begangen wurde, ob mit der Hand matikalisch nicht richtig gespro- sem Jahr um eine dritte Professur oder schlimmer, und ob sie Folgen chen werden.“ Die Kinder lernten erweitert. In Sprachkursen, Vor- – also eine Schwangerschaft – nach also eine Art Pidgin-Deutsch. Im lesungen und Seminaren lernen sich ziehen könne. Regierungsbezirk Kattowitz hinge- Bamberger Studierende die pol- gen wurde in Volksschulen nur auf nische Sprache, Literatur und Kul- In der Zwischenkriegszeit war polnisch unterrichtet, deutsch stand tur kennen. Fast jährlich reisen deutsch die mit Abstand am häu- nicht auf dem Stundenplan. Studierende zu Exkursionen nach figsten gelernte Fremdsprache in Polen. Umgekehrt kommen viele Polen. Überraschend ist, wie lange Die aktuelle Situation polnische Studierende zu Studien- während des Dritten Reiches noch aufenthalten nach Bamberg. Auf die Kontakte zwischen Deutsch- Zwischen der DDR und der Volks- dieser Ebene funktioniert der Kon- land und Polen gepflegt wurden. republik Polen gab es wieder Aus- takt hervorragend. Das lässt die Noch 1937 trafen sich Hitlerjun- tauschprogramme, man beschwor Querelen auf politischer Ebene we- gen und polnische Pfadfinder bei die Völkerfreundschaft. Insgesamt niger dramatisch aussehen. einem Jugendaustausch. Im Zwei- war Polen, mit seinen Aufständen ten Weltkrieg wurde in einigen 1970 und vor allem 1980 mit der der deutsch besetzten Teile Polens Solidarność-Bewegung, den DDR- Literatur Unterricht in deutscher Sprache für Offiziellen aber suspekt, in den die polnischen Kinder organisiert. 1980er Jahren wurden die Kontakte Glück, Helmut; Konrad Schrö- Unterricht auf Polnisch, ja der Ge- deswegen von deutscher Seite ein- der, Yvonne Pörzgen, Marce- brauch der polnischen Sprache im geschränkt. lina Tkocz: Deutschlernen in Fälschungen auf der Spur Unterricht und auch in der Pause den polnischen Ländern vom war verboten. Greiser, Gauleiter Nach der politischen Wende von 15. Jahrhundert bis 1918. Eine Hitlers „Lieblingsarchitekt“ und sein Diensttagebuch – ein Editionsprojekt im Warthegau, verkündete 1942: 1989/1990 ist englisch als Fremd- teilkommentierte Bibliographie. „In den polnischen Schulen wird sprache in Polen beliebter als Harrassowitz: Wiesbaden 2007 Deutsch nur soweit gelehrt, als es deutsch, das aber auch noch hoch (= Fremdsprachen in Geschichte notwendig ist, daß der polnische im Kurs steht. Außerdem gibt es und Gegenwart 3). von Alexander Kropp Arbeiternachwuchs, den wir zur Er- an zahlreichen Universitäten Ger- füllung der Kriegs- und der Arbeits- manistikstudiengänge. Umgekehrt Glück, Helmut: Deutsch als Die Erforschung des Nationalsozialismus, der nach Friedrich Meinecke „deutschen Katastrophe“ aufgabe brauchen, sich in deutscher wurden in Deutschland viele slavis- Fremdsprache in Europa vom schlechthin, hält in deutschen Universitäten weiter an. In diesem Kontext hat auch die Forschung Sprache verständlich machen kann: tische Seminare geschlossen. Eine Mittelalter bis zur Barockzeit. über eine Person aus der engsten Umgebung Hitlers in den letzten Jahren einen erneuten Auftrieb d. h. die deutsche Sprache wird vo- positive Ausnahme stellt Bamberg Berlin, New York 2002. erlebt, nämlich jene zu Hitlers „Lieblingsarchitekten“ und späteren Rüstungsminister Albert Speer kabelmäßig gelernt, darf aber gram- dar: Hier wird die Slavistik in die- (1905 bis 1981). Ein Editionsprojekt zu einer zentralen Quelle aus dem Umfeld Speers reiht sich in diese neueren Forschungsentwicklungen ein.

