Bayerischer Landtag 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500 29. 03. 2011

B. Feststellungen zu den einzelnen Fragen des Unter- Schlussbericht suchungsauftrags des Untersuchungsausschusses zur Prüfung etwaigen I. Beantwortung der Fragen des Unter- Fehlverhaltens und möglicher Versäumnisse von Minis- suchungsauftrags 36 terpräsident Horst Seehofer, Staatsminister , Staatsminister Joachim Herrmann, Staats­ministerin Emilia Müller, Staatsminister Mar- II. Zusammenfassung und Bewertung 106 tin Zeil, Ministerpräsident a. D. Dr. , Ministerpräsident a. D. Dr. Günther Beckstein, Staats- Minderheitenbericht der Abgeordneten minister a. D. Prof. Dr. Kurt Faltlhauser, Staatsminister Harald Güller, Inge Aures, Bernhard Pohl, a. D. , Staatssekretär a. D. Georg Schmid, Dr. Sepp Dürr 125 Staatssekretär a. D. Jürgen W. Heike in Zusammenhang mit dem Erwerb und dem Verkauf der Hypo Group A. Verfahrensablauf Alpe Adria (HGAA) durch die Bayerische Bayern (BayernLB) I. UNTERSUCHUNGSAUFTRAG (Drs. 16/3855) Der Untersuchungsausschuss „BayernLB/HGAA“ wurde I N H A L T S V E R Z E I C H N I S durch den Bayerischen Landtag mit nachfolgendem Beschluss (Drs. 16/3855) eingesetzt: A. Verfahrensablauf „Der Landtag hat in seiner öffentlichen Sitzung am I. UNTERSUCHUNGSAUFTRAG 1 24.02.2010 beraten und beschlossen:

II. ZUSAMMENSETZUNG DES Antrag der Abgeordneten Markus Rinderspacher, UNTERSUCHUNGSAUSSCHUSSES 19 Harald Güller, Inge Aures, Franz Schindler, Horst Ar‑ nold, Dr. Thomas Beyer, Susann Biedefeld, Sabine Dittmar, III. MITARBEITER UND BEAUFTRAGTE 19 Dr. Linus Förster, Prof. Dr. Peter Paul Gantzer, Martin Güll, Volkmar Halbleib, Annette Karl, Natascha Kohnen, 1. Landtagsamt 19 Franz Maget, Christa Naaß, Maria Noichl, Reinhold Per‑ lak, Hans‑Ulrich Pfaffmann, Karin Pranghofer, Dr. Chris‑ 2. Beauftragte der Staatsregierung 19 toph Rabenstein, Florian Ritter, Bernhard Roos, Adelheid Rupp, Helga Schmitt‑Bussinger, Harald Schneider, Stefan 3. Fraktionsmitarbeiter 20 Schuster, Kathrin Sonnenholzner, Diana Stachowitz, Christa Steiger, Reinhold Strobl, Dr. Simone Strohmayr, Angelika IV. SITZUNGEN 20 Weikert, Dr. Paul Wengert, Hans Joachim Werner, Johanna Werner‑Muggendorfer, Margit Wild, Ludwig Wörner, Isabell Zacharias und Fraktion (SPD), V. BEWEISERHEBUNG 21 Bernhard Pohl, Hubert Aiwanger 1. Geheimhaltung 21 , Prof. (Univ. Lima) Dr. Peter Bauer, Dr. Hans Jürgen Fahn, Günther Felbin‑ ger, Thorsten Glauber, Eva Gottstein, Joachim Hanisch, 2. Aktenbeiziehung 21 Dr. Leopold Herz, Claudia Jung, Peter Meyer, Ulrike Müller, Alexander Muthmann, Prof. Dr. Michael Piazolo, Mann‑ 3. Zeugen 23 fred Pointner, Markus Reichhart, Tanja Schweiger, Florian Streibl, Dr. Karl Vetter, Jutta Widmann und Fraktion (FW), 3.1 Zeugeneinvernahme in alphabetischer Reihenfolge 23 Margarete Bause, Sepp Daxenberger, Ulrike Gote, Dr. 3.2 Zeugeneinvernahme in zeitlicher Sepp Dürr, Renate Ackermann, Thomas Gehring, Eike Hal‑ Reihenfolge 32 litzky, Ludwig Hartmann, Christine Kamm, Dr. Christian 3.3 Verzicht auf Zeugeneinvernahmen 34 Magerl, Thomas Mütze, Dr. Martin Runge, Maria Schar‑ 3.4 Ordnungsmittel gegen Zeugen 34 fenberg, Theresa Schopper, Adi Sprinkart, Christine Stahl, 3.5 Öffentlichkeit der Zeugeneinvernahme 34 Claudia Stamm, Susanna Tausendfreund, Simone Tolle und Fraktion (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 4. Sachverständige 35 Drs. 16/3168, 16/3640 ______Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de - Parlamentspapiere abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de - Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. Seite 2 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zenden der BayernLB, Werner Schmidt, zu einem Kaufpreis von 1,625 Mrd. EUR zuzüglich einer Sonderdividende für zur Prüfung etwaigen Fehlverhaltens und möglicher Ver- Altaktionäre in Höhe von 50 Mio. EUR unterzeichnet, ohne säumnisse von Ministerpräsident Horst Seehofer, Staats- dass die Möglichkeit einer nachträglichen Kaufpreisredu‑ minister Georg Fahrenschon, Staatsminister Joachim zierung für den Fall neuer Erkenntnisse und ggf. wegen Herrmann, Staatsministerin Emilia Müller, Staatsmi- späterer Wertberichtigung vereinbart wurde. Laut Pressebe‑ nister Martin Zeil, Ministerpräsident a. D. Dr. Edmund richterstattung (SZ, 30.10.2009) lag der Unternehmenswert Stoiber, Ministerpräsident a. D. Dr. Günther Beckstein, der HGAA nach eigenen Berechnungen mit ca. 2,5 Mrd. Staatsminister a. D. Prof. Dr. Kurt Faltlhauser, Staats- EUR bezogen auf 100 % deutlich unter dem gezahlten Preis. minister a. D. Erwin Huber, Staatssekretär a. D. Georg Schmid, Staatssekretär a. D. Jürgen W. Heike in Zusam- Im Laufe des Sommers 2007 soll es Zeitungsberichten zu‑ menhang mit dem Erwerb und dem Verkauf der Hypo folge zu Verhandlungen zwischen dem damaligen Innenmi‑ Group Alpe Adria (HGAA) durch die Bayerische Lan- nister Dr. Beckstein, dem damaligen Finanzminister Prof. desbank Bayern (BayernLB) Faltlhauser und dem damaligen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (SZ, 16.05.2007) gekommen sein. Laut Presse‑ Der Landtag setzt gem. Art. 25 der Verfassung des Freistaa‑ berichterstattung wurde ebenfalls im Sommer 2007 „politi‑ tes Bayern einen Untersuchungsausschuss ein. scher Druck“ vonseiten der Staatsregierung auf die Kroati‑ sche Nationalbank ausgeübt, um deren erforderliche Geneh‑ Dem Ausschuss gehören neun Mitglieder (CSU: vier Mit‑ migung für den Erwerb von HGAA-Anteilen zu erhalten. glieder, SPD: zwei Mitglieder, FDP: ein Mitglied, Freie Wähler: ein Mitglied, BÜNDNIS 90/Die Grünen: ein Mit‑ Am 9. Oktober 2007 erfolgte mit dem „Closing“ der Eigen‑ glied) an. tumsübergang der erworbenen Anteile. Bereits im Dezember 2007 wurde aufgrund der geringen Kapitaldecke der HGAA Im Dezember 2006 begannen Medienberichten zufolge (BR eine Kapitalaufstockung durchgeführt, an der sich die Bay‑ Sendung „Geld & Leben“, 01.02.2010) Vorverhandlungen ernLB mit 441,3 Mio. EUR beteiligte. Aufgrund wirtschaft‑ zwischen dem damaligen Vorstandsvorsitzenden der Bayern‑ licher Schwierigkeiten der HGAA ergab sich im Dezember LB Werner Schmidt und dem Vermögensverwalter Dr. Tilo 2008 die Notwendigkeit einer weiteren Kapitalerhöhung in Berlin zum Ankauf von Anteilen der HGAA. Wenige Wo‑ Höhe von 700 Mio. EUR durch die BayernLB, die weit über‑ chen später wurden Anteile der HGAA in Höhe von insge‑ wiegend von der BayernLB finanziert wurde. samt ca. 25 % durch Dr. Berlin und eine von ihm gebildete Investorengruppe „Berlin & Co“, teilweise finanziert durch Im Dezember 2009 schließlich erfolgte die Abtretung der einen Kredit der BayernLB, angekauft. Anteile an der HGAA durch die BayernLB/Freistaat Bay‑ ern an die Republik Österreich zum Preis von 1 EUR unter Mit Datum 23. April 2007 stimmte der Verwaltungsrat der Verzicht auf Forderungen gegenüber der HGAA in Höhe BayernLB dem Kauf einer Beteiligung an der HGAA in von 825 Mio. EUR. Insgesamt ist der BayernLB durch den Höhe von 50 % + 1 Aktie bis zu einem Kaufpreis von 3,4 Erwerb der HGAA ein Schaden von rund 3,7 Mrd. EUR Mrd. EUR bezogen auf 100 % der Anteile zu. Dabei wird entstanden. davon ausgegangen, dass die Mitglieder des Vorstands und des Verwaltungsrats der BayernLB hierbei Kenntnis über Der Untersuchungsausschuss soll hierzu prüfen, ob Vertreter die wesentlichen finanzwirtschaftlichen Kennzahlen, die des Freistaats Bayern ihre Zustimmung zu einer Geschäfts‑ Unternehmensstrategie, die Marktposition der HGAA und politik der BayernLB gaben, die zu nachhaltigen Schäden deren Beteiligungen hatten. Ebenso wird diesem Antrag zu‑ für den Staatshaushalt und die bayerischen Steuerzahler, grunde gelegt, dass den Mitgliedern des Verwaltungsrats der ggf. in welcher Höhe, führte und ggf. die rechtlichen Vor‑ BayernLB die hohen Verluste im Derivatebereich (SWAP- schriften des Bayerischen Landesbankgesetzes verletzte, ob Verluste) der HGAA 2004 bekannt waren, in deren Zusam‑ die Vertreter des Freistaats Bayern im Verwaltungsrat ihrer menhang der ehemalige Vorstandsvorsitzende der HGAA Dr. Aufsichts- und Kontrollpflicht nachgekommen sind, und Wolfgang Kulterer von seinem Amt zurückgetreten war und welche Kontakte zwischen Vertretern der Staatsregierung die später zu dessen Verurteilung wegen Bilanzfälschung und dem früheren Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider führten. im Zusammenhang mit dem Beteiligungserwerb der HGAA stattfanden. Zum Zeitpunkt ihrer Zustimmung zum Beteiligungserwerb an der HGAA hatten die Mitglieder des Vorstands und des Der Untersuchungsausschuss soll darüber hinaus prüfen, ob Verwaltungsrats der BayernLB Kenntnis von den Inhalten der Beteiligungserwerb an der HGAA geeignet war, Risiken, der 1. Datenraumphase/Due Diligence. ggf. welche, für den Bestand der BayernLB auszulösen bzw. ausgelöst hat, ob hierbei geeignete Maßnahmen zur Vermei‑ Die Due-Diligence-Prüfungen wurden erst am 16. Juni 2007 dung bzw. Minimierung finanzieller Risiken für den Frei‑ abgeschlossen, sodass eine Information des Verwaltungsrats staat Bayern ergriffen wurden, und ob durch den ehemaligen über deren Inhalte vor Abschluss des Kaufvertrags zum Be‑ Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber „massiver Druck“ teiligungserwerb an der HGAA nicht erfolgte. Dieser wurde (vgl. SZ, 28.12.2009) auf die Kroatische Nationalbank und/ mit Datum 22. Mai 2007 vom damaligen Vorstandsvorsit‑ oder den kroatischen Premierminister Ivo Sanader ausgeübt Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 3

wurde, um die erforderliche Zustimmung zum Ankauf der 1.1.4. Gab es und gibt es persönliche Verbindungen HGAA-Anteile zu erhalten. zwischen Mitgliedern der Organe der BayernLB, der BAWAG und der HGAA? Der Untersuchungsausschuss soll darüber hinaus prüfen, ob Vertreter der Staatsregierung und Vertreter der BayernLB 1.1.5. Wie wurde die Risikostrategie im Hinblick auf den Landtag und die Öffentlichkeit seit 2007 frühzeitig, um‑ die Märkte in Mittel-, Ost- und Südeuropa im fassend und zutreffend über die BayernLB betreffend die Verwaltungsrat beraten und von diesem ver‑ Entwicklung der Beteiligung an der HGAA unterrichtet ha‑ folgt? Wie wurden das Risikocontrolling und das ben, ob geeignete und ausreichende Maßnahmen ergriffen Risikomanagement der Gesamtbank und insbe‑ wurden, um das Vermögen des Freistaats Bayern nach dem sondere bezogen auf das direkte und indirekte Kauf zu schützen, ob im Zusammenhang mit dem Bericht der Geschäft in Auslandsmärkten vom Verwaltungs‑ Wirtschaftsprüferin Corinna Linner zur Frage der durch die rat verfolgt? Verwaltungsräte ausgeübten Sorgfaltspflicht vonseiten der Mitglieder der Staatsregierung und/oder des Vorstands bzw. Verwaltungsrats der BayernLB unsachgemäß reagiert wurde, 1.1.6. Haben die Organe und/oder die Rechts- oder ob Möglichkeiten einer Anfechtung des Kaufvertrags, einer Fachaufsicht geprüft, ob die Mehrheitsbeteili‑ Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen und/oder gung der BayernLB an der HGAA dem Landes‑ von Rückabwicklungsmöglichkeiten geprüft wurden. bankgesetz oder der Bayerischen Verfassung ent­ sprach? Hierzu hat der Untersuchungsausschuss folgende Fragen zu prüfen: 1.2. Kenntnis der Vertreter des Freistaats Bayern im Verwaltungsrat der BayernLB zu Grundla- 1. PHASE VOR VERHANDLUNGEN ÜBER gen, Hintergründen und beteiligten Personen DEN KAUF DER HGAA DURCH DIE BAY- im Hinblick auf den Beteiligungserwerb an ERNLB: der HGAA Ziele, Vorgaben und Methoden, mit denen der Kauf der Hypo Group Alpe Adria vorbereitet 1.2.1. Welche Kontakte bestanden zwischen dem frühe‑ wurde ren Vorstandsvorsitzenden der BayernLB Werner Schmidt und dem Vertreter der Investorengruppe 1.1. Auslandsexpansion und Strategie für Mittel-, „Berlin & Co“ Dr. Tilo Berlin und/oder dem frü‑ Ost- und Südeuropa der BayernLB ab 2001 heren Vorstandsvorsitzenden und späteren Auf‑ sichtsratsvorsitzenden der HGAA Dr. Wolfgang 1.1.1. Wann wurde vor Februar 2007 in welcher Weise Kulterer im Zusammenhang mit dem Beteili‑ von Verwaltungsrat und/oder Generalversamm‑ gungserwerb durch die BayernLB an der HGAA, lung und/oder Staatsregierung über eine interna‑ und welche Kenntnis hatten die Mitglieder des tionale Ausrichtung und Expansion der Landes‑ Verwaltungsrats der BayernLB ggf. von diesen, bank ins Ausland, über Ertragserwartungen und als ihnen in der Sitzung des Verwaltungsrats der einzugehende Risiken im internationalen Kre‑ BayernLB am 20.03.2007 die Option eines Betei‑ dit- und Leasinggeschäft entschieden, ggf. durch ligungserwerbs (kontrollierender Anteil = über wen? 50 %) an der HGAA vorgestellt wurde?

1.1.2. Welche Marktinformationen „Mittel-, Süd- und 1.2.2. Waren Mitglieder der Bayerischen Staatsregie‑ Osteuropa inkl. Österreich“ (CEE-Märkte) lagen rung und/oder des Verwaltungsrats der BayernLB den unter 1.1.1. handelnden Personen bis März über die lt. Presseberichten spätestens ab Dezem‑ 2007 vor und welche Entscheidungen zur betei‑ ber 2006 stattfindende Anbahnung (Kurier, ligungsmäßigen bzw. strategischen Ausrichtung 24.05.2007) und den Fortgang von Gesprächen der Bank wurden hierzu getroffen? zwischen dem damaligen Vorstandsvorsitzenden 1.1.2.1. Warum, aufgrund welcher Vorgeschichte und der BayernLB Werner Schmidt und dem damali‑ durch wen wurde das Interesse auf die HGAA gen Aufsichtsratsvorsitzenden der HGAA Wolf‑ gelenkt? War der Kauf der HGAA eine Fortset‑ gang Kulterer und/oder dem Vermögensverwalter zung der Strategie des Geschäftsmodells zur Dr. Tilo Berlin zu einem Beteiligungserwerb an Auslandsexpansion auf die Osteuropamärkte der HGAA durch die BayernLB informiert, ggf. im Anschluss an den gescheiterten Kauf der seit wann? BAWAG? 1.2.3. Trifft es zu, dass schon in 2006, ggf. wann genau, 1.1.3. Welche Kenntnisse besaß der Verwaltungsrat vor „der Vermögensverwalter Dr. Tilo Berlin mit sei‑ den Kaufüberlegungen über die Probleme und nen Kunden bei der Hypo Group eingestiegen“ Misserfolge der BayernLB im Zusammenhang war ( Deutschland, 10.12.2009), mit der BAWAG-Bank, der Tiroler Sparkasse und und ab wann hatten die Mitglieder des Vorstands der kroatischen Rijeka-Banka? und des Verwaltungsrats der BayernLB von dem Seite 4 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

bevorstehenden bzw. erfolgten Einstieg Kennt‑ und weiterer Verantwortlicher der BayernLB in nis? einer „geheimen Gesprächsrunde“ zum Erwerb der HGAA am 31.01.2007 (SZ, 02.01.2010)? 1.2.4. Trifft es zu, dass „die Transaktion unter anderem mit einem Kredit der BayernLB“ finanziert wurde 1.2.11. Hatten Mitglieder der Bayerischen Staatsregie‑ (Financial Times Deutschland, 10.12.2009), und rung und/oder des Verwaltungsrats und/oder des ab wann hatten die Mitglieder des Vorstands und Vorstands Kenntnis von der Identität der an der des Verwaltungsrats der BayernLB hiervon ggf. Investorengruppe um Herrn Tilo Berlin betei‑ Kenntnis? ligten natürlichen und juristischen Personen und ggf. ab wann? 1.2.5. Trifft es zu, dass der Einstieg der Investoren‑ gruppe „Berlin & Co“ auf der Basis erfolgte, 1.3. Fragen zur Qualifikation der Mitglieder des „dass“ (die gesamte, also 100 %) „die Hypo einen Vorstandes, des Verwaltungsrats und der Wert von 2,5 Milliarden Euro aufweise“ (FAZ, Generalversammlung 22.12.2006), und ab wann hatten Mitglieder des Vorstands und des Verwaltungsrats der BayernLB 1.3.1. Welches Verständnis von ihrer Verantwortung hiervon ggf. Kenntnis? hatten die Vertreter des Freistaats im Verwaltungs‑ rat? Wie ist die Äußerung von Dr. Beckstein, der 1.2.6. Wurden seitens der BayernLB mit den anderen 19 Jahre lang Verwaltungsratsmitglied der Bay‑ Anteilseignern (Landesholding Kärnten und Gra‑ ernLB war, „er sei ja nur ‚nominal‘ Mitglied im zer Wechselseitige) Gespräche bzw. Verhand‑ Verwaltungsrat gewesen“ (Focus, 19.12.2009), lungen über einen etwaigen Direkterwerb der zu verstehen? HGAA-Beteiligung geführt? Falls nein, warum nicht? Falls ja, aus welchem Grund wurde ein 1.3.2. Verfügten die mit der Wahrnehmung des Verwal‑ vollständiger Direkterwerb nicht weiterverfolgt? tungsratsmandates bei der BayernLB beauftrag‑ Welche Informationen lagen dem Verwaltungsrat ten Beamten und Staatsminister über die erfor‑ diesbezüglich vor, ggf. zu welchem Zeitpunkt? derliche Eignung und Sachkunde, die Aufgaben, die ihnen das Gesetz über die Bayerische Landes‑ 1.2.7. Waren im Vorstand und Verwaltungsrat ggf. die bank zuweist, ordnungsgemäß zu erfüllen? Gründe bekannt, weshalb die HGAA-Tochter Hypo Consultants noch vor Erwerb der HGAA- 1.3.3. Trifft es zu, dass ein Kabinettsmitglied das Ver‑ Beteiligung durch die BayernLB verkauft worden waltungsratsmandat zunächst nicht annehmen war? Hatten Vorstand und Verwaltungsrat Infor‑ wollte mit der Begründung, „er habe keine Bank‑ mationen über Käufer, Unternehmenswert, Kauf‑ lehre“, „ihm sei aber dieser Nebenjob mit seinem preis, ggf. zu welchem Zeitpunkt? neuen Amt einfach so zugefallen“, und dieses nur auf Hinweis seines Referenten „Sie müssen 1.2.8. Trifft es zu, dass sich die Investorengruppe „Ber‑ das machen, das steht im Gesetz“ (SZ-Magazin, lin & Co“, vertreten durch Dr. Tilo Berlin, im 05.12.2008) widerstrebend angenommen habe? Vorfeld des Beteiligungserwerbs durch die Bay‑ Falls ja, hatten andere Mitglieder der Staatsregie‑ ernLB weitere Anteile zur Sperrminorität bei dem rung im Verwaltungsrat ggf. Kenntnis davon? HGAA-Miteigentümer „Grazer Wechselseitige“ sicherte (Standard, 22.05.2007), und ab wann 1.3.4. Trifft es zu, dass Mitglieder des Verwaltungs‑ und inwieweit hatten Mitglieder des Vorstands rats der BayernLB „oft zu spät erscheinen und und des Verwaltungsrats der BayernLB hiervon dann ausführlich Zeitung“ lesen oder „schon mal ggf. Kenntnis? weggedöst“ seien (SZ-Magazin, 05.12.2008)? Wenn ja, hatten andere Mitglieder des Verwal‑ 1.2.9. Trifft es zu, dass die BayernLB einen höheren tungsrats oder der Staatsregierung davon Kennt‑ Preis pro Anteil gezahlt hat, als die Investoren‑ nis? gruppe um Dr. Tilo Berlin zuvor für die HGAA- Anteile der Grazer Wechselseitigen Versicherung 1.3.5. Nach welchen Kriterien sind insbesondere die auf- bezahlt hatte, wenn ja, ab wann hatten Mitglieder seiten der BayernLB handelnden Vorstandsmit‑ des Vorstands und des Verwaltungsrats der Bay‑ glieder vom Verwaltungsrat ausgewählt worden? ernLB ggf. Kenntnis von dem Kaufpreisunter‑ schied und welche Maßnahmen wurden darauf‑ 1.3.6. Wie hoch war und ist die Vergütung für die Ver‑ hin ggf. von ihnen eingeleitet? waltungsräte der BayernLB?

1.2.10. Hatten Mitglieder der Bayerischen Staatsregie‑ 1.3.7. Wurde von allen Mitgliedern des Verwaltungsrats rung und/oder des Verwaltungsrats der BayernLB, der BayernLB, die den Freistaat Bayern vertraten, ggf. welche und ab wann, Kenntnis über das Tref‑ die Vergütung zu 100 % bspw. an die Landesstif‑ fen von Werner Schmidt, Dr. Wolfgang Kulterer tung abgeführt? Wenn ja, an welche Stiftungen in Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 5

welcher Höhe? Wenn nein, von welchen Verwal‑ chischen Nationalbank“ Kenntnis, die zum Prüf‑ tungsratsmitgliedern in welcher Höhe nicht? bericht vom 25.05.2007 führten, der „reihenweise Rügen“ enthielt und „neun wesentliche Gesetzes‑ 1.3.8. Trifft es zu, dass sich Staatsminister Fahrenschon verletzungen und besonders schwere Mängel bei noch am 21. Juli 2009 voll hinter die Trans‑ der Risikokontrolle“ aufführte (SZ, 15.12.09)? aktion seines Vorgängers Prof. Dr. Faltlhauser stellte, und trifft es zu, dass in einem Protokoll 2.1.1.4. Enthielt der Bericht Angaben zu dem aus Sicht des Verwaltungsrats der BayernLB vermerkt ist, der Bankenaufsicht erforderlichen Wertberichti‑ Staatsminister Fahrenschon habe „gejubelt, letz‑ gungsbedarf im Kredit- und Wertpapierportfolio, ten Endes sei der Einstieg bei der Hypo Alpe ggf. in welcher Höhe? Wurde dem Verwaltungs‑ Adria eine strategische Entscheidung gewesen, rat der Bericht vorgelegt? ‚die (…) hohes Wachstum zu einem angemesse‑ nen Preis versprach‘“ (Bayerische Staatszeitung, 2.1.1.5. Trifft es zu, dass der frühere Staatsminister Prof. 18.12. 2009)? Dr. Faltlhauser die Inhalte des Prüfberichts als „ganz alte Klamotten“ bezeichnete (SZ, 17.07. 2. PHASE DER VERHANDLUNGEN BIS ZUM 2007), und war ihm dabei bekannt, dass lt. Aus‑ CLOSING DER TRANSAKTION: kunft der BayernLB die Feststellungen der Oes‑ terreichischen Nationalbank in weiten Teilen Handeln, Einflussnahme und Wissen von Mit- deckungsgleich mit den Feststellungen aus dem gliedern des Vorstands, des Verwaltungsrats, Prüfungsprozess über Stärken und Schwächen der Staatsregierung zu Kaufverhandlungen, des Objekts (Due Diligence) waren, wie Staats‑ Erfüllung der Sorgfaltspflichten (Due Dili- minister Fahrenschon der SPD-Abgeordneten gence) bis zur Unterzeichnung und „Closing“ Inge Aures auf Frage am 25.11.2009 mitteilte? des Kaufvertrags 2.1.1.6. Hatte der frühere Staatsminister Prof. Dr. Faltl‑ 2.1. Kenntnisse der Organe der BayernLB zu Prü- hauser, stellvertretender Vorsitzender des Ver‑ fungen und Beanstandungen in- und auslän- waltungsrats der BayernLB, den Prüfbericht der discher Aufsichtsbehörden der HGAA sowie Oesterreichischen Nationalbank über die HGAA deren Beteiligungsgesellschaften gelesen, als er Medienberichten zufolge (SZ, 17.07.2007) am 3. Juli 2007 im Haushaltsaus‑ 2.1.1. Trifft es zu, dass die Oesterreichische National‑ schuss des Landtags laut Protokoll sinngemäß bank seit September 2006 bei der HGAA eine folgende Aussage machte: „Falls die Abgeord‑ Prüfung durchführte (Standard, 27.03.2007), neten in der Zeitung lesen sollten, dass die Oes‑ und ab wann hatten die Mitglieder des Vorstands terreichische Nationalbank irgendwelche Ermah‑ und des Verwaltungsrats der BayernLB hiervon nungen habe verlautbaren lassen, dann müsse Kenntnis? dies niemanden beunruhigen. In derartigen Akti‑ onen zeige sich die Wiener ,Revanche‘ für den 2.1.1.1. Hatten die Wirtschaftsprüfer Kenntnis über die Kauf der Hypo Alpe Adria durch die BayernLB, Prüfung und/oder deren Ergebnis der Oester‑ da sich ,die Wiener Banken das Kärntner Bank‑ reichischen Nationalbank 2006/2007 bei der haus selbst aneignen‘ hätten wollen.“? HGAA? Wie haben sie diese Informationen in die Due Diligence 1 (Phase bis 20.04.2007, Linner- 2.1.2. Wussten die Organe der BayernLB und/oder die Bericht) und 2 (Phase bis 14.06.2007, Linner- Staatsregierung, dass ein substanzieller Teil der Bericht) eingearbeitet? Haben sie diese Informa‑ Finanzgeschäfte der HGAA, insbesondere Lea‑ tionen an den Vorstand und Verwaltungsrat kom‑ singgeschäfte in Nicht-EU-Ländern, außerhalb muniziert? der Prüfung und Aufsicht der österreichischen Aufsichtsbehörden liefen? Wenn ja, ab wann hat‑ 2.1.1.2. Trifft es zu, dass nach einer „vermeintlichen“ ten sie ggf. Kenntnis? Schlussbesprechung zwischen den Prüfern der Oesterreichischen Nationalbank und Vertretern 2.1.3. Inwieweit waren die Deutsche Bundesbank und der HGAA im Februar 2007 die Prüfung „auf‑ die deutsche Bankenaufsicht in den Erwerbsvor‑ grund neuer Fakten und Informationen“ wieder gang der Beteiligung der BayernLB an der Hypo aufgenommen wurde (Standard, 27.03.2007), Group Alpe Adria eingebunden bzw. haben hier‑ und wenn ja, ab wann und durch wen hatten die bei mitgewirkt? Mitglieder des Verwaltungsrats der BayernLB hiervon ggf. Kenntnis? 2.1.3.1. Haben die Deutsche Bundesbank und die Bundes‑ anstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) 2.1.1.3. Wann und durch wen erlangten die Mitglie‑ im Vorfeld und/oder im Nachgang des Erwerbs der des Verwaltungsrats der BayernLB von den der Beteiligung der BayernLB an der HGAA Stel‑ „monatelangen Untersuchungen der Oesterrei‑ lungnahmen und/oder fachliche Expertisen dazu Seite 6 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

abgegeben bzw. diesen Themenkomplex betref‑ Hypo Group Alpe Adria“ geglaubt habe (Finan‑ fende Unterlagen dem Vorstand und/oder Verwal‑ cial Times Deutschland, 10.12.2009)? tungsrat der BayernLB in schriftlicher und/oder mündlicher Form zur Verfügung gestellt? 2.1.11. Welchen Inhalt hatte eine Aktennotiz der Bay‑ ernLB, in der „der Preis für den bevorstehenden 2.1.4. Welche Kenntnis zu Unternehmensbewertung, Kauf der Balkan-Bank als viel zu hoch bewertet Risikolage, Risikovorsorgebedarf, ggf. stil‑ wurde“ (AZ, 15.10.2009), wann und von wem len Lasten bei Wertpapieren, Wertansätzen des wurde sie verfasst, und wer hatte wann Kenntnis Immobilienvermögens usw. hatten die Vertreter von dieser Aktennotiz? des Freistaats im Verwaltungsrat der BayernLB am 23.04.2007, als sie einem Beteiligungserwerb 2.1.12. Trifft es zu, dass der frühere Vorstandsvor‑ an der HGAA zustimmten? sitzende der BayernLB Werner Schmidt „die Kärntner Hypo Group zudem schon länger von 2.1.5. Haben Vertreter der Deutschen Bundesbank und/ innen“ kannte und „vor wenigen Jahren, als er oder der BaFin an Sitzungen des Verwaltungsrats noch selbstständiger Berater war, an Controlling- der BayernLB, in welchen die Thematik „Erwerb Projekten für die Hypo mitgearbeitet“ hatte, „in der Beteiligung an der HGAA“ behandelt wurde, denen das (damals von der Bankenaufsicht als teilgenommen bzw. waren bei den Beratungen mangelhaft kritisierte) Berichts- und Control‑ zu­gegen? Welche schriftlichen/und oder mündli‑ lingwesen für den Konzern aufgebaut wurde“ chen Stellungnahmen, Empfehlungen, Anregun‑ (Standard, 27.05.2007, 03.12.2009), und ab wann gen etc. haben die Vertreter der Deutschen Bun‑ hatten die weiteren Mitglieder des Vorstands und desbank und/oder BaFin hierbei ggf. abgegeben? Mitglieder des Verwaltungsrats der BayernLB hiervon ggf. Kenntnis? 2.1.6. Welche Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer waren beim Kauf der HGAA involviert? Wer hat 2.2. Fragen zu Hinweisen und Erkenntnissen der die Unternehmensbewertungen zur Vorbereitung Mitglieder des Vorstands, des Verwaltungs- der Kaufentscheidung vorgenommen? rats, der Staatsregierung und Bediensteter bayerischer Behörden von mit dem Kauf ver- 2.1.7. Wie lautete der Auftrag des Vorstands bzw. Ver‑ bundenen Risiken und Haftungsverhältnissen waltungsrats für die Due-Diligence-Phase 1 und 2? Gab es im Rahmen der Due Diligence 2.2.1. Trifft es zu, dass der Abwägungsprozess zu Ent‑ während der Phasen 1 und 2 Einschränkungen scheidungen in Milliardenhöhe nach Angaben des Auftraggebers? von Staatsminister Fahrenschon zwei Jahre später nicht mehr „auf Punkt und Komma“ (BR Rund‑ 2.1.8. Waren Vorstand und Verwaltungsrat bei der schau, 03.12.2009) nachvollziehbar war, wenn ja, Absichtserklärung (Entwurf des Letter of Intent warum? vom 13.03.2007, laut Linner-Bericht, Version 27. Mai 2009) und der Due-Diligence-Prüfung invol‑ viert? Wenn ja, in welcher Weise? 2.2.2. Inwiefern gab es kritische Fragen hinsichtlich der Expansion in die Märkte Mittel-, Ost- und Südeu‑ ropas durch die Beteiligung an der HGAA seitens 2.1.9. Haben die Wirtschaftsprüfer der Landesbank als des Verwaltungsrates? Wie wurde darauf seitens ihrem Auftraggeber Empfehlungen zur Akqui‑ des Vorstandes reagiert? sition der HGAA nach der Phase 1 und/oder Phase 2 der Due Diligence gegeben? Wenn ja, welche Empfehlungen? 2.2.3. Wie haben die Organe der BayernLB beim Kauf der HGAA sichergestellt, dass die nach Rechts‑ lage und der Rechtsprechung gebotene Sorgfalt 2.1.10. Trifft es zu, dass die HGAA im Vorfeld des eingehalten wurde, und haben die Fach- und/oder an­teiligen Beteiligungserwerbs durch die priva‑ Rechtsaufsichtsbehörden der BayernLB im Rah‑ ten Investoren „Berlin & Co“ und später der Bay‑ men ihrer Zuständigkeit geprüft, ob die gebotene ernLB dringend Geldgeber benötigte und sich die Sorgfalt beachtet wurde? Suche nach (anderen) Investoren außerordentlich schwierig gestaltete? Wenn ja, hatten die Mit‑ glieder der Staatsregierung, des Vorstands und/ 2.2.4. Wer zeichnete bei der Prüfung des Risikoportfo‑ oder des Verwaltungsrats der BayernLB Kenntnis lios der HGAA vonseiten der Bayerischen Lan‑ davon, ggf. ab wann? Wie ist in diesem Zusam‑ desbank und der Wirtschaftsprüfer verantwort‑ menhang die Aussage des damaligen Aufsichts‑ lich? ratsvorsitzenden Dr. Kulterer im Untersuchungs‑ ausschuss des Kärntner Landtags zu verstehen, 2.2.5. Welche Wertgutachten über die HGAA lagen den wonach außer den privaten Investoren „Berlin & Mitgliedern der Staatsregierung im Verwaltungs‑ Co“ und später der BayernLB „niemand an die rat bis zum 23.04.2007 vor? Von wem wurden Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 7

sie durchgeführt und wie lautete der genaue Prü‑ 2.2.14. Hatten Mitglieder von Vorstand oder Verwal‑ fungsauftrag bzw. -umfang? tungsrat Informationen über etwaige im Zusam‑ menhang mit dem Beteiligungserwerb stehende 2.2.6. Hat der Verwaltungsrat der BayernLB Unterlagen Abfindungen, Provisionen oder Sonderzahlungen zur Entscheidungsfindung bekommen? Falls ja: an Personen oder Organisationen, ggf. zu wel‑ Welche Unterlagen hat der Verwaltungsrat wann chem Zeitpunkt? eingesehen und wann war die für den Erwerb ent‑ scheidende Sitzung? Wer hat im Verwaltungsrat 2.2.15. Wussten Organe der BayernLB, zu welchem für den Erwerb der HGAA gestimmt? Preis der Berlin & Co. AG bzw. natürlichen oder juristischen Personen, für die die Berlin & Co. AG Aktien der HGAA hielt, die nach dem „Clo‑ 2.2.7. Wurde die Due Diligence nach Abschluss des sing“ verbliebenen Gesellschafteranteile abge‑ Kaufvertrags am 22.05.2007 weiter fortgeführt kauft wurden? Wenn ja, welcher Preis wurde bzw. fanden nach Kaufabschluss anderweitige dafür bezahlt? Prüfungen der Bank und ihrer Geschäfte statt und über welche Informationen verfügte der Verwal‑ 2.2.16. Haben sich Mitglieder und ehemalige Mitglie‑ tungsrat, ggf. zu welchem Zeitpunkt? der des Vorstands, des Verwaltungsrats oder der Staatsregierung beim Einstieg der BayernLB bei 2.2.8. Inwieweit war der Vorstand der BayernLB in der der HGAA mittelbar oder unmittelbar persönlich Erwerbsphase zwischen Mai und Oktober 2007 bereichert? über die laufende, zwischenzeitliche Geschäfts‑ entwicklung bei der HGAA informiert und wel‑ 2.3. Fragen zur Mitwirkung der Mitglieder des che Informationen erlangte der Verwaltungsrat Vor­stands, des Verwaltungsrats, der Staatsre- hierüber? gierung und/oder von Mitarbeitern und Beam- ten bayerischer Behörden bei Verhandlungen 2.2.9. Welche Hinweise z. B. von Abschlussprüfern, und dem Kauf von Anteilen an der HGAA Prüfern im Rahmen von Due-Diligence-Unter­ suchungen, in- und ausländischen Aufsichtsor‑ 2.3.1. Welche Personen aus Vorstand und Verwaltungs‑ ganen oder Ratingagenturen im Hinblick auf mit rat der BayernLB und ggf. der Staatsregierung dem Kauf verbundene Risiken und Haftungsver‑ waren an den Vertragsverhandlungen beteiligt hältnisse gab es zu welcher Zeit und wie haben und wer hatte dabei eine federführende bzw. Vorstand und Verwaltungsrat darauf reagiert? koordinierende Rolle?

2.2.10. Wurden die mit der Due-Diligence-Prüfung 2.3.2. Wer waren die „weiteren Manager der Bay‑ betrauten Unternehmen und Prüfer vom Verwal‑ ernLB“, die lt. Presseveröffentlichung (SZ, tungsrat gehört? 02.01.2010) am Treffen vom 31.01.2007 in den Räumen der BayernLB teilnahmen?

2.2.11. Haben die Wirtschaftsprüfer den Vorstand und/ 2.3.3. Hatten die im Zusammenhang mit dem Beteili‑ oder den Verwaltungsrat über, laut Linner-Bericht gungserwerb an der HGAA beauftragten Wirt‑ vom 27. Mai 2009, „unvollständige, ungeord‑ schaftsprüfer Kenntnis über das gelegte Angebot nete bzw. ausgetauschte Akten im Datenraum“ der Landesbank für die HGAA? informiert? Wenn ja, wie reagierte(n) der/ die Verantwortliche(n) der Landesbank? 2.3.4. Haben die beauftragten Wirtschaftsprüfer bei den Kaufverhandlungen für die Landesbank für ihren 2.2.12. War den handelnden Personen in Staatsregierung Auftraggeber mitgewirkt? oder Verwaltungsrat bekannt, dass insbesondere bei der Übernahme der HGAA Risiken eingegan‑ 2.3.5. Wurden infolge der Präsentation der Option eines gen wurden, die, wenn sie sich verwirklichen, zur Beteiligungserwerbs an der HGAA in der Verwal‑ Existenzgefährdung des Unternehmens führen tungsratssitzung der BayernLB am 20.03.2007 können? von den Mitgliedern des Verwaltungsrats, ins‑ besondere den Vertretern der Staatsregierung, 2.2.13. Wussten Organe der BayernLB, ob die Berlin & Maßnahmen zu Überprüfung und Kontrolle der Co. AG bzw. natürliche und juristische Personen, Werthaltigkeit der HGAA veranlasst, ggf. wel‑ die erst seit Herbst 2006 Aktionäre der Hypo che, wenn nein, warum nicht? Group Alpe Adria waren, zu den Altaktionären im Sinne der „Sonderprämie für Altaktionäre“ 2.3.6. Ab wann hatten Mitglieder des Verwaltungsrats gehörten? Wussten Organe der BayernLB, wer der BayernLB von der laut Staatsminister Fah‑ die Empfänger der „Sonderprämie für Altaktio‑ renschon öffentlich bekannten Tatsache (Antwort näre“ waren, und wenn ja, zu welchem Zeitpunkt? von Minister Fahrenschon auf eine Schriftli‑ Seite 8 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

che Anfrage der SPD-Abgeordneten Inge Aures Ausführungen des Kapitalmarktbeauftragten der vom 25.11.2009) Kenntnis, dass Wirtschaftsprü‑ österreichischen Regierung, Richard Schlenz, im fer wegen verdeckter Spekulationsverluste der August 2006, „dass internationale Investoren das HGAA die Testate für den Jahresabschluss 2004 nicht goutieren werden“ (Handelsblatt, 14.08. zurückgezogen hatten und dass der Vorstandsvor‑ 2006)? sitzende der HGAA Dr. Wolfgang Kulterer am 01.08.2006 von seinem Amt zurückgetreten war? 2.3.13. Welche Maßnahmen und Entscheidungen wurden zwischen dem Abschluss aller im Kaufvertrag 2.3.7. Trifft die von der Süddeutschen Zeitung vom vereinbarten Schritte zum Erwerb der Mehrheit 26.12.2009 getroffene Feststellung, „die Hypo an der HGAA und dem Closing vollzogen? Wel‑ Alpe Adria war schließlich als Skandalbank che Mitglieder des Vorstands und Verwaltungs‑ bekannt gewesen, als die Regierung Stoiber 2007 rats waren daran aktiv beteiligt? Wer war zu wel‑ zugegriffen hatte“, zu, und welche Kenntnis hat‑ chem Zeitpunkt über den jeweiligen Sach­stand ten ggf. Mitglieder der Staatsregierung und/oder informiert? des Vorstands und Verwaltungsrats der BayernLB hierzu, ggf. ab welchem Zeitpunkt? 2.3.14. Wann wurde in welcher Weise, aus welchen Gründen und unter Beteiligung welcher Gremien 2.3.8. Hatten die im Zusammenhang mit dem Beteili‑ konkret über die Beteiligung der BayernLB an gungserwerbs an der HGAA beauftragten Wirt‑ der Kärntner Hypo Group Alpe Adria entschie‑ schaftsprüfer Kenntnis von kritischen Presse‑ den? berichten über die HGAA vor und während der Due-Diligence-Phasen? Wenn ja, welche? Und wie sind diese Berichte in die Due-Diligence- 2.3.15. Welche Aspekte waren aus Sicht des Vorstands Berichte 1 und 2 eingearbeitet worden? Wurden und des Verwaltungsrats der BayernLB für die darauf Prüfungsschwerpunkte in den Due-Dili‑ Entscheidung zum HGAA-Beteiligungserwerb gence-Phasen aufgebaut? maßgeblich? Gab es in Vorstand und Verwal‑ tungsrat unterschiedliche Beurteilungen und Ein‑ 2.3.9. Trifft es zu, dass die HGAA in Bankenkreisen schätzungen? als „erste Adresse“ für „Großkredite auf dem Balkan“ bezeichnet worden ist (Financial Times 2.3.15.1. Welchen Inhalt und Wortlaut hatte die Zustim‑ Deutschland, 10.12.2009), und wenn ja, welche mung des Verwaltungsrats der BayernLB im Kenntnis hatten ggf. Mitglieder der Staatsregie‑ Umlaufverfahren zwischen 20.04.2007 und rung und/oder des Vorstands und/oder Verwal‑ 23.04.2007 zum Beteiligungserwerb? tungsrats der BayernLB hierzu, ggf. ab welchem Zeitpunkt? 2.3.15.2. Was passierte zwischen dem 20.04.07 und 23.04.07, haben sich die Verwaltungsratsmit‑ 2.3.10. Trifft es zu, dass bei der HGAA im Jahr 2006 glieder, insbesondere die Vertreter des Freistaats, „der damalige Vorstandschef Dr. Wolfgang Kul‑ koordiniert, haben sie Informationen eingeholt, terer in den Aufsichtsrat weggelobt worden“ sein haben sie Änderungen diskutiert und ggf. einge‑ soll, „weil das Institut versucht hatte, Spekulati‑ bracht? onsverluste in Höhe von 328 Millionen Euro zu vertuschen“ (SZ, 28.11.2009)? Falls ja, hatten Mitglieder des Verwaltungsrats davon Kenntnis, 2.3.15.3. Wie war das Abstimmungsergebnis? ggf. welche? 2.3.16. Falls Ernst & Young zu der Auffassung kam, 2.3.11. Hatten Mitglieder des Vorstands und Verwal‑ dass entgegen der Jahresabschlussprüfung 2006 tungsrates der BayernLB Kenntnis, ggf. welche erhebliche weitere Risiken festgestellt wurden, und ab wann, dass die Satzung der Hypo Alpe diese sich aber im Jahresabschluss 2006 nicht Adria (später umbenannt in Hypo Group Alpe wiederfanden, weshalb wurden keine weiteren Adria) im August 2006 geändert wurde, damit der Analysen und Stichproben vom Vorstand bzw. zurückgetretene Vorstandsvorsitzende Dr. Kulte‑ Verwaltungsrat veranlasst? rer ohne Einhaltung einer „Abkühlungsphase von zwei Jahren“ in den Aufsichtsrat wechseln konnte 2.3.17. Weshalb wurden trotz der Identifikation wesent‑ (Handelsblatt, 14.08.2006)? licher Bewertungsrisiken in der Due-Diligence- Phase 1 (Linner-Bericht, 27.05.2009) keine wei‑ 2.3.12. Hatten Mitglieder des Vorstands und/oder Ver‑ tergehenden Stichproben genommen, obgleich waltungsrats der BayernLB in Zusammenhang sich aus den ersten Stichproben massive Bewer‑ mit dem nahtlosen Wechsel von Dr. Wolfgang tungsfehler ergaben? Hätte diese Erkenntnis zu Kulterer aus dem Vorstand in den Aufsichtsrat weiteren Stichproben führen müssen? Wenn ja, Kenntnis, ggf. welche und ab wann, über die warum wurde dies unterlassen? Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 9

2.3.18. Warum haben die Wirtschaftsprüfer trotz beste‑ 2.3.24. Weshalb wurde die kurzfristige Datenraum-Zeit hender Bewertungsrisiken (Linner-Bericht) nicht von 15 Tagen vom Vorstand und Verwaltungsrat darauf hingewirkt, dass der Jahresabschluss 2006, akzeptiert? Gab es dann warnende Hinweise von dessen Prüfung erst kurz vor der Due-Diligence- den Due-Diligence-Beauftragten an den Vorstand Phase 1 abgeschlossen wurde, nochmals korri‑ bzw. Verwaltungsrat? Wenn ja, welche, und gab giert bzw. eine neue Unternehmensbewertung es dazu eine Reaktion des Vorstands bzw. Verwal‑ angeregt wurde? War der Jahresabschluss 2006 tungsrats? aus Sicht der Wirtschaftsprüfer in einem Maße fehlerhaft, das zu einem Risiko der Nichtigkeit 2.3.25. Haben die Wirtschaftsprüfer den Verwaltungsrat des Jahresabschlusses führt? und/oder den Vorstand darüber informiert, dass Due-Diligence-Unterlagen der Investorengruppe 2.3.19. Gibt es Summen/Beträge zu den im Linner- Berlin aus deren Erwerb 2006 herangezogen wur‑ Bericht vom 27.05.2009 angegebenen Bewer‑ den? Ist ein solches Vorgehen üblich? Falls nein, tungsrisiken? Wenn ja, wie hoch wurden diese haben die Wirtschaftsprüfer auf die Unüblichkeit von den Wirtschaftsprüfern veranschlagt und des Vorgehens und die damit ggf. verbundenen welche Auswirkung hätten diese für eine neuer‑ Risiken hingewiesen? liche Unternehmensbewertung gehabt? Wurde dieses The­ma mit den Verantwortlichen der Lan‑ 2.3.26. Hat sich der Vorstand bzw. Verwaltungsrat auf desbank diskutiert? Due-Diligence-Unterlagen aus dem Erwerb von Herrn Dr. Tilo Berlin vom 5. Oktober 2006 ver‑ 2.3.20. Wurde aufgrund der in Due-Diligence-Phase 1 lassen, falls ja, aus welchen Gründen? gewonnenen neuen Erkenntnisse zu den Bewer‑ tungsansätzen im Jahresabschluss 2006 eine neue 2.3.27. Hätte der Verwaltungsrat seine Kaufentscheidung Unternehmensbewertung vorgenommen? Wenn unter Kenntnis der Ergebnisse der Due-Diligence- ja, welche Werte ergaben sich danach? Wenn Phase 2 revidieren können? Weshalb wurden dem nein, warum wurde keine Neubewertung vom Verwaltungsrat die Ergebnisse der Phase 2 nicht Vorstand veranlasst? nachgereicht?

2.3.21. Hat der Vorstand den Verwaltungsrat über die 2.3.28. Weshalb hat sich die Käuferseite einem so hohen Probleme (siehe Linner-Bericht, 27. Mai 2009) Zeitdruck unterworfen? der für den Due Diligence beauftragten Wirt‑ schaftsprüfer und Rechtsanwälte informiert, im 2.3.29. Welchen Rechtscharakter hatte das am 24. April Einzelnen über die Bewertungsprobleme, die 2007 gelegte Angebot? War es ein Non-Bin‑ Risikovorsorge, über die schlampigen und un- ding-Offer oder ein Binding-Offer? Wie ist es vollständigen Due-Diligence-Unterlagen? Wenn zu erklären, dass sich zum Linner-Bericht vom nein, weshalb nicht, wenn ja, wie hat der Verwal‑ 27.05.2009 eine hohe Bindungswirkung des tungsrat darauf reagiert und welche konkreten Angebotes ergibt? Maßnahmen wurden besprochen? 2.3.30. Welche Kontakte erfolgten zwischen damali‑ gen Mitgliedern der Staatsregierung und dem 2.3.22. Wurden die Wirtschaftsprüfer bei der Verwal‑ früheren Kärntner Landeshauptmann Haider tungsratssitzung vom 20. April 2007 hinzugezo‑ im Zusammenhang mit dem Ankauf der HGAA gen? durch die BayernLB?

– Wenn nein, was waren die Gründe dafür? 2.3.31. Wurden der Kredit oder die Kredite an die Inves‑ torengruppe um Tilo Berlin zum Einstieg bei der – Wenn ja, haben die Wirtschaftsprüfer die in der HGAA vom Vorstand und dem Verwaltungsrat Due-Diligence-Phase 1 aufgetretenen Probleme der BayernLB genehmigt? (unvollständige Akten) vorgetragen? Wie haben der Vorstand und/oder der Verwaltungs‑ 2.3.31.1. Falls ja, welche Sicherheiten standen dem Kre‑ rat reagiert? dit gegenüber, welche Kreditkonditionen wurden eingeräumt? 2.3.23. Wurden in der Verwaltungsratssitzung am 20. April 2007 die von Ernst & Young (wirtschaft‑ 2.3.31.2. Falls nein, wurde der Verwaltungsrat über die liche Due Diligence) und von der Rechtsanwalts‑ Kreditvergabe informiert? kanzlei Dorda Brugger Jordis (rechtliche Due Diligence) aufgeworfenen Probleme, Risiken und 2.3.31.3. Warum wurde eine Zwischenfinanzierung der Ungereimtheiten diskutiert? Welche Aussagen Investorengruppe um Dr. Berlin für 16 Prozent gibt es zu diesen Punkten (siehe Linner-Bericht, der Geschäftsanteile genehmigt, obwohl dem 27.05.2009) vom Vorstand und Verwaltungsrat? Vorstand bzw. Verwaltungsrat aus der Due Dili‑ Seite 10 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

gence und der Kreditvorlage die vertraglichen angestrebten Beteiligungserwerb der HGAA Gegebenheiten bezüglich HGAA/Berlin & Co. statt? bekannt sein mussten? 2.4.2. Inwieweit und wann befasste sich das Kabinett 2.3.32. Trifft es zu, dass die damaligen Staatsminis‑ mit dem Kauf der HGAA? ter Dr. Beckstein und Prof. Dr. Faltlhauser am 16.05.2007 in München, „in der Landesbank“, 2.4.3. Inwieweit und wann hielten Vorstände oder Ver­ mit dem früheren Landeshauptmann Jörg Haider waltungsräte der BayernLB zu Fragen der Betei‑ und „der Spitze der BayernLB“ (SZ, 19.05.2007) ligung der BayernLB an der HGAA Rückspra‑ vor Unterzeichnung des Kaufvertrags zusammen‑ che mit dem Ministerpräsidenten oder höheren trafen, um über Inhalt des beabsichtigten Kauf‑ Beamten der Staatskanzlei – vor dem Kauf, in der vertrags zu verhandeln und den Einstieg der Bay‑ Zeit bis zum „Closing“ und nach dem Kauf? ernLB bei der HGAA zu erörtern? Wenn ja, wer war an dem Gespräch beteiligt? 2.5. Informationen der Mitglieder der Staatsregie- rung gegenüber dem Landtag 2.3.32.1. Trifft es zu, dass der frühere Kärntner Lan‑ deshauptmann Jörg Haider bei diesem Treffen 2.5.1. Wurden die Mitglieder aller Fraktionen des Land‑ Bedingungen für den Kauf stellte und diese von tags durch die Staatsregierung, insbesondere die den bayerischen Unterhändlern akzeptiert wur‑ staatlichen Vertreter im Verwaltungsrat der Bay‑ den? ernLB, umfassend über die Hintergründe und Inhalte des Beteiligungserwerbs an der HGAA 2.3.32.2. Trifft es zu, dass Vorstandsmitglieder vor dem informiert, wenn ja, wann und inwieweit, wenn 06.02.2007 Gespräche über den Verkauf der nein, warum nicht? HGAA geführt haben? Wenn ja, welchen Inhalt hatten diese Gespräche? 2.6. Gewährleistungsausschluss, Haftungsaus- schluss, Kaufpreisreduzierung, Kaufpreis 2.3.33. Trifft es zu, dass die damaligen Staatsminister Dr. Beckstein und Prof. Dr. Faltlhauser als staatliche 2.6.1. Wurde der Kaufvertrag samt etwaiger Nebenab‑ Vertreter im Verwaltungsrat der BayernLB aktiv reden aufseiten der BayernLB rechtlich geprüft, am operativen Geschäft der Vertragsverhandlung falls ja, von wem mit welchem Ergebnis, und teilnahmen, was waren ggf. die Gründe dafür und welche Informationen erlangten die Mitglieder war dies ein Einzelfall? des Verwaltungsrats hierüber?

2.3.34. Nahmen die früheren Staatsminister Dr. Beck‑ 2.6.2. Ist es zutreffend, dass für zum Zeitpunkt des stein und Prof. Dr. Faltlhauser als Mitglieder des Kaufs verdeckte finanzielle Schäden und Risiken, Verwaltungsrats der BayernLB an inhaltlichen die später eine Abwertung dieser Aktiva verlang‑ Sitzungen mit „der Spitze der BayernLB“ (SZ, ten, eine Kaufpreisreduzierung oder eine Rück‑ 19.05.2007) zur Vorbereitung des HGAA-Betei‑ erstattung eines Teils des Kaufpreises vertraglich ligungserwerbs teil, ggf. wann und mit welchen ausgeschlossen war, und wann erlangten die Mit‑ Erkenntnissen? glieder von Vorstand und Verwaltungsrat hier‑ von ggf. Kenntnis? Kannten die Mitglieder des 2.3.35. Führten andere Mitglieder des Verwaltungsrats, Verwaltungsrats, insbesondere die Vertreter der insbesondere die Vertreter der Staatsregierung, Staatsregierung, den Kaufvertrag? Wenn nein, Gespräche mit Fachleuten oder Personen auf Ver‑ warum nicht? käuferseite, die der Informationsgewinnung, Vor‑ bereitung oder Abstimmung des HGAA-Betei‑ 2.6.3. Welche Gründe hatte der Verwaltungsrat, dem ligungserwerbs dienten, ggf. wann mit welchen Kauf trotz der Ergebnisse (Risiken) der Due Dili‑ Ergebnissen? gence zuzustimmen?

2.4. Inwieweit finden ein grundsätzlicher Informa- 2.6.4. Trifft es zu, dass Jörg Haider im Rahmen der tionsaustausch und eine Koordinierung der Verhandlungen die Forderung erhob, wonach Tätigkeit zwischen den verschiedenen Vertre- „die BayernLB beim Auftauchen von Risiken tern des Freistaates im Verwaltungsrat der aus der Vergangenheit den vereinbarten Kauf‑ BayernLB und im Kabinett statt? preis nicht reduzieren“ können sollte (Finan‑ cial Times Deutschland, 24.05.2007), da er eine 2.4.1. Inwieweit fand ein Informationsaustausch und Lösung wollte, „dass vom Kaufpreis für später eine Koordinierung der Tätigkeit zwischen den allfällig auftretende Risiken keine Abschläge verschiedenen Vertretern des Freistaates im Ver‑ mehr gemacht werden können“ (Financial Times waltungsrat der BayernLB im Hinblick auf den Deutschland, 21.05.2007)? Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 11

2.6.5. Warum wurde bei der endgültigen Kaufpreisver‑ bewertet bzw. insbesondere auf Problemstellun‑ handlung am 14. Mai 2007 (vor Abschluss Due- gen im haftungsrechtlichen Bereich in mündli‑ Diligence-Phase 2) ein Kaufpreis von 1,625 Mrd. cher und/oder schriftlicher Form hingewiesen? EUR festgelegt, ohne die Möglichkeit zur nach‑ träglichen Kaufpreisreduzierung zu vereinbaren? – Wenn ja, an welche Unternehmensbereiche und/oder Mitglieder des Vorstands und/oder 2.6.6. Trifft es zu, dass ein Gewährleistungsausschluss Mitglieder des Verwaltungsrats wurden diese oder Haftungsausschluss bei vergleichbaren Informationen gerichtet? Geschäften selten und unüblich ist, und dass sich der damalige Landeshauptmann Haider dennoch – Wenn nicht, warum wurden angesichts der mit der Forderung durchgesetzt hat, was von Besonderheiten des Kaufvertrages im Bereich den Medien damit kommentiert worden ist, dass des Haftungsrechts derartige Stellungnahmen sich die Vertreter des Freistaats Bayern und der nicht vorgenommen? BayernLB „ganz offensichtlich beim Kauf von zunächst 50 % der HGAA über den Tisch ziehen“ 2.6.13. Haben die Bayerische Landesbank und/oder die (Neue Zürcher Zeitung, 24.11.2009) haben las‑ Kärntner Landesholding externe Rechtsanwälte sen? bzw. Rechtsanwaltskanzleien in Deutschland und/oder Österreich mit der Konzeption und/oder 2.6.7. Haben die beiden Mitglieder im Verwaltungsrat, der Ausgestaltung des Kaufvertrags und/oder der Staatsminister Dr. Beckstein und Prof. Dr. Kurt Prüfung bzw. Begutachtung des Kaufvertrags Faltlhauser, einen Gewährleistungsausschluss und/oder vorheriger Entwurfsfassung beauftragt? akzeptiert, und wenn ja, aus welchen Gründen? – Wenn nicht, warum wurde bei einem Erwerbs‑ 2.6.8. Trifft es zu, dass dieser Gewährleistungsaus‑ vorgang dieser Größenordnung auf die Einbe‑ schluss für die BayernLB und damit für den Frei‑ ziehung externen Sachverstands verzichtet? staat Bayern nachteilige Folgen hatte, ggf. wel‑ che? – Wenn ja, haben die externen Rechtsanwälte bzw. Rechtsanwaltskanzleien in Deutschland 2.6.9. Wie ist zu erklären, dass der frühere Kärntner und/oder Österreich den Vorstand der Baye‑ Landeshauptmann Jörg Haider infolge des Tref‑ rischen Landesbank und/oder Mitglieder des fens mit den früheren Staatsministern Dr. Beck‑ Verwaltungsrats über die Ergebnisse einer stein und Prof. Dr. Faltlhauser und der „Spitze Prüfung bzw. Begutachtung, insbesondere auf der BayernLB“ (SZ, 19.05.2007) presseöffentlich mögliche haftungsrechtliche Problemstellun‑ erklärte „Kärnten wird reich“ (SZ, 28.11.2009) gen, hingewiesen? Welche Stellungnahmen und ankündigte, „dass die BayernLB den Kauf‑ und/oder Entscheidungen seitens des Vorstands preis nicht nachverhandeln könne“ (Financial der BayernLB und/oder der involvierten Ver‑ Times Deutschland, 21.05.2007)? waltungsratsmitglieder wurden hierdurch ver­ anlasst? Wann und in welchem Umfang wur‑ 2.6.10. Hatten die Mitglieder des Verwaltungsrats der den die Mitglieder des Verwaltungsrats hierü‑ BayernLB Kenntnis vom beabsichtigten und ber sowie über etwaige Reaktionen seitens des unterzeichneten Inhalt und Wortlaut des Kauf‑ Vorstands der BayernLB informiert? vertrags und sämtlicher seiner Anlagen bzw. Nebenabreden („side letter“) zum Ankauf einer 2.6.14. Weshalb hat der Vorstand eine Kaufpreisdifferenz Beteiligung der HGAA durch die BayernLB, ggf. zugunsten der Investorengruppe von Dr. Ber­ inwieweit und ab welchem Zeitpunkt? lin von über 80 Mio. EUR bei einer bestehen‑ den Kaufoption bis zum 30. Juni 2007 in Kauf 2.6.11. Welche Unternehmensbereiche/Organisationsein- genommen und den Kredit an die Investoren‑ heiten in der Bayerischen Landesbank haben gruppe Berlin ausgereicht? Wurde der Verwal‑ den Kaufvertrag zwischen der Kärntner Lan‑ tungsrat darüber informiert? des- und Hypothekenbank – Holding (Kärntner Landesholding) und der BayernLB ausgearbeitet 2.6.15. Wurde der Verwaltungsrat darüber informiert, bzw. waren in die Konzeption des Vertrages ein‑ dass die Finanzierung der Kaufpreisoption von gebunden? Dr. Berlin erst realisiert werden konnte, nachdem die Landesbank ein bindendes Angebot abge‑ 2.6.12. Welche Unternehmensbereiche der Bayerischen geben hatte und damit die Finanzierung für die Landesbank haben die Inhalte des Kaufvertrages Investorengruppe von Dr. Berlin gesichert wer‑ überprüft (d. h. im Sinne einer „Zweitbegutach‑ den konnte? tung im Vier-Augen-Prinzip“)? Haben Bereiche und/oder Mitarbeiter der Bayerischen Landes‑ 2.6.16. Wie lauteten die Nebenabreden zum Kaufvertrag bank einzelne Inhalte des Kaufvertrags kritisch („side letter“) und trifft es zu, dass Preisnachver‑ Seite 12 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

handlungen und Gewährleistung nur im Fall eines verweigerte (Der Spiegel, 19.12.2009), wenn ja, Betrugs durch den Verkäufer zugelassen waren, aus welchen Gründen? wenn ja, was waren die Gründe hierfür? 2.7.3. Trifft es zu, dass der frühere bayerische Minister‑ 2.6.17. Erlangten die Mitglieder des Verwaltungsrats präsident Dr. Edmund Stoiber im August 2007 in der BayernLB Kenntnis von einem ggf. verein‑ persönlichen Kontakten mit dem damaligen kro‑ barten Gewährleistungsausschluss und/oder wei‑ atischen Premierminister Sanader auf die Zustim‑ teren Sonderrechten für den Verkäufer, ggf. zu mung der Kroatischen Nationalbank zum Ankauf welchem Zeitpunkt? der HGAA-Anteile durch die BayernLB mittels „politischem Druck“ (Der Spiegel, 28.12.2009) 2.6.18. Wie wurde der Kaufpreis ermittelt? Welche Per­ hinwirkte, wenn nein, wie erklärt es sich, dass der sonen waren in die Kaufpreisermittlung einge‑ Präsident der Kroatischen Nationalbank, Zeljko bunden, wann und wie wurde der Verwaltungsrat Rohatinski, den ehemaligen Bayerischen Minis‑ hierüber informiert und welche Entscheidungen terpräsidenten Dr. Edmund Stoiber im Dezem‑ wurden daraufhin ggf. getroffen? ber 2009 in diesem Zusammenhang lt. Presse‑ mitteilungen der „Unwahrheit“ (Der Spiegel, 28.12.2009) bezichtigte? 2.6.19. Trifft es zu, dass die erfolgte Zahlung für die Be­teiligung „etwas höher ausfiel als anvisiert“, nämlich 1,625 Mio. EUR anstelle von 1,5 Mio. 2.7.4. Wie erklärt es sich, dass dem früheren bBayeri‑ EUR (SZ, 23.05.2007), obwohl in der Vorstands‑ schen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber sitzung der BayernLB am 24.04.2007 bei wert‑ anlässlich eines Besuchs beim damaligen kroati‑ mindernden Abweichungen aufgrund des noch schen Premierminister Sanader im August 2007 andauernden Prüfungsprozesses über Stärken von den Medien ein aus diplomatischer Sicht und Schwächen des Objekts (Due Diligence) eine „unangebrachtes Verhalten“ (Der Spiegel, 28.12. Kaufpreisminderung von maximal 100 Mio. EUR 2009) und ein „äußerst respektlos(es)“ (Der Spie‑ vorgesehen war? War dies den Verwaltungsrats‑ gel, 28.12.2009) öffentliches Gebaren beschei‑ mitgliedern bekannt, ggf. zu welchem Zeitpunkt? nigt wurde?

2.6.20. War dem Verwaltungsrat bekannt bzw. von ihm 2.7.5. Standen die Reisen des früheren Staatsministers genehmigt, dass das gelegte Angebot von 1,6 Huber nach Zagreb im Jahre 2007 im Zusammen‑ Mrd. EUR einen Abschlag von 100 Mio. EUR hang mit dem Kauf der HGAA? (Wertpapiere, Immobilien etc.) und eine Kauf‑ preisobergrenze beinhaltete? 2.7.6. Trifft es zu, dass der frühere bayerische Minister‑ präsident Dr. Edmund Stoiber in einem Schreiben an und in Äußerungen gegenüber dem damaligen 2.6.21. Welche Garantien wurden im Erwerbsvertrag kroatischen Premierminister Sanader und/oder zulasten der Verkäufer eingebaut? Gibt es eine gegenüber anderen kroatischen Stellen und/oder Aktiva-Bestandsgarantie und eine Eigenkapi‑ mittels anderer öffentlicher Mitteilung in den talgarantie zum Übernahme-Stichtag? Medien einen Schaden für die guten Beziehungen zwischen Kroatien und Bayern ankündigte, falls 2.6.22. Welche Fragen, Interventionen oder Stellungnah‑ die Kroatische Nationalbank ihre Haltung nicht men gab es in den Verwaltungsratssitzungen der aufgebe und die Unterstützung des Freistaats BayernLB durch die an den Sitzungen teilneh‑ Bayern für den angestrebten EU-Beitritt Kroati‑ menden Vertreter der deutschen Bankenaufsicht ens mit der Zustimmung der dortigen National‑ zum Thema Kauf der HGAA? bank verknüpfte?

2.7. Sonstige Fragen im Zusammenhang mit der 2.7.7. Stand die Verleihung des Bayerischen Verdienst‑ Übernahme der HGAA durch die BayernLB ordens durch den früheren bayerischen Minister‑ präsidenten Dr. Edmund Stoiber an den damali‑ 2.7.1. Welche Kontakte, Gespräche und Schriftwech‑ gen kroatischen Premierminister Sanader im Juli sel ggf. mit welchem Inhalt erfolgten zwischen 2007 in Zusammenhang mit der angestrebten dem früheren Ministerpräsidenten Dr. Edmund Zustimmung der Kroatischen Nationalbank im Stoiber und Vertretern der kroatischen Regie‑ Hinblick auf den Erwerb von Anteilen an der rung und/oder der Kroatischen Nationalbank im HGAA, wenn ja, inwiefern? Zusammenhang mit dem Beteiligungserwerb an der HGAA? 2.7.8. Trifft es zu, wie vom damaligen Aufsichtsratsvor‑ sitzenden der Kärntner Landesholding Martinz 2.7.2. Trifft es zu, dass die Kroatische Nationalbank ihre im Sommer 2007 z. B. im Kärntner Untersu‑ erforderliche Genehmigung zur Beteiligung der chungsausschuss erklärt, dass durch den dama‑ BayernLB an der HGAA im Juli 2007 zunächst ligen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 13

„himself“ (Der Spiegel, 28.12.2009) gegen das 3.1.2. Trifft es zu, dass schon im Mai 2007 bei der angekündigte Veto der Kroatischen Nationalbank BayernLB eine „Kapitalerhöhung über 500 Mio. interveniert wurde? EUR“ vorbereitet wurde (SZ, 25.05.2007), von der der Freistaat Bayern 50 % zu leisten hatte? 2.7.9. Trifft es zu, dass vonseiten der BayernLB Anfang September 2007 ein „neuer Übernahmeantrag“ 3.1.3. Trifft es zu, dass lt. Pressemeldungen „aus Krei‑ (Financial Times Deutschland, 28.08.2007) sen nahe der BayernLB verlautete“, „eine Kapi‑ gestellt wurde, um die Genehmigung der Kroati‑ talerhöhung stelle kein Problem dar. Es sei bereits schen Nationalbank zu erhalten? beim Einstieg des Instituts klar gewesen, dass die Hypo wohl frische Mittel benötigen würde“ 2.7.10. Zu welchem Zeitpunkt und aus welchen Gründen (Financial Times Deutschland, 29.06.2007), ab gab die Kroatische Nationalbank ihre ablehnende wann hatten ggf. die Mitglieder des Verwaltungs‑ Haltung zum Erwerb von Anteilen an der HGAA rats der BayernLB hiervon Kenntnis und welche durch die BayernLB auf und erteilte ihre Geneh‑ Maßnahmen wurden von den Mitgliedern im Ver‑ migung? waltungsrat, insbesondere von den Vertretern des Freistaats Bayern, der BayernLB ggf. hieraufhin veranlasst? 2.7.11. Trifft es zu, dass Dr. Tilo Berlin schon Ende April 2007 von der BayernLB die Anfrage erhielt, „ob er nicht den Interimschef der HGAA, Siegfried 3.1.4. Trifft es zu, dass Ende des Jahres 2007 eine wei‑ Grigg, ablösen wolle“ (SZ, 19.05.2007), und hat‑ tere Kapitalerhöhung für die HGAA in Höhe von ten Mitglieder des Verwaltungsrats der BayernLB rund 450 Mio. Euro durch die BayernLB geleistet hiervon Kenntnis, ggf. ab wann? werden musste, wann erhielten die Mitglieder des Verwaltungsrats der BayernLB Kenntnis hierü‑ ber und welche Maßnahmen wurden von ihnen 2.7.11.1. Welche Gründe gab es für diese Entscheidung, die in diesem Zusammenhang, ggf. wann und durch von der Süddeutschen Zeitung als „eine außerge‑ wen, veranlasst? wöhnliche Wahl“ (SZ, 19.05.2007) bezeichnet wurde, und sind dem Verwaltungsrat die Gründe 3.1.5. Trifft es zu, dass eine weitere Kapitalerhöhung dargelegt worden? bei der HGAA in Höhe von 700 Mio. EUR aus‑ schließlich von der BayernLB, die zu diesem 2.7.12. Hatten Mitglieder des Vorstands und/oder des Zeitpunkt 57 % der Anteile hatte, und nicht von Verwaltungsrats Kenntnisse über angebliche Par‑ den weiteren Anteilseignern getragen wurde teispenden von Deutschland nach Kärnten im (Neue Zürcher Zeitung, 06.12.2008), wenn ja, Zusammenhang mit dem Kauf der HGAA? was waren die Gründe hierfür?

3. PHASE NACH DEM KAUF: 3.1.6. Wie wurden die Beteiligung selbst, die Ziele, die Arbeit und die Methoden dieser Auslandstochter Fragen zur Eindämmung des Risikos, zum von Vorstand und Verwaltungsrat der BayernLB Krisenmanagement und zur Information begleitet? des Parlaments und der Öffentlichkeit durch Organe der BayernLB oder der Staatsregie- 3.2. Krisenmanagement, Vergrößerung des Scha- rung dens, Schadenersatzansprüche

3.1. Der Untersuchungsausschuss soll alle Zah- 3.2.1. Trifft es zu, dass mit dem Kauf der HGAA im lungsströme der BayernLB samt Tochterun- Jahre 2007 und der bis in den Winter 2008/2009 ternehmen mit der HGAA und deren Tochter- fortgesetzten Kapitalerhöhungen und Kredit‑ unternehmen im Zeitraum Mai 2007 bis zum gewährungen in Milliardenhöhe zugunsten der Verkauf zum symbolischen Preis von EUR Tochter HGAA mit Wissen und Zustimmung des 1,- an die Republik Österreich im Dezember Verwaltungsrats für die BayernLB erhebliche 2009 aufzeigen. Dazu gehören die Zeichnung Klumpenrisiken eingegangen wurden? Wenn ja, von Ergänzungskapital, Kapitalerhöhungen welches waren die Gründe, die die Gremien zu bei der HGAA und/oder deren Töchtern sowie dieser Maßnahme veranlasst haben? Wenn ja, Kreditgewährungen an die HGAA und/oder wurde gegen gesetzliche Verbote verstoßen? deren Tochterunternehmen 3.2.2. Welche Informationen hatten der Vorstand und 3.1.1. Welche Maßnahmen wurden vom Vorstand und der Verwaltungsrat der BayernLB über die Ent‑ Verwaltungsrat nach der Entscheidung zum wicklung der Geschäftssituation bei der HGAA Erwerb der HGAA zur Umsetzung des HGAA- seit dem Closing im Oktober 2007, beispielsweise Erwerbs und seiner Finanzierung ergriffen? im Hinblick auf die Entwicklung der Kreditrisi‑ Seite 14 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

kovorsorge, Wertberichtigungsbedarfe, Eigenka‑ ratsmitglieder zu welchem Zeitpunkt über die pitalsituation, ggf. zu welchem Zeitpunkt? Gründe für die Kapitalerhöhungen, die zugrunde liegende Geschäftsentwicklung und die damit 3.2.3. Wurden seit Oktober 2007 Änderungen bei der zusammenhängenden Perspektiven informiert? Ausgestaltung des Risikomanagements bei der HGAA veranlasst und inwieweit wurde der Ver‑ 3.2.13. Waren aufseiten des Verwaltungsrats oder der waltungsrat hierüber ggf. unterrichtet? Staatsregierung Warnungen, Hinweise oder Emp­ fehlungen (von wem?) bekannt, die im Dezem‑ 3.2.4. Wann und von wem erfuhr Ministerpräsident ber 2008 durchgeführte Aufstockung des Eigen‑ See­hofer erstmals von Problemen der BayernLB kapitals bei der HGAA um 700 Mio. EUR nicht mit der HGAA? vorzunehmen, solange noch nicht klar sei, wel‑ che weiteren Risiken in der HGAA vorhanden 3.2.5. Wann und von wem erfuhr das Mitglied des Ver­ sind? Wenn ja, seit wann und wie wurde darauf waltungsrats der BayernLB, Staatsminister Fah‑ reagiert? renschon, erstmals von Problemen der BayernLB mit der HGAA? 3.2.14. Wurden in der 85. Sitzung des Verwaltungsrats der BayernLB am 29.11.2008 von der Deutschen 3.2.6. Erlangte Staatsminister Fahrenschon schon in Bundesbank Empfehlungen und Anregungen im seiner Amtszeit als Staatssekretär im Finanzmi‑ Zusammenhang mit der Eigenkapitalzuführung nisterium (ab 16. Oktober 2007) von Problemen der BayernLB für die HGAA i. H. v. 700 Mio. der BayernLB mit der HGAA Kenntnis, wenn ja, EUR gegeben? wann und welche Informationen waren dies ggf.? 3.2.14.1. Welche Bedeutung wurde diesen Empfehlungen 3.2.7. Wann und von wem erfuhren die Mitglieder des und Anregungen der Deutschen Bundesbank Verwaltungsrates der BayernLB, Staatsminis‑ zugemessen bzw. hatten diese Empfehlungen und ter Zeil und die Staatssekretäre Weiß und Eck, Anregungen eine ausschlaggebende bzw. ent‑ erstmals von Problemen der BayernLB mit der scheidungsrelevante Bedeutung für die Eigenka‑ HGAA? pitalzuführung? 3.2.8. Haben die Mitglieder des Verwaltungsrats, ins­ besondere die Vertreter des Freistaats Bayern, 3.2.14.2. Auf welcher Informationsgrundlage hat die Maßnahmen ergriffen, um zu prüfen, ob der Kauf Deutsche Bundesbank die am 29.11.2008 aus‑ der HGAA bspw. wegen arglistiger Täuschung gesprochenen Empfehlungen und Anregungen angefochten oder in sonstiger Weise rückgängig vorgenommen? Hat die Deutsche Bundesbank gemacht werden konnte, ggf. wann und welche? hierüber in der Sitzung des Verwaltungsrats am 29.11.2008 Auskunft bzw. Hinweise gegeben? 3.2.9. Was und zu welchem Zeitpunkt haben Mitglieder des Vorstands, des Verwaltungsrats, der Staats‑ 3.2.15. Haben zur Vorbereitung der Kapitalerhöhung im regierung über das Projekt „Jointly Successful“ Dezember 2008 auf Ebene des Vorstands und/ erfahren? Welche Risikoeindämmungs- und Risi‑ oder von einzelnen Verwaltungsratsmitgliedern kovermeidungsmaßnahmen wurden auf Basis des Gespräche und/oder Abstimmungen mit der Deut‑ Projektes „Jointly Successful“ getroffen? schen Bundesbank und/oder der BaFin und/ oder österreichischen Bankaufsichtsbehörden (d. h. 3.2.10. Was und zu welchem Zeitpunkt wussten Mit‑ Oesterreichische Nationalbank, Finanzmarkt­ glieder des Vorstands, des Verwaltungsrats, der aufsicht) und/oder dem österreichischen Finanz‑ Staatsregierung über Probleme beim Auslandsen‑ ministerium stattgefunden? gagement der HGAA in Liechtenstein? 3.2.15.1. Sofern derartige Gespräche stattgefunden haben, 3.2.11. Was und zu welchem Zeitpunkt wussten Mit‑ wann und von wem wurden die Mitglieder des glieder des Vorstands, des Verwaltungsrats, der Verwaltungsrats über die Inhalte und Ergebnisses Staatsregierung über Vorwürfe der Geldwäsche dieser Gespräche informiert? Wenn ja, in wel‑ im Zusammenhang mit dem Auslandsengage‑ chem Umfang wurden die Mitglieder des Verwal‑ ment der HGAA in Liechtenstein und Kroatien? tungsrats hierüber informiert?

3.2.12. Zu welchen Zeitpunkten und in welcher Höhe hat 3.2.16. Wurde die Höhe des Eigenkapitalzuführungs‑ die BayernLB bei der HGAA Kapitalerhöhungen betrages i. H. v. 700 Mio. EUR sowie die auf‑ durchgeführt und was waren die Gründe, warum sichtsrechtliche Notwendigkeit dieser Maßnahme sich die anderen Anteilseigner nicht an allen durch die Deutsche Bundesbank und/oder BaFin Kapitalerhöhungen beteiligt haben? Inwieweit überprüft? Wenn ja, welche Informationen lagen bzw. in welcher Form wurden die Verwaltungs‑ dem Vorstand und Verwaltungsrat hierzu vor? Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 15

3.2.17. War seitens des Verwaltungsrats oder der Staats‑ 3.2.21. Haben die Deutsche Bundesbank und/oder die regierung der Inhalt des Gutachtens der OeNB BaFin den Vorstand der BayernLB und/oder (Oesterreichischen Nationalbank), welches Vo- Mitglieder des Verwaltungsrats über ihre auf raussetzung für die Gewährung des Partizipati‑ der Grundlage des Berichts der Oesterreichi‑ onskapitals war, bekannt? Wenn ja, ab wann? schen Nationalbank getroffenen Einschätzungen und/oder Schlussfolgerungen über die Lage der 3.2.17.1. Welche Inhalte hatte der der Eigenkapitalzu‑ HGAA und/oder die Notwendigkeit der Eigen‑ führung zugrunde liegende Prüfungsbericht der kapitalzuführung in vorgenannter Höhe von Oesterreichischen Nationalbank vom Dezem‑ 700 Mio. EUR mündlich und/oder schriftlich in ber 2008, in dem die HGAA als „not distressed“ Kenntnis gesetzt? bewertet wurde? 3.2.22. Haben die Deutsche Bundesbank und/oder BaFin die Inhalte des Prüfungsberichts der Oesterreichi‑ 3.2.17.2. Wurde das Prüfungsurteil der Oesterreichischen schen Nationalbank bzw. die darin enthaltenen Nationalbank über die HGAA bzw. die Klassi‑ Prüfungsfeststellungen mit dem Vorstand der fizierung der HGAA als „not distressed“ durch Bayerischen Landesbank und/oder Mitgliedern die Deutsche Bundesbank und/oder die BaFin des Verwaltungsrats erörtert? Wenn ja, wann überprüft? Wenn ja, zu welchem Ergebnis sind ist dies erfolgt? Welche Personen waren hierbei die Deutsche Bundesbank und/oder die BaFin aufseiten der Bayerischen Landesbank invol‑ im Rahmen dieser Prüfungen gelangt und wel‑ viert? Welche Inhalte und Ergebnisse hatten diese che Informationen lagen dem Verwaltungsrat und Gespräche? Vorstand diesbezüglich vor? 3.2.23. Welche Vorgaben zur Risikokontrolle bei der 3.2.18. Hatte die Deutsche Bundesbank und/oder BaFin HGAA wurden (von wem?) gegeben und wel‑ Kenntnis von den Prüfungshandlungen der Oes‑ che Maßnahmen von den Organen der BayernLB terreichischen Nationalbank bei der HGAA seit oder der Bankenaufsicht zur Überwachung ihrer den Kapitalmaßnahmen im Dezember 2008? Einhaltung getroffen? Waren die Deutsche Bundesbank und/oder die BaFin in die Prüfung der Oesterreichischen Nati‑ 3.2.24. Welches Ergebnis brachte das im zweiten Halb‑ onalbank involviert bzw. haben Vertreter/Mitar‑ jahr 2009 bei der HGAA durchgeführte Asset- beiter der Deutschen Bundesbank und/oder der Screening, wann und inwieweit wurde der Ver‑ BaFin an dieser Prüfung mit teilgenommen? waltungsrat hierüber informiert? Wurden darauf‑ hin im Verwaltungsrat Entscheidungen getroffen 3.2.18.1. Wurde der Vorstand bzw. Verwaltungsrat ggf. und ggf. welche? darüber unterrichtet? 3.2.25. Zu welchem Zeitpunkt nach Abschluss des Kauf‑ 3.2.19. Wann lagen Entwurfsfassungen des Berichts vertrags benötigte die HGAA zusätzliches Eigen‑ der Oesterreichischen Nationalbank sowie die kapital, wann wurde der Verwaltungsrat der Bay‑ Endfassung dieses Berichts der Deutschen Bun‑ ernLB jeweils darüber informiert und in welcher desbank und/oder der BaFin vor? Wann, von Höhe wurde der Kapitalbedarf jeweils beziffert? wem und mit welchem Ergebnis wurden diese Welches Vorgehen war von Vorstand und Verwal‑ Berichte, d. h. Entwurfsfassungen des Oesterrei‑ tungsrat im Hinblick darauf geplant? chischen Nationalbank-Prüfungsberichts sowie der Abschlussbericht­ in der Bayerischen Landes‑ 3.2.26. Forderte Staatsminister Fahrenschon die Zeugen‑ bank ausgewertet? Wann wurden Vorstand und aussagen und Verhandlungen des Untersuchungs‑ Verwaltungsrat ggf. hierüber informiert? ausschusses im Kärntner Landtag an, wenn nein, warum nicht? 3.2.20. Wurden die Deutsche Bundesbank und/oder die BaFin während der Prüfungsverhandlungen der 3.2.27. Was und zu welchem Zeitpunkt haben Mitglie‑ Oesterreichischen Nationalbank bei der HGAA der des Vorstands, des Verwaltungsrats und/oder von der Oesterreichischen Nationalbank und/ der Staatsregierung von den Sonderuntersuchun‑ oder der österreichischen Finanzmarktaufsicht gen von Wirtschaftsprüferin Corinna Linner zum und/oder anderen Stellen über Prüfungsfeststel‑ Erwerb der HGAA und den Untersuchungen der lungen und/oder aufsichts- und/oder geldwäsche‑ Wirtschaftsprüfungskanzleien bei der HGAA rechtliche Problemstellungen schriftlich und/ zwischen Mai 2007 und Dezember 2009 erfah‑ oder mündlich vorab informiert? Wenn ja, wel‑ ren? Welche Maßnahmen sind auf Basis dieser che bankaufsichtlichen Maßnahmen wurden von Erkenntnisse durch den Verwaltungsrat eingelei‑ der Deutschen Bundesbank und/oder der BaFin tet worden? Wurden das Parlament und die Kont- hierauf gegenüber der Bayerischen Landesbank rollkommission zur Begleitung der Krise der veranlasst? BayernLB vollständig und zeitnah informiert? Seite 16 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

3.2.27.1. Warum wurde von Staatsminister Georg Fahren‑ 3.2.27.15. Beschäftigt das Finanzministerium fachlich schon eine externe Wirtschaftsprüferin bestellt? genügend geeignete und kompetente Mit­arbeiter bzw. Beamte, die Frau Linners Prüfauftrag hätten 3.2.27.2. Was waren die Gründe für die Auswahl der Wirt‑ ausführen können? Wenn ja, warum wurde Frau schaftsprüferin Linner und wie kam es zu ihrer Linner beauftragt? Bestellung als Beraterin? 3.2.27.16. Hatte die Wirtschaftsprüferin Linner während 3.2.27.3. Waren andere Personen ebenfalls in der Auswahl, ihrer Tätigkeit regelmäßigen Kontakt mit den ggf. welche? Mitgliedern von Vorstand und Verwaltungsrat?

3.2.27.4. Gab es ein Ausschreibungsverfahren, wenn ja, 3.2.27.17. Wie oft, mit wem namentlich und wann hatte die mit welchem Ergebnis? Wirtschaftsprüferin Linner während ihrer Tätig‑ keit mit Vertretern der Staatsregierung Kontakt? 3.2.27.5. Trifft es zu, dass sich – wie die FAZ am 28.10.09 berichtete – „Linner im Juli 2008 noch um eine 3.2.27.18. Erhielt Staatsminister Fahrenschon Zwischenbe‑ hochdotierte Beschäftigung bei der HGAA richte von Frau Wirtschaftsprüferin Linner? beworben hat, angeblich mit Rückendeckung der bayerischen Politik“? Was waren ggf. die Hinter‑ 3.2.27.19. Kannte Staatsminister Fahrenschon den Bericht gründe und hatten Mitglieder des Verwaltungsrats der Wirtschaftsprüferin Linner vor den anderen hiervon Kenntnis, ggf. zu welchem Zeitpunkt? Mitgliedern des Verwaltungsrats der BayernLB?

3.2.27.6. Gab es Empfehlungsschreiben von Mitgliedern 3.2.27.20. Wie lautete der Bericht der Wirtschaftsprüferin der Staatsregierung und/oder des Verwaltungsrats Linner über den Erwerb der HGAA und welche der BayernLB, ggf. von wem? Unterlagen und/oder Informationsquellen hatte sie hierzu zur Verfügung? 3.2.27.7. Trifft es zu, dass der Auftrag an die Wirtschafts‑ prüferin Linner bis zum Inkrafttreten des neuen 3.2.27.21. Gab es mehrere Fassungen, ggf. vorläufige, des Bayerischen Landesbankgesetzes befristet war? Berichts der Wirtschaftsprüferin Linner, und wie lauteten diese ggf.? 3.2.27.8. Wie lautete der genaue Auftrag an die Wirt‑ schaftsprüferin Linner? 3.2.27.22. In welcher Form und wie nahm die BayernLB zu dem Bericht der Wirtschaftsprüferin Linner Stel‑ 3.2.27.9. Weshalb ist das Gutachten der Wirtschaftsprü‑ lung? ferin Linner weder mit einer Auftragsdefinition noch mit Stempel und Unterschrift versehen? 3.2.27.23. Ist es zutreffend, dass, wie die Süddeutsche Zei‑ tung vom 14.12.2009 berichtet, die Wirtschafts‑ 3.2.27.10. Erteilte Staatsminister Fahrenschon der Wirt‑ prüferin Linner in der Verwaltungsratssitzung der schaftsprüferin Linner den Auftrag, die Vorgänge BayernLB vom 21. Juli 2009 „stark unter Druck um den Kauf der HGAA zu prüfen? gesetzt“ wurde und ggf. von wem?

3.2.27.11. Wenn ja, wann und weshalb und in welcher Form 3.2.27.24. Trifft es zu, dass die Wirtschaftsprüferin Linner wurde dieser Prüfungsauftrag an Frau Wirt‑ in dem von ihr abgegebenen Bericht zunächst zur schaftsprüferin Linner gegeben? Schlussfolgerung kam, es sei „fraglich, ob die Beteiligten ihrer Sorgfaltspflicht gerecht wurden“ 3.2.27.12. Wann erlangte der Verwaltungsrat Kenntnis von (SZ, 14.12.2009)? dem Prüfungsauftrag an Frau Wirtschaftsprüferin Linner? 3.2.27.25. Trifft es zu, dass die Wirtschaftsprüferin Linner „von Landesbank-Chef Michael Kemmer und 3.2.27.13. Wusste Ministerpräsident Seehofer ggf. von den Aufsehern der Staatsbank einschließlich diesem konkreten Prüfungsauftrag, wenn ja, ab Fahrenschon selbst bedrängt“ wurde, „kritische wann? Anmerkungen zurückzuziehen“, „durch die sonst bedeutende CSU-Politiker und Manager belastet 3.2.27.14. Hatten die anderen Ressorts der Staatsregierung worden wären“ (SZ, 14.12.2009)? und die Mitglieder des Verwaltungsrats der Bay‑ ernLB Kenntnis, ggf. wann, von der bevorstehen‑ 3.2.27.26. Trifft es zu, dass die Wirtschaftsprüferin Lin‑ den bzw. erfolgten Bestellung der Wirtschaftsprü‑ ner ihre Schlussfolgerung zurückzog, allerdings ferin Linner, und haben sie ggf. zugestimmt, ggf. ihren Bericht ansonsten nicht veränderte? Falls wann? ja, was waren die Gründe dafür? Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 17

3.2.27.27. Lag ihr Bericht vor der endgültigen Fassung in 3.2.31. Wie wurde vom Verwaltungsrat die Geschäftspo‑ Entwurfsform vor, und wenn ja, mit welchen Ver‑ litik der BayernLB hinsichtlich einer Expansion waltungsrats- und Vorstandsmitgliedern wurden in Mittel-, Ost- und Südeuropa mittelbar durch ggf. ein oder mehrere Entwürfe diskutiert? die Beteiligung an der HGAA auf welche Art und Weise und mit welchen Methoden veranlasst, 3.2.27.28. Wurde über die Prüfungsaufträge an die Wirt‑ begleitet oder befördert? schaftsprüferin im Kabinett berichtet, ggf. wann? 3.2.32. Bestehen Schadensersatzansprüche gegenüber den Verkäufern der HGAA-Anteile, gegenüber 3.2.28. Trifft es zu, dass Staatsminister Georg Fahren‑ den Mitgliedern des Vorstandes der BayernLB schon im Sommer 2009 eine Rechtsanwaltskanz‑ und der HGAA, gegenüber den Aufsichtsorganen lei beauftragte, mögliche Schadensersatzansprü‑ der BayernLB und der HGAA sowie gegenüber che zu prüfen, ggf. welche Kanzlei? Mitgliedern der Staatsregierung?

3.2.28.1. Wurde über die Prüfungsaufträge an die Rechts‑ 3.2.32.1. Besteht eine Verpflichtung für die Mitglieder anwaltskanzlei im Kabinett berichtet, ggf. wann? des Verwaltungsrats der BayernLB und/oder der Staatsregierung im Rahmen ihrer Vermögensbe‑ 3.2.28.2. Warum wurde das Parlament über die Beauftra‑ treuungspflichten, ggf. Schadensersatzansprüche gung der Kanzlei Hengeler-Mueller zur Erstel‑ gegenüber Mitgliedern des Vorstands geltend zu lung eines Rechtsgutachtens durch Staatsminis‑ machen und/oder Rückabwicklungsansprüche ter Georg Fahrenschon erst am 09.12.09 infor‑ ggf. wegen rechtlich zu ahndender Delikte wie miert? z. B. Betrug durchzusetzen?

3.2.28.3. Erfolgte die Beauftragung der Rechtsanwalts‑ 3.2.32.2. Welche Maßnahmen wurden von den Mitgliedern kanzlei vor der Verwaltungsratssitzung am 21. des Verwaltungsrats der BayernLB sofort nach Juli 2009 oder danach? Bekanntwerden der ersten öffentlichen Vorwürfe im Zusammenhang mit der HGAA gegen sie ergriffen? 3.2.28.4. Wurde die Rechtsanwaltskanzlei auch beauftragt, die Möglichkeiten einer Anfechtung bspw. wegen 3.2.32.3. Wurde für die Mitglieder im Vorstand und Ver‑ arglistiger Täuschung oder von Schadensersatz‑ waltungsrat eine Haftpflichtversicherung (D&O ansprüchen oder von Rückabwicklungsmöglich‑ Versicherung) abgeschlossen? keiten im Zusammenhang mit dem Erwerb der HGAA zu prüfen, und wie lautete ggf. der genaue 3.2.33. Führte die Übertragung der HGAA-Anteile der Auftrag? BayernLB an die Republik Österreich dazu, dass keine Aussicht mehr auf eine erfolgreiche 3.2.28.5. War diese Kanzlei vorher im Auftrag der Bay‑ Anfechtung des Kaufvertrags besteht und eine ernLB und/oder HGAA tätig, ggf. wann und mit Rückabwicklung nicht mehr erfolgen konnte welchem Auftrag? bzw. kann?

3.2.28.6. Ab wann war Ministerpräsident Seehofer über 3.2.34. Trifft es zu, dass sich der Vorstandsvorsitzende die Beauftragung der Kanzlei Hengeler-Mueller Dr. Kemmer laut Handelsblatt dahingehend geäu‑ informiert? ßert hat, dass die Hypo Group Alpe Adria wesent‑ licher Bestandteil der BayernLB bleibe, die Toch‑ 3.2.28.7. War der Auftrag mit Ministerpräsident Seehofer ter saniert und kapitalmarktfähig gemacht werden abgestimmt bzw. erfolgte er auf seine Veranlas‑ solle? Falls ja, war Dr. Kemmers Aussage mit sung? dem Verwaltungsrat der BayernLB abgestimmt? 3.2.35. Welche Prüfungsergebnisse und Beurteilungen 3.2.29. Wurde über die Prüfungsaufträge an die Wirt‑ der HGAA und ihrer Beteiligungen durch aus‑ schaftsprüferin und an die Rechtsanwaltskanzlei ländische Aufsichtsbehörden wurden zwischen im Verwaltungsrat berichtet, ggf. wann? Mai 2007 und Dezember 2009 erstellt? Wurden diese ggf. dem Verwaltungsrat vorgelegt bzw. 3.2.30. Wurde von der Staatsregierung oder Organen der wer erlangte im Verwaltungsrat der BayernLB BayernLB im Zeitraum 2007 bis Ende 2009 eine von diesen wann Kenntnis? Prüfung der Verfassungsmäßigkeit des Bayeri‑ schen Landesbank-Gesetzes veranlasst? Gab es 3.2.36. Welche Prüfungsergebnisse und Beurteilungen juristische Gutachten/Stellungnahmen hierzu? deutscher Aufsichtsbehörden zum Auslandsenga‑ Mit welchem Ergebnis? Wer hat wann gegebe‑ gement der BayernLB lagen dem Verwaltungsrat nenfalls geprüft? Falls ja, welche Mitglieder der und Vorstand der BayernLB zwischen Mai 2007 Staatsregierung haben dies veranlasst? und Dezember 2009 vor? Seite 18 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

3.2.37. Wer war bei der „Rettung“ der HGAA im Dezem‑ 3.2.41. Werden insbesondere gegen damals Verantwort‑ ber 2009 beteiligt? Was war der Inhalt der „Ret‑ liche des Verwaltungsrats der BayernLB, die am tungsgespräche“ Anfang Dezember 2009 zwi‑ 23.04.2007 in einem Grundsatzbeschluss ihre schen Ministerpräsident Seehofer, Bundeskanzle‑ Zustimmung zu einem ggf. überhöhten Kaufpreis rin Angela Merkel, dem Chef der Europäischen zum Erwerb von HGAA-Anteilen gaben, auf‑ Zentralbank Trichet, Bundeskanzler Faymann, grund des Vorwurfs bzgl. der Zahlung eines ggf. dem österr. Finanzminister Pröll, der Deutschen überhöhten Kaufpreises ebenfalls Ermittlungen Bundesbank, der BaFin? Welche Abmachungen geführt? wurden von wem getroffen? 3.2.42. Werden insbesondere gegen damals Verantwort‑ 3.2.38. Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen: Welche liche des Verwaltungsrats der BayernLB, die vor staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen werden im Vertragsunterzeichnung aktiv an den Vertrags‑ Zusammenhang mit dem Beteiligungserwerb an verhandlungen mit dem früheren Kärntner Lan‑ der HGAA bei der Staatsanwaltschaft München I deshauptmann Jörg Haider teilnahmen, ebenfalls geführt? Ermittlungen geführt?

3.2.38.1. Zu welchem Zeitpunkt und aus welchem Anlass 3.2.43. Trifft es zu, dass Gegenstand der Ermittlungen wurden die Ermittlungen eingeleitet? auch die Thematik ist, „weshalb Bayern-Banker Schmidt nicht nachverhandelte“ (Der Spiegel, 3.2.38.2. Wegen welcher Verdachtsmomente wird ermit‑ 19.10.2009)? telt? 3.2.44. Werden gegen die damaligen Verwaltungsratsmit‑ 3.2.38.3. Gegen welche Beschuldigten richtet sich bislang glieder, die früheren Staatsminister Dr. Beckstein das Ermittlungsverfahren „unter dem Aktenzei‑ und Prof. Dr. Faltlhauser, Ermittlungen im Hin‑ chen 320 Js 44754/09“ (FAZ, 28.10.2009)? blick auf deren mögliche Beteiligung am Inhalt des Kaufvertrags und am vertraglich vereinbarten 3.2.38.4. Ist Gegenstand der staatsanwaltschaftlichen Ausschluss der Möglichkeit von Nachverhand‑ Ermittlungen der Verdacht, dass die BayernLB lungen geführt? unter dem früheren Vorstandsvorsitzenden Wer‑ ner Schmidt die „HGAA zu einem überhöhten 3.2.45. Trifft es zu, dass Gegenstand der Ermittlungen Preis gekauft und damit der BayernLB geschadet auch ein vom früheren Vorstandsvorsitzenden haben soll“ (FAZ, 15.10.2009)? Werner Schmidt „gleich nach seinem Ausschei‑ den“ (FAZ, 20.12.2009) abgeschlossener Berater‑ 3.2.38.5. Ist Gegenstand der Ermittlungen, dass der frühere vertrag mit der HGAA für ein jährliches Berater‑ Vorstandsvorsitzende Werner Schmidt laut Spie‑ honorar in Höhe von 50.000 EUR ist? gel vom 19.10.2009 den Vermögensverwalter Dr. Berlin, dessen Investorengruppe Anteile an der 3.2.46. Liegen der Staatsanwaltschaft Erkenntnisse darü‑ HGAA hielt, „auf Druck prominenter CSU-Poli‑ ber vor, welchen Inhalt dieser Vertrag hat, inwie‑ tiker beschworen habe, an ihn zu verkaufen“? weit er in Zusammenhang mit dem Beteiligungs‑ erwerb an der HGAA steht und ob Vertreter des 3.2.38.6. Werden im Zusammenhang mit dem anteiligen Vorstands und des Verwaltungsrats der BayernLB Erwerb der HGAA Ermittlungen gegen Dr. Tilo von Abschluss und Inhalt des Vertrags Kenntnis Berlin geführt? hatten, ggf. seit wann?

3.2.39. Ist Gegenstand der Ermittlungen der Verdacht, 3.2.47. Trifft es zu, dass ein Durchsuchungsbeschluss dass der Wert der HGAA zum Zeitpunkt ihres der Staatsanwaltschaft „auf den 31. August anteiligen Erwerbs durch die BayernLB nur 2,5 2009 datiert“ (Handelsblatt, 15.10.2009) erst am Mrd. EUR (SZ, 16.10.2009) betrug und dass 14.10.2009, also erst nach der Bundestagswahl durch den Ankauf der BayernLB möglicherweise am 28.09.2009, vollzogen wurde, wenn ja, was ein Schaden in Höhe von ca. 400 Mio. EUR ent‑ waren die Gründe hierfür? standen sei? 3.2.48. Wie lange dauerte ein ggf. erforderliches Rechts­ 3.2.39.1. Trifft es zu, dass sich diese Vorwürfe gegen alle hilfeersuchen mit den Ermittlungsbehörden der Mitglieder des damaligen Vorstands richten? Republik Österreich und welche Maßnahmen wurden vom Staatsministerium der Justiz und 3.2.40. Werden auch gegen die damaligen Mitglieder des für Verbraucherschutz und von Staatsministerin Vorstands und des Verwaltungsrats der BayernLB Dr. Merk zur ggf. Beschleunigung eines solchen Ermittlungen geführt? Rechtshilfeersuchens ergriffen? Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 19

3.2.49. Hatten Mitglieder des Vorstands und/oder Ver‑ Mitglieder: Stellvertretende Mitglieder: waltungsrats der BayernLB vor dem 14.10.2009 Kenntnis über den Erlass des Durchsuchungsbe‑ CSU schlusses, ggf. ab wann? Thomas Kreuzer Hans Herold (bis 17.03.2011, (bis 13.10.2010, gemäß Drs. 16/7986) Beschluss des Landtags vom 3.2.50. Welche Vertreter der Staatsanwaltschaft beim 14.10.2010, Drs. 16/5934) OLG München und/oder Vertreter des Staatsmi‑ nisteriums der Justiz und für Verbraucherschutz Gertraud Goderbauer Andreas Lorenz hatten ab welchem Zeitpunkt Kenntnis über den (bis 13.10.2010, erlassenen Durchsuchungsbeschluss? Drs. 16/5934, erneut ab 17.03.2011, 3.2.51. Ist Gegenstand der Ermittlungen der Verdacht, Drs. 16/7986) dass strafrechtlich relevante „Insidergeschäfte“ Hans Herold Kerstin Schreyer-Stäblein zwischen dem früheren Vorstandsvorsitzenden (ab 14.10.2010, (ab 14.10.2010, der BayernLB Werner Schmidt, dem Vermögens‑ Drs. 16/5934) Drs. 16/5934) verwalter und Vertreter der späteren Anteilseigner an der HGAA Dr. Tilo Berlin und dem früheren Dr. Florian Herrmann Tobias Reiß HGAA-Aufsichts­ratsvorsitzenden Dr. Wolfgang Prof. Dr. Winfried Bausback Oliver Jörg Kulterer in Zusammenhang mit dem anteiligen SPD Erwerb von HGAA-Anteilen durch die BayernLB Harald Güller Franz Schindler getätigt wurden? Inge Aures Horst Arnold FREIE WÄHLER 3.2.52. Ist der Verdacht, „dass sich Herr Schmidt und Bernhard Pohl Prof. (Univ. Lima) Herr Berlin verschworen haben, um gemeinsam Dr. Peter Bauer am Kauf der Hypo durch die Bayerische Landes‑ bank zu profitieren, Schmidt und Berlin hätten BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sich demnach irgendwann zu Ende des Jahres Dr. Sepp Dürr Eike Hallitzky 2006 abgesprochen: Herr Berlin kauft die Aktien der Hypo auf und Herr Schmidt stellt sicher, dass FPD die Bayern sich für den Kauf einer Mehrheit an Karsten Klein Dr. Andreas Fischer der Hypo interessieren und im Zuge dessen auch Zum Vorsitzenden bestellte der Bayerische Landtag gemäß Herrn Berlin die Aktien wieder abkaufen“ (Stan‑ Art. 3 UAG den Abgeordneten Thomas Kreuzer, zum stell- dard, 12.12.2009) Gegenstand der staatsanwalt‑ vertretenden Vorsitzenden den Abgeordneten Harald Gül- schaftlichen Ermittlungen ist, ggf. wegen Versto‑ ler. Am 17. März 2011 schied Thomas Kreuzer als Mitglied ßes gegen das Wertpapierhandelsgesetz? aus dem Untersuchungsausschuss aus. Der Landtag bestellte am gleichen Tag den Abgeordneten Dr. Florian Herrmann 3.2.53. Liegen der Staatsanwaltschaft Erkenntnisse da- zum Vorsitzenden (Drs. 16/7986). rüber vor, ob und welche weiteren Personen ggf. an Absprachen im Sinne der Fragen 3.2.52 und Der Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Gabriele Pauli 3.2.53 teilnahmen? Welche Informationen hatten (Drs. 16/3248, 16/3640), welcher die Erweiterung des Un‑ Vorstand und Verwaltungsrat ggf. hierüber und zu tersuchungsausschusses auf 10 Mitglieder zum Ziel hatte, welchem Zeitpunkt? wurde mit Beschluss des Landtags vom 24. Februar 2010 abgelehnt. 3.2.54. Hatten Mitglieder des Vorstands und/oder des Verwaltungsrats der BayernLB und/oder der III. MITARBEITER UND BEAUFTRAGTE Staatsregierung Kenntnis von derartigen ggf. 1. Landtagsamt erfolgten Absprachen, ggf. ab wann? Als Sekretariat stand dem Untersuchungsausschuss das 3.2.55. Welche nachteiligen Auswirkungen hatten diese Referat P III (Recht, Europa) des Landtagsamts (Leitung: ggf. erfolgten Absprachen für den bayerischen MRin Monika Hohagen) zur Verfügung. Die Sitzungsnie‑ Staatshaushalt und die bayerischen Steuerzahler? derschriften wurden vom stenographischen Dienst erstellt. 2. Beauftragte der Staatsregierung II. ZUSAMMENSETZUNG DES UNTER- SUCHUNGSAUSSCHUSSES Als Beauftragte im Sinne des Art. 24 Abs. 2 Bayerische Ver‑ fassung nahmen Der Bayerische Landtag bestellte gemäß Artikel 4 Gesetz a) für das Bayer. Staatsministerium der Finanzen über die Untersuchungsausschüsse des Bayerischen Land‑ RDin Constanze Balzer tags (UAG) folgende Abgeordnete zu Mitgliedern bzw. stell‑ Vertreter: ORR Michael Forster (bis 27.09.2010) vertretenden Mitgliedern des Untersuchungsausschusses: ORR Cajetan Eder (ab 28.09.2010) Seite 20 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

b) für das Bayer. Staatsministerium des Innern gen des Untersuchungsausschusses sowie Zugang zu den Akten des Untersuchungsausschusses, auch soweit MDirig. Michael Ziegler sie – ohne Verschlusssachen zu sein – unter Geheim‑ Vertreter: OAR Günter Neumann haltung gestellt sind, unter der Voraussetzung, dass eine Verpflichtung zur Geheimniswahrung gemäß § 353 b c) für das Bayer. Staatsministerium der Justiz und für Ver‑ Abs. 2 Nr. 2 StGB zur Wahrung von Privat-, Betriebs-, braucherschutz Geschäfts- oder Steuergeheimnissen durchgeführt wor‑ ORR Dr. Thomas Regenfus den ist. d) für die Bayer. Staatskanzlei 2. Die von den Fraktionen benannten Mitarbeiter erhalten Zutritt zu den geheimen Sitzungen des Untersuchungs‑ MR Dr. Thomas Langer ausschusses, in denen über Verschlusssachen beraten Vertreter: RD Heinz Huber (bis 25.10.2010) wird, sowie Zugang zu den als Verschlusssachen bezeich‑ ORR Dr. Michael Koch-Schulte neten Akten des Untersuchungsausschusses unter der (ab 26.10.2010) Voraussetzung, dass sie nach den einschlägigen Regelun‑ gen für die Sicherheitsüberprüfung überprüft sowie nach e) für das Bayer. Staatsministerium für Wirtschaft, Infra‑ der Geheimschutzordnung zum Zugang zu VS ermäch‑ struktur, Verkehr und Technologie tigt und zur Geheimhaltung förmlich verpflichtet sind. RDin Gudrun Hackler Vertreter: ORR Roland Jung (bis 10.10.2010) 3. Soweit Schreibkräfte von den Fraktionsmitarbeitern Dr. Daniela Mederle (ab 11.10.2010) mit in den Akten enthaltenen Vorgängen befasst werden oder mit Vorgängen, die der Geheimhaltung unterlie‑ an den Sitzungen des Untersuchungsausschusses teil. gen, ist Voraussetzung, dass sie entsprechend dem oben Gesagten vom Landtagsamt verpflichtet wurden.“ 3. Fraktionsmitarbeiter IV. SITZUNGEN An den Arbeiten des Untersuchungsausschusses waren fer‑ ner Fraktionsmitarbeiter bzw. Mitarbeiter von Mitgliedern Der Untersuchungsausschuss führte seine Beratungen und des Untersuchungsausschusses beteiligt: Untersuchungen in 29 Sitzungen durch und zwar am a) Seitens der CSU-Fraktion 25.02.2010 12.10.2010 Dr. Tanja Benzinger 04.03.2010 13.10.2010 Thomas Ebeling 09.03.2010 21.10.2010 20.05.2010 26.10.2010 b) Seitens der SPD-Fraktion 09.06.2010 28.10.2010 Dr. Daniel Abitor 17.06.2010 09.11.2010 Udo Petzold 18.06.2010 10.11.2010 22.06.2010 12.11.2010 c) Seitens der Fraktion der Freien Wähler 24.06.2010 25.11.2010 RA Dr. Jörg Breyer 02.07.2010 30.11.2010 Daniela Löcherer (bis 16.08.2010) 06.07.2010 02.12.2010 Fabian Mehring (ab 17.08.2010) 08.07.2010 08.12.2010 27.01.2011 d) Seitens der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen 09.07.2010 28.09.2010 21.03.2011 Christoph Hau 30.09.2010 Helmut Mangold Die Beweisaufnahme war zunächst in der Sitzung vom e) Seitens der FDP-Fraktion 8. Dezember 2010 abgeschlossen worden. Nachfolgend Dr. Martina Hartl (bis 30.03.2010) wurde am 27. Januar 2011 erneut in die Beweisaufnahme Christine Ost (ab 31.03.2010) eingetreten, um die Zeugen Dr. Naser und Prof. Dr. Faltlhau‑ RA Wolfgang Vogt ser ergänzend zu vernehmen. Die Beweisaufnahme wurde sodann endgültig geschlossen. Der Untersuchungsausschuss fasste im Hinblick auf die Tätigkeit der Fraktionsmitarbeiter in seiner 1. Sitzung am Der Bericht für die Vollversammlung des Bayerischen Land‑ 25. Februar 2010 folgenden Beschluss Nr. 1: tags wurde in der Sitzung am 21. März 2011 beschlossen.

„1. Die von den Fraktionen benannten Mitarbeiter erhalten Die Verfahrensberatungen wurden entsprechend Art. 9 Abs. Zutritt zu den nichtöffentlichen und geheimen Sitzun‑ 3 UAG unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 21

Die Beweiserhebungen mittels Einvernahme von Zeugen Im Einzelnen: und Sachverständigen wurden, mit Ausnahme der unter Zif‑ fer V.3.5 aufgeführten Vernehmungen, in öffentlicher Sit‑ 1. Die zum Schreiben vom 02.03.2010 mit Auflistung in zung durchgeführt. der Staatskanzlei vorhandenen Akten (s. Anlage 1)

V. BEWEISERHEBUNG 2. Die zum Schreiben vom 03.03.2010 im Staatsministe‑ rium der Justiz und für Verbraucherschutz, in der Gene‑ 1. Geheimhaltung ralstaatsanwaltschaft in München sowie der Staatsan‑ waltschaft München I vorhandenen Akten (s. Anlage 2) Der Untersuchungsausschuss fasste in seiner 1. Sitzung am 25. Februar 2010 den Beschluss Nr. 4 betreffend die 3. Die zum Schreiben vom 04.03.2010 mit Auflistung im Geheimhaltung von Akten wie folgt: Staatsministerium des Innern in vier Themenbänden vorhandenen Akten (s. Anlage 3) „1. Die aufgrund eines Beschlusses des Untersuchungsaus‑ schusses vorgelegten Akten werden der Geheimhaltung 4. Die zum Schreiben vom 04.03.2010 mit 3 Auflistungen unterworfen, soweit dies von der Stelle verlangt wird, im Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Ver‑ die die Akten dem Untersuchungsausschuss übermittelt. kehr und Technologie zu den Themenkomplexen „Ver‑ Die Geheimhaltung kann durch Beschluss des Untersu‑ waltungsrat“, „Generalversammlung“ und „Außenwirt‑ chungsausschusses aufgehoben werden. schaft/Osteuropa“ vorhandenen Akten (s. Anlage 4)

2. Oben Gesagtes gilt auch für Verschlusssachen im Sinne 5. Die zum Schreiben vom 04.03.2010 mit Auflistung im der Geheimschutzordnung des Bayerischen Landtags; Staatsministerium der Finanzen zu den Themenkom‑ der Geheimhaltungsgrad der Verschlusssachen bestimmt plexen „Staatsaufsicht“, „Verwaltungsrat“, „General‑ sich nach § 6 Abs. 1 Geheimschutzordnung des Bay‑ versammlung“, „Aufsichtsrat HGAA“ sowie „Sonstige erischen Landtags, wobei dieser Geheimhaltungsgrad Dokumente“ vorhandenen Akten (s. Anlage 5)“ gemäß § 6 Abs. 1 Satz 2 Geheimschutzordnung für die Behandlung innerhalb des Landtags verbindlich ist. Beschluss Nr. 9 vom 20.05.2010:

3. Die unter 1. genannten Akten werden in der Registra‑ „Es werden die folgenden weiteren Akten und Unterlagen tur des Landtagsamtes aufbewahrt, sind dort einsehbar beigezogen: und werden an die berechtigten Personen gegen Emp‑ fangsbestätigung ausgehändigt. Der Entleiher hat für die Verfahrensakten der Staatsanwaltschaft München I in sichere Aufbewahrung der Akten zu sorgen. Eine Wei‑ Zusammenhang mit den Ermittlungen in Sachen Bayeri‑ tergabe an eine andere befugte Person darf nur gegen sche Landesbank / Erwerb HGAA (insbesondere Az. 406 Quittung erfolgen, die der Registratur unverzüglich Js 44754/09 nebst Parallelverfahren) aus dem Zeitraum zuzuleiten ist. 23. März 2010–20. Mai 2010, soweit diese dem Untersu‑ chungsausschuss bislang noch nicht vorgelegt wurden.“ 4. Aufgrund des Geheimhaltungsbeschlusses besteht im Hinblick auf den Inhalt der der Geheimhaltung unter‑ Beschluss Nr. 10 vom 20.05.2010: liegenden Akten die Pflicht zur Verschwiegenheit. Auf § 353 b Abs. 2 Nr. 1 StGB wird hingewiesen. „Es werden die folgenden weiteren Akten und Unterlagen beigezogen: 5. Einsicht in die der Geheimhaltung unterliegenden Akten erhalten die Mitglieder und stv. Mitglieder des UA sowie 1. Dienstreise - und Besuchstermine der Mitglieder der die von den Fraktionen für den Untersuchungsausschuss Staatsregierung sowie der Mitglieder des Verwaltungs‑ benannten Mitarbeiter, letztere nach Maßgabe des wei‑ rats der BayernLB in den Jahren 2006 und 2007 in teren Beschlusses des Untersuchungsausschusses.“ denjenigen Ländern Süd- und Osteuropas, in denen die HGAA Niederlassungen oder Tochterunternehmungen 2. Aktenbeiziehung unterhält; bei der Staatskanzlei, den jeweiligen Ministe‑ rien bzw. den Verwaltungsratsmitgliedern. Der Untersuchungsausschuss verlangte mit Beschlüssen vom 04.03., 20.05., 09.06., 08.07., 09.07., 10.11. und 25.11.2010 Dies bezieht sich auch auf Privatreisen, über die ein die Vorlage von Akten wie folgt: Aktenvermerk mit Bezug zur BayernLB / HGAA angelegt wurde. Beschluss Nr. 5 vom 04.03.2010 2. Korrespondenz (auch elektronisch) sowie Aktennotizen „Es werden die Akten und Unterlagen der Staatsregie‑ aus den Jahren 2006 und 2007 der Vertreter des Frei‑ rung beigezogen, die in den aufgrund Beschluss Nr. 3 vom staat Bayerns (Ministerien und Staatskanzlei) mit in- 24.02.2010 von den beteiligten Staatsministerien vorgeleg‑ und ausländischen Aufsichtsbehörden, mit Vertretungen ten Aktenlisten aufgeführt sind. ausländischer Staaten in Deutschland, mit Vertretungen Seite 22 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Deutschlands im Ausland bezüglich der HGAA oder Beschluss Nr. 19 vom 09.07.2010: deren Beteiligungen; bei denjenigen Ministerien, die Vertreter in den Verwaltungsrat der BayernLB beschi‑ „Es wird der folgende Bericht beigezogen: cken.

Bericht der BaFin entsprechend der Prüfungsordnung 3. Protokolle der Kommission zur parlamentarischen vom 20.05.2009 zur Prüfung der Ordnungsmäßigkeit der Begleitung der Krisenbewältigung bei der BayernLB Geschäftsorganisation auf Gruppenebene im Bereich Kredit‑ des Bayerischen Landtags, sofern sie für den Untersu‑ risikomanagement und Liquiditätsrisikomanagement gemäß chungsauftrag relevant sind; beim Bayerischen Land‑ § 44 Abs. 1 Satz 2 KWG tag.

4. Sämtliche Gutachten, Korrespondenz oder Zwischenbe‑ beim StMF, StMI und StMWIVT.“ richte der Rechtsanwaltskanzlei Hengeler-Mueller zum Thema HGAA, sofern sie für den Untersuchungsauftrag Beschluss Nr. 22 vom 10.11.2010: relevant sind; beim StMF. „Es werden die folgenden weiteren Akten und Unterlagen 5. Den Schriftverkehr zwischen BayernLB, dem StMF beigezogen: und der zum Thema HGAA beauftragten Kanzleien in Österreich, soweit dieser für den Untersuchungsauftrag relevant ist; beim StMF.“ Verfahrensakten der Staatsanwaltschaft München I in Zu‑ sammenhang mit den Ermittlungen in Sachen Bayerische Landesbank / Erwerb HGAA (insbesondere Az. 406 Js Beschluss Nr. 12 vom 09.06.2010: 44754/09 nebst Parallelverfahren) aus dem Zeitraum 1. Sep‑ tember 2010 bis 10. November 2010, soweit diese dem Un‑ „Es werden die folgenden weiteren Akten und Unterlagen tersuchungsausschuss bislang noch nicht vorgelegt wurden. beigezogen: Eine Übersendung in digitaler Form wird bevorzugt.“ Verfahrensakten der Staatsanwaltschaft München I in Zu‑ sammenhang mit den Ermittlungen in Sachen Bayerische Beschluss Nr. 23 vom 25.11.2010: Landesbank / Erwerb HGAA (insbesondere Az. 406 Js 44754/09 nebst Parallelverfahren) aus dem Zeitraum 20. Mai 2010 bis 9. Juni 2010, soweit diese dem Untersuchungsaus‑ „Es werden beim Bayerischen Staatsministerium der Finan‑ schuss bislang noch nicht vorgelegt wurden.“ zen die folgenden weiteren Akten bzw. Unterlagen beigezo‑ gen: Beschluss Nr. 13 vom 08.07.2010: Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Oppenhoff & „Es werden die folgenden weiteren Akten und Unterlagen Rädler AG über die Untersuchung als unabhängiger und beigezogen: neutraler Gutachter betreffend den Erwerb der Mehrheit der Anteile an der Hypo Alpe Adria Bank International AG, Kla‑ genfurt durch die BayernLB.“ Verfahrensakten der Staatsanwaltschaft München I in Zu‑ sammenhang mit den Ermittlungen in Sachen Bayerische Landesbank / Erwerb HGAA (insbesondere Az. 406 Js Beschluss Nr. 24 vom 25.11.2010: 44754/09 nebst Parallelverfahren) aus dem Zeitraum 9. Juni 2010 bis 8. Juli 2010, soweit diese dem Untersuchungsaus‑ „Das Staatsministerium der Finanzen, das Staatsministe‑ schuss bislang noch nicht vorgelegt wurden.“ rium des Innern und das Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie werden jeweils um Beschluss Nr. 14 vom 08.07.2010: Prüfung gebeten, ob in den Ministerien Aufzeichnungen oder Berichte gemäß den Vorgaben der „Leitlinien für die Tätigkeit staatlicher Vertreter in Aufsichtsgremien“ vorhan‑ „Es werden zum 15. September 2010 die folgenden weiteren den sind. Akten und Unterlagen beigezogen:

Verfahrensakten der Staatsanwaltschaft München I in Zu‑ Dasselbe gilt für Übersichten, aus denen sich ergibt, von sammenhang mit den Ermittlungen in Sachen Bayerische welchen Personen die Erklärung gemäß Anlage 2 der oben Landesbank / Erwerb HGAA (insbesondere Az. 406 Js genannten Leitlinien unterzeichnet wurde. 44754/09 nebst Parallelverfahren) aus dem Zeitraum 9. Juli 2010 bis 1. September 2010, soweit deren Erstellung abge‑ Sofern entsprechende Unterlagen vorhanden sind, werden schlossen ist und diese dem Untersuchungsausschuss bislang diese Akten durch den Untersuchungsausschuss beigezogen, noch nicht vorgelegt wurden.“ soweit ein Bezug zum Untersuchungsauftrag gegeben ist.“ Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 23

Weitere Akten: Vom Verlesen der Schriftstücke wurde durch Beschluss Nr. 25 vom 8. Dezember 2010 gemäß Art. 19 Abs. 2 Satz 2 Die folgenden weiteren Akten bzw. Unterlagen wurden ohne UAG Abstand genommen. vorangegangenen Beiziehungsbeschluss zum Gegenstand der Untersuchung gemacht: 3. Zeugen

1. Schriftliche Zeugenaussage von Herrn Landesrat Aufgrund entsprechender Beweisbeschlüsse vernahm der Dr. Josef Martinz. Untersuchungsausschuss 74 Personen nach Belehrung über die strafrechtlichen Folgen einer eidlichen oder uneidlichen 2. Schriftliche Zeugenaussage von Herrn Dr. Hans-Jörg Falschaussage und – soweit erforderlich – unter Hinweis auf Megymorez. gegebenenfalls bestehende Auskunftsverweigerungsrechte als Zeugen. 3. Schriftliche Zeugenaussage von Herrn Gouverneur Dr. Željko Rohatinski. Der Untersuchungsausschuss hörte zudem in den Sitzungen vom 9. Juni und 21. Oktober 2010 den Leitenden Ober‑ 4. Nachweis über die Abführung der Vergütung im Zusam‑ staatsanwalt der Staatsanwaltschaft München I, Herrn Man‑ menhang mit der Ausübung des Mandats als Verwal‑ fred Nötzel, in nichtöffentlicher Sitzung informatorisch zum tungsrat. Übermittelt von Herrn StM a. D. Prof. Dr. Kurt Stand des Ermittlungsverfahrens an. Faltlhauser. Soweit für die als Zeugen vernommenen früheren oder 5. Schreiben (mit Anlage) vom 23.10.2010 zur Entwick‑ jetzigen Mitglieder der Bayerischen Staatsregierung oder lung der Aktionärsstruktur der HGAA seit Ende 2005 Beamten bzw. Angestellten und Rechtsanwälte Aussage- bis Mitte 2008. Übermittelt von Herrn StM a. D. Prof. genehmigungen erforderlich waren, lagen diese vor. Für die Dr. Kurt Faltlhauser. als Zeugen vernommenen früheren oder jetzigen Mitglieder des Verwaltungsrats oder Vorstands der Bayerischen Lan‑ 6. Schreiben (mit Anlagen) von Herrn RA Dr. Klaus desbank lagen die Aussagegenehmigungen der Aufsichts‑ Leipold zur Zeugeneinvernahme von Herrn Dr. Mat‑ behörde der Bayerischen Landesbank (Bayerisches Staats‑ thias Hink. ministerium der Finanzen zusammen mit dem Bayerischen Staatsministerium des Innern) vor. 7. Schriftliche Zeugenaussage von Herrn Dr. Wolfgang Kulterer. Die Niederschriften der in öffentlicher Sitzung durchgeführ‑ ten Zeugenvernehmungen wurden aufgrund entsprechen- 8. Protokolle der Ministerratssitzungen mit Bezug zum der Beschlüsse des Untersuchungsausschusses der Staatsan‑ Untersuchungsauftrag. waltschaft München I, der Rechtsanwaltskanzlei Hengeler- Müller (Beschluss Nr. 16) und dem Untersuchungsausschuss Gelegenheit zur Einsichtnahme in die Ministerratspro‑ des Kärntner Landtags zur Überprüfung des Verkaufs von tokolle bestand in der 15. Sitzung des Untersuchungs‑ Anteilen der Hypo Alpe-Adria-Bank AG bzw. Hypo Group ausschusses am 30. September 2010. Vgl. hierzu das Alpe Adria durch die Kärntner Landesholding (Beschluss Gutachten des Landtagsamts zur Zulässigkeit der Bei‑ Nr. 15; vgl. hierzu auch die gutachterliche Stellungnahme ziehung von Ministerratsprotokollen durch den Unter‑ des Landtagsamts zur Akteneinsicht durch den Kärntner suchungsausschuss. Untersuchungsausschuss vom 23. April 2010) übermittelt.

3.1 Zeugeneinvernahme in alphabetischer Reihenfolge:

Wirtschaftsprüfer Hubert Barth, Ernst & Young GmbH 09.07.2010 zu den Fragen 2.1.1., 2.1.1.1., 2.1.1.2., 2.1.1.4, 2.1.3., 2.1.4., 2.1.6., 2.1.7., 2.1.8., 2.1.9., 2.2.4., 2.2.5., 2.2.6., 2.2.7., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.10., 2.2.11., 2.3.4., 2.3.8., 2.3.9., 2.3.10., 2.3.16., 2.3.17., 2.3.18., 2.3.19., 2.3.22., 2.3.23., 2.3.24., 2.3.25., 2.3.26., 2.3.29. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Rosinus Ministerpräsident a. D. Dr. Günther Beckstein, MdL, vormals Bayer. Staatskanzlei, ehemaliges Verwal‑ 28.10.2010 tungsratsmitglied der BayernLB zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7, 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1. bis 1.3.7., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2 bis 2.1.12., 2.2.2. bis 2.2.16. 2.3.1. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.37., 2.4.1. bis 2.4.3., 2.5.1., 2.6.1. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22. 2.7.11., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1., 3.2.9. bis 3.2.11., 3.2.25., 3.2.27., 3.2.31., 3.2.32.2., 3.2.35., 3.2.53, 3.2.54. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Jordan Seite 24 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Oliver Bender, Rothschild GmbH 02.07.2010 zu den Fragen 2.1.1., 2.1.1.1., 2.1.1.2., 2.1.1.4, 2.1.2., 2.1.3., 2.1.4., 2.1.6., 2.1.7., 2.1.8., 2.1.9., 2.1.10., 2.2.4., 2.2.5., 2.2.6., 2.2.7., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.10., 2.2.11., 2.2.12., 2.2.13., 2.2.14., 2.3.3., 2.3.4., 2.3.5., 2.3.8., 2.3.9., 2.3.10., 2.3.16., 2.3.17., 2.3.18., 2.3.19., 2.3.22., 2.3.23., 2.3.24., 2.3.25., 2.3.26. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 Dr. Tilo Berlin, Vermögensverwalter 30.09.2010 zu den Fragen 1.1.5., 1.2.1., 1.2.3., 1.2.4., 1.2.5., 1.2.7., 1.2.8., 1.2.9., 2.1.10., 2.1.12., 2.2.13., 2.2.15., 2.3.1., 2.3.2., 2.3.7., 2.3.9., 2.3.10., 2.6.2., 2.7.5., 2.7.11., 2.7.11.1., 3.2.27.5., gemäß Beschluss vom 09.03.2010, erschien mit Zeugenbeistand RAin Dr. Westpfahl MDirig. Paul Bodensteiner, Bayer. Staatsministerium der Finanzen 12.11.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7., 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.5 bis 1.3.6., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2, 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.5. bis 2.1.8, 2.1.10., 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.3., 2.2.5. bis 2.2.16., 2.3.1., 2.3.5. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.16., 2.3.19. bis 2.3.29., 2.3.31., 2.3.31.1. bis 2.3.31.3., 2.3.35., 2.6.1. bis 2.6.4., 2.6.8., 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.14., 3.2.27.16, 3.2.27.19., 3.2.27.22., 3.2.27.23. bis 3.2.27.27., 3.2.28.3. bis 3.2.28.5., 3.2.29. bis 3.2.31., 3.2.32.2., 3.2.34. bis 3.2.36. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 MR Dr. Hanns-Hendrik Braese, Bayer. Staatsministerium des Innern 10.11.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7., 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.2, 1.3.5., 1.3.6., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2, 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.5. bis 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.3., 2.2.5. bis 2.2.16., 2.3.1., 2.3.2., 2.3.4. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.16., 2.3.19. bis 2.3.29., 2.3.31., 2.3.31.1. bis 2.3.31.3., 2.3.35., 2.6.1. bis 2.6.6, 2.6.8., 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.3., 3.2.7. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.8., 3.2.27.16, 3.2.27.19., 3.2.27.22., 3.2.27.24. bis 3.2.27.27., 3.2.28.3. bis 3.2.28.5., 3.2.29. bis 3.2.31., 3.2.32.2., 3.2.34. bis 3.2.36. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 RA Dr. Martin Brodey, Kanzlei Dorda, Brugger, Jordis 12.10.2010 zu den Fragen 2.1.3., 2.1.4., 2.1.6., 2.1.7., 2.1.8., 2.1.9., 2.2.5., 2.2.6., 2.2.7., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.10., 2.2.11., 2.2.12., 2.2.13., 2.2.14., 2.2.15., 2.3.1., 2.3.4., 2.3.8., 2.3.9., 2.3.10., 2.3.13., 2.3.14., 2.3.22., 2.3.23., 2.3.24., 2.3.25., 2.3.26., 2.3.29. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. Riegler Dieter Burgmer, ehemaliges Vorstandsmitglied der BayernLB 06.07.2010 zu den Fragen 1.1.3., 1.1.5., 1.1.7., 1.2.2., 1.2.3., 1.2.4., 1.2.5., 1.2.6., 1.2.7., 1.2.8., 1.2.9., 1.2.10., 1.2.11., 2.1.1., 2.1.1.1., 2.1.2., 2.1.3., 2.1.6., 2.1.7., 2.1.8., 2.1.9., 2.1.10., 2.1.11., 2.1.12., 2.2.2., 2.2.3., 2.2.4., 2.2.7., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.11., 2.2.13., 2.2.14., 2.2.15., 2.2.16., 2.3.1., 2.3.2., 2.3.7., 2.3.9., 2.3.11., 2.3.12., 2.3.13., 2.3.14., 2.3.15., 2.3.16., 2.3.17., 2.3.19., 2.3.20., 2.3.21., 2.3.24., 2.3.25., 2.3.26., 2.3.27., 2.3.28., 2.3.29., 2.3.31., 2.3.32, 2.3.32.2., 2.4.3, 2.6.1., 2.6.2., 2.6.4., 2.6.5., 2.6.6., 2.6.11., 2.6.12., 2.6.13., 2.6.14., 2.6.16., 2.6.18., 2.6.19., 2.6.21., 2.7.2, 2.7.9., 2.7.10, 2.7.12., 3.1.1., 3.1.2., 3.1.3. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Lehmbruck Landrat Hansjörg Christmann, Landratsamt Dachau, ehemaliges Verwaltungsratsmitglied der BayernLB 26.10.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7, 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1. bis 1.3.7., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2, 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.5. bis 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.29., 2.3.31., 2.3.31.1. bis 2.3.31.3., 2.3.35., 2.6.1. bis 2.6.6, 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.14., 3.2.27.16, 3.2.27.19., 3.2.27.22., 3.2.27.23. bis 3.2.27.27., 3.2.28.3. bis 3.2.28.5., 3.2.29. bis 3.2.31., 3.2.32.2., 3.2.34. bis 3.2.36., 3.2.53, 3.2.54. gemäß Beschluss vom 09.07.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. Bielefeld Landeshauptmann Gerhard Dörfler, Kärntner Landesregierung 09.07.2010 zu den Fragen 1.2.6., 1.2.9., 2.1.1., 2.1.1.2., 2.1.1.4., 2.1.12., 2.3.1., 2.3.2., 2.3.7., 2.3.9., 2.3.10., 2.3.28., 2.3.30., 2.3.32., 2.3.33., 2.6.2., 2.6.4., 2.6.5. bis 2.6.7., 2.6.9., 2.6.16., 2.7.2., 2.7.5., 2.7.8., 3.2.12., 3.2.26. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 Andreas Dörhöfer, BayernLB, ehemaliges Vorstandsmitglied der HGAA 06.07.2010 zu den Fragen 3.1.1., 3.1.2., 3.1.3., 3.1.4., 3.1.5., 3.2.1., 3.2.3., 3.2.1.2., 3.2.23., 3.2.24., 3.2.25., 3.2.27.5. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. Boley Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 25

Dr. Othmar Ederer, Generaldirektor der Grazer Wechselseitigen Versicherung AG 06.07.2010 zu den Fragen 1.2.6., 1.2.7., 1.2.8., 1.2.9., 2.3.7., 2.3.9., 2.3.10., 3.1.5., 3.2.12., 3.2.17.1., 3.2.37. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand Dr. Goschnik Franz Erdmannsdorffer, BayernLB 24.06.2010 zu den Fragen 2.3.13., 3.1.1., 3.1.2., 3.1.3., 3.2.1., 3.2.3., 3.2.9., 3.2.10., 3.2.11. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. von Saucken Stefan Ermisch, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BayernLB 30.11.2010 zu den Fragen 3.2.1. 3.2.2., 3.2.3., 3.2.8., 3.2.9. bis 3.2.17., 3.2.19. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.16., 3.2.27.22. bis 3.27.27. gemäß Beschluss vom 09.03.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. Sahan Staatsminister Georg Fahrenschon, Bayer. Staatsministerium der Finanzen 02.12.2010 zu den Fragen 1.3.1. bis 1.3.8., 2.2.1., 3.1., 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.37., 3.2.53, 3.2.54. gemäß Beschluss vom 09.03.2010 Staatsminister a. D. Prof. Dr. Kurt Faltlhauser, vormals Bayer. Staatsministerium der Finanzen, ehemali‑ 28.09.2010 ger Verwaltungsratsvorsitzender der BayernLB und zu den Fragen 1.3.1. bis 1.3.8., 2.2.1., 3.1., 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.37., 3.2.53, 3.2.54 27.01.2011 gemäß Beschluss vom 09.03.2010 und zu den Fragen 2.2.14. 2.6.1, 2.6.2., 2.6.3, 2.6.4., 2.6.5., 2.6.6., 2.6.7., 2.6.10., 2.6.11, 3.1.2., 3.1.3. gemäß Beschluss vom 27.01.2011, erschien mit Zeugenbeistand RAin Dr. Stetter RDin Gabriele Fink, Bayer. Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie 09.11.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7., 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1 bis 1.3.7., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2, 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.5. bis 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.29., 2.3.31., 2.3.31.1. bis 2.3.31.3., 2.3.35., 2.6.1. bis 2.6.6, 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11.1. 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.14., 3.2.27.16, 3.2.27.19., 3.2.27.22., 3.2.27.23. bis 3.2.27.27., 3.2.28.3. bis 3.2.28.5., 3.2.29. bis 3.2.31., 3.2.32.2., 3.2.34. bis 3.2.36. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 Andreas Geltinger, BayernLB 24.06.2010 zu den Fragen 2.1.1., 2.1.2., 2.2.4., 2.2.7., 2.2.9., 2.2.10., 2.3.3., 2.3.4., 2.3.5., 2.3.8., 2.3.13., 2.3.16., 2.3.17., 2.3.18., 2.3.20., 2.3.24., 2.3.25., 2.3.2.26., 2.3.27. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Schemmel Dr. Gerhard Gribkowsky, ehemaliges Vorstandsmitglied der BayernLB 24.06.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.3., 1.1.5. bis 1.1.7., 1.2.3. bis 1.2.11., 2.1.1., 2.1.1.1., 2.1.2., 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.7. bis 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.4., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.11., 2.2.13. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.4., 2.3.7., 2.3.9., 2.3.11. bis 2.3.15., 2.2.16. bis 2.2.29., 2.3.31., 2.3.32.2, 2.3.33., 2.3.34., 2.6.1., 2.6.2., 2.6.4. bis 2.6.6., 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.19., 2.6.21., 2.7.12., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1., 3.2.2., 3.2.3., 3.2.8., 3.2.9. bis 3.2.17., 3.2.19. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.16., 3.2.27.22. bis 3.27.27., 3.2.30., 3.2.32.1., 3.2.32.3, 3.2.33. bis 3.2.36., 3.2.53, 3.2.54. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. Höß Dr. Siegfried Grigg, stellvertretender Generaldirektor der Grazer Wechselseitigen Versicherung AG 09.07.2010 zu den Fragen 2.1.1., 2.1.1.2., 2.1.1.4., 2.1.12., 2.3.28., 2.3.7., 2.3.9., 2.7.11., 3.2.3., 3.2.23., 3.2.24., 3.2.25. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand Dr. Goschnik Dr. Benedikt Haas, BayernLB 02.07.2010 zu den Fragen 1.1.3., 1.1.5., 1.1.7., 1.2.2., 1.2.3., 1.2.4., 1.2.5., 1.2.6., 1.2.7., 1.2.8., 1.2.9., 1.2.10., 1.2.11., 2.1.1., 2.1.1.1., 2.1.2., 2.1.3., 2.1.6., 2.1.7., 2.1.8., 2.1.9., 2.1.10., 2.1.11., 2.1.12., 2.2.2., 2.2.3., 2.2.4., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.11., 2.2.13., 2.2.14., 2.2.15., 2.2.16., 2.3.1., 2.3.2., 2.3.7., 2.3.9., 2.3.16., 2.3.17., 2.3.19., 2.3.20., 2.3.21., 2.3.24., 2.3.25., 2.3.26., 2.3.28., 2.3.29., 2.3.31., 2.3.32.2., 2.4.3, 2.6.1., 2.6.2., 2.6.4., 2.6.5., 2.6.6., 2.6.8., 2.6.11., 2.6.12., 2.6.13., 2.6.14., 2.6.16., 2.6.18., 2.6.19., 2.6.21., 2.7.12., 3.1.1., 3.1.2., 3.1.3., 3.1.4., 3.1.5., 3.1.6., 3.2.1., 3.2.2., 3.2.3., 3.2.9., 3.2.10., 3.2.11., 3.2.12., 3.2.15., 3.2.16., 3.2.18., 3.2.19., 3.2.21., 3.2.22., 3.2.24., 3.2.25., 3.2.26., 3.2.27., 3.2.52., 3.2.54. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA von Mariassy Seite 26 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Alois Hagl, vormals Vorstandsvorsitzender der Sparkasse im Landkreis Schwandorf, ehemaliges Verwal‑ 21.10.2010 tungsratsmitglied der BayernLB zu den Fragen 1.1.1 bis 1.1.7., 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1. bis 1.3.7., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2, 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.5. bis 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.29., 2.3.31., 2.3.31.1. bis 2.3.31.3., 2.3.35., 2.6.1. bis 2.6.6, 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.14., 3.2.27.16, 3.2.27.19., 3.2.27.22., 3.2.27.23. bis 3.2.27.27., 3.2.28.3. bis 3.2.28.5., 3.2.29. bis 3.2.31., 3.2.32.2., 3.2.34. bis 3.2.36. gemäß Beschluss vom 09.03.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. Bosbach Dr. Rudolf Hanisch, ehemaliges Vorstandsmitglied der BayernLB 17.06.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.3., 1.1.5. bis 1.1.7., 1.2.3. bis 1.2.11. 2.1.1., 2.1.1.1., 2.1.2., 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.7. bis 2.1.12, 2.2.1. bis 2.2.4., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.11., 2.2.13. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.4., 2.3.7., 2.3.9., 2.3.11. bis 2.3.15., 2.2.16. bis 2.2.29., 2.3.31., 2.3.32.2, 2.3.33., 2.3.34., 2.6.1., 2.6.2., 2.6.4. bis 2.6.6., 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.19., 2.6.21., 2.7.12., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1., 3.2.2., 3.2.3., 3.2.8., 3.2.9. bis 3.2.17., 3.2.19. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.16., 3.2.27.22. bis 3.27.27., 3.2.30., 3.2.32.1., 3.2.32.3, 3.2.33. bis 3.2.36., 3.2.53, 3.2.54. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. Müller Abteilungspräsident Thomas Happel, Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht 09.07.2010 zu den Fragen 1.3.2., 2.1.3., 2.1.5., 2.7.2., 2.7.9., 2.7.10., 3.2.14., 3.2.15., 3.2.16., 3.2.17.2., 3.2.18., 3.2.19, 3.2.20., 3.2.21., 3.2.22., 3.2.23., 3.2.36., 3.2.37. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand ORR Lange Dr. Theo Harnischmacher, ehemaliges Vorstandsmitglied der BayernLB 18.06.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.3., 1.1.5. bis 1.1.7., 1.2.3. bis 1.2.11., 2.1.1., 2.1.1.1., 2.1.2., 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.7. bis 2.1.12, 2.2.1. bis 2.2.4., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.11., 2.2.13. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.4., 2.3.7., 2.3.9., 2.3.11. bis 2.3.15., 2.2.16. bis 2.2.29., 2.3.31., 2.3.32.2, 2.3.33., 2.3.34., 2.7.12., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1, 3.2.2., 3.2.3., 3.2.8., 3.2.9. bis 3.2.17., 3.2.19. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.16., 3.2.27.22. bis 3.27.27., 3.2.30., 3.2.32.1., 3.2.32.3, 3.2.33. bis 3.2.36., 2.6.1., 2.6.2., 2.6.4. bis 2.6.6., 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.19., 2.6.21., 3.2.53, 3.2.54. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand Prof. Dr. Beulke MR Dr. Tobias Haumer, Bayer. Staatsministerium der Finanzen 10.11.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7., 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.5 bis 1.3.6., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2, 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.5. bis 2.1.8, 2.1.10., 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.3., 2.2.5. bis 2.2.16., 2.3.1., 2.3.5. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.16., 2.3.19. bis 2.3.29., 2.3.31., 2.3.31.1. bis 2.3.31.3., 2.3.35., 2.6.1. bis 2.6.4., 2.6.8., 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.14., 3.2.27.16, 3.2.27.19., 3.2.27.22., 3.2.27.23. bis 3.2.27.27., 3.2.28.3. bis 3.2.28.5., 3.2.29. bis 3.2.31., 3.2.32.2., 3.2.34. bis 3.2.36. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 Staatssekretär a. D. Jürgen W. Heike, MdL, vormals Bayer. Staatsministerium des Innern, ehemaliges 28.10.2010 Verwaltungsratsmitglied der BayernLB zu den Fragen 1.3.1. bis 1.3.7., 2.2.1. bis 2.2.2., 2.2.14., 2.2.16., 2.7.12., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.6., 3.2.8. bis 3.2.13., 3.2.17., 3.2.24., 3.2.25., 3.2.30., 3.2.32., 3.2.32.1. bis 3.2.32.3., 3.2.33. bis 3.2.36., 3.2.49., 3.2.54., 3.2.55. gemäß Beschluss vom 09.07.2010 Staatsminister Joachim Herrmann, MdL, Bayer. Staatsministerium des Innern, Verwaltungsratsmitglied 02.12.2010 der BayernLB zu den Fragen 1.3.1. bis 1.3.8., 2.2.1. bis 2.2.2., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.14., 2.2.16., 2.7.12., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.6., 3.2.8. bis 3.2.13., 3.2.17., 3.2.24., 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.14., 3.2.27.16. bis 3.2.27.17., 3.2.27.20. bis 3.2.27.28., 3.2.28., 3.2.28.1. bis 3.2.28.7., 3.2.29., 3.2.30., 3.2.32., 3.2.32.1. bis 3.2.32.3. , 3.2.33. bis 3.2.36., 3.2.49., 3.2.54., 3.2.55. gemäß Beschluss vom 09.07.2010 Dr. Matthias Hink, Kingsbridge Capital Advisors Ltd. 20.05.2010 zu den Fragen 1.1.5., 1.2.1. bis 1.2.11, 2.1.1., 2.1.1.1 bis 2.1.1.6., 2.1.6 bis 2.1.12., 2.3.1., 2.3.2., 2.3.9., 2.3.10., 2.3.11., 2.3.14., 2.3.16 bis 2.3.35, 2.4.3., 2.6.1. bis 2.6.7., 2.6.9., 2.6.10., 2.6.13, 2.6.14. bis 2.6.18, 2.7.8., 2.7.11., 2.7.11.1. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. Leipold Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 27

RA Prof. Dr. Michael Hoffmann-Becking, Kanzlei Hengeler-Müller 25.11.2010 zu den Fragen 1.2.6. bis 1.2.8., 2.1.6., 2.2.1., 2.2.3., 2.2.5., 2.1.7., 2.2.7., 2.2.9., 2.2.10., 2.2.16, 2.3.1., 2.3.13.,2.3.14., 2.3.24., 2.3.26., 2.3.27., 2.3.29., 2.3.31., 2.6.1., 2.6.2, 2.6.5., 2.6.6., 2.6.10., 2.6.11., 2.6.12., 2.6.13., 2.6.14., 2.6.16., 2.6.17., 2.6.18., 2.6.21., 3.2.28. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 RD Christian Horak, vormals Bayer. Staatskanzlei, jetzt Bayer. Staatsministerium der Finanzen 09.11.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7., 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1, 1.3.2., 2.1.1., 2.1.1.3., 2.1.10, 2.2.12, 2.2.16, 2.3.1., 2.3.9., 2.3.13., 2.3.28., 2.3.30., 2.3.32 bis 2.3.35, 2.4.1 bis 2.4.3., 2.5.1, 2.6.2., 2.6.4., 2.7.1. bis 2.7.8., 3.2.1. bis 3.2.4, 3.2.10., 3.2.11., 3.2.13., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.15., 3.2.28.6., 3.2.28.7., 3.2.37. gemäß Beschluss 20.05.2010 Staatsminister a. D. Erwin Huber, MdL, vormals Bayer. Staatsministerium der Finanzen, ehemaliges 02.12.2010 Verwaltungsratsmitglied der BayernLB zu den Fragen 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1. bis 1.3.7., 2.4.1. bis 2.4.3., 2.5.1., 1.1.1. bis 1.1.7, 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2 bis 2.1.12., 2.2.2. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.31., 2.3.35., 2.6.1. bis 2.6.6, 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.3., 3.2.9. bis 3.2.13., 3.2.15. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.31., 3.2.32.2., 3.2.25., 3.2.53, 3.2.54. gemäß Beschluss vom 09.03.2010 Diethard Irrgang, Personalratsvorsitzender und Verwaltungsratsmitglied der BayernLB 26.10.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7., 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1 bis 1.3.7., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2, 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.5. bis 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.29., 2.3.31., 2.3.31.1. bis 2.3.31.3., 2.3.35., 2.6.1. bis 2.6.6, 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.14., 3.2.27.16, 3.2.27.19., 3.2.27.22., 3.2.27.23. bis 3.2.27.27., 3.2.28.3. bis 3.2.28.5., 3.2.29. bis 3.2.31., 3.2.32.2., 3.2.34. bis 3.2.36. gemäß Beschluss vom 09.07.2010 Bundesbankdirektor Klaus Jakob, Deutsche Bundesbank 09.07.2010 zu den Fragen 1.3.2., 2.1.3., 2.1.5., 3.2.14., 3.2.15., 3.2.16., 3.2.18., 3.2.20., 3.2.21., 3.2.22., 3.2.23., 3.2.36, 3.2.37. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand Frau Dr. Theissen MDirig. Dr. Rolf-Dieter Jungk, Bayer. Staatskanzlei 12.11.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7., 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1, 1.3.2., 2.1.1., 2.1.1.3., 2.1.10, 2.2.12, 2.2.16., 2.3.1., 2.3.9., 2.3.13., 2.3.28., 2.3.30., 2.3.32 bis 2.3.35, 2.4.1 bis 2.4.3., 2.5.1, 2.6.2., 2.6.4., 2.7.1. bis 2.7.8., 3.2.1. bis 3.2.4, 3.2.10., 3.2.11., 3.2.13., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.15., 3.2.28.6., 3.2.28.7., 3.2.37. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 Karl-Ludwig Kamprath, vormals Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse München-Starnberg, ehema‑ 21.10.2010 liges Verwaltungsratsmitglied der BayernLB zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7., 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1. bis 1.3.7., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2, 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.5. bis 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.29., 2.3.31., 2.3.31.1. bis 2.3.31.3., 2.3.35., 2.6.1. bis 2.6.6, 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.14., 3.2.27.16, 3.2.27.19., 3.2.27.22., 3.2.27.23. bis 3.2.27.27., 3.2.28.3. bis 3.2.28.5., 3.2.29. bis 3.2.31., 3.2.32.2., 3.2.34. bis 3.2.36. gemäß Beschluss vom 09.03.2010, erschien mit Zeugenbeistand RAin Dr. von Stetten Dr. Michael Kemmer, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der BayernLB 17.06.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.3., 1.1.5. bis 1.1.7., 1.2.3. bis 1.2.11., 2.1.1., 2.1.1.1., 2.1.2., 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.7. bis 2.1.12, 2.7.12., 2.2.1. bis 2.2.4., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.11., 2.2.13. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.4., 2.3.7., 2.3.9., 2.3.11. bis 3.3.15., 3.2.16. bis 3.2.29., 2.3.31., 2.3.32.2, 2.3.33., 2.3.34., 2.6.1., 2.6.2., 2.6.4. bis 2.6.6., 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.19., 2.6.21., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6, 3.2.1., 3.2.2., 3.2.3., 3.2.8. bis 3.2.17., 3.2.19. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.16., 3.2.27.22. bis 3.2.27.27., 3.2.30., 3.2.32.1., 3.2.32.3., 3.2.33. bis 3.2.37., 3.2.53, 3.2.54. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. Walischewski Andreas Kober, BayernLB 24.06.2010 zu den Fragen 2.1.5., 2.7.2., 2.7.9., 2.7.10. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand aus der Kanzlei Roxin Seite 28 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Franz Köglmeier, BayernLB 24.06.2010 zu den Fragen 3.1.1., 3.1.2., 3.1.3., 3.1.4., 3.1.5., 3.2.9., 3.2.10., 3.2.11., 3.2.15., 3.2.24., 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.16., 3.2.27.22., 3.2.28., 3.2.32., 3.2.33., 3.2.37. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 AR Michael Körner, Bayer. Staatsministerium des Innern 09.11.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7., 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.2, 1.3.5., 1.3.6., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2, 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.5. bis 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.3., 2.2.5. bis 2.2.16., 2.3.1., 2..3.2., 2.3.4. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.16., 2.3.19. bis 2.3.29., 2.3.31., 2.3.31.1. bis 2.3.31.3., 2.3.35., 2.6.1. bis 2.6.6, 2.6.8., 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.3., 3.2.7. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.8., 3.2.27.16, 3.2.27.19., 3.2.27.22., 3.2.27.23. bis 3.2.27.27., 3.2.28.3. bis 3.2.28.5., 3.2.29. bis 3.2.31., 3.2.32.2., 3.2.34. bis 3.2.36. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 Karin Kreithmeier, BayernLB 17.06.2010 zu den Fragen 1.1.5., 1.2.1., 2.2.2., 2.2.4., 2.2.5., 2.2.6., 2.2.8., 2.2.10., 2.2.11., 2.3.14., 2.3.15., 2.3.15.1. bis 2.3.15.3., 2.3.22., 2.3.23., 2.4.1., 2.4.3, 3.2.14., 3.2.27.23.,3.2.27.25, 3.2.27.26. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Schemmel Irmgard Leeb-Schwarz, BayernLB 08.07.2010 zu den Fragen 1.1.5., 1.2.1., 2.2.2., 2.2.4., 2.2.5., 2.2.6., 2.2.8., 2.2.10., 2.2.11., 2.3.14., 2.3.15., 2.3.15.1. bis 2.3.15.3., 2.3.22., 2.3.23., 2.4.1., 2.4.3., 3.2.14., 3.2.27.23., 3.2.27.25., 3.2.27.26. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. von Saucken Wirtschaftsprüferin Corinna Linner, Rölfs Partner 13.10.2010 zu den Fragen 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.5, 3.2.27.7. bis 3.2.27.27, 3.2.29. gemäß Beschluss vom 09.03.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. Arnold Elmar Meid, BayernLB 24.06.2010 zu den Fragen 2.1.1., 2.1.2., 2.2.4., 2.2.7., 2.2.9., 2.2.10., 2.3.3., 2.3.4., 2.3.5., 2.3.8., 2.3.13., 2.3.16., 2.3.17., 2.3.18., 2.3.20., 2.3.24., 2.3.25., 2.3.26., 2.3.27. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. von Saucken Staatsministerin Emilia Müller, MdL, Bayer. Staatskanzlei, ehemaliges Verwaltungsratsmitglied der Bay‑ 26.10.2010 ernLB zu den Fragen 1.3.1. bis 1.3.7., 2.2.1. bis 2.2.2., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.14., 2.2.16., 2.7.12., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.6., 3.2.8. bis 3.2.13., 3.2.17., 3.2.24., 3.2.25., 3.2.30., 3.2.32., 3.2.32.1. bis 3.2.32.3., 3.2.33. bis 3.2.36., 3.2.49., 3.2.54., 3.2.55. gemäß Beschluss vom 09.07.2010 Wirtschaftsprüfer Dirk Müller-Tronnier, Ernst & Young GmbH 30.09.2010 zu den Fragen 2.1.1., 2.1.1.1., 2.1.1.2., 2.1.1.4,, 2.1.3., 2.1.4., 2.1.6., 2.1.7., 2.1.8., 2.1.9., 2.2.4., 2.2.5., 2.2.6., 2.2.7., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.10., 2.2.11., 2.3.4., 2.3.8., 2.3.9., 2.3.16., 2.3.17., 2.3.18., 2.3.19., 2.3.22., 2.3.23., 2.3.24., 2.3.25., 2.3.26. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. Große Vorholt KHK Wilhelm Mussauer, Bayer. Landeskriminalamt 18.06.2010 zu den Fragen 1.1.3., 1.1.5., 1.2.1., 1.2.2., 1.2.3., 1.2.5., 1.2.6., 1.2.8., 1.2.9., 1.2.10., 2.1.2., 2.1.6., 2.1.12., 2.2.5., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.10., 2.2.12., 2.2.13., 2.2.14., 2.2.15., 2.2.16., 2.3.1., 2.3.2., 2.3.3., 2.3.4., 2.3.13., 2.3.14., 2.3.21., 2.3.30., 2.3.31., 2.3.32., 2.6.1.,2.6.2., 2.6.7., 2.6.10., 2.6.17., 2.7.11., 2.7.12., 3.2.38., 3.2.39., 3.2.40., 3.2.41., 3.2.42., 3.2.43., 3.2.44., 3.2.45., 3.2.46., 3.2.47., 3.2.48., 3.2.49., 3.2.50., 3.2.51., 3.2.52., 3.2.53. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 29

Dr. Siegfried Naser, Geschäftsführender Präsident des Sparkassenverbands Bayern a. D., ehemaliger Ver‑ 28.09.2010 waltungsratsvorsitzender der BayernLB und zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7, 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1. bis 1.3.7., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2, 2.1.3., 30.09.2010 2.1.3.1., 2.1.5. bis 2.1.12. 2.2.1. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.29., 2.3.31., 2.3.31.1. bis und 2.3.31.3., 2.3.35., 2.6.1. bis 2.6.6, 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.14., 3.2.27.16, 3.2.27.19., 3.2.27.22., 3.2.27.23. bis 3.2.27.27., 27.01.2011 3.2.28.3. bis 3.2.28.5., 3.2.29. bis 3.2.31., 3.2.32.2., 3.2.34. bis 3.2.36., 3.2.53, 3.2.54. gemäß Beschluss vom 09.03.2010 und zu den Fragen 2.2.14., 2.6.1, 2.6.2., 2.6.3., 2.6.4., 2.6.6., 2.6.7., 2.6.10., 2.6.11., 3.1.2., 3.1.3. gemäß Beschluss vom 27.01.2011; erschien am 28.09.2010 mit Zeugenbeistand RAin Dr. von Stetten Mag. Wolfgang Peter, ehemaliges Vorstandsmitglied der HGAA 08.07.2010 zu den Fragen 2.1.1.2., 2.1.1.4., 2.1.12., 2.3.28., 2.3.9., 3.2.3., 3.2.23., 3.2.24., 3.2.25. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 MR Michael Pinegger, Bayer. Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie 10.11.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7., 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1 bis 1.3.7., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2, 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.5. bis 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.29., 2.3.31., 2.3.31.1. bis 2.3.31.3., 2.3.35., 2.6.1. bis 2.6.6, 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.14., 3.2.27.16, 3.2.27.19., 3.2.27.22., 3.2.27.23. bis 3.2.27.27., 3.2.28.3. bis 3.2.28.5., 3.2.29. bis 3.2.31., 3.2.32.2., 3.2.34. bis 3.2.36. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 MD Josef Poxleitner, Bayer. Staatsministerium des Innern 25.11.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.3., 1.1.5 bis 1.1.7, 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1 bis 1.3.7., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2 bis 2.1.12., 2.2.2. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.31., 2.3.35., 2.4.1 bis 2.4.3, 2.5.1., 2.6.1., 2.6.2, 2.6.4 bis 2.6.6, 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.19., 2.6.21., 2.7.11., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.3., 3.2.9 bis 3.2.11., 3.2.31. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 Dr. Andreas Raffel, Rothschild GmbH London 02.07.2010 zu den Fragen 2.1.1., 2.1.1.1., 2.1.1.2., 2.1.1.4, 2.1.3., 2.1.4., 2.1.6., 2.1.7., 2.1.8., 2.1.9., 2.2.4., 2.2.5., 2.2.6., 2.2.7., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.10., 2.2.11., 2.3.4., 2.3.8., 2.3.9., 2.3.16., 2.3.17., 2.3.18., 2.3.19., 2.3.22., 2.3.23., 2.3.24., 2.3.25., 2.3.26., 2.3.29. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 Wolfgang Rauch, BayernLB 24.06.2010 zu den Fragen 2.1.1., 2.1.2., 2.2.4., 2.2.7., 2.2.9., 2.3.3., 2.3.4., 2.3.5., 2.3.8., 2.3.13., 2.3.16., 2.3.17., 2.3.18., 2.3.19., 2.3.20., 2.3.24., 2.3.25., 2.3.27., 3.1.1., 3.1.2., 3.1.3., 3.1.4., 3.1.5., 3.2.9., 3.2.24., 3.2.25., 3.2.26., 3.2.28., 3.2.32., 3.2.33., 3.2.27. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. Sidhu Stefan Ropers, ehemaliges Vorstandsmitglied der BayernLB 02.07.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.3., 1.1.5. bis 1.1.7., 1.2.3. bis 1.2.11., 2.1.1., 2.1.1.1., 2.1.2., 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.7. bis 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.4., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.11., 2.2.13. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.4., 2.3.7., 2.3.9., 2.3.11. bis 2.3.15., 2.2.16. bis 2.2.29., 2.3.31., 2.3.32.2, 2.3.33., 2.3.34., 2.6.1., 2.6.2., 2.6.4. bis 2.6.6., 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.19., 2.6.21., 2.7.12., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1., 3.2.2., 3.2.3., 3.2.8., 3.2.9. bis 3.2.17., 3.2.19. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.16., 3.2.27.22. bis 3.27.27., 3.2.30., 3.2.32.1., 3.2.32.3, 3.2.33. bis 3.2.36. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Witting Oberbürgermeister Hans Schaidinger, Stadt Regensburg, Verwaltungsratsmitglied der BayernLB 30.11.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7, 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1. bis 1.3.7., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2, 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.5. bis 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.16, 2.3.1. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.29., 2.3.31., 2.3.31.1. bis 2.3.31.3., 2.3.35., 2.6.1. bis 2.6.6, 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.3., 3.2.4. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.14., 3.2.27.16., 3.2.27.19., 3.2.27.22. bis 3.2.27.27., 3.2.28.3. bis 3.2.28.5., 3.2.29. bis 3.2.32., 3.2.32.2., 3.2.32.3., 3.2.33. bis 3.2.37., 3.2.53, 3.2.54. gemäß Beschluss vom 09.03.2010, erschien mit Zeugenbeistand RAin Dr. von Stetten Seite 30 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Landesobmann Sigmund Schiminski, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bayreuth, ehemaliges Verwal‑ 21.10.2010 tungsratsmitglied der BayernLB zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7., 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1 bis 1.3.7., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2, 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.5. bis 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.29., 2.3.31., 2.3.31.1. bis 2.3.31.3., 2.3.35., 2.6.1. bis 2.6.6, 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.14., 3.2.27.16, 3.2.27.19., 3.2.27.22., 3.2.27.23. bis 3.2.27.27., 3.2.28.3. bis 3.2.28.5., 3.2.29. bis 3.2.31., 3.2.32.2., 3.2.34. bis 3.2.36. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. Sidhu Martin Schlosser, BayernLB 24.06.2010 zu den Fragen 2.2.4., 2.3.3., 2.3.4., 2.3.8., 2.3.16., 2.3.17., 2.3.18., .2.3.19., 2.3.24., 2.3.25., 2.3.26., 2.3.28, 2.6.11., 2.6.12., 2.6.13. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. Sidhu Staatssekretär a. D. Georg Schmid, MdL, vormals Bayer. Staatsministerium des Innern, ehemaliges Ver‑ 28.10.2010 waltungsratsmitglied der BayernLB zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.3, 1.1.5 bis 1.1.7., 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1. bis 1.3.7., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2 bis 2.1.12., 2.2.2. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.31., 2.3.35., 2.4.1. bis 2.4.3., 2.5.1., 2.6.1. bis 2.6.6, 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.3., 3.2.9. bis 3.2.11., 3.2.31., 3.2.53, 3.2.54. gemäß Beschluss vom 09.03.2010 Dr. Ralph Schmidt, ehemaliges Vorstandsmitglied der BayernLB 17.06.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.3., 1.1.5. bis 1.1.7., 1.2.3. bis 1.2.11., 2.1.1., 2.1.1.1., 2.1.2., 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.7. bis 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.4., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.11., 2.2.13. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.4., 2.3.7., 2.3.9., 2.3.11. bis 2.3.15., 2.2.16. bis 2.2.29., 2.3.31., 2.3.32.2, 2.3.33., 2.3.34., 2.6.1., 2.6.2., 2.6.4. bis 2.6.6., 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.19., 2.6.21., 2.7.12., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1., 3.2.2., 3.2.3., 3.2.8., 3.2.9. bis 3.2.17., 3.2.19. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.16., 3.2.27.22. bis 3.27.27., 3.2.30., 3.2.32.1., 3.2.32.3, 3.2.33. bis 3.2.36. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. Beukelmann Werner Schmidt, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der BayernLB 17.06.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.3., 1.1.5. bis 1.1.7., 1.2.1 bis 1.2.11., 2.1.1., 2.1.1.1., 2.1.2., 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.7. bis 2.1.12, 2.2.1. bis 2.2.4., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.11., 2.2.13. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.4., 2.3.7., 2.3.9., 2.3.11. bis 3.3.15., 3.2.16. bis 3.2.29., 2.3.31., 2.3.32.2, 2.3.33., 2.3.34., 2.6.1., 2.6.2., 2.6.4. bis 2.6.6., 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.19., 2.6.21., 2.7.12., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6, 3.2.1, 3.2.2., 3.2.3., 3.2.8. bis 3.2.12., 3.2.25., 3.2.27., 3.2.35., 3.2.53, 3.2.54. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand Prof. Dr. Volk RA Walther Schmidt-Lademann, ehemals BayernLB 18.06.2010 zu den Fragen 1.2.5., 1.2.6., 1.2.7., 1.2.8., 2.1.6., 2.1.7., 2.1.18., 2.2.3., 2.2.7., 2.2.9., 2.2.10., 2.2.13., 2.3.1., 2.3.11., 2.3.13., 2.3.14, 2.3.16., 2.3.17., 2.3.24., 2.3.26., 2.3.27., 2.3.28., 2.3.29., 2.3.32.1., 2.6.1., 2.6.2, 2.6.4., 2.6.5., 2.6.6., 2.6.7., 2.6.9., 2.6.10., 2.6.11., 2.6.12., 2.6.13., 2.6.14., 2.6.16., 2.6.17., 2.6.18., 2.6.21. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 Bundesbankdirektor Karl Schnitzler, Deutsche Bundesbank 09.07.2010 zu den Fragen 2.1.3., 2.1.5., 3.2.14., 3.2.15., 3.2.16., 3.2.18., 3.2.20., 3.2.21., 3.2.22., 3.2.23. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand Frau Dr. Theissen MD Günter Schuster, Bayer. Staatsministerium des Innern 25.11.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7., 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1., 1.3.2., 1.3.7., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2, 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.5. bis 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.3., 2.2.5. bis 2.2.16., 2.3.1., 2.3.2., 2.3.4. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.16., 2.3.19. bis 2.3.29., 2.3.31., 2.3.31.1. bis 2.3.31.3., 2.3.35., 2.6.1. bis 2.6.6, 2.6.8., 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.3., 3.2.7. bis 3.2.23, 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.8., 3.2.27.16, 3.2.27.19., 3.2.27.22., 3.2.27.23. bis 3.2.27.27., 3.2.28.3. bis 3.2.28.5., 3.2.29. bis 3.2.31., 3.2.32.2., 3.2.34. bis 3.2.36. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 31

Ministerpräsident Horst Seehofer, Bayer. Staatskanzlei 08.12.2010 zu den Fragen 3.2.4., 3.2.27., 3.2.27.6., 3.2.27.13., 3.2.27.28., 3.2.28.1., 3.2.28.2., 3.2.28.6, 3.2.30., 3.2.54. gemäß Beschluss vom 09.07.2010 RAin Dr. Viola Sailer-Coceani, Kanzlei Hengeler-Müller 25.11.2010 zu den Fragen 1.2.6. bis 1.2.8., 2.1.6., 2.2.1., 2.2.3., 2.2.5., 2.1.7., 2.2.7., 2.2.9., 2.2.10., 2.2.16, 2.3.1., 2.3.13.,2.3.14., 2.3.24., 2.3.26., 2.3.27., 2.3.29., 2.3.31., 2.6.1., 2.6.2, 2.6.5., 2.6.6., 2.6.10., 2.6.11., 2.6.12., 2.6.13., 2.6.14., 2.6.16., 2.6.17., 2.6.18., 2.6.21., 3.2.28. gemäß Beschluss vom 21.10.2010 Staatssekretär a. D. Hans Spitzner, vormals Bayer. Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Ver‑ 28.10.2010 kehr und Technologie zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7., 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1 bis 1.3.7., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2 bis 2.1.12, 2.2.2. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.31., 2.3.35., 2.4.1 bis 2.4.3, 2.5.1., 2.6.1 bis 2.6.6. 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11, 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.3., 3.2.9. bis 3.2.13, 3.2.15 bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.31., 3.2.32.2., 3.2.35. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 Ministerpräsident a. D. Dr. Edmund Stoiber, vormals Bayer. Staatskanzlei 13.10.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.3., 1.2.2., 1.2.10, 1.2.11., 1.3.3. bis 1.3.4., 2.1.2., 2.2.12., 2.2.16, 2.3.7., 2.3.9., 2.3.30., 2.4.2., 2.4.3., 2.5.1., 2.6.6., 2.7.1. bis 2.7.10., 3.2.54. gemäß Beschluss vom 09.03.2010 Karl-Heinz Sturm, BayernLB 02.07.2010 zu den Fragen 1.1.3., 1.1.5., 1.1.7., 1.2.2., 1.2.3., 1.2.4., 1.2.5., 1.2.6., 1.2.7., 1.2.8., 1.2.9., 1.2.10., 1.2.11., 2.1.1., 2.1.1.1., 2.1.2., 2.1.3., 2.1.6., 2.1.7., 2.1.8., 2.1.9., 2.1.10., 2.1.11., 2.1.12., 2.2.2, 2.2.3., 2.2.4., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.11., 2.2.13., 2.2.14., 2.2.15., 2.2.16., 2.3.1., 2.3.2., 2.3.7., 2.3.9., 2.3.16., 2.3.17., 2.3.19., 2.3.20., 2.3.21., 2.3.24., 2.3.25., 2.3.26., 2.3.28., 2.3.29., 2.3.31., 2.3.32.2., 2.4.3, 2.6.1., 2.6.2., 2.6.4., 2.6.5., 2.6.6., 2.6.8., 2.6.11., 2.6.12., 2.6.13., 2.6.14., 2.6.16., 2.6.18., 2.6.19., 2.6.21., 2.7.12., 3.1.1., 3.1.2., 3.1.3., 3.1.4., 3.1.5., 3.1.6., 3.2.1., 3.2.2., 3.2.3., 3.2.9., 3.2.10., 3.2.11., 3.2.12., 3.2.15., 3.2.16., 3.2.18., 3.2.19., 3.2.21., 3.2.22., 3.2.24., 3.2.25., 3.2.54. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Pfordte Staatsanwalt als Gruppenleiter Clemens Turkowski, Staatsanwaltschaft München I 18.06.2010 zu den Fragen 1.1.3., 1.1.5., 1.2.1. bis 1.2.3., 1.2.5., 1.2.6., 1.2.8. bis 1.2.10., 2.1.2., 2.1.6., 2.1.12., 2.2.5., 2.2.8. bis 2.2.10., 2.2.12 bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.4., 2.3.13., 2.3.14., 2.3.21., 2.3.30. bis 2.3.32., 2.6.1. bis 2.6.2., 2.6.7., 2.6.10., 2.6.17., 2.7.11. bis 2.7.12., 3.2.38. bis 3.2.53. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 MD Klaus Weigert, Bayer. Staatsministerium der Finanzen, ehemaliges Verwaltungsratsmitglied der Bay‑ 25.11.2010 ernLB zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7, 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1. bis 1.3.7., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2 bis 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.31., 2.3.35., 2.4.1. bis 2.4.3., 2.5.1., 2.6.1. bis 2.6.6, 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1 bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.14., 3.2.27.16., 3.2.27.17., 3.2.27.19., 3.2.27.22. bis 3.2.27.28.,3.2.28.3. bis 3.2.28.7, 3.2.29. bis 3.2.32., 3.2.32.2., 3.2.33. bis 3.2.37., 3.2.53, 3.2.54. gemäß Beschluss vom 09.03.2010 Wirtschaftsprüfer Florian Wirsching, Ernst & Young GmbH 30.09.2010 zu den Fragen 2.1.1., 2.1.1.1., 2.1.1.2., 2.1.1.4, 2.1.3., 2.1.4., 2.1.6., 2.1.7., 2.1.8., 2.1.9., 2.2.4., 2.2.5., 2.2.6., 2.2.7., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.10., 2.2.11., 2.3.4., 2.3.8., 2.3.9., 2.3.16., 2.3.17., 2.3.18., 2.3.19., 2.3.22., 2.3.23., 2.3.24., 2.3.25., 2.3.26. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. Große Vorholt Alois Wirth, Sparkassenverband Bayern 21.10.2010 zu den Fragen 1.1.1. bis 1.1.7, 1.2.2. bis 1.2.11., 1.3.1. bis 1.3.7., 2.1.1., 2.1.1.1. bis 2.1.1.4., 2.1.2, 2.1.3., 2.1.3.1., 2.1.5. bis 2.1.12., 2.2.1. bis 2.2.16., 2.3.1. bis 2.3.7., 2.3.9. bis 2.3.29., 2.3.31., 2.3.31.1. bis 2.3.31.3., 2.3.35., 2.6.1. bis 2.6.6, 2.6.8. bis 2.6.10., 2.6.12. bis 2.6.22., 2.7.11., 3.1., 3.1.1. bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1. bis 3.2.27.14., 3.2.27.16, 3.2.27.19., 3.2.27.22., 3.2.27.23. bis 3.2.27.27., 3.2.28.3. bis 3.2.28.5., 3.2.29. bis 3.2.31., 3.2.32.2., 3.2.34. bis 3.2.36. gemäß Beschluss vom 20.05.2010, erschien mit Zeugenbeistand RA Dr. Bosbach Seite 32 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Staatsminister Martin Zeil, MdL, Bayer. Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und 08.12.2010 Technologie, Verwaltungsratsmitglied der BayernLB zu den Fragen 1.3.1. bis 1.3.7., 2.2.1., 3.1., 3.1.1., 3.1.3., 3.1.5 bis 3.1.6., 3.2.1. bis 3.2.5, 3.2.7. bis 3.2.13., 3.2.15. bis 3.2.25., 3.2.27., 3.2.27.1 bis 3.2.27.14., 3.2.27.16., 3.2.27.17., 3.2.27.19., 3.2.27.22. bis 3.2.27.28., 3.2.28.3. bis 3.2.28.7., 3.2.29. bis 3.2.37., 3.2.53, 3.2.54. gemäß Beschluss vom 09.03.2010 RA Dr. Hans-Jörg Ziegenhain, Kanzlei Hengeler-Müller 25.11.2010 zu den Fragen 1.2.6. bis 1.2.8., 2.1.6., 2.2.1., 2.2.3., 2.2.5., 2.1.7., 2.2.7., 2.2.9., 2.2.10., 2.2.16, 2.3.1., 2.3.13.,2.3.14., 2.3.24., 2.3.26., 2.3.27., 2.3.29., 2.3.31., 2.6.1., 2.6.2, 2.6.5., 2.6.6., 2.6.10., 2.6.11., 2.6.12. 2.6.13., 2.6.14., 2.6.16., 2.6.17., 2.6.18., 2.6.21., 3.2.28. gemäß Beschluss vom 21.10.2010

3.2 Zeugeneinvernahme in zeitlicher Reihenfolge:

Dr. Michael Kemmer, BayernLB 17.06.2010 Dr. Rudolf Hanisch, BayernLB Dr. Ralph Schmidt, BayernLB Werner Schmidt, BayernLB Karin Kreithmeier, BayernLB Dr. Theo Harnischmacher, BayernLB 18.06.2010 RA Walther Schmidt-Lademann, BayernLB StAGrL Clemens Turkowski, Staatsanwaltschaft München I KHK Wilhelm Mussauer, Bayer. Landeskriminalamt Dr. Gerhard Gribkowsky, BayernLB 24.06.2010 Martin Schlosser, BayernLB Wolfgang Rauch, BayernLB Andreas Geltinger, BayernLB Elmar Meid, BayernLB Andreas Kober, BayernLB Franz Köglmeier, BayernLB Franz Erdmannsdorffer, BayernLB Stefan Ropers, BayernLB 02.07.2010 Karl-Heinz Sturm, BayernLB Dr. Benedikt Haas, BayernLB Oliver Bender, Rothschild GmbH Dr. Andreas Raffel, Rothschild GmbH London Dieter Burgmer, BayernLB 06.07.2010 Dr. Othmar Ederer, Grazer Wechselseitige Versicherung AG Andreas Dörhöfer, BayernLB/HGAA Irmgard Leeb-Schwarz, BayernLB 08.07.2010 Mag. Wolfgang Peter, HGAA Landeshauptmann Gerhard Dörfler 09.07.2010 Dr. Siegfried Grigg, Grazer Wechselseitige Versicherung AG Abteilungspräsident Thomas Happel, Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht WP Hubert Barth, Ernst & Young GmbH Bundesbankdirektor Klaus Jakob, Deutsche Bundesbank Bundesbankdirektor Karl Schnitzler, Deutsche Bundesbank Dr. Siegfried Naser, Sparkassenverband Bayern 28.09.2010 Staatsminister a. D. Prof. Dr. Kurt Faltlhauser Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 33

WP Florian Wirsching, Ernst & Young GmbH 30.09.2010 Dr. Tilo Berlin WP Dirk Müller-Tronnier, Ernst & Young GmbH Dr. Siegfried Naser, Sparkassenverband Bayern Dr. Matthias Hink, Kingsbridge Capital Advisors Ltd. 12.10.2010 RA Dr. Martin Brodey, Kanzlei Dorda, Brugger, Jordis Ministerpräsident a. D. Dr. Edmund Stoiber 13.10.2010 WPin Corinna Linner, Rölfs Partner Alois Hagl, Sparkasse Schwandorf 21.10.2010 Karl-Ludwig Kamprath, Sparkasse München-Starnberg Sigmund Schiminski, Sparkasse Bayreuth Alois Wirth, Sparkassenverband Bayern Diethard Irrgang, BayernLB 26.10.2010 Landrat Hansjörg Christmann Staatsministerin Emilia Müller, MdL Staatssekretär a. D. Hans Spitzner 28.10.2010 Staatssekretär a. D. Jürgen W. Heike, MdL Staatssekretär a. D. Georg Schmid, MdL Ministerpräsident a. D. Dr. Günther Beckstein, MdL RD Christian Horak, Bayer. Staatsministerium der Finanzen 09.11.2010 AR Michael Körner, Bayer. Staatsministerium des Innern RDin Gabriele Fink, Bayer. Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie MR Dr. Tobias Haumer, Bayer. Staatsministerium der Finanzen 10.11.2010 MR Dr. Hanns-Hendrik Braese, Bayer. Staatsministerium des Innern MR Michael Pinegger, Bayer. Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie MDirig. Dr. Rolf-Dieter Jungk, Bayer. Staatskanzlei 12.11.2010 MDirig. Paul Bodensteiner, Bayer. Staatsministerium der Finanzen RA Prof. Dr. Michael Hoffmann-Becking, Kanzlei Hengeler-Müller 25.11.2010 RAin Dr. Viola Sailer-Coceani, Kanzlei Hengeler-Müller RA Dr. Hans-Jörg Ziegenhain, Kanzlei Hengeler-Müller MD Klaus Weigert, Bayer. Staatsministerium der Finanzen MD Josef Poxleitner, Bayer. Staatsministerium des Innern MD Günter Schuster, Bayer. Staatsministerium des Innern Stefan Ermisch, BayernLB 30.11.2010 Oberbürgermeister Hans Schaidinger Staatsminister a. D. Erwin Huber, MdL 02.12.2010 Staatsminister Joachim Herrmann, MdL Staatsminister Georg Fahrenschon Staatsminister Martin Zeil, MdL 08.12.2010 Ministerpräsident Horst Seehofer Dr. Siegfried Naser, Sparkassenverband Bayern 27.01.2011 Staatsminister a. D. Prof. Dr. Kurt Faltlhauser Seite 34 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

3.3 Verzicht auf Zeugeneinvernahmen

Auf die Einvernahme der folgenden Zeugen wurde verzichtet:

Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl, Staatsanwaltschaft München I Verzicht am zu den Fragen 1.1.3., 1.1.5., 1.2.1., 1.2.2., 1.2.3., 1.2.4.,1.2.5., 1.2.6., 1.2.8., 1.2.9., 1.2.10., 2.1.2., 2.1.6., 09.07.2010 2.1.12., 2.2.5., 2.2.8., 2.2.9., 2.2.10., 2.2.12., 2.2.13., 2.2.14., 2.2.15., 2.2.16., 2.3.1., 2.3.2., 2.3.3., 2.3.4., 2.3.13., 2.3.14., 2.3.21., 2.3.30., 2.3.31., 2.3.32., 2.6.1.,2.6.2., 2.6.7., 2.6.10., 2.6.17., 2.6.18., 2.6.21., 2.7.11., 2.7.12.3.2.38., 3.2.39., 3.2.40., 3.2.41., 3.2.42., 3.2.43., 3.2.44., 3.2.45., 3.2.46., 3.2.47., 3.2.48., 3.2.49., 3.2.50., 3.2.51., 3.2.52., 3.2.53. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 Dr. Wolfgang Kulterer, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der HGAA Verzicht am zu den Fragen 1.1.5., 1.2.1., 1.2.3., 1.2.5., 1.2.7., 1.2.9., 1.2.10., 2.1.10., 2.1.12., 2.2.13., 2.2.15., 2.3.1., 08.12.2010 2.3.2., 2.3.7., 2.3.9., 2.3.10., 2.6.2., 2.7.5, 2.7.11., 2.7.11. gemäß Beschluss vom 09.03.2010 Landesrat Dr. Josef Martinz, Kärntner Landesregierung Verzicht am zu den Fragen 1.2.6., 1.2.7., 1.2.8., 1.2.9., 2.1.12., 2.3.7., 2.3.9., 2.3.10., 2.3.28., 2.3.29., 2.3.32.2., 2.3.33., 12.10.2010 2.3.35., 2.6.2., 2.6.4. bis 2.6.9., 2.6.16., 2.6.19., 2.6.21., 3.1.4., 3.1.5., 3.2.3., 3.2.12., 2.7.6., 2.7.8. gemäß Beschluss vom 09.03.2010 Dr. Hans-Jörg Megymorez, Kärntner Landesholding Verzicht am zu den Fragen 1.2.6., 1.2.7., 1.2.8., 1.2.9., 2.1.12., 2.3.7., 2.3.9., 2.3.10., 2.3.28., 2.3.29., 2.3.32.2., 2.3.33., 22.10.2010 2.3.35., 2.6.2., 2.6.4. bis 2.6.9., 2.6.16., 2.6.19., 2.6.21., 2.7.6., 2.7.8., 3.1.4., 3.1.5., 3.2.3., 3.2.12. gemäß Beschluss vom 20.05.2010 Thomas Morgl, ehemaliges Vorstandsmitglied der HGAA Verzicht am zu den Fragen 2.1.1., 2.1.1.2., 2.1.1.4., 2.1.12., 2.3.28., 2.3.7., 2.3.9., 3.2.3., 3.2.23., 3.2.24., 3.2.25. 30.09.2010 gemäß Beschluss vom 20.05.2010 Franz Pinkl, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der HGAA Verzicht am zu den Fragen 3.2.33., 3.2.35., 3.2.37., 3.2.27.5. 12.10.2010 gemäß Beschluss vom 20.05.2010 Dr. Željko Rohatinski, Gouverneur der Kroatischen Nationalbank Verzicht am zu den Fragen 1.1.4., 2.7.1. bis 2.7.10. 22.10.2010 gemäß Beschluss vom 09.03.2010 Mag. Günter Striedinger, ehemaliges Vorstandsmitglied der HGAA Verzicht am zu den Fragen 2.1.1., 2.1.1.2., 2.1.1.4., 2.1.12., 2.3.28., 2.3.7., 2.3.9., 3.2.3., 3.2.23., 3.2.24., 3.2.25. 12.10.2010 gemäß Beschluss vom 20.05.2010

3.4 Ordnungsmittel gegen Zeugen 3. Für den Fall, dass das festgesetzte Ordnungsgeld nicht beigetrieben werden kann, wird Ordnungshaft beantragt. Im Hinblick auf den Zeugen Dr. Siegfried Naser fasste der Untersuchungsausschuss am 28. September 2010 den fol‑ 4. Der Vorsitzende wird ermächtigt, die zur Durchführung genden Beschluss Nr. 20, nachdem der Zeuge die Aussage des Beschlusses notwendigen Maßnahmen zu veran- unter Berufung auf § 55 StPO zunächst umfänglich verwei‑ lassen.“ gert hatte: Der Beschluss Nr. 20 wurde durch den Beschluss Nr. 21 in „1. Dem Zeugen Dr. Siegfried Naser werden gemäß § 70 der 15. Sitzung am 30. September 2010 wieder aufgehoben, Abs. 1 Satz 1 StPO die durch seine rechtsgrundlose nachdem der Zeuge in dieser Sitzung des Untersuchungsaus‑ Verweigerung der Aussage vor dem Untersuchungsaus‑ schusses Angaben zur Sache gemacht hatte. schuss am 28.09.2010 verursachten Kosten auferlegt. 3.5 Öffentlichkeit der Zeugeneinvernahme 2. Gegen den Zeugen Dr. Siegfried Naser wird ein Ord‑ nungsgeld in Höhe von 1000 Euro gemäß § 70 Abs. 1 Die Zeugen wurden grundsätzlich in öffentlicher Sitzung Satz 2 StPO festgesetzt. vernommen und blieben unvereidigt. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 35

Folgende Zeugen wurden aufgrund entsprechender c) Welche Vorschriften beschäftigen sich mit der Beschlüsse gemäß Art. 9 Abs. 1 S. 2, Abs. 2 UAG (teilweise) Arbeit des Vorstands der Bayerischen Landesbank, in nichtöffentlicher bzw. geheimer Sitzung vernommen: welche mit der Arbeit des Verwaltungsrats?

