siedlung gab es nicht. Das Vieh auf der mus. Die historischen und ständischen Einrichtungen sollten Weide hatte noch genug Platz. Als nun die Bevölkerung beseitigt und die Länder und Provinzen sollten nach gleich- wuchs, wurde um den ersten Kreis, den Etter, ein zweiter artigen Gesetzen von Wien aus regiert werden mit dem geschaffen. Wald, Weide, Öden wurden gerodet und umge- Kaiser als absolutem Oberhaupt. Am nachhaltigsten sind brochen, die Felder gleichmäßig in Sommer-, Winter- und seine Reformen auf dem Gebiet der praktischen Nächsten- Brachösch verteilt und in Stücken von etwa 40 a = einem liebe und sozialen Fürsorge: Bau von Krankenhäusern, Ar- Joch aufgeteilt auf die Gemeinfreien. Wir haben damit den menhäusern, ärztlichen Ausbildungsinstituten; Abschaffung erweiterten zweiten Kreis, die Markung mit der Markungs- der Folter, der Hexenprozesse, Pressefreiheit, geregelte grenze. Im ersten Kreis das Sippendorf mit dem Hof des Rechtsprechung, er ist Gründer des 'olksschulwesens, Fech- Sippenältesten, den Höfen der Gemeindefreien und den ter für Toleranz auf religiösem Gebiet, er ist für bessere großen Feldstücken, Garten und Wiesen des Sippenältesten. Ausbildung, Vermehrung und Förderung der Weltgeistlich- Im zweiten Kreis Sommer-, Winter-, Brachösch und Wiesen keit. Er gilt als der beste Fürst des 18. Jhdts. Aber seine der Gemeinfreien mit der Markungsgrenze. Vom Sippenhof Reformen, die er in einem rücksichtslosen Tempo vorantrieb, aus, dem Mittelfreien gewissermaßen als Bürgermeister und machten ihm auch viele Feinde. Er hob die Steuerfreiheit der den Gemeinfreien als Gemeinderäte wird die Gemeinde ver- Fürsten, der geistlichen und weltlichen, auf, schloß 700 Klö- waltet. Beider Rechte sind genau gegeneinander abgegrenzt. ster, verstaatlichte ihre Güter, hob den Jesuitenorden auf, Ueber das außerhalb der Markung liegende Gebiet hat das machte starke Einschränkungen und Eingriffe in die reli- Hauptrecht der Gemeinderat als rechtliche juristische Per- giösen Bräuche mit ihren vielen Festen und Wallfahrten, um son. Die Höfe bekommen ihre Nutzungen, Gerechtigkeit, nur das Wesentliche zu nennen. So hat er auch im Land- z. B. an Holz, an Krautäckern, an der Zahl des Viehs, der wirtschaftswesen große Neuerungen eingeführt, die viel Un- Pferde, Sauen, Schafe etc., die der Einzelne auf die Weide ruhe machten, da sie gegen altes Recht und Herkommen treiben darf. Wie es rechtlich mit diesen auch sogenannten waren. Um die landwirtschaftliche Produktion zu heben, Weitraiten stand, sagt Viktor Ernst in der Oberamtsbe- führte er den Anbau der Kartoffel 1776, den Kleebau auf schreibung Riedlingen Seite 417: der Brache und die Stallfütterung ein, hob die Weidewirt- schaft auf. In Mengen kam es zum sogenannten Kleestreit, Außerhalb der Dorfmarkungen. Zwischen der von 1778 bis 1794 dauerte, weil er anordnete, daß auf den Dorfmarkungen liegen mitunter andere meist grö- der schlecht bewirtschafteten Weide Münchsbriehl, ein Hof ßere Flächen, welche von jeher in eine Dorfmarkierung nicht eingeschlossen und in der Regel unbewohnt waren. — heute würden wir sagen ein Aussiedlerhof — errichtet In ihren Rechtsverhältnissen zeigen sie eine Mischung werde. Es war das ein Eingriff in uralte Gemeinderechte. verschiedenartiger Interessen mit heftigen Kämpfen der Es kam zu hellem Aufruhr, der zur Besetzung von Mengen beteiligten Faktoren. Hier sucht der Hochadel ein nicht durch Dragoner führte, aber doch schließlich nach langem durch die Dorfgewalten beschränktes Feld seiner Herr- Hin und Her 1794 nach dem Tode Josefs II. zum Abbruch schaft. Daneben stehen in wechselnder Gruppierung die des Hofes. Seine Reformen setzten sich aber allmählich benachbarten Dörfer, und diese streiten sich wieder mit durch. Im Allgäu lösten sich viele Orte in Einzelhöfe auf, einzelnen, unmittelbar angrenzenden Gemeinden, die sich man nannte diesen Vorgang Vereinödung, auch Verehhaf- Teile des strittigen Gebiets zu ihrem ausschließlichen tung. d. h. der Besitz war ganz fest wie in einer Ehe ver- Gebrauch reservieren. bunden, es gab kein Recht der Gemeinde mehr auf diese Felder, keine Beschränkung in der Benützung, keinen ösch- Der Ackerbau wurde, soweit wir zurücksehen können, zwang. Der Bauer war Panz frei. Die Höfe wurden besser in der Hauptsache immer als Dreifelderwirtschaft mit bewirtschaftet; bessere Pflüge. Kartoffeln und Kleebau brach- seiner Brache betrieben. Eine Ausnahme machten die ten sehr viel zusätzliches Futter und damit vergrößerten späteren Rodungen in den geringeren Markungsteilen, Viehbestand, einen vermehrten Dunganfall, und so sind dann die bis tief ins 19. Jhd. teilweise als Egarten oder Wech- allmählich die Egerten und Wechselfelder zu dauernd um- selfelder bebaut wurden und nach einer meist 9jährigen getriebenen Feldern geworden. Periode wieder ebenso lang wüst gelegt wurden, um als Weide zu dienen. Sie waren in der Landgarbe besser Das Ende des 18. Jahrhdst. war auch insofern eine Wende, gestellt, solange sie nicht gedüngt wurden. Von Egarten als die Bevölkerung rasch zugenommen hatte. Das führte oder Weitraiten wurden daher die Dungäcker unterschie- dazu, weitere Nahrungsquellen zu suchen. Die früher regel- den, Weitraiten geben 5 und 6 Garbe, wenn man's düngt mäßig aufgetretenen Seuchenzüge, besonders der Pest mit 4 Garbe. ihren verheerenden Wirkungen, hatten die Bevölkerungszahl Die Egerten außerhalb der Markung hatten also ihre eige- auf einem gleichmäßigen Stand gehalten. Sie hatte aufge- nen Rechtsverhältnisse, ihre eigene Bebauung. Sie waren hört. und die Bevölkerung wuchs und wuchs. 1817 war ein also Gerechtigkeiten, Felder außerhalb der Markung und großes Hungeriahr. Das damalige Problem war Nahrungs- ihrer Gesetze und Bräuche. beschaffung durch Verbesserung der Landwirtschaft. Diese brauchte aber Zeit, und noch 1827 finden wir auf der Alb Wir wollen uns nun kurz mit der Deutung des Namens viele Wechselfelder. Egert befassen. Von der von mir im vorigen Artikel bevor- zugten Artikel, Egert wie Ewerg (Abwerg), beim Hecheln Wechselfelder abfallendes minderwertiges Werg, möchte ich wieder ab- rücken, nachdem ich mich näher mit der Sache befaßt habe. In der Beschreibung des Oberamts Riedlingen von 1827 ist Im schwäbischen Lexikon leitet Fischer den Namen her vom auf der Tabelle II das Flächenmaß jeder einzelnen Ort- lateinischen Wort egaretum = minderwertiges Feld. Noch schaft angegeben nach Morgen für: „Gebäude und Hofstätten einleuchtender scheint mir die Verwandtschaft mit Ehaften, — Garten und Lsnder — Aecker, liürüche und Wechsel- das ist ein Besitz, der an einer Gemeinde, an einem Haus felder — Wieden zweimahdig und einmahdig — Waldungen haftet, wie Eheleute aneinander, also fest verbunden ist. Es Laub, Nadel und gemischt — Weiden und Oeden — Stein- waren das Gärten, in der Ehe der Gemeinde fest mit ihr brüche, Ton- und andere Gruben — Seen. Flüsse, Bäche — verbunden und ganz nur in der Verfügung der ganzen Ge- Straßen und Wege." Von den 72 Ortschaften des Oberamts meinde, wobei jedem Bauernhof seine Gerechtigkeiten zu- haben noch 13 Wechselfelder: Andelfingen 27 6/8 Morsen, ordnet sind. Als der Osch zur Ernährung nicht mehr aus- Bechingen 25. Daugendorf 9 3/8. Dürrenwaldstetten 529 7/8, reichte, wurden außerhalb der Markung Wald, Weide, Öde Egelfingen 32 4/8, Emerfeld 2^7 2/8. Friedingen 1464 3/8, umgebrochen zu Egerten, die dann später Wechselfel- Grüningen 34 4/8. Ittenhausen mit Ensmad 1424 2/8. Mör- der genannt wurden, auch Feldgraswirtschaft, weil auf den singen 627 6/8. Pflummern mit dem Teutschhof 211 1/8, Ackerbau Gras als Weide folgte. Nach 1827 gab es, wie die TTcflamör 1181 6/8, Wilflingen mit Enhofen und Eisighofen Oberamtsbeschreibung Riedlingen ausweist, viele Wechsel- ?4. 2/8. Zusammen 6040 5/8 Wechselfelder gegen 56 703 3/8 felder, obwohl schon duich den großen Umschwung, die Aecker, also rund 1/10 des bebauten Landes sind Wechsel- Wende in der Landwirtschaft am Ende des 18. Jhdts., die- felder. So also noch 1827 im Riedlinger Oberamt. Alle die selben in vielen Ortschaften verschwanden und nur noch im Ortschaften, die noch Wechselfelder haben, sind auf der Alb wesentlichen auf der Alb sich gehalten hatten. Wie kam es oder am Rande der Alb. Außerhalb der Markung sind die zu dieser Wende? Wechselfelder Weiden und Öden und die Wälder. Von Wei- Es sind für unsere Gegend hauptsächlich die Reformen den, Öden und Wäldern sind auch die Wechselfelder genom- des Kaisers Josef II., des Sohnes der Maria Theresia, und men. Das letzte mir bekannte Wechselfeld gehört der Ge- ihm nacheifernde Aebte, Grafen und Fürsten, die den gro- meinde Glems. Es liegt hoch über dem steilen Nordrand der ßen Umschwung in der Landwirtschaft herbeiführten. Kaiser Alb 365 m über dem Ort selber. Vor der Motorisierung war Josef II. war, man kann sagen, leidenschaftlicher Kämpfer es natürlich sehr beschwerlich und zeitraubend, diese Felder 12 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi umzutreiben, Dung da hinauf mit dem Kuhfuhrwerk zu kommt der Pferch — 5. Jahr Weizen, 6. Jahr Gerste, 7. Jahr bringen zu anstrengend für Zugvieh. Daher hat sich auch bis Grassamen. Dann bleibt das Feld wieder 7 Jahre liegen und auf den heutigen Tag die Egert dort erhalten. Das Glemser wird Schafweide, ein ein 7 Jahre ausgeruhtes anderes Stück Roßfeld liegt auf einem der schönsten Plätze der Alb zwi- kommt nun in Bau. Das Feld wird halbmorgenweise ver- schen dem Echatz- und Ermstal, auf dem vordersten Teil pachtet. der sogenannten St. Johann-Halbinsel, mit prächtigem Blick Die Schafweide ist auf 5 Jahre verpachtet. Der Pacht hinunter auf das nur 1 km entfernte Glems mit seinem beträgt 1 400 DM, z. Zt. ist der Pächter ein Schäfer aus dem Kirschbaumwald, ein Märchen in der Blüte. Das Roßfeld Bayerischen. Er hat 280 Schafe und Lämmer. bildet eine breite Mulde, in deren tiefstem Teil das breit hin- Diese Egerten- bzw. Wechselwirtschaft wird heute noch im gelagerte Schafhaus steht. Rechts und links flach ansteigend ganz Großen in Australien betrieben, und auch, wie bei uns liegen die Wechselfelder und Schafweiden bis hin zum Son- früher, in einem 9jährigen Turnus. Es muß also eine uralte nenfels und Roßstein. Daß das Glemser Roßfeld auch Det- gemeineuropäische Wirtschaftsart sein, von den Engländern tinger Roßfeld genannt wird, hat wohl seinen Grund darin, nach Australien verpflanzt. daß Dettingen im Ermstal als -ingen-Ort ein Urort ist und So ist also das Glemser Feld noch eine Erinnerung daran, viel älter als Glems, das wohl eine Tochtergemeinde von wie unsere Vorfahren aus ihrem Boden das Beste herauszu- Dettingen ist, von dem es diese Roßweide erhalten hat. An holen versuchten und als Selbstversorger neben der Nahrung die alte Roßweide erinnert noch die Roßsteige in das an- auch für ihre Kleidung sorgen mußten, wo die Schafhaltung grenzende Langental und der Roßstein. von größter Wichtigkeit war und nicht allein den guten Bra- Das Glemser Feld umfaßt im ganzen 94 ha, davon sind ten, sondern auch noch die begehrte Wolle lieferte. Schafweide 72 ha, unterm Pflug sind 15 bis 20 ha, Brache Die Freunde der Schwäbischen Heimat möchte ich zum 3 ha, Wald 4 ha. Die Umtriebsweise ist 7jährig. Der Turnus Schluß noch besonders aufmerksam machen auf unsere war früher 9jährig. Jetzt wird gebaut: 1. Jahr Haber, 2. Jahr Oberamtsbeschreibungen, die unerschöpfliche Fundgruben Haber, 3. Jahr Kartoffeln, 4. Jahr Brache — auf die Brache für die Heimatgeschichte sind.

Das älteste Hechinger Stadtsiegel von Karl Werner S t e i m Vor kurzer Zeit wurde in einem Bestand des Hauptstaats- Siegelfeld hin durch eine Linie abgegrenzt. Die Umschrift archivs Stuttgart das nunmehr älteste Siegel der Stadt lautet: ,,S' CIVIVM IN HECHINGEN" (Siegel der Stadt Hechingen gefunden. Es fand sich an einer Urkunde vom 29. Hechingen). (Dazu darf bemerkt werden, daß das heutige November 1343. Das bisher älteste bekannte Hechinger Stadt- Stadtsiegel von Haigerloch die Umschrift: ,,S' CIVIUM siegel stammt vom 20. September 1356. So wird dies auch IN HAIGERLOCH" trägt. Leider führt auch in diesem im Württembergischen Städtebuch bezeichnet. Wenn auch Fall — wie es früher üblich gewesen — die Umschrift von das neu entdeckte Siegel nur 13 Jahre älter ist als das vom der Mitte des oberen Teils des Siegels rings herum, so daß Jahre 1356, so sind wir in der Forschung um unsere alten ein Teil auf dem Kopfe steht, was heute eigentlich nicht Ortssiegel in Hohenzollem doch wieder einen kleinen Schritt mehr zulässig ist. Auch wirkt das Rankenwerk um den weitergekommen. Daß dieses Siegel erst jetzt gefunden Hohenberger Schild im Wappen sehr störend u>nd überflüssig.) wurde, hat verschiedene Ursachen. Einmal befindet es sich Der gebräuchlichste Siegelstoff des Mittelalters, außerhalb Hohenzollerns, dann in einem Bestand, in dem wenigstens diesseits der Alpen, war das Wachs. In den vielen man es wohl nur schwerlich vermutet hätte. Jahren der Aufbewahrung wirkten Licht und Luft auf das (Das bisher als ältestes Hechinger Stadtsiegel bekannte Wachssiegel ein und veränderten ihn. Unser Siegel vom Exemplar vom Jahr 1356 wird in der Edition der Monumenta Jahre 1343 hat einen typisch bernsteinartigen gelblichen Zollerana als im Königl. Preuß. Geh. Hausarchiv befindlich Ton. Das Siegel ist noch gut erhalten. angeführt. Dies ist aber laut freundlicher Mitteilung von Die Siegelform ist rund, der Durchmesser des Herrn Archivrat Dr. Seigel nicht mehr der Fall. Diese Ur- Hechinger Siegels beträgt 5,5 cm. Es handelt sich um ein kunde befindet sich nunmehr im Fürstl. Hohenz. Haus- und abhängendes Siegel, eine Art der Besdegelung, die in Deutsch- Domänenarchiv in Sigmaringen.) land erst im 12. Jahrhundert Annahme gefunden hat, in den Das Siegel von 1356 ist vom gleichen Typar (Siegelstem- späteren Jahrhunderten aber dann vorherrschend war. pel) hergestellt worden wie das von 1343. Ob der Siegel- Quellen und Literatur: stempel schon früher benutzt wurde, oder ob schon ein Vor- Der Inhalt der Urkunde, an der das älteste Siegel der gänger dieses Typars vorhanden war, ist wohl wahrschein- Stadt Hechingen hängt: lich, es dürfte aber schwer sein, ein noch älteres Siegel zu „1343 Nov. 29 (St. Andreas Abend) finden. Mechthild, Witwe Konrads des Obrosten von Hechingen gibt ihrer Tochter Margarethe, Ehefrau des jungen Gut von Horb, für 75 Pfund Heller als Zugeid und Heimsteuer aus dem Hofe zu Ofterdingen, der Fronhof genannt, den der öninger baut, jährlich 12 Malter Korngült Burgmeß, 7 Schef- fel Haber Hechinger Meß, 5 Schilling und 1 Heller, 1 Pfund Wachs, 2 Kloben Flachs, 3 Gänse, 6 Hühner und V2 Viertel Eier jährlicher Gült, welche jedes Jahr, eine Meile von Of- terdingen entfernt, übergeben werden soll. Margarethe und ihr Mann erhalten das Geld zu eigen nach Hechinger Stadt- recht. Mechtild verzichtet auf ihre Rechte und Ansprüche. Zeugen: Stolle der Schultheiß von Hechingen, Cuntz der Biker, Dietz Branber, Cuntz Branber, Albrecht der Schmit, Heintzli der Wirt, Eberli der Eni, Bürger zu Hechingen. Siegler: Die ehrsamen Bürger zu Hechirigen mit dem eige- nen Siegel der Stadt. Ausfertigung: Pergament. 1 abhängendes Siegel." I. Hauptstaatsarchiv Stuttgart; A 474 Kl. Bebenhausen PU 1546, Fürstl. Archiv Sigmaringen: Abt. Hausarchiv Hechingen, Sign. R. 56, Nr. 11. Stillfried, Rudolf Freiherr von: Monumenta Zollerana, Bd. 1, Das Siegelbild zeigt den silber-schwarz gevierten S. 195, Berlin 1852. (Schild) der Grafen von Zollern, der erstmals an einer II. Baur, Willy, in Zollerheimat, 1. Jg., Nr. 3, S. 14, Urkunde des Grafen Friedrich des Erlauchten im Jahre 1248 Egler, Ludwig: Chronik der Stadt Hechingen, Hechingen 1906, auftaucht. Von den verschiedenen Arten der Inschriften auf Ewald, Wilhelm: Siegelkunde, München 1914, Siegeln, handelt es sich hier um eine Umschrift (Le- Gönner, Eberhard: Wappenbuch des Landkreises Sigmaringen, gende), die, der äußeren Form des Siegels folgend, das Stuttgart 1958, Siegelbild umgibt. Die Umschrift beginnt, wie es bei derar- Ilgen, Th.: Sphragistik, Leipzig 1912. tigen Siegeln meist üblich ist, in der Mitte des oberen Teils Zu dem Hechinger Siegel (Bild): des Siegels und wird mit einem Kreuz eingeleitet. Die Um- Foto: Hauptstaatsarchiv Stuttgart. schrift folgt dem Kreisrand des Siegels und ist gegen das Jahrgang 1966 HOHENZ OLLERIS CHE HEIMAT 13

Wo stand Burg Reuthenhalden? In diesen Blättern wurde schon gelegentlich eine Adels- ritterliche Dienstmannen des Grafen Ulrich von Gammer- familie von Reutenhalden erwähnt. Die Familie kommt tingen bezeichnet. Auch von den Herren von Reuthenhalden hauptsächlich in den Chroniken und Totenbüchern des Klo- wird angenommen, daß sie Dienstleute der Grafen von sters Zwiefalten vor. Sie lebte im 12. Jahrhundert und Achalm bzw. Gammertingen gewesen seien. Dies trifft aber scheint am Ende dieses Jahrhunderts ausgestorben zu sein. sicher nicht zu, denn bei Berthold sind alle Dienstleute der Die Burg Reuthenhalden wird in der Gegend Gammertingen- Grafen von Achalm als solche bezeichnet, um die Verdienste Mariaberg gesucht. Kraus vermutet sie auf dem Wendelstein der Klostergründung besonders hervorzuheben. Auch spricht bei Bronnen, der unmittelbar bei seiner größeren Flur mit die Art der Beziehungen der Familie v. Reuthenhalden zum dem Namen Reute liegt. „Offiziell" gilt immer noch die Kloster Zwiefalten mehr für ein edelfreies Geschlecht. Sie Theorie von Locher, der die „Altenburg" bei Mariaberg als machten nämlich nicht nur eine ehemalige Schenkung, son- Burg Reutenhalden bezeichnete. Diese Theorie stammt aber dern standen dauernd in Beziehungen zum Kloster. Sie hat- nicht von Locher selbst. Sie ist viel älter. Sie geht auf den ten gemeinsamen Besitz mit den Herren von Hirschbühl, Zwiefalter Pater Stephan Bochenthaler zurück, der etwa von was für eine Verwandtschaft spricht. Das edelfreie Geschlecht 1641 bis 1659 Beichtvater im Kloster Mariaberg war. Bochen- der v. Hirschbühl hatte seine Burg auf Markung Beuren thaler hat mehrere Werke zur Geschichte des Klosters Zwie- bei Riedlingen. falten geschrieben und man wird nicht fehlgehen in der Dies ist wieder ein Hinweis auf die Gegend um Ried- Annahme, daß sie teilweise in der Ruhe von Mariaberg lingen. 1186 tritt ein Walther von Reutenhalden im Gefolge entstanden sind. U. a. bearbeitete Bochenthaler die Ber- der Grafen von Veringen auf. Es ist sehr fraglich, ob die tholdschronik. Beim Chronisten wird berichtet, daß Graf Grafen von Veringen um diese Zeit schon Besitz um Gam- Ulrich von Gammertingen dem Kloster Zwiefalten 6 Manus mertingen hatten. Sicher ist aber, daß das Riedlinger Gebiet und einen großen Wald beim Dorf Reute (aput villam Ruti) sich um diese Zeit in ihrem Besitz befand. Reuthenhalden schenkte. Dieses Reute glaubte Bochenthaler auf der Flur wird man, nach allem, bei Neufra a. d. Donau suchen müssen. Reute bei Gammertingen gefunden zu haben. Die Herren Neufra liegt am südlichen Donauufer in einem langgestreck- von Reutenhalden stellte er sich als Ortsadel von Reute vor ten Abhang. In der Nähe des Ortes findet man den Flur- und so bot sich die Altenburg bei Mariaberg als ihr Sitz an. namen Gereute. Hier gibt es allerdings keine Burgstelle. Der Die viel näher gelegere Burgstelle auf dem Wendelstein Name ist aber ein Hinweis dafür, daß der ganze Hang ein- kannte Bochenthaler nicht. Wahrscheinlich war sie damals mal gerodet wurde, und damals wohl als Reuthalde bezeich- schon völlig verschwunden und vergessen. net wurde. An der Stelle des heutigen Schlosses von Neufra stand schon im Mittelalter eine Burg. Aber sie stand auf Diese Flur Reute bei Gammertingen ist jedoch auf keinen dem Berg unmittelbar über dem Dorf. Sie kommt als Burg Fall bei Berthold gemeint. Es gibt keinerlei Anhalt dafür, Reuthenhalden nicht in Frage. Bei Neufra gibt es jedoch daß sich dort jemals eine Siedlung befunden hätte. Außer- noch eine zweite Burgstelle, auf welche die Angaben von dem lassen die Angaben von Berthold vermuten, daß der Berthold genau zutreffen. Es ist die sogenannte „Niedere Ort sehr weit weg lag. Das Kloster konnte nämlich die Burg", welche beim Bahnhof an der Bundesstraße 311 liegt. Schenkung nicht in Besitz nehmen, sondern mußte sie sofort Ohne Zweifel war das Dorf Neufra im 12. Jahrhundert we- wieder verkaufen. Sie kam später an das Kloster Neresheim. sentlich kleiner als heute, so daß sich zwischen Burg und Man könnte z. B. an Reutti bei Ulm denken. Dorf Wiesengelände erstreckte. Diese Burg wird man wohl Ueber die Lage von Reuthenhalden gibt es bei Berthold mit Recht als Burg Reutenhalden bezeichnen dürfen. Ihre eine sehr genaue Angabe. Er berichtet, daß sein (leiblicher) Tallage, ähnlich wie die Altenburg bei Veringendorf, ist ein Vater dem Kloster in Grüningen 15 Morgen, in Gauingen Hinweis für ihre frühe Entstehung. Im 15. Jahrhundert be- eine halbe Hube und zwischen Neufra und Reutenhalden 3 fand sich der Burgstall in Besitz eines Bürgers von Verin- Wiesen schenkte. Reutenhalden muß demnach in unmittel- gen, der ihn, samt dem zugehörigen Hof, an die Ortsherr- barer Umgebung von Neufra zu suchen sein. Nur ist die schaft von Neufra verkaufte. Frage, welches Neufra gemeint ist. Grüningen und Gauingen Somit dürfte die Lage von Burg Reuthenhalden geklärt weisen in die Gegend um Zwiefalten-Riedlingen. Bei Neufra- sein. Offen bleibt die Frage, wer die Bewohner der Alten- Hohenzollern käme nur die Burg Liechtenstein in Frage. burg bei Mariaberg waren. Die Größe der Anlage spricht Sollte diese Burg im 12. Jahrhundert tatsächlich schon be- gegen eine Ministeralenburg. Die Mauerreste, die noch im Bo- standen haben, so kämen als ihre Bewohner eher die beiden den stecken, sind wesentlich größer, als bisher angenommen Brüder Milo und Heinrich in Frage, deren Besitz in Neufra wurde. So besteht die Hoffnung, daß eines Tages wenigstens (und Mägerkingen) bezeugt ist. Außerdem werden sie als eine Datierung möglich sein wird. Dr. Burkarth.

Das uralte Wegnetz von Hans H a n n e r t Die Alb war von jeher sehr wegreich, weil sie schon vor eine Oedung, die in ihrer ganzen Breite zerfahren ist, wie Jahrtausenden eine offene Landschaft darstellte und der dies bei vorgeschichtlichen Wegen häufig beobachtet wird, Verkehr weder durch undurchdringliche Wälder noch durch weil diese lediglich der Hauptrichtung folgen und sich nur unüberbrückbare Schluchten gehemmt wurde. Es ist mit in bebautem Gelände an geleisemäßig festgelegte Linien Sicherheit anzunehmen, daß der uralte Handel, namentlich halten, so daß dort infolge mangelnder Steineinlage in tief- auch der mit Salz, schon lange vor dem Auftreten der Römer gründigem Boden leicht Hohlwege entstehen. Unter dem über das Albgebiet sich bewegt hat. Die ersten Sippen der Namen „Alte Wege" bildet dieser Strang dann gegen den B r o n c e - und Hallstattzeit stiegen auf heute noch großen Buchenwald hin die Hohenzollerisch-Württember- erkennbaren Wegen einst von der Donauseite her auf die gische Landesgrenze und strebt, stets als der heutige Grenz- Albnöhen. Dabei mußte die Donau überquert werden auf weg, am Westrand des Harts hin gegen den Wilsinger sog. Furten, das sind Stellen, die auch für Wagen passier- Schmidberg. Ein weiterer vorgeschichtlicher Weg von beson- bar waren, und die sich in der Nähe des heutigen Laiz, Men- derer Bedeutung kommt von der Furt Zwiefaltendorf, ge- gen, Riedlingen, Zwiefaltendorf usw. befunden haben müs- winnt über die alte Zwiefalter Steige die Albhöhe und teilt sen. Die vorrömischen Wegverbindungen, die von solchen sich oberhalb Geisingen am berühmten Grabhügel „Schloß- Furten kamen, können wir bis in die großen Grabhügelfelder b u r r e n" in zwei Aeste, deren einer über Geisingen—Ket- noch heute nachweisen. tenacker zur Gammertinger Steige und weiter gegen den So führte von Laiz oder Mengen herkommend ein uralter Burladinger Ppfj führt. Vielleicht ein alter Salzweg. Das Weg über Bingen—Inneringen—Feldhausen—-Meidelstetten Teilstück auf Feldhauser Gemarkung, das ost-westlich ver- nach dem Haidgebiet. Das Verbindungsstück Inneringen— läuft und den Ort vollständig ignoriert, ist tief ausgefahren, Feldhausen geht nicht gegen den Lusthof, wie die moderne teilweise reiner Hohlweg. Der andere Ast führt über Tiger- Straße, sondern zieht von Flur „H ü 1 b e" am Hettinger Weg- feld- -Oedenwaldstetter zum bedeutendsten Gräberfeld aus weiser nachdem „Haltepunkt Kettenacker"; es ist ein schmal- der Hallstattzeit am Sternberg bei Gomadingen; er heißt geleisiger, teilweise tief ausgefahrener Erdweg. Von der sog. heute „Alter Postwe g". Weiler Furt, die beim heutigen Riedlingen zu suchen ist, Diese vorgeschichtlichen Wege wurden später auch von den zieht ein uralter Strang über Ittenhausen nach dem Wilsin- Romorn benutzt, in unserem Gebiet aber nur selten straßen- ger Gräberfeld. Er liegt größtenteils auf der heutigen Straße, mäßig ausgebaut. Unter den beiden Stiefsöhnen des Kaisers bewahrt aber in den alten Steigen noch ursprüngliche Teil- Augustus, Drusus und Tiberius, wurde die Provinz stücke. Auf der Ebene nördlich Ittenhausen führt er über R ä t i e n dem römischen Weltreich einverleiht. Die Donau 14 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi bildete von da an die sog. nasse Grenze und zwar von der Nägel. Auch Münzfunde, die ja an sich wenig beweisen, wur- Quelle bis zur Mündung. Spätere römische Kaiser stießen den gemacht, so in einem Wilsinger Grabhügel (Faustina). über die Donaulinie, .an der sie bei Mengen, Unlingen, In Zwiefalten selbst fand sich ein römischerDenkstein aus Rißtissen usw. Kastelle angelegt hatten, nach Norden vor Jurakalk, der jetzt in Stuttgart ist. Ueber Wilsingen führte und zogen das ganze Albgebiet zur rätischen Provinz. Dabei ein Ast der eben erwähnten römischen Straße von Tigerfeld kam es ihnen besonders darauf an, die nördlichen, zum ab, WO' auf Pfronstettener Gemarkung noch die Erinnerung Neckar führenden Albpässe durch Kastelle zu sichern. Solche an diese Verbindung fortlebt in der Flur „Straßäcke r", wurden gefunden bei Lautlingen, Burladingen, auch der Weg selbst ist noch streckenweise vorhanden und Gomadingen, und es ist mit der Möglichkeit zu rechnen, zeigt römische Schüttung. Auch die Fortsetzung zwischen daß noch weitere hinzukommen, so bei Melchingen und Groß- Trochtelfingen und Melchingen hat römische Zurichtung. engstingen, die an wichtigen Abstiegen liegen. Professor Nägele in Tübingen hat das Verdienst, eine die Kastell- Gleichfalls von hohem Alter sind die sog. Heerstra- reihe verbindende Römerstraße nachgewiesen und ihre Be- ßen, die unser Gebiet durchziehen. Aus dem Herzen des deutung aufgezeigt zu haben. Er gab ihr den umstrittenen Alemannenlandes kommend, führen sie in paralleler Rich- Namen „Alblimes", der, wie er sagt, immer da ist, wo sich tung der Donaulinie zu, über die sie nur wenig hinausgehen. die vorgeschichtlichen Wege zu Abstiegen vereinigen, sie ab- Zweck ihrer Anlage war, möglichst rasch größere Heeres- schneidet und römischer Ueberwachung unterwirft. Von der massen gegen die noch in Rätien hartnäckig sich behaupten- Donauseite her führten römische Straßenzüge zu den Alb- den Römer werfen zu können. Daher ziehen sie in ziemlich kastellen. Nachgewiesen ist die mitunter doppelt geführte gerader Richtung und ohne Rücksicht auf größere Siedlungen Römerstraße Laiz—Burladingen—Ringingen, ein Höhenweg, dahin. Man setzt sie in das 4. bis 5. Jahrhundert n. Chr. Oft der die Täler meidet und nördlich Melchingen plötzlich aus- ist der Name „Heerstraße" noch erhalten, so auch zwischen setzt. Von Kastell Unlingen geht vermutlich über die Weiler Trochtelfingen und Harthausen b. F., bei Ittenhausen und Furt eine Straße über Ittenhausen—Gammertingen zum Bur- Friedingen. Die Straße führt auf die Weiler Furt zu. Eine ladinger Kastell, das übrigens nicht lange besetzt war. Die ausgesprochene Heerstraße, auch dem Namen nach vielfach Gammertinger Steige hat alte Pflasterung, die indessen nicht als solche gekennzeichnet, ist die alte Römerstraße Klein- römisch zu sein braucht. Doch liegt Gammertingen, das so engstingen—Zwiefalten. Ueber Hayingen führte eine einst viele römische Funde, darunter eine Villa rustica ergeben sehr viel benützte und oft erwähnte Heerstraße vom Lichten- hat, bestimmt an einer von den Römern benützten Straße. steinpaß durch das Weidental. Hayingen, diese Stadt „aus Die Talstraße kann es nicht gewesen sein, denn sie besteht wilder Wurzel", verdankt ja ihre Entstehung lediglich dem unterhalb Gammertingen erst seit dem Anfang des 19. Jahr- Zusammentreffen uralter Straßenzüge. hunderts. Der römische Weg muß also über die Alb herge- Alle die genannten Straßen waren durch Querlinien ver- führt haben. Es könnte auch der schon vorrömische Zweig bunden. Dem aufmerksamen Beobachter wird es nicht ent- Zwiefaltendorf—Burladingen über Geisingen Kettenacker gehen, ob er sich auf solchen alten Heerwegen oder auf angenommen werden, doch zeigt dieser Weg keine römische neueren Nachbarschafts-Straßen bewegt. Wer schon die alte Zurichtung. Römische Pflasterung dagegen ergab die Straße Heerstraßen-Querlinie zwischen Trochtelfingen und Hayin- Zwiefalten—Engstingen, so zwischen Huldstetten und Tiger- gen gegangen ist, dem wird im Wald zwischen Aichstetten feld, wie-auch anderorts. Es ist die wichtigste Verbindung und Hayingen klar geworden sein, daß dieser ungemein Zwiefaltendorf (Furt) mit dem Lichtensteinpasse. Auf der stark ausgebaute, an der Bergseite eingeschnittene, gegen das Zwiefalter Alb fanden sich denn auch spärliche römische Tal zu angeböschte sog. Marktweg mit seinen gewaltigen Spuren, so bei Geisingen, wo auf Flur „M aueräcke r" Steinblöcken unmöglich seine Entstehung einer lokalen Ver- ein römisches Haus, ähnlich wie in Gammertingen, nachge- bindung verdankt, hier müssen weitergreifende Absichten wiesen ist. Es fand sich viel Terra sigilata und römische den Bau veranlaßt haben.

Vorder- und Hinter-Lichtenstein bei Neufra von Josef Wiest Im Gemeindearchiv Gammertingen lagert eine Beschrei- seits der Fehla. Auch hiervon mußte von bebauten Aeckern bung des Bezirks Vorder- und Hinterlichtenstein aus dem der Zehnte und die neunte Garbe gereicht werden. Von 60 Jahre 1581. Am 16. August dieses Jahres erneuerten Beauf- Jauchert Ackerland am Skt. Peters-Berg jenseits der Fehla, tragte des Junkers Philipp Dietrich Speth von Zwiefalten zu d.e besonders eingemarkt waren, bekam die Heiligenpflege Hettingen die Marksteine des Bezirks der beiden Burgställe zu Gauselfingen die neunte Garbe und der Lehenträger den Lichtenstein. Dieses Gebiet war seit dem Jahre 1482 würt- Zehnten. An Wiesen werden aufgezählt: 2 Mannsmad Wie- tembergisches Lehen. Die damit belehnten Herren von Bu- sen, der Lichtensteiner See genannt, die im Tal liegen; vier benhofen verkauften ihren eigentümlichen Besitz Gammer- Mannsmahd Wiesen beim Lichtensteiner Bronnenfluß gele- tingen-Hettingen an den Obervogt von Urach, Dietrich Speth; gen, genannt Brühlwiesen. (Hiervon vereinnahmte der Le- auf das Speth'sche Geschlecht gingen auch die württember- henträger von 2 Mannsmahd jährlich 1 Gulden, von den an- gischen Lehen über, da diese von Zeit zu Zeit beim Lehens- dern 2 Mannsmahd 2 Pfund Heller.) Die Größe der dazuge- herr um Belehnung nachsuchten. Das Original der Beschrei- hörigen Wälder ist nicht angegeben. Der Lehenträger war je- bung, nebst zwei Abschriften und den württembergischen doch verpflichtet, den Untertanen zu Neufra aus den Lich- Lehenbriefen sind im Jahre 1635 in „der Hayligen Ladt ge- tensteiner Wäldern ebenso wie aus den andern Wäldern, die funden, und widerumben zue Händen genommen worden." der Lehenträger in Neufra besaß, jeder Zeit das notwendige Das erste Kapitel des Beschriebs gibt Aufschluß über Um- Bau- und Brennholz ohne Bezahlung zu geben. Als Fisch- kreis und Bezirk der beiden Burgställe. Die Grenze wird ge- wasser gehörte ein Teil der Fehla und ein Teil der Lauchert nau beschrieben; als Grenzzeichen dienten Steine, Bäume, oberhalb des Städtleins Hettingen bis zum Soppen. Jährlich, Baumstumpen und Gebüsch. Bei Bäumen und Steinen wur- jedoch unbeständige Einnahmen aus ausgestockten Aeckern: den durch Einschnitte oder Riller die Richtung des Grenz- Peter Schreppeler-Neufra gibt aus 6 Jauchert Aeckern, wenn verlaufs angegeben, Solche Einschnitte hieß man Lach, manch- dieselben angebaut werden, 2 Pfund 6 Schilling Heller; Anna mal auch Lachen oder Laach. (Das ganze Buch, in dem sich Wezel gibt aus drei Viertel Stockwiesen 9 Schilling Heller; die Beschreibung des Lichtensteiner Bezirks findet, trägt da- Adam Schreppeler gibt aus einer Mannsmahd Stockwiesen her den Titel: Lachen-Buch der Herrschaft Gammertingen 12 Schilling. 1630. Es liegt im Gemeindearchiv Gammertingen.) Es würde (Das oben erwähnte Lachenbuch im Gammertinger Archiv zu weit führen, die Grenzen gleichlautend der Urkunde hier enthält eine Grenzbeschreibung von Neufra vom Jahre 1630, wiederzugeben. von Bronnen, Feld- und Harthausen aus dem Jahre 1631, Ueber die beiden Burgställe wird gesagt: Sie sind innen dann die Grenzen zwischen Gammertingen und Bronnen, mit Gehölz verwachsen und sind nicht zu beschreiben. Zu zwischen Harthausen und Steinhilben, zwischen Gotteshaus den beiden Burgställen gehörten 62 Jauchert Ackerland, die Zwiefalten und Speth'sche Herrschaft, eine Beschreibung der unter dem hinteren Lichtenstein lagen und an Neufraer Wasserstuben, die Grenzen von Feldhausen anno 1667, über- Bauern ausgeteilt waren. Diese mußten von den bebauten haupt sämtliche Grenzen der einzelnen Gemarkungen in der Feldern die neunte Garbe und den Zehnten abliefern. Ferner Speth'schen Herrschaft Gammertingen-Hettingen. Das Buch gehörten hinzu Aecker im Härdtlin, die von den Bewohnern ist eines der wenigen noch vorhandenen Lachen-Bücher Ho- von Neufra gereutet und ausgestockt wurden. Diese Felder henzollerns und hat damit große Bedeutung für die Heimat- lagen jenseits des Gauselfinger Fußpfades am Rain und jen- geschichte.)

Bei jeder Postanstalt kann die ,,Hohenzollerische Heimat" bestellt werden. Jahrgang 1966 HOHENZ OLLERIS CHE HEIMAT 15

im dortigen Kantonsgebiet mehrfach ausgegraben. Er be- Kleine Mitteilungen richtete darüber im November 1965 in einer Fachsitzung des Alemannischen Instituts in Freiburg. Neben chemischen Bo- Harthausen a. d. Sch. Unser Dorf hat bekanntlich den Na- denanalysen benützt er auch Bagger und Raupen, um zu- men von dem Bitzer Hart (Weidewald), der einen Teil des nächst Suchschnitte durch das fundeverdächtige Gelände zu Forsts uf der Scheer bildete. Dieser ehemals hohenbergische legen. Ihn interessieren Uebereste von Häusern des aleman- und seit 1381 österreichische Forst erstreckte sich von Tutt- nischen Volksstammes aus der Zeit ihrer Einwanderung um lingen bis ins Killertal, von Gorhe' i bei Sigmaringen bis 400 nach Christus bis um 1300 herum. Bei uns in Süddeutsch- Schörtzingen, von Buchheim bei Meßkirch bis an die Zoller- land scheinen derartige Forschungen noch kaum begonnen zu staig. Die östliche Grenze bildete die Laudiert mit der eiila. sein, wenn man von der Ausgrabung einiger Kirchen (Eß- Von diesem Forst bildete unser Hausen auf dem - art lingen, Nagold) absieht. Eine genaue zeitliche Scheidung der einen Grenzort und trägt daher den Beisatz: an der Scheer mittelalterlichen Scherben bis ca. 1500 n. Chr. steckt im Ge- oder auf der Scheer. Letztere Bezeichnung rührt von den gensatz zu den frühgeschichtlichen Keramik- d. h. Topf- Felsen und Bergen her, die dern ganzen Gebiet ein charak- resten noch ziemlich in den Kinderschuhen, was besonders teristisches Gepräge geben, wenn dieses auch in direkter bezüglich unserer zahlreichen Burgruinen nur bedauert wer- Nähe des Dorfes nicht zu erkennen ist. (Vgl. Schären oder den muß. Auch nach 1300 bis in die neuere Zeit scheinen Felsklippen des Meeres!). In unserer Umgebung ein ver- solche Grubenhäuser noch gebräuchlich gewesen zu sein. schollenes Flüßchen Scheer suchen Zu wollen, ist daher ver- Wenigstens hatte in Ringingen das Häuslein Nr. 101 des sog. lorene Mühe! Ein Teil des österreichischen Forsts, nämlich Wendel - Annele am Schmittenrain als Keller nur eine der BitzerHart, wurde im Jahre 1459 dem Hause Zollern Grube unter der Stubenkammer. Da war ein Schlag, den man erblich als Jagdgebiet eingeräumt. Er faßte das Gebiet zwi- lupfen konnte und dann gingen 2—3 Tritte eines Treppchens schen Veringenstadt, , Straßberg, Ebingen, hinab in den Vorratsraum, über dem die Bodenbalken der Truchtelfingen, Onstmettingen, Zellerhorn, Hangender Stein, Kammer lagen. Aehnlich war auch der Keller des 1932 ab- Himberg, Hausen im Killertal, Fehla und Laudiert in sich. gebrochenen Hauses Nr. 108 (Krutzes) beschaffen gewesen, In diesem Bezirk konnte Zollern-Hechingen sich bis 1848 die nur hatte dort die Grube schon Wände aus roh aufgemauer- Jagd ausschließlich erhalten, es war der zollerische ten Steinen, und könnte um 1700 entstanden sein. Bei jeder Forst. Für Harthausen ist die Sachlage deswegen beson- Grube wären vor allem die Scherben oder andere Neben- ders interessant, weil das Dorf selbst obrigkeitlich zur Graf- funde wichtig zur Datierung. Nur 30—40 m von der erst- schaft Veringen gehörte, die im 15. Jahrhundert bis 1534 erwähnten Grube im Lai fand man 1954 vier Alemannen- den Werdenbergern zustand und dann an Zollern kam. Bei gräber aus dem angehenden 7. Jh., die wohl zu dem bei der der Teilung in eine Hechinger und Sigmaringer Linie im Grube anzunehmenden Alemannengehöft gehörten, das später Jahre 1576 kam Harthausen zu Sigmaringen, blieb forstlich Eigentum der St. Galluskirche in Truchtelfingen war. Eine jedoch Hechingen unterstellt. Das hatte nun endlose Reibe- große Menge mittelalterlicher Scherben wurden vom Nach- reien der Einwohner mit den Jägern zur Folge, die durch barhaus Nr. 15 (Chr. Kraus) vor einigen Jahren ins Tü- die Forstfrevel der benachbarten Württemberger, denen die binger Schloß abgeliefert, scheinen aber noch nicht bear- Forsthoheit des Hechiriger Grafen und seit 1623 Fürsten ein beitet zu sein, da die Fachleute bei uns nicht einmal recht lästiger Dorn im Auge war, immer wieder neu aufflammten. mit den frühgeschichtlichen Funden fertig werden. Krs. Durch Schonung des Wildes seitens der Jäger entstanden un- tragbare Schäden auf den Feldern, das Holzhauen und Aus- Das Gammertinger „Alte Schloß" an der Fehla, bzw. die roden war nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Forst- dort stattgefundenen Grabungen wurden in „Fundberichte herrn erlaubt. Stets wiederholte Wilddiebereien, von den aus Schwaben" N. F. 17 (1965) S. 187—193 mit mehreren Bil- Einwohnern als berechtigte Selbstnilfe aufgefaßt, Waldaus- dern von Gerhard Wein behandelt. Besonders wichtig sind stockungen, Anzeigen in Sigmaringen beim Oberamt, Be- die dort zutage getretenen Schachfiguren, die schönen Spiel- schwerden nach Innsbruck, den Sitz des für hier zuständigen steine und die Münze aus dem 12. Jahrhundert, die man obersten Lehenshofes (die Grafschaft Veringen blieb nämlich alle im Bilde sehen kann. Krs. österreichisches Lehen) waren an der Tagesordnung. Ganze Scharen von Wildsauen verwüsteten die Felder, trotz der Der Walladi(n) ist in Ringingen ein wollener Schlips, oder enormen Ausgabe von Hüterlohn konnten die Feldschützen Art Halstuch Nach Frau Wiedel-Senn heißt er in Hechingen das Wild nicht genügend fernhalten. Inhaftnahme von Ein- Balladin. Fischers Schwäb. Wörterbuch bringt das Wort in wohnern waren nichts seltenes. Ein dahier von den Jägern Bd. I unter P a 1 a t i n, dessen Geschlecht er nicht kennt und gefangener Ebinger Wilderer wurde des Nachts von mas- ihn für abgestorben hält. Palatine sei französisch ein Hals- kierten Freunden und Verwandten durch das Fenster befreit, pelz, genannt nach Prinzessin Charlotte von der Pfalz. Aelter worauf die Wächter aus Furcht vor Strafe flüchteten; der 1 deutsch und noch schweizerisch gelte Palatin für jede Art Jäger Pfister auf dem Schwandel bei Burladingel" konnte, von Halsschutz, also wie bei uns Walladin. Krs. als er sich anläßlich einer Hochzeit hier blicken ließ, nur durch schleunige Flucht vor Schäden retten. Excesse waren auf beiden Seiten, von Jägern und Einwohnern, nicht zu vermeiden. Die Regierung in Sigmaringen pflegte gewöhn- lich die Harthauser in Schutz zu nehmen, da auch ihr das althergebrachte Forstrecht des Hechinger Vetters begreif- licherweise lästig war. Bei der Umwälzung des Jahres 1806 schien auch die Stunde des alten zollerischen Forstes ge- schlagen zu haben. Sigmaringen neigte dazu, ihn in seinem Gebiet nicht mehr weiter zu dulden. Allein es handelte sich An das nur um vorübergehende Stimmungen. Die Harthauser und mit ihnen die Späthischen Untertanen zu Neufra seufzten noch bis 1848 unter dem Drucke des unleidigen zollerischen Forsts. Seitdem haben die Gemeinden das Jagdrecht. Wer näheres wissen will sei auf das Hohenz. Jahresheft 1940 ver- wiesen, wo über die Freie Birsch und den Zollerischen Forst ausführlich berichtet ist. Krs. Postamt

Ringinger Siedlungsfund. Bei Ausgrabungen zu einer Haus- erweiterung im Lai Nr. 12 (Dietmann) wurde westlich an der hinteren Grabungswand eine uralte Grube angeschnitten, die sich durch den dunklen Inhalt vom gewachsenen Unter- in grund deutlich abhebt. Auch einige Pfostenlöcher darum her glaubt man erkennen zu können, besonders gegen Haus Nr. 10 hin. Ein kleiner grauer Scherben eines unglasierten Topfes in der Grube erwies sich als vermutlich mittelalterlich, ist aber zu unbedeutend um genaue Schlüsse zuzulassen. Die Grube dürfte von einem Hause herrühren. Solche kleine Grubenhäuser rings um einen Großbau, von dem gewöhn- lich nur die beiden äußeren Längsmauern im Fundament und dazwischen paarweise Pfostenlöcher erhalten sind, in denen einst die Dachstützen staken, hat Prof. Dr, Walter Ulrich G u y a n, Leiter des Museums Allerheiligen in Schaffhausen 16 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi

Kl. Walder Laienpfründe. Am 16. September 1622 hat Mühringen, bei Bad Imnau erhielt im J. 1600 eine eigene Kaiser Ferdinand II. von Wien aus an die Aebtissin und den Kuratkaplanei. Am 15. Mai des genannten Jahres hat der Konvent zu Wald folgendes Schreiben gerichtet: Ortsherr Hans Christoph W i d m a n n von und zu Mieringen „Wir Ferdinand der ander, von Gottes Gnaden erwählter einen Revers darüber ausgestellt. Bis dahin gehörte der Ort römischer Kaiser... entbieten unsern lieben und andäch- zur Pfarrei Bierlingen, wo infolgedessen auch die Sa- tigen N. Aebtissin und Konvent des Gotteshauses Wald un- kramente empfangen werden mußten, was bei der Weite des sere Gnade und alles Gute. Ehrwürdige, liebe, andächtige! Weges besonders zur Winterszeit für die Frauen und Klein- Nachdem aus kaiserlicher Obrigkeit... altem Herkommen kinder sehr beschwerlich war. Die Untertanen hatten darum uns und jedem röm. Kaiser zusteht, auf jede Stiftung im um Abhilfe gebeten, was dem Ortsherrn als christlich katho- Reich eine uns gefällige Person zu benennen und dieselbe lischer Obrigkeit „billig zu Herzen gangen", heißt es da. mit einer Laien-Herren-Pfründe versehen zu lassen und Daher habe der Herr bei dem hochwürdigen durchlauchtesten dahin zu präsentieren, so haben wir... auf uns gebracht Fürsten und Herrn, Andreas, der hl. römischen Kirche unsern lieben getreuen Daniel W e 1 z e 1 n um seiner treuen Kardinal und Bischof zu Konstanz als Ordinarius solche Be- Dienste willen, die er 26 Jahre als unser Hatschier (= Leib- schwemusse vorgebracht mit der untertänigen Bitte, er möge wächter) und anderweg getan. Wir präsentieren ihn zur ein gnädiges Einsehen haben und bewilligen, daß die hl. Versehung seiner Person und Leibsnahrung und ersuchen Sakramente durch einen investierten Kaplan zu Euch hiermit mit Ernst befehlend, den genannten Da- Mieringen samt den andern hergebrachten exercitiis (Uebun- niel Welzein in Euer Gotteshaus aufzuneh- gen) in der Kaplankirche daselbst administriert werden. Der men und mit einer Laien-Herren-Pfründ von Küche und Bischof gab die Erlaubnis mit der Bedingung, daß hierdurch Keller samt Kleidung und all anderer leiblicher Nahrung die Kirche zu Bierlingen und der Patronatsherr an keinem und Notdurft sein Leben lang zu versehen, täglich ihm das Recht geschmälert werde. Dieses versprach der Ortsherr. Nötige zu reichen und dies schriftlich zu bestätigen. Solange Alles, was dem Pfarrer von Bierlingen seit alter Zeit als er noch in unserm kaiserlichen Dienst ist und sich dort Abgaben gereicht wurde, soll durch die Mühringischen Un- nicht einstellt, habt Ihr ihm jährlich ein tertanen auch fernerhin geliefert werden. Dessen zu Ur- Absentgeld zu zahlen ... (Erzb. Arch. Freiburg Z 469 b.) kunde habe ich Hans Christoph Widmann von und zu Mie- J. Ad. Kraus. ringen mein angeborenes adeliges Siegel (mir und meinen Erben ohne Schaden) an diesen Brief gehängt. Geschehen zu Alle Weiler-Namen für Orte und Fluren sind nach über- Mieringen den 15. Mai des Jahres 1600. (Or.-Perg. im Erzb. zeugendem Beweis des 1965 zum Ehrendoktor der Freibur- Archiv Freiburg Z 679). Das anhängende Siegel zeigt einen ger Universität promovierten Studiendirektors Fritz L a n - steigenden Widder und als Helmzier den Widder wachsend. g e n b e c k in Bühl nicht etwa aus römischer Wurzel (villa = Landhaus) entstanden, sondern stammen vom Lehnwort Krs. „Wilari" erst aus der sog. Ausbauzeit des 7. bis 9. Jahrhun- Ringingen kommt in dem Werk Karl Siegfried Baders derts nach Christus. Im Badischen wurden sie oft zu Weier „Dorfgenossenschaft und Dorfgemeinde", 2. Teil 1962 (508 abgeschliffen. Viele Siedlungen dieses Namens sind wegen Seiten, Verl. Böhlau-Köln) nur S. 321, 379, 442, 464 vor, der ungünstigen Lage wieder längst verschwunden und nur während das Freidorf Ringingen bei Blaubeuren (Krs. Ulm) noch als Flurnamen bekannt. Somit verdankt auch der Name sich S. 88, 104, 310 und irrig S. 465 findet. Die Bezeichnung Killer (alt „Kilchwilar") seine Bezeichnung der wohl ins „Ringingen, Schwäb. Alb" im Register ist unzureichend, und 7. Jahrhundert zurückreichenden Pfarrkirche, die um 1535 auch die Besprechung des Buches in „Zeitschrift für württ. zur Filiale herabsank. Ueber die Orte Weilheim ist damit Landesgeschichte" 1964 S. 247 blieb nicht frei von Ver- jedoch nichts gesagt. Ihre Endung scheint fränkisch zu sein. wechslungen beider Orte. Krs. Krs. Sigmaringendorf sei von den Grafen von Helfenstein an Safran macht den Kuchen gäl (gelb) die Stelle Sigmaringens verlegt und zur Stadt erhoben wor- Wenn die Mutter früher einen gelben Kuchen backen den, schreibt Wilh. Wik S. 566 der Heimatkundlichen Blätter wollte, schickte sie ein Kind zum Krämer, das ein Tütchen für den Kreis (12. Jg. Nr. 9). Dagegen ist zu be- „Gäls" kaufen mußte. Es war ein gelbes Pulver, dessen tonen, daß vermutlich nicht die Helfensteiner, sondern Graf Namen auch die Mutter nicht wußte. Im Morgenlande baute Gebhard von Sigmaringen aus der Familie von Peitingau- man äckerweise eine Pflanze, den Herbstkrokus an, aus des- Hirschberg die Stadt am Fuß des schon 1077 erwähnten sen Blüte das gelbe Pulver gewonnen wurde. Die Araber Schlosses überm Donaufelsen schuf. Aber von einer Verle- nannten den gelben Würz- und Farbstoff „Zafran". Unter gung des Dorfes an den Schloßfelsen kann keine Rede sein. diesem Namen gelangte die Krokusart auch nach Deutsch- Vielmehr entstand, wie so oft, im Schatten und Schutz der land und wurde besonders im Rheinland angebaut. Der An- Burg eben eine Burgsiedlung, die dann im 13. Jh. zur Stadt bau ist heute verschwunden und der Name Safran beinahe erhoben wurde. Es ist somit anzunehmen, daß die Gemar- vergessen. Im alten Kinderliedchen: „Backe, backe Kuchen!" kung des Dorfes Sigmaringen auch einst den Schloßfelsen blieb er erhalten. Ein kleines Stückchen Kulturgeschichte! Sigmaringens einschloß. Krs. Handbuch der historischen Stätten in Baden-Württemberg, Verlag Alfr. Kröner-Stuttgart, geb. 856 Seiten DM 22—, hgg. in Zusammenarbeit mit 40 Autoren von Dr. Max Miller. Ein für geschichtlich Interessierte sehr brauchbares Hilfsmittel, eine sehr karge Zusammenstellung aller Orte des Landes BESTELL-SCHEIN (auch Hohenzollerns), die in Vergangenheit und Gegenwart einige Bedeutung hatten oder haben. Der Text ist stark zu- zum Bezug der „Hohenzollerischen Heimat" sammengefaßt, die Anmerkungen etwas knapp. So vermißt man z. B. Magenbuch, Rosna und Hertenstein, die Schwelher zu Ringingen und Straßberg. Seite 392 wird die Stammburg Ich/wir bestelle(n) ab sofort zum laufenden Bezug der Herren von Lichtenstein bei Neufra angegeben, Seite durch die Post Stück „Hohenzollerische Heimat", 476 aber als unbestimmbar erklärt. Die Wiese „zu Staufen- berg unter dem Hörnle" von 1343 ist schwerlich bei Rangen- Verlagspostamt Gammertingen, zum halbjährigen Be- dingen zu suchen (Hohenz. Heimat 1964, 46). Bei Schenken- zell S. 591 steht irrig ein Hof (statt H. = Hermann) pin- zugspreis von DM 1.40. cerna de Celle (HJ.-Heft 1954, 161). Die Zollerburg muß schon 1061 bestanden haben, sonst hätten sich nicht Burkart und Wezel „de Zolorin" schreiben können. Der Stifter von St. Märgen (850), der Domherr und Reichskanzler Bruno von Haigerloch-Wiesneck, wurde niemals Bischof, war auch kei- Vor- und Zuname ner „von Hohenberg" (Schauiinsland, Freiburg, Jg. 82, 1964, 116—121). Krs.

Berichtigungen: Zu H. H. 1965 S. 52: Der höllische Schuß ist schon 1486 im „Hexenhammer" J. Sprengers und H. In- stitoris erzählt (H. H_1953, S. 51 Anm.). Zu S, 61: Rauch- Genaue Anschrift huhn bezieht sich wie Rauchhaber auf den Rauch, d. h. H e r d einer Familiengemeinschaft. Zu S. 62: Natürlich ist etwa Dieser Bestellschein ist bei Neubestellung bzw. Nach- oder in Ehehalte usw. nicht lateinisch, sondern althoch- deutsch, bzw. mittelhochdeutsch. Zu S. 62: Die Heimat- bestellungen der nächsten Poststelle aufzugeben. Um klänge des „Zoller" erschienen bis Februar 1936, das Hohen- deutliche Schrift wird gebeten. zollerische Heimatblatt bis 1933! HohensoOerimhe Heimat

Vierteljahresblätter für Schule und Haus Preis halbjährlich 1.40 DM

Schriftleitung: Druck und Verlag: Buchdruckerei S. A c k e r, Gammertingen Fritz S c h o d e r, Rangendingen Postscheckkonto Stuttgart 35 892 4 P 3828 F Bank: Hohenz. Landesbank Gammertingen 15

Nummer 2 16. Jahrgang I Gammertingen, April 1966 Vom Benediktinerinnen-Kloster Mariaberg nach der Aufhebung Nikolaus Maier Mit der reichsunmittelbaren Benediktinerabtei Zwiefalten für Mariaberg einen Beichtvater für die Seelsorge ges :11t, d. n kam das Benedii.iinerinnenidoster Mariaberg an das dama- man Prior nannte. Das Kloster Zwiefalten bestand nicht mehr lige Herzogtum Württemberg. Es war bezeichnend für die Re- Es war deshalb zuweilen schwer, einen geeigneten früheren gierung in Stuttgart, daß sie von diesem Kloster anfangs Klostergeistlichen aulsfindig zu machen. ' "?r m 27. Novem- gar nichts wußte. Nachdem der württembergische Oberst ber 1824 verstorbene Beichtvater Pater Willibald Schmier be- Irmtraut schon am 9. September 1802 die Abtei Zwiefalten kam eine Pension von 375 fl., 4 Klafter Hoi^, freie Wohm g besetzt hatte, erhielt er am 23. September vom Herzog den und 16 fl 30 kr. für die Jahrtage. Am 25. April 1825 erhielt Befehl, 24 Mann Soldaten nach Mariaberg, „welches von Pfarrer J. B. Walter von Wessingen aus dem Säkular- Zwiefalten ganz abhängig und bloß aus Versehen vergessen klerus die Beichtvaterstelle. Am 8. März Ii ^3 starb er an wurde, abmarschieren zu lassen und der Priorin zu eröff- Auszehrung und wurde von Stadtpfarre'- Kiener in Gam- nen, daß der Herzog provisorisch Besitz ergreift." Selbst- mertingen jnd nicht auf dem Kirchhof Mariaberg b'grat ,n. verständlich konnten die Klosterfrauen keinen Widerstand Weil die Beerdigung „im Ausland" erfolgt war, mußte „dies leisten und mußten gute Miene zum bösen Spiel machen. der Sportein wegen dem Königlichen Oberamt in Reutlingen" 13 Chorfrauen und 8 Schwestern bewohnten das Kloster. Auf iitten der Priorin wurde am 11. Oktober die Ein- quartierung auf 7 Mann verringert. Bei der Ziviibesitzerpreifung seitens der herzoglichen Re- gierung wurde den Klosterfrauen und ihrem Beichtvater gestattet, im Kloster gemeinsam leben zu dürfen. So standen jeder der 13 Klosterfrauen 160 fl. und jeder der Schwestern 115 fl als Pension zu. Anschließend wurde ein genaues Inventar aufgenommen. Die Klosterkirche mußte ihre Kostbarkeiten hergeben. Alles Silber und wertvolle Ge- genstände kamen auf Wagen nach Stuttgart oder Ludwigs- burg. Den Gesamtwert der daselbst am 9. Februar 1803 an- r'kommenen Kostb: rkeiten schätzte man auf 836 fl. 40 Kr.. d:51 unter ein vergoldetes silbernes Ciborium. eine Silber-ver- goldete Monstranz, vier vergoldete Kelche. Selbstverständlich durfte keine neue Klosterkandidatin meh aufgenommen werden. Die vorhandenen Klosterfrauen mußten auf das Sterben warten. Sie konnten aber ihr gott- geweihtes Leben vorerst ruhig weiterführen. Die Abgelegen- leit des Klosters vom großen Verkehr war geeignet, den Klosterg äiSt zu biegen, mag aber auch in den unsicheren Zei- ten oft " eän£fügend gewesen sein. .Im Laufe der Jahre er- hielten die Kloster "rauen manchmal Zuwachs aus anderen Klöste -n, so aus dem Klarissenkloster Söflingen und dem Be-iHcaktinerinnenkloster Urspring. Der Tod lichtete allmäh- lich die Reihen. Am 1. Juli 1824 waren noch 7 Frauen und 3 aienschwestern da. 1827 starb die Priorin Josepha Isen- bihi. Da nur noch 6 Frauen und 1 Schwester im Klo- ster lebten, wurde keine Priorin mehr gewählt. Am 21. Juni 1830 starb auch die Subpriorin M. Luib im Altw von 81 Jahren. .832 1 jbten nur noch 3 Frauen und 1 Schwester in Hochaltar den weiten Roume,, 1834 noch die beiden Frauen Consolata Lochbauer und Hildegard Buzengeiger und die Schwester Walburga Ilg. Als am 16. Juni 1837 der Tod der beiden letz- angezeigt werden. — Das Bischöfliche Ordinariat hat sich te] Klosterfrauen eintrat, wo'lte die Laienschwester in den einverstanden erklärt, daß bei dem herrschenden Priester- weiten Räumen nicht mehr allein leben und zog in ihre Hei- mangel Stadtpfarrer Kiener einstweilen die Seelsorge in mat nach Ellwangen. Dort steht sie im Totenbuch als Klo- Mariaberg übernimmt. Dieser mußte auf 1. Juli die Namen sterSWiWeSter verzeich ;t am 27. April 1845. sie wurde 78 der noch lebenden Frauen in Mariaberg melden (27. 8. 1833). JahlT alt. Nür war die frühere herzoglich Württ. — (jetzt Der Kirchenrat hat ihm neben den Klosterfrauen, die Pa- Ki ligiich-Württ.) Verwaltung der Pflicht, Pensionen für Ma- storation der Katholiken der Umgegenc, übertragen. A n 5. riaberg zu bezahlen, los. Das Klostervermögen, aus Stiftun- Sept. 1833: Es wird verlangt, daß der Geistliche jede Woche gen zur Ehre Gottes und dem mitgebracht Vermögen: der dreimal, darunter sonntags, nach Mariaberg komr^t und seine Klosterfrauer und ihrem personlichen Fleiß durch Anfer- priesterlichen Funktionen verrichtet. Stadtpfarrer Kiener und tigungen \ on Pa arr°nten und Handarbeiten allmählich ange- Beneficiat K. Reiser in Gammertingen werden abwechselnd sammelt, hatte keine personellen Lasten mehr für den Be- je eine Woche in Mariaberg tätig sein. Dafür bekommt der sitzer. betreffende Geistliche pro Woche 4 fl; entstehende Unkosten für Fuhrwerk usw. hat jeder selbst zu tragen. Der Prior Am 23. Juni 1837 schreibt das Königliche Kathol. Kirchen- amt an das Dekanat Zwiefalten: Auf Bericht des Dekanates Zur Zeit der Aumebung war da noch die Versorgung des vom 16. Juni d. Js. über das Ableben der beiden letzten Beichtvaters. Seit Jahrhunderten hatte das Kloster Zwiefalten Klosterfrauen zu Mariaberg hat man nicht nur die Einziehung

? 18 noHSNZOLLERISCHE Ii E I M'A T Jahrgang 1968 der seit 1833 dem, vorsorglich aufgestellten Klosterbeicht- Stiftungskapital behalten und dessen Zinsen für sieh Verwen- vater, dem Pfarrer Kieneir zu Gammertingen, im Fürstentum den! Das Bischöfliche Ordinariat konnte sich mit dieser Lö- Sigmaringen, bewilligten Fastorationsgebühr von. wöchent- sung nicht zufrieden geben und' forderte eine Entschädigung lich 4 fl angeordnet, sondern auch das Königliche Kameral- für den jetzigen Beichtvater für die Jahrtage und einen amt Pfullingen angewiesen; d'ie1 im Kloster Mariaberg vor- gesicherten Fonds für künftige Fälle, wenn kein Beichtvater handenen Kirehenp'aramemte und heiligen Gefäße etc, in mehr vorhanden sei, „Seine Kurfürstliche Durchlaucht" war ein Verzeichnis aufzunehmen, die. Paramente aber selbst in dar.über sehr ungehalten und am 22, Januar 1805 wurde jede sichere Verwahrung zu nehmen. Dem bisherigen Kloster- , Zulage für den Beichtvater abgelehnt, .ihm aber Abhal- beichtvater ist sofort z.u eröffnen, daß man unter den ein- tung der Jahrtagö zur Pflicht gemacht und er noch eigens getretenen Umständen dien, früheren Auftrag vom 21. Mai verwarnt, sich in. dieser Angelegenheit nie mehr direkt nach und 20, -August 1833 als erloschen ansähe. Konstanz zu wenden. So blieb es, bis 1837. Der jeweilige. Beichtvater mußte' die Das Kircheninventar Verpflichtung erfüllen, die Regierung aber zahlte widerrecht- : lieh die Meßstipendien nicht aus, Unterdessen hatte das Bis- ' Nun findet kein. Gottesdienst mehr in der schönen, Kloster- tum Konstanz aufgehört, zu bestehen:, die1 Bistümer Freiburg kirche statt. Also holt man für andere Orte Paramente: und1 Rotteniburg waren gebildet worden. Das Dekanat Zwie- Am 12. August 1839 kommen an. die Arbeitshausverwal- falten wendete sich in der leidigen Sache nach Rottenburg. tung in LudiWigsburg für den: kathol. Gottesdienst alldla: Nach langem Hin und Her erklärte sich das „Ministerium des I. 1. Ciborium, 1 schwarzes und 1 blaues. Meßgewand, 2 Innern und Kultus" bereit, statt der 41 heiligen Messen mo- Alben, 2 Altartüeher, 1 Chorrock, natlich, jo einen Jahrtag halten zu lassen und setzte gleich- zeitig 12 fl. jährlich dafür aus. Am 16. August 1850 wurden II. An dlie: Zuehthausverwaltung in Gotteszell: .dann noch für den Mesner 6 kr. für jede hl. Messe bewil- 1 schwarzes Meßgewand; 1 Meßbuch, ligt. So ist es bis heute. III. An die1 Arbeitshausverwaltung in Markgröningen: Bronnen 2 Altartüeher, 4 zinnerne Leuchter, 2 Opf'erkännchen mit Teller von Kupfer und vergoldet, 2. Meßgewänder, 2 Alben, Das Kloster Mariaberg hatte in Bronnen eine Kapelle er- 2 Minlstrantennödce. baut und unterhalten. Nach einem Schreiben, des Schulthei- ßen Bruder in Bronnen hatte die Krone Württemberg 1802 IV. An, da!S 'Dekanat Riedlingen: für die Kirch© in Mün- versprochen, den Bewohnern alle Rechte zu belassen wie zu singen, bei welcher der Staat das Defizit der1 Kultkosten zu Klosterzciten, Er stellte fest, daß das; Kloster die Kirche in decken hat: . Bronnen immer unterhalten, habe im Bauwesen, aller Art. 2 Altartücher, 1 Albe, 2 Meßgewänder, 1 Vetam samt Die Kirehenparamente wurden angeschafft, Wachs gestellt, Pluvial, 1 Rauchfaß und Schiffchen, 2 Meßkärmehen von die Kirchenwäsche besorgt. Jährlich hätten die Klosterfrauen Zinn. drei Gottesdienste in Bronnen gehalten mit Musik (offen- Daß ja nichts mehr in dter Kirche verbleibt, wird angeord- bar Instrumentalbegleitung bei den liturgischen Gesängen). net, d&s Kirchenwactw und- Oel sorgfältig unterzubringen Seit 1803 habe das Kameralamt alle Baureparaturen ver- weigert und seit .15—18 Jahren kein Wachs mehr gestellt; Die und den Wert hierfür an der Kultkostenaufstellung 1836/37 1 abzuziehen, Bänke in der Kirche seien, infolge der Feuchtigkeit des Bo- dens teilweise abgefault und unbrauchbar geworden. Da das Nachdem nun alles aus der Kirche geholt war, ordnete; der Kameralamt den. Zehnten .in Bronnen beziehe, sei es, zur Königliche Katholische Kirchemrat in Stuttgart am. 19. 1. 1847 Unterhaltung der Kapelle und der dazUi gehörigen Requi- an, daß in Zukunft für Abhaltung je einer Stiftungs- siten verpflichtet. Das Kameralamt suchte alle etwaigen Ein- messe in, Mariaberg oder Bronnen ständig 1 fl pro Monat nahmen festzustellen (2.,. März 1843), Wer das Opfer in Bron- angewiesen werde. Das Dekanat stellte in Aussicht, es wolle nen erhalte, ob eine Käpellenpflege bestehe, wer Rechnung beantragen, daß seitens des Kamaralamteg; die nötigen führe, wer sie prüfe un<3 sie z.u „justifizieren" habe. Ant- K'ultreQuMteni wieder angeschafft werden sollten* Allem 1 wort: D'ie Kapelle beziehe kein Opfer, es, bestehe keine Hei- nach ist dies aber nicht geschehen. ligenpflege, die zur Feier des Gottesdienstes erforderlichen : l i!ü< ,Aywgah^n' v-Tiidon aus Mitteln der Gemeinde bestritten, und Die J a h r t a g'si stift um g e n os werde keine besondere Rechnung geführt. Das Ende: dieser Rechtsfrage besagt ein Schreiben d'es Dekanates Zwiefalten In den. Urkunden von Mariaberg spielen düo auf,jäem ,Klo,r,.. ster vorhandenen Jahrtage ebne große Rolle.''!ÖÖiv 'Be- ••öh -da's'Ffäframt Gammcrtingen vom 6. März 1854: Nach sitzer wollte diese Last nicht übernehmen. Es 'handelte einem Dekret des Bischöfl.. Ordinariates Rottenbuirg vom 3. sich ursprünglich) um 41 Jahrtage. Auf eine Anfrage beim d. Monats Nr. 547: Die Kapelle in Bronnen, ist zufolge eines Bischöflichen Ordinariat Rottenburg wurde am 30, November zwischen der- Staatsflnanzverwaltung und; der Gemeinde Bronnen im Mai vorigen Jahres abgeschlossenen Vergleichs 1945 (Nr. A 4626) mitgeteilt: Eine ehemalige Jahreszeitliste 1 konnten wir in unseren Akten nicht vorfinden. Wir konn- in das Eigentum, dieser Gemeinde neb&t der Baulast überge- ten dien letzteren nur so viel entnehmen, daß es sich um 41 gangen, ursprünglicha Stiftangsmesseni handelt, wovon 9 Messen für W a s b 1 i c b : Johann von Degenfeld, für den Stifter des Klosters Maria- berg, nämlich Graf Hugo von Montfort, für die verstorbenen! 1. In Mariaber'g selber Kirche und Kloster, Eltern

OSTERHOFFNUNG

Lieblich knospets in den Zweigen. Hoffnung weckt das zarte Grün! Welker Tod und banges Schweigen Weichen Liedern, reichem Blüh'n.