Arbeitsstelle zur Geschichte des Deutschen als Fremdsprache Albert Speer ließ ab 1941 in sei- Eine Besonderheit, die diesem über ner Dienststelle von seinem engs- 800 maschinenschriftliche Seiten ten Mitarbeiter Dr. Rudolf Wolters zählenden Dokument zukommt, ist Die Arbeitsstelle zur Geschichte des Deut- hat mehrere Tagungen veranstaltet, zuletzt (1903 bis 1983) ein Diensttagebuch allerdings ein damit verbundener, schen als Fremdsprache (AGDaF) erforscht 2005 zu Georg von Nürnbergs Sprachbuch führen, das in seiner Art wohl ein- nicht unwesentlicher „Fälschungs- seit dem Sommer 2000, wer zu welcher Zeit von 1424 und 2007 zum Fremdsprachener- malig ist. In dieser „Chronik“ wur- skandal“, der vor dem Hintergrund aus welchem Grund die deutsche Sprache werb in deutschen Städten des Spätmittel- de monatlich über Geschehnisse der bundesrepublikanischen Ver- erlernt hat. Als Forschungsmaterial dienen alters und der frühen Neuzeit. Bereits abge- und Ereignisse in der Generalbau- gangenheitsbewältigung gedeutet beispielsweise Berichte von Reisenden, Kauf- schlossene Projekte haben etwa das Bild inspektion, ab 1942 auch in den werden muss. Als sich die 20-jäh- leuten, Diplomaten oder Soldaten darüber, der Tschechen bei den Deutschen und die anderen Dienststellen des Reichs- rige Haftstrafe Speers im Spandau- wie sie Deutsch gelernt haben, aber auch kon- Bedeutung des deutschen Pastors Johann ministers Speer bis kurz vor Kriegs­ er Kriegsverbrechergefängnis dem krete Materialien wie Sprachbücher, Gram- Ernst Glück für die baltische Frühaufklärung ende 1945 berichtet. Der Erzählstil Ende neigte, ließ Wolters die bei matiken oder Wörterbücher. Umgekehrt wird und die Entwicklung der russischen Sprache zeichnet sich dabei nicht durch ein ihm aufbewahrte originale Chro- auch der Erwerb moderner Fremdsprachen analysiert. Gegenwärtig läuft ein Projekt zu zu erwartendes langatmiges Bü- nik im Jahre 1964 noch einmal Albert Speer (1905 bis 1981) durch deutsche Muttersprachler untersucht. Deutsch als Fremdsprache in Russland und rokratendeutsch aus, sondern die abschreiben, wobei er an der Zweit- Dabei wird ein Zeitraum vom Mittelalter bis im Baltikum vom 16. Jahrhundert bis 1941, „Chronik“ lässt sich über weite Stre- version eine „Reinigung“ (Wolters) nicht unbedingt unwichtige“ Strei- ins 20. Jahrhundert abgedeckt. Die AGDaF das 2008 abgeschlossen wird. cken flüssig und bisweilen sogar vornahm und, wie er Speer später chungen von Textpassagen vor- 32 uni.vers kurzweilig lesen. schrieb, „zeitgeschichtlich leider nahm, die belastend für Speer nach uni.vers 33 Geschichte, Editionswissenschaft

ginalchronik von 1943 und stellte im fälschungen und -verdrehungen mes und Speer herzustellen – und von Hitler ernannt worden war, und Vergleich mit der im Bundesarchiv aufgedeckt und seine Glaubwürdig- das weit vor seiner Ernennung zum zum anderen als Rüstungsminister liegenden Version einige erhebliche keit als Bestsellerautor mit einem Rüstungsminister und entgegen ab Februar 1942 unter Beibehaltung Unterschiede fest. Speer versuchte Schlag vernichtet würden. Schmidt seinen Beteuerungen, nichts damit seiner bisherigen Aufgaben. Aus nach einer bei ihm erfolgten An- hatte nämlich 1980 von Wolters, zu tun gehabt zu haben. diesem Grunde erfolgt die Kom- frage des Bundesarchivs aufgrund mittlerweile mit Speer aufgrund mentierung zweigeteilt: Während