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Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis 3

Tabellenverzeichnis 3

1. Anlass und Ziele des Hochwasser-Aktionsplanes 4

1.1 Aufbau des Berichts 5

2. Aktionsplangebiet 5

2.1 Politische Gliederung 5

2.2 Naturraum 7

2.3 Gewässer 7 2.3.1 Einzugsgebiet und Gewässersystem 7

2.3.2 Gewässerstrukturgüte 8

2.3.3 Talsperren 9

2.3.4 Diemeltalsperre 9

2.3.5 Twistetalsperren 10

2.3.6 Schmalatalsperren 10 2.4 Topographie 10

2.5 Böden und Landnutzung 11

2.6 Schutzgebiete 12 2.6.1 Flora-Fauna-Habitat-Gebiete und Vogelschutzgebiete (Natura 2000) 12

2.6.2 Wasserschutzgebiete 13

2.6.3 Landschafts- und Naturschutzgebiete 14 3. Bestandsaufnahme Bebauung im hochwassergefährdeten Gebiet 15

3.1 Stadt Marsberg 15

3.2 Stadt Diemelstadt 16

3.3 Stadt 16

3.4 Stadt Liebenau 16

3.5 Stadt Trendelburg 17

3.6 Stadt 17

4. Bestandsaufnahme zu Hydrologie, Hydraulik und Hochwassergefährdung 18

4.1 Hydrologie des Untersuchungsgebietes 18 Bericht Hochwasseraktionsplan Diemel, Bestandsaufnahme für das Staatliche Umweltamt Bielefeld Seite 3 von 30

4.1.1 Niederschläge im Einzugsgebiet 18

4.1.2 Abflussentstehung und Abflusskonzentration 18 4.2 Hydrologisches Modell 22 4.2.1 Bemessungsabflüsse 22 4.3 Fließgewässerhydraulik 23

4.4 Hochwassergefährdung 24

5. Vorhandener Hochwasserschutz 26

6. Hochwasservorsorge 27

7. Zusammenfassung 29

8. Quellenverzeichnis 30

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 Diemel in Warburg, 1965 ...... 4 Abbildung 2 Verwaltungsgrenzen im Hochwasser-Aktionsplan-Gebiet...... 6 Abbildung 3 Diemel mit Nebengewässern und Teileinzugsgebieten ...... 8 Abbildung 4 Gewässerstrukturgüte der Diemel bei Warburg ...... 8 Abbildung 5 Lage der Talsperren im Einzugsgebiet der Diemel ...... 9 Abbildung 6 Geländehöhen im Einzugsgebiet der Diemel ...... 10 Abbildung 7 Böden im Einzugsgebiet der Diemel ...... 11 Abbildung 8 Flächennutzung im Einzugsgebiet der Diemel ...... 12 Abbildung 9 Niederschlagsverteilung beim Sommer-Hochwasser im Juni 1984 ...... 18 Abbildung 10 Schwerpunkte der Abflussentstehung beim Sommer-Hochwasser im Juni 1984 ...... 19 Abbildung 11 Niederschlagsverteilung beim Winter-Hochwasser im Januar 1994 ...... 19 Abbildung 12 Schwerpunkte der Abflussentstehung beim Winter-Hochwasser im Januar 1994 ...... 20 Abbildung 13 Hochwasser-Ereignisse am Pegel Helminghausen nach Deutschem Gewässerkundlichen Jahrbuch ...... 21 Abbildung 14 Hochwasser-Ereignisse am Pegel Westheim nach Deutschem Gewässerkundlichem Jahrbuch ...... 21 Abbildung 15 Hochwasser-Ereignisse am Pegel Helmerhausen nach Deutschem Gewässerkundlichem Jahrbuch ...... 22 Abbildung 16 Hydrologischer Längsschnitt der Diemel ...... 23

Tabellenverzeichnis Tabelle 1 Liste der anliegenden Städte und Gemeinden ...... 6 Tabelle 2 Naturräumliche Gliederung des Einzugsgebietes der Diemel ...... 7 Tabelle 3 Prozentuale Flächennutzung im Einzugsgebiet Diemel ...... 11 Tabelle 4 Liste der Fluss nah gelegenen FFH-Gebiete ...... 13 Tabelle 5 Verteilung der Schutzzonen auf die Wasserschutzgebiete im Einzugsgebiet der Diemel ...... 14 Tabelle 6 Anzahl der betroffenen Gebäude getrennt nach Wirtschaftszweigen ...... 25 Tabelle 7 Anzahl der betroffenen Gebäude in den Kommunen ...... 25

Tabelle 8 Anzahl der betroffenen Gebäude nach Gemeinden und Wirtschaftszweig bei einem HQ100 ...... 26 Tabelle 9 Hochwasserschutz in den Gemeinden, Angaben aus Fragebogenaktion ...... 26 Tabelle 10 Identifizierte Deichstrecken in den Kommunen ...... 27 Tabelle 11 Hochwasservorsorge in den Städten und Gemeinden ...... 28

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1. Anlass und Ziele des Hochwasser-Aktionsplanes

Außerordentliche Hochwässer sind Naturereignisse mit seltenen Wiederkehrintervallen. Sie werden für den Menschen zur Katastrophe, wenn sie seinen Lebensraum treffen und dort Schäden verursachen.

Abbildung 1 Diemel in Warburg, 1965

Auch heute noch gehen extreme Hochfluten über das Vorstellungsvermögen der meisten Menschen hinaus. Dieser Mangel führte und führt zu falscher Siedlungspolitik und Sorglosigkeit, die häufig auch eine Vernachlässigung der Unterhaltung der Gewässer und der Bauwerke zur Folge hat.

Um die schädliche Auswirkung außergewöhnlicher Hochwasserereignisse auf Leben und Sachwerte zu vermeiden oder gering zu halten ist die Vorhersage von Hochwässern und sind Vorsorgemaßnahmen notwendig.

Zur Vorsorge zählen:

• Technischer Hochwasserschutz (Maßnahmenvorsorge): Gewässerausbau, Deichbau und -ertüchtigung, Objekt- schutz, Hochwasserrückhaltung. • Dezentraler Hochwasserschutz: Rückhalt im Einzugsgebiet durch Entsiegelungen, Aufforstungen und Reaktivie- rung von Überschwemmungsgebieten. • Flächenvorsorge: Ausweisung und Freihaltung der Überschwemmungsgebiete. • Bauvorsorge: an Hochwassergefahr angepasste Bauweisen und Nutzungen. • Verhaltensvorsorge: Alarmpläne, Hochwasserschutzübungen der Einsatzkräfte. • Risikovorsorge: Bildung von finanziellen Rücklagen.

Vorsorgemaßnahmen werden häufig von der öffentlichen Hand wahrgenommen. Um dieser Aufgabe in ausreichendem Maße nachkommen zu können, muss sie

• die Hochwassergefahren frühzeitig erkennen, • Vorsorgemaßnahmen ergreifen und • ihre Wirksamkeit auf Dauer sicherstellen.

Die Zusammenhänge sind komplex, es gibt viele Beteiligte und unterschiedliche Zuständigkeiten. Für große Flüsse wurden nach den Rheinhochwässern 1993 und 1995 bereits Aktionspläne aufgestellt. Nach und nach werden auch für die mittel- großen und die kleineren Flussgebiete Aktionspläne erarbeitet (Empfehlung der 53. Umweltministerkonferenz der Länder zur Verbesserung des Hochwasserschutzes in Deutschland).

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Ziele eines Hochwasseraktionsplanes sind:

• Minderung der Schadensrisiken. • Minderung der Hochwasserstände. • Verstärkung des Hochwasserbewusstseins. • Verbesserung der Hochwasserinformationen.

Grundlage für die Erarbeitung von Hochwasseraktionsplänen ist die „Handlungsempfehlung zur Erstellung von Hochwasser- Aktionsplänen“ der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser.

Seit 2000 werden für Flussgebiete in Nordrhein-Westfalen Hochwasseraktionspläne erarbeitet. Das Staatliche Umweltamt Bielefeld beauftragte die Ingenieurgesellschaften ProAqua, Hydrogeologie Nordhausen und Hydrotec mit der Erarbeitung des Hochwasseraktionsplans Diemel.

1.1 Aufbau des Berichts

Der Hochwasseraktionsplan wird in drei Bänden dokumentiert: Band 1: Bestandsaufnahme; Erläuterung der Grundlagen, die zum Verständnis von Hochwasserentstehung, - Hochwassergefährdung und -Hochwassergefahrenabwehr erforderlich sind. Band 2: Schadenspotenzialanalyse; Dokumentation der derzeitigen Hochwasserschadenspotenziale und Erläuterung der Methode zu ihrer Abschätzung. Band 3: Empfehlung von Hochwasserschutzmaßnahmen auf der Basis von Defizit- und Wirkungsanalyse.

In dem vorliegenden Band 1 werden folgende Zusammenhänge erläutert:

• In Kapitel 2 wird ein Überblick über das gesamte Einzugsgebiet der Diemel gegeben. Ferner wird zur Verdeutli- chung der Hochwassergefährdung für jede Stadt und Gemeinde im Aktionsplangebiet die Landnutzung der Diemel nahen Ortsteile und Ortschaften beschrieben. • Der Beschreibung des Gebietes folgt in Kapitel 3 die Bestandsaufnahme hinsichtlich Hydrologie, Hydraulik und Hochwasserverhalten. Diesen Beschreibungen schließt sich eine kurze Darstellung historischer Hochwasserereig- nisse an. • In den Kapiteln 4 und 5 wird erläutert, wie die Bewohner in den Städten und Gemeinden auf die Gefährdung durch Hochwasser vorbereitet sind und durch Hochwasserschutz- und -vorsorgemaßnahmen auf die jeweilige Hochwassergefährdung reagieren können. • Abschließend erfolgt eine Ergebniszusammenfassung der Bestandsaufnahme des Hochwasseraktionsplans Die- mel.

2. Aktionsplangebiet

Für das Hochwassergeschehen im Fluss ist der Abflussbildungsprozess in der Fläche, d.h. im Einzugsgebiet entscheidend. Das bedingt, dass das Aktionsplangebiet gleich dem Einzugsgebiet der Diemel ist. Nachfolgend werden nach einer vorange- stellten Darstellung der politischen Gliederung des Aktionsplangebietes die Verhältnisse aufgezeigt. die das Abflussgesche- hen und damit auch die Hochwasserereignisse bestimmen.

