Ausg. Nr. 172 • 6. März 2018 Unparteiisches, unabhängiges Monats - magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at Tirol und Kärnten haben gewählt

25. Feber: 141.691 TirolerInnen bestätigen die ÖVP mit 44,26 % Platz eins. 5. März: 140.994 KärntnerInnen bestätigen der SPÖ mit 47,94 % ebenfalls Platz eins. Foto: ÖVP / Jakob Glaser Foto: LPD Kärnten Der alte und neue Landeshauptmann von Tirol, Günther Der alte und neue Landeshauptmann von Kärnten, Peter Platter (r.), mit Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kaiser (r.) mit dem SPÖ-Vorsitzenden . Auch Kurz. Platter kann sich seinen Koalitionspartner auswählen. Kaiser kann sich seinen Koalitionspartner auswählen.

chon im Jahr 2002 war Günther Platter bei der Landtagswahl in it der Landtagswahl vom 3. März 2013 rang die Kärntner SPÖ STirol angetreten, um Landeshauptmann zu werden. Er unterlag Mer der FPK, „Die Freiheitlichen in Kärnten - FPK Liste Ger- dem damaligen Innsbrucker Bürgermeister und heutigen Landtags- hard Dörfler“ Platz eins im Land ab: ein Zu gewinn von 8,4 % brachte präsidenten Herwig van Staa in einer Kampfabstimmung und ging der SPÖ 37,1 %. Die FPK konnte nur 29 % der WählerInnen aus dem daraufhin in die Bundespolitik. Von 2003 bis 2007 war er Verteidi- Jahr 2009 (damals unter dem Namen „Die Freiheitlichen in Kärnten gungs- und von 2007 bis 2008 Innenminister. – BZÖ Liste Jörg Haider“ angetreten) wieder für sich mobilisieren. Nach Verlusten der ÖVP unter van Staa bei der Wahl am 8. Juni Fast ein Viertel (22 %) der BZÖ-WählerInnen von 2009 hatten sich 2008 trat dieser zurück, woraufhin die ÖVP Platter ins Land zurück - 2013 für die SPÖ entschieden, 11% für das Team Stronach und 23% rief, um deren Führung zu übernehmen. Er wurde dann am 1. Juli sind diesmal nicht zur Wahl gegangen. Kaiser wurde am 28. März 2008 zum Ti roler Landtag zum Landeshauptmann ge wählt. 2013 vom Kärntner Landtag zum Landeshauptmann gewählt. Lesen Sie auf der Seite 46 über Ergebnisse und Wahlmotive der Lesen Sie auf der Seite 52 über Ergebnisse und Wahlmotive der TirolerInnen. KärntnerInnen…

Sie sehen hier die Variante Letter mit 300 dpi und hoher Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser,

in der vorliegenden Ausgabe berichten wir, nach der Landtagswahl in Nieder- österreich in der Ausgabe 171, über zwei weitere in Tirol und in Kärnten. Und obwohl Wahlergebnisse, die eine Partei knapp an die Absolute Mehrheit führen, kaum mehr vorkommen, gibt es bei uns schon deren drei. Es gilt für dieses Jahr nur noch die Landtagswahl im Land Salzburg zu schlagen, die am 22. April abgehalten werden wird. Dann gibt es eine Pause – bis wir am 26. Mai 2019 zur EU-Wahl aufgerufen werden. EU-Vorsitz Österreichs 14 Liebe Grüße aus Wien Michael Mössmer

Der Inhalt der Ausgabe 172

Bundespräsident warb bei UNO- »Burgenland Journal« Menschenrechtsrat um Kandidatur 3 Erster offizieller Besuch des Besuch aus Serbien 6 Staatsoberhaupts 60 Besuch aus der Ukraine 9 Landesregierung legt Fahrplan 1933: Gedenkveranstaltung im Parlament 58 Besuch aus der Slowakei 11 für 2018 fest 64 Kurz bei Putin 13 »7 Tage, 7 Bezirke, 7 Abenteuer« 66 Landessicherheitsrat installiert 66 EU-Vorsitz Österreichs 14 Der März steht im Zeichen Haslauer lädt Papst Franziskus der Frauenrechte 67 persönlich nach Salzburg ein 16 Burgenland und Esterházy einigen Aus dem Außenministerium 17 sich auf Zusammenarbeit. 68 »Volksbegehren neu« Mattersburg als beliebter Wohnort 69 seit 30. Jänner 2018 22 Oberwarter Wirtschaftsgespräche 69 Schönborn in Sarajewo: Kreuz ist Friedenszeichen 23 Schivergnügen für Familien 70 100 Jahre Republik Österreich 81 Jubiläum der Österreichischen Weinbautag 2018 72 Freunde von Yad Vashem 24 KünstlerInnen sehen das Burgenland 73 Fertő – Neusiedler See: Schützen durch nützen ------Kärnten – Slowenien 26 Arbeitsmarktsituation 76 Allianz zwischen Niederösterreich Konjunkturdynamik hat und Baden-Württemberg 27 vorläufigen Höhepunkt erreicht 78 Oberösterreich-Abend Wiener Börse Standortumfrage 80 in Pyeongchang 28 100 Jahre Republik Österreich 81 Wieder neue Rekorde im Bevölkerungszahl stieg zu Salzburger Tourismus 29 Jahresbeginn auf rund 8,82 Mio. 84 Kultureller Schmelztiegel 93 Vielfältige steirisch-polnische 40 Jahre U-Bahn in Wien 85 Beziehungen 30 »Gläserner Leopold« für Tirol übernimmt EUSALP- Edgar Niemeczek zum 60er 86 Präsidentschaft 31 Großes Goldenes Ehrenzeichen Europa-Initiative »Wir sind für LH a.D. Josef Pühringer 87 Europa!« vorgestellt 34 Goldene Kamera für Smart City-Projekt in der Christiane Hörbiger geehrt 88 Seestadt Aspern 35 »Wiener Stadthallen Flügel« für Helene Fischer 89 Transsibirische Eisenbahn kommt nach Österreich 36 50 Jahre Orthodoxengesetz 90 Doppelmayr eröffnete die Falstaff Restaurantguide 2018 92 längste Seilbahn der Welt 37 Kultureller Schmelztiegel 93 WOW! The Heidi Horten Collection 100 Austrian Art 1860-1960 38 Quantencomputer kommt 96 China feierte traditionelles 77 Billionen Rechnungen 97 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Neujahr in Bad Goisern 39 Neuer Quantenspeicher behält Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho - Wiener Ball-Luft in Brüssel 40 Information über Stunden 98 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her - ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek - Wiener Bälle in Sofia 43 Designtes Molekül hemmt Krebszellen 99 torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Ver öffentli - Tirol hat gewählt 46 WOW! The Heidi Horten Collection 100 chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos S. 1: ÖVP / Jakob Glaser; LPD Kärnten. S. 2: BKA / Kärnten hat gewählt 52 Das Wiener Aquarell 103 Dragan Tatic; Parlamentsdirektion / Thomas Topf; Gedenkveranstaltung zur »IRONIMUS 90.« 107 BKA / Andy Wenzel; OREA / Julia Budka; Leopold Ausschaltung des Parlaments 58 ÖJ-Kreuzworträtsel 110 Museum, Wien / Lisa Rastl

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 3 Österreich, Europa und die Welt Bundespräsident warb bei UNO- Menschenrechtsrat um Kandidatur

Angesichts der jüngsten Entwicklungen muß in Erinnerung gerufen werden, daß diese »erzielten Fortschritte nicht unumkehrbar« seien – »Menschenrechte müssen immer wieder gefördert und erkämpft werden« Fotos: HBF / Peter Lechner Fotos: HBF Rede von Bundespräsident im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen

undespräsident Alexander Van der Bel- Blen hat am 26. Februar vor dem UNO- Menschenrechtsrat in Genf für die Kandida- tur Österreichs geworben. Er sei davon über- zeugt, daß sein Land „einen wesentlichen Bei - trag zur Förderung und zum Schutz der Men- schenrechte leisten“ könne, betonte Alexan- der Van der Bellen in seiner Rede. Bei einer Aufnahme in den Rat (2019 bis 2021) wolle Österreich versuchen, Brücken zu bauen. 70 Jahre nach der „Allgemeinen Erklä- rung der Menschenrechte“ und 25 Jahre nach der „Erklärung von Wien“ zog Bundes- präsident Van der Bellen Bilanz. Seither „ha- ben wir eine Architektur der Förderung zum Schutz der Menschenrechte etabliert“, stellte der Bundespräsident fest. Allerdings sollte auch angesichts der jüngsten Entwicklungen in Erinnerung gerufen werden, daß diese „er - Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Gespräch mit dem Präsidenten der General- zielten Fortschritte nicht unumkehrbar“ seien. versammlung der Vereinten Nationen, Miroslav Lajcak… „Menschenrechte müssen immer wieder worden, wenige Jahre nach dem Ende des Österreich selbst sei sich auf jeden Fall gefördert und erkämpft werden.“ „Kalten Krieges“. Ein wichtiges Ergebnis seiner „besonderen Verantwortung“ im Kampf Eine „Weltkonferenz über Menschen- war die Einrichtung des UNO-Hochkommis- gegen Antisemitismus, Rassismus, Auslän- rechte“ war im Juni 1993 in Wien abgehalten sariats für Menschenrechte. derfeindlichkeit, Haßreden sowie gegen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 4 Österreich, Europa und die Welt

Aufhetzung zu Gewalt und Diskriminierung bewußt, betonte Alexander Van der Bellen in seiner Genfer Rede weiter. Der Schutz von Minderheiten sei auch angesichts der Ge- schichte des Landes eine „langjährige Prio- rität“ Österreichs. In Sachen Schutz der Men schenrechte von Frauen und Kindern habe das Land ein weiteres „klares Engagement“. Auch unterstützte Bundespräsident Van der Bellen in seiner Rede den Aufruf von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, die Kampfhandlungen in Syrien „unverzüglich“ zu beenden. „Die Attacken auf die Zivilbe- völkerung in Syrien, und im Besonderen in Ost-Ghouta, machen uns sprachlos“, sagte der Bundespräsident, der sich der Forderung nach einem humanitären Zugang und der … mit dem Vorsitzenden des Staatspräsidiums von Bosnien Herzegowina, Dragan Covic … Achtung des Völkerrechts in dem Bürger- kriegsland anschloß. Der Menschenrechtsrat hat 47 Mitglieder, die von der UNO-Vollversammlung für je drei Jahre gewählt werden. Zuletzt war Ös- terreich von 2011 bis 2014 dort vertreten. Das Gremium kommt jedes Jahr dreimal in Genf zusammen, für insgesamt mindestens zehn Sitzungswochen. Alle UNO-Mitglieder müs- sen regelmäßig zur Lage in ihren Ländern Rede und Antwort stehen. Ob Österreich für die Periode 2019 bis 2021 aufgenommen wird, entscheidet die UNO-Vollversammlung im Herbst in New York. Am Nachmittag besuchte der Bundesprä- sident gemeinsam mit seiner Ehefrau Doris Schmidauer das Rotkreuz-Museum in Genf. Zuvor war ein Treffen mit dem Präsidenten des Internationalen Komitees vom Roten … dem Hochkommissar der UN für Menschenrechte, Prinz Zeid Ra’ad Al Hussein … Kreuz, Peter Maurer, angesetzt. Zudem eröffnete Alexander Van der Bellen die von der Caritas Vorarlberg vorbereitete Kinder- rechteausstellung „Too Tall to Overlook“.

Syrien – Drängen auf humanitäre Hilfe vor Ort Der syrische Bürgerkrieg ist auch beim UNO-Menschenrechtsrat in Genf zentrales Thema gewesen. Österreich kann nach An- sicht von Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Rahmen der EU und während der EU-Ratspräsidentschaft seinen Beitrag leisten. Dabei müßte „versucht“ werden, für humanitäre Hilfe vor Ort – auch in Libyen und Jordanien –, zu sorgen, betonte er gegen- über der APA. Auch sollte Österreich in diesem Rahmen

versuchen, „auf einen Waffenstillstand zu / Peter Lechner Fotos: HBF drängen, der dann auch hält“, sagte Van der … und dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres (r.), gemeinsam mit Bellen im Hinblick auf die vom UNO-Si- dem Generaldirektor des Büros der Vereinten Nationen, Michael Moller

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 5 Österreich, Europa und die Welt cherheitsrat geforderte Waffenruhe. Und fügte hinzu, „aber wir wissen, daß sehr oft zwischen einem Beschluß und der Realität eine große Kluft“ existiere. Die heftigen Kämpfe im syrischen Ost- Ghouta wurden am Wochenende trotz der For- derungen fortgesetzt. Dennoch will Alexan- der Van der Bellen den UNO-Sicherheitsrat nicht unterschätzen. Wenn das höchste UNO- Gremium „deutlich einen Waffenstillstand verlangt“, dann habe das schon „erhebliches Gewicht“. Im Herbst läuft auch die Amtszeit des UNO-Hochkommissars für Menschenrechte, Zeid Ra'ad al-Hussein, aus. An dem Jorda- nier, den Alexander Van der Bellen im Laufe des Vormittags kennengelernt hatte, schätze er die „Zivilcourage“. Denn Zeid Ra'ad al- Hussein habe stets „sehr deutlich, explizit“ Eröffnung der Kinderrechte-Ausstellung der Caritas Vorarlberg Probleme angesprochen – damit habe er sich „nicht nur Freunde“ gemacht. Der UNO- Hochkommissar wolle auf jeden Fall nach Wien kommen. Nach Wien, das ein großer UNO-Standort ist, hat Van der Bellen auch UNO-Generalse- kretär Antonio Guterres eingeladen. Öster- reich unterstütze auf jeden Fall die von Gut- erres geplanten Reformen der Vereinten Na - tionen. Auch sei der gebürtige Portugiese jemand, der „Maßnahmen gegen die Klima- veränderungen sehr ernst nimmt“, lobte Van der Bellen. Abgesehen von einem Treffen mit hoch- rangigen UNO-Vertretern war der Bundes- präsident auch mit Dragan Covic, dem Vor- sitzenden des Staatspräsidiums von Bosnien- Herzegowina, zusammengetroffen. Dabei stand die EU-Perspektive des Westbalkan- / Peter Lechner Fotos: HBF Familienfoto mit den rund 200 österreichischen WissenschaftlerInnen, mit dem Forschungs- landes im Zentrum. Van der Bellen erklärte programm in CERN verbunden sind dazu, er habe „viel Sympathie“ für Beitritts- verhandlungen, aber er wolle angesichts den LHC-Tunnel, der sich in einem Umfang schiedenen österreichischen Forschern zu - „der inneren strukturellen Fragen“ in Bos- von 27 Kilometern unter dem Schweizer Kan - sammen. nien-Herzegowina auch „realistisch“ blei- ton Genf und das angrenzende Frankreich Derzeit gehören 50 ÖsterreicherInnen ben. erstreckt. In dem 100 bis 150 Meter tieflie- allein zum Stammpersonal (CERN-Personal - genden LHC werden Elementarteilchen zu stand: 2.560) des Kernforschungszentrums. »Wir sind alle aus Elektronen und For schungszwecken auf nahezu Lichtge- 18 ÖsterreicherInnen sind als sogenannte Quarks, auch Sie Herr Präsident« schwindigkeit beschleunigt und zur Kolli- Fellows dort tätig. Insgesamt, also auch jene … mit diesen Worten hat CERN-Generaldi- sion gebracht und die dabei entstehenden MitarbeiterInnen miteinberechnet, die nicht rektorin Fabiola Gianotti Bundespräsident Bruchstücke von riesigen Detektoren beob- von CERN bezahlt werden, sind derzeit etwa Alexander Van der Bellen am 27. Febuar am achtet. 200 österreichische Wissenschafter mit dem Sitz der „Europäischen Organisation für Das sei von der „Ästhetik her etwas, was Forschungsprogramm verbunden. Kernforschung“ bei Genf begrüßt. Auch Bil- ich noch nie in dieser Form gesehen habe“, Begeistert von CERN zeigte sich auch Bil- dungsminister Heinz Faßmann wollte sich sagte Alexander Van der Bellen. „Fasziniert“ dungsminister Heinz Faßmann. „Die Hoch- ein Bild der Station des weltgrößten Teil- zeigte er sich auch nach seinem zweiten energiephysik ohne CERN ist wahrschein- chenbeschleunigers LHC machen. CERN-Besuch, „wie viele Menschen aus den lich so, wie ein Historiker ohne Archiv“, sag - Und derzeitige Wartungsmaßnahmen bei unterschiedlichsten, hochprofessionellen Sek- te er nach dem Besuch des „Centre Europeen einem von insgesamt vier Experimenten, die toren hier zusammenarbeiten müssen“. Im pour la Recherche Nucleaire“. n an den „Large Hadron Collider“ dranhängen, Rahmen seines Besuchs trafen er und Bun- http://www.bundespraesident.at eröffneten einen seltenen Einblick rund um desminister Heinz Faßmann auch mit ver- https://home.cern Quelle: APA/PRK

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 6 Österreich, Europa und die Welt Besuch aus Serbien

Offizieller Besuch des Präsidenten der Republik Serbien, Aleksandar Vučić, vin Österreich – Treffen mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen, National- ratspräsident Wolfgang Sobotka, Bundeskanzler Sebastian Kurz und Wirtschafts- kammer-Präsident Christoph Leitl Foto: HBF / Peter Lechner Foto: HBF Bundespräsident Alexander Van der Bellen (l.) begrüßte den serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić im Inneren Burghof in Wien.

er serbische Präsident Aleksandar DVučić hat bei seinem Wien-Besuch am 2. Februar angekündigt, daß der Dialog mit Prishtina von seiten Serbiens weiter gesucht werde. Eine Annäherung mit dem Kosovo sei die Bedingung für den EU-Beitritt, den man anstrebe. Bundespräsident Van der Bellen si - cherte Vučić bei einem gemeinsamen Presse - gespräch dabei die „volle Unterstützung“ Ös- terreichs zu. Frieden und Stabilität sei eine „Schlüssel- frage“ für die Balkanregion, sagte Präsident Vučić. Belgrad werde „alles tun“, um die Konflikte zu reduzieren. Problematisch sei insbesondere das Verhältnis zum Kosovo, den Serbien nicht anerkennt hat. Unlängst wieder aufgenommene Normalisierungsge- spräche waren nach der Ermordung des Ser- ben-Führers Oliver Ivanovic in Nordkosovo wieder abgebrochen worden. Foto: HBF / Carina Karlovits Foto: HBF Aleksandar Vučić erklärte in Wien, daß Der serbische Präsident Aleksandar Vučić (l.) und Bundespräsident Alexander Van der Bellen man diesen „eingefrorenen Konflikt“ lösen beim Vier-Augen-Gespräch in den Amtsräumen in der Wiener Hofburg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 7 Österreich, Europa und die Welt

Sobotka für Unterstützung Serbiens auf dem Weg in die EU Ein EU-Beitritt Serbiens könnte einen Bei trag für Frieden und Stabilität auf dem Balkan leisten, betonte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka bei seinem Treffen mit Vučić im Parlament. Es sei deshalb wichtig, Belgrad auf seinem Weg in die EU zu beglei- ten und zu unterstützen. Sobotka unterstrich in diesem Zusammenhang die große Bedeu- tung des Westbalkans für Österreich und be- kannte sich zu einer Intensivierung der Kon- takte mit allen Ländern der Region. Öster- reich werde sich während seines EU-Vorsit- zes in der zwei ten Jahreshälfte besonders ein- bringen, um eine Verbesserung der politischen Lage auf dem Balkan zu erwirken. Präsident Vučić bekräftigte das Interesse

Foto: HBF / Carina Karlovits Foto: HBF Serbiens an einer weiteren Intensivierung Arbeitsgespräch im Beisein der Delegationen in der Präsidentschaftskanzlei der parlamentarischen Beziehungen und des wirtschaft lichen Austauschs mit Österreich, könne, wenn man den „Blick in die Zukunft“ dent Van der Bellen zeigte sich optimistisch, letzteres vor dem Hintergrund einer nunmehr richte und zu Kompromissen bereit sei. daß sich Serbien bei den Reformen „auf verbesserten Wirtschaftssituation in Serbien. Auch was den Konflikt mit Zagreb anbe- einem guten Weg“ befinde. Zu dem von Vučić angesprochenen ange - langt – eine von Serbien organisierte Aus- stellung über das Ustascha-Konzentrations- lager Jasenovac hatte für diplomatische Ver- stimmungen gesorgt –, zeigte sich Präsident Vučić zuversichtlich. Was die Vergangenheit angehe, vertrete man unterschiedliche Stand - punkte, das betreffe aber nicht die Zukunft. Den Kommentatoren, die auf beiden Seiten den Konflikt anfachen wollten, dürfe man „kein Gewehr in die Hand geben“. Beide Staatsoberhäupter lobten die guten bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und Serbien. Für den „guten Freund“ Vučić sei der Besuch der Bundeshauptstadt auf- grund der vielen Wiener Bürger mit serbi- schen Wurzeln ein „Heimspiel“, so Bundes- präsident Van der Bellen. Der serbische Prä- sident bedankte sich bei Österreich für die „zweifelsfreie Unterstützung“ der serbischen

EU-Kandidatur, die Van der Bellen neuerlich Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Foto: bekräftigte. Man unterstütze die Kandidatur Der Präsident der Republik Serbien, Aleskandar Vučić, traf Nationalratspräsident Wolfgang „voll und ganz“. Im Rahmen des österreichi- Sobotka (r.) im Parlament zu Gesprächen schen EU-Ratsvorsitzes im zweiten Halbjahr Der serbische Vučić machte auch auf die spann ten Verhältnis der Volksgruppen auf 2018 würden die Beitrittsgesuche der West- große und wachsende Bedeutung der öster- dem Balkan – insbesondere in Bosnien – balkanländer „eine der Prioritäten“ sein. Der reichischen Investitionen in Serbien auf- stell te Sobotka fest, unter der Schirmherr- unlängst von EU-Erweiterungs kommissar merksam. Er hoffe, daß sich die serbische schaft der EU könnte es hier zu Fortschritten Johannes Hahn genannte Zeithorizont (2025) Wirtschaft mit österreichischer Unterstüt- kommen. Wichtig sei vor allem, daß der läge durchaus im Bereich des Möglichen, so zung noch dynamischer entwickelt als ohne- österreichische EU-Vorsitz zum Brückenbau Bundespräsident Van der Bellen. hin schon. und zur Vermittlung zwischen den ethnischen Für den angestrebten EU-Beitritt seien Man wolle für den EU-Beitritt „bereit Gruppen auf dem Balkan genutzt werde. noch innerserbische Reformen nötig, sagte sein“, und nicht von „Gnadenakten“ abhän- Der Nationalratspräsident dankte Serbien Vučić. Im Wirtschaftlichen sei man bereits gig sein. Die wirtschaftliche Entwicklung überdies für dessen Beitrag zur Bewältigung weit gegangen, im rechtsstaatlichen Bereich der letzten Jahre habe gezeigt, daß Serbien der Migrationskrise und sprach sich mit klaffe aber noch eine gewisse „Leerstelle“, bereit sei, Leistung zu erbringen, aber die Nachdruck für eine Sicherung der Außen- die man zu füllen hoffe. Auch Bundespräsi- Arbeitslosigkeit sei immer noch zu hoch. grenze der Europäischen Union aus.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 8 Österreich, Europa und die Welt

Kurz: Werden Serbien weiterhin auf dem Weg in die EU unterstützen „Ich möchte die Gelegenheit heute nut- zen, um mich für die gute Kooperation mit Serbien auf allen Ebenen zu bedanken und um auch ganz herzlich zur positiven Entwick - lung Serbiens zu gratulieren“, sagte Bundes- kanzler Sebastian Kurz nach seinem Arbeits- gespräch mit Präsident Aleksandar Vučić im Bundeskanzleramt. Im gemeinsamen Pressestatement strichen Vučić und Kurz die guten bilateralen Bezie- hung und engen wirtschaftlichen Verflech- tungen beider Länder hervor: "Österreich ist der größte Auslandsinvestor in Serbien und unsere beiden Länder profitieren von den en- gen Wirtschaftsbeziehungen“, so Kurz mit

Verweis auf die positive wirtschaftliche Ent- BKA / Dragan Tatic Foto: wicklung und die sinkenden Arbeitslo - Der serbische Präsident Aleksandar Vučić wurde von Bundeskanzler Sebastian Kurz im senzahlen in Serbien. Der Bundeskanzler be- Bundeskanzleramt empfangen. tonte zudem, daß Österreich auch weiterhin Serbien auf seinem Weg in die Europäische Union intensiv unterstützen werde. Dies gel- te ganz besonders während des österreichi- schen EU-Ratsvorsitzes im zweiten Halbjahr 2018, aber auch darüber hinaus. „Wir wollen uns dafür einsetzen, daß die gesamte Region des Westbalkans Fortschritte in der Annähe- rung an die Europäische Union macht“, so Kurz. Präsident Vučić bedankte sich für diese Unterstützung Österreichs sowie für die gute Zusammenarbeit während der Flüchtlings- krise. Abschließend sicherten Kurz und Vučić zu, daß man die enge Kooperation aufrech- terhalten und noch weiter intensivieren wolle. Foto: WKÖ / Georges Schneider Foto: Leitl: Es gibt ganz sicher Der serbische Präsident Aleksandar Vučić führte Wirtschaftsgespräche mit Wirtschaftskam- noch Luft nach oben mer-Präsident Christoph Leitl. „Österreich ist nach wie vor der größte vorragende Ausgangsbasis zur Herstellung Zu den umsatzstärksten österreichischen Auslandsinvestor in Serbien, auch wenn an - von Kontakten und für die Umsetzung von Waren-Exportgruppen zählen Maschinen dere Kontinente und auch europäische Län- Investitionsvorhaben. Dies gilt auch für den und elektrische Anlagen, pharmazeutische Er - der wie Deutschland sich dort zunehmend Dienstleistungsbereich wie beispielsweise zeugnisse, Glas und Glaswaren, Kunststoffe, im industriell-gewerblichen Sektor engagie- den Tourismus oder das duale Ausbildungs- Traktoren und Anhänger. Die österreichi- ren. Unsere führende Wirtschaftsposition mit system.“ schen Investitionen in Serbien liegen bei diesem aufstrebenden Land müssen wir wei- über zwei Milliarden Euro, knapp 400 öster- ter verstärken“, betonte Wirtschaftskammer- Direkter Kontakt mit Unternehmen reichische Unternehmen sind vor Ort vertre- Präsident Christoph Leitl, der im Vorfeld des Ziel der Zusammenkunft führender öster- ten. „Beim Handelsvolumen wie bei den Aus - Staatsbesuchs von Serbiens Präsident Alek- reichischer Unternehmen mit Staatspräsi- landsinvestitionen haben wir gute Werte er - sander Vučić in Österreich bereits am Abend dent Vučić und Kammerpräsident Čadež war reicht. Angesichts der Möglichkeiten in dem zuvor zu einem Gespräch mit dem serbischen die Herstellung von direkten Kontakten und Land gibt es in den österreichischen Wirt- Präsidenten, dem serbischen Kammerpräsi- Informationen, die bei der Umsetzung einer schaftsbeziehungen mit Serbien aber ganz denten Marko Čadež sowie führenden öster- aktiven Außenhandelsstrategie Österreichs sicher noch Luft nach oben“, betonte der reichischen Unternehmen zusammengetrof- in Richtung Serbien hilfreich und unterstüt- WKÖ-Präsident abschließend. n fen war. zend sind. https://www.bundespraesident.at Die serbische Wirtschaft biete nach wie Das bilaterale österreichisch-serbische https://www.parlament.gv.at vor viele Chancen für Österreich, so Leitl. Handelsvolumen beträgt rund eine Milliarde https://www.bundeskanzleramt.gv.at „Die Sympathie für unser Land ist eine her- Euro und entwickelt sich sehr dynamisch. https://www.wko.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 9 Österreich, Europa und die Welt Besuch aus der Ukraine

Offizieller Besuch des Präsidenten der Ukraine, Petro Poroschenko, in Österreich – Treffen mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Nationalratspräsident Wolf- gang Sobotka und Bundeskanzler Sebastian Kurz Foto: HBF / Carina Karlovits Foto: HBF Bundespräsident Alexander Van der Bellen (l.) geleitet den Präsidenten der Urkaine, Petro Poroschenko, in seine Amtsräume.

undespräsident Alexander Alexander deter Kämpfer, so Poroschenko. Alexander Maßnahmen“, auch wenn Österreich wirt- BVan der Bellen hat am 8. Februar den Van der Bellen versicherte, daß Österreich schaftlich davon durchaus betroffen sei. ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko keine Initiativen zur Abschaffung der Ruß- Daß Österreich die Ukraine künftig als zu einem Arbeitsgespräch getroffen. Beide land-Sanktionen setzen werde, solange sich sicheres Herkunftsland betrachte, unterstüt- betonten die guten bilateralen Beziehungen die Situation in der Ostukraine und auf der ze er vollkommen, sagte Petro Poroschenko. und stimmten überein, daß das Minsker Ab - Krim nicht ändere. Dies seien „notwendige „Auch während den Zeiten der russischen kommen vollständig umgesetzt werden müs - se. Im März wird Alexander Van der Bellen auf Einladung Poroschenkos die Ukraine be - suchen. Österreich sei eines der ersten Länder ge - wesen, das die Ukraine anerkannt hätte, be- tonte Bundespräsident Van der Bellen im An- schluß an das Gespräch. „Seither haben sich die bilateralen Beziehungen sowohl ökono - misch, politisch als auch kulturell sehr gut entwickelt. So sei Österreich der sechstgröß- te Investor in der Ukraine und österreichische Firmen würden über 30.000 Personen in der Ukraine beschäftigen, sagte Alexander Van der Bellen. „Trotzdem gibt es viel Po tential zur Verbesserung der Zusammenarbeit“. Petro Poroschenko betonte, er sei „Öster- reich sehr dankbar für die Unterstützung der EU-Sanktionen gegen Rußland bis zur voll-

ständigen Implementierung des Minsker Ab - / Carina Karlovits Foto: HBF kommens“. Er sei Österreich auch sehr dank - Bundespräsident Alexander Van der Bellen (l.) und Außenminister Karin Kneissl begrüßten bar für die medizinische Versorgung verwun - den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 10 Österreich, Europa und die Welt

Aggression ist es uns gelungen 1,6 Millio- nen Binnenflüchtlinge zu versorgen“, beton- te er.

Sobotka betont Wichtigkeit des Minsker Abkommens Bei seinem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko im Parla- ment betonte Nationalratspräsident Wolf- gang Sobotka am 8. Februar die Rolle der parlamentarischen Versammlung der OSZE für Gespräche zwischen der Ukraine und Ruß land. „Ich denke, gerade die parlamenta- rische Dimension der OSZE eignet sich als Plattform des Dialogs zur Entschärfung des Konflikts“, sagte Sobotka, der im bilateralen Austausch mit Poroschenko außerdem seine Hoffnung zum Ausdruck brachte, daß die im

Minsker Abkommen festgehaltenen Schritte Parlamentsdirektion / Thomas Jantzen Foto: umgesetzt werden. Für Sobtoka ist das Ab - Nationalratspräsident Wolfang Sobotka (l.) mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poro- kommen der richtige Weg zu einer anhalten- schenko bei der Eintragung ins Gästebuch des Parlaments im Palais Epstein den politischen Lösung der angespannten La - ge im Donbass. Eine der schwierigsten und dringendsten Fragen sieht der Nationalratspräsident zu- dem in der Rückkehr der russischen Parla- mentarierdelegation in den Europarat. Öster- reich sei sich der Brisanz des Konflikts so- wie der daraus resultierenden Konsequenzen sehr bewußt, weshalb man als Brückenbauer stets beide Konfliktparteien einbeziehen wol - le. Nur so könne die Problematik gelöst und nachhaltiger Friede in Europa erreicht wer- den, sagte Sobotka. Beide Seiten bekannten sich zur weiteren Intensivierung der bilateralen Kontakte auf allen Ebenen.

Kurz: Unterstützung Österreichs für positive Entwicklung in der Ostukraine BKA / Dragan Tatic Foto: „Österreich und die Ukraine können auf Bundeskanzler Sebastian Kurz (r.) und der ukrainische Präsident Petro Poroschenko nach ihrem Gespräch im Bundeskanzleramt eine gute Kooperation in der Vergangenheit verweisen und wir wollen das auch in Zu - daß versucht wird, notwendige Reformen im Bundeskanzler Kurz äußerte abschlies- kunft so fortsetzen. Besonders bedanken Land voranzutreiben“, so Kurz. send die grundsätzliche Bereitschaft Öster- möch te ich mich auch für die enge Zusam - Während des österreichischen OSZE-Vor - reichs, eine mögliche Friedensmission der menarbeit während des österreichischen sitzes 2017 sei es ein wichtiges Anliegen ge - Vereinten Nationen in der Ukraine zu unter- OSZE-Vorsitzes im Vorjahr“, sagte Bundes- wesen, die Beobachtermission in der Ost- stützen. Für eine derartige Mission seien al- kanzler Sebastian Kurz nach dem Arbeitsge- ukraine zu stärken. „Unser Ziel war und ist lerdings noch Verhandlungen auf internatio- spräch mit dem ukrainischen Präsidenten im es weiterhin, eine positive Entwicklung in naler und europäischer Ebene notwendig. Er Bundeskanzleramt. der Ukraine zu forcieren, einen dauerhaften sehe dafür aber bereits positive Signale, in - Sowohl der Bundeskanzler als auch der Waffenstillstand zu erreichen und das Leid ternational und auch von russischer Seite. In ukrainische Präsident verwiesen auf die gu - der Menschen in der Ostukraine zu beenden. Österreich sei eine mögliche Beteiligung an ten bilateralen Beziehungen beider Länder. Dazu wollen wir auch weiterhin einen Bei- einer Mission freilich noch innerhalb der Re- „Österreich ist einer der größten Investoren trag leisten“, sagte der Bundeskanzler. Der gierung abzuklären. Wenn es Bedarf gäbe, in der Ukraine und wir haben ein massives ukrainische Präsident bedankte sich für die werde sich Österreich wie in der Vergangen- wirtschaftliches Interesse an einer guten Ent- bisherige Unterstützung Österreichs, insbe- heit bemühen, einen Beitrag zu leisten. n wicklung des Landes. Aber auch historisch, sondere im Rahmen des OSZE-Vorsitzes. https://www.bundespraesident.at politisch und menschlich gesehen haben wir Auch er hoffe auf eine künftig noch engere https://www.parlament.gv.at enge Verbindungen. Daher freut es mich, Zusammenarbeit beider Länder. https://www.bundeskanzleramt.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 11 Österreich, Europa und die Welt Besuch aus der Slowakei

Offizieller Besuch des Präsidenten der Slowakei, Andrej Kiska, in Österreich – Treffen mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Nationalratspräsident Wolf- gang Sobotka, Bundeskanzler Sebastian Kurz und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl Foto: HBF / Carina Karlovits Foto: HBF Bundespräsident Alexander Van der Bellen (r.) begrüßte den slowakischen Präsidenten Andrej Kiska am Wiener Hauptbahnhof

er slowakische Präsident Andrej Kiska Dist am 19. Februar mit dem Zug nach Wien gereist. Am Hauptbahnhof wurde er von Bundespräsident Alexander Van der Bel- len empfangen. Die beiden besichtigten das Kunst-Projekt „T.R.A.M. – Zeitreise Wien- Pressburg“ anläßlich 25 Jahre bilaterale Be- ziehungen zwischen Österreich und der Slo- wakei. Dabei handelt es sich um von Künst- lern gestaltete Zugwaggons. Andrej Kiska betonte dabei, daß das Pro- jekt für ihn von symbolischer Bedeutung sei. Als er das erste Mal Westeuropa besuchte, sei dies nach dem Fall des Eisernen Vor- hangs 1989 mit dem Zug nach Wien erfolgt, berichtete er. Präsident Kiska verwies auf die Nähe von Wien und Bratislava als die nächst - gelegenen Hauptstädte Europas. Die 69 km lange Strecke zwischen Bratislava und Wien

wurde 1914 eröffnet. / Peter Lechner Foto: HBF Bundespräsident Alexander Van der Bel- Beim Vier-Augen-Gespräch der beiden Staatsoberhäupter: Bundespräsident Alexander Van len sprach von einer „starken Verknüpfung“ der Bellen (r.) und Präsident Andrej Kiska in der Wiener Hofburg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 12 Österreich, Europa und die Welt der „Zwillingsstädte“. Mit dem Ausbau der Bahnverbindung werde die Reise künftig nur mehr eine dreiviertel Stunde dauern. Früher hätte es mehr als zwei Stunden gebraucht.

Sobotka: Slowakei ist enger Partner Österreichs in der EU Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka bekannte sich bei seinem Treffen mit Staats- präsident Andrej Kiska im Parlament zur wei- teren Vertiefung der Beziehungen zwischen Österreich und der Slowakei und trat insbe- sondere für einen verstärkten bilateralen Aus - tausch auf parlamentarischer Ebene und eine Intensivierung der Kooperation bei Infrastruk - tur und Bildung ein. Er sprach in diesem Zusammenhang das freundschaftliche nach-

barschaftliche Verhältnis und die ex zellenten Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Foto: Wirtschaftsbeziehungen an und hob die Besuch des Präsidenten der Slowakischen Republik Andrej Kiska (l.) bei Nationalratspräsi- Rolle der Slowakei als enger Partner Öster- dent Wolfgang Sobotka reichs in der Europäischen Union hervor. Der erfolgreiche EU-Vorsitz der Slowa- kei werde jedenfalls in vielen Bereichen bei- spielgebend für die österreichische Ratsprä- sidentschaft in der zweiten Jahreshälfte sein, unterstrich der Nationalratspräsident. Als eine der zentralen Herausforderungen nannte er dabei die Bewältigung der Auswirkungen des Brexit auf den EU-Haushalt. Österreich leh - ne als Nettozahler eine Erhöhung seiner Bei- träge ab, bekräftigte Sobotka mit Nachdruck. Vielmehr gelte es, die Strukturen der Union zu überdenken und die vorhandenen Mittel effizienter und nachhaltiger einzusetzen.

T.R.A.M. – Zeitreise Wien-Pressburg Der Zug wird im Rahmen des Kunst-Pro- jektes „T.R.A.M. – Zeitreise Wien-Press- ÖBB / Marek Knopp Foto: burg“ bis November elf Mal täglich zwi- Am Wiener Hauptbahnhof (v.l.): ZSSK-Vorstandsvorsitzender Filip Hlubocký, Präsident Andrej Kiska, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und ÖBB-CEO Andreas Matthä schen den beiden Städten verkehren. Er wird in Kooperation der ÖBB und ZSSK geführt. ren beiden Staaten sind nämlich exzellent, einzukaufen, Verwandte zu besuchen oder Das Projekt wurde von der Österreichischen sei es im politischen, wirtschaftlichen, kultu- einfach nur Kunst und Kultur zu genießen. Botschaft Pressburg initiiert und soll Wien rellen oder zwischenmenschlichen Bereich“, Gegenwärtig sprechen wir von etwa 5.000 und Bratislava auf eine künstlerische Weise betonte Bundespräsident Alexander Van der Fahrgästen täglich, diese Zahl wird aber in verbinden. Bellen. den nächsten Jahren deutlich steigen“, so der Gemeinsam mit Bundespräsident Alexan- „Dieses Projekt drückt symbolisch unsere Vorstandsvorsitzende der ÖBB-Holding AG, der Van der Bellen, Andrej Kiska, ÖBB- freundlichen Beziehungen, sowie ihre star- Andreas Matthä, anläßlich der Eröffnung. CEO Andreas Matthä und ZSSK-CEO Filip ken historischen und kulturellen Bände zwi- „Projekte wie das ,T.R.A.M.‘ helfen bei Hlubocký feierten zahlreiche geladene Gäste schen der Slowakei und Österreich aus. Und intensiverer Verständigung zwischen unse- aus Wirtschaft, Politik und Kultur die offi- das auch im Kontext von mehreren bedeu- ren Ländern. Es freut mich sehr, daß dieses zielle Eröffnung des Kunst-Projektes. Nach tenden Jubiläen, an die wir uns dieses Jahr Kulturprojekt den grenzüberschreitenden einer kurzen Ansprache wurde der Zug gemeinsam erinnern. Ich hoffe, daß diese aus- Zug verkehr zwischen unseren Städten – der besichtigt, in dem mehrere KünstlerInnen gezeichnete Initiative auch dazu beiträgt, daß für uns in der ZSSK eine Herzensangelegen- ihre Installationen präsentierten. sich unsere Menschen gegenseitig noch bes- heit ist – unterstützt“, so Vorstandsvorsitzen- „Ich hoffe, daß dieses Kulturprojekt das ser kennenlernen“, so Andrej Kiska. der Filip Hlubocký. n Band unserer Länder, erweitert, intensiviert „Kunst ist etwas, das Menschen verbin- https://www.bundespraesident.at und festigt. Dieses gemeinsame Projekt ist det, Emotionen und Leidenschaft erzeugt. https://www.parlament.gv.at durchaus Sinnbild unserer Verhältnisse zu - Seit mehr als 100 Jahren fahren Reisende http://www.oebb.at einander: Die Beziehungen zwischen unse- zwischen den beiden Städten um zu arbeiten, http://www.zssk.sk

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 13 Österreich, Europa und die Welt Kurz bei Putin

Bundeskanzler Sebastian Kurz führte Gespräch mit Präsident Wladimir Putin über bilaterale Beziehungen, den Ukraine-Konflikt, Syrien und Wirtschaftsbeziehungen.

undeskanzler Sebastian Kurz reiste am B27. Februar zu einem Arbeitsbesuch nach Moskau. Im Zentrum der Reise stand ein Arbeitsgespräch mit dem russischen Prä- sidenten Wladimir Putin, mit dem Kurz un - ter anderem die bilateralen Beziehungen bei- der Staaten, das Verhältnis zwischen Ruß- land und der EU, den Ukraine-Konflikt und die aktuelle Lage in Syrien besprach. Die aktuelle Situation im Syrien-Konflikt bezeichnete Bundeskanzler Kurz als „dra- matisch“. Rußland könne und müsse seine internationale Position in der Weltpolitik da- für nützen, um das Leid der Menschen vor Ort zu stoppen. „Es ist eine furchtbare Situ- ation. Wir haben seitens der Europäischen Union die klare Erwartungshaltung, daß Ruß - Bundeskanzler Sebastian Kurz (l.) im Gespräch mit Rußlands Präsident Wladimir Putin… land hier seiner Verantwortung nachkommt Zu den wirtschaftlichen Beziehungen jekt“, so Kurz. Es gelte jedenfalls noch zu und einen Beitrag leistet, mitzuwirken, daß zwischen Rußland und Österreich sagte der klären, welchen Einfluß das Projekt auf an- das Blutvergießen beendet wird“, so der Bun - Bundeskanzler: „Rußland ist ein Markt mit dere Staaten habe. Präsident Putin betonte deskanzler. Die UN-Sicherheitsratsresolu- viel Potential für die österreichische Wirt- unter Verweis auf das Jubiläum von 50 Jah- tion 2401 für eine Waffenruhe sei ein wich- schaft“, und verwies dabei auf die positive ren russischer Gaslieferungen nach Öster- tiger Schritt, den es nun umzusetzen gelte. Wirtschaftsentwicklung im vergangenen Jahr. reich, daß Rußland seine Zuverlässigkeit als „Was nun dringend nötig ist, sind humanitä- Demnach stiegen die österreichischen Im- Energielieferant bewiesen habe. re Korridore, um die Menschen besser zu porte aus Rußland um 14 Prozent, die öster- Bei seiner Reise nach Moskau traf der versorgen und sicherzustellen, daß sich die reichischen Exporte wuchsen im ersten Kurz auch mit dem russischen Wirtschafts- Situation für die Zivilbevölkerung dort ver- Halbjahr 2017 um 16,5 Prozent auf ein Volu- entwicklungsminister Maxim Oreschkin, bessert.“ men von rund zwei Milliarden Euro. Im Tou- dem Energieminister Alexander Nowak und Im Ostukraine-Konflikt betonte Kurz Ös - rismus habe es im Jahr 2017 bei den Ankünf- Gazprom-Chef Alexei Miller zusammen. terreichs Rolle als Brückenbauer zwischen ten eine Steigerung von 25 Prozent gegeben. Des weiteren fand in der österreichischen Bot - den Konfliktparteien. „Neutrale Staaten wie Die beiden Regierungschefs bekräftigten zu- schaft ein Treffen mit Vertretern des Sacha- Österreich haben eine besondere Glaubwür- dem ihre gemeinsame Unterstützung für das row-Zentrums, der Menschenrechtsorgani- digkeit bei beiden Seiten.“ Österreich habe Gaspipeline-Projekt „Nord Stream 2“. Bei sation Memorial, des unabhängigen Mei- ein großes Interesse, das Leid der Menschen dem Projekt gehe es insbesondere um eine nungsforschungsinstituts Lewada-Zentrum zu lindern, zugleich sei auch die „Sicherheit Differenzierung der Routen und damit ein- sowie der auf Wahlbeobachtung spezialisier- und Stabilität in Österreich abhängig von der hergehend um eine Erhöhung der Energie- ten Organisation Golos statt. n Stabilität in der weiteren Nachbarschaft, und Sicherheit. „Für uns ist es ein positives Pro- http://www.austria.gv.at da gehört die Ukraine definitiv dazu“, so Kurz. Hinsichtlich einer österreichischen Be - teiligung an einer möglichen UNO-Mission in der Ostukraine zeigte sich der Bundes- kanzler gesprächsbereit. Zur Frage der EU-Sanktionen gegen Ruß - land betonte er, das wichtigste Ziel müsse es sein, gegenseitige Spannungen abzubauen. Entscheidungen über Sanktionen müßten je- doch in Brüssel getroffen werden, Österreich trage die gemeinsamen Sanktionen der EU mit. Im Gegenzug zu Fortschritten im Frie- densprozeß sollte es auch ein stückweises

Abbauen der Sanktionen geben, so Sebastian BKA / Dragan Tatic Fotos: Kurz. … und bei der gemeinsamen Pressekonferenz im Kreml

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 14 Österreich, Europa und die Welt EU-Vorsitz Österreichs