Menschenaugen, trüb vom Weinen, Werden sanft und leidensschön. Helle Blicke Widerscheinen: Neues Hoffen! - Auferstehn!

Maria E. F I a d.

besiegte Osterlegende von Maria E. Fl ad Scnwer und schwül lastet die Nacht über dem Garten und linu wie sanfte Sommerwinde. Die Dämmerung zieht Josefs von Arimathäa. Leichenblaß schaut der Mond auf durch die Grabesnacht. Es wird hef und heller. ein einsames Felsengrab. Sein fahles Licht rinnt wie Tränen Am starren Körper lockert sich das Linnen. Und durch auf den mächtigen Felsblock am Grabeingang. das Antlitz geht ein reger Schimmer wie Morgenleuchten Zwei müde Wächter hüten schon den dritten Tag den durch die weiße Wolke. Leichnam des Gottmenschen. Jetzt sind sie dem Schlummer Vor aer Gruft aber geht der Tod unruhig auf und ab- Er verfallen. ahnt das Leben c.as ins Grab gekommen. Er spürt das Säu- Ein Dritter hält Wache für sie — der Tod. Ungenöit kam seln. Und ein jähes Beben wühlt in seinen Knochen, als er gegangen. Wie ein Dieb schleicht er in ihre Nähe und wenn der Sturm die knorrigen Aeste schüttelt. Er will sein läßt sich auf einer Steinbank nieder. Opfer vor dem Leben retten, — er will ins Grab eindringen. Der Mond aber nimmt sein grellstes Licht und leuchtet Da fährt ein Feuerblitz in sein Knochengerüst. Klappernd dem Eindringling in sein grinsendes Knochengesicht. Dämo- fällt es in sich zusammen, — nische Freude liest er aus ihm — und die Worte' In meiner Wie ein Kieselstein rollt der Felsblock auf die Seite. Gewalt ist des Gottmenschen Leben! In meiner Gewalt soll Und ein Engel läßt sich auf ihm nieder. es verbleiben! Schauerlich grinst der Hohläugige in das ent- Langsam und feierlich öffnen sich die Grabtüren. Ein setzte Anlitz des Mondes. Himmel voller Sonne strömt aus ihnen. — Trauerna geht das große Schweigen um. Am Fußende des Glanzciurchleuch' et, mif ernaoener Ruhe, steht der Gott- Leichnams mach es halt. mensch mit der Siegesfahne vor einem Häuflein Gebeinen, Kalt und starr hegt der Gottmensch auf seinem Lager, von die in seinem Licht zu Asche werden. den Füßen bis über den Scheitel in weißes Linnen gewickelt. Und Engel und Wächter verkünden allüberall des Gott- Da — plötzlich geht ein Säuseln durch die Gruft, so weich menschen Sieg über den Tod. 1 2Ü HOHENZOLLERISCHEHEIMAT Jahrgan l^fi«

Haigerloch von seiner Entstehung bis heute von Jochen Laubis (Die Grafschaft Haigerloch unter den Grafen von Haiger- Adalbert von Haigeiloch nicht gleichzusetzen ist. Die Gra- loch-Wieseneck und unter den Grafen von Hohenberg — fenhäuser Zollern und Haigerloch-Wieseneck haben nichts Die Herrschaft Haigerloch in österreichischem Besitz und miteinander zu tun. Erst nach dem Tod des letzten Grafen unter den Grafen von Zollern-Hohenzollern — Die Herr- Wezel von Halgerloch (nach 1162) sind die Zollern auf bisher schaft Haigerloch unter Hohenzollern Sigmaringen.) noch nicht geklärte Weise in den Besitz des Haigerlocher Der Name Haigerloch tritt uns erstmals in der Notitia Hauegutes gekommen. fundatienie des Klosters St. Georgen vom Jahre 1095 ent- Ungefähr 100 Jahre später erscheint Haigerloch unter den gegen. Dort heißt es u. a.: „...in Castro Haigerloch super Grafen von Hohenberg. Burkhard III. von Zollern nennt reliquiis. martyris Sti. Georgii.. ." Daß Haigerloch schon sich 1179 erstmals nach Hohenberg. Es wird angenommen, damals, zumindest in seinen Anfängen, als befestigter Ort daß sich das Haus Zollern in die beiden Linien Zollern und mit einem Altar und als Dingstätte der Grafen von Haiger- Hohenberg teilte. Unter Albert II. (dem Minnesänger 1258— loch bestand, kann aus dieser Nachricht mit Sicherheit ge- 1298) erreichte das Haus Hohenberg seine Blütezeit. Die schlossen werden. Außerdem weisen die Umstände, daß Grafen von Hohenberg, tüchtige, um Staat und; Kirche ver- Haigerloch im Jahre 1237 einen Schultheiß und einen Pfarrer diente Männer, nahmen unter den schwäbischen Grafen hatte und daß es im Jahre 1245 Dekanatssitz war, darauf eine hervorragende Stellung ein. Zu Beginn des 14. Jahr- hin, daß der Ort schon in der zweiten Hälfte des 11. Jahr- hunderts setzte jedoch der allmähliche Verfall des Hauses hunderts entstanden sein muß. Hohenberg ein. Der letzte männliche Sproß und letzte Graf Auf originelle Weise erklärt der Haigerlocher Dichter Joh. von Haigerloch der Hohenberger Linie, Rudolf III. (1338— Nep. Pfeiffer (1816—1890) die Entstehung von Haigerloch 1381, gest. 1389), konnte den Niedergang nicht aufhalten. in dem folgenden Gedicht: Nach wiederholten Verpfändungen wurde die Herrschaft Haigerloch 1381 an das Haus Oesterreich verkauft, in dessen Des Schöpfers Fluch Besitz sie bis 1497 verblieb. Durch einen zwischen dem Grafen Eitel Friedrich II. und Als Gott der Herr die Erde schuf, Kaiser Maximilian am 12. Oktober 1497 abgeschlossenen die Körperwelt auf seinen Ruf Tauschvertrag wurde die Herrschaft Haigerloch wieder erwachte zu dem jugendlichen Leben, Eigentum der Grafen von Zollern. Eitel Friedrich II. tauschte da ging er durch die Schöpfung hin —• sie gegen die Herrschaft Räzüne in Graubünden ein, die am Berg und Tal das frische Grün, durch die Vermählung seines Großvaters Eitel Friedrich I. der toten Massenwelt den Geist zu geben. mit Ursula von Räzüne dem Hause Hohenzollern zugefallen Er kam vorbei an einem Schlünde; war. Graf Karl von Zollern teilte durch seine Erbeinigung da zuckte der Vernichtungsblitz von 1575 seine Besitzungen wie folgt unter seine drei Söhne des Zorns aus seinem Munde. — auf: Der Älteste, Eitel Friedrich, erhielt die Grafschaft Zol- Er sah herab von seinem Sitz: lern, Graf Karl die Grafschaften Sigmaringen und Verin- „Mißrat'nes Werk! Ich will dich nicht vernichten, gen und Graf Christoph die Herrschaften Haigerloch und doch sollst auf alles Bess're du verzichten; Wehrstein, ich stelle dich für aller Zeiten Lauf als Schauplatz aller Schändlichkeiten auf; Die Linie Hohenzollern - Haigerloch starb jedoch schon die Brut, die dereinst hier wird leben, im Jahre 1634 wieder aus, worauf die Herrschaften Haiger- soll stets der Hölle Nahrung geben!" loch und Wehrstein an Sigmaringen fielen, bei dem sie — Er winkt herbei den Teufel noch abgesehen von einer vorübergehenden Entfremdung im und sprach,: „Es v/erde — Haigerloch!" Dreißigjährigen Krieg — bis zum Uebergang an die Krone Preußens im Jahr 1850 blieben. Haigerloch wurde Ober- Im Zusammenhang mit der Gründung und Ausstattung amtsstadt. Im Jahre 1925 wurden die Oberamtsbezirke des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen wird ein Graf Haigerloch und Hechingen zum Kreis Hechmgen zusammen- Adalbert von Haigerloch erwährt Er wird mit dem Grafen gefaßt, Heute ist Haigerloch mit seiner ungefähr 2000 Ein- Adalbert von Wieseneck identifiziert, der zusammen mit wohnern, das bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der seinem Bruder Bruno als Spitzenzeuge auftritt, als dem Außenwelt fast gänzlich abgeschlossen war, ein beliebter obengenannten Kloster am T. Juni 1096 Güter geschenkt Ausflugs- "md Erholungsort. Haigerloch besitzt keine nennens- wurden. Es ist also sehr wahrscheinlich, daß Haigerlocn sich werte Industrie, aber eine ganze Anzahl kleiner handwerk- zu lieser Zeit im Besitz der Grafen von Haigerloch-Wiesen- licher Betriebe. eck befand und nicht im Besitz der Grafen von Zollern, da (Entnommer äus der Zulassungsarbeit (mit genauer Quel- der etwa zur gleichen Zeit lebende Graf Adalbert von Zollern lenangabe) zur Ersten Dienstprüfung für das Lehramt an (Mitstifter des Klosters von Aipirsbach) mit dem Grafen Volksschulen: „Die Flurnamen der Markung Haigerloch")

Finderfreuden „Wer sucht, der findet." Das erfuhr auch Hans, der Heimat- (nämlich m einem Meer von Gold)", und s' Peterle Vögte war forscher. Daß er überhaupt suchte, muß irgendwie ein Erb- gar wunderlicher Weise im „Fasnetwagen" als Affe vei- stück voi seinem früh verstorbenen Vater gewesen sein, der kleidet. Odei der Paule-Hanne berichtete in schmucker Rit- sich für Heimat und Geschicftte stark interessiert hatte. Zu- tertracht: „Ein fremder Knappe steht draußen vor dem dem gibt ;s rings im d£ S Dorf, in dem er aufwuchs, nicht Tore . . K Im St. Michaelskalender und in Jakob Barths weniger1 eis drei Burgstellen; zwei mit leidlich erhaltenen + Hohenzollerische Chronik fand zudem Hans so nanchen F.uinen, dii dritte mi einem mächtigen geheimnisumwitter- spannenden Bericht aus vergangenen Tagen von Freud und ten Abschnictgraben. Lehrer Müller hatte im Unterricht in Leid der Bauern, Bettler, der Ritter und Fürsten. Ueber ei Exfiaheft schreiben lassen: „Vom 12. bis 15. Jahrhundert unsere Bergbewohner aber fand Hans zunächst so gut wie lebt i Ritter in den drei Burgen: auf dem Nähberg, in Aloi- nichts, was ihn nicht wenig ärgerte, mochten auch die Vor- ses Schiößle und in Eineck. Peter Schwelher von Straßberg träge in Sigmaringen, die Archivar Hebeisen und Studienrat schenkte im Jahre 1507 seinem Bäsle Veronika von Neueck Heinrichs hielten, ihn sehr in Spannung halten. das Seeheimertal zu beliebiger Verwendung . . ." Dazu zeigte der Lehrer der Schülern zwei uralte, braungewordene Per- An der Außenwand d< r Pfarrkirche steht sin Grabstein gamente a .s dem Genieindearchiv. Wunderlich verschnör- aus grobkörnigem Material eingelassen. In dessen oberem kelte Schrift trugen sie, und unten hing je in e^ner /unden Giebelfeld sieht man einen Kelch, der auf ein Priestergrab Holzkapsel ein Wachssiegel mit Wappen und Unterschrift. deutet. Die altertümliche Schrift ist künstlerisch gestaltet Das blieb dem Hans im Gedächtnis, und er hätte gern noch und auf der Fläche verteilt, aber heute meist unleserlich. mehr erfahren Hatten doch auch die Ledigen jedes Jahr Nachdem Hans am Gymnasium auf dem Pfad der Wissen- romantische Theaterstücke aufgeführt, wie z. B. „Rosa von schaft fortgeschritten war, ließ es ihm keine Ruhe mehr: Die T<- inenburg". Markus Maier hatte einen Einsiedler oder Inschrift auf dem Stein mußte entziffert werden. Einige Klausner in braunem Habit und mit mächtigem Nüster dar- Stucke Kohle aus Mutters Herd konnten dazu dienen, die gestellt, der gefühlvoll sang: „O wie schön ist die Natur, in vertieften Zeichen deutlicher zu machen. Mühelos waren die der wir Menscher leben . . ." Der sog. „Prinz" vom Gäßle Großbuchstaben zu lesen: „MONVMENTVM Rdi DOMINI hatte ein andermal deklamiert: „Ich schwamm und schlürfte M. JACOB! MAYER parochi Ringingensis". Das zweite Wort stellte offenbar eine Abkürzung dar, die sich aus anderen Jahrgang 1966 HOHENZ OLLERIS CHE HEIMAT 21

Beispielen des Kunstdenkmälerwerks von 1896 lösen 'eß, lingen) vermuten können. Da kam Jakob Barth „Anleitung wo Hans zudem als Druckfehler „Ringaliensis" fest e .te. zur Anlegung von Ortschroniken" (Sigm. 1867) zu Hilfe. Also handelt es sich um das „Denkmal des hochwürdigen Darin hat nämlich jener eifrige Forscher unc' Schöpfer der Herrn M. Jakob, Pfarrer von Ringingen". Unten kon: 1 man Schulchronik als Lehrer von Ringingen die beiden Urkunden bei zwei gekreuzten Armknochen die Jahresz nl 1695 mit von 1507 und 1513 abgedruckt und außerdem ein Weines rätselhaftem „ZO HORNVNG" lesen. Aber die übrig* Schrift Verzeichnis solcher Wörter beigefügt, die sich häuf: % in war wegen der sehr eng aneinander gereihten Buchstaben Urkunden linden und schwer verständlich sind. Barths nicht so schnell herauszubringen, trotz aufmunternden Zu- Büchlein bzw. Heft war sowohl in „Hanseimer Hau°" '.uS redens des Herrn Pfarrers Glaser, der von seiner Wohnung Bruchstück wie auch vollständig ins Gottharten Haus (Nr. 3) aus den jungen Wunderfitz beobachtet hatte. Traurig erzählte vorhanden. Dieses Exemplar schenkte der Besitzer Peter dieser beim gewohnten nachmittäglichen Besuch les besten Hipp unserm Heimatforscher, der sich nun mit Eifer an ein Heimatkenners, des alten Steinhauers Karl Dietrich, seinen Vergleichen der Originale mit Barths Abdruck machte. Dabei Mißerfolg. Der Steinmetz interessierte sich nämlich für alles, stellten sich zwar viele Druckfehler heraus, aber aas Lesen angefangen von Verwandtschaften über Inschriften, Kirchen, alter Schriften wurde wesentlich mehr gefördert, a.s an den Bilder, Burgplätze, Aussichtspunkte bis zu Flurnamen, Ber- ; Mustertafeln des kirchenhistorischen Seminars bc Professoi gen und Tälern der Umgebung. Auf Häls^hloch kannte er Göller in Freiburg. Letztere zeigten ja frühchristliche und einen Punkt, von dem man bei günstigem Wetter die Cette frühmittelalterliche Buchschriften, die für einen Heimatfor- der Alpen und, gerade entgegengesetzt davon, den Lichten- scher kaum in Betracht zu kommen pflegen. Auch interes- stein ob Hönau sehen konnte. sierten Hans die päpstlichen Taxen-Verzeichnisse gar nicht, In den Ferien war Hans daher fast täglich Gast in der Stein- mit denen sich der Professor herumschlug. metzhütte und aufmerksamer Zuhörer des gewandten Er- Zur größten eigenen Ueberraschung und de: des Bürger- zählers droben am Hälschiochbrunnen, von wo man so schön meisters Jakob Rist entdeckte Hans in den Ferien unter über Dorf und weite Teile der Markung hinsehen konnte. den Rathausakten im Heuet 1924 auch ein buntgebundenes Dabei ging die Arbeit des Steinhauern mit Meißel und Sch" •- Büchlein mit vergilbten Pergamentblättern, das offenbar dem gel munter weiter, bis das getreue Franzele, seine Frau, die Forscher Barth entgangen war Die Freude war übergroß, beiden zum Vesper rief. Also der Hans berichtete seinen wurde aber durch zwei Faktoren zunächst gehemmt: De Mißerfolg an der Inschrift, doch der erfahrene Karle wußte glückliche Finder mußte ausgerechnet um jene Stunde auf Rat: „Nimm doch amol a-n-alts Blattastuck und fahr damit die Hauptwiese zum Versäen der Schöchlein, und als er sich hofeiig über dia Schrift. D' Flächa wuut drvo raot. und de endlich daran machen konnte, ergaben sich wieder Schwierig- vrtuifte Zoicha bleibet weiß. Noch ka ma's leicht leasa!" Gesagt, getan! Der rote Staub des alten weichen Dachziegels keiten mit der Schrift. Der Steinhauer wußte sofort über den ließ sich leicht aus den Rillen wegblasen und die Schrift kam Fund Bescheid: „Des ka nu seall Fleackabiachle sei, klarer heraus. Nur einzelne Buchstaben im Wechsel zwischen mo seit 30—40 Johr vrlaora ist!" Er hatte recht. Dr. Heb- groß und klein waren hartnäckiger, aber ließen sich schließ- eisen vom Geischichtsverein erklärte sich sofort bereit, diese lich aus dem Sinn erschließen. Große Freude erfüllte unsern „Gemeindeordnung von 1530" in die Vereinszeitschrift 1924 Hans, als er entzifert hatte: „Hiebei, Shefle, ruht der Hirt/ aufzunehmen. Das bedeutete wie bei den Schwelherurkunden zur Speis (er) den Wirme Wirt / Doch zur Pusonen Klang / ein Glück! Denn am Schluß des zweiten Weltkrieges ist das Ho'ft zum Leben auferstahn / z' sehen im Fleish und Bein / Original samt allen Urkunden mit dem Rathaus beim Fran- Den wahren Heiland mein / Betet ihr Shefle from / das Got zoseneinmarsch durch Feuer vernichtet worden. Hätte Hans wert unser Lohn". Zum Schluß entpuppte sich das ZO dies geahnt, er hätte noch mehr Abschriften gemacht! Zwei HORNVNG als 20. Februar. Das Rätsel war somit gelöst. Wörter des Fleckenbüchleins freilich konnten erste viele Hans notierte alles in sein Heft und berichtete dem Hairle. Jahre nachher gedeutet werden. So heißt es C rt: „Gestoh- Das benützte gleich die Inschrifi: zur Illustration einer Pre- lenes Holz ist strafrechtlich zu verfolgen bis auf die Aesem, digt. Dr. Flad aber nahm die Lösung gern in sein „Zoller- d. h. bis auf das Gestell vor dem Ofenloch, das zum ländle" auf (1926, 3—4). Aufstapeln des Brennholzes diente, und vom Heufeld heißt es: „Jeder darf sein Zugvien auf eigenen Grundstücken Der leutselige L,eutnant Eugen Flad war aus dem Kriege spannen, d. h. zum Weiden leicht die Vorderfüße fesseln. als Lehrer ans Sigmaringer Gymnasium gekommen und hatte sich gleich intensiv mit Heimatkunde befaßt, auch ein klei- Um jene Zeit fragte der Studienrat Heinrich Faßoender nes Büchlein über Hohenzollern herausgegeben. Seit 1925 redi- von Hechingen in Flads „Zoileriändie" nach der Inschrift auf gierte er die Beilage des „Zoller" in Hechingen, die den Titel einem Stein der links im Felde zwischen Salmendingen und ,,s' Zollerlänöle" trug, aber nur bis Ende 1927 erschien. Flad Willmandingen steht. Hans und seine Kollegen Bastian und und Hans verstanden sich gut. Später ließ ersterer sich ins Bälte machten sich alsbald zu Rad mit ihrem „Geheimmittel" Rheinland versetzen, wc er im Jahre 1961 starb (Hohenz. vom Steinhauer dorthin auf den Weg. Es war gerade Ernte- Heimat 1961, 58). Mit Hohenzollern fühlte er sich zeitlebens zeit und die Schnitter wiesen bereitwillig den Pfad zu dem verbunden. Stein im Ackerfeld. Das Mittel wirkte prompt: die Stein- Außer dem Kunstdenkmälerwerk hatte es um 1919 im fläche wurde rot, die Schrift trat heraus und ergab: „Anno Buchhandel auch noch das Werk von Zingeler und Buck 1808 am 15. August wurden Barbara Möckin und Anges gegeben, mi dem Titel „Zollerische Burgen und Burgruinen Ma' a Enzlerin von einem Blitzstrahl tot geschlagen. Martin in Schwaben", das 1906 erschien und von Hans als Primaner Rieckert und Friedrich Enzle wurden tötliche verwundet oder Sekundaner erworben wurde. Es enthält neben der Be- und Barbara Ulmerin blieb als Kind unverletzt bei den schreibung der- Burgplätze auch viele geschichtliche Daten, Verunglückten. Diesen Stein ließ Jakob Ulmer verfertigen." ebenso die „Mitteilungen" des hohenzollerischen Geschichts- Die Freude der Kameraden war groß, nicht minder die der vereins seit 1867. Was Hans so auf die Heimat bezügliches Landleute ringsum. Das „Zollerländ'e" berichtete 1926, 40 fand, notierte er in seinen Heften, leider manchmal anfangs davon, und Professor Kugen i ' s g e 1 e in Tübingen druckte .hne Angabe der genauen Fundstelle, was er bald nach- prompt die Lösung in den Albvereins-Blättern (1926, 244) holen mußte. Mit wachsender üahl dieser Hefte wurde ein ab. Auen ein etwa gleichzeitiger Fund unseres Hans wurde Zettelregister unumgänglich Einmal findet sich der Eintrag: von Nägele übernommen. Bride Heimatfreunde, obwohl „Am 23. Dezember 1924 hatte Hans das Glück, in Stein- an Lebensjahren sehr verschieden, verband von da an hauer Haus mir dem von hier stammenden bekannten nn ähnliches Interesse. Als dann in Veringenstadt der Grabhügeiforscher Johannes Dorn vom Weiler Haid Oberpostrat Peters in den 30er Jahren seine Ausgrabungen bei Trochtelfingen zusammenzutreffen, der von seinen Fun- in den dortigen Höhlen machte, die jetzt durch den Neander- den erzählte, u. a. vom Gammertinger Helm, dem Steinbeil taler ein Denkmal erhielten, lud Nägele unsern Hans, damals Vikar in Burladingen, dorthin zu einem Besuche ein, nach- vom Seeheimer Staigle u. a m." Dorn hat im Frühjahr 1925 lo am dritten Grabhügel beim Heufelder Kreuz gegraben — aus m er bereits mehrere Aufsätze von letzterem in seinen einem andern hatte er früher schon neben den Gebeinen BIP ;ern abgedruckt hatte. Die Begrüßung war so herzlich, eines Mannes der Hallstattzeit zwei Pfeilspitzen erhoben —, •laß sie allgemein auffiel. Es war ein Genuß, mit Nägele zu starb aber überraschend an einer Lungentzündung am 23. korrespondieren, wenn es galt, einen Aufsatz für seine Alb- März desselben Jahres mit 71 Jahren vereinsblätter die rechte Forrr zu geben. Wie verstand er es zu lenken, onne zu kommandieren, war dankbar für Ein- 2. würfe oder Bedenken, kurz, er war ein idealer Heimatfreund Die zwei von Lehrer Müller in der Schule vorgezeigten und Schriftleiter! 3ergamenturkunden erweckten um diese Zeit das Interesse Bei dem andern Fund handelte es sich um die bis dahin der Theologen Hans. Doch zeigte sich bald, daß man sich ungelöste Rätsel-Inschrift der alten Melchinger Glocke in aeren Schrift erst einlesen mußte. Vor allem der erste vom Jahre 1273, deren Abzeichnung im Kunstdenkmäler- Buchstabe des Wortes R u 11 i n g e n (Reutlingen), des Wohn- werk von 1895 zu finden wai Lange und mit mehrfachen c rts der VeroniKa von Neueck im Jahre 1513, bereitete große Anläufen hat Hans daran „herumgedoktert": das Rätsel Schwierigkeiten, so daß man fast hätte Lutlingen (Laut- wollte sein Geheimnis nicht preisgeben! Zwar ein Teil las 22 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi

sich einfach: „Im Jahre 1273 ist diese Glocke gegossen wor- Lesesaal die Bände von Siebmachers großem Wappenbuch den", lautete die Uebersetzung aus dem Lateinischen. Aber durchblätterte. Auf einmal! .. . was war das? Die Täuschung dann folgten drei bis vier unerklärliche Buchstaben, während eines neckischen Geistes? Das Wappen aus unserer Kapelle! sich in der ersten Zeile der Hals-Umschrift vor den Evange- Staunend las, nein verschlang der Student den bei- listennamen JHESUS NAZ. entziffern ließ, nachdem auch stehenden Text: „Fürsten Rezzoniko, Italienischer Adel". anderwärts der Name Jesus mit diesem H (JHESUS) ge- Was hatte denn der auf der Schwäbischen Alb verloren? funden wurde, das ursprünglich der griechische Buchstabe Sollte ein südländischer Maler.. . ? „Carlo Rezzoniko, geb. für großes A darstellte. In der Zwischenzeit fiel Hans die 1693, wurde 1758 mit Namen Clemens XIII. auf den päpst- „Glockenkunde" von Karl Walter (1913 Pustet-Regensburg) lichen Stuhl erhoben. Er starb 1769." Es blieb gar kein Zwei- in die Hand, die er für sage und schreibe 50 Pfennig bei fel: Das fragliche Wappen ist das des 1763 regierenden Hl. einer Versteigerung im Theologischen Convikt zu Freiburg Vaters, als die Kapelle ausgemalt wurde! erwerben konnte, wo er inzwischen den Theologischen Stu- Jetzt erst wurde man aufmerksam, daß ja über dem Wap- dien oblag. In diesem Buche finden sich Beispiele mit den pen die päpstliche Tiara oder dreifache Krone gemalt ist und Buchstaben AGLA. Eine erneute Turmbesteigung in Mel- daß die Gestalt der „Europa" mit der Handi darauf hinweist dungen unter dem entgegenkommenden Pfarrer Hellstern (Hohenz. Heimatblatt von Hebeisen 1929 Nr. 1. S. 6). Schon ergab einwandfrei die Identität der etwas verflossenen Buch- zuvor hatten die lateinische Inschrift am Hochaltar der Ka- staben mit AGLA. Diese aber werden als die Anfangsbuch- pelle und die zwei kleinen Wappen am dortigen Antipendium staben des hebräischen Gebetes gedeutet: „Attah Gibbor Leo- (Altartisch) sowie an der Kanzel der Pfarrkirche das In- lam Adonai, d. h. Du bist groß in Ewigkeit, o Herr!" Die teresse des Steinhauers und des Studenten erregt. Da Schult- Inschrift der uralten Glocke war somit geklärt. (s'Zoller- heiß Gregor Daigger um 1791 mit einem solchen Wappen ländle 1925, 40.) siegelte, meinte Hans zuerst, es handle sich um sein Fami- Es ist fast überflüssig zu betonen, daß auch die Inschriften lienwappen. Nachher aber zeigte sich, daß er nur den Siegel- der Ringinger Glocken längst von Hans untersucht und ge- stock des verstorbenen Pfarrers Johann B. Bitzenhof er lesen waren, zunächst die auf dem Kirchturm a) von 1505 zu Ringingen benützte, der drei Hagebutzen als reden- von Jodokus Egen von Ritlingen (Reutlingen) mit den Evan- des Wappen enthält. Folglich sind Kapellenaltar und Kanzel gelistennamen, b) die Mettelglocke von 1717 von Johannes 1 unter diesem Pfarrherrn von seinem Neffen Franz Fer- Bapt. Allgeier aus Offenburg, welche die Heiligenpflege un- dinand Dent farbig gefaßt worden, wie er ja auch die ter Pfarrer Luib gießen ließ, c) das inschriftlose Gallenglöckle Gemälde der Kapelle schuf. Ein weiterer Fund war Hans aus dem 14. Jahrhundert. Am 18. Oktober 1925 läutete Hans nach einigen Mißerfolgen geglückt: Der Geburtsort Dents, erstmals die von Benjamin Grüninger in Villingen gegossene nämlich Kirchenhausen bei Engen und seine Verwandtschaft Ersatzglocke für die kleine, welche 1917 der Krieg verschlun- mit Bitzenhofer (Mitt. Hohz. 63, 1932, S., 32 und 50—51). Mit gen hatte. Pfarrer Glaser hatte dafür einen Vers gedichtet, der Dent hatte Hans sich länger beschäftigt. Im Januar 1757 war aufgegossen war: „Dem Herzen Jesu geweiht bin ich abhold ersterer in Beuron gewesen, als seine Mutter schon in Kon- dem Streit, Mein Läuten ist Lieben. Ich künde den Frieden". stanz verstorben war. 1761 faßte er in Beuron den Hochaltar: Leider sollte dies nur für 16 Jahre der Fall sein, bis auch Die Aufschrift auf dem Kapellenaltar war leicht zu lesen: dieses Glöcklein von 4 Ztr. und 20 Pfund und dem Tone eis in den Krieg wandern mußte auf Nimmerwiedersehen. Die Die Großbuchstaben entpuppten sich als sogenanntes Chrono- Mettel- und Gallenglocke dagegen kamen wieder zurück. gramm. Sie ergeben nämlich zusammengezählt als römische Zusammen mit Lehrers Christian hat Hans den Dachreiter Zahlzeichen zweimal die Jahrzahl 1762. „haC pla De Matre der Schule mittels einer langen Leiter erstiegen und die soLarla Casta ferVntVr/ tV reglna potens aCCeDe rogan- gotischen Minuskeln der Envangelistennamen des von der tlbVs aLMa". Gallenkapelle stammenden Glöckleins des 15. Jahrhunderts Ueber die Uebersetzung ins Deutsche ergab sich mit Pro- entziffert. Endlich half Steinhauers Lukas auch das Kappel- fessor A. Dieter in Sasbach, einem gebürtiger Ringinger und glöckle des Meisters Johannes Rozier von 1686 zu inspizieren, guten Lateiner, der auch seine Gattin Ammeile von hier mit- indem zwei Leitern über das Dach hinaufgeschoben wurden. genommen hatte, eine kleine Con'troverse oder Meinungsver- Im Innern der Kapelle war längst das Interesse an den schö- schiedenheit Dieter meinte, SOLARIA beziehe sich auf nen Freskogemälden und dem Hochaltar durch Steinhauer „SOLUM Boden, Grund" und nahm an, es seien Boden- Dietrich geweckt worden. Das Wappen des Deckenbildes hatte zinsen zur Kapelle beigebracht worden, zur Ausstattung letzterer als das der Herren von 'leuneck erklärt, da es an- oder dem Bau des Heiligtums. Allein Hans entschied sich für geblich neun Ecken habe, und ja Veronika von Neuneck (Ein- die Uebersetzung: „Von dieser gütigen Mutter wird Sonnen- eck) als Stifterin genannt wurde. Wie erstaunte aber Hans, klares berichtet. Du mächtige Königin, steh' gnädig den Fle- als er einmal in der Universitätsbibliothek zu Freiburg im henden bei." (Fortsetzung folgt.)

Die Kelten in unserer hohenzollerischen Heimat von Emil Dieringer, Thanheim Einleitung und geschichtlicher Überblick tete. Dies zu wissen ist sehr wichtig, da die Völkerwanderun- gen mit den klimatischen Verhältnissen in engem Zusam- Je weiter wir in die Zeit der Vergangenheit vorstoßen, menhange stehen. um so schwieriger wird für den Heimatforscher die Arbeit. Die Unterlagen werden immer seltener Alles was man über Vom Jahre 2000—800 v. Chr. sprechen wir von der Bronce- die Menschen der Vorzeit erfahren will, ist nicht mehr im zeit. Dem Menschen gelang es, Kupfer und Zinn zu Bronce zu geschriebenen Wort des Zeitgenossen festgehalten, es unter- verarbeiten. Die Steinwerkzeuge, Waffen usw. wurden durch solche aus Bronce ersetzt. Die Natur kehrte langsam wieder liegt nach Ausgrabuingsfunden der Deutung der geologischen zu erträglich^ l Bedingungen zurück. Aus dem Oster kamen und archäologischen Wissenschaftler. Und so ist hier bei den um 1500 v. Chr. die Veneter und Illyrier in unsere Gegend. Kelten in unserer Heimat die Grenze zwischen schriftlichem Eine starke Besiedlung der Alb und des Albvorlandes fand Zeugnis römisch-griechiscner Zeitgenossen und staunendem statt. Keltische Stämme au dem Osten zogen nach Holland, Erkennen und Deuten der Nachwelt. Belgien und vor allem nach Frankreich,. Durch die Veneter Bis zum Jahre 5000 v. Chr. sprechen wir von der älteren kam es bei uns zu den Tal- und Strandsiedlungen, sowie zu und mittleren Steinzeit. Menschen durchzogen als streifende den Moorbauten. Die Töten wurden erst verbrannt, später Jägersippen unsere Heimat. Ihre Rastplätze bei Meldungen, mit Beigaben in Grabhügeln bestattet. Spuren von dieser Zeit Veringenstadt, Stetten b. Haigerioch, Winterlingen, Straß oerg wurden in Bisingen, Burladingen, Grosselfingen, Merchingen und Niedernau sind uns aus Ausgrabungen bekannt. Salmendmgen, Herrnarmsdorf und beim Ziegeibacher Hof gefunden. Vom Jahre 5000—2000 v. Chr. war die jüngere Steinzeit. Indogermanische Völker kamen aus den Gebieten zwischen Von 800^100 v Chr. ist die Eisen- oder Hallstattzeit, und Nordsee und Turkestan nach dem Westen. Im Donau- w i 400 v. Chr. — 100 lach Christi Geburt die i^atenezeit. Neckargebiet siedelten die ersten seßhaften Bauern. Wir Während dieser beiden Zeiträume, vor allem in der Eisen- nennen sie die Bandkerarmker. Siediungsspuren und Funde zeit, drangen die Kelten aus ihren Sitzen westlich des Rhei- dieser Zeit haben v *r bei Haigerloch, Triiiflngen, Owingen, nes in unsere Gegtnd. Keltische Stämme verbreiteten sich Rangendingen, Gruol, Stetten b Haigerloch, Stein, Grossel- in weiten Teilen Europas. Sie führten Eroberungszüge nach fingen, Bisingen und; Stetten b. Hechmgen. Klimatisch wech- Griechenland und Kleinasien durch, stiegen über die Alpen und selte die Natur zwischen feuchtem, nassem, Klima und großer besetzten Rom. Die Besetzung unserer Gegend ist sicher Dürre. Die Hitze zwang Mensch und Tier in die Höhlen. Die nicht ohne Kampf abgegangen. Die Reste der Veneter gingen Dürre war es auch, welche die Menschen dieser Zeit ausrot- im keltischen Volkstum auf. Während im Süden um das Jahrgan« 1966 23

Mittelmeer die Menschen längst auf hohen Kulturstufen keltischen Adel. Griechischer Warenimport an die Höfe r standen, war dies im Norden nicht der Fall. Von einer vornehmen Kelten wurde bei Ausgrabungen festgestellt. Die eigentlichen Kultur der breiten Massen bei uns, kann man Kelten bestellten ihre Hirse- und Gerstenäcker mit äußerster etwa erst um das Jahr 300 v. Chr. sprechen. In Württemberg Sorgfalt. Das Wort Pflugschar kommt aus dem keltischen hausten die Vindeliker, in Baden-Elsaß die Rauraker, die Sprachschatz. Das Wort Stamm ist ebenfalls keltisch und Boier zwischen Main und Donau, die Turonen in Thüringen. bedeutet die Urbezeichnung für Leute, die Felder roden. Der Trotz der Eroberungszüge waren die Kelten kein geschlos- römische Schreiber der Zeitenwende berichtet uns, daß die senes Volk, da ihre Stämme meist uneinig waren. Wie lebten Kelten in unserer Heimat bereits Kalk und Mergel zur nun diese Kelten und auf' welcher Kulturstufe standen sie? Düngung ihrer Aecker benutzten. Undurchdringliche Wald- landschaften bildeten die Grenzen der Besiedelungsgruppen. Charaktereigenschaften der keltischen Menschen Oft gab es beim Essen der Kelten ein Duell um das beste Stück. Bei den Vornehmen ließen sich die Männer von Kna- Nach dem Zeugnis alter griechisch-römischer Schriften ben und Mädchen beim Essen bedienen, während ein Barde waren die Kelten etwas kleiner wie die späteren Germanen. auf einer Art Lyra spielte und sang. Der ursprüngliche Sie besaßen eine tiefe Religiosität und konnten sich tief- Tauschhandel wurde langsam durch Geldumlauf ersetzt. Als gehend eine eigene innere Welt aufbauen. Sie waren eigent- Geld hatten die Kelten die sogenannten Regenbogenschüssel- lich ewige Kinder. Auf der einen Seite waren sie gutmütig chen, das sind durchgebogene Goldmünzen. Solches Geld und gastfreundlich und dann wieder hochfahrend, hitzig wurde auch am Zollerberg gefunden. Diese Münzen waren und grausam. Sie sprachen wenig und oft nur in Andeu- zuerst primitiv gearbeitet, später wurden sie mit Zeichen tungen. Ihre Stimme war tief und rauh. Der griechische und Bildern geprägt (z. B. ein Eber als kultisches Stammes- Gelehrte Herodot berichtete: „Ihre Stimme klingt wie ein wappen). Rabengekrächs — bar-bar — (Barbaren)." Die Kelten drohten und übertrieben gerne bis zum Theatralischen. Oft waren sie An was glaubte der keltische Mensch? rasch beim Kampf untereinander. Kraft und Kühnheit bei Die Priester der Kelten waren die sogenannten Druiden. den Männern, Stolz und Treue bei den Frauen waren her- Sie beherrschten den keltischen Menschen in seelischer und vorstehende Eigenschaften. Die Vielweiberei war nicht selten, kultureller Hinsicht vollkommen. Die Druiden waren Wahr- besonders im keltischen Adel. sager, Aerzte, Priester und Richter in einer Person. Neben der Verehrung von Bergen, Flüssen und Bäumen als Gott- Wie lebten die Kelten? heiten gab es die Götterdreiheit Teutates, Esus und Teranis. Wir haben durch Ausgrabungen eine Menge über die Kel- Geglaubt wurde an das Weiterleben nach dem Tode in Form ten erfahren. Leider fehlt bei uns eine Zusammenfassung einer Seelenwanderung. Dem Toten wurde daher eine Menge aller dieser Einzelerkenntnisse in einem geschlossenen Werk. Lebensmittel mit ins Grab gegeben oder symbolhaft mit ihm Zwischen Donau und Neckar sind viele keltische Gräber verbrannt. Cäsar schreibt: „Die Leichenbegängnisse bei den und Siedlungen gefunden worden. Der Gräbelesberg bei Kelten sind sehr prachtvoll und kostspielig. Alles was dem Lautlingen, der Heidengraben bei Grabenstetten, der Hoh- Toten bei Lebzeiten teuer war, wird mit verbrannt. So die michele, der Fürstensitz mit Gräbern auf der Heuneburg Ehefrau, beliebte Mägde und Knechte und seine Haustiere." und viele Einzelfunde in unserer engeren und weiteren Ein Grabhügel war ein richtiges Haus, das aus sauber be- Heimat geben heute noch Zeugnis von keltischen Wohnsied- hauenen Balken hergestellt war. Ueberall wurden dem To- lungen. Die Häuser der Kelten waren aus Astwerk und ten die Waffen und der Schmuck mit ins Grab gegeben. Lehm gebaut. Oben befand sich ein Loch zum Abziehen des Eine weitere Gottheit war die Sonne. Außer dem indoger- Rauches. Im Raum befanden sich keine Möbel. Die Kelten manischen Pferdeopfer brachten die Druiden den Göttern saßen nach orientalischer Sitte auf dem Boden, So sitzend auch Menschenopfer dar. Mit einem Menschenopfer konnte stellten sie sic^i auch ihre Götter vor. Heu- und Strohhaufen man nach ihrem Glauben die Götter besänftigen oder Ge- dienten al: Schlaflager die Reichen hat n noch Felle darauf fahren un d Krankheiten abwenden. Solange der Vorrat liegen. Töpfe, Krüge, Kessel usw. aus Kupfer, Bronce, Ton reichte, waren die Götter mit Diel en, Räubern und gefange- oder Holz waren bereits vorhanden. Das Fleisch von Wildpferd, nen Feinden zufrieden, sonst mußten den Druiden, unlieb- Bär, Hirsch oder Wildschwein wurde am Spieß gebraten und same Stammesgenossen herhalten. Die Opfer »wurden mit stückweise • mit len Händen abgerissen. Dazu trank man dem nötiger Ritual im Wasser erstickt oder mitiReisig -um- hängen vert-.annt. Die Kelten hatten Holztempe" odei afaea eine Art Bier aus Gerste -und Honig. Reste ih^er Sprache fin- 1 den wir heute noch; in der Bretagne (Nordfrankreich), in Hain mit <. der ohne Höhle 'm Wale Sie glaubten, durch Wales und Conwall (England) und in Irland. Die Kelten das Essen des Fleisches von Verstorbenen, leren Kraft trugen saubere bunte Kleidung mit weiten Hosen. (Die Mit- in sich aufnehmen zu können Die vier Hauptfeste waren telmeervölker trugen damals keine Hosen, die späteren Ge- etwa der 1. Februar, der 1. Mai, der 1. August und der 1. manen enganliegende Hosen.) Gürtel mit Bronce- oder Gold- November jeden Jahres. Aus dem Vogelfiug und den Zuk- schmuck hielten diese Hosen. Der Umhang wurde durch kungen eines sterbenden Menschen deuteten die Druiden die eine Fibel (Spange) gehalten. Die Frauen trugen viel Schmuck Zukunft. Sie schliefen am Grabe eines tapferen Kriegers aus Gold, Bernstein, Schiefer und Korallen. Männer wie deuteten den. Traum. Die Ifistel war ein heiliger Zweig. Frauen trugen goldene oder broncene Arm- und Fußreiren. Wir finden sie heute noch in England und Irland als Weih- Halsringe bildeten den Schmuck des Kriegers, wurden in nachtsbaum. Abwandlung aber auch von den Frauen ge agen. Die Kelten besaßen eine ausgeprägte Goldschmiedekuiist. Sie konnten Wie kämpften die Kelten? auch bereits Glas herstellen. Das Gold wurde in den. Flüssen Wie alle Völker aus dem Osten waren die Kelten sehr gewaschen und war noch zahlreich vorhanden. Goiaschaien- gute Reiter. Es ist deshalb verständlich, daß das Pferd auch funde in Cannstatt geben Zeugnis von keltischer Kunst. Die im Kampf eingesetzt wurde. Es gab allerdings auch schon Haut der Kelten war weiß, die Haare wurden von Männern die fahrende und marschierende Gruppe. Die Kelten be- und Frauen mit einer Kalklauge gebleicht und nach rück- saßen sehr gute Waffenschmiede. Diese fertigten für ihre wärts gestriegelt. Ihre Siedlungen, die sie mit einem Wall Kr ger das Langschwert (1 m). die Speere und die Lanzen. umfriedeten, legten sie auf Bergnasen, abfallende Höhen und Außerdem bauten sie Kampfwagen, auf denen mehrere Flußspitzen. Diese Wälle wurden aus rohgehauenen Balken Mann Platz hatten, Ihre Angriffsart war folgende: Zuerst hergestellt und dazwischen mit Steinen und Erde verstärkt. jagten sie in allen Richtungen umher, warfen ihre Wurfge- War die Siedlung im Tal, wurde in der Nähe auf einer schosse und brachten gewöhnlich durch die Wildheit ihrer Bergnase eine Fliehburg errichtet, Ihre Feinde waren haupt- Pferde und das Gerassel der Räder die feindlichen Glieder sächlich aus dem Osten nachdrängende neue Stämme. Später in Verwirrung. Hatten sie sich zwischen den feindlichen Rei- stießen sie i-i ihrer Expansion nach Süden auf die Römer Zur tergeschwadern eingenistet, sprangen die Kämpfer von den Zeit von Kaisi i Augustus wurden sie von dessen Stiefsöhnen W igen ab und k ämpften zu Fuß. Unterdessen zogen sich die Tiberius und Drusus bekämpft. Die Kelten vermehrten sich Wagenlenker imählich au? dem Gefecht zurück und stellten rasch und konnten für die damalige Zeir schon große Heere s h mit dem Wagen so auf, daß sich die Kämpfer leicht zu- stellen, Cäsar spricht in einem Fall von 30 000 Mann. Im rückziehen konnten, falls sie von der feindlichen Uebermacht Laufe der Zeit bildete sich langsam eine Führerschicht heraus. bedrängt wurden, Durch die tägliche Uebung hatten die Wa- Jeder Stamm wählte nach uralter Sitte jahrlich seinen Füh- genlenker eine außerordentliche Uebung erlangt. Sie parier- rer. Das Heer wählte im Kriege den Feidherrn. Dieser Feld- ten die [erde im vollen Lauf selbst auf stefen Abhängen, herr wurde durch den Rat des Adels unterstützt, d. h. durch machten kurze Wendungen, liefen auf der Deichsel hin und die gewählte Führerschicht. Ausgrabungen auf der Heuneburg 1 r, stellten sich auf das Joch der Pferde und waren auch uni- andei j Funde beweisen die starke Verbundenheit der schon wieder im Wagen. Der keltische Krieger hatte keine keltischen Führer um das Jahr 600 v. Chr. mit den Griechen. \ngst vor dem Tode. Sem Glaube an die Seelenwanderung Griechische Künstler und Baumeister befanden sich beim hatte ihn gelehrt, daß das Leben eines Heiden nach dem 24 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi

Tode besonders glücklich sei. Der Kampf war für sie als Waffe. Sehr verbreitet war auch der Dolch, dessen Griff eine Art Duell, dessen Ausgang von den Göttern be- eine menschliche Figur mit erhobenen Armen darstellte. Zu- stimmt wurde. Wenn das Gottesurteil gefällt war, betrach- sammenfassend kann man sagen: „Die Kampfesart der Kel- teten sie jeden Widerstand als zwecklos. Es fehlte ihnen ten hatte viel Tierisches und Tollwütiges, sie war ungeord- daher im Unglück die nötige Ausdauer und Festigkeit. Nur net und entbehrte jeder Kunst der Taktik. Bald schwangen deshalb konnten sie später von den Römern besiegt werden. sie ihre Schwerter empor und schlugen mit der ganzen Wucht Ihr religiöser Kult machte sich auch bei den Marschtruppen ihres Körpers wie Holzhauer auf ihre Feinde ein, bald bemerkbar. Diese zogen in frontaler Linie mit furchtbarem führten sie kreuz und quer ziellose Streiche als ob sie ihren Gebrüll heran, schlugen mit ihren Schwertern auf ihre Holz- Feinden den Körper mit einem Schlag durchhauen wollten. schilde oder schwangen ihre Lanzen und Speere, an denen Kein Wunder, daß sie trotz ihrer Bärenkräfte bald er- sich Widerhaken befanden. Ihre gebleichten Haare flatterten matteten. im Winde. Sie beschimpften den Feind und forderten ihn Schluß: gleich Goliath in der Bibel zum Einzelkampf heraus. Sie kämpften meist nackt und nur vom Schild gedeckt. Die An- Wenn meine Ausführungen über die Bewohner unseres führer trugen einen broncenen, Helm. Als eine Art Feld- schönen Landes Hohenzollern in grauer Vorzeit naturgemäß zeichen trug ein Kelte das Stammeszeichen voran. Trompeten- keine detaillierten Einzelheiten bringen konnten, würde ich ähnliche Blasinstrumente machten einen Heidenlärm. Es ist mich doch freuen, wenn sie vielen jungen Menschen den ihnen oft gelungen, durch diesen furchterregenden Auftritt den Blick in die Vergangenheit geweitet haben. Möge der Idealis- Feind zum Fliehen zu bringen. Vor allem die römischen Legio- mus des Forschers über frühere Zeiten nie untergehen, denn nen glaubten zuerst, sie würden von Spukgestalten angegrif- er ist die Kraft der Bewältigung von Gegenwart und Zukunft. fen. Das Blut des toten Feindes wurde nicht selten zuEhren von Literaturquellen: Gott Teutates getrunken. Die abgehauenen Köpfe der Feinde Paret: Württemberg in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. dienten als Verzierung ihrer Hütten und Tempelhaine. Auf Moreau: Die Welt der Kelten. den Kriegszügen begleiteten die Barden (Sänger) ihre Braunfels: Weltkunstgeschichte. Stämme, verkündeten ihr Lob oder feuerten sie zum Kampfe Stier: Deutsche Geschichte. an. Teilweise diente die Schleuder und der Bogen mit Pfeil von Natzmer: Die Kulturen der Vorzeit.

Die Herren von Reutenhalden Joh. Adam Kraus Unter die ältesten, aber früh abgestorbenen Geschlechter Alter ins Kloster eingetreten, wie es damals vielfach Mode unserer Heimat gehören die Herren von Reutenhalden (alt war. An anderer Stelle daselbst steht5): „Unser Mönch Ritinhalden, bzw. Rüttehalde). Da nach dem Jahr 1200 über Walther von Ritinhalden (der vom 21. September sie keine Nachrichten mehr erhalten sind, braucht es uns des Totenbuchs) gab in Hausen am Hohen Karpfen 2 Mansus nicht zu wundern, daß nur sehr wenig von ihnen be- und einen Teil des Berges Kalphin (Karpfen). Dessen kannt blieb. Bruder Volkloh schenkte in Seitingen (üb. Tuttlingen) 2 Mansus" (der Volkloh vom 12. Mai). Die Familie scheint 1. Familienglieder. Es ist vor allem das Totenbuch demnach wie viele andere Adelsgeschlechter einen weitzer- des ehemaligen Benediktinerklosters Z w i e fa 11 e n '), das streuten Splitterbesitz gehabt zu haben, vielleicht ein Zeichen eine Anzahl Namen mit dem Gedenktag bringt, der wohl ihrer großen Bedeutung. Nach der Oberamtsbeschreibung von meist der Todestag sein dürfte. Ferner berichten von ihnen Münsingen0) war der Chronist B er t h o 1 d von Zwiefalten, die Chronik der gleichen Abtei und eine Urkunde des Klo- der mit Unterbrechungen von 1139 bis 1169 dort das Amt sters I s n y. In der erstgenannten Quelle lesen wir: „15. des Abtes verwaltete, laut Klosterüberlieferung ebenfalls Januar: Irmingart von Ritinhaldun, Laien- ein „Herr von Reutenhalden und Grüningen". schwester (Converse)". In welchem Kloster sie lebte, ist Wahrscheinlich ist dies aus obiger Schenkung seines Vaters nicht angegeben, vermutlich in Zwiefalten selbst, einer erschlossen worden. Ganz zwingend scheint freilich der Frauensammlung neben dem Männerkloster, denn der Ein- Schluß nicht zu sein. Lediglich darf man aus dem Wortlaut trag wurde schon um 1150 oder zuvor getätigt, als die Samm- der Chronik die Stelle der Burg Reutenhalden in Nähe lung Mariaberg noch nicht bestand. Am 26. Jan. war der Seufras folgern, die somit in der Gegend des Klösterleins Gedenktag eines „Laien Walther von Ritinhal- Mariaberg an der Lauchert unweit von Gammertingen ge- den" (nach 1150 eingetragen), und am 28. Februar der einer sucht wurde. „Liutgard von Ritinhaldun" (ebenfalls nach 1150). Am 1. März folgt der Tag eines Laien Werinher v. R., 2. Die Stammburg. An verschiedenen Plätzen längs der vor 1150 eingeschrieben wurde. Am 12. Mai finden wir der Lauicht.t oder Seckach hat man den Standort von Burg den Tag eines „Volkloh, Laienbruders, von R i - Reutenhalden vermutet. Die Annalen des Klosters St. tinhaldin". Er lebte wohl in Zwiefalten selbst (vgl. un- Peter auf dem Schwarzwald um 1770 von P. "3aumesiter7) ten). Am 30. Juni steht der vor 1150 eingeschriebene Name sagen in einer Randbemerkung: „Die Burg Reutenhalden, eines „jugendlichen Laien von Ritinhalden, deren Ruinen noch zu sehen sind, stand bei Mä- namens Walthe r". Am 2. August folgt der „Laie gerkingen an der Seckach oder Lauchert, wie man auch sagt, Wernher von Ritenhalde" und am 15. September gegen Trochtelfingen zu". Dies will jedoch nicht recht ein- ein gleichnamiger Laie. Am 21. September findet leuchten, schon wegen der Lage Neufras an der Fehla, wie sich der Eintrag (vor 1150): „Waltherus von Ritin- ein Blick auf die Karte zeigen kann. Auch sind Lauchert und haldun, senior und Mönch unserer Kongre- Seckach nicht identisch. Letzteie vereinigt sich vielmehr süd- g at i o n". Am 27. November Stent: „Rudolf von R., ein lich von Mägerkingen, mit der von Meldungen herkommen- L a i e", und am 2. Dezember folgt nochmal ein „R u d o 1 - den Lauchert. Eher wird man an die Gegend unterhalb fus von Ritinhalden, Mönch unserer Congre- von Mariaberg gegen Gammertingen denken müssen, wo sich g a t i o n, ein Ab t".. Es handelt sich hier um den siebenten drei erkennbare Burgstellen anbieten. Nahe oberhalb Mä- Abt des Klosters St. Peter auf dem Schwarzwald, gerkingens ist nur das Schiößle „Hieloc k" bekannt, dessen der von 1183 bis zu seinem Tode am 2. Dezember 1191 re- Name schwerlich alt ist. Es stand in der südlichen Ecke zwi- gierte2). Er wird als sehr umsichtig und tüchtig geschildert7). schen Seckach und dem Wickental, links des Baches. Hier Aus den Klosterakten von Isny erhellt: „Am 12. Februar saßen wohl die mehrfach bezeugten Herren von „Mägerichin- 1186 ist Walther von Ritinhalden neben dem Gra- gen" (Mägerkingen) auf ihrer Hohenburg. Auf der anderen fen Hermann von Kirchberg Zeuge bei einer Güterübertra- Talseite nahe am Trochteifinger Hennen- oder Heinerstein gung des Hermann von Heratskirch (b. Bolstern) ans Klo- (Nikolauskapelle mit ehemaliger Einsiedelei) soll sich nach ster Isny anläßlich 3er Beerdigung des Grafen Eberhard von der neuesten Karte 1 : 25000 die Flur „Burgäcker" fin- Veringen, Mangolds Sohn, zu Salem"3). An der gleichen Stelle den, über die jedoch nichts in Erfahrung zu bringen war. findet sich noch eine weitere Nennung desselben Wal- Vielleicht gehörten die Felder zui Hieiock. ther ohne Datum. Offenbar ist es der oben unterm 26. Unterhalb Mariabergs kennt man, wie gesag, drei Burg- Januar erwähnte Adelige. stellen. Beginnen wir mit der untersten. Es ist das Bürgle Dann berichtet Bertholds Chronik von Zwiefalten4): „U n - „Hustneck" westlich der Lauchert an der Gammertinger ser Bruder Berthold, mein Vater, schenkte dem Au, wo man heute am Weihtäle auf einem Felsen einen Kloster in Grüningen (bei Riedlingen) 15 Jauchert Feld und Pavillon findet8). Hier saß ein Zweig der Herren von Stein- zwischen Nuifron (Neufra a. d. Fehla) und Ritin- hilben mit dem Beinamen Mälchinger. Die zweite Burg stand haldun drei Wiesen und bei Gauingen (üb. Riedlingen) östlich der Lauchert an der Steghalde zwischen Gam- Hube oder Mansus." Offensichtlich ist dieser Vater im mertingen und Bronnen, auf dem Wendelstein, der früher Jahrgang 1966 HOHENZ OLLERIS CHE HEIMAT 25