2.1 Politische Gliederung

Von der Gesamtfläche des Einzugsgebietes der Diemel befinden sich 71 % auf dem Gebiet des Bundeslandes Hessen und 29 % in Nordrhein - Westfalen. Über weite Strecken liegt das Gewässer an der Grenze zwischen den Bundesländern. Das gesamte hessische Einzugsgebiet gehört zum Regierungsbezirk und wird von den Landkreisen Waldeck-Frankenberg und Kassel auf der unteren Ebene verwaltet. Für den nordrheinwestfälischen Flächenanteil ist im Oberlauf der Diemel die Bezirksregierung Arnsberg und der Hochsauerlandkreis und im Mittellauf die Bezirksregierung Detmold mit den Kreisen Höxter und Paderborn zuständig. Neben den 5 Kreisen gibt es im hessischen Gebiet zusätzlich die kreisfreie Stadt Kassel. Bericht Hochwasseraktionsplan Diemel, Bestandsaufnahme für das Staatliche Umweltamt Bielefeld Seite 6 von 30

Von insgesamt 35 Kommunen im Einzugsgebiet haben 8 Kommunen (siehe Auflistung der Städte und Gemeinden in der nachfolgenden Tabelle) unmittelbaren Kontakt zum Gewässerlauf. Die kreisfreie Stadt Kassel liegt mit einem geringen Flä- chenanteil am Rand des Aktionsplangebietes.

Tabelle 1 Liste der anliegenden Städte und Gemeinden

Stadt / Gemeinde Kreis Regierungsbezirk Fachbehörde

Willingen (Upland) Waldeck-Frankenberg Kassel RPU Kassel Waldeck-Frankenberg Kassel RPU Kassel Marsberg Hochsauerlandkreis Arnsberg StUA Lippstadt Diemelstadt Waldeck-Frankenberg Kassel RPU Kassel Warburg Höxter Detmold StUA Bielefeld Liebenau Kassel Kassel RPU Kassel Trendelburg Kassel Kassel RPU Kassel Bad Karlshafen Kassel Kassel RPU Kassel

Abbildung 2 Verwaltungsgrenzen im Hochwasser-Aktionsplan-Gebiet

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2.2 Naturraum

Im Einzugsgebiet befinden sich folgende Naturräumliche Einheiten:

Tabelle 2 Naturräumliche Gliederung des Einzugsgebietes der Diemel

Nummer Bezeichnung der naturräumlichen Hauteinheiten

332 (teilweise) Ostsauerländer Gebirgsrand 333 (teilweise) Hochsauerland (Upland) 340 (teilweise) Waldecker Tafel 341 (teilweise) Ostwaldecker Randsenken 342 (teilweise) Habichtswälder Bergland 343 (teilweise) Westhessische Senke 360 Warburger Börde 361 Oberwälder Land 370 (teilweise)

Die Diemel Quelle befindet sich im Nordostabfall des Rothaargebirges auf einer Höhe von rund 680 mNN (Naturräumliche Einheit 333.9 Upland). Für das Quellgebiet der Diemel ist eine großwellige Landschaft mit flächenhaften Hochgebieten und einzelnen überragenden Härtlingskuppen charakteristisch. Von dort ausgehend fließt die Diemel in nördlicher Richtung, wo sie sich zum Rand des Hochlandes tief in die Landschaft einschneidet. Im Quellgebiet besteht der Untergrund aus Ober- und Mitteldevonischem Ton- und Kieselschiefer, Sandstein, Grauwacke und Quarzit.

Von der Quelle ausgehende fließt die Diemel in nördlicher Richtung. Zum Rand des Hochlandes hin schneiden die Fluss- und Bachtäler tief in die Landschaft ein. Auf einer Höhe von 375 mNN mündet die Diemel in die Diemel Talsperre, die zusätzlich von der Itter gespeist wird. Nach dem Stausee fließt die Diemel in ihrem weiteren Verlauf bei Wrexen (Naturräumliche Einheit Mitteldiemelsenke) auf einer Höhe von etwa 200 mNN in ein becherförmig erweitertes Tal. Auf ihrem Weg bis dort- hin hat sie bei Wrexen Unteren und Mittleren Buntsandstein und in der Rhodener Senke Rötgräben-Gestein durchschnitten.

In nord-östlicher Richtung weiterfließend hat sich die Diemel bei Haueda im Laufe der Zeit 40 bis 60 m tief in den dort vor- handenen Muschelkalk eingegraben. Es wird angenommen, dass Auslaugungsvorgänge im Muschelkalk zu dem hier vor- handenen schmalen und engen Tal der Diemel führten. Daran anschließend mäandriert die Diemel durch den 1 bis 2 km breiten Talraum in der Hofgeismer Rötsenke weiter in Richtung Trendelburg. Hinter Trendelburg durchfließt die Diemel in großen Mäandern erst Muschelkalkplatten des Oberwälderlandes und dann das Buntsandsteingewölbe des Reinhardswal- des. Schließlich mündet sie bei Bad Karlshafen in die .

2.3 Gewässer

2.3.1 Einzugsgebiet und Gewässersystem Die Diemel entspringt im Waldecker Upland südlich von Usseln im Hochsauerlandkreis auf einer Höhe von circa 680 mNN. Nach circa 105,5 km Fließstrecke mündet sie bei Bad Karlshafen (Hessen) auf einer Höhe von circa 95 mNN in die Weser. Nach Süden wird das Einzugsgebiet durch eine Linie Usseln - Korbach - Schauenburg -Immenhausen - Karlshafen zu den Gewässersystemen von Eder, Fulda und oberen Weser abgegrenzt. Nach Norden trennen die Briloner Hochfläche mit ihren Ausläufern zum Eggegebirge sowie der Nordrand der Warburger Börde das Diemeleinzugsgebiet von denen der Möhne, Lippe, Nethe und Weser ab.

Das Einzugsgebiet der Diemel ist lang gestreckt und verläuft von Westen in nordöstlicher Richtung. Das oberirdische Ein- zugsgebiet der Diemel umfasst eine Fläche von circa 1.760 km².

Die Nebengewässer münden überwiegend von rechter Seite kommend in die Diemel. Ausnahmen sind die Eggel im Mittel- lauf sowie die Hoppecke und Itter im Oberlauf. Bericht Hochwasseraktionsplan Diemel, Bestandsaufnahme für das Staatliche Umweltamt Bielefeld Seite 8 von 30

Die wichtigsten Nebengewässer der Diemel sind in Abbildung 3 dargestellt.

Abbildung 3 Diemel mit Nebengewässern und Teileinzugsgebieten

2.3.2 Gewässerstrukturgüte Die Gewässerstrukturgüte bewertet den ökologisch-morphologischen Zustand eines Gewässers. Sie zeigt an, inwieweit ein Bach oder Fluss in der Lage ist, sein Bett dynamisch zu entwickeln und typischen Pflanzen und Tieren Lebensraum zu bieten. Bei der Kartierung werden das Fließverhalten, die Form, das Material und die Dynamik des Gewässerbettes, die Ufervegeta- tion und die Nutzungsform der angrenzenden Aue berücksichtigt. Es werden 7 Strukturgüteklassen unterschieden, Klasse 1 (unverändert) repräsentiert naturnahe Zustände, Klasse 7 (vollständig verändert) steht für übermäßig geschädigte Gewäs- ser.

Für die Diemel liegen sowohl beim StUA Bielefeld als auch beim Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie Gewäs- serstrukturgütekartierungen vor. Die Ergebnisse zeigen, dass die Strukturgüte überwiegend als „sehr stark verändert“ (Klas- se 6) eingestuft wird. Strukturell „vollständig veränderte“ Abschnitte (Klasse 7) finden sich vor allem in den innerstädtischen Bereichen, die „deutlich veränderten“ (Klasse 4) oder „mäßig veränderten“ (Klasse 3) Abschnitte liegen überwiegend im Oberlauf der Diemel Abbildung 4 zeigt exemplarisch die Gewässerstrukturgüte der Diemel im Bereich Warburg.

Abbildung 4 Gewässerstrukturgüte der Diemel bei Warburg

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2.3.3 Talsperren Die erste Talsperre, die im Einzugsgebiet der Diemel gebaut wurde, ist die Diemeltalsperre. 1924 war das Jahr ihrer Fertig- stellung. In späterer Zeit kamen noch die Twistetalsperre (Einweihung 1979) und die Schmalatalsperre, die im Jahr 1989 vollendet wurde, hinzu.

Die Lage der Talsperren zeigt Abbildung 5.

2.3.4 Diemeltalsperre Mit dem Bau der Diemeltalsperre wurde 1912 begonnen. Sie wurde 1924 fertiggestellt, nach Unterbrechungen der Bautä- tigkeiten in den Jahren 1914 bis 1919 während des 1. Weltkrieges.

Anlass für die Errichtung der Diemeltalsperre war der Bau des Mittellandkanals. Zum Betrieb der Wasserstraße musste Wasser aus der Weser entnommen werden. Die Talsperre lieferte – zusammen mit der Edertalsperre – in niederschlagsar- men Zeiten Zuschusswasser für die Weser, um die Entnahmen zu ermöglichen. Heute sind folgende Ziele vorrangig:

• Niedrigwasseraufhöhung der Oberweser zur Sicherstellung der Schifffahrt. • Hochwasserschutz für die Anlieger an der Diemel und Weser. • Energiegewinnung. • Förderung des Freizeitwertes der Region.

Abbildung 5 Lage der Talsperren im Einzugsgebiet der Diemel

Die Staumauer ist als gekrümmte Schwergewichtsstaumauer mit einer Kronenlänge von 194 m und einer Mauerhöhe von 42 m ausgeführt. Die Kronenbreite beträgt 7 m. Der Stauraum der Talsperre hat ein Volumen von 20 Mio. m3. Das oberirdi- sche Einzugsgebiet der Talsperre ist 103 km2 groß und der mittlere Talsperrenzufluss beträgt 69 Mio. m3.

Im Hinblick auf heute höhere Sicherheitsanforderungen an Staumauern und die geforderte schadlose Abführung eines 1000-jährlichen Hochwasserereignisses, wurde die Diemeltalsperre in den Jahren 1995 bis 1998 saniert.

Nur im Winterhalbjahr wird ein Hochwasserschutzraum von 3 Mio. m3 vorgehalten.

Für die Unterhaltung und den Betrieb der Talsperre ist das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Hannoversch Münden zu- ständig. Bericht Hochwasseraktionsplan Diemel, Bestandsaufnahme für das Staatliche Umweltamt Bielefeld Seite 10 von 30

2.3.5 Twistetalsperren Nachdem im Jahr 1965 Millionenschäden durch Hochwasser an den Flüssen , Diemel und Weser entstanden waren, wurden im Zuge von Maßnahmen zum Hochwasserschutz unter anderem Möglichkeiten zum Hochwasserrückhalt geschaf- fen. Baubeginn der Twistetalsperre (Erddamm) war 1972. Bei Planung und Bau der Talsperre wurde neben der Möglichkeit des Hochwasserrückhalts auch auf einen hohen Freizeit- und Erholungswert der Anlage geachtet und zusätzlich ein Wasser- kraftwerk integriert. Die Anfang 1979 fertiggestellte Talsperre besitzt ein Volumen von 8,95 Mio. m³ bei einer Staufläche von 121 ha. Das Einzugsgebiet der Talsperre ist 125 km2 groß. Die Talsperre liegt im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Be- treiber ist der Hessische Wasserverband Diemel.