dieser Entdeckung glaubhaft zu ma- dessen „Vergangenheitsumgang“ Das Editionsprojekt die Inhalte, die den Generalbau- chen, dass kein Exemplar der Ori- heftigst zerstritten, Zugang zu der inspektor betreffen, am Lehrstuhl ginalfassung mehr existiere. Dies bei ihm doch vorhandenen Original- Die Ausgangsüberlegung des am durch den Verfasser dieses Artikels hatte er zuvor mit Rudolf Wolters version und auch zu verschiedenen Lehrstuhl für Neuere und Neueste erläutert werden, wird die Kom- so abgesprochen; beide überlegten, Briefwechseln zwischen Wolters Geschichte unter Einbeziehung der mentierung durch PD Dr. Jonas wie sie aus dieser „vertrackten(n) und Speer in dieser Angelegenheit Landesgeschichte (Prof. Dr. Karl Scherner vom Lehrstuhl für Wirt- Angelegenheit“ (Wolters) schadlos bekommen; diese Dokumente stan- Möckl) bearbeiteten Editionspro- schafts- und Sozialgeschichte an herauskommen könnten. Denn den ihm uneingeschränkt zur Aus- jektes ist die Tatsache, dass eine der Universität Mannheim, einem Speer sah zweifelsohne sein in den wertung zur Verfügung. quellenkritische Edition der kom- ausgewiesenen Experten auf dem Memoiren begründetes Image vom pletten Originalchronik aus dem Gebiet der Rüstungs- und Kriegs- „unpolitischen Fachmann“ – der von Schmidt entdeckte beim Durchse- Dritten Reich bisher fehlt, auch wirtschaft, erarbeitet. der Judenbehandlung hätte wissen hen der Originalchronik aus dem wenn bereits Generationen von For- können, wenn er hätte wissen wol- Archiv Wolters noch weitaus mehr schern die letztlich nicht vollständi- Nach Abschluss der Edition in circa len – und seine Glaubwürdigkeit Streichungen von zeitgeschichtlich ge Abschrift der „Speer-Chronik“ zwei Jahren wird den Nutzern erst- stark gefährdet. Er schlug Wolters höchst bedeutsamen und brisanten im Bundesarchiv zur Verfügung mals die vollständige Originalversi- deshalb außerdem vor, die Original- Textpassagen, die vor allem Speers stand. Die Edition erfolgt dabei on der Chronik des Reichsministers chronik vollkommen zu vernichten Rolle bei der Erfassung und „Evaku- in ähnlicher Weise wie die in den Albert Speer vorliegen, die anschlie- und nicht nur zu fingieren, dass sie ierung“ der Berliner Juden aus ihren letzten Jahren entstandenen Quel- ßend für weitere Forschungen nicht mehr existiere. Damit machte Wohnungen – die er im Zuge der leneditionen, wie zum Beispiel die zu Speer oder der Rüstungs- bzw. Speer einen Vorschlag, der gerade Verwirklichung der gigantischen zwischen 1993 und 2006 edierten Kriegswirtschaft im Dritten Reich ihn, der sich gerne als „Zeitzeuge Neugestaltungspläne für Berlin zur „Goebbels-Tagebücher“. Dabei steht herangezogen und genutzt wer- Beispiel einer Strei- dessen Entlassung 1966 hätten wer- Nr. 1“ des Dritten Reiches sah, voll- „Welthauptstadt “ benötig­ bei diesem intern von der Otto- den kann, ohne das Bundesarchiv Streichung einer Textpassage der Chronik (April 1941) chung in der Chronik den können. Mit Hilfe dieser Zweit- kommen desavouierte. te – eindeutig belegten. So hieß es Friedrich-Universität Bamberg ge- in aufsuchen zu müssen. (Oktober 1942) version verfasste Speer schließlich beispielsweise im August 1941: förderten Projekt vor allem im Mit- Dann können sich künftige und in- seine berühmten „Erinnerungen“, Das Ende eines Mythos? telpunkt, die vielfältigen, zum Teil teressierte Benutzer ein ganz eige- die