Subsidiarität, Westbalkan, Brexit und EU-Budget fixe Verhandlungsthemen – Pläne der EU für 2018 im Zuständigkeitsbereich des Bundeskanzleramts

er österreichische EU-Ratsvorsitz im Dzweiten Halbjahr 2018 ist nicht nur eine wichtige Aufgabe für die Bundesregie- rung, sondern auch eine große Ehre für unser Land. Wir bereiten uns intensiv darauf vor, und da zu gehört auch eine enge Abstimmung mit der EU-Ebene“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz am 13. Februar nach dem Ar- beitsgespräch mit dem Präsidenten des Euro- päischen Rates, Donald Tusk, im Bundes- kanzleramt. Neben den Vorbereitungen für den EU-Vorsitz habe er sich mit dem Rats- präsidenten auch über den mehrjährigen EU- Finanzrahmen und den anstehenden EU- Aus tritt Großbritanniens ausgetauscht, be - richtete Kurz im gemeinsamen Pressestate- ment nach dem Arbeitstreffen. „Ein Schwerpunkt während des österrei- chischen EU-Vorsitzes wird das Thema Si- BKA / Dragan Tatic Foto: cherheit sowie der Kampf gegen illegale Mi - Am 13. Februar empfing Bundeskanzler Sebastian Kurz (r.) den Präsidenten des Europäi- schen Rates, Donald Tusk,zu einem Arbeitsgespräch im Bundeskanzleramt in Wien. gration sein. Am 20. September dieses Jah- res werden wir zu einem informellen Gipfel laments verändert. Als Vorsitzland trägt Ös - che Aufgaben und Verpflichtungen für Ös- der Staats- und Regierungschefs einladen, der terreich wesentlich zur gesetzgeberischen und terreich im Dienste der Europäischen Union. sich diesem Themenkomplex widmen wird“, politischen Arbeit des Rates bei, die freien so Kurz, der sich bei Donald Tusk für das Gestaltungsmöglichkeiten sind im Vergleich Die Rahmenbedingungen „aus gezeichnete Gespräch und die gute Zu - zu den Ratsvorsitzen 1998 und 2006 jedoch Der Rahmen für die inhaltliche Arbeit für sammenarbeit“ bedankte. Der Ratspräsident eingeschränkter. den Ratsvorsitz wird von mehreren Faktoren betonte seinerseits als prioritäre Themen den Die Aufgaben des Ratsvorsitzes sind aber bestimmt. Seit dem Vertrag von Lissabon er - langfristigen EU-Finanzrahmen, den Kampf nach wie vor vielfältig und anspruchsvoll: stellen Gruppen von jeweils drei Mitglieds- gegen die illegale Migration, Verteidigung, m Erstellung von Tagesordnungen und Fest- ländern („Trioratspräsidentschaft“) ein ge - Sicherheit, Digitalisierung und Bildung. Für legung der Themen für die Sitzungen des meinsames Arbeitsprogramm für 18 Monate. den EU-Haushalt ab dem Jahr 2020 gelte es Rates sowie der zahlreichen Vorberei- Diese engere Koordinierung über einen län- eine Balance zwischen bisherigen und neuen tungsgremien und Arbeitsgruppen; geren Zeitraum soll die Kontinuität der Ar- Prioritäten zu finden. Mit dem proeuropäisch m Führen des Vorsitzes in den Sitzungen der beit des Rates erhöhen. Österreich befindet eingestellten Bundeskanzler Sebastian Kurz Räte, die nicht von der Hohen Vertreterin sich mit Estland (Vorsitz im Rat der EU im sehe er den österreichischen EU-Vorsitz in der Union für Außen- und Sicherheitspo- 2. Halbjahr 2017) und Bulgarien (Vorsitz im guten Händen, so Tusk abschließend. litik oder dem Präsidenten des Europäi- 1. Halbjahr 2018) in einer Trioratspräsident- schen Rates geleitet werden, wie z.B. Rat schaft. Das Trioprogramm, welches am 20. Österreichs Vorsitz zum dritten Mal Allgemeine Angelegenheiten (RAA), Rat Juni 2017 durch den Rat angenommen wur - Österreich übernimmt also am 1. Juli 2018 Wirtschaft und Finanzen (ECOFIN) und de, basiert auf der „Strategischen Agenda für zum dritten Mal, nach 1998 und 2006, für Rat für Justiz und Inneres (JI); die Union in Zeiten des Wandels“ des Euro- sechs Monate den Vorsitz im Rat der Euro - m Vorsitzführung in den meisten Vorberei- päischen Rates vom Juni 2014. Als weitere päischen Union. Der Ratsvorsitz im zweiten tungsgremien und Arbeitsgruppen; Orientierung dienen das Jahresarbeitspro- Halbjahr 2018 findet jedoch unter anderen m Verhandlungsführung in den so genann- gramm der Europäischen Kommission sowie Rahmenbedingungen statt als die früheren. ten Trilogen mit dem Europäischen Parla- die Gemeinsame Erklärung der EU-Institu- Mit dem Inkrafttreten des Vertrages von Lis- ment und der Europäischen Kommission, tionen, die im Dezember 2017 verabschiedet sabon wurde die Stellung des rotierenden um Gesetzesvorhaben zu einem Abschluß wurde und die legislativen Prioritäten bis zu Vorsitzes durch die Schaffung des Präsiden- zu bringen; den Europawahlen 2019 festlegt. ten des Europäischen Rates und der Hohen m Koordinierung der politischen Maßnah- Das Trioprogramm gliedert sich in fol- Vertreterin für die Gemeinsame Außen- und men der Mitgliedsländer. gende fünf Themenbereiche: Sicherheitspolitik sowie durch die Auswei- Die Übernahme des Vorsitzes im Rat der m Eine Union der Arbeitsplätze, des Wachs- tung der Kompetenzen des Europäischen Par- Europäischen Union bedeutet somit zusätzli- tums und der Wettbewerbsfähigkeit,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 15 Österreich, Europa und die Welt m eine Union, die jeden ihrer Bürger befä- gung durch das Europäische Parlament so- higt und schützt, wie des Vereinigten Königreichs vor Ablauf m auf dem Weg zu einer Energieunion mit der festgelegten Zweijahresfrist für den Aus- einer zukunftsorientierten Klimapolitik, stieg zu gewährleisten. m eine Union der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts und Taskforce Subsidiarität: m die Union als starker globaler Akteur Erste Ergebnisse Mitte Juli Die wichtigsten Punkte des Triopro- Unter dem österreichischen Ratsvorsitz, gramms sind: Umsetzung der Europäischen nämlich am 15. Juli, werden außerdem erste Sicherheitsagenda sowie der Europäischen Ergebnisse der im letzten November von EU- Migrationsagenda; Kampf gegen Radikali- Kom missionspräsident Jean-Claude Juncker sierung und gewalttätigen Extremismus; Um - eingesetzten Taskforce für Subsidiarität, setzung der Globalstrategie der Europäi- Proportionalität und „Weniger, aber effizien- schen Union; Erweiterung betreffend West- teres Handeln“ präsentiert. Zu erwarten sind balkan; Kooperation mit Partnern im Mittel- Empfehlungen zur besseren Anwendung des meerraum, um Ursachen für Fluchtbewegun - Subsidiaritätsprinzips und der Verhältnismäs- gen und illegale Migration zu bekämpfen; sigkeit sowie Vorschläge für jene Bereiche, Fortsetzung und Abschluß von unterschied- die in die Zuständigkeit der Mitgliedsstaaten lichen Vorhaben zum digitalen Binnenmarkt; Aigner / Regina Foto: BKA zurückübertragen werden könnten. effiziente Besteuerung, Kampf gegen Steu- EU- Gernot Blümel bereitet erbetrug; Förderung von jungen Menschen Österreich auf den EU-Vorsitz vor. Beitrittsperspektive für den West- (Bildung und Training); weitere Umsetzung richtet. Die Aufgaben des Exekutivsekreta- balkan: Österreich führt Bemühungen der „Agenda 2030“ der Vereinten Nationen riats umfassen die praktische Planung und Bulgariens fort zur nachhaltigen Entwicklung; Investitionen Durchführung von Tagungen, Akkreditierun- In Sachen EU-Erweiterung will die Kom- in Wachstum und Arbeitsplätze, inkl. For- gen der TeilnehmInnen, Website, Logistik mission den Beitrittsprozeß für die West- schung und Innovation; Kampf gegen Armut usw. Das Exekutivsekretariat ist somit für balkanstaaten Montenegro, Serbien, Mazedo - sowie soziale Ausgrenzung; Fortsetzung der alle Ministerien der zentrale Ansprechpart- nien, Albanien, Bosnien und Herzegowina Arbeit an einer nachhaltigen, widerstandsfä- ner in den erwähnten Bereichen, um beim sowie den Kosovo vorantreiben. Im Februar higen und effektiven Energieunion; Umset- EU-Ratsvorsitz Synergieeffekte zu erzielen hat die Kommission dazu ihre Westbalkan- zung des Pariser Klimaabkommens und der und kosteneffizient zu arbeiten. Die Zustän- strategie vorgelegt, noch im April soll das EU 2030 Ziele zur Reduzierung von Treib- digkeit für das Exekutivsekretariat lag bis Erweiterungspaket folgen, das EU-Gipfeltref - hausgasen. Anfang 2018 beim Bundesministerium für fen unter bulgarischem Vorsitz in Sofia Mitte Europa, Integration und Äußeres, mit Zeit- Mai wird sich hauptsächlich um die Beitritt- Stand der Vorbereitungen in Österreich punkt 8. Jänner 2018 wurde die Zuständig- sperspektive für den Westbalkan drehen. Ös- Der EU-Ratsvorsitz Österreichs ist ein keit dem Bundeskanzleramt übertragen. terreich will die Bemühungen Bulgariens Vor haben der gesamten Bundesregierung. Im unter seinem Vorsitz fortführen. Zu erwarten Juni 2016 wurde eine Lenkungsgruppe auf Das Vorsitzprogramm sind konkrete Fortschritte im Beitrittsprozeß interministerieller Ebene unter dem gemein- Das nationale Vorsitzprogramm wird der- der Westbalkanstaaten und ein Abschluß samen Vorsitz des Bundeskanzleramtes und zeit erarbeitet und soll kurz vor Vorsitzüber- weiterer Verhandlungskapitel mit Serbien des Bundesministeriums für Europa, Inte- nahme präsentiert werden, wie im Bericht des und Montenegro. gration und Äußeres eingerichtet, die sich Bundeskanzlers sowie des Bundesministers Unter österreichischem Ratsvorsitz soll aus Vertretern aller Bundesministerien sowie für EU, Kunst, Kultur und Medien über das auch der Dialog zwischen den Mitgliedsstaa- des Parlaments, der Länder, der Präsident- EU-Arbeitsprogramm für 2018 zu lesen ist. ten zur Förderung und Einhaltung der schaftskanzlei und der Sozialpartner zusam - In den Vorsitz werden die Diskussionen Rechtsstaatlichkeit fortgesetzt werden. Die mensetzt. Die Hauptaufgaben der Lenkungs- zum mehrjährigen Finanzrahmen und der EU-Kommission sieht etwa in Folge von gruppe sind die inhaltliche Vorbereitung so- Verhandlungsabschluß zum Brexit fallen. Justizreformen in Polen die Gefahr einer wie die Planung von politischen Tagungen Die Kommission will ihre Vorschläge zum schwer wiegenden Verletzung der Rechts- und sonstigen Veranstaltungen während des Budget bis Ende Mai vorlegen, ausverhan- staatlichkeit und hat erst letzten Dezember Ratsvorsitzes. Mit der Neuordnung der Zu- delt soll der neue EU-Haushalt dann bis En - ein Verfahren nach Artikel 7 des EU-Ver- ständigkeitsbereiche der einzelnen Bundes- de 2019 werden. Aus österreichischer Sicht trags eingeleitet. ministerien im Rahmen des neuen Bundes- soll die EU sparsamer werden und sich im Die EU beabsichtigt außerdem, die Wirt- ministeriengesetzes vom 8. Jänner 2018 liegt Sinne der Subsidiarität auf die wesentlichen schafts- und Währungsunion zu vertiefen so - die Koordination der innerösterreichischen Bereiche fokussieren, wie dem Bericht des wie die Bankenunion zu vollenden. Öster- Vorbereitungen für den EU-Ratsvorsitz nun Bundeskanzleramts zu entnehmen ist. Was reich begrüßt beide Vorhaben prinzipiell, im alleinigen Aufgabenbereich des Bundes- den Brexit selbst betrifft, wird die geplante einige Vorschläge, wie etwa die Einrichtung kanzleramtes. zweijährige Übergangsregelung von Seiten eines Europäischen Wirtschafts- und Finanz- Des Weiteren wurde im Dezember 2016 Österreichs unterstützt. Die Brexit-Verhand- ministers, sieht man allerdings kritisch. ein für organisatorische und logistische Fra- lungen müssen jedenfalls bis Herbst 2018 Zu klären gibt es innerhalb der Union in gen zuständiges Exekutivsekretariat einge- abgeschlossen werden, um eine Genehmi- den nächsten Monaten auch institutionelle

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 16 Österreich, Europa und die Welt

Fragen wie die Sitzverteilung im Europäi- zu verbessern. Unter österreichischem Vorsitz 2020, mit dem Europas Kreative und Kultur- schen Parlament für seine nächste Funktions - wird der Abschluß des sogenannten Cyberse - schaffende gefördert werden, wird mit dem periode bis 2024. Seitens Österreich spricht curity-Act, durch den etwa die Europäische Beginn der Detailverhandlungen unter öster- man sich für eine Einsparung der durch den Agentur für Netz- und Informationssicherung reichischen Vorsitz gerechnet. Brexit freiwerdenden Sitze und damit eine in eine EU-Cybersicherheitsagentur umge- Die nächste EU-Trioratspräsidentschaft Verkleinerung des Parlaments aus, abgelehnt wandelt werden soll, angestrebt. übernehmen mit 1. Jänner 2019 Rumänien, wird die Aufteilung über transnationale Li - Thema wird im zweiten Halbjahr außer- Finnland und Kroatien. n sten. Wird das Mißverhältnis der sogenann- dem die Überarbeitung der Europäischen https://www.bmeia.gv.at ten degressiven Proportionalität wie vorge- Kulturagenda sein. Für die Verlängerung des https://www.parlament.gv.at schlagen korrigiert und damit 22 der 73 frei EU-Programms „Creative Europe“ nach Quellen: BMEIA, Parlamentskorrespondenz werdenden Sitze des Vereinigten Königreichs unter den Mitgliedsstaaten verteilt, könnte Ös terreich in Zukunft ein Mandat mehr und Haslauer lädt Papst Franziskus damit 19 Sitze im Europäischen Parlament persönlich nach Salzburg ein be kommen. Im Raum steht auch eine Reser- ve für Sitze zukünftiger EU-Erweiterungen. Die Kommission plant außerdem ein ge - meinsames Transparenzregister für Lobbyi- sten in den drei großen EU-Organen. Mit einer Einigung wird unter der bulgarischen Ratspräsidentschaft gerechnet, was bedeuten würde, daß das neue Transparenzregister erstmals unter österreichischem Vorsitz zur Anwendung kommt. Während des Vorsitzes Österreichs könn- ten zudem die seit 2012 laufenden Verhand- lungen über eine Neuregelung des Untersu- chungsrechts des Europäischen Parlaments gegenüber der Kommission wieder aufge- nommen werden. Geht es um das sogenann- te Demokratiepaket der EU, sollte die Re - form der Europäischen Bürgerinitiative noch vor Beginn des zweiten Halbjahres abge- schlossen werden. Der Vorschlag beinhaltet BKA / Dragan Tatic Foto: u.a. die Herabsetzung des Wahlalters von 18 Landeshauptmann Wilfried Haslauer (l.) und Bundeskanzler Sebastian Kurz der Audienz von Papst Franziskus im Vatikan. auf 16 Jahre. Die Verhandlungen über die Finanzierung europäischer politischer Par- Krisen wie die aktuellen Kämpfe in Haslauer sagte, es freue ihn sehr, daß er teien und Stiftungen werden wahrscheinlich Syrien, das Migrationsthema, die Verfolgung Papst Franziskus persönlich informieren und in den Vorsitz Österreichs hineinreichen. der Christen im Nahen Osten, der Einsatz für „unsere Einladung nach Salzburg in seine eine atomwaffenfreie Welt oder die Bedeu- Hände übergeben konnte. Das in Salzburg ent- Aktualisierung der Richtlinie über tung kirchlicher Einrichtungen für das Ge- standene Weihnachtslied ist nicht nur welt- audiovisuelle Mediendienste wartet meinwesen in Österreich standen am 5. weit bekannt, es ist auch von der UNESCO auf Abschluß März auf der Agenda des Vier-Augen-Ge - als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Die In Sachen Kunst, Kultur und Medien ist sprächs zwischen Bundeskanzler Sebastian universelle Friedensbotschaft des Liedes u.a. die Überarbeitung der Richtlinie über Kurz und Papst Fran ziskus im Vatikan. nehmen wir zum Anlaß, die Sehnsucht nach audiovisuelle Mediendienste, durch die auf- Anläßlich des 200-Jahr-Jubiläums des Frieden neu zu reflektieren und zu verbrei- grund des sich ändernden Medienkonsums Liedes „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ und ten. Die Salzburger Landesregierung hat ja neben dem linearen Fernsehen auch Online- der damit untrennbar verbundenen Friedens- beschlossen, die Stille Nacht-Friedensbot- Videodienste mitberücksichtig werden sol- botschaft hat Landeshauptmann Wilfried schaft ins Zentrum des Jubiläumsjahres 2018 len, zu einem Abschluss zu bringen. Öster- Haslauer, Mitglied der Delegation, den Hei- zu rücken“, sagte der Landeshauptmann. Sie reich spricht sich dafür aus, daß auch Video- ligen Vater persönlich über das Jubiläums- wird sich in zahlreichen Aktivitäten in und Sharing-Plattformen, wie Soziale Netzwer- jahr 2018 informiert und seine Einladung über Salzburg hinaus wiederfinden. Eine ke, insbesondere in Sachen Werbung und nach Salzburg bekräftigt. Der hat die Einla- Landesausstellung, Ausschreibungen für Jugendschutz unter die neuen Regelungsbe- dung sowie ein Faksimile des Autographen Projekte, Aktivitäten zu Frieden und Völker- reiche fallen. von Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr verständigung, eine eigene Smartphone-App Auf dem Plan der Kommission steht wohlwollend entgegengenommen und sich sowie die Produktion „Meine Stille Nacht“ außerdem das Thema Cybersicherheit. Prin- herzlich dafür bedankt. Eine definitive Zu- in der Felsenreitschule bilden die Höhepunk- zipiell wird angestrebt, die Reaktionsfähig- oder Absage des Papstes gibt es naturgemäß te des Stille-Nacht-Jahres 2018. n keit auf Cyberangriffe innerhalb der Union noch nicht. http://www.stillenacht2018.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 17 Österreich, Europa und die Welt Aus dem BM für Europa, Integration und Äußeres – wichtige Termine von Außenministerin Karin Kneissl

Gymnich wo das erste Treffen dieser Art im Jahr 1974 stattfand, findet im September 2018 in Wien statt.

Treffen mit dem Außenminister von Saudi-Arabien Die Außenministerin traf am 19. Februar den Außenminster Saudi Arabiens, Adel Al- Jubeir, zu einem rund einstündigen Arbeits- gespräch im Außenministerium. Die wich- tigsten Themen des Treffens waren die lang - jährigen bilateralen Beziehungen der beiden Länder und die ak tuelle Situation im Jemen. Beim Treffen wurden zudem Menschen- und Frauenrechte angesprochen. Kneissl betonte in die sem Zusammenhang vor allem die Not - wendigkeit eines regelmäßigen Dialogs zwi- schen den beiden Ländern. Die dabei ausge-

Foto: BMEIA / Mahmoud Foto: sprochene Einladung zum Gegen besuch Außenministerin Karin Kneissl hat am 12. Februar 2018 den für das EU Budget zuständigen nahm Karin Kneissl gerne an: „Ich freue mich EU Kommissar Günther Öttinger zu einem Arbeitsgespräch im Außenministerium empfangen. bereits auf meinen Besuch in Saudi Arabien Treffen mit EU-Kommissar Oettinger rend unserer EU-Ratspräsidentschaft Rech- um den bestehenden Dialog zwischen unse- Außenministerin Karin Kneissl hat am nung tragen“, so die Außenministerin. ren beiden Ländern weiterzuführen.“ 12. Februar den für das EU Budget zuständi- Auch die aktuellen politischen Entwik- gen EU Kommissar Günther Oettinger zu klungen in der Demokratischen Volksrepu- Antrittsbesuch im Vienna einem Arbeitsgespräch im Außenministerium blik Korea werden besprochen. Am darauf- International Center empfangen. Themen des Gesprächs waren folgen den Tag stand das Thema Kooperation Die Außenministerin traf am 20. Februar un ter anderem der Mehrjährige Fi nanz rah - und Partnerschaft im Bereich Sicherheit und LeiterInnen der in Wien angesiedelten inter- men 2020-2027 der Europäischen Union und Verteidigung auf der Tagesordnung. nationalen Organisationen. „Die Stärkung und die Kostenverteilung unter den EU-Mitglieds - Das Gastgeberland Bulgarien hat aktuell Weiterentwicklung Wiens als Sitz internatio- staaten nach dem Brexit. Das Ge spräch dien- den Vorsitz im Rat der Europäischen Union naler Organisationen und vor allem als UNO- te auch der Vorbereitung der ös terrei chi - inne, welchen Österreich am 1. Juli 2018 Amtssitz ist ein besonderer Schwerpunkt der schen EU-Ratspräsidentschaft, die am 1. Juli übernehmen wird. Das nächste Gymnich- österreichischen Außenpolitik. Österreich 2018 beginnt und die auch diese Themen zu Treffen, benannt nach dem deutschen Ort unterstützt die Arbeit der hier angesiedelten behandeln haben wird. Derzeit hat Bulgarien die EU-Ratspräsidentschaft inne.

EU-AußenministerInnen-Treffen in Sofia Außenministerin Karin Kneissl reiste am 15. Februar nach Sofia, um dort am zwei- tägigen Treffen der EU-AußenministerInnen, dem sogenannten „Gymnich-Treffen“, teil- zunehmen. Im Zentrum des informellen Tref fens standen Gespräche zur aktuellen Lage in Syrien und die von der Europäischen Kommission am 7. Februar vorgestellte EU- Erwei terungsstrategie für den Westbalkan. „Es erscheint mir wichtig, daß es nun wieder eine neue Dynamik der Europäischen Union am Westbalkan gibt. Unser Engage- ment – dazu gehören auch Investitionen – ist für die Visibilität der EU in dieser Region Europas essentiell. Besonders für Österreich Foto: European Union 2018 gilt der Westbalkan als eine der außenpoliti- v.l.: Federica Mogherini, Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Außen- schen Prioritäten. Dem werden auch wäh- ministerin Karin Kneissl und Ekaterina Zaharieva, bulgarische Außenministerin, in Sofia

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 18 Österreich, Europa und die Welt

Organisationen in allen Bereichen“, betonte Kneissl bei ihrem Antrittsbesuch im Vienna In ternational Center, wo sie den Generaldirek - tor des Büros der Vereinten Nationen (UN - OV) in Wien, Juri Fedotov, den Ge ne ral di - rektor der Internationalen Atomenergieorga- nisation (IAEO), Yukiya Amano, den Exe ku - tivsekretär des Vorbereitungskomitees der Or- ganisation des Umfassenden Atomteststopp - vertrags (CTBTO), Lassina Zerbo, den Gene - raldirektor der Organisation für Industrielle Entwicklung (UNIDO), Li Yong, so wie die Leiterin des Büros der Vereinten Natio nen für Weltraumfragen (UNOOSA), Si monetta Di Pippo zu Gesprächen getroffen hat. „Die neue Bundesregierung bekennt sich in ihrem Programm eindeutig zur Stärkung des effektiven Multilateralismus im Rahmen der Vereinten Nationen sowie zur Wichtig- BM Kneissl empfängt AM des Königreichs Saudi-Arabien, S.E. Adel al Jubeir keit einer auf Regeln basierenden internatio- nalen Ordnung“, so Kneissl. Die Aktivitäten der hier angesiedelten internationalen Orga- nisationen seien von großer Bedeutung für die Aufrechterhaltung der globalen Ordnung und Sicherheit. „Die Stärkung Wiens als Sitz internationaler Organisationen ist auch akti- ve Sicherheitspolitik im Interesse Öster- reichs“, so die Außenministerin. Die Aktivitäten von UNODC bei der Be - kämpfung von Menschenhandel und Men- schenschmuggel entlang der wichtigsten Migrationsrouten nach Europa waren ebenso Gegenstand der Arbeitsgespräche, wie auch die Vorbereitungen für das bevorstehende Ministertreffen zur Internationalen Drogen- politik 2019. Die Außenministerin wies be- sonders auf die Bedeutung der Beibehaltung

der Führungs- und Koordinierungsrolle von BMEIA / MahmoudFoto: BMEIA / Mahmoud Foto: UNODC hin. Die Außenministerin mit Juri Fedotov, GD der Internationalen Atomenergieorganisation UNOV Foto: BMEIA / Mahmoud Foto: Die Außenministerin traf Leiterinnen und Leiter der in Wien angesiedelten internationalen Organisationen in der Uno-City Wien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 19 Österreich, Europa und die Welt

Bei Gesprächen mit Generaldirektor Amano stand die Arbeit der IAEO, vor allem in den Bereichen Nuklearsicherheit und Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen, der Stand der Umsetzung des in Wien verhandel- ten Nuklearübereinkommens mit dem Iran, sowie die Bemühungen um eine Denukleari- sierung der koreanischen Halbinsel im Fo - kus. „Nicht nur bei den 2015 erfolgreich ab- geschlossenen Iran-Gesprächen, sondern auch beim 2017 zur Unterzeichnung aufge- legten Atomwaffenverbotsvertrag, leistete Ös - terreich als globaler Brückenbauer einen we- sentlichen Beitrag“, so Kneissl abschließend.

Treffen mit Brexit-Minister David Davis Die Außenministerin hieß am 20. Februar David Davis, den britischen Minister für den Austritt aus der Europäischen Union, willkom - Außenministerin Karin Kneissl trifft den britischen Brexit-Minister, David Davis men. Karin Kneissl betonte vor allem die Notwendigkeit des direkten Dialogs mit Groß- britannien im Zuge der Austrittsverhandlun- gen: „Wir hatten einen gu ten und wichtigen Austausch über den aktuellen Stand der Aus- trittsverhandlungen. Ein solcher Austausch ist für die Ausgestaltung unseres zukünftigen Verhältnisses mit Großbritannien als wichti- gem Partner außerhalb der Europäischen Union unerläßlich.“ Kneissl äußerte die Hoff - nung, daß Divergenzen zu den Übergangsbe- stimmungen rasch ausgeräumt und Verhand- lungen mit Großbritannien zu den zukünftigen Beziehungen bald beginnen können: „Der direkte Dialog mit Großbritannien ist hier hilfreich. Die EU ist für die Verhandlungen gut aufgestellt, un sere Einheit ist gewahrt und wir haben klare Positionen entwickelt,

die wir an Großbritannien kommunizieren.“ EUFOR / Gernot PayerFoto: BMEIA / Mahmoud Foto: Österreich strebt eine enge Zusammenar- Die Außenministerin besuchte die österreichischen EUFOR-Soldaten in Sarajevo. beit mit Großbritannien als Drittstaat an, schließlich sind die Briten ein wichtiger Part - Besuch von Bosnien und Herzegowina nition durch EUFOR hin. Den österreichi- ner, etwa im Bereich der Gemeinsamen Anläßlich ihres Besuchs in Sarajewo be- schen Soldaten und dem Kommandanten der Außen- und Sicherheitspolitik und der Ge- tonte Außenministerin Kneissl am 23. Fe - EUFOR Althea-Operation, Anton Waldner, meinsamen Sicherheits- und Verteidigungs- bruar die klare EU-Beitrittsperspektive und dankte sie für ihren Einsatz für eine prospe- politik der EU. „Ich begrüße es, daß Wien die notwendige Umsetzung von Reformen. rierende und friedliche Zukunft von Bosnien als Ort für die dritte Grundsatzrede der briti- „Ich habe bewußt Bosnien und Herzegowina und Herzegowina. schen Regierung über die Eckpunkte des als erstes Land der Region gewählt, da mir Im Rahmen der Reise traf Karin Kneissl künftigen Verhältnisses zur EU ausgewählt dieses Land aufgrund seiner besonderen und den Vorsitzenden des Ministerrats, Denis wurde“, so Karin Kneissl. vielfachen Verbindungen zu Österreich be- Zvizdić, den bosnischen Außenminister Igor Zudem sei es wichtig, die Verhandlungen sonders am Herzen liegt“, betonte Kneissl. Crnadak und zwei Mitglieder des Staatsprä- ambitioniert, partnerschaftlich und mit Blick Die Reise begann mit einem Besuch bei sidiums Dragan Čović und Bakir Izetbe - auf eine enge und vertrauensvolle künftige den Soldaten des österreichischen Bundes- gović. Neben den bilateralen Beziehungen Zusammenarbeit zu führen. Außenministerin heeres, die eine wichtige Stütze der EU-Mi - standen vor allem die innenpolitischen Her- Kneissl: „Mein Ziel ist es, rasch Klarheit zu litärmission EUFOR Althea bilden. „Öster- ausforderungen, die EU-Aspirationen Bos- schaffen für Bürger, Unternehmen aber auch reich mißt der Tätigkeit von EUFOR weiter- nien und Herzegowinas sowie der Kampf für unsere Partner in der Welt. Österreich hin hohe Bedeutung bei“, so die Außenmini- gegen Extremismus und Radikalisierung, wird auch als EU-Vorsitzland zur Einheit der sterin. Sie wies vor allem auf die Unterstüt- das Thema Migration und der österreichi- EU-27, zu zügigen Verhandlungen und deren zung der bosnischen Streitkräfte bei der Ent- sche EU-Ratsvorsitz im zweiten Halbjahr zeitgerechtem Abschluß beitragen.“ minung und dem Abbau überschüssiger Mu- 2018 im Mittelpunkt.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 20 Österreich, Europa und die Welt

„Österreich bleibt ein überzeugter Unter- stützer aller sechs Westbalkan-Länder auf ihrem Weg in die Europäische Union. Dafür werden wir uns auch im Rahmen unseres EU-Vorsitzes einsetzen. Allerdings sind auch die Entscheidungsträger in Bosnien und Herzegowina gefordert, ihre Reformanstren- gungen zu verstärken“, so Kneissl nach den Gesprächen. Dabei betonte sie vor allem die Notwendigkeit von Fortschritten in den Be - reichen Rechtstaatlichkeit und Wahlrechtsre- form. Bei Treffen mit Kardinal Vinko Puljic, dem Großmufti Reis-ul-Ulema Husein Ka- vazovic und dem Metropoliten Dabar-Bosna Hristostom betonte Karin Kneissl: „Die in - terreligiöse Harmonie in Sarajewo, wo Kir- chenglocken und Muezzine in großer Ein- tracht zugleich zum Gebet rufen, hat auch Die Außenministerin trifft den Vorsitzenden des Ministerrats von Bosnien, Denis Zvizdic … schwerste Kriegszeiten überdauert. Die To - leranz zwischen den Religionsgemeinschaf- ten ist eine wichtige Säule für eine multireli- giöse Gesellschaft. Religionsgemeinschaften können auch einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen Radikalisierung und gewalttä- tigen Extremismus leisten, was auch Öster- reich zugutekommt.“ Nach einem Treffen mit führenden öster- reichischen Wirtschaftsvertretern besuchte Karin Kneissl abschließend die Baščaršija, Basar und zugleich historisches Stadtzentrum, sowie die Vijećnica, ehemaliges Rathaus und eines der bekanntesten Gebäude der Stadt. „Ich freue mich, daß ich durch diese Rei - se unsere Verbundenheit mit der Westbal- kanregion sowie unsere Unterstützung für ihren Weg in die EU nochmals hervorheben konnte“, betonte Kneissl bei der Abreise. … den Außenminister Bosniens, Igor Crnadak … Mehrtägiger Arbeitsbesuch in Frankreich Die Außenministerin reiste von 26. bis 28. Februar für einen mehrtägigen Arbeitsbe- such nach Paris. Die Reise umfaßte ein Tref- fen mit Philippe Étienne, dem außenpoliti- schen Berater des französischen Präsidenten Emanuel Macron, mehrere Termine bei In- ternationalen Organisationen mit Sitz in Pa - ris und einen Vortrag an der ‚École nationale d’Administration‘ (ENA). Kneissl führte Gespräche mit hochrangigen Vertretern der Organisation für wirtschaftliche Zusammen- arbeit und Entwicklung (OECD) und der Generaldirektorin der UNESCO, Audrey Azoulay. Am Rande der politischen Termine blieb auch Zeit für ein Treffen mit dem fran- zösischen Schriftsteller Michel Houellebecq.

Beim Treffen mit Philippe Étienne stand BMEIA / Mahmoud Fotos: der Austausch über die Zukunft der Europä- … den serbisch-orthodoxen Metropoliten von Dabar-Bosna, Hrizostom Jevic …

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 21 Österreich, Europa und die Welt ischen Union, über multilaterale Themen, et - wa im Rahmen der OECD, sowie über die Zusammenarbeit Österreichs und Frank- reichs bei der Stabilisierung der Länder der Sahel-Zone. Österreich leistet hier aktive Hilfe vor Ort, so etwa im Rahmen der Öster- reichischen Entwicklungszusammenarbeit oder durch den Einsatz österreichischer Bundesheersoldaten im Rahmen der EU- Trainingsmission in Mali. Am Ende der Reise gab es zudem ein per- sönliches Kennenlernen der Außenministe- rin mit den MitarbeiterInnen der Ständigen Vertretung Österreichs bei der OECD, die vor kurzem in die Zuständigkeit des Außen- ministeriums übernommen wurde.

Beim EU-Rat für Auswärtige Angelegenheiten in Brüssel BMEIA / Mahmoud Fotos: … und den Großmufti Reis-ul-Ulema Husein Ka vazović. Außenministerin Karin Kneissl hat sich am 26. Februar beim EU- Rat für Auswärtige Angelegenheiten klar für eine Waffenruhe in Syrien ausgesprochen: „Das Wesentliche ist es, eine 30tägige Waffenruhe zu erhalten, um Zugang zu den etwa 5,6 Millionen Menschen zu erhalten, die in rund 1.500 Dörfern ver- teilt sind und auf dringende Hilfe warten“, so Kneissl in Brüssel. Durch die letzte UNO-Sicherheitsratsre- solution sei eine Mini-Dynamik entstanden. „Es müssen einfach die wesentlichen Hinter- mächte ihre Milizen unter Kontrolle brin- gen“, sagte die Außenministerin. Die Lage in Syrien war das Hauptthema der EU-Außen- minister beim Rat für Auswärtige Angele- genheiten. Weiters wurden auch die Situation in Venezuela besprochen und ein Arbeitsmittag- Fotos: BMEIA / Mahmoud Fotos: essen mit sechs Vertretern der Arabischen In Paris trifft sie Ken Ash, Direktor des OECD Trade and Agriculture Directorate… Liga absolviert. Die EU werde an ihrer Posi- tion einer Zweistaatenlösung im Nahost- Friedensprozeß festhalten, so Karin Kneissl beim Doorstep in Brüssel. „Ich habe viele Jahre in der Region verbracht und spreche beide Sprachen, Arabisch und Hebräisch. Be - sonders deshalb hoffe ich auf eine Zukunft des gemeinsamen Verständnisses“, betonte die Außenministerin.

Zu Arbeitsgesprächen in Budapest „Unser Nachbar Ungarn ist für Österreich natürlich ein wichtiger Partner. Vor allem der weitere Ausbau der wirtschaftlichen Zusam- menarbeit ist für beide Seiten wichtig“, so Karin Kneissl, die am 1. März Außenmini- sterin Karin Kneissl nach Ungarn gereist ist. „Beziehungen zu den Nachbarstaaten haben immer eine besondere Bedeutung. Un- BMEIA / Mahmoud Fotos: garn ist für Österreich traditionell ein wichti- … beim Außenministerrat in Brüssel stellt sich den Fragen der JournalistInnen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 22 Österreich, Europa und die Welt ger Nachbar mit mannigfaltigen Verbindun- gen, von der Wirtschaft über die Wissen- schaft bis hin zur Kultur und zum Tou- rismus“, so die Außenministerin bei ihrer An kunft in Budapest. Nach einem morgendlichen Austausch mit österreichischen Wirtschaftsvertretern fand ein Treffen mit Außenminister Péter Szijjár- tó im ungarischen Außenministerium statt. Bei einem Gedankenaustausch zu zentralen Schwerpunkten des bevorstehenden ös terrei - chischen EU-Ratsvorsitzes wurden The men wie Subsidiarität, Sicherheit, Migration, Westbalkan und Digitalisierung besprochen. Bei der anschließenden Pressekonferenz betonte Außenministerin Kneissl die enge wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Ungarn. „Österreich ist für Ungarn der zweitwichtig- ste Handelspartner und der drittwichtigste

Fotos: BMEIA / photonews.at/Georges Schneider Fotos: Investor. Fast 3.000 österreichische Tochter- Die Außenministerin mit ihrem ungarischen Amtskollegen Peter Szijjarto in Budapest unternehmen sind in Ungarn aktiv, die im Jahresdurchschnitt über 80.000 Angestellte kehrs- und Infrastrukturbereich hin und be - Minister für Gesellschaftliche Ressourcen, beschäftigen. Für den Erfolg der österreichi- kundeten Interesse an verstärkter Zusammen - Zoltàn Balog. Vor ihrer Heimreise mit dem schen Unternehmen in Ungarn ist jedoch arbeit im Bereich grüner Technologie und Zug nach Wien hielt die Außenministerin Transparenz und Rechtssicherheit entschei- des autonomen Fahrens. einen Vortrag an der Andrássy Universität dend“, so Karin Kneissl. Beide Seiten wie- Nach dem Arbeitsgespräch im Außenmi- zum Thema „Die Rückkehr der Geogra- sen auf den wichtigen Ausbau der grenz- nisterium traf die Außenministerin den Vize- phie“. n überschreitenden Zusammenarbeit im Ver- Parlamentspräsident Latorcai János und den https://www.bmeia.gv.at

»Volksbegehren neu« seit 30. Jänner 2018

Mit der Einführung eines zentralen Wählerregisters in Österreich ist es Ihnen als AuslandsösterreicherIn nunmehr erstmals möglich, ein registriertes Volksbegehren zu unterstützen oder im Eintragungsverfahren für ein Volksbegehren zu unter- schreiben, vorausgesetzt Sie sind in der Wählerevidenz einer österreichischen Gemeinde erfaßt.

Dafür kommen grundsätzlich zwei Möglichkeiten in Betracht: 1) Persönlich während eines Österreich-Aufenthaltes in allen Gemeinde- ämtern und Magistratischen Bezirksämtern während der Amtsstunden. 2) Online von jedem internetfähigen Gerät mit einer sog. qualifizierten elektronischen Signatur.

Diese kann entweder mittels einer Bürgerkartenfunktion auf einer Chip-Karte (meist der „E-Card“) oder als „Handy- signatur“ erfolgen. Während derzeit außerhalb Österreichs acht Handysignatur-Registrierungsstellen existieren, sollen Bürgerkarte bzw. „Handysignatur“ im Rahmen des Vorhabens „Sicheres Identitätsmanagement“ („IDA – Identity “) künftig bei allen Paßbehörden weltweit ermöglicht werden. Die technische Umsetzung ist für diese Legislativperiode vor- gesehen. https://www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/leben-im-ausland/treffpunkt-auslandsoesterreicherinnen/handy-signatur/

Weiterführende Informationen zu Volksbegehren für AuslandsösterreicherInnen und zu aktuellen Volksbegehren finden Sie auf dem Webportal des Bundes- ministeriums für Inneres https://www.bmi.gv.at/411.start.aspx

Ein Beitrag der Abteilung für Auslandsösterreicher im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres.

https://www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/leben-im-ausland/treffpunkt-auslandsoesterreicherinnen/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 23 Österreich, Europa und die Welt Schönborn in Sarajewo: Kreuz ist Friedenszeichen

Hoffnung auf Frieden und Gerechtigkeit in Bosnien und Herzegowina – Kardinal Puljic dankt Österreich für »Nachbar in Not« – Splitterkreuz mit Reliquie des Seligen Karl (Kaiser von Österreich) für Kathedrale in Sarajewo

esus hat nicht Gewalt gepredigt und Le- Jben genommen, sondern sein Leben hin - gegeben am Kreuz, das damit ein Zeichen des Friedens ist.“ Diesen Gedanken stellte Kar- dinal Christoph Schönborn ins Zentrum sei- ner Predigt bei der Festmesse am Abend des 4. März zum Beginn der Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz in Sa rajewo. Die Menschen dieser Stadt hätten im letzten Krieg während der Belagerung „das Kreuz erlebt, und wir sind dankbar für dieses Zeugnis“, so der Vorsitzende des ös - terreichischen Episkopats bei der Feier in der Kathedrale. Weil in Bosnien-Herzegowina der Frieden aber noch nicht vollendet sei, „beten Kathpress / Paul Wuthe Foto: v.l.: Kardinal Vinko Puljic, Bischof Hermann Glettler und Kardinal Christoph Schönborn wir dafür, daß Frieden und Gerechtigkeit kommen und die Kirche in diesem Land eine tag kommen dabei Hilfsbedürftigen zu Gute, kern“ verstanden: „Sein ernstes Bestreben war Auferstehung erlebt“. die von den Folgen des Krieges in Bosnien- es, der Berufung des Christen zur Heiligkeit Der Wiener Erzbischof thematisierte die Herzegowina noch immer betroffen sind. auch in seinem politischen Handeln zu fol- Frage, inwieweit Religion im Allgemeinen Ausdrücklich dankte der Erzbischof von gen. Dabei war ihm der Gedanke der sozia- und das Christentum im Speziellen ein Ge - Sarajewo für die Hilfe im und nach dem Krieg len Liebe wichtig.“ Der Papst qualifizierte waltpotential in sich tragen würde. Die Ge - aus Österreich: „Wir können die Aktion ,Nach- den letzten Kaiser von Österreich und König schichte zeige leider, daß es viele Kriege mit bar in Not‘ nicht vergessen, die uns geholfen Ungarns als „Freund des Friedens“. In Karls religiösen Elementen gegeben habe. Unter hat zu überleben, nicht nur uns Katholiken, Augen sei der Krieg „etwas Entsetzliches“ Bezugnahme auf das Tagesevangelium müs - sondern den vielen Einwohnern dieses Lan- gewesen. Mitten in den Stürmen des Ersten se man feststellen, daß die „Tempelreinigung des“, sagte Kardinal Puljic. Weltkriegs an die Regierung gelangt, habe er keine friedliche Aktion“ war. Wenn man versucht die Friedensinitiative von Papst Be - aber genau hinhöre, dann habe Jesus damit Kaiser-Karl-Reliquie für Sarajewo nedikt XV. aufzugreifen, so Johannes Paul II. niemanden verletzt und sein Motiv war nicht Im Rahmen der Festmesse überbrachte Der Vatikan betonte damals auch vor dem Hass oder Gewalt, sondern die Reinigung die „Kaiser Karl Gebetsliga für den Völker- Hintergrund von Kritik, daß die Seligspre- des Hauses Gottes vom Kommerz. Anders frieden“ eine Reliquie des Seligen Karl einge- chung nicht der Habsburgermonarchie, son- als bei totalitären Ideologien wie Kommunis - setzt in ein „Splitterkreuz“ an Kardinal Pul- dern allein der Person Karls und der von ihm mus und Nationalsozialismus mit Millionen jic. Das Kreuz wurde von österreichischen gelebten „Heiligkeit eines Christgläubigen“ Toten habe sich Jesus selbst hingegeben. Soldaten im Rahmen eines friedensbildenden gelte. „Reinigung im christlichen Sinn ist Lebens- Einsatzes am Golan aus den Trümmern dort Der gegenwärtige Papst hat den Seligen hingabe und Kreuzesopfer“, so der Kardinal. aufgefundener Artillerie-Granaten geschaf- Karl zuletzt im November 2016 im Rahmen Die Torheit der Kreuzesbotschaft sei die Mit - fen. Beides – Reliquie und Kreuz – sollen das einer Audienz für die Mitglieder des Hauses te des christlichen Glaubens und der Weg zur Anliegen des seliggesprochenen und zu- Habsburg gewürdigt. Karl habe sich nach Überwindung von Gewalt. gleich letzten Habsburgerkaisers symbolisie- der Herrschaftsübernahme im Jahre 1916 ren: die Überwindung des Kriegs durch das „mit allen seinen Kräften für den Frieden Dank an Österreich für Hilfe Streben nach Frieden. Das erklärte Camilla ein gesetzt“ auch „auf die Gefahr hin, nicht Als „besonderes Zeichen der Solidarität“ Habsburg als Überbringerin der Reliquie verstanden und verlacht zu werden“. Karl wertete Kardinal Vinko Puljic die Anwesen- gegenüber „Kathpress“. biete aus diesem Grund ein Beispiel, das „so heit der österreichischen Bischöfe in Bosnien Karl I. (1887-1922) wurde am 3. Oktober aktuell wie eh und je ist: wir können ihn als und Herzegowina. Dies umso mehr, weil der 2004 von Papst Johannes Paul II. selig ge- Fürsprecher anrufen, daß Gott den Frieden dritte Fastensonntag landesweit hier und in sprochen. Johannes Paul II. betonte damals, für die Menschheit erhalte“, so Papst Franzis - Kroatien als „Sonntag der Solidarität“ be- Kaiser Karl habe von Anfang an sein Herr- kus. n gangen wird. Die Spenden an diesem Sonn- scheramt „als heiligen Dienst an seinen Völ- https://www.kathpress.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 24 Österreich, Europa und die Welt Jubiläum der Österreichischen Freunde von Yad Vashem

630 Mitglieder und prominente Gäste aus dem In- und Ausland fanden einander am 1. März anläßlich der Generalversammlung der Österreichischen Freunde von Yad Vashem im Festsaal des Wiener Rathauses ein.

undespräsident Alexander Van der Bel- Blen wurde bei der Mitgliederversamm- lung zum 15jährigen Bestehen des Freundes- kreises als Ehrengast begrüßt. Die Festrede hielt der allseits bekannte Journalist, Politik- und Geschichtsexperte Prof. Hugo Portisch, der für seinen fundierten und bewegenden Vortrag „standing ovations“ erntete. Auch zahlreiche prominente Gäste waren der Einladung gefolgt: Justizminister Josef Moser, Staatssekretärin Karoline Edtstadler – in Vertretung des Bundeskanzlers –, Bot- schafter aus acht verschiedenen Ländern, Na -

tionalrats- und Landtagsabgeordnete, die Ge - Vashem Österreichische Freunde von Yad Foto: neralsekretärInnen des National- und Zu- v.l.: Hugo Portisch, Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny, Israelische Botschafterin Talya Lador- kunftsfonds, die gesamte Spitze der Natio- Fresher, die Ehefrau des Bundespräsidenten Doris Schmidauer, Bundespräsident Alexander nalbank – allen voran Gouverneur Ewald Van der Bellen, Yad Vashem-Generalsekretärin Ulrike Schuster, und der Vorsitzende von Yad Vashem, Günther Schuster Nowotny –, sowie Arbeiterkammerpräsident Rudolf Kaske und ÖGB-Präsident Erich Fog - Museums: Man komme aus der dunklen Ver- verantwortung an den Verbrechen des Natio- lar. Neben den betagten Überlebenden der gangenheit und trete in das sonnige Licht des nalsozialismus und an den Gräueln des Hit- Shoah nahmen auch 200 SchülerInnen und heutigen Israel, das sich trotz ständiger Be - ler-Regimes geleugnet. Man habe keinen ihre ProfessorInnen an der Generalversamm- drohung zu einem optimistischen Land ent- Grund für ein Schuldbekenntnis gesehen, lung teil. wickelte. Die Botschafterin dankte dem ös - denn die Alliierten hatten ja gesagt: „Ihr wart Als Vertreter des Wiener Bürgermeisters terreichischen Freundeskreis und seinen Vor- das erste Opfer.“ hielt Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny die sitzenden für ihre langjährige Arbeit. Der spätere Bundeskanzler Franz Vranitz - Begrüßungsrede. Er betonte, daß die Erinne- Hugo Portisch spannte in seiner Festrede ky hielt eine ungeheuer wichtige und bemer- rung an den Holocaust mehr als nur eine einen Bogen von der Ersten Republik ins Heu- kenswerte Rede vor dem versammelten Par- historische Schuldigkeit sei. Es zähle zu den te. In seiner unnachahmlich fesselnden Art lament, in der er die Mitverantwortung Ös - täglichen politischen Aufgaben, Antisemitis - schilderte er die Ereignisse, die die Österrei- terreichs einbekannte: „Wir Österreicher mus zu bekämpfen und Diskriminierung zu cher vor 1938 in doppelter Weise auf den An - waren mitbeteiligt auf allen Ebenen.“ verhindern. schluß ans Deutsche Reich konditioniert hat- Portisch würdigte in seinem Vortrag auch Der Vorsitzende des Freundeskreises, Gün - ten: Einerseits die Not der Ersten Republik, die Arbeit der Österreichischen Freunde von ther Schuster, versicherte, daß man sich in die nicht an sich selbst glaubte und ihr Heil Yad Vashem. Diese sei wichtig, denn die Au - die Debatte einmischen werde, wenn es um von Anfang an in einer Vereinigung mit genzeugen der Konzentrations- und Vernich- die Mitverantwortung Österreichs an der bei - Deutschland sah und andererseits den politi- tungslager sterben langsam weg. Die ver- spiellosen Ermordung von sechs Millionen schen Antisemitismus, den ausnahmslos alle sammelten Gäste feierten den Festredner mit Jüdinnen und Juden gehe. Selbst wenn die Parteien seit der Gründung der Republik kul- frenetischem Beifall und minutenlangen Mehrheit der jetzt lebenden ÖsterreicherIn- tiviert hatten. Standing Ovations. nen nichts mit dem Holocaust zu tun gehabt Diese Erste Republik sei eine Brutstätte Die Generalversammlung wurde vom habe, so sei es unsere Geschichte, aus der man gewesen – sowohl für den Anschluß an das Wiener Jüdischen Chor unter der Leitung von sich nicht ausklinken könne. Deutsche Reich als auch für die Vernichtung Roman Grinberg musikalisch großartig um- Israels Botschafterin Talya Lador-Fresher der Juden. Als der Nationalsozialismus kam, rahmt. Der Abend fand bei einem großen schilderte ihre früheren Erlebnisse mit Staats - hätten die Österreicher dann bitter erfahren, Buf fet und vielen angeregten Gesprächen ein gästen in Yad Vashem – wie etwa den Be- was dieser bedeutete: einen totalen Herr- spätes Ende. such eines Königs, der vor einer Zeichnung schaftsanspruch mit allen diktatorischen Die vollständigen Reden können Sie auf weinte oder den eines Präsidenten, der sich Maßnahmen und dann natürlich den Krieg, der Homepage der Österreichischen Freunde niederkniete. Der für sie bedeutendste Ort in der zehntausende Österreicher das Leben ko- von Yad Vashem nachlesen. n Yad Vashem sei der Balkon am Ende des stete. In Österreich wurde jahrelang jede Mit- http://www.austria.yad-vashem.net

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 25 Österreich, Europa und die Welt Schützen durch nützen

Burgenlands Natur- und Umweltschutzlandesrätin Astrid Eisenkopf will den aktuellen Herausforderungen an die UNESCO-Welterbestätte Fertő – Neusiedler See mit einem neuen Managementplan begegnen.

o soll sich der Tourismus hin entwik- Wkeln? Wie wird das Thema Mobilität angegangen? Gibt es einen Änderungsbedarf bei den „Kriterien für das Bauen“? Konkrete Antworten auf derartige Fragen soll hinkünf- tig ein neuer Managementplan geben, der für das UNESCO-Weltkulturerbe Fertő-Neu- siedler See erarbeitet wird. „Die Landschaft Fertő-Neusiedler See wurde im Dezember 2001 in die UNESCO-Welterbeliste aufge- nommen. Der aktuell gültige Management- plan stammt aus dem Jahr 2003. In den ver- gangenen 16 Jahren hatte die Region Welter- be mit ihren Ortschaften, Kulturgütern und Naturwerten rund um den Neusiedler See

eine Reihe von Herausforderungen, wie die Foto: Bgld. Landesmedienservice Errichtung der Windparks, aber auch den v.l.: 2. Landtagspräsident Rudolf Strommer, Welterbe-Vereinsobmann-Stv., Natur- und Strukturwandel im Tourismus und in der Umweltschutzlandesrätin Astrid Eisenkopf, NR Bgm. Erwin Preiner, Welterbe-Vereinsobmann, und Bildungsdirektor Heinz Zitz, LSR für Burgenland Land wirtschaft zu meistern. Der Umgang mit den Seeuferzonen und die Verbauung von soll ein zeitgemäßes und wirksames Instru- geht, wenn die Gemeinden und auch die Bau- neuen Flächen sind nach wie vor wesentli- mentarium sein. Ziel ist der langfristig aus- werber bereits das Welterbe in der Planungs- che Themen. Deshalb benötigen wir einen gerichtete Erhalt des Weltkulturerbes im phase mit bedenken, denn je früher auf po - neuen Managementplan für das UNESCO Sinne der Welterbe-Konvention und im tentiell gefährdende Entwicklungen ein - Welterbe, der auf diese aktuellen Herausfor- Sinne eines grenzüberschreitend wirksamen gegan gen werden kann, umso reibungsloser derungen eingeht“, so Burgenlands Natur- Managementansatzes. Am Ende soll ein ist dann die Umsetzung. Im Rahmen des Pro - und Umweltschutzlandesrätin Astrid Eisen- Managementplan, ein integratives Gesamt- jekts ‚Inwertsetzung Welterbe‘ gehen wir kopf in einer gemeinsamen Pressekonferenz konzept für die Welterberegion, entstehen, mit Bauherrenkursen, mit Tourismusinfor- mit NR Bgm. Erwin Preiner, Welterbe-Ver- das auf die Fragen der Gegenwart ein geht mationen, mit der Bewußtseinsbildung für einsobmann, dem 2. Landtagspräsidenten und eine Vision, eine ganzheitliche Richtung die Gemeindeverantwortlichen genau darauf Rudolf Strommer, Welterbe-Vereinsobmann- für die Entwicklung der Welterbestätte vor- ein.“ Stv., und Bildungsdirektor Heinz Zitz, LSR gibt. Um mit dieser Sensibilisierung bereits für Burgenland. Für den nachhaltigen Erhalt des Welter- bei den Jüngsten als Multiplikatoren zu be - Dieser neue Plan wird mit einem Kosten- bes ist es aber auch unumgänglich, daß in ginnen, werden ab März dieses Jahres auf aufwand von 210.000 Euro im Rahmen der Bevölkerung ein Bewußtsein für den der Basis inhaltlicher Wissensvermittlung, vor eines LEADER-Projekts erarbeitet. Ein dies- Welt erbegedanken geschaffen wird. Eisen- allem aber auf emotionaler Ebene diverse bezügliches Projekt ist bei der Lokalen Ak- kopf dazu: „In der Arbeit im Gestaltungsbei- Schulaktionen gestartet. Dazu gehört die Wei - tionsgruppe (LAG) Nordburgenland Plus ein- rat, der Bauvorhaben auf bestimmte Krite- terbildung des Lehrpersonals zum Thema gereicht und wurde durch den LAG-Vorstand rien zum Welterbe prüft, haben wir oft gese- Welterbe im Rahmen der Pädagogischen bereits abgesegnet. Der Managementplan hen, daß es immer leichter über die Bühne Hoch schule, die Ausarbeitung von Unter- richtsmaterialien und Unterrichtsschwer- punkten, Exkursionen, sowie ein Welterbe- film als wertvolles Anschauungsmaterial für Schulen. Auch die mobile Welterbe-Ausstel- lung soll vermehrt ihren Weg in die Gemein- den bzw. in die Schulgebäude finden. Eben- so sollen ein neuer Internet-Auftritt der UNESCO-Welterbestätte Fertő-Neusiedler See sowie ein „Welterbetag“ am 26. Mai 2018 zur Bewußtseinsbildung beitragen. n

© Google Earth 2018 / CNES Airbus http://www.burgenland.at Ein Blick auf den Neusiedler See aus einer Höhe von rund 29 Kilometern http://www.welterbe.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 26 Österreich, Europa und die Welt Kärnten – Slowenien

LH Peter Kaiser empfing gemeinsam mit Regierungskollegen hochrangige Vertreter Sloweniens zum Gespräch über grenzüberschreitende Infrastrukturprojekte. Foto: LPD / Bauer Die Delegationen aus Kärnten unter der Führung von Landeshauptmann Peter Kaiser (3. v.l.) und Slowenien unter der Führung von Infrastrukturminister Peter Gašperšič (3. v.r.) bei ihren Gesprächen im Amt der Kärntner Landesregierung

inen Höflichkeitsbesuch einer ranghohen planten kommenden Sitzung des Gemeinsa- Epolitischen Abordnung Sloweniens bei men Komitees Kärnten-Slowenien behan- Landeshauptmann Peter Kaiser, um sich für delt werde. die sich sehr gut entwickelnden Beziehun- Weiteres Thema waren die Pläne zur An- gen zwischen Kärnten und Slowenien zu be - bindung des Verladebahnhofes Kühnsdorf an danken, nutzte der Kärntner Landeshaupt- die Koralmbahn. Für die finale Realisierung mann am 9. Februar ein gemeinsames Ge - arbeite die eigens eingerichtete Gesellschaft spräch mit seinen RegierungskollegInnen zu derzeit an den notwendigen Beschlüssen und aktuellen Themen. Aus aktuellem Anlaß Widmungen so Kaiser. „Nachdem es eine wollte der Landeshauptmann vom sloweni- funktionierende Gleisanbindung zwischen schen Infrastrukturminister Peter Gašperšič, dem Bahnhof Kühnsdorf über Bleiburg bis er wurde u.a. von Goran Žmavc (Minister für nach Maribor gibt, sollten wir mögliche Syn - Auslandsslowenen), Milan Predan (General- ergieeffekt prüfen“, so Kaiser. Als Beispiel konsul) und Dušan Pšeničnik (Wirtschafts- nannte er die Möglichkeit einer stärkeren Ver - berater der slowenischen Botschaft in Wien) lagerung des Güterverkehrs von Slowenien begleitet, wissen, wie es um die kolportierte kommend auf die Schiene und gleichzeitig Schnellstraße von Slovenji Gradec zum eine bessere gemeinsame Auslastung des