KHK Wilhelm Mussauer, Bayer. Landeskriminalamt d) Welche Aufgaben sind nach den gesetzlichen Vor‑ StAGrL Clemens Turkowski, Staatsanwaltschaft München I schriften dem Vorstand der Bayerischen Landes‑ Abteilungspräsident Thomas Happel, Bundesanstalt für bank, welche dem Verwaltungsrat zugewiesen? Finanzdienstleistungsaufsicht Bundesbankdirektor Klaus Jakob e) Wie ist die Aufgabenverteilung erfahrungsgemäß Bundesbankdirektor Karl Schnitzler, beide Deutsche Bundes‑ bei ähnlichen Instituten in der Praxis ausgestaltet? bank RA Prof. Dr. Michael Hoffmann-Becking RAin Dr. Viola Sailer-Coceani f) Entspricht die Arbeitsweise eines Verwaltungsrates RA Dr. Hans-Jörg Ziegenhain, alle Kanzlei Hengeler-Müller der bankenüblichen Handlungsweise eines Auf‑ sichtsrats? 4. Sachverständige g) Ist dem Verwaltungsrat die Kontrolle der Arbeit Der Untersuchungsausschuss fasste in der Sitzung vom 9. des Vorstands zugewiesen und wie ist dieser Kont- März 2010 den Beschluss Nr. 6, Sachverständige zu verneh‑ rollauftrag ggf. gesetzlich ausgestaltet und welche men wie folgt: Sorgfaltspflichten ergeben sich daraus?

„1. Es wird Beweis erhoben zu den rechtlichen und prakti‑ h) Welche Befugnisse stehen dem Verwaltungsrat ggf. schen Rahmenbedingungen im Hinblick auf die Richt‑ zur Ausübung seiner Kontrollfunktion gegenüber linienkompetenz des Verwaltungsrats der BayernLB, dem Vorstand zu? zu den rechtlichen und praktischen Rahmenbedingun‑ gen im Hinblick auf die Haftung und Ausübung der i) Wie ist die Wahrnehmung dieser Kontrollfunktion staatlichen Aufsicht, der Haftung und Pflichten der erfahrungsgemäß bei ähnlichen Instituten in der Gewährträger zur Erhaltung ihres Vermögens, der Haf‑ Praxis ausgestaltet? tung, Kontrollfunktionen und Sorgfaltspflichten durch Vorstand, Verwaltungsrat, Generalversammlung und j) Welche Sorgfaltspflichten haben Vorstand und Ver‑ Gewährträger der BayernLB sowie zu den rechtlichen waltungsrat der Bayerischen Landesbank bei der und praktischen Rahmenbedingungen eines Unter‑ Ausübung ihrer Tätigkeit zu beachten? Gibt es dies‑ nehmenskaufs (u. a. Due-Diligence-Prozess) und den bezüglich Unterschiede zu Bankinstituten, die in der Methoden der Unternehmensbewertungen bei einem Rechtsform der Aktiengesellschaft tätig sind? Unternehmenskauf wie der Hypo Group Alpe Adria durch die BayernLB durch Einholung eines schrift‑ lichen Sachverständigengutachtens und mündlichen k) In welchem Umfang und wem gegenüber haften die Erläuterung desselben durch den Sachverständigen Mitglieder des Vorstands und des Verwaltungsrats vor dem Untersuchungsausschuss. Dabei soll u. a. dar‑ der Bayerischen Landesbank jeweils bei der Verlet‑ auf eingegangen werden, ob sich aus der Struktur der zung einer etwaigen Sorgfaltspflicht?“ Bayerischen Landesbank als Anstalt des öffentlichen Rechts Besonderheiten gegenüber Kreditinstituten Der Sachverständige ergeben, die in der Rechtsform der Aktiengesellschaft organisiert sind. Prof. em. Dr. Reiner Schmidt, Universität Augsburg,

2. Zu Sachverständigen werden bestimmt: wurde in der öffentlichen Sitzung am 9. Juni 2010 vernom‑ men. Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Marcus Lutter, Universität Bonn Der Sachverständige Prof. em. Dr. Reiner Schmidt, Universität Augsburg

3. Der Sachverständige soll sich dabei unter anderem zu Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Marcus Lutter, Universität Bonn, folgenden Fragestellungen äußern: wurde in der öffentlichen Sitzung am 22. Juni 2010 vernom‑ a) Welche Vorschriften sind für die Geschäftstätigkeit men. der Bayerischen Landesbank anwendbar? Beide Sachverständige legten vor der Vernehmung durch b) Wie ist die Zusammensetzung des Vorstands der den Untersuchungsausschuss ihre Gutachten in schriftlicher Bayerischen Landesbank, wie die Zusammenset‑ Form vor. Die Gutachten wurden durch den Bayerischen zung des Verwaltungsrats geregelt? Landtag im Internet veröffentlicht. Seite 36 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

B. Feststellungen zu den einzelnen Fragen des Umso mehr sollte versucht werden, eine Alterna‑ Untersuchungsauftrags tive zu realisieren, als sich die HGAA anbot.7

I. Beantwortung der Fragen des Untersuchungs- Von den bayerischen Sparkassen wurde zur Lö‑ auftrags sung des Problems nach Wegfall der Gewährträ‑ gerhaftung zusätzlich zur Osteuropastrategie eine 1. PHASE VOR VERHANDLUNGEN ÜBER Fusion mit der Landesbank Baden-Württemberg DEN KAUF DER HGAA DURCH DIE BAY- bevorzugt.8 Diese Auffassung wurde jedoch von ERNLB: Ziele, Vorgaben und Methoden, mit den Vertretern des Freistaats Bayern und von denen der Kauf der Hypo Group Alpe Adria Teilen des Vorstands nicht geteilt.9 Gegner ei‑ vorbereitet wurde ner Fusion im Vorstand war der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dr. Hanisch, ehemaliger 1.1. Auslandsexpansion und Strategie für Mittel-, Amtschef der Bayerischen Staatskanzlei. Prof. Ost- und Südeuropa der BayernLB ab 2001 Dr. Faltlhauser äußerte sich nach Angaben von Dr. Naser dazu wörtlich: „Wenn’s fusionieren 1.1.1. Wann wurde vor Februar 2007 in welcher Wei- wollt, dann ohne uns.“ Es bestand seit vielen Jah‑ se von Verwaltungsrat und/oder Generalver- ren die Aussage, dass der Hauptstandort München sammlung und/oder Staatsregierung über eine der BayernLB nicht zur Debatte stehen könne, so internationale Ausrichtung und Expansion der Naser.10 Landesbank ins Ausland, über Ertragserwar- tungen und einzugehende Risiken im interna- Der Verwaltungsrat hat schließlich am 07.12.2004 tionalen Kredit- und Leasinggeschäft entschie- einer ihm vom Vorstand vorgelegten Osteuro‑ den, ggf. durch wen? pastrategie zugestimmt.11 In ihr war vorgesehen, dass die Bank ihre Geschäftstätigkeit in die Län‑ Die Überlegungen zur Strategie der BayernLB der Ungarn/Rumänien/Bulgarien/Slowakei und bestehen bereits seit vielen Jahren. Die Gewähr‑ Tschechien/Polen ausdehnen soll. Eine Änderung trägerhaftung ermöglichte es der BayernLB, sich dieses Beschlusses erfolgte bis zum 23.04.2007, billiger zu refinanzieren als andere Kreditinstitute dem Tag der Beschlussfassung des Verwaltungs‑ auf dem Markt, während es ihr nach Aussage des rats zum Kauf der HGAA durch die BayernLB, Zeugen Dr. Naser, Präsident des Sparkassenver‑ nicht. Eine Beschlussfassung zu dieser Strategie bands, nicht möglich war, im Retail- und Mittel‑ durch die Generalversammlung oder die Staats‑ standsgeschäft in Konkurrenz zu den Sparkassen regierung konnte nicht festgestellt werden. Die‑ zu treten.1 Nach Aussage des Zeugen Prof. Dr. ser Strategieentscheidung lag die vom Vorstand Faltlhauser seien Gewährträgerhaftung und An‑ festgestellte und ausgesprochene Erwartung einer staltslast die Einladung zu weltweiter Präsenz erfolgreichen Geschäftstätigkeit durch sachliche gewesen.2 (Retail-Geschäft) und räumliche Diversifizierun‑ gen zugrunde. Die Gewährträgerhaftung wurde als Ergeb‑ nis der sog. Brüsseler Einigung jedoch ab dem 1.1.2. Welche Marktinformationen „Mittel-, Süd- 18.07.2005 beendet, sodass sich die strategische und Osteuropa inkl. Österreich“ (CEE-Märk- Frage nach einem neuen Geschäftsmodell ab die‑ te) lagen den unter 1.1.1. handelnden Personen sem Zeitpunkt jedenfalls stellte.3 Deswegen habe bis März 2007 vor und welche Entscheidungen er – Faltlhauser – spätestens seit 2001 erheblichen zur beteiligungsmäßigen bzw. strategischen Druck gemacht, die Landesbank nach dem Aus‑ Ausrichtung der Bank wurden hierzu getrof- laufen von Anstaltslast und Gewährträgerhaftung fen? auf neue Beine zu stellen.4 Druck in Bezug auf ein bestimmtes Geschäft habe es jedoch nicht ge‑ Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser berichtete dem geben.5 Insbesondere sei Werner Schmidt auch Ausschuss, dass dem Verwaltungsrat hierzu In‑ nicht auf der Abschussliste gestanden, weil der formationen in der Sitzung am 07.12.2004 erteilt Kauf der BAWAG gescheitert sei.6 Nach Angaben worden waren. Danach sei das Handelsvolumen von Werner Schmidt bei der Staatsanwaltschaft Bayerns mit den EU-Beitrittsländern in Mittel- war die Enttäuschung der Staatregierung, dass der und Osteuropa seit 1995 im Durchschnitt um BAWAG-Erwerb gescheitert war, jedoch groß. 14 % pro Jahr gewachsen. Das Geschäftsvolumen der Banken sei im gleichen Markt in den Jahren 2000 bis 2004 um jährlich 10 % gewachsen. Das

1 Naser (15, 102 f.). 2 Faltlhauser (14, 24). 7 Bd. 48, S. 11. 3 Faltlhauser (14, 22 f.). 8 Naser (15, 107). 4 Faltlhauser (14, 25). 9 Naser (15, 107). 5 Faltlhauser (14, 116); Stoiber (17, 3). 10 Naser (15, 107) 6 Faltlhauser (14, 145); Naser (15, 200). 11 Faltlhauser (14, 30). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 37

reale Wachstum des Bruttosozialprodukts in den den bayerischen Sparkassen auf dem Gebiet des südosteuropäischen Ländern sei bis zum Jahr Private Banking ging. Der Ausschuss hat jedoch 2004 regelmäßig doppelt so hoch wie das Wachs‑ festgestellt, dass bereits im Juni 2006 aufgrund ei‑ tum in der Bundesrepublik Deutschland gewe‑ ner Informationsschrift (Teaser) der Investment‑ sen.12 bank Morgan Stanley innerhalb der BayernLB eine erste Prüfung einer Investition in die HGAA Der Zeuge Georg Schmid führte im Untersu‑ stattfand. Diese fand Niederschlag in einer bank- chungsausschuss aus, dass das Wachstum 2003 in internen Präsentation vom 07.06.2006, die kriti‑ Tschechien bei 3,1 % und bis zu 9 % in Litauen sche Bemerkungen zur HGAA enthielt. Für den gelegen sei. 2005 habe es in Ungarn 3,5 und in Fall eines möglichen Beteiligungserwerbs wur‑ 13 Litauen 7 % betragen. de eine außerordentlich detaillierte Prüfung der wirtschaftlichen Gegebenheiten (Due Diligence) Weitergehende Informationen zu den Märkten in empfohlen. Mittel-, Süd- und Osteuropa erfolgten im Zuge der Umsetzung der im Jahr 2004 beschlossenen Mit Schreiben vom 23.08.2006 lud Dr. Tilo Ber‑ Osteuropastrategie. lin Werner Schmidt in der Funktion als Vorstands‑ vorsitzender der BayernLB zu einem Treffen in Zur Umsetzung der Osteuropastrategie wurden seinem Privatanwesen in Kärnten ein. Diesem beteiligungsstrategische Maßnahmen erörtert. Schreiben waren bereits Unterlagen zur wirt‑ Dazu gehörte z. B. die Aufstockung des Anteils schaftlichen Situation der HGAA vom Juni 2006 an der ungarischen MKB Bank und der Erwerb (u. a. ein Businessplan bis 2010) beigegeben. von Bankbeteiligungen in Rumänien, Bulgarien, Das Treffen fand am 31.08.2006 statt. An ihm Kroatien und der Ukraine. Umgesetzt wurden die nahm neben Dr. Berlin und Werner Schmidt der Erhöhung der Beteiligung an der MKB und der damalige Vorstandsvorsitzende der HGAA, Herr Erwerb von zusätzlichen Bankbeteiligungen über 14 Dr. Wolfgang Kulterer, teil. In den dem Untersu‑ die MKB in Bulgarien und Rumänien. chungsausschuss vorliegenden Akten findet sich Eine ausführliche Berichterstattung im Verwal‑ eine handschriftliche Notiz mit zwei verschiede‑ tungsrat, die unter anderem auch auf das Markt- nen Handschriften, die anlässlich dieses Treffens umfeld im osteuropäischen Raum einging, erfolg‑ gefertigt worden sein könnte. Darin finden sich te im Zusammenhang mit dem BAWAG-Bieter‑ mehrere Zahlen (unter anderem 50,1 und 1,25). prozess im Jahr 2006.15 Dazu gehörten die Er‑ Daraus folgt, dass über einen möglichen Betei‑ gebnisse einer Due Diligence Prüfung bei dieser ligungserwerb zwischen den anwesenden Per‑ Bank und die im Rahmen eines solchen Verfah‑ sonen gesprochen wurde. Der genaue Inhalt des rens üblichen Informationen der Verkäuferseite. Gesprächs konnte jedoch durch den Ausschuss Über den Ausgang des BAWAG-Bieterverfahrens nicht ermittelt werden. Es konnte nicht festgestellt und die allgemeine Situation im osteuropäischen werden, dass dieses Treffen und der Inhalt dieses Gesprächs einem der Verwaltungsratsmitglieder Markt wurde Ende 2006 nicht nur im Verwal‑ 18 tungsrat16, sondern auch in der Generalversamm‑ bekannt gewesen wäre. 17 lung berichtet. In der Folge kam es bei der BayernLB zu einer 1.1.2.1 Warum, aufgrund welcher Vorgeschichte und vertieften Prüfung unter Verwertung der über‑ durch wen wurde das Interesse auf die HGAA mittelten Unterlagen. Diese fand Niederschlag in gelenkt? War der Kauf der HGAA eine Fort- der Präsentation vom 07.10.2006. In ihr wurden setzung der Strategie des Geschäftsmodells zur die Bedenken bezüglich eines möglichen Beteili‑ Auslandsexpansion auf die Osteuropamärkte gungserwerbs verstärkt. Es wurde erneut auf die im Anschluss an den gescheiterten Kauf der Notwendigkeit einer sehr intensiven Due Dili‑ BAWAG? gence (einschließlich aller wesentlichen Konzern‑ töchter, insbesondere der Banken und Leasingge‑ Der Ausschuss stellte fest, dass es im Jahre 2006 sellschaften) hingewiesen. Der Leiter des Vor‑ zu Kontakten des Vorstands der Landesbank mit standsstabs gab diesen Text mit einem Vermerk Dr. Tilo Berlin kam. Diese Kontakte werden von an Werner Schmidt weiter. Darin heißt es, dass Werner Schmidt und Dr. Berlin so dargestellt, dass der Erwerb einer Beteiligung nicht interessant sei. es nur um eine Geschäftsbeziehung des Unter‑ Es findet sich der handschriftliche Vermerk von nehmens von Dr. Berlin mit der Landesbank und Werner Schmidt „OK, Z.d.A. – Erledigt.“ Die Präsentationen vom 07.06.2006 und vom 06.10.2006 lagen keinem der Mitglieder des Ver‑ 12 Faltlhauser (14, 30). 19 13 Schmid (20, 63). waltungsrates vor. 14 Vgl. Zusammenfassung bei Hengeler/Mueller, Rn. 8 15 Bd. 10, 298 ff. 16 Bd. 10, 441 ff. 18 Naser (15, 174). 17 Bd. 8, 20 ff. 19 Naser (15, 174). Seite 38 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Der Landesbank waren die wirtschaftlichen Ver‑ im Management der Bank.26 Der Zeuge Schaidin‑ hältnisse der HGAA auch dadurch bekannt, dass ger war im Jahre 2002 noch nicht Mitglied des diese Kreditnehmerin war. Zu einer Ausweitung Verwaltungsrats der BayernLB. des Kreditengagements hatte die Landesbank ei‑ nen formularmäßigen Beschlussvorschlag gefer‑ Die Beteiligung an der Tiroler Sparkasse wurde tigt, der vom 03./05.05.2006 datierte.20 im Ausschuss nicht erörtert. Sie wurde im Dezem‑ ber 2001 abgegeben.27 An dem Tag, an dem Werner Schmidt das Schei‑ tern des Erwerbs der BAWAG erfuhr, nämlich am 1.1.4. Gab es und gibt es persönliche Verbindungen 14.12.2006, erhielt er je einen Anruf von Dr. Kul‑ zwischen Mitgliedern der Organe der Bayern- terer und Dr. Berlin. Bei diesen Telefonaten wur‑ LB, der BAWAG und der HGAA? de Werner Schmidt wieder auf die Möglichkeit eines Erwerbs einer Beteiligung bei der HGAA Der Ausschuss konnte solche Verbindungen nicht hingewiesen.21 feststellen. Dr. Berlin war zum Zeitpunkt der Kaufvertragsverhandlungen und des Abschlusses Sämtliche als Zeugen gehörte Mitglieder des Ver‑ kein Mitglied eines der Organe der HGAA. All‑ waltungsrats haben dem Ausschuss erklärt, sie gemein bekannt war die Tatsache, dass sich der hätten den Erwerb der HGAA als Fortsetzung der Vorstandsvorsitzende Werner Schmidt und Dr. Osteuropastrategie gesehen.22 Tilo Berlin aus ihrer gemeinsamen Zeit bei der Landesbank Baden-Württemberg kannten.28 1.1.3. Welche Kenntnisse besaß der Verwaltungsrat vor den Kaufüberlegungen über die Probleme Der Verwaltungsrat wurde hierüber in der Sitzung 29 und Misserfolge der BayernLB im Zusammen- vom 20.03.2007 ausdrücklich unterrichtet. hang mit der BAWAG-Bank, der Tiroler Spar- kasse und der kroatischen Rijeka-Banka? Dr. Tilo Berlin war ferner dem Zeugen Dr. Naser aus einem Gespräch im Oktober 2006 bekannt. Die BayernLB hielt in den Jahren vor dem Erwerb Inhaltlich sei es aber nur um eine etwaige Zusam‑ der HGAA Beteiligungen an den in der Frage ge‑ menarbeit der bayerischen Sparkassen mit dem 30 nannten Kreditinstituten. Family Office von Dr. Berlin gegangen. Nach den dem Untersuchungsausschuss vorlie‑ 1.1.5. Wie wurde die Risikostrategie im Hinblick auf genden Verwaltungsratsunterlagen wurde die die Märkte in Mittel-, Ost- und Südeuropa im seit 1996 bestehende Minderheitsbeteiligung von Verwaltungsrat beraten und von diesem ver- 46,4 % an der BAWAG-Bank mit Wirkung zum folgt? Wie wurden das Risikocontrolling und 01.07.2004 wieder an den Österreichischen Ge‑ das Risikomanagement der Gesamtbank und werkschaftsbund (ÖGB) zurückverkauft.23 Dies insbesondere bezogen auf das direkte und indi- geschah, weil das strategische Ziel einer Mehr‑ rekte Geschäft in Auslandsmärkten vom Ver- heitsbeteiligung nicht erreicht werden konnte. waltungsrat verfolgt? Prof. Dr. Faltlhauser schilderte dem Untersu‑ chungsausschuss in seiner Zeugenvernehmung Zur Markt- und Risikosituation auf den osteu‑ ausführlich die seinerzeitige Entwicklung der Be‑ ropäischen Märkten hat der Vorstand dem Ver‑ teiligung der BayernLB an der BAWAG.24 waltungsrat regelmäßig Berichte vorgelegt. Dies geschah in jährlichen Abschlussberichten sowie Die Zeugen Dr. Naser und Prof. Dr. Faltlhau‑ über sog. Kredit-Länderrisiko- und Branchenport‑ ser schilderten im Untersuchungsausschuss die folioberichte, die in Vorbereitung der jeweiligen Ereignisse im Zusammenhang mit der Rijecka Verwaltungsratssitzungen an die Verwaltungs‑ Banka.25. Hintergrund war, dass die BayernLB ratsmitglieder versandt wurden. Ab 2007 wurden im Jahre 2000 eine Mehrheitsbeteiligung an der dem Verwaltungsrat auch monatliche Risikotrag‑ kroatischen Rijecka Banka erworben hatte, die sie fähigkeitsberichte vorgelegt. Diese Berichte wur‑ zwei Jahre später in 2002 – unter Abschreibung den im Verwaltungsrat beraten. Risikocontrolling des gesamten Beteiligungsbuchwerts – zu einem und Risikomanagement waren ebenfalls Gegen‑ symbolischen Preis von 1 € wieder an den Staat stand der Berichterstattung. Darüber hinaus gab Kroatien abgab. Anlass hierfür waren Verluste bei es bei aktuellem Anlass auch Sachstandsberichte der Rjiecka Banka im hohen zweistelligen Millio‑ zu einzelnen Beteiligungen, so zum Beispiel im nenbereich infolge rechtwidriger Machenschaften Jahr 2002 über die Vorkommnisse bei der Rjiecka Banka31.

20 Bd. 81, BB 100_56 S. 214. 26 Bd. 9, 28 ff.; 38 ff.; Bd. 12, 7f. , 22f.; sowie Bd. 149, 280 21 Turkowski (7, 7). 27 Bd. 9, 1 ff. 22 Vgl. Naser (15, 112). 28 Grigg (13, 60); Kreithmeier (6, 59); Turkowski (7, 8). 23 Bd. 9, 81 ff. 29 Faltlhauser (14, 41). 24 Faltlhauser (14, 33 ff.). 30 Naser (15, 155 ff.). 25 Naser (15, 162); Faltlhauser (14, 85). 31 Bd. 9, 28 ff. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 39

1.1.6. Haben die Organe und/oder die Rechts- oder stellt sei.39 Aber er habe die Bedenken der Ar‑ Fachaufsicht geprüft, ob die Mehrheitsbeteili- beitsebene in dem oben genannten Vermerk zur gung der BayernLB an der HGAA dem Lan- Kenntnis genommen.40 desbankgesetz oder der Bayerischen Verfas- sung entsprach? Der Zeuge Dr. Naser sagte vor dem Untersu‑ chungsausschuss aus, er sei nicht auf den Gedan‑ Der Ausschuss konnte nicht feststellen, dass die ken gekommen, dass die Ausbreitung nach Ost‑ Frage, ob der Erwerb der Beteiligung der HGAA europa gegen das Landesbankgesetz verstoßen dem Landesbankgesetz oder der Bayerischen könnte.41 Verfassung entspricht, speziell geprüft wurde. Al‑ lerdings ist ein Vermerk des Finanzministeriums Bedenken der Rechts- oder Fachaufsicht habe es für Minister Faltlhauser aktenkundig, in dem die nach Aussage des Zeugen Dr. Beckstein nie ge‑ Frage gestellt wird, ob es dauerhaft Aufgabe ei‑ geben.42 ner Landesbank sein könne, ihren Schwerpunkt auf Auslandsgeschäfte zu legen.32 Es habe sich 1.2. Kenntnis der Vertreter des Freistaats Bayern nach Aussage des zuständigen Referatsleiters Dr. im Verwaltungsrat der BayernLB zu Grundla- Haumer dabei aber nicht um die Frage der Recht‑ gen, Hintergründen und beteiligten Personen mäßigkeit des Auslandsengagements, sondern im Hinblick auf den Beteiligungserwerb an der um die Frage der Sinnhaftigkeit gehandelt. Sie HGAA sei ordnungspolitisch gemeint gewesen.33 Eben‑ so betonte der Zeuge Herrmann, dass er zwar 1.2.1. Welche Kontakte bestanden zwischen dem frü- Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Engagements heren Vorstandsvorsitzenden der BayernLB in Südosteuropa gehabt habe, nicht jedoch an der Werner Schmidt und dem Vertreter der Inves- rechtlichen Zulässigkeit, an der es keinen Zweifel torengruppe „Berlin & Co“ Dr. Tilo Berlin und/ gegeben habe.34 oder dem früheren Vorstandsvorsitzenden und späteren Aufsichtsratsvorsitzenden der HGAA Die Frage, ob der Erwerb der HGAA mit dem Dr. Wolfgang Kulterer im Zusammenhang mit Landesbankgesetz vereinbar sei, habe er, Dr. Hau‑ dem Beteiligungserwerb durch die BayernLB mer, geprüft und eindeutig mit Ja beantwortet.35 an der HGAA, und welche Kenntnis hatten die Auch der zuständige Referatsleiter im Innenmins‑ Mitglieder des Verwaltungsrats der BayernLB terium, der Zeuge Dr. Braese, bestätigte, dass es ggf. von diesen, als ihnen in der Sitzung des niemals Zweifel gegeben habe, ob der Kauf der Verwaltungsrats der BayernLB am 20.03.2007 HGAA vom Landesbankgesetz gedeckt sei.36 Für die Option eines Beteiligungserwerbs (kontrol- Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit des Landes‑ lierender Anteil = über 50 %) an der HGAA bankgesetzes habe es keinen Ansatz gegeben.37 vorgestellt wurde?

Alle weiter befragten Mitglieder des Verwal‑ Die Kontakte zwischen Werner Schmidt und Dr. tungsrats und Ministerpräsident a. D. Dr. Stoiber Tilo Berlin sowie Wolfgang Kulterer begannen haben in ihren Vernehmungen im Untersuchungs‑ bereits im Jahr 2006. Hierzu sei auf die Darstel‑ ausschuss geäußert, dass der Erwerb der HGAA lungen unter Punkt 1.1.3. und 1.1.5. verwiesen. vom Landesbankgesetz gedeckt sei. Die „öffentli‑ Auch im Jahre 2007 fanden im Folgenden meh‑ che“ Aufgabe stehe nicht entgegen.38 rere persönliche Telefonate zwischen Werner Schmidt und Dr. Berlin sowie Dr. Kulterer statt. Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser führte in diesem Werner Schmidt hat der Staatsanwaltschaft be‑ Zusammenhang vor dem Untersuchungsaus‑ richtet, dass er anlässlich der Geburtstagsfeier schuss aus, dass er die Annahme, dass der Erwerb für ein Vorstandsmitglied am 17.12.2006 die Ver‑ der HGAA nicht vom Landesbankgesetz gedeckt waltungsräte Dr. Naser und Prof. Dr. Faltlhauser sein soll, für geradezu abenteuerlich halte. Zwar über die beiden Telefonate mit Dr. Berlin und Dr. sei die Absicht der Gewinnerzielung kein öffent‑ Kulterer am 14.12.2006 informiert habe. Prof. licher Zweck, jedoch könnte die Bank nur dann Dr. Faltlhauser hat vor dem Untersuchungsaus‑ Leistungen erbringen, wenn der Ertrag sicherge‑ schuss erklärt, er habe keine sichere Erinnerung, doch könne es sein, dass Werner Schmidt auf die Möglichkeit des Erwerbs einer anderen öster‑ reichischen Bank (HGAA) hingewiesen habe.43 32 Haumer (22, 6). Dr. Naser hatte in seiner Vernehmung durch den 33 Haumer (22, 6 f.). 34 Herrmann (26, 129 f.). 35 Haumer (22, 6). 39 Faltlhauser (14, 28). 36 Braese (22, 143). 40 Faltlhauser (14, 165). 37 Braese (22, 145). 41 Naser (15, 160). 38 Stoiber (17, 87); Weigert (24, 19); Schaidinger (25, 177); Huber (26, 42 Beckstein (20, 174). 111); Zeil (27, 58). 43 Faltlhauser (14, 38). Seite 40 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Ausschuss an einen solchen Hinweis keine Erin‑ der Kärntner Landesholding, Dr. Megymorez, nerung.44 Auch dem Zeugen Dr. Stoiber war ein hat erklärt, dass die Eigenmittelsituation bei der Gespräch in diese Richtung nicht in Erinnerung.45 HGAA „dramatisch“ sei. Die Mittel aus der Ka‑ Der Ausschuss konnte nicht klären, ob diese pitalerhöhung müssten spätestens am 15.12.2006 Information – wie von Werner Schmidt behaup‑ zur Verfügung stehen.50 Bei der, maßgeblich von tet – erteilt wurde. Andere vom Ausschuss gehörte Dr. Kulterer, betriebenen Investorensuche wur‑ Teilnehmer des Treffens hatten dazu kein Wissen. de auch Dr. Tilo Berlin angesprochen.51 Nach Absprache mit dem ihm bekannten Dr. Matthias Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser datiert die siche‑ Hink von Kingsbridge Capital kamen die beiden re Kenntnis von der Möglichkeit des Erwerbs Herren zu dem Ergebnis, dass der Erwerb dieser aus seiner Erinnerung auf Anfang/Mitte Februar Aktien und einer qualifizierten Minderheitsbetei‑ 2007.46 Ähnlich lässt sich der Zeuge Dr. Naser ligung (25 % + 1) eine interessante Investition ein, der seinerseits angibt, er habe erstmalig in der darstellen könne.52 Kingsbridge Capital beglei‑ zweiten Februarhälfte 2007 vom Thema HGAA tete den Einstieg von Berlin bei der HGAA und erfahren.47 Es war bekannt, dass eine Firma unter half, die Finanzierung sicherzustellen.53 der Führung von Dr. Berlin eine Minderheitsbe‑ teiligung an der HGAA erworben hatte.48 Dazu gründete Dr. Berlin eine in Luxemburg re‑ gistrierte Zweckgesellschaft mit den Gesellschaf‑ 1.2.2. Waren Mitglieder der Bayerischen Staatsregie- tern Dr. Berlin, Cheney Capital und Kingsbridge rung und/oder des Verwaltungsrats der Bay- Capital.54 Diese hat in der Folge am 19.12.2006 ernLB über die lt. Presseberichten spätestens von der HBint. insgesamt 440.790 neu emittierte ab Dezember 2006 stattfindende Anbahnung Aktien gekauft. Der Kaufpreis war in zwei Tei‑ (Kurier, 24.05.2007) und den Fortgang von Ge- len zu bezahlen, die zu unterschiedlichen Zeit‑ sprächen zwischen dem damaligen Vorstands- punkten fällig waren. Für den zweiten Teil hatte vorsitzenden der BayernLB Werner Schmidt Berlin eine Ausstiegsklausel vereinbart. Danach und dem damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden konnte sie sich von diesem Erwerb gegen Zah‑ der HGAA Wolfgang Kulterer und/oder dem lung einer Vertragsstrafe in Höhe von 2 Mio. € Vermögensverwalter Dr. Tilo Berlin zu einem bis zum 01.03.2007 befreien. Berlin & Co. hat Beteiligungserwerb an der HGAA durch die am 29.12.2006 von der Hypo-Bank Burgenland BayernLB informiert, ggf. seit wann? AG, einer Tochter der Grazer Wechselseitigen Versicherung, weitere 727.304 Stück Aktien der Der Ausschuss konnte keine Feststellungen tref‑ HBint. von der Bank Burgenland gekauft. Eine fen, dass solches Wissen vorhanden war. Ergän‑ Ausstiegsklausel wurde auch hier vereinbart. zend wird auf die Antwort unter Ziff. 1.2.1. ver‑ Durch Zahlung einer Vertragsstrafe von 5 Mio. € wiesen. konnte sich die Gesellschaft vom Vertrag bis zum 30.06.2007 lösen. Diese beiden Käufe ergeben ei‑ 1.2.3. Trifft es zu, dass schon in 2006, ggf. wann ge- nen Bestand von 25 % + 1 der Aktien der HBint. nau, „der Vermögensverwalter Dr. Tilo Berlin Werner Schmidt hat der Staatsanwaltschaft mehr‑ mit seinen Kunden bei der Hypo Group ein- fach erklärt, Dr. Berlin habe ihm bei dem Telefo‑ gestiegen“ war (Financial Times Deutschland, nat am 14.12.2006 gesagt, dass er eine Schachtel, 10.12.2009), und ab wann hatten die Mitglie- also eine Beteiligung von 25 % + 1, an der HBint der des Vorstands und des Verwaltungsrats halte. Der Rest des Vorstands soll am 15.12.2006 der BayernLB von dem bevorstehenden bzw. im Rahmen einer Vorstandssitzung hierüber infor‑ erfolgten Einstieg Kenntnis? miert worden sein. Eigene Feststellungen konnte der Ausschuss hierzu nicht treffen. Diese Aussage ist zutreffend. Die HGAA war schon Anfang 2006 mit der Notwendigkeit kon‑ Zur Kenntnis der Verwaltungsräte Dr. Naser und frontiert, ihr Eigenkapital zu erhöhen. Dies war Prof. Dr. Faltlhauser sei auf die Antwort unter erforderlich, um bankaufsichtliches Einschreiten Ziff. 1.2.2. verwiesen. zu vermeiden.49 Dazu hatte sie beschlossen, neue Aktien auszugeben und diese am Markt zu platzie‑ Der Einstieg von Dr. Tilo Berlin ist vor dem Hin‑ ren. In der Sitzung des Aufsichtsrats der Kärntner tergrund des seinerzeit dringenden Kapitalbedarfs Landesholding vom 11.11.2006 wurde dies einge‑ und der damaligen Eigentumsverhältnisse bei der hend erörtert. Der damalige Vorstandsvorsitzende HGAA zu sehen. Die Kärntner Landesholding wollte sich nicht bei einer Kapitalerhöhung betei‑

44 Naser (15, 111). 45 Stoiber (17, 37). 50 Bd. 221, BB 100 55, S. 81. 46 Faltlhauser (14, 48 f.). 51 Hink (16, 3 f.). 47 Naser (15, 111). 52 Hink (16, 4). 48 Naser (15, 157). 53 Hink (16, 5). 49 Grigg (13, 109). 54 Hink (16, 35). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 41

ligen und damit ihren Anteil am Aktienkapital er‑ rüber keine Entscheidung getroffen, weswegen höhen. Sie wollte aber auch nicht, dass der zweite die Kreditierung des Erwerbs der dritten Tranche große Aktionär, die Bank Burgenland, eine Toch‑ durch Dr. Berlin in keiner Phase im Blickfeld des ter der Grazer Wechselseitigen Versicherung, die Verwaltungsrats gewesen sei. Allerdings sei sie neuen Aktien übernimmt und damit ihren Anteil in einer Vorlage des RiskOffice zur Sitzung des erhöht und Mehrheitsgesellschafter wird.55 Der Verwaltungsrats vom 04.12.2007 dokumentiert Nachfolger des verstorbenen Landeshauptmanns gewesen.64 Dr. Jörg Haider, Herr Landeshauptmann Gerhard Dörfler, hat vor dem Untersuchungsausschuss 1.2.5. Trifft es zu, dass der Einstieg der Investoren- auch bekundet, dass es für das Land Kärnten nicht gruppe „Berlin & Co“ auf der Basis erfolgte, einfach gewesen wäre, die Kapitalerhöhung selbst „dass (die gesamte, also 100 %) die Hypo einen durchzuführen.56 Wert von 2,5 Milliarden Euro aufweise“ (FAZ, 22.12.2006), und ab wann hatten Mitglieder 1.2.4. Trifft es zu, dass „die Transaktion unter ande- des Vorstands und des Verwaltungsrats der rem mit einem Kredit der BayernLB“ finan- BayernLB hiervon ggf. Kenntnis? ziert wurde (Financial Times Deutschland, 10.12.2009), und ab wann hatten die Mitglie- Es ist zutreffend, dass dem Erwerb der Aktien der des Vorstands und des Verwaltungsrats der durch Berlin & Co. Sarl. ein Unternehmenswert BayernLB hiervon ggf. Kenntnis? der HGAA von 2,5 Mrd. € zugrunde lag. Die‑ ser Wert wurde den Investoren der Berlin & Co. Es trifft zu, dass die Berlin & Co. zur Finanzie‑ Sarl. so mitgeteilt. Ein Teil des aus dem Unter‑ rung des Kaufpreises zum Erwerb der weiteren nehmenswert abgeleiteten Kaufpreises war aber HGAA-Beteiligung von rd. 16 % einen Kredit abhängig von der Höhe des Gewinns, den die von der BayernLB erhalten hat. Das Kreditvolu‑ HGAA in 2006 erzielen würde. Da diese Vorga‑ men beläuft sich auf 385 Mio. €, der Kredit wur‑ be nicht erfüllt wurde, ergab sich tatsächlich ein de nach Angaben der BayernLB gegenüber dem den Kaufpreis bestimmender Unternehmenswert Verwaltungsrat zu marktüblichen Konditionen von 2,35 Mrd. €. Dieser Unternehmenswert ent‑ gewährt.57 sprach auch den Vorstellungen der Alteigentümer. Das ergibt sich aus dem Protokoll des Aufsichts‑ Nach den vorliegenden Akten trug Berlin & Co. rats der Kärntner Landesholding vom 11.11.2006. die Bitte um eine Zwischenfinanzierung erstmals Dort wurde erörtert, dass ein Kaufpreis für Ak‑ Anfang April 2007 an den Vorstand der BayernLB tien unter Zugrundelegung eines Unternehmens‑ heran.58 In ihrem Schreiben vom 24.04.2007, das werts von 2,3 Mrd. € wohl schwer zu erreichen ein indikatives Angebot zum Erwerb einer Mehr‑ sei, möglicherweise aber doch, wenn eine Sperr‑ heitsbeteiligung an der HGAA enthält, stellte die minorität von 25 % verkauft werde. Dann könne BayernLB auch eine Zwischenfinanzierung zu‑ nämlich ein Paketzuschlag verlangt werden. Der gunsten Berlin & Co. in Aussicht59. Der Verwal‑ Zeuge Dr. Grigg erklärte damals auf ausdrückli‑ tungsrat hatte keine Kenntnis über den Inhalt die‑ che Frage nach einem möglicherweise erzielba‑ ses Schreibens. Der Vorstand stimmte dem Kre‑ ren Preis, dieser werde „voraussichtlich bei ca. ditantrag in seiner Sitzung am 15.05.2007 zu.60 2,5 Mrd. € (inklusive Sperrminorität) liegen.“65 Ablauf und Hintergründe der Zwischenfinanzie‑ Das ist genau der Unternehmenswert, welcher den rung an Berlin & Co. wurden auf Nachfrage des Kaufverträgen der Berlin Sarl. zugrunde liegt. In Verwaltungsratsvorsitzenden Fahrenschon61 in der Aufsichtsratssitzung der Kärntner Landeshol‑ den Verwaltungsratssitzungen am 08.12.200962 ding am 14.12.2006 bezeichnete Dr. Megymorez und am 20.01.201063 nochmals ausführlich be‑ den Preis, der bei Berlin Sarl. erzielt wurde, näm‑ leuchtet. lich bei einem Unternehmenswert von 2,5 Mrd. €, als „optimalen Markpreis.“66 Der Ausschuss Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser führte vor dem konnte nicht feststellen, dass diese Vorstellungen Untersuchungsausschuss aus, dass ein Kreditvor‑ des Aufsichtsrats der HGAA dem Vorstand oder gang ein Sachverhalt sei, der in der Zuständigkeit Verwaltungsrat der BayernLB bekannt wurden. des Vorstands liege. Der Verwaltungsrat habe hie‑ In der Präsentation der Vorstandsitzung vom 19.04.2007 wird für den Erwerb von Berlin Sarl. 55 Ederer (11, 55 f.). ein gewichteter Durchschnittskaufpreis von 2,75 56 Dörfler (13, 24). Mrd. € für 100 % genannt.67 Dieser Wert war in‑ 57 Bd. 117 und Bd. 118, jeweils S. 1 ff. 58 Bd. 56, BB 02_25, 96 ff. 59 Bd. 56, BB 02_25, 141ff. 60 Bd. 56, BB 02_25, 174. 64 Faltlhauser (14, 49). 61 Bd. 116, S. 16. 65 Bd. 221, BB 100 55, S. 85/86. 62 Bd. 117, S. 7 ff. 66 Bd. 221, BB 100 55, S. 146. 63 Bd. 118, S. 10 ff. 67 Bd. 76, BB 100 04, S. 281. Seite 42 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

sofern falsch, als er dem der Kapitalerhöhung zu‑ geführt.74 Im Übrigen wäre ein Direkterwerb von grunde gelegten Wert zuzüglich der Kapitalerhö‑ der Grazer Wechselseitigen alleine auch nicht aus‑ hung selbst, also 2,5 Mrd. € + 250 Mio. entsprach. reichend zum Erreichen einer Mehrheit gewesen.75 Der Zeuge Bender hat dem Ausschuss berichtet, dass für ihn selbst bis zum 14.05.2007, dem Tag Auffallend ist, dass bezüglich der Möglichkeit der Kaufpreisverhandlungen, der Erwerbsprozess des Direkterwerbs ein unterschiedliches Informa‑ von Berlin einschließlich des Kaufpreises nicht tionsniveau beim Vorstand und Verwaltungsrat transparent war.68 Deswegen haben die Bera‑ bestand. So heißt es in der Vorlage zur Vorstands‑ ter von Rothschild in dem Briefing-Papier vom sitzung am 19.04.2007 noch: 14.05.2007 einen Unternehmenswert von 2,5 bis 2,75 Mrd. € für 100 % angesetzt. „Ob auch die Grawe ebenfalls zum Verkauf weite- rer Anteile bereit wäre, wurde vonseiten der Bay- In der Präsentation für die Verwaltungsratssit‑ ernLB nicht erörtert.“ zung vom 20.04.2007 ist der Kaufpreis für die von Berlin Sarl. erworbenen Anteile von 9,09 % In der Tischvorlage für die Verwaltungsratssit‑ hochgerechnet auf 100 %. Darin wird ein Unter‑ zung am 20.04.2007 ist der Passus geändert wie nehmenswert von 2,75 Mrd. € ausgewiesen.69 70 folgt: Anhaltspunkte, dass der dem Verwaltungsrat in den Sitzungen am 20.03.2007 und 20.04.2007 „Die Grawe hat ihre klare Absicht geäußert, der- mitgeteilte Unternehmenswert von 2,75 Mrd. € zeit keine weiteren Anteile zu veräußern, um eine später richtiggestellt wurde, bestehen nicht.71 Sperrminorität zu halten.“

Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser sagte hierzu aus, Letztere Auffassung wurde offensichtlich auch dass sich die Differenz in Bezug auf die Kauf‑ vom Vorstand gegenüber den Beratern und dem preisbemessung zwischen dem Kaufpreis von Verwaltungsrat kommuniziert.76 Sie entspricht Berlin & Co. und dem Kaufpreis der BayernLB auch den Tatsachen.77 durch den Paketzuschlag erkläre, den Dr. Berlin nicht zu bezahlen hatte, da er keine Mehrheitsbe‑ Durch Vermittlung eines Klagenfurter Rechts‑ teiligung erwarb.72 Ebenso ließ sich der Zeuge Dr. anwalts kam es zu einer Kontaktaufnahme der Naser ein.73 Versicherungskammer Bayern zum Kärntner Landeshauptmann Dr. Haider. In einem Gespräch 1.2.6. Wurden seitens der BayernLB mit den ande- in Klagenfurt am 03.05.2007 bot Dr. Haider den ren Anteilseignern (Landesholding Kärnten Vertretern der VKB eine Zusammenarbeit in der und Grazer Wechselseitige) Gespräche bzw. Versicherungswirtschaft mit der HGAA an. Er Verhandlungen über einen etwaigen Direkter- erwähnte, dass das Land Kärnten bereit sei, die werb der HGAA-Beteiligung geführt? Falls von ihm gehaltenen 47 % abzugeben, sei es an nein, warum nicht? Falls ja, aus welchem die VKB oder die BayernLB. Er suche eine Zu‑ Grund wurde ein vollständiger Direkterwerb sammenarbeit des Landes Kärnten mit der Spar‑ nicht weiterverfolgt? Welche Informationen kassenfinanzgruppe Bayern. Es gäbe die Mög‑ lagen dem Verwaltungsrat diesbezüglich vor, lichkeit, über den Erwerb der Anteile des Landes ggf. zu welchem Zeitpunkt? hinaus die Mehrheit an der HGAA zu erwerben. Über dieses Gespräch hat der Vorstandsvorsitzen‑ Es gab im Zeitpunkt der Verhandlungen vier Ei‑ de der VKB Dr. Naser mit Fax vom 04.05.2007 gentümer der Aktien der HGAA (Kärntner Lan‑ informiert.78 desholding, Mitarbeiter-Privatstiftung, Bank Burgenland, Berlin Sarl.). Verhandelt wurde Der Zeuge Dr. Naser berichtete hierzu, dass er direkt nur mit der Kärnter Landesholding, der am 03.05.2007 in einer Sitzung bei der Versi‑ Mitarbeiter-Privatstiftung und der Berlin Sarl. cherungskammer von Werner Schmidt angeru‑ Die Verhandlungsführung mit der BayernLB lag fen worden sei, der ihn darüber informiert habe, federführend bei Dr. Berlin. dass ein Mitarbeiter der Versicherungskammer auf dem Weg zu Dr. Haider sei. Er habe sofort Es wurden keine Gespräche über einen Direkter‑ anschließend mit den Verantwortlichen der Ver‑ werb der Anteile von der Grazer Wechselseitigen sicherungskammer gesprochen, welche sich dann sofort zurückgezogen habe.79 Über den Inhalt

68 Bender (10, 165). 74 Ederer (11, 13); Turkowski (7, 11). 69 Bd. 100, 04, S. 344. 75 Faltlhauser (14, 95). 70 Faltlhauser (14, 52). 76 Bender (10,114); Körner (21, 83). 71 Nach Hengeler/Mueller, Rn. 32. 77 Ederer (11, 14). 72 Faltlhauser (14, 52 f.). 78 Bd. 176. 73 Naser (15, 194). 79 Naser (15, 132 f.). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 43

des Gesprächs sei ihm berichtet worden, dass Unternehmenswert, Kaufpreis, ggf. zu wel- Dr. Haider angeblich angeboten habe, sich komplett chem Zeitpunkt? aus der HGAA zurückzuziehen und darüber hi- naus der Versicherungskammer eine Mehrheit von Die HGAA hatte in verschiedenen Ländern, in über 50 % zu verschaffen.80 Diesen kompletten denen sie tätig war, Firmen gegründet, die als Rückzug bezeichnete der Zeuge Dr. Naser aber „Consultants“ bezeichnet wurden. Diese wurden vor dem Untersuchungsausschuss als indiskuta‑ einer Holding zugeordnet. Die Consulting-Firmen bel.81 Andere Verwaltungsratsmitglieder wurden dienten im Wesentlichen dazu, notleidende oder von ihm über diesen Vorgang nicht unterrichtet.82 kritische Kredite von HGAA-Banken in Beteili‑ gungen umzuwandeln. Damit wurde eine Art kon‑ Sofern von der Versichungskammer Bayern Ge‑ zerninterne Finanzierung geschaffen, die nicht spräche mit dem Kärntner Landeshauptmann mit Risikovorsorge hinterlegt und nicht bei Ei‑ geführt wurden, ist zu berücksichtigen, dass die genmitteln zu berücksichtigen war. So hat es die Grazer Wechselseitige dem Einstieg einer deut‑ Vorstandssekretärin der HGAA am 24.08.2010 schen Versicherung sehr wahrscheinlich nicht zu‑ bei der Staatsanwaltschaft berichtet.88 Verkauft gestimmt hätte.83 wurde die Holding. Der HGAA verblieb ein Ri‑ siko aus der Refinanzierung der an die Konzern- Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser hatte von diesem Consultantsgesellschaften ausgereichten Kre- Gespräch keine Kenntnis.84 Allerdings betonte er, dite.89 dass ein Direkterwerb aller Anteile des Landes Kärnten nicht notwendigerweise im Interesse des Der Vorgang sei nach Angaben des Zeugen Hink Käufers gewesen wäre. Man sei der Auffassung auch für die Investorengruppe Berlin & Co. in‑ gewesen, dass es charmanter gewesen sei, dass transparent gewesen.90 das Land noch Miteigentümer blieb.85 Außerdem habe das Land Kärnten signalisiert, dass es 20 % Der Verkauf der Hypo Consultants war bereits der Anteile behalten wolle.86 zu einem sehr frühen Zeitpunkt festgelegt wor‑ den. Nach Aussage des Zeugen Ederer soll in Zu den rechtlichen Verhältnissen ergibt sich aus einer Klausur der Eigentümervertreter im Som‑ den dem Untersuchungsausschuss vorliegenden mer 2005 festgelegt worden sein, dass sich die Akten folgender Informationsstand: Nach den HGAA auf die wesentlichen Teile des Bank- und Verträgen mit den Altgesellschaftern der HGAA, Leasinggeschäfts konzentrieren sollte und bank‑ die dem Einstieg von Berlin & Co. zugrunde fremde Aktivitäten möglichst zurückgenommen lagen, bestanden sog. „lock-up-Klauseln“ bis werden sollten.91 30.06.2007. Hiernach waren weder die Kärnt‑ ner Landesholding, noch die Mitarbeiterstiftung In der Folge erging ein entsprechender Auftrag an der HGAA, noch die Hypo-Bank Burgenland als den Vorstand der HGAA, sodass der Verkauf im Tochter der Grazer Wechselseitigen berechtigt, Frühjahr 2007 erfolgte.92 ihre Anteile an der HGAA vor dem 30.06.2007 ohne Zustimmung von Berlin & Co. an Dritte ab‑ Der Verwaltungsrat wurde laut Prof. Dr. Faltlhau‑ zugeben oder zu veräußern. Mithin wäre es den ser nur über die Tatsache des Verkaufs informiert. Altaktionären bis zum 30.06.2007 bereits auf‑ Man habe mit Unverständnis darauf reagiert, dass grund dieser vertraglichen Verpflichtungen nicht die Hälfte des Erlöses an die Alteigentümer aus‑ möglich gewesen, der BayernLB „an Berlin & geschüttet wurde. Jedoch habe man diesen Um‑ Co. vorbei“ im Direkterwerb eine Aktienmehrheit 87 stand, der letztlich zu einer Kaufpreiserhöhung vor dem 01.07.07 zu verschaffen. von 25 Mio. € geführt habe, akzeptiert.93

1.2.7. Waren im Vorstand und Verwaltungsrat ggf. 1.2.8. Trifft es zu, dass sich die Investorengruppe die Gründe bekannt, weshalb die HGAA- „Berlin & Co“, vertreten durch Dr. Tilo Berlin, Tochter Hypo Consultants noch vor Erwerb im Vorfeld des Beteiligungserwerbs durch die der HGAA-Beteiligung durch die BayernLB BayernLB weitere Anteile zur Sperrminorität verkauft worden war? Hatten Vorstand und bei dem HGAA-Miteigentümer „Grazer Wech- Verwaltungsrat Informationen über Käufer, selseitige“ sicherte (Standard, 22.05.2007), und ab wann und inwieweit hatten Mitglieder des 80 Naser (15, 134). 81 Naser (15, 134). 82 Naser (15, 192); Schmid (20, 112). 88 Bd. 249, S. 20 ff. 83 Ederer (11, 62); Naser (15, 133). 89 Bd. 57, BB 02_33, S. 2ff, 133 f. 84 Faltlhauser (14, 94). 90 Hink (16, 71). 85 Faltlhauser (14, 95). 91 Ederer (11, 14 f.). 86 Faltlhauser (14, 183). 92 Ederer (10, 15). 87 Bd. 198, BB 11E_IIa8, S. 26 ff. 93 Faltlhauser (14, 55 f.). Seite 44 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Vorstands und des Verwaltungsrats der Bay- sprächsrunde“ zum Erwerb der HGAA am ernLB hiervon ggf. Kenntnis? 31.01.2007 (SZ, 02.01.2010)?

Es wird auf die Beantwortung der Fragen 1.2.3. Nach den Feststellungen des Ausschusses fand und 1.2.5. verwiesen. am 31.01.2007 in den Räumen der BayernLB ein Treffen zwischen Werner Schmidt, Dr. Hanisch, Berlin & Co. zeichnete zunächst eine Kapitaler‑ Dr. Ederer, Dr. Kulterer, Dr. Berlin und Dr. Haas, höhung in zwei Tranchen zu je 125 Mio. €. Diese dem Leiter des Vorstandsstabs, statt. Diese Ge‑ Kapitalerhöhung führte zu einem Anteil in Höhe sprächsrunde wurde als vertraulich bezeichnet. von 9,09 %.94 Anschließend gab es ein bis Juni 2007 befristetes Rücktrittsrecht vom Erwerb einer Es ging darum, ob andere Eigentümer als Berlin Sperrminorität von der Grazer Wechselseitigen.95 & Co. Sarl. bereit wären, Anteile abzugeben und Die Vertragsgestaltung hierzu war bereits im De‑ Preisvorstellungen zu klären. Ferner war Gegen‑ zember 2006 fest vereinbart worden.96 stand die Schilderung des Prozesses des Einstiegs von Dr. Tilo Berlin.98 Vom Zeugen Dr. Othmar Werner Schmidt informierte die Verwaltungsräte Ederer wurde im Rahmen dieser Besprechung Dr. Naser und Prof. Dr. Faltlhauser nach den An‑ auch eine Preisvorstellung in Höhe von 3,25 bis gaben des Zeugen Prof. Dr. Faltlhauser in einem 3,3 Mrd. € als Basis für 100 % der Anteile ge‑ Dreiergespräch Anfang/Mitte Februar 2007 über nannt. das Bestehen dieses Rücktrittsrechts, sprach je‑ Mitglieder der Staatsregierung oder des Verwal‑ doch wohl von einer Erwerbsoption.97 tungsrats hatten von diesem Treffen keine Kennt‑ nis.99 1.2.9. Trifft es zu, dass die BayernLB einen höheren Preis pro Anteil gezahlt hat, als die Investo- 1.2.11. Hatten Mitglieder der Bayerischen Staatsre- rengruppe um Dr. Tilo Berlin zuvor für die gierung und/oder des Verwaltungsrats und/ HGAA-Anteile der Grazer Wechselseitigen oder des Vorstands Kenntnis von der Identität Versicherung bezahlt hatte, wenn ja, ab wann der an der Investorengruppe um Herrn Tilo hatten Mitglieder des Vorstands und des Ver- Berlin beteiligten natürlichen und juristischen waltungsrats der BayernLB ggf. Kenntnis von Personen und ggf. ab wann? dem Kaufpreisunterschied und welche Maß- nahmen wurden daraufhin ggf. von ihnen ein- Diese Kenntnis war nicht gegeben. Der Zeuge geleitet? Prof. Dr. Faltlhauser führte zu dieser Frage aus, dass nach den beteiligten Personen vom Verwal‑ Es ist zutreffend, dass der Preis, den die Bay‑ tungsrat nicht gefragt wurde, da man gewusst ernLB für die von Berlin & Co. Sarl. gekauften habe, dass eine Aufdeckung der Identität rechtlich Aktien gezahlt hat, höher ist als der, den diese nicht möglich gewesen wäre.100 dafür gezahlt hatte. Werner Schmidt hat in seiner Aussage vor der Staatsanwaltschaft erklärt, ihm 1.3. Fragen zur Qualifikation der Mitglieder des sei der von Berlin zu zahlende Kaufpreis nicht Vorstandes, des Verwaltungsrats und der Ge- bekannt gewesen. Der Ausschuss konnte dazu bei neralversammlung der Befragung von ihm gehörter Zeugen keine 1.3.1. Welches Verständnis von ihrer Verantwortung Kenntnis gewinnen. Den Verwaltungsräten war hatten die Vertreter des Freistaats im Ver- der von Berlin letztlich gezahlte Preis – wie oben waltungsrat? Wie ist die Äußerung von Dr. ausgeführt – nicht bekannt. Der wesentliche Teil Beckstein, der 19 Jahre lang Verwaltungsrats- der Differenz resultierte aus dem von der Bayern‑ mitglied der BayernLB war, „er sei ja nur ‚no- LB gezahlten Paketzuschlag, den Berlin nicht zu minal‘ Mitglied im Verwaltungsrat gewesen“ bezahlen hatte. Ergänzend wird auf die Ausfüh‑ (Focus, 19.12.2009), zu verstehen? rungen unter Ziff. 1.2.5. verwiesen. Prof. Dr. Faltlhauser führte aus, dass sein Ver‑ 1.2.10. Hatten Mitglieder der Bayerischen Staats- ständnis gewesen sei, nach bestem Wissen und regierung und/oder des Verwaltungsrats der Gewissen diese Aufgabe mit Präzision, Sachkun‑ BayernLB, ggf. welche und ab wann, Kennt- de und Herzblut wahrgenommen zu haben.101 nis über das Treffen von Werner Schmidt, Dr. Wolfgang Kulterer und weiterer Verantwort- licher der BayernLB in einer „geheimen Ge-

94 Ederer (11, 28). 98 Ederer (11, 59). 95 Ederer (11, 28). 99 Faltlhauser (14, 49); Turkowski (7, 13). 96 Grigg (13, 59). 100 Faltlhauser (14, 59). 97 Faltlhauser (14, 49). 101 Faltlhauser (14, 22). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 45

Der Zeuge Dr. Naser sagte, er habe seine Arbeit tern“ zuweise.107 Durch die Möglichkeit, auf die als Verwaltungsratsvorsitzender korrekt und in‑ Mitarbeiter eines Ministeriums zurückzugreifen, tensiv ausgeführt.102 seien die Mitglieder der Staatsregierung im Ver‑ waltungsrat besser als ein normales Aufsichtsrats‑ Vom Zeugen Dr. Beckstein wurde betont, dass mitglied in einer Aktiengesellschaft vorbereitet.108 er die Aufgabe als Verwaltungsrat sehr ernst ge‑ Weiter sei seine Erfahrung gewesen, dass sich die nommen habe. Er habe über die Jahre hinweg un‑ Verwaltungsratsmitglieder – getragen durch das zählige Besprechungen sowohl über strategische Selbstverständnis aus ihrem Amt heraus – ohne Fragen als auch über einzelne Geschäftsvorfälle jede „Schüchternheit“ teilweise sehr kritisch ge‑ geführt und die jeweiligen Unterlagen eingehend genüber dem Vorstand geäußert hätten.109 studiert.103 Ferner sei die Zahl der Verwaltungsratssitzungen Zu seiner Äußerung verwies der Zeuge auf eine und damit auch die quanititative Kontrolldichte persönliche Erklärung vor dem Bayerischen außergewöhnlich hoch gewesen.110 Landtag. Diese lautet wie folgt: Darüber hinaus habe es zwischen Werner Schmidt, „Herr Vizepräsident! Hohes Haus! Herr Abg. Ai- Prof. Dr. Faltlhauser und Dr. Naser auch informel‑ wanger hat behauptet, ich hätte mich nur als no- le Treffen gegeben, in denen Werner Schmidt über minales Mitglied des Verwaltungsrates der Bay- die neuesten Entwicklungen berichtet habe.111 erischen Landesbank bezeichnet. Diese Behaup- tung ist falsch, zumindest irreführend. Meine Be- 1.3.3. Trifft es zu, dass ein Kabinettsmitglied das wertung, ich sei nur nominales Mitglied gewesen, Verwaltungsratsmandat zunächst nicht anneh- betrifft ausschließlich solche Sitzungen, an denen men wollte mit der Begründung, „er habe kei- ich nicht persönlich anwesend war, sondern, wie ne Banklehre“, „ihm sei aber dieser Nebenjob es die Rechtsvorschriften für den Fall der Abwe- mit seinem neuen Amt einfach so zugefallen“, senheit vorsehen, durch den Amtschef des Staats- und dieses nur auf Hinweis seines Referenten ministeriums des Innern vertreten war. Ich lege „Sie müssen das machen, das steht im Gesetz“ Wert auf die Feststellung: In Sitzungen, in denen (SZ-Magazin, 05.12.2008) widerstrebend an- ich anwesend war, habe ich meine Funktion und genommen habe? Falls ja, hatten andere Mit- darüber hinaus auch meine dortige Tätigkeit ins- glieder der Staatsregierung im Verwaltungsrat gesamt keineswegs als nur nominal angesehen, ggf. Kenntnis davon? sondern als eine sehr wichtige Aufgabe des Minis- ters und des Staatsministeriums des Innern.“104 Es handelte sich bei dem Kabinettsmitglied, dem das Zitat zugeschrieben wird, um Prof. Dr. Faltl‑ Der Zeuge Huber charakterisierte sich selbst als hauser. Dieser berichtete, er sei am ersten Tag „engagierten, unbequemen, kritischen, ja lästigen seiner Amtsführung als Finanzminister mit sei‑ Verwaltungsrat.“105 nem Büroleiter seine Aufgaben durchgegangen. Aufgrund der Vielfalt der ihm zufallenden Tätig‑ 1.3.2. Verfügten die mit der Wahrnehmung des Ver- keiten habe er am ersten Tag tatsächlich die Auf‑ waltungsratsmandates bei der BayernLB be- fassung vertreten, er werde die Aufsicht über die auftragten Beamten und Staatsminister über Bank nicht übernehmen, sei dann jedoch aufge‑ die erforderliche Eignung und Sachkunde, die klärt worden, dass er zu dieser Aufgabenstellung Aufgaben, die ihnen das Gesetz über die Bay- gesetzlich verpflichtet sei.112 erische Landesbank zuweist, ordnungsgemäß zu erfüllen? 1.3.4. Trifft es zu, dass Mitglieder des Verwaltungs- rats der BayernLB „oft zu spät erscheinen Die Bankenaufsicht hat Grundsätze für die Eig‑ und dann ausführlich Zeitung“ lesen oder nung von Verwaltungsratsmitgliedern erstellt. Da‑ „schon mal weggedöst“ seien (SZ-Maga- nach gilt für alle Personen, die sich in Ministerien zin, 05.12.2008)? Wenn ja, hatten andere Mit- mit relevanten Fragen auseinandersetzen müssen, glieder des Verwaltungsrats oder der Staatsre- die Vermutung der Sachkunde.106 gierung davon Kenntnis?

Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser verwies darauf, Der Ausschuss konnte nicht feststellen, dass die dass das Landesbankgesetz die Aufgabe als Ver‑ Behauptungen zutreffen. Lediglich der Zeuge Dr. waltungsratsmitglied dem Finanzminister „nüch‑

107 Faltlhauser (14, 19). 102 Naser (15, 257). 108 Faltlhauser (14, 19 f.). 103 Beckstein (20, 175). 109 Faltlhauser (14, 20 f.). 104 Beckstein (20, 176). 110 Faltlhauser (14, 37). 105 Huber (26, 6). 111 Faltlhauser (14, 37). 106 Happel (13, 7). 112 Faltlhauser (14, 21 f.). Seite 46 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Beckstein führte aus, dass es richtig sei, dass er Die Verpflichtung hierzu ergibt sich aus Art. 3 b manchmal nicht pünktlich zu den Sitzungen er‑ Bayerisches Ministergesetz und § 10 der Baye‑ schienen sei, die übrigen Behauptungen jedoch rischen Nebentätigkeitsverordnung und geht auf falsch seien. 113 Vom Zeugen Heike wurde vor eine Grundsatzentscheidung der Regierung Stoi‑ dem Untersuchungsausschuss ausgesagt, dass ber zurück.118 er nicht bestätigen könne, dass die Mitglieder des Verwaltungsrats oft zu spät erschienen seien 1.3.8. Trifft es zu, dass sich Staatsminister Fahren- oder ausführlich Zeitung gelesen hätten. Auch ein schon noch am 21. Juli 2009 voll hinter die Wegdösen Einzelner konnte er nicht bestätigen.114 Transaktion seines Vorgängers Prof. Dr. Faltl- hauser stellte, und trifft es zu, dass in einem Von einem „Zerrbild“ sprach indes der Zeuge Hu‑ Protokoll des Verwaltungsrats der BayernLB 115 ber. vermerkt ist, Staatsminister Fahrenschon habe „gejubelt, letzten Endes sei der Einstieg bei der Weitere Erhebungen hierzu wurden vom Untersu‑ Hypo Alpe Adria eine strategische Entschei- chungsausschuss nicht vorgenommen. dung gewesen, ‚die (…) hohes Wachstum zu 1.3.5. Nach welchen Kriterien sind insbesonde- einem angemessenen Preis versprach‘ “ (Bay- re die aufseiten der BayernLB handelnden erische Staatszeitung, 18.12.2009)? Vorstands­mitglieder vom Verwaltungsrat aus- gewählt worden? Das Zitat ist zutreffend, aber unvollständig. Aus‑ weislich des Sitzungsprotokolls vom 21.07.2009119 Diese Frage sei exemplarisch am Beispiel der bedankt sich Staatsminister Fahrenschon für die Auswahl des Vorstandsvorsitzenden Werner von Frau Linner geleistete Arbeit und fasst die zu‑ Schmidt beantwortet. Zu dessen Auswahl durch vor geführte Diskussion noch einmal wie folgt zu‑ den Vorstand im Jahre 2001 berichtete der Zeuge sammen: „letzten Endes sei die Entscheidung des Dr. Naser, dass die Vertreter des Freistaats darauf Verwaltungsrates für Durchführung der Tranks- bestanden hätten, dass über die Unternehmens‑ aktion eine strategische Entscheidung gewesen, beratung Roland Berger deutschlandweit nach die für die Bank – unter Bedingungen exklusiver dem bestmöglichen Kandidaten gesucht werde. Verhandlungen – hohes Wachstumspotenzial zu Roland Berger habe sodann Werner Schmidt vor‑ einem angemessenen Preis versprach.“ Unrichtig geschlagen.116 ist allerdings die das Zitat einleitende Bemerkung, wonach die Wortmeldung des Finanzministers Weitere Erkenntnisse zu den angelegten Kriterien und Verwaltungsratsvorsitzenden als Jubel („ge‑ liegen dem Untersuchungsausschuss nicht vor. jubelt, ...“) dargestellt wurde.

1.3.6. Wie hoch war und ist die Vergütung für die 2. PHASE DER VERHANDLUNGEN BIS ZUM Verwaltungsräte der BayernLB? CLOSING DER TRANSAKTION: Die Vergütung der Verwaltungsräte betrug jähr‑ Handeln, Einflussnahme und Wissen von Mit- lich 27.600 €. Hinzu kam ein Sitzungsgeld in gliedern des Vorstands, des Verwaltungsrats, Höhe von 100 € je Sitzung, an der tatsächlich der Staatsregierung zu Kaufverhandlungen, teilgenommen wurde.117 Die Vergütung wird von Erfüllung der Sorgfaltspflichten (Due Dili- Mitgliedern der Staatsregierung zu 100 % abge‑ gence) bis zur Unterzeichnung und „Closing“ führt. Es wird hierzu auf die Antwort unter 1.3.7. des Kaufvertrags verwiesen. 2.1. Kenntnisse der Organe der BayernLB zu Prü- 1.3.7. Wurde von allen Mitgliedern des Verwaltungs- fungen und Beanstandungen in- und auslän- rats der BayernLB, die den Freistaat Bayern discher Aufsichtsbehörden der HGAA sowie vertraten, die Vergütung zu 100 % bspw. an deren Beteiligungsgesellschaften die Landesstiftung abgeführt? Wenn ja, an welche Stiftungen in welcher Höhe? Wenn 2.1.1. Trifft es zu, dass die Oesterreichische National- nein, von welchen Verwaltungsratsmitgliedern bank seit September 2006 bei der HGAA eine in welcher Höhe nicht? Prüfung durchführte (Standard, 27.03.2007), und ab wann hatten die Mitglieder des Vor- Soweit der Untersuchungsausschuss hierzu Fest‑ stands und des Verwaltungsrats der BayernLB stellungen treffen konnte, wurde die Vergütung zu hiervon Kenntnis? 100 % korrekt abgeführt. Es ist richtig, dass die OeNB auf Veranlassung der 113 Beckstein (20, 176). österreichischen Finanzmarktaufsicht im genann‑ 114 Heike (20, 53). 115 Huber (26, 4). 116 Naser (15, 104). 118 Stoiber (17, 4 f.). 117 Beckstein (20, 177 f.). 119 Bd. 114, S. 336. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 47

ten Zeitraum eine Prüfung der HGAA durchführ‑ welchem Zeitpunkt die Prüfer den Vorstand der te.120 Prüfungsbeginn war der 18.09.2006.121 Der BayernLB in ihren den Due-Diligence-Prozess Auftrag umfasste die Prüfung von Eigenmitteln, begleitenden Rückmeldungen zu diesem Thema Finanzierung, Refinanzierung und das Klumpen‑ informiert haben, konnte der Ausschuss nicht klä‑ risiko bei der HGAA. Er wurde später erweitert. ren.

Der Ausschuss konnte nicht feststellen, wann ge‑ Im Hinblick auf den Kenntnisstand des Verwal‑ nau der Vorstand hiervon Kenntnis erhielt. Die tungsrats ist zu berücksichtigen, dass den Verwal‑ Prüfung war Thema der im Rahmen der Due tungsratsmitgliedern die Due-Diligence-Berichte Diligence durchgeführten Expertengespräche selbst nicht vorgelegt wurden. Recht, Strategie und Risikomanagement am 17. und 18.04.2007.122 An diesen Gesprächen nah‑ Ein Hinweis auf die laufende OeNB-Prüfung fin‑ men auch die jeweils zuständigen Dezernenten det sich allerdings in der Präsentation zur Verwal‑ der BayernLB teil. Ein entsprechender Hinweis tungsratssitzung am 20.04.2007: „Lt. Aussage des auf die damals noch laufende OeNB-Prüfung war Vorstands der HAAB wird der noch nicht fertig- auch in der Präsentation zur Vorstandssitzung am gestellte OeNB-Bericht keine finanziellen Konse- 19.04.2007123 enthalten. quenzen für die Bank haben.“128

In der Vorlage an den Verwaltungsrat vom 2.1.1.2. Trifft es zu, dass nach einer „vermeintlichen“ 20.04.2007 wurde auf diese Prüfungstätigkeit Schlussbesprechung zwischen den Prüfern hingewiesen.124 Alle Verwaltungsratsmitglieder der Oesterreichischen Nationalbank und Ver- haben diese Vorlage erhalten und somit davon tretern der HGAA im Februar 2007 die Prü- Kenntnis gehabt. fung „aufgrund neuer Fakten und Informati- onen“ wieder aufgenommen wurde (Standard, 2.1.1.1. Hatten die Wirtschaftsprüfer Kenntnis über 27.03.2007), und wenn ja, ab wann und durch die Prüfung und/oder deren Ergebnis der Oes- wen hatten die Mitglieder des Verwaltungs- terreichischen Nationalbank 2006/2007 bei der rats der BayernLB hiervon ggf. Kenntnis? HGAA? Wie haben sie diese Informationen in die Due Diligence 1 (Phase bis 20.04.2007, Nach den Angaben des Zeugen Peter wurde die Linner-Bericht) und 2 (Phase bis 14.06.2007, Prüfung durch die OeNB in der Tat am 19.01.2007 Linner-Bericht) eingearbeitet? Haben sie diese vorläufig beendet. Ende März wurde sie jedoch Informationen an den Vorstand und Verwal- aufgrund von Medienberichten zu Systemen und tungsrat kommuniziert? Kontrolleinrichtungen zur Bekämpfung von Geld‑ wäsche und Terrorismusfinanzierung wieder auf‑ Die Wirtschaftsprüfer hatten Kenntnis von der genommen und erweitert.129 Die Schlussbespre‑ Prüfung der HGAA durch die OeNB. Berichts‑ chung fand laut Peter am 18.01.2007 statt. Dabei entwürfe lagen ihnen jedoch nicht vor.125 Die präsentierte die Nationalbank dem Vorstand der Prüfung war Thema der im Rahmen der Due Di‑ HGAA das Ergebnis. Der ehemalige Vorstands‑ ligence durchgeführten Expertengespräche Recht, vorsitzende der HGAA Dr. Grigg zeigte sich im Strategie und Risikomanagement am 17. und Untersuchungsausschuss über die Wiederaufnah‑ 18.04.2007.126 me der Prüfung verärgert. Er sei empört gewesen, dass in Österreich jede Zeitungsmeldung genüge, Auch hatte Ernst & Young im vorläufigen Due- um ein staatliches Verfahren in Gang zu setzen.130 Diligence-Bericht (sog. Transaction Insights) vom 18.05.2007 vor dem Signing auf die laufende Prü‑ Die Frage nach dieser Prüfungstätigkeit wurde fung der OeNB hingewiesen. Aufgegriffen wurde von Rothschild im Rahmen verschiedener Exper‑ die Thematik dann nochmals im abschließenden tengespräche an den Vorstand der HGAA heran‑ Due-Diligence-Bericht von Ernst & Young.127 getragen. Von diesem erhielt man die Auskunft, die Schlussbesprechung sei unkritisch verlaufen, In welcher Intensität die laufende OeNB-Prü‑ es ergebe sich kein weiterer Handlungsbedarf.131 fung bei der Due-Diligence-Prüfung berücksich‑ tigt wurde und in welcher Detailschärfe bzw. zu 2.1.1.3. Wann und durch wen erlangten die Mitglie- der des Verwaltungsrats der BayernLB von den „monatelangen Untersuchungen der Oes- 120 Rauch (9, 27). terreichischen Nationalbank“ Kenntnis, die 121 Peter (12, 43). 122 Barth (13, 147); Bd. 296, BB 11_D_2, S. 159 ff. 123 Bd. 59, BB 02 Haas_21, S. 78 ff. 124 Bender (10, 28). 128 Bd. 11, S. 229. 125 Wirsching (15, 13). 129 Peter (12, 43); Grigg (13, 61). 126 Barth (13, 147). 130 Grigg (13, 61). 127 Bd. 57, BB 02_33, S. 2 ff., 169 f. 131 Bender (10, 29 f.). Seite 48 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

zum Prüfbericht vom 25.05.2007 führten, der portfolio, ggf. in welcher Höhe? Wurde dem „reihenweise Rügen“ enthielt und „neun we- Verwaltungsrat der Bericht vorgelegt? sentliche Gesetzesverletzungen und besonders schwere Mängel bei der Risikokontrolle“ auf- In dem Bericht der OeNB wurde ein Wertberich‑ führte (SZ, 15.12.2009)? tigungsbedarf beim Kreditportfolio in Höhe von rund 83 Mio. € festgestellt.138 Dieser lag unter Zur Kenntnis von der Prüfungstätigkeit an sich sei dem von Rothschild und Ernst & Young festge‑ auf die Ausführungen zu den Fragen unter Ziff. stellten Wertberichtigungsbedarf.139 Der OeNB- 2.1.1. und 2.1.1.1 verwiesen. Bericht wurde dem Verwaltungsrat nicht vorge‑ legt. Er erhielt lediglich eine von Ernst & Young Mit Schreiben vom 21.06.2007 übermittelte der gefertigte Gegenüberstellung von Ergebnissen, Vorstandsvorsitzende der HGAA, Dr. Berlin, welche die OeNB und Ernst & Young im Rahmen den Entwurf des abschließenden OeNB-Berichts ihrer Prüfungen gefunden hatten. Dazu fand eine mitsamt Stellungnahme der HGAA an die Bay‑ Verwaltungsratsitzung am 28.06.2007 statt. ernLB.132 Das Finanzministerium erhielt den ab‑ schließenden OeNB-Bericht mit Schreiben der Die Prüfung der OeNB erfolgte in zwei Phasen. BayernLB vom 17.07.2007.133 Die erste dauerte vom 18.09.2006–18.01.2007, die zweite Phase begann am 26.03.2007. Der Darüber hinaus war die OeNB-Prüfung bei der OeNB-Bericht wurde am 04.06.2007 der HGAA HGAA Gegenstand der Verwaltungsratssitzung zugeleitet. Die BayernLB erhielt den Bericht im am 28.06.2007. Als vorbereitende Unterlage wur‑ Juni. In diesem Zeitraum wurde von der OeNB de eine Übersicht erstellt, anhand derer die Prü‑ aus Sicht der externen Berater nichts festgestellt, fungsergebnisse der OeNB mit den Ergebnissen was nicht auch in der Due Diligence der Bayern‑ der Due-Diligence-Prüfung von Ernst & Young LB festgestellt worden wäre.140 verglichen wurden. Nach Aussage des Zeugen Prof. Dr. Faltlhauser berichtete Werner Schmidt Der Zeuge Dr. Grigg berichtete, die Wertberich‑ in dieser Verwaltungsratssitzung ausführlich über tigungsvorschläge der OeNB seien in die Bilanz den Bericht der Oesterreichischen Nationalbank. 2006 eingestellt worden.141 Im Übrigen sei der Der OeNB-Bericht befasste sich mit Vorgängen Bericht nach den Angaben des Zeugen Peter zum aus der Vergangenheit. Die weitergehende Vor‑ Anlass genommen worden, die dortigen Feststel‑ lage von Ernst & Young belege in diesem Zu‑ lungen penibel abzuarbeiten und die Abarbeitung sammenhang, dass die Erkenntnisse aus der Due durch die interne Revision zu verfolgen.142 Die Diligence weitgehend deckungsgleich mit den Er‑ interne Revision der HGGA ihrerseits berichtete kenntnissen des Prüfberichts der OeNB waren.134 an die Revision der BayernLB.143 Diese Aussage wurde auch von den Zeugen Georg Schmid und Dr. Naser bestätigt.135 Ausweislich 2.1.1.5. Trifft es zu, dass der frühere Staatsminister des Protokolls der Verwaltungsratssitzung wies Prof. Dr. Faltlhauser die Inhalte des Prüfbe- der Vorstandsvorsitzende Werner Schmidt außer‑ richts als „ganz alte Klamotten“ bezeichnete dem darauf hin, dass erforderliche Maßnahmen (SZ, 17.07.2007), und war ihm dabei bekannt, im Rahmen des Integrationsprozesses überwacht dass lt. Auskunft der BayernLB die Feststel- würden.136 lungen der Oesterreichischen Nationalbank in weiten Teilen deckungsgleich mit den Feststel- Aufgrund von Presseberichten hat sich die Staats‑ lungen aus dem Prüfungsprozess über Stärken kanzlei im Juni 2007 mit diesem Thema befasst. und Schwächen des Objekts (Due Diligence) Es wurden hierzu Informationen aus dem Finanz‑ waren, wie Staatsminister Fahrenschon der ministerium angefordert, die in Form eines Ver‑ SPD-Abgeordneten Inge Aures auf Frage am merks an den Ministerpräsidenten Dr. Stoiber 25.11.2009 mitteilte? weitergegeben wurden.137 Prof. Dr. Faltlhauser hat die zitierte Aussage tat‑ 2.1.1.4. Enthielt der Bericht Angaben zu dem aus Sicht sächlich getätigt, distanzierte sich allerdings von der Bankenaufsicht erforderlichen Wertbe- dieser Wortwahl bei seiner Aussage im Untersu‑ richtigungsbedarf im Kredit- und Wertpapier- chungsausschuss.144 Jedoch wiederholte er die Feststellung, dass die meisten der im Bericht auf‑

132 Bd. 11, S. 366 und Bd. 57, BB 02_44, S. 119 ff.; Bd. 271, BB 01_10, 138 Barth (13, 149). S. 48 ff. 139 Grigg (13, 63). 133 Bd. 150, S. 63. 140 Raffel (10, 156). 134 Faltlhauser (14, 48). 141 Grigg (13, 62). 135 Schmid (20, 124); Naser (15, 124 f.). 142 Peter (12, 55). 136 Bd. 11, S. 263, (VR 28.6.2007). 143 Peter (12, 55). 137 Jungk (23, 4). 144 Faltlhauser (14, 61). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 49

geführten Sachverhalte aus den Jahren 2004 und nis. Ob Dr. Stoiber über die Art der dort getätigten 2005 stammten. Eine Bilanzmanipulation aus dem Geschäfte Kenntnis hatte, konnte nicht festge‑ Jahr 2004 könne im Jahr 2007 aber tatsächlich als stellt werden. „ganz alte Klamotte“ bezeichnet werden.145 Vorstand und Verwaltungsrat war bekannt, dass Die Feststellungen der OeNB waren nicht voll‑ die HGAA in Nicht-EU-Ländern geschäftstätig ständig deckungsgleich mit den abschließenden war und insoweit nicht der Prüfung und der öster‑ Feststellungen des Due-Diligence-Berichts. Sie reichischen Aufsicht unterlag. Zum Hintergrund blieben sowohl hinter denen des vorläufigen als ist festzuhalten, dass die Bankenaufsicht bis Ende auch denen des finalen Berichts zurück. 2010 national organisiert war, sodass sich formal jede Tochtergesellschaft außerhalb Österreichs 2.1.1.6. Hatte der frühere Staatsminister Prof. Dr. außerhalb der Prüfung und Aufsicht österreichi‑ Faltlhauser, stellvertretender Vorsitzender scher Aufsichtsbehörden betätigte. des Verwaltungsrats der BayernLB, den Prüf- bericht der Oesterreichischen Nationalbank Allerdings findet sich im Prüfungsbericht der über die HGAA gelesen, als er Medienberich- OeNB, der dem Finanzministerium mit Schreiben ten zufolge (SZ, 17.07.2007) am 3. Juli 2007 der BayernLB am 17.07.2007 übermittelt wurde, im Haushaltsausschuss des Landtags laut Pro- hinsichtlich der Prüfung des Bereichs „Leasing“ tokoll sinngemäß folgende Aussage machte: folgender Hinweis: „Tz. 239: Zusammenfassend „Falls die Abgeordneten in der Zeitung lesen kann das Beteiligungsmanagement und Reporting sollten, dass die Oesterreichische National- der Leasinggruppe als gut strukturiert und in Hin- bank irgendwelche Ermahnungen habe ver- blick auf seine Risikoorientierung als angemessen lautbaren lassen, dann müsse dies niemanden beurteilt werden.“148 beunruhigen. In derartigen Aktionen zeige sich die Wiener ,Revanche‘ für den Kauf der Hypo 2.1.3. Inwieweit waren die Deutsche Bundesbank Alpe Adria durch die BayernLB, da sich ,die und die deutsche Bankenaufsicht in den Er- Wiener Banken das Kärntner Bankhaus selbst werbsvorgang der Beteiligung der BayernLB aneignen‘ hätten wollen.“? an der Hypo Group Alpe Adria eingebunden bzw. haben hierbei mitgewirkt? Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser bezeichnete im Untersuchungsausschuss seine damaligen Aussa‑ Die Deutsche Bundesbank und die Deutsche Ban‑ gen als die politische Einschätzung eines aktiven kenaufsicht (BaFin) waren in den Erwerbsvor‑ Politikers.146 Den Bericht der OeNB habe er erst gang selbst nicht eingebunden. Es besteht aller‑ in seiner Vorbereitung auf die staatsanwaltschaft‑ dings eine Anzeigepflicht, die von der BayernLB liche Vernehmung zu Gesicht bekommen.147 wahrgenommen wurde.149

2.1.2. Wussten die Organe der BayernLB und/oder Weder die Deutsche Bundesbank noch die BaFin die Staatsregierung, dass ein substanzieller Teil hatten rechtlich die Möglichkeit, die Entschei‑ der Finanzgeschäfte der HGAA, insbesondere dung der Landesbank zu überprüfen. Sie haben Leasinggeschäfte in Nicht-EU-Ländern, au- es dementsprechend nicht getan.150 Die Vertreter ßerhalb der Prüfung und Aufsicht der öster- von Bundesbank und BaFin waren zu den Verwal‑ reichischen Aufsichtsbehörden liefen? Wenn tungsratssitzungen vom 20.03. und 20.04.2007 ja, ab wann hatten sie ggf. Kenntnis? eingeladen.151 Sie nahmen an diesen Sitzungen aber nicht teil. Der Umstand, dass Gegenstand Die Mitglieder der Staatsregierung, die Verwal‑ der Beratungen an diesen Sitzungen der Erwerb tungsräte waren, hatten Kenntnis darüber, dass einer Bankbeteiligung sein würde, war aus der die HGAA auch in Nicht-EU-Ländern Tätigkeit Tagesordnung nicht zu entnehmen. Bundesbank entfaltete. Sie erzielte mehr als 75 % der Gewinne und BaFin erhielten jedoch nachträglich die Sit‑ in Nicht-EU-Ländern. Der Staatregierung war zu‑ zungsprotokolle. mindest bekannt, dass die HGAA erhebliche Ge‑ schäftstätigkeit in Kroatien entfaltete und dort der 2.1.3.1. Haben die Deutsche Bundesbank und die Bun- Kontrolle der Kroatischen Nationalbank unter‑ desanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht lag. Ministerpräsident Dr. Stoiber erhielt mit der (BaFin) im Vorfeld und/oder im Nachgang des Verweigerung der Genehmigung der Übernahme Erwerbs der Beteiligung der BayernLB an der der Aktienmehrheit der kroatischen Banktöchter HGAA Stellungnahmen und/oder fachliche durch die Kroatische Nationalbank davon Kennt‑

148 145 Faltlhauser (14, 61). 149 Bender (10, 31); Happel (13, 122). 146 Faltlhauser (14, 61). 150 Happel (13, 125). 147 Faltlhauser (14, 100). 151 Leeb-Schwarz (11, 7). Seite 50 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Expertisen dazu abgegeben bzw. diesen The- Dem Verwaltungsrat wurde in der Sitzung vom menkomplex betreffende Unterlagen dem Vor- 20.04.2007 eine Tischvorlage übergeben, sie ist stand und/oder Verwaltungsrat der BayernLB bezeichnet mit „Projekt-Berthold“ Statusbericht in schriftlicher und/oder mündlicher Form zur der BayernLB.156 Sie besteht aus zwei Teilen. Verfügung gestellt? Der erste Teil umfasst 25 Seiten (S. 5–29). Er war Gegenstand einer Powerpointpräsentation in Derartige Stellungnahmen oder Expertisen wur‑ der Sitzung. Er enthält unter anderem Informati‑ den nicht abgegeben. onen über die HGAA, darunter eine rudimentäre „Stärke–Schwächen–Analyse“, das „strategische 2.1.4. Welche Kenntnis zu Unternehmensbewertung, Rational für den Erwerb“ und die wesentlichen Risikolage, Risikovorsorgebedarf, ggf. stillen Ergebnisse der Due Diligence Phase 1 (S. 16–S. Lasten bei Wertpapieren, Wertansätzen des 19). Zum Kreditportfolio enthält der Text ver‑ Immobilienvermögens usw. hatten die Ver- schiedene Hinweise darauf, dass teilweise Unter‑ treter des Freistaats im Verwaltungsrat der lagen zu einer sicheren Beurteilung fehlen. Er hält BayernLB am 23.04.2007, als sie einem Beteili- fest, dass Risikopolitik und Strategie unbefriedi‑ gungserwerb an der HGAA zustimmten? gend seien. Er weist darauf hin, dass für Engage‑ ments in der Risikokategorie 4 keine ausreichen‑ Dem Verwaltungsrat der BayernLB wurden in den Sicherheiten vorhanden seien. Er sagt, es sei den Sitzungen am 20.03.2007 und am 20.04.2007 wahrscheinlich, dass zusätzlicher Wertberichti‑ zwei Präsentationen vorgestellt. Nach Angaben gungsbedarf bestehe. Zum Bereich Treasury wird des Zeugen Ministerialdirektor Weigert, Mitglied gesagt, es sei momentan nicht abschätzbar, ob das des Verwaltungsrats, lagen dem Finanzministe‑ Gesamtportfolio einen negativen Barwert habe. rium schon vor dem 20.03.2007 Unterlagen zu Im Vergleich zu den eingegangenen Risiken seien den wirtschaftlichen Gegebenheiten der HGAA unzureichend organisierte Prozesse und ein un‑ vor.152 Sie waren von der BayernLB gegen Ver‑ angemessenes Berichtswesen festzustellen. Eine traulichkeitserklärung übermittelt worden.153 Gesamtübersicht über offene Positionen „liege bisher noch nicht vor.“ Zum Eigenkapital wird Auch dem Zeugen Dr. Naser lagen diese Unter‑ festgehalten, dass ein hoher Anteil von Hybridka‑ lagen bereits vor der Sitzung am 20.03.2007 vor. pital bzw. alternativem Kernkapital bestehe. Das habe die Konsequenz für die BayernLB, dass ihre In der Tischvorlage vom 20.03.2007 wurden nicht ACE-Quote deutlich reduziert würde. Zum Lea‑ nur strategische Rationale sondern auch Schwä‑ singbereich wird festgehalten, dass nicht in aus‑ chen und Gefahren identifiziert. Die Ausfallhaf‑ reichendem Maß adäquate Steuerungs- und Buch‑ tungsgarantie hätte keine Anwendung mehr gefun‑ haltungssysteme existieren. Festgehalten wird, den für Fremdkapital, das nach dem 01.04.2007 dass ein Bereich von Consulting-Gesellschaften ausgegeben würde, es gebe Nachholbedarf bei aufgebaut wurde, die unter anderem zur Auslage‑ der gruppenweiten Integration der IT-Systeme, rung von Risiken der Bank-Tochtergesellschaften die SWAP-Verluste würden die Frage nach der dienten. Ein Teil dieser Consulting Firmen (Kro‑ Qualität des Risikomanagement aufwerfen, der atien und Serbien) wurde verkauft mit einem ein‑ wachsende Wettbewerb in Zentralosteuropa wür‑ maligen Ertrag von ca. 50 Mio. €. Ein Teil des de zu einem Druck auf die Margen führen, es gäbe Immobilienfinanzierungsvolumens dieser Gesell‑ ein zum Teil unsicheres politisches Umfeld und schaften sei bei der HGAA geblieben, auf deren anhaltende Gerüchte über Risiken in der Immo‑ Wunsch. Ein letzter Teil enthält Ausführungen zur bilienfinanzierung sowie nicht identifizierbare Ri‑ Bewertung der HGAA. Daraus ergibt sich, dass siken in den Tochterbanken. Ferner könnten die der von ihr vorgelegte Businessplan (IFRS) nicht Untersuchungen zum Bilanzskandal 2004 weitere risikoadäquat und zu ambitioniert ist. Er wurde negative Auswirkungen haben. Die Durchführung nach allgemeinen Einschätzungen der Berater einer marktgerechten Due Diligence sei zwingen‑ angepasst und so zur Grundlage einer Kaufpreis- de Voraussetzung des Einstiegs der BayernLB ableitung. In diesem Zusammenhang ist festge‑ als Mehrheitsaktionär.154 Die Tischvorlage zur halten, in welchem Umfang Abschläge auf Han‑ Sitzung vom 20.03.2007 wurde von den Verwal‑ delsergebnis, Verwaltungsaufwand, Risikokosten tungsräten nicht mitgenommen, sondern verblieb vorgenommen wurden. in der BayernLB.155 Es wird auf einen „zusätzlichen Bedarf an Wertbe‑ richtigungen für spezifische Problemkredite und weitere risikobehaftete Kredite“ hingewiesen, der mit 200 Mio. € angegeben wird. Dazu ist fest‑ 152 Haumer (22, 3). gehalten: „der genaue Umfang wird in der Due 153 Weigert (24, 20). 154 Naser (15, 114). 155 Kamprath (18, 130). 156 Band 76, BB 100 04 S. 317 ff. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 51

Diligence zu bestätigen sein (gemeint ist Due-Di‑ 2.1.6. Welche Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer ligence-Phase 2).“ Zum Bereich Treasury wird ein waren beim Kauf der HGAA involviert? Wer negativer Barwert von 50 Mio. € ausgewiesen, hat die Unternehmensbewertungen zur Vorbe- abermals mit dem Hinweis darauf, dass der ge‑ reitung der Kaufentscheidung vorgenommen? naue Umfang noch durch die Due Diligence (Pha‑ se 2) zu ermitteln sei. In der zusammenfassenden Als österreichische Anwaltskanzlei wurden die Bewertung ist wiederum festgehalten, dass even‑ Rechtsanwälte Dorda Brugger Jordis in Wien be‑ tuell notwendige zusätzliche Wertberichtigungen auftragt. Von ihr wurde die Legal Due Diligence und negative Barwerte im Treasury nicht berück‑ durchgeführt und der Entwurf eines Kaufvertra‑ sichtigt sind. Bei der Darstellung eines möglichen ges gefertigt. Sie hat sich ferner mit dem Entwurf Kaufpreises wird nochmals auf einen vermuteten der Anwälte der Verkäuferseite, Kirkland & Ellis, Wertberichtigungsbedarf von „grob geschätzt“ auseinandergesetzt und die Kaufvertragsvertrags‑ 200 Mio. € und 50 Mio. € hingewiesen. verhandlungen am 14.05.2007 geführt. 158

In dem Anhang, der nicht Gegenstand der Pow‑ Als die Transaktion begleitende Investmentbank erpointpräsentation war, werden diese Risikohin‑ wurde Rothschild eingeschaltet159, die auch ko‑ weise in dem Teil „Ergebnisse Due Diligence“ ordinierende Funktion übernommen hat. Mit der noch detaillierter dargestellt. Insbesondere wird Durchführung der wirtschaftlichen und steuer‑ in verschiedener Hinsicht auf eine unzureichende lichen Due-Diligence-Prüfung wurde Ernst & Beurteilungsgrundlage hingewiesen, dazu gehör‑ Young beauftragt, die auch als Wirtschaftsprüfer te auch die mangelnde Qualität des Datenraums. bei der Transaktion beratend tätig war. Alle drei Zu den Immobilienbeteiligungen der HGAA und beauftragen Berater waren für die BayernLB im deren Töchter wird festgehalten, dass „die Wert‑ BAWAG-Bieterprozess tätig gewesen. Aufgrund haltigkeit des Immobilienportfolios“ auf Grund‑ der damals gemachten positiven Erfahrungen lage der Daten nicht beurteilt werden könne. Das wurden sie erneut hinzugezogen. 160 Kreditgeschäft sei überdurchschnittlich, nämlich bis zu 55 % bei den Tochterunternehmen in Kro‑ Der Zeuge Wirsching war in seiner Aussage der atien, Serbien, Montenegro und Bosnien Herze‑ Auffassung, dass mit angemessenem Personal ge‑ gowina gewachsen. Es wird nochmals auf weitere arbeitet worden sei.161 Dies bestätigte der Zeuge notwendige Wertberichtigungen hingewiesen. Die Dr. Hink insoweit, als er ausführte, die Due Di‑ 20 größten Kreditengagements wiesen Klumpen‑ ligence sei mit großem Aufwand von der Bayeri‑ risiken und erhöhte latente Risiken (Ratingklasse schen Landesbank wahrgenommen worden.162 4) auf. In einer Spalte „zusätzliche DD“ sind diese insgesamt 24 Themenfelder gekennzeichnet. Die Zur Vergütung der Berater sei festgehalten, dass aufgezeigten Probleme sollten also in der zweiten Rothschild neben einem Auslagenersatz Anspruch Phase der Due Diligence bereinigt bzw. geklärt auf ein Erfolgshonorar in Höhe von 8 Mio. € hatte. werden.157 Dies war dann verdient, wenn die Transaktion zu einem erfolgreichen Abschluss kam, die Bayern‑ Zwischen dem 20.04.2007 und dem 23.04.2007 LB den angestrebten Aktienerwerb also realisiert standen den Verwaltungsratsmitgliedern des Frei‑ hatte. Die Vereinbarung eines Erfolgshonorars für staats Bayern keine weiteren Unterlagen zur Ver‑ die Tätigkeit eines Investmentbankers ist bran‑ fügung. chenüblich. So haben es alle befragten Zeugen bestätigt.163 Die als Zeugen befragten Mitarbeiter 2.1.5. Haben Vertreter der Deutschen Bundesbank von Rothschild sagten dazu, dass die Vereinba‑ und/ oder der BaFin an Sitzungen des Verwal- rung eines Erfolgshonorars nicht die Qualität ih‑ tungsrats der BayernLB, in welchen die The- rer Beratung beeinflussen würde. Eine einseitige, matik „Erwerb der Beteiligung an der HGAA“ nur auf den Erfolg abstellende Beratung würde behandelt wurde, teilgenommen bzw. waren der Reputation der Investmentbank schaden.164 bei den Beratungen zugegen? Welche schrift- Im BAWAG-Prozess gab es eine identische Ver‑ lichen/und oder mündlichen Stellungnahmen, einbarung, die dazu führte, dass Rothschild dort Empfehlungen, Anregungen etc. haben die die erfolgsabhängige Vergütung nicht erhielt.165 Vertreter der Deutschen Bundesbank und/oder BaFin hierbei ggf. abgegeben?

Es wird auf die Antwort unter Ziff. 2.1.3. verwie‑ 158 Brodey (15, 80). sen. 159 Bender (10, 27); Turkowski (7, 15). 160 Schlosser (9, 14). 161 Wirsching (15, 20). 162 Hink (16, 74 f.). 163 Schlosser (9, 15). 164 Bender (10, 57). 157 Schmid (20, 70). 165 Raffel (10, 153). Seite 52 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Die Vereinbarung eines Erfolgshonorars war dem teilt.175 Es wurden allerdings Mängel im Bereich Verwaltungsrat nicht bekannt.166 des Kreditrisikomanagements, der Sicherheiten‑ verwaltung, Sicherheitenbearbeitung und der Do‑ Die Due Diligence wurde von den Mitarbeitern kumentation festgestellt.176 der BayernLB und den beauftragten Beratern zur Wahrung der Vertraulichkeit unter der Legende Es konnte nicht festgestellt werden, dass den vorgenommen, man prüfe die Möglichkeit der Auftragnehmern Einschränkungen ihres Auftrags Finanzierung eines Kredits für Berlin & Co. und erteilt wurden.177 Zur Durchführung der Due Di‑ nicht den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung.167 ligence bei den kroatischen Tochtergesellschaften wird auf die Frage 2.7.9. verwiesen. 2.1.7. Wie lautete der Auftrag des Vorstands bzw. Verwaltungsrats für die Due-Diligence-Phase 1 2.1.8. Waren Vorstand und Verwaltungsrat bei der und 2? Gab es im Rahmen der Due Diligence Absichtserklärung (Entwurf des Letter of In- während der Phasen 1 und 2 Einschränkungen tent vom 13.03.2007, laut Linner-Bericht, Ver- des Auftraggebers? sion 27. Mai 2009) und der Due-Diligence-Prü- fung involviert? Wenn ja, in welcher Weise? Der Verwaltungsrat hat in seiner Sitzung zum 20.03.2007 den Vorstand zu einer umfassenden In der Verwaltungsratssitzung am 20.03.2007 er‑ Due Diligence ermächtigt. Der Verwaltungsrat mächtigte der Verwaltungsrat den Vorstand „zum beauftragte den Vorstand zusätzlich, „ nach Ab‑ Abschluss eines Letter of Intent als Voraussetzung schluss der Due Diligence über die Ergebnisse zu für eine Exklusivitätsvereinbarung.“ Der Entwurf berichten […].“168 In der Umsetzung dieser Er‑ des Letter of Intent wurde dem Verwaltungsrat mächtigung hat der Vorstand den Auftragnehmern nicht vorgelegt.178 Der Entwurf dieses Letter of keine einschränkenden Weisungen gegeben. Der Intent wurde auf der Arbeitsebene zwischen der Auftrag lautete auf Durchführung einer branchen‑ BayernLB und Rothschild vorbereitet und an‑ üblichen wirtschaftlichen, fiskalischen und recht‑ schließend von Werner Schmidt kommentiert.179 lichen Due Diligence.169 Auch die Tochterunter‑ Der Letter of Intent wurde den Vertragspartnern nehmen standen im Fokus der Analyse, allerdings allerdings nur als Entwurf, nicht ordnungsgemäß nicht durch eine Prüfung vor Ort.170 unterzeichnet, übermittelt.

Der Auftragnehmer Rothschild übernahm die In die Due-Diligence-Prüfung selbst war der Ver‑ koordinierende Funktion. Es herrschte nicht der waltungsrat nicht eingebunden. Die Ergebnisse Eindruck, dass man vonseiten der BayernLB kein der Due-Diligence-Phase 1 wurden dem Verwal‑ Interesse an einer sorgfältigen und intensiven Due tungsrat im Rahmen der Präsentation zur Verwal‑ Diligence habe.171 tungsratssitzung am 20.04.2007 vorgelegt. Über das Ergebnis der Due-Diligence-Phase 2 wurde Der Auftrag an die Rechtsanwaltskanzlei Dor‑ der Verwaltungsrat nie informiert. da, Brugger, Jordis lautete auf Durchführung der rechtlichen Due Diligence. Dabei sollte im Rah‑ Der Vorstand war zumindest über den sog. Len‑ men der beiden Phasen der Due Diligence das kungsausschuss aktiv eingebunden. Er soll sich Datenmaterial gesichtet werden und die wesent‑ aus Werner Schmidt, Dr. Kemmer und Dr. Grib‑ lichen Erkenntnisse aus der Prüfungstätigkeit be‑ kowsky zusammengesetzt haben. Schmidt hat bei kannt gegeben werden.172 der Staatsanwaltschaft ausgesagt, dass der ganze Vorstand im Lenkungsausschuss gewesen sei, Teil der Due-Diligence-Prüfung war auch die was allerdings keinen Sinn macht, da dann kein Funktionsfähigkeit der Revision bei der HG‑ Ausschuss hätte gebildet werden müssen. Er er‑ AA.173 Dort wurden von den an der Due Dili‑ hielt direkt oder über den Vorstandsstab persönli‑ gence beteiligten Mitarbeitern der BayernLB che, telefonische und schriftliche Informationen. keine Einschränkungen in der Funktionsfähigkeit festgestellt.174 Diese wurde sogar als üblich beur‑ 2.1.9. Haben die Wirtschaftsprüfer der Landesbank als ihrem Auftraggeber Empfehlungen zur Ak- quisition der HGAA nach der Phase 1 und/oder 166 Naser (15, 273). Phase 2 der Due Diligence gegeben? Wenn ja, 167 Meid (9, 115); Peter (12, 52 f.); Grigg (13, 100); Brodey (16, 92). welche Empfehlungen? 168 Band 11, S. 56. 169 Barth (13, 132); siehe auch Vertrag BayernLB mit Ernst & Young, Bd. 195. 170 Barth (13, 147 f.). 175 Rauch (9, 58). 171 Bender (10, 82). 176 Rauch (9, 31); Bd. 59, BB 03 2, S. 1 ff. 172 Brodey (16, 81) 177 Rauch (9, 62). 173 Rauch (9, 28). 178 Naser (15, 211). 174 Rauch (9, 28); Bd. 59, BB 03 2, S. 1 ff. 179 Bender (10, 37); Wirsching (15, 7). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 53

Sämtliche vom Ausschuss vernommenen Mitar‑ zu einem Abbruch der Verhandlungen hätten füh‑ beiter der Firmen Rothschild und Ernst & Young ren müssen.187 Solche habe es auch nicht bis zum legten Wert darauf, zu betonen, dass diese Firmen Signing gegeben.188 Die strategische Stoßrich‑ ihren Kunden, auch der BayernLB, keine konkre‑ tung, die mit dem Erwerb verfolgt wurde, wurde te Empfehlung geben, einen Kauf abzuschließen von Rothschild unterstützt, allerdings nur unter oder nicht. So hat ein Mitarbeiter von Rothschild den Bedingungen, die im Briefingpapier dem Vor‑ ausgeführt: „Der Vorstand muss als Unternehmer stand dargelegt wurden.189 natürlich entscheiden, und wir können lediglich die Entscheidungsfindung dadurch beeinflussen 2.1.10. Trifft es zu, dass die HGAA im Vorfeld des an- oder erleichtern, indem wir die Fakten so auf- teiligen Beteiligungserwerbs durch die priva- bereiten, dass der Vorstand eine Entscheidung ten Investoren „Berlin & Co“ und später der treffen kann.“180 Weiter sagte er: „Es gab keine BayernLB dringend Geldgeber benötigte und konkrete Empfehlung bezüglich eines Kaufs oder sich die Suche nach (anderen) Investoren au- eines Nicht-Kaufs.“181 ßerordentlich schwierig gestaltete? Wenn ja, hatten die Mitglieder der Staatsregierung, des In der Phase 1 der Due Diligence wurde von Ernst Vorstands und/oder des Verwaltungsrats der & Young ein zusätzlicher Risikovorsorgebedarf in BayernLB Kenntnis davon, ggf. ab wann? Wie Höhe von 200 Mio. € erkannt, im Handelsbereich ist in diesem Zusammenhang die Aussage des wurden pauschal 50 Mio. € angesetzt.182 damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Kul- terer im Untersuchungsausschuss des Kärnt- Die Berater Ernst & Young und Rothschild hatten ner Landtags zu verstehen, wonach außer den bei ihrem Wissensstand am 14.05.2007 Anlass ge‑ privaten Investoren „Berlin & Co“ und später sehen, den Vorstand der BayernLB nochmals mit der BayernLB „niemand an die Hypo Group Nachdruck darauf hinzuweisen, dass das Ergeb‑ Alpe Adria“ geglaubt habe (Financial Times nis der bis dahin durchgeführten Untersuchungen Deutschland, 10.12.2009)? der HGAA erhebliche Risikokomplexe aufgezeigt habe. Sie seien derart, dass sie auf der gegebenen Es trifft zu, dass bei der HGAA im Jahr 2006 Informationslage jenseits der konkret festgestell‑ dringender Kapitalbedarf bestand, der u. a. durch ten und hochgerechneten Wertberichtigungen, die Neubewertung der Bilanzen des Jahres 2004 nicht zu ermitteln seien. Es gäbe somit unbeziffer‑ wegen der Swap-Verluste ausgelöst wurde. Wäre bare Risiken, die es zwingend erforderlich mach‑ keine Kapitalzufuhr bei der HGAA erfolgt, ten, entweder einen weiteren Abschlag, über die wäre mit bankaufsichtsrechtlichen Maßnahmen schon empfohlenen 200 Mio. € hinaus, auf den zu rechnen gewesen bis hin zur Schließung der Kaufpreis zu machen, oder aber sich gegen diese Bank. Denn die notwendige Eigenkapitalquote Risiken durch eindeutige Gewährleistungsrege‑ der HGAA war nicht mehr gegeben. Der damalige lungen abzusichern. Vom Kauf selbst wurde aber Vorstandsvorsitzende Dr. Wolfgang Kulterer hat nicht abgeraten.183 Man sei zu keinem Zeitpunkt im Jahr 2006 über viele Monate hinweg versucht, derart unkomfortabel gewesen, um vor dem Kauf auf dem internationalen Kapitalmarkt Investoren an sich zu warnen.184 zu finden. Im Ergebnis fanden sich lediglich zwei Interessenten, nämlich Berlin und Corsair, ein In‑ Die letzte Empfehlung der Berater war, den Kauf‑ vestmentfonds. Die Preisvorstellung von Corsair preis für die zu erwerbende Aktienmehrheit kei‑ lag deutlich unter denen der Verkäufer und blieb nesfalls höher als 1,5 Mrd. € anzusetzen. Es wur‑ auch deutlich hinter dem Kaufangebot von Berlin de empfohlen, Gewährleistungsregelungen für zurück. nicht erkennbare Risiken zu treffen.185 Es wurde von den Beratern mit Enttäuschung aufgenom‑ Der Ausschuss konnte kein gesichertes Wissen er‑ men, dass diese Anregung nicht umgesetzt wur‑ langen, ob und gegebenenfalls wann der Vorstand de.186 Eine Information des Verwaltungsrats über und Verwaltungsrat davon Kenntnis erhielten. die Empfehlungen der Berater erfolgte nicht. Rothschild ging allerdings während des gesamten Es gab nach der persönlichen Einschätzung des Erwerbsprozesses davon aus, dass die Verkäufer Zeugen Bender von Rothschild keine Dealbreaker auch Alternativen zur BayernLB gehabt hätten. bei Abschluss der Phase 1 der Due Diligence, die Es habe zum damaligen Zeitpunkt ein reges und hohes Interesse an Übernahmen von in Osteuro‑ pa tätigen Banken gegeben. Auch seien bis März 180 Bender (10, 38). 2008 Banken zu relativ hohen Preisen erworben 181 Bender (10, 72). 182 Barth (13, 136). 183 Bender (10, 38); Raffel (10, 143). 184 Raffel (10, 146). 187 Bender (10, 36). 185 Bender (10, 43). 188 Bender (10, 36). 186 Bender (10, 66); Raffel (10, 143). 189 Raffel (10, 143). Seite 54 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

worden.190 Ein konkretes Käuferinteresse gab es Sperrminorität voraussichtlich bei ca. 2,5 Mrd. € allerdings bis zum Schluss nicht. liegen würde. In gleicher Weise wurde der zu er‑ wartende Kaufpreis in der Aufsichtsratssitzung Dr. Kulterer führte in einer schriftlichen Stellung‑ vom 14.12.2006 erörtert198. Zu diesem Zeitpunkt nahme vom 11.01.2011 zu seiner Aussage vor war die Veräußerung an Aktien an Berlin schon dem Kärntner Untersuchungsausschuss wörtlich abgesprochen. Als Basis des Verkaufs für die neu aus:191 aufgegebenen Aktien wurde der Unternehmens‑ wert 2,5 Mrd. € genannt. Für die Veräußerung „Meine Aussage im U-Ausschuss des Kärntner der Aktien der Bank Burgenland und Maps wurde Landtags, dass außer Berlin & Co. und später der von 2,2 Mrd. € ausgegangen, sofern sich nicht im BayernLB tatsächlich niemand an die HGAA ge- Jahre 2007 ein definierter Gewinn ergeben würde. glaubt habe, ist so zu verstehen, dass ich mit Aus- nahme des Privat-Equity-Fonds keine anderen 2.1.12. Trifft es zu, dass der frühere Vorstandsvor- Investoren gesehen habe, die ein entsprechendes sitzende der BayernLB Werner Schmidt „die Interesse am Erwerb gehabt und die Preisvorstel- Kärntner Hypo Group zudem schon länger lungen der Kärntner Landesholding akzeptiert von innen“ kannte und „vor wenigen Jahren, haben.“ als er noch selbstständiger Berater war, an Controlling-Projekten für die Hypo mitgear- 2.1.11. Welchen Inhalt hatte eine Aktennotiz der Bay- beitet“ hatte, „in denen das (damals von der ernLB, in der „der Preis für den bevorstehen- Bankenaufsicht als mangelhaft kritisierte) den Kauf der Balkan-Bank als viel zu hoch be- Berichts- und Controllingwesen für den Kon- wertet wurde“ (AZ, 15.10.2009), wann und von zern aufgebaut wurde“ (Standard, 27.05.2007, wem wurde sie verfasst, und wer hatte wann 03.12.2009), und ab wann hatten die weiteren Kenntnis von dieser Aktennotiz? Mitglieder des Vorstands und Mitglieder des Verwaltungsrats der BayernLB hiervon ggf. Es konnte durch den Untersuchungsausschuss Kenntnis? nicht geklärt werden, auf welche Aktennotiz der in der Frage zitierte Artikel Bezug nimmt. In der Werner Schmidt hat im Jahre 2001 die Firma Präsentation vom 06.10.2006192 wird der zu er‑ Schmidt Consulting GmbH gegründet. Er war wartende Kaufpreis als „anspruchsvoll“ bezeich‑ Mitgründer und Mitgesellschafter und ist Ge‑ net.193 Das Briefingpapier vom 14.05.2007 sagt schäftsführer dieser Gesellschaft. Diese wiederum in der Zusammenfassung dazu: „Insgesamt wäre schloss am 23.04.2008 einen Beratervertrag mit eine Reduzierung des Kaufpreises auf 1,5 Mrd. € der Hypo Alpe Adria Bank International AG.199 erforderlich.194 Die Vertragsbeziehung endete im Einvernehmen am 31.12.2008.200 Dem Verwaltungsrat war dieses Briefingpapier nicht bekannt. Auch vor seiner Tätigkeit bei der BayernLB war er als Berater für die Hypo Alpe Adria Bank Inter‑ Die ursprünglichen Erwartungen der Verkäufer national AG tätig.201 Nach den Angaben des Zeu‑ waren erheblich niedriger. Diese stützen sich auf gen Peter handelte es sich um ein Beratungsman‑ Unternehmensbewertungen, welche die HBint. dat, das sich im Wesentlichen mit konzeptionellen selbst in Auftrag bei HSBC195 und KPMG196gege‑ Fragen wie dem Berichtswesen beschäftigte.202 ben hatte, Zum Ausdruck kam dies in der Sitzung des Aufsichtsrats der Kärntner Landesholding Der Verwaltungsrat wurde in der Sitzung vom vom 11.11.2006. Dort wurde der Unternehmens‑ 20.03.2007 über die frühere Tätigkeit von Werner wert 2,3–2,5 Mrd. € genannt. Der Vorstand der Schmidt für die HGAA informiert.203 HBint., Dr. Grigg, legte dar, dass ein Zuschlag auf den Betrag erlangt werden könne, der sich aus 2.2. Fragen zu Hinweisen und Erkenntnissen der dem Unternehmenswert ableite, wenn eine Sperr‑ Mitglieder des Vorstands, des Verwaltungs- minorität übertragen werde. Dann könne der Preis rats, der Staatsregierung und Bediensteter bis zu 20 % höher sein.197 In der weiteren Erörte‑ bayerischer Behörden von mit dem Kauf ver- rung äußerte Dr. Grigg, dass das Angebot, für eine bundenen Risiken und Haftungsverhältnissen

190 Bender (10, 39). 191 Bd. 301. 192 Siehe 1.1.3. 198 Bd. 221, BB 100_55, S. 146 193 Bd. 58, BB 02 Haas_21, S. 164. 199 Turkowski (7, 15). 194 Bd. 58, BB 02 Haas_06, S. 16. 200 Turkowski (7, 16). 195 Bd. 221, BB 24 X 22, S. 1 ff. 201 Turkowski (7, 16). 196 Bd. 209, BB 24 X 19, S. 1 ff. 202 Peter (12, 45); Grigg (13, 65). 197 Bd. 221, BB 100_55, S. 85/86. 203 Faltlhauser (14, 41). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 55

2.2.1. Trifft es zu, dass der Abwägungsprozess zu der Geheimhaltung überhaupt möglich sei. Der Entscheidungen in Milliardenhöhe nach Anga- Zeuge Kamprath fragte nach der Finanzierung, ben von Staatsminister Fahrenschon zwei Jah- zu der nach Äußerung von Werner Schmidt keine re später nicht mehr „auf Punkt und Komma“ Angaben gemacht werden könnten. Ausweislich (BR Rundschau, 03.12.2009) nachvollziehbar des Protokolls wurde eingehend über das strate‑ war, wenn ja, warum? gische Rational gesprochen. Allgemeine Meinung war, dass eine ausführliche Due Diligence durch‑ Zu den näheren Hintergründen dieser Aussage geführt werden müsste.205 Der Zeuge Prof. Dr. liegen dem Untersuchungsausschuss keine Infor‑ Faltlhauser berichtete allerdings in seiner Aussa‑ mationen vor. ge vor dem Untersuchungsausschuss, dass er die wesentlichen Punkte, die ihm von den Beamten Der Ausschuss musste feststellen, dass es im des Finanzministeriums vorbereitet worden wa‑ Nachhinein unterschiedliche Darstellungen dazu ren, abgearbeitet habe.206 In dem Vermerk vom gab, wie der Kaufpreis von 1,625 Mrd. € zu‑ 16.03.2007 sind 11 konkrete Fragen gestellt. stande kam. Das hängt einmal damit zusammen, dass nicht klar ist, welches wirklich der Unter‑ 2.2.3. Wie haben die Organe der BayernLB beim nehmenswert war, von dem bei Bestimmung des Kauf der HGAA sichergestellt, dass die nach Kaufpreises ausgegangen werden musste, und in Rechtslage und der Rechtsprechung gebote- welcher prozentualen Höhe der Paketzuschlag ne Sorgfalt eingehalten wurde, und haben die angesetzt wurde, schließlich ob der vorgegebene Fach- und/oder Rechtsaufsichtsbehörden der Wertberichtigungsbedarf von 200 Mio. € wirklich BayernLB im Rahmen ihrer Zuständigkeit ge- berücksichtigt worden war. Dem Verwaltungsrat prüft, ob die gebotene Sorgfalt beachtet wur- wurde die Zusammensetzung des Kaufpreises nie de? präzise dargelegt. Ob der Vorstand beim Erwerb der HGAA die 2.2.2. Inwiefern gab es kritische Fragen hinsicht- Einhaltung der gebotenen Sorgfalt sichergestellt lich der Expansion in die Märkte Mittel-, hat, konnte der Ausschuss nicht ermitteln, nach‑ Ost- und Südeuropas durch die Beteiligung an dem die damals verantwortlichen Vorstände und der HGAA seitens des Verwaltungsrates? Wie führende Bankmitarbeiter, gegen die die Staats‑ wurde darauf seitens des Vorstandes reagiert? anwaltschaft ermittelt, die Aussage verweigerten.

Zur Vorbereitung der Verwaltungsratssitzung Hinsichtlich der Wahrnehmung der Sorgfalts‑ am 20.03.2007 hat das Finanzministerium auf pflicht aufseiten des Verwaltungsrats sei auf die der Grundlage von Unterlagen, die vorab Herrn Beantwortung zu den Fragenkomplexen 2.3.15. Staatsminister Prof. Faltlhauser zur HGAA über‑ und 2.4. verwiesen. Zur Vorbereitung der Ver‑ lassen worden waren, einen Vermerk mit mehre‑ waltungsratssitzungen gab es auf Arbeitsebene ren, auch kritischen Fragen erstellt. So wurden die Durchführung von Vorbesprechungen. Dabei unter anderem folgende Aspekte angesprochen: wurde seitens der Bank in der Regel von Dr. Haas Welche Auswirkungen ergeben sich auf Bayern‑ informiert, worum es bei den einzelnen Punkten LB-Gruppe hinsichtlich Eigenkapitalbedarf und der Verwaltungsratssitzungen gehen werde, da‑ Entwicklung der Kernkapitalquoten? Wie erfolgt mit auch bei Nachfragen weitere Unterlagen zur die Finanzierung des Kaufpreises? Ist Erwerb Verfügung gestellt werden konnten.207 Protokolle ohne Kapitalerhöhung der Anteilseigner möglich? wurden in diesen Vorgesprächen allerdings nicht Welches sind die Ergebnisse der Prüfung der ös‑ geführt.208 An diesen Vorbesprechungen nahmen terreichischen Finanzmarktaufsicht aufgrund der auch Vertreter der Rechtsaufsicht teil, die für Verluste aus den Swap-Optionen? Ist die innere die BayernLB vom Finanz- und Innenministeri‑ Organisation der HGAA, Risikomanagement um wahrgenommen wird. Aus der Tagesordnung angemessen? Bestehen in der Hypo Alpe Adria der Verwaltungsratssitzungen 20.03.2007 und erhebliche Risiken (z. B. aus Krediten, Zuverläs‑ 20.04.2007 war das Thema HGAA allerdings sigkeit des Managements, Angemessenheit der nicht ersichtlich. Systeme zur Bekämpfung der Geldwäsche, Inter‑ ne Revision usw.)?204 Ausweislich des Protokolls Der Ausschuss konnte nicht feststellen, ob und der Verwaltungsratssitzung vom 20.03.2007 wur‑ inwieweit die Rechtsaufsicht geprüft hat, ob die den diese Fragen nur teilweise angesprochen und gebotene Sorgfalt beachtet wurde. Dazu liegen nicht vertiefend diskutiert. Der Zeuge Spitzner dem Ausschuss weder Texte noch Zeugenaussa‑ fragte demnach nach der Beurteilung von Roth‑ schild, inwieweit ein verlässlicher Einblick in bereits bestehende Risiken vor dem Hintergrund 205 Bd. 11, S. 51 ff. 206 Faltlhauser (14, 79). 207 Leeb-Schwarz (12, 12). 204 Bd. 11, S. 109 ff. 208 Leeb-Schwarz (12, 24). Seite 56 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

gen vor. Eine Fachaufsicht über die BayernLB Wertgutachten im eigentlichen Sinne wurden im existiert nicht. Auftrag der BayernLB keine erstellt.218 Es gab jedoch Wertgutachten, die im Auftrag der HGAA Was die originäre Prüfung durch die Rechtsauf‑ durch HSBC und KPMG im Jahr 2006 und im sicht im Kontext des HGAA-Erwerbs anbelangt, Auftrag von Berlin durch Credit Suisse erstellt wird auf die Beantwortung zu Frage 1.1.7 Bezug wurden. Diese lagen zumindest teilweise der Bay‑ genommen. ernLB bzw. ihren Beratern vor.

2.2.4. Wer zeichnete bei der Prüfung des Risikoport- Unabhängig davon aber wurden Unternehmens‑ folios der HGAA vonseiten der Bayerischen wertermittlungen sowohl von der BayernLB Landesbank und der Wirtschaftsprüfer ver- selbst als auch ihren Beratern, Rothschild und antwortlich? Ernst & Young, durchgeführt. Diese Bewertungen fanden Niederschlag in dem Bericht für den Ver‑ Die Prüfung wurde vom Risk-Office der Bayern‑ waltungsrat vom 20.03.2007, dem Statusbericht LB und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst für den Vorstand vom 19.04.2007 und dem Status‑ & Young vorgenommen.209 So wurden zum Bei‑ bericht für den Verwaltungsrat vom 20.04.2007219. spiel von Mitarbeitern der BayernLB selbst auch Kreditengagements und das Kreditvergabewesen Im Bericht vom 20.03.2007 findet sich eine indi‑ der HGAA geprüft.210 Dabei wurde festgestellt, kative Bewertung der HGAA.220 Dazu gehört eine dass der Kreditvergabeprozess bei der HGAA Ableitung des Kaufpreises. Es wird eine Wert‑ nicht den Standards der BayernLB entsprach,211 bandbreite für das Unternehmen von 2,6–3,1 Mrd. die geprüften Kredite allerdings keinen auffälli‑ € dargestellt. Unter der Annahme einer Kontroll‑ gen Risikogehalt enthielten.212 Auch vom Zeugen prämie von 20 % ergäbe sich dann, bezogen auf Dr. Othmar Ederer von der Grazer Wechselseiti‑ den Mittelwert der Wertbandbreite, ein Kaufpreis gen wurde der Kreditprozess als verbesserungsbe‑ von bis zu 3,4 Mrd. €. Dazu wird ein Wertberich‑ dürftig angesehen.213 Der Zeuge Dörhöfer bemän‑ tigungsbedarf von insgesamt und grob geschätzt gelte vor allem, dass noch keine validen Rating‑ 250 Mio. € benannt. Dieser müsse bei der Kauf‑ verfahren im Einsatz waren und der Kreditverga‑ preisfindung berücksichtigt werden.221 beprozess marktgetrieben und der Risikogedanke untergeordnet war.214 Im Statusbericht vom 20.04.2007 wird eine Be‑ wertung nach verschiedenen Systemen vorgenom‑ Die Kreditprüfung ergab allerdings einen zu‑ men, auch unter Zugrundelegung eines angepass‑ sätzlichen Wertberichtigungsbedarf, der in die ten Managementplans des Vorstands der HGAA. Wertherleitung der externen Berater eingeflossen Die verschiedenen Bewertungsergebnisse werden ist.215 Von Ernst & Young wurden im Rahmen der dargestellt. Dabei ergibt sich ein Wert zwischen Due Diligence 61 Kreditnehmer im Wege von 2,6 und 4,86 Mrd. €. Der Wert von 4,86 Mrd. € Einzelfallstichproben untersucht, was ca. 15 % ergibt sich aus einer vergleichbaren Transaktion, des Gesamtgeschäftsvolumens entsprach.216 Der die anderen Werte, die jeweils immer Rahmen‑ Schwerpunkt der Prüfung bezog sich auf Kredit- werte sind, ergeben sich unter Zugrundelegung ausreichungen der Risikoklassen 4 und 5, also aus Daten der HGAA. Zu diesen Werten sind solche mit mittlerem bis hohem Ausfallrisiko. Wertanpassungen aufgrund festgestellter oder Diese betrugen etwas 26 % der gesamten Kredit- geschätzter Risiken vorzunehmen. Im Ergebnis ausreichung. Von den Risiken der Klasse 4 wur‑ kommt es dann zu der erwähnten Ableitung des den insgesamt 33 %, von den Risiken der Klasse Kaufpreises.222 5 12,2 % geprüft. 217 Die Mitarbeiter der BayernLB waren zur Ermitt‑ 2.2.5. Welche Wertgutachten über die HGAA lagen lung des Unternehmenswerts in Klagenfurt vor den Mitgliedern der Staatsregierung im Ver- Ort und hatten Zugang zum sogenannten grünen waltungsrat bis zum 23.04.2007 vor? Von wem Datenraum,223 nahmen bei der Unternehmensbe‑ wurden sie durchgeführt und wie lautete der wertung an sich allerdings keine Prüfung von Kre‑ genaue Prüfungsauftrag bzw. -umfang? ditakten vor.224 Letztere werden im Rahmen einer Due Diligence von der zu prüfenden Bank nur Berufsträgern zur Verfügung gestellt, die standes‑ 209 Kreithmeier (6, 61). 210 Meid (9, 110). 211 Meid (9, 111). 218 Turkowski (7, 17). 212 Meid (9, 112). 219 Kreithmeier (6, 61). 213 Ederer (11, 41). 220 Bender (10, 41). 214 Dörhöfer (11, 121 f.). 221 Faltlhauser (14, 51); Bd. 11, S. 242. 215 Bender (10, 41). 222 Bd. 76, 100 04, 344/345. 216 Barth (13, 178); Transaction Insights, S. 11. 223 Geltinger (9, 67). 217 Hengeler-Mueller, S. 137/138 224 Geltinger (9, 86). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 57

rechtlich zur Verschwiegenheit verpflichtet sind. Bewertungsparameter, um mit einer Stimme zu Die Aufteilung erfolgte bei der HGAA in einen sprechen.236 grünen Datenraum, zu dem auch die Mitarbeiter der BayernLB Zugang hatten, und in einen roten Zusätzlich wurde von Rothschild eine kapital‑ Datenraum, der zunächst den Wirtschaftsprüfern marktorientierte Bewertung durchgeführt, die und Rechtsanwälten vorbehalten war,225 der in zusammen mit der weiteren Bewertung die Wert‑ der Due-Diligence-Phase 2 aber auch den Mitar‑ bandbreite ergab, von der ausgegangen wurde.237 beitern der BayernLB zugänglich gemacht wur‑ de. Dabei wurden die Jahresabschlüsse der letz‑ 2.2.6. Hat der Verwaltungsrat der BayernLB Unter- ten Jahre gesichtet. Das Wichtigste hierbei war, lagen zur Entscheidungsfindung bekommen? dass die Planung der Risikovorsorge aus Sicht der Falls ja: Welche Unterlagen hat der Verwal- BayernLB nicht mit den Daten aus den letzten tungsrat wann eingesehen und wann war die Jahren kompatibel war. Im Vergleich zum gesam‑ für den Erwerb entscheidende Sitzung? Wer ten Kreditvolumen lag die Risikovorsorgequote hat im Verwaltungsrat für den Erwerb der bei 0,35 % während des Planungszeitraums.226 HGAA gestimmt?

Bei Zugrundelegung der Planzahlen der HGAA Zur Beantwortung sei zunächst auf die Antwort inklusive Töchter derselben227 hätte sich nach den unter Ziff. 2.1.4. verwiesen. Angaben des zuständigen Mitarbeiters der Bay‑ ernLB ein Unternehmenswert von 3,2 Mrd. € für Dem Verwaltungsrat lagen die unter Ziff. 2.2.5. 100 % der Anteile errechnet,228 wobei ein Paket‑ genannten Unterlagen vor. Die Tischvorlage vom zuschlag in diesem Fall noch nicht berücksich‑ 20.03.2007 wurde zum Ende der Sitzung wieder tigt ist. Aufgrund der wegen der Risikovorsorge eingesammelt. Die Tischvorlage vom 20.04.2007 notwendigen Korrekturen wurde jedoch von den wurde den Verwaltungsräten auf ausdrückliches Mitarbeitern der BayernLB lediglich ein Wert in Verlangen von Prof. Dr. Faltlhauser ausgehän‑ Höhe von 2,397 Mrd. € errechnet.229 Bei der Vor‑ digt. Der Beschluss über den Kauf wurde jedoch nahme der Bewertungen gab es keinerlei Vorgaben nicht in der Sitzung selbst gefasst, sondern am – auch keine internen Papiere oder Ähnliches230 23.04.2007 im Umlaufverfahren. Es handelte sich vonseiten des Vorstands oder Verwaltungsrats, um einen einstimmigen Beschluss.238 welche Werte errechnet hätten werden sollen.231 Auch begründete die niedrige Risikovorsorge bei Der Grund, warum nicht in der Sitzung selbst, den Mitarbeitern der BayernLB kein generelles sondern im Umlaufverfahren entschieden wurde, Misstrauen in die Kärntner Bank, da argumentiert lag darin, dass der Verwaltungsrat am 20.04.2007 wurde, dass diese geringe Risikovorsorge ja gera‑ nicht auf Basis einer Tischvorlage entscheiden de durch den errechneten Wert abgedeckt war.232 wollte.239 Dass die Entscheidung als Umlaufbe‑ Man hatte mit der vorgenommenen Bewertung schluss getroffen wurde, wurde von den Beratern ein gutes Gefühl.233 von Rothschild nicht als unüblich bezeichnet.240

Eine eigene Bewertung wurde von Ernst & Young 2.2.7. Wurde die Due Diligence nach Abschluss des erstellt. Diese Wertermittlung beruhte auf einer Kaufvertrags am 22.05.2007 weiter fortgeführt Analyse des Managementplans der HGAA, der in bzw. fanden nach Kaufabschluss anderweitige verschiedenen Bereichen angepasst wurde, weil Prüfungen der Bank und ihrer Geschäfte statt er laut Aussage des Zeugen Barth für zu ambitio‑ und welche Informationen verfügte der Ver- niert gehalten wurde.234 waltungsrat, ggf. zu welchem Zeitpunkt?

Die jeweiligen Wertermittlungen wurden unab‑ Am 11.05.2007 war die Due-Diligence-Prüfung hängig voneinander durchgeführt und in einem abgeschlossen.241 Eine weitergehende Prüfung Unternehmensbewertungs-Meeting untereinan‑ nach Vertragsschluss war nicht vorgesehen.242 der vorgestellt.235 Man einigte sich auf bestimmte Danach gab es lediglich, aufgrund der Einigung mit der Kroatischen Nationalbank, eine im be- schränkten Umfang durchgeführte Due Diligence

225 Geltinger (9, 92). 226 Geltinger (9, 68). 227 Geltinger (9, 104). 228 Geltinger (9, 69). 229 Geltinger (9, 69). 236 Bender (10, 41 f.). 230 Geltinger (9 101). 237 Bender (10, 42). 231 Geltinger (9, 71). 238 Kreithmeier (6, 62). 232 Geltinger (9, 74). 239 Bender (10, 64); Schaidinger (25, 99). 233 Geltinger (9, 76). 240 Bender (10, 74). 234 Barth (13, 133). 241 Bd. 57, BB 02_33, S. 3 235 Geltinger (9, 70). 242 Seite 58 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

bei den beiden Töchtern der HGAA243. Deren die Berater eine Präsentation (46 Seiten), in der Ergebnisse wurden dem Verwaltungsrat zur der Stand der Due Diligence und die bisher fest‑ Kenntnis gebracht. Besondere Prüfungen gestellten Risiken und Prüfungsergebnisse sowie insbesondere durch Dritte fanden im Jahre deren Auswirkungen auf das Kaufpreisangebot 2007 und 2008 nicht mehr statt. Doch war die und die nächsten Schritte ausführlich dargestellt BayernLB nach Kaufabschluss mit eigenen wurden.248 Bezug nehmend auf diese Präsentation Mitarbeitern vor Ort in Klagenfurt vertreten. resümierte das Lenkungsausschussmitglied Dr. Einer ihrer Mitarbeiter, Herr Dörhöfer, wurde im Kemmer in einer E-Mail an einzelne Vorstands‑ April 2008 Mitglied des Vorstands der HGAA. mitglieder und einen Vertreter von Rothschild, Mitglieder des Vorstands und des Verwaltungsrats dass die Themen Kreditportfolio und Treasury der BayernLB wurden nach dem Closing im nicht wirklich gut klängen. Es würde auch zu Oktober 2007 Mitglieder des Aufsichtsrats der Recht darauf hingewiesen, dass ein ernst zu neh‑ HGAA. So konnte die BayernLB weiteres Wissen mendes Drohpotenzial in Richtung Impairment über die geschäftlichen Verhältnisse der HGAA bestehe.249 Das bedeutet, dass vom Vorstand ein erhalten und darauf Einfluss nehmen. ernst zu nehmendes Verschlechterungsrisiko ge‑ sehen wurde. 2.2.8. Inwieweit war der Vorstand der BayernLB in der Erwerbsphase zwischen Mai und Oktober In einer speziellen Information an den Vorstand 2007 über die laufende, zwischenzeitliche Ge- für die Vertragsverhandlungen am 14.05.2007 schäftsentwicklung bei der HGAA informiert hatten die Berater von sich aus auf Folgendes hin‑ und welche Informationen erlangte der Ver- gewiesen: Der Vorstand habe bisher beschlossen, waltungsrat hierüber? einen Kaufpreis von 1,6 Mrd. € zu akzeptieren und darauf wegen notwendiger Wertberichtigun‑ Der genaue Informationsfluss in dieser Phase gen einen Abschlag von maximal 100 Mio. € kann nicht mehr vollständig nachvollzogen wer‑ vorzunehmen. In Hinblick auf das Ergebnis der den. Direkt nach dem Signing begann jedoch bei Überprüfungen wäre allerdings ein fester Betrag der BayernLB das Projekt „Jointly Successful“ von 100 Mio. € abzuziehen und damit eine Re‑ zur Integration der HGAA in den Konzern der duzierung des Kaufpreises auf 1,5 Mrd. € er‑ BayernLB. In diese Phase fallen auch die Due Di‑ forderlich. Es wurde darauf hingewiesen, dass ligences bei den kroatischen Töchtern der HGAA der übliche Paketzuschlag für den Erwerb eines sowie die Übermittlung des OeNB-Berichts.244 Im Mehrheitspakets zwischen 10 und 20 % des Un‑ Übrigen wird auf die Frage 2.2.7. verwiesen. ternehmenswerts betrage. Es wurde weiter darauf hingewiesen, dass nicht nur im Kreditbereich, Dem Verwaltungsrat wurde vom Vorstand in sondern auch im Handelsbereich (Treasury) wei‑ dieser Phase die Information gegeben, dass die terhin nicht erkennbare Risiken bestehen. Diese Zahlen bei der HGAA in Ordnung seien.245 Zum resultieren aus „stillen Lasten in Bankbuchderiva‑ Bericht der OeNB wurde im Verwaltungsrat be‑ ten“ und komplexen Produkten, die ein Nominal‑ richtet, dass der in der Due Diligence festgestellte volumen von 1,5 Mrd. € hatten.250 Wertberichtigungsbedarf höher sei als der von der OeNB identifizierte.246 Am 18.05.2007 wurden der BayernLB von Ernst & Young die sogenannten Transaction Insights 2.2.9. Welche Hinweise z. B. von Abschlussprüfern, übermittelt.251 Dies ist ein Teil des endgültigen Prüfern im Rahmen von Due-Diligence-Unter­ Due-Diligence-Berichts, der vor allem für die suchungen, in- und ausländischen Aufsichtsor- Kaufentscheidung von Bedeutung ist. Diese gin‑ ganen oder Ratingagenturen im Hinblick auf gen an Dr. Haas, den Leiter des Vorstandsstabes, mit dem Kauf verbundene Risiken und Haf- der bei der Staatsanwaltschaft angab, er habe sie tungsverhältnisse gab es zu welcher Zeit und nicht an den Vorstand weitergeleitet, da sie inhalt‑ wie haben Vorstand und Verwaltungsrat da- lich nichts Neues enthielten.252 rauf reagiert? Zusammengefasst enthielt das Papier vom In der Due-Diligence-Phase 1 wurden von den 18.05.2007 jedoch den Hinweis, dass in verschie‑ Prüfern für Kreditrisiken 200 Mio. € und für Ri‑ denen Teilbereichen nur unzureichende Informa‑ siken aus dem Handelsbuch 50 Mio. € pauschal tionen zur Verfügung standen und Informationen eingestellt.247 Für die Sitzung des Lenkungsaus‑ teilweise nicht vollständig ausgewertet wurden. schusses des Vorstands am 10.05.2007 erstellten Ferner wurde auf die ausgetauschten Ordner hin‑

243 Bd. 144, S. 13 ff.; Bd. 187, BB 02_39, S. 22 248 Bd. 272, BB 01a_04, S. 1 ff. 244 Turkowski (7, 17). 249 Bd. 58, ZV Weigert 14.4.2010, Anlage 6. 245 Kreithmeier (6, 63); Naser (15, 233); Schmid (20, 73). 250 Bd. 58, BB 02 Haas_06, S. 14 ff. 246 Turkowski (7, 18). 251 Turkowski (7, 19). 247 Dörhöfer (11, 111). 252 Turkowski (7, 19). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 59

gewiesen.253 Ferner wurde auch darauf hingewie‑ war eine eher deskriptive Präsentation mit einer sen, dass bei Ausweitung der Kreditrisikostich‑ Beschreibung der Hypo Group Alpe Adria und probe nicht auszuschließen ist, dass weitere Risi‑ dem Ablauf des Prozesses mit Zeitplan.265 Die ken erkannt werden.254 Präsentation am 20.04.2007 umfasste die Ergeb‑ nisse der Phase 1 der Due Diligence.266 Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser gibt an, er habe den Bericht vom 18.05.2007 nicht erhalten. Er Aus der Sitzung vom 20.03.2007 berichtete der könne nicht sagen, ob die dort enthaltenen An‑ Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser, dass in der Sitzung vor merkungen dazu geführt hätten, dass der Kauf ge‑ allem auf die attraktive Marktposition der HGAA stoppt worden wäre, wenn er sie vorab hätte lesen hingewiesen worden sei. Gleichzeitig sei aller‑ können. Allerdings hätte man sicher noch einmal dings die Historie der SWAP-Verluste der HGAA über die Größenordnung des Preisabschlags dis‑ dargelegt und auf das Erfordernis der Durchfüh‑ 255 kutieren müssen. Es sei ein Fehler gewesen, rung einer marktgerechten Due Diligence hin‑ dieses Papier dem Verwaltungsrat nicht vorzule‑ gewiesen worden.267 Wichtig sei aber vor allem 256 gen. der Punkt gewesen, dass Werner Schmidt darauf verwiesen habe, dass man nicht erneut wie bei der Auch der Zeuge Dr. Naser sagte aus, dass er den BAWAG in ein Bieterverfahren geraten dürfe und Bericht nicht gesehen habe,257 er sei aber der die Exklusivität in den Verhandlungen wichtig Auffassung gewesen, dass der Bericht dem Ver‑ sei.268 Insgesamt habe man ab dieser ersten Sit‑ waltungsrat vorgelegt hätte werden müssen. Die zung gewusst, wo die Gefahren lauerten.269 Der Ausführungen darin bezeichnete er als „heftig.“258 Zeuge Spitzner berichtete ergänzend, dass Werner Der Zeuge Hagl gab ebenfalls an, den Bericht Schmidt vorgetragen habe, dass es sich bei der nicht gesehen zu haben.259 Ebenso äußerte sich HGAA um eine einmalige Chance handeln würde, der Zeuge Georg Schmid,260 wie auch der Zeuge das Zeitfenster für die Wahrnehmung der Option 270 Dr. Beckstein.261 allerdings sehr gering sei. Er habe nach der Sit‑ zung Staatsminister Huber, den er in der Sitzung Auch wurden um diesen Zeitpunkt jedenfalls vertreten hatte, über die Möglichkeit des Erwerbs Teile des Legal Due-Diligence-Berichts an den der HGAA informiert und darauf hingewiesen, damaligen Chefjustitiar der BayernLB, Walther dass es sich um eine interessante Option handele, Schmidt-Lademann, gesandt.262 Dieser erhielt die aber sehr gründlich geprüft werden müsse.271 auch die Berichte der KPMG, die für den Investor Er gebrauchte in diesem Zusammenhang den Kingsbridge eine Due Diligence durchführt hatte. Ausdruck „heiße Kiste.“ Allerdings hätten damals Die finale Version des Berichts der KPMG war alle Mitglieder des Verwaltungsrats das Bewusst‑ datiert vom 21.05.2007 und ging um 18.19 Uhr sein gehabt, dass es sich um eine Sache handelte, bei der BayernLB ein.263 bei der man genau hinsehen muss.272

Schriftliche Informationen zur Risikosituation Die Präsentation für den Verwaltungsrat vom und zu etwaigen Schwächen bei der HGAA wur‑ 20.04.2007 beruht auf einer Vorlage für den Vor‑ den dem Verwaltungsrat lediglich im Rahmen der stand vom 19.04.2007. Dabei fällt auf, dass die Vorlagen zu den Sitzungen am 20.03.2007 und Verwaltungsratsvorlage an verschiedenen Punk‑ 20.04.2007 übermittelt. ten von der für den Vorstand abweicht. Die Vorga‑ be, dass gewisse Sachverhalte „anders“ dargestellt 2.2.10. Wurden die mit der Due-Diligence-Prüfung werden, stammte vom Vorstand der BayernLB.273 betrauten Unternehmen und Prüfer vom Ver- waltungsrat gehört? So wurde in der Präsentation am 20.04.2007 ein Die Berater von Rothschild und Ernst & Young Kaufpreis von 3,4 Mrd. € für 100 % der Aktien wurden in den Sitzungen vom 20.03.2007 und dargestellt, während am 19.04.2007 noch von 20.04.2007 vom Verwaltungsrat gehört.264 Die 3,2 Mrd. € die Rede war. Von Rothschild wur‑ Präsentation, die am 20.03.2007 gehalten wurde, de diese Zahl, die von Rothschild selbst als be‑ triebswirtschaftlich nachvollziehbar abgeleitet wurde, verändert. Der Vorstand behauptet, dies 253 Barth (13, 150). 254 Barth (13, 150). 255 Faltlhauser (14, 55). 256 Faltlhauser (14, 73). 265 Bender (10, 32). 257 Naser (15, 182 f.). 266 Bender (10, 33). 258 Naser (15, 138). 267 Faltlhauser (14, 41). 259 Hagl (18, 44). 268 Faltlhauser (14, 41). 260 Schmid (20, 124). 269 Faltlhauser (14, 42). 261 Beckstein (20, 221). 270 Spitzner (20, 3). 262 Turkowski (7, 19). 271 Spitzner (20, 16); Huber (26, 59). 263 Turkowski (7, 19). 272 Spitzner (20, 16). 264 Kreithmeier (6, 64); Hagl (18, 7); Turkowski (7, 20). 273 Bender (10, 34); Raffel (10, 128). Seite 60 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

sei geschehen, um mehr Verhandlungsspielraum schließenden Abstimmung in der Lage gesehen zu erhalten.274 Nach Aussage des Zeugen Prof. und daher um eine Verschiebung um mindestens Dr. Faltlhauser sei jedoch diese Veränderung je‑ acht Tage gebeten.285 Über den Zeitraum der Ver‑ denfalls deswegen von Bedeutung gewesen, da schiebung habe es eine längere Diskussion gege‑ man aufseiten des Verwaltungsrats von einem ben. Er – Faltlhauser – habe schließlich wider‑ Kaufpreis von 3,4 Mrd. € (für 100 %) ausging, willig den Zeitraum bis zum folgenden Montag allerdings den Abzug von Wertberichtigungen in akzeptiert.286 Der Vorstand habe insoweit massiv Höhe von 200 Mio. € bezogen auf 100 % erwar‑ gedrängt, da die Exklusivität nur bis Anfang Mai tete. Nachdem ein Kaufpreis von rund 1,625 Mrd. hätte aufrechterhalten werden können.287 € mitgeteilt worden war, habe man dies als Signal dafür gewertet, dass alles in Ordnung sei.275 2.2.11. Haben die Wirtschaftsprüfer den Vorstand und/oder den Verwaltungsrat über, laut Lin- Auch die Grafik, anhand derer die Wertherleitung ner-Bericht vom 27. Mai 2009, „unvollstän- erläutert werden sollte, wurde abgeändert.276 dige, ungeordnete bzw. ausgetauschte Akten im Datenraum“ informiert? Wenn ja, wie Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser erklärte hierzu, reagierte(n) der/die Verantwortliche(n) der dass man ohne diese Abänderung wohl erkannt Landesbank? hätte, dass ein Abzug für Wertberichtigungen nicht durchgesetzt werden konnte.277 Der Zeuge Der Vorstand wurde von Rothschild und Ernst & Spitzner bezeichnete die vorgenommenen Ände‑ Young über die mangelnde Qualität des Daten‑ rungen als „bemerkenswert.“278 Auch der Zeuge raums informiert.288 Ein schriftlicher Hinweis auf Schuster sei „überrascht“ gewesen, als er von den die unvollständige und ungeordnete Aktenlage Abweichungen erfahren habe.279 und den Austausch von Akten bzw. Ordnern fin‑ det sich zudem in der Zuleitung (sog. Disclaimer) Insgesamt wurde von den Beratern von Roth‑ der Berichte von Ernst & Young vom 18.05.2007 schild ausgeführt, dass man es schon so sehen (sog. Transaction Insights)289 und vom Juni 2007, könne, dass die Vorlage am 20.04.2007 wesent‑ dem endgültigen Due-Diligence-Bericht290. lich positiver formuliert war als diejenige vom Gleichzeitig wurde jedoch positiv registriert, dass Tag vorher, man habe sich jedoch mit den Formu‑ die Berater der BayernLB in der Phase zwei die lierungen auch nicht unwohl gefühlt.280 Der Zeu‑ Möglichkeit bekamen, den roten Datenraum zu ge Barth sprach davon, dass er sich aus der Dis‑ betreten.291 Im roten Datenraum befanden sich kussion in der Vorstandssitzung vom 19.04.2007 aus Unternehmenssicht besonders sensible Daten daran erinnern könne, dass man die Vorlage für wie z. B. die Berichte von Wirtschafts- und Ab‑ den 20.04.2007 etwas „freundlicher“ gestalten schlussprüfern oder Kreditakten. wollte.281 Allerdings habe man keinerlei Ein‑ schränkungen bei der Vortragsweise in den Sit‑ Das Problem der ausgetauschten Ordner stellte zungen unterlegen.282 sich nach Aussage des Zeugen Barth zu Beginn der 2. Phase der Due Diligence. Der Zeuge hat‑ Zum Ablauf der Sitzung vom 20.04.2007 wurde te sämtliche von ihm durchgesehenen Ordner mit vom Zeugen Barth von Ernst & Young mitgeteilt, einem Kürzel versehen. Zu Beginn der Phase 2 dass er zwar nicht sagen könne, ob jede einzelne stellte er fest, dass auf einem Teil der Ordner kei‑ Komponente der Wertfestsetzung erläutert wor‑ ne Kürzel mehr vorhanden waren. Dies berichtete den sei. Jedoch sei über die maßgeblichen Punk‑ er sowohl seinem Kontakt bei der BayernLB als te diskutiert worden.283 Aus der Diskussion sei auch der HGAA.292 ferner klar geworden, dass es eine weitere Phase der Due Diligence geben werde.284 Prof. Dr. Faltl‑ Vom Ergebnis her konnte der Zeuge Barth aus sei‑ hauser sagte weiter hierzu aus, er habe sich nicht ner Erinnerung heraus allerdings berichten, dass zuletzt aufgrund der umfassenden Darstellung der die neu hinzugekommenen Ordner wohl inhalt‑ Ergebnisse der Due Diligence nicht zu einer ab‑ lich identisch mit den weggenommenen gewesen seien. Eher seien noch Informationen hinzuge‑

274 Bender (10, 34). 275 Faltlhauser (14, 54); Schmid (20, 118). 285 Faltlhauser (14, 44). 276 Bender (10, 114); Wirsching (15, 18). 286 Faltlhauser (14, 44); Hagl (18,8); Wirth (18, 178); Christmann (19, 277 Faltlhauser (14, 72). 48); Haumer (22, 10); Weigert (24, 22); Poxleitner (24, 146); Schuster 278 Spitzner (20, 11). (24, 170); Huber (26, 9). 279 Schuster (24, 180). 287 Faltlhauser (14, 124). 280 Bender (10, 35). 288 Bender (10, 69). 281 Barth (13, 138). 289 Bd. 58, BB 02 Haas_06, S. 123 ff. 282 Barth (13, 158). 290 Bd. 57, BB 02_33, S. 2ff. 283 Barth (13, 170). 291 Bender (10, 101). 284 Barth (13, 170). 292 Barth (13, 147). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 61

kommen.293 Der Zeuge Wirsching führte diesen 2.2.14. Hatten Mitglieder von Vorstand oder Verwal- Vorfall auf schlechte Planung zurück.294 Dass Un‑ tungsrat Informationen über etwaige im Zu- terlagen nachgeliefert werden, sei der Regelfall, sammenhang mit dem Beteiligungserwerb ste- nicht jedoch, dass etwas ausgetauscht oder etwas hende Abfindungen, Provisionen oder Sonder- ohne besondere Kennzeichnung nachgeliefert zahlungen an Personen oder Organisationen, werde.295 ggf. zu welchem Zeitpunkt?

2.2.12. War den handelnden Personen in Staatsregie- Über die unter Ziff. 2.2.13. gezahlte Sonderdivi‑ rung oder Verwaltungsrat bekannt, dass ins- dende hinaus sind keine weiteren Zahlungen der besondere bei der Übernahme der HGAA Ri- genannten Art bekannt.299 siken eingegangen wurden, die, wenn sie sich verwirklichen, zur Existenzgefährdung des 2.2.15. Wussten Organe der BayernLB, zu welchem Unternehmens führen können? Preis der Berlin & Co. AG bzw. natürliche no- der juristischen Personen, für die die Berlin & Aus der Verwaltungsratspräsentation vom Co. AG Aktien der HGAA hielt, die nach dem 20.04.2007 war zu entnehmen, dass Risiken vor‑ „Closing“ verbliebenen Gesellschafterantei- handen waren. Diesem Bericht konnte aber nicht le abgekauft wurden? Wenn ja, welcher Preis entnommen werden, dass diese existenzgefähr‑ wurde dafür bezahlt? dend für die BayernLB sein hätten können. Eine derartige Kenntnis kann damit nicht positiv be‑ Berlin & Co. hatte zusammen mit einer briti‑ wiesen werden.296 schen Investmentfirma, Kingsbridge Capital, am 30.11.2006 die Zweckgesellschaft Berlin & Co. 2.2.13. Wussten Organe der BayernLB, ob die Ber- Capital Sarl. gegründet. Diese verkaufte an In‑ lin & Co. AG bzw. natürliche und juristische vestoren Beteiligungsrechte mit Rücknahmever‑ Personen, die erst seit Herbst 2006 Aktionäre pflichtung. Aus den Mitteln, die durch den‑ Ver der Hypo Group Alpe Adria waren, zu den Alt- kauf der Beteiligungsrechte zuflossen, beglich aktionären im Sinne der „Sonderprämie für Berlin den Kaufpreis für die neu ausgegebenen Altaktionäre“ gehörten? Wussten Organe der und später erworbenen Aktien. Über die Rücknah‑ BayernLB, wer die Empfänger der „Sonder- meverpflichtung wurde der Mehrerlös aus dem prämie für Altaktionäre“ waren, und wenn ja, Weiterverkauf der 25 %-Schachtel an die Inves‑ zu welchem Zeitpunkt? toren ausgekehrt. Davon hatte der Verwaltungsrat keine Kenntnis. Der Ausschuss konnte nicht klä‑ Wenn mit der Sonderprämie die Ausschüttung ren, ob der Vorstand oder einzelne Mitglieder von aus dem Consultants-Verkauf gemeint ist, so wur‑ dieser Konstruktion Kenntnis hatten. de diese dem Verwaltungsrat in der Vorlage vom 20.04.2007 bekannt. Dort ist der Erlös aus dem 2.2.16. Haben sich Mitglieder und ehemalige Mitglie- Consultants-Verkauf ausgewiesen. Außerdem der des Vorstands, des Verwaltungsrats oder wies Werner Schmidt in der Verwaltungsratssit‑ der Staatsregierung beim Einstieg der Bayern- zung am 23.05.2007 nochmals auf die geplan‑ LB bei der HGAA mittelbar oder unmittelbar te Sonderausschüttung in Höhe von 50 Mio. € persönlich bereichert? hin.297 Es konnte nicht festgestellt werden, dass eine Die Einigung auf die Sonderdividende erfolgte persönliche Bereicherung von Mitgliedern des kurz vor dem Signing am 22.05.2007 und wurde Vorstands, des Verwaltungsrats oder der Staats‑ den Altgesellschaftern, nämlich der Kärntner Lan‑ regierung stattfand. Dafür fehlt jeglicher Anhalts‑ desholding, der Mitarbeiterprivatstiftung (MAPS) punkt.300 sowie Berlin & Co. mit Schreiben des Vorstands der BayernLB vom 21.05.2007 zugesagt298. 2.3. Fragen zur Mitwirkung der Mitglieder des Vorstands, des Verwaltungsrats, der Staatsre- Sie bedeutet eine Erhöhung des Kaufpreises um gierung und/oder von Mitarbeitern und Beam- 25 Mio. €. ten bayerischer Behörden bei Verhandlungen und dem Kauf von Anteilen an der HGAA

2.3.1. Welche Personen aus Vorstand und Verwal- tungsrat der BayernLB und ggf. der Staatsre- 293 Barth (13, 188). gierung waren an den Vertragsverhandlungen 294 Wirsching (15, 6). 295 Wirsching (15, 7). 296 Turkowski (7, 20). 297 Band 10, S. 310. 299 Turkowski (7, 21). 298 Bd. 78, BB 100_05, S. 519 ff. 300 Turkowski (7, 23). Seite 62 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

beteiligt und wer hatte dabei eine federführen- Begleitung der Due Diligence Prüfung sowie die de bzw. koordinierende Rolle? Vertrags- und Kaufpreisverhandlungen liegen in der operativen Verantwortung des Vorstands. An den Vertragsverhandlungen waren seitens der BayernLB Werner Schmidt, Dr. Gerhard Grib‑ 2.3.6. Ab wann hatten Mitglieder des Verwaltungs- kowsky und Dr. Michael Kemmer beteiligt.301 rats der BayernLB von der laut Staatsminister Fahrenschon öffentlich bekannten Tatsache Mitglieder des Verwaltungsrats waren in die Ver‑ (Antwort von Minister Fahrenschon auf eine tragsverhandlungen nicht eingebunden.302 Schriftliche Anfrage der SPD-Abgeordneten Inge Aures vom 25.11.2009) Kenntnis, dass 2.3.2. Wer waren die „weiteren Manager der Bay- Wirtschaftsprüfer wegen verdeckter Speku- ernLB“, die lt. Presseveröffentlichung (SZ, lationsverluste der HGAA die Testate für den 02.01.2010) am Treffen vom 31.01.2007 in den Jahresabschluss 2004 zurückgezogen hatten Räumen der BayernLB teilnahmen? und dass der Vorstandsvorsitzende der HGAA Dr. Wolfgang Kulterer am 01.08.2006 von sei- Teilnehmer des Gesprächs am 31.01.2007 waren nem Amt zurückgetreten war? Werner Schmidt, Dr. Rudolf Hanisch, Dr. Tilo Berlin, Dr. Wolfgang Kulterer, Dr. Othmar Ede‑ Der Umstand, dass im Jahr 2006 das Testat für rer und Dr. Benedikt Haas. Von Letzterem wurde den Jahresabschluss 2004 zurückgezogen wurde, auch ein Gesprächsprotokoll erstellt.303 war durch die Medien allgemein bekannt.