nach dem Erscheinen 1969 zu Gemäß Speer-Anordnung wird eine erheblichen Streichungen für den nes, authentisches Bild von den Tä- einem Bestseller wurden und bis Zur Kenntnis über den Erhalt der weitere Aktion zur Räumung von späteren Benutzer kenntlich und tigkeiten des „guten Nazis“ Albert heute in vielen Auflagen das Bild Originalquelle und der Tatsache, rund 5000 Judenwohnungen gestartet. schnell erfassbar zu machen. Der Speer machen. von Speer als des „guten Nazis“ dass es sich bei der im Bundesar- gesamte Text wurde bisher digital und „unpolitischen Saubermanns“ chiv im Bestand R 3 (Rüstungs- Oder im November des gleichen aufbereitet und mit der Zweitver- generierten. ministerium) verwahrten Version Jahres: sion Satz für Satz verglichen. In nicht um die originale Version han- einem zweiten Schritt ist vorgese- Literatur Geschichtsverfälschungen delt, gelangte die Fachöffentlich- In der Zeit vom 18. Oktober bis 2. No- hen, die verschiedenen Inhalte, wo keit schließlich im Jahre 1982: Der vember wurden in Berlin rund 4500 möglich und sinnvoll, entsprechend Breloer, Heinrich: Die Akte Speer. Spuren Schmidt, Matthias: Albert Speer. Das Ende Das Bundesarchiv in Koblenz erhielt junge Doktorand Matthias Schmidt Juden evakuiert. Dadurch wurden aufgrund eigener Forschungen zu eines Kriegsverbrechers. eines Mythos. Die Aufdeckung seiner Ge- schließlich von Speer nach der Nie- veröffentlichte ein Jahr nach dem weitere 1000 Wohnungen für Bom- kommentieren und in einem An- Berlin: Propyläen 2006. schichtsverfälschung. Speers wahre Rolle im derschrift seiner Memoiren die Ver- Tode Speers seine Dissertation bengeschädigte frei und vom General- merkungsapparat dem Benutzer Dritten Reich. Bern/München: Scherz 1982 sion des Diensttagebuchs von 1964 zum Thema Albert Speer. Das Ende bauinspektor zur Verfügung gestellt. zur Verfügung zu stellen. Kropp, Alexander: Die politische Bedeutung (Neudruck Berlin: Netzzeitung 2005). in dem Glauben, dass es sich um die eines Mythos, die unter anderem Die Wohnungen werden später wieder der NS-Repräsentationsarchitektur. Die Neu- vollständige Abschrift des Originals den Untertitel Die Aufdeckung seiner zur Unterbringung von Abrißmietern Grundsätzlich behandelt die Chro- gestaltungspläne für den Umbau Berlins zur handelt. Allerdings entdeckte der Geschichtsverfälschung trug. Speer bereitgestellt. nik zwei wesentliche Aufgaben- „Welthauptstadt Germania“ 1936 – 1942/43. mittlerweile sehr umstrittene His- hatte interessanterweise noch zu gebiete Speers: Zum einen seine München: ars una 2005. toriker noch 1969 im seinen Lebzeiten versucht, die Ver- Zweifelsohne war damit ein Zusam- Tätigkeit als „Generalbauinspektor in London öffentlichung zu verhindern – wohl menhang zwischen der unmensch- für die Reichshauptstadt“, zu wel- 34 uni.vers eine Version des Jahrganges der Ori- wissend, dass seine Geschichtsver- lichen Judenpolitik des NS-Regi- chem Speer im Januar 1937 direkt uni.vers 35 Geschichte, Editionswissenschaft