Mündelstein hieß. Da hier der Halde östlich eine Bei dem großen Streubesitz des alten Adels schon im 12. Reute benachbart ist, vermutete ich früher daselbst die Jahrhundert beweisen Güter der Herren von Reutenhalden Reutenhalde8), sodaß ein schwer erklärbarer Namenswechsel zu Grüningen und Gauingen nicht viel. Ob der Milo mit unausweichlich wäre. Bewohner dieses Bürgle sind nicht Besitz zu Neufra (271) mit dem Gammertinger Vasall Milo bekannt. Vermutlich handelt es sich um eine Art Vorburg mit Besitz zu Krissinbuch (277) identisch ist, kann man nicht von Gammertingen bzw. Sitz eines dortigen Adligen. Die beweisen. Die Edelfreiheit derer von Reutenhalden erscheint dritte Burgstelle liegt auf der Burghalde10) rechts der Lau- als pure Annahme, ihr angeblich gemeinsamer Besdtz diert, von der Ueberlieferung „A 11 e n b u r g" genannt11), mit den Herren von Hirschbühl zu Seitingen auf Grund der 1 km südlich von Mariaberg. Grabungen um. 1890 brachten bloßen Nachbarschaft kann durch nichts bewiesen werden, jedoch nur noch einen 120 m langen Abschnittgraben, aber 12 ebenso die angenommene Gefolgschaft des Walter v. R. 1185 kein Mauerwerk mehr zutage ). Letzteres war offenbar für die Grafen von Veringen. Was will schon die Anwesen- schon früher zu Bauzwecken weggeholt worden. heit bei einem Begräbnis und dabei getätigter Gutsüber- Nach wörtlicher Ueberlieferung: der Nonnen des Klosters gabe beweisen? Der Name Gereute bei Neufra a. D. ist (Maria) - B e r g13) habe früher auch an Stelle des Kloster- anderwärts ebenfalls zu finden. Die Niedere Burg daselbst baues eine Burg gestanden, in der die Klosterstifterin wohnte. in der Ebene wäre kaum Reuten h a 1 d e genannt worden; Es heißt nämlich in der ältesten, später überarbeiteten Ur- zudem war sie in dem in Betracht kommenden 12. Jahr- kunde: „Der Ort. genannt „Der Berg" ist eine geistliche hundert im Besitz eines wohlbekannten niederen Adels Stätte . . . Anfangs stand dort eine Burg . .." Mit einer spä- anderen Namens, worüber die OA. Beschreibung Ried- teren Legende habe ich bisher angenommen, der Wohnsitz lingen 1923 S. 847 ausführlich zu berichten weiß, was Herrn der Stifterin sei die obige Altenburg gewesen14), deren B. wohl entgangen sein dürfte! Die Herren von Lichtenstein, ursprünglicher Name jedoch sicher anders gelautet deren Stammburg nach dem Handbuch d. historischen Stät- haben muß. Wenn die Burg der Stifterin in ein Kloster ten Württembergs S. 392 bei Neufra a. d. Fehla stand, schei- umgewandelt wurde, wie dies z. B. auch bei Lorch und Kom- nen in dem Landolf von Nuflron einen Vorgänger gehabt zu burg nachgewiesen ist, mußten im Laufe der Zeit alle Spuren haben, der laut Bertholds Chronik (S. 271) einen halben verwischt werden. Der Platz auf dem Felsen wäre für einen Mansus z,u Gozilfingen (Gauselfingen) ans Kloster Zwiefalten festen Wohnsitz geradezu ideal gewesen! Dann bliebe die schenkte. Somit könnte damals (vor 1169) die eine der bei- Altenburg frei für den alten Namen Reutenhalden, 3 den Burgen Neufra geheißen haben und die andere wäre wie es schon Sebastian Locher ) vermutete und begründete: erst später gebaut und Lichtenstein genannt worden! Im „Ein dortiger Abhang heißt noch Reutenhalden." Ein Nach- Dorf selber ist keine Burgstelle bekannt. Als ersten von weis hierfür fand sich, allerdings in den ziemlich zahlreichen Lichtenstein kennt man, einen Gebhard ca. 1182:—1191 Urkunden Mariabergs nicht, was immerhin auffällt. Da- der als Vasall des Markgrafen Heinrich von Ronsperg, eines gegen stellte ich 1937 statt Reutenhalde dort in der Nähe eine Erben der Grafen von Gammertingen, das Kloster Ottobeu- „Hennenreute" fest. Allein Flurnamen wechseln sehr schnell, wenn sie nicht aufgeschrieben sind oder wenn keine fest- ren begabte. bleibende Bevölkerung sie trägt, wie diese bei den wechseln- den Klosterfrauen und noch mehr seit Bestehen der Heil- 3. Wappen der Familie. Da die Herren von Reu- anstalt Mariaberg sicher nicht anzunehmen ist! tenhalden schon ums Jahr 1200 ausstarben, sind keine Siegel von ihnen erhalten geblieben. Aber das von ihnen besonders Dem Bürgle an der Steghalde bliebe also der einzige Name geliebte Kloster Zwiefalten überlieferte das Wappen des Mündelstein-Wendelstein für immer vorbehalten. Dem allem obigen Walther von Rüttenhalde einen grünen dürfte der sichere Nachweis nicht entgegenstehen, die Alten- Schild und darin einen aufgerichteten roten Löwen. An an- burg bzw. Reutenhalde habe später auch „Ki verlins derer Stelle ist freilich der Schild weiß, während der rote Löwe B u r g" geheißen, als die Kiverli von Gammertingen, ein auf grünem Grunde steht16). Der Wappenkenner Alberti Zweig der Herren von Liechtenstein, dort saßen15). hegte zwar Zweifel an der Echtheit dieser Tradition. Eine Wir hätten somit mit allen Vorbehalten folgende Burg- Begründung gab er nicht. So ganz unglaubwürdig scheint bei stellen: a) Die zweifelhaften „Btrgäcker" an der nordöst- schwankenden Farben der Löwe jedoch nicht zu sein, lichen Markungsgrenze Mägerkingens, unweit des Hennen- ähnelt er doch ganz dem blauen Löwen in Weiß der Grafen steins. b) Das Schloßlein Hielock am nördlichen Ostrand von von Gammertingen, deren Vasaller die von Reutenhalden Mägerkingen, links der Seckach. c) Die Stelle des jetzigen wohl gewesen sein dürften, obwohl kein Beweis vorliegt. Anstaisgebäudes Mariaberg, d) Reutenhalden auf der Burg- halde, später Kiverlins Burg, dann Altenburg genannt, rechts Anmerkungen: l) Mon. Germ. Necrol, I, 242 ff. 2) Alb. Krieger, der Laudiert, e) Den Wendel- oder Mündelstein links der Topograph. Wörterbuch von Baden 1904, II. S. 773. 3) Mitteilungen Laudiert an der Steghalde, f) Burgstelle Hustneck am Weih- des Vereins f. Geschichte in Hohenzollern 2, 37. 4) Zwiefalter Chro- täle ob der Gammertinger Au, rechts der Laudiert. niken, hgg. von König-Müller 1941, 275. 5) ebenda 203. 6) AO. Be- Obige Zeilen waren schon geschrieben, als in der „Hohz. schreibung Münsingen 1912, 820. ?) Erzb. Archiv Freiburg Ha 583, 30. Heimat" 1966, 13, von Dr. Herb. Burkarth ein Aufsatz er- 8) Hohenzollerische Heimat 1960, 51—52. 9) Hohz. Jahresheft 1962, 87 schien: „Wo stand Burg Reutenhalden?" Der Verfasser ver- und neuestens noch in Zeitschr. f. württembg. Landesgeschichte 1965, wirft darin die bisherigen Ansichten und vermutet den S. 179. 10) So 1569 in Hohenz. JHeft 1962, 84. 11) So 1551 in Hohz. Standort zu Neufra a. d. Donau, und zwar in der dor- JHeft 1962, 82. 12) OA. Beschreib. Reutlingen 1893, I, 418. 13) Hohz. tigen „Niederen Burg". So dankenswert die angestellten JHeft 1956 119. 14) ebenda 1956, 113. 15) ebenda 1962, 64. 16) Alberti, Ueberlegungen auch sind, überzeugen können sie nicht! Württbg. Adels- und Wappenbuch I, 634. Zum Schloßgut zu Hingingen Es ist zu beachten, daß bis zum 4. Dezember 1862 auch die chert am Lai ob dem sog. „Hairenrain" (Herrenrain), und ^ehntscheuer und der Schafstall, der parallel zu ersterem drittens 18 Jauchert hinterm Nehberg am Grund. Der Name oben am „Bach" stand und der nördlich daranstoßende sog. Braite hängt immer an großen herrschaftlichen Grund- „Hairengarten" (d. h. Herrengarten) zum Schloßgut gehörten. stücken. Die Wiesen umfaßten 4 Mannsmahd auf Altegert, Auch der Garten zwischen Hilbgasse, Hohlweg und Brunnen- die später die Gemeinde erworben zu haben scheint, dann staig war schon um 1690 unter Obervogt von Gall verkauft vor allem Kernenwies mit 1,69 ha und den Brühl zwischen worden, d. h. der heutige „Zieglers Garten". Im Jahre 1861 dem alten Salmendinger und dem Talwieser Weg mit 1,72 wurde bei uns der „Zehnt e" abgelöst, bzw. in eine bis 1917 ha (umgerechnet aus den Maßen des Urbars von 1728). Brühl laufende Zehntrente verwandelt. Am genannten Tag 1862 bedeutet eigentlich (althochdeutsch brogil) ein nasses Wie- erwarb der Ziegler Fidel Dietrich des Maurus die Zehnt- sengelände, niederdeutsdi „Bruch". Brühl und Breite scheuer und baute eine Wohnung ein. Die Scheuer trägt die sind immer Kennzeichen des Herrschafts- Jahreszahl 1655. Die Gemeinde kaufte den Schafstall, der gutes. Im genannten Urbar hatten die Herrschaftsäcker ungefähr die gleichen Ausmaße hatte, veräußerte ihn jedoch noch 28 ha ausgemacht. Nicht angerechnet sind außerdem die um 1902 an Mathias Feßler des Franz, der ihn abriß und in zinsgüter und die 15 großen Lehenhöfe, die gegen eine Jah- Nordsüdrichtung ein Bauernhaus erstellte. Der Hairengarten resgilt an Frucht und Geld als „Erb-Lehen" an die Inhaber war ebenfalls schon um 1872 vom Bürgermeister Markus ausgegeben waren. Sie wurden bereits 1844 ff. durch Ab- Dieter des Andreas erworben worden, zunächst angeblich als lösung der Lasten in freies Eigentum überfuhrt. Außer dem Bauplat7 für ein neues Schulhaus. Seit 1958 steht das Haus früher genannten Wald hatte die Herrschaft Fürstenberg, die des Nachkommen Karl Dietrich des Lukas darin (Nr. 238). seit 1534 das Erbe Werdenbergs angetreten gehabt, schon Die Aecker des Schloßgutes bildeten u. a. drei „Braiten", in einen Wald an der Killer Grenze im Finsteren Talle (unter jedem Esch eine, nämlich 10 Jauchert vor dem Weiler auf Hasenbühl) an die Gemeinde Killer und weiter oberhalb der Staig, weswegen der Dannemer Weg auch gelegentlich in einen weiteren Wald an vier Private zu Killer veräußert. Die den Urkunden „Braitenstraß" hieß. Dann des „Raithols Heufeldgüter Fürstenbergs sind dabei noch nicht berücksich- Braite" unterm Heufelder Weg mit 13 Jauchert und 6 Jau- tigt. 26 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi

Ein Beitrag zur Auswanderungsgeschichte des kleinen Dorfes Dettensee im Bezirk Haigerloch-Dettingen von Josef Schäfer „Brief von dem Bremer Hafen, den 18. Juni 1833" wenn die Ausgewanderten wieder zurückkämen, dann wären sie ja ohne Vermögen, ohne Obdach und hätten keine Mög- Liebe Freunde! Ich muß Euch zu wissen machen, wo wir lichkeit, sich den Unterhalt zu beschaffen. Die Gemeinde auch seyn in der Welt. Wir seyn den 16. von Bremen abge- müßte dann sofort ein Haus bauen und für den Unterhalt fahren bis nach Bremerhafen, wo wir auf das große Schiff der Familien sorgen, welche noch nicht imstande seien, den seyn gekommen, das Schiff, das nach New York geht mit uns. Unterhalt selbst z;u, verdienen,. Die Gemeinde Dettensee Ich muß Euch schreiben, wie es uns ist gegangen in Bremen. habe bis jetzt noch keinen Armenfond und wäre dann äußerst benachteiligt. Das kleine Darlehen würde der Abge- Ab 6. Mai 1833 wir haben akkordiert mit dem Schiffs- ordnete Schäfer besorgen. Durch das kleine Opfer, das die makler, der heißt Quirin Schäfer in der Lammstraße. Bei Gemeinde bringe, sei die größte Not von der Gemeinde dem haben wir bitten und betteln (müssen) mit weinenden abgewendet. Der Erbprinz werde dafür sorgen, daß den Augen, er soll uns helfen. Der Schäfer hat sich erbarmet Vätern der Ausgewanderten das Geld sofort ausgehändigt über uns und hat uns mitgenommen für 900 Gulden, aber werde. Am 26. Juni 1833 wendet sich auch das Oberamt nur 18 Personen, sonst hätten wir 1500 bezahlen sollen, aber Glatt an die Fürstliche Regierung in Sigmaringen und weist weil wir so gebettelt haben, so hat er es getan für 900 fl. auf die „traurige Lage" der aus 21 Köpfen bestehenden Aber die Theres Schäfer ist in Dienst bei dem Schlächter Familien aus Dettensee hin, wegen „zu starker Anhäufung und Metzger in Bremen, der Dominikus Schäfer ist bei dem der Auswanderer in Bremen". Der Geldvorrat reiche nicht Uhrenmacher gewesen, aber wo er gehört hat, daß wir die hin, die Ueberfahrtskosten zu zahlen. Die Auswanderer Ueberfahrt machen wollten, so ist er entlaufen und hat ge- hätten in wehmütiger Schilderung um Unterstützung und sagt, er bleibe nicht in Bremen. So haben wir für ihn be- Geld gebeten. Der Gemeinde Dettensee liege nun daran, zahlen müssen 60 fl, und wir haben nur noch 40 fl. 20 fl daß diese Ausgewanderten nicht wieder zurückkämen, wes- haben wir noch entlehnen müssen bei einem Mann von wegen diese das Ansuchen stellten, ihnen auf jede mögliche Eutingen, bis wir über dem See sind. Art Hilfe und Unterstützung zu gewähren. Das Amt empfehle sie der Gnade S. Durchlaucht. In Bremen sind wir ganz niedergeschlagen vor Trübsal, aber bevor wir wieder auf das Schiff gekommen sind, so „Am 6. May sind die Auswanderer in Dettensee abge- sind wieder alle gesund und wohl auf gewesen. Das Schiff, gangen und am 26. May in Bremen angekommen. Vom 30. auf dem wir sind, ist 130 Schuh lang, 38 Schuh breit und 190 May sind die ersten Briefe datiert. Josef Schäfer hat die Schuh hoch und ist ein Dreimaster, ein amerikanisches Schiff. erwachsenen Kinder in Dienste in Bremen untergebracht. Wir sind in Bremen auf ein Schiff gekommen nach Bremer- Wenn nur auch von hier aus ein Beitrag zusammengebracht hafen, da sind wir auf das große umgestiegen und haben werden könnte! Wie soll man solchen sofort an Ort und keinen Boden mehr betreten. Wir sind nur 40 Personen auf Stelle übermachen? Bis1 solches ankommt, haben sie ihren dem großen Schiff, sonst ist lauter Kaufmannsware darauf, Vorrat mittlerweile aufgezehret, und dann reicht die ge- nur Wasserfässer haben wir auf dem Schiff, bei 30 Fässer. sammelte Unterstützung wieder nicht hin, wegen Zehrung Jetzt weiß ich noch zu schreiben einen Gruß an die ganze vom Grundstock die Ueberfahrtskosten zu decken! Familie, keines ausgenommen im ganzen Ort Dettensee. Georg Pfeffer und Josef Schäfer, Schmied, grüßen freund- lich, die ganze Familie, viel hundert und tausendmal, an Kurz, man mag vorschlagen, was man will, kein Aus- meinen Schwer, Schwieger und Brüder, und Schwager und kunftsmittel will genügen, und dann, wenn die Auswanderer alles im ganzen Ort. zurückkommen, wohin mit ihnen? Ihre Häuser, ihr Eigentum ist verwertet! Der Amtsvorstand hat die Auswanderer mehr- Auch Xaver Dettling läßt die ganzen Familien und malen darauf aufmerksam gemacht, ob ihr Erlös hinreiche, Freund grüßen, besonders meine Mutter, meine Geschwister um ihre Ueberfahrtskosten zu decken. Allein bei ihrer Be- und meinen Schwager, ich möchte nur auch bei Euch sein, harrlichkeit, auswandern zu wollen, war jede Erinnerung von 12 Uhr bis abends 6 Uhr am Sonntag mittag, besonders vergebens. Wenn diese Leute nach ihrem Vorhaben im Jahre bei dem Josef Schäfer, Schreiner, dem wollte ich von Wun- 1832 schon ausgewandert wäre^, würde sich jede Familie um dern erzählen. E: soll sich nur richten auf das Jahr 1834. Ich wenigstens 300 fl besser gestellt haben" (26. Juni 1833). werde ihm schreiben, wie es in Amerika ist. Wenn einer aus der Gegend nach Amerika auswandern möchte, so soll er Schon am folgenden Tage fordert die Landesregierung die Theres Schäfer mitnehmen von Bremen, sie wäre in der den bei der Landtagssitzung anwesenden Abgeordneten Steinstraße Nr. 112, kann man sie erfragen, in der Neu- Stiftungsverwalter Eger von Glatt auf, aus der Pantaleons- stadt Bremen. Wer sie bringt, der wird gut bezahlt werden. pflege gegen Bürgschaft der Gemeinem 200 bis 300 fl vorzu- schießen. Eger gibt noch am gleichen Tage seine Zustimmung. Der Josef Schäfer darf wohl kommen, es schadet ihm Die Pantaleonspflege habe zwar augenblicklich kein Bargeld, nichts, er darf sich nur warm halten, und es ist auf der weil er vor seiner Abreise alles ausgeliehen habe. Er schlage See nicht gefährlich, nur beschwerlich, denn wir sind auch aber vor, die Gemeinde Dettensee wolle sofort 300 fl ander- schon 40 Meilen auf dem Wasser gefahren. Auch ein Gruß wärts aufnehmen, bis die P. Pflege sich wieder bei Kasse von Johann Schilling, auch an den Wagner Schütz und befinde. Für den Fall aber müsse die Gemeinde die Bürg- Schultheiß Schlotter und'lebet alle wohl. Einen Gruß von der schaft übernehmen. Anna Schlotter an die Mutter und an die Ther. Eberhart und Franziska Schäfer." Am 27. Juni 1833 richtet auch der Abgeordnete Johann Vorstehenden Hilferuf leitet Schultheiß Schlotter post- Schäfer von Dettensee ein Gesuch an d°n Fürsten und schil- wendend an den Augeorclneten des Landtags in Sigmarin- dert die trostlose Lage der Ausgewanderten, die 21 Leute gen, Hirschwirt Johann Schäfer, weiter. Dieser verwendet säßen in Bremen und könnten ihre Reise nicht eher fort- sich tatkräftig für seine Landsleute. Er fährt sofort mit setzen, bis sie eine Unterstützung von 400 fl erhalten könnten. einem Fuhrwerk zum Erbprinzen nach Krauchenwies und Wenn diese Leute wieder in die Heimat zurückkehrten, zum Fürsi°n und trägt ihm das Unglück der Auswanderer vären sie selbst in der traurigsten Lage, die Gemeinde wäre vor. Der Fürst drückt seine Teilnahme und sein Bedauern nicht imstande, diesen Obdach und Nahrung zu verschaffen. aus und versichert, er sei geneigt, dem Uebelstande abzu- Er bite, seine Hochf. Durchlaucht gnädigst und untertänigst helfen. Um dieser Petition noch mehr Nachdruck zu ver- um einen Beitrag. leihen, wendet sich der Abgeordnete Schäfer auch an L.:rrn von Laßberg und erhält von diesem die Zusicherung, Am 30. Juni 1833 beschließt die Regierung, beiden Fami- der Fürst werde die Nachsteuer zurückzahlen und dazu einen lien die Nachsteuer (Schilling 52 fl und Schä :r 26 fl) mit 78 Betrag bis auf 200 fi leisten, man zweifle nicht daran, daß fl zu erlassen uni dazu vor der Hofkammer einen Zuschuß auch die G ;meinde die fehlenden 200 fl aus der Pantaleons- von 100 fl zu gewähren. Außerdem soll die P. Pflege für die p^tege zuschießen werde. Die Gemeinde hätte diesen Betrag Gemeinde 300 fl Darlehen gewähren. Die Beförderung des mit 3% zu verzinsen und in 3 Jahren zurückzuzahlen. Geldes würde der Erbprinz übernehmen. Auch Reg. Ass. Mock von Sigmaringen empfiehlt der Zur Verwahrung gegen ähnliche Fälie sei eine geeignete gemeinde, von den. Angebot sofort Gebrauch zu machen. Bekonr tmachung ins, nächste Wochenblatt zu erlassen. Auch De Erbprinz würde alsdann von Signiaiingen aus die Ver- sei dafür zu sorgen, daß das Geld nur bei wirklichem Bedarf bindung mit Bremen aufnehmen. Mock gibt zu überlegen, verwendet würde. Jahrgang 1966 HOHENZ OLLERIS CHE HEIMAT 27

27. Juli 1833 30. Mai 1835 Nach eingegangenen Nachrichten ist es den Ausgewan- Ein Jahr ist ins Land gegangen. Da kommt im Mai 1835 derten von Dettensee doch noch gelungen, sich mittlerweile eine neue Unglücksbotschaft von Amerika. Johann Schilling, nach Amerika einzuschiffen. Der mit Wechsel nachgeschickte kaum 46 Jahre alt, ist drüben gestorben und hat 6 unver- Betrag von 500 fl dürfte daher zu spät angekommen sein. sorgte Kinder hinterlassen. Am 16. März 1835 schreiben die Jedoch ist die älteste Tochter des Josef Schäfer, Theresia „unglückseligen Menschen" in ihre Heimat, schildern ihre Schäfer, 17 Jahre alt, in Bremen in Diensten zurückgeblieben, Lage, daß „man sich der Aeußerung nur noch enthalten in Bremen, Steinstraße Nr. 112, da das Geld nicht hingereicht kann", wie Althirschwirt Schäfer sich an den Fürsten wendet. habe, den Schiffslohn für alle zu bezahlen. Inzwischen aber Die in Not und Elend befindlichen Leute in Amerika erhalten hat Theresia in Bremen bei Schlossermeister Schleedorf wenigstens den Rest des Abzugsgeldes mit 78 fl. Ignaz einen guten Dienst gefunden, es wird Herbst, und sie hat Fischer vom Oberhof schreibt an Schultheiß Schlotter von immer noch keine Nachricht vom ihrer Familie, und, sie will den „in Not und Elend geratenen in Amerika lebenden nicht vor Frühjahr die Ausreise antreten. Man will daher Kindern". das ihr zugedachte Geld für sie als einen „Notpfennig" ver- Der eingangs angeführte Beobachter im Wochenblatt hatte wahren. nun mehr als recht mit seiner eindringlichen Warnung! Man Am 7. April 1834 bitten die Angehörigen, da nun Theresia könne in Zeiten der Not und der Bedrängnis diesen vergeb- Schäfer gesonnen sei, sich anderen Auswanderern anzu- lich durch Auswanderungen jenseits des Ozeans entgehen. schließen, möge man ihr den einbehaltenen Notpfennig Für die Auswanderungsunternehmen bliebe die Auswande- auszahlen, was wohl auch geschieht. rung zu allen Zeiten ein kaufmännisches Geschäft, das des Vorteils wegen betrieben werde.

Wie redeten unsere Vorfahren? Auch für den einfachen Leser ist es reizvoll, die heutige Sizi, sizi bina: inbot dir sancte Maria. Sprache mit der unserer Ahnen zu vergleichen. Hurolob ni habe du, zi holze ni tluc du, noh du mir nindrinnes, noh du mir nintwinnest. Zu den ältesten Denkmälern des Deutschen gehören die Sizi vilu stillo, wirki Godes willon." sog. Merseburger Zaubersprüche. Der erste lautet: Das heißt: 1. „Eiris sazun idisi, sazun hera duoder „Christ, (der) Im ist hussen! suma hapt heptidun, suma heri lezidun Nun flieg du, mein Vieh, her im Frieden des Herrn, suma clubodiun umbi cuioniowidi. m Gottes Schutz, heim zu kommen gesund. Insprinc haptbanbun, invar vigandun!" Sitze, sitze, Biene, entbot dir die hl. Maria. Das heißt in heutigem Deutsch,: Urlaub nicht habe du, zum Wald nicht flieg du, „Einst setzten (sich) Schlachtjungfrauen, setzten (sich) noch entrinnne mir nicht, noch entkomm mir nicht! hierher und dorthin, Sitze ganz still, wirke Gottes Willen." Die einen hefteten Haften (Bande), (während) die andern Heere aufhielten,, 4. Aus einer Evangelienübersetzung um 800 vom Die andern klaubten an den Fesseln herum. Kloster Monsee (Matth. 22, 1). Entspring den. Haftbanden! Entfahr den Feinden!" 1. Enti antwurta im Jesus awar in biwortum, quuad: Gedacht war an die sagenhafte Walküren, die in die 2. Kalih ist katan himilo ribhi man chuninge, der frumita Schlacht eingreifen, binden und lösen konnten. Offenbar brutlauft sinemo sune. glaubte man mit ihrer Hilfe feindlichen Fesseln entfliehen 3 Enti sentita sine sacalcha halon dea kaladotun za demo zu können. brutlaufte enti ni weltun quenian. 4. Awar sentita andre scalcha. quad: Saget dem kaiado- 2. Das Wessobrunner Gebet (Klostei Wessobrunn in tom, see, farri mine enti das hohista sintun arslagan Bayern) ums Jahr 800 aufgrund eines sächsischen Gebetes enti elliu karawita: quemet za brutlaufte. in bayrischem Dialekt übertragen: 5. Sie des awar ni rohhitun enti fuorun im sum in siin „Das gafregin, ih mit flrahim firiwizzo meista, dorf, sum auh ze sinemo caufe dat ero ni was noh ufnimil 6. andre auh sume kafengun dea sine scalcha enti dea noh paurn noh pereg ni was, gahonte arslogun. noh sunna ni scein, 7. Der chuninc duo, so er iz kahorta, wart arbolgan enti noh mano ni liuhta noh der mareo seo. santa sinkt heri, forlorta dea manslagun enti forbren- Do dar niwiht, ni was enteo ni wenteo. mta iro burc. enti do was der eino almahtico Got, 8. Duo juad siinem scalchum: Brutlauft ist gawisso garo, manno miliste», enti dar warun auh manake mit oll dea kaladote warun, ni warun es wirdige. inan gootliche geista, 9. F'erit awar uz in daz kalaz dero wego, enti so huuenan Got almathico, du himii enti erda gaworahtos, so ir findet, ladot za brutlaufte. enti du mannun so manac goot forgapi, 10. Enti fuorun uz sine scaicna in dea wega, enti kasam- forgip mir in dino ganada rehta galaupa enti gotan willeon, not.un alle so huuelinhe, so si funtun, übile ioh guote, wistom enti spahida enti craft, tiuflan za widarstantanne enti wart arfullit des brutlauftes kastuoli." enti arc za piwisanne, enti dinan willeon za gawürchanne!" Das heißt. Das heißt: 1. Und antwortete ihnen Jesus aber(-mals) in Beiworten „Das erfahr ich, unter den Lebewesen als der Wunder (Gleichnissen). Sprach: größtes, 2. Gleich ist getan das Himmelreich einem Mann (und) daß Erde nicht war noch der Ueberhimmel, König, der bestellte Bräutlauf (Vermählung) seinem noch Baum noch Berg nicht war, online (vgl. anfrümmen = bestellen!) noch Sonne nicht schien, 3. Und sandte seine Knechte (vgl. Marschalk Pferde- noch Mond nicht leuchtete noch das herrliche Meer. knecht!) holen die Geladenen zu dem Bräutlauf, und sie Da dort nichts war, nicht Ende noch Wende (Grenze). nicht wollten kommen. Und da war der eine allmächtige Gott, 4. Aber(-mals) sandte er andere Knechte und sprach: Sa- der Mannen mildester, und da waren auch mit ihm get den Geladenen, siehe, meine Farren, und das Mast- manche göttliche Geister. vieh sind geschlachtet und alles bereit, kommet zur Gott, Allmächtiger, der du Himmel u Erde gewirkt (hast), Hochzeit. und du den Menschen so mannig Gut gabst, 5. Sie aber des nicht geruhten und fuhren teil in sein gib mir in deiner Gnade rechren Glauben u. guten Willen, Landgut, teils auch zu einem Kaufgeschäft, Weisheit und Klugheit und Kraft, den Teufeln zu 6. andere auch fingen die seine Knechte und haben die widerstehen erschlagen. und Arges zu vertreiben und deinen Willen zu wirken!" 7. Di'v König da, so er es hörte, ward zornig und sandte seine Heere, richtete zu Grunde die Mannschläger und 3. Der Lo scher Bienensegen aus einer Handschrift verbrannte ihre Stadt. des Vatikans aus dem 10. Jahrhundert: 8. Dann sprach er zu, seinen Knechten: Hochzeit ist gewiß „Krist, imbi ist husze! bereit, aber die geladen waren, waren es nicht, würdig. Nu fluic du vihu minaz, hera fridu frono 9. Fahret aber hinaus in das Zusammenstoßen der Wege in Godes munt heim zi commone gisunt. und wen immer so ihr findet, ladet zur Hochzeit. 28 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi

10. Und gingen aus seine Knechte in die1 Wege und sam- regelmäßig wie ch zu lesen, so z. B. „allmachti- melten alle, welche so sie fanden, üble und gute und kum". ward erfüllt des Bräutlaufs Gestühl. 7. Das Nibelungenlied in mittelhochdeutscher Fassung 5. Heidnische Runeninschrift aus Nordendorf um 1200 steht unserer heutigen Sprache schon wesentlich ums Jahr 600: näher: „Athal (L)eubvinis. Lona thiore Vodan vinuth lonath." „Uns ist in alten mären Wunders vil geseit Das: heißt: „Eigentum Leubwins, (Durch) teuren Lohn Wo- von helden lobebären von großer kuonheiit, dan (die) Freundschaft lohnt!" von fröuden, hochgeziten, von weinen und von klagen, 6. Schwäbisches um 790 aus St. Gallen (die Wortstel- von küener recken striten muget ir nu wunder hören sagen. lung ist wohl von der Ehrfurcht vor dem zugrunde lie- Es wuohs in Burgonden ein schöne magedin, genden lateinischen Text beeinflußt): daz in allen landen niht schöners mohte sin. „F a t e r u n s e e r, thu pist in himile, wihi1) namen dinan, Kriemhilt was si geheizen und was ein schöne wip, qhueme2) rihhi din, werdo willo din so in himile, sosa in darumbe muosen degene vil Verliesen den lip . .. " erdu. Proth unser emezic3) kip uns hiutu, ablaz4) uns sculdi Das heißt: unseero, so wir oblazem dinen uns schuldigem, enti ni Uns ist in alten Geschichten wunders viel gesagt unsih firleiti5) in korunka6), uz erlosi unsih fona ubile. von lobbaren Helden von großer Kühnheit, Amen. von Freuden, Hochfesten, von Weinen und von Klagen, Kilaubu in Kot fater almahticum, kiskaf7) himiles von kühner Recken Streiten mögt ihr nun Wunder enti erda, enti in Jhesum Christ sun sinan ainacun8), un- hören sagen. seran truhtin9), der inphangan ist fona wihemu keiste, Es wuchs in Burgund ein schönes Mägdelein, kiporan fona Mariun magadi ewikern10), kimartrot11) in daß in allen Landen kein schöneres mochte sein. kiwaltin Pilates, in cruce gislacan, tot enti picerapan12), Kriemhild war sie geheißen und war ein schönes Weib, stehic in Wizzi13) in drittin take erstoont fona totem, stehic Wegen ihr mußten viele Helden verlieren das Leben . . . in himil, sizit az zeswun14) Cotes fateres alemahtikin, Bei dem Fehlen jeglicher Schreib- und Leserregel in da- dhana chumftig ist, sonen15) qhuekhe16) enti tote. Kilaubu maliger Zeit kann die Leistung der Schreiber, nämlich rein in wihan keist, in wiha kirihhun catholica, wihero kemei- nach dem Gehör und Gefühl die Worte aufzunehmen, nicht nitha17), urlaz suntikero, fleiskes urstodali18), enti lip19 hoch genug angeschlagen werden. Wie haben wir es doch ewikan. Amen." heute mit den modernen Hilfsmitteln so einfach! Krs. Anmerkungen zum Vaterunser und Glauben: 1) „wihi" zusammen- Wer sich die Mühe nimmt, die damaligen Wörter mit hängend mit weihen = geheiligt. 2) wird viel verständlicher, wenn den heutigen näher zu vergleichen, wird finden, daß der wir statt qhu das heutige k setzen, also „komme". 3) emezig = be- auf den ersten Blick so groß scheinende Unterschied in ständig zustehend, täglich notwendig. 4) „laß nach Schulden unsere". Wirklichkeit nicht zu groß ist. Es greift mächtig ans Ge- 5) leite, führe. 6) Versuchung. 7) „Ge-schaf" = Schaffer, Schöpfer. müt, wenn man obige längstvertraute Gebete liest und 8) einzigen, eingeborenen. 9) Herrn, 1») Magd ewiger = immerwäh- dabei bedenkt, daß so unsere Ahnen vor 1100 und mehr render Jungfrau. ») gemartert in Gewalt des Pilatus, ans Kreuz Jahren gebetet haben. Beim Vaterunser und Glaubensbe- geschlagen. 12) tot und begraben. 13) Vorhölle; „wizegen" heißt kenntnis fällt vor allem die Verstärkung der Anfangs- strafen oder peinigen. H) zur Rechten. 15) sühnen, richten. 16) vgl. buchstaben auf, wie Cot = Gott, pist = bist proth = quick-lebendig. 17) heiliger Gemeinde = Gemeinschaft der Heiligen. Brot, kip = gieb, keiste = Geist, kiporan = geboren. Ki 18) Fleisches Auferstehung. 19) Leben ewiges, „lip" bedeutet zuerst für die Vorsilbe ge- kommt häufig vor. Die h sind Leben, dann auch „Leib". Der Schilfsandstein Nach der Bildung des Muschelkalkes folgten Schichten lochs, der Stiftskirche Hechingen, der Ulrichskapelle in verschiedenster Art: Letten, mit Kohlenflözen (Gemarkung Neckarhausen, zu der Kreuzigungsgruppe auf dem Kalvarien- Hart b. Haigerloch), Gips (Rangendingen, Stetten b. Haiger- berg bei St. Luzerr für Brunnen- und Brückenheilige, für loch und Owingen), Stubensandstein (Stein, Rangendingen) die 4 Jahreszeiten in Krauchenwies und für 8 ] _guren in und Schilfsaridstein (Weildorf, Grucl, Heiligenzimmern, Vöh- Gammertingen. ringen und Renfrizhausen). Man faßt diese Schichtenreihe An Baron Speth von Gammertingen lieferte Weggenmann mit dem Namen Keuper zusammen. 4 allegorische Figuren und 4 Putten, alle aus Schilfsandstein. Bildung des Schilf sandsteines Sie wurden zuerst im herrschaftlichen Schloßgarten und später auf der Terrasse zwischen dem neuerbauten Schloß Große Ströme trugen Granitsand in die zahlreichen Bin- und der Laudiert aufgestellt nenseen und lagerten ihn dort ab. Der Grani+sand enthielt Glimmer, Quarz und Feldspat, der sich in gelblichen, grün- Die großen Figuren steilen. Musen dar und sind im Kunstdenkmälerwerk des Kreises Sigmaringen Seite 124 be- lichen und rötlichen Tön verwandelte. Der Ton hält die schrieben. Oberlehrer Xaver Schilling, Meersburg, zeichnete Glimmerblättchen und die Quarzkörner zusammen. Dieser eine Figur und veröffentlichte sie in der Donau^Bodensee- Tonsandstein nimmt Feuchtigkeit auf. Bei strengem Frost Zeitung am 22. 7. 1943. gefriert und zerspringt er. In den Waldmooren und an den Seerändern. wuchsen viele Schachtelhalme (Equiseten), irr- Die 4 Putten verkörpern die 4 Jahreiszeiten, und zwar: 1 Putto mit Spaten das Frühjahr, 1 Putto mit Getreidebündel tümlich früher als Schilf bezeichnet, daher der Name den Sommer, 1 Putto mit Weintrauben den Herbst und 1 Schilfsandstein, in dem viele Equisetenreste einge- Putto mit Muff den Winter. schlossen und versteinert sind. Da der Schilfsandistein gut zu bearbeiten ist, fand er reich- Alle Figuren haben durch Feuchtigkeit und Frost stark gelitten. Der Schilfsandstein blätterte ab. Am 23./24. August liche Verwendung durch die Steinhauermeister zur Her- 1935 überstrichen, Männer des SA-Hilfswerklagers alle Figu- stellung der Grabdenkmäler auf allen Friedhöfen unserer ren mit einer grauen Oelfarbe. Die Verwitterung wurde Heimat. Dort stehen sie in Reihen, mit Inschriften und oft dadurch nicht aufgehalten, weil die Standflächen nicht isoliert mit Verziehrungen versehen und geben Kunde über unsere wurden. Einzelne Puttenteile wurden ergänzt, so der Arm lieben Verstorbenen. Auf den Fluren stehen Feldkreuze, beim Frühling. Am 11. 6. 1945 stürzte ein Soldat die Putte Bildstöcke und Grenzsteine auß Schilfsandstein. Als geschätz- der Sommer vom Sockel. Zum Teil erheblich beschädigt ten Baustein treffen wir ihn an Kirchen-, Schul- und Rat- warten die 200 Jahre alten Figuren auf Ausbesserung ura häusern als Toreinfassungen, Schluß- und Ecksteine für In- Neuanfertigung. schriften (Burg Hohenzollern), Treppen, Säulen, und große Brunnentröge. Die Kunstbildhauer schufen aus Schilf Sand- Schiefertafel und Schi1fsandsein stein die Sakramentshäuschen, Fensterrahmen, Rosetten über Bis vor dem ersten Weltkrieg benutzten die Volksscnüler Portalen, Gewölbegurten, Gewölbeschlußsteine, Grabdenk- alle 8 Schuljahre hindurch die Schiefertafel. Manchmal mäler für Adelspersonen. 1752—53 wurden auf schwerbela- waren die Griffel zu hart oder die Bubenhände drückten denen Pferdefuhrwerken mächtige Steinkolosse aus dem zu stark auf den Griffel; auf der Tafel entstanden Rillen, Steinbruch Bernstein (bei Heiligenzimmern) nach Zwiefalten so daß die Linien bald nicht mehr sichtbar waren.. Da holten gefahren, aus denen die Fassade-Figuren, für das Münster wir beim Steinhauermeister einen handgroßen Schleifstein geschaffen wurden. aus Schiifsanüstein, den der Meister zum Schleifen der Grab- In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebte in Haiger- steine benutzt und dann weggeworfen hatte. Beim Schleifen loch einer der begabtesten Bildhauer Süddeutschlands wäh- (mit Wasserzusatz) verschwanden die Unebenheiten und rend der Rokokozeit: Johann Georg Weggenmann (gestorben Linienreste1. Der Lehrer zog uns dann mit einem spitzen am 29. 3. 1795 im Alter von 70 Jahren). Stahlstift neue Linien, die allerdings nicht rot gefärbt wur- Holz, Gips und i "hilfsandstein, bildeten das Material für den. Den Eltern blieb der Kauf einer neuen Schiefertafel seine kunstvollen Bildhauerarbeiten in den Kirchen Haiger- erspart. wt. Jahrgang 1966 HOHENZ OLLERIS CHE HEIMAT 29

Hohenzollerische Studenten an der Universität Freiburg von 1460-1806 Ausgezogen von M. S c h a i t e 1 Die Freiburger Universität, gegründet im Jahre 1457 von sis - 1774 plur.; rev. rel. P. Fidelis Wegscheide r Beuro- Erzherzog Albret VI., konnte nach Erledigung aller Vorberei- nensis Suevus canonicus regularis ord. s. August professus in tungen am 27. April 1460 ihre Pforten öffnen. In jeder Fa- Beuren, theol. pastoralis prof. Hic 16. Maii publice doctor kultät durchlief der Student drei Stufen, die des Scholar, des creatus, 18. Maii prineipium solemne habuit. Magister und des Bakkalaureus. Nur wer die Artistenfakul- Bingen : 1726 Franciscus Leopoldus Scheffold Bin- tät absolviert hatte, konnte in eine der drei „höheren" Fakul- gens. Suevus log. - 1627 Joannes Pfeiffer Bingensis Sue- täten, die der Theologen, der Juristen und Mediziner auf- vus - 1737 D Joann. Michael W i d m e r Bingensis Suevus - steigen. Die Spitze aller Leistungen war dann die Doktor- 1779 W i d m e r Antonius Bingensis Suevus. würde. Die Promotion selbst fand unter großer Feierlichkeit Burladingen: 1632 Felix R u o f f Burlendingenses im Münster statt, wo übrigens alle hochfestlichen Akte der Suevus - 1632 Jacobus H e n g e r Burlendingensis. Universität sich vollzogen. Die Mehrzahl der Hörer kam aus Dettingen : 1595 Joannes B e r n e r Dettingensis dioC. dem großen Gebiete der Diözese Konstanz, den vorderöster- Const. reichischen Landen, aus dem Elsaß, aus Burgund und Loth- D i e s s e n : 1727 Josephus Antonius Baumgartner ringen. Im 16. Jahrhundert zogen Professoren und Studen- Diessensis Suevus log. — 1726 Josephus Fridericus Kirch- ten vor ansteckenden Seuchen mehr als ein dutzendmal von m a y e r Diessens. Suevus theol. mor. jur. can. - 1771 Michael Freiburg weg, unter anderem, nach Villingen und Rottweil. Müller Diessens. Suev. theolog. Während der 20 Jahre lang andauernden Franzosenherr- E i n h a r t : 1564 Martinus Hagmann ex Einhard laicus schaft in Freiburg, 1677—1697, wurde der Hochschulbetrieb in dioe. Const. - 1567 Joannes Hagmann ex Einhart dioc. Konstanz aufrecht erhalten. Erst als im Frieden zu Ryswyk Const. - 1542 Johannes Rottmundt de Einhart dioc. 1697 der Breisgau wieder an das Haus Oesterreich kam, Const. wurden die alten Verhältnisse wieder hergestellt. Sie blieben Empfingen : 1521 Johannes F a b r i de Empfingen dioc. bis zum Jahre 1806, als der österreichische Besitz an Ba- Const. - 1594 Melchior Hochneck Emphingensis dioc. den kam. Const. - 1621 Martinus W e c k e r 1 e Emphingensis. Abkürzungen: an. = annus; bacc. = baccalaureus; Esseratzweiler : 1802 Georgius F e u r 1 e Eßwatsch- can. — canonum stud.; cas. = casista, casuum; ehem. = che- wileranus Suevus. miae stud.; chir. = chirurgiae stud.; cler. = clericus; d. = Fischingen : 1607 Joar.n Adamus W e h r 1 e Vischin- dominus; dioc. = Diözese; dioc. Const. = Diözese Konstanz; gensis. gram, inf., med., sup. = Schüler der untersten, mittleren, Gammertingen : 1496 Conradus Acker de Gamer- oberen Grammatik; inst. imp. = institutiones imperiales; tingen Constant. dioc. - 1527 Baldasar B e n h a r t Gamer- inst. med. = institutiones medicinae; iur. can = iuris canonici; tingensis aritum baccal. ut asserit. 7. Junii - 1521 Conradus log. = logicae, logicus; mor. = moralis; phil. = stud. phil.; F i n d y s e n Gamertingens. dioc. Constant. Artium bacca- phys./stud. physicae; rud. = rudimentista (unterste Gym- laureus - 1497 Jeorius Flander ex Gamertingen Constant, nasialklasse; schol. = scholasticae; Script. = s. scripturae; dioc. - 1522 Sebastianus K1 e n c k de Gamertingen - 1535 theol. = theologus, theologiae; rhet. = rhetorices. Wilhelmus S e t z 1 i n ex Gamertingen cleric. Constant. dioc. Bachaupten : 1770 Joan. Georg S t r o p p Bachhaup- - 1761 D Christianus B a y 1 e r Gamerdingensis Suevus jur. tensis Suevus theol. mor. iam Constantiae exceptus repetens. utr. - 1773 Ludovicus Moser Gamertingensis Suevus jur. nat. — 1796 Steinhart Evarist. Gamertingen. Suevus. Bärental: 1702 D Jacobus Beck Bernthalensis Sue- vus log. Gaisweiler: 1694 Balthasarus B 1 u e m Gaisswilensis Benzingen : 1790 Knaus Matthias Benzingeanus Sue- Suevus log. (Konstanz). vus - D Josephus Stauß Binsingensis Suevus log. Glatt: 1546 Wildhans a Neuneck cler. cano. August. Const. dioc - 1547 Joannes Cunradus a Neünegk laicus - Billafingen: 1718 D Joannes Baptista Nipp Bilen- 1575 Johannes Casparus a Newneckh - 1575 Wilhelmus dingensis Suevus jur. utr. a Newneckh - 1606 Rudolphus a Neun neck nob. de B e u r o n : 1661 F. Georgius Hagen, conventualis et re- Glatt can. cler. Con. ligiosus s. August, in Beiren - F. Joannes Casparus Sturm Grosselfingen : 1489 Ulricus V o 1 m ex Grosselfin- conventualis et religiosus s. August, in Beiren - 1629 F. Wil- gen Constant. dioc. - 1764 Fidelis König Großelfingensis helmus K o 11 e f e 1, professus in Beiren und F. Martinus Suevus log. - 1771 König Joan. Martin Großelfing. Suev. Rosef, jprofessus in Beiren - 1628 Joannes Kürae ex Mo- jur. nat. inst. - 1762 Franc. Jos. Ruoff Grosselfing. Suevus nasterio Beuren rhetor - 1623 Fr. Joan. Frideric. K r e i 11, theol. mor. can. ord. canon. reg. s, Augustini in Beiren - 1597 Philippus Gruol: 1615 Michael G e n t e r Gruoiensis stud. gram. - Laub Pfuliomagensis ex monasterio Beuren - 1580 Fr. 1626 Gasparus Müntzer Grolensis - 1629 Balthasar Som- Michael Rieg Beurensis ex monasterio Birensi - 1618 F. mer Gruelensis - 1795 M u n z e r David e Gruol prope Hai- Christo.ihorus Schult!'eis ex monasterio Burensi - 1579 gerloch comitatus Hohenzollern - 1665 Nicolaus Sarter F. Martinus Übel in Bibracensis dioc. Const. professus or- (Schneider) Gruelensis Suevus phys. cas. - 1665 Joannes Ja- dinis regulariae canonic. s. August, in Beuren - 1587 Fr. Ul- cobus W e r z Gruelensis Suevus log. math. - 1731 D Joann. ricus V e i 1 e r ex Sigmaringen novitius monasterii Buren- Martin. König Haimburg Suevus theol. iur. can. -

Der Zehnte in Betra im 18. Jahrhundert - von Kari wemer steim Franz Xaver Hodler schreibt in seiner Oberamtsbeschrei- Der Inhalt der Urkunde von 1752 September 26: Joseph bung von Haigerloch über den Zehnten in Betra: Am 8. Dez. Friedrich, Fürst von Hohenzollern-Sigmari. gen, bestätigt 1500 verkaufte Hans von Neuneck d. J. zu Hörbach mit sei- dem Kloster der Grauen Sammlung zum Hl. Joseph zu H jrb nen Rechten an Glatt und Dettingen auch seinen Anteil am des von dem Kloster im Jahre 1709 von der Malteser Com- 5 Betraer Zehnten. Leider findet sich bei Hodler von da an mende zu Liggern (?) gekauften /6 am Groß-, Kiein- und eine Lücke bis zum Ende des 18. Jahrhundert. Wer besaß in Blutzehnten in seinem Dorf Be' a. Der Kauf des Zehnten, dieser langen Zeit den Zehnten? Inzwischen entdeckte ich den ehedem die Grafen von Sulz innehatten, war üsher vom eine bisher unbekannte Urkunde im Hauptstaatsarchiv Stutt- Landesherrn nicht ratifiziert worden. Die Beste igung ge- gart (B 46 PU 295a) von 1752, die weiteren Aufschluß über schieht gegen einen Beitrag von 15(-i fl des Klosters zur den Zehnten in Betra gibt, da sie auch frühere Inhaber er- Errichtung eines neuen Benefiziums in der Pfarrei Empfingen, wähnt. das ursprünglich aus dem Zehnten zu Betra dotiert werden sollte. Vermutlich im 17. Jahrhundert war also die lalteser- Karl-Friedrich Eisele schreibt in seiner Dissertation auch 5 über den Zehnten, die Gerichtsbarkeit usw. (Eisele: Studien Commende in den Besitz von /c des Zehnten in Betra ge- zur Geschichte der Grafschaft Zollern und ihrer Nachbarn). kommen, den sie aber 1709 an das Horber Kloster zum Hl. Betra war hiernach um 1550 in die herrschaftliche Mühle zu Joseph verkaufte. Damit ist die Lücke bei Hodler geschlr - Fischingen gebannt. Das hohe und niedere Gericht lag noch sen. Wer das letzte Sechstel innehatte, erfahren wir wieder bei den Grafen von Nellenburg-Tnengen. Den Groß-, Heu-, bei Hodler: Im Jahr 1798 bezog das Stift Muri in Ansehung Klein- und Lebenden Zehnten hatten zu Vs die Herren von des adeligen Rittergutes Neckarhausen Tc des Zehnten zu Neuneck, zu 2/a Jakob Gut von Sulz als Lehen der Grafen Betra. _ von Sulz. Doch mehr wird auch hier kaum berichtet. In der Die oben wiederholt erwännte Urkunde des Fürsten Joseph folgenden Zeit jedoch muß in der Aufteilung des Zehnten Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen ist in seiner Lieb- eine kleine Umgruppierung stattgefunden haben. lingsresidenz ausgestellt; in Haigerloch. 30 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi

Agatha-Verehrung im Kreis Hechingen Von Karl Werner S t e i m Vor mehr als einem halben Jahrhundert schrieb der be- der Kirche hängt der Agatha-Schrein, der Ende des 16. Jahr- kannte hohenzollerische Geschichtsforscher Karl Theodor hunderts vollendet wurde und auch eine Plastik der Heiligen Z i n g e 1 e r : „In den Sagen, Sitten und Gebräuchen spiegelt trägt. Auch der Evangelienaltar zeigt im Altaraufbau ihr sich der Charakter, die Denk- und Gefühlsart eines Volkes." Bild. Wie wir dem Pfarrarchiv in Dettlingen entnehmen Dieses Wort hatte damals Gültigkeit, aber es hat sie auch können, trägt 1750 eine Glocke ihr Relief. 1872 wurde die noch heute. Ein Volk, das keine Sagen und Legenden kennt, kleinste Glocke zu Ehren der Heiligen geweiht. Im selben hat auch keine Geschichte. Alte Sitten und Gebräuche sind Ort entspringt auch eine Quelle mit dem schönen Namen: die unsichtbare Brücke, auf der wir aus der Gegenwart in Agathabrünnle. die Vergangenheit wandern. In der Kirche zu Dettingen ist von einer Verehrung der Wer denkt zum Beispiel daran, daß wir am 5. Februar das heiligen Agatha nichts bekannt. Jedoch befindet sich dort Fest der heiligen Agatha feiern? Dieses Fest, das früher im eine alte Taufglocke aus dem Jahre 1765. Nach freundlicher christlichen Brauchtum eine besondere Stellung einnahm, ist Mitteilung von Herrn Otto Steinhart war1 diese Glocke eine heute zu einem der vielen Alltagsfeste herabgesunken. An Stiftung des Fürstabtes von Muri. Das Stift Muri in der den 5. Februar knüpften und knüpfen sich noch heute man- Schweiz besaß die Herrschaft Dettingen als Bestandteil der cherorts verschiedene Sitten und Gebräuche. Im Kreis Hechin- Herrschaft Glatt im weiteren Sinne von 1725 bis 1803. Bles- gen wurden zum Beispiel Zettel geschrieben, die — in ver- sing vermutete, die Glocke stamme von einer abgegangenen schiedener Form — dieselbe Bitte enthielten: Gott wolle auf Kapelle bei Dettingen. In Hechingen finden wir nur eine die Fürsprache der heiligen Agatha und aller Heiligen, die urkundliche Erwähnung, die auf eine Verehrung der heiligen Häuser und die darin wohnen, vor zeitlichem Unheil be- Agatha im Mittelalter schließen läßt. Laut einer Urkunde wahren. Diese Zettel ließ man weihen und befestigte sie an des Pfarrarchivs Hechingen wurde 1488 in der Stiftskirche verschiedenen Stellen des Hauses, im Wohnzimmer, den ein Altar zu Ehren verschiedener Heiliger — darunter auch Schlafzimmern, Scheunen und Ställen. Auch Lichtstöcke und der heiligen Agatha — geweiht. Brot (Agatha-Brot) wurden an diesem Tag geweiht. Von Mögen wir in unserer rastlosen und gehetzten Zeit manch- diesem Brot aß man einige Stücke mit dem am Dreikönigs- mal die Möglichkeit finden, uns der alten Sitten, Gebräuche tag geweihten, Salz. Die Lichtstöcke zündete man bei Gewit- und ihres Sinns zu erinnern, Die wenigen kirchlichen tern an, bis sich der Himmel wieder aufklärte. In manchen Bräuche, die sich auf dem Lande noch erhalten haben, soll- Gemeinden lebt auch dieser schöne Brauch noch weiter. ten nicht nur im Angesicht der Tradition gepflegt werden, Vor allem in Bietenhausen, Hechingen, Dettingen und sondern auch im Sinne einer richtig verstandenen Fröm- Dettlingen ist die St. Agatha-Verehrung früh nachzuweisen. migkeit. Am frühesten in Bietenhausen. Schon 1275 ist dort die Kirche Quellen und Literatur: der hl. Agatha geweiht. Seit dieser ersten Erwähnung bleibt I. Pfarrarchiv Dettingen, Pfarrarchiv Hechingen, Agatha auch einzige Patronin der Kirche. Wie Blessing ver- Staatsarchiv Sigmaringen. mutet, ist St. Agatha in Bietenhausen möglicherweise eine Gründung der Grafen von Hohenberg, die im 12. Jahrhun- II. Blessing, Elmar: Die Kirchen-, Kapellen- und Altarpatrozinien dert noch reich begütert waren. Hodler nennt in seiner Ober- für den Kreis Hechingen, Stuttgart 1962. amtsbeschreibung von Haigerloch auch eine Agatha, Töchter Hodler, Franz Xaver: Geschichte des Oberamts Haigerloch, des Grafen Burkhard III. von Hohenberg (1237—1253). Auch Hechingen 1928. treten die Hohenberger Grafen 1381 als die ersten urkund- Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns, Band Hechingen, lichen Besitzer dieser Kirche auf. Hechingen 1939. In Dittlingen scheint die Verehrung der heiligen Agatha Deutscher Glockenatlas Württemberg-Hohenzollern, gegen Ende des 15. Jahrhunderts aufgekommen zu sein. In München-Berlin 1959.

Grosseil nger Flurnamen - von Josef strobei 7 7. Z i r i c n e r oder Züricher wurde früher das Ge- Zachenwasen vom Erienbachweg abzweigt, des Gängers lände westlich vom Erle orunnen genannt. Der Erlenbrunnen Brunnen im Tal, des Bonifaz Brünnie im Tal des Pfeffers ist eine alte Tränkestelle für das Weidevieh. An solchen Brünnele hinten am Bosch. — Das Gansbrünnel - war Brunnen war es immer naß und feucht;, ja sumpfig. Daher früher mit einem hohen Zaun umgeben, wodurch ein Raum dürfen wir als Ausgangswort also sul, mhd. suiz, auch sülch für eine Gansweide geschaffen wurde. Die dortige Flur und sulch *= Sumpf oder Lache annehmen, wobei der Anlaut nannte man „bei der Gooshütte", wobei das Goos zwi- zu z geschärft wurde, wie bei Zilscheit = Silscheit. Lag der schen u und o nasalierte. Dabei war entweder dort schon Sumpf anfangs nur um den Brunnen, so war es natürlich, früher eine Gansweide mit einer Hütte für den Hirten oder daß sich der Name auch auf das angrenzende Gelände über- das Hütte ist als Hürde zu deuten, wobei Hürde zu got. trug, das keineswegs sulig oder sumpfig ist. Im Gegenteil: das h a u r d s = Tür oder ahd. h u r d = Zaun oder Flechtwerk gut bonitierte Gelände war zu einem geschlossenen Gut zu stellen ist; denn etwa ab 1890 war die dortige Gansweide (mchl Hof] wie geschaffen. Dr„. Gut wurde dann das Sul- mit einem etwa 4 Meter ho-;n Zaur imgeben. Die Mehrzahl "der Sülchengut genannt und davon hatte der Besitzer auch von Gans heißt im Grosselfinger Dialekt „G e e s", ebenfalls den Namen „Süicher", ein Analogon zu Sulzer. Die Herren mit Nasal zwischen e und i. Der Gänserich wird im Dialekt von Bubenhofen hatten ihren Namen ja auch von dem „G i (n) s k e t" genannt. Gi(n)s ist dialektisch Gans und mit „Buben" (bzw. Bubenhof), wie im Schwäbischen der Sohn Genital = zur Zeugung dienend, identisch; ket ist ver- genannt wird. Arn 16. 2. 1347 verkaufte der Besitzer Kunz kürztes keit oder heit und bedeutet die schöne Form, oder Süicher zu H< cnmgen das Gut an die Frau Mech- lichte Gestalt; denn schon m altind. erscheinen heit und keit + i 1 d, Witwe des Burkart Klökler zu Balingen und als k e t u s = lichte Erscheinung, was ja auch in „rieb" = niese gab es am 28. 9. 1367 ihrer Tochter Margarethe, die königlich in dem Wort Gänsericn zum Ausdruck kommt. Klosterfrau in Stetten bei Hechingen war. Vorher trieb man die Gänse ins Tal beim Seaggäßle Sie 78. Zehntsch uer (bei der). Sie ging aus der großen wurden dort vom alten „F1 o r e" gehütet. Die Jugend be- Schafscheuer der E irfherren von Bubenhofen hervor. Das suchte ihn gern; denn von ihm erhielt man die beliebten scnöne große historische Gebäude wurde 1948 ein Raub der Kielfedern. Gänsezucht betrieb wegen der Daunen für die Flammen. Nördlich der Scheuer war der erste Marktplatz Betten fast jeder Bauer. Jeden Morgen gab der Ganshirt das von Grosselfingen, und auf der Bergkuppe westlich vom Signal mit dem Horn. Dann hatte jeder Ganszüchter seine Marktplatz stand das „Neuhau s". Gänse bereit zu halten für den Trieb in die „Ganshütte", 79. Nachlese: Bacngasse. So wurde früher der wie man die Umzäunung nannte. — Der Gänger war der heutige Gehweg den "läusern und dem unteren Erlenbach Zehnteinsammler. Seine Bedeutung erhellt daraus, daß ein entlang im Unterdorf genannt, auch Kirchweg Brunnen nach ihm benannt wurde. Als des Gängers 80. Brunnen. Neben den bereits genannten Brühl-, Brunnen sehe ich jenei Brunnen an, der etwa in der •Rilderhäuslis-, Eicher-, Erlen-, Harrenbach-, Hintererlen-, Talmitte fast oben am nördlichen Hang des Tales entspringt Längwiesen-,Raicn-, Wolsch-, Stier-, Stock- und Unterlauen- Meines Erachtens hängt er mit einer unterirdischen Wasser- brunnen aD es noch den Hengel- oder Hängelbrunnen an sammelstelle zusammen, vielleicht sogar mit jener des der Nordhalde des Durrentales, das Fürsten-Brünnle hinter Wolscnbrunnens; auch er ist wie der Wolschbrunnen, un- dem Vogelwäidle, das Gansbrünnle dort, wo der Weg nach versiegbar. Jahrgang 1966 H O H E N Z O L, L, E R I S C H E HEIMAT 31

D' Orgelweih Der Sigmaringer Römerbau unweit der alten Straße nach Krauchenwies, den man 1963 und 1964 ausgrub, hat sich nach Liegt a Dörfle, net groß, net klei, Feststellung des Spezialisten Dr. Philipp Fi nnger aus Köln zwischa dr Donau und em Rhei, bzw. Stuttgart als Station für ca. 20 Beneflziarier (Kriegs- do hot ma vor it langer Zeit veteranen) zur. Ueberwachung von Straßen und des Donau- a neue Kirchaorgel gweiht übergangs bei Laiz erwiesen. Es sei die bisher einzig unge- Alt und jung ischt voller Freud störte Fundstelle eines solchen Postens in Deutschland. Man weil in dr Kirch dr Pfarr hot gsait, fand außer dem Münzschatz auch den Schmiedofen zum Be- daß zue dera Orgelweih schlagen der Pferde. Zwei rechteckige Gebäude wurden fest- älls und älles glada sei. gestellt, eines zur Verwaltung mit Büro und Magazinen, das S' komme Herra, — dr Herr Dekan, andere wenig seitwärts als Wohnung, wohl aus den Jahren dr Kammerer und dr Kaplan, 180—230 nach Christus. Das Verwaltungsgebäude soll vorerst dr Herr Landrat, dr Gouverneur, nicht zugeschüttet werden. des sei fürn Flecka a große Ehr. Marca in Urkunden des 8. und 9. Jahrhunderts bedeutet Jetzt drenat d' Mädle ihre Löckle, einfach: Fixpunkt, Einheit, Gegend oder „zugehöriges Gebiet", d' Kinder drillet ihre Zöpfle, nicht Gemarkung, Markgenossenschaft oder Gau (K. S. Wasserwella machet d' Weiber Bader, Dorfgenosenschaft und Dorfgemeinde 1962, S. 121 f). und d' Mannsleut gond zuem Hoorabschneider. Burichinger Mark bedeutet somit lediglich: Gegend um Buri- chingen (das bei Ringingen-Burladingen abging). Das frän- Beim Frisör ischts no passiert, kische Wort Heingereide ist gleichbedeutend mit Allmende. grad mo dr Schultes wurd rasiert, Interessant sind Baders Ausführungen über die Pfarr- und kommt au des Nochbers Büeble rei, Kirchspielgemeinden (S. 182 f). Krs. möcht au zuem Fescht verschönret sei. Koppen behinderten im 18. Jahrhundert auf der Heufelder An Grueß vom Vadder saits bescheida, Viehweide das Mähen, schreibt der Salmendinger Pfarrer — Ihr sollet mir au da Pelz raschneida, Matthäus Werner 1743—79 (Hohz. Heimat 1957, 12). Koppen ... no derf i au zuer Orgelweih nennt man in Bayern niedere Büsche oder Hecken. Tat- in d' Kirch ins vorder Bänkle nei. sächlich spielten Weideboschen einst auf dem Heufeld eine ... Goht d' Ahna au mit dier in d' Kirch? große Rolle. Krs. Will sie it au d' Orgel höra? Dr Weg ischt jo für sie it weit, Wida klenka in Pater Seb. Sailers „Schöpfung" erklärt Dr. sie duet au sicher neamerd störa. Haßler als „Wieden zerknicken", ähnlich Dr. S. Ott in der neuesten Ausgabe von L. Locher als „knicken". Eine Ver- S' Büeble keck zuem Schultes schiehlet wandtschaft mit „gelenkig" scheint nicht vorzuliegen. Zweck und ho am Fingerle gschlotzet, des Klenken war, die Weidenzweige (auch solche von Esche, noa, seits, meira Ahna isch gleich wia d' Orgel schbiehlat — Hasel, Buche usw.) am dickeren starren Ende in Handbreite sie bleibt dohoam und ...blotzet...( (Buttern) durch Drehen um die Achse zum Garbenbinden gelenkig ... Waas? Was hoscht jetz gsait? Schockschwerenot... zu machen. Das Schwäbische Wörterbuch von Fischer schreibt und s' Büeble wurd ganz feurig rot, . . . „k 1 ä n k e n" und rechnet klankelen oder klunkelen Oha Schultes, — Oha halt, mei Ahna duet it — b 1 o t z a ... *) im Sinne von baumeln oder pendeln (Glockenklengel) ... sie hot an Wasch . . und duet n a u —- motza ., ! auch dazu. Das Mittelhochdeutsche kennt k 1 a n k als Wei- K. König W. denband oder Schlinge, sowie klenken = knüpfen, schlin- *) Zur Zeit der Zwangswirtschaft. gen, was auf althochdeutsches chlankhjan zurückgeht. Heute werben wohl nur noch beim Feismachen Wieden ge- klengt, und auch dieses geht im Zeitalter der Kohle und des Grenzlachen (Lochen) wurden 1712 ergänzt zwischen It- Heizöls immer mehr zurück. Krs. tenhausen und Kettenacker und der Herrschaft Hettingen. „Weil aber die alte Saui unten verfaulet, ist Heimische Mundart ist bei uns in ständigem Rückgang be- ein neues, hinten und vorn gebohrtes Säule mit Zeugen griffen. Schon hält es eine unserer Zeitungen, die in einem von Kohlen, Glas und Ziegelsteinen gesetzt worden. Andere Landstädtchen erscheint, und offenbar keine Leute aus dem Lochen waren in Bäume eingewachsene Steine oder über- Schwäbischen mehr hat, nicht mehr für angezeigt, schwä- haupt Bäume, in die man Löcher gebohrt oder Kreuze ein- bische Aufsätze aufzunehmen, vor allem wegen 1 :r vielen gehauen hatte. Im Jahre 1705 waren bei der Grenzbegehung: Einwanderer aus dem Osten! [m Badischen hat sich eine der Hettinger Obervogt Johann Christoph Hartz, Lizentiat Vereinigung zum Schutze des Alemannischen gebildet, die beider Rechte, der herrschaftliche Jäger Hans Gg. Schmidt, Mundardstücke fördert und den historischen Wert des Dia- der Kettenacker Schultheiß Abraham Steinhart, Burgermei- lekts in Vorträgen herausstellen will! Krs. ster Gabriel Klöck, Mathis Behrner, Christoph Hanner und Johann Arnold, Holzwart. Im Jahre 1725 waren dabei: Herr Mathias Schmid, Amtsverwalter zu Hettingen, der herrsch. Jäger Hans Jerg Schmidt, der Schulthäiß Abraham Stein- hardt von Kettenacker, ferner von da die 2 Burgermeister Felix Roth, Johann Guide und der Holzwart Joh. Arnold. Am 2. Oktober 1738 hat man 20 neu gehauene Steine als Grenzlochen gesetzt, mit H (Herrsch. Hettingen) und Z (Zwie- falten) bezeichnet. Es waren dabei: der Hettinger Obervogt An das Joh. Ferdinand Weickmann, Schultheiß Josef Münch und die 2 Burgermeister Baltas SVidmann und Michael Wücker, der obige Jäger und der Schütz Andreas Diemb. Von Ketten- acker: Scnultheiß Josef Höcht, die 2 Burgermeister Nikolaus Hanner und Josef Schluedi; Von Inneringen: Unterschultheiß Georg Ott und Burgermeister Joseph Sprißler. (Staatsarchiv Stuttgart, Zwiefalten Bü 137.) Krs. Postamt

Rufa, Moosa, Widergäng. Eine Ruf ist im Schwäbischen eine Schorf bildung, besonders auf heilenden Wunden und Ausschlägen, nicht unbedingt gleichbedeutend mit Eiterge- schwür. Das schutzwürdige, vielfach schon verschwundene Wort kommt schon im Althochdeutschen als h r u f vor und in wurde von K. Brechenmacher in seiner „Schwäbischen Sprach- kunde" Seite 244 ausführlich behandelt. Das gleiche gilt von der Moos (Mehrzahl: Moosa), aus althochdeutsch m a s a, mhd. m a s e, der Schmutzfleck, das Hautmal o. ä. Man redet auch von moosigen oder rufigen Grumbiren oder Aepfeln. Von der Mase abgeleitet dürfte auch das Wort Masern sein (Brechenmacher S. 234). Wider gänge sind keine Krämpfe, sondern einfach Ermüdungsschmerzen der Muskeln, also „Muskelkater". Eine Fingernagel - Eiterung nennt man gelegentlich auch „N a g e 1 f 1 u ß". Krs. 32 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi

Abermals die Egert bautes Weideland) bis heute, während der Acker im Laufe der Jahrhunderte seinen Inhalt völlig wandelte zu „gepflüg- Schon mehrmals wuide an dieser Stelle über die Egert tes Getreideland" o. ä. Jedenfalls möchte ich an dieser gehandelt: 1962, 39; 1964, 6 und 37; 1966, 11. Dabei hat Dr. Deutung solange festhalten, bis jemand eine bessere zu bie- Burkarth am zweitgenannten Ort unbezweifelbar festgestellt: ten vermag! Joh. Adam Kraus. „Unter Egert verstand man ursprünglich ein Gelände, das in keiner Weise kulturfähig war". Er geht jedoch zu. weit, wenn Das Ringinger Ortswappen zeigt in blauem Schild einen er meint, sog. Futteräcker (in Ringingen) habe es nur in ge- goldenen, mit drei roten Ringen belegten Schräg r e c h t s - schlossener Lage gegeben, oder wenn er von „Egertfiuren mit balken. Also keinen Linksbalken, wie unverständlicherweise Anbauzwang" redet. Egerten sind gar nicht anzu- im Hohenz. JHeft 1961 S. 210 zu lesen ist! Man rechnet in bauen, weil deren Boden zu schlecht ist. Dies der Heraldik nämlich die Seiten nicht vom Beschauer aus, schließt natürlich nicht aus, daß gelegentliche Anbauversuche sondern vom Schildträger aus. An der angegebenen Stelle gemacht wurden, die aber kläglich mißlangen.. Infolgedessen hätte also mindestens der Zusatz stehen müssen: „Vom Be- geht auch Dr. Hepp (1966, 11) irre, wenn er Egerten mit Wech- schauer aus gesehen". Ebenso konnte man bei dem überaus selfeldern gleichsetzt. Auch rennt er offene Türen ein mit wohlgelungenen jährlichen Irma-West-Kinderfest in Hechin- der Feststellung (1964, 37): „Das Wort Egert ist nach wie vor gen statt eines zollerischen Herolds irrig einen solchen in seinem Ursprung umstritten." Man kennt eben bis heute aus dem brandenburgischen Preußen bewundern. Er trug seine etymologische Ableitung nicht! Dies ist schon 1962, 39 nämlich die zollerischen Farben weiß-schwarz verkehrt festgestellt worden, Es geht somit auch nicht, an, Egerten als auf der Brust geviertet. Krs. m i n d e rw ertige Aecker zu erklären und zum Wort Aewerg (Abfällweg) zu stellen. In Ringingen redete man im letzten Fall sowieso von „o owirk e" Tuch (Tuch aus Ab- „Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte" heißen jetzt werg). Dr. Hepps Formulierung: „E-Gerten in der Ehe einer die bisherigen „Hohenzollerische Jahreshefte", die früheren Gemeinde" ist mir unverständlich, und noch schleierhafter „Mitteilungen". Eben erschien aus der Gesamtreihe 88. Band seine „Gärten in der Ehe der Gemeinde, fest mit ihr ver- der erste des neuen Namens in überaus ansprechender bunden" (1966, 11). Egerten sind überhaupt keine Gärten, Form und Aufmachung mit 350 Seiten und vielen Bildern sondern völlig kulturunfähiges Land (Burkarth). von der Buchdruckerei Acker in Gammertingen. A, H. Bucken- Noch heute nennt man in Ringingen nur als Schafweidei be- maier legt darin auf 173 Seiten die reife Frucht seiner viel- nützbare Wasen wegen ihrer Unfruchtbarkeit E, g e r t e n, jährigen Forschungen dar über die letzte Fürstin von Hechin- während die vorhandenen, 4 Egerten-Flurnamen gewöhnlich gen, Eugenie geb. von Leuchtenberg. W. Genzmer hat sich neben einer solchen Egert auch etwas Acker umfassen. endlich bewegen lassen, seinen reich bebilderten wichtigen Wie schon 1962 a. a. O. gezeigt wurde, was Dr. Hepp offen- Bericht über Denkmalspflege in Hohenzollern nicht nur kurz- bar übersah, ist das anlautende E in Egert immer kurz, lebigen Tageszeitungen anzuvertrauen, sondern dieser Zeit- kann also niemals mit dem alten EWA (• Gesetz, in Ehe, schrift (175—240). Hundert Jahre der beiden Sigmaringer Ehaft, Ehehalten, Espann) zusammenhängen, da dieses in der Archive sind S. 241—53 dargestellt, wobei die Liste der Ar- Mundart zu a i wurde! Di* Egert hingegen lautet niemals chivare mit allen nötigen Auskünften sehr begrüßenswert Aigert, sondern Eagert oder Äagert! erscheint. Ueber Reutlinger Asylanten aus Hohenzollern und die Truchsesse von Ringingen berichtet J. A. Kraus, über das Nun ist es höchst interessant, was die Germanisten oder Feuerlöschwesen in Krauchenwies Adolf Guhl, über die Flora Sprachkundler zu den Wörtern Acker und Eckerich von dort dagegen Ernst Bolter. Ein Rodel der Kapellenpflege (Wildfrucht) zu sagen haben: Acker bedeutet in der Ur- Hörschwag vom Jahre 1486 wird von E. Blessing (291—97) form nicht etwa bebautes Landstück, wie heute behandelt. O. Heck würdigt die verdienstvolle Arbeit un- sondern „unbebautes Land, Weideland, Trift" seres Landeskonservators Walter Genzmer zu seinem 75. Ge- (Kluge-Götze, Etymolog. Wb. 1934, 121 und Kluge-Mitzka burtstag, woran sich eine reiche Besprechung neuen Schrift- 1963, 6). Das Wort Acker hängt nämlich mit Ecker und dem tums anschließt, die weit über den Rahmen des Titels der lai agere (egi) - führen, treiben (nämlich das Vieh) Zeitschrift hinausführt. Neu und lobenswert sind endlich die aufs engste zusammen, somit auch mit lat ager, altfries. ausführlichen Berichte übel das Leben bzw. die Veranstal- ekker und engl. acre. Die Urbedeutung von Acker ist somit tungen des Vereins (331—47), die man bisher auch nur in genau die g le i c h e, die wir für Egert festgestellt haben: kurzlebigen Tagblättern fand. Seite 348 folgen die Vereins- unbebautes Land, Weideland, Trift Ich stehe somit nicht an, satzungen und wichtige Hinweise. zu behaupten: Wie ans agere der Acker, aus Treiben Ob der neue Titel der Zeitschrift sich nicht als zu eng die Trift (mit Schluß-T!) werden konnte und aus arare (pflü- erweisen wird, der alles außerhalb Hohenzollerns ausschlie- gen) die Juch a r t oder Juch e r t, so kann eine gleichbedeu- ßen soll? Krs. tende Nebenform von Acker eben Egert gelautet haben, und diese bewahrte die alte Bedeutung des Wortes (unbe- Berichtigungen: Zu 1961, 53: Die Glockengießer Rozier stammten aus Lothringen (nicht Trochteifingen). Zu 1964, 30 und 48 Ding-gericht zu Gruol. Zu 1965, 31: Burg Azilun. Zu 1965, 62 und 1966, 16: Den Wörtern Ehe, Ehehalten, ehe- haft, Espann liegt althochdeutsches EWA bzw. mittelhoch- BESTELL-SCHEIN deutsches E zugrunde, was soviel wieL Gesetz, Recht bedeutet. Schwäbisch wurde es gelegentlich zu Ai. Zu 1966, 15: Walladin, Palatin (Halttuch) vom lat. Palatinatus — Pfalz zum Bezug der „Hohenzollerischen Heimat" (nämlich Charlotte von der Pfalz).