Grenzübergang Grablach bei Bleiburg steht. Foto: LPD / Bauer Verladebahnhofes Kühnsdorf. „Wir erwarten, daß wir im Rahmen unse- Herzlicher Empfang: LH Peter Kaiser Beide, Kaiser und Gašperšič, betonten die rer guten nachbarschaftlichen Beziehungen (r.) und Minister Peter Gašperšic guten Beziehungen zwischen Kärnten und jedenfalls rechtzeitig informiert werden, wenn einer verbesserten Verbindung zwischen Slo - Slowenien, die sich in den letzten Jahren sehr es derartige infrastrukturelle Überlegungen venji Gradec und dem Grenzübergang Grab- gut und zum Vorteil beider Seiten weiterent- gibt, die möglicherweise Auswirkungen auf lach erst am Planungsanfang stehe, es noch wickelt hätten. Ein Erfolgsprojekt sei bei- unser Bundesland und im Speziellen auf die nicht einmal eine entsprechende Raumpla- spielsweise der Geopark Karawanken. Grenzregion hat“, machte Kaiser deutlich. nung gäbe und erst darüber diskutiert werde, An der Seite von Landeshauptmann Peter Gašperšič berichtet, daß man derzeit auf slo- ob nicht auch eine zweispurige Anbindung Kaiser nahmen seitens der Landesregierung wenischer Seite lediglich an der Finalisie- reicht. Der Minister bestätigte auch, daß die- auch LR Rolf Holub und LR Gerhard Köfer rung der Planungen zum Ausbau der Verbin- ses Thema, so wie von Landeshauptmann sowie in Vertretung von LR Gernot Dar- dung zwischen Celje und Slovenji Gradec Kaiser in einem Brief an Außenminister Karl mann LAbg. Christoph Staudacher teil. n arbeite. Er betonte, daß man bei dem Projekt Erjavec vorgeschlagen, in der für Juni ge- https://www.ktn.gv.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 27 Österreich, Europa und die Welt Allianz zwischen Niederöster- reich und Baden-Württemberg

Arbeitsgespräch zwischen LH-Stv. Stephan Pernkopf und Minister Peter Hauk – Themen waren der EU-Finanzrahmen und das nächste europäische Agrarprogramm

ine Delegation aus Baden-Württemberg Eunter dem Vorsitz von Peter Hauk, dem Minister für Ländlichen Raum und Verbrau- cherschutz, war Mitte Februar in Nieder- österreich auf Besuch. Themen des heutigen Arbeitsgesprächs mit LH-Stellvertreter Ste- phan Pernkopf waren der neue EU-Finanz- rahmen und das nächste europäische Agrar- programm. In einer anschließenden Presse- konferenz informierten Pernkopf und Hauk dazu. Auch standen einige Besuche von bäu- erlichen Familienbetrieben im Zentralraum am Programm. „Wir stehen für ein Europa, wo die Re- gionen intensiv zusammenarbeiten“, sagte LH-Stellvertreter Pernkopf in Hinblick auf Foto: NLK Reinberger Baden-Württembergs Minister Peter Hauk (l.) aus Niederösterreichs LH-Stv. Stephan Pernkopf das Arbeitstreffen und erinnerte auch an das Zusammentreffen mit den bayrischen Kolle- Mittel der Wahl sein, es muß zu einer Stär- Verarbeitungs- und Verkostungsräumlichkei- gen bei der Wintertagung des Ökosozialen kung der kleinen und mittleren Betriebe ten und vieles mehr investiert, wovon nicht Forums. Die bäuerlichen Betriebe in Nieder- kommen“, führte Pernkopf aus, daß die klei- nur die bäuerlichen Betriebe, sondern die österreich seien durchschnittlich 25 Hektar nen und mittleren Betriebe insgesamt gegen- gesamte Wirtschaft in den Regionen profitie- groß, jene in Baden-Württemberg 35 Hektar, über den großen, industriell produzierenden ren würden. Davon will man auch in der sprach Pernkopf von Familienbetrieben, die Betrieben gestärkt werden müßten. „Die nächsten Agrarperiode nichts verlieren. naturnah wirtschaften, die professionell in hohen Produktions- und Qualitätsstandards Intensiv einbringen werde sich Nieder- ihrer Arbeit und innovativ in ihren Wegen müssen belohnt werden“, sagte der LH-Stell - österreich, wenn Österreich im zweiten Halb - seien. „Bei uns steht Qualität vor Quantität“, vertreter, daß in anderen Ländern mit we- jahr die EU-Ratspräsidentschaft innehaben betonte der LH-Stellvertreter, erinnerte in sentlich niedrigeren Standards produziert werde, so Pernkopf. diesem Zusammenhang an die Butterknapp- werde und es einen Bonus für die hohen Minister Hauk bedankte sich für die heit vor ein paar Monaten und sagte, daß man Standards im Umwelt- und Tierschutzbereich Gastfreundschaft und den „guten Gedanken- Landwirtschaft nicht on- und offline schal- gegen müsse. So habe man in Niederöster- austausch“ und betonte, daß es wichtig sei, ten könne. reich etwa die hohen Standards jüngst schon „Allianzen in anderen Mitgliedsstaaten zu „Wir setzen uns für eine neue europäi- zu Ausschreibungskriterien in den Landes- suchen und zu finden“: „Wenn mehrere Re- sche Agrarpolitik ein“, führte Pernkopf aus, küchen gemacht. gionen zusammenarbeiten, gibt es mehr Er - daß es klare Spielregeln von Fairness und Bü- Außerdem brauche es „weniger Bürokra- folg für die einzelne Region, auch über rokratieabbau brauche. Aktuell dazu komme tie und Zettelwirtschaft“, betonte Pernkopf, Staatsgrenzen hinaus.“ Die Größe der bäuer- die Diskussion um den mehrjährigen Finanz- daß das besonders für die kleinen und mittle- lichen Betriebe von 25 Hektar in Niederös - rahmen der Europäischen Union, den Haus- ren Betriebe wichtig sei. Und es brauche terreich und 35 Hektar in Baden-Württem- haltskommissar Günther Oettinger am 12. „mehr nationale Entscheidungsspielräume“, berg zeige, daß es hier „vergleichbare Fra- Februar mit der Regierungsspitze andisku- die Europäische Union solle den Rahmen gen“ gebe. tiert habe. Dazu hielt der LH-Stellvertreter vorgeben, aber über die Erreichung der Ziele Der Subsidiaritätsgedanke sei größer ge - fest: „Wenn die EU sparen muß, dann darf sollten die Mitgliedsstaaten selbst entschei- worden und Ziele verstärkt von der EU defi- sie das nicht am Rücken unserer kleinen und den können, denn die Landwirtschaft etwa in niert würden. Für die europäischen Bauern mittleren Familienbetriebe tun.“ Damit sei er Malta schaue anders aus als jene in Nieder- wie für jene in Niederösterreich oder Baden- auch auf einer Linie mit Nachhaltigkeitsmi- österreich oder Baden-Württemberg. Württemberg seien die Zahlungen der Euro- nisterin Elisabeth Köstinger. Insgesamt geht es für Niederösterreich im päischen Union „nicht nur eine Überlebens- Für die neue europäische Agrarpolitik ha - Rahmen der „Ländlichen Entwicklung“ um frage, sondern auch eine Wettbewerbsfrage be man sich heute auf gemeinsame Leit- und 20.000 Projekte im ländlichen Raum mit im gesellschaftlichen Kontext“, so Hauk. n Verhandlungslinien verständigt: „Eine linea- einem Investitionsvolumen von 1,3 Milliar- https://www.noel.gv.at re Kürzung der Agrarmittel kann nicht das den Euro. Damit werden in Tierwohlställe, https://www.baden-wuerttemberg.de

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 28 Österreich, Europa und die Welt Oberösterreich-Abend in Pyeongchang

Sport- und Wirtschaftsreferent LH-Stv. Dr. Strugl: Starker Doppelpass von oö. Wirtschaft und Sport auch in Südkorea

est in oberösterreichischen Händen und Fbis auf den letzten Platz gefüllt war das Austria House bei den Olympischen Winter- spielen in Pyeongchang am 22. Februar. Sportland Oberösterreich und OÖ-Touris mus luden gemeinsam mit den Partnern Backal- drin / The Kornspitz Company und ERIMA in Kooperation mit dem Österreichischen Olympischen Comité (ÖOC) zu einem „Oberösterreich-Abend“ ein. Und dieser wurde zugleich eine riesige (rot-weiß-rote) Medaillenparty. Zahlreiche SportlerInnen und BetreuerInnen, Gäste aus Wirtschaft, Tou- rismus, Politik und Medien waren gekom- men, darunter auch einige Auslandsoberös - terreicher in Südkorea. „Wir sind stolz auf unsere Sportlerinnen und Sportler sowie Be - treuerinnen und Betreuer, die nicht nur aus- gezeichnete Leistungen bringen, sondern auch ungemein sympathische Botschafter für un - GEPA pictures / Christian Walgram Foto: v.l.: Erima-Geschäftsführer Willy Grims, OÖ-Snowboarder Clemens Millauer mit seiner Freun- ser Land sind. Wir wollen den Doppelpass din, Goldmedaillengewinnerin Anna Gasser, Wirtschafts- und Sportreferent Landeshaupt- zwischen Sport und Wirtschaft, Sport und mann-Stv. Dr. Michael Strugl und Backaldrin/The Kornspitz Company-Geschäftsführer Harald Tourismus weiter stärken und ein nachhalti- Deller am Oberösterreich-Abend in Pyeongchang ges Netzwerk aufbauen. Für Oberösterreich ist Internationalisierung sowohl in der Wirt- schaft als auch im Sport unabdingbar“, be- tonte Sport- und Wirtschaftsreferent Landes- hauptmann-Stv. Michael Strugl. LH-Stv. Strugl konnte gemeinsam mit Backaldrin-Geschäftsführer Harald Deller und ERIMA-Österreich-Geschäftsführer Wil- ly Grims eine große Gästeschar beim Ober- österreich-Abend begrüßen, darunter Öster- reichs Botschafter in Südkorea Michael Schwarzinger, Liechtensteins Regierungs- chef Adrian Hasler, ÖOC-Präsident Karl Stoss, ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel und viele mehr. Ganz besonders begrüßt wurden aber die SportlerInnen und Betreu- erInnen: Snowboard-Ass Anna Gasser wur de für ihre Goldmedaille frenetisch gefeiert – an ihrer Seite OÖ-Olympiastarter und Freund

Clemens Millauer. Slalom-Bronzemedail- GEPA pictures / Matic Klansek Foto: lengewinner Michael Matt und die bronze- v.l.: Eisbär-Geschäftsführer Daniel Gottschall, LH-Stv. Michael Strugl, ÖOC-Präsident Karl nen Nordischen Kombinierer Wilhelm De- Stoss und Fischer-Ski GF Franz Föttinger nifl, Lukas Klapfer, Bernhard Gruber und und internationale TopsportlerInnen und Be - Pyeongchang sprichwörtlich zum Beben Mario Seidl wurden ebenso umjubelt wie in- treuerInnen waren mit dabei und genossen brachte. n ternationale Stars wie Olympiasieger Andre einen unglaublich stimmungsvollen Ober- http://www.land-oberoesterreich.at Myhrer aus Schweden. Zahlreiche nationale österreich-Abend, der das Austria House in http://www.austria-house.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 29 Österreich, Europa und die Welt Wieder neue Rekorde im Salzburger Tourismus

7,6 Millionen Gäste und 28,1 Millionen Nächtigungen zwischen November 2016 und Oktober 2017

m Tourismusjahr 2016/2017 wurde erst- Ein Viertel der Nächtigungen zählte man bei Imals die 28-Mio.-Marke bei den Näch - Inländerinnen und Inländern. Für weitere tigungen überschritten und damit ein neues 8 % waren UrlauberInnen aus den Niederlan - Rekordergebnis erzielt. Rund 7,6 Mio. Gäste den verantwortlich. machten Urlaub im Land Salzburg. Von den insgesamt rund 7,5 Mio. An- „Die Tourismuswirtschaft ist einer der künften im Salzburger Tourismus entfallen wichtigsten Arbeitgeber im Land. Die Erfol- somit rund 2,5 Mio. auf deutsche Gä ste und ge, die hier erzielt werden, sind ein grundle- Foto: wildbild / Land Salzburg etwa 2,1 Mio. Ankünfte auf ös terreichische gender Baustein für eine stabile Arbeits- Termin des Osterfestes und der davon ab - Gäste. Bei den Übernachtungen kommen marktsituation“, so Landeshauptmann Wil- hängigen Ferien und Feiertage beeinflußt. deutsche Gäste auf rund 10,8 Mio. (von ins- fried Haslauer am 5. Februar. „Die hervorra- 2017 zählte man in beiden Monaten zusam- gesamt 28 Mio.) und österreichische Gäste genden Zahlen zeugen von der ausgezeich- men 4,5 Mio. Nächtigungen, das sind 11 % auf etwa 6,4 Mio. Die InländerInnen blieben neten Arbeit und den Leistungen der heimi- mehr als im Fünf-Jahres-Durchschnitt. Insge - dabei im Schnitt 3,1 Tage in Salzburg, Gäste schen Touristikerinnen und Touristiker. Aber samt war damit die Wintersaison 2016/ 2017 aus Deutschland 4,4 Tage. Die Niederländer- nicht nur die Übernachtungszahlen, sondern mit minus 0,4 % an Nächtigungen so gar et - Innen weilten so gar durchschnittlich 5,4 vor allem die Wertschöpfung der Betriebe was schwächer als 2015/2016. Im Vergleich Tage im Land. stellen einen zentralen Indikator für die Bi - zum Schnitt der Wintersaisonen 2010/2011 lanz der Tourismuswirtschaft dar.“ bis 2015/2016 ergibt sich ein Plus von 4,3 %. Vereinigtes Königreich ist wichtige Zwischen November 2016 und Oktober Herkunftsregion im Winter 2017 wurde mit fast 7,6 Mio. Gästen und Schwacher Auftakt im Mai Im Winter 2016/2017 waren weitere 28,1 Mio. Nächtigungen ein neues Rekord- und starke Sommersaison wichtige Herkunftsregionen das Vereinigte ergebnis für das Land Salzburg erzielt. Ver- Verursacht auch durch die Platzierung der Königreich (3,7 % aller Nächtigungen in der glichen mit dem vorangegangenen Touris- Feiertage Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Wintersaison) sowie Dänemark und Tsche- musjahr bedeutet dies bei den Gästen ein Fronleichnam später im Jahr, begann die Som - chien (je 3,6 %). Am längsten weilten mit Plus von 4,9 % und bei den Nächtigungen mersaison 2017 mit einem schwachen Mai 5,8 Tagen Gäste aus den Niederlanden, Lu - um 1,3 %. Die durchschnittliche Aufent- mit 3 % unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt xemburg oder Litauen in Salzburg. Die we - haltsdauer war dagegen weiter rückläufig und (eine Million Übernachtungen). Auf diesen nigste Zeit verbrachten dagegen UrlauberIn- betrug im Schnitt rund 3,7 Tage. Das ergaben folgten mit Juni und Juli überdurchschnittli- nen Taiwan (1,2 Tage) sowie China und Süd- Auswertungen der Landesstatistik unter der che Sommermonate. In beiden Monaten zu- korea (1,3 Tage) im Land. Leitung von Gernot Filipp zum Tourismus- sammen zählte man knapp 5,3 Mio. Über- jahr 2016/2017. nachtungen. Das bedeutet gegenüber den Viele Gäste aus arabischen Vorjahren eine Steigerung von 19 %. Ländern im Sommer Übernachtungen im Jahresverlauf Die Monate August bis September 2017 In der Sommersaison 2017 erbrachten Im November verzeichnet man in der Re- lagen mit 9 % leicht über den Vorjahreswer- Män ner und Frauen aus den arabischen Län- gel die wenigsten Gäste-Nächtigungen, so ten. Der August als stärkster Monat der Som- dern 5,2 % aller Übernachtungen. Zu den auch im Tourismusjahr 2016/2017. Die knapp mersaison brachte 3,8 Mio. Übernachtun- wichtigsten Herkunftsländern neben Deutsch - 600.000 Übernachtungen bedeuteten immer- gen. Der Oktober war mit 1,1 Mio. Nächti- land und den Niederlanden zählten erneut hin um 11 % mehr im Vergleich zum Durch- gungen wiederum überdurchschnittlich gut Tschechien (2,4 %) und das Vereinigte schnitt der vergangenen fünf Jahre. Der (plus 16 %). In der gesamten Sommer saison Königreich (2,0 %). Wieder sind es Gäste Dezember lag mit zwei Mio. sogar 9 % unter wurden damit fast 13 Mio. Gästenächtigun- aus den Niederlanden, die mit 4,6 Tagen am dem Schnitt. Dies konnte im Jänner und gen gezählt, das sind um 3,3 % mehr als im längsten von allen Urlauberinnen und Urlau- Februar mit einem Plus von je rund 4 % Vorjahr beziehungsweise 12 % mehr als im bern im Land Salzburg verweilten. nicht ausgeglichen werden. Der Februar 2017 Durchschnitt der Sommer 2011 bis 2016. Männer und Frauen aus Israel blieben (4,4 Mio. Nächtigungen) war wie in den Jah- immerhin im Schnitt 4,5 Tage, jene aus dem ren davor der Monat mit den meisten Über- Niederländer, Luxemburger und Litauer arabischen Raum 4,4 Tage. Auch im Som- nachtungen. urlauben am längsten in Salzburg mer verweilten Personen aus China oder Süd - März und April sind die beiden letzten Gut ein Drittel aller Nächtigungen im korea nur 1,3 Tage im Land. n Monate der Wintersaison. Die Nächtigungen Land Salzburg im Tourismusjahr 2016/2017 http://www.salzburg.gv.at in diesen Monaten werden sehr stark vom wurde von Gästen aus Deutschland erbracht. https://www.salzburgerland.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 30 Österreich, Europa und die Welt Vielfältige steirisch- polnische Beziehungen

Polnische Botschafterin Jolanta Róża Kozłowska und Honorarkonsul Manfred Kainz waren zu Besuch in der Grazer Burg.

m Rahmen ihres Steiermark-Besuches Istattete die Botschafterin Polens, Jolanta Róża Kozłowska, am 19. Februar dem steiri- schen Landeshauptmann Hermann Schüt- zenhöfer in der Grazer Burg einen Besuch ab. Zwischen der Steiermark und Polen sind insbesondere in den vergangenen zwei Jahr- zehnten immer engere Verbindungen ent- standen: Neben intensiver Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Wirtschaft, Wissen- schaft und Gemeinden, unterhält die Steier- mark Regionspartnerschaften mit sieben pol- nischen Woiwodschaften sowie zahlreiche Gemeindepartnerschaften. Diese Regionspartnerschaften, die im Zuge der Regionalen Internationalisierungs- offensive der Wirtschaft geschlossen wur- den, sind von unterschiedlicher Intensität – be sonders hervorzuheben ist die enge Zu - steiermark.at / Streibl Foto: sammenarbeit mit den Regionen Łódź und Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (l.) begrüßte die polnische Botschafterin Jolanta Róża Kozłowska und Honorarkonsul Manfred Kainz in der Grazer Burg. Oppeln. Derzeit sind außerdem rund 65 stei- rische Unternehmen – darunter Andritz, auch dem großen Engagement des langjähri- Freundschaftsfahrten sowie regelmäßige Stölzle-Oberglas und Siemens in Polen mit gen steirischen Honorarkonsuls Gerold Ort- Festveranstaltungen (mit umfangreichem Niederlassungen vertreten, wobei Energie- ner sowie auch seines Nachfolgers Manfred kulturellem Rahmenprogramm) anläßlich und Umwelttechnik und Infrastruktur im Kainz zu verdanken. Ortner trug im Rahmen der polnischen Nationalfeiertage am 3. Mai Vordergrund stehen. seiner 17jährigen Tätigkeit insbesondere auch (Tag der Verfassung) sowie am 11. Novem- Diese guten Beziehungen unterstrich zum Ausbau der kulturellen Kontakte zu Po - ber (Tag der Unabhängigkeit). n auch Landeshauptmann Hermann Schützen- len bei und veranstaltete unter anderem http://www.steiermark.at höfer im Rahmen des Besuches von Bot- schafterin Kozłowska: „Polen ist für die Steiermark ein unverzichtbarer Partner. Un- sere intensiven Kontakte erstrecken sich Drittes Gold für grüne Mark über ein breites Spektrum, von Wirtschaft und Wissenschaft bis hin zu Kultur und Land- m internationalen Vergleich für „exzel- „Wir haben in der Steiermark bereits wirtschaft. Durch die Regionspartnerschaf- Ilentes Clustermanagement“ verlieh vor über 20 Jahren begonnen, auf Cluster ten wird die enge Zusammenarbeit weiter VDI/VDE Berlin dem Green Tech Cluster und damit auf die verstärkte Zusammenar- intensiviert.“ Aktuell, so Schützenhöfer wei- die Höchstnote von 100 Punkten. Der stei- beit von Unternehmen untereinander so - ter, werde gerade ein gemeinsamer Land- rische Umwelttechnik-Cluster steht damit wie zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wirtschaftsausschuß Steiermark/Łódź vorbe- am Siegerpodest als neue Nr. 1 und führt die zu setzen. Unsere steirischen Cluster sind reitet, der dazu beitragen werde, sich auch weltweite Liste von 1000 auditierten Clu- heute Erfolgsmodelle, die international viel auf dieser Ebene noch weiter zu vernetzen. stern aus vier Kontinenten an. Diese Aus- beachtet und nachgeahmt werden. Das gilt „Auch in Zukunft wird Polen für uns ein zeichnung für hervorragende Strategie, gerade auch für den Green Tech Cluster, wichtiger Kooperationspartner sein, daher Spirit und Erfolge ist nach 2010 und 2012 der nun bereits drei internationale Ran- freue ich mich auf die weitere Zusammenar- bereits die dritte „Goldmedaille“. Der Clu- kings als bester Um welttechnik-Cluster beit und danke Botschafterin Kozłowska ster initiierte zuletzt 35 industrielle Inno- der Welt anführt“, freut sich Wirtschafts- herzlich für ihren Besuch in der Steiermark.“ vationsprojekte für eine lebenswerte Um- landesrätin Barbara Eibinger-Miedl. n Die intensiven Kontakte, die die Steier- welt. https://www.greentech.at mark zu Polen unterhält, sind nicht zuletzt

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 31 Österreich, Europa und die Welt Tirol übernimmt EUSALP-Präsidentschaft

LH Günther Platter: »Europa der Leitlinien, mehr Eigenständigkeit für Regionen« Foto: Land Tirol / Berger Foto: Land Tirol Landesüblicher Empfang vor dem Congresszentrum Igls (vorne v.l.): Bundeskanzler Sebastian Kurz, Bundesministerin Margarete Schramböck, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und LH Günther Platter; dahinter (v.l.): der Vertreter der Europäischen Kommission, Walter Deffaa, der Präsident des Ausschusse der Regionen, Karl-Heinz Lambertz, und Tirols Landtagspräsident Herwig van Staa.

m 7. Februar übernahm Tirol offiziell Europa der Leitlinien Europäische Union zukünftig auf die großen Aden Vorsitz der Europäischen Makrore- Im Sinne von Kommissionspräsident Jean- Leitlinien konzentrieren: „Im Zentrum der gionalen Alpenstrategie EUSALP, in der 48 Claude Juncker, den LH Platter am Tag dar- EU müssen die gemeinsame Außen- und Si - Regionen aus sieben Ländern mit mehr als auf in Brüssel besucht hatte, soll sich die cherheitspolitik, Flüchtlings- und Migra- 80 Millionen EinwohnerInnen zusammenge- schlossen sind. „Die EU-Alpenstrategie ist eine politische Initiative, die von den Regio- nen ausgeht. Unter Tiroler Vorsitz werden wir getreu dem von uns gewählten Motto ,Zu- kunft.gemeinsam.gestalten.‘ in Kooperation mit unseren Partnern in den Alpenstaaten und Alpenregionen an nachhaltigen Lösun- gen für den Alpenraum arbeiten“, sagte der nunmehrige EUSALP-Präsident und Tirols Landeshauptmann Günther Platter in seiner Eröffnungsrede in Anwesenheit von Bundes- präsident Alexander Van der Bellen, Bundes- kanzler Sebastian Kurz, des Präsidenten des Europäischen Ausschusses der Regionen Karl-Heinz Lambertz, des Vertreters der Eu - ropäischen Kommission, Walter Deffaa und der Landeshauptleute von Auvergne-Rhône-

Alpes, Südtirol und Trentino, Laurent Wau- / Berger Foto: Land Tirol quiez, Arno Kompatscher und Ugo Rossi. Tirols Landeshauptmann und seit 7. Februar EUSALP-Präsident Günther Platter

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 32 Österreich, Europa und die Welt

tionspolitik, aber auch Wirtschafts- und Fi- nanzpolitik stehen. Die EU muß sich dafür in anderen Bereichen zurücknehmen, um den Regionen, Bezirken und Gemeinden die Frei - heit von ortsgebundenen Entscheidungen zu lassen. Genau hier kommt die EUSALP ins Spiel“, ist der Landeshauptmann überzeugt. Die EUSALP umfaßt zahlreiche Arbeits- schwerpunkte, wobei das Land Tirol sich an fünf der neun Aktionsgruppen beteiligt. In der Aktionsgruppe Mobilität hat Tirol feder- führend mit der Europaregion Tirol-Südtirol- Trentino die Leitungsverantwortung über- nommen. „Im Vordergrund der Tiroler Präsi- dentschaft werden die Bereiche Mobilität und Verkehr, duale Ausbildung, Ressourcen- und Katastrophenmanagement sowie Ener- gie stehen“, kündigte Platter an. „Gerade der v.l.: Michael Hinterdobler, Leiter der Europaabteilung in der Bayerischen Staatskanzlei, über- gab gemeinsam mit Walter Deffaa, Europäische Kommission, dem EUSALP-Präsidenten Transit ist für unser Land ebenso wie für den 2018 LH Günther Platter das »KOLO WHEEL«, das symbolisch für die Bewegung in der gesamten sensiblen Alpenraum ein Thema, Alpenregion steht. das unter den Nägeln brennt: Mit 2,25 Milli- onen LKW, die Jahr für Jahr über den Bren- nerpaß fahren, ist das Limit erreicht. Ge - meinsam mit unseren Partnern in der EUSALP wollen wir hier eine Lösung her- beiführen.“

Harmonisierung des Mautsystems Die Aktionsgruppe Verkehr und Mobilität arbeitet derzeit ein Mautsystem aus, das für den Straßengüterverkehr im Alpenraum gel- ten soll. Das Ziel sind eine Harmonisierung und die Umsetzung von Maßnahmen, um den Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Bereits im Jänner wurde in Brüssel ein Vorschlag für die Überarbeitung der Eurovignettenrichtlinie präsentiert. Darüber hinaus soll eine Plattform ent- v.l.: Bundeskanzler Sebastian Kurz, LH Günther Platter und Walter Deffaa, Europäische Kom- wickelt werden, die die verschiedenen Reis- mission, Sonderberater der Regionalkommissarin Corina Creţu Fotos: Land Tirol / Berger Fotos: Land Tirol Zum Abschluß interpretierte der Klassenchor »Spatzenhaufen« der 1. Klasse der Volksschule Steinach am Brenner die »Europahymne«.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 33 Österreich, Europa und die Welt einformationssysteme zusammenfaßt. „Wir wollen einen Service für Reisende einrich- ten, der zuverlässig, schnell und einfach zu be - dienen ist. Bayern hat hier den ersten Schritt gesetzt, und wir setzen das Projekt weiter fort.“

10-Punkte-Plan für die duale Ausbildung Unter dem EUSALP-Vorsitz Tirols findet der Startschuß für den 10-Punkte-Plan zum Thema duale Ausbildung statt. Neben Best- Practice-Beispielen zeigt ein Maßnahmen- plan, wie duale Ausbildung am besten gelin- gen kann. „Gerade im Hinblick auf die Mi- grationsentwicklung ist Ausbildung ein be - deutendes Thema, das uns jetzt beschäftigen Foto: Land Tirol/Berger muß“, so Platter. Die beiden Euregio-Landeshauptmänner Günther Platter (Mitte) und Ugo Rossi (Trentino, r.) Zu den weiteren Schwerpunktthemen ge- diskutierten mit Jugendlichen aus Tirol, Südtirol und Trentino hören die Ressourcennutzung und das Kat- Statements nicht stark genug ist, wie beispielsweise der astrophenmanagement. Gerade in den Alpen Bundespräsident Alexander Van der Bel- Transit: Die Betroffenheit in der Region ist sind die unterschiedlichen Nutzungsinteres- len: „Ich freue mich, daß das Land Tirol stark – jene, die weit weg wohnen, kennen sen aufgrund des stark reduzierten Ausmaßes diese wichtige Aufgabe gemeinsam mit Süd- nur Zahlen. In solchen Bereichen kann sich des Dauersiedlungsraumes früh und deutlich tirol und Trentino einnehmen wird und bin Tirol eine noch stärkere Stimme schaffe. Die erkennbar. „Daher wird während der Tiroler mir sicher, daß diese die drei Länder auch Bundesregierung wird das Land Tirol dabei Präsidentschaft der EUSALP eine Reihe von ein Stück weiterbringen wird – ein beein- nach allen Kräften unterstützen.“ Aktivitäten für die nachhaltige Nutzung der druckendes Arbeitsprogramm unter der Prä- Karl-Heinz Lambertz, Präsident des Eu - Böden stattfinden“, betonte Platter. sidentschaft Tirols hat sich uns heute präsen- ropäischen Ausschusses der Regionen: „Die tiert. Wir haben in Österreich und Tirol viel territoriale Zusammenarbeit und der Zu sam - Gemeinsames Risiko- Erfahrung mit grenzüberschreitender Zusam - menhalt sind in ganz Europa besonders wich - management bei Katastrophen menarbeit. Die EUSALP macht die Europäi- tig, ebenso wie makroregionale und grenz- Durch den Klimawandel werden sich Na - sche Union fühlbar, erlebbar und zugäng- überschreitende Strategien. Denn solche sind turgefahren in den Bergen weiter verschär- licher. Es gibt viele gemeinsame Herausfor- wesentliche Instrumente, um über die Gren- fen. „Wir wissen daher, wie wichtig es ist, derungen, die nur gemeinsam gemeistert zen hinweg gemeinsam Probleme zu lösen. hier Lösungen für die Zukunft zu entwic- werden können wie beispielsweise der Kli- Makroregionale und territoriale Kooperatio- keln“, sagte LH Platter. „Wir wollen nicht mawandel. Es ist wichtig, Stadt und Land so - nen sollten sich mehr in die allgemeine Poli- nur auf Katastrophen reagieren, sondern wie die Regionen miteinander zu verknüp- tik der Europäischen Union einordnen – so aktiv Strategien entwerfen, neue Technolo- fen. Ich wünsche Tirol alles Gute.“ läßt sich ein europäischer Mehrwert schaf- gien nutzen und uns gemeinsam vorberei- Bundeskanzler Sebastian Kurz: „Ich fen. Ich hoffe, daß das Motto Tirols ,Zu - ten.“ Das Ziel ist es, durch Beteiligung und freue mich, daß Tirol als aktives, fleißiges kunft. gemeinsam. gestalten.‘ ein gutes Zei- Kooperation aller Betroffenen eine gemein- und durchsetzungsstarkes Land den Vorsitz chen für den Erfolg der Präsidentschaft so - same Risikokultur in der EUSALP zu ent- übernimmt. Bei all den Diskussionen um ein wie der weiteren Entwicklung der makrore- wickeln. Im Rahmen dessen soll auch eine Mehr oder Weniger an Europa, ist eines klar: gionalen Strategie ist. Ich wünsche dem Vor- von Tirol initiierte „AlpenSOS-App“ ge- Es braucht starke Regionen und wir brau- sitzland Tirol alles Gute – für die Regionen schaffen werden. chen eine starke Europäische Union, die auf und das Europa in seiner Gesamtheit.“ die Kraft und Stärke der Regionen setzt – die Walter Deffaa, Vertreter der Europäischen Energie der Zukunft EU ist ein vielfältiges Projekt. Vielfalt ist Kommission: „Heute ist ein sehr guter Tag Tirol hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, kein Problem, sondern eine Stärke, die es zu für Tirol, Österreich und alle Länder in den bis 2050 energieautonom zu sein. Ein Schritt leben gilt. Es ist wichtig, für die vielen Men- Alpen und Europa. Tirol übernimmt in dyna- hin zur Energie der Zukunft ist der Aufbau schen in den Regionen die richtigen Lösun- mischer Weise, nach Slowenien und Bayern, eines gemeinsamen Energie-Observatoriums gen zu finden. Die Schwerpunktauswahl Ti - in einem wichtigen Jahr die dritte Präsident- im Alpenraum, das Daten sammelt, auswer- rols während seiner Präsidentschaft umfaßt schaft der EUSALP: Ein Jahr, in welchem tet und teilt. Platter: „Wir wollen wissen, Themen, die für alle 48 Regionen entschei- auch die Zukunft Europas konkreter wird. welche Energiequellen wann benötigt wer- dend sind – von der Mobilität über das Kli- Dazu braucht es auch einen Raum, so wie den, um die besten Energiequellen zur rich- ma bis hin zu Wasser- und Energie. Die über- den Alpenraum, in welchem bei wichtigen tigen Zeit zur Verfügung zu stellen. Wir wol- regionale Zusammenarbeit kann eine Chan- Entscheidungen die Initiative bei den Regio- len langfristig planen und die Vorteile unse- ce sein, um in Themenbereichen voranzu- nen liegt.“ n rer Heimat, der Berge, dabei besonders nut- kommen, die für Tirol wichtig sind und für https://www.tirol.gv.at/ zen.“ welche der Blick aus Wien oder Brüssel https://www.alpine-region.eu/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 34 Österreich, Europa und die Welt Europa-Initiative »Wir sind Europa!« vorgestellt

Eine Europa-Initiative von Wirtschaftskammer Vorarlberg, Land Vorarlberg und der Industriellenvereinigung Vorarlberg will nun Aufklärungsarbeit über die EU leisten.

ie Skepsis gegenüber der EU rührt auch Daus fehlender und oft mißverständlicher Information innerhalb der Bevölkerung, des- halb ist dringend mehr Transparenz notwen- dig“, sagte Projektinitiator Michael Graham- mer, WKV-Vizepräsident: „Wir haben daher den Anstoß gegeben und mit unseren starken Partnern Land und Industriellenvereinigung eine neue Initiative ins Leben gerufen, in der es offen, ehrlich und transparent darum geht, einer breiten Öffentlichkeit klarzumachen, welche Folgen ein Auseinanderdriften oder gar Auseinanderbrechen der EU bzw. Euro- Zone für Folgen, auch für uns in Vorarlberg, WKV / Werner Micheli Foto: v.l.: IV-Präsident Martin Ohneberg, WKV-Vizepräsident Michael Grahammer und LH Markus Wallner hätte.“ „Wirtschaftlich unsichere Zeiten, eine wirtschaftliche Gesellschaft besucht damit Schweiz sowie Beiträgen aus dem Fürsten- pro tektionistische Politik Trumps oder Ruß- alle Oberstufen-Schulen des Landes und hält tum Liechtenstein ergänzt, sodaß insgesamt land-Sanktionen zeigen, wie schnell sich ein begleitend Vorträge vor allen Klassen. Ein über 52 Mio. Euro Fördermittel zur Verfü- Exportumfeld zum Negativen ändern kann“, spezielles Projekt ist „Europa backstage“. An gung stehen. Der Vorarlberger Anteil an den so Grahammer. Für das Exportland Vorarl- diesem interaktiven Tag zum Thema Europa EU-Mitteln beträgt 9,67 Mio. Euro. In der berg sind, laut Grahammer, EU-Mitglied- soll Wissen über der EU spielerisch vermit - laufenden Programmperiode 2014 – 2020 schaft und Einheitswährung Euro alternativ- telt werden. Zudem wird im 2. Halbjahr 2018 wurden bereits 71 Projekte genehmigt. los. Es müsse populistischen Tendenzen, das Vorarlberger Wirtschaftsforum auf einen „Es gibt keine Argumente, warum wir welche die EU gar in Abrede stellen, ent- Europa-Schwerpunkt ausgerichtet sein. nicht von der EU profitiert haben“, betonte gegengewirkt werden. Zudem gelte es auch, „Die EU-Mitgliedschaft Österreichs hat IV-Präsident Martin Ohneberg, der sich für diverse Mißverständnisse in der Bevölke- maßgeblich dazu beigetragen, daß Vorarlberg die gemeinsame, wichtige Europainitiative rung aufzuklären und darzustellen. heute in puncto Wirtschaftskraft und Lebens - mit einem klaren Bekenntnis bedankt: „Eu- Ziel der neuen Initiative ist es, die europäi- qualität zu den Spitzenregionen in Europa ropa und die EU sind seit jeher ein Herzens- sche Idee zu stärken, Verständnis für die Eu- zählt“, betonte Landeshauptmann Markus thema der Industriellenvereinigung und ihrer ropäische Integration und die Eurozone zu Wallner. „Auch rein finanziell ergibt die EU- Mitglieder. Wir haben uns ganz wesentlich schaffen, Aufklärungsarbeit zu leisten und Mitgliedschaft für Vorarlberg eine ausge- für den EU-Beitritt Österreichs eingesetzt. Aufmerksamkeit für das Thema „Wir sind Eu - glichene Bilanz“, hielt Wallner fest. Die Ein- Die Betriebe, die Mitarbeiter und die Bevöl- ropa“ zu erzeugen. Das Halbjahresprogramm zahlungen (Land und Gemeinden) in den kerung haben profitiert und jetzt müssen wir für 2018 ist fertiggestellt und umfaßt einen EU-Haushalt betrugen im Jahr 2015 rund uns weiter mit voller Überzeugung für die Mix aus attraktiven Veranstaltungen, Vorträ- 32,7 Mio. Euro und im Jahr 2016 ca. 33,5 Weiterentwicklung einsetzen.“ Ohneberg gen, Präsentationen, verschiedenen Angebo- Mio. Euro. In der Förderperiode 2014 – sieht in der österreichischen EU-Ratspräsi- ten für Schüler und Lehrlinge, EU-Botschaf- 2020 fließen bis dato über EU-Förderpro- dentschaft in der zweiten Jahreshälfte eine tern aus der Unternehmerschaft, die auf meh - gramme im Durchschnitt jährlich ca. 33 bis einzigartige Gelegenheit für Österreich, bei reren Ebenen Aufklärungsarbeit leisten, 34 Mio. Euro zurück. den notwendigen Weichenstellungen der EU klassischer Medienarbeit, Social Media Ak - „Die Beteiligung an INTERREG-Program - mitzuarbeiten: „Erstens um die Menschen tivitäten, uvm. Grahammer: „Im Zentrum men, mit denen die EU die Zusammenarbeit mehr über das Projekt Europa zu informie- des Handelns steht die Sensibilisierung für von Ländern und Regionen über nationale ren. Zweitens um die Strukturen und Aufga- eine positive proeuropäische Position.“ Grenzen hinweg fördert, ist für Vorarlberg ben der EU weiterzuentwickeln. Und drit- Geplant sind Events zu EU-Themen mit eine langjährige Erfolgsgeschichte“, so Wall - tens um die Industriepolitik – und die Indu- unterschiedlichen Formaten und Zielpubli- ner. Das wichtigste INTERREG-Programm strie ist der Wohlstandsmotor in der EU – kum. Unter anderem ist es gelungen, die mit Vorarlberger Beteiligung ist „Alpenr- neu auszurichten.“ n Wanderausstellung „Europa #wasistjetzt“ der hein-Bodensee-Hochrhein“. Über 39,5 Mio. http://www.vorarlberg.at österreichischen Gesellschaft für Europapo- Euro Fördergelder von der EU werden durch https://vorarlberg.iv.at litik nach Vorarlberg zu holen. Die Volks- 11,7 Mio. Euro staatliche Mittel aus der https://www.wko.at/service/vbg/Wirtschaftskammer-Vorarlberg.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 35 Österreich, Europa und die Welt Smart City-Projekt in der Seestadt Aspern

45 Millionen Euro für innovative Energielösungen für die Stadt der Zukunft – EU- Kommissar Šefčovič überzeugt sich von der Energieforschungs-Kooperation ASCR

oher EU-Besuch und Anerkennung für Hein Vorzeigeprojekt der Wiener Ener- gieforschung: Nachhaltigkeit, Innovation und urbane Energielösungen standen beim Wien- Aufenthalt von Maroš Šefčovič, EU-Kom- missar der Energieunion, im Mittelpunkt. Am 2. März besuchte Šefčovič gemeinsam mit Ulli Sima, Stadträtin für Umwelt und Wiener Stadtwerke, Wolfgang Hesoun (Generaldirek - tor Siemens AG Österreich) und Michael Strebl (Geschäftsführer Wien Energie) die Forschungskooperation ASCR in der Seestadt Aspern. Diese gilt europaweit als beispielge- bend in der urbanen Energieforschung. EU-Kommissar Maroš Šefčovič: „Intelli- gente Energiesysteme, nachhaltige Lösungen und die Reduzierung von CO2-Emissionen sind Themen, die ganz Europa bewegen. Das

Forschungsprojekt ASCR in Wien arbeitet an Wien Energie / Jobst Foto: diesen Lösungen. Ich freue mich, daß ich mich v.l.: Michael Strebl, Geschäftsführer der Wien Energie, Maros Šefčovič, EU-Kommissar für die Energieunion, Ulli Sima, Stadträtin für Umwelt und Wiener Stadtwerke, und Wolfgang heute persönlich vor Ort informieren konnte. Hesoun, Generaldirektor der Siemens AG Österreich Hier wird die Energiezukunft gestaltet.“ Ulli Sima, Stadträtin für Umwelt und Wie - zienz-Demonstrationskooperationen Euro- haben die Möglichkeit, mit einer eigens ent- ner Stadtwerke: „Wien ist eine stark wach- pas durch. Ins Leben gerufen wurde sie von wickelten Smart Home Control App ihren sende Stadt, daher müssen wir schon heute Siemens, Wien Energie, Wiener Netze, der Energieverbrauch zu beobachten und aktiv an nachhaltigen Konzepten für die Energie- Wirtschaftsagentur Wien und der Seestädter zu steuern. versorgung von morgen arbeiten. Die ASCR Entwicklungsgesellschaft Wien 3420. Im Jän - ist dafür europaweit ein Vorzeigeprojekt. Wir ner 2018 haben die Eigentümer die Fortset- ASCR 2.0 heißt Vertiefung und forschen hier an der urbanen Energiezukunft, zung der Zusammenarbeit beschlossen. Bis Ausweitung der Forschungsbereiche die Versorgungssicherheit und Lebensqua- 2023 steht der ASCR 2.0 ein Budgetvolu- Die erste Phase der ASCR war von 2013 lität für alle Wienerinnen und Wiener garan- men von 45 Millionen für die weitere For- bis Ende 2018 festgelegt. Nun ist klar, daß tieren muß.“ schungsarbeit zu Verfügung. die Eigentümer die Kooperation in die näch- Wolfgang Hesoun, Generaldirektor Sie- ste Phase tragen, die bis 2023 laufen wird. mens AG Österreich: „Die Forschungsge- Urbane Energiezukunft Die Vorbereitungen auf ASCR 2.0 sind in sellschaft sticht vor allem durch ihren inte- Leitgedanke der ASCR ist es, die urbane vol lem Gange: Es werden neue Gebäude als grativen Ansatz hervor. Denn es sind nicht Energieerzeugung, die Speicherung und den Testbeds gesucht und neue Forschungsfra- Einzelelemente, sondern die komplexen Zu- Energieverbrauch zu optimieren und so den gen definiert. Klar ist bereits, dass neben der sammenhänge des Energiesystems, die an- CO2-Ausstoß zu reduzieren. Die Forschungs- Vertiefung der Forschung in den Bereichen hand realer Daten beforscht werden. Ge - gesellschaft sticht vor allem durch ihren inte- Smart Building und Smart Grid die Digitali- meinsam ist es den Projektpartnern mittler- grativen Ansatz hervor. Nicht Einzelelemen- sierung des gesamten Energiesystems noch weile gelungen, Daten und Meßwerte zu ana- te, sondern die komplexen Zusammenhänge stärker in den Fokus rücken wird. Dazu ge- lysieren und so erste Erkenntnisse, die be - des Energiesystems werden anhand realer hören auch die sektorenübergreifende Ener- reits in konkrete Projekte eingeflossen sind, Daten aus dem Stromnetz, von verschiede- giesystemoptimierung und der Aufbau einer zu gewinnen.“" nen Gebäuden, Wetterdaten und nicht zuletzt „Datendrehscheibe“. Darüber hinaus will das die Energiedaten der User beforscht. ASCR-Team an neuen, datenbasierten Ener- ASCR 2.0: 45 Millionen Euro Die Interaktion mit den BewohnerInnen giemarktmodellen arbeiten. Neu ist zudem für Energieforschung der Seestadt ist wesentlich für das Projekt. die Einbindung der E-Mobilität als Heraus- Die ASCR führt seit 2013 eine der inno- 111 Haushalte haben sich entschieden, aktiv forderung für die Stromnetze der Zukunft. n vativsten und nachhaltigsten Energieeffi- am Forschungsprojekt teilzunehmen. Sie http://www.ascr.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 36 Österreich, Europa und die Welt Transsibirische Eisenbahn kommt nach Österreich

ÖBB-CEO Andreas Matthä und Oleg Belozerov, Chairman of the Executive Board der Russian Railways, verstärken die Zusammenarbeit der Bahngesellschaften im Rahmen der »Strategic Partnership 1520«-Konferenz in Wien.

nläßlich der jährlichen „Strategic Part- Anership 1520“ Konferenz, die am 21. und 22. Februar in Wien stattfand und damit erstmalig außerhalb eines Breitspurlandes, unterzeichneten die Österreichischen Bundes - bahnen (ÖBB) und die Russischen Eisenbah- nen (RZD) eine Kooperationsvereinbarung im Güter- und Personenverkehr. ÖBB-CEO Andreas Matthä und Oleg Belozerov, CEO und Chairman of the Executive Board der Russischen Eisenbahnen, unterstrichen zu dem ihr Verständnis der Weiterführung der Breit- spurbahn bis in den Raum Wien. „Durch unsere enge Zusammenarbeit wer - den wir das System Bahn noch effizienter machen und damit noch attraktiver für den Personenverkehr und für den Güterverkehr“, betonte Matthä die Bedeutung der Koopera- tion mit der RZD. „Die ÖBB sind einer der wichtigsten Partner der RZD in Europa. Das heute unter-

zeichnete Abkommen schafft weitere Grund- ÖBB / Andreas Scheiblecker Foto: lagen für die Stärkung unserer Zusammenar- v.l.: Oleg Belozerow (Konzernchef RZD), Maxim Sokolow (russischer Verkehrsminister), Nor- beit bei gemeinsamen Projekten in den Be- bert Hofer (österreichischer Verkehrsminister) und Andreas Matthä (Konzernchef ÖBB) anläß- reichen Infrastruktur, Personen- und Güter- lich der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen den Österreichischen Bundesbahnen und den Russischen Eisenbahnen in Wien. verkehr, innovative Technologien und Perso- nalentwicklung“ so Belozerov. Anliegen. Gemeinsam mit den Partnern der na und Europa der Bahnfracht gegenüber der Eisenbahnen aus Russland (RZD), Ukraine Seefracht um bis zu 20 Tage. Bekenntnis zu verstärkter (JSC Ukrzaliznytsia) und der Slowakei Zusammenarbeit (ZSSK) soll die Breitspurbahn in Zukunft ÖBB: Österreichs größter ÖBB und RZD verbindet seit vielen Jah- bis in die TwinCity Region Wien – Bratisla- Mobilitätsdienstleister ren eine enge Zusammenarbeit, die mit der va führen. Dazu wird eine ca. 400 km lange Als umfassender Mobilitätsdienstleister Unterzeichnung der Kooperationsvereinba- elektrifizierte Neubaustrecke von Kosice in bringt der ÖBB-Konzern jährlich 461 Milli- rung vertieft wird. Sie beinhaltet fünf Aspek- der Ostslowakei bis in den Wiener Raum be - onen Fahrgäste und 111 Millionen Tonnen te, in denen die beiden in Zukunft verstärkt nötigt. Der Endterminal ist östlich von Wien Güter umweltfreundlich ans Ziel. 92 Prozent zusammenarbeiten werden: Güter- und Per- vorgesehen. Damit würde Wien zum Brük- des Bahnstroms stammen aus erneuerbaren sonenverkehr, Entwicklung zukunftsorien- kenkopf für die Verteilung von Waren für Energieträgern, zu 90 Prozent aus Wasser- tierter, innovativer Technologien, Förderung ganz Mitteleuropa werden. kraft. Die ÖBB gehörten 2016 mit rund 96 von Young Professionals durch gemeinsame Neben steigenden Handelsvolumina zwi- Prozent Pünktlichkeit zu den pünktlichsten Trainings und Entwicklungsprogramme und schen China und Europa, steigt die Bedeu- Bahnen Europas. die gemeinsamen Bemühungen die Russi- tung des Breitspursystems auch durch die Konzernweit sorgen 40.265 Mitarbeiter- sche Breitspurbahn in den Raum Wien zu Chinesische Initiative für die Neue Seiden- Innen bei Bahn und Bus (zusätzlich rund verlängern. straße „One Belt – One Road“. Durch den 1.900 Lehrlinge) dafür, daß täglich rund 1,3 Ausbau der Russischen Breitspur bis in den Millionen Reisende sicher an ihr Ziel kom- Verlängerung der Breitspur Raum Wien soll die nördliche Route der Sei- men. Strategische Leitgesellschaft des Kon- als Chance für Mitteleuropa denstraße leistungsfähig für die Zukunft ge- zerns ist die ÖBB-Holding AG. n Den ÖBB ist der Ausbau der Russischen macht werden. Der Ausbau ermöglicht eine http://www.oebb.at Breitspurbahn nach Österreich ein wichtiges Verkürzung der Transportzeit zwischen Chi - http://eng.rzd.ru

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 37 Österreich, Europa und die Welt Doppelmayr eröffnete die längste Seilbahn der Welt

Die 3S Hòn Thơm übertrifft mit ihrer Länge von 7.899,9 Metern den aktuellen Rekord der ebenfalls in Vietnam erbauten 3S-Bahn Fansipan

Legend um knapp eineinhalb Kilometer. Foto: Doppelmayr Seilbahnen Seilbahnen Foto: Doppelmayr Die Strecke der neuen Dreiseilbahn führt über das Meer und verbindet die beiden Ferieninseln Phú Quốc und Hòn Thơm im Süden Vietnams.