Der zur Verfügung stehende Hochwasserschutzraum beträgt unter Einhaltung des Stauzieles von 214,00 mNN im Winter 5,60 Mio. m3 (Dauerstau im Winter 207,50 mNN) und im Sommer 4,39 Mio. m3 (Dauerstau im Sommer 209,50 mNN). Bis zum höchsten Stauziel (215,00 mNN, Höhe Dammkrone = 216,40 mNN) beträgt das Volumen des Hochwasserschutzraumes im Winter 6,85 Mio. m3 und im Sommer 5,64 Mio. m3. Die Regelabgabe aus dem Stauraum beträgt 2,5 m³/s und die Min- destabgabe 0,4 m³/s.

2.3.6 Schmalatalsperren Die Stadt Brilon entnimmt seit 1905 durch Sickerstränge und Quellfassungen Trink- und Brauchwasser aus dem oberen Einzugsgebiet der Schmala. Mit steigendem Wasserbedarf ist in den Jahren 1956/58 am Unterlauf der Schmala ein Sam- melteich von rd. 4000 m³ Inhalt mit Uferversickerung und Pumpstation errichtet worden. Aufgrund eines weiter zuneh- menden Wasserbedarfs wurde in der Folge der Zeit zur Sicherstellung der Versorgung des Stadtgebietes Brilon der Bau einer Talsperre notwendig. Der Entwurf zur Stauanlage Schmala wurde vom Verbandswasserwerk „Weisse Frau“ im August 1985 vorgelegt. Der Bau der Talsperre erfolgte in den Jahren 1988/89. Die Sperre ist als Erddamm ausgeführt mit einer maximalen Dammhöhe von 14 m. Das Volumen der Talsperre beim Stauziel ist 0,11 Mio. m3. Die Größe des Talsperrenein- zugsgebietes umfasst 4,3 km2 und der jährliche Zufluss 2,2 Mio. m3.

Die Schmala-Talsperre besitzt keinen Hochwasserschutzraum und hat somit keinen anrechenbaren Einfluss auf den Hoch- wasserabfluss in der Diemel.

2.4 Topographie

Die höchsten Erhebungen im Einzugsgebiet zeigen sich im Quellgebiet im Westen mit einer Höhenlage von circa 800 mNN. Die geringsten Höhen befinden sich im Mündungsbereich im Osten bei circa 95 mNN.

Die Steilheit des Geländes am Rand des Quellgebietes führte dort zu einem tiefen Einschneiden der Diemel und ihrer Ne- bengewässer und der Entstehung von Kerbtälern. Im weiteren Verlauf verflacht das Gelände zunehmend und der Talraum wird breiter.

Abbildung 6 Geländehöhen im Einzugsgebiet der Diemel

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2.5 Böden und Landnutzung

Im Quellgebiet der Diemel führten Verwerfungen und Faltungen des Grundgebirges zu flach- bis mittelgründigen, basenar- men, sandig bis steinigen Silikat-Verwitterungsböden und in den Mulden auch zu periglazialem Flussbodenschotter.

In der Mitteldiemelsenke (siehe auch 2.2) befinden sich im erweiterten Talgrund ehemals grundwasserbeeinflusste Alluvial- böden, die durch die Begradigung der Diemel trocken wurden und heute bis auf die gewässernahen Bereiche ackerbaulich genutzt sind. Bei Haueda treten in den Auen von Diemel, Warme und Nebenbächen neben Braunen Aueböden und Braunen karbonathaltigen Aueböden aus Bodensedimenten verbreitet auch Auenparaendzinen aus Schwemmlöß auf. Dieser Au- elehm hat eine Mächtigkeit von 1 bis 4 Metern. Entsprechend den im Umfeld anstehenden Gesteinen besteht er aus Ton und Lehm mit lagenweise stark abwechselndem Sandgehalt.

Die nachfolgende Abbildung zeigt, dass im Einzugsgebiet schluffige Böden, die im Bereich der Teileinzugsgebiete von Orpe und Twiste von Norden nach Süden von einem sandigen Gürtel unterbrochen sind, vorherrschen. Vor allem in der östlichen Hälfte des Einzugsgebietes (Erpe, Warme und ) sind die Schluffe von Lehmen und Tonen durchsetzt.

Abbildung 7 Böden im Einzugsgebiet der Diemel

Die Abbildung 7 zeigt die heutige Flächennutzung im Diemeleinzugsgebiet.

Vorherrschende Flächennutzungen sind Wald und Acker. Große Waldflächen finden sich vor allem in den westlichen Mittel- gebirgsbereichen des Einzugsgebietes auf dort anstehenden sandigen Böden. Ackerflächen dominieren den westlichen Teil des Einzugsgebietes vor allem im Bereich der Nebengewässer Eggel, Erpe, Warme und Esse. Der Anteil versiegelter Flächen ist gering.

Tabelle 3 Prozentuale Flächennutzung im Einzugsgebiet Diemel

Nutzungsart Fläche [km2] Anteil [%]

Acker 760,3 43,2 Bergbau 2,0 0,1 Grünland 279,2 15,9 Industrie 2,5 0,2 Siedlung 79,8 4,5 Wald 634,0 36,0 Wasserflächen 2,1 0,1 Summe: 1.759,9 100,0 Bericht Hochwasseraktionsplan Diemel, Bestandsaufnahme für das Staatliche Umweltamt Bielefeld Seite 12 von 30

Abbildung 8 Flächennutzung im Einzugsgebiet der Diemel

2.6 Schutzgebiete

Für NRW liegen Informationen zu Schutzgebieten (siehe nachfolgende Unterkapitel) vor. Für Hessen liegen nur Informatio- nen zu Wasserschutzgebieten vor. Daten zu weiteren Schutzgebieten werden zurzeit bei der Verwaltung in Hessen überar- beitet und konnten dadurch im Rahmen des Hochwasseraktionsplanes zur Diemel nicht berücksichtigt werden. Diese In- formationen stehen später, nach der Überarbeitung, denen, die sich mit Hochwasserschutzmaßnahmen an der Diemel befassen, frei zur Verfügung.

2.6.1 Flora-Fauna-Habitat-Gebiete und Vogelschutzgebiete (Natura 2000) Die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie des Europäischen Rates vom 21. Mai 1992, zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (FFH-Richtlinie), schreibt allen Mitgliedsstaaten der EU vor, ein repräsentatives Schutzgebietssystem auszuweisen. Mit der Bezeichnung „Natura 2000” soll ein Netz besonderer Schutzgebiete gebildet werden, in das die bereits ausgewiesenen Vogelschutzgebiete nach Artikel 4 der Vogelschutzrichtlinie eingegliedert sind. Jeder Staat ist verpflichtet zur Einrichtung von Natura 2000 beizutragen, indem er Lebensräume nach Kriterien auswählt, die in der FFH- und der Vogelschutzrichtlinie festgelegt sind, und sie der EU-Kommission vorschlägt.

Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat 1998 eine erste Meldeliste (Tranche 1a) zur Vorlage bei der EU-Kommission beschlossen. Sie umfasst einen Großteil der schon bestehenden oder einstweilig sichergestellten Naturschutzgebiete über 75 ha Größe, sofern sie die Kriterien der FFH-Richtlinie erfüllen oder international abgestimmte Feuchtgebiete für Wat- und Wasservögel, Schutzgebiete nach der Vogelschutzrichtlinie oder Gebiete mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung sind. Darauf folgend hat die Landesregierung im Januar 2000 die Meldung von weiteren 59 FFH-Gebieten und 9 Vogel- schutzgebieten beschlossen (Tranche 1b). Für einige der in der Meldeliste für die Tranche 1b enthaltenen Gebiete besteht noch weiterer fachlicher Erörterungsbedarf. Sie sind deshalb vorerst zurückgestellt worden und werden nach Abarbeitung der noch zu klärenden Fragen nachgemeldet. Die naturschutzfachlichen Arbeiten zur Feststellung einer abschließenden Tranche 2 sind nahezu fertiggestellt. Bei den über die Tranchen 1a und 1b hinausgehenden Gebieten handelt es sich über- wiegend um

1. noch nicht unter Schutz gestellte Flächen, die im Landesentwicklungsplan als Bereich für den Schutz der Natur dargestellt sind oder

2. um bereits geschützte oder noch nicht geschützte Gebiete unter 75 ha Größe, die den fachlichen Kriterien der FFH- oder der Vogelschutzrichtlinie entsprechen.

Im gesamten nordrhein-westfälischen Teil des Einzugsgebietes der Diemel sind 26 Flora-Fauna-Habitat-Gebiete sowie 2 Vogelschutzgebiete ausgewiesen. Diese sind im Anhang grafisch dargestellt. Bei den vorzuschlagenden Maßnahmen im Bericht Hochwasseraktionsplan Diemel, Bestandsaufnahme für das Staatliche Umweltamt Bielefeld Seite 13 von 30

Einzugsgebiet sind solche Gebiete zu berücksichtigen. Für Maßnahmen zur Hochwasserabwehr direkt am Gewässer ist es dagegen interessanter, die nahe der Diemel liegenden Flora-Fauna-Habitat-Gebiete zu kennen. Die folgende Tabelle listet die Gebiete auf, welche sich in einem Bereich von circa 500 m rechts und links der Diemel liegen. Insbesondere das Gebiet „Gewässersystem Diemel und Hoppecke“ dürfte für Maßnahmen unmittelbar am Gewässer relevant sein.

Tabelle 4 Liste der Fluss nah gelegenen FFH-Gebiete

Fläche 1 Natura 2000-Nummer Gebietsname [ha] DE-4419-401 EG-Vogelschutzgebiet Egge 7.177,1 DE-4420-303 Desenberg 50,1 DE-4421-302 Schwiemelkopf 69,2 DE-4518-302 Wälder bei Padberg 96,7 DE-4519-304 Huxstein 4,8 DE-4521-302 Kalkmagerrasen bei Calenberg und Herlinghausen 22,5 DE-4617-302 Gewässersystem Diemel und Hoppecke 587,7 1 Die Flächenangabe bezieht sich auf die Gesamtgröße der Natura 2000-Fläche. Der in der Anlage dargestellte Teil der Fläche, der sich im Untersuchungsgebiet befindet, kann eine kleinere Fläche aufweisen.