2.3.3. Hatten die im Zusammenhang mit dem Be- Diese Tatsache wurde von den Mitarbeitern der teiligungserwerb an der HGAA beauftragten BayernLB, die die Unternehmensbewertung vor- Wirtschaftsprüfer Kenntnis über das gelegte genommen haben, nicht zum Anlass genom‑ Angebot der Landesbank für die HGAA? men, an der Unternehmensbewertung Korrektu‑ ren vorzunehmen, da man davon ausging, dass Das Angebot der BayernLB war den externen Be‑ die eigentliche Aufgabe – die Plausibilisierung ratern bekannt. der künftigen Planung – vorgenommen worden war.306 Ernst & Young hat dies in den Transaction 2.3.4. Haben die beauftragten Wirtschaftsprüfer bei Insights vom 18.05.2007 anders gesehen (S. 4). den Kaufverhandlungen für die Landesbank für ihren Auftraggeber mitgewirkt? 2.3.7. Trifft die von der Süddeutschen Zeitung vom 26.12.2009 getroffene Feststellung, „die Hypo Die externen Berater wurden auf ausdrückliche Alpe Adria war schließlich als Skandalbank Weisung des Vorstands und entgegen der Üblich‑ bekannt gewesen, als die Regierung Stoiber keit zu den Kaufpreisverhandlungen nicht hin‑ 2007 zugegriffen hatte“, zu, und welche Kennt- zugezogen.304 Der Zeuge Dr. Hink bezeichnete nis hatten ggf. Mitglieder der Staatsregierung dieses Verhalten als „nicht ganz so geschickt.“305 und/oder des Vorstands und Verwaltungsrats der BayernLB hierzu, ggf. ab welchem Zeit- 2.3.5. Wurden infolge der Präsentation der Opti- punkt? on eines Beteiligungserwerbs an der HGAA in der Verwaltungsratssitzung der BayernLB In den österreichischen Medien wurde seit 2004 am 20.03.2007 von den Mitgliedern des Ver- in verschiedenem Zusammenhang negativ über waltungsrats, insbesondere den Vertretern der die HGAA berichtet. In Österreich wurde für die Staatsregierung, Maßnahmen zu Überprüfung Bank schließlich der Ausdruck „Skandalbank“ und Kontrolle der Werthaltigkeit der HGAA geprägt, er ist von der Süddeutschen Zeitung veranlasst, ggf. welche, wenn nein, warum übernommen worden. Dr. Kulterer hat in einer nicht? schriftlichen Stellungnahme vom 11.01.2011 selbst davon gesprochen, dass die HGAA in Ös‑ Hier kann auf Frage 2.1.7. verwiesen werden. In terreich aufgrund der Swap-Verluste als Skandal- der Folge der Sitzung vom 20.03.2007 wurde bei bank bezeichnet wurde.307 der HGAA eine Due Diligence durchgeführt, die detaillierte Auskunft über Risiken und Unterneh‑ Im Wesentlichen war damit gemeint, dass sich menswert geben sollte. Die Beauftragung und bei der Bank erhebliche Verluste aus SWAP-Ge‑ schäften ergeben haben. Die Bank wollte unter der Verantwortung ihres damaligen Vorstandes 301 Turkowski (7, 23). mit dem Vorsitzenden Dr. Kulterer diesen Ver‑ 302 Turkowski (7, 23). 303 Bd. 82, BB 100_57, S. 198 f.; Turkowski (7, 23). 304 Bender (10, 49). 306 Geltinger (9, 76). 305 Hink (16, 14). 307 Bd. 301. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 63

lust bilanziell nicht sofort durchschlagen lassen. seiner Vernehmung vor dem Untersuchungsaus‑ Deshalb wurde versucht, den Verlust über einen schuss davon, dass die HGAA sicherlich nicht Zeitraum von 10 Jahren zu verteilen.308 Dieses die Bank gewesen sei, die am besten beleumun‑ Vorgehen führte dazu, dass der Wirtschaftsprüfer det war.312 Der Zeuge Dörfler sprach von einem sein Testat zurückzog.309 Die dann durchzufüh‑ „Betriebsunfall.“313 renden Abschreibungen führten zu einem merk‑ lichen Verlust in der Bilanz 2004.310 Der Rück‑ Der Zeuge Dr. Othmar Ederer meinte, weniger zug des Testats löste eine Überprüfung durch die von Bilanzfälschung als vielmehr von verschie‑ OeNB und staatsanwaltschaftliche Ermittlungen denen „Bilanzierungsmöglichkeiten“ sprechen zu in Kärnten aus. wollen.314

Der Vorstand der BayernLB war sehr früh, näm‑ Die gesamten Vorgänge waren dem Zeugen Prof. lich durch zwei Präsentationen vom 07.06.2006 Dr. Faltlhauser seiner Aussage nach bekannt, al‑ und 06.10.2006, über die Bezeichnung als Skan‑ lerdings habe er die Sache mehr unter dem Blick‑ dalbank und den zugrunde liegenden Sachverhalt winkel gesehen, dass Dinge gemacht wurden, die bezüglich der SWAP-Verluste informiert. In der nicht vertretbar waren, und abgestellt würden, Präsentation vom 07.06.2006 werden die SWAP- sobald die Mehrheit erworben war.315 Er hat die‑ Verluste und der Verdacht der Bilanzmanipulation sen Vorgang als „alte Klamotte“ bezeichnet.316 dargestellt. Es wurde festgehalten, dass sich in Ähnlich ließ sich auch der Zeuge Dr. Naser ein.317 Österreich eine aggressive öffentliche Diskussion Seiner Aussage nach habe sich hieraus auch keine ergeben habe. Daraus wurde abgeleitet, dass die Warnlampe ergeben, da es sich in der Sache nur Jahresabschlüsse bis 1999 zu überprüfen wären. um die bilanzielle Streckung eines Verlusts und Aus diesen Vorgängen müsse unter Umständen nicht um Geldwäsche oder Betrug gehandelt ha‑ auf ein mangelhaftes Risikoüberwachungsma‑ be.318 nagementsystem geschlossen werden. Das werfe auch die Frage auf, ob wirklich alle Risiken im 2.3.8. Hatten die im Zusammenhang mit dem Beteili- Juni 2006 bekannt seien. In der Präsentation gungserwerb an der HGAA beauftragten Wirt- vom Oktober 2006 gab es erweiterte kritische schaftsprüfer Kenntnis von kritischen Presse- Hinweise. Ob alle Mitglieder des Vorstands von berichten über die HGAA vor und während diesem Text Kenntnis hatten, konnte nicht festge‑ der Due-Diligence-Phasen? Wenn ja, welche? stellt werden. Die Mitglieder des Verwaltungsrats Und wie sind diese Berichte in die Due-Dili- kannten diesen nicht. gence-Berichte 1 und 2 eingearbeitet worden? Wurden darauf Prüfungsschwerpunkte in den In der Präsentation vom 20.03.2007 für den Ver‑ Due-Diligence-Phasen aufgebaut? waltungsrat wird auf die Swap-Verluste 2004 und den „Versuch der stillschweigenden Verar‑ Rothschild hat zum 12.02.2007 erste Überlegun‑ beitung“ hingewiesen. Das stellvertretende Ver‑ gen zur indikativen Bewertung der HGAA ange‑ waltungsratsmitglied Spitzner hat in der Verwal‑ stellt und sich dabei ausweislich des Präsentati‑ tungsratssitzung vom 20.03.2007 daraufhin nach‑ onsentwurfs neben den von der BayernLB zur gefragt, inwieweit ein verlässlicher Einblick in Verfügung gestellten Unterlagen auch auf öffent‑ bestehende Risiken der HGAA nach der Beurtei‑ lich verfügbare Daten gestützt.319 lung von Rothschild überhaupt möglich sei. Er hat in seiner Zeugenvernehmung vor dem Ausschuss Es liegt nahe, dass die Wirtschaftsprüfer im Rah‑ berichtet, dass er seinem Minister, Huber, gesagt men der Due Diligence die Berichterstattung habe, die HGAA sei eine „heiße Kiste.“ Er habe über die HGAA im Vorfeld und während der Prü‑ dieses Wissen durch Kontakte zu österreichischen fungsarbeiten verfolgt und ausgewertet haben. Bankkreisen. Gesicherte Erkenntnisse hierüber konnte der Aus‑ schuss jedoch nicht gewinnen. Darüber hinaus haben auch Zeitungen in den Jah‑ ren 2006 und 2007 über die Vorgänge berichtet. Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser führte aus, es habe sicherlich immer wieder Hinweise in öster‑ Vertreter der Alteigentümer haben als Zeuge reichischen Pressenotizen hinsichtlich „skandalö‑ vor dem Untersuchungsausschuss erklärt, der Begriff „Skandalbank“ sei eine journalistische Formulierung.311 Der Zeuge Dörhöfer sprach in 312 Dörhöfer (11, 111). 313 Dörfler (13, 9). 314 Ederer (11, 82). 315 Faltlhauser (14, 116). 308 Ederer (10, 17). 316 siehe Frage 2.1.1.5. 309 Siehe 2.3.7. 317 Naser (15, 179). 310 Ederer (10, 18). 318 Naser (15, 180). 311 Ederer (10, 17); Grigg (13, 65 f.). 319 Bd. 82, BB 100_57, 60 ff., 63. Seite 64 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

ser Vorgänge bei der HGAA“ gegeben, es habe 2.3.11. Hatten Mitglieder des Vorstands und Verwal- sich dabei aber regelmäßig um Hinweise in Bezug tungsrates der BayernLB Kenntnis, ggf. wel- auf das Verhalten des ehemaligen Vorstandes Dr. che und ab wann, dass die Satzung der Hypo Kulterer in den Jahren ab 2004 gehandelt. Auch Alpe Adria (später umbenannt in Hypo Group habe es immer wieder Teile des Berichts der Oe‑ Alpe Adria) im August 2006 geändert wurde, sterreichischen Nationalbank gegeben, die stück‑ damit der zurückgetretene Vorstandsvorsit- weise in den Medien vorab veröffentlicht worden zende Dr. Kulterer ohne Einhaltung einer seien.320 „Abkühlungsphase von zwei Jahren“ in den Aufsichtsrat wechseln konnte (Handelsblatt, 2.3.9. Trifft es zu, dass die HGAA in Bankenkrei- 14.08.2006)? sen als „erste Adresse“ für „Großkredite auf dem Balkan“ bezeichnet worden ist (Finan- Der Zeuge Christmann gab in seiner Verneh‑ cial Times Deutschland, 10.12.2009), und wenn mung vor dem Untersuchungsausschuss an, dass ja, welche Kenntnis hatten ggf. Mitglieder der im Verwaltungsrat nicht thematisiert worden sei, Staatsregierung und/oder des Vorstands und/ dass die Satzung der HGAA geändert werden oder Verwaltungsrats der BayernLB hierzu, musste, um den Wechsel vom Vorstandsvorsitz in ggf. ab welchem Zeitpunkt? den Aufsichtsratsvorsitz zu ermöglichen.326 Wei‑ tere Erkenntnisse liegen dem Untersuchungsaus‑ Der Ausschuss konnte eine solche Feststellung schuss nicht vor. nicht treffen. Allerdings konnte er feststellen, dass die beiden kroatischen Banktöchter von der 2.3.12. Hatten Mitglieder des Vorstands und/oder Ver- Kroatischen Nationalbank als systemrelevant an‑ waltungsrats der BayernLB in Zusammenhang genommen wurden. mit dem nahtlosen Wechsel von Dr. Wolfgang Kulterer aus dem Vorstand in den Aufsichts- Nach der Aussage des Zeugen Peter sei die in der rat Kenntnis, ggf. welche und ab wann, über Frage genannte Behauptung anhand von objekti‑ die Ausführungen des Kapitalmarktbeauftrag- ven Größenordnungen nicht nachzuvollziehen.321 ten der österreichischen Regierung, Richard Nach den Angaben des Zeugen Dr. Grigg war die Schlenz, im August 2006, „dass internationale HGAA in allen Märkten Ex-Jugoslawiens immer Investoren das nicht goutieren werden“ (Han- eine der Top-Fünf-Banken vom Marktanteil her delsblatt, 14.08.2006)? betrachtet.322 Über den Kenntnisstand von Vorstands- oder Ver‑ 2.3.10. Trifft es zu, dass bei der HGAA im Jahr 2006 waltungsratsmitgliedern zu dieser Frage konnten „der damalige Vorstandschef Dr. Wolfgang im Ausschuss keine Erkenntnisse gewonnen wer‑ Kulterer in den Aufsichtsrat weggelobt wor- den. den“ sein soll, „weil das Institut versucht hatte, Spekulationsverluste in Höhe von 328 Milli- 2.3.13. Welche Maßnahmen und Entscheidungen wur- onen Euro zu vertuschen“ (SZ , 28.11.2009)? den zwischen dem Abschluss aller im Kaufver- Falls ja, hatten Mitglieder des Verwaltungsrats trag vereinbarten Schritte zum Erwerb der davon Kenntnis, ggf. welche? Mehrheit an der HGAA und dem Closing voll- zogen? Welche Mitglieder des Vorstands und Der Wechsel von Dr. Kulterer vom Vorstandsvor‑ Verwaltungsrats waren daran aktiv beteiligt? sitz in den Vorsitz des Aufsichtsrats war in der Wer war zu welchem Zeitpunkt über den je- Tat Folge der falschen Bilanzierung der SWAP- weiligen Sachstand informiert? Verluste.323 Diese Entscheidung wurde von den Anteilseignern, der Kärntner Landesholding, Nach dem Signing wurden in der Verwaltungs‑ der Grazer Wechselseitigen und der Mitarbeiter- ratssitzung am 23.05.2007327 die Kapitalmaßnah‑ Privatstiftung mitgetragen. Der Zeuge Dr. Ederer men der Anteilseigner diskutiert, die zur Finan‑ formulierte entschuldigend, dass die Verurteilung zierung des HGAA-Erwerbs durch die BayernLB von Dr. Kulterer erst Ende 2008 erfolgt sei, bis erforderlich waren. Dabei hielt der Verwaltungs‑ dahin jedoch die Unschuldsvermutung gegolten rat ausweislich seines Beschlusses eine Kapital‑ habe.324 Den Wechsel vom Vorstand in den Auf‑ erhöhung von insgesamt 500 Mio. € für erfor‑ sichtsrat bezeichnete der Zeuge Prof. Dr. Faltl‑ derlich, die jeweils auf der Basis der bisherigen hauser als „undenkbar.“325 Kapitalanteile (je 50 %) zum frühestmöglichen Zeitpunkt erfolgen sollte. Insoweit wurde der Verwaltungsrat auch darüber informiert, dass die 320 Faltlhauser (14, 46 f.). bayerischen Sparkassen in ihrer Gremiensitzung 321 Peter (12, 45). 322 Grigg (13, 66). 323 Ederer (10, 19); siehe 2.3.8. 324 Ederer (11, 82). 326 Christmann (19, 71). 325 Faltlhauser (14, 61). 327 Bd. 11, 307 ff. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 65

am 21.05.2007 die hälftige Beteiligung an der tegration der HGAA in den BayernLB-Konzern geplanten Kapitalerhöhung (insgesamt 500 Mio. startete der Vorstand ferner das Projekt „Jointly €) in Höhe von 250 Mio. € bereits einstimmig Sucessful.“ Über den mit diesem Projekt verbun‑ beschlossen haben. Darüber hinaus bat Werner denen Maßnahmenkatalog hatte der Vorstand dem Schmidt den Verwaltungsrat um Zustimmung, da‑ Verwaltungsrat in der Sitzung am 28.06.2007 im mit die BayernLB von der Mitarbeiterprivatstif‑ Zusammenhang mit der Erörterung des OeNB- tung auch deren restliche HGAA-Anteile (bis zu Berichts berichtet.334 3,33 %) erwerben konnte. Außerdem informierte Werner Schmidt den Verwaltungsrat, dass die Ers‑ 2.3.14. Wann wurde in welcher Weise, aus welchen te Bank angekündigt habe, gegen den Erwerb der Gründen und unter Beteiligung welcher Gre- HGAA durch die BayernLB bei der EU-Kommis‑ mien konkret über die Beteiligung der Bayern- sion Einspruch einzulegen. An den Reaktionen LB an der Kärntner Hypo Group Alpe Adria am österreichischen Markt sei insgesamt zu er‑ entschieden? kennen, dass man die BayernLB mit dem Einstieg bei der HGAA als starke Konkurrenz wahrnehme, Über den Erwerb der Beteiligung wurde vom Ver‑ was zusätzlich für die Transaktion spreche. Die waltungsrat am 23.04.2007 im Umlaufverfahren Reaktion der österreichischen Wettbewerber hat entschieden. Der Umlaufbeschluss erfolgte auf auch den Zeugen Prof. Dr. Faltlhauser in seiner Grundlage der Beratungen in der Verwaltungsrats‑ Entscheidung noch einmal bestärkt.328 sitzung und der Präsentation vom 20.04.2007.335

Auf die Notwendigkeit einer Kapitalerhöhung In einer Vorstandssitzung vom 24.04.2007 wur‑ bei der BayernLB wurde bereits in der Verwal‑ de ein Angebotsschreiben der BayernLB an die tungsratssitzung vom 20.03.2007 und 20.04.2007 Alteigentümer gebilligt.336 hingewiesen. Durch den Umlaufbeschluss vom 23.04.2007 in Ziff. 4 ist dies vom Verwaltungsrat Weitere Sitzungen des Vorstands und des Len‑ zur Kenntnis genommen worden. Der Haushalts‑ kungsausschusses fanden in der Folge am ausschuss wurde mit Schreiben vom 23.05.2007 02.05.2007, am 08.05.2007, am 10.05.2007 und und in der Sitzung vom 03.07.2007 über die not‑ am 11.05.2007 statt.337 wendige Kapitalerhöhung informiert. Eine Be‑ schlussfassung im Haushaltsausschuss erfolgte Nach der Kaufvertrags- und Kaufpreisverhand- erst im Jahr 2008 bei Umsetzung der Kapitaler‑ lung am 14.05.2007 gab es weitere Vorstands‑ höhung im Rahmen des Nachtragshaushalts 2008. sitzungen am 15.05.2007, 16.05.2007, am 20.05.2007, 21.05.2007 und am 22.05.2007.338 Zwischen Signing und Closing wurden von der BayernLB die erforderlichen Genehmigungen Der Sparkassenverband hat dem Kauf der HGAA der jeweiligen Finanzaufsichtsbehörden, dort wo in einer gemeinsamen Gremiensitzung unter Be‑ die HGAA Tochterbanken unterhielt, eingeholt, teiligung mehrerer Vorstandsvorsitzender bayeri‑ und das weiter zur Erfüllung des Kaufvertrags scher Sparkassen339 am 21.05.2007 einstimmig340 Notwendige veranlasst.329 Die Erfüllung dieser zugestimmt.341 In dieser Sitzung war auch Werner formalen Aufgaben wurde in der BayernLB vom Schmidt anwesend. Nach Aussage des Zeugen Zeugen Andreas Kober in Zusammenarbeit mit Dr. Naser habe dieser in der Sitzung vorgetragen, der Rechtsanwaltskanzlei Dorda Brugger Jordis dass alles sorgfältig geprüft worden sei. Alle zu‑ vorgenommen.330 Diese Genehmigungsverfah‑ sätzlichen Risiken seien mit den 200 Mio. € Wert‑ ren führten in einem Fall, nämlich Kroatien, zu‑ berichtigungsbedarf abgegolten. Ferner habe er nächst zu einer Versagung der Genehmigung. Sie vorgetragen, dass im Rahmen der Due Diligence konnte erst auf einen zweiten Antrag hin erreicht jeder Kredit über 10 Mio. € geprüft worden sei.342 werden, nachdem inhaltlichen Anforderungen der Diese Aussage wurde auch von anderen Sitzungs‑ Kroatischen Nationalbank entsprochen worden teilnehmern bestätigt. Mittlerweile ist bekannt, war. Dazu gehörte unter anderem auch die Durch‑ dass diese Aussage des Vorstandsvorsitzenden führung einer gesonderten Due Diligence durch Werner Schmidt nicht den Tatsachen entsprach. Ernst & Young bei den kroatischen Töchtern. Um diesen Vorgang wusste nicht nur der Vorstand,331 sondern auch der Verwaltungsrat332 und der da‑ 333 malige Ministerpräsident Dr. Stoiber. Zur In‑ 334 Bd. 11, 355 ff. 335 Turkowski (7, 25). 336 Turkowski (7, 25). 328 Faltlhauser (14, 45). 337 Turkowski (7, 26). 329 Turkowski (7, 24). 338 Turkowski (7, 27). 330 Kober (9, 137); Brodey (16, 124). 339 Hagl (18, 16). 331 Bd. 188, BB 03_01, S. 28. 340 Naser (15, 134); Hagl (18, 10); Hagl (18, 17). 332 Bd. 12, 1 ff. 341 Faltlhauser (14, 188). 333 Bd. 187, BB 02_36, S. 1 ff. 342 Naser (15, 121); Hagl (18, 13). Seite 66 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Der Sparkassenverband hielt weiter am 20.06.2007 Es handelte sich bei der Entscheidung für den eine Verbandsversammlung ab. Thema war die Kauf letztlich um eine Einschätzung von Chancen Zustimmung zu der aufgrund des Kaufs der und Risiken.348 Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser HGAA notwendig gewordenen Kapitalerhöhung führte hierzu aus, dass dem Verwaltungsrat die Ri‑ bei der BayernLB in Höhe von 500 Mio. €, da‑ siken und Gefahren bewusst gewesen seien, man von der hälftige Anteil für die Sparkassen. Am diese jedoch in einem Abwägungsprozess für be‑ 15.06.2007 fand eine vorbereitende Sitzung aller herrschbar gehalten und die strategischen Chan‑ interessierten Vorstände der bayerischen Sparkas‑ cen deutlich höher eingeschätzt habe.349 Nach sen statt. Einwände gegen die Kapitalerhöhung Aussage des Zeugen Dr. Naser habe es nichts ge‑ wurden in beiden Sitzungen nicht vorgetragen.343 geben, was gegen den Kauf gesprochen hätte.350 In der Verbandsversammlung wurde der Kapital‑ Er selbst habe Werner Schmidt am 15.05.2007 erhöhung zugestimmt. Zur Vorbereitung auf die angesprochen und nach dem Ergebnis der Due- Sitzung am 15.06.2007 hatte der Vorstandsvorsit‑ Diligence-Phase 2 gefragt. Als Antwort sei ihm zende der Stadtsparkasse München verschiedene gesagt worden, man sei durch.351 kritische Fragen zum Erwerb der HGAA gestellt. Diese wurden auf Veranlassung des Zeugen Dr. Aus Sicht der Berater von Rothschild war zum Naser von Werner Schmidt mit Schreiben vom Zeitpunkt des Kaufs nicht absehbar, dass es sich 12.06.2007344 beantwortet. In der Antwort wur‑ beim Kauf um eine Entscheidung handeln würde, de darauf hingewiesen, dass Gewährleistungsan‑ mit der man später nur „Kummer und Sorgen“ sprüche ausgeschlossen seien. Die Stadtsparkasse hat.352 Der aus dem Geschäft eingetretene Scha‑ München hat ergänzende Fragen nicht gestellt den beruhe insoweit auf einer unglücklichen Ver‑ und der Kapitalerhöhung zugestimmt.345 kettung von Umständen.353

2.3.15. Welche Aspekte waren aus Sicht des Vorstands Anfang des Jahres 2007 sei die „Welt noch in und des Verwaltungsrats der BayernLB für die Ordnung“ gewesen. Vom IWF sei ein Wachstum Entscheidung zum HGAA-Beteiligungserwerb in Osteuropa von 5–6 % prognostiziert worden. maßgeblich? Gab es in Vorstand und Verwal- Es habe also insgesamt ein positives Umfeld ge‑ tungsrat unterschiedliche Beurteilungen und geben.354 Es sei darüber hinaus ein echter Verkäu‑ Einschätzungen? fermarkt gewesen, da Mittel- und Osteuropa als attraktives Marktgebiet eingeschätzt wurden und Nach Darstellung von Werner Schmidt in der Ver‑ somit eine große Nachfrage vorhanden gewesen waltungsratssitzung am 20.03.2007 verfügte die sei.355 Auch nach dem Kauf der HGAA seien in HGAA über eine attraktive Marktposition in Ös‑ diesem Markt noch Banken zu sehr hohen Preisen terreich und Südosteuropa und wäre für die Bay‑ verkauft worden.356 ernLB eine attraktive Ergänzung des bestehenden Netzwerks in Zentral- und Osteuropa.346 Maßgeb‑ Für den Vertreter der Grazer Wechselseitigen lich waren demnach die strategischen Rationale war erster Grund für das Scheitern der Investiti‑ einer Ausdehnung der Geschäftstätigkeit in den on die ab dem zweiten Halbjahr 2008 eintreten‑ Bereich Südosteuropa und auf das Kleinkunden- de Finanz- und Wirtschaftskrise. Diese habe sich und Mittelstandsgeschäft. Diese Rationale wur‑ in den südosteuropäischen Staaten wesentlich den von beiden Gremien – Vorstand und Verwal‑ stärker ausgewirkt als in Westeuropa.357 Die Ent‑ tungsrat – als gegeben angesehen. Sie wurde auch scheidung, bei der ersten Kapitalerhöhung bei der vom Zeugen Dr. Naser in den Mittelpunkt seiner HGAA mitzuwirken, sei ferner Ausdruck dafür, Überlegungen hinsichtlich der Kaufentscheidung dass die Grazer Wechselseitige an die Bank ge‑ gerückt.347 glaubt habe. Die Entwicklung sei daher auch für sie überraschend gewesen.358 Der Ausschuss konnte keine Feststellungen tref‑ fen, ob es dazu in Vorstand und Verwaltungsrat Der Zeuge Dörhöfer schilderte dem Untersu‑ unterschiedliche Beurteilungen und Einschätzun‑ chungsausschuss, dass die Bank mitten in der gen gab. Beim Vorstand war dies deshalb nicht Transformation des Risikomanagements von der möglich, da die Vorstandsmitglieder und der Lei‑ ter des Vorstandsstabs ihre Aussage vor dem Un‑ 348 Bender (10, 73); Schmid (20, 74). tersuchungsausschuss verweigerten. 349 Faltlhauser (14, 63); Schmid (20, 86). 350 Naser (15, 131). 351 Naser (15, 121). 352 Bender (10, 81). 353 Bender (10, 46). 343 Naser (15, 125). 354 Raffel (10, 133). 344 Bd. 248. 355 Raffel (10, 133). 345 Naser (15, 259). 356 Raffel (10, 134). 346 Bd. 11, 54 ff. 357 Ederer (11, 22). 347 Naser (15, 115). 358 Ederer (11, 23); Grigg (13, 74). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 67

Finanzkrise hart und unvorbereitet getroffen wor‑ ximalen Kaufpreis von bis zu €3,4 Mrd. (für den sei.359 100 %) sowie zur Einholung der Zustimmung der Anteilseigner gemäß § 4 Abs. 2 der Sat- Ähnlich äußerte sich der Zeuge Dörfler, der aus‑ zung. sagt, die Strategie sei richtig gewesen, aber von der Finanz- und Wirtschaftskrise dramatisch ge‑ 3. Der Verwaltungsrat nimmt den Sachstandsbe- stört worden.360 richt zur Kernkapitalsituation der BayernLB zur Kenntnis. Der Zeuge Dr. Grigg führte das Scheitern des Engagements maßgeblich auf die Finanzkrise zu‑ 4. Der Verwaltungsrat nimmt den Kernkapital- rück.361 Ebenso äußerten sich die Zeugen Huber bedarf für einen Erwerb von 50 % + 1 Aktie und Christmann.362 im Rahmen des Projektes ‚Berthold‘, bei ei- nem unterstellten Kaufpreis für 100 % von Vonseiten des Zeugen Prof. Dr. Faltlhauser wur‑ max. 3,4 Mrd. EUR in Höhe von ca. 600 Mio. de herausgestellt, dass die strategische Rationa‑ EUR in 2007 und ca. 500 Mio. EUR für 2009 lität des Kaufs einer Bank mit Tätigkeitsfeldern auf Basis der aktualisierten Kapitalplanung in Südosteuropa nicht nur von der BayernLB, zur Kenntnis. sondern auch von anderen Banken im gleichen Zeitraum geprüft und bejaht worden sei. Die 5. Der Verwaltungsrat beauftragt den Vorstand, Wirtschaftkrise habe jedoch der HGAA den Atem zur kurzfristigen Umsetzung der Transaktion genommen.363 Berthold alle betriebswirtschaftlich sinnvol- len Maßnahmen zur Deckung dieses Kern- 2.3.15.1. Welchen Inhalt und Wortlaut hatte die Zu- kapitalbedarfs zu ergreifen und darüber dem stimmung des Verwaltungsrats der BayernLB Verwaltungsrat zu berichten. Soweit es sich im Umlaufverfahren zwischen 20.04.2007 und um Vorschläge im Zusammenhang mit der 23.04.2007 zum Beteiligungserwerb? Veräußerung des Immobilienbestandes der DKB-Gruppe handelt, bedürfen diese der Der Beschluss hatte folgenden Wortlaut: gesonderten Beratung und Beschlussfassung des Verwaltungsrates. „Beschluss des Verwaltungsrates der Bayeri- schen Landesbank 6. Der Verwaltungsrat beauftragt den Vorstand zu prüfen, welche etwaigen zusätzlichen Ka- Vorbemerkung: pitalmaßnahmen vonseiten der Anteilseigner aus aufsichtsrechtlicher Sicht oder aus Ra- Der Beschluss erfolgt auf Grundlage der Bera- tinggesichtspunkten notwendig sind. Soweit tungen in der Sitzung am 20. April 2007 im Um- dieser Bedarf nicht durch Maßnahmen gemäß laufverfahren. Ziffer 5 abgedeckt werden kann, wird der Vor- stand beauftragt, hierfür konkrete Vorschläge Die Mitglieder des Verwaltungsrates werden ge- vorzulegen.“364 beten, bis Dem Wortlaut nach enthielt der Beschluss eine spätestens Montag, 23. April, 18.30 Uhr Ermächtigung zum Kauf der HGAA ohne wei‑ tere Beteiligung des Verwaltungsrats. Allerdings das Ergebnis der Abstimmung per Fax an folgen- gingen die externen Berater, die an der Sitzung de Nummer zu senden: 2171-28899 teilgenommen hatten, nicht davon aus, dass die Sitzung vom 20.04.2007 die letzte Befassung des 1. Der Verwaltungsrat nimmt den Bericht des Verwaltungsrats mit diesem Thema sein sollte. Vorstandes zum Sachstand des Projekts Bert- hold zur Kenntnis. Die Berater von Rothschild nahmen an, dass sich der Verwaltungsrat bis zu einer endgültigen Ent‑ 2. Der Verwaltungsrat ermächtigt den Vorstand scheidung auf jeden Fall noch einmal mit dem nach § 11 Abs. 3 der Satzung zum Erwerb von Thema auseinandersetzen würde.365 Allerdings sei mindestens 50 % + 1 Aktie der Hypo Alpe- auch die Auslegung denkbar, dass der Beschluss Adria-Bank International AG mit einem ma- lediglich einen Rahmen setzte, innerhalb dessen der Vorstand zu einem Ergebnis hätte kommen können.366 359 Dörhöfer (11, 128). 360 Dörfler (13, 7). 361 Grigg (13, 73). 364 Bd. 105, S. 167. 362 Huber (26, 17); Christmann (19, 153). 365 Bender (10, 75). 363 Faltlhauser (14, 32). 366 Raffel (10, 129). Seite 68 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Für die Berater hat der Beschluss bedeutet, dass zur Grundlage des Beschlusses geworden sei.374 die zweite Phase der Due Diligence durchgeführt Ähnlich äußerten sich die Zeugen Huber, Weigert, wird, in der die offenen Punkte aus der ersten Pha‑ Bodensteiner, Dr. Haumer und Dr. Braese.375 Der se verifiziert werden sollten.367 Zeuge Weigert gab insbesondere an, dass die dies‑ bezügliche Formulierung in der ursprünglichen Die BayernLB selbst ging davon aus, dass eine Fassung des Beschlusses nicht vorhanden war, weitere Befassung des Verwaltungsrats mit dem sondern erst nachträglich auf Wunsch des Verwal‑ Thema HGAA erforderlich sei oder zumindest tungsrats eingefügt wurde.376 werden könne, weil die Due Diligence noch nicht abgeschlossen war.368 Im Beschluss vom Übereinstimmend wurde jedoch von den Zeugen 20.03.2007 war Berichterstattung über das Ergeb‑ ausgesagt, dass nicht vorgesehen war, sich das nis der Due Diligence dem Vorstand ausdrücklich Ergebnis bei positivem Ausgang der Due Dili‑ aufgegeben worden. gence noch einmal präsentieren zu lassen. Es hätte vielmehr am Vorstand gelegen, wieder auf Nach Aussage des Zeugen Prof. Dr. Faltlhauser den Verwaltungsrat zuzukommen, wenn die Pha‑ enthielt der Beschluss die Ermächtigung bis zu ei‑ se 2 der Due Diligence negativ verläuft.377 Vom nem Preis von 3,4 Mrd. € für 100 % abzuschlie‑ Zeugen Körner wurde hierzu ausgesagt, dass es ßen, sofern die weitergehenden Prüfungen der sich um eine Beschlussfassung vorbehaltlich Due Diligence den Betrag von 250 Mio. € bzw. der zweiten Phase der Due Diligence gehandelt später dann 200 Mio. € für Wertberichtigungen habe. Eine ähnliche Beschlussstruktur habe es nicht noch übersteigen und die 24 Punkte, die in auch im BAWAG-Verfahren gegeben.378 Er sei der Phase 1 der Due Diligence gekennzeichnet der Auffassung gewesen, dass es keiner weiteren waren, abschließend abgearbeitet sein würden. Im Verwaltungsratssitzung bedurft hätte, wenn der Übrigen sei ein Abzug der anteiligen Wertberich‑ Kaufpreisrahmen nicht mehr hätte verändert (er‑ tigungen von 100 Mio. für 50 % erwartet worden. höht) werden müssen; die Berücksichtigung der Bei Mitteilung des endgültigen Kaufpreises am in der zweiten Phase der Due Diligence konkret 23.05.2007 sei man davon ausgegangen, dass die festgestellten Risikovorsorge hätte nach seinem Wertberichtigung berücksichtigt worden sei.369 Verständnis des Beschlusses auf der Grundlage der Präsentation (und analog der Logik des Be‑ Der Zeuge Dr. Naser erklärte, dass er den Be‑ schlusses zur Abgabe eines Angebots für die BA‑ schluss so aufgefasst habe, dass ein Kaufangebot WAG vom 08.11.2006) durch den Vorstand kauf‑ vorbehaltlich des positiven Ausgangs der letzten preismindernd berücksichtigt werden müssen.379 Phase der Due Diligence abgegeben werden kön‑ Die Einschränkung des Beschlusses habe sich ne.370 So haben dies auch andere Verwaltungsrats‑ nicht aus dem Wortlaut selbst, sondern vielmehr mitglieder gesehen.371 Dr. Naser sei davon ausge‑ aus dem Rückverweis auf die Vorlage ergeben, gangen, dass der endgültige Kaufpreis mit 1,625 welche damit zur Geschäftsgrundlage geworden Mrd. € für 50 % immer noch unter dem von sei.380 Nach Aussage des Zeugen Schaidinger sei‑ den externen Beratern ermittelten Maximalwert en hierdurch die „Leitplanken“ für den Vorstand liege.372 Ähnlich ließen sich die Zeugen Huber, gesetzt worden.381 Schaidinger, Georg Schmid, Dr. Haumer, Hagl, Kamprath und Christmann ein.373 Darüber hinaus wurde von einigen Zeugen ange‑ geben, sie hätten auch deswegen nicht auf eine Die Einschränkung, dass der Kaufvertrag erst weitere Sitzung des Verwaltungsrats gedrängt, da dann abgeschlossen werden könne, wenn das Er‑ vonseiten des Sparkassenverbands am 21.05.2007 gebnis der Due-Diligence-Phase 2 positiv ausfal‑ noch die Zustimmung erteilt werden musste, so‑ le, habe sich nach Angaben des Zeugen Körner dass gewährleistet war, dass Werner Schmidt noch aus der Formulierung der Ziff. 1 des Beschlusses zu den Ergebnissen der Due-Diligence-Phase 2 (Kenntnisnahme des Berichts des Vorstands) erge‑ befragt werden konnte.382 So wurde diese Sitzung ben, da dadurch die Tischvorlage vom 20.04.2007

374 Körner (21, 91); Haumer (22, 52). 375 Huber (26, 35); Weigert (24, 24); Bodensteiner (23, 37); Haumer (22, 367 Bender (10, 82 f.); Raffel (10, 149). 14); Braese (22, 122). 368 Weigert (24, 25). 376 Weigert (24, 72 f.). 369 Faltlhauser (14, 54); Christmann (19, 107); Schmid (20, 77); Braese 377 Naser (15, 241); Hagl (18, 10); Kamprath (18, 131); Christmann (19, (22, 134); Weigert (24, 29). 91); Schmid (20, 87); Beckstein (20, 188); Haumer (22, 15); Braese 370 Naser (15, 117); (22, 118); Bodensteiner (23, 38); Weigert (24, 24 f.); Schuster (24, 371 Hagl (18, 41); Kamprath (18, 118); Christmann (19 51 f.); Beckstein 173); Schaidinger (25, 88); Huber (26, 19). (20, 185); Schuster (24, 169); Huber (26, 18). 378 Körner (21, 21). 372 Naser (15, 118). 379 Körner (21, 21); Braese (22, 117). 373 Huber (26, 38); Schaidinger (25, 158); Hagl (18, 61); Kamprath (18, 380 Körner (21, 24); Schaidinger (25, 132). 125); Christmann (19, 67); Schmid (20 94); Körner (21,62); Haumer 381 Schaidinger (25, 87). (22, 54); Bodensteiner (23, 51). 382 Beckstein (20, 238); Bodensteiner (23, 41). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 69

vom zuständigen Sachbearbeiter des Innenminis‑ sei und er den Eindruck gehabt habe, dass Prof. teriums als Chance gesehen, kurzfristig aktuelle Dr. Faltlhauser sich intensiv mit dem Thema be‑ Informationen zu bekommen. Es sei zum damali‑ fasst habe.392 gen Zeitpunkt von Werner Schmidt das Signal ge‑ geben worden, dass alles abgeprüft worden sei.383 Von einem längeren, intensiven Gespräch mit Prof. Dr. Faltlhauser berichtete der Zeuge Huber. Auch vonseiten des Finanzministeriums wurde Er habe sich von diesem über die vorangegange‑ bekundet, dass es keinerlei Auffälligkeiten ge‑ nen Sitzungen des Verwaltungsrats informieren geben habe. Man habe die Unterlagen zur Ver‑ lassen und wusste so Bescheid von der Empfeh‑ waltungsratssitzung am 23.05.2007 bereits zwei lung des Vorstands, der Due Diligence und von Tage vor der Sitzung bekommen. Es hätten sich Art und Zustandekommen des maximalen Kauf‑ aus dieser Unterlage keinerlei Hinweise auf etwas preises. Er habe außerdem einen Vermerk des Unnormales ergeben, sodass der Eindruck ent‑ Wirtschaftsministeriums abgewartet und die um‑ standen sei, alles laufe gut.384 fangreiche Tischvorlage eingesehen.393

Von den Mitgliedern des Verwaltungsrats wurde Der Zeuge Dr. Naser sagte aus, er habe die Tisch‑ daher nicht auf die Einberufung einer nochmali‑ vorlage vom 20.04.2007 über das Wochenende in‑ gen Sitzung des Verwaltungsrats gedrängt.385 tensiv gelesen.394 Ebenso ließ sich der Zeuge Hagl ein.395 Der Zeuge Kamprath gab an, dass er über 2.3.15.2. Was passierte zwischen dem 20.04.07 und das Wochenende mit niemandem Kontakt aufge‑ 23.04.07, haben sich die Verwaltungsratsmit- nommen habe, um Rückfragen zu klären.396 glieder, insbesondere die Vertreter des Frei- staats, koordiniert, haben sie Informationen Der Zeuge Christmann berichtete, er habe zwei eingeholt, haben sie Änderungen diskutiert Tage nach der Sitzung noch einmal Rücksprache und ggf. eingebracht? mit dem Sparkassenverband gehalten, bevor er die Zustimmung erteilte.397 Außerdem habe er am Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser berichtete, er Wochenende die Unterlagen genau angesehen.398 habe die Überprüfung der Angelegenheit am Wo‑ chenende selbst vorgenommen und sich am Mon‑ Ähnlich äußerte sich der Zeuge Schaidinger, der tag, den 23.04.2007, telefonisch mit dem Landes‑ angab, die Unterlage am Freitag nach der Sitzung bank-Referenten des Finanzministeriums, Herrn noch einmal gelesen zu haben. Anschließend habe Dr. Haumer, und mit dem Amtschef Weigert rück‑ er sie auch am Sonntag noch einmal durchgear‑ gekoppelt.386 Außerdem habe er ein Gespräch mit beitet.399 Staatsminister Huber geführt.387 Der Zeuge Wei‑ gert wiederum hielt Rücksprache mit dem Zeugen Im Anschluss an die Sitzung wurde der Zeuge Dr. Bodensteiner388, dem Leiter der Beteiligungsab‑ Beckstein von seinem Stellvertreter, Ministerial‑ teilung im Finanzministerium, dem Zeugen Dr. direktor Schuster, sowie der Zeuge Schmid von Haumer und dem Zeugen Prof. Dr. Faltlhauser.389 seinem Stellvertreter, Ministerialdirektor Poxleit‑ Außerdem habe er die Tischvorlage über das Wo‑ ner, über die Thematik einschließlich der Tisch‑ chenende eingehend geprüft.390 vorlage informiert,400 woraufhin Dr. Beckstein ei‑ nen Vermerk seines Hauses hierzu anforderte und Vonseiten des Finanzministeriums wurde die selbst die Vorlage über das Wochenende durchar‑ Tischvorlage für die Sitzung vom 20.04.2007 beitete.401 vom zuständigen Referatsleiter Dr. Haumer über das Wochenende intensiv durchgearbeitet. Der Zur Entstehung des Vermerks berichtete der zu‑ Zeuge berichtete, er habe sich am Montag mit sei‑ ständige Sachbearbeiter des Innenministeriums, nem Abteilungsleiter rückgekoppelt.391 Er habe der Zeuge AR Körner, dass er die Tischvorlage am Montag ebenfalls mit dem Finanzminister te‑ samt Arbeitsauftrag am 20.04.2007 nachmittags lefoniert. Eines Vermerks habe es nicht bedurft, erhalten habe. In die am Montag, 23.04.2007, da die Vorlage aus sich heraus schlüssig gewesen fertiggestellte Bewertung seien eigene Recher‑

383 Körner (21, 26). 392 Haumer (22, 12 f.). 384 Haumer (22, 53); Bodensteiner (23, 41); Weigert (24, 31). 393 Huber (26, 9 f.). 385 Kamprath (18, 135); Christmann (18, 54); Schmid (20, 91); 394 Naser (15, 191). Schaidinger (25, 132). 395 Hagl (18, 38). 386 Faltlhauser (14, 44). 396 Kamprath (18, 147). 387 Faltlhauser (14, 83); Haumer (22, 22). 397 Christmann (19, 57). 388 Bodensteiner (23, 35). 398 Christmann (19, 59). 389 Weigert (24, 140). 399 Schaidinger (25, 87). 390 Weigert (24, 23). 400 Beckstein (20, 177). 391 Haumer (22, 11 f.). 401 Beckstein (20, 178). Seite 70 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

chen im Internet (die aber außer der schon aus der 2.3.17. Weshalb wurden trotz der Identifikation we- Vorlage bekannten Problematik der „Swap-Ver‑ sentlicher Bewertungsrisiken in der Due-Di- luste“ im Jahr 2004 keine weiteren Erkenntnisse ligence-Phase 1 (Linner-Bericht, 27.05.2009) erbracht hätten) und eine intensive Lektüre der keine weitergehenden Stichproben genommen, Tischvorlage eingeflossen.402 obgleich sich aus den ersten Stichproben mas- sive Bewertungsfehler ergaben? Hätte diese Der Vermerk wurde am Montag, 23.04.2007, den Erkenntnis zu weiteren Stichproben führen Zeugen Dr. Beckstein und Georg Schmid zuge‑ müssen? Wenn ja, warum wurde dies unterlas- leitet. Am gleichen Tag sprachen die Zeugen Dr. sen? Beckstein und Georg Schmid in der Angelegen‑ heit miteinander sowie der Zeuge Dr. Beckstein Vgl. Antwort zu Frage 2.3.16 zudem mit dem Zeugen Prof. Dr. Faltlhauser, der Zeuge Schmid telefonisch mit dem zuständigen 2.3.18. Warum haben die Wirtschaftsprüfer trotz be- Referatsleiter des Finanzministeriums sowie per‑ stehender Bewertungsrisiken (Linner-Bericht) sönlich mit dem zuständigen Referatsleiter des nicht darauf hingewirkt, dass der Jahresab- Innenministeriums, dem Zeugen Dr. Braese. Im schluss 2006, dessen Prüfung erst kurz vor der Anschluss unterzog der Zeuge Georg Schmid die Due-Diligence-Phase 1 abgeschlossen wurde, Vorlage nochmals einer abschließenden eigenen nochmals korrigiert bzw. eine neue Unterneh- Überprüfung.403 mensbewertung angeregt wurde? War der Jah- resabschluss 2006 aus Sicht der Wirtschafts- 2.3.15.3. Wie war das Abstimmungsergebnis? prüfer in einem Maße fehlerhaft, das zu einem Risiko der Nichtigkeit des Jahresabschlusses Der Beschluss wurde einstimmig gefasst. führt?

2.3.16. Falls Ernst & Young zu der Auffassung kam, Hierzu liegen dem Ausschuss keine Erkenntnisse dass entgegen der Jahresabschlussprüfung vor. 2006 erhebliche weitere Risiken festgestellt wurden, diese sich aber im Jahresabschluss 2.3.19. Gibt es Summen/Beträge zu den im Linner- 2006 nicht wiederfanden, weshalb wurden kei- Bericht vom 27.05.2009 angegebenen Bewer- ne weiteren Analysen und Stichproben vom tungsrisiken? Wenn ja, wie hoch wurden die- Vorstand bzw. Verwaltungsrat veranlasst? se von den Wirtschaftsprüfern veranschlagt und welche Auswirkung hätten diese für eine Hierzu konnten im Ausschuss keine Erkenntnis‑ neuerliche Unternehmensbewertung gehabt? se gewonnen werden. Ernst & Young hat für die Wurde dieses The­ma mit den Verantwortli- BayernLB einen ausführlichen Due-Diligence- chen der Landesbank diskutiert? Bericht erstellt, auf dessen Grundlage zwar nicht umfassend die Kreditrisiken, wohl aber die struk‑ Hierzu liegen dem Ausschuss keine Erkenntnisse turellen Schwächen beim Kreditprozess und an‑ vor. deren bankinternen Abläufen bei der HGAA aus‑ findig gemacht werden konnten. Auf der Grundla‑ 2.3.20. Wurde aufgrund der in Due-Diligence-Phase 1 ge der Erkenntnisse aus der Due Diligence hat der gewonnenen neuen Erkenntnisse zu den Be- Vorstand der BayernLB das Integrationsprojekt wertungsansätzen im Jahresabschluss 2006 „Jointly Successful“ aufgesetzt. eine neue Unternehmensbewertung vorgenom- men? Wenn ja, welche Werte ergaben sich da- Der Ausschuss konnte nicht feststellen, dass er nach? Wenn nein, warum wurde keine Neube- irgendwelche weiteren Analysen oder Stichpro‑ wertung vom Vorstand veranlasst? ben veranlasst hätte, nachdem ihm Ernst & Young Bericht erstattet hatte, vgl. diesbezüglich auch die Die Erkenntnisse aus der Due-Diligence-Phase 1 Beantwortung der Fragen 2.3.2.1 und 2.3.24. sind in die Unternehmensbewertung der HGAA eingeflossen.404 Aufgrund von Erkenntnissen Der Verwaltungsrat wurde im Statusbericht vom der Due-Diligence-Phase 1 kam es zu erweiter‑ 20.04.2007 über Risiken informiert. Weitere ten Wertberichtigungen, die in die Ableitung des Analysen oder Stichproben hat der Verwaltungs‑ Kaufpreises einflossen. Die als notwendig ange‑ rat nicht veranlasst, die Due-Diligence-Berichte sehenen Wertberichtigungen (250 Mio. €, bezo‑ selbst lagen dem Verwaltungsrat nicht vor. gen auf 100 %) sollten in eine Reduzierung des Kaufpreises münden, ohne Reduktion wurde der Unternehmenswert mit 3,2 Mrd. € angesehen.

402 Körner (21, 19). 403 Schmid (20, 71 f.). 404 Bender (10, 41). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 71

Im Übrigen wird auf die Beantwortung der Frage nachzufordern.414 Der Zeuge Peter schilderte in 2.2.5. verwiesen. diesem Zusammenhang, seine Erfahrung mit Due Diligences sei gewesen, dass der Prüfer mit dem, 2.3.21. Hat der Vorstand den Verwaltungsrat über die was er geliefert bekomme, nie zufrieden sei. Auch Probleme (siehe Linner-Bericht, 27. Mai 2009) lägen die Unterlagen beim Liefernden nicht im‑ der für den Due Diligence beauftragten Wirt- mer in der passenden Form vor. Jedoch habe man schaftsprüfer und Rechtsanwälte informiert, bei der HGAA immer das Möglichste gemacht.415 im Einzelnen über die Bewertungsprobleme, die Risikovorsorge, über die schlampigen und So waren in Bezug auf die Funktionsprüfung unvollständigen Due-Diligence-Unterlagen? der Revision bei der HGAA nach Aussage eines Wenn nein, weshalb nicht, wenn ja, wie hat der Mitarbeiters der BayernLB Unterlagen zu den Verwaltungsrat darauf reagiert und welche Bereichen Budgetierung und Personal – jeweils konkreten Maßnahmen wurden besprochen? bezogen auf die interne Revision – nicht im Da‑ tenraum enthalten. Diese Themen konnten von In der Präsentation vom 20.04.2007 wurde der den Mitarbeitern der BayernLB allerdings im Ge‑ Verwaltungsrat informiert. Auf Veranlassung spräch mit dem Leiter der Group Audit Division des Vorstands wurde diese Präsentation aller‑ geklärt werden.416 dings gegenüber der Vorstandspräsentation vom 19.04.2007 abgemildert. Sie bleibt somit hinter Auch im Bereich der Prüfung des Risikoportfolios dem Wissen des Vorstands zurück. seien die Daten nach Aussage des Zeugen Dörhö‑ fer nicht von der erwarteten Qualität gewesen.417 Auch die Präsentation vom 20.04.2007 für den Verwaltungsrat enthält jedoch deutliche Risi‑ Für den Bereich der Legal Due Diligence wur‑ kohinweise.405 Nach Ansicht des Zeugen Barth de vom Zeugen Dr. Brodey ausgeführt, dass die (Ernst & Young) bestehen kaum Unterschiede. Unterlagen im roten Datenraum in Qualität und Die wesentlichen Inhalte seien gleich.406 Außer‑ Aussagekraft unbefriedigend gewesen seien und dem wurde über die Datenraumlage informiert. auch nach dem Legal Expert Meeting keine be‑ lastbaren Aussagen möglich gewesen seien. Dies Es gibt allerdings keine Hinweise darauf, dass der sei am 10.05.2007 dem Lenkungsausschuss der Verwaltungsrat über sämtliche Probleme, auf die BayernLB mitgeteilt worden.418 Es erfolgte keine in die Transactions Insights vom 18.05.2007 hin‑ Mitteilung an den Verwaltungsrat. gewiesen wurden, informiert worden wäre.407 2.3.22. Wurden die Wirtschaftsprüfer bei der Verwal- Eine Due Diligence sei laut dem Zeugen Dr. Raf‑ tungsratssitzung vom 20. April 2007 hinzuge- fel nie so sorgfältig, wie es sein sollte.408 Diese zogen? Einschätzung bestätigt auch der Zeuge Dörhö‑ – Wenn nein, was waren die Gründe dafür? fer.409 Der zeitliche Umfang sei nie ausreichend, da eine Vollprüfung einer Bank gar nicht möglich – Wenn ja, haben die Wirtschaftsprüfer die sei.410 Insbesondere die Phase 1 sei nicht hinrei‑ in der Due-Diligence-Phase 1 aufgetretenen chend gewesen. Allerdings konnte in der Phase 2 Pro­bleme (unvollständige Akten) vorgetra- der Due Diligence wesentlich mehr geprüft wer‑ gen? Wie haben der Vorstand und/oder der den.411 In dieser Phase wurde die Prüfung vom Verwaltungsrat reagiert? Zeugen Barth als sehr intensiv bezeichnet.412 Die beauftragten Wirtschaftsprüfer wurden zur Hinsichtlich der unvollständigen Unterlagen wur‑ Verwaltungsratssitzung am 20.04.2007 hinzuge‑ de im Übrigen von allen hierzu befragten Zeu‑ zogen.419 Im Übrigen wird auf die Beantwortung gen übereinstimmend ausgesagt, es sei durchaus der Frage 2.3.21. verwiesen. üblich, dass bei einer Due Diligence jedenfalls am Anfang des Prozesses nicht alle Unterlagen 2.3.23. Wurden in der Verwaltungsratssitzung am vorliegen.413 So sei es auch bei der BAWAG- 20. April 2007 die von Ernst & Young (wirt- Due Diligence notwendig gewesen, Unterlagen schaftliche Due Diligence) und von der Rechts- anwaltskanzlei Dorda Brugger Jordis (rechtli- che Due Diligence) aufgeworfenen Probleme, 405 Siehe Ziff. 2.1.4. Risiken und Ungereimtheiten diskutiert? Wel- 406 Barth (13, 166). 407 Turkowski (7, 27). 408 Raffel (10, 138). 414 Rauch (9, 49). 409 Dörhöfer (11, 116). 415 Peter (12, 70). 410 Dörhöfer (11, 118). 416 Rauch (9, 46). 411 Raffel (10, 145). 417 Dörhöfer (11, 135). 412 Barth (13, 185). 418 Brodey (16, 93). 413 Rauch (9, 46). 419 Kreithmeier (6, 67). Seite 72 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

che Aussagen gibt es zu diesen Punkten (siehe Die Verkäuferseite hat von Anfang an durch Dr. Linner-Bericht, 27.05.2009) vom Vorstand und Tilo Berlin versucht, Zeitdruck aufzubauen. Das Verwaltungsrat? rührte aus den vertraglichen Vereinbarungen der Berlin & Co. Sarl. über den Erwerb ihrer Akti‑ Auf die Beantwortung zu den Fragen 2.2.5., 2.2.6., en.424 Seitens der Kärntner Landesholding und 2.2.9. und 2.2.10. wird Bezug genommen. der Mitarbeiter-Privatstiftung gab es einen sol‑ 420 chen großen Zeitdruck nicht, sieht man einmal In der Verwaltungsratssitzung am 20.04.2007 davon ab, dass jeder Verkäufer versucht, ein be‑ gab ein Vertreter von Rothschild einen Kurzüber‑ gonnenes Kaufgeschäft so rasch wie möglich zu blick über die HGAA und das strategische Ratio‑ Ende zu bringen. Gegenüber der BayernLB wurde nal für den Erwerb. Im Weiteren stellten die Bera‑ der Zeitdruck damit begründet, dass die ihr ein‑ ter den aktuellen Stand des Erwerbsprozesses vor geräumte Exklusivität nicht beliebig lang gewährt und machten Ausführungen zu den wesentlichen werden könne. 425 Ergebnissen der Due Diligence und der Unter‑ nehmensbewertung. Dargestellt wurden insbe‑ 2.3.25. Haben die Wirtschaftsprüfer den Verwaltungs- sondere Anpassungen im Management Plan der rat und/oder den Vorstand darüber informiert, HGAA, die zentralen Bewertungsannahmen, die dass Due-Diligence-Unterlagen der Investo- Wertherleitung sowie die Bewertungsergebnisse rengruppe Berlin aus deren Erwerb 2006 he- im Überblick. Zum Schluss ging der Berater von rangezogen wurden? Ist ein solches Vorgehen Rothschild noch auf die zusätzlichen Geschäfts‑ üblich? Falls nein, haben die Wirtschaftsprü- potenziale, mögliche Synergien und die Ableitung fer auf die Unüblichkeit des Vorgehens und die des Kaufpreises ein. damit ggf. verbundenen Risiken hingewiesen? Der genaue Verlauf der Diskussion, deren Intensi‑ Die Unterlagen in den beiden Datenräumen wa‑ tät und die einzelnen Wortbeiträge der Beteiligten ren, wie der Ausschuss feststellen konnte, im lassen sich jedoch anhand des Sitzungsprotokolls Wesentlichen die, welche schon für die Due Di‑ nicht nachvollziehen, da für die Verwaltungsrats‑ ligence von Berlin bereitgestellt worden waren. sitzungen nur Sinn- bzw. Ergebnisprotokolle, aber Daraus resultierte, wie der Zeuge Barth426 be‑ keine Wortprotokolle geführt werden. kundete, mangelnde Aktualität der Unterlagen. Üblich und erforderlich ist vollständige Aktualität 2.3.24. Weshalb wurde die kurzfristige Datenraum- der Unterlagen. Die Wirtschaftsprüfer haben auf Zeit von 15 Tagen vom Vorstand und Verwal- diesen Mangel hingewiesen. Dies geschah auch tungsrat akzeptiert? Gab es dann warnende zu Beginn der zweiten Due-Diligence-Phase. Hinweise von den Due-Diligence-Beauftragten an den Vorstand bzw. Verwaltungsrat? Wenn Die Due Diligence, die im Auftrag von Berlin & ja, welche und gab es dazu eine Reaktion des Co. durch KPMG durchgeführt wurde, wurde der Vorstands bzw. Verwaltungsrats? BayernLB zur Verfügung gestellt. Der Zeuge Dr. Hink sagte hierzu vor dem Untersuchungsaus‑ Der Zeuge Barth hat ausgeführt, dass nach Auffas‑ schuss aus, dass hierdurch für die Landesbank sung von Ernst & Young der ihnen zur Verfügung Transparenz geschaffen werden sollte. Man habe stehende Zeitraum von 15 Tagen für eine Trans‑ sich daher – egal ob üblich oder nicht – bereit er‑ aktion dieser Größenordnung nicht sachgerecht klärt, der BayernLB diese zur Verfügung zu stel‑ war. Er habe aber auch schon kürzere Prüfungen len.427 und größere Transaktionen erlebt.421 Der Zeuge Wirsching von Ernst & Young gab hierzu ergän‑ Nach Vorstehendem ist davon auszugehen, dass zend an, dass man bei jeder Transaktion Zeitdruck der Vorstand hiervon Kenntnis hatte. habe, besonders bei exklusiven Transaktionen.422 Der Zeuge gab ferner an, dass durch den knappen Gegenüber dem Verwaltungsrat ist auf diesen Zeitraum teilweise Fragen nicht mehr beantwor‑ Umstand nicht ausdrücklich hingewiesen worden. tet werden konnten und nachträglich beigebrachte Unterlagen nicht mehr geprüft werden konnten. 2.3.26. Hat sich der Vorstand bzw. Verwaltungsrat auf Die Situation sei dadurch geprägt gewesen, dass Due-Diligence-Unterlagen aus dem Erwerb keine detaillierte Kontrolle über den Inhalt des von Herrn Dr. Tilo Berlin vom 5. Oktober 2006 Datenraums gegeben war. Dies sei auch im Be‑ verlassen, falls ja, aus welchen Gründen? richt vom 18.05.2007 an den Vorstand so festge‑ Es wird auf die Antwort zu Frage unter Ziff. halten worden.423 2.3.25. verwiesen.

420 Bd. 11, 202 ff. 424 Hink (16, 69) 421 Barth (13, 184). 425 Wirsching (15, 5). 422 Wirsching (15, 5). 426 Barth (13, 134) 423 Wirsching (15, 6). 427 Hink (16, 35). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 73

2.3.27. Hätte der Verwaltungsrat seine Kaufentschei- käuferseite nicht erfüllt hätten werden können.430 dung unter Kenntnis der Ergebnisse der Due Gleichwohl musste der Verkäuferseite in einem Diligence-Phase 2 revidieren können? Weshalb gewissen Umfang Tranksaktionssicherheit einge‑ wurden dem Verwaltungsrat die Ergebnisse räumt werden, um die Exklusivität zu wahren.431 der Phase 2 nicht nachgereicht? Das Angebotsschreiben vom 24.04.2007 sollte Der Verwaltungsrat hätte die im Beschluss vom daher den Verkäufern den verbindlichen Willen 23.04.2007 ausgesprochene Ermächtigung zum der BayernLB bekunden, zu dem dort genannten Kauf durch einen neuen Beschluss widerrufen Preis und den dort genannten Bedingungen zu können. Mit dem Abschluss des Kaufvertrages kaufen. Zu diesen Bedingungen gehörte ein An‑ am 22.05.2007 bestand jedoch eine rechtlich ver‑ teilserwerb von 50 % + eine Aktie, ein Kaufpreis bindliche Verpflichtung der BayernLB. Diese war von 1,6 Mrd. € mit einem max. Kaufpreisabzug nicht ohne Weiteres, wenn überhaupt, revisibel. von 100 Mio. € für den Fall, dass bei der finalen Auch ein Abweichen vom Kaufpreis oder ander‑ Due Diligence sich ein Wertberichtigungsbedarf weitige inhaltliche Anpassungen ließ diese nicht ergeben würde. Weiterhin war eine angemesse‑ mehr ohne Weiteres zu. ne Gewährleistungsregelung angesprochen. Der Kaufvertragsabschluss sollte unter Gremienvor‑ Warum die Ergebnisse der zweiten Phase der Due behalt stehen. Diligence nicht an den Verwaltungsrat nachge‑ reicht wurden, konnte durch den Untersuchungs‑ 2.3.30. Welche Kontakte erfolgten zwischen damali- ausschuss nicht aufgeklärt werden, da die hierfür gen Mitgliedern der Staatsregierung und dem zuständigen Mitglieder des Vorstands der Bayern‑ früheren Kärntner Landeshauptmann Hai- LB von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Ge‑ der im Zusammenhang mit dem Ankauf der brauch gemacht haben. HGAA durch die BayernLB?

Der Untersuchungsausschuss hat festgestellt, dass Kontakte seitens der Staatsregierung mit Landes‑ der Verwaltungsrat nie nach dem finalen Bericht hauptmann Dr. Haider hatten die Staatsminister über die Due Diligence gefragt hat. Er hatte al‑ Dr. Beckstein und Prof. Dr. Kurt Faltlhauser. lerdings mit Beschluss vom 20.03.2007 den Vor‑ stand ausdrücklich angewiesen, „nach Abschluss Der Kontakt von Prof. Dr. Faltlhauser fand im der Due Diligence über die Ergebnisse zu berich‑ Rahmen eines protokollarischen Treffens am ten und einen Vorschlag zur Beschlussfassung 16.05.2007 statt, bei dem keine inhaltlichen Din‑ vorzulegen.“428 Vor dem Ausschuss erklärte der ge besprochen wurden.432 Es sei nach Angaben Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser, dass die Ergebnisse des Zeugen Prof. Dr. Faltlhauser auf Betreiben der zweiten Phase der Due Diligence dem Verwal‑ von Dr. Haider zustande gekommen, der hoffte im tungsrat hätten mitgeteilt werden müssen.429 Anschluss an dieses Gespräch auch ein Gespräch mit Ministerpräsident Dr. Stoiber führen zu kön‑ 2.3.28. Weshalb hat sich die Käuferseite einem so ho- nen, was dieser jedoch schroff abgelehnt habe.433 hen Zeitdruck unterworfen? Nach Aussage des Zeugen Dr. Stoiber habe er in der ganzen Zeit keinerlei persönlichen Kontakt zu Es sei zur Beantwortung auf die Ausführungen Dr. Haider gehabt.434 unter Ziff. 2.3.24. und 2.2.10. verwiesen. Prof. Dr. Kurtl Faltlhauser traf im Rahmen des 2.3.29. Welchen Rechtscharakter hatte das am 24. Signing in Klagenfurt am 22.05.2007 ein weite‑ April 2007 gelegte Angebot? War es ein Non- res Mal mit Landeshauptmann Dr. Haider zusam‑ Binding-Offer oder ein Binding-Offer? Wie ist men.435 es zu erklären, dass sich gemäß Linner-Bericht vom 27.05.2009 eine hohe Bindungswirkung 2.3.31. Wurden der Kredit oder die Kredite an die In- des Angebotes ergibt? vestorengruppe um Tilo Berlin zum Einstieg bei der HGAA vom Vorstand und dem Verwal- Die Begriffe Non-Binding-Offer und Binding- tungsrat der BayernLB genehmigt? Offer sind nicht geeignet, den Charakter des Angebots abschließend zu beschreiben. Von den Die Berlin & Co. Sarl. hat zum Erwerb neu emit‑ Beratern von Rothschild wurde hierzu ausgeführt, tierter und alter Aktien Kaufverträge abgeschlos‑ dass das Angebot sicher einen nicht bindenden Charakter hatte, da es Bedingungen wie einen 430 Bender (10, 97). Gremienvorbehalt enthielt, die einseitig von Ver‑ 431 Bender (10, 97). 432 Turkowski (7, 28). 433 Faltlhauser (14, 57). 428 Protokoll der VRS vom 20.03.07, S. 6, Band 11, S. 56. 434 Stoiber (17, 9). 429 Faltlhauser (28, 83). 435 Turkowski (7, 28). Seite 74 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

sen. Der Kauf der neuen Aktien wurde von der Diligence und der Kreditvorlage die vertrag- BayernLB nicht finanziert. Für den Kauf der alten lichen Gegebenheiten bezüglich HGAA/Berlin Akten (16 %) hat die BayernLB zu marküblichen & Co. bekannt sein mussten? Konditionen einen Zwischenkredit ausgereicht. Zur Beantwortung dieser Frage wird auf die Ant‑ Die Zwischenfinanzierung wurde in der‑ Vor wort zu Frage unter 2.3.31. verwiesen. standssitzung vom 15.05.2007 genehmigt.436 2.3.32. Trifft es zu, dass die damaligen Staatsminis- Eine Zustimmung des Verwaltungsrats gab es ter Dr. Beckstein und Prof. Dr. Faltlhauser am mangels Zuständigkeit nicht.437 Es wird ergän‑ 16.05.2007 in München, „in der Landesbank“, zend auf die Antwort unter 2.3.31.2. verwiesen. mit dem früheren Landeshauptmann Jörg Der Vorstand begründete seine Entscheidung Haider und „der Spitze der BayernLB“ (SZ, damit, es sei ein Vorteil, wenn die von Berlin 19.05.2007) vor Unterzeichnung des Kaufver- gekauften Aktien als Sicherheit an die BayernLB trags zusammentrafen, um über Inhalt des be- verpfändet wurden. Aus der Verpfändung absichtigten Kaufvertrags zu verhandeln und ergab sich eine Sicherheit, falls in der Vertrags‑ den Einstieg der BayernLB bei der HGAA zu abwicklung Schwierigkeiten auftauchen wür‑ erörtern? Wenn ja, wer war an dem Gespräch den.438 beteiligt? 2.3.31.1. Falls ja, welche Sicherheiten standen dem Kre- Hinsichtlich dieser Frage wird auf die Ausführun‑ dit gegenüber, welche Kreditkonditionen wur- gen zur Frage unter 2.3.30. verwiesen. Es wurde den eingeräumt? bei diesem protokollarischen Treffen nach den Angaben der befragten Beteiligten nicht über den Als Sicherheit dienten die verpfändeten Aktien Kauf der HGAA gesprochen.442 der HGAA. Ferner wurde durch Vertragsklauseln sichergestellt, dass der Kredit nur zur Auszahlung 2.3.32.1. Trifft es zu, dass der frühere Kärntner Lan- kommen kann, wenn die BayernLB auch 50 % + deshauptmann Jörg Haider bei diesem Treffen 439 1 der Anteile erwerben konnte. Bedingungen für den Kauf stellte und diese von den bayerischen Unterhändlern akzeptiert 2.3.31.2. Falls nein, wurde der Verwaltungsrat über die wurden? Kreditvergabe informiert? Aus den dem Untersuchungsausschuss vorlie‑ Nachdem über die Inhalte des Kaufvertrags bei genden Verwaltungsratsakten geht hervor, dass diesem Treffen nicht gesprochen wurde, konnten der Kreditantrag von Berlin & Co. nicht geson‑ auch keine Bedingungen des Kärntner Landes‑ dert zur beschlussmäßigen Zustimmung vorgelegt hauptmanns erörtert werden. Es wird hierzu auf wurde. Im Kreditrisikobericht der BayernLB zum die Beantwortung der Frage 2.3.32. verwiesen. 30.06.2007, der dem Verwaltungsrat zur Sitzung am 11.09.2007 vorgelegt wurde, ist der Kredit an 2.3.32.2. Trifft es zu, dass Vorstandsmitglieder vor dem Berlin & Co. im Gesamtvolumen von 385 Mio. € 06.02.2007 Gespräche über den Verkauf der ausgewiesen. HGAA geführt haben? Wenn ja, welchen In- halt hatten diese Gespräche? Dies deckt sich mit der Aussage des Zeugen Hagl, wonach der Verwaltungsrat vor der Ausreichung Wie bereits bei Frage 1.2.10. ausgeführt, gab es des Kredits nicht informiert wurde, sondern erst vor dem 06.02.2007 ein Gespräch am 31.01.2007. durch einen Risikobericht zu einem späteren Ob es vor dem 31.01.2007 aufseiten der Bayern‑ Zeitpunkt.440 Die Erforderlichkeit einer Zwi‑ LB Gespräche über den Erwerb der HGAA gab, schenfinanzierung als solche war allerdings in konnte der Ausschuss nicht sicher feststellen. Es der Präsentation zur Verwaltungsratssitzung am gab am 23.08.2006 ein Treffen auf dem Privatan‑ 20.04.2007 angesprochen.441 wesen von Dr. Berlin, an dem die Herren Werner Schmidt und Dr. Kulterer teilnahmen. Auf die Be‑ 2.3.31.3. Warum wurde eine Zwischenfinanzierung der antwortung zu Frage 1.1.3. wird verwiesen. Investorengruppe um Dr. Berlin für 16 Prozent der Geschäftsanteile genehmigt, obwohl dem 2.3.33. Trifft es zu, dass die damaligen Staatsminis- Vorstand bzw. Verwaltungsrat aus der Due ter Dr. Beckstein und Prof. Dr. Faltlhauser als staatliche Vertreter im Verwaltungsrat der BayernLB aktiv am operativen Geschäft der 436 Turkowski (7, 29). 437 Naser (15, 194); Turkowski (7, 29). Vertragsverhandlung teilnahmen, was waren 438 Turkowski (7, 29). 439 Turkowski (7, 30). 440 Hagl (18, 101). 441 Bd. 11, S. 241, 245. 442 Turkowski (7, 31). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 75

ggf. die Gründe dafür und war dies ein Einzel- auf den angestrebten Beteiligungserwerb der fall? HGAA statt? Diese Behauptung trifft nicht zu.443 Auf die Antwort zu Frage 2.4., 2.3.15.1. und 2.3.15.2. wird verwiesen. 2.3.34. Nahmen die früheren Staatsminister Dr. Beck- stein und Prof. Dr. Faltlhauser als Mitglieder 2.4.2. Inwieweit und wann befasste sich das Kabinett des Verwaltungsrats der BayernLB an inhaltli- mit dem Kauf der HGAA? chen Sitzungen mit „der Spitze der BayernLB“ (SZ, 19.05.2007) zur Vorbereitung des HGAA- Zur Beantwortung dieser Frage ist vorauszuschi‑ Beteiligungserwerbs teil, ggf. wann und mit cken, dass der Kauf einer Beteiligung an einer welchen Erkenntnissen? ausländischen Bank durch die BayernLB recht‑ lich keine Zustimmung des Ministerrats erforder‑ An den unter Frage 2.3.32.2. genannten Treffen te. Zwar ist die Zustimmung der Eigentümer der nahm kein Verwaltungsratsmitglied teil. Ob die Bank und damit auch des Freistaats Bayern erfor‑ Verwaltungsratsmitglieder davon Kenntnis hat‑ derlich. Die Erteilung dieser Zustimmung liegt ten, ist dem Ausschuss nicht bekannt. Keines der jedoch in der Zuständigkeit des Abteilungsleiters Verwaltungsratsmitglieder hat an Vorstandssit‑ der Beteiligungsabteilung im Staatsministerium zungen teilgenommen. Der Vorsitzende und der der Finanzen.444 stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrats wären gem. § 7 Abs. 7 der Satzung der BayernLB Der Ministerrat nahm den Kauf in seiner Sitzung dazu berechtigt gewesen. vom 22.05.2007 auf der Basis eines schriftlichen Berichts des Finanzministers Faltlhauser und ei‑ 2.3.35. Führten andere Mitglieder des Verwaltungs- nes mündlichen Berichts des Staatssekretärs Mey‑ rats, insbesondere die Vertreter der Staatsre- er zustimmend zur Kenntnis.445 Die Befassung gierung, Gespräche mit Fachleuten oder Perso- des Kabinetts war damit rein informatorisch.446 nen auf Verkäuferseite, die der Informations- gewinnung, Vorbereitung oder Abstimmung 2.4.3. Inwieweit und wann hielten Vorstände oder des HGAA-Beteiligungserwerbs dienten, ggf. Verwaltungsräte der BayernLB zu Fragen wann mit welchen Ergebnissen? der Beteiligung der BayernLB an der HGAA Rücksprache mit dem Ministerpräsidenten Der Ausschuss konnte nicht feststellen, dass sol‑ oder höheren Beamten der Staatskanzlei – vor che Gespräche vonseiten der Verwaltungsratsmit‑ dem Kauf, in der Zeit bis zum „Closing“ und glieder geführt wurden. nach dem Kauf? 2.4. Inwieweit finden ein grundsätzlicher Informa- Als in der Presse über den bevorstehenden Ein‑ tionsaustausch und eine Koordinierung der stieg der BayernLB bei der HGAA spekuliert Tätigkeit zwischen den verschiedenen Vertre- wurde, hatte der damalige Ministerpräsident Dr. tern des Freistaates im Verwaltungsrat der Stoiber um ergänzende Informationen gebeten, BayernLB und im Kabinett statt? woraufhin die Staatskanzlei einen Vermerk zum 18.05.2007 erstellt hat.447 Zum gleichen Zeitpunkt Der Informationsaustausch zwischen den Verwal‑ hatte das Finanzministerium eine Ministerratsvor‑ tungsratsmitgliedern des Freistaats wurde durch lage erstellt, die dem Bericht von Herrn Staats‑ die Arbeitsebene gewährleistet. Die vom Unter‑ sekretär Meyer in der Ministerratssitzung am suchungsausschuss vernommenen Mitarbeiter 22.05.2007 zugrunde lag. der Ministerien sagten aus, dass es regelmäßige Vorbesprechungen der Arbeitsebene vor den Sit‑ Im Nachgang zum Signing am 22.05.2007 folgte, zungen des Verwaltungsrats gegeben habe. Ferner wiederum veranlasst durch einschlägige Presse‑ wurde aus den Aussagen deutlich, dass bei der berichte, ein Sachstandsvermerk der Staatskanz‑ Erstellung der jeweiligen Sitzungsvorbereitung lei, der sich – bzgl. HGAA – hauptsächlich auf ein Austausch von Informationen zwischen den den in Auszügen in der Presse bekannt geworde‑ Ministerien stattfand. Ebenso hielten die Verwal‑ nen Prüfbericht der Oesterreichischen National‑ tungsräte untereinander Kontakt und besprachen bank bezog,448 sich bei wichtigen Entscheidungen. Anhaltspunkte für Gespräche zwischen Vor‑ 2.4.1. In wieweit fand ein Informationsaustausch und standsmitgliedern der BayernLB und dem Minis‑ eine Koordinierung der Tätigkeit zwischen den verschiedenen Vertretern des Freistaates im Verwaltungsrat der BayernLB im Hinblick 444 Bodensteiner (23, 31). 445 Faltlhauser (14, 45); Stoiber (17, 9). 446 Stoiber (17, 45). 447 Bd. 6, 22 ff. 443 Faltlhauser (14, 56). 448 Bd. 6, S. 61 ff. Seite 76 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

terpräsidenten gibt es in Bezug auf die vorgenann‑ Aus dem Protokoll des Haushaltsausschusses ten Punkte nach Aktenlage nicht. vom gleichen Tag (23.05.2007) geht hervor, dass Finanzminister Prof. Dr. Faltlhauser an diesem Kontakt zum Ministerpräsidenten nahm der Vor‑ Tag nicht persönlich im Haushaltsausschuss be‑ stand der BayernLB allerdings im Sommer 2007 richten konnte, das Schreiben aber als schriftli‑ auf und zwar im Zusammenhang mit dem bank‑ cher Bericht den Haushaltsausschussmitgliedern aufsichtlichen Genehmigungsverfahren bei der vorlag.454 Kroatischen Nationalbank. Mit Schreiben vom 13.07.2007 übermittelte Werner Schmidt einen In seinem Schreiben vom 23.05.2007 informier‑ Abdruck seines Schreibens an den Präsidenten der te Staatsminister Prof. Dr. Faltlhauser über den Kroatischen Nationalbank, Herrn Ivo Sanader, an Kaufpreis für die HGAA-Anteile in Höhe von Herrn Ministerpräsidenten zur Kenntnisnahme.449 1,625 Mrd. € und die an die Altgesellschafter Dr. Stoiber kritisierte die von kroatischer Seite auszuzahlende Sonderdividende von 50 Mio. €. zunächst erfolgte Versagung der bankaufsichtli‑ Des Weiteren wurde die Aktionärsstruktur vor chen Genehmigung mit einer Pressemitteilung der und nach der Erwerbstransaktion dargestellt und Staatskanzlei vom gleichen Tage.450 ein Überblick über die HGAA gegeben, mitsamt einer Darlegung der Stärken der HGAA, der In diesem Zusammenhang war für den 23.07.2007 Chancen des Erwerbs und einer abschließenden auch ein Gespräch zwischen Dr. Hanisch und Bewertung. Auf die Anteilsverhältnisse während Herrn Ministerpräsidenten Dr. Stoiber angesetzt, der Zwischenphase, nämlich dem Zwischen‑ für das ein vorbereitender Sachstandsvermerk erwerb durch Berlin & Co., sowie auf etwaige erstellt wurde. Inhaltlich bezogen sich die Aus‑ Schwächen und Risiken des HGAA-Erwerbs führungen auf zwei Themen, nämlich den Verfah‑ wurde im Schreiben nicht gesondert eingegangen. rensstand bei der Kroatischen Nationalbank und den Prüfbericht der OeNB.451 2.6. Gewährleistungsausschluss, Haftungsaus- schluss, Kaufpreisreduzierung, Kaufpreis Aus den Akten der Staatskanzlei ergibt sich ferner die Vorbereitung für ein Gespräch zwischen Herrn 2.6.1. Wurde der Kaufvertrag samt etwaiger Neben- Ministerpräsidenten Dr. Beckstein und Herrn Dr. abreden aufseiten der BayernLB rechtlich ge- Hanisch am 07.11.2007. Thematisch bezog sich prüft, falls ja, von wem mit welchem Ergebnis, die Vorbereitung in Bezug auf die HGAA neben und welche Informationen erlangten die Mit- einer aktuellen Sachstandsmitteilung (Closing glieder des Verwaltungsrats hierüber? zum 07.10.2007) wiederum auf die bereits be‑ kannten Themen Prüfbericht OeNB und Kroati‑ Es gab zwei Entwürfe von Kaufverträgen. Der sche Nationalbank.452 eine stammte von der Verkäuferseite unter der Re‑ gie von Berlin & Co. Er war in englischer Spra‑ 2.5. Informationen der Mitglieder der Staatsregie- che gefertigt von der Kanzlei Kirkland & Ellis455, rung gegenüber dem Landtag möglicherweise unter Mitwirkung der Wiener Kanzlei Wolff Theiss. Weil dieser Entwurf von 2.5.1. Wurden die Mitglieder aller Fraktionen des der BayernLB als vollkommen unangemessen Landtags durch die Staatsregierung, insbeson- bezeichnet wurde, wurde bei der Wiener Kanzlei dere die staatlichen Vertreter im Verwaltungs- Dorda Brugger Jordis ein neuer Entwurf in Auf‑ rat der BayernLB, umfassend über die Hinter- trag gegeben.456 Auch der damalige Leiter der gründe und Inhalte des Beteiligungserwerbs Rechtsabteilung der BayernLB, Herr Schmidt- an der HGAA informiert, wenn ja, wann und Lademann, beurteilte den britischen Vertragsent‑ inwieweit, wenn nein, warum nicht? wurf als unangemessen. Finanzminister Prof. Dr. Faltlhauser informierte Der Entwurf der Kanzlei Dorda Brugger Jordis mit inhaltlich gleichen Schreiben vom 23.05.2007 trug den Käuferinteressen Rechnung.457 Die Ver‑ sowohl den Vorsitzenden des Haushaltsausschus‑ käuferseite hat es abgelehnt, über diesen Entwurf ses, Herrn Manfred Ach, als auch den Vorsitzen- zu verhandeln. Das hat der Vorstand akzeptiert. den der Mehrheitsfraktion, Herrn Joachim Herr‑ So kam es am 14.05.2007 in der Landesbank zu mann, über den Erwerb der HGAA durch die Bay‑ Verhandlungen über den Kaufvertragstext, ins‑ 453 ernLB . besondere die Gewährleistungsregelungen.458 An diesen Verhandlungen haben lediglich die betei‑

454 Protokoll der 169. Sitzung des Haushaltsausschusses des Bayerischen 449 Bd. 6, S. 72 ff. Landtags, 15. Legislaturperiode. 450 Bd. 6, S. 78 455 Hink (16, 65). 451 Bd. 6, S. 80 ff. 456 Brodey (16, 83). 452 Bd. 6, S. 107 ff. 457 Brodey (16, 83). 453 Bd. 149, S. 174 ff. 458 Brodey (16, 84). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 77

ligten Anwälte teilgenommen, nicht jedoch die Auch im Verfahren zum Erwerb der BAWAG Vorstandsmitglieder. Der Zeuge Dr. Brodey hat wurde dem Verwaltungsrat der Kaufvertrag nicht bekundet, wie frustrierend diese Verhandlungen vorgelegt, sondern nur dessen wesentliche Eck‑ für ihn und Dr. Dorda waren.459 Die Gegenanwälte punkte.463 ließen erkennen, dass sie die Information hatten, sich in den Verhandlungen nicht zu bewegen, und 2.6.2. Ist es zutreffend, dass für zum Zeitpunkt des taten dies auch nicht. Offensichtlich war ihnen Kaufs verdeckte finanzielle Schäden und Risi- gesagt worden, dass die Landesbank ihren Text ken, die später eine Abwertung dieser Aktiva akzeptieren wollte. Das führte bei den Anwälten verlangten, eine Kaufpreisreduzierung oder der Landesbank zu Empörung und Frust. Sie ver‑ eine Rückerstattung eines Teils des Kaufprei- ließen den Verhandlungsraum, um den Vorstand ses vertraglich ausgeschlossen war, und wann zu informieren, insbesondere darüber, dass eine erlangten die Mitglieder von Vorstand und befriedigende Gewährleistungsregelung nicht zu Verwaltungsrat hiervon ggf. Kenntnis? Kann- finden und deshalb der Abschluss des Vertrags ten die Mitglieder des Verwaltungsrats, insbe- infrage zu stellen war.460 Der Vorstand hatte par‑ sondere die Vertreter der Staatsregierung, den allel „Kaufpreisverhandlungen“ von 45-minütiger Kaufvertrag? Wenn nein, warum nicht? Dauer mit den Herren Dr. Berlin, Dr. Hink unter Führung von Werner Schmidt geführt. Er reagier‑ Der Kaufvertrag enthält keinerlei angemessene te auf die Hinweise seitens der Anwälte nicht. Der Gewährleistungsregelungen, welche die Käufe‑ Leiter der Rechtsabteilung der BayernLB hielt rin gegen Risiken sichern würde. Die BayernLB sich, wie vom Vorstand so angewiesen, in seinem konnte Rechte als Käuferin nur geltend machen, Büro auf. Er wurde zu keinem Zeitpunkt zu den wenn die durch die Verkäufer handelnden Perso‑ Verhandlungen hinzugezogen. Die Rechtsanwäl‑ nen in dieser ihrer aktuellen Position grob fahr‑ te wurden schließlich vom Projektleiter Dr. Haas lässig oder vorsätzlich unzutreffende Zusagen angewiesen, auf Grundlage der von Berlin & Co. gemacht haben sollten. vorgelegten Verträge weiterzuverhandeln.461 Die maßgebliche Formulierung der Kaufverträge Den Verwaltungsräten lag vor der Unterzeich‑ lautet: nung des Kaufvertrags eine Präsentation zur Sit‑ zung vom 20.04.2007 vor. In dieser Präsentation „Der Verkäufer haftet aus dem Titel des Gewähr- werden auf S. 32 „Eckpunkte des schriftlich zu leistungs- und Schadensersatzrechtes für die im übermittelnden Angebots“ geschildert. Hierzu gegenständlichen Punkt ausdrücklich getätigten zählt auch der Punkt Garantien und Gewährleis‑ Zusagen, jedoch nur im Falle von Vorsatz oder tungen. Zum damaligen Zeitpunkt lag allerdings grober Fahrlässigkeit.“ noch gar kein Kaufvertragsentwurf vor. Die Mitglieder des Verwaltungsrats, insbesondere Über den Gang der Kaufvertrags- und Kaufpreis‑ die Vertreter der Staatsregierung, kannten weder verhandlungen wurde der Verwaltungsrat nicht in‑ den Kaufvertrag noch Einzelheiten daraus mit formiert. Er wurde auch nicht darüber informiert, Ausnahme des Kaufpreises.464 Sie wurden darü‑ dass die Anwälte der BayernLB die Gewährleis‑ ber vom Vorstand nicht informiert und haben ih‑ tungsregelungen für unbefriedigend befanden. rerseits nicht nachgefragt.465 Der Zeuge Prof. Dr. Der Ausschuss konnte allerdings feststellen, dass Faltlhauser bezeichnete es als nicht freundlichen der Verwaltungsrat oder einzelne seiner Mitglie‑ Akt gegenüber dem Verwaltungsrat, dass diesem der sich nicht nach den Kaufvertragsbedingungen, nicht mitgeteilt wurde, dass Gewährleistungsan‑ insbesondere nach möglicher Risikoabsicherung sprüche in den Verhandlungen nicht durchgesetzt durch Gewährleistungsregelungen, erkundigt hat‑ werden konnten.466 ten. Der Kaufvertrag wurde dem Verwaltungsrat weder vor noch nach dem Signing vorgelegt. 2.6.3. Welche Gründe hatte der Verwaltungsrat, dem Kauf trotz der Ergebnisse (Risiken) der Due Prof. Dr. Faltlhauser führte hierzu aus, dass es in Diligence zuzustimmen? Aufsichtsgremien absolut unüblich sei, sich einen Original-Kaufvertrag vorlegen zu lassen, da man Zur Beantwortung dieser Frage sei auf die Aus‑ sich dann auf die Ebene einer juristischen Über‑ führungen unter Ziff. 2.3.14., 2.3.15. und 2.3.27. prüfung begebe.462 verwiesen. Die Zustimmung des Verwaltungsrats zum Kauf erfolgte, bevor ihm der abschließende

459 Brodey (16, 102). 463 Köglmeier (9, 175). 460 Brodey (16, 84). 464 Christmann (19, 64); Schmid (20, 95). 461 Brodey (16, 90). 465 Weigert (24, 41). 462 Faltlhauser (14, 64); so auch Beckstein (20, 199). 466 Faltlhauser (14, 102). Seite 78 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Due-Diligence-Bericht bekannt war, sogar bevor man habe gegenüber den Käufern von Anfang an die Phase 2 der Due Diligence begonnen hatte. klargemacht, dass man als Finanzinvestor kei‑ nerlei Gewährleistungen übernehmen könne und 2.6.4. Trifft es zu, dass Jörg Haider im Rahmen der wolle, da es sich bei der Berlin S.a.r.l. um ein spe‑ Verhandlungen die Forderung erhob, wonach cial purpose vehicle (Zweckgesellschaft) handele, „die BayernLB beim Auftauchen von Risiken das grundsätzlich keine Gewährleistungen geben aus der Vergangenheit den vereinbarten Kauf- könne.469 preis nicht reduzieren“ können sollte (Finan- cial Times Deutschland, 24.05.2007), da er eine Vom Zeugen Dr. Othmar Ederer wurde zur Frage Lösung wollte, „dass vom Kaufpreis für spä- der üblichen Gewährleistungen gesagt, dass der ter allfällig auftretende Risiken keine Abschlä- Berlin Sarl. die üblichen Gewährleistungsansprü‑ ge mehr gemacht werden können“ (Financial che von den Verkäufern eingeräumt worden seien, Times Deutschland, 21.05.2007)? die darin bestehen, dass der Kaufgegenstand so wie in den Abschlüssen testiert auch dem Verkäu‑ Der Ausschuss hat kein Wissen dazu, dass Dr. fer bekannt ist und keine Abweichungen hiervon Haider sich in die Verhandlungen eingeschaltet dem Verkäufer bekannt sind.470 hat. Die genannte Forderung hat er nicht erhoben. Zu diesen Rechten wurde vom Zeugen Dr. Bro‑ 2.6.5. Warum wurde bei der endgültigen Kaufpreis- dey ausgeführt, dass, soweit es sich um die neu verhandlung am 14. Mai 2007 (vor Abschluss emittierten Aktien handelte, sich diese gegen die Due-Diligence-Phase 2) ein Kaufpreis von HGAA gerichtet hätten. Die Gewährleistungs‑ 1,625 Mrd. EUR festgelegt, ohne die Möglich- rechte, die von der Bank Burgenland eingeräumt keit zur nachträglichen Kaufpreisreduzierung worden waren, seien gering gewesen.471 Auch zu vereinbaren? bei einem Finanzinvestor ist es allerdings mög‑ lich, sich dadurch abzusichern, dass ein bestimm‑ Zu dieser Frage konnte der Ausschuss keine ge‑ ter Teil des Kaufpreises entweder erst zu einem naueren Erkenntnisse gewinnen, nachdem sowohl späteren Zeitpunkt oder auf ein Treuhandkonto die damaligen Vorstandsmitglieder als auch am gezahlt wird. Im Übrigen wurden nur 25 % der Erwerbsvorgang beteiligte Führungskräfte der Aktien von einem Finanzinvestor gekauft, weite‑ BayernLB vor dem Untersuchungsausschuss die re 25 % von der Kärntner Landesholding und der Aussage verweigerten. Im Übrigen wird auf die Mitarbeiterprivatstiftung. Beantwortung zu Frage 2.6.1. verwiesen. Es han‑ delt sich hierbei um eine zentrale Frage, die wohl 2.6.7. Haben die beiden Mitglieder im Verwaltungs- nur der ehemalige Vorstandsvorsitzende Werner rat, Staatsminister Dr. Beckstein und Prof. Dr. Schmidt beantworten kann. Eine rationale Erklä‑ Kurt Faltlhauser, einen Gewährleistungsaus- rung könnte sein, dass der Kauf der HGAA auf schluss akzeptiert, und wenn ja, aus welchen jeden Fall durchgeführt werden sollte. Gründen? 2.6.6. Trifft es zu, dass ein Gewährleistungsaus- Es konnte nicht festgestellt werden, dass die bei‑ schluss oder Haftungsausschluss bei vergleich- den Minister den Gewährleistungsausschluss ak‑ baren Geschäften selten und unüblich ist, und zeptiert hätten. dass sich der damalige Landeshauptmann Hai- der dennoch mit der Forderung durchgesetzt 2.6.8. Trifft es zu, dass dieser Gewährleistungsaus- hat, was von den Medien damit kommentiert schluss für die BayernLB und damit für den worden ist, dass sich die Vertreter des Frei- Freistaat Bayern nachteilige Folgen hatte, ggf. staats Bayern und der BayernLB „ganz of- welche? fensichtlich beim Kauf von zunächst 50 % der Eine mögliche Geltendmachung von Gewähr‑ HGAA über den Tisch ziehen“ (Neue Zürcher leistungsansprüchen ist durch die Regelungen Zeitung, 24.11.2009) haben lassen? im Kaufvertrag ausgeschlossen. Damit fehlt die Ein Unternehmenskaufvertrag ohne angemessene Möglichkeit, darauf zu reagieren, wenn der Wert Gewährleistungsregelungen ist unüblich.467 Aller‑ der gekauften Bank sich als unzutreffend erweist. dings wurde von der Berlin Sarl. geltend gemacht, Ob trotzdem rechtlich eine Möglichkeit besteht, von einem Finanzinvestor wie Berlin sei keine Gewährleistungs- oder Schadensersatzansprüche Gewährleistung zu erhalten. Nach den Bekun‑ durchzusetzen, dies zu prüfen, hat der Vorstand dungen des Zeugen Raffel sei dies im Jahre 2007 der BayernLB eine Wiener Rechtsanwaltskanzlei teilweise marktüblich gewesen.468 Der Zeuge Dr. beauftragt. Hink erklärte vor dem Untersuchungsausschuss,

469 Hink (16, 11). 467 Brodey (16, 101). 470 Ederer (11, 78 ff). 468 Raffel (10, 137). 471 Brodey (16, 86). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 79

2.6.9. Wie ist zu erklären, dass der frühere Kärnt- Mit­glieder des Verwaltungsrats wurden die- ner Landeshauptmann Jörg Haider infolge se Informationen gerichtet? des Treffens mit den früheren Staatsministern Dr. Beckstein und Prof. Dr. Faltlhauser und – Wenn nicht, warum wurden angesichts der der „Spitze der BayernLB“ (SZ, 19.05.2007) Besonderheiten des Kaufvertrages im Be- presseöffentlich erklärte „Kärnten wird reich“ reich des Haftungsrechts derartige Stellung- (SZ, 28.11.2009) und ankündigte, „dass die nahmen nicht vorgenommen? BayernLB den Kaufpreis nicht nachverhan- deln könne“ (Financial Times Deutschland, Es wird auf die Antwort unter Ziff. 2.6.1. verwie‑ 21.05.2007)? sen.

Die Aussage des verstorbenen Landeshauptmanns 2.6.13. Haben die Bayerische Landesbank und/oder Haider dürfte der sachlichen Begründetheit ent‑ die Kärntner Landesholding externe Rechtsan- behren. Im Kärntner Landtag wurde der Vorwurf wälte bzw. Rechtsanwaltskanzleien in Deutsch- erhoben, Dr. Haider habe Landesvermögen ver‑ 472 land und/oder Österreich mit der Konzeption schleudert. Die Fraktion der Grünen im Kärnt‑ und/oder der Ausgestaltung des Kaufvertrags ner Landtag hat in einem Kontrollbericht unter und/oder der Prüfung bzw. Begutachtung des anderem ausgeführt, dass die Hypo-Anteile des Kaufvertrags und/oder vorheriger Entwurfs- Lands Kärnten zu billig verkauft worden seien fassung beauftragt? und man mindestens 200 Mio. € zusätzlich hätte bekommen können.473 – Wenn nicht, warum wurde bei einem Er- werbsvorgang dieser Größenordnung auf 2.6.10. Hatten die Mitglieder des Verwaltungsrats die Einbeziehung externen Sachverstands der BayernLB Kenntnis vom beabsichtigten verzichtet? und unterzeichneten Inhalt und Wortlaut des Kaufvertrags und sämtlicher seiner Anlagen – Wenn ja, haben die externen Rechtsanwäl- bzw. Nebenabreden („side letter“) zum Ankauf te bzw. Rechtsanwaltskanzleien in Deutsch- einer Beteiligung der HGAA durch die Bayern- land und/oder Österreich den Vorstand der LB, ggf. inwieweit und ab welchem Zeitpunkt? Bayerischen Landesbank und/oder Mitglie- der des Verwaltungsrats über die Ergebnisse Die Mitglieder des Verwaltungsrats hatten hier‑ einer Prüfung bzw. Begutachtung, insbeson- 474 von keine Kenntnis. dere auf mögliche haftungsrechtliche Prob- lemstellungen, hingewiesen? Welche Stel- 2.6.11. Welche Unternehmensbereiche/Organisations- lungnahmen und/oder Entscheidungen sei- einheiten in der Bayerischen Landesbank tens des Vorstands der BayernLB und/oder haben den Kaufvertrag zwischen der Kärnt- der involvierten Verwaltungsratsmitglieder ner Landes- und Hypothekenbank – Holding wurden hierdurch veranlasst?­ Wann und (Kärntner Landesholding) – und der Bayern- in welchem Umfang wurden die Mitglieder LB ausgearbeitet bzw. waren in die Konzepti- des Verwaltungsrats hierüber sowie über et- on des Vertrages eingebunden? waige Reaktionen seitens des Vorstands der Es wird auf die Antwort unter Ziff. 2.6.1. verwie‑ BayernLB informiert? sen. Auf die Beantwortung zu den Fragen 2.6.1., 2.6.6. 2.6.12. Welche Unternehmensbereiche der Baye- und 2.6.7. wird Bezug genommen. rischen Landesbank haben die Inhalte des Kaufvertrages überprüft (d. h. im Sinne ei- 2.6.14. Weshalb hat der Vorstand eine Kaufpreisdif- ner „Zweitbegutachtung im Vier-Augen-Prin- ferenz zugunsten der Investorengruppe von zip“)? Haben Bereiche und/oder Mitarbeiter Dr. Berlin von über 80 Mio. EUR bei einer be- der Bayerischen Landesbank einzelne Inhalte stehenden Kaufoption bis zum 30. Juni 2007 in des Kaufvertrags kritisch bewertet bzw. insbe- Kauf genommen und den Kredit an die Inves- sondere auf Problemstellungen im haftungs- torengruppe Berlin ausgereicht? Wurde der rechtlichen Bereich in mündlicher und/oder Verwaltungsrat darüber informiert? schriftlicher Form hingewiesen? – Wenn ja, an welche Unternehmensbereiche Zu dieser Frage konnte der Ausschuss keine ge‑ und/oder Mitglieder des Vorstands und/oder naueren Erkenntnisse gewinnen, nachdem sowohl die damaligen Vorstandsmitglieder als auch am Erwerbsvorgang beteiligte Führungskräfte der BayernLB vor dem Untersuchungsausschuss die 472 Dörfler (13, 46); Naser (15, 126). Aussage verweigerten. Im Übrigen wird auf die 473 Faltlhauser (14, 56). Beantwortung zu den Fragen 1.2.4., 1.2.6., 2.2.5. 474 Naser (15, 150); Turkowski (7, 32). und 2.3.31. verwiesen. Seite 80 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

2.6.15. Wurde der Verwaltungsrat darüber informiert, der BayernLB, des Freistaats Bayern und des dass die Finanzierung der Kaufpreisoption von Sparkassenverbandes eine Reihe von als „unwi‑ Dr. Berlin erst realisiert werden konnte, nach- derruflich“ bezeichneten Zusagen, unter anderem dem die Landesbank ein bindendes Angebot folgende: Die BayernLB trägt dafür Sorge, dass abgegeben hatte und damit die Finanzierung die bisherige Dividendenpolitik beibehalten wird, für die Investorengruppe von Dr. Berlin gesi- insoweit werde weiter die Ausschüttung einer chert werden konnte? bestimmten Mindestdividende angestrebt. Kapi‑ talerhöhungen oder gleichwertige Maßnahmen, Es wird auf die Antwort unter Ziff. 1.2.4. verwie‑ die zu einer Verwässerung der HGAA-Anteile der sen. Kärntner Landesholding führen könnten, werde 2.6.16. Wie lauteten die Nebenabreden zum Kaufver- die BayernLB bis Ende August 2009 nicht ohne trag („side letter“) und trifft es zu, dass Preis- Zustimmung der Kärntner Landesholding durch‑ nachverhandlungen und Gewährleistung nur führen, es sei denn, dass dies wirtschaftlich un‑ im Fall eines Betrugs durch den Verkäufer zu- umgänglich oder aufsichtsrechtlich geboten wäre. gelassen waren, wenn ja, was waren die Grün- Ferner bestätigt die BayernLB, dass der Trans‑ de hierfür? aktion über die nach Kaufvertrag bestehenden Gewährleistungsansprüche (Ziffer 6 des Vertrags Im Zusammenhang mit dem Erwerb der HGAA vom 22.05.2007) hinaus keine weitergehenden wurden zwischen der BayernLB und den Verkäu‑ Zusicherungen und Gewährleistungen zugrunde fern einige Nebenabreden getroffen und Zusagen liegen, „insbesondere nicht für die wirtschaftli‑ gemacht, die der Vorstandsvorsitzende Werner che Lage oder einen bestimmten wirtschaftlichen Schmidt und sein Stellvertreter Dr. Harnischma‑ Erfolg.“ Außerdem sichert die BayernLB zu, ver‑ cher in mehreren Schreiben vom 21.05.2007 und tragliche Gewährleistungsansprüche oder „andere 22.05.2007 gegenüber der Verkäuferseite bestä‑ auf das selbe Rechtsziel abzielende Rechtsbehelfe tigten (sog. side letter). Diese sog. side letter zum […] innerhalb von 2 Jahren ab Closing (absolute HGAA-Erwerb betreffen die Sonderausschüt‑ Frist) gerichtlich geltend zu machen.“ Unabhän‑ tung im Zusammenhang mit dem Verkauf der gig davon ist dem Schreiben zufolge eine Haf‑ Consultants-Gesellschaft, die Sitzverlegung der tung der Kärntner Landesholding „aus welchem HGAA sowie verschiedene Zusagen gegenüber Titel auch immer insgesamt mit der Höhe des der Kärntner Landesholding. erzielten Kaufpreises beschränkt. Des Weiteren bestätigt die BayernLB die Auffassung, wonach Mit gleichlautendem Schreiben vom 21.05.2007 aufgrund übereinstimmender Auffassung keine sagte die BayernLB gegenüber der Kärntner Lan‑ Notifikation bei der EU-Kommission vorgenom‑ desholding, der HGAA-Mitarbeiterprivatstiftung, men werde.477 der Berlin & Co. Capital S.a.r.l sowie der Grazer Wechselseitigen Versicherung und deren Tochter, In einem weiteren, von Werner Schmidt und der Hypo-Bank Burgenland, für den zum damali‑ Dr. Hanisch unterzeichneten Schreiben vom gen Zeitpunkt noch in der Abwicklung befindli‑ 22.05.2007 stellt die BayernLB der Mitarbeiter‑ chen Verkauf der Consultants-Gruppe eine Son‑ privatstiftung (MAPS) den Erwerb der restlichen derausschüttung im Gesamtvolumen von 50 Mio. HGAA-Anteile der MAPS (bis zu 3,33 %) in € zu. In diesem Schreiben wies die BayernLB Aussicht. ferner darauf hin, dass diese Sonderausschüttung für die BayernLB eine wirtschaftliche Kaufpreis‑ Sämtliche side letter wurden dem Verwaltungsrat erhöhung um 25 Mio. € darstellt.475 nicht vorgelegt. Der Vorstand hat den Verwal‑ tungsrat in seiner Sitzung am 23.05.2007 und da‑ Ein weiteres Schreiben der BayernLB vom glei‑ mit erst nach dem Signing sowie auch nur über chen Tag (21.05.2007) betrifft die Zusage, im einzelne Details der getroffenen Nebenabreden Einklang mit dem noch abzuschließenden Syndi‑ informiert.478 So informierte der Vorstand den katsvertrag und der vorgesehenen Neufassung der Verwaltungsrat über die Consultants-Sonderaus‑ Satzung ohne Zustimmung aller Aktionäre kei‑ schüttung von 50 Mio. € und den geplanten Er‑ ne Sitzverlegung der HGAA vorzunehmen. Das werb der restlichen MAPS-Anteile, hinsichtlich Schreiben ging an die HGAA-Mitarbeiterpri‑ derer Werner Schmidt um die Zustimmung des vatstiftung sowie in Kopie an die Kärntner Lan‑ 476 Verwaltungsrates bat. Der Verwaltungsrat hat im desholding und die Grazer Wechselseitige. Hinblick auf den Erwerb der restlichen MAPS- Anteile (bis zu 3,33 %) seine Zustimmung erteilt. Mit Schreiben vom 22.05.2007 an die Kärntner Über die weitreichenden Zusagen im Hinblick auf Landesholding tätigte die BayernLB unter Be‑ die künftige Dividendenpolitik, etwaige Kapital‑ zugnahme auf das Gespräch zwischen Vertretern

475 Bd. 78, BB 100_05, S. 519 ff. 477 Bd. 60, BB 04_16, S. 102 ff. 476 Bd. 78, BB 100_05, S. 538 f. 478 Bd. 11, S. 310 ff. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 81

erhöhungen oder die Beschränkungen im Hin‑ rametern „Ertragswertverfahren“, „Börsenmulti‑ blick auf die Gewährleistungsansprüche und eine plikatoren“, „vergleichbaren Transaktionen“ und etwaige Sitzverlegung wurde der Verwaltungsrat dem Kaufpreis, der dem Anteilserwerb von Berlin zu diesem Zeitpunkt nicht informiert. Die vom & Co. zugrunde lag, wurde als Wertbandbreite Vorstand unterlassene Information bezüglich der eine Spanne zwischen 2,6 Mrd. € und 3,1 Mrd. € weitgehenden Einschränkungen bei den Gewähr‑ dargestellt.480 Auf den Mittelwert der Wertband‑ leistungsrechten wiegt umso schwerer, als die den breite (2,6 Mrd. € bis 3,1 Mrd. €) = 2,85 Mrd. € HGAA-Erwerb betreffende Präsentation zur Ver‑ wurde eine Kontrollprämie von 20 % aufgeschla‑ waltungsratssitzung am 23.05.2007 auf Seite 1 als gen. Hieraus ergab sich die Obergrenze für den „Ausgangssituation“ unter anderem ausführt: „Im Verwaltungsratsbeschluss am 23.04.2007 in Höhe Gegensatz zur BAWAG P.S.K. zeichnet sich die von 3,40 Mrd. € (für 100 %) der Anteile. HAAB besonders durch starkes und profitables Wachstum sowie durch deutlich weniger Transak‑ Der Paketzuschlag wurde von den Mitarbeitern tionsrisiken aus.“479 der BayernLB als im Rahmen des Üblichen be‑ zeichnet.481 Von Rothschild wurde eine Spanne 2.6.17. Erlangten die Mitglieder des Verwaltungsrats von 10 % bis 20 % angenommen.482 Dabei wurde der BayernLB Kenntnis von einem ggf. verein- berücksichtigt, dass es gewisse Synergieeffekte barten Gewährleistungsausschluss und/oder gab. Zwar waren BayernLB und HGAA in ver‑ weiteren Sonderrechten für den Verkäufer, schiedenen Geschäftsfeldern und Regionen tätig, ggf. zu welchem Zeitpunkt? sodass die Synergien auf Kostenseite nicht allzu groß zu bewerten waren. Darüber hinaus habe es Es wird auf die Beantwortung der Fragen 2.6.2., jedoch auch andere Aspekte wie die Möglichkeit 2.6.6. und 2.6.16. verwiesen. zur günstigen Refinanzierung durch die Bayern‑ 2.6.18. Wie wurde der Kaufpreis ermittelt? Welche LB oder die Begleitung eigener Kunden in die 483 Personen waren in die Kaufpreisermittlung Region, in der die HGAA tätig war, gegeben. eingebunden, wann und wie wurde der Verwal- Quantifiziert wurden diese möglichen Synergien 484 tungsrat hierüber informiert und welche Ent- jedoch im Rahmen der Bewertung nicht. scheidungen wurden daraufhin ggf. getroffen? Vom Zeugen Dr. Othmar Ederer von der Grazer Der Kaufpreis wurde ausgehend von dem im Rah‑ Wechselseitigen wurde ein Paketzuschlag von men der Due-Diligence-Prüfung ermittelten Un‑ 15 % auf einen Wert von 2,75 Mrd. € als der Wert ternehmenswert der HGAA unter Aufschlag einer bezeichnet, der von der GraWe erwartet worden sog. Kontrollprämie für den Erwerb der Aktien‑ war.485 mehrheit und damit einhergehend der unterneh‑ merischen Kontrolle ermittelt. Nach den Angaben des Zeugen Prof. Dr. Faltl‑ hauser sei dem Verwaltungsrat vom Vorstand Beteiligt waren, wie aus der Beantwortung zu Fra‑ und von Rothschild eine Kontrollprämie in Höhe ge 2.2.5. hervorgeht, Wirtschaftsprüfer von Ernst von 20 % als die übliche Größenordnung darge‑ & Young, Mitarbeiter der BayernLB und Berater stellt worden.486 Der Zeuge Dr. Hink bezeich‑ der Firma Rothschild. nete die Höhe des Paketzuschlags als „relativ durchschnittlich.“487 Vom Zeugen Huber wurde Die Details der Kaufpreisbemessung wurden von der Paketzuschlag in Höhe von 20 % als untere den externen Beratern der Firmen Ernst & Young Grenze bezeichnet.488 sowie Rothschild in der Verwaltungsratssitzung am 20.04.2007 dargelegt. Die Unternehmens‑ In Zusammenhang mit der Herleitung des Kauf‑ bewertung erfolgte auf Basis eines Dividenden- preisrahmens fällt auf, dass die Präsentationen für Diskontierungsverfahrens, bei dem die ausschütt‑ die Vorstandssitzung am 19.04.2007 und die Ver‑ baren Dividenden (unter Berücksichtigung des waltungsratssitzung am 20.04.2007 im Hinblick Kapitalbedarfs der Gesellschaft) abgezinst wur‑ auf die Bestimmung des Unternehmenswerts und den. Grundlage der Unternehmensbewertung war der Kontrollprämie im Detail voneinander abwei‑ der Businessplan des Managements für die Jahre chen. 2007 bis 2010, der so weit möglich plausibilisiert und in Einzelaspekten angepasst wurde. Verschie‑ dene zusätzliche Einmaleffekte sowie zusätzlicher Wertberichtigungsbedarf wurden darüber hinaus 480 Bd. 11, S. 239. 481 Geltinger (9, 87). gesondert berücksichtigt. Letztlich wurde so ein 482 Bender (10, 43). „Wert vor geschätzten Wertberichtigungen“ von 483 Bender (10, 107). 2.630 Mio. € ermittelt. Ausgehend von den Pa‑ 484 Bender (10, 107). 485 Ederer (11, 51). 486 Faltlhauser (14, 51). 487 Hink (16, 12). 479 Bd. 11, S. 315. 488 Huber (26, 37). Seite 82 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

So findet sich im Hinblick auf die Unterneh‑ Stärken und Schwächen des Objekts (Due Dili- mensbewertung der HGAA in der Präsentation gence) eine Kaufpreisminderung von maximal für den Vorstand am 19.04.2007 eine Grafik, die 100 Mio. EUR vorgesehen war? War dies den für die spätere Präsentation im Verwaltungsrat am Verwaltungsratsmitgliedern bekannt, ggf. zu 20.04.2007 geändert wurde (vgl. diesbezüglich welchem Zeitpunkt? auch die Beantwortung zu Frage 2.2.10.): Im Ge‑ gensatz zur Grafik, die der Vorstandssitzung am Nach Abschluss der ersten Phase der Due Dili‑ 19.04.2007 (Seite 54 der Präsentation)489 zugrun‑ gence unterbreitete der Vorstand der BayernLB de lag, enthielt die Grafik für den Verwaltungs‑ gegenüber der Verkäuferseite mit Schreiben vom rat (Seite 23 der Präsentation)490 keinen Hinweis 24.04.2007 ein indikatives Kaufpreisangebot von mehr auf die Wertberichtigungen im Gesamtvolu‑ 1,6 Mrd. € und beschränkte in selbigem Schrei‑ men von 250 Mio. €. Auch im Hinblick auf die ben eine etwaige Kaufpreisminderung bereits auf für den Mehrheitserwerb aufzuschlagende Kont- einen Maximalbetrag von 100 Mio. € (für 50 % rollprämie sind die Ausführungen unterschied‑ + 1 Aktie).493 Dieses Schreiben wurde dem Ver‑ lich: Die Vorstandspräsentation (Seite 58)491 waltungsrat nicht vorgelegt. Der Kenntnisstand spricht von der „Annahme eines marktüblichen und damit die Beschlusslage beim Verwaltungsrat Paketzuschlags von zwischen 10 % und 20 % be‑ war auf der Grundlage seines Beschlusses vom rechnet auf den Mittelwert der Wertbandbreite“, 23.04.2007 ein maximaler Kaufpreisrahmen von wonach „ein Kaufpreis in Höhe von 3,2 Mrd. € 3,4 Mrd. €, bezogen auf 100 % der HGAA-An‑ (für 100 %) betriebswirtschaftlich zu rechtferti‑ teile. gen“ wäre. Dagegen hält die Verwaltungsratsprä‑ sentation (Seite 29)492 fest: „Unter der Annahme Auch die spätere Empfehlung494 der externen Be‑ einer marktüblichen Kontrollprämie von 20 % auf rater lautete, nur zu einem Preis von höchstens den Mittelwert der Wertbandbreite ergäbe sich ein 1,5 Mrd. € zu kaufen. Sie wurde vom Vorstand Kaufpreis von bis zu 3,4 Mrd. €.“ Dieser Wert jedoch nicht umgesetzt. Auch hierüber hatte der sollte um 200 Mio. € für Wertberichtigungen Verwaltungsrat keine Kenntnis. Es wird insoweit reduziert werden. Daraus ergab sich ein rechne‑ auf die Beantwortung der Frage 2.1.9. verwiesen. rischer Kaufpreis von 1,6 Mrd. €. Tatsächlich war aber nicht von 3,4 Mrd. € auszugehen wie 2.6.20. War dem Verwaltungsrat bekannt bzw. von in der Präsentation vom 20.04.2007 für den Ver‑ ihm genehmigt, dass das gelegte Angebot von waltungsrat, sondern von 3,2 Mrd. € wie in der 1,6 Mrd. EUR einen Abschlag von 100 Mio. Präsentation vom 19.04.2007 für den Vorstand, EUR (Wertpapiere, Immobilien etc.) und eine welche dem Gesprächsstand und den Einschät‑ Kaufpreisobergrenze beinhaltete? zungen der Berater entsprach. Nach Abzug betrug der Wert dann 3,0 Mrd. € und damit der empfoh‑ Zum Kenntnisstand des Verwaltungsrats sei auf lene Kaufpreis 1,5 Mrd. €. die Antworten zu den Fragen 2.1.9., 2.2.10., 2.3.15.1., 2.6.18. und 2.6.19. verwiesen. Der Vorstand hat die Differenz von 3,4 und 3,2 Mrd. € damit zu erklären versucht, dass er sich ei‑ 2.6.21. Welche Garantien wurden im Erwerbsvertrag nen Verhandlungsspielraum schaffen wollte. Für zulasten der Verkäufer eingebaut? Gibt es eine den Verwaltungsrat bedeutete dies allerdings um‑ Aktiva-Bestandsgarantie und eine Eigenkapi- gekehrt, dass die genaue Zusammensetzung des talgarantie zum Übernahme-Stichtag? Kaufpreises, bestehend aus zugrunde gelegtem Unternehmenswert, abzuziehenden Wertberichti‑ Vgl. insoweit die Beantwortung zu den Fragen gungen und aufzuschlagender Kontrollprämie auf 2.6.2. ff. sowie 2.6.16. und 2.6.17. der Grundlage der ihm vorliegenden Unterlagen nur schwer nachvollziehbar war. 2.6.22. Welche Fragen, Interventionen oder Stellung- nahmen gab es in den Verwaltungsratssitzun- 2.6.19. Trifft es zu, dass die erfolgte Zahlung für die gen der BayernLB durch die an den Sitzungen Beteiligung „etwas höher ausfiel als anvisiert“, teilnehmenden Vertreter der deutschen Ban- nämlich 1,625 Mio. EUR anstelle von 1,5 Mio. kenaufsicht zum Thema Kauf der HGAA? EUR (SZ, 23.05.2007), obwohl in der Vor- standssitzung der BayernLB am 24.04.2007 Es wird auf die Beantwortung der Frage 2.1.3. bei wertmindernden Abweichungen aufgrund verwiesen. Die Vertreter der Bankenaufsicht hat‑ des noch andauernden Prüfungsprozesses über ten an den maßgeblichen Sitzungen des Verwal‑ tungsrats nicht teilgenommen.

489 Bd. 76, BB 100_04, S. 278. 490 Bd. 11, S. 236. 491 Bd. 76, BB 100_04, S. 282 493 Bd. 76, BB 100_04, S. 390 ff. 492 Bd. 11, S. 242. 494 Bd. 58, BB 02 Haas_06, S. 14 ff. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 83

2.7. Sonstige Fragen im Zusammenhang mit der Vorstand sogar berichtet habe, dass die Geschäfts‑ Übernahme der HGAA durch die BayernLB entwicklung bei der HGAA im Plan liege.502

2.7.1. Welche Kontakte, Gespräche und Schriftwech- 2.7.3. Trifft es zu, dass der frühere bayerische Minis- sel ggf. mit welchem Inhalt erfolgten zwischen terpräsident Dr. Edmund Stoiber im August dem früheren Ministerpräsidenten Dr. Ed- 2007 in persönlichen Kontakten mit dem da- mund Stoiber und Vertretern der kroatischen maligen kroatischen Premierminister Sanader Regierung und/oder der Kroatischen Natio- auf die Zustimmung der Kroatischen National- nalbank im Zusammenhang mit dem Beteili- bank zum Ankauf der HGAA-Anteile durch gungserwerb an der HGAA? die BayernLB mittels „politischem Druck“ (Der Spiegel, 28.12.2009) hinwirkte, wenn Es sei auf die nachfolgenden Antworten unter nein, wie erklärt es sich, dass der Präsident der Ziff. 2.7.4. bis 2.7.10. verwiesen. Kroatischen Nationalbank, Zeljko Rohatinski, den ehemaligen bayerischen Ministerpräsiden- 2.7.2. Trifft es zu, dass die Kroatische Nationalbank ten Dr. Edmund Stoiber im Dezember 2009 in ihre erforderliche Genehmigung zur Beteili- diesem Zusammenhang lt. Pressemitteilungen gung der BayernLB an der HGAA im Juli 2007 der „Unwahrheit“ (Der Spiegel, 28.12.2009) zunächst verweigerte (Der Spiegel, 19.12.2009), bezichtigte? wenn ja, aus welchen Gründen? Dr. Stoiber erklärte als Zeuge vor dem Untersu‑ Es trifft zu, dass die Kroatische Nationalbank am chungsausschuss, dass er erstmalig im März oder 11.07.2007 die Genehmigung zunächst verweigert April von der Möglichkeit des Erwerbs der HGAA hat.495 Darüber wurde der Vorstand der BayernLB durch Prof. Dr. Faltlhauser erfahren habe.503 Zum informiert.496 Das hatte seinen Grund einerseits Thema HGAA habe er sich von der Staatskanzlei darin, dass die kroatische Nationalbank über das Vermerke fertigen lassen, wenn in der Presse Fra‑ Verhalten der BayernLB zu den Vorgängen um gen aufgeworfen wurden.504 die Rijecka Banka verärgert war. Die BayernLB wurde aufgrund der damaligen Vorkommnisse als Der Zeuge Dr. Stoiber wurde am 13.07.2007, unzuverlässig angesehen.497 Andererseits sah die nachdem die Kroatische Nationalbank die Ge‑ kroatische Nationalbank Probleme bei den beiden nehmigung der Übernaheme der Akienmehrheit kroatischen Banken. Dies führte zu den Auflagen verweigert hatte, durch den Vorstand der Bayern‑ in einem neuen Genehmigungsantrag. Dazu wird LB in einem Brief gebeten, die Genehmigung auf auf die Beantwortung der Frage 2.7.9. verwiesen. politischer Ebene zu erreichen.505 Dr. Stoiber hat bekundet, dass er daraufhin mit dem kroatischen Die Verweigerung der Genehmigung durch die Ministerpräsidenten Ivo Sanader telefoniert habe, kroatische Nationalbank wurde von den Mitglie‑ der ihm mitgeteilt habe, dass die Nationalbank dern des Verwaltungsrats nicht dazu genutzt, zu unabhängig sei und er sich in keiner Weise einmi‑ prüfen, ob dies Anlass sein könnte, den Vertrag schen könne.506 über den Erwerb der Aktienmehrheit nicht zu vollziehen.498 Im August besuchte Ministerpräsident Dr. Stoiber Kroatien auf Einladung der dortigen Regierung Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser führte hierzu aus, zu einem Abschiedsbesuch als bayerischer Mi‑ dass er damals von den objektiven Zahlen her nisterpräsident. Das Thema HGAA sei weder der keine Veranlassung hierzu sah.499 Auch dem Zeu‑ Grund für die Reise gewesen noch im Mittelpunkt gen Dr. Naser seien bis zum Closing keine weite‑ derselben gestanden.507 ren negativen Tatbestände bekannt geworden, die diesem entgegengestanden hätten.500 Der Zeuge Der Zeuge Dr. Stoiber war der Meinung, dass die Dr. Beckstein führte aus, dass es bis zu seiner Äußerung von Dr. Rohatinski sich damit erkläre, Wahl zum Ministerpräsidenten keinerlei Hinwei‑ dass der Abschluss der Vereinbarungen mit dem se darauf gegeben habe, dass bei der HGAA nicht Vollzug verwechselt wurde. Tatsache sei jeden‑ alles planmäßig verlaufen würde.501 Vom Zeugen falls, dass das Anliegen der BayernLB eine Er‑ Weigert wiederum wurde angegeben, dass der ledigung gefunden habe und ihr zweiter Antrag auf Genehmigung positiv beschieden wurde. Der Zeuge Dr. Stoiber hat gesagt, er sei davon ausge‑

495 Stoiber (17, 10). 496 Kober (9, 139). 502 Weigert (24, 32). 497 Kober (9, 138). 503 Stoiber (17, 8). 498 Hink (16, 65); Schmid (20, 143); Schaidinger (25, 93). 504 Stoiber (17, 9). 499 Faltlhauser (14, 46). 505 Stoiber (17, 10). 500 Naser (15, 127). 506 Stoiber (17, 11). 501 Beckstein (20, 184). 507 Stoiber (17, 11 f.). Seite 84 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

gangen, dass bereits am 17.07.2007 eine Einigung dem damaligen kroatischen Premierminister zwischen der BayernLB und der Kroatischen Na‑ Sanader und/oder gegenüber anderen kroati- tionalbank erzielt worden sei.508 Deswegen habe schen Stellen und/oder mittels anderer öffent- die Reise nach Kroatien keinen Einfluss mehr ha‑ licher Mitteilung in den Medien einen Schaden ben können.509 Klar sei aber auch, dass die Eini‑ für die guten Beziehungen zwischen Kroatien gung im Zeitpunkt der Reise noch nicht vollzogen und Bayern ankündigte, falls die Kroatische war, weswegen es sich um ein Missverständnis Nationalbank ihre Haltung nicht aufgebe und handele, da Dr. Rohatinski die – unvollständig die Unterstützung des Freistaats Bayern für zitierte – Äußerung Dr. Stoibers wohl darauf be‑ den angestrebten EU-Beitritt Kroatiens mit zogen hatte, dass eine Einigung nicht nur erzielt, der Zustimmung der dortigen Nationalbank sondern auch vollzogen worden war.510 Die Hin‑ verknüpfte? tergründe der Presseerklärung von Dr. Rohatinski konnten nicht abschließend aufgeklärt werden. Anlässlich seiner Kroatienreise im August 2007 hat Dr. Stoiber eine Presseerklärung gegeben. In 2.7.4. Wie erklärt es sich, dass dem früheren bay- dieser brachte er seine Verärgerung über das Ver‑ erischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund halten der Kroatischen Nationalbank zum Aus‑ Stoiber anlässlich eines Besuchs beim dama- druck. Das belaste die ansonsten guten bayerisch- ligen kroatischen Premierminister Sanader kroatischen Beziehungen. Bayern habe sich für im August 2007 von den Medien ein aus dip- die rasche Anerkennung Kroatiens als selbststän‑ 515 lomatischer Sicht „unangebrachtes Verhalten“ diger Staat vorrangig eingesetzt. Auch hatte (Der Spiegel, 28.12.2009) und ein „äußerst sich vor allem Bayern für den EU-Beitritt stark 516 respektlos(es)“ (Der Spiegel, 28.12.2009) öf- gemacht. fentliches Gebaren bescheinigt wurde? Diese Aussage wurde auf der gemeinsamen Pres‑ sekonferenz anlässlich des Besuchs in Kroatien Es wird zunächst auf die Antwort unter Ziff. 2.7.6. im August 2007 wiederholt.517 verwiesen. Die dort getätigten Aussagen seien laut dem Zeugen Dr. Stoiber nicht sehr diploma‑ 2.7.7. Stand die Verleihung des Bayerischen Ver- 511 tisch gewesen. Es mag auch Verärgerung über dienstordens durch den früheren bayerischen 512 die Wortwahl gegeben haben. Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber an den damaligen kroatischen Premierminister 2.7.5. Standen die Reisen des früheren Staatsminis- Sanader im Juli 2007 in Zusammenhang mit ters Huber nach Zagreb im Jahre 2007 im Zu- der angestrebten Zustimmung der Kroatischen sammenhang mit dem Kauf der HGAA? Nationalbank im Hinblick auf den Erwerb von Anteilen an der HGAA, wenn ja, inwiefern? Die Reise stand nicht im Zusammenhang mit dem Kauf der HGAA.513 Die Verleihung des Bayerischen Verdienstordens an Ivo Sanader stand nicht im Zusammenhang mit Aus den seitens des Wirtschaftsministeriums der HGAA. Sie wurde eingeleitet, bevor Minister‑ übermittelten Reiseunterlagen geht hervor, dass präsident Dr. Stoiber um Unterstützung wegen der zur Vorbereitung der Reise von Staatsminister Genehmigung gebeten wurde.518 Huber nach Zagreb im Jahr 2007 unter anderem auch eine Information über den Sachstand des Ge‑ 2.7.8. Trifft es zu, wie vom damaligen Aufsichtsrats- nehmigungsverfahrens bei der Kroatischen Nati‑ vorsitzenden der Kärntner Landesholding onalbank eingeholt wurde. Allerdings handelt es Martinz im Sommer 2007 z. B. im Kärntner Un- sich insoweit um eine bloße Sachstandsinfo zur tersuchungsausschuss erklärt, dass durch den Reisevorbereitung, in Bezug auf die Reise und de‑ damaligen Ministerpräsidenten Dr. Edmund ren Programm ist ein inhaltlicher oder politischer Stoiber „himself“ (Der Spiegel, 28.12.2009) Zusammenhang mit dem Kauf der HGAA nicht gegen das angekündigte Veto der Kroatischen erkennbar.514 Nationalbank interveniert wurde? Es sei auf die Antwort zu Frage unter Ziff. 2.7.3. 2.7.6. Trifft es zu, dass der frühere bayerische Mi- verwiesen. nisterpräsident Dr. Edmund Stoiber in einem Schreiben an und in Äußerungen gegenüber 2.7.9. Trifft es zu, dass vonseiten der BayernLB Anfang September 2007 ein „neuer Übernah- 508 Siehe 2.7.10. meantrag“ (Financial Times Deutschland, 509 Stoiber (17, 21). 510 Stoiber (17, 21). 511 Stoiber (17, 19). 515 Stoiber (17, 11). 512 Stoiber (17, 20). 516 Stoiber (17, 11). 513 Huber (26, 8). 517 Stoiber (17, 12). 514 Bd. 24, S. 3 ff. 518 Stoiber (17, 13). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 85

28.08.2007) gestellt wurde, um die Genehmi- vorsitzenden bestellt.522 Dies geschah auf Wunsch gung der Kroatischen Nationalbank zu erhal- des Vorstandsvorsitzenden der BayernLB Werner ten? Schmidt. Der Vorgang zeigt, wie weit tatsächlich bereits eine Einigung über den Einstieg der Bay‑ Am 29.05.2007 war bei der Kroatischen National‑ ernLB erreicht war. Sonst wäre dem Wunsch ei‑ bank der Antrag auf Genehmigung des Erwerbs nes Bankfremden nicht entsprochen worden. einer Mehrheitsbeteiligung an den Kroatischen Banken der HGAA gestellt worden. Dieser An‑ Die Entscheidung, Dr. Berlin zum Vorstandsvor‑ trag war von der Kroatischen Nationalbank am sitzenden zu machen, wurde vom Zeugen Prof. 11.07.2007 zurückgewiesen worden. Die Bay‑ Dr. Faltlhauser im Nachhinein als Fehlentschei‑ ernLB bat mit Schreiben vom 13.07.2007 an den dung bezeichnet. Er habe bereits im Februar 2007 kroatischen Ministerpräsidenten Sanader um po‑ von Werner Schmidt von dieser Idee erfahren und litische Unterstützung. Mit Schreiben gleichen hielt sie zum damaligen Zeitpunkt für plausibel, Datums erbat sie diese auch von Dr. Stoiber in da sie damit begründet wurde, dass Dr. Berlin ein seinem Amt als bayerischer Ministerpräsident. guter Banker sei, der auch noch vor Ort wohne Am 17.07.2007 kam es in Zagreb zu einer Be‑ und damit eine Mischung aus Ortsansässigkeit 523 sprechung von Werner Schmidt, Dr. Berlin und und Qualifikation darstelle. Die Personeniden‑ Dr. Benedikt Haas mit dem Präsidenten der Kroa‑ tität von Investor und späterem Vorstandsvorsit‑ tischen Nationalbank Dr. Rohatinski.519 Dabei hat zenden wurde vom Zeugen seinerzeit als positi‑ dieser Bedingungen genannt, unter denen ein neu‑ ves Zeichen gewertet, da es zeige, dass er von der 524 er Antrag erfolgreich sein könne. Dazu gehörte die Sache überzeugt sei. Der Zeuge Dr. Naser gab Durchführung einer Due-Diligence-Prüfung bei an, dass auch er die Entscheidung zum damaligen 525 den kroatischen Banktöchtern, die Verbesserung Zeitpunkt befürwortet habe. Auch er habe in des Risikomanagementsystems, die Beschrän‑ der Personenidentität keinen Interessenskonflikt 526 kung des Kreditwachstums und die Sicherstellung gesehen. einer ausreichenden Kapitalausstattung mittels 2.7.11.1. Welche Gründe gab es für diese Entscheidung, einer Kapitalerhöhung um 350 Mio. €. Es kam die von der Süddeutschen Zeitung als „eine in der Folge zu einem zweiten Genehmigungs‑ außergewöhnliche Wahl“ (SZ, 19.05.2007) be- verfahren bei der Kroatischen Nationalbank.520 zeichnet wurde, und sind dem Verwaltungsrat Es wurde am 28.08.2007 ein neuer Antrag durch die Gründe dargelegt worden? die BayernLB gestellt, der am 12.09.2007 ge‑ nehmigt wurde. Hierüber unterrichtete Werner Nach der Entlassung von Dr. Kulterer hatte ein Schmidt den Verwaltungsrat in der Sitzung vom Vorstandsmitglied der GraWe, Dr. Grigg, vorü‑ 521 24.07.2007. bergehend den Vorstandsvorsitz der HGAA über‑ nommen. Er sollte und wollte jedoch zurück zur 2.7.10. Zu welchem Zeitpunkt und aus welchen Grün- GraWe. So haben es die Zeugen Dr. Ederer und den gab die Kroatische Nationalbank ihre ab- Dr. Grigg vor dem Ausschuss ausgesagt. Somit lehnende Haltung zum Erwerb von Anteilen an war die Position des Vorstandsvorsitzenden bei der HGAA durch die BayernLB auf und erteil- der HGAA neu zu besetzen. Es war der Wunsch te ihre Genehmigung? von Werner Schmidt, dass Dr. Berlin diese Positi‑ on einnehme.527 Weiterhin wird auf die Beantwor‑ Es wird auf die Antwort unter Ziff. 2.7.9. verwie‑ tung der Frage 2.7.11. verwiesen. sen. 2.7.12. Hatten Mitglieder des Vorstands und/oder des 2.7.11. Trifft es zu, dass Dr. Tilo Berlin schon Ende Ap- Verwaltungsrats Kenntnisse über angebliche ril 2007 von der BayernLB die Anfrage erhielt, Parteispenden von Deutschland nach Kärnten „ob er nicht den Interimschef der HGAA, Sieg- im Zusammenhang mit dem Kauf der HGAA? fried Grigg, ablösen wolle“ (SZ, 19.05.2007) und hatten Mitglieder des Verwaltungsrats der Hierfür liegen dem Untersuchungsausschuss kei‑ BayernLB hiervon Kenntnis, ggf. ab wann? ne Kenntnisse, aber auch keine Anhaltspunkte vor.528 Wann genau Dr. Berlin die Anfrage erhielt, konnte nicht aufgeklärt werden. Er wurde am 26.04.2007 durch Beschluss des Aufsichtsrats der HGAA mit Wirkung zum 01.06.2007 zum neuen Vorstands‑ 522 Turkowski (7, 33). 523 Faltlhauser (14, 87 f.). 524 Faltlhauser (14, 89). 525 Naser (15, 221). 519 Faltlhauser (14, 49). 526 Naser (15, 222). 520 Naser (15, 126 f.). 527 Ederer (11, 65 f.). 521 Faltlhauser (14, 48). 528 Turkowski (7, 33). Seite 86 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

3. PHASE NACH DEM KAUF: Verwaltungsrat den Vorstand beauftragt zu prü‑ Fragen zur Eindämmung des Risikos, zum fen, „welche etwaigen zusätzlichen Kapitalmaß‑ Krisenmanagement und zur Information des nahmen“ wegen des Kaufs notwendig werden Parlaments und der Öffentlichkeit durch Or- könnten, und hierfür konkrete Vorschläge vorzu‑ gane der BayernLB oder der Staatsregierung legen.

3.1. Der Untersuchungsausschuss soll alle Zah- In der Verwaltungsratssitzung am 23.05.2007 lungsströme der BayernLB samt Tochterun- fasste der Verwaltungsrat zur Finanzierung des ternehmen mit der HGAA und deren Tochter- HGAA-Erwerbs durch die BayernLB folgen‑ unternehmen im Zeitraum Mai 2007 bis zum den Beschluss: „Der Verwaltungsrat hält eine Verkauf zum symbolischen Preis von EUR Kapitalerhöhung zu mindestens 500 Mio. € zu 1,- an die Republik Österreich im Dezember 100 % auf Basis der bisherigen Kapitalanteile, 2009 aufzeigen. Dazu gehören die Zeichnung d. h. jeweils 50 % (= mindestens 250 Mio. €), von Ergänzungskapital, Kapitalerhöhungen zum frühestmöglichen Zeitpunkt für notwendig.“ bei der HGAA und/oder deren Töchtern sowie Gleichzeitig informierte Werner Schmidt den Ver‑ Kreditgewährungen an die HGAA und/oder waltungsrat darüber, dass die bayerischen Spar‑ deren Tochterunternehmen kassen zu dieser Kapitalerhöhung bereits bei der am 21.05.2007 einberufenen Sitzung der SVB- 3.1.1. Welche Maßnahmen wurden vom Vorstand Gremien Zustimmung signalisiert hätten.532 Mit und Verwaltungsrat nach der Entscheidung Schreiben vom 28.05.2007 an den Vorstandsvor‑ zum Erwerb der HGAA zur Umsetzung des sitzenden Werner Schmidt stellte Finanzminister HGAA-Erwerbs und seiner Finanzierung er- Prof. Dr. Faltlhauser eine Kapitalerhöhung durch griffen? den Freistaat im Gesamtvolumen von 250 Mio. € in Aussicht.533 Der Vorstand hat das Projekt „Jointly Successful“ konzipiert.529 Dies sollte einerseits helfen, die In‑ Der Beschluss über die Kapitalerhöhung bei der tegration der HGAA in den BayernLB-Konzern BayernLB in Höhe von 500 Mio. € wurde im Ver‑ zu bewirken. Andererseits sollte es dazu dienen, waltungsrat am 04.03.2008534 und in der General‑ die Mängel und Schwachstellen in der Organi‑ versammlung am 25.04.2008535 gefasst.536 sation und Struktur der HGAA, welche durch die Due-Diligence-Prüfung und die Prüfung der 3.1.3. Trifft es zu, dass lt. Pressemeldungen „aus OeNB festgestellt worden waren, zu beseitigen. Kreisen nahe der BayernLB verlautete“, „eine Der Vorstand hat die Vereinbarungen im Syndi‑ Kapitalerhöhung stelle kein Problem dar. Es katsvertrag zur unternehmerischen Steuerung der sei bereits beim Einstieg des Instituts klar ge- HGAA einschließlich der Besetzung des Auf‑ wesen, dass die Hypo wohl frische Mittel be- sichtsrats und des Vorstands umgesetzt. Am Ende nötigen würde“ (Financial Times Deutschland, wurden von acht Mandaten sechs von der Bayern‑ 29.06.2007), ab wann hatten ggf. die Mitglieder LB besetzt.530 Im Jahr 2009 hat die BayernLB das des Verwaltungsrats der BayernLB hiervon Projekt „Hypo Fit 2013“ aufgelegt. Dies sollte der Kenntnis und welche Maßnahmen wurden von Überprüfung der HGAA insbesondere ihrer Risi‑ den Mitgliedern im Verwaltungsrat, insbeson- kostrategie dienen. Daneben gab es ein monatli‑ dere von den Vertretern des Freistaats Bayern, ches Reporting.531 der BayernLB ggf. hieraufhin veranlasst?

3.1.2. Trifft es zu, dass schon im Mai 2007 bei der Der Businessplan der HGAA, der in modifizierter BayernLB eine „Kapitalerhöhung über 500 Form Grundlage der Kaufpreisfindung war, sah Mio. EUR“ vorbereitet wurde (SZ, 25.05.2007), eine weitere Ausdehnung der Geschäftstätigkeit von der der Freistaat Bayern 50 % zu leisten vor.537 Dazu war eine Steigerung des Eigenka‑ hatte? pitals entsprechend erforderlich gewesen. Diese konnte gewonnen werden aus einem erwirtschaf‑ In Ziffer 4 des Beschlusses vom 23.04.2007 hat teten Gewinn. Sie musste gewonnen werden, der Verwaltungsrat zur Kenntnis genommen, dass wenn der Gewinn die Eigenkapitalsteigerung im Hinblick auf den Erwerb der HGAA auf Basis nicht zuließ, durch eine Kapitalerhöhung. Die der aktualisierten Kapitalplanung im Jahr 2007 OeNB hat in ihrem Prüfbericht den Eigenkapital‑ ein Kernkapitalbedarf von ca. 600 Mio. € und im bedarf der HGAA mit monatlich 30–40 Mio. €, Jahr 2009 von 500 Mio. € gegeben sein werde. In Ziffer 6 des Beschlusses am 23.04.2007 hat der 532 Bd. 11, 311; Faltlhauser (14, 47). 533 Bd. 6, S. 55 f. 534 Bd. 14, S. 213, 219. 529 Dörhöfer (11, 99). 535 Bd. 15, S. 128. 530 Grigg (13, 105). 536 Köglmeier (9, 157); Faltlhauser (14, 47). 531 Grigg (13, 105). 537 Vgl. Barth (13, 175). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 87

damit 360–480 Mio. € im Jahr, angesetzt. Eine kerem Wachstum wäre aber zusätzliches Kapital Kapitalerhöhung erschien damit im Bereich des aufzubringen gewesen.542 Auch nach den Anga‑ Möglichen. Das wurde offensichtlich auch im ben des Zeugen Dr. Grigg sei im Mai 2007 kein Staatsministerium der Finanzen so gesehen. Denn zusätzlicher Kapitalbedarf erkennbar gewesen, da in einem Vermerk vom 16.03.2007 zur Vorberei‑ – im Zuge der von Berlin vorgenommenen Ka‑ tung der Verwaltungsratssitzung vom 20.03.2007 pitalerhöhung 2006/2007 – neues Kapital durch findet sich der Hinweis in der Form, dass dies in die Ausgabe neuer Aktien geflossen sei.543 Der der Sitzung hinterfragt werden solle.538 In einem Zeuge Barth hat darauf hingewiesen, dass nach Vermerk des Finanzministeriums vom 20.07.2007 dem Businessplan Gewinne zu erwarten waren. zur Eigenkapitalausstattung der HGAA wird da- Durch sie war Thesaurierung möglich. Dies war rauf hingewiesen, dass die Ausstattung mit Eigen‑ erforderlich, um eine weitere Ausdehnung des mitteln nach wie vor als unbefriedigend zu beur‑ Geschäfts wie im Businessplan vorgesehen zu fi‑ teilen sei. Auch sei eine Bewertung der Eigenmit‑ nanzieren. Der Zeuge Barth hat auch auf die Al‑ telbedarfsplanung zum gegenwärtigen Zeitpunkt, ternative hingewiesen, dass, wenn Gewinne nicht also vor Closing, noch nicht möglich. Der Leiter wie geplant anfielen, die weitere Ausdehnung des des Vorstandsstabs teilte auf Nachfragen mit, Geschäfts durch Kapitalzuführungen zu ermög‑ dass eine angemessene Kapitalentwicklung auf lichen seien. Zu den Gewinnen kam es dann im der Basis der bisherigen Planung nur bei Voll‑ Jahr 2007 auch nicht.544 thesaurierung bei der HGAA möglich sei. Falls die Entwicklung allerdings anders verlaufe, sei Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser sagte hierzu vor eine Kapitalerhöhung bei der HGAA nicht ausge‑ dem Untersuchungsausschuss aus, er habe zu die‑ schlossen.539 sem Punkt nachgefragt und die Auskunft erhalten, dass die Eigenkapitaldecke gesichert sei, wenn In einer Vorstandsvorlage für die Verwaltungs‑ die Gewinne thesauriert würden.545 ratssitzung vom 04.12.2007 findet sich als Anlage ein Text der HGAA „Rekapitalisierung HGAA“, Der Zeuge Hink gab in diesem Zusammenhang der von einer Kapitalerhöhung von 600 Mio. € an, dass es bei den Kaufvertragsverhandlungen, ausgeht.540 Bemerkenswert erscheint auch der an denen er am Ende teilgenommen hat, nicht um Hinweis auf die Vorlage für die Sitzung des Ver‑ mögliche Kapitalerhöhungen gegangen sei. An waltungsrats am 23.05.2007, also am Tag nach eine solche Diskussion könne er sich nicht erin‑ der Vertragsunterzeichnung. Auf Seite 14 der nern.546 Vorlage erfolgt eine Betrachtung der ROI Sensi‑ tivität auf die Jahresüberschüsse 2009 und 2010. 3.1.4. Trifft es zu, dass Ende des Jahres 2007 eine wei- Hierbei wird der (anteilig) erwartete Jahresüber‑ tere Kapitalerhöhung für die HGAA in Höhe schuss der Hypo Alpe Adria ins Verhältnis zum von rund 450 Mio. Euro durch die BayernLB eingesetzten Kapital gesetzt. Als eingesetztes Ka‑ geleistet werden musste, wann erhielten die pital wird aber ausschließlich der Kaufpreis von Mitglieder des Verwaltungsrats der BayernLB 1,625 Mio. €, nicht aber zusätzliches Kapital aus Kenntnis hierüber und welche Maßnahmen einer Kapitalerhöhung bei der Hypo Alpe Adria wurden von ihnen in diesem Zusammenhang, aufgeführt. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, ggf. wann und durch wen, veranlasst? dass (trotz der bereits vorliegenden Erkenntnis‑ se aus der zweiten Phase der Due Diligence) zu Es trifft zu, dass bei der HGAA Ende 2007 eine diesem Zeitpunkt noch nicht von einer Kapital‑ Kapitalerhöhung über 600 Mio. € durchgeführt erhöhung bei der Hypo Alpe Adria ausgegangen wurde. Durch Beschluss vom 04.12.2007 hat wurde. der Verwaltungsrat dieser Kapitalerhöhung zu‑ gestimmt. Der Anteil der BayernLB betrug rund Die Frage, ob bereits bei Übernahme der Mehr‑ 450 Mio. €.547 Die Kapitalerhöhung war erfor‑ heitsbeteiligung durch die BayernLB klar gewe‑ derlich, um bekannten Wertberichtigungsbedarf sen sei, dass die HGAA frisches Kapital benöti‑ abzudecken und das Eigenkapital der Bank zu ge, wurde vom Zeugen Dr. Othmar Ederer von erhöhen. Sie wurde vom Zeugen Hagl vor dem der Grazer Wechselseitigen klar verneint. Nach Untersuchungsausschuss als „alternativlos“ be‑ seiner Meinung wäre das Wachstum der HGAA zeichnet.548 Der Zeuge Christmann gab in diesem auch aus den erwirtschafteten Erträgen darstell‑ Zusammenhang an, dass es für ihn eine große bar gewesen, wenn die Märkte weiterhin positiv gestimmt gewesen wären.541 Bei weiterem, stär‑ 542 Ederer (11, 56). 543 Grigg (13, 85 f.). 544 Barth (13, 175). 538 Band 11, S. 104 ff. 545 Faltlhauser (14, 202). 539 Band 150, S. 149. 546 Hink (16, 47). 540 Band 79, BB 100_06 S. 43. 547 Köglmeier (9, 159); Huber (26, 16). 541 Ederer (11, 56). 548 Hagl (18, 65). Seite 88 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Überraschung gewesen sei, bei dieser Sitzung mit Die Notwendigkeit einer weiteren Kapitaler‑ einer Kapitalerhöhung bei der HGAA konfrontiert höhung wurde vom Vorstand damit begründet, zu werden.549 Auch die Zeugen Huber und Körner dass es im Rahmen eines Bereinigungsprozesses sagten aus, dass die Notwendigkeit einer Kapital‑ bei der HGAA zu einer erhöhten Risikovorsorge erhöhung überraschend gewesen sei.550 Für den kommen müsste. Die zusätzlich notwendige Risi‑ Zeugen Herrmann sei diese Kapitalerhöhung eine kovorsorge würde die Professionalität des neuen Abwägung zwischen der Chance auf ein erfolg‑ Risikomanagements widerspiegeln.558 Aus Sicht reiches Wachstum und den Abschreibungsrisiken des Zeugen Körner habe es sich letztlich aber um aus zusätzlichem Kapitaleinsatz gewesen.551 eine Kapitalerhöhung mangels sinnvoller Alterna‑ tiven gehandelt.559 Auch der Zeuge Fahrenschon An dieser ersten Kapitalerhöhung beteiligte sich bezeichnete die Kapitalerhöhung als „alternativ‑ auch die Bank Burgenland, eine Tochter der Gra‑ los“, da man ansonsten die Lebensfähigkeit der zer Wechselseitigen, nicht dagegen die Kärntner HGAA infrage gestellt hätte, was für die Bayeri‑ Landesholding.552 sche Landesbank Kreditausfälle in Milliardenhö‑ he nach sich gezogen hätte. Im Übrigen sei ihm Gegenüber der Grazer Wechselseitigen wurde von durch den österreichischen Finanzminister bedeu‑ Werner Schmidt kommuniziert, dass 300 Mio. € tet worden, dass die zusätzliche Rekapitalisierung dieser Kapitalerhöhung aufgrund der strengeren durch die Republik Österreich nur im Falle einer Bewertung von Risiken erforderlich seien, weite‑ Kapitalerhöhung von Eigentümerseite erfolgen re 300 Mio. € dazu dienen, die Bank fit für die würde.560 Zukunft zu machen.553 Als mittelfristige Perspektive sei am 29.11.2008 3.1.5. Trifft es zu, dass eine weitere Kapitalerhöhung beschlossen worden, sich von der HGAA zu tren‑ bei der HGAA in Höhe von 700 Mio. EUR aus- nen und die Osteuropastrategie aufzugeben.561 schließlich von der BayernLB, die zu diesem Zeitpunkt 57 % der Anteile hatte, und nicht Die Republik Österreich zeichnete nach der Kapi‑ von den weiteren Anteilseignern getragen wur- talerhöhung zusätzliches Partizipationskapital in de (Neue Zürcher Zeitung, 06.12.2008), wenn Höhe von 900 Mio. €.562 ja, was waren die Gründe hierfür? 3.1.6. Wie wurden die Beteiligung selbst, die Ziele, Es ist zutreffend, dass im Jahre 2008 das Problem die Arbeit und die Methoden dieser Auslands- einer weiteren Kapitalerhöhung anstand.554 Schon tochter von Vorstand und Verwaltungsrat der bei der ersten Kapitalerhöhung 2007 hatte sich die BayernLB begleitet? Kärntner Landesholding nicht beteiligt, wohl aber die Grazer Wechselseitige. Bei der Kapitalerhö‑ Über die Geschäftsentwicklung der HGAA wurde hung 2008 war auch die Grazer Wechselseitige im Verwaltungsrat durch den Vorstand regelmäßig nicht mehr bereit, sich zu beteiligen.555 berichtet. Nach dem Closing am 07.10.2007 ge‑ schah dies erstmals in der Verwaltungsratssitzung Das Land Kärnten blieb bei seiner Entscheidung, am 13.11.2007 im Rahmen der Erörterung unter‑ sich wie im Jahr 2007 nicht an einer Kapitaler‑ nehmensstrategischer Themen.563 höhung zu beteiligen.556 Die Bank Burgenland beteiligte sich ebenfalls nicht. Deren Aktionär, Im Herbst 2007 konzipierte der Vorstand erstmals die Grazer Wechselseitige, hatte zu diesem Zeit‑ eine Konzernrisikostrategie, in die auch die kon‑ punkt schon das Zutrauen in eine erfolgreiche zernstrategischen Töchter und damit insbesondere Geschäftsstrategie und Geschäftsführung der die HGAA eingebunden waren. Die Risikostrate‑ BayernLB für die HGAA verloren. So hat es der gie fußt auf bestimmten, konzernweit geltenden Zeuge Dr. Grigg dem Ausschuss erklärt.557 Kei‑ Leitprinzipien (sog. Group Risk Guidelines) und nen Erfolg brachten auch die Gespräche, die von wird vom Vorstand der BayernLB in Abstimmung Finanzminister Fahrenschon mit den beiden ande‑ mit den Töchtern jährlich überprüft und an aktu‑ ren Eigentümern geführt wurden. elle Entwicklungen angepasst. Die Konzeption wurde dem Verwaltungsrat in seiner Sitzung am 04.12.2007 vorgestellt.564

549 Christmann (19, 99). 550 Huber (26, 20); Körner (21, 31). 551 Herrmann (26, 119). 558 Körner (21, 33). 552 Ederer (11, 20). 559 Körner (21, 34). 553 Ederer (11, 24). 560 Fahrenschon (26, 165); Zeil (27, 6). 554 Körner (21, 33). 561 Fahrenschon (26, 166). 555 Köglmeier (9, 158); Ederer (11, 20); Ermisch (25, 5). 562 Fahrenschon (26, 167). 556 Dörfler (12, 5). 563 Bd. 12, 244 ff. 557 Grigg (13, 72). 564 Bd. 13, S. 74 ff. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 89

Zur Strategie der BayernLB für 2008, die der Vor‑ Schon vor Abschluss des Kaufvertrages war die stand dem Verwaltungsrat in seiner Sitzung am HGAA Kreditnehmerin der BayernLB.570 Die 21.05.2008 vorstellte, gehörte in Bezug auf das Kreditinanspruchnahme lag vor dem Kauf in ei‑ Osteuropageschäft vor allem auch die Integrati‑ nem mittleren dreistelligen Millionenbereich. on der HGAA in den Konzern, das diesbezügli‑ Über die Dauer der Beteiligung erhöhte er sich che Projekt „Jointly Sucessful“ sei laut Vorstand auf einen Betrag im erheblichen Milliardenbe‑ gut vorangekommen. Die Weiterentwicklung des reich.571 Eine Kreditausreichung erfolgte aber Risikomanagements werde vorangetrieben.565 In‑ nicht an Tochterunternehmen der HGAA. Nach soweit erhielt der Verwaltungsrat auch einen ge‑ Bekundungen des Zeugen Dörhöfer sei in den sonderten Bericht des Vorstands zum Risikoma‑ Vorlagen des Verwaltungsrats das Volumen der nagement bei der HGAA.566 Gesamtverschuldung ausgewiesen worden.572

Zur Lenkung der HGAA aus unternehmens- und Unabhängig davon war aus Sicht des Zeugen Dör‑ risikostrategischer Sicht wurden vom Vorstand höfer die HGAA kein Klumpenrisiko, das von der für die verschiedenen Unternehmensbereiche BayernLB eingegangen wurde. Das Engagement sog. group boards eingerichtet, die eine „Verzah‑ habe deutlich unter den gesetzlichen Höchstgren‑ nung“ zwischen dem Vorstand der BayernLB und zen gelegen. Gleichwohl sei es im Rahmen der den Geschäftsleitungen der konzernstrategischen internen Klumpensteuerung ein Konzentrations‑ Töchter herstellen sollten. Hierüber hatte der Vor‑ risiko gewesen.573 Seiner Erinnerung nach seien stand dem Verwaltungsrat am 13.11.2007567 und die Vorlagen an den Verwaltungsrat der Bayern‑ 21.05.2008568 berichtet. LB auch immer so deklariert gewesen, dass klar wurde, dass man sich über der internen Klumpen‑ Parallel dazu erfolgte die Steuerung der HGAA grenze von 500 Mio. € bewege.574 auch über einschlägige Mandate der BayernLB in den jeweiligen Aufsichtsgremien der Töchter. Der Ausschuss konnte nicht feststellen, dass da‑ So wurde die Vertretung der BayernLB im Auf‑ durch gegen gesetzliche Verbote verstoßen wurde. sichtsrat der HGAA jeweils durch den Vorstands‑ vorsitzenden und ein weiteres Vorstandsmitglied 3.2.2. Welche Informationen hatten der Vorstand wahrgenommen. Anfangs waren im Aufsichts‑ und der Verwaltungsrat der BayernLB über rat der HGAA auch einzelne Mandatsträger der die Entwicklung der Geschäftssituation bei Anteilseigner der BayernLB vertreten. Diese der HGAA seit dem Closing im Oktober 2007, Strategie wurde jedoch im Frühjahr 2009 been‑ beispielsweise im Hinblick auf die Entwick- det und durch eine vertieftere Berichterstattung lung der Kreditrisikovorsorge, Wertberichti- des Vorstands über die Entwicklung der Töchter gungsbedarfe, Eigenkapitalsituation, ggf. zu im Verwaltungsrat der BayernLB ersetzt. In der welchem Zeitpunkt? Folge legten daher die staatlichen Vertreter ihre Mandate in den Aufsichtsgremien der BayernLB- Eine weitergehende Information und Diskussion Töchter nieder.569 über die Geschäftsentwicklung der HGAA, den Wertberichtigungsbedarf und deren Eigenkapi‑ 3.2. Krisenmanagement, Vergrößerung des Scha- talsituation im Verwaltungsrat erfolgte im Zu‑ dens, Schadenersatzansprüche sammenhang mit der ersten Kapitalerhöhung bei der HGAA im Dezember 2007 in der Sitzung am 3.2.1. Trifft es zu, dass mit dem Kauf der HGAA im 04.12.2007.575 Es folgten weitere Informationen Jahre 2007 und der bis in den Winter 2008/2009 in den Verwaltungsratssitzungen im April, Mai fortgesetzten Kapitalerhöhungen und Kredit- und Oktober 2008. gewährungen in Milliardenhöhe zugunsten der Tochter HGAA mit Wissen und Zustimmung Im Rahmen der Überlegungen des Vorstands zur des Verwaltungsrats für die BayernLB erheb- Restrukturierung der BayernLB, die im Verwal‑ liche Klumpenrisiken eingegangen wurden? tungsrat am 29.11.2008 behandelt wurden, fand Wenn ja, welches waren die Gründe, die die wiederum eine ausführliche Berichterstattung Gremien zu dieser Maßnahme veranlasst ha- zur Situation bei der HGAA statt.576 Die aktuelle ben? Wenn ja, wurde gegen gesetzliche Verbo- Entwicklung bei der HGAA einschließlich Risi‑ te verstoßen? kosituation war darüber hinaus Gegenstand der

570 Siehe Ziff. 1.1.3. 571 Bd. 79, BB 100_06 S. 127. 565 Bd. 15, S. 223. 572 Dörhöfer (11, 102). 566 Bd. 15, S. 230, 300 ff. 573 Dörhöfer (11, 102). 567 Bd. 12, S. 276 ff. 574 Dörhöfer (11, 102). 568 Bd. 15, S. 230, 300 ff. 575 Bd. 13, S. 1 ff., 44 ff. und 197 ff. 569 Bd. 149, S. 343 ff. 576 Bd. 17, S. 120 ff. Seite 90 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Verwaltungsratssitzungen am 17.03.2009577 und Dazu gehörte insbesondere das Risikomanage‑ am 24.04.2009.578 Die Kapitalsituation bei der mentsystem.583 Weil die BayernLB die Probleme HGAA wurde auch in mehreren Verwaltungsrats‑ des Risikomanagementsystems bei der HGAA sitzungen im Sommer 2009 erörtert.579 nicht in den Griff bekam, sandte sie einen ihrer Spezialisten, Herrn Dörhöfer, am 01.05.08 nach Eingehend diskutiert wurde die aktuelle Entwick‑ Klagenfurt. Dennoch waren die Probleme des lung bei der HGAA in der Verwaltungsratssitzung Risikomanagements auch bis zum Verkauf nicht am 20.10.2009 unter Beteiligung des damaligen vollständig gelöst.584 Der Vorstand der BayernLB HGAA-Vorstandsvorsitzenden Pinkl: Im Zu‑ hat regelmäßig über die Entwicklung der HGAA sammenhang mit dem neuen Restrukturierungs‑ und die Probleme der HGAA berichtet. projekt bei der HGAA „HypoFit“ erörterte der Verwaltungsrat insbesondere auch die Geschäfts- Der Zeuge Dr. Grigg berichtete, dass ein Vorstand und Risikosituation bei der HGAA, deren etwai‑ der BayernLB, Dr. Ralph Schmidt, Vorsitzender gen Kapitalbedarf sowie mit Blick auf das Asset des Kreditausschusses der HGAA geworden sei. Screening die Entwicklung der Wertberichtigun‑ Unter dessen Leitung hätte sich ein Qualitäts‑ gen im zweiten Halbjahr.580 In der Verwaltungs‑ sprung im Risikomanagement ergeben.585 ratsklausur im November 2009 war die krisenhaf‑ te Geschäfts- und Risikosituation bei der HGAA 3.2.4. Wann und von wem erfuhr Ministerpräsident dann Hauptthema, wie die umfangreichen Stel‑ Seehofer erstmals von Problemen der Bayern- lungnahmen, Gutachten und Sitzungsunterlagen LB mit der HGAA? belegen. Grundlage der Verwaltungsratsklausur waren unter anderem die zwischenzeitlich vorlie‑ Der Zeuge Seehofer führte aus, dass er im Vor‑ genden Ergebnisse des Asset Screenings, dessen feld eines Antrittsbesuches beim österreichischen Implikationen auf die Kapitalsituation von HGAA Bundeskanzler im Dezember 2008 von Schwie‑ und BayernLB sowie verschiedene Modelle bzw. rigkeiten der HGAA erfahren habe. Er sei gebe‑ Szenarien im Hinblick auf eine mögliche Rekapi‑ ten worden, anzusprechen, dass sich die Republik talisierung der HGAA durch die BayernLB oder Österreich für die HGAA engagieren sollte.586 Im aber verschiedene Überlegungen zu einer Exitstra‑ November 2009 sei er von Finanzminister Fah‑ tegie.581 Im Hinblick auf die Verhandlungen mit renschon schließlich auf das Ergebnis des Asset der Republik Österreich über einen Ausstieg der Screenings und den sich daraus ergebenden Kapi‑ BayernLB aus der HGAA wurde in den darauffol‑ talbedarf bei der HGAA angesprochen worden.587 genden Verwaltungsratssitzungen im Dezember 2009 über den seinerzeitigen Sach- und Verhand‑ 3.2.5. Wann und von wem erfuhr das Mitglied des lungsstand jeweils ausführlich berichtet.582 Verwaltungsrats der BayernLB, Staatsminis- ter Fahrenschon, erstmals von Problemen der Über die Geschäftsentwicklung bei der HGAA BayernLB mit der HGAA? wurden Vorstand und Verwaltungsrat außerdem im Rahmen des BayernLB-internen Berichtswe‑ Staatsminister Fahrenschon wurde bereits in sei‑ sens laufend informiert, darunter vor allem durch ner ersten Sitzung als Verwaltungsratsvorsitzen‑ die monatlichen Kredit- und Länderrisikoberich‑ der im Herbst 29.11.2008 mit der notwendigen te und später auch im Rahmen der Risikotragfä‑ Kapitalerhöhung bei der HGAA konfrontiert.588 higkeitsberichte, vgl. die Beantwortung zu Frage 1.1.6. 3.2.6. Erlangte Staatsminister Fahrenschon schon in seiner Amtszeit als Staatssekretär im Finanz- 3.2.3. Wurden seit Oktober 2007 Änderungen bei ministerium (ab 16. Oktober 2007) von Prob- der Ausgestaltung des Risikomanagements bei lemen der BayernLB mit der HGAA Kenntnis, der HGAA veranlasst und inwieweit wurde der wenn ja, wann und welche Informationen wa- Verwaltungsrat hierüber ggf. unterrichtet? ren dies ggf.?

Die BayernLB hat im August 2007 das Projekt Es wird auf die Antwort unter Ziff. 3.2.5. verwie‑ „Jointly Successful“ gestartet. Es sollte der Integ- sen. ration der HGAA in die BayernLB und der Be‑ seitigung von Mängeln, die bei der HGAA und 3.2.7. Wann und von wem erfuhren die Mitglieder ihren Töchtern erkannt worden waren, dienen. des Verwaltungsrates der BayernLB, Staatsmi-

577 Bd. 112, S. 64 ff. 583 Dörhöfer (11, 103). 578 Bd. 112, S. 218 ff., 331 ff; 383 ff. 584 Dörhöfer (11, 104). 579 Bd. 113, S. 369 ff; Bd. 115, 1 ff. 585 Grigg (13, 89). 580 Bd. 115, S. 260 ff., 274 ff. 586 Seehofer (27, 63). 581 Bd. 116, S. 1 ff; 183 ff.; 211 ff.; 238 ff. 587 Seehofer (27, 64). 582 Bd. 117, S. 1 ff.; 229 ff.; 356 ff. 588 Siehe 3.1.5. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 91

nister Zeil und die Staatssekretäre Weiß und 3.2.11. Was und zu welchem Zeitpunkt wussten Mit- Eck, erstmals von Problemen der BayernLB glieder des Vorstands, des Verwaltungsrats, mit der HGAA? der Staatsregierung über Vorwürfe der Geld- wäsche im Zusammenhang mit dem Auslands- Der Zeuge Zeil berichtete dem Untersuchungs‑ engagement der HGAA in Liechtenstein und ausschuss, dass er beginnend mit seiner ersten Kroatien? Verwaltungsratssitzung am 29.11.2008 zum Thema aussagen könne.589 Zur Kenntnis der Hinsichtlich etwaiger Vorgänge in Liechtenstein Staatssekretäre Dr. Weiß und Eck liegen dem Un‑ sei auf die Antwort unter Ziff. 3.2.10., hinsicht‑ tersuchungsausschuss keine Erkenntnisse vor. lich Kroatien auf die Antwort unter 2.1.1.2., 2.7.2. verwiesen. Weitere Erkenntnisse liegen dem Un‑ 3.2.8. Haben die Mitglieder des Verwaltungsrats, ins- tersuchungsausschuss nicht vor. besondere die Vertreter des Freistaats Bayern, Maßnahmen ergriffen, um zu prüfen, ob der 3.2.12. Zu welchen Zeitpunkten und in welcher Höhe Kauf der HGAA bspw. wegen arglistiger Täu- hat die BayernLB bei der HGAA Kapitaler- schung angefochten oder in sonstiger Weise höhungen durchgeführt und was waren die rückgängig gemacht werden konnte, ggf. wann Gründe, warum sich die anderen Anteilseigner und welche? nicht an allen Kapitalerhöhungen beteiligt ha- ben? Inwieweit bzw. in welcher Form wurden Es wird auf die Antwort unter 3.2.28.4. verwie‑ die Verwaltungsratsmitglieder zu welchem sen. Zeitpunkt über die Gründe für die Kapitaler- höhungen, die zugrunde liegende Geschäfts- 3.2.9. Was und zu welchem Zeitpunkt haben Mit- entwicklung und die damit zusammenhängen- glieder des Vorstands, des Verwaltungsrats, den Perspektiven informiert? der Staatsregierung über das Projekt „Jointly Successful“ erfahren? Welche Risikoeindäm- Es wird auf die Antworten unter Ziff. 3.1.4. und mungs- und Risikovermeidungsmaßnahmen 3.1.5. verwiesen. wurden auf Basis des Projektes „Jointly Suc- cessful“ getroffen? 3.2.13. Waren aufseiten des Verwaltungsrats oder der Staatsregierung Warnungen, Hinweise oder Es wird auf die Beantwortung der Frage 3.2.3. Emp­fehlungen (von wem?) bekannt, die im verwiesen. Dezember 2008 durchgeführte Aufstockung des Eigenkapitals bei der HGAA um 700 Mio. 3.2.10. Was und zu welchem Zeitpunkt wussten Mit- EUR nicht vorzunehmen, solange noch nicht glieder des Vorstands, des Verwaltungsrats, klar sei, welche weiteren Risiken in der HGAA der Staatsregierung über Probleme beim Aus- vorhanden sind? Wenn ja, seit wann und wie landsengagement der HGAA in Liechtenstein? wurde darauf reagiert?

Darüber wurde in der Verwaltungsratssitzung Der Ausschuss hat dazu keine Erkenntnisse ge‑ vom 04.03.2008 berichtet.590 Hintergrund der wonnen. Berichterstattung waren Anfragen aus der Pres‑ se und seitens der SPD-Fraktion im Bayerischen 3.2.14. Wurden in der 85. Sitzung des Verwaltungs- Landtag im Kontext von Vorwürfen gegenüber rats der BayernLB am 29.11.2008 von der der liechtensteinischen HGAA-Tochter zu Steuer‑ Deutschen Bundesbank Empfehlungen und hinterziehung und Geldwäsche. Dazu wurde dem Anregungen im Zusammenhang mit der Ei- Verwaltungsrat591 vom Vorstand der BayernLB genkapitalzuführung der BayernLB für die berichtet, dass der Verkauf des Mehrheitenanteils HGAA i. H. v. 700 Mio. EUR gegeben? an der HGAA-Tochter in Liechtenstein bereits zum Jahresende 2007 erfolgt sei. Hinsichtlich des Zur Notwendigkeit einer Kapitalerhöhung bei bestehenden Minderheitenanteils der HGAA an der HGAA wird auf die Beantwortung der Fra‑ der liechtensteinischen Bank sprach sich der Ver‑ ge 3.1.3. verwiesen. Der Vertreter der Bundes‑ waltungsrat für einen baldigen Verkauf des ver‑ bank hat in der Sitzung des Verwaltungsrats am bliebenen Anteils aus, was vom Aufsichtsrat der 29.11.2008 auf die Notwendigkeit der Einhaltung HGAA592 am 06.03.2008 dann auch so beschlos‑ der Eigenkapitalgrenzen nach österreichischem sen wurde. Recht hingewiesen. Er hat empfohlen, mit dem österreichischen Bundesfinanzministerium in Kontakt zu treten, um eine einvernehmliche Lö‑ 593 589 Zeil (27, 5). sung zu finden. 590 Heike (20, 54). 591 Bd. 14, S. 215 ff. 592 Bd. 130, S. 5 ff; 47 ff. 593 Band 17, S. 128; Herrmann (26, 120); Leeb-Schwarz (11, 6). Seite 92 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Im Übrigen gab es im Bereich der Kapitalmaß‑ 3.2.15.1. Sofern derartige Gespräche stattgefunden ha- nahmen der BayernLB weder Einflussnahmen ben, wann und von wem wurden die Mitglieder durch die BaFin noch durch die Deutsche Bun‑ des Verwaltungsrats über die Inhalte und Er- desbank. gebnisse dieser Gespräche informiert? Wenn ja, in welchem Umfang wurden die Mitglieder 3.2.14.1. Welche Bedeutung wurde diesen Empfehlun- des Verwaltungsrats hierüber informiert? gen und Anregungen der Deutschen Bundes- bank zugemessen bzw. hatten diese Empfeh- Eine Berichterstattung über die Gespräche im lungen und Anregungen eine ausschlaggeben- Verwaltungsrat konnte der Untersuchungssaus‑ de bzw. entscheidungsrelevante Bedeutung für schuss nicht feststellen. die Eigenkapitalzuführung? 3.2.16. Wurde die Höhe des Eigenkapitalzuführungs- Der Empfehlung, mit dem österreichischen Fi‑ betrages i. H. v. 700 Mio. EUR sowie die auf- nanzministerium in Verbindung zu treten, wurde sichtsrechtliche Notwendigkeit dieser Maß- gefolgt. Weiterhin wird auf die Beantwortung nahme durch die Deutsche Bundesbank und/ der Fragen 3.1.5. und 3.2.15. verwiesen. Inwie‑ oder BaFin überprüft? Wenn ja, welche In- weit die unter 3.2.14. dargestellte Anregung eine formationen lagen dem Vorstand und Verwal- entscheidungsrelevante Bedeutung hatte, konnte tungsrat hierzu vor? nicht festgestellt werden. Weder die Deutsche Bundesbank noch die BaFin 3.2.14.2. Auf welcher Informationsgrundlage hat die haben die Zuständigkeit, die finanzielle Situation Deutsche Bundesbank die am 29.11.2008 aus- bei österreichischen Banken zu prüfen. Eine Prü‑ gesprochenen Empfehlungen und Anregungen fung wurde daher nicht vorgenommen. Der Aus‑ vorgenommen? Hat die Deutsche Bundesbank schuss konnte nicht feststellen, dass sich die Ba‑ hierüber in der Sitzung des Verwaltungsrats Fin oder die Deutsche Bundesbank trotzdem mit am 29.11.2008 Auskunft bzw. Hinweise gege- dem Vorgang befasst hätte. Von der Deutschen ben? Bundesbank wurde in der Sitzung des Verwal‑ Einzelheiten zu den Hintergründen der Empfeh‑ tungsrats vom 29.11.2008 lediglich die Anregung lung wurden dem Untersuchungsausschuss vom gegeben, die Kapitalerhöhung mit dem österrei‑ chischen Bundesfinanzministerium abzustim‑ Vertreter der Deutschen Bundesbank in seiner 597 Vernehmung nicht mitgeteilt.594 men. 3.2.15. Haben zur Vorbereitung der Kapitalerhöhung 3.2.17. War seitens des Verwaltungsrats oder der im Dezember 2008 auf Ebene des Vorstands Staatsregierung der Inhalt des Gutachtens und/oder von einzelnen Verwaltungsratsmit- der OeNB (Oesterreichischen Nationalbank), gliedern Gespräche und/oder Abstimmungen welches Voraussetzung für die Gewährung des mit der Deutschen Bundesbank und/oder der Partizipationskapitals war, bekannt? Wenn ja, BaFin und/oder österreichischen Bankauf- ab wann? sichtsbehörden (d. h. Oesterreichische Natio- nalbank, Finanzmarktaufsicht)­ und/oder dem Dem Verwaltungsrat war bekannt, dass die Durch‑ österreichischen Finanzministerium stattge- führung der Kapitalerhöhung Voraussetzung für funden? die Teilnahme am österreichischen Bankenret‑ tungsschirm war.598 Das Gutachten selbst wurde Es gab in der Tat telefonische Kontakte von dem Verwaltungsrat jedoch nicht vorgelegt. Aus‑ Staatsminister Fahrenschon als Verwaltungsrats‑ weislich der Akten hat das Gutachten der OeNB vorsitzender mit dem österreichischen Finanzmi‑ der Staatsregierung nicht vorgelegen. nisterium. Im Zusammenhang mit der Kapitaler‑ höhung als Bestandteil einer Rekapitalisierung 3.2.17.1. Welche Inhalte hatte der der Eigenkapitalzu- der HGAA595 kam es auch dazu, dass sich der führung zugrunde liegende Prüfungsbericht österreichische Staat mit Partizipationskapital be‑ der Oesterreichischen Nationalbank vom teiligte. Das war das Ergebnis der Verhandlungen Dezember 2008, in dem die HGAA als „not des Vorstands mit staatlichen Stellen der Republik distressed“ bewertet wurde? Österreich.596 Es wird ergänzend auf die Antwort unter 3.1.5. verwiesen. Nach Angeben des Zeugen Ermisch führte die OeNB als maßgebliche Zusammenfassung aus: Eine Einflussnahme der Deutschen Bundesbank oder der BaFin gab es nicht. „Die HGAA würde auch ohne staatliche Unter- stützung nach der erfolgten Rekapitalisierung

594 Jakob (13, 23). 595 Köglmeier (9, 159). 597 Bd. 101. S. 427. 596 Köglmeier (9, 160). 598 Bd. 101, S. 407. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 93

des Hauptaktionärs Eigenkapitalquoten halten, 3.2.19. Wann lagen Entwurfsfassungen des Berichts die über den regulatorischen Mindestvorschriften der Oesterreichischen Nationalbank sowie liegen. Die kurzfristige wie auch mittelfristige Li- die Endfassung dieses Berichts der Deutschen quiditätssituation stellt sich als zufriedenstellend Bundesbank und/oder der BaFin vor? Wann, dar. Nach den Verlusten in den Jahren 2007 und von wem und mit welchem Ergebnis wurden 2008, in denen vor allem ein Bereinigungsprozess diese Berichte, d. h. Entwurfsfassungen des im Kreditportfolio vorgenommen wurde, plant Oesterreichischen Nationalbank-Prüfungs- die HGAA für 2009 ff. Gewinne. In Bezug auf die berichts sowie der Abschluss­bericht in der wirtschaftliche Lage der HGAA ist insbesondere Bayerischen Landesbank ausgewertet? Wann anzuführen, dass die HGAA auf der Basis eines wurden Vorstand und Verwaltungsrat ggf. hie- weitgehend bereinigten Kreditportfolios für 2009 rüber informiert? einen Gewinn von 225 Mio. € plant.“599 Nach Aussage des Zeugen Ermisch wurde die Nach Aussage des Zeugen Fahrenschon teilten die Einbindung der Republik Österreich in die Stabi‑ Oesterreichische Nationalbank, die österreichi‑ lisierung der HGAA frühzeitig mit den Vertretern sche Finanzmarktaufsicht und das österreichische der Deutschen Bundesbank besprochen und von Finanzministerium die Einschätzung, dass die diesen auch befürwortet.601 Es wird auf die Beant‑ Bank zum damaligen Zeitpunkt noch zukunftsfä‑ 600 wortung der Frage 3.2.16. verwiesen. Weitere Er‑ hig gewesen sei. kenntnisse liegen dem Untersuchungsausschuss nicht vor. 3.2.17.2. Wurde das Prüfungsurteil der Oesterreichi- schen Nationalbank über die HGAA bzw. die Klassifizierung der HGAA als „not distressed“ 3.2.20. Wurden die Deutsche Bundesbank und/oder durch die Deutsche Bundesbank und/oder die die BaFin während der Prüfungsverhandlun- BaFin überprüft? Wenn ja, zu welchem Er- gen der Oesterreichischen Nationalbank bei gebnis sind die Deutsche Bundesbank und/ der HGAA von der Oesterreichischen Natio- oder die BaFin im Rahmen dieser Prüfungen nalbank und/oder der österreichischen Finanz- gelangt und welche Informationen lagen dem marktaufsicht und/oder anderen Stellen über Verwaltungsrat und Vorstand diesbezüglich Prüfungsfeststellungen und/oder aufsichts- vor? und/oder geldwäscherechtliche Problemstel- lungen schriftlich und/oder mündlich vorab in- Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine formiert? Wenn ja, welche bank­aufsichtlichen Erkenntnisse vor. Es wird auf die Beantwortung Maßnahmen wurden von der Deutschen Bun- der Frage 3.2.16. verwiesen. desbank und/oder der BaFin hierauf gegen- über der Bayerischen Landesbank veranlasst? 3.2.18. Hatte die Deutsche Bundesbank und/oder Ba- Fin Kenntnis von den Prüfungshandlungen Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine der Oesterreichischen Nationalbank bei der Erkenntnisse vor. HGAA seit den Kapitalmaßnahmen im Dezem- ber 2008? Waren die Deutsche Bundesbank und/oder die BaFin in die Prüfung der Oester- 3.2.21. Haben die Deutsche Bundesbank und/oder die reichischen Nationalbank involviert bzw. ha- BaFin den Vorstand der BayernLB und/oder ben Vertreter/Mitarbeiter der Deutschen Bun- Mitglieder des Verwaltungsrats über ihre auf desbank und/oder der BaFin an dieser Prüfung der Grundlage des Berichts der Oesterreichi- mit teilgenommen? schen Nationalbank getroffenen Einschätzun- gen und/oder Schlussfolgerungen über die Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine Lage der HGAA und/oder die Notwendigkeit Erkenntnisse vor. Es wird auf die Beantwortung der Eigenkapitalzuführung in vorgenannter der Frage 3.2.16. verwiesen. Höhe von 700 Mio. EUR mündlich und/oder schriftlich in Kenntnis gesetzt? 3.2.18.1. Wurde der Vorstand bzw. Verwaltungsrat ggf. darüber unterrichtet? Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine Erkenntnisse vor. Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine Erkenntnisse vor. Es wird auf die Beantwortung 3.2.22. Haben die Deutsche Bundesbank und/oder Ba- der Frage 3.2.16. verwiesen. Fin die Inhalte des Prüfungsberichts der Oes- terreichischen Nationalbank bzw. die darin enthaltenen Prüfungsfeststellungen mit dem

599 Ermisch (25, 6). 600 Fahrenschon (26, 165). 601 Ermisch (25, 7). Seite 94 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Vorstand der Bayerischen Landesbank und/ aus seiner Sicht reine Spekulation sei.607 Für das oder Mitgliedern des Verwaltungsrats erör- Finanzministerium sei nach Angaben des Zeugen tert? Wenn ja, wann ist dies erfolgt? Welche Dr. Haumer erstmalig im Sommer 2009 eine Situ‑ Personen waren hierbei aufseiten der Bayeri- ation erkennbar gewesen, die eine neue Dimensi‑ schen Landesbank involviert? Welche Inhalte on ergab.608 und Ergebnisse hatten diese Gespräche? Auftragsinhalt gegenüber PwC war die Analy‑ Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine se des Risikovorsorgepotenzials, die Analyse Erkenntnisse vor. der Kreditprozesse, die Prüfung der Strukturie‑ rung und Segmentierung des Kreditgeschäfts der 3.2.23. Welche Vorgaben zur Risikokontrolle bei der HGAA. Die Untersuchung erstreckte sich auf 52 HGAA wurden (von wem?) gegeben und wel- Beteiligungen der HGAA.609 che Maßnahmen von den Organen der Bay- ernLB oder der Bankenaufsicht zur Überwa- Die Analyse hatte zum Ergebnis: chung ihrer Einhaltung getroffen? Es wurde ein zusätzliches Risikovorsorgepoten‑ Es wurden von der BayernLB in der HGAA nach zial von 601–828 Mio. € festgestellt, wovon der Aussage des Zeugen Dörhöfer viele Risikothemen wesentliche Teil auf HBint. (Hypo Alpe Adria bzw. -instrumente umgesetzt, die von der Bayern‑ Bank International AG), HBA (Hypo Alpe Adria LB übernommen wurden, wie die Risikoberich‑ Bank AG) und HLC (Hypo Leasing Croatia) und te oder einzelne Instrumente und Methoden.602 HBC (Hypo Alpe Adria Bank Zagreb dd) entfiel. Ebenso sei über eine entsprechende Governance‑ Es wurde festgestellt, dass ein zusätzliches Port‑ struktur eine enge Kooperation mit den Gremien foliowertberichtigungspotenzial in einer Band‑ der BayernLB sichergestellt worden.603 Im Übri‑ breite von 307–465 Mio. € gegeben war. Damit gen wird auf die Antwort zur Frage 3.2.3. verwie‑ ergab sich zu der zum 30.06.2009 gebildeten Ri‑ sen. sikovorsorge ein zusätzliches Risikovorsorgepo‑ tenzial von 908–1.293 Mio. €. Bei den geprüften 3.2.24. Welches Ergebnis brachte das im zweiten 52 Beteiligungen ergab sich ein zusätzliches Ab‑ Halbjahr 2009 bei der HGAA durchgeführte schreibungspotential von 56–62 Mio. €. Asset-Screening, wann und inwieweit wurde der Verwaltungsrat hierüber informiert? Wur- Das Asset-Screening brachte zusammengefasst den daraufhin im Verwaltungsrat Entschei- insgesamt das Ergebnis, dass bei der HGAA ein dungen getroffen und ggf. welche? Kapitalbedarf in Höhe von mindestens 1,2 Mrd. € bestand.610 Nach Aussage des Zeugen Peter sei‑ Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC wurde en sogar 1,8 Mrd. € an Wertberichtigungen auf durch den Verwaltungsrat mit einer Analyse des Kredit- oder kreditnahe Forderungen eingebucht Kreditportfolios der HGAA beauftragt. Die Ana‑ worden.611 Der Verwaltungsrat wurde im Rahmen lyse wurde veranlasst, weil sich das Portfolio der seiner Klausurtagung Ende November 2009 über HGAA im ersten Halbjahr gravierend verschlech‑ dieses Ergebnis informiert.612 Die Unterrichtung terte und die Ausfallraten deutlich angestiegen wurde dabei von den Beratern von PwC, die auch waren. Aus Sicht der Zeugen Dörhöfer und Pe‑ das Asset Screening durchgeführt hatten, vorge‑ ter war zum Halbjahr 2009 absehbar, dass die nommen.613 Wertberichtigungsprognosen zu positiv gewesen waren. Aus diesem Grunde sei vom Vorstand der Eine erste Information erhielt der Verwaltungs‑ HGAA gemeinsam mit dem Vorstand der Bayern‑ rat in seiner Sitzung am 21.07.2009.614 Am LB das Asset-Screening initiiert worden.604 Die‑ 07.09.2009 wurde weiter über die Sonderprüfung ses umfasste auch eine erstmalige Betrachtung berichtet.615 Der Verwaltungsrat hat sich in einer der Kreditportfolien der Töchter der HGAA.605 weiteren Sitzung am 08.12.2009 mit der Proble‑ Vor diesem Zeitpunkt habe es noch keine derart matik befasst. flächendeckende Untersuchung gegeben.606 In diesem Zusammenhang steht auch die Aussa‑ ge des Zeugen Peter, der die HGAA Mitte 2009 nicht mehr für kapitalmarktfähig erachtete, Ende 2008 aber keine Aussage treffen wollte, da dies 607 Peter (12, 69). 608 Haumer (22, 17 f.). 609 Band 116, S. 184 ff. 602 Dörhöfer (11, 105). 610 Köglmeier (9, 160); Fahrenschon (26, 168). 603 Dörhöfer (11, 105). 611 Peter (12, 48 f.). 604 Dörhöfer (11, 106); Ermisch (25, 9); Fahrenschon (26, 168). 612 Köglmeier (9, 160); Irrgang (19, 5). 605 Dörhöfer (11, 108). 613 Köglmeier (9, 160); Irrgang (19, 5). 606 Dörhöfer (11, 126); Peter (12, 48); Ermisch (25, 9); Fahrenschon (26, 614 Ermisch (25, 9). 168). 615 Ermisch (25, 10). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 95

3.2.25. Zu welchem Zeitpunkt nach Abschluss des entschlossen habe, externen Sachverstand zur Un‑ Kaufvertrags benötigte die HGAA zusätzliches terstützung des Verwaltungsrats hinzuzuziehen.617 Eigenkapital, wann wurde der Verwaltungs- rat der BayernLB jeweils darüber informiert 3.2.27.2. Was waren die Gründe für die Auswahl der und in welcher Höhe wurde der Kapitalbedarf Wirtschaftsprüferin Linner und wie kam es zu jeweils beziffert? Welches Vorgehen war von ihrer Bestellung als Beraterin? Vorstand und Verwaltungsrat im Hinblick da- rauf geplant? Die Auswahl der Wirtschaftsprüferin Linner war mit dem Innenminister Herrmann und Minister‑ Es wird auf die Beantwortung der Fragen 3.1.3., präsident Seehofer abgesprochen.618 Zur Auswahl 3.1.4. und 3.2.15. verwiesen. berichtete der Zeuge Fahrenschon, dass Frau Linner als Leiterin Konzernrechnungswesen, 3.2.26. Forderte Staatsminister Fahrenschon die Zeu- Finanzen und Steuern einer großen deutschen genaussagen und Verhandlungen des Untersu- Geschäftsbank tätig gewesen sei und bei einer chungsausschusses im Kärntner Landtag an, amerikanischen Bank, der die Geschäftserlaubnis wenn nein, warum nicht? aberkannt worden war, diese Geschäftserlaubnis wieder zurückerarbeitet habe. Sie habe über eine Staatsminister Fahrenschon hat mit Schreiben an ganz besondere Qualifikation verfügt und das not‑ den Kärntner Landtag vom 08.01.2010 um Über‑ wendige Know-how besessen.619 mittlung des Schlussberichts und der Sitzungs‑ protokolle gebeten.616 Ob und wie hierauf reagiert 3.2.27.3. Waren andere Personen ebenfalls in der Aus- wurde, ist aus den Akten nicht ersichtlich; wei‑ wahl, ggf. welche? tere Erkenntnisse liegen dem Untersuchungsaus‑ schuss hierzu nicht vor. Es wird auf die Beantwortung der Frage 3.2.27.2. verwiesen. 3.2.27. Was und zu welchem Zeitpunkt haben Mit- glieder des Vorstands, des Verwaltungsrats 3.2.27.4. Gab es ein Ausschreibungsverfahren, wenn ja, und/oder der Staatsregierung von den Son- mit welchem Ergebnis? deruntersuchungen von Wirtschaftsprüferin Corinna Linner zum Erwerb der HGAA und Es gab kein Ausschreibungsverfahren. den Untersuchungen der Wirtschaftsprüfungs- kanzleien bei der HGAA zwischen Mai 2007 3.2.27.5. Trifft es zu, dass sich – wie die FAZ am 28.10.09 und Dezember 2009 erfahren? Welche Maß- berichtete – „Linner im Juli 2008 noch um eine nahmen sind auf Basis dieser Erkenntnisse hochdotierte Beschäftigung bei der HGAA be- durch den Verwaltungsrat eingeleitet worden? worben hat, angeblich mit Rückendeckung der Wurden das Parlament und die Kontrollkom- bayerischen Politik“? Was waren ggf. die Hin- mission zur Begleitung der Krise der Bayern- tergründe und hatten Mitglieder des Verwal- LB vollständig und zeitnah informiert? tungsrats hiervon Kenntnis, ggf. zu welchem Zeitpunkt? 3.2.27.1. Warum wurde von Staatsminister Georg Fah- renschon eine externe Wirtschaftsprüferin be- Die Zeugin Linner gab hierzu an, sie habe dort nie stellt? ein Vorstellungsgespräch für sich selbst als Person geführt. Sie sei allerdings am 04.07.2008 bei der Der Zeuge Fahrenschon führte aus, dass die Bay‑ HGAA gewesen, um die Wirtschaftsprüfungsge‑ ernLB Anfang des Jahres 2009 vor einer absoluten sellschaft Rölfs & Partner mit ihren Kompetenzen Sonder-, vielleicht sogar auch einer Einzelsituati‑ vorzustellen.620 on, mit Sicherheit aber einer Übergangssituation gestanden habe. Zum einen hatte die Entwicklung 3.2.27.6. Gab es Empfehlungsschreiben von Mitglie- 2008 eine Kapitalzuführung an die BayernLB in dern der Staatsregierung und/oder des Verwal- Höhe von 10 Mrd. € erforderlich gemacht. Auch tungsrats der BayernLB, ggf. von wem? stellten die noch immer andauernde Finanzkri‑ se und der erforderliche strukturelle Umbau der Es konnte nicht festgestellt werden, dass solche Bank besondere Anforderungen. Das neue Ge‑ Empfehlungsschreiben existieren. schäftsmodell, das EU-Antragsverfahren vor dem Hintergrund, dass der Freistaat Bayern nunmehr mit 94 % an der Landesbank beteiligt war, hätten ebenfalls eine außerordentliche Situation bedingt, aufgrund derer sich Finanzminister Fahrenschon 617 Fahrenschon (26, 171 f.). 618 Herrmann (26, 122); Fahrenschon (26, 188). 619 Fahrenschon (26, 172). 616 Bd. 155, S. 379 ff. 620 Linner (17, 97). Seite 96 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

3.2.27.7. Trifft es zu, dass der Auftrag an die Wirt- Lage der BayernLB zu informieren, ihre Ein‑ schaftsprüferin Linner bis zum Inkrafttreten schätzung und Bewertung diesbezüglich abzuge‑ des neuen Bayerischen Landesbankgesetzes ben und im Hinblick auf die künftige Ausrichtung befristet war? der BayernLB zu beraten.626 Sie sollte alle Um‑ stände mitteilen, die ihr im Rahmen ihrer Tätig‑ Die Wirtschaftsprüferin Linner war mandatiert keit bekannt werden würden. Außerdem sollte sie auf sechs Monate mit der Möglichkeit einer Ver‑ ihre Einschätzung der Situation der BayernLB längerung. Das Mandat wurde schließlich um und auch sonstiger wichtiger wirtschaftlicher Tat‑ weitere drei Monate verlängert.621 sachen oder Gegebenheiten geben.627

3.2.27.8. Wie lautete der genaue Auftrag an die Wirt- Aus dieser Aufgabenstellung ergab sich für die schaftsprüferin Linner? Zeugin Linner nach ihren Angaben auch die Not‑ wendigkeit retrograd zu arbeiten, wobei sie auf Der Auftrag der BayernLB an die Wirtschaftsprü‑ das Thema HGAA gestoßen sei.628 ferin Linner von Rölfs Partner lautete, den Ver‑ waltungsratsvorsitzenden bei der Erfüllung seiner Es gab daher keinen expliziten Auftrag, die Vor‑ Aufgaben zu unterstützen und zu beraten. Insbe‑ gänge um die HGAA zu prüfen. sondere über die Lage der BayernLB zu infor‑ mieren, Einschätzungen und Bewertungen dazu 3.2.27.11. Wenn ja, wann und weshalb und in welcher abzugeben und zur zukünftigen Ausrichtung der Form wurde dieser Prüfungsauftrag an Frau BayernLB Stellung zu nehmen.622 Es waren im Wirtschaftsprüferin Linner gegeben? Auftragsschreiben keine speziellen Themen ange‑ geben. Es ging darum, die schwierige Phase der Die Antwort auf die Frage unter Ziff. 3.2.27.10. BayernLB durch externen Sachverstand begleiten lautete Nein. zu lassen.623 3.2.27.12. Wann erlangte der Verwaltungsrat Kennt- Die Zeugin Leeb-Schwarz hat ausgesagt, dass nis von dem Prüfungsauftrag an Frau Wirt- Frau Linner nach ihrer Wahrnehmung für ihre schaftsprüferin Linner? Arbeit freie Hand hatte und sich Informationen direkt in der Bank beschaffen konnte.624 Durch Beschluss im Umlaufverfahren wurde die Wirtschaftprüferin Linner am 23.02.2009 beauf‑ 3.2.27.9. Weshalb ist das Gutachten der Wirtschafts- tragt.629 prüferin Linner weder mit einer Auftragsdefi- nition noch mit Stempel und Unterschrift ver- 3.2.27.13. Wusste Ministerpräsident Seehofer ggf. von sehen? diesem konkreten Prüfungsauftrag, wenn ja, ab wann? Nach eigener Aussage der Zeugin Linner handelte es sich nicht um ein Gutachten, sondern um ei‑ Die Sonderbeauftragte Linner wurde Ministerprä‑ nen Sachstandsbericht. Er ist als „Stellungnahme“ sident Seehofer am 17.02.2009 persönlich vorge‑ bezeichnet. Dieser Bericht sollte letztlich nur die stellt.630 Basis für ein zukünftiges Gutachten, das aller‑ dings zusammen mit Juristen hätte ausgearbeitet 3.2.27.14. Hatten die anderen Ressorts der Staatsregie- werden sollen, sein.625 rung und die Mitglieder des Verwaltungsrats der BayernLB Kenntnis, ggf. wann, von der 3.2.27.10. Erteilte Staatsminister Fahrenschon der Wirt- bevorstehenden bzw. erfolgten Bestellung der schaftsprüferin Linner den Auftrag, die Vor- Wirtschaftsprüferin Linner, und haben sie ggf. gänge um den Kauf der HGAA zu prüfen? zugestimmt, ggf. wann?