er feierliche Spatenstich für die 3S Hòn Seilbahnen mit solch spektakulären Attri- der größten Seilbahnkabine (Platz für 230 DThơm fand Anfang September 2015 buten, wie die der 3S Hòn Thơm sind auch Personen) und der höchsten Seilbahnstütze statt. In den letzten zweieinhalb Jahren ent- für die Seilbahnmonteure von Doppelmayr/ (188,88 Meter). Die Fansipan Legend war bis - stand im Süden Vietnams eine spektakuläre Garaventa außergewöhnlich. Die Arbeit in her die längste Seilbahn der Welt und wird Seilbahn, die den aktuellen Weltrekord der luftigen Höhen, in Kombination mit den ex - nun von der Anlage Hòn Thơm abgelöst. längsten Seilbahn um eineinhalb Kilometer tremen Wetterkapriolen insbesondere in der übertrifft. Die 7.899,9 Meter lange Seilbahn, Regenzeit sind spezielle Herausforderungen, Die 3S-Bahn im Überblick sie wurde am 4. Februar feierlich eröffnet, die sie professionell und zuverlässig gemei- Die bewährte 3S-Bahn der Doppelmayr/ ist ein komfortables Transportmittel und eine stert haben. Garaventa Gruppe vereint die Vorteile von Attraktion zugleich: Die Strecke führt von Die Sun Group Corporation leistet mit Gondel- und Pendelbahn: Das 3-Seil-System Phú Quốc nach Hòn Thơm, über das Meer der neuen Seilbahn einen weiteren Beitrag besteht aus zwei fest verankerten und voll- hinweg. Die bis zu 164 Meter hohen Stützen zur Entwicklung des Tourismus‘ in Vietnam. verschlossenen Tragseilen als Fahrbahn und wurden auch auf zwei Inseln, die zwischen Bereits jetzt sind die Inseln im Süden des einem umlaufenden Zugseil, auf das die 8- den beiden Urlaubsinseln liegen, errichtet. Landes ein beliebtes Besucherziel. Die 3S- rolligen Laufwerke geklemmt werden. So ist Den Fahrgästen bietet sich dadurch ein Bahn ist ein wichtiger Bestandteil der Infra- dieses kuppelbare Umlaufsystem äußerst lei- atemberaubender Ausblick. Die Fahrzeit von struktur. Die Region wird sich in der näch- stungsstark und zuverlässig: selbst bei extre- nur 15 Minuten wird durch die Fahrgeschwin - sten Zeit als Urlaubs-Hotspot mit vielfälti- men Bedingungen erleben bis zu 35 Perso- digkeit von 8,5 Metern pro Sekunde ermög- gem Freizeitangebot und modernen Unter- nen pro Kabine ein komfortables Fahrerleb- licht. künften entwickeln. nis. Hohe Windstabilität, niedriger Energie- In den komfortablen CWA-Kabinen fin- Gemeinsam mit der Doppelmayr/Gara- verbrauch und die langen Seilfelder sind die den 30 Personen bequem Platz. Der innova- venta Gruppe hat die Sun Group Corporation unverkennbaren Stärken der 3S-Bahn. Eine tive Laufrollengenerator versorgt die Be - bereits zahlreiche Seilbahnanlagen reali- Fahrgeschwindigkeit bis zu 8,5 m/s und eine leuchtung und Einsprecheinrichtung in den siert – viele davon haben einen Eintrag im Förderleistung bis zu 5.500 Personen pro Kabinen während der Fahrt mit Strom. Auch Guinness Buch der Rekorde erreicht. Darun- Stunde und Richtung sind bemerkenswerte das von Doppelmayr entwickelte Räumungs - ter die längste kuppelbare Gondelbahn in Leistungsdaten dieses modernen Seilbahn- konzept wurde integriert: Es garantiert die einer Sektion (Bana Big Ropeway) und die systems. n Sicherheit der Fahrgäste im Bergefall. Pendelbahn Ha Long Queen Cable Car mit https://www.doppelmayr.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 38 Österreich, Europa und die Welt Austrian Art 1860-1960

1. Preis der Volksrepublik China für die beste Ausstellung geht an ein öster- reichisches Projekt – erstmals wurde ein ausländisches Projekt ausgezeichnet.

ie das Ministerium für Kultur der WVolksrepublik China am 18. Jänner 2018 bekanntgab, wurde die 2015 von Kura- tor Josef Schütz und der „Chinese-Austrian Academy of Fine Arts“ gestaltete, unter Pa - tronanz der Botschaft der Republik Öster- reich im Pekinger „World Art Museum of China“ präsentierte Retrospektive „Ein Jahr- hundert Österreichischer Malerei 1860- 1960“ („Austrian Centennial Painting – Austrian Art 1860-1960“) mit dem 600.000 Rmb (rd. 75.500 €, Anm.) dotierten Staats- preis der Volksrepublik China als „beste Ausstellung 2015“ unterstützt (1. Platz). Des Weiteren wurde die Ausstellung vom Kultur- amt der Stadt Peking mit dem „Kreativitäts- preis 2015“ – dotiert mit 100.000 Rmb (rd. 12.600 €, Anm.) – subventioniert. Das Präsidium des Kulturministeriums Schütz Fine Art GmbH Foto: der Volksrepublik China prämiert mit der von v.r.: Prof. Josef Schütz, BR Gudrun Hardiman-Pollross, Wang Limei, Direktorin des BWAM, und Prof. Zhang Gan vom Beijing World Art Museum bei der Ausstellungseröffnung 2015 Schütz Fine Art präsentierten Werkschau ös- terreichischen Kunstschaffens erstmals (!) Die Prämierung mit dem ersten Platz ist tausch einer wechselseitigen Befruchtung im ein Projekt, das nicht nationaler chinesischer gleichzeitig die jüngste Etappe und bislang Sinne der Kreativität förderlich ist. So offen- Herkunft ist. höchste Stufe des seit über vier Jahrzehnten barte die Ausstellung, daß Gustav Klimt und In der Begründung der aus akademischen bestehenden, in den letzten Jahren enorm in - der ihn umgebende Kreis der Wiener Seces- Sachverständigen aller Provinzen, autono- tensivierten aktiven bilateralen Kulturaus- sion enorm beeinflußt war von der Blüte asi- men Regionen und Gemeinden der Volksre- tausches zwischen der Republik Österreich atischer Kunst, klassischer Kaligraphie, die publik sowie aus ExpertInnen der nationalen und der Volksrepublik China. Der mit Milli- in Kunstwerken antizipiert wurde. Museen, VertreterInnen des National Art onen Besuchern enorm erfolgreichen, heftig Irene Giner-Reichl, Botschafterin der Re- Museum of China NAMOC und der nationa- akklamierten, von Medien aller Art (zahllose publik Österreich in China 2015, meinte an - len Akademie der Malerei Chinas bestehen- Berichte in TV, Zeitungen, Magazinen, läßlich der Eröffnung der Ausstellung im den Jury wurde das Projekt – unter 54 in der Internet) reflektierten und auch akademisch Mai 2015: „Seit fast fünf Jahrzehnten pfle- engeren Auswahl nominierten – als das durchgehend positiv bewerteten Ausstellung gen unsere beiden Länder diplomatische „beste Projekt, als das herausragendste Aus- vorangegangen waren 2011 und 2013 Perso- Beziehungen. Bekannt ist der rege bilaterale stellungsprojekt in China im Jahr 2015“ nalen von Willy Eisenschitz und Werner Berg. Austausch ökonomischer und künstlerischer bezeichnet. Mit dem ersten Preis bedacht Gegenstand der nunmehr mit dem ersten Preis Natur. Po sitiven Einfluß auf Zwischen- wurde die an vier Destinationen – im Pekin- ausgezeichneten, dritten von Schütz Fine Art menschlichkeit und Diplomatie hatte von ger „World Art Museum of China“ sowie in in China kuratierten Ausstellung des Jahres jeher Kunst und Kultur.“ Experten hätten ihr weiteren Museen in Dalian, Hubei und Ma - 2015 war die „Präsentation von 100 Gemäl- bestätigt, was schon ihr erster persönlicher cao – gezeigte Ausstellung auf Grund der den namhafter österreichischer Künstler aus Eindruck dieser von Irene und Josef Schütz exzellenten Präsentation, der luziden Aus- 100 Jahren, dem Zeitraum von 1860 bis kuratierten Retrospektive gewesen sei: Näm- wahl der Exponate, der kunsthistorischen 1960“. lich den Umstand, daß namhafte österreichi- Relevanz sowie der gesellschaftlich sowie In eindrucksvoller Art und Weise dekuv- sche Kunst in dieser Fülle, in dieser Qualität sozio-ökonomischen Einordnung der Kunst- riert die Ausstellung „Austrian Art 1860- über einen derart langen – und vor allem der- werke in Relation zur demokratischen Ent- 1960“ auch die wechselseitigen Einflüsse art relevanten Zeitpunkt – noch nie zu sehen wicklung. beider Kontinente. Was das Besondere an war. Weder in Österreich – und schon gar nicht Der seit Jahrzehnten jährlich vom Kultur- dieser Retrospektive österreichischer Kunst außerhalb unseres Landes. Zu danken gilt es ministerium der Volksrepublik China ausge- ausmachte, war die Weite des Bogens, die in der Weitsicht und Kenntnis von Seiten der lobte Preis geht hiermit zum ersten Mal an Hinsicht einer transkontinentalen Verbunden- Museumsdirektion in Peking sowie Schütz ein Projekt, das weder von den nationalen Pro - heit gespannt wurde. Denn die unter Patro- Fine Art als Experte und Kurator.“ n vinzen gestaltet wurde noch nationale chine- nanz der Botschaft gezeigte Schau machte https://www.bmeia.gv.at/oeb-peking/ sische Themenkreise präsentierte. augenscheinlich, daß aktiver Kulturaus- http://www.schuetz-antik.com/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 39 Österreich, Europa und die Welt China feierte traditionelles Neujahr in Bad Goisern

Interkulturelle Zusammenarbeit zwischen Suzhou und Bad Goisern

as chinesische Neujahrsfest, gilt in DChina als der wichtigste Feiertag des ganzen Jahres. Es läutet nach dem chinesi- schen Kalender das Neue Jahr ein und hat einen ähnlichen Stellenwert wie das Weih- nachtsfest bei uns in Österreich. Eine große Wertschätzung war es daher, daß im Rahmen des von AME-Austrian Music Education organisierten Musik-Winter Camps chinesische MusikschülerInnen aus Suzhou samt Eltern und LehrerInnen diese Festtage und den Beginn des chinesischen Jahres, welches 2017 im Zeichen des Hundes steht, in Bad Goisern verbrachten. Das einwöchige Musik-Camp beinhaltete neben Musikunterricht auch Wintersportakti - vitäten wie Langlaufen, Rodeln und Schnee- schuhwandern, Ausflüge zu historischen Stätten und regionale Kulturvermittlung wie Kurse im Jodeln und ein fröhliches gemein- v.l.: Lan HuiLing und Gatte Univ. Prof. Richard Trappl, Bad Goiserns Bürgermeister Peter Ell- sames Apfelstrudelbacken mit den Goiserer mer, Romana Obermair und Peter Brugger von der AME und Tao Deng, Leiter Musikschule Goldhaubenfrauen. Suzhou Der Höhepunkt war die gemeinsame Neu jahrsfeier mit einem Festkonzert unter dem Motto „Dogs Rule“ im vollbesetzten und prächtig dekorierten Saal der Landesmu- sikschule Bad Goisern mit Mu sik und Instru- menten aus beiden Ländern. Nach einführenden Worten durch Prof. Richard Trappl vom Konfuzius Institut der Universität Wien ließen sich die mitwirken- den Kinder aus Österreich und China auf die reiche Vielseitigkeit der Musik des jeweils an deren Landes ungezwungen ein – so san- gen die regionalen Kinderchöre das berühm- te „Jasmin Lied“ in chinesischer Sprache, die chinesischen StudentInnen überraschten wie- derum mit einem spontanen Tanz zu Salz- kammergut-„Paschern“ samt einem Jodler in

regionalem Dialekt. Stadler Fotografie & Pressefotografie Hilbrand Fotos: Das Bläserensemble der Landesmusik - Kinder aus Bad Goisern und Suzhou amüsierten sich königlich beim Neujahrsfest. schu le spielte eine aus China zugesandte Fan - fare und die jüngsten KlavierschülerInnen Beim anschließenden gemeinsamen Neu- chinesischen Millionenstadt Suzhou und der aus Chi na und Bad Goisern gaben zusam- jahrs-Dinner bewunderten Bürgermeister Landesmusikschule Bad Goisern hat sich mit men das Neujahrslied „Gong Xi“ zum Be- Peter Ellmer gemeinsam mit dem Leiter der diesem Festkonzert und gemeinsamen Camp- sten. Jodler der Hollerschanpszutzler, poin- Musikschule Suzhou, Tao Deng, und vielen Projekt erneut auf kultureller Ebene bewie- tierte Beiträge des „Austronom“ sowie Trom- geladenen Festgäste die kunstvoll dekorierte sen. n petenklänge von Hannes Moritz vom Mozar- Neujahrs-Torte der Konditorei Zauner. http://www.austrian-music-education.at teumorchester Salzburg rundeten das Pro- Die interkulturelle Zusammenarbeit zwi- http://lms-badgoisern.at gram stimmungsvoll ab. schen der AME-Partner Musikschule aus der http://www.bad-goisern.ooe.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 40 Österreich, Europa und die Welt Wiener Ball-Luft in Brüssel

Schnell sein zahlt sich aus: Auch dieses Mal war der Wiener Ball, der seit über 40 Jahren Opernball-Luft nach Brüssel bringt, wieder restlos ausverkauft. Fotos: Österreichische Vereinigung in Belgien / Nicolai Bloemstrand Fotos: Österreichische Vereinigung Das Comité des Jeunes bei der Eröffnung des 40. Wiener Balls im Concert Noble in Brüssel

chon im Sommer kamen die ersten An - Sfragen, und bereits mehrere Wochen vor der Veranstaltung waren die letzten Karten vergriffen. Und so tanzten am 3. Februar über 800 Gäste im eleganten Concert Noble bis in die Morgenstunden. Vieles an diesem Ball, der seit Jahrzehn- ten zu Brüssels renommiertesten gesell- schaftlichen Veranstaltungen gehört, erinnert an die Originalbälle in Wien: Die elegante Umgebung, die feinen Roben, das österrei- chische Dekor, die leckeren Spezialitäten aus dem Alpenland. Die Eröffnung wird von den Debütanten gestaltet – sie im weißen Kleid, er im schwarzen Frack –, denen das Kinder- und Jugendballett vorausgeht. Seit vielen Wochen haben die Nachwuchstänzer fleißig geübt, damit am großen Abend auch alles klappt. Die Aufregung ist groß, das Lampenfieber immer mit dabei, aber die minutiöse Vorbereitung zahlt sich aus. Be- v.l. Günther Ettl, Präsident der Österreichischen Vereinigung in Belgien, Peter Florianschütz, gleitet vom begeisterten Beifall der Zu- Gemeinderat der Stadt Wien, und Nikolaus Marschik, Österreichischer Botschafter zur EU

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 41 Österreich, Europa und die Welt

schauer tanzen die Ballerinas zum Strauss- Walzer „Wiener Blut“. Anschließend er obern die 24 Debutanten- Paare die Tanzfläche und stimmen mit Polka, Fächerpolonaise und steyrischen Tän- zen auf den Abend ein. Die Gäste lassen sich nicht lange bitten und lassen vom ersten „Alles Walzer“ bis zum letzten „Brüderlein fein“ keine Gelegenheit aus, sich selbst aufs Parkett zu begeben.

Hoher Besuch Dabei zeigt sich: Nicht nur die jungen TänzerInnen können sich sehen lassen, son- dern auch das Publikum, und das nicht nur, was das Tanzen betrifft – vertreten ist, was Rang und Namen hat. Honorige Ehrengäste waren zahlreich vertreten, allen voran die Österreichische Bot- schafterin Elisabeth Kornfeind und der Ös- terreichische Botschafter Nikolaus Mar- schik. Was für ein Ansehen der Brüsseler Wiener Ball hat, zeigte die Anwesenheit von Benita Ferrero-Waldner, Kommissarin und Bundesministerin a.D. mit Ehemann Prof.

Bild oben (v.l.): die Choreographen Christo- phe et Carolina Houtart, Jasmina Kuen (Organisationscomitee) und Ballorganisatorin Karin Lukas-Eder Bild rechts (v.l.): Österr. Botschafter Thomas Mayr-Harting, Österr. Botschafterin Elisabeth Kornfeind und und Ballorganisatorin Barbara Francois Bild unten: Das Kinder- und Jugendballett Fotos: Österreichische Vereinigung in Belgien / Nicolai Bloemstrand Fotos: Österreichische Vereinigung

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 42 Österreich, Europa und die Welt

Francisco Ferrero Campos, Botschafterin Piritta Asunmaa (Leiterin der Vertretung von Finnland bei der NATO), Botschafter Jiri Sedivy (Ständiger Vertreter der Tschechi- schen Republik bei der NATO), Botschafter Thomas Mayr-Harting sowie der Generaldi- rektor der Generaldirektion NEAR, Christi- an Danielsson. Auch der diesjährige Wiener Ball stand unter der Schirmherrschaft des Bürgermei- sters der Stadt Wien, Michael Häupl, und Gemeinderat Peter Florianschütz ließ es sich nun schon das zweite Mal in Folge nicht neh men, den Brüsseler Ball persönlich als Vertreter der Stadt Wien zu besuchen. Offiziell eröffnet wurde der Wiener Ball 2018 vom neuen Präsidenten der Österreichi- schen Vereinigung in Belgien, Günther Ettl. Es war sein erster Wiener Ball als Präsident, In der Bildmitte: Archiduchesse Anne-Gabrielle d'Autriche gepaart mit dem Stolz, daß seine Tochter Magdalena als Debütantin auftrat.

Von Walzer bis Swing Während am Anfang noch kunstvolle Wal - zer auf dem Parkett zu sehen sind, wird die Stimmung schon nach kurzer Zeit deutlich ausgelassener. Die gelungene Mischung aus Streichorchester und Jazz-Quartett sorgt da- für, daß für jeden etwas dabei ist und Swing neben Walzer, Jive neben Tango zu hören ist. Seit über 20 Jahren setzt das Ballkomitee – an dessen Spitze Barbara François und Karin Lukas-Eder – dabei auf das Ballorchester Krisper, das extra für den Ball von Wien ein- geflogen wird. Einen wahren Höhepunkt er- reicht die Stimmung mit der traditionellen Mit ternachtsquadrille, die nahezu jedes Paar auf die Tanzfläche lockt und nach sieben mehr oder weniger erfolgreich gemeisterten Run- Benita Ferrero-Waldner mit ihrem Ehegatten Prof. Francisco Ferrero Campos den mit einer ausgelassenen Polka endet.

Ein Ball für einen guten Zweck Der Quadrille vorausgegangen war eine kurze, spannende Verschnaufpause, denn pünktlich um Mitternacht galt es, die Gewin- ner der Tombolapreise ausfindig zu machen. Als Hauptgewinn lockte ein dreitägiger Auf- enthalt für zwei Personen in einem Thermal- hotel in Österreich. Dank der zahlreichen BesucherInnen und großzügigen Spenden von verschiedenen Firmen hofft das Ballkomitee auf einen gro- ßen Reinerlös, der zu einem Großteil an SOS Kinderdörfer in Belgien geht. Ansporn genug für die Organisatoren, auch 2019 wieder zum Wiener Ball nach Brüssel einzuladen – ganz sicher wieder mit ausverkauftem Haus. n in Belgien / Nicolai Bloemstrand Fotos: Österreichische Vereinigung https://www.oevb.be/ Hevorragende Stimmung bei der traditionellen Mitternachtsquadrille

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 43 Österreich, Europa und die Welt Wiener Bälle in Sofia

Am 17. Februar ging im ganzvollen Hotel Balkan der 18. Wien-Ball in Sofia über die Bühne: Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky eröffnete als offizieller Vertreter Wiens die Veranstaltung. Foto: Stadt Wien / Irina Simova Foto: Stadt Wien Bei der Eröffnung des Wien-Balls in Sofia 2018 (v.l.): S.E. Roland Hausner, Botschafter der Republik Österreich in Sofia, Dolmetscherin Nadja Stancheva, die Sofioter Bürgermeisterin Jordanka Fandakova, Wiens Stadtrat Jürgen Czernohorszky und Ballorganisatorin Maria Neykova ildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky Bnutzte den Besuch in der Bulgarischen Hauptstadt aber auch für Arbeitsgespräche mit Verantwortlichen der Stadtregierung. So gab es bereits am 16. Februar einen Erfah- rungsaustausch mit Vizebürgermeister Todor Tschobanov, der in Sofia für Kultur, Bildung, Sport und Abhängigkeitsprävention zustän- dig ist. Gesprochen wurde dabei unter ande- rem über die Wiens Modell der Kinderbe- treuung und den Umgang der Stadt mit den wachsenden Bevölkerungszahlen. „Sofia und Wien verbindet vieles: So haben beide Städ- te eine lange Geschichte und Tradition, sind aber als Ballungsräume auch mit einem ste- tigen Zuzug und einer wachsenden Bevölke- rung konfrontiert“, betonte Czernohorszky. „Da spielt es eine wichtige Rolle, auch rasch die notwendige Infrastruktur zu schaffen.

Wien kann hier gerade im Bereich der Bil- Stadt Wien / Toni Tonchev Foto: dungsinfrastruktur wichtige Erfahrun gen ein- Erfahrungsaustausch am Tag vor dem Wien Ball: Wiens Stadtrat Jürgen Czernohorszky (l.) bringen.“ und Todor Tschobanov, Sofioter Vizebürgermeister für Bildung und Kultur

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 44 Österreich, Europa und die Welt

Wien-Bälle mit langer Tradition „Eine wunderbare gesellschaftliche kari- tative Veranstaltung. Ein unvergeßlicher Ball - abend, der mit seiner Festlichkeit und Ablauf mit einigen von unseren größten Bällen in Wien verglichen werden kann“, lobte Tho- mas Reindl, erster Vorsitzender des Wiener Gemeinderates, den Ball anläßlich des Ab- schlußabends der „Wiener Tage in Sofia 2017“ im festlichen Saal des Militärklubs vor etwa 200 Gästen. Der Erste Wiener Ball fand am 17. Febru- ar 1996 in den Sälen des eben erwähnten Militärklubs statt, die Idee dafür kam von den WienerInnen in Bulgarien und Diploma- ten an der Österreichischen Botschaft in So- fia. Nach einer vierjährigen Unterbrechung und mit der Neubesetzung der Botschaft im Jahr 2000 wurde die Initiative zu neuem Le- Ein bezauberndes Ballett begeisterte alle Ballgäste ben erweckt und der „Verein Wiener Klub in Sofia“ um Unterstützung er sucht. Mit ver- einten Kräften und mit der Unterstützung der Stadt Wien wurde der zweite Wiener Ball im Februar 2001 wieder im Militärklub veran- staltet. Ein anderes Format, aber einer der bedeu- tendsten Momente in der Geschichte der Wiener Bälle in Sofia, war der karitative Wiener Galaabend im Jahr 2002 im Hotel Kempinski, an dem eine Delegation aus Wien, an der Spitze mit dem Landeshaupt- mann und Bürgermeister von Wien Michael Häupl, teilgenommen hatte. Einer der Ball- gäste war damals auch der Welt-Filmstar Ste - ven Seagal, der damals gerade in Sofia einen Film drehte. Seit 2003 werden die Wiener Bälle in Sofia regelmäßig in den Hotels Hilton, Kem- pinski-Sografski und die meisten im Shera- Danach hieß es »Alles Walzer«. ton veranstaltet. Die Organisation ist Aufga- be der Gründerin und gegenwärtigen Vorsit- zenden des Vereins Wiener Klub, Maria Neykova, wobei für den künstlerischen Teil des Balls Prof. Rumen Neykov Sorge trägt. Die Wiener Bälle in Sofia stehen unter dem Ehrenschutz des jeweiligen österreichi- schen Botschafters und eines von ihm ge - wählten bulgarischen hochrangigen Politi- kers. Vor acht Jahren hat der damalige Bot- schafter die Entscheidung getroffen, die Bür- germeisterin von Stadt Sofia für die Schirm- herrschaft einzuladen – und es wurde ausge- macht, daß, unabhängig davon wer der Bür- germeister und wer der Botschafter ist, beide immer die Patronanz über den Ball überneh- men werden. Und schon seit acht Jahren ist

die Bürgermeisterin von Sofia, Yordanka Fan- Fotos: Romeo Cholakov dakova, die Schirmherrin des Balls. Zu je- Der Lektor und Küchenmeister an der Tourismusschule MODUL, Gottfried Gansterer, versorg- dem Ball kommt auch eine hochrangige te die rund 400 Ballgäste mit Wiener Spezialitäten – im Bild tanzend mit seiner Gattin

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 45 Österreich, Europa und die Welt

Delegation aus Wien. So war etwa National- ratspräsidentin Barbara Pram mer 2007 Ball- gast in Sofia. Man kann sagen, daß die Bälle in Sofia den Stil der authentischen Wiener Bälle ha - ben, weil die typischen Hauptkomponenten dabei sind: Wie überall werden die Ballgäste mit einem Glas Sekt und einer Damenspende der Stadt empfangen. Dann kommt die fest- liche Eröffnung, beginnend mit den Anspra- chen der Ehrengäste und mit dem anschlies- senden Einzug der DebütantInnen, sie sind SchülerInnen der Elitenschulen in Sofia (die jungen Damen wurden übrigens von der Stadt Wien mit einer Tiara ausgestattet). Es werden die „Fächerpolonaise“ von Carl M. Ziehrer und „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauss getanzt. Foto: Romeo Cholakov Eine der Ehrengäste beim Wiener Ball war 2007 Nationalratspräsidentin Barbara Pram mer. Nachdem „Alles Walzer“ angesagt wird, Im Bild (v.l.): Botschafter Karl Diem, Georgi Pirinski, damals Vorsitzender des bulgarischen kommen alle Ballgäste auf die Tanzfläche Parlaments, mit seiner Gattin, Barbara Prammer († 2014), Ballveranstalterin Maria Neykova um Walzer zu tanzen. Das Ballorchester und Prof. Alexander Yossifov, damaliger Vorsitzender des Vereins »Wiener Klub in Sofia« spielt Wiener Walzer und klassische Tanz- tanzt, was die Stimmung in einen neuen Auf- wird an Kinderheime, Krankenhäuser, die musik der Wiener Komponisten. Es wird bis schwung bringt. Stiftung Concordia und andere Bedürftigen spät in der Nacht getanzt, aber da nicht nur In einer improvisierten Weinstube können gespendet. klassische Tänze getanzt werden, sondern die Gäste bei Weinverkostung mit Gulasch- „Für den Verein Wiener Klub in Sofia ist auch moderne, ist auch eine Band für moder- suppe und Würstchen entweder die Kunst die Unterstützung der Stadt Wien von großer ne Tanzmusik engagiert, da mit all jene, die eines Heurigen-Duos aus Wien bewundern Bedeutung und hier ist die Stelle für unser nicht besonders mit den klassischen Tänzen oder einfach entspannt plaudern. Dankeschön für die gute Zusammenarbeit in vertraut sind (z.B. linker Walzer), sich auch In den letzten sieben Jahren verwöhnte allen diesen Jahren! Mit der Zeit ist der Ball amüsieren können. der Lektor und Küchenmeister an der Touris- eine Brücke für die Vertiefung der Beziehun- Ein weiteres Hauptelement des Wien- musschule MODUL, Gottfried Gansterer, gen in jeder Hinsicht zwischen Sofia und Balls in Sofia ist das Mitternachtsprogramm. die Ballgäste mit Wiener Spezialitäten – was Wien geworden, weil wie unsere Bürgermei- Sich von den Tänzen ausruhend, genießen die ja ganz nicht so einfach ist, wenn es sich um sterin Yordanka Fandakova sagt, es gibt Vie- Gäste die Darbietungen der führenden Soli- 400 Gäste handelt. les zu lernen von der besten Stadt zum Le- sten und Ballett-TänzerInnen des Operetten- Ein wichtiges Element des Wien-Ball ist ben in der Welt, Wien“, sagte Maria Neyko- theaters und der Nationaloper. der karitative Zweck: Der Reinerlös, der sich va, Vorsitzende des Vereins Wiener Klub in Um Mitternacht wird Quadrille unter der aus einem Teil des Preises der Ballkarten, der Sofia. n Leitung eines Tanzmeisters aus Wien ge - Tombola und einer Auktion zusammensetzt, http://www.wienerclub-bg.org/public/?lang=de Foto: Stadt Wien / Irina Simova Foto: Stadt Wien Ein Eindruck von der glanzvollen Wien-Ball-Eröffnung in Sofia

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 03. 03. 2018 46 Innenpolitik Tirol hat gewählt

Landeshauptmann Günther Platter konnte mit seiner ÖVP 44,26 Prozent der Stim- men auf sich vereinen. Die SPÖ hält mit 17,25 Prozent Platz zwei dicht gefolgt von der FPÖ mit 15,53 Prozent. Die Grünen und die Liste Fritz müssen Verluste hinneh- men, NEOS werden mit 5,21 Prozent erstmals in den Landtag einziehen. Foto: ÖVP / Jakob Glaser

Große Freude herrschte bei nach der ersten Hochrechung in der ÖVP. Im Bild (v.l.): Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Bundeskanzler Sebastian Kurz, Landeshauptmann Günther Platter und Margarete Schramböck Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort

m 25. Februar hat in Tirol die Landtags- „Family – Die Tiroler Familienpartei“ negative Entwicklung. Einen großen Teil Awahl stattgefunden. Landeshauptmann erreicht mit ihrer Spitzenkandidatin Andrea dieses Protests kann die FPÖ für sich Günther Platter konnte 4,91% dazugewinnen Krumschnabel 1,14%. gewinnen (46% in dieser Gruppe). und erreichte mit 44,26% für seine ÖVP. „Impuls Tirol“ erreicht mit ihrem Spit- Die SPÖ erreichte mit ihrer Spitzenkan- zenkandidaten Josef Schett 0,48%. ... und Zukunftssorgen didatin SPÖ-Spitzenkandidatin Elisabeth Auch diesmal wurden zwischen 22. und Auf der anderen Seite blicken rund vier Blanik 3,53% Zugewinn und erhielt nun 25. Februar 1.210 Wahlberechtigte von von zehn Befragten mit Sorge in die Zukunft 17,25% der Stimmen. ORF/ SORA/ISA telefonisch interviewt und und meinen, daß das Leben für die heute jun - Die FPÖ unter ihrem Spitzenkandidaten zu ihren Wahlentscheidungen zu befragt: ge Generation einmal schlechter sein wird. Markus Abwerzger legt 6,19% zu und m Zwei Drittel machen sich „große Sorgen, kommt nun auf 15,53%. Keine Wechselstimmung im Land dass sich unsere Gesellschaft immer wei- Die Grünen unter ihrer Spitzenkandidatin Stimmung zwischen Zufriedenheit ... ter auseinander entwickelt“. Ingrid Felipe müssen einen Verlust von Wie die Wahltagsbefragung zeigt, herrsch- m 73% sagen, dass man sich das „Leben in 1,92% hinnehmen, ziehen aber mit 10,67% te bei dieser Wahl keine starke Wechselstim- Tirol immer schwerer leisten“ könne. neuerlich in den Tiroler Landtag ein. mung: m Personen mit solchen Sorgen haben selte- Die NEOS können sich mit ihrer Spitzen- m Rund die Hälfte der Befragten schätzen ner ÖVP und häufiger SPÖ, FPÖ und kandidaten Dominik Oberhofer nach erstma- die Entwicklung des Landes in den ver- Grüne gewählt. ligem Antreten über 5,21% freuen und wer- gangenen fünf Jahren als gleichbleibend den in den Tiroler Landtag einziehen. ein („es hat sich nichts verändert“). Mehrheit mit bisheriger Arbeit der Landesregierung zufrieden Die Liste Fritz mit ihrer Spitzenkandida- m Ein Drittel (32%) sehen eine positive tin Andrea Haselwanter-Schneider verliert Entwicklung. Mit 59% ist die Mehrheit der Tiroler 0,15% und verbleibt mit 5,46% im Landtag. m Im Vergleich dazu beklagen nur 17% eine Wahlberechtigten mit der Arbeit der bisheri-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 03. 03. 2018 47 Innenpolitik gen Landesregierung zufrieden. Von dieser Zufriedenheit profitiert vor allem die ÖVP, die Grünen erhalten von UnterstützerInnen wie von KritikerInnen der Landesregierung gleichermaßen Stimmen. GegnerInnen der Landesregierung wählten FPÖ und – etwas weniger stark – SPÖ.

Wer hat wen gewählt Die Wahltagsbefragung zeigt bei dieser Wahl deutliche Unterschiede im Wahlverhal- ten unterschiedlicher soziodemographischer Gruppen. Unterschiede nach Alter und Geschlecht m Wie bei der Landtagswahl 2013 erzielte die ÖVP deutlich bessere Resultate unter Älteren und erreichte in der Gruppe der Ab-60-Jährigen 68% der Stimmen. m Frauen wählten überdurchschnittlich SPÖ und Grüne, Männer hingegen die FPÖ m Unter jüngeren Männern (bis 44) erhielt die FPÖ 29% (hinter der ÖVP mit 34%) m Die Grünen schnitten mit 25% unter jün- geren Frauen (bis 44) besonders gut ab (in dieser Gruppe praktisch gleichauf mit ÖVP und SPÖ)

Unterschiede nach Erwerbsstatus und Bildung m Unter ArbeiterInnen liegt bei dieser Wahl die FPÖ mit 48% der Stimmen an erster Stelle. m Unter Angestellten liegt die ÖVP mit 32% vor SPÖ (23%) und Grünen (16%) In der Unterscheidung nach formaler Bil- dung zeigt sich, daß die ÖVP in allen Grup- pen an erster Stelle liegt, mit Ausnahme der Personen mit Universitätsabschluß: In dieser Gruppe erreichten die Grünen 29% (ÖVP: 27%). m Insbesondere Frauen mit höherer forma- ler Bildung (zumindest Matura) haben die Grünen gewählt. m Unter Männern mit Matura schnitten die NEOS mit 15% besonders stark ab. Die ÖVP erreichte 37% in dieser Gruppe.

Wahlmotive und Themen im Wahlkampf ÖVP überzeugt mit Spitzenkandidat und bis- heriger Arbeit Die ÖVP hat im Wahlkampf auf Kontinu- ität und Stabilität gesetzt. Für die große Mehrheit der ÖVP-WählerInnen stand ihre Entscheidung schon lange vor dem Wahltag fest. Sie sind mit der Arbeit der ÖVP zufrie- den und wünschen sich eine Fortführung der Regierungsarbeit. Wichtigste Wahlmotive

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 03. 03. 2018 48 Innenpolitik waren Spitzenkandidat Günther Platter, die bisherige Arbeit der ÖVP sowie die Inhalte der Partei. Von den abgefragten politischen Themen haben sich die ÖVP-WählerInnen im Wahl- kampf am ehesten mit der Transitfrage aus- einandergesetzt (36% „sehr häufig disku- tiert“), alle anderen Themen waren weniger wichtig.

SPÖ mit sozialen Themen und Rückenwind von Oppositionsrolle im Bund Für die SPÖ-WählerInnen standen dies- mal die Inhalte der Partei als wichtigstes Wahlmotiv im Vordergrund. Wie die abge- fragten Wahlkampfthemen zeigen, ging es dabei vor allem um Sozialleistungen, Woh- nen, Gesundheit und Pflege. Am häufigsten haben die SPÖ-WählerIn- nen im Wahlkampf über die „Maßnahmen der Bundesregierung“ diskutiert (42% „sehr häufig“). Die Opposition gegen Schwarz- Blau in Wien war demnach ein weiterer mobilisierender Faktor für die SPÖ.

FPÖ mit Themen Zuwanderung, Sicherheit und Arbeitsplätzen Für die FPÖ-WählerInnen war „Zuwan- derung“ mit Abstand das wichtigste Thema im Wahlkampf, gefolgt von „Sicherheit“ und „Arbeitsplätzen“. 14% der Befragten FPÖ-WählerInnen gaben an, dass sie die FPÖ vor allem gewählt haben, weil sie in der künftigen Landesregierung vertreten sein soll. 11% nannten hingegen als Hauptmotiv, dass die Partei eine Kontrollfunktion ausübt und sich um Missstände kümmert.

Grüne profitieren von Last-Minute-Swing Ebenso wie die FPÖ konnten die Grünen überdurchschnittlich viele WählerInnen erst in den letzten Tagen vor der Wahl überzeu- gen. Beide Parteien profitierten daher von der Diskussion über eine Richtungsentschei- dung zwischen „Schwarz-Grün“ versus „Schwarz-Blau“ in Tirol. Hinsichtlich der wichtigsten Wahlmotive stehen bei den Grün-WählerInnen klar die Inhalte im Vordergrund (für 41% wichtigstes Wahlmotiv), d.h. insbesondere die Themen Umweltschutz und Bildung. Ebenso wie bei der SPÖ profitierte auch die Mobilisierung der Grünen von der Oppo- sition gegen Schwarz-Blau im Bund: 49% der Grün-WählerInnen haben im Wahlkampf sehr häufig über die Maßnahmen der Bundesregierung diskutiert. Separate Auswertungen für die anderen

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Parteien sind aufgrund der Stichprobengröße nicht möglich.

Welche Parteien in die nächste Regierung? Welche Parteien sollen nach Meinung der Befragten in der nächsten Landesregierung vertreten sein? Die ÖVP-WählerInnen sind in dieser Frage gespalten: Jeweils rund drei von zehn sprechen sich für die Zusammenar- beit der ÖVP mit SPÖ, FPÖ und den Grünen aus.

Wählerströme Die SORA Wählerstromanalyse, durch- geführt im Auftrag des ORF, beleuchtet die Wählerwanderungen ausgehend von der Landtagswahl 2013.

Zentrale Trends m Eine Besonderheit bei dieser Wahl: Sechs Listen, die 2013 zusammen 19,4% der gültigen Stimmen erhalten hatten, sind diesmal nicht mehr angetreten, darunter Vorwärts Tirol mit 9,5% und 4 Mandaten. m Mit 10.000 Stimmen kann die ÖVP den größten Zugewinn von „Vorwärts Tirol“ erzielen. 32.000 Stimmen erhält sie von Personen, die 2013 nicht gewählt haben. m Die SPÖ-Zugewinne gegenüber 2013 kommen v.a. von den Grünen (9.000 Stimmen), NichtwählerInnen und Sonsti- gen der Landtagswahl 2013 (je 5.000). m Die FPÖ-Zugewinne kommen von Nicht- wählerInnen und Sonstigen der Landtags- wahl 2013 (darunter das Team Stronach), von der ÖVP (5.000) sowie Fritz und Vor- wärts (je 4.000).

Wählerströme im Detail Die ÖVP kann 72% ihrer WählerInnen von 2013 wieder überzeugen. Zugewinne erzielt sie insbesondere mit 32.000 Stimmen von NichtwählerInnen der Wahl 2013 sowie mit 10.000 Stimmen von der Liste „Vorwärts Tirol“, die diesmal nicht mehr zur Wahl angetreten ist. 24.000 ÖVP- WählerInnen von 2013 sind diesmal nicht zur Wahl gegangen. 5.000 Stimmen gingen an die FPÖ verloren. Die SPÖ kann 71% der WählerInnen von 2013 mobilisieren. Sie gewinnt insbesondere Stimmen von den Grünen (9.000), den NichtwählerInnen und Sonstigen (je 5.000) der Landtagswahl 2013 (KPÖ, Team Stro- nach, BürgerKlub-Tirol, Piraten Partei Tirol, Für Tirol, Die Christen). Verluste erleidet die SPÖ vor allem an die Nichtwahl (7.000 Stim- men).

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Die FPÖ überzeigt rund zwei Drittel ihrer WählerInnen von 2013 erneut. Stimmenzugewinne verbucht sie von den NichtwählerInnen und den Sonstigen der Landtagswahl 2013 (je 8.000), der ÖVP (5.000) sowie Fritz und Vorwärts (je 4.000). Nennenswerte Verluste erleidet die FPÖ nur an die Nichtwahl (6.000 Stimmen). Die Grünen können rund die Hälfte ihrer WählerInnen von 2013 mobilisieren. Sie gewinnen je 4.000 Stimmen von Vor- wärts und den Sonstigen der Landtagswahl 2013. Verluste erleiden die Grünen vor allem an die SPÖ (9.000) und die NEOS (4.000). Die Liste Fritz überzeugt nur ein gutes Drittel (38%) ihrer WählerInnen von 2013 erneut. Stimmenverluste gehen vor allem an FPÖ (4.000), SPÖ (3.000) und ÖVP (2.000). Zugewinne erzielt die Liste Fritz mit 5.000 Stimmen vor allem von der Sonstigen der Landtagswahl 2013. Die Neos ziehen erstmals in den Tiroler Landtag ein. Ihre Stimmen setzen sich wie folgt zusammen: 4.000 kommen von den Grünen, je 3.000 von ÖVP, Vorwärts und NichtwählerInnen von 2013 und je 1.000 von den anderen Parteien.

Vergleich zum Bundestrend Das Wahlverhalten bei Landtagswahlen unterscheidet sich traditionell deutlich von Bundeswahlen. Eine Analyse von SORA im Auftrag des ORF beleuchtet, wie die Lan- desparteien im Vergleich zum Bundestrend abschneiden: Trotz deutlich niedriger Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl kann die Landes-ÖVP rund drei Viertel aller ÖVP-WählerInnen der Nationalratswahl vom 15.10.2017 mobilisie- ren. Größere Zugewinne (9.000 Stimmen) kommen von FPÖ-WählerInnen der Natio- nalratswahl hinzu. SPÖ und FPÖ hinter Bundesergebnis: AnhängerInnen blieben zuhause: Über ein Drittel der WählerInnen von SPÖ und FPÖ bei der jüngsten Bundeswahl sind bei dieser Landtagswahl zuhause geblieben. FPÖ mit Verlusten auch an ÖVP, Fritz und SPÖ: Nur 41% der FPÖ-WählerInnen der Nationalratswahl haben auch am 25.2. bei der FPÖ ihr Kreuz gemacht. 9.000 haben sich bei der Landtagswahl für die ÖVP ent- schieden, 6.000 für die Liste Fritz und 5.000 für die SPÖ. Detailinformationen zum Wahlergebnis: https://wahlen.tirol.gv.at/landtagswahl_2018/index.html Quelle: http://www.sora.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 03. 03. 2018 51 Innenpolitik LH Günther Platter

„Es ist für mich persönlich, für mein Team eine große Bestätigung der Arbeit. Es bedeu- tet aber auch für mich persönlich eine ganz besondere Motivation für die Zukunft, für die nächsten fünf Jahre!“, sagte der Landes- hauptmann in einer ersten Reaktion am Wahlabend. „Ich habe natürlich großes Inter- esse, daß man mit allen ein Gespräch führen und schauen wird, wie man inhaltlich zu- sammenkommt – auch was die Personen be - trifft –, wer in einer Regierung sein wird“, auf die Frage des Moderators, mit wem er

künftig regieren werden. „Da sollte man sich Foto: ORF / Aktueller Dienst http://tvthek.orf.at einfach die Zeit nehmen und in Ruhe die Landeshauptmann Günther Platter in der ORF-Sondersendung am 28. Februar Konzepte gegenseitig abstimmen. Ich habe natürlich Interesse einerseits, daß Qualität hen wird. Unabhängig davon, ob eine Regie- se einer guten Weiterentwicklung des Lan- vor Geschwindigkeit steht, aber andererseits, rungsbeteiligung vorgesehen ist oder nicht. des“, so Platter. wenn es irgendwie machbar ist, daß wir vor Denn man habe Verantwortung im Tiroler Jetzt gehe es darum, möglichst schnell Ostern noch fertig werden.“ Das entschei- Landtag für die Entwicklung des Landes. Ich eine stabile Regierung für Tirol zu bilden. dende sei, daß ein Vertrag für fünf Jahre ent- bin sehr froh darüber, daß hier mit Sicherheit „Ich werde dazu mit allen Parteien, die stünde, daß die Lebensqualität im Land Tirol keine roten Linien gezogen werden, sondern zukünftig im Landtag vertreten sein werden, noch weiter verbessert werden könne. Es sei daß man sehr aktiv die verschiedensten The- Gespräche führen. Bereits am 7. März wür- sehr vernünftig, daß alle Bereitschaft zeigen, men angeht. Werden sehr viele davon zu be - den entsprechend der Stärke der Parteien mit daß man sich zusammensetzt und überlegt, wältigen haben, und ich werde das mit mei- diesen Sondierungsgespräche gestartet. n wie es in den nächsten fünf Jahren weiterge- nem Team sehr sorgsam machen. Im Interes- https://www.tirol.gv.at Foto: ÖVP / Jakob Glaser Foto: ÖVP Ist mit dem Wahlergebnis sichtlich sehr zufrieden: Landeshauptmann Günther Platter feiert mit seinen MitstreiterInnen den Wahlsieg.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 52 Innenpolitik Kärnten hat gewählt

Landeshauptmann Peter Kaiser konnte mit seiner SPÖ 47,94 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Die FPÖ hält mit 22,96 Prozent Platz zwei dicht gefolgt von der ÖVP mit 15,45 Prozent. Als vierte Partei zieht das Team Kärnten mit 5,67 Prozent in den Landtag ein. Grünen und NEOS haben den Einzug verpaßt. Foto: LPD Kärnten Um 17:30 Uhr nahmen die vier SpitzenkandidatInnen Stellung zur Hochrechnung (v.l.): Christian Benger (ÖVP), Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), Gernot Darmann (FPÖ), Gerhard Köfer (Team Kärnten), und Markus Unterdorfer- Morgenstern (NEOS). In der Bildmitte: ORF Kärnten-Redakteur Bernhard Bieche.

m 4. März hat in Kärnten die turnusmäs- Holub 8,98 % im Vergleich zu 2013 und sind Auch diesmal wurden zwischen 1. und 4. Asige Landtagswahl stattgefunden, am mit 3,12 % nicht mehr im Landtag vertreten. März 1.224 Wahlberechtigte von ORF/ darauffolgenden Nachmittag waren auch die NEOS/Mein Südkärnten war mit Spitzenkan- SORA/ISA telefonisch interviewt und zu 25.424 Wahlkarten ausgezählt (2013: 19.692), didat Gabriel Hribar mit 2,14 % weit von der ihren Wahlentscheidungen zu befragt: womit es ein vorläufiges Endergebnis gab. 5-%-Hürde für den Einzug in den Landtag Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) ist entfernt. BZÖ, KPÖ, die Liste Verantwor- Wer hat wen warum gewählt? ein Erdrutschsieg gelungen: Ausgehend von tung Erde und die Liste Fair erhielten ge - Analysen und Motive 35,76 % Prozent im Jahr 2013 es ihm gelun- meinsam 2,8 %. Die ORF/SORA/ISA Wahltagsbefragung gen, mit einem Zugewinn von 10,81 % mit Im Vorfeld waren Befürchtungen laut ge - beruht auf telefonischen Interviews mit 47,94 % seine Partei knapp an die Absolute worden, Peter Kaiser könnte trotz eines 1.224 Wahlberechtigten, die zwischen 1. und Mehrheit heranzuführen. Auf Platz zwei lan- Wahlsiegs wegen einer FPÖ-ÖVP-Koalition 4. März durchgeführt wurden. det die FPÖ unter ihrem Spitzenkandidaten den Landeshauptmannsessel verlieren, ist Gernot Darmann, die 6,11 % zulegen und dies jetzt völlig ausgeschlossen: Kaiser ist Mehrheitlich zufriedene KärntnerInnen somit auf 22,96 % kommt. ÖVP-Spitzenkan- nun in der komfortablen Lage, sich seinen stärken Amtsinhaber Peter Kaiser didat Christian Benger erreicht nach einem Koalitionspartner aussuchen zu können. Da Wie die Wahltagsbefragung zeigt, ist eine geringeren Zuwachs von 1,05 % mit 15,45 % das Land das Proporzsystem abgeschafft hat, Mehrheit von 60 % der Kärntner Wahlbe- Platz drei. Das Team Kärnten unter Spitzen- sind nun nicht mehr alle im Landtag vertre- rechtigten mit der Arbeit der Landesregie- kandidat Gerhard Köfer verliert zwar 5,51 %, tenen Parteien auch in der Landesregierung rung sehr oder ziemlich zufrieden. Von die- kann aber mit 5,67 % der Stimmen den neu- vertreten. Der Wahlsieger führt laut Landes- ser Zufriedenheit profitiert vor allem die erlichen Einzug in den Kärntner Landtag ab - verfassung nun Gespräche zu Findung einer SPÖ unter Peter Kaiser. Auch Personen, die sichern. Nach parteiinternen Problemen ver- Koalitionsregierung, wofür alle drei weite- optimistisch in die Zukunft blicken, haben lieren die Grünen unter Spitzenkandidat Rolf ren Parteien in Frage kommen. vor allem SPÖ gewählt.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 53 Innenpolitik

Die FPÖ schneidet hingegen insbesonde- re unter Personen stark ab, die pessimistisch in die Zukunft blicken (sie erreicht in dieser Gruppe 48% der Stimmen)

Zustimmung zur Bundesregierung gesunken FPÖ und ÖVP haben bei der National- ratswahl in Kärnten rund 59 % der Stimmen auf sich vereint. Aktuell liegt die Zufrieden- heit mit der türkis-blauen Bundesregierung bei 42 % (9 % „sehr zufrieden“, 33 % „ziem- lich zufrieden“). Während daher der Mobilisierungseffekt durch den türkis-blauen Bundestrend schwä- cher wurde, gewinnt auf der anderen Seite das Protestmotiv gegen die Bundesregierung bei SPÖ-WählerInnen an Bedeutung. Mit Blick auf die Zukunft Kärntens sagen rund drei Viertel der Befragten, daß sie auf gute Lösungen der Politik vertrauen.

Wer hat wen gewählt? Die Wahltagsbefragung zeigt bei dieser Wahl deutliche Unterschiede im Wahlverhal- ten unterschiedlicher soziodemographischer Gruppen.

SPÖ-Absolute unter Frauen Hätten bei dieser Landtagswahl nur Kärntnerinnen gewählt, wäre die SPÖ auf 56 % gekommen. Unter männlichen Wählern gibt es hinge- gen eine blau-türkise Mehrheit von 47 %.

Unterschiede nach Alter Die SPÖ erreicht mit 58 % ihr bestes Er- gebnis unter Älteren (60plus). Bei der FPÖ gibt es nur geringe Unter- schiede nach Alter; im Vergleich zur Land- tagswahl 2013 legte die FPÖ insbesondere bei den Unter-30-Jährigen zu und erreicht 2018 in dieser Gruppe wieder 24 %. Die ÖVP erzielt ihr bestes Ergebnis unter 30-59-Jährigen. Die Grünen wurden vor allem von Unter- 30-Jährigen bzw. jungen Frauen gewählt.

Unterschiede nach Erwerbstätigkeit und Bildung Die SPÖ erzielt in allen Bildungsgruppen ähnlich gute Resultate und den ersten Platz. Die FPÖ schneidet in Kärnten unter ArbeiterInnen bzw. Männern ohne Matura überdurchschnittlich gut ab. Die ÖVP wird besonders von Männern mit Matura gewählt.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 54 Innenpolitik

Wahlmotive und Themen SPÖ gewinnt mit Landeshauptmann-Bonus und sozialen Themen Die SPÖ profitiert bei dieser Wahl von der mehrheitlichen Zufriedenheit der Kärnt- nerInnen mit der Landesregierung. Landes- hauptmann Peter Kaiser kann über das Wah- lergebnis seiner Partei hinaus mobilisieren und hätte bei einer fiktiven Direktwahl eine absolute Mehrheit erhalten (54 %): Für 33 % der SPÖ-WählerInnen ist Peter Kaiser laut eigener Angabe das wichtigste Wahlmotiv gewesen. Inhaltlich waren für SPÖ-Wähle- rInnen soziale Themen zentral (Soziallei- stungen, Arbeitsplätze, Gesundheit und Pfle- ge) sowie der Protest gegen die Maßnahmen der Bundesregierung.