2.6.2 Wasserschutzgebiete In Absatz 1 des § 19 des Wasserhaushaltsgesetz – WHG vom 12.11.1996 steht: „Soweit es das Wohl der Allgemeinheit erfordert,

1. Gewässer im Interesse der derzeit bestehenden oder künftigen öffentlichen Wasserversorgung vor nachteiligen Einwirkungen zu schützen oder 2. das Grundwasser anzureichern oder 3. das schädliche Abfließen von Niederschlagswasser sowie das Abschwemmen und den Eintrag von Bodenbestand- teilen, Dünge- oder Pflanzenbehandlungsmitteln in Gewässer zu verhüten, können Wasserschutzgebiete festgesetzt werden.“

In den Wasserschutzgebieten können nach Absatz 2 desselben Paragraphen

1. bestimmte Handlungen verboten oder für nur beschränkt zulässig erklärt werden und 2. die Eigentümer und Nutzungsberechtigten von Grundstücken zur Duldung bestimmter Maßnahmen verpflichtet werden. Dazu gehören auch Maßnahmen zur Beobachtung des Gewässers und des Bodens.“

Im Einzugsgebiet der Diemel befinden sich 116 als Wasserschutzgebiete ausgewiesene Flächen. Die Verteilung dieser Flä- chen auf die einzelnen Wasserschutzzonen ist in Tabelle 5 dargestellt.

Die Wasserschutzgebiete sind zur Übersicht in Anlage 8.4 in einer Karte graphisch dargestellt. Bei den vorzuschlagenden Maßnahmen im Einzugsgebiet sind die Nutzungseinschränkungen in solchen Gebieten zu berücksichtigen.

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Tabelle 5 Verteilung der Schutzzonen auf die Wasserschutzgebiete im Einzugsgebiet der Diemel

Zone Erläuterung Anzahl

Fassungsbereich; soll den Schutz der unmittelbaren Umgebung der Fassungsanlage vor jeglichen Verunreinigungen und Beeinträchtigungen gewährleisten. Untersagt I sind in der Regel die für Zone II genannten Einrichtungen, Handlungen und Vorgänge 41 sowie z.B. Fahr- und Fußgängerverkehr, Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutz- mitteln, land-, forst- sowie gartenbauliche Nutzung Engere Schutzzone; soll den Schutz vor Verunreinigungen durch pathogene Mikroor- ganismen sowie vor sonstigen Beeinträchtigungen gewährleisten, die bei geringer Fließdauer und –strecke zur Trinkwassergewinnungsanlage gefährlich sind. Untersagt II 36 sind in der Regel z.B. die für Zone III genannten Einrichtungen, Handlungen und Vor- gänge, sowie zusätzlich z.B. Lagerung von Heiz- und Dieselöl, Errichten und Erweitern baulicher Anlagen einschließlich deren Nutzungsänderung. Weitere Schutzzone; soll den Schutz vor weitreichenden Beeinträchtigungen, insbe- sondere vor nicht oder schwer abbaubaren chemischen und radioaktiven Verunreini- III gungen gewährleisten. Gefährdungen des Grundwassers in diesem Gebiet stellen alle 28 für Zone IIIA geltenden Einrichtungen, Handlungen und Vorgänge dar. Diese Schutz- zone kann in die Zonen IIIA und IIIB unterteilt werden. Unterteilung der Zone III, Gefährdungen des Grundwassers in diesem Gebiet stellen alle für Zone IIIB geltenden Einrichtungen, Handlungen und Vorgänge sowie zusätzlich IIIA 3 z.B. Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, Einleiten von Abwasser in ein oberirdi- sches Gewässer, Mono- und Sonderkulturen, Bohrungen dar. Unterteilung der Zone III; Gefährdungen des Grundwassers in diesem Gebiet stellen z. IIIB B. Rohranlagen zum Befördern wassergefährdender Stoffe, Abfallbehandlungsanla- 5 gen, Anwendung von Pflanzenschutzmitteln dar. -- Sonstige 3

2.6.3 Landschafts- und Naturschutzgebiete Im Anhang sind die Landschafts- und Naturschutzgebiete für den nordrhein-westfälischen Teil des Einzugsgebietes der Diemel dargestellt. Es sind 86 Naturschutzgebiete und 6 Landschaftsschutzgebiete.

Naturschutzgebiete stellen einen besonders intensiven Schutz von Natur und Landschaft dar. Hier sind alle Handlungen verboten, die das Naturschutzgebiet oder einzelne seiner Bestandteile zerstören, beschädigen oder verändern. Dies ist bei Planungen zum Hochwasserschutz zu beachten.

Landschaftsschutzgebiete werden ausgewiesen, wo dies

• „zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts oder der Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, • wegen der Vielfalt, Eigenart oder Schönheit des Landschaftsbildes oder • wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit erforderlich ist. Die Festsetzung kann auch die für den Schutz des Naturdenkmals notwendige Umgebung einbeziehen.“ (Landschaftsschutzgesetz NRW)

In Landschaftsschutzgebieten sind alle Handlungen verboten, die den Charakter des Gebietes verändern können oder dem besonderen Schutzzweck entgegenstehen.

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3. Bestandsaufnahme Bebauung im hochwassergefährdeten Gebiet

Zur Erfassung und Klassifizierung der Bebauung (Wohnen, Industrie, Gewerbe) im hochwassergefährdeten Bereich wurde eine Gebietsbereisung durchgeführt. Anhand von Karten, die als zusätzliche Information das Überschwemmungsgebiet mit potenziellem Überflutungsgebiet (Gebiete hinter Deichen) zeigten, konnten vor Ort die gefährdeten Objekte angefahren, gesichtet und charakterisiert werden. Aufgrund der Größe des zu betrachtenden Gebietes wurde nicht jedes einzelne Ob- jekt beschrieben, sondern es wurden Objekte meist Straßenzug oder gebietsweise (z. B. bei Siedlungen mit sehr homogener Bebauung) zu Objektgruppen zusammengefasst.

Bei der Wohnbebauung wurden folgende Parameter aufgenommen:

a) Alter • älter als 80 Jahre • 60 bis 80 Jahre • 40 bis 60 Jahre • jünger als 40 Jahre b) Art der Kellernutzung : • kein Keller • minderwertige Nutzung • hochwertige Nutzung (Souterrain-Wohnung) c) Höhenlage des Erdgeschosses über Gelände d) Anzahl Wohneinheiten im Erdgeschoss

Bei Gewerbeobjekten wurden zudem der Firmenname sowie die Art des Gewerbes festgehalten.

Durch diese Bestandsanalysen vor Ort konnte ein umfassender Überblick über die Hochwasseranfälligkeit des Untersu- chungsgebietes gewonnen werden.

Die Ergebnisse der Bereisung werden in den nachfolgenden Abschnitten städte- / gemeindeweise zusammengefasst. Die gefährdete Bebauung hinter Deichen wird in jeder Kommune speziell aufgeführt. Zur leichteren Orientierung sind die Städte und Gemeinden in Fließrichtung sortiert. Diese Reihenfolge wird auch in den nachfolgenden Kapiteln beibehalten.

Das detaillierte Protokoll zur Aufnahme der Bebauung befindet sich im Anhang 0.

3.1 Stadt Marsberg

Im Stadtgebiet Marsberg sind folgende Objekte durch Überflutungen betroffen:

• Neuwertiges Einfamilienhaus am südlichen Rand der Ortschaft Marsberg, dessen Erdgeschoss relativ zum Gelän- deniveau deutlich erhöht ist. • Dem Verlauf der Diemel folgend eine Reithalle, eine Tennishalle und mehrere neue Wohnbauten. Die Eingänge der Neubauten liegen im Durchschnitt 2 Stufen über dem Geländeniveau. • Mehrere jüngere Bauten auf Höhe der Tennishalle mit ebenerdigen Eingängen und zwei große Wohnblöcke. • Wohnbebauung auf der rechten Seite der Diemel bis zur Lillers-Straße / Hauptstraße, meist 40 bis 60 Jahre alt, mit einer Stufe zum Eingang ins Erdgeschoss. Zusätzlich ein Schulkomplex mit Hallenbad und ein Verbrauchermarkt. Linksseitig mehrere Wohngebäude, die ca. 60 Jahre alt sind. Die Eingänge liegen drei bis fünf Stufen über der Ge- ländeoberkante. Des Weiteren ein Schulkomplex nebst Hallenbad und Turnhalle sowie eine Maschinenfabrik. • Gebiet mit sehr uneinheitlicher Wohnbebauung unterhalb der Brücke Lillers-Straße / Hauptstraße zwischen der Diemel und den Gleisanlagen. In diesem Gebiet befinden sich Neubauten und sehr alte, schlecht erhaltene Ge- bäude. Es handelt sich zumeist um Ein- oder Zweifamilienhäuser. Die Eingänge liegen teils ebenerdig, teils bis zu sechs Stufen über der Geländeoberkante. In der Mönchstraße ein großer Schulkomplex. Des Weiteren haben sich in diesem Mischgebiet viele kleinere Unternehmen angesiedelt (Dachdeckerbetrieb, Steinmetz, Metallwarenfab- rik, Druckerei, Imkereibedarf, mehrere Lagerhallen). Im Bereich der Gleisanlagen alte Bahnhofsgebäude, die heu- te der Lagerung von Gütern dienen. Bericht Hochwasseraktionsplan Diemel, Bestandsaufnahme für das Staatliche Umweltamt Bielefeld Seite 16 von 30

• Industriegebiet unterhalb der Paulinenstraße. Hier sind im Einzelnen ein Elektronikhandel, ein Holzhandel, eine Firma für Schutzbekleidung, eine kunststoffverarbeitende Fabrik, ein Betrieb für Metallwaren und Aluminium so- wie mehrere Lagerhallen und Verwaltungsgebäude angesiedelt. In Fließrichtung gesehen entsteht am Ende des Industriegebiets ein Neubau, der Produktions- und Lagerflächen sowie Büros und Sozialräume enthalten soll.

3.2 Stadt Diemelstadt

In der Gemeinde Diemelstadt befinden sich keine Gebäude, die durch Hochwasser betroffen sind.

