Nummer 12/2019

BadKreuznacher Beilage Heimatblätter

„Sol ich ane fröude sin in minen besten jaren...“ Mittelalterlicher Minnesang aus Heinzenberg

VON KARIN ENGEL, BAD KREUZNACH

I: Einleitung: wurde, vermag vieles über ihn und seine konnten in der Forschung lokale Identifi- Zeit zu verraten, denn die deutschsprachige zierungen von Dichtern vorgenommen wer- Über die Familie von Heinzenberg und mittelhochdeutsche Minnedichtung war den. So auch bei Wilhelm III von Heinzen- Wilhelm III von Heinzenberg sind einige Ur- untrennbar verbunden mit politischen, ge- berg. kunden und Quellen vorhanden, anhand sellschaftlichen und kulturellen Entwick- derer die Geschichte der Familie teilweise lungen der Jahre des klassischen Mittelal- nachvollzogen werden kann. ters. Diese Quellen geben aber keinen Hin- weis darauf, warum ein junger Adeliger, der in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhun- II: Überlieferung in mittelalterlichen derts lebte, zum Minnedichter wurde. Nur Liederhandschriften wenige Strophen seiner Dichtung konnten bis heute überliefert werden, aber auch 1. Die Manessische Liederhandschrift wenn er heute nicht zu den bekannten mit- (Handschrift C): Minnelyrik war primär für telalterlichen Lyrikern gehört, so ist er doch den Vortrag, das Vorsingen gemacht. Die der einzige bekannte Minnedichter aus un- schriftliche Aufzeichnung der Texte ge- serer Region. schah nicht zeitgleich, sondern mit jahre- Der folgende Artikel soll ein Versuch langer Verzögerung. Das heißt, vor der sein, sich dem jungen Wilhelm III von Hein- schriftlichen Fixierung gab es zunächst Pha- zenberg und seiner Liebeslyrik etwas zu nä- sen der mündlichen Überlieferung, in de- hern. nen die Texte immer wieder Veränderun- Otto Conrad hat in den Bad Kreuznacher gen erfahren haben und dem jeweiligen Ge- Heimatblättern 1963 die Ergebnisse seiner schmack angepasst wurden. Die Frage nach Forschung über die Geschichte der Familie authentischen Ursprungstexten lässt sich aus dem Hunsrück-Kirner-Land veröffent- daher nicht mehr beantworten. Auch die licht und konnte einen Stammbaum der Zuordnung von Texten zu bestimmten Au- „Edelherren“ bis zum Ende des 14. Jahr- toren geschah nicht selten ohne konkrete hunderts nachweisen. (1) Beweise und bleibt daher unsicher. Wil- Anhand dieser Urkunden können auch helms Lyrik ist bis heute in der Manessi- einige wenige Lebensdaten zu Wilhelm III schen, beziehungsweise Großen Heidel- von Heinzenberg nachvollzogen werden, berger Liederhandschrift (Handschrift C) der wohl von 1263 bis 1293 lebte, einer von und in der Weingartener Liederhandschrift fünf Brüdern war und nach seinem Tode (Handschrift B) überliefert. zwei Söhne hinterließ, Tillmann und Jo- Die Handschrift C, die um das Jahr 1300 hann. begonnen wurde, besteht aus etwa 140 Au- Darüber hinaus aber wurde Wilhelm III toren und ihren Liedern in mittelhochdeut- besonders für Mediävisten interessant, da scher Sprache, insgesamt fast 6000 Stro- er als Minnedichter in Erscheinung trat. Ei- phen. Diese entstand in den Jahren 1300 bis nige Strophen seiner Dichtung wurden in etwa 1340 und ist mit ihrer Fülle die Haupt- Bild 1. Quelle: Wikipedia zwei bedeutenden mittelalterlichen Lie- quelle für mittelalterliche Lyrik. Die ge- derhandschriften gesammelt und konnten sammelten Texte stammen aus den Jahren so bis heute bewahrt werden. von circa 1150 bis circa 1330, also auch Bei Wilhelms Dichtung handelte es sich nachklassische Lyrik, zu der die Dichtung Auch er wurde in einer solchen ganzsei- um die für das 12. und 13. Jahrhundert ty- Wilhelms III von Heinzenberg gehörte. Die- tigen Miniatur abgebildet: es ist eine Vari- pische stilisierte Liebeslyrik, die zwar nicht se Sammlung besteht aus 426 beidseitig be- ante der Darstellung (Bild 1) des Minne- den geringsten autobiografischen Hinweis schriebenen Pergamentblättern, zu fast je- sängers als Boten, der einer vor ihm knien- beinhaltet oder irgendeinen Hinweis auf dem Autor existiert eine ganzseitige far- den Botin einen Brief und Belohnung über- sein Leben oder Lebensumstände geben benprächtige Miniatur, die den jeweiligen reicht. Der Brief soll seine Minnekunst be- kann. Auch bei anderen Dichtern seiner Autoren in idealisierter inhalten, in der er die Schönheit und Tu- Zeit gibt es keinerlei Hinweise auf Wilhelm Form darstellen, d. h. ohne jedes indivi- gendhaftigkeit einer Dame rühmt, für die von Heinzenberg oder seine Kunst. Aber al- duelle Element, aber häufig mit dem Wap- der Brief gedacht ist. Man sieht das Schwert, leine die Tatsache, dass der junge Adlige pen der Familie. Anhand dieser Wappen das typische Symbol für den mittelalterli- aus dem Kellenbachtal zum Minnelyriker und sprachlicher Eigenheiten der Dichtung chen Ritter, darüber das Wappen der Fami- 2 (Seite 57 des Jahrgangs) Bad Kreuznacher Heimatblätter - 12/2019