FPÖ spricht Zukunftspessimismus und Zuwanderungs-Thema an Vor allem Personen, die pessimistisch in die Zukunft blicken, haben bei dieser Land- tagswahl FPÖ gewählt. Inhaltlich stand da- bei klar das Zuwanderungsthema im Vorder- grund (66 % haben darüber im Wahlkampf „sehr häufig diskutiert“). Weitere häufig genannte Wahlmotive sind neben Inhalten und der bisherigen Arbeit der Partei auch das Motiv, daß die FPÖ in die Landesregierung kommen bzw. wieder Erste in Kärnten wer- den solle. 2 % der FPÖ-WählerInnen nann- ten als ihr wichtigstes Wahlmotiv, daß sie dadurch ihre Unterstützung der Bundesre- gierung ausdrücken wollten. Nachteilig wirkt sich nach wie vor das Hypo-Desaster auf die FPÖ aus: Personen, die die Verant- wortung daran vor allem bei ihr sehen (38 % der Befragten), haben kaum FPÖ gewählt.

ÖVP punktet mit Wirtschaftsthema Wahlmotive für die ÖVP sind vor allem Inhalte und die bisherige Arbeit der Partei. Wie die Auswertung der häufig diskutierten Themen zeigt, geht es den ÖVP-WählerIn- nen dabei insbesondere um Wirtschaft, die Maß nahmen der neuen Bundesregierung so - wie Zuwanderung. Separate Auswertungen für die anderen Parteien sind aufgrund der Stichprobengröße nicht möglich.

Welche Parteien in die nächste Regierung? Welche Parteien sollen nach Meinung der Befragten in der nächsten Landesregierung vertreten sein? SPÖ-WählerInnen wünschen sich neben ihrer Partei die ÖVP (47 %) in einer Landesregierung. 42 % hätten sich eine Koalition mit den Grünen gewünscht.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 55 Innenpolitik

FPÖ-WählerInnen bevorzugen mehrheit- lich eine Zusammenarbeit mit der ÖVP. ÖVP-WählerInnen präferieren leicht eine Zusammenarbeit mit der SPÖ (56 %) gegen- über der FPÖ (42 %).

Wählerströme Die SORA Wählerstromanalyse, durch- geführt im Auftrag des ORF, beleuchtet die Wählerwanderungen ausgehend von der Landtagswahl 2013. Bei deutlich gesunkener Wahlbeteiligung mobilisiert die SPÖ am besten und über- zeugt acht von zehn WählerInnen von 2013 erneut. Zusätzlich kann sie mit 17.000 Stim- men am meisten von den NichtwählerInnen dazugewinnen (bzw. von Personen, die 2013 noch nicht wahlberechtigt waren). 13.000 SPÖ-Stimmen kommen von den Grünen hinzu. Die FPÖ überzeugt rund drei Viertel (73 %) ihrer WählerInnen erneut. Ihre Zuge- winne stammen vor allem vom Team Stro- nach (11.000 Stimmen) und vom BZÖ (7.000 Stimmen). – Rund ein Drittel der BZÖ-WählerInnen von 2013 (35 %) haben diesmal nicht gewählt. Die ÖVP mobilisiert rund zwei Drittel (65 %) ihrer WählerInnen erneut. Zugewin- ne kommen mit 4.000 Stimmen von der SPÖ und je 3.000 von FPK, Team Stronach und BZÖ. Auf der anderen Seite verliert die ÖVP auch 5.000 Stimmen an die SPÖ. Die Grünen, die 2013 ein außergewöhn- lich gutes Wahlergebnis erzielt hatten, lösen sich vor allem in Richtung Nichtwahl (14.000 Stimmen) und SPÖ auf (13.000 Stimmen). Nur 7.000 Grün-WählerInnen von 2013 haben auch diesmal Grün gewählt. Das Team Kärnten gewinnt nur jede dritte „Team Stronach“ Stimme von 2013, rund ebenso viele WählerInnen (11.000) gehen diesmal zur FPÖ. Das BZÖ löst sich vor allem in Richtung FPÖ und Nichtwahl auf (je 7.000 Stimmen). Die KPÖ sowie die Listen Erde und Fair werden in der Wählerstromanalyse als „Son- stige“ zusammengefaßt.

Die Landtagswahl im Vergleich zum Bundestrend Das Wahlverhalten bei Landtagswahlen unterscheidet sich traditionell deutlich von Bundeswahlen. Eine Analyse von SORA im Auftrag des ORF beleuchtet, wie die Lan- desparteien im Vergleich zum Bundestrend abschneiden: Die Landes-SPÖ zieht v.a. ÖVP-Wähle- rInnen der Nationalratswahl an

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 56 Innenpolitik

27.000 KärntnerInnen, die am 15. Okt- ober 2017 Liste Kurz gewählt haben, haben bei dieser Landtagswahl der SPÖ ihre Stim- me gegeben. 7.000 Stimmen kommen von der FPÖ hinzu.

FPÖ mit Mobilisierungsschwierigkeiten: jede/r Dritte blieb zuhause Die FPÖ bleibt deutlich hinter dem Bun - desergebnis vom 15.10.2017 zurück. Jede/r dritte FPÖ-WählerIn der Nationalratswahl blieb bei der Landtagswahl zuhause.

Jede/r dritte Kurz-WählerIn entschied sich für Kaiser Ebenso wie die FPÖ bleibt auch die ÖVP deutlich hinter ihrem Bundesergebnis. Rund drei von zehn ÖVP-WählerInnen gingen bei der Landtagswahl zur SPÖ, rund zwei von zehn blieben zuhause.

Mit 35% gewinnt die SPÖ die meisten Pilz-Stimmen Von den rund 12.000 Pilz-WählerInnen in Kärnten gehen 4.000 an die SPÖ, 3.000 an die Grünen, 2.000 blieben zuhause. https://www.ktn.gv.at Details zum Wahlergebnis finden Sie hier: http://ltw2018.ktn.gv.at/

Die Methodik der ORF/SORA/ISA- Wahltagsbefragung Die Wahltagsbefragung wird von SORA/ ISA im Auftrag des ORF durchgeführt, um der Öffentlichkeit am Wahlabend empirisch fundierte Analysen bieten zu können: m Befragung unmittelbar vor der Wahl, um den last minute swing mit zu erfassen; m Zufallsstichprobe und soziodemographi- sche Gewichtung, um die wahlberechtig- te Bevölkerung repräsentativ abzubilden; m endgültige Gewichtung mit der Hoch- rechnung am Wahltag, um dem Ender- gebnis so nahe wie möglich zu kommen. Auftraggeber: ORF Grundgesamtheit: Wahlberechtigte zu den Landtagswahlen Kärnten und Tirol 2018 Befragungsmethode: telefonische Interviews (CATI) Durchführung der Interviews ipr – Umfrageforschung Richard Költringer Stichprobe: n=1.224, nach Gemeindegröße vorab geschichtete Zufallsauswahl Schwankungsbreite: für n=1.200 maximal +/-2,8% Bei der Auswertung von Untergrup- pen muß berücksichtigt werden, daß die Schwankungsbreiten größer werden: für z.B. 150 Personen maximal +/- 8%. http://www.sora.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 57 Innenpolitik LH Peter Kaiser

Auf die Frage des Moderators, ob er mit dem vor der Wahl erklärten Ziel von 39,9 Prozent der Stimmen zu erreichen, tiefgesta- pelt habe, meinte der Landeshauptmann, „das mag auf den ersten Blick so erscheinen, ich bin aber positiv überrascht und danke meinen Wählerinnen und Wählern, meinen großartigen Mitarbeiterinnen und Mitarbei- tern: es ist genauso auch euer Erfolg!“ Auf die Frage nach einer künftigen Koa- lition meinte Kaiser, so, wie er es vor der Wahl gesagt habe, sei es auch jetzt: „Wir werden in

der ersten Woche auch mit den anderen erste Foto: ORF / Aktueller Dienst http://tvthek.orf.at Gespräche führen und werden dann in unse- Landeshauptmann Peter Kaiser in der ORF-Sondersendung am 4. März rem Parteigremien entscheiden, mit wem wir nähere Koalitionsgespräche führen werden. Er wird mit allen Parteien sprechen, sagte Als Fazit betonte Kaiser zwei Tage nach Ich möchte aber auch mit allen Parteien, die der Landeshauptmann, der sich aber in der Wahl stolz, daß die SPÖ Kärnten erst- großartige Inputs gehabt haben und nun nicht jedem Fall dem Wertekompaß verpflichtet mals in der Parteigeschichte die mit Abstand im Land tag vertreten sind, Gespräche füh- fühle, den er selbst er arbeitet habe – mit Po - stärkste Landesorganisation im Bundeslän- ren. Es ist wichtig, daß auch deren Überle- sitionen, die alle politischen Interessierten dervergleich ist. International und inter - gungen in die zukünftige Ar beit mit einflies- kennen würden: Es darf nichts Deutschnatio- regional erregte das Landtagswahlergebnis sen.“ Und Kaiser dankte seinen Mitbewer- nales, nichts Rechtsextremes geben, es müs - großes Aufsehen mit einer Flut von positi- bern für den fairen und sachlichen Wahl- se eine Garantie für die Kärntner Spitäler vem Echo. Und bereits am 7. März werden kampf, der Kärnten und seiner Reputation geben und Kärnten habe über allen anderen die ersten Gespräche beginnen. n gut getan habe. Zielen zu stehen. https://www.ktn.gv.at Foto: SPÖ Kärnten / Petr Just Die SPÖ Kärnten feiert (v.l.): LR Gabi Schaunig, SPÖ-Bundesparteivorsitzender Christian Kern, Landeshauptmann Peter Kaiser mit Ulli Wehr, Landesgeschäftsführer Daniel Fellner, Sohn Luca Kaiser und Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 58 Innenpolitik Gedenkveranstaltung zur Ausschaltung des Parlaments

Sobotka: Die parlamentarische Demokratie beginnt und lebt vom Respekt, den wir voreinander haben Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf Gedenkveranstaltung zum Ende der parlamentarischen Demokratie 1933 im Redoutensaal – Begrüßung und Ansprache von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka.

ie parlamentarische Demokratie be ginnt Denkens, das bestimmt war von einem grund - die sich als demokratisches Prinzip durch Dund lebt vom Respekt, den wir vorein- legenden Mangel an Respekt vor politisch alle Bereiche der Gesellschaft zieht – im täg- ander haben.“ Mit diesem Appell für Gegen- Andersdenkenden und vor den demokrati- lichen Leben, in Familien, in Schulen, in Ver- wart und Zukunft erinnerte Nationalratsprä- schen Institutionen, so Sobotka. Der Natio- einen, in Gemeinden, bis hin zum Parlament. sident Wolfgang Sobotka am 4. März im Rah- nalratspräsident machte aber ebenso einen Damit sprach Sobotka die Verantwortung al- men einer Gedenkveranstaltung an die Aus- fundamentalen Mangel an Respekt der da - ler an. schaltung des Parlaments am 4. März 1933 maligen demokratischen Institutionen vor Besonders mahnte er aber das gute Bei- durch die Regierung von Bundeskanzler En- sich selbst aus. Es sei eine Demokratie ohne spiel der ParlamenatrierInnen ein, denn im gelbert Dollfuß. Die damaligen Ereignisse Demokraten gewesen. Der 4. März 1933 Parlament schlage das Herz der De mokratie. leiteten den Beginn des autoritären Stände- markiere jenen Moment, „an dem der Parla- „Eine starke Demokratie braucht einen star- staats ein. „Die parlamentarische Demokra- mentarismus der Ersten Republik endete, an ken Parlamentarismus, begleitet und gestützt tie ist eine Grundhaltung, die sich durch alle dem der noch jungen und fragilen Demokra- von starken Institutionen, klaren Spiel regeln, Bereiche der Gesellschaft zieht“, so Sobot- tie unseres Landes die Lichter abgedreht einer unabhängigen Justiz in einem rechts- ka. wurden und der Dunkelheit eines autoritär staatlichen Rahmen, wo sich das Recht auch Der 4. März 1933 könne als Wendepunkt agierenden Ständestaats Raum gelassen gegen Widerstand durchsetzen läßt“, so So- eines komplexen und weitreichenden Wir- wurde“, hielt Sobotka fest. botka. Man müsse sich immer dessen be - kungszusammenhangs von Eskalation und Der Nationalratspräsident betonte insbe- wußt sein, daß dies die Voraussetzungen da - Ge walt in einem österreichischen und auch sondere die Bedeutung des gesellschaftli- für sind, daß politische Konflikte in Öster- europäischen Klima antidemokratischen und chen Umfelds für die parlamentarische De- reich nicht auf der Straße ausgetragen wer- autoritären Denkens gesehen werden – eines mokratie, denn diese sei eine Grundhaltung, den.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 59 Innenpolitik

Parlament gedenkt der Ereignisse Nationalratspräsident Sobotka hatte zu dieser Gedenkveranstaltung in den Großen Redoutensaal eingeladen, um die Bedeutung eines freien und unabhängigen Parlamenta- rismus einmal mehr in Erinnerung zu rufen. „Denn eine starke gelebte Demokratie ist die Grundlage unserer Freiheit“, unterstrich er. Die historische Situation im Nationalrat im Jahr 1933 wurde mittels übergreifender Elemente aus Geschichte, Politik und Kunst nachempfunden. Szenische Lesungen aus den Stenografischen Protokollen der Sitzung am 4. März 1933 durch Studenten des Max Reinhardt Seminars wechselten mit Musik- stücken von Anton Webern und Alban Berg, dargeboten von einem Ensemble der Univer-

sität für Musik und darstellende Kunst Wien. Parlamentsdirektion / Thomas Topf Foto: Anschließend analysierten der Politikwis- Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka bei seiner Ansprache senschafter Anton Pelinka sowie die Histori- ker Ernst Bruckmüller und Lothar Höbelt in funden werden konnte, traten alle drei Natio- tikwissenschafter Anton Pelinka und die Hi- einer Podiumsdiskussion die politischen nalratspräsidenten – der Sozialdemokrat storiker Ernst Bruckmüller und Lothar Hö - Ereignisse und Entwicklungen dieser Zeit. Karl Renner, Rudolf Ramek von den Christ- belt. Es habe sich ein selbständiges Bewußt- Die Moderation übernahm die Journalistin lich-Sozialen und Josef Straffner von der sein für eine eigene Nation entwickelt, im Martina Salomon. Während der Veranstal- Großdeutschen Volkspartei – zurück. Die Sit- Ge gensatz zu 1918 sei die Eigenstaatlichkeit tung wurde im Hintergrund eines der bedeu- zung war somit unterbrochen, das Parlament bejaht worden. Die drei Wissenschaftler spra - tendsten Werke von Fritz Wotruba, die Skulp - kurzfristig handlungsunfähig. Die Geschäfts - chen umfassende Aspekte der historischen tur „Großer liegender Jüngling“ aus dem ordnung sah – anders als heute – für einen Entwicklungen vor und nach dem März 1933 Jahr 1933, auf die Wand hinter dem Präsi- solchen Fall keine Regelungen vor. Der Ver- an, etwa die internationale Dimension mit dium projiziert. such, am 15. März die Sitzung fortzusetzen, der Rolle von Diktatoren in anderen europä- Die künstlerische Gesamtkonzeption des scheiterte, da die Regierung Dollfuß unter Zu - ischen Ländern. Sie thematisierten auch die Abends stammte von Giuseppe Rizzo, die stimmung von Bundespräsident Miklas mit- Rolle der Parteien und inwieweit der Regie- Dramaturgie und Regie der szenischen hilfe eines Polizeiaufgebots das Zusammen- rung Dollfuß mit den Rücktritten der Natio- Lesung entwarf Alexander Hauer. Die Ver- treten des Nationalrats verhinderte. Die par- nalratspräsidenten ein Anlaßfall zur Ausschal - anstaltung wurde vom ORF aufgezeichnet, lamentarische Demokratie in Österreich war tung des Parlaments geliefert wurde. Einig die Ausstrahlung auf ORF III ist zeitversetzt damit de facto ausgeschaltet. Ein frei gewähl - waren sie sich auch im Hinblick auf den Be- am 8. März um 23.20 Uhr geplant. tes Parlament gab es erst 1945 nach dem griff „Kanzlerdiktatur“ für das Regime, das Nationalratspräsident Sobotka konnte Zweiten Weltkrieg wieder. der Auflösung des Parlaments folgte. n zahlreiche hochrangige Gäste begrüßen, dar- Österreich habe nach 1945 die Lehren http://www.parlament.gv.at unter Bundespräsident Alexander Van der gezogen, meinten in der Diskussion der Poli- Quelle: Parlamentskorrespondenz Bellen, der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer, Zweite Nationalratspräsidentin Do - ris Bures und Dritte Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller sowie Bundesratsprä- sident Reinhard Todt, Vizekanzler Heinz- Christian Strache, Klubobleute und Parla- mentarierInnen von Nationalrat, Bundesrat und Europäischem Parlament.

Ausschaltung des Parlaments im März 1933 Am 4. März 1933 kam es im Nationalrat zu einer schwerwiegenden Abstimmung in der Geschichte der Ersten Republik. Es ging um drei Anträge in Zusammenhang mit mög- lichen Sanktionen gegen die EisenbahnerIn-

nen, die gestreikt hatten. Die Abstimmung war Parlamentsdirektion / Thomas Topf Foto: knapp, es gab große Unstimmigkeiten über Podiumsdiskussion zum Thema Ausschaltung des Parlaments (v.l.): Ernst Bruckmüller, Anton Formalfehler. Nachdem kein Kompromiß ge - Pelinka, Moderatorin Martina Salomon und Lothar Höbelt

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 60 »Burgenland Journal« Erster offizieller Besuch des Staatsoberhaupts

Landeshauptmann Hans Niessl empfängt Bundespräsident Alexander Van der Bellen Fotos: Bgld. Landesmedienservice Empfang im Landhaus (v.r.): Landeshauptmann Hans Niessl, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Landtagspräsident Christian Illedits u seinem ersten offiziellen Burgenland- der guten Zusammenarbeit auf unsere Pro- nen und Bürgermeistern als erste Ansprech- Zbesuch traf Bundespräsident Alexander bleme im Land hingewiesen, aber auch un- partner für die Menschen dieses Landes zu - Van der Bellen am 2. März in Eisenstadt ein. sere Erfolge aufgezeigt. Für mich ist es dabei sammentreffen wird.“ Der Empfang durch Landeshauptmann Hans wesentlich, daß Bundespräsident Van der Bel - Zu Ehren des Bundespräsidenten lud das Niessl im Landhaus wurde von der Militär - len heute auch mit unseren Bürgermeisterin- Land zu einem Festakt ins Schloß Esterházy. mu sik Burgenland umrahmt. „Ich freue mich, heute hier sein zu kön- nen. Das Burgenland hat in den letzten bei- den Jahrzehnten aus ökologischer, aber auch aus sozialer Sicht einen beachtenswert posi- tiven Entwicklungsprozeß genommen. Des- halb ist es mir wichtig, bei diesem Besuch die politische Lage Österreichs, vor allem aber auch Fragen zwischen dem Bund und dem Land Burgenland näher zu erörtern“, betonte der Bundespräsident in einer ersten Stellung- nahme. Im Mittelpunkt des anschließenden Ar- beitsgesprächs in den Amtsräumen des Lan- deshauptmannes stand insbesondere der Vor- sitz des Burgenlandes bei der Landeshaupt- leutekonferenz ab dem zweiten Halbjahr, bei der die Aktivitäten zu den Festveranstaltun- gen für das Jubiläum 100 Jahre Republik ein wichtiger Schwerpunkt sein werden. Dazu der Lan deshauptmann: „Wir haben auf Basis Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei der Eintragung ins Gästebuch

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 61 »Burgenland Journal«

Bundespräsident Alexander Van Bellen mit Landtagspräsident Christian Illedits (2.v.l.) und Mitgliedern der Landesregierung Neben den Mitgliedern der Landesregierung, Produktionsstätten weltweit aus. Für die Ent - GmbH & Co KG mit dem burgenländischen an der Spitze Landeshauptmann Hans Niessl, wicklung und die Produktion des innovati- Innovationspreis 2017 ausgezeichnet. n waren zahlreiche RepräsentanteInnen aus ven Antriebssystems für den russischen He- http://www.bundespraesident.at Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Kultur, Kir- likopter Ka-62 wurde die Zoerkler Gears http://www.zoerkler.at che, Tourismus und der Blaulichtorganisatio - nen anwesend. Am Nachmittag stattete Van der Bellen ge- meinsam mit Hans Niessl der Firma Zoerkler in Jois einen Besuch ab. Das 1898 in Wien gegründete Unternehmen, das 2008 den Fir- mensitz ins Burgenland verlegt hat, fertigt Antriebssysteme in höchster Präzision für sämtliche Branchen im Bereich der Mobi- lität. Seit 120 Jahren stellt Zoerkler Antriebs- systeme her, die heute vor allem in der Luft- fahrt, auf der Schiene, in der Automobilindu- strie und in der Industrie Anwendung finden. Die Brüder Bernhard und Alexander Wag- ner, Urgroßenkel des Gründers, führen die Geschäfte der Firma in vierter Generation und bauten das Unternehmen mit heute 96 MitarbeiterInnen, davon vier Lehrlinge, zu Im Gespräch mit Lehrlingen von Zoerkler (v.l.): Landeshauptmann Hans Niessl, Bundespräsi- einer der modernsten und erfolgreichsten dent Alexander Van der Bellen und Zoerkler-Geschäftsführer Bernhard Wagner Fotos: Bgld. Landesmedienservice Bundespräsident Alexander Van Bellen und Landeshauptmann Hans NIessl im Schloß Esterházy, umringt von der Tamburizza Siegendorf

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 62 »Burgenland Journal« Treffen mit Bezirkshauptleuten und BürgermeisterInnen

Als Abschluß seines Burgenlandbesuches traf Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Hotel Burgenland in Eisenstadt mit burgenländischen Bürgermeistern, den Magistratsdirektoren der Freistädte Eisenstadt und Rust, VertreterInnen Gemeindeverbandes und des Gemeindebundes, der Präsidentin des Städtebundes und Bezirkshauptleuten zusammen.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Landeshauptmann Hans Niessl mit Bezirkshauptleuten beim Empfang im Hotel Burgenland

Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Landeshauptmann Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit GVV-Vizepräsidentin Hans Niessl mit Bürgermeistern des Bezirks Neusiedl. V.l.: Bgm. BR Bgm.in Inge Posch, Bgm. Günter Schmidt, Rohrbach, Bgm.in Riki Karel Lentsch, Neudorf, Bgm.in Elisabeth Böhm, Neusiedl, Bgm. Reismüller, Forchtenstein, Städtebund-Vorsitzende LAbg. Bgm. Ingrid Josef Ziniel, Frauenkirchen, LH Hans Niessl, BP Alexander Van Salamon, Bgm. Andreas Gradwohl, Sieggraben, BP Alexander Van der der Bellen Bellen, Bgm. Josef Kutrowatz, Sigleß, Bgm. Dieter Posch, Neudörfl Fotos: Bgld. Landesmedienservice Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Gespräch mit Bürger- Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Bürgermeister Dieter meistern aus dem Südburgenland Posch, Neudörfl, Bgm. Mag. Erhard Aminger, Loipersbach

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 63 »Burgenland Journal«

Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Bürgermeistern und Gemeindevertretern aus den Bezirken Eisenstadt-Umgebung und Matters- burg. V.l.: Bgm. Stefan Bubich, Oslip, Bgm. Martin Radatz, Leithaprodersdorf, Bgm. DI Gerald Hüller, Marz, Bgm. Josef Haider, Zemendorf- Stöttera, Magistratsdirektorin Mag.a Gerda Török, Eisenstadt, Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen, Bgm. Karl Izmenyi, Krensdorf, Bgm. Edi Scheuhammer, St. Margarethen, Bgm. Thomas Kittelmann, Steinbrunn

Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Gespräch mit Bürger- Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit dem jüngsten Bürger- meistern meister des Burgenlandes, Bgm. Fabio Halb, Mühlgraben Fotos: Bgld. Landesmedienservice Selfie mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Landesrätin Astrid Eisenkopf und Bürgermeistern von Rust und Eisenstadt-Umgebung

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 64 »Burgenland Journal« Landesregierung legt Fahrplan für 2018 fest

EU-Förderperiode 2020+, Bildung, Forschung & Innovation, Sicherheit, Finanzen und Gesundheit als Schwerpunkte der Regierungsklausur Foto: Bgld. Landesmedienservice Präsentierten Ergebnisse der Regierungsklausur in Eisenstadt (v.l.): LR Hans Peter Doskozil, LH Hans Niessl, LH-Stv. Johann Tschürtz

nter dem Motto „Gemeinsam für ein den Vorsitz der Landeshauptleutekonferenz chenstellungen für eine gute Förderung nach Ustarkes Burgenland“ traf die Burgenlän- innehaben, bei der die Aktivitäten zu den dem Jahr 2020 vornehmen können“, betonte dische Landesregierung am 8. Februar in Festveranstaltungen für das Jubiläum 100 Jah - Niessl. Eisenstadt zu ihrer Frühjahrsklausur zusam- re Republik ein wichtiger Schwerpunkt sein men. Schwerpunkte waren EU-Förderperiode werden. Volksbefragung im Nordburgenland 2020+, Bildung, Forschung & Innovation, Wie bereits im Mittel- und Südburgen- Sicherheit, Finanzen und Gesundheit. Lan- Außerordentliche Landes- land, soll es auch im Nordburgenland eine deshauptmann Hans Niessl, Landeshaupt- hauptleutekonferenz Volksbefragung geben. 1.000 Nordburgenlän - mann-Stellvertreter Johann Tschürtz und Federführend wird das Burgenland bei derInnen sollen Ende des ersten, Anfang des Landesrat Hans Peter Doskozil präsentierten der außerordentlichen Landeshauptleutekon- zweiten Quartals zu allgemeinen und regio- im Anschluß die Ergebnisse. ferenz am 4. Oktober in Wien sein, für die nalspezifischen Themen befragt werden. auch eine mündliche Zusage von Kommis- Übereinstimmung in allen Punkten sionspräsident Juncker vorliege. Am 23. No- 2018 will die Regierung große Es sei eine „zügig durchgeführte, effi- vember wird die ordentliche Landeshaupt- Forschungsschwerpunkte setzen ziente Regierungsklausur“ gewesen, bei der leutekonferenz in Stegersbach abgehalten; zu Niessl kündigte für die nächsten Monate in allen besprochenen Punkten Übereinstim- dieser habe Günther Oettinger, EU-Kommis- Pläne für den Ausbau der angewandten For- mung gefunden worden sei. „Wir haben heu - sar für Haushalt und Personal, seine Zusage schung an. Vor allem im Südburgenland sol- te die Richtung festgelegt, wohin die Regie- für sein Kommen gegeben. Seine Anwesen- len Forschungseinrichtungen geschaffen wer - rungsmitglieder ihre Arbeit orientieren. Es heit wolle man im Hinblick auf die vor allem den, die auch mit der FH Pinkafeld kooperie- gibt bei der strategischen Ausrichtung keine für das Burgenland wichtigen Regionalför- ren und für die Partner als Unterstützer ge - Meinungsunterschiede“, stellte Niessl fest. Es derungen nutzen. „Es gilt, alle Anstrengun- funden werden sollen. Es gebe bereits gute stehe für das Burgenland ein wichtiges Jahr gen zu unternehmen und alle Kontakte zu Vorgespräche, auch mit dem Infrastrukturmi - bevor: In der zweiten Jahreshälfte werde man nutzen, damit wir in diesem Jahr die Wei- nister. „Ich bin überzeugt, daß wir im Be -

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 65 »Burgenland Journal« reich der Forschung sehr kräftige Impulse len finanziellen Füßen steht“, sagte Dos kozil. Kulturzentrums Mattersburg. Doskozil: „Es setzen werden, vor allem in einer struktur- Er will deshalb die Swapgeschäfte hinsicht - wird hinkünftig ein Kulturzentrum Matters- schwächeren Region im südlichen Burgen- lich des Zustandekommens und der rechtli- burg geben“. Was die Beurteilung des Ko - land“, so Niessl. Als Beispiel für ein gelun- chen Situation und gegebenenfalls einer für stenkorsetts und des Refinanzierungsvolu- genes Projekt nannte Niessl das „Open Rail das Land günstigen Ausstiegsmöglichkeit mens betreffe, sei es jedoch „legitim, gewis- Lab“ in Oberwart, ein Forschungs- und In - hin terfragen. se Dinge nochmals zu hinterfragen“. Im März novationszentrum für die Eisenbahn, in dem Nochmals geprüft werden soll auch der werde man sagen können, wie es mit dem rund um automatisiertes Bahnfahren ge - Neubau des Krankenhauses Oberwart, so Pro jekt weitergeht. forscht wird. Doskozil. Die Planungen würden durch die Ein Tagungsschwerpunkt betraf die Um- Prüfung nicht beeinträchtigt. „Es ist ganz 100 Jahre Burgenland setzung der „Bildung Neu“, die unter ande- klar, daß ein Neubau notwendig ist.“ Es Für das große Jubiläum „100 Jahre Bur- rem die Einführung einer Bildungsdirektion müß ten vorher alle offenen Fragen geklärt genland“, für das bereits intensive Vorberei- anstelle des Landesschulrates vorsieht. Die werden, erst nach Eintritt in die Ausschrei- tungen liefen, kündigte der Kulturlandesrat sich aus der Reform ergebenden Möglichkei- bungsphase könne es eine klare Aussage zu ein neues Projekt an: „100 Jahre – 100 Plät- ten sollen weiter vorangetrieben werden. Es Dauer und Kosten des Baues geben. Die Neu - ze“, mit dem das ganze Burgenland von Nord gebe bereits Schulcluster im Burgenland, und bestellung des KRAGES-Geschäftsführers bis Süd breit und nachhaltig – auch touri- auch im Bereich der Bildungsdirektion seien werde frühestens Mitte März feststehen. stisch – präsentiert werden solle. Wie diese bereits Weichenstellungen vorgenommen Die gleiche Vorgehensweise wie beim Plätze definiert werden, soll in nächster Zeit worden. KH Oberwart gelte auch für den Umbau des bekannt gegeben werden. n

Therme Lutzmannsburg In Vorbereitung sei der Ausbau der Ther- Freude mit Blumen me Lutzmannsburg. Die Planungen seien bereits gut vorangeschritten, das Projekt soll noch heuer in Angriff genommen werden. Mit dem Ausbau sollen der Standort in einer strukturschwachen Region aufgewertet, Arbeitsplätze abgesichert und die regionale Wertschöpfung gesteigert werden.

Thema Sicherheit Im Bereich der Sicherheit standen das Auslaufen der Grenzkontrollen im Novem- ber, die Novellierung des Landes-Polizeistraf- gesetzes und des Feuerwehrgesetzes im Mittelpunkt. „Die Grenzkontrollen sollen in jedem Fall aufrechterhalten werden, solange Foto: Bgld. Landesmedienservice die EU-Außengrenzen nicht sicher sind“, for- Innungsmeister Kommerzialrat Alfred Bieberle, Innungsmeister-Stellvertreterin Michaela Gran- dert Tschürtz. Dazu soll im Landtag eine ge- dits und Innungsmeister-Stellvertreter Andreas Pomper überbrachten Landeshauptmann Hans Niessl im Landhaus in Eisenstadt floristische Grüße. meinsame Resolution an die Bundesregie- rung und an das EU-Parlament verabschie- en 14. Februar, den Valentinstag, nah- wird. Aktuell sind heuer auch frühlingshafte det werden. Weit fortgeschritten sei die Aus- Dmen die burgenländischen Gärtner und Tulpen oder Narzissen, dazu helle Grüntöne, arbeitung des Landespolizeistrafgesetzes und Floristen mit Innungsmeister Kommerzialrat kombiniert mit frischen Akzenten in Gelb des Feuerwehrgesetzes. Noch im Feber wer- Ing. Alfred Bieberle, Innungsmeister-Stell- und Creme. Als wohlriechender Garant steht de sich der Landessicherheitsrat konstituie- vertreterin Michaela Grandits und Innungs- die rote Rose, die seit jeher als Klassiker bei ren. Dieser soll sich regelmäßig mit den Blau - meister-Stellvertreter Andreas Pomper an der den Schnittblumen gilt, an vorderster Stelle. lichtorganisationen und dem Militärkomman - Spitze zum Anlaß, um Landeshauptmann Für den heimischen Gartenbau ist der Va- do abstimmen und die Entscheidungsträger Hans Niessl im Landhaus in Eisenstadt Blu- lentinstag gleichbedeutend mit dem Saiso- des Landes in strategischen Sicherheitsfra- mengrüße zu überbringen. nauftakt 2018. Der österreichische Blumen- gen unterstützen. Weitergeführt werden soll Als Blumentag ist der 14. Februar, an dem großhandel bietet mit Tulpen, Narzissen, Pri- das Projekt Sicherheitspartner, dessen sozia- mit großen und kleinen floristischen Präsen- meln oder den immer beliebteren Hyazinthen le Komponente gestärkt werden. ten Liebe und Dankbarkeit am schönsten zum bereits eine besonders große florale Vielfalt Ausdruck gebracht werden können, längst aus heimischer Produktion. 90 Prozent aller Landesfinanzen zur Tradition geworden. Zarte pastellige Früh - Blumen und Pflanzen kommen zum Valen- Es sei, was die Finanzen betreffe, „ein ge - lingstöne mit Vintage-Elementen stehen zum tinstag aus Europa. Neben den heimischen meinsames Grundverständnis in der Regie- Valentinstag 2018 im Mittelpunkt. Wie schon Gärtnereien sind es vor allem die südeuropä- rung, daß viele Themen und Bereiche, die man in den vergangenen Jahren sind auch Schnitt - ischen Länder, die mit ihren Frühlingsboten umsetzen will, davon getragen sein müs sen, blumen in kräftig-bunten Farben weiterhin für bunte Abwechslung im Blumengroßhan- daß das Land, daß die Verwaltung auf stabi- ein beliebter Trend, der sich 2018 fortsetzen del sorgen. n

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 66 »Burgenland Journal« Landessicherheitsrat installiert

Landeshauptmann-Stv. Tschürtz präsentierte beratendes Gremium als neue Koordinationsplattform.

ur Unterstützung der Entscheidungsträ- Zger des Landes Burgenland in strategi- schen Sicherheitsfragen und zur regelmäßi- gen operativen Abstimmung mit den burgen- ländischen Blaulichtorganisationen, wie dem Landesfeuerwehrkommando, der Landespo- lizeidirektion, den Rettungsorganisationen, aber auch dem Militärkommando Burgen- land, wurde auf Initiative von Landeshaupt- mann-Stv. Johann Tschürtz ein Landessicher - heitsrat installiert. Der ist ein beratendes Gre- mium sowie eine Koordinationsplattform und bereitet erforderlichenfalls Entscheidun- gen für den Landeshauptmann und die übri- gen Mitglieder der Burgenländischen Landes - regierung sowie für die gesetzlich zuständi- gen Organe vor. „Das Thema ‚Sicherheit‘ hat einen um- fassenden Aufgabenbereich zum Inhalt, dem auch in der Burgenländischen Landesverwal - Foto: Bgld. Landesmedienservice tung zentrale Bedeutung zukommt. Auf- Landeshauptmann-Stv. Johann Tschürtz präsentierte gemeinsam mit Brigitte Novosel, Leiterin der Abteilung 2, Landesplanung, Sicherheit, Gemeinden und Wirtschaft, beim Amt der Bur- grund der Kompetenzbestimmungen in der genländischen Landesregierung, den Landessicherheitsrat als neue Koordinationsplattform Bundesverfassung ist die Zuständigkeit im Bereich Sicherheit zwischen Bund, Land und beigezogen werden. Bei Bedarf besteht auch „Digitalen Katastrophenschutzplan“ oder Gemeinden geteilt. Auch sind die Abgren- die Möglichkeit, Arbeitsgruppen zu einzel- aber auch beim Auftreten eines „Blackouts“, zungen nicht immer ganz klar – je nachdem nen Themenbereichen einzurichten. eines längerfristigen Stromausfalls, vorgese- um welchen Aspekt der Sicherheit es sich Ziel des Landessicherheitsrates ist aber hen. Dabei sollen die Feuerweh ren in den handelt. Umso wichtiger war es mir, eine auch die Beratung der Entscheidungsträger Gemeinden die Möglichkeit ha ben, als zen- dementsprechende Abstimmungsplattform des Landes in strategischen Sicherheitsfra- trales Organ das jeweilige Feuerwehrhaus ins Leben zu rufen, in der alle Blaulichtorga- gen sowie die Vorberatung für den Landessi- als Stützpunkt mittels Notstromaggregat zu nisationen, das Militärkommando Burgen- cherheitsgipfel. Weiters sind Beratungen zu beleuchten und als erste und konkrete An - land, die Bezug habenden Abteilungen in der aktuellen Themen, wie beispielsweise zum laufstelle für die Bevölkerung zu agieren. n Landesverwaltung sowie die Interessenver- tretungen der Gemeinden involviert sind. So kann einerseits im Krisenfall ein koordinier- »7 Tage, 7 Bezirke, 7 Abenteuer« tes Vorgehen, andererseits aber auch ein Er - fahrungsaustausch untereinander ermöglicht er ORF Burgenland veranstaltet 2018 vielleicht noch nicht gekannt hat, mit blei- werden“, betonte Landeshauptmann-Stv. Jo- Dbereits zum fünften Mal die „Große benden Eindrücken vor Ort zu erleben. hann Tschürtz, der auch den Vorsitz in die- Burgenland Tour“. Unter dem Motto „7 Ta - Neben diesem Aspekt steht auch das Mitein- sem Gremium innehat, am 23. Februar in ge, 7 Bezirke, 7 Abenteuer“ wird das Publi- ander, dieses ‚Wir-Gefühl‘, im Vordergrund, einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bri- kum eingeladen, vom 26. Mai bis 1. Juni durch ein gemeinsames Wandern diese ein- gitte Novosel, Leiterin der Abteilung 2, Lan- 2018 durch alle sieben Bezirke zu wandern zigartige Landschaft vom größten Steppen- desplanung, Sicherheit, Gemeinden und und dabei die Schönheiten des Landes zu see Europas bis in den Süden, in die Toskana Wirtschaft, beim Amt der Burgenländischen entdecken. Die Wanderrouten sind als Rund- Österreichs, noch besser kennen zu lernen“, Landesregierung. kurse konzipiert und warten mit versteckten so Landeshauptmann Hans Niessl. In der am 22. Februar 2018 abgehaltenen Besonderheiten aus Landschaft, Natur, Kul- Obwohl bereits in den Jahren 2013 bis konstituierenden Sitzung wurde auch eine tur, Brauchtum und Kulinarik auf. In den 2016 so gut wie alle „Highlights“ des Bur- Geschäftsordnung erlassen. Diese sieht vor, Jahren 2013 bis 2016 begleiteten mehr als genlandes Teil der Routen waren, ist es dem daß der Landessicherheitsrat zumindest 10.000 Wanderbegeisterte die Tour. „Die ORF Burgenland auch 2018 wieder gelun- zweimal jährlich stattfinden wird. Auch ‚Große Burgenland Tour‘ bietet die Mög- gen, schöne Plätzchen für die diesjährige externe Sachverständige bzw. Berater in lichkeit, die Besonderheit und versteckten Tour zu finden. n Sicherheitsfragen können diesem Gremium Plätze dieses wunderbaren Landes, die man http://burgenland.orf.at/studio/stories/2896223/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 67 »Burgenland Journal« Der März steht im Zeichen der Frauenrechte

»100 Jahre Frauenwahlrecht« als Motto des Internationalen Frauentages am 8. März, zahlreiche Veranstaltungen im Burgenland

m 8. März ist Internationaler Frauentag. AAus diesem Anlaß steht im Burgenland der Monat März im Zeichen der Frauen. Zahl - reiche Veranstaltungen sollen einerseits auf bereits Erreichtes, andererseits auf berechtig- te Anliegen der Frauen aufmerksam machen. Aus gutem Grund: Noch immer ist Chancen- gleichheit zwischen Männern und Frauen in vielen Bereichen nicht gegeben, noch immer verdienen Frauen für gleiche Leistung weni- ger als Männer und leisten unbezahlte Arbeit bei der Pflege von Familienangehörigen, der Kinderbetreuung oder der Hausarbeit. Und das Thema sexuelle Gewalt ist durch #MeToo in der öffentlichen Diskussion prä- senter denn je. „Es ist ein Reigen an Veran- staltungen geplant. Wir wollen sichtbar ma- chen, worum es geht: um ein selbstbestimm- tes Leben, ein eigenes Einkommen, die Ver- Foto: Bgld. Landesmedienservice einbarkeit von Beruf und Familie. Es geht v.l.: Karina Ringhofer, Leiterin des Referats Frauenangelegenheiten, Antidiskriminierung und Gleichbehandlung, ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Hannelore Binder, Frauenlandesrätin Vere - auch um das Recht auf ein von Gewalt freies na Dunst, Landesrätin Astrid Eisenkopf und Gabriele Arenberger, Frauenhaus Burgenland Leben“, so Frauenlandesrätin Verena Dunst, die gemeinsam mit LRin Astrid Eisenkopf, fung des Sexualstrafrechts (2016). Darüber Unrecht, das mit vor Jahrzehnten angetan der ÖGB-Landesfrauenvorsitzenden Hanne- hinaus sei jedoch noch viel zu tun. So sei wur de, nicht mehr gefallen“. lore Binder, Gabriele Arenberger, Frauen- man von gleichem Lohn für gleiche Arbeit Laut einer IFES-Studie ist jeder Dritte, haus Burgenland, und Karina Ringhofer, Lei - noch weit entfernt. Dies gelte auch für die Frauen ebenso wie Männer, von Gewalt be - terin Referat Frauenangelegenheiten, Anti- gleichberechtigte Vertretung in diversen Gre - troffen. Diese Studie wird auch Thema beim diskriminierung und Gleichbehandlung, am mien. Auch das Thema Gewalt sei aktueller ÖGB-Symposium „GemeinsamGutArbeit - 26. Februar im Rahmen einer Pressekonfe- denn je, wie die MeToo-Debatte zeige. Aus en – GewaltMachtKrank“ am 8. März sein. renz einen Überblick über die geplanten Ver- allen diesen Gründen sei auch die Unterstüt- Einen Rückschritt in Sachen Gleichbe- anstaltungen gab. zung für das Frauenvolksbegehren so wich- rechtigung in Österreich ortet ÖGB-Landes- tig, „auch wenn man mit jedem einzelnen frauenvorsitzende Hannelore Binder. „Der Frauenrechte sind erkämpft, Punkt etwas anfangen kann“, so Eisenkopf. 12-Stunden-Tag trifft vor allem Alleinerzie- nicht selbstverständlich Die Unterschriften-Sammlung für das Frau- herinnen. Wo findet man eine 12stündige „Der Internationale Frauentag ist und envolksbegehren 2.0 läuft derzeit. Betreuung für seine Kinder?“ Vielmehr for- bleibt unabdingbar. Erfolge bei den Frauen- dert Binder einmal mehr die Umsetzung der rechten mußten immer gegen große Wider- Dunst: Es geht um ein ÖGB-Forderungen nach einer 35-Stunden- stände durchgesetzt werden. Es ist wichtig, selbstbestimmtes Leben woche und einem Mindestlohn von 1700 Eu - jungen Frauen zu sagen, daß bereits Erreich- „Es geht noch immer um das Einkommen ro. „Dann hätten auch Männer mehr Zeit für tes nicht selbstverständlich ist“, betont Eisen - – um ein eigenes Einkommen und um die die Kinderbetreuung. Beim Lohn gilt: Von kopf. So sei das Wahlrecht für Frauen Unabhängigkeit der Frauen. Wichtig in die- Arbeit muß man auch leben können, das ist (1918), die Fristenlösung (1975), die Fami- sem Zusammenhang ist die Information über derzeit leider oft nicht der Fall.“ lienrechtsreform (1975), die Einrichtung von die Berufswahl und den zu erwartenden Ver- Beim einem 12-Stunden-Tag würden Frau - Frauenhäusern, erstmals 1978 in Wien, oder dienst“, erklärt Dunst. Zur #MeToo-Debatte: en automatisch aus der Arbeitswelt gedrängt, das 1. Gleichbehandlungsgesetz (1979) eben- „Daß sich betroffene Frauen erst nach Jahr- warnt Gabriele Arenberger vom Frauenhaus so hart erkämpft worden wie die Strafbarkeit zehnten an die Öffentlichkeit wagen, hat auch Burgenland: „Beim Hausfriedenszug am 8. sexueller Nötigung in der Ehe und in der Le- mit der gesellschaftlichen Entwicklung zu März wollen wir auf die erkämpften Rechte bensgemeinschaft (1989), das erste 1. Frau- tun. Viele Frauen haben heute mehr Mut. Es der Frauen aufmerksam machen.“ n envolksbegehren (1994) oder die Verschär- ist wichtig zu sagen: Heute lasse ich mir das https://www.burgenland.at/buerger-service/buergerservice/frauen-maedchen/frauen/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 68 »Burgenland Journal« Grundsatzvereinbarung

Land Burgenland und Esterházy einigen sich auf künftige Zusammenarbeit.

as Verhältnis zwischen dem Land Bur- Dgenland und der Stiftungsgruppe Ester- házy war in den vergangenen Jahren bekannt - lich nicht ungetrübt. Nun hat sich die Mög- lichkeit eröffnet, die vielen anstehenden The - men, eingeschlossen laufende Gerichtsver- fahren, offen anzusprechen und einer Lö - sung zuzuführen. Mit dem 20. Februar sind Esterházy und das Land Burgenland übereingekommen, die offenen Themen und Fragen auf Basis einer „Grundsatzvereinbarung“ beizulegen. Dazu Landeshauptmann Hans Niessl: „Das Bur- genland hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt und auch die Esterházy Un - ternehmensgruppe ist in vielen Bereichen – allen voran in ihren Kultur- und Tourismus- angeboten – sehr erfolgreich unterwegs. Wir sind zum Entschluß gekommen, daß sich Foto: Bgld. Landesmedienservice durch eine professionelle Zusammenarbeit v.l.: Matthias Grün, Direktor Esterházy Betriebe, Landesrat Hans Peter Doskozil, Landes- eine Win-Win-Situation für beide Seiten er- hauptmann Hans Niessl, Stefan Ottrubay, Direktionsrat der Esterházy Stiftungen, und Landes- rat Alexander Petschnig nach der Unterzeichnung der Grundsatzvereinbarung gibt.“ Als wichtigstes Ergebnis wird im Prozeß weiter erarbeitet werden“, so Landesrat erfolgreiche Zusammenarbeit in der Zukunft um die Schäden am Schloß Esterházy „ein Hans Peter Doskozil. Insbesondere soll mit darstellen.“ Ruhen des Verfahrens“ vereinbart. anderen großen Veranstaltern im Burgenland Im anhängigen wasserrechtlichen Be- Im anhän gigen Schadenersatzprozeß die „Festivalregion Neusiedler See“ gestärkt schwerdeverfahren zur Umfahrung Schützen hatte Esterházy das Land Burgenland auf werden. Als konkretes erstes Ergebnis wurde hat Esterházy einem abschließenden Vergleich den Ersatz von Schäden im Wert von rund 11 eine enge Kooperation für die Oper im Stein- zugestimmt. Damit finden die langwierigen Mio. Euro geklagt. Das Verfahren wurde 2017 bruch definiert. Das Land Burgenland be- Ver fahren rund um die Verlängerung Schnell - vom Obersten Gerichtshof zur Neubeurtei- kennt sich dazu, die Oper im Steinbruch als straße B50/Umfahrung Schützen einen lung an das Bezirksgericht Eisenstadt zurück - Teil der gewachsenen kulturellen Identität Abschluß. verwiesen. Nun soll in einem straffen Zeit- der Region zu unterstützen und Synergien Für mehrere komplexe Themen wurden plan eine außergerichtliche Einigung gefun- zwischen den beiden Großformaten Oper im konkrete Zeitabläufe und weitere Arbeits- den werden, mit dem Ziel, Verfahrenskosten Steinbruch und Operette in Mörbisch zu nut- schritte vereinbart. Beide Seiten bekennen von mehreren Millionen Euro einzusparen. zen. Dies ermöglicht, daß ab 2019 wieder sich in der Vereinbarung dazu, zielgerichtet „Die heutige Einigung bedeutet einen Mei- Oper im Steinbruch St Margarethen gespielt an der Umsetzung zu arbeiten und verblei- lenstein für die Zusammenarbeit zwischen wird. bende Unklarheiten im gegenseitigen Ver- Land und Esterhazy. Jetzt können wir in Das Land Burgenland und Esterhazy stre- trauen zu klären. einem neuen Geist und zielgerichtet an viel- ben eine umfassende Zusammenarbeit im Be- Matthias Grün, Direktor Esterházy Betrie - fältige Kooperationen in Tourismus und Kul - reich der touristischen und kulturellen Akti- be: „Für alle Beteiligten ist diese Einigung tur herangehen. Sehr erfreulich ist unsere ge- vitäten der „Festivalregion Neusiedler See“ ein Erfolg, denn jetzt können wir gemeinsam meinsame Annäherung beim Schadenersatz- an. Die Formate des Landes, insbesondere nach vorne blicken. Das Gesprächsklima bei prozeß in Sachen Schloß Esterházy über eine die Seefestspiele Mörbisch, sollen gemein- den Verhandlungen war ausgezeichnet, sodaß außergerichtliche Einigung“, so Stefan Ottru- sam mit den esterházy‘schen Formaten Oper wir sicher sein können, daß auch zukünftig bay, Direktionsrat der Esterházy Stiftungen. im Steinbruch St. Margarethen und Herbst- gute Lösungen für das Burgenland gefunden Ebenso wurde in dieser Grundsatzverein- gold-Festival in Eisenstadt ihre Aktivitäten werden.“ barung beschlossen, daß in gemeinsamen Ar- abstimmen und koordinieren. Diese Koope- In der Grundsatzvereinbarung hat Ester- beitsgruppen Zukunftsprojekte im Bereich ration wird in Arbeitsgruppen erarbeitet. hazy dem Land Burgenland die breite Unter- Tourismus und Kultur definiert werden. „Mit Tourismus- und Wirtschaftslandesrat Ale- stützung bei der Organisation des Jubiläums- der Grundsatzvereinbarung möchten wir in xander Petschnig: „Die außergerichtliche jahres 2021 „100 Jahre Burgenland“ zuge- die Zukunft blicken und einen gemeinsamen Streit beilegung ist das Ergebnis vieler kon- sagt. Insbesondere sollen mehrere Feierlich- Weg gehen. Wir haben wesentliche Schritte struktiver Gespräche und Verhandlungen und keiten im Schloß Esterházy stattfinden. n gesetzt, die auch in den nächsten Wochen soll der Grundstein für eine intensive und http://www.esterhazy.at

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 69 »Burgenland Journal« Mattersburg als beliebter Wohnort attersburg ist eine moderat wachsende MStadt, die vor allem bei Jungfamilien sehr beliebt ist. Dementsprechend begehrt sind Bauplätze, Reihenhäuser und Wohnun- gen im Stadtgebiet. In den letzten Jahren hat die Stadtge- meinde viele Akzente zur Wohnraumschaf- fung gesetzt. Im Bereich der Pielgasse wurden insge- samt 33 Bauplätze aufparzelliert. Die wun- derschön gelegenen Grundstücke sind ca. 800 Quadratmeter groß, bis auf einen davon sind alle Plätze bereits vergeben. „Insgesamt wurden in den letzten einein- halb Jahren seitens der Gemeinde 37 Bau- plätze verkauft, fünf davon im Ortsteil Wal- bersdorf. Die Preise für die Grundstücke waren günstig und die Nachfrage vorhan- den“, erklärt Bürgermeisterin Ingrid Sala- Foto: Stadtgemeinde Mattersburg mon. Derzeit zählt die Stadt 7359 Einwohner Startwohnungen für Jugendliche: Bürgermeisterin Ingrid Salamon mit Alfred Kollar, Obmann der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft mit Hauptwohnsitz, 8052 inklusive Neben- wohnsitzer. Startwohnungen, die im April übergeben Wohnen ermöglichen,“ erklärt Salamon: werden. Bei dieser Initiative steht ganz kon- „Die Nachfrage nach den Wohnungen ist sehr Günstige Startwohnungen kret der junge Mensch im Mittelpunkt. „Wir groß. Der Weg ist der richtige, nämlich leist- für Jugendliche wollen dadurch dem Phänomen ‚Wohnen bares Wohnen auch für junge Menschen in In der Wienerstraße in Mattersburg ent- wird Luxus‘ bewußt entgegensteuern und Zukunft sicher zu stellen.“ n stehen in Zusammenarbeit mit der OSG 28 jungen Menschen das erste selbstständige http://www.mattersburg.gv.at 1. Oberwarter Wirtschaftsgespräche er Ausschuß für „Innovation und Wirt- Dschaft“ empfing im Namen der Stadtge- meinde Oberwart am 22. Februar den Leiter des Wiener Büros der EIB-Gruppe – Martin Brunkhorst – zum Start der „Oberwarter Wirt schaftsgespräche“. Es wurden die Tätigkeitsfelder der Euro- päischen Investitionsbank (EIB) aufgelistet und ihre Rolle als wirtschaftlicher Impulsge- ber für Europa und die Welt aufgezeigt. Die EIB fungiert hier immer ausdrücklich als „Partner“ von lokalen Banken und Institutio- nen. Martin Brunkhorst hat den rund 80 Wirt - schaftstreibenden, PressevertreterInnen und VertreterInnen öffentlicher Institutionen er- klärt, wie der Europäische Fonds für Strate- gische Investitionen (EFSI) aufgebaut ist, wo er aktiv ist und wie KMUs auf das im-

mense Projekt-Know-How und die Finanzie- Foto: Stadtgemeinde Oberwart rung der EIB zugreifen können. Weiters wur- v.l.: Ausschuß-Ombann GR Stefan Marth, Amtsleiterin Katja M. Massing, Martin Brunkhorst den Musterbeispiele und Projekte für Regio- und Bürgermeister LAbg. Georg Rosner (v.l.) nalentwicklung präsentiert, wie z.B. nach- ten und Förderung von Glasfaserausbau in möglicherweise auch einigen Geschäftsan- haltiger Verkehr in Brandenburg, nachhalti- Großbritannien. bahnungen, eingefädelten Schulkooperatio- ge Infrastrukturprojekte in Bratislava, Stadt- Die anschließende Diskussion war tief- nen und Impulsen für den öffentlichen entwicklung, Fremdenverkehr und soziale gründig und inhaltsstark. Der Abend wurde Bereich – abgerundet.“ n Dien ste in den französischen Überseegebie- bei einem Buffet mit vielen Gesprächen – http://www.oberwart.at

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 70 »Burgenland Journal« Schivergnügen für Familien

44. Bgld. Schiwoche in Altenmarkt-Zauchensee – Pistenspaß auf und abseits der Pisten – Landeshauptmann Hans Niessl lud zum traditionellen Burgenland-Abend Foto: Bgld. Landesmedienservice LH Hans Niessl, LH-Stv. Johann Tschürtz, LRin Astrid Eisenkopf, Abfahrtsweltmeister und ÖSV-Vizepräsident Michael Walchhofer und der Großhöfleiner Bürgermeister Heinz Heidenreich mit den TeilnehmerInnen an der 44. Bgld. Schiwoche in Altenmarkt-Zauchensee

ür viele Landsleute ist die alljährliche Zauchensee im Beisein von LH-Stv. Johann fer, Bürgermeister Rupert Winter, Vizebür- FBurgenländische Schiwoche in der Re- Tschürtz, Jugendlandesrätin Astrid Eisenkopf, germeister Peter Listberger und hunderten gion Altenmarkt-Zauchensee in den Seme- Landesrat Hans Peter Doskozil, Landesrat Gä sten statt. sterferien eine liebgewonnene Tradition. Der Alexander Petschnig, Abfahrtsweltmeister Einen großen Dank sprach Niessl auch Andrang im bereits 44. Jahr war groß: Rund und ÖSV-Vizepräsident Michael Walchho- den MitarbeiterInnen des Burgenländischen 340 sportbegeisterte BurgenländerInnen, mehr als im letzten Jahr, waren aus dem Bur- genland ins Salzburgische angereist. Zusätz- lich ermöglichte das Landesjugendreferat die Teilnahme für Kinder und Jugendliche ohne Begleitung – rund 40 nahmen das Angebot an. „Die Burgenländische Schiwoche ist ein Höhepunkt im Winter, ein Event, auf das sich Jahr für Jahr hunderte Burgenländerin- nen und Burgenländer freuen, weil sie in Al- tenmarkt großartige Bedingungen für den Wintersport vorfinden. Daß sie sich hier so wohl fühlen, hat natürlich auch mit der Ver- bundenheit und der Gastfreundschaft der Al- tenmarkter zu tun. Das Land Burgenland wird die Schiwoche natürlich auch im nächsten Jahr unterstützen“, so Sportreferent Landes- hauptmann Hans Niessl bei seiner Begrüs- sungsrede am 16. Februar beim Burgenland- Foto: Bgld. Landesmedienservice Abend. Dieser fand diesmal in der Veranstal- Zauchensee trifft Neusiedler See (v.l.) : Michael Walchhofer, 24 Stunden Extrem Tour Organi- tungshalle der Marktgemeinde Altenmarkt- sator Michael Oberhauser und Landeshauptmann Hans Niessl auf der Piste.