3.3 Stadt Warburg

Im Stadtgebiet von Warburg sind folgende Objekte überschwemmungsgefährdet:

• Zwei ältere Gebäude auf Höhe von Gut Billinghausen auf der linken Seite der Diemel mit durchschnittlich sechs Stufen zum Erdgeschoss und zwei landwirtschaftliche Gebäude • Landwirtschaftlicher Betrieb neben der Ortschaft Wrexen auf der linken Seite der Diemel • In der Ortschaft Scherfede ein Milchwerk, eine Firma für Holzverarbeitung sowie ein Gebäude, das zu einer Was- serkraftanlage gehört und auf der rechten Seite der Diemel drei Einfamilienhäuser mit durchschnittlich drei Ein- gangsstufen zum Erdgeschoss und zwei Vereinsheime • Die Kliftmühle südlich der Ortschaft Ossendorf. Das Anwesen besteht aus einem Wohnhaus und mehreren land- wirtschaftlich genutzten Gebäuden und Silos • Mehrheitlich Ein- und Zweifamilienhäuser in der Ortschaft Germete, die meist ein Alter von 60 bis 80 Jahren ha- ben und minderwertige Kellernutzungen aufweisen. Wenige Gebäude sind neuwertige Bungalows. Die Höhenlage des Erdgeschosses ist sehr unterschiedlich von ebenerdig bis neun Eingangsstufen. Darüber hinaus ein Getränke- handel, ein Bauunternehmen, einige Verwaltungsgebäude mit angegliederten Lager und Produktionshallen und eine Schützenhalle • Gebäude des THW auf Höhe der Johannesmühle • Vorwiegend Einfamilienhäuser linksseitig zwischen Diemel und der Klockenstraße / Bernhardistraße. Das Alter der Gebäude ist gleichmäßig verteilt auf die Altersklassen „älter als 80 Jahre“, „60 bis 80 Jahre“ und „40 bis 60 Jahre“. Des Weiteren gibt es ein paar kleinere Lagerhallen und landwirtschaftliche Gebäude • Reithalle und auf Höhe der B7 das Bootshaus eines Kanuverleihs im weiteren Verlauf rechtsseitig der Diemel. Zu- sätzlich zwei alte Gebäude in schlechtem Zustand und ein Einfamilienhaus • Landwirtschaftliches Gut in der Ortschaft Dalheim mit einem alten Wohnhaus mit ca. zehn Stufen bis zum Haus- eingang und daneben mehreren landwirtschaftlich genutzten Gebäuden. Auf gleicher Höhe linksseitig eine Braue- rei mit Produktionsgebäuden • Diemelmühle der Diemel flussabwärts folgend. Das Anwesen besteht aus zwei alten Wohnhäusern mit durch- schnittlich sechs Stufen bis zum Eingang und drei landwirtschaftlich genutzten Gebäuden

3.4 Stadt Liebenau

Die Überschwemmungen im Stadtgebiet Liebenau betreffen folgende Objekte:

• Mehrere Einfamilienhäuser im Fachwerkstil in der Ortschaft Haueda. Die Eingänge liegen zwischen einer und zehn Stufen über Gelände. Der Zustand der Gebäude ist als gut zu bezeichnen. Des Weiteren einige landwirtschaftlich genutzte Bauten • Firma für Betriebstechnik und mehrere Lagerhallen für Metallwaren weiter flussab kurz vor Liebenau • Überwiegend Einfamilienhäuser und landwirtschaftlich genutzte Gebäude in der Ortschaft Liebenau. Zwei- und Mehrfamilienhäuser sind die Ausnahme. Das Alter der Gebäude verteilt sich gleichmäßig auf die Klassen „älter als 80 Jahre“, „60 bis 80 Jahre“ und „40 bis 60 Jahre“. Neubauten gibt es nur wenige. Circa 25 % der Gebäude sind Fachwerkbauten. Des Weiteren ein Automobilteilehandel, ein Getränkemarkt, ein Reifenservice, eine Sparkasse, zwei Gaststätten, ein Kindergarten und ein Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr • Alter Bauernhof weiter flussabwärts mit mehreren landwirtschaftlichen Gebäuden • Vorwiegend Einfamilienhäuser und landwirtschaftlich genutzte Gebäude in der Ortschaft Lamerden. Es gibt nur wenige Zweifamilienhäuser. Die Höhenlage der Hauseingänge ist sehr unterschiedlich, von ebenerdig bis zehn Bericht Hochwasseraktionsplan Diemel, Bestandsaufnahme für das Staatliche Umweltamt Bielefeld Seite 17 von 30

Stufen. Das Alter der meisten Bauten verteilt sich auf die Klassen „40 bis 60 Jahre“ und „60 bis 80 Jahre“. Es gibt jedoch auch einige neuere Bauten. Zusätzlich ein Bankgebäude, ein Getränkemarkt, ein Vereinsheim (Angelsport- verein), ein Betrieb für Kälte-Klima-Technik und ein Kanuverleih

3.5 Stadt Trendelburg

Das Stadtgebiet Trendelburg weist folgende durch Überschwemmungen gefährdete Objekte auf:

• Vorwiegend Einfamilienhäuser und landwirtschaftlich genutzte Gebäude in der Ortschaft Eberschütz. Es gibt nur wenige Zwei- und Mehrfamilienhäuser. Die meisten Gebäude sind älter als 70 Jahre und oft in schlechtem Zu- stand. Viele sind nicht unterkellert. Die Eingänge liegen meist ebenerdig oder nur eine Stufe über der Gelände- oberkante. Des Weiteren eine Bank, eine Kirche und ein Gasthaus. • Bauernhof und die Diemeltal-Halle unterhalb von Eberschütz. • Vorwiegend Einfamilienhäuser und landwirtschaftlich genutzte Gebäude in der Ortschaft Sielen. Etwa 70 % der Einfamilienhäuser sind älter als 100 Jahre, die restlichen rd. 30 % sind gleichmäßig verteilt von neuwertig bis ca. 60 Jahre. Die Eingänge sind durchweg ebenerdig. Des Weiteren eine große Lagerhalle und ein Vereinsheim an ei- nem Sportplatz. • Komplex mit Antikmöbelmarkt und großer Lagerhalle in der Ortschaft Stammen. Zusätzlich das Gut Stammen, ein Altenpflegeheim und ein Bungalow mit sehr hoch gelegenem Eingang und ein Trafohäuschen. • Wohngebäuden und Geschäfte bzw. Produktionsbetriebe (Anteil jeweils ca. 50 %) in der Ortschaft Trendelburg. Das Alter der Gebäude ist relativ homogen verteilt von „40 bis 60 Jahre“ bis „älter als 80 Jahre“. Es gibt einige we- nige Neubauten. Die Wohngebäude sind zu gleichen Teilen Ein- und Zweifamilienhäuser. Die Höhenlage der Ein- gänge ist sehr unterschiedlich. Neben der Wohnbebauung zahlreiche gewerbliche Betriebe. Hierbei handelt es sich um mehrere Bauunternehmungen mit zugehörigen Hallen, einen Handelsbetrieb für Rollläden, einen Betrieb für Kunststofftechnik, ein Restaurant, einen Supermarkt, ein Schulgebäude, ein Feuerwehrgebäude, eine Sport- halle, eine Kulturhalle und einen Autohändler mit angegliederter Werkstatt. • Vornehmlich Einfamilienhäuser und landwirtschaftliche Gebäude in der Ortschaft Deisel. Das Alter der Gebäude ist recht homogen verteilt von „neuwertig“ bis zu „älter als 80“ Jahre. Die Höhenlage der Eingänge ist unter- schiedlich von ebenerdig bis zu fünf Stufen zum Erdgeschoss. Außerhalb der Ortschaft ein Klärwerk mit zwei Be- triebsgebäuden. • Jugendherberge in Wülmersen.

3.6 Stadt Bad Karlshafen

Im Stadtgebiet Bad Karlshafen sind hochwassergefährdet:

• Vorwiegend Wohngebäude und einige wenige Geschäfte und landwirtschaftliche Gebäude In Helmarshausen. Die Wohnbebauung besteht zum Großteil aus Einfamilienhäusern und nur aus wenigen Zweifamilienhäusern. Das Al- ter der Bebauung ist meist „60 bis 80 Jahre“. Es gibt nur wenige Gebäude die älter oder jünger sind. Die Wohnbe- bauung im Ort ist sehr homogen. Ebenfalls gefährdet sind ein Bürgerhaus, ein Restaurant, eine Konditorei und ei- ne Lagerhalle für Holz. • Eine Fabrik zur Herstellung von keramischen Schleifsteinen und einige Wohngebäude in Bad Karlshafen. Der ei- gentliche Ortskern von Bad Karlshafen besitzt Innenstadtcharakter. Bei circa 60 % der Gebäude befindet sich im Erdgeschoss ein kleines Geschäft. Die übrigen Gebäude sind zumeist alte Zweifamilienhäuser (älter als 100 Jahre). Ausnahme ist ein Mehrfamilienhaus mit acht Wohneinheiten. Die meisten Gebäude sind mit zwei bis vier Stufen zum Hauseineingang versehen. Unter anderem gefährdet sind eine Post, ein Restaurant, ein Polizeigebäude, das Rathaus und die neuapostolische Kirche. Bericht Hochwasseraktionsplan Diemel, Bestandsaufnahme für das Staatliche Umweltamt Bielefeld Seite 18 von 30

4. Bestandsaufnahme zu Hydrologie, Hydraulik und Hochwassergefährdung

4.1 Hydrologie des Untersuchungsgebietes

4.1.1 Niederschläge im Einzugsgebiet Im Quellgebiet der Diemel herrscht nasskaltes Klima vor mit hohen Niederschlägen (1000 bis 1400 mm, circa 1/3 als Schnee). Weiter flussab ändern sich die Niederschlagsverhältnisse. Es erfolgt ein Übergang vom regenkühlen, montan- maritimen Klima zum mehr binnenländisch zu charakterisierenden westmitteleuropäischen Klimabereich (Regenschattenla- ge). Die Jahresniederschläge reduzieren sich auf 550 bis 700 mm.

Im Mündungsbereich der Diemel in die Weser treten aufgrund des dort anstehenden Buntsandsteingebirges (Solling) und daran abregnenden Wolken höhere Jahresniederschläge auf (800 bis 1000 mm).

4.1.2 Abflussentstehung und Abflusskonzentration Im Diemel-Einzugsgebiet sind zwei Hochwassersituationen charakteristisch, die sich in ihrem örtlichen und zeitlichen Auf- treten unterscheiden.

In den Nebengewässern Erpe und Warme entstehen die höchsten Abflussereignisse durch sommerliche Gewitternieder- schläge. Abbildung 9 zeigt beispielhaft die Niederschlagsbelastung beim Ereignis im Mai 1984, das ein Sommergewitter war. Abbildung 10 zeigt die sich ergebenden Schwerpunkte der Abflussbildung. Am Pegel Ehringen/Erpe haben Sommerhoch- wasser einen Anteil von 60 Prozent an den 10 höchsten im Deutschen Gewässerkundlichen Jahrbuch dokumentierten Ab- flussereignissen.

An der Diemel und insbesondere in ihrem Oberlauf entstehen die höchsten Abflussereignisse vor allem durch Steigungsre- gen im Winterhalbjahr. Abbildung 11 zeigt die Niederschlagsbelastung beim Ereignis im Januar 1994. Abbildung 12 zeigt die sich ergebende Abflussbildung mit ihren Schwerpunkten im Oberlauf. An den Diemel-Pegeln Helmarshausen, Westheim und Helminghausen haben Winterhochwasser einen Anteil von 80 Prozent an den 10 höchsten im Deutschen Gewässer- kundlichen Jahrbuch dokumentierten.