Ich/wir bestelle(n) ab sofort zum laufenden Bezug Adressen von Mitarbeitern: durch die Post Stück „Hohenzollerische Heimat", Kraus Joh. Adam, Pfarrer, Erzbischöflichcr Archivar Verlagspostamt Gammertingen, zum halbjährigen Be- 78 Freiburg-Littenweiler, Badstraße 2. Frau Maria E. Fla d, 78 Freiburg, GrillparzerstraSe 5. zugspreis von DM 1.40. Reg.-Inspektor Anw. Karl Wernerfcfi teim 7 Stuttgart, Hackstraße 15. Jos. Schäfer, Oberl. i. R., 7451 Trillfingen, Kapelle 306. Dr. B u r k a r t h, Gammertingen. Vor- und Zuname Emil D i e r i n g e r, Thanheim, Kieis Hechingen. L a u b i s Jochen, Haigerloch. M a i e r Nik., Geistlicher Rat, Gammertingen. Schaitel M., Dipl.-Landwirt, Sigmaringen. Genaue Anschrift Wiest Josef, Oberlehrer i. R., Rangendingen. S t r o b e 1 Josef, Schulrat i. R., Karlsruhe, Hermann Billingstraße 2. Dieser Bestellschein ist bei Neubestellung bzw. Nach- bestellungen der nächsten Poststelle aufzugeben. Um Die Verfasser tragen für den Inhalt ihrer Abhandlungen deutliche Schrift wird gebeten. die Verantwortung. Hohenzollerlsche Heimat

Viertelj ahresblätter für Schule und Haus Preis halbjährlich 1.40 DM

Schriftleitung: Druck und Verlag: Buchdruckerei S. A c k e r, Gammertingen Fritz S c h o d e r, Rangendingen Postscheckkonto Stuttgart 35 892 4 P 3828 F Bank: Hohenz. Landesbank Gammertingen 15

Nummer 3 Gammertingen, Juli 1966 116. Jahrgang

Um Orden, Ehrenzeichen und das Land Hohenzollern Erinnerungen aus dem 1. Weltkrieg 1914—1918 von J. Wannenmacher Orden und Ehrenzeichen haben anscheinend auch heute scheidenheit vor. Da zog der Spieß seine „Schwarte" (Kom- ihren Glanz, ihre Bedeutung und Anziehungskraft noch nicht paniebuch) aus der Brusttasche, machte eine kurze Notiz verloren, Das beweist schon die Tatsache, daß nicht nur und ließ mit einem vielsagenden Blick den Bittsteller stehen. afrikanische Staatsoberhäupter ihre Besucher damit teil- Ströbele ging nun etwas erleichtert in sein Quartier zurück weise überhäufen, sondern auch die Feststellung, daß von und lebte fortan in der Hoffnung, eines Tages auch seine deren Verleihung auch in den westlichen Ländern der „Alten Brust mit einem neuen Orden schmücken zu können. — Welt" reichlich Gebrauch gemacht wird. Immer aber standen Doch es vergingen 3, 4, 6 Wochen und es kam und regte sich Orden und Ehrenzeichen beim Militär — und dies besonders nichts wegen der gewünschten Auszeichnung. Deshalb baute in Kriegszeiten — hoch im Kurs. Im ersten Weltkrieg war sich unser Landsmann nach einem Appell nochmals vor dem es vor allem das „Eiserne Kreuz", das den Soldaten erst so Kompaniespieß auf: Drauf dieser etwas mißmutig: „Na, was richtig als Frontkämpfer auswies, und es kam sogar vor, wollen Sie schon wieder?" Ströbele entgegnete: „Ich wollte daß wegen dieser Auszeichnungen der eine oder andere sein Herrn Feldwebel nur fragen, wie es mit der Hohenzolleri- Leben aufs Spiel setzte. Neben dem Eisernen Kreuz ver- schen Verdienstmedaille steht." „Was für eine Medaille?" liehen auch noch die einzelnen Landesfürsten ihren „Landes- nuschelte der Allgewaltige durch seine Zähne. Ströbele kindern" besondere Tapferkeits- und Verdienstmedaillen, So wiederholte: „Wegen der Hohenzollerischen Verdienstme- gab es im ersten Weltkrieg auch eine „Hohenzollerische Ver- daille!" Ein kurzes Nachsinnen — dann kam in schnuddrigem dienstmedaille", die vom Fürsten von Hohenzollern—Sigma- Befehlston die Antwort: „Kerl, scher Dich weg, ich ringen verliehen wurde. Was ein hohenzollerischer Landser weiß doch nicht, wo Hohenzollern liegt." wegen dieser Auszeichnung und auch mit seinem Eisernen Nach diesem Auftritt trat Soldat Ströbele etwas begossen Kreuz erlebte, soll nachstehend geschildert werden. vom Schauplatz ab. Es war ihm unbegreiflich, daß ein alt- Genaui 50 Jahre sind verflossen, daß der Soldat, nennen gedienter preußischer Kompaniefeldwebel noch nicht einmal wir ihn Ströbele, aus dem Zollerlandle sich im ersten Welt- das Stammland seines höchsten Kriegsherrn, Hohenzollern, krieg um die Hohenzollerische Verdienstmedaille bemühte. kannte. —• Er stand als einziger Hohenzoller in der Kompanie eines Der Krieg ging weiter, und Soldat Ströbele tat seine preußischen Regiments, das sich in der Hauptsache aus Soldatenpflicht zu allgemeiner Zufriedenheit, Er kümmerte Rheinländern, Schlesiern und Leuten von der Wasserkante sich fortan nicht mehr um Orden und Ehrenzeichen, wurde rekrutierte. Im Frühjahr 1916 war nun dieses Regiment aus später zum Unteroffizier und Feldwebel und nachher sogar Rußland, wo Ströbele wegen Tapferkeit vor dem Feinde das noch zum Leutnant d. R. befördert. Als solcher geriet er im Eiserne Kreuz erhalten hatte, in den Argonnenwald nach September 1918 in französische Kriegsgefangenschaft. Un- Frankreich verlegt worden. Wie durch einen Zufall traf mittelbar nach seiner Gefangennahme führte ihn ein unser Landser dort schon in den ersten Tagen aus dem französischer Dragoner hinter die französische Kampflinie, In Nachbarregiment einen mit Orden geschmückten Landsmann, der Nähe der feindlichen Artilleriestellung; begegnete ihm ein der ihn u. a. auffoiderte, sich als Hohenzoller auch bald um französischer Kapitän mit einem Leutnant. Sie hielten den die Hohenzollerische Verdienstmedaille zu bemühen. Der Begleitposten an, um Ströbele auszufragen. Zum Schluß er- Fürst von Hohenzollern würde diese jedem Soldaten aus dem kundigte sich der französische Leutnant auch nach der Hei- „Ländle" verleihen, der das E. K. hätte, und die Kompanie mat unseres Landsmannes. Dieser meinte jedoch, das Länd- brauche nur einen Antrag an seine „Königliche Hoheit" chen würde er wohl nicht kennen, denn er stamme aus bzw. die Hofverwaltung in Sigmaringen zu richten. Ströbele Hohenzollern, aus der Nähe von Hechingen. Darauf der junge nahm diese Aufklärung zur Kenntnis und war entschlossen, französische Offizier in gebrochenem Deutsch: „Was, Hohen- das Notwendige zu unternehmen. Doch die Sache hatte einen zollern, ich kenne gut! Ich schon bin auf der Zollernburg ge- Haken, denn der Auftrag mußte beim Kompaniefeldwebel, wesen, von dort stammen Deutsche Kaiser ab!" Diese Ant- dem „Spieß" gestellt werden. Dieser war ein altgedienter wort des feindlichen Offiziers hat Leutnant Ströbele ange- Soldat, streng, genußfreudig und mit allen Wassern ge- sichts des früheren Erlebnisses mit seinem ehemaligen Feld- waschen. Gegenüber jungen Soldaten konnte er zuweilen webel nicht wenig überrascht. — recht ironisch und bissig werden. Einen ganz besonderen Nun stand aber noch sein Eisernes Kreue in Gefahr, da der „Pick" aber hatte er auf die sogenannten „Studierten", zu französische Kapitän es als „Souvenir" haben wollte. Ströbele denen unser Landsmann auch gehörte. Bis jetzt ging er bedeutete jedoch, daß er diese Auszeichnung freiwillig nicht dieser Kompaniemutter möglichst aus dem Wege. Nun nahm abgeben könne. Sofern sie jedoch Gewalt anwenden, wollten, er sich aber doch vor, im Anschluß an den nächsten Löh- sei er ja machtlos. Hierauf verzichtete der Kapitän auf das nungsappell dem Spieß seine Bitte wegen der Hohenzolleri- Souvenir und ritterlich grüßend entließen sie beide unbe- schen Verdienstmedaille vorzutragen. — Gesagt, getan! — helligt den deutschen Gefangenen. Kaum war der festgesetzte Appell beendet, und das Koman- Wenn Ströbele in späteren Jahren dann und wann seine do- „Kompanie, wegtreten!" verhallt, da spritzte unser Kriegschronik durchblätterte und seine später noch dazu hohenzollerischer Landser nach vorne und baute sich vor- gekommenen Orden betrachtete, so erzählte er dabei gerne SChriftsmäßig vor dem Allgewaltigen auf. Dieser sogleich: mit viel Humor und Heiterkeit — aber auch nachdenklich — „Was wollen Sie?" Ströbele trug hierauf sein Anliegen von seinen Erlebnissen mit Orden, Ehrenzeichen und dem wegen der Hohenzollerischen Verdienstmedaille in aller Be- Land Hohenzollern im ersten Weltkrieg. 34 HÖH E N Z O L L, K K I SCHI H K I M A T JäBrgang--1966

Sprach- und Volkskundliches aus Rangendingen von J. Wannenmacher

Im Herbst, wenn die Feldarbeiten beendet waren, wurde gfahra". Mit der Geißel mußte der Bub das Vieh treiben der Wagen „abgeschlagen" und mit Pflug und Egge in den und der Vater half nach mit gutem Zureden wie: „Hot und wüscht, wolle laufet, Bläß, Scheck, Bleamle" — Kosenamen, „Schopf" gebracht. In der Scheune brauchte man ehemals 1 allen Platz zum Dreschen mit dem Flegel oder der Walze. die man auf jedem Acker hören konnte. Hinter dem Pflug Sobald aber der Winter seine Herrschaft aufgegeben hatte, trippelten und hüpften die Stare, lasen das Gewürm auf, holte der Bauersmann Wagen und Ackergeräte wieder aus da und dort erwischte ein Rabe mitunter auch eine Maus ihrem Winterquartier hervor. Mit der „Lankwied" fügte man und flog dann mit kräftigen Flügelschlägen davon. Und wenn Vorder- und Hinterwagen zusammen. Hernach wurden die es warmes Wetter war, ließ man das Ochsen- oder Kuhge- beiden „Schemmel" mit den „Bropfen" aufgesetzt, und nun spann auch einmal eine Weile „gruabe" und „daiba" (wieder- mußte der Wagen zuerst geschmiert werden. Der Vater zog käuen). In der Zwischenzeit setzte sich der Bauersmann auf die „Lunten" aus der Achse eines jeden Rades, und sein Bub den „Grindel" und rauchte seine Pfeife. Der Nachbar vom brachte den Hafen mit der Wagenschmiere. Darauf wurden Acker nebenan kam auch dazu, man erzählte von Wind und die Achsen gündlich eingefettet. Auch die „Wicke" (Brems- Wetter, vom Saatgut und Viehpreisen, von diesem und je- vorrichtung) mußte überprüft und geschmiert werden, Als- nem. Wahrlich noch, ein gemütliches Schaffen, und Wirken! dann steckte man „den Deissel" in den „Hohl". An dem In Trockenzeiten, war der Ackerboden „stärrig", bei nassem Deissel durften die Kinder nicht „geitschen", das tat dem Wetter „dolkig" und „augschlacht", bei günstiger Witterung Hohl wehe. Der Hannesvetter aber setzte sich bei seinen „gschlacht" und „kudderig". Zog Regen auf, so holte • man Fahrten aufs Feld gerne auf den „Hohl", denn von da aus den „Mutza" (Kittel) vom Wagen, legte dem Vieh die Decken konnte er die „Wicke" bedienen, ohne jeweils absteigen zu auf, setzte notwendigenfalls ab und kehrte nach Hause zu- müssen. Immerhin war das Sitzen auf dem „Hohl" nicht rück. Es konnte sein, daß man dort „patschnaß" ankam und ungefährlich und konnte nur riskiert werden, wenn die aussah wie „a blutte Maus". Zugtiere nicht scheuten und ein vertrautes und zuverlässiges Wenn die Heuernte bald nahte, hat man den „Loaterawaga" Gespann waren. — Zum Schluß wurden dann noch die aufgeschlagen. An einer Seitenwand im Schopf hingen an Wagenbretter aufgelegt, die Waage mit den beiden „Ziel- langen Holznägeln die beiden Leitern. Mit den „Laißinga" scheitle" angebracht, nun war der. „Britterwage" wieder wurden sie auf dem Fahrgestell festgemacht und durch die fahrbereit und das „Mistführen" konnte beginnen. Der Früh- zwei „Jöchle" hinten und vorne zusammengehalten. Wellen, ling lockte jung und alt aus den Häusern, die Kinder spiel- Wellnägel, Wurfseiler, und Wiesbaum durften auch nicht ten ihre Reigen und sangen dabei: „Wenn's rengelet und fehlen. Unter dem hinteren Wagen hing an einem Haken schneielet, no füharet d' Baura Mischt, sie sitzet uf da Waga das „Lägele", ein kleines Wasserfaß, das man mit frischem nuff und schreiet „hot" und wüscht!" Brunnenwasser füllte und mit auf Feld nahm, wenn der Den alten Holzpflug, seit Generationen immer in der Most ausgegangen war. Bier konnte man sich nicht jeden gleichen Gestalt, holte man im Frühling ebenfalls aus seiner Tag leisten. — In die Mitte des Leiterwagens legte man Ecke. Der Vater faßte ihn an den „Goaßekengel" und der noch ein langes Brett, das hinten etwas hinausragte, damit Bub am „Grindel". Dann wurde der „Wages" überprüft und sich bei vollbeladenem Wagen der „Ehne" oder die „Ahne" nachgesehen, ob er noch scharf genug war. Erforderlichen- Heimfahren auf den „Schnätter" setzen konnten. falls mußte ihn der Schmied „scherfa". Mit. zwei Ketten, die Mit den alten Werkzeugen und Arbeitsweisen verschwan- man an der „Glupp" einhängte, wurden Pflugkarren und den auch viele alte, urtümlich gewachsene Ausdrücke aus Pflug miteinander verbunden. Die „Glupp" war ein U-förmig unserer Mundart, die oft mit viel Gemüt umgeben waren. gebogenes Eisenstück, das man durch eine Oese am „Grindel" Neue Geräte und Arbeitsweisen sind an Stelle der alten ge- stecken konnte. Sie war ein sehr wichtiges Glied beim alten treten. Sie bringen auch neues Sprachgut und neue Denk- Holzpflug und vor der Fahrt aufs Feld war meist, die letzte weisen mit. Wir leben heute an der Nahtstelle einer ver- Frage: „Hoscht d' Glupp?" — Hatte man sie vergessen, so gehenden und einer werdenden Epoche, die gerade auch für stand man auf dem Acker und konnte nicht pflügen. Dann war Sprach- und Volkskundler ein interessantes und reiches die Aufregung groß! War alles in Ordnung, so wurde „zacker- Arbeitsfeld liefert.

Der Meister von Meßkirch immer noch ein Rätsel

Der Maler, der anfangs des 16. Jahrhunderts u. a. das nichts von der Ausmalung. Vielmehr ist alles andere leere Dreikönigsbild in Meßkirch schuf, nach dem man ihn nannte, Vermutung. So könnte man gleichfalls vermuten, die Aus- ist dem Namen nach immer noch unbekannt. Zwar haben die malung stamme von dem unbekannten Meßkircher her, wie Gelehrten seit vielen Jahrzehnten sich bemüht, das Dunkel auch der Talheimer Altar. Doch sind stilistische Zuweisungen um seine Person, zu lichten, aber immer ohne Erfolg. Werke immer mit gewissen Unsicherheiten verbunden, wenn ur- von ihm sind bekanntlich u. a. in den Museen von Sigma- kundliche Nachrichten fehlen. Während nach Feurstein die ringen, Donaueschingen, Berlin, in der Kirche von Hart- Werke des Unbekannten bis zum Jahr 1542 reichen, läßt hausen auf der Scheer, Wandgemälde im ehemaligen Kloster Ingenhoff aus einem Rückschluß aus Peter Stoibs Testament Heiligkreuztal. Neuestens will man ihm auch die Gemälde von 1540 sie schon in diesem Jahr abbrechen, muß ihm aber der Hettinger Seitenkapelle zuweisen. Einzelne Forscher für die letzten Janre vor allem seine Hauptwerke, die Wil- vermuten in dem Unbekannten einen Jerg Ziegler (wie etwa densteiner und Falkensteiner Altäre und das Meßkircher H. Feurstein), andere wieder Marks oder Josef Weiß von Dreikönigsbild zuweisen. Dabei zieht er aber ein Balingen (so Hans Rott), dann wieder einen der drei Maler schwerwiegendes Hindernis nicht in Er- Strüb von Veringen (wie Graf Salm). Im Jahre 1962, hat dann wägung: Peter der jüngere hat laut Urkunde vom 3. Febr. Hans Dieter Ingenhoff in einer Doktorarbeit versucht, 1536 (Ingenhoff S. 18) mit 2 Mannsmad Wiesen, 10 Jauchert die verschiedenen Werke des Malers Hans Strüb und seines Acker unü seinem auf 700 ti geschätzten Haus sich — offen- Bruders Jakob (Söhne des älteren Peter), auseinanderzuhal- bar arbeitsunfähig und krank — für lebens- ten, bzw. jedem genau zuzuweisen, während er die speziellen länglich ins Veringer Stadtspital einge- Arbeiten vom Typ des Meßkirchers dem jüngsten Bruder kauft! Ob er in diesem Zustand noch die bedeutendsten Peter Trüb von Veringenstadt zuschreibt, ohne eigentlich Werke seines Lebens geschaffen haben kann, ist mehr als überzeugen zu. können. Ihm folgte neulich anläßlich der fraglich! Dazu kommt, daß er 1540 laut seines Testaments so Einweihung der Veringer Heimatstube der Tübinger Kunst- bresthaft war, daß er geführt, getragen und historiker Herbert Hoffmann. Aber bei allem Bemühen will geschlaift werden mußte! Dieser Zustand ist sicher es nicht einleuchten, wieso gerade Hans und nicht Jakob der seit längerer Zeit eingeleitet gewesen und nicht von heut Bedeutendere der beiden älteren, Brüder sein soll. Und was auf morgen entstanden. Ihm und seinen Brüdern Jakob und den jüngeren Bruder Peter angeht, so kennt man von ihm Hans hatte schon vorher die Magd Veronika Federiis „viel eigentlich kein einziges Werk mit Sicherheit. Ingenhoff be- Jahr treu gedient, mit ihnen große Mühe und Arbeit gehabt." hauptet zwar S. 43 seiner Arbeit, „die einzige uns erhalten Folglich ist die Theorie ebenfalls schwach begründet, Peter gebliebene Wandmalerei, die mit Sicherheit den habe seine eigene Werkstatt in Meßkirch betrieben und sich rüdern Strüb zugeschrieben werden kann, erst im Alter nach Veringen zurückgezogen. Aus all dem ist die ausgemalte Konche der Peterskapelle oberhalb von folgt, daß die ''erson des großen unbekannten, Meisters von Veringenstadt aus dem Jahre 1515". Allein schon das Jahr ist Meßkirch wie bisher auch künftig im ungewissen Dunkel nicht sicher, denn die dortige Inschrift redet nur von einer stehen wird, wenn es nicht gelingt, endlich urkundliche Neuweihe (reconciliatio) der Kapelle in diesem Jahr, aber Nachweise zu erbringen! Krs. Jahrgang 1966 HOHENZ OLLERIS CHE HEIMAT 35

Erinnerungen an den Heimatdichter des Killertals Casimir Bumiller alt von M. Lorch Zunächst gilt es, mit diesen Zeilen eine Unterlassung gut- arbeit) für ganze elf Mark hergestellt. Der Kunde, der den zumachen: Die Junginger Ortschronik meldet nicht eine Zeile Wagen bestellt hatte, nahm ihn nicht ab, weil er einen sol- von diesem Mann, der auf Grund seiner geistigen Fähig- chen Wagen in einer Nachbargemeinde um neun Mark keiten wie kein anderer verdient hätte, dort mit mehreren erhalten würde. Beinahe hätte diese Angelegenheit ehelichen Seiten bedacht zu werden. Zur Zeit seines Todes war nämlich Streit verursacht, da gab der Case die Wagnerarbeit für kein Chronist vorhanden, und die Einträge fehlten durch die Oeffentlichkeit auf und begann jetzt, Wäscheklammern mehrere Jahre hindurch. Zum andern: Am 22. März d. J. herzustellen. Eine Maschine zur Herstellung der hierfür be- jährt sich der Geburtstag unseres Heimatdichters, der am nötigten Drahtfedern erfand und baute er selbst. Sie steht 22. 3. 1861 geboren wurde, zum 105. mal. Wenn es sonst heute noch in der Scheune der Bahnhofswirtschaft. Den üblich ist, des 100. Geburtstages zu gedenken, so soll dies Antrieb erhielt die Maschine durch das Treten eines großen hiermit, wenn auch leider verspätet, nachgeholt werden. Schwungrades, ebenfalls aus Holz. Der Federdraht wurde Casimir Bumiller war das erstgeborene von drei Kindern automatisch eingezogen, abgehauen, siebenmal um einen des Wagnermeisters Daniel Bumiller und der Regina geb. Dorn gewickelt und als fertige Feder ausgestoßen. Die Kamm- Speidel. Der Vater Daniel war bis 1848 noch manchmal Spaß- räder waren ebenfalls aus Holz, War das nicht schon ein macher bei seiner Fürstl. Durchlaucht am Hechinger Hofe Vorläufer unserer modernen Automaten? Alle Kinder halfen und konnte sich erlauben, diesem gegenüber die Referenz beim Zusammensetzen und verpackten je zwei Dutzend in mit der Kehrseite zu machen. Einer Begegnung mit dem kleine Schachteln zum Versand. großen Farren, den er in den Stall jagen sollte, wobei ihn dieser auf die Horner zu nehmen versuchte, quittierte er mit einer Flanke über den Zaun und mit der Bemerkung: „D'r Gscheidtscht gibt nach!" Die Mutter war eine Tochter des Speidelvogts und wußte eine Menge Geschichten und Sprüche zu erzählen. Deren Schwester Barbara, also die Tante Bumillers, war schon eine begnadete Dichterin ge- wesen. Leider sind ihre Gedichte heute nicht mehr auffind- bat. Da hatte der alte Hagestolze „Kurse" (Fidel Speidel) schon recht, wenn er behauptet: „Dies „Ding" (dichterisches Talent) stammt nicht von der Sippe Bumiller, sondern von der Sippe Speidel.

Wäscheklammern-Automat des Casimir Bumiller, Jungingen Foto: Lorch Am 16. August 1888 vermählte sich Cas. Bumiller mit Emilie, der Tochter des Bierwirts Friedrich Bumiller zur „Kaiserburg", besser bekannt unter dem Uebernamen „zum Hopsafrieder" (heute Haue Nr. 47 der Witwe Franziska Frick an der Hauptstraße). Diese Wirtschaft ist eingegangen. Die Tochter bekam die Konzession mit und baute zusammen mit ihrem Mann um die Jahrhundertwende die Wirtschaft „Zum Bahnhof". Hier im Dachstüblein lebte der Case zurückge- Rep.: Keidel-Daiker zogen seinem Hobby hingegeben, manchmal schwer kämpfend in der Sorge um seine vielköpfige Familie. Dieser Sorge gibt Das Geburtshaus Bumillers ist das heutige „Wangerles- er Ausdruck mit folgenden Worten: „Arm an irdischen haus" Nr. 99 in Hinterhöfen. Dort wuchs er auf mit seinem Schätzen habe ich bei meinem achtundsechzigsten Rundgang Bruder, dem späteren Wagner Rudolf Bumiller und seiner mit der Erde infolge zahlreicher Familie (sieben Büblein und Schwester, der späteren Ehefrau Maria Carolina Bosch des sieben Mägdlein) entgegen meiner gesunden Natur oft recht Fabrikanten Jakob Bosch gen. „Cos". Er besuchte die Volks- schwer zu nehmende Pillen zu schlucken bekommen, aber schule in Jungingen bei seinem Onkel, dem alten „Tone- geschadet hat mir das gewiß nicht. .." Der Mehrzahl seiner Lehrer". Der Unterricht war ein Vergnügen. Wie macht man vierzehn Kinder hat er ins Grab nachsehen müssen. Heute eine Pumpe aus Holz? Das sieht man auf einer sauberen sind noch drei an, Leben,: Frieda Härter (Mutter des Fahr- Zeichnung von damals. Und da der Vater ja Wagner war, lehrers Härter, Bisingen), Casimir Bumiller jr., heutiger und der Sohn Wagner werden sollte, so mußte man das alles Bahnhofswirt und Willi Bumiller, Mechaniker (verheiratet wissen und können. An Geschicklichkeit fehlte es dem Sohne in Hechingen). Von diesen Abkömmlingen hat der Chronist nicht. Der Umgang mit Drehbank und Schneidmesser war verschiedene notwendige Unterlagen für diese Zeilen erhal- ihm schon früh geläufig. Als sein Schwager, Peitschenfabri- ten, wofür auch hier gedankt sei! kant Otto Bumiller, Ende der Achtzigerjahre das erste Fahr- Leider ist es uns wegen Platzmangel nicht möglich, an Hand rad nach Jungingen brachte, fertigte er sich selbst ein solches einer längeren Reihe seiner Gedichte das Wesen des Dichters aus Eschenholz. Die Felgen waren aus einem Stück im Dampf und seine Weltanschauung aufzuzeigen. Hören wir darum gebogen, die Kammräder, Ketten und ein Teil der Achsen am besten Casimir Bumiller selber, was er über sein Wesen natürlich aus Eisen, aber ebenfalls von Hand gemacht, die zu sagen hat: „Beim Einzug des Frühlings mit Sang und Bereifung ein Stück Hanfseil. Mit diesem Fahrrad sah man Klang, geschreckt vom Donner der Kanonen auf der nahen ihn noch um die Jahrhundertwende zu allen Anlässen fahren, Zollerburg, am 22, März 1861 bin ich geboren. Am gleichen noch lange Zeit war es im Heimatmuseum auf der Zollerburg Tag feierte der damalige Preußenkönig Wilhelm, der spätere zu sehen. Als Wagner hatte der Case noch vor 60 Jahren Kaiser Wilhelm I., seinen Geburtstag. Deshalb also der einen Bauern-Leiterwagen fix und fertig (ohne Schmiede- Kanonendonner. Mein Vater, als Witzbold bekannt, ge- 36 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi

brauchte an diesem Tag den witzigen Ausdruck: „Jetzt weiß Ja, durch seine Gedichte ist er wieder auferstanden, durch i net, gilt die Schießerei mei'm Bube oder dem König!" Der sie hat er verwirklicht, was er am Ende seines Neujahrs- Tag meiner Geburt hatte etwas Sonderbares, Merkwürdiges gedichtes sagt: an sich, und vielleicht ist mir beim Einzug mit dem Früh- „Und nur die Tat, die man der Nachwelt schenket, ling in mein Leben — von dem adeligen Geist der Grafen verbürget sich, daß unser man gedenket von Zollern, der an diesem Tage besonders von der Zoller- und uns verewigt, je nach bester Gabe." burg aus- und umging — doch ein Teil haften geblieben. Doch kurz gefaßt: Mit dem Frühling bin ich gekommen, mit Ueber seine Weltanschauung und seine Gedanken und dem Frühling ging ich trotz manchen Sturmes durchs Leben Beziehungen zur Umwelt mögen folgende Gedichte Andeu- und mit Begleitung des Frühlings werde ich wieder hin- tungen geben: gehen, woher ich; gekommen bin. Mein Gotteshaus Ich kenn ein trautes Gotteshaus, das dehnt in Wald u. Flur sich aus. Aber neben der frohen Frühlingsstimmung, die mich im Da schaut aus Blumen, Busch und Hain der Schöpfer mir ins Herz Leben nie verließ, ging auch der erste Geist, die Donner- hinein! stimme von der Zollerburg, welche bei meiner Geburt ihr Und alle Welt liegt nah und fern wie im Gebet vor Gott dem Herrn. Wort redete, nicht wirkungslos an mir vorüber. Und wer Aus Bergen, Wiesen, Tal und Hang schallt feierlicher Lobgesang! auch meine Gedichte liest, wird immer wieder den ernsten, Und überall, wohin ich schau, lacht wundervoll die grüne Au. herben Ton herausfühlen, der mir damals bei meiner Geburt Und mächtig dringt aus weitem Chor ein Lied zum Preis des Herrn bewußt oder unbewußt eingeprägt wurde. empor! Meine Ausbildung ist mir in meinem Heimatdorf in der Volksschule zuteil geworden. Daß ich eine höhere Schule aus Ostern materiellen Gründen nicht besuchen konnte, ist mir immer Was trauerst du, wenn Christus lebt! sehr leid gewesen; ich hätte gerne auch mit studierten Wenn jedes Blümlein aus der Ruh dem Himmel zu Brocken umeinander geworfen. Ohne Mittel konnte ich also sein duftend Köpfchen freudig hebt. eine weitere Stufe der Bildung nicht erreichen, und es blieb Sieh, ohne Zahl in jedes Sein mir auch nur ein Weg offen, um meinen inneren Drang dringt Gottes heller Sonnenstrahl und löst die Qual befriedigen zu können. Und diesen Weg ging ich frohgemut. mit trostumwob'nem Hoffnungsschein. Hinaus in die große, weite Schöpferwelt ging mein Wandern, Am Kreuz such Halt, das niemals wankt. und mein Schulgebäude war der hohe Gottestempel, und Beug dich vor höh'rer Allgewalt, wenn feig und kalt mein Lehrmeister war die reine, unverfälschte Natur. In Verzweiflung dich und Nacht umfangt. dieser Schule habe ich mich beflissen, so gut wie möglich in diese Geheimwelt einzudringen. Ich habe ihr Wesen, ihre Wohl, wer sich freut und folgt dem Drang, Rätsel zu lösen versucht. Ich habe gelernt zu sehen und der alle Jahre sich erneut mit seinem Sang — mir Mühe gegeben, ihre Sprache zu verstehen. Nach und der frohe Osterglockenklang. nach wurde ich eingeweiht in ihre Geheimnisse und bin immer mehr in ihr aufgegangen. Und so erzog mich diese Einem guten Freunde gewidmet Lehrmeisterin zu einem Jünger der Natur, zu einem Natur- (der im Mai 1911 gestorben ist) menschen. Alle meine Gedichte sind echte Kinder der Natur. Ein Freund war's, ein braver, geachtet, geliebt, Leben und Sterben schreitet mit ihnen durch die schöne dem man das Geleite zum Friedhof nun gibt; — Gotteswelt. Ueber Staub und Moder streuen sie Blumen, Wie konntest im Mai du nur sterben und all diese auf zerfallenen Ruinen pflanzen sie Tannen und singen von Freuden verderben? — Sagen der Vergangenheit. Ihr Lied klingt hinauf zu den Betracht doch die Welt obs dir nicht gefällt! — Sternen, hinein in die Unendlichkeit. Sie reden von Zukunft Dein Mund bleibet stumm, du schauest nicht um. und schöpfen aus Versunkenem. Ihre Stimme dringt hinein Was kümmert ein Lenz dich hinieden in die menschlichen Herzen, sie spricht von Leid und Liebe dein Wunsch ist nur Ruhe und Frieden. und weckt manch schöne Erinnerung. Durch Himmel und Noch Schöneres weißt du — ich ahn es mit Bangen, Hölle siehst du sie wandern, und Wege zum Glück halten sonst wärst du doch mitten im Mai nicht gegangen. sie dir offen. So ziehen sie hinaus und predigen den Glauben und führen dich in den unendlichen Tempel der Natur." Der Reiche und der Arme Ueber zweihundert Gedichte hat Bumiller i. J. 1928 in Ohne Unterschied, mit seinen gewaltigen Armen seinem ersten Gedichtband veröffentlicht (bei Steinhilber holt sich der Tod den Reichen und den Armen. und Schmidt, Hechingen), nur „daß man an ihnen die unbe- Mit Unterschied jedoch geh'n beide Mannen einflußte Gangart beobachten und daraus ersehen kann, wie ins finstere Totenreich von dannen. ein Mensch dichtet, der überhaupt keine Ahnung hat, wie Freudig sieht man da den Armen zieh'n, ein Gedicht sein soll." Die für den zweiten Band vorberei- fest hoffend auf das Glück im Jenseits. teten Gedichte waren nach seinem Tode im Besitze einer Doch sträubend will der Reiche ihm entflieh'n Tochter und sind in den letzten Tagen vor deren Tod spur- besorgt um das Glück im Diesseits. — los verschwunden. Als sich Bumiller wegen eines Augenleidens einige Zeit in Gleich zum Eingang des ersten Bandes nennt er seine Tübingen aufhielt, entstand das Gedicht: Gedichte Blumen und erzählt „Wie die Blumen gefunden": Augenklinik Wie die Blumen ich gefunden, draußen^ rings in Gottes Garten, Hoch über altersgrauem Häusermeer findst du hier sie schön gebunden ragte ein Gebäude laubumkränzt einher. all die dornigen und zarten. Stolz wie ein Schloß, so steht es auf der Höh; Laß zum Gruße sie dir schenken, und doch birgt es im Schöße herbes Weh. nimm sie hin als Angedenken, Manch müder Pilger aus dem Erdental, all die sonderbaren Arten. der nachtumweht verlor der Augen Strahl. Was die Heimat mir gegeben, und mancher Arme, dem sein Leben feil, leg ich hier mit Freuden nieder: sucht, hoffend, hier Genesung, Trost und Heil. Alle Bilder hin durchs Leben, Des Geistes lichter, ruhmgekrönter Flug, alle meine Jugendlieder; weilt rastend hier auf seinem Siegeszug, alles, was mir einst verbunden, das Wunderbarste, was das Wissen beut, alles Glück aus schönen Stunden, wird Menschenkindern frei hier ausgestreut. schenk ich meiner Heimat wieder. Hier weilt Entsagen und auch Edelmut; Immer tastet er zwischen Anfang und Ende, Geburt und da findest du des Christen höchstes Gut: Grab, zwischen Liebe, Rosen und Herbststurm. Wie ringt er Der Nächstenliebe hehre Lichtgestalt um die Erkenntnis des Göttlichen, das er in der Natur sieht, heilt hier das Leid mit ihrer Allgewalt. und das ihm überall, im Größten wie im Kleinsten^ begegnet. Des Schicksalswurf schont hier nicht arm noch reich, Seltsamerweise nimmt er ebenfalls gleich zum Eingang Ab- der Würfel rollt, das Los trifft alle gleich. schied von seinen Gedichten mit dem Gedicht „Abschied von Und wer zuvor in Lust geschwelgt voll Stolz, meinen Lieben". Da heißt es im dritten Vers: der beugt sich hier vorm hohen Kreuzesholz. „Laßt einmal noch zum Abschied euch umfangen, In Nacht versinkt da aller äuß're Schein, laßt weinen mich beim Auseinandergehn; der Mensch, er kehrt hier in sich selber ein. ich geh' den Weg, den viele schon gegangen, Und aus gewich'nem trübem Dämmerlicht, doch werd' durch euch ich wieder auferstehn." tagt ihm die Welt mit wahrem Angesicht. Jahrgang 1966 HOHENZ OLLERIS CHE HEIMAT 37

Wie glücklich der, der so durch Unglücks Hand Das Schillerdenkmal war dem Casse Anstoß, dem größten im Erdenstaub den Weg zum Frieden fand Träger des Namens Jungingen, dem Ordenshochmeister und neu beschenkt mit hohem Seelengut Ulrich von Jungingen zu dessen 500. Todestag ebenfalls ein die Welt erschaut mit frischem Lebensmut. Denkmal zu setzen. Mit Hammer und Meißel arbeitete er Wenn doppelt heil er dann zum Tale steigt, eigenhändig ein altes Grabdenkmal zum Ulrichsdenkmal um, voll Dank er sich vor seinem Retter beugt, das er im Beisein des Lesevereinsi am 15. Juli 1910 enthüllte, denn jener Pfad, der ihm der Hölle gleich, woran beigegebene Bildreproduktion erinnnert. Doch Bu- war ihm ein Weg zum schönsten Himmelreich. benhände ließen es nicht lange an seinem Platz, sondern beförderten es in den Wallgraben. Wahrlich, keine1 Ruh- Von Cases zeichnerischem Talent zeugt nachstehende mestat für damalige Halbstarke! Case verewigte sie wie Zeichnung, zu der sich im Gedichtband folgendes1 Gedicht folgt: fand: An den Zerstörer vom Ulrichsdenkmal Mit vieler Müh u. wenig Dank, entstand der Denkstein u. die Bank. Nun hast du dich gar sehr beflissen und hast den Denkstein weg- gerissen. Warum zerrst du in deiner Tücke nun jene Bank nicht auch in Stücke? Warum? Die Antwort ist gar leicht: Weil sie dich gut zum Sitzen deucht! Doch warte nur — balde, gar balde, liegt auch die Bank dort unten im Walde. Dieser Bericht hätte eine Lücke, würde er nicht Cases Stellung zur Dorfgemeinschaft erwähnen. Zwar war er am liebsten allein in seinem Zimmerchen. Aber bei Gesang und Tanz, da stellte er sich ein. Manchen Vereinsabend hat er mit Gedichtvorträgen und kleinen Theaterstücken verschönert. Bis ins Alter war er am liebsten bei der Jugend und hat beim Tanz manches Mauerblümchen oder auch eine besonders gute Tänzerin geholt und vielleicht so ein wenig glücklich gemacht. Die früher in Jungingen traditionelle Fas- net war Cases Werk, und seitdem er nicht mehr lebt ist auch die Fasnet hier tot. Dialektgedichte, die köstlichen Humor und Mutterwitz enthalten, finden wir nahezu zwanzig in seinem Buch. Hier eine Probe:

Metzelsupp

Dr Zinkehannes goht i dr Fruah voller Eil am Weilerescha zue, und sät, daß ear a Fuatter hot an raute Klai in d' Wintersoot. Gez. von Casimir Bumiller, alt, dazu sein Gedicht: No goht'r, s ischt, schau zimmlig warm, mit'm Säckle unterm Arm, (Seite 175 seines Gedichtbandes) und wia a Ritter ziert da Kopf, mit dr Schüssel uffem Kopf Rep.: Keidel-Daiker grad wieder zruck, in's Oeatle nei, u. kehrt voll Duscht im Schütze ei. - „Zink", schreit dr With vom Schützeklupp, „Monaus mit deira Der Maler vor seinem Bilde Metzelsupp?" Unterm Rasen, längst vermodert, liegst geknickt du stolze Blume, „Was!" schreit dr Zink, „was fällt dr ei?" „Gi Fuattersäa bin i gsei!" und dein aufgetürmter Himmel schwand zu einer Handvoll Erde. „Nul" foppt dr With, „jetz guck do na, wie auseruar sich täuscha ka. Ewig wärst du bald vergessen, hätte ich nicht deinen Schatten, I sieh nu, daß du Sappermoscht an Saukopf in dr Schüssel hoscht!" deine Züge festgehalten, widerspiegelt mit dem Stifte. Aber nicht aus Freundesliebe! Was mich trieb, das ist Rache — Nach schwerer Krankheit und Operation ist Cas. Bumiller wie der Künstler oft sie wählet gegen seine grimmen Feinde. in Tübingen am 27. Mai 1930 „mit dem Frühling dahinge- Ja — zurücke aus dem Grabe fordert dich, durch mich, die Muse. gangen", wie er es im Vorwort zum Gedichtband vorausge- Und ich will Gestalt dir geben, die genügt für meine Pläne: Daß der gut und böse Engel sich im Ausdruck offenbaren, daß dein Angesicht belebet wird vom Geist, der dich beseelet. Daß der Wolf verrät'risch winselt unterm weißen Fell des Lämmchens, und die unterdrückten Tücken ihre dunklen Schatten werfen. Der Entwurf ist mir gelungen, weil den Stift der Böse führte; Und ich steh vor dir befriedigt: „Herrlich Meisterwerk der Hölle!"

Als Naturmensch wurzelte C. Bumiller in der Heimatnatur und war darum naturnotwendig ein großer Heimatfreund. Die Ueberschriften der einschlägigen Gedichte, die ihn als Heimatdichter kennzeichnen, sollen hier genannt siein: Auf- dem Bürgle von Jungingen. Beim Hangenden Stein. Korn- bühl. Königstanne. Auf alter Ruine. Am Weilerschofen (Was- serfall). Mein Killertal. Die Hanfbuche. Auf dem Lichten- stein. Mein Freund (Ort Jungingen). Weiler Glöcklein. Erd- beben am 16. November 1911. Dörflein Boll. Als am 9. Mai 1905 der Junginger Leseverein auf dem Bürgle unter Eineck zu Schillers 100. Todestag ein Schillerdenkmal einweihte (Schillerbüste aus Eisenguß auf Eichenpfahl), hielt Casse mit seiner Kritik nicht hinter dem Berge, sondern gab un- verhohlen seine Ansicht kund:

Beim Schillerdenkmal Armer Schiller! Zwischen Jungingen und Killer, zwischen Dorngesträuch und Steingeröll prangt dein Bild am Holzgestell. Du, der Muse großer Sohn, dem gebührt der höchste Thron; du, der stets mit hohem Klang nur von Edlem, Schönem sang, duldest hier am Marterpfahl in der Wüste öd und kahl. — Wand'rer! kommet doch und seht, wie's noch heut dem Schiller geht! Grabmal des Casimir Bumiller alt in Jungingen Aufn.: M. Lorch 38 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi sagt hatte. Sein Grabdenkmal steht noch auf dem Friedhof. Diese bilden auch das Geleitwort, das er seinem Gedicht- Es ist vom Steinmetz gestaltet nach Cases eigenen Angaben. band zur Einleitung mitgegeben, hat. Das Grabdenkmal soll Ein schwerer Block Schwarzwälderbuntsandstein wurde be- auch weiterhin auf dem Friedhof stehen bleiben, wenn schon arbeitet, wie vorstehendes Lichtbild zeigt. Die Weltkugel die Grabsteine ringsum zur Platzgewinnnung abgeräumt ist plastisch herausgestellt, darunter eine Schriftrolle, auf werden müssen. Und so ist unserm Heimatdichter auch das der in vergoldeten Buchstaben die letzten vier Verszeilen verdiente, in Stein gehauene Denkmal gesetzt. Es kann aus seinem Gedicht „Ewiges Wandern" eingemeißelt sind: doch wohl kaum bestritten werden, daß die von ihm hinter- lassenen Werke eine Geistesgröße sichtbar werden lassen, „Ich glaube an ein ewig Leben, die von keinem anderen unserer Gemeinde je wieder erreicht ich glaube an ein ewig Sterben, worden ist. ich glaube an ein ewig Wandern (Für die Ueberlassung der Druckstöcke sei hier der Druckerei Pretzl, von dem einen zu dem andern." Hechingen, herzlich gedankt.)

Einweihung vom Ulrichs-Denkmal am 15. Juli 1910 auf Hohenjungingen Rep.: Keidel-Daiker

Finderfreuden (Schluß) 3. Mit dem Steinhauer wurden im Laufe der Zeit manche daß es dem Karle einen Schrei des Entsetzens entlockte. historische Stätte besucht, z. B. über Hörschwag das ehe- Wußte er doch, daß man Altertumsfunde wie rohe Eier zu malige Klösterlein Mariaberg mit seiner überaus feinen behandeln hatte! Aber vollends zur Entmutigung brachte ihn Kirche vcn ca. 1680. Die Anfänge dieser geistlichen Stätte die Erklärung seines, Gegenübers: „Des ist doch, noiz as a-n- sollten Hans später mehrfach noch beschäftigen (HJHeft 1956, alts Seach"! Der Karle wollte es nicht glauben. Aber als 110). Der Rückweg führte über Bronnen den uralten Weg Hans bald darauf in Ferien kam, mußte er leider die Mei- der Ablege über Bettelmanns Loch bis zum Stettener Sträßle nung Otmars bestätigen. Es war ein gewöhnliches Pflug- kurz vor die sog. Gamerstaig, die Meldungen zu führt. An- sech, allerdings ein sehr großes. dere Ziele waren der Kornbühl, der Dreifürstenstein mit dem Einen Anstoß gab die Sache jedoch, nämlich den,, durch lieblichen Beuren, die Kirchen Haigerlochs, das ehemalige den Burgenforscher und Maler Konrad Albert Koch aus Kloster Kirchberg, das die beiden auf Feldwegen von Hai- Burlafingen bei Ulm die Burgruine untersuchen zu lassen. gerloch aus in einer Stunde erreichten. Nach einem Ab- Hans leistete die schriftlichen Vorarbeiten und sammelte bei stecher in den Sandsteinbruch von Renfrizhausen, woher Verwandten und Bekannten die nötigen Mittel. Der Stein- Dietrich sein Material für Grabsteine bezog und dem lieb- hauer übernahm mit einigen Burschen 1929 die Grabungen lichen Bernstein, einem einstigen Bruderhaus, von dem der nach Kochs Weisungen. Dieser fertigte anschließend nach Heimatfreund noch alte Dachplatten mit dem Bild eines den gefundenen Grundmauern hier und vom Aloise-Schlößle Bären gekannt hat, gings wieder zurück zur Landesbahn. je einen Plan und eine Rekonstruktion (Albv. Blätt. 1930, Eine andere Fahrt führte per Bahn ins Donautal nach Beu- 2,40—246). Wenn jedoch einige der jungen Graber den Stein- ron, wo die beiden Sehensdurstigen für drei Tage die herr- hauer hatten „auf die Schippe nehmen" und mit einem eiser- liche Natur ums bekannte Kloster genossen: F'ridingen, nen Nickel der Inflationszeit narren wollten, den sie gefun- Ruine Kallenberg, Donauschleife, Schloß Bronnen mit dem den zu haben vorgaben, so hat er den Schwindel schnell trompetenblasenden Kastellan Henne, Petersfelsen, Wilden- durchschaut und den „Fund" die Halde hinabgepfeffert. Aller- stein und St. Maurus im Felde. dings vorher war er durch einen Zeitungsartikel irritiert Einmal, als Hans nicht gerade im Dorfe weilte, hatte der worden, der die nach seiner Meinung geheim zu haltenden Steinhauer Karle einen merkwürdigen Traum: Er sah sich Grabungen vorher anzeigte. auf dem Nähberg beim alten Schloßturm in den Trümmern Längere Zeit waren Karle und Hans den Flurnamen auf herumstochern, und plötzlich kam ein „Stück Altertum" zu- der Spur und dem unbekannten Standort der ehemaligen tage, dessen Bedeutung ihm jedoch nicht recht klar wurde. Burg Ringelstein. Erstere wurden ausgiebig: durchge- Im Finderjubel erwachte er und erzählte es seinem Franzele mustert und von Hans notiert. Jahrzehnte zuvor hatte und den Kindern. Am Morgen hielt es ihn nicht mehr zu- Klemm in den Reutlinger Geschichtsblättern den Ringel- hause. Er stellte die Arbeit zurück und machte sich mit stein auf dem südlichen Junginger Bürgle angenommen, wo einer Haue auf den Weg zum Schlosse. Nach wenigen Minu- die Karten irrtümlich „Affenschmalz" anzeigten, Oskar von ten des Grabens an der bewußten Stelle zeigte sich ein Ei- Ehrenberg dagegen hatte im Jahre 1900 die Burg auf der senstück, das Karies Anstrengungen verdoppeln ließ. End- Bergnase „Eineck" des Seeheimer Berges gesucht, während lich nach Wegräumung einiger Steine konnte das gut 12 die „Mitteilungen" des Geschichtsvereins (1883, 94) den Näh- Pfund schwere Eisenstück herausgenommen werden, das sich berg als Standort des Ringelsteins vermuteten. Alles „Für nach unten verbreiterte und mit einer dicken Rostschicht be- und Wider" wurde besprochen, Anhaltspunkte geprüft und deckt war. Der Karle eilte damit zutal, wo er ganz begei- in den Albvereinsblättern (1929, Nr. 3) ausgiebig, berichtet. stert den Mitbürger Otmar Bailer traf und ihm den Fund Inzwischen wurde klar, daß nicht Adelige mit dem Namen zeigte. Doch der begriff die Freude nicht, warf vielmehr das „von Ringingen" und andere „von Ringelstein" auf dem Eisen mit Wucht auf den Boden, wo die Rostschicht absprang, Nähberg gleichzeitig gesessen haben können. Dazu wies Jahrgang 1966 II O H E N Z O LLE R L S CHE HEIMAT 39

Hauptlehrer Bosch, der später im Krieg geblieben ist, das von Zollern von 1*92. Deutliche Spuren einer Burg finden südliche Bürgle bei Jungingen (unter dem Himberg) als Burg sich im Weiiertal („Weilersburg") oberhalb Haus, ferner dem Jungingen nach. Hier und auf Eineck stand oder steht auch Hausener Kapf ob dem Wagrain, weniger deutliche auf der kein sichtbarer Felsen („Stein") an, wie er im Namen Rin- Hohen Wach und den beiden Falkenburgen am Jennent , gelstein eigentlich zu erwarten wäre. Eineck hieß zudem um sowie dem gegenüberliegenden Gottfriedfelsen. Oberhalb 1545 noch „Frundsbürglin". Gauselfingen rechts des Baches findet man „wei leutliche Hans hatte damals durch den noch hilfsbereiten Dr. Heb- Burgruinen. Die über der Burladinger Mühle heißt heute eisen — später wurde er durch seine Krankheit sehr zu- Hasenfraz, in der M. Walter den ehemaligen „Schirmberg" rückhaltend — aus dem fürstlichen Archiv in Sigmaringen vermutete. Das Schlößle am Alt-Ebingerweg heißt Leck- sich Akten geben lassen und solche aus dem Donaueschin- st e i n. Die beiden Ruinen Lichtenstein bei Neufra sind seit ger fürstenbergischen Archiv über den Austausch desi zol- langem bekannt. In den 30er Jahren dagegen war das Alte lerischen Viertels von Ringingen an Fürstenberg (1584) ent- Schloß an der Fehla auf Gemarkung Gammertingen noch liehen. Dabei befand sich eine Grenzbeschreibung Ringingens fast unbeachtet. Hans hatte diese Plätze in den Albvereins- mit den zollerischen Orten Jungingen, Killer, Hausen, Bur- blättern 1933, 9—16 behandelt. Für die Gauselfinger Schüler ladingen. Im Pfarrhaus des letztgenannten Dorfes saß Hans unter Lehrer Arnold, die ihren Vikar besonders schätzten, als Vikar, nur einmal gestört durch ein vorwitziges Mäus- hielt er einen Lichtbildervortrag über die Laudiert von der lein des ehemaligen Bauernhauses, das sein Hosenbein in- Quelle bis zur Mündung. Die Bilder hatte sein Freund W. spizieren wollte. Er studierte eifrig den Grenzverlauf vom B a u r zur Verfügung gestellt. Letzterer hat in langjähriger Tiefental über den Mettenbergbrunnen und Glatten Stein Forschung als Obmann des Albvereins das ganze Heimat- hinab ins Buckental. Seine Augen wurden starr bei der gebiet abgewandert, die geschichtliche Entwicklung unter- Fortsetzung: „Stein Nr. 227 mit den Namen Fürstenberg und sucht und sich ein ungeheures Wissen angeeignet. So ist es Zollern bei einem großen Felsen neben Ringelstein nur selbstverständlich, daß Baur und Hans seit Jahren die an der Halde n". Ein Jubelruf entfloh seinem Mund, ein gleichen Interessen und eine herzliche Freundschaft ver- Luftsprung folgte: Gefunden, was man fast 10 Jahre gesucht! binden, Wer kann die Freude fassen!? Ringelstein ist unser Aloise- Herr Pfarrer R. Biener, der Vorgesetzte des Vikars Hans, schlößle an der Burladinger Grenze am sog. Kästlesbühl. hat ihm großzügig sein Auto für die Filialfahrten und zum Wer denkt bei letzterem Namen nicht an die Kastelburg bei Waldkirch!? (castellum-Burg). „Ganz außer sich hat er einen „Dies" nach Hechingen zur Verfügung gestellt. Seine beiden Freudensprung gemacht" erzählte nachher die treue Pfarr- Schwestern Felize und Marie aber betreuten ihr- wie ihren schwester Marie. In der nächsten freien Stunde eilte der eigenen Bruder, besonders als er eine Zeitlang leidend war. Glückliche geflügelten Schrittes zum getreuen Steinhauer, um Eines Tages fuhren Pfarrer und Vikar durchs Killertal gen die Entdeckung zu melden. Die Freude war auch hier groß Hechingen. In Jungingen stieg gewöhnlich der Ortsgeistliche Selbst s'Fran?.ele kannte ihren, Karle fast nicht mehr, der Benno Kram er zu. Diesmal überraschte er jedoch Hans ganz verzückt war. Ein ausführlicher Bericht, auch über die mit der Nachricht, der N. N. habe auf dem Bürgle ein „Stück Burgherren, folgte in den Albvereinsbättern 1931, 317—32.1. Altertum" gefunden, Da noch genügend Zeit war, eilte Hans Später fanden sich noch im Sigmaringer Staatsarchiv an- sofort in das betreffende Haus und der Finder zeigte den dere Grenzbsschreibungen von 1454 bis 1784, in denen sich Gegenstand, den der Landeskonservator L a u r bereits als der Ringelstein an der genannten Stelle angegeben findet. sehr wertvoll bezeichnet habe. Es war ein Weihwassergefäß Dann wurde dar Name vergessen. An dessen Stelle war der aus Ton mit einem schönen Madonnenbild, wie man sie im des späteren Waldbesitzers Alois Stölzle und dann Alois Zimmer aufzuhängen pflegt. Hans besah es kritisch und Dorn getreten. meinte: „Das trägt ja eine grüne Glasur, die allerdings meist abgesprungen ist. Und dies hat Professor Laur tatsächlich für 4. alt erklärt?" Der Finder nickte. Doch Hans sagte: „Das wun- Im Jahre 1932 erschien Gustav Hoffmanns Buch „Kirchen- dert mich, ich würde das Gefäß für ziemlich jung halten, heilige in Württemberg". Hans kaufte es und las eifrig über schon wegen der Form der Madonna und der Glasur!" Also die Hohenzoilern benachbarten Gemeinden und den Schwe- berichtete er auch im Pfarrhaus. Erst später kam heraus: sterort Ringingen bei Blaubeuren, der so oft mit dem un- Pfarrer und Hauserin (die sich schließlich in Jungingen ver- seren verwechselt worden war. Da wird nun S. 210 eine heiratete) hatten sich einen Ulk geleistet und das Gefäß am Handschrift Scheffers erwähnt, worin zum Jahre 1406 der Bürgle oberflächlich „zum Finden" verscharrt gehabt. Kirchenheilige St. Martin angegeben sei, was jedoch wahr- Zusammen mit den Glocken der neuen Fideliskirche in scheinlich das hohenzollerische Ringingen betreffe. Diese An- Burladingen sollten auch für die Filiale Gauselfingen neue gabe elektrisierte, denn so früh war bisher St. Martin noch Glocken beschafft werden, zumal das von B. Grüninger 1920 nicht vorgekommen! Also sofort in Stuttgart eine Abschrift gelieferte a-Glöcklein nur einen halben Ton über der alten der Stelle von 1406 anfordern! Die Antwort kam und warf Glocke des 14. Jahrhunderts lag, was einen abscheulichen den Hans fast um: Es war die Ringinger Stiftungsurkunde Zusammenklang erzeugte. Der Vertreter Schillings von Apolda des Affenschmalzer Jahrtags des Heinrich von Killer, seiner Frau Elsa der Urirainen und des Sohnes Kaspar. Am Jahr- kam also, um den Ton der alten festzustellen, die man tag hatten die Pfarrer von Salmendingen, Meldungen, Holn- unbedingt erhalten wollte. Hans hatte schon vorher auf Lö- stein, Burladingen, Killer und der Prior von Starzein teilzu- wenwirts Klavier gefunden, daß die Tonlage nicht so war, nehmen. Was hatten die Stuttgarter Herren doch für Orts- wie man aus der Größe der Glocke hätte schließen können, kenntnisse gehabt, als sie diese Urkunde unter Blaubeuren sondern „gis" ergab. Der Vertreter probierte mit seinen einreihten!? Bei uns hat man doch bis 1923 den Jahrtag Appun'schen Stimmgabeln, fand aber nichts, sondern er- jährlich verkündet und t ehalten! Später kam auch die Ori- klärte, die Glocke habe überhaupt keinen Ton. Dies hätte ginalurkunde zutage. Völlig schleierhaft, wie sie ins Stutt- bedeutet, daß er ein größeres Geschäft machen wollte. garter Staatsarchiv kam! (HJHeft 1954, 135). Jetzt war auch Der Vikar aber stellte „gis" ein, schlug die Gabel am Stuhle Eiseies Ansicht vom Junginger Jahrtag zu berichti- an und setzte sie auf den Glockenrand, und siehe: Voll und gen, der nicht von den Affenschmalz, sondern den Herren klar erklang das gis! „Was haben Sie gemacht!?" fragte der von Jungingen fürs Kapitel Trochtelfingen gestiftet war. Vertreter erstaunt. „Gar nichts, als gis eingestellt", war die Antwort. Die alte Glocke war damit gerettet. Schilling goß Auch der Ringinger Ortsplgn von 1728 im fürstenbergischen dazu' die Töne e, h, eis, was das Salve-Regina-Motiv ergab. Archiv mußte unsrem Hans seine Geheimnisse hergeben, Gottlieb Zintgraf stiftete die größere Reginaglocke, die die ebenso wie das unter einer Schuttschicht im Dachraum der Inschrift trug: „Salve Regina! Die durch Jahrhunderte ge- Hohenzollerischen Landesbank in Sigmaringen hervorgezo- klungen, hat ach der Krieg verschlungen. Was dann die gene Urbar des gleichen Jahres! Die „24 Stund Freiheit" im Inflation uns brachte, dem Gießer wenig Ehre machte. Drum Kreben vor dem heutigen Schulhaus entpuppten sich als hing man, dem Allerhöchsten zur Ehr, drei neue Glocken Hinweis auf ein ehemaliges Asyl und reizten zu den Ver- zur Alten hierher." Leider dauerte die Freude nur bis zum sen: „Hier auf dem Dorfplatz im Krebenring tagte in alter zweiten Weltkrieg. Und nachher geriet die kleine Glocke dem Zeit die Gemeinde. Unter der Linde der Männer Thing saß Gießer wieder etwas zu hoch! zu Gericht über Freunde und Feinde. Fröhlicher Tanz und 5. die Kegelbahn zogen die Jugend gar mächtig an. Selbst eine Merkwürdigerweise werden die Ringinger Kirchenheiligen Freistatt hat hier gefunden, allerdings nur für 2 Dutzend 1 Stunden, wenn einer unbedacht Uebles getan!" (Zollerheimat im Jahre 694 „St. Anna und Martinus" genannt, während 1938, 40 und HJHeft 1961, 83—88.) doch nur Martin sehr alt sein kann, Anna aber erst seit dem 15. Jh. stärker in den Vordergrund trat. Wie kam nun Anna Im Fehlagebiet gibt es eine Anzahl Burgstellen, die Han- an die erste Stelle? Nichts schien darauf hinzuweisen. Da fiel sens Interesse fanden, zumal im alten Pfarrbuch Burladin- Hans im fürstenbergischen Archiv Donaueschingen eine Tür- p;en zum Jahre 1185 die Weihe einer Burgkapelle zu Ehren kensteuerliste vom Jahre 1542 in die Hand, die er in Peters und Pauls und Johannes des Täufers erwähnt war. der „Zollerheimat" 1938, 89—93 abdrucken ließ. Aus ihr geht In Burlaa? gen stand westlich der Georgskirche das sog. alte klar hervor, daß es damals in Ringingen rieben der Mar- Schloß, südlich das sog. Schlößle des Augsburger Bischofs tinspflege noch eine kleine Pflege St. Anna gab, von der auch 40 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi eine um 1912 veräußerte St. Anna-selbdritt herrührte, sowie konnte ja in Melchingen weitergeforscht werden, wohin die die Liebfrauenpflege der Kapelle und eine Kaplanei, Offen- Müllerfamilie später zurückkehrte. sichtlich ist diese Annapflege vor 1694 mit der Heiligen- Während seines Kaplanjahres in Bingen (1936) wandte sich pflege vereinigt worden! Hans der Erforschung der Burg Hornstein und; des Bit- Die Neugier des Hans führte zu einer anderen, Entdeckung. telschießer .Täles zui, wohin die Ulrichskapelle vom St. Ul- Im Sigmaringer Staatsarchiv, damals noch in einem Privat- richsritt am Roßlauf um 1625 in den Platz der ehemaligen hause beim Gymnasium untergebracht und von einem freund- Burg der Herren von Bittelschieß versetzt worden ist. Aus lichen Pensionär namens Altenhoff verwaltet, fand er den Ein- den Heiligenrechnungen im Archivgewölbe des Bingener trag „Bickelspergs Lagerbuch". Was ist das, fragte er den Kirchturms konnte unser Kaplan wertvolle kunstgeschicht- Beamten. Der brachte den Band, und Hans mußte baß er- liche Daten erheben (Zollerheimat 1941, 25—32). staunen: Es war das längst verloren geglaubte Lagerbuch Schon vorher fand er im fürstlichen Archiv Sigmaringen der Grafschaft Zollern aus dem 15. Jahrhundert, dessen eine Nachzeichnung der um 1786 gefundenen Inschrift der Schreiber eben Bickelsperg hieß. Ein Bericht in der „Zoller- Bisinger Kirche, die er in zwei Anläufen entziffern heimat" 1936, 53 folgte. Später hat Dr. Herberhold den wert- konnte (Hohz. Heimat 1952, 55). Den Geschlechtern der Gra- vollen Band herausgegeben, worauf der damalige Kreisleiter fen von Gammertingen, der Schwelherr zu Ringingen und von Sigmaringen sich äußerte: „Das liest doch kein Mensch!" Straßberg, der Truchsesse von Ringingen und der von Rin- Freilich, wer keine Ahnung hat von dem Reiz der Ge- gelstein-Killer galt sein besonderes Interesse, worüber er in schichte, der legt so etwas achtlos beiseite. den Jahresheften berichten konnte. Die langdiskutierte Frage der sog. Junginger Schwe- Im Melchinger Rathaus entdeckte Hans eine große Flur- denschanze löste Hans an Hand von Akten des fürstl. karte von 1730, die Archivrat Dr. Meinert, der sich um jene hohenzollerischen Archivs, was nicht wenig Befriedigung Zeit um die hohenzollerischen staatlichen Archivalien küm- auslöste. Sie stammt aus dem Spanischen Erbfolgekrieg 1704. merte, auf Staatskosten reparieren ließ. Leider ist die Karte (Zollerheimat 1939, 35 und 41.) nachher durch Unverstand im Krieg verloren gegangen. Ebenso das Fleckenbüchle des 15. Jahrhunderts, von dem Einen Hauptschlager bildete die Richtigstellung des ver- Hans jedoch wenigstens eine Abschrift nahm, die er im kannten Löwen im Gammertinge r Stadtwap- Hohz.JHeft 1954, 172 abdrucken ließ. pen, den man bisher als Hund angesehen gehabt. Hilfs- mittel dazu war eine vom Antiquariat Levy in Stuttgart er- Selbstverständlich befaßte sich Hans auch mit Familien- worbene, bruchstückhafte Kopie des Wappenbuches von geschichte. Als Vikar in Burladingen ergänzte er das Gausel- Konrad Grünenberg (1482), worin unter den württember- finger Familienbuch bis 1685 zurück. Bei seiner eigenen Fa- gischen Herrschaften auch der blaue Löwe in Weiß von milie sah er sich, bezüglich der Abkunft seines Urahns Fer- „Gammertingen" erschien, während die Druckausgabe Hilde- dinand Kraus unüberwindlichen Schwierigkeiten gegenüber, brandt irrig „Gemmingen" gelesen hatte (Hohz. JHeft 1950, da das Taufbuch Ringingen nur bis 1718 zurück erhalten ist. 143). Die Durchprüfung aller Besitzungen der Krausfamilien för- Der zweite Hauptschlager war die Erforschung des; Sig- derte eine Maria Ursula Scherer als Frau eines Mathias und maringer Hirsches und dessen Zuweisung an den vermutliche Mutter des Ferdinand zutage. Scherer aber ist Grafen „Giberardus de Sigimoringim" aus der Diözese Kon- ein Trochtelfinger Name. Also' dort nachforschen! Tätsächlich stanz, eines Herrn von Hirschberg-Peuitingau aus Bayern fand sich dort nicht nur der Geburtstag Ferdinands, son- (HJHeft 1951, 10) von dem der gewandte Sigmaringer Archi- dern auch der Hochzeitstag der Eltern 1710. Mathias war dort var am Staatsarchiv, Dr. Herberhold, urteilte: „Wenn nur offenbar im Dienst gewesen und kehrte später mit der Fa- alle Geschlechter des 13. Jahrhunderts so genau nachge- milie nach Ringingen zurück. Aehnlich ging es bei Erfor- wiesen werden könnten!" schung der Mutterlinie zu, die nach Meldungen, führte, von Schließlich sei noch hingewiesen auf die Feststellung der wo Kaspar Viesel des Kaspar im Jahre 1788 nach Ringingen ehemaligen Burg Hustneck am Gammertinger Weihtäle heiratete. Beim Vater Kaspar jedoch ergab sich wieder ein (H. H. 1960, 51) und zuletzt des Zwiefalter Besitzes zu Oppin- sog. toter Punkt: Seine Geburt konnte in Melchingen trotz tal (1138), dem späteren, jetzt aber verschwundenen Hof genauester Nachforschung nicht gefunden werden, obwohl Hoppental bei Jungnau (H.H. 1965, 38), was einen jahrhun- die Viesel dort schon seit mindestens 1562 nachweisbar sind dertealten Irrtum berichtigte. Andere freudige Funde wa- (1422 in Steinhilben). Durch Vergleich der verschiedenen ren das Johanniterhaus Jungental bei Starzein (Zoller- Vieselbesitzungen ergab sich als möglicher Vater unseres heimat 1941, 13), die Rechtsordnung des Klosters St. Georgen älteren Kaspars ein Nikolaus. Just rra diese Zeit erscheint zu Owingen und1 Stetten bei Haigerloch (Zollerheimat in Hechingen ein Müller Nikolaus Viesel, ein dort sonst 1937, 53), die Aufhellung der Geschichte Straßbergs fremder Name. Sollte er gar von Melchingen stammen? Hans (HJHeft 1959, 1—184), Ringingens (ebenda 1960—1962), wandte sich brieflich an den damaligen hochgelehrten Stadt- die Urkunden-Regesten des Klosters Stetten bei pfarrer Paul Graf aus Burladingen, mit dem ihn brüder- Hechingen (ebenda 1955—1957) und als besondere Perle: die liche Freundschaft und engere Landsmannschaft verband. Geschichte der Ringinger Marienkapelle (Hohenz. Hatte doch Grafs schon vor seiner Geburt 1894 hingeraffter Heimat 1958, 10 und 26). Vater Paul, des Schlossers Sohn, aus Ringingen gestammt. Das ist eine Auswahl von Finderfreuden eines Dilettan- Fast umgehend kam die Antwort: „Du hast richtig vermutet. ten, die ihm sein Hobby als Geschenk von oben in 40 Jahren Kaspar ist hier in Hechingen, am 5. Januar 1707 geboren als am Rande seines eigentlichen Berufes brachte. Doch ergab Sohn des Müllers Nikolaus Viesel von Melchingen, der sich dieses „Steckenpferd" keinen materiellen Gewinn. Denn 97 in Hechingen mit Margarethe Keptner am 14. Mai 1701 ver- Prozent seiner Arbeiten waren ohne Entgelt, das Ganze also heiratet hatte." „Kärrnerarbeit für die Heimat." Dabei wurde er freilich von Man kann sich leicht vorstellen, wie groß die Freude über vielen Freunden und Gesinnungsgenossen, deren Namen hier diese überraschende Lösung des „Knotens" war. Denn nun nicht genannt sind, uneigennützig unterstützt.