ginalchronik von 1943 und stellte im fälschungen und -verdrehungen mes und Speer herzustellen – und von Hitler ernannt worden war, und Vergleich mit der im Bundesarchiv aufgedeckt und seine Glaubwürdig- das weit vor seiner Ernennung zum zum anderen als Rüstungsminister liegenden Version einige erhebliche keit als Bestsellerautor mit einem Rüstungsminister und entgegen ab Februar 1942 unter Beibehaltung Unterschiede fest. Speer versuchte Schlag vernichtet würden. Schmidt seinen Beteuerungen, nichts damit seiner bisherigen Aufgaben. Aus nach einer bei ihm erfolgten An- hatte nämlich 1980 von Wolters, zu tun gehabt zu haben. diesem Grunde erfolgt die Kom- frage des Bundesarchivs aufgrund mittlerweile mit Speer aufgrund mentierung zweigeteilt: Während dieser Entdeckung glaubhaft zu ma- dessen „Vergangenheitsumgang“ Das Editionsprojekt die Inhalte, die den Generalbau- chen, dass kein Exemplar der Ori- heftigst zerstritten, Zugang zu der inspektor betreffen, am Lehrstuhl ginalfassung mehr existiere. Dies bei ihm doch vorhandenen Original- Die Ausgangsüberlegung des am durch den Verfasser dieses Artikels hatte er zuvor mit Rudolf Wolters version und auch zu verschiedenen Lehrstuhl für Neuere und Neueste erläutert werden, wird die Kom- so abgesprochen; beide überlegten, Briefwechseln zwischen Wolters Geschichte unter Einbeziehung der mentierung durch PD Dr. Jonas wie sie aus dieser „vertrackten(n) und Speer in dieser Angelegenheit Landesgeschichte (Prof. Dr. Karl Scherner vom Lehrstuhl für Wirt- Angelegenheit“ (Wolters) schadlos bekommen; diese Dokumente stan- Möckl) bearbeiteten Editionspro- schafts- und Sozialgeschichte an herauskommen könnten. Denn den ihm uneingeschränkt zur Aus- jektes ist die Tatsache, dass eine der Universität Mannheim, einem Speer sah zweifelsohne sein in den wertung zur Verfügung. quellenkritische Edition der kom- ausgewiesenen Experten auf dem Memoiren begründetes Image vom pletten Originalchronik aus dem Gebiet der Rüstungs- und Kriegs- „unpolitischen Fachmann“ – der von Schmidt entdeckte beim Durchse- Dritten Reich bisher fehlt, auch wirtschaft, erarbeitet. der Judenbehandlung hätte wissen hen der Originalchronik aus dem wenn bereits Generationen von For- können, wenn er hätte wissen wol- Archiv Wolters noch weitaus mehr schern die letztlich nicht vollständi- Nach Abschluss der Edition in circa len – und seine Glaubwürdigkeit Streichungen von zeitgeschichtlich ge Abschrift der „Speer-Chronik“ zwei Jahren wird den Nutzern erst- stark gefährdet. Er schlug Wolters höchst bedeutsamen und brisanten im Bundesarchiv zur Verfügung mals die vollständige Originalversi- deshalb außerdem vor, die Original- Textpassagen, die vor allem Speers stand. Die Edition erfolgt dabei on der Chronik des Reichsministers chronik vollkommen zu vernichten Rolle bei der Erfassung und „Evaku- in ähnlicher Weise wie die in den Albert Speer vorliegen, die anschlie- und nicht nur zu fingieren, dass sie ierung“ der Berliner Juden aus ihren letzten Jahren entstandenen Quel- ßend für weitere Forschungen nicht mehr existiere. Damit machte Wohnungen – die er im Zuge der leneditionen, wie zum Beispiel die zu Speer oder der Rüstungs- bzw. Speer einen Vorschlag, der gerade Verwirklichung der gigantischen zwischen 1993 und 2006 edierten Kriegswirtschaft im Dritten Reich ihn, der sich gerne als „Zeitzeuge Neugestaltungspläne für Berlin zur „Goebbels-Tagebücher“. Dabei steht herangezogen und genutzt wer- Beispiel einer Strei- dessen Entlassung 1966 hätten wer- Nr. 1“ des Dritten Reiches sah, voll- „Welthauptstadt Germania“ benötig­ bei diesem intern von der Otto- den kann, ohne das Bundesarchiv Streichung einer Textpassage der Chronik (April 1941) chung in der Chronik den können. Mit Hilfe dieser Zweit- kommen desavouierte. te – eindeutig belegten. So hieß es Friedrich-Universität Bamberg ge- in Koblenz aufsuchen zu müssen. (Oktober 1942) version verfasste Speer schließlich beispielsweise im August 1941: förderten Projekt vor allem im Mit- Dann können sich künftige und in- seine berühmten „Erinnerungen“, Das Ende eines Mythos? telpunkt, die vielfältigen, zum Teil teressierte Benutzer ein ganz eige- die nach dem Erscheinen 1969 zu Gemäß Speer-Anordnung wird eine erheblichen Streichungen für den nes, authentisches Bild von den Tä- einem Bestseller wurden und bis Zur Kenntnis über den Erhalt der weitere Aktion zur Räumung von späteren Benutzer kenntlich und tigkeiten des „guten Nazis“ Albert heute in vielen Auflagen das Bild Originalquelle und der Tatsache, rund 5000 Judenwohnungen gestartet. schnell erfassbar zu machen. Der Speer machen. von Speer als des „guten Nazis“ dass es sich bei der im Bundesar- gesamte Text wurde bisher digital und „unpolitischen Saubermanns“ chiv im Bestand R 3 (Rüstungs- Oder im November des gleichen aufbereitet und mit der Zweitver- generierten. ministerium) verwahrten Version Jahres: sion Satz für Satz verglichen. In nicht um die originale Version han- einem zweiten Schritt ist vorgese- Literatur Geschichtsverfälschungen delt, gelangte die Fachöffentlich- In der Zeit vom 18. Oktober bis 2. No- hen, die verschiedenen Inhalte, wo keit schließlich im Jahre 1982: Der vember wurden in Berlin rund 4500 möglich und sinnvoll, entsprechend Breloer, Heinrich: Die Akte Speer. Spuren Schmidt, Matthias: Albert Speer. Das Ende Das Bundesarchiv in Koblenz erhielt junge Doktorand Matthias Schmidt Juden evakuiert. Dadurch wurden aufgrund eigener Forschungen zu eines Kriegsverbrechers. eines Mythos. Die Aufdeckung seiner Ge- schließlich von Speer nach der Nie- veröffentlichte ein Jahr nach dem weitere 1000 Wohnungen für Bom- kommentieren und in einem An- Berlin: Propyläen 2006. schichtsverfälschung. Speers wahre Rolle im derschrift seiner Memoiren die Ver- Tode Speers seine Dissertation bengeschädigte frei und vom General- merkungsapparat dem Benutzer Dritten Reich. Bern/München: Scherz 1982 sion des Diensttagebuchs von 1964 zum Thema Albert Speer. Das Ende bauinspektor zur Verfügung gestellt. zur Verfügung zu stellen. Kropp, Alexander: Die politische Bedeutung (Neudruck Berlin: Netzzeitung 2005). in dem Glauben, dass es sich um die eines Mythos, die unter anderem Die Wohnungen werden später wieder der NS-Repräsentationsarchitektur. Die Neu- vollständige Abschrift des Originals den Untertitel Die Aufdeckung seiner zur Unterbringung von Abrißmietern Grundsätzlich behandelt die Chro- gestaltungspläne für den Umbau Berlins zur handelt. Allerdings entdeckte der Geschichtsverfälschung trug. Speer bereitgestellt. nik zwei wesentliche Aufgaben- „Welthauptstadt Germania“ 1936 – 1942/43. mittlerweile sehr umstrittene His- hatte interessanterweise noch zu gebiete Speers: Zum einen seine München: ars una 2005. toriker David Irving noch 1969 im seinen Lebzeiten versucht, die Ver- Zweifelsohne war damit ein Zusam- Tätigkeit als „Generalbauinspektor Imperial War Museum in London öffentlichung zu verhindern – wohl menhang zwischen der unmensch- für die Reichshauptstadt“, zu wel- 34 uni.vers eine Version des Jahrganges der Ori- wissend, dass seine Geschichtsver- lichen Judenpolitik des NS-Regi- chem Speer im Januar 1937 direkt uni.vers 35