Abbildung 9 Niederschlagsverteilung beim Sommer-Hochwasser im Juni 1984

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Abbildung 10 Schwerpunkte der Abflussentstehung beim Sommer-Hochwasser im Juni 1984

Abbildung 11 Niederschlagsverteilung beim Winter-Hochwasser im Januar 1994

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Abbildung 12 Schwerpunkte der Abflussentstehung beim Winter-Hochwasser im Januar 1994

Für die Abflusskonzentration ist die Form der Einzugsgebiete mitentscheidend. In langgestreckten Einzugsgebieten errei- chen die einzelnen Teilwellen das Hauptgewässer nacheinander, so dass die zeitliche Überlagerung gering ist. Beispiele für diesen Typ sind Orpe, Warme und Holzape. In breiten, keilförmigen Einzugsgebieten erreichen die Teilwellen das Hauptge- wässer nahezu zeitgleich, so dass eine starke Überlagerung entsteht. Beispiele für diesen Typ sind Eggel und Twiste sowie der Diemeloberlauf, in dem Itter, Diemel, Rhene und Hoppecke in geringem Abstand zusammenfließen. Das Diemelgebiet unterhalb der Einmündung der Hoppecke hat eine langgestreckte Form. Dort ist zu erwarten, dass die Teilwellen der Ne- bengewässer zeitlich nacheinander die Diemel erreichen und die Überlagerung gering ist. Der Einfluss der Einzugsgebiets- form wird von weiteren Größen wie Gefälle und Nutzung überlagert. Beispielsweise dämpft der hohe Waldanteil des Hop- peckeTeileinzugsgebietes Scheitel und Geschwindigkeit der seitlich zufließenden Welle.

An der Diemel sind eine Reihe von Hochwasserereignissen bekannt. Die Scheitelwerte der 10 höchsten Ereignisse der Pegel Helminghausen, Westheim und Helmarshausen sind im Deutschen Gewässerkundlichen Jahrbuch (DGJ) dokumentiert und nachfolgend in Diagrammen dargestellt. Bericht Hochwasseraktionsplan Diemel, Bestandsaufnahme für das Staatliche Umweltamt Bielefeld Seite 21 von 30

Abbildung 13 Hochwasser-Ereignisse am Pegel Helminghausen nach Deutschem Gewässerkundlichen Jahrbuch

Abbildung 14 Hochwasser-Ereignisse am Pegel Westheim nach Deutschem Gewässerkundlichem Jahrbuch

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Abbildung 15 Hochwasser-Ereignisse am Pegel Helmerhausen nach Deutschem Gewässerkundlichem Jahrbuch

Das höchste bekannte und gleichzeitig gut dokumentierte Hochwasserereignis an der Diemel ist das Ereignis im Juli 1965 mit einem Abfluss von 820 m³/s am Pegel Helmarshausen, 225 m³/s am Pegel Westheim und 42 m³/s am Pegel Helmings- hausen. Damals fand ein mehrtägiger Überlauf der Hochwasserentlastung an der Diemeltalsperre statt. Deiche und Ufer- mauern wurden als Reaktion auf damalige Überflutungen entlang der Diemel gebaut. Das Ereignis zählt auch in benachbar- ten Einzugsgebieten (z. B: Lippe) zu den höchsten gemessenen. Das Hochwasser kann an den Pegeln Westheim und Hel- marshausen als circa 200-300jährliches Ereignis eingestuft werden, am Pegel Helminghausen unter Einbeziehung der hohen Ereignisse aus den 1940er Jahren als circa 20jährliches Hochwasser. Am seit 1941 betriebenen Pegel Helminghausen wur- den drei Hochwasserwellen in den Jahren 1946 (62 m³/s), 1947 (48 m³/s) und 1948 (47 m³/s) aufgezeichnet, die zumindest im Oberlauf das Ereignis von 1965 zum Teil erheblich übertreffen. Zu Abflüssen im Mittel- und Unterlauf während dieser Ereignisse liegen keine Unterlagen vor.

In jüngerer Zeit traten, wie z. B. 1994, oberhalb der Twistemündung Abflüsse in der Größenordnung von HQ10 auf. Unter- halb der Twistemündung traten Hochwässer dieser Größenordnung zuletzt in den 1980er Jahren auf.

4.2 Hydrologisches Modell

Im Vorfeld des Hochwasseraktionsplanes wurde für das Diemeleinzugsgebiet 2003 ein hydrologisches Modell (Nieder- schlag-Abfluss-Modell) auf Basis des Programmsystems NASIM, Version 3.2, durch das Büro Hydrotec, Aachen, fertigge- stellt.

4.2.1 Bemessungsabflüsse Mit dem kalibrierten Niederschlag-Abfluss-Modell (kurz N-A-Modell) wurden auf der Basis von Bemessungsniederschlägen Scheitelwerte für die Jährlichkeiten 2, 5, 10, 20, 50, 100 und 200 berechnet (siehe hydrologischer Längsschnitt Abbildung 4.8). Die Bemessungsabflüsse sind Eingangsgrößen für ereignisspezifische Berechnungen von Hochwasserbelastungen im Rahmen der Hochwasserschadensuntersuchungen in Band 2, Kapitel 7.

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Abbildung 16 Hydrologischer Längsschnitt der Diemel

4.3 Fließgewässerhydraulik

Der Hochwasseraktionsplan deckt eine Strecke der Diemel von etwa 90,8 Kilometer Länge ab. Diese Strecke beginnt unmit- telbar unterhalb des Diemelstausees und reicht bis zur Mündung in die Weser bei Bad Karlshafen. 39,6 Kilometer der Un- tersuchungsstrecke befinden sich in Nordrhein-Westfalen, 37,4 km in Hessen und etwa 13,8 Kilometer verlaufen entlang der gemeinsamen Grenze von Nordrhein-Westfalen und Hessen.

Als Grundlagen für die hydraulische Berechnung des Ist-Zustandes werden Informationen Topografie des Gewässers und der Vorländer und hydraulische Kennwerte (z. B. Rauheiten) des Gewässer und des Vorlandes benötigt. Diese Datengrund- lagen wurden abschnittsweise unterschiedlich erhoben.

Im Abschnitt von Kilometer 0,0 (Mündung in die Weser) und Kilometer 39,9 wurde das Gewässerbett durch tachymetrische Messungen aufgenommen. Sonderbauwerke wie Brücken und Wehre wurden ebenfalls terrestrisch aufgemessen. Insge- samt wurden in diesem Abschnitt

• 28 Brücken, • 10 Wehre bzw. Schwellen, • 212 Gerinneprofile inklusive der Ober- und Unterwasserprofile der Bauwerke eingemessen.

Da in Hessen kein ausreichend genaues Geländemodell zur Gewinnung von Geländedaten der Vorländer existiert, wurde für die Bearbeitung des Hochwasseraktionsplanes eine gewässerspezifische Befliegung des Untersuchungsabschnittes mit anschließender fotogrammetrischer Auswertung durchgeführt. Aus dem daraus gewonnen Digitalen Geländemodell (DGM) wurden die notwendigen Vorlandhöhen extrahiert und mit diesen die vermessenen Gerinneprofile bis zu den Überflutungs- grenzen verlängert.

Im Bereich zwischen Kilometer 39,9 und Kilometer 61,8 lagen Profildaten aus einer Bearbeitung im Jahre 1995 vor. Die Vorlandgeometrie auf nordrhein-westfälischer Seite in diesem Abschnitt wurde aus dem DGM 5 des Landes Nordrhein- Bericht Hochwasseraktionsplan Diemel, Bestandsaufnahme für das Staatliche Umweltamt Bielefeld Seite 24 von 30

Westfalen übernommen und auf hessischer Seite aus einem DGM, das ebenfalls auf einer fotogrammetrischen Auswertung von Luftbilddaten basiert.

Der Abschnitt zwischen Kilometer 61,8 und Kilometer 90,8 befindet sich vollständig auf nordrhein-westfälischem Gebiet. Hier wurde auf vorhandene Gewässerprofile mit Stand von 1998 und bei der Verlängerung der Profile im Bereich der Vor- länder auf das DGM 5 des Landes Nordrhein-Westfalen zurückgegriffen.

Auf diesen verlängerten Querprofilen basierend wurden für die drei Abschnitte jeweils eindimensionale hydraulische Mo- delle erstellt und mit diesen für die Berechnungsabflüsse HQ2, HQ5, HQ10, HQ20, HQ50, HQ100 und HQ200 Wasserspiegellagen berechnet. Durch Verschnitt der Wasserspiegellagen mit dem Gelände (DGM) erfolgte die Ermittlung von ereignisabhängi- gen Überflutungsgrenzen und Wassertiefen.

Die Ergebnisse zeigen, dass das Gewässerbett nur an wenigen Stellen in der Lage ist, Ereignisse von HQ10 bis HQ20 ohne Ausuferungen abzuführen. Im Oberlauf ist der Talgrund der Diemel relativ eng. Im Mittel- und Unterlauf wird die Diemelaue zunehmend breiter und entsprechend weiter reichen dort die ermittelten Ausuferungsflächen, die vorwiegend Fluss nah gelegene landwirtschaftliche Flächen (Weide- und Ackerland) betreffen. Im hessischen Gewässerabschnitt ufert die Diemel stellenweise bereits bei fünfjährlichen Abflüssen aus. Die größten Ausuferungen finden zwischen Eberschütz und Trendel- burg statt.

Das Ausmaß der Ausuferungen wird verstärkt durch eine Vielzahl von Stauwehren kleinerer bis mittelgroßer Wasserkraftan- lagen. Die überwiegende Zahl der Brücken in den Ortslagen wurde nach dem Hochwasser im Juli 1965 erneuert, einherge- hend mit einer Erweiterung der Durchflussquerschnitte.

Die nach dem Hochwasser 1965 im Oberlauf bis Warburg errichteten Deiche wurden für einen mehr als 100-jährlichen Schutz ausgelegt. Dadurch sind die Ortschaften Niedermarsberg, , Westheim und Warburg weitgehend vor Hochwasser geschützt.

Die Deiche bei Helmarshausen im Unterlauf der Diemel (Stadt Bad Karlshafen) halten ein 100-jährliches Ereignisse gerade noch zurück, ohne ausreichendem Freibord. Darüber hinaus bieten sie keinen Schutz.

Die Hochwasserschutzmauer in Bad Karlshafen schützt die Innenstadt bis einschließlich einem 200-jährlichen Hochwasser.

4.4 Hochwassergefährdung

Im Rahmen einer Gebietsbereisung wurde die vorhandene Bebauung im potenziell hochwassergefährdeten Bereich erfasst und klassifiziert (siehe Kapitel 3).

Nach Berechnung der Wasserspiegellagen und der Überflutungsflächen wurde die Betroffenheit der Gebäude im Untersu- chungsgebiet ermittelt. In Tabelle 4.1 sind, unterschieden nach Wirtschaftszweigen, die Anzahl der betroffenen Gebäude für jedes Ereignis angegeben.

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Tabelle 6 Anzahl der betroffenen Gebäude getrennt nach Wirtschaftszweigen

Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl betroffener betroffener betroffener betroffener betroffener betroffener betroffener Wirtschaftszweig Gebäude Gebäude Gebäude Gebäude Gebäude Gebäude Gebäude HQ2 HQ5 HQ10 HQ20 HQ50 HQ100 HQ200 EW 1 1 1 2 2 3 4 HD 0 0 8 17 22 28 46 LW 5 19 33 60 100 135 178 ST 2 2 8 13 15 21 30 VB 0 4 9 10 16 21 23 WK 4 18 44 88 143 203 390 Summe 12 44 103 190 298 411 671 EW Energie- und Wasserversorgung HD Handel und Dienstleistung LW Landwirtschaftliche Gebäude- und Betriebsflächen ST Staat und öffentlicher Tiefbau VB Produzierendes Gewerbe (verarbeitend und Bau) WK Wohnkapital

Die Mehrzahl der betroffenen Gebäude gehört dem Wohnkapital bzw. der Landwirtschaft an.