lie, eine silberne, mit Gold verzierte Ge- meintlichen sozialen Stand, wobei die Zu- schlechtern in Graubünden, Tirol oder wandschließe, hier allerdings in einem blau- ordnung in vielen Fällen Mutmaßungen wa- Schwaben in Verbindung gebracht hatten, en Feld. Richtig ist der rote Hintergrund, so ren. Einige Wappen haben keinen histori- ging aufgrund von Form und Sprache der wie es in der Weingartener Liederhand- schen Ursprung, so dass mehrere Dichter Lyrik auch davon aus, dass die Entstehung schrift dargestellt ist. Zudem noch ein Helm historisch kaum mehr identifizierbar sind. der Dichtung auf die Zeit vor 1250 zu da- mit Pfauenfeder, mit der gleichen Ge- In beiden Handschriften zählt Wilhelm III tieren sei und nahm an, dass Wilhelm I von wandschließe verziert. Die Sammlung von von Heinzenberg zu der großen Gruppe der Heinzenberg (circa 1206–1225) als Schöpfer Wilhelms Lyrik, der im Inhaltsverzeichnis Adeligen und Ministerialen. der Minnelyrik in Frage komme.(3) unter „162 v“ zu finden ist, umfasst in Hand- In beiden Handschriften wurde auch auf Allerdings überwiegt in der späteren For- schrift C 11 Lieder mit insgesamt 15 Stro- die Überlieferung von Melodien verzichtet. schung aufgrund der oben genannten Grün- phen (Tönen), C 1–C 15, wobei die Einstro- Die Tatsache, dass von den circa 40 mittel- de, daneben Nutzung von Reimen, Kurz- phigkeit oder Mehrstrophigkeit seiner alterlichen Liederhandschriften, die zwi- zeilen, Versmaß, die vorwiegende Einstro- Dichtung in der Forschung ebenso umstrit- schen 1300 und phigkeit seiner Lieder, aber auch die ten ist, wie die Zuschreibung der vorhan- 1500 entstanden waren, lediglich in der Schreibweise des Namens in den Lieder- denen Strophen zum Autor. Jenaer Liederhand (Handschrift J) und der handschriften, Handschrift C: Willehalm Carl von Kraus ging in seinem 1958 ver- Kolmarer Liederhandschrift (Handschrift t) von Heinzinburch / Handschrift B: Wilhelm öffentlichten umfangreichen Werk: „Deut- überhaupt Melodien gesammelt und über- von Heincinburg, die Tendenzen zum spät- sche Liederdichter des 13. Jahrhunderts“ liefert wurden, zeigt, dass der Schwerpunkt mittelhochdeutschen aufweisen, eher zu beispielsweise davon aus, dass Lied II „Sie auf der Dichtung lag. Der Grund dafür könn- Wilhelm III und der Entstehungszeit nach sol mir des getriuwen wol, solt ich den kum- te sein, dass ein großer Teil der Melodien be- 1250. Die Lieder Wilhelms III sind daher ber lange liden…“ aus zwei Strophen be- kannt war und in abgewandelter Form im- eher Beispiel für die Jahre des Übergangs stehe, die sich im Aufbau gleichen und mer wieder verwendet wurde. Die Melo- vom klassischen zum späten Mittelalter. Die auch inhaltlich verbunden sind (2). Andere dien mussten nicht zwangsläufig auch von Inhalte der Krisenjahre des späten Mittel- Forscher dagegen gehen von zwei Einzel- dem Dichter selbst stammen. Von Wilhelm alters sind noch nicht sichtbar, der Höhe- strophen aus und sehen gerade die Ten- von Heinzenberg ist keine einzige Melodie punkt der Minnedichtung war aber in die- denz zur Einstrophigkeit wieder als einen überliefert: ob er bekannte Melodien für sei- sen Jahren längst überschritten und neigte Beweis für die Entstehung nach 1250. Die in ne Vorträge verwendete oder sie selbst sich dem Ende zu. Inhalt und Form von Wil- Handschrift C dargestellten Strophen C 12 – komponierte, wird nie geklärt werden kön- helms Lyrik sind Variationen der bekannten C 15 wurden nicht nur in Handschrift C son- nen. Minnedichtung der vergangenen Epoche. dern ebenfalls in der Kleinen Heidelberger Die Zuschreibung der gesammelten Lie- Liederhandschrift (Handschrift A) gesam- der aus der Manessischen Liederhand- melt, obwohl Wilhelm III selbst in dieser schrift und der Weingartener Liederhand- III: Politische und gesellschaftliche Sammlung gar nicht vorhanden ist. Dort schrift zu der Person Wilhelms III war in der Entwicklungen in der Epoche nach 1150: wurden die vier Strophen dem wahrschein- Forschung ebenfalls nicht unumstritten und lich aus dem oberdeutschen Raum stam- erfolgte im Wesentlichen aufgrund sprach- Die deutschsprachige Minnelyrik ist un- menden Minnesänger Wachsmuoth von trennbar mit der Epoche 12. und 13. Jahr- Kunzich zugeschrieben. Von