Der Auftrag der Wirtschaftsprüferin Linner laute‑ Zum Verwaltungsrat wird auf die Antwort unter te darauf, den Staatsminister der Finanzen in sei‑ Ziff. 3.2.27.12. verwiesen. ner Eigenschaft als Verwaltungsratsvorsitzender in der gegenwärtigen außerordentlich schwieri‑ Der Untersuchungsausschuss hat keine Erkennt‑ gen Phase der BayernLB bei der Erfüllung seiner nisse, ob und wann die anderen Ressorts der Aufgaben zu unterstützen, insbesondere über die

621 Haumer (22, 47). 626 Siehe auch 3.2.27.8.; Linner (17, 136). 622 Band 159, S. 24. 627 Linner (17, 97). 623 Linner (17, 97). 628 Linner (17, 97). 624 Leeb-Schwarz (12, 14). 629 Fahrenschon (26, 210). 625 Linner (17, 98 f.). 630 Seehofer (27, 75). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 97

Staatsregierung Kenntnis von der Beauftragung Der Bericht wurde Staatsminister Fahrenschon erhielten. vor den anderen Mitgliedern des Verwaltungsrats zugeleitet.635 3.2.27.15. Beschäftigt das Finanzministerium fachlich genügend geeignete und kompetente Mitarbei- 3.2.27.20. Wie lautete der Bericht der Wirtschaftsprüfe- ter bzw. Beamte, die Frau Linners Prüfauftrag rin Linner über den Erwerb der HGAA und hätten ausführen können? Wenn ja, warum welche Unterlagen und/oder Informations- wurde Frau Linner beauftragt? quellen hatte sie hierzu zur Verfügung? Es wurden zu dieser Frage vom Untersuchungs‑ Da der Bericht der Wirtschaftsprüferin bereits der ausschuss keine Feststellungen getroffen. Eine Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, wird Wertung, welcher Mitarbeiter des Ministeriums auf eine nochmalige Wiedergabe verzichtet. In ähnlich qualifiziert ist, soll bewusst nicht vorge‑ Anlage 1 des Berichts sind die Unterlagen, die nommen werden. von Frau Linner dem Bericht zugrunde gelegt wurden, aufgeführt. 3.2.27.16. Hatte die Wirtschaftsprüferin Linner während ihrer Tätigkeit regelmäßigen Kontakt mit den Mitgliedern von Vorstand und Verwaltungs- 3.2.27.21. Gab es mehrere Fassungen, ggf. vorläufige, des rat? Berichts der Wirtschaftsprüferin Linner, und wie lauteten diese ggf.? Ansprechpartner für Frau Linner war der Kon‑ zernstab Entwicklung und Beteiligungsmanage‑ Es sei auf die Antwort unter Ziff. 3.2.27.18. ver‑ ment der BayernLB, namentlich Frau Kreithmeier wiesen. und Herr Dr. Haas.631 Frau Linner wurde in der Sitzung vom 17.03.2009 dem Verwaltungsrat vor‑ 3.2.27.22. In welcher Form und wie nahm die BayernLB gestellt. Sie hat an anschließenden Sitzungen des zu dem Bericht der Wirtschaftsprüferin Lin- Verwaltungsrats teilgenommen. ner Stellung? 3.2.27.17. Wie oft, mit wem namentlich und wann hatte die Wirtschaftsprüferin Linner während ihrer Staatsminister Fahrenschon leitete den Bericht an Tätigkeit mit Vertretern der Staatsregierung die BayernLB zur Stellungnahme. Der Vorstand Kontakt? der BayernLB hat in der Weise zu dem Bericht Stellung genommen, dass seine Ausführungen in den Text integriert und farblich gekennzeichnet Die Sonderbeauftragte berichtete während ih‑ wurden. Den Feststellungen und Aussagen wurde rer Tätigkeit direkt an den Finanzminister ohne größtenteils widersprochen. Die Entscheidungs‑ Einschaltung von Beamten des Finanzministeri‑ phase für den Erwerb sei mit dreieinhalb Mona‑ ums.632 ten angemessen und üblich gewesen, die Zustim‑ mung des Verwaltungsrats sei nach ausführlicher 3.2.27.18. Erhielt Staatsminister Fahrenschon Zwischen- Präsentation und Erörterung erfolgt und die Be‑ berichte von Frau Wirtschaftsprüferin Lin- teiligten hätten die für die Entscheidungsfindung ner? notwendigen Unterlagen sorgfältig geprüft und die Entscheidung auf ordnungsgemäßer Grundla‑ Am 30.04.2007 wurde von der Zeugin Linner ein ge getroffen.636 Zwischenbericht abgegeben, der mehrere The‑ menkomplexe umfasst. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Zeugin Linner noch nicht alle Unterlagen ge‑ 3.2.27.23. Ist es zutreffend, dass, wie die Süddeutsche sichtet.633 Der Bericht vom 27.05.2009 war eben‑ Zeitung vom 14.12.2009 berichtet, die Wirt- falls ein derartiger Zwischenbericht.634 schaftsprüferin Linner in der Verwaltungs- ratssitzung der BayernLB vom 21. Juli 2009 3.2.27.19. Kannte Staatsminister Fahrenschon den Be- „stark unter Druck gesetzt“ wurde und ggf. richt der Wirtschaftsprüferin Linner vor den von wem? anderen Mitgliedern des Verwaltungsrats der BayernLB? Alle vom Ausschuss dazu befragten Zeugen konnten nicht bestätigen, dass Druck auf Frau Linner ausgeübt worden sei.637 Der Zeuge Irrgang

631 Linner (17, 145). 635 Irrgang (19, 25). 632 Bodensteiner (23, 55). 636 Fahrenschon (26, 173). 633 Fahrenschon (26, 172); Linner (17, 117). 637 Schiminski (18, 155); Christmann (19, 56); Schaidinger (25, 92); 634 Siehe 3.2.27.9. Fahrenschon (26, 173). Seite 98 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

berichtete, die Sitzung sei lebhafter gewesen als Verantwortlichen einzuladen.652 Müller-Tronnier eine normale Verwaltungsratssitzung.638 Aller‑ habe nach Aussage der Sitzungsteilnehmer den dings sei seine persönliche Wahrnehmung der Eindruck erweckt, dass er zur Beurteilung der Dinge gewesen, dass man Frau Linner nicht so Due Diligence in der Lage sei. einfach erschüttern könne.639 Die Zeugin Linner selbst sagte vor dem Untersu‑ Nach Aussage der Zeugin Leeb-Schwarz, die das chungsausschuss, dass sie nicht unter Druck ge‑ Protokoll der Sitzung erstellt hat, wurde das Pa‑ setzt worden sei.653 pier von Frau Linner sehr sachlich diskutiert.640 Die Verwaltungsräte hätten in der Sitzung ihre 3.2.27.24. Trifft es zu, dass die Wirtschaftsprüferin Lin- Sicht der Dinge aus der ex-ante-Perspektive noch ner in dem von ihr abgegebenen Bericht zu- einmal geschildert.641 Die Kritikpunkte aus dem nächst zur Schlussfolgerung kam, es sei „frag- Bericht seien einer nach dem anderen abgearbei‑ lich, ob die Beteiligten ihrer Sorgfaltspflicht tet worden.642 Die Zeugin bestätigte nicht, dass gerecht wurden“, (SZ, 14.12.2009)? Druck auf Frau Linner ausgeübt worden sei.643 Diese Aussage ist zutreffend.654 Anwesend bei der Sitzung war auch der Zeuge Müller-Tronnier, der Leiter der Bankenprüfungs‑ 3.2.27.25. Trifft es zu, dass die Wirtschaftsprüferin Lin- abteilung von Ernst & Young.644 Dieser war vom ner „von Landesbank-Chef Michael Kemmer Vorstand der Bank gebeten worden, für diesen und den Aufsehern der Staatsbank einschließ- Tag zur Verfügung zu stehen.645 Der Verwaltungs‑ lich Fahrenschon selbst bedrängt“ wurde, rat war bei der Auswahl des zuständigen Vertre‑ „kritische Anmerkungen zurückzuziehen“, ters von Ernst & Young nicht beteiligt.646 Es sei in „durch die sonst bedeutende CSU-Politiker der Sache darum gegangen, die von Frau Linner und Manager belastet worden wären“ (SZ, aufgeworfenen Punkte neutral zu würdigen, sag‑ 14.12.2009)? te der Zeuge Müller-Tronnier. Er habe daher den Bericht von Frau Linner mit dem Due-Diligence- Diese Behauptung ist in dieser Form nicht zu‑ Bericht seiner Kollegen abgeglichen.647 Er selbst treffend. Von neutralen Zeugen wurde dem Un‑ sei bei der Due Diligence nicht dabei gewesen, es tersuchungsausschuss berichtet, bei der Lektüre sei dem Vorstand allerdings explizit darum gegan‑ des Berichts sei aufgefallen, dass er oberflächlich gen, einen Unbefangenen zu fragen.648 Zu konkre‑ war655 und nur eine Reihung von Thesen und Wer‑ ten Vorgängen zur Prüfung vor Ort und dem Ak‑ tungen enthielt. Darüber hinaus enthielt er Punkte, tenstudium könne er nichts sagen. Darauf habe er bei denen die Dinge auch anders gesehen werden ausdrücklich hingewiesen, als er gebeten wurde, konnten, bzw. Informationen nicht vollständig an der Verwaltungsratssitzung teilzunehmen.649 vorlagen.656 Inhaltlich habe es laut Aussage des Er könne daher nur allgemeine Antworten geben. Zeugen Müller-Tronnier eine Reihe von Punkten Das Klima in der Sitzung bezeichnete er als pro‑ gegeben, die in dem Papier selbst jedenfalls nicht fessionell und sachlich.650 belegt waren.657 Für den Vertreter des Personal‑ rats Diethard Irrgang sei der harte Schluss schwer Nach den Angaben des Zeugen Christmann habe nachvollziehbar gewesen.658 Im Innenministeri‑ dieser den Ausführungen des Zeugen Müller- um sei man irritiert über den Bericht gewesen, der Tronnier gerade deswegen viel Gewicht beige‑ den Auftrag an Frau Linner nicht erfüllt habe.659 messen, weil dieser bei der Due Diligence nicht Ähnlich äußerte sich der zuständige Referatsleiter vor Ort gewesen sei.651 Auch der Zeuge Fahren‑ des Wirtschaftsministeriums vor dem Untersu‑ schon bestätigte, dass es eine aus seiner Sicht chungsausschuss.660 richtige Entscheidung des Vorstands gewesen sei, eben nicht den damals für die Due Diligence Laut Aussage der Zeugin Leeb-Schwarz verhielt es sich so, dass nach der Sachaufklärung von Mi‑ nister Fahrenschon die Frage gestellt wurde, ob 638 Irrgang (19, 7). Frau Linner bei ihrer Einschätzung bleiben wür‑ 639 Irrgang (19, 8). 640 Leeb-Schwarz (12, 7). 641 Leeb-Schwarz (12, 8). 642 Leeb-Schwarz (12, 17). 652 Fahrenschon (26, 192). 643 Leeb-Schwarz (12, 8). 653 Linner (17, 103). 644 Wirsching (15, 17). 654 Linner (17, 99); Schiminski (18, 153). 645 Müller-Tronnier (15, 63). 655 Müller-Tronnier (15, 72); siehe hierzu auch bereits die Fragestellung 646 Naser (15, 227). unter 3.2.27.9. 647 Müller-Tronnier (15, 63). 656 Köglmeier (9, 174). 648 Müller-Tronnier (15, 69 f.). 657 Müller-Tronnier (15, 72). 649 Müller-Tronnier (15, 69 f.) 658 Irrgang (19, 19). 650 Müller-Tronnier (15, 95 f.). 659 Körner (21, 70 f.). 651 Christmann (19, 77 f.). 660 Pinegger (22, 173). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 99

de, woraufhin die Wertung im Bericht verändert dass ihr solche Gespräche von den Herren Naser, wurde.661 Der Zeuge Müller-Tronnier bestätigte Schaidinger, Schiminski und Kemmer genannt diese Darstellung.662 wurden. Es handelte sich um Gespräche, die bei Besichtigungsfahrten zu Töchtern der HGAA in 3.2.27.26. Trifft es zu, dass die Wirtschaftsprüferin Lin- Kroatien geführt worden waren. ner ihre Schlussfolgerung zurückzog, aller- dings ihren Bericht ansonsten nicht veränder- 3.2.27.27. Lag ihr Bericht vor der endgültigen Fassung in te? Falls ja, was waren die Gründe dafür? Entwurfsform vor, und wenn ja, mit welchen Verwaltungsrats- und Vorstandsmitgliedern Diese Aussage ist zutreffend.663 Die Protokoller‑ wurden ggf. ein oder mehrere Entwürfe disku- klärung mit der abgeänderten Bewertung wurde tiert? am Rande der Sitzung formuliert und zu Proto‑ koll gegeben. Sie wurde der BayernLB durch ein Den Verwaltungsratsmitgliedern lag nur die Fas‑ Schreiben von Frau Linner anschließend erneut sung vom 27.05.2009 vor, welche in der Verwal‑ zugeleitet.664 Sie hat folgenden Inhalt: tungsratssitzung vom 21.07.2009 mit allen anwe‑ senden Verwaltungsräten diskutiert wurde. „Aufgrund der heutigen intensiven Debatte, ins- besondere aufgrund der diversen Stellungnahmen 3.2.27.28. Wurde über die Prüfungsaufträge an die Wirt- einzelner Vorstands- und Verwaltungsratsmitglie- schaftsprüferin im Kabinett berichtet, ggf. der, wurden die Inhalte der von Ihnen geführten, wann? aber usancenadäquat nicht dokumentierten Ge- spräche im Zusammenhang mit dem Beteiligungs- Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine erwerb HGAA und der aufgezeigten Risiken dar- Erkenntnisse vor. gelegt. Ferner hat ein Vertreter von E&Y, die mit der Due Diligence beauftragt war, den Sachver- 3.2.28. Trifft es zu, dass Staatsminister Georg Fahren- halt aus seiner Sicht dargestellt. Diese Darstel- schon im Sommer 2009 eine Rechtsanwalts- lung wich in einigen wesentlichen Punkten, ins- kanzlei beauftragte, mögliche Schadensersatz- besondere im Bereich Risikobeurteilung, von dem ansprüche zu prüfen, ggf. welche Kanzlei? schriftlichen Bericht ab. Bereits im Juli 2009 wurde Staatsminister Fah‑ Aus diesen Darstellungen habe ich die neue Er- renschon von der Generalversammlung der Bay‑ kenntnis gewonnen, dass sich Vorstand und Ver- erischen Landesbank ermächtigt, ein Rechtsgut‑ waltungsrat intensiv mit den in den Berichten auf- achten in Auftrag zu geben. Thema war, mögliche gezeigten Risiken auseinandergesetzt und diese in Schadensersatzansprüche in Zusammenhang mit den Abwägungsprozess einbezogen haben. dem Kauf von ABS-Papieren durch die BayernLB zu prüfen.667 Vor diesem Hintergrund ist die Wertung im Be- richt obsolet. Konsequenzen sind daher m. E. Die Kanzlei Hengeler-Müller wurde im Oktober nicht angezeigt.“ 2009 mit der Prüfung von Organhaftungsansprü‑ chen in Zusammenhang mit dem Kauf der HGAA Zur Begründung für die Änderung der Wertung beauftragt.668 Der Prüfungsauftrag erstreckt sich sagte die Zeugin Linner vor dem Untersuchungs‑ weiterhin auf Schadensersatzansprüche gegen die ausschuss aus, dass man sich in der Verwaltungs‑ Veräußerer, Investoren, Organe der HGAA, aber ratssitzung vom 21.07.2009 intensiv mit dem auch gegen die externen Berater.669 Bericht vom 27.05.2009 beschäftigte und ihr Er‑ kenntnisse und Informationen präsentiert worden Die Beauftragung von Hengeler-Müller erfolgte seien, die sie in ihrer schriftlichen Dokumentation in einer Sondersitzung der Generalversammlung nicht hatte.665 Es sei dabei insbesondere um Ge‑ der BayernLB.670 spräche gegangen, die von den Vorständen und den Verwaltungsräten geführt wurden, welche An der Auswahl der Kanzlei waren die Bayern‑ aber nicht dokumentiert worden seien. Hieraus sei LB, das Finanzministerium und die Sparkassen hervorgegangen, dass sich diese sehr, sehr inten‑ beteiligt.671 Sie erfolgte im Rahmen eines soge‑ siv mit dem Thema beschäftigt hatten.666 Die Zeu‑ gin Linner erwähnte in diesem Zusammenhang,

661 Leeb-Schwarz (12, 9). 667 Fahrenschon (26, 174). 662 Müller-Tronnier (15, 96). 668 Fahrenschon (26, 175); Köglmeier (9, 168); Hoffmann-Becking (24, 663 Linner (17, 101). 2). 664 Leeb-Schwarz (12, 30). 669 Köglmeier (9, 169). 665 Linner (17, 101). 670 Horak (21, 5); Hoffmann-Becking (24, 2). 666 Linner (17, 105). 671 Weigert (24, 74); Fahrenschon (26, 176). Seite 100 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

nannten Beauty Contests.672 Bei letzterem handelt Genauere Informationen konnten dem Unter‑ es sich um eine kleine Ausschreibung.673 suchungsausschuss aufgrund der anwaltlichen Schweigepflicht vom Zeugen Hoffmann-Becking 3.2.28.1. Wurde über die Prüfungsaufträge an die nicht gegeben werden. Jedoch betonte der Zeu‑ Rechtsanwaltskanzlei im Kabinett berichtet, ge, dass der Kanzlei keine weiteren Beauftra‑ ggf. wann? gungen durch die BayernLB in Aussicht gestellt wurden.677 Insbesondere habe es auch keine, in Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine irgendeiner Form geäußerten Erwartungen an ein Erkenntnisse vor. Ergebnis des Gutachtens gegeben.678

3.2.28.2. Warum wurde das Parlament über die Beauf- 3.2.28.6. Ab wann war Ministerpräsident Seehofer über tragung der Kanzlei Hengeler-Mueller zur Er- die Beauftragung der Kanzlei Hengeler-Muel- stellung eines Rechtsgutachtens durch Staats- ler informiert? minister Georg Fahrenschon erst am 09.12.09 informiert? Der Zeuge Seehofer datierte den Zeitpunkt in sei‑ ner Aussage auf Sommer 2009.679 Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine Erkenntnisse vor. 3.2.28.7. War der Auftrag mit Ministerpräsident Seeho- fer abgestimmt bzw. erfolgte er auf seine Ver- 3.2.28.3. Erfolgte die Beauftragung der Rechtsanwalts- anlassung? kanzlei vor der Verwaltungsratssitzung am 21. Juli 2009 oder danach? Nach Angaben des Zeugen Seehofer sei dieser lediglich von Finanzminister Fahrenschon über Es wird auf die Antwort unter 3.2.28. verwiesen. die Beauftragung informiert worden. Er habe den Auftrag jedoch befürwortet.680 3.2.28.4. Wurde die Rechtsanwaltskanzlei auch beauf- tragt, die Möglichkeiten einer Anfechtung 3.2.29. Wurde über die Prüfungsaufträge an die Wirt- bspw. wegen arglistiger Täuschung oder von schaftsprüferin und an die Rechtsanwaltskanz- Schadensersatzansprüchen oder von Rückab- lei im Verwaltungsrat berichtet, ggf. wann? wicklungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit dem Erwerb der HGAA zu prüfen, und wie Es wird auf die Antworten unter Ziff. 3.2.27.12. lautete ggf. der genaue Auftrag? und Ziff. 3.2.28. verwiesen.

Die Möglichkeiten der Rückabwicklung des 3.2.30. Wurde von der Staatsregierung oder Orga- Kaufvertrags zwischen Signing und Closing wur‑ nen der BayernLB im Zeitraum 2007 bis Ende den zunächst im Oktober 2009 von der Kanzlei 2009 eine Prüfung der Verfassungsmäßigkeit Dorda Brugger Jordis überprüft, da es sich um des Bayerischen Landesbank-Gesetzes veran- Fragen des österreichischen Rechts handelte.674 lasst? Gab es juristische Gutachten/Stellung- Zusätzlich werden Rückabwicklungs- und Scha‑ nahmen hierzu? Mit welchem Ergebnis? Wer densersatzansprüche gegen die Veräußerer ge‑ hat wann gegebenenfalls geprüft? Falls ja, wel- prüft. Diese Prüfung war zum Ende der Beweis‑ che Mitglieder der Staatsregierung haben dies aufnahme noch nicht abgeschlossen.675 veranlasst?

3.2.28.5. War diese Kanzlei vorher im Auftrag der Bay- Eine derartige Prüfung wurde nach Kenntnis des ernLB und/oder HGAA tätig, ggf. wann und Untersuchungsausschusses nicht veranlasst. Nach mit welchem Auftrag? der Aussage des Zeugen Heike habe es hierzu kei‑ ne Veranlassung gegeben.681 In Bezug auf den Erwerb der HGAA war die Kanzlei Hengeler-Müller vor der Beauftragung Ergänzend sei auf die Antwort unter Ziff. 1.1.7. im Oktober 2009 weder für die HGAA noch für verwiesen. die BayernLB tätig gewesen. Allerdings gab es vorher bereits Beauftragungen in anderen The‑ 3.2.31. Wie wurde vom Verwaltungsrat die Geschäfts- menbereichen.676 politik der BayernLB hinsichtlich einer Expan- sion in Mittel-, Ost- und Südeuropa mittelbar

672 Fahrenschon (26, 175). 677 Hoffmann-Becking (24, 4). 673 Fahrenschon (26, 176). 678 Hoffmann-Becking (24, 6). 674 Haumer (22, 76). 679 Seehofer (27, 78). 675 Weigert (24, 111). 680 Seehofer (27, 78). 676 Hoffmann-Becking (24, 3). 681 Heike (20, 54). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 101

durch die Beteiligung an der HGAA auf welche 3.2.32.2. Welche Maßnahmen wurden von den Mitglie- Art und Weise und mit welchen Methoden ver- dern des Verwaltungsrats der BayernLB sofort anlasst, begleitet oder befördert? nach Bekanntwerden der ersten öffentlichen Vorwürfe im Zusammenhang mit der HGAA Es wird auf die Antworten unter Ziff. 1.1.1.–1.1.4. gegen sie ergriffen? verwiesen. Die Fragestellung ist zu unpräzise, als dass eine 3.2.32. Bestehen Schadensersatzansprüche gegenüber Zuordnung von konkreten Handlungen von ein‑ den Verkäufern der HGAA-Anteile, gegenüber zelnen Verwaltungsratsmitgliedern zu bestimm‑ den Mitgliedern des Vorstandes der BayernLB ten Veröffentlichungen getroffen werden könnte. und der HGAA, gegenüber den Aufsichtsorga- nen der BayernLB und der HGAA sowie ge- 3.2.32.3. Wurde für die Mitglieder im Vorstand und genüber Mitgliedern der Staatsregierung? Verwaltungsrat eine Haftpflichtversicherung (D&O Versicherung) abgeschlossen? Die mögliche Begründetheit solcher Ansprüche zu prüfen, ist letztlich eine Sache von Fachleu‑ Nach Aussage des Zeugen Prof. Dr. Faltlhauser ten. Dazu wurden Prüfungsaufträge an Rechts‑ ist eine solche Versicherung abgeschlossen.682 anwaltskanzleien erteilt. Insbesondere kann der Der Ausschuss konnte nicht die abgeschlossene Ausschuss keine Aussage dazu machen, welche Deckungssumme feststellen. Ansprüche sich möglicherweise nach österrei‑ chischem Recht ergeben. Der Ausschuss kann 3.2.33. Führte die Übertragung der HGAA-Anteile prüfen, was Grundlage der Entscheidungen zum der BayernLB an die Republik Österreich Erwerb der HGAA-Beteiligung war und wie sich dazu, dass keine Aussicht mehr auf eine erfolg- Organe der Landesbank dabei verhalten haben. reiche Anfechtung des Kaufvertrags besteht Der Ausschuss prüft daher, ob er im Verhalten und eine Rückabwicklung nicht mehr erfolgen handelnder Personen eine Pflichtwidrigkeit sehen konnte bzw. kann? kann oder nicht. Hierzu wird auf die Ausführun‑ gen unter II. verwiesen. Diese Frage wurde von der Rechtsabteilung der BayernLB unter Mitwirkung der österreichischen Dem Ausschuss liegt ferner das Gutachten der Anwälte des Instituts geprüft. Nach deren Aus‑ Kanzlei Hengeler-Müller zur Prüfung der Organ‑ kunft führt die Weiterveräußerung nicht dazu, haftung vor. Dieses bejaht Schadensersatzansprü‑ dass eine Anfechtung des Kaufvertrags nicht che der Bank gegenüber den Vorständen, verneint mehr möglich wäre.683 Eine eigene rechtliche Be‑ dies jedoch bei den Mitgliedern des Verwaltungs‑ wertung durch den Untersuchungsausschuss ist an rats. dieser Stelle schwierig, da in diesem Zusammen‑ hang auch Fragen des österreichischen Rechts zu 3.2.32.1. Besteht eine Verpflichtung für die Mitglieder klären wären. Im Übrigen müsste die Schwierig‑ des Verwaltungsrats der BayernLB und/oder keit einer praktischen Durchführung bedacht wer‑ der Staatsregierung im Rahmen ihrer Ver- den. mögensbetreuungspflichten, ggf. Schadens- ersatzansprüche gegenüber Mitgliedern des 3.2.34. Trifft es zu, dass sich der Vorstandsvorsitzen- Vorstands geltend zu machen und/oder Rück- de Dr. Kemmer laut Handelsblatt dahingehend abwicklungsansprüche ggf. wegen rechtlich zu geäußert hat, dass die Hypo Group Alpe Adria ahndender Delikte wie z. B. Betrug durchzu- wesentlicher Bestandteil der BayernLB blei- setzen? be, die Tochter saniert und kapitalmarktfähig gemacht werden solle? Falls ja, war Dr. Kem- Der Verwaltungsrat der BayernLB hat beschlos‑ mers Aussage mit dem Verwaltungsrat der sen, Schadensersatzansprüche gegenüber ehema‑ BayernLB abgestimmt? ligen Vorstandsmitgliedern geltend zu machen. Ebenso werden Rückabwicklungsansprüche ge‑ Die Restrukturierung der HGAA, um sie kapital‑ gen die Verkäuferseite geprüft. Damit hat der Ver‑ marktfähig zu machen, war Teil der Eckpunkte waltungsrat alle etwaigen bestehenden Verpflich‑ der Restrukturierung der BayernLB-Gruppe.684 tungen erfüllt. Ihr wurde in der Sitzung des Verwaltungsrats vom 29.11.2008 einstimmig zugestimmt.685 Die Rechtsaufsicht überprüft die Entscheidun‑ gen des Vorstands und des Verwaltungsrats, ob Ansprüche geltend gemacht werden sollen, auf Rechtsfehler. 682 Faltlhauser (14, 140). 683 Köglmeier (9, 169). 684 Bd. 101, S. 375. 685 Bd. 101, S. 426. Seite 102 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

3.2.35. Welche Prüfungsergebnisse und Beurteilungen rater der Rechtsanwaltskanzleien Freshfields und der HGAA und ihrer Beteiligungen durch aus- Morgan Stanley. Auf der österreichischen Seite ländische Aufsichtsbehörden wurden zwischen waren Vertreter der Finanzprokuratur, des Finanz‑ Mai 2007 und Dezember 2009 erstellt? Wurden ministeriums und des Kanzleramts anwesend.690 diese ggf. dem Verwaltungsrat vorgelegt bzw. Bei diesem ersten Teil der Gespräche war jedoch wer erlangte im Verwaltungsrat der BayernLB schnell erkennbar, dass sie ohne eine Beteiligung von diesen wann Kenntnis? der politischen Ebene nicht zu einem Erfolg füh‑ ren konnten.691 Es wird auf die Antworten unter 3.2.17. und 3.2.17.1. verwiesen. Der zweite Teil der Gespräche am unmittelbar folgenden Wochenende, 12. und 13.12.2009, fand 3.2.36. Welche Prüfungsergebnisse und Beurteilun- daher unter Beteiligung der Finanzminister Fah‑ gen deutscher Aufsichtsbehörden zum Aus- renschon und Pröll statt.692 Zugegen waren auch landsengagement der BayernLB lagen dem Vertreter der Grazer Wechselseitigen.693 Minis‑ Verwaltungsrat und Vorstand der BayernLB terpräsident Seehofer wurde von Finanzminister zwischen Mai 2007 und Dezember 2009 vor? Fahrenschon über den Verhandlungsstand infor‑ miert.694 Mitteilungen deutscher Aufsichtsbehörden an den Vorstand der BayernLB liegen dem Unter‑ Die Bayerische Landesbank gab ihre Anteile für suchungsausschuss nicht vor. Bezogen auf den einen symbolischen Euro an die Republik Öster‑ Verwaltungsrat konnte nicht festgestellt werden, reich ab, verzichtete auf Forderungen in Höhe dass diesem derartige Prüfungsergebnisse oder von 825 Mio. € und sagte zu, die Kreditlinie der Beurteilungen deutscher Aufsichtsbehörden im HGAA in Höhe von 3,9 Mrd. € offenzuhalten.695 Zeitraum zwischen Mai 2007 und Dezember 2009 Der Forderungsverzicht lag damit weit unter den vorlagen. geschätzten Verlusten bei einer Insolvenz der HG‑ AA.696 Die Kreditlinie der HGAA ist zwischen‑ 3.2.37. Wer war bei der „Rettung“ der HGAA im De- zeitlich deutlich zurückgeführt. zember 2009 beteiligt? Was war der Inhalt der „Rettungsgespräche“ Anfang Dezember 2009 Die Grazer Wechselseitig hat ihre Anteile eben‑ zwischen Ministerpräsident Seehofer, Bundes- falls an die Republik Österreich abgetreten und kanzlerin Angela Merkel, dem Chef der Euro- zeichnete Partizipationskapital in Höhe von päischen Zentralbank Trichet, Bundeskanzler 30 Mio. €. Sie hat 100 Mio. € Pfandbriefe der Faymann, dem österr. Finanzminister Pröll, HGAA erworben. Diese Vereinbarung wurde von der Deutschen Bundesbank, der BaFin? Wel- ihr binnen 14 Tagen erfüllt.697 che Abmachungen wurden von wem getroffen? Von der Kärntner Landesholding wurde Partizipa‑ Im Vorfeld der Ereignisse des Dezember 2009 tionskapital in Höhe von 200 Mio. in zwei Schrit‑ wurden vom Vorstand der BayernLB bereits ten gezeichnet.698 am 07.09.2009 und am 26.10.2009 informel‑ le Gespräche mit dem Thema einer möglichen Finanzminister Fahrenschon informierte direkt Verstaatlichung der HGAA durch die Republik nach den Verhandlungen das Kabinett, die Mit‑ Österreich geführt.686 Am 10.11.2009 gab es ein glieder des Haushaltsausschusses des Bayeri‑ erstes offizielles Treffen in Wien.687 Anknüpfend schen Landtags, die Mitglieder der Kommission an die Gespräche in Wien wurde von Staatsminis‑ zur parlamentarischen Begleitung der Krisen‑ ter Fahrenschon am 20.11.2009 Kontakt mit dem bewältigung bei der BayernLB und den Verwal‑ österreichischen Finanzminister Pröll aufgenom‑ tungsrat über das Ergebnis. Die Zustimmung des men.688 Am 25.11.2009 wurde vom Verwaltungs‑ Haushaltsausschusses des Bayerischen Landtags ratsvorsitzenden ein Schreiben an das österreichi‑ wurde am 17.12.2009 erteilt.699 sche Bundesfinanzministerium mit der Bitte um ein Gespräch abgesandt.689

Der erste Teil der Gespräche fand im Zeitraum vom 08.12.2009 bis 11.12.2009 statt. Beteiligt 690 Köglmeier (9, 161); Ermisch (25, 15). waren von der BayernLB die Herren Dr. Kemmer, 691 Köglmeier (9, 161). Ermisch, Dr. Haas und Köglmeier sowie die Be‑ 692 Köglmeier (9, 161). 693 Ederer (11, 25). 694 Fahrenschon (26, 213). 695 Fahrenschon (26, 170); Ederer (11, 26); Ermisch (25, 16). 686 Ermisch (25, 10). 696 Ermisch (25, 21). 687 Ermisch (25, 11). 697 Ederer (11, 26). 688 Fahrenschon (26, 169). 698 Ederer (11, 16). 689 Ermisch (25, 12). 699 Fahrenschon (26, 169 f.); Seehofer (27, 67). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 103

3.2.38. Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen: Welche 3.2.38.5. Ist Gegenstand der Ermittlungen, dass der frü- staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen werden here Vorstandsvorsitzende Werner Schmidt im Zusammenhang mit dem Beteiligungser- laut Spiegel vom 19.10.2009 den Vermögens- werb an der HGAA bei der Staatsanwaltschaft verwalter Dr. Berlin, dessen Investorengruppe München I geführt? Anteile an der HGAA hielt, „auf Druck promi- nenter CSU-Politiker beschworen habe, an ihn 3.2.38.1. Zu welchem Zeitpunkt und aus welchem An- zu verkaufen“? lass wurden die Ermittlungen eingeleitet? Die Frage ist insoweit Gegenstand der staatsan‑ Ausgangspunkt der Ermittlungen war eine anony‑ waltschaftlichen Ermittlungen, als ein politischer 700 me Anzeige vom 18.12.2008. Aufgrund dersel‑ Druck im Rahmen der Strafzumessung entlastend ben wurden zunächst Recherchen aus öffentlich für die Beschuldigten wirken könnte.702 Für ein zugänglichen Quellen eingeleitet, bevor dann ge‑ Verhalten mit strafrechtlicher Relevanz seitens gen unbekannt und am 14.08.2009 gegen Werner der Verwaltungsräte gibt es bis jezt keine Anhalts‑ Schmidt ein förmliches Ermittlungsverfahren ein‑ punkte.703 geleitet wurde.701 3.2.38.6. Werden im Zusammenhang mit dem anteiligen 3.2.38.2. Wegen welcher Verdachtsmomente wird er- Erwerb der HGAA Ermittlungen gegen Dr. mittelt? Tilo Berlin geführt? Die Staatsanwaltschaft klärt den „Erwerb der HGAA durch die BayernLB“ insgesamt in tat‑ Es sei auf die Antwort unter Ziff. 3.2.38.3. ver‑ sächlicher Weise auf und prüft dann, inwieweit wiesen. hierdurch Straftatbestände verwirklicht wurden. Strafrechtliche Relevanz könnten die Vorgänge 3.2.39. Ist Gegenstand der Ermittlungen der Verdacht, nach vorläufiger Bewertung insbesondere unter dass der Wert der HGAA zum Zeitpunkt ihres dem Aspekt der Untreue und der Bestechung aus‑ anteiligen Erwerbs durch die BayernLB nur ländischer Amtsträger besitzen. 2,5 Mrd. EUR (SZ, 16.10.2009) betrug und dass durch den Ankauf der BayernLB mög- 3.2.38.3. Gegen welche Beschuldigten richtet sich licherweise ein Schaden in Höhe von ca. 400 bislang das Ermittlungsverfahren „unter Mio. EUR entstanden sei? dem Aktenzeichen 320 Js 44754/09“ (FAZ, 28.10.2009)? Es sei auf die Antwort unter Ziff. 3.2.38.2. ver‑ wiesen. Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwalt‑ schaft München I mit dem genannten Aktenzei‑ 3.2.39.1. Trifft es zu, dass sich diese Vorwürfe gegen alle chen richet sich gegen die Beschuldigten Werner Mitglieder des damaligen Vorstands richten? Schmidt, Dr. Rudolf Hanisch, Theodor Harnisch‑ macher, Dieter Burgmer, Stefan Ropers, Dr. Ger‑ hard Gribkowsky, Dr. Ralph Schmidt, Dr. Michael Es sei auf die Antwort unter Ziff. 3.2.38.3. ver‑ Kemmer, Dr. Tilo Berlin, Dr. Benedikt Haas, Karl- wiesen. Heinz Sturm und Walther Schmidt-Lademann. Ferner wird ermittelt gegen Günter Troppmann, 3.2.40. Werden auch gegen die damaligen Mitglieder Rolf Mähliß, Stefan Unterlandstättner, Dr. Patrick des Vorstands und des Verwaltungsrats der Wilden, Bettina Stark und Wolfgang Zweck. BayernLB Ermittlungen geführt?

3.2.38.4. Ist Gegenstand der staatsanwaltschaftlichen Es sei auf die Antwort unter Ziff. 3.2.38.3. ver‑ Er­mittlungen der Verdacht, dass die Bayern- wiesen. LB unter dem früheren Vorstandsvorsitzenden Werner Schmidt die „HGAA zu einem über- höhten Preis gekauft und damit der BayernLB 3.2.41. Werden insbesondere gegen damals Verant- geschadet haben soll“ (FAZ, 15.10.2009)? wortliche des Verwaltungsrats der BayernLB, die am 23.04.2007 in einem Grundsatzbe- Es sei auf die Antwort unter Ziff. 3.2.38.2. ver‑ schluss ihre Zustimmung zu einem ggf. über- wiesen. höhten Kaufpreis zum Erwerb von HGAA- Anteilen gaben, aufgrund des Vorwurfs bzgl.

700 Turkowski, (7, 3). 702 Turkowski (7, 34). 701 Turkowski (7, 3). 703 Turkowski (7, 34). Seite 104 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

der Zahlung eines ggf. überhöhten Kaufpreises 3.2.46. Liegen der Staatsanwaltschaft Erkenntnisse ebenfalls Ermittlungen geführt? darüber vor, welchen Inhalt dieser Vertrag hat, inwieweit er in Zusammenhang mit dem Die Staatsanwaltschaft sieht keinen Anfangsver‑ Beteiligungserwerb an der HGAA steht und ob dacht gegen die Mitglieder des Verwaltungsrats, Vertreter des Vorstands und des Verwaltungs- da sie davon ausgeht, dass die Verwaltungsrats‑ rats der BayernLB von Abschluss und Inhalt mitglieder im Vorfeld der Beschlussfassung vom des Vertrags Kenntnis hatten, ggf. seit wann? 23.04.2007 nicht vollständig und zutreffend in‑ formiert worden sind und insoweit zwischen den Der Staatsanwaltschaft München I ist der Inhalt Mitgliedern des Vorstands und den Mitgliedern des Vertrags bekannt. Mögliche Zusammenhänge des Verwaltungsrats ein Informationsgefälle be‑ mit dem Erwerb der HGAA sind Gegenstand der stand.704 Im Übrigen wurden die Vertragsver‑ Ermittlungen. Inwieweit Mitglieder des Vorstands handlungen vom Vorstand ohne Beteiligung des und des Verwaltungsrats von diesem Vertrag Verwaltungsrats geführt. Kenntnis hatten ist nicht bekannt.706 3.2.42. Werden insbesondere gegen damals Verant- 3.2.47. Trifft es zu, dass ein Durchsuchungsbeschluss wortliche des Verwaltungsrats der BayernLB, der Staatsanwaltschaft „auf den 31. August die vor Vertragsunterzeichnung aktiv an den 2009 datiert“ (Handelsblatt, 15.10.2009) erst Vertragsverhandlungen mit dem früheren am 14.10.2009, also erst nach der Bundestags- Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider teil- wahl am 28.09.2009, vollzogen wurde, wenn ja, nahmen, ebenfalls Ermittlungen geführt? was waren die Gründe hierfür? Nachdem vonseiten der Verwaltungsratsmitglie‑ Die Daten sind zutreffend wiedergegeben. Einen der nicht aktiv mit dem Kärntner Landeshaupt‑ Zusammenhang mit dem Zeitpunkt der Durch‑ mann Haider verhandelt wurde, erübrigt sich die suchung und dem Bundestagswahlkampf gibt es Antwort auf diese Frage. nach den Bekundungen des sachbearbeitenden Staatsanwalts nicht.707 Danach beruhte der zeit‑ 3.2.43. Trifft es zu, dass Gegenstand der Ermittlun- liche Abstand im Wesentlichen darauf, dass die gen auch die Thematik ist, „weshalb Bayern- Durchsuchungen am 14.10.2009 parallel stattfin‑ Banker Schmidt nicht nachverhandelte“ (Der den sollten und folglich entsprechend koordiniert Spiegel, 19.10.2009)? werden mussten. Insbesondere die Koordination mit den ausländischen Behörden führte zu diesem Es sei auf die Antwort unter 3.2.38.2. und 3.2.38.3. zeitlichen Abstand. Im Vergleich handelte es sich verwiesen. daher eher um eine sehr schnelle Umsetzung der 708 3.2.44. Werden gegen die damaligen Verwaltungs- Beschlüsse. ratsmitglieder, die früheren Staatsminister Dr. 3.2.48. Wie lange dauerte ein ggf. erforderliches Beckstein und Prof. Dr. Faltlhauser, Ermitt- Rechtshilfeersuchen mit den Ermittlungsbe- lungen im Hinblick auf deren mögliche Be- hörden der Republik Österreich und welche teiligung am Inhalt des Kaufvertrags und am Maßnahmen wurden vom Staatsministerium vertraglich vereinbarten Ausschluss der Mög- der Justiz und für Verbraucherschutz und von lichkeit von Nachverhandlungen geführt? Staatsministerin Dr. Merk zur ggf. Beschleu- Es wird auf die Antwort unter 3.2.41. verwiesen. nigung eines solchen Rechtshilfeersuchens er- griffen? 3.2.45. Trifft es zu, dass Gegenstand der Ermittlungen auch ein vom früheren Vorstandsvorsitzenden Die Staatsanwaltschaft München I hat die Rechts‑ Werner Schmidt „gleich nach seinem Aus- hilfeersuchen an die österreichischen und die lu‑ scheiden“ (FAZ, 20.12.2009) abgeschlossener xemburgischen Behörden direkt an die jeweils Beratervertrag mit der HGAA für ein jährli- zuständigen Strafverfolgungsbehörden versandt. ches Beraterhonorar in Höhe von 50.000 EUR Dieser sog. unmittelbare Geschäftsweg ist in An‑ ist? gelegenheiten der strafrechtlichen Rechtshilfe mit der Republik Österreich und dem Großherzogtum Der Umstand, dass zwischen Werner Schmidt Luxemburg als regelmäßiger Übermittlungsweg und der HGAA ein Beratervertrag bestand und vereinbart. Das Bayerische Staatsministerium auf dessen Grundlage 50.000 EUR gezahlt wur‑ der Justiz und für Verbraucherschutz war somit den, ist der Staatsanwaltschaft bekannt. Er wird vorliegend in den Rechtshilfeverkehr nicht einge‑ als Teil des Gesamt-Lebenssachverhalts auf seine bunden; es wurde lediglich im Zuge der Unter‑ Relevanz für die Straftatenvorwürfe untersucht.705

706 Turkowski (7, 15). 704 Turkowski (7, 52). 707 Turkowski (7, 36). 705 Turkowski (7, 15). 708 Turkowski (7, 36). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 105

richtung über die geplanten Durchsuchungen709 chungen oder Kick-Back-Zahlungen) für derarti‑ über die zu diesem Zeitpunkt bereits abgesandten ge Absprachen bis jetzt nicht gefunden werden.710 (soweit Österreich betroffen) bzw. in Überset‑ zung befindlichen (soweit Luxemburg betroffen) Insbesondere bestätigte auch der Zeuge Dr. Hink, Rechtshilfeersuchen informiert. der als enger Partner von Dr. Berlin bei dessen Einstieg bei der HGAA fungierte, dass Dr. Berlin Die Durchsuchungsbeschlüsse konnten – wie von ihm gegenüber erzählt habe, Werner Schmidt habe der Staatsanwaltschaft München I beabsichtigt während des laufenden BAWAG-Verfahrens kein – am 14.10.2009 vollzogen werden. Die Freiga‑ Interesse an der HGAA gezeigt.711 Er sei ferner be der beschlagnahmten Unterlagen dauerte auf‑ bei der Anbahnung des Geschäfts immer davon grund von Rechtsbehelfen noch längere Zeit an. ausgegangen, dass das Ziel ein Börsengang der HGAA sei.712 Das Interesse der BayernLB sei für 3.2.49. Hatten Mitglieder des Vorstands und/oder ihn am Anfang fast wie ein Störfeuer gewesen.713 Verwaltungsrats der BayernLB vor dem 14.10.2009 Kenntnis über den Erlass des 3.2.52. Ist der Verdacht, „dass sich Herr Schmidt und Durchsuchungsbeschlusses, ggf. ab wann? Herr Berlin verschworen haben, um gemein- sam am Kauf der Hypo durch die Bayerische Hierfür liegen keine Anhaltspunkte vor. Landesbank zu profitieren, Schmidt und Berlin 3.2.50. Welche Vertreter der Staatsanwaltschaft beim hätten sich demnach irgendwann zu Ende des OLG München und/oder Vertreter des Staats- Jahres 2006 abgesprochen: Herr Berlin kauft ministeriums für Justiz und für Verbraucher- die Aktien der Hypo auf und Herr Schmidt schutz hatten ab welchem Zeitpunkt Kenntnis stellt sicher, dass die Bayern sich für den Kauf über den erlassenen Durchsuchungsbeschluss? einer Mehrheit an der Hypo interessieren und im Zuge dessen auch Herrn Berlin die Akti- Die Staatsanwaltschaft München I berichtete un‑ en wieder abkaufen“ (Standard, 12.12.2009), ter dem 11. September 2009 dem Generalstaatsan‑ Gegenstand der staatsanwaltschaftlichen Er- walt in München, dass ein Anfangsverdacht gegen mittlungen ist, ggf. wegen Verstoßes gegen das Werner Schmidt bestehe und die am 31.08.2009 Wertpapierhandelsgesetz? erlassenen Durchsuchungsbeschlüsse erwirkt worden seien. Als beabsichtigter Zeitpunkt für Die Staatsanwaltschaft ist auch diesem Verdacht den Vollzug ist der 14.10.2009, 9.00 Uhr, genannt. nachgegangen. Dieser Bericht ging am 15. September 2009 beim Generalstaatsanwalt in München ein und wurde 3.2.53. Liegen der Staatsanwaltschaft Erkenntnisse von dort am gleichen Tag an das StMJV weiter‑ darüber vor, ob und welche weiteren Personen geleitet. Der Bericht traf dort am 18. September ggf. an Absprachen im Sinne der Fragen 3.2.52 2010 ein. Von dem Bericht nahmen im StMJV und 3.2.53 teilnahmen? Welche Informationen ausweislich der Handzeichen der zuständige Re‑ hatten Vorstand und Verwaltungsrat ggf. hie- feratsleiter (21.9.), der Leiter der Strafrechtsabtei‑ rüber und zu welchem Zeitpunkt? lung (22.9.), der Amtschef (23.9.), der Leiter des Ministerbüros (23.9.) und die Pressestelle (25.9.) Dem Ausschuss ist nicht bekannt, dass die Staats‑ Kenntnis. anwaltschaft solche Erkenntnisse hätte. 3.2.51. Ist Gegenstand der Ermittlungen der Ver- 3.2.54. Hatten Mitglieder des Vorstands und/oder des dacht, dass strafrechtlich relevante „Insider- Verwaltungsrats der BayernLB und/oder der geschäfte“ zwischen dem früheren Vorstands- Staatsregierung Kenntnis von derartigen ggf. vorsitzenden der BayernLB Werner Schmidt, erfolgten Absprachen, ggf. ab wann? dem Vermögensverwalter und Vertreter der späteren Anteilseigner an der HGAA Dr. Tilo Es sei auf die Antwort unter Ziff. 3.53. verwiesen. Berlin und dem früheren HGAA-Aufsichts- ratsvorsitzenden Dr. Wolfgang Kulterer in Zu- 3.2.55. Welche nachteiligen Auswirkungen hatten sammenhang mit dem anteiligen Erwerb von diese ggf. erfolgten Absprachen für den bay- HGAA-Anteilen durch die BayernLB getätigt erischen Staatshaushalt und die bayerischen wurden? Steuerzahler?“ Der Verdacht einer Absprache zwischen den Es sei auf die Antwort unter Ziff. 3.53. verwiesen. genannten Personen ist Gegenstand der Ermitt‑ lungen. Obwohl die persönlichen Beziehungen solche Absprachen denkbar erscheinen lassen, konnten Beweise (insbesondere konkrete Abma‑ 710 Turkowski (7, 38). 711 Hink (16, 5 f.). 712 Hink (16, 15). 709 Siehe 3.2.50. 713 Hink (16, 36). Seite 106 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

II. Zusammenfassung und Bewertung in der Verantwortung der regionalen Gesellschaften, und angemessene gruppenweite Standards und Über‑ 1. Zusammenfassung wachungssysteme fehlten. Trotzdem wurde keine Due Diligence bei den Tochtergesellschaften durchgeführt. Im Laufe der Arbeit des Untersuchungsausschusses kristallisierte sich heraus, dass der Zeitraum zwischen Aus der Sicht des Zeugen Ermisch, derzeitiges Vor‑ der Verwaltungsratssitzung am 20.03.2007 und derje‑ standsmitglied der BayernLB, bedeutete diese einsei‑ nigen vom 23.05.2007 die entscheidende Phase beim tige Betonung von Geschäftsaktivitäten in Südosteu‑ Kauf der HGAA durch die BayernLB war. Auch wur‑ ropa eine gewisse Fokussierung auf einen schwierigen de deutlich, dass der Kauf und nicht der Verkauf der Wirtschaftsraum. Mit dieser strategischen Ausrich‑ HGAA die zentrale Problematik ist, die es bei der Be‑ tung konzentriere man sich sehr stark auf eine mög‑ urteilung des Verhaltens der im Untersuchungsauftrag liche Entwicklung. In einer Krise sei man dann aber genannten Personen zu beleuchten gilt. auch sehr einseitig betroffen.719 Er erklärte weiterhin, dass Südosteuropa nicht mit Osteuropa, wie Polen Aus diesem Grund sollen die Ereignisse im Zeitraum oder Slowakei, gleichzusetzen sei. Südosteuropa bzw. von 20.03.2007 bis 23.05.2007 noch einmal zusam‑ Ex-Jugoslawien wären seinerzeit eine sicherlich sehr menfassend dargestellt werden. hoffnungsvolle Wirtschaftsregion in der Perspektive a. Verwaltungsratssitzung am 20.03.2007 gewesen, allerdings auch eine sehr fragile Wirtschafts‑ region.720 Der Verwaltungsrat als Organ war erstmals in der Son‑ dersitzung am 20.03.2007 mit dem Erwerb der HGAA Exkurs Ende befasst. In der Einladung zur Sitzung standen auf der An der Sitzung nahmen die Verwaltungsräte Dr. Gün‑ Tagesordnung unter anderem „aktuelle Themen“, ther Beckstein, Erwin Huber und Georg Schmid nicht „Bieterverfahren LBB“ sowie „Verschiedenes“, ein teil. Staatsminister Dr. Beckstein wurde durch Minis‑ gesonderter Hinweis auf die HGAA bzw. eine sich bie‑ terialdirektor Schuster und Staatsminister Huber durch tende „Akquisitionsmöglichkeit“ war nicht enthalten. Staatssekretär Spitzner vertreten. Für Staatssekretär Exkurs: HGAA Schmid nahm kein Vertreter an der Sitzung teil, laut Protokoll war er entschuldigt. Als Gäste waren die Her‑ Im Jahr 2006 war die HGAA die sechstgrößte österrei‑ ren Wirsching und Barth von Ernst & Young und Herr chische Bank mit insgesamt 1,1 Mio. Kunden (davon Raffel von der Investmentbank Rothschild anwesend. ca. 115.000 in Österreich) und hatte eine Bilanzsumme Zum damaligen Zeitpunkt war der Erwerbsprozess von 30,6 Mrd. €.714 Das Betriebsergebnis der HGAA noch in einem sehr frühen Stadium, mit einer Due Di‑ hat sich zwischen 2003 und 2006 ungefähr verdoppelt. ligence war noch nicht begonnen worden. Im Vorfeld Die Bilanzsumme hat sich in diesem Zeitraum mehr waren vom Vorstand nur Gespräche mit der Verkäufer‑ als verdreifacht. Insbesondere im südosteuropäischen seite am 19.01.2007, 31.01.2007 und am 15.02.2007 Raum war das Wachstum besonders stark ausge‑ geführt worden, über die dem Verwaltungsrat seiner‑ prägt.715 zeit aber wohl nicht berichtet wurde (vgl. Sitzungspro‑ tokoll). Im Vorfeld kam es aber schon zu Gesprächen Damit war der Erwerb der HGAA die größte Transak‑ zwischen Werner Schmidt, Prof. Dr. Faltlhauser und tion in der Geschichte der BayernLB.716 Dr. Naser. Außerdem ging es bereits in einem Schrei‑ ben vom 05.02.2007 von Werner Schmidt an Dr. Naser Die HGAA war in zwölf Ländern im Alpen-Adria- und Prof. Dr. Faltlhauser im Zusammenhang mit be‑ Raum präsent. Kernmärkte waren Österreich, Itali‑ teiligungsstrategischen Maßnahmen um eine mögliche en, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Erwerbsoption bezüglich der HGAA.721 Ein Gespräch Serbien und Montenegro. Daneben war die HGAA fand am 06.03.2007 zwischen Werner Schmidt, Prof. in Liechtenstein, Deutschland, Ungarn, und seit 2006 Dr. Faltlhauser und Dr. Naser statt. Am 07.03.2007 in Bulgarien und Mazedonien vertreten. Die HGAA- gingen vertrauliche Unterlagen von der BayernLB dem Gruppe bestand aus mehr als 400 überwiegend auslän‑ Finanzministerium zu. dischen Tochtergesellschaften. Zu den Hauptgeschäfts‑ feldern gehörte das Bank- und Leasinggeschäft. In In der Sitzung wurde eine Tischvorlage ausgeteilt, diesen Tochtergesellschaften wurde der überwiegende die im Anschluss an dieselbe wieder eingesammelt Teildes Gruppenergebnisses (circa 75 %)717 erwirt‑ wurde.722 In dieser Präsentation wurde u. a. auf die schaftet. Diese Tochtergesellschaften waren selbststän‑ SWAP-Verluste der HGAA, deren versuchte Verschlei‑ dig aufgestellt und unabhängig gemanagt.718 Die HG‑ erung durch den Vorstandsvorsitzenden der HGAA, AA-Gruppe war sehr dezentral geführt worden, also Dr. Wolfgang Kulterer, und den hierauf folgenden

714 Bd. 11, S. 214 ff. 715 Bd. 11, S. 64 ff. 719 Ermisch (25, 32). 716 HengelerMueller, S. 404. 720 Ermisch (25, 19f.). 717 Bd. 11, 64 ff. 721 Bd. 176. 718 Bd. 11, S. 214 ff. 722 Schuster (24, 168). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 107

Wechsel von Dr. Kulterer in den Aufsichtsratsvorsitz tet werden müssen. Des Weiteren gab Herr Raffel eine hingewiesen. Ziel der Sitzung war es, die Zustimmung Stärken- und Schwächenanalyse der HGAA. des Verwaltungsrats zur Abgabe eines Letter of Intent und zur Durchführung einer Due Diligence zu errei‑ Ausweislich des Protokolls äußerte sich Prof. Dr. Kurt chen. Faltlhauser auf Basis der Präsentation in der Verwal‑ tungsratssitzung sehr positiv zu dieser Transaktions‑ Ausweislich des Protokolls informierte Werner möglichkeit. Insbesondere betonte er, dass die Bay‑ Schmidt den Verwaltungsrat über seine frühere Tätig- ernLB auf eine strategische Anreicherung bzw. Option keit als selbstständiger Berater der HGAA und angewiesen wäre. Deswegen habe diese sich bietende darüber, dass Dr. Tilo Berlin, dessen Unterneh‑ Chance intensiv auf ihre Passung zur BayernLB geprüft men an der HGAA beteiligt war, ein früherer Kol‑ werden müssen. Wegen der Ausrichtung der HGAA lege aus der LBBW sei.723 Weiter gab er einen auf Märkte mit deutlichen Wachstumspotenzialen habe Kurzüberblick über die HGAA und das strategi‑ sich diese als besonders geeignet dargestellt. Weiter sche Rational. Die HGAA habe über eine attrak- führte Prof. Dr. Faltlhauser aus, dass es „für das Image tive Marktposition in Österreich und Südosteuropa und den Ruf der Bank nach innen und außen“ aus Sicht verfügt und wäre eine attraktive Ergänzung für die des Freistaats Bayern erheblich negativ gewesen wäre, BayernLB gewesen. Vor allem habe diese eine regio‑ wenn die BayernLB „erneut und wiederholt nicht zum nale Ausdehnung und eine Erweiterung auf das Retail‑ Zuge“ gekommen wäre. „Vor diesem Hintergrund geschäft ermöglicht. Voraussetzung für einen Einstieg müsse sich die Bank vehement auf die sich bietende der BayernLB als Mehrheitsaktionär bei der HGAA sei und positiv zu beurteilende Option konzentrieren und jedoch eine detaillierte Due Diligence gewesen. Wer‑ Flexibilität hinsichtlich der zeitlichen Ausgestaltung ner Schmidt informierte auch über den Zeitdruck, der des Prozesses (im Sinne einer Straffung), aber auch sich daraus ergeben habe, dass die Verhandlungen auf der preislichen Ausgestaltung beweisen.“729 In der Wunsch der Verkäuferseite bis spätestens zum 27. Juni Vernehmung bei der Staatsanwaltschaft und vor dem 2007 abgeschlossen sein mussten. Untersuchungsausschuss betonte Prof. Dr. Faltlhauser, dass er durch diese Äußerungen keinen Druck auf den Exkurs: Werner Schmidt Vorstand habe ausüben wollen. Seine Äußerung soll‑ te vielmehr als Startzeichen für eine Prüfung gesehen In diesem Zusammenhang soll kurz der Führungsstil werden.730 In die gleiche Richtung geht die Aussage des damaligen Vorstandsvorsitzenden Werner Schmidt der damaligen Verwaltungsratsmitglieder Klaus Wei‑ beleuchtet werden. Nach Aussagen von Zeugen vor gert und Hans Spitzner. Es sei klar gewesen, dass der dem Ausschuss war sein Auftreten überaus arrogant Erwerb gewünscht war, aber nicht im Sinne von „Au‑ und autoritär. Er sei ein dominanter Vorstandsvorsit‑ 731 724 gen zu und durch.“ Werner Schmidt erklärt in seiner zender und knallharter Manager gewesen. Schmidt Aussage vor der Staatsanwaltschaft, er habe die Aus‑ sei ein Patriarch der alten Schule gewesen, der auch sage so verstanden, dass ein nochmaliges Scheitern mitunter den Eindruck erweckt habe, die Bank gehö‑ 725 unbedingt vermieden werden solle. Allerdings sei für re ihm allein. Auch sei er im Umgang mit dem Ver‑ ihn klar gewesen, dass trotz dieser Aussage eine gründ‑ waltungsrat etwas problematisch gewesen. Kritische liche Prüfung des Kaufobjekts erfolgen sollte.732 Fragen habe er zum Teil recht unwirsch und belehrend 726 abgetan. Nach Angaben von Erwin Huber habe er Ausweislich des Protokolls erkundigte sich Staatsse‑ aber trotzdem Meinungsäußerungen des Verwaltungs‑ kretär Spitzner während der Verwaltungsratssitzung, rates nicht ignoriert, es sei nur zum Teil etwas mühsam inwieweit ein verlässlicher Einblick in eventuelle Ri‑ gewesen, die unterschiedlichen Positionen zu vermit‑ siken vor dem Hintergrund der Geheimhaltung über‑ 727 teln. Nach Angaben von Zeugen habe man aber nie haupt möglich sei. Herr Raffel erklärte daraufhin, dass 728 an seiner fachlichen Kompetenz gezweifelt. die Due Diligence die identifizierten Themen klar ad‑ ressieren würde. Er wies ferner darauf hin, dass die Exkurs Ende Ergebnisse jedoch in Abhängigkeit der tatsächlich ver‑ 733 Herr Raffel gab laut Protokoll einen Überblick über fügbaren Daten stünden. Im Zweifel würde dann ein den Bankenmarkt und informierte den Verwaltungsrat konservativer Ansatz der Bewertung einzelner Sach‑ über die wesentlichen Kennzahlen sowie die Strategie verhalte gewählt werden. der HGAA. Nach Aussage von Herrn Raffel hätten in Vor dem Untersuchungsausschuss erklärte Hans Spitz‑ der bevorstehenden Due Diligence die Themen Risiko‑ ner als Zeuge dazu, dass ihm aufgrund seiner Kontakte management und Steuerungstools besonders beleuch‑ zur österreichischen Bankenwelt die HGAA bereits be‑ kannt war. „[...], ich wusste aus eigener Information,

723 Bd. 11, S. 54. 724 Irrgang (19, 9 f.); Spitzner (20, 27). 729 Bd. 11, S. 55. 725 Huber (26, 54). 730 Bd. 176, S. 18. 726 Huber (26, 54, 56). 731 Bd. 178, S. 14; Bd. 178, S. 7. 727 Huber (25, 55). 732 Bd. 259, S. 26. 728 Faltlhauser (14, 93); Huber (20, 55). 733 Bd. 11, S. 55. Seite 108 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

aus Gesprächen mit österreichischen Banken, dass die müsse.739 Wörtlich sagte er, es handele sich hier „um Hypo Alpe Adria aufgrund ihrer doch aggressiven Ex- eine heiße Kiste. Da müssen wir aufpassen, interes- pansionspolitik, die sie in den letzten Jahren hingelegt sant, aber das müssen wir genau prüfen.“740 Zu diesem hat, offensichtlich einen starken Partner suchte, einen Schluss kam er aufgrund seiner Kontakte in die öster‑ kapitalkräftigen, und zweitens, mir war auch bewusst, reichische Bankenwelt. Staatsminister Huber habe ihm obwohl gerüchteweise, ohne konkret, dass hier auch zugestimmt, dass man kein Abenteuer wagen könne, eine ganze Reihe von Projekten in den Sand gesetzt und habe gesagt, Gründlichkeit gehe vor Eile.741 wurden, insbesondere im ehemaligen Jugoslawien, also Tourismusprojekte und dergleichen. Mir war auch Nach Aussage von Georg Schmid vor dem Untersu‑ bekannt […], dass also hier seinerzeit ein Jahr vor- chungsausschuss habe er im Nachgang der Sitzung das her der damalige Vorstandsvorsitzende Kulterer gehen Protokoll gelesen. Ihm waren also auch die kritischen musste wegen Vorwürfen Bilanzfälschung und Swap- Äußerungen von Staatssekretär Spitzner bekannt. Verluste [… und], dass dieser Herr Kulterer nach einer Nach Angaben von Georg Schmid habe er auch ein‑ relativ kurzen Karenzzeit vom Vorstandsvorsitzenden mal mit Hans Spitzner, wahrscheinlich am Rande der jetzt zum Aufsichtsratsvorsitzenden geworden ist.“734 Fraktionssitzung, über den Kauf der HGAA durch die 742 Diese Kenntnisse hätten ihn dazu veranlasst, bei den BayernLB geredet. Beratern mehr nachzufragen. Er habe darauf hinweisen wollen, dass bei der HGAA möglicherweise einiges Laut Aussagen von Dr. Beckstein vor dem Untersu‑ chungsausschuss wurde er von Ministerialdirektor schiefgelaufen ist, und möglicherweise faule Kredi‑ 743 te existierten. Vor allem sei es ihm darum gegangen, Schuster über den Inhalt der Sitzung informiert. sicherzustellen, dass eine gewissenhafte, detaillierte Es kann aber nicht festgestellt werden, in welchem De‑ Prüfung des Kreditportfolios, der ganzen Risikostruk‑ tailgrad die nicht anwesenden Verwaltungsratsmitglie‑ tur und eine sehr detaillierte Due Diligence notwendig 735 der informiert wurden. Insoweit ist zu berücksichtigen, sei. Nach Angaben des Zeugen Spitzner sei er per‑ dass die Tischvorlage wieder eingesammelt wurde. sönlich nicht hellauf begeistert gewesen. Er habe ge‑ Außerdem habe sich Staatsminister Huber nach seinen sagt: „Es ist eine prüfenswerte, möglicherweise sinn- Angaben Protokolle vergangener Verwaltungsratssit‑ volle Option, aber unter der ganz strengen Conditio zungen nicht regelmäßig vorlegen lassen.744 der genauen Prüfung, […].“736 Nach seinen Angaben sei Prof. Dr. Faltlhauser euphorischer als er gewesen. b. Verwaltungsratssitzung am 20.04.2007 Trotzdem sei es allgemeine Meinung gewesen, dass man eine ganz klardetaillierte Due Diligence brau‑ Am 20.04.2007 fand eine erneute Verwaltungsratssit‑ che.737 Im späteren Entscheidungsprozess war Staats‑ zung statt, in der der Erwerb der HGAA ein Thema sekretär Spitzner nicht mehr involviert.738 war. In der Einladung zur Sitzung war der HGAA-Er‑ werb nicht als Tagesordnungspunkt aufgeführt, nicht Der Verwaltungsrat fasste im Anschluss an die Diskus‑ einmal unter dem bis zu diesem Zeitpunkt allen be‑ sion am 20.03.2007 folgenden Beschluss: kannten Codewort „Berthold.“ Vielmehr handelte man Der Verwaltungsrat nimmt den Bericht zum Projekt dieses Thema unter dem Punkt „Sonstiges“ ab. An der „Berthold“ zur Kenntnis. Sitzung nahmen die Verwaltungsräte Erwin Huber, Dr. Günther Beckstein und Georg Schmid nicht teil. Dr. Der Verwaltungsrat ermächtigt den Vorstand zum Ab- Günther Beckstein wurde durch Ministerialdirektor schluss eines Letter of Intent als Voraussetzung für eine Schuster und Georg Schmid durch Ministerialdirek‑ Exklusivitätsvereinbarung und für eine umfassende tor Poxleitner vertreten. Staatsminister Huber wurde Due Diligence. nicht durch Staatssekretär Spitzner vertreten, sondern Der Verwaltungsrat beauftragt den Vorstand, nach war entschuldigt. Der Zeuge Spitzner habe sich zu die‑ Abschluss der Due Diligence über die Ergebnisse zu sem Zeitpunkt mit einer Delegation mittelständischer berichten und einen Vorschlag zur Beschlussfassung Unternehmen in Kuwait befunden.745 Die übrigen Ver‑ vorzulegen. waltungsräte waren anwesend, insbesondere auch Prof. Dr. Faltlhauser. Auch die Berater Barth von Ernst & Laut Aussage der Herren Spitzner und Huber vor dem Young sowie Bender und Raffel von Rothschild nah‑ Untersuchungsausschuss, habe Staatssekretär Spitzner men als Gäste an der Sitzung teil. den von ihm vertretenen Staatsminister Huber zwei oder drei Tage später über die Verwaltungsratssitzung Zu diesem Zeitpunkt war die sog. Preliminary Due am 20.03.2007 informiert und ihm mitgeteilt, dass bei Diligence (Phase 1) abgeschlossen und die BayernLB diesem geplanten Erwerb sehr genau geprüft werden

739 Huber (26, 59). 740 Spitzner (20, 16). 734 Spitzner (20, 4 f.). 741 Bd. 178, S. 7; Spitzner (20, 16). 735 Spitzner (20, 5). 742 Schmid (20, 76). 736 Spitzner (20, 31). 743 Beckstein (20, 171). 737 Spitzner (20, 42). 744 Bd. 223. 738 Spitzner (20, 38). 745 Spitzner (20, 5). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 109

stand kurz vor Abgabe eines indikativen Angebots. Die Nach Angaben von Herrn Bender fand im Anschluss Confirmatory Due Diligence (Phase 2) stand noch aus. daran eine Diskussion im Verwaltungsrat statt.751 Sie sollte vom 02.05.2007 bis 11.05.2007 stattfinden. In dieser sei es vor allem um die Auswirkungen der Es lag noch kein Entwurf der Vertragsdokumente vor. Transaktion auf die Kapitalsituation der BayernLB ge‑ Demzufolge hatte der Verwaltungsrat zu diesem Zeit‑ gangen. Der Vorstand habe alle betriebswirtschaftlich punkt noch keine Informationen über die Ergebnisse sinnvollen Maßnahmen zur Deckung des Kapitalbe‑ der Confirmatory Due Diligence, deren Auswirkungen darfs ergreifen sollen. Hierzu berichtete das Vorstands‑ auf die finale Kaufpreisableitung sowie die Vertragsge‑ mitglied Kemmer, dass eine Kapitalerhöhung bei der staltung, insbesondere den Umfang der zugunsten der BayernLB durch die Eigentümer nicht auszuschließen BayernLB erreichten vertraglichen Absicherungen. sei.752 Dies war im ursprünglichen Beschlussantrag des Vorstands gegenüber dem Verwaltungsrat enthalten. Werner Schmidt und die externen Berater schilderten noch einmal die strategischen Möglichkeiten und die Herr Dr. Naser hat sich laut Protokoll sehr positiv bis dahin festgestellten Ergebnisse der ersten Due-Di‑ zum HGAA-Erwerb geäußert. Er habe die sich bie‑ ligence-Phase. tende Chance als äußerst positiv bewertet und diese voll und ganz unterstützt.753 Prof. Dr. Faltlhauser hat Dem Verwaltungsrat wurde in der Sitzung vom sich dieser Einschätzung voll und ganz angeschlos‑ 20.04.2007 eine Tischvorlage übergeben, sie ist be‑ sen. Die Berater nahmen daraufhin zu verschiedenen zeichnet mit „Projekt Berthold“ Statusbericht der Bay‑ Themen direkt Stellung. Insbesondere war die Ablei‑ 746 ernLB. Das 70-seitige Papier enthielt die Ergebnisse tung des Kaufpreises ein Thema.754 Nach Angaben von der Phase 1 der Due Diligence, die dem Vorstand am Prof. Dr. Faltlhauser wurde insbesondere auch über 747 Tag zuvor zur Verfügung gestellt wurden. Es be‑ die Beschlussfassung diskutiert. Ursprünglich sah der steht aus zwei Teilen. Der erste Teil umfasst 25 Seiten Vorstand vor, dass schon im Anschluss an die Diskus‑ (S. 5–29). Er war Gegenstand einer Präsentation, die sion ein Beschluss zum Erwerb der HGAA getroffen sowohl von Rothschild als auch von Ernst & Young werden sollte. Dem widersetzten sich einige Mitglie‑ 748 vorgetragen wurde. Er enthält unter anderem In‑ der des Verwaltungsrates. Auf Drängen von Prof. Dr. formationen über HGAA, darunter eine „Stärke- Faltlhauser wurde dann der Beschluss um drei Tage auf Schwächen-Analyse“, das „strategische Rational für den 23.04.2007 verschoben. Ursprünglich wollte Prof. den Erwerb“, die wesentlichen Ergebnisse der Due- Dr. Faltlhauser acht Tage Bedenkzeit, konnte dies al‑ Diligence-Phase 1 und eine Ableitung des Kaufpreises lerdings gegenüber dem Vorstand nicht durchsetzen.755 (S. 16–S. 19). Zum Inhalt im Einzelnen wird auf die Frage 2.1.4. verwiesen. Aus Sicht des Beraters Barth (Ernst & Young) han‑ delte es sich bei der Sitzung am 20.04.2007 lediglich Die Präsentation für den Verwaltungsrat vom um eine „Statusaufnahme“ mit dem Thema: Wo steht 20.04.2007 unterscheidet sich in einigen Punkten von man im Prozess bezüglich des Erwerbs der HGAA? der Präsentation für den Vorstand vom 19.04.2007. Durch ein Eingangsstatement, das durch ein Mitglied Hauptunterschied ist der Kaufpreis und die Darstel‑ des Verwaltungsrates gemacht wurde, hier und heute lung von Risiken. In der Verwaltungsratspräsentation könne nichts beschlossen werden, sei er nicht davon wird der Betrag von 3,4 Mrd. € für 100 % der Akti‑ ausgegangen, dass irgendwas beschlossen werde.756 en genannt, wohingegen in der Vorstandspräsentation Herr Bender (Rothschild) gibt zu Protokoll, ihm selbst ein Preis von 3,2 Mrd. € ausgewiesen ist. Ansonsten sei nicht klar gewesen, dass der 20.04.2007 das letzte waren alle Informationen in der Präsentation enthalten, Treffen mit dem Verwaltungsrat vor dem Erwerb ge‑ einige wurden jedoch in den Anhang verschoben. Dies wesen sein sollte. Dies sei nicht zuletzt deswegen so 749 hat auch der Zeuge Barth so bestätigt. gewesen, da einen Tag später das Angebotsschreiben für die Gegenseite aufgesetzt wurde und dort ganz klar Der Verwaltungsrat hätte diese Informationen daher ein Gremienvorbehalt vorgesehen war: „Also, ich bin jedenfalls nach der Verwaltungsratssitzung durch Lek‑ immer davon ausgegangen, dass man im Rahmen des türe zur Kenntnis nehmen können. Prozesses sich bis zu einer endgültigen Entscheidung Im Anschluss an die Ausführungen der Berater stellte auf jeden Fall noch mal mit dem Verwaltungsrat und Werner Schmidt den HGAA-Erwerb nochmals im Ge‑ diesen Themen auseinandersetzt – oder auseinander- samtkontext dar. Die HGAA sei eine einmalige strate‑ setzen würde.“ Dies umso mehr, als es sich nach seiner gische Option für die BayernLB zur Verstärkung der Expertenmeinung um einen sehr weitreichenden Be‑ Osteuropaaktivitäten und damit der Dynamisierung schluss handelte. Nach seiner Ansicht hätte man noch der Erträge gewesen. Allerdings habe nur ein enges einen Gremienvorbehalt für die finalen Verhandlun‑ Zeitfenster für exklusive Verhandlungen bestanden.750

751 Bender (10, 33). 746 Band 76, BB 100 04 S. 317 ff. 752 Bd. 11, S. 203. 747 Bender (10, 33). 753 Bd. 11, S. 203. 748 Bender (10, 32). 754 Faltlhauser (14, 44). 749 Barth (13, 166). 755 Faltlhauser (14, 44). 750 Bd. 11, S. 202. 756 Barth (13, 137, 146). Seite 110 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

gen mitaufnehmen können. Alternativ hätte man auch Wirtschaftsministeriums vom 02.08.2006 folgenden einen direkten Bezug zur Verwaltungsratspräsentation Hinweis: „Wieder einmal legt der Vorstand der Bay- herstellen können.757 ernLB bei einer strategischen Entscheidung keine Un- terlagen zur Vorbereitung vor. Es empfiehlt sich, dieses Auch Dr. Beckstein ging zum damaligen Zeitpunkt da‑ Thema bei der Strategiediskussion im Anschluss zu von aus, dass es noch mal zu einer Befassung im Ver‑ diskutieren!“766 Nach Aussage einer Mitarbeiterin des waltungsrat kommt.758 Wirtschaftsministeriums war die Kommunikation da‑ durch und durch die mangelnde Rückkoppelung vom Nach Aussage von Dr. Beckstein wurde er von Minis‑ Ministerbüro und vom Staatssekretärbüro sehr einge‑ terialdirektor Schuster unmittelbar nach der Sitzung schränkt bis „gar nicht“ vorhanden.767 Auch einzelne angerufen und hat anschließend mit diesem Rück‑ Verwaltungsratsmitglieder hätten sich darüber beim sprache gehalten. Dieser habe über die umfangreiche Vorstand beschwert.768 Eine Veränderung sei aber nicht Tischvorlage berichtet und darüber, dass der Vorstand eingetreten. eine sofortige Ermächtigung zu dem Kaufvertrag ha‑ ben wollte.759 Er forderte anschließend eine Stellung‑ Exkurs Ende nahme des Innenministeriums an. Dr. Beckstein hat nach seiner Aussage die Tischvorlage mit nach Hause c. Ermächtigungsbeschluss vom 23.04.2007 genommen und am Wochenende durchgelesen. Am 23.04.2007 stimmten alle Verwaltungsratsmitglie‑ Exkurs: Tischvorlagen der im Umlaufverfahren dem Ermächtigungsbeschluss zu. Zu den wesentlichen Verwaltungsratssitzungen am 20.03.2007 und 20.04.2007, die sich mit dem Erwerb Der Ermächtigungsbeschluss hatte folgenden Wort‑ der HGAA befassten, erhielt der Verwaltungsrat kei‑ laut: ne Vorabinformation bzw. Unterlagen. Weder in der Einladung noch auf der Tagesordnung wurde auf die Vorbemerkung: Thematik des HGAA-Erwerbs hingewiesen. Die Ver‑ Der Beschluss erfolgt auf Grundlage der Beratungen waltungsratsmitglieder hatten somit nicht die Möglich‑ in der Sitzung am 20. April 2007 im Umlaufverfahren. keit, sich insoweit auf die Sitzung vorzubereiten. Der Vorstand erklärte dies immer mit dem Argument der Die Mitglieder des Verwaltungsrates werden gebeten, strikten Geheimhaltung.760 Allerdings existierte bereits bis bankintern das Codewort „Projekt Berthold“ für den spätestens Montag, 23. April, 18.30 Uhr HGAA-Erwerb. Spätestens am 20.03.2007 war dann auch allen Verwaltungsratsmitgliedern das Codewort das Ergebnis der Abstimmung per Fax an folgende bekannt. Trotzdem verzichtete der Vorstand auf dessen Nummer zu senden: 2171-28899 Aufnahme in die Tagesordnung für die Verwaltungs‑ 1. Der Verwaltungsrat nimmt den Bericht des Vor- ratssitzung am 20.04.2007, obwohl der Vorstand sogar standes zum Sachstand des Projekts Berthold zur die Zustimmung zum HGAA-Erwerb durch den Ver‑ Kenntnis waltungsrat erreichen wollte. So sagte Georg Schmid vor dem Untersuchungsausschuss, dass es schon ärger‑ 2. Der Verwaltungsrat ermächtigt den Vorstand nach lich war, wenn nicht mal aus der Tagesordnung her‑ § 11 Abs. 3 der Satzung zum Erwerb von mindes- vorging, welche Themen behandelt werden sollten.761 tens 50 % + 1 Aktie der Hypo Alpe-Adria-Bank- Moniert wurde dies im Nachgang der Sitzung vom International AG mit einem maximalen Kaufpreis 20.04.2007 aber von ihm nicht.762 Georg Schmid er‑ von bis zu € 3,4 Mrd. (für 100 %) sowie zur Ein- klärte gegenüber dem Ausschuss, dass für ihn nicht holung der Zustimmung der Anteilseigner gemäß erkenntlich war, dass der HGAA-Erwerb thematisiert § 4 Abs. 2 der Satzung. würde und er deswegen auch nicht anwesend gewesen 3. Der Verwaltungsrat nimmt den Sachstandsbericht 763 wäre. zur Kernkapitalsituation der BayernLB zur Kennt- nis. Wie einige Mitarbeiter der Ministerien dem Ausschuss erklärten, war diese Verhaltensweise kein Einzel‑ 4. Der Verwaltungsrat nimmt den Kernkapitalbedarf fall.764 Sie haben auch wiederholt in ihren Vermerken für einen Erwerb von 50 % + 1 Aktie im Rahmen darauf hingewiesen.765 So enthält der Vermerk des des Projektes ‚Berthold‘, bei einem unterstellten Kaufpreis für 100 % von max. 3,4 Mrd. EUR, in Höhe von ca. 600 Mio. EUR in 2007 und ca. 500 757 Bender (10, 75/76). Mio. EUR für 2009 auf Basis der aktualisierten 758 Beckstein (20, 185). 759 Beckstein (20, 177). Kapitalplanung zur Kenntnis. 760 Spitzner (20, 41); Kreithmeier (6, 101). 761 Schmid (20, 89). 762 Schmid (20, 89). 766 Bd. 23, S.73. 763 Schmid (20, 69). 767 Fink (21, 119). 764 Weigert (24, 123); Fink (21, 119); Pinegger (22, 165, 169). 768 Heike (20, 56); Beckstein (20, 211); Spitzner (20, 41); Kreithmeier (6, 765 Fink (21, 118). 89). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 111

5. Der Verwaltungsrat beauftragt den Vorstand zur eingeflossen. Vor diesem Hintergrund halten wir kurzfristigen Umsetzung der Transaktion Berthold auch die Höhe des maximalen Kaufpreisangebots alle betriebswirtschaftlich sinnvollen Maßnahmen für plausibel. Auf der Grundlage der übermittelten zur Deckung dieses Kernkapitalbedarfs zu ergrei- Vorlage ist es u. E. vertretbar, dem vorliegenden fen und darüber dem Verwaltungsrat zu berichten. Beschlussvorschlag zuzustimmen.“772 Soweit es sich um Vorschläge im Zusammenhang mit der Veräußerung des Immobilienbestandes der Auf der Kopie des Vermerks befindet sich eine DKB-Gruppe handelt, bedürfen diese der geson- handschriftliche Notiz, die nach Angaben von derten Beratung und Beschlussfassung des Ver- Mitarbeitern773 des Ministeriums von Staatsminister waltungsrates. Dr. Beckstein stammt. „Es geht BLB (+FM) um 6. Der Verwaltungsrat beauftragt den Vorstand zu zukünftiges Geschäftsmodell. Preis: vertretbar --> prüfen, welche etwaigen zusätzlichen Kapitalmaß- Zustimmung. B 23/4.“ ,B‘ steht hier für Dr. Beckstein. nahmen vonseiten der Anteilseigner aus aufsichts- Der Vermerk war sowohl an den Innenminister als auch rechtlicher Sicht oder aus Ratinggesichtspunkten an den Staatssekretär Georg Schmid gerichtet. Nach notwendig sind. Soweit dieser Bedarf nicht durch Angaben von Dr. Beckstein wurde ihm der Vermerk am 23.04.2007 ausgehändigt. Er sei für ihn besonders Maßnahmen gemäß Ziffer 5 abgedeckt werden 774 kann, wird der Vorstand beauftragt, hierfür kon- wichtig gewesen. Georg Schmid und Dr. Günther krete Vorschläge vorzulegen.“769 Beckstein haben vor Unterzeichnung des Vermerks telefonisch mit Prof. Faltlhauser Rücksprache Im Gegensatz zum Beschluss vom 20.03.2007 und zu gehalten.775 In dem Gespräch zwischen Dr. Beckstein den Beschlüssen vom 08.11.2006 und 13.12.2006 zum und Prof. Dr. Faltlhauser, hat Prof. Dr. Faltlhauser BAWAG-Erwerb770 enthielt dieser Beschluss keine nochmals eindringlich auf die Chancen der HGAA konkreten Anweisungen an den Vorstand. So wurde hingewiesen. Im Gespräch war der Zeitdruck wiederum nicht aufgenommen, dass der Vorstand über die Ergeb‑ ein Thema.776 Nach Aussagen von Dr. Beckstein war nisse der Due-Diligence-Phase 2 berichten solle und ihm mit der Unterzeichnung des Umlaufbeschlusses dass vom Vorstand eine konkrete Wertberichtigung klar, dass damit eine Ermächtigung zum Erwerb der vorgenommen werden solle. Auch ein expliziter Bezug Mehrheitsbeteiligung an der HGAA gegeben wurde. auf einzelne Teile der Präsentation fehlt. Allerdings hät‑ Gleichzeitig, so Dr. Beckstein in seiner Aussage vor ten die Verwaltungsräte nach deren übereinstimmender dem Ausschuss, ging er davon aus, dass dies nicht die Aussage vor dem Ausschuss den Einleitungssatz des abschließende Entscheidung war. Es musste schließlich Beschlusses so verstanden, dass die Präsentation und noch die Zustimmung der Eigentümer erfolgen. „Damit der Inhalt der Beratungen im Verwaltungsrat zur Ge‑ war eine weitere Zustimmungshürde aufgebaut.“777 schäftsgrundlage des Beschlusses geworden sei. Nach Aussage von Georg Schmid vor dem Zwischen dem 20.04.2007 und dem 23.04.2007 wurden Untersuchungsausschuss habe er am Montag den den Verwaltungsratsmitgliedern seitens des Vorstands 23.04.2007 noch mit dem zuständigen Referatsleiter keine weiteren Unterlagen zur Verfügung gestellt. im Innenministerium (Dr. Braese) über den Vorgang, Auch eine Kontaktaufnahme mit den Beratern von den Vermerk des Innenministeriums und über den Ernst & Young, Rothschild und Dorda Brugger Jordis Beschlussvorschlag diskutiert.778 Da der Vermerk in fand nicht statt771. Die jeweiligen Fachabteilungen des Abstimmung mit dem Finanzministerium gefertigt Innenministeriums und des Wirtschaftministeriums worden ist, wollte Georg Schmid sich ergänzend mit fertigten auf Anfrage Vermerke an. dem Finanzministerium rückkoppeln. Daher sprach er auch noch mit dem im Finanzministerium zuständigen Ein 4-seitiger Vermerk des Innenministeriums führt als Referatsleiter, Dr. Haumer, über den Vermerk mit der Fazit aus: abschließenden Bewertung.779 Er ging davon aus, „Eine zusätzliche Risikovorsorge im Kredit- und im dass die in der Präsentation zum Verwaltungsrat am Handelsgeschäft wurde nach der ersten Due-Diligence- 20.04.2007 ausgewiesenen 24 offenen Punkte geklärt Prüfung grob abgeschätzt (EUR 200 Mio. + EUR 50 werden und wenn Zweifel verblieben, diese an den Mio.) und wird bei der Kaufpreisangebotsermittlung Verwaltungsrat herangetragen würden. So äußerte berücksichtigt. Zusätzlich sollen diese Werte im Rahmen Georg Schmid vor dem Ausschuss: „Das heißt für den einer zweiten Due Diligence nochmals überprüft und Fall, dass sich herausstellt, dass ein Punkt nur teilweise, erforderlichenfalls aufgestockt werden. Weiterhin ein Punkt gar nicht geklärt werden kann, der essenziell wurde ein erhöhter Verwaltungsaufwand für ein Basel- ist, und nicht nur marginal, dass dann entsprechend II-gerechtes Risikocontrolling bei Plausibilisierung der Planung berücksichtigt. Die Risiken sind in 772 Bd. 19, S. 476. der Herleitung des maximalen Kaufpreisangebots 773 Körner (21, 92). 774 Beckstein (20, 180). 775 Beckstein, Schmidt (20, 72). 776 Beckstein (20, 180). 769 Band 105, S. 167. 777 Beckstein (20, 181). 770 Bd. 10, S. 265, 451. 778 Schmid (20, 71). 771 Barth (13, 159). 779 Schmid (20, 72). Seite 112 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

vorgelegt werden muss.“780 Auch Prof. Dr. Faltlhauser besagten Wochenende kaum Zeit hatte.785 Er sei aber äußerte sich in seiner Vernehmung vor dem Ausschuss mündlich durch Prof. Dr. Faltlhauser informiert wor‑ entsprechend. Der Beschluss vom 23.04.2007 den und dadurch in der Lage, „die wesentlichen Punkte habe eine solche Qualität gehabt, die eine weitere gleich zu sehen“786. „Und eine halbe Stunde Briefing Abschlussbehandlung im Verwaltungsrat nicht mehr bei Prof. Faltlhauser ersetzt stundenlanges Lesen von notwendig machte, falls die 24 offenen Punkte geklärt Akten, wie man weiß“, führte Erwin Huber vor dem würden und sich kein höherer Wertberichtigungsbedarf Untersuchungsausschuss aus.787 „Ich hatte am Nach- ergeben sollte.781 mittag dieses Tages – also es geht um den 23. April 2007 – im Anschluss an einen gemeinsamen Termin Das Wirtschaftministerium fertigte einen 2-seitigen in der Staatskanzlei ein längeres, intensives Gespräch Vermerk an. Darin heißt es, dass die Unterlagen „erst mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des Verwal- heute“ zur Verfügung gestellt worden sind und deswe‑ tungsrates, Prof. Kurt Faltlhauser.“788 Das Gespräch gen in der kurzen Zeit eine profunde Prüfung der Un‑ habe eine Stunde oder länger gedauert.789 Außerdem terlagen nicht möglich gewesen wäre. Es fehle zudem habe Staatsminister Huber nach seiner Bekundung den die Bewertung durch den Vorstand. Nach einer über‑ Vermerk des Wirtschaftsministeriums abgewartet. Der schlägigen Überprüfung der vorgelegten Unterlagen mündliche Bericht von Prof. Dr. Faltlhauser und die ergebe sich folgendes Bild: Der maximale Kaufpreis umfangreichen Unterlagen zusammen mit der über‑ betrage EUR 3,4 Mrd., die HGAA sei in den Märkten einstimmenden Empfehlung von drei Fachministerien Südosteuropas tätig und passe insofern gut in die Stra‑ hätten ein schlüssiges Gesamtbild ergeben.790 Nach tegie der geografischen Expansion der BayernLB. Die Meinung von Huber gab es zum damaligen Zeitpunkt Kosten-Ertrags-Relation betrage 60,9 %, die durch‑ am 23.04.2007 keinerlei Warnsignale.791 schnittliche Eigenkapialrentabilität 8,1 %. Als Bewer‑ tung wird sodann ausgeführt, die Gelegenheit, eine In der Vernehmung vor dem Ausschuss berichte‑ Bank zu erwerben, die in den Märkten Südosteuropas te Prof. Dr. Faltlhauser, dass er an dem Wochenende tätig sei, sei selten. Der Erwerb werde eine Diversi‑ vor dem 23.04.07 die Unterlagen durchgelesen habe. fikation von Erträgen, Kunden und Produkten für die Am 23.04.07 sei eine telefonische Abklärung mit den BayernLB ermöglichen; Wachstumschancen in Süd‑ Mitarbeitern des Finanzministeriums Dr. Haumer und osteuropa könnten genutzt werden. Mit der MKB sei Ministerialdirektor Weigert erfolgt. Diese fertigten die BayernLB dort bereits erfolgreich tätig, die Bay‑ keinen schriftlichen Vermerk an. Am selben Tag fand ernLB und die HGAA ergänzten sich komplementär, nach Angaben von Prof. Dr. Faltlhauser auch das oben außerdem könnten Synergie- und Geschäftspozenziale erwähnte Gespräch mit Wirtschaftsminister Huber gehoben werden. Abschließend heißt es, die Möglich‑ statt.792 Außerdem telefonierte er laut Aussage von keit zum Erwerb der HGAA erscheine interessanter Haumer mit Dr. Stoiber.793 Dr. Stoiber erklärte, dass als die zum Erwerb der BAWAG oder der Landesbank ein solches Gespräch nicht stattgefunden habe.794 Berlin. Auch die Interessenlage der Sparkassen dürfte in diese Richtung gehen. Die Empfehlung zum Schluss d. Kommunikation zwischen dem 23.04.2007 und dem des Vermerks lautete: „Dem Beschlussvorschlag kann 22.05.2007 zugestimmt werden, auch in schriftlicher Form.“782 Dieser Vermerk ging am 23.04.2007 vor 17 Uhr bei Zwischen den Herren Dr. Naser, Prof. Dr. Faltlhau‑ Staatsminister Huber ein.783 ser und Werner Schmidt fand nach den dem Untersu‑ chungsausschuss vorliegenden Akten ein regelmäßiger Nach Aussagen der Mitarbeiterin des Ministeriums, Austausch statt. von der der Vermerk gefertigt wurde, hat sie sich bei Dem Ausschuss liegt ein Vermerk des Finanzministe‑ der Erstellung vor allem auf Auskünfte des Finanz- und 795 Innenministeriums verlassen. Eine Durcharbeitung der riums vom 30.04.2007 vor. Dieser diente der Vorbe‑ Unterlagen sei aufgrund der Kürze der Zeit – sie habe reitung eines „Arbeitsfrühstücks“ bei der BayernLB, die Unterlagen erst am 23.04.2007 erhalten – nicht bei dem die Herren Dr. Naser, Prof. Dr. Faltlhauser und möglich gewesen.784 Sie brachte damit zum Ausdruck, Werner Schmidt zusammentreffen sollten. Aus dem dass sie keine abschließende selbstständige Wertung Vermerk geht hervor, dass das Treffen der Erörterung vornehmen konnte. und der Vorabstimmung von Strategiefragen in Bezug auf einen möglichen Erwerb von Mehrheitsbeteili‑ Staatsminister Huber gab bei der Staatsanwaltschaft und vor dem Ausschuss an, dass er am 23.04.2007 die Präsentation erhalten habe. Eine Durcharbeitung sämt‑ 785 Huber (26, 30). licher Seiten habe er nicht vorgenommen, da er am 786 Huber (26, 30). 787 Huber (26, 36). 788 Huber (26, 9). 789 Huber (26, 65). 790 Huber (26, 10). 780 Schmid (20,77); so auch Weigert (24, 34). 791 Huber (26,10). 781 Faltlhauser (14, 54). 792 Faltlhauser (14, 45). 782 Bd. 105, S. 165. 793 Haumer (22, 32). 783 Bd. 105, S. 165. 794 Stoiber (17, 68). 784 Fink (21, 113/114). 795 Bd. 149, S. 140 ff. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 113

gungen an der HGAA dienen sollte. Das Treffen fand Vor allem habe sich die Risikoabschätzung bestätigt. schließlich am 04.05.2007 in den Räumlichkeiten der Schlagzeile des Gesprächs sei gewesen: „Alles in Ord‑ BayernLB statt. Allerdings konnte Schmidt zu diesem nung“ – weshalb sich die Herren Prof. Faltlhauser und Zeitpunkt den Verwaltungsräten Dr. Naser und Prof. Dr. Naser in ihren Annahmen auf der Basis der Verwal‑ Dr. Faltlhauser noch keine Informationen übermitteln, tungsratssitzung vom 20.04.2007 bestätigt fühlten.798 die entscheidend über den Stand vom 20.04.2007 hi‑ nausgehen. Die Confirmatory Due Diligence begann Auch Dr. Naser erklärt, dass der Begriff „Bonus-Malus- erst am 02.05.2007, ein erster Kaufvertragsentwurf Regelungen“ nicht gefallen sei. Insgesamt habe es sich lag ebenfalls noch nicht vor und die Kaufvertrags- und um ein sehr kurzes Gespräch gehandelt, bei dem kei‑ Kaufpreisverhandlungen hatten noch nicht stattge‑ ne vertieften Details abgefragt wurden. Es sei um eine grundsätzliche Einschätzung des Erwerbsvorgangs funden. Allerdings enthält der Vermerk den zeitlichen 799 Ablauf der weiteren Transaktion: „11.05.07 Abgabe gegangen. Ein weiteres „Dreier-Gespräch“ fand des finalen Angebots, 14.05.07 finale Vertragsverhand- bis zum Signing nicht mehr statt. Prof. Dr. Faltlhau‑ lungen, 16.05.07 Gespräch Werner Schmidt, Hanisch, ser sagte dem Untersuchungsausschuss, er habe auch StM [gemeint ist Prof. Faltlhauser] und Präsident keine Erinnerung daran, dass nach dem 15.05.2007 er Naser mit Landeshauptmann Haider, im Anschluss oder sein Ministerium eine Nachfrage an den Vorstand Besuch bei MP und StM Beckstein, 18.05.07 Signing gerichtet hätte. 796 und Bekanntgabe.“ Die Herren Dr. Naser und Prof. Dr. Sowohl Dr. Naser als auch Prof. Dr. Faltlhauser erklär‑ Faltlhauser wussten somit über den Ablauf der Transak‑ ten, dass sie zwischen dem 20.04.2007 und dem Sig‑ tion Bescheid. Laut dem Vermerk war ursprünglich vom ning am 22.05.2007, mit Ausnahme der Präsentation Vorstand noch eine Sonderverwaltungsratssitzung vor‑ vom 23.05.2007, weitere schriftliche Unterlagen we‑ gesehen gewesen. Diese hat nicht stattgefunden. der erhalten noch angefordert hätten. Prof. Dr. Faltl‑ hauser begründete dies vor dem Untersuchungsaus‑ Am 10.05.2007 erfolgte die Zustimmung des Freistaats schuss wie folgt: „Wenn jedoch die Daten und Fakten, Bayern zum Erwerb der HGAA gem. § 4 S. 2 der Sat‑ von denen der Verwaltungsrat am 20. bzw. 23.04.2007 zung der BayernLB. Diese wurde durch den Leiter der ausging, sich in der Zeit bis zum 22.05.2007 nicht ver- Beteiligungsabteilung des Finanzministeriums, Herrn ändern, sondern ständig bestätigt werden, und wenn Ministerialdirigenten Bodensteiner, erteilt. Nach des‑ die abweichenden Fakten und Daten dem Verwaltungs- sen Aussagen vor dem Untersuchungsausschuss han‑ rat vorenthalten werden, dann kann der Verwaltungs- delte es sich hierbei um einen rein formalen Akt, der rat mit gutem Gewissen der Auffassung sein, dass die keine weitere Prüfung beinhaltete. Beschlusslage vom 20./23.04. richtig und ausreichend 800 Nach Angaben von Zeugen im Ausschuss und nach ist.“ Aktenlage steht fest, dass am 15.05.2007 ein Gespräch Am 16.05.2007 fand ein Treffen zwischen Landes‑ zwischen Dr. Naser, Prof. Dr. Faltlhauser und Werner hauptmann Dr. Haider, Prof. Dr. Faltlhauser, Dr. Na‑ Schmidt am Rande der Sitzung des Wirtschaftsbeirats ser und Werner Schmidt statt. Nach Angaben von der BayernLB stattgefunden hat. Werner Schmidt äu‑ Prof. Dr. Faltlhauser und Dr. Naser vor dem Untersu‑ ßerte sich in einer späteren Vernehmung bei der Staats‑ chungsausschuss habe es sich hierbei ausschließlich anwaltschaft dahingehend, dass die beiden Herren Na‑ um ein rein protokollarisches Treffen ohne jeglichen ser und Faltlhauser bei dieser Gelegenheit ihre volle Inhalt gehandelt. In ihrer Anwesenheit sei nicht über Zustimmung zum Kauf der HGAA-Anteile erteilt hät‑ Details des Kaufvertrages und über die Abgabe von ten. Er habe beiden den Kaufpreis von 1,625 Mrd. € side lettern gesprochen worden. Den Verweis auf das mitgeteilt und ihnen erklärt, dass der Kaufpreis keine 797 Treffen im Schreiben an die Kärntner Landesholding Bonus-Malus-Regelung enthalte. Außerdem habe er vom 22.05.2007, dem sog. side letter, der von Walter ihnen mitgeteilt, dass sich die Risiken nach der zweiten Schmidt-Lademann, dem Justiziar der BayernLB, ent‑ Due-Diligence-Phase geringer darstellten. worfen wurde, bezeichneten Prof. Dr. Faltlhauser und Dr. Naser daher – bezogen auf das Gespräch, an dem Die Herren Naser und Falthauser bestätigen dessen 801 Aussage nur zum Teil. sie teilgenommen hatten – als unzutreffend. In dem Gespräch sei es nicht um Details des Kaufvertrages Nach Angaben von Prof. Dr. Faltlhauser vor dem Un‑ gegangen. Auch die Behauptung von Werner Schmidt tersuchungsausschuss wurde ihnen ein Kaufpreis von vor der Staatsanwaltschaft, dass im Rahmen dieses 1,625 Mrd. € für 50 % genannt. Informationen zum Treffens über die Sponsoringwünsche von Dr. Haider Kaufvertrag oder über die detaillierten Ergebnisse der gesprochen wurde, ist nach Angaben der Herren Prof. Confirmatory Due Diligence seien nicht übermittelt Dr. Faltlhauser und Dr. Naser falsch.802 worden. Werner Schmidt habe laut Prof. Dr. Faltlhauser lediglich darüber informiert, dass die zweite Due-Dili‑ gence-Phase keine Änderungen der Größenordnungen des ersten Teils der Due Diligence notwendig machte. 798 Naser (28, 11 ff.); Faltlhauser (28, 67). 799 Naser (28, 29); Faltlhauser (28, 67). 800 Faltlhauser (28, 53 f.). 796 Bd. 149, S. 140. 801 Faltlhauser (28, 57); Naser (28, 33). 797 Bd. 298, Werner Schmidt, Protokoll der StA, S. 3. 802 Faltlhauser (28, 58); Naser (28, 10). Seite 114 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Am 21.05.2007, also einen Tag vor Signing, fand eine ausschuss konnte nicht klären, warum die zeitliche Informationsveranstaltung der Gremien des Spar‑ Abfolge so gewählt wurde. An der Sitzung nahmen kassenverbandes und im Anschluss eine Sitzung des Huber, Dr. Beckstein und Georg Schmid nicht teil. Ge‑ Vorstands des Sparkassenverbandes statt. Diese Sit‑ org Schmid wurde durch Ministerialdirektor Poxleitner zung sollte der Entscheidung des Sparkassenverbands vertreten. Die Herren Huber und Dr. Beckstein wurden zur erforderlichen Erteilung der Anteilseignerzustim‑ nicht vertreten, ausweislich des Protokolls waren sie mung zum Kauf der HGAA dienen. Da die Gremien entschuldigt. des Sparkassenverbandes keine Organe der BayernLB sind, nahmen an dieser Veranstaltung lediglich – neben Nach Erkenntnissen des Verwaltungsrats wurde die dem Vorstandsvorsitzenden der BayernLB – die Mit‑ Präsentation vom 23.05.2007 am 21.05.2007, also glieder des Verwaltungsrats teil, welche von den Spar‑ einen Tag vor dem Signing, an die Verwaltungsrä‑ kassen bestellt waren. Anwesend waren demnach u. a. te übersandt. In der Präsentation wurde einleitend die Herren Werner Schmidt, Dr. Naser, Christmann, wiederum das strategische Rational (Diversifikation Hagl, Kamprath sowie – als Gast bzw. Zuhörer – ein von Erträgen, Kunden und Produkten, Nutzung der Mitarbeiter des für die Sparkassen zuständigen Refe‑ Wachstumschancen für die BayernLB und bayerischen rats im Innenministerium. Ausweislich des Protokolls Sparkassen durch Expansion in attraktiven Märkten gab Werner Schmidt einen Bericht über die HGAA. Im Südosteuropas, Synergie- und Geschäftspotenziale) Rahmen desselben soll Werner Schmidt nach Angaben für den Kauf der HGAA dargestellt. Sodann folgten von Sitzungsteilnehmern gesagt haben, dass sämtliche allgemeine Informationen zur HGAA (Historie, geo‑ Kredite über 10 Mio. € im Rahmen der Due Diligence grafische Märkte, Finanzdaten 2004–2006 und Plan geprüft worden seien.803 Eine solche Prüfung hat tat‑ 2007). Weiter wird ausgeführt, der Kaufpreis betrage sächlich jedoch nicht stattgefunden. Es kann nicht fest‑ insgesamt 1,625 Mrd. €. In einem weiteren Punkt wer‑ gestellt werden, ob Werner Schmidt darüber informier‑ den die Auswirkungen auf die BayernLB dargestellt. te, ob beim Kaufpreis ein Risikoabzug vorgenommen Die Präsentation enthält einen allgemein gehaltenen wurde. Ausweislich des Protokolls wurde nicht über Überblick über Stärken und Schwächen der HGAA die Ausgestaltung des Kaufvertrages noch über die ge‑ (S. 6), der offensichtlich aus den vor Beginn der Due naue Kaufpreisherleitung gesprochen. Die ausgeteilte, Diligence angefertigten früheren Präsentationen der 18-seitige Präsentation deckte sich im Wesentlichen Berater entnommen wurde. Die Präsentation war also mit der späteren Präsentation für den Verwaltungsrat insofern unvollständig, als sie keine Informationen zur vom 23.05.2007. Diese enthielt weder einen Hinweis Confirmatory Due Diligence, keine Informationen zur auf die Vertragsgestaltung noch auf die konkreten Risi‑ Vertragsgestaltung (insbesondere über die fehlenden ken bei der HGAA. Auch auf die Abarbeitung der aus Verkäufergarantien und der wirtschaftlichen Nicht‑ der ersten Phase der Due Diligence offenen 24 Punkte, vornahme des Risikoabzugs), keine Informationen zur wie sie aus der Präsentation vom 20.04.2007 hervor‑ finalen Bewertung und zur Kaufpreisermittlung, keine gingen, wurde nicht eingegangen. Information zur Absicherung unbekannter Risiken und keinen Hinweis auf die Consultant-Sonderausschüt‑ Der Ausschuss konnte nicht feststellen, dass andere tung enthielt. Stattdessen findet sich in der Präsentation Verwaltungsratsmitglieder als Prof. Dr. Faltlhauser als „Ausgangssituation“ auf Seite 1 der Hinweis: und Dr. Naser in dieser Zeit weitere Informationen er‑ hielten. Nach Angaben von Herrn Huber wurde er erst „Im Gegensatz zur BAWAG P.S.K. zeichnet sich die am 21.05.2007 wieder mit der Thematik befasst. An HAAB besonders durch starkes und profitables Wach- diesem Tag habe er einen Vermerk des Finanzminis‑ tum sowie durch deutlich weniger Transaktionsrisiken 806 teriums zur Vorbereitung der Ministerratssitzung am aus.“ 22.05.2007 erhalten.804 Im Gespräch mit den Anwälten von Hengeler-Mueller erklärte Prof. Dr. Faltlhauser, Aus dem Protokoll geht hervor, dass diese offenen dass die anderen Verwaltungsräte im Gegensatz zu ihm Punkte von den Verwaltungsratsmitgliedern nicht ab‑ und Dr. Naser keinen vergleichbaren direkten Kontakt gefragt wurden. Insbesondere wurden nicht die 24 offenen Punkte aus der Due-Diligence-Phase 1 hinter‑ mit Werner Schmidt gehabt hatten. Er habe zwischen 807 dem 20.04.2007 und dem Signing keine nennenswer‑ fragt. Nach Angaben des zuständigen Referatsleiters im Innenministerium gab es keine Fragen zu konkreten ten Informationen an andere Verwaltungsratsmitglie‑ 808 der weitergegeben.805 Zahlen. Die vom Ausschuss vernommenen Verwal‑ tungsratsmitglieder sagten aus, dass sie davon ausgin‑ e. Verwaltungsratssitzung am 23.05.2007 gen, dass der Vorstand ihnen kritische Punkte mitteilen würde.809 Sie kannten weder den Originalkaufvertrag Am 22.05.2007 fand das Signing statt. Eine Befassung noch Eckpunkte aus dem Kaufvertrag. Eine Nach‑ des Verwaltungsrats nach dem 20.04.2007 bis zu die‑ frage erfolgte seitens der Verwaltungsratsmitglieder sem Tag gab es nicht. Am 23.05.2007 wurde eine Ver‑ nicht. Nach Aussage von Prof. Dr. Faltlhauer sei eine waltungsratssitzung einberufen. Der Untersuchungs‑

806 Bd. 11, S. 315. 803 Bd. 245. 807 Bd. 11, S. 310. 804 Huber (26, 39). 808 Braese (22, 129). 805 so bei Hengeler/Mueller, Rd. 447. 809 Schmid (20, 77). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 115

Vorlage des Originalkaufvertrages „absolut unüblich. Joachim Herrmann, Staatsministerin Emilia Müller, Durch die Kontrolle eines Kaufvertrages begibt man Staatsminister Martin Zeil und Staatssekretär Jürgen sich auf die Ebene juristischer Beurteilung […], die Heike. schwer zu beurteilen ist. Verwaltungsräte müssten sich dann letztlich auch ihrerseits personenbezogene exter- a. Verkäuferseite ne Anwaltskanzleien heranholen und sich deren Arbeit bedienen. Solches Kontrollverhalten ist unüblich und nicht vertretbar.“810 Weiter sagt er aber auch, dass er Dem Untersuchungsausschuss standen Teile von die Substanz, also den materiellen Inhalt des Vertrages Akten der Staatsanwaltschaft Klagenfurt zur Verfü‑ kennen müsse.811 gung. Dazu gehören Protokolle der Aufsichtsratssit‑ zungen der Kärntner Landesholding. Der Ausschuss Vor dem Untersuchungsausschuss gab Prof. Dr. Faltl‑ konnte nur einen Teil der Zeugen hören, die in Öster‑ hauser an, dass dem Verwaltungsrat wesentliche Un‑ reich ansässig sind. Zeugen aus dem Ausland sind zum terlagen, die zur Entscheidungsfindung zwingend Erscheinen vor dem Untersuchungsausschuss nicht notwendig gewesen wären, vom Vorstand unzulässi‑ verpflichtet und können auch im Wege der Rechtshil‑ gerweise nicht vorgelegt wurden. Dazu zählt er u. a. fe nicht vernommen werden. Zum anderen sind die die wesentlichen Eckpunkte des Kaufvertrages, die Si‑ österreichischen Behörden, insbesondere die österrei‑ deletter vom 22.05.2007, die Ergebnisse der Confirma‑ chischen Staatsanwaltschaften, nicht zur Aktenvorlage tory Due Diligence und die Transaction Insights vom an einen bayerischen Untersuchungsausschuss ver‑ 18.05.2007.812 Weder die Eckpunkte des Kaufvertrags pflichtet. noch die Ergebnisse der Confirmatory Due Diligence wurden vom Verwaltungsrat eingefordert. In der Ver‑ Aus solchen Dokumenten, die dem Untersuchungsaus‑ waltungsratssitzung wurde der Kauf weiterer Aktien schuss vorliegen, geht hervor, dass von der HGAA im der Mitarbeiterstiftung beschlossen. Ausweislich des Zuge der Kapitalerhöhung bei der Hypo Alpe Adria Protokolls erfolgten dazu keine Nachfragen. Leasing Holding AG im Jahr 2004 Vorzugsaktien aus‑ gegeben wurden, die mit sogenannten Put-Optionen 2. Bewertung ausgestattet waren. Das bedeutet, dass der Inhaber Der Auftrag des Untersuchungsausschusses beschränkt dieser Vorzugsaktien diese jederzeit zu einem vor‑ sich grundsätzlich auf das Verhalten der staatlichen her festgelegten Preis an die HGAA zurückverkaufen Mitglieder des Verwaltungsrats der BayernLB. Es ist kann. Das durch die Ausgabe dieser Vorzugsaktien allerdings nicht möglich, dieses Verhalten für sich al‑ generierte Kapital wurde von der HGAA als Eigenka‑ leine zu beurteilen. Notwendig ist auch eine Bewer‑ pital verbucht. Die Anrechnung dieser Komponenten tung des Verhaltens aller anderen Gremien bzw. Per‑ als Eigenkapital war allerdings nach dem Dafürhalten sonen, die am Kauf der HGAA durch die BayernLB der OeNB rechtlich nicht zulässig, da das Kapital vom beteiligt waren. Der Verwaltungsrat der BayernLB Kapitalgeber so jederzeit einseitig wieder aus dem traf seine Entscheidung auf Grundlage der Informati‑ Unternehmen gezogen werden konnte. Es kann so‑ onen, die ihm durch den Vorstand zur Verfügung ge‑ mit nicht als Eigenmittel der Bank verbucht werden. stellt wurden. Diese Informationen wiederum wurden In der Summe wurde so nach den Informationen des Untersuchungsausschusses ein Betrag in Höhe von 100 durch externe Berater und von eigenen Mitarbeitern 813 der BayernLB aufbereitet. Die erlangte Information Mio. € unzulässig als Eigenkapital deklariert. Die war abhängig von dem, was von der Verkäuferseite zur geschilderte Konstruktion wurde in der durchgeführten Verfügung gestellt wurde. Eine abschließende Wertung Due Diligence von den beauftragten externen Beratern muss daher eine kurze Betrachtung auch des Handelns nicht erkannt, da sie offensichtlich von der Verkäufer‑ aller anderen Beteiligten zum Gegenstand haben. seite wahrheitswidrig verschwiegen wurde. Das Beste‑ hen von Put-Optionen war Gegenstand eines im Rah‑ Die anschließende Darstellung bezieht sich dabei aus‑ men der Due Diligence durchgeführten Legal Expert drücklich ausschließlich auf das Handeln der Beteilig‑ Meetings am 18.04.2007. Dort wurde den von der Bay‑ ten bis zum Signing. Zur Überzeugung des Untersu‑ ernLB beauftragten Wirtschaftsprüfern die Auskunft chungsausschusses steht fest, dass weder bei den bei‑ erteilt, dass von der HGAA keinerlei Put-Optionen ein‑ den Kapitalerhöhungsmaßnahmen bei der HGAA noch geräumt worden seien. Das diesbezügliche Sitzungs‑ beim Verkauf derselben an die Republik Österreich ein protokoll ist unterschrieben von Dr. Siegfried Grigg. Fehlverhalten der staatlichen Mitglieder des Verwal‑ Dieser wiederum hat auch das dem Untersuchungsaus‑ tungsrats bzw. der Staatsregierung vorliegt, sondern schuss vorliegende Vertragsexemplar unterschrieben, verantwortungsbewusst und sachgerecht gehandelt in dem zweifelsfrei eine Put-Option eingeräumt wurde. wurde. Dies betrifft insbesondere die im Einsetzungs‑ Insgesamt bestehen daher verdichtete Anhaltspunkte, beschluss Genannten: Ministerpräsident Horst Seeho‑ dass von der Verkäuferseite jedenfalls im Umfang von fer, Staatsminister Georg Fahrenschon, Staatsminister 100 Mio. € unzulässig Eigenkapital verbucht wurde und diese Konstruktion bewusst vor der Käuferseite geheim gehalten wurde. 810 Faltlhauser (14, 64, 102). 811 Faltlhauser (14, 103). 812 Faltlhauser (28, 83). 813 Vgl. Hengeler/Mueller, Rn. 230 Seite 116 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Angesichts der oben dargestellten beschränkten Er‑ Dieser Sachverhalt war dem Vorstand auch bekannt. mittlungsmöglichkeiten des Untersuchungsausschus‑ Dass für den Vorstand bei der Kaufpreisbemessung ses im Ausland konnte nicht ermittelt werden, ob der und Vertragsgestaltung dringender Handlungs- bzw. Käuferseite auch in anderem Zusammenhang nicht die Nachbesserungsbedarf bestand, ergibt sich nicht zu‑ Wahrheit mitgeteilt wurde. Dieser Sachverhalt lässt letzt auch aus den Warnungen der externen Berater. Zweifel aufkommen, ob vor dem Kauf von der Verkäu‑ So hätte der Vorstand durch die Hinweise von Ernst ferseite vollständige und wahrheitsgemäße Informati‑ & Young in den sogenannten Transaction Insights er‑ on erteilt wurde. kennen müssen, dass in der Due Diligence wesentliche Punkte nicht geklärt werden konnten. Die Folge war, b. Vorstand dass Risiken in nicht unerheblichem Umfang offen‑ blieben und weder durch entsprechende Abzüge vom Kaufpreis noch durch angemessene Regelungen im Auf der Grundlage der vorgelegten Akten und Zeu‑ Kaufvertrag abgesichert waren. Die Transaction In‑ genaussagen ist davon auszugehen, dass der Vorstand sights waren der BayernLB per E-Mail am 18.05.2007 der BayernLB beim Kauf der HGAA seine Pflichten in übermittelt worden. Es ist letztlich durch den Unter‑ mehrfacher Hinsicht verletzt hat. Der Kauf der HGAA suchungsausschuss nicht geklärt, ob der Vorstand der erfolgte zu einem Preis, der sich nicht mit der Emp‑ BayernLB tatsächlich von den Transaction Insights fehlung des Beraterteams deckte, die auf den Ergeb‑ Kenntnis genommen hat. Werner Schmidt bestreitet nissen der vorangegangenen Due-Diligence-Prüfung dies in seiner Aussage vor der Staatsanwaltschaft. Un‑ und den hieraus ermittelten Wertberichtigungsbedarf abhängig hiervon hätte der Vorstand die Pflicht gehabt, fußte. Dem Vorstand der BayernLB wurde für die fi‑ den vollständigen Due-Diligence-Bericht zur Kenntnis nalen Kaufpreisverhandlungen am 14.05.2007 die zu nehmen und zu prüfen. Empfehlung gegeben, den Erwerb maximal zu einem Preis von 1,5 Mrd. € für 50 % + 1 der Anteile abzu‑ schließen. Diese Empfehlung wurde vom Vorstand Die externen Berater haben dem Vorstand mitgeteilt, nicht eingehalten. Stattdessen schloss der Vorstand ei‑ dass sie aufgrund des Zeitdrucks nicht alle Unterlagen nen Kaufvertrag ohne jegliche Gewährleistungs- oder haben prüfen können. Nicht erkannte Risiken wurden Anpassungsklauseln mit einem Kaufpreis von 1,6 Mrd. vonseiten des Vorstands allerdings weder durch Abzü‑ € und billigte den Altgesellschaftern gleichzeitig eine ge im Kaufpreis noch durch entsprechende Gewähr‑ Sonderdividende von 50 Mio. € zu, was einer wirt‑ leistungsrechte im Kaufvertrag abgesichert. Der Kauf schaftlichen Kaufpreiserhöhung um weitere 25 Mio. € der HGAA erfolgte insoweit nicht lege artis. entspricht. Über diese Punkte wurde der Verwaltungsrat auch Dabei war von entscheidender Bedeutung, dass die nicht ausreichend informiert. Stattdessen wurde ge‑ Berater zu den Kaufpreisverhandlungen entgegen der genüber dem Verwaltungsrat der Eindruck aufrecht‑ Üblichkeit nicht hinzugezogen wurden. erhalten, aufseiten der BayernLB sei beim Kauf der HGAA alles plangemäß entsprechend der bei Unter‑ nehmenskäufen üblichen Vorgehensweise abgelau‑ Ebenfalls entscheidend war die Tatsache, dass der fen. Alle Verwaltungsräte gingen davon aus, dass der Kaufpreis getrennt vom Kaufvertrag verhandelt wur‑ in der Due Diligence erkannte Wertberichtungsbedarf de. So kam es zu dem Ergebnis, dass der Kaufpreis für auch vom Kaufpreis abgezogen werden konnte. Der den Mehrheitsanteil bereits feststand, als noch über die Verwaltungsrat erhielt keine Information darüber, dass weiteren Modalitäten des Kaufvertrages, wie z. B. Ge‑ im Kaufvertrag keine Gewährleistungsrechte durch‑ währleistungs-, Anpassungsklauseln oder sonstige (Ri‑ gesetzt werden konnten. Auch das in den Transaction siko-) Absicherungen, verhandelt wurde. Das Rechts‑ Insights mitgeteilte Ergebnis der Due-Diligence-Pha‑ anwaltsteam, dass an den parallel stattfindenden Kauf‑ se 2 wurde nicht an den Verwaltungsrat weitergelei‑ vertragsverhandlungen am 14.05.2007 beteiligt war, tet. Vielmehr wurden bereits in der Verwaltungsrats‑ gab unverzüglich Rückmeldung an den Vorstand, dass sitzung vom 20.04.2007 einzelne Punkte zumindest es in den Verhandlungen nicht möglich war, Gewähr‑ etwas positiver geschildert, als sie tatsächlich waren. leistungsrechte durchzusetzen, woraufhin der Vorstand Kurz vor dem Signing wurde an die beiden Vorsit‑ entschied, nicht auf der Durchsetzung von Gewährleis‑ zenden des Verwaltungsrats die Information gegeben, tungsrechten im Vertrag zu beharren. Dies geschah, so dass die Transaktion planmäßig verliefe und sich im der Eindruck der beteiligten Berater, letztendlich vor Rahmen der Due Diligence jedenfalls keine weite‑ dem Hintergrund, dass man sich auf Vorstandsebene – ren Verschlechterungen ergeben hätten. Im Rahmen losgelöst von einzelvertraglichen Regelungen – ohne‑ einer Gremiensitzung des Sparkassenverbands am hin schon über den Kauf verständigt hatte. 21.05.2007 wurde durch die Behauptung von Werner Schmidt, dass bei der HGAA im Rahmen der Due Im Ergebnis wurde daher der Kauf zu einem Preis Diligence alle Kredite über 10 Mio. € geprüft wor‑ abgeschlossen, der den vom Due-Diligence-Team er‑ den seien, sogar eine eindeutige Falschinformation an kannten Wertberichtigungsbedarf nicht berücksichtigte einen der Anteilseigner gegeben. Die unzureichende und gleichzeitig der Käuferseite keinerlei Gewährleis‑ Information des Verwaltungsrats durch den Vorstand tungsrechte einräumte. war jedoch auch deswegen möglich, weil der Verwal‑ Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 117

tungsrat den Vorstand nicht dazu aufgefordert hatte, die nicht unbedeutend für den Banken- und Finanz‑ konkrete Informationen über das Ergebnis der Due- platz München ist. Diligence-Phase 2 zu liefern. d. Verhalten des Verwaltungsrats Der Untersuchungsausschuss muss daher feststellen, dass der Vorstand in verschiedener Hinsicht seine Bevor letztlich zur Verantwortung der Verwaltungsräte Pflicht zur sorgfältigen Prüfung des HGAA-Erwerbs Stellung genommen werden kann, ist es von entschei‑ verletzt hat. Auch bei der Durchführung des Erwerbs dender Bedeutung, den Sorgfaltspflicht- und Haftungs‑ hat er seinen Sorgfaltspflichten im Zusammenhang mit maßstab für die Verwaltungsräte der Bayerischen Lan‑ der Prüfung und Ausgestaltung des HGAA-Erwerbs desbank herauszuarbeiten. und der damit einhergehenden – unzureichenden – In‑ formation des Verwaltungrates nicht entsprochen. Vor aa. Sorgfaltspflichten des Verwaltungsrats diesem Hintergrund erscheint die Einschätzung des aaa. Entscheidungskompetenz Verwaltungsrates, wonach zumindest einzelne Mitglie‑ der des Vorstands der BayernLB für den entstandenen Die Aufgaben und Zuständigkeiten des Verwaltungs‑ Schaden haftbar gemacht werden können, auch aus der rats sind im Gesetz über die Bayerische Landesbank Sicht des Untersuchungsausschusses sachlich gerecht‑ (BayLBG), der Satzung der BayernLB und den Corpo‑ fertigt. rate Governance Grundsätzen geregelt. c. Mitglieder der Staatsregierung Art. 8 Abs. 1 BayLBG814 bestimmt, was die Zuständig‑ keit des Verwaltungsrats ist, welche Funktion er auszu‑ Es konnten keine Anhaltspunkte dafür gefunden wer‑ üben hat. Das ist den, dass ein rechtliches Fehlverhalten von Mitglie‑ dern der Staatsregierung, die nicht im Verwaltungsrat – die Richtlinien für die Geschäftspolitik der Bank zu der BayernLB vertreten waren, vorliegt. beschließen, – die Geschäftsführung der Bank zu überwachen. Die Entscheidung des Vorstands, die HGAA zu kaufen, bedurfte neben der Zustimmung des Verwaltungsrats Die Zuständigkeit zur Beschlussfassung über die der BayernLB auch der Zustimmung der Anteilseig‑ Richtlinien ist eine originäre Entscheidungskompetenz ner, also des Freistaats Bayern und des Sparkassenver‑ des Verwaltungsrats, die allein ihm zusteht. Die Richt‑ bands. Die Zustimmung des Sparkassenverbands wird linienentscheidung ist neben der Beachtung der ein‑ dabei vom Verbandsvorstand erteilt. Die Zustimmung schlägigen Gesetze und der Regelungen der Satzung des Freistaats Bayern ist delegiert auf das Finanzmi‑ die Grundlage der Tätigkeit des Vorstands. nisterium und dort auf den Abteilungsleiter der Beteili‑ gungsabteilung. Die im Einzelnen bestehenden Informations-, Kontroll- und Zustimmungsvorbehalte des Verwaltungsrats sind Der Ministerrat hat daher in Bezug auf den Kauf einer in der Satzung der BayernLB näher geregelt. So sind in Beteiligung durch die BayernLB keinerlei Zuständig‑ § 11 Abs. 2 der Satzung im Einzelnen acht Zuständig‑ keit. Aus diesem Grunde erfolgte die Befassung des keiten aufgeführt, die die Entscheidungskompetenz des Kabinetts am 22.05.2007 auch rein informatorisch. In Verwaltungsrats im Einzelnen ausfüllen. In § 11 Abs. 3 dieser Sitzung wurde ein schriftlicher Bericht des Fi‑ der Satzung ist festgelegt, dass bei den dort genannten nanzministers und ein mündlicher Bericht des Finanz‑ sieben Punkten eine Zustimmung des Verwaltungsrats staatssekretärs zustimmend zur Kenntnis genommen. zu Entscheidungen des Vorstands erforderlich ist. Dies Da eine Zuständigkeit der Mitglieder der Staatsregie‑ bedeutet, dass zunächst eine Entscheidung des Vor‑ rung für eine Entscheidung nicht bestand, kann auch stands möglich ist, sie aber Rechtsverbindlichkeit erst ein diesbezügliches Fehlverhalten nicht festgestellt erlangt, wenn der Verwaltungsrat diese billigt und sei‑ werden. ne Zustimmung erteilt. Auf das Recht, Entscheidungen des Vorstands von seiner Zustimmung abhängig zu ma‑ Auch hinsichtlich des Engagements des damaligen Mi‑ chen, kann der Verwaltungsrat verzichten. Zu den Ge‑ nisterpräsidenten Dr. Edmund Stoiber in Kroatien kann genständen der Geschäftsführung, die der Zustimmung ein Fehlverhalten nicht festgestellt werden. Dr. Stoiber des Verwaltungsrats bedürfen, gehört gem. § 11 Abs. wurde vom Vorstand der BayernLB um Unterstützung 3 Ziffer 4 der Satzung der Erwerb von Beteiligungen auf öffentlicher bzw. politischer Ebene gebeten, als die an Unternehmen. Der Verwaltungsrat übt insoweit also Kroatische Nationalbank gegenüber der BayernLB die eine präventive Kontrolle aus.815 Entsprechend der sat‑ Genehmigung zum Kauf der HGAA bzw. deren kro‑ zungsmäßigen Bestimmungen bedurfte also auch der atischer Töchter verweigerte. Als Ministerpräsident Erwerb der Mehrheitsbeteiligung an der HGAA der kam er dieser Bitte nach. Der Untersuchungsausschuss Zustimmung des Verwaltungsrates. erachtet es für nachvollziehbar, dass der Ministerpräsi‑ dent seinen Einfluss zugunsten bayerischer Unterneh‑ 814 Alle Zitate aus dem BayLBG und der BayernLB beziehen sich auf die men im Ausland geltend macht, umso mehr, als es sich im Jahr 2007 gültigen Fassung. bei der BayernLB um eine öffentliche Bank handelt, 815 Schmidt, Rechtsgutachten, S. 20. Seite 118 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Die dem Verwaltungsrat durch § 8 Abs. 1 BayLBG Solche Informationsrechte können sich zu Informati‑ zugewiesene Entscheidungskompetenz über die Richt‑ onspflichten verdichten, wenn sich dies als Notwen‑ linien der Geschäftspolitik der Bank findet keine Ent‑ digkeit der Entscheidung ergibt. sprechung im Recht der Aktiengesellschaft. § 111 Abs. 1 AktG bestimmt, dass der Aufsichtsrat die Geschäfts‑ ccc. Modifikation der Sorgfaltspflichten aufgrund des führung zu überwachen hat, er hat also lediglich eine öffentlichen Auftrags Kontrollfunktion. Die unternehmerischen Entschei‑ dungen der AG trifft allein der Vorstand, was in § 111 Abs. 4 Satz 1 AktG noch einmal festgeschrieben ist. Art. 2 BayLBG bestimmt, welche Aufgaben die Bank Der Verwaltungsrat hat damit durchaus ein höheres wahrzunehmen hat und wahrnehmen darf. Die Absät‑ Gewicht als der Aufsichtsrat der AG. ze 1 und 2 schreiben die klassischen Aufgaben einer Staatsbank fest. Abs. 4 regelt die Beteiligung an an‑ Die jeweiligen Aufgaben und Zuständigkeiten von deren Unternehmen und Verbänden und gibt der Bank Vorstand und Verwaltungsrat fußen ihrerseits auf dem das Recht, selbstständige Einrichtungen zu errichten. grundsätzlichen Aufgabenbereich der BayernLB, wie Unabhängig von diesen konkret beschriebenen Funk‑ er im Gesetz über die Bayerische Landesbank geregelt tionen, welche der BayernLB zukommen, ist in Art. 2 ist. Abs. 3 Satz 1 BayLBG gesagt, die Bank könne „alle Arten von Bank- und Finanzdienstleistungsgeschäften betreiben, sowie alle sonstigen Geschäfte, die der Bank bbb. Sorgfaltspflichten beim Unternehmenskauf dienen.“ Das bedeutet, auch nach dem Willen des Ge‑ setzgebers, dass die BayernLB als Universalbank tätig Die Entscheidung über den Erwerb der Mehrheits‑ werden kann. Dieser weit gezogene Tätigkeitsbereich beteiligung an der HBInt war eine Entscheidung von wird jedoch in Abs. 3 Satz 2 BayLBG unter einen ge‑ grundlegender Bedeutung für den Verwaltungsrat. nerellen Vorbehalt gestellt, denn dort ist bestimmt, dass Sie war eine Zustimmung zum Abschluss des Ver‑ die Bank ihre Geschäfte nach kaufmännischen Grund‑ trags über den Erwerb einer Beteiligung gemäß § 11 sätzen „unter Beachtung ihres öffentlichen Auftrags“ Abs. 3 Ziff. 4 der Satzung der BayernLB816 und damit zu führen hat. im Bereich der präventiven Kontrolltätigkeit des Ver‑ waltungsrats. Wenn man die Auffassung vertritt, dass der Kauf der HGAA nicht von der Osteuropastrategie Unabhängig davon, ob der öffentliche Auftrag der Ge‑ gedeckt ist, war damit verbunden auch eine inzidente schäftstätigkeit auch Grenzen zieht, führt er jedenfalls Erweiterung derselben und damit eine Richtlinienent‑ dazu, dass die Organe der BayernLB risikobewusster scheidung. handeln müssen. Der Gutachter Prof. Schmidt führt hierzu aus: Sie musste von den Verwaltungsräten mit der erforder‑ lich hohen Sorgfalt getroffen werden. „Die BayernLB kann sich nicht einerseits wie jede andere Geschäftsbank verhalten und daneben einen Zu den Sorgfaltspflichten, die der Verwaltungsrat zu be‑ öffentlichen Auftrag erfüllen. Vielmehr steht die ge- achten hatte, gehörte, dass er sich informierte. Er durf‑ schäftsmäßige Tätigkeit der Bank unter dem Vorbehalt, te sich jedoch zunächst darauf verlassen, was ihm an dass es sich gleichzeitig um die Wahrnehmung öffentli- Information vom Vorstand vorgelegt wurde. Es ergibt cher Interessen handelt. Praktisch gesehen: Die Bank sich allerdings eine gesteigerte Überwachungspflicht muss wegen ihres öffentlichen Auftrags ihre gesam- des Verwaltungsrats, wenn es um Geschäfte geht, die te Tätigkeit risikobewusster als jede Geschäftsbank einer Zustimmung bedürfen. Weiterhin erhöht sich die erfüllen.“817 Kontrolldichte, je größer die Bedeutung des Geschäfts ist. Daraus kann sich dann für den Verwaltungsrat auch ddd. Gesteigerte Sorgfaltspflichten des Verwaltungsrats- eine „Holschuld“ entwickeln. Ein genaues Hinterfra‑ vorsitzenden und dessen Stellvertreter gen von Unterlagen gehört genauso dazu, wie das An‑ fordern von Informationen, falls dies notwendig wird. Grundsätzlich ist jedes Verwaltungsratsmitglied ver‑ pflichtet, die Kontrolle der Geschäftsführung auszu‑ Der Vorsitzende kann jederzeit, wenn dies erforderlich üben. Auch Prof. Schmidt stellt in seinem Gutachten ist, eine Verwaltungsratssitzung einberufen. Der stell‑ fest, dass die Verpflichtung zur Überwachung jedes vertretende Vorsitzende kann verlangen, dass eine Ver‑ Mitglied des Verwaltungsrats gleichermaßen trifft.818 waltungsratssitzung vom Verwaltungsratsvorsitzenden einberufen wird. Jeweils drei Mitglieder des Verwal‑ Eine besondere Pflichtenstellung des Verwaltungsrats‑ tungsrats können dies ebenfalls verlangen, § 10 Abs. 1 vorsitzenden und des stellvertretenden Vorsitzenden ist Satzung. dort anzunehmen, wo ihm durch Gesetz oder Satzung

817 Prof. Schmidt, S. 6/7; so auch Lutter in „Rechtmäßigkeit von internationalen Risikogeschäften durch Banken der öffentlichen Hand“, BB 2009, S. 786 ff. 816 818 Schmidt, Rechtsgutachten, S. 40. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 119

besondere Rechte oder Befugnisse eingeräumt werden. In dringenden Fällen, bei denen eine Beschlussfassung Hierzu führt Prof. Schmidt in seinem Gutachten aus:819 des Verwaltungsrats nicht abgewartet werden kann, kann der Vorsitzende im Einvernehmen mit dem stell‑ „Demgegenüber sind dem Verwaltungsratsvorsitzen- vertretenden Vorsitzenden des Verwaltungsrats die er‑ den nicht schon kraft seiner Stellung gesteigerte Sorg- forderlichen Entscheidungen anstelle des Verwaltungs‑ faltspflichten aufzuerlegen. Er ist primus inter pares – rats treffen, § 10 Abs. 5 Satz 1 der Satzung. Solche der Erste unter Gleichen. Besondere Pflichten treffen Entscheidungen müssen dem Verwaltungsrat bekannt ihn allerdings dort, wo ihm durch Gesetz, Satzung oder gegeben werden. die Corporate-Governance-Grundsätze besondere Rechte und Pflichten eingeräumt werden. Neben orga- Weiter räumt die Satzung der BayernLB dem Verwal‑ nisationsrechtlichen Fragen etwa über die ordnungs- tungsratsvorsitzenden und dem Stellvertreter das Recht gemäße Einberufung, Vorbereitung der Tagesordnung ein, an Sitzungen des Vorstands teilzunehmen. und Leitung der Sitzungen betrifft dies vor allem die besonderen Informationsrechte im Falle gefährlicher Vorstand und Verwaltungsrat „identifizieren sich mit Entwicklungen oder sonstiger besonderer Vorkomm- den Corporate-Governance-Grundsätzen der Bayern‑ nisse.“ LB bei der Erfüllung ihrer Aufgaben“, wie es in der Regelungen dazu finden sich nicht im BayLBG, son‑ Präambel dieser Grundsätze heißt. Sie besagen in Zif‑ dern in der Satzung der Bank und ihren Corporate fer II.2.e, dass der Verwaltungsratsvorsitzende und der Governance Grundsätzen. stellvertretende Vorsitzende das Recht haben, den Ge‑ schäftsbetrieb sowie sämtliche Rechtsverhältnisse der § 13 der Satzung regelt ausdrücklich und umfangreich Bank zu prüfen. Ziffer II.3.c verpflichtet den Vorstand, Berichtspflicht und Berichtswesen des Vorstands an dem Verwaltungsrat regelmäßig oder aus besonderem den Verwaltungsrat. Festgehalten ist insbesondere, Anlass zeitnah und in der Regel in Textform zu berich‑ dass der Vorstand über beabsichtigte Geschäftspoli‑ ten. Über besondere Vorkommnisse sind der Verwal‑ tik und andere grundsätzliche Fragen und wichtige tungsratsvorsitzende und der stellvertretende Vorsit‑ strategische Entscheidungen zu berichten hat. Er hat zende durch den Vorstandsvorsitzenden zu informie‑ über das Risikokontrollsystem, vorhandene oder sich ren. Es ist der Verwaltungsratsvorsitzende, der dann ergebende Risiken zu berichten und über besondere die übrigen Mitglieder des Verwaltungsrats informiert Vorkommnisse. Die Berichterstattung hat in der Regel und dies spätestens in der nächsten Verwaltungsratssit‑ in Textform und – wie § 13 Abs. 5 ausdrücklich fest- zung. hält – „möglichst rechtzeitig“ zu erfolgen. Der Verwaltungsratsvorsitzende und sein Stellvertreter Jedes Verwaltungsratsmitglied hat das Recht von hatten somit besondere Rechte. Sie können sich mehr allen Berichten Kenntnis zu nehmen. § 13 Abs. 6 als „einfache“ Verwaltungsräte Zugang zu Informa‑ Satz 2 der Satzung sagt, dass die in Textform erstatte‑ tionen zu Rechts- und Geschäftsvorgängen der Bank ten Berichte „jedem Verwaltungsratsmitglied auf Ver‑ verschaffen. Der Verwaltungsratsvorsitzende und sein langen zu übermitteln“ sind. Ausnahmen hiervon kann Stellvertreter haben also im Unterschied zu den „ein‑ nicht der Vorstand, sondern allein der Verwaltungsrat fachen“ Verwaltungsräten weitergehende Möglichkei‑ beschließen. An den Sitzungen des Vorstands können ten, Sachaufklärung zu betreiben. Im Einzelfall kann der Vorsitzende und der stellvertretende Vorsitzende sich daraus eine besondere Pflichtenstellung ergeben. des Verwaltungsrats – nur sie – in besonderen Fällen Die gilt vor allem bei sehr wichtigen Entscheidungen, teilnehmen und dies mit beratender Stimme, wie § 7 die der Verwaltungsrat zu treffen hat. Aus der heraus‑ Abs. 7 der Satzung sagt. Die Feststellung, ob ein be‑ gehobenen Funktion folgt daher herausgehobene Ver‑ sonderer Fall vorliegt, trifft allein der Vorsitzende oder antwortung und Pflicht, ihr mit besonderer Sorgfalt zu der stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrats. entsprechen. Sitzungen des Verwaltungsrats werden vom Verwal‑ bb. Verletzung von Sorgfaltspflichten beim Kauf der tungsratsvorsitzenden – nicht vom Vorstand – einbe‑ HGAA rufen. Es ist in die Beurteilungskompetenz des Verwal‑ tungsratsvorsitzenden gestellt, ob und wann er eine Sit‑ Die Behandlung der Sache durch die Verwaltungs‑ zung einberuft, mindestens zwei Sitzungen im Kalen‑ räte ist bis einschließlich der Beschlussfassung vom derhalbjahr muss er einberufen. Einberufungspflicht 20.03.2007 nicht zu beanstanden. Genauso nicht zu besteht immer, wenn der stellvertretende Verwaltungs‑ beanstanden war, dass in der Sitzung vom 20.04.2007 ratsvorsitzende oder mindestens drei Mitglieder des Übereinkunft erzielt wurde, die Due Diligence fortzu‑ Vorstands oder des Verwaltungsrats dies unter Angabe setzen und abzuschließen. des Verhandlungsgegenstandes beantragen, § 10 Abs. 1 der Satzung. Der Einladung ist eine Tagesordnung bei‑ aaa. Verwaltungsratssitzung vom 20.04.2007 zufügen, die den Mitgliedern „spätestens eine Woche Den Verwaltungsräten wurde die Information für ihre vor der Sitzung“ vorliegen soll. Entscheidung, durch eine Tischvorlage in Form eines „Statusberichts“ von Rothschild, Ernst & Young und 819 Schmidt, Rechtsgutachten, S. 45. der Wiener Kanzlei Dorda, Brugger, Jordis gegeben. Seite 120 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Wie oben dargelegt, war dieser Bericht auf Veran‑ bbb. Umlaufbeschluss vom 23.04.2007 lassung des Vorstands geschönt worden. Denn dem Vorstand war für seine Sitzung vom 19.04.2007 der Die Entscheidung über den Erwerb der HGAA wurde Bericht in anderer Form, mit deutlicheren Risikohin‑ durch den oben dargestellten Umlaufbeschluss gefasst. weisen und mit einem anderen Kaufpreis vorgelegt Zu diesem Zeitpunkt lagen dem Verwaltungsrat fol‑ worden. Verfänglich war insbesondere, dass wesentli‑ gende Informationen nicht vor: che Information nicht in den ersten Teil der Präsenta‑ – Das Ergebnis der abschließenden Due Diligence war tion aufgenommen war, die Gegenstand einer Beamer- nicht bekannt. Präsentation war, sondern in den Anhang. Da die Erör‑ – Der Kaufpreis war noch nicht vereinbart, die Herlei‑ terung des Beschlussgegenstands sich typischerweise tung des Kaufpreises stand damit noch nicht fest. auf das bezieht, was Gegenstand der Beamer-Präsenta‑ tion ist, konnte der Vorstand die Erwartung haben, dass – Es war nicht klar, ob und wie Risiken Rechnung ge‑ sich Verwaltungsräte mit den im Anhang gegebenen tragen wurde. detaillierteren Informationen und Risikohinweisen in – Es gab keine Information zum Inhalt eines mögli‑ der Sitzung nicht würden befassen können. chen Kaufvertrages. Bis zum 23.04.2007 sind den Verwaltungsräten keiner‑ Wie oben dargestellt, war der Erwerb der Mehrheits‑ lei weitere Erkenntnisse zugeflossen, die eine wesent‑ beteiligung nicht in der Tagesordnung ausgewiesen, liche Verbreiterung der Informationsbasis dargestellt die vorbereitende Unterlage wurde als Tischvorlage hätten. ausgeteilt. Letztere war vom Vorstand noch geschönt worden. Trotz dieser Voraussetzungen drängte Werner Damit war am Tag der Beschlussfassung die Situation Schmidt auf eine sofortige Entscheidung in der Sitzung. identisch mit der am Tag der Verwaltungsratssitzung, Damit ergibt sich zumindest der böse Schein, dass das lediglich die Zeit zur Prüfung der Unterlagen hatte sich gesamte Verhalten des Vorstands sich nicht durch Wah‑ erhöht. Dennoch wurde der vom Vorstand erbetene Be‑ rung der Vertraulichkeit, sondern dadurch erklärt, dass schluss gefasst, obwohl die oben genannten Kernbe‑ er den Verwaltungsrat überrumpeln wollte, um das von standteile eines Kaufvertrags nicht bekannt waren und ihm verfolgte Ziel, die HGAA-Mehrheitsbeteiligung die Entscheidung so nicht hätte gefasst werden dürfen. zu erwerben, so rasch wie möglich durchzuführen, ohne dass sich weitere Fragen zu Risiken dieses Er‑ Die weiteren Vorbehalte im Hinblick auf die auf Grund‑ werbs ergeben würden. lage der Verwaltungsratsunterlage vom 20.04.2007 noch offenen Punkte, die von sämtlichen Verwaltungs‑ Einige Verwaltungsratsmitglieder haben dieses Ver‑ räten übereinstimmend als Teil des Beschlusses zur halten des Vorstands als unangemessen empfunden. Ermächtigung des Vorstands gesehen wurden, fanden Sie haben zum Ausdruck gebracht, dass sie nicht be‑ keinen Eingang in den Beschlusstenor. Der Vorstand reit seien, in dieser Sitzung, lediglich aufgrund einer konnte sich daher bei der Bemessung des Kaufpreises Tischvorlage, eine so weitreichende Entscheidung und dem Abschluss des Kaufvertrags darauf zurückzie‑ wie die des Erwerbs der Mehrheitsbeteiligung bei der hen, dass vom Verwaltungsrat z. B. nicht ausdrücklich HGAA zu treffen. Deshalb wurde auf Verlangen von zur Bedingung gemacht wurde, dass sämtliche in der Herrn Prof. Dr. Faltlhauser entschieden, den nötigen Due Diligence erkannten Risiken auch durch korres‑ Beschluss im – rechtlich zulässigen – Umlaufverfah‑ pondierende Gewährleistungsrechte abgesichert oder ren zu treffen bis zum 23.04.2007. Damit lag zwischen mittels Abzug vom Kaufpreis unmittelbar berücksich‑ dem Tag der Verwaltungsratssitzung und dem der Be‑ tigt werden. Ebenso ergibt sich auch die von allen Ver‑ schlussfassung das Wochenende vom 21./22.04.2007. waltungsräten im Untersuchungsausschuss geäußerte Erwartung an den Vorstand, dass sämtliche in der ers‑ ten Phase der Due Diligence offengebliebenen Punkte Dennoch äußerte sich der Verwaltungsratsvorsitzende auch in der zweiten Phase abgearbeitet werden, aus Dr. Naser „äußerst positiv“ zum Erwerb. Herr Prof. dem reinen Wortlaut des Beschlusses nicht. Insgesamt Dr. Faltlhauser schloss sich dieser positiven Einschät‑ eröffnete die Beschlussfassung in dieser Weise dem zung des möglichen Erwerbs an. Erörtert wurde, dass Vorstand die formale Argumentation, dass man sich sich im Jahre 2007 ein Kernkapitalbedarf in Höhe von bei einem Kaufpreis von 1,625 Mrd. € für 50 % + 1 600 Mio. €, im Jahre 2009 ein solcher von 500 Mio. € an die Vorgabe des Verwaltungsrats von maximal 3,4 ergeben könne und wie dieser gedeckt werden könne. Mrd. für 100 % der Anteile gehalten habe. Das Protokoll weist nicht aus, dass Fragen zum Risiko des Geschäfts gestellt und erörtert wurden. Ein Kauf‑ Diese Beschlussfassung muss vor dem Hintergrund preis war, als Ergebnis von Verhandlungen mit der betrachtet werden, als es sich auf ein Geschäft bezog, Verkäuferseite, noch nicht gefunden. Der Entwurf ei‑ welches das größte Einzelgeschäft – nicht Kreditaus‑ nes Kaufvertrags lag ebenfalls nicht vor, sodass auch reichung – war, welches die BayernLB bis zu diesem nicht berichtet und gegebenenfalls erörtert werden Tag abgeschlossen hatte. Es verpflichtete die Bank zur konnte, ob durch etwaige Gewährleistungsregelungen Zahlung eines Kaufpreises in Höhe von 1,625 Mrd. €. im Kaufvertrag Risiken aus dem Erwerb ausreichend Es brachte das Risiko, welches typischerweise mit dem abgesichert waren. Kauf einer Bank und zusätzlich das, was mit dem Kauf Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 121

einer Bank verbunden ist, die den Schwerpunkt ihrer Tä‑ der verließen sich darauf, dass der Kauf der HGAA tigkeit in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens entfaltet. durch den Vorstand ordnungsgemäß durchgeführt wer‑ den würde. Entsprechende Nachfragen haben vor allem Der Verwaltungsrat hätte bei seiner Beschlussfassung Dr. Naser und Prof. Dr. Faltlhauser bei ihren „Dreier- daher in irgendeiner Weise sicherstellen müssen, dass Gesprächen“ unterlassen. Außerdem unterließen es – bei der Kaufpreisfindung bestimmbaren Risiken diese, trotz des sehr weit gefassten Ermächtigungsbe‑ durch eine Minderung des Kaufpreises Rechnung schlusses eine Verwaltungsratssitzung noch vor Sig‑ getragen wird, ning einzuberufen. Diese war nicht erst dann geboten, – die BayernLB durch eine angemessene Gewährleis‑ wenn es zu einer neuen, möglicherweise kritischen tungsregelung gegen nicht bestimmbare Risiken ge‑ Entwicklung gekommen wäre. Sie hätte dazu gedient, schützt wird, den Verwaltungsrat über die wesentlichen Kaufbedin‑ gungen zu informieren und auf mögliche Bedenken – das Ergebnis des zweiten Teils der Due-Diligence- hinzuweisen. Dies entspricht gerade der Kontrollfunk‑ Prüfung angemessen berücksichtigt wird. tion des Verwaltungsrats. Durch die Nichteinberufung einer sorgfaltsgemäßen Verwaltungsratssitzung han‑ Dies hätte dadurch sichergestellt werden können, dass delten der Verwaltungsratsvorsitzende und der stellver‑ dem Vorstand aufgegeben wird, den Vertrag unter Gre‑ tretende Verwaltungsratsvorsitzende sorgfaltswidrig. mienvorbehalt abzuschließen, also dem Vorbehalt der Zustimmung des Verwaltungsrats, was die sicherste Lösung gewesen wäre. Außerdem hätte verlangt wer‑ Die Verwaltungsräte haben in ihren Aussagen vor dem den können, dass der Vorstand nach Abschluss der Ausschuss ihr Verhalten damit erklärt, sie hätten auf Due-Diligence-Prüfung und vor Kaufvertragsschluss die pflichtgemäße Tätigkeit des Vorstands vertraut. Es dem Verwaltungsrat über dessen wesentliche Ergeb‑ habe keinen Anlass gegeben, nicht zu vertrauen. Dieser nisse berichtet. Dann hätte der Verwaltungsratsvor‑ Argumentation ist entgegenzuhalten, dass Kontrolle sitzende die Möglichkeit gehabt, gegebenenfalls noch unabhängig davon ist, ob dem Kontrollierten vertraut einmal eine Sitzung einzuberufen. Dies hätten der werden kann oder nicht. Zu den Aufgabenbereichen stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende oder drei des Verwaltungsrats gehört die Kontrolle des Vorstan‑ Mitglieder des Verwaltungsrats verlangen können. des, was eben nicht durch Vertrauen ersetzt werden darf. Der Verwaltungsrat hätte jedoch wegen der wei‑ Die Verwaltungsratsmitglieder haben ohne die Beach‑ ten Beschlussfassung vom 23.04.2007 die Umsetzung tung der gebotenen Sorgfalt gehandelt, als diese am der dortigen Festlegungen noch einmal überprüfen 23.04.2007 einen Beschluss fassten, in dem der Vor‑ müssen. stand bereits final zum Erwerb der HGAA-Anteile er‑ mächtigt wurde. cc. Verschulden ccc. Mangelnde Kontrolle nach Beschlussfassung und Signing aaa. Einfache Fahrlässigkeit indiziert Trotz des sehr weit gefassten Ermächtigungsbeschlus‑ ses hat sich der Verwaltungsrat als Organ vor dem Si‑ Mit der Feststellung, dass der Verwaltungsrat bei der gning nicht mehr mit dem HGAA-Erwerb beschäftigt. Fassung des Ermächtigungsbeschlusses sowie bei der Er erhielt keine weitere Information hierzu. Überwachung des Vorstandes im Zeitraum zwischen Umlaufbeschluss und Signing ohne die gebotene Sorg‑ Prof. Dr. Faltlhauser und Dr. Naser kamen bis zum Si‑ falt gehandelt hat, steht gleichzeitig fest, dass alle Mit‑ gning noch mit Werner Schmidt in Kontakt. Hinsicht‑ glieder des Verwaltungsrates fahrlässig im Sinne von lich der Einzelheiten wird auf die Zusammenfassung § 276 Abs. 2 BGB gehandelt haben. Fahrlässigkeit be‑ unter Ziff. II.1. verwiesen. deutet, dass bei einem Tun oder Unterlassen „die im Sie konnten sich im Gespräch vom 15.05.2007 am Verkehr erforderliche Sorgfalt außer Acht“ gelassen Rande des Wirtschaftsbeirats gerade nicht auf die Aus‑ wird. Erforderlichkeit bedeutet ein Maß an Umsicht sage des Vorstandsvorsitzenden „Alles o.k.“ verlassen, und Sorgfalt, welches nach dem Urteil besonnener und gewissenhafter Angehöriger des in Betracht kom‑ sondern hätten in diesem Gespräch detaillierter nach‑ 820 fragen müssen. menden Verkehrskreises zu beachten ist. Unsitten, Nachlässigkeiten oder ein schlechter Brauch senken Die Sitzung des Sparkassenverbands am 21.05.2007 das Maß der Sorgfalt nicht.821 Bei Prüfung dessen, was kann nicht als Information an den Verwaltungsrat ge‑ erforderlich war, sind alle Umstände, auf die sich das sehen werden. Es handelte sich nicht um ein Kontroll‑ Tun oder Unterlassen bezieht, zu berücksichtigen. Bei gremium der BayernLB. kaufmännischer Tätigkeit gehört dazu all das, was ein „ordentlicher Kaufmann“ zu tun hat.822 Zusammenfassend muss festgehalten werden, dass die Mitglieder des Verwaltungsrats bis zum Zeitpunkt des 820 BGH, NJW 1972, 151. Signings die wesentlichen Bedingungen des Kaufab‑ 821 BGHZ 23, 92. schlusses nicht kannten. Alle Verwaltungsratsmitglie‑ 822 BGZ 152, 280. Seite 122 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Daher trifft alle Verwaltungsräte zunächst der Vorwurf, Er wird daher von der Rechtsprechung ausgefüllt. So dass sie nicht nur pflichtwidrig, sondern auch einfach urteilte der BGH824, grobe Fahrlässigkeit liege vor, fahrlässig gehandelt haben. wenn ganz naheliegende Überlegungen nicht angestellt oder beiseitegeschoben werden und dasjenige unbe‑ bbb. Verschuldensmaßstab: Haftung nur für „grobe achtet geblieben ist, was im gegebenen Fall sich jedem Fahrlässigkeit“ aufdrängte. In einem anderen Fall entschied er, bei ei‑ ner sachverständigen Person liege grobe Fahrlässigkeit Allerdings haften die Mitglieder des Verwaltungsrats vor, wenn sie etwas nicht tue, was dem Sachkundigen der BayernLB nur, wenn sie vorsätzlich oder grob fahr‑ sofort in den Sinn kommt.825 In der Kommentarliteratur lässig ihre gesetzlichen oder satzungsmäßen Pflichten findet sich die Aussage, grobe Fahrlässigkeit liege vor, verletzt haben, § 19 Abs. 2, Satz 2 der Satzung. Das wenn die erforderliche Sorgfalt in besonders schwe‑ ist eine Haftungsprivilegierung. Sie weicht ab von rem, ungewöhnlichem Maß verletzt sei826 oder wenn der Haftung der Aufsichtsratsmitglieder der AG, die man sagen müsse, „das darf nicht vorkommen.“827 schon bei einfach fahrlässigem Verhalten schadenser‑ satzpflichtig werden, §§ 116, 93 AktG, sofern nicht die Der Begriff der groben Fahrlässigkeit wird ferner in Satzung der AG anderes bestimmt. folgenden Formeln zusammengefasst:828 – Verletzung elementarster Sorgfaltspflichten Diese Haftungsprivilegierung von Verwaltungsräten findet sich auch in den Regelungen des Beamtenrechts – besonders schweres Außerachtlassen der erforderli‑ und des Bayerischen Ministergesetzes, § 48 BeamtStG, chen Sorgfalt oder Art. 7 Bayerisches Ministergesetz. Art. 75 BayBG be‑ – naheliegender, unschwer zu ergreifender Sicher‑ handelt den Fall der Rückgriffshaftung des Dienst‑ heitsvorkehrungen herrn gegen den Beamten, der Organtätigkeit in einem – Fehlen der geringsten Vorsicht oder Aufmerksam‑ Vorstand, Aufsichtsrat oder Verwaltungsrat ausübt. Er keit beschränkt sie auf grobe Fahrlässigkeit und Vorsatz. – Außerachtlassen ganz naheliegender Überlegungen Diese Haftungsprivilegierung findet ihren Grund in der und Fürsorgepflicht des Dienstherrn823 und darin, so die Ef‑ fektivität der Verwaltung zu sichern. – dessen, was im gegebenen Fall jedem einleuchten musste. Hintergrund der Beschränkung des Haftungsmaßstabs auf grobe Fahrlässigkeit ist die Tatsache, dass die Mit‑ Das Bundessozialgericht definiert den Begriff der gro‑ 829 glieder des Verwaltungsrats auf staatlicher Seite kraft ben Fahrlässigkeit wie folgt: Gesetzes Mitglied im Verwaltungsrat der Bayern‑ Grobe Fahrlässigkeit erfordert „eine besonders gro- LB sind. Die Tätigkeit als Verwaltungsrat ist Teil der be und auch subjektiv schlechthin unentschuldbare Amtsausübung als Minister, Staatssekretär oder Amts‑ Pflichtverletzung, die das gewöhnliche Maß an Fahr- chef, für die öffentlich-rechtliche Maßstäbe heranzu‑ lässigkeit erheblich übersteigt“, wobei „das Maß der ziehen sind. Fahrlässigkeit insbesondere nach den persönlichen Die Haftungsbeschränkung auf Vorsatz und grobe Umständen, der Kritikfähigkeit, dem Einsichtsvermö- Fahrlässigkeit ist auch nachvollziehbar. Die Zugehö‑ gen des Beteiligten wie den besonderen Umständen des rigkeit der staatlichen Vertreter zum Verwaltungsrat Falles zu beurteilen“ ist. der BayernLB ergibt sich aus rechtlichen Regelungen. Das vom Untersuchungsausschuss eingeholte Gutach‑ Ein Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft ist dagegen ten von Prof. Dr. Lutter enthält folgende Formel: frei in der Entscheidung, ob er das Aufsichtsratsman‑ dat annehmen will oder nicht. Auch wird ein Aufsichts‑ „Verletzung der erforderlichen Sorgfalt im besonders ratsmandat dort in der Regel vergütet, während die schweren Maße und wenn nicht beachtet wird, was je- Vergütung der staatlichen Vertreter im Verwaltungsrat dermann einleuchten müsste.“ der BayernLB zu 100 % abgeführt werden musste. Es bestehen daher sachliche Gründe für eine Differenzie‑ In der Rechtsprechung finden sich einige Beispiele, die rung gegenüber Aufsichtsräten in Aktiengesellschaf‑ diese Definitionen ausfüllen. ten. Der für die Haftung eines Verwaltungsrats der Bayerischen Landesbank geltende Maßstab ist aus ge‑ (1) grobe Fahrlässigkeit bei Aufsichtsräten nannten Gründen eher mit dem bei Beamten oder Ar‑ beitnehmern geltenden Haftungsmaßstab vergleichbar. Da das Aktiengesetz eine Beschränkung der Haftung von Vorstand und Verwaltungsrat nicht kennt, gibt es ccc. Definition der groben Fahrlässigkeit aus diesem Rechtskreis wenige Entscheidungen. Zwar

Der Begriff der groben Fahrlässigkeit ist gesetzlich 824 NJW 1992, 316. nicht definiert, sieht man von einer Regelung im SGB 825 BGH, NJW 1998, 814. ab. 826 Staudinger/Löwisch, BGB 2009, § 276 RN 99. 827 MK-BGB, 5.A., § 276 RN 94. 828 Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, § 276, Rn. 94. 823 829 BSG, NJW 1978, 1175. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 123

ist es möglich, in der Satzung einer AG die Haftung des vorgeworfen, er habe konkretes Wissen dazu gehabt, Verwaltungsrats auf grobe Fahrlässigkeit und Vorsatz dass der Verkehrswert des Grundstücks, das veräußert zu beschränken, doch sind Fälle, in denen es insoweit werden sollte, deutlich höher war als der verbriefte zu einer Entscheidung des BGH kam, selten. Kaufpreis. Der Aufsichtsrat, der dieses Wissen hatte, sei verpflichtet gewesen, sein Wissen an den Aufsichts‑ In einem vom OLG Düsseldorf am 08.03.1984 ent‑ rat weiterzugeben, damit dieser seiner Kontrollpflicht schiedenen Fall830 ging es um eine nicht vertragsge‑ nachkommen könne. Dieser sei nicht nur vergangen‑ mäße Mittelverwendung bei einer Investition. Ein heitsbezogen, sondern ebenso präventiv, „hierzu ge‑ Mitglied des Aufsichtsrats hatte eine Information, hört auch die Überprüfung der Zweckmäßigkeit und welche das Risiko der Investition höher erscheinen Wirtschaftlichkeit der vom Vorstand vorgetragenen ließ als angenommen. Die Investition ging fehl, es Maßnahmen.“ kam zu Schaden. Das OLG Düsseldorf kam zu dem Ergebnis, der Aufsichtsrat habe pflichtwidrig gehan‑ Diese Entscheidungen zeigen, welche Bedeutung Ge‑ delt, indem er sein Informationswissen nicht weiter‑ richte dem beimessen, dass der Aufsichtsrat möglichst gegeben habe. vollständige und sachrichtige Informationen erhält.

In einem vom LG Hamburg am 16.12.1980 entschie‑ (2) grobe Fahrlässigkeit bei wirtschaftsrechtlichen denen Fall831 ging es wieder um die unterlassene Fällen Weitergabe von Informationen, welche für die Risi‑ kobeurteilung von Bedeutung war. Ein Aufsichtsrats‑ Der BGH hatte in einem Urteil vom 08.10.1991 das mitglied, von Beruf Bankier, hatte Wissen, das den Verhalten einer Bank als grob fahrlässig bezeichnet, Abschluss eines Immobilienprojektgeschäfts hoch die einen zur Begleichung von Spielschulden, dann in‑ risikobelastet erscheinen ließ. Dieses Wissen hat er dossierten Wechsel hereingenommen hatte. Die Bank nicht weitergegeben, das voraussehbare Risiko hat habe grob fahrlässig gehandelt, da sie in vergleichba‑ sich realisiert. Das LG Hamburg hat in seinem Urteil ren Fällen schon Wechsel hereingenommen habe. Ent‑ dazu ausführt: sprechend hat der BGH zu Scheckverbindlichkeiten entschieden in einem Urteil vom 29.09.1992.834 „Das Versäumnis des Beklagten (wiegt) besonders schwer. Als Bankier (…) können und konnten vom Be- Weiter sei erwähnt ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts klagten tiefere Einsichten in finanzielle und wirtschaft- vom 18.01.2007.835 Der Mitarbeiter einer Bank wurde liche Zusammenhänge erwartet werden. Danach wur- auf Schadensersatz in Anspruch genommen, weil er bei de in finanziellen Dingen dem Wort des Beklagten (in einem Aktiengeschäft die Stop-loss-Order eines Kun‑ seinem Aufsichtsrat) besondere Bedeutung zugemes- den nicht beachtet hatte. Der Bankmitarbeiter machte sen. Dem entspricht es, dass der Beklagte nicht nur die geltend, er habe, obwohl der Kurs des Papiers unter (…) außerordentliche Chance (…), sondern auch das die Stop-Grenze gerutscht sei, nicht verkauft, weil er bedeutende Risiko bei Hingabe eines ungesicherten davon ausgegangen sei, der Kurs würde kurzfristig Kredits sah.“ nach oben gehen. Das BAG weist in diesem Urteil, ei‑ ner Entscheidung des BGH836 folgend, darauf hin, dass In einem vom BGH durch Urteil vom 11.12.2006 ent‑ vom äußeren Geschehensablauf und vom Ausmaß des schiedenen Fall832 ging es darum, dass ein Aufsichtsrat objektiven Pflichtverstoßes auf innere Vorgänge und dem Geschäftsführer eines Unternehmens Zahlungen deren gesteigerte Vorwerfbarkeit geschlossen werden an einen Vertragspartner freigab, obwohl der Ge‑ könne. schäftsführer demselben Vertragspartner schon nicht genehmigte Zahlungen in erheblicher Höhe geleistet (3) grobe Fahrlässigkeit im Beamtenrecht hatte. Der Aufsichtsrat hätte Vorsorge treffen müssen, dass keine weiteren Zahlungen erfolgen, vor allem Das Bundesverwaltungsgericht hat in einer Grundsatz‑ keine ungesicherten. Der BGH kommt zu dem Ergeb‑ entscheidung ausgeführt, dass der Begriff der groben nis, grobe Fahrlässigkeit leite sich daraus ab, dass der Fahrlässigkeit im Verwaltungsrecht in gleicher Weise Aufsichtsrat Risiken akzeptiert hat, die er nicht hätte zu verstehen sei wie im Zivilrecht.837 Demnach handle akzeptieren dürfen. grob fahrlässig

Das LG Stuttgart hat durch Urteil vom 29.10.1999833 „wer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt in beson- einen Fall entschieden, in dem es um ein Grundstücks‑ ders schwerem Maße verletzt, wer nicht beachtet, was geschäft als Folge der Rückabwicklung eines Sale-and- im gegebenen Fall jedem einleuchten muss oder wer Lease-Back-Vertragswerks ging. Dem auf Schadens‑ die einfachsten, ganz naheliegenden Überlegungen ersatz in Anspruch genommenen Aufsichtsrat wurde nicht anstellt.“

830 BB 1984, 997. 834 NJW 1992, 3235 und NJW-RR 2004, 45. 831 AG 1982, 51. 835 8 AZR 250/05. 832 AG 2007, 167. 836 BGHZ 119, 147. 833 AG 2000, 237. 837 BVerwGE 19, 248. Seite 124 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Grob fahrlässiges Verhalten von Beamten wurde ent‑ Verwaltungsräte der BayernLB daher nicht auf Scha‑ schieden vom densersatz.  BayVGH bei einem Polizeiwagen, der beim Rück‑ Beim Verwaltungsratsvorsitzenden und seinem Stell‑ wärtsfahren eines Streifenwagens einen Unfall 838 vertreter muss darüber hinaus aufgrund der oben ge‑ verursachte, nannten Sorgfaltspflichten eine gesonderte Beurtei‑  BayVGH, weil ein Polizeibeamter auf einer Ein‑ lung angestellt werden. Sie haben die Pflicht, solche satzfahrt zwar mit Blaulicht fuhr, aber erst 50 Meter ihnen zugegangene Informationen an alle Verwal‑ vor einer Kreuzung sein Martinshorn einschaltete,839 tungsräte weiterzugeben und gebotene Maßnahmen  BayVGH, weil ein Zollbeamter nicht beweisen zu treffen. Schließlich hat ihre Meinung wiederum konnte, dass ihm seine Dienstpistole entweder im aufgrund ihrer Funktion ein besonderes Gewicht, Gedränge eines Zugs, den er benutzte oder auf dem wenn im Kreise der Verwaltungsräte das Für und Wi‑ Bahnhof abhandenkam.840 der einer Entscheidung abgewogen wird. Deswegen trifft sie für die Zeit nach der Beschlussfassung und  OVG Lüneburg, weil ein Polizeibeamter sein dem Signing auch eine besondere Sorgfaltspflicht. Dienstfahrzeug mit dem falschen Treibstoff Gerade aufgrund des engen Kontakts zum Vorstands‑ 841 betankte, vorsitzenden der BayernLB hatten der Verwaltungs‑  BVerwG, weil ein Polizeibeamter seine Dienst‑ ratsvorsitzende und sein Stellvertreter jederzeit die pistole im Pkw auf einem unbewachten Parkplatz Möglichkeit, Nachfragen in der notwendigen Detail‑ ließ,842 schärfe zu stellen. Dies hätten sie auch im Gespräch vom 15.05.2007 gekonnt.  BVerwG, weil ein Beamter ein bewegliches Navi‑ 843 gationsgerät nachts in seinem Pkw ließ, Durch Einberufung der gebotenen weiteren Verwal‑  OVG Münster, weil ein Beamter eine Zeitungsan‑ tungsratssitzung wäre es dem Vorstandsvorsitzenden zeige geschaltet hatte, die vom Dienstvorgesetzten ferner wesentlich erschwert worden, Fehlinforma‑ nicht genehmigt war.844 tionen zu erteilen. In dieser Sitzung hätten die in der ersten Phase der Due Diligence offengebliebenen Zur Mankohaftung zu Kassenfehlbeständen wurde 24 Punkte detailliert abgefragt werden können. Es wäre entschieden: somit nicht ausgeschlossen gewesen, dass der Kauf der  BayVGH: Kassenfehlbestand von 1005,99 DM und HGAA dann gestoppt worden wäre, da sich hätte her‑ mangelnde Aufklärbarkeit des Kassenfehlbestands ausstellen können, dass diese Punkte eben gerade nicht vollständig abgearbeitet waren.  OVG Lüneburg: Kassenfehlbestand von 3.600 DM Die oben stehenden Rechtsausführungen zeigen, dass  BVerwG: Zahlstellenverwalter verlässt für eine die Rechtsprechung in diesem Bereich stark einzel‑ Stunde den Kassenraum und hinterlässt den Schlüs‑ fallbezogen ist. Im konkreten Bereich der Haftung des sel in unverschlossener Schublade Verwaltungsrats einer Landesbank gibt es keine Ent‑ scheidung in der Rechtsprechung, die als Präzedenzfall ddd. Grobe Fahrlässigkeit bei den Verwaltungsratsmit- dienen könnte. gliedern Dem Untersuchungsausschuss lagen aufseiten des Vor‑ stands der BayernLB nur teilweise die Aussagen der Es kann nicht davon gesprochen werden, dass die „ein‑ Vorstände vor der Staatsanwaltschaft vor, teilweise fachen“ Verwaltungsräte nicht beachtet hätten, was je‑ haben diese auch dort die Aussage verweigert. Als Be‑ dermann einleuchten hätte müssen. Ein solches, grob schuldigte unterlagen sie bei ihrer Vernehmung beim fahrlässiges Fehlverhalten läge beispielsweise nahe, Staatsanwalt auch nicht der Wahrheitspflicht. Es ist wenn der Verwaltungsrat hingenommen hätte, dass der nicht auszuschließen, dass eine Vernehmung vor dem Vorstand auf eine Due Diligence durch externe Berater Zivilrichter unter der Verpflichtung zur Wahrheit – wie im Vorfeld des HGAA-Erwerbs vollständig verzichtet sie nach Abschluss der laufenden Strafverfahren jeder‑ hätte oder aber wenn der Verwaltungsrat seine Ent‑ zeit möglich ist – unter Umständen ein anderes Bild scheidung ohne ausreichende Informations- bzw. Sit‑ auf den Sachverhalt wirft. zungsunterlagen „ins Blaue hinein abgegeben hätte.“ Vor diesem Hintergrund kann der Untersuchungs‑ Mangels hinreichender Anhaltspunkte für das Vorlie‑ ausschuss das Vorliegen grober Fahrlässigkeit in gen grob fahrlässigen Handelns haften die einfachen der Bewertung des Handelns des Verwaltungs‑ ratsvorsitzenden Dr. Naser und des stellver- 838 ZBR 1992, 189. tretenden Verwaltungsratsvorsitzenden Prof. Dr. Faltl‑ 839 BöD 1997, 205. hauser weder sicher annehmen noch ausschließen. 840 Schütz/Maiwald a.a.O., Nr. 22. 841 NdSVBl. 2008, 177. München, den 21. März 2011 842 Buchholz 332, 78 Nr. 9. 843 Schütz/Maiwald, BeamtenR ES B II.2 Nr. 46. Dr. Florian Herrmann 844 Schütz/Maiwald a.a.O., Nr. 14. Vorsitzender des Untersuchungsausschusses Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 125

I. Beantwortung der Fragen des Untersuchungs- Minderheitenbericht auftrags der im Untersuchungsausschuss vertretenen Abgeord- Die ergänzenden Sachverhaltsdarstellungen der neten der Fraktionen von SPD, FREIE WÄHLER und Fraktionen SPD, Freie Wähler, Bündnis 90/Grüne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gem. Art. 21 Abs. 4 UAG sind „kursiv und unterstrichen.“ Nichtzutreffende Feststellungen der Fraktionen CSU und FDP sind I. Beantwortung der Fragen des Untersuchungs- „durchgestrichen“ gekennzeichnet. auftrags 1. PHASE VOR VERHANDLUNGEN ÜBER II. Zusammenfassung und Bewertung DEN KAUF DER HGAA DURCH DIE BAY- ERNLB: Ziele, Vorgaben und Methoden, mit A. Ablauf der Geschehnisse denen der Kauf der Hypo Group Alpe Adria 1. Südosteuropastrategie vorbereitet wurde 2. Die Anbahnung 1.1. Auslandsexpansion und Strategie für Mittel-, 3. Due Diligence Ost- und Südeuropa der BayernLB ab 2001 4. OeNB-Bericht 5. Zeitdruck 1.1.1. Wann wurde vor Februar 2007 in welcher Wei- 6. Vertragsverhandlungen und Vertrag se von Verwaltungsrat und/oder Generalver- 7. Sonder-Due-Diligence in Kroatien sammlung und/oder Staatsregierung über eine 8. „Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen“ internationale Ausrichtung und Expansion der 9. Linner Landesbank ins Ausland, über Ertragserwar- 10. Kaufpreisfindung und Gesamtschadensbe- tungen und einzugehende Risiken im interna- rechnung tionalen Kredit- und Leasinggeschäft entschie- den, ggf. durch wen? B. Juristische Bewertung Die Überlegungen zur Strategie der Bayern- C. Bewertung einzelner Personen und der LB bestehen bereits seit vielen Jahren. Die Ge- Eigentümerseite der BayernLB währträgerhaftung ermöglichte es der BayernLB, 1. Staatsseite sich billiger zu refinanzieren als andere Kreditins- 2. Sparkassenseite titute auf dem Markt, während es ihr nach Aussa- 3. Einzelpersonen ge des Zeugen Dr. Naser, Präsident des Sparkas- 1. Faltlhauser senverbands, nicht möglich war, im Retail- und 2. Naser Mittelstandsgeschäft in Konkurrenz zu den Spar- 1 3. Stoiber in Kroatien kassen zu treten. Nach Aussage des Zeugen Prof. 4. Stoibers Größenwahn Dr. Faltlhauser seien Gewährträgerhaftung und 5. Huber Anstaltslast die Einladung zu weltweiter Präsenz 2 6. Beckstein gewesen. 7. Schmid Die Gewährträgerhaftung wurde als Ergeb- 8. Schaidinger nis der sog. Brüsseler Einigung jedoch ab dem 9. Fahrenschon 18.07.2005 beendet, sodass sich die strategische 10. Christmann Frage nach einem neuen Geschäftsmodell ab die- 11. Weigert sem Zeitpunkt jedenfalls stellte.3 Deswegen habe 12. Spitzner er – Faltlhauser – spätestens seit 2001 erheblichen 13. Zeil Druck gemacht, die Landesbank nach dem Aus- laufen von Anstaltslast und Gewährträgerhaftung D. Resümee auf neue Beine zu stellen.4 Druck in Bezug auf ein bestimmtes Geschäft habe es jedoch nicht ge- geben.5 Insbesondere sei Werner Schmidt auch nicht auf der Abschussliste gestanden, weil der Kauf der BAWAG gescheitert sei.6 Nach Angaben von Werner Schmidt bei der Staatsanwaltschaft war die Enttäuschung der Staatregierung, dass der BAWAG-Erwerb gescheitert war, jedoch groß.