Bei einem HQ2 sind 4 Wohngebäude betroffen; das entspricht einem Anteil von 33 % aller betroffenen Gebäude. Mit der Jährlichkeit steigt der Anteil der betroffenen Wohngebäude an den insgesamt betroffenen Gebäuden kontinuierlich an. Bei einem HQ200 sind 390 Wohngebäude betroffen, was einem Anteil von 58 % entspricht. Bei landwirtschaftlich genutzten

Gebäuden nimmt der prozentuale Anteil mit zunehmenden Jährlichkeiten hingegen ab. Bei einem HQ2 sind 5 landwirt- schaftliche Gebäude betroffen; das entspricht einem Anteil von 42 %. Bei einem HQ200 beträgt der Anteil nur noch 27 % mit 178 betroffenen landwirtschaftlichen Gebäuden.

Der Handels- und Dienstleistungsbereich ist erst ab einem HQ10 betroffen. Der prozentuale Anteil liegt bei durchschnittlich

7 %. Maximal betroffen sind 46 Objekte bei einem HQ200. Beim produzierenden Gewerbe und bei staatlichen Einrichtungen nimmt der prozentuale Anteil mit steigender Jährlichkeit ab und beträgt beim HQ200 gerade noch 3 %. In der Energie- und Wasserversorgung sind nur sehr weniger Objekte (durchschnittlich 1 %) betroffen.

In Tabelle 7 ist die Anzahl der betroffenen Gebäude gemeindeweise und nach Ereignis getrennt angegeben. Die Gemeinde Diemelstadt ist nicht gefährdet und somit auch nicht in der Tabelle aufgeführt

Tabelle 7 Anzahl der betroffenen Gebäude in den Kommunen

Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl betroffener betroffener betroffener betroffener betroffener betroffener betroffener Stadt / Gemeinde Gebäude Gebäude Gebäude Gebäude Gebäude Gebäude Gebäude HQ2 HQ5 HQ10 HQ20 HQ50 HQ100 HQ200 Stadt Marsberg 0 0 1 2 5 7 7 Stadt Warburg 4 9 12 20 27 40 45 Stadt Liebenau 0 1 3 33 76 110 173 Stadt Trendelburg 6 32 85 133 184 243 286 Stadt Bad Karlshafen 2 2 2 2 6 11 160 Summe 12 44 103 190 298 411 671

Die Stadt Trendelburg weist bei allen Jährlichkeiten die größte Anzahl betroffener Gebäude auf. Der Anteil der betroffenen

Objekte in Trendelburg an allen insgesamt betroffenen Gebäuden ist bei HQ10 sogar bei 82 %. In der Stadt Trendelburg befinden sich die meisten durch Hochwasser betroffenen Gebäude in der Ortslage Eberschütz.

Der starke Anstieg der Zahl betroffener Gebäude in der Stadt Bad Karlshafen bei einem HQ200 ist begründet durch den Deich der Ortslage Helmarshausen, der nur einen Schutz bis zu einem HQ100 bietet. Bei HQ200 wird der Deich überströmt und die Ortslage Helmarshausen zu großen Teilen überflutet. Bericht Hochwasseraktionsplan Diemel, Bestandsaufnahme für das Staatliche Umweltamt Bielefeld Seite 26 von 30

Die Stadt Liebenau ist erst ab einem HQ20 nennenswert betroffen. Der Anteil der betroffenen Objekte an der Gesamtzahl aller betroffenen Objekte ist bei HQ200 schon 26 %. Hervorzuheben sind hier die besonders stark betroffenen Ortslagen Liebenau und Lamerden.

Die Stadt Warburg ist nur geringfügig betroffen und die Betroffenheit der Stadt Marsberg ist hier vernachlässigbar.

In Tabelle 8 ist beispielhaft für ein HQ100 die Anzahl der betroffenen Objekte gemeindeweise nach Wirtschaftszweigen aufgeschlüsselt:

Tabelle 8 Anzahl der betroffenen Gebäude nach Gemeinden und Wirtschaftszweig bei einem HQ100

Stadt / Gemeinde EW HD LW ST VB WK Summe

Stadt Marsberg 0 0 2 3 0 2 7 Stadt Warburg 1 0 24 4 1 10 40 Stadt Liebenau 0 5 27 4 9 65 110 Stadt Trendelburg 1 22 81 10 8 121 243 Stadt Bad Karlshafen 1 1 1 0 3 5 11 Summe 3 28 135 21 21 203 411

Bei einem HQ100 gehören circa 50 % der betroffenen Objekte zum Wohnkapital. Davon befinden sich 60 % in Trendelburg und 32 % in Liebenau. 33 % der insgesamt betroffenen Objekte sind einer landwirtschaftlichen Nutzung zugeordnet. Davon wiederum befinden sich 60 % in Trendelburg, 20 % in Liebenau und 18 % in Warburg. Die übrigen Objekte verteilen sich auf die Bereiche Handel- und Dienstleistung, staatliche Gebäude und produzierendes Gewerbe.

5. Vorhandener Hochwasserschutz

Zur Erfassung des vorhandenen Hochwasserschutzes, der existierenden Vorsorge für den Fall eines Hochwassers sowie besonderer Erfahrungen mit historischen Hochwasserereignissen, wurde ein Fragebogen erstellt und den an der Diemel anliegenden Gebietskörperschaften (Kreise sowie Städte und Gemeinden) und zuständigen Ortsvereinen des Technischen Hilfswerks (THW) mit der Bitte um Beantwortung zugesandt. Dieser Fragebogen liegt als Anlage 1 bei. Von den 14 versende- ten Fragebögen wurden 9 beantwortet (Rücklaufquote von 64 %). Teilweise waren die Fragebögen sehr ausführlich beant- wortet. Manche Fragebögen wurden mit dem Hinweis zurückgeschickt, dass, seitdem umfangreiche Hochwasserschutz- maßnahmen durchgeführt wurden, keine Schäden mehr aufgetreten sind oder dass keine Aufzeichnungen zu Schadenser- eignissen existieren. Waren die Angaben in den Fragebögen unvollständig, wurde durch Telefonrecherchen versucht, noch ergänzende Antworten zu den formulierten Fragen zu erhalten.

Nachfolgend werden die Angaben aus der Fragebogenaktion zum vorhandenen Hochwasserschutz in den einzelnen Kom- munen zusammenfassend wiedergegeben.

Tabelle 9 Hochwasserschutz in den Gemeinden, Angaben aus Fragebogenaktion

Stadt / Gemeinde Festinstallierter Hochwasserschutz Mobiler Hochwasserschutz Stadt Marsberg Deiche und Verwallungen, Diemelsee Sandsäcke Stadt Diemelstadt Keine Angaben Keine Angaben Stadt Warburg Deiche bei Warburg, Germete, . Sandsäcke Rückhaltebecken Welda/Germete Stadt Liebenau Keine Angaben Keine Angaben Stadt Trendelburg Kein Rücklauf Kein Rücklauf Stadt Bad Karlshafen Deich bei Helmarshausen. Festinstallierte Keine Angaben Schutzwände bei Bad Karlshafen

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Zusätzlich zur Erfassung mittels Fragbogen erfolgte im Rahmen der hydraulischen Untersuchung eine Erfassung der vorhan- denen Deichstrecken im Rahmen einer Ortsbesichtigung und durch eine Auswertung der zur Verfügung stehenden Karten. Nachfolgende Tabelle zeigt die recherchierten Deichstrecken an der Diemel.

Tabelle 10 Identifizierte Deichstrecken in den Kommunen

Stadt / Gemeinde Gewässerseite Von km2 Bis km Stadt Marsberg links 73,45 74,00 Stadt Marsberg rechts 72,65 73,10 Stadt Marsberg links 72,75 73,10 Stadt Marsberg rechts 70,90 72,50 Stadt Marsberg links 69,25 71,20 Stadt Marsberg links 36,30 64,80 Stadt Diemelstadt rechts 59,90 61,60 Stadt Warburg links 57,10 57,90 Stadt Warburg rechts 57,00 57,40 Stadt Warburg rechts 48,80 51,40 Stadt Warburg links 46,10 47,20 Stadt Trendelburg rechts 16,80 17,20 Stadt Bad Karlshafen rechts 2,90 3,50 Stadt Bad Karlshafen links 3,60 4,50 Stadt Bad Karlshafen rechts 0,10 0,60 2 Die Stationierung erfolgte anhand der Gewässerlinie. Der Nullpunkt der Stationierung ist die Diemelmündung in die Weser.

6. Hochwasservorsorge

Hochwasservorsorge beinhaltet die vier Teilbereiche

• Flächenvorsorge (Schaffung und Sicherung von Überschwemmungsgebieten) • Bauvorsorge (Anpassung der Bauweise und Nutzung an Hochwasserrisiken) • Verhaltensvorsorge (konkretes Handeln während des Hochwassers, Vorhaltung von Rettungsfahrzeugen und - geräten) • Risikovorsorge (finanzielle Vorsorge wie Rücklagen, Versicherungen)

Zur Erfassung der existierenden Vorsorge für den Fall eines Hochwassers und der Erfahrungen bei historischen Hochwasse- rereignissen wurden die Angaben in den Fragebögen (siehe auch Kapitel 5) ausgewertet und die Ergebnisse nachfolgend zusammengefasst.

Für alle Kreise sowie Städte und Gemeinden an der Diemel gilt, dass keine Risikovorsorge betrieben wird.

Für die Verhaltensvorsorge wird festgestellt, dass keine Hochwasserschutzübungen abgehalten werden. Hochwasserein- satzpläne existieren in Diemelstadt, Warburg und Bad Karlshafen. Diese werden in regelmäßigen Abständen überarbeitet. Boote und waatfähige Fahrzeuge stehen in Marsberg, Warburg und Bad Karlshafen zur Verfügung. Das Regierungspräsidium Kassel betreibt den zentralen Hochwasserwarndienst ab Helminghausen (unterhalb der Diemeltalsperre). In Abhängigkeit von Wasserständen an den Pegeln werden die Betroffenen vor Ort über eine festgelegte Meldekette alarmiert.