ihm existieren hundert verbunden und ohne politische, ge- insgesamt sechs in den mittelalterlichen sellschaftliche und kulturelle Veränderun- Liederhandschriften gesammelte Lieder, gen, bedingt durch die circa 100 Jahre dau- biographische Hinweise auf ihn fehlen aber ernde Herrschaft der Staufer und ohne die völlig. Aufgrund dialektaler und formaler zunehmende Verweltlichung der Kultur Ähnlichkeiten zu seinen anderen Liedern nicht denkbar. tendiert die Forschung mittlerweile dazu, Das frühe Mittelalter war sehr viel stärker der Zuschreibung der vier Strophen zu bestimmt durch das Christentum: Klöster Wachsmuoth von Kunzich in Handschrift A waren Kristallisationspunkte für Ausbil- zuzustimmen. Eine 100-prozentige Klärung dung und Wissenschaft, welche fast aus- wird es aber nie geben. schließlich durch christliche Sichtweisen 2. Die Weingartener Liederhandschrift geprägt waren, der Klerus stand an der Spit- (Handschrift B): Diese entstand wohl zwi- ze der Gesellschaft. schen 1310 und 1320 und umfasst 31 Auto- In den Jahren des klassischen Mittelal- ren mit insgesamt 25 Autorenbildern. Zu ters fand allmählich eine Emanzipation von den dort gesammelten Autoren gehören u. der Kirche statt, ihr Einfluss wurde in dieser a. Kaiser Heinrich, Friedrich von Hausen, Zeit zurückgedrängt und der Adel entwi- Hartmann von Aue, Reinmar von Hagenau, ckelte seinerseits den Anspruch, an der Spit- Walther von der Vogelweide und Wolfram ze der Gesellschaft zu stehen, mit der Kon- von Eschenbach. Wilhelms Werk umfasst sequenz, dass die Epoche des klassischen dort sieben Strophen in sechs Liedern (Tö- Mittelalters von andauernden Konflikten nen). Auch hier gibt es eine ganzseitige Mi- zwischen geistlichen und weltlichen Fürs- niatur des Dichters, der im Inhaltsverzeich- ten um die Vorherrschaft geprägt war. Das nis die Nummer 22 trägt: bei dieser Minia- mittelalterliche Gesellschaftssystem war tur handelt es sich um eine Frontalansicht durch das Lehnswesen bestimmt, d. h. das des sitzenden Sängers, der in der linken ökonomische System bestand aus Lehns- Hand das Schwert, und in der rechten Hand herren und Lehnsnehmern. Das Prinzip des ein aufgerolltes Spruchband hält, Symbole Lehenswesens bestand darin, dass der für den dichtenden Ritter. Oberhalb der Fi- schwächere Adel Herrschaftssitze oder Län- gur ist erneut das Wappen der Familie von dereien an den stärkeren Adel übergab, um Heinzenberg abgebildet, die silberne Ge- Bild 2. Quelle: Wikipedia sie dann als Lehen zur Bewirtschaftung und wandschließe und der Helm vor einem ro- Verwaltung zurückzuerhalten. Gleichzeitig ten Hintergrund. (Bild 2) stellten sie sich dadurch unter deren Schutz; In beiden mittelalterlichen Sammlungen Dienst und Gegendienst bestimmte diesen fand eine ständische Anordnung der Auto- licher und dialektaler Gegebenheiten. Ei- Prozess. ren statt: Beide Handschriften beginnen mit nen 100%igen Beweis gibt es auch hierfür Das Jahr 1152, als die Burg der Familie der Lyrik Kaiser Heinrichs VI, darauf folgt nicht und der stilisierte Inhalt der Lieder von Heinzenberg erstmals urkundlich er- die Dichtung zweier Könige, fünf Fürsten, gibt nicht den geringsten Hinweis auf die wähnt wurde, ist gleichzeitig das Jahr der acht Grafen, dann folgen Mitglieder von be- tatsächliche Autorenschaft. Sehr lange ging Krönung Friedrichs I Barbarossa zum König, kannten schweizer und südwestdeutschen man in der Forschung davon aus, dass Wil- drei Jahre später wurde er zum Kaiser ge- Freiherrnfamilien, worunter sich wohl ein helm I von Heinzenberg (etwa 1206–1224) krönt. Die Jahre der Stauferherrschaft hat- sehr großer Anteil Ministeriale befindet, der Schöpfer der überlieferten Lieder sei. ten u.a. zur Folge, dass es zu einer Dezen- zum Schluss folgen die Berufsdichter, d. h. Der Mediävist Carl von Kraus, der als erster tralisierung der Macht und zu einer Entste- Dichter, die im Auftrag von Mäzenen ar- Forscher die Herkunft Wilhelms richtig lo- hung von Territorialstaaten kam. Ursprüng- beiteten und von Hof zu Hof wanderten. kalisierte, nachdem seine Vorgänger die Fa- liche Hoheitsrechte des Königs über Gericht Die Anordnung orientierte sich also am ver- milie von Heinzenberg noch mit Adelsge- und Verwaltung, sowie Burgenbau ging auf Bad Kreuznacher Heimatblätter - 12/2019 (Seite 58 des Jahrgangs) 3