1 Naser (15, 102 f.). 2 Faltlhauser (14, 24). 3 Faltlhauser (14, 22 f.). 4 Faltlhauser (14, 25). 5 Faltlhauser (14, 116); Stoiber (17, 3). 6 Faltlhauser (14, 145); Naser (15, 200). Seite 126 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Umso mehr sollte versucht werden, eine Alterna- osteuropäischen Ländern sei bis zum Jahr 2004 tive zu realisieren, als sich die HGAA anbot.7 regelmäßig doppelt so hoch wie das Wachstum in der Bundesrepublik Deutschland gewesen.12 Von den bayerischen Sparkassen wurde zur Lö- sung des Problems nach Wegfall der Gewährträ- Der Zeuge Georg Schmid führte im Untersu- gerhaftung zusätzlich zur Osteuropastrategie eine chungsausschuss aus, dass das Wachstum 2003 in Fusion mit der Landesbank Baden-Württemberg Tschechien bei 3,1 % und bis zu 9 % in Litauen bevorzugt.8 Diese Auffassung wurde jedoch von gelegen sei. 2005 habe es in Ungarn 3,5 und in den Vertretern des Freistaats Bayern und von Litauen 7 % betragen.13 Teilen des Vorstands nicht geteilt.9 Gegner einer Fusion im Vorstand war der stellvertretende Vor- Weitergehende Informationen zu den Märkten in standsvorsitzende Dr. Hanisch, ehemaliger Amts- Mittel-, Süd- und Osteuropa erfolgten im Zuge chef der Bayerischen Staatskanzlei. Prof. Dr. der Umsetzung der im Jahr 2004 beschlossenen Faltlhauser äußerte sich nach Angaben von Dr. Osteuropastrategie. Naser dazu wörtlich: „Wenn’s fusionieren wollt, dann ohne uns.“ Es bestand seit vielen Jahren die Zur Umsetzung der Osteuropastrategie wurden Aussage, dass der Hauptstandort München der beteiligungsstrategische Maßnahmen erörtert. BayernLB nicht zur Debatte stehen könne, so Na- Dazu gehörte z. B. die Aufstockung des Anteils ser.10 an der ungarischen MKB-Bank und der Erwerb von Bankbeteiligungen in Rumänien, Bulgarien, Der Verwaltungsrat hat schließlich am 07.12.2004 Kroatien und der Ukraine. Umgesetzt wurden die einer ihm vom Vorstand vorgelegten Osteuro- Erhöhung der Beteiligung an der MKB und der pastrategie zugestimmt.11 In ihr war vorgesehen, Erwerb von zusätzlichen Bankbeteiligungen über dass die Bank ihre Geschäftstätigkeit in die Län- die MKB in Bulgarien und Rumänien.14 der Ungarn/Rumänien/Bulgarien/Slowakei und Tschechien/Polen ausdehnen soll. Eine Änderung Eine ausführliche Berichterstattung im Verwal- dieses Beschlusses erfolgte bis zum 23.04.2007, tungsrat, die unter anderem auch auf das Markt- dem Tag der Beschlussfassung des Verwaltungs- umfeld im osteuropäischen Raum einging, erfolg- te im Zusammenhang mit dem BAWAG-Bieter- rats zum Kauf der HGAA durch die BayernLB, 15 nicht. Eine Beschlussfassung zu dieser Strategie prozess im Jahr 2006. Dazu gehörten die Er- durch die Generalversammlung oder die Staats- gebnisse einer Due-Diligence-Prüfung bei dieser regierung konnte nicht festgestellt werden. Die- Bank und die im Rahmen eines solchen Verfah- ser Strategieentscheidung lag die vom Vorstand rens üblichen Informationen der Verkäuferseite. festgestellte und ausgesprochene Erwartung einer Über den Ausgang des BAWAG-Bieterverfahrens erfolgreichen Geschäftstätigkeit durch sachliche und die allgemeine Situation im osteuropäischen Markt wurde Ende 2006 nicht nur im Verwal- (Retail-Geschäft) und räumliche Diversifizierun- 16 gen zugrunde. tungsrat , sondern auch in der Generalversamm- lung17 berichtet. 1.1.2. Welche Marktinformationen „Mittel-, Süd- und Osteuropa inkl. Österreich“ (CEE-Märk- Die auf den ersten Blick so interessanten Zah- te) lagen den unter 1.1.1. handelnden Personen len sind lediglich Prozentangaben. Jegliche Ba- bis März 2007 vor und welche Entscheidungen sis fehlt. So ist die Aussage von Faltlhauser zum zur beteiligungsmäßigen bzw. strategischen Wachstum des Bruttosozialproduktes in Kroatien Ausrichtung der Bank wurden hierzu getrof- im Vergleich zu Deutschland vor der Tatsache zu fen? sehen, dass die Gesamtbevölkerungszahl Kroati- ens keine 6 % derer Deutschlands ausmacht und Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser berichtete dem das BiP/Kopf in Kroatien gemessen an Europa Ausschuss, dass dem Verwaltungsrat hierzu Infor- (27 Staaten) gerade einmal 56 % ausmachte. Die mationen in der Sitzung am 07.12.04 erteilt wor- Bundesrepublik lag bei 116 %. den waren. Danach sei das Handelsvolumen Bay- Interessant waren bei den Zeugenaussagen die erns mit den EU-Beitrittsländern in Mittel- und Angaben verantwortlicher Sparkassenvertreter Osteuropa seit 1995 im Durchschnitt um 14 % zu der Anzahl der nach Südosteuropa begleiteten pro Jahr gewachsen. Das Geschäftsvolumen der Firmen – was ja immer wieder ein Hauptaugen- Banken sei im gleichen Markt in den Jahren 2000 merk der Strategie gewesen sein soll. bis 2004 um jährlich 10 % gewachsen. Das reale Wachstum des Bruttosozialprodukts in den süd-

12 Faltlhauser (14, 30). 7 Bd. 48, S. 11. 13 Schmid (20, 63). 8 Naser (15, 107). 14 Vgl. Zusammenfassung bei Hengeler/Mueller, Rn. 8 9 Naser (15, 107). 15 Bd. 10, 298 ff. 10 Naser (15, 107) 16 Bd. 10, 441 ff. 11 Faltlhauser (14, 30). 17 Bd. 8, 20 ff. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 127

So sagt der Zeuge Hagl auf die Frage, ob sich die Das Treffen fand am 31.08.2006 statt. An ihm Erwartungen bei der Begleitung von Firmen nach nahm neben Dr. Berlin und Werner Schmidt der Südosteuropa erfüllt hätten: „Das war im Verwal- damalige Vorstandsvorsitzende der HGAA, Herr tungsrat nicht so das Thema gewesen.“18 Dr. Wolfgang Kulterer, teil. In den dem Untersu- chungsausschuss vorliegenden Akten findet sich „Was die Zahl der mittelständischen Kunden an- eine handschriftliche Notiz mit zwei verschiede- geht, von denen Sie gerade gesprochen haben: Si- nen Handschriften, die anlässlich dieses Treffens cherlich ging das nicht in die Tausende. Von mei- gefertigt sein könnte. Darin finden sich mehrere ner Sparkasse sind es, soweit ich mich erinnere, Zahlen (unter anderem 50,1 und 1,25). Daraus eine Handvoll gewesen.“19 folgt, dass über einen möglichen Beteiligungs- erwerb zwischen den anwesenden Personen ge- Zeuge Schiminski: „Es sind so drei bis fünf, also, sprochen wurde. Der genaue Inhalt des Gesprächs das sind keine Massen an Kunden gewesen, drei konnte jedoch durch den Ausschuss nicht ermittelt bis fünf, die enge Beziehungen dorthin halten, und werden. Es konnte nicht festgestellt werden, dass letzten Endes Zahlungsvorgänge ablaufen.“20 dieses Treffen und der Inhalt dieses Gesprächs Allein diese Aussagen von Sparkassenvorstän- einem der Verwaltungsratsmitglieder bekannt ge- 21 den und Verwaltungsratsmitgliedern zeigen, dass wesen wäre. schon vor dem Kauf der HGAA das Interesse in- In der Folge kam es bei der BayernLB zu einer nerhalb der Sparkassenfinanzgruppe am Erwerb vertieften Prüfung unter Verwertung der über- der Bank nicht sonderlich hoch gewesen sein mittelten Unterlagen. Diese fand Niederschlag in kann. der Präsentation vom 07.10.2006. In ihr wurden 1.1.3. Warum, aufgrund welcher Vorgeschichte und die Bedenken bezüglich eines möglichen Beteili- durch wen wurde das Interesse auf die HGAA gungserwerbs verstärkt. Es wurde erneut auf die gelenkt? War der Kauf der HGAA eine Fort- Notwendigkeit einer sehr intensiven Due Dili- setzung der Strategie des Geschäftsmodells zur gence (einschließlich aller wesentlichen Konzern- Auslandsexpansion auf die Osteuropamärkte töchter, insbesondere der Banken und Leasingge- im Anschluss an den gescheiterten Kauf der sellschaften) hingewiesen. Der Leiter des Vor- BAWAG? standsstabs gab diesen Text mit einem Vermerk an Werner Schmidt weiter. Darin heißt es, dass Der Ausschuss stellte fest, dass es im Jahre 2006 der Erwerb einer Beteiligung nicht interessant sei. zu Kontakten des Vorstands der Landesbank mit Es findet sich der handschriftliche Vermerk von Dr. Tilo Berlin kam. Diese Kontakte werden von Werner Schmidt „OK, Z.d.A. – Erledigt.“ Werner Schmidt und Dr. Berlin so dargestellt, dass Die Präsentationen vom 07.06.2006 und vom es nur um eine Geschäftsbeziehung des Unter- 06.10.2006 lagen keinem der Mitglieder des Ver- nehmens von Dr. Berlin mit der Landesbank und waltungsrates vor.22 den bayerischen Sparkassen auf dem Gebiet des Private Banking ging. Der Ausschuss hat jedoch Der Landesbank waren die wirtschaftlichen Ver- festgestellt, dass bereits im Juni 2006 aufgrund ei- hältnisse der HGAA auch dadurch bekannt, dass ner Informationsschrift (Teaser) der Investment- diese Kreditnehmerin war. Zu einer Ausweitung bank Morgan Stanley innerhalb der BayernLB des Kreditengagements hatte die Landesbank ei- eine erste Prüfung einer Investition in die HGAA nen formularmäßigen Beschlussvorschlag gefer- stattfand. Diese fand Niederschlag in einer (!) tigt, der vom 03./05.05.2006 datierte.23 bankinternen Präsentation vom 07.06.2006, die kritische Bemerkungen zur HGAA enthielt. Für An dem Tag, an dem Werner Schmidt das Schei- den Fall eines möglichen Beteiligungserwerbs tern des Erwerbs der BAWAG erfuhr, nämlich am wurde eine außerordentlich detaillierte Prüfung 14.12.2006, erhielt er je einen Anruf von Dr. Kul- der wirtschaftlichen Gegebenheiten (Due Dili- terer und Dr. Berlin. Bei diesen Telefonaten wur- gence) empfohlen. de Werner Schmidt wieder auf die Möglichkeit eines Erwerbs einer Beteiligung bei der HGAA Mit Schreiben vom 23.08.2006 lud Dr. Tilo Ber- hingewiesen.24 lin Werner Schmidt in der Funktion als Vorstands- vorsitzender der BayernLB zu einem Treffen in Sämtliche als Zeugen gehörte Mitglieder des Ver- seinem Privatanwesen in Kärnten ein. Diesem waltungsrats haben dem Ausschuss erklärt, sie hätten den Erwerb der HGAA als Fortsetzung der Schreiben waren bereits Unterlagen zur wirt- 25 schaftlichen Situation der HGAA vom Juni 2006 Osteuropastrategie gesehen. (u. a. ein Businessplan bis 2010) beigegeben. 21 Naser (15, 174). 22 Naser (15, 174). 18 Hagl (18/90). 23 Bd. 81, BB 100_56 S. 214. 19 Hagl (18/106). 24 Turkowski (7, 7). 20 Schiminski (18/171). 25 Vgl. Naser (15, 112). Seite 128 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Tatsächlich handelte es sich aber nicht um eine Die BayernLB hielt in den Jahren vor dem Erwerb Strategie im Sinne eines durchdachten Geschäfts- der HGAA Beteiligungen an den in der Frage ge- modelles. Das Scheitern bei der BAWAG wurde nannten Kreditinstituten. auffällig abrupt und ohne große Nachverhandlun- gen beendet. In Enttäuschung oder Wut darüber Nach den dem Untersuchungsausschuss vorlie- machte im Verwaltungsrat vor allem Faltlhau- genden Verwaltungsratsunterlagen wurde die ser, der verlängerte Arm von Ministerpräsident seit 1996 bestehende Minderheitsbeteiligung von Stoiber, in die BayernLB hinein, großen Druck auf 46,4 % an der BAWAG-Bank mit Wirkung zum den Vorstand. Dies wurde anfangs in mehreren 01.07.2004 wieder an den Österreichischen Ge- Zeugenaussagen bestritten, letztendlich aber so- werkschaftsbund (ÖGB) zurückverkauft.29 Dies gar von Faltlhauser selbst eingeräumt.26 Schwer geschah, weil das strategische Ziel einer Mehr- belastet wurde Faltlhauser dabei durch die Aus- heitsbeteiligung nicht erreicht werden konnte. sagen von Werner Schmidt vor der Staatsanwalt- Prof. Dr. Faltlhauser schilderte dem Untersu- schaft. Sätze wie „Ihr seid zu blöd eine Bank zu chungsausschuss in seiner Zeugenvernehmung kaufen“ seien gefallen.27 ausführlich die seinerzeitige Entwicklung der Be- teiligung der BayernLB an der BAWAG.30 So unter Druck fiel es dem Vorstand, und hier als treibende Kraft Werner Schmidt, wohl leicht, dem Die Zeugen Dr. Naser und Prof. Dr. Falthau- Verwaltungsrat eine noch bessere Option als die ser schilderten im Untersuchungsausschuss die BAWAG am Tag des Scheiterns praktisch aus dem Ereignisse im Zusammenhang mit der Rijecka Hut zu zaubern. Naser und Faltlhauser begleite- Banka.31. Hintergrund war, dass die BayernLB ten vor diesem Hintergrund eher anschiebend als im Jahre 2000 eine Mehrheitsbeteiligung an der kritisch. kroatischen Rijecka Banka erworben hatte, die sie zwei Jahre später in 2002 – unter Abschreibung Die Vorbereitung lief im Hintergrund bereits seit des gesamten Beteiligungsbuchwerts – zu einem Mitte des Jahres 2006, wie der vorliegende Be- symbolischen Preis von 1 € wieder an den Staat richt bereits wiedergibt (Treffen Schmidt, Kulte- Kroatien abgab. Anlass hierfür waren Verluste bei rer, Berlin am 31.08.2006). der Rijecka Banka im hohen zweistelligen Millio- Faltlhauser sagt aus, dass das Kreditengagement nenbereich infolge rechtwidriger Machenschaften nicht Thema des Verwaltungsrates war.28 Aller- im Management der Bank.32 Der Zeuge Schaidin- dings wusste jedes Verwaltungsratsmitglied, dass ger war im Jahre 2002 noch nicht Mitglied des über eine eventuelle Kundenbeziehung (und die Verwaltungsrats der BayernLB. konnte bei einer HGAA durch Interbankenge- schäfte allein wegen der räumlichen Nähe und der Die Beteiligung an der Tiroler Sparkasse wurde Größe der Bank unterstellt werden), eine Vielzahl im Ausschuss nicht erörtert. Sie wurde im Dezem- an Informationen zur Verfügung stehen würden. ber 2001 abgegeben.33 Die Frage hiernach blieb allerdings wieder aus. Das Argument Faltlhausers, dass für Kredite bis 1.1.5. Gab es und gibt es persönliche Verbindungen zu einer bestimmten Größenordnung ausschließ- zwischen Mitgliedern der Organe der Bayern- lich der Vorstand zuständig war, greift unter die- LB, der BAWAG und der HGAA? sem Gesichtspunkt keinesfalls. Der Ausschuss konnte solche Verbindungen nicht Schon die Information, dass am Tage des Schei- feststellen. Im Laufe des Untersuchungsausschus- terns des BAWAG-Deals Kulterer und Berlin bei ses konnten solche Verbindungen festgestellt Werner Schmidt anriefen, musste bei den zuerst werden. Dr. Berlin war zum Zeitpunkt der Kauf- informierten Naser und Faltlhauser zumindest vertragsverhandlungen und des Abschlusses kein eine gewisse Vorsicht aufkommen lassen. Hier Mitglied eines der Organe der HGAA. Allgemein wollte jemand etwas anpreisen und verkaufen. bekannt war die Tatsache, dass sich der Vorstands- Damit befand sich die BayernLB in einer guten vorsitzende Werner Schmidt und Dr. Tilo Berlin Position. Der in der Folge aufgebaute Zeitdruck aus ihrer gemeinsamen Zeit bei der Landesbank wird so vollkommen unverständlich. Baden-Württemberg kannten.34 1.1.4. Welche Kenntnisse besaß der Verwaltungsrat vor den Kaufüberlegungen über die Probleme und Misserfolge der BayernLB im Zusammen- hang mit der BAWAG-Bank, der Tiroler Spar- kasse und der kroatischen Rijecka-Banka? 29 Bd. 9, 81 ff. 30 Faltlhauser (14, 33 ff.). 31 Naser (15, 162); Faltlhauser (14, 85). 26 (28/72). 32 Bd. 9, 28 ff.; 38 ff.; Bd. 12, 7f. , 22 f.; sowie Bd. 149, 280. 27 Bd. 298, BV Schmidt, S. 13. 33 Bd. 9, 1 ff. 28 Faltlhauser (14/97). 34 Grigg (13, 60); Kreithmeier (6, 59); Turkowski (7, 8). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 129

Der Verwaltungsrat wurde hierüber in der Sitzung In der Rückschau lässt sich an diesen Aussagen vom 20.03.2007 ausdrücklich unterrichtet.35 Zweifel anmelden.

Dr. Tilo Berlin war ferner dem Zeugen Dr. Naser Am 26. April 2007 wurde Herr Dr. Berlin zum Vor- aus einem Gespräch im Oktober 2006 bekannt. stand der HGAA bestellt. Am 01.06.2007 trat er Inhaltlich sei es aber nur um eine etwaige Zusam- sein Amt an 42 und wurde damit Organ der HGAA. menarbeit der bayerischen Sparkassen mit dem Family Office von Dr. Berlin gegangen.36 1.1.6. Wie wurde die Risikostrategie im Hinblick auf die Märkte in Mittel-, Ost- und Südeuropa im Bereits im Mai 2006 treffen sich der Vorstands- Verwaltungsrat beraten und von diesem ver- vorsitzende der BayernLB, Herr Werner Schmidt, folgt? Wie wurden das Risikocontrolling und und Dr. Tilo Berlin, der inzwischen als Vermö- das Risikomanagement der Gesamtbank und gensverwalter für vermögende Familien in Ham- insbesondere bezogen auf das direkte und indi- burg tätig ist.37 Telefoniert hatten beide nachweis- rekte Geschäft in Auslandsmärkten vom Ver- lich bereits am 24. April 2006. waltungsrat verfolgt? Zur Markt- und Risikosituation auf den osteu- Ein weiteres Telefonat zwischen beiden ist am ropäischen Märkten hat der Vorstand dem Ver- 30. Juni 2006 nachweisbar. Kurz darauf gibt es waltungsrat regelmäßig Berichte vorgelegt. Dies das nächste persönliche Treffen in München. Am geschah in jährlichen Abschlussberichten sowie Rande des Private-Banking-Tages der BayernLB über sog. Kredit-Länderrisiko- und Branchenport- finden sie eine halbe Stunde Zeit, sich unter vier folioberichte, die in Vorbereitung der jeweiligen Augen zu unterhalten. Verwaltungsratssitzungen an die Verwaltungs- ratsmitglieder versandt wurden. Ab 2007 wurden Am 31. August 2006 findet auf der „Klockerhu- dem Verwaltungsrat auch monatliche Risikotrag- be“, nicht weit vom Sitz der Familie Berlin in der fähigkeitsberichte vorgelegt. Diese Berichte wur- Nähe von Klagenfurt, ein privates Treffen zwi- den im Verwaltungsrat beraten. Risikocontrolling schen Herrn Schmidt, Herrn Dr. Berlin und Herrn 38 und Risikomanagement waren ebenfalls Gegen- Dr. Kulterer statt. Unter anderem wird bereits stand der Berichterstattung. Darüber hinaus gab ein detaillierter Berechnungsplan für eine mögli- es bei aktuellem Anlass auch Sachstandsberichte che Beteiligung der BayernLB an der HGAA auf- zu einzelnen Beteiligungen, so zum Beispiel im gestellt. Zu diesem Zeitpunkt ist Dr. Berlin selbst 39 Jahr 2002 über die Vorkommnisse bei der Rjiecka noch nicht an der HGAA beteiligt. Banka43.

Kurz zuvor, am 25. August 2006, hatte Herr Tatsächlich wurden sogenannte Kredit-, Länder- Schmidt über Herrn Dr. Berlin einen aktuellen und Tragfähigkeitsreports in sehr ausführlicher Businessplan der HGAA in Kurzform erhalten. Im Form regelmäßig vorgelegt. Allerdings in einer Begleitschreiben bezieht sich Herr Dr. Berlin auf Ausführlichkeit und Breite, die auffällig und of- ein zuvor zwischen beiden geführtes Telefonat. fensichtlich für die Beteiligten kaum zu verarbei- ten war: Presseberichten zufolge treffen sich Dr. Kulterer und Werner Schmidt bereits wieder am 22. Sep- Zeuge Erwin Huber (Staatsminister a. D.): „Ich tember 2006. würde sagen, das wundert mich deshalb, weil vor Sitzungen des Verwaltungsrats sehr umfangreiche Das erste Gespräch über den Einstieg von Berlin Unterlagen durch die Landesbank zur Verfügung & Co bei der HGAA erfolgt am 03.10.2006 zwi- gestellt werden. Ich habe vorhin gesagt, dass das schen Dr. Berlin und Dr. Hink.40 üblicherweise ein bis zwei Leitz-Ordner waren.“44

Im November und Dezember folgen weitere Te- Insofern überrascht es um somehr, dass das lefonate zwischen Herrn Dr. Berlin und Herrn „größte Geschäft in der Geschichte der Bayern- Werner Schmidt (07.11., 24.11., 07.12., 14.12.). LB“ in einem so oberflächlichen Beschluss im Später behauptet Herr Schmidt, es wäre jeweils Umlaufverfahren verfasst wurde. um die BAWAG gegangen.41 Sachstandsberichte in Sondersituationen gab es im Verwaltungsrat wie dargestellt, von einem funktionierenden „Controlling“ kann an dieser 35 Faltlhauser (14, 41). Stelle nicht gesprochen werden. So kamen die un- 36 Naser (15, 155 ff.). 37 Bd. 81, Bmb100_56 S. 79 ff. 38 Bd. 83, Bmb100_63 S. 9 f. 39 Bd. 259, BV Schmidt, 20.07.2010. 42 Bd. 72, „Der Deal“, S. 19. 40 Hink (16/15). 43 Bd. 9, 28 ff. 41 Bd. 259, BV Schmidt, 08.07.2010, S 22 f. 44 Huber (26/84). Seite 130 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

ter 1.1.4. erwähnten „Fraud-Fälle“ erst mit der HGAA vom Landesbankgesetz gedeckt sei.50 Für Aufarbeitung des neuen Verwaltungsrates in 2009 Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit des Landes- ans Licht. Frauds sind betrügerische Fälle, die im bankgesetzes habe es keinen Ansatz gegeben.51 Falle der HGAA sehr stark auf Kroatien konzent- riert waren und auch Mitarbeiter der Bank betra- Alle weiter befragten Mitglieder des Verwal- fen. Die Größenordnung der Betrügereien über tungsrats und Ministerpräsident Dr. Stoiber haben einen längeren Zeitraum lässt ein ausreichendes in ihren Vernehmungen im Untersuchungsaus- Controlling vor 2009 nicht erkennen. Herr Fah- schuss geäußert, dass der Erwerb der HGAA vom renschon spricht dann in seiner Aussage vor dem Landesbankgesetz gedeckt sei. Die „öffentliche“ Untersuchungsausschuss auch von gravierenden Aufgabe stehe nicht entgegen.52 Änderungen bei der Arbeit des Verwaltungsrates: Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser führte in diesem „Wir haben ja mit der Aufstellung der Bayeri- Zusammenhang vor dem Untersuchungsaus- schen Landesbank, der kompletten Steuerung der schuss aus, dass er die Annahme, dass der Erwerb Töchter, einen völlig anderen Weg als in der Ver- der HGAA nicht vom Landesbankgesetz gedeckt gangenheit bestritten.“45 sein soll, für geradezu abenteuerlich halte. Zwar sei die Absicht der Gewinnerzielung kein öffent- Auch wenn in der Aussage vermieden wird, die licher Zweck, jedoch könnte die Bank nur dann Fehler der Vergangenheit anzuprangern, wird Leistungen erbringen, wenn der Ertrag sicherge- offensichtlich, wie groß der Bedarf nach Verän- stellt sei.53 Aber er habe die Bedenken der Ar- derung war und wie nachlässig die vorherige beitsebene in dem oben genannten Vermerk zur Kontrolle. Kenntnis genommen.54 1.1.7. Haben die Organe und/oder die Rechts- oder Der Zeuge Dr. Naser sagte vor dem Untersu- Fachaufsicht geprüft, ob die Mehrheitsbeteili- chungsausschuss aus, er sei nicht auf den Gedan- gung der BayernLB an der HGAA dem Lan- ken gekommen, dass die Ausbreitung nach Ost- desbankgesetz oder der Bayerischen Verfas- europa gegen das Landesbankgesetz verstoßen sung entsprach? könnte.55 Der Ausschuss konnte nicht feststellen, dass die Bedenken der Rechts- oder Fachaufsicht habe es Frage, ob der Erwerb der Beteiligung der HGAA nach Aussage des Zeugen Dr. Beckstein nie ge- dem Landesbankgesetz oder der Bayerischen Ver- geben.56 fassung entspreche, speziell geprüft wurde. Al- lerdings ist ein Vermerk des Finanzministeriums 1.2. Kenntnis der Vertreter des Freistaats Bayern für Minister Faltlhauser aktenkundig, in dem die im Verwaltungsrat der BayernLB zu Grundla- Frage gestellt wird, ob es dauerhaft Aufgabe ei- gen, Hintergründen und beteiligten Personen ner Landesbank sein könne, ihren Schwerpunkt im Hinblick auf den Beteiligungserwerb an der auf Auslandsgeschäfte zu legen.46 Es habe sich HGAA nach Aussage des zuständigen Referatsleiters Dr. 1.2.1. Welche Kontakte bestanden zwischen dem Haumer dabei aber nicht um die Frage der Recht- früheren Vorstandsvorsitzenden der Bayern- mäßigkeit des Auslandsengagements, sondern LB Werner Schmidt und dem Vertreter der In- um die Frage der Sinnhaftigkeit gehandelt. Sie vestorengruppe „Berlin & Co“ Dr. Tilo Berlin sei ordnungspolitisch gemeint gewesen.47 Eben- und/oder dem früheren Vorstandsvorsitzenden so betonte der Zeuge Herrmann, dass er zwar und späteren Aufsichtsratsvorsitzenden der Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Engagements HGAA Dr. Wolfgang Kulterer im Zusammen- in Südosteuropa gehabt habe, nicht jedoch an der hang mit dem Beteiligungserwerb durch die rechtlichen Zulässigkeit, an der es keinen Zweifel BayernLB an der HGAA, und welche Kennt- gegeben habe.48 nis hatten die Mitglieder des Verwaltungsrats Die Frage, ob der Erwerb der HGAA mit dem der BayernLB ggf. von diesen, als ihnen in der Landesbankgesetz vereinbar sei, habe er, Dr. Hau- Sitzung des Verwaltungsrats der BayernLB mer, geprüft und eindeutig mit Ja beantwortet.49 am 20.03.2007 die Option eines Beteiligungs- Auch der zuständige Referatsleiter im Innenmi- erwerbs (kontrollierender Anteil = über 50 %) nisterium, der Zeuge Dr. Braese, bestätigte, dass an der HGAA vorgestellt wurde? es niemals Zweifel gegeben habe, ob der Kauf der 50 Braese (22, 143). 51 Braese (22, 145). 52 Stoiber (17, 87); Weigert (24, 19); Schaidinger (25, 177); Huber (26, 45 Huber (26/176 f.) 111); Zeil (27, 58). 46 Haumer (22, 6). 53 Faltlhauser (14, 28). 47 Haumer (22, 6 f.). 54 Faltlhauser (14, 165). 48 Herrmann (26, 129 f.). 55 Naser (15, 160). 49 Haumer (22, 6). 56 Beckstein (20, 174). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 131

Die Kontakte zwischen Werner Schmidt und Dr. Der Ausschuss konnte keine Feststellungen tref- Tilo Berlin sowie Wolfgang Kulterer begannen fen, dass solches Wissen vorhanden war. Ergän- bereits im Jahr 2006. Hierzu sei auf die Darstel- zend wird auf die Antwort unter Ziff. 1.2.1. ver- lungen unter Punkt 1.1.3. und 1.1.5. verwiesen. wiesen. Auch im Jahre 2007 fanden im Folgenden mehrere persönliche Telefonate zwischen Werner Schmidt 1.2.3. Trifft es zu, dass schon in 2006, ggf. wann ge- und Dr. Berlin sowie Dr. Kulterer statt. Werner nau, „der Vermögensverwalter Dr. Tilo Berlin Schmidt hat der Staatsanwaltschaft berichtet, dass mit seinen Kunden bei der Hypo Group ein- er anlässlich der Geburtstagsfeier für ein Vor- gestiegen“ war (Financial Times Deutschland, standsmitglied am 17.12.06 die Verwaltungsräte 10.12.2009), und ab wann hatten die Mitglie- Dr. Naser und Prof. Dr. Faltlhauser über die bei- der des Vorstands und des Verwaltungsrats den Telefonate mit Dr. Berlin und Dr. Kulterer am der BayernLB von dem bevorstehenden bzw. 14.12.2006 informiert habe. Prof. Dr. Faltlhauser erfolgten Einstieg Kenntnis? hat vor dem Untersuchungsausschuss erklärt, er habe keine sichere Erinnerung, doch könne es Diese Aussage ist zutreffend. Die HGAA war sein, dass Werner Schmidt auf die Möglichkeit schon Anfang 2006 mit der Notwendigkeit kon- des Erwerbs einer anderen österreichischen Bank frontiert, ihr Eigenkapital zu erhöhen. Dies war 57 erforderlich, um bankaufsichtliches Einschreiten (HGAA) hingewiesen habe. Dr. Naser hatte in 64 seiner Vernehmung durch den Ausschuss an einen zu vermeiden. Dazu hatte sie beschlossen, neue solchen Hinweis keine Erinnerung.58 Auch dem Aktien auszugeben und diese am Markt zu platzie- Zeugen Dr. Stoiber war ein Gespräch in diese ren. In der Sitzung des Aufsichtsrats der Kärntner Richtung nicht in Erinnerung.59 Der Ausschuss Landesholding vom 11.11.2006 wurde dies einge- konnte nicht klären, ob diese Information – wie hend erörtert. Der damalige Vorstandsvorsitzende von Werner Schmidt behauptet – erteilt wurde. der Kärntner Landesholding, Dr. Megymorez, Andere vom Ausschuss gehörte Teilnehmer des hat erklärt, dass die Eigenmittelsituation bei der Treffens hatten dazu kein Wissen. HGAA „dramatisch“ sei. Die Mittel aus der Ka- pitalerhöhung müssten spätestens am 15.12.2006 Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser datiert die siche- zur Verfügung stehen.65 Bei der, maßgeblich von re Kenntnis von der Möglichkeit des Erwerbs Dr. Kulterer, betriebenen Investorensuche wur- aus seiner Erinnerung auf Anfang/Mitte Februar de auch Dr. Tilo Berlin angesprochen. 66 Nach 2007.60 Ähnlich lässt sich der Zeuge Dr. Naser Absprache mit dem ihm bekannten Dr. Matthias ein, der seinerseits angibt, er habe erstmalig in der Hink von Kingsbridge Capital kamen die beiden zweiten Februarhälfte 2007 vom Thema HGAA Herren zu dem Ergebnis, dass der Erwerb dieser erfahren.61 Es war bekannt, dass eine Firma unter Aktien und einer qualifizierten Minderheitsbetei- der Führung von Dr. Berlin eine Minderheitsbe- ligung (25 % + 1) eine interessante Investition teiligung an der HGAA erworben hatte.62 darstellen könne.67 Kingsbridge Capital beglei- tete den Einstieg von Berlin bei der HGAA und Die Kontakte Kulterer/Berlin nahmen ihren An- half, die Finanzierung sicherzustellen.68 fang Ende der 80er-Jahre, die Kontakte Schmidt/ Berlin/Kulterer bestehen seit 1999.63 Dazu gründete Dr. Berlin eine in Luxemburg re- gistrierte Zweckgesellschaft mit den Gesellschaf- 1.2.2. Waren Mitglieder der Bayerischen Staatsregie- tern Dr. Berlin, Cheney Capital und Kingsbridge rung und/oder des Verwaltungsrats der Bay- Capital.69 Diese hat in der Folge am 19.12.2006 ernLB über die lt. Presseberichten spätestens von der HBint. insgesamt 440.790 neu emittierte ab Dezember 2006 stattfindende Anbahnung Aktien gekauft. Der Kaufpreis war in zwei Teilen (Kurier, 24.05.2007) und den Fortgang von Ge- zu bezahlen, die zu unterschiedlichen Zeitpunk- sprächen zwischen dem damaligen Vorstands- ten fällig waren. Für den zweiten Teil hatte Berlin vorsitzenden der BayernLB Werner Schmidt eine Ausstiegsklausel vereinbart. Danach konnte und dem damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden sie sich von diesem Erwerb gegen Zahlung ei- der HGAA Wolfgang Kulterer und/oder dem ner Vertragsstrafe in Höhe von 2 Mio. € bis zum Vermögensverwalter Dr. Tilo Berlin zu einem 01.03.07 befreien. Berlin & Co hat am 29.12.2006 Beteiligungserwerb an der HGAA durch die von der Hypo-Bank Burgenland AG, einer Toch- BayernLB informiert, ggf. seit wann? ter der Grazer Wechselseitigen Versicherung, weitere 727.304 Stück Aktien der HBint. von der Bank Burgenland gekauft. Eine Ausstiegsklausel

57 Faltlhauser (14, 38). 58 Naser (15, 111). 64 Grigg (13, 109). 59 Stoiber (17, 37). 65 Bd. 221, BB 100 55, S. 81. 60 Faltlhauser (14, 48 f.). 66 Hink (16, 3 f.). 61 Naser (15, 111). 67 Hink (16, 4). 62 Naser (15, 157). 68 Hink (16, 5). 63 Bd. 72, BMB 24 X_21, S. 2 ff.) 69 Hink (16, 35). Seite 132 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

wurde auch hier vereinbart. Durch Zahlung einer Mehrheitsbeteiligung an der HGAA enthält, stell- Vertragsstrafe von 5 Mio. € konnte sich die Ge- te die BayernLB auch eine Zwischenfinanzierung sellschaft vom Vertrag bis zum 30.06.2007 lösen. zugunsten Berlin & Co in Aussicht74. Der Ver- Diese beiden Käufe ergeben einen Bestand von waltungsrat hatte keine Kenntnis über den Inhalt 25 % + 1 der Aktien der HBint. Werner Schmidt dieses Schreibens. Der Vorstand stimmte dem hat der Staatsanwaltschaft mehrfach erklärt, Dr. Kreditantrag in seiner Sitzung am 15.05.2007 Berlin habe ihm bei dem Telefonat am 14.12.2006 zu75. Ablauf und Hintergründe der Zwischenfi- gesagt, dass er eine Schachtel, also eine Beteili- nanzierung an Berlin & Co wurden auf Nachfrage gung von 25 % + 1, an der HBint halte. Der Rest des Verwaltungsratsvorsitzenden Fahrenschon76 des Vorstands soll am 15.12.2006 im Rahmen ei- in den Verwaltungsratssitzungen am 08.12.200977 ner Vorstandssitzung hierüber informiert worden und am 20.01.201078 nochmals ausführlich be- sein. Eigene Feststellungen konnte der Ausschuss leuchtet. hierzu nicht treffen. Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser führte vor dem Zur Kenntnis der Verwaltungsräte Dr. Naser und Untersuchungsausschuss aus, dass ein Kreditvor- Prof. Dr. Faltlhauser sei auf die Antwort unter gang ein Sachverhalt sei, der in der Zuständigkeit Ziff. 1.2.2. verwiesen. des Vorstands liege. Der Verwaltungsrat habe hie- rüber keine Entscheidung getroffen, weswegen Der Einstieg von Tilo Berlin ist vor dem Hinter- die Kreditierung des Erwerbs der dritten Tranche grund des seinerzeit dringenden Kapitalbedarfs durch Dr. Berlin in keiner Phase im Blickfeld des und der damaligen Eigentumsverhältnisse bei der Verwaltungsrats gewesen sei. Allerdings sei sie HGAA zu sehen. Die Kärntner Landesholding in einer Vorlage des RiskOffice zur Sitzung des wollte sich nicht bei einer Kapitalerhöhung betei- Verwaltungsrats vom 04.12.2007 dokumentiert ligen und damit ihren Anteil am Aktienkapital er- gewesen.79 höhen. Sie wollte aber auch nicht, dass der zweite große Aktionär, die Bank Burgenland, eine Toch- 1.2.5. Trifft es zu, dass der Einstieg der Investoren- ter der Grazer Wechselseitigen Versicherung, die gruppe „Berlin & Co“ auf der Basis erfolgte, neuen Aktien übernimmt und damit ihren Anteil „dass (die gesamte, also 100 %) die Hypo einen erhöht und Mehrheitsgesellschafter wird.70 Der Wert von 2,5 Milliarden Euro aufweise“ (FAZ, Nachfolger des verstorbenen Landeshauptmanns 22.12.2006), und ab wann hatten Mitglieder Dr. Jörg Haider, Herr Landeshauptmann Gerhard des Vorstands und des Verwaltungsrats der Dörfler, hat vor dem Untersuchungsausschuss BayernLB hiervon ggf. Kenntnis? auch bekundet, dass es für das Land Kärnten nicht einfach gewesen wäre, die Kapitalerhöhung selbst Es ist zutreffend, dass dem Erwerb der Aktien durchzuführen.71 durch Berlin & Co Sarl. ein Unternehmenswert der HGAA von 2,5 Mrd. € zugrunde lag. Die- 1.2.4. Trifft es zu, dass „die Transaktion unter ande- ser Wert wurde den Investoren der Berlin & Co rem mit einem Kredit der BayernLB“ finan- Sarl. so mitgeteilt. Ein Teil des aus dem Unter- ziert wurde (Financial Times Deutschland, nehmenswert abgeleiteten Kaufpreises war aber 10.12.2009), und ab wann hatten die Mitglie- abhängig von der Höhe des Gewinns, den die der des Vorstands und des Verwaltungsrats der HGAA in 2006 erzielen würde. Da diese Vorga- BayernLB hiervon ggf. Kenntnis? be nicht erfüllt wurde, ergab sich tatsächlich ein den Kaufpreis bestimmender Unternehmenswert Es trifft zu, dass die Berlin & Co zur Finanzie- von 2,35 Mrd. €. Dieser Unternehmenswert ent- rung des Kaufpreises zum Erwerb der weiteren sprach auch den Vorstellungen der Alteigentümer. HGAA-Beteiligung von rd. 16 % einen Kredit Das ergibt sich aus dem Protokoll des Aufsichts- von der BayernLB erhalten hat. Das Kreditvolu- rats der Kärntner Landesholding vom 11.11.2006. men beläuft sich auf 385 Mio. €, der Kredit wur- Dort wurde erörtert, dass ein Kaufpreis für Aktien de nach Angaben der BayernLB gegenüber dem unter Zugrundelegung eines Unternehmenswerts Verwaltungsrat zu marktüblichen Konditionen von 2,3 Mrd. € wohl schwer zu erreichen sei, gewährt.72 möglicherweise aber doch, wenn eine Sperrmi- norität von 25 % verkauft werde. Dann könne Nach den vorliegenden Akten trug Berlin & Co nämlich ein Paketzuschlag verlangt werden. Der die Bitte um eine Zwischenfinanzierung erstmals Zeuge Dr. Grigg erklärte damals auf ausdrückli- Anfang April 2007 an den Vorstand der Bayern- che Frage nach einem möglicherweise erzielba- LB heran73. In ihrem Schreiben vom 24.04.2007, das ein indikatives Angebot zum Erwerb einer 74 Bd. 56, BB 02_25, 141 ff. 75 Bd. 56, BB 02_25, 174. 70 Ederer (11, 55 f.). 76 Bd. 116, S. 16. 71 Dörfler (13, 24). 77 Bd. 117, S. 7 ff. 72 Bd. 117 und Bd. 118, jeweils S. 1 ff. 78 Bd. 118, S. 10 ff. 73 Bd. 56, BB 02_25, 96 ff. 79 Faltlhauser (14, 49). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 133

ren Preis, dieser werde „voraussichtlich bei ca. werb der HGAA-Beteiligung geführt? Falls 2,5 Mrd. € (inklusive Sperrminorität) liegen.“80 nein, warum nicht? Falls ja, aus welchem Das ist genau der Unternehmenswert, welcher Grund wurde ein vollständiger Direkterwerb den Kaufverträgen der Berlin Sarl. zugrunde liegt. nicht weiterverfolgt? Welche Informationen In der Aufsichtsratssitzung der Kärntner Lan- lagen dem Verwaltungsrat diesbezüglich vor, desholding am 14.12.2006 bezeichnete Dr. Me- ggf. zu welchem Zeitpunkt? gymorez den Preis, der bei Berlin Sarl. erzielt wurde, nämlich bei einem Unternehmenswert Es gab im Zeitpunkt der Verhandlungen vier Ei- von 2,5 Mrd. €, als „optimalen Marktpreis.“81 gentümer der Aktien der HGAA (Kärntner Lan- Der Ausschuss konnte nicht feststellen, dass diese desholding, Mitarbeiterprivatstiftung, Bank Bur- Vorstellungen des Aufsichtsrats der HGAA dem genland, Berlin Sarl.). Verhandelt wurde direkt Vorstand oder Verwaltungsrat der BayernLB be- nur mit der Kärntner Landesholding, der Mitar- kannt wurden. beiteprivatstiftung und der Berlin Sarl. Die Ver- handlungsführung mit der BayernLB lag feder- In der Präsentation der Vorstandsitzung vom führend bei Dr. Berlin. 19.04.2007 wird für den Erwerb von Berlin Sarl. ein gewichteter Durchschnittskaufpreis von 2,75 Es wurden keine Gespräche über einen Direkter- Mrd. € für 100 % genannt.82 Dieser Wert war werb der Anteile von der Grazer Wechselseitigen insofern falsch, als er dem der Kapitalerhöhung geführt.89 Im Übrigen wäre ein Direkterwerb von zugrundegelegten Wert zuzüglich der Kapitaler- der Grazer Wechselseitigen alleine auch nicht aus- höhung selbst, also 2,5 Mrd. € + 250 Mio. ent- reichend zum Erreichen einer Mehrheit gewesen.90 sprach. Der Zeuge Bender hat dem Ausschuss berichtet, dass für ihn selbst bis zum 14.05.2007, Auffallend ist, dass bezüglich der Möglichkeit dem Tag der Kaufpreisverhandlungen, der Er- des Direkterwerbs ein unterschiedliches Informa- werbsprozess von Berlin einschließlich des Kauf- tionsniveau beim Vorstand und Verwaltungsrat preises nicht transparent war.83 Deswegen haben bestand. So heißt es in der Vorlage zur Vorstands- die Berater von Rothschild in dem Briefing-Pa- sitzung am 19.04.2007 noch: pier vom 14.05.07 einen Unternehmenswert von „Ob auch die Grawe ebenfalls zum Verkauf weite- 2,5 bis 2,75 Mrd. € für 100 % angesetzt. rer Anteile bereit wäre, wurde vonseiten der Bay- ernLB nicht erörtert.“ In der Präsentation für die Verwaltungsratssit- zung vom 20.04.2007 ist der Kaufpreis für die In der Tischvorlage für die Verwaltungsratssitzung von Berlin Sarl. erworbenen Anteile von 9,09 % am 20.04.2007 ist der Passus geändert wie folgt: hochgerechnet auf 100 %. Daraus wird ein Un- ternehmenswert von 2,75 Mrd. € ausgewiesen.84 „Die Grawe hat ihre klare Absicht geäußert, der- 85 Anhaltspunkte, dass der dem Verwaltungsrat zeit keine weiteren Anteile zu veräußern, um eine in den Sitzungen am 20.03.2007 und 20.04.2007 Sperrminorität zu halten.“ mitgeteilte Unternehmenswert von 2,75 Mrd. € später richtiggestellt wurde, bestehen nicht.86 Letztere Auffassung wurde offensichtlich auch vom Vorstand gegenüber den Beratern und dem Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser sagte hierzu aus, Verwaltungsrat kommuniziert.91 Sie entspricht dass sich die Differenz in Bezug auf die Kaufpreis- auch den Tatsachen.92 bemessung zwischen dem Kaufpreis von Berlin & Co und dem Kaufpreis der BayernLB durch den Diese Aussage wird von Herrn Ederer in seiner Paketzuschlag erkläre, den Dr. Berlin nicht zu be- Aussage vor dem UA anders dargestellt: zahlen hatte, da er keine Mehrheitsbeteiligung er- warb.87 Ebenso ließ sich der Zeuge Dr. Naser ein.88 Auf die Frage, ob die BayernLB auch direkt hätte kaufen können, z B. wenn die dritte Tranche am 1.2.6. Wurden seitens der BayernLB mit den ande- 30.06.2007 nicht gezahlt worden wäre, antwortet ren Anteilseignern (Landesholding Kärnten der Zeuge Dr. Othmar Ederer vor dem Untersu- und Grazer Wechselseitige) Gespräche bzw. chungsausschuss mit „selbstverständlich.“93 Verhandlungen über einen etwaigen Direkter- Es hat nie jemand versucht, günstiger einzustei- gen. Naser betrachtet es in seiner Aussage vor dem UA eher als Zumutung, eigene Initiativen 80 Bd. 221, BB 100 55, S. 85/86. 81 Bd. 221, BB 100 55, S. 146. einzubringen. 82 Bd. 76, BB 100 04, S. 281. 83 Bender (10, 165). 84 Bd. 100, 04, S. 344. 89 Ederer (11, 13); Turkowski (7, 11). 85 Faltlhauser (14, 52). 90 Faltlhauser (14, 95). 86 Nach Hengeler/Mueller, Rn. 32. 91 Bender (10,114); Körner (21, 83). 87 Faltlhauser (14, 52 f.). 92 Ederer (11, 14). 88 Naser (15, 194). 93 Ederer (11/84) Seite 134 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Gefragt, ob es nicht seine Aufgabe gewesen wäre, Bereits Anfang Oktober 2006 wurde die HGAA den Vorstand darauf hinzuweisen, dass es hier potenziellen Investoren vorgestellt. Dass die eine andere Erwerbsmöglichkeit ohne Paketzu- HGAA zum Verkauf stand, war in Bankenkreisen schlag gibt, antwortet Dr. Naser mit einem klaren also bekannt. Siegfried Grigg, stellvertretender Nein. Auch würde er sich als „Amtsbote“ fühlen, Vorsitzender der GraWe, hat erklärt, dass die wenn er Angebote oder Anfragen überbringen BayernLB auch ohne den kostspieligen Umweg solle.94 über Tilo Berlins Investorengruppe eine Mehrheit an der HGAA hätte erwerben können. Überraschend ist, dass trotz dieser Hinweise kein Versuch unternommen wurde, diesen Fall in ei- Zeuge Grigg: „Wenn die Bayern nach Graz ge- nem öffentlichen Gremium zu diskutieren. Sofern kommen wären im Jahre 2006 und gesagt hätten, andere Verwaltungsratsmitglieder den Vorgang sie hätten Interesse, Anteile an der Bank zu erwer- nicht zur Kenntnis nehmen konnten, war ihnen ben, bin ich davon überzeugt, dass es zwischen eine Stellungnahme natürlich nicht möglich. Für den Bayern und der GraWe eine Einigung gege- die Weiterleitung der Information wäre Naser ben hätte, aber das Angebot kam nie.“97 verantwortlich gewesen. Dass man die entsprechenden [25,09 Prozent] Prof. Dr. Faltlhauser und Dr. Naser haben es ver- geheim, sehr teuer und ohne branchenübliche säumt zu prüfen, ob ein Direkterwerb einer Mehr- Gewährleistungsrechte und Garantien von Ber- heit an der HGAA unter Umgehung der Investo- lin & Co gekauft hat, obwohl dieselben Anteile rengruppe um Tilo Berlin machbar gewesen wäre. nur wenige Monate vorher öffentlich angeboten wurden, verstärkt den Eindruck, dass politischer Schubring-Giesicke von der Versicherungskam- Druck die BayernLB zu einem überhasteten Kauf mer Bayern (VKB) informiert den Vorsitzenden verleitet hat. Denn nach der Niederlage im Bie- des Verwaltungsrats, Dr. Naser, über ein Treffen terverfahren um die BAWAG P.S.K sollte schnell der Versicherungskammer Bayern mit Landes- ein Ersatz gefunden werden, um einen sichtbaren hauptmann Jörg Haider und weiteren Vertretern politischen Erfolg vorweisen zu können. der Kärntner Landesregierung am 3. Mai 2007. Wie aus dem Protokoll des Treffens hervorgeht, Durch Vermittlung eines Klagenfurter Rechtsan- weicht Kärnten von der ursprünglichen Haltung, walts kam es zu einer Kontaktaufnahme der Ver- 20 % an der Bank halten zu wollen, ab. Der sicherungskammer Bayern zum Kärntner Lan- BayernLB werden nun mehr Anteile als ursprüng- deshauptmann Dr. Haider. In einem Gespräch in lich zum Erwerb angeboten, um unter der Umge- Klagenfurt am 03.05.2007 bot Dr. Haider den hung von Berlin & Co bzw. der Grazer Wechsel- Vertretern der VKB eine Zusammenarbeit in der seitigen eine Mehrheit an der HGAA zu halten. Versicherungswirtschaft mit der HGAA an. Er erwähnte, dass das Land Kärnten bereit sei, die Faltlhauser erklärt, dass Naser ihm lediglich das von ihm gehaltenen 47 % abzugeben, sei es an Überleitungsschreiben der Versicherungskam- die VKB oder die BayernLB. Er suche eine Zu- mer Bayern vom 4. Mai 2007 gezeigt habe. Mit sammenarbeit des Landes Kärnten mit der Spar- Naser habe er jedoch prinzipiell zum damaligen kassenfinanzgruppe Bayern. Es gäbe die Mög- Zeitpunkt über keine denkbare Möglichkeit eines lichkeit, über den Erwerb der Anteile des Landes günstigeren Direkterwerbs gesprochen.95 Dass er hinaus die Mehrheit an der HGAA zu erwerben. die Information der Versicherungskammer Bay- Über dieses Gespräch hat der Vorstandsvorsitzen- ern nicht eingehender geprüft hat, begründet er de der VKB Dr. Naser mit Fax vom 04.05.07 in- folgendermaßen: „Das schien mir alles kompli- formiert.98 ziert zu sein, was da ein Vertreter – ich kenne die Person ja gar nicht – der Versicherungskammer Der Zeuge Dr. Naser berichtete hierzu, dass er am Bayern sagt. Das ist nicht meine Kiste.“96 Im Üb- 03.05.2007 in einer Sitzung bei der Versicherungs- rigen sei es „charmanter“ und im Interesse der kammer von Werner Schmidt angerufen worden BayernLB gewesen, den Alteigentümer Kärnten sei, der ihn darüber informiert habe, dass ein Mit- weiterhin in der Bank zu behalten – ungeachtet arbeiter der Versicherungskammer auf dem Weg der Person Haiders. zu Dr. Haider sei. Er habe sofort anschließend mit den Verantwortlichen der Versicherungskammer Nicht geprüft haben Faltlhauser und Naser auch gesprochen, welche sich dann sofort zurückge- eine noch frühere Möglichkeit, günstiger an eine zogen habe.99 Über den Inhalt des Gesprächs sei Mehrheit an der HGAA zu gelangen: ein Direkter- ihm berichtet worden, dass Dr. Haider angeblich werb über die Grazer Wechselseitige. angeboten habe, sich komplett aus der HGAA

94 Ederer (15/193) 97 Faltlhauser (13/94) 95 Faltlhauser (14/95) 98 Bd. 176. 96 Faltlhauser (14/94) 99 Naser (15, 132 f.). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 135

zurückzuziehen und darüber hinaus der Versiche- Tochter der Grazer Wechselseitigen berechtigt, rungskammer eine Mehrheit von über 50 % zu ihre Anteile an der HGAA vor dem 30.06.2007 verschaffen.100 Diesen kompletten Rückzug be- ohne Zustimmung von Berlin & Co an Dritte ab- zeichnete der Zeuge Dr. Naser aber vor dem Un- zugeben oder zu veräußern. Mithin wäre es den tersuchungsausschuss als indiskutabel.101 Andere Altaktionären bis zum 30.06.2007 bereits auf- Verwaltungsratsmitglieder wurden von ihm über grund dieser vertraglichen Verpflichtungen nicht diesen Vorgang nicht unterrichtet.102 Diese Vorge- möglich gewesen, der BayernLB „an Berlin & Co hensweise ist sehr bedenklich. Mit diesem Wissen vorbei“ im Direkterwerb eine Aktienmehrheit vor hätte der Verwaltungsratsvorsitzende die Diskus- dem 01.07.07 zu verschaffen.108 sion in den Verwaltungsrat führen müssen. Genau dieser Termin sollte wohl einen künstli- Begründung geben die Corporate-Governance- chen, jeder kaufmännischen Überlegung trot- Grundsätze der BayernLB: „§ 3c. Zusammenwir- zenden, Zeitdruck erzeugen. Warum bleibt noch ken von Vorstand und Verwaltungsrat. Über be- zu klären. Tatsache ist, dass Berlin & Co sowie sondere Vorkommnisse, die für die Beurteilung der sämtliche Altaktionäre ab diesem Termin massiv Lage und Entwicklung der Bank von wesentlicher Probleme bekommen hätten – Stichwort Eigen- Bedeutung sind, werden der Vorsitzende und der kapital, OeNB-Bericht usw. Das heißt aber auch, stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates dass sich die Verhandlungsposition der BayernLB unverzüglich durch den Vorstandsvorsitzenden eklatant verbessert hätte. informiert. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates unterrichtet sodann den Verwaltungsrat spätes- Der Zeuge Hink gibt an109, dass das erste Ge- tens in der nächsten Verwaltungsratssitzung.“103 spräch über den Einstieg von Berlin & Co Sarl. bei der HGAA am 3. Oktober 2006 erfolgt sei. Sofern von der Versicherungskammer Bayern Dabei sei (aus Sicht von Kingsbridge) es um eine Gespräche mit dem Kärntner Landeshauptmann kurzfristige Zwischenfinanzierung mit dem Ziel geführt wurden, ist zu berücksichtigen, dass die des planmäßigen Börsengangs bis spätestens Grazer Wechselseitige dem Einstieg einer deut- 2010 gegangen. Wäre die von der Österreichi- schen Versicherung sehr wahrscheinlich nicht schen Nationalbank geforderte Kapitalerhöhung zugestimmt hätte.104 Dabei handelt es sich um nicht erfolgt, wäre die Banklizenz der HGAA ge- eine reine Vermutung. An keiner Stelle ist jemals fährdet gewesen. ernsthaft versucht worden, eine kostengünstigere Lösung überhaupt zu eruieren, geschweige denn Zu denken geben sollte das berufliche Selbstver- zu diskutieren. ständnis des Zeugen Hink.110 Sein „genereller Be- rufsauftrag ist, sich angeschlagene Unternehmen Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser hatte von diesem anzugucken.“ Speziell zur HGAA sagt er: „Das Gespräch keine Kenntnis.105 Allerdings betonte Thema der Swapverluste war für mich kein Aus- er, dass ein Direkterwerb aller Anteile des Landes schlaggrund, das Thema sich nicht anzugucken. Kärnten nicht notwendigerweise im Interesse des Fast im Gegenteil, ich gucke mir Dinge an, die in Käufers gewesen wäre. Man sei der Auffassung irgendeiner Form in Schwierigkeiten sind.“ gewesen, dass es charmanter gewesen sei, dass das Land noch Miteigentümer blieb.106 Außerdem 1.2.7. Waren im Vorstand und Verwaltungsrat ggf. habe das Land Kärnten signalisiert, dass es 20 % die Gründe bekannt, weshalb die HGAA- der Anteile behalten wolle.107 Tochter Hypo Consultants noch vor Erwerb der HGAA-Beteiligung durch die BayernLB Zu den rechtlichen Verhältnissen ergibt sich aus verkauft worden war? Hatten Vorstand und den dem Untersuchungsausschuss vorliegenden Verwaltungsrat Informationen über Käufer, Akten folgender Informationsstand: Nach den Unternehmenswert, Kaufpreis, ggf. zu wel- Verträgen mit den Altgesellschaftern der HGAA, chem Zeitpunkt? die dem Einstieg von Berlin & Co zugrunde la- gen, bestanden sog. „lock-up-Klauseln“ bis Die HGAA hatte in verschiedenen Ländern, in 30.6.2007. Hiernach waren weder die Kärntner denen sie tätig war, Firmen gegründet, die als Landesholding, noch die Mitarbeiterstiftung der „Consultants“ bezeichnet wurden. Diese wurden HGAA, noch die Hypo-Bank Burgenland als einer Holding zugeordnet. Die Consulting-Firmen dienten im Wesentlichen dazu, notleidende oder kritische Kredite von HGAA-Banken in Beteili- 100 Naser (15, 134). gungen umzuwandeln. Damit wurde eine Art kon- 101 Naser (15, 134). zerninterne Finanzierung geschaffen, die nicht 102 Naser (15, 192); Schmid (20, 112). mit Risikovorsorge hinterlegt und nicht bei Ei- 103 Bd. 5, S. 148 104 Ederer (11, 62); Naser (15, 133). 105 Faltlhauser (14, 94). 108 Bd. 198, BB 11E_IIa8, S. 26 ff. 106 Faltlhauser (14, 95). 109 Hink (16/15). 107 Faltlhauser (14, 183). 110 Hink (16/16). Seite 136 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

genmitteln zu berücksichtigen war. So hat es die Insofern gab es da ein gewisses Fragezeichen, Vorstandssekretärin der HGAA am 24.08.2010 wie es abgelaufen ist.119 Florian Wirsching be- bei der Staatsanwaltschaft berichtet.111 Verkauft schreibt Unklarheiten bezüglich der Consultants wurde die Holding. Der HGAA verblieb ein Ri- und deren Verkauf. Ernst & Young schlug darauf- siko aus der Refinanzierung der an die Konzern- hin vor, dass ein Teil des Geldes, das die Bank zu Consultants-Gesellschaften ausgereichten Kredi- bezahlen hat, auf ein Treuhandkonto einzuzahlen te.112 ist und erst freigegeben wird, wenn die Erlöse aus dem Verkauf der Consultants eingegangen sind.120 Der Vorgang sei nach Angaben des Zeugen Hink Wiederum stellt sich die Frage, warum niemand auch für die Investorengruppe Berlin & Co in- aus dem Verwaltungsrat klargestellt haben wollte, transparent gewesen.113 wie der Consultantsverkauf ablief und welche Ri- siken daraus der BayernLB blieben. Der Verkauf der Hypo Consultants war bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt festgelegt wor- 1.2.8. Trifft es zu, dass sich die Investorengruppe den. Nach Aussage des Zeugen Ederer soll in „Berlin & Co“, vertreten durch Dr. Tilo Berlin, einer Klausur der Eigentümervertreter im Som- im Vorfeld des Beteiligungserwerbs durch die mer 2005 festgelegt worden sein, dass sich die BayernLB weitere Anteile zur Sperrminorität HGAA auf die wesentlichen Teile des Bank- und bei dem HGAA-Miteigentümer „Grazer Wech- Leasinggeschäfts konzentrieren sollte und bank- selseitige“ sicherte (Standard, 22.05.2007), und fremde Aktivitäten möglichst zurückgenommen ab wann und inwieweit hatten Mitglieder des werden sollten.114 Vorstands und des Verwaltungsrats der Bay- ernLB hiervon ggf. Kenntnis? In der Folge erging ein entsprechender Auftrag an den Vorstand der HGAA, sodass der Verkauf im Es wird auf die Beantwortung der Fragen 1.2.3. Frühjahr 2007 erfolgte.115 und 1.2.5. verwiesen. Der Verwaltungsrat wurde laut Prof. Dr. Faltlhau- Berlin & Co zeichnete zunächst eine Kapitalerhö- ser nur über die Tatsache des Verkaufs informiert. hung in zwei Tranchen zu je 125 Mio. €. Diese Man habe mit Unverständnis darauf reagiert, dass Kapitalerhöhung führte zu einem Anteil in Höhe die Hälfte des Erlöses an die Alteigentümer aus- von 9,09 %.121 Anschließend gab es ein bis Juni geschüttet wurde. Jedoch habe man diesen Um- 2007 befristetes Rücktrittsrecht vom Erwerb einer stand, der letztlich zu einer Kaufpreiserhöhung Sperrminorität von der Grazer Wechselseitigen.122 von 25 Mio. € geführt habe, akzeptiert.116 Der Die Vertragsgestaltung hierzu war bereits im De- Vorgang des Verkaufs der Consultants war dem zember 2006 fest vereinbart worden.123 Verwaltungsrat unklar. Aber auch die OeNB führt aus: Werner Schmidt informierte die Verwaltungsräte Dr. Naser und Prof. Dr. Faltlhauser nach den An- „Unklarheiten im Zusammenhang mit dem Ver- gaben des Zeugen Prof. Dr. Faltlhauser in einem kauf der Consulting-Gesellschaften Österreichs, Dreiergespräch Anfang/Mitte Februar 2007 über Kroatiens und Serbiens.“117 Naser: Wenn ich das Bestehen dieses Rücktrittsrechts, sprach je- jetzt die Unterlagen bei der Staatsanwaltschaft doch wohl von einer Erwerbsoption.124 gesehen habe, sage ich mir: Ja, mir drängt sich auch der Verdacht auf. Und drum habe ich bei 1.2.9. Trifft es zu, dass die BayernLB einen höhe- der Staatsanwaltschaft gesagt: Jetzt drängt sich ren Preis pro Anteil gezahlt hat als die Inves- mir auch der Verdacht auf, dass man sich hier die torengruppe um Dr. Tilo Berlin zuvor für die Schnäppchen unter den Finger gerissen hat.118 HGAA-Anteile der Grazer Wechselseitigen Versicherung bezahlt hatte, wenn ja, ab wann Zeuge Dr. Matthias Hink (Kingsbridge Capital): hatten Mitglieder des Vorstands und des Ver- Der gesamte Verkaufsprozess der Consultants war waltungsrats der BayernLB ggf. Kenntnis von für uns relativ intransparent in unserem eigenen dem Kaufpreisunterschied und welche Maß- Verkauf, in unserem eigenen Einstiegsprozess. Im nahmen wurden daraufhin ggf. von ihnen ein- Rahmen unserer Due Diligence haben wir uns be- geleitet? müht, stärkere Einblicke in das Thema zu gewäh- ren. Das ist uns aber auch nicht sehr gelungen. Es ist zutreffend, dass der Preis, den die Bayern- LB für die von Berlin & Co Sarl. gekauften Ak- 111 Bd. 249, S. 20 ff. 112 Bd. 57, BB 02_33, S. 2 ff., 133 f. 113 Hink (16, 71). 119 Hink (16/71). 114 Ederer (11, 14 f.). 120 Wirsching (15/40). 115 Ederer (10, 15). 121 Ederer (11, 28). 116 Faltlhauser (14, 55 f.). 122 Ederer (11, 28). 117 Faltlhauser (14/60). 123 Grigg (13, 59). 118 Naser (15/210). 124 Faltlhauser (14, 49). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 137

tien gezahlt hat, höher ist als der, den diese dafür die Aussage vor dem Untersuchungsausschuss. gezahlt hatte. Werner Schmidt hat in seiner Aussa- Es ist aber davon auszugehen, dass zumindest ge vor der Staatsanwaltschaft erklärt, ihm sei der Ministerpräsident Stoiber durch ihn von dieser von Berlin zu zahlende Kaufpreis nicht bekannt Unterredung erfuhr. gewesen. Die Behauptung, dass weder Vorstand noch Verwaltungsrat den von Berlin bezahlten 1.2.11. Hatten Mitglieder der Bayerischen Staatsre- Kaufpreis kannten, ist unwahr. Im Kredit- und gierung und/oder des Verwaltungsrats und/ Verpfändungsvertrag zwischen Berlin und der oder des Vorstands Kenntnis von der Identität BayernLB ist ein Preis von 385 Mio. für den Er- der an der Investorengruppe um Herrn Tilo werb von 771.383 Stückaktien ausgewiesen.125 Berlin beteiligten natürlichen und juristischen (9.1.1. des Kreditvertrages). Weiterhin werden Personen und ggf. ab wann? 9,09 % an der Gesellschaft mit 440.790 Stückak- tien dargestellt (9.1.2. Kreditvertrag). Eine relativ Diese Kenntnis war nicht gegeben. Der Zeuge einfache Rechnung kommt damit auf einen Unter- Prof. Dr. Faltlhauser führte zu dieser Frage aus, nehmenswert von 2,4 Mrd. €. Dabei kann voraus- dass nach den beteiligten Personen vom Verwal- gesetzt werden, dass ein Vorstandsmitglied den tungsrat nicht gefragt wurde, da man gewusst habe, dass eine Aufdeckung der Identität rechtlich Vertrag durchgelesen hat. Der Ausschuss konnte 128 dazu bei der Befragung von ihm gehörter Zeugen nicht möglich gewesen wäre. keine Kenntnis gewinnen. Den Verwaltungsräten 1.3. Fragen zur Qualifikation der Mitglieder des war der von Berlin letztlich gezahlte Preis – wie Vorstandes, des Verwaltungsrats und der Ge- oben ausgeführt – nicht bekannt. Der wesentli- neralversammlung che Teil der Differenz resultierte aus dem von der BayernLB gezahlten Paketzuschlag, den Berlin 1.3.1. Welches Verständnis von ihrer Verantwortung nicht zu bezahlen hatte. Ergänzend wird auf die hatten die Vertreter des Freistaats im Ver- Ausführungen unter Ziff. 1.2.5. verwiesen. waltungsrat? Wie ist die Äußerung von Dr. Beckstein, der 19 Jahre lang Verwaltungsrats- 1.2.10. Hatten Mitglieder der Bayerischen Staats- mitglied der BayernLB war, „er sei ja nur ‚no- regierung und/oder des Verwaltungsrats der minal‘ Mitglied im Verwaltungsrat gewesen“ BayernLB, ggf. welche und ab wann, Kennt- (Focus, 19.12.2009), zu verstehen? nis über das Treffen von Werner Schmidt, Dr. Wolfgang Kulterer und weiterer Verantwort- Prof. Dr. Faltlhauser führte aus, dass sein Ver- licher der BayernLB in einer „geheimen Ge- ständnis gewesen sei, nach bestem Wissen und sprächsrunde“ zum Erwerb der HGAA am Gewissen diese Aufgabe mit Präzision, Sachkun- 31.01.2007 (SZ, 02.01.2010)? de und Herzblut wahrgenommen zu haben.129 Nach den Feststellungen des Ausschusses fand Die subjektive Einschätzung der Herren Faltl- am 31.01.2007 in den Räumen der BayernLB ein hauser, Naser, Beckstein, Huber ihrer Tätigkeit Treffen zwischen Werner Schmidt, Dr. Hanisch, als Verwaltungsrat hat mit der tatsächlich abge- Ederer, Dr. Kulterer, Dr. Berlin und Haas, dem lieferten Arbeitsleistung nichts zu tun. Die in den Leiter des Vorstandsstabs, statt. Diese Gesprächs- Gutachten Schmidt und Lutter von Verwaltungs- runde wurde als vertraulich bezeichnet. räten als Grundlage ihrer Tätigkeit geforderte „Holschuld“ fand nachweislich in keinem ein- Es ging darum, ob andere Eigentümer als Berlin zigen Falle statt. In weitschweifenden Erklärun- & Co Sarl. bereit wären, Anteile abzugeben und gen wurde begründet, dass Kontrolle in einer Art Preisvorstellungen zu klären. Ferner war Gegen- „Obersupervising“ gesehen wurde. Allerdings stand die Schilderung des Prozesses des Einstiegs entstand im Untersuchungsausschuss eher der 126 von Dr. Tilo Berlin. Vom Zeugen Dr. Othmar Eindruck, dass der Vorstand schalten und walten Ederer wurde im Rahmen dieser Besprechung konnte, wie er wollte, und eine Kontrolle nicht auch eine Preisvorstellung in Höhe von 3,25 bis einmal im geringsten Maßstab stattfand. 3,3 Mrd. € als Basis für 100 % der Anteile ge- nannt. Faltlhauser in seiner Zeugenaussage vor dem Un- tersuchungsausschuss: „Ich habe mir eine wich- Mitglieder der Staatsregierung oder des Verwal- tige Frage relativ spät erst beantworten lassen, tungsrats hatten von diesem Treffen keine Kennt- die ich Ihnen dargelegt habe, im Juli, die Sache 127 nis. mit dem Eigenkapital. Da war der Vertrag schon Zumindest ließ es sich durch Aussagen der Be- geschlossen. Aber wenn ich zu diesem Zeitpunkt fragten nicht beweisen. Dr. Hanisch verweigerte mitgekriegt hätte, dass das Eigenkapital defi- nitiv zu niedrig ist, wäre der Kauf, das Closing,

125 Bd. 209, BB24x_19, S. 73 ff. 126 Ederer (11, 59). 128 Faltlhauser (14, 59). 127 Faltlhauser (14, 49); Turkowski (7, 13). 129 Faltlhauser (14, 22). Seite 138 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

nicht zustande gekommen oder zu einem anderen hat und noch mit Dutzenden Experten beraten Preis.“ 130 war, auf ihre Aussage verlassen dürfen.“ 137 „Punkt 2: Haftungsregelung. Diese Haftungsre- „Und jetzt frage ich mich: Was ist passiert? War gelung, dass die nicht drinsteht, sehe ich aus der alles auch juristisch sauber und korrekt? Man ist heutigen Sicht für einen erheblichen Fehler an. halt aggressiv Risiken eingegangen im Hinblick Meine Recherchen im Vorfeld – ich muss ja auch darauf, diese Bank unbedingt zu bekommen.“ 138 meinerseits erst klüger werden – haben zutage ge- fördert, dass offenbar in einem ersten Entwurf ei- So könnten die Zitate beliebig fortgesetzt werden. nes Kaufvertrages noch durchaus Gewährleistun- Es verfestigt sich nur die Meinung, dass man erst gen drinstanden, die dann rausverhandelt wur- mit Einsetzung des Untersuchungsausschusses den. Dass die Gewährleistungen rausverhandelt begann, sich mit den Details der Materie HGAA wurden, wurde uns nicht mitgeteilt. Ich halte das zu befassen. für einen nicht freundlichen Akt gegenüber dem Verwaltungsrat.“131 Vom Zeugen Dr. Beckstein wurde betont, dass er die Aufgabe als Verwaltungsrat sehr ernst ge- „Ich würde jedem abraten, in den Vertrag reinzu- nommen habe. Er habe über die Jahre hinweg un- schauen. Nicht aus Zeitgründen. Ich habe einmal zählige Besprechungen sowohl über strategische in meiner jetzigen Tätigkeit so einen Fall gehabt. Fragen als auch über einzelne Geschäftsvorfälle Da habe ich gesagt: Ich will den Vertrag nicht se- geführt und die jeweiligen Unterlagen eingehend hen. Ich will wissen, was da Substanz ist, mate- studiert.139 rieller Inhalt usw. Aber ich prüfe keinen Vertrag. Das ist doch eine Zumutung.132 Zur Klarstellung, was der Zeuge Beckstein mit „ernst nehmen“ meint, sei nur darauf hingewie- Der Zeuge Dr. Naser sagte, er habe seine Arbeit sen, dass er an einem Großteil der Verwaltungs- als Verwaltungsratsvorsitzender korrekt und in- ratssitzungen überhaupt nicht teilnahm. Laut ei- tensiv ausgeführt.133 ner Auskunft der Staatsregierung haben zwischen 2005 und 2007 31 Verwaltungsratssitzungen der Folgende Aussagen stammen aus seiner Zeugen- BayernLB stattgefunden. Beckstein hat an 22 Sit- aussage vor dem Untersuchungsausschuss: zungen (das entspricht 71 %) nicht teilgenommen. An den entscheidenden Sitzungen am 20.03.2007 „Ich war ja selber überrascht dann im Herbst und 20.04.2007 hat er ebenfalls nicht teilgenom- 2007 und habe gesagt: Herr Schmidt, das verste- men. he ich jetzt nicht. Warum brauchen wir denn jetzt eine so hohe Kapitalerhöhung?“ 134 Seine persönliche Entscheidung zur Beschlussfas- sung am 23.04.2007 beschreibt Beckstein im Un- „Das war für mich ein Beschluss, dass die zweite tersuchungsausschuss folgendermaßen: Phase durchgeführt wird und, wenn sie negativ wäre, der Vorstand auf keinen Fall unterzeichnen „Und nach der Unterschrift habe ich mir den darf, sondern auf uns wieder zukommen muss. ganzen Mi –( Anm.: Zitat), den ganzen Vorgang Wenn sie positiv ausgeht, hat der Vorstand das auch noch mal angesehen.“ 140 Recht, den Kaufvertrag zu unterschreiben. Aber ich habe gesagt: Ich werde mich vor dem Ausgang Zu seiner Äußerung verwies der Zeuge auf eine dessen noch zusätzlich informieren, indem ich persönliche Erklärung vor dem Bayerischen alle meine Gremien und meine Verwaltungsrats- Landtag. Diese lautet wie folgt: vorsitzenden, Verwaltungsratsmitglieder einlade und am 21. Mai dem Werner Schmidt vortragen „Herr Vizepräsident! Hohes Haus! Herr Abg. Ai- lasse.“ 135 wanger hat behauptet, ich hätte mich nur als no- minales Mitglied des Verwaltungsrates der Bay- „Die Kernfrage ist die: Darf ich einem äußerst fä- erischen Landesbank bezeichnet. Diese Behaup- higen Vorstand mit äußerst gut bekannten und gut tung ist falsch, zumindest irreführend. Meine Be- beleumundeten Investmentbankern glauben.“ 136 wertung, ich sei nur nominales Mitglied gewesen, betrifft ausschließlich solche Sitzungen, an denen „Da muss ich mich auf eine Bank, die acht haupt- ich nicht persönlich anwesend war, sondern, wie berufliche Vorstände, zehntausend Mitarbeiter es die Rechtsvorschriften für den Fall der Abwe- senheit vorsehen, durch den Amtschef des Staats- ministeriums des Innern vertreten war. Ich lege 130 Faltlhauser (14/81). 131 Faltlhauser (14/102). 132 Faltlhauser (14/103). 133 Naser (15, 257). 137 Naser (15/147). 134 Faltlhauser (15/206). 138 Naser (15/152). 135 Naser (15/241). 139 Beckstein (20, 175). 136 Naser (15/47). 140 Beckstein (20/97). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 139

Wert auf die Feststellung: In Sitzungen, in denen on mehrerer Milliarden, bei der „größten Trans- ich anwesend war, habe ich meine Funktion und aktion in der Geschichte der BayernLB“ (Henge- darüber hinaus auch meine dortige Tätigkeit ins- ler-Mueller, S.404) wäre das Lesen der 69 Seiten gesamt keineswegs als nur nominal angesehen, Präsentation lediglich ein Einstieg in die Infor- sondern als eine sehr wichtige Aufgabe des Mi- mationsbeschaffung gewesen. Ersetzbar durch nisters und des Staatsministeriums des Innern.“141 Gespräche war diese Arbeit sicher nicht.

Der Zeuge Huber charakterisierte sich selbst als Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Tragweite „engagierten, unbequemen, kritischen, ja lästigen der Tätigkeit eines Verwaltungsrates schlicht ver- Verwaltungsrat.“142 kannt oder ignoriert wurde. Im seiner Zeugenaussage vor dem Untersu- 1.3.2. Verfügten die mit der Wahrnehmung des Ver- chungsausschuss attestiert Huber dem Vorstand waltungsratsmandates bei der BayernLB be- der BayernLB zu den Sitzungen jederzeit mehr als auftragten Beamten und Staatsminister über ausreichende Informationen bereitgestellt zu ha- die erforderliche Eignung und Sachkunde, die ben. Wenn man dieser Aussage Glauben schenkt, Aufgaben, die ihnen das Gesetz über die Bay- bleibt im Falle der HGAA nur noch die Vermu- erische Landesbank zuweist, ordnungsgemäß tung, dass die zur Verfügung gestellten Unterla- zu erfüllen? gen nicht intensiv genug gesichtet wurden. „Das heißt, ich behaupte damit, dass die Mit- Die Bankenaufsicht hat Grundsätze für die Eig- glieder des Verwaltungsrates der Landesbank in nung von Verwaltungsratsmitgliedern erstellt. Da- einem wesentlich größeren Umfang in mehr In- nach gilt für alle Personen, die sich in Ministerien tensität mit Zahlen und Unterlagen von der Bank mit relevanten Fragen auseinandersetzen müssen, ausgestattet wurden, als das üblicherweise auch die Vermutung der Sachkunde.148 im öffentlich-rechtlichen Bankensektor der Fall ist.“143 Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser verwies darauf, dass das Landesbankgesetz die Aufgabe als Ver- „Wie ich im Vortrag dargestellt habe, habe ich waltungsratsmitglied dem Finanzminister „nüch- eigentlich, wenn man will, vier unterschiedliche tern“ zuweise.149 Durch die Möglichkeit, auf die wichtige Quellen für meine Entscheidung ge- Mitarbeiter eines Ministeriums zurückzugreifen, habt: Das eine ist in der Tat das sehr ausführli- seien die Mitglieder der Staatsregierung im Ver- che Gespräch mit dem Kollegen Faltlhauser am waltungsrat besser als ein normales Aufsichtsrats- Nachmittag des 23. April. Und muss sagen, es ist mitglied in einer Aktiengesellschaft vorbereitet.150 eigentlich ganz gut, wenn man konzentriert münd- Weiter sei seine Erfahrung gewesen, dass sich die lich informiert wird, bevor man dann 70 oder 100 Verwaltungsratsmitglieder – getragen durch das Seiten Unterlagen in die Hand bekommt, weil es Selbstverständnis aus ihrem Amt heraus – ohne einem die Möglichkeit gibt, auf die entscheiden- jede „Schüchternheit“ teilweise sehr kritisch ge- den Passagen gleich einzugehen, ohne mühsam genüber dem Vorstand geäußert hätten.151 eine lange Prosa zu lesen.“ 144„Dann haben Sie diese sogenannte ,heiße Kiste‘ von Staatssekretär Ferner sei die Zahl der Verwaltungsratssitzungen Spitzner angesprochen. Bei Spitzner gab es viel und damit auch die quantitative Kontrolldichte ,heiße Kisten‘.145 außergewöhnlich hoch gewesen.152

„Also zunächst einmal, es trifft zu, dass, das hat Darüber hinaus habe es zwischen Werner Schmidt, mich auch überrascht, der Vermerk zunächst ein- Prof Dr. Faltlhauser und Dr. Naser auch informel- mal wiedergegeben hat, man hätte in der knappen le Treffen gegeben, in denen Werner Schmidt über 146 Zeit das nicht erschöpfend prüfen können.“ die neuesten Entwicklungen berichtet habe.153 „Es ist aus meiner Sicht auch nicht möglich gewe- sen, dass ich jede dieser 69 Seiten von Anfang bis 1.3.3. Trifft es zu, dass ein Kabinettsmitglied das Ende gelesen habe.“ 147 Verwaltungsratsmandat zunächst nicht anneh- men wollte mit der Begründung, „er habe kei- Fakt ist, dass sich Huber äußerst nachlässig in- ne Banklehre“, „ihm sei aber dieser Nebenjob formierte. Beim Kauf einer Bank in der Dimensi- mit seinem neuen Amt einfach so zugefallen“, und dieses nur auf Hinweis seines Referenten

141 Beckstein (20, 176). 142 Huber (26, 6). 148 Happel (13, 7). 143 Huber (26/28). 149 Faltlhauser (14, 19). 144 Huber (26/29). 150 Faltlhauser (14, 19 f.). 145 Huber (26/29). 151 Faltlhauser (14, 20 f.). 146 Huber (26/31). 152 Faltlhauser (14, 37). 147 Huber (26/37). 153 Faltlhauser (14, 37). Seite 140 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

„Sie müssen das machen, das steht im Gesetz“ Der Ausschuss konnte nicht feststellen, dass die (SZ-Magazin, 05.12.2008) widerstrebend an- Behauptungen zutreffen. Lediglich der Zeuge genommen habe? Falls ja, hatten andere Mit- Dr. Beckstein führte aus, dass es richtig sei, dass glieder der Staatsregierung im Verwaltungsrat er manchmal nicht pünktlich zu den Sitzungen ggf. Kenntnis davon? erschienen sei, die übrigen Behauptungen jedoch falsch seien.155 Vom Zeugen Heike wurde vor Es handelte sich bei dem Kabinettsmitglied, dem dem Untersuchungsausschuss ausgesagt, dass das Zitat zugeschrieben wird, um Prof. Dr. Faltl- er nicht bestätigen könne, dass die Mitglieder hauser. Dieser berichtete, er sei am ersten Tag des Verwaltungsrats oft zu spät erschienen seien seiner Amtsführung als Finanzminister mit sei- oder ausführlich Zeitung gelesen hätten. Auch nem Büroleiter seine Aufgaben durchgegangen. ein Wegdösen Einzelner konnte er nicht bestäti- Aufgrund der Vielfalt der ihm zufallenden Tätig- gen.156 keiten habe er am ersten Tag tatsächlich die Auf- fassung vertreten, er werde die Aufsicht über die Von einem „Zerrbild“ sprach indes der Zeuge Hu- Bank nicht übernehmen, sei dann jedoch aufge- ber.157 klärt worden, dass er zu dieser Aufgabenstellung gesetzlich verpflichtet sei.154 Weitere Erhebungen hierzu wurden vom Untersu- chungsausschuss nicht vorgenommen. 1.3.4. Trifft es zu, dass Mitglieder des Verwaltungs- rats der BayernLB „oft zu spät erscheinen Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Markus Rin- und dann ausführlich Zeitung“ lesen oder derspacher erhielt damit eine sehr oberflächli- „schon mal weggedöst“ seien (SZ-Maga- che Auskunft auf seine Anfrage. Die tatsächliche zin, 05.12.2008)? Wenn ja, hatten andere Mit- Anzahl der besuchten Sitzungen der einzelnen glieder des Verwaltungsrats oder der Staatsre- Mitglieder lässt sich detailliert der sogenannten gierung davon Kenntnis? „Schwänzerliste“ entnehmen:

155 Beckstein (20, 176). 156 Heike (20, 53). 154 Faltlhauser (14, 21 f.). 157 Huber (26, 4). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 141

Dr. Günther BECKSTEIN: 1.3.5. Nach welchen Kriterien sind insbesonde- re die aufseiten der BayernLB handelnden „Es trifft zu, dass ich manchmal nicht pünktlich zu Vorstands­mitglieder vom Verwaltungsrat aus- Verwaltungsratssitzungen erschienen bin. Wenn gewählt worden? ich das nicht sagen würde, würde jeder wissen, dass es nicht ehrlich wäre. Jemand hat schon be- Diese Frage sei exemplarisch am Beispiel der hauptet, ich würde selbst zu meiner Beerdigung zu Auswahl des Vorstandsvorsitzenden Werner spät kommen. Außerdem ist es richtig, dass ich in Schmidt beantwortet. Zu dessen Auswahl durch Ausnahmefällen in ganz dringenden Fragen ans den Vorstand im Jahre 2001 berichtete der Zeuge Telefon gerufen wurde. Die übrigen Behauptun- Dr. Naser, dass die Vertreter des Freistaats darauf gen sind falsch.“ 158 Beckstein ist im Jahr 2007 bestanden hätten, dass über die Unternehmens- nur einmal erschienen. beratung Roland Berger deutschlandweit nach dem bestmöglichen Kandidaten gesucht werde. Staatsekretär Georg SCHMID war in seiner Zeit Roland Berger habe sodann Werner Schmidt vor- als Verwaltungsratsmitglied in 15 Sitzungen nicht geschlagen.159 anwesend. Sein Stellvertreter Poxleitner konnte ihn in fünf dieser Sitzungen nicht vertreten.

158 Beckstein (207, 176). 159 Naser (15, 104). Seite 142 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Weitere Erkenntnisse zu den angelegten Kriterien 1.3.7. Wurde von allen Mitgliedern des Verwaltungs- liegen dem Untersuchungsausschuss nicht vor. rats der BayernLB, die den Freistaat Bayern vertraten, die Vergütung zu 100 % bspw. an Offensichtlich war die Vorgehensweise bei der die Landesstiftung abgeführt? Wenn ja, an Auswahl der Informationen über Werdegang, welche Stiftungen in welcher Höhe? Wenn Qualifikationen und Arbeitsweisen verschiedener nein, von welchen Verwaltungsratsmitgliedern Vorstandsmitglieder für manchen neuen Verwal- in welcher Höhe nicht? tungsrat schon erstaunlich. So sieht der Zeuge Herrmann schon gewisse Bedenken, z. B. beim Soweit der Untersuchungsausschuss hierzu Fest- Vorstandsvorsitzenden Schmidt: „aber von der stellungen treffen konnte, wurde die Vergütung zu Art her, wie der Schmidt da gearbeitet hat, das 100 % korrekt abgeführt. war wirklich unglaublich. Ich habe da schon mich teilweise gewundert, wie man so was überhaupt Die Verpflichtung hierzu ergibt sich aus Art. 3 b über die Jahre hat offensichtlich so entwickeln Bayerisches Ministergesetz und § 10 der Baye- lassen.“ 160 rischen Nebentätigkeitsverordnung und geht auf eine Grundsatzentscheidung der Regierung Stoi- Zum Vorstandsmitglied Kemmer sagt Naser in sei- ber zurück.163 ner Aussage vor dem Untersuchungsausschuss: „Ich habe schon immer gesagt: Der Vorstand 1.3.8. Trifft es zu, dass sich Staatsminister Fahren- der BayernLB muss weiter personell optimiert schon noch am 21. Juli 2009 voll hinter die und ausgebaut werden, und als ich dann gehört Transaktion seines Vorgängers Prof. Dr. Faltl- habe, dass der Herr Kemmer und noch einer frei hauser stellte, und trifft es zu, dass in einem ist – jetzt weiß ich seinen Namen nimmer, von der Protokoll des Verwaltungsrats der BayernLB HypoVereinsbank –, und ich hatte schon mehr- vermerkt ist, Staatsminister Fahrenschon habe fach sehr Positives über den Herrn Kemmer von „gejubelt, letzten Endes sei der Einstieg bei der Dritten gehört, dann habe ich zum Faltlhauser Hypo Alpe Adria eine strategische Entschei- gesagt: Wir stellen einen von den beiden ein,“161 dung gewesen, die (…) hohes Wachstum zu einem angemessenen Preis versprach“ (Baye- Vorstandsmitglied Hanisch: Ehemals Leiter der rische Staatszeitung, 18.12. 2009)? Bayerischen Staatskanzlei. Nach 22 Jahren als Beamter wechselt Dr. Hanisch 1999 zur Landes- Das Zitat ist zutreffend, aber unvollständig. bank, wird dort Vorstandsmitglied, 2005 stellver- Ausweislich des Sitzungsprotokolls vom tretender Vorstandsvorsitzender. Offensichtlich 21.07.2009164 bedankt sich Staatsminister Fah- handelte es sich um eine politische Begünstigung. renschon für die von Frau Linner geleistete Ar- Die zur Leitung einer so großen Bank notwendige beit und fasst die zuvor geführte Diskussion noch Qualifikation darf im Nachgang zu den Ereignis- einmal wie folgt zusammen: „Letzten Endes sen bezweifelt werden. sei die Entscheidung des Verwaltungsrates für Durchführung der Tranksaktion eine strategische Vorstandsmitglied Harnischmacher: Ehemals Entscheidung gewesen, die für die Bank – unter Vorstand der relativ kleinen Sparkassen Ludwig- Bedingungen exklusiver Verhandlungen – hohes stadt und Miltenberg. Ab 2005 stellvertretender Wachstumspotenzial zu einem angemessenen Vorstandsvorsitzender der BayernLB. Leiter Mit- Preis versprach.“ Unrichtig ist allerdings die das telstandsgeschäft, das sich nie richtig entwickelt Zitat einleitende Bemerkung, wonach die Wort- hat (nach Wymann rund 4 % vom Gesamtvolumen meldung des Finanzministers und Verwaltungs- der BayernLB). ratsvorsitzenden als Jubel („gejubelt, ...“) darge- stellt wurde. 1.3.6. Wie hoch war und ist die Vergütung für die Verwaltungsräte der BayernLB? 2. PHASE DER VERHANDLUNGEN BIS ZUM CLOSING DER TRANSAKTION: Die Vergütung der Verwaltungsräte betrug jähr- Handeln, Einflussnahme und Wissen von Mit- lich 27.600 €. Hinzu kam ein Sitzungsgeld in gliedern des Vorstands, des Verwaltungsrats, Höhe von 100 € je Sitzung, an der tatsächlich der Staatsregierung zu Kaufverhandlungen, teilgenommen wurde.162 Die Vergütung wird von Erfüllung der Sorgfaltspflichten (Due Dili- Mitgliedern der Staatsregierung zu 100 % abge- gence) bis zur Unterzeichnung und „Closing“ führt. Es wird hierzu auf die Antwort unter 1.3.7. des Kaufvertrags verwiesen.

160 Herrmann (26/133). 161 Naser (15/200). 163 Stoiber (17, 4 f.). 162 Beckstein (20, 177 f.). 164 Bd. 114, S. 336. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 143

2.1. Kenntnisse der Organe der BayernLB zu Prü- Strategie und Risikomanagement am 17. und fungen und Beanstandungen in- und auslän- 18.04.2007.171 discher Aufsichtsbehörden der HGAA sowie deren Beteiligungsgesellschaften Auch hatte Ernst & Young im vorläufigen Due- Diligence-Bericht (sog. Transaction Insights) vom 2.1.1. Trifft es zu, dass die Oesterreichische National- 18.05.2007 vor dem Signing auf die laufende Prü- bank seit September 2006 bei der HGAA eine fung der OeNB hingewiesen. Aufgegriffen wurde Prüfung durchführte (Standard, 27.03.2007), die Thematik dann nochmals im abschließenden und ab wann hatten die Mitglieder des Vor- Due-Diligence-Bericht von Ernst & Young.172 stands und des Verwaltungsrats der BayernLB hiervon Kenntnis? In welcher Intensität die laufende OeNB-Prü- fung bei der Due-Diligence-Prüfung berücksich- Es ist richtig, dass die OeNB auf Veranlassung der tigt wurde und in welcher Detailschärfe bzw. zu österreichischen Finanzmarktaufsicht im genann- welchem Zeitpunkt die Prüfer den Vorstand der ten Zeitraum eine Prüfung der HGAA durchführ- BayernLB in ihren den Due-Diligence-Prozess te.165 Prüfungsbeginn war der 18.09.2006.166 Der begleitenden Rückmeldungen zu diesem Thema Auftrag umfasste die Prüfung von Eigenmitteln, informiert haben, konnte der Ausschuss nicht klä- Finanzierung, Refinanzierung und das Klumpen- ren. risiko bei der HGAA. Er wurde später erweitert. Im Hinblick auf den Kenntnisstand des Verwal- Der Ausschuss konnte nicht feststellen, wann ge- tungsrats ist zu berücksichtigen, dass den Verwal- nau der Vorstand hiervon Kenntnis erhielt. Die tungsratsmitgliedern die Due-Diligence-Berichte Prüfung war Thema der im Rahmen der Due selbst nicht vorgelegt wurden. Diligence durchgeführten Expertengespräche Recht, Strategie und Risikomanagement am 17. Ein Hinweis auf die laufende OeNB-Prüfung fin- und 18.04.2007.167 An diesen Gesprächen nah- det sich allerdings in der Präsentation zur Verwal- men auch die jeweils zuständigen Dezernenten tungsratssitzung am 20.04.2007: „Lt. Aussage des der BayernLB teil. Ein entsprechender Hinweis Vorstands der HAAB wird der noch nicht fertig auf die damals noch laufende OeNB-Prüfung war gestellte OeNB-Bericht keine finanziellen Konse- auch in der Präsentation zur Vorstandssitzung am quenzen für die Bank haben.“173 19.04.2007168 enthalten. 2.1.1.2. Trifft es zu, dass nach einer „vermeintlichen“ In der Vorlage an den Verwaltungsrat vom Schlussbesprechung zwischen den Prüfern 20.04.2007 wurde auf diese Prüfungstätigkeit der Oesterreichischen Nationalbank und Ver- hingewiesen.169 Alle Verwaltungsratsmitglieder tretern der HGAA im Februar 2007 die Prü- haben diese Vorlage erhalten und somit davon fung „aufgrund neuer Fakten und Informati- Kenntnis gehabt. onen“ wieder aufgenommen wurde (Standard, 27.03.2007) und wenn ja, ab wann und durch 2.1.1.1. Hatten die Wirtschaftsprüfer Kenntnis über wen hatten die Mitglieder des Verwaltungsrats die Prüfung und/oder deren Ergebnis der Oes- der BayernLB hiervon ggf. Kenntnis? terreichischen Nationalbank 2006/2007 bei der HGAA? Wie haben sie diese Informationen Nach den Angaben des Zeugen Peter wurde die in die Due Diligence 1 (Phase bis 20.04.2007, Prüfung durch die OeNB in der Tat am 19.01.2007 Linner-Bericht) und 2 (Phase bis 14.06.2007, vorläufig beendet. Ende März wurde sie jedoch Linner-Bericht) eingearbeitet? Haben sie diese aufgrund von Medienberichten zu Systemen und Informationen an den Vorstand und Verwal- Kontrolleinrichtungen zur Bekämpfung von Geld- tungsrat kommuniziert? wäsche und Terrorismusfinanzierung wieder auf- genommen und erweitert.174 Die Schlussbespre- Die Wirtschaftsprüfer hatten Kenntnis von der chung fand laut Peter am 18.01.2007 statt. Dabei Prüfung der HGAA durch die OeNB. Berichts- präsentierte die Nationalbank dem Vorstand der entwürfe lagen ihnen jedoch nicht vor.170 Die HGAA das Ergebnis. Der ehemalige Vorstands- Prüfung war Thema der im Rahmen der Due Di- vorsitzende der HGAA Dr. Grigg zeigte sich im ligence durchgeführten Expertengespräche Recht, Untersuchungsausschuss über die Wiederaufnah- me der Prüfung verärgert. Er sei empört gewesen,

165 Rauch (9, 27). 166 Peter (12, 43). 167 Barth (13, 147 148); Bd. 296, BB 11_D_2, S. 159 ff. 171 Barth (13, 147). 168 Bd. 59, BB 02 Haas_21, S. 78 ff. 172 Bd. 57, BB 02_33, S. 2 ff., 169 f. 169 Bender (10, 28). 173 Bd. 11, S. 229. 170 Wirsching (15, 13). 174 Peter (12, 43); Grigg (13, 61). Seite 144 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

dass in Österreich jede Zeitungsmeldung genüge, die Bank nachhaltig da, die entsprechenden Stan- um ein staatliches Verfahren in Gang zu setzen.175 dards umzusetzen.“179

Die Frage nach dieser Prüfungstätigkeit wurde Entgegen dieser Aussage Faltlhausers vor dem von Rothschild im Rahmen verschiedener Exper- Untersuchungsausschuss konnten aber tatsächli- tengespräche an den Vorstand der HGAA heran- che Maßnahmen des Verwaltungsrates, die einer getragen. Von diesem erhielt man die Auskunft, Kontrolle entsprochen hätten, nicht festgestellt die Schlussbesprechung sei unkritisch verlaufen, werden. Belastend an dieser Stelle ist aber die Tat- es ergebe sich kein weiterer Handlungsbedarf.176 sache, dass der Bedarf an Veränderung, wie z. B. das Risikocontrolling, im Verwaltungsrat durch 2.1.1.3. Wann und durch wen erlangten die Mitglie- den OeNB-Bericht durchaus erkannt wurde. der des Verwaltungsrats der BayernLB von den „monatelangen Untersuchungen der Oes- Keines der Verwaltungsratsmitglieder hat aus- terreichischen Nationalbank“ Kenntnis, die weislich des Protokolls die äußerst knappen Aus- zum Prüfbericht vom 25.05.2007 führten, der führungen von Schmidt kritisch hinterfragt. Der „reihenweise Rügen“ enthielt und „neun we- OeNB-Bericht befasste sich mit Vorgängen aus sentliche Gesetzesverletzungen und besonders der Vergangenheit. schwere Mängel bei der Risikokontrolle“ auf- führte (SZ, 15.12.09)? Außerdem war anzunehmen, dass die Untersu- chungen der OeNB nicht deckungsgleich mit den Zur Kenntnis von der Prüfungstätigkeit an sich sei Untersuchungen im Zusammenhang mit den DD auf die Ausführungen zu den Fragen unter Ziff. sein konnten. Herr Wirsching von Ernst & Young 2.1.1. und 2.1.1.1 verwiesen. sagt in seiner Vernehmung vor dem Untersu- chungsausschuss hierzu: Mit Schreiben vom 21.06.2007 übermittelte der Vorstandsvorsitzende der HGAA, Dr. Berlin, „Es ist wahrscheinlich, mit relativ großer Wahr- den Entwurf des abschließenden OeNB-Berichts scheinlichkeit so, dass das eine andere Stichprobe mitsamt Stellungnahme der HGAA an die Bay- war.“ 180 ernLB.177 Das Finanzministerium erhielt den ab- schließenden OeNB-Bericht mit Schreiben der Allein die Gegenüberstellung einiger Kernaussa- BayernLB vom 17.07.2007.178 gen und der Hinweis des Vorstandes, es gäbe kei- ne neuen Erkenntnisse, durfte den Verwaltungsrat Darüber hinaus war die OeNB-Prüfung bei der nicht von Nachfragen abhalten. HGAA Gegenstand der Verwaltungsratssitzung am 28.06.2007. Als vorbereitende Unterlage wur- Auch die Tatsache, dass Faltlhauser sich den Be- de eine Übersicht erstellt, anhand derer die Prü- richt erst in Vorbereitung auf den Untersuchungs- fungsergebnisse der OeNB mit den Ergebnissen ausschuss ansah, ist unverständlich: der Due-Diligence-Prüfung von Ernst & Young „ – habe das Original dieses Berichts erst im verglichen wurden. Nach Aussage des Zeugen Zusammenhang mit meiner Materialsammlung Prof. Dr. Faltlhauser berichtete Werner Schmidt für die Staatsanwältin, für diesen Ausschuss in dieser Verwaltungsratssitzung ausführlich über usw. zu Gesicht bekommen und habe mir den den Bericht der Österreichischen Nationalbank. angeschaut.“181 „Wir hatten diese Gegenüberstellung, und wir Die weitergehende Vorlage von Ernst & Young haben auf dieser Basis – das weiß ich noch – im- belege in diesem Zusammenhang, dass die Er- mer noch gesagt, das ist der Anstoß tatsächlich, kenntnisse aus der Due Diligence weitgehend diese HGAA strengstens zu führen, immer wieder deckungsgleich mit den Erkenntnissen des Prüf- strengstens zu führen nach den Kriterien, wie sie berichts der OeNB waren.182 in der Landesbank mittlerweile entwickelt wur- den. Ich habe das auch angedeutet, dass es ein Siehe hierzu oben, Aussage Wirsching. Thema seit dem Jahr 2002 war. Welche Einzel- Diese Aussage wurde auch von den Zeugen Georg punkte da aufzugreifen waren, habe ich nun weiß 183 Gott nicht mehr nachverfolgt, und zu sagen, das Schmid und Dr. Naser bestätigt. Ausweislich muss gemacht werden und das muss gemacht des Protokolls der Verwaltungsratssitzung wies werden. Aber generell war die Aufforderung an der Vorstandsvorsitzende Werner Schmidt außer-

175 Grigg (13, 61). 179 Faltlhauser (14/212). 176 Bender (10, 29 f.). 180 Wirsching (15/13). 177 Bd. 11, S. 366 und Bd. 57, BB 02_44, S. 119 ff.; Bd. 271, BB 01_10, 181 Faltlhauser (14/100). S. 48 ff. 182 Faltlhauser (14, 48). 178 Bd. 150, S. 63. 183 Schmid (20, 124); Naser (15, 124 f.). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 145

dem darauf hin, dass erforderliche Maßnahmen 2006 eingestellt worden.190 Im Übrigen sei der im Rahmen des Integrationsprozesses überwacht Bericht nach den Angaben des Zeugen Peter zum würden.184 Anlass genommen worden, die dortigen Feststel- lungen penibel abzuarbeiten und die Abarbeitung Aufgrund von Presseberichten hat sich die Staats- durch die interne Revision zu verfolgen.191 Die kanzlei im Juni 2007 mit diesem Thema befasst. interne Revision der HGGA ihrerseits berichtete Es wurden hierzu Informationen aus dem Finanz- an die Revision der BayernLB.192 ministerium angefordert, die in Form eines Ver- merks an den Ministerpräsidenten Dr. Stoiber Die Untersuchungen von PWC im Jahre 2009 weitergegeben wurden. Aufgrund von Pressebe- ergaben dann einen zusätzlichen Wertberichti- richten hat sich die Staatskanzlei im Juni 2007 gungsbedarf von über einer Milliarde Euro. So- mit diesem Thema befasst. Es wurden hierzu In- mit ist erkennbar, dass die vom Verwaltungsrat formationen aus dem Finanzministerium angefor- in den Vernehmungen geschilderten Aktivitäten dert, die in Form eines Vermerks an den Minister- der BayernLB zur Behebung der identifizierten präsidenten Dr. Stoiber weitergegeben wurden.185 Probleme, bei Weitem nicht ausreichten. Der Verwaltungsrat wurde später ebenso wie der 2.1.1.4. Enthielt der Bericht Angaben zu dem aus Sicht Vorstand überrascht. Das spricht nicht für die der Bankenaufsicht erforderlichen Wertbe- erwähnte „penible Abarbeitung“ (Zeuge Peter) richtigungsbedarf im Kredit- und Wertpapier- erkannter Defizite. portfolio, ggf. in welcher Höhe? Wurde dem Verwaltungsrat der Bericht vorgelegt? 2.1.1.5. Trifft es zu, dass der frühere Staatsminister Prof. Dr. Faltlhauser die Inhalte des Prüfbe- In dem Bericht der OeNB wurde ein Wertberich- richts als „ganz alte Klamotten“ bezeichnete tigungsbedarf beim Kreditportfolio in Höhe von (SZ, 17.07. 2007) und war ihm dabei bekannt, rund 83 Mio. € festgestellt.186 Dieser lag unter dass lt. Auskunft der BayernLB die Feststel- dem von Rothschild und Ernst & Young festge- lungen der Oesterreichischen Nationalbank in stellten Wertberichtigungsbedarf.187 Der OeNB- weiten Teilen deckungsgleich mit den Feststel- Bericht wurde dem Verwaltungsrat nicht vorge- lungen aus dem Prüfungsprozess über Stärken legt. Der Verwaltungsrat fragte allerdings auch und Schwächen des Objekts (Due Diligence) nicht nach dem Bericht. Er erhielt lediglich eine waren, wie Staatsminister Fahrenschon der von Ernst & Young gefertigte Gegenüberstellung SPD-Abgeordneten Inge Aures auf Frage am von Ergebnissen, welche die OeNB und Ernst 25.11.2009 mitteilte? & Young im Rahmen ihrer Prüfungen gefunden hatten. Dazu fand eine Verwaltungsratsitzung am Prof. Dr. Faltlhauser hat die zitierte Aussage tat- 28.06.2007 statt. sächlich getätigt, distanzierte sich allerdings von dieser Wortwahl bei seiner Aussage im Untersu- Die Prüfung der OeNB erfolgte in zwei Phasen. chungsausschuss.193 Jedoch wiederholte er die Die erste dauerte vom 18.09.2006–18.01.2007, Feststellung, dass die meisten der im Bericht auf- die zweite Phase begann am 26.03.2007. Der geführten Sachverhalte aus den Jahren 2004 und OeNB-Bericht wurde am 04.06.2007 der HGAA 2005 stammten. Eine Bilanzmanipulation aus dem zugeleitet. Die BayernLB erhielt den Bericht im Jahr 2004 könne im Jahr 2007 aber tatsächlich als Juni. In diesem Zeitraum wurde von der OeNB „ganz alte Klamotte“ bezeichnet werden.194 aus Sicht der externen Berater nichts festgestellt, was nicht auch in der Due Diligence der Bay- Die Feststellungen der OeNB waren nicht voll- ernLB festgestellt worden wäre.188 Der Zeuge ständig deckungsgleich mit den abschließenden Wirsching hat 189 allerdings festgestellt, dass Feststellungen des Due-Diligence-Berichts. Sie den Berichten von Ernst & Young und OeNB mit blieben sowohl hinter denen des vorläufigen „relativ großer Wahrscheinlichkeit“ eine jeweils als auch denen des finalen Berichts zurück. Die andere Stichprobe zugrunde liegt. Nachdem sich Feststellungen beruhten wahrscheinlich auf un- der Verwaltungsrat aber auf die Aussagen des terschiedlichen Stichproben (siehe 2.1.1.4.) und Vorstandes verließ, konnte das nicht festgestellt waren daher nicht vergleichbar. werden. Allerdings beziehen sich diese Aussagen immer Der Zeuge Dr. Grigg berichtete, die Wertberich- nur auf konkrete materielle Angabe beider Be- tigungsvorschläge der OeNB seien in die Bilanz richte. Zu wenig Augenmerk wird auf Feststel-

184 Bd. 11, S. 263, (VR 28.06.2007). 185 Jungk (23, 4). 190 Grigg (13, 62). 186 Barth (13, 149). 191 Peter (12, 55). 187 Grigg (13, 63). 192 Peter (12, 55). 188 Raffel (10, 156). 193 Faltlhauser (14, 61). 189 Wirsching (15/13). 194 Faltlhauser (14, 61). Seite 146 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

lungen gerichtet, die qualitative Mängel anzeigen Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser bezeichnete im und die damit nicht ad hoc quantifizierbar sind, Untersuchungsausschuss seine damaligen Aussa- für die Zukunft aber erkennbar Risikopotenzial gen als die politische Einschätzung eines aktiven enthalten – wie sich in der Folge ja eindrucksvoll Politikers.196 Den Bericht der OeNB habe er erst herausgestellt hat: in seiner Vorbereitung auf die staatsanwaltschaft- liche Vernehmung zu Gesicht bekommen.197 – „Bei einigen Eigenmittelbestandteilen gab es zwischen den Prüfern und der HGAA unter- Die Frage, ob man den Prüfbericht rückblickend schiedliche Auffassungen (z. B. Vorzugsaktien ernster hätte nehmen müssen, beantwortet Prof. 2004) Dr. Faltlhauser198 im Untersuchungsausschuss – Hauptaufgabe des neuen Vorstandes wird die einfach mit einem „Ja.“ weitere Stärkung der Gruppe mit Kernkapital sein. 2.1.2. Wussten die Organe der BayernLB und/oder die Staatsregierung, dass ein substanzieller Teil – Problematik der Vorzugsaktiengeschichte der der Finanzgeschäfte der HGAA, insbesondere Hypo Leasing Holding, die fälschlicherweise Leasinggeschäfte in Nicht-EU-Ländern, au- als Eigenkapital ausgewiesen wurden. ßerhalb der Prüfung und Aufsicht der öster- – Gravierende Mängel innerhalb der Kreditpro- reichischen Aufsichtsbehörden liefen? Wenn zesse ja, ab wann hatten sie ggf. Kenntnis? – Mängel der Datenqualität im Kreditbereich Die Mitglieder der Staatsregierung, die Verwal- – Gesetzliche Verstöße im Zusammenhang mit tungsräte waren, hatten Kenntnis darüber, dass aufsichtsrechtlichen Meldepflichten die HGAA auch in nicht EU-Ländern Tätigkeit entfaltete. Sie erzielte mehr als 75 % der Gewin- – Ein systematischer Risikotransfer zwecks Ver- ne in Nicht-EU-Ländern. Der Staatsregierung war meidung von Wertberichtigungen war nicht er- zumindest bekannt, dass die HGAA erhebliche sichtlich Geschäftstätigkeit in Kroatien entfaltete und dort – Verschlechterung der Qualität des Kreditport- der Kontrolle der Kroatischen Nationalbank un- folios terlag. Ministerpräsident Dr. Stoiber erhielt mit der Verweigerung der Genehmigung der Über- – Auch bei einem vollständigen Verkauf der Con- nahme der Aktienmehrheit der kroatischen Bank- sultants-Gruppe ist die Risikosituation wegen töchter durch die Kroatische Nationalbank davon der verbleibenden Kredite noch immer von Re- Kenntnis. Ob Dr. Stoiber über die Art der dort levanz. getätigten Geschäfte Kenntnis hatte, konnte nicht – Eine wesentliche Reduzierung des Kreditobli- festgestellt werden. gos der Gruppe konnte durch den Verkauf nicht erreicht werden. Vorstand und Verwaltungsrat war bekannt, dass die HGAA in Nicht-EU-Ländern geschäftstätig – Beanstandungen zur Systematik der Geldwä- war und insoweit nicht der Prüfung und der öster- schebearbeitung195 reichischen Aufsicht unterlag. Zum Hintergrund ist festzuhalten, dass die Bankenaufsicht bis Ende 2.1.1.6. Hatte der frühere Staatsminister Prof. Dr. 2010 national organisiert war, sodass sich formal Faltlhauser, stellvertretender Vorsitzender des jede Tochtergesellschaft außerhalb Österreichs Verwaltungsrats der BayernLB, den Prüfbe- außerhalb der Prüfung und Aufsicht österreichi- richt der Oesterreichischen Nationalbank über scher Aufsichtsbehörden betätigte. die HGAA gelesen, als er Medienberichten zu- folge (SZ, 17.07.2007) am 3. Juli 2007 im Haus- Allerdings findet sich im Prüfungsbericht der haltsausschuss des Landtags laut Protokoll OeNB, der dem Finanzministerium mit Schreiben sinngemäß folgende Aussage machte: „Falls der BayernLB am 17.07.2007 übermittelt wurde, die Abgeordneten in der Zeitung lesen sollten, hinsichtlich der Prüfung des Bereichs „Leasing“ dass die Oesterreichische Nationalbank ir- folgender Hinweis: „Tz. 239: Zusammenfassend gendwelche Ermahnungen habe verlautbaren kann das Beteiligungsmanagement und Reporting lassen, dann müsse dies niemanden beunruhi- der Leasinggruppe als gut strukturiert und in Hin- gen. In derartigen Aktionen zeige sich die Wie- blick auf seine Risikoorientierung als angemessen ner ,Revanche‘ für den Kauf der Hypo Alpe beurteilt werden.“199 Adria durch die BayernLB, da sich die Wiener Banken das Kärntner Bankhaus selbst aneig- nen hätten wollen.“? 196 Faltlhauser (14, 61). 197 Faltlhauser (14, 100). 198 Faltlhauser (14/100). 195 Bd. 24, Verwaltungsratspräsentation 26.06.2007. 199 Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 147

2.1.3. Inwieweit waren die Deutsche Bundesbank Derartige Stellungnahmen oder Expertisen wur- und die deutsche Bankenaufsicht in den Er- den nicht abgegeben. werbsvorgang der Beteiligung der BayernLB an der Hypo Group Alpe Adria eingebunden In ihrem Bericht über die „Prüfung der Mindest- bzw. haben hierbei mitgewirkt? anforderungen an das Risikomanagement vom 25.11.2009“ schreibt die BaFin:205 Die Deutsche Bundesbank und die Deutsche Ban- kenaufsicht (BaFin) waren in den Erwerbsvor- „Für den Fall, dass bereits zum Zeitpunkt der gang selbst nicht eingebunden. Es besteht aller- Prüfung eine konzernweite Risikolimitierung dings eine Anzeigepflicht, die von der BayernLB vorgenommen worden wäre, hätten die Risiko- wahrgenommen wurde.200 steuerungs- und Risikocontrollingprozesse zur Identifikation, Beurteilung, Steuerung und Über- Weder die Deutsche Bundesbank noch die BaFin wachung der Adressausfallrisiken der HGAA auf hatten rechtlich die Möglichkeit, die Entschei- Konzernebene weit intensiver ausgestaltet sein dung der Landesbank zu überprüfen. Sie haben müssen. Die ausschließliche Risikolimitierung es dementsprechend nicht getan. 201 Die Vertreter der Adressausfallrisiken auf Einzelinstitutsebene von Bundesbank und BaFin waren zu den Verwal- und die insoweit mangelnde Steuerung und Über- tungsratssitzungen vom 20.03. und 20.04.2007 wachung dieser Risiken auf Konzernebene hat da- eingeladen.202 Sie nahmen an diesen Sitzungen her letztlich nicht unwesentlich zu der verspäteten aber nicht teil. Der Umstand, dass Gegenstand Identifikation der Adressausfallrisiken der HGAA der Beratungen an diesen Sitzungen der Erwerb und den in diesem Zusammenhang aufgetretenen einer Bankbeteiligung seien würde, war aus der erheblichen Verlusten in Höhe von bis dato ca. Tagesordnung nicht zu entnehmen. Bundesbank 3,7 Mrd. EUR beigetragen. und BaFin erhielten jedoch nachträglich die Sit- zungsprotokolle. Die Risikosteuerungs- und Risikocontrollingpro- zesse zur Identifikation, Beurteilung, Steuerung Die Tatsache, dass es prinzipiell nicht Aufgabe und Überwachung der Adressausfallrisiken auf von Bundesbank und BaFin ist, die kaufmänni- Konzernebene genügten insoweit nicht den Anfor- sche Entscheidung der BayernLB zu beurteilen, derungen gemäß §§ 25a Abs. 1 S. 1 i. V. m. S. 3 hat der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser203 im Unter- Nr. 1b KWG i. V. m. 25a Abs. 1a S. 1 KWG. Im suchungsausschuss als „erstaunlich“ bezeichnet. Hinblick darauf ist die mittelschwere Feststellung zur fehlenden konzernweiten Risikolimitierung Bemerkenswert erscheint, dass Faltlhauser eine besonders hervorzuheben und auch im Lichte der Kontrollfunktion von Bundesbank und BaFin er- Entwicklungen um die HGAA im Nachhinein als kennt, wo die Aufsicht des Verwaltungsrates voll- gewichtig einzustufen.“(Seite 7 des BaFin-Be- umfänglich versagt hat.204 richtes)

Prof. Dr. Faltlhausers Fehleinschätzung zur Auf- Weiter heißt es zusammenfassend: gabe der Aufsicht resultiert wohl aus dem Glau- ben, dass BaFin und Bundesbank dort einschrei- „Die Vielzahl der gewichteten und mittelschwe- ten, wo Verwaltungsräte den wirtschaftlichen Un- ren Mängel verdeutlichen, dass die eingerichteten sinn einer Vorstandschaft begleiten. Prozesse zur Steuerung und Überwachung von Adressausfallrisiken insgesamt kein angemes- 2.1.3.1. Haben die Deutsche Bundesbank und die Bun- senes und wirksames Risikomanagement dieser desanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Risiken auf Gesamtbank- und Konzernebene ent- (BaFin) im Vorfeld und/oder im Nachgang des sprechend den Anforderungen gemäß §§ 25 a usw. Erwerbs der Beteiligung der BayernLB an der gewährleisten.“ (Seite 11) HGAA Stellungnahmen und/oder fachliche Expertisen dazu abgegeben bzw. diesen The- In der Folge enthält der Bericht eine Vielzahl an menkomplex betreffende Unterlagen dem Vor- Feststellungen, die zeigen, dass die von Verwal- stand und/oder Verwaltungsrat der BayernLB tungsrat und Vorstand der BayernLB permanent in schriftlicher und/oder mündlicher Form zur und selbstbewusst diskutierten, geplanten Ände- Verfügung gestellt? rungen bei der HGAA, die im Rahmen der DD als notwendig erkannt worden sind und nach dem Muster der BayernLB angepasst werden sollten, keineswegs der branchenüblichen Risikoerken- 200 Bender (10, 31); Happel (13, 122). nung und -identifizierung entsprachen. Vielmehr 201 Happel (13, 125). offenbart der Bericht eklatante Defizite im Risiko- 202 Leeb-Schwarz (11, 7). 203 Faltlhauser (14/104). 204 Faltlhauser (14/104). 205 Bd. 244. Seite 148 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

management der BayernLB, was Erlebnisse und Kopien dieses Schreibens gingen an den Vorsit- Ergebnisse neben dem Fall HGAA erklärt (Kirch, zenden des Verwaltungsrates, das Finanzministe- Formel-1-Rechte, Singapur, Fairchild, Walther- rium, das Innenministerium und die Bundesbank. Bau, Rijecka-Banka, ABS, usw.). Die „Mannschaft auf der Brücke des Tankers“ Der Bericht offenbart, dass der Verwaltungsrat BayernLB besteht eindeutig aus Vorstand und über Jahre nicht fähig oder willens war, branchen- Verwaltungsrat. Damit haben beide Organe nach übliche Standards einzufordern. Eine besondere Wertung der BaFin die Möglichkeit moderner Na- Note erfährt der geprüfte Sachverhalt durch den vigation nicht genutzt und die Probleme somit gar anschließenden Schriftverkehr. So schreiben die nicht erkannt. Ausdrücklich nimmt die BaFin im- Vorstände Häusler und Kramer am 31.05.2010 an mer wieder Bezug auf die HGAA und die herben Herrn Happel, BaFin: Verluste durch diese Beteiligung.

„Um eine Methapher zu benutzen: Der Bremsweg Die Prüfung der BaFin brachte zutage, dass die des Tankers, hier des klassischen Kreditgeschäf- Risikosteuerungs- und Risikocontrollingprozesse tes, ist zu lang, um auch mit den besten Früher- in der HGAA nicht greifen konnten, weil sie aus kennungs- und Frühwarnsystemen den Aufprall den nicht funktionierenden Systemen der Bayern- auf ein Hindernis innerhalb dieser kurzen Frist zu LB implantiert werden sollten. vermeiden.“ Diese Aussagen machen deutlich, dass das Versa- Das Antwortschreiben vom 15.06.2010 ermög- gen bei der HGAA ursächlich aus ungenügenden licht tiefe Einblicke in die Situation bei BayernLB Systemen der BayernLB entsprang. Somit wird und HGAA: klar, dass die Verluste aus diversen Engagements der Vergangenheit (HGAA, Kirch, Formel 1, ABS, „Die Risikosteuerungs- und Risikocontrolling- usw.) nicht der von allen Verwaltungsräten be- prozesse hätten weitaus intensiver ausgestaltet schworenen Wirtschafts- oder Finanzkrise ent- werden müssen, wenn bereits zum Zeitpunkt der sprangen, sondern der Tatsache gezollt sind, sich Prüfung eine Limitierung der Adressenausfallri- unpassender, dem Geschäftsvolumen und -geba- siken auf Gruppenebene vorgenommen worden ren, nicht angemessener Steuerungs- und Cont- wäre. rollingmechanismen zu bedienen.

Dies war jedoch nicht der Fall. Daher hat die Diese Aussagen stellen die Tätigkeit der verant- mangelnde Steuerung und Überwachung dieser wortlichen Verwaltungsräte und Vorstände, aber Risiken auf Konzernebene letztlich nicht unwe- auch der zugehörigen Apparate (Ministerien, sentlich zu einer verspäteten Identifikation der Bayerischer Sparkassenverband, Stabsabteilun- Adressausfallrisiken der HGAA beigetragen; gen, Beratungsfirmen, usw.) infrage. diese Adressausfallrisiken führten im Ergebnis zu Verlusten in Höhe von ca. 3,7 Mrd. EUR….. 2.1.4. Welche Kenntnis zu Unternehmensbewertung, Eine funktionierende Risikosteuerung auf Kon- Risikolage, Risikovorsorgebedarf, ggf. stillen zernebene hätte zumindest die Voraussetzungen Lasten bei Wertpapieren, Wertansätzen des dafür geschaffen, die Risiken so früh wie möglich Immobilienvermögens usw. hatten die Ver- zu identifizieren; ….In diesem Zusammenhang treter des Freistaats im Verwaltungsrat der möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass BayernLB am 23.04.2007, als sie einem Beteili- nach meinen Unterlagen die Geschäftsstrategie gungserwerb an der HGAA zustimmten? der HGAA noch bis weit in das Jahr 2008 auf eine Ausweitung des Kreditgeschäfts ausgerichtet Dem Verwaltungsrat der BayernLB wurden in war…..Ich möchte daher das zur Illustration Ih- den Sitzungen am 20.03.2007 und am 20.04.2007 res Standpunktes angeführte Bild eines Tankers, zwei Präsentationen vorgestellt. Nach Angaben dessen Bremsweg zu lang gewesen sei, um auch des Zeugen Ministerialdirektor Weigert, Mit- mit den besten Risikofrüherkennungs- und Risi- glied des Verwaltungsrats, lagen dem Finanzmi- kofrühwarnsystemen den Aufprall auf ein Hin- nisterium schon vor dem 20.03.07 Unterlagen zu dernis innerhalb einer kurzen Frist zu vermeiden, den wirtschaftlichen Gegebenheiten der HGAA aufgreifen: Wenn die Mannschaft auf der Brücke vor.206 Sie waren von der BayernLB gegen Ver- des Tankers gar nicht die Möglichkeiten moder- traulichkeitserklärung übermittelt worden.207 ner Navigationstechnik nutzt, kann sie natürlich den Aufprall auf das Hindernis schon deshalb Auch dem Zeugen Dr. Naser lagen diese Unter- nicht verhindern, weil sie es gar nicht erkennt.“ lagen bereits vor der Sitzung am 20.03.2007 vor. (S. 154)

206 Haumer (22, 3). 207 Weigert (24, 20). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 149

In der Tischvorlage vom 20.03.07 wurden nicht reichendem Maß adäquate Steuerungs- und Buch- nur strategische Rationale sondern auch Schwä- haltungssysteme existieren. Festgehalten wird, chen und Gefahren identifiziert. Die Ausfallhaf- dass ein Bereich von Consulting-Gesellschaften tungsgarantie hätte keine Anwendung mehr gefun- aufgebaut wurde, die unter anderem zur Auslage- den für Fremdkapital, dass nach dem 01.04.2007 rung von Risiken der Bank-Tochtergesellschaften ausgegeben würde, es gebe Nachholbedarf bei dienten. Ein Teil dieser Consulting Firmen (Kro- der gruppenweiten Integration der IT-Systeme, atien und Serbien) wurde verkauft mit einem ein- die SWAP-Verluste würden die Frage nach der maligen Ertrag von ca. 50 Mio. €. Ein Teil des Qualität des Risikomanagements aufwerfen, der Immobilienfinanzierungsvolumens dieser Gesell- wachsende Wettbewerb in Zentralosteuropa wür- schaften sei bei der HGAA geblieben, auf deren de zu einem Druck auf die Margen führen, es gäbe Wunsch. Ein letzter Teil enthält Ausführungen zur ein zum Teil unsicheres politisches Umfeld und Bewertung der HGAA. Daraus ergibt sich, dass anhaltende Gerüchte über Risiken in der Immo- der von ihr vorgelegte Businessplan (IFRS) nicht bilienfinanzierung sowie nicht identifizierbare Ri- risikoadäquat und zu ambitioniert ist. Er wurde siken in den Tochterbanken. Ferner könnten die nach allgemeinen Einschätzungen der Berater Untersuchungen zum Bilanzskandal 2004 weitere angepasst und so zur Grundlage einer Kaufpreis- negative Auswirkungen haben. Die Durchführung ableitung. In diesem Zusammenhang ist festge- einer marktgerechten Due Diligence sei zwingen- halten, in welchem Umfang Abschläge auf Han- de Voraussetzung des Einstiegs der BayernLB delsergebnis, Verwaltungsaufwand, Risikokosten als Mehrheitsaktionär.208 Die Tischvorlage zur vorgenommen wurden. Sitzung vom 20.03.2007 wurde von den Verwal- tungsräten nicht mitgenommen, sondern verblieb 209 Es wird auf einen „zusätzlichen Bedarf an Wertbe- in der BayernLB. richtigungen für spezifische Problemkredite und weitere risikobehaftete Kredite“ hingewiesen, der Dem Verwaltungsrat wurde in der Sitzung vom mit 200 Mio. € angegeben wird. Dazu ist fest- 20.04.07 eine Tischvorlage übergeben, sie ist gehalten: „Der genaue Umfang wird in der Due bezeichnet mit „Projekt Berthold“ Statusbericht 210 Diligence zu bestätigen sein (gemeint ist Due-Di- der BayernLB. Sie besteht aus zwei Teilen. ligence-Phase 2).“ Zum Bereich Treasury wird ein Der erste Teil umfasst 25 Seiten (S. 5–29). Er negativer Barwert von 50 Mio. € ausgewiesen, war Gegenstand einer Powerpointpräsentation in abermals mit dem Hinweis darauf, dass der ge- der Sitzung. Er enthält unter anderem Informati- naue Umfang noch durch die Due Diligence (Pha- onen über die HGAA, darunter eine rudimentäre se 2) zu ermitteln sei. In der zusammenfassenden „Stärke–Schwächen–Analyse“, das „strategische Bewertung ist wiederum festgehalten, dass even- Rational für den Erwerb“ und die wesentlichen tuell notwendige zusätzliche Wertberichtigungen Ergebnisse der Due-Diligence-Phase 1 (S. 16–S. und negative Barwerte im Treasury nicht berück- 19). Zum Kreditportfolio enthält der Text ver- sichtigt sind. Bei der Darstellung eines möglichen schiedene Hinweise darauf, dass teilweise Unter- Kaufpreises wird nochmals auf einen vermuteten lagen zu einer sicheren Beurteilung fehlen. Er hält Wertberichtigungsbedarf von „grob geschätzt“ fest, dass Risikopolitik und Strategie unbefriedi- 200 Mio. € und 50 Mio. € hingewiesen. gend seien. Er weist darauf hin, dass für Engage- ments in der Risikokategorie 4 keine ausreichen- den Sicherheiten vorhanden seien. Er sagt, es sei In dem Anhang, der nicht Gegenstand der Pow- wahrscheinlich, dass zusätzlicher Wertberichti- erpointpräsentation war, werden diese Risikohin- gungsbedarf bestehe. Zum Bereich Treasury wird weise in dem Teil „Ergebnisse Due Diligence“ gesagt, es sei momentan nicht abschätzbar, ob das noch detaillierter dargestellt. Insbesondere wird Gesamtportfolio einen negativen Barwert habe. in verschiedener Hinsicht auf eine unzureichende Im Vergleich zu den eingegangenen Risiken seien Beurteilungsgrundlage hingewiesen, dazu gehör- unzureichend organisierte Prozesse und ein un- te auch die mangelnde Qualität des Datenraums. angemessenes Berichtswesen festzustellen. Eine Zu den Immobilienbeteiligungen der HGAA und Gesamtübersicht über offene Positionen „liege deren Töchter wird festgehalten, dass „die Wert- bisher noch nicht vor.“ Zum Eigenkapital wird haltigkeit des Immobilienportfolios“ auf Grund- festgehalten, dass ein hoher Anteil von Hybridka- lage der Daten nicht beurteilt werden könne. Das pital bzw. alternativem Kernkapital bestehe. Das Kreditgeschäft sei überdurchschnittlich, nämlich habe die Konsequenz für die BayernLB, dass ihre bis zu 55 % bei den Tochterunternehmen in Kro- ACE-Quote deutlich reduziert würde. Zum Lea- atien, Serbien, Montenegro und Bosnien Herze- singbereich wird festgehalten, dass nicht in aus- gowina gewachsen. Es wird nochmals auf weitere notwendige Wertberichtigungen hingewiesen. Die 20 größten Kreditengagements wiesen Klumpen- 208 Naser (15, 114). risiken und erhöhte latente Risiken (Ratingklasse 209 Kamprath (18, 130). 4) auf. In einer Spalte „zusätzliche DD“ sind diese 210 Band 76, BB 100 04 S. 317 ff. insgesamt 24 Themenfelder gekennzeichnet. Die Seite 150 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

aufgezeigten Probleme sollten also in der zweiten Mängel insbesondere zur Einhaltung von § 25a Phase der Due Diligence bereinigt bzw. geklärt Abs. 1a KWG auf Gruppenebene festgestellt“ hat werden.211 (vergleiche hierzu unter 2.1.3.).

Zwischen dem 20.04.2007 und dem 23.04.2007 § 25 a Abs. 1a KWG lautet unter anderem: „Eine standen den Verwaltungsratsmitgliedern des Frei- ordnungsgemäße Geschäftsorganisation muss staats Bayern keine weiteren Unterlagen zur Ver- insbesondere ein angemessenes und wirksames fügung. Risikomanagement umfassen, auf dessen Basis ein Institut die Risikotragfähigkeit laufend sicher- Es ist erstaunlich, dass auf einer derartigen Da- zustellen hat; das Risikomanagement tenbasis überhaupt eine Entscheidung getroffen wurde. Es wird von verschiedenen Verwaltungs- 1. beinhaltet die Festlegung von Strategien, Ver- ratsmitgliedern in den Zeugenaussagen vor der fahren zur Ermittlung und Sicherstellung der Ri- Staatsanwaltschaft und vor dem Untersuchungs- sikotragfähigkeit sowie die Einrichtung interner ausschuss zwar immer wieder der Versuch unter- Kontrollverfahren mit einem internen Kontroll- nommen, die aufschiebende Bedingung „2.DD“ system und einer internen Revision, wobei das als Kontrollmechanismus ins Feld zu führen. Bei interne Kontrollsystem insbesondere Grundlagen wie den zuvor aufgeführten ist es aber fraglich, ob ein derartiges Projekt überhaupt a) aufbau- und ablauforganisatorische Regelun- weiterverfolgt hätte werden sollen. Ein privater gen mit klarer Abgrenzung der Verantwortungs- „Häuslebauer“ mit derart qualitativ minderwer- bereiche und…“ tigen Rahmenbedingungen würde wohl von jeder Bank belächelt, aber nie finanziert. Weiter werden Mängel in den Bereichen Rech- nungswesen und IT, bei der Organisation des Kre- Ein überhöhter Kaufpreis, der Ausschluss von ditgeschäftes und bei der Organisation des Han- Garantien, überteuerter zusätzlicher Kauf von delsgeschäftes aufgelistet. Umso erstaunlicher nicht notwendigen Anteilen (Mitarbeiterstiftung) ist es, dass genau diese Mängel bei der HGAA aus angeblich sozialen Gesichtspunkten und Ka- festgestellt wurden. Es stellt sich die Frage, wie pitalnachschuss in Milliardenhöhe wären jeweils ein Verwaltungsrat leichtfertig davon ausgehen für sich genommen Stopp-Schilder mit automati- kann, dass sein Institut, mit derartigen Mängeln schem Bremsmechanismus gewesen. behaftet, ein mit ebensolchen Mängeln behaftetes Institut steuern kann. Erschwerend kommt hinzu, dass die von den Ver- waltungsräten angeführte aufschiebende Bedin- In dem Schreiben der BaFin heißt es weiter: gung 2. DD nie kontrolliert wurde. Im Zusammen- spiel der aufgeführten desaströsen Erkenntnisse „Ein Duplikat dieses Schreibens erhalten der aus der DD 1 und der nicht erfolgten Kontrolle Vorsitzende des Verwaltungsrates Ihres Institu- der Erkenntnisse aus der DD 2 kann nur festge- tes, Herr Dr. Naser, die für Ihr Institut zuständige stellt werden, dass die von einem Verwaltungsrat Staatsaufsicht im Bayerischen Staatsministerium geforderte aktive Kontrolle nie stattfand. der Finanzen…..“

2.1.5. Haben Vertreter der Deutschen Bundesbank Somit ist geklärt, dass Naser, Faltlhauser und das und/oder der BaFin an Sitzungen des Verwal- Bayerische Finanzministerium von den Beanstan- tungsrats der BayernLB, in welchen die The- dungen wussten. Nach den für den Verwaltungsrat matik „Erwerb der Beteiligung an der HGAA“ geltenden Corporate-Governance-Grundsätzen behandelt wurde, teilgenommen bzw. waren war somit der gesamte Verwaltungsrat von dem bei den Beratungen zugegen? Welche schrift- Sachverhalt zu unterrichten. lichen/und oder mündlichen Stellungnahmen, Empfehlungen, Anregungen etc. haben die Es kann somit davon ausgegangen werden, dass Vertreter der Deutschen Bundesbank und/oder der gesamte Verwaltungsrat das Wissen um die BaFin hierbei ggf. abgegeben? eklatanten Schwächen der BayernLB kannte, dem die nahezu deckungsgleichen Schwächen Es wird auf die Antwort unter Ziff. 2.1.3. verwie- der HGAA gegenüberstellt und mit diesem Wissen sen. dem Vorstand am 23.04.2007 einen Freibrief zum Kauf ohne Garantien einräumte. Bereits am 26.06.2007 (Eingangsstempel Bayern- LB, Vorstand) ging bei der BayernLB ein Schrei- Erschwerend kommt das anschließende Desinte- ben der BaFin ein, das „zum Teil schwerwiegende resse bei der gesetzlich vorgeschriebenen Kont- rolle hinzu (Bd. 20, S. 173 ff.)

211 Schmid (20, 70). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 151

Absolut unverständlich wird dem Betrachter das und dies auch den Auftraggebern kommuniziert blinde Vertrauen vom Verwaltungsrat in den Vor- wurde. stand, wenn man liest, dass besonders die Risi- kosteuerung der Töchter der Bayer LB Probleme Im Untersuchungsausschuss ist der Eindruck ei- bereitete. nes immensen Zeitdruckes vonseiten der Bayern- LB entstanden. 2.1.6. Welche Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer waren beim Kauf der HGAA involviert? Wer Dies bestätigte der Zeuge Hink insoweit, als er hat die Unternehmensbewertungen zur Vorbe- ausführte, die Due Diligence sei mit großem Auf- reitung der Kaufentscheidung vorgenommen? wand von der Bayerischen Landesbank wahrge- nommen worden.217 Als österreichische Anwaltskanzlei wurden die Rechtsanwälte Dorda Brugger Jordis in Wien be- Wobei an dieser Stelle ergänzt werden muss, dass auftragt. Von ihr wurde die Legal Due Diligence diese Aussage sich an dieser Stelle auf die Quan- durchgeführt und der Entwurf eines Kaufvertra- tität (über 50 Mitarbeiter) und nicht die Qualität ges gefertigt. Sie hat sich ferner mit dem Entwurf bezieht. der Anwälte der Verkäuferseite, Kirkland & Ellis, auseinandergesetzt und die Kaufvertragsvertrags- Zur Vergütung der Berater sei festgehalten, dass verhandlungen am 14.05.2007 geführt.212 Als die Rothschild neben einem Auslagenersatz An- Transaktion begleitende Investmentbank wurde spruch auf ein Erfolgshonorar in Höhe von 8 Mio. Rothschild eingeschaltet213, die auch koordinie- € hatte. Dies war dann verdient, wenn die Trans- rende Funktion übernommen hat. Mit der Durch- aktion zu einem erfolgreichen Abschluss kam, die führung der wirtschaftlichen finanziellen214 und BayernLB den angestrebten Aktienerwerb also steuerlichen Due-Diligence-Prüfung wurde Ernst realisiert hatte. Die Vereinbarung eines Erfolgs- & Young beauftragt, die auch als Wirtschaftsprü- honorars für die Tätigkeit eines Investmentban- fer bei der Transaktion beratend tätig war. Alle kers ist branchenüblich. So haben es alle befrag- drei beauftragten Berater waren für die BayernLB ten Zeugen bestätigt.218 Die als Zeugen befragten im BAWAG-Bieterprozess tätig gewesen. Auf- Mitarbeiter von Rothschild sagten dazu, dass die grund der damals gemachten positiven Erfahrun- Vereinbarung eines Erfolgshonorars nicht die gen wurden sie erneut hinzugezogen. 215 Qualität ihrer Beratung beeinflussen würde.

Der Zeuge Wirsching war in seiner Aussage der Diese Aussage geht an der Realität vorbei. Wa- Auffassung, dass mit angemessenem Personal ge- rum sollte sonst überhaupt eine erfolgsabhängige arbeitet worden sei.216 Vergütung vereinbart werden? Nur so lässt sich erklären, dass auch die Berater von Rothschild Zeuge Florian Wirsching (Ernst & Young): In ei- kritische Anmerkungen eher zurückhielten: ner Exklusivitätslage ist der zeitliche Rahmen im- mer sehr, sehr begrenzt – ja. In diesem Fall kam Zeuge Oliver Bender (Rothschild GmbH, Frank- noch hinzu, dass wir ja letztendlich nur 15 Tage furt): Das ist sicherlich so richtig, weil auch die im Datenraum hatten. Und wir haben ja in unse- Vorstellung des Vorstandes, meinen Beschluss- rem Due-Diligence-Bericht auch dargelegt, dass antrag zu ergänzen, sich natürlich erst relativ das sehr, sehr knapp war und dass wir beispiels- kurzfristig entwickelt hat. Insofern bin ich bei der weise teilweise Fragen nicht mehr beantwortet Veranstaltung am 20.04. lange davon ausgegan- bekommen haben, die wir gestellt haben, und dass gen, dass es sich um einen Statusbericht an den die Situation im Datenraum teilweise dadurch Verwaltungsrat handelt zum gegenwärtigen Stand geprägt war, dass wir keine detaillierte Kontrol- der Ermittlungen Bender.219 le über den Inhalt des Datenraums mehr hatten. Das haben wir aber in unserem Due-Diligence- Zeuge Oliver Bender (Rothschild GmbH, Frank- Bericht auch entsprechend geschrieben. (P 15/6) furt): Na ja, es ist so, dass mit den finalen Verhand- lungen – aus meiner Sicht wahrnehmbaren finalen Damit ist klargestellt, dass ein Zeuge, der sich Verhandlungen –, am 15. Mai war das, glaube weiterer Aufträge nicht berauben will, eine in- ich –, natürlich zum ersten Mal diese Komponen- direkte Aussage trifft. Nichtsdestotrotz wird aus ten auch zusammengefügt worden sind. Es waren den Worten des Zeugen klar, dass ein immenser ja bisher immer parallele Stränge, insofern, dass Zeitdruck herrschte, deshalb Fragen offenblieben man sich über Due Diligence und die Ergebnisse der Due Diligence Gedanken gemacht hat, dass 212 Brodey (15, 80). 213 Bender (10, 27); Turkowski (7, 15). 214 Bender (10/37); Barth (13/169). 217 Hink (16, 74 f.). 215 Schlosser (9, 14). 218 Schlosser (9, 15). 216 Wirsching (15, 20). 219 Bender (10/62). Seite 152 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

man sich über Wert oder über Preisfindung Ge- berichten […].“225 In der Umsetzung dieser Er- danken gemacht hat und sich irgendwo Gedanken mächtigung hat der Vorstand den Auftragnehmern gemacht hat über mögliche Absicherungen von keine einschränkenden Weisungen gegeben. Der Risiken, und am 15. Mai zum ersten Mal dann Auftrag lautete auf Durchführung einer branchen- diese Stränge insofern zusammengefügt wurden, üblichen wirtschaftlichen, fiskalischen und recht- dass man sagt: Na ja, das ist jetzt nicht der Kauf- lichen Due Diligence.226 Auch die Tochterunter- preis, den wir uns erhofft haben, und wir haben nehmen standen im Fokus der Analyse, allerdings es auch nicht geschafft, wesentliche Gewährleis- nicht durch eine Prüfung vor Ort.227 tungsansprüche durchzuholen oder auch – ich bin kein Jurist, aber sehr wenige – und in der Due Der Auftragnehmer Rothschild übernahm die Diligence ist sicherlich die eine oder andere Fra- koordinierende Funktion. Es herrschte nicht der ge auch noch offengeblieben: Passt das denn jetzt Eindruck, dass man vonseiten der BayernLB kein noch alles zusammen? Gibt es dem Ganzen ein Interesse an einer sorgfältigen und intensiven Due anderes Licht?“ Diligence habe.228

Bender weiter: Der Auftrag an die Rechtsanwaltskanzlei Dor- da, Brugger, Jordis lautete auf Durchführung der „Und das war natürlich auch so ein bisschen die rechtlichen Due Diligence. Dabei sollte im Rah- Enttäuschung des Projektteams, weil man ge- men der beiden Phasen der Due Diligence das dacht hatte, man könnte den Vorstand dort noch Datenmaterial gesichtet werden und die wesent- mal mit guten Argumenten wappnen und in den lichen Erkenntnisse aus der Prüfungstätigkeit be- Verhandlungen dann auch den entsprechenden kannt gegeben werden.229 Durchbruch erzielen.“220 Teil der Due-Diligence-Prüfung war auch die Immer wieder kommt in den Aussagen der Be- Funktionsfähigkeit der Revision bei der HG- rater Enttäuschung auf. Die Frage ist, warum AA.230 Dort wurden von den an der Due Dili- sie schweigen, wenn nicht wegen des Auftrages gence beteiligten Mitarbeitern der BayernLB sprich Geldes! keine Einschränkungen in der Funktionsfähigkeit festgestellt.231 Diese wurde sogar als üblich beur- Eine einseitige, nur auf den Erfolg abstellende Be- teilt.232 Es wurden allerdings Mängel im Bereich ratung würde der Reputation der Investmentbank des Kreditrisikomanagements, der Sicherheiten- schaden.221 Im BAWAG-Prozess gab es eine iden- verwaltung, Sicherheitenbearbeitung und der Do- tische Vereinbarung, die dazu führte, dass Roth- kumentation festgestellt.233 schild dort die erfolgsabhängige Vergütung nicht erhielt.222 Die Vereinbarung eines Erfolgshono- Es konnte nicht festgestellt werden, dass den rars war dem Verwaltungsrat nicht bekannt.223 Auftragnehmern Einschränkungen ihres Auftrags erteilt wurden.234 Zur Durchführung der Due Di- Die Due Diligence wurde von den Mitarbeitern ligence bei den kroatischen Tochtergesellschaften der BayernLB und den beauftragten Beratern zur wird auf die Frage 2.7.9. verwiesen. Wahrung der Vertraulichkeit unter der Legende vorgenommen, man prüfe die Möglichkeit der 2.1.8. Waren Vorstand und Verwaltungsrat bei der Finanzierung eines Kredits für Berlin & Co und Absichtserklärung (Entwurf des Letter of In- nicht den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung.224 tent vom 13.03.2007, laut Linner-Bericht, Ver- sion 27. Mai 2009) und der Due-Diligence-Prü- 2.1.7. Wie lautete der Auftrag des Vorstands bzw. fung involviert? Wenn ja, in welcher Weise? Verwaltungsrats für die Due-Diligence-Phase 1 und 2? Gab es im Rahmen der Due Diligence In der Verwaltungsratssitzung am 20.03.2007 er- während der Phasen 1 und 2 Einschränkungen mächtigte der Verwaltungsrat den Vorstand „zum des Auftraggebers? Abschluss eines Letter of Intent als Voraussetzung für eine Exklusivitätsvereinbarung.“ Der Entwurf Der Verwaltungsrat hat in seiner Sitzung zum 20.03.2007 den Vorstand zu einer umfassenden 225 Band 11, S. 56. Due Diligence ermächtigt. Der Verwaltungsrat 226 Barth (13, 132); siehe auch Vertrag BayernLB mit Ernst & Young, beauftragte den Vorstand zusätzlich, „nach Ab- Bd. 195. schluss der Due Diligence über die Ergebnisse zu 227 Barth (13, 147 f.). 228 Bender (10, 82). 229 Brodey (16, 81) 220 Bender (10/49 f.). 230 Rauch (9, 28). 221 Bender (10, 57). 231 Rauch (9, 28 27 f.); Bd. 59 BB 03 2, S. 1 ff. 222 Raffel (10, 153). 232 Rauch (9, 58). 223 Naser (15, 273). 233 Rauch (9, 31); Bd. 59 BB 03 2, S. 1 ff. 224 Meid (9, 115); Peter (12, 52 f.); Grigg (13, 100); Brodey (16, 92). 234 Rauch (9, 62). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 153

des Letter of Intent wurde dem Verwaltungsrat stand sei der Lenkungsausschuss gewesen, schon nicht vorgelegt.235 Der Entwurf dieses Letter of insoweit Sinn machen, als damit jeder sogenannte Intent wurde auf der Arbeitsebene zwischen der Referent seinen jeweiligen Spezialbereich bei dem BayernLB und Rothschild vorbereitet und an- Kaufobjekt überprüfen und sichten konnte. schließend von Werner Schmidt kommentiert.236 Der Letter of Intent wurde den Vertragspartnern 2.1.9. Haben die Wirtschaftsprüfer der Landesbank allerdings nur als Entwurf, nicht ordnungsgemäß als ihrem Auftraggeber Empfehlungen zur Ak- unterzeichnet, übermittelt. quisition der HGAA nach der Phase 1 und/oder Phase 2 der Due Diligence gegeben? Wenn ja, Dieser Sachverhalt ist erstaunlich, wenn man be- welche Empfehlungen? denkt, in welch ausgefeilten administrativ-orga- nisatorischen Vorgehensweisen sich Banken im Sämtliche vom Ausschuss vernommenen Mitar- Normalfall üben. Entweder es ging ein ordentlich beiter der Firmen Rothschild und Ernst & Young unterzeichnetes Schreiben, das in Unterlagen zu legten Wert darauf, zu betonen, dass diese Firmen finden ist, die dem Untersuchungsausschuss nicht ihren Kunden, auch der BayernLB, keine konkre- vorgelegen haben, an Berlin & Co oder der Vor- te Empfehlung geben, einen Kauf abzuschließen gang ging im allgemeinen Zeitdruck bewusst un- oder nicht. So hat ein Mitarbeiter von Rothschild ter. ausgeführt: „Der Vorstand muss als Unternehmer natürlich entscheiden, und wir können lediglich In die Due-Diligence-Prüfung selbst war der Ver- die Entscheidungsfindung dadurch beeinflussen waltungsrat nicht eingebunden. Die Ergebnisse oder erleichtern, indem wir die Fakten so auf- der Due-Diligence-Phase 1 wurden dem Verwal- bereiten, dass der Vorstand eine Entscheidung tungsrat im Rahmen der Präsentation zur Verwal- treffen kann.“ 237 Weiter sagte er: „Es gab keine tungsratssitzung am 20.04.2007 vorgelegt. Über konkrete Empfehlung bezüglich eines Kaufs oder das Ergebnis der Due-Diligence-Phase 2 wurde eines Nicht-Kaufs.“238 der Verwaltungsrat nie informiert. Allerdings sagte der Kollege dieses Mitarbeiters, In den Befragungen vor dem Untersuchungsaus- Herr Raffel, auch: schuss wurde von Mitgliedern des Verwaltungs- rates aber immer wieder darauf hingewiesen, „Und das Schöne am Berater ist, dass man seinen dass man keinen Bedarf an einem detaillierteren Rat annehmen kann oder auch nicht annehmen Vortrag sah, geschweige denn fragte (Holschuld). kann. Das ist nun einmal das Prärogativ eines Die groben Auskünfte des Vorstandes, alles lau- Auftraggebers. Natürlich ist man im ersten Mo- fe ordentlich und werde abgearbeitet, genügten. ment, wenn das Ergebnis zurückkommt und nicht Dies ist umso erstaunlicher, als sich z. B. das dem entspricht, was man empfohlen hat, klar ist stellvertretende Verwaltungsratsmitglied Spitzner im ersten Moment eine Enttäuschung da.“ 239 äußerst kritisch in der Sitzung vom 20.03.2007 geäußert hatte. „Von daher ist es nicht so rausgekommen, wie es empfohlen wurde. Das ärgert einen vielleicht Der Vorstand war zumindest über den sog. Len- auch im ersten Moment, aber dann – Das ist nun kungsausschuss aktiv eingebunden. Er soll sich mal die Aufgabe eines Vorstandes und eines Be- aus Werner Schmidt, Dr. Kemmer und Dr. Grib- raters, dann weiterzugehen.“ Raffel: „Wie ich kowsky zusammengesetzt haben. Schmidt hat bei vorhin schon sagte: Als Ratgeber gibt man seinen der Staatsanwaltschaft ausgesagt, dass der ganze Rat. Es ist die Sache des Auftraggebers zu sagen: Vorstand im Lenkungsausschuss gewesen sei, Den nehme ich an oder nehme ich nicht an – oder was allerdings keinen Sinn macht, da dann kein nehme ich teilweise an.“240 Ausschuss hätte gebildet werden müssen. Er hielt direkt oder über den Vorstandsstab persönliche, Diese Aussagen sind auch in Zusammenhang mit telefonische und schriftliche Informationen. der Frage 2.1.6. zu sehen (Motivation durch einen erfolgsabhängigen Vertrag). Wenn jemand so viel Dieser Sachverhalt konnte leider nicht abschlie- Geld riskiert, akzeptiert er offensichtlich derarti- ßend geklärt werden, da die Beschuldigten vor ge Sachverhalte. dem Untersuchungsausschuss keine Aussagen machten. Bei den Aussagen vor der Staatsan- Es gab immer wieder dringende Empfehlungen, waltschaft gab es gegensätzliche Aussagen von das Geschäft nicht so zu tätigen. Die Berater von Schmidt und Gribkowsky. Allerdings könnte die Aussage von Werner Schmidt, der gesamte Vor- 237 Bender (10, 38). 238 Bender (10, 72). 235 Naser (15, 211). 239 Bender (10/131) 236 Bender (10, 37); Wirsching (15, 7). 240 Bender (10/141) Seite 154 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Ernst & Young und Rothschild Bank waren auch all jene Kautelen eingebaut, die wir einerseits aus im Verwaltungsrat. Dort wurden nach Erkenntnis- den Ergebnissen der Due Diligence, aber auch sen des Untersuchungsausschusses kritische Fra- ganz allgemein für erforderlich erachtet haben. gen nicht gestellt. Ich berichtige: das Wochenende vom 12. bis 13. Mai. In der Phase 1 der Due Diligence wurde von Ernst & Young ein zusätzlicher Risikovorsorgebedarf in Wir haben insbesondere die Forderungen nach Höhe von 200 Mio. € erkannt, im Handelsbereich Gewährleistungen dort aufgestellt und gesagt: wurden pauschal 50 Mio. € angesetzt.241 Bitte, wir brauchen einen Kaufvertrag, der die Interessen des Käufers ordnungsgemäß absichert. Die Berater Ernst & Young und Rothschild hatten Wir sind aber dort schlichtweg mit einem Nein bei ihrem Wissensstand am 14.05.2007 Anlass ge- konfrontiert worden.246 Dieses Ergebnis oder sehen, den Vorstand der BayernLB nochmals mit diese fehlende Bereitschaft der Gegenseite, auf Nachdruck darauf hinzuweisen, dass das Ergeb- unsere Forderungen einzugehen, haben wir in nis der bis dahin durchgeführten Untersuchungen der Folge dem Vorstand berichtet, und zwar kon- der HGAA erhebliche Risikokomplexe aufgezeigt kret Herrn Vorstandsdirektor Schmidt. Auch Herr habe. Sie seien derart, dass sie auf der gegebenen Gribkowsky war anwesend bei diesem ersten Be- Informationslage jenseits der konkret festgestell- richt, den wir sozusagen live nach der Rückkehr ten und hochgerechneten Wertberichtigungen, von diesem Meeting gemacht haben, und die ha- nicht zu ermitteln seien. Es gäbe somit unbeziffer- ben zur Kenntnis genommen, dass eben auf der bare Risiken, die es zwingend erforderlich mach- Grundlage dieses Gegenentwurfes wir keine gute ten, entweder einen weiteren Abschlag, über die Absicherung haben. Am selben Abend haben wir schon empfohlenen 200 Mio. € hinaus, auf den dann den Auftrag bekommen, auf der Grundlage Kaufpreis zu machen, oder aber sich gegen diese dieses Berlin-SpA weiterzuarbeiten und dieses Risiken durch eindeutige Gewährleistungsrege- der weiteren Transaktion zugrunde zu legen. Zu lungen abzusichern. Vom Kauf selbst wurde aber diesem Zeitpunkt war es aber nicht mehr möglich, nicht abgeraten.242 Man sei zu keinem Zeitpunkt hier noch Änderungen substanzieller Natur ein- derart unkomfortabel gewesen, um vor dem Kauf zubringen, sodass die weiteren Verhandlungen, an sich zu warnen.243 wenn man das überhaupt so nennen kann, im Wesentlichen redaktioneller Natur waren. Wir ha- Die letzte Empfehlung der Berater war, den Kauf- ben auf diesen Umstand, dass wir keine Gewähr- preis für die zu erwerbende Aktienmehrheit kei- leistungen und sonstige Absicherungen erzielen nesfalls höher als 1,5 Mrd. € anzusetzen. Es wur- konnten, auch hingewiesen. Es ist eine Präsenta- de empfohlen, Gewährleistungsregelungen für tion vom 14.05. Da hat Rothschild eine Präsen- nicht erkennbare Risiken zu treffen.244 Es wurde tation – wir schauen gerade nach, ob das für den von den Beratern mit Enttäuschung aufgenom- Verwaltungsrat oder für den Vorstand war – über men, dass diese Anregung nicht umgesetzt wur- die Verhandlungsergebnisse zirkuliert, und da de.245 Eine Information des Verwaltungsrats über war eben unser Input, dass wir im Wesentlichen die Empfehlungen der Berater erfolgte nicht. keine Gewährleistungen bekommen und auch sonst keine Absicherungen.“247 Die maßgeblichen Warnungen kamen allerdings von der eingesetzten Kanzlei Dorda, Brugger, Auf die Frage, wer die Anweisungen zur Vertrags- Jordis. In seiner Zeugenaussage vor dem Unter- gestaltung auf Basis der Berlin-Verträge gegeben suchungsausschuss berichtet Herr Dr. Brodey: habe, sagt Dr. Brodey:

„In weiterer Folge konnte dieser Vertragsentwurf „Dieser Auftrag kam von der Projektleitung. aber nicht den Vertragsverhandlungen zugrunde Konkret hat mich Herr Dr. Haas darauf ange- gelegt werden. Es ist im Gegenteil so gewesen, sprochen. Er hat mir gesagt, auf der Grundlage dass wir über die Projektleitung den Auftrag be- des Berlin-SPp ist der Vertrag fertig zu machen.“ kommen haben, ein sogenanntes mark-up, also eine Ergänzung und Überarbeitung des ursprüng- Damit ist ausreichend bewiesen, dass es durchaus lich von Berlin vorgelegten Kaufvertragsentwur- Empfehlungen, sogar gravierende Warnungen, fes vorzubereiten. Das haben wir über das Wo- vonseiten der beratenden Firmen gab. Allerdings chenende vom 11. und 12. Mai dann auch getan wurden diese niedergeschlagen.248 und haben wiederum in diesen Vertragsentwurf

241 Barth (13, 136). 242 Bender (10, 38); Raffel (10, 143). 243 Raffel (10, 146). 246 Brodey (16/84) 244 Bender (10, 43). 247 Brodey (16/85) 245 Bender (10, 66); Raffel (10, 143). 248 Brodey (16/84) Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 155

So berichtet Dr. Brodey, dass er bereits am 10. Man sollte die so entstandenen Kosten der Scha- oder 11.05.2007 von Schmidt-Lademann die An- densumme zurechnen, da eine vorsätzlich nicht in weisung erhielt, den eigenen Vertragsentwurf Anspruch genommene Leistung letztlich nur Ma- nicht mehr zu verwenden.249 kulatur ist.

D. h. bereits zu diesem Zeitpunkt war im Vorstand Es gab nach der persönlichen Einschätzung des klar, dass der äußerst dürftige Vertragsentwurf Zeugen Bender von Rothschild keine Dealbreaker des Verkäufers als Grundlage dienen soll und bei Abschluss der Phase 1 der Due Diligence, die damit die BayernLB in eine nahezu „rechtlose“ zu einem Abbruch der Verhandlungen hätten füh- Lage bringt. In der Folge entspann sich ein regel- ren müssen.253 Solche habe es aus Sicht des Zeu- rechter Kampf der Kanzlei Dorda, Brugger, Jordis gen auch nicht bis zum Signing gegeben.254 Der um die Vertragsgestaltung. Sämtliche Bemühun- Zeuge Wirsching von Ernst & Young 255 betont gen wurden aber von der gegnerischen Seite in aber, dass die „Entscheidung, ob das ein Deal- Abstimmung mit der BayernLB niedergeschlagen: breaker ist oder nicht, nicht unsere Entscheidung, sondern Entscheidung des Vorstands“ ist. Die Dr. Brodey: „Wir sind hineingegangen, sozusagen strategische Stoßrichtung, die mit dem Erwerb mit der Kampfeslust, jetzt wollen wir unsere eige- verfolgt wurde, wurde von Rothschild unterstützt, nen Gewährleistungen einmal hineinbringen und allerdings nur unter den Bedingungen, die im sind dort quasi an einer Mauer angeschellt. Da- Briefingpapier dem Vorstand dargelegt wurden. von haben wir dann dem Vorstand berichtet.“250 256

„Ich erinnere mich noch an ein Gespräch – ich An dieser Stelle ist aber anzuführen, dass den be- kann mich jetzt nicht mehr erinnern, ob das tele- teiligten Beratern auch die oben genannten Be- fonisch oder ein persönliches Gespräch mit Herrn anstandungen der BaFin nicht zugänglich waren. Haas war; ich glaube eher, telefonisch –, wo er Die in der DD aufgedeckten Probleme in der Or- mitgeteilt hat, wir haben diese Position der Ge- ganisation der HGAA (Kredit, Treasury, Leasing genseite zu akzeptieren. Worauf ich gesagt habe: usw.) wären dann unter Umständen zu „Deal- Bitte, Sie wissen, dass wir damit unseren ganzen breakern“ geworden. Schutz verlieren?, und er hat darauf gesagt: Ent- weder der Vorstand will es so oder Herr Schmidt Beachtlich ist in diesem Zusammenhang, dass will es so. Genau kann ich das Ihnen nicht mehr zumindest Faltlhauser und Naser die Probleme sagen, aber eine solche Aussage ist gefallen.“251 aus dem BaFin-Schreiben kannten (siehe 2.1.3. und 2.1.5.) und die Gelegenheit zu Fragen nicht „Das war ein echter Warnhinweis, wenn Sie den nutzten, als die Berater von Rothschild und Ernst Status des Datenraums hier ansprechen. Wir ha- & Young anwesend waren. Hier stellt sich schon ben bereits in der ersten Phase der Due Diligence die Frage, ob das nur aus Desinteresse oder Man- gesehen, dass das Datenraummaterial, das uns gel am Gesamtüberblick geschehen konnte. Letzt- zur Verfügung gestellt wurde, zum Ersten veraltet lich ist es gerade Aufgabe des Verwaltungsrates, und zum Zweiten dürftig war. Herr Schmidt-Lade- derart „internes Informationsmaterial“ entspre- mann hat am 19. April einen ersten emotionellen chend zu verknüpfen. Bericht aus dem Datenraum geschrieben – bzw. einen Bericht -, in dem er sagt – hier die Anmer- 2.1.10. Trifft es zu, dass die HGAA im Vorfeld des an- kungen aus dem Legal Datenraum -: Wenn zu die- teiligen Beteiligungserwerbs durch die priva- ser DD-Phase noch mal jemand die Unterlagen ten Investoren „Berlin & Co“ und später der als aussagekräftig und befriedigend bezeichnet, BayernLB dringend Geldgeber benötigte und hätte ich gerne umgehend einen Gesprächstermin sich die Suche nach (anderen) Investoren au- mit dem betreffenden Jemand.“252 ßerordentlich schwierig gestaltete? Wenn ja, hatten die Mitglieder der Staatsregierung, des Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wa- Vorstands und/oder des Verwaltungsrats der rum die BayernLB überhaupt die Kosten für eine BayernLB Kenntnis davon, ggf. ab wann? Wie Legal-DD und die weitere juristische Begleitung ist in diesem Zusammenhang die Aussage des durch eine Kanzlei vornahm. Es würde sich nur damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Kul- aus dem Umstand erklären, dass nach außen der terer im Untersuchungsausschuss des Kärnt- Anschein umfangreicher Inanspruchnahme von ner Landtags zu verstehen, wonach außer den kompetenten Beratern gemacht werden sollte. privaten Investoren „Berlin & Co“ und später

249 Brodey (16/87) 253 Bender (10, 36). 250 Brodey (16/84) 254 Bender (10, 36). 251 Brodey (16/90) 255 Wirsching (15/11). 252 Brodey (16/93) 256 Raffel (10, 143). Seite 156 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

der BayernLB „niemand an die Hypo Group 2008 Banken zu relativ hohen Preisen erworben Alpe Adria“ geglaubt habe (Financial Times worden.257 Ein konkretes Käuferinteresse gab es Deutschland, 10.12.2009)? allerdings bis zum Schluss nicht.

Es trifft zu, dass bei der HGAA im Jahr 2006 Dr. Kulterer führte in einer schriftlichen Stel- dringender Kapitalbedarf bestand, der u. a. lungnahme vom 11.01.11 zu seiner Aussage vor durch die Neubewertung der Bilanzen des Jahres dem Kärntner Untersuchungsausschuss wörtlich 2004 wegen der Swap-Verluste ausgelöst wurde. aus:258 Wäre keine Kapitalzufuhr bei der HGAA erfolgt, wäre mit bankaufsichtsrechtlichen Maßnahmen „Meine Aussage im U-Ausschuss des Kärntner zu rechnen gewesen bis hin zur Schließung der Landtags, dass außer Berlin & Co und später der Bank. Denn die notwendige Eigenkapitalquote BayernLB tatsächlich niemand an die HGAA ge- der HGAA war nicht mehr gegeben. Der dama- glaubt habe, ist so zu verstehen, dass ich mit Aus- lige Vorstandsvorsitzende Wolfgang Kulterer hat nahme des Privat-Equity-Fonds keine anderen im Jahr 2006 über viele Monate hinweg versucht, Investoren gesehen habe, die ein entsprechendes auf dem internationalen Kapitalmarkt Investo- Interesse am Erwerb gehabt und die Preisvorstel- ren zu finden. Im Ergebnis fanden sich lediglich lungen der Kärntner Landesholding akzeptiert zwei Interessenten, nämlich Berlin und Corsair, haben.“ ein Investmentfonds. Die Preisvorstellung von Corsair lag deutlich unter denen der Verkäufer 2.1.11. Welchen Inhalt hatte eine Aktennotiz der Bay- und blieb auch deutlich hinter dem Kaufangebot ernLB, in der „der Preis für den bevorstehen- von Berlin zurück. den Kauf der Balkan-Bank als viel zu hoch be- wertet wurde“ (AZ, 15.10.2009), wann und von Der Ausschuss konnte kein gesichertes Wissen er- wem wurde sie verfasst, und wer hatte wann langen, ob und gegebenenfalls wann der Vorstand Kenntnis von dieser Aktennotiz? und Verwaltungsrat davon Kenntnis erhielten. Es konnte durch den Untersuchungsausschuss In seiner Banker-Prosa „Der Deal“ schildert Tilo nicht geklärt werden, auf welche Aktennotiz der Berlin dann aber ein Spannungsfeld in und um in der Frage zitierte Artikel Bezug nimmt. In der die HGAA, bei dem es schwerfällt anzunehmen, Präsentation vom 06.10.2006259 wird der zu er- im gesamten Bankensektor habe dies niemand wartende Kaufpreis als „anspruchsvoll“ bezeich- mitbekommen: net.260 Das Briefingpapier vom 14.05.07 sagt in der Zusammenfassung dazu: „Insgesamt wäre „Im April des Jahres (2006) wurde das soge- eine Reduzierung des Kaufpreises auf 1,5 Mrd. € 261 nannte „Swap-Debakel“ publik. Die Hypo schien erforderlich. in ernsten Problemen, der Börsengang rückte in die Ferne….Kulterer hielt Kontakt, weil die Bank Dem Verwaltungsrat war dieses Briefingpapier Geld brauchte. Das volle Ausmaß der Katastro- nicht bekannt. phe wurde erst schrittweise bekannt. Der zitierte Artikel bezieht sich vermutlich auf Parallel und unabhängig davon kam es im Herbst die Aktennotiz des BayernLB-Mitarbeiters Seid- noch zu einer anderen Begegnung, ….Werner ler „Hypo-Alpe-Adria-Gruppe: hier Auswertung Schmidt, Chef der Bayerischen Landesbank, kam aktueller Unterlagen – internes Arbeitspapier -> offene Punkte/Fragen/To Do’s für den weiteren im Rahmen eines Sparkassentreffens mit seiner 262 Frau auf die Klockerhube. Ich arrangierte dort Prozess“ vom 12.02.2007 . Der Verfasser stellt ein Treffen mit Kulterer, den Schmidt aus einer be- darin fest, dass der zum damaligen Zeitpunkt an- sonderen Phase bereits kannte…..Schmidt schien visierte Preis von rd. 3.3 Mrd. EUR deutlich auf an der Hypo – die er eben einordnen konnte- in- BAWAG P.S.K-Niveau liegt, und versieht den Satz teressiert“… mit zwei Ausrufezeichen. Der Vermerk war anscheinend für den Vorgesetz- Das heißt, dass zumindest Werner Schmidt Be- ten Benedikt Haas bestimmt. Da Seidler darin scheid wusste und Interessenten für die HGAA auch die Bekanntschaft zwischen Werner Schmidt Mangelware waren.