Mariaberger Nonnen

Ueber die Klosterfrauen in Mariaberg wissen wir nicht serung der Sitten Gehorsam, Keuschheit und freiwillige Ar- viel. Aufgeschrieben wird vielfach nur Tadelnswertes, Dazu mut" in Gegenwart des Paters Prior statt des Abtes vom gaben sie keinen Anlaß. Diese Klosterfrauen lebten nach den Gotteshaus: Zwiefalten, gegen die Mutter und Schwestern des Regeln der Benediktinerinnen: ora et labora (bete und ar- Klosters. beite), waren weit weg vom Getriebe der Welt. Woher mö- Hier interessieren die Namen und Heimatorte aus unserer gen sie gekommen sein? Es gibt wohl keine vollständige Gegend. Sie zeigen, daß trotz der damaligen Abgelegenheit Liste, besonders schon gar nicht von der ältesten Zeit. Man Mariabergs der Zugang zu diesem Kloster beachtlich war. sagt auch den Frauenklöstern nach, sie hätten nicht viel ge- Die Gelübde legten u. a. ab: schrieben. Im „Diözesanarchiv von Schwaben", 19. Jahrgang 1457 Gretle von Emerfeld. - 1473 Barbara von. Holzelfin- 1901, S. 132, wurde eine Sammlung von Profeßzetteln aus gen. - 1483 Ursel Brügeli von Ebingen - 1485 Barbara Frite den Jahren 1547—1699 veröffentlicht. Das waren die Ver- von Hundersingen. - 1488 Berbely vcn Reutlingen, - 1494 sprechen, die beim Eintritt in das Kloster, nachdem die Pro- Margarete Ockernay von Mägerkingen. - (Dann folgen einige bezeit vorbei war, schriftlich von der Kandidatin in die von Stuttgart, Regensburg, Ulm). - 1552 Barbara Rudolph Hand der Oberin gelegt wurde. Die Schriftzüge vertreten von Inneringen. - 1586 Walburga Huber von Neufra (wel- teilweise gewandte Schreiberinnen, teilweise kaum mehr „als ches?). - 1585 Rosina Volk von Jungnau. - 1596 Johanna die ersten Versuche einer ungelenken Hand". Die Mädd.en Schererin von Gammertingen. - 1602 Ursula Weberin von versprachen, „zu, Lob und Ehren des allmächtigen Gottes;, der Emerfeld - Mehrere von Zwiefalten. - 1621 Katharina Min- seligsten Jungfrau, dem hl. Vater Benedikt in stetiger Bes- chin von Kettenacker. - 1625 Ursula Weberin von Hörschwag. Jahrgang 1966 H HENZ OLLERISCHE HEIMAT 41

- 1641 Maria Magdalena Roißerin von Trochtelfingen. - 1649 bekannt war, und dieselben wegen inrer Weiterbeförderung Martha Teuflerin von Bronnen. - 1652 Franziska Türkin von nicht in Verlegenheit kamen, weil sie eigenes PuhrwerK Neufra, Barbara Steinhartin von Harthausen. • 1673 Ger- harten. trud Mayerin aus Gauselfingen. Leider geht die Liste nur Von Zwiefalten gelangten unsere Reisenden nach dem Be- bis 1699. Sie ist wohl nicht vollständig, zeigt aber, daß in nediktiner-Frauenkloster Marienberg auf der sogenannten Mariaberg ein großer Teil der Nonnen aus unserer Gegend schwäbischen Alpe an der württembergischen Grenze. Der stammte. Ort ist sehr abgelegen und schwer zugänglich; der Weg da- Nur zum Vergleich seien die Heimatorte der anderen Klo- hin gleicht mehr einer Steintreppe, als einer gebahnten stereintritte aus dieser Liste genannt: Straße. Das Gebiet, welches zu diesem Stifte gehört, genießt 1481 Messingen, 1490 Urach, 1498 Stuttgart, 1506 Regens- vollständige Unabhängigkeit; es ist so zu sagen bei der Ein- burg, 1516 Ulm, 1516 Rommeischbach-Tübingen, 1520 Stutt- teilung des heiligen römischen Reiches vergesspn worden. gart, 1552 Herlingen, 1580 Riedlingen, 1580 Ueberlingen, In- Die Priorin ist im Besitze der vollen Territorialgewalt. Ihr ningen bei Augsburg, 1588 Moosheim bei Saulgau, 1594 Ried- Klosterrichter übt dieselbe aus; sogar in Kriminalfällen ha- lingen, 1607 Neuhausen-Urach, 1620 Assenhausen-Ravens- ben sie das Recht, nach Gerechtigkeit zu verfahren. Je nach burg, 1621 Wolfegg, 1623 Munderkingen, 1625 Sentenhart bei Lage der Sache lassen sie die Akten nei einer Universität Meßkirch, 1626 K< stanz, 1628 Munderkingen, 1637 Mengen, oder bei einem nach Belieben gewählten Gerichte unter- 1650 Rottenburg, 1655 Konstanz, 1664 Reichenau, 1665 Hohtn- suchen und verfahren nach dem Gutachten derselben mit salzburg, 1680 Schwabhausen und Engen, 1684 Horb. 1685 Feuer und Schwert, je nachdem es die Gerechtigkeit er- Rottenburg, 1686 München, 1689 Upflamör, 1694 Augsburg fordert, weßwegen. Marienberg auch im Besitze untei irdi- 1697 Irsee bei Kaufbeuren und: Wangeritz? (Pommern), 1699 scher Kerker für Verbrecher ist. Nur in geistlichen Dingen Frisenriedt/Bayern, 1699 Effingen (Argau). Man sieht, daß das erkennen die Frauen den Reichsprälaten von Zwiefalten als Einzugsgebiet einen weiten Umkreis hatte in einer Zeit ohne ihren Oberen an, von dem sie sich, auch einen Beichtvater Zeitungen, Eisenbahn usw. Es war ein großer Entschluß für und für ihre Unterthanen einen Seelsorger erbitten. die betreffenden Mädchen, wenn sie von daheim Abschied Das Wetter war außerordentlich unfreundlich bei der An- nahmen, um die Angehörigen vielleicht nie mehr zu sehen. kunft der schon längst erwarteten Andechser Gäste, desto Um so höher ist das Opfer vor Gott, in dessen Dienst diese freundlicher aber die Aufnahme, der sie sich erfreuten, ie- Jungfrauen traten, um sich für das ganze Leben ihm zu ses Kloster hatte keine strenge Klausur, wie es gewöhnlich weihen. NM. sonst bei Frauenklöstern der Fall zui sein pflegt; deswegen wurden die Gäste nach geschehener Anmeldung in das In- Ein Reisebericht nach dem Benediktinerinnen- nere des Sprechzimmers geführt und ihnen zufolge der er- Kloster Mariaberg vor 210 Jahren haltenen Vollmacht des Herrn Reichsprälaten von Zwiefalten die Erlaubnis erteilt, im ganzen Kloster sich umsehen und auch den Garten besuchen zu dürfen, nachdem man ihnen So eine Benediktinerabtei ist eine Welt für sich, früher eine entsprechende Wohnung angewiesen hatte. — Da die noch viel mehr als heute. Alles geht seinen geregelten Weg. Gäste sich's nicht recht erklären konnten, wie es komme, Der feierliche Gottesdienst, die gemeinsam gesungenen Tag- daß man es hier mit der Klausur so leicht, nehme, sagten sie, zeiten, aber auch die Pflege des Studiums und die Oblie- man habe ihnen auch schon die Beobachtung der strengen genneiten der einzelnen Patres und der Brüder. Im Gegen- Klausur aufdrängen wollen; da sie jedoch in keiner Be- satz etwa zu den Franziskanern, die immer wieder in an- ziehung zu einer Klage Veranlassung gegeben haben, so dere Klöster versetzt werden, haben die Söhne St. Benedikts hätte man auf ihre Gegenvorstellungen aus Rücksicht für ihre „stabilitas loci", sie sind an ihr Kloster gebunden. Das ihr bisheriges klösterliches Wohlverhalten, welches sie mit wäre eine gewisse Gefahr für sie, den weiten Blick zu ver- Gottes Gnade auch fürder an den Tag legen wollen, hievon lieren und einseitig zu werden. Um das zu verhindern, ge- Abstand genommen. Deswegen durften die Gäste im Refek- statteten die Aebte einzelnen Patres, eine Studienreise in torium gemeinschaftlich mit den Frauen speisen und die andere Klöster zu machen. Was sie gesehen, gehört, gelernt, Chormusik besorgen helfen, oder vielmehr dieselbe dirigie- konnte nun im eigenen Kloster nutzbar gemacht werden. ren. Der Beichtvater von Zwiefalten war ihr Begleiter, der Von einer solchen Reise erzählen nun die folgenden Zeilen. auf jede mögliche Weise darauf bedacht war, ihnen den Auf- Vom Kloster Andechs am Ammersee, südlich Augsburg, ka- enthalt zu Marienberg angenehm zu machen. — Die regie- men die Reisenden nach Zwiefalten und suchten von da auch rende Frau Priorin, zwar nicht von edlem Blute, aber von das einsame, von allem Verkehr abgeschnittene Kloster Ma- einem umso edleren Herzen, hätte eine tüchtige Aebtissin riaberg auf*). Die Klosterfrau Maria Benedicta Häckel war eine der größten Reichsabtei abgegeben; sie war einsichtsvoll über Tochter des Meßners. und Lehrers zu Ertling, von außeror- ihr Geschlecht, von reifem Verstände, im Besitze eines sehr dentlichen Geistesgaben und kam durch die Vermittlung des guten Gedächtnisses, von feinen Manieren im Verkehre mit Abtes Bernhard zu Andechs in das Benedictiner-Nonnen- Hohen und Niedern, eine gütige Hausfrau und Mutter gegen kloster zu Mariaberg bei Zwiefalten in Württemberg. Als ihre Untergebenen, ordnungsliebend im hohen Grade-; des- derselbe noch die Pfarrei Ertling pastorierte, genoß sie durch wegen erfreute sie sich auch der allgemeinen Hochschätzung ihn sogar Unterricht im Lateinischen mit solchem Erfolge, und Liebe. — Das Priorat war zwar nur klein begütert; bei daß sie schon damals manchmal die fremden Beichtväter in der verständigen Haushaltung konnte indessen doch alljähi- Andechs in Verwunderung setzte, wenn sie ihr Bekenntnis lich ein Sparpfennig für etwaige Zeiten der Not zurückge- in lateinischer Sprache ablegte. Einmal hatte sie von ihrer legt werden, abgesehen davon, daß ein ziemlich bedeutender Oberin die Erlaubnis erhalten, in Begleitung einer ihrer Aufwand für die Kirche gemacht wurde, und man den An- Mitschwestern Maria Josepha ihre Heimat zu besuchen, bei gehörigen des Hauses es in keiner Weise am Notwendigsten dieser Gelegenheit auch ihren geistlichen Vater und ehe- fehlen ließ. maligen Lehrer wieder zu sehen und ihm für seine väter- liche Fürsorge zu danken; zugleich bat sie ihn, das Kloster Deswegen war die Frau Priorin der allgemeinen Wert- Mariaberg, wenn möglich, auch einmal mit seinem Besuch schätzung, die sie genoß, vollkommen, würdig. Wie sie, so zu beehren. Abt Bernhard hatte die Einladung angenommen; ließen auch die übrigen Mitglieder ihres Konvents sich's an- da er aber teils wegen seiner Geschäfte, teils wegen sei- gelegen sein, den Gästen von Andechs alle Ehre und Gast- nes mißlichen Gesundheitszustandes nicht leicht länger ab- freundschaft angedeihen zu lassen und ihnen ihren Aufent- wesend sein konnte, so beorderte er in diesen Ferien den halt angenenm zu machen. Diese genossen sie 3 Tage hin- P. Gregor Schreyr, dahin °ine Ferienreise zu machen. P. Pla- durch. — Die Ferien nahten sich ihrem Ende, weswegen sie cidus, der eben in die Ferien gekommen war, wurde ihm auf ihre Rückkehr bedacht sein mußten. Mit einer Unzahl als Begleiter beigeordnet, unter der Voraussetzung, daß ei von religiösen Erinnerungen beschenkt, schickten sie sich bis zum Feste des hl. Lucas wieder in Freising eintreffen beim unfreundlichsten Wetter zur Rückkehr nach Zwiefalten würde, um daselbst sein Lehramt fortsetzen zu. können. — an. Bei trübem Regenwetter setzten sie dieselbe fort bis Sie erhielten zu diesem Zweck eine zweispännige Chaise nach Ehingen, einem kleinen Städtchen an der Donau, wo samt Kutscher vom Kloster. In den Klöstern, die sich in das Reichsstift Zwiefalten das Gymnasium einer Studienan- großer Anzahl auf ihrer Route aneinanderreihten, durften stalt besaß und auf seine Kosten unterhielt. In demselben sie um so mehr überall auf gastfreundliche Aufnahme rech- befand sich auch ein kleines Theater, ein Meisterstück von nen, als P. Gregor wegen seiner Musikalien allenthalben Perspectiv-Malerei des Reichsprälaten, welches bei wenigen Szenen dem Auge eine täuschende Tiefe des Schauplatzes darbot.

*) Berichterstatter ist P. Placidus Scharl OSB. von Andechs 1731 Gegen Abend erreichten sie Ulm und luden sich bei den bis 1841 (Aus Magnus Sattler: Ein Mönchsleben aus der 2. Hälfte des regulierten Chorherren zu. den Wangen zu Gast, wo sie be- 18. Jahrh. Regensburg, Menz. 1868. S. 96 f.) reitwillige Aufnahme fanden. — NM. 42 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi Hohenzollerische Studenten an der Universität Freiburg von 1460-1806 Ausgezogen von M. S c h a i t e 1 Haigerloch : 1472 Ludwicus D i e b o 11 de Haigerloch ex Hechingen dioc. Const. und Leonhardus Hechinger de clericus Constant. dioc. - 1608 Joannes Dietsch Haiger- Hechingen. - 1524 Andreas Henderer de Hechingen dioc. lochensis - 1651 Carolus Epelsheimer Heigerlochenses Const, - 1655 Nicolaus Hochschildt Hechingensis Suevus log. - 1621 Christopherus E p 1 i n Haigerloch - 1625 Joan. log. stud. und Matheus Hohenschilt Hechingensis Sue- Jacobus E p p 1 i n Haigerlochensis - 1614 Joannes F a b e r vus rud. - 1464 Conradus H u g 1 y de Hechingen dioc. Const. Haigerlochensis stud. log. d. Constan. - 1590 Christopherus 1542 Christopherus Lindenfelser Hechingensis dioc. F e g e r Haigerlochensis dioc. Constant. - 1464 Henricus Const. - 1589 Christopherus Linding Hechingensis laic. F i n d n u z de Heigerloch laicus Const. dioc. - 1612 Jacobus dioc. Const. - 1596 Johannes L i n d i n (g) Echingensis laicus G o 111 i n u s Haigerlochensis Const. episcop. studios. dioc. Const. - 1504 Wolfgangus Metzenhans de Haechin- logicae - 1547 Fridericus Herold ex Haigerloch lai. dio. gen. - 1620 Joannes Casparus M i n s i n g e r Hechingensis. - Const. - 1594 Conradus Hoch Heigerlochensis dioc. Const. 1571 Conradus Onverdorber ex Hechingen dioc. Const. - - 1630 Joannes Conradus Kocheisen Heigerlochensis - 1507 Blasius Ries de Hechingen dioc. Const. - 1595 Caspa- 1495 - Leonardus Koler de Haigerloch Constant. dioc. - 1472 rus Rintz Hechingensis dioc. Const. - 1502 Nicolaus1 Sar- Dominus Petrus K ü 1 de Haigerloch pbr. Const. dioc. XIIII toris de Hechingen dioc. Const. - 1504 Georgius Sartoris die mens. Novembr. artium bacc. Heydelbergens. - 1607 de Hechingen dioc. Const. - 1629 Casparus Sartorius Joannes Christopherus M e z g e r Haigerlochensis - 1647 Ja- Hechingensis rudim. - 1534 Franciscus Hugo Sattler mgr. cobus Mockher Haigerlochensis logius - 1607 Joann. Ja- artium ut asserit ex Hechingen und Joannes Jacobus Satt- cob Molitor Haigerlochens. - 1627 Michael M ü t h 1 e r Hei- 1 e r ex Hechingen fratres. - 1544 Georgius Abrahamus Sat- gerlochensis - 1609 Joannes P i s t o r i us Haigerlochensis dio. ler ex Hechingen. - 1580 Johannes Sattler ex Hechingen Con. - 1563 Joannes Rouch de Hegerloch dioc. Const. cle. dioc. Const. - 1564 Sebastianus Schlegel Hechingensis nob. - 1601 Johannes Riesterus Haigerlochensis Suevus nob. laic. dioc. Const. - 1503 Johannes Seratoris de He- diocoes. Constant., stud. human. - 1609 Martinus Schmidt chingen dioc. Const. - 1541 Johannes Son Hechingensis Haigerlochensis - 1549 Adamus Stier de Haygerloch Con- dioc. Const. laicus. - 1568 Georgius Streblin Hechingen- stantiensis dioceseos - 1604 Michael I m - W e g Heuger - sis dioc. Const. laicus. - 1563 Johannes S t r o b 1 Hechingen- lochensis subdia c. - 1652 Mathias W e r t z Haigerlochensis sis laicus dioc. Const. - 1602 Balthasarus Sutor Hechingen- Suevus i. u. s. - 1621 Simon Wollensack Haigerlochen- sis dioc. Const. - 1491 Albertus Trummeter de Hechingen sis - 1737 D Carolus Leopoldus B e k Haigerlochens. Suevus - dioc. Const. - 1564 Conradus Unverdorben Hechingen- 1767 Jos. Joan. Nep. Blau Haigerlochens. Suev. phys. - 1772 sis laicus dioc. Const. - 1609 Joannes W e 1 i n Hechingen- Blau Franc. Ant. Haigerlochensis dogm-schol. 1. an. - 1770 sis. - 1476 Wernherus W i z 1 i n de Hechingen utriusque ju- Jo. Nepomuc. B ü r c k 1 e Haigerlocens. ex prineipatu Ho- ris baccalarius dioc. Const. - 1657 Michael Aichgasser henzollern log. - 1785 D opfer Xav. Haigerlocensis Suevus Hechingensis Suevus rud. und Franciscus A r a n t Hechin- pand. - 1781 Egg Franc. Xaverius Haigerlochensis Suevus, gensis Suevus maior synt. und Balthasarus Z i e g 1 e r He- theol! - 1723 D Joannes Christopherus E 1 g a s Heigerlochen- chingensis Suevus ram. - 1750 Joan. B. Beck Hechinganus sis Suevus theol. - 1767 Joan. Christ. E 1 g a s Haigerlocens. Suevus phys. mphys. mfph. - 1723 D Franciscus Antonius Suev. iur. utr. theol. mor. - 1708 D Joannes Carolus G a r b B e r g e r Hechinganus Suevus theol. mor. can. - 1769 Jos. Haigerlochensis Suev. theol. mor. - 1768 Stephanus K i z i n - Ant. Bosch Hechinganus Suevus 1. an. - 1735 Antonius g e r Haigerlochens. S-jev. theol. spec. can. - 1768 Carol. K i - B i h 1 e r Hechinganus Suevus log. - 1662 Andreas Brey zinger Haigerlochens. Suev. theol. spec. can. - 1772 Franciscus (Breil) Hechinganus maior synt. - 1764 Franc. Jos. Buo- Xaverius K i z i n g e r Haigerlochens. Suev 14 an. - 1772 Jo- lach Hechingan. Suev. log. - 1663 Joannes Georgius B u o - sephus Kohler Haigerlochensis Suevus phil. 1 an. - 1731 lach er Hechingensis gram. - 1742 Joann. Martin. Came- Praenob. d. Carol. Jos. Ant. K o 1 b Haigerlochens. Suevus iur r e r Heching. Suevus. - 1757 Jo. Franc. Xav. Cammerer urtr. - 1692 Joannes Lenz Haigerlochens Suev. digest. - 1709 Heching. Suev. phil. - 1756 Franciscus Josephus Kam er er D Joannes L e n t z Haigerlochensis Suevus phil. theol. mor. - Hechinganus Suevus log. - 1738 D Joannes Fridericus Theo- 1802 Joannes Baptista Linz Haigerlochensis Suevus - 1704 philus K e p p 1 e r Hechinganus Suevus jur. utr. - 1737 D D Joannes Balthasar M a r m o n Haigerloch. Suevus log. — Christianus Kohler Hechinganus Suevus. - 1781 Keller 1732 D Franciscus Xaverius Marmon Haigerloch. Suevus Ant. Hechinganus Suevus. - 1669 Michael K1 i n g e r theol. iur. utr. - 1738 D Joannes Balthasarus Marmon Haiger- mor. 1. an. - 1695 Franciscus Fridericus K ö n Hechinganus lochensis Suevus theol. mor. iur. utr - 1717 D Franciscus Suevus phys. - 1771 Blickle Maurit, Hechingens. Suev. Meinradus Rees Haigerlochensis Suevus iur. utr. cod. - schol 1. an. - 1742 Jos:. Danner Heching. - 1661 Michael 1796 Rais Joan. Bapt. Heicherlochensis Suevus phil. 1. an. D e n e r Hechingensis Suevus gram, paupe. - 1787 Dorn - 1670 Michael Riedl Haigerlochensis log. - 1802 Schoe- Joan. Hechinganus iur. nat. - 1697 Joannes E m i c h Hechin- n e r Fidelis Heigerlochensis chir. - 1748 Carolus Josephus ganus theol. schol. 1. an. - 1736 D Edmundus F e c k e r Schöninger Haigerlochensis Suevus log. — 1760 Joan Hechinganus phil. hist. - 1761 Hieronymus F e r b e r Hechin- Bapt. S c h u 1 i a n Heigerlochensis Suevus theol. - 1740 D ganus: Suevus log. - 1701 D Franciscus Jacobus Funckh Joan. Philippus Sommer Haigerlochens. Suevus phil. - Hechingensis Suevus log. gratis. - 1662 Jo. G e g a u f Hechin- 1754 Joannes Bartholomäus Sommer Heigerlochensis Sue- gensis rud. - 1804 Gegauf Jos. Heching. Suev. 2. an. - vus theol. spec. jur. - 1666 Jo. Jacobus S u t o r Haigerlochen- 1729 D Franciscus Josephus H a i m Höchinganus Suevus sis iur. utr. - 1796 Jo. Bapt Weiß von Haigerloch theol. log. - 1758 Anton. Christian H a y d Heching. Suev. log. - Harthausen b. Feldhausen: 1581 Michael Bez ex 1731 D Joseph. Anton Herb Hechinganus Suevus iur. utr. - Harthusa prope Trochtelfingen laicus dioc. Constant. 1731 D Joann. Baptista Jakob Hochschildt Heching. Harthausen a. d. Sch. : 1604 Udalricue Hoch Hart- Suevus phys. theol. mor. - 1730 D1 Antonius Glotz Hechin- hensis bei der Scher, phys. ganus Suevus log. - 1661, Jo. Chrisostomus G r e i 1 i c h Hausen a. A.: 1541 Johannes Gremiich ex Husen am Hechingensis Suevus min. synt. pauper. - 1669 Joan Geor- Andelspacn clericus Const. dioc. - 1764 Joan. Baptista F e c h t gius Haan Heching. Suevus log. math. - 1661 Jo. Georgius Hausensis (ad Andelspacham) Suevus phys. Hirnecker Hechingensis Suevus gram pauper. - 1716 Hausen i. K: 1799 Valent. Barkhard Suev. Hausensis D Fridericus Antonius- Leo Hechingensis suevus iur. utr. - prope Hechingen. - 1772 Joachimus R a e d 1 e Hausanus ex 1719 D Franciscus Josephus Lenz Hechingensis Suevus valle Killerirana Suevus theol. theol. schol. - 1688 Joannes Alexander Müller Hechinga- Hechingen: 1606 Michael Agricola Hechingensis nus Suevus iur. utr. - 1778 Fridericus N e i e r (Neher) dioc Const. rhetor. und Bartholomäus Geiger Hechingen- Heching. iur. - 1791 P a u r (Baur) Carol. Hechingens. Suevus sis iur. stud. - 1472 Johannes Bader de Hechingen Const. theol. - 1785 R a e d 1 e Seb. Hechingan. Suev. I. an. - 1795 dioc. - 1505 Michael Balneatoris de Hechingen d. Con- Rhein Daniel Constant. Hechingan. Suev. - 1741 D Fran- stant. - 1603 Joannes Bavarus Hechingensis. - 1561 Chri- ciscus Antonius S c h e r e r Hechingensis Suevus log. pauper. stopherus Brickmayer Hechingens., laicus Constant. - - 1746 D Franc. Ant, Schmid Hechingen. Suevus log. - 1563 Nikolaus Buckenmeier Hechingen dioc. Const. - 1670 Paulus S t e n g 1 Hechinganus log. - 1698 Praenob. d. 1495 Stephanus Bulach de Hechingen, Const. dioc. - 1515 Frideric. Anton S t e n g 1 Heching". Suevus inst. iur. can. - Gaspar Buler (Bieler) ex Hechingen Const. dioc., clericus. - 1703 Nob. d. Franciscus Josephus S t e n g 1 Hechinganus 1612 Carolus Eger Hechingensis. - 1555 Joannes Ercken- Suevus iur. - 1716 D. Paulus Antonius Stengell Hechin- w i 1 e r de Hechingen laicus. - 1484 Frater Balthasar Fabri gensis Suevus theol. mor. can. - 1704 D Fridericus Joannes de Hechingen ordinis s. Wilhelmi Const. dioc. - 1502 Alber- Anronius Stengel Hechingensis Suevus phil. instit. imp. - tus Geckinger de Hechingen Const. dioc. - 1656 Jo. Cas- 1805 St reble Philipp Jacob Hechinganus Suev. - 1725 parus G r e i 1 i c h Hechinganus gramm. und Joannes Wer- Phil. Jos. Strobel Hechingensis Suevus med. - 1765 Jo. nerus A r a n d t Hechinganus syntax. - 1565 Johannes Ha- Bapt. Wallish auser Heching. Suev. log. - 1728 D Con- gen. de Hechingen dioc. Const. laicus. - 1522 Sebastianus Hag- radus Vitallowitsch Hechinganus Suevus log. hist. - n u n g de Hechingen. - 1588 Franciscus H e r I i n Hechingen- 1731 D Franciscus Joseph Werner Hechings. Suevus theol. sis dioc. Const. - 1535 Philippas Halbeycher ex Hechin- mor. iur. can. - 1804 Z i e g 1 e r Conrad Hechingen 1. an. - gen Iibcralium artium magister. - 1497 Jeorius Pistoris 1756 D Maximiiianus Z u n z e r Heching. Suevue theol. can. Jahrgang 1966 H O H E N Z O L L, E R I S C H E HEIMAT 43

Von den letzten Wölfen in Hohenzollern von Karl Werner S t e i m Vor 200 Jahren war eine Fußwanderung durch die Taler erlegt. Dieser Wolf hatte großes Aufsehen erregt, und das und über die Höhen unserer Schwäbischen Alb nicht ohne „Wochenblatt für das Fürstenthum Hohenzollern-Sigmarin- Gefahr, denn damals gab es noch Wölfe bei uns, die — na- gen" berichtete darüber. In der Mitte des Winlers zeigte sich mentlich wenn der Hunger sie plagte — die müden Wan- auf der Alb zwischen Sigmaringen und Reutlingen, beson- derer anfielen. Besonders die Kinder waren im freien Felde ders in den Forsten von Gammertingen und Zwiefalten, ein und im Walde sehr gefährdet. Deshalb wurde der Wolf stets Wolf. Die Seltenheit derartiger Erscheinung in dieser Ge- verfolgt. gend hielt jeden, der davon wußte, von bestimmten Angaben In grauer Urzeit bargen die ausgedehnten Wälder Germa- zurück. Erst der Schaden, den der Wolf im Frühjahr in me' - niens zahlreiche Wölfe. An sie erinnern uns heute noch eine reren Schafherden anrichtete, sowie siein wiederholtes Auf- Reihe von Flur- und Orttnamen. So finden wir in unserer tauchen behoben allen diesbezüglichen Zweifel, und es wurde Gegend: Die Wolfsschlucht bei Niedernau, den Flurnamen alsbald auf ihn — sowohl im hohenzollerischen als auch im Wclfental in Rangendingen und den Ortsnamen Wilflingen württembergischen Forst — gejagt. Diese Jagden blieben im Kreis Hechingen. Auch viele Vornamen sind vom Stamm aber — außer einigen auf den Wolf abgegebenen Schüssen — „Wolf" abgeleitet: Wolfgang, Wolfram, Wolfgar, Wolfbrant erfolglos. Da aber der Winter wieder hereinbrach, blieb man und andere mehr. Der Wolf war — besonders weil er sich in der Verfolgung des Tieres untätiger und hoffte auf bes- gern an die Herden heranmachte — den Jägern preisgegeben. seren Erfolg bei seinen Raubzügen, die man bei derartiger Schon der im 13. Jahrhundert entstandene Schwabenspiegel Witterung erwarten konnte. Allein auch diese Hoffnungen berichtet: „Die Wölfe sind vom Wildbann ausgeschlossen und wurden durch das stetige Wandern des Wolfes getrübt, und als allgemein schädliche Tiere jedermann preisgegeben." Die man sah sich veranlaßt, Anstalten zu treffen, daß der Wolf Wölfe wurden hauptsächlich mit Wolfseisen und Wolfsangeln nicht mehr ungesehen den fürstlichen Forst durchstreifen gefangen. Selbst der Adel bediente sich dieser Hilfsmittel, konnte. an die die Wappenfiguren zahlreicher bei uns ansässig ge- Im Verlauf von fünf Tagen wurde er nun eingekreist und wesener Adelsfamilien erinnern (z. B. die Herren von Pflum- umstellt. Es begann eine erbitterte Treibjagd auf ihn, die mern, Salmendingen, Stadion und Stein). Zum Fangen der man nicht eher abbrechen wollte, bis der Wolf erledigt Wölfe legte man auch Wolfsgärten und Wolfsangeln an, ja wäre. Bald nach dem Beginn der Hätz lief der Wolf auf selbst Gift wurde verwendet. einen Treiber aus Gammertingen zu, der einen Schuß auf das Tier abgab. Schon getroffen, eilte der Wolf davon, konnte Der Wert eines Wolfspelzes war sehr niedrig. So war es aber nach kurzer Verfolgung durch einen weiteren Schuß erstaunlich, daß der reiche Freiherr Hans Werner von Zim- getötet werden. Dies geschah im Revier Hettingen, Distrikt mern um 1500 einen Wolfspelz trug. Leider waren unsere Ah, am 18. Januar 1831 zwischen Hettingen und Neufra in Vorfahren in dieser Zeit noch ziemlich machtlos gegen die Hohenzollern, wo Fehla und Lauchert sich vereinen. Der Wölfe und veranstalteten auch kaum die höchst notwen- erlegte Wolf war männlichen Geschlechts und hatte ein Ge- digen Treibjagden auf sie. Erst im 16. Jahrhundert änderte wicht von 85 Pfund. Das auf Befehl des Fürsten von Ho- sich dies. Es wurden Wolfshunde eingesetzt, die besonders henzollern-Sigmaringen ausgestopfte Original kam in den geeignet für die Wolfsjagd waren. 1558 wurde den Pürsch- Josephsluster Park unter einen Glaskasten in der Torwöl- verwandten von Balingen und Ebingen das Jagen der Wölfe bung. im kaiserlichen Forst in einer bestimmten Zeit zugestanden, An der Stelle, an der der Wolf erlegt worden war, wurde sie sollten es auch dem hohenzollerischen Forstmeister mit- ihm ein Denkmal gesetzt, das den Hergang dieser Jagd schil- teilen, damit er auch dabei sein könne. Gewehre wurden für dert. die Jagd nicht erlaubt, dagegen durften sie den ganzen Mai Im Dezember 1837 lesen wir wieder von einem Wolf im hindurch die jungen Wölfe im Beisein des hohenzollerischen „Verordnungs- und Anzeigenblatt für das Fürstenthum Ho- Forstmeisters ausnehmen. Im 17. Jahrhundert machte man henzollern - Sigmaringen": „Nach verläßlichen Anzeigen systematisch Jagd auf die Wölfe, so daß sie ziemlich ausge- durchstreift seit zehn Tagen ein Wolf die östlichen Abtei- rottet wurden. Als im Jahre 1700 in Württemberg ein Wolf lungen des Amtsbezirks Gammertingen und die angrenzen- geschossen wurde, bezeichnete es der Chronist als ein sel- den Württembergischen Jagden. Seine Unstetigkeit hat bis- tenes Ereignis. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren die her eine Jagd auf ihn nicht zugelassen." Im „Verordnungs- Wölfe nur noch in sehr geringer Zahl vorhanden und in die und Intelligenzblatt für das Fürstenthum Hohenzollern- unwirtlichen Gegenden des Landes zurückgedrängt. Hechingen" wird dann vom letzten Wolf berichtet, der in Immer wieder hatten sich im 18. und 19. Jahrhundert in Hohenzollern erlegt wurde. Am 11. Januar 1838 nachmittags kalten Wintern Wölfe aus Elsaß-Lothringen zui uns verlau- zwei Uhr wurde im Revier Stetten unter Holstein von dem fen; aber auch sie mußten nach und nach „ins Gras beißen". dortigen Revierförster im Distrikt Hohenfels ein Wolf er- Die letzten Wölfe, die bei uns erlegt wurden, sollen genauer legt. Wenige Jahre später wurden auch in Württemberg die beschrieben werden. Einer der letzten Wölfe in Hohenzollern letzten Wölfe geschossen: 1839 bei Urach, 1843 bei NaUheim, wurde 1831 im Fürstlich-Sigmaringischen Forst Hettingen 1846 im Stromberger Forst und 1847 bei Cleebronn. Eine Auswanderung nach Ungarn - Dettensee 1837—1847 von Josef Schäfer Schäfer Johann Georg war in der Gantsache des „Es ist gewiß hart, als ein bresthafter Mann für 6 Kinder Johann Schäfer, Bauer, in Dettensee mit 300 fl „durchge- zu sorgen und mit Taglöhnen zu ernähren und durch eine fallen", und war dann im Mai 1837 mit Frau Justina geb. Gant, die Ursache des Unglücks, in einem fremden Land zu Pfeffer, und 5 Kindern, unter Mitnahme seines Vermögens wohnen, wo schon zwei Jahre alles sehr teuer ist, das Mehl, nach R u m a in Syrmien — Niederungarn — ausgewan- das früher 6 bis 8 fl gekostet hat, jetzt 20 bis 25 fl kostet. dert, wohin ihn der in Ruma ansässige und von Horb stam- Es ist nicht so, wie der Schröter hinausschreibt, seinen mende Tierarzt Noll angeworben hatte. Die wirtschaftliche Not muß im Jahre 1837 noch vom Jahre 1833 her groß ge- Schreiben sollte kein Mensch glauben. wesen sein. (Siehe dazu die Auswanderung Josef Schäfer, Auch habe ich noch in der Gantsache von Martin Schwein- Schmied, 1833 nach Nordamerika). binz noch 13 fl zu fordern und Ignaz Fischer als Massen- Johann Georg Schäfer in Ruma saß auf einem Taglöhner- kurator, der jetzt sagt, er habe 9 fl nach Horb bezahlt, soll Gütle in der Stefaniegasse. Am 8. September 1842 schrieb er sich ausweisen. Tierarzt Noll hat bei seiner Abreise von hier herauf (Ankunft des Briefes am 25. September 1842), daß er nichts davon wissen wollen, ein „bresthafter Mann und arg in Not" sei. Als er damals in Georg Schäfer von Dettensee soll meine Bienenstöcke ver- der Gantmasse von Johann Schäfer durchgefallen sei, habe kaufen und mir das Geld schicken, die größte Not treibt ihm Johann Schäfer samt seinem Weib und den Kindern mich dazu." versprochen — vor dem Ganttag — er solle den Vergleich Bürgermeister Schweibenz von Dettensee soll die Sache in eingehen, man werde ihm später alles bezahlen und sollten Ordnung bringen." es die Kinder von ihrem Liedlohn bezahlen müssen, Auch Georg Schäfer aber erklärt, daß ihm Johann Georg Schäfer der damalige Bürgermeister Josef Schäfer habe ihm das ge- bei seiner Auswanderung Bienenstöcke zur Aufsicht über- schrieben und Bezahlung in Zielern versprochen. geben habe, diese aber hätten im Jahre 1838 nicht ge- Seitdem seien Ö Jahre verflossen, er habe zweimal ge- schwärmt und im Jahrel839 seien sie „abgestanden", er habe schrieben und keine Antwort erhalten. Er sei deshalb ge- noch für 4 fl 30 Kr. Honig gefüttert, was er mit Recht an- nötigt, sich um Hilfe an das Amt zu wenden. sprechen könne, er verlange aber nichts. 44 OHENZOLLERISCHEHEIMAT Jahrgang 196

Ueber die Horber Forderung wird festgestellt, daß Ignaz schicken. Dem Bürgermeister bleibt nur noch zu bestätigen, Fischer aus der Masse Schäfer 8 fl 40 Kr. auf Antrag des daß er die Anordnung erhalten habe. Das war am 18. Mai Noll von Ruma der Mutter gezahlt habe. 1846. Ende des Jahres 1846 aber waren sowohl Johann Ge- Am 8. April 1846 wendet sich Johann Georg Schäfer er- org Schäfer als auch seine Frau Justina Fischer und drei der neut an die Heimatgemeinde. Der Handschrift nach hat er 6 Kinder gestorben, ohne in den Besitz des restlichen Ver- aber diesen Brief nicht geschrieben, sondern ihn schreiben mögens gelangt zu sein. lassen. Er habe am 4. April 1846 von Deutschland Nachricht Am 29. Mai 1847 wenden sich die Kinder Gertrud, bekommen, daß in Dettensee seine Schwiegermutter Anna, Franziska und Michael Schäfer von Ruma aus geborene Pfeffer, gestorben sei. Beim Verkauf seiner Liegen- wiederum an die Heimatgemeinde und legen eine beglau- schaften habe er zu Gunsten der Schwiegermutter bis zu bigte Vollmacht bei für den Vetter Ignaz Fischer, Pächter deren Absterben als Leibgeding 200 fl Kapital stehen lassen auf dem Kameralhof Oberhof bei Glatt, nun das Geld in müssen, die Zinsen davon habe die Schwiegermutter alljähr- Dettensee (samt Zinsen) bei Josef Schäfer einzuholen. In lich erhalten. Die Obligation liege im Gemeinde-Unterpfand- einer beigefügten Bescheinigung bestätigt der Rumaer herr- buch Dettensee. Der herrschaftliche Pächter Fischer auf schaftliche Oberamtmann Paul Fülepy, daß die Eheleute Jo- dem Glatter Hof habe Vollmacht das Geld einzunehmen und hann Georg Schäfer und Frau bis zu ihrem Tod in Ruma nach Ruma zu schicken. Josef Schäfer in Dettensee hat das wohnten, und daß auch ihre Kinder als „hiesige" betrach- Kapital in Händen und soll es herausgeben (Ausgeliehen). tet werden. Die Sache hat aber einen Haken. Es ist schon vorgekom- Jetzt endlich entschloß man sich in der Heimat, das Erbe men, daß Amtsangehörige mit Vermögen ausgewandert und herauszugeben, nachdem wohl ein Dutzend Briefe herauf nach einigen Jahren arm und als Bettler in die Heimat zu- und hinunter gegangen waren. Dabei war das Schreiben rückgekommen und der Gemeinde wieder zur Last gefallen nicht billig. Ein Brief von Ruma nach Dettensee kostete 34 sind. Deshalb will man sich von Amtswegen vergewissern, Kreuzer, das war zuzeiten der Taglohn eines Maurers, Brief- ob Johann Georg Schäfer in Ruma einen Unterstützungs- porto bezahlte der Empfänger. wohnsitz erworben habe und keine Befürchtung mehr be- Die Gründe der Auswanderung sind immer dieselben, stünde, daß er oder seine Kinder zurückkämen und der „weil er die Zinsenschulden nicht mehr aufbringen könne", Gemeinde zur Last fallen könnten. Gemeinderat und Bür- schreibt Schäfer am 30. Juni 1835 schon an den Schultheiß. gerausschuß beantragen einstimmig, sich derart zu sichern. Nachdem er sein Gütlein verkauft hatte, blieben ihm noch Die Regierung in Sigmaringen meint dazu, daß dergleichen 1200 fl, jetzt will er nach Ruma ziehen, wohin noch 12. ledige Erkundigungen auf diplomatischem Wege über Einwanderer Burschen mit ihm auswandern wollen und noch einige Fa- in Ungarn selten zu einem Resultat geführt hätten. Das milien. Da er aber im August 1835 noch hier ist, soll er „bei Geld sei unverzüglich dem Schäfer auf diplomatischem Wege Vermeidung einer empfindlichen Strafe sich darüber aus- auszuhändigen. Die Gemeinde aber erhebt gegen diese Re- weisen, in welcher Zeit er abzureisen, vermöge, widrigen- gierungsanordnung Einspruch. Schäfer sei mit 5 Kindern falls sein Vermögen, soweit es zur Beschaffung einer Woh- weggezogen, jetzt habe er 6 Kinder. Sein Vermögen sei bei nung für seine Familie notwendig sei, beschlagnahmt würde. seinem Wegzug bekannt gewesen, nicht aber seine Schulden. Er aber vertraut auf das Versprechen des Werbers, er be- käme auf dem Besitz des Grafen Peter Piasgiwisch in Ruma Es sei gar nicht bekannt, warum er eigentlich ausgewandert eine Siedlerstelle. Er wolle nur mit einem legalisierten Paß sei. Hier habe er sich gut betragen. Das Amt Glatt ordnet reisen, den er dann auch am 23. 4. 1836 erhält. bei Strafandrohung an, das Geld binnen 3 Monaten wegzu- (Entnommen aus Akten der Gemeinde Dettensee, 1937.)

Grosselfinger Flurnamen Fortsetzung Der Zehntgänger war ein fürstlicher Beamter. Zur den" bei Heidenheim. Erntezeit erschien er mit einem mannshohen Stab und be- 89. Der Herrenacker, zum Homburger Hof gehö- zeichnete damit die zehnte Garbe, das zehnte Flachsbüschel rend, ist der Herren von Bubenhofen Acker im Gegensatz usw., um sie dann mit seinen Knechten auf den Ochsenwagen zum Baurenacker. zu laden und in die Zehntscheuer zu verbringen. Der letzte 90. Herrschaftswald wird heute der große fürst- Zehntgänger war der Wälderhannes, ein getreuer Die- liche Wald genannt. ner seines Herrn, der sich auch nicht durch die feinsten 91. Herrgetswies wird eine Wiese am oberen Du- Schliche aus der Fassung bringen ließ. Die „zehnte Garbe" f e 1 w e g genannt. Herrget ist der Dialektausdruck für Herr- usw. darf man aber nicht wörtlich nehmen; von „zehn" gott. Der Herr ist der ahd. herro = der Ehrwürdige im Ge- suchte er die beste aus. gensatz zum Heyrle, dem Herrle oder petit seigneuir im 81. Baurawald. Das ist der große Gemeindewald im Franzöischen. Umlauf, den alten Graben, dem Mönchs- und Kaniterwald. 92. Hopfengarten. Früher gab es des Lindenwirts, 82. Bisinger Wasen und Bisinger Wasen gasse des Bätheles und des Stephan Sulzers Hofengarten am Um- sind heute durch Baumschule und Sträßle ersetzt. lauf, des Lammwirts Hopfengarten im Brühl am Eingang 83. Bruck. So wird die feste Steinsbrücke über den Gieß- zum Durrental und des Speidelwendels Hopfengarten im Tal. bach genannt. Der mittelhochdeutsche Ausdruck „B r u c k" 93. Die Kreuzwies am unteren Dufelweg. Das heutige besagt, daß an deren Stelle früher, wo noch das „u" galt, Steinkreuz stiftete die Frau Rosalia Sickinger geb. eine einfache Holzbrücke gestanden ist. Beck, eine Tochter des Hagenleopold (siehe Ziffer 53). 84. Dachslöcher im Brand spricht für sich selbst. 94. Des Jochen Lachen im Brühl. Jochen ist der 85. E m m e r ä c k e r. Der Name ist abgegangen, weil man Joachim. Das Wort Lachen ist nicht vom lat. lacuna = seit langer Zeit in Grosselfingen keinen Emmer mehr an- Lache, Morast oder See abzuleiten, sondern von 1 u c u s = baut. Als Emmer bezeichnete man den Sommerspelz, bewachsene Lichtung oder Hain. den Triticum dicoccum, von tresco = trampeln oder dre- 95. Der Judenacker auf der Hohen Egart. Er gehörte schen, die zwei und coccum Korn; tresco = trampeln laut Schatzungsbuch von 1730 dem Schütz (Feldschütz) Za- nannte man ihn, weil er früher durch Tiere ausgetreten charias Entreß und war offenbar an einen Juden verpfändet, wurde. Sein Gegenteil ist das E i n k o r n, Triticum mono- woraus vielleicht Streitigkeiten entstanden, sonst wäre sein coccum. Emmer hieß auch mhd. A m e 1, vom griech. amolon Name wohl kaum in die Urkundsakten gekommen. feines Mehl, mit. amylum. Das A m e 1 m e h 1 galt als 96. Der Judenwald in Hengelbrunnen. Er gehörte dem K r a f t m e h 1. Daraus bereitete man das Habermus, das Michael Volm, den er von einem Juden erworben hatte. als Frühstück gegessen wurde und jedenfalls mehr Kraft gab 97. K i 11 i s Gärten. Die Lage derselben ist nicht mehr als der Kaffee. Andere Namen für Emmerich waren Ham- festzustellen, K i 11 i s ist Kurzname für Kilian oder Aegi- merich, Ammer und Gummer. Das Schwarzbrotmehl dius. Für Grosselfingcn kommt wohl nur Aegidius in Frage, nannte man „Ruckimeh 1", weil es aus Roggen gemahlen der auf einer Tafel im Bilderhäusle als Nothelfer verehrt wurde. Dazu Ruggibrot. wurde. 86. Fleckenwäldle nannte man ein Wäldchen zwi- 98. Das Kirschengärtle vor der Halde. Die schen „Brand und Kreut"; es lieferte das Flecken- oder Lese- Halde ist der Nordabhang vom Galgenberg. Die obere Hälfte holz für die Armen. dieses Berges kommt nur als Schafweide in Frage. Die un- 87. Fuchswiesle am Rietenwäldle, nach dem Fuchs tere Hälfte ist abgerutschtes und angeschwemmtes Alluvial- benannt. land und sehr fruchtbar. Dort und auch in der Brandecke 88. Kellenstall (siehe Ziffer 21). Das Grundwort und im Kreut hat der Pfarrer Koller über hundert Kirsch- „Stall" bedeutet eine Tränkestelle für das Weidevieh. Daher bäume angepflanzt, die vor 60 und mehr Jahren reichlich muß r..an das Bestimmungswort „hellen" zu h ü 1 w e Kirschen trugen und von der damaligen Jugend sehr be- stellen. Der Hellenstall war demnach eine Viehtränkestelle grüßt wurden. Während des ersten Weltkriegs wurden die und das Wort „h e 11" aus hülve gehört etymologisch, zu der- Bäume gefällt und die Stämme um „viel" Geld verkauft. Bis selben Wortfamilie, von der auch der Dorfname Steinhilben aber das Geld einlief, konnte man davon keine Zündholz- abgeleitet wird; ebenso „Neue Hülben" bei und „Hür- schachtel mehr kaufen. Jahrgang 1966 H H E N Z O L L, E R I S C H E HEIMAT 45

Eine Wette von Karl König Der „Brösele" (sprich Ambrosius) war nicht gerade der Der Brösele stellte sich, beide Hände in dä Hosentaschen, Gescheiteste im Flecken, — aber auch nicht der Di. imste. vor den Tyroler' aus Caputh und sagte so schnell er konnte: Seine kleine Landwirtschaft betrieb er recht und schlecht „Gerscht odr wenn, — isch z' Schtuegert oder mo, — ebbes nach altem Brauch und überkommener Sitte. Was er zu los gsei — oder waü! —" seinem bescheidenen Dasein brauchte, brachten ihm seine Wie ein auf den Kopf gestelltes Fragezeichen stand der Aecker und Wiesen. Im übrigen ließ er den lieben Gott Land- und Leutestudierer aus Caputh vor dem Brösele — einen guten Mann sein und war froh, wenn ihn die Leute stumm wie ein Fisch, kratzte sich verlegen hinterm, Ohr in Ruhe ließen, umsomehr als seine Karoline selig zu deren und bückte sich schnell nach dem Geld auf dem Stein. — Lebzeiten ihm das Leben sauer genug machte. Aber der Brösele war noch schneller als der Tyroler aus An einem Sonntag mittag, kurz vor der Erntezeit, schritt Caputh, er gab diesem einen Stoß, so daß er zur Seite der Brösele hinaus zu seinem Weizenacker um zu sehen, ob taumelte und sagte in aller Seelenruhe: die Frucht reif zum Schnitt sei, denn sein Fruchtboden war „Halt a mol, Männle, i hau gwonna, des Geld ischt mei" „bluttleer" und die Mäuse, deren es im Bröseischen Hause und schob dieses in seine unergründliche Hosentasche. „regimentsweise" gab, kamen schon mit „verschrienen" Der Fremde stand immer noch fassungslos da, plötzlich Augen die Bühnenstiege herab, da diese wußten, daß ihr machte er kehrt und ging von dannen. Brotherr ein grimmiger Feind der Katzen war und er keine Der Brösele aber grinste über sein ganzes Gesicht, schaute solche im Hause duldete. Zum besonderen Schutz seiner ihm schadenfroh nach und ruft so laut er konnte: Mäuse tat der Brösele noch ein übriges, indem er, sollte sich „Grüeß Gott — Herr Leutestudierer!" noch einmal eine fremde Katze sich in sein Haus ve ;rren, Der „Tyroler" drehte sich um und rief wütend zurück: am Katzenloch in der Bühnentür ein kleines Glöckle an- „Jut, jut, Mann. — Wen nick ihn seh, — werdick brachte, das zu bimmeln anfing, wenn eine Katze durch das ihn grüßen!" Loch schlüpfte, worauf die Mäuse schleunigst in ihren Schlupfwinkeln verschwanden." Als der Brösele so prüfend bei seinem Weizenacker stand, d' Storcha trat plötzlich ein Wanderer zu ihm heran. Es war der Typ Es ischt em ganza Schwobaland eines sogenannten „Salontyrolers". Die dünnen, langen Beine so Brauch, ond iberal bekannt steckten in viel zu weiten Seppelhosen, auf dem Steg des daß wenn oar ebbes verbotsget hot ledernen Hosenträgers prangte in Email ein fesches, bayri- no hot s ganz Dörfle mit da Schpott. sches Madl, und auf dem Kopf thronte ein grünes Hütl mit einem gewaltigen Gamsbart drauf. Auf dem Rücken trug er So ischs, ao ema Dörfle ganga, einen nagelneuen Rucksack mit vielen Taschen und Fächern. vo meira Hoamat leit's it weit, „Jutn Tach" grüßte der Fremde freundlich den Brösele. was do dr Gmoadsrot hot beganga, „Daag" brummte dieser in den Bart und besah sich un- davo verzehlt ma sich no heit. geniert den „Tyroler" von unten bis oben und wieder In dr scheena Sommerszeit zurück. darf ma it em Gras romdappa, „Der Weizen ist wohl bald reif, wat?" dr Feldschitz gherig do verbleut „Was hoscht jetz gsait, — i hau nix verstanda?" wean er dabei ertappat. „Wie meinen Sie bitte?" sagte der Wanderer. „Nix verschtanda häb i, — hoscht mi versc'ntanda?" Do fliagt an Storch en d'Wiese nei „Ach so! Sie verstehen mich nicht?" ond siuacht sich, do sei Fuater, „Wo bischt denn Du her, wenn ma froga derf?" dr Feldschitz könnt ond schreit fir drei „Wie meinen Sie?" ond gherig fluacha duat er. „Wo Du her bischt, frog i?" Deam Storch deam fällt des gar it ei „Woher ick bin, ja jewiß, — ich bin aus Caputh." daß er sich lot vertreiba, „So, so, — aus ,Kaputt' bischt, — dees sieht ma vo weitem." dr Feldschitz, schbrengt zom Schultheß nei, „Ja, — dat liegt nicht weit von Beilin." dear lot da Gmoadsrot zemmatreiba. „So, — was suechscht no do bei ons?" Dear Gmoadsrot wacker do beschliaßt: „Ick bin studienhalber hier, studiere Land und Leute und der Storch vertappat d'Wies, vor allem den schwäbischen Dialekt — der mir schon, jut ond do drom ear verschwenda miaßt, jeläufig ist. — Ja?" vertreiba rr.uaß man gwiß. „Seil merk i", sagte trocken der Brösele. „Glauben Sie das nicht?" sagte der Fremde. Doch wenn oar neigoht en dia Wies? „Noi, — des glaub i no lang it. Dr Gmoadsrot geit se gschlaga, „Na jut, machen wir eine Wette. — Sie sprechen mir in no vertappet ear se gwiß, schwäbischem Dialekt irgend einen Satz vor, — diesen also muaß ma n traga. werde ick schnell oder langsam, wie Sie es wünschen, feh- Ma trait da Schulthes en d'Wiesa nei, lerfrei nachsprechen, — haben Sie mich verstanden?" dr Storch dear fliagt davo „Jo, jo, — guot hau i verschtanda, — i be im Bild", sagte ond wieder dussa, Heidanei! der Brösele. do seant se da Profit davo: „Wollen Sie die Wette mit mir eingehen?" „Ha jo, — worum au it, freilich, i mach mit. De ganz Wies ischt vertappet jetzt, „Also abjemacht, — hier sind zwanzig Mark, — ick lege dr Gmoadsrot, war do denn, dieses Jeld hier auf den Stein. — Sie sprechen einen Satz ond Schpott ond Schada hoant se jetzt, vor, — kann ick diesen nicht nachsprechen, so gehören diese so wia i d'Schwoba kenn. 20 Mark Ihnen, — haben Sie mich verstanden?" Weil bald druiff em ganza Ländle „Jawohl, jawohl, Herr, i hau älles verstanden — aber .jeder s beinoh woaßt, wenn i verschpiel? — i hau eba koa Geld." jeder Aehne, jedes Kendle, „Schon gut, schon gut, — ick will ja nischt von Ihnen daß ma de seile d'Storcha hoaßt. haben, Mann. Wenn ick die Wette jewinne, habe ick Sie Heiner, Blitzschwob. doch überzeugt, daß ick sehr jut schwäbisch sprechen kann und dat jenügt mir." Der Brösele schielte begehrlich nach dem Geld, das da In Veringendorf sind die plastischen Widderköpfe an den vor ihm auf dem Stein lag und man sah ihm an, daß er beiden Kirchtürmen, die auf Jahrhunderte zurückschauen, seinen Hirnkasten ordentlich anstrengte und um Erleuchtung unverständlicherweise seit der Neuverputzung des Gottes- rang, wie er das Geld in seinen Besitz bringen könnte. hauses dieses Jahres ohne Wissen der maßgeblichen Stellen Nach geraumer Zeit angestrengten Nachdenkens hellte sich verschwunden. Also eine Sehenswürdigkeit weniger! Sie sein finsteres Gesicht plötzlich auf und er sagte zu dem saßen jeweils über den alten vermauerten romanischen Fremden: Schallöffnungen. Doch ist die Sache nicht so beklagenswert, „Also — Männle — paß mol uff, — dean Satz, wo i jetz denn nach frdl. Auskunft von H. H. Pfarrer Gluitz seien sie vorsag, schwätzet Ihr mier so schnell wia i ihn sag, noh — aus Gips (also in neuerer Zeit, erneuert?) gewesen und in haben Sie verschtanden Herr?" diesem Material auch nachher wieder angebracht worden. „Jewiß, jewiß Herr, — schießen Sie los." Krs. 46 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi

Stauffenberg-Regesten (Nachtrag) Brautstein und Bräutläuf. In der H. H. 1959, 48 berichteten wir über den Bräutlauf. So hieß in Ringingen noch im J. 1928 Die ältesten Nachrichten über die Schenken von Staufen- die Verlobungsfeier meines Bruders in der Wirtschaft. Als berg, Zell, Andeck usw. hat Gerd Wunder im „Hohenz. Jah- ursprünglichen Sinn kennt man seit Schröder den Braut- resheft" 1954, S. 142:—163, in Regestenform mitgeteilt, nach- t a n z, denn laufen im ältesten Sinn bedeutete auf- und her noch die Genealogie durch eine gewagt erscheinende Um- abspringen, oder tanzen. Nun hat Hans Rud. Hagemann datierung zurechtgerückt (a. a. O. 1959, 313 f.) und die Her- neuestens (in der Festschrift für Karl Siegf. Bader, 1965, kunft der Herren zu ergründen versucht (Hinweis, ebenda Böhlau-Verlag Köln, S. 185—190) den Bräutlauf (ahd. brüth- 1962, 218), woraus sich Folgerungen für das Entstehen von lauft) mit einem. Aufsatz von John Meier über „Ahnengrab (Maria-)Zell bzw. Neuenzell ergeben werden. Nachdem 1955 und Brautstein" in Zusammenhang, gebracht, der 1944 in den bis 1957 die Urkunden des Klosters Stetten im „Hohenz. „Untersuchungen zur deutschen Volkskunde und Rechtsge- Jahresheft" erschienen, wären alle auf Haug zurückgehen- schichte I" erschien. In deutschen, englischen und skandina- den Daten Wunders, die das genannte Gotteshaus betreffen, vischen Sprachen wird ein Brautstein überliefert, der nach- anhand des Urkundenbuches, besonders der Nachträge und weislich in vielen Fällen zu einem vorgeschichtlichen Ahnen- des Registers, zu kontrollieren. Ueber den Standort der alten grab gehört. Bei der Hochzeitsfeier habe die Braut Stauffenburg auf dem Wessinger Hörnle wurde zuletzt in diesen. Stein umtanzt und sei schließlich, darauf oder darüber „Hohenz. Heimat" 1964, F. 46 f gehandelt. Hier seien weitere gesprungen. Durch diesen Brauch wurde die junge Frau ri- Regesten geboten, die sich in der Zwischenzeit auf dem tuell an die neue Sippe oder Familie ihres Mannes gebun- Schreibtisch angesammelt haben: den. Meier erblickt im Brautstein-Sprung einen indogerma- 23a) 1310: Die Gebrüder Friedrich und Walther die Schen- nischen Ritus und setzt erstaunlicherweise seine Entstehung ken studieren mit einem Zollergrafen in Bologna. (Zoller- in die jüngere Steinzeit, das wäre ca. 1600 Jahre vor Chri- heimat 1938, 84 und Hohz. Heimat 1965, 48.) stus! Schade, daß der Name Brautlauf ausstarb. Krs. 25a) 1312 Aug. 23: Herr Walther der Schenk ist Zeuge für die von Ehingen zu Hirsau (Mon. Hohbg. Nr. 229, S. 182). Die Na»older Remigiuskirche (im Friedhof), die auf römi- 31) 1317 Nov. 12: Anna Schenkin, Tochter des Ritters Wal- schen Mauern gegründet ist und mehrfache Aenderungen im ther Sch. v. A n d e g g, ist Witwe Hugos von Hailfingen. Lauf der Jahrhunderte erlebte, (seit dort ein fränkischer Walther siegelt, heißt jedoch im Siegel: Walther pincerna d e Königshof entstand, der dann ans Kloster Stein am Rhein Celle (Zeitschr. Obsrrhein 18, 453—459). überging), wurde in den letzten Jahren im Innern ausge- 51) 1344 Aug. 14: Fritz Schenk v. Staufenberg gab den graben und gründlich erneuert. Darüber berichtet vorläufig Franziskanern zu Reutlingen zwei Huben zu Melchmgen als ein um 2 DM beim Evg. Dekanat Nagold erhältliches Heft- Seelgerät für seinen verstorbenen Bruder, Herrn Walther chen mit vielen, Bildern. Neben den Bauresten der verschie- selig (Mitt. Hohz. 33, 16). denen Jahrhunderte und, den geschichtlichen Grundlagen sind 00a) 1354 Nov. 9: Werner Schenk von Erpfingen ist Zeuge vor allem merkwürdig die unter dem Chorbogen eingelegt (Hohz. JHeft 1955, 81). gewesenen dickbauchigen Tongefäße, ähnlich wie in den Kir- chenfundamenten von Einsiedeln, deren Zweck noch nicht 61a) 1356 Albrecht Schenk von Andeck (Württ. Arch. Inv. bekannt ist. Eine angebliche Akustikverbesserung, die durch 8, 1813, 98). sie bezweckt worden sei, klingt bei diesem relativ kleinen 70a) 1363 Mai 12: Hans d. Schenk und Hug d. Schenk von Raum noch weniger glaubhaft, als in Einsiedeln selbst. Viel- Stauffenberg verkaufen ihre Güter zu Rangendingen für 13 leicht dienten sie zur Aufnahme geweihter Gegenstände, wie Pfund Heller an Eberlin Gislun von Weilheim bei Stauf- Reliquien o. ä. Krs. renberg (Hohz. Dom. Arch. Sigmaringen R 75, F 306). 81a) 1369 März 12: Edelknecht Kadolt von Wähingen stif- Eine verunglückte Liturgiereform vor 150 Jahren tet einen Jahrtag für sich und seine Schwester Mächtild, die Schenkin von Andeck, nach Sülchen, (Wü.Arch. Invent. 8, In Melchingen gab es vor 18 09 Aufruhr, als 1913, 3). der dortige Pfarrer Joh. Adam Grausbeck aus Wolfach schon 82a) 1369 Mai 19: Gebr. Hans und Hug, Schenken von St., vor Erscheinen der „Allgemeinen Gottesdienstordnung" Wes- verkaufen eine Gilt zu Rangendingen an Adelheid Salzfäßin, senbergs deutschen Meßgesang, liturgische Kommunion, Klosterfrau zu Oberndorf (Heimatklänge d. Zoller 1935, 25). Klassenbeichten und deutsche Vespern einführte, da die Leute „Luthertum" befürchteten. Die Gemeinde verlangte 86b) 1379 Apr. 23: Marquard von Ow d. ältere, genannt Einstellung der Neuerungen, und als Grausbeck dies ver- von Stauffenberg (v. Ow. S. 168). weigerte, wandte sie sich an den Obervogt von Gebele in 95a) 1390 Apr. 23: Die Brüder Henslin und Wernlin Schen- Trochtelfingen. Dieser erteilte am 2. Mai 1809 dem Pfarrer ken v. St. siegeln für Agnes von Ow, Witwe des Hug sei. einen scharfen, Verweis wegen, Verkündigung dieser neuen von Isenburg (v. Ow. S. 167). Ordnung ohne Genehmigung der Regierung und am 4. Mai 147a) 1417 Juli 13: Hans von Husen zu Weilheim gesessen, die strenge Anweisung, alle Neuerungen bis auf die Früh- verkauft an Wernher den Schenk, Kaplan z. Hl. Kreuz unter meßpredigten wieder einzustellen. Zugleich kündigte der Zollern und an dessen Kapelle 10 ß hl Gilt um 9 Pfund Obervogt Maßnahmen wegen einer Schmähschrift gegen die Heller; Zeugen sind Eberhard Grässer und Rudolf Schenk Regierung an, hinter der man unter anderen auch Graus- v. St. (Hohz. Hausarch. XI, V. 108 nach Kernler). beck vermutete. Ein Sonderauftrag der Regierung erging an 148a) 1417 Okt. 16: Fritz und Wilhelm Schenken v. Andegg Gebele, den Melchinger Pfarrer scharf zu überwachen, Dieser verkaufen dem Heiligen von Steinhofen das Schenkengütlein kümmerte sich jedoch nicht darum, worauf die Gemeinde zu Thanheim, das jährlich 6 ß hl dem Heiligen gibt (Dom. drohte, der neuerungssüchtige Pfarrer treibe es soweit, bis Arch. Sigm. R. 78, . 258). man ihn forttreibe. Am 14. .Mai fand eine Gemeindever- 153a) 1422 Feb. 22: Wilhelm Schenk v. St. entläßt das Weib sammlung statt, in der abermals die Rückkehr zum früheren des Schultheißen von Altheim aus der Leibeigenschaft (Arch. Gottesdienst gefordert, wurde. Zwei Abgeordnete brachten Inv. Horb S. 34). diese Forderung in Sigmaringen vor. Zur gleichen Zeit be- 165a) 1426 Hans Schenk v. St. siegelt für Engelfried Hans schwerte sich dort auch der Pfarrer gegen das Verhalten der zu Rottweil und dessen Frau Dorothea Häsin. Gemeinde, worauf man ihm genehmigte, die schon länger 186a) 1444 März 17: Wilhelm Schenk v. St. siegelt neben eingeführte Neuerungen beizubehalten, aber alle neuen, Re- Martin von Dürrmenz, der eine Wiese im Isenburgertal ans formen strengstens verbot. Um mit seiner Gemeinde1 wieder Kl. Wittichen verkauft (Mskr. 70, S. 38 in Sophienbibl. Ueber- zu einem erträglichen Verhältnis zu kommen, machte er lingen. kleine Zugeständnisse. An Festtagen hielt er die Predigt 189) Johanniterkomtur Johannes Schenk v. St. erscheint wieder vor dem Amt, das Asperges und den Wettersegen auch 1444, 1445, 1450, 1457, 1459, 1460, 1463, 1464, 1466 und sang er wieder lateinisch. Die nachmittägigen 1467 (Stengele, Linzgovia Sacra S. 62, wo zwei Männer glei- Schriftlesungen in der Andacht an Sonntagen, ließ chen Namens angenommen sind). er wieder weg, da diese als „Luthertum" besonders ver- 202a) 1459 Nov. 19: Junker Wernher Schenk v. St. erwirbt schrien worden seien. Kaum war Grausbeck wieder bei sei- von Benz Mösing von Rangendingen 1 fl Grundzins aus Gü- ner Pfarrei, da erschien der Regierungsbefehl, außer Früh- tern daselbst (Heimatklänge d. Zoller 1935, 26 nach Arch. meßpredigt und deutschem Meßgesang alle Reformen der Sigm. R 56, F 318). Joh. Adam Kraus. „Gottesdienstordnung" Wessenbergs zu unterlassen. Der Re- gierungsrat Huber hatte sich durchgesetzt. Er stand offen- Die Judenschnecken, rote oder schwarze und ohne Ge- bar auf dem Standpunkt, diese Go+tesdienstordnung sei häuse, nennt man in Jungingen laut frdl. Auskunft der eine stillschweigende Einführung des Lu- Frau Bumiller Hairiesschnecken, vielleicht wegen thertums in die katholische Kirche, gegen die der auffallenden Farbe, wie man ja auch in Ringingen die man sich mit allen Mittein zur Wehr setzen müsse. In die- Blüten des Klatschmohns auf den Aeckern im Kindermund sem Sinne hatten denn auch, die Pfarrer V. Mayer von Sal- „Hairle" nennt. Krs. mendingen, J. L. von Lichtenau zu Stetten und F. Neuffer Jahrgang 1966 HOHENZ OLLERIS CHE HEIMAT 47 in Trochtelfingen die Aufhebung der genannten Gottesdienst- Dengeln ließ der Heidenhofbauer zu Sölden bei Freiburg ordnung durch den König von Württemberg „laut begrüßt", im Jahre 1694 nicht nur die Segessen (Sensen), sondern auch wie Grausbeck an Wessenberg berichtete. Der Einfluß der zu Bolschweil zwei Hauen für zwei Batzen und vier reformfeindlichen Pfarrer gewann im Sigmaringischen im- Pfennig, ferner zu Bientzhofen das Sech und den W e - mer mehr die Oberhand, und so entschloß sich die Regierung gissen (Pflugschar), ferner den Wegiissen später „zway dem Beispiel Württembergs zu folgen und die Gottesdienst- mall" und das'Sech einmal dengeln und den Weges- ordnung formell zu verbieten, was denn am 16. August 1809 ring machen lassen, für drei Batzen und vier Pfennig. Es geschah. (Genaueres siehe Zeitschr. „Freiburger Diözesan- steht zu vermuten, daß die Hauen (Hacken), Seche und archiv" 1965, Jg. 85, S. 414 ff.) Grausbeck, der frühere Prä- Wegessen erst nach Erhitzen im Feuer gehämmert bzw. monstratensermönch von Allerheiligen, ging 1825 nach Emer- scharf gemacht wurden,. feld, wo er am 28. Oktober 1836 starb. Sein Grab ist neben der Kirche daselbst erhalten. Altes und Neues vom Ringelstein Die Burgruine Ringelstein oder Aloise-Schlößle bei Ringin- Ein drei-chöriges Haus eines Widdumsgütleins besaß Georg gen, am Kästlesbühl hoch, über dem Buckental an der Bur- Ott im Jahre 1732 in Inneringen, ebenso Magnus Grom da- ladinger Grenze gelegen, wurde 1932 etwas gegen weiteren selbst ein halbes zwei-chöriges Haus (Maier-Krezdorn, Ge- Verfall gesichert. Aber schon wieder haben, Bubenhände das schichte von Inneringen, 1966, S. 313 und 321). Was bedeutet frühere Zerstörungswerk fortgeführt, wie ein großer heraus- dies? Was ein Chor einer Kirche ist, weiß man. Sollte es gerissener Zementbrocken unten an der Halde beweist. Auch sich um drei Anbauten handeln? Wohl schwerlich! Wider- die damals von Steinhauer K. Dietrich angebrachte Inschrift- kehr nennt man einen Anbau, der im rechten Winkel zum tafel ist zertrümmert, ob von bösen Buben oder nur durch Hauptgebäude stößt, also einen Quer-ker (oder Kar) dar- Natureinflüisse bleibt ungewiß. Ein Interessent versuchte das stellt. Nach Fischers schwäbischem Wörterbuch und Mich. noch Leserliche auf einem Blatt festzuhalten, das er an Bucks Flurnamenbuch bedeutet K h a e r soviel wie „Anbau einem Baum befestigte. Die Inschrift lautete ungefähr,, R i n- eines Hauses durch sämtliche Stockwerke". Zugrunde liegt gelstein, 1274, 1291; Albrecht der Hagge von, R. 1328; das mittelhochdeutsche k a r, die horizontale Einrichtung Heinrich von Killer gen. Affenschmalz 1409; Sein Wappen: oder Abteilung eines Stockwerks. Letzteres kann in 4 oder Ring über Dreiberg; Albrecht von R. 1485." Näheres über 5 oder mehr Kar eingeteilt werden, nämlich in die Zwi- die kleine Burg, ein zollerisches Lehen, siehe in Hohz. Hei- schenräume von einem senkrechten Stützbal- mat 1961, 40—41. ken zum andern, was ca. 10 Fuß oder 3 Meter1 ausmacht. Außer dem kleinen, Turmstumpf auf dem Felsen des Pri- Bei Wohnhäusern befindet sich gewöhnlich in jedem Kar vatwaldes von Frl. Lina Faigle ist keine weitere Spur von ein Fenster. So ist man versucht, bei einem dreikarigen Bauten zu finden. Außer einem angeblichen Hof auf der (-chörigen) Haus von drei Fensterkreuzen zu reden. Obiger anderen Talseite unterm Raißles Häldele vermutete man Georg Ott hatte aber auch eine 4-chörige Scheuer, bei der auch Wirtschaftsgebäude des Turmes auf der Ebene. Nun man schwerlich von Fenstern sprechen konnte. Michel Buck hat neuestens mein Neffe Christian anläßlich eines Spazier- erklärt an der angegebenen Stelle, Kar sei ein Fach oder ganges, bei dem an der Steilhalde einer der urtümlichen Bund eines Hauses, ursprünglich ein Quadrat wie Ka- Grenzsteine Nr. 166 Ringingen-Burladingen sich als mut- rene aus Quadragene entstanden. Eis versteht sich, daß im willig herausgerissen und abgestürzt zeigte, unterhalb des Obigen keine Steinhäuser gemeint waren, sondern Fach- Turmes fast am Waldrand eine sehr auffällige Ebene ent- werk! Ueber die Höhe des Hauses bzw. Scheuer ist mit dem deckt, die sich bis auf Burladinger Gebiet hinzieht und Kar nichts ausgesagt, da diese nebeneinander, nicht über- zweifellos künstlich zubereitet ist. Sie wurde bisher außer einander gerechnet wurden. Krs. Acht gelassen, trotzdem doch fast bei allen bekannten Burg- stellen der Umgegend sich ein solcher Tummel- oder Tur- nierplatz findet. Er ist hier so groß, daß auf ihm mühelos Wildererhandel im Zollerischen auch die bisher vergebens gesuchten Wirtschaftsgebäude, Kaplan Bulach zu Burladingen: Am 12. Nov. Ställe und Scheuern, gestanden haben dürften. Diese hinter- 1772 beriet der Geistliche Rat zu Konstanz, der Dekan ließen jedoch, da verhältnismäßig nur leicht gebaut, keine Bitzenhofer von Ringingen habe berichtet, daß der Fürst von weiteren Spuren im Gelände. Auch unterhalb des Frunds- Hohenzollern-Hechingen durch seine Regierung dem bei dem pürglins (Eineck) sieht man an der Halde oberhalb des Berg- Pfarrer zu Burladingen als Vikar gestandenen, von Schlatt sattels eine künstlich zugerichtete kleine Ebene! — Erwähnt gebürtigen Priester B u e 1 a c h insinuiert habe, daß ihn der sei noch, daß die staatliche Forstverwaltung unter dem sehr Fürst im Hechingischen Land nicht mehr dulden werde, weil interessierten Oberforstrat Hans Sax in Burladingen die er mit den Wildschützen von Neufra bewaffnet in westliche Ecke des Burgturms auf dem Nähberg, die stark den Wald hinaus gegangen sei. Zugleich bericntete der De- verwittert war, neu aufführen ließ, soweit momentan die kan, daß der sonst fromme Priester ihm den ganzen Her- Mittel reichten. Im Herbst soll fortgefahren werden, was gang, wie er ihn genügsam durch Zeugen beweisen könne, sehr zu begrüßen ist. Krs. folgendermaßen erzählte: Er sei mit dem Pfarrer von Neufra (das zu Honz.-Sigmaringen gehörte!) und dem Mino- risten Reiser von Gammertingen außerhalb des Dorfes Neufra spazieren gegangen, und habe die schon lange ge- ladene Flinte mit sich genommen, auch selbe, ohne jemals an den Wald zu denken, nächst dem Dorf auf einen Pfahl losgeschossen. Dann seien sie wieder ohne Verzug ins Dorf zurückgekehrt. Wenige Tage hernach seien vierzig Bauern An das mit Gewehr in den Forst hinausgezogen, wobei die Weiber sogleich „einen großen Lärmen" erweckten, zollerische Sol- daten und Jäger seien mit diesen Wildschützen in einen jtreit verfallen, wobei Totschläge unvermeidlich schienen. Daher hätten sie (die Weiber) dann den dortmalen allein im Pfarrhaus zugegen gewesenen Herrn Bulach um Gottes Barmherzigkeit willen gebeten, den Notleidenden mit gei- stiger Hilfe beizuspringen. Darauf sei er mit Hut und Stock Postamt gegen den Wald hinausgelaufen. Aber bevor er ihn noch erreichte, sei er von den rückkehrenden Bauern unterrichtet worden, das Weibergeschrei sei völlig unbegründet, denn sie hätten weder einen Jäger, noch einen Soldaten, gesehen. Darauf sei er umgekehrt. Dies alles hatte der Dekan auch in dem Fürsten bereits mitgeteilt. Der Konstanzer Rat be- schloß nun, da der Bischof sowieso wegen des Pfarrers von Stetten an den Fürsten, zu schreiben gedenke, möge er auch wegen des Herrn Buelach, intervenieren, daß er milder be- urteilt werde. (Erzb. Archiv Freiburg Ha 239). Der Vikar hielt sich dann zur Vorsicht in Neufra auf. Am 22. April 1773 kam der genahnte Geistl. Rat auf das vom Dekan ein- gesandte Protokoll zu dem Schluß, der Vikar Bulach sei unschuldig, und wandte sich dann in diesem Sinne an den Fürsten, vermutlich erfolgreich. Krs. 48 H H E N Z O L L E R I S C H E HEIMAT ___ Jahrgang 1966

Strumpf - Stumpf. Im 15. Jahrhundert bestand die Be- Hand, zog daran und drohte ihn rdsdann kreisförmig um das kleidung der unteren Körperhälfte aus einem Stück und in der linken Hand gehaltenen Ende der „Wied" und steckte wurde Hose genannt. Im 16. Jahrhundert teilte man die es hernach darunter. J.W. Hose* der Name Hose blieb für den oberen Teil bestehen. Das untere Stück erhielt den Namen Stumpf oder Strumpf. Es war das Reststück der früheren Gesamthose. (Vergl. Berichtigüng. In dem Aufsatz „Haigerloch von seiner Ent- Baumstumpf.) In alten Urkunden aus dem 16. Jahrhundert stehung bis: heute" (abgedr. in H. H. Nr. 2, S. 20) muß es richtig findet man das Wort Stumpf statt Strumpf öfters. Zuerst „notitia fundationis" heißen. Fälschlicherweise schließt der glaubt der Leser an einen Schreibfehler, doch ist der Aus- Verfasser aus dem Urkundenausschnitt: „... in Castro Hei- druck Stumpf richtig und sinnvoll. gerloch (nicht Haigerloch) super reliquiis Sancti Georgii. .." „mit Sicherheit", daß Haigerloch damals als befestigter Ort Geschichte des Orts Inneriiigen, von Johannes Maier t und mit einem Altar bestand. Dazu ist zu bemerken, daß in die- Siegfried Krezdorn; Selbstverlag der Gemeinde 1966, Halb- ser Urkunde nur von einer „Burg Haigerloch" die Rede ist. leinen 524 Seiten und 7 Bildtafeln. Das im Psychiatrischen Ferner läßt sich 1095 auch noch kein Altar (und damit min- Landeskrankenhaus Schussenried in großen, gut lesbaren destens eine Kapelle) nachweisen. Die Aussage der Ur- Lettern gedruckte Werk ist ein Heimatbuch im besten Sinne kunde „super reliquiis" besagt nur, daß die Reliquien an des Wortes. Mit unendlicher Liebe und in jahrelanger Arbeit den Ort der Schenkung gebracht wurden, Die erste Erwäh- haben sich die beiden Verfasser, deren erster als fürstlich nung einer Burgkapelle zu Haigerloch stammt aus dem hohenzollerischer Archivrat und Musikdirektor bereits am 9. Jahre 1335. Der.Verfasser schließt weiter, daß Haigerloch in Juli 19,g0 aus diesem Leben abgerufen wurde, bis ins Ein- der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstanden sein zelne in die Vergangenheit des ansehnlichen Albdorfes ver- muß. Auch dies ist nicht zu beweisen. Wieso gerade in der 2. senkt und hier für die Gemeindemitglieder und sonstigen Hälfte? Graf Rudolf III. war auch nicht, wie Laubis schreibt, Interessenten ihr Ergebnis niedergelegt. „Jeder Ort hat sein „der letzte männliche Sproß der Hohenberger Linie", son- eigenes Gesicht, seine eigene durch Landschaft, geographische dern, wie es bei Hodler richtig heißt, der letzte männliche *Lage, Lebensbedingungen und Umwelt geformte Geschichte Sproß der Grafen von Hohenberg der Rottenburger Linie. und Geschicke, so wie jeder Mensch sein eigenes und nur Der letzte Hohenberger Graf war bekanntlich Sigmund. ihm angehöriges Antlitz trägt." Dies wird dem Leser immer Ferner muß es „Rhäzüns" und nicht wie wiederholt im Text: wieder bewußt, wenn er den Verfassern folgt von der Früh- Räzüne heißen, geschichte über Kllima und Lage zu den verschiedenen Herr- schaften, der Wirtschaftsweise, dem Marktrecht bis zum Zu Hohenzollerische Heimat 1966 Seite 21: Der Druck- Verhältnis Fürstenbergs zu den Untertanen 1534—1806. fehler im Kunstdenkmälerwerk 1896 S. 28 lautet „Ringen- Mit beredten Worten behandeln sie Ein- und Auswanderung, WSii" statt Ringingensis. 1966 S. 21 unten: Nicht Neueck, son- Kriegs- und Pestzeiten, die Bevölkerungsbewegung, Wald derp „Veronika von Neuneck", d. h. Neuen-eck! und Flur, das Steuerbuch von 1784, die Geschichte cfer Pfarrei, die alten Kirchenbücher, Pfarhaus und Kirchenneu- Jh Nr. 2/1966 Seite 28: Verzierungen statt Verziehrungen; bauten, das Schulwesen, originelle Einwohnertypen, berichten St. Luzen statt St. Luzern. Schilfsandstein. von Straßenbau, Bohnergezlhnung, Brauchtum«. und Sitte. Einen sehr breiten Baum nimmt die Schilderung der Höfe und Güter S. 257—<31 ein, sowie die ausführliche Behand- Das ist die beste Kritik der Welt — | lung der Familien seit 1536 (S. 333—521). Es ist erstaun- wenn einer für das, yas ihm rrftßfällt lich, wie der großmütterlicherseits aus Inneringen stam- e't-tvas Besseres stellt. mende zweite Verfasser die reichlich^ erhaltenen Grund- bücher, Urbare, Urkunden und Verzeichnisse der Archive Die Verfasser sind für den Inhalt ihrer Abhandlungen ver- auszuschöpfen wußte. Man kann die Gemeinde zu diesem antwortlich. In der Reihenfolge ihrer Aufsätze in dieser Werk nur herzlich beglückwünschen! Einige kleine Ausstel- lungen fallen nicht ins Gewicht, wenn z, B. Seite 36 und 175 Nummer der „Hohenzollerischen Heimat" arbeiteten mit: statt Heinrich von Hörningen (d. i. Herrlingen bei Ulm) irrig Wannenmacher J., Schulrat i. R. Häningen stehen blieb. Ein Untergang Seite 41 ist schwerlich 7487 Gammertingen, Unteres Bohl. ein Anwander, sondern eine gerichtliche Grenzbegehung. Krs. Kraus Joh. Adam, Pfarrer, Erzbischöflicher Archivar 78 Freiburg-Littenweiler, Badstraße 2.

15 Lorch M., Oberlehrer i. R., 7455 Jungingen/Hohenz., Schule. Zu „Wida klenka — Krs. Nr. 2/1966. In Rangendingen M a i e r Nik., Geistl. Rat, 7487 Gammertingen, Im Eichert. sagte man: Wieda knitta (knicken), d. h., sie am stär- keren Ende eine Handlänge solange um ihre eigene Achse S c h a i t e 1 M., Dipl.-Landw., 748 Sigmaringen, Landeshaus. drehen, bis sie ganz gelenkig waren. Beim Garbenbinden S t e i m Karl Werner, Reg.-Insp.-Anwärter usw. nahm man dann diesen unteren Teil in die rechte 7 Stuttgart 1, Hackstraße 15. Schäfer Josef, Oberlehrer i. R. 7451 Trillfingen, Kapellenweg 306. König Karl, Bürgermeister a. D., 7451 Weildorf/Hechingen, beim Rathaus BESTELL-SCHEIN S t r o b e 1 Josef, Schulrat i. R. 75 Karlsruhe, Hermann Billingstraße 2. zum Bezug der „Hohenzollerischen Heimat" Wiest J., Oberlehrer i. R., 7451 Rangendingen, Schulstraße. Die Aufführung der Adressen der geschätzten Herren Mit- Ich/wir bestelle(n) ab sofort zum laufenden Bezug arbeiter in den einzelnen Nummern der Heimatzeitung soll den verehrten Lesern der Hohenzollerischen Heimat bei evtl. durch die Post Stück „Hohenzollerische Heimat", An- bzw. Rückfragen eine leichte Kontaktaufnahme ermög- Verlagspostamt Gammertingen, zum halbjährigen Be- lichen, ohne den Weg über den Verlag oder die Schriftleitung nehmen zu müssen. zugspreis von DM 1.40. Mancher unter den Lesern ist vielleicht ein Freund und Kenner der Heimatgeschichte, ohne sein Wissen bisher einer Zeitung übergeben oder veröffentlicht zu haben, Besteht: bei dem einen oder anderen die Möglichkeit, in unserer gehetz- ten und schnellebigen Zeit in einer besinnlichen Stunde einen Vor- und Zuname geschichtlichen oder volkskundlichen Aufsatz zu schreiben, der „Hohenz. Heimat" zu überlassen,, und so einer breiteren Oeffentlichkeit zugänglich zu machen? Wer den Versuch machen will, möchte doch seine Arbeit an die Schriftleitung senden! Der Schriftleiter. Genaue Anschrift Gegen Portoersatz abzugeben einige Hefte: Das Fidelishaus Dieser Bestellscnein ist bei Neubestellung bzw. Nach- und die Studienstifturigen in Hohenzollern. (Von Pfarrei- Thomas Geiselhart). Sigmaringen. Schnellpressendruck von bestellungen der nächsten Poststelle aufzugeben. Um P. Liehner. 1868. — Anschrift: Karl Werner Steim, 7 Stutt- deutliche Schrift wird gebeten. gart 1. Hackstraße 15. Hohenzollerische Heimat

Vierteliahresblätter für Schule und Haus Preis halbjährlich 1.40 DM

Sohrift.lei1.ung: Druck und Verlag: Buchdruckerei S.Acker, Gammertingen Fritz S c Ii o d e r, Hangendingen Postscheckkonto Stuttgart 35 892 4 P 3828 F Bank: Hohenz. Landesbank Gammertingen 15

Nummer 4 Gammertingen, Oktober 1966 16. Jahrgang

Der Deutsche Krieg im Jahre 1866 Von Anton Heinrich Buckenmaier Der Friede von Wien, der den Deutsch-Dänischen Krieg folgte in der Bundestagssitzung vom 25. Juni, in der die Be- 1864 beendete, ergab die Abtretung von Schleswig-Holstein setzung der südlichsten Provinz von Preußen, nämlich der und Lauenburg an Oesterreich und Preußen. Der Streit um ehemaligen Fürstentümer Hohenzollern beschlossen wurde. das künftige Schicksal der Herzogtümer Schleswig-Holstein- Der Krieg wurde weiter gegen österreichisches Gebiet vorge- Lauenburg löste nach kurzer Zeit der Verständigung im tragen. bereits am 28. Juni fand ein Gefecht bei München- Gasteiner Vertrag den Deutschen Krieg 1866 au,s. grätz statt und heftige Kämpfe tobten auf den Höhen von Monate vor Kriegsausbruch berichteten die Zeitungen von der Kloster. preußischen wie von der österreichischen Seite über Verhand- Die Oesterreicher hatten in den Getreidefeldern Bat- lungen zwischen Graf Bismarck und Graf Karolyi. Man wog terien aufgestellt und eröffneten auf den vorgehenden ab, ob ein Krieg zu vermeiden sei und ob eine friedliche Feind ein mörderisches Feuer. Die Verluste der Preußen sol- Reform des Bundes durchgeführt werden könne. Nebenher len nach Tausenden gezählt haben. Es wurde zugegeben, daß liefen Meldungen über Einberufungen und Massierungen, von die Oesterreicher im Kugelregen der preußischen Zündnadel- Streitkräften in Grenznähen durch die Tageszeitungen. So gewehre schweren Stand hatten. Trotzdem mußte Wien mel- war in der Allgemeinen Zeitung Augsburg anfangs Mai zu den, daß die österreichischen Truppen bis Hohenbruck zu- lesen, daß das Kriegsministerium in München ein „Res- rückgedrängt worden waren. Es wurden ungeheure Verluste cript" erlassen habe, wonach „unsere Assentirt - Unmontierten zugegeben. Auch Erzherzog Wilhelm sei im Kampf verwun- vorläufig mit dem nöthigsten zu montieren, sind." Kommentar det worden. Am 4. Juli meldete Wien, bei Königgrätz und des Schriftleiters: hiermit wird die Hoffnung derselben, bal- Josephsstadt sei gestern eine schwere Schlacht geschlagen digst entlassen zu, werden, in ziemlich weite Ferne gerückt. worden. Der Erfolg war bis zwei Uhr nachmittags auf Seiten Gerüchte über Rüstungen in Italien gegen Oesterreich lassen der Oesterreicher, „dann begann der Feind uns zu überflü- die Börse in Wien in Ratlosigkeit versinken. Kursverluste geln und zurückzudrängen". Die Oesterreicher meldeten be- von. 5—6 fl mußten sogar „leitende Papiere" hinnehmen. schleunigten Rückzug (also zu deutsch: Flucht) ihrer Truppen. Oesterreich verlangte in ultimativer Form die endgültige Re- Nach dieser totalen Niederlage am 3. 7. scheinen die Oester- gelung der Schieswig-Holstein-Frage. Von der Antwort hing reicher die bisher verspottete preußische Armee ernst ge- Krieg oder Frieden ab. Währenddessen wird beiderseitige nommen zu haben, denn Graf Mensdorff reiste sofort ins Abrüstung verlangt, obwohl die Aufmärsche bereits voll- Hauptquartier ab. Es folgten diplomatische Verhandlungen zogen sind. der neutralen Mächte, um dem Blutvergießen Einhalt zu ge- Ein Journalist beklagt sich, daß es mit der Ritterlichkeit bieten. Verhandlungen übe': einen vorläufigen Waffenstill- in Kriegsfragen vorbei sei. Früher hätte man sich ehrlich stand wurden eingeleitet. Einer Meldung aus Wien zufolge Fehde angesagt. Keiner überfiel den anderen ungewarnt. wurden die österreichischen Generale der Nordarmee verhaf- Heutzutage weise man mit der einen Hand kriegerische tet und nach Wien zur Untersuchung abtransportiert. Der Absichten von sich, die andere hebe man drohend. Die Rü- Feldzeugmeister Beneüek wurde des Oberbefehls enthoben stungen wurden für defensiv erklärt und der Bedrohende und die verhafteten Generale vor ein Kriegsgericht vorge- müsse als Bedrohter erscheinen. Es müsse dem Grafen Bis- laden. marck schwer geworden sein, einen brauchbaren casus belli Von preußischer Seite erfuhr man über die Schlacht bei zu entdecken. Auch Sachsen gegenüDer hätte er nichts an- Königgrätz über Paris: Das 8. Armeekorps habe einen glän- deres erfinden können, als daß durch Sachsens Rüstungen zenden Sieg erkämpft. Der Kampl habe 8 Stunden gedauert, die preußische Großmacht bedroht sei. Am 12. Juni wurde der Feind werde verfolgt, die Trophäen seien noch nicht der österreichische G"sandte Graf Karolyi angewiesen, Berlin gezählt, die Verluste beiderseits groß, viele Kanonen seien zu verlassen. Zwei Tage später reiste auch der preußische erbeutet und eine große Zahl Gefangener eingebracht worden. Gesandte Freiherr von Werther mit Frau und Personal aus Ueber die Ursache 1er Niederlage bei Königgrätz erfuhr Wien ab und Preußen gab in. einer Erklärung bekannt, daß man von österreichischer Seite u. a., das preußische Zünd- es vom Bund zurückträte Die Ereignisse überstürzten sich, nadeigewehr verhalte sich im Kampf zur österreichischen ohne daß eine eigentliche Kriegserklärung erfolgte. Das preu- Infanteriewaffe wi- 6 zu 2. Ein Militär sagte aus, er habe ßische Militär rückte Mitte Juni in das Königreich Hannover die preußische Waffe 1864 kennen gelernt, aber man habe ein. Von Sachsen wurde sofortige Entwaffnung verlangt ihm gesagt: „Das preußische .^eug ist doch nichts nutz". oder es sollte sich der preußischen Armee anschließen, widri- Noch warer die '? itungen, die im Bundesgebiet erschienen, genfalls würden preußische Truppen einrücken. Am nächsten nicht gut auf den Norden zu sprechen. Prinz Friedrich Karl Tag, da der König Johann v. Sachsen die preußischen For- von Preußen wurde vorgeworfen, er habe seine Leute mit derungen nicht erfüllte, erklärte Preußen den Krieg. Bei einer „neuen" Bib-.istelle angefeuert: Laßt Eure Herzen zu Strehla rückte die preußische Streitmacht ein, Bautzen wurde Gott schlagen und Eure Fäuste auf den Feind. mit starke'- preußischer Besatzung und 12 Geschützen be- Trotzdem fiel der Bund noch während der Kriegshand- legt. Die Post wurde dort angehalten, Geldbriefe und Beutel lungen immer mehr auseinander, so daß am 23. Juli die weggenommen, die Post in Lonau wurde geplündert, die .allgemeine Zeitung be chtete, Oesterreich sei aus dem Pferde verkauft und die Postillione gefangen genommen. De tscher Bund ausgeschieden. In Nikolsburg wurde am 26. Moch hoffte mar- in den süddeutschen Bundesländern, den Ju?- der Waffenstillstand und Friedenspräliminarien unter- König 'on Preußen umzustimmen. Die evangelische Geist- zeimnet. Bohmjn ur.r Mähren blieben vorläufig besetzt. lichkeit Süddeutschiands wandte sich über den Hofprediger ßn Preußischen Staatsanzeiger stand zu lesen, Freiherr des Königs an diesen, jedoch verhielt sich der König b- Karl v Varnbüler. der württ. Minister für Auswärtiges, sei lehrenu. Nach den ersten preußischen Erfolgen traten ver- nach Berlin zu Friedensverhandlungen abgereist. schiedene Kleinstaaten vom Bunde aus. Ii den Zeitungen wurden von Spe . üationen in Zucker berichtet, bereits wur- Die Besetzung Ho'nenzollerns den Karten von den Ti. iegsschauplätzen angeboten. Wie Dereits erw int, orduete der Buna am 25. Juni die Drp erste unfreundliche Antwort gegenüber Preußen er- Besetzung des südlichsten Teiles von Preußen, die ehemali- 50 Jahrgang 1966 gen Fürstentümer Hohenzollern-Sigmaringen und Hechin- Land auf Land ab in Hohenzollern schwirrten unkontrol- gen an. Die noch nicht ganz fertiggestellte Burg sollte vor lierbare Gerüchte über Gewalttätigkeiten von Seiten der allem in Besitz genommen werden. Von hier aus sollte ein Bevölkerung und der württembergischen Soldaten, die aber württembergisches Bataillon die Besetzung vornehmen. Ho- meistens nach wenigen Tagen von den örtlichen Berichter- henzollern sei wohl seit 16 Jahren preußisch, aber 90 Pro- stattern widerrufen wurden. Im Großen und Ganzen scheint zent der Bevölkerung würden sich lieber von Württemberg das Land sich ruhig verhalten zu haben. Auch der Bundes- oder Baden annektieren lassen. Die Volksmeinung in Würt- beauftragte Graf Leutrum sah auf Ordnung. Er erließ fol- temberg war, eine halbe Kompanie würde zur Uebernahme genden Aufruf, der bei P. Liehner in Sigmaringen gedruckt der Hohenzollerischen Lande genügen. Graf v. Leutrum, wurde: K. Württemb. wirkl. Staatsrath, wurde zum Bundes-Com- An die Bewohner missär ernannt, und sollte die Exemtion durchführen. Am der 28. Juni meldete die Allgemeine Zeitung: „Die Bundestruppen Hohenzollern'schen Lande! sind heute bis Hechingen vorgerückt. Die Truppen, deren gemütlicher Charakter (im Gegensatz) allgemein gefällt, wer- Die Bundes-Versammlung hat unter dem, 25. d, Mts. be- den von der Bevölkerung mit Liebe aufgenommen." Ein- schlossen: „die Hohenzollern'schen Fürstenthüme sofort mit quartierungskosten sollen vergütet werden. Hochgestellte Bundestruppen besetzen zu lassen, und die K. Württember- Beamte haben das Land bereits verlassen. In dem schutz- gische Regierung zu beauftragen, diesen Beschluß zu voll- los preisgegebenen Land wurden württembergische Gendar- ziehen, auch die Verwaltung dieser Fürstenthümer Namens men verteilt, da die Beamten und Gendarmen abgesetzt des Bundes zu übernehmen." werden sollten. Diese hatten aber bereits das Land verlas- Von Sr. Majestät dem König Karl I. von Württemberg mit sen und waren vielfach in die Schweiz gegangen. In Lindau der Vollziehung dieses Beschlusses; betraut, erscheine ich in war man über die Besetzung Achbergs befriedigt. Aber den Eurer Mitte, und hoffe durch mein ganzes Verfahren bald Bayern wurde vorgeworfen, durch ihr zögerndes Eintreten Euer Vertrauen zu erwerben. in den Krieg hätten die fürstlichen Beamten die Möglichkeit Allen Euren Interessen soll möglichst Rechnung getragen gehabt, die fürstlichen Kassen für die Preußen zu retten. werden, und die Verwaltung ihren gehörigen Fortgang Das Hohenzollerische Wochenblatt berichtet über die Be- nehmen. satzungszeit ausführlich, wenn auch der eine oder andere Kommt mir und den mir beigegebenen Beamten und Trup- Artikel der Zensur zum Opfer fiel. Was aber auf den weißen pen in einer Weise entgegen, die uns in unserem festen Flecken in der Zeitung stehen sollte, erfuhren die Leser Vorsatz unterstützt, in ein freundliches Verhältnis zu Euch nachträglich, als die Besatzung, deren Verbleib genau sechs zu treten. Wochen dauerte, wieder abgerückt war. Sigmaringen, den 26. Juni 1866. Ueber die Besitzergreifung von der Burg Hohenzollern Bundes-Commissär berichtete das Fürstl. Rentamt Hechingen unter dem 8. Juli: Graf Leutrum „Erkundigungen bei Kaserneninspektor Bausinger (aus Stet- K. Württemb. wirkl. Staatsrath ten bei Hechingen) stimmt der Bericht des Hohenzollerischen Mit der Besetzung Hohenzollerns wurden natürlich auch Wochenblattes Nr. 97. Es erschien der Bundeskommissar Graf die Beamten ersetzt. Der Kgl. preuß. Oberamtmann in Leutrum mit einer Kompanie Soldaten, um die Burg zu be- Hechingen, Freiherr von Frank, wurde suspendiert und Reg.- setzen. Ihm wurde von dem Kaserneninspektor bedeutet, die Ass. Gaupp von Ulm übernahm die Geschäfte. Die Bürger- Burg' sei Privateigentum S. M. des Königs von Preußen und kollegien der Wilflinger Gemeinde ernannten, darauf Freiherr des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen. Daraufhin wurde von Frank in Anerkennung seiner großen Verdienste um davon Abstand genommen, diesen Teil der Burg zu belegen. die Gemeinde und wegen seiner männlichen Haltung gegen- Lediglich das Wehrhaus, die Kaserne, wurde besetzt und die über der Bundeskommission zum Ehrenbürger. Militär-Utensilien, Bettstellen, Tische, Stühle und Bänke In Sigmaringen wurde Oberamtmann Rath aus1 Riedlingen wurden beschlagnahmt ohne die übrigen Gebäude, Gebäude- und in Haigerloch Ministerialsekretär Boller aus Stuttgart teile und Räumlichkeiten zu betreten. Am gleichen Tag gmg eingesetzt. Die Bürgermeister weigerten, sich, auf den Bund die Kompanie nach Hechingen. Ein Kommandant und neun- den Treueeid zu leisten. Abgaben wurden verweigert. Die zehn Mann bleiben auf der Burg, die täglich von Hechingen fürstliche Verwaltung wies ihre Rentämter und das Hütten- aus abgelöst werden und das Wehrhaus und die Tore zu werk an, keine Steuern zu zahlen, nur an Gemeinden, da bewachen hatten. Außer den Utensilien, die nicht von Be- u. U. Doppelzahlung erfolgen müßte. Nur im 5'alle der Ein- deutung sind — wichtigere Gegenstände wurden von der treibung durch Bundesbeauftragte soll keine Weigerung er- preußischen Kompanie mitgenommen nach Koblenz — ist folgen. nichts entfernt worden, Unterschrift Höflinger." Die Saline in Stetten be:' Haigerloch wurde von dei Bun- Bayern annektierte bereits am 20. Juni die hohenzollerische deskommission beschlagnahmt und stillgelegt. Preußische Exklave Achberg. In Esseratsweiler erschienen 15 bewaffnete Beamte und Arbeiter wurden entlassen, der Salzvorrat in Männer und ledige Burschen aus Lindau unter Antührung Besitz genommen. Man sprach von 20 000 Zentnern. des Advokaten Beck. Im dortigen Wirtshaus wurde das In Sigmaringen rückte die feindliche Besatzungsmacht am Hauptquartier aufgeschlagen. Die Insurgenten beschlagnahm- 26. Juni ein. Ueber den Schönenberg kamen sie auf Leiter- ten die Waffen und Böller, verbrannten Bismarck „in effiglerf wagen, formierten sich und marschierten mit Trommelschlag und zerstörten auch den Grenzpfahl. Dann wurde folgende in die Stadt ein. Im Gefolge der Truppe: Graf Leutrum mit Proklamation verlesen: württembergischen Beamten, „Gleichzeitig sah man unseren „Achberger, deutsche Brüder, Freunde! Die Stunde der Landwehrsturm, bestenend aus einem Offizier, einem Feld- Befreiung nat auch für Euch geschlagen, frei sollt Ihr sein webel und zwei Stammgefreiten nach der entgegengesetzten von heute an von einem tyrannischen Regiment, frei von Richtung in zivilem Ferienreiseanzug gemütlich schlendernd einer eigennützigen brudermörderischen Despotie, die vor unsere Stadt verlassen", so das Hohenzollerische Wochenblatt erst wenigen Jahren, ohne da£ "hr gefragt wurdet, Euch mit am 12. Juli 1866. Die Bevölkerung empfing die Truppe ihren gierigen Klauen umfing. Nachdem Preußen den deut- völlig schweigend. Die öffentlichen Gebäude wurden so- schen Bürgerkrieg bereits begonnen, deutsches Bundesland fort militärisch besetzt. Im Regierungsgebäude ließ der Kom- besetzt hat und auch in bayrisches Staatsgebiet eingebrochen missar alle Verwaltungsbeamte der Stadt antreten und ei- ist, kommen wir zu Euch als Vertreter des Deutschen Volkes öffnete diesen, daß alle nicht aus Hohenzollern stammenden und Bundes, und erklären, daß die Herrschaft des einköpfi- Beamten die Stadt innerhalb von 24 Stunden verlassen müß- gen Adlers in Achberg aufgehört hat, und daß Ihr nun freie ten, die landesangehörigen Beamten sollten sich vom Eid auf Bürger des neuen deutschen Reiches und Bundes seid. den König von Preußen entbinden lassen, worauf sie in ihren Deutsche Männer, Brüder! Ein schönes Loos blüht Euch als Aemtern bestätigt würden, wenn sie den Eid auf den Deut- freie Männer im freien Land, als deutsche Bürger im großen schen Bund schwörten, im Weigerungsfalle aber ihrer Aemter deutschen Vaterland. Der bayerische Staat nimmt Euch als enthoben würden. Nach einigem Hin und Her lehnten di solche auf mit deutschem Gruß. Es lebe das neue deutsche Beamten die Eidesleistung fast ohne Ausnahme ab so daß Reich! Im Namen des deutschen Volksheeres: Der Komman- verschiedene in ihren Aemtern vorläufig ohne Verpflichtung dant der bayerischen Schaar." Das freigebig gespendete An- auf den Bund belassen werden mußten, so in Gammertingen. nexionsbier sei von der Bevölkerung mit den Befreiern gern Anfangs und Mitte Mai rückten die hohenzollerischen „Re- getrunken worden. Bei Einbruch der Nacht marschierten die servisten und Landwehrmänner" ur Truppe ein im Wo- „Befreier" wieder ab, Die „Eroberung Achbergs" hatte auf chenblatt waren immer wieder Danksagungen der Ausziehen- Grund einer Falschmeldung stattgefunden, in der es hieß, die den zu lesen, die offenba. nicht nur beschenkt wurden, son- PreuCen seien bei Hof in bayrisches Gebiet eingedrungen. dern auch fröhlich Abschied gefeiert hatten. So war z. B. zu Nach-1 dm die Schlacht bei Königgrätz geschlagen war, ließ lesen: die Stadt Lindau verlautbaren, sie verabscheue diesen Bu- Allen Freunden und Bekannten (auch den Geschröpften) benstreich in Adlberg. Die bayrische Behörde habe eine Un- wünschen wir ein herzliches Lebewohl die Landwehr- tersuchung eingeleitet. und Reservemänner aus Hecnmgen. Jahrgang 1966 H OHENZOLLEKI3CHE HEIMAT 51

So und ähnlich danken die einberufenen Gardisten von Hau- Truppen nachgesandt, worüber sich die Württemberger sehr sen, die Reservisten und Wehrleute von Ostrach, Hausen am gewundert hätten. Trotz eifrigen Suchens hatten sie nämlich Andelsbach, Grosselfmgen, Sickingen, Steinhilben, Benzin- die alte Kanone nicht auf der Burg Hohenzollern entdecken gen, Walbertsweiler u, a. m. können. immer mehr erhielten gediente Soldaten Einberufungsbe- Aus dem Hohenzollerischen Wpchenblatt ist zu entnehmen, fehle. Man riet von der amtlichen Stelle aus, einzeln sich zu daß aus Hohenzollern 3000 Mann unter Waffen standen, Sie ihren Truppenteilen durchzuschlagen. Die Garnisonen lagen waren hauptsächlich in Böhmen eingesetzt. im Rheinland. Es war für die Einberufenen schwierig, durch Aus den K r i e g s a u f z e i c h n u n g e n das badisch oder württembergische Feindesland bis zur zu- des Michael Flach von Stetten b. Hechingen, ständigen preußischen Garnison durchzukommen. So wurde Infanterist beim 1. Batl. 7. Rheinisches ein hohenzollerischer Soldat, der im Hotel Royal in Stutt- Infanterie-Regiment No. 69 gart biertrinkend und zeitunglesend in voller Montur ange- troffen wurde, verhaftet und eingesperrt. Die Zeitung be- Am 13. Mai 1866 marschierte er von Hechingen nach Reut- i ichtete, es sei ihm anscheinend nicht unlieb gewesen. lingen. Quartier beim Schuster Hausmann Am nächsten Tag Auf die wirtschaftlichen Verhältnisse in Hohenzollern hatte ging es weiter mit der Eisenbahn nacn Mannheim, am 15. sich schon anfangs 1866 die politische Unsicherheit ausge- Mai nach Bacherach. Es folgten Fußmärsche. wirkt. Viele Kapitalien wurden gekündigt, während Schulden Am 18. Apell mit vollem Gepäck, am 19. mit Gewehr nicht mehr zurückgezahlt wurden. Die badische Spar- und und Säbel. Der 20. Mai war Ruhetag, da Pfingsten. Der Leihkasse in Heiligenberg zog alle in Hohenzollern ange- Pfingstmontag brachte Löhnungsapell. Am 24. Mai kam das legter, Gelder, mehr als 60 000 fl, zurück. Bataillon in Coblenz, dem Standort des Regiments, an. Dann folgte Bataillons-Exerzieren, Schießen je 15 Kugeln per Beschlagnahme von Mann auif der Cartaus. Am 28. Mai ging es per Bahn abends Fluchtgeldern der Spar- und Leihkasse 5 Uhr ab von Coblenz über Andernach, Remagen, Rolands- Sigmaringen eck, Bonn, Coeln, Siebengebirge, Düsseldorf, Güterloh, Biile- Am 27. Juni 1866 sollten zwei Beamte der Spar- und Leih- feld, Preuß. Linden, Hannover, Braunschweig, Magdeburg, kasse in Sigmaringen Gelder, Wertpapiere und Urkunden in Wolfenbüttel, Halle. Zu Fuß am 30. Mai nach Porits h. Sicherheit bringen, da die Besetzung durch württembergische 1. Gefecht bei Kloster mit Beihilfe der Armee des Friedrich Bundestruppen bevorstand. Kassier Fischer und Direktorial- Carl. Einnahme einer Brücke bei Backofen und daselbst ins sekretär Steidle wurden nach vorausgegangener Beratung Biwack. Am 1. Juli Kämpfe bei Schloß Ladum. 6000 Ge- mit dem Kuratorium und unter Zustimmung der Königl. fangene. Den 3. Juli Schlacht bei Königgrätz. daselbst im Preußischen Regierung beauftragt, 11 219 fl 22 kr in bar, Granatfeuer von Nachmittags 3 Uhr ab bis 7 Uhr Abends. Wertpapiere und Urkunden bei einer scnweizerischen Kre- Unser Batl. keinen Verlust. Biwack auf dem Schlachtfeld ditanstalt über die Kriegszeiten zu deponieren Die Ange- zwischen Todten und Verwundeten. Den 4. Alarm. Quartier legenheit wurde bekannt, daß über Ueberlmgen nach Kon- in Poroitsch. 9 Oesterreicher, 1 Pferd gefangen, erbeutet 116 stanz Gelder der Spar- und Leihkasse in die Schweiz ge- Geschütze, gegen 50 Proviantwagen mit Lebensmittel und bracht würden. Die Angabe der Höhe schwankte zwischen 17 000 Mann gefangen gemacht. (Anscheinend berichtet der 1 2,5 Millionen fl. Die beiden flüchtenden Beamten wurden Schreiber von dem Sieg bei Königgrätz.) Vom 5. Juli bis 23. noch am selben Tag in Konstanz verhaftet und das Geld be- Juli folgen die Orte, die bezogen wurden. Vom 24. bis, 27. schlagnahmt. Ob es sich um öffentliche oder private Gelder Juli war die Truppe in Au einquartiert. Von da aus ging handle, sollte Graf Leutrum in Sigmaringen entscheiden. sie nach Ladendorf ins Biwack, dort abgekocht und die längst Unter sicherer Bewachung durch Gendarmen wurde das Geld gewünschte Friedensbotschaft erfahren. Bei Ladendorf am und die Flüchtlinge nacn Sigmaringen gebracht. Die Ent- 30. Königsparade. Dann begann der Rücktransport der scheidung lief darauf hinaus, daß die Brandkassengelder, Truppe. Ueber Pilsen ging es auf deutsches Gebiet Amberi (i 242 fl 11 kr, beschlagnahmt wurden, die anderen Beträge Nürnberg, Fürth, Würzburg, Aschaffenburg, Darmstadt und aber wurden freigegeben nach Abzug der Transportkosten so fort bis Luxemburg. Ankunft am 7. August abends 6 Uhr. vöri Konstanz nach Sigmaringen, weil die Spar- und Leih- Von Luxemburg die alte Tour retour nach Hause. Ankunft kasse kein Staatsbetrieb war. den 14. September Nachts 1 Uhr. (Die Originalschreibweise Nach und nach zog sich der Krieg durch alle süddeutschen wurde belassen.) Bundesstaaten. Die Bevölkerung wurde stark beunruhigt, so In den Verlustlisten der preußischen Armee (Garde-lnf., daß z. B. ein Rechtskonsulent Kielmayer aus Stuttgart in Div., Garde-lnf. Brigade unc< 1. und 2. Garderegiment zu einem offenen Brief Herrn v. Varnbüler aufforderte, endlich Fuß) stehen Namen aus Dettlingen, Empfingen, Steinhilben, seine Aversion gegen Preußen zu begraben und die Be- Krauchenwies, Schlatt, Dießen. Stetten bei Hechingen, Sig- setzung Hohenzollerns aufzugeben, da nur so mit milderer maringen, Inneringen, Trillfingen, Klosterwaid, Höfendorf, Behandlung durch den Sieger gerechnet werden könne. Aber Hettingen, Starzein, Straßberg. In der Liste wird auch der noch wurde in Hessen, Bayern, Baden und Württemberg Seconde-Lieutenant Prinz Anton von Hohenzollern als schwer gekämpft, obwohl die Schlacht bei Königgrätz die Entschei- verwundet gemeldet, vier Gewehrschüsse in den Oberschen- dung bereits gebracht hatte. In den letzten Julitagen zog kel. Der Prinz starb nach mehrwöchigem, Krankenlager am der Krieg durch ^en Taubergrund. Bei Tauberbischofsheim 5. August an seinen schweren Verwundungen in Königshofen kam es zu Gefechten, an denen badische und württem- in Böhmen. bergische Truppen teilnahmen. Die Preußen blieben auch in Aus der Verlustliste wurden noch später die Gesamtver- diesen letzten Gefechten siegreich, so daß die einzelnen Bun- luste der hohenzollerischen Soldaten zusammengestellt. Sie- desstaaten nach und nach Frieden schlössen. ben waren als vermißt angegeben, 19 als leicht verwundet, sieben schwer, und 6 Tote waren zu beklagen. Wieviele an Samstag, den 4. August 1866. Cholera starben, konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht an- Soeben erfahren wir aus guter Quelle, daß die sogenannte gegeben werden. Bundeskommission Th*e amtliche Tätigkeit in Hohenzollern Am 31. Juli 1866 erschien ein Aufruf an die Bevölkerung eingestellt hat und der Abmarsch der württembergischen der Hohenzollerischen Lande, der zur Sammlung für die Okkupations-Trupper. bevorsteht. Der Oberamtmann Frank „Zurückgebliebenen der Soldaten" anspornte. Aber auch für hat die Verwaltung des Oberamts Hechingen bereits wieder die Verwundeten in den Lazaretten im Taubergrund wurde übernommen. um Spenden gebeten,. Es fehie dort „schrecklich an Lebens- Unter dem 6. August las man eine Meldung aus Tübingen mitteln". Der leitende Arzt Dr. Vogelsang und eine Aebtissin in der Zeitung: „Heute Mittag kam eine Compagnie des 6. aus Aachen baten um „Reis, Schokolade, Maccaroni, Oran- Infanterie-Regiments, bestehend aus 149 Mann, 3 Offizieren gen, eingemachte Früchte, Kaffee, Mehl, Flei ,"h, Bier, Wein, und 19 Unteroffizieren, welche seither im Auftrag des Deut- Kirschengeist, Cigarren und dergl." Der Aufruf war von dem schen Bundes Theile von Hohenzollern besetzt hatten, hier Hechinger Staatsanwalt Evelt unterzeichnet. Es gingen zahl- an. Die Mannschaften fuhren mit der Eisenbahn über Plo- reiche Spenden ein, die nach Tauberbischofsheim verbracht chingen nach Ulm weiter (T.Kr.)." wurden. Stuttgart meld°te unter dem 11. August: „Aus der zwischen Der Krieg war zu Ende. Preußen war Sieger geblieben und 1 ' äußen und Württemberg geschlossenen Waffenstillstands- schloß mit den Staaten, die dem Deutschen Bund angehört konvention § 9: Die Hohenzollerischen Lande werden so hatten. Frieden u^d Verträge. schnell wie möglich und spätestens bis 8. August d. J. von Die Kriegsentschädigungen waren für die damalige Zeit den königlich württembergischen Beamten und Truppen, von hoch. Württemberg muße 8 Millionen Gulden an Preußen jenen unter Uebergabe des Dienstes an die betreffenden zahlen, dazu für die Besetzung Hohenzollerns weitere 600 000 königl. preußischen Beamten verlassen." Gulden, Baden wurden 6 Millionen Gulden als Entschädigung Beim Abzug aer württembergischen Besatzung wurde eine auferlegt. versteckte Nürnberger Kamme wieder hervorgeholt und 12 Nach und nach kehrten die Soldaten aus Hohenzollern •Schlisse der über den Schrofen bei Hechingen abziehenden nach Hause. In Hechingen wurden sie unter den Klängen des 52 HüHENZüLLERISCHt HEIMaI .iHhrgMTfmSBW

Düppeler-Schanzenmarsches durch die beflaggten Straßen in aeL Friedrich III., schrieb in seinem Kriegstagebuch p-rm die Stadt geleitet. Später wurde den Heimkehrern ein Fest- 1870/71 im Hinblick auf den Krieg von 1866: essen im Gasthof „Zur Linde" gegeben. Aus anderen Ge- Bismarck hat uns groß und mächtig gemacht aber ei meinden wurden im Hohenzollerischen Wochenblatt ähnlich' f faubte uns unsere Freunde. die Sympathien Welt unra Empfänge gemeldet unser gutes 'Gewissen Es kommt mj Fss. vor. ils™\reiTn Der Weg zum deutschen. Kaiserreich untei Führung Preu- wir zuviel ABonnen hcSen. um ohm saure Stunden jSSs ßens begann. Der preußische Kronprinz, der nachmalige Kai- p;rrungene»ehaupten /u körBL-n.