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 71 »Burgenland Journal«

Schiverbandes, des Landes Burgenland und den SchilehrerInnen und HelferInnen aus, die wieder mit großem Engagement und mit viel Herz ein abwechslungsreiches Programm mit vielen Highlights auf die Beine stellten. Altenmarkt-Zauchensee und das Burgen- land bekundeten ihre tiefe Verbundenheit und verliehen dem Wunsch Ausdruck, daß es das Erfolgsprojekt Burgenländische Schiwoche noch lange geben möge.

Leistbares Schivergnügen für Familien „Die Burgenländische Schiwoche soll für alle Familien ein leistbares Schivergnügen er - möglichen und wird deshalb auch vom Land Burgenland unterstützt“, betonte Landesrä- tin Astrid Eisenkopf. Über 40 Kinder und Ju- gendliche konnten heuer dank finanzieller Foto: Bgld. Landesmedienservice Unterstützung des Landesjugendreferates an v.l.: Bgm. Rupert Winter, LH-Stv Johann Tschürtz, LH Hans Niessl, LRin Astrid Eisenkopf, LR Alexander Petschnig, LR Hans-Peter Doskozil und Vize-Bgm. Peter Listberger der Schiwoche teilnehmen. teldorf Zauchensee (1.350 m), in dem man Österreich. Ältestes Gasthaus ist der Mark- Altenmarkt-Zauchensee: vom Bett direkt auf die Piste schwingt und terwirt, der seit 1528 am angestammten Das doppelte Urlaubs-Paradies das seit drei Jahrzehnten als Austragungsort Platz im Dorfzentrum steht. Schon Kaiser Das höchstgelegene Skigebiet der Salz- im alpinen Ski-Weltcup bekannt ist. Alten- Franz Joseph I. ließ sich hier mit seiner Jagd- burger Sportwelt mit bis zu 2.188 Metern markt (842 m) dagegen ist ein gewachsener gesellschaft bewirten. Zum Bummeln und bietet traumhafte Tiefschneehänge für Free- Ort mit mehr als 4000 Einwohnern und zum „Einkaufen mit Herz“ laden zahlreiche, rider, romantische Rodelabenteuer, einsame einem Skigebiet, das als echter Geheimtipp liebevoll gestaltete Geschäfte und Bouti- Pfade für Schneeschuhwanderer und ein weit für Familien gilt. Im Dorf selbst gehen Tra- quen. verzweigtes Loipennetz: Das doppelte Ur - dition und Moderne Hand in Hand. Der Wer zwischendurch in wunderbare Was- laubs-Paradies Altenmarkt-Zauchensee läßt bekannte Wallfahrtsort des ausgehenden serwelten abtauchen möchte, steuert die Winterträume wahr werden. Die fortgeschrit- Mittelalters besticht mit natürlichem Charme Erlebnis-Therme Amadé in Altenmarkt an. n tenen Skifahrer schätzen besonders das Ho - und einem der schönsten Ortskerne in ganz http://www.altenmarkt-zauchensee.at Foto: Bgld. Landesmedienservice LR Hans-Peter Doskozil, LH Hans Niessl, LH-Stv Johann Tschürtz und LRin Astrid Eisenkopf bei der Ehrung der Siegerinnen des Kinderrennens

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 72 »Burgenland Journal« Weinbautag 2018

Er ist das Aushängeschild der heimischen Landwirtschaft – der Weinbau im Burgenland. Derzeit sind im Burgenland rund 13.000 ha Reben ausgepflanzt, welche von rund 3.330 Betrieben bewirtschaftet werden.

m 21. Feber konnte Weinbaupräsident AÖk.-Rat Andreas Liegenfeld vor vielen WeinbäuerInnen sowie weininteressierten BesucherInnen und zahlreichen Ehrengästen Bilanz über das abgelaufene Weinjahr 2017 ziehen. Trotz witterungsbedingter Widrig- keiten wie Spätfrost, Trockenheit, Sturm und Hagel, die viele Regionen in unterschiedli cher Ausprägung betrafen, stellte Liegenfeld dem Jahr 2017 ein positives Zeugnis aus. Der op- timale Herbst machte vieles wieder wett und so konnten die heimischen WinzerInnen mit einem entsprechend quantitativen und quali- tativen Ergebnis in die Winterpause ge hen. Außerdem haben die Burgenländischen WinzerInnen einmal mehr – sowohl bei nationalen als auch internationalen Prämie- rungen – bewiesen, daß sie zur Elite am Weinsektor zählen. Auch die Ehrengäste wie BM a.D. NR Niki Berlakovich, Landesrätin Verena Dunst v.l.: LK-Präsident Ök.-Rat Franz Stefan Hautzinger, Weinbaupräsident Ök.-Rat Andreas Lie- oder LK-Präsident Ök.-Rat Franz Stefan genfeld, Landesrätin Verena Dunst, Weinkönigin Anna I, GF Verena Klöckl, LAbg Walter Tem- Hautzinger zollten in ihren Grußworten den mel, und BM a.D. NR Niki Berlakovich burgenländischen WeinbäuerInnen Respekt für ihre Leistungen. Sie betonten die Bedeu- tung des Weinbaus für die heimische Land- wirtschaft, die Wirtschaft im Allgemeinen und das Image des Burgenlandes im In- und Ausland. Besonders hervorgehoben wurden die qualitativ hochwertige Produktion und das professionelle Marketing der heimischen WinzerInnen. Über Trends und Entwicklungen der Weinbranche und daraus resultierende Chan- cen für die WinzerInnen referierte Dorli Muhr (Geschäftsführerin bei Wine & Part- ners). Dabei ging sie genauer auf die Berei- che Herkunft (der Weine), Ethik, Digitale Transformation, Emotionalisierung und Ver- trieb ein. Abschließend verwies sie auf den Blog von Cathy Huyghe, welche schreibt, daß 2018 „Indigenous Grapes“ und „Women Fotos: Bgld. Landwirtschaftskammer Ein Blick über die Ehrengäste auf den vollbesertzten Sitzungssaal der Burgenländischen In Wine“ zwei wichtige Themen in der Landwirtschaftskammer in Eisenstadt Weinbranche sein werden. Die Genossenschaft als Rechtsform, bei veisenlandesbank Burgenland. Von rund 100 de die Ehrennadel in Bronze des Weinbau- der die Mitglieder und das nachhaltige Wirt- burgenländischen Genossenschaften sind 19 verbandes Burgenland für seine Verdienste schaften im Vordergrund stehen, und deren sogenannte Winzergenossenschaften. verliehen. Hofrat Walter Flak, der langjähri- Bedeutung sowie steuerliche Begünstigun- Präsident Ök.-Rat Liegenfeld durfte ab - ge Leiter des Bundesamtes für Weinbau in gen im Rahmen einer Genossenschaft, wa- schließend zwei verdiente Persönlichkeiten Eisenstadt, wurde mit der goldenen Ehren- ren Inhalt des Referates von Dir. Heinz Astl der heimischen Weinwirtschaft ehren. Dem nadel des Verbandes ausgezeichnet. n dem Leiter des Revisionsverbandes der Raiff - Winzer Hermann Fink aus Großhöflein wur - https://bgld.lko.at

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 73 »Burgenland Journal« KünstlerInnen sehen das Burgenland

Eine malerische Reise durch das Südburgenland – von 21. Februar bis 20. April 2018 | KUZ Oberschützen Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: Kulturlandesrat Hans Peter Doskozil, Kuratorin Theresia Gabriel, Harro Pirch und Wolfgang Kuzmits, Geschäftsführer der KBB ie sehen KünstlerInnen das Burgen- Wland? Welche Motive faszinieren sie? Was ist aus ihrer Sicht typisch burgenlän- disch?“ Das sind die Ausgangsfragen einer Ausstellung, die eine Auswahl der Samm- lungsbestände der Landesgalerie Burgenland zeigt und am 20. Februar von Kulturlandes- rat Hans Peter Doskozil im KUZ Oberschüt- zen eröffnet wurde. Die Konzeption der Ausstellung stellte eine große Herausforderung dar, denn die Zahl der Kunstschaffenden im Burgenland war und ist sehr groß. Zum einen folgen vie- le BurgenländerInnen ihrem kreativen Schaf - fensdrang, zum anderen ist das Burgenland für zahlreiche Kreative zu einer Wahlheimat geworden. Insbesondere das Südburgenland,

mit dem Künstlerdorf Neumarkt an der Raab, Burgenland GmbH / Jpsef Grunwald Foto: KBB – Kultur-Betriebe brachte Generationen von renommierten Ein Blick in die Ausstellung, die bis zum 20. April 2018 im KUZ Oberschützen zu sehen ist.

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 74 »Burgenland Journal«

KünstlerInnen hervor. Große Namen, wie Martha Jungwirth, Eduard Sauerzopf, Elfi Semotan, Martin Kippenberger oder Kurt Kocherscheidt sind nur einige der wichtig- sten VertreterInnen. Die Schau ist ein malerischer Spazier- gang durch die südlichen Bezirke Oberwart, Güssing und Jennersdorf mit ihren histori- schen Sehenswürdigkeiten, malerischen Dör- fern oder Naturlandschaften. Streuobstwie- sen, Mohnblumenfelder oder dörfliche Struk - turen sind ebenso abgebildet, wie Menschen, Trachten oder ländliches Brauchtum. Die Ausstellung wird sowohl dem künstleri- schen Anspruch als auch der Vermittlung der kulturellen, topografischen und ethnischen Vielfalt im Land gerecht. Herausragende Werke in dieser Schau sind die Ansichten der Burg Bernstein und der © LMB Eduard Adrian Dussek, AlteFrauen Foto: KBB – Kultur-Betriebe Burgenland GmbH / Jungwirth Foto: KBB – Kultur-Betriebe Eine Ausstellungsbesucherin Burg Güssing von Karl Schuster, der Plan von Neumarkt an der Raab von Martha Jung - wirth. Dorfansichten von Rudolf Klaudus, Otto Mühl, Viktor Lederer und seiner Frau Diana Chesham-Lederer spiegeln die vielfäl- tige Architektur des Landes wider. Kinder in kroatischer Tracht von Peter Fendi, das foto- realistische Bild eines Stiefels von SR El- friede Ettl oder eine Bäuerin aus Zickenber- gen von Hermann Serient repräsentieren Lan - destypisches. Erntefelder von Harro Pirch, eine Landschaft bei Neumarkt an der Raab von Rudolf Richly oder eine Mohnblumen- wiese von Franz Hametner fangen Stimmun- gen idyllischer Landstriche ein. Das Maschen- drahtmotiv von Florian Langs „Gone by the Wind“ steht symbolisch für das Grenzland Burgenland. Die Ausstellung ist topografisch nach

Foto: KUZ / Fröhlich Bezirken von Oberwart bis Jennersdorf kon- Peter Fendi, Kroatische Kinder (angeschnitten) zipiert, ergänzt von den Themenkreisen

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 75 »Burgenland Journal«

„Typisch Burgenländisch!“ und „Burgenlän- derInnen“.

Kultur-Betriebe Burgenland Die Kultur-Betriebe Burgenland GmbH ist die Plattform der kulturellen Vielfalt im Burgenland. Sie bietet aber auch perfekte Locations für Veranstaltungen aller Art. So sind die Museen und Galerien sowie Kultur- und Kongresszentren in Eisenstadt, Matters- burg, Raiding, Oberschützen und Güssing Orte für die gesamte Palette künstlerischer und kultureller Ausdrucksformen einerseits, andererseits Schauplatz für Feierlichkeiten, Firmenevents und die Tagungswirtschaft.

Kunst & Kultur Die Kultur-Betriebe Burgenland bespie- len Museen und Galerien, sowie fünf Kultur- zentren im ganzen Burgenland mit einem Programm, das einen bunten Querschnitt durch alle Sparten der Darstellenden und © LMB Bildenden Künste sowie der musealen Prä- Bild oben: Das Maschendrahtmotiv von Florian Lang »Gone by the Wind« steht symbolisch sentation bildet. n für das Grenzland Burgenland. http://www.kulturzentren.at Bild unten: Rudolf Klaudus, Güttenbach © LMB

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 76 Wirtschaft Arbeitsmarktsituation Ende Februar 2018

Beschäftigung steigt weiter, die Arbeitslosigkeit sinkt – Hartinger-Klein: Vor allem Personen mit geringer formaler Ausbildung haben Schwierigkeiten, am primären Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen.

ktuell haben geschätzte 3.673.000 Per- Asonen ein unselbständiges Beschäfti- gungsverhältnis, das sind um +97.000 bzw. +2,7% mehr als ein Jahr zuvor. „In den Mo - naten Jänner und Februar 2018 konnten 102.936 arbeitssuchenden Personen aus AMS Vormerkung ein Dienstverhältnis antreten, davon waren 18.172 jünger als 25 Jahre, und 18.629 50 Jahre oder älter“, strich Beate Hartinger-Klein, Ministerin für Arbeit, Sozi- ales, Gesundheit und Konsumentenschutz, am 1. März positiv hervor. Vor dem Hintergrund des guten Wirt- schafts wachstums (von rd. 3% 2017) und des Zuwachses an Arbeitsplätzen sinkt Ende Fe - bruar 2018 auch die Arbeitslosigkeit weiter. Mit 364.650 sind gegenüber dem Februar 2017 um -35.969 bzw. -9,0% weniger Perso- nen beim AMS arbeitslos vorgemerkt. Inklu- sive der Personen, die ein AMS-Schulungs- angebot wahrnehmen, beträgt die Zahl der Vorgemerkten 444.426, das bedeutet einen

Rückgang gegenüber dem Vorjahr um Sozialministerium / Johannes Zinner Foto: -31.360 bzw. -6,6%. Sozialministerin Beate Hartinger-Klein Die Arbeitslosigkeit von Österreicherin- nen und Österreichern sinkt Ende Februar um österreichischen Wirtschaft anhält. Die Zahl fig, am relativ stärksten jedoch Ende Februar -10,4%, die von ausländischen Staatsbürge- der gemeldeten sofort verfügbaren offenen in der Steiermark (-13,8%), hier auch unter- rinnen und Staatsbürgern im Vergleich dazu Arbeitsplätze liegt Ende Februar mit 62.867 stützt durch eine relevante Ausweitung der nur um rund -5,5%. Die Arbeitslosenquote nunmehr um +27% über dem Vorjahreswert. AMS Schulungsteilnahmen, wobei das Ver- nach nationaler Definition liegt aktuell bei Ein anderer Indikator für die Arbeitskräf- hältnis offene Stellen zu Arbeitssuchenden 9,0%, das ist ein Rückgang von -1,0%punk- tenachfrage ist der gesamte Zugang an offe- mit 1:15 vor allem in Wien und im Burgen- ten gegenüber dem Vorjahr. nen Stellen beim AMS im bisherigen Jahr land besonders auseinanderklafft. Die Arbeitslosenquote nach der interna- 2018: dieser Wert lag um +6,2% über dem tionalen Erhebungsmethode gemäß EURO- der Monate Jänner und Februar 2017. Schulungsmaßnahmen STAT wird für Österreich für Jänner 2018 mit Während im Durchschnitt für rund 44% In AMS Schulung befinden sich aktuell 5,5% angegeben. Die Jugendarbeitslosen- der arbeitslos registrierten Personen die höch - 79.776 Personen (+4.609 gegenüber Ende quote beträgt nach dieser Definition 9,4%. ste abgeschlossene Ausbildung die Pflicht- Februar 2017), davon entfallen rund 44% Hartinger-Klein: „Ein Blick auf die De - schule ist, beträgt dieser Anteil bei den Aus- auf Ausländerinnen und Ausländer, von die- tailzahlen bestätigt, daß vor allem Personen länderinnen und Ausländern 64%. Für die sen sind wiederum rund 46% Asylberechtig- mit geringer formaler Ausbildung – über alle gemeldeten offenen Stellen Ende Februar te und subsidiär Schutzberechtigte. Alterskategorien hinweg – auch in Zukunft wird allerdings nur in 33% der Fälle ein Aus- Gerade bei jenen Personen mit der Schwierigkeiten haben werden, am primären bildungsniveau von höchstens Pflichtschule geringsten formalen Ausbildung hat sich der Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen.“ benötigt. Qualifizierungsaufwand weiter gesteigert (+9,3%), davon beträgt bei den Ausländerin- Strukturelle Probleme am Arbeitsmarkt – Strukturelles Problem am Arbeitsmarkt – nen und Ausländern um +18,5%, bei den Ungleichgewicht bei der Ausbildung regionales Ungleichgewicht vorgemerkten Asylberechtigten um +29,2% An der Entwicklung der offenen Stellen Wie auch im Vormonat ist die Zahl der und bei den subsidiär Schutzberechtigten zeigt sich, daß der Aufwärtstrend in der Arbeitslosen in allen Bundesländern rückläu - sogar um +54,3%.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 77 Wirtschaft

Ältere Arbeitssuchende, sind Kürzungen zu rechtfertigen. Instrumen- am falschen Fleck. Der riskiert die Zukunft Branchen, Lehrstellenmarkt te aber, die die Menschen nachweislich in der Betroffenen und den wirtschaftlichen Er - Für die Personengruppe der älteren Ar- die Betriebe bringen, gilt es zu forcieren. Da- folg Österreichs.“ beitssuchenden (-4,8% Arbeitslosigkeit) so- zu gehören etwa die Eingliederungsbeihilfe wie Menschen mit Behinderungen (-3,3%) und die sehr erfolgreichen, relativ kosten- Achitz: Zurück zur aktiven zeigt sich aktuell ebenso ein Rückgang der günstigen Ausbildungen, die direkt in den Arbeitsmarktpolitik! Arbeitslosigkeit, der aber schwächer aus- Betrieben stattfinden“, so Gleitsmann. Der Trend am Arbeitsmarkt hält weiter an, fällt, als für andere Gruppen von Arbeitssu- die Zahl der Arbeitslosen ist erneut gesun- chenden. Beschäftigung der Älteren auf Rekordhöhe ken. „Das ist zu einem großen Teil der guten In den von der konjunkturellen Entwik- Noch nie gab es so viele Ältere 50+ in Konjunkturentwicklung zu verdanken, aber klung direkt betroffenen Branchen nimmt Beschäftigung (Ende Februar: +59.000 im auch ein Erfolg der Sozialminister und des die Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich ab. Vorjahresvergleich). Bei der Arbeitsmarktin- Arbeitsmarktservice, die in den vergangenen In der Warenproduktion sind Ende Febru- tegration dieser Zielgruppe war die Einglie- Jahren voll auf aktive Arbeitsmarktpolitik ge - ar um -15,8% weniger Personen arbeitslos derungsbeihilfe bisher besonders erfolg- setzt haben“, sagte Bernhard Achitz, Leiten- vorgemerkt und in der Arbeitskräfteüberlas- reich – die angestrebten Beschäftigungsquo- der Sekretär des ÖGB: „Es ist völlig unver- sung um -8,8%. Aber auch die AMS-Vorge- ten wurden weit übererfüllt. ständlich, daß die derzeitige Bundesregie- merktenzahlen aus den Branchen Tourismus Angesichts des steigenden regionalen rung diesen Erfolgsweg verläßt und das (-13,2%) und Handel (-12,6%) entwickelten und branchenweisen Missmatch sollte die Arbeitsmarkt-Budget um ein Drittel zu - sich sehr positiv. überregionale Vermittlung von Arbeitslosen sammenstreicht.“ Die wirtschaftliche Erholung zeigt sich, in Regionen mit Fachkräftemangel forciert Aktive Arbeitsmarktpolitik bedeutet vor verbunden mit demographischen Trends, werden. Das betrifft insbesondere auch den allem Investieren in Qualifikation und Bil- auch auf dem Lehrstellenmarkt: So liegt En - Lehrstellenmarkt. In Summe ist die Zahl der dung. „In Zeiten, wo Unternehmer ständig de Februar die Zahl der Lehrstellensuchen- sofort und nicht sofort verfügbaren Lehrstel- über fehlende Fachkräfte jammern, ist es völ - den um -4,9% unter dem Vorjahreswert wäh- len (Ende Februar: 21.171) mehr als doppelt lig unverständlich, die Finanzierung von Pro - rend der Bestand an gemeldeten offenen so hoch wie die Zahl der (sofort und nicht so - grammen wie Fachkräftestipendium, Kom- Lehrstellen um +20.5% zugenommen hat. fort verfügbaren) Lehrstellensuchen (9.532). petenz mit System, FacharbeiterInnen-Inten- Somit stehen bundesweit für 5.047 Lehrstel- „Statt des Ausbaus überbetrieblicher Lehr- sivausbildung in den Schulungszentren des lensuchende (ohne die Teilnehmer der über- gänge müssen verstärkt die offenen betrieb- AMS zu stoppen. Und auch bei der Lehr- betrieblichen Lehrausbildung) derzeit 4.947 lichen Lehrstellen besetzt werden“, unter- lingsausbildung in den Überbetrieblichen betriebliche Lehrstellen, die dem AMS streicht Gleitsmann. Ausbildungseinrichtungen droht ein Kahl- gemeldet wurden, zur Verfügung. Ein Über- schlag“, sagt Achitz. hang an freien Lehrplätzen besteht beson - Kaske: Arbeitsmarktpolitik muß weiter- ders in Tirol und Salzburg – hier vor allem hin ganz oben auf Agenda stehen Neumayer: Fachkräfteoffensive durch die Nachfrage in Tourismusberufen –, „Auch wenn die Arbeitsmarktdaten vom starten, Bürokratielasten abbauen aber auch in Oberösterreich. Deutlich mehr Februar manche zu Optimismus verleiten, „Die Arbeitslosigkeit sinkt weiter, die In - Lehrstellensuchende als offene Lehrstellen ich sehe die Lage auf dem Arbeitsmarkt wei - du strie ist dabei ein zentraler Motor. Gleich- gibt es insbesondere in Wien. Die Zahl der terhin gespannt“, sagte AK Präsident Rudi zeitig spitzt sich der Fachkräftemangel im - Lehrlinge in vom AMS geförderten überbe- Kaske und verlangt, daß die aktive Arbeits- mer mehr zu. Die im Regierungsprogramm trieblichen Lehrausbildungseinrichtungen ist marktpolitik weiterhin ganz oben auf der po- verankerten Projekte zu Beschäftigungsan- gegenüber dem Vorjahr bundesweit leicht litischen Agenda stehen muß: „Wir dürfen reizen und Effizienz in der Arbeitslosenver- rückgängig. die Lage auf dem Arbeitsmarkt nicht allein sicherung gilt es daher konsequent umzuset- der wirtschaftlichen Entwicklung oder dem zen. Auch beim Arbeitsmarktbudget sind Gleitsmann: Jetzt Probleme lösen Zufall überlassen. Wir müssen die Hände am entsprechende Schwerpunkte zu setzen“, „Mit einem Minus von 35.969 arbeitslo- Steuerrad lassen und aktiv gegen die Ar- erklärte der Generalsekretär der Industriel- sen Personen (im Vorjahresvergleich) ist beitslosigkeit vorgehen.“ Daher ist es wich- lenvereinigung (IV), Christoph Neumayer. klar, daß der Konjunktur- und Arbeitsmarkt- tig, daß dem Arbeitsmarktservice nicht Arbeitsplatznahe Qualifizierung sowie die motor endlich wieder läuft. Großer Wer- durch eine restriktive Sparpolitik die Spiel- angekündigte Fachkräfteoffensive nach in- mutstropfen dabei: Österreich rutscht im EU- räume geraubt werden. ternationalem Vorbild seien von zentraler Be - weiten Ranking auf Platz 11 ab. Das liegt Die offensichtlich geplanten Kürzungen deutung und müßten daher kurzfristig ange- auch am zunehmenden Missmatch am Ar - der Budgetmittel für das AMS um 600 Milli- gangen werden. beitsmarkt trotz steigenden Mitteleinsatzes“, onen erzwingen ein massives Zurückfahren Die von der Bundesregierung eingeleitete betonte der Leiter der Sozialpolitischen Ab- der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen. Entbürokratisierung- und Deregulierungsof- teilung der Wirtschaftskammer Österreich „Eine Kürzung um 30 Prozent gegenüber dem fensive sei jedenfalls ein positives Signal für (WKÖ), Martin Gleitsmann, am 1. März. Budget vom Vorjahr kommt einem Kahl- den Standort. n Trotz Kürzung werde das Arbeitsmarkt- schlag gleich, unter dem nicht nur Langzeit- https://www.sozialministerium.at budget heuer eine Rekordhöhe erreichen. Von arbeitslose oder Ältere leiden werden. Auch https://www.wko.at einem Kahlschlag könne daher keine Rede die Chancen der Jungen auf eine profunde http://wien.arbeiterkammer.at sein. „Das Motto muß lauten: Dort, wo Maß- Höherqualifizierung für bessere Arbeit ste- http://www.oegb.at nahmen erfahrungsgemäß ineffizient sind, hen zur Disposition. Und wer da spart, spart https://www.iv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 78 Wirtschaft Konjunkturdynamik hat vorläufigen Höhepunkt erreicht

UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator bleibt im Jänner mit 4,6 Punkten knapp unter Allzeithoch des Vormonats – Erneute Verbesserung des Exportumfelds – Stimmung in den einzelnen Wirtschaftssektoren im Inland legt nicht weiter zu

er Aufschwung in Österreich bleibt zu DJahresbeginn 2018 weiterhin sehr dyna- UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator Österreich misch, gewinnt jedoch nicht mehr weiter an BIP(real; Veränderung zumVorjahr in%) UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator Tempo. „Wir gehen davon aus, daß der Höhe - 6 6 punkt im laufenden Konjunkturzyklus mitt- lerweile erreicht worden ist. Der UniCredit 5 5 Bank Austria Konjunkturindikator hat im Jän- 4 4 ner erstmals seit zwei Jahren gegenüber dem Vormonat nicht mehr weiter zugelegt. Mit 3 3 4,6 Punkten liegt er jedoch nur knapp unter 2 2 dem Allzeithoch vom Dezember 2017 und signalisiert somit, daß das Wachstum der hei - 1 1 mischen Wirtschaft in den kommenden Mo- 0 0 naten weiterhin sehr kräftig bleiben wird“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom -1 -1 Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Anzeichen -2 -2 eines Abschwungs aufgrund der Marktturbu- 10 11 12 13 14 15 16 17 18 lenzen der vergangenen Tage können wir we- Quelle: Statistik Austria, Wifo, UniCredit Research, eigene Berechnungen der für den Euroraum noch für Österreich erkennen.“ Die vorliegenden Früh- und Der Optimismus ist weiterhin hoch genen Monate nicht mehr ganz. Dies trifft Stimmungsindikatoren aus dem In- und Aus- Der monatelange Aufwärtstrend des Uni- sowohl auf die Dienstleister, die Industrie land lassen erwarten, daß mit Ereichen des Credit Bank Austria Konjunkturindikators und in besonderem Maße auf die Bauwirt- Konjunkturhöhepunkts der Aufwärtstrend der wurde im Jänner von der Entwicklung der schaft zu. Dagegen setzt sich der Aufwärts- heimischen Wirtschaft keinesfalls beendet ist, Stimmung im Inland beendet. „Der Optimis- trend der Exportstimmung weiter fort“, das Tempo der Aufwärtsbewegung sich je - mus ist in allen Sektoren der heimischen Wirt- meint Bruckbauer. Der von der UniCredit doch verlangsamt und sich somit das Wachs- schaft weiterhin hoch, erreicht aber zu Jah- Bank Austria errechnete Indikator zur Ein- tumstempo auf hohem Niveau stabilisiert. resbeginn 2018 die Spitzenwerte der vergan- schätzung der Exportkonjunktur anhand des

Österreich Konjukturprognose Prognose 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

Wirtschaftswachstum (real, Vdg. z. Vorjahr) 2,9 0,7 0,0 0,8 1,1 1,5 2,9 2,6 2,0

Industrieproduktion (real, Vdg. z. Vorjahr) 6,7 0,1 0,8 1,2 2,4 2,5 4,0 4,0 3,0

Privater Konsum (real, Vdg. z. Vorjahr in %) 1,3 0,5 -0,1 0,3 0,5 1,5 1,4 1,3 1,2

Investitionen (real, Vdg. z. Vorjahr in %) *) 6,6 0,9 1,6 -0,7 1,2 3,7 5,2 3,5 3,09

Inflationsrate (Vdg. zum Vorjahr in %) 3,3 2,4 2,0 1,7 0,9 0,9 2,1 2,1 1,9

Arbeitslosenquote (nationale Definition) 6,7 7,0 7,6 8,4 9,1 9,1 8,5 7,7 7,62

Beschäftigung (Vdg. zum Vorjahr in %) **) 1,9 1,4 0,6 0,7 1,0 1,6 2,0 1,7 1,1

Öff. Haushaltssaldo (in % des BIP) ***) -2,6 -2,2 -2,0 -2,7 -1,0 -1,6 -0,7 -0,6 -0,5

Öffentliche Verschuldung (in % des BIP) ***) 82,2 81,7 81,0 83,8 84,3 83,6 78,5 75,4 73,1

*) Bruttoanlageinvestitionen **) ohne Karenzgeldbezieher, Präsenzdiener und Schulungen ***) Schätzung Quelle: UniCredit Research

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 79 Wirtschaft mit den österreichischen Handelsanteilen ge - zen, zumal die Rückendeckung durch die ten lassen, für eine Normalisierung der Kon- wichteten Industrievertrauens auf globaler Zu nahme der Beschäftigung im Jahresver- junktur auf einem sehr soliden Wachstums- Ebene läßt zu Beginn des Jahres auf eine lauf etwas nachlassen wird und die nominel- niveau um 2 Prozent. nochmalige leichte Beschleunigung der len Lohnsteigerungen kaum für reale Ein- Nachfrage aus dem Ausland für die heimi- kommenszuwächse ausreichen. Arbeitsmarkt: Anhaltende Entspannung sche Wirtschaft schließen. „Der konjunkturelle Rückenwind wird Voraussichtlich starkes 2018 2018 das zweite Jahr in Folge einen Rück- BIP wird erneut bei 3 Prozent liegen „Die Inlandsnachfrage kann immer noch gang der Arbeitslosenquote in Österreich er - Zum Start ins Jahr 2018 spürt die öster- ein hohes Tempo vorlegen und die österrei- möglichen. Nach durchschnittlich 8,5 Pro- reichische Wirtschaft begleitet von einem chische Wirtschaft erhält starke Unterstüt- zent 2017 gehen wir für 2018 von einer Ar- sehr positiven Stimmungsumfeld noch im - zung aus dem Ausland. Trotz einer Vielzahl beitslosenquote von nur noch 7,7 Prozent mer starken konjunkturellen Rückenwind. an geopolitischen Risiken wird 2018 voraus- aus“, meint Pudschedl. „Das Wirtschaftswachstum wird sich im er - sichtlich erneut ein starkes Jahr. Wir gehen Das Beschäftigungswachstum wird zwar sten Quartal 2018 von der hohen Wachstums- von einem Wirtschaftswachstum von 2,6 Pro - das hohe Tempo des Vorjahres in den kom- dynamik der vergangenen Quartale nicht zent in Österreich aus“, meint Pudschedl. menden Monaten nicht mehr ganz halten unterscheiden. Der Anstieg des BIP wird er - Für 2019 sind die Aussichten für die können. Allerdings wird der Anstieg von et - neut bei rund 3 Prozent im Jahresvergleich österreichische Wirtschaft weiterhin günstig, was unter 2 Prozent ausreichen, um die wei- liegen. Damit wird eine ausgezeichnete Ba- doch sprechen die voranschreitende Abrei- terhin kräftige Zunahme des Arbeitskräfte- sis für ein weiteres starkes Jahr der österrei- fung des Konjunkturzyklus sowie die nachlas - potenzials, vorwiegend durch Zuwanderung chischen Wirtschaft mit einem überdurch- sende globale Unterstützung, insbesonders aus anderen Ländern der EU, zu kompensie- schnittlichen Wachstumstempo gelegt“, meint aus den USA, wo im Folgejahr der Steuer- ren und darüber hinaus die Anzahl der Ar- UniCredit Bank Austria Ökonom Walter kürzung eine Reihe von Faktoren eine Ver- beitssuchenden zu verrringern. Insgesamt ist Pudschedl. flachung des Wirtschaftswachstums erwar- für 2018 mit einem Rückgang der arbeitslos gemeldeten Personen um bis zu 25.000 zu Von Konsum und Investitionen getragen rechnen. Der Konjunkturaufschwung in Österreich wird auch 2018 die Impulse vorwiegend aus Spürbarer Preisauftrieb auch 2018 der Inlandsnachfrage erhalten. Rund neun Zu Jahresbeginn 2018 hat der spürbare Zehntel des Wirtschaftswachstums werden Aufwärtsdruck auf die Preise, der durch die voraussichtlich auch weiterhin von Konsum kräftige Nachfrage im laufenden Konjunk- und Investitionen getragen, allerdings dürfte turzyklus unterstützt wird, angehalten. „Die der Einfluß der Außenwirtschaft zunehmen. Inflation in Österreich wird in den kommen- Der Rückenwind für den Export steigt durch den Monaten weiter über 2 Prozent im Jah- die Belebung des globalen Handels, gestärkt resvergleich betragen. Im Jahresdurchschnitt durch den Aufwind in einigen Wachstums- 2018 erwarten wir – wie schon im Vorjahr – märkten, insbesondere in Asien, und der Kon- eine Teuerung von 2,1 Prozent. Ein der guten junkturauffrischung in den USA als Folge der Konjunktur geschuldeter noch stärkerer Steuerkürzungen, tendenziell an. Preisauftrieb insbesondere bei Dienstleistun- gen oder auch durch höhere Ölpreise wird US-Dollar bremst Exportwachstum zumindest durch den Kursanstieg des Euros Allerdings wird die zunehmende Stärke verhindert“, erwartet Bruckbauer. Der Euro des Euros gegenüber dem US-Dollar das Ex- wird nach Einschätzung der Ökonomen der portwachstum 2018 dämpfen. Der Außenhan- UniCredit Bank Austria die Marke von 1,30 del wird netto seinen Beitrag zum Wachstum zum US-Dollar im Laufe des Jahres 2018 dennoch erhöhen, da auch der zusätzliche deutlich überschreiten. Importbedarf nachlassen wird. Dazu wird Negative Auswirkungen der kürzlich ge– sowohl die leichte Verlangsamung der Inve- stiegenen Volatilität an den Finanzmärkten stitions- als auch der Konsumdynamik bei- für Österreichs Konjunktur sehen die Öko- tragen. Der Investitionsaufschwung ist be- nomen der UniCredit Bank Austria derzeit reits im vierten Jahr angekommen. Der ehe- nicht. „Speziell in den USA, wo sich die Kon - mals bestehende Nachholbedarf ist daher junktur am Ende eines langen Aufschwungs mittlerweile gedeckt. Allerdings spricht der befindet, ist die gestiegene Volatilität an den hohe Auslastungsgrad der heimischen Wirt- Finanzmärkten eine typische Begleiterschei- schaft für eine weiterhin starke Dynamik der nungen“, meint Bruckbauer und ergänzt: Ausrüstungsinvestitionen durch vorzuneh- „Dies wird auch an den Märkten in Europa mende Kapazitätserweiterungen, um die ho - spürbar bleiben, allerdings in einem funda- he Nachfrage zu decken. Die nach der Steu- mental deutlich positiveren Wachstumsum- erreform 2016 eingesetzte Abflachung des feld für die Realwirtschaft.“ n Konsumwachstums wird sich 2018 fortset- http://www.bankaustria.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 80 Wirtschaft Wiener Börse Standortumfrage

Rund 90 Prozent der Österreicher halten Arbeitsplätze, Forschung und Internationalität für wichtigste Faktoren für den Standort Österreich.

ie Wiener Börse ließ Österreichs Bevöl- ger attraktiv einschätzt, wünscht sich aktive- Dkerung vom Marktforschungsinstitut re Politiker, um Österreich zu einem interes- market zum heimischen Wirtschaftsstandort santen Platz für Unternehmen und Anleger und der Bedeutung des Kapitalmarkts befra- zu machen. gen. Mit 95 % erachten die ÖsterreicherIn- „Wer wirtschaftspolitisch nach Hebeln für nen das Schaffen von Arbeitsplätzen durch Wachstum und Beschäftigung sucht und Unternehmen als den mit Abstand wichtig- Stand ort wie auch Altersvorsorge zukunftsfit sten Punkt. 88 % der Befragten wünschen gestalten möchte, der ist gut dabei beraten, sich, daß Unternehmen viel in Forschung sich am Kapitalmarkt als Motor zu bedienen. und Entwicklung investieren. 85 % der Be- Wir freuen uns, daß die neue Regierung hier völkerung sind überzeugt, daß ein funktio- Akzente setzen möchte“. sagt der Börse-Chef. nierender Kapitalmarkt mit einer funktionie- „Österreich braucht einen klaren, konzertier- Foto: Wiener Börse AG Börse Foto: Wiener renden Börse wichtig für die österreichische Christoph Boschan, CEO ten Kapitalmarkt-Plan. Wir stehen mit den Wirtschaft ist. neuen politischen Verantwortlichen dazu „Ich freue mich, daß der heimische Kapi- ternehmen sind sehr international, ebenso bereits im Austausch.“ talmarkt von der Bevölkerung als wesentlich wie die Wiener Börse selbst als Handelsplatt - für den Standort eingeschätzt wird. Unter form. Sowohl, was die tägliche Geschäftstä- Über die Wiener Börse den österreichischen börsennotierten Unter- tigkeit anlangt, als auch von Investorensei- Die Wiener Börse ist die einzige Wertpa- nehmen finden sich viele Weltmarktführer, te“, so Boschan. „Über 80 % der Handels- pierbörse Österreichs und stellt modernste die genau in den Gebieten Forschung und umsätze an der Wiener Börse kommen aus Infrastruktur, Marktdaten und relevante In - Innovation sowie Internationalität punkten. dem Ausland. Daher brauchen wir Rahmen- formationen zur Verfügung. Sie bietet öster- Die Börsennotiz fördert die Orientierung an bedingungen, die uns im internationalen reichischen börsenotierten Unternehmen ma - Innovation und Wettbewerb. Dadurch wer- Kontext attraktiv machen und Wettbewerbs- ximale Sichtbarkeit, die größte Liquidität den Arbeitsplätze am Puls der Zeit geschaf- vorteile bringen.“ und die höchste Transparenz. AnlegerInnen fen und nachhaltig gesichert,“ sagt Chri- gewährleistet sie eine reibungslose und effi- stoph Boschan, CEO der Wiener Börse. „In Wettbewerbsfähige Rahmen- ziente Durchführung der Börsengeschäfte. der Einstellung der Bevölkerung zur Stand- bedingungen für Österreich schaffen Die Wiener Börse betreibt den zentralen ort- und Kapitalmarktpolitik sehe ich einen Mit 49 % schätzte knapp die Hälfte der Markt datenfeed für Zentral- und Osteuropa klaren Auftrag, das Regierungsprogramm zü - Bevölkerung die früheren politischen Ver- (CEE) und hat sich in der Berechnung von gig umzusetzen und mehr Aktivität zu zei- antwortlichen als wenig bis gar nicht aktiv Indizes auf die Region etabliert. Sie koope- gen als die frühere Regierungsmannschaft.“ ein und sieht deutlichen Spielraum für mehr riert im Verbund mit ihrer Holding-Mutter Börsennotierte Unternehmen sichern rund Engagement. Männer stärker als Frauen, die CEESEG mit über zehn Börsen in CEE und 410.000 Arbeitsplätze und liefern rund 10 % jüngere Generation empfindet die Politik ak- wird für dieses einzigartige Know-how welt- der österreichischen Wirtschaftsleistung, mit tiver als Altersklassen ab 30 Jahren. Beson- weit geschätzt. n einem Wertschöpfungsbeitrag von rund 27 ders jene Gruppe, die den Standort als weni- http://www.wienerborse.at Milliarden Euro.

Internationalität entscheidender Faktor 89 % der Bevölkerung ist es wichtig, daß Rahmenbedingungen geschaffen werden, die österreichischen Unternehmen ermöglichen, international erfolgreich zu sein. 81 % halten es für wesentlich, daß österreichische Unter- nehmen international erfolgreich und Welt- marktführer sind. Auffällig ist, daß im Seg- ment 50 Jahre und älter sowie unter Perso- nen, die sich selbst als sehr kompetent in Wirtschaftsfragen einschätzen, in diesen bei- den Punkten eine besonders starke Zustim- mung herrscht. „Internationaler Wettbewerb ist das Um und Auf. Österreichische börsennotierte Un-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 81 Gedenkjahr 2018 100 Jahre Republik Österreich

Im Vordergrund des Gedenkjahres 2018 steht die 100 Wiederkehr der Gründung der Republik Österreich. Wir gedenken aber auch dem Jahr der Revolution 1848, dem »Anschluß« und dem Novemberpogrom 1938. Foto: BKA / Andy Wenzel / Foto: BKA Am 5. September 2017 umriß Bundespräsident a.D. Heinz Fischer gemeinsam mit Monika Sommer-Sieghart, Direktorin des Hauses der Geschichte Österreichs, die Schwerpunkte zum Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018 - »100 Jahre Republik Österreich«.

m heurigen Jahr gibt es Jahrestage von Er - 12. November 1918 sozialisten als auch Sozialdemokraten zu Ieignissen, die ganz wesentliche Auswir- Der Ausrufung der Republik Österreich bekämpfen. kungen auf unser Land hatten. Wir wollen am 12. November 1918 um 15 Uhr von der Ihnen an dieser Stelle einen Überblick über Parlamentsrampe aus waren mehrere wichti- 1948 – Internationale diese geben. Ausführliche Informationen über ge Schritte der Staatsbildung vorausgegan- Menschenrechte für die Republik landesweit allgemeine und auch spezifische gen. Kaiser Karls Völkermanifest vom 16. Die Idee universeller Menschenrechte Veranstaltungen finden Sie auf einer eigens Oktober 1918, das einen Umbau der Monar- entstand in der Zeit der Aufklärung und fand dafür installierten Website. In den nächsten chie in einen Bundesstaat ankündigte, kam ihren ersten Niederschlag in den amerikani- „Österreich Journal“-Ausgaben werden wir zu spät, um die Habsburgermonarchie noch schen und französischen Verfassungen am auch näher auf die folgenden Themenpunkte zu retten. Es sanktionierte den Zerfall und Ende des 18. Jahrhunderts. Unter dem Ein- eingehen: leitete die Bildung von Nationalräten der druck der nationalsozialistischen Verbrechen einzelnen Nationalitäten ein. setzte sich nach dem Zweiten Weltkrieg die 1848 – Das Jahr der Revolution Einsicht durch, daß es zusätzlich zu dem ver- Das Jahr 1848 ist im österreichischen 1938 – Der »Anschluß« fassungsrechtlichen Schutz der Grund- und Bewußtsein vornehmlich über den Feldherrn und das Novemberpogrom Menschenrechte auch einer Absicherung auf der Gegenrevolution Johann Joseph Wenzel Seit der Machtergreifung Adolf Hitlers in internationaler Ebene bedarf. Graf Radetzky verankert. Es gibt in Öster- Deutschland Anfang 1933 stieg der Druck reich kein wirkliches Gedenken an die Hel- eines "Anschlusses" Österreichs an das 1968 – Die 68er-Bewegung den der 1848er Revolution: nicht an den nationalsozialistische Deutschland erheblich 1968 ist ein Phänomen der Internationali- erschossenen Robert Blum oder an den in an. Der christlichsoziale Bundeskanzler sierung, die durch Vernetzung und Transfers Abwesenheit zum Tode verurteilten Hans Engelbert Dollfuß benützte eine Geschäft- zwischen Industriegesellschaften in den Kudlich, nicht an die hingerichteten Revolu- sordnungskrise des Nationalrates, um durch Bereichen Kultur, Wissen, Politik, Wirt- tionäre Wenzel Messenhauser und Hermann Verfassungsbruch die parlamentarische De- schaft geprägt wurde. Hier spielte in Westeu- Jellinek. mokratie abzuschaffen und sowohl National- ropa vor allem die Entwicklung in den USA

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 82 Gedenkjahr 2018 eine wichtige Rolle; aber auch der kommu- nistische Block war geprägt von Transfers aus der Sowjetunion, die mit allen Mitteln versuchte, ein Übergreifen dieser nach außen hin propagandistisch unterstützten linken Studentenproteste mit allen Mitteln in Mos- kau oder in osteuropäischen Großstädten mit internationalen Studierenden zu verhindern.

Vorwort zum Gedenkjahr 2018 Bundespräsident a.D. Heinz Fischer, von der Bundesregierung mit den Agenden zum Gedenkjahr beauftragt, zum Hintergrund:

Sehr geehrte Damen und Herren!