die Fürsten über (4). Verwaltungs- und Ver- IV: Gesellschaftliche Bedeutung des in den großen mittelalterlichen Lieder- teidigungsaufgaben, die vorher hauptsäch- mittelalterlichen Minnesangs: handschriften gesammelt und bis heute be- lich in der Hand von Bischöfen und Fürsten wahrt, zudem traten die Staufer als bedeu- lagen, wurden zunehmend Zum Ausdruck dieses exklusiven höfi- tende Mäzene für Literatur auf. Aufgaben des Adels aber auch von Mi- schen Standesbewusstseins wurde die Min- In der oben erwähnten Urkunde von 1278 nisterialen, zu der auch die Familie von nelyrik, durch die sich der Ritter bis heute wurde Wilhelm III als „nobilis vir“ bezeich- Heinzenberg gehörte. Damit wuchs deren ein kulturelles Denkmal setzen konnte. net, womit Edelfreie gemeint waren, die in- Macht und Selbstbewusstsein, verstärkt Diese Form der Dichtung der hohen Min- nerhalb des Standes des niederen Adels noch durch eine Entscheidung Konrads II ne beschreibt ein ritualisiertes Verhältnis über dem der Ministerialen standen (7). Anfang des 11. Jahrhunderts, die Erblich- von Mann und Frau, von Ritter und edler Da- Nach jahrzehntelanger Forschung konn- keit von Lehen zuzugestehen, was bedeu- me. Es war eine rein artifizielle Darstellung ten diese Urkunden und die Verbindung tete, dass nach dem Tod des Lehensträgers der Liebe, die mit der Realität nichts ge- zur Sprache des Dichters schließlich helfen, das Lehen an dessen Erben überging. Herr- meinsam hatte. Eine hochgestellte Dame die Herkunft und den sozialen Rang von schende Familien begannen in allen Teilen wurde vom Ritter besungen, ihre Schönheit Wilhelm III nachzuvollziehen. Zu vielen an- des Reiches Burgen zu errichten und sich und ihre Vollkommenheit gerühmt. Gleich- deren mittelalterlichen Autoren, die Schöp- nach diesen zu benennen. Diese Burgen zeitig blieb sie für ihn unerreichbar, sie er- fer von Heldendichtung, höfischen Roma- wurden zum Symbol für den Herrschafts- hörte den Sänger nicht, die Sehnsucht des nen oder Sangspruchdichtung waren, feh- anspruch der adeligen Familien. Sängers blieb unerfüllt. Der Sänger klagte len solche Einträge und damit die Möglich- Anhand der vorhandenen Quellen konn- in seiner Dichtung darüber, gleichzeitig keit, Herkunft und Stand nachzuvollziehen. te dieser Prozess auch in der Familienge- zeichnete er sich selbst durch die hohe Tu- Ein Beispiel ist Walther von der Vogelwei- schichte Wilhelms III von Heinzenberg gend der Beständigkeit (mittelhochdeutsch de: Bis heute ist er wohl der bekannteste nachvollzogen werden: staete) aus und dient der Dame weiter. mittelalterliche Dichter, dennoch weiß man In einer Urkunde vom 8.11.1278 gab Graf Eben diese Haltung fand sich auch in der über ihn kaum etwas. Er erscheint in einer Heinrich von Veldenz seine Erlaubnis, dass Dichtung von Wilhelm III(6): einzigen Urkunde aus dem Jahr 1203, die „…alle Lehen seines Verwandten, des Her- aber keinen Hinweis auf Herkunft oder ren Wilhelm III von Heinzenberg, nach sei- Rang gibt. nem und seiner etwaigen Leibeserben Ab- „Herr, wenne sol ich sie sehen- Wilhelm III war einer von vielen Adeli- sterben auf seinen Bruder Johann I von diu mir den lip betwungen hat! gen, dessen Minnedichtung in mittelalterli- Heinzenberg und dessen Nachkommen Ingetars vor Gote nicht verjehen chen Liederhandschriften überliefert wer- übergehe“. Und aus einer weiteren Urkun- Als kumberliche und ez mir stat. den konnten. de aus dem gleichen Jahr ergab sich, Minnelyrik zu dichten und zu komponie- „…dass Wilhelm Bössel vom (Ober)Stein, Ich habtes gerne gouten rat, ren war demnach keine Seltenheit. Im Ge- der im Jahr 1278 auf Befehl und im Namen wie ich zer schoenen solte komen. genteil, die Beherrschung der erforderli- des Erzbischofs Heinrich von Trier, das diu mir die sine hat benommen chen Fähigkeiten galt aus Auszeichnung. Schloss Heinzenberg als wahres allod von Ihr munt ist rot, Innerhalb der höfischen Ritterkultur hatte den edlen Männern (nobilis vir) Wilhelm ingeruowe ir an ir arme, so bin ich tot. das Dichten von Liebeslyrik eine ähnliche (III) und Johann (I), Gebrüdern, Herren von konkurrierende Funktion wie beispielswei- Heinzenberg in Besitz nahm.