Rothschild ging allerdings während des gesamten Erwerbsprozesses davon aus, dass die Verkäufer 257 Bender (10, 39). auch Alternativen zur BayernLB gehabt hätten. 258 Bd. 301. 259 Siehe 1.1.3. Es habe zum damaligen Zeitpunkt ein reges und 260 Bd. 58, BB 02 Haas_21, S. 164. hohes Interesse an Übernahmen von in Osteuro- 261 Bd. 58, BB 02 Haas 06, S. 16. pa tätigen Banken gegeben. Auch seien bis März 262 Bd. 82, Bmb100_57 S. 154 ff. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 157

und Tilo Berlin thematisiert und in diesem Zu- 2.1.12. Trifft es zu, dass der frühere Vorstandsvor- sammenhang von „Geschmäckle“ spricht, ist sitzende der BayernLB Werner Schmidt „die nicht davon auszugehen, dass der Vorstand davon Kärntner Hypo Group zudem schon länger Kenntnis hatte. von innen“ kannte und „vor wenigen Jahren, als er noch selbstständiger Berater war, an Allerdings ist davon auszugehen, dass Seidler Controlling-Projekten für die Hypo mitgear- erwartete, seine Inhalte würden dem Vorstand beitet“ hatte, „in denen das (damals von der kommuniziert, zumal er in seinen beiden Präsen- Bankenaufsicht als mangelhaft kritisierte) tationen (07.06.2006 und 06.10.2006) höchste Berichts- und Controllingwesen für den Kon- Vorsicht anmahnte. zern aufgebaut wurde“ (Standard, 27.05.2007, 03.12.2009), und ab wann hatten die weiteren Die Präsentation vom 06.10.2006 wird am Mitglieder des Vorstands und Mitglieder des 09.10.2006 in der Vorstandssitzung der Bayern- Verwaltungsrats der BayernLB hiervon ggf. LB behandelt. Spätestens ab diesem Moment war Kenntnis? jedem Vorstand klar, dass Teile der HGAA zum Verkauf standen und die internen Analysen ein Werner Schmidt hat im Jahre 2001 die Firma derartiges Engagement äußerst kritisch sahen. Schmidt Consulting GmbH gegründet. Er war Umso erstaunlicher sind die Aussagen von Ha- Mitgründer und Mitgesellschafter und ist Ge- nisch in seiner Beschuldigtenvernehmung vom schäftsführer dieser Gesellschaft. Diese wiederum 18.01.2010: schloss am 23.04.2008 einen Beratervertrag mit der Hypo Alpe Adria Bank International AG.268 „Ich hatte dieser Präsentation damals keine gro- Die Vertragsbeziehung endete im Einvernehmen ße Bedeutung beigemessen.“263 am 31.12.2008.269

Umso erstaunlicher scheint diese Aussage, als Auch vor seiner Tätigkeit bei der BayernLB war Hanisch kurze Zeit später ja selbst im Aufsichtsrat er als Berater für die Hypo Alpe Adria Bank Inter- der HGAA sitzt. national AG tätig.270 Nach den Angaben des Zeu- gen Peter handelte es sich um ein Beratungsman- Die ursprünglichen Erwartungen der Verkäufer dat, das sich im Wesentlichen mit konzeptionellen waren erheblich niedriger. Diese stützen sich auf Fragen wie dem Berichtswesen beschäftigte.271 Unternehmensbewertungen, welche die HBint. selbst in Auftrag bei HSBC264 und KPMG265gege- Der Verwaltungsrat wurde in der Sitzung vom ben hatte. Zum Ausdruck kam dies in der Sitzung 20.03.2007 über die frühere Tätigkeit von Werner des Aufsichtsrats der Kärntner Landesholding Schmidt für die HGAA informiert.272 vom 11.11.2006. Dort wurde der Unternehmens- wert 2,3–2,5 Mrd. € genannt. Der Vorstand der 2.2. Fragen zu Hinweisen und Erkenntnissen der HBint., Dr. Grigg, legte dar, dass ein Zuschlag Mitglieder des Vorstands, des Verwaltungs- auf den Betrag erlangt werden könne, der sich rats, der Staatsregierung und Bediensteter aus dem Unternehmenswert ableite, wenn eine bayerischer Behörden von mit dem Kauf ver- Sperrminorität übertragen werde. Dann könne der bundenen Risiken und Haftungsverhältnissen Preis bis zu 20 % höher sein.266 In der weiteren Erörterung äußerte Dr. Grigg, dass das Angebo- 2.2.1. Trifft es zu, dass der Abwägungsprozess zu te, für eine Sperrminorität voraussichtlich bei Entscheidungen in Milliardenhöhe, nach An- ca. 2,5 Mrd. € liegen würde. In gleicher Weise gaben von Staatsminister Fahrenschon zwei wurde der zu erwartende Kaufpreis in der Auf- Jahre später nicht mehr „auf Punkt und Kom- sichtsratssitzung vom 14.12.2006 erörtert267. Zu ma“ (BR Rundschau, 03.12.2009) nachvoll- diesem Zeitpunkt war die Veräußerung an Aktien ziehbar war, wenn ja, warum? an Berlin schon abgesprochen. Als Basis des Ver- kaufs für die neu aufgegebenen Aktien wurde der Zu den näheren Hintergründen dieser Aussage Unternehmenswert 2,5 Mrd. € genannt. Für die liegen dem Untersuchungsausschuss keine Infor- Veräußerung der Aktien der Bank Burgenland und mationen vor. Maps wurde von 2,2 Mrd. € ausgegangen, sofern sich nicht im Jahre 2007 ein definierter Gewinn Der Ausschuss musste feststellen, dass es im ergeben würde. Nachhinein unterschiedliche Darstellungen dazu gab, wie der Kaufpreis von 1,625 Mrd. € zu-

263 Bd. 82. BV Hanisch, S. 21. 268 Turkowski (7, 15). 264 Bd. 221, BB 24 X 22, S. 1 ff. 269 Turkowski (7, 16). 265 Bd. 209, BB 24 X 19, S. 1 ff. 270 Turkowski (7, 16). 266 Bd. 221, BB 100 55, S. 85/86. 271 Peter (12, 45); Grigg (13, 65). 267 Bd. 221, BB 100 55, S. 146. 272 Faltlhauser (14, 41). Seite 158 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

stande kam. Das hängt einmal damit zusammen, Entwicklung der Kernkapitalquoten? Wie erfolgt dass nicht klar ist, welches wirklich der Unter- die Finanzierung des Kaufpreises? Ist Erwerb nehmenswert war, von dem bei Bestimmung des ohne Kapitalerhöhung der Anteilseigner möglich? Kaufpreises ausgegangen werden musste, und in Welches sind die Ergebnisse der Prüfung der ös- welcher prozentualen Höhe der Paketzuschlag terreichischen Finanzmarktaufsicht aufgrund der angesetzt wurde, schließlich ob der vorgegebene Verluste aus den Swap-Optionen? Ist die innere Wertberichtigungsbedarf von 200 Mio. € wirklich Organisation der HGAA, Risikomanagement, berücksichtigt worden war. Dem Verwaltungsrat angemessen? Bestehen in der Hypo Alpe Adria wurde die Zusammensetzung des Kaufpreises nie erhebliche Risiken (z. B. aus Krediten, Zuverläs- präzise dargelegt. sigkeit des Managements, Angemessenheit der Systeme zur Bekämpfung der Geldwäsche, Inter- Vor dem Untersuchungsausschuss wurde deutlich, ne Revision usw.)?275 Ausweislich des Protokolls dass es nahezu keinem Verwaltungsratsmitglied der Verwaltungsratssitzung vom 20.03.2007 wur- gelang, die Kaufpreisfindung oder -herleitung zu den diese Fragen nur teilweise angesprochen und erklären. Das zeigt deutlich, dass dieser Sachver- nicht vertiefend diskutiert. Der Zeuge Spitzner halt nicht das notwendige Interesse fand. fragte demnach nach der Beurteilung von Roth- schild, inwieweit ein verlässlicher Einblick in Zeuge Kamprath: „Das waren, glaube ich, zwei- bereits bestehende Risiken vor dem Hintergrund einhalb Milliarden, hochgerechnet für den halben der Geheimhaltung überhaupt möglich sei. Der Anteil, ohne Paketzuschlag. Ich bin kein Exper- Zeuge Kamprath fragte nach der Finanzierung, te im Bewerten von Banken. Aber das, was die zu der nach Äußerung von Werner Schmidt keine Herren vorgetragen haben, wurde nicht nur von Angaben gemacht werden könnten. den Landesbankleuten, die ja auch Stäbe für so etwas haben, als okay angesehen, sondern auch Dass ein Verwaltungsrat eine derartige Auskunft als günstig bezeichnet.“ 273 von dem zu kontrollierenden Organ hinnimmt, ist bezeichnend. Zeuge Schaidinger gibt in seiner Aussage zum Besten, dass die Kaufpreisherleitung transparent Ausweislich des Protokolls wurde eingehend über und einfach gewesen sei. Auf die Frage, ob die das strategische Rational gesprochen. Allgemeine 200 Mio. € Risikovorsorge dabei abgezogen wa- Meinung war, dass eine ausführliche Due Dili- ren oder nicht, streikt sein Erinnerungsvermögen. gence durchgeführt werden müsste.276 Der Zeuge Auch an die Berechnung des Consultantsverkau- Prof. Dr. Faltlhauser berichtete allerdings in sei- fes kann er sich nicht erinnern. Ob eine derartige ner Aussage vor dem Untersuchungsausschuss, Schilderung „transparent und einfach“ ist, sei dass er die wesentlichen Punkte, die ihm von dahingestellt.274 den Beamten des Finanzministeriums vorbereitet worden waren, abgearbeitet habe dass er die Fra- Diese Aussagen mögen als Beispiele gelten. Ge- gen, die ihm von den Beamten des Finanzministe- nau genommen machte man sich, was in den Aus- riums vorbereitet worden sind, „in wesentlichen sagen vor dem Untersuchungsausschuss offenbar Teilen gestellt“ hat. Prof. Dr. Faltlhauser meint wurde, keine tiefergreifenden Gedanken über die zwar, dass deren „wesentlichen Inhalte“ vom Kaufpreiszusammensetzung. Verwaltungsrat diskutiert worden seien, schränkt dies aber etwas ein: „Sie können sich vorstellen, 2.2.2. Inwiefern gab es kritische Fragen hinsicht- dass auch derjenige, der das vorliegen hat, diese lich der Expansion in die Märkte Mittel-, Fragen stellt. Mit Sicherheit nicht alle.“ Er fügt Ost- und Südeuropas durch die Beteiligung an außerdem hinzu: „Ich kann Ihnen nicht bestä- der HGAA seitens des Verwaltungsrates? Wie tigen, dass ich alle Fragen gestellt habe.“277 In wurde darauf seitens des Vorstandes reagiert? dem Vermerk vom 16.03.2007 sind 11 konkrete Fragen gestellt. Zur Vorbereitung der Verwaltungsratssitzung am 20.03.2007 hat das Finanzministerium auf 2.2.3. Wie haben die Organe der BayernLB beim Kauf der Grundlage von Unterlagen, die vorab Herrn der HGAA sichergestellt, dass die nach Rechts- Staatsminister Prof. Faltlhauser zur HGAA über- lage und der Rechtsprechung gebotene Sorgfalt lassen worden waren, einen Vermerk mit mehre- eingehalten wurde, und haben die Fach- und/ ren, auch kritischen Fragen erstellt. So wurden oder Rechtsaufsichtsbehörden der BayernLB unter anderem folgende Aspekte angesprochen: im Rahmen ihrer Zuständigkeit geprüft, ob die Welche Auswirkungen ergeben sich auf Bayern- gebotene Sorgfalt beachtet wurde? LB-Gruppe hinsichtlich Eigenkapitalbedarf und

275 Bd. 11, S. 109 ff. 273 Kamprath (18/24). 276 Bd. 11, S. 51 ff. 274 Schaidinger (25/105). 277 Faltlhauser (14, 79). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 159

Ob der Vorstand beim Erwerb der HGAA die 2.2.4. Wer zeichnete bei der Prüfung des Risikoport- Einhaltung der gebotenen Sorgfalt sichergestellt folios der HGAA vonseiten der Bayerischen hat, konnte der Ausschuss nicht ermitteln, nach- Landesbank und der Wirtschaftsprüfer ver- dem die damals verantwortlichen Vorstände und antwortlich? führende Bankmitarbeiter, gegen die die Staats- anwaltschaft ermittelt, die Aussage verweigerten. Die Prüfung wurde vom Risk-Office der Bayern- LB und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst Zwar wurden keine Aussagen vor dem Untersu- & Young vorgenommen.282 So wurden zum Bei- chungsausschuss gemacht, allerdings erlaubt die spiel von Mitarbeitern der BayernLB selbst auch chronologische Aufarbeitung des Falles aus den Kreditengagements und das Kreditvergabewesen Akten das Urteil, dass wesentliche Sorgfaltspflich- der HGAA geprüft.283 Dabei wurde festgestellt, ten nicht eingehalten wurden. So sei nochmals dass der Kreditvergabeprozess bei der HGAA beispielhaft auf die Anweisung zum Ausschluss nicht den Standards der BayernLB entsprach,284 sämtlicher Garantien im Kaufvertrag verwiesen. die geprüften Kredite allerdings keinen auffälli- gen Risikogehalt enthielten.285 Auch vom Zeugen Hinsichtlich der Wahrnehmung der Sorgfalts- Dr. Othmar Ederer von der Grazer Wechselseiti- pflicht aufseiten des Verwaltungsrats sei auf die gen wurde der Kreditprozess als verbesserungsbe- Beantwortung zu den Fragenkomplexen 2.3.15. dürftig angesehen.286 Der Zeuge Dörhöfer bemän- und 2.4. verwiesen. Zur Vorbereitung der Ver- gelte vor allem, dass noch keine validen Rating- waltungsratssitzungen gab es auf Arbeitsebene verfahren im Einsatz waren und der Kreditverga- die Durchführung von Vorbesprechungen. Dabei beprozess marktgetrieben und der Risikogedanke wurde seitens der Bank in der Regel von Dr. Haas untergeordnet war.287 informiert, worum es bei den einzelnen Punkten der Verwaltungsratssitzungen gehen werde, da- Da die BaFin gravierende Mängel im organisa- mit auch bei Nachfragen weitere Unterlagen zur torischen Bereich der BayernLB festgestellt hat, Verfügung gestellt werden konnten.278 Protokolle ist infrage gestellt, inwieweit eine ordentliche Be- wurden in diesen Vorgesprächen allerdings nicht urteilung durch Mitarbeiter der BayernLB über- geführt.279 An diesen Vorbesprechungen nahmen haupt erfolgen konnte. auch Vertreter der Rechtsaufsicht teil, die für die BayernLB vom Finanz- und Innenministeri- Die Kreditprüfung ergab allerdings einen zusätzli- um wahrgenommen wird. Aus der Tagesordnung chen Wertberichtigungsbedarf, der in die Werther- der Verwaltungsratssitzungen 20.03.2007 und leitung der externen Berater eingeflossen ist.288 20.04.2007 war das Thema HGAA allerdings nicht ersichtlich. Der bei der Kaufpreiseinigung dann aber von Vorstand und Verwaltungsrat ignoriert wurde. Die Funktion des Anteilseignergesprächs hat die Die in den Präsentationen gemalten Kaufpreis- Zeugin Leeb-Schwarz280 folgendermaßen er- herleitungsmodelle hatten nicht mehr als Infor- klärt: „Dann konnten auch diese Art von Fragen mationsstatus. Beachtet wurden sie in der Folge oder Missverständnisse oder was immer vorab nicht. geklärt werden, also jetzt Fragen vonseiten der Anteilseigner beispielsweise, was eigentlich im- Von Ernst & Young wurden im Rahmen der Due mer der Fall war. Es half immer, die Dinge bes- Diligence 61 Kreditnehmer im Wege von Ein- ser zu vermitteln schon im Vorfeld.“ Die Zeugin zelfallstichproben untersucht, was ca. 15 % des Kreithmeier281 konnte sich im Untersuchungs- Gesamtgeschäftsvolumens entsprach.289 Der ausschuss an kein Anteilseignergespräch im Schwerpunkt der Prüfung bezog sich auf Kredit- Zeitrahmen des Erwerbs der HGAA erinnern. ausreichungen der Risikoklassen 4 und 5, also solche mit mittlerem bis hohem Ausfallrisiko. Der Ausschuss konnte nicht feststellen, ob und Diese betrugen etwas 26 % der gesamten Kredit- inwieweit die Rechtsaufsicht geprüft hat, ob die ausreichung. Von den Risiken der Klasse 4 wur- gebotene Sorgfalt beachtet wurde. Dazu liegen den insgesamt 33 %, von den Risiken der Klasse dem Ausschuss weder Texte noch Zeugenaussa- 5 12,2 % geprüft. 290 gen vor. Eine Fachaufsicht über die BayernLB existiert nicht. 282 Kreithmeier (6, 61). 283 Meid (9, 110). 284 Meid (9, 111). 285 Meid (9, 112). 286 Ederer (11, 41). 278 Leeb-Schwarz (12, 12). 287 Dörhöfer (11, 121 f.). 279 Leeb-Schwarz (12, 24). 288 Bender (10, 41). 280 Leeb-Schwarz (12/12). 289 Barth (13, 178); Transaction Insights, S. 11. 281 Kreithmeier (6/75). 290 Hengeler-Mueller, S. 137/138. Seite 160 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Beachtlich an dieser Stelle ist, dass immer wieder aus Daten der HGAA. Zu diesen Werten sind von umfangreichen Prüfungen gesprochen wur- Wertanpassungen aufgrund festgestellter oder de. Wie dargestellt handelte es sich letztlich um geschätzter Risiken vorzunehmen. Im Ergebnis grobe Stichproben, die offensichtlich, wie sich in kommt es dann zu der erwähnten Ableitung des der Folge eindrucksvoll bestätigte (siehe PWC- Kaufpreises.295 Prüfung Sommer 2009), zu einer gravierenden Fehleinschätzung der Gesamtsituation führten. Die Mitarbeiter der BayernLB waren zur Ermitt- Welche andere Erklärung sollte es sonst für die lung des Unternehmenswerts in Klagenfurt vor gigantischen Verlustsummen geben? Ort und hatten Zugang zum sogenannten grünen Datenraum,296 nahmen bei der Unternehmensbe- 2.2.5. Welche Wertgutachten über die HGAA lagen wertung an sich allerdings keine Prüfung von Kre- den Mitgliedern der Staatsregierung im Ver- ditakten vor.297 Letztere werden im Rahmen einer waltungsrat bis zum 23.04.2007 vor? Von wem Due Diligence von der zu prüfenden Bank nur wurden sie durchgeführt und wie lautete der Berufsträgern zur Verfügung gestellt, die standes- genaue Prüfungsauftrag bzw. -umfang? rechtlich zur Verschwiegenheit verpflichtet sind. Die Aufteilung erfolgte bei der HGAA in einen Wertgutachten im eigentlichen Sinne wurden im grünen Datenraum, zu dem auch die Mitarbeiter Auftrag der BayernLB keine erstellt.291 Es gab der BayernLB Zugang hatten, und in einen roten jedoch Wertgutachten, die im Auftrag der HGAA Datenraum, der zunächst den Wirtschaftsprüfern durch HSBC und KPMG im Jahr 2006 und im und Rechtsanwälten vorbehalten war,298 der in Auftrag von Berlin durch Credit Suisse erstellt der Due-Diligence-Phase 2 aber auch den Mitar- wurden. Diese lagen zumindest teilweise der Bay- beitern der BayernLB zugänglich gemacht wur- ernLB bzw. ihren Beratern vor. de. Dabei wurden die Jahresabschlüsse der letz- ten Jahre gesichtet. Das Wichtigste hierbei war, Unabhängig davon aber wurden Unternehmens- dass die Planung der Risikovorsorge aus Sicht der wertermittlungen sowohl von der BayernLB BayernLB nicht mit den Daten aus den letzten selbst als auch ihren Beratern, Rothschild und Jahren kompatibel war. Im Vergleich zum gesam- Ernst & Young, durchgeführt. Diese Bewertungen ten Kreditvolumen lag die Risikovorsorgequote fanden Niederschlag in dem Bericht für den Ver- bei 0,35 % während des Planungszeitraums.299 waltungsrat vom 20.03.2007, dem Statusbericht für den Vorstand vom 19.04.2007 und dem Status- Bei Zugrundelegung der Planzahlen der HGAA bericht für den Verwaltungsrat vom 20.04.2007292. inklusive Töchter derselben300 hätte sich nach den Angaben des zuständigen Mitarbeiters der Bay- Im Bericht vom 20.03.2007 findet sich eine indi- ernLB ein Unternehmenswert von 3,2 Mrd. € für kative Bewertung der HGAA.293 Dazu gehört eine 100 % der Anteile errechnet,301 wobei ein Paket- Ableitung des Kaufpreises. Es wird eine Wert- zuschlag in diesem Fall noch nicht berücksich- bandbreite für das Unternehmen von 2,6–3,1 Mrd. tigt ist. Aufgrund der wegen der Risikovorsorge € dargestellt. Unter der Annahme einer Kontroll- notwendigen Korrekturen wurde jedoch von den prämie von 20 % ergäbe sich dann, bezogen auf Mitarbeitern der BayernLB lediglich ein Wert in den Mittelwert der Wertbandbreite, ein Kaufpreis Höhe von 2,397 Mrd. € errechnet.302 Bei der Vor- von bis zu 3,4 Mrd. €. Dazu wird ein Wertberich- nahme der Bewertungen gab es keinerlei Vorgaben tigungsbedarf von insgesamt und grob geschätzt – auch keine internen Papiere oder Ähnliches303 250 Mio. € benannt. Dieser müsse bei der Kauf- vonseiten des Vorstands oder Verwaltungsrats, preisfindung berücksichtigt werden.294 welche Werte errechnet hätten werden sollen.304 Auch begründete die niedrige Risikovorsorge bei Im Statusbericht vom 20.04.2007 wird eine Be- den Mitarbeitern der BayernLB kein generelles wertung nach verschiedenen Systemen vorgenom- Misstrauen in die Kärntner Bank, da argumentiert men, auch unter Zugrundelegung eines angepass- wurde, dass diese geringe Risikovorsorge ja gera- ten Managementplans des Vorstands der HGAA. de durch den errechneten Wert abgedeckt war.305 Die verschiedenen Bewertungsergebnisse werden dargestellt. Dabei ergibt sich ein Wert zwischen 2,6 und 4,86 Mrd. €. Der Wert von 4,86 Mrd. € 295 Bd. 76, 100 04, 344/345. ergibt sich aus einer vergleichbaren Transaktion, 296 Geltinger (9, 67). die anderen Werte, die jeweils immer Rahmen- 297 Geltinger (9, 86). werte sind, ergeben sich unter Zugrundelegung 298 Geltinger (9, 92). 299 Geltinger (9, 68). 300 Geltinger (9, 104). 301 Geltinger (9, 69). 291 Turkowski (7, 17). 302 Geltinger (9, 69). 292 Kreithmeier (6, 61). 303 Geltinger (9 101). 293 Bender (10, 41). 304 Geltinger (9, 71). 294 Faltlhauser (14, 51); Bd. 11, S. 242. 305 Geltinger (9, 74). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 161

Man hatte mit der vorgenommenen Bewertung vor dem Untersuchungsausschuss folgende Aus- ein gutes Gefühl.306 sage zu Protokoll:

Eine eigene Bewertung wurde von Ernst & Young „Ein Verwaltungsrat ist rein tatsächlich nicht in erstellt. Diese Wertermittlung beruhte auf einer der Lage und ohne Anlass auch nicht berechtigt Analyse des Managementplans der HGAA, der in zu prüfen, ob denn die Vorlagen an sich richtig verschiedenen Bereichen angepasst wurde, weil sind“ (P 15/119). In § 22 der Satzung der Bay- er laut Aussage des Zeugen Barth für zu ambitio- ernLB heißt es: „(2) 1 Der Vorsitzende sowie der niert gehalten wurde.307 stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrats haben das Recht, den Geschäftsbetrieb sowie Die jeweiligen Wertermittlungen wurden unab- sämtliche Rechtsverhältnisse der Bank zu prü- hängig voneinander durchgeführt und in einem fen. 2 Vor Beginn der Prüfung ist der Vorstand Unternehmensbewertungs-Meeting untereinan- der Bank zu unterrichten. 3 Mit der Prüfung kann der vorgestellt.308 Man einigte sich auf bestimmte auch ein Wirtschaftsprüfer (Wirtschaftsprüfungs- Bewertungsparameter, um mit einer Stimme zu gesellschaft) oder eine Person mit der Befähigung sprechen.309 zum Richteramt beauftragt werden.“

Zusätzlich wurde von Rothschild eine kapital- Weiterhin wurde von fast allen Verwaltungsräten marktorientierte Bewertung durchgeführt, die in ihren Aussagen darauf hingewiesen, dass die zusammen mit der weiteren Bewertung die Wert- Unterlagen vom 20.04.2007 über das Wochenen- bandbreite ergab, von der ausgegangen wurde.310 de intensiv studiert worden seien. Auch wenn das bezweifelt werden darf, stellt sich doch die Frage, 2.2.6. Hat der Verwaltungsrat der BayernLB Unter- wie das ohne Unterlagen hätte geschehen sollen. lagen zur Entscheidungsfindung bekommen? Zweifel am Studium der Unterlagen bestehen des- Falls ja: Welche Unterlagen hat der Verwal- wegen, weil es nicht nachvollziehbar ist, dass ei- tungsrat wann eingesehen und wann war die nem ganzen Gremium ein 70-seitiges Papier vor- für den Erwerb entscheidende Sitzung? Wer liegt, dieses intensiv studiert wird – und keine ein- hat im Verwaltungsrat für den Erwerb der zige Frage an den Vorstand daraus entsteht. Von HGAA gestimmt? Gesprächen oder Telefonaten zwischen Vorstand und Verwaltungsrat an diesem Wochenende konn- Zur Beantwortung sei zunächst auf die Antwort te der Untersuchungsausschuss nichts feststellen. unter Ziff. 2.1.4. verwiesen. Auch die meisten Verwaltungsräte hatten keinen Abstimmungsbedarf. Dem Verwaltungsrat lagen die unter Ziff. 2.2.5. genannten Unterlagen vor. Die Tischvorlage vom So antwortet der Zeuge Kamprath im Untersu- 20.03.2007 wurde zum Ende der Sitzung wieder chungsausschuss auf die Frage, ob er zwischen eingesammelt. Die Tischvorlage vom 20.04.2007 dem 20.04. und 23.04.2007 mit irgendjemandem wurde den Verwaltungsräten auf ausdrückliches zwecks Rücksprache Kontakt hatte, mit einem kla- Verlangen von Prof. Faltlhauser ausgehändigt. ren „habe ich nicht.“311

Es wird als Akt der Umsicht und der Durchset- Der Zeuge Haumer bezweifelt im Untersuchungs- zungskraft Faltlhausers geschildert, als er sich ausschuss, ob am 20.04.2007 überhaupt ange- um eine Selbstverständlichkeit bemüht, nämlich sprochen wurde, was im Falle von Rückfragen zu die Unterlagen an die Verantwortlichen auszu- tun wäre oder wer erreichbar wäre.312 händigen. Bereits das Einsammeln der Unterla- gen am 20.03.2007 ist unverständlich. Die von Der Zeuge Pinegger antwortet vor dem Untersu- den Verwaltungsräten in ihren Aussagen vor- chungsausschuss auf die Frage, ob es zwischen getragene Sichtweise, es hätte sich um geheime ihm und einer anderen Person im Nachgang zu Papiere gehandelt, ist schlichtweg falsch. Jeder der Verwaltungsratssitzung vom 20.03.2007 im Verwaltungsrat unterliegt der Schweigepflicht aus Wirtschaftsministerium ein Gespräch gegeben seinem Amt und hat Anspruch auf sämtliche zur hätte mit einem klaren „Nein.“ Entscheidungsfindung oder Kontrolle des Unter- nehmens wichtigen Daten. Dass diese nicht einge- Auf Rückfrage erinnert er sich, dass aus seinem fordert wurden, lag offensichtlich an mangelnder Ministerium an der entscheidenden Sitzung vom Sorgfaltspflicht. So gibt Naser in seiner Aussage 20.04.2007 niemand teilnahm. Vom zu fassenden Umlaufbeschluss erfuhr das Wirtschaftsministeri- 306 Geltinger (9, 76). um dann auch erst am Montag. Vor dem Untersu- 307 Barth (13, 133). 308 Geltinger (9, 70). 309 Bender (10, 41 f.). 311 Kamprath (18/147). 310 Bender (10, 42). 312 Haumer (22/11). Seite 162 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

chungsausschuss wird der Zeuge mit der Tatsache rung des Beschlussantrags, die ja vom Vorstand konfrontiert, dass das Ministerium trotzdem einen der BayernLB auch so formuliert wurde, ist si- zustimmenden Vermerk fertigte, obwohl in der cherlich weitreichend. Und mir selber – geb ich Kürze der Zeit und ohne Stellungnahme des Vor- ja offen zu –, mir selber war es nicht klar, dass das standes eigentlich eine profunde Stellungnahme das letzte Treffen mit dem Verwaltungsrat gewe- nicht möglich sei.313 sen wäre, auch schon dadurch bedingt, dass wir einen Tag später oder zwei ja das Angebotschrei- Der Zeuge Alois Wirth erinnert sich nicht an eine ben für die Gegenseite formuliert haben und dort Befassung mit dem Thema HGAA in der besagten ganz klar noch mal den Gremienvorbehalt ja auch Zeit.314 dort reinformuliert haben. Also, ich bin immer da- von ausgegangen, dass man im Rahmen des Pro- Diese Auszüge, die beliebig mit weiteren Beispie- zesses sich bis zu einer endgültigen Entscheidung len unterlegt werden könnten, geben ein Bild über auf jeden Fall noch mal mit dem Verwaltungsrat die unprofessionelle Beschäftigung des Verwal- und diesen Themen auseinandersetzt – oder aus- tungsrates mit Unterlagen zu einer Milliardenent- einandersetzen würde.“320 scheidung. Im Nachgang wurde viel Energie ver- wendet, um die Rechtmäßigkeit dieses Vorgehens 2.2.7. Wurde die Due Diligence nach Abschluss des zu begründen. Kaufvertrags am 22.05.2007 weiter fortgeführt bzw. fanden nach Kaufabschluss anderweitige Im Untersuchungsausschuss entstand nicht der Prüfungen der Bank und ihrer Geschäfte statt Eindruck hoher Verlässlichkeit oder großen und welche Informationen verfügte der Ver- Pflichtbewusstseins. waltungsrat hierüber, ggf. zu welchem Zeit- punkt? Der Beschluss über den Kauf wurde jedoch nicht in der Sitzung selbst gefasst, sondern am Am 11.05.07 war die Due-Diligence-Prüfung ab- 23.04.2007 im Umlaufverfahren. Es handelte sich 321 315 geschlossen. Eine weitergehende Prüfung nach um einen einstimmigen Beschluss. Vertragsschluss war nicht vorgesehen.322 Danach Der Grund, warum nicht in der Sitzung selbst, gab es lediglich, aufgrund der Einigung mit der sondern im Umlaufverfahren entschieden wurde, Kroatischen Nationalbank, eine im beschränkten Umfang durchgeführte Due Diligence bei den lag darin, dass der Verwaltungsrat am 20.04.2007 323 nicht auf Basis einer Tischvorlage entscheiden beiden Töchtern der HGAA . Deren Ergebnis- wollte.316 Der Zeuge Kamprath317 nennt außer- se wurden dem Verwaltungsrat zur Kenntnis ge- dem den Kärntner Landeshauptmann Haider als bracht. Besondere Prüfungen insbesondere durch weiteren Grund für die Abstimmung im Umlauf- Dritte fanden im Jahre 2007 und 2008 nicht mehr verfahren. Demnach sei „ja nun das Kabinett statt. Doch war die BayernLB nach Kaufabschluss als Ganzes in irgendeiner Weise auch gefordert, mit eigenen Mitarbeitern vor Ort in Klagenfurt wenn man mit Kärnten so ein Geschäft machen vertreten. Einer ihrer Mitarbeiter, Herr Dörhöfer, wollte.“ Prof. Dr. Faltlhauser habe demnach ge- wurde im April 2008 Mitglied des Vorstands der sagt, dass er sich im Kabinett „rückabsichern“ HGAA. Mitglieder des Vorstands und des Verwal- möchte. tungsrats der BayernLB wurden nach dem Clo- sing im Oktober 2007 Mitglieder des Aufsichts- Dass die Entscheidung als Umlaufbeschluss rats der HGAA. So konnte die BayernLB weiteres getroffen wurde, wurde von den Beratern von Wissen über die geschäftlichen Verhältnisse der Rothschild nicht als unüblich bezeichnet.318 Der HGAA erhalten und darauf Einfluss nehmen. Zeuge Bender lässt allerdings auch Zweifel an der Angemessenheit eines Umlaufverfahrens in 2.2.8. Inwieweit war der Vorstand der BayernLB in diesem konkreten Fall erkennen, indem er hin- der Erwerbsphase zwischen Mai und Oktober zugefügt hat, dass er damals davon ausgegangen 2007 über die laufende, zwischenzeitliche Ge- sei, „dass das nicht die letzte Entscheidung des schäftsentwicklung bei der HGAA informiert Verwaltungsrats ist.“319 und welche Informationen erlangte der Ver- waltungsrat hierüber? Allerdings merkt der Zeuge Oliver Bender im nächsten Satz an:„Aber ich denke, die Formulie- Der genaue Informationsfluss in dieser Phase kann nicht mehr vollständig nachvollzogen wer- den. Direkt nach dem Signing begann jedoch bei 313 Pinegger (22/158). 314 Wirth (18/180). 315 Kreithmeier (6, 62). 316 Bender (10, 64); Schaidinger (25, 99). 320 Bender (10/75). 317 (18/25). 321 Bd. 57, BB 02_33, S. 3. 318 Bender (10, 74). 322 319 Bender (10/74). 323 Bd. 144, S. 13 ff.; Bd. 187, BB 02_39, S. 22. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 163

der BayernLB das Projekt „Jointly Successful“ Im Untersuchungsausschuss entstand der Ein- zur Integration der HGAA in den Konzern der druck, dass außer einem klangvollen Titel wenig BayernLB. In diese Phase fallen auch die Due Di- Substanzielles entwickelt wurde. Die Untersu- ligences bei den kroatischen Töchtern der HGAA chung von PWC im Jahre 2009 und die Geschäfts- sowie die Übermittlung des OeNB-Berichts.324 Im ergebnisse der HGAA lieferten letztendlich den Übrigen wird auf die Frage 2.2.7. verwiesen. Beweis, dass „jointly successful“ nicht das geeig- nete Instrument war. Hierzu konstatiert Herr Ederer in seiner Aussage vor dem Untersuchungsausschuss allerdings: Dem Verwaltungsrat wurde vom Vorstand in dieser Phase die Information gegeben, dass die „Die ganzen Projekte – Jointly Successful und Zahlen bei der HGAA in Ordnung seien.327 Zum wie sie geheißen haben – sind ja bereits vor dem Bericht der OeNB wurde im Verwaltungsrat be- Closing in Gang gesetzt worden, weil wir sehr richtet, dass der in der Due Diligence festgestellte daran interessiert waren, dass die Bayerische Wertberichtigungsbedarf höher sei als der von der Landesbank die aktive Führung übernimmt. Das OeNB identifizierte.328 scheint wohl nicht ganz so gut gelaufen zu sein, wie wir es uns erhofft haben. Ich kann aber hier Fragen zu Details gab es vom Verwaltungsrat nur mutmaßen. Ein wesentlicher Punkt mag auch nach Erkenntnissen des Untersuchungsausschus- gewesen sein, dass die Hauptaktionärin auch in ses wiederum nicht. ihrem Hauptgeschäft durchaus mit Herausforde- rungen konfrontiert war und dass möglicherweise der Fokus stärker auf die Lösung dieser Probleme Zeugin Kreithmeier vor dem Untersuchungsaus- gelegt wurde. Aber das ist eine Wahrnehmung für schuss: mich von außen.“325 Frage: „Inwieweit war der Vorstand der Bayern- Zeuge Irrgang bei seiner Aussage vor dem Unter- LB in der Erwerbsphase zwischen Mai und Ok- suchungsausschuss: tober 2007 über die laufende, zwischenzeitliche Geschäftsentwicklung bei der HGAA informiert „Ehrlich gesagt, das war nicht das, was ich mir und welche Informationen erlangte der Verwal- unter Jointly Successful vorgestellt habe, denn tungsrat hierüber? Zeugin Karin Kreithmeier das war ja, wenn Sie mal ganz ehrlich sind – Bis (BayernLB): „Also inwieweit der Vorstand infor- zu der Lebkuchenaktion, an die wir uns noch miert war, ist mir nicht bekannt, da das nicht die sehr gut erinnern, das ist ja Pippifax gewesen. Dinge sind, die damals auf meinen Tisch irgend- Es war einfach ein bisschen Sympathie für ei- wie gelandet wären. Und der Verwaltungsrat ist nander zu gewinnen und zu sagen: Okay, da sind meines Wissens dann – ich glaube, im August war jetzt, wie Sie vorhin darauf hingewiesen haben, das – informiert worden, dass das soweit von den in dem Konzern auf einmal eine Menge Mitarbei- Zahlen her bei der HGAA alles okay ist.“329 ter eingerückt, auch wenn wir natürlich keinen Konzern-, Betriebs- oder Personalrat kennen, 2.2.9. Welche Hinweise z. B. von Abschlussprüfern, trotzdem, ich meine, sie gehören irgendwie der Prüfern im Rahmen von Due-Diligence-Unter­ Verwandtschaft an, so muss man das sehen. Da suchungen, in- und ausländischen Aufsichtsor- würde ich schon eher sagen, gemeinsam Geschäf- ganen oder Ratingagenturen im Hinblick auf te zu betreiben, da zusätzliche Kunden zu gewin- mit dem Kauf verbundene Risiken und Haf- nen, insbesondere im Risikomanagement, dass tungsverhältnisse gab es zu welcher Zeit und man wissen musste oder jedenfalls hätte wissen wie haben Vorstand und Verwaltungsrat da- müssen, dass dort gewisse Defizite da sind. Das rauf reagiert? zu optimieren, würde ich jetzt sagen, war für mich der Kern von Jointly Successful. Dass ich es nicht In der Due-Diligence-Phase 1 wurden von den ganz verstanden habe, würde ich jetzt, sollte ich Prüfern für Kreditrisiken 200 Mio. € und für Ri- es so gesagt haben, relativieren. Ich meine, dass siken aus dem Handelsbuch 50 Mio. € pauschal ich über manches den Kopf geschüttelt habe, un- eingestellt.330 Für die Sitzung des Lenkungsaus- ter anderem auch – ich meine, mit einer Lebku- schusses des Vorstands am 10.05.2007 erstellten chenaktion gewinnen Sie keine neuen Kunden, die Berater eine Präsentation (46 Seiten), in der das ist eine reine interne Veranstaltung. Ich habe der Stand der Due Diligence und die bisher fest- das so nicht gekannt. Ich hätte die Akzente etwas gestellten Risiken und Prüfungsergebnisse sowie anders gesetzt.“326 deren Auswirkungen auf das Kaufpreisangebot

327 Kreithmeier (6, 63); Naser (15, 233); Schmid (20, 73). 324 Turkowski (7, 17). 328 Turkowski (7, 18). 325 Ederer (11/23). 329 Kreithmeier (6/63). 326 Irrgang (19/39). 330 Dörhöfer (11, 111). Seite 164 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

und die nächsten Schritte ausführlich dargestellt probe nicht auszuschließen ist, dass weitere Risi- wurden331. Bezug nehmend auf diese Präsentation ken erkannt werden.337 resümierte das Lenkungsausschussmitglied Dr. Kemmer in einer E-Mail an einzelne Vorstands- Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser gibt an, er habe mitglieder und einen Vertreter von Rothschild, den Bericht vom 18.05.2007 nicht erhalten. Er dass die Themen Kreditportfolio und Treasury könne nicht sagen, ob die dort enthaltenen An- nicht wirklich gut klängen. Es würde auch zurecht merkungen dazu geführt hätten, dass der Kauf ge- darauf hingewiesen, dass ein ernst zu nehmendes stoppt worden wäre, wenn er sie vorab hätte lesen Drohpotenzial in Richtung Impairment bestehe.332 können. Allerdings hätte man sicher noch einmal Das bedeutet, dass vom Vorstand ein ernst zu neh- über die Größenordnung des Preisabschlags dis- mendes Verschlechterungsrisiko gesehen wurde. kutieren müssen.338 Es sei ein Fehler gewesen, dieses Papier dem Verwaltungsrat nicht vorzule- In einer speziellen Information an den Vorstand gen.339 für die Vertragsverhandlungen am 14.05.2007 hatten die Berater von sich aus auf Folgendes hin- Auch der Zeuge Dr. Naser sagte aus, dass er den gewiesen: Der Vorstand habe bisher beschlossen, Bericht nicht gesehen habe,340 er sei aber der einen Kaufpreis von 1,6 Mrd. € zu akzeptieren Auffassung gewesen, dass der Bericht dem Ver- und darauf wegen notwendiger Wertberichtigun- waltungsrat vorgelegt hätte werden müssen. Die gen einen Abschlag von maximal 100 Mio. € Ausführungen darin bezeichnete er als „heftig.“341 vorzunehmen. In Hinblick auf das Ergebnis der Überprüfungen wäre allerdings ein fester Betrag Der Zeuge Hagl gab ebenfalls an, den Bericht von 100 Mio. € abzuziehen und damit eine Re- nicht gesehen zu haben.342 Ebenso äußerte sich duzierung des Kaufpreises auf 1,5 Mrd. € er- der Zeuge Georg Schmid,343 wie auch der Zeuge forderlich. Es wurde darauf hingewiesen, dass Dr. Beckstein.344 der übliche Paketzuschlag für den Erwerb eines Mehrheitspakets zwischen 10 und 20 % des Un- Auch wurden um diesen Zeitpunkt jedenfalls ternehmenswerts betrage. Es wurde weiter darauf Teile des Legal-Due-Diligence-Berichts an den hingewiesen, dass nicht nur im Kreditbereich, damaligen Chefjustitiar der BayernLB, Walther sondern auch im Handelsbereich (Treasury) wei- Schmidt-Lademann, gesandt.345 Dieser erhielt terhin nicht erkennbare Risiken bestehen. Diese auch die Berichte der KPMG, die für den Inves- resultieren aus „stillen Lasten in Bankbuchderiva- tor Kingsbridge eine Due Diligence durchgeführt ten“ und komplexen Produkten, die ein Nominal- hatte. Die finale Version des Berichts der KPMG 333 volumen von 1,5 Mrd. € hatten. datiert vom 21.05.2007, ging um 18.19 Uhr bei 346 Am 18.05.2007 wurden der BayernLB von Ernst der BayernLB ein. & Young die sogenannten Transaction Insights übermittelt.334 Dies ist ein Teil des endgültigen Schriftliche Informationen zur Risikosituation Due-Diligence-Berichts, der vor allem für die und zu etwaigen Schwächen bei der HGAA wur- Kaufentscheidung von Bedeutung ist. Diese gin- den dem Verwaltungsrat lediglich im Rahmen der gen an Dr. Haas, den Leiter des Vorstandsstabes, Vorlagen zu den Sitzungen am 20.03.2007 und der bei der Staatsanwaltschaft angab, er habe sie 20.04.2007 übermittelt. nicht an den Vorstand weitergeleitet, da sie inhalt- lich nichts Neues enthielten.335 Deshalb ist es im Untersuchungsausschuss auf Unverständnis gestoßen, dass eben die in den Zusammengefasst enthielt das Papier vom Präsentationen vom 20.03. und 20.04.2007 aufge- 18.05.2007 jedoch den Hinweis, dass in verschie- zeigten Schwächen, die sich in den weitergehen- denen Teilbereichen nur unzureichende Informa- den Untersuchungen als vorhanden herausstell- tionen zur Verfügung standen und Informationen ten, von den Verwaltungsratsmitgliedern nicht teilweise nicht vollständig ausgewertet wurden. aufgegriffen wurden. Ferner wurde auf die ausgetauschten Ordner hin- gewiesen.336 Ferner wurde auch darauf hingewie- sen, dass bei Ausweitung der Kreditrisikostich-

337 Barth (13, 150). 338 Faltlhauser (14, 55). 339 Faltlhauser (14, 73). 340 Naser (15, 182 f.). 331 Bd. 272, BB 01a_04, S. 1 ff. 341 Naser (15, 138). 332 Bd. 58, ZV Weigert 14.04.2010, Anlage 6. 342 Hagl (18, 44). 333 Bd. 58, BB 02 Haas_06, S. 14 ff. 343 Schmid (20, 124). 334 Turkowski (7, 19). 344 Beckstein (20, 221). 335 Turkowski (7, 19). 345 Turkowski (7, 19). 336 Barth (13, 150). 346 Turkowski (7, 19). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 165

Vielmehr wurde der Kontrollpflicht angeblich teressant, aber müssen wir mal schauen, das müs- Rechnung getragen, indem man nachfragte, ob sen wir genau prüfen.“349 alles planmäßig laufe. Weiter führt der Zeuge Spitzner aus: Offensichtlich bestand im Verwaltungsrat über- haupt kein Bewusstsein, dass die gravierenden „Ich habe dann in dieser Sitzung ganz bewusst Mängel der Due Diligence einer umfangreichen und ganz gezielt den Vertreter von Rothschild, Kontrolle bedurften. Besonders unverständlich den Herrn Raffel, gefragt. Ich sage: Ja, alles re- die Aussage von Herrn Wirth, der eigentlich nur det von geheim vor diesem Hintergrund. Wir ha- den Auftrag zur Kontrolle erhalten hätte müssen. ben keine Zahlen. Wie können wir sicherstellen, Warum er selbst nicht auf die Idee kam, Herrn wenn bekannt ist, dass die Hypo Alpe Adria eine Naser zur Nachfrage zu animieren, konnte vom sehr starke Expansionspolitik betrieben hat, da ist Untersuchungsausschuss nicht nachvollzogen möglicherweise einiges schiefgelaufen ist, mögli- werden. cherweise faule Kredite da sind, wie können wir da sicherstellen und gewährleisten, dass wir dann 2.2.10. Wurden die mit der Due-Diligence-Prüfung auch einen verlässlichen Einblick in eventuelle betrauten Unternehmen und Prüfer vom Ver- Risiken oder faule Dinge auch hier bekommen waltungsrat gehört? werden.“350

Die Berater von Rothschild und Ernst & Young „Also, für mich war die Präsentation – ich habe wurden in den Sitzungen vom 20.03.2007 und ja, gegenüber der Staatsanwaltschaft zu erkennen 20.04.2007 vom Verwaltungsrat gehört.347 Die gegeben: Ich war verärgert ein bisschen, weil Präsentation, die am 20.03.2007 gehalten wurde, das, was im Grunde genommen dargelegt worden war eine eher deskriptive Präsentation mit einer ist, war sehr, sehr dünn. Es waren die Ausführun- Beschreibung der Hypo Group Alpe Adria und gen, auch des Herrn Raffel waren sehr allgemein dem Ablauf des Prozesses mit Zeitplan.348 gehalten zur österreichischen Bankenlandschaft, ein bissel was zu den Stärken. Es war etwas, was Allerdings wurde auf Seite 16 der Präsentation also einem, der ein bissel Zeitung liest und sich unter der Überschrift „Gefahren“ auf folgende informiert, also nicht neu war.“351 Punkte hingewiesen: Bereits in dieser Phase gab es also genügend An- – Wachsender Wettbewerb in zentral- und osteu- lässe, besonders vorsichtig und kontrolliert an ropäischen Ländern führt zu Druck auf Margen diese Sache heranzutreten. Die vorgetragenen und Wachstumsraten Warnhinweise hätten bei einem Kreditantrag aus – Zum Teil unsicheres politisches Umfeld in be- der Privatwirtschaft zur allerhöchsten Alarmstufe stimmten Wachstumsmärkten geführt. – Hoher Druck auf das Unternehmensrating Die Präsentation am 20.04.2007 umfasste die Er- (Stichwort: Wegfall der Ausfallhaftungsgaran- gebnisse der Phase 1 der Due Diligence.352 tie) – Anhaltende Gerüchte über Risiken im Immobi- Aus der Sitzung vom 20.03.2007 berichtete der lienfinanzierungsgeschäft Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser, dass in der Sitzung vor allem auf die attraktive Marktposition der HGAA – Untersuchungen zum Bilanzskandal 2004 hingewiesen worden sei. Gleichzeitig sei aller- könnten weitere negative Auswirkungen auf dings die Historie der SWAP-Verluste der HGAA den Ruf der Bank haben dargelegt und auf das Erfordernis der Durchfüh- – Bisher nicht identifizierte Risiken in den Toch- rung einer marktgerechten Due Diligence hin- terbanken gewiesen worden.353 Wichtig sei aber vor allem der Punkt gewesen, dass Werner Schmidt darauf D. h. deskriptiv wurden auch die Risiken aufge- verwiesen habe, dass man nicht erneut wie bei der listet. Dies wiederum ist in Ergänzung mit den BAWAG in ein Bieterverfahren geraten dürfe und Aussagen des stellvertretenden Verwaltungsrats- die Exklusivität in den Verhandlungen wichtig mitglieds Spitzner zu sehen: sei.354 Insgesamt habe man ab dieser ersten Sit-

Zeuge Hans Spitzner (Staatssekretär a. D.): „Ich hab zu Herrn Huber gemeint: „Ja, pass auf, das 349 Spitzner (20/16). ist eine heiße Kiste. Da müssen wir aufpassen, in- 350 Spitzner (20/4). 351 Spitzner (20/13). 352 Bender (10, 33). 347 Kreithmeier (6, 64); Hagl (18, 7); Turkowski (7, 20). 353 Faltlhauser (14, 41). 348 Bender (10, 32). 354 Faltlhauser (14, 41). Seite 166 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

zung gewusst, wo die Gefahren lauerten.355 Der Spitzner bezeichnete die vorgenommenen Ände- Zeuge Spitzner berichtete ergänzend, dass Werner rungen als „bemerkenswert.“364 Auch der Zeuge Schmidt vorgetragen habe, dass es sich bei der Schuster sei „überrascht“ gewesen, als er von den HGAA um eine einmalige Chance handeln würde, Abweichungen erfahren habe.365 das Zeitfenster für die Wahrnehmung der Option allerdings sehr gering sei.356 Er habe nach der Sit- Was an dieser Stelle aber unverständlich ist, da zung Staatsminister Huber, den er in der Sitzung der Vorstand sonst bereits vor den Verhandlungen vertreten hatte, über die Möglichkeit des Erwerbs vom 14.05. gewusst hätte, dass überhaupt kein der HGAA informiert und darauf hingewiesen, Abzug vorgenommen würde. dass es sich um eine interessante Option handele, die aber sehr gründlich geprüft werden müsse.357 Insgesamt wurde von den Beratern von Roth- Er gebrauchte in diesem Zusammenhang den schild ausgeführt, dass man es schon so sehen Ausdruck „heiße Kiste.“ Allerdings hätten damals könne, dass die Vorlage am 20.04.2007 wesentlich alle Mitglieder des Verwaltungsrats das Bewusst- positiver formuliert war als diejenige vom Tag sein gehabt, dass es sich um eine Sache handelte, vorher, man habe sich jedoch mit den Formulie- bei der man genau hinsehen muss.358 rungen auch nicht unwohl gefühlt.366 Der Zeuge Bender367 begründet dies folgendermaßen: „Ich Die Präsentation für den Verwaltungsrat vom würde sagen, inhaltlich ist es nicht gravierend, 20.04.2007 beruht auf einer Vorlage für den Vor- weil es sich in der Tat aus der Unterlage auch er- stand vom 19.04.2007. Dabei fällt auf, dass die gibt.“ Bender erklärt sich die unterschiedlichen Verwaltungsratsvorlage an verschiedenen Punk- Formulierungen so, dass der Vorstand sich einen ten von der für den Vorstand abweicht. Die Vorga- größeren Verhandlungsspielraum habe geben las- be, dass gewisse Sachverhalte „anders“ dargestellt sen. Es sei natürlich so, „dass sich der Vorstand werden, stammte vom Vorstand der BayernLB.359 hier einen größeren Freiraum hat geben lassen. Er erinnere sich auch daran, dass dieser Verhand- So wurde in der Präsentation am 20.04.2007 ein lungsspielraum in der Tischvorlage angesprochen Kaufpreis von 3,4 Mrd. € für 100 % der Akti- worden ist.“ Der Zeuge Barth sprach davon, dass en dargestellt, während am 19.04.2007 noch von er sich aus der Diskussion in der Vorstandssitzung 3,2 Mrd. € die Rede war. Von Rothschild wur- vom 19.04.2007 daran erinnern könne, dass man de diese Zahl, die von Rothschild selbst als be- die Vorlage für den 20.04.2007 etwas „freund- triebswirtschaftlich nachvollziehbar abgeleitet licher – nicht im Sinne von aufmöbeln –, letzt- wurde, verändert. Der Vorstand behauptet, dies endlich lesbarer“ gestalten wollte.368 Der Zeuge sei geschehen, um mehr Verhandlungsspielraum Barth369 stellt fest, dass die Präsentation für den zu erhalten.360 Nach Aussage des Zeugen Prof. Dr. Verwaltungsrat vom 20. April 2007 im Vergleich Faltlhauser sei jedoch diese Veränderung jeden- zur Vorstandspräsentation vom 19. April 2007 falls deswegen von Bedeutung gewesen, da man nicht wesentlich verändert wurde: „19./20. April. aufseiten des Verwaltungsrats von einem Kauf- Aus meiner Warte heraus sehe ich da inhaltlich preis von 3,4 Mrd. € (für 100 %) ausging, aller- – kann ich mal spekulieren – keinen besonders dings den Abzug von Wertberichtigungen in Höhe großen Unterschied … Wenn sie mal die zehn von 200 Mio. € bezogen auf 100 % erwartete. Punkte, die darüberstehen, lesen, dann werden sie Nachdem ein Kaufpreis von rund 1,625 Mrd. € kaum Unterschiede sehen. Ich habe kaum einen mitgeteilt worden war, habe man dies als Signal Unterschied gesehen, gerade, wenn man drüber- dafür gewertet, dass alles in Ordnung sei.361 schaut.“ Er sehe lediglich Unterschiede in der Formulierung. In beiden Präsentationen gäbe es Auch die Grafik, anhand derer die Wertherleitung Hinweise auf eine Vielzahl von Risiken. Allerdings erläutert werden sollte, wurde abgeändert.362 Allerdings habe man keinerlei Einschränkungen bei der Vortragsweise in den Sitzungen bei der Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser erklärte hierzu, Vortragsweise in den Sitzungen unterlegen.370 dass man ohne diese Abänderung wohl erkannt hätte, dass ein Abzug für Wertberichtigungen Die Verwaltungsratspräsentation vom 20. Ap- nicht durchgesetzt werden konnte.363 Der Zeuge ril 2007 enthält laut Zeugen Brodey von Dor- da, Brugger, Jordis darüber hinaus den „echten

355 Faltlhauser (14, 42). 356 Spitzner (20, 3). 357 Spitzner (20, 16); Huber (26, 59). 364 Spitzner (20, 11). 358 Spitzner (20, 16). 365 Schuster (24, 180). 359 Bender (10, 34); Raffel (10, 128). 366 Bender (10, 35). 360 Bender (10, 34). 367 Bender (10/35). 361 Faltlhauser (14, 54); Schmid (20, 118). 368 Barth (13, 138). 362 Bender (10, 114); Wirsching (15, 18). 369 Barth (13/155). 363 Faltlhauser (14, 72). 370 Barth (13, 158). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 167

Warnhinweis“371, der dem sogenannten Dis- reagierte(n) der/die Verantwortliche(n) der claimer im Bericht über die rechtliche Due Dili- Landesbank? gence372 entspricht. Auf Seite 50 der Präsentation heißt es: Der Vorstand wurde von Rothschild und Ernst & Young über die mangelnde Qualität des Daten- „Legal Datenraum: Unterlagen überwiegend bis raums informiert.379 Ein schriftlicher Hinweis auf Mitte 2006, zum Teil früher, Qualität und Aussa- die unvollständige und ungeordnete Aktenlage gekraft unbefriedigend, aktuelle Unterlagen und und den Austausch von Akten bzw. Ordnern findet Nachweise fehlen, trotz Anforderung fast voll- sich zudem in der Zuleitung (sog. Disclaimer) der ständig, auch noch nach Expert Meeting keine Berichte von Ernst & Young vom 18.05.2007 (sog. belastbaren Ausgaben.“ Transaction Insights)380 und vom Juni 2007, dem endgültigen Due-Diligence-Bericht381. Gleich- Zum Ablauf der Sitzung vom 20.04.2007 wurde zeitig wurde jedoch positiv registriert, dass die vom Zeugen Barth von Ernst & Young mitgeteilt, Berater der BayernLB in der Phase zwei die dass er zwar nicht sagen könne, ob jede einzelne Möglichkeit bekamen, den roten Datenraum zu Komponente der Wertfestsetzung erläutert wor- betreten.382 Im roten Datenraum befanden sich den sei. Jedoch sei über die maßgeblichen Punk- aus Unternehmenssicht besonders sensible Daten te diskutiert worden.373 Aus der Diskussion sei wie z. B. die Berichte von Wirtschafts- und Ab- ferner klar geworden, dass es eine weitere Phase schlussprüfern oder Kreditakten. der Due Diligence geben werde.374 Prof. Dr. Faltl- hauser sagte weiter hierzu aus, er habe sich nicht Das Problem der ausgetauschten Ordner stellte zuletzt aufgrund der umfassenden Darstellung der sich nach Aussage des Zeugen Barth zu Beginn Ergebnisse der Due Diligence nicht zu einer ab- der 2. Phase der Due Diligence. Der Zeuge hat- schließenden Abstimmung in der Lage gesehen te sämtliche von ihm durchgesehenen Ordner mit und daher um eine Verschiebung um mindestens einem Kürzel versehen. Zu Beginn der Phase 2 acht Tage gebeten.375 Über den Zeitraum der Ver- stellte er fest, dass auf einem Teil der Ordner kei- schiebung habe es eine längere Diskussion gege- ne Kürzel mehr vorhanden waren. Dies berichtete ben. Er – Faltlhauser – habe schließlich wider- er sowohl seinem Kontakt bei der BayernLB als willig den Zeitraum bis zum folgenden Montag auch der HGAA.383 akzeptiert.376 Der Vorstand habe insoweit massiv gedrängt, da die Exklusivität nur bis Anfang Mai Vom Ergebnis her konnte der Zeuge Barth aus sei- hätte aufrechterhalten werden können.377 ner Erinnerung heraus allerdings berichten, dass die neu hinzugekommenen Ordner wohl inhalt- Obwohl Faltlhauser aufgrund der umfassenden lich identisch mit den weggenommenen gewesen Unterlagen eine längere Frist bis zur Entschei- seien. Eher seien noch Informationen hinzuge- dung wünscht, gibt es in der denkbar kurzen Zeit kommen.384 Der Zeuge Wirsching führte diesen bis zur Beschlussfassung kaum Gespräche zwi- Vorfall auf schlechte Planung zurück.385 Dass Un- schen den Entscheidern. Vor allem wurde dem terlagen nachgeliefert werden, sei der Regelfall, Untersuchungsausschuss nichts darüber bekannt, nicht jedoch, dass etwas ausgetauscht oder etwas dass weitere Fragen an den Vorstand oder die ohne besondere Kennzeichnung nachgeliefert beratenden Firmen gestellt wurden. Es entstand werde.386 vielmehr der Eindruck, dass die Berater davon überrascht wurden, dass die Präsentation vom Allerdings wurde dem Verwaltungsrat bereits am 20.04.2007 sofort in einen Kaufbeschluss umge- 20.04.2007 auf Seite 50 der Präsentation „Pro- setzt wurde (siehe 2.1.6.).378 jekt Berthold“ folgender Bericht abgeliefert: – Über 300 Ordner mit teilweise unvollständi- 2.2.11. Haben die Wirtschaftsprüfer den Vorstand gen Informationen (Ordner fehlen; Ausdrucke und/oder den Verwaltungsrat, über, laut Lin- fehlerhaft), die zu einem überwiegenden Teil ner-Bericht vom 27. Mai 2009, „unvollstän- aus 2005 und früher stammen; die Qualität der dige, ungeordnete bzw. ausgetauschte Akten Unterlagen ist befriedigend; der Q&A Prozess im Datenraum“ informiert? Wenn ja, wie ist schleppend, die Expertengespräche sind gut.

371 Brodey (16/93). 372 Bd. 58. 373 Barth (13, 170). 379 Bender (10, 69). 374 Barth (13, 170). 380 Bd. 58, BB 02 Haas_06, S. 123 ff. 375 Faltlhauser (14, 44). 381 Bd. 57, BB 02_33, S. 2 ff. 376 Faltlhauser (14, 44); Hagl (18,8); Wirth (18, 178); Christmann (19, 382 Bender (10, 101). 48); Haumer (22, 10); Weigert (24, 22); Poxleitner (24, 146); Schuster 383 Barth (13, 147). (24, 170); Huber (26, 9). 384 Barth (13, 188). 377 Faltlhauser (14, 124). 385 Wirsching (15, 6). 378 (10/62). 386 Wirsching (15, 7). Seite 168 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

– Legal Datenraum: Unterlagen überwiegend 38 Mrd. Euro und 180 Geschäftsstellen. Zumin- bis Mitte 2006, z. T. früher, Qualität und Aus- dest den Vertretern aus der Sparkassenlandschaft sagekraft unbefriedigend, aktuelle Unterlagen müssen diese Zahlen gegenwärtig gewesen sein. und Nachweise fehlen trotz Anforderung fast Die 180 Geschäftsstellen befinden sich alle im vollständig. Auch nach Expert Meeting keine Raum Hamburg und sind mit Zweigstellenleitern belastbaren Aussagen möglich besetzt.

Das heißt, bereits zu diesem Zeitpunkt musste dem An dieser Stelle drängt sich die Frage auf, wie Verwaltungsrat die Gefahr ungenügender Infor- ein Institut in einer ähnlichen Größenordnung mit mationen bewusst sein und daraus eine umfassen- 300 über 12 Ländern verteilten, dezentral ange- de Kontrolle abgeleitet werden. siedelten Geschäftsstellen organisatorisch um- geht. Ein zusätzlicher Aspekt sind die Kosten für 2.2.12. War den handelnden Personen in Staatsregie- Führungskräfte, die in anderem Zusammenhang rung oder Verwaltungsrat bekannt, dass ins- bereits behandelt wurden. Die Verluste durch besondere bei der Übernahme der HGAA Ri- „faults“ bewiesen letztendlich, dass eine strin- siken eingegangen wurden, die, wenn sie sich gente Überwachung überhaupt nicht möglich war. verwirklichen, zur Existenzgefährdung des – Das Leasinggeschäft wird von der Leasing Unternehmens führen können? Holding AG mit über 40 Tochtergesellschaf- ten und einem Geschäftsvolumen von 4,5 Mrd. Aus der Verwaltungsratspräsentation vom Euro betrieben. 20.04.2007 war zu entnehmen, dass Risiken vor- handen waren. Diesem Bericht konnte aber nicht – Unterschiedliche Organisationsstrukturen der entnommen werden, dass diese existenzgefähr- einzelnen Tochtergesellschaften, Schwächen im dend für die BayernLB sein hätten können. Eine Risikomanagement derartige Kenntnis kann damit nicht positiv be- – Musterverträge, Informationen über das Risiko wiesen werden.387 – Die Staatsanwaltschaft388 und dessen Steuerung sowie Prozessbeschrei- hält das für eine Bewertungsfrage, zu der sie nicht bungen wurden nur rudimentär vorgelegt. viel sagen könne. Anmerkung: Bei 40 verschiedenen Gesellschaften An dieser Stelle kann unterstellt werden, dass dem und einem Geschäftsvolumen von 4,5 Mrd. Euro Verwaltungsrat, bei intensiver Beschäftigung mit sowie Schwächen im Risikomanagement empfiehlt der Unterlage, erkennbar sein musste, wie brisant sich auch für den Laien genaueres Hinsehen. das Engagement sich entwickeln könnte. Unter dem Punkt D. Ergebnisse der Due Diligence lis- – Schwerpunkt der überwiegend gewerblichen tet die Präsentation Positionen auf, die diese Er- Immobilienfinanzierungen bilden Büroimmo- kenntnis aufdrängen: bilien, Einkaufszentren und Ferienanlagen in Bosnien, Kroatien und Italien. – Die Hypo Alpe Adria Gruppe hat über 400 Ge- sellschaften in 12 Ländern. – Die Werthaltigkeit des Immobilienportfolios kann auf Grundlage der Daten nicht beurteilt – In den Konzernabschluss nach HGB werden werden 71 Gesellschaften einbezogen (2005: 62). Der Konsolidierungskreis nach IFRS enthält weite- Anmerkung: Auch an dieser Stelle müssen Warn- re 45 Gesellschaften. lampen angehen. Wie will ich mit derartigen Aus- – Schwerpunkt der Tätigkeit von neun direkten sagen ein Risiko einschätzen? Bankenbeteiligungen ist das Kreditgeschäft. Das Filialnetz der Gruppe umfasst über 300 In der Präsentation vom 20.04.2007 sind seiten- Standorte. weise weitere Auflistungen von Sachständen, die kaum Zweifel an einer Existenzgefährdung lassen – Der Buchwert der Bankenbeteiligungen im konnten für den Fall, dass sich z. B. die Marktsi- Einzelabschluss 2006 beträgt € 1,2 Mrd. 2006 tuation verändert oder sich die bisherigen Unter- hat die Muttergesellschaft Kapitalerhöhungen suchungen als zu oberflächlich erwiesen. von insgesamt € 292 Mio. bei Tochtergesell- schaften durchgeführt. Wie auf der Grundlage einer derartigen Datenba- sis eine Milliardenentscheidung getroffen werden Anmerkung: Interessant ist an dieser Stelle ein- konnte, bleibt ein Geheimnis.389 mal ein Vergleich. Die Haspa als größte deut- sche Sparkasse hat eine Bilanzsumme von rund

387 Turkowski (7, 20). 388 Turkowski (7/20). 389 Bd. 11, S. 264 ff. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 169

Erschwerend kommt hinzu, dass der Verwaltungs- den. Es wurde dabei aber übersehen, dass Berlin rat sowohl die Ergebnisse der Due-Diligence- durch seine Funktion als Vorstandsvorsitzender Phase 2 wie die Ergebnisse der Due Diligence bei den Gewinn der HGAA steuern konnte und so den kroatischen Töchtern der HGAA ignorierte, über den vereinbarten Besserungsschein die Ge- die beide entsprechende Risiken erkennen ließen. winnsituation so beeinflussen konnte, dass seine Investoren optimale Gewinne aus dem Investment 2.2.13. Wussten Organe der BayernLB, ob die Ber- erzielen konnten. Die Ergebnisse sprechen eine lin & Co AG bzw. natürliche und juristische eigene Sprache. Personen, die erst seit Herbst 2006 Aktionäre der Hypo Group Alpe Adria waren, zu den Alt- 2.2.14. Hatten Mitglieder von Vorstand oder Verwal- aktionären im Sinne der „Sonderprämie für tungsrat Informationen über etwaige im Zu- Altaktionäre“ gehörten? Wussten Organe der sammenhang mit dem Beteiligungserwerb ste- BayernLB, wer die Empfänger der „Sonder- hende Abfindungen, Provisionen oder Sonder- prämie für Altaktionäre“ waren, und wenn ja, zahlungen an Personen oder Organisationen, zu welchem Zeitpunkt? ggf. zu welchem Zeitpunkt?

Wenn mit der Sonderprämie die Ausschüttung Über die unter Ziff. 2.2.13. gezahlte Sonderdi- aus dem Consultants-Verkauf gemeint ist, so wur- vidende hinaus sind keine weiteren Zahlungen de diese dem Verwaltungsrat in der Vorlage vom der genannten Art bekannt; 392 abgesehen vom 20.04.2007 bekannt. Dort ist der Erlös aus dem als Nebenabrede zum Kaufvertrag vereinbarten Consultants-Verkauf ausgewiesen. Außerdem Sponsoring des Fußballklubs SK durch wies Werner Schmidt in der Verwaltungsratssit- die BayernLB-Tochter DKB, die der Kärntner zung am 23.05.2007 nochmals auf die geplan- Landeshauptmann Haider vermutlich zur Bedin- te Sonderausschüttung in Höhe von 50 Mio. € gung für den Erwerb der Mehrheit an der HGAA hin.390 gemacht hat.

Die Einigung auf die Sonderdividende erfolgte Der Vorstandsvorsitzende der BayernLB Wer- kurz vor dem Signing am 22.05.2007 und wurde ner Schmidt hat bei seiner Einvernahme bei der den Altgesellschaftern, nämlich der Kärntner Lan- Staatsanwaltschaft am 11.01.2011393 betont, dass desholding, der Mitarbeiterprivatstiftung (MAPS) der Kärntner Landeshauptmann Haider seine sowie Berlin & Co mit Schreiben des Vorstands Sponsoringwünsche in Gegenwart von Prof. Dr. der BayernLB vom 21.05.2007 zugesagt391. Faltlhauser und Dr, Naser in großer Runde geäu- ßert hat. An ablehnende Reaktionen könne er sich Sie bedeutet eine Erhöhung des Kaufpreises um nicht erinnern. 25 Mio. €. Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser hat dieser Dar- Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang fol- stellung widersprochen: „Vom Sponsoring habe gende Konstellation: Dem Verwaltungsrat war ich aus der Zeitung vernommen und habe die bekannt, dass die BayernLB von Berlin & Co Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. einen Anteil an der HGAA von 25 %+1 Aktie Mehr kann ich dazu nicht sagen.394 abkauft, dafür einen Paketzuschlag in der Grö- ßenordung bis 30 % bezahlt, gleichzeitig einen Auch Zeuge Dr. Naser395 hat diese Darstellung Kredit zur Finanzierung eines Anteils von rund des protokollarischen Treffens als falsch bezeich- 16 % in Höhe von 385 Mio. Euro an Berlin & Co net. Er hat aber bestätigt, dass er im Juni 2007 ausreicht, Dr. Berlin zum Vorstandsvorsitzenden im Aufsichtsrat der DKB vom Sponsoring er- der HGAA macht und der Gruppe Berlin & Co fahren hat. Ein Zusammenhang mit dem Erwerb auch noch eine Sonderausschüttung zukommen der HGAA sei allerdings in der entsprechenden lässt, die vorher in den Kaufpreisherleitungsmo- Sitzung nicht hergestellt worden. Vielmehr sei es dellen der BayernLB zugerechnet war. um die Ausdehnung der Geschäftstätigkeit nach Österreich gegangen. Auch in ihren Aussagen vor dem Untersuchungs- ausschuss fanden die Mitglieder des Verwaltungs- An dieser Stelle muss mindestens eine der Par- rates diese Konstellation in Ordnung, teilweise teien lügen. Erstaunlich ist in diesem Zusammen- wurden sogar die Vorteile beschworen. So z. B. hang allerdings die Aussage von Naser, der zwar die Bindung an die BayernLB durch den Zwi- vom Sponsoring erfahren haben will, aber keinen schenkredit und den Zukauf an Kompetenz durch die Berufung von Berlin zum Vorstandsvorsitzen- 392 Turkowski (7, 21). 393 Bd. 298, BV Schmidt. 390 Band 10, S. 310. 394 Faltlhauser (14/209). 391 Bd. 78, BB 100_05, S. 519 ff. 395 Naser (28/9). Seite 170 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Bezug zum Erwerb durch die BayernLB herstel- rung stattfand. Dafür fehlt jeglicher Anhaltspunkt. len konnte. An dieser Stelle musste ihm auffallen, Diese ist bislang nicht festgestellt worden.396 dass es vonseiten der DKB im Bereich des öster- reichischen Fußballs bis dahin keinerlei Interesse Der Untersuchungsausschuss hat aber einen gegeben hatte und dass auch keinerlei Strategie möglichen Interessenskonflikt festgestellt, den hinter diesem Investment steckte. Auch in der Fol- Prof. Dr. Faltlhausers Beratertätigkeit für die In- ge wurde vonseiten der DKB nie eine Geschäfts- vestmentbank Rothschild GmbH darstellt. Diese tätigkeit in Österreich angedacht. Tätigkeit, die Prof. Dr. Faltlhauser am 01.02.2008 angetreten ist, überschneidet sich um fünfeinhalb Außerdem gab es innerhalb der DKB ein deutli- Monate397 mit seiner Mitgliedschaft im Aufsichts- ches Sträuben gegen den von der BayernLB auf- rat der HGAA. oktroyierten Vertrag. Im Untersuchungsausschuss konnte dann auch nicht abschließend geklärt wer- Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser398 hat beteuert, den, warum der Vertrag erst nach Ausscheiden dass er mit der Auftragsvergabe der BayernLB an von Werner Schmidt aus dem Vorstand im Jahre Rothschild nichts zu tun gehabt habe. 2009 erfüllt wurde. Sollte Werner Schmidt die einzige involvierte oder besser am Sponsoring in- Unstrittig ist, dass der spätere Vorstandsvorsit- teressierte Person gewesen sein, wäre an dieser zende der HGAA, Tilo Berlin, mit seinen Inves- Stelle ein Ausstieg leicht prüfbar gewesen. toren durch den Einstieg der BayernLB rund 180 Mio. Euro verdiente. Wie viel davon persönlich Auch der unter 2.2.13. aufgeführte Sachverhalt auf Tilo Berlin und dessen Familie entfiel, konnte der Ergebnissteuerung der HGAA durch den Vor- bisher nicht geklärt werden, da bis heute teilweise standsvorsitzenden Tilo Berlin mit dem Zweck, unklar ist, wer sich hinter den Investoren verbirgt. den vereinbarten Besserungsschein nicht zulasten Ein Interessenskonflikt ergibt sich auch aus der der Investoren zur Wirkung kommen zu lassen, ist Tatsache, dass Berlin als Vorstandsvorsitzender letztendlich als Sonderzahlung zu sehen. der HGAA Einfluss auf deren Jahresergebnis neh- men konnte, das Auswirkungen auf die von ihm 2.2.15. Wussten Organe der BayernLB, zu welchem als Käufer der Anteile mit der GRAWE vereinbar- Preis der Berlin & Co AG bzw. natürliche te Nachbesserungen hatte. oder juristische Personen, für die die Berlin & Co AG Aktien der HGAA hielt, die nach dem Insofern konnte auch nicht geklärt werden, ob es „Closing“ verbliebenen Gesellschafterantei- aus dem Umfeld der BayernLB Nutznießer gab. le abgekauft wurden? Wenn ja, welcher Preis Hier müssen die staatsanwaltschaftlichen Ermitt- wurde dafür bezahlt? lungen abgewartet werden.

Berlin & Co hatte zusammen mit einer briti- Laut Meldung der Süddeutschen Zeitung vom schen Investmentfirma, Kingsbridge Capital, am 28.02.2011 hat die Staatsanwaltschaft München 30.11.2006 die Zweckgesellschaft Berlin & Co diesbezüglich rund 30 Banken angeschrieben mit Capital Sarl. gegründet. Diese verkaufte an In- der Bitte um Öffnung betroffener Konten. vestoren Beteiligungsrechte mit Rücknahmever- pflichtung. Aus den Mitteln, die durch den Ver- 2.3. Fragen zur Mitwirkung der Mitglieder des kauf der Beteiligungsrechte zuflossen, beglich Vorstands, des Verwaltungsrats, der Staatsre- Berlin den Kaufpreis für die neu ausgegebenen gierung und/oder von Mitarbeitern und Beam- und später erworbenen Aktien. Über die Rücknah- ten bayerischer Behörden bei Verhandlungen meverpflichtung wurde der Mehrerlös aus dem und dem Kauf von Anteilen an der HGAA Weiterverkauf der 25 %-Schachtel an die Inves- toren ausgekehrt. Davon hatte der Verwaltungsrat 2.3.1. Welche Personen aus Vorstand und Verwal- keine Kenntnis. Der Ausschuss konnte nicht klä- tungsrat der BayernLB und ggf. der Staatsre- ren, ob der Vorstand oder einzelne Mitglieder des gierung waren an den Vertragsverhandlungen Vorstandes oder des Verwaltungsrates von dieser beteiligt und wer hatte dabei eine federführen- Konstruktion Kenntnis hatten. de bzw. koordinierende Rolle?

2.2.16. Haben sich Mitglieder und ehemalige Mitglie- An den Vertragsverhandlungen waren seitens der der des Vorstands, des Verwaltungsrats oder BayernLB Werner Schmidt, Dr. Gerhard Grib- der Staatsregierung beim Einstieg der Bayern- kowsky und Dr. Michael Kemmer beteiligt.399 LB bei der HGAA mittelbar oder unmittelbar persönlich bereichert?

396 Turkowski (7, 23). Es konnte nicht festgestellt werden, dass eine per- 397 Faltlhauser (14/107). sönliche Bereicherung von Mitgliedern des Vor- 398 Faltlhauser (14/70). stands, des Verwaltungsrats oder der Staatsregie- 399 Turkowski (7, 23). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 171

Mitglieder des Verwaltungsrats waren in die Ver- 2.3.6. Ab wann hatten Mitglieder des Verwaltungs- tragsverhandlungen nicht eingebunden.400 rats der BayernLB von der laut Staatsminister Fahrenschon öffentlich bekannten Tatsache 2.3.2. Wer waren die „weiteren Manager der Bay- (Antwort von Minister Fahrenschon auf eine ernLB“, die lt. Presseveröffentlichung (SZ, Schriftliche Anfrage der SPD-Abgeordneten 02.01.2010) am Treffen vom 31.01.2007 in den Inge Aures vom 25.11.2009) Kenntnis, dass Räumen der BayernLB teilnahmen? Wirtschaftsprüfer wegen verdeckter Speku- lationsverluste der HGAA die Testate für den Teilnehmer des Gesprächs am 31.01.2007 waren Jahresabschluss 2004 zurückgezogen hatten Werner Schmidt, Dr. Rudolf Hanisch, Dr. Tilo und dass der Vorstandsvorsitzende der HGAA Berlin, Dr. Wolfgang Kulterer, Dr. Othmar Ede- Dr. Wolfgang Kulterer am 01.08.2006 von sei- rer und Dr. Benedikt Haas. Von Letzterem wurde nem Amt zurückgetreten war? auch ein Gesprächsprotokoll erstellt.401 Der Umstand, dass im Jahr 2006 das Testat für 2.3.3. Hatten die im Zusammenhang mit dem Be- den Jahresabschluss 2004 zurückgezogen wurde, teiligungserwerb an der HGAA beauftragten war durch die Medien allgemein bekannt. Wirtschaftsprüfer Kenntnis über das gelegte Angebot der Landesbank für die HGAA? Diese Tatsache wurde von den Mitarbeitern der BayernLB, die die Unternehmensbewertung vor- Das Angebot der BayernLB war den externen Be- genommen haben, nicht zum Anlass genom- ratern bekannt. men, an der Unternehmensbewertung Korrektu- ren vorzunehmen, da man davon ausging, dass 2.3.4. Haben die beauftragten Wirtschaftsprüfer bei die eigentliche Aufgabe – die Plausibilisierung den Kaufverhandlungen für die Landesbank der künftigen Planung – vorgenommen worden für ihren Auftraggeber mitgewirkt? war.404 Ernst & Young hat dies in den Transaction Insights vom 18.05.2007 anders gesehen (S. 4). Die externen Berater wurden auf ausdrückliche Weisung des Vorstands und entgegen der Üblich- 2.3.7. Trifft die von der Süddeutschen Zeitung vom keit zu den Kaufpreisverhandlungen nicht hinzu- 26.12.2009 getroffene Feststellung, „die Hypo gezogen.402 Der Zeuge Dr. Hink bezeichnete die- Alpe Adria war schließlich als Skandalbank ses Verhalten als „nicht ganz so geschickt.“403 bekannt gewesen, als die Regierung Stoiber 2007 zugegriffen hatte“, zu, und welche Kennt- 2.3.5. Wurden infolge der Präsentation der Opti- nis hatten ggf. Mitglieder der Staatsregierung on eines Beteiligungserwerbs an der HGAA und/oder des Vorstands und Verwaltungsrats in der Verwaltungsratssitzung der BayernLB der BayernLB hierzu, ggf. ab welchem Zeit- am 20.03.2007 von den Mitgliedern des Ver- punkt? waltungsrats, insbesondere den Vertretern der Staatsregierung, Maßnahmen zu Überprüfung In den österreichischen Medien wurde seit 2004 und Kontrolle der Werthaltigkeit der HGAA in verschiedenem Zusammenhang negativ über veranlasst, ggf. welche, wenn nein, warum die HGAA berichtet. In Österreich wurde für die nicht? Bank schließlich der Ausdruck „Skandalbank“ geprägt, er ist von der Süddeutschen Zeitung Hier kann auf Frage 2.1.7. verwiesen werden. In übernommen worden. Dr. Kulterer hat in einer der Folge der Sitzung vom 20.03.2007 wurde bei schriftlichen Stellungnahme vom 11.01.2011 der HGAA eine Due Diligence durchgeführt, die selbst davon gesprochen, dass die HGAA in Ös- detaillierte Auskunft über Risiken und Unterneh- terreich aufgrund der Swap-Verluste als Skandal- menswert geben sollte. Die Beauftragung und bank bezeichnet wurde.405 Begleitung der Due-Diligence-Prüfung sowie die Vertrags- und Kaufpreisverhandlungen liegen in Im Wesentlichen war damit gemeint, dass sich bei der operativen Verantwortung des Vorstands. Die der Bank erhebliche Verluste aus SWAP-Geschäf- Kontrolle der operativen Tätigkeit unterliegt al- ten ergeben haben. Die Bank wollte unter der Ver- lerdings dem Verwaltungsrat, der diese grob fahr- antwortung ihres damaligen Vorstandes mit dem lässig verabsäumte. Vorsitzenden Dr. Kulterer diesen Verlust bilan- ziell nicht sofort durchschlagen lassen. Deshalb wurde versucht, den Verlust über einen Zeitraum von 10 Jahren zu verteilen.406 Dieses Vorgehen

400 Turkowski (7, 23). 401 Bd. 82, BB 100_57, S. 198 f.; Turkowski (7, 23). 404 Geltinger (9, 76). 402 Bender (10, 49). 405 Bd. 301. 403 Hink (16, 14). 406 Ederer (10, 17). Seite 172 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

führte dazu, dass der Wirtschaftsprüfer sein Testat Der Zeuge Dr. Othmar Ederer meinte, weniger zurückzog. 407 Die dann durchzuführenden Ab- von Bilanzfälschung als vielmehr von verschie- schreibungen führten zu einem merklichen Ver- denen „Bilanzierungsmöglichkeiten“ sprechen zu lust in der Bilanz 2004.408 Der Rückzug des Tes- sollen.412 tats löste eine Überprüfung durch die OeNB und staatsanwaltschaftliche Ermittlungen in Kärnten Die gesamten Vorgänge waren dem Zeugen Prof. aus. Dr. Faltlhauser seiner Aussage nach bekannt, al- lerdings habe er die Sache mehr unter dem Blick- Der Vorstand der BayernLB war sehr früh, näm- winkel gesehen, dass Dinge gemacht wurden, die lich durch zwei Präsentationen von 07.06.2006 nicht vertretbar waren und abgestellt würden, so- und 06.10.2006, über die Bezeichnung als Skan- bald die Mehrheit erworben war.413 Er hat diesen dalbank und den zugrunde liegenden Sachverhalt Vorgang als „alte Klamotte“ bezeichnet.414 Ähn- bezüglich der SWAP-Verluste informiert. In der lich ließ sich auch der Zeuge Dr. Naser ein.415 Präsentation vom 07.06.2006 werden die SWAP- Seiner Aussage nach habe sich hieraus auch keine Verluste und der Verdacht der Bilanzmanipulation Warnlampe ergeben, da es sich in der Sache nur dargestellt. Es wurde festgehalten, dass sich in um die bilanzielle Streckung eines Verlusts und Österreich eine aggressive öffentliche Diskussion nicht um Geldwäsche oder Betrug gehandelt ha- ergeben habe. Daraus wurde abgeleitet, dass die be.416 Jahresabschlusse bis 1999 zu überprüfen wären. Aus diesen Vorgängen müsse unter Umständen 2.3.8. Hatten die im Zusammenhang mit dem Beteili- auf ein mangelhaftes Risikoüberwachungsma- gungserwerb an der HGAA beauftragten Wirt- nagementsystem geschlossen werden. Das werfe schaftsprüfer Kenntnis von kritischen Presse- auch die Frage auf, ob wirklich alle Risiken im berichten über die HGAA vor und während Juni 2006 bekannt seien. In der Präsentation der Due-Diligence-Phasen? Wenn ja, welche? vom Oktober 2006 gab es erweiterte kritische Und wie sind diese Berichte in die Due-Dili- Hinweise. Ob alle Mitglieder des Vorstands von gence-Berichte 1 und 2 eingearbeitet worden? diesem Text Kenntnis hatten, konnte nicht festge- Wurden darauf Prüfungsschwerpunkte in den stellt werden. Die Mitglieder des Verwaltungsrats Due-Diligence-Phasen aufgebaut? kannten diesen nicht. Rothschild hat zum 12.02.2007 erste Überlegun- In der Präsentation vom 20.03.2007 für den Ver- gen zur indikativen Bewertung der HGAA ange- waltungsrat wird auf die Swap-Verluste 2004 stellt, und sich dabei ausweislich des Präsenta- und den „Versuch der stillschweigenden Verar- tionsentwurfs neben den von der BayernLB zur beitung“ hingewiesen. Das stellvertretende Ver- Verfügung gestellten Unterlagen auch auf öffent- waltungsratsmitglied Spitzner hat in der Verwal- lich verfügbare Daten gestützt.417 tungsratssitzung vom 20.03.2007 daraufhin nach- gefragt, inwieweit ein verlässlicher Einblick in Es liegt nahe, dass die Wirtschaftsprüfer im Rah- bestehende Risiken der HGAA nach der Beurtei- men der Due Diligence die Berichterstattung lung von Rothschild überhaupt möglich sei. Er hat über die HGAA im Vorfeld und während der Prü- in seiner Zeugenvernehmung vor dem Ausschuss fungsarbeiten verfolgt und ausgewertet haben. berichtet, dass er seinem Minister Huber gesagt Gesicherte Erkenntnisse hierüber konnte der Aus- habe, die HGAA sei eine „heiße Kiste.“ Er habe schuss jedoch nicht gewinnen. dieses Wissen durch Kontakte zu österreichischen Bankkreisen. Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser führte aus, es habe sicherlich immer wieder Hinweise in öster- Darüber hinaus haben auch Zeitungen in den Jah- reichischen Pressenotizen hinsichtlich „skandalö- ren 2006 und 2007 über die Vorgänge berichtet. ser Vorgänge bei der HGAA“ gegeben, es habe Vertreter der Alteigentümer haben als Zeugen sich dabei aber regelmäßig um Hinweise in Bezug vor dem Untersuchungsausschuss erklärt, der auf das Verhalten des ehemaligen Vorstandes Dr. Begriff „Skandalbank“ sei eine journalistische Kulterer in den Jahren ab 2004 gehandelt. Auch Formulierung.409 Der Zeuge Dörhöfer sprach in habe es immer wieder Teile des Berichts der Ös- seiner Vernehmung vor dem Untersuchungsaus- terreichischen Nationalbank gegeben, die stück- schuss davon, dass die HGAA sicherlich nicht weise in den Medien vorab veröffentlicht worden die Bank gewesen sei, die am besten beleumun- seien.418 det war.410 Der Zeuge Dörfler sprach von einem „Betriebsunfall.“411 412 Ederer (11, 82). 413 Faltlhauser (14, 116). 407 Siehe 2.3.7. 414 Siehe Frage 2.1.1.5. 408 Ederer (10, 18). 415 Naser (15, 179). 409 Ederer (10, 17); Grigg (13, 65 f.). 416 Naser (15, 180). 410 Dörhöfer (11, 111). 417 Bd. 82, BB 100_57, 60 ff., 63. 411 Dörfler (13, 9). 418 Faltlhauser (14, 46 f.). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 173

2.3.9. Trifft es zu, dass die HGAA in Bankenkrei- Privatstiftung mitgetragen. Der Zeuge Dr. Ederer sen als „erste Adresse“ für „Großkredite auf formulierte entschuldigend, dass die Verurteilung dem Balkan“ bezeichnet worden ist (Finan- von Dr. Kulterer erst Ende 2008 erfolgt sei, bis cial Times Deutschland, 10.12.2009), und wenn dahin jedoch die Unschuldsvermutung gegolten ja, welche Kenntnis hatten ggf. Mitglieder der habe.424 Den Wechsel vom Vorstand in den Auf- Staatsregierung und/oder des Vorstands und/ sichtsrat bezeichnete der Zeuge Prof. Dr. Faltl- oder Verwaltungsrats der BayernLB hierzu, hauser als „undenkbar.“425 ggf. ab welchem Zeitpunkt? 2.3.11. Hatten Mitglieder des Vorstands und Verwal- Der Ausschuss konnte eine solche Feststellung tungsrates der BayernLB Kenntnis, ggf. wel- nicht treffen. Allerdings konnte er feststellen, che und ab wann, dass die Satzung der Hypo dass die beiden kroatischen Banktöchter von der Alpe Adria (später umbenannt in Hypo Group Kroatischen Nationalbank als systemrelevant an- Alpe Adria) im August 2006 geändert wurde, genommen wurden. damit der zurückgetretene Vorstandsvorsit- zende Dr. Kulterer ohne Einhaltung einer Nach der Aussage des Zeugen Peter sei die in der „Abkühlungsphase von zwei Jahren“ in den Frage genannte Behauptung anhand von objekti- Aufsichtsrat wechseln konnte (Handelsblatt, ven Größenordnungen nicht nachzuvollziehen.419 14.08.2006)? Nach den Angaben des Zeugen Dr. Grigg war die HGAA in allen Märkten Ex-Jugoslawiens immer Der Zeuge Christmann gab in seiner Verneh- eine der Top-Fünf-Banken vom Marktanteil her mung vor dem Untersuchungsausschuss an, dass betrachtet.420 im Verwaltungsrat nicht thematisiert worden sei, dass die Satzung der HGAA geändert werden Zeuge Spitzner sagt in seiner Aussage vor dem musste, um den Wechsel vom Vorstandsvorsitz in Untersuchungsausschuss, ihm sei bekannt gewe- den Aufsichtsratsvorsitz zu ermöglichen.426 Wei- sen, dass die HGAA in Ex-Jugoslawien einige tere Erkenntnisse liegen dem Untersuchungsaus- Projekte „ in den Sand gesetzt hätte.“ Auch sei schuss nicht vor. ihm bekannt gewesen, dass es eine aggressive Ex- pansionspolitik gegeben hätte.421 2.3.12. Hatten Mitglieder des Vorstands und/oder Ver- waltungsrats der BayernLB in Zusammenhang Zeuge Beckstein vor dem Untersuchungsaus- mit dem nahtlosen Wechsel von Dr. Wolfgang schuss: „Wenn Mittelosteuropa Balkan ist, wenn Kulterer aus dem Vorstand in den Aufsichts- es Swap-Verluste sind, wenn dann der Vorstand rat Kenntnis, ggf. welche und ab wann, über weg ist und wird Aufsichtsratsvorsitzender, dass die Ausführungen des Kapitalmarktbeauftrag- man dann sorgfältig prüfen muss, war allen Be- ten der österreichischen Regierung, Richard teiligten klar und ist von mir auch mit Sicher- Schlenz, im August 2006, „dass internationale heit meinem Amtschef gegenüber gesagt wor- Investoren das nicht goutieren werden“ (Han- den, abgesehen davon, dass der das auch selber delsblatt, 14.08. 2006)? wusste.“422 Über den Kenntnisstand von Vorstands- oder Ver- 2.3.10. Trifft es zu, dass bei der HGAA im Jahr 2006 waltungsratsmitgliedern zu dieser Frage konnten „der damalige Vorstandschef Dr. Wolfgang im Ausschuss keine Erkenntnisse gewonnen wer- Kulterer in den Aufsichtsrat weggelobt wor- den. den“ sein soll, „weil das Institut versucht hatte, Spekulationsverluste in Höhe von 328 Milli- 2.3.13. Welche Maßnahmen und Entscheidungen wur- onen Euro zu vertuschen“ (SZ, 28.11.2009)? den zwischen dem Abschluss aller im Kaufver- Falls ja, hatten Mitglieder des Verwaltungsrats trag vereinbarten Schritte zum Erwerb der davon Kenntnis, ggf. welche? Mehrheit an der HGAA und dem Closing voll- zogen? Welche Mitglieder des Vorstands und Der Wechsel von Dr. Kulterer vom Vorstandsvor- Verwaltungsrats waren daran aktiv beteiligt? sitz in den Vorsitz des Aufsichtsrats war in der Wer war zu welchem Zeitpunkt über den je- Tat Folge der falschen Bilanzierung der SWAP- weiligen Sachstand informiert? Verluste.423 Diese Entscheidung wurde von den Anteilseignern, der Kärntner Landesholding, Nach dem Signing wurden in der Verwaltungs- der Grazer Wechselseitigen und der Mitarbeiter- ratssitzung am 23.05.2007427 die Kapitalmaßnah-

419 Peter (12, 45). 420 Grigg (13, 66). 424 Ederer (11, 82). 421 Spitzner (20/8 f). 425 Faltlhauser (14, 61). 422 Spitzner (20/194). 426 Christmann (19, 71). 423 Ederer (10, 19); siehe 2.3.8. 427 Bd. 11, 307 ff. Seite 174 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

men der Anteilseigner diskutiert, die zur Finan- werden, nachdem inhaltlichen Anforderungen der zierung des HGAA-Erwerbs durch die BayernLB Kroatischen Nationalbank entsprochen worden erforderlich waren. Dabei hielt der Verwaltungs- war. Dazu gehörte unter anderem auch die Durch- rat ausweislich seines Beschlusses eine Kapi- führung einer gesonderten Due Diligence durch talerhöhung von insgesamt 500 Mio. € für e- Ernst & Young bei den kroatischen Töchtern. Um rforderlich, die jeweils auf der Basis der bisheri- diesen Vorgang wusste nicht nur der Vorstand,431 gen Kapitalanteile (je 50 %) zum frühest mög- sondern auch der Verwaltungsrat432 und der da- lichen Zeitpunkt erfolgen sollte. Insoweit wurde malige Ministerpräsident Dr. Stoiber. 433 Zur In- der Verwaltungsrat auch darüber informiert, dass tegration der HGAA in den BayernLB-Konzern die bayerischen Sparkassen in ihrer Gremiensit- startete der Vorstand ferner das Projekt „Jointly zung am 21.05.2007 die hälftige Beteiligung an Sucessful.“ Über die mit diesem Projekt verbun- der geplanten Kapitalerhöhung (insgesamt 500 denen Maßnahmenkataloge hatte der Vorstand Mio. €) in Höhe von 250 Mio. € bereits einstim- dem Verwaltungsrat in der Sitzung am 28.06.2007 mig beschlossen haben. Darüber hinaus bat Wer- im Zusammenhang mit der Erörterung des OeNB- ner Schmidt den Verwaltungsrat um Zustimmung, Berichts berichtet.434 damit die BayernLB von der Mitarbeiterprivatstif- tung auch deren restliche HGAA-Anteile (bis zu Trotz allem wurde im Untersuchungsausschuss 3,33 %) erwerben konnte. Außerdem informierte offensichtlich, dass man gerade im Verwaltungs- Werner Schmidt den Verwaltungsrat, dass die Ers- rat der Meinung war, mit der Unterschrift vom te Bank angekündigt habe, gegen den Erwerb der 23.04.2006 sei die Sache HGAA erledigt. Aus den HGAA durch die BayernLB bei der EU-Kommis- vorliegenden Protokollen der folgenden Verwal- sion Einspruch einzulegen. An den Reaktionen tungsratssitzungen wurde nicht ersichtlich, dass am österreichischen Markt sei insgesamt zu er- der Verwaltungsrat die Abarbeitung der offenen kennen, dass man die BayernLB mit dem Einstieg Punkte aus der Präsentation vom 20.04.2006 ver- bei der HGAA als starke Konkurrenz wahrnehme, folgte oder hinterfragte, ausgenommen oberfläch- was zusätzlich für die Transaktion spreche. Die liche Informationen wie „alles in Ordnung.“ Reaktion der österreichischen Wettbewerber hat auch den Zeugen Prof. Dr. Faltlhauser in seiner Der Zeuge Christmann meint vor dem Untersu- Entscheidung noch einmal bestärkt.428 chungsausschuss, dass die Kontrolle natürlich in der Gestalt gegeben sei, dass er von einem Me- Auf die Notwendigkeit einer Kapitalerhöhung chanismus ausgehen könne, der eine Informati- bei der BayernLB wurde bereits in der Verwal- onspflicht vom Vorstand hin zum Verwaltungsrat tungsratssitzung vom 20.03.2007 und 20.04.2007 bedinge. Davon gehe er einfach aus.“435 hingewiesen. Durch den Umlaufbeschluss vom 23.04.2007 in Ziff. 4 ist dies vom Verwaltungsrat Eine Aktivität des Verwaltungsrates in der Gestalt zur Kenntnis genommen worden. Der Haushalts- einer Information, vielleicht sogar eine versteck- ausschuss wurde mit Schreiben vom 23.05.2007 te oder vom Vorstand selbst nicht erkannte, aktiv und in der Sitzung vom 03.07.2007 über die not- einzufordern, ist für Herrn Christmann augen- wendige Kapitalerhöhung informiert. Eine Be- scheinlich nicht notwendig. schlussfassung im Haushaltsausschuss erfolgte erst im Jahr 2008 bei Umsetzung der Kapitaler- Noch interessanter ist die Interpretation des Ver- höhung im Rahmen des Nachtragshaushalts 2008. waltungsratsmitgliedes Hans Schaidinger (Ober- bürgermeister der Stadt Regensburg): „Der Vor- Zwischen Signing und Closing wurden von der stand muss entscheiden, ob das von Wesentlich- BayernLB die erforderlichen Genehmigungen keit ist. Und wenn er zu der Auffassung kommt, er der jeweiligen Finanzaufsichtsbehörden, dort wo konnte hier etwas nicht zufriedenstellend klären die HGAA Tochterbanken unterhielt, eingeholt, oder es ist so wesentlich, dass es die Entschei- und das weiter zur Erfüllung des Kaufvertrags dung, die Grundsatzentscheidung berührt, dann Notwendige veranlasst.429 Die Erfüllung dieser muss er berichten.“ formalen Aufgaben wurde in der BayernLB vom Zeugen Andreas Kober in Zusammenarbeit mit Im weiteren Verlauf dieser Aussage vor dem Un- der Rechtsanwaltskanzlei Dorda Brugger Jordis tersuchungsausschuss entstand der Eindruck, vorgenommen.430 Diese Genehmigungsverfah- dass „der zu Kontrollierende sich bei seinem ren führten in einem Fall, nämlich Kroatien, zu- Kontrollorgan melden solle, wenn er der Meinung nächst zu einer Versagung der Genehmigung. Sie sei, er wolle kontrolliert werden.“ konnte erst auf einen zweiten Antrag hin erreicht

431 Bd. 188, BB 03_01, S. 28 432 Bd. 12, 1 ff. 428 Faltlhauser (14, 45). 433 Bd. 187, BB 02_36, S. 1 ff. 429 Turkowski (7, 24). 434 Bd. 11, 355 ff. 430 Kober (9, 137); Brodey (16, 124). 435 Christmann (19/112). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 175

Diese Einstellung unterstreicht Herr Schaidinger 2.3.14. Wann wurde in welcher Weise, aus welchen mit der Feststellung, der Verwaltungsrat sei nicht Gründen und unter Beteiligung welcher Gre- die Aufsicht, sondern lediglich das überwachende mien konkret über die Beteiligung der Bayern- Organ. Grundsätzlich muss sich dieses Organ da- LB an der Kärntner Hypo Group Alpe Adria rauf verlassen können, dass das zu überwachende entschieden? Organ ( Anm.: gemeint ist hier der Vorstand) ord- nungsgemäße Arbeit abliefere. Der Verwaltungs- Über den Erwerb der Beteiligung wurde vom Ver- rat habe nur kluge Fragen zu stellen.436 waltungsrat am 23.04.2007 im Umlaufverfahren entschieden. Der Umlaufbeschluss erfolgte auf Der Untersuchungsausschuss konnte in seinen Grundlage der Beratungen in der Verwaltungsrats- Befragungen nicht feststellen, von welchem Ver- sitzung und der Präsentation vom 20.04.2007.439 waltungsratsmitglied derartige kluge Fragen ge- stellt wurden. Auch den Protokollen zu den Ver- In einer Vorstandssitzung vom 24.04.2007 wur- waltungsratssitzungen ist diesbezüglich nichts zu de ein Angebotsschreiben der BayernLB an die entnehmen. Alteigentümer gebilligt.440

Der Zeuge Beckstein erklärt vor dem Untersu- Weitere Sitzungen des Vorstands und des Len- chungsausschuss, er habe die ihm mit dem Amt kungsausschusses fanden in der Folge am des Verwaltungsrates auferlegte Aufgabe, diese 02.05.2007, am 08.05.2007, am 10.05.2007 und Überwachungs- und Kontrollfunktion, nicht al- am 11.05.2007 statt.441 lein auf sich gestellt ausgeführt, sondern er habe seine Entscheidungen gestützt auf die Tätigkeit Nach der Kaufvertrags- und Kaufpreisverhand- qualifizierter Mitarbeiter seines damaligen Hau- lung am 14.05.2007 gab es weitere Vorstands- ses, des Staatsministeriums des Innern.437 sitzungen am 15.05.2007, 16.05.2007, am 20.05.2007, 21.05.2007 und am 22.05.2007.442 Wie oben bereits erwähnt fehlte Herr Dr. Beck- stein bei 71 Prozent aller Sitzungen in den Jahren Der Sparkassenverband hat dem Kauf der HGAA 2005 bis 2007. An den entscheidenden Sitzungen in einer gemeinsamen Gremiensitzung unter Be- vom 20.03. und 20.04.2007 nahm er nicht teil. teiligung mehrerer Vorstandsvorsitzender bayeri- scher Sparkassen443 am 21.05.2007 einstimmig444 Der Zeuge Dr. Tobias Haumer ging davon aus, zugestimmt.445 In dieser Sitzung war auch Werner dass die Bank und ihre Berater die entsprechen- Schmidt anwesend. Nach Aussage des Zeugen den Aufgaben abarbeiten. Primär ging es ihm um Dr. Naser habe dieser in der Sitzung vorgetragen, die in der Due Diligence offen gelegten Problem- dass alles sorgfältig geprüft worden sei. Alle zu- felder der HGAA, die vom Vorstand auch im Ver- sätzlichen Risiken seien mit den 200 Mio. € Wert- waltungsrat umfangreich präsentiert und disku- berichtigungsbedarf abgegolten. Ferner habe er tiert wurden: Konkret überprüft oder nachgefragt vorgetragen, dass im Rahmen der Due Diligence habe er nicht.438 jeder Kredit über 10 Mio. € geprüft worden sei.446 Diese Aussage wurde auch von anderen Sitzungs- Die beispielhaften Aussagen der Zeugen vor dem teilnehmern bestätigt. Mittlerweile ist bekannt, Untersuchungsausschuss bilden originalgetreu dass diese Aussage des Vorstandsvorsitzenden das Gesamtbild ab. Der Untersuchungsausschuss Werner Schmidt nicht den Tatsachen entsprach. konnte kein Verwaltungsratsmitglied feststellen, das im Nachgang zu der oben genannten Präsen- Der Sparkassenverband hielt weiter am 20.06.2007 tation vom 20.04.2007 den Anlass sah, zu einem eine Verbandsversammlung ab. Thema war die späteren Zeitpunkt irgendeine Form der Kontrolle Zustimmung zu der aufgrund des Kaufs der auszuüben. Es konnte noch nicht einmal festge- HGAA notwendig gewordenen Kapitalerhöhung stellt werden, dass es Nachfragen gab. bei der BayernLB in Höhe von 500 Mio., da- von der hälftige Anteil für die Sparkassen. Am Das Gesamtbild, das der Verwaltungsrat, der mit 15.06.2007 fand eine vorbereitende Sitzung aller der Entscheidung des Einstiegs bei der HGAA interessierten Vorstände der bayerischen Sparkas- betraut war, abgab, ist fernab jeglicher Art von sen statt. Einwände gegen die Kapitalerhöhung Aufsicht, Kontrolle oder Unterstützung des Vor- standsorganes der BayernLB. 439 Turkowski (7, 25). 440 Turkowski (7, 25). 441 Turkowski (7, 26). 442 Turkowski (7, 27). 443 Hagl (18, 16). 436 Schaidinger (25/89). 444 Naser (15, 134); Hagl (18, 10); Hagl (18, 17). 437 Beckstein (20/68). 445 Faltlhauser (14, 188). 438 Haumer (22/71). 446 Naser (15, 121); Hagl (18, 13). Seite 176 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

wurden in beiden Sitzungen nicht vorgetragen.447 siken und Gefahren bewusst gewesen seien, man In der Verbandsversammlung wurde der Kapital- diese jedoch in einem Abwägungsprozess für be- erhöhung zugestimmt. Zur Vorbereitung auf die herrschbar gehalten und die strategischen Chan- Sitzung am 15.06.2007 hatte der Vorstandsvorsit- cen deutlich höher eingeschätzt habe.453 Nach zende der Stadtsparkasse München verschiedene Aussage des Zeugen Dr. Naser habe es nichts ge- kritische Fragen zum Erwerb der HGAA gestellt. geben, was gegen den Kauf gesprochen hätte.454 Diese wurden auf Veranlassung des Zeugen Dr. Er selbst habe Werner Schmidt am 15.05.2007 Naser von Werner Schmidt mit Schreiben vom angesprochen und nach dem Ergebnis der Due- 12.06.2007448 beantwortet. In der Antwort wurde Diligence-Phase 2 gefragt. Als Antwort sei ihm darauf hingewiesen, dass Gewährleistungsaus- gesagt worden, man sei durch.455 schlüsse ausgeschlossen seien. Die Stadtsparkas- se München hat ergänzende Fragen nicht gestellt Aus Sicht der Berater von Rothschild war zum und der Kapitalerhöhung zugestimmt.449 Diese Zeitpunkt des Kaufs nicht absehbar, dass es sich Antwort mit dem Hinweis fehlender Gewährleis- beim Kauf um eine Entscheidung handeln würde, tung wurde allen Verwaltungsratsmitgliedern der mit der man später nur „Kummer und Sorgen“ Sparkassenseite zugeleitet, die es verabsäumten, hat.456 Der aus dem Geschäft eingetretene Scha- dieses Sonderwissen dem Verwaltungsrat in sei- den beruhe insoweit auf einer unglücklichen Ver- ner Gesamtheit zur Verfügung zu stellen. kettung von Umständen.457

2.3.15. Welche Aspekte waren aus Sicht des Vorstands Anfang des Jahres 2007 sei die „Welt noch in und des Verwaltungsrats der BayernLB für die Ordnung“ gewesen. Vom IWF sei ein Wachstum Entscheidung zum HGAA-Beteiligungserwerb in Osteuropa von 5 – 6 % prognostiziert worden. maßgeblich? Gab es in Vorstand und Verwal- Es habe also insgesamt ein positives Umfeld ge- tungsrat unterschiedliche Beurteilungen und geben.458 Es sei darüber hinaus ein echter Verkäu- Einschätzungen? fermarkt gewesen, da Mittel- und Osteuropa als attraktives Marktgebiet eingeschätzt wurden und Nach Darstellung von Werner Schmidt in der Ver- somit eine große Nachfrage vorhanden gewesen waltungsratssitzung am 20.03.2007 verfügte die sei.459 Auch nach dem Kauf der HGAA seien in HGAA über eine attraktive Marktposition in Ös- diesem Markt noch Banken zu sehr hohen Preisen terreich und Südosteuropa und wäre für die Bay- verkauft worden.460 ernLB eine attraktive Ergänzung des bestehenden Netzwerks in Zentral- und Osteuropa.450 Maßgeb- Für den Vertreter der Grazer Wechselseitigen lich waren demnach die strategischen Rationale war erster Grund für das Scheitern der Investiti- einer Ausdehnung der Geschäftstätigkeit in den on die ab dem zweiten Halbjahr 2008 eintreten- Bereich Südosteuropa und auf das Kleinkun- de Finanz- und Wirtschaftskrise. Diese habe sich den- und Mittelstandsgeschäft. Diese Rationale in den südosteuropäischen Staaten wesentlich wurden von beiden Gremien – Vorstand und Ver- stärker ausgewirkt als in Westeuropa.461 Die Ent- waltungsrat – als gegeben angesehen. Sie wurden scheidung, bei der ersten Kapitalerhöhung bei der auch vom Zeugen Dr. Naser in den Mittelpunkt HGAA mitzuwirken, sei ferner Ausdruck dafür, seiner Überlegungen hinsichtlich der Kaufent- dass die Grazer Wechselseitige an die Bank ge- scheidung gerückt.451 glaubt habe. Die Entwicklung sei daher auch für sie überraschend gewesen.462 Der Ausschuss konnte keine Feststellungen tref- fen, ob es dazu in Vorstand und Verwaltungsrat Der Zeuge Dörhöfer schilderte dem Untersu- unterschiedliche Beurteilungen und Einschätzun- chungsausschuss, dass die Bank mitten in der gen gab. Beim Vorstand war dies deshalb nicht Transformation des Risikomanagements von der möglich, da die Vorstandsmitglieder und der Lei- Finanzkrise hart und unvorbereitet getroffen wor- ter des Vorstandsstabs ihre Aussage vor dem Un- den sei.463 tersuchungsausschuss verweigerten.

Es handelte sich bei der Entscheidung für den Kauf letztlich um eine Einschätzung von Chancen 452 453 Faltlhauser (14, 63); Schmid (20, 86). und Risiken. Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser 454 Naser (15, 131). führte hierzu aus, dass dem Verwaltungsrat die Ri- 455 Naser (15, 121). 456 Bender (10, 81). 457 Bender (10, 46). 447 Naser (15, 125). 458 Raffel (10, 133). 448 Bd. 248. 459 Raffel (10, 133). 449 Naser (15, 259). 460 Raffel (10, 134). 450 Bd. 11, 54 ff. 461 Ederer (11, 22). 451 Naser (15, 115). 462 Ederer (11, 23); Grigg (13, 74). 452 Bender (10, 73); Schmid (20, 74). 463 Dörhöfer (11, 128). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 177

Ähnlich äußerte sich der Zeuge Dörfler, der aus- Die Mitglieder des Verwaltungsrates werden ge- sagt, die Strategie sei richtig gewesen, aber von beten, bis der Finanz- und Wirtschaftskrise dramatisch ge- stört worden.464 spätestens Montag, 23. April, 18.30 Uhr das Ergebnis der Abstimmung per Fax an folgen- Der Zeuge Dr. Grigg führte das Scheitern des de Nummer zu senden: 2171-28899 Engagements maßgeblich auf die Finanzkrise zu- rück.465 Ebenso äußerten sich die Zeugen Huber 1. Der Verwaltungsrat nimmt den Bericht des und Christmann.466 Vorstandes zum Sachstand des Projekts Bert- hold zur Kenntnis. Vonseiten des Zeugen Prof. Dr. Faltlhauser wur- de herausgestellt, dass die strategische Rationa- 2. Der Verwaltungsrat ermächtigt den Vorstand lität des Kaufs einer Bank mit Tätigkeitsfeldern nach § 11 Abs. 3 der Satzung zum Erwerb von in Südosteuropa nicht nur von der BayernLB, mindestens 50 % + 1 Aktie der Hypo Alpe- sondern auch von anderen Banken im gleichen Adria-Bank-International AG mit einem ma- Zeitraum geprüft und bejaht worden sei. Die ximalen Kaufpreis von bis zu €3,4 Mrd. (für Wirtschaftkrise habe jedoch der HGAA den Atem 100 %) sowie zur Einholung der Zustimmung genommen.467 der Anteilseigner gemäß §4 Abs. 2 der Sat- zung. Allerdings wurden, wie bereits geschildert, auch Fehler bei der Integration der HGAA gemacht. So 3. Der Verwaltungsrat nimmt den Sachstands- ist Faltlhauser in seiner Vernehmung zu folgender bericht zur Kernkapitalsituation der Bayern- Einsicht gekommen: LB zur Kenntnis. 4. Der Verwaltungsrat nimmt den Kernkapital- „Wir haben im Risk – das muss ich hier geste- bedarf für einen Erwerb von 50 % + 1 Ak- hen – in der Sache des Risikos in der HGAA und tie im Rahmen des Projektes ‚Berthold‘, bei der Risikobewältigung sicherlich Fehler gemacht. einem unterstellten Kaufpreis für 100 % von Der entscheidende Fehler ist, dass wir den Ber- max. 3,4 Mrd. EUR, in Höhe von ca. 600 Mio. lin eingesetzt haben. Das ist ein hervorragender EUR in 2007 und ca. 500 Mio. EUR für 2009 Banker mit gutem Leumund gewesen. Aber das auf Basis der aktualisierten Kapitalplanung ist natürlich nicht der harte Hund, der da die zur Kenntnis. Strukturen des eigenen Risikos in diesen Ländern innerhalb kurzer Zeit durchsetzt. Das ist mir in 5. Der Verwaltungsrat beauftragt den Vorstand, diesen drei oder vier Sitzungen, die ich im HGAA- zur kurzfristigen Umsetzung der Transaktion Aufsichtsrat war, sehr deutlich geworden.“468 Berthold alle betriebswirtschaftlich sinnvol- len Maßnahmen zur Deckung dieses Kern- Es stellt sich die Frage, warum mit dieser Er- kapitalbedarfs zu ergreifen und darüber dem kenntnis nichts unternommen wurde. Verwaltungsrat zu berichten. Soweit es sich um Vorschläge im Zusammenhang mit der 2.3.15.1. Welchen Inhalt und Wortlaut hatte die Zu- Veräußerung des Immobilienbestandes der stimmung des Verwaltungsrats der BayernLB DKB-Gruppe handelt, bedürfen diese der im Umlaufverfahren zwischen 20.04.2007 und gesonderten Beratung und Beschlussfassung 23.04.2007 zum Beteiligungserwerb? des Verwaltungsrates.

Der Beschluss hatte folgenden Wortlaut: 6. Der Verwaltungsrat beauftragt den Vorstand zu prüfen, welche etwaigen zusätzlichen Ka- „Beschluss des Verwaltungsrates der Bayerischen pitalmaßnahmen vonseiten der Anteilseigner Landesbank aus aufsichtsrechtlicher Sicht oder aus Ra- tinggesichtspunkten notwendig sind. Soweit Vorbemerkung: dieser Bedarf nicht durch Maßnahmen gemäß Ziffer 5 abgedeckt werden kann, wird der Vor- Der Beschluss erfolgt auf Grundlage der Bera- stand beauftragt, hierfür konkrete Vorschläge tungen in der Sitzung am 20. April 2007 im Um- vorzulegen.“469 laufverfahren. Dem Wortlaut nach enthielt der Beschluss eine Ermächtigung zum Kauf der HGAA ohne wei- 464 Dörfler (13, 7). tere Beteiligung des Verwaltungsrats. Allerdings 465 Grigg (13, 73). gingen die externen Berater, die an der Sitzung 466 Huber (26, 17); Christmann (19, 153). 467 Faltlhauser (14, 32). 468 Faltlhauser (14/86). 469 Bd. 105, S. 167. Seite 178 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

teilgenommen hatten, nicht davon aus, dass die 23.05.2007 sei man davon ausgegangen, dass die Sitzung vom 20.04.2007 die letzte Befassung des Wertberichtigung berücksichtigt worden sei.475 Verwaltungsrat mit diesem Thema sein sollte. Der Zeuge Dr. Naser erklärte, dass er den Be- Die Berater von Rothschild nahmen an, dass sich schluss so aufgefasst habe, dass ein Kaufangebot der Verwaltungsrat bis zu einer endgültigen Ent- vorbehaltlich des positiven Ausgangs der letzten scheidung auf jeden Fall noch einmal mit dem Phase der Due Diligence abgegeben werden kön- Thema auseinandersetzen würde.470 Allerdings sei ne.476 So haben dies auch andere Verwaltungsrats- auch die Auslegung denkbar, dass der Beschluss mitglieder gesehen.477 Dr. Naser sei davon ausge- lediglich einen Rahmen setzte, innerhalb dessen gangen, dass der endgültige Kaufpreis mit 1,625 der Vorstand zu einem Ergebnis hätte kommen Mrd. € für 50 % immer noch unter dem von können.471 den externen Beratern ermittelten Maximalwert liege.478 Ähnlich ließen sich die Zeugen Huber, Für die Berater hat der Beschluss bedeutet, dass Schaidinger, Georg Schmid, Dr. Haumer, Hagl, die zweite Phase der Due Diligence durchgeführt Kamprath und Christmann ein.479 wird, in der die offenen Punkte aus der ersten Pha- se verifiziert werden sollten.472 Die Einschränkung, dass der Kaufvertrag erst dann abgeschlossen werden könne, wenn das Er- Die BayernLB selbst ging davon aus, dass eine gebnis der Due-Diligence-Phase 2 positiv ausfal- weitere Befassung des Verwaltungsrats mit dem le, habe sich nach Angaben des Zeugen Körner Thema HGAA erforderlich sei oder zumindest aus der Formulierung der Ziff. 1 des Beschlusses werden könne, weil die Due Diligence noch (Kenntnisnahme des Berichts des Vorstands) erge- nicht abgeschlossen war.473 Im Beschluss vom ben, da dadurch die Tischvorlage vom 20.04.2007 20.03.2007 war Berichterstattung über das Ergeb- zur Grundlage des Beschlusses geworden sei.480 nis der Due Diligence dem Vorstand ausdrücklich Ähnlich äußerten sich die Zeugen Huber, Weigert, aufgegeben worden. Dieser Passus bezieht sich Bodensteiner, Dr. Haumer und Dr. Braese.481 Der allerdings nur auf die (später so bezeichnete) Zeuge Weigert gab insbesondere an, dass die dies- erste Datenraumphase, weil zum Zeitpunkt des bezügliche Formulierung in der ursprünglichen Beschlusses nicht klar war, dass es eine Confir- Fassung des Beschlusses nicht vorhanden war, matory Due Diligence geben würde. Der Zeuge sondern erst nachträglich auf Wunsch des Verwal- Bender474 hat erklärt, dass die Notwendigkeit tungsrats eingefügt wurde.482 einer solchen die Ergebnisse der Due Diligence bestätigenden Prüfung erst auf der Verwaltungs- Übereinstimmend wurde jedoch von den Zeugen ratssitzung vom 20.04.2007 erörtert wurde. Erst- ausgesagt, dass nicht vorgesehen war, sich das mals erwähnt wird eine zweite Phase im Vertrag Ergebnis bei positivem Ausgang der Due Dili- zwischen BayernLB und Ernst & Young vom gence noch einmal präsentieren zu lassen. Es 16.04.2007. Im Übrigen ist der Verwaltungsrat hätte vielmehr am Vorstand gelegen, wieder auf nach Aussagen mehrerer Zeugen von diesem Be- den Verwaltungsrat zuzukommen, wenn die Pha- schluss mit dem Umlaufbeschluss vom 23.04.2007 se 2 der Due Diligence negativ verläuft.483 Vom abgerückt. Zeugen Körner wurde hierzu ausgesagt, dass es sich um eine Beschlussfassung vorbehaltlich Nach Aussage des Zeugen Prof. Dr. Faltlhauser der zweiten Phase der Due Diligence gehandelt enthielt der Beschluss die Ermächtigung, bis zu habe. Eine ähnliche Beschlussstruktur habe es einem Preis von 3,4 Mrd. € für 100 % abzu- auch im BAWAG-Verfahren gegeben.484 Er sei schließen, sofern die weitergehenden Prüfungen der Due Diligence den Betrag von 250 Mio. € bzw. später dann 200 Mio. € für Wertberichtigun- 475 Faltlhauser (14, 54); Christmann (19, 107); Schmid (20, 77); Braese gen nicht noch übersteigen und die 24 Punkte, die (22, 134); Weigert (24, 29). 476 Naser (15, 117); in der Phase 1 der Due Diligence gekennzeichnet 477 Hagl (18, 41); Kamprath (18, 118); Christmann (19 51 f.); Beckstein waren, abschließend abgearbeitet sein würden. Im (20, 185); Schuster (24, 169); Huber (26, 18). Übrigen sei ein Abzug der anteiligen Wertberich- 478 Naser (15, 118). tigungen von 100 Mio. für 50 % erwartet worden. 479 Huber (26, 38); Schaidinger (25, 158); Hagl (18, 61); Kamprath (18, 125); Christmann (19, 67); Schmid (20 94); Körner (21,62); Haumer Bei Mitteilung des endgültigen Kaufpreises am (22, 54); Bodensteiner (23, 51). 480 Körner (21, 91); Haumer (22, 52). 481 Huber (26, 35); Weigert (24, 24); Bodensteiner (23, 37); Haumer (22, 14); Braese (22, 122). 482 Weigert (24, 72 f.). 470 Bender (10, 75). 483 Naser (15, 241); Hagl (18, 10); Kamprath (18, 131); Christmann (19, 471 Raffel (10, 129). 91); Schmid (20, 87); Beckstein (20, 188); Haumer (22, 15); Braese 472 Bender (10, 82 f.); Raffel (10, 149). (22, 118); Bodensteiner (23, 38); Weigert (24, 24 f.); Schuster (24, 473 Weigert (24, 25). 173); Schaidinger (25, 88); Huber (26, 19). 474 Bender (10/116). 484 Körner (21, 21). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 179

der Auffassung gewesen dass es keiner weiteren Am 23.05.2006, also der nächsten Verwaltungs- Verwaltungsratssitzung bedurft hätte, wenn der ratssitzung nach dem Kauf, wurden die in der Kaufpreisrahmen nicht mehr hätte verändert (er- Präsentation „Berthold“ thematisierten Prob- höht) werden müssen; die Berücksichtigung der lemfelder nicht angesprochen. in der zweiten Phase der Due Diligence konkret festgestellten Risikovorsorge hätte nach seinem Die obige Schilderung zeigt, dass der Verwal- Verständnis des Beschlusses auf der Grundlage tungsrat sich auch beim Beschluss uneins war der Präsentation (und analog der Logik des Be- über dessen Bedeutung und Umfang. Im Laufe der schlusses zur Abgabe eines Angebots für die BA- Aussagen wurde sich wohl darauf geeinigt, dass WAG vom 08.11.2006) durch den Vorstand kauf- der einleitende Satz, mit Bezug auf die Sitzung preismindernd berücksichtigt werden müssen.485 vom 20.04.2006, die automatische Auflage der Die Einschränkung des Beschlusses habe sich Abarbeitung sämtlicher in der Präsentation auf- nicht aus dem Wortlaut selbst, sondern vielmehr gezeigter Schwachstellen beinhalte. Auf die Fra- aus dem Rückverweis auf die Vorlage ergeben, ge, warum so ein wichtiger Punkt im Beschluss welche damit zur Geschäftsgrundlage geworden nicht ausformuliert wurde, gab es wiederum nur sei.486 Nach Aussage des Zeugen Schaidinger sei- Interpretationen. en hierdurch die „Leitplanken“ für den Vorstand gesetzt worden.487 Bis zum Schluss konnte im Untersuchungsaus- schuss nicht der Eindruck vermittelt werden, dass Darüber hinaus wurde von einigen Zeugen ange- sich die Verwaltungsratsmitglieder einer einheit- geben, sie hätten auch deswegen nicht auf eine lichen und klaren Einschätzung über die Tragwei- weitere Sitzung des Verwaltungsrats gedrängt, da te des Beschlusses bewusst waren. Der Beschluss vonseiten des Sparkassenverbands am 21.05.2007 wurde unklar formuliert, die Umsetzung nicht noch die Zustimmung erteilt werden musste, so- kontrolliert. dass gewährleistet war, dass Werner Schmidt noch zu den Ergebnissen der Due-Diligence-Phase 2 An dieser Stelle hat das Kontrollorgan versagt. befragt werden konnte.488 So wurde diese Sitzung vom zuständigen Sachbearbeiter des Innenminis- 2.3.15.2. Was passierte zwischen dem 20.04.07 und teriums als Chance gesehen, kurzfristig aktuelle 23.04.07, haben sich die Verwaltungsratsmit- Informationen zu bekommen. Es sei zum damali- glieder, insbesondere die Vertreter des Frei- gen Zeitpunkt von Werner Schmidt das Signal ge- staats, koordiniert, haben sie Informationen geben worden, dass alles abgeprüft worden sei.489 eingeholt, haben sie Änderungen diskutiert und ggf. eingebracht? Auch vonseiten des Finanzministeriums wurde bekundet, dass es keinerlei Auffälligkeiten ge- Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser berichtete, er geben habe. Man habe die Unterlagen zur Ver- habe die Überprüfung der Angelegenheit am Wo- waltungsratssitzung am 23.05.2007 bereits zwei chenende selbst vorgenommen und sich am Mon- Tage vor der Sitzung bekommen. Es hätten sich tag, den 23.04.2007 telefonisch mit dem Landes- aus dieser Unterlage keinerlei Hinweise auf etwas bank-Referenten des Finanzministeriums, Herrn Unnormales ergeben, sodass der Eindruck ent- Dr. Haumer, und mit dem Amtschef Weigert rück- standen sei, alles laufe gut.490 gekoppelt.492 Außerdem habe er ein Gespräch mit Staatsminister Huber geführt.493 Der Zeuge Wei- Von den Mitgliedern des Verwaltungsrats wurde gert wiederum hielt Rücksprache mit dem Zeugen daher nicht auf die Einberufung einer nochmali- Bodensteiner494, dem Leiter der Beteiligungsab- gen Sitzung des Verwaltungsrats gedrängt.491 teilung im Finanzministerium, dem Zeugen Dr. Haumer und dem Zeugen Prof. Dr. Faltlhauser.495 Allerdings wäre das am 23.05.2006 auch zu spät Außerdem habe er die Tischvorlage über das Wo- gewesen, da die Verhandlungen am 14.05.2006 chenende eingehend geprüft.496 abgeschlossen wurden und die Vertragsunter- zeichnung am 22.05. stattfand. Vonseiten des Finanzministeriums wurde die Tischvorlage für die Sitzung vom 20.04.2007 vom zuständigen Referatsleiter Dr. Haumer über das Wochenende intensiv durchgearbeitet. Der Zeuge berichtete, er habe sich am Montag mit sei- 485 Körner (21, 21); Braese (22, 117). 486 Körner (21, 24); Schaidinger (25, 132). 487 Schaidinger (25, 87). 488 Beckstein (20, 238); Bodensteiner (23, 41). 492 Faltlhauser (14, 44). 489 Körner (21, 26). 493 Faltlhauser (14, 83); Haumer (22, 22). 490 Haumer (22, 53); Bodensteiner (23, 41); Weigert (24, 31). 494 Bodensteiner (23, 35). 491 Kamprath (18, 135); Christmann (18, 54); Schmid (20, 91); Schaidin- 495 Weigert (24, 140). ger (25, 132). 496 Weigert (24, 23). Seite 180 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

nem Abteilungsleiter rückgekoppelt.497 Er habe tensiv gelesen.508 Ebenso ließ sich der Zeuge Hagl am Montag ebenfalls mit dem Finanzminister te- ein.509 Der Zeuge Kamprath gab an, dass er über lefoniert. Eines Vermerks habe es nicht bedurft, das Wochenende mit niemandem Kontakt aufge- da die Vorlage aus sich heraus schlüssig gewesen nommen habe, um Rückfragen zu klären.510 sei und er den Eindruck gehabt habe, dass Prof. Dr. Faltlhauser sich intensiv mit dem Thema be- Der Zeuge Christmann berichtete, er habe zwei fasst habe.498 Tage nach der Sitzung noch einmal Rücksprache mit dem Sparkassenverband gehalten, bevor er Von einem längeren, intensiven Gespräch mit die Zustimmung erteilte.511 Außerdem habe er am Prof. Dr. Faltlhauser berichtete der Zeuge Huber. Wochenende die Unterlagen genau angesehen.512 Er habe sich von diesem über die vorangegange- nen Sitzungen des Verwaltungsrats informieren Ähnlich äußerte sich der Zeuge Schaidinger, der lassen und wusste so Bescheid über die Empfeh- angab, die Unterlage am Freitag nach der Sitzung lung des Vorstands, der Due Diligence und von noch einmal gelesen zu haben. Anschließend habe Art und Zustandekommen des maximalen Kauf- er sie auch am Sonntag noch einmal durchgear- preises. Er habe außerdem einen Vermerk des beitet.513 Wirtschaftsministeriums abgewartet und die um- fangreiche Tischvorlage eingesehen.499 Im Anschluss an die Sitzung wurde der Zeuge Dr. Beckstein von seinem Stellvertreter, Ministerial- Der Zeuge Huber500 hat erklärt, dass „eine hal- direktor Schuster, sowie der Zeuge Schmid von be Stunde Briefing bei Faltlhauser stundenlanges seinem Stellvertreter, Ministerialdirektor Poxleit- Lesen von Akten“ ersetze. Es wäre aus Sicht des ner, über die Thematik einschließlich der Tisch- Zeugen Huber501 „auch nicht möglich gewesen, vorlage informiert,514 woraufhin Dr. Beckstein dass ich jede dieser 69 Seiten von Anfang bis einen Vermerk seines Hauses hierzu anforderte Ende gelesen habe.“ Die Verwaltungsratspräsen- und seinen Angaben zufolge selbst die Vorlage tation vom 20.04.2007 habe er erst am Nachmit- über das Wochenende durcharbeitete.515 Er habe tag des 23. April 2007 bekommen.502 darauf mehrere Stunden verwendet.516

Laut der Zeugin Fink503 gab es zu dem von ihr Zur Entstehung des Vermerks berichtete der zu- angefertigten Vermerk des Wirtschaftsministe- ständige Sachbearbeiter des Innenministeriums, riums keine Rückfragen von Huber. Der Zeuge der Zeuge AR Körner, dass er die Tischvorlage Pinegger 504 hat sich an Rückfragen des damali- samt Arbeitsauftrag am 20.04.2007 nachmittags gen Wirtschaftsministers auch nicht erinnert. Die erhalten habe. In die am Montag, 23.04.2007, Sachbearbeiterin Zeugin Fink505 hat die 70-seiti- fertig gestellte Bewertung seien eigene Recher- ge Verwaltungsratspräsentation vom 20.04.2007, chen im Internet (die aber außer der schon aus der auf deren Grundlage sie den Vermerk erstellen Vorlage bekannten Problematik der „Swap-Ver- sollte, erst am 23.04.2007, der Deadline für den luste“ im Jahr 2004 keine weiteren Erkenntnisse Umlaufbeschluss, erhalten. Mit der Verwaltungs- erbracht hätten) und eine intensive Lektüre der ratssitzung am 20.03 2007 sei sie überhaupt nicht Tischvorlage eingeflossen. 517 Der Zeuge Körner befasst gewesen. erklärt, dass ihm das Protokoll der Verwaltungs- ratssitzung vom 20.03.2007 nicht vorlag, als er Der Zeuge Schmid506 hat im Untersuchungsaus- den Vermerk geschrieben hat.518 schuss erklärt, dass er wegen Straßeneröffnungen in Kiefersfelden und Würzburg nicht an der Ver- Der Vermerk wurde am Montag, 23.04.2007, den waltungsratssitzung teilnehmen konnte. Er habe Zeugen Dr. Beckstein und Georg Schmid zuge- allerdings die 70-seitige Tischvorlage in „sechs, leitet. Am gleichen Tag sprachen die Zeugen Dr. sieben Stunden“507 durchgearbeitet. Beckstein und Georg Schmid in der Angelegen- heit miteinander sowie der Zeuge Dr. Beckstein Der Zeuge Dr. Naser sagte aus, er habe die Tisch- zudem mit dem Zeugen Prof. Dr. Faltlhauser, der vorlage vom 20.04.2007 über das Wochenende in- Zeuge Schmid telefonisch mit dem zuständigen

497 Haumer (22, 11 f.). 508 Naser (15, 191). 498 Haumer (22, 12 f.). 509 Hagl (18, 38). 499 Huber (26, 9 f.). 510 Kamprath (18, 147). 500 Huber (26/36). 511 Christmann (19, 57). 501 Huber (26/37). 512 Christmann (19, 59). 502 Huber (26/36). 513 Schaidinger (25, 87). 503 Fink (21/118). 514 Beckstein (20, 177). 504 Pinegger (22/167). 515 Beckstein (20, 178). 505 Fink (21/116). 516 Beckstein (20 /178). 506 Schmid (20/83). 517 Körner (21, 19). 507 Schmid (20/84). 518 Körner (21/36 f.). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 181

Referatsleiter des Finanzministeriums sowie per- Im Untersuchungsausschuss wurde klar heraus- sönlich mit dem zuständigen Referatsleiter des gearbeitet, dass der Verwaltungsrat die Berichte Innenministeriums, dem Zeugen Dr. Braese. Im auch nicht anforderte und die Meinung vertrat, Anschluss unterzog der Zeuge Georg Schmid sei- dass die Überwachung der Abarbeitung auch nen Angaben zufolge die Vorlage nochmals einer nicht seine Aufgabe sei. Wie der Verwaltungsrat abschließenden eigenen Überprüfung. 519 die ihm per Gesetz auferlegte Kontrollfunktion somit erfüllen wollte, blieb unklar. Vergleiche Der Zeuge Körner520 erklärt weiter, dass er kei- hierzu nochmal 2.3.13., wo der Verwaltungsrat ne persönliche Rückmeldung von Dr. Beckstein Schaidinger sinngemäß erklärt, dass der zu Kont- erhalten hat. Dieser habe den Vermerk mit der rollierende sich beim Kontrolleur zu melden hätte, handschriftlichen Anweisung „Zustimmung“ am wenn er kontrolliert werden wolle. 23.04.2007 zurückgefaxt. Auch der Umlaufbe- schluss sei ihm zugefaxt worden. 2.3.17. Weshalb wurden trotz der Identifikation we- sentlicher Bewertungsrisiken in der Due-Di- Ganz besonders erstaunlich erscheint dem Unter- ligence-Phase 1 (Linner-Bericht, 27.05.2009) suchungsausschuss, dass trotz dieser „umfangrei- keine weitergehenden Stichproben genommen, chen“ Abstimmungsmaßnahmen und derart um- obgleich sich aus den ersten Stichproben mas- fangreichen Materialien keine einzige Frage an sive Bewertungsfehler ergaben? Hätte diese den Vorstand entstand! Erkenntnis zu weiteren Stichproben führen müssen? Wenn ja, warum wurde dies unterlas- 2.3.15.3. Wie war das Abstimmungsergebnis? sen?

Der Beschluss wurde einstimmig gefasst. Vgl. Antwort zu Frage 2.3.16

2.3.16. Falls Ernst & Young zu der Auffassung kam, Im Untersuchungsausschuss und auch bei den dass entgegen der Jahresabschlussprüfung Aussagen vor der Staatsanwaltschaft wurden 2006 erhebliche weitere Risiken festgestellt als Entschuldigung für die nicht intensiv genug wurden, diese sich aber im Jahresabschluss durchgeführten Prüfungen vom Verwaltungsrat 2006 nicht wiederfanden, weshalb wurden kei- immer wieder der Zeitdruck und die Exklusivität ne weiteren Analysen und Stichproben vom angeführt. Es wurde auch versucht darzustellen, Vorstand bzw. Verwaltungsrat veranlasst? dass aus Sicht der Prüfer durchaus intensiv ge- prüft worden sei. Die Untersuchungen von PwC Hierzu konnten im Ausschuss keine Erkenntnis- im Jahre 2009 ergaben schließlich aber doch gra- se gewonnen werden. Ernst & Young hat für die vierende Defizite bei den vorherigen Prüfungen. BayernLB einen ausführlichen Due-Diligence- Bericht erstellt, auf dessen Grundlage zwar nicht Die Erkenntnisse hätten zu weiteren Prüfungen umfassend die Kreditrisiken, wohl aber die struk- führen müssen. Es wurde von Mitarbeitern der turellen Schwächen beim Kreditprozess und an- BayernLB auch versucht, noch Zeit für Prüfungen deren bankinternen Abläufen bei der HGAA aus- zu gewinnen. Letztendlich wurde jedoch vom Vor- findig gemacht werden konnten. Auf der Grundla- stand lediglich ein zusätzlicher Tag genehmigt. ge der Erkenntnisse aus der Due Diligence hat der Auch wenn später von einer Verlängerung der Vorstand der BayernLB das Integrationsprojekt Due Diligence gesprochen wurde – der Zeitdruck „Jointly Successful“ aufgesetzt. sollte offensichtlich aufrechterhalten bleiben.521 Der Eindruck aus den Aussagen und Schreiben Der Ausschuss konnte nicht feststellen, dass er ir- der betrauten Mitarbeiter war, dass sie eine be- gendwelche weiteren Analysen oder Stichproben trächtliche Verlängerung benötigt hätten, die veranlasst hätte, nachdem ihm Ernst & Young Be- Chance darauf aber nicht sahen. richt erstattet hatte. Vgl. diesbezüglich auch die Beantwortung der Fragen 2.3.2.1 und 2.3.24. 2.3.18. Warum haben die Wirtschaftsprüfer trotz be- stehender Bewertungsrisiken (Linner-Bericht) Der Verwaltungsrat wurde im Statusbericht vom nicht darauf hingewirkt, dass der Jahresab- 20.04.2007 über Risiken informiert. Weitere schluss 2006, dessen Prüfung erst kurz vor der Analysen oder Stichproben hat der Verwaltungs- Due-Diligence-Phase 1 abgeschlossen wurde, rat nicht veranlasst, die Due-Diligence-Berichte nochmals korrigiert bzw. eine neue Unterneh- selbst lagen dem Verwaltungsrat nicht vor. mensbewertung angeregt wurde? War der Jah- resabschluss 2006 aus Sicht der Wirtschafts- prüfer in einem Maße fehlerhaft, das zu einem

519 Schmid (20, 71 f.). 520 Körner (21/38). 521 Bd. 76. Seite 182 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Risiko der Nichtigkeit des Jahresabschlusses rück. Die Ergebnisse werden vereinfacht darge- führt? stellt.

Hierzu liegen dem Ausschuss keine Erkenntnisse Auch die Präsentation vom 20.04.2007 für den vor. Verwaltungsrat enthält jedoch deutliche Risi- kohinweise.523 Nach Ansicht des Zeugen Barth 2.3.19. Gibt es Summen/Beträge zu den im Linner- (Ernst & Young) bestehen kaum Unterschiede. Bericht vom 27.05.2009 angegebenen Bewer- Die wesentlichen Inhalte seien gleich.524 Außer- tungsrisiken? Wenn ja, wie hoch wurden die- dem wurde über die Datenraumlage informiert. se von den Wirtschaftsprüfern veranschlagt und welche Auswirkung hätten diese für eine Es gibt allerdings keine Hinweise darauf, dass der neuerliche Unternehmensbewertung gehabt? Verwaltungsrat über sämtliche Probleme, auf die Wurde dieses The­ma mit den Verantwortli- in die Transactions Insights vom 18.05.2007 hin- chen der Landesbank diskutiert? gewiesen wurden, informiert worden wäre.525

Hierzu liegen dem Ausschuss keine Erkenntnisse Eine Due Diligence sei laut dem Zeugen Dr. Raf- vor. fel nie so sorgfältig, wie es sein sollte.526 Diese Einschätzung bestätigt auch der Zeuge Dörhö- 2.3.20. Wurde aufgrund der in Due-Diligence-Phase 1 fer.527 Der zeitliche Umfang sei nie ausreichend, gewonnenen neuen Erkenntnisse zu den Be- da eine Vollprüfung einer Bank gar nicht möglich wertungsansätzen im Jahresabschluss 2006 sei.528 Insbesondere die Phase 1 sei nicht hinrei- eine neue Unternehmensbewertung vorgenom- chend gewesen. Allerdings konnte in der Phase 2 men? Wenn ja, welche Werte ergaben sich da- der Due Diligence wesentlich mehr geprüft wer- nach? Wenn nein, warum wurde keine Neube- den.529 In dieser Phase wurde die Prüfung vom wertung vom Vorstand veranlasst? Zeugen Barth als sehr intensiv bezeichnet.530 Die Erkenntnisse aus der Due-Diligence-Phase 1 sind in die Unternehmensbewertung der HGAA Hinsichtlich der unvollständigen Unterlagen wur- eingeflossen.522 Aufgrund von Erkenntnissen der de im Übrigen von allen hierzu befragten Zeu- Due-Diligence-Phase 1 kam es zu erweiterten gen übereinstimmend ausgesagt, es sei durchaus Wertberichtigungen, die in die Ableitung des üblich, dass bei einer Due Diligence jedenfalls am Anfang des Prozesses nicht alle Unterlagen Kaufpreises einflossen. Die als notwendig ange- 531 sehenen Wertberichtigungen (250 Mio. €, bezo- vorliegen. So sei es auch bei der BAWAG- Due-Diligence notwendig gewesen, Unterlagen gen auf 100 %) sollten in eine Reduzierung des 532 Kaufpreises münden, ohne Reduktion wurde der nachzufordern. Der Zeuge Peter schilderte in Unternehmenswert mit 3,2 Mrd. € angesehen. diesem Zusammenhang, seine Erfahrung mit Due Diligences sei gewesen, dass der Prüfer mit dem, Im Übrigen wird auf die Beantwortung der Frage was er geliefert bekomme, nie zufrieden sei. Auch 2.2.5. verwiesen. lägen die Unterlagen beim Liefernden nicht im- mer in der passenden Form vor. Jedoch habe man 2.3.21. Hat der Vorstand den Verwaltungsrat über die bei der HGAA immer das Möglichste gemacht.533 Probleme (siehe Linner-Bericht, 27. Mai 2009) der für den Due Diligence beauftragten Wirt- So waren in Bezug auf die Funktionsprüfung schaftsprüfer und Rechtsanwälte informiert, der Revision bei der HGAA nach Aussage eines im Einzelnen über die Bewertungsprobleme, Mitarbeiters der BayernLB Unterlagen zu den die Risikovorsorge, über die schlampigen Bereichen Budgetierung und Personal – jeweils und unvollständigen Due-Diligence-Unterla- bezogen auf die interne Revision – nicht im Da- gen? Wenn nein, weshalb nicht, wenn ja, wie tenraum enthalten. Diese Themen konnten von hat der Verwaltungsrat darauf reagiert und den Mitarbeitern der BayernLB allerdings im Ge- welche konkreten Maßnahmen wurden be- sprochen?

In der Präsentation vom 20.04.2007 wurde der 523 Siehe Ziff. 2.1.4. Verwaltungsrat informiert. Auf Veranlassung des 524 Barth (13, 166). Vorstands wurde diese Präsentation allerdings ge- 525 Turkowski (7, 27). genüber der Vorstandspräsentation vom 19.04.07 526 Raffel (10, 138). abgemildert lesbarer gestaltet (siehe 2.2.10.). Sie 527 Dörhöfer (11, 116). 528 Dörhöfer (11, 118). bleibt somit hinter dem Wissen des Vorstands zu- 529 Raffel (10, 145). 530 Barth (13, 185). 531 Rauch (9, 46). 532 Rauch (9, 49). 522 Bender (10, 41). 533 Peter (12, 70). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 183

spräch mit dem Leiter der Group Audit Division In der Verwaltungsratssitzung am 20.04.2007539 geklärt werden.534 gab ein Vertreter von Rothschild einen Kurz- überblick über die HGAA und das strategische Auch im Bereich der Prüfung des Risikoportfolios Rational für den Erwerb. Im Weiteren stellten die seien die Daten nach Aussage des Zeugen Dörhö- Berater den aktuellen Stand des Erwerbsprozes- fer nicht von der erwarteten Qualität gewesen.535 ses vor und machten Ausführungen zu den we- sentlichen Ergebnissen der Due Diligence und der Für den Bereich der Legal Due Diligence wur- Unternehmensbewertung. Dargestellt wurden ins- de vom Zeugen Dr. Brodey ausgeführt, dass die besondere Anpassungen im Managementplan der Unterlagen im roten Datenraum in Qualität und HGAA, die zentralen Bewertungsannahmen, die Aussagekraft unbefriedigend gewesen seien und Wertherleitung sowie die Bewertungsergebnisse auch nach dem Legal Expert Meeting keine be- im Überblick. Zum Schluss ging der Berater von lastbaren Aussagen möglich gewesen seien. Dies Rothschild noch auf die zusätzlichen Geschäfts- sei am 10.05.2007 dem Lenkungsausschuss der potenziale, mögliche Synergien und die Ableitung BayernLB mitgeteilt worden.536 Ein entsprechen- des Kaufpreises ein. der Warnhinweis ist bereits in der Verwaltungs- ratspräsentation vom 20.04.2007 enthalten537 Der genaue Verlauf der Diskussion, deren Intensi- (siehe 2.2.10.). Danach erfolgte keine wiederholte tät und die einzelnen Wortbeiträge der Beteiligten Mitteilung an den Verwaltungsrat. lassen sich jedoch anhand des Sitzungsprotokolls nicht nachvollziehen, da für die Verwaltungsrats- Der Verwaltungsrat fragte allerdings auch nicht sitzungen nur Sinn- bzw. Ergebnisprotokolle, aber nach genaueren Informationen. keine Wortprotokolle geführt werden. Die Zeugin Leeb-Schwarz hat im Untersuchungsausschuss540 2.3.22. Wurden die Wirtschaftsprüfer bei der Verwal- erklärt, wie Wortbeiträge in Protokolle der Ver- tungsratssitzung vom 20. April 2007 hinzuge- waltungsratssitzungen aufgenommen werden: zogen? „Generell war es eigentlich eher so, dass jeder, der einen Wortbeitrag geliefert hat, den auch – Wenn nein, was waren die Gründe dafür? abgebildet sehen wollte, also eher so, dass nach meinem persönlichem Empfinden oft zu viel drin – Wenn ja, haben die Wirtschaftsprüfer die stand, weil eh schon alles gesagt war.“ Für den in der Due-Diligence-Phase 1 aufgetretenen Fall, dass Differenzen aufgetreten sind, so Leeb- Pro­bleme (unvollständige Akten) vorgetra- Schwarz541 habe sie eher mehr protokolliert, als gen? Wie haben der Vorstand und/oder der sie es für nötig erachtet hat. Ihre Kollegin, die Verwaltungsrat reagiert? Zeugin Kreithmeier542 charakterisierte das Proto- koll als „ein Ergebnisprotokoll …, das gleichwohl Die beauftragten Wirtschaftsprüfer wurden zur wesentliche Teile der Diskussion abbilden soll.“ Verwaltungsratssitzung am 20.04.2007 hinzuge- zogen.538 Im Übrigen wird auf die Beantwortung Die Zeugin Kreithmeier543 hat erklärt, dass in der Frage 2.3.21. verwiesen. der Sitzung des Verwaltungsrats vom 20.04.2004 nicht problematisiert wurde, dass die Due Dili- 2.3.23. Wurden in der Verwaltungsratssitzung am gence noch nicht abgeschlossen ist. 20. April 2007 die von Ernst & Young (wirt- schaftliche Due Diligence) und von der Rechts- 2.3.24. Weshalb wurde die kurzfristige Datenraum- anwaltskanzlei Dorda Brugger Jordis (rechtli- Zeit von 15 Tagen vom Vorstand und Verwal- che Due Diligence) aufgeworfenen Probleme, tungsrat akzeptiert? Gab es dann warnende Risiken und Ungereimtheiten diskutiert? Wel- Hinweise von den Due-Diligence-Beauftragten che Aussagen gibt es zu diesen Punkten (siehe an den Vorstand bzw. Verwaltungsrat? Wenn Linner-Bericht, 27.05.2009) vom Vorstand und ja, welche, und gab es dazu eine Reaktion des Verwaltungsrat? Vorstands bzw. Verwaltungsrats?

Auf die Beantwortung zu den Fragen 2.2.5., Der Zeuge Barth hat ausgeführt, dass nach Auffas- 2.2.6., 2.2.9. und 2.2.10. wird Bezug genommen. sung von Ernst & Young der ihnen zur Verfügung stehende Zeitraum von 15 Tagen für eine Trans- aktion dieser Größenordnung nicht sachgerecht

534 Rauch (9, 46). 539 Bd. 11, 202 ff. 535 Dörhöfer (11, 135). 540 Leeb-Schwarz (12/11). 536 Brodey (16, 93). 541 Leeb-Schwarz (12/18). 537 Brodey (16/49) 542 Kreithmeier (6/6). 538 Kreithmeier (6, 67). 543 Kreithmeier (6/84). Seite 184 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

war. Er habe aber auch schon kürzere Prüfung gleichzeitig Vertragsgestalter (Garantien, Ge- und größere Transaktionen erlebt.544 Der Zeuge währleistungen) handelt. Wirsching von Ernst & Young gab hierzu ergän- zend an, dass man bei jeder Transaktion Zeitdruck Zeitdruck bedeutete auch in diesem Bereich er- habe, besonders bei exklusiven Transaktionen.545 höhtes Risiko, etwas zu übersehen oder falsch Der Zeuge gab ferner an, dass durch den knappen einzuschätzen. Zeitraum teilweise Fragen nicht mehr beantwortet und nachträglich beigebrachte Unterlagen nicht 2.3.25. Haben die Wirtschaftsprüfer den Verwaltungs- mehr geprüft werden konnten. Die Situation sei rat und/oder den Vorstand darüber informiert, dadurch geprägt gewesen, dass keine detaillierte dass Due-Diligence-Unterlagen der Investo- Kontrolle über den Inhalt des Datenraums gege- rengruppe Berlin aus deren Erwerb 2006 he- ben war. Dies sei auch im Bericht vom 18.05.2007 rangezogen wurden? Ist ein solches Vorgehen an den Vorstand so festgehalten worden.546 üblich? Falls nein, haben die Wirtschaftsprü- fer auf die Unüblichkeit des Vorgehens und die Die Verkäuferseite hat von Anfang an durch Dr. damit ggf. verbundenen Risiken hingewiesen? Tilo Berlin versucht, Zeitdruck aufzubauen. Das rührte aus den vertraglichen Vereinbarungen der Die Unterlagen in den beiden Datenräumen wa- Berlin & Co Sarl. über den Erwerb ihrer Akti- ren, wie der Ausschuss feststellen konnte, im en.547 Seitens der Kärntner Landesholding und Wesentlichen die, welche schon für die Due Di- der Mitarbeiter-Privatstiftung gab es einen sol- ligence von Berlin bereitgestellt worden waren. chen großen Zeitdruck nicht, sieht man einmal Daraus resultierte, wie der Zeuge Barth550 be- davon ab, dass jeder Verkäufer versucht, ein be- kundete, mangelnde Aktualität der Unterlagen. gonnenes Kaufgeschäft so rasch wie möglich zu Üblich und erforderlich ist vollständige Aktualität Ende zu bringen. Gegenüber der BayernLB wurde der Unterlagen. Die Wirtschaftsprüfer haben auf der Zeitdruck damit begründet, dass die ihr ein- diesen Mangel hingewiesen. Dies geschah auch geräumte Exklusivität nicht beliebig lang gewährt zu Beginn der zweiten Due Diligence-Phase. werden könne. 548 Die Due Diligence, die im Auftrag von Berlin Auffällig an dieser Stelle ist, dass vonseiten der & Co durch KPMG durchgeführt wurde, wurde BayernLB der Druck ebenso forciert wurde. An- der BayernLB zur Verfügung gestellt. Der Zeuge stelle einer in früheren Stellungnahmen (Seiler- Hink sagte hierzu vor dem Untersuchungsaus- Präsentationen der Jahre 2006 aus dem Hause schuss aus, dass hierdurch für die Landesbank der BayernLB) dringend empfohlenen Sorgfalt, Transparenz geschaffen werden sollte. Man habe rückte hektische Oberflächlichkeit. sich daher – egal ob üblich oder nicht – bereit er- klärt, der BayernLB diese zur Verfügung zu stel- Auch vonseiten des Verwaltungsrates gab es kein len.551 „Bremsen“ zugunsten einer Qualitätsvertiefung der Due Diligence. Nach Vorstehendem ist davon auszugehen, dass der Vorstand hiervon Kenntnis hatte. Der Zeuge Brodey: „Allerdings, bitte, wenn man ein Target dieser Größenordnung hat – ich erin- Gegenüber dem Verwaltungsrat ist auf diesen nere mich, dass wir schon sehr gestöhnt haben Umstand nicht ausdrücklich hingewiesen worden. unter dem Zeitdruck. Allerdings ist das wieder dadurch aufgewogen worden, dass eben die Da- 2.3.26. Hat sich der Vorstand bzw. Verwaltungsrat auf tenraummenge dürftig war.“ 549 Due-Diligence-Unterlagen aus dem Erwerb von Herrn Dr. Tilo Berlin vom 5. Oktober 2006 „Es war damals so, dass unter allerhöchstem verlassen, falls ja, aus welchen Gründen? Zeitdruck alle Verträge parallel auf Deutsch und Englisch zu finalisieren waren.“ Es wird auf die Antwort zur Frage unter Ziff. 2.3.25. verwiesen. Wichtig ist hier, festzuhalten, dass es sich bei die- sem Zeugen um einen Hauptakteur für die Un- 2.3.27. Hätte der Verwaltungsrat seine Kaufentschei- tersuchung der juristischen Seite des Deals und dung unter Kenntnis der Ergebnisse der Due- Diligence-Phase 2 revidieren können? Weshalb wurden dem Verwaltungsrat die Ergebnisse der Phase 2 nicht nachgereicht? 544 Barth (13, 184). 545 Wirsching (15, 5). 546 Wirsching (15, 6). 547 Hink (16, 69). 548 Wirsching (15, 5). 550 Barth (13, 134). 549 Brodey (16/100). 551 Hink (16, 35). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 185

Der Verwaltungsrat hätte die im Beschluss vom vom 27.05.2009 eine hohe Bindungswirkung 23.04.2007 ausgesprochene Ermächtigung zum des Angebotes ergibt? Kauf durch einen neuen Beschluss widerrufen können. Mit dem Abschluss des Kaufvertrages Die Begriffe Non-Binding-Offer und Binding- am 22.05.2007 bestand jedoch eine rechtlich ver- Offer sind nicht geeignet, den Charakter des bindliche Verpflichtung der BayernLB. Diese war Angebots abschließend zu beschreiben. Von den nicht ohne Weiteres, wenn überhaupt, revisibel. Beratern von Rothschild wurde hierzu ausgeführt, Auch ein Abweichen vom Kaufpreis oder ander- dass das Angebot sicher einen nicht bindenden weitige inhaltliche Anpassungen ließ diese nicht Charakter hatte, da es Bedingungen wie einen mehr ohne Weiteres zu. Gremienvorbehalt enthielt, die einseitig von Ver- käuferseite nicht erfüllt hätten werden können.556 Warum die Ergebnisse der zweiten Phase der Due Gleichwohl musste der Verkäuferseite in einem Diligence nicht an den Verwaltungsrat nachge- gewissen Umfang Tranksaktionssicherheit einge- reicht wurden, konnte durch den Untersuchungs- räumt werden, um die Exklusivität zu wahren.557 ausschuss nicht aufgeklärt werden, da die hierfür zuständigen Mitglieder des Vorstands der Bayern- Das Angebotsschreiben vom 24.04.2007 sollte LB von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Ge- daher den Verkäufern den verbindlichen Willen brauch gemacht haben. der BayernLB bekunden, zu dem dort genannten Preis und den dort genannten Bedingungen zu Der Untersuchungsausschuss hat festgestellt, dass kaufen. Zu diesen Bedingungen gehörte ein An- der Verwaltungsrat nie nach dem finalen Bericht teilserwerb von 50 % + eine Aktie, ein Kaufpreis über die Due Diligence gefragt hat. Er hatte al- von 1,6 Mrd. € mit einem max. Kaufpreisabzug lerdings mit Beschluss vom 20.03.2007 den Vor- von 100 Mio. € für den Fall, dass bei der finalen stand ausdrücklich angewiesen, „nach Abschluss Due Diligence sich ein Wertberichtigungsbedarf der Due Diligence über die Ergebnisse zu berich- ergeben würde. Weiterhin war eine angemesse- ten und einen Vorschlag zur Beschlussfassung ne Gewährleistungsregelung angesprochen. Der vorzulegen“552. Dieser Passus bezieht sich al- Kaufvertragsabschluss sollte unter Gremienvor- lerdings nur auf die (erst später so bezeichnete) behalt stehen. erste Datenraumphase, weil zum Zeitpunkt dieses Beschlusses nicht klar war, dass es eine Confir- 2.3.30. Welche Kontakte erfolgten zwischen damali- matory Due Diligence geben würde. Der Zeuge gen Mitgliedern der Staatsregierung und dem Bender553 erklärt, dass die Notwendigkeit einer früheren Kärntner Landeshauptmann Hai- solchen die Ergebnisse der Due Diligence bestä- der im Zusammenhang mit dem Ankauf der tigenden Prüfung erst auf der Verwaltungsratssit- HGAA durch die BayernLB? zung vom 20.04.2007 erörtert wurde. Erstmals er- wähnt wird eine zweite Phase im Vertrag zwischen Kontakte seitens der Staatsregierung mit Landes- BayernLB und Ernst & Young vom 16.04.2007.554 hauptmann Dr. Haider hatten die Staatsminister Dr. Beckstein und Prof. Dr. Kurt Faltlhauser. Vor dem Ausschuss erklärte der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser, dass die Ergebnisse der zweiten Pha- Der Kontakt von Prof. Dr. Faltlhauser fand im se der Due Diligence dem Verwaltungsrat hätten Rahmen eines protokollarischen Treffens am mitgeteilt werden müssen.555 Er musste aber ein- 16.05.2007 statt, bei dem nach Angaben von Dr. räumen, dass er sie selbst nie eingefordert hat. Beckstein keine inhaltlichen Dinge besprochen wurden.558 Es sei nach Angaben des Zeugen Prof. 2.3.28. Weshalb hat sich die Käuferseite einem so ho- Dr. Faltlhauser auf Betreiben von Dr. Haider zu- hen Zeitdruck unterworfen? stande gekommen, der hoffte, im Anschluss an dieses Gespräch auch ein Gespräch mit Minister- Es sei zur Beantwortung auf die Ausführungen präsident Dr. Stoiber führen zu können, was die- unter Ziff. 2.3.24. und 2.2.10. verwiesen. ser jedoch schroff abgelehnt habe.559

2.3.29. Welchen Rechtscharakter hatte das am 24. Vor dem Untersuchungsausschuss des Landes April 2007 gelegte Angebot? War es ein Non- Kärnten hat Haider auf die Frage, ob es Gesprä- Binding-Offer oder ein Binding-Offer? Wie ist che mit Dr. Stoiber, Dr. Beckstein oder Prof. Dr. es zu erklären, dass sich gemäß Linner-Bericht Faltlhauser gegeben hat, geantwortet560: „Sie sind Eigentümer und haben natürlich auf die-

556 Bender (10, 97). 552 Protokoll der VRS vom 20.3.07, S.6, Band 11, S. 56. 557 Bender (10, 97). 553 Bender (10/116). 558 Turkowski (7, 28). 554 Bd. 195 ( 15/24). 559 Faltlhauser (14, 57). 555 Faltlhauser (28, 83). 560 Vgl. Stoiber (17/29). Seite 186 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

se Entscheidung der Bayern an uns ein Offert Eine Zustimmung des Verwaltungsrats gab es gerichtet und maßgeblich unterstützt und auch mangels Zuständigkeit nicht.566 Es wird ergän- unterfüttert noch einmal in den Gesprächen mit zend auf die Antwort unter 2.3.31.2. verwiesen. uns.“ Der Vorstand begründete seine Entscheidung da- Der Zeuge Dr. Beckstein561 hat Haiders Behaup- mit, es sei ein Vorteil, wenn die von Berlin ge- tung, der zufolge ihm im Rahmen der Verhandlun- kauften Aktien als Sicherheit an die BayernLB gen zum Erwerb der HGAA ein Kooperationsver- verpfändet wurden. Aus der Verpfändung ergab trag mit dem Freistaat versprochen worden sei, sich eine Sicherheit, falls in der Vertragsabwick- widersprochen. lung Schwierigkeiten auftauchen würden.567

Das sogenannte HGAA-Dossier behauptet auf 2.3.31.1. Falls ja, welche Sicherheiten standen dem Kre- Seite 48 562 ebenfalls Gespräche zwischen Dr. dit gegenüber, welche Kreditkonditionen wur- Stoiber und Haider und verweist auch auf mögli- den eingeräumt? che Motive des Kärntner Landeshauptmanns: Als Sicherheit dienten die verpfändeten Aktien „Jörg Haider hat nach den ersten Ergebnis- der HGAA. Ferner wurde durch Vertragsklauseln sen der Untersuchungen der Zentralbank ge- sichergestellt, dass der Kredit nur zur Auszahlung ahnt, was sich anbahnt, und sofort reagiert, kommen kann, wenn die BayernLB auch 50 % + um jegliche Angriffe abzuwehren. So hat er 1 der Anteile erwerben konnte.568 nach Absprache mit Edmund Stoiber einen Ausweg gefunden, indem er ihm vorschlug, 2.3.31.2. Falls nein, wurde der Verwaltungsrat über die dass die Bayerische Landesbank die Mehr- Kreditvergabe informiert? heit der Aktien der HAAB kauft. Auf diese Art und Weise hat Jörg Haider seine Spuren Aus den dem Untersuchungsausschuss vorliegen- verwischt, da er nun nicht mehr Großaktio- den Verwaltungsratsakten geht hervor, dass der när war.“ Kreditantrag von Berlin & Co nicht gesondert zur beschlussmäßigen Zustimmung vorgelegt wur- Nach Aussage des Zeugen Dr. Stoiber habe er in de. Im Kreditrisikobericht der BayernLB zum der ganzen Zeit keinerlei persönlichen Kontakt zu 30.06.2007, der dem Verwaltungsrat zur Sitzung Dr. Haider gehabt.563 am 11.09.2007 vorgelegt wurde, ist der Kredit an Berlin & Co im Gesamtvolumen von 385 Mio. € Prof. Dr. Kurt Faltlhauser traf im Rahmen des ausgewiesen. Signing in Klagenfurt am 22.05.2007 ein weite- res Mal mit Landeshauptmann Dr. Haider zusam- Dies deckt sich mit der Aussage des Zeugen Hagl, men.564 wonach der Verwaltungsrat vor der Ausreichung des Kredits nicht informiert wurde, sondern erst 2.3.31. Wurden der Kredit oder die Kredite an die In- durch einen Risikobericht zu einem späteren vestorengruppe um Tilo Berlin zum Einstieg Zeitpunkt.569 Die Erforderlichkeit einer Zwi- bei der HGAA vom Vorstand und dem Verwal- schenfinanzierung als solche war allerdings in tungsrat der BayernLB genehmigt? der Präsentation zur Verwaltungsratssitzung am 20.04.2007 angesprochen.570 Die Berlin & Co Sarl. hat zum Erwerb neu emit- tierter und alter Aktien Kaufverträge abgeschlos- 2.3.31.3. Warum wurde eine Zwischenfinanzierung der sen. Der Kauf der neuen Aktien wurde von der Investorengruppe um Dr. Berlin für 16 Prozent BayernLB nicht finanziert. Für den Kauf der alten der Geschäftsanteile genehmigt, obwohl dem Akten (16 %) hat die BayernLB zu marküblichen Vorstand bzw. Verwaltungsrat aus der Due Konditionen einen Zwischenkredit ausgereicht. Diligence und der Kreditvorlage die vertrag- lichen Gegebenheiten bezüglich HGAA/Berlin Die Zwischenfinanzierung wurde in der Vor- & Co bekannt sein mussten? standssitzung vom 15.05.2007 genehmigt.565 Zur Beantwortung dieser Frage wird auf die Ant- wort zur Frage unter 2.3.31. verwiesen.

561 Beckstein (20/206). 566 Naser (15, 194); Turkowski (7, 29). 562 Bd. 222, Bmb 100_64 S. 81 ff. 567 Turkowski (7, 29). 563 Stoiber (17, 9). 568 Turkowski (7, 30). 564 Turkowski (7, 28). 569 Hagl (18, 101). 565 Turkowski (7, 29). 570 Bd. 11, S. 241, 245. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 187

2.3.32. Trifft es zu, dass die damaligen Staatsminis- Das Treffen fand am 31.08.2006 statt. Vom ter Dr. Beckstein und Prof. Dr. Faltlhauser am 23.08.2006 datiert das Einladungsschreiben574 16.05.2007 in München, „in der Landesbank“, mit dem früheren Landeshauptmann Jörg 2.3.33. Trifft es zu, dass die damaligen Staatsminis- Haider und „der Spitze der BayernLB“ (SZ, ter Dr. Beckstein und Prof. Dr. Faltlhauser 19.05.2007) vor Unterzeichnung des Kaufver- als staatliche Vertreter im Verwaltungsrat der trags zusammentrafen, um über Inhalt des be- BayernLB aktiv am operativen Geschäft der absichtigten Kaufvertrags zu verhandeln und Vertragsverhandlung teilnahmen, was waren den Einstieg der BayernLB bei der HGAA zu ggf. die Gründe dafür und war dies ein Einzel- erörtern? Wenn ja, wer war an dem Gespräch fall? beteiligt? Diese Behauptung trifft laut Zeugen Prof. Dr. Hinsichtlich dieser Frage wird auf die Ausführun- Faltlhauser nicht zu.575 gen zur Frage unter 2.3.30. verwiesen. Es wurde bei diesem protokollarischen Treffen nach den 2.3.34. Nahmen die früheren Staatsminister Dr. Beck- Angaben der befragten Beteiligten nicht über den stein und Prof. Dr. Faltlhauser als Mitglieder Kauf der HGAA gesprochen.571 des Verwaltungsrats der BayernLB an inhaltli- chen Sitzungen mit „der Spitze der BayernLB“ 2.3.32.1. Trifft es zu, dass der frühere Kärntner Lan- (SZ, 19.05.2007) zur Vorbereitung des HGAA- deshauptmann Jörg Haider bei diesem Treffen Beteiligungserwerbs teil, ggf. wann und mit Bedingungen für den Kauf stellte und diese welchen Erkenntnissen? von den bayerischen Unterhändlern akzeptiert wurden? An den unter Frage 2.3.32.2. genannten Treffen nahm kein Verwaltungsratsmitglied teil. Ob die Nachdem über die Inhalte des Kaufvertrags bei Verwaltungsratsmitglieder davon Kenntnis hat- diesem Treffen nicht gesprochen wurde, konnten ten, ist dem Ausschuss nicht bekannt. Keines der auch keine Bedingungen des Kärntner Landes- Verwaltungsratsmitglieder hat an Vorstandssit- hauptmanns erörtert werden. Es wird hierzu auf zungen teilgenommen. Der Vorsitzende und der die Beantwortung der Frage 2.3.32. verwiesen. stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrats wären gem. § 7 Abs. 7 der Satzung der BayernLB Das Schreiben des BayernLB-Justiziars Schmidt- dazu berechtigt gewesen. Lademann vom 22. Mai 2007 über Nebenabreden zum Kaufvertrag („Sideletter“)572 an die Kärnt- 2.3.35. Führten andere Mitglieder des Verwaltungs- ner Landesholding, bezieht sich explizit auf sol- rats, insbesondere die Vertreter der Staatsre- che mit Vertretern des Freistaats in München ge- gierung, Gespräche mit Fachleuten oder Perso- führten Gespräche. nen auf Verkäuferseite, die der Informations- gewinnung, Vorbereitung oder Abstimmung Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser 573 hat diesen Be- des HGAA-Beteiligungserwerbs dienten, ggf. zug als „Anmaßung“ bezeichnet. Eine abschlie- wann mit welchen Ergebnissen? ßende Klärung dieser Frage war nicht möglich. Der Ausschuss konnte nicht feststellen, dass sol- 2.3.32.2. Trifft es zu, dass Vorstandsmitglieder vor dem che Gespräche vonseiten der Verwaltungsratsmit- 06.02.2007 Gespräche über den Verkauf der glieder geführt wurden. HGAA geführt haben? Wenn ja, welchen In- halt hatten diese Gespräche? 2.4. Inwieweit finden ein grundsätzlicher Informa- tionsaustausch und eine Koordinierung der Wie bereits bei Frage 1.2.10. ausgeführt gab es Tätigkeit zwischen den verschiedenen Vertre- vor dem 06.02.2007 ein Gespräch am 31.01.2007. tern des Freistaates im Verwaltungsrat der Ob es vor dem 31.1.2007 aufseiten der Bayern- BayernLB und im Kabinett statt? LB Gespräche über den Erwerb der HGAA gab, konnte der Ausschuss nicht sicher feststellen. Es Der Informationsaustausch zwischen den Verwal- gab am 23.08.2006 ein Treffen auf dem Privatan- tungsratsmitgliedern des Freistaats wurde durch wesen von Dr. Berlin, an dem die Herren Werner die Arbeitsebene gewährleistet. Die vom Unter- Schmidt und Dr. Kulterer teilnahmen. Auf die Be- suchungsausschuss vernommenen Mitarbeiter der antwortung zu Frage 1.1.3. wird verwiesen. Ministerien sagten aus, dass es regelmäßige Vor- besprechungen der Arbeitsebene vor den Sitzun- gen des Verwaltungsrats gegeben habe. Ferner

571 Turkowski (7, 31). 572 Bd. 13, BmB 13_04, S. 124 ff. 574 Turkowski (7/41 ff.). 573 Faltlhauser (14/77). 575 Faltlhauser (14, 56). Seite 188 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

wurde aus den Aussagen deutlich, dass bei der der Kabinettssitzung heraus hätte natürlich dies Erstellung der jeweiligen Sitzungsvorbereitung in der Tat gestoppt werden können, wenn es dafür ein Austausch von Informationen zwischen den irgendeinen Hinweis oder Beleg gegeben hätte. Ministerien stattfand. Ebenso hielten die Verwal- Warum denn nicht?.“ tungsräte untereinander Kontakt und besprachen sich bei wichtigen Entscheidungen. 2.4.3. Inwieweit und wann hielten Vorstände oder Verwaltungsräte der BayernLB zu Fragen Die üblichen Anteilseignergespräche, bei denen der Beteiligung der BayernLB an der HGAA Beamte bei der BayernLB in Vorbereitung von Rücksprache mit dem Ministerpräsidenten Verwaltungsratssitzungen zusätzliche Informa- oder höheren Beamten der Staatskanzlei – vor tionen einholen konnten, fand im Zeitraum des dem Kauf, in der Zeit bis zum „Closing“ und HGAA-Erwerbs nicht statt. Siehe 2.2.3. nach dem Kauf?

2.4.1. Inwieweit fand ein Informationsaustausch und Der Zeuge Dr. Stoiber 581 hat im Untersuchungs- eine Koordinierung der Tätigkeit zwischen ausschuss erklärt, dass ihn seiner Erinnerung den verschiedenen Vertretern des Freistaates nach Prof. Dr. Faltlhauser „im März oder April im Verwaltungsrat der BayernLB im Hinblick 2007 bei irgendeiner Gelegenheit angesprochen auf den angestrebten Beteiligungserwerb der und gesagt [hat], es gäbe eine österreichische HGAA statt? Bank namens HGAA.“ Ein Eintrag im Kalender des Vorstandsvorsitzenden Schmidt stellt einen Auf die Antwort zu Frage 2.4., 2.3.15.1. und Hinweis auf eine Kontaktaufnahme am 20.03.2007 2.3.15.2. wird verwiesen. dar. Vermerkt ist an diesem Tag: „Freistaat, Stoi- ber, Huber, Beckstein und Tilo Berlin.“582 Dr. Sto- 2.4.2. Inwieweit und wann befasste sich das Kabinett iber hat ausgesagt, dass er sich an einen solchen mit dem Kauf der HGAA? Kontakt nicht erinnert.583

Zur Beantwortung dieser Frage ist vorauszuschi- Als in der Presse über den bevorstehenden Ein- cken, dass der Kauf einer Beteiligung an einer stieg der BayernLB bei der HGAA spekuliert ausländischen Bank durch die BayernLB recht- wurde, hatte der damalige Ministerpräsident Dr. lich keine Zustimmung des Ministerrats erforder- Stoiber um ergänzende Informationen gebeten, te. Zwar ist die Zustimmung der Eigentümer der woraufhin die Staatskanzlei einen Vermerk zum Bank und damit auch des Freistaats Bayern er- 18.05.2007 erstellt hat.584 Zum gleichen Zeitpunkt forderlich, die Erteilung dieser Zustimmung liegt hatte das Finanzministerium eine Ministerratsvor- jedoch in der Zuständigkeit des Abteilungsleiters lage erstellt, die dem Bericht von Herrn Staats- der Beteiligungsabteilung im Staatsministerium sekretär Meyer in der Ministerratssitzung am der Finanzen.576 Der Abteilungsleiter Zeuge Bo- 22.05.2007 zugrunde lag. densteiner577 hat erklärt, dass es sich bei diesem Zustimmungserfordernis um einen rein formalen Im Nachgang zum Signing am 22.05.2007 folgte, Akt ohne weitere Prüfung gehandelt hat. wiederum veranlasst durch einschlägige Presse- berichte, ein Sachstandsvermerk der Staatskanz- Insofern ist der in den Zeugenvernehmungen im- lei, der sich – bzgl. HGAA – hauptsächlich auf mer wieder angeführte Gremienvorbehalt bei Be- den in Auszügen in der Presse bekannt geworde- schlussfassung auf der Seite der Staatsbeteiligung nen Prüfbericht der Österreichischen National- keine Rückversicherung gewesen. bank bezog.585

Der Ministerrat nahm den Kauf in seiner Sitzung Anhaltspunkte für Gespräche zwischen Vor- vom 22.05.2007 auf der Basis eines schriftlichen standsmitgliedern der BayernLB und dem Minis- Berichts des Finanzministers Faltlhauser und ei- terpräsidenten gibt es in Bezug auf die vorgenann- nes mündlichen Berichts des Staatssekretärs Mey- ten Punkte nach Aktenlage nicht. Der Zeuge Dr. er zustimmend zur Kenntnis.578 Die Befassung Stoiber586 hat im Untersuchungsausschuss aus- des Kabinetts war laut Aussage des Zeugen Dr. gesagt, dass seiner Erinnerung nach das Thema Stoiber damit rein informatorisch.579 Der Zeuge HGAA bei einem Treffen mit dem Präsidenten des Huber580 hat im Untersuchungsausschuss eine Bundesverbandes Deutscher Banken Klaus-Peter widersprechende Auffassung vertreten: „Und Müller am 23.04.2007, an dem auch Dr. Huber sowohl vor dieser Kabinettssitzung wie auch aus

581 Stoiber (17/8). 576 Bodensteiner (23, 31). 582 Stoiber (17/26 f). 577 Bodensteiner (23/33). 583 Stoiber (17/27). 578 Faltlhauser (14, 45); Stoiber (17, 9). 584 Bd. 6, 22 ff. 579 Stoiber (17, 45). 585 Bd. 6, S. 61 ff. 580 Huber (26/45). 586 Stoiber (17/8). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 189

teilgenommen hatte, nicht thematisiert worden ist. Herrn Manfred Ach, als auch den Vorsitzenden der Auch bei einem „nur wenige Minuten dauernden Mehrheitsfraktion, Herrn Joachim Herrmann, über Gespräch“ mit Dr. Hanisch am 27.04.2007 sei den Erwerb der HGAA durch die BayernLB591. In- seiner Erinnerung nach die HGAA nicht ange- vestorengruppe um Tilo Berlin erworben. sprochen worden. In beiden Fällen sei ausschließ- lich die Neustrukturierung der Bankenlandschaft Aus dem Protokoll des Haushaltsausschusses vom der Gesprächsgegenstand gewesen. gleichen Tag (23.05.2007) geht hervor, dass Fi- nanzminister Faltlhauser an diesem Tag nicht per- Kontakt zum Ministerpräsidenten nahm der Vor- sönlich im Haushaltsausschuss berichten konnte, stand der BayernLB allerdings im Sommer 2007 das Schreiben aber als schriftlicher Bericht den auf, und zwar im Zusammenhang mit dem bank- Haushaltsausschussmitgliedern vorlag.592 aufsichtlichen Genehmigungsverfahren bei der Kroatischen Nationalbank. Mit Schreiben vom In seinem Schreiben vom 23.05.2007 informier- 13.07.2007 übermittelte Werner Schmidt einen te Staatsminister Prof. Dr. Faltlhauser über den Abdruck seines Schreibens an den Präsidenten der Kaufpreis für die HGAA-Anteile in Höhe von Kroatischen Nationalbank, Herrn Ivo Sanader, an 1,625 Mrd. € und die an die Altgesellschafter Herrn Ministerpräsidenten zur Kenntnisnahme.587 auszuzahlende Sonderdividende von 50 Mio. €. Dr. Stoiber kritisierte die von kroatischer Seite Des Weiteren wurde die Aktionärsstruktur vor zunächst erfolgte Versagung der bankaufsichtli- und nach der Erwerbstransaktion dargestellt und chen Genehmigung mit einer Pressemitteilung der ein Überblick über die HGAA gegeben, mit- Staatskanzlei vom gleichen Tage.588 samt einer Darlegung der Stärken der HGAA, der Chancen des Erwerbs und einer abschlie- In diesem Zusammenhang war für den 23.07.2007 ßenden Bewertung. Auf die Anteilsverhältnisse auch ein Gespräch zwischen Dr. Hanisch und während der Zwischenphase, nämlich dem Zwi- Herrn Ministerpräsidenten Dr. Stoiber angesetzt, schenerwerb durch Berlin & Co, sowie auf etwa- für das ein vorbereitender Sachstandsvermerk ige Schwächen und Risiken des HGAA-Erwerbs erstellt wurde. Inhaltlich bezogen sich die Aus- wurde im Schreiben nicht gesondert eingegangen. führungen auf zwei Themen, nämlich den Verfah- Ein Entwurf des Schreibens informiert noch über rensstand bei der Kroatischen Nationalbank und den Zwischenerwerb der ursprünglich von der den Prüfbericht der OeNB.589 Grazer Wechselseitigen gehaltenen Anteile an der HGAA durch die Investorengruppe um Tilo Aus den Akten der Staatskanzlei ergibt sich ferner Berlin. Die entsprechende Spalte ist jedoch hand- die Vorbereitung für ein Gespräch zwischen Herrn schriftlich durchgestrichen worden. In den tat- Ministerpräsidenten Dr. Beckstein und Herrn Dr. sächlich versandten Exemplaren des Schreibens Hanisch am 07.11.2007. Thematisch bezog sich wird dieser Zwischenschritt in der tabellarischen die Vorbereitung in Bezug auf die HGAA neben Übersicht komplett ausgespart. Der Zeuge Prof. einer aktuellen Sachsstandsmitteilung (Closing Dr. Faltlhauser593 hat sein Vorgehen im Unter- zum 07.10.2007) wiederum auf die bereits be- suchungsausschuss damit begründet, dass dieser kannten Themen Prüfbericht OeNB und Kroati- Sachverhalt ihm damals zu kompliziert erschien. sche Nationalbank.590 2.6. Gewährleistungsausschluss, Haftungsaus- 2.5. Informationen der Mitglieder der Staatsregie- schluss, Kaufpreisreduzierung, Kaufpreis rung gegenüber dem Landtag 2.6.1. Wurde der Kaufvertrag samt etwaiger Neben- 2.5.1. Wurden die Mitglieder aller Fraktionen des abreden aufseiten der BayernLB rechtlich ge- Landtags durch die Staatsregierung, insbeson- prüft, falls ja, von wem mit welchem Ergebnis dere die staatlichen Vertreter im Verwaltungs- ,und welche Informationen erlangten die Mit- rat der BayernLB, umfassend über die Hinter- glieder des Verwaltungsrats hierüber? gründe und Inhalte des Beteiligungserwerbs an der HGAA informiert, wenn ja, wann und Es gab zwei Entwürfe von Kaufverträgen. Der inwieweit, wenn nein, warum nicht? eine stammte von der Verkäuferseite unter der Regie von Berlin & Co Er war in englischer Spra- Finanzminister Prof. Faltlhauser informierte mit che gefertigt von der Kanzlei Kirkland & Ellis,594 inhaltlich gleichen Schreiben vom 23.05.2007 so- möglicherweise unter Mitwirkung der Wiener wohl den Vorsitzenden des Haushaltsausschusses, Kanzlei Wolff Theiss. Weil dieser Entwurf von

591 Bd. 149, S. 174 ff. 587 Bd. 6, S. 72 ff. 592 Protokoll der 169. Sitzung des Haushaltsausschusses des Bayerischen 588 Bd. 6, S. 78 Landtags, 15. Legislaturperiode. 589 Bd. 6, S. 80 ff. 593 Faltlhauser (14/90). 590 Bd. 6, S. 107 ff. 594 Hink (16, 65). Seite 190 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

der BayernLB als vollkommen unangemessen formiert. Er wurde auch nicht darüber informiert, bezeichnet wurde, wurde bei der Wiener Kanzlei dass die Anwälte der BayernLB die Gewährleis- Dorda Brugger Jordis ein neuer Entwurf in Auf- tungsregelungen für unbefriedigend befanden. trag gegeben.595 Auch der damalige Leiter der Der Ausschuss konnte allerdings feststellen, dass Rechtsabteilung der BayernLB, Herr Schmidt-La- der Verwaltungsrat oder einzelne seiner Mitglie- demann, beurteilte den britischen Vertragsentwurf der sich nicht nach den Kaufvertragsbedingungen, als unangemessen. insbesondere nach möglicher Risikoabsicherung durch Gewährleistungsregelungen, erkundigt hat- Der Entwurf der Kanzlei Dorda Brugger Jordis ten. Der Kaufvertrag wurde dem Verwaltungsrat trug den Käuferinteressen Rechnung.596 Die Ver- weder vor noch nach dem Signing vorgelegt. käuferseite hat es abgelehnt, über diesen Entwurf zu verhandeln. Das hat der Vorstand akzeptiert. Prof. Dr. Faltlhauser führte hierzu aus, dass es in So kam es am 14.05.2007 in der Landesbank zu Aufsichtsgremien absolut unüblich sei, sich einen Verhandlungen über den Kaufvertragstext, ins- Original-Kaufvertrag vorlegen zu lassen, da man besondere die Gewährleistungsregelungen.597 An sich dann auf die Ebene einer juristischen Über- diesen Verhandlungen haben lediglich die betei- prüfung begebe.601 Prof. Dr. Faltlhauser führte ligten Anwälte teilgenommen, nicht jedoch die weiter aus, dass er jedem davon abraten würde, Vorstandsmitglieder. Der Zeuge Dr. Brodey hat sich einen Kaufvertrag anzuschauen602 bekundet, wie frustrierend diese Verhandlungen für ihn und Dr. Dorda waren.598 Die Gegenanwälte Zwar wurde im Verfahren zum Erwerb der BA- ließen erkennen, dass sie die Information hatten, WAG dem Verwaltungsrat der Kaufvertrag eben- sich in den Verhandlungen nicht zu bewegen, und falls nicht vorgelegt, allerdings waren ihm im taten dies auch nicht. Offensichtlich war ihnen Unterschied zum Erwerb der HGAA dessen we- gesagt worden, dass die Landesbank ihren Text sentliche Eckpunkte bekannt.603 akzeptieren wollte. Das führte bei den Anwälten der Landesbank zu Empörung und Frust. Sie ver- 2.6.2. Ist es zutreffend, dass für zum Zeitpunkt des ließen den Verhandlungsraum, um den Vorstand Kaufs verdeckte finanzielle Schäden und Risi- zu informieren, insbesondere darüber, dass eine ken, die später eine Abwertung dieser Aktiva befriedigende Gewährleistungsregelung nicht zu verlangten, eine Kaufpreisreduzierung oder finden und deshalb der Abschluss des Vertrags in eine Rückerstattung eines Teils des Kaufprei- Frage zu stellen war.599 Der Vorstand hatte paral- ses vertraglich ausgeschlossen war, und wann lel „Kaufpreisverhandlungen“ von 45-minütiger erlangten die Mitglieder von Vorstand und Dauer mit den Herren Dr. Berlin, Hink unter Füh- Verwaltungsrat hiervon ggf. Kenntnis? Kann- rung von Werner Schmidt geführt. Er reagierte ten die Mitglieder des Verwaltungsrats, insbe- auf die Hinweise seitens der Anwälte nicht. Der sondere die Vertreter der Staatsregierung, den Leiter der Rechtsabteilung der BayernLB hielt Kaufvertrag? Wenn nein, warum nicht? sich, wie vom Vorstand so angewiesen, in seinem Büro auf. Er wurde zu keinem Zeitpunkt zu den Der Kaufvertrag enthält keinerlei angemessene Verhandlungen hinzugezogen. Die Rechtsanwäl- Gewährleistungsregelungen, welche die Käufe- te wurden schließlich vom Projektleiter Dr. Haas rin gegen Risiken sichern würde. Die BayernLB angewiesen, auf Grundlage der von Berlin & Co konnte Rechte als Käuferin nur geltend machen, vorgelegten Verträge weiterzuverhandeln.600 wenn die durch die Verkäufer handelnden Perso- nen, in dieser ihrer aktuellen Position grob fahr- Den Verwaltungsräten lag vor der Unterzeich- lässig oder vorsätzlich unzutreffende Zusagen nung des Kaufvertrags eine Präsentation zur Sit- gemacht haben sollten. zung vom 20.04.2007 vor. In dieser Präsentation werden auf S. 32 „Eckpunkte des schriftlich zu Die maßgebliche Formulierung der Kaufverträge übermittelnden Angebots“ geschildert. Hierzu lautet: zählt auch der Punkt Garantien und Gewährleis- tungen. Zum damaligen Zeitpunkt lag allerdings „Der Verkäufer haftet aus dem Titel des Gewähr- noch gar kein Kaufvertragsentwurf vor. leistungs- und Schadensersatzrechtes für die im gegenständlichen Punkt ausdrücklich getätigten Über den Gang der Kaufvertrags- und Kaufpreis- Zusagen, jedoch nur im Falle von Vorsatz oder verhandlungen wurde der Verwaltungsrat nicht in- grober Fahrlässigkeit.“

595 Brodey (16, 83). 596 Brodey (16, 83). 597 Brodey (16, 84). 598 Brodey (16, 102). 601 Faltlhauser (14, 64); so auch Beckstein (20, 199). 599 Brodey (16, 84). 602 Faltlhauser (14/102). 600 Brodey (16, 90). 603 Köglmeier (9, 175). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 191

Die Mitglieder des Verwaltungsrats, insbesondere auf einem Markt plötzlich präsent zu sein, die Vertreter der Staatsregierung, kannten weder mit präsent zu sein, den sie ein bisschen ver- den Kaufvertrag noch Einzelheiten daraus mit schlafen haben, ja. Das ist also mit der Hin- Ausnahme des Kaufpreises.604 Sie wurden darü- tergrund.“ ber vom Vorstand nicht informiert und haben ih- rerseits nicht nachgefragt.605 Der Zeuge Prof. Dr. 2.6.5. Warum wurde bei der endgültigen Kaufpreis- Faltlhauser bezeichnete es als nicht freundlichen verhandlung am 14. Mai 2007 (vor Abschluss Akt gegenüber dem Verwaltungsrat, dass diesem Due-Diligence-Phase 2) ein Kaufpreis von nicht mitgeteilt wurde, dass Gewährleistungsan- 1,625 Mrd. EUR festgelegt, ohne die Möglich- sprüche in den Verhandlungen nicht durchgesetzt keit zur nachträglichen Kaufpreisreduzierung werden konnten.606 zu vereinbaren?