Nicht nur Menschen haben Geburtstag – Arne Müseler / arne-mueseler.de CC-BY-SA-3.0 Foto: auch ein Land hat einen Geburtstag und Alt-Bundespräsident Heinz Fischer wurde von der Bundesregierung zum Beauftragten für das Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018 berufen. meist noch zusätzliche Gedenk- und Feierta- ge. Aber der Geburtstag der „Republik Alle diese Ereignisse stehen in einem in- ziellen Veranstaltungen für das Gedenk- und Österreich“ ist der 12. November 1918. An neren Zusammenhang und beeinflussen einan - Erinnerungsjahr 2018. Es werden zahlreiche diesem Tag wurde im Parlament in Wien die der wechselseitig. Man muß Geschichte ken- Ausstellungen, darunter auch solche in zwei Gründung der Republik Österreich (damals nen, um diese Zusammenhänge besser zu ver- neuen Museen, nämlich im Haus der Ge- noch Deutsch-Österreich) beschlossen und stehen und man muß vor allem auch die Ge - schichte in Niederösterreich (St. Pölten) und von der Parlamentsrampe vor mehr als hun- schichte des eigenen Landes kennen, um ak- im Haus der Geschichte auf Bundesebene in derttausend Menschen feierlich verkündet. tuelle Fehlentwicklungen frühzeitig zu erken - Wien, Symposien, Jugendwettbewerbe, Publi - Der Beschluß über das Frauenwahlrecht nen. Aus allen diesen Gründen hat die Re gie - kationen, wissenschaftliche Arbeiten, Aus- erfolgte ebenfalls am 12. November 1918 und rung schon im Oktober 2016 mit den Vorbe- blicke in die Zukunft und vieles mehr vorbe- war ein weiterer wichtiger Schritt auf dem reitungen für das Gedenk- und Erinnerungs- reitet. Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit des Weg zur Gleichberechtigung: Am 16. Febru- jahr 2018 begonnen und zu diesem Zweck Gedenkjahres ist mir aber die intensive Be - ar 1919 wurde das allgemeine und gleiche einen fachkundigen Beirat als Vorbereitungs- fassung mit der jüngeren Geschichte unseres Wahlrecht für Frauen und Männer zum er - und Koordinierungsgremium eingerichtet. Landes besonders wichtig, um historische sten Mal bei der Wahl der konstituierenden Neben zahlreichen anderen Veranstaltun- Wunden, die noch nicht ganz verheilt sind, Nationalversammlung angewendet. gen […] steht auch ein Staatsakt am Grün- zu schließen und zu einer gemeinsamen Ge - Wir haben auch allen Grund, die tragi- dungstag der Republik im Zentrum der offi- schichtsauffassung zu kommen. schen und aufwühlenden Ereignisse rund um den sogenannten „Anschluß“ Österreichs an Hitler-Deutschland im März 1938 und die darauffolgenden Novemberpogrome an Jü- dinnen und Juden, die genau 80 Jahre zu - rück liegen, nicht zu verdrängen und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Am 10. Dezember jährt sich die Allgemei- ne Erklärung der Menschenrechte von 1948 zum 70. Mal – ein Beschluß der Vereinten Nationen, dem es zu verdanken ist, daß das Thema der Menschenrechte seither verstärkt und viel nachhaltiger als früher im Schein- werferlicht des öffentlichen Interesses liegt. Der „Prager Frühling“ 1968 – 12 Jahre nach der von sowjetischen Panzern nieder- gewalzten ungarischen Revolution von 1956 – warf ein grelles Licht auf die Brüchigkeit des sowjetischen Imperiums und die Unfä- higkeit der kommunistischen Theorie und Praxis, gesellschaftliche Probleme friedlich und demokratisch zu lösen. Von dort führte © Österreichische Nationalbibliothek ein gerader Weg zum Fall der Berliner Mauer Erste vorbereitende Sitzung des Reichstages in der Winterreitschule der Wiener Hofburg im vor knapp drei Jahrzehnten. Juli 1848. Lithographie nach eigener Zeichnung von Franz Kollarz.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 83 Gedenkjahr 2018

Die Gründung der demokratischen Repu- blik vor 100 Jahren war jedenfalls ein mar- kanter Wendepunkt in der österreichischen Geschichte und der Versuch, einen neuen po litischen und gesellschaftspolitischen An - satz zu finden. Trotz der tragischen Entwick - lung der Ersten Republik hat sich dieser An - satz langfristig als richtig herausgestellt, wie die Geschichte der Zweiten Republik be - weist. Das ist es was man zum 100. Geburts- tag der Republik getrost feststellen darf und was auch Mut für die Zukunft gibt.

1848 – Das Jahr der Revolution

Die Helden der 1848er Revolution Das Jahr 1848 ist im österreichischen Be- wußtsein vornehmlich über den Feldherrn der © Österreichische Nationalbibliothek Gegenrevolution Johann Joseph Wenzel Graf Wiener Oktoberaufstand 1848: Darstellung des Dachbrandes der Hofbibliothek und der anschließenden Augustinerkirche am Josefsplatz. Kolorierte Lithografie, »zu haben bei Radetzky verankert. Es gibt in Österreich kein F(ranz) Werner in Wien« Datiert auf den 31. Oktober 1848 wirkliches Gedenken an die Helden der 1848er Revolution: nicht an den erschosse- Das Ende des Feudalzeitalters rismus und der demokratischen Mitbestim- nen Robert Blum oder an den in Abwesen- Schließlich erreichten nur die Bauern, mung. n heit zum Tode verurteilten Hans Kudlich, was sie wollten, nämlich die Aufhebung der Bundeskanzleramt – Österreich 100 nicht an die hingerichteten Revolutionäre Grunduntertänigkeit und damit des Feudal- https://www.oesterreich100.at Wenzel Messenhauser und Hermann Jelli- systems, allerdings nur gegen entsprechende Haus der Geschichte Österreich nek. In Erinnerung geblieben sind die Sieger, Ablösezahlungen. Die bürgerlichen Ziele, https://www.hdgoe.at der blutjunge Kaiser Franz Joseph und seine Gleichheit, Mitbestimmung, Wahlrecht, Lehr- Österreichische Nationalbibilothek Generäle Fürst Windischgraetz, Joseph Graf und Lernfreiheit, Meinungsfreiheit, wurden http://www.onb.ac.at Jellacic und eben Radetzky. zwar festgeschrieben, waren aber im Neoab- Wir danken den verantwortlichen Stellen solutismus vorerst ausgesetzt und wurden erst dieser Institutionen für die Zurverfügung - Nicht nur eine Revolution viel später verwirklicht. Die Anliegen der stellung von Informationen und Bildern. 1848 gab es in Österreich mehrere Revo- Ar beiter, der Nationalitäten, der Frauen wur- lutionen. Und ihre Ziele waren grundverschie - den hingegen weiter unterdrückt. Doch 1848 Lesen Sie in der „Österreich Journal“-Aus- den. Die Revolutionäre in Oberitalien woll- bedeutete das formelle Ende des Feudalzeit- gabe 173 über die Ausrufung der Republik ten ein unabhängiges Italien, die Ungarn ein alters und den ersten Start des Parlamenta- Ös terreich am 12. November 1918. eigenes Königreich, es gab Revolutionen in Prag, in Krakau und natürlich in Wien. In den österreichischen Provinzstädten blieb der re- volutionäre Eifer sehr bieder, auch wenn man in Linz „tun wollte, was die Wiener tun“. Es gab ein Bündel von unterschiedlich- sten Interessen und Zielen: die bürgerliche Verfassungsbewegung, die Bauernrevolten, die Protestwelle der frühindustriellen Arbei- terschaft, die nationalen Befreiungsbewegun- gen, die Frauenemanzipation. Die Ziele des liberalen Bürgertums waren die Freiheit der Meinung, die Versamm- lungsfreiheit, die Budgethoheit und die Un- antastbarkeit des Eigentums. Die Bauern wollten die entschädigungslose Streichung ihrer Feudallasten. Die in prekären Verhält- nissen lebenden Menschen wollten Beschäf- tigung, Erhöhung der Löhne, Arbeitszeitver- © Österreichische Nationalbibliothek kürzung und Senkung der drückenden indi- Kaffeehausszene 1848: »Im Namen der konstitutionellen Regierung still! Ich werde vorlesen.« rekten Steuern. Karl Gunther, datiert auf den 3. März 1848

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 84 Chronik Bevölkerungszahl stieg zu Jahresbeginn auf rund 8,82 Mio.

Stärkstes Bevölkerungswachstum in Wien, leichter Einwohnerrückgang in Kärnten

m 1. Jänner 2018 lebten vorläufigen Er- um 0,68%, in Salzburg um 0,61% und in gegen einen Bevölkerungsrückgang, der am Agebnissen von Statistik Austria zufolge Oberösterreich um 0,59%. Unterdurch- stärksten in den Bezirken Waidhofen an der 8.823.054 Menschen in Österreich, um schnittliche Zuwächse verzeichneten hinge- Thaya (-1,24%), Gmünd (-1,22%), Lilienfeld 50.189 Personen (+0,57%) mehr als zu Jah- gen Niederösterreich (+0,31%), das Burgen- (-1,21%) und Jennersdorf (-1,05%) ausfiel. resbeginn 2017. Die Bevölkerungszunahme land (+0,26%) und die Steiermark (+0,24%). Wie aus den vorläufigen Ergebnissen aus- war somit 2017 deutlich niedriger als im Das einzige Bundesland mit einem leichten serdem hervorgeht, lebten am 1. Jänner 2018 Jahr zuvor (2016: +72.394 Personen bzw. Rückgang der Einwohnerzahl war Kärnten. insgesamt 1.396.356 Menschen mit auslän- 0,83%). Etwa 43% des gesamten Wachstums Hier reduzierte sich die Bevölkerungszahl discher Staatsangehörigkeit in Österreich. des Jahres 2017 entfielen auf die Bundes- 2017 um 195 Personen bzw. um 0,03%. Dies entspricht 15,8% der Gesamtbevölke- hauptstadt Wien. Zu Jahresbeginn 2018 leb- Österreichweit konnten 63 politische Be - rung und einem Plus von 54.426 Personen ten 1.396.356 ausländische Staatsangehörige zirke einen Bevölkerungszuwachs verzeich- im Vergleich zum Jahresbeginn 2017. in Österreich. Der Ausländeranteil lag somit nen (siehe Karte). Darunter hatten sogar fünf Fast die Hälfte aller nicht-österreichischen bei 15,8% (gegenüber 15,3% am 1. Jänner Bezirke ein größeres Wachstum als Wien: Staatsangehörigen (49,7% bzw. 694.002 Per- 2017). Am stärksten stieg die Einwohnerzahl in Gän - sonen) stammte aus Ländern der Europäi- Wien verzeichnet bereits seit einigen Jah- serndorf (+1,41%) und Wels-Land (+1,39%), schen Union – um 38.478 Personen bzw. ren die höchsten Bevölkerungszuwächse aber auch in Graz-Umgebung (+1,22%), 5,87% mehr als noch im Jahr zuvor. Die aller Bundesländer. In der Bundeshauptstadt Kufstein (+1,18%) und der Statutarstadt Zahl der in Österreich lebenden Staatsange- stieg die Bevölkerungszahl im Jahr 2017 mit Rust (+1,16%) lag der Zuwachs über dem hörigen aus Nicht-EU-Staaten erhöhte sich +1,15% deutlich stärker als im Durchschnitt Niveau der Bundeshauptstadt. In Klagenfurt im Laufe des Jahres 2017 um 15.948 Perso- Österreichs. blieb das Bevölkerungswachstum mit nen (+2,32%) auf 702.354 Personen, was Einen ebenfalls leicht überdurchschnitt- +0,53% zwar leicht unter dem Bundesdurch- einem Anteil von 50,3% an allen ausländi- lichen Einwohnerzuwachs verzeichnete schnitt, dennoch erreicht die Kärntner Lan- schen Staatsangehörigen in Österreich ent- auch der Westen Österreichs: In Vorarlberg deshauptstadt damit erstmals die 100.000 spricht. n stieg die Bevölkerung um 0,75%, in Tirol Einwohner-Marke. In 31 Bezirken gab es hin - http://www.statistik.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 85 Chronik Vor 40 Jahren begann in Wien das U-Bahn-Zeitalter

Fünf Linien, 83 Kilometer, 109 Stationen, mehr als 15 Millionen zurückgelegte Kilometer auf fünf U-Bahnlinien und mehr als 450 Millionen Fahrgäste allein im Jahr 2017: Die U-Bahn ist aus Wien nicht mehr wegzudenken.

abei ist es gerade einmal 40 Jahre her, Ddaß die ganze Stadt im U-Bahn-Fieber lag. Am 25. Februar 1978 – zehn Jahre nach dem dafür notwendigen Grundsatzbeschluß des Wiener Gemeinderats – wurde die aller - erste, drei Kilometer lange Neubaustrecke entlang der U1 vom Karlsplatz zum Reu- mannplatz feierlich eröffnet. Selbst Bundes- präsident Rudolf Kirchschläger ließ es sich damals nicht nehmen, bei der ersten Fahrt in der Fahrerkabine Platz zu nehmen. Zu die- sem Zeitpunkt war die U4 zwischen Heili- genstadt und Friedensbrücke schon zwei Jahre im Testbetrieb unterwegs – allerdings auf der bereits vorhandenen Stadtbahn- Strecke. Die U1-Eröffnung markiert deshalb den eigentlichen Startschuß für das heutige U-Bahnnetz. 1978 folgten insgesamt noch drei weitere Eröffnungen von U-Bahn-Teil- strecken auf den Linien U1 und U4. Mit einem Kran wird im August 1973 ein U-Bahn-Zug U-Bahnschacht Kärntnerstrasse gehievt. Neun Milliarden Euro Investition und 200.000 Arbeitsplätze in 40 Jahren „Die U-Bahn war ein wichtiger Entwick- lungsschritt für Wien und hat die Stadt nach- haltig verändert. Sie sorgt für kurze Wege, um weltfreundliche Mobilität in der Stadt und ist ein ganz wesentlicher Motor der Stadtent- wicklung. Und die Geschichte geht weiter: Mit dem Linienkreuz U2/U5 wächst die U- Bahn auch in Zukunft weiter“, so Öffi-Stadt - rätin Ulli Sima. Damit möglichst viele Fahrgäste mög- lichst schnell an ihr Ziel kommen, wurden bisher mehr als neun Milliarden Euro in den U-Bahnbau investiert. „Eine einzige Garni- tur befördert gleichzeitig bis zu 900 Fahrgä- ste. Kein anderes Verkehrsmittel kann da mithalten. Auch der Wirtschaftsfaktor ist nicht zu leugnen: Neu- und Ausbau der U-Bahn in Fotos: Wiener Linien den vergangenen 40 Jahren haben mehr als 25. Febraur 1978: U-1 Eröffnung der Strecke vom Reumannplatz zum Karlsplatz 200.000 Arbeitsplätze langfristig gesichert und geschaffen“, faßt Günter Steinbauer, Ge - letzte Neueröffnung gefeiert. Die rote Linie Neue Chronik zum 40. Geburtstag schäftsführer der WienerLinien, zusammen. wuchs damit zur längsten U-Bahn-Strecke Eine neue Chronik erzählt auf mehr als der Stadt mit über 19 Kilometern Länge. 100 Seiten die Ge schichte des Wiener U- U-Bahnnetz wächst mit der Stadt mit Mit der neuen U5 bekommt Wien ab Bahn-Baus und ist im Online-Shop der Wie- Am 2. September 2017 wurde mit der 2024 die erste vollautomatische U-Bahn- ner Linien erhältlich. n U1-Verlängerung nach Oberlaa die vorerst Linie. http://www.wienerlinien.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 86 Personalia »Gläserner Leopold« für Edgar Niemeczek zum 60er

Landeshauptfrau Mikl-Leitner: »Vorbild, Richtungsweiser und Wegbegleiter«

m „Haus der Regionen“ in Krems-Stein Ikonnte Edgar Niemeczek am Abend des 28. Februar herzliche und vielfältige Geburts - tagsglückwünsche entgegennehmen. Dem Geschäftsführer der Kultur.Region.NÖ, der am tags zuvor seinen 60. Geburtstag feierte, gratulierten u. a. auch Landeshauptfrau Jo - hanna Mikl-Leitner, LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, Landesrätin Barbara Schwarz, Lan - deshauptmann a. D. und Aufsichtsratsvorsit- zender Erwin Pröll, Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl, Vizekanzler a. D. Wolfgang Brandstetter sowie zahlreiche weitere Ver- treter aus Kultur, Wirtschaft und Medien. In ihrer Laudatio zitierte die Landeshaupt- frau aus der Einladung zum Geburtstagsfest: „Edgar Niemeczek ist uns nicht nur ein Vor- bild, Richtungsweiser und Wegbegleiter, er ist uns vor allem ein guter Freund.“ Diese NLK / Filzwieser Foto: Worte sagten „unglaublich Vieles über dich »Gläserner Leopold« für den Jubilar: Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Edgar Niemec- aus“, meinte sie zum Jubilar: „Heute ist es zek, Dorothea Draxler (Volkskultur NÖ) und, Aufsichtsratsvorsitzender LH a. D. Erwin Pröll. uns ein Herzensanliegen, Dir für deine Arbeit Volkskultur habe heute „eine unglaubliche würden auch Lebenssinn geben, betonte er: zu danken.“ Breite“ entwickelt, Niemeczek sei dabei „ein „Dieser Sinn wird auch mir persönlich im- Edgar Niemeczek habe „Vieles bewegt“ Vorbild, wie Kultur vermittelt werden soll“, mer wieder geschenkt, durch viele Menschen, und „Verantwortung übernommen“, skiz- so Pröll. durch viele sinngebende Begegnungen.“ zierte die Landeshauptfrau die Tätigkeiten In seinen Dankesworten richtete Niemec- Musikalisch umrahmt wurde die Feier und Funktionen des Jubilars: „Hinter all die- zek „ein ganz herzliches Dankeschön an je - von der Wiener Kammersymphonie und dem sen Funktionen steht viel Arbeit, Engage- den einzelnen, der mit uns ein gutes Stück Spirk-Trio. Anstelle von Geschenken wurde ment und Herzblut“. Niemeczek habe viele gegangen ist“. Er sei dankbar für „viele Initi- um eine Spende für den Verein „Hilfe im Projekte umgesetzt, „mit sehr viel Sach- und ativen und Projekte, die ich gestalten und eigenen Land, Katastrophenhilfe Österreich“ Fachkenntnis und mit sehr viel Kompetenz erleben kann“. Die kulturellen Aktivitäten gebeten. und Zielstrebigkeit“. Die Kulturarbeit sei „ein wichtiger Eckpfeiler Niederösterreichs“ Der Jubilar ge worden, betonte Mikl-Leitner weiters. Kul - Edgar Niemeczek wurde am 28. Februar tur sei ein wichtiger Teil der Lebensqualität 1958 geboren. Der studierte Jurist war Ge- in Niederösterreich und auch ein ganz ent- schäftsführer der Volkskultur Niederöster- scheidender Wirtschaftsfaktor, und Edgar Nie - reich und Geschäftsführer des Weinviertler meczek sei in dieser Entwicklung „immer Mu seumsdorfes Niedersulz, seit 2008 ist er ein Mitdenker, Vordenker und Visionär“ ge- Geschäftsführer der Holding Kultur.Region. wesen, so die Landeshauptfrau, die dem Ju- NÖ mit Tochtergesellschaften wie z. B. dem bilar einen „Gläsernen Leopold“ als Ge- Musikschulmanagement Niederösterreich burtstagsgeschenk überreichte. oder dem Museumsmanagement Niederös - Aufsichtsratsvorsitzender Landeshaupt- terreich. Herausragende Projekte seiner Tä - mann a. D. Erwin Pröll ging in seiner Rede tigkeit sind u. a. der Auf- und Ausbau des auf einen von Edgar Niemeczek selbst ge- Standortes Atzenbrugg, das Haus der Regio- prägten Satz näher ein: „Brauchtum struktu- nen in Krems-Stein, der Brandholf in Radl- riert das Leben“. Pröll dazu: „Das ist Deine brunn und das Museumsdorf Niedersulz. n Lebensphilosophie. In diesem Satz ist die http://www.kulturregionnoe.at

Liebe, die du zum Brauchtum, zur Tradition, Foto: Kultur.Region.NÖ http://www.volkskulturnoe.at zur Volkskultur in dir trägst, spürbar.“ Die »Das Haus der Regionen« in Atzenbrugg http://www.museumsdorf.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 87 Personalia Großes Goldenes Ehrenzeichen für LH a.D. Josef Pühringer

Höchste Auszeichnung des Landes Oberösterreich für den Klimamacher, Krisenmanager und Gestalter

andeshauptmann Mag. Thomas Stelzer Lhat Landeshauptmann a.D. Josef Pührin- ger am Abend des 26. Februar das Große Goldene Ehrenzeichen im Linzer Landhaus überreicht. „Bei einem Rundflug über Ober- österreich werden die Spuren von Josef Püh- ringer sichtbar – sei es im Bereich der Infra- struktur, des Hochwasserschutzes oder des Kulturlandes Oberösterreich. Noch viel be- deutsamer sind aber die ‚unsichtbaren‘ Spu- ren, die er in Oberösterreich hinterlassen hat: einen wieder erstarkten Wirtschaftsstandort, Jobs, soziale Gerechtigkeit und ein Klima des Miteinanders und der Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Brücken nicht abreißen, son- dern immer wieder begehbar zu halten, auch zu politischen Mitbewerbern, war ein zentra- ler Be stand der Politik von Sepp Pühringer“, so der Landeshauptmann in seiner Laudatio. Landeshauptmann Thomas Stelzer (l.) überreicht das Große Goldene Ehrenzeichen des Lan- Josef Pühringer: Klimamacher, des Oberösterreich an Landeshauptmann a.D. Josef Pühringer Krisenmanager und Kümmerer Josef Pühringer sei als Landeshauptmann nicht nur Klimamacher, Krisenmanager und Gestalter gewesen, sondern auch 24/7-Lan- desvater, so Stelzer weiter und betont: „Er war und ist auch in seinen neuen Funktionen für die Sorgen der Menschen da. Kein Anlie- gen ist zu klein und kein Problem zu groß.“ Legendär und auch für die nächsten Politik- generationen gültig sei sein Spruch „Reden ist wichtig, Handeln aber entscheidend“, was sich auch in zahlreichen umgesetzten Pro- jekten zeigt. Denn die Ära von Landeshauptmann a.D. Pühringer ist gekennzeichnet von bedeutsa- men Straßenbauprojekten, Projekten zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs oder aber Land Oberösterreich / Denise Stinglmayr Fotos: auch im Kulturbereich. Auch das Wasser- 35. Großes Goldenes Ehrenzeichen Hiesl und Reinhold Entholzer, die ehemali- kraftwerk Lambach oder die Müllverbren- des Landes OÖ für Josef Pühringer gen Ministerpräsidenten von Bayern Edmund nungsanlage in Wels hat Pühringer gegen Das Große Goldene Ehrenzeichen ist die Stoiber und Max Streibl, den ehemaligen großen Widerstand durchgesetzt. Ein absolu- höchste Auszeichnung des Landes Oberös- Bundespräsident Rudolf Kirchschläger, Kar- tes Leuchtturmprojekt war im Gesundheits- terreich und wird nur selten verliehen. Lan- dinal Franz König, sowie die ehemaligen bereich die Medizinische Fakultät. In gemein - deshauptmann a.D. Pühringer ist der 35., der Vizekanzler Alois Mock, Wilhelm Molterer samer Anstrengung hat die Politik in Ober- diese Auszeichnung erhält. Vor ihm wurde und Reinhold Mitterlehner überreicht. Die österreich die Umsetzung der Projekte der sie unter anderem an Landeshauptmann a.D. Verleihung der Auszeichnung wird von den Medizinischen Fakultät und Kepler Univer- Josef Ratzenböck, Landeshauptmann a.D. Mitgliedern der oberösterreichischen Landes - sitätsklinikum erreicht und damit Meilen- Erwin Wenzl, Landeshauptmann a.D. Hein- regierung be schlossen. n steine gesetzt. rich Gleißner, die ehemaligen LH-Stv. Franz http://www.land-oberoesterreich.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 88 Personalia GOLDENE KAMERA 2018 Christiane Hörbiger wird für ihr Lebenswerk geehrt Foto: Eventpress / GOLDENE KAMERA v.l.: Laudator Peter Weck, Christiane Hörbiger und deren Sohn Regisseur Sascha Bigler auf der Bühne in der Hamburger Messe

ie gebürtige Wienerin Christiane Hörbi- „Christiane Hörbiger ist zweifelsohne https://www.goldenekamera.de Dger steht seit ihrem 17. Lebensjahr auf eine der renommiertesten Schauspielpersön- Video von der Verleihung unter der Bühne. Von 1969 bis 1972 spielte sie bei - lichkeiten unserer Gegenwart. Auf unnach- https://www.youtube.com/watch?time_continue=14&v=fdu9dFo-qwc spielsweise die „Buhlschaft“ im Salzburger ahmliche Weise vereint sie Wiener Schmäh, https://de.wikipedia.org/wiki/Christiane_H%C3%B6rbiger „Jedermann“, darüber hinaus brillierte sie in ternationale Grandezza und höchste fast 20 Jahre am Züricher Schauspielhaus. Schauspielkunst", begründet die Redaktion »Ich bin der Weiße Clown« Ab Mitte der 80er-Jahre widmete sie sich der GOLDENEN KAMERA die Auszeich- „Wir Schauspieler sind verwandt mit dem im mer häufiger ihrer Leidenschaft für Film nung. „Wenn es darum geht, starke Frauen- Weißen Clown. Seine Hingabe an seine Ar - und Fernsehen: In „Das Erbe der Gulden- rollen zu besetzen, steht ihr Name nach wie beit, sein weihevoller Ernst, seine Poesie burgs“ spielt sie sich als Gräfin in die Herzen vor an erster Stelle. Dabei hat sie sich von rühren uns. Ich muß der Weiße Clown sein. der Zuschauer. Es folgt die Gesellschaftssa- facettenreichen Serienfiguren nach und nach Ich muß ernst nehmen, was ich spiele.“ – tire „Schtonk!“, die auch für den Oscar no - an die Darstellung zerrissener, hochemotio- Eine ganz persönliche Bilanz mit Blick auf miniert wurde. Als heitere Bezirksrichterin naler Charakterrollen herangewagt. Egal ob die großen und kleinen Momente voller Freu - in „Julia, eine ungewöhnliche Frau“ ist sie Theater, Kinoleinwand oder TV-Drama – den und Sorgen, Erlebnisse aus der Kindheit, über 60 Folgen zu sehen. Christiane Hörbiger zeigt auf jeder Bühne Erinnerungen an die Eltern Paula Wessely Gerade in den vergangenen Jahren wurde ihre unverwechselbare Qualität. Wir sind und Attila Hörbiger, den bewegenden Ab- sie von Kritikern für ihren Mut gelobt, die froh, eine wahre Grand Dame für ihr beein- schied von der Mutter, Erfolge auf der Büh– Rollen älterer Frauen in prekären Lebenssi- druckendes Lebenswerk auszuzeichnen.“ ne, Freude über Film- und Fernsehpreise. Ihre tuationen großartig zu interpretieren. In Christiane Hörbiger hat die GOLDENE erfolgreiche Autobiografie hat die Schauspie - „Stiller Abschied“ (2013) überzeugt sie in KAMERA am 22. Februar persönlich in Emp - lerin Christiane Hörbiger um die letzten fünf der Rolle einer an Alzheimer erkrankten Frau, fang genommen. Ans Aufhören denkt sie Jahre ergänzt. Mit 117 Fotos. als obdachlose Witwe beeindruckt sie in aber noch lange nicht: „Ich lerne gerade sehr „Auf der Straße“ (2015) und in „Die letzte intensiv den Text für einen neuen Film“, ver- Ich bin der Weiße Clown Reise“ (2017) berührt sie die Fernsehzu- rät die Schauspielerin. Die Dreharbeiten da - Christiane Hörbiger, Lebenserinnerungen schauer in der Rolle einer zum Suizid ent- zu begannen fünf Tage nach der Verleihung 5. Auflage 2013 312 S. mit Farbbildteil; schlossenen Frau. Hörbiger verleiht diesen der GOLDENEN KAMERA, die in der Ham- ISBN: 978-3-7844-3329-5 Frauenfiguren selbst in größter Aussichtslo- burg Messe stattfand und im ZDF übertragen 20,– € D / 20,60 € A / 24,90 CHF (UVP) sigkeit noch Rückgrat und Würde. wurde. n https://www.herbig.net/seiten/produktdetails-buch/product/92/Ich%20bin%20der%20Wei%C3%9Fe%20Clown%20%20/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 89 Personalia »Wiener Stadthallen Flügel« für Helene Fischer

Der Preis ist eine moderne Skulptur von Künstler Tomas Eller, in der sich die markante Dachform der Wiener Stadthalle wiederfindet.

achdem Helene Fischer schweren Her- Nzens fünf Konzerte in Berlin und zwei in Wien wegen eines akuten Infekts absagen mußte, war die Besorgnis bei ihren Fans zu spüren und die Angst, daß die Tour abgebro- chen werden müsse, groß. Doch entgegen al - ler Erwartungen konnte sie sich in kürzester Zeit von diesem Rückschlag erholen und auf die Bühne zurückzukehren, um eine unver- geßliche Show ihren Fans zu bieten. Dieser immense Wille und die Freude, vor Publikum zu singen und zu performen, sowie die besondere Verbundenheit zu ihren Fans spürt man bei jedem ihrer Auftritte. Für ihre populären Songs und Alben wurde He - lene Fischer bereits mit 16 Echos, sieben

Goldenen Hennen, drei Bambis und zwei Wiener Stadthalle / Starpix Foto: Goldenen Kameras ausgezeichnet. Dabei hat v.l.: Helene Fischer mit den beiden Geschäftsführern der Wiener Stadthalle, Kurt Gollowitzer und Wolfgang Fischer (r.) sie seit ihrem Debütalbum „Von hier bis un - endlich“ (2006) zwölf Millionen Tonträger die herausragenden Persönlichkeiten wie He - Der Preis ist eine moderne Skulptur von verkauft und im Juni 2014 avancierte das lene Fischer verliehen wird, die maßgeblich Künstler Tomas Eller, in der sich die mar- mehrfach mit Platin ausgezeichnete Album zum Erfolg von Österreichs größtem Veran- kante Dachform der Wiener Stadthalle wie- „Farbenspiel“ zum legal meistgedownloade- staltungskomplex beigetragen haben. derfindet. Mit dem Anerkennungspreis dankt ten Album einer deutschen Künstlerin der Auf ihrer Europa-Tour begleiten Helene die Wiener Stadthalle Menschen, die maß- Geschichte. Fischer rund 150 ArbeiterInnen, die in 30 geblich zum Erfolg der Wiener Stadthalle Auch die Geschäftsführer der Wiener Stunden ihre Bühne auf – und in sechs wie- beigetragen haben und beitragen – unter an- Stadthalle, Wolfgang Fischer und Kurt Gol- der abbauen. 32 Sattelschlepper transportie- derem erhielten bereits Conchita Wurst, lowitzer, haben das besondere Talent der ren dabei 350 Tonnen Material von Stadt zu Bryan Adams oder Ennio Morricone diese Ausnahmekünstlerin hervorgehoben und ihr Stadt – dazu gehören auch die fantastischen Auszeichnung. n daher am 19. Februar den „Wiener Stadthal- Kostüme, die Helene Fischer sechsmal in http://www.stadthalle.com len Flügel“ überreicht – eine Auszeichnung, ihrer Show wechselt. http://www.helene-fischer.de Foto: Wiener Stadthalle / Starpix Foto: Helene Fischer bei ihrem Auftritt in der vollbesetzten Wiener Stadthalle

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 90 Religion und Kirche 50 Jahre Orthodoxengesetz

Höchste Anerkennung: Papst Franziskus beteiligt sich mit Baustein-Spende am orthodoxen Kloster – Kurienkardinal Kurt Koch und Bischof Ägidius J. Zsifkovics überreichten Spendenbetrag von 100.000 Euro Foto: kathbild.at / Franz Josef Rupprecht Übergabe der Bausteinspende von Papst Franziskus in Wien (v.l.): Kureinkardianl Kurt Koch, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, Eisenstadts Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics und der griechisch-orthodoxe Metropolit von Austria, Arsenios (Kardamakis)

s war ein Geschenk für die Geschichts- Zsifkovics damit gleichsam zum „Treuhän- er für dessen ökumenisches Wohlwollen mit Ebücher, das ebenso sensationell wie er- der“ seines persönlichen Engagements für großer Freude gedankt und an die bereits freulich in einen hochkarätig besetzten Fest- dieses ökumenischen Jahrhundertprojekts von Johannes Paul II. betonte Brückenfunk- akt platzte: Kurienkardinal Kurt Koch, zu - ge macht. tion der Diözese Eisenstadt erinnert, mit den gleich Präsident des Päpstlichen Rates zur Völkern Osteuropas ‚Kontakte zu pflegen Förderung der Einheit der Christen und da - Papst Franziskus unterstützt orthodo- und auch mit ihnen zu teilen, materiell und mit „Ökumeneminister des Vatikans“, nutze xes Kloster mit persönlichem Beitrag geistig‘“, so der Kurienkardinal wörtlich. am 27 Februar seine Grußworte im Rahmen Der Kurienkardinal überreichte gemein- der Feier „50 Jah re Orthodoxengesetz in Ös - sam mit Bischof Zsifkovics den Baustein in Persönlicher Baustein des Papstes terreich“, um gemeinsam mit dem Eisen- der Höhe von 100.000 Euro an Patriarch Bar- als Ansporn für andere städter Diözesanbischof Ägidius J. Zsifko- tholomaios I. und an die griechisch-orthodoxe Nachdem bereits der am Festakt anwe- vics einen großen Spendenbetrag von Papst Metropolis von Austria. Übergeben wurde sende Ökumenische Patriarch Bartholomai- Franziskus für das Projekt des ersten Ortho- zudem die gerahmte Stiftungsurkunde des os I. nach seinem Besuch in St. Andrä im doxen Klosters in Österreich, das in der Diö- Klosters vom November 2014. „Papst Fran- November 2014 eine persönliche Spende für zese Eisenstadt in St. Andrä am Zicksee ge - ziskus hat das ökumenische Anliegen des das erste Orthodoxe Kloster in Österreich baut wird, zu überreichen. Papst Franziskus Baus des ersten Orthodoxen Klosters in Ös- gegeben hatte, „möchte sich Papst Franzi- hatte dem Eisenstädter Bischof wenige Tage terreich von Anfang an mit seinem Segen skus ebenfalls an der Grundsteinlegung mit zuvor eine Baustein-Spende für die Grund- und Wohlwollen unterstützt. In seinem Schrei - einem ganz persönlichen Beitrag beteili- steinlegung des ersten Orthodoxen Klosters ben vom 1. November 2014 an Bischof Ägi- gen“, so Kurienkardinal Koch. So wie das in Österreich zukommen lassen und Bischof dius Zsifkovics als Stifter des Bauplatzes hat seit 50 Jahren bestehende Orthodoxengesetz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 91 Religion und Kirche

„Grundsteincharakter für die Ökumene in Österreich“ habe, so sei auch die Spende ein Beitrag für eine Grundsteinlegung – als „per - sönlicher Baustein des Heiligen Vaters“: „Dieser Baustein möge Ansporn für viele andere sein, sich am ersten Orthodoxen Klo- ster in Österreich durch ihr Gebet und durch ihr praktisches Tun, durch ideelle oder auch materielle Zuwendung zu beteiligen“, sagte der Präsident des Päpstlichen Rates zur För- derung der Einheit der Christen.

Projekt der »Mäzene und Visionäre des 21. Jahrhunderts« Mit diesem „persönlichen Baustein des Heiligen Vaters“ bestätigte sich zugleich auf eindrucksvolle Weise der Festvortrag des Re - Foto: kathbild.at / Franz Josef Rupprecht ligionsrechtsexperten Dominik Orieschnig: Ein Gruppenfoto von derDie Festgemeinschaft anläßlich 50 Jahre »Orthodoxengesetz« in der griechisch-orthodoxen Kathedrale zur Heiligen Dreifaltigkeit am Wiener Fleischmarkt An diesem Projekt „werden nun Mäzene und Visionäre des 21. Jahrhunderts bauen. Sie Arsenios neben Patriarch Bartholomaios I. international in panorthodoxen Kreisen hohe wer den damit auch unter Beweis stellen, wie unter anderem die griechisch-orthodoxen Anerkennung. Die Teilnahme des Ökumeni- ein moderner Kulturbeitrag Österreichs ab- Pa triarchen von Alexandrien und ganz Afri- schen Patriarchen am Festakt war der beste seits von Schisport und Walzerseligkeit in ka, Theodor II., den russisch-orthodoxen Erz- Beleg für diese Wertschätzung. einem Vereinten Europa von morgen ausse- bischof von Österreich, Antonij (Sevrjuk), hen kann – ein Europa übrigens, das heute Metropolit Isaak (Barakat) vom Patriarchat Körperschaft öffentlichen Rechts um sein eigenes Selbstverständnis ringt und von Antiochien und den serbisch-orthodoxen Im Dialog mit dem damaligen Ökumeni- das die innovative Kraft seiner Mitgliedsstaa - Bischof Andrej (Cilerdzic) begrüßen. Seitens schen Patriarchat von Konstantinopel Athe- ten und seiner christlichen Kirchen dringend der Republik Österreich war u.a. die Drit te nagoras (1948-72) und dem von ihm bereits benötigt.“ Das Kloster, so Orieschnig in sei- Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmül- 1963 eingesetzten ersten Metropoliten von nem Festvortrag, sei nicht allein ein „Ort des ler vertreten. Gastgeber Metropolit Arsenios Austria, Chrysostomos Tsiter, wurden juri- Gebetes für die Orthodoxen Christen des konnte auch zahlreiche Ehrengäste aus den stische Wege und Möglichkeiten gesucht, pannonischen Raumes“, sondern eine „hu - Bereichen Kultur und Wirtschaft begrüßen. der orthodoxen Kirche in Österreich eine manistische Drehscheibe zwischen Ost und Der Festakt wurde mit einer Vesper in der gesellschaftliche Stimme als Körperschaft West“, eine „Brücke der Hoffnung zwischen griechisch-orthodoxen Kirche zum Heiligen öffentlichen Rechts zu verleihen. Auf Seite orthodoxer und katholischer Kirche, und nicht Georg in der Wiener Griechengasse eröffnet. des Staates war es Unterrichtsminister Hein- zuletzt ein kulturelles Symbol gegen Fana- Im Anschluß daran fand in der griechisch- rich Drimmel, ein Kirchenrechtler, der die tismen aller Art.“ orthodoxen Kathedrale zur Heiligen Dreifal- erforderlichen Arbeiten am Gesetz voran- Der Ökumenische Patriarch Bartholomai- tigkeit am Wiener Fleischmarkt die eigentli- trieb, die nach einem Regierungswechsel von os I. von Konstantinopel, weltweites Ober- che Festversammlung statt. Nach den Gruß- seinem Nachfolger Theodor Piffl-Perčević haupt der orthodoxen Christen, und der grie- worten von Hausherr Metropolit Arsenios ga - vollendet wurden. chisch-orthodoxe Metropolit von Austria, ben der Leiter des Kultusamtes, Oliver Hen- Ar senios (Kardamakis), bedankten sich sehr hapel, und Anton Stifter, zuständiger Beam- herzlich für die Anerkennung und die Spen- ter für die Orthodoxie im Kultusamt eine Orthodoxe Christen in Österreich de des Papstes. erste Einführung in die komplexe Rechtsma- In Österreich leben zwischen 400.000 und terie des Orthodoxengesetzes. 450.000 orthodoxe Christen. Sieben ortho- Höchste Würdenträger am Festakt doxe Kirchen haben hier kirchliche Struktu- Eine Vielzahl höchster Würdenträger und 50 Jahre »Orthodoxengesetz« ren und sind in der seit 2010 bestehenden prominenter Persönlichkeiten nahm an dem Mit dem vor 50 Jahren – genau am 23. Orthodoxen Bischofskonferenz vertreten: Festakt „50 Jahre Orthodoxengesetz in Ös - Juni 1967 – beschlossenen „Orthodoxenge- Das Patriarchat von Konstantinopel (grie- terreich“ teil, darunter auch der Apostolische setz“ erhielt die orthodoxe Kirche in Öster- chisch-orthodox), das Patriarchat von Anti- Nuntius Peter Stephan Zurbriggen, ne ben Bi - reich eine neue juristische Grundlage für ihr ochien, die russisch-orthodoxe Kirche, die schof Ägidius Zsifkovics auch die ka tho - kirchliches und gesellschaftliches Wirken. serbisch-orthodoxe Kirche, die rumänisch- lischen Bischöfe Manfred Scheuer, Wilhelm Das Gesetz (BGBl. Nr. 229/1967) zählt zu orthodoxe Kirche, die bulgarisch-orthodoxe Krautwaschl, Klaus Küng, Alois Schwarz, den legistischen Meilensteinen des Umgangs Kirche und die georgisch-orthodoxe Kirche. Werner Freistetter und Franz Scharl sowie der Zweiten Republik mit den in ihr gesetz- Der Bischofssitz der georgisch-orthodoxen der evangelische Bischof Michael Bünker lich anerkannten Kirchen und Religionsge- Kir che für Österreich ist derzeit allerdings und der Bischof der Altkatholischen Kirche sellschaften. Es ist nicht nur von zentraler vakant. Heinz Lederleitner. Bedeutung für die Stellung der orthodoxen http://www.orthodoxe-kirche.at Seitens der Orthodoxie konnte Metropolit Kirche in Österreich, sondern genießt auch http://www.martinus.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 92 Gastronomie & Kulinarisches Falstaff Restaurantguide 2018

Eckart Witzigmann als kulinarischer Botschafter ausgezeichnet – Teilnehmerrekord im neuen Guide in dem gastronomische Urgesteine zu höchsten Weihen kommen

ehr als 250.000 Votings von rund M18.000 Gästen hat die Falstaff-Redak- tion heuer erhalten, bewertet wurden die Ka - tegorien Essen, Service, Weinkarte und Am - biente. Souveräne Nummer eins ist auch in diesem Jahr wieder das „Steirereck“. Das Haus im Wiener Stadtpark wurde von den Falstaff-Testern erneut am höchsten bewer- tet. Ergebnis: 100 Punkte für Patron und Küchenchef Heinz Reitbauer und damit die Maximalwertung. Was auf den ersten Blick sehr vertraut und somit unspektakulär er - scheint, ist ein Teil des Phänomens: die Kon- tinuität der Superlative. Es ist schon schwer genug, sich gegen alle anderen zu behaup- ten, um ein oder sogar zweimal zum Sieger gekürt zu werden. Doch immer wieder aufs Neue und ohne Unterbrechung gegen eine starke Konkurrenz zu gewinnen, das ist eine einzigartige Glanzleistung. In der Gesamtwertung liegen das „Land- haus Bacher“ in Mautern, die Brüder „Obau- er“ in Werfen und die „Griggeler Stuba“ in

Lech bei 99 Punkten. Knapp dahinter folgen Falstaff / Andreas Tischler Foto: Simon Taxacher in Kirchberg, die „Paznau- v.l.: Falstaff-Herausgeber Wolfgang Rosam, der kulinarische Botschafter Eckart Witzigmann, ner Stube“ in Ischgl, das „Ikarus Hangar-7“ Tourismusministerin Elisabeth Köstinger und Vöslauer-Chef Alfred Hudler in Salzburg, „Döllerer“ in Golling, das dessen Lokal stets zu den meist-bewerteten weiteren Wiener Institution: „Zum Schwar- „Saag“ am Wörthersee, sowie „Mraz & des Restaurantguides zählt. zen Kameel“. Im 400 Jahre alten Restaurant Sohn“ und „Silvio Nickol“ in Wien mit 98 Zum Gastronomen des Jahres wurde verkehren alle – Bankdirektoren wie Stras- Punkten. diesmal Peter Friese gekürt, der Wirt einer senkehrer. „Sie müssen alle nebeneinander- stehen können“, sagt Friese, der, wenn seine Die Sonderpreise Mitarbeiter ihn abends anrufen und fragen, Die gastronomische Kultur Österreichs ob er die Umsätze wissen wolle, meist gelas- wird nicht nur innerhalb der Landesgrenzen sen antwortet: „Nein, will ich nicht wissen. hoch gehalten, sie wird auch erfolgreich Aber wie war die Stimmung?“ nach außen getragen. Einer der erfolgreich- Für das beste Service des Jahres wurde sten Trommler in diesem Zusammenhang ist die schwarze Brigade des „Restaurant Eckel“ Eckhard Witzigmann, der dafür von Falstaff in Wien Döbling ausgezeichnet: Gerhard und als bester internationaler Botschafter ausge- Markus Föderler sowie Leopold Ebner. Den zeichnet wurde. Den „Jahrhundertkoch“ muß Preis für das beste Wiener Beisl erhielt dies- man nicht näher vorstellen, das von ihm be- mal der „Grünauer“ im 7. Wiener Gemeinde- treute Restaurant „Ikarus“ wurde heuer mit bezirk. Der Preis für das beste Hotelrestau- 98 Punkten und vier Gabeln ausgezeichnet. rant ging an den „Schloßstern“ im Schloßho- Die Familie Kolarik, Betreiber des tel Velden am Wörthersee. „Schweizerhauses“, wurde für ihr Lebens- Über die Eröffnung des Jahres darf sich werk ausgezeichnet. Es wurde der Legende die Familie Madreiter mit dem Restaurant nach um 1766 gegründet, ist eine gastrono- „Ess:enz“ im „Pu radies“ in Leogang freuen mische Institution, eine Welt aus Bier und und Sindy Kretschmar wurde für ihre Perfor- Stelzen. Nirgendwo anders im Land wird so mance im Restaurant „Dstrikt“ im Hotel Ritz viel Bier getrunken. „Wir fragen nicht, ob Falstaff / Andreas Tischler Foto: Carlton Vienna als beste Sommelière ausge- Birgit und Heinz Reitbauer erreichen mit n jemand ein Bier will, wir haben schon eines dem Steirereck erneut 100 Punkte und sind zeichnet. mit“, sagt Familienoberhaupt Karl Kolarik, somit österreichischer Gesamtsieger. http://www.falstaff.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 93 Wissenschaft & Technik Kultureller Schmelztiegel war Dreh- scheibe für Ägyptens Goldhandel

Die Nil-Insel Sai im heutigen Nordsudan war vor rund 3.500 Jahren zunächst nur ein schlichter militärischer Vorposten im Süden Ägyptens… Foto: OREA / Julia Budka Foto: OREA Überblick über das südliche Stadtgebiet von Sai im heutigen Nordsudan mit Überresten der ägyptischen Lehmziegelstrukturen des Neuen Reiches n der Regierungszeit von Pharao Tutmosis IIII. wurde die Nil-Insel Sai zu einem kul- turell durchmischten Zentrum für den Han- del mit Gold. Diese Entwicklung konnten ÄrchäologInnen der Österreichischen Aka- demie der Wissenschaften (ÖAW) in einem START- und ERC-Projekt erstmals nach- zeichnen. Auf ihren Feldzügen gegen das antike Nubien im heutigen Sudan hatten die alten Ägypter im zweiten Jahrtausend v. Chr. den Ort Sai als Stützpunkt ausgewählt. Zwischen der Südgrenze Ägyptens und dem nubischen Zentrum Kerma gelegen, war die Nil-Insel bestens geeignet, um den Schiffsverkehr zu kontrollieren. Mit dem Sieg der Pharaonen um 1.500 v. Chr. hätte die Geschichte des militärischen Brückenkopfes bereits wieder Foto: OREA / Julia Budka Foto: OREA beendet sein können. Doch das Gegenteil war ÖAW-Archäologin Julia Budka bei der Freilegung des Herzskarabäus des Mitte des 2. Jahr- der Fall. Wie die ArchäologInnen der ÖAW tausends v. Chr. verstorbenen Goldschmiedemeisters Chnummose in seinem Grab auf Sai

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 94 Wissenschaft & Technik zeigen konnten, verwandelte sich Sai in eine Kulturen der Ägypter hier an, um administrativen, religiösen, hand - über mehrere Jahrhunderte blühende ägypti- und Nubier vermischt werklichen oder kommerziellen Tätigkeiten sche Kolonialstadt. Zum Aufstieg Sais vom Militärposten nachzugehen. Mit im Gepäck hatten sie die Das Forschungsteam um Julia Budka zum regionalen ägyptischen Handels- und Kultur Ägyptens – von der Pharaonenvereh- vom Institut für Orientalische und Europäi- Ver waltungszentrum passen auch neue Er - rung über handwerkliches Fachwissen bis hin sche Archäologie (OREA) der ÖAW sowie kenntnisse, die die ForscherInnen zu den Ein - zum Lebensstil. Wie stark die ägyptischen der LMU München startete seine Grabungen wohnern der Stadt gewinnen konnten. Gan ze Einflüsse auf den Alltag waren, verdeutli- und Untersuchungen 2012 in einem vom Eu- Familien aus dem ägyptischen Norden sie- chen Funde wie Haushaltskeramiken oder ropäischen Forschungsrat ERC und vom Wis - delten sich nach dem Sieg über die Nubier die freigelegte kleine Figur eines Hundes mit senschaftsfonds FWF geförderten Projekt. Mit modernen Methoden wie 3D-Lasercans oder Strontiumisotopenanalysen konnten die WissenschaftlerInnen seither neue Erkennt- nisse zur Funktion, Planung und städtebau- lichen Entwicklung Sais gewinnen. Zudem gelang es ihnen, mehr zum Zusammenleben der BewohnerInnen der antiken Stadt zu er - fahren.

Drehscheibe für »Goldland der Pharaonen« „Nach dem Sieg der Ägypter über das nu- bische Königreich der Kerma sollte Sai zu - nächst zur Machtdemonstration des Pharaos gegenüber der einheimischen Bevölkerung werden“, schildert Julia Budka den Start- punkt der Verwandlung Sais. So wurden un- ter Pharao Tutmosis III. (ca. 1486–1425 v. Chr.) ein massiver Steintempel zu seiner Ver- ehrung sowie befestigte Stadtmauern errich- tet. Dank der Lage mitten im Nil war Sai zugleich an die bedeutendste Handelsroute zwischen Norden und Süden angebunden und Rohstoffe wie Sandstein aber vor allem Gold trugen wesentlich zum Aufschwung der Siedlung bei. „Sai wurde rasch zu einem Zentrum für den Abbau und die Verarbeitung von Gold“, erklärt Budka. „Das umliegende Nubien galt als Goldland der Pharaonen. Das hier ge- schürfte Edelmetall wurde vor allem über den Nil in den Norden transportiert, um dort et - wa Gräber wie jenes von Tutanchamun zu zieren“, so die ÖAW-Archäologin weiter. Daß Sai in diesem Goldhandel eine wichtige Rolle spielte, konnte nun erstmals anhand neuer archäologischer Funde eindeutig be- legt werden. So wurde am Friedhof der Stadt das Grab eines Goldschmiedemeisters freigelegt, das unter anderem einen kunstvollen Ring aus Gold und Silber enthielt. Auch die neu ent- deckten Keller und Magazine in der Nach- barschaft des Steintempels scheinen mit Ab - gaben an die nach dem Edelmetall dürsten- den Pharaonen im Norden zusammen zu - hängen. Hier wurden offenbar Waren für den Foto: OREA / Julia Budka Ein Steinuschebti, eine klassische ägyptische Grabbbeigabe, die beim Goldschmiedemeister Weitertransport gekennzeichnet und gela- Chnummose in seinem Grab auf Sai gefunden wurde. Datiert auf die 18. Dynastie (Mitte des gert. 2. Jahrtausend v. Chr.).