“ Beiden Brü- se die Teilnahme an Turnieren. dern wurde anschließend die Burg wieder Oh Herr, wann soll ich sie wohl sehen, Die Fähigkeiten zu lesen, zu schreiben, übertragen und ihnen und ihren Erben als Von der ich ganz bezwungen bin. Melodien zu komponieren oder sogar ein Lehen übertragen (5). Ich wag´s vor Gott nicht zu gestehen. Instrument zu spielen, denn der Minnesän- Dadurch gewannen Territorialfürsten an Wie Kummer mir erfüllt den Sinn. ger begleitete sich meist selbst mit einem Einfluss, Ministeriale hatten die Möglich- Seiteninstrument, beherrschten nur wenige keit, in adelsähnlichen Stand aufsteigen. Drum such in guten Rat´s Gewinn, Menschen der mittelalterlichen Bevölke- In der Folge glichen sie sich in ihrer Le- Wie ich zur Schönen möge kommen, rung, entsprechend groß war die Hochach- bensführung und in ihren Werten dem ho- die mir die Sinne hat genommen. tung der Zuhörer. hen Adel und den herrschenden Königen ihr Mund ist rot, Bis zum 10. Jahrhundert war weltliche, an. Die höfische Lebenskultur verbreitete Ruh ich nicht bald in ihrem Armen, so bin volkstümliche Musik eher negativ bewertet, sich über die ehemaligen Machtzentren in ich tot. eine wissenschaftliche Beschäftigung mit alle Regionen des Reiches bis hin zu klei- Musik und Noten war außerhalb der Klos- neren Herrensitzen. termauern kaum möglich. Inhalte waren In dieser Epoche entstand eine neue hö- Diese deutschsprachige Minnelyrik, die größtenteils christlicher Natur, Musik war fische Kultur, die sich nicht von der christli- sich ab 1150 von der donauländischen Re- ausschließlich zum Lobpreis Gottes gedacht chen Denkweise abwandte, sich aber durch gion über den Osten, das Rheinland bis in und gestattet. Mit dem Erstarken des Adels eine eigenständige säkulare Weltanschau- den Norden ausbreitete, hatte mehrere Ur- und der zunehmenden Säkularisierung der ung auszeichnete. sprünge. Es gibt inhaltliche Verbindungen mittelalterlichen Gesellschaft legte der Adel Als Symbolfigur dieser Zeit und dieser zu lateinischer Liebeslyrik, Ähnlichkeiten mehr und mehr Wert auf die Ausbildung Kultur galt und gilt bis heute der Ritter. Die- zeigen sich auch zur arabisch-andalusi- der Söhne, zu der, neben der Ausbildung im ser stand zwischen Adel und Leibeigen- schen Liebeslyrik. Parallelen zu geistlicher Kampf, auch die Lehre der sieben Künste schaft. Er konnte dem Stand des hohen Huldigungsdichtung sind ebenfalls nach- (artes libarales ) gehörte: Grammatik, Rhe- Adels angehören, aber auch dem der Mi- weisbar, aber den eindeutigsten Einfluss torik, Dialektik, Arithmetik, Astronomie, nisterialen, die in dieser Epoche in adels- auf die deutschsprachige Minnelyrik, vor al- Musik und Geometrie. Neben der Dichtung gleiche Positionen aufsteigen konnte. lem auf Versmaß, Melodie und Strophen- konnten so auch Singen und Komponieren Die Hauptaufgabe des Ritters bestand zu- form, hatten wohl die provenzalischen Trou- wichtige Teile der Ausbildung sein und das nächst in der Verteidigung von Land und badours. Seit der Wende 11. bis 12. Jahr- zunehmend außerhalb der Kirche. Nicht zu- Herrschaft, da sie über einen langen Zeit- hundert etablierte sich in Südfrankreich der fällig macht die Musik gerade in dieser Epo- raum das alleinige Waffenrecht besaßen, Minnesang als wichtiger Teil der höfischen che in ihrer Entwicklung große Sprünge mit wodurch sie eine wichtige Position hatten Ritterkultur. einer zunehmend mannigfaltigeren Notati- und sich dessen auch bewusst waren. Der Einfluss durch neue Kulturen, durch on und der Entwicklung von der Einstim- Gleichzeitig wurden sie zu Hauptfiguren neue Handelsbeziehungen über alte Gren- migkeit zur Mehrstimmigkeit. Der Adel er- der neuen höfischen Gesellschaft und der zen hinaus, veränderte Machtstrukturen, schafft seine eigene weltliche Kultur zu der neuen höfischen Kultur. aber auch durch die Kreuzzüge prägten die Literatur, Kunst und Höfisch war ein Synonym für vornehme Epoche des klassischen Mittelalters und be- Musik gehörten aber eben auch das Vor- Abstammung, edle Gesinnung, gute Um- reiteten den Boden für die deutschsprachi- zeigen, bzw. Vorsingen dieser Fähigkeiten. gangsformen, gute Ausbildung, frommen ge Minnelyrik. Minnedichtung war eine Minnesang, als ritualisierte Form der ge- Charakter und gleichzeitig auch körperli- Kunst des Adels, nicht umsonst konnte ein sungenen Liebeslyrik wurde zu einer ganz che Schönheit. Der Anteil der höfischen Be- großer Teil der in den Liederhandschriften neuen Möglichkeit der Musikausübung. völkerung betrug ca. fünf Prozent. Der gro- bewahrten Minnesänger anhand von Na- Minnedichtung war eine Kunst, die vor ße Teil der Gesellschaft bestand aus Bauern men und Wappen bestimmten Adelsfami- allem für den Vortrag, das Vorsingen ge- und Handwerkern, die ein völlig anderes lien zugeordnet werden. Selbst der Stau- dacht waren. Das Beherrschen dieser Fä- Leben führten, in der mittelalterlichen Li- ferkaiser Heinrich VI (1165–1197) wurde higkeit galt als Auszeichnung und von dem teratur aber kaum eine Rolle spielten. zum Minnedichter, auch seine Dichtung ist Ansehen des Minnedichters und der Be- 4 (Seite 59 des Jahrgangs) Bad Kreuznacher Heimatblätter - 12/2019