2.6.3. Welche Gründe hatte der Verwaltungsrat, dem Zu dieser Frage konnte der Ausschuss keine ge- Kauf trotz der Ergebnisse (Risiken) der Due naueren Erkenntnisse gewinnen, nachdem sowohl Diligence zuzustimmen? die damaligen Vorstandsmitglieder als auch am Erwerbsvorgang beteiligte Führungskräfte der Zur Beantwortung dieser Frage sei auf die Aus- BayernLB vor dem Untersuchungsausschuss die führungen unter Ziff. 2.3.14., 2.3.15. und 2.3.27. Aussage verweigerten. Im Übrigen wird auf die verwiesen. Die Zustimmung des Verwaltungsrats Beantwortung zu Frage 2.6.1 verwiesen. Es han- zum Kauf erfolgte, bevor ihm der abschließende delt sich hierbei um eine zentrale Frage, die wohl Due-Diligence-Bericht bekannt war, sogar bevor nur der ehemalige Vorstandsvorsitzende Werner die Phase 2 der Due Diligence begonnen hatte. Schmidt beantworten kann. Eine rationale Erklä- rung könnte sein, dass der Kauf der HGAA auf 2.6.4. Trifft es zu, dass Jörg Haider im Rahmen der jeden Fall durchgeführt werden sollte. Verhandlungen die Forderung erhob, wonach „die BayernLB beim Auftauchen von Risiken 2.6.6. Trifft es zu, dass ein Gewährleistungsaus- aus der Vergangenheit den vereinbarten Kauf- schluss oder Haftungsausschluss bei vergleichba- preis nicht reduzieren“ können sollte (Finan- ren Geschäften selten und unüblich ist und dass cial Times Deutschland, 24.05.2007), da er eine sich der damalige Landeshauptmann Haider den- Lösung wollte, „dass vom Kaufpreis für spä- noch mit der Forderung durchgesetzt hat, was von ter allfällig auftretende Risiken keine Abschlä- den Medien damit kommentiert worden ist, dass ge mehr gemacht werden können“ (Financial sich die Vertreter des Freistaats Bayern und der Times Deutschland, 21.05.2007)? BayernLB „ganz offensichtlich beim Kauf von zunächst 50 % der HGAA über den Tisch ziehen“ Der Ausschuss hat kein Wissen dazu, dass Dr. (Neue Zürcher Zeitung, 24.11.2009) haben las- Haider sich in die Verhandlungen eingeschaltet sen? hat. Die genannte Forderung hat er nicht erho- ben. Ob Haider die genannte Forderung erho- Ein Unternehmenskaufvertrag ohne angemesse- ben hat, konnte der Untersuchungsausschuss ne Gewährleistungsregelungen ist unüblich.607 nicht abschließend klären. Der Kärntner Landes- Allerdings wurde von der Berlin Sarl. geltend hauptmann hat sich laut Protokoll der 9. Sitzung gemacht, von einem Finanzinvestor wie Berlin (3. Öffentliche Sitzung des Untersuchungsaus- sei keine Gewährleistung zu erhalten. Nach den schusses) des Kärntner Untersuchungsausschus- Bekundungen des Zeugen Raffel sei dies im Jah- ses am 12.07.2007, Seite 14 f., auf eine Weise ge- re 2007 teilweise marktüblich gewesen.608 Der äußert, die diesen Eindruck erweckt: Zeuge Hink erklärte vor dem Untersuchungsaus- schuss, man habe gegenüber den Käufern von An- „… das haben wir nicht akzeptiert, sondern fang an klargemacht, dass man als Finanzinvestor der Kaufpreis, so wie er ist, ist fix. Wenn das keinerlei Gewährleistungen übernehmen könne Closing da ist, dann ist zu bezahlen, und da und wolle, da es sich bei der Berlin Sarl. um ein gibt es also keine Minimierung mehr, wenn special purpose vehicle (Zweckgesellschaft) han- die EU sagt, „Ja der Preis“, dann würden dele, das grundsätzlich keine Gewährleistungen wir eine Nachzahlung bekommen. Ich nehme geben könne.609 an, die Bayern würden das tun, weil sie ha- ben eine Freude auch mit diesem Geschäft, Vom Zeugen Dr. Othmar Ederer wurde zur Frage weil das sozusagen eine Chance ist, zum der üblichen Gewährleistungen gesagt, dass der Unterschied zu anderen deutschen Banken Berlin Sarl. die üblichen Gewährleistungsansprü-

604 Christmann (19, 64); Schmid (20, 95). 607 Brodey (16, 101). 605 Weigert (24, 41). 608 Raffel (10, 137). 606 Faltlhauser (14, 102). 609 Hink (16, 11). Seite 192 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

che von den Verkäufern eingeräumt worden seien, habe, widersprochen.613 Dr. Naser hat darüber die darin bestehen, dass der Kaufgegenstand, so hinaus betont, dass dieser Begriff in einem bank- wie in den Abschlüssen testiert, auch dem Verkäu- technischen Zusammenhang nicht gleichbedeu- fer bekannt ist und keine Abweichungen hiervon tend mit einem Gewährleistungsausschluss ist.614 dem Verkäufer bekannt sind.610 Im Zusammenhang mit der Information über die Zu diesen Rechten wurde vom Zeugen Dr. Bro- nichterfolgte Kaufpreisreduzierung durch Werner dey ausgeführt, dass, soweit es sich um die neu Schmidt hat der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser615 emittierten Aktien handelte, sich diese gegen die ausgesagt, dass er ein bewusst aufrechterhalte- HGAA gerichtet hätten. Die Gewährleistungs- nes Missverständnis erkennt. Schmidt hat bei der rechte, die von der Bank Burgenland eingeräumt Staatsanwaltschaft ausgesagt, dass der Verwal- worden waren, seien gering gewesen611 Auch bei tungsrat angesichts des Wortlauts des Beschlus- einem Finanzinvestor ist es allerdings möglich, ses nicht davon ausgehen hätte dürfen, dass die sich dadurch abzusichern, dass ein bestimm- pauschalierte Wertberichtigung tatsächlich abge- ter Teil des Kaufpreises entweder erst zu einem zogen worden sei. späteren Zeitpunkt oder auf ein Treuhandkonto gezahlt wird – ein Verfahren, das beispielsweise Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Kärntner auch beim geplanten Erwerb der BAWAG vor- Landesholding Dr. Megymorez betont in seiner gesehen war. Im Übrigen wurden nur 25 % der Zeugenvernehmung bei der Staatsanwaltschaft Aktien von einem Finanzinvestor gekauft, weite- am 15.09.2010,616 dass seiner Erinnerung nach re 25 % von der Kärntner Landesholding und der beim protokollarischen Treffen am 16.05.2007 Mitarbeiter-Privatstiftung. bereits ein Vertragsentwurf auf dem Tisch ausge- legt worden sei. Er selbst habe einen solchen dort 2.6.7. Haben die beiden Mitglieder im Verwaltungs- mitgenommen, um ihn zu prüfen. rat, Staatsminister Dr. Beckstein und Prof. Dr. Kurt Faltlhauser, einen Gewährleistungsaus- 2.6.8. Trifft es zu, dass dieser Gewährleistungsaus- schluss akzeptiert, und wenn ja, aus welchen schluss für die BayernLB und damit für den Gründen? Freistaat Bayern nachteilige Folgen hatte, ggf. welche? Es konnte nicht festgestellt werden, dass die bei- den Minister den Gewährleistungsausschluss ak- Eine mögliche Geltendmachung von Gewähr- zeptiert hätten. leistungsansprüchen ist durch die Regelungen im Kaufvertrag ausgeschlossen. Damit fehlt die Der Vorstandsvorsitzende der BayernLB Wer- Möglichkeit, darauf zu reagieren, wenn der Wert ner Schmidt hat bei seiner Einvernahme bei der der gekauften Bank sich als unzutreffend erweist. Staatsanwaltschaft am 11.10.2011612 betont, dass er Prof. Dr. Faltlhauser und Dr. Naser nicht Ob trotzdem rechtlich eine Möglichkeit besteht, nur bezüglich des Gewährleistungsausschlusses, Gewährleistungs- oder Schadensersatzansprüche sondern darüber hinaus auch über die nicht er- durchzusetzen, dies zu prüfen hat der Vorstand folgte Kaufpreisreduzierung informiert hat. Auch der BayernLB einer Wiener Rechtsanwaltskanz- hätten diese frühzeitig Kenntnis von den Sponso- lei aufgetragen. ringwünschen des Kärntner Landeshauptmanns Haider sowie der Notwendigkeit einer baldigen 2.6.9. Wie ist zu erklären, dass der frühere Kärnt- Kapitalerhöhung bei der HGAA Kenntnis erlangt. ner Landeshauptmann Jörg Haider in Folge des Treffens mit den früheren Staatsministern Beide Verwaltungsratsmitglieder haben bestrit- Dr. Beckstein und Prof. Dr. Faltlhauser und ten, dass Haider beim protokollarischen Treffen der „Spitze der BayernLB“ (SZ, 19.05.2007) am 16.05.2007 in ihrer Gegenwart von Sponso- presseöffentlich erklärte „Kärnten wird reich“ ring gesprochen habe (siehe 2.2.14.). (SZ, 28.11.2009) und ankündigte, „dass die BayernLB den Kaufpreis nicht nachverhan- Die Zeugen Prof. Dr. Faltlhauser und Dr. Na- deln könne“ (Financial Times Deutschland, ser haben im Untersuchungsausschuss Schmidts 21.05.2007)? Darstellung, derzufolge er sie über das Fehlen ei- ner sogenannten Bonus/Malus-Regelung im Sinne Die Aussage des verstorbenen Landeshauptmann einer Gewährleistung im Kaufvertrag informiert Haider dürfte der sachlichen Begründetheit ent-

613 Faltlhauser ( 28/53), Naser (28/11f.). 610 Ederer (11, 78 ff.). 614 Naser (28/12). 611 Brodey (16, 86). 615 Faltlhauser (28/26). 612 Bd. 298. 616 Vgl. Faltlhauser (28/68). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 193

behren. Im Kärntner Landtag wurde der Vorwurf des Kaufvertrags kritisch bewertet bzw. insbe- erhoben, Dr. Haider habe Landesvermögen ver- sondere auf Problemstellungen im haftungs- schleudert. 617 Die Fraktion der Grünen im Kärnt- rechtlichen Bereich in mündlicher und/oder ner Landtag hat in einem Kontrollbericht unter schriftlicher Form hingewiesen? anderem ausgeführt, dass die Hypo-Anteile des – Wenn ja, an welche Unternehmensbereiche Landes Kärnten zu billig verkauft worden seien und/oder Mitglieder des Vorstands und/oder und man mindestens 200 Mio. € zusätzlich hätte Mit­glieder des Verwaltungsrats wurden die- bekommen können.618 se Informationen gerichtet? Der Eindruck mag wohl aus den Äußerungen – Wenn nicht, warum wurden angesichts der Haiders provoziert worden sein. Dieser Anfangs- Besonderheiten des Kaufvertrages im Be- verdacht der Grünen-Fraktion wurde im Laufe reich des Haftungsrechts derartige Stellung- der Untersuchungen im Kärntner Landtag ausge- nahmen nicht vorgenommen? räumt. Es wird auf die Antwort unter Ziff. 2.6.1 verwie- Die Freude Haiders über den Deal resultierte sen. wohl aus der Tatsache, dass er selbst nicht an einen derart hohen Gewinn aus dem Verkauf der 2.6.13. Haben die Bayerische Landesbank und/oder HGAA geglaubt hatte, zumal die HGAA Ende die Kärntner Landesholding externe Rechtsan- 2006 noch vor massiven finanziellen Problemen wälte bzw. Rechtsanwaltskanzleien in Deutsch- stand. land und/oder Österreich mit der Konzeption und/oder der Ausgestaltung des Kaufvertrags 2.6.10. Hatten die Mitglieder des Verwaltungsrats und/oder der Prüfung bzw. Begutachtung des der BayernLB Kenntnis vom beabsichtigten Kaufvertrags und/oder vorheriger Entwurfs- und unterzeichneten Inhalt und Wortlaut des fassung beauftragt? Kaufvertrags und sämtlicher seiner Anlagen bzw. Nebenabreden („side letter“) zum Ankauf – Wenn nicht, warum wurde bei einem Er- einer Beteiligung der HGAA durch die Bayern- werbsvorgang dieser Größenordnung auf LB, ggf. inwieweit und ab welchem Zeitpunkt? die Einbeziehung externen Sachverstands verzichtet? Die Mitglieder des Verwaltungsrats hatten hier- von keine Kenntnis.619 – Wenn ja, haben die externen Rechtsanwäl- te bzw. Rechtsanwaltskanzleien in Deutsch- Die Mitglieder des Verwaltungsrates waren der land und/oder Österreich den Vorstand der Meinung, dass der Inhalt des Kaufvertrages aus- Bayerischen Landesbank und/oder Mitglie- schließlich Sache des Vorstandes ist. Dieser bezog der des Verwaltungsrats über die Ergebnisse sich auch auf Nebenabsprachen und Nebenabre- einer Prüfung bzw. Begutachtung, insbeson- den. dere auf mögliche haftungsrechtliche Pro- blemstellungen, hingewiesen? Welche Stel- 2.6.11. Welche Unternehmensbereiche/Organisations- lungnahmen und/oder Entscheidungen sei- einheiten in der Bayerischen Landesbank tens des Vorstands der BayernLB und/oder haben den Kaufvertrag zwischen der Kärnt- der involvierten Verwaltungsratsmitglieder ner Landes- und Hypothekenbank – Holding wurden hierdurch veranlasst?­ Wann und (Kärntner Landesholding) und der BayernLB in welchem Umfang wurden die Mitglieder ausgearbeitet bzw. waren in die Konzeption des Verwaltungsrats hierüber sowie über et- des Vertrages eingebunden? waige Reaktionen seitens des Vorstands der BayernLB informiert? Es wird auf die Antwort unter Ziff. 2.6.1 verwie- sen. Auf die Beantwortung zu den Fragen 2.6.1., 2.6.6. und 2.6.7. wird Bezug genommen. 2.6.12. Welche Unternehmensbereiche der Bayeri- schen Landesbank haben die Inhalte des 2.6.14. Weshalb hat der Vorstand eine Kaufpreisdif- Kaufvertrages überprüft (d.h. im Sinne einer ferenz zugunsten der Investorengruppe von „Zweitbegutachtung im Vier-Augen-Prin- Dr. Berlin von über 80 Mio. EUR, bei einer be- zip“)? Haben Bereiche und/oder Mitarbeiter stehenden Kaufoption bis zum 30. Juni 2007 in der Bayerischen Landesbank einzelne Inhalte Kauf genommen und den Kredit an die Inves- torengruppe Berlin ausgereicht? Wurde der Verwaltungsrat darüber informiert? 617 Dörfler (13, 46); Naser (15, 126). 618 Faltlhauser (14, 56). 619 Naser (15, 150); Turkowski (7, 32). Seite 194 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Zu dieser Frage konnte der Ausschuss keine ge- Satzung ohne Zustimmung aller Aktionäre kei- naueren Erkenntnisse gewinnen, nachdem sowohl ne Sitzverlegung der HGAA vorzunehmen. Das die damaligen Vorstandsmitglieder als auch am Schreiben ging an die HGAA-Mitarbeiterpri- Erwerbsvorgang beteiligte Führungskräfte der vatstiftung sowie in Kopie an die Kärntner Lan- BayernLB vor dem Untersuchungsausschuss die desholding und die Grazer Wechselseitige.621 Aussage verweigerten. Im Übrigen wird auf die Beantwortung zu den Fragen 1.2.4., 1.2.6., 2.2.5. Mit Schreiben vom 22.05.2007 an die Kärntner und 2.3.31. verwiesen. Landesholding tätigte die BayernLB unter Be- zugnahme auf das Gespräch zwischen Vertretern 2.6.15. Wurde der Verwaltungsrat darüber informiert, der BayernLB, des Freistaats Bayern und des dass die Finanzierung der Kaufpreisoption von Sparkassenverbandes eine Reihe von als „unwi- Dr. Berlin erst realisiert werden konnte, nach- derruflich“ bezeichneten Zusagen, unter anderem dem die Landesbank ein bindendes Angebot folgende: Die BayernLB trägt dafür Sorge, dass abgegeben hatte und damit die Finanzierung die bisherige Dividendenpolitik beibehalten wird, für die Investorengruppe von Dr. Berlin gesi- insoweit werde weiter die Ausschüttung einer chert werden konnte? bestimmten Mindestdividende angestrebt. Kapi- talerhöhungen oder gleichwertige Maßnahmen, Es wird auf die Antwort unter Ziff. 1.2.4. verwie- die zu einer Verwässerung der HGAA-Anteile der sen. Kärntner Landesholding führen könnten, werde die BayernLB bis Ende August 2009 nicht ohne 2.6.16. Wie lauteten die Nebenabreden zum Kaufver- Zustimmung der Kärntner Landesholding durch- trag („side letter“) und trifft es zu, dass Preis- führen, es sei denn, dass dies wirtschaftlich un- nachverhandlungen und Gewährleistung nur umgänglich oder aufsichtsrechtlich geboten wäre. im Fall eines Betrugs durch den Verkäufer zu- Ferner bestätigt die BayernLB, dass der Trans- gelassen waren, wenn ja, was waren die Grün- aktion über die nach Kaufvertrag bestehenden de hierfür? Gewährleistungsansprüche (Ziffer 6 des Vertrags Im Zusammenhang mit dem Erwerb der HGAA vom 22.05.2007) hinaus keine weitergehenden wurden zwischen der BayernLB und den Verkäu- Zusicherungen und Gewährleistungen zugrunde fern einige Nebenabreden getroffen und Zusagen liegen, „insbesondere nicht für die wirtschaftli- gemacht, die der Vorstandsvorsitzende Werner che Lage oder einen bestimmten wirtschaftlichen Schmidt und sein Stellvertreter Dr. Harnischma- Erfolg.“ Außerdem sichert die BayernLB zu, ver- cher in mehreren Schreiben vom 21.05.2007 und tragliche Gewährleistungsansprüche oder „andere 22.05.2007 gegenüber der Verkäuferseite bestä- auf dasselbe Rechtsziel abzielende Rechtsbehelfe tigten (sog. side letter). Diese sog. side letter zum […] innerhalb von 2 Jahren ab Closing (absolute HGAA-Erwerb betreffen die Sonderausschüt- Frist) gerichtlich geltend zu machen.“ Unabhän- tung im Zusammenhang mit dem Verkauf der gig davon ist dem Schreiben zufolge eine Haf- Consultants-Gesellschaft, die Sitzverlegung der tung der Kärntner Landesholding „aus welchem HGAA sowie verschiedene Zusagen gegenüber Titel auch immer insgesamt mit der Höhe des der Kärntner Landesholding. erzielten Kaufpreises beschränkt. Des Weiteren bestätigt die BayernLB die Auffassung, wonach Mit gleichlautenden Schreiben vom 21.05.2007 aufgrund übereinstimmender Auffassung keine sagte die BayernLB gegenüber der Kärntner Lan- Notifikation bei der EU-Kommission vorgenom- desholding, der HGAA-Mitarbeiterprivatstiftung, men werde.622 der Berlin & Co Capital Sarl. sowie der Grazer Wechselseitigen Versicherung und deren Toch- In einem weiteren, von Werner Schmidt und ter, der Hypo-Bank Burgenland, für den zum Dr. Hanisch unterzeichneten Schreiben vom damaligen Zeitpunkt noch in der Abwicklung be- 22.05.2007, stellt die BayernLB der Mitarbeiter- findlichen Verkauf der Consultants-Gruppe eine privatstiftung (MAPS) den Erwerb der restlichen Sonderausschüttung im Gesamtvolumen von 50 HGAA-Anteile der MAPS (bis zu 3,33 %) in Mio. € zu. In diesem Schreiben wies die Bayern- Aussicht. LB ferner darauf hin, dass diese Sonderausschüt- Sämtliche side letters wurden dem Verwaltungs- tung für die BayernLB eine wirtschaftliche Kauf- rat nicht vorgelegt. Der Vorstand hat den Verwal- preiserhöhung um 25 Mio. € darstellt.620 tungsrat in seiner Sitzung am 23.05.2007 und da- Ein weiteres Schreiben der BayernLB vom glei- mit erst nach dem Signing sowie auch nur über chen Tag (21.05.2007) betrifft die Zusage, im einzelne Details der getroffenen Nebenabreden 623 Einklang mit dem noch abzuschließenden Syndi- informiert : So informierte der Vorstand den katsvertrag und der vorgesehenen Neufassung der

621 Bd. 78, BB 100_05, S. 538 f. 622 Bd. 60, BB 04_16, S. 102 ff. 620 Bd. 78, BB 100_05, S. 519 ff. 623 Bd. 11, S. 310 ff. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 195

Verwaltungsrat über die Consultants-Sonderaus- Kapitalbedarfs der Gesellschaft) abgezinst wur- schüttung von 50 Mio. € und den geplanten Er- den. Grundlage der Unternehmensbewertung war werb der restlichen MAPS-Anteile, hinsichtlich der Business-Plan des Managements für die Jahre derer Werner Schmidt um die Zustimmung der 2007 bis 2010, der soweit möglich plausibilisiert Verwaltungsrates bat. Der Verwaltungsrat hat im und in Einzelaspekten angepasst wurde. Verschie- Hinblick auf den Erwerb der restlichen MAPS- dene zusätzliche Einmaleffekte sowie zusätzlicher Anteile (bis zu 3,33 %) seine Zustimmung erteilt. Wertberichtigungsbedarf wurden darüber hinaus Über die weitreichenden Zusagen im Hinblick auf gesondert berücksichtigt. Letztlich wurde so ein die künftige Dividendenpolitik, etwaige Kapital- „Wert vor geschätzten Wertberichtigungen“ von erhöhungen oder die Beschränkungen im Hin- 2.630 Mio. € ermittelt. Ausgehend von den Pa- blick auf die Gewährleistungsansprüche und eine rametern „Ertragswertverfahren“, „Börsenmulti- etwaige Sitzverlegung, wurde der Verwaltungsrat plikatoren“, „vergleichbaren Transaktionen“ und zu diesem Zeitpunkt nicht informiert. Die vom dem Kaufpreis, der dem Anteilserwerb von Ber- Vorstand unterlassene Information bezüglich der lin & Co zugrunde lag, wurde als Wertbandbreite weitgehenden Einschränkungen bei den Gewähr- eine Spanne zwischen 2,6 Mrd. € und 3,1 Mrd. € leistungsrechten wiegt umso schwerer, als die den dargestellt.625 Auf den Mittelwert der Wertband- HGAA-Erwerb betreffende Präsentation zur Ver- breite (2,6 Mrd. € bis 3,1 Mrd. €) = 2,85 Mrd. waltungsratssitzung am 23.05.2007 auf Seite 1 als € wurde eine Kontrollprämie von 20 % aufge- „Ausgangssituation“ unter anderem ausführt: „Im schlagen. Hieraus ergab sich die Obergrenze für Gegensatz zur BAWAG P.S.K. zeichnet sich die den Verwaltungsrats-Beschluss am 23.04.2007 in HAAB besonders durch starkes und profitables Höhe von 3,40 Mrd. € (für 100 %) der Anteile. Wachstum sowie durch deutlich weniger Transak- tionsrisiken aus.“624 Der Paketzuschlag wurde von den Mitarbeitern der BayernLB als im Rahmen des Üblichen be- 2.6.17. Erlangten die Mitglieder des Verwaltungsrats zeichnet.626 Von Rothschild wurde eine Spanne der BayernLB Kenntnis von einem ggf. verein- von 10 % bis 20 % angenommen.627 Dabei wur- barten Gewährleistungsausschluss und/oder de berücksichtigt, dass es gewisse Synergieeffek- weiteren Sonderrechten für den Verkäufer, te gab. Zwar waren BayernLB und HGAA in ver- ggf. zu welchem Zeitpunkt? schiedenen Geschäftsfeldern und Regionen tätig, sodass die Synergien auf Kostenseite nicht allzu Es wird auf die Beantwortung der Fragen 2.6.2., groß zu bewerten waren. Darüber hinaus habe es 2.6.6. und 2.6.16. verwiesen. jedoch auch andere Aspekte wie die Möglichkeit zur günstigen Refinanzierung durch die Bayern- 2.6.18. Wie wurde der Kaufpreis ermittelt? Welche LB oder die Begleitung eigener Kunden in die Personen waren in die Kaufpreisermittlung Region, in der die HGAA tätig war, gegeben.628 eingebunden, wann und wie wurde der Verwal- Quantifiziert wurden diese möglichen Synergien tungsrat hierüber informiert und welche Ent- jedoch im Rahmen der Bewertung nicht.629 scheidungen wurden daraufhin ggf. getroffen? Vom Zeugen Dr. Othmar Ederer von der Gra- Der Kaufpreis wurde ausgehend von dem im Rah- zer Wechselseitigen wurde ein Paketzuschlag men der Due-Diligence-Prüfung ermittelten Un- von 15 % auf einen Wert von 2,75 Mrd. € als ternehmenswert der HGAA unter Aufschlag einer der Wert bezeichnet, der von der GraWe erwartet sog. Kontrollprämie für den Erwerb der Aktien- worden war.630 mehrheit und damit einhergehend der unterneh- merischen Kontrolle ermittelt. Nach den Angaben des Zeugen Prof. Dr. Faltl- hauser sei dem Verwaltungsrat vom Vorstand Beteiligt waren, wie aus der Beantwortung zu Fra- und von Rothschild eine Kontrollprämie in Höhe ge 2.2.5. hervorgeht, Wirtschaftsprüfer von Ernst von 20 % als die übliche Größenordnung dar- & Young, Mitarbeiter der BayernLB und Berater gestellt worden.631 Der Zeuge Dr. Hink bezeich- der Firma Rothschild. nete die Höhe des Paketzuschlags als „relativ durchschnittlich.“632 Vom Zeugen Huber wurde Die Details der Kaufpreisbemessung wurden von den externen Beratern der Firmen Ernst & Young sowie Rothschild in der Verwaltungsratssitzung am 20.04.2007 dargelegt. Die Unternehmens- 625 Bd. 11, S. 239. bewertung erfolgte auf Basis eines Dividenden- 626 Geltinger (9, 87). 627 Bender (10, 43). Diskontierungsverfahrens, bei dem die ausschütt- 628 Bender (10, 107). baren Dividenden (unter Berücksichtigung des 629 Bender (10, 107). 630 Ederer (11, 51). 631 Faltlhauser (14, 51). 624 Bd. 11, S. 315. 632 Hink (16, 12). Seite 196 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

der Paketzuschlag in Höhe von 20 % als untere gungen und aufzuschlagender Kontrollprämie auf Grenze bezeichnet.633 der Grundlage der ihm vorliegenden Unterlagen nur schwer nachvollziehbar war. In Zusammenhang mit der Herleitung des Kauf- preisrahmens fällt auf, dass die Präsentationen für 2.6.19. Trifft es zu, dass die erfolgte Zahlung für die die Vorstandssitzung am 19.04.2007 und die Ver- Beteiligung „etwas höher ausfiel, als anvisiert“, waltungsratssitzung am 20.04.2007 im Hinblick nämlich 1,625 Mio. EUR anstelle von 1,5 Mio. auf die Bestimmung des Unternehmenswerts und EUR (SZ, 23.05.2007), obwohl in der Vor- der Kontrollprämie im Detail voneinander abwei- standssitzung der BayernLB am 24.04.2007 chen. bei wertmindernden Abweichungen aufgrund des noch andauernden Prüfungsprozesses über So findet sich im Hinblick auf die Unterneh- Stärken und Schwächen des Objekts (Due Dili- mensbewertung der HGAA in der Präsentation gence) eine Kaufpreisminderung von maximal für den Vorstand am 19.04.2007 eine Grafik, die 100 Mio. EUR vorgesehen war? War dies den für die spätere Präsentation im Verwaltungsrat am Verwaltungsratsmitgliedern bekannt, ggf. zu 20.04.2007 geändert wurde (vgl. diesbezüglich welchem Zeitpunkt? auch die Beantwortung zu Frage 2.2.10.): Im Ge- gensatz zur Grafik, die der Vorstandssitzung am Nach Abschluss der ersten Phase der Due Dili- 19.04.2007 (Seite 54 der Präsentation)634 zugrun- gence unterbreitete der Vorstand der BayernLB de lag, enthielt die Grafik für den Verwaltungs- gegenüber der Verkäuferseite mit Schreiben vom rat (Seite 23 der Präsentation)635 keinen Hinweis 24.04.2007 ein indikatives Kaufpreisangebot von mehr auf die Wertberichtigungen im Gesamtvo- 1,6 Mrd. € und beschränkte in selbigem Schrei- lumen von 250 Mio. €. Auch im Hinblick auf ben eine etwaige Kaufpreisminderung bereits auf die für den Mehrheitserwerb aufzuschlagende einen Maximalbetrag von 100 Mio. € (für 50 % Kontrollprämie sind die Ausführungen unter- + 1 Aktie).638 Dieses Schreiben wurde dem Ver- schiedlich: Die Vorstandspräsentation (Seite waltungsrat nicht vorgelegt. Der Kenntnisstand 58)636 spricht von der „Annahme eines marktüb- und damit die Beschlusslage beim Verwaltungsrat lichen Paketzuschlags von zwischen 10 % und war auf der Grundlage seines Beschlusses vom 20 %, berechnet auf den Mittelwert der Wert- 23.04.2007 ein maximaler Kaufpreisrahmen von bandbreite“, wonach „ein Kaufpreis in Höhe von 3,4 Mrd. €, bezogen auf 100 % der HGAA-An- 3,2 Mrd. € (für 100 %) betriebswirtschaftlich zu teile. rechtfertigen“ wäre. Dagegen enthält die Verwal- tungsratspräsentation (Seite 29)637 fest: „Unter Auch die spätere Empfehlung639 der externen Be- der Annahme einer marktüblichen Kontrollprä- rater lautete, nur zu einem Preis von höchstens mie von 20 % auf den Mittelwert der Wertband- 1,5 Mrd. € zu kaufen. Sie wurde vom Vorstand breite ergäbe sich ein Kaufpreis von bis zu 3,4 jedoch nicht umgesetzt. Auch hierüber hatte der Mrd. €.“ Dieser Wert sollte um 200 Mio. € für Verwaltungsrat keine Kenntnis. Es wird insoweit Wertberichtigungen reduziert werden. Daraus er- auf die Beantwortung der Frage 2.1.9. verwiesen. gab sich ein rechnerischer Kaufpreis von 1,6 Mrd. €. Tatsächlich war aber nicht von 3,4 Mrd. € aus- 2.6.20. War dem Verwaltungsrat bekannt bzw. von zugehen wie in der Präsentation vom 20.4.2007 ihm genehmigt, dass das gelegte Angebot von für den Verwaltungsrat, sondern von 3,2 Mrd. € 1,6 Mrd. EUR einen Abschlag von 100 Mio. wie in der Präsentation vom 19.04.2007 für den EUR (Wertpapiere, Immobilien etc.) und eine Vorstand, welche dem Gesprächstand und den Kaufpreisobergrenze beinhaltete? Einschätzungen der Berater entsprach. Nach Ab- zug betrug der Wert dann 3,0 Mrd. € und damit Zum Kenntnisstand des Verwaltungsrats sei auf der empfohlene Kaufpreis 1,5 Mrd. €. die Antworten zu den Fragen 2.1.9., 2.2.10., 2.3.15.1., 2.6.18. und 2.6.19. verwiesen. Der Vorstand hat die Differenz von 3,4 und 3,2 Mrd. € damit zu erklären versucht, dass er sich ei- 2.6.21. Welche Garantien wurden im Erwerbsvertrag nen Verhandlungsspielraum schaffen wollte. Für zu Lasten der Verkäufer eingebaut? Gibt es den Verwaltungsrat bedeutete dies allerdings um- eine Aktiva-Bestandsgarantie und eine Eigen- gekehrt, dass die genaue Zusammensetzung des kapitalgarantie zum Übernahme-Stichtag? Kaufpreises, bestehend aus zugrundegelegtem Unternehmenswert, abzuziehenden Wertberichti- Vgl. insoweit die Beantwortung zu den Fragen 2.6.2. ff. sowie 2.6.16. und 2.6.17. 633 Huber (26, 37). 634 Bd. 76, BB 100_04, S. 278. 635 Bd. 11, S. 236. 636 Bd. 76, BB 100_04, S. 282 638 Bd. 76, BB 100_04, S. 390 ff. 637 Bd. 11, S. 242. 639 Bd. 58, BB 02 Haas_06, S. 14 ff. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 197

2.6.22. Welche Fragen, Interventionen oder Stellung- keine Veranlassung hierzu sah.644 Auch dem Zeu- nahmen gab es in den Verwaltungsratssitzun- gen Dr. Naser seien bis zum Closing keine weite- gen der BayernLB durch die an den Sitzungen ren negativen Tatbestände bekannt geworden, die teilnehmenden Vertreter der deutschen Ban- diesem entgegengestanden hätten.645 Der Zeuge kenaufsicht zum Thema Kauf der HGAA? Dr. Beckstein führte aus, dass es bis zu seiner Wahl zum Ministerpräsidenten keinerlei Hinwei- Es wird auf die Beantwortung der Frage 2.1.3. se darauf gegeben habe, dass bei der HGAA nicht verwiesen. Die Vertreter der Bankenaufsicht hat- alles planmäßig verlaufen würde.646 Vom Zeugen ten an den maßgeblichen Sitzungen des Verwal- Weigert wiederum wurde angegeben, dass der tungsrats nicht teilgenommen. Vorstand sogar berichtet habe, dass die Geschäfts- entwicklung bei der HGAA im Plan liege.647 2.7. Sonstige Fragen im Zusammenhang mit der Übernahme der HGAA durch die BayernLB 2.7.3. Trifft es zu, dass der frühere Bayerische Mi- nisterpräsident Dr. Edmund Stoiber im August 2.7.1. Welche Kontakte, Gespräche und Schriftwech- 2007 in persönlichen Kontakten mit dem da- sel ggf. mit welchem Inhalt erfolgten zwischen maligen kroatischen Premierminister Sanader dem früheren Ministerpräsidenten Dr. Ed- auf die Zustimmung der Kroatischen National- mund Stoiber und Vertretern der kroatischen bank zum Ankauf der HGAA-Anteile durch Regierung und/oder der Kroatischen Natio- die BayernLB mittels „politischen Drucks“ nalbank im Zusammenhang mit dem Beteili- (Der Spiegel, 28.12.2009) hinwirkte, wenn nein, gungserwerb an der HGAA? wie erklärt es sich, dass der Präsident der Kro- atischen Nationalbank, Zeljko Rohatinski, den Es sei auf die nachfolgenden Antworten unter ehemaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Ziff. 2.7.4. bis 2.7.10. verwiesen. Dr. Edmund Stoiber im Dezember 2009 in die- sem Zusammenhang lt. Pressemitteilungen der 2.7.2. Trifft es zu, dass die Kroatische Nationalbank „Unwahrheit“ (Der Spiegel, 28.12.2009) be- ihre erforderliche Genehmigung zur Beteili- zichtigte? gung der BayernLB an der HGAA im Juli 2007 zunächst verweigerte (Der Spiegel, 19.12.2009), Dr. Stoiber erklärte als Zeuge vor dem Untersu- wenn ja, aus welchen Gründen? chungsausschuss, dass er erstmalig im März oder April von der Möglichkeit des Erwerbs der HGAA Es trifft zu, dass die Kroatische Nationalbank am durch Prof. Dr. Faltlhauser erfahren habe.648 Zum 11.07.2007 die Genehmigung zunächst verweigert Thema HGAA habe er sich von der Staatskanzlei hat.640 Darüber wurde der Vorstand der BayernLB Vermerke fertigen lassen, wenn in der Presse Fra- informiert. 641 Das hatte seinen Grund einerseits gen aufgeworfen wurden.649 darin, dass die Kroatische Nationalbank über das Verhalten der BayernLB zu den Vorgängen um Der Zeuge Dr. Stoiber wurde am 13.07.2007, die Rijecka Banka verärgert war. Die BayernLB nachdem die Kroatische Nationalbank die Ge- wurde aufgrund der damaligen Vorkommnisse als nehmigung der Übernahme der Aktienmehrheit unzuverlässig angesehen.642 Andererseits sah die verweigert hatte, durch den Vorstand der Bayern- Kroatische Nationalbank Probleme bei den beiden LB in einem Brief gebeten, die Genehmigung auf kroatischen Banken. Dies führte zu den Auflagen politischer Ebene zu erreichen.650 Dr. Stoiber hat in einem neuen Genehmigungsantrag. Dazu wird bekundet, dass er daraufhin mit dem kroatischen auf die Beantwortung der Frage 2.7.9. verwiesen. Ministerpräsidenten Ivo Sanader telefoniert habe, der ihm mitgeteilt habe, dass die Nationalbank Die Verweigerung der Genehmigung durch die unabhängig sei und er sich in keiner Weise einmi- Kroatische Nationalbank wurde von den Mitglie- schen könne.651 dern des Verwaltungsrats nicht dazu genutzt, zu prüfen, ob dies Anlass sein könnte den Vertrag Im August besuchte Ministerpräsident Dr. Stoiber über den Erwerb der Aktienmehrheit nicht zu Kroatien auf Einladung der dortigen Regierung vollziehen643 zu einem Abschiedsbesuch als bayerischer Mi- nisterpräsident. Das Thema HGAA sei weder der Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser führte hierzu aus, dass er damals von den objektiven Zahlen her 644 Faltlhauser (14, 46). 645 Naser (15, 127). 646 Beckstein (20, 184). 647 Weigert (24, 32). 640 Stoiber (17, 10). 648 Stoiber (17, 8). 641 Kober (9, 139). 649 Stoiber (17, 9). 642 Kober (9, 138). 650 Stoiber (17, 10). 643 Hink (16, 65); Schmid (20, 143); Schaidinger (25, 93). 651 Stoiber (17, 11). Seite 198 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Grund für die Reise gewesen noch im Mittelpunkt Der Zeuge Dr. Stoiber657 hat im Untersuchungs- derselben gestanden.652 ausschuss eingeräumt, dass seine Stellungnahme für das kroatische Fernsehen am 19.08.2007 an- Der Zeuge Dr. Stoiber war der Meinung, dass die lässlich eines Treffens mit dem Premierminister Äußerung von Dr. Rohatinski sich damit erkläre, der Republik Kroatien Dr. Sanader „sicherlich dass der Abschluss der Vereinbarungen mit dem keine sehr diplomatische Haltung“ war. Dennoch Vollzug verwechselt wurde. Tatsache sei jeden- sieht Dr. Stoiber658 den Grund für Dr. Rohatinskis falls, dass das Anliegen der BayernLB eine Er- schwerwiegenden Vorwurf nicht in seinem Verhal- ledigung gefunden habe und ihr zweiter Antrag ten selbst, sondern in einem „Missverständnis“, auf Genehmigung positiv beschieden wurde. Der hervorgerufen durch die unvollständige Bericht- Zeuge Dr. Stoiber hat gesagt, er sei davon ausge- erstattung des Magazins Spiegel: „Hier liegt ein gangen, dass bereits am 17.07.2007 eine Einigung Missverständnis vor. Hintergrund ist eine dama- zwischen der BayernLB und der Kroatischen Na- lige Anfrage des ,Spiegel‘ zu dem Vorgang. In tionalbank erzielt worden sei.653 Deswegen habe meiner Antwort habe ich auf die deutsche Wirt- die Reise nach Kroatien keinen Einfluss mehr ha- schaftspresse verwiesen, die am 20. Juli titelte: ben können.654 Klar sei aber auch, dass die Eini- ,Kroatien macht Weg frei für BayernLB.‘ Zugleich gung zum Zeitpunkt der Reise noch nicht vollzo- habe ich aber ausdrücklich darauf hingewiesen, gen war, weswegen es sich um ein Missverständ- dass die formelle Genehmigung der Kroatischen nis handele, da Dr Rohatinski die – unvollständig Nationalbank erst später erfolgte. Leider hat der zitierte – Äußerung Dr. Stoibers wohl darauf be- ,Spiegel‘ diesen zweiten Teil meiner Antwort in zogen hatte, dass eine Einigung nicht nur erzielt, seiner Berichterstattung weggelassen. Das konnte sondern auch vollzogen worden war.655 Die Hin- aber Rohatinski nicht wissen.“ tergründe der Presseerklärung von Dr. Rohatinski konnten nicht abschließend aufgeklärt werden. Es wird zunächst auf die Antwort unter Ziff. 2.7.6 verwiesen. Die dort getätigten Aussagen seien 2.7.4. Wie erklärt es sich, dass dem früheren Bay- laut dem Zeugen Dr. Stoiber nicht sehr diploma- erischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund tisch gewesen.659 Es mag auch Verärgerung über Stoiber anlässlich eines Besuchs beim dama- die Wortwahl gegeben haben.660 ligen kroatischen Premierminister Sanader im August 2007 von den Medien ein aus dip- Der Zeuge Jungk, Beamter der Staatskanzlei, be- lomatischer Sicht „unangebrachtes Verhalten“ stätigt (P 23/9), dass bereits bei einem Spitzen- (Der Spiegel, 28.12. 2009) und ein „äußerst treffen zwischen der BayernLB und der HNB am respektlos(es)“ (Der Spiegel, 28.12.2009) öf- 17. Juli 2007 „bestimmte Bedingungen formuliert fentliches Gebaren bescheinigt wurde? worden und, so erinnere ich das, auch die klare Erwartung, dass bei Abarbeiten und bei Erfüllen Die Zitate beziehen sich auf eine Pressemitteilung dieser Bedingungen dann die Genehmigung erfol- der Kroatischen Nationalbank vom 21.12.2007, gen kann.“ Entsprechend habe er Dr. Stoiber über mit der Präsident Dr. Rohatinski auf Dr. Stoibers den vereinbarten Fahrplan informiert. Laut Ge- Darstellung der Ereignisse während seiner Kro- sprächsprotokoll661 haben an diesem Treffen mit atienreise vom 16. bis 20.08.2007 für das Nach- dem Generalgouverneur Dr. Zeljko Rohatinski für richtenmagazin Der Spiegel reagiert. Dr. Roha- die BayernLB Werner Schmidt und Dr. Benedikt tinski bezichtigt Dr. Stoiber darin der Lüge:656 Haas, und für die Berlin & Co Sarl. Tilo Berlin teilgenommen. Dr. Rohatinski empfiehlt der Bay- „There is no truth in Mr Stoiber’s claim that ernLB ein erneutes Genehmigungsverfahren und the approval for the acquisition had alrea- macht ihr entsprechende Auflagen: Aufarbei- dy been agreed on between the BLB and the tung der Affäre Rjiecka Banka, umfassende Due CNB at the time when he decided to ‘play Diligence bei den HGAA-Töchterunternehmen, a part’ in the case writing to other Croatian verschiedene Einzelmaßnahmen sowie eine Ka- authorities and making a public statement pitalmaßnahme von rund 250 Mio. EUR, deren after meeting with the Prime Minister of genauere Summe durch die Prüfung zu ermitteln Croatia, Ivo Sanader, in Split, on 19 August sei. Dr. Rohatinski legt dabei laut Protokoll der 2007. The facts and documentation tell a dif- BayernLB Wert auf folgende Sprachregelung: Ge- ferent story.“ spräche, nicht Verhandlungen würden geführt.

652 Stoiber (17, 11 f.). 657 Stoiber (17/19) 653 Siehe 2.7.10. 658 Stoiber (17/14) 654 Stoiber (17, 21). 659 Stoiber (17, 19). 655 Stoiber (17, 21). 660 Stoiber (17, 20). 656 Vgl. Stoiber (17/20) 661 (Bd. 133, S. 172 ff.) Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 199

Dr. Stoiber wurde über wesentliche Ergebnisse Aus den seitens des Wirtschaftsministeriums des Spitzentreffens durch den Vermerk der Staats- übermittelten Reiseunterlagen geht hervor, dass kanzlei vom 23.07.2007 (Bd. 6, S. 81ff) informiert, zur Vorbereitung der Reise von Staatsminister der ausdrücklich von Eckpunkten eines „Kom- Huber nach Zagreb im Jahr 2007 unter anderem promisses“ spricht, die Sprachregelung dagegen auch eine Information über den Sachstand des Ge- nicht erwähnt. Es wird mitgeteilt, dass die Bay- nehmigungsverfahrens bei der Kroatischen Nati- ernLB zuversichtlich ist, dass die Genehmigung onalbank eingeholt wurde. Allerdings handelt es im September 2007 erteilt wird. sich insoweit um eine bloße Sachstandsinfo zur Reisevorbereitung, in Bezug auf die Reise und de- Diesem offenbar aus Sicht der BayernLB erfolg- ren Programm ist ein inhaltlicher oder politischer reich verlaufenen Spitzentreffen am 17.07.2007 Zusammenhang mit dem Kauf der HGAA nicht geht eine Bitte der BayernLB um politische Un- erkennbar.663 terstützung voraus. Die BayernLB reagiert auf die negative Entscheidung der HNB am 11.07.2007 2.7.6. Trifft es zu, dass der frühere Bayerische Mi- mit einem jeweils gleichlautenden Schreiben nisterpräsident Dr. Edmund Stoiber in einem an Dr. Stoiber und Sanader (Bd. 6, 72f, 73f), in Schreiben an und in Äußerungen gegenüber dem Schmidt und Harnischmacher um politische dem damaligen Kroatischen Premierminister Unterstützung bitten. Das Schreiben informiert Sanader und/oder gegenüber anderen kroati- Stoiber über die am 12.07.2007 („gestern“) er- schen Stellen und/oder mittels anderer öffent- haltene Benachrichtigung, dass der zuständige licher Mitteilung in den Medien einen Schaden Rat der Kroatischen Nationalbank dem Geneh- für die guten Beziehungen zwischen Kroatien migungsantrag auf indirekte Übernahme der und Bayern ankündigte, falls die Kroatische HGAA-Töchter Hypo Alpe-Adria d.d. Zagreb und Nationalbank ihre Haltung nicht aufgebe und Slavonska Banka d.d. Osijek abgelehnt hat. Die die Unterstützung des Freistaats Bayern für schriftliche Erläuterung bzw. Begründung stün- den angestrebten EU-Beitritt Kroatiens mit de aus. Die Pressemitteilung der Nationalbank der Zustimmung der dortigen Nationalbank begründe die Entscheidung mit zurückliegendem verknüpfte? Engagement bei der Rijecka Banka. Die Natio- nalbank habe einen Gesprächstermin im Vorfeld Anlässlich seiner Kroatienreise im August 2007 des 11.07.2007 verweigert. Es gäbe einen Termin hat Dr. Stoiber eine Presseerklärung gegeben. In für das „Spitzengespräch“ mit Dr. Rohatinski am dieser brachte er seine Verärgerung über das Ver- 17.07.2007 in Zagreb. Spitzenvertreter der HGAA halten der Kroatischen Nationalbank zum Aus- nähmen auch teil. Schmidt und Harnischmacher druck. Das belaste die ansonsten guten bayerisch- fordern politische Unterstützung an: „Sehr ge- kroatischen Beziehungen. Bayern habe sich für ehrter Herr Ministerpräsident, ergänzend regen die rasche Anerkennung Kroatiens als selbststän- wir an, dass diese Transaktion auch auf politi- diger Staat vorrangig eingesetzt.664 Auch hatte scher Ebene unterstützt wird […].“ Ein Abdruck sich vor allem Bayern für den EU-Beitritt stark- dieses Schreibens erging an den damaligen Fi- gemacht. 665 nanzminister Prof. Dr. Faltlhauser. Diese Aussage wurde auf der gemeinsamen Laut Pressemitteilung der Kroatischen National- Pressekonferenz anlässlich des Besuchs in Kro- bank vom 21.12.2009 war die Entscheidung auf atien im August 2007 wiederholt.666 Bemerkens- der Sitzung vom 11.07.2007 der BayernLB die wert dabei ist, dass sich Dr. Stoibers Statement Genehmigung zu verweigern, endgültig und unwi- auf der Pressekonferenz am 19.08.2007 von der derruflich („final and irrevocable“). Wie aus den Pressemitteilung desselben Tages unterscheidet. Akten hervorgeht, fanden bereits am 17.07.2007 Dr. Stoiber hat die HGAA in der Pressemitteilung beim Spitzengespräch zwischen Schmidt und Dr. vom 19.08.2007667 eher am Rande erwähnt und Rohatinski materielle Verhandlungen statt. versöhnliche Töne angeschlagen: „Die Zustim- mung wäre ein wichtiges Signal für die weitere 2.7.5. Standen die Reisen des früheren Staatsminis- Vertiefung der exzellenten bayerisch-kroatischen ters Huber nach Zagreb im Jahre 2007 im Zu- Wirtschaftsbeziehungen.“ Dagegen wiederhol- sammenhang mit dem Kauf der HGAA? te die Stellungnahme auf der Pressekonferenz die Drohung der Pressemitteilung vom 13. Juli Die Reise stand nach Angaben des Zeugen Dr. 2007 – was Dr. Stoiber668 auch selber einräumt. Stoiber nicht im Zusammenhang mit dem Kauf der HGAA.662 663 Bd. 24, S. 3 ff. 664 Stoiber (17, 11). 665 Stoiber (17, 11). 666 Stoiber (17, 12). 667 (Bd. 6, 93 f.). 662 Huber (26, 8). 668 Stoiber (17/12). Seite 200 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Aus den Akten geht hervor, dass die BayernLB 28.12.2009) gegen das angekündigte Veto der vom scharfen Ton des damaligen Ministerprä- Kroatischen Nationalbank interveniert wur- sidenten überrascht ist. In der internen E-Mail- de? Korrespondenz der BayernLB vom 21.08.2007669, wurde der öffentliche Auftritt des damaligen Mi- Der Aufsichtsratschef der Kärntner Landeshol- nisterpräsidenten mit einer Anspielung auf das ding Josef Martinz hat diese Aussage in der 13. Sommerloch erklärt. Aus dieser Korrespondenz Sitzung des Kärntner Untersuchungsausschusses geht auch hervor, dass die BayernLB angemahnt am 19. Juli 2007, d.h. nur zwei Tage nach dem hatte, dass jegliche politische Einmischung zu entscheidenden Spitzengespräch am 17. Juli 2007 diesem Zeitpunkt unterbleiben solle. von Schmidt und Dr. Rohatinski, gemacht. 2.7.7. Stand die Verleihung des Bayerischen Ver- Es sei auf die Antwort zur Frage unter Ziff. 2.7.3. dienstordens durch den früheren Bayerischen verwiesen. Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber an den damaligen Kroatischen Premierminister 2.7.9. Trifft es zu, dass vonseiten der BayernLB Sanader im Juli 2007 in Zusammenhang mit Anfang September 2007 ein „neuer Übernah- der angestrebten Zustimmung der Kroatischen meantrag“ (Financial Times Deutschland, Nationalbank im Hinblick auf den Erwerb von 28.08.2007) gestellt wurde, um die Genehmi- Anteilen an der HGAA, wenn ja, inwiefern? gung der Kroatischen Nationalbank zu erhal- ten? Die Verleihung des Bayerischen Verdienstordens Am 29.05.2007 war bei der Kroatischen National- an Ivo Sanader stand nicht im Zusammenhang mit bank der Antrag auf Genehmigung des Erwerbs der HGAA. Sie wurde eingeleitet, bevor Minis- einer Mehrheitsbeteiligung an den kroatischen terpräsident Dr. Stoiber um Unterstützung wegen Banken der HGAA gestellt worden. Dieser An- der Genehmigung gebeten wurde.670 Bezüglich des Verdachts, er habe dem damaligen Premier trag war von der Kroatischen Nationalbank am Dr. Sanader den Bayerischen Verdienstorden im 11.07.2007 zurückgewiesen worden. Die Bay- Zusammenhang mit seiner politischen Unterstüt- ernLB bat mit Schreiben vom 13.07.2007 an den zung erhalten haben könnte, erklärt der Zeuge Dr. kroatischen Ministerpräsidenten Sanader um po- Stoiber671, dass die Verleihung bereits geplant ge- litische Unterstützung. Mit Schreiben gleichen wesen sei, „deutlich bevor mich die Landesbank Datums erbat sie diese auch von Dr. Stoiber in am 13. Juli wegen Kroatien um Unterstützung seinem Amt als bayerischer Ministerpräsident. gebeten hatte.“ Den ersten Hinweis auf die Vor- Am 17.07.2007 kam es in Zagreb zu einer Be- bereitung der Verleihung in den Akten ist ein Ver- sprechung von Werner Schmidt, Dr. Berlin und 672 Dr. Benedikt Haas mit dem Präsidenten der Kro- merk der Staatskanzlei vom 04.05.2007 . In der 674 Anlage befindet sich ein Kurzprofil des Premier- atischen Nationalbank Dr. Rohatinski. Dabei ministers, das ein Beamter auf Dienstreise telefo- hat dieser Bedingungen genannt, unter denen nisch durchgibt. Dieser Vorgang beginnt demnach ein neuer Antrag erfolgreich sein könne. Dazu nach dem Angebotschreiben vom 24.04.2007 und gehörte die Durchführung einer Due-Diligence- deckt sich mit der zweiten Datenraumphase der Prüfung bei den kroatischen Banktöchtern, die Due Diligence ab 02.05.2007. Außerdem haben Verbesserung des Risikomanagementsystems, die Vertreter der Staatsregierung im Verwaltungs- die Beschränkung des Kreditwachstums und die rat vor nur etwas mehr als einer Woche mit dem Sicherstellung einer ausreichenden Kapitalaus- Umlaufbeschluss vom 23.04.2007 dem Erwerb stattung mittels einer Kapitalerhöhung um 350 der HGAA zugestimmt. Mio. €. Es kam in der Folge zu einem zweiten Genehmigungsverfahren bei der Kroatischen Na- In einem Schreiben an Sanader vom Juni 2007673 tionalbank.675 Es wurde am 28.08.2007 ein neu- beglückwünscht die Staatskanzlei Dr. Sanader er Antrag durch die BayernLB gestellt, der am und lädt zur Ordensverleihung ein. 12.09.2007 genehmigt wurde. Hierüber unterrich- tete Werner Schmidt den Verwaltungsrat in der 2.7.8. Trifft es zu, wie vom damaligen Aufsichtsrats- Sitzung vom 24.07.2007.676 vorsitzenden der Kärntner Landesholding Martinz im Sommer 2007 z. B. im Kärnt- 2.7.10. Zu welchem Zeitpunkt und aus welchen Grün- ner Untersuchungsausschuss erklärt, dass den gab die Kroatische Nationalbank ihre ab- durch den damaligen Ministerpräsidenten lehnende Haltung zum Erwerb von Anteilen an Dr. Edmund Stoiber „himself“ (Der Spiegel, der HGAA durch die BayernLB auf und erteil- te ihre Genehmigung?

669 Bd. 223 ZV Stoiber, Anlage 26. 670 Stoiber (17, 13). 671 Stoiber (17/13). 674 Faltlhauser (14, 49). 672 Bd. 6, S. 39 f. 675 Naser (15, 126 f.). 673 (Bd. 6, S. 41). 676 Faltlhauser (14, 48). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 201

Es wird auf die Antwort unter Ziff. 2.7.9. verwie- von Werner Schmidt, dass Dr. Berlin diese Posi- sen. tion einnehme. 683 Weiterhin wird auf die Beant- wortung der Frage 2.7.11. verwiesen. 2.7.11. Trifft es zu, dass Dr. Tilo Berlin schon Ende Ap- ril 2007 von der BayernLB die Anfrage erhielt, 2.7.12. Hatten Mitglieder des Vorstands und/oder des „ob er nicht den Interimschef der HGAA, Sieg- Verwaltungsrats Kenntnisse über angebliche fried Grigg, ablösen wolle“ (SZ, 19.05.2007), Parteispenden von Deutschland nach Kärnten und hatten Mitglieder des Verwaltungsrats der im Zusammenhang mit dem Kauf der HGAA? BayernLB hiervon Kenntnis, ggf. ab wann? Hierfür liegen dem Untersuchungsausschuss kei- Wann genau Dr. Berlin die Anfrage erhielt, konnte ne Kenntnisse, aber auch keine Anhaltspunkte nicht aufgeklärt werden. Er wurde am 26.04.2007 vor.684 durch Beschluss des Aufsichtsrats der HGAA mit Wirkung zum 01.06.2007 zum neuen Vorstands- 3. PHASE NACH DEM KAUF: vorsitzenden bestellt.677 Dies geschah auf Wunsch Fragen zur Eindämmung des Risikos, zum des Vorstandsvorsitzenden der BayernLB Werner Krisenmanagement und zur Information des Schmidt. Der Vorgang zeigt, wie weit tatsächlich Parlaments und der Öffentlichkeit durch Or- bereits eine Einigung über den Einstieg der Bay- gane der BayernLB oder der Staatsregierung ernLB erreicht war. Sonst wäre dem Wunsch ei- nes Bankfremden nicht entsprochen worden. 3.1. Der Untersuchungsausschuss soll alle Zah- lungsströme der BayernLB samt Tochterun- Die Entscheidung, Dr. Berlin zum Vorstandsvor- ternehmen mit der HGAA und deren Tochter- sitzenden zu machen, wurde vom Zeugen Prof. unternehmen im Zeitraum Mai 2007 bis zum Dr. Faltlhauser im Nachhinein als Fehlentschei- Verkauf zum symbolischen Preis von EUR dung bezeichnet. Er habe bereits im Februar 2007 1,- an die Republik Österreich im Dezember von Werner Schmidt von dieser Idee erfahren und 2009 aufzeigen. Dazu gehören die Zeichnung hielt sie zum damaligen Zeitpunkt für plausibel, von Ergänzungskapital, Kapitalerhöhungen da sie damit begründet wurde, dass Dr. Berlin ein bei der HGAA und/oder deren Töchtern sowie guter Banker sei, der auch noch vor Ort wohne Kreditgewährungen an die HGAA und/oder und damit eine Mischung aus Ortsansässigkeit deren Tochterunternehmen und Qualifikation darstelle.678 Die Personeniden- tität von Investor und späterem Vorstandsvorsit- 3.1.1. Welche Maßnahmen wurden vom Vorstand zenden wurde vom Zeugen seinerzeit als positi- und Verwaltungsrat nach der Entscheidung ves Zeichen gewertet, da es zeige, dass er von der zum Erwerb der HGAA zur Umsetzung des Sache überzeugt sei.679 Der Zeuge Dr. Naser gab HGAA-Erwerbs und seiner Finanzierung er- an, dass auch er die Entscheidung zum damaligen griffen? Zeitpunkt befürwortet habe.680 Auch er habe in der Personenidentität keinen Interessenskonflikt Der Vorstand hat das Projekt „Jointly Successful“ gesehen.681 konzipiert.685 Dies sollte einerseits helfen, die In- tegration der HGAA in den BayernLB-Konzern 2.7.11.1. Welche Gründe gab es für diese Entscheidung, zu bewirken. Andererseits sollte es dazu dienen, die von der Süddeutschen Zeitung als „eine die Mängel und Schwachstellen in der Organi- außergewöhnliche Wahl“ (SZ, 19.05.2007) be- sation und Struktur der HGAA, welche durch zeichnet wurde, und sind dem Verwaltungsrat die Due-Diligence-Prüfung und die Prüfung der die Gründe dargelegt worden? OeNB festgestellt worden waren, zu beseitigen. Der Vorstand hat die Vereinbarungen im Syndi- Nach der Entlassung von Dr. Kulterer hatte ein katsvertrag zur unternehmerischen Steuerung der Vorstandsmitglied der GraWe, Dr. Grigg, vorü- HGAA einschließlich der Besetzung des Auf- bergehend den Vorstandsvorsitz der HGAA über- sichtsrats und des Vorstands umgesetzt. Am Ende nommen. Er sollte und wollte jedoch zurück zur wurden von acht Mandaten sechs von der Bay- GraWe. So haben es die Zeugen Dr. Ederer und ernLB besetzt.686 Im Jahr 2009 hat die BayernLB Dr. Grigg vor dem Ausschuss ausgesagt. 682 Somit das Projekt „Hypo Fit 2013“ aufgelegt. Dies sollte war die Position des Vorstandsvorsitzenden bei der Überprüfung der HGAA, insbesondere ihrer der HAGAA neu zu besetzen. Es war der Wunsch Risikostrategie dienen. Daneben gab es ein mo- natliches Reporting.687

677 Turkowski (7, 33). 678 Faltlhauser (14, 87 f.). 683 Ederer (11, 65 f.). 679 Faltlhauser (14, 89). 684 Turkowski (7, 33). 680 Naser (15, 221). 685 Dörhöfer (11, 99). 681 Naser (15, 222). 686 Grigg (13, 105). 682 687 Grigg (13, 105). Seite 202 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

In einem Vermerk zu einem Gespräch mit Dr. Ber- Es ist zu unterstellen, dass sich dies nicht nur auf lin vom 03.11.2008 an den Vorstandsvorsitzenden die sogenannten „Dreier-Gespräche“ zwischen Kemmer schreibt Naser, dass offenbar bei der Werner Schmidt, Naser und Faltlhauser bezieht, Due Diligence einige Risiken übersehen worden sondern auch auf Informationen, die als Auf- sind. Er stellt fest, dass es in der BayernLB offen- sichtsratsmitglied in Sitzungen der HGAA gewon- sichtlich Zweifel an den Managementfähigkeiten nen wurden. des Dr. Berlin gibt, und bietet sich als Gesprächs- partner für verunsicherte Mitarbeiter an688.. In ei- Die desaströsen Ergebnisse der PWC-Prüfungen ner „streng vertraulichen Notiz“ vom 03.10.2008 im Jahre 2009 (siehe 3.1.6.) offenbarten, dass schreibt der Risikovorstand der HGAA, Dörhöfer, bis zu diesem Zeitpunkt die in der Due Diligence an Vorstandsmitglied Ralph Schmidt: „ Derzeit aufgedeckten Mängel nicht abgearbeitet waren. gibt es im Hauptgeschäftsfeld Corporates keine Nachdem die Due Diligence allerdings keine all- Vertriebssteuerung, kein Erfolgsmessverfahren umfassende Prüfung der gesamten HGAA sein und keine klare Incentivierung. Die Gruppe ver- konnte, musste jedem klar sein, dass weiterer Um- fügt über zu viele Gesellschaften und ist so kaum strukturierungsbedarf bestand. Greifbare Ergeb- steuerbar. Über 60 Vorstände und GF sind in den nisse einer Strukturverbesserung bzw. deren Kon- Bank-, Leasing- und Beteiligungsgesellschaften trolle konnten im Untersuchungsausschuss nicht beschäftigt. Nicht alle sind m.E. ausreichend hoch festgestellt werden. qualifiziert. Der Leverage über die BLB ist derzeit kaum zu spüren. Dringender Aufbau zusätzlicher Herr Dörhöfer berichtet in seiner Aussage vor Expertise im Treasury und in Global Markets. Das dem Untersuchungsausschuss, dass sich die Situ- derzeitige Niveau ist den aktuellen Anforderungen ation verschlechtert habe: der Kapitalmärkte kaum gewachsen.“ „Die HGAA hat eine ganze Reihe von Großen- gagements, Großprojekten angeschoben, die alle In Bezug auf den Vorstandsvorsitzenden Dr. Berlin mehr oder weniger in den Jahren 2008/2009 fer- hält Dörhöfer fest: „Nebenaktivitäten und zeitlich tig geworden sind und dann auf einen Markt ge- reduzierte Anwesenheiten sind da fehl am Platz.“ troffen sind, der letztlich keine Aufnahmefähigkeit hat.690 Diese Notiz ging zusammen mit dem Vermerk von Naser an Kemmer. Das bedeutet, dass bekannt Es sollte immer wieder der Eindruck vermittelt und offensichtlich war, dass es in der HGAA werden, dass die Veränderungen des Marktes, schieflief. Naser, Kemmer, Dr. Hanisch, Ralph wie Finanz- oder Weltwirtschaftskrise, für die Schmidt, Weigert saßen zu diesem Zeitpunkt noch auftretenden Probleme bei der HGAA verant- im Aufsichtsrat der HGAA.689 wortlich waren. Die Aussage von Herrn Dörhö- fer zeigt aber, dass es sich um Geschäfte handelt, Es wurden zwar klangvolle Namen für Aktivitäten die bereits vor Übernahme durch die BayernLB entwickelt, wie in der Vergangenheit bei der Bay- abgeschlossen worden waren. Wenn ein Geschäft ernLB auch üblich, aber es fehlten tatsächliche in 2008/2009 Probleme macht, ist davon auszu- Aktivitäten und Veränderungen. An dieser Stelle gehen, dass es vor 2008 eingegangen wurde, da muss von Holschuld in Bezug auf den Verwal- es sich sonst um ein Geschäft handeln würde, das tungsrat der BayernLB nicht gesprochen werden, bereits mit der Annahme Probleme macht und so- da Naser als Aufsichtsratsmitglied stets über alles mit abgelehnt würde. informiert war und nach den Corporate-Gover- nance-Grundsätzen der BayernLB seine Verwal- Da die Geschäfte aber älteren Datums sein müs- tungsratskollegen darüber hätte informieren müs- sen, hätten sie in einer ordentlichen Due Dili- sen (CG-Grundsätze, Fassung vom 01.01.2006, gence richtig erfasst oder eingeschätzt werden 3c). Dort heißt es: „Über besondere Vorkommnis- müssen. Überraschungen in 2008 oder 2009 bzw. se, die für die Beurteilung der Lage und Entwick- schwerwiegende Erkenntnisse durch Überprü- lung der Bank von wesentlicher Bedeutung sind, fungen externer WP-Gesellschaften (PWC, siehe werden der Vorsitzende und der stellvertretende 3.1.6.) wären dann nicht aufgetreten. Vorsitzende des Verwaltungsrates unverzüglich 3.1.2. Trifft es zu, dass schon im Mai 2007 bei der durch den Vorstandsvorsitzenden informiert. Der BayernLB eine „Kapitalerhöhung über 500 Vorsitzende des Verwaltungsrates unterrichtet so- Mio. EUR“ vorbereitet wurde (SZ, 25.05.2007), dann den Verwaltungsrat in der nächsten Verwal- von der der Freistaat Bayern 50 % zu leisten tungsratssitzung.“ hatte? In Ziffer 4 des Beschlusses vom 23.04.2007 hat der Verwaltungsrat zur Kenntnis genommen, dass

688 Bd. 271, BMB 1_25, S.1. 689 Bd. 271, BMB 1_25, S. 1. 690 Dörhöfer (11/103) Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 203

im Hinblick auf den Erwerb der HGAA auf Basis teten Gewinn. Sie musste gewonnen werden, der aktualisierten Kapitalplanung im Jahr 2007 wenn der Gewinn die Eigenkapitalsteigerung ein Kernkapitalbedarf von ca. 600 Mio. € und im nicht zuließ, durch eine Kapitalerhöhung. Die Jahr 2009 von 500 Mio. € gegeben sein werde. In OeNB hat in ihrem Prüfbericht den Eigenkapital- Ziffer 6 des Beschlusses am 23.04.2007 hat der bedarf der HGAA mit monatlich 30–40 Mio. €, Verwaltungsrat den Vorstand beauftragt, zu prü- damit 360–480 Mio. € im Jahr, angesetzt. Eine fen, „welche etwaigen zusätzlichen Kapitalmaß- Kapitalerhöhung erschien damit im Bereich des nahmen“ wegen des Kaufs notwendig werden Möglichen. Das wurde offensichtlich auch im könnten, und hierfür konkrete Vorschläge vorzu- Staatsministerium der Finanzen so gesehen. Denn legen. in einem Vermerk vom 16.03.2007 zur Vorberei- tung der Verwaltungsratssitzung vom 20.03.2007 In der Verwaltungsratssitzung am 23.05.2007 findet sich der Hinweis in der Form, dass dies in fasste der Verwaltungsrat zur Finanzierung des der Sitzung hinterfragt werden solle.697 HGAA-Erwerbs durch die BayernLB folgen- den Beschluss: „Der Verwaltungsrat hält eine Die Notiz des Finanzministeriums (S. 107) bezieht Kapitalerhöhung zu mindestens 500 Mio. € zu sich auf die Eigenkapitalausstattung der Bayern- 100 % auf Basis der bisherigen Kapitalanteile, LB.698. Einen ersten Hinweis auf tatsächlich be- d.h. jeweils 50 % (= mindestens 250 Mio. €), nötigtes Eigenkapital der HGAA findet sich in zum frühest möglichen Zeitpunkt für notwen- der 79. Sitzung des Aufsichtsrates der HGAA vom dig.“ Gleichzeitig informierte Werner Schmidt 29.10.2007, also drei Wochen nach dem „clo- den Verwaltungsrat darüber, dass die bayerischen sing.“ An dieser Sitzung nimmt Naser als Auf- Sparkassen zu dieser Kapitalerhöhung bereits sichtsratsmitglied teil. Es ist davon auszugehen, bei der am 21.05.2007 einberufenen Sitzung der dass es vor 2008 eingegangen wurde, da es sich SVB-Gremien bereits Zustimmung signalisiert sonst um ein Geschäft handeln würde, das bereits hätten.691 Mit Schreiben vom 28.05.2007 an den mit der Annahme Probleme macht und somit ab- Vorstandsvorsitzenden Werner Schmidt stellte Fi- gelehnt würde. nanzminister Prof. Faltlhauser eine Kapitalerhö- hung durch den Freistaat im Gesamtvolumen von Da die Geschäfte aber älteren Datums sein müs- 250 Mio. € in Aussicht.692 sen, hätten sie in einer ordentlichen Due Dili- gence richtig erfasst oder eingeschätzt werden Der Beschluss über die Kapitalerhöhung bei der müssen. Überraschungen in 2008 oder 2009 bzw. BayernLB in Höhe von 500 Mio. € wurde im Ver- schwerwiegende Erkenntnisse durch Überprü- waltungsrat am 04.03.2008693 und in der General- fungen externer WP-Gesellschaften (PWC, siehe versammlung am 25.04.2008694 gefasst.695 3.1.6.) wären dann nicht aufgetreten.

3.1.3. Trifft es zu, dass lt. Pressemeldungen „aus Es ist davon auszugehen, dass Faltlhauser die Kreisen nahe der BayernLB“ verlautete, „eine Sitzungsunterlagen, weil er in der Sitzung nicht Kapitalerhöhung stelle kein Problem dar. Es anwesend sein konnte, nacharbeitete. Unver- sei bereits beim Einstieg des Instituts klar ge- ständlich ist, dass beide, entgegen den Corporate- wesen, dass die Hypo wohl frische Mittel be- Governance-Grundsätzen der BayernLB, nicht nötigen würde“ (Financial Times Deutschland, sofort eine Sitzung des Verwaltungsrates der Bay- 29.06. 2007), ab wann hatten ggf. die Mitglie- ernLB einberufen, um das Eigenkapitalproblem der des Verwaltungsrats der BayernLB hier- der HGAA und die Ursachen zu besprechen.699 von Kenntnis und welche Maßnahmen wurden von den Mitgliedern im Verwaltungsrat, insbe- In einem Vermerk des Finanzministeriums vom sondere von den Vertretern des Freistaats Bay- 20.07.2007 zur Eigenkapitalausstattung der ern, der BayernLB ggf. hieraufhin veranlasst? HGAA wird darauf hingewiesen, dass die Aus- stattung mit Eigenmitteln nach wie vor als unbe- Der Businessplan der HGAA, der in modifizierter friedigend zu beurteilen sei. Auch sei eine Bewer- Form Grundlage der Kaufpreisfindung war, sah tung der Eigenmittelbedarfsplanung zum gegen- eine weitere Ausdehnung der Geschäftstätigkeit wärtigen Zeitpunkt, also vor Closing, noch nicht vor.696 Dazu war eine Steigerung des Eigenka- möglich. Der Leiter des Vorstandsstabs teilte auf pitals entsprechend erforderlich gewesen. Diese Nachfragen mit, dass eine angemessene Kapital- konnte gewonnen werden aus einem erwirtschaf- entwicklung auf der Basis der bisherigen Planung nur bei Vollthesaurierung bei der HGAA möglich sei. Falls die Entwicklung allerdings anders ver- 691 Bd. 11, 311; Faltlhauser (14, 47). 692 Bd. 6, S., 55f. 693 Bd. 14, S. 213, 219. 694 Bd. 15, S. 128. 697 Band 11, S. 104 ff. 695 Köglmeier (9, 157); Faltlhauser (14, 47). 698 Bd. 11, S. 107. 696 Vgl. Barth (13, 175). 699 Bd. 123, S.44. Seite 204 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

laufe, sei eine Kapitalerhöhung bei der HGAA der Grazer Wechselseitigen klar verneint. Nach nicht ausgeschlossen.700 seiner Meinung wäre das Wachstum der HGAA auch aus den erwirtschafteten Erträgen darstell- In einer Vorstandsvorlage für die Verwaltungs- bar gewesen, wenn die Märkte weiterhin positiv ratssitzung vom 04.12.2007 findet sich als Anlage gestimmt gewesen wären.703 Bei weiterem, stär- ein Text der HGAA „Rekapitalisierung HGAA“, kerem Wachstum wäre aber zusätzliches Kapital der von einer Kapitalerhöhung von 600 Mio. € aufzubringen gewesen.704 ausgeht.701 Bemerkenswert erscheint auch der Hinweis auf die Vorlage für die Sitzung des Ver- Allerdings ist klarzustellen, dass das von der waltungsrats am 23.05.2007, also am Tag nach HGAA betriebene Geschäft extrem kreditlastig der Vertragsunterzeichnung. Auf Seite 14 der Vor- war und somit eher von Eigenkapitalbedarf als lage erfolgt eine Betrachtung der ROI Sensitivität Thesaurierung auszugehen war. Je risikoreicher auf die Jahresüberschüsse 2009 und 2010. Hierbei das Geschäft, desto mehr Bedarf an Eigenkapi- wird der (anteilig) erwartete Jahresüberschuss der tal. Durch entsprechende Kontrolle im Aufsichts- Hypo Alpe Adria ins Verhältnis zum eingesetz- rat der HGAA wäre das zu steuern gewesen. Dies ten Kapital gesetzt. Als eingesetztes Kapital wird wurde offensichtlich versäumt – was die späteren aber ausschließlich der Kaufpreis von 1.625 Mio. Eigenkapitalmaßnahmen unterstreichen. €, nicht aber zusätzliches Kapital aus einer Kapi- talerhöhung bei der Hypo Alpe Adria aufgeführt. Auch nach den Angaben des Zeugen Dr. Grigg Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass (trotz sei im Mai 2007 kein zusätzlicher Kapitalbedarf der bereits vorliegenden Erkenntnisse aus der erkennbar gewesen, da – im Zuge der von Ber- zweiten Phase der Due Diligence) zu diesem Zeit- lin vorgenommenen Kapitalerhöhung 2006/2007 punkt noch nicht von einer Kapitalerhöhung bei – neues Kapital durch die Ausgabe neuer Aktien der Hypo Alpe Adria ausgegangen wurde. geflossen sei.705 Der Zeuge Barth hat darauf hin- gewiesen, dass nach dem Businessplan Gewinne Es muss davon ausgegangen werden, dass der zu erwarten waren. Durch sie war Thesaurierung Vorstand und der Verwaltungsrat der BayernLB möglich. Dies war erforderlich, um eine weitere erstmals anlässlich der 79. Sitzung des HGAA- Ausdehnung des Geschäfts wie im Businessplan Aufsichtsrates vom Eigenkapitalbedarf erfuhr. vorgesehen zu finanzieren. Der Zeuge Barth hat Das fehlende Eigenkapital hätte als Kaufpreiser- auch auf die Alternative hingewiesen, dass wenn höhung betrachtet werden müssen. Alle im Unter- Gewinne nicht wie geplant anfielen, die weitere suchungsausschuss befragten Mitglieder zeigten Ausdehnung des Geschäfts durch Kapitalzufüh- sich erstaunt über die erste Kapitalerhöhung der rungen zu ermöglichen seien. Zu den Gewinnen HGAA. Man war durchgängig der Meinung, die kam es dann im Jahr 2007 auch nicht.706 Eigenkapitalspritze für die BayernLB zum Ein- stieg bei der HGAA und die durchgeführte Due Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser sagte hierzu vor Diligence gäben sicheren Einblick in die Fi- dem Untersuchungsausschuss aus, er habe zu die- nanzausstattung der HGAA. Die Überraschung sem Punkt nachgefragt und die Auskunft erhalten, zeigt aber auch, dass sich weder Vorstand noch dass die Eigenkapitaldecke gesichert sei, wenn Verwaltungsrat so intensiv mit der HGAA ausei- die Gewinne thesauriert würden.707 Der Vor- nandergesetzt haben, dass klare Erkenntnisse zum standsvorsitzende der BayernLB, Werner Schmidt Finanzstatus der HGAA jederzeit abrufbar waren hat bei seiner Einvernahme bei der Staatsan- – wie das sonst branchenüblich ist. waltschaft am BV Schmidt vom 11.10.2011708 (Bd. 298) betont, dass er Prof. Dr. Faltlhauser Der Zeuge Ederer erklärte in seiner Aussage vor und Dr. Naser nicht nur bezüglich des Gewähr- dem Untersuchungsausschuss, dass der Fortbe- leistungsausschlusses, sondern darüber hinaus stand der Bank gefährdet gewesen sei, wenn Ende auch über die nicht erfolgte Kaufpreisreduzierung 2006 nicht neues Kapital eingeflossen wäre.702 informiert habe. Auch hätten sie frühzeitig Kennt- Schwer zu verstehen ist, dass ein derart schlech- nis von den Sponsoringwünschen des Kärntner ter Zustand von einem potenziellen Käufer nicht Landeshauptmanns Haider sowie die Notwen- erkannt werden soll. digkeit einer baldigen Kapitalerhöhung bei der HGAA Kenntnis erlangt. Die Frage, ob bereits bei Übernahme der Mehr- heitsbeteiligung durch die BayernLB klar gewe- sen sei, dass die HGAA frisches Kapital benöti- ge, wurde vom Zeugen Dr. Othmar Ederer von 703 Ederer (11, 56). 704 Ederer (11, 56). 705 Grigg (13, 85 f.). 700 Band 150, S. 149. 706 Barth (13, 175). 701 Band 79, BB 100_06 S. 43. 707 Faltlhauser (14, 202). 702 Ederer (11/37). 708 Bd. 298. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 205

Beide Verwaltungsratsmitglieder haben bestrit- erhöhen. Sie wurde vom Zeugen Hagl vor dem ten, dass Haider beim protokollarischen Treffen Untersuchungsausschuss als „alternativlos“ be- am 16.05.2007 in ihrer Gegenwart von Sponso- zeichnet.714 Der Zeuge Christmann gab in diesem ring gesprochen habe (siehe 2.2.14.). Zusammenhang an, dass es für ihn eine große Überraschung gewesen sei, bei dieser Sitzung mit Zur Vorhersehbarkeit einer Kapitalerhöhung einer Kapitalerhöhung bei der HGAA konfrontiert bei der HGAA hat Prof. Dr. Faltlhauser709 ge- zu werden.715 Auch die Zeugen Huber und Körner schildert, dass sich obschon zwischen Juli und sagten aus, dass die Notwendigkeit einer Kapital- September 2007 eine Kapitalerhöhung diskutiert erhöhung überraschend gewesen sei.716 Für den worden sei, die konkrete Notwendigkeit für eine Zeugen Herrmann sei diese Kapitalerhöhung eine solche erst angesichts eines dramatischen Ge- Abwägung zwischen der Chance auf ein erfolg- winneinbruchs im vierten Quartal ergeben habe. reiches Wachstum und den Abschreibungsrisiken Schmidts Vorwurf, Dr. Nasers Überraschung an- aus zusätzlichem Kapitaleinsatz gewesen.717 gesichts der Kapitalerhöhung sei nur gespielt, hat der Zeuge Dr. Naser710 widersprochen. Er An dieser ersten Kapitalerhöhung beteiligte sich sei empört gewesen, dass die Notwendigkeit ei- auch die Bank Burgenland, eine Tochter der Gra- ner Kapitalerhöhung in dieser Größenordnung zer Wechselseitigen, nicht dagegen die Kärntner erst nach Closing am 9. Oktober 2007 kommu- Landesholding.718 niziert worden. Dass er wenige Wochen zuvor, am 25. November.2007 im Aufsichtsrat der HGAA der Gegenüber der Grazer Wechselseitigen wurde von Kapitalerhöhung zugestimmt habe, stehe nicht im Werner Schmidt kommuniziert, dass 300 Mio. € Widerspruch dazu. dieser Kapitalerhöhung aufgrund der strengeren Bewertung von Risiken erforderlich seien, weite- Der Zeuge Hink gab in diesem Zusammenhang re 300 Mio. € dazu dienen, die Bank fit für die an, dass es bei den Kaufvertragsverhandlungen, Zukunft zu machen.719 an denen er am Ende teilgenommen hat, nicht um mögliche Kapitalerhöhungen gegangen sei. An Von der notwendigen Kapitalerhöhung erfuhren eine solche Diskussion könne er sich nicht erin- die Verwaltungsratsmitglieder Naser und Faltl- nern.711 hauser am 29.10.2007 anlässlich der 79. Auf- sichtsratssitzung der HGAA (siehe 3.1.4.). Weder Der Zeuge Dr. Weigert712 hat im Untersuchungs- Faltlhauser noch Naser gaben offensichtlich die- ausschuss erklärt, dass er keinen Zusammenhang ses Wissen, wie in den Corporate-Governance- zwischen einer Kapitalerhöhung bei der Bayern- Grundsätzen gefordert, umgehend an die anderen LB und einer Kapitalerhöhung erkennt: „Nein, ist Verwaltungsratsmitglieder der BayernLB weiter. ja auch für die Bank relativ, sage ich jetzt mal, in Deshalb wurden die anderen Mitglieder auch am der Konzernbetrachtung egal, wo die 441 sind.“ 04.12.2007 überrascht.

3.1.4. Trifft es zu, dass Ende des Jahres 2007 eine Unverständlich ist, warum sich Naser in der Sit- weitere Kapitalerhöhung für die HGAA in zung des Verwaltungsrates der BayernLB über- Höhe von rund 450 Mio. EUR Euro durch rascht über die Kapitalmaßnahme, die er bereits die BayernLB geleistet werden musste, wann seit 29.20.2007 kannte, gibt.720 erhielten die Mitglieder des Verwaltungsrats der BayernLB Kenntnis hierüber, und welche 3.1.5. Trifft es zu, dass eine weitere Kapitalerhöhung Maßnahmen wurden von ihnen in diesem Zu- bei der HGAA in Höhe von 700 Mio. EUR aus- sammenhang, ggf. wann und durch wen, ver- schließlich von der BayernLB, die zu diesem anlasst? Zeitpunkt 57 % der Anteile hatte, und nicht von den weiteren Anteilseignern getragen wur- Es trifft zu, dass bei der HGAA Ende 2007 eine de (Neue Zürcher Zeitung, 06.12.2008), wenn Kapitalerhöhung über 600 Mio. € durchgeführt ja, was waren die Gründe hierfür? wurde. Durch Beschluss vom 04.12.2007 hat der Verwaltungsrat dieser Kapitalerhöhung zu- Es ist zutreffend, dass im Jahre 2008 das Problem gestimmt. Der Anteil der BayernLB betrug rund einer weiteren Kapitalerhöhung anstand.721 Schon 450 Mio. €.713 Die Kapitalerhöhung war erfor- derlich, um bekannten Wertberichtigungsbedarf abzudecken und das Eigenkapital der Bank zu 714 Hagl (18, 65). 715 Christmann (19, 99). 716 Huber (26, 20); Körner (21, 31). 709 Faltlhauser (28/82). 717 Herrmann (26, 119). 710 Faltlhauser (28/15). 718 Ederer (11, 20). 711 Hink (16, 47). 719 Ederer (11, 24). 712 Weigert (24/139). 720 Bd. 13, S. 12. 713 Köglmeier (9, 159); Huber (26, 16). 721 Körner (21, 33). Seite 206 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

bei der ersten Kapitalerhöhung 2007 hatte sich die Als mittelfristige Perspektive sei am 29.11.2008 Kärntner Landesholding nicht beteiligt, wohl aber beschlossen worden, sich von der HGAA zu tren- die Grazer Wechselseitige. Bei der Kapitalerhö- nen und die Osteuropastrategie aufzugeben.728 hung 2008 war auch die Grazer Wechselseitige nicht mehr bereit, sich zu beteiligen.722 Die Republik Österreich zeichnete nach der Kapi- talerhöhung zusätzliches Partizipationskapital in Das Land Kärnten blieb bei seiner Entscheidung, Höhe von 900 Mio. €.729 sich wie im Jahr 2007 nicht an einer Kapitaler- höhung zu beteiligen.723 Die Bank Burgenland 3.1.6. Wie wurden die Beteiligung selbst, die Ziele, beteiligte sich ebenfalls nicht. Deren Aktionär, die Arbeit und die Methoden dieser Auslands- die Grazer Wechselseitige, hatte zu diesem Zeit- tochter von Vorstand und Verwaltungsrat der punkt schon das Zutrauen in eine erfolgreiche BayernLB begleitet? Geschäftsstrategie und Geschäftsführung der BayernLB für die HGAA verloren. So hat es der Über die Geschäftsentwicklung der HGAA wurde Zeuge Dr. Grigg dem Ausschuss erklärt.724 im Verwaltungsrat durch den Vorstand regelmäßig berichtet. Nach dem Closing am 09.10.2007 ge- Zeuge Grigg weiter: „Und dass dort die Instru- schah dies erstmals in der Verwaltungsratssitzung mente des Risk Managements offensichtlich ent- am 13.11.2007 im Rahmen der Erörterung unter- gegen den Aussagen des damaligen Vorstandes, nehmensstrategischer Themen.730 der das immer als absolut neuesten Standard dargestellt hat, nicht in dem Ausmaß vorhanden Im Herbst 2007 konzipierte der Vorstand erstmals waren. Dadurch sind sicher in der Kreditvergabe, eine Konzernrisikostrategie, in die auch die kon- eben im Risk Management, Fehler passiert.“ zernstrategischen Töchter und damit insbesondere die HGAA eingebunden waren. Die Risikostrate- Genau diese Vermutung wurde dann durch die gie fußt auf bestimmten, konzernweit geltenden Untersuchungen von PWC und der BaFin im Jah- Leitprinzipien (sog. Group Risk Guidelines) und re 2009 bestätigt. Es gab kein ordentlich funktio- wird vom Vorstand der BayernLB in Abstimmung nierendes Kreditmanagement und keine angemes- mit den Töchtern jährlich überprüft und an aktu- sene Steuerung auf Ebene der Banktöchter. elle Entwicklungen angepasst. Die Konzeption wurde dem Verwaltungsrat in seiner Sitzung am Keinen Erfolg brachten auch die Gespräche, die 04.12.2007 vorgestellt.731 von Finanzminister Fahrenschon mit den beiden anderen Eigentümern geführt wurden. Zur Strategie der BayernLB für 2008, die der Vor- stand dem Verwaltungsrat in seiner Sitzung am Die Notwendigkeit einer weiteren Kapitaler- 21.05.2008 vorstellte, gehörte in Bezug auf das höhung wurde vom Vorstand damit begründet, Osteuropageschäft vor allem auch die Integrati- dass es im Rahmen eines Bereinigungsprozesses on der HGAA in den Konzern, das diesbezügli- bei der HGAA zu einer erhöhten Risikovorsorge che Projekt „Jointly Sucessful“ sei laut Vorstand kommen müsse. Die zusätzlich notwendige Risi- gut vorangekommen. Die Weiterentwicklung des kovorsorge würde die Professionalität des neuen Risikomanagements werde vorangetrieben.732 In- Risikomanagements widerspiegeln.725 Aus Sicht soweit erhielt der Verwaltungsrat auch einen ge- des Zeugen Körner habe es sich letztlich aber um sonderten Bericht des Vorstands zum Risikoma- eine Kapitalerhöhung mangels sinnvoller Alterna- nagement bei der HGAA.733 tiven gehandelt.726 Auch der Zeuge Fahrenschon bezeichnete die Kapitalerhöhung als „alternativ- Zur Lenkung der HGAA aus unternehmens- und los“, da man ansonsten die Lebensfähigkeit der risikostrategischer Sicht wurden vom Vorstand HGAA in Frage gestellt hätte, was für die Bay- für die verschiedenen Unternehmensbereiche erische Landesbank Kreditausfälle in Milliarden- sog. group boards eingerichtet, die eine „Verzah- höhe nach sich gezogen hätte. Im Übrigen sei ihm nung“ zwischen dem Vorstand der BayernLB und durch den österreichischen Finanzminister bedeu- den Geschäftsleitungen der konzernstrategischen tet worden, dass die zusätzliche Rekapitalisierung Töchter herstellen sollten. Hierüber hatte der Vor- durch die Republik Österreich nur im Falle einer Kapitalerhöhung von Eigentümerseite erfolgen würde.727

722 Köglmeier (9, 158); Ederer (11, 20); Ermisch (25, 5). 728 Fahrenschon (26, 166). 723 Dörfler (12, 5). 729 Fahrenschon (26, 167). 724 Grigg (13, 72). 730 Bd. 12, 244 ff. 725 Körner (21, 33). 731 Bd. 13, S.74 ff. 726 Körner (21, 34). 732 Bd. 15, S. 223. 727 Fahrenschon (26, 165); Zeil (27, 6). 733 Bd. 15, S. 230, 300 ff. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 207

stand dem Verwaltungsrat am 13.11.2007734 und Das Protokoll der 67. Verwaltungsratssitzung 21.05.2008735 berichtet. vom 22.01.2008 enthält keinerlei Hinweise auf Strukturierungsarbeiten bei der HGAA. Parallel dazu erfolgte die Steuerung der HGAA auch über einschlägige Mandate der BayernLB Das Protokoll der 68. Verwaltungsratssitzung in den jeweiligen Aufsichtsgremien der Töchter. vom 13.02.2008 enthält keine Hinweise auf eine So wurde die Vertretung der BayernLB im Auf- Beschäftigung mit dem Thema HGAA, ebenso das sichtsrat der HGAA jeweils durch den Vorstands- Protokoll der 69. Sitzung vom 19.02.2008. vorsitzenden und ein weiteres Vorstandsmitglied wahrgenommen. Anfangs waren im Aufsichts- Das vorliegende Protokoll der 70. VR-Sitzung rat der HGAA auch einzelne Mandatsträger der weist die Diskussion um die Liechtenstein-Toch- Anteilseigner der BayernLB vertreten. Diese ter HBLi und die Kapitalerhöhung im Rahmen des Strategie wurde jedoch im Frühjahr 2009 been- Erwerbes aus. Maßnahmen zur Einbindung der det und durch eine vertieftere Berichterstattung HGAA oder Ergebnisse aus strukturpolitischen des Vorstands über die Entwicklung der Töchter Arbeiten werden nicht erwähnt. Vielmehr ent- im Verwaltungsrat der BayernLB ersetzt. In der brennt eine Diskussion um ein neues Geschäfts- Folge legten daher die staatlichen Vertreter ihre modell 2010. Mandate in den Aufsichtsgremien der BayernLB- Töchter nieder.736 71. VR-Sitzung am 02.04.2008 – HGAA-Umstruk- turierung kein Thema. „Jointly successful“, das im August 2007 gestar- tet worden war, brachte nicht den erhofften Er- 72. VR-Sitzung am 25.04.2008 – HGAA-Umstruk- folg. Das zeigen die Untersuchungen durch PWC turierung kein Thema. 2009: „Die Qualität des Kreditportfolios der HGAA hat sich in der Zeit vom 30.06.2008 bis Im weiteren Verlauf kann festgehalten werden, 30.06.2009 signifikant verschlechtert…“ dass die von den Zeugen geschilderte und von CSU/FDP im Bericht dargestellte ständige Befas- „Im Rahmen unserer Einzelfallanalyse stellten sung mit der Eingliederung der HGAA nicht der wir fest, dass die pauschalen Wertanpassungen Realität entspricht bzw. die Protokolle diesbezüg- für Mobilien tendenziell zu Sicherheitenwerten lich nichts aussagen. führen, die derzeit insbesondere für KFZ im Rah- men einer Zwangsverwertung nicht erzielt werden Ein Vermerk des Referats 51 (Finanzministerium) können.“ vom März 2009 lässt darauf schließen, dass der neue Verwaltungsrat mit der ausgeübten Kontrol- „Zum Juni 2009 beträgt der nicht durch Einzel- le bisher nicht zufrieden war: wertberichtigungen gedeckte Blankoanteil des leistungsgestörten Portfolios…. € 1,6 Mrd.“ „Herr StM (Anm.: Staatsminister der Finanzen Georg Fahrenschon) hat entschieden, dass auf- „Im Rahmen unserer Einzelfallanalyse haben wir grund einer verstärkten, umfassenden Berichter- eine Bandbreite an zusätzlichem Risikovorsorge- stattung über Entwicklungen der konzernstrate- potenzial von € 601 Mio. bis € 828 Mio. festge- gischen Tochtergesellschaften im Verwaltungsrat stellt.“ der BayernLB eine Mitgliedschaft von Vertretern des Freistaats Bayern in den Organen der Toch- „Im Rahmen unserer Analyse der Teilprozesse im tergesellschaften nicht mehr erforderlich ist“738. Kreditgeschäft stellten wir insbesondere Schwä- chen hinsichtlich der turnusmäßigen Überwa- 3.2. Krisenmanagement, Vergrößerung des Scha- chung der Kreditnehmer sowie der Bildung von dens, Schadenersatzansprüche Risikovorsorge fest.“ 3.2.1. Trifft es zu, dass mit dem Kauf der HGAA im „Insgesamt ergaben unsere Analysen ausgehend Jahre 2007 und der bis in den Winter 2008/2009 von der zum 30.Juni 2009 gebildeten Risikovor- fortgesetzten Kapitalerhöhungen und Kredit- sorge ein zusätzliches Risikovorsorgepotenzial gewährungen in Milliardenhöhe zugunsten der von € 908 Mio. (Szenario I) bis € 1.293 Mio. Tochter HGAA mit Wissen und Zustimmung (Szenario II).“737 des Verwaltungsrats für die BayernLB erheb- liche Klumpenrisiken eingegangen wurden? Wenn ja, welches waren die Gründe, die die Gremien zu dieser Maßnahme veranlasst ha- 734 Bd. 12, S. 276 ff. 735 Bd. 15, S. 230, 300 ff. 736 Bd. 149, S. 343 ff. 737 Bd. 75, Bmb 100_01 S. 9 ff. 738 Bd. 152, S. 410. Seite 208 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

ben? Wenn ja, wurde gegen gesetzliche Verbo- zur Situation bei der HGAA statt.745 Die aktuelle te verstoßen? Entwicklung bei der HGAA einschließlich Risi- kosituation war darüber hinaus Gegenstand der Schon vor Abschluss des Kaufvertrages war die Verwaltungsratssitzungen am 17.03.2009746 und HGAA Kreditnehmerin der BayernLB.739 Die am 24.04.2009747. Die Kapitalsituation bei der Kreditinanspruchnahme lag vor dem Kauf in ei- HGAA wurde auch in mehreren Verwaltungsrats- nem mittleren dreistelligen Millionenbereich. sitzungen im Sommer 2009 erörtert.748 Über die Dauer der Beteiligung erhöhte er sich auf einen Betrag im erheblichen Milliardenbe- Eingehend diskutiert wurde die aktuelle Entwick- reich.740 Eine Kreditausreichung erfolgte aber lung bei der HGAA in der Verwaltungsratssitzung nicht an Tochterunternehmen der HGAA. Nach am 20.10.2009 unter Beteiligung des damaligen Bekundungen des Zeugen Dörhöfer sei in den HGAA-Vorstandsvorsitzenden Pinkl: Im Zu- Vorlagen des Verwaltungsrats das Volumen der sammenhang mit dem neuen Restrukturierungs- Gesamtverschuldung ausgewiesen worden. 741 projekt bei der HGAA „HypoFit“ erörterte der Verwaltungsrat insbesondere auch die Geschäfts- Unabhängig davon war aus Sicht des Zeugen Dör- und Risikosituation bei der HGAA, deren etwai- höfer die HGAA kein Klumpenrisiko, das von der gen Kapitalbedarf sowie mit Blick auf das Asset BayernLB eingegangen wurde. Das Engagement Screening die Entwicklung der Wertberichtigun- habe deutlich unter den gesetzlichen Höchstgren- gen im zweiten Halbjahr.749 In der Verwaltungs- zen gelegen. Gleichwohl sei es im Rahmen der ratsklausur im November 2009 war die krisenhaf- internen Klumpensteuerung ein Konzentrations- te Geschäfts- und Risikosituation bei der HGAA risiko gewesen.742 Seiner Erinnerung nach seien dann Hauptthema, wie die umfangreichen Stel- die Vorlagen an den Verwaltungsrat der Bayern- lungnahmen, Gutachten und Sitzungsunterlagen LB auch immer so deklariert gewesen, dass klar belegen. Grundlage der Verwaltungsratsklausur wurde, dass man sich über der internen Klumpen- waren unter anderem die zwischenzeitlich vorlie- grenze von 500 Mio. € bewege.743 genden Ergebnisse des Asset Screenings, dessen Implikationen auf die Kapitalsituation von HGAA Der Ausschuss konnte nicht feststellen, dass da- und BayernLB sowie verschiedene Modelle bzw. durch gegen gesetzliche Verbote verstoßen wurde. Szenarien im Hinblick auf eine mögliche Rekapi- talisierung der HGAA durch die BayernLB oder 3.2.2. Welche Informationen hatten der Vorstand aber verschiedene Überlegungen zu einer Exitstra- und der Verwaltungsrat der BayernLB über tegie.750 Im Hinblick auf die Verhandlungen mit die Entwicklung der Geschäftssituation bei der Republik Österreich über einen Ausstieg der der HGAA seit dem Closing im Oktober 2007, BayernLB aus der HGAA wurde in den darauffol- beispielsweise im Hinblick auf die Entwick- genden Verwaltungsratssitzungen im Dezember lung der Kreditrisikovorsorge, Wertberichti- 2009 über den seinerzeitigen Sach- und Verhand- gungsbedarfe, Eigenkapitalsituation, ggf. zu lungsstand jeweils ausführlich berichtet.751 welchem Zeitpunkt? Über die Geschäftsentwicklung bei der HGAA Eine weitergehende Information und Diskussion wurden Vorstand und Verwaltungsrat außerdem über die Geschäftsentwicklung der HGAA, den im Rahmen des BayernLB-internen Berichtswe- Wertberichtigungsbedarf und deren Eigenkapi- sens laufend informiert, darunter vor allem durch talsituation im Verwaltungsrat erfolgte im Zu- die monatlichen Kredit- und Länderrisikoberich- sammenhang mit der ersten Kapitalerhöhung bei te und später auch im Rahmen der Risikotragfä- der HGAA im Dezember 2007 in der Sitzung am higkeitsberichte, vgl. die Beantwortung zu Frage 04.12.2007.744 Es folgten weitere Informationen 1.1.6. in den Verwaltungsratssitzungen im April, Mai und Oktober 2008. Festzuhalten ist, dass sich der Verwaltungsrat un- ter Finanzminister Fahrenschon wesentlich inten- Im Rahmen der Überlegungen des Vorstands zur siver mit der BayernLB und der HGAA befasste. Restrukturierung der BayernLB, die im Verwal- Allerdings war dies aufgrund der Krisensituation, tungsrat am 29.11.2008 behandelt wurden, fand in der sich BayernLB und HGAA befanden, auch wiederum eine ausführliche Berichterstattung notwendig.

745 Bd. 17, S. 120 ff. 739 Siehe Ziff. 1.1.3. 746 Bd. 112, S. 64 ff. 740 Bd. 79, BB 100_06 S. 127. 747 Bd. 112, S. 218 ff., 331 ff.; 383 ff. 741 Dörhöfer (11, 102). 748 Bd. 113, S. 369 ff.; Bd. 115, 1 ff. 742 Dörhöfer (11, 102). 749 Bd. 115, S. 260 ff., 274 ff. 743 Dörhöfer (11, 102). 750 Bd. 116, S. 1 ff.; 183 ff.; 211 ff.; 238 ff. 744 Bd. 13, S. 1 ff., 44 ff. und 197 ff. 751 Bd. 117, S. 1 ff.; 229 ff.; 356 ff. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 209

Die Intensität der Befassung steht im groben Ge- 3.2.5. Wann und von wem erfuhr das Mitglied des gensatz zur Nichtbefassung des „alten“ Verwal- Verwaltungsrats der BayernLB, Staatsminis- tungsrates und wurde auch erst deswegen not- ter Fahrenschon, erstmals von Problemen der wendig. (siehe hierzu 3.1.6.) BayernLB mit der HGAA?

3.2.3. Wurden seit Oktober 2007 Änderungen bei der Staatsminister Fahrenschon wurde bereits in sei- Ausgestaltung des Risikomanagements bei der ner ersten Sitzung als Verwaltungsratsvorsitzen- HGAA veranlasst, und inwieweit wurde der der im Herbst 29.11.2008 mit der notwendigen Verwaltungsrat hierüber ggf. unterrichtet? Kapitalerhöhung bei der HGAA konfrontiert.757

Die BayernLB hat im August 2007 das Projekt Im März 2009 reagiert Minister Fahrenschon „Jointly Successful“ gestartet. Es sollte der Inte- als Verwaltungsratsvorsitzender und führt ein gration der HGAA in die BayernLB und der Be- Meldesystem für die ausländischen Töchter der seitigung von Mängeln, die bei der HGAA und BayernLB ein. Allein daraus lässt sich ablesen, ihren Töchtern erkannt worden waren, dienen. wo er die Mängel der vormals zuständigen Kont- Dazu gehörte insbesondere das Risikomanage- rolleure sieht. mentsystem. 752 Weil die BayernLB die Probleme des Risikomanagementsystems bei der HGAA Dazu sagt der Zeuge Rauch in seiner Vernehmung nicht in den Griff bekam, sandte sie einen ihrer vor dem Untersuchungsausschuss, dass es ein Spezialisten, Herrn Dörhöfer, am 01.05.08 nach Schreiben Fahrenschons vom 12.03.2009 gibt, Klagenfurt. Dennoch waren die Probleme des wonach schwerwiegende und besonders schwer- Risikomanagements auch bis zum Verkauf nicht wiegende Feststellungen der Revisionen der aus- vollständig gelöst. 753 Der Vorstand der BayernLB ländischen Töchter unverzüglich zu melden sind hat regelmäßig über die Entwicklung der HGAA (9/52). und die Probleme der HGAA berichtet. Das zeigt aber auch, dass die von den Verwal- Der Zeuge Dr. Grigg berichtete, dass ein Vorstand tungsräten stets geäußerte Meinung, sie seien der BayernLB, Dr. Ralph Schmidt, Vorsitzender nicht für operatives Geschäft zuständig, plötzlich des Kreditausschusses der HGAA geworden sei. auch in den Reihen der CSU-Aufseher anders Unter dessen Leitung hätte sich ein Qualitäts- gesehen wird. Schon hier wird deutlich, wie sehr sprung im Risikomanagement ergeben.754 der „alte“ VR seine Pflichten vernachlässigte und was als Verwaltungsrat auch möglich ist (siehe Zeuge Grigg berichtet aber auch in seiner Aus- Fahrenschon). sage (siehe 3.1.5.), dass die Instrumente des Risk Managements der HGAA offensichtlich nicht den Weiterhin erläutert der Zeuge Rauch, dass es aktuellen Stand abbildeten. Das spätere „asset durchaus Gelegenheiten gab wo die Revision der screening“ von PWC bestätigte dann diese Ein- BayernLB an Aufsichtsratsmitglieder berichtete, schätzung. z. B. im sog. Prüfungsausschuss. Die oben ge- machte Aussage über die Feststellung gravieren- 3.2.4. Wann und von wem erfuhr Ministerpräsident der Mängel bei der HGAA im Rahmen der Due Seehofer erstmals von Problemen der Bayern- Diligence und deren Auftauchen in der DD lassen LB mit der HGAA? die Vermutung zu, dass der Verwaltungsrat oder zumindest Teile davon intensiv Einblick in die Si- Der Zeuge Seehofer führte aus, dass er im Vor- tuation der HGAA hatten: feld eines Antrittsbesuches beim Österreichischen Bundeskanzler im Dezember 2008 von Schwie- In seiner Befragung sagt der Zeuge Rauch wei- rigkeiten der HGAA erfahren habe. Er sei gebe- terhin aus, dass alle seine Feststellungen über die ten worden, anzusprechen, dass sich die Republik HGAA in die Due Diligence eingearbeitet worden Österreich für die HGAA engagieren sollte.755Im seien 758 und somit dem Verwaltungsrat bekannt November 2009 sei er von Finanzminister Fah- gemacht wurden. renschon schließlich auf das Ergebnis des Asset Screenings und den sich daraus ergebenden Kapi- 3.2.6. Erlangte Staatsminister Fahrenschon schon in talbedarf bei der HGAA angesprochen worden.756 seiner Amtszeit als Staatssekretär im Finanz- ministerium (ab 16. Oktober 2007) von Prob- lemen der BayernLB mit der HGAA Kenntnis, wenn ja, wann und welche Informationen wa- 752 Dörhöfer (11, 103). ren dies ggf.? 753 Dörhöfer (11, 104). 754 Grigg (13, 89). 755 Seehofer (27, 63). 757 Siehe 3.1.5. 756 Seehofer (27, 64). 758 Rauch (9/59). Seite 210 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Es wird auf die Antwort unter Ziff. 3.2.5. verwie- 3.2.10. Was und zu welchem Zeitpunkt wussten Mit- sen. glieder des Vorstands, des Verwaltungsrats, der Staatsregierung über Probleme beim Aus- Anfang 2010 erklärt das Finanzministerium landsengagement der HGAA in Liechtenstein? mittels einer Pressemeldung, dass die Rückab- wicklung erwägt wurde. Kurzfristig wurde diese Darüber wurde in der Verwaltungsratssitzung Aussage zurückgezogen. Laut Ermisch war diese vom 04.03.2008 berichtet.762 Hintergrund der Aktion nicht mit der BayernLB abgesprochen.759 Berichterstattung waren Anfragen aus der Pres- Staatsminister Fahrenschon erklärt selbst dazu: se und seitens der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag im Kontext von Vorwürfen gegenüber „Statt der Herausgabe der Beteiligung an der der liechtensteinischen HGAA-Tochter zu Steuer- HGAA wäre im Fall einer Rückabwicklung im hinterziehung und Geldwäsche. Dazu wurde dem Gegenzug zur Herausgabe des Kaufpreises Wer- Verwaltungsrat763 vom Vorstand der BayernLB tersatz vonseiten der BayernLB zu leisten … Ich berichtet, dass der Verkauf des Mehrheitsanteils bin mir natürlich sehr wohl darüber bewusst, dass an der HGAA-Tochter in Liechtenstein bereits die Rückabwicklung eines zwei Jahre zurücklie- zum Jahresende 2007 erfolgt sei. Hinsichtlich des genden Unternehmenskaufs zahlreiche rechtliche bestehenden Minderheitenanteils der HGAA an und auch wirtschaftliche Fragen aufwirft; das ist der liechtensteinischen Bank sprach sich der Ver- alles andere als trivial. Dies gilt insbesondere für waltungsrat für einen baldigen Verkauf des ver- die Frage der Wertermittlung, die Sie angehen bliebenen Anteils aus, was vom Aufsichtsrat der müssen, wenn Sie Wertersatz in den Mittelpunkt HGAA764 am 06.03.2008 dann auch so beschlos- stellen. Viel schwieriger ist aber auch das Bewei- sen wurde. sen von Ansprüchen.“760 3.2.7. Wann und von wem erfuhren die Mitglieder 3.2.11. Was und zu welchem Zeitpunkt wussten Mit- des Verwaltungsrates der BayernLB, Staatsmi- glieder des Vorstands, des Verwaltungsrats, nister Zeil und die Staatssekretäre Weiß und der Staatsregierung über Vorwürfe der Geld- Eck, erstmals von Problemen der BayernLB wäsche im Zusammenhang mit dem Auslands- mit der HGAA? engagement der HGAA in Liechtenstein und Kroatien? Der Zeuge Zeil berichtete dem Untersuchungs- ausschuss, dass er beginnend mit seiner ersten Hinsichtlich etwaiger Vorgänge in Liechtenstein Verwaltungsratssitzung am 29.11.2008 zum The- sei auf die Antwort unter Ziff. 3.2.10., hinsicht- ma aussagen könne.761 Zur Kenntnis der Staats- lich Kroatien auf die Antwort unter 2.1.1.2., 2.7.2. sekretäre Dr. Weiß und Eck liegen dem Untersu- verwiesen. Weitere Erkenntnisse liegen dem Un- chungsausschuss keine Erkenntnisse vor. tersuchungsausschuss nicht vor.

3.2.8. Haben die Mitglieder des Verwaltungsrats, ins- Minister Fahrenschons Schreiben am 7. April besondere die Vertreter des Freistaats Bayern, 2009 an Herrn Kemmer kritisiert die Berichter- Maßnahmen ergriffen, um zu prüfen, ob der stattung im Rahmen der Berichte der internen Kauf der HGAA bspw. wegen arglistiger Täu- Revision. Bis dahin hat es keine institutionalisier- schung angefochten oder in sonstiger Weise te Berichterstattung an den Verwaltungsrat über rückgängig gemacht werden konnte, ggf. wann Fraud-Fälle. Minister Fahrenschon hat also mo- und welche? natelang gewartet765 Es wird auf die Antwort unter 3.2.28.4. verwie- 3.2.12. Zu welchen Zeitpunkten und in welcher Höhe sen. hat die BayernLB bei der HGAA Kapitaler- 3.2.9. Was und zu welchem Zeitpunkt haben Mit- höhungen durchgeführt, und was waren die glieder des Vorstands, des Verwaltungsrats, Gründe, warum sich die anderen Anteilseigner der Staatsregierung über das Projekt „Jointly nicht an allen Kapitalerhöhungen beteiligt ha- Successful“ erfahren? Welche Risikoeindäm- ben? Inwieweit bzw. in welcher Form wurden mungs- und Risikovermeidungsmaßnahmen die Verwaltungsratsmitglieder zu welchem wurden auf Basis des Projektes „Jointly Suc- Zeitpunkt über die Gründe für die Kapitaler- cessful“ getroffen? höhungen, die zugrundeliegende Geschäftsent- wicklung und die damit zusammenhängenden Es wird auf die Beantwortung der Frage 3.2.3. Perspektiven informiert? verwiesen.

762 Heike (20, 54). 759 Ermisch (25/22 f.). 763 Bd. 14, S. 215 ff. 760 Fahrenschon (26/203). 764 Bd. 130, S. 5 ff.; 47 ff. 761 Zeil (27, 5). 765 Fahrenschon (26/179). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 211

Es wird auf die Antworten unter Ziff. 3.1.4. und hierüber in der Sitzung des Verwaltungsrats 3.1.5. verwiesen. am 29.11.2008 Auskunft bzw. Hinweise gege- ben? 3.2.13. Waren aufseiten des Verwaltungsrats oder der Staatsregierung Warnungen, Hinweise oder Einzelheiten zu den Hintergründen der Empfeh- Emp­fehlungen (von wem?) bekannt, die im lung wurden dem Untersuchungsausschuss vom Dezember 2008 durchgeführte Aufstockung Vertreter der Deutschen Bundesbank in seiner des Eigenkapitals bei der HGAA um 700 Mio. Vernehmung nicht mitgeteilt.767 EUR nicht vorzunehmen, solange noch nicht klar sei, welche weiteren Risiken in der HGAA 3.2.15. Haben zur Vorbereitung der Kapitalerhöhung vorhanden sind? Wenn ja, seit wann und wie im Dezember 2008 auf Ebene des Vorstands wurde darauf reagiert? und/oder von einzelnen Verwaltungsratsmit- gliedern Gespräche und/oder Abstimmungen Der Ausschuss hat dazu keine Erkenntnisse ge- mit der Deutschen Bundesbank und/oder der wonnen. BaFin und/oder österreichischen Bankauf- sichtsbehörden (d.h. Oesterreichische Natio- 3.2.14. Wurden in der 85. Sitzung des Verwaltungs- nalbank, Finanzmarktaufsicht)­ und/oder dem rats der BayernLB am 29.11.2008 von der österreichischen Finanzministerium stattge- Deutschen Bundesbank Empfehlungen und funden? Anregungen im Zusammenhang mit der Ei- genkapitalzuführung der BayernLB für die Es gab in der Tat telefonische Kontakte von HGAA i.H.v. 700 Mio. EUR gegeben? Staatsminister Fahrenschon als Verwaltungsrats- vorsitzender mit dem österreichischen Finanzmi- Zur Notwendigkeit einer Kapitalerhöhung bei nisterium. Im Zusammenhang mit der Kapitaler- der HGAA wird auf die Beantwortung der Fra- höhung als Bestandteil einer Rekapitalisierung ge 3.1.3. verwiesen. Der Vertreter der Bundes- der HGAA768 kam es auch dazu, dass sich der bank hat in der Sitzung des Verwaltungsrats am österreichische Staat mit Partizipationskapital be- 29.11.2008 auf die Notwendigkeit der Einhaltung teiligte. Das war das Ergebnis der Verhandlungen der Eigenkapitalgrenzen nach österreichischem des Vorstands mit staatlichen Stellen der Republik Recht hingewiesen. Er hat empfohlen, mit dem Österreich.769 Es wird ergänzend auf die Antwort österreichischen Bundesfinanzministerium in unter 3.1.5. verwiesen. Kontakt zu treten, um eine einvernehmliche Lö- sung zu finden.766 Eine Einflussnahme der Deutschen Bundesbank oder der BaFin gab es nicht. Im Übrigen gab es im Bereich der Kapitalmaß- nahmen der BayernLB weder Einflussnahmen 3.2.15.1. Sofern derartige Gespräche stattgefunden ha- durch die BaFin noch durch die Deutsche Bun- ben, wann und von wem wurden die Mitglieder desbank. des Verwaltungsrats über die Inhalte und Er- gebnisses dieser Gespräche informiert? Wenn 3.2.14.1. Welche Bedeutung wurde diesen Empfehlun- ja, in welchem Umfang wurden die Mitglieder gen und Anregungen der Deutschen Bundes- des Verwaltungsrats hierüber informiert? bank zugemessen bzw. hatten diese Empfeh- lungen und Anregungen eine ausschlaggeben- Eine Berichterstattung über die Gespräche im de bzw. entscheidungsrelevante Bedeutung für Verwaltungsrat konnte der Untersuchungssaus- die Eigenkapitalzuführung? schuss nicht feststellen.

Der Empfehlung, mit dem österreichischen Fi- 3.2.16. Wurde die Höhe des Eigenkapitalzuführungs- nanzministerium in Verbindung zu treten, wurde betrages i.H.v. 700 Mio. EUR sowie die auf- gefolgt. Weiterhin wird auf die Beantwortung der sichtsrechtliche Notwendigkeit dieser Maß- Frage 3.1.5. und 3.2.15. verwiesen. Inwieweit die nahme durch die Deutsche Bundesbank und/ unter 3.2.14. dargestellte Anregung eine entschei- oder BaFin überprüft? Wenn ja, welche In- dungsrelevante Bedeutung hatte, konnte nicht formationen lagen dem Vorstand und Verwal- festgestellt werden. tungsrat hierzu vor?

3.2.14.2. Auf welcher Informationsgrundlage hat die Weder die Deutsche Bundesbank noch die Ba- Deutsche Bundesbank die am 29.11.2008 aus- Fin haben die Zuständigkeit, die finanzielle Si- gesprochenen Empfehlungen und Anregungen vorgenommen? Hat die Deutsche Bundesbank 767 Jakob (13, 23). 768 Köglmeier (9, 159). 766 Band 17, S. 128; Herrmann (26, 120); Leeb-Schwarz (11, 6). 769 Köglmeier (9, 160). Seite 212 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

tuation bei österreichischen Banken zu prüfen. 3.2.17.2. Wurde das Prüfungsurteil der Oesterreichi- Eine Prüfung wurde daher nicht vorgenommen. schen Nationalbank über die HGAA bzw. die Der Ausschuss konnte nicht feststellen, dass sich Klassifizierung der HGAA als „not distressed“ die BaFin oder die Deutsche Bundesbank sich durch die Deutsche Bundesbank und/oder die trotzdem mit dem Vorgang befasst hätte. Von der BaFin überprüft? Wenn ja, zu welchem Er- Deutschen Bundesbank wurde in der Sitzung des gebnis sind die Deutsche Bundesbank und/ Verwaltungsrats vom 29.11.2008 lediglich die oder die BaFin im Rahmen dieser Prüfungen Anregung gegeben, die Kapitalerhöhung mit dem gelangt, und welche Informationen lagen dem österreichischen Bundesfinanzministerium abzu- Verwaltungsrat und Vorstand diesbezüglich stimmen.770 vor?

3.2.17. War seitens des Verwaltungsrats oder der Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine Staatsregierung der Inhalt des Gutachtens Erkenntnisse vor. Es wird auf die Beantwortung der OeNB (Oesterreichischen Nationalbank), der Frage 3.2.16. verwiesen. welches Voraussetzung für die Gewährung des Partizipationskapitals war, bekannt? Wenn ja, 3.2.18. Hatte die Deutsche Bundesbank und/oder Ba- ab wann? Fin Kenntnis von den Prüfungshandlungen der Oesterreichischen Nationalbank bei der Dem Verwaltungsrat war bekannt, dass die Durch- HGAA seit den Kapitalmaßnahmen im Dezem- führung der Kapitalerhöhung Voraussetzung für ber 2008? Waren die Deutsche Bundesbank die Teilnahme am österreichischen Bankenret- und/oder die BaFin in die Prüfung der Oester- tungsschirm war.771 Das Gutachten selbst wurde reichischen Nationalbank involviert bzw. ha- dem Verwaltungsrat jedoch nicht vorgelegt. Aus- ben Vertreter/Mitarbeiter der Deutschen Bun- weislich der Akten hat das Gutachten der OeNB desbank und/oder der BaFin an dieser Prüfung der Staatsregierung nicht vorgelegen. mit teilgenommen? 3.2.17.1. Welche Inhalte hatte der der Eigenkapitalzu- führung zugrundeliegende Prüfungsbericht Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine der Oesterreichischen Nationalbank vom De- Erkenntnisse vor. Es wird auf die Beantwortung zember 2008, in dem die HGAA als „not dist- der Frage 3.2.16. verwiesen. ressed“ bewertet wurde? 3.2.18.1. Wurde der Vorstand bzw. Verwaltungsrat ggf. Nach Angaben des Zeugen Ermisch führte die darüber unterrichtet? OeNB als maßgebliche Zusammenfassung aus: Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine „Die HGAA würde auch ohne staatliche Unter- Erkenntnisse vor. Es wird auf die Beantwortung stützung nach der erfolgten Rekapitalisierung der Frage 3.2.16. verwiesen. des Hauptaktionärs Eigenkapitalquoten halten, die über den regulatorischen Mindestvorschriften 3.2.19. Wann lagen Entwurfsfassungen des Berichts liegen. Die kurzfristige wie auch mittelfristige Li- der Oesterreichischen Nationalbank sowie quiditätssituation stellt sich als zufriedenstellend die Endfassung dieses Berichts der Deutschen dar. Nach den Verlusten in den Jahren 2007 und Bundesbank und/oder der BaFin vor? Wann, 2008, in denen vor allem ein Bereinigungsprozess von wem und mit welchem Ergebnis wurden im Kreditportfolio vorgenommen wurde, plant diese Berichte, d.h. Entwurfsfassungen des die HGAA für 2009 ff. Gewinne. In Bezug auf die Oesterreichischen Nationalbank-Prüfungsbe- wirtschaftliche Lage der HGAA ist insbesondere richts sowie der Abschluss­bericht in der Baye- einzuführen, dass die HGAA auf der Basis eines rischen Landesbank ausgewertet? Wann wur- weitgehend bereinigten Kreditportfolios für 2009 den Vorstand und Verwaltungsrat ggf. hierü- 772 einen Gewinn von 225 Mio. € plant.“ ber informiert? Nach Aussage des Zeugen Fahrenschon teilten die Österreichische Nationalbank, die österreichische Nach Aussage des Zeugen Ermisch wurde die Finanzmarktaufsicht und das österreichische Fi- Einbindung der Republik Österreich in die Stabi- nanzministerium die Einschätzung, dass die Bank lisierung der HGAA frühzeitig mit den Vertretern der Deutschen Bundesbank besprochen und von zum damaligen Zeitpunkt noch zukunftsfähig ge- 774 wesen sei.773 diesen auch befürwortet. Es wird auf die Beant- wortung der Frage 3.2.16. verwiesen. Weitere Er- kenntnisse liegen dem Untersuchungsausschuss nicht vor. 770 Bd. 101. S. 427. 771 Bd. 101, S. 407. 772 Ermisch (25, 6). 773 Fahrenschon (26, 165). 774 Ermisch (25, 7). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 213

3.2.20. Wurden die Deutsche Bundesbank und/oder struktur eine enge Kooperation mit den Gremien die BaFin während der Prüfungsverhandlun- der BayernLB sichergestellt worden.776 Im Übri- gen der Oesterreichischen Nationalbank bei gen wird auf die Antwort zur Frage 3.2.3. verwie- der HGAA von der Oesterreichischen Natio- sen. nalbank und/oder der österreichischen Finanz- marktaufsicht und/oder anderen Stellen über Das Schreiben des Vorstands der BayernLB, ge- Prüfungsfeststellungen und/oder aufsichts- zeichnet von Herrn Häusler und Herrn Kramer, und/oder geldwäscherechtliche Problemstel- vom Mai 2009, beschwert sich die BayernLB bei lungen schriftlich und/oder mündlich vorab in- der BaFin über Kritik am Risikomanagement. Sie formiert? Wenn ja, welche bank­aufsichtlichen beschwören das Bild eines Tankers BayernLB, Maßnahmen wurden von der Deutschen Bun- der nicht rechtszeitig vor Hindernissen zum Ste- desbank und/oder der BaFin hierauf gegen- hen gebracht werden konnte. Die BaFin greift in über der Bayerischen Landesbank veranlasst? einem Antwortschreiben die Metapher auf: Wenn die Mannschaft auf der Brücke des Tankers gar Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine nicht die Möglichkeiten moderner Navigations- Erkenntnisse vor. technik nutzt, kann sie natürlich den Aufprall auf das Hindernis schon deshalb nicht verhindern, 3.2.21. Haben die Deutsche Bundesbank und/oder die weil sie es gar nicht erkennt.777 BaFin den Vorstand der BayernLB und/oder Mitglieder des Verwaltungsrats über ihre auf Minister Fahrenschon teilt die Position des Vor- der Grundlage des Berichts der Oesterreichi- stands: schen Nationalbank getroffenen Einschätzun- gen und/oder Schlussfolgerungen über die „Also, die Stellungnahme der BaFin, die sich mit Lage der HGAA und/oder die Notwendigkeit der ausschließlichen Risikolimitierung des Adres- der Eigenkapitalzuführung in vorgenannter sausfallrisikos auf Einzelinstitutsebene ausein- Höhe von 700 Mio. EUR mündlich und/oder andersetzt, diese Kausalität auf die Entwicklung schriftlich in Kenntnis gesetzt? der HGAA, die bestreitet der Vorstand. Er weist meines Erachtens zu Recht darauf hin, dass die Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine aufgetretenen Verluste im Wesentlichen durch die Erkenntnisse vor. Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise, durch die Neubewertung des Bestandsportfolios 3.2.22. Haben die Deutsche Bundesbank und/oder Ba- und eben nicht durch eine verspätete Identifikation 778 Fin die Inhalte des Prüfungsberichts der Oes- von Adressausfallrisiken losgetreten wurde.“ terreichischen Nationalbank bzw. die darin enthaltenen Prüfungsfeststellungen mit dem Offensichtlich bemühte sich der Vorstand der Vorstand der Bayerischen Landesbank und/ BayernLB bereits mit dem Projekt „Jointly Suc- oder Mitgliedern des Verwaltungsrats erör- cessful“ um die Einführung moderner Risikosteu- tert? Wenn ja, wann ist dies erfolgt? Welche erungsinstrumente (siehe 3.1.1., 3.1.6.), aller- Personen waren hierbei aufseiten der Bayeri- dings waren wohl die hausinternen Instrumente schen Landesbank involviert? Welche Inhalte der BayernLB schon nicht in einer branchenübli- und Ergebnisse hatten diese Gespräche? chen Qualität. Dies muss wohl dem Verwaltungs- rat, der zum Zeitpunkt des Erwerbes die Aufsicht Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine führte, zugerechnet werden. Bedeutend hierzu Erkenntnisse vor. auch die Aussage Dörhöfers BayernLB und dann Vorstand HGAA vor dem Untersuchungsaus- schuss, der erzählt, dass sich das Portfolio im 3.2.23. Welche Vorgaben zur Risikokontrolle bei der ersten Halbjahr 2009 gravierend verschlechtert HGAA wurden (von wem?) gegeben und wel- hat und die Wertberichtigungsprognosen wie- che Maßnahmen von den Organen der Bay- der nicht stimmten. Daraufhin wurde das „Asset ernLB oder der Bankenaufsicht zur Überwa- Screening“ durch PWC veranlasst: Im Ergebnis chung ihrer Einhaltung getroffen? wurde dann ein erneuter Wertberichtigungsbedarf von 1,6 Mrd. Euro identifiziert.779 Es wurden von der BayernLB in der HGAA nach Aussage des Zeugen Dörhöfer viele Risikothemen bzw. –instrumente umgesetzt, die von der Bayern- LB übernommen wurden, wie die Risikoberich- te oder einzelne Instrumente und Methoden.775 Ebenso sei über eine entsprechende Governance- 776 Dörhöfer (11, 105). 777 Vgl. Fahrenschon (26/181f.) 778 Fahrenschon (26/185). 775 Dörhöfer (11, 105). 779 Dörhöfer ( 11/106). Seite 214 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Damit wird offensichtlich, dass die gewünschten foliowertberichtigungspotenzial in einer Band- Effekte durch das Projekt „Jointly Successful“ breite von 307 – 465 Mio. € gegeben war. Damit ausblieben. ergab sich zu der zum 30.06.2009 gebildeten Risi- kovorsorge ein zusätzliches Risikovorsorgepoten- 3.2.24. Welches Ergebnis brachte das im zweiten zial von 908 – 1.293 Mio. €. Bei den geprüften Halbjahr 2009 bei der HGAA durchgeführte 52 Beteiligungen ergab sich ein zusätzliches Ab- Asset-Screening, wann und inwieweit wurde schreibungspotenzial von 56 – 62 Mio. €. der Verwaltungsrat hierüber informiert? Wur- den daraufhin im Verwaltungsrat Entschei- Das Asset-Screening brachte zusammengefasst dungen getroffen und ggf. welche? insgesamt das Ergebnis, dass bei der HGAA ein Kapitalbedarf in Höhe von mindestens Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC wurde 1,2 Mrd. € bestand.786 Nach Aussage des Zeugen durch den Verwaltungsrat mit einer Analyse des Peter seien sogar 1,8 Mrd. € an Wertberichti- Kreditportfolios der HGAA beauftragt. Die Ana- gungen auf Kredit oder kreditnahe Forderungen lyse wurde veranlasst, weil sich das Portfolio der eingebucht worden.787 Der Verwaltungsrat wurde HGAA im ersten Halbjahr gravierend verschlech- im Rahmen seiner Klausurtagung Ende Novem- terte und die Ausfallraten deutlich angestiegen ber 2009 über dieses Ergebnis informiert.788 Die waren. Aus Sicht der Zeugen Dörhöfer und Pe- Unterrichtung wurde dabei von den Beratern von ter war zum Halbjahr 2009 absehbar, dass die PWC, die auch das Asset-Screening durchgeführt Wertberichtigungsprognosen zu positiv gewesen hatten, vorgenommen.789 waren. Aus diesem Grunde sei vom Vorstand der HGAA gemeinsam mit dem Vorstand der Bay- Eine erste Information erhielt der Verwaltungs- ernLB das Asset-Screening initiiert worden.780 rat in seiner Sitzung am 21.07.2009.790 Am Diese umfasste auch eine erstmalige Betrachtung 07.09.2009 wurde weiter über die Sonderprüfung der Kreditportfolien der Töchter der HGAA.781 berichtet.791 Der Verwaltungsrat hat sich in einer Vor diesem Zeitpunkt habe es noch keine derart weiteren Sitzung am 08.12.2009 mit der Proble- flächendeckende Untersuchung gegeben.782 In matik befasst. diesem Zusammenhang steht auch die Aussa- ge des Zeugen Peter, der die HGAA Mitte 2009 3.2.25. Zu welchem Zeitpunkt nach Abschluss des nicht mehr für kapitalmarktfähig erachtete, Ende Kaufvertrags benötigte die HGAA zusätzliches 2008 aber keine Aussage treffen wollte, da dies Eigenkapital, wann wurde der Verwaltungs- aus seiner Sicht reine Spekulation sei.783 Für das rat der BayernLB jeweils darüber informiert Finanzministerium sei nach Angaben des Zeugen und in welcher Höhe wurde der Kapitalbedarf Dr. Haumer erstmalig im Sommer 2009 eine Situ- jeweils beziffert? Welches Vorgehen war von ation erkennbar gewesen, die eine neue Dimensi- Vorstand und Verwaltungsrat im Hinblick da- on ergab.784 rauf geplant?

Auftragsinhalt gegenüber PWC war die Ana- Es wird auf die Beantwortung der Fragen 3.1.3., lyse des Risikovorsorgepotenzials, die Analyse 3.1.4. und 3.2.15. verwiesen. der Kreditprozesse, die Prüfung der Strukturie- rung und Segmentierung des Kreditgeschäfts der 3.2.26. Forderte Staatsminister Fahrenschon die Zeu- HGAA. Die Untersuchung erstreckte sich auf 52 genaussagen und Verhandlungen des Untersu- Beteiligungen der HGAA. 785 chungsausschusses im Kärntner Landtag an, wenn nein, warum nicht? Die Analyse hatte zum Ergebnis: Staatsminister Fahrenschon hat mit Schreiben an Es wurde ein zusätzliches Risikovorsorgepotenzi- den Kärntner Landtag vom 08.01.2010 um Über- al von 601 – 828 Mio. € festgestellt, wovon der mittlung des Schlussberichts und der Sitzungs- wesentliche Teil auf HBint. (Hypo Alpe Adria protokolle gebeten.792 Ob und wie hierauf reagiert Bank International AG), HBA (Hypo Alpe Adria wurde, ist aus den Akten nicht ersichtlich; wei- Bank AG) und HLC (Hypo Leasing Croatia) und tere Erkenntnisse liegen dem Untersuchungsaus- HBC (Hypo Alpe Adria Bank Zagreb dd) entfiel. schuss hierzu nicht vor. Es wurde festgestellt, dass ein zusätzliches Port-

780 Dörhöfer (11, 106); Ermisch (25, 9); Fahrenschon (26, 168). 786 Köglmeier (9, 160); Fahrenschon (26, 168). 781 Dörhöfer (11, 108). 787 Peter (12, 48 f.). 782 Dörhöfer (11, 126); Peter (12, 48); Ermisch (25, 9); Fahrenschon 788 Köglmeier (9, 160); Irrgang (19, 5). (26, 168). 789 Köglmeier (9, 160); Irrgang (19, 5). 783 Peter (12, 69). 790 Ermisch (25, 9). 784 Haumer (22, 17 f.). 791 Ermisch (25, 10). 785 Band 116, S. 184 ff. 792 Bd. 155, S. 379 ff. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 215

3.2.27. Was und zu welchem Zeitpunkt haben Mit- 3.2.27.4. Gab es ein Ausschreibungsverfahren, wenn ja, glieder des Vorstands, des Verwaltungsrats, mit welchem Ergebnis? und/oder der Staatsregierung von den Son- deruntersuchungen von Wirtschaftsprüferin Es gab kein Ausschreibungsverfahren. Corinna Linner zum Erwerb der HGAA und den Untersuchungen der Wirtschaftsprüfungs- 3.2.27.5. Trifft es zu, dass sich – wie die FAZ am 28.10.09 kanzleien bei der HGAA zwischen Mai 2007 berichtete – „Linner im Juli 2008 noch um eine und Dezember 2009 erfahren? Welche Maß- hochdotierte Beschäftigung bei der HGAA be- nahmen sind auf Basis dieser Erkenntnisse worben hat, angeblich mit Rückendeckung der durch den Verwaltungsrat eingeleitet worden? bayerischen Politik“? Was waren ggf. die Hin- Wurden das Parlament und die Kontrollkom- tergründe und hatten Mitglieder des Verwal- mission zur Begleitung der Krise der Bayern- tungsrats hiervon Kenntnis, ggf. zu welchem LB vollständig und zeitnah informiert? Zeitpunkt? 3.2.27.1. Warum wurde von Staatsminister Georg Fah- renschon eine externe Wirtschaftsprüferin be- Die Zeugin Linner gab hierzu an, sie habe dort nie stellt? ein Vorstellungsgespräch für sie selbst als Person geführt. Sie sei allerdings am 04.07.2008 bei der Der Zeuge Fahrenschon führte aus, dass die Bay- HGAA gewesen, um die Wirtschaftsprüfungsge- ernLB Anfang des Jahres 2009 vor einer absoluten sellschaft Rölfs & Partner mit ihren Kompetenzen Sonder-, vielleicht sogar auch einer Einzelsituati- vorzustellen.796 on, mit Sicherheit aber einer Übergangssituation gestanden habe. Zum einen hatte die Entwicklung An dieser Stelle widersprechen sich die Aussa- 2008 eine Kapitalzuführung an die BayernLB in gen von Naser und Linner. Naser sagt in seiner Höhe von 10 Mrd. € erforderlich gemacht. Auch Aussage vor dem Untersuchungsausschuss aus, stellten die noch immer andauernde Finanzkri- dass sich Frau Linner bei ihm als „Gesicht der se und der erforderliche strukturelle Umbau der BayernLB“ beworben habe.797 Linner wider- Bank besondere Anforderungen. Das neue Ge- spricht in ihrer Vernehmung dieser Aussage.798 schäftsmodell, das EU-Antragsverfahren vor dem Hintergrund, dass der Freistaat Bayern nunmehr 3.2.27.6. Gab es Empfehlungsschreiben von Mitglie- mit 94 % an der Landesbank beteiligt war, hätten dern der Staatsregierung und/oder des Verwal- ebenfalls eine außerordentliche Situation bedingt, tungsrats der BayernLB, ggf. von wem? aufgrund derer sich Finanzminister Fahrenschon entschlossen habe, externen Sachverstand zur Un- Es konnte nicht festgestellt werden, dass solche 793 terstützung des Verwaltungsrats hinzuziehen. Empfehlungsschreiben existieren. 3.2.27.2. Was waren die Gründe für die Auswahl der Wirtschaftsprüferin Linner, und wie kam es zu 3.2.27.7. Trifft es zu, dass der Auftrag an die Wirt- ihrer Bestellung als Beraterin? schaftsprüferin Linner bis zum Inkrafttreten des neuen Bayerischen Landesbankgesetzes Die Auswahl der Wirtschaftsprüferin Linner war befristet war? mit dem Innenminister Herrmann und Minister- präsident Seehofer abgesprochen.794 Zur Auswahl Die Wirtschaftsprüferin Linner war mandatiert berichtete der Zeuge Fahrenschon, dass Frau auf sechs Monate mit der Möglichkeit einer Ver- Linner als Leiterin Konzernrechnungswesen, längerung. Das Mandat wurde schließlich um Finanzen und Steuern einer großen deutschen weitere drei Monate verlängert.799 Geschäftsbank tätig gewesen sei und bei einer amerikanischen Bank, der die Geschäftserlaubnis 3.2.27.8. Wie lautete der genaue Auftrag an die Wirt- aberkannt worden war, diese Geschäftserlaubnis schaftsprüferin Linner? wieder zurückerarbeitet habe. Sie habe über eine ganz besondere Qualifikation verfügt und das not- 795 Der Auftrag der BayernLB an die Wirtschaftsprü- wendige Know-How besessen. ferin Linner von Rölfs Partner lautete, den Ver- 3.2.27.3. Waren andere Personen ebenfalls in der Aus- waltungsratsvorsitzenden bei der Erfüllung seiner wahl, ggf. welche? Aufgaben zu unterstützen und zu beraten. Insbe- sondere über die Lage der BayernLB zu infor- Es wird auf die Beantwortung der Frage 3.2.27.2. mieren, Einschätzungen und Bewertungen dazu verwiesen.

796 Linner (17, 97). 793 Fahrenschon (26, 171 f.). 797 Naser (15/135). 794 Herrmann (26, 122); Fahrenschon (26, 188). 798 Linner (17/109). 795 Fahrenschon (26, 172). 799 Haumer (22, 47). Seite 216 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

abzugeben und zur zukünftigen Ausrichtung der 3.2.27.11. Wenn ja, wann und weshalb und in welcher BayernLB Stellung zu nehmen.800 Es waren im Form wurde dieser Prüfungsauftrag an Frau Auftragsschreiben keine speziellen Themen ange- Wirtschaftsprüferin Linner gegeben? geben. Es ging darum, die schwierige Phase der BayernLB durch externen Sachverstand begleiten Die Antwort auf die Frage unter Ziff. 3.2.27.10. zu lassen.801 lautete Nein.

Die Zeugin Leeb-Schwarz hat ausgesagt, dass 3.2.27.12. Wann erlangte der Verwaltungsrat Kennt- Frau Linner nach ihrer Wahrnehmung für ihre nis von dem Prüfungsauftrag an Frau Wirt- Arbeit freie Hand hatte und sich Informationen schaftsprüferin Linner? direkt in der Bank beschaffen konnte.802 Durch Beschluss im Umlaufverfahren wurde die 3.2.27.9. Weshalb ist das Gutachten der Wirtschafts- Wirtschaftprüferin Linner am 23.02.09 beauf- prüferin Linner weder mit einer Auftragsdefi- tragt.807 nition noch mit Stempel und Unterschrift ver- sehen? 3.2.27.13. Wusste Ministerpräsident Seehofer ggf. von diesem konkreten Prüfungsauftrag, wenn ja, Nach eigener Aussage der Zeugin Linner handelte ab wann? es sich nicht um ein Gutachten, sondern um ei- nen Sachstandsbericht. Er ist als „Stellungnahme“ Die Sonderbeauftragte Linner wurde Ministerprä- bezeichnet. Dieser Bericht sollte letztlich nur die sident Seehofer am 17.02.2009 persönlich vorge- Basis für ein zukünftiges Gutachten, das aller- stellt.808 Laut einem Vermerk vom 06.02.2009809 dings zusammen mit Juristen hätte ausgearbeitet hat Staatsminister Fahrenschon dem Ministerprä- werden sollen, sein.803 sidenten den Lebenslauf von Linner übermitteln lassen. 3.2.27.10. Erteilte Staatsminister Fahrenschon der Wirt- schaftsprüferin Linner den Auftrag, die Vor- Der früheste Hinweis darauf, dass Ministerpräsi- gänge um den Kauf der HGAA zu prüfen? dent Seehofer in die Bestellung von LINNER in- volviert war, ist ein vorbereitender Vermerk der Der Auftrag der Wirtschaftsprüferin Linner laute- Staatskanzlei vom 06. Februar 2009810, dem Lin- te darauf, den Staatsminister der Finanzen in sei- ners Lebenslauf beigefügt ist. ner Eigenschaft als Verwaltungsratsvorsitzender in der gegenwärtigen außerordentlich schwieri- Zeuge Seehofer sagt, dass darüber hinaus keine gen Phase der BayernLB bei der Erfüllung seiner Erinnerung weitere Berührungspunkte mit der Ar- Aufgaben zu unterstützen, insbesondere über die beit von Linner hatte. Von dem Konflikt habe er Lage der BayernLB zu informieren, ihre Ein- aus der Presse erfahren.811 schätzung und Bewertung diesbezüglich abzuge- ben und im Hinblick auf die künftige Ausrichtung 3.2.27.14. Hatten die anderen Ressorts der Staatsregie- der BayernLB zu beraten.804 Sie sollte alle Um- rung und die Mitglieder des Verwaltungsrats stände mitteilen, die ihr im Rahmen ihrer Tätig- der BayernLB Kenntnis, ggf. wann, von der keit bekannt werden würden. Außerdem sollte sie bevorstehenden bzw. erfolgten Bestellung der ihre Einschätzung der Situation der BayernLB Wirtschaftsprüferin Linner, und haben sie ggf. und auch sonstiger wichtiger wirtschaftlicher Tat- zugestimmt, ggf. wann? sachen oder Gegebenheiten geben.805 Zum Verwaltungsrat wird auf die Antwort unter Aus dieser Aufgabenstellung ergab sich für die Ziff. 3.2.27.12. verwiesen. Zeugin Linner nach ihren Angaben auch die Not- wendigkeit, retrograd zu arbeiten, wobei sie auf Der Untersuchungsausschuss hat keine Erkennt- das Thema HGAA gestoßen sei.806 nisse, ob und wann die anderen Ressorts der Staatsregierung Kenntnis von der Beauftragung Es gab daher keinen expliziten Auftrag, die Vor- erhielten. gänge um die HGAA zu prüfen. 3.2.27.15. Beschäftigt das Finanzministerium fachlich genügend geeignete und kompetente Mitarbei-

800 Band 159, S. 24. 801 Linner (17, 97). 802 Leeb-Schwarz (12, 14). 807 Fahrenschon (26, 210). 803 Linner (17, 98 f.). 808 Seehofer (27, 75). 804 Siehe auch 3.2.27.8.; Linner (17, 136). 809 Bd. 6, Bl. 236ff; vgl. P 26/187 f. 805 Linner (17, 97). 810 Bd. 6, S. 237ff.; vgl. Fahrenschon (26/187 f.). 806 Linner (17, 97). 811 Seehofer (27/75). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 217

ter bzw. Beamte, die Frau Linners Prüfauftrag 3.2.27.20. Wie lautete der Bericht der Wirtschaftsprüfe- hätten ausführen können? Wenn ja, warum rin Linner über den Erwerb der HGAA und wurde Frau Linner beauftragt? welche Unterlagen und/oder Informations- quellen hatte sie hierzu zur Verfügung? Es wurden zu dieser Frage vom Untersuchungs- ausschuss keine Feststellungen getroffen. Eine Da der Bericht der Wirtschaftsprüferin bereits Wertung, welcher Mitarbeiter des Ministeriums der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, ähnlich qualifiziert ist, soll bewusst nicht vorge- wird auf eine nochmalige Wiedergabe verzich- nommen werden. tet. In Anlage 1 des Berichts sind die Unterlagen, die von Frau Linner dem Bericht zugrundegelegt 3.2.27.16. Hatte die Wirtschaftsprüferin Linner während wurden, aufgeführt. ihrer Tätigkeit regelmäßigen Kontakt mit den Mitgliedern von Vorstand und Verwaltungs- 3.2.27.21. Gab es mehrere Fassungen, ggf. vorläufige, des rat? Berichts der Wirtschaftsprüferin Linner, und wie lauteten diese ggf.? Ansprechpartner für Frau Linner war der Kon- zernstab Entwicklung und Beteiligungsmanage- Es sei auf die Antwort unter Ziff. 3.2.27.18. ver- ment der BayernLB, namentlich Frau Kreithmeier wiesen. und Herr Dr. Haas.812 Frau Linner wurde in der Sitzung vom 17.03.2009 dem Verwaltungsrat vor- 3.2.27.22. In welcher Form und wie nahm die BayernLB gestellt. Sie hat an anschließenden Sitzungen des zu dem Bericht der Wirtschaftsprüferin Lin- Verwaltungsrats teilgenommen. ner Stellung?

3.2.27.17. Wie oft, mit wem namentlich und wann hatte Staatsminister Fahrenschon leitete den Bericht an die Wirtschaftsprüferin Linner während ihrer die BayernLB zur Stellungnahme. Der Vorstand Tätigkeit mit Vertretern der Staatsregierung der BayernLB hat in der Weise zu dem Bericht Kontakt? Stellung genommen, dass seine Ausführungen in den Text integriert und farblich gekennzeichnet Die Sonderbeauftragte berichtete während ih- wurden. Den Feststellungen und Aussagen wurde rer Tätigkeit direkt an den Finanzminister ohne größtenteils widersprochen. Die Entscheidungs- Einschaltung von Beamten des Finanzministeri- phase für den Erwerb sei mit dreieinhalb Mona- ums.813 ten angemessen und üblich gewesen, die Zustim- mung des Verwaltungsrats sei nach ausführlicher 3.2.27.18. Erhielt Staatsminister Fahrenschon Zwischen- Präsentation und Erörterung erfolgt und die Be- berichte von Frau Wirtschaftsprüferin Lin- teiligten hätten die für die Entscheidungsfindung ner? notwendigen Unterlagen sorgfältig geprüft und die Entscheidung auf ordnungsgemäßer Grundla- Am 30.04.2007 wurde von der Zeugin Linner ein ge getroffen.817 Zwischenbericht abgegeben, der mehrere The- menkomplexe umfasst. Zu diesem Zeitpunkt hatte 3.2.27.23. Ist es zutreffend, dass, wie die Süddeutsche die Zeugin Linner noch nicht alle Unterlagen ge- Zeitung vom 14.12.2009 berichtet, die Wirt- sichtet.814 Der Bericht vom 27.05.2009 war eben- schaftsprüferin Linner in der Verwaltungs- falls ein derartiger Zwischenbericht.815 ratssitzung der BayernLB vom 21. Juli 2009 „stark unter Druck gesetzt“ wurde und ggf. 3.2.27.19. Kannte Staatsminister Fahrenschon den Be- von wem? richt der Wirtschaftsprüferin Linner vor den anderen Mitgliedern des Verwaltungsrats der Alle vom Ausschuss dazu befragten Zeugen, BayernLB? konnten haben nicht bestätigen bestätigt, dass Druck auf Frau Linner ausgeübt worden sei.818 Der Bericht wurde Staatsminister Fahrenschon Der Zeuge Irrgang berichtete, die Sitzung sei vor den anderen Mitgliedern des Verwaltungsrats lebhafter gewesen als eine normale Verwaltungs- zugeleitet.816 ratssitzung.819 Allerdings sei seine persönliche Wahrnehmung der Dinge gewesen, dass man Frau Linner nicht so einfach erschüttern könne.820

812 Linner (17, 145). 817 Fahrenschon (26, 173). 813 Bodensteiner (23, 55). 818 Schiminski (18, 155); Christmann (19, 56); Schaidinger (25, 92); Fah- 814 Fahrenschon (26, 172); Linner (17, 117). renschon (26, 173). 815 Siehe 3.2.27.9. 819 Irrgang (19, 7). 816 Irrgang (19, 25). 820 Irrgang (19, 8). Seite 218 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Nach Aussage der Zeugin Leeb-Schwarz, die das Die Zeugin Linner selbst sagte vor dem Untersu- Protokoll der Sitzung erstellt hat, wurde das Pa- chungsausschuss, dass sie nicht unter Druck ge- pier von Frau Linner sehr sachlich diskutiert.821 setzt worden sei.834 Die Verwaltungsräte hätten in der Sitzung ihre Sicht der Dinge aus der ex-ante-Perspektive noch Allerdings bestätigte sie, dass ihr bei der Verfas- einmal geschildert.822 Die Kritikpunkte aus dem sung ihrer Protokollerklärung von einem Beam- Bericht seien einer nach dem anderen abgearbei- ten des Finanzministeriums (Dr. Haumer oder Dr. tet worden.823 Die Zeugin bestätigte nicht, dass Bodensteiner) „ geholfen“ worden sei.835 Druck auf Frau Linner ausgeübt worden sei.824 Weiter sagt Frau Linner als Zeugin vor dem Un- Anwesend bei der Sitzung war auch der Zeuge tersuchungsausschuss: „Ergo musste ich natür- Müller-Tronnier, der Leiter der Bankenprüfungs- lich, wenn ich mir keine Verleumdungsklagen abteilung von Ernst & Young.825 Dieser war vom anziehen wollte, akzeptieren, was die Herren mir Vorstand der Bank gebeten worden, für diesen gesagt haben, und das stand größtenteils in ei- Tag zur Verfügung zu stehen.826 Der Verwaltungs- nem ziemlichen Widerspruch zur der schriftlichen rat war bei der Auswahl des zuständigen Vertre- Dokumentation.“836 ters von Ernst & Young nicht beteiligt.827 Es sei in der Sache darum gegangen, die von Frau Linner Der Ablauf war so, dass Frau Linner aus der Sit- aufgeworfenen Punkte neutral zu würdigen, sag- zung heraus in einem Vorraum eine Erklärung te der Zeuge Müller-Tronnier. Er habe daher den verfasste und Herr Dr. Haumer diese „dann ge- Bericht von Frau Linner mit dem Due-Diligence- lesen hat.“ Als typisches, sachliches Vorgehen im Bericht seiner Kollegen abgeglichen.828 Er selbst Rahmen einer Verwaltungsratssitzung lässt sich sei bei der Due Diligence nicht dabei gewesen, es diese Szene nicht darstellen.837 sei dem Vorstand allerdings explizit darum gegan- gen, einen Unbefangenen zu fragen.829 Zu konkre- 3.2.27.24. Trifft es zu, dass die Wirtschaftsprüferin Lin- ten Vorgängen zur Prüfung vor Ort und dem Ak- ner in dem von ihr abgegebenen Bericht zu- tenstudium könne er nichts sagen. Darauf habe er nächst zur Schlussfolgerung kam, es sei „frag- ausdrücklich hingewiesen, als er gebeten wurde lich, ob die Beteiligten ihrer Sorgfaltspflicht an der Verwaltungsratssitzung teilzunehmen.830 gerecht wurden” (SZ, 14.12.2009)? Er könne daher nur allgemeine Antworten geben. Das Klima in der Sitzung bezeichnete er als pro- Diese Aussage ist zutreffend.838 fessionell und sachlich.831 3.2.27.25. Trifft es zu, dass die Wirtschaftsprüferin Lin- Nach den Angaben des Zeugen Christmann habe ner „von Landesbank-Chef Michael Kemmer dieser den Ausführungen des Zeugen Müller- und den Aufsehern der Staatsbank einschließ- Tronnier gerade deswegen viel Gewicht beige- lich Fahrenschon selbst bedrängt“ wurde, messen, weil dieser bei der Due Diligence nicht „kritische Anmerkungen zurückzuziehen“, vor Ort gewesen sei.832 Auch der Zeuge Fahren- „durch die sonst bedeutende CSU-Politiker schon bestätigte, dass es eine aus seiner Sicht und Manager belastet worden wären“ (SZ, richtige Entscheidung des Vorstands gewesen 14.12.2009)? sei, eben nicht den damals für die Due Diligence Verantwortlichen einzuladen.833 Müller-Tronnier Der Untersuchungsausschuss hat festgestellt, habe nach Aussage der Sitzungsteilnehmer den dass Frau Linner ihre schriftlichen Ausführungen Eindruck erweckt, dass er zur Beurteilung der bestätigt und nicht zurückgezogen hat. Sie hat die Due Diligence in der Lage sei. Ausführungen der Verwaltungsräte in der Verwal- tungsratssitzung zur Kenntnis genommen. In ihrer Protokollnotiz hat sie auf diesen Sachverhalt hin- gewiesen.

Diese Behauptung ist in dieser Form nicht zu- 821 Leeb-Schwarz (12, 7). treffend. Von neutralen Zeugen wurde dem Un- 822 Leeb-Schwarz (12, 8). tersuchungsausschuss berichtet, bei der Lektüre 823 Leeb-Schwarz (12, 17). 824 Leeb-Schwarz (12, 8). des Berichts sei aufgefallen, dass er oberflächlich 825 Wirsching (15, 17). 826 Müller-Tronnier (15, 63). 827 Naser (15, 227). 828 Müller-Tronnier (15, 63). 829 Müller-Tronnier (15, 69 f.). 834 Linner (17,103). 830 Müller-Tronnier (15, 69 f.) 835 Linner (17/103 f). 831 Müller-Tronnier (15, 95 f.). 836 Linner (17/102). 832 Christmann (19, 77 f.). 837 Haumer (22/22). 833 Fahrenschon (26, 192). 838 Linner (17, 99); Schiminski (18, 153). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 219

war839 und nur eine Reihung von Thesen und Wer- Der Zeuge Braese erklärt, nicht zu wissen, warum tungen enthielt. ausgerechnet Müller-Tronnier von Ernst & Young zur Sitzung am 21. Juli 2009 eingeladen wurde.849 Wobei an dieser Stelle fraglich ist, inwieweit Herr Müller-Tronnier als „neutraler Zeuge“ bezeich- Laut Aussage der Zeugin Leeb-Schwarz verhielt net werden kann. Immerhin hat seine Firma eine es sich so, dass nach der Sachaufklärung von Mi- Due Diligence erstellt, auf deren Basis die HGAA nister Fahrenschon die Frage gestellt wurde, ob erworben wurde. Frau Linner bei ihrer Einschätzung bleiben wür- de, woraufhin die Wertung im Bericht verändert Darüber hinaus enthielt er Punkte, bei denen die wurde.850 Der Zeuge Müller-Tronnier bestätigte Dinge auch anders gesehen werden konnten bzw. diese Darstellung.851 Informationen nicht vollständig vorlagen.840 In- haltlich habe es laut Aussage des Zeugen Müller- 3.2.27.26. Trifft es zu, dass die Wirtschaftsprüferin Lin- Tronnier eine Reihe von Punkten gegeben, die in ner ihre Schlussfolgerung zurückzog, aller- dem Papier selbst jedenfalls nicht belegt waren.841 dings ihren Bericht ansonsten nicht verän- Für den Vertreter des Personalrats Diethard Irr- derte? Falls ja, was waren die Gründe dafür? gang sei der harte Schluss schwer nachvollziehbar gewesen.842Im Innenministerium sei man irritiert Diese Aussage ist zutreffend.852 Die Protokoller- über den Bericht gewesen, der den Auftrag an Frau klärung mit der abgeänderten Bewertung wurde Linner nicht erfüllt habe.843 Ähnlich äußerte sich am Rande der Sitzung formuliert und zu Proto- der zuständige Referatsleiter des Wirtschaftsmi- koll gegeben. Sie wurde der BayernLB durch ein nisteriums vor dem Untersuchungsausschuss.844 Schreiben von Frau Linner anschließend erneut zugeleitet.853 Sie hat folgenden Inhalt: Wie die E-Mail einer Sachbearbeiterin im Fi- nanzministerium vom 10.06.2009 zeigt, hat sich „Aufgrund der heutigen intensiven Debatte, ins- das Finanzministerium ausführlich mit der Fra- besondere aufgrund der diversen Stellungnahmen ge beschäftigt, wie mit Linners Feststellungen in einzelner Vorstands- und Verwaltungsratsmitglie- der Sitzung am 21. Juli 2009 zu verfahren ist.845 der, wurden die Inhalte der von Ihnen geführten, Die E-Mail ging unter anderem auch an Herrn aber usancenadäquat nicht dokumentierten Ge- Bodensteiner, Dr. Weigert und Dr. Haumer. Der spräche im Zusammenhang mit dem Beteiligungs- Zeuge Dr. Haumer bestätigt auch die Existenz ei- erwerb HGAA und der aufgezeigten Risiken dar- nes vorbereitenden Treffens,846 bei dem das mitt- gelegt. Ferner hat ein Vertreter von E&Y, die mit lerweile ausgeschiedene Verwaltungsratsmitglied der Due Diligence beauftragt war, den Sachver- Prof. Dr. Faltlhauser anwesend war. Darüber hi- halt aus seiner Sicht dargestellt. Diese Darstel- naus habe es eine „Vielzahl von Besprechungen“ lung wich in einigen wesentlichen Punkten, ins- im Vorfeld der Sitzung gegeben.847 besondere im Bereich Risikobeurteilung, von dem schriftlichen Bericht ab. In der oben erwähnten E-Mail-Korrespondenz wird außerdem erwähnt, dass das Finanzministe- Aus diesen Darstellungen habe ich die neue Er- rium Linners vertragsmäßiges Recht auf neutrale kenntnis gewonnen, dass sich Vorstand und Ver- Unterstützung bei Ihren Recherchen kritisch ge- waltungsrat intensiv mit den in den Berichten auf- sehen hat. Mitarbeiter: „Nach bestehender Ver- gezeigten Risiken auseinandergesetzt und diese in tragslage kann Frau Linner in Abstimmung mit den Abwägungsprozess einbezogen haben. dem Verwaltungsratsvorsitzenden auch Mitarbei- ter anderer Gesellschaften heranziehen. Die Aus- Vor diesem Hintergrund ist die Wertung im Be- sage legt nahe, dass Frau Linner nun solche Mit- richt obsolet. Konsequenzen sind daher m.E. nicht arbeiter heranziehen möchte. Es sollte vermieden angezeigt.“ werden, hierzu mündlich zuzustimmen.848 Zur Begründung für die Änderung der Wertung sagte die Zeugin Linner vor dem Untersuchungs- ausschuss aus, dass man sich in der Verwaltungs- ratssitzung vom 21.07.2009 intensiv mit dem 839 Müller-Tronnier (15, 72); siehe hierzu auch bereits die Fragestellung unter 3.2.27.9. Bericht vom 27.05.2009 beschäftigte und ihr Er- 840 Köglmeier (9, 174). kenntnisse und Informationen präsentiert worden 841 Müller-Tronnier (15, 72). seien, die sie in ihrer schriftlichen Dokumentation 842 Irrgang(19, 19). 843 Körner (21, 70 f.). 844 Pinegger (22, 173). 849 Haumer (22/124). 845 Haumer (22/45). 850 Leeb-Schwarz (12, 9). 846 Haumer (22/45). 851 Müller-Tronnier (15, 96). 847 Haumer (22/47). 852 Linner (17, 101). 848 Haumer (22/47). 853 Leeb-Schwarz (12, 30). Seite 220 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

nicht hatte.854 Es sei dabei insbesondere um Ge- fabrik in der Herzegowina besucht zu haben, um spräche gegangen, die von den Vorständen und sich ein Bild vom Markt zu machen.860 den Verwaltungsräten geführt wurden, welche aber nicht dokumentiert worden seien. Hieraus sei Im Detail schildert Christmann das Ganze so861: hervorgegangen, dass sich diese sehr, sehr inten- Und ja, wie läuft so etwas ab? Sie reisen an. Am siv mit dem Thema beschäftigt hatten.855 Die Zeu- nächsten Tag gehen Sie in die Bank. Ich weiß gin Linner erwähnte in diesem Zusammenhang, nicht, ob Sie das Bankgebäude der Hypo Alpe dass ihr solche Gespräche von den Herren Naser, Adria kennen – von einem amerikanischen Archi- Schaidinger, Schiminski und Kemmer genannt tekten, sehr nobel gemacht. Sie bekommen über wurden. Es handelte sich um Gespräche, die bei mehrere Stunden Präsentationen. Damals habe Besichtigungsfahrten zu Töchtern der HGAA in ich, ich kannte ihn vorher von einer Sitzung der Kroatien, geführt worden waren. Landesbank, den damaligen Vorstandsvorsitzen- den Berlin, eben erlebt, der die Begrüßung, Ein- Laut Protokoll der Verwaltungsratssitzung vom führung, Gesamtdarstellung der Bank gemacht 21. Juli 2007 begründet Linner die Rücknahme hat. Dann haben eine Reihe von Bankleuten eben Ihrer Forderung nach Konsequenzen mit „usan- Geschäftsmodell und diese Dinge dargestellt. Und cenadäquat nicht dokumentierten Gesprächen.“ man tauscht sich aus und fährt am Nachmittag, sind wir dann weitergefahren nach Zagreb. Und Fahrenschon versteht darunter zwei verschiedene dort hatten wir den ersten Kontakt mit den örtli- Aspekte, die in der Sitzung behandelt wurden: chen Vertretern der Bank, Entschuldigung, nach Ljubljana, dass ich es richtig sage, und in Ljublja- „Da hat Frau Linner sehr klar aus Sicht der na – da kann man ja mit dem Fahrzeug fahren Wirtschaftsprüferin deutlich gemacht, dass – hatten wir dann den ersten Kontakt mit den Ver- im Gegensatz zu den Vorstandsmitgliedern, tretern. Nächster Tag dasselbe Spiel: wiederum die eine Dokumentationspflicht haben, die Vorstellung der dortigen Bankräume und Darstel- Verwaltungsratsmitglieder keinerlei Doku- lung der, ja, der Geschäftsgebaren, die dort sind. mentationspflicht haben. Also, Verwaltungs- Man lernt die Menschen kennen. Nachmittag ging ratsmitglieder müssen an der Stelle, wenn es dann über Sarajevo weiter nach Mostar. Dort sie bilateral sprechen, über diese bilateralen haben wir die Welt wieder anders kennengelernt. Gespräche keine Dokumentation führen.“856 Ich kannte Mostar schon, aber Mostar war genau dasselbe. Man hat sich wieder die Bankfiliale an- „Aber wenn Sie mich fragen: Was ist denn geschaut. Und in Mostar sind wir dann zu Firmen so ein zentraler Punkt gewesen, dann ist es gefahren, und nach Herzegowina, und haben dort in beiderlei Hinsicht, sowohl was das Aus- Dinge gesehen, wurden informiert über schöne leuchten, die Hintergrundrecherche, die Grundstücke, die im Portfolio sind, wo beispiels- Auseinandersetzung mit dem strategischen weise große Hotelketten bauen wollen, aber na- Moment der HGAA als auch das Abwägen türlich keine, das ist keine Überprüfung, sondern auch möglicher Risiken.“857 dort die – – man lernt Menschen kennen.“

So führt Fahrenschon als Grund für Linners Re- Er sagt862: „So müssen Sie sich in etwa, völlig aktion auch die Informationsreisen einzelner Ver- harmlos, das vorstellen“; er erklärt, dass dies waltungsratsmitglieder in die Geschäftsregionen keine „banktechnische Prüfung sei“ und bestä- der HGGA an.858 tigt, 863 dass die Reise keine solche ersetzt und dies auch nicht beabsichtigt war. Damit führt er Die Zeugin Linner erklärt,859 dass mit den in der aber auch sein Argument, die Reise sei Beweis für Sitzung vom 21. Juli 2009 neu aufgefundenen die Erfüllung von Sorgfaltspflichten ad absurdum: „Fakten“ die „usancenadäquat nicht protokol- „Da war alles schon längst abgeschlossen.“ lierten Gespräche sind.“ In diesen Zusammen- hang gehöre auch ihr „Hinweis mit meiner nicht Müller-Tronnier von Ernst & Young hält Fahren- möglichen staatsanwaltschaftlichen Angel.“ schon für eine vernünftige Wahl:

Der Zeuge Christmann hat bestätigt, auf der In- „Ich glaube, dass es ein richtiger Vorschlag war, formationsreise im Juli 2008 eine Schokoladen- nicht den damals Verantwortlichen hinzuzuziehen, weil an der Stelle wir ja keine quasi Gegenüber- stellung veranstaltet haben, sondern uns intensiv

854 Linner (17, 101). 855 Linner (17, 105). 856 Fahrenschon (26/190). 860 Christmann (19/37 f.). 857 Fahrenschon ( 26/190). 861 Christmann (19/74 f.). 858 Fahrenschon ( 26/191). 862 Christmann (19/74.). 859 Linner (17/105). 863 Christmann (19/75.). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 221

mit dem Bericht und den Anmerkungen von Frau Den Verwaltungsratsmitgliedern lag nur die Fas- Linner auseinandersetzen wollten.“ 864 sung vom 27.05.2009 vor, welche in der Verwal- tungsratssitzung vom 21.07.2009 mit allen anwe- Fahrenschon bestreitet, dass er ihn eingeladen senden Verwaltungsräten diskutiert wurde. hat. „Ich war es nicht.“865 3.2.27.28. Wurde über die Prüfungsaufträge an die Wirt- Die Zeugin Linner sagt, sie sei „selber über- schaftsprüferin im Kabinett berichtet, ggf. rascht“ gewesen, Müller-Tronnier zu treffen. Sie wann? habe ihn davor schon gekannt. Linner habe ei- gentlich mit dem Unterzeichner des Berichts ge- Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine rechnet.866 Erkenntnisse vor.

Der Zeuge Seehofer sagt, dass er die Angele- 3.2.28. Trifft es zu, dass Staatsminister Georg Fahren- genheit“ mit Fahrenschon besprochen hat.867 Es schon im Sommer 2009 eine Rechtsanwalts- handle sich um ein „ganz kurzes Gespräch en kanzlei beauftragte, mögliche Schadensersatz- passant zwischen dem Finanzminister und mir, ansprüche zu prüfen, ggf. welche Kanzlei? wo er mir gesagt hat, dass dies seine Zusammen- Bereits im Juli 2009 wurde Staatsminister Fah- fassung war am Ende einer Sitzung, wie es oft bei renschon von der Generalversammlung der Bay- Gesprächen stattfindet, dass der Vorsitzende ei- erischen Landesbank ermächtigt, ein Rechtsgut- nes Gesprächs eine Zusammenfassung macht und achten in Auftrag zu geben. Thema war, mögliche dass das so zu verstehen sei.“ Schadensersatzansprüche in Zusammenhang mit dem Kauf von ABS-Papieren durch die BayernLB Der Zeuge Müller-Tronnier behauptet, sich 868 zu prüfen.873 nicht genau daran erinnern zu können, wer ihn konkret eingeladen hat. Die Unterlagen von Lin- Die Kanzlei Hengeler Mueller wurde im Oktober ner habe er über Ralph Schmidt bekommen; die 2009 mit der Prüfung von Organhaftungsansprü- Einladung vielleicht auch von R. Schmidt, im Auf- chen in Zusammenhang mit dem Kauf der HGAA trag von Kemmer oder von Kemmer. beauftragt.874 Der Prüfungsauftrag erstreckt sich weiterhin auf Schadensersatzansprüche gegen die 869 Der Zeuge Irrgang widerspricht Naser. Dem- Veräußerer, Investoren, Organe der HGAA, aber nach habe dieser „sich mit Sicherheit lebhaft an auch gegen die externen Berater.875 der Diskussion beteiligt, ja.“ Die Beauftragung von Hengeler Mueller erfolgte Linner reagiert 870 auf Nasers Behauptung, nur in einer Sondersitzung der Generalversammlung kurz anwesend gewesen zu sein, mit dem Hinweis der BayernLB.876 auf dessen protokollierte Aussagen und behaup- tet, dass Naser „sehr aktiv“ war. Linner liest die An der Auswahl der Kanzlei waren die BayernLB, einschlägigen Passagen und bewertet871 Nasers das Finanzministerium und die Sparkassen betei- Haltung folgendermaßen: „Da waren wir in un- ligt.877 Sie erfolgte im Rahmen eines sogenannten terschiedlichen Veranstaltungen.“ Beauty Contests.878 Bei Letzterem handelt es sich um eine kleine Ausschreibung.879 Laut Leeb-Schwarz872 wurde die Erklärung von Linner für das Protokoll eingefügt und im Verwal- Der stellvertretende Ministerpräsident Zeil erklärt tungsrat vorgelesen. im Schreiben vom 24. Juli 2009, dass er ein separa- tes Gutachten der Generalversammlung nicht für 3.2.27.27. Lag ihr Bericht vor der endgültigen Fassung in notwendig hält. Misstrauen gegenüber dem Gut- Entwurfsform vor, und wenn ja, mit welchen achter des Landtages sei nicht angebracht. Da- Verwaltungsrats- und Vorstandsmitgliedern bei weist er insbesondere auf die Finanzsituation wurden ggf. ein oder mehrere Entwürfe disku- hin und bemerkt, dass der Sparkassen, falls er ein tiert?

864 Fahrenschon (26/192). 865 Fahrenschon (26/193). 873 Fahrenschon (26, 174). 866 Linner (17/106). 874 Fahrenschon (26, 175); Köglmeier (9, 168); Hoffmann-Becking 867 Seehofer (27/76). (24, 2). 868 Müller-Tronnier (15/69). 875 Köglmeier (9, 169). 869 Irrgang (19/13). 876 Horak (21, 5); Hoffmann-Becking (24, 2). 870 Linner (17/107). 877 Weigert (24, 74); Fahrenschon (26, 176). 871 Linner (17/108). 878 Fahrenschon (26, 175). 872 Leeb-Schwarz (12/13). 879 Fahrenschon (26, 176). Seite 222 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

solches Gutachten wünsche, es auch selbst in Auf- Die Möglichkeiten der Rückabwicklung des trag geben solle.880 Kaufvertrags zwischen Signing und Closing wur- den zunächst im Oktober 2009 von der Kanzlei Diese Kritik scheint bereits wenige Tage später Dorda Brugger Jordis überprüft, da es sich um beiseitegewischt zu sein, wie die interne Korres- Fragen des österreichischen Rechts handelte.884 pondenz der Staatskanzlei zeigt. In einer E-Mail Zusätzlich werden Rückabwicklungs- und Scha- des Beamten Horak vom 28. Juli 2009 an den Kol- densersatzansprüche gegen die Veräußerer ge- legen Dr. Schön spielt dies jedenfalls keine Rolle prüft. Diese Prüfung war zum Ende der Beweis- mehr. Vielmehr berichtet Horak von der Bitte des aufnahme noch nicht abgeschlossen.885 Finanzministeriums, dass der Beschlussvorschlag für die Generalversammlung so formuliert wird, 3.2.28.5. War diese Kanzlei vorher im Auftrag der Bay- dass der Vorsitzende der Generalversammlung, ernLB und/oder HGAA tätig, ggf. wann und nicht der Vorstand, den Gutachter auswählt. 881 mit welchem Auftrag?

Zeil hat die Vertreter seines Ministeriums in der In Bezug auf den Erwerb der HGAA war die Generalversammlung angewiesen, Fahrenschons Kanzlei Hengeler Mueller vor der Beauftragung Beschlussantrag nicht zuzustimmen.882 im Oktober 2009 weder für die HGAA noch für die BayernLB tätig gewesen. Allerdings gab es Der Zeuge Seehofer befürwortet die Beauftra- vorher bereits Beauftragungen in anderen The- gung.883 Diese diene der Absicherung der Bank. menbereichen.886 Andernfalls hätte man dies der Bank zum Vorwurf machen können. Genauere Informationen konnten dem Unter- suchungsausschuss aufgrund der anwaltlichen 3.2.28.1. Wurde über die Prüfungsaufträge an die Schweigepflicht vom Zeugen Hoffmann-Becking Rechtsanwaltskanzlei im Kabinett berichtet, nicht gegeben werden. Jedoch betonte der Zeu- ggf. wann? ge, dass der Kanzlei keine weiteren Beauftra- gungen durch die BayernLB in Aussicht gestellt Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine wurden.887 Insbesondere habe es auch keine, in Erkenntnisse vor. irgendeiner Form geäußerten Erwartungen an ein Ergebnis des Gutachtens gegeben.888 3.2.28.2. Warum wurde das Parlament über die Beauf- tragung der Kanzlei Hengeler-Mueller zur Er- 3.2.28.6. Ab wann war Ministerpräsident Seehofer über stellung eines Rechtsgutachtens durch Staats- die Beauftragung der Kanzlei Hengeler-Muel- minister Georg Fahrenschon erst am 09.12.09 ler informiert? informiert? Der Zeuge Seehofer datierte den Zeitpunkt in sei- Hierzu liegen dem Untersuchungsausschuss keine ner Aussage auf Sommer 2009.889 Diese Aussage Erkenntnisse vor. bezieht sich allerdings auf das ABS-Gutachten.

3.2.28.3. Erfolgte die Beauftragung der Rechtsanwalts- 3.2.28.7. War der Auftrag mit Ministerpräsident Seeho- kanzlei vor der Verwaltungsratssitzung am 21. fer abgestimmt bzw. erfolgte er auf seine Ver- Juli 2009 oder danach? anlassung?

Es wird auf die Antwort unter 3.2.28. verwiesen. Nach Angaben des Zeugen Seehofer sei dieser lediglich von Finanzminister Fahrenschon über Die Beauftragung erfolgte danach. die Beauftragung informiert worden. Er habe den Auftrag jedoch befürwortet.890 3.2.28.4. Wurde die Rechtsanwaltskanzlei auch beauf- tragt, die Möglichkeiten einer Anfechtung 3.2.29. Wurde über die Prüfungsaufträge an die Wirt- bspw. wegen arglistiger Täuschung oder von schaftsprüferin und an die Rechtsanwaltskanz- Schadenersatzansprüchen oder von Rückab- lei im Verwaltungsrat berichtet, ggf. wann? wicklungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit dem Erwerb der HGAA zu prüfen, und wie lautete ggf. der genaue Auftrag?

884 Haumer (22, 76). 885 Weigert (24, 111). 886 Hoffmann-Becking (24, 3). 880 Zeil (27/13ff.). 887 Hoffmann-Becking (24, 4). 881 Horak (21/7). 888 Hoffmann-Becking (24, 6). 882 Zeil (27/14). 889 Seehofer (27, 78). 883 Zeil (27/76). 890 Seehofer (27, 78). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 223

Es wird auf die Antworten unter Ziff. 3.2.27.12. dies jedoch bei den Mitgliedern des Verwaltungs- und Ziff. 3.2.28. verwiesen. rats.

3.2.30. Wurde von der Staatsregierung oder Orga- Letztendlich handelt es sich um ein von der Bay- nen der BayernLB im Zeitraum 2007 bis Ende ernLB beauftragtes Gutachten. Es gibt durchaus 2009 eine Prüfung der Verfassungsmäßigkeit Juristen, die einen anderen Standpunkt vertreten. des Bayerischen Landesbank-Gesetzes veran- Die Klärung sollte Gerichten obliegen. Vor allem lasst? Gab es juristische Gutachten/Stellung- deswegen, weil es innerhalb des Verwaltungsrates nahmen hierzu? Mit welchem Ergebnis? Wer verschiedene Haftungsgrade gibt. hat wann gegebenenfalls geprüft? Falls ja, wel- che Mitglieder der Staatsregierung haben dies 3.2.32.1. Besteht eine Verpflichtung für die Mitglie- veranlasst? der des Verwaltungsrats der BayernLB und/ oder der Staatsregierung im Rahmen ihrer Eine derartige Prüfung wurde nach Kenntnis des Vermögensbetreuungspflichten ggf. Schadens- Untersuchungsausschusses nicht veranlasst. Nach ersatzansprüche gegenüber Mitgliedern des der Aussage des Zeugen Heike habe es hierzu kei- Vorstands geltend zu machen und/oder Rück- ne Veranlassung gegeben.891 abwicklungsansprüche ggf. wegen rechtlich zu ahndender Delikte wie z. B. Betrug durchzu- Ergänzend sei auf die Antwort unter Ziff. 1.1.7. setzen? verwiesen. Der Verwaltungsrat der BayernLB hat beschlos- 3.2.31. Wie wurde vom Verwaltungsrat die Geschäfts- sen, Schadensersatzansprüche gegenüber ehema- politik der BayernLB hinsichtlich einer Expan- ligen Vorstandsmitgliedern geltend zu machen. sion in Mittel-, Ost- und Südeuropa mittelbar Ebenso werden Rückabwicklungsansprüche ge- durch die Beteiligung an der HGAA auf welche gen die Verkäuferseite geprüft. Damit hat der Ver- Art und Weise und mit welchen Methoden ver- waltungsrat alle etwaigen bestehenden Verpflich- anlasst, begleitet oder befördert? tungen erfüllt.

Es wird auf die Antworten unter Ziff. 1.1.1.–1.1.4. Die Rechtsaufsicht überprüft die Entscheidun- verwiesen. gen des Vorstands und des Verwaltungsrats, ob Ansprüche geltend gemacht werden sollen, auf 3.2.32. Bestehen Schadensersatzansprüche gegenüber Rechtsfehler. den Verkäufern der HGAA-Anteile, gegenüber den Mitgliedern des Vorstandes der BayernLB 3.2.32.2. Welche Maßnahmen wurden von den Mitglie- und der HGAA, gegenüber den Aufsichtsorga- dern des Verwaltungsrats der BayernLB sofort nen der BayernLB und der HGAA sowie ge- nach Bekanntwerden der ersten öffentlichen genüber Mitgliedern der Staatsregierung? Vorwürfe im Zusammenhang mit der HGAA gegen sie ergriffen? Die mögliche Begründetheit solcher Ansprüche zu prüfen, ist letztlich eine Sache von Fachleu- Die Fragestellung ist zu unpräzise, als dass eine ten. Dazu wurden Prüfungsaufträge an Rechts- Zuordnung von konkreten Handlungen von ein- anwaltskanzleien erteilt. Insbesondere kann der zelnen Verwaltungsratsmitgliedern zu bestimm- Ausschuss keine Aussage dazu machen, welche ten Veröffentlichungen getroffen werden könnte. Ansprüche sich möglicherweise nach österrei- chischem Recht ergeben. Der Ausschuss kann Aus den Zeugenaussagen vor dem Untersu- prüfen, was Grundlage der Entscheidungen zum chungsausschuss entstand der Eindruck, dass Erwerb der HGAA-Beteiligung war und wie sich keinerlei Handlungsbedarf erkannt wurde. Erst Organe der Landesbank dabei verhalten haben. mit dem Wechsel des Verwaltungsrates wurden Der Ausschuss prüft daher, ob er im Verhalten Maßnahmen ergriffen. Mitglieder des Verwal- handelnder Personen eine Pflichtwidrigkeit sehen tungsrates waren lange der Meinung sie würden kann oder nicht. Hierzu wird auf die Ausführun- das Geschäft nochmals tätigen. So äußerte Naser gen unter II. verwiesen. im Juli 2009, „er würde das Geschäft wieder so machen.“ (Süddeutsche Zeitung, 17.12.2009) Dem Ausschuss liegt ferner das Gutachten der Kanzlei Hengeler Mueller zur Prüfung der Organ- Der Zeuge Ederer äußert in seiner Aussage vor haftung vor. Dieses bejaht Schadensersatzansprü- dem Untersuchungsausschuss Unverständnis für che der Bank gegenüber den Vorständen, verneint das Verhalten der BayernLB. So sagt er wört- lich: „Sie hatte, wenn man es von der Steuerung insgesamt her nimmt, sie hatte die Mehrheit im Aufsichtsrat, sie hatte den von ihnen gewünsch- 891 Heike (20, 54). Seite 224 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

ten Vorstandsvorsitzenden, sie hatte dann ab dem Die Restrukturierung der HGAA, um sie kapital- Jahre 2008 den von ihr gewünschten Risikovor- marktfähig zu machen, war Teil der Eckpunkte stand Dörhöfer, und wann immer sie andere Din- der Restrukturierung der BayernLB-Gruppe.896 ge noch hätte einbringen können, hätte sie das Ihr wurde in der Sitzung des Verwaltungsrats vom jederzeit auch gekonnt.“892 29.11.2008 einstimmig zugestimmt.897

Der Zeuge Ederer vertritt die Meinung, dass die 3.2.35. Welche Prüfungsergebnisse und Beurteilungen Organe der BayernLB genug Einfluss gehabt hät- der HGAA und ihrer Beteiligungen durch aus- ten, um Änderungen vorzunehmen, wenn sie dies ländische Aufsichtsbehörden wurden zwischen als notwendig erkannt oder nur gewollt hätten. Mai 2007 und Dezember 2009 erstellt? Wurden diese ggf. dem Verwaltungsrat vorgelegt bzw. 3.2.32.3. Wurde für die Mitglieder im Vorstand und wer erlangte im Verwaltungsrat der BayernLB Verwaltungsrat eine Haftpflichtversicherung von diesen wann Kenntnis? (D&O-Versicherung) abgeschlossen? Es wird auf die Antworten unter 3.2.17. und Nach Aussage des Zeugen Prof. Dr. Faltlhauser 3.2.17.1. verwiesen. ist eine solche Versicherung abgeschlossen.893 Der Ausschuss konnte in der Befragung nicht die 3.2.36. Welche Prüfungsergebnisse und Beurteilun- abgeschlossene Deckungssumme feststellen. gen deutscher Aufsichtsbehörden zum Aus- landsengagement der BayernLB lagen dem Am 01.01.2002 wurde eine D&O-Versicherung Verwaltungsrat und Vorstand der BayernLB abgeschlossen. Nach den Erkenntnissen des Un- zwischen Mai 2007 und Dezember 2009 vor? tersuchungsausschusses lässt sich aus den vorge- legten Akten auf eine Gesamtversicherungsleis- Mitteilungen deutscher Aufsichtsbehörden an tung eines Jahres von knapp über 100 Mio. Euro den Vorstand der BayernLB liegen dem Unter- schließen.894 suchungsausschuss nicht vor. Bezogen auf den Verwaltungsrat konnte nicht festgestellt werden, 3.2.33. Führte die Übertragung der HGAA-Anteile dass diesem derartige Prüfungsergebnisse oder der BayernLB an die Republik Österreich Beurteilungen deutscher Aufsichtsbehörden im dazu, dass keine Aussicht mehr auf eine erfolg- Zeitraum zwischen Mai 2007 und Dezember 2009 reiche Anfechtung des Kaufvertrags besteht vorlagen. und eine Rückabwicklung nicht mehr erfolgen konnte bzw. kann? 3.2.37. Wer war bei der „Rettung“ der HGAA im De- zember 2009 beteiligt? Was war der Inhalt der Diese Frage wurde von der Rechtsabteilung der „Rettungsgespräche“ Anfang Dezember 2009 BayernLB unter Mitwirkung der österreichischen zwischen Ministerpräsident Seehofer, Bundes- Anwälte des Instituts geprüft. Nach deren Aus- kanzlerin Angela Merkel, dem Chef der Euro- kunft führt die Weiterveräußerung nicht dazu, päischen Zentralbank Trichet, Bundeskanzler dass eine Anfechtung des Kaufvertrags nicht Faymann, dem Österr. Finanzminister Pröll, mehr möglich wäre.895 Eine eigene rechtliche Be- der Deutschen Bundesbank, der BaFin? Wel- wertung durch den Untersuchungsausschuss ist an che Abmachungen wurden von wem getroffen? dieser Stelle schwierig, da in diesem Zusammen- hang auch Fragen des österreichischen Rechts zu Im Vorfeld der Ereignisse des Dezember 2009 klären wären. Im Übrigen müsste die Schwierig- wurden vom Vorstand der BayernLB bereits keit einer praktischen Durchführung bedacht wer- am 07.09.2009 und am 26.10.2009 informel- den. le Gespräche mit dem Thema einer möglichen Verstaatlichung der HGAA durch die Republik 3.2.34. Trifft es zu, dass sich der Vorstandsvorsitzen- Österreich geführt.898 Am 10.11.2009 gab es ein de Dr. Kemmer laut Handelsblatt dahingehend erstes offizielles Treffen in Wien.899 Anknüpfend geäußert hat, dass die Hypo Group Alpe Adria an die Gespräche in Wien wurde von Staatsminis- wesentlicher Bestandteil der BayernLB blei- ter Fahrenschon am 20.11.2009 Kontakt mit dem be, die Tochter saniert und kapitalmarktfähig Österreichischen Finanzminister Pröll aufgenom- gemacht werden solle? Falls ja, war Dr. Kem- men.900 Am 25.11.2009 wurde vom Verwaltungs- mers Aussage mit dem Verwaltungsrat der ratsvorsitzenden ein Schreiben an das österreichi- BayernLB abgestimmt?