Anton Prinz von Hohenzollern Vor 10« Jahren starb er am 5. August an seinen Verwundungen Von Anton Heinrich Butken man-i In den Verlustlisten, die dos Hohenzollensehe Wochenblatt Arn 10. Juli schickte du Königin ein Telegramm mich während des Krieges von 1866 auszugsweise wiedergab, ist, stehenden Inhalts: unter den Schwerverwundeten auch der Name Anton Prinz „Der König schreibt heute wörtlich: Antun Hohenzollei n's von Hohenzollern zu finden. Verwundung ist leider sehr ernst, der arme junge Mann! Iii Wie seit alters haben die Hohenzollern im Dienste füi ist unglaublich gefaßt und sagt ruhig, es sei gut. daß ein Kaiser und Reich hohe Aemter bekleidet oder als Soldaten Hohenzollern blute! Wie schön! Eben erhaltenes Bulletin von in Kriegszügen ihre Tapferkeit bewiesen und hin und, wieder den drei gestrigen Aerzten und Koch unterschrieben »figt Blutzoll gezahlt. So wurde Prinz Anton vor 100 Jahren in wörtlich: Nacht erträglich Zustand ziemlich wie Gestein den K ämpfen bei Königgrätz mehrfach verwundet. An diesen Fieber geringer. Wunden starb der Prinz nach fast fünfwöchigem Kranken- Gott helfe weiter. In innigstei Theilnahmr bedenke leb lager. Eurer Sorge." Prinz Anton Egon Karl Joseph von Hohenzollern-Sigma- Fürst Kail Anton hatte inzwischen auch seinen Lei tun /.t. i ir.gen wurde als viertes Kind des Erbprinzen Karl Anton Hofrat Dr. Koch zu seinem verwundeten Sohn geschickt und der Erbprinzessin Josephine am 7. Oktober 1841 im Am 5. August starb Prinz Anton im Alter von 25 Jahien Fürstlichen Schloß geboren. Bald zeigten sich, die „hervor- an seinen schwereil Verwundungen in den Armen seiner ragenden Anlagen des Geistes und des Herzens". Seine Mutter in Königinhol'. Die letzten. Worte des Prinzen seien Studien begannen in Neisse in Schlesien und wurden in gewesen: „Es gereicht mir zur großen Beruhigung untei den Dresden und Bonn fortgesetzt und vollendet. Der erste Er- Hohenzollern derjenige zu sein, welcher durch seinen Tod zieher vermutete eine Hinneigung seines Zöglings zum geist- neues Zeugnis ablegt von der Tapferkeil unserer braven lichen Stande. Prinz Anton erwählte aber den Militärstand Armeen.' In Berlin wurde er in den Kriegswissenschaften ausgebildet Für sein ausgezeichnetes Benehmen hatte der König ihm und nach Ablegung der Staatsprüfung ernannte ihn der schon von Nikolsburg aus den Orden „Tour le meiite" König zum „Lieutenant ä la suite im ersten Garderegiment". verliehen. Trotz des Soldatenstandes, den er gewählt hatte, war er auch Ein Extrablatt verkündete den 'l'od und die Beisetzung des für musische Dinge aufgeschlossen. In seinem kleinen Nach- Prinzen folgendermaßen.: laß, der sich im Fürstlich-Hohenz. Haus- und Domänenarchiv „Seine Durchlaucht, Prinz Anton, E®n, Kail, Friedrieh zu in Sigmaringen befindet, zeigen kleine wohlgeratene Bleistift- Hohenzollern-Sigmaringen, geboren den 7 Oktobei 1841. zeichnungen von Landschaften seine Liebe zur Natur und welcher die ereignißreiehe Schlacht bei Königgrätz am 3. Kunst. Juli d. J. mit großer Tapferkeit mitgekämpft und schwei Nach dei Ernennung zum Leutnant bereiste er die meisten \fetwundet worden, ist nach schmerzlichen Leiden, am 5. d. M. europäischen Länder. Kurze Zeit vor Ausbruch des deutsch- Abends 11 Uhr in Königinhof im Königreich Böhmen in den österreichischen Krieges entschloß ei sich, Aegypten und Armen seiner ans Krankenbett geeilten Durchlauchiigsten Palästina zu besuchen. Noch ehe er auf der Rückreise den Frau Mutter sanft verschieden. Papst in Rom aufsuchen konnte, wurde ei zu den Waffen Die Leiche des hohen Verstorbenen, eben aui dem Wege gerufen, da der Krieg ausgebrochen war. hierher, wird demnächst hier eintreffen, in der Hofkapellc Der junge Leutnant im Kgl. Ersten Garderegiment zu Fuß des Fürstlichen Schloßes niedergestellt, sodann in der Fürst- führte bei Königgrätz am 3. Juli einen Zug der 9. Kompanie lichen Familien - Gruft zu Hedingen beigesetzt werden des Regiments. An der Spitze des Zuges hatte er die Höhen worüber das besonders auszugebende Programm das Nähen- von Chlum erstiegen. Mit seinen Leuten trieb er die ge- bekannt geben wird." schlagenen. Oesterreicher vor sich her und erreichte das Dort Der Preußische Staatsanze'ffer widmete dem Prinzen einen Rosberitz. Da die bezogene Stellung dem Prinzen unhaltbai Nachruf. schien, befahl er eine neue feste Stellung im Ort selbst zu Als der Trauerkonduki an die Stadtgrenze von Sigmarm- wählen. Bald setzte ein furchtbares Granatfeuer auf das gen kam, wurde er nach katholischem Ritus feierlich emp- Dorf ein, das vom Feind in Brand gesetzt wurde. Stunden- fangen. Die Beisetzung des Prinzen am 12. August abends 8 lang verblieb der Prinz mit seinen Soldaten bei der Ver- Uhr fand durch. Stadtpfarrer Silvester Müller in.der Gruft teidigung des brennenden Dorfes, das fortwährend von Ge- m Hedingen statt, die seit 1847 die Grablege des Fü itlichen schossen überschüttet wurde. Die anrückenden Kolonnen Hauses war. Das Herz des Prinzen wurde in einer silbernen wurden von seiner Mannschaft unter scharfes Feuer ge- Kapsel in der Schloßkapelle aufgestellt. Es wurde dreimonat nommen, unterstützt von den 1 isilieren des 3, Garderegi- liehe Hof- und Familientrauer angeordnet. Mit Datum vom ments. Plötzlich traf den Prinzen ein Schuß ins Knie. Von 17. Juli 1872 ließ Fürst Karl Anton für seinen verstorbenen Sohn eine immerwährende Meßstiftung für 600 Taler bei einigen Füsilieren wurde er noch eine Strecke ins Dorf fort- der Kath. Pfarrkirche in Potsdam errichten. geführt und erhielt unterwegs noch drei Schußwunden. Auch die Leute, die ihn führten, fielen zum Teil. Man erreichte Von allen amtlichen Stellen gingen Beileidsadressen an ein Jehöft, in dem der schwerverwundete Prinz niedergelegt das Fürstliche Haus ab und in vielen Orten Hohenzollei ns wurde. Kurze Zeit darauf fiel das Gehöft in Feindeshand, wurden von der Geistlichkeit Gedenkgottesdienste für den die wenigen Soldaten, die sich noch um den Prinzen geschart, Verewigten abgehalten. hatten, gerieten in Gefangenschaft. So gut es ging, wurde Zum Gedächtnis an den Prinzen Anton wurde auf dei Prinz Anton verbunden. Die Schmerzen des Verwundeten linken Chorseite in der Erlöserkirche Hedingen ein Epitaph wurden aber immer heftiger, und er bat um einen Arzt, der angebracht, in dessen Mitte auf einem in Marmor gehauenen ihm das verwundete Bein abnehmen sollte, um so wenigstens Medaillon das PorträL des Toten festgehalten wird. Um- am Leben zu bleiben. rahmt ist das Bildnis von einer reichverzierten Wandplatte Am 4 Juli, nachdem die Schlacht zu Ende gegangen wai. aus bräunlichem Marmor. An der Spitze der Tafel ist ein wurde der Prinz nach Königinhof transportiert. kleines Kreuz angebracht, darunter in muschelförmigei Ver tiefung ein römischer Feldherrnhelm, als Abschluß im un- Die Fürstin Josephine reiste zur Pflege des Prinzen nach teren Teil breitet eine Putte ihre Flügel beschirmend aus Königinhof ab. Der Verwundete lag dort in einem guten Quartier bei einem Fabrikanten. Hin und wieder glaubte Die Inschrift lautet: der Dehandelnde Arzt, daß es dem Verwundeten besser ginge. Anton Egon CarJ Joseph Von Korig Wilhelm ging an die Eltern ein Telegramm Prinz von Hohenzollern folgenden Inhalts: geb. VII. Oktober MDCCCXLI ..Tausend Dank für Deine Teilnahme, das war ein herr den Heldentod gestorben V, August 1VIDCCCLXVI Ii "her, t nvergleichlicher Siegestag, den Gott uns schenkte. Fidelis usque ad Mortem Möge Dein Sohn ihn nicht zu theuer bezahlen! Wie muß ich Früh vollendet hat er viele Jahre erreicht. in Euch denken, m allen, Gefechten hat er seinem Namen Plaeens Deo f actus est dileetus et I ranslalus est. Ehre gemacht. War Liebling der Soldaten " •Jahigang 19(->t> 53

Auch in der Eirigarigstiaile tui iVlidicieiskapeiit aui iSurj; 111 ier Sehlacht bei Hüning» am 1-J Oktober 1702 auJ defn Hohenzollern ist des Fürstensprosses gedacht. Eine gemein Schlachtfeld blieb same Gedenktafel zeigt die Porträts der Königin Stefanie von Portugal und des Prinzen Anton von Hohenzollern. Die bei- Benutzte Quellen: den Kopfbildnisse sind durch einen Stern, einen Palm- und Kiirstl. Hofbihliolhek NiKimi ringen einen Lorbeerzweig getrennt. Königin Stefanie wai die Schwester des Prinzen Anton und ist 1859 im 22. Lebensjahr Maximilian .1 i> : • |j h /,wi:i KcritMi tn'i der Taule (1er gestorben. Außer den Geburts- und Todesdaten der beiden Kürstl. Prinzen Anton und Friedrich zu Ilohenzotlerri-Signiann- fürstlichen Geschwister trägt die Gedenktafel u. a, folgendf tfen 1844 Inschriften: ivl i I l e i S. Ti auen t'tlr ditt v I).. den hochsengen Prinzen An Unter dem Bildnis dei Königin „In Ewigkeit triumphiert Ion Kuun Karl .Joseph von Hohenzol lern-Sigmai ingen 18HH > 1 le Geklönte" unter dem des Prinzen Anton ..Getreu bis /.um Tode". I' nrstl. Hohenz. Haus- uno Domänenarchiv sigmaringen So hat Prinz Anton den Tud gefunden, wie eini.l dei Kasten XXIV. Facti. 28, Kasten XXVIII. 2 und 3, ••Ii' Träger dieses Namens im Hause Hohenzollern,

Wanderung durch das Stunzachtal

Von !• ritz Seh« Iii

Der bedeutendste Nebeijmuti dei unleren isi dis. nähme. Dieses tat lial eine ausnehmende Breite und bildet Stunzach. Auf em rund 18 km langen Laut von Rosenfeld einen Taldurchgang durch den ganzen Keuper, den heute die bis- zur Mündung unterhalb Steden Meten sich uns ganz Straße von Sulz nach Balingen benützt und den die Römer verschiedene Landschaftsbildei. einst als bequeme Ueberquerung der Keuperstufe für ihre Die Quelläste der Stunzach sind langt- gleichlaufende Tai Straße vom Kastell Sulz zum Straßenknotenpunkt Häsen - wannen auf der Liasplatte von Rosenfeld und Binsdorf. Wie bühl ausnützten. Die Ursache für die Breite des Beurenei die gespreizten Finger eine Hand greifen sie gegen den First Tals ist eine tektonische Aufsattelung, die die leicht aus- des kleinen Heubergs vor. Der Sulzbach erhält sogar sein täumbaren weichen Gipsmergel im Talgrund anstehen läßt. Wassel' vom Stufenrand des oberen Lias bei Leidringen. Von Die Liasplatte selbst ist vielfach in lappig' vorspringend!' der „Burg" im Bubenhofer Tal bis zum Beurener Tal („Fa Stücke zerlegt. Ihr Stufenrand nähert sich in den Inseln bis bnkle") ist sie ein schnell dahineilendes Flüßchen mit steilen auf 4 km und die Keuperhügel bis auf 2 km dem Neckar. Waldhängen, das ab^ nur von links Nebenbäch^erhält Letztere sind im Westen wenig gegliedert; erst nach Osten während sie bei Heiligenzimmern in einer bis 500 Meter brei lösen sie sich in lange, schmale Rücken auf (Kirnberg, Rin- ten, versumpften Tälaue ein träge dahinschleichendes Wassel delwald mit dem Schloßberg der Burg Beuren usw.). Ob- wird. Unterhalb Gruol verengt sich auf einmal das Tal. das wohl die härteren Sandsteinbänke nur im Schilfsandstein bei kaum Platz für das kurvenreiche Sträßchen hat. Renfrizhausen (30 m) und im Stubensandstein bei Heiligen- Nun mögen diese Unterschiede zum Teil auf die Beschäl zimmern (15—18 m) stärker ausgebildet sind, zeigt hier der lenheit des Untergrundes, das Gestein, zurückzuführen sein, Keuper eine Breitenausdehnung wie sonst nirgends am Rand wie um Unterlauf auf die harten, Kalke oder im Oberlauf des südwestlichen Albvorlandes. auf die Sandsteine und Mergel des Keupers. Warum hat Die reichen Wasserläufe im Rosenfelder- und Bubenhofei aüer die Stunzach bis Gruol nur linke Nebenbäche und rechts Tal (Name von dem einstigen Weiler Bubenhofen und der nur kuii'^js steile Kerben? Warum ist das Tal so asymme- Burg der verdienten Ritter von Bubenhofen) und die kleinen trisch? Im Häuser Tal, aber erst unterhalb Gruol, ist der Gefällsstufen im Stuben- und Schilfsandstein wurden früher einzige- _größere Nebenbach Wohei rührt im Mittellauf zwi- von zahlreichen Mühlwerken (ursprünglich 11) ausgenützt, schen Heiligenzimmern und Gruol das breite Sumpftal? Zur von denen aber heute nur noch die Fischer- und Pelzmühle Beantwortung dieser Fragen wollen wm un.t Im Landschaft^- den Mahlbetrieb ausüben und die Mahlkundschaft von 9 bild etwas näner umsehe.i Ortschaften der benachbarten kornschweren Liasplatten D d r Klei [Pe H e u b e r g bedienen. Von der „Burg" (Name zur Erinnerung an di^Burg Bu- und die v & i g Va g e l' W n K e u p er b e 1 g e benhofen) unterhalb Rosenfeid fließt die Stunzach bis Hei- Wie eine schildffSPm.ge Bastion springt der Kleine Heuberg ligenzimmern südnördlich und schwenkt dann erst in die' weit nach Nordwesten vor, dessen Außenränder im Westen Nordost- bzw. Ostrichtung um Die Schichten fallen von und Norden mit einem bHiten Waldstiwffen der Keuper- Westen nach Osten gegen das obere Stunzachtal. Bei Britt- berge verbrämt sind. Gegen Südwesten in Richtung Rottweil heim beginnt die Liasplatte mit 690 m und fällt stark nach und gegen Norden zum Hohenzollern rücken die bewaldeten Osten, so daß sie zu beiden Seiten des Stunzachtales noch Vorberge viel näher gegen den Fuß der Albberge heran, 600 bis 620 m hoch liegt. Besonders stark ist das Schichten- während auf der Liasplatte die weißleuchtenden Häuser von fallen zwischen Heiligenzimmern und Binsdorf (bis 3"/o). Brittheim erst m 13 km Luftlinie aufblitzen, wie ein Blick so daß die untere Liasplatte nach kurzer Strecke bei etwa von den SSÜgekrönten BalingüT Bei gen zeigt. Nirgends fin- gleicher Höhe unter dem Posidonienschiefer verschwindet ^^^^Wr den Schwarzjura vor der Südwestalb in einer sol („Heufeld" bei Eliaheim 606 m). Dieses Schichtenfallen nach eben Flächenausdehnung und njnem solch weiten Vorstoß Ost hat dazu geführt, daß die Stunzach, solange sie von Sü- gegen Westen wie auf dem Kleinen Heuberg. Beim Aufstieg den nach Norden fließt, von rechts nur kurze Kerben mit von der Gäuplatte im Mühlbach'al bei Renfrizhausen sind geringerer Wasserführung aufweist, von links dagegen statt- die Keuperhügel bei den malerisch gelegenen einstigen Klö liche Nebenbäche empfängt. Die Grundwasser fließen auf stejieiri Kirchberg und Bernslein zu einem 7 km breiten den undurchlässigen, Schichten, nach, Osten ab und ernähren Waldstreifen auseinandergezogen, in dem Liasinseln zer bei ihrem Austritt besonders ergiebige und leistungsfähige -Ireut liegen (Kirchberg, Dickebevg, Lonau, Heiligenberg). Quellen, deren Bäche die Täler eingruben. Der Grund für Die Stunzach und ihre Nebenbäche haben die ganze Keu die Asymmetrie des Talnetzes ist demnach das starke Schich- perlandschaft in ein unübersichtliches Bergland aufgelöst, tenfallen. Gleichzeitig erzeugt diese Asymmetrie aber auch da?? (TfeutaF mit einem geschlossenen, ^chwarzwaidännlichen eine solche der Höhen. Westlich der Stunzach haben wir Nadelbestand mit Tannen, Fichten und Forchen bedeckt ist Höhen bis über 680 m („Lonau* 682,8 m) und zwischen in dem früher aber auch Buche,Eiche,Erle und Birke vertreten Stunzach und dem Talbach des Hausener Tals nur bis etwas waren. In der verwickeisten Weise zerrchnittene Hügeireihen über 600 m („Nammelhausen" 605,8 m). steigen von den vielen Tälern und Tälchen auf. Kilometer- Die Schichten haben aber nicht nur ein Gefall nach Osten, weit haben sich die vom Liasplateau herabstürzenden Bäche sondern sind auch im Schichtstreichen nach Nordosten g - nach rückwärts eingenagt. So erhält die Stunzach von links neigt. Zum Beweis sei etwas weiter ausgehol und eine tine ganze Reihe von Nebenbächen (Grunbach, Findelbach Uebersicht angeführt: Fzw. Beurener Tal. Gossenbach usw.). deren Richtung (ri-Tn ze Muschelkalk - Le tterik on 1 e ffurchweg' nach Osten bzw. Ostnordost ist, während am rech- Rottweil 600 m Talhang kaum eine bedeutende Quelle zu finden ist Böhringen (Schlichen!) 560 m Sämtliche greifen mit Eigentümlich hirschhorn'förmigen Ver- Trichtingen (Schenkenbach i 555 m zweigungen tief in den Körper der Liasplatte ein und füh- Irslenbach 550 m fen mi' steilen Waldhängen sich rasch eintiefend durch den Vöhringen (Mühlbach) 468 m Keu.ner hinab oder zeigen stark verrutschte Wiesenhänge des Mühlheim (Schloßhalde) 440 m Knollenmergels. Nur das Beurener Tal, das seinen Namen Fischingen (Wehrstein) 485 m vffl^Hner abgegangenen Siedlung hat. macht eirÄ Ai^* Fischingen (Eckwald) 517 m 54 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi

Aehnlich ist es bei der Grenze Knollenmergel-Lias; doch Die Stunzach wurde vor dem scharfen Anstieg des Mu- läßt sich diese nicht so weit nach Norden verfolgen, da die schelkalks (s. oben) am tiefsten Punkt der Heubergmulde beiden Schichten nördlich Kirchberg nicht mehr erhalten sind. gestaut und wurde deshalb zur Aufschüttung gezwungen. Der Es ergibt sich eine Tiefenlinie, die von Nordwesten nach Muschelkalk;würde sogar unterhalb Haigerloch noch stärker Südosten, von Fischingen üb. Mühlheim, Kirchberg, Stunzach ansteigen, wenn er nicht nachträglich durch Lösungstektonik oberhalb Gruol, Hummelberg bei Erlaheim, E Immelberg bei nachgesunken wäre. Auch der gegen das Schichtenfallen Geislingen bis zur Stadtmühle bei Balingen verläuft (s. Zeich- fließende Talbach im Hausener Tal zeigt Stauung. Ein ähn- nung). Die Südwestscholle ist um 50 bis 60 m abgesenkt. liches Bild haben wir im Eyachtal vor dem Eintritt in den Teilweise entwickelt sie sich zu einem Graben, teilweise zu Muschelkalk bei Stetten und Owingen, einem Schichtenmosaik. Diese Abschiebung ist ein: Fort- Nun ist zwar das Gefäll hinter den Kanten widerständigen setzung des Freudenstädter Grabens, doch größtenteils kein Gesteins an sich schon gering. Die Schiefstellung muß aDer Grabenbruch, da die Schichten beiderseits des Grabens ge- auch noch durch junge Krustenoewegungen im ganzen Oilu- gen die Tiefenlinie Mühlheim-Kirchberg-Erlaheim fallen, vium verstärkt worden sein, wie die breiten Schotterfeider also heruntergeklappt sind Von der Stunzach gegen Haiger- der Eyach bei Owingen und Stetten beweisen. Diese Kip- loch steigt dann der Muschelkalk sogar wieder bis 3 °/o an pung bewirkt bei der Stunzach eine weitere Verringerung (unterhalb Gruol Obergrenze von Muschelkalk 460 m, bei des Gefälls. Die Folgen davon waren Ueberflutung der Tal- Weildorf dagegen rund 500 m). aue bei Hochwasser, Dahinschlängeln in ufervollen Wiesen- Der Kleine Heuberg mit den davor liegenden Keuper- mäandern, Aufschüttung und Versumpfung des Tales. Nur hügeln nimmt also eine Sonderstellung ein. Er ist eine tiefer mühsam konnte sich das Flüßchen unterhalt Gruol in Tal- liegende Scholle, ist gegenüber benachbarten Gebieten in eine mäandern in die Schichten des oberen Muschelkalkes ein- tektonische Muldenlage gerückt und hat dadurch eine Schutz- nagen. Vielleicht wählte die Eyach sogar einmal ihren Veg lage bekommen. Die tektonische Mulde ermöglichte es, daß durch das untere Stunzachtal, da die großen Schotterfelder hier die Liasplatten viel weiträumiger erhalten blieben und westlich Owingen bis zum Hof Hospach auch Weißjura ent- sich der Stufenrand c1_s Kleinen Heubergs weit nach Nord- nalten, den nur die Eyach abgelagert haben kann. osten vorschiebt. In dieser tektonischen Tiefeniage blieben Wir haben damit die Kräfte und Ursachen aufgezeigt, auch am Vorderrand die Keuperhügel um Kirchberg von der denen die Lanoschaftsformen des Stunzachtales ihre Ent- Abtragung verschont. stehung verdanken. Das romantische Mühlental zwischen Die Tiefenlinie kreuzt die Stunzach. Sie muß an dem tief- Rosenfeld und Heiligenzimmern zeigt uns noch in seinem sten Punkt der Heubergmulde (oberhalb Gruol) unterhalb hirschhornförmigen Verzweigungsnetz der Nebenbäche die des Ortes den harten, ansteigenden Muschelkalk überwinden. Form der früheren, in den tektonischen Mulden fließenden Wie sich dies auf das- Landschaftsbild auswirkt, soll in fol- Rinnsale (s. Zeichnung), wird jetzt jedoch von einem Stamm, gendem gezeigt werden. der senkrecht dazu verläuft, aufgefangen und zusammenge- Das Zimmertal faßt. Dieser Stamm dringt wohl auf tektonischen Störungs- linien vor, fließt aber gegen das Schichtgefälle und ist ein Die Stunzach hat unterhalb vom .Fabrikle" gegen Gruol jüngeres Glied der Entwicklung" (Huttenlocher). In Rich- auf der nordöstlich und östlich gerichteten Strecke annähernd tung des tektonisch tiefsten Punktes, also senkrecht zur Tie- nur halb soviel Gefäll wie im Bubenhofer Tal. Auf den über fenlinie, nimmt dann die Stunzach in der breiten, versumpf- 6 km langen Lauf von Heiligenzimmern bis Gruol kommen ten Talaue ihren Lauf, um in einem engen Muschelkalkt;;! ganze 20 m. Unterhalb Heiligenzimmern ist das Tal in den die Eyach zu erreichen. Gipsmergeln, die aber vor der Korrektion des Bachbettes nirgends angeschnitten wurden, ausnahmsweise breit und stark versumpft, wie die wasserliebende Vegetation (Schilf, Kohldisteln usw.) beweist und worauf auch der alte Namen von Heiligenzimmern hinweist, das ursprünglich Horgen- zimmern hieß (Horgen = Sumpf). In der breiten Talaue haben die vielen Hochwasser wohl an den Ufern etwas ab- getragen, aber auch in den Wiesen das Bett oft gewechselt und aufgeschüttet. Die alljährlichen Ueberschwemmungen, die zuweilen den ganzen unteren Ortsteil von Gruol unter Wasser setzten, brachten immer große Verluste für die Landwirt- schaft. In der Talaue konnten nirgends Aecker angelegt wer- den. Die Felder der Gemeinde Gruol liegen daher größten- teils an den Straßen gegen Haigerloch und Binsdorf und auf der tief unter dem Keuper liegenden Lettenkohlene'oene, die hier weit nach Süden vorspringt. Im Zimmertal ist so kaum etwas von Abtragung sichtbar. Hier konnten sich sogar 10 bis 15 m über der Stunzach zwischen Heiligenzimmern und Bernstein, oberhalb des Gossenbaches, abgelagerte Schotter erhalten, die neben Keuper unteren Lias aufweisen. Unschöne Tümpel waren einst das Bild des Zimmertals. Die Bauern hatten in nassen Jahrgängen ihre liebe Not mit dem Einbringen des teils schlechten Futters aus den moori- gen Wiesen. Erst die Stunzachkorrektion vom Donnerstal bis zum Oberkirchwald mit einem Aufwand von annähernd einer Million Mark schaffte vor einigen Jahren Abhilfe.

Die Schwester des Künstlers München, am Dreikönigstag 1930. keinen Wunsch will ich mehr haben, tue mit mir, was Du willst, ich will mich ganz Deinem Willen unterwerfen! Meine liebe Schwester! Ich war im Pontiflkalamt des Kardinals, Das schönste aber war, als er durch den Dom unter dem Baldachin hinausge- Heute ist das höchste Fest der ganzen Weihnachtszeit. Es leitet wurde, da stand ein Mann und hatte ein kleines Kind ist höher als der Weihnachtstag. Ich habe es heilig begangen. auf dem Arm. Als der Kardinal, der den Segen immer gab. Ich kann Dir nicht sagen, wie glücklich ich bin! das Kind sah, da ging er aus der Reihe und legte segnend O wie erschien mir heute mein Leben grauenhaft und die Hand auf das Kind und auf noch eines, das am Boden wüst. Verzeihe mir, daß ich so oft Dir weh getan habe! stand. — Das hat mich ergriffen, daß ich in eine Ecke ging Wir wollen ablegen, was der Seele ein Baliast ist, wir und mich lange ausweinte. wollen uns von vielem loslösen, was man gar nicht braucht, Heute mittag besuchte ich einige Kirchen. Ich wollte 3 um selig zu werden. Minuten vor 4 Uhr in ein Cafe und mich wärmen. Da war Es ist gleicnguitig, ob man etwas Ansehen hat bei den ich bei der St. Peterskirche, und alle Glocken läuteten. Mein Menschen, das hat alles keinen Wert. Eine Krippe sollten Schutzengel sagte mir: Geh' zuerst in die Peterskirche — wir werden, in die sich das Jesuskind hineinlegen könnte. und da ging ich hinein. Es war gerade Prozession mit dem Es ist auch gleich, ob man gesund ist; krank sein ist eine Allerheiligsten, und der Kardinal war auch dabei — hohe Gnade, wenn man sich in den Willen Gottes fügt. Als Warum sind wir aus der Kindschaft Gottes gekommen das Christkind heute früh in mir war, da sagte ich ihm, durch unsere Sünden? Ich möchte nur noch Gott allein mein Jahrgang 1966 HÜHBNZULLEK1SCUE HEIMAT 55

Leben geben. Ich möchte alles- ablegen, was mich daran Ihr Vater wai Josef Anton Bantle, die Mutter Theresia hindert. — Bantle geb. Schilling. Der Großvater mütterlicherseits, Josef Ich fühle heute, daß Gott mich segnete, und daß ich auf Schilling, Maler und Bildhauer, war mit der Abtei Beuron dem rechten Wege bin. Aber wir sind noch lange nicht so geistig und beruflich eng verbunden. Die Tante, Kreszentia demütig, wie die Therese Neumann ist. Schilling, stand viele Jahre in treuen Diensten der Fürstir Eines weiß ich jetzt bestimmt: nicht nur durch meine Katharina von Hohenzollern, der Mitbegründerin der Abtei Kunst muß ich andere Menschen leiten und führen, sondern Beuron. Sie blieb den Familien Schilling und Bantle zeit- auch aurch meinen Verstand und durch mein Leben. lebens gewogen. Die wohlverwahrten, vergilbten Briefe zeu- Es ist mir oft, als ob ich bald sterben dürfte, allerdings gen davon. wäre dies mein innigster Wunsch, aber da ich keinen Wunsch Von dem religiösen und künstlerischen Erlebnis in der Fa- mehr haben will, so will ich auch diesen nicht mehr haben. milie wurde auch Johanna geprägt, zu selbstlosen, wesent- Immer möchte die Therese, wenn sie den Heiland gesehen lichen Entscheidungen bestimmt, hingeordnet zu Gott und hat, sterben. Es sei dunkel hier, sagt sie. — seiner hl. Kirche. Räume doch auch mal das Haus von den Dingen, die Du Hermann Anton war 4 Jahre älter als seine Schwester. nicht nötig hast, die Dir Arbeit machen! Wenn Du nicht Beide hatten es schwer in dieser Zeit. In gegenseitiger Liebe mehr so viel hast, bekommst Du mehr freie Zeit für den und Sorge waren sie sich zugetan. Einer war dem anderen lieben Gott. Beistand in äußerer und innerer Not. Das ist aus vielen Und nun segne Dich Gott der Vater, der Sohn und der Briefen des Bruders sichtbar. Sie waren die fast tägliche Heilige Geist! Sei gegrüßt von Deinem Bruder Lesung, Erbauung und Kraft der Schwester. In der „Unruhe Hermann. zu Gott" und dem „ewigen Heimweh" trug er sie auf die * Höhe seines Glaubens. München, 14. Juli 1930. Plötzlich wurde er von ihr gerissen, der geliebte Bruder Meine liebe, gute Schwester! von der geliebten Schwester. Wieviel war zerstört! Um 12 Uhr bin ich heute Mittag hinaus, wie ich es jeden Das Künstlererbe blieb: die Bilaer, die Kartons, die Ent- Montag mache. Heute an den Starnberger See. Weißt, am würfe, die Skizzen, die gemalten Wände, die Kreuzwege, Sonntag arbeite ich, weil es so ruhig ist, und am Montag sind große unvollendet! Der literarische Nachlaß, Artikel von ihm draußen auf dem Lande fast keine Fremden. und über ihn. Eine große Aufgabe! Frau Bubser-Bantle Soeben komme ich heim und finde Deinen herben Brief nahm alles in Ehrfurcht, Verständnis und Hingabe fest in den ich sofort beantworte. „Vergelt's Gott", sag ich Dir, daß ihre Hände, in die ganze Kraft ihrer Seele, bewahrte es Du mir auf meinen letzten bösen Brief verziehen hast. Es bangend in ihrem Heim und suchte Mittel und Wege, es vor hat mich gleich gereut, daß ich es Dir überhaupt geschrieben Verlust, Ausnutzung und Vergessenheit zu schützen. Das habe. Nun bin ich aber froh, daß Du mir nicht böse bist. währte jahrelang. Sie hielt die Verbindung mit den einstigen Nun will ich Dir nie mehr ein böses Wort sagen. Verzeine Freunden ihres Bruders aufrecht und beriet sich mit ihnen. mir das letzte! Anton Pfeffer, Redakteur der „Rottenburger Zeitung" und Wir wollen ernstlich lernen, jeden Tag versuchen, allen spätere Cu ',os des Diözesanmuseums, der Freund und För- Wünschen, allen Liebhabereien, allem Anhängen an das derer de:. Bruders, blieb ihr bis zu seinem Tode treuer Be- Diesseitige zu entsagen, sterben im Geiste, auf daß uns das rater und Helfer, der Interpet Bantle'scher Kunst. Sterben des Leibes nichts mehr anhaben kann ... So war schon Ende des Jahres 1930 die erste Ausstellung Du darfst um meine Gesundheit nicht Sorge haben! Schau, seiner Werke im historischen Amtshause in der Heimatge- es ist so: "Sterbe ich, dann beginnt ja erst mein Leben. Dann meinde Straßberg. Dann folgte die Ausstellung in Sigma- komme ich für eine ganz kleine Weile von Dir und von der ringen unter dem Protektorat der Gesellschaft für Kunst Welt. Aber ich komme dann zu Christus, für den ich ja und Kultur. wirke, so gut es in meiner schwachen Kraft liegt. Und ich Straßberg errichtete eine bronzene Gedenktafel feierlichst komme ja nur zu den Vorausgegangenen, den Eltern und zu Ehren des Malers an der Außenmauer der katholischen teuren Lieben. Das Sterben ist doch kein Ende, es ist ja der Pfarrkirche, gegenüber dem Grabe seiner Mutter. Anfang unserer Bestimmung. Durch die Gabe des Bantle'schen Nachlasses an die Stadt Aber ich fühle mich sehr wohl. In der Kunst bin ich erst Gammi.. tingen kamen Werke von unsterblichem Wert in de.i auf d<=r Höhe. Bes'.z der Stadt. Weiß sie ihn zu schätzen? Sie besitzl die größte Kostbarkeit des Meisters, den berühmten Christus- Für Dunningen habe ich das zweite Bild angefangen. kopf. Der Heilige Geist möge Dich führen und leiten! Herr Pfarrer Philipp Koll, Piesport a. d. Mosel, veröffent- Es ist eine Gnade, wenn man allein sein kann. In der lichte mit Erlaubnis von Frau Bubser eine Kreuzwegandacht Einsamkeit kann man Gott besser finden als bei den Men- mit den Kreuzwegstationen von Dhorn in der Steyler Ver- schen. Lebe wohl! lagsbuchhandlung Kaldenkirchen in Schwarz-weißdruck. Dein Bruder Hermann. Zwei Copien Bantle'scher Kreuzwegstationen in der Pfarr- * kirche Straßbergs sind Geschenke seiner Scnwester. Diese beiden Briefe sina von aem Freskomaier Hermann Wer denkt nicht an die Weihe der neuen Glocken ir Straß- Anton Bantl an seine Schwester, Frau Johanna Bubser- berg, wo Frau Bubser-Bantle die Spenderin der größten, der Bantle, in Straßberg-Hohenzollern gerichtet. Es sind der Christusglocke, war? Sie soll im Angedenken an ihren Bru- erste Brief in seinem Todesjahr 1930 und der letzte, den er der Jas tägliche „Sursum Oorda" rufen. geschrieben hat. Wieviel persönlicher Einsatz und wieviele persönliche Frau Johanna Bubser-Bantle wird am 6. Oktober dieses Opfer! Die Vorsehung gab Frau Bubser-Bantle die Gnade Jahres 90 Jahre alt. einer ungebrochenen Gesundheit und einer hohen geistigen In Hohenzollern ist sie keine Unbekannte. Von ihrem Frische bis in ihr seltenes Alter. stillen, bescheidenen Heim ging und geht ein unermüdliches Wir danken ihr für den erfüllten Auftrag eines langen Ringen um riie Erhaltung des Andenkens und des künst- Lebens! lerischen Nachlasses ihres verstorbenen Bruders aus. Martha-Schneider-Schwärtzei.

Hohenzollerische Studenten an der Universität Freiburg von 1460-1806 Ausgezogen von M. Schaitel Heiligenzimmern: 1621 Abrahamus B eis er ex thasare ab Hornstein dioc. Const. - 1647 Nob. d. Joan- Hailgenzimmern, theol. - 1594 Joannes Gregonus Stot- nes Baptista a Hornstein iur. studiosus und nob. d. Joan- zinger Heilgenzimmerensis dioc. Const. nes Henricus a Hornstein logicus. - 1648 Joann. Baptista Hettingen : 1578 Stephanus Fauler Hertingen dioc. ab Hornstein Suevus. - 1557 Joannes Christophorus ab Const. laicus. - 1566 Jacobus Fischer Hettingensis dioc. Hornstein nobilis. - 1763 3urtsehei Mathias Hör- Const. - 1521 Johannes Füller de Hettingen dioc. Const. - steinensis Suev. can. - Joannes Mulendorff Hornsteinen- 1585 Martinus Spechtius Hettingensis. - 1579 Joannes sis Suevus phys. iur. inst. S y 1 e r ex Hettingen dioc. Const. - 1782 von N e u m ü 11 e r Höh enzoller, Zoller: 1606 Iliustris et generosus Ca- Aloysius Hettingen. Suevus. rolus comes ab Höh enzoller - 1597 J oannes u. Eyte- Hornstein: 1564 Bernhardus ab Hornstein nob. lius Fridericus u. Georg Ernestus comites ab Hohen- laicus dioc Const. - 1560 Bruno ab Hornstein dioc. zollern dni in Sigmaringen u. fratres. - 1542 Felix Fri- Const. canonicue. - 1566 Sigismundus Fridericus ab Horn- dericus comes a Zollern et Sigmaringen Romani im- stein dioc, Const, canonicus laicus. - 1570 Christopherus perii camerarius hereditarius clericus. - 1554 Ferfrydus Hermannus ab Hornstein nobilis dioc. Const. - 1570 Bal- comes ab Zollern clericus. - 1495 Franc'scus Wolff- 56 Jahrgang 19ß:> gang comes de Zoller dioc. Const. - Generosus dns dns 1596 Christophorus Dihem Sigmar dioc. Const. - i612 Fridericus comes de Hohenzollern atque Rezinz Joannes D i e m Siegmar, dioc. Const. - 1606 JOE n. Feigen- canonicus ecolesiae kathedralis Argent. dioc. - Generosus b a c h Sigm. Suevus dioc. Const. synt. - 1503 J _iannes dns dns Ytellus comes ab Hohenzollern ut praepo- Fender de.Sumeringen dioc. Const. studens Wienens. situs. - 1740 D Jos. Beittler Hochenzoller Suevus iur. utr. - 1629 Gabriel Füscher Simar. rudimentista. - 1516 Geor- - 1742 Praen, Joann. Max de Josephi Hohenzolleranus gius Ge isser de Simmer. dioc. Const. clericus. 1515 Johan- Suevus log. 1739 Praen. d Josephus Antonius de Josephi nes Gnickler de Sigmer. dioc. Const. - 1559 Martinus Hochezolleranus Suevus log. - 1715 D Joan. Carolus Antonius Golderyrt Simering. laicus dioc. Const. — 1507 Caspar S a r t o r e Zollerensis Sueves theol. mor. iur. can. Rektoren Haslach de Simeringen, - 1542 Johannes Haß lach ex aus dem gräfl. Hause Hohenzollern: 1468 Generosus dns Fri- Symeringen laicus dioc. Const. - 1597 Jacobus Heckel- dericus comes in Hohenzollern et dominus (in) Rozinz, bach Simmering. dioc Const. - 1624 Joannes Georeiufr canonicus kathedralium ecclesiarum A^gentinens. et Con- Hitzler Symarinensis. - 1575 Johannes Hoch ex Sim- stanc. und zum zweiten male 1477 - Comes Felix Fri- geringen dioc. Const. - 1578 Wendelinus Hoch Sigm. dioc. dericus a Gollern et Sigmaringen Romani imperii came- -Jonst. - 1609 Carolus Hornstein Sigm - 1584 Georgius rarius hereditarius clericus diocesis Constantiensis 1542. - Hurttingerus ex Sigmaringen cler. - 1598 Philippus Ferfridus comes ab Hohenzollern 1555. K a p f f e r Simmering. dioc. Const. 1510 Johannes Klein de Imnau: 1623 Michael Eger Imnauiensis Suev. Symeringen dioc. Const. - 1554 Jacobus -app Symer. lai- Inneringen: 1615 Joannes Beglin Inneringensis cus dioc. Const. - 1559 Martinus L a p p Symmering, laicus syntaxista. - 1560 Vitu; B i n g e r Emeringensis dioc. Const. dioc. Const. - 1597 Martinus Lele Simmering. dioc. Const. - laicus. - 1566 Matheus Geiger ex Ineringen prope Troch- 1559 Michael Lele Sirraringen laicus. - 153R Conradus telfingen dioc. Const. laicus. - 1610 Benedictus Herbst In- L e r c h ex Simering. laicus. - 1567 Joannes L e r c h ex neringensis dioc. Const. - 1581 Thomas Hirninger Ine- Simmering. - 1623 M. Joannes juilhelmus Ma;us Simme- ringensis laicus dioc. Const. - 1520 Sebastianus Koch ex ringanus, - 1542 Michael Marius ex Sigm. laicus. - 1603 Inneringen dioc. Const. - 1509 Martinus S t o r c k de Ine- Christophorus M o 1 i t o r Sigmar. - 1609 Philippus M o I i t o r ringen dioc. Const. 1747 D Joan. Bapt. S c h i e n I e Inerin- Sigm. - 1568 Carolus O r . ex Simeringen dioc. Const. laicus. ganus Suevus iur. - 1571 Joannes Ortos Simeringensis dioc. Const. laicus. - Jungingen : 1537 Gasparue Calceatoris de Jungin- 1559 Nicolaus Piscator Symeringen dioc. Const, laicus. - gen cler. Const. - 1803 Riester Lorenz von Jungingen im 1606 Udalricus Rättich Sigm. rhetor. stud. - .608 Chri- Hoher",ollerschen chir. 1. an. - 1508 Udalricus G r e m 1 i c h stopherus Ray Sigm. - 1601 Georgius R a y ex Sigm, dioc. de Jungingen laic. dioc. Constant. Const. - Marcus Ray Simmaringensis' dioc. Const. (Der hl. J u n g n a u : 1788 S c h m i d Fidel von Jungnau. Fidelis von Sigmaringen, geb. 1577, bacc. 1"'. 12. 1602, mgr. Laiz: 1514 Joannes Kuppel ex Laiz dioc. Const. bacc. 10. Jun. 1603, Reisen 1606—1610, 1610 in Villingen Dr. iur.. Tübingens. - 1505 Sebastianus S a y t de Laiz dioc. Const. - Advokat in Ensisheim, 1611 Kapuziner in Altdorf, 1612 Prie- 1761 Carolus Philipp. Schwab Laizens. Suev. phys. ster und 1624 Martertod.) - 1629 Marcus Roy Simmeringa- Langenenslingen: 1602 Jakobus Kleiner Lan- nus (matr. fac. theol.: mgr. M. R.) - 1556 Adamus Saup ex genenslinganus. - 1603 Sebastianus Clainer Langenens- Symmeringen dioc. Const. laicus. - 1572 Adrianus S c h a i d lingensis. - 1570 Jacobus Steckiin und Mathias Har- ex Simeringen dioc. Const. - 1576 F. Melchior Schaidt ex scher ex Langenenslingen dioc. Const. laic. - 1583 Marcus Sigm. dioc. Const. - 1607 Rudolphus Schaide Sigm. - 1622 Sutor ex Langen Ensiingen laicus - 1568 Nicolaus Su- Joannes Michael Schatz Simmeringanus. - 1617 Joannes t o r ex Langenenslingen dioc. Const. laic. - 1787 Jos. Ha- Schonbuocher Sigm. - 1607 Jacobus Steib Sigm. - berbusch von Eichsei (Apotheker). - 1782 S auter 1560 Michael S t e u b ex Simmeringen dioc. Const. laicus. - AI oys. Langenenslinganus Suevus. - 1799 Paulus S auter 1601 Fr. Joannes Casparus Sturmius ex Sigm. ardinis Suev. Langenenslinganus, philosophiae stud. - 1731 D An- omnium sanctoruni dioc. Const. - 1567 Joar. Sutor ex tonius Stehle Langenenzlengensiis, Suevus theol. mor. can. Simer. - 1597 Fr. Ulricus V e i 1 e r ex Sigm. novitius monast Melchingen : Ludovicus Vogel ex Meldungen dioc. Burensis. - 1510 Georius Vclckwin de Symeringen dioc. Const. Laicus, - 1662 Jo. Oswaldus Melchingensis Sue- Const. 1586 Matthias Walffnot Sigm. dioc. Const. - 1609 vus log. Michael W a 11 r af Sigm. dioc Const. - 1607 Balthasarus Neutra: 1537 Matheus Rot de Neuffran (?) laic. Wall raff Sigm. dioc. Const, - 1721 Praenob. d. Carolus dioc. Const. - 1569 Michael Strang ex Neufren (?) laicus Antonius ab A u w Simeringanus Suevus theol. spec. mor. - dioc. Const. - 1571 Othmarus Ummenhofer ex Newfe- 1781 Praen de O w Jos. Fidel Laur. Sigm. Suevus. - 1795 ren (?) dioc. Const. laicus. - 1756 Praer Hector Amadeus B a m m e r t Jos Ant. Sigm. Suevus. - 1704 D Franciscus Canditus C1 a v e 1 Neufracensis Suevus iur. utr. - 1965 D Antonius Breinlein Sigm. Suevus iur. utr. - 1741 D Jo- Georgius Antonius H u t h Neuffraensis (?) Suevus theol. seph Fidelis Dürrhaimer Sigm. Suevus theol. mor. can. mor. iur. can. - 1660 Mathias Thür ig (IXirk) Niverensis - 1702 D Franc. Jos. Eppien Simmeringanus Suevus iur. Suevus log. cas. - 1712 D Josephus Wetzel Neuuerensis log. utr. - 1670 D Joannes Baptista F1 a d Simmering. Suevus log. O s t r a c h : 1536 Jacobus Benz ex Ochstra iuxta Pful- inst. - 1783 Fl ad Albercius capucinus Sigmaringensis. - lendorf cleric. Const. - 1536 Antonius Mieg ex Austra cler. 1802 F r i c k Heinricus Sigm. Suevus med. - 1686 Jo. Michael dioc. Const. - 1559 Conradus S c h o c h ex Osteren dioc. Glantz Sigm. phil., pauper. - 1698 D Maximilian Antonius Const. laicus. - 1541 Christopherus S t o r ex Ostren laicus Großmann Sigm. Suevus log. - 1785 H ä b e r 1 e Jos. von dioc. Const. - 1563 Jernoimus S t o r ab Ostrach laicus dioc. Sigmaringen 1. an. - 1694 Mgr. Joannes Michael Haim- Const. - 1553 Joannes S t o r de Osteren laic. dio. Const. - burger Sigm. Suevus theol. spec. - 1690 Carolus Philip- 1572 Johannes Iheronymus S t o r ab Austria dioc. Const. pus Harter (Härder) Simering 5 script. 1. an. - 1708 D nobilis. - 1543 Severinus Walther de Austrach laic. dioc. Franc. Antonius Huggiin Simareng. Suevus phil. - 1773 Const. Maximiiianus Rudolphus Kaltenbacher Sigm. Suevus R i n g i n g e n : 1584 Casparus B'.ckenmayer Ringin- iur. 1. an. - 1700 Praen. d. Franciscus Ignatius Kirsinger gensis laicus. - 1465 Conradus Dapifer de Ryngingen. - 1622 Sigm. Suevus iur. utr. - 1805 Koelble Joan. Bapt. Sigm. Joannes Schwartz Ringingensis (?) Suevus. - 1783 Xave- Suevus. - 1797 Klein Fidelis Sigm. Suevus. - 1805 Lau- rius Strehle von Ringingen (?) 1. an. diert Joseph Sigm. Suevus. - 1796 Obermayr Joannes Ringgenbach: 1750 D Philippus Jacobus Bluem Nepom. Austriaco-Suevus Sigm. theol. - D Maximiiianus An- Ringgenbachensis Suevus log. tonius Rebsamen Simmering. Suevus theol. et. iur. can. Rulfingen: 1631 Fridericus Lutz Ruolfinganus. - 1594 - 1704 Antonius R i m m e 1 e Sigm. Suevus nhil. - 1777 Blasius W a raff Ruolflngensis dioc. Const. R o m i Joseph Sigm. Suev. - 1688 Carolus Philippus S a i - Sa mendingen: 1576 Joannes Stengelin ex Sal- t o r Sigm. Suevus log. - 1698 D Franciscus Fidelis Sehe mendingen dioc. Const. laic. - 1663 Christianus Stupper r e r Sigm. Suevus phys. iur can. 1762 Aegidius S c h m i d (Stopper) Salmadinganus Suevus log. - 1767 Christoph Sigm. Suevus iur utr. - 1754 Franc. Xav. Schmid Sigm. Zinggeisen Salmending. Suevus log. Suevus theol. can. - 1803 Carolus Schießle Sigm. Au- Sigmaringen: 1! .1 Martinus B an wart Simeringen striaco-Suevus. - 1801 Antonius Stocker Sigm. Suevus dioc. Const. laicus. - 1591 Erhardus B e r n e r Sigmaringen- theol. - 1800 Fidelis St ocker Sigm. Suevus theol. sis dioc. Const. - 1584 Joannes Udalricus Bernher Sim- Sigmaringendorf: Innocentius Gops capucinus bringensis laic. dioc. Const. - 1598 Carolus Ernestus Bider- dogm. m a n n Simeringanus. - 1576 F. Melchior Schaidt ex Sig- Steinhilben: 1771 Joan. Bapt. Heinzelmann maringen dioc. Const. - 1653 Rochus B r e i n i n g Sigmaring. Steinhilbensis Suev. theol. i. u. stud. - 1502 Georius Bürcklin de Sumeringen dioc. Steinhofen: 1736 D Edmundus F eck er Heching. Const. - 1559 Felix C a p u s Simeringensis laicus dioc. Const. phil. hist - 1546 Johannes Cas + ellanug ex Simering. - 1625 Fr. Straßberg: 1720 D Antonius Lorch Straßbergensis Ernestus Coburger Simering., OSB ex monasterio Schu- Suevus log. - 1738 D Joannes Baptista S t a i b Straßbergen- teranc, - 1522 Cunradus de Simmeringen dioc. Const. - sis Suevus theol mor. can. inst. imp. - 1759 Praen. Joan Jahrgang i9fi'j

Nepom. de Staab Straßbergensis Suevus iur. utr. Suevus. - 1768 Christianus B ruinner Trochtelf. Suevus log. Tafertsweiler: 1755 D Antonius Brunner Daf- - 1754 Carolus Clav eil Trochtelf. Suevus log. - 1756 Fri- Tertsschwihlanus Suevus theol. iur. utr. dericus Henricus Clavel Trochtelf. Suewus log. - 1718 Thanheim-. 1749 D Joannes Bapt, Beck Danheimen- Josephus C 1 a v e 11 Trochtelf. Suevus phil. theol. mor. can siü (?) Suevus iur. - 1756 Ferd. Diemer rud. (ex Trochtelf.) - 1718 Georgius Trillfingen : 1719 D Thomas Birckhle Trillfingen- D i e t m a n n Trochtelf. Suevus log. - 1803 Dominicus E i - sis Suevus log. sele Trochtelf. Suevus. stud. chir. - 1778 Franc. Xav. Ey - Trochtelfingen: 1577 Joannes B atz er Trochtel- s e 1 e Trochtelf. Suevus inf. gram. - 1774 Jos. E i s e 1 e fingens. dioc. Const, - 1576 Jacobus Binger dioc. Const. Trochtelf. Suev. - 1670 Jo. Francis de Gall Trochtelf. iur laicus. - 1593 Joannes Binger Trochtelf. - 1788 Laurentius utr. - 1675 Maximiiianus Josephus Haizelmann Troch- B i n g e r Drochtelf. dioc. Const. - 1618 Martinus B i n g e r telf. hum. - 1771 Joan. Nep. Hufschmid Trochtelf. Suev. Trochtelf. Suevus - Mathias B i n g e r Trochtel . - 1500 Ca- iur. utr. - 1773 Xaverius Huffschmid Trochtelf. Suevus spar B r ui n e t de Trochtelfingen dioc. Const. - Albertus iur nat - 1742 Judas Thaddäus Hummel Trochtelf. Suev. Cr us de Trachtelfingen. - 1460 Dominus Johannes Diely log. - 1768 Franciscus Xaverius Koller Trochtelf. Suevus de Trochtelf. pbr. Constanc., capellanus in Friburg, quinta log. - 1781 Praen. de Langen Ant. Adam Maria Troch- die Julii intitulatus. - 1632 Michael Eckert Trochtelf. telf. Suevus. - 1757 Jacobus Lorach (Lorch) Trochtelf. Sue- gramm. stud. - 1548 Josue Eglinger ex Trocntelfingen vus metaphys, - 1721 D Joannes Reiser Trochtelf. Suevus laic. dioc. Const. 1548 Ludovicus Fabri de Trochtelf. lai dioc. theol. mor. can. - 1719 Josephus Rhein Trochtelf. Suevus Const. - 1519 Caspar V a 11 i n ex Trochtelf. dioc. Const. - rud. - 1736 D Francisc. Josephus Anton. Scherer Trochtelf. 1551 Casparus Fatlin Trochtelf. laicus Const. - 1477 Jo- Suev. log math. - 1749 D Joachim. Scher er Trochtel. Suev. hannes V a 111 i n de Trochtelf. dioc. Const. - 1542 Joannes phil. - 1757 Jo, Georgius Scherer Trochtelf. phil. - 1770 Marcus V a 111 i n laicus de Trochtelf. dioc. Coinst. - 1507 Christian Schif er Trochtelf. Suevus log. - 1692 D Josephus Melchior Fattlin de Trochtelf. dioc. Const. - 1583 Jacobus Schnitzer Trochtelf. Suevus theol. mor. s. Script, phil. - Claris Trochtelf. dioc. Const. laicus. - 1488 Johannes H o s - 1720 D Josephus Antonius Schnitzer Trochtelf. Suevus ser de T'rochdelvingen dioc. Const. - 1582 Jacobus H u m e 1 log. - 1803 Anacletus Schnitzer Trochtelf. Suevus. - 1774 Trochtelf. laicus dioc. Const. - 1559 Melchior H u s e r ex Joan. S i g g Trochtelf. Suev. Trochtelf. laic. Const. - 1572 Johannes J e 1 i n ex Trochtel- Wald : 1695 D Franciscus Joannes Mayer Waldens-is (?) fingen dioc. Const. laicus, - 1522 Petrus K u n i g de Troch- Suveus log. - 1722 Nob. M d. Stephanus Franciscus Antonius tef. dioc. Const. - 1629 Jacobus M e g e r 1 e Trochtelfingensis. M a i e r de Sylva Benedicta Suevus. - 1730 D Benedictas - 1586 Balthazarus Meier linus Trochtelf. - 1538 Conra- Dioxorus Michael Wunibaldus W o c h e r Waldensis Suevus dug Muri,in ex Trochtelf. laic. - 1476 Gotfridus Mürly lag. - 1780 Praen Wacher Joannes Nepom. de Trochtelf. dioc. Const. und Berchtoldus M ü i r 1 y n de Weilheim: 1799 Andreas Haug Suev. - Auisti. Wei- Trochtelf. dioc. Const. - 1507 Jeorius M ur lin de Trochtelf. lensis (?). - 1730 D Franciscus Antonius Schultheiß dioc. Const. - 1569 Georgius Reiff ex Trochtelf. dioc. Const. Wilhelmensis Suevus lag. - 1549 Georgius Rivulus ex Trochtelf. lai. dioc. Const. - Veringendorf- u. stadt: 1504 Albertus de Verin- 1488 Mathias Rudolff de ex Trochtelf. dioc. Const. - 1650 gen. - 1535 Johannes Rodolphus a Veringen. - 1460 Ul- Martinus Schmid Throttelfingensis (!) Suevus poes. stud. - ricüs de Feringen dictus Faigly. 1629 Joannes Schnitzer. - 1518 Christianus Schult ex Trochtelf. - 1564 Johannes Sick Trochtelfingensis laicus 1554 Wylhelmus Schenk ab Stauffen berg nobilis dioc. Const. - 1495 Johannes Span de Trochtelf. - 1533 laicus. - 1582 Sebastianus Schenk, a Stauffenberg Georgius Stainhart ex Trochtelf. laicus. - 1623 Joannes cler. dioc. Const. - 1596 Joannes Schenk a Stauffen- Veringer Trochtelfingensis. - 1801 Burcardus Bart berg nobilis laicus Const. - 1626 Maximilianus Albertus Truchtelfinganus Suevus. - 1790 Ferdin. Bart Trochtelf. Schenk a Stauffenberg i. u. st. Um die Grafen von Gammertingen und Sigmaringen •1. A. Kraus Schon 1965, 26 wurden in dieser Zeitschrift neue For- zweiten Urkunde desselben Datums aber die Söhne Ulrichs schi iigen angezeigt, denen nun der Pfarrerssohn Hans Mar- ; (II.), nämlich, Ulrich III. und Konrad samt ihren nicht näher tin Maurer ( n der Zeitschrift für württ. Landesgeschichte genannten, Schwestern Dab< i tragen diese beiden Brüder ' 166, 89—104 ff anderes hinzufügte. Bei Behandlung des auch nicht den Grafentitel. Sie handeln mit ausdrücklicher Berthold von Neuffen-Weißenhorn stellt er Zustimmung ihres Vaters, des Grafen Uedalrich II und ihres S. 94 eine Stammtafel auf, die von der früher (im Hohenz. Onkels Adalbert, der wieder nicht Graf heißt. In der dritten Jahresheft 1956, 124) von mir versuchten wesentlich ab- Urkunde gleichen Datums endlich schenkten die beiden weicht. Ulric, I. von Gammertingen und Frau Adelheid von Brüder Uedalrich, III. und Konrad samt ihren Schwestern Dillingen hatten nach Mauer drei Söhne: Ulrich IT., Adal- mit Zustimmung ihres Vaters (Ulrich, II.) und des Onkels- bert I. und. einen (nicht recht gesicherten) Konrad 1122—1132, Adalbert ihren noch verbliebenen Besitz zu Ponhesina an der vor 1150 ohne Kmder gestorben sei. Bisher hielt man die- die Kirche von Chur (Bündner Urkundenbuch l, Nr. 297—29ä, sen Konrad für einen Sohn Ulrichs II. (Ob er vielleicht der Vogt S. 218 ff. und Elisabeth Mayer-Marthaler in Zeitschrift für der Klöster St. Gallen; ul St. Märgen von 1125 sein könnte? Oder schweizerische Geschichte 25, 1945, 491—519). Dem Grafer) war dies ein bisher unbekannter Konrad aus der Grafenfamilie Adalbert I. von Gammertingen (1101—39) weist Maurer die von Haigerloch?) Ulrich II. (1116—1144) mit Gattin Judith zwei Kinder zu: Adelbert II., Grafen von Achalm-Hettingen von Zahringen hatten bekanntlich vier Kinder: Ulrich III., 1161, mit vermuteter Frau Mathilde, und Adelheid, die urn einen Kon.rad ui - die beiden späteren Nonnen Adelheid und 1140 Nonne zu: Zwiefalten war. Als Tochter dieses Adelbei i Berta. Ulrich. Ht (1137—1139) sei nicht Mönch geworden, II ist schon bisher die Gattin Adelheid des eingangs genann- wie Kruger annahm, sondern um 1166 als Vogt des Klosters ten Berthold von Neuffen-Weißenhorn angesehen, der nun St. Galler mit einem Söhnlein („Ulrich"?) gestorben. Diesen von Maurer urkundlich, neu von 1160 bis 1221 nachgewiesen Vogt, hielt ich bisher für Ulrich II., zu dem das ca. 1166 wird. Er hält, ihn auch identisch mit dem im Zwiefalter gestorbene Sc h n 1 e i n freilich nicht recht passen wollte. Nekrolog vorkommenden Grafen Berthold von Hätingen Die Gattin Udilhiid des Markgrafen Heinrich, von Ronsperg - der die 3urg Hett igen, umgebaut habe, de ich jedoch auf- will Mauir? jIs Tochter dem Ulrich III. zuweisen, was pro- grund des alten Wappens im Zwiefalter Münster („Löwe") blematisch klingt und nach der früheren Theorie überhaupt mit Berthold von Ronsperg, dem Nachkommen Heinrichs nicht möglich war. Bisher sab man in ihr eine Tochter Adal- v. R., gleichzusetzen geneigt war, der als letzter der Familie berts I. von Gammertingen. Der Sohn Konrad des Grafen 1212 starb. Burg Gammertingen habe schon zu Lebzeiten Ulrich II. erklärt Maurer als identisch, mit einem Abt von der Grafen dieses Namens gegenüber den Höhenburgen Zwiefalten lir.5 -1193, und stellt sich damit in Gegensatz Achalm und Hettingen an Bedeutung verloren gehabt (S. 95). ir licht erwähnten) Oberamtsbeschreibung, Münsingen (1912, dWI Besitzverhältnisse der Achalm deutet, Maurer Seite 95 1. S. 822, 824), wo Abt Konrad von Gammertingen als N i e - Ob die Annahme von zwei Konraden bei den Gammer- *e adeliger erst 1250- 1251 nachgewiesen ist Wichtig tinger Grafen, und die Zuweisung der Udilhiid an Ulrich bleiben vor allem die Angaben der drei rätischen Verkaufs- III., dessen Vogtschaft für St. Gallen bis ca ] 166 bestechend bzw Schenkungsurkunden vom März 1137 bzw. 22. Januar wirkt, sich, halten läßt, bleibt abzuwarten. Bemerkenswerl 1139, worin zunächst Graf Uedalrich (II.) von Gammer- wäre für damalige Zeit das sehr hohe Alter Bert- tingen mit seMem Bruder Adalbert (der nicht Graf heißt), holds von Neuffen, der gut 80 Jahre erreicht haben müßte, da •arrit ihrei Mutter (Adelheid) und mit Zustimmung inrer er mit seinem Vater Liutfried von Weißenhorn schon 1160 KindSr (Ulrich. Korirad. Berta und Adelheid) handeln, in der aufgeführt, wird. Als seine Tochter nimmt Maurer (übrigens 58 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lflfifi mit Sebastian Locher) in der Stammtafel S. 111 dann neben Gern nimmt man das Vorkommen „Gebhards von Pitengou" den bekannten drei Söhnen eine nicht nachgewiesene als Zeuge in einer Urkunde des Klosters Wald vom Jahre Adelheid an, die den Grafen Konrad von Heiligenberg 1241 zur Kenntnis. Chr. Fr. Stälin hatte bei dieser Urkunde, geehelicht habe, der 1208 tot war, und die in zweiter Ehe in der Heinrich von Neifen d. ältere mit den Söhnen Hein- den Grafen Gottfried von Sigmaringen-Helfenstein geheiratet rich und Gottfried ihre Güter zu Burre bei Bernloch ans hätte. Diesem Ehepaar will er dann die drei Brüder genannte Kloster schenkte, nur den einen Zeugen, den, Gra- zuweisen: den Grafen Gebhard von Sigmaringen-Peutengau, fen Berthold von Maerstetten, erwähnt, nicht aber deren Berthold (Bischof von Regensburg) und Albert (Bischof von Verwandten, den Gebnard von Pitengou (Wirtbg. Gesch. II. Passau). Dagegen wurde (im Hohenz. Jahresheft 1951, 10—29) S. 584). Maurer irrt sich, wenn er in Note 122 sagt, erst die Tochter Adelheid des Markgrafen Heinrich von Ronsperg, Schwarzmaier habe den Namen Adelheid der Gattin Bert- die ca. 1182 urkundlich vorkommt, als jene Frau holds von Neuffen angegeben,. Er wird schon 1937, 71 und 86 des Heiligenbergers und Sigmaringers angesehen. Maurer im „Hohenzollerischen Jahresheft" und auch, 1956, 124 er- verzichtet unter Vernachlässigung der Heraldik auf die wähnt, ebenso an ersterem Ort der Graf Adalbert von Erklärung der Herkunft des rätselhaften Sigmaringer H i r- Gammertingen zum Jahr 1101. Auf alle Fälle ist von fol- sehes und des auffälligen Namens Gebhard des Sigma- genden Tatsachen auszugehen: 1) Der Sigmaringer Hirsch ringer Grafen, um die es mir bei den Aufstellungen im J. muß vor 1305 auf einen Stadtherrn zurückgehen. 2) Die von 1951 vor allem zu tun war. Eine angeblich von Cläui ver- 1147 bis 1240 im Besitz, Sigmaringens nachgewiesenen Gra- mutete Tochter „Anna" dieser Adelheid und des Konrad fen von Spitzenberg-Helfenstein führten einen Elefanten im von Heiligenberg heiratete den Grafen Wolfrad von Verin- Schild, scheiden also als Wappengeber aus. 3) Von etwa 1259, gen (1216—67) und brachte ihm Gammertingen und Hertin- sicher von 1263 an sind die Helfensteiner wieder Herren gen zu, wie schon (im Hhz. Jheft 1950, 147) angenommen ist. der Stadt, 1272, aber die Grafen von Montfort, welche 1290 Die Frau Adelheid des Grafen Egino von Urach sei nach Sigmaringen an die Habsburger abtraten. Somit bleibt m. E. Maurer nicht die Tochter. Bertholds von Neuffen, sondern für Entstehung des Sigmaringer Hirschwappens nur die Zeit die Enkelin, nämlich die Tochter des Heinrich von Neuffen zwischen 1241 und 1259 übrig, eben die Zeit des Grafen gewesen. Ueber sie sei die Achalm an die Uracher gekom- Gebhard von Peitinggau-Sigmaringen. (Vor 1150 sind über- men. So bestechend diese Aufstellungen auch sind, sie müs- haupt keine Wappen nachzuweisen). Wenn die Annahme sen durch weitere Gründe noch gestützt werden. Auf Ver- Maurers, die drei Brüder Gebhard, Albert und Berthold mutungen wird man auch, fernerhin nicht verzichten können. seien Söhne des Grafen Gottfried von Sigmaringen aus dem Uebrigens stammt die von Maurer in Note 204 mir zuge- Hause Helfenstein gewesen, stimmen sollte, wäre m. E. kaum schriebene Deutung der Nachricht des sehr späten Schreitwin, zu verstehen, warum Gebhard dann 1241 und 1244 (also nach der Vater des Bischofs Berthold von Regensburg sei ein des angeblichen Vaters Tod) sich von Peutengau (d. i. Peiiting Sachse („ex patre Saxo") gewesen, nicht von mir, sondern i. Oberbayern) nannte, und nicht nach der väterlichen Burg. dem Jesuiten M. Hansitz (Hhz. Jheft 1951, 23), während ich Das sieht doch, so aus, als habe er nicht durch direkte Erb- ausdrücklich schrieb: „die väterliche Abstammung bleibt schaft, sondern erst nachträglich, Sigmaringen erhalten, sei doch recht zweifelhaft". Auch muß in Note 122 das Wort es durch, Heirat, sei es durch Belehnutig oder sonst. Nach f amilia nicht unbedingt „Familie" heißen, sondern kann Verlust Peitings war es nur natürlich,, daß gelegentlich auch nach damaligem Brauch eher „Gesinde" oder Dienerschaft die beiden bischöflichen Brüder in fremden Schriften nach bedeuten. Daß Gebhard von Peutengau mit dem Reitersiegel Sigmaringen, dem Sitz ihres Bruders, näher gekennzeichnet von 1244 identisch sei mit dem späteren Grafen Gebhard wurden. Aus all dem bin ich geneigt, auch, weiterhin in von Sigmaringen, schien mir nachträglich (nach freundlicher Gebhard einen Abkömmling der bayerischen Grafen von Belehrung durch Herrn F. Tyroller 1951) ebenfalls als sicher. Hirschberg zu vermuten, bei denen dieser Name und das Hirschwappen gebräuchlich war. Kloster Mariaberg im Dreissigjährigen Krieg im Dreißigjährigen Krieg wurde auch unsere Heimat von nicht einmal HabT- und Gerstenbrot gehabt. Deshalb hat Plagen und Verwüstungen heimgesucht. Wir besitzen aus man uns verschicken müssen. (In Pfarrhöfe und andere dieser Zeit wenig Ueberlieferungen. Deshalb sind die Auf- Klöster.) zeichnungen einer Mariaberger Klosterfrau, di° von den Anno 1635 ist ein Sterbenth bei uns gewesen. Es bind sie- Schreckensjahren berichten, für unsere Heimatgeschichte von ben in vier Wochen gestorben. Vor dem Tod haben sie besonderem Wert. Sie seien hier, etwas gekürzt und leichter Glocken läute;, hören, als wenn ein Priester mit dem Aller- lesbar, wiedergegeben Die altertümliche Sprachfolge wurde, ieiligsten im Kloster umherging. Magister Andreas Benkler, soweit möglich, beibehalten. Pfarrheer zu Gammertingen, ist unser Beichtvater gewesen, „Hiernach folget, was Sich zugetragen hat anno 1633, wie weil unser Prior (ein Pater aus Zwiefalten) auch krank war. von Wierdtemberg aus über 30 Muskedierer in unser Gottes- Anno 1640 haben wir den Mühlstein aus der Mühle ver- haus geschickt worden, mit Befehlgebung, unser Kloster ein- kauft um 30 Gulden. Dafür haben wir eine Kuh gekauft, die zunehmen. Wir sind von dem fürstlichen (württembergischen) wieder unser erstes Kuhvieh gewesen ist. Befehlshaber in unsere Kirche gerufen und gezwungen wor- Anno 1639 ha'„ unsere Schwester Dorothea Hagmännin von den, als (württembergische) Untertanen zu huldigen. Nach der Scher von ihrem Bruder, der ein Pfarrherr im Bayern- solchem haben wir unser Gotteshaus mit höchsten Schmerzen land gewesen, 1000 Gulden geerbt. Dieses Erbe ist ein An- verlassen müssen. In unserem Kloster ist ein wierdtember- fang zu unserem Hausen gewesen. Um dieses, Geld haben gischer Commissari samt etlichen Muskedieren auf die 2 Jahr wir 2 Roß und eire Kuh gekauft und haben damit die Felder verblieben. In diesen 2 Jahren ist unser Kloster viele Male angebaut. Es ist aber so unsicher gewesen, wegen der um- ganz auspoliert und verderbt worden, daß solches gleichsam liegenden Soldaten. Deshalb haben müssen alle Tage vier nicht zu beschreiben. Nach dem allem ist das kaiserliche Frauen Wacht, stehen in den Wäldern und Hecken. Diese Volk wiederkommen und der Commissari hat von unserem sind in Regen und Wind drauße. , gewesen, daß ihnen die Kloster weichen müssen. Kleider an den Leib gefroren sind und si haben nicht mehr gehen und stehen können vor Frost und Kälte. Wir haben nichts mehr gehabt, weder Roß noch Vieh, Anno 1644 sind wir wieder so arg ausgeplündert worden, kein lebendiges Tier. Einem Nachbar haben wir für ein Stück. daß zwei Schwestern imben müssen das Almosen sammeln. Brot eine Katz gegeben. Wir haben müssen hacken und Sie sina in Oesterreich, bis an des Kaisers Hof und nach Graz dreschen, damit wir nur ein Stuck Brot haben können. Die gekommen und haben in allen Orten r d Städten gebettelt. Frauen und Schwestern haben die Früchte alsdann auf den Durch dieses Almosen haben wir wieder anfangen können. Köofen nach Trochtelfmgen getragen, bei Tag und bei Nacht. Gott möge es ihnen allen reichlich lohnen. Und wenn wir haben wollen mahlen oder backen, mußten Anno 1649 :st die letzte Plünderung gewesen. Es sind über wir die Früchte wieder herabtragen. Dies hat gewähret von 50 Reiter mit einem solchen Grimmen, über das Kloster her- 1632 bis 1649. gefallen, daß wir vermeint haben, wir müßten das Leben Wir sind so viel und so oft ausgeplündert worden, daß und die ühr lassen. Die Ehehalten (Dienstboten) sind alle wir an den hl, Weihnachten haben vor Hunger m insen Holz- fortgeloffen und haben sich verborgen. Ist niemand bei uns äpfel essen. Wir haben auch müssen ungeschmalzen essen. gewesen als lauter Frauenensbilder. Als die Soldaten uns Wir haben auch Brennesseln, Milchdistel und andere Kräu- betrübte Kinder so haben weinen sehen, hat sich ihr Sinn ter, wie man dem Vieh gibt, essen müssen. Herr Oberamt- gewendet. Sie haben uns kein Leid getan. Sie haben uns mann Biterlein von Zwiefalten hat sich über uns erbarmt auch mit ihnen essen lassen. Die Soldaten sind Schwedische und uns eine Gais geschenkt, damit wir wieder ein Schmalz und Königsmarcidsche gewesen. an der Suppen haben. Es hat uns auch der Pfarrherr von In- Bei einer Plünderung sind wir über den hohen Felsen neringen einen halben Zentner Schmalz gegeben. Wir haben hinabgesprungen, denn es sind damals über 100 Soldaten Jahrgang |9(|j HOIIENZOLLEHIStHK HEIMAT 59

ins Kloster gefallen. Sie haben uns die Rosse und Garben verlangte. Später schickte er fünf mal Soldaten ins Quartier weggenommen. Die Himmelskönigin Maria hat uns geholfen, nach Mariaberg, wodurch das Kloster völlig verarmte. Um daß keiner nichts widerfahren. In aller Gefahr haben wir sich noch mehr schadlos zu halten, verlangte der Junker eine uns an kleinen Steidlein und Hecken aufhalten können, sonst Schirmfrucht, d. h. eine Steuer für den „Schutz", den er dem hätten wir müssen zu Tode fallen. In so großer Not hat uns Kloster gewährte. Da der Konvent nicht einverstanden war, die Mutter Gottes mütterlich erhalten." ließ er in der ganzen Herrschaft Gammertingen die Zehnt- Dies ist der Bericht der Klosterfrau,. Am Ende des Krieges früchte des Klosters wegnehmen und ins Schloß nach Gam- war das Kloster völlig ruiniert. Auch die Gebäude konnten mertingen bringen. Auch die Bürger von Gammertingen nur noch notdürftig bewohnt werden. Nach etwa 40 Jahren wurden von dem Junker hart bedrückt, denn er verlangte wurde dann ein Neubau erstellt (das heutige Klosterge- von ihnen Schadenersatz für alles, was im Krieg die Herr- bäude). Die Kirche wurde erst 1711 eingeweiht. 'Venig nobel schaft erlitten hatte. hat sich in der Notzeit der Schirmvogt des Klosters, Joh. Es dauerte noch fast hundert Jahre, bis alle Mißhellig- Christoph v. Speth zu Gammertingen benommen. 1636 lag in keiten, die der Krieg gebracht hatte, ausgeräumt waren. Die Gammertingen eine französische Einheit im Quartier, wäh- Speth verzichteten schließlich gegen eine Abfindung auf alle rend Mariaberg verschont wurde, und von den Franzosen Rechte an Mariaberg und Bronnen. So konnte das Kloster sogar noch eine Schutzwache erhielt. Darüber war der Jun- noch einige Jahrzehnte Ruhe und Wohlstand erleben, bis die ker so erbost, daß er vom Kloster 600 Gulden Schadenersatz Säkularisation 1803 ein jähes Ende setzte. Die trauernden Frauen von Trochtelfingen Bei der Renovierung des Kircheninnern der Pfarrkirche der künstlerischen Gestaltung beauftragt. Als er die Figuren St. Martin in Trochtelfingen wurden die trauernden Frauen neu faßte, stellte er fest, daß die ursprüngliche Bemalung an der Ostwand des Chorraumes hinter der Mensa des Hoch- schwarz war, dementsprechend faßte er sie verständlicher- altars angebracht. (W. Genzmer, Denkmalpflege in Hohen- weise wieder in Schwarz. Dieses Denkmal war einzig in sei- zollern 1959—1965, Zeitschrift für hohenzollerische Geschichte, ner Art. Eine Abbildung ist im hohenzollerischen Kriegerge- 1965, Seite 185). dächtnisbuch aufgenommen. Der Meister, der die Figuren ge- Diese trauernden Frauen stammen von einem hl. Grab, schaffen hat, ist nicht bekannt. Wohl kennt man eine Troch- wie es vor 500 Jahren in vielen Kirchen zu finden war. Das telflnger-Veringer Malerfamilie Gretzinger (1423—1547), auf hi. Grab in Trochtelfingen dürfte in der St. Michaelskapelle die die Fresken der Erhardskapelle in Trochtelfingen (ca. an der Südseite der Kirche aufgeoaut gewesen sein. Zu die- 1430) und die Chorfresken in Laiz (ca. 1440) zurückgeführt sem hl. Grab gehörten außer den drei Frauen noch eine werden, doch kann aus ihrer malerischen Tätigkeit nicht ge- viette, die in der Kunstsammlung auf dem Lichtenstein auf- schlossen werden, daß sie auch Bildschnitzer waren. Man ist bewahrt wird, außerdem noch andere Figuren: Josef von daher gezwungen, den Schöpfer der trauernden Frauen als Arimathäa, Nikodemus und Wachsoldaten. Von allen Grab- „Meister von Trochtelfingen" anzusprechen. gestalten sind die genannten Frauen den zerstörenden Ein- Leichter läßt sich die Ursprungszeit des hl.Grabes nicht fest- flüssen der Zeitläufe entgangen. Sie waren in umliegenden stellen. Es stand, wie bereits erwähnt, in der Michaelskapelle Kii-chen und Kapellen zerstreut aufgestellt Während des auf dem alten, Friedhof. Nach Eisele (Zur Geschichte Trocn- ersten Weltkrieges holte der damalige Stadtpfarrer Fidelis telfingens) wird die Michaelskapelle 1364 erstmals erwähnt. Kech die Figuren zusammen in der Absicht, nach Beendigung Um 1421 wird sie restauriert und von den Werdenberger des Krieges eine Kriegergedächtniskapelle zu bauen, in der Grafen wird in diesem Jahre die Michaelspfründe gestiftet die drei Frauen Aufstellung finden sollten Der Plan schei- „mit einer ewigen Messe" und einem an der Kapelle ange- terte jedoch an der nach lern Kriege einsetzenden Inflation. stelltem Priester. Es darf angenommen werden, daß in die- Das Kriegerdenkm&i — die drei Frauen in Verbindung mit sem Janre oder kurz danach die Holzbildwerke des hl. Gra- einem großen Kruzifixus aus dem 17. Jahrhundert — wurde bes entstanden sind. in die Kirche verlegt. Ein Professor aus München wurde mit Rein in Rottenburg. Die Seelsorger von Neufra Aus den verschiedensten Quellen, dem Pfarrarchiv, den verweser, auch von Gammertingen! 20) Jakobus Schmid Konstanzer Protokollen, den alten Dekanatsakten von Troch- 1555.) 21) Philipp Wagner 1565 zahlt 10 fl Erstfrüchte. telfingen u. a. ließen sich folgende Namen der Neufraer 22) Georg N. erscheint 1566 als Verweser. 23) Marti n Seelsorger zusammensteilen. Weyh (Weych) 1570—71, bis zum Tod. 24) Georg Beck 1) B e r t h o 1 d N., Kammerer 1264 zu Niufiron. 2) Gott- (Georg Hieronymus Beck) aus Mosen, zunächst 1571 Ver- fried Loser, Leutpriester seit 1419. 3) Ulrich Rainer, weser, dann 6. Februar 1577 investiert, 1588—89 Dekan bis Leutpriester ca. 1430. 4) Johannes Bosch oder Baisch, zum Tod. Im Jahre 1567 war er in Hettingen gewesen. seit 1449 Pfarrer; wird noch am 16. Juni 1466 als Johannes 25) Mg. Martin W i d m a y e r, 1589 Verweser, als Pfar- Bönsch erwähnt. 5) Kaplan Nikolaus Mayer auf der rer proklamiert am 29. April 1594, hier bis 1595. 26) Jakob hiesigen, 1322 durch Sweniger von Liechtenstein gestifteten Frey 1595—97 Pfarrer. 27) Johannes Vitrarius, Kaplanei z. Hl. Nikolaus, ca. 1460. 6) Kaplan Berchtold alias Glaser, prokl. 9. Oktober 1598, invest. 17. Dezem- S t o 11 um 1470. Die Kaplanei wurde 1479 vom zuständigen ber. 28) Johannes Forster aus Pfullendorf, 1599—1633, Kloster Salem in die • • Earrkirche Neufra verlegt; vorher war worauf er 1635 an der Pest starb. 29) Martin Eiselin sie an der Friedhofkapelle (in Kirchennähe) bestanden. 1633 bis zum Tod am 24. November 1635. 30) Mg. Konrad 7) Eberhard Arnleder, Leutpriester um 1455, weil P f e n d e r 1635—1640, wo er resignierte. 31) Jakob Hem- als Vertreter des Pfarrers Baisch 8) Christoph Cal- merle von Großengstingen, prokl. 20. Dezember 1640, in- ceator (Schuhmacher), bis 1469; verzichtet auf die Pfarrei. vestiert 12. März 1641; Kammerer; starb am 21. Mai 1657. 32) 9) Heinrich Uebelysen wird am 31. März 1469 als Johannes Hengge von Mengen, prokl. 8. September Pfarrer proklamiert, zahlt. 12 fl Erstfrüchte. 10) Bernhard 1657, investiert 20. November 1657, resignierte 1664. 33) Jo- Alterthom, zahlt am 15. März 1479 ebenfalls 12 fl als hann Wilh. Fischbach von Villingen, präsentiert 8. Erstfrüchte. Am 1. Februar 1485 ging er nach Meßkirch. Oktober 1664 mit 24 Jahren, investiert 21. August 1666. Blieb U) Johannes Bärtsch (Birtschi) wird Nachfolger, zahlt bis 1668. 34) Johannes Oschwald von Meldungen am 28. Januar 1487 15 fl als Erstfrucnt, stirbt aber schon 1668—1706; war 1671 erst 30 Jahre alt, seit 3 Jahren hier, 1489. 12) Wolfgang Breitfeld zahlt am 6. Mai 1489 hatte 330 Erwachsene über 14 Jahren. War am 5. Mai 1668 dieselbe Summe als Erstfrucht, war am 6. April proklamiert präsentiert und am 11. Spetember 1669 investiert worden worden. 13. Johann S i g g, Kaplan s. Nikolai in Neufra Starb hier am 7. April 1706. 35) Anton Josef Holder- resigniert 1490. 14) Thomas Gast von Steinhilben wird ried von Meersburg (bzw. Konstanz) 1706—1741; war 1674 statt seiner am 3. Juni 1490 als Kaplan investiert. 15) Jo- geboren, war Dekan von 1730 bis zu seinem Tod am 7. April hannes Mettelhans aus Hirrlingen wird am 28. Fe- 1741. Damals hatte die Pfarrei 670 Kommunikanten über 14 bruar 1491 als Pfarrer proklamiert und zahlt am 15. März und 192 Kinder, also 822 Einwohner. 36) Konstantin 15 fl Erstfrüchte. Er geht 1503 nach Gammertingen. 16) Jo- Adalbert Sallwürk von Ehingen a. Donau 1741—1762, hannes Betzel zahlt am 22. April 1504 seine Erstfrüchte vorher in Feldhausen, war 1694 geboren und starb am 13. mit 15 fl. Ist 1522 noch hier. 17) Kenrad Egi (Eger) re- Januar 1762. Sein Wappen sieht man in der von ihm er- signiert am 16. Juni 1518 als Kaplan. 18) Johannes bauten Hochbergkapelle zum hl. Kreuz 1751. 37) Anton K a y s e r wird am 24. September 1534 (nach Konr. Egers Ma ria Bitzenhofe r, Vikar, wurde Pfarrverweser vom Resignation, auf die Kaplanei s. Nikolai in der Pfarrkirche 6. Dezember 1762 am 20. März 1763. War der Bruder des Neufra proklamiert, nachdem er vom Abt von Salem prä- Ringinger Pfr~rers. 38) Johann Nikolaus Zellen- sentiert war. 19) Johann Haslach ist 1551/52 Pfarr- berger von Villingen 1763—1794. War geboren am 3. Dez tsu HÜ Z 11 1. I, h h' I Wl I'. Pf 1', I ;vl