kanntheit seiner Kunst konnte die gesamte mischt. Der Wunsch nach einer sinnlichen, machen konnte. Wilhelms dichterisches Familie profitieren, was vielleicht ein Motiv erotischen Liebe ist unverkennbar, „...ihr Schaffen fiel in die Zeit nach dem Ende des für den jungen Wilhelm gewesen sein könn- Mund ist rot, ruh ich nicht bald in ihren Ar- Interregnums (1254–1273) und der Wahl Ru- te. men, so bin ich tot...“, womit er Motive aus dolfs I von Habsburg zum König. Die Epo- Wilhelm verfügte wohl über diese Fä- der niederen Minne benutzt, in der die ero- che der Staufer war beendet, und damit higkeiten aber auch über das Verständnis tische Erfüllung der Liebe und das körper- setzte allmählich der Niedergang des Rit- für diese Art der Dichtung. liche Begehren im Vordergrund stehen. tertums ein. Aufgrund ökonomischer Ver- Als Voraussetzung für die Tätigkeit Wil- Ähnliches gilt auch für das Motiv der Nach- änderungen verlor der Adel allmählich sei- helms III als Minnedichter galt, dass er die- tigall in Lied I: „…ich will euch frohe Märe ne Macht und damit verbunden auch seine se Form der Dichtung irgendwo kennenge- sagen: Die Nachtigall die hört ich singen, so Position als Hauptförderer von höfischer lernt haben musste, sie also selbst schon ge- muss mein Herz nach Freude ringen…“, Kunst und höfischer Lebensart. In Wilhelms hört und dass er sie selbst dichten und kom- welches ein typisches Motiv des mittelal- Minnelyrik sind diese Veränderungen nicht ponieren konnte, d. h. eine entsprechende terlichen Tageliedes ist. Der Gesang der spürbar. Seine Dichtung orientiert sich Ausbildung genossen haben musste, aber Nachtigall steht für den Abschied zweier sprachlich und inhaltlich noch an den gro- auch, dass er ein interessiertes und sach- Liebenden am Morgen nach einer gemein- ßen höfischen Vorbildern des klassischen kundiges Publikum zur Verfügung hatte. sam verbrachten Nacht. Mittelalters. Der Minnesang, der auch durch Die Familie von Heinzenberg war ver- Der vorherrschende Tenor sind aber die Wilhelms Kunst bis heute überliefert wer- wandtschaftlich gut vernetzt, zudem waren Motive aus der hohen Minne, nämlich die den konnte, verlor mit dem Ende der höfi- sie Vasallen der Erzbischöfe von und Hoffnung, dass seine Kunst erhört und be- schen Lebensart und Ideale seine typische Trier, und es gab es in ihrer Geschichte im- lohnt wird: Kunstform: teilweise wurde er zur reinen mer wieder Mitglieder, die als Schirmvögte „ o herre, wenne sol ich sie sehen, diu mir Unterhaltungsdichtung auf Kosten der ho- des Klosters Ravengiersburgs auftraten. Das den lip betwungen hat!...“, vor allem aber hen Qualität, teilweise wurde er durch den könnte bedeuten, dass Wilhelm ausrei- der klagende Tonfall, da ihn die Dame, die Meistersang abgelöst, der typisch wurde für chend Möglichkeiten für seine Ausbildung er in seinen Liedern rühmt, nicht erhört. das späte Mittelalter. hatte, dadurch aber auch ein entsprechend Im größten Teil seiner Lyrik macht der gebildetes Publikum für seine Dichtung. Dichter deutlich, dass er genug Mühe und Eventuell gab es in diesem Umfeld sogar Minnedienst investiert hat und beklagt, Mäzene, in deren Auftrag er dichtete. dass er dafür keine Gnade gefunden hat. Besonders Mainz war im Mittelalter ein Eine Kritik an der Härte dieser Dame fin- Zentrum von Macht und höfischer Kultur. det sich in mehreren Strophen, „...sie sagen, Anmerkungen: Auch der Minnedichter Heinrich von Mei- dass nichts härter sei als ein Diamant. Ich ßen, genannt Frauenlob, der mehreren hingegen sag es frei: wär` ihnen meiner 1. Otto Conrad: Kreuznacher Heimat- Herrschern diente und in ihrem Auftrag Frauen Herz bekannt, sie fänden dort noch blätter, 1963/5 dichtete, kam gegen Ende des 13. Jahr- größ`re Härte drin“ (9). 2. Karl von Kraus (Hrsg.): Deutsche Lie- hunderts nach Mainz, wo er als Dichter ho- Auch wenn bei ihm Verzweiflung und derdichter des 13. Jahrhunderts, S. 638ff. hes Ansehen erwarb. Er starb 1318 und wur- Verbitterung vorherrschend sind, geht er 3. Siehe dazu: Otto Conrad, Heimatblät- de im Mainzer Dom beigesetzt. doch nicht so weit, das Grundprinzip der ho- ter 1963/8 Die staete des singenden Ritters und die hen Minne in Frage zu stellen. Der große 4. Dazu: Joachim Bumke, Höfische Kultur Tugendhaftigkeit der besungenen Dame Dichter Walter von der Vogelweide (ca. S. 37F waren die entscheidenden Werte der höfi- 1170–1230) hatte in seiner sogenannten 5. Otto Conrad, 1963/6–8 schen Gesellschaft. Damit war Minnedich- „Frauenschelte“ diesen Schritt getan und 6. Mhd. Texte und Übersetzungen: siehe tung eine feudale Standesdichtung, eine ar- klar ausgedrückt, dass die idealisierte Da- Carl von Kraus und: „Literatur an der Na- tifizielle Darstellung der Liebe, die mit der me ausschließlich in der Dichtung und dem he“, S. 107f tatsächlichen Beziehung von Mann und Ansehen des Sängers existieren könne: 7. J. Bumke, S. 70 Frau im Mittelalter nichts zu tun hatte, denn „Mich will eine Frau nicht mehr ansehen. 