896 Bd. 101, S. 375. 892 Ederer (11/69). 897 Bd. 101, S. 426. 893 Faltlhauser (14, 140). 898 Ermisch (25, 10). 894 Bd. 162, S. 436 ff. 899 Ermisch (25, 11). 895 Köglmeier (9, 169). 900 Fahrenschon (26, 169). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 225

sche Bundesfinanzministerium mit der Bitte um zur parlamentarischen Begleitung der Krisen- ein Gespräch abgesandt.901 bewältigung bei der BayernLB und den Verwal- tungsrat über das Ergebnis. Die Zustimmung des Der erste Teil der Gespräche fand im Zeitraum Haushaltsausschusses des Bayerischen Landtags von 08.12.2009 bis 11.12.2009 statt. Beteiligt wa- wurde am 17.12.2009 erteilt.911 ren von der BayernLB die Herren Dr. Kemmer, Ermisch, Dr. Haas und Köglmeier sowie die Be- 3.2.38. Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen: Welche rater der Rechtsanwaltskanzleien Freshfields und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen werden Morgan Stanley. Auf der österreichischen Seite im Zusammenhang mit dem Beteiligungser- waren Vertreter der Finanzprokuratur, des Finanz- werb an der HGAA bei der Staatsanwaltschaft ministeriums und des Kanzleramts anwesend.902 München I geführt? Bei diesem ersten Teil der Gespräche war jedoch schnell erkennbar, dass sie ohne eine Beteiligung 3.2.38.1. Zu welchem Zeitpunkt und aus welchem An- der politischen Ebene nicht zu einem Erfolg füh- lass wurden die Ermittlungen eingeleitet? ren konnten.903 Ausgangspunkt der Ermittlungen war eine anony- Der zweite Teil der Gespräche am unmittelbar me Anzeige vom 18.12.2008.912 Aufgrund dersel- folgenden Wochenende, 12. und 13.12.2009, fand ben wurden zunächst Recherchen aus öffentlich daher unter Beteiligung der Finanzminister Fah- zugänglichen Quellen eingeleitet, bevor dann ge- renschon und Pröll statt.904 Zugegen waren auch gen Unbekannt und am 14.08.2009 gegen Werner Vertreter der Grazer Wechselseitigen.905 Minis- Schmidt ein förmliches Ermittlungsverfahren ein- terpräsident Seehofer wurde von Finanzminister geleitet wurde.913 Fahrenschon über den Verhandlungsstand infor- miert.906 3.2.38.2. Wegen welcher Verdachtsmomente wird er- mittelt? Die Bayerische Landesbank gab ihre Anteile für einen symbolischen Euro an die Republik Öster- Die Staatsanwaltschaft klärt den „Erwerb der reich ab, verzichtete auf Forderungen in Höhe HGAA durch die BayernLB“ insgesamt in tat- von 825 Mio. € und sagte zu, die Kreditlinie der sächlicher Weise auf und prüft dann, inwieweit HGAA in Höhe von 3,9 Mrd. € offen zu halten.907 hierdurch Straftatbestände verwirklicht wurden. Der Forderungsverzicht lag damit weit unter den Strafrechtliche Relevanz könnten die Vorgänge geschätzten Verlusten bei einer Insolvenz der nach vorläufiger Bewertung insbesondere unter HGAA.908 Die Kreditlinie der HGAA ist zwi- dem Aspekt der Untreue und der Bestechung aus- schenzeitlich deutlich zurückgeführt. ländischer Amtsträger besitzen.

Die Grazer Wechselseite hat ihre Anteile ebenfalls 3.2.38.3. Gegen welche Beschuldigten richtet sich an die Republik Österreich abgetreten und zeich- bislang das Ermittlungsverfahren „unter nete Partizipationskapital in Höhe von 30 Mio. €. dem Aktenzeichen 320 Js 44754/09“ (FAZ, Sie hat 100 Mio. € Pfandbriefe der HGAA erwor- 28.10.2009)? ben. Diese Vereinbarung wurde von ihr binnen 14 Tagen erfüllt.909 Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft München I mit dem genannten Aktenzeichen rich- Von der Kärntner Landesholding wurde Partizipa- tet sich gegen die Beschuldigten Werner Schmidt, tionskapital in Höhe von 200 Mio. in zwei Schrit- Dr. Rudolf Hanisch, Theodor Harnischmacher, ten gezeichnet.910 Dieter Burgmer, Stefan Ropers, Dr. Gerhard Grib- kowsky, Dr. Ralph Schmidt, Dr. Michael Kem- Finanzminister Fahrenschon informierte direkt mer, Dr. Tilo Berlin, Dr. Benedikt Haas, Karl- nach den Verhandlungen das Kabinett, die Mit- Heinz Sturm und Walther Schmidt-Lademann. glieder des Haushaltsausschusses des Bayeri- Ferner wird ermittelt gegen Günter Troppmann, schen Landtags, die Mitglieder der Kommission Rolf Mähliß, Stefan Unterlandstättner, Dr. Patrick Wilden, Bettina Stark und Wolfgang Zweck.

901 Ermisch (25, 12). 3.2.38.4. Ist Gegenstand der staatsanwaltschaftlichen 902 Köglmeier (9, 161); Ermisch (25, 15). Er­mittlungen der Verdacht, dass die Bayern- 903 Köglmeier (9, 161). LB unter dem früheren Vorstandsvorsitzenden 904 Köglmeier (9, 161). Werner Schmidt die „HGAA zu einem über- 905 Ederer (11, 25). 906 Fahrenschon (26, 213). 907 Fahrenschon (26, 170); Ederer (11, 26); Ermisch (25, 16). 908 Ermisch (25, 21). 911 Fahrenschon (26, 169 f.); Seehofer (27, 67). 909 Ederer (11, 26). 912 Turkowski (7, 3). 910 Ederer (11, 16). 913 Turkowski (7, 3). Seite 226 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

höhten Preis gekauft und damit der BayernLB höhten Kaufpreis zum Erwerb von HGAA- geschadet haben soll“ (FAZ, 15.10.2009)? Anteilen gaben, aufgrund des Vorwurfs bzgl. der Zahlung eines ggf. überhöhten Kaufpreises Es sei auf die Antwort unter Ziff. 3.2.38.2. ver- ebenfalls Ermittlungen geführt? wiesen. Die Staatsanwaltschaft sieht keinen Anfangsver- 3.2.38.5. Ist Gegenstand der Ermittlungen, dass der frü- dacht gegen die Mitglieder des Verwaltungsrats, here Vorstandsvorsitzende Werner Schmidt da sie davon ausgeht, dass die Verwaltungsrats- laut Spiegel vom 19.10.2009 den Vermögens- mitglieder im Vorfeld der Beschlussfassung vom verwalter Dr. Berlin, dessen Investorengruppe 23.04.2007 nicht vollständig und zutreffend in- Anteile an der HGAA hielt, „auf Druck promi- formiert worden sind und insoweit zwischen den nenter CSU-Politiker beschworen habe, an ihn Mitgliedern des Vorstands und den Mitgliedern zu verkaufen“? des Verwaltungsrats ein Informationsgefälle be- stand.916 Im Übrigen wurden die Vertragsver- Die Frage ist insoweit Gegenstand der staatsan- handlungen vom Vorstand ohne Beteiligung des waltschaftlichen Ermittlungen, als ein politischer Verwaltungsrats geführt. Druck im Rahmen der Strafzumessung entlastend für die Beschuldigten wirken könnte.914 Für ein 3.2.42. Werden insbesondere gegen damals Verant- Verhalten mit strafrechtlicher Relevanz seitens wortliche des Verwaltungsrats der BayernLB, der Verwaltungsräte gibt es bis jetzt keine An- die vor Vertragsunterzeichnung aktiv an den haltspunkte.915 Vertragsverhandlungen mit dem früheren Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider teil- 3.2.38.6. Werden im Zusammenhang mit dem anteiligen nahmen, ebenfalls Ermittlungen geführt? Erwerb der HGAA Ermittlungen gegen Dr. Tilo Berlin geführt? Nachdem vonseiten der Verwaltungsratsmitglie- der nicht aktiv mit dem Kärntner Landeshaupt- Es sei auf die Antwort unter Ziff. 3.2.38.3. ver- mann Haider verhandelt wurde, erübrigt sich die wiesen. Antwort auf diese Frage.

3.2.39. Ist Gegenstand der Ermittlungen der Verdacht, 3.2.43. Trifft es zu, dass Gegenstand der Ermittlun- dass der Wert der HGAA zum Zeitpunkt ihres gen auch die Thematik ist, „weshalb Bayern- anteiligen Erwerbs durch die BayernLB nur Banker Schmidt nicht nachverhandelte“ (Der 2,5 Mrd. EUR (SZ, 16.10.2009) betrug und Spiegel, 19.10.2009)? dass durch den Ankauf der BayernLB mög- licherweise ein Schaden in Höhe von ca. 400 Es sei auf die Antwort unter 3.2.38.2. und 3.2.38.3. Mio. EUR entstanden sei? verwiesen.

Es sei auf die Antwort unter Ziff. 3.2.38.2. ver- 3.2.44. Werden gegen die damaligen Verwaltungs- wiesen. ratsmitglieder, die früheren Staatsminister Dr. Beckstein und Prof. Dr. Faltlhauser, Ermitt- 3.2.39.1. Trifft es zu, dass sich diese Vorwürfe gegen alle lungen im Hinblick auf deren mögliche Be- Mitglieder des damaligen Vorstands richten? teiligung am Inhalt des Kaufvertrags und am vertraglich vereinbarten Ausschluss der Mög- Es sei auf die Antwort unter Ziff. 3.2.38.3. ver- lichkeit von Nachverhandlungen geführt? wiesen. Es wird auf die Antwort unter 3.2.41. verwiesen. 3.2.40. Werden auch gegen die damaligen Mitglieder des Vorstands und des Verwaltungsrats der 3.2.45. Trifft es zu, dass Gegenstand der Ermittlungen BayernLB Ermittlungen geführt? auch ein vom früheren Vorstandsvorsitzenden Werner Schmidt „gleich nach seinem Aus- Es sei auf die Antwort unter Ziff. 3.2.38.3. ver- scheiden“ (FAZ, 20.12.2009) abgeschlossener wiesen. Beratervertrag mit der HGAA für ein jährli- ches Beraterhonorar in Höhe von 50.000 EUR 3.2.41. Werden insbesondere gegen damals Verant- ist? wortliche des Verwaltungsrats der BayernLB, die am 23.04.2007 in einem Grundsatzbe- Der Umstand, dass zwischen Werner Schmidt schluss ihre Zustimmung zu einem ggf. über- und der HGAA ein Beratervertrag bestand und auf dessen Grundlage 50.000 EUR gezahlt wur-

914 Turkowski (7, 34). 915 Turkowski (7, 34). 916 Turkowski (7, 52). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 227

den, ist der Staatsanwaltschaft bekannt. Er wird der Republik Österreich und dem Großherzogtum als Teil des Gesamt-Lebenssachverhalts auf seine Luxemburg als regelmäßiger Übermittlungsweg Relevanz für die Straftatenvorwürfe untersucht.917 vereinbart. Das Bayerische Staatsministerium der Justiz und für Verbraucherschutz war somit 3.2.46. Liegen der Staatsanwaltschaft Erkenntnisse vorliegend in den Rechtshilfeverkehr nicht einge- darüber vor, welchen Inhalt dieser Vertrag bunden; es wurde lediglich im Zuge der Unter- hat, inwieweit er in Zusammenhang mit dem richtung über die geplanten Durchsuchungen921 Beteiligungserwerb an der HGAA steht und ob über die zu diesem Zeitpunkt bereits abgesandten Vertreter des Vorstands und des Verwaltungs- (soweit Österreich betroffen) bzw. in Überset- rats der BayernLB von Abschluss und Inhalt zung befindlichen (soweit Luxemburg betroffen) des Vertrags Kenntnis hatten, ggf. seit wann? Rechtshilfeersuchen informiert.

Der Staatsanwaltschaft München I ist der Inhalt Die Durchsuchungsbeschlüsse konnten – wie von des Vertrags bekannt. Mögliche Zusammenhän- der Staatsanwaltschaft München I beabsichtigt ge mit dem Erwerb der HGAA sind Gegenstand – am 14.10.2009 vollzogen werden. Die Freiga- der Ermittlungen. Inwieweit Mitglieder des Vor- be der beschlagnahmten Unterlagen dauerte auf- stands und des Verwaltungsrats von diesem Ver- grund von Rechtsbehelfen noch längere Zeit an. trag Kenntnis hatten ist nicht bekannt.918 3.2.49. Hatten Mitglieder des Vorstands und/oder 3.2.47. Trifft es zu, dass ein Durchsuchungsbeschluss Verwaltungsrats der BayernLB vor dem der Staatsanwaltschaft, „auf den 31. August 14.10.2009 Kenntnis über den Erlass des 2009 datiert“ (Handelsblatt, 15.10.2009), erst Durchsuchungsbeschlusses, ggf. ab wann? am 14.10.2009, also erst nach der Bundestags- wahl am 28.09.2009, vollzogen wurde, wenn ja, Hierfür liegen keine Anhaltspunkte vor. was waren die Gründe hierfür? 3.2.50. Welche Vertreter der Staatsanwaltschaft beim Die Daten sind zutreffend wiedergegeben. Einen OLG München und/oder Vertreter des Staats- Zusammenhang mit dem Zeitpunkt der Durch- ministeriums für Justiz und für Verbraucher- suchung und dem Bundestagswahlkampf gibt es schutz hatten ab welchem Zeitpunkt Kenntnis nach den Bekundungen des sachbearbeitenden über den erlassenen Durchsuchungsbeschluss? Staatsanwalts nicht.919 Danach beruhte der zeit- liche Abstand im Wesentlichen darauf, dass die Die Staatsanwaltschaft München I berichtete un- Durchsuchungen am 14.10.2009 parallel stattfin- ter dem 11. September 2009 dem Generalstaatsan- den sollten und folglich entsprechend koordiniert walt in München, dass ein Anfangsverdacht gegen werden mussten. Insbesondere die Koordination Werner Schmidt bestehe und die am 31.08.2009 mit den ausländischen Behörden führte zu diesem erlassenen Durchsuchungsbeschlüsse erwirkt zeitlichen Abstand. Im Vergleich handelte es sich worden seien. Als beabsichtigter Zeitpunkt für daher eher um eine sehr schnelle Umsetzung der den Vollzug ist der 14.10.2009, 9.00 Uhr, genannt. Beschlüsse.920 Dieser Bericht ging am 15. September 2009 beim Generalstaatsanwalt in München ein und wurde 3.2.48. Wie lange dauerte ein ggf. erforderliches von dort am gleichen Tag an das StMJV weiter- Rechtshilfeersuchen mit den Ermittlungsbe- geleitet. Der Bericht traf dort am 18. September hörden der Republik Österreich und welche 2010 ein. Von dem Bericht nahmen im StMJV Maßnahmen wurden vom Staatsministerium ausweislich der Handzeichen der zuständige Re- der Justiz und für Verbraucherschutz und von feratsleiter (21.9.), der Leiter der Strafrechtsabtei- Staatsministerin Dr. Merk zur ggf. Beschleu- lung (22.9.), der Amtschef (23.9.), der Leiter des nigung eines solchen Rechtshilfeersuchens er- Ministerbüros (23.9.) und die Pressestelle (25.9.) griffen? Kenntnis.

Die Staatsanwaltschaft München I hat die Rechts- 3.2.51. Ist Gegenstand der Ermittlungen der Ver- hilfeersuchen an die österreichischen und die lu- dacht, dass strafrechtlich relevante „Insider- xemburgischen Behörden direkt an die jeweils geschäfte“ zwischen dem früheren Vorstands- zuständigen Strafverfolgungsbehörden versandt. vorsitzenden der BayernLB Werner Schmidt, Dieser sog. unmittelbare Geschäftsweg ist in An- dem Vermögensverwalter und Vertreter der gelegenheiten der strafrechtlichen Rechtshilfe mit späteren Anteilseigner an der HGAA Dr. Tilo Berlin und dem früheren HGAA-Aufsichts- ratsvorsitzenden Dr. Wolfgang Kulterer in Zu- 917 Turkowski (7, 15). sammenhang mit dem anteiligen Erwerb von 918 Turkowski (7, 15). 919 Turkowski (7, 36). 920 Turkowski (7, 36). 921 Siehe 3.2.50. Seite 228 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

HGAA-Anteilen durch die BayernLB getätigt Es sei auf die Antwort unter Ziff. 3.53. verwiesen. wurden? 3.2.55. Welche nachteiligen Auswirkungen hatten Der Verdacht einer Absprache zwischen den diese ggf. erfolgten Absprachen für den Bay- genannten Personen ist Gegenstand der Ermitt- erischen Staatshaushalt und die Bayerischen lungen. Obwohl die persönlichen Beziehungen Steuerzahler? solche Absprachen denkbar erscheinen lassen, konnten Beweise (insbesondere konkrete Abma- Es sei auf die Antwort unter Ziff. 3.53. verwiesen. chungen oder Kick-Back-Zahlungen) für derarti- ge Absprachen bis jetzt nicht gefunden werden.922 II. Zusammenfassung und Bewertung

Insbesondere bestätigte auch der Zeuge Dr. Hink, Der eingesetzte Untersuchungsausschuss hatte den Auftrag, der als enger Partner von Dr. Berlin bei dessen die Arbeit der Vertreter der Staatsregierung, insbesondere Einstieg bei der HGAA fungierte, dass Dr. Berlin der Mitglieder des Verwaltungsrates der BayernLB, zu kon- ihm gegenüber erzählt habe, Werner Schmidt habe trollieren. Bewertet wird ebenso das Verhalten von Mitglie- während des laufenden BAWAG-Verfahrens kein dern anderer Gremien bzw. Personen, die vom Zeitpunkt der Interesse an der HGAA gezeigt.923 Er sei ferner Kaufanbahnung bis zur Notverstaatlichung der HGAA betei- bei der Anbahnung des Geschäfts immer davon ligt waren oder hätten eingebunden werden müssen. ausgegangen, dass das Ziel ein Börsengang der HGAA sei.924 Das Interesse der BayernLB sei für A. Ablauf der Geschehnisse ihn am Anfang fast wie ein Störfeuer gewesen.925 1. Fehlende Südosteuropastrategie 3.2.52. Ist der Verdacht, „dass sich Herr Schmidt und Herr Berlin verschworen haben, um gemein- Die BayernLB war nach dem mit der EU-Kommission im sam am Kauf der Hypo durch die Bayerische Jahre 2001 vereinbarten Auslaufen der Gewährträgerhaf- Landesbank zu profitieren, Schmidt und Berlin tung, die ihr bis dorthin Refinanzierungsvorteile bescherte, hätten sich demnach irgendwann zu Ende des auf der Suche nach einem tragbaren Geschäftsmodell. Die Jahres 2006 abgesprochen: Herr Berlin kauft beiden Spitzen des BayernLB-Verwaltungsrats und oberste die Aktien der Hypo auf und Herr Schmidt Eigentümervertreter, Prof. Faltlhauser926 und Dr. Naser927, stellt sicher, dass die Bayern sich für den Kauf bestätigten vor dem Untersuchungsausschuss, dass die Bay- einer Mehrheit an der Hypo interessieren und ernLB im Inland keine Wachstumsperspektive habe, kein ihm Zuge dessen auch Herrn Berlin die Aktien tragbares Geschäftsmodell vorfinde928, eine Geschäftsaus- wieder abkaufen“ (Standard, 12.12.2009), Ge- weitung über den Weg von Übernahmen anderer Institute im genstand der staatsanwaltschaftlichen Ermitt- Inland sich mit Rücksicht auf den Hälfteeigentümer aus dem lungen, ggf. wegen Verstoßes gegen das Wert- Sparkassensektor verbot. papierhandelsgesetz? Um die Geschäftsbasis zu erweitern, wurden deshalb regel- Die Staatsanwaltschaft ist auch diesem Verdacht mäßig Expansionsüberlegungen im In- und Ausland ange- nachgegangen. stellt. Nach mehreren gescheiterten Versuchen, im Ausland Fuß zu fassen,929 wurde am 22.05.2007 der Kaufvertrag zum 3.2.53. Liegen der Staatsanwaltschaft Erkenntnisse Mehrheitseinstieg bei der kärntnerischen Hypo Alpe Adria darüber vor, ob und welche weiteren Personen Group unterzeichnet. Die Bayerische Landesbank war damit ggf. an Absprachen im Sinne der Fragen 3.2.52 Mehrheitseigentümerin einer hauptsächlich in Südosteuropa und 3.2.53 teilnahmen? Welche Informationen tätigen Geschäftsbank und Leasinganbieters. hatten Vorstand und Verwaltungsrat ggf. hier- über und zu welchem Zeitpunkt? Zur Zulässigkeit einer solchen Akquisition befragt, stell- te der vom Untersuchungsausschuss beauftragte Gutachter Dem Ausschuss ist nicht bekannt, dass die Staats- Prof. Lutter in seiner Studie fest, dass eine Expansion zur anwaltschaft solche Erkenntnisse hätte. ausschließlichen oder primären Gewinnerzielung als un-

3.2.54. Hatten Mitglieder des Vorstands und/oder des Verwaltungsrats der BayernLB und/oder der 926 Faltlhauser (14/25). Staatsregierung Kenntnis von derartigen ggf. 927 Naser (15/101 f.). erfolgten Absprachen, ggf. ab wann? 928 Siehe auch Minderheitenbericht des BayernLB-Untersuchungsaus- schusses zur ABS-Krise des 15. Bayerischen Landtags. 929 Kauf und Notverkauf der Rijecka Banka; Beteiligung und Abstoßen der Beteiligung an der Tiroler Sparkasse Hall i.T., Südtiroler Spar- kasse in Bozen; Einstieg und Ausstieg aus der BAWAG, Diskussion 922 Turkowski (7, 38). über Kauf der IKB (Bd. 119) und Landesbank Berlin (Bd. 19); Lt. 923 Hink (16, 5 f.). Karl-Heinz Sturm verhandelte man auch mit der Banc of Moscow 924 Hink (16, 15). (Bd. 223). „Zurück zu den Wurzeln“ hieß der Kurs Werner Schmidts 925 Hink (16, 36). am 26.05.2004 im Handelsblatt. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 229

zulässig anzusehen ist930. Es steht damit in Frage, ob zum • Die seitens der Staatsregierung berufenen Landesbank- Schutz des Vermögens der öffentlichen Hand vor wirtschaft- Verwaltungsräte934 StM Dr. Beckstein, StM Huber und StS lichen Risiken der Erwerb der HGAA durch die BayernLB Schmid waren bei dem als „Sondersitzung“ gekennzeich- rechtlich unzulässig931 war. neten Termin am 20.03.2007 nicht anwesend.

Im Falle des Kaufs der HGAA zeigte es sich, dass eine Ab- • Die dem Termin beiwohnenden Verwaltungsräte stell- wägung, ob der Kauf der HGAA überhaupt rechtlich zuläs- ten keine Fragen zu Landesbank-internen Expertisen zur HGAA, insbesondere nicht, ob es außer einer „Rosa-Brille- sig ist, bei Vorstand und Verwaltungsrat nicht stattfand. In 935 936 der nachfolgenden Erörterung der sogenannten „Osteuro- Betrachtung“ des Vorstands auch kritische Stimmen pastrategie“ der Landesbank, die mit dem Mehrheitseinstieg zum Zielunternehmen gab. Die kritische Einschätzung des Mitarbeiters Seidler937 und das von diesem präsentierte bei der HGAA am 22.05.2007 ihren Höhepunkt erreichte, 938 wird die Annahme zugrunde gelegt, dass die Expansion nach Bild der „ausgequetschten Zitrone“ als Synonym für die Südosteuropa gesetzlich zulässig gewesen ist. HGAA blieb so dem Verwaltungsrat verborgen. • Die Verwaltungsräte gaben keine eigenständigen Recher- Der Untersuchungsausschuss hat deutlich herausgearbeitet, chen und Terminnachbereitungen in Auftrag oder führten dass bereits im Vorhinein erkennbar war, dass durch den solche selbst durch. Ein eigenes Bild des kleinen, schwie- Kauf der HGAA die wirtschaftlichen Erwartungen im Sin- rigen und risikoreichen Auslandsmarktes, unabhängig von ne einer Diversifizierung und einer Ertragsergänzung für die der Präsentation des Vorstands, blieb aus. BayernLB unerreichbar waren. Die Akquisition stellte sich „Deal-getrieben“ dar, eine wohlüberlegte Expansionsstra- • Von der per Ende 2006 ausgewiesenen Bilanzsumme der tegie konnte von den Zeugen im Untersuchungsausschuss HGAA über EUR 31 Milliarden fiel nur der kleinere Teil nicht dargelegt werden: von 39,1 % auf die plötzlich neu erklärten Zielländer Slo- wenien, Serbien, Kroatien, Montenegro und Bosnien-Her- • Bis zur ersten Genehmigung der Kaufverhandlungen durch zegowina, einem Markt, der einwohnermäßig kaum grö- den Verwaltungsrat am 20.03.2007 gab es überhaupt keine ßer ist als der bayerische, vom pro-Kopf-Inlandsprodukt im Verwaltungsrat abgestimmte oder genehmigte Strate- jedoch nicht einmal ein Drittel des heimischen Marktes gie für eine Expansion nach Südosteuropa. Wie die Ver- ausmachte. Sollte der Wunsch der Staatsregierung, in allen nehmung Karl-Heinz Sturms vor der Staatsanwaltschaft Feldern auf Platz eins zu stehen, Treiber der Expansion ergab, ging die Osteuropastrategie in Richtung Ukraine, gewesen sein, so war einfach zu erkennen, dass die damals Tschechien und Russland. Der Balkan war kein primäres bestehende Marktstellung der HGAA eine lange Durststre- Ziel, weil dort die Ratings nicht so gut waren wie in der cke auf dem Weg zur Spitze bedeutete: Beim Einstieg der Ukraine. An eine Aktualisierung der Strategie konnte sich Bayern war die HGAA lediglich Nummer zwei in Serbien Sturm nicht erinnern, „die HGAA passte auf jeden Fall und Montenegro, nur Nummer drei im für die Balkanbank 932 nicht ins Konzept.“ größten Teilmarkt Kroatien und gar nur Nummer vier in • Die an der Verwaltungsratssitzung des 20.03.2007 anwe- Slowenien.939 senden Verwaltungsratsmitglieder hinterfragten nicht, ob • Die damals bereits verfügbaren Pressemeldungen über Bi- der plötzliche Gang in die Länder des Balkans eine neue lanzfälschung und Malversationen (Anm.: schlechte Ver- Unternehmensstrategie darstellt.933 Das strategische Rati- waltung, Betrug) kannte der Verwaltungsrat nicht. War- onal beim Markteintritt in die Länder Kroatien, Serbien, nungen des stellvertretenden VR-Mitglieds StS Spitzner Montenegro u. a.m. war vom Vorstand weder von langer an StM Huber schlug dieser in den Wind.940 Hand geplant, noch forderten die Verwaltungsräte eine ei- gene Richtlinienentscheidung als Voraussetzung für den • Die problematische Eigentümerstruktur, die bekannt man- Markteintritt in Südosteuropa. Eine Befassung und eine gelhafte Eigenkapitalausstattung und die nur durchschnitt- strategische Vorbereitung durch den Verwaltungsrat über liche Marktstellung wurden im Verwaltungsrat zu keiner die Unterlagen und Vorträge des Vorstands hinaus fanden Zeit in Frage gestellt. Auch die vom Vorstand präsen- nicht statt. Dies obwohl das Landesbankgesetz bestimmt, tierte Erwartung, dass durch das sogenannte Retailge- dass die Richtlinienkompetenz einzig beim Verwaltungs- rat liegt.

934 Bd. 119, S. 303, Teilnehmerliste der 55. VR-Sitzung vom 20.03.2007. 935 Lutter, Rechtsgutachten, S. 46. 936 Lutter (8/14, 41). 930 Lutter, Rechtsgutachten, S. 5. 937 Bd. 85, Auswertung Seidler vom 04.10.2006 und interne Bewertung 931 Lutter, Rechtsgutachten, S. 5. vom 12.02.2007. 932 Bd. 223, Vernehmung Staatsanwaltschaft München Karl-Heinz Sturm 938 Bd. 43, Zeugenvernehmung Seidler vom 08.02.2010: „Wenn ich vom 15.03.2010. schon eine Bilanz fälschen muss, dann bedeutet das, dass ich zuvor 933 Bd. 43, Zeugenvernehmung Reinhold Seidler: [...] HGAA passte alle Möglichkeiten, die Bilanz so gut wie möglich darzustellen, ausge- nicht in die definierte Osteuropa-Strategie. Von den dort definierten schöpft habe. Das ist das Bild von der ‚ausgequetschten Zitrone‘. Das Priorität-1-Ländern war nur Kroatien bei der HGAA zu finden. Außer- hat mich schon stutzig gemacht.“ „Das Recherchematerial stammte dem war in 2006 ja schon bekannt, dass ein großer Eigenkapitalbedarf im Wesentlichen aus öffentlich zugänglichen Quellen. Das war die bei der HGAA bestand. [...] Planungen mit hohem Wachstum, hohen Grundlage für die Präsentation vom 07.06.2006.“ Margen heißt viel Risiko [...] dazu braucht man viel Eigenkapital [...] 939 Bd. 271, LKA, Rothschild Bericht „Projekt Berthold“ vom 20.03.2007. einfach nicht realistisch. 940 Spitzner (20/16). Seite 230 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

schäft941 und der Zugang zu Millionen Sparern neue Re- Es wurde vor dem Hintergrund der ABS-Krise über fol- finanzierungsmöglichkeiten entstehen, musste sich beim gende Themen gesprochen: Betrachten der deutlich geringeren Sparquoten942 der  aktuelle Situation von IKB und SachsenLB, neuen Zielländer zerschlagen. Diese einfachen Analysen  Auswirkungen auf Bilanz und Liquidität, wurden vom Verwaltungsrat nicht gezogen oder gefordert.  Auswirkungen auf und durch Hedgefonds, Nach dem Signing im Mai 2007 verschärfte sich die prekäre  Situation des US-Finanzsektors, Lage der HGAA und damit auch die Lage für die BayernLB:  Sachstand der Finanzierung zum Erwerb der HGAA, • Bei den wichtigen Töchtern in Kroatien und Serbien zogen  aktuelle Situation im öffentlich-rechtlichen Banken- die dortigen Nationalbanken die Eigenkapital- und Kre- sektor. ditvergabeanforderungen in einer Weise an, dass die ur- sprünglichen Geschäftsannahmen obsolet wurden. Wenn Nicht nur das StMI war bei dieser wichtigen Sitzung nicht die Ergebnisse der von der Kroatischen Nationalbank vertreten, auch Schmidt war abwesend, Huber durch Spitz- angeordneten Sonder-Due-Diligence des Sommers 2007 ner vertreten, der wiederum der Beratung und Abstim- nicht schon zum Rückzug aus dem Geschäft führten, so mung des Punktes HGAA fernblieb. Weder aus den dem hätten die auferlegten Restriktionen wie die der „Halbie- Untersuchungsausschuss vorliegenden Akten noch aus den 943 rung des Kreditneugeschäfts“ und der Erhöhung des Ei- Zeugenbefragungen ging hervor, dass die sich zuspitzende genkapitals eine Neukalkulation bzw. Preisminderung der Finanzmarktsituation des Frühjahrs/Sommers 2007 eine Akquisition bedeutet. Diskussion bezüglich Kauf der HGAA und Markteintritt in • Einfachste Fragen hätten auch zu Tage geführt, dass das Südosteuropa auslöste. für die HGAA wichtige Leasinggeschäft944, das zwecks Umgehung945 der Eigenkapitalvorschriften forciert wurde, Eine Südosteuropastrategiediskussion fand auch nicht an- jenseits jeglicher Finanzmarktaufsicht betrieben wurde, lässlich der beiden Kapitalerhöhungen bei der HGAA im De- dass eine eigene Vor-Ort-Due-Diligence in den recht un- zember 2007 und 2008 durch die BayernLB statt. Für 2008 abhängig agierenden Teilmärkten der HGAA zur Absiche- war dies umso verwunderlicher, als die EU-Kommission das rung der Risiken hätte angefordert werden müssen. laufende Beihilfeverfahren wegen der EUR 10 Milliarden Finanzspritze des Freistaats noch gar nicht abgeschlossen • Am 24.07.2007 unterrichtete der Vorstand den Verwal- hatte und eine Verkleinerung der Bilanzsumme durch Absto- tungsrat erstmals zur US-Hypothekenkrise und den Aus- ßen von Randaktivitäten auf Druck der EU-Kommission im wirkungen auf das ABS-Geschäft der BayernLB, insbe- Raume stand. sondere von drohenden Marktwertverlusten bei den ABS- Portfolien. Obwohl Finanztitel zu diesem Zeitpunkt welt- Die erwartete „Dynamisierung der Erträge“947 konnte nicht weit dramatisch an Wert verloren, wurde das Engagement in Erfüllung gehen. Was ein ordentlicher Kaufmann bei ei- bei der HGAA nicht weiter hinterfragt. Am 29.08.2007 ner Richtlinienentscheidung normalerweise hätte tun und 946 kam es zur Krisen-Sondersitzung des Verwaltungsrats. recherchieren müssen, wurde vom Verwaltungsrat vom Ein- stieg bei der HGAA bis zum Notverkauf versäumt. Der Kauf 941 Bd. 241, Bericht für Vorstand und Verwaltungsrat durch Rothschild, der Bank durch die BayernLB war inhaltlich falsch, riskant „Projekt Lindwurm“ 13.03.2007, Rationale für den Kauf der HGAA; und ungesetzlich. Die gebotenen Sorgfaltspflichten wurden Bd. 19, S. 305 f., Werner Schmidt in der Verwaltungsratssitzung des vom Verwaltungsrat auf grobe Weise verletzt. 20.03.2007: Maßgeblich waren demnach die strategischen Rationale einer Ausdehnung der Geschäftstätigkeit in den Bereich Südosteuropa und auf das Kleinkunden- und Mittelstandsgeschäft. 2. Die Anbahnung des Geschäftes 942 Analysen der Erste Bank, Wien. 943 Bd. 20, S. 110, 60. VR-Sitzung am 24.07.2007: diverse Forderungen Im Mai oder Juni 2006 erhält ein Mitarbeiter der Abteilung der Kroatischen Nationalbank (HNB). U.a. eine Due Diligence bei „Strategische Beteiligungen“ in der BayernLB über seine HAAB Zagreb und der Slavonska Banka. HNB verlangt Entschuldi- Abteilungsleiterin eine Präsentationsunterlage zur HGAA. gung, frisches Eigenkapital, Halbierung des Neugeschäfts, striktere Einhaltung lokaler Devisenbestimmungen, Verbesserung des Risiko- Dieser sogenannte Teaser kommt vom Leiter des Vorstands- managements: Kenntnisnahme des Verwaltungsrats. stabes mit der Bitte um Prüfung. 944 Die Leasing-Geschäfte der Bank wurden bei der Sonderprüfung der österr. Finanzmarktaufsicht 2007 nicht kontrolliert. In den Nicht-EU- Der beauftragte Mitarbeiter recherchiert anhand öffent- Ländern würden Leasinggeschäfte nicht zum Bankgeschäft gerechnet, daher hatten die lokalen Aufsichtsbehörden keine Möglichkeit, Ein- lich zugänglicher Quellen und erstellt auf dieser Basis eine schau zu nehmen. Präsentation zur HGAA mit dem Datum 07.06.2006. Diese 945 Linner Sonderbericht, S. 21, „Das Leasingvolumen hat sich von 2004 Präsentation enthält eine ganze Reihe äußerst kritischer Hin- auf 2006 auf fast vier Mrd. Euro verdoppelt, auf Immo-Leasing ent- weise. fielen 1,5 Mrd. Euro. Zwar handelte es sich dabei laut Ernst & Young „wirtschaftlich ... um Bau- und Projektfinanzierungen, die Verträge sind jedoch formal Leasingverträge. Der Grund: die sehr restriktiven Eigenmittelvorschriften in Südosteuropa“. Anders gesagt: Für Kredite hätte Eigenkapital gebildet werden müssen.“ 946 Bd. 20, S. 128, bemerkenswert u.a. der Kommentar in der Minister- 947 Bd. 19, S. 469 f. Werner Schmidt fasst in der VR-Sitzung vom vorlage des StMI: „Eine Teilnahme von Vertretern des StMI ist nicht 20.04.2007 zusammen: „Die HGAA sei eine einmalige strategische vorgesehen. Die nachfolgenden Informationen dienen der internen In- Option für die BayernLB zur Verstärkung der Osteuropaaktivitäten formation.“ und damit der Dynamisierung der Erträge.“ Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 231

Es beginnt mit sogenannten Swap-Verlusten in der Größen- Am 05. Mai 2006 treffen sich zwei alte Bekannte, der Vor- ordnung von 288 Mio. Euro, die durch Fehlspekulationen standsvorsitzende der BayernLB, Werner Schmidt, und sein eintraten. (Anmerkung: Swaps sind in diesem Fall Tausch- ehemaliger Kollege aus LBBW-Zeiten Tilo Berlin, der jetzt geschäfte zwischen Finanzinstituten, die eigentlich der Absi- als Vermögensverwalter in Hamburg tätig ist, privat aber am cherung eigener Zins- oder Anlagegeschäfte dienen. Sie las- Wörthersee lebt und dort in die betuchte Familie Goess ein- sen sich auch zu Spekulationszwecken einsetzen, wovon im geheiratet hat.950 vorliegenden Fall auszugehen ist.) Die HGAA hat zu dieser Zeit eine Bilanzsumme von 17,7 Mrd. Euro. Der Mitarbeiter Auch am 26. April und 30. Juni 2006 telefonieren beide der BayernLB erkennt in seiner Recherche drei Möglichkei- nachweislich miteinander. Mittlerweile ist bei der BayernLB ten, wie derartige Verluste entstanden sein könnten: der Bieterprozess um die BAWAG angelaufen. Es werden auffällig umfangreiche Unternehmensbewertungen vorge- 1. Durch den Fehler eines einzelnen Mitarbeiters, wie es nommen und der Verwaltungsrat intensiv in den Prozess ein- behauptet wird. Dies weise allerdings auf ein mangel- gebunden. Dies sticht vor allem dann ins Auge, wenn man haftes Risikoüberwachungs- und Managementsystem den Vergleich zieht mit der kurz darauf stattfindenden Unter- hin und es stelle sich die Frage warum der Vorstand nehmensbewertung bei der HGAA. Auch gibt man vor, sich die Verluste nicht offen in der Bilanz verarbeitete. für ein Engagement bei der zum Verkauf stehenden Berliner Bank zu interessieren. 2. Durch Fehlentscheidungen des Vorstandes, induziert durch Gewinnmaximierungsabsichten. Hier würde Ein weiteres Treffen zwischen Tilo Berlin und Werner sich die Frage nach funktionierenden internen Kon- Schmidt findet am 03.07.2006 in München statt. Offizieller trollsystemen und fachlichen Qualifikationen stellen. Anlass ist der Private-Banking-Tag der BayernLB. Nach- weislich finden beide Zeit, ein Gespräch unter vier Augen 3. Durch Fehlspekulationen des Vorstandes, um massive zu führen. Probleme im Kredit- und Beteiligungsportfolio der HGAA auszugleichen. Am 25. August erhält Werner Schmidt ein persönlich-ver- trauliches Anschreiben von Tilo Berlin, das sich auf ein Für den Analysten stellt sich die Frage, ob das Thema mit zwischen beiden zuvor geführtes Telefonat bezieht und in der Neuerstellung der Bilanz vom Tisch sei oder weitere der Anlage die Kurzfassung eines aktuellen Businesspla- „Überraschungen“ drohten? Oder ob durch die unter „reger nes enthält, als Vorbereitung auf ein Gespräch am 31. Au- Beteiligung von Jörg Haider“ geführte öffentliche Diskus- gust in Kärnten. Werner Schmidt wird nebst Gattin auf die sion ein weiterer Imageschaden drohe. Er sieht die Gefahr, „Klockerhube“, den Wohnsitz der Familie Berlin, zu einem dass die Vorstände beim Versuch, die Verluste zu kompen- Mittagessen und anschließendem Treffen mit Herrn Kulte- sieren, durch legale Bilanzmaßnahmen die Bank und ihre rer, dem Vorstandsvorsitzenden der HGAA, eingeladen. 951 Töchter „komplett ausgenommen haben (ausgequetschte Den Businessplan hatte Berlin am 21.08.2006 von Kulterer Zitrone).“948 erhalten.

Weiterhin wirft der Mitarbeiter in seiner Analyse die Frage Vor der Staatsanwaltschaft sagt Schmidt in späteren Verneh- auf, warum sich die Aktionäre der HGAA aus der angeblich mungen erst aus, dass die HGAA nie Thema der Gespräche sehr profitablen Bank zurückziehen wollen. Er merkt hier- war, um unter dem Druck der Beweislast letztlich einzuräu- zu an: „Möglicher Grund: Kasse machen, bevor die Wachs- men, bei diesem Treffen sogar bereits detaillierte Berech- tumsstory endet?“ nungsbeispiele für eine Übernahme angestellt zu haben. Dies alles findet statt vor dem Hintergrund, dass Berlin selbst Er merkt an, dass zahlreiche Tourismusobjekte auf dem Bal- noch in keiner Weise an der HGAA beteiligt ist.952 kan betrieben werden, die nicht unbedingt rentabel sein müs- sen. Es gibt Gerüchte um „faule Objekte.“ Presseberichten zufolge treffen sich Werner Schmidt und Dr. Kulterer bereits am 22.September 2006 das nächste Mal. Der Mitarbeiter kommt zu dem Resümee, dass weiterfüh- rende Überlegungen nur dann sinnvoll sind, wenn der Prüf- Den von Kulterer und Berlin erhaltenen Businessplan der bericht der Finanzmarktaufsicht, die Entscheidung über HGAA lässt Schmidt vom selben Mitarbeiter, der bereits die die Amtsenthebung des Vorstandes und weiterführende In- erste Präsentation erarbeitet hatte, aufbereiten. Das Ergebnis formationen des Wirtschaftsprüfers vorgelegt werden. Erst ist noch ernüchternder als beim ersten Mal. Es wird explizit dann kann über eine „unbedingt erforderliche Intensiv-Due- vor der drohenden Insolvenz der HGAA für den Fall, dass Diligence entschieden werden (eine Neuauflage Rijeca Ban- die BayernLB nicht einsteigt, gewarnt. Der Leiter des Vor- ca ist unbedingt zu vermeiden).“ Weiter konstatiert er: „ Die standsstabes gibt das Ergebnis mit der Bemerkung „für uns Ausgangslage mache eine Intensivprüfung unabdingbar.“949 nicht interessant“ an Werner Schmidt zur Kenntnisnahme.

950 Terminkalender Schmidt/Berlin Bd. 83. 951 Bd. 83. 948 Bd. 84 „Erste Beurteilung HGAA“. 952 Staatsanwaltschaftliche Vernehmung Werner Schmidt vom 949 Bd. 84 „Erste Beurteilung HGAA“. 20.07.2010. Seite 232 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Am 11. Oktober 2006 notiert dieser „Ok – Z.d.A. (Zu den Im Kärntner Untersuchungsausschuss datiert Werner Akten) – Erledigt“ auf dieser Vorlage. Schmidt die offiziellen Verhandlungen mit der HGAA auf den 15. März 2007. Dabei steht allerdings fest, dass er auf Nachweisbare Telefonate zwischen Schmidt und Dr. Berlin die Anrufe am 14. Dezember interessiert reagierte. Nur fünf folgen am 7. November, 24. November und 7. Dezember Tage später, am 19. Dezember 2006, unterzeichnet Berlin & 2006. In seiner Befragung bei der Staatsanwaltschaft953 gibt Co die Kapitalerhöhungsvereinbarung zum Einstieg bei der Schmidt an, es wäre bei diesen Gesprächen jeweils um die HGAA. Die Überweisung der ersten Tranche in Höhe von BAWAG gegangen. In der Chronologie der oben geschilder- 125 Mio. Euro erfolgte noch im Dezember 2006.959 ten Ereignisse darf Zweifel an dieser Aussage angemeldet werden.954 Der Vorstand der BayernLB erfuhr, laut Aussage von Wer- ner Schmidt, am 15. Dezember von der Möglichkeit des Mittlerweile lernen sich im noblen Hotel Vier Jahreszeiten Einstiegs bei der HGAA. Man sei sich einig gewesen, auch in Hamburg die Herren Berlin und Hink kennen. Letzterer den Verwaltungsrat zu informieren. Anlässlich der Geburts- ist Hedgefonds-Manager und stets auf der Suche nach „neu- tagsfeier von Dr. Hanisch am 17. Dezember 2006 informiert en Dealideen.“ Der später als „freundliche Heuschrecke“ Schmidt, nach seiner Aussage, auch die beiden Verwaltungs- ins Spiel gebrachte Hink zeigt sofort Interesse an der vorge- ratsvorsitzenden Dr. Naser und Prof. Dr. Faltlhauser.960 Die stellten Konstellation 50/50.955 Erstaunlich an dieser Fest- beiden Genannten streiten in ihren Vernehmungen vor der stellung ist die Tatsache, dass Berlin bei seinem Investment Staatsanwaltschaft und vor dem Untersuchungsausschuss immer von einer 25+1 Aktie-Beteiligung ausging. Es liegt dieses Gespräch ab.961 nahe, dass sich die genannten 50 Prozent auf seine vorberei- tenden Gespräche mit Werner Schmidt beziehen. Kurz vor der oben aufgeführten Unterzeichnung des Ein- stiegs bei der HGAA erhielt Tilo Berlin am 18. oder Am 21. November 2006 sendet Tilo Berlin gemeinsam mit 19. Dezember wieder einen Anruf von Werner Schmidt. Die- seinem neuen Partner Hink an die Herren Dr. Kulterer und ser erklärt ihm wiederum Interesse, diesmal auch im Namen Dr. Ederer, seines Zeichens Aufsichtsrat bei der HGAA und der anderen Vorstände der BayernLB, und fordert weitere Vorstand beim Anteilseigner Grazer Wechselseitige Versi- Unterlagen an, die bereits am 20. Dezember bei der Bay- cherungen, eine E-Mail mit dem Titel „Finanzierungsnach- ernLB eingehen und die Einschaltung der Rothschild Bank weis.“ Darin beschreibt er konkretes Interesse, unter ande- als beratendes Institut auslösen. Ein Detail am Rande: Prof. rem der BayernLB, an der Finanzierung einer „2. Tranche“ Dr. Faltlhauser avanciert am 01. Februar 2008 zum „Senior der von Berlin & Co zu zeichnenden Aktien an der HGAA. Advisor“ bei Rothschild.962

Der nächste Schritt kommt in Form einer E-Mail aus dem Kurz vor Weihnachten, am 22. Dezember 2006, plötzlich Hause Berlin & Co Darin schreibt ein Mitarbeiter an einen eine überraschende Wende im BAWAG-Bieter-Prozess: Es potenziellen Investor, dass in der Folge als Käufer der jetzt gibt Schwierigkeiten mit Cerberus, und die BayernLB er- anstehenden Investition all diejenigen in Frage kommen, die hält das Signal, dass die Verhandlungen eventuell fortgesetzt bei der BAWAG leer ausgehen. Zu dieser Zeit befanden sich werden könnten. nur noch der Hedgefonds Cerberus und die BayernLB im Bieterkreis um die BAWAG. In seiner Vernehmung vor der Damit könnte sich die Position der BayernLB als Bieter Staatsanwaltschaft auf diese Aussage angesprochen, erklärt schlagartig wandeln. Doch den bisher geleisteten Aufwen- Schmidt, das könne sich Berlin nur ausgedacht haben.956 dungen durch kostspielige Beraterfirmen und Anwälte zum Trotz entscheidet Werner Schmidt „Nein.“963 Cerberus schließlich erhält am 14. Dezember 2006 den Zu- schlag für die BAWAG. Rechnerisch unterliegt die Bayern- Nach ihren Zeugenaussagen vor der Staatsanwaltschaft und LB wegen rund 100 Mio. Euro Differenz. 957Am selben Tag vor dem Untersuchungsausschuss hören Dr. Naser und Prof. erhält Werner Schmidt zwei Anrufe. Einmal von Dr. Kulterer Dr. Faltlhauser, entgegen der Aussagen von Werner Schmidt, und zum Zweiten von Dr. Berlin. Der Tenor beider lautet: erstmals im Februar 2007, bei einem sogenannten Dreierge- Jetzt ist es Zeit für die BayernLB, die HGAA zu erwerben. spräch mit Werner Schmidt, von der Option HGAA.964 Beide geben grünes Licht zur Prüfung. Zusätzliche Impulse erhält das Geschehen durch die Reak- tion des Staatsministers für Finanzen, Prof. Dr. Faltlhauser. Am 20. März 2007 gelangt das Thema HGAA erstmals offi- Wutentbrannt reagiert er mit dem Ausspruch, „Ihr seid zu ziell in die Verwaltungsratssitzung. blöd, eine Bank zu kaufen“, auf die Niederlage im Bieterpro- zess um die BAWAG.958

953 Staatsanwaltschaftliche Vernehmung Werner Schmidt vom 08.07.2010, S. 22 f. 959 Ederer (11/28). 954 Bd. 49. 960 Staatsanwaltschaftliche Vernehmung vom 14.01.2010, S. 11. 955 „Der Deal“, S. 3. 961 Faltlhauser (14/38). 956 Staatsanwaltschaftliche Vernehmung vom 08.07.2010, S. 24. 962 Faltlhauser (14/69). 957 Protokoll zur Vorstandssitzung vom 14.12.2006. 963 Naser (15/110). 958 Bd. 298, BV Schmidt, 11.10.2010, S. 13. 964 Faltlhauser (14/37), Naser (15/111). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 233

3. Due Diligence gentlichen Verkaufsgrund für die Kärntner Landesregierung darstellte. Der Autor empfiehlt, den Prüfbericht der Oester- Die BayernLB beauftragte die Investmentbank Rothschild reichischen Nationalbank abzuwarten, bevor eine Due Dili- GmbH und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & gence durchgeführt wird. Young sowie die Kanzlei Dorda Brugger Jordis für die Due Diligence (DD) bei der Hypo Group Alpe Adria. Durch eine Die BayernLB beauftragte die Rothschild GmbH, Ernst & DD werden der Wert sowie Stärken und Schwächen eines Young und Dorda Brugger Jordis lediglich mit einer finanzi- Kaufobjekts festgestellt. Der Verwaltungsrat der Bayern- ellen und rechtlichen Due Diligence966. Der Auftrag umfasst LB hatte nicht sichergestellt, dass die DD bei der HGAA so nicht die wirtschaftliche („commercial“) Due Diligence967. durchgeführt wurde, dass sie eine ausreichende Informati- Letztere beantwortet die Frage, ob das Geschäftsmodell onsgrundlage für eine Kaufentscheidung bot. Wegen des tragfähig ist, und liefert unter anderem Markt- und Wettbe- engen zeitlichen Rahmens und einer nicht ausreichenden werbsanalyse und eine Analyse der Wertschöpfungskette des Datengrundlage (u. a. konnten die HGAA-Töchter selbst Geschäftsmodells. überhaupt nicht geprüft werden) waren die Ergebnisse der Due Diligence nur beschränkt aussagefähig. Aber der Ver- Für die Due Diligence standen dem Prüfungsteam aus Bera- waltungsrat hat nicht einmal diese beschränkten Ergebnisse tern, Prüfern und BayernLB-Mitarbeitern aufgrund der zeit- seiner Entscheidung zugrunde gelegt. Die Ergebnisse der lich befristeten Exklusivität der Verhandlungen lediglich 15 Due-Diligence-Phase 2 sind den Verwaltungsräten bis zu ih- Tage im Datenraum in Klagenfurt zur Verfügung. Der Ver- rer Vernehmung in der Sitzung des Untersuchungsausschus- waltungsrat hinterfragte nicht die Motive der Kärntner Lan- ses nicht bekannt gewesen. desholding für die Exklusivität, obwohl ein Bieterverfahren vorteilhafter für die Verkäufer gewesen wäre. Wirtschafts- Daher drängt sich der Verdacht auf, dass das politische Pres- prüfer Florian Wirsching sagte aus, dass dieser Zeitraum tigeobjekt HGAA um jeden Preis erworben werden sollte selbst für exklusive Verhandlungen zu kurz war, um alle und diese Entscheidung informell, von Anfang an feststand. offenen Fragen zu beantworten: „In einer Exklusivitätsla- Der Verwaltungsrat verletzte seine Sorgfaltspflichten aufs ge ist der zeitliche Rahmen immer sehr, sehr begrenzt – ja. Gröbste, als er den Beschluss über die größte Transaktion In diesem Fall kam noch hinzu, dass wir ja letztendlich nur der Geschichte der BayernLB im Umlaufverfahren durch- 15 Tage im Datenraum hatten. Und wir haben ja in unse- winkte, ohne die Ergebnisse der DD abzuwarten – und dies rem Due-Diligence-Bericht auch dargelegt, dass das sehr, trotz zahlreicher Warnhinweise. sehr knapp war und dass wir beispielsweise teilweise Fra- gen nicht mehr beantwortet bekommen haben, die wir ge- In der Verwaltungsratsitzung am 20. März 2007 wurde die stellt haben, und dass die Situation im Datenraum teilweise Idee des Mehrheitserwerbs der HGAA erstmals vorgestellt. dadurch geprägt war, dass wir keine detaillierte Kontrolle Staatssekretär Hans Spitzner hatte sich mit kritischen Fragen über den Inhalt des Datenraums mehr hatten. Das haben wir bezüglich des Bilanzfälschungsskandals, ruinöser Immobili- aber in unserem Due-Diligence-Bericht auch entsprechend enprojekte und des aggressiven Expansionskurses gemeldet geschrieben.“968 Der Verwaltungsrat hat seine Sorgfalts- und eine „sehr, sehr gründliche Due Diligence“ angemahnt. pflichten grob verletzt, weil er nicht kontrolliert hatte, ob das Insbesondere hatte er sich erkundigt, ob die Geheimhaltung, Prüfungsteam für die Vorgabe einer ordentlichen Prüfung wie sie die Verkäuferseite für exklusive Verhandlungen for- überhaupt eine angemessene Frist eingeräumt bekommen derte, dem nicht entgegenstünde. Im Gegensatz dazu hatte hatte und ob der Vorstand eine der skandalträchtigen Vorge- Prof. Dr. Faltlhauser laut Protokoll das Image des Freistaats schichte der HGAA entsprechende umfassende Prüfung vor- mit dem erfolgreichen Erwerb verknüpft und damit signali- nehmen ließ. Dies zeigt auch die Tatsache, dass die Verwal- siert, dass der Kauf für die Staatsregierung bereits vor der tungsratmitglieder in der Sitzung am 20.04.2007 gerade erst Due Diligence eine feststehende Tatsache ist. Diese Grund- darüber informiert wurden, dass eine zweite Due-Diligence- haltung zum politischen Prestigeprojekt HGAA lässt sich am Phase (2. bis 11. Mai 2007) folgen würde und dennoch bereit nachlässigen und gleichgültigen Umgang der Verwaltungs- waren, innerhalb von nur drei Tagen der größten Transaktion ratsmitglieder mit der Durchführung und den Ergebnissen im Umlaufverfahren zuzustimmen. Die Bereitschaft dazu er- der Due Diligence erkennen. staunte auch Berater Oliver Bender: „Das ist sicherlich so richtig, weil auch die Vorstellung des Vorstandes, meinen Ein Mitarbeiter der BayernLB schlussfolgerte bereits in ei- Beschlussantrag zu ergänzen, sich natürlich erst relativ kurz- ner Analyse vom 7. Juni 2006965, dass eine intensive und fristig entwickelt hat. Insofern bin ich bei der Veranstaltung detaillierte Due Diligence unbedingt erforderlich sei. Die am 20.04. lange davon ausgegangen, dass es sich um einen Lektüre oberflächlicher Informationsbroschüren sowie eine Statusbericht an den Verwaltungsrat handelt zum gegenwär- Internetrecherche hatten ihm ausgereicht, um die HGAA als tigen Stand der Ermittlungen Bender.“969 „ausgequetschte Zitrone“ zu identifizieren, die Motive der Verkäuferseite zu durchschauen sowie den Aufwand für die Integration der Bank in die BayernLB realistisch einzuschät- zen. Der Verfasser vermutete weiterhin massive Probleme im Kredit- und Beteiligungsportfolio der Bank, die den ei- 966 Bender (10/37). 967 Barth (13/169). 968 Wirsching (15/6). 965 Bd. 81, Bmb100_56 S. 79 ff. 969 Bender (10/162). Seite 234 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Die Gleichgültigkeit des Verwaltungsrats gegenüber der Due von Swap-Geschäften nachträglich geändert, oder bei der Diligence zeigt sich auch darin, dass die ersten Ergebnisse Treasury Group ist die Steuerung der Passivseite noch un- der Due Diligence bereits Warnhinweise und 24 offene Fra- klar.“ Im Anhang der Präsentation findet sich darüber hinaus gen enthielten, die eine zweite Due Diligence überhaupt erst eine detaillierte Übersicht der Ergebnisse der eingeschränk- nötig gemacht haben. Die anwesenden Verwaltungsräte ha- ten Due Diligence mit 24 kritischen Punkten, die in der ben davon bereits in der Sitzung am 20. April 2007 erfahren, zusätzlichen Due-Diligence-Phase II abgearbeitet werden die anderen hätten dies der Verwaltungsratpräsentation ent- sollten. nehmen können, die angeblich alle Vertreter des Freistaats – außer Erwin Huber – am Wochenende gelesen hatten. Die Unregelmäßigkeiten und Mängel bei der Due Diligence, die dem Verwaltungsrat kommuniziert worden sind, wurden Auf Seite 50 dieser Präsentation wird bezüglich der recht- nicht nur von Wirtschaftsprüfen und Beratern, sondern auch lichen Due Diligence gewarnt: „Legal Datenraum: Unterla- von BayernLB-Mitarbeitern des Prüfungsteams bestätigt. gen überwiegend bis Mitte 2006, zum Teil früher, Qualität Elmar Meid sagte aus, dass sein Eindruck gewesen sei, dass und Aussagekraft unbefriedigend, aktuelle Unterlagen und der Preis für HGAA schon vor der Prüfung festgelegt wor- Nachweise fehlen, trotz Anforderung fast unvollständig, den sei. Dies kursierte auch gerüchteweise im Kollegenkreis. auch noch nach Expert Meeting keine belastbaren Ausga- Ebenfalls bekannt gewesen sei schon damals die Zwischenfi- ben.“ Dr. Martin Brodey von Dorda Brugger Jordis beton- nanzierung für Tilo Berlin.975 Es sei auch im Gegensatz zum te, dass dies eine ernst zu nehmende Information darstellte: Bieterverfahren um die BAWAG P.S.K. „nicht der Auftrag „Das war ein echter Warnhinweis, wenn Sie den Status des [gewesen], hier die Kreditengagements so intensiv anzuse- Datenraums hier ansprechen. Wir haben bereits in der ersten hen, um hier nach Wertberichtigungsbedarf zu suchen, die Phase der Due Diligence gesehen, dass das Datenraummate- vielleicht in der Kaufpreisgestaltung Niederschlag finden, rial, das uns zur Verfügung gestellt wurde, zum Ersten ver- sondern es ging darum, sich einen Eindruck zu verschaffen: altet und zum Zweiten dürftig war. Herr Schmidt-Lademann Wie ist die Kreditbearbeitungsqualität? Was machen die wie hat am 19. April einen ersten emotionellen Bericht aus dem genau? Wie sind Kreditprozesse? Wo muss man da eventuell Datenraum geschrieben – bzw. einen Bericht –, in dem er ansetzen?“976 sagt – hier die Anmerkungen aus dem Legal Datenraum –: Wenn zu dieser DD-Phase noch mal jemand die Unterlagen Andreas Geltinger erklärte, dass er nicht nachvollziehen als aussagekräftig und befriedigend bezeichnet, hätte ich kann, inwiefern Vorstand und Rothschild-Berater seine gerne umgehend einen Gesprächstermin mit dem betreffen- grundlegenden Vorarbeiten für die Wertherleitung in die den Jemand.“970 Dass die Brisanz dieser Passage nicht nur Kaufverhandlungen haben einfließen lassen: „Reagieren dem Verfasser, sondern auch einem Praktiker nicht entgehen konnte ich nicht darauf. Ich gehe allerdings davon aus, dass kann, bestätigte ausgerechnet Dr. Matthias Hink, Geschäfts- die 2,4 Milliarden, die wir, also ich und die Wirtschafts- partner von Tilo Berlin. Er wiederholte seine Aussage bei prüfungsgesellschaft Ernst & Young, berechnet haben, die der Staatsanwaltschaft, derzufolge er als Sachverständiger, Basis für die Kontrollprämie waren, also, dass dann Roth- der das lese, nur sagen könne, dass er sehr besorgt gewesen schild wahrscheinlich eine Synergiebeurteilung, eine Syner- wäre971. giequantifizierung vorgenommen hat, und dass Rothschild Ihnen sagen kann, wie die Treppe von den 2,4 auf die 3,3 Der Verwaltungsrat, hätte er sich pflichtgemäß nach dem gekommen ist. Ich kann es Ihnen nicht sagen.“977 Dass die Due-Diligence-Bericht von Dorda Jordis Brugger erkundigt, Kommunikationsabläufe zwischen Wirtschaftsprüfern und hätte feststellen können, dass dieser echte Warnhinweis sinn- BayernLB-Mitarbeitern nicht optimal verliefen und die gemäß als Haftungsausschluss auf Seite 13 in den endgülti- Vorgänge für letztere nicht transparent waren, zeigte Meids gen Bericht aufgenommen wurde.972 Aussagen: „Die haben auch separat geprüft, wobei zumin- dest bei mir persönlich die Zusammenarbeit zwischen den Darüber hinaus beinhaltet die Präsentation zahlreiche weite- Wirtschaftsprüfern bei der BAWAG deutlich intensiver war re Warnhinweise und kritische Punkte973, beispielsweise auf als bei der HGAA, wo ich letztendlich die Ergebnisse meiner Seite 16: „Das Kreditbuch wird jedoch derzeit nicht aktiv Prüfung zusammengefasst auf einem Blatt Papier den Wirt- gemanagt“ und „Es scheint Nachholbedarf bei Wertberichti- schaftsprüfern übergeben habe.“978 gungen auf Problemkredite zu bestehen“, auf Seite 53: „Kro- atien: eingeschränkter Bestätigungsvermerk 2005 wegen Geltinger berichtete darüber hinaus, dass die BayernLB- Abschreibungssystematik“, auf Seite 58: „... und erhebliche Mitarbeiter ohne Unterlagen zur Planbeurteilung zur Due Schwächen in der Dokumentation, Umsetzung und Durch- Diligence in Klagenfurt geschickt wurden.979 Insbesondere führung der Kreditprozesse.“ Zentrale Hinweise974 sind die seien ihm die BayernLB-Analyse vom 7. Juni 2007 sowie Information über die „eingeschränkte Due Diligence (sieben eine darauf basierende weitere Analyse vom 6. Oktober 2007 Tage)“ und den Bilanzierungsskandal: „In 2006 wurde der nicht bekannt gewesen.980 Konzernabschluss 2004 aufgrund fehlerhafter Bilanzierung

975 Meid (9/113). 970 Vgl. Brodey (16/93 f.). 976 Meid (9/113 f.). 971 Hink (16/24 f.). 977 Geltinger (9/95). 972 Vgl. Brodey (16/92). 978 Meid (9/124). 973 Vgl. Schaidinger (25/96). 979 Geltinger (9/101 f.). 974 Vgl. Christmann (19/59). 980 Bd. 81, Bmb100_56 S. 13 ff. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 235

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Forderung der Oesterreichischen Nationalbank entsprechend. Der Ver- des Verwaltungsrats in der Sitzung 20. März 2007 nach einer waltungsrat der BayernLB wurde über diese Prüfung durch gründlichen Due Diligence lediglich ein Lippenbekenntnis die Tischvorlage für die Sitzung vom 20.04.2007 in Kennt- darstellte. Spitzners Warnung verhallte ungehört, nachdem nis gesetzt, in der es heißt: „Lt. Aussage des Vorstands der Faltlhauser die Devise ausgegeben hatte, dass der Ruf des HAAB wird der noch nicht fertig gestellte OeNB Bericht Freistaats vom erfolgreichen Abschluss dieses Geschäfts ab- keine finanziellen Konsequenzen für die Bank haben.“986 hängt. Die Due Diligence spielte aus Sicht der Vertreter des Prof. Dr. Faltlhauser hat im Untersuchungsausschuss be- Freistaats keine weitere Rolle mehr. Dies erkennt man auch stätigt, dass die Vorlage eine entsprechende Bemerkung zu daran, dass sich keines der Verwaltungsratsmitglieder er- „angemahnten Defiziten“987 enthielt. Der Zeuge Dr. Haumer kundigte, ob bis zum Closing am 9. Oktober 2007, die Due- hat berichtet, dass die Prüfung bereits in der Sitzung vom Diligence-Phase II tatsächlich die aufgeworfenen Fragen der 20.04.2007 besprochen worden ist.988 Tischvorlage vom 20. April 2007 geklärt hatte. Ernst & Young wiesen darüber hinaus sowohl im vorläufi- 4. OeNB-Prüfbericht gen Due-Diligence-Bericht vom 18.05.2007 (die sogenann- ten Transaction Insights), als auch im endgültigen Due-Dili- Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) prüfte die Hypo gence-Bericht auf die laufende Prüfung hin. Group Alpe Adria im Zeitraum zwischen 18.09.2006 und 20.04.2007. Gegenstand der Prüfung waren Eigenmittel, Fi- Der BayernLB wurde mit dem Schreiben vom 21.06.2007 nanzierung, Refinanzierung und das Klumpenrisiko bei der vom damaligen Vorstandsvorsitzenden der HGAA, Dr. Ber- HGAA. Nach den Angaben des damaligen Vorstandsmit- lin, der Entwurf des abschließenden OeNB-Berichts mitsamt glieds der HGAA Peter wurde die Prüfung am 19.01.2007 Stellungnahme der HGAA an die BayernLB989 übermittelt. vorläufig beendet; Ende März sei sie jedoch aufgrund von Das Finanzministerium erhielt den abschließenden OeNB- Medienberichten zu Systemen und Kontrolleinrichtungen Bericht mit Schreiben der BayernLB vom 17.07.2007.990 zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinan- zierung mit entsprechend erweitertem Auftrag wieder auf- Prof. Dr. Faltlhauser hat angegeben, dass eine synoptische genommen worden.981 Dies war ein klarer Warnhinweis an Gegenüberstellung der Ergebnisse von OeNB-Prüfbericht den Verwaltungsrat. Doch er wartete die Prüfung der OeNB und Due-Diligence-Bericht vom 26.06.2007991 durch die nicht ab, sondern stimmte per Umlaufverfahren dem Er- Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young bereits am 07.07.2007 werb der HGAA am 23. April 2007 zu. Der Verwaltungsrat im Finanzministerium eingegangen ist.992 Ernst & Young kontrollierte auch nicht, ob der Vorstand die im Prüfbericht hatten darin festgestellt, dass die durch die OeNB ermittelte festgestellten gravierenden Mängel und Gesetzesverstöße zusätzliche Risikovorsorge bei der HGAA in Höhe von 83 beseitigen konnte. Hätte er dies bis zum Closing am 9. Ok- Mio. Euro unter dem von Ernst & Young ermittelten Bedarf tober 2007 getan, hätte er das Geschäft der BayernLB noch geblieben ist: bei einer Stichprobenprüfung von 61 Kredit- rechtzeitig beenden können. nehmern ergab sich aus der Due Diligence ein Betrag in Höhe von 121 bis 141 Mio. Euro. Die Präsentation, die in Die Prüfung durch die OeNB fand damit über weite Strecken der Verwaltungsratssitzung vorgelegt wurde, beinhaltete ne- parallel zur Due Diligence bei der HGAA statt. Die von der ben diesen quantitativen Angaben aber auch Mängelfeststel- BayernLB beauftragten Wirtschaftsprüfer und Finanzberater lungen qualitativer Art, die nicht ad hoc quantifizierbar sind. hatten davon Kenntnis und informierten Vorstand und Ver- Der Verwaltungsrat wurde informiert über: waltungsrat entsprechend. Der Wirtschaftsprüfer Wirsching hat berichtet, dass die Prüfer „in Experten-Meetings“ im • unterschiedliche Auffassungen bei einigen Eigenmittelbe- Rahmen der Due Diligence versucht haben, „herauszube- standteilen zwischen Prüfern und der HGAA, so zum Bei- kommen, was der gegenwärtige Stand der Tätigkeiten der spiel betreffend die Vorzugsaktien im Jahr 2004. Österreichischen Nationalbank ist.“982 Die Prüfung sei The- ma der im Rahmen der Due Diligence durchgeführten Ex- • die Hauptaufgabe des neuen Vorstandes, die die weitere pertengespräche Recht, Strategie und Risikomanagement am Stärkung der Gruppe mit Kernkapital sein werde 983 17. und 18.04.2007 gewesen. Laut Berater Bender waren • die Problematik der Vorzugsaktien der Hypo Leasing Hol- „Aussage und der Tenor dort, dass die Schlussbesprechung ding, die fälschlicherweise als Eigenkapital ausgewiesen unkritisch war und sich kein konkreter Handlungsbedarf wurden ergeben würde und somit auch keine Auswirkungen auf Wertfragen.“984 Einen Berichtsentwurf erhielten die Prüfer • gravierende Mängel innerhalb der Kreditprozesse aber nicht.985 • Mängel der Datenqualität im Kreditbereich Rothschild und Ernst & Young informierten Vorstand und Verwaltungsrat der BayernLB über die laufende Prüfung 986 Bd. 11, S. 263. 987 Faltlhauser (14/58). 981 Peter (12/43). 988 Haumer (22/32). 982 Wirsching (15/13). 989 Bd. 11, S. 366 ff. 983 Vgl. Barth (13/147). 990 Bd. 159, S. 63. 984 Bender (10/29 f.). 991 Bd. 133, S. 92 ff. 985 Barth (13/180). 992 Faltlhauser (14/211). Seite 236 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

• gesetzliche Verstöße im Zusammenhang mit aufsichts- Prof. Dr. Faltlhauser wurde im Untersuchungsausschuss rechtlichen Meldepflichten zu seinen öffentlichen Äußerungen im Zeitraum zwischen Signing und Closing befragt. So unterrichtete er den Haus- • den heimlichen systematischen Risikotransfer zwecks haltsausschuss des Bayerischen Landtages am 03.07.2007 Vermeidung von Wertberichtigungen über die Prüfungstätigkeit der OeNB durch einen schriftli- • die Verschlechterung der Qualität des Kreditportfolios chen Bericht, der die Lage laut Protokoll folgendermaßen eingeschätzt hat: „Falls die Abgeordneten in der Zeitung le- • die weiterhin relevante Risikosituation auch bei einem sen sollten, dass die österreichische Nationalbank irgendwel- vollständigen Verkauf der Consultants-Gruppe wegen der che Ermahnungen habe verlauten lassen, dann müsse dies verbleibenden Kredite niemanden beunruhigen. In derartigen Aktionen zeige sich • die Nichterreichung wesentlicher Reduzierung des Kredit- die Wiener Revanche für den Kauf der Hypo Alpe Adria.“ obligos durch den Verkauf dieser Gruppe Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser hat bestätigt, dass er diese Aussage getätigt hat und außerdem auch, dass er die kriti- • Beanstandungen der Systematik der Geldwäschebearbei- schen Feststellungen des Prüfberichts als „olle Kamellen“ tung bezeichnet hat. Er hat sich von der letztgenannten Aussage ausdrücklich distanziert.998 Er habe damals nur gemeint, dass Der damalige Finanzminister Prof. Dr. Faltlhauser forderte sich die Feststellungen nur auf die SWAP-Verluste sowie die erst aufgrund eines Artikels der Financial Times Deutsch- 993 Bilanzfälschung bei der HGAA bezogen hätten. Hintergrund land vom 19.06.2007 einen Vermerk von Referat 51 an. der Wortwahl sei gewesen, dass Ernst & Young sich damals Prof. Dr. Faltlhauser hat bestätigt, dass ein entsprechender damit im Auftrag der BayernLB bereits befasst hatten. Be- handschriftlicher Vermerk „51 bitte Kommentierung“ auf 994 züglich seines Vorwurfs einer Wiener Revanche hat Prof. Dr. dem Zeitungsartikel von ihm stammt. Der Vermerk vom Faltlhauser erklärt, dass die Ursache dafür indiskrete Hin- 22.06.2007 informierte Prof. Dr. Faltlhauser darüber, dass weise gegenüber der Presse, die im Interesse von ÖVP und die Feststellungen des OeNB-Prüfberichts den Zeitraum vor SPÖ gewesen wären. dem Einstieg der BayernLB betreffen. Die BayernLB hätte bis zum Closing keine Möglichkeit, der HGAA Anweisun- Die Frage, ob man den Prüfbericht rückblickend ernster hät- gen zu erteilen. te nehmen müssen, hat Prof. Dr. Faltlhauser folgenderma- ßen beantwortet: „Ja.“999 Prof. Dr. Faltlhauser zeigte sich im Der Empfehlung dieses Vermerks folgend, forderte Prof. Untersuchungsausschuss nicht in der Lage, die Frage nach Dr. Faltlhauser einen mündlichen Bericht des Vorstands- konkreten Konsequenzen aus der Befassung mit dem OeNB- vorsitzenden Schmidt für die Verwaltungsratsitzung vom Prüfbericht zu beantworten.1000 Der Leiter von Referat 51 28.06.2007 an. Laut Protokoll behauptete Schmidt, dass die Haumer hat erklärt, dass auch das Finanzministerium nicht kritischen Feststellungen im Wesentlichen mit dem Inhalt kontrolliert hat, ob die BayernLB die Feststellungen des des Due-Diligence-Berichts identisch sind; erforderliche Prüfberichts abgearbeitet hat.1001 Maßnahmen würden im Rahmen des Integrationsprozesses überwacht. Keines der Verwaltungsratsmitglieder hat aus- Bezüglich der Prüfungstätigkeit der Oesterreichischen Na- weislich des Protokolls die relativ knappen Ausführungen tionalbank vertrauten die Verwaltungsratsmitglieder den von Schmidt kritisch hinterfragt. mündlichen Angaben des Vorstandsvorsitzenden Werner Schmidt blind. Prof. Dr. Faltlhauser hat im Untersuchungsausschuss er- klärt, dass er den OeNB-Bericht erst in Vorbereitung auf Den Prüfbericht forderte keines der Verwaltungsratsmitglie- seine Einvernahme bei der Staatsanwaltschaft und im Un- 995 der im Original an. Prof. Dr. Faltlhauser hat zugegeben, dass tersuchungsausschuss gesehen hat. Er vertritt aber nach er sich mit diesem erst in Vorbereitung auf seine Aussagen wie vor die Überzeugung, dass es „… richtig ist, dass die bei der Staatsanwaltschaft und im Untersuchungsausschuss Feststellungen im Wesentlichen identisch sind, nicht iden- beschäftigt hat. Dass er im Untersuchungsausschuss gesagt tisch, aber weitgehend deckungsgleich sind mit dem Due- 996 hat, dass die Feststellungen mit denjenigen aus der Due Di- Diligence-Bericht.“ Dies sei bereits damals von den Be- ligence „nicht identisch, aber weitgehend deckungsgleich“ ratern von Rothschild bestätigt worden. OeNB-Prüfbericht sind, ist immerhin als zaghafte Distanzierung von Werner und Due-Diligence-Bericht sind aufgrund unterschiedlicher Schmidt zu werten. Ein klares Eingeständnis dafür, dass sei- Stichproben aber nur beschränkt vergleichbar. Der Prüfer ne Ausführungen angesichts seines dürftigen Kenntnisstands Wirsching hat zur Vergleichbarkeit erklärt, dass es sich „mit 997 für den Haushaltsausschuss des Bayerischen Landtages eine relativ großer Wahrscheinlichkeit“ um zwei verschiedene Verharmlosung darstellten, ist seine eindeutige Zustimmung zugrunde liegende Stichproben handelt. zur Feststellung, dass man den Prüfbericht rückblickend hätte ernster nehmen müssen. Prof. Dr. Faltlhausers blindes Vertrauen in Werner Schmidt wurde durch Warnhinweise

993 Bd. 11, S. 437 ff. 994 Faltlhauser (14/201). 998 Faltlhauser (14/61, 98). 995 Faltlhauser (14/99 f.). 999 Faltlhauser (14/100). 996 Faltlhauser (14/100). 1000 Faltlhauser (14/211). 997 Wirsching (15/13). 1001 Haumer (22/44). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 237

in der Presseberichterstattung damals nicht erschüttert. Im Dass die Landesbank exklusiv ohne Mitkonkurrenten hat Gegenteil ließ er sich davon zu übermütigen Kommentaren verhandeln können, hätte stutzig machen müssen. Haider hinreißen, von denen er sich heute zu distanzieren gezwun- war politischer Außenseiter, Kulterer ein mutmaßlicher Bi- gen sieht. lanzfälscher. In anderen Ländern galten Landesbanken zu diesem Zeitpunkt noch als „Erfolgsmodell.“ Die Ursachen Verharmlosende Reaktionen waren jedoch fehl am Platz. Es und Beweggründe des Verkaufs, gerade durch das Land hätte gar nicht der Aussage des Wirtschaftsprüfers Wirsching Kärnten, hätten nach Meinung des Untersuchungsausschus- bedurft, um zu zeigen, dass sich die Verwaltungsratsmitglie- ses abgewogen und erforscht werden müssen. der keinesfalls auf die Synopse von Ernst & Young als Beur- teilungsgrundlage verlassen konnten. Bereits mit gesundem Die Aktenlage zeigt, dass der Druck zum schnellen Ge- Menschenverstand wäre erkennbar gewesen, dass zwei un- schäftsabschluss selbst gemacht war, keinesfalls bei den abhängig voneinander gewählte Stichproben nicht identisch Verkäufern lag oder liegen konnte. Nachfolgend eine Auf- sein können. zählung der im Untersuchungsausschuss festgestellten Tat- sachen, die den Zeitdruck aufseiten der Verkäufer zeigen: Damit war das Gutachten, obwohl als Beurteilungsgrund- • Die HGAA war chronisch unterfinanziert und hatte für lage für Risiken nur begrenzt brauchbar, ein klarer Warn- die lt. Business Plan vorgesehene Expansion zudem ei- hinweis: Sind die Stichproben nicht identisch, dann besteht nen hohen Eigenkapitalbedarf, der aus der Einbehaltung die Möglichkeit, dass sich die gefundenen Risiken aus Due- (Thesaurierung) von Gewinnen oder mittels Kapitaler- Diligence-Bericht und OeNB-Prüfbericht nicht etwa decken, höhung durch die Eigentümer alleine nicht erzielbar war. sondern eventuell addieren. In diesem Zusammenhang hätte Auch eine geplante Kapitalerhöhung mittels Einstieg von den Verwaltungsratsmitgliedern bei der Lektüre der Synopse Investoren schlug im Herbst 2006 fehl.1003 1004 Zur Siche- außerdem auffallen müssen, dass ein zentraler Warnhinweis rung der Bilanz – es drohte Ende 2006 die Unterschrei- des Due-Diligence-Berichts, den die Verwaltungsratsmit- tung aufsichtsrechtlicher Kapitalquoten – musste noch im glieder nicht angefordert haben, auf Seite sieben wiederge- Dezember 2006 ein strategischer Investor gefunden wer- ben wird: „Das Ergebnis der risikoorientierten Stichproben- den. Im Protokoll der 50. Sitzung des Kärntner Landtags prüfung legt nahe, dass bei einer Ausweitung der Stichprobe vom 22.11.2007 liest man: „Landeshauptmann Haider weiterer Risikovorsorgebedarf erkannt wird.“1002 verteidigt den Verkauf der HGAA und sagt, dass wegen des Wachstums monatlich mindestens 30, 40 Millionen Der für Prof. Dr. Faltlhauser bestimmte Hinweis von Referat mehr an Eigenkapital notwendig ist und Kärnten dies 51 auf die fehlenden Einflussmöglichkeiten auf die HGAA nicht ohne Schuldenmachen hernehmen kann. […] Weil bis zum Closing am 09.10.2007 deutet darauf hin, dass von- die dortigen Vorschriften der Nationalbank (Kroatien, Ser- seiten des Back Office prinzipiell Handlungsbedarf erkannt bien, Bosnien, Mazedonien, Montenegro) vorsehen, dass wurde. man überdurchschnittlich viel Eigenkapital für das neue Geschäft zuführen muss.“1005 Schon die Oesterreichische Der Verwaltungsrat ließ sich von der Feststellung, dass die Nationalbank bemerkte zum Thema Eigenkapitalbedarf Due Diligence eine höhere Risikovorsorge als die OeNB an- fast gleichlautende Summen. Dieser Prüfbericht lag den setzte, beruhigen. Er schenkte aber den zahlreichen entdeck- Due-Diligence-Prüfern im April 2007 bereits vor.1006 1007 ten qualitativen Mängeln keine Aufmerksamkeit, obwohl diese bis zur Abgabe der HGAA an die Republik Österreich • Obwohl Berlin & Co der BayernLB rund 25 % der HGAA nicht beseitigt wurden. Der Verwaltungsrat vermied die an- Aktien verkaufte, verfügte er am 22.05.2007, dem Tag spruchsvollere Auseinandersetzung mit den Ursachen der des Signings (Vertragsunterzeichnung), dinglich erst über milliardenschweren Verluste durch die HGAA und konzen- 9,09 % der Aktien. Über die restlichen 16 %, die an die trierte sich auf die plakative Darstellung der Symptome, die BayernLB verkauft werden sollten, hielt Berlin lediglich die sehr kurze Due Diligence erfasst hatte. eine Option, für die er erst Eigenkapital bzw. eine Kredit-

5. Zeitdruck

Die größte Transaktion in der Geschichte der BayernLB 1003 BR, Geld & Leben vom 01.02.2010: 19. Oktober 2006 Reise des wurde im Zeitraum von zwei Monaten durch sämtliche Gre- Hypo-Vorstands nach London. Versuch, 10 % der HGAA für EUR mien gepeitscht und vom Verwaltungsrat abgesegnet. Eine 250 Mio. zu verkaufen. Londoner Banker bewerteten Unternehmen schlüssige Begründung für den, vermeintlich vom Vorstand lediglich zwischen EUR 1,8 bis 2,2 Mrd. aufgebauten und vom Verwaltungsrat blind akzeptierten, 1004 Erfolglose „Roadshow“ Kulterers im Herbst 2006 in London. Siehe auch Interview in News.at vom 04.02.2010: „Ich habe nach der Swap- Zeitdruck, konnte der Untersuchungsausschuss nicht finden. Geschichte auf Wunsch des Aufsichtsrats in London vor 30 oder 40 Auf Basis der Aktenlage ist es unverständlich, dass mit Hin- internationalen Fonds eine Roadshow abgehalten. Die Bank benötigte weis auf Zeitdruck alle bei einem Milliardengeschäft übli- damals dringend Eigenkapital. Zum Schluss ist nach einem Auswahl- chen Vorsichtsmaßnahmen vom Verwaltungsrat außer Kraft verfahren der Investor Tilo Berlin & Co übrig geblieben.“ 1005 Bd. 92, 22.11.2007 gesetzt wurden und selbst auf die geringsten Garantien sei- 1006 Bd. 272, Notiz, dass der OeNB-Prüfbericht seit Mitte März fertig sei. tens der Verkäufer verzichtet wurde. 1007 Bd. 20, S85, aus der 59. VR-Sitzung vom 28.06.2007: Auch nach formaler Beendigung der OeNB-Prüfung und Bekanntgabe des kriti- schen Prüfergebnisses verlangte kein Verwaltungsrat den Prüfbericht, 1002 Bd. 133, S. 92ff. auch nicht für die jeweiligen Back-Office-Mitarbeiter. Seite 238 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

finanzierung aufstellen musste.1008 Ab Juli 2007 hätte Ber- te Verschleierung durch den Vorstandsvorsitzenden der lin für die Nichtabnahme der Aktien eine Vertragsstrafe in HGAA, Dr. Wolfgang Kulterer und den hierauf folgen- Höhe mehrerer Millionen Euro an die GRAWE bezahlen den Wechsel von Dr. Kulterer in den Aufsichtsratsvorsitz müssen. Nach dem Juni 2007 hätte die BayernLB direkt hingewiesen. Werner Schmidt informierte auch über den mit der GRAWE über den Verkauf eines Aktienpakets ver- Zeitdruck, der sich daraus ergeben habe, dass die Verhand- handeln können. Der BayernLB-Verwaltungsrat ging der lungen auf Wunsch der Verkäuferseite bis spätestens zum Frage, ob es alternative Verkäufer zum Erreichen eines 27. Juni 2007 abgeschlossen sein mussten. Die Verwal- Mehrheitspakets gab, nie nach. Als Naser Hinweise darauf tungsräte, so sie überhaupt anwesend waren, hätten einen erhielt (VKB/Versicherungskammer Bayern), dass es eine so wichtigen Tagesordnungspunkt nicht unter „Sonstiges“ solche Option gäbe, wurde er nicht aktiv. beraten dürfen, sondern vertagen und Unterlagen anfor- dern müssen. • Aufgrund der politischen Lage in Österreich – Haiders Kärnten hätte einem Einstieg eines Finanzinstituts aus • Zusatzerkenntnisse gab es nicht für Verwaltungsräte zwi- Wien bei der HGAA nie zugestimmt – waren erkennbar schen Präsentation des Vorstands am 20.04.2007 und der keine Wettbewerber in Sicht. Bemerkenswert dazu ist ein Unterzeichnung des Umlaufbeschlusses am 23.04.2007. Schreiben Berlins an Birnbacher1009 vom 18.05.2007, dass • Nach Aussagen einer Mitarbeiterin des Wirtschaftsminis- das „Zeitfenster“ BayernLB durch das Land Kärnten nicht teriums1011 war eine Durcharbeitung der Unterlagen auf- gefährdet werden darf, dass eine österr. Lösung schon aus grund der Kürze der Zeit – sie habe die Unterlagen erst am kartellrechtlichen Gründen nicht infrage kommt. Gleich- 23.04.2007 erhalten – nicht möglich gewesen. Sie brachte lautender Brief der MAPS an Birnbacher. Werner Schmidt damit zum Ausdruck, dass sie keine abschließende selbst- erhielt dieses per Fax am 18.05.07 nach München in die ständige Wertung vornehmen konnte. Das Wirtschaftmi- Landesbank (Frau Sabine Patterer/HGAA an Frau Gläss/ nisterium fertigte einen 2-seitigen Vermerk an. Darin heißt BayernLB/Sekr. Schmidt). „Im Auftrag von Dr. Berlin und es, dass die Unterlagen „erst heute“ zur Verfügung gestellt Dr. Kulterer zur Information für Dr. Schmidt [sic!].“ [Ein- worden sind und deswegen in der kurzen Zeit eine profun- gangsstempel Sekretariat Schmidt vom 21.05.07]1010 de Prüfung der Unterlagen nicht möglich gewesen wäre. • Die Wandelanleihe des Landes Kärnten im Ausmaß von Es fehle zudem die Bewertung durch den Vorstand. 500 Mio. Euro, die im Vorgriff auf einen ursprünglich • Die externen Berater haben dem Vorstand mitgeteilt, dass geplanten Börsengang begeben worden war, musste zu- sie aufgrund des Zeitdrucks nicht alle Unterlagen haben rückgeführt werden. Auf Grund des Bilanzskandals und prüfen können. der sich verschlechternden Kapitalmarktlage war ein Bör- sengang zu akzeptablen Bedingungen sicher nicht mehr • Werner Schmidt habe darauf verwiesen, dass man nicht möglich. erneut wie bei der BAWAG in ein Bieterverfahren ge- raten dürfe und die Exklusivität in den Verhandlungen Auf Käuferseite hat der behauptete Zeitdruck folgende Ef- wichtig sei.1012 Insgesamt habe man ab dieser ersten Sit- fekte gezeigt: zung (20.03.2007) gewusst, wo die Gefahren lauerten.1013 Der Zeuge Spitzner berichtete ergänzend, dass Werner • Verwaltungsratssitzung am 20.03.2007: Der Verwal- Schmidt vorgetragen habe, dass es sich bei der HGAA tungsrat als Organ war erstmals in der Sondersitzung am um eine einmalige Chance handeln würde, das Zeitfenster 20.03.2007 mit dem Erwerb der HGAA befasst. In der Ein- für die Wahrnehmung der Option allerdings sehr gering ladung zur Sitzung standen auf der Tagesordnung unter an- sei.1014 Er habe nach der Sitzung Staatsminister Huber, den derem „aktuelle Themen“, „Bieterverfahren LBB“ sowie er in der Sitzung vertreten hatte, über die Möglichkeit des „Verschiedenes“, ein gesonderter Hinweis auf die HGAA Erwerbs der HGAA informiert und darauf hingewiesen, bzw. eine sich bietende „Akquisitionsmöglichkeit“ war in dass es sich um eine interessante Option handle, die aber der Einladung nicht enthalten. An der Sitzung nahmen die sehr gründlich geprüft werden müsse.1015 Er gebrauchte in Verwaltungsräte Dr. Günther Beckstein, Erwin Huber und diesem Zusammenhang den Ausdruck „heiße Kiste.“ Al- Georg Schmid nicht teil. Staatsminister Dr. Beckstein wur- lerdings hätten damals alle Mitglieder des Verwaltungsrats de durch Ministerialdirektor Schuster und Staatsminister das Bewusstsein gehabt, dass es sich um eine Sache han- Huber durch Staatssekretär Spitzner vertreten. Für Staats- delte, bei der man genau hinsehen muss.1016 Prof. Dr. Faltl- sekretär Schmid nahm kein Vertreter an der Sitzung teil, hauser sagte weiter hierzu aus, er habe sich nicht zuletzt laut Protokoll war er entschuldigt. In der Sitzung wurde aufgrund der umfassenden Darstellung der Ergebnisse der eine Tischvorlage ausgeteilt, die im Anschluss an dieselbe Due Diligence nicht zu einer abschließenden Abstimmung wieder eingesammelt wurde. In dieser Präsentation wurde in der Lage gesehen und daher um eine Verschiebung um u. a. auf die SWAP-Verluste der HGAA, deren versuch- mindestens acht Tage gebeten.1017 Über den Zeitraum der

1008 Bd. 118, Die BayernLB selbst gewährte Berlin & Co einen Kredit in Höhe von EUR 316 Mio. Die Exklusivität wurde vom Vorstand der 1011 Fink (21/113-114) LB am 03.04.07 damit begründet, dass Berlin sonst am Markt Eigen- 1012 Faltlhauser (14/41) kapital suchen muss. Am gleichen Tag ging ein Schreiben Berlins an 1013 Faltlhauser (14/42) die BLB mit dem Interesse an einer Zwischenfinanzierung. 1014 Spitzner (20/3) 1009 Bd. 57. 1015 Spitzner (20/16), Huber (26/59). 1010 Berlin beschrieb im selben Brief weiter den möglichen Verlust der 1016 Spitzner (20/16). „Headquarter Funktion“ und den Verlust von Arbeitsplätzen. 1017 Faltlhauser (14/44). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 239

Verschiebung habe es eine längere Diskussion gegeben. Er habe, dann muss ich mich dann auf andere Weise sichern. – Faltlhauser – habe schließlich widerwillig den Zeitraum Wenn also die Leute von der HGAA damals gesagt haben, bis zum folgenden Montag akzeptiert.1018 Der Vorstand „Du hast jetzt nur noch fünf Tage Zeit“, dann muss die Ant- habe insoweit massiv gedrängt, da die Exklusivität nur bis wort lauten: Okay, aber dann müssen wir Garantien in den Anfang Mai hätte aufrechterhalten werden können.1019 Vertrag kriegen.“1025 1026 • Der Zeuge Barth hat ausgeführt, dass nach Auffassung von 6. Vertragsverhandlungen und Verträge Ernst & Young der ihnen zur Verfügung stehende Zeitraum von 15 Tagen für eine Transaktion dieser Größenordnung nicht sachgerecht war. Er habe aber auch schon kürzere Obwohl die Bayerische Landesbank, wie bei Unternehmen Prüfungen und größere Transaktionen erlebt.1020 Der Zeu- dieser Größenordnung üblich, über eine eigene Rechtsab- ge Wirsching von Ernst & Young gab hierzu ergänzend an, teilung verfügt, mandatierte sie für den Erwerb der HGAA dass man bei jeder Transaktion Zeitdruck habe, besonders am 21.02.2007 die österreichische Kanzlei Dorda Brugger bei exklusiven Transaktionen.1021 Er gab ferner an, dass Jordis aus Wien, die sie bereits im Jahre 2006 anlässlich des beabsichtigten Erwerbs der österreichischen Bank BAWAG durch den knappen Zeitraum teilweise Fragen nicht mehr 1027 beantwortet werden konnten und nachträglich beigebrach- beauftragt hatte. Für Unternehmenskäufe und andere spe- te Unterlagen nicht mehr geprüft werden konnten. Die Si- zielle rechtliche Aufgaben ist das aber nicht unüblich. Aufga- tuation sei dadurch geprägt gewesen, dass keine detaillier- be der Kanzlei war die Durchführung einer rechtlichen Due te Kontrolle über den Inhalt des Datenraums gegeben war. Diligence sowie die rechtliche Beratung der bayerischen Dies sei auch im Bericht vom 18.05.2007 an den Vorstand Landesbank beim Kaufvertrag einschließlich der erforderli- so festgehalten worden.1022 Die Verkäuferseite hat von An- chen Maßnahmen, die zum Closing der Transaktionen füh- fang an durch Dr. Tilo Berlin versucht, Zeitdruck aufzu- ren, vor allem die regulatorischen Verfahren zwischen Sig- bauen. Das rührte aus den vertraglichen Vereinbarungen ning und Closing. Im Rahmen der rechtlichen Due Diligence der Berlin & Co Sarl. über den Erwerb ihrer Aktien.1023 sollte das rechtliche relevante Datenmaterial gesichtet und die wesentlichen Erkenntnisse aus dieser Prüfungstätigkeit Seitens der Kärntner Landesholding und der Mitarbeiter- 1028 Privatstiftung gab es wohl einen Verkaufswunsch, nicht bekannt gegeben werden. aber den großen Zeitdruck, sieht man einmal davon ab, dass jeder Verkäufer versucht, ein begonnenes Kaufge- a. Vertragsverhandlungen schäft so rasch wie möglich zu Ende zu bringen. Gegen- über der BayernLB wurde der Zeitdruck damit begründet, Die Vertragsverhandlungen begannen mit einem ersten dass die ihr eingeräumte Exklusivität nicht beliebig lang Entwurf des Kaufvertrages vom 05.05.2007, der der Kanz- gewährt werden könne.1024 lei über die auf der Verkäuferseite tätige Investmentbank Credit Suisse First Boston zugeleitet wurde (sog. Berlin • Niederschrift 57. VR-Sitzung: Werner Schmidt weist auf SPA).1029.Er stammte offenbar von der von Tilo Berlin und enges Zeitfenster für Exklusivität, bringt aber keine rati- Dr. Hink engagierten englischen Rechtsanwaltskanzlei Kirk- onalen Argumente, warum über ein öffentliches Bieter- land Ellis. Da in dem Entwurf die für einen Unternehmens- verfahren die BayernLB „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ kauf üblichen zentralen Bestandteile, vor allem Gewährleis- nicht zum Zuge kommen könne. Schmidt drängte noch tungszusagen, fehlten, erstellte die Kanzlei Dorda Brugger in der Sitzung auf eine Entscheidung, die dann übers Wo- Jordis einen eigenen Kaufvertragsentwurf, in dem die regel- chenende per Umlaufbeschluss erfolgte mäßigen Gewährleistungen und andere Regelungen enthal- ten waren. Dieser Entwurf wurde aber von den Verkäufern Der Untersuchungsausschuss zeigte, dass der Verwaltungs- nicht akzeptiert. rat den vom Vorstand vorgebrachten Zeitdruck an keiner Stelle hinterfragte, an keiner Stelle eigene Recherchen oder Daraufhin verlangte die BayernLB von ihrer Kanzlei die Überlegungen anstellte. Der Verwaltungsrat setzte sich un- Ergänzung und Überarbeitung des ursprünglich von der nötig unter Druck und sicherte sich nicht anderweitig ab. Der Verkäuferseite vorgelegten Vertragsentwurfs. Dem sind die Gutachter des Untersuchungsausschusses Prof. Lutter refe- Anwälte über das Wochenende vom 12./13.05.2007 nachge- rierte dazu prägnant: „Wenn man den Zeitdruck akzeptiert, kommen und haben in den Entwurf der Verkäufer die Re- dann muss man sich auf andere Weise sichern. Das Problem gelungen eingebaut, die sie nach den Ergebnissen der Due Zeitdruck entsteht im Zusammenhang mit Information und Diligence aber auch ganz allgemein für erforderlich hielten. Due Diligence. Wenn ich jetzt den Zeitdruck akzeptiere und also auf diese Art und Weise Schwächen bei der Information 1025 Lutter (8/24). 1026 siehe auch Lutter (8/41): „Also bei einer Investitionsentscheidung von 3,5 Milliarden Euro, die schließlich der Verwaltungsrat zu treffen 1018 Faltlhauser (14/44); Hagl (18/8); Wirth (18/178); Christmann (19/48); hat, ist es vonseiten des Vorstands einerseits und des Vorsitzenden des Haumer (22/10); Weigert (24/22); Poxleitner (24/146); Schuster Verwaltungsrates unangemessen, wenn man den Verwaltungsrat unter (24/170); Huber (26/9). Zeitdruck setzt. Denn es ist ja selbstverständlich, dass man zum Nach- 1019 Faltlhauser (14/124). denken und zum Aufnehmen der Informationen Zeit braucht. Also ich 1020 Barth (13/184). würde sagen: Das ist hier in besonderer Weise unglücklich gelaufen.“ 1021 Wirsching (15/5). 1027 16. Sitzung 12.10.2010, S. 80. 1022 Wirsching (15/6). 1028 Zeuge Dr. Martin Brodey, 16. Sitzung 12.10.2010, S. 81. 1023 Hink (16/69). 1029 16. Sitzung 12.10.2010, S. 83, SPA steht hier für Share Purchase 1024 Wirsching (15/5) Agreement. Seite 240 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Am 14.05.2007 übersandte die Verkäuferseite erneut ei- zu verweigert, dass die Berater sich treffen.1036 Anwesende nen Entwurf, der ihrem ersten im Wesentlichen entsprach; berichteten von einer hohen Bereitschaft des BayernLB-Vor- sie verweigerte in einer am gleichen Tag durchgeführten stands, den Kaufvertrag abzuschließen1037 und davon, dass Besprechung sämtliche Forderungen nach Gewährleistun- die Verhandlungen nicht sehr hart geführt wurden. Zu keiner gen.1030 Rechtsanwalt Dr. Brodey teilte von der Besprechung Zeit habe man ein Scheitern bewusst in Kauf genommen, mit, er und sein Kollege Dorda seien „quasi an einer Mauer vielmehr es sei alles sehr freundschaftlich („très amical“) angeschellt.“1031 verlaufen.1038 Nach den Aussagen mehrerer Zeugen habe der Kaufpreis sogar schon vorher festgestanden. Der Mitarbeiter Völlig echauffiert aus dem Treffen mit der Gegenseite kom- der Investmentbank Rothschild reagierte auf das Verhand- mend berichtete Dr. Brodey das – negative – Ergebnis noch lungsergebnis mit den Worten, „Blödsinn, wie kann man nur am Abend des 14.05.2007 dem Vorstand Gribkowsky und so was machen?“ und hatte den Eindruck, dass Dr. Haas vom dem Vorstandsvorsitzenden Werner Schmidt, deren Reak- Vorstandsstab der Bank seine Einschätzung teilte.1039 tion aber nur in einem verhaltenen Zur-Kenntnis-Nehmen bestand.1032 Dr. Brodey wies bei dieser Gelegenheit enga- Am 16.05.2007 fand in den Räumen der BayernLB noch ein giert1033 darauf hin, dass die Bayerische Landesbank auf Treffen zwischen Dr. Jörg Haider und Dr. Martinz als Vertre- der Grundlage des Gegenentwurfs der Verkäufer keine gute ter der Kärntner Landesholding bzw. des Landes Kärnten mit Absicherung hat. In einem weiteren Gespräch informierte er Werner Schmidt und Dr. Hanisch vom Vorstand, Dr. Haas Herrn Dr. Haas, einen ehemaligen Studenten und Mitarbeiter vom Vorstandsstab sowie Prof. Dr. Faltlhauser und Dr. Naser von Prof. Dr. Faltlhauser, der inzwischen im Vorstandsstab vom Verwaltungsrat statt. In diesem Rahmen kam es auch zu der BayernLB tätig war, darüber, dass die Bayerische Lan- einem Gespräch zwischen Dr. Beckstein und Dr. Haider im desbank ihren ganzen Schutz verliert, wenn sie den Entwurf Blauen Salon der BayernLB. Nach den Aussagen von Prof. der Verkäufer akzeptiert. Dieser entgegnete nur, der Vorstand Dr. Faltlhauser, Dr. Naser und Dr. Beckstein handelte es sich wolle es so oder Herr Schmidt wolle es so.1034 aber nur um ein protokollarisches Treffen. Haider wollte ei- gentlich Ministerpräsident Stoiber treffen, was dieser aber Trotz der eindringlichen Warnhinweise ihrer Anwälte wies ablehnte, weil er Haider für einen Rechtsradikalen hält. Stoi- der Vorstand die Kanzlei an, der weiteren Transaktion den ber bat Beckstein darum, den Termin wahrzunehmen. Ver- Entwurf der Verkäufer zugrunde zu legen. An diesem konn- handlungen über den Kauf der HGAA beziehungsweise über ten dann im Wesentlichen nur noch redaktionelle Änderun- den Kaufpreis fanden nach Aussage aller Zeugen in diesem gen vorgenommen werden. Rahmen aber nicht statt.

Zwar mag es für einen Finanzinvestor wie die Berlin-Grup- b. Verträge pe nicht üblich sein beim Verkauf von Anteilen ausführliche Gewährleistungen zu geben, wenn diese beim eigenen Er- Die Bayerische Landesbank erwarb am 22.05.2007 mit werb knapp gehalten waren und er keine eigene fundierte insgesamt vier Verträgen Anteile an der Muttergesellschaft Kenntnis von dem Unternehmen hat. Hypo Alpe-Adria-Bank International AG:

Diese Überlegung galt aber nicht für die Kärntner Landeshol- aa. Einzelne Verträge ding und die Mitarbeiterstiftung, die der BayernLB zusam- men über 25 % der Muttergesellschaft der Hypo Group aaa. Erster Berlin-Vertrag Alpe Adria verkauften. Das Land Kärnten, vertreten durch die Kärntner Landesholding, verlangte dennoch einfach eine Mit dem Vertrag über den Kauf und Verkauf von Aktien an Gleichbehandlung mit der Berlin Gruppe, und erklärte, es der Hypo Alpe-Adria-Bank International AG zwischen der sei politisch nicht darstellbar, die Anteile zu schlechteren Berlin & Co Capital S.à.r.l und der Bayerischen Landesbank Bedingungen zu verkaufen als Berlin, und außerdem läge vom 22.05.2007 wurden 440.790 nennwertlose, auf Inhaber darin das Risiko eines Verstoßes gegen Vorschriften des EU- lautende, stimmberechtigte Stammaktien (9,090918466 %, Beihilferechts.1035 Phase I Aktien) und weitere, vom Verkäufer erst noch zu erwerbende 771.383 nennwertlose, auf Inhaber lau- Zuvor hatten am 14.05.2007 bereits Kaufpreisverhandlun- tende, stimmberechtigte Stammaktien der Gesellschaft gen von Werner Schmidt, Dr. Gribkowsky und Dr. Kemmer (15,90911763 %, Phase II Aktien), vermindert um 10.580 mit den Verkäufern stattgefunden, die unabhängig von dem Aktien (zusammen die „Berlin-Aktien“, Präambel (B) und Treffen der Anwälte und auch unabhängig von deren Er- Ziff. 1.1), zum Gesamtpreis von € 805.409.559 (Ziff. 3.1.) gebnis waren. Die Berater der BayernLB nahmen an diesen verkauft.1040 Verhandlungen nicht teil, was sehr ungewöhnlich war. Der Zeuge Matthias Hink erklärte, der Vorstand habe es gerade-

1036 16. Sitzung 12.10.2010, S. 14. 1030 16. Sitzung 12.10.2010, S. 84. 1037 Vernehmung Dr. Haas vom 17.02.2010, S. 24 (Bd. 175, S. 294). 1031 16. Sitzung 12.10.2010, S. 89. 1038 Vernehmung Dr. Kemmer vom 02.03.2010, S. 29 (Bd. 47, S. 57), Ver- 1032 16. Sitzung 12.10.2010, S. 102. nehmung Dr. Haas vom 17.02.2010, S. 25 (Bd. 175, S. 295). 1033 16. Sitzung 12.10.2010, S. 102. 1039 Oliver Bender, 10. Sitzung 02.07.2010, S. 66; Zeugenvernehmung 1034 16. Sitzung 12.10.2010, S. 90. vom 29.04.2010, S. 33 (Bd. 224, S. 33). 1035 Vernehmung Dr. Haas vom 17.02.2010, S. 24 (Bd. 175, S. 294). 1040 Bd. 153, S. 268. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 241

bbb. Zweiter Berlin-Vertrag gen gleich welcher Art (ausgenommen die oben genannten) abgeschlossen hat. Mit dem Vertrag über den Kauf und Verkauf von Aktien an der Hypo Alpe-Adria-Bank-International AG zwischen der In Ziff. 15 findet sich ferner eine Rechtswahl für österreichi- Berlin & Co Capital S.à.r.l und der Bayerischen Landesbank sches Recht und eine Vereinbarung der für Handelssachen in vom 22.05.2007 wurden noch einmal 10.580 nennwertlo- Wien, Innere Stadt zuständigen Gerichte. se, auf den Inhaber lautende, stimmberechtigte Stammakti- en („weitere Berlin-Aktien“, Präambel (B)) zum Preis von Völlig sachfremd war es zunächst, für den Kauf einer ös- € 7.091.613 (Ziff. 3.1.) verkauft.1041 terreichischen Bank durch eine deutsche, englische Verträge zu verwenden. Auf diese Weise waren noch nicht einmal die ccc. KLHD-Vertrag Beträge der (sehr erheblichen) Kaufpreise richtig geschrie- ben! Es stellt ein deutliches Indiz für die geringe Befassung Mit dem Vertrag über den Kauf und Verkauf von 1.207.762 des Vorstandes mit der Materie dar, dass das niemand auf- Stück Aktien an der Hypo Alpe-Adria-Bank-International gefallen ist. AG zwischen der Kärntner Landes- und Hypothekenbank- Holding (Kärntner Landesholding) und der Bayerischen Der größte rechtliche Mangel der Verträge liegt jedoch in Landesbank vom 22.05.2007 wurden 1.207.762 nennwertlo- dem praktisch völligen Verzicht auf jede Gewährleistung se, auf den Inhaber lautende, stimmberechtigte Stammaktien und Zusicherung über das zu kaufende Unternehmen. Der in (24,91 % „KLHD-Aktien“, Präambel (C)) zum Preis von Unternehmenskäufen erfahrene Zeuge Dr. Brodey hat dem € 809.544.534 (Ziff. 3.1.) verkauft.1042 Ausschuss erklärt, dass es sich dabei um die wichtigste Re- gelung in einem derartigen Vertrag handelt: „Priorität Num- ddd. MAPS-Vertrag mer eins“.1044 Aufgrund der erheblich unzureichenden Due Diligence wäre sie hier sogar von existenzieller Bedeutung Mit dem Vertrag über den Kauf und Verkauf von 14.989 gewesen. Zumindest hätte das Fehlen der Gewährleistung Stückaktien an der Hypo Alpe-Adria-Bank International AG aber zu einer deutlichen Reduzierung des Kaufpreises führen zwischen der Hypo Alpe-Adria-Mitarbeiterstiftung und der müssen, da der Verzicht auf derartige gesetzlich begründe- Bayerischen Landesbank vom 22.05.2007 wurden 14.989 te Rechtspositionen ein finanzielles Entgegenkommen dar- nennwertlose, auf Inhaber lautende, stimmberechtigte stellt. Stammaktien (0,31 %, die „MAPS-Aktien“, Präambel (C)) zum Kaufpreis von € 10.046.899,17 (Ziff. 3.1.) verkauft.1043 Dass schließlich auch noch für Streitigkeiten die Zuständig- keit österreichischer Gerichte vereinbart wurde, rundet den bb. Inhalt der Verträge Eindruck von einem für die Bayerische Landesbank erheb- lich nachteiligen Vertrag nur ab. Die Verträge hatten im Wesentlichen alle den gleichen Inhalt. Mit den in den Verträgen enthaltenen ungünstigen Verein- Sie basierten offensichtlich auf anglo-amerikanischen Vor- barungen hatte es der Vorstand aber nicht einmal bewenden lagen, die ins Deutsche übersetzt worden waren. Das ergibt lassen: sich zum einen aus den in jedem Vertrag enthaltenen 4 bis 5Seiten langen Definitionen, die für englische und ameri- c. Begleitschreiben (Side-Letter) kanische Verträge typisch sind, aber auch aus der übersehe- nen englischen Schreibweise der Beträge mit – gegenüber Zusätzlich zu den Verträgen machte der Vorstand noch eine der deutschen Sprache – vertauschtem Punkt und Komma. ganze Reihe von Zusagen in sog. Side-Lettern. Diese Be- Der Vertrag unterliegt zwar dem österreichischen Recht, ist gleitschreiben sind in den oben genannten Verträgen nicht aber auf der Grundlage des angloamerikanischen Rechts erwähnt. konzipiert, das sich in der Methode und im Regelungsgehalt grundlegend vom kontinentaleuropäischen unterscheidet. Mit Schreiben vom 22.05.2007 sagte die Bayerische Landes- bank der Kärntner Landes- und Hypothekenbank-Holding Unter Ziff. 6 Zusicherungen und Gewährleistungen des unwiderruflich zu, die Dividendenpolitik entsprechend dem Verkäufers leistete der Verkäufer lediglich Gewähr für sein Syndikatsvertrag zwischen der Kärntner Landesholding und rechtswirksames, übertragbares und uneingeschränktes der Grazer Wechselseitigen Versicherung AG in der Fassung rechtliches Eigentum an den Aktien sowie das rechtswirksa- vom 19.12.2006 beizubehalten. Danach wird eine vereinbar- me Bestehen der verkaufenden Gesellschaft. te Mindestdividende von € 7,7 Mio. angestrebt.

In Ziff. 6.4 musste die Bayerische Landesbank sogar aus- Die KLHD soll berechtigt sein, bis Ende 2017 weiterhin drücklich anerkennen und bestätigen, dass sie den Vertrag einen ständigen Berater ohne Stimmrecht in die Aufsichts- nicht im Vertrauen auf Zusicherungen und Gewährleistun- ratssitzungen zu entsenden. Die Geltendmachung von Ge- währleistungsansprüchen nach Ziff. 6 des Kaufvertrages oder eines anderen auf dasselbe Rechtsziel abzielenden 1041 Bd. 153, S. 95 1042 Bd. 153, S. 416 1043 Bd. 153, S. 448 1044 16. Sitzung 12.10.2010, S. 101 Seite 242 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Rechtsbehelfs bei sonstigem Ausschluss ist innerhalb von 2 Verdacht der Geldwäsche im großen Stil. Der Untersu- Jahren ab Closing (absolute Frist) gerichtlich geltend zu ma- chungsausschuss konnte nicht feststellen, ob es im Zuge der chen, ferner müsse eine solche Geltendmachung zumindest Beteiligung der BayernLB bei der HGAA einen Informati- in Form einer nachweislichen schriftlichen außergerichtli- onsaustausch mit Bayerischen Behörden gab. chen Anzeige bei sonstigem Ausschluss binnen 60 Tagen ab Kenntnis erfolgen.1045 Die BayernLB war den kroatischen Behörden kein unbe- schriebenes Blatt1050, sie hatten bereits negative Erfahrung In einem weiteren Side-Letter vom 21.05.2007 erklärte die mit ihr gemacht.1051 Am 13.07.2009 legte die Kroatische Bayerische Landesbank der Hypo Alpe Adria Mitarbeiter- Nationalbank (HNB) ihr Veto gegen den Einstieg der Bay- stiftung zu Händen von Dr. Wolfgang Kulterer keine Sitzver- ernLB bei der HGAA ein.1052 Dieses Veto hätte ein willkom- legung der Muttergesellschaft der HGAA von ihrem derzei- mener Grund für einen Ausstieg aus dem Kaufvertrag sein tigen Standort ohne Zustimmung aller Aktionäre, und damit können, ja müssen. Denn seit Vertragsunterzeichnung hatten auch der Mitarbeiter, vorzunehmen.1046 sich die Voraussetzungen für den Kauf erkennbar geändert: Erstens setzte zu diesem Zeitpunkt die weltweite Finanzkri- In einem Side-Letter vom 21.05.2007 an die Hypo-Bank se ein, d.h. die Wachstumsphase ging auch in Südosteuropa Burgenland Aktiengesellschaft bestätigte die Bayerische dem Ende zu und der HGAA konnten nicht mehr die Zu- Landesbank eine Sonderausschüttung des Gewinns aus dem kunftserwartungen zugeschrieben werden, die Grundlage für Verkauf der Consultants-Gruppe an die Aktionäre der Hypo den Kauf waren. Zweitens gab die Sonder-Due-Diligence Alpe Adria International AG in Höhe von € 50 Millionen in Kroatien Aufschluss über den wahren Zustand der Bank. und fügte gleich dazu, dass das wirtschaftlich eine Kauf- Und drittens waren zumindest Teilen des Verwaltungsrates preiserhöhung von bis zu € 25 Millionen darstellt.1047 mittlerweile Informationen über die Kaufbedingungen be- kannt geworden: In einem Side-Letter vom 21.05.2007 an die Grazer Wech- selseitige Versicherung Aktiengesellschaft erteilte die Bay- Hatte sich der Verwaltungsrat bis zur Unterschrift der erische Landesbank eine inhaltlich gleiche Zusage über die Transaktion am 22.05.2007 nicht ausreichend über die Ver- geplante Sonderausschüttung aus dem Verkauf der Consul- tragsbedingungen informiert, so lagen spätestens seit dem tants-Gruppe.1048 Weitere inhaltsgleiche Side-Letter vom 12.06.2007 konkret Informationen über den „Ausschluss 21.05.2007 gingen von der Bayerischen Landesbank außer- von Gewährleistungen der Verkäufer“ dem Vorsitzenden des dem noch an die Hypo Alpe Adria Mitarbeiter Privatstiftung Verwaltungsrats und Sparkassenpräsident Dr. Naser und den sowie die Berlin & Co Capital Sarl. übrigen Sparkassenvertretern vor.1053 Dr. Naser hätte an die- ser Stelle den Verwaltungsrat als Organ informieren müssen Ungewöhnlich sind schon so umfangreiche Vereinbarungen und den Vorstand zu Sonderverhandlungen mit den Verkäu- außerhalb der Verträge. Das lässt zumindest den Verdacht fern drängen müssen. aufkommen, dass hier bewusst nur teilweise Informationen weitergegeben werden sollten. Das gilt aber besonders für Wäre ein Ausstieg seitens der BayernLB rechtlich nicht die reduzierte Frist zur Geltendmachung von Ansprüchen möglich gewesen, was allerdings keiner der Verwaltungsräte im Schreiben vom 22.05.2007 an die Kärntner Landes- und im Zeitraum zwischen Signing und Closing prüfte, so hätte Hypothekenbank-Holding. Ferner hat es den ohnehin un- nach Meinung des Untersuchungsausschusses die Verkäufer- günstigen Vertrag für die BayernLB noch weiter verschlech- seite alle von der HNB verlangten Auflagen erfüllen und der tert. Hier wollte wohl jemand unter allen Umständen kaufen, BayernLB finanziell ausgleichen müssen, die den Einstieg koste es, was es wolle. der BayernLB bei der HGAA etwa zwei Monate später den- noch erreichen ließen. Alternativ hätte die Landesbank den 7. Sonder-Due-Diligence Kroatien Kauf auch an der Nichterfüllung der Auflagen der HNB und damit dem Eintreten des Vetos scheitern lassen können. Die Seit 2001 kritisierte die Oesterreichische Nationalbank HNB verlangte eine Sonder-Due-Diligence bei den kroati- (OeNB) die Südosteuropa-Geschäfte der HGAA. So auch schen HGAA-Tochterunternehmen Hypo Alpe Adria Bank im OeNB Bericht des Frühjahrs 2007, der im Rahmen der Due Diligence den Wirtschaftsprüfern und verantwortlichen 1050 Siehe Kapitel „Südosteuropastrategie“. Organen der BayernLB vorlag. Am 15. März 2007 war im 1051 Die kroatische Nationalbank begründete ihre ursprüngliche Ableh- österreichischen Justizministerium ein Rechtshilfeersuchen nung mit dem Benehmen der Bayern im Fall der Rijecka Banka. Die aus Kroatien eingegangen. Die dortige Staatsanwaltschaft BayernLB hatte nach Devisenspekulationen die Bank im Jahr 2002 an will über Informationen verfügt haben, wonach über Hy- Kroatien für einen Dollar zurückgegeben. Kroatien musste die Bank durch einen Notkredit in der Höhe von 90 Millionen Dollar vor der po-Kredite bei Grundstücksgeschäften rund 260 Millionen Pleite retten. Euro gewaschen worden sein sollen.1049 Demnach wussten 1052 Bd. 58, Mängelliste bez. Kroatien aus dem Legal-DD-Bericht der österreichische Behörden spätestens seit März 2007 vom Kanzlei Dorda Brugger Jordis: „Bewusste Kompetenzüberschreitun- gen; mangelhafte Sicherheitengestionierung; Vermeidung von Wert- berichtigungen durch Transfer von Krediten an die österreichische 1045 Bd. 153, S. 302. Mutter.“ 1046 Bd. 153, S. 305. 1053 Bd. 57, Antwortvorschlag Werner Schmidts an Naser zur Beantwor- 1047 Bd. 153, S. 306. tung an Strötgen, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse München: 1048 Bd. 153, S. 308. „der Kaufvertrag enthält keine Gewährleistung von Seiten der HGAA 1049 Zeitschrift FORMAT Nr. 06/07 vom 9.02.2007. bzw. deren Eigentümern.“ Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 243

in Zagreb und der Slavonska Banka in Osijek. Die HNB ord- talausstattung der HGAA durch die Consultants-Sonderaus- nete eine erhebliche Erhöhung des Eigenkapitals über EUR schüttung belastet war. 350 Mio. für beide Banken sowie eine Halbierung des Kre- ditneugeschäfts an. Damit war die Wachstumsperspektive An der Aufsichtsratssitzung am 29. Oktober nahmen auch als Wert- und Kaufargument für ca. ein Viertel der HGAA Dr. Naser, Werner Schmidt und Dr. Hanisch teil. In der Ar- entfallen. gumentation zur Notwendigkeit der Erhöhung taucht wieder ein Betrag von 200 Mio. Euro Einzelwertberichtigungsbe- Dass die Erfüllung der HNB-Auflagen durch die BayernLB darf auf. Ein Zeichen dafür, dass die in der Due Diligence und HGAA de facto wertmindernd und gleichzeitig kauf- identifizierte Summe bis dato nicht verarbeitet wurde. Dr. preiserhöhend wirkten, hinterfragte keiner der BayernLB- Naser argumentierte in dieser Sitzung, dass man gar nicht Verwaltungsräte. Lediglich die Staatskanzlei vermerkte in umhinkäme, die Erhöhung vorzunehmen. Argumentiert wur- einer Notiz1054, dass Ministerpräsident Stoiber Herrn Ha- de damit, dass die zur Stärkung des Eigenkapitals erforderli- nisch fragen soll, „wie die Eigenkapitalverpflichtungen in che Dotierung der Rücklagen nicht möglich sei. Im Falle ei- Kroatien ausgestaltet werden müssen, da es ja Nachschuss- ner Nichterhöhung würde die Eigenkapitalquote der HGAA pflichten geben könnte.“ unter die gesetzlichen Mindestwerte fallen.

Nicht nur betriebswirtschaftlich fielen die Auflagen der HNB In diesem Zusammenhang ist auf die im September 2006 teuer aus, die Sonder-DD brachte auch gravierende Manage- rückwirkend korrigierte Meldung gemäß § 63 Abs. 5 und ment- und Controllingfehler bei den beiden Tochtergesell- 7 BWG zum Prüfungsbericht zum Jahresabschluss HAAI schaften zutage.1055 1056 Dass der Verwaltungsrat dies nicht 31.12.2006 hinzuweisen.1057 berücksichtigte, erörterte und daraus Konsequenzen zog, stellt eine weitere Pflichtverletzung dar. Danach kam es in 2006 bereits in den Monaten März bis Juli und September zu Eigenmittelunterdeckungen im Kon- 8. „Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen“ – Die Zeit zern. An dieser Stelle wird die Frage aufgeworfen, warum zwischen Closing und Notverstaatlichung diese Risiken nicht entsprechend erkannt und adressiert wurden. Verantwortlich wäre an dieser Stelle primär das Prüfungsteam. Bei genauem Hinterfragen der Zahlen hät- Am 09. Oktober 2007 erfolgt das Signing. te spätestens im Bayerischen Sparkassenverband und im Staatsministerium für Finanzen diese Schwachstelle erkannt Bereits wenige Tage später, am 05. Dezember 2007, be- werden müssen. Angeblich wurden dort die Jahresabschlüs- schließt der Aufsichtsrat der HGAA eine Kapitalerhöhung in se verarbeitet. Höhe von 600 Mio. Euro. Es wird ein Unternehmenswert von 2,43 Mrd. Euro als Basis beschlossen. Die Mitarbeiter- Vorstandsvorsitzender Dr. Berlin reduziert den Gewinn der stiftung der HGAA nimmt an der Kapitalerhöhung nicht teil HGAA durch die Abschreibung von 200 Mio. Euro, um sich und unterzeichnet den sogenannten MAPS-II-Kaufvertrag. und seiner Investorengruppe saftige Gewinne zu sichern. In diesem Kaufvertrag wird wiederum der Paketzuschlag zugebilligt, obwohl die BayernLB bereits über die Mehrheit Auch sorgte es offensichtlich nicht für Skepsis, dass die Ver- verfügt. treter Kärntens und der KLHD die Kapitalerhöhung begrüß- ten, eine eigene Beteiligung aber ausschlossen. Dies wieder- Für die Verwaltungsratssitzung der HGAA am 29. Oktober um vor dem Hintergrund, einen Direktverkauf von Anteilen 2007 wird in der Berechnung der Notwendigkeit der Maß- an die BayernLB und damit eine Schwächung der eigenen nahme unter anderem vermerkt: „Effekt der Sonderdividen- Position beim Einstieg der BayernLB angeblich immer strikt de inkludieren.“ Damit war klar ersichtlich, dass die Kapi- abgelehnt zu haben.

Bei seiner Genehmigung der Kapitalerhöhung im November beschloss der Vorstand, auch noch zusätzlich die auf KLHD, 1054 Bd. 223, Vermerk vom 23.07.2007. Vgl. auch Stoiber (17/75) MAPS und Berlin & Co entfallenden Aktien zu überneh- 1055 Bd. 237, Zeugeneinvernahme Olga Ligner-Fink, E&Y, DD-Prüferin. Haftungsbeziehungen innerhalb des HGAA-Konzerns waren nicht men. Welcher Nutzen für die BayernLB aus der Erhöhung transparent, auch nicht Garantien und Verpflichtungen zwischen der Beteiligung über den maßgeblichen Einfluss, der sowie- Mutter und Töchter. „Aus meiner beruflichen Erfahrung ist der Punkt so bereits gesichert war, entstehen sollte, bleibt ein Geheim- Konzernverflechtungen ein sehr wichtiger Punkt, insbesondere im ost- nis. Unverständlich auch, warum die Altaktionäre bei einem europäischen Raum.“ Risiken aus Consultants-Verkauf wurden nicht angeblich derart erwartungsvollen Investment nicht danach beziffert. Kein zentrales Beteiligungscontrolling (einzigartig!). Keine Management Letter vorhanden bzw. zur Verfügung gestellt. Kreditver- trachteten, ihren Anteil zu halten oder zu erhöhen. All die- gaben auf Kreditnehmereinheiten nicht verfügbar. [..] DD in Kroatien se Vorgänge fanden unter direkter Beteiligung des Verwal- im August 2007: Slavonska Banka und Hypo Kroatien: BayernLB- tungsratsvorsitzenden der BayernLB, Dr. Naser statt. Es ist Mitarbeiter Thiel war erschrocken ob der Datenqualität im Datenraum davon auszugehen, dass sein Kollege Prof. Faltlhauser den und der Kreditakten. DD-Bericht vom 22.08.2007. 1056 Bd. 237, Zeugenvernehmung Sieglinde Fink: E&Y, mit dabei bei Kro- gleichen Wissensstand hatte. atien DD für Geldwäsche: in Kroatien gab es keinen Abgleich mit EU- Listen zu verdächtigen Personen. IT in Kroatien ergab keine Treffer, allerdings fehlte Ähnlichkeitsalgorithmus. Nicht unerhebliche Unter- schiede zwischen kroat. Recht und EU-Recht im Bereich Geldwäsche. 1057 O&R Oppenhoff & Rädler AG-Bericht, S. 124. Seite 244 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Die Vorstandsvorlage zur Genehmigung der Kapitalerhö- Kapitalerhöhung somit nichts an der Eigenmittelausstattung hung avisiert bereits am 26. November 2007 eine weitere zu der HGAA änderte. Damit stellt sich die Frage, warum dies erwartende Kapitalerhöhung in 2008. im Kontrollorgan niemand bemerkte und woraus der zusätz- liche Bedarf wirklich entstand. Die Kapitalerhöhung in Höhe von 600 Mio. Euro wird in der Aufsichtsratssitzung am 25. November 2007 unter Mitwir- Es ist im Nachgang festzuhalten, dass ein couragiertes Ein- kung der Herren Dr. Naser und Prof. Faltlhauser „begrüßt.“ greifen an dieser Stelle, eine engere Kontrolle, späteren Schaden mit großer Wahrscheinlichkeit verhindert oder mi- Ebenfalls in dieser Sitzung führte der Vorstandsvorsitzende nimiert hätte. Dr. Berlin weiter aus, dass anlässlich der Due Diligence bei der HGAA ein möglicher Einzelwertberichtigungsbedarf Zurück zu einem weiteren Highlight: Acht Tage nach Sig- von 200 Mio. Euro identifiziert worden sei. Nun würden ca. ning, am 17. Oktober 2007, schreibt Dr. Berlin, jetzt in sei- 200 Mio. Euro Mehrbedarf im Kreditbereich gebildet sowie ner Funktion als Vorstand der MAPS, an Werner Schmidt, zusätzlich 100 Mio. Euro für Derivate. Auf die Frage Dr. Na- dass „man höflich Bezug nehme auf Ihr Schreiben vom sers, woher diese doch sehr große Erhöhung gegenüber dem 22.05.2007“ und davon ausgehe, dass die BayernLB nun Jahresabschluss 2006 käme, argumentiert Dr. Berlin unter weiter 160.327 Aktien der MAPS zu den Konditionen der anderem mit Kroatien als einem der größten Wachstums- Verträge vom 22.05.2007 abnähme. „Die Kaufpreishöhe hat aber auch Risikomärkte. Beachtenswert ist der Hinweis von natürlich den am 22.05.2007 vereinbarten Beträgen zu ent- Dr. Naser auf den Jahresabschluss 2006. Offensichtlich wur- sprechen.“ de dieser entsprechend gesichtet. Unverständlich ist dann aber, warum die oben genannten Probleme der Kapitalunter- Wie oben bereits ausgeführt, ist damit auf den Kaufpreis deckung verborgen blieben. inklusive des 30-prozentigen Paketzuschlages abgestellt – wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt, da die BayernLB bereits Dr. Berlin führt weiter aus, dass die HGAA die vergangenen den Mehrheitsanteil ihr Eigen nennt. Jahre auf diesem Markt sehr viel Geld verdient hätte und es jetzt an der Zeit sei, die „eine oder andere Wertberichtigung“ Der Vorstand beschließt diesen Kauf dann am 27. November zu bilden. Warum derartige Erklärungen aufseiten der anwe- in seiner Sitzung. Die MAPS behält 1000 Aktien pro forma, senden Organe der BayernLB keine Reaktion zeigte bleibt um weiterhin einen Sitz im Aufsichtsrat der HGAA zu beset- unerklärlich. Spätestens an dieser Stelle zwingt sich ein zen. Obwohl im Verwaltungsrat später sehr unterschiedliche Hinterfragen der Geschäftspolitik dringend auf. Auffassungen zur Legitimation des Erwerbs zu diesem Preis vertreten werden, wird der Beschluss zum Erwerb gefasst. Anlässlich der Verwaltungsratssitzung der BayernLB am 04. Dezember 2007 wurde der Beschluss der Kapitalerhöhung Hier einige Stellungnahmen aus dem Verwaltungsrat: für die HGAA beschlossen. Teilnehmer waren Dr. Naser, so- wie die Herren Huber, Christmann, Hagl, Heike, Kamprath, Dr. Naser: „Über einen Preis wurde nicht gesprochen (!), Herrmann, Schaidinger, Weigert und Sackmann. und nach alledem, was bislang vorgetragen wurde, hätte ich angenommen, dass der Vorstand der BayernLB diese drei Beachtlich im Verlauf dieser Sitzung war, dass Dr. Naser, der Prozent ohne Kontrollprämie kauft, da ja die gesamte Dis- an den vorherigen Sitzungen der HGAA teilgenommen hat- kussion so war, wir zahlen eine Kontrollprämie, bis wir über te, den Vorstand um Erläuterung einer derart umfangreichen 50 % haben.“ Kapitalerhöhung, die zum Erwerbszeitpunkt offensichtlich nicht bekannt gewesen sei, bittet. Werner Schmidt erläutert Herr Schaidinger: „Es war selbstverständlich, dass wir die dies unter anderem mit der bei Erwerb bekannten Situati- noch ausstehenden Anteile der Mitarbeiterstiftung zu densel- on eines zusätzlich notwendigen Vorsorgebedarfes, der im ben Konditionen kaufen würden, die auch beim Erwerb der Kaufpreis berücksichtigt worden sei. Dass diese Behauptung Kontrollmehrheit angewandt wurden.“ schlichtweg nicht zutraf, bemerkt offenbar kein Mitglied des sogenannten Kontrollorgans. Prof. Faltlhauser (zum Zeitpunkt dieser Beschlussfassung aus dem Verwaltungsrat der BayernLB ausgeschieden, al- Fast skurril mutet die Argumentation des Finanzministeri- lerdings noch Aufsichtsrat der HGAA) vertrat die Meinung, ums in diesem Zusammenhang mit der bereits bei Erwerb der Erwerb der sogenannten MAPS-II-Anteile sei nicht vom beschlossenen Kapitalerhöhung der BayernLB an: „Zusätz- Verwaltungsratsbeschluss vom 23. April 2007 gedeckt, denn licher Risikovorsorgebedarf der HGAA in Höhe von 200 es sei völlig unverständlich, weshalb man für die Anteile ei- Mio. Euro“ heißt es dort.1058 nen Paketzuschlag gezahlt habe.

Weiter wird in diesem Vermerk mit dem Kapitalbedarf der Der Verwaltungsrat genehmigt auf dieser Basis den Vor- beiden kroatischen Töchter HBC und SBO argumentiert. standsbeschluss zum Erwerb der Anteile! Es handelte sich Allerdings ist diese Argumentation nicht nachvollziehbar, um einen Betrag von mehr als 108 Mio. Euro. Der Paketzu- da es sich um voll konsolidierte Töchter handelte und die schlag machte also deutlich über 30 Mio. Euro aus. Der Be- griff „gentlemen’s agreement“ fiel. Man wollte ein motivie- rendes Zeichen an die Mitarbeiter senden – Großzügigkeit 1058 Interner Vermerk des Finanzministeriums vom 30.November 2007. auf Kosten bayerischer Steuerzahler. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 245

An die Kanzlei Hengeler Mueller richtet Dr. Naser am 03. Die Kapitalerhöhung der BayernLB hatte diesen Geldum- September 2010 ein Schreiben mit folgendem Wortlaut: „Ich verteilungsmechanismus erst ermöglicht oder umgedreht, konnte aus keiner Vorlage erkennen, dass diese Anteile mit sie wurde nötig in dieser Höhe auch durch die Sonderaus- Paketzuschlag gekauft werden sollen, und weiß bis heute schüttung. nicht, ob dies der Fall ist …“1059 Selbstverständlich geschah dies alles unter der strengen Die Kanzlei vermerkt hierzu, dass sie die Ausführungen Kontrolle des Aufsichtsrates der HGAA und war auch Teil nicht nachvollziehen könne. Eine einfache Dreisatzrechnung der „Erfolgsgeschichte“ des ebenfalls damit beauftragten zeigt das eindeutige Ergebnis. Hengeler Müller macht fol- Projektes „Jointly successful“ – frei übersetzt „gemeinsam gende Rechnung auf: erfolgreich.“ An dieser Stelle sei zum Verständnis darauf hingewiesen, dass der Initiator des Projektes die BayernLB Wenn für 50 % + 1 Aktie 1,625 Mrd. Euro bezahlt werden, und nicht die Investorengruppe um Tilo Berlin war. ergibt sich für einen Anteil von 3,03 % eine Summe von 107,25 Mio. Euro.1060 Der Kaufpreis von 1,65 Mrd. Euro Ähnlich wie beim Kauf der MAPS-II-Anteile gab es keine war allen Verwaltungsräten als Kaufpreis inklusive Paketzu- eindeutige Rechtsgrundlage für die Ausschüttung nach dem schlag bewusst. Closing. Aus Kreisen beteiligter Mitarbeiter der BayernLB verlautete allerdings, es sei erklärte Absicht gewesen, diese Als letzte Kontrollinstanz genehmigte der Freistaat Bayern so zu vollziehen. am 03. Dezember 2007 die Aktion. Der Sparkassenverband hatte bereits zugestimmt. Die Consultants-Sonderausschüttung war auch Thema der Aufsichtsratssitzung der HGAA am 29. Oktober 2007. An Sollten sich bis hierher Zweifel an der Gewissenhaftigkeit dieser nahmen Dr. Naser, Prof. Faltlhauser und Dr. Hanisch und Kompetenz des Kontrollorgans der BayernLB angemel- teil, somit war gewährleistet, dass auch maßgebliche Per- det haben – eine Steigerung erfährt die Geschichte durch die sonen des BayernLB-Verwaltungsrates informiert waren. Beschreibung der in der Folge abgewickelten „Consultants- Eine logische Erwartungshaltung ist, dass diese Informati- Sonderausschüttung.“ onen damit an die anderen Mitglieder des Verwaltungsrates fließen. Es darf unterstellt werden, dass bewusst die beiden Beim Erwerb der Mehrheitsbeteiligung an der HGAA hatte Verwaltungsratsspitzen der BayernLB in den Aufsichtsrat die BayernLB den sogenannten Altaktionären Berlin & Co, der HGAA entsandt wurden, um so einen Informationsfluss Grawe, KLHD, MAPS und Bank Burgenland zugesichert, sicherzustellen. dass ein Gewinn aus dem Verkauf der „Consultants-Gruppe“ in Höhe von maximal 50 Mio. Euro kein Verbot gegen das Unter Teilnahme Dr. Nasers wurde in der Aufsichtsratssit- Ausschüttungsverbot darstelle und zusätzlich von diesen, zung der HGAA vom 30. April 2008 die Auflösung der oben praktisch als Nachschlag, vereinnahmt werden dürfe. genannten Rücklagen gebilligt, der Jahresabschluss 2007 ge- nehmigt und die Ausschüttung aus dem Consultantsverkauf Die in diesem Zusammenhang im ÖNB-Bericht erhobene in Höhe von 50 Mio. Euro auf den Weg gebracht. Über 4,5 Klage, dieser Vorgang sei in Anbetracht der angespannten Mio. Euro flossen an Berlin & Co Eigenmittelsituation der HGAA nicht nachvollziehbar, fand offenbar kein Gehör. Hätte sich der Verwaltungsrat mit die- Kurz nach der in der Verwaltungsratssitzung (04.12.2007) ser Thematik auseinandergesetzt, hätte er in dieser Anmer- der BayernLB beschlossenen Kapitalerhöhung über 600 kung ein weiteres Signal betreffs der im Vorgang geschilder- Mio. Euro, 441 Mio. Euro musste die BayernLB beitragen, ten Kapitalerhöhung erhalten. Aber es kam noch schlimmer. schrieb Dr. Berlin an Werner Schmidt mit Datum 31.01.2008, dass sich aufgrund der massiven Verschlechterung der Ka- Um die Ausschüttung im Frühjahr angesichts der prekären pitalmarktsituation die Belastungen für die HBInt aus dem Lage der HGAA überhaupt darstellen zu können, musste Subprime-Bestand auf einen Bewertungsaufwand von 162 ein Bilanzgewinn konstruiert werden. Bei einem Jahresfehl- Mio. Euro erhöht hätten. Das Schreiben ist abgestempelt mit betrag von 270 Mio. Euro für das Jahr 2007 beschloss der „Vorlage zur Vorstandssitzung am 06. Feb. 2008.“1061 Somit Vorstand dazu eine Auflösung der Gewinnrücklagen von ein weiterer Hinweis auf die Talfahrt der HGAA. 334,5 Mio. Euro. Somit ergab sich rechnerisch ein Bilanz- gewinn von 64,5 Mio. Euro und der Weg für die Investoren Im März 2008, das Datum ist nicht exakt nachzuvollziehen, um Tilo Berlin für einen ordentlichen Nachschlag auf die gi- sendet Dr. Berlin eine handschriftliche Notiz an Dr. Hanisch. gantische Rendite, die sie schon beim überteuerten Einstieg Anbei übermittelt er die Kopie eines von ihm (Dr. Berlin) der BayernLB erzielt hatten, war frei. Stolz präsentierte der am 07. März 2008 an Prof. Faltlhauser geschriebenen Brie- Vorstandsvorsitzende der HGAA, jetzt wieder in der Rolle fes.1062 Darin bedankt er sich für die „offene Politdiskussion als Vermögensverwalter für Multimillionäre, in persönlichen nach der Aufsichtsratssitzung“ (gemeint sein könnte die 82. Anschreiben an seine Investoren den erneuten Deal. Selbst- Aufsichtsratssitzung der HGAA am 06.03.2008). redend verdienten er selbst und die übrigen Altaktionäre mit.

1059 HM-Bericht, S. 476. 1061 Bd. 271, BMB 01_10 S. 32. 1060 HM-Bericht, S. 476. 1062 Bd. 271, BMB 01_10, S. 37 ff. Seite 246 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

In seinem Schreiben führt er weiter aus, er könne „mit ei- te wie „Group Risk Lines“ und „Group Boards“ begleitend ner Hetze gegen Reiche ebenso wenig anfangen wie mit der zum Projekt „jointly successful“ eingeführt wurden. Für den Kriminalisierung von Eliten, Nachbarstaaten oder Steueroa- ungeübten Betrachter drängt sich der Eindruck auf, die Kon- sen.“ Er komme zu dem Ergebnis, dass „die paar hundert zentration galt mehr der anglizistischen Sprachgestaltung als Millionen Steuernachzahlung samt Disziplinierungswirkung dem originären Bankgeschäft – was sich im Ergebnis dann in überhaupt keiner Relation zu dem Aufwand stehen, die ja auch bewahrheitete. Deutschland in den letzten 60 Jahren auf sich nehmen muss- te.“ An dieser Stelle sollen die im Frageteil bereits skizzierten Details der Berichte nicht mehr aufgeführt werden. Die Weiter schreibt er, er hätte seine Überlegungen in „gemäßig- entscheidenden Aussagen sind aber dahingehend festzu- ter Form“ zusammengefasst und möchte bei Gelegenheit das halten, dass genau die vom BayernLB-Vorstand angeblich Gespräch fortsetzen. Außerdem bedankt er sich für Geduld installierten und vom BayernLB-Verwaltungsrat nicht kon- und Offenheit Prof. Faltlhausers bei eben diesem Gespräch. trollierten Instrumente keinerlei Wirkung erzielten. Das Ri- sikomanagement und -controlling, das Kreditportfolio, die Liest man den Brief, entsteht der Eindruck, als ob der von Kreditprozesse, die Strukturierung und Segmentierung des Berlin & Co auf dem Rücken bayerischer Steuerzahler aus- Kreditgeschäftes – alles wurde untersucht und bemängelt. getragene Deal einem enormen Wirtschaftswachstum und Ein zusätzlicher Wertberichtigungsbedarf von 1,3 Mrd. Euro sozialem Frieden als Grundlage dient – glorifizierter Insi- wurde festgestellt. Die Experten von BayernLB und HGAA derhandel. Noch schlimmer in diesem Moment ist aber die hatten 300 Mio. Euro identifiziert. Summa summarum waren pragmatische Betrachtung. Zumindest Prof. Faltlhauser und es nun 1,6 Mrd. Euro und das endgültige Aus der HGAA. Dr. Hanisch kannten dieses Schreiben. Auch wenn Prof. Nicht auszudenken, Österreich hätte die „Rücknahme“ Ende Faltlhauser nur noch dem Aufsichtsrat der HGAA angehörte, des Jahres 2009 verweigert. wäre es ein dringendes Erfordernis gewesen, an dieser Stelle vehement im Hause der HGAA und der BayernLB auf eine Es sei kurz nochmals auf die bildhafte Darstellung der Ba- sofortige Maßnahme gegen einen derart verqueren Geist zu Fin zur Situation der gesamten BayernLB zurückgeblendet: dringen. Reaktionen unterblieben. „Wenn die Mannschaft auf der Brücke des Tankers gar nicht die Möglichkeiten moderner Navigationstechnik nutzt, kann Einen großen Teil des Untersuchungsausschusses nahm die sie natürlich den Aufprall auf das Hindernis schon deshalb Frage nach Form und Inhalt der finalen Entscheidung, also nicht verhindern, weil sie es gar nicht erkennt.“1063 des Umlaufbeschlusses vom 23.04.2007, zum Erwerb der HGAA ein. Eine zweite maßgebliche Frage beschäftigte Noch deutlicher kann von den sonst so zurückhaltenden Auf- sich mit der Begleitung der neuen Tochter nach vollzogenem sehern der BaFin nicht auf die Mängel in der Steuerung der Erwerb durch die Organe der BayernLB. Abgezielt wurde BayernLB hingewiesen werden. Dass diese Systeme, die zur dabei im Untersuchungsausschuss vor allem auf die Aktivi- Steuerung der HGAA und ihrer Töchter auf diese angeblich täten der Verwaltungsräte. übertragen wurden, gerade in der aufziehenden Finanzkrise, keine geeigneten Instrumente waren, lässt sich am Ergebnis Trotz großer Anstrengungen, eben diese Aktivitäten durch ablesen. die Vertreter der Regierungsparteien im Abschlussbericht zum Untersuchungsausschuss HGAA skizzieren zu lassen, Für die Einführung dieser ungenügenden Instrumente zeich- blieben die Inhalte mehr als dürftig. Eine Kontrolle, die net der Vorstand verantwortlich, über die Jahre fällt die Ver- Hauptaufgabe des Verwaltungsrates neben seiner beratenden antwortung aber dem sogenannten Kontrollorgan Verwal- Funktion, fand nicht einmal in Andeutungen statt. Das lässt tungsrat mindestens genauso zu. Zeit und Möglichkeiten der sich anhand vorgelegter Protokolle zu den Verwaltungsrats- Hinterfragung gab es genug. sitzungen, den Aussagen der Zeugen im Untersuchungsaus- schuss und der betriebswirtschaftlichen Ergebnisse der stra- Hier einige Skizzen zum Ablauf der Verwaltungsratssitzun- tegischen Beteiligung an der HGAA ablesen. gen nach Erwerb der HGAA: Zu den Details: Sitzung 13.11.2007: Der Vorstand berichtet über die Ge- schäftsentwicklung der HGAA. Dies nicht explizit, sondern Der Vorstand berichtet darüber, dass bereits im Herbst 2007 im Rahmen der Erörterung unternehmens-strategischer The- eine Konzernrisikostrategie konzipiert wurde, in die auch die men. konzernstrategischen Töchter und damit auch die HGAA, eingebunden waren. Das Ergebnis der PWC-Prüfung vom Sommer 2009, also knapp zwei Jahre später, stellt demge- Sitzung 04.12.2007: Die Konzeption der „Group Risk Guide- genüber, im sogenannten „asset-screening“, ein zusätzliches lines“ wird dem Verwaltungsrat vorgestellt mit dem Hin- Risikovorsorgepotenzial in der Höhe von 601 bis 828 Mio. weis, dass diese Leitprinzipien jährlich überprüft werden. In Euro fest. (Kurz zur Erinnerung – in der Zwischenzeit gab derselben Sitzung wird die erste Kapitalerhöhung von 600 es zwei Kapitalerhöhungen über insgesamt 1,3 Mrd. Euro.) Mio. Euro beschlossen – 56 Tage nach dem Signing! Überprüft wurden genau die „konzernstrategischen Töch- ter“, für die in 2007 angeblich so hervorragende Instrumen- 1063 Bd. 244, S. 154. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 247

Sitzung 22.01.2008: Keine Hinweise auf Details oder Be- In ihrem ersten Berichtsentwurf vermerkte Frau Linner hier- richte zu Strukturierungsarbeiten bei der HGAA bzw. eine zu: „Die dem Verwaltungsrat zur Verfügung gestellten Infor- konstruktive Beschäftigung damit. mationen erscheinen teilweise unstrukturiert bzw. wird der Verwaltungsrat mit umfangreichen Informationen konfron- Sitzung 13.02.2008: Keine Hinweise auf eine konstruktive tiert, ohne dass auf wesentliche Punkte hingewiesen wird.“ Beschäftigung mit der HGAA. Originäre Aufgabe des Verwaltungsrates in diesem Umfeld Sitzung 19.02.2008: Keine Hinweise auf eine konstruktive wäre die Schaffung klarer, stringenter und nachvollziehbarer Beschäftigung mit der HGAA. Berichtsmuster, die in zeitlich angemessener Form zur Ver- fügung gestellt hätten werden müssen, gewesen. Sitzung 04.03.2008: Diskussion um die Liechtensteintoch- Dass die ausgeübte Form der „Kontrolle“ den Gegebenheiten ter HBLi und die Kapitalerhöhung der BayernLB im Rah- in keinster Weise angepasst war, fand schließlich Bestätigung men des Erwerbs der HGAA. Berichte zur Integration der durch umfangreiche Maßnahmen, die in der Frage 3.1.6. be- HGAA werden nicht erwähnt. Man diskutiert über ein neues handelt wurden. Es wird eine umfassendere Berichterstat- Geschäftsmodell für die BayernLB. An dieser Stelle sei kurz tung eingeführt und massive Veränderungen in den Organen darauf hingewiesen, dass praktisch direkt an den Anschluss vorgenommen. In der Kommunikation nach außen wurde des Erwerbs der HGAA vom Vorstand der BayernLB die zwar immer wieder versucht, die Maßnahmen als stringente Diskussion um den Erwerb der IKB ( kurz danach Stützungs- Weiterentwicklung darzustellen, tatsächlich handelte es sich fall für Bund und Soffin) die Fusion mit der LBBW und die um blankes Krisenmanagement, das den Unzulänglichkeiten Suche nach einem neuen Geschäftsmodell eröffnet wurde. des alten Kontrollorganes geschuldet war. Die Integration der HGAA, des größten Einzelengagements in der Geschichte der BayernLB, rückte, offensichtlich un- bemerkt vom Verwaltungsrat, in den Hintergrund. Im Herbst 2008 kündigt sich die nächste Kapitalerhöhung an. 700 Mio. Euro, diesmal von der BayernLB allein zu schultern, da die übrigen Teilnehmer den Glauben an das In- Sitzung 02.04.2008: HGAA-Strukturierung ist kein Thema. stitut und seine Führung längst verloren haben (siehe 3.1.5.).

Sitzung 25.04.2008: HGAA-Strukturierung ist kein Thema. Dann geht am 03.10.2008 das Schreiben des mittlerweile bei der HGAA zum Risikovorstand avancierten Herrn Dörhö- Sitzung 21.05.2008: Strategie der BayernLB wird dem Ver- fer im Vorstand der BayernLB ein. Offensichtlich frustriert waltungsrat präsentiert. Darin eingebunden ist in Bezug auf von den Umständen, dokumentiert er massive Missstände in das Osteuropageschäft auch die Integration der HGAA. Laut der HGAA und ihren Töchtern. Unter anderem moniert er, Vorstand sei das Projekt „Jointly successful“ gut vorange- dass über 60 Vorstände und Geschäftsführer dort beschäftigt kommen. Die Weiterentwicklung des Risikomanagements seien, von denen nach seiner Einschätzung nicht alle ausrei- werde vorangetrieben. chend qualifiziert seien (siehe 3.1.1.). Diese Aussage steht im krassen Widerspruch zur Darstellung des Verwaltungs- Wie mit einer derartigen Berichterstattung ein Ein- oder ratsvorsitzenden Dr. Naser in der Verwaltungsratssitzung Überblick über die Details der Integration dieses Investments vom 21.07.2009. geschaffen werden sollte, bleibt unerklärlich. Die Nichtbe- schäftigung des Verwaltungsrates mit dem Thema, in Erin- Entgegen der oben dargestellten Lethargie bei der Überwa- nerung der in der Due Diligence aufgezeichneten Defizite, chung der BayernLB und der HGAA, wurde Dr. Naser, vehe- kann mit der größten Nachsicht nicht mehr als fahrlässig be- ment unterstützt von vorher ebenso lethargischen Kollegen, zeichnet werden. Es mag sein, dass in der einen oder anderen auf die schweren Vorwürfe der eingeschalteten Wirtschafts- Sitzung eine Präsentation aufgelegt wurde, eine konstruktive prüferin Linner hin, äußerst aktiv. In besagter Sitzung musste Befassung, wie es die Größenordnung des Engagements ge- Frau Linner ihre Erkenntnisse „überdenken“, nachdem Dr. boten hätte, ist nicht erkennbar. Naser die persönlichen Recherchen und Gespräche der Ver- waltungsratsmitglieder im Zusammenhang mit dem Erwerb Tatsächlich hat man sich in den Organen der BayernLB nur der HGAA geschildert hatte. So heißt es in der Zeugenaussa- noch äußerst peripher mit den Risiken und Problemen der ge von Frau Linner vor dem Untersuchungsausschuss: „ … HGAA beschäftigt. Das Hauptaugenmerk galt der sich ab- dass der Herr Naser die Bankvorstände in den südosteuro- zeichnenden ABS-Problematik und weiterer eventueller Un- päischen Ländern alle besucht hat, dass es keine alten Seil- ternehmenszukäufe. Zeit für die HGAA blieb da kaum. An schaften gibt, die ein Problem darstellen würden, und dass der Gestaltung der Verwaltungsratssitzungen hätte ein halb- die Einwände oder dass die Probleme oder die Risiken, die sich da ergeben würden, dass die in bester Abwägung und in wegs aufmerksamer Teilnehmer die Verschleierungstaktik 1064 des Vorstandes allerdings leicht erkennen können. Die bereits bester Aufklärung vorhanden waren.“ in den Vorjahren häufig aufgetretene Umsetzungsschwäche der BayernLB wurde durch eine permanente Suche nach ei- Weiter heißt es: „… Diese ganzen Gespräche, die Herr Naser nem Geschäftsmodell (auch nach dem Mehrheitserwerb bei dargestellt hat und auch Herr Schaidinger und Herr Schimin- der HGAA!!) und weiterer Beteiligungsdiskussionen mehr oder weniger kunstvoll überdeckt. 1064 Linner (17/126). Seite 248 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

ski und Dr. Kemmer, die sie alle geführt haben mit den di- HGAA lasteten schwer beim neuen Finanzminister, weshalb versen Vertretern aus den diversen Banken aus dem Banken- er Unterstützung für seine Tätigkeit als Verwaltungsratsvor- konglomerat der HGAA…. Daraus ging hervor, dass sie sich sitzender suchte. Ende 2008 wurde die Wirtschaftsprüferin sehr, sehr intensiv damit beschäftigt haben, offensichtlich Corinna Linner von StM Fahrenschon gefragt, ob sie ihn in intensiver als in den schriftlichen Unterlagen.“1065 seiner Tätigkeit als Verwaltungsratsvorsitzenden beraten und unterstützen könne. Am 18.02.2007 nahm sie den Auftrag Diesen Aussagen diametral entgegen stehen dann wieder die des StMF an. Vor dem Untersuchungsausschuss erläuterte Feststellungen aus den Untersuchungen von PWC im Herbst die Zeugin Linner nochmals ihren Auftrag: 2009. Neben einem gigantischen Risikovorsorgebedarf in der Höhe von 1,6 Mrd. Euro (nach 1,3 Mrd. Euro Kapital- „Also ich sollte den Herrn Staatsminister in seiner Eigen- erhöhungen in den Monaten zuvor) werden in dreistelliger schaft als Verwaltungsratsvorsitzender in der gegenwärtigen Millionenhöhe Betrügereien (frauds) auch unter Beteiligung außerordentlich schwierigen Phase der BayernLB bei der eigener Mitarbeiter, vor allem in der Führungsebene der Erfüllung seiner Aufgaben unterstützen, insbesondere über Töchter, aufgedeckt. die Lage der BayernLB informieren, meine Einschätzung und Bewertung diesbezüglich abgeben und die Beratung im Auffällig ist folgendes: Laut ihren eigenen Aussagen haben Hinblick auf die künftige Ausrichtung der BayernLB auch sich die Verwaltungsräte sehr intensiv mit der HGAA und vornehmen. Ich soll alle Umstände mitteilen, die mir im ihren Töchtern beschäftigt, sogar Auslandsreisen haben sie Rahmen bekannt werden und auch meine Einschätzung der dafür auf sich genommen. Sie haben als Ausfluss dieser Be- Situation der BayernLB oder auch sonstige wichtige wirt- mühungen den Gesprächspartnern erstklassige Zeugnisse schaftliche Gründe oder Gegebenheiten für die Anteilseigner ausgestellt. der BayernLB bekannt geben. […] Daher gab es für mich die Notwendigkeit auch retrograd, also mich nach hinten zu ar- Dem gegenüber finden sich in den Dokumenten zu den Ver- beiten und anzugucken: Wie ist denn überhaupt die Gesamt- waltungsratssitzungen keine Hinweise auf eine andeutungs- situation der Bank? Wie steht sie da? In diesem Zusammen- weise interessierte oder fachkundige Beschäftigung mit der hang bin ich auch auf die Thematik HGAA gestoßen.“1066 HGAA, geschweige denn Kontrolle. Die äußerst bedenk- lichen Hinweise aus der Due Diligence werden nicht ver- In Linners Unterstützung für den Finanzminister war die folgt. Es wird unterstellt, der Vorstand arbeite die Punkte alle Aufarbeitung des Kapitels HGAA einer der wesentlichen selbstständig ab. Die Verträge werden weder auf Inhalt noch Punkte.1067 Die Ergebnisse ihrer Arbeit blieben der Öffent- Umfang noch Substanz hinterfragt. Der Ausschluss nahezu lichkeit verborgen, bis sie Anfang Dezember 2009 einem sämtlicher Gewährleistungen wird ohne Kommentar zur Abgeordneten des Bayerischen Landtags anonym zugespielt Kenntnis genommen. Kapitalerhöhungen im Milliardenbe- wurden. Die darauffolgende Veröffentlichung des Prüfbe- reich werden ohne große Nachfragen oder Konsequenzen richts der Sonderberichterstatterin Linner am 03.12.2009 – beschlossen. Die Prüfungen von PWC ergeben kriminelle der Bericht geht von einem massiven Organversagen beim Handlungen (frauds) in eben den Auslandstöchtern, die der Erwerb der HGAA aus – zwang StM Fahrenschon noch am Verwaltungsrat so intensiv persönlich vor Ort überprüft hat. gleichen Tag, sich in einer eigenen Pressekonferenz den Vor- Das Engagement führt zu einem Verlust von mehreren Mil- würfen bezüglich seiner eigenen Rolle bei der Aufklärung liarden Euro. Die BaFin diagnostiziert eklatante Mängel in- der Milliardenpleite seit dem April 2009 zu stellen. nerhalb der BayernLB beim Risikomanagement. Durch Linners Sonderbericht wusste Fahrenschon seit dem Als die Wirtschaftsprüferin Linner die Schwachstellen des 30.04.2009, dass trotz der kurzen Prüfungszeit in der ersten HGAA-Erwerbes konsequent aufdeckte, wurden die Verwal- Phase der Due Diligence eine Vielzahl von Feststellungen, tungsräte erstmals munter und versuchten sich zu wehren. organisatorischen Mängeln und nicht abschätzbare Risiken identifiziert wurden. Er wusste, dass selbst nach der zwei- Letztendlich fielen die von PWC aufgedeckten Mängel der- ten Phase Unsicherheiten bei der Bewertung des Kredit- und art ins Gewicht, dass dem „neuen“ Verwaltungsrat nur der Wertpapierportfolios verblieben. Er wusste, dass der damali- sofortige Vollzug des bereits Ende 2008 beschlossenen Ver- ge Verwaltungsrat dennoch bereits auf Basis der DD-Ergeb- kaufs der HGAA übrig blieb. Weitere 825 Mio. Euro wur- nisse Phase 1 dem Erwerb der Beteiligung zustimmte. den in die Hand genommen und der HGAA quasi als Mitgift mitgegeben. Fahrenschon erfuhr, dass der Kaufvertrag trotz der in der DD-Phase 1 offengelegten Risiken unterzeichnet wurde, 9. Corinna Linner noch bevor die vertiefte Prüfung der Due-Diligence-Phase 2 vorlag. Der Prüfbericht Linners hält fest: „Eine Bericht- Nach den Landtagswahlen 2008 und der erfolgten Abwahl erstattung über die Ergebnisse der Phase 2 erfolgte nicht.“ der CSU-Regierung unter Dr. Beckstein trat Georg Fah- Dabei hatte der Landesbankvorstand eigentlich beschlossen: renschon die Nachfolge Erwin Hubers im Amt des Bayeri- „Offene Punkte und Unklarheiten sollen in Phase 2 der DD schen Staatsministeriums der Finanzen an. Die milliarden- geklärt bzw. bestimmte Risiken im Kaufvertrag berücksich- schweren Verluste der BayernLB durch ABS-Geschäfte und

1066 Linner (17/96f.). 1065 Linner (17/105). 1067 Linner (17/97). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 249

tigt werden.“ Und auch der Verwaltungsrat hielt am 20. März chungsausschuss, dass einige Widersprüche nicht aufgelöst 2007 fest, „dass über ein abschließendes Kaufpreisangebot werden konnten.1069 erst nach Abschluss der DD-Phase 2 entschieden werden kann.“ Dennoch wurde das Ergebnis der 2. Due-Diligence- Frau Linner ist Diplomökonomin und Wirtschaftsprüferin, Prüfung nicht abgewartet. keine Juristin. Ob Sorgfaltspflichten beim Kauf der HGAA durch die Organe tatsächlich vernachlässigt wurden, ob die- Linner beschreibt für den StMF, dass obwohl der Verkäu- se Vernachlässigung Konsequenzen haben müsste, ob die fer unter großem Zeitdruck stand und offenkundig war, dass Beweislage zur Verteidigung gegenüber der Kritik Linners nicht alle Risiken ausgeschlossen werden konnten und dass ausreichend war, kann abschließend nur von Rechtsexperten die BayernLB EUR 1,625 Milliarden für die HGAA auf den oder Gerichten festgestellt werden. Staatsminister Fahren- Tisch legte. Sie bemerkte dazu: „Im Kaufpreis wurden keine schon aber ist der Vorwurf zu machen, dass er diesen Fragen Abschläge für ggfs. nicht abschließend qualifizierte Risiken nicht nachging, sondern die von Linner aufgeworfene Kritik berücksichtigt.“ Gerade nach den vielen offenen Fragen aus zu vertuschen versuchte. der ersten Phase der Prüfung von Ernst & Young seien „die Ergebnisse der DD nicht ausreichend bei der Kaufpreisver- 10. Kaufpreisfindung und Gesamtschadensberechnung handlung berücksichtigt worden.“ So habe sich schon da ein „zusätzlicher Wertberichtigungsbedarf von 200 Mio. EUR“ Wegen der Zustimmungspflicht durch den Verwaltungsrat ergeben. Darüber hinaus stellen die Due-Diligence-Prüfer kommt der Überprüfung des Kaufpreises und des Kaufver- von Ernst & Young am 18. Mai 2007, also drei Tage vor der trags beim Kauf der HGAA durch die BayernLB eine beson- Vertragsunterschrift, fest, dass der Unternehmenswert nur dere Bedeutung im Hinblick auf die Sorgfaltspflichten der bei EUR 2,4 Mrd., also 800 Mio. Euro niedriger liegt, als im Verwaltungsräte zu. Wie durch den Untersuchungsausschuss Kaufpreis zugrunde gelegt. belegt werden konnte, stimmten alle Verwaltungsräte, ohne den Kaufvertrag oder seine wesentlichen Eckpunkte jemals Fahrenschon wusste somit spätestens seit Linners Vorabbe- gekannt oder deren Kenntnis eingefordert zu haben, mit dem richt die Eckpunkte des Kaufs der HGAA. Er musste sich Umlaufbeschluss vom 23.04.2007 dem Kauf der HGAA zu. fragen, ob die Transaktion zu damaligen Bedingungen, der Für den Anteil von mindestens 50 % und einer Aktie sollten damaligen Informationslage, den Garantien und dem Preis demnach maximal EUR 1,7 Mrd. bezahlt werden. von den ausführenden Organen verantwortungslos und grob fahrlässig war. Die erfahrene Wirtschaftsprüferin Linner Es gehört zu den grundlegenden kaufmännischen Regeln, wertete in ihrem Abschlussbericht vom 27.05.2009 selbst: dass vom geforderten Kaufpreis des Zielobjektes die in einer „Aufgrund des dargestellten Sachverhalts ist es fraglich, ob Due Diligence festgestellten Wertminderungen und bekannt die Beteiligten ihrer Sorgfaltspflicht gerecht wurden.“ gewordenen Vermögensabflüsse abzuziehen sind. Ein Fest- halten am Kaufpreis ohne Preisanpassung würde einer frei- Am 21.07.2009 wurde Linner von Fahrenschon zur Verwal- willigen Kostenerhöhung gleichkommen. Der Gesamtpreis tungsratssitzung der BayernLB geladen. Nach einer intensi- bzw. die Gesamtkosten einer Transaktion wie der Kauf der ven Debatte und Stellungnahmen einzelner Vorstands- und HGAA durch die BayernLB setzen sich allerdings nicht nur Verwaltungsratsmitglieder zu ihrer Wertung verfasste sie aus dem Kaufpreis zusammen. Hinzuzurechnen sind sämtli- eine Protokollerklärung, in der sie die Forderung nach ju- che Kosten der Due Diligence, Beratungs- und Vermittlungs- ristischen Konsequenzen, für die sie weder zuständig noch honorare sowie die bankinternen Sach- und Personalkosten, kompetent war, nicht länger aufrecht hielt. Vor dem Unter- die für die Durchführung der Transaktion notwendig sind. suchungsausschuss darauf angesprochen, warum sie nicht länger nach Konsequenzen rief, sagte die Zeugin Linner:1068 Im konkreten Fall konnte der Untersuchungsausschuss fol- „Ergo, musste ich natürlich, wenn ich mir keine Verleum- gende Fakten zu Kaufpreis und Gesamtschaden bis zur Not- dungsklagen anziehen wollte, akzeptieren, was die Herren verstaatlichung aufzeichnen: mir gesagt haben, und das stand größtenteils in einem ziem- lichen Widerspruch zur der schriftlichen Dokumentation.“ • Als Wertminderung durch Einzelwertberichtigungen wur- den in der Due Diligence durch die Wirtschaftsprüfer Ernst Der Untersuchungsausschuss hat festgestellt, dass Frau Lin- & Young auf Basis der geprüften Kredite und Unterneh- ner ihre schriftlichen Ausführungen bestätigt und nicht zu- mensunterlagen etwa EUR 200 Mio. festgestellt. rückgezogen hat. Sie hat die Ausführungen der Verwaltungs- räte in der Verwaltungsratssitzung zur Kenntnis genommen. • Als zusätzlicher Kapitalabfluss nach dem Kauf wurde für In ihrer Protokollnotiz hat sie auf diesen Sachverhalt hin- die Altaktionäre eine Sonderdividende über EUR 50 Mio. gewiesen. Schriftliche Unterlagen oder usancenadäquate vereinbart. Gesprächsdokumentation des angeblich wohlüberlegten • Im Rahmen des vom Verwaltungsrat genehmigten Höchst- Kaufprozesses konnte keines der damals beteiligten Organe preises für 100 % des Zielobjektes errechnet sich aus die- vorlegen, die inhaltlichen Kritikpunkte zum Kaufprozess er- sen beiden Faktoren ein maximaler Kaufpreis von EUR hielt Linner aufrecht. Ebenso erklärte sie vor dem Untersu- 1.575 Mio. für den 50 %-Anteil.

1068 Siehe auch Beantwortung der UA-Fragen 3.3.27.23 und 3.3.27.25. 1069 Linner (17/113). Seite 250 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

• Wie die im Ausschuss vorgelegenen Unterlagen zeigen, Im Umlaufbeschluss vom 23.04.2007 wurde vom Verwal- wurde für den 50 %-Anteil der Betrag von EUR 1.625 be- tungsrat der Einstieg der BayernLB bei der HGAA über zahlt. 50 % plus eine Aktie genehmigt. • Nicht eingeschlossen in der Summe von EUR 1.625 Mio. Wie Akten und Befragungen des Untersuchungsausschus- sind die Kosten für das vom Landeshauptmann Haider ver- ses aufzeigten, machte der Einstieg über 50 % plus 1 hin- langte Sponsoring des FC Kärnten1070, die Beraterkosten aus aufgrund der Syndikatsverträge zwischen Käuferin und der Due Diligence in zweistelliger Millionenhöhe, nicht den drei Alteigentümern Mitarbeiterprivatstiftung MAPS, geklärte Vermittlungsprovisionen1071, die eigenen Kosten der Kärntner Landesholding und der Grazer Wechselseiti- für den großen Due-Diligence-Stab, die Kosten der Son- gen Versicherung (GRAWE/Bank Burgenland) keinen wirt- der-Due-Diligence in Kroatien sowie die Kosten der von schaftlichen Sinn. In den Syndikatsverträgen waren insbe- der Kroatischen Nationalbank erzwungenen Kapitalerhö- sondere der MAPS und der GRAWE umfangreiche Mitbe- hung bei den Hypo-Töchtern in Zagreb und Osijek über stimmungsrechte eingeräumt. So erhielt die GRAWE exklu- EUR 350 Mio., welche noch vor Closing am 9.10.2007 sive Vertriebsrechte ihrer Versicherungsprodukte, die MAPS bekannt war, sowie der überteuerte Erwerb weiterer An- bekam bezüglich der Südosteuropazentrale in Klagenfurt teile der Mitarbeiter-Privatstiftung (MAPS) im Dezember Bestandsgarantie in Form eines Vetorechts, auch wenn sie 2007 für 107,46 Mio. Zinsverluste für das Vorziehen des nur eine einzige Aktie hält. Sieht man von theoretischen Di- Closings (Zahlung)1072 vor Erfüllung aller vertraglichen videndenzahlungen ab, erreichte die BayernLB durch den Auflagen1073 und deutlich vor dem spätesten Closing-Ter- Kauf zusätzlicher Aktienpakete keine Vorteile, insbesondere min am 31.03.20081074 sind dabei ebenfalls nicht einge- keine zusätzlichen Mitbestimmungsrechte. schlossen. Tatsächlich wurde am 22.05.2007 der Einstieg über 50,22 % Nicht aus Sicht der BayernLB, jedoch aus Sicht der Kapital- unterschrieben. Gleichzeitig wurde der Kauf weiterer Aktien vertreter ist der im Umlaufbeschluss vom Vorstand bekannt über 3,22 % aus Beständen der MAPS sowie die Restbestän- gegebene Kapitalbedarf für die BayernLB selbst (EUR 600 de der Gruppe um Tilo Berlin vereinbart. Ohne Einräumung Mio. für 2007 und weitere EUR 500 Mio. bis 2009) als weiterer „Kontrollrechte“ durch die Verkäufer wurde der Kostenfaktor anzusetzen. Tatsächlich beschlossen und um- MAPS weitere EUR 107,46 Mio.1080 bezahlt, den Aufschlag gesetzt wurde davon die Kapitalerhöhung über EUR 500 für die „Kontrollprämie“ eingeschlossen. Die Tatsache, dass Mio.1075 am 25.04.20081076. Aufgrund der Kapitalspritze des gleichzeitig mit der Übernahme des zusätzlichen MAPS- Freistaats am 02.12.2008 über EUR 10 Mrd. kann eine ex- Aktienpakets eine Kapitalerhöhung1081 stattfand, bei der akte Zuordnung weiterer Mittel zum Kauf der HGAA nicht die MAPS nicht mehr teilnehmen musste, veranlasste den erfolgen.1077 In der Verwaltungsratssitzung des 25.04.2008 LB-Vorstand nicht, mit der MAPS den Übernahmepreis des meldete der Landesbankvorstand bereits weiteren Refinan- Pakets neu zu verhandeln. Aus den Protokollen des Verwal- zierungsbedarf der HGAA über EUR 6 Mrd. an.1078 tungsrats ergibt sich auch nicht, dass der Verwaltungsrat die- ses Vorgehen in Frage stellte. Der vom Vorstand dem Verwaltungsrat empfohlene Kapital- erhöhungsbedarf hätte zudem als Warnung dienen können, Zwischen den Alteigentümern und der BayernLB wurde dass die HGAA ihren für das normale Wachstum benötigten ein „tag-along“-Recht vertraglich vereinbart, was der Käu- Eigenkapitalbedarf von monatlich EUR 30 bis 40 Mio. nicht ferin jegliche Flexibilität und Vermögensfungibilität nahm. durch Thesaurierung von Gewinnen decken kann.1079 Durch die „tag-along-Vereinbarung“ wäre ein Weiterverkauf der HGAA an Dritte nur dann möglich gewesen, wenn die BayernLB auch für die verbliebenen Anteile der MAPS, der 1070 Die Staatsanwaltschaft München ermittelt in diesem Zusammenhang KLHD und der Grawe einen Käufer gefunden hätte. Allge- wegen Bestechung von Amtsträgern. 1071 Bd. 15; Bd. 38, S. 546. mein gelten solche Vertragsbedingungen wertmindernd. 1072 Closing am 09.10.2007. 1073 Genehmigung der Italienischen Nationalbank am 31.10.2007. Der Untersuchungsausschuss stellt fest: 1074 Kontrollbericht der Grünen im Kärntner Landtag, 2. Überarbeitete Auflage vom 21.12.2007, S. 74. 1. Der Vorstand hat sich nicht an den Beschluss des Verwal- 1075 Je EUR 250 Mio. für den Freistaat und den Sparkassensektor, Ge- nehmigung des Sparkassenverbands Bayern (SVB) am 20.06.2007; tungsrats bezüglich des maximalen Kaufpreises gehalten. Bd. 137, S. 49, Stoiber, Beckstein und Huber wurden bez. Kapitaler- Der Mehrpreis für den 50 %-Anteil lässt sich aus den höhung (Anteil des Freistaats) am 28.05.2007 von Faltlhauser infor- dem Untersuchungsausschuss bekannten Daten nur grob miert. Die Kapitalerhöhung soll durch Umwandlung von „Kapitalstö- schätzen auf ca. EUR 100 Mio. cken“ erfolgen. 1076 Bd. 15, S. 17, 72. Verwaltungsratssitzung am 25.04.2008, Beschluss der Kapitalerhöhung – zahlbar am 05.05.2008. 2. Zweitens, der Verwaltungsrat hätte selbst leicht berech- 1077 Aus dem Ministerrat am 02.12.2008; der Ministerrat hat auf Empfeh- nen oder rechtzeitig vor Vertragsunterzeichnung (Signing lung des Finanzministers das Konzept für folgende Stützungsmaßnah- men für die BayernLB beschlossen: – Alleinige Kapitalzufuhr durch den Freistaat in Höhe von 10 Mrd. €, davon 7 Mrd. € Eigenkapital, 3 Mrd. € in Form einer stillen Einlage. 1080 Bd. 15, S. 298. 1078 Bd. 15, S. 191. 1081 Kapitalerhöhung/Zeichnung über EUR 601,3 Mio. durch GRAWE/ 1079 ein betriebswirtschaftliches Indiz einer zu hohen Bewertung der Bank Burgenland und BayernLB. Verwässerung (Dilution) der Nicht- HGAA. Zeichner über 19,8 %. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 251

am 22.05.2007) vom Vorstand erfragen können, ob der kurz nach Zahlung des Kaufpreises (Closing) schlagend1086. vom Vorstand präsentierte Wert der HGAA mit der Kauf- Berücksichtigt man den Plangewinn der HGAA für 2007 preissumme für 50 % plus 1 übereinstimmt, ob Risiken von rund EUR 200 Mio. und stellt diesen der aus der Due Di- vertraglich ausgeschlossen und Garantien vereinbart wur- ligence bekannt gewordenen zusätzlichen Wertberichtigung den. über rund EUR 200 Mio. gegenüber, so lag es bereits beim Einstieg der BayernLB auf der Hand, dass im Jahre 2007 3. Der Verwaltungsrat hat damit gegen seine Pflicht versto- eine Kapitalerhöhung um mindestens die gleiche Summe er- ßen, sich den Kaufpreis vom Vorstand vorrechnen zu las- folgen muss, wenn man den geplanten Wachstumskurs nicht sen.1082 gefährden wollte.

4. Der Verwaltungsrat hat sich auch später nicht den kon- Eine weitere Kapitalerhöhung über rd. EUR 700 Mio. er- kreten Kaufpreis und seine Zusammensetzung darstellen folgte am 05.12.2008. Da die HGAA schon 2007 nicht mehr lassen. kapitalmarktfähig war, d.h. sie konnte die eingeplante Refi- nanzierung nicht mehr wie geplant selbst tätigen1087, wurden Der Einstieg über 50 % und einer Aktie hinaus wurde vom der Tochter von der Mutter aus München Liquiditätslinien Verwaltungsrat erst nachträglich in seiner Sitzung vom in Höhe von über EUR 10 Mrd. eingeräumt. Beides, die 23.05.2007 beschlossen1083, aber erst nach dem Closing voll- Finanzierung der Kapitalerhöhungen in Kärnten als auch zogen. die Liquiditätslinien, konnten wahrscheinlich nur dank der durch ABS-Geschäfte ausgelösten, vom Freistaat erforder- Kann eine Due Diligence im Rahmen einer Transaktion nicht ten Stützung der BayernLB in Höhe von schließlich EUR 10 vollständig durchgeführt werden, ist es unter Kaufleuten üb- Milliarden erfolgen. Die Staatsregierung musste sich dafür lich, dass der Verkäufer dem Käufer dauerhaft oder für einen neu verschulden. bestimmten Zeitraum für schlagend werdende Altlasten und Risiken haftet. Als Garantien kommen typischerweise nach- Die schlecht abgesicherte Vertragssituation (z. B. keine Ei- trägliche Anteilsanpassungen (Aktienübertragung), eine Teil- genkapitalgarantie durch die Verkäufer)1088 verursachte im erstattung des Kaufpreises oder das Hinterlegen eines Teils Frühjahr 2009 einen weiteren Kapitalabgang von EUR 200 der Kaufpreissumme auf einem Treuhandkonto in Frage. Mio. – jene EUR 200 Mio., die von Tilo Berlin als Vor- standsvorsitzender zur Bereinigung (für den Rückkauf) der Der Untersuchungsausschuss konnte in den Verträgen kei- mit einer „Put-Option“ ausgestatteten Vorzugsaktien der nerlei dieser Vertragsmechanismen feststellen, auch beschei- HGAA-Tochter Hypo Leasing verwendet wurden1089. Nicht nigten die vor dem UA geladenen Verwaltungsräte, keine nur der Rückkauf der Vorzugsaktien, sondern auch die Kos- derartigen Klauseln zu kennen oder gefordert zu haben. Das ten über EUR 45 Mio.1090 für Dividendenzahlungen, Bera- Gegenteil einer kaufmännisch sorgfältigen Vertragsgestal- tungs- und Vermittlungskosten waren ungerechtfertigt und tung wurde vereinbart. Der Verkäufer ließ sich von der Käu- bedeuten einen direkten Vermögensschaden. Aus den Proto- ferin weitgehendsten Haftungsausschluss unterzeichnen.1084 kollen des HGAA-Aufsichtsrats war nicht erkennbar, dass der Aufsichtsrat Untersuchungen veranlasste, ob der „Rück- Bereits am 05.12.2007 musste die BayernLB bei der HGAA kauf von zum Kernkapital hinzugerechneten Vorzugsaktien“ Eigenkapital über EUR 441 Mio. nachschießen. Eine Rei- überhaupt rechtens ist,1091 ob die Konditionen des Rückkaufs he der von den Due-Diligence-Experten aufgezeigten, vom in Ordnung sind,1092 ob das HGAA-Management wegen der Vorstand jedoch vertraglich nicht abgesicherten und im Gewährung der Put-Option belangt werden muss. Dass von Kaufpreis nicht berücksichtigten Risiken1085 wurden nur einem Liquiditäts- und Kernkapitalabgang über EUR 200

1082 Lutter (8/44f.). 1086 Vor dem Hintergrund einer bei Banken tagesaktuell vorliegenden Bi- 1083 Aus der Niederschrift der 58. VR-Sitzung vom 23.05.2007: Faltlhau- lanz erscheint es wahrscheinlich, dass der Vorstand der HGAA von der ser hat beim TOP I.1.1-Kauf 50,22% HGAA nicht an der Beratung negativen Geschäftsentwicklung bereits zum Zeitpunkt des Closings teilgenommen. Gleichwohl stimmte er der Übernahme der MAPS- wusste – ob die Vertreter Bayerns im HGAA-