1719. 39 Joh. Kaspar Aigster von Großengstingen enslingen. 47) Verweser Johann E \ . Sciitiei au» ßiij Vikar 1783; war geboren am 6. Januar 1756, geweiht am 3. gen, 1894—1897, später Jungingen, dann Krauchenwies. Biel August 1783; 1783—84 Vikar in Ringingen. Im Jahre 1794 die Kirche ausmalen. 48) Verweser Heinrich Hellste rn wurde er nach dem Tode Zellenbergers Verweser und am von Empfingen, vom 4. August 1897 bis 24. Juni 1902, ginr 1. Januar 1797 als Pfarrer investiert. Starb mit 69 Jahren nach Melchingen. 49) Anton Hofer aus Beuren b. Hech.. am 11. Mai 1825. 40) Johann Nep. Reiser von Baach Verweser vom 1. August 1902 bis 23. April 1907. Vor seinem bei Zwiefalten 1825—1852, wo er starb. Sein Grab war hier Aufzug hatten die beiden Gammertinger Geistlichen ausge- in der Friedhofmitte. Abschiedspredigt erhalten. 41) Jo- holfen: Pfarrer Eugen Maier und Vikar Funk. 50) Alfred hann Nep. Reiser, Bruderssohn des Vorgängers, 1852 Schwenk aus Haigerloch, zog am 24. April 1907 auf. Verweser. 42) Felix Bürkle von Trillfmgen, 1853—64. wurde am 11. Juni 1908 investiert. Pfarrer Josef StrobsJ baute die jetzige Kirche 1860—62, ging dann auf die Kaplanei hatte nämlich erst 1908 auf die Pfarrei Neufra verzichte), Gammertingen. 43) Joseph Stopper von Salmendin- die er rechtlich immer noch innegehabt. Schwenk wurde 1914 gen, Verweser 1864. 44) Johann Martin Grisar aus Militärpfarrer in Münster i. Westfalen und starb am 3. Jan Koblenz, Verweser 1864. Von 1. September 1870 bis zu sei- 1928 in Stuttgart. 51) Paul Stengel von Gammertingen nem Tod pastorierte wieder der nur mit Absenz in Gam- Pfarrverweser seit 1. Januar bis 8. August 1916, wo er al mertingen gewesene Pfarrer Bürkle seine Pfarrei Neufra Pfarrverweser nach Boll kam. 52) Ferdinand Häusle Er starb am 23. Dezember 1879. Dann blieb wegen von Bietenhausen, Pfarrer 1916—1937, ging nach Levertswei des Kulturkampfes die Pfarrei unbesetzt und wurde von ler. 53) Albert Traub von Inneringen 1937—1965. Untc. Dekan Miller und Kaplan Binder von Gammertingen aus ihm wurde die Pfarrkirche und die Marienkapelle sowie die verwaltet, bis 1884. 45) Josef Pfister aus Gruol, Ver- Filialkirche in Freudenweiler erneuert. Sodann baute er ein weser 1884 bis 1886; ging als Pfarrer nach Salmendingen neues Pfarrhaus. Ging als Dekan am 26. Juni 1965 nach 46) Josef Strobel von Thalheim, gebürtig von Ellwan- Jungnau. 54) Bernhard Gerteis von Luttingen, sei' gen. Pfarrer 1886—1894. als absenter Kaplan von Langen- 1965. Investiert am 26. September 1965. Ad multos anno»! •T A. Kraus Was sagt die Sprachwissenschaft In H. H. 1966, 34 ist Joh. Wannenmacher in liebevoller Weise seinen zwei Hörnle. Die Geitsche muß! mijrj in FiscIkm> dem Verlauf der bäuerlichen Arbeit früherer Zeit nachge- Schwab. Wörterbuch unter gäutschen suchen! Die 'Lunt< gangen und hat eine Anzahl im Schwinden begriffener volks- wird auf der Alb „der Lunna" genannt (Achsnagel, rr^rri tumlicher Ausdrücke festgehalten. Es ist von besonderem deutsch Lünse), althochdeutsch luna, mittelhochdeutsch hin Reiz diesen oft uralten Ausdrücken nachzusinnen. Die Wicke (Wagenbremse) sprechen wir sonst Micke. Sic Da ist zunächst der P f 1 ui g, schwäbisch Pfluog, der in scheint von dem elsässischen mechanique zu kommen. ältester Zeit nur aus einem starken Asthaken bestand, Die Deichsel, schwäbisch der D ei s s e 1, hieß von 1000 Jahren also sprachlich gleich Pflock! Nach Plinius (umgekommen d i h s a 1 a, wobei das h wie ch, zu sprechen war. StaTt „dii im Jahre 79 bei Ausbruch des Vesuv) haben die Bewohner Sohl" sagt man auf der Alb: „Deissel-ärm". Das 7. i I I - von Rätien den Räderpflug erfunden, den er plovus oder scheit an der Waage (Woog) heißt sonst Sillscheit. Sill p 1 o g u m nannte. Die Egge, schwäbisch E d g a, mittelhoch- ist das Riemen oder Strickwerk der Zugtiere. Die Goitz a - deutsch e g i d a, wohl von eg = spitzig. Der Schopf oder k 1 e n g e 1 (Pfluggriffe) erinnern an die Hörner der Geiß, Schuppen, ursprünglich mit S c h a u b (ungebrochenem Stroh) Grindel ist der Pflugbaum. Statt K 1 u m p p, ein U-föf!W gedeckt. Dreschen, althochdeutsch dreskan in der Be- Eisen (Haken, Zange, auch gabelförmig) zum verbinden vr™ deutung: „lärmend mit den Füßen stampfen", was somit die Grindel u. Pflugkarren, heißt in Ringingen „Wagessaring". Dief älteste Dreschart war! Man denke an das „tretten", das Ab- Laißama (Stützstangen am Leiterwagen), sonst Leuchsen.' treten der Aehren durch das Vieh auf der Scheuertenne! nordderftsch Rungen, hießen mittelhochdeutsch 1 i u h s.e. Äi- Der Flegel, schwäbisch P f 1 e g e 1, vom lat. flagellum, die derwärts sagt man Kipfen. Die Lägel oder das jügei« Geißel! Der Wagen, der sich bewegen läßt, wie Waage. kommt vom lat. lagena Fäßchen, bzw. hängt mit dem Wiege, Woge, Weg (auf dem man sich bewegt), wackeln. griechischen lagynos FlaShe zusammen, alsH ein uraftlsl Dazu gehört auch der W a g e s oder Wägesser, der Pflugschar, Wort! UnSSle Lägel faßt cä '1 fflter. Daneben spielte nfjffl der die Erde bewegt. Die alte Form war anders als die der Brotsack oder O (n)s e r eine Rolle, meist iiqHLeiBi. heutige. Sie findet sich oft noch in Wappen, z. B. in dem genäht mit zwei Henkeln. Im alten TJlm bracht«? dei des verstorbenen Erzbischofs Wendelin Rauch. Er hatte diener die Akten im Rautaunse im Kirchhofen b.Rei in seinem Elternhaus noch so einen Wägesser herumliegen bürg gingen die Schülcr mit. dem Schul-onser in dii sehen und meinte, man benützte ihn ursprünglich als Hilfs- Klasse. Das Wort schein mit As SpeisjBuisammenzuhängcn. gewicht! Der Schar dagegen (Pflugschar) gehört zu Scher- also eigentlich „ßrotsack" zu bedeuten. Dif S i: h n § l Ur «i. maus, Schere, da er die Erde zerteilt. Die L a (n) g w i e d. das hinten am Wagen herausstehenHt' Bretl. hal den WairxO die Vorder- und Hinterwagen verbindet, bedeutet „langes von seinem Geräusch. IVlutza ist ein 1< u r/cr RuiW—- Ris Holz". Der Schemmel heißt auf der Alb: Kilpblock mit Zu Maria-Zell bei Boll Eine Abhandlung über die Wallfahrtskirche Maria Zell am Patron genannt. Kefl*Cr erwärtlll iR-r Kea.lscliemaüsnuts \i.n Zoller in Nr. 127 der Hohenzollerischen Zeitung 1966 hat 1863 die Kirche ..mittlem Tile] cka H! Dreifaltigkeit u u (• sicherlich bei den Lesern ein gutes Echo gefunden. (Vgl. dem Patron St. Salin s." Das {jjlSitJie ist, der Fall T8m Hohz. Heimat 1964, 27). Zu den Ausführungen sind nun dem großen Werk Nn 1910 Das E "bistum FreiLft.iig i. sei- allerdings einige Anmerkungen zu machen. Wenn nämlich ner Rq^hrung und seinen seelsoi gestellen (Seite 960). und die Pfarrei Zell erst zu Ende des 15. Jahrhunderts nach Boll ebenso bei dem „Handbuch des ErzbisTtims Freiburg" IffTTN in die Nikolauskirche verlegt wurde, dann hat wohl das (RealschematismuJ S. 672). Hier •Seht.: „Am FriedhoT TOn Dörflein Zell nicht schon hundert Jahre zuvor im 14. Jahr Boll 2 km entfernt. gRItt dlfe Wallfahrtskirche 'a» Hl. DroN hundert sein Ende gefunden gehabt! Beide Ereignisse dürf- faltigkeit, genagelt Ma^3aell- deren P a t. r o* ff e r "tyj ten doch irgendwie gleichzeitig eingetreten sein. Gallus als Abt. um d Bekenner ist Zur Urkunde von St. Gallen von 789 ist zu sagen, daß dort Es erscheint somit, grotesk, wenn dljch die bloße StiffGcM von einem Hofgut und einem großen Wald die Rede ist, der oder Aufhängung von zwei Bildern des hl. Fridolin als VieTi vermutlich hier an der Halde des Zeller Hörnle lag. patron um 1740 seitdem der Schuliherr des .Heiligtums ais- Die dritte Sache ist die des angebrannten Jesuskindleins, Es gesetzt worden sein soll. Eine Neukonsekrierung hal nich! ist auffallend, daß man darüber später nichts mehr erfährt stattgefunden und neue Bilder ändern den Patron einer und man um 1890 einfach ein neues Bild aufstellte. Viertens Kirche nicht. Vielmehr haben frühere Seelsorger mit oder endlich scheint mir der .jetzige Patron St. Frido- ohne Absicht die Vo^hrung des hl. Gallus vernachlägSSi lin", von dem der Bericht sprach, auf sehr wackeli- nicht, einmal mehr einen Gottesdienst auf seinen Tag, deS gen Füßen zu stehen. Nicht nur sind „die Angaben 16. Oktober, angesetzt, so daß im Beffußtsein des Volkes sfljh uber den Wechsel von Gallus zu Fridolin sehr ungenau", ein Irrtum einschlich. Der hl. Gallus wurde zugunsten i19 sondern es liegen offenbar ü b e rhaupt keine vor! hl. Fridolin abgesetzt' Aehnlich hat der Hi, Martin in Wann wurde denn das Kirchlein vom zuständigen Bischof auf Levertsweiler der Hl Luzia das Feld geräumt, und in Ve- diesen Heiligen von Säckingen geweiht? Tatsache ist demge- ringendorf wi Je bis vor weniger Jahren die nl Magdalena genüber, daß die amtlichen Schriften der Erzdiözese Freiburg stärker gefeiert als der Patron St. Michae1. niemals den hl. Fridolin als Schutzherrn dahier erwähnen. Letzteres ist inzwischen wieder richtig gestellt Lediglich das Kunstdenkmälerwerk von 1939 S. 47, das i n Wann wild auch das Pfarramt und die Gemeinde Boll wie- dieser Beziehung keinerlei Autorität beanspruchen der in Mariazell neben, der Verehru« de MucTergottes auch kann, nennt die „Mariazeller Wallfahrtskirche st. Fridolin". dem hl. GallusJseinen, widlrrechtLich genommenen Ehren- Demgegenüber wurde 1749 der hl, Gallus a Ii <- i n als Ii I a I / /nptbgkbcn" Kt> Jahrgang ijjftti liuHtSZul.L \ Fi I S C: H h H fc 7 M .A 1 61

Die Sippe Loos und die Gründung der öffentlichen Apotheke in Sigmaringen von M .s u h a i i: e i frei AJlerrunI waren Medizin und Pinn maeie noch kernt den 18 Kreuzer" zahlen,. Der Betrag von 160 Gulden wird auf «(.trennlan Gebiete. Die Heilkundigen bereiteten sich die wiederholte Eingaben hin schließlich auf 110 Gulden er- Medizinen, Salben, Pillen usw. selber. Erst die Araber haben mäßigt. 1744 stellt Loos beim Rat der Stadt Antrag auf Zu- in dei- Blütezeit des Islams die Arzneikunde zu einer selb- teilung von Bauholz, da er sein Haus erhöhen wolle. Daß ständigen Wissenschaft entwickelt. Durch sie gelangte die unser Chirurg bei seinen Mitbürgern großes Ansehen genoß, Acothekerkunst über Spanien nach Sizilien und Unteritalien, zeigt am besten die Tatsache, daß ihm die höchsten städti- wo der Hohenstaufenkaiser Friedrich II im Jahre 1240 eine schen Aemter übertragen wurden. 1738 wird Loos zum Bür- Medizinalordnung erließ, durch welche die Trennung des germeister, heute Stadtrechner, und 1750 zum Stadtschul!- Arbeitsgebietes von Arzt, und Apotheker festgelegt wurde. heißen gewählt. Bereits 1746 war Loos von der vorderöster- Die Bestimmungen der genannten Verordnung wurden auch reichischen Regierung zum Landschaftskassier der Mediat- bald von deutschen Städten und Landesherren übernom- kasse Sigmaringen ernannt und 1747 in Innsbruck in die men. so daß sich noch in der 2. Hälfte des Mittelalters in Pflicht genommen worden. Neben seiner Amtstätigkeit und Deutschland der Stand des Apothekers nachweisen läßt. Viel- der Ausübung seines Berufes als Wundarzt, ging Loos noch lach blieb es aber doch bis in das 18. Jahrhundert hinein dazu über. Heilmittel herzustellen und sie zum öffentlichen allgemein Uebung, daß die Heilkundigen die Medikamente Verkauf bereit zu halten. Dagegen beschwerten sich die selbst herstellten. Entsprechend hatten auch die Sigmaringer übrigen Chirurgen in der Stadt und wollten nicht dulden, Balbiere ur.d Scherer, Chirurgen und Aerzte ihre Hausapo- daß Loos sich als Wundarzt und Apotheker betätige. Loos theken. wie die zahlreichen im Stadtarchiv erhaltenen Rech- berief sich vor allem auf das Beispiel der Stadt Pfullendorf. nungen beweisen. Schließlich bestanden noch in der Umge- wo ebenfalls eil Chirurg eine Apotheke führte, während bung von Sigmaringen 3 Klosterapotheken, in Inzigkofen. seine Gegner zwei Atteste der Stadt und des Stifters Kemp- Habsthal und Wald, die Arzneien an die Bevölkerung ab- ten vorwiesen, wonach noch niemals ein Apotheker bei einer gaben. „facultate chirurgica" incorporiert gewesen sei. Am 30. Mai Der erste Angehörige des Apothekerberufes in Sigmarin- 1743 wurden die Pfullendorfer Chirurgen Konrad Bolter und gen, dessen. Name uns urkundlich überliefert ist, war Bar- Karl Hartmann persönlich in Sigmaringen vorstellig und tholomäus Mayer, der um 1580 1600 im Schloß für die gräf- setzten sich für Loos ein. Sie legten Bescheinigungen der liche Familie und wohl auch für die Dienerschaft seine Kunst Städte Bibeiach, Ravensburg, Ueberlingen und Rottweil vor. ausübte und ausdrücklich als „Hofapotheker" bezeichnet daß an Orten ohne „ordinari Apothek" sehr wohl ein exa- wiid. Die Gründer der öffentlichen Apotheke in Sig- minierter und approbierter Chirurg eine Apotheke führen inai ingen gehören zur Sippe Loos. Der erste Träger dieses dürfe. Endlich mußten sich die Sigmaringer Wundärzte zu- Namens. Markus (Marx) Loos, kam von Immenstadt im frieden geben und Loos konnte sich fortan ungehindert dem bayerischen Allgäu und war Maurer von Beruf. Er heiratet Apothekergewerbe widmen. Ilm übrigen beweisen, die erhal- am 22. Februar 1683 die Sigmaringer Bürgerstochter Anna tenen Rechnungen, daß die Sigmaringer Heilkundigen ihre Katharina Frick und erhält gleichzeitig das Bürgerrecht der Medikamente noch lange größtenteils selbst herstellten. Am Stadt. Drei Jahre später erwirbt Loos von Hans Jerg Xand- Josefstag 1760 starb Johann Jakob Loos, erst 52 Jahre alt; !er das halbe Haus (Parz. 67, alte Nr. 55) am Marktplatz, und seine Witwe lebte noch bis 11. Juni 1777. Da dem Ehepaar 1691 ist er Besitzer des ganzen Anwesens. Im Jahre 1705 keine Kinder beschieden waren, hatte Loos schon bei Leb- hi icht Loos das alte Gebäude ab und erstellt sich auf der zeiten seinen „Vetter" Peter Loos an Kindes Statt an- Hofstatt ein neues Haus mit Scheuer und Stallung. Die für genommen. Peter ergriff ebenfalls den Beruf eines Chirur- die Viehhaltung benötigte Dunglege lag jenseits der Gasse, gen, doch ist auch von ihm nicht bekannt, bei welchem zwischen den heutigen Anwesen Biesinger und Burkart, auf Meister er in die Lehre ging. Daß er seine pharmazeutischen städtischem Grund. Für den Platz waren jährlich 20 Kreuzer Kenntnisse, die er als Wundarzt beherrschen mußte, in der Pacht zu zahlen. Uebrigens kommt Loos wiederholt vor Ge- Fremde erweiterte, dürfen wir wohl als sicher annehmen. richt mit den Nachbarn, die sich über die Belästigung durch Am 28. Juli 1760 heiratete er in Sigmaringen die ledige die Dungstätte vor ihren Fenstern heftig beschweren. Ob Elisabeth Brauer von Mengen, get. 19. November 1743. Eine und wie dem Uebelstand abgeholfen wurde, ist nicht über- Notiz auf der Rückseite des Eheregisters lautet: „Petrus Loos liefert. Loos kann den Platz'1714 um 12 Gulden käuflich er- natus erat Treveri 28. 9. 1736 ex thoro legitimo Johannis werben. Im nächsten Jahre hält unser Maurer bei der Stadt Georgii Loos murarii postea ibidem quoque saxo abruto darum an, aus seinem Keller eine Dohle in den städtischen occisi et Ursula Brenner ex vineis, gen. Weingarten in Sue- Galgbrunnen leiten zu dürfen. Dem Antrag wird stattgege- via Peter ist also in Trier als Sohn des Maurers Johann ben unter der Bedingung, daß weder die Stadt noch die Georj Loos und der Ursula Brenner geboren. Sein Vater ist Bürgerschaft Schaden erleide. Marx und Anna Katharina später durch einen herabfallenden Stein oder Felsbrocken Loos hatten zwölf Kinder, von denen acht in der Jugend ums Leben gekommen. Die Nachfrage beim Diözesanarchiv starben. Die Tochter Anna Maria, get. 14. 1. 1684, heiratet Trier ergab, daß in der Trierer Pfarrei St. Laurentius am Josef Dannecker und die Tochter Maria Magdalena, get. 12. 26. Mai 1732 Johann Georg Loos von Immenstadt mit Ursula 7. 1685, Johann Bannwarth, Bürgersöhne von Sigmaringen, Brenner getraut wurde. Wenn in den Sigmaringer Ratsakten während dgr Sohn Melchior, get. 5. 12. 1692, vermutlich weg- Peter „Vetter" genannt wird, so muß darauf hingewiesen gezogen ist, da er in den. Sigmaringer Kirchenbüchern nicht werden, daß im schwäbischen Kulturkreis das Wort „Vetter ' mehr aufgeführt wird. Das jüngste Kind, der Sohn Johann zur Bezeichnung unterschiedlicher Verwandtschaftsgrade Jakob, get. 18. Juli 1708, erlernt den Beruf eines Chirur- auch heute noch verwendet wird. Keinesfalls ist Peter ein gen und die dazu notwendige Arzneikunst. Die Chirurgen Neffe von Johann Jakob Loos, denn dieser hatte keinen oder Wundärzte jener Zeit trieben keine gelehrten Studien, Bruder Johann Georg! Der richtige Grad der Verwandt- sondern machten die Lehre bei einem Chirurgen durch. Nach schaft kann vorerst nicht bestimmt werden. Johann Jakob vollendeter Lehrzeit wurden sie von dem Physikus unter Loos hatte schon am 13. Januar 1759, da er noch Stadtschult- Zuziehung zweier approbierter Chirurgen, geprüft. Bei wel- heiß war, um das Bürgerrecht für Peter angehalten. Viel- chem Meister Johann Jakob Loos in die Lehre ging, ist sagend heißt es im Ratsprotokoll: „Um dem Stadtschult- nicht bekannt, auch nicht, wo er auswärts seine Kenntnisse heißen zu gefallen und mit Rücksicht auf seine der Stadt erweiterte. Am 11. Mai 1732 heiratet er in Sigmaringen die geleisteten, viel ersprießliche Dienste ist Peter Loos per vota ledige Anna Barbara Brauer von Pf Ullendorf. (Im Ehere- unanimia (d. h. einstimmig) mit seiner zihl und mass zu gister der hiesigen Pfarrei St. Johann steht irrtümlich „Fran- einem Bürger aufgenommen worden." An Bürgergeld sind ciscus Jakobus Loos"!). Laut Heiratsabrede verpflichtet sich 100 Gulden, an Einzugsgeld 2 Gulden, dem Rat 20 Gulden der hochwürdige und hochgelehrte Herr Franz Joseph Brauer, und der Herrschaft 10 Gulden zu zahlen. Peter muß sich Pfarrer zu Schemmerberg bei Biberach, der Hochzeiterin, außerdem zur „Auswahl" gebrauchen lassen, das heißt Wach- seiner Schwester, die landesübliche „Ausfertigung" und das dienste leisten, sich auf eigene Kosten ein Ober- und Unter- zustehende Vermögen zu geben und dazu das Sigmaringer gewehr anschaffen, sich mit einem Feuereimer versehen und Bürgerrecht zu erkaufen. Der Hochzeiter erhält von seinen bei der Stadt 5 Gulden Kapital aufnehmen. Auf Ersuchen des Eltern gegen Bezahlung von 600 Gulden das elterliche Haus Schultheißen werden an dem Bürgergeld nochmals 40 Gul- mit Hofraite und Dunglege zu eigen. Mit Zustimmung der den nachgelassen. Peter Loos betätigt sich wie sein Vor- Geschwister werden ihm außerdem in jedem Esch 2 Jauchert gänger als Wundarzt und Apotheker. Am 13. Mai 1762 wird Ackerfeld übereignet, während er das übrige Feld nach Lan- er mit seinem Kollegen, dem Chirurgen Franz Heinrich Beck, desbrauch um die 4. Lohngarbe zu bebauen verpflichtet ist. auf dem Stadtschultheißenamt Sigmaringsn : '„eilig und Zur Aufnahme ins Bürgerrecht muß Loos an die Stadt 160 sucht um die Erlaubnis nach, eine „Chirurgicar.i Tacuitatem" fluiden, dem Stadtrat 10 Gulden und als Einzugsgeld 2 Gul- aufrichten zu dürfen. Da der Rat schon im Jahre 1740 die 62 HOHBNZOLLEIUSCHE HEIMAT

Einwilligung zu dem Vorhaben gegeben hatte, stimmte er sollen diese dem Vater gegen einen billigen „Legerlohn" dem Plane zu, jedoch mit der Bedingung, von den bereits überlassen werden. Für den Fall, daß ein Teil, Mann oder incorporierten Barbierern kein Entgeld nehmen zu dürfen. Frau, stirbt und keine Kinder leben, hat der überlebende (Aus den Worten „facultas chirurgica" herauslesen zu wol- Teil an die Verwandtschaft des Toten 400 Gulden auszuzah- len, daß in Sigmaringen eine Chirurgenschule bestanden len. Nach dem Tode der Eltern muß das Ehepaar Mühleisen den hätte, geht fehl. Facultas bedeutet in diesem Zusammen- II. Stock beziehen und den III. Stock der Tochter Maria Kres- hange soviel wie Gilde, Innung oder Zunft.) Im Laufe der zentia Loos für die Zeit ihres ledigen Standes einräumen. - •Jahre hat sich Peter Loos wohl immer mehr dem Apotheker- Eine dritte Tochter, Maria Anna Walburga Loos, war mit gewerbe gewidmet. Die zwei Dutzend erhaltenen Rechnungen dem Oberjäger Fidelis Karle verheiratet, während 10 Kinder tragen alle die Unterschrift: Peter Loos Apotheker Uebri- in früher Jugend gestorben sind. - Der Ehevertrag, schließt mit ,c;ens ist Peter lange Jahre Heiligenvogt, auch bekleidet er dem Satz: All Vorstehendes ist und verbleibt ein eingewor- einige Jahre noch das städtische Amt eines Roßbeschauers, fenes Gut! Nach Abgabe der Apotheke an den Schwieger- von dem er sich aber 1772 entbinden läßt. 1780 und 1788 sohn, verkaufte Loos im Laufe der Zeit an die 20 Parzellen beantragt er bei der Stadt die Zuteilung von Bauholz zur Felder und Gärten. Er lebte noch bis 11. Nov. 1822 und er- Stallreparatur. 1789 kauft er an der Buchhalde einen Acker reichte somit das hohe Alter von 86 Jahren, während seine und 1795 legt er am Mühlberg einen Schneckengarten an, Frau schon am 23. Januar 1811 das Zeitliche gesegnet hatte. wofür er jährlich 3 Kreuzer Pacht zahlen muß. Als 1777 die Mühleisen hat offenbar den Betrieb seiner Landwirtschaft vorderösterreichische Regierung in Freiburg i. B. das Sani- stark eingeschränkt und sich vor allem dem Apothekerberufe tütswesen in der lehnbaren Herrschaft Sigmaringen visitieren gewidmet. Im Jahre 1816 wurde ihm auf Antrag der Titel will, wii d dies dem beauftragten Beamten trotz des vorgelegten „Hofapotheker" verliehen. Fünf Jahre später, 1821. Beglaubigungsschreibens verweigert. In dem sich anschließen- wählte ihn die Bürgerschaft zum Stadtschultheißen, dessen den Schriftwechsel betont Sigmaringen vor allem, daß eine Amt er bis zu seinem Tode verwaltete. Da Mühleisen "ceine Visitation der Apotheken, der Hebammen und Wundärzte, Nachkommen hatte und vielleicht auch kränkelte, verkaufte noch niemals stattgefunden habe. Nach der von allerhöch- er im Jahre 1831, also im Alter von erst 62 Jahren, mit dem st™ Ort confirmierten Stadt- und Landesordnung sei dies Einverständnis der Ehefrau sein Anwesen, Haus Nr. 67, an ;usch nicht zulässig. Schließlich mußte die Sigmaringer Re- der „Hauptgasse und an dem städtischen Rathaus und an ;;i( l'L.ng in dem Streit doch nachgeben. Im Bericht der vor- der Nebengasse gelegen" mit allen Rechten und Gerechtig- d.;rösterr eichisehen Regierung vom 9. Juni 1778 wird dann keiten nebst den bürgerlichen Beschwerden an den Apo- festgestellt, daß in Sigmaringen kein nach Vorschrift theker Joh. Georg Baumeister, den Sohn des Georg Bau- examinierter und approbierter Apotheker meister, Gutsbesitzer und Weinhändler in Saulgau. Der Preis ist. Der dre öffentliche Apotheke führende Chirurg Peter Loos betrug 40 000 Gulden. Davon war die eine Hälfte bar zu sei aufzufordern, zum Beweise seiner Wissenschaft in „arte zahlen, die andere Hälfte in 6 Jahreszielern und mit 4 Pro- |)harm;;/.eutica" sich einer regelmäßigen Prüfung zu unter- zent zu verzinsen. Für das Wohnhaus waren jährlich an das ziehen. Um ihm größere Kosten und eine längere Abwesen- Bürgermeisteramt als Umlage 32 Kreuzer und als Boden- heit von Sigmaringen zu ersparen, solle es Loos ausnahms- zins 7 Kreuzer zu zahlen, während die Steuer für die Apo - weise vergönnt sein, die Prüfung vor dem Staütphysikus theke 4 Gulden 30 Kreuzer betrug. Mühleisen, der schon 1804 Dr. Steinmann in Ehingen unter Hinzuziehung der dortigen das Rappold'sche Haus um 854 Gulden ersteigert hatte, schloß approbierten Apotheker Schmid und Pächler abzulegen. Ueb- am 4. November 1832 die Augen, seine Ehefrau Barbara Loos rigenä sei Loos unter Strafe verpflichtet, die Apotheke jeder- überlebte ihn um 10 Jahre und verschied am 4. April 1842. zeit selbst zu führen und sie in seiner Abwesenheit keinem Zusammenfassend sei gesagt:: Ein eigentliches Gründungs- unerfahrenen Manne zu überlassen. Ferner sei die Offizin jahr für die erste öffentliche Apotheke in Sigmaringen kann so einzurichten, wie es in der zugeschickten gedruckten In- nicht angegeben werden, zumal die Apotheke des Chirurgen struktion verlangt werde. Dafür soll man dem Apotheker Joh. Jakob Loos nicht als Apotheke im heutigen Sinne an- aber auch insofern entgegenkommen, als man allen Stadt- gesprochen, werden kann. Die Apotheke des Chirurgen Peter chirurgen und anderen unbefugten Praktikanten und auch Loos, der ebenfalls keine Prüfung in der Pharmacie abge- dem Kloster Inzigkofen das Ausgeben von innerlichen Arz- legt hatte, war nach dem Visitationsbericht von 1783 wenig- neien. öffentlich oder heimlich, umsonst oder gegen Bezah- stens mit allen gebräuchlichen Medikamenten versehen. Lei- lung. mit Hinweis auf eine kaiserliche Verordnung von 1773 der ist nicht bekannt, wann Loos in der Folgezeit den ord- verbietet und bei Zuwiderhandlung mit 100 Dukaten bestraft. nungsmäßig vorgebildeten und geprüften Apotheker Bene- Bei einer, späteren Visitation der Apotheke durch den K. K. dikt Mühleisen als Provisor einstellte, der 1795 Schwieger- Sanitätsrat und Protomedicus Dr. Rodeker von Freiburg im sohn und Besitzer der Apotheke wurde. Jahre 1783 wird festgestellt, daß die Apotheke sich jetzt in So dürfte die Zeit zwischen 17 60 bis 178 0 einem guten Zustand befindet und mit allen benötigten Arz- als Gründungszeit der Sigmaringer Apo- neien wohl versorgt ist, der Chirurg Loos aber die staatliche theke angesprochen werden. Da der Tilel Apotheker prüfung immer noch nicht abgelegt hat. Daß Peter „H ofapotheker" für den Inhaber der öffent- L.oos die verlangte Prüfung jemals nachholte, ist kaum an- lichen Apot: eke erstmals ' m Jahre 1816 ver- zunehmen Dagegen stellte er als Gehilfen den ordnungs- liehen wurde, Kann d i e Bezeichnung „Hol mäßig vorgebildeten und geprüften Apotheker Benedikt apotheke" für die erste öffentliche Apotheke 1VI ü h 1 e i s e n. geb. 10. 2. 1769, von Elchingen auf dem in Sigma ringen also erst nach 1816 üblich Härtsteld, ein. Im August 1795 stellt Loos den Antrag, Mühl- und später feststehend geworden sein! eisen, seinem künftigen Tochtermann, das Bürgerrecht zu ge- währen. Dem Antrag wird stattgegeben unter folgenden Bedingungen: Zu zahlen sind an Bürgergeld 60 Gulden, an Die Ringinger Familie Neser, über die in Zollerheimat 1934, Einzugsgeld 2 Gulder 16 Kreuzer, der Herrschaft 10 Gulden, S. 32 gehandelt wurde, hatte auch Verwandte in Innerin- dem Magistrat 20 Guld., dem Rat 30 Kr. und an Kantengeld gen. Im Jahre 1703 heiratete nämlich Johann Neser von Gaui- 5 Guld., zusammen 97 Guld. 46 Kr. Noch im gleichen Monat selflngen, (wohl des Christoph) nach Inneringen die Susanna und Jahr, am 28. August 1795, heiratet Mühleisen die Tochter Liermann. Deren Sohn Thomas verehelichte sich daselbst seines Principals, Maria Barbara Loos, geb. 18. Sept. 1774. 1728 mit Helena Hafner, und der Enkel Heinrich 1758 mit. Nach dem Heirats-Kontrakt überläßt Loos dem jungen Paar Anna M. Sprissler. Er starb 1763 unter Hinterlassung einer den III. Stock mit Ausnahme der „Briezkammer". Ferner Tochter. Obigen Johannes Bruder Christoph zog 1697 nach den Raum mit den Apothekermaterialien und dem Labora- Ringingen, wo er sich am 14. Juli mit Regina oder Regula torium. Die Benutzung des in der gleichen Kammer befind- liehen Backofens wird lebenslänglich vorbehalten. Loos tritt Dornin verehelichte und nachher mehrere Kinder hatte, weiter ab den halben Keller, den 4. Teil der Heulege gegen darunte- den Alt arschreiner Josef. In Gauselfingen hatte der das Rathaus die vc lere Schweinesteig im Hause(I), die hin- ältere Christoph Nessler (!) aus Brandt bei Feldkirch am lere Hälfte des Stalles gegen das Rathaus, die ganze Holz- 12. September 1668 mit Maria Fladin geheiratet, der Tochter lege unter der ersten Stiege, den Apothekeraum nebst Bü- des Christ. Flad daselbst. Am 21. August 1675 wurde er chern und Brennzeug. Loos verpflichtet sich ferner, seiner zum Bürger angenommen und zahlte als „Einzug" 8 Gulden, Tochter eine standesgemäße Stuben-, Schlafzimmer- und Kü- ergab sich Zollern als leibeigen und gelobte, ein getreuer eheneinrichtung anzuschaffen und die halbe Hochzeit „aus- Untertan zu sein. Hier heißt es, er stamme von B ü r ß aus zuhalten." M' 'rleisen bringt zum Heiratsgut 1000 Gulden, dem Oberland. Seine Witwe Maria e scheint in Gauselfingen zahlt an der hwiegervater 800 Gulden und verpflichtet sich, noch am 26. Mai 1699 (Zoll. Protokollbücher im Staatsarchiv jeweils die Hälfte der Steuern und etwaiger Reparatur- und Sigmaringen). Die Inneringer Daten sind entnommen aus den Baukosten am Hause zu tragen und an die Schwiegereltern sehr ausführlichen Angaben bei Joh. Maier, Ges;h. von In*- bei Bedarf Arzneimittel unentgeltlich abzugeben. Sc"ten die neringen (1966, S. 442). In Ringingen lebt heute nur noch jungen Leute Räume im Hause nicht selbst benützen, dann eine Familie des Namens Neser, die Inneringer starben schon im 18. Jahrhundert, aus. Krs Jahrgang 1966 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT 63

Grosselfinger Flurnamen

99. Der große Kirschbaum stand auf der Höhe der kaufsobjekte einzeln aufgeführt. Der Grosselfinger Teil be- Homburger Gasse und war ein herrliches, weithin sichtbares stand 1522 aus: dem Schloß (Neuhaus genannt), der großen Wahrzeichen. Die stattliche Größe hat er aber nur erreicht, und der kleinen Scheuer, dem Kear und dem Hochthurn weil er nie Früchte trug und er trug nie Früchte, weil der am Dorf. Dieser Turn oder Hochthurn stand offenbar am auf der Höhe stehende Baum nicht nur dem Wind und Eingang zum alten Marktplatz, im Oberdorf, also am Eingang Wetter, sondern auch den Frühjahrsfrösten ausgesetzt war. zum Bubenhofer Besitz. Ich denke mir, wie man dies in alten 100. Bei des Schäfers Hansen Böhmen am Bran- Städten oft sieht, einen Stadtturm mit Torbogen. Dort ist derweg. Der Name ist abgegangen. Im Schatz,ungsbuch von noch heute die Dorfgasse eng, und wenn man von oben, also 1730 kommt ein Hans-Jörg Senner vor, dessen Vater vom alten Marktplatz in diese Gasse hineinschaut, vermißt als Schäfer Martin Senner bezeugt ist, wohl auch ein man den Turn (Turm). Einwanderer über den Homburger Hof, der ja früher ein 104. Turnplatz. Als das Turnen in der Schule einge- Schafhof war. führt wurde, benutzte man den damals freien Platz vor der 101. Steinbruch. In Grosselfingen gab es zwei Stein- heutigen Kinderschule. brüche. Der eine ist der jüngeren Generation bekannt. Es ist der Steinbruch am Branderweg bzw. Brandgässle. Das Gelände wurde in alten Urkunden Moolacker ge- Zu Götz von Burladingen, von dessen Familie in H. H. nannt. Die Etymologie stützt sich auf ahd. molte, got. mulda, 1959, 40—43; 1960, 24 und 37; 1963, 31 die Rede war, bringt engl.-sächs. mould, nhd. molt und bedeutet weich und locker. Hansmartin Schwarzmaier in der Zeitschrift für würt- Das Wort Mool ging aus einer substantivierten Partizipial- tembergische Landesgeschichte 1966, 210 neue Nachrichten. bildung zu „m a 1" hervor, was zerreiben oder mahlen heißt. Götz wird am 28, August 1358 und am 16. Februar 1361 (im Aus derselben Wortwurzel ist ja auch der Name Maulwurf Staatsarchiv Sigmai^ingen) als Bruder von Eglof und gebildet (im Dialekt Schermaus). Maulwurf heißt ahd. molt- Walther von Emerkingen genannt, wurde mit diesen werf, also Erdwerfer, wobei im nhd. das t eliminierte als, das seinen Brüdern vom Abt Eberhard von Reichenau mit einem o zu gebrochen wurde. Dazu gehören auch franz. Marais Zehntviertel zu Munderkingen belehnt den bereits ihre Sumpf oder Moor, m a r e : Pfuhl, Pfütze, Lache und Vorfahren innehatten. Schwarzmaier sieht in den dreien die Moräne — Sand- und Felstrümmer am Fuß von Glet- Söhne des 1324 und 1352 erwähnten Rudolf von Emer- schern. Das Bestimmungswort Maul hat also nichts mit Mund kingen, ohne jedoch anzugeben, daß es sich bei Götz von oder Rüssel zu tun, sondern ist zu mu -- MuJl, Müll oder Burladingen wegen des verschiedenen Wappens (Falke auf Erde zu stellen (Müller ahd. mulinari und PN Möllner). Das Dreiberg im Gegensatz zu dem Z-förmigen Maueranker der Gestein dieses Steinbruches gehört dem schwarzen Jura Emerkinger, den er gar nicht erwähnt!) um einen oder der sogenannten Liasschicht an. Lias gehört zur Stiefsohn handeln muß. Er kann somit nur ein Stief- unteren Juraschicht und der Felsen am Branderweg zur So- bruder der beiden Emerkinger mit gemeinsamerMut- werbyi-Bank. Die Steine haben stahlblaue oder lichtgelbe t e r gewesen sein, wie schon Helmut Rischert 1959 ver- Farbe und enthalten, allerdings sehr spärlich, als Leitfossilien mutete! Götz, von Burladingen verkaufte am 19. Mai 1362 die Ammonita sowerbyi. Die Ammoniten oder Am- seinen Zehntanteil ans Kloster Marchtal, desgleichen am 24. monshörner waren vierkiemige Kopffüßler, deren gekam- Mai gleichen Jahres zwei Güter zu Hausen am Bussen. Am merte Schalen meist spiralig eingerollt waren. Man kennt 12. März 1355 schon verzichtete er zusammen mit seinem gegen 1800 Arten von Punkt- bis zu Wagenradgröße. geichnamigen Sohn Götz (Gottfried) gegenüber dem Kloster Zwiefalten auf alle Ansprüche an einer Wiese zu Der zweite Steinbruch, der allerdings nur an den Bedungen (OA Riedlingen!), wofür das Kloster ihrer Toch- zurückgelassenen Trümmern zu erkennen ist, liegt rechts am ter und Schwester Agathe von Burladingen eine Wege zum Roten Kreuz, dort wurden 1852 Steine zum Neu- aufbau der Zollerburg gebrochen. Am Wiederaufbau betei- (wohl Laien-) I ründe im Frauenkloster (Maria-) Berg ' gte sich als Maure1" auch Franz Karl Ruff, der in dem und ein Leibgeding verliehen hat (Hauptstaatsarchiv Stutt- Hause an der 'ichildgasse wohnte, das heute Josef Dehner gart B 553, U 277). Schwarzmaier gibt S. 208 eine ausführlidie besitzt. Sein Name FKR war (oder ist) in die Wetter- Stammtafel der Herren von Emerkingen 1103 bis ca 1426. fahne des Kamins eingestanzt. Er "lachte zur Arbeit je- Die Herren von Burladingen erscheinen nach oben angedeu- den Tag den Weg von Grosselfingen bis zur Zoilerburg (2 teten Daten von 1140 bis 1402. Krs. Stunden) hin und zurück. Als Mittagessen nahm er seine Lieblingsspeise, eine Sauer- (eigentlich Blotter)milch mit und Aüe 7 hohenzollerischen Städte Sind von Walter Stettfter ein Stück Schwarzbrot, Wie er gelebt, ist er auch gestorben. in der Zeitschrift für württ, Landesgeschichte 1966, 131—181 Als er im Sterben lag, verlangte er nochmals, eine Blotter- in ihrer Beziehung zur betr. Pfarrei behandelt, wofür miich. Als er diese mit sichtbarem Behagen gegessen hatte, wir ihm besonderen Dank schulden. Der Aufsatz ist sehr legte er sich auf die Seite und hauchte seine Seele aus (dies aufschlußreich. Ob bei Hettingen S, 141 mit dem hat meine Mutter, die eine Nichte von ihm war, oft erzählt). „Grafen Adalbeit von Kaiingen 1096" nur ein Irrtum vor- Das dortige Grestein wird An gulatensand - oder M a 1 b - liegt, oder er identisch ist mit dem sonst seit 1101 vorkom- stein genannt Er enthält aus Schwefel und Eisen be- menden Grafen Adalbert von Gammertingen? Krs. stehendes Schwefelkies. Das Eisen rostet und gibt an Bau- werken unschöne Roststreifen. In der Erde zieht das Eisen Die Bingener Pfarrkirche (H. H 1953. 7—10) wurde von den Sauerstoff an — Rost ist ja Eisenoxyd J— und dieser Architekt Gregor Schröder-Freiburg unter Belassung des färbt die Erde nicht iur rötlich, sondern blättert langsam gotischen Chors und des westlichen Turms neu gebaut und ab, was von großer physiologischer Bedeutung für den Bo- ntat jetzt 850 Sitzplätze. Die fünf wertvollen Statuen aus def- den ist Bei der Besprechung des „Härle" habe ich bereits Syrlinwerkstatt in Uln. und die beiden großen Altarflügel darauf ningewiesen. VieDeicht ,st diese Wirksamkeit der von Bartholomäus Zeitbiom, die seit der letzten, die neu- Malt, öden deren e:' ">hte Fruchtbarkeit zuzuschreiben; denn gotischen Altäre von Rebholz (1894) beseitigenden Renovation der Hagenbacher Maibboden gehört zu, den bestbonitierten in wie Spiegel einer Bauernstube an der Wand hingen, hat man Grosselnngen, wenn ihm auch wegen der Entfernung viel zu zu einer Bilderwand im Chor zusammengefügt, vor der wenig Naturdung zugeführt wurde. — unbeschadet des in Mode gekommenen Thekenaltars ein kleines Säulcher. den Tabernakel aufnehmen soll. Warum 102. Die Stumpenwiese im Tal hat vermutlich den man nicht die Bilderwand als Retabel durch den, dazuge- Namen von den Stumpen, das heißt den stehengebliebenen hörigen Aitartisch zu dem ursprünglichen Altar ergänzt, was Stöcken nach dem Reuten des Waldes erhalten. doch naheliegend wäre, war nicht zu erfahren. Der sehr 103. Am Turm. Nach dem Tode des, Hans. Heinrich schmale Zelebrationstisch, unter dem ChorDogen wurde am von Bubenhofen am 2. September 1522 ging die Hom- 18. September 1966 von Erzbischof Schäufele konsekriert. burg samt desser Grosseifinger Besitz an seinen Bruder Bingen hat endlich eine genügend große Kirche zu Unserer Matthäus v o il Buben hofen über, der Domdekan in Lieben Frau! Ks. Konstanz war. Dieser verkaufte das Schloß Homburg, samt dem Sau- un-: Schafhof (dem oberen Hof) und den Markt Die Herbstzeitlose, nicht in Blüte, sondern im Fruchtstand, und das Schloß in Grosselfingen an Hans von Weytin- heißt in Ringingen K ü e h 1 e (kleine Kühe). Michel Buck gen um /400 fl.; das war am 25. November 1522. Die Herren berichtet, in einigen Orten Ostschwabens heiße sie Künle, von Weytingen hatten schon vor 1459 Besitz in Grosselfingen, was offenbar „Kühle" sei, weil auch Kuheuter genannt, den sie am 17. 8 1459 an Hans und Konrad von Bu- von den euter förmigen Samenkapseln] \7o:. der Blüte benhofen um 537Vi fl verkauften. Als ein späterer Hans dagegen nannte der berühmte Maler BartholSrnäus Z ei t- von Weytingen nicht nur die 1459 verkauften Güter, sondern blom seinen Namen, dessen herrliche Bilder in der Kirche den ganzen bubenhofenschen Besitz kaufte, wurden die Ver- von Bingeff zu bewundern sind. 1)4 HOHENZOLLERISCHE HEIMAI •Jahrgang Ü1GC

Lee (Lai) und Löwer (Laiber; Lair) sind Hinweise auf In Trochtelfingen wurde ein frühgeschichtl. Schmelz- Altmannengräber, wie O.-Studienrat Dr. Hans Rommel in ofen entdeckt. Kaufmann Hans Schoser baut am Galgen- seinen ..Freudenstädter Heimatblättern" 1966 Nr. 6, Seite 46 berg ein Haus, und beim Ausheben des Wasserleitung*- mitteilt. Ei- behandelt dort die neuen Funde in Glatten. Im grabens stieß man auf diie in den Felsen eingehauene Althochdeutschen gab es ein Wort hleo, hleewes - Hügel, Grube, die 'oval mit Kalksteinen eingewölbt war. Durch das Lirverwandt mit lat. clivus war. Später wurde das Wort eine schmale Rinne konnte das geschmolzene Eisen des zu L e e, Leewes bzw. Leewer und dessen langer E-Laut Bohnerzes in eine kleine 50 cm tiefer gelegene Mulde fließen, nach 1500 zu ai. So hieß das Ringinger Lai noch 1530 Lee aus der jetzt viele Kilogramm Eisenschlacken erhoben wur- bzw. Leech. Der Familienname Böhler zu Ringingen wurde den. Der Fund wurde dem staatl. Amt für Denkmalspflege erst um 1650 zu Bayler-Bailer! Germanische Gräber waren in Tübingen zur Bearbeitung übergeben, ach Rommel offenbar mit einem Erdhügel ausgezeichnet. !n dem nach 1200 niedergeschriebenen Heldengedicht „AI- „An Scholla iacha" heißen wir ein schallendes Gelächter. Ijharts Tod" heißt es, ins Hochdeutsche übertragen: „Daß sie Andere, die das Wort Scholla (von schallen) nicht mehr den L e i c h e n h ü g e 1 Mit Erde deckten ein, Und darüber verstanden, oder an einen Ackerschollen dachten, verdrehten (Jasen legten: Es sollt ein Denkmal sein. Was einen Lee den Spruch in „an Schocha lacha"; jedoch ein Heusohoehen man nennet. Den man von weitem sah." Krs. paßt hier auch nicht!

Der Freiburger Kybfelsen, auf dem einst die Kibburg „Die große Schlacht von Höschwag, geschlagen den ei- larui (Küpfelsen. Kibfelsen, 1484 Küburg, dazu das nahe sten Oktober 1848 zwischen den Trochtelfinger, Stettemei Kibbad. Kybbad) geht wohl auf das mhd. gupf zurück, und Hörschwager. Geschrieben in Versen und schwäbischem das „höchste Spitze" bedeutete. Auf dieses Wort gehen Dialekt, II. verbesserte Auflage, V. A. Schneider, Philadel- Gipfel. Kipfe (Wagenlaißel), Kipf (zweispitziges Gebäck) phia. Druck u. Verlag von Graßmann, 406 Bine Straße 1875." und auch Hutgupfe zurück, auch Gupfe (Dreispitzdüte). Dazu So nennt sich ein kleines 8seitiges Heftchen mit 33 Strophen, ".•hören lat. cippus (Spitzssäule), griech. keipo (Pfahl, spitzes die eine Schlägerei in Hörschwag beschreiben, in die auch IMz oder Stein). Die schweizerische Kyburg dagegen, mit der Vogt (Bürgermeister) verwickelt war. Die erste Strophe ii r anscheinend keine Verbindung bestand, hieß 1027 Chui- heißt: „I woiß an Ort, es ist zwar klei, Doch oineweg jetzt ebuich und wird von Prof. Dr. Boesch als „Burg der wichtig, Det bin I au am Sonntig gsei Und des ist wohr und . '. idekühe" erklärt. Unser Gipfelfelsen jedoch war für richtig." Der Schluß lautet: „Jetzt gaud Ihr junge Leut und die Weide völlig ungeeignet im Gegensatz zum Plateau der Herra Nimme zu deam starka Bier. Sust bringt ma ui no schweizerischen Kyburg. Krs. uf de Kärra. Hauders khairt — jetzt glaubets mir. Phila- delphia, den ersten Oktober 1875!" Das nicht wegen der Der Museumsi'reund (Aus Heimatmuseen und Samm- schlichten Verse, sondern wegen des Druckorts merkwürdige lungen in Baden-Württemberg) nennt sich eine neue Reihe Heftchen ist in Besitz von Bürgermeister Max Hemzelmann von Helten (Silberburgverlag, Stuttgart, Leibnitzstraße 94), in Hörschwag. Krs. die erlesene Kostbarkeiten darbieten. Nr. 1 berichtet mit vielen Bildern vom Schützen v/esen (Scheiben. Arm- Deuchel oder Deichel heißen die bis 1850 gebräuchlichen brüste. Feste etc.). Heft 2: Schwarzwälder und andere Wasserleitungsröhren aus Fohrenholz. Sie waren ca. 3 111 Uhren. Heft 3: Vom Brotbacken (Brotstempel, Brot- lang, wurden durch Spezialbohrer hergestellt und mittels henken. Modeln usw.). Heft 4/5: Ziegelei (Dachplatten. manschettenartiger .Büchsen" aus Eisen ineinandergestoßen. Backsteine. Bodenfliesen). Heft 6: Hafner wäre in Süd- Manchmal hat man auch die eine Röhre am Ende erweitert und westdeutschland (Häfen, Schüsseln, Model). Heft 7: Die Ent- den anderen Röhrenbalken zugespitzt hineingesteckt. In wicklung des Pfluges im Südwesten. Alle Hefte reich Baden gibt es noch den Familiennamen Deichelbohrer. Solche bebildert zu niederem Preis. ausgegrabene Deichel sind neuestens sogar museumswürdig befunden worden. Oer Hochaltar der Schloßkirche zu Haigerloch, Bildband von Dekan Marquard Guide, 56 Seiten, davon 52 Bildseiten, [Waldenstein und Ostheim, die um 1132 ans Kloster Zwie- 1966. Der gelreue Hüter der Haigerlocher Kunstschatze hat falten geschenkt wurden, sollen nach. Sulgers Chronik und nach einem hervorragenden Bildband nun noch ein sehr neuestens nach Joh. Maiers Geschichte von Inneringen 1966 schönes Bändchen herausgebracht über den Renaissance- (S. 133) zwischen Inneringen und Juaignau abgegangen sein, Hochaltar von 1609, dessen Einzelheiten man ja in seiner wo noch gleichlautende Flurnamen daran erinnern sollen, fast, verwirrenden Fülle in der Kirche kaum auskosten kann. nämlich auf den Gemarkungen Hochberg und Jungnau. Lauf, Hier sind die Einzelheiten aus der Nähe zu sehen, die ihr freundlicher Mitteilung des Vermessungsrates Manz am Ka- Gegenstück fanden im Hochaltar Jörg Zürnis im Ueberlinger tasteramt Sigmaringen ist jedoch von diesen Flurnamen in Münster und in den Choraltären zu. St. Ulrich in Augsburg. dortiger Gegend überhaupt nichts bekannt! Da Vor allem die Mittelgruppe der hlst. Dreifaltigkeit zeigt eine in Baldenstein eine Mühle gestanden hat, wäre doch wohl bedeutende Gestaltungskraft. Ob vielleicht gar unser Joachim nur das Laucherttal in Frage gekommen. Nach. Sulgers Mit- Daubenschmid dahinter gestanden hat? Dem rührigen Stadt- teilung wurden beide Orte schon im 17. Jahrhundert auch pfarrer herzlichen Glückwunsch zu diesem Werk und den in der Gegend von Wimsen-Zwiefalten gesucht. Lesern fll'l Freude! Krs.

Sachregister des Jahrgangs 1966 Agathaverehrung im Kreis Hechingon :so Harthausen a. d. Sch. l.i Hangendingen. Altes Rrauehium um Alltag eines Albdorfes Hechingen, Aeltestes Sladtsiegel 12 Weihnachten 1 Anton, Prinz von FTohenzol lei n 52 Herren von Reutenhalden 24 Rangendingen. Sprach- ti. kolkst ainrltiohes 34 Baldenstein 114 Herbstzeitlose 83 Ringingen Ii; E-Sened" tinerinnen-Kiostei Mariabei-g 17 Hohenzollern, Die letzten Wnll'i 43 Kii in,;Qn, Schloßgui 25 Betra. Der Zehnte im 18. .Jahrhunderl 29 Hohenzollerische Studenten 3!). 42. 55 Ringinger Ortswappen 32 Bingener Pfarrkirche «3 Hohenzollerische Städte «3 Ringinger Siedlungslund 15 Bisingen, Hundert Jahre selbstand. Pfa rre i 5 Höllischer Schuß 4 Ringelstein 47 Brautstein und Bräutläul 4« Hörschwag. Die große Sehlacht Ii4 Rufa 31 Burj Reuthen lalden 13 Inneringen, Geschichte des Orts 1« Safran Iii ßurfacTTneen, Götz ti3 .Juden sehn ecken 46 Schilfsandstein '!ö Casimir Bumiller alt, Heimatdichter » Kelten 22 Sigmaringen, Grafen Dengeln 47 Kloster Mariaberg im Dreißigjühi • Krieu 58 Sigmaringen, Sippe Loos # Dettensee. Auswandernngsgesuhichie ti. 26 Kloster Walder Laienpl'it'mjir Iti Sigmarin;- ?r Römerbau 4li Dettensee, Eine Auswanderung 11. Ungarn 43 Koppen 31 Sigmaringendorf M Deuchel oder Deichel 1)4 Kybfelsen 1)4 Sprachwissenschaft 15 Deutscher Krieg 186(i 49 I-.ee (Lai) und l.öwrr f>4 Stauffenberg-Regesien 4i; Drei-chöriges Haus 47 Liturgiereform lti Strumpf - Stnn f 4(1 D' Orgel veih 31 Marca 31 Stunzachtal 53 D Storcha 45 Mariaberger Nonnen 40 Schwester des Künstlers 54 Kgert in. 32 Maria-Zell bei Boll lit) Trochtelf: gen t!4 Hhrenzeichen 33 ;ßkirch, Meistf] 34 Trochtelfii gen. Die traucrmlen Flaue n 59 I<;ine Wette 45 Moosa 31 Uraltes Wegnetz 13 rinderfreuden :?li. 38 Mundart 31 Veringendorf 45 Flurnamen 4 IVIuseu ms freund l>4 Vorder- u. Hinterl'iehtenslein lu •i Neufra 14 Gammertingen. Altes Schloß 15 Mühringen lti Walladi(n) 15 Gammertingen, Grafen 57 rsTeufra, Seelsorger 59 Wechselfeider 11 Grenzlacheri 31 Nagolder Kemigius™r clu? 411 Weiler-Namen 1(1 Grosselfingen-Flurnamen 9. 30. 44. t>3 Orden 33 Wida kienka 31. 48 Kaifcrloch v. seiner KntsteTumg bis heute 20 Osterlegende 19 Wie redeten unsere Vorfahren 27 Haigerfrieh. HodhaTlar In Wer ÄThtoßkircne 64 Zeitschrift f. Hohenzollerische i ', esehichte 32