8. W. Aschnitz: Deutsches Literaturlexi- dort war die Ehe eine rein rechtliche Ange- Sie, die ich zu solchem Ansehen brachte, kon Bd. 4/Das Mittelalter legenheit und diente zur Machterhaltung dass sie jetzt so hochmütig ist. Sie weiß 9. Übersetzung aus: Literatur an der Na- oder Machtexpansion. Man musste diese wohl wirklich nicht, dass, wenn ich sie nicht he, S. 107F gesellschaftlichen Ideale also durchschau- mehr besinge, auch ihr Ruhm dahin ist“(10). 10. H. Brackert: Minnesang, S. 140 en, um jene Art der Dichtung verfassen zu In der hohen Minne ist eine erfüllte, kör- 11. H. Brackert, S. 43 können, ebenso wichtig war aber auch das perliche Liebe ausgeschlossen, es bleibt bei interessierte Publikum, welches den Inhalt der Klage über die Unerfülltheit und dem dieser Dichtung verstehen und wertschät- Rühmen der eigenen Beständigkeit. zen konnte. Dichter und Publikum zeich- Ein Meister dieser hohen Minne war bei- neten sich also gegenseitig aus. spielsweise der wahrscheinlich aus dem Wilhelm III zählte nicht zu den großen rheinpfälzischen stammende Friedrich von Verwendete Literatur: und bekannten Minnedichtern des Mittel- Hausen (circa 1150–1190):„Hätte ich mich alters. „Der Aufbau seiner Strophen ist eher so hoher Minne niemals ausgesetzt....meine Aschnitz, Wolfgang: Deutsches Litera- schlicht, ebenso die sprachliche, stilistische Beständigkeit hat mir mein Herz so in Fes- turlexikon. Das Mittelalter, Band 4 Ebene mit holprigen Reimen“ (8). Das Ni- seln geschlagen, dass sie es – wie es jetzt Brackert, Helmut (Hrsg.): Minnesang: veau der großen Minnesänger konnte er steht – nicht mehr von sich lässt“ (11). Mittelhochdeutsche Texte mit Übersetzun- nicht erreichen. Aber dieser Mangel an in- Jener Tonfall überwiegt im Wesentlichen gen und Anmerkungen. Fischer, 1989. novativen Formen oder Inhalten war nicht auch in den überlieferten Strophen Wil- Bumke, Joachim: Höfische Kultur. Lite- ein ausschließliches Merkmal der Dichtung helms III: Er klagt, dass er in seiner Treue ratur und Gesellschafft im hohen Mittelal- Wilhelms, sondern spricht tatsächlich für ei- und Beständigkeit viele Jahre seines Le- ter. DTV 1986 ne Entstehung nach 1250 und ist ein typi- bens dieser einen Dame diente, sie ihn aber Conrad, Otto: Die Herren vom Kellen- sches Erkennungsmerkmal des späten Min- nicht erhört. „Ouwe, waz wirdet min...sol bachtal, in: Bad Kreuznacher Heimatblätter, nesangs, der nur noch selten die Qualität ich ane fröude sin in minen besten jaren, so 1963 der klassischen Epoche erreichen konnte. wirde ich jaemerlichen alt.“ Von Kraus, Carl (Hrsg.): Deutsche Lie- Dennoch wurde seine Lyrik in zwei der derdichter des 13. Jahrhunderts, Bd. 1, wichtigsten mittelalterlichen Liederhand- 1952+ schriften gesammelt, was durchaus für die V: Abschluss Bd. 2, Kommentar, besorgt von Hugo Bekanntheit seiner Lieder in den Jahren der Kuhn, Niemeyer, 1958. schriftlichen Fixierung sprach und dafür, Ob es neben den überlieferten Strophen Weber, Günter: Wilhelm von Heinzen- dass er den Geschmack seiner Zeit getrof- noch weitere Lieder Wilhelms gab, wird berg. Ein Minnesänger unserer Heimat, in: fen hatte, denn die Schriftlichkeit setzte ei- wohl nie mehr geklärt werden können. Naheland-Forum. Zeitschrift zur Ge- ne längere mündliche Verbreitung und Be- Auch wie sein Leben in der Realität ver- schichte der Region , Glan und Huns- wahrung durch andere Sänger voraus. lief, bleibt bis auf die wenigen, von Otto rück, Heft 4, 2018 In seiner Dichtung spiegelte sich wieder, Conrad dokumentierten Quellen, weitge- Wild/Faust/ Wohlleben: Literatur an der was den mittehochdeutschen Minnesang hend unbekannt, ebenso die Frage, wo er Nahe: Provinz gibt es nur in den Köpfen. In: dieser Epoche nach 1250 auszeichnet: Sie seine Dichtung überall vortragen und über Heimatkundliche Schriftenreihe des Land- entspricht traditionellen Motiven, die er ver- die Grenzen seiner Heimat hinaus bekannt kreises Bad Kreuznach, Bd. 39, 2017 Bad Kreuznacher Heimatblätter - 12/2019 (Seite 60 des Jahrgangs) 5

Liebe Leser/-innen!