Bezüglich der Bauvorsorge wurde in Bad Karlshafen festgestellt, dass die meisten Bauten ein bis zwei Stufen bis zum Ein- gang ins Erdgeschoss haben. In der Ortslage Helmarshausen fällt auf, dass vereinzelte Gebäude am Flussufer einen ebener- digen Eingang haben und hier nicht hochwasserangepasst gebaut wurde. In Trendelburg besteht der gleiche Eindruck. Die Gebäude haben im Durchschnitt bis zu 3 Stufen, aber gerade am Flussufer befinden sich viele Bauten mit ebenerdigen Eingängen. In der Ortslage Sielen sind die Eingänge durchweg ebenerdig. In Liebenau liegen die Eingänge im Durchschnitt 3 Bericht Hochwasseraktionsplan Diemel, Bestandsaufnahme für das Staatliche Umweltamt Bielefeld Seite 28 von 30

Stufen über dem Gelände. Auch hier gibt es gerade in flussnähe Gebäude, die ebenerdige Eingänge aufweisen. In Warburg sind die Eingänge bis auf wenige Ausnahmen ebenerdig. In Marsberg sind nur wenige Gebäude betroffen, diese haben durchweg ebenerdige Eingänge.

Für die einzelnen Städte und Gemeinden ergeben sich anhand der Antworten in den Fragebögen im Einzelnen hinsichtlich der Vorsorge folgende Situation:

Tabelle 11 Hochwasservorsorge in den Städten und Gemeinden

Stadt / Ge- Flächenvorsorge Bauvorsorge Verhaltensvorsorge Risikovorsorge meinde Es befinden sich in festge- Bauherren, die in über- Es existieren keine Hochwas- Es gibt keine finanziellen setzten Überschwem- schwemmungsgefährde- sereinsatzpläne und es werden Rücklagen mungsgebieten und über- ten Bereichen bauen keine HW-Schutzübungen bei schwemmungsgefährde- wollen, wird vom Bau- THW, Feuerwehr oder kom- ten Bereichen Gebäude. Es vorhaben abgeraten munalen Behörden abgehalten. Stadt Marsberg werden in festgesetzten Im Hochwasserfall stehen ein Überschwemmungsgebie- waatfähiger LKW bei der Stadt ten Neubauten und Erwei- Marsberg sowie ca. 20 waatfä- terungsbauten geduldet hige LKW in Privatbesitz zur Verfügung Keine Angaben Keine Angaben Es existiert ein Gewässer- Es gibt keine finanziellen schutz- Alarmplan des Land- Rücklagen kreises Waldeck-Frankenberg. Stadt Diemelstadt Die existierenden Hochwasser- Einsatzpläne werden einmal im Jahr angepasst Es befinden sich in festge- Bauherren wird in Es existieren Hochwasserein- Es gibt keine finanziellen setzten Überschwem- hochwassergefährdeten satzpläne, die jährlich ange- Rücklagen mungsgebieten und über- Bereichen vom Bauvor- passt werden. Es werden keine schwemmungsgefährde- haben abgeraten HW-Schutzübungen bei THW, ten Bereichen Gebäude. In Feuerwehr oder kommunalen Stadt Warburg festgesetzten Über- Behörden abgehalten. Im schwemmungsgebieten Hochwasserfall stehen drei werden keine Neubauten Boote zur Verfügung und Erweiterungsbauten genehmigt Circa 100 Gebäude befin- Bauherren wird in Es existieren keine Hochwas- Es gibt keine finanziellen den sich in festgesetzten hochwassergefährdeten sereinsatzpläne und es werden Rücklagen Überschwemmungsgebie- Bereichen vom Bauvor- keine HW-Schutzübungen bei ten. In festgesetzten haben abgeraten THW, Feuerwehr oder kom- Stadt Liebenau Überschwemmungsgebie- munalen Behörden abgehalten. ten werden Neubauten Es stehen keine Transportge- und Erweiterungsbauten fährte für den Hochwasserfall in Ausnahmefällen ge- bereit nehmigt Stadt Trendel- Kein Rücklauf Kein Rücklauf Kein Rücklauf Kein Rücklauf burg 3 Gebäude befinden sich Bauherren wird in Es existieren Hochwasserein- Es gibt keine finanziellen in festgesetzten Über- hochwassergefährdeten satzpläne, die abhängig von Rücklagen schwemmungsgebieten. In Bereichen vom Bauvor- Erfahrungswerten angepasst überschwemmungsge- haben abgeraten werden. Es werden keine HW- fährdeten Bereichen Schutzübungen bei THW, Stadt Bad Karls- liegen keine Gebäude. In Feuerwehr oder kommunalen hafen festgesetzten Über- Behörden abgehalten. Im schwemmungsgebieten Hochwasserfall steht ein werden keine Neubauten Schlauchboot mit Außenborder und Erweiterungsbauten zur Verfügung genehmigt

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7. Zusammenfassung

Die Diemel entspringt oberhalb des Waldecker Uplandes, südlich von Usseln im Landkreis Waldeck-Frankenberg (Hessen) und durchfließt bis zur Mündung in die Weser bei Bad Karlshafen 8 Städte und Gemeinden.

Das Einzugsgebiet der Diemel hat eine Größe von 1760 km². und ist 105 km lang. Der mittlere Versiegelungsgrad ist mit weniger als 5 % sehr niedrig. In der Diemelaue herrschen Wiesenflächen vor. Eine Analyse der Bodennutzung zeigt, dass ungefähr 95 % der Fläche des Einzugsgebietes unbesiedelt ist, 5 % der Flächen werden für Siedlungen genutzt.

Das Einzugsgebiet der Diemel erstreckt sich vom Landkreis Waldeck-Frankenberg im Westen bis Bad Karlshafen im Osten. Die mittleren jährlichen Niederschläge liegen im Quellgebiet bei 900 bis 1250 mm. Bis in den Raum Warburg reduzieren sie sich bis auf ca. 650 mm, um dann, bedingt durch die Höhen und den Windstau im Weserbergland, bis zur Mündung der Diemel wieder auf 800 mm anzusteigen. Bei Winterhochwasser treten ergiebige und großflächige Niederschläge auf; diese verursachen zusammen mit den langen Fließwegen Wellenlaufzeiten in der Größenordnung von 20 Stunden in der unteren Diemel. Bei Sommerhochwasser werden durch konvektiven Niederschlag meistens im Einzugsgebiet der Twiste Hochwasser mit sehr kurzen Wellenlaufzeiten verursacht.

Das mittlere Gefälle ist 2 ‰; unterhalb der Diemeltalsperre beträgt das Sohlgefälle noch 7 ‰ und geht bis zur Mündung bis auf 1 ‰ zurück. Der Versiegelungsgrad ist als gering einzustufen. Versiegelte Flächen sind an der Diemel nicht entscheidend für die Abflussbildung bei großen Jährlichkeiten. Da der Waldanteil am Gesamteinzugsgebiet 36 % beträgt, gibt es Gebiete mit hohem Retentionsvermögen. Hier sinkt der Hochwasserabfluss nach Ende des Niederschlags nur langsam ab.

Die Talsperren im Einzugsgebiet beherrschen den Abfluss von circa 13 % der Fläche des Einzugsgebietes. Sie können nur in einem sehr geringen Maß zur Dämpfung von Hochwasserwellen beitragen.

Hochwasser als Katastrophenereignis gibt es erst, seit der Mensch seinen Lebensraum bis in die Auen der Flüsse erweitert hat. Besonders starke Hochwasserereignisse treten auf, wenn ungewöhnlich ergiebiger, flächendeckender und mehrtägiger Starkregen auf Boden fällt, der kein Wasser aufnimmt, weil er zum Beispiel wassergesättigt oder tiefgefroren ist, oder eine geschlossene Schneedecke über einem gefrorenen Boden vorhanden ist. Die beiden größten bisher bekannten Hochwasser im Diemelgebiet traten im November 1890 und im Juli 1965 auf. Beide Hochwasserereignisse wurden durch langanhalten- den und flächendeckenden Starkregen verursacht.

Zur Ermittlung von Wasserständen für die zu untersuchenden Jährlichkeiten wurden Abflüsse aus einem Niederschlag- Abfluss-Modell, das vom Ingenieurbüro Hydrotec aus Aachen aufgestellt wurde, verwendet. Die Wasserstände und Überflu- tungsbereiche wurden vom Ingenieurbüro HGN aus Nordhausen berechnet. Die Ergebnisse aus diesen Untersuchungen wurden herangezogen, um Überflutungsbereiche zu kartieren.

Im Rahmen des Projektes wurden potenzielle Überflutungsbereiche hinter Deichen ermittelt. Vereinfachend wurde die berechnete Wasserspiegellage im Fluss in die Bereiche hinter den Deichen projiziert und mit dem Gelände dort verschnit- ten. Eine Absenkung der Wasserspiegellage aufgrund des zusätzlichen Retentionsvolumens wurde hier nicht untersucht.

Mit Fertigstellung der Überflutungsflächen wurden die hochwassergefährdeten Gebäude identifiziert und ihre Nutzungen nach volkswirtschaftlichen Wirtschaftszweigen zusammengefasst. Der prozentuale Anteil der Wohngebäude an den be- troffenen Objekten steigt kontinuierlich von 40 % bei HQ5 auf ca. 60 % bei HQ200.

Zur Erfassung des vorhandenen Hochwasserschutzes, der existierenden Vorsorge für den Fall eines Hochwassers und den Erfahrungen aus historischen Hochwasserereignissen wurden auf der Basis einer Fragebogenaktion die anliegenden Ge- bietskörperschaften sowie die zuständigen Ortsvereine des Technischen Hilfswerks (THW) zur Hochwassersituation befragt. Bei den vorhandenen mobilen Hochwasserschutzeinrichtungen handelt es sich meist um Sandsäcke; diese werden vorwie- gend in Kommunen, in denen die Hochwassergefahren bekannt sind, vorgehalten.

Für alle Kreise sowie Städte und Gemeinden an der Diemel kann generell festgehalten werden, dass keine Risikovorsorge betrieben wird. Für die Verhaltensvorsorge kann festgestellt werden, dass das Regierungspräsidium Kassel einen Hochwas- serwarndienst für das Diemeleinzugsgebiet (ab Helminghausen, unter der Diemeltalsperre) betreibt. Bericht Hochwasseraktionsplan Diemel, Bestandsaufnahme für das Staatliche Umweltamt Bielefeld Seite 30 von 30

Bezüglich der Bauvorsorge wurde in allen Kommunen festgestellt, dass nicht durchgängig hochwasserangepasst gebaut wurde. Bei der Stadt Marsberg ist dies auf den vorhandenen Hochwasserschutz durch Deiche zurückzuführen. In den übri- gen Fällen scheint oftmals, dass den Bauherren und Architekten eine mögliche Hochwassergefahr nicht bewusst war.

8. Quellenverzeichnis o Bericht zur Hydrologie, Hydrotec GmbH, Aachen (unveröffentlicht) o Klausing, O. (1988): Die Naturräume Hessens mit einer Karte der naturräumlichen Gliederung 1:200.000, Schriftreihe Hessische Landesanstalt für Umwelt, Wiesbaden o Landschaftsrahmenplan Nordhessen 2000, www.rp-kassel.de