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 95 Wissenschaft & Technik

Halsband: Während Hunde in Ägypten schon lange domestiziert waren, galt das für die Region Sai anfangs noch nicht. „Von einer kulturellen Einbahnstraße kann allerdings keine Rede sein. Die ägypti- schen Neuankömmlinge durchmischten sich in Sai rasch mit der einheimischen Bevölke- rung“, sagt Julia Budka. Bewohner von Sai konnten wenige Jahrzehnte nach der ersten Blütezeit sogar selbst in hohe Verwaltungs- positionen in der Stadt aufsteigen. Im Alltag, etwa bei den Ernährungsgewohnheiten, wur- den einheimische Traditionen nicht ver- drängt, sondern um ägyptische Gewohnhei- ten erweitert. Und umgekehrt sind auch in ägyptischen Techniken, wie beispielsweise der Keramikproduktion, nubische Einflüsse zu bemerken. Der Wandel zu einem multikulturellen Zen - trum wirkte sich schließlich auch auf die städ -

tebauliche Entwicklung aus. Der anfangs an- Foto: OREA / Julia Budka gelegte strikte Grundriß Sais nach dem Reiß- Ein Gold-Silber-Siegelring aus der 18. Dynastie (Mitte des 2. Jahrtausend v. Chr.), der von brettmuster wurde, wie das Team um Budka einem internationalen ArchäologInnenteam rund um ÖAW-Forscherin Julia Budka aus einem Grab auf Sai geborgen wurde. herausfand, bald durchbrochen und teilweise von einem dynamischen, freien Baugesche- Bislang sind über 30 Publikationen, darunter Die Forschungen wurden gefördert vom hen einer pluralen Metropole abgelöst. auch zwei Bücher im ÖAW-Verlag, aus dem Europäischen Forschungsrat ERC mit einem Projekt hervorgegangen, weitere sind aktuell Starting Grant, der an der Ludwig-Maximi- Science-Film mit 3D-Rekonstruktionen in Arbeit. Zum Abschluß des Projekts ist lians-Universität München angesiedelt ist, An dem Projekt waren rund 25 Wissen- auch ein Kurzfilm erschienen, der mit zahl- und vom Wissenschaftsfonds FWF mit einem schaftlerInnen und Studierende aus der reichen 3D-Rekonstruktionen die zentralen START-Preis an der ÖAW. n Archäologie, Geologie, Architektur, Biologi- Ergebnisse präsentiert und faszinierende http://www.oeaw.ac.at schen Anthropologie, Zoologie und Ägypto- Einblicke bietet in die über 3.000 Jahre alte http://www.youtu.be/F8CryxfSZ_g logie aus mehr als sechs Ländern beteiligt. Geschichte der Kolonialstadt Sai. https://www.uni-muenchen.de Foto: OREA / Julia Budka Bestattung des Goldschmiedemeisters Chnummose und seiner vermutlichen Ehefrau auf dem Friedhof von Sai, Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 96 Wissenschaft & Technik Quantencomputer »Made in Austria« kommt

Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) ermög- licht der Universität Innsbruck eine Beteiligung an dem Spin-off Alpine Quantum Technologies GmbH (AQT). Dessen Ziel ist, in den nächsten Jahren in Österreich einen kommerziellen Quantencomputer zu bauen.

uantentechnologien zählen zu den QSchlüsseltechnologien des 21. Jahrhun- derts und haben wachsendes Potential für Anwendungen in Wirtschaft und Gesell schaft, beispielsweise im Bereich der sicheren In- formationsübermittlung, der verbesserten me - dizinischen Diagnostik oder der präziseren Wettervorhersagen. Wissenschafts- und For- schungsminister Heinz Faßmann und Lan- deshauptmann Günther Platter besuchten am Freitag das Labor des Instituts für Experi- mentalphysik der Universität Innsbruck und überzeugten sich persönlich vom For - schungsfortschritt. In der grundlegenden Erforschung der Quanteninformationsverarbeitung nimmt die Universität Innsbruck seit Mitte der 1990er- Foto: Uni Innsbruck v.l.: Landesrat Bernhard Tilg, Landeshauptmann Günther Platter, Bundesminister Heinz Faß- Jahre weltweit eine führende Rolle ein. Die- mann, Physiker Rainer Blatt, Rektor Tilmann Märk und Physiker Thomas Monz ses Know-how wird nun mit der Gründung der Alpine Quantum Technologies GmbH „Mit der Gründung der Alpine Quantum mann Märk. „Mit dem neuen Spin-off wer- auch in der technologischen Umsetzung ge - Technologies GmbH hier in Tirol wird die den wir unser Wissen aus der Grundlagen- nutzt. „Die österreichischen Quantenphysik- herausragende wissenschaftliche Kompe- forschung nutzen, um in diesem Wettbewerb er zählen zur Weltspitze, das gilt insbeson- tenz am Standort genutzt. Die weltweit star- erfolgreich mitzumischen. Innsbruck hat dere für den Standort Innsbruck und für die ke Position Tirols in der Quantenphysik ist entscheidend dazu beigetragen, die Quanten- renommierten und vielfach ausgezeichneten uns manchmal nicht bewusst: Aber ein inter- forschung voranzutreiben. Mit Unterstüt - Forscher wie Prof. Rainer Blatt und Prof. nationaler Blick zeigt, welchen ausgezeich- zung der Bundesregierung werden wir nun Peter Zoller. Dieser bestehende Schwerpunkt neten Ruf Tirol genießt – wir können auf auch deren technologische Umsetzung mit- muß insbesondere im Hinblick auf interna- unsere Pioniere und Forscherinnen und For - gestalten“, freut sich Rektor Märk, der auch tionale Wettbewerbsfähigkeit und Anwen- scher stolz sein“, freute sich Landeshaupt- der österreichische Forschungsförderungsge - dungsmöglichkeiten ausgebaut werden“, be- mann Günther Platter. „Die Früchte der zwei - sellschaft FFG für die erfolgreiche Zusam- tonte Wissenschafts- und Forschungsminis- ten Quantenrevolution werden der Wirt - menarbeit bei diesem Vorhaben dankt. ter Heinz Faßmann. schaft und Gesellschaft zugutekommen, so „Aus Sicht der Grundlagenforschung gibt Aktuelle Studien prognostizieren Quan- wie schon die auf frühen Quantentechnolo- es kein erkennbares Hindernis, um die neuen tencomputern bis 2020 ein Marktvolumen von gien basierenden Systeme wie Laser, Navi- Quantentechnologien auch in der Praxis um - rund einer Milliarde Euro bei Wachstumsra- gationssysteme und bildgebende Verfahren zusetzen“, ist Quantenphysiker Rainer Blatt ten zwischen 20 und 35 Prozent jährlich. in der Medizin unser Leben nachhaltig ver - vom Institut für Experimentalphysik der Uni - „Glo bal Player wie IBM, Google oder ändert haben. Ich begrüße es, daß die in Tirol versität Innsbruck vom Erfolg dieser Strate- Microsoft investieren in Milliardenhöhe und über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen in gie überzeugt. „Die neuen Technologien for schen unter Hochdruck an der Entwick- der Quantenphysik sich in erfolgreichen Zu - werden Innovationen in Wissenschaft und lung von Quantencomputern, das zeigt den sammenschlüssen widerspiegeln und unter- Wirtschaft im 21. Jahrhundert antreiben.“ Stellenwert, der neuen Technologie. Wir ha - stütze ein Umfeld, das aus akademischer und Die Alpine Quantum Technologies GmbH ben jetzt die einmalige Chance, einen wis- wirtschaftlicher Sicht diese Entwicklungen (AQT) wird die in den Innsbrucker Labors senschaftlichen Vorsprung in einen wirt- weiter voranbringt.“ erforschte Ionenfallen-Technologie für zu - schaft lichen Vorteil umzuwandeln und das in „International bemühen sich führende künftige Quantencomputer weiterentwickeln ei nem Zukunftsfeld mit enormen Potential“, Forschungseinrichtungen und Konzerne die und den Quantencomputer „Made in Aus- sagte Wirtschaftsministerin Margarete technologische Basis für zukünftige Quan- tria“ Realität werden lassen. n Schram böck tencomputer zu entwickeln“, sagte Rektor Til - https://www.uibk.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 97 Wissenschaft & Technik 77 Billionen Rechnungen in der Sekunde

Mit enormer Rechenleistung wartet der neue Supercomputer der Johannes Kepler Universität Linz auf

er MACH-2 verfügt über 1.728 Rechen- Dkerne und kann unter gewissen Voraus- setzungen bis zu 77,4 Billionen Rechenope- rationen pro Sekunde ausführen. Am 19. Fe- bruar hat die Kepler Universität (JKU) das Gerät gemeinsam mit ihren Forschungspart- nerInnen offiziell in Betrieb genommen. Schon seit 2011 konnten Wissenschafte- rInnen der JKU mit dem MACH hochkom- plexe Simulationen durchführen. Selbst die- ses Hochleistungsgerät war den Anforderun- gen der Forschung irgendwann nicht mehr gewachsen. Mit dem neuen Gerät erhält die JKU nun einen Supercomputer vom Typ „SGI UV 3000“ der Firma Hewlett Packard Enterprise (HPE) – die Rechenleistung wird dadurch in etwa verdreifacht. Die Anschaffung des MACH-2 kostet rund 1,6 Mio, die Finanzierung erfolgt aus den Hochschulraum-Strukturmitteln für den JKU / Röbl Foto: v.l.: o.Univ.-Prof. Wolfgang Schreiner (Research Institute for Symbolic Computation - RISC) Bereich Forschung des Bundesministeriums und Johann Messner (Abt. Wissenschaftliches Rechnen) vor dem Supercomputer MACH-2 für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF). Wartung und Betrieb sind ent- wicklung der Spitzenforschung“, erklärt zie und in vielen weiteren Gebieten würden sprechend aufwändig. Am Projekt sind daher Lukas. technologische Innovationen möglich und auch andere Forschungseinrichtungen betei- „Nur noch wenige Wissenschaftsdiszipli- neue Erkenntnisse gewonnen, so Burkert. ligt: Der Supercomputer steht ebenfalls Wis- nen kommen heute ohne Hochleistungsrech- „Folglich ist der MACH-2 damit ein Garant senschafterInnen der Universitäten Salzburg ner-Infrastruktur aus. Das reicht an der Uni- für den fächerübergreifenden und interdiszi- und Innsbruck, des Johann Radon Instituts versität Innsbruck zum Beispiel von 3D-Mo - plinären Wissens-Transfer sowie ein Schlüs- (RICAM) und der Technischen Universität dell-Berechnungen in der Archäologie über sel für neue Kooperationen in Österreich und Wien zur Verfügung. die Transkription historischer Texte bis zu in Europa.“ Klima- und Wettermodellen oder Neuerun- Nachhaltige Weiterentwicklung gen in den technischen Wissenschaften und Breites Anwendungsspektrum der Spitzenforschung der Informatik“, sagt Ulrike Tanzer, For- Bereits jetzt gibt es zahlreiche Projekte, „Für eine einzige Universität ist eine der- schungs-Vizerektorin der Universität Inns- für die der MACH-2 unverzichtbar ist. Das artige Anschaffung samt Betrieb kaum zu bruck. „Gerade in Österreich liegt es nahe, Institut für Organische Chemie der JKU stemmen“, freut sich JKU-Rektor Meinhard daß die Universitäten bei teurer Forschungs- führt Berechnungen zur Vorhersage der Lukas über die breite Kooperation. „Mit der Infrastruktur wie dem High Performance Wechselwirkung von biologischen Wirkstof- Inbetriebnahme des MACH-2 kommen wir Com puting kooperieren. In der Universität fen durch – ein wichtiges Thema bei der Ent- auch unserem erklärten Ziel einen Schritt nä- Linz haben wir hier einen verlässlichen Part- wicklung neuer Medikamente. Weitere An- her: die europäische Spitze.“ Naturwissen- ner gefunden.“ wendungsbeispiele: Deep Learning für Life schaftliche Zukunftsthemen, vor allem im Zu - Sciences (Institut für Bioinformatik) oder ge der rasant fortschreitenden Digitalisie- Schlüssel für neue Kooperationen auch – abseits der Naturwissenschaften – Be - rung, bräuchten neben dem der Kepler Uni- Ministerialrat Univ.-Prof. Günther Bur- rechnungen zum Credit-Risk-Management versität eigenen Forschungs- und Erfinder- kert vom BMBWF spricht vom „Start einer (Institut für Finanzmathematik) sowie volks- geist vor allem auch entsprechende Rechen- neuen Ära des Supercomputings und damit wirtschaftliche Analysen über das indivi- leistung. „Dank der umfassenden Unterstüt- eines innovativen Beitrags für die österrei- duelle AnbieterInnen- und Nachfrageverhal- zung des Bundes und gemeinsam mit unse- chische und europäische Spitzenforschung“. ten im E-Commerce. n ren PartnerInnen leisten wir auch weiter einen In der Informatik, Mathematik, Mechatro- http://www.jku.at großen Beitrag zur nachhaltigen Weiterent- nik, Biologie, Volkswirtschaftslehre, Pharma- https://www.bmbwf.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 98 Wissenschaft & Technik Neuer Quantenspeicher behält Information über Stunden

Information in einem Quantensystem abzuspeichern ist schwer, sie geht meist rasch verloren. An der TU Wien erzielte man nun ultralange Speicherzeiten mit winzigen Diamanten.

it Quantenteilchen kann man Informa- Mtion speichern und manipulieren – das ist Basis für viele vielversprechende Techno - logien, vom hochsensiblen Quanten-Sensor über Quanten-Kommunikation bis zum Quan ten-Computer. Ein großes Problem da - bei ist allerdings, daß es sehr schwierig ist, in einem quantenphysikalischen System In - for mation über lange Zeit zu speichern. Durch Wechselwirkungen mit der Umge- bung geht die Quanteninformation oft schon Foto: TU Wien nach Sekundenbruchteilen unwiederbring- Das Team (v.l.): Michael Trupke, Norbert Mauser, Jörg Schmiedmayer, Thomas Astner, lich verloren. Johannes Gugler, Andreas Angerer, Johannes Majer, Sebastian Wald und Peter Mohn An der TU Wien gelang es nun, mit Hilfe der ein Quantenbit typischerweise seine puterspeichers ist viel instabiler. Dort geht spezieller Diamanten, Quanteninformation Energie und somit auch die gespeicherte In- die Energie innerhalb von einigen hundert über Stunden zu konservieren. Damit ist die- formation verliert, ist eine der technologisch Mil lisekunden verloren, danach muß die In - se Art der Quanteninformation sogar stabiler wichtigsten Eigenschaften eines solchen formation neu aufgefrischt werden“, sagt Jo - als die klassische Information, die im Ar- Quantenbits“, erklärt Thomas Astner, der hannes Majer. beitsspeicher unserer Computer gespeichert Erstautor der Publikation. „Es ist daher von Nicht alle Diamanten mit Defekten wei- ist. Die Forschungsergebnisse wurden nun besonderer Bedeutung, die Ursache für den sen genau dieselbe Speicherzeit auf: Rekord- im Fachjournal „Nature Materials“ veröf- Energieverlust und die Geschwindigkeit die- halter ist ein spezieller Diamant, der vom fentlicht. ses Prozesses genau zu verstehen.“ Team um Junichi Isoya an der Tsukuba Uni- Am Atominstitut der TU Wien gelang es versität in Japan hergestellt wurde. Über meh - Diamanten mit Defekt nun zum ersten Mal, die charakteristische rere Monate wurde er mit Elektronen be - Zum Einsatz kam an der TU Wien ein Zeit, in der die Diamant-Defekte ihre Quan- strahlt, um möglichst viele NV-Defekte zu spezielles Quantensystem, an dem mittler- teninformation verlieren, experimentell zu erzeugen ohne dabei andere störende Effekte weile auf der ganzen Welt mit großem Inter- bestimmen. Die Diamanten wurden an Mi- hervorzurufen. In diesem Diamanten konnte esse geforscht wird: „Wir verwenden winzi- krowellen angekoppelt, so kann Quantenin- eine Quanten-Speicherzeit von acht Stunden ge Diamanten, die ganz gezielt mit kleinen formation eingeschrieben und wieder ausge- gemessen werden. Defekten versehen wurden“, erklärt Johan- lesen werden. Den speziellen Mikrowellen- „Diese wunderbaren Ergebnisse waren nes Majer, Forschungsgruppenleiter am Resonator dafür hatte Andreas Angerer an für uns anfangs kaum zu glauben“, sagt Jo- Atominstitut der TU Wien. Normalerweise der TU Wien im Jahr 2016 entwickelt. Mit hannes Majer. Man ging dem Phänomen da - besteht ein Diamant nur aus Kohlenstoffato- ihm kann man hochpräzise feststellen, wie her durch Computersimulationen auf den men. Durch Bestrahlung des Diamanten viel Energie noch in dem Diamant gespei- Grund: Johannes Gugler und Prof. Peter kann man aber erreichen, daß an bestimmten chert ist. Mohn (ebenfalls TU Wien) führten aufwän- Stellen statt eines Kohlenstoffatoms ein dige Berechnungen durch und konnten er - Stickstoffatom in die Diamantstruktur einge- Rekordzeiten klären, daß die außerordentliche Stabilität baut wird, und daneben bleibt dann eine Die Messungen wurden bei sehr tiefen der Diamant-Quantenspeicher auf das be- Stelle im Kristallgitter unbesetzt. Solche „Git- Temperaturen durchgeführt – knapp über sonders steife Diamantgitter zurückzuführen terfehler“ bezeichnet man als NV-Zentren (N dem absoluten Temperatur-Nullpunkt, bei 20 ist. „Während in anderen Materialien Gitter- für Stickstoff und V für die vakante Gitter- Millikelvin. Bei höheren Temperaturen wür- schwingungen relativ rasch dazu führen stelle). Das Stickstoffatom und die Fehlstelle de die Wärme der Umgebung das System stö - könn ten, daß die gespeicherte Information können unterschiedliche Zustände anneh- ren und die Quanteninformation löschen. ver loren geht, ist die Kopplung der Quanten- men, somit kann man diese Gitterfehler-Stel- Da bei zeigte sich, daß die Diamanten ihre information an die Gitterschwingungen im le verwenden um ein Quantenbit an Informa- Information viel länger speichern können, als Diamanten recht gering, und die Energie kann tion abzuspeichern. man das für möglich gehalten hatte – näm- über Stunden gespeichert werden“, sagt Tho- Die entscheidende Frage ist, wie lange lich über mehrere Stunden. „Die Information mas Astner. n diese Information stabil bleibt: „Die Zeit, in im D-RAM Chip eines gewöhnlichen Com- http://www.tuwien.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 99 Wissenschaft & Technik Designtes Molekül hemmt Krebszellen

Die Salzburger Arbeitsgruppe um Universitätsprofessorin Chiara Cabrele am Fach- bereich für Biowissenschaften der Universität Salzburg hat ein Molekül entwickelt, das in der Lage ist, das Wachstum von Krebszellen zu hemmen.

er mit einer Krebserkrankung kon- Wfrontiert ist, dem werden klassischer- weise Behandlungsmethoden mit Operatio- nen und/oder Chemo- und Strahlentherapien vorgeschlagen, die schnell wachsende und ge - streute Krebszellen töten sollen. Diese The- rapien sind jedoch mit höchst unangeneh- men Nebenwirkungen verbunden, da auch gesunde Zellen darunter leiden. Die Krebs- forschung hat sich daher auch anderen Mög- lichkeiten der Entwicklung von Krebsthera- pien zugewandt, den sogenannten zielgerich - teten Therapien (Targeted Therapies). Neue Erkenntnisse über die molekularbiologi- schen Merkmale von Krebszellen lassen hof- fen, Krebserkrankungen nicht nur gezielter, sondern auch mit möglichst geringen Neben- wirkungen behandeln zu können. Diese ziel- Universität Salzburg / Kolarik Foto: gerichteten Therapien wirken gegen verän- Cornelia Roschger (l.) und Universitätsprofessorin Chiara Cabrele derte, molekulare Merkmale, die es so nur in Tumorzellen gibt. Die Besonderheit dieser Proteine besteht kül weiter optimiert bzw. noch wirksamer ge - Cornelia Roschger hat im Rahmen ihrer darin, daß sie nur in der Krebszelle vorkom- macht werden. Zunächst soll überprüft wer- Dissertation unter der Leitung von Universi- men, da ihre Tätigkeit in gesunden Zellen den, ob es sich auch in der Blutbahn lange tätsprofessorin Cabrele gezeigt, daß Krebs- eingestellt wird. „Insofern sind diese Protei- genug hält, um letztendlich sein Ziel zu er– zellen unter der Wirkung des entwickelten ne für die Krebsforschung hoch interessant. reichen. „In der therapeutischen Anwendung Moleküls sich nicht mehr so schnell teilen Denn wenn man sie beeinflußt, wirkt sich werden solche Wirkstoffe intravenös verab- und letztlich sterben. Das spiralförmige Mo- dies nur dort aus, wo sie vorhanden und aktiv reicht und über das Blut verteilt“, so Cabrele. lekül stellt die getreue Wiedergabe eines sind, und zwar eben nur in der Krebszelle. Mit dem neuen Molekül hat die Salzburger kleinen Schlüssel-Elements der so genann- Auf dieser Grundlage könnten Arzneimittel Wissenschaftlerin Cornelia Roschger eine ten Id-Proteine dar, ohne aber dessen exakte entwickelt werden, die keine oder geringe Leitstruktur beschrieben, die nun genutzt Kopie zu sein. Das Molekül hat zwar nur Nebenwirkungen aufweisen“, erklärt Cabre- wird, um noch wirksamere Wirkstoffe gegen eine Größe von 6 Prozent der Id-Proteine; le. die Zielproteine zu entwickeln, die allein oder nichts desto trotz, kann es diese Proteine Cornelia Roschger hat die Wirkung des in Kombination mit anderen zielgerichteten erkennen und fangen, und somit ihre biolo- neuen Moleküls auf Brust- und Blasenkrebs- Therapeutika in Krebserkrankung angesetzt gische Funktion in der Krebszelle schwä- zellen untersucht. „Da die Id-Proteine ein werden könnten. Ein erster Ansatz, bei dem chen. Merkmal von vielen Krebsarten sind, gehen die Wissenschaftlerin das entwickelte Mole- „Die Id-Proteine spielen vor allem in der wir davon aus, daß unser Molekül eine breite kül mit Arzneimitteln kombinierte, die in der pränatalen Entwicklung bei Menschen und Anwendung in der Krebstherapie haben so genannten photodynamischen Therapie Tieren eine wichtige Rolle, da sie das Zell- könnte“, betont Cabrele. Positiv überrascht ge gen bestimmte Krebsarten schon verwen- wachstum ankurbeln“, erläutert Cabrele. In waren die Wissenschaftlerinnen von einer be - det werden, lief erfolgreich und sehr viel der postnatalen Phase werden diese Proteine sonderen Eigenschaft des neuen Wirkstoffes: versprechend für zukünftige Ansätze in die- nicht mehr benötigt, sie schlafen also quasi „Das Molekül hat die Fähigkeit, sehr rasch ser Richtung. ein. „In Krebszellen werden die inaktiv ge - in die Zelle einzudringen und sogar in den Die Arbeit wurde in der Fachzeitschrift wordenen Id-Proteine jedoch wieder einge- Zellkern vorzudringen“, erläutert Cabrele. „ChemMedChem“ unter dem Titel „Targe- schaltet. Sie nehmen in der Krebszelle ihre Da durch kann es sich in der Zelle gut aus- ting of a Helix-Loop-Helix Transcriptional Funktion wieder auf und beschleunigen ihr breiten und die Id-Proteine schnell aufspüren Regula tor by a Short Helical Peptide“ publi- Wachstum. Das soll mit unserem neuen The- und blockieren. ziert. n rapieansatz verhindert werden.“ In weiteren Arbeiten soll das neue Mole- http://www.uni-salzburg.at/cabrele

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 100 Kultur WOW! The Heidi Horten Collection

Mit der Ausstellung im wird im Leopold Museum von 15. Februar bis 29. Juli 2018 eine der beeindruckendsten Privatsammlungen Europas erstmals öffentlich gezeigt. © Succession Picasso/ Bildrecht, Wien, 2018 © Succession Picasso/ Bildrecht, Wien, Pablo Picasso, Plante de Tomate, 1944; Öl auf Leinwand, 73 × 91,5 cm, Courtesy Heidi Horten Collection

ie Präsentation im Leopold Museum Die von Agnes Husslein-Arco kuratierte ihre beeindruckende Sammlung aufzubauen. Dfolgt dem lang gehegten Wunsch der Ausstellung präsentiert 170 Exponate von 75 Obwohl ihre oberste Prämisse beim Kauf pas sionierten österreichischen Sammlerin KünstlerInnen und führt als chronologischer von Kunstwerken immer der persönliche Ge - Heidi Goëss-Horten, die Highlights der seit Parcours durch die westliche Kunstgeschich- schmack gewesen ist, kann sie heute auf eine den 1990er-Jahren sorgfältig zusammengetra- te des 20. Jahrhunderts. Zugleich bietet die Kollektion von musealem Charakter blicken, genen Meisterwerke von Künstlern wie Gu- Schau einen individuellen Blick auf das an der sich auch ablesen läßt, wie sich be- stav Klimt, Emil Nolde, Andy Warhol oder Spektrum von Kunst und KünstlerInnen, das stimmte Kunstströmungen herausgebildet Damien Hirst einem breiten Publikum zu- die Sammlerin in den vergangenen rund 30 haben. Die Ausstellung im Leopold Museum gänglich zu machen. Jahren unter einem Dach vereinen konnte. ermöglicht erstmals einen Blick auf diese Die Förderung von Kunstvermittlungspro - kunsthistorisch wertvolle Sammlung – und grammen für Kinder und Jugendliche und Perfekter Zeitpunkt für wird zu einem sinnlichen Erlebnis“, so Arco. wöchentlicher Gratiseintritt ins Museum den Aufbau der Sammlung Der Zeitpunkt für die erstmalige öffentli- unterstreichen das mäzenatische Engage- „Heidi Goëss-Horten hat in den 1990er- che Präsentation der Sammlung wurde ge - ment der Sammlerin. Jahren den perfekten Zeitpunkt gewählt, um wählt, da aus Sicht der Sammlerin der be -

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Museums darstellen wird. Zugleich rückt unser musealer Auftrag, ein Ort des sinn- lichen Erlebens und der ästhetischen Bil- dung zu sein, mit dieser Ausstellung in den Fokus.“

Über die Sammlung Heidi Goëss-Horten Bereits in den 1970er-Jahren begann Heidi Goëss-Horten gemeinsam mit ihrem Mann Helmut Horten, Kunst zu sammeln. Die bei- den interessierten sich damals vor allem für Werke des deutschen Expressionismus. Nach dem Tod Helmut Hortens 1987 beschloß Heidi Goëss-Horten, ihre eigene Sammlung mit neuen Schwerpunkten aufzubauen. Ohne sich vorherrschenden Trends auf dem Kunst- markt zu unterwerfen, konzentrierte sich die Sammlerin auf Werke der internationalen Mo - derne, des Neoexpressionismus und der ame- rikanischen Pop-Art und schuf so eine in ihrer Qualität und Dichte einzigartige Kol- lektion. Die Heidi Horten Collection umfaßt heute mehrere Hundert Gemälde, Grafiken und Skulpturen von KünstlerInnen hohen in - ternationalen Rangs und bietet damit einen

© Pechstein Hamburg/Tökendorf/ Bildrecht, Wien, 2018 repräsentativen Querschnitt der internationa- Bild oben: Max Pechtstein, Gelbe Maske II, 1910 © Courtesy Heidi Horten Collection

Bild rechts: Gustav Klimt, Kirche in Unterach am Attersee, 1916; Öl auf Leinwand, 110 × 110 cm, Courtesy Heidi Horten Collection

rühmte rote Faden sichtbar geworden war und sich spannende Querverbindungen zwi- schen den einzelnen Werken und KünstlerIn- nen herstellen lassen. „Die Kunst, mit der ich seit vielen Jahren lebe, ist zu greifbarer Kunstgeschichte ge - worden. Dieses Erlebnis möchte ich nun im Rahmen der Ausstellung im Leopold Mu - seum mit anderen Menschen teilen. Es war mir auch ein wichtiges Anliegen, die Pro- gramme der Kunstvermittlung zu unterstüt- zen und einen möglichst uneingeschränkten Zugang zur Ausstellung zu gewährleisten. Kunst hat für mich ein verbindendes Element. Der Gedanke, daß ich mit diesem Projekt dazu beitragen kann, eine Brücke zwischen den Generationen sowie zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft zu schlagen, erfüllt mich daher mit großer Freude“, sagte Goëss-Horten. Direktor Hans-Peter Wipplinger: „Ich bin davon überzeugt, daß dieses Zusammenspiel

zwischen privater Initiative und Museumsar- Foto: beit, welches sich in der in spektrumsreichen Collection widerspiegelt, einen Glanzpunkt len Kunstgeschichte von der Moderne bis Sammlungspräsentation der Heidi Horten in der Ausstel lungs ge schich te des Leopold zur Gegenwart.

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Als Schwerpunkte der Heidi Horten Col- lection sind neben dem deutschen Expressio- nismus mit Meisterwerken von Ernst Lud- wig Kirchner, Erich Heckel, Emil Nolde und Max Pechstein auch die abstrakten Positio- nen von Cy Twombly, Mark Rothko oder Ernst Wilhelm Nay sowie die amerikanische Pop-Art mit Vertretern wie Andy Warhol, Jean-Michel Basquiat oder Roy Lichtenstein zu nennen. Daneben betonen bedeutende Werkblöcke von Marc Chagall, Georg Base- litz, Francis Bacon, Fernand Léger, Gerhard Richter, Yves Klein, Lucio Fontana oder Da- mien Hirst die internationale Ausrichtung der Sammlung.

Heidi Goëss-Horten Die österreichische Mäzenin Heidi Goëss- Horten wurde 1941 in Wien geboren. 1966 heiratete sie den deutschen Unternehmer Hel - mut Horten, mit dem sie ihre Leidenschaft für das Kunstsammeln entdeckte. Seit dem Tod Helmut Hortens im Jahr 1987 unter- stützt Heidi Goëss-Horten als Vizepräsiden- tin seiner medizinischen Stiftung mehrere Hilfsorganisationen und Projekte in den Be - reichen Medizin, Sport und Tierschutz und erhielt für ihr Engagement zahlreiche Ehrun- gen. In den 1990er-Jahren begann Heidi Goëss-Horten, ihre eigene Kunstsammlung aufzubauen, und versammelte mit Werken von Picasso, Chagall, Nolde oder Warhol Ikonen der Kunstgeschichte unter einem Dach. Die Sammlerin, die seit 2013 mit Carl © Nolde Stiftung Seebüll Anton Graf von Goëss verheiratet ist, lebt Emil Nolde, Anna Wieds Garten, 1907; Öl auf Leinwand, 60,3 × 50,1 cm, Courtesy Heidi Hor- ten Collection heute in Kärnten. Odilon Redon, Pierre-Auguste Renoir, Ger- KünstlerInnen, der eine Einordnung der Künstlerliste hard Richter, Auguste Rodin, Mark Rothko, kunsthistorischen Relevanz der Heidi Horten Josef Albers, Karl Appel, Francis Bacon, Niki de Saint Phalle, Egon Schiele, Julian Collection ermöglicht. Er ist in deutscher und Georg Baselitz, Jean-Michel Basquiat, Phil- Schnabel, Raqib Shaw, Chaïm Soutine, Cy englischer Sprache erhältlich, umfaßt 544 ippe Bradshaw, Rembrandt Bugatti, Alberto Twombly, Kees van Dongen, Not Vital, Andy Seiten mit 370 meist farbigen Abbildungen Burri, Alexander Calder, Heinrich Campen- Warhol, Tom Wesselmann, Erwin Wurm. und kostet € 29,90. Herausgegeben von donk, Enrico Castellani, Maurizio Cattelan, Agnes Husslein-Arco mit Beiträgen von Marc Chagall, George Condo, Edgar Degas, Der Katalog zur Ausstellung Linus Klumpner, Pia Sääf, Verena Traeger Jean Dubuffet, Lyonel Feininger, Sylvie Fleu - Zur Ausstellung erscheint ein umfangrei- und Hans Peter Wipplinger. n ry, Lucio Fontana, Lucian Freud, Antony cher Katalog mit Essays zu den ausgestellten http://www.leopoldmuseum.org Gormley, Adolph Gottlieb, Keith Haring, Erich Heckel, Damien Hirst, Alexej Jawlens- ky, Alex Katz, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Yves Klein, Gustav Klimt, Alfred Ku - bin, Les Lalannes, Fernand Lége,r Roy Lich- tenstein, August Macke, René Magritte, Franz Marc, Henri Matisse, Joan Miró, Pau - la Modersohn-Becker, Edvard Munch, Yos- hitomo Nara, Ernst Wilhelm Ney, Tim Noble & Sue Webster, Emil Nolde, Mimmo Paladi- no, Max Pechstein, Yan Pei-Ming, Pablo Pi-

casso, Michelangelo Pistoletto, Serge Polia- Leopold Museum, Wien / Lisa Rastl Foto: koff, Sigmar Polke, Robert Rauschenberg, Ausstellungsansicht WOW! The Heidi Horten Collection

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 103 Kultur Das Wiener Aquarell

Von 16. Februar bis 13. Mai 2018 in der Albertina Wien © Albertina, Wien Carl Schütz, Der Stock-im-Eisen-Platz in Wien, 1779, Feder in Schwarz, Aquarell

ürer, Turner, Cézanne, Nolde, Schiele – Dso verschieden diese fünf Künstler nach Epoche und Herkunft sind, sie alle gelten als Leuchttürme der Aquarellmalerei. Zu Recht! Und doch ist diese Aufzählung unvollstän- dig, fügt man ihr nicht den größten österrei- chischen Aquarellisten und Landschaftsma- ler des 19. Jahrhunderts hinzu: Rudolf von Alt. So herausragend die Leistungen des Ru- dolf von Alt sind: Der Meister, der mit größ- ter Unmittelbarkeit und höchstem Realismus fast acht Jahrzehnte lang vor dem Motiv mit wenigen Farbnäpfen lichthaltige Ansichten von Naturschönheiten, von Burgen und Schlössern, von Städten und Interieurs fürst- licher Paläste geschaffen hat, dieser Wiener Meister steht nicht allein. Matthäus Loder und Thomas Ender, die mit anderen Kam- mermalern für Erzherzog Johann arbeiten, sind Rudolf von Alt so ebenbürtig an die Sei -

te zu stellen wie die so anders gearteten Pe - © Albertina, Wien ter Fendi und Carl Schindler, die sich der Carl Schindler, Am Tanzboden, 1840, Bleistift, Aquarell (Ausschnitt)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 104 Kultur © Privatbesitz, Sammlung Erzherzog Johann Matthäus Loder, Wasserfälle im Tischlerkar bei Gastein, 1827, Aquarell, Deckfarben, auf graublauem Papier © Albertina, Wien Jakob Alt, Blick auf Wien von der Spinnerin am Kreuz, 1817, Aquarell, Deckfarben

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Genremalerei mit ihrer Beschaulichkeit, In - timität und Verinnerlichung verschrieben ha- ben. Heute gilt das Aquarell vielfach als eine zutiefst englische Kunstform, hat doch sein Aufstieg im 18. Jahrhundert in diesem Land eine einzigartige Spezialisierung befördert: von der Ausbildung bis zu eigenen Ausstel- lungsformaten für das Aquarell und angese- henen Gesellschaften wie der Royal Water- colour Society. Allein Wien hat tatsächlich zur selben Zeit dem Aquarell zum Durchbruch verhol- fen. Meist werden von fürstlichen Familien Darstellungen ihrer Menagerien und Besitz- tümer sowie Porträtminiaturen ihres Ge - schlechts zum Zweck der Dokumentation oder als Memoria beauftragt. Selbst die herr- lichsten Ansichten des Habsburgerreiches werden nicht von bürgerlichen Verlagen wie Artaria, sondern von Kaiser Ferdinand I. von Österreich für seinen persönlichen Guckka- sten oder vom „Steirischen Prinzen“, Erzher- zog Johann, in Auftrag gegeben. Mit der Erfindung der Fotografie beginnt nicht der künstlerische Abstieg des Aqua- rells, sehr wohl aber die radikale Verdrän- gung durch dieses neue technische Medium, das so viel schneller und einfacher Ansichten und Aussehen festhalten kann. Nach Rudolf von Alt erreichen nur mehr wenige dessen künstlerische Höhe. Erst mit der Befreiung der Kunst vom Zwang der Nachahmung und der Emanzipation der Far - be vom Naturgegenstand im Expressionismus wird das Aquarell eine neue, aber nun ganz andere Blüte erleben.

Bilderreigen österreichischer Künstler Leichtigkeit, Transparenz, Unmittelbar-

keit und Strahlkraft der Farben sind beson- © Privatbesitz, Wien / Courtesy Kunsthandel Giese & Schweiger, Bild oben: Rudolf von Alt, Straße in Palermo, 1867, Aquarell Bild links: Rudolf von Alt, Das Anlauftal bei Gastein, 1893, Aquarell, Deckfarben, Lichter ausgekratzt dere Qualitäten der Wiener Aquarellmalerei des 19. Jahrhunderts. Virtuose Stadtansich- ten und Landschaften, Porträts, Genrebilder und Blumenstücke ergeben den reichen Mo- tivschatz, der mit künstlerischem Virtuosen- tum vorgetragen wird. Die Ausstellung zeigt einen Bilderreigen von rund 180 Werken aus den Sammlungen der Albertina, bereichert durch wertvolle Leihgaben.

Vom Biedermeier bis zur Jahrhundertwende Den Höhepunkt erreicht die künstlerische

© Albertina, Wien Ausdrucksform der Aquarellmalerei, die so

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 106 Kultur leicht wirkt und doch so schwer zu erzielen ist, im Biedermeier. Die wichtigsten Auf- traggeber sind das Kaiserhaus und die Hoch- aristokratie, zunehmend aber auch das ver- mögende Bürgertum. Jakob Alt, Matthäus Loder, Thomas Ender, Peter Fendi und Moritz Michael Daf- finger zählen zu den bedeutendsten Künst- lern dieser Zeit, später sind es Anton Roma- ko und August von Pettenkofen. Sie alle aber überragt Rudolf von Alt, in dessen 45-jähriger Schaffenszeit die erlesen- sten Beispiele der Aquarellmalerei entste- hen. Er behauptet sich mit seiner Kunst auch noch in der Welt der Wiener Ringstraße und der Se cession. Seine Werke spannen so den weiten Bogen vom Biedermeier bis zur Kunst um 1900. © Albertina, Wien Bestand von 2.500 Aquarellen Bild oben: Rudolf von Alt, Blick in die Alservorstadt, 1872, Aquarell, Deckfarben Die Albertina verwahrt etwa 2.500 Aqua- Bild unten: Der Dachstein im Salzkammergut vom Vorderen Gosausee, 1838, Aquarell relle österreichischer Künstler des 19. Jahr- hunderts. Die große Anzahl, die hohe Qua- lität und der ästhetische Reiz der Werke wa- ren auch in den vergangenen beiden Jahr- zehnten immer wieder Anlaß für aus diesem Bestand schöpfende Ausstellungen. Mit der Ausstellung Die Erfindung der Einfachheit konnte gezeigt werden, wie die künstlerische Ausdruckskraft des Bieder- meier für die Wende um 1900 und in der Folge für das Design des 20. Jahrhunderts von vorbildhafter Wirkung war. Rudolf von Alt und Peter Fendi wurden umfassende Prä- sentationen gewidmet, ebenso den Werkgrup - pen, die vom Thronfolger Erzherzog Ferdi- nand und von Erzherzog Johann in Auftrag gegeben und gesammelt worden waren.

Wien als bedeutende

Residenzstadt der Monarchie © Albertina, Wien Mit der Ausstellung „Das Wiener Aqua- rell“ sollen nun anhand besonders aussage- kräftiger Werke die Entwicklung und die Fast alle besuchten die Wiener Akademie Diese Künstler sind in unterschiedlichen Anwendungsmethoden oder waren dort lehrend tätig. In der kaiser- der Ausstellung vertreten dieser Kunst veranschaulicht und der hohe lichen Residenzstadt fanden sie ihre Auftrag- Jakob Alt, Rudolf von Alt, Moritz Mi- Stellenwert des Wiener Aquarells belegt geber und die Möglichkeit der künstleri- chael Daffinger, Josef Danhauser, Thomas werden. schen Entfaltung. Ender, Peter Fendi, Heinrich Friedrich Fü - Die Wahl des Titels liegt darin begründet, ger, Jakob Gauermann, Eduard Gurk, Johann daß die meisten Künstler der in der ersten Beiträge zur Weltkunst Nepomuk Hoechle, Joseph Höger, Laurenz Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Blüte ge- Die sorgfältige Auswahl aus den umfan- Janscha, Vincenz Georg Kininger, Johann langten Wasserfarbenmalerei in Wien gebo- greichen Beständen der Albertina, bereichert Adam Klein, Salomon Kleiner, Johann ren wurden oder für ihre Ausbildung aus den durch Leihgaben aus öffentlichen und hoch- Knapp, Johann Kniep, Josef Kriehuber, Mat- Kronländern der Monarchie oder aus deut- rangigen privaten Sammlungen, fügt sich zu thäus Loder, Martin von Molitor, August von schen Fürstentümern in die Hauptstadt ka- einer Bilderfolge von außerordentlicher Pettenkofen, Karl Postl, Joseph Rebell, An - men: Carl Schütz aus Laibach, Heinrich Schönheit. Die Präsentation belegt einmal ton Romako, Karl Ruß, Carl Schindler, Carl Friedrich Füger aus Heilbronn, Karl Postl mehr, daß neben der englischen Aquarell- Schütz, Friedrich Treml und Balthasar Wi - aus Bechin in Böhmen, Jakob Alt aus Frank- kunst des 18. und 19. Jhtds zu Recht alleine gand. n furt am Main. diejenige Wiens Weltgeltung erlangt hat. http://www.albertina.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 172 / 06. 03. 2018 107 Kultur »IRONIMUS 90. Jetzt mal keine Politik!«

Die Ausstellung zum 90. Geburtstag des Karikaturisten und der Zeichnerlegende zeigt neue, bislang unveröffentlichte Cartoons aus dem »Unruhestand«. Die humorvollen Zeichnungen der Jubiläumsausstellung geben uns einen besonderen Einblick in das Schaffen von IRONIMUS. Foto: Karikaturmuseum Krems / Martina Hackel Gustav Peichl vor dem von ihm geplanten Karikaturmuseum Krems

it mehr als 12.000 Karikaturen, über und Linz, den Neubau des Städel Museums, ler“. „Die große Zeichenlegende wird 90 M30 Büchern und rund 100 Ausstellun- der Bundeskunsthalle in Bonn und des Kari- Jah re. Ihm zu Ehren eröffnen wir heute eine gen blickt IRONIMUS auf eine beispiellose katurmuseum Krems. ganz besondere Ausstellung in einem Haus, Karriere zurück. Seine ORF-Sendungen Die das seine Handschrift trägt“, betonte Mikl- „Karikatur der Woche“ und „Der Jahresrük- Mikl-Leitner: Einer der größten Künstler Leitner weiters: „Gustav Peichl ist für uns kblick in der Karikatur“ erreichten ein Milli- Eröffnet wurde die Ausstellung am 3. alle eine ganz große Persönlichkeit. Er ge - onenpublikum. Unter seinem bürgerlichen März von Niederösterreichs Landeshauptfrau hört zu einigen der wenigen, der es geschafft Na men wurde Gustav Peichl als Architekt Johanna Mikl-Leitner. Die Laudatio hielt der hat, seine Fähigkeit zu zwei Berufen zu bekannt, zum Beispiel durch den Bau der Karikaturist Gerhard Haderer. machen“, hob Mikl-Leitner Peichls künstle- ORF-Landesstudios in Graz, Dornbirn, Mikl-Leitner bezeichnete Gustav Peichl rische Fähigkeiten als Architekt und Karika- Eisenstadt, Salzburg, Innsbruck, St. Pölten alias Ironimus als „einen der größten Künst- turist hervor.

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Als Architekt habe Peichl „sehr viel ge- plant, realisiert und umgesetzt“, nannte die Landeshauptfrau den Bau mehrerer ORF- Landesstudios, des Städel Museums, der Bun deskunsthalle in Bonn und des Karika- turmuseums Krems als Beispiele. Auf Letz- teres sei man in Niederösterreich „unglaub- lich stolz, weil dieses Karikaturmuseum ein- zigartig ist – ob der Architektur und Konzep- tion“, führte Mikl-Leitner aus, daß im Kari- katurmuseum Krems „zeitgenössische und hi storische Karikaturen im Mittelpunkt ste- hen“ und dieses eine „Plattform für heimi- sche und internationale Größen der Zeichen- kunst“ sei. Seit seiner Eröffnung im Jahr 2001 habe sich das Karikaturmuseum „zu einem richtigen Publikumsmagneten ent- wickelt“, betonte Mikl-Leitner, daß das Mu-

seum für 75.000 Besucher pro Jahr eine NLK / Pfeiffer Foto:

Bild oben (v.l.): künstlerischer Direktor Gott- fried Gusenbauer, Laudator Gerhard Hade- rer, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Gustav Peichl alias IRONIMUS und der Kremser Bürgermeister Reinhard Resch Bild links: Hut ab, 1951 Bild unten: Zehn Impressionen, 1958 „Oase des Humors“ sei. Gezeigt werden hier u.a. Manfred Deix, Gerhard Haderer, Erich Sokol, Mordillo und natürlich Ironimus. „Über 60 Jahre hat er mit spitzer Feder die politische Landschaft aufs Korn genom- men und kritisch beleuchtet“, so die Landes- hauptfrau über Gustav Peichl als Karikatu- rist. Dadurch seien tausende Karikaturen ent - standen. Sie betonte die Fähigkeit der Kari- katuristen „mit ganz kurzen Sequenzen das Wesen der Menschen zu erfassen und auf Pa - pier zu bringen“. Mit ihren Zeichnungen

© Ironimus Archiv © Ironimus würden Karikaturisten „komplexe Inhalte und schwierige gesellschaftspolitische The- men in den Fokus nehmen“. Das Karikaturmuseum schaffe „Platz und Raum für das Zusammenkommen viele Künst ler, um ihre Werke der breiten Öffent- lichkeit zeigen zu können“, so Mikl-Leitner. Mit der Ausstellungseröffnung feiere man den 90. Geburtstag von Ironimus. Kuratiert worden sei die Ausstellung von seinem Sohn Markus Peichl, das sei „etwas ganz Beson- deres“. Dieser habe es möglich gemacht, ver - borgene Karikaturen an die Oberfläche zu bringen. Mit dieser Ausstellung stehe „eine große Persönlichkeit mit sehr viel Schaffens- kraft in Architektur und Karikatur“ und „eine Persönlichkeit, die sehr viel für Nie - derösterreich und für unser Kulturland getan hat“ im Mittelpunkt, sagte die Landeshaupt- frau Gustav Peichl dafür „ein herzliches Dan -

© Ironimus Archiv © Ironimus keschön“.

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Gusenbauer: Starkes Bekenntnis Der künstlerische Direktor Gottfried Gu - senbauer hob in seinen Begrüßungsworten die Bedeutung des Karikaturmuseums Krems und das damit verbundene „starke Bekennt- nis zur kulturellen und künstlerischen Viel- falt“ des Landes Niederösterreich hervor, wodurch die Karikaturen in Österreich hier einen Platz bekommen hätten. Beneidet wer - de man über Österreich hinaus auch dafür, daß der Architekt zu den wichtigsten deutsch - sprachigen Karikaturisten zähle. Das Karika- turmuseum Krems zähle „weltweit zu den führenden Museen seiner Art“. Bei der Jubi- läumsausstellung stünden nicht die tagespo- litischen Zeichnungen von Ironimus im Vor - dergrund, sondern man zeige die Dramatik des Zeichnens, die Tricks des Karikaturisten. „Ironimus wurde und wird weit über die Grenzen Österreichs hinaus geschätzt“, so Gusenbauer, der sich auch bei Markus Peichl als Kurator für die großartige Zusammenar- beit bedankte.

Haderer: Immer kämpferisch In seiner Laudatio skizzierte Karikaturist Gerhard Haderer die Persönlichkeit und das Schaffen von Gustav Peichl alias IRONI- MUS. Er habe immer „die analoge Form des Zeichnens über alles geschätzt“. Er habe sich als Person „immer als kämpferisch ge- zeigt“ und sich „in seinen Zeichnungen im- mer in die Gestaltung der Gesellschaft ein- © IRONIMUS Archiv Der Optimist, 1948 gemischt“. „Dankeschön für alles, was du uns hinterlassen hast“, sprach Haderer von die Originale eine klare Formulierung und ein Museum zu erbauen, daß von Anfang an einem großen Stück österreichischer Zeitge- die unverkennbare Handschrift von IRONI- einzig der Kunstform Karikatur und Cartoon schichte und einer wichtigen Facette des ös- MUS. Politisch aufgeladen finden sich viele gewidmet war. terreichischen Humors. dieser Bildideen in den Editorial Cartoons Das dreigeschoßige Bauwerk in der Stei - des Künstlers wieder. Genau diese Kombina- ner Landstraße beherbergt im Erdgeschoß zu Bogen von 1948 bis 2018 tion und die Einzigartigkeit IRONIMUS‘ beiden Seiten des Foyers Ausstellungsräume Mehr als 60 Jahre lang hat IRONIMUS sind weit über die Grenzen Österreichs hin- für die permanente Manfred Deix Schau, eine mit spitzer Feder das politische Zeitge- aus bekannt und geschätzt. weitere, kleinere Ausstellungsräumlichkeit schehen aufs Korn genommen, ehe er sich für das IRONIMUS Kabinett neben dem Ende 2014 zur Ruhe setzte. Der zeitliche Bo - Gustav Peichl und das Shopraum. Eine kleine verglaste Öffnung in gen der Arbeiten spannt sich von 1948 bis Karikaturmuseum Krems der Decke des Foyers erweitert diese und 2018 und präsentiert das zeichnerisch-hu - Das Karikaturmuseum Krems und schafft somit einen optischen Bezug zum moristische Repertoire des Cartoonisten. Gustav Peichl sind auch architektonisch eng Obergeschoß. Die an der Stirnseite des Foy- Wie der Titel schon verrät, stehen nicht die mit einander verbunden. Errichtet wurde das ers gelegene Rundtreppe führt in den ersten (tages-)politischen Zeichnungen im Vorder- Karikaturmuseum Krems von 2000 bis 2001 Stock, der mit einer als Faltdachkonstruktion grund. Feinsinnige Cartoons und hintergrün- nach den Entwürfen und Plänen von Gustav ausgeführten Tageslichtdecke ausgestattet dige Beobachtungen, die mit der Doppelbö- Peichl. Bei seiner Erbauung stand das ist. Dort befinden sich die Ausstellungsräu - digkeit des Lebens und der Kunst spielen, Museum im Schnittpunkt von Kunst, Kritik me für die Wechselausstellungen, die Berei- sind in der Schau ein zentrales Thema. Sie und des Journalismus. che der Kunstvermittlung und Büroräum- führen uns die Absurdität der kleinen, alltäg- Das Karikaturmuseum Krems gilt bis lichkeiten. Das äußere Erscheinungsbild der lichen Momente vor Augen. Witzige, biswei- heute als Novum unter den Spezialmuseen originellen Architektur ist geprägt von einer len absurde Situationen wechseln sich mit weltweit. Mit der markanten Architektur und markanten Dachkonstruktion, die auf die intelligenten Kurzgeschichten ab, unerwar- seinem freundlichen Fassaden- gesicht ist es Dachlandschaft der alten Bauwerke in Krems- tete Perspektiven treffen neue unge wöhn - einzigartig in seiner Erscheinung. Erstaun- Stein Bezug nimmt. n liche Bild-Metamorphosen. Allesamt haben lich ist auch Umstand, daß es möglich war, http://www.karikaturmuseum.at

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Der gesuchte Begriff ist der Name eines Bundeslands

Waagrecht Senkrecht 1 Vorname v. ital. Schausp. Spencer; 3 Werkzeug; 5 emporsteigen; 1 türk. Titel; 2 ugs.: Geliebter, Verehrer; 4 Pflanze; 6 Holzblasinstru- 8 bayr. Fluss z. Donau; 11 alle Mitarbeiter im Betrieb; 15 nord. ment; 7 Fisch/Knochenfisch/Seefisch/Speisefisch; 9 einmalige Geld- männl. Vorname; 17 Verbindg. zw. Kopf u. Körper; 19 Sachbear- beträge; 10 Figur in „My Fair Lady“; 12 fremdartiger Ausländer; beiter; 21 Musikal v. Lloyd Webber; 23 Holzblasinstrument, Musik- 13 Abk.: Auswärtiges Amt; 14 alte Bez. f. Ingenieurschule; 16 trop. instrument Mz.; 24 erstmalig; 25 engl.: unmodern, veraltet, aus; Baum; 18 Tier; 20 männl. Vorname; 22 Kloß; 23 Musikinstrument; 26 Pflanze; 27 Gärstoff; 28 österr. Erfinder v. Gasglühlicht +; 27 Geselle, Meister; 35 Drehsprung; 38 weibl. Vorname Kw.; 29 Feldtier, Haustier, Nagetier, Tier Mz.; 30 türk. Stadt; 31 afrik. 39 Käsesorte; 40 dt. Automarke; 41 ung. Stadt (Fünfkirchen); Kuhantilope, Huftier, Tier Mz.; 32 germ. Horn/Bronzeposaune/ 45 Comic-Figur (... u. Struppi) Trompete/Musikinstrument; 33 ind. Hptst.; 34 arkt. Meeresvogel/ Schwimmvogel/Seevogel, Vogel Mz.; 36 Lebewesen; 37 Schiffsbau- er; 42 Disney-Trickfilm nach antiker Sage; 43 Richtungsanzeiger; 44 krebsähnl. Spinnentier; 46 Comic-Figur; 47 theatral. Haltung, Die Auflösung dieses Rätsels finden Sie auf der Seite Stellung; 48 TV-Unterhaltung http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2018/0318/W1/Raetsel_172.htm

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