Wieder geht ein Jahr zu Ende und eine Auswahl an unterschiedlichsten Texten der Heimatblätter liegt vor, die Sie im folgen- den Inhaltsverzeichnis im Überblick finden. Auch der kommende Jahrgang ist wieder fast vollständig mit Beiträgen gefüllt. Manche Texte hatten einen Jahresbezug, wie z.B. der zum Besuch des Kaisers Lud- wig des Frommen in unserem Stadtgebiet im Jahr 819 und der damit verbundenen Ersterwähnung des lateinischen Ortsna- mens. Außer an den Kaiserbesuch vor 1200 Jahren soll aber auch an die Gründung von Vereinen erinnert werden, die das Leben in unserer Stadt nach dem Ersten Weltkrieg bis heute bereichert haben, wie z.B. der Wanderclub Nahetal oder der Kleingarten- verein Städtische Wiese, die vor 100 Jahren gegründet wurden. Beide waren wichtige Einrichtungen nach dem Ersten Weltkrieg, der Kleingartenverein vor allem, um die Er- nährung der Bevölkerung zu verbessern. Und nicht zuletzt sind die ersten politisch aktiven Frauen nach der Einführung des Frauenwahlrechts ebenso vor 100 Jahren zu erwähnen. Dann gilt es auch an die schlim- men Luftangriffe auf unsere Stadt an den Weihnachtstagen vor 75 Jahren zu denken mit großen Verlusten an Menschenleben und Stadtbild. Aber auch die Mondlandung Quelle: Öffentlicher Anzeiger, 1968 vor 50 Jahren wurde von einem wichtigen optischen Produkt aus Bad Kreuznach be- gleitet! Dieser kleine Abriss der Vielfalt der Geschichte kann nicht vollständig sein, Hier noch zum Abschluss dieses aktuelle Schauen wir offen und gespannt auf das aber auch ohne eigene Artikel sollen diese Beispiel für den Wandel der Zeit: Vor 51 Jah- kommende Jahr, zu dem wir Ihnen alles Gu- Ereignisse hier wenigstens erwähnt und ge- ren, am 23.12.1968 freute sich der „Öffent- te wünschen. würdigt werden. Gerne können Sie mir wei- lichen Anzeiger“ auf das neue Bad in Bad tere bekannte Daten zu historischen Ereig- Münster – jetzt wurde es vor wenigen Ta- Im Namen der Redaktion nissen mit Jahresbezug zuschicken. gen abgerissen. Anja Weyer

Inhaltsverzeichnis des Jahrgangs 2019

Januar 2019, S. 1–4: als Sitz des Generalstabs der Luftstreitkräf- September 2019, S. 1–7: Rainer Seil – Große Veränderungen brin- te zur Zeit des Großen Hauptquartiers Ph. Dr. Udo Reinhardt – Neues zur Schul- gen Herausforderungen und einen Neuan- 1917/18. geschichte des ältesten Kreuznacher Gym- fang, Der Übergang von der Monarchie zur Juni 2019, S. 1–5: nasiums. Ein aktueller Forschungsbericht. Republik,dargestellt an Beispielen aus dem Dr. Ulrich Hauth – Damals eine trium- Oktober 2019, S. 1–4: Landkreis Bad Kreuznach, Teil 1. phale „Siegesfahrt“ – heute (fast) verges- Karl N. Renner – Die Frei-Laubersheimer Februar 2019, S. 1–3: sen. Im Juni 1938 besuchte die „Alte Gar- Birne. Ein Streifzug durch die Kulturge- Rainer Seil – Große Veränderungen brin- de“ der NSDAP den Kreis Kreuznach. schichte des Obstanbaus in Rheinhessen, an gen Herausforderungen und einen Neuan- Juni 2019, S. 5–7: der Nahe und in der Pfalz. Teil 1. fang, Der Übergang von der Monarchie zur Dr. Horst Silbermann – Empathie und November 2019, S. 1–5: Republik,dargestellt an Beispielen aus dem Wahrheitssuche: „Zweihundert Jahre Karl N. Renner – Die Frei-Laubersheimer Landkreis Bad Kreuznach, Teil 2. Kreuznacher Gymnasium (1819 bis 2019) Birne. Teil 2. Februar 2019, S. 4: “Eine schulgeschichtliche Dokumentation Dezember 2019, 1–4: Michael Vesper – Über 92 Brücken kannst mit hohem Anspruch. Karin Engel – „Sol ich ane fröude sin in Du gehen – Rolf Schallers Bad Kreuznacher Juli 2019, S. 1–4: minen besten jaren...“ Mittelalterlicher Brückenkunde. Rolf Schaller – Von der „Wasserkunst“ Minnesang aus Heinzenberg. März 2019, S. 1–2: der Salinen Münster, Karls-und Theodors- Gisela Sbrisny – Wilhelm Weinmann – halle. Neben den Gradierhäusern prägen Pädagoge und Pfarrerin bewegter Zeit die verbliebenen Stauwehre, Triebwerks- März 2019, S. 3–4: Franziska Blum-Ga- kanäle, Wasserräder, Gestänge und Pum- belmann, M.A. – Kreuznacher Lösungen bei pen bis heute das Salinental zwischen Bad der Gesindefrage zu Beginn des 19. Jahr- Münster und Bad Kreuznach, Teil 1. hundert. August 2019, S. 1–4: April 2019, S.1–5: Rolf Schaller – Von der „Wasserkunst“ PD Dr. Udo Reinhardt – „Wir sind Schafe der Salinen Münster, Karls- und Theodors- auf dem Weg zum Schlachter.“ Der Bericht halle. Teil 2. Die Bad Kreuznacher Heimatblätter erscheinen des jüdischen Oberschülers Alfred Mayer August 2019, S. 5–7: monatlich in Zusammenarbeit mit dem Verein über sein Ausscheiden an der Kreuznacher Michael Vesper – Der Kaiser Ludwig der für Heimatkunde für Stadt und Kreis Bad Kreuznach ‚Deutschen Oberschule‘ (1932). Fromme in cruciniacum-Vor 1200 Jahren e.V. (i. A. Anja Weyer M.A., Richard-Wagner-Str. Mai 2019, S. 1–4: findet sich die erste Erwähnung des latei- 103, 55543 Bad Kreuznach, Telefon 0671/757 48, Stefan Kühlen – Bad Münster am Stein nischen Ortsnamens. E-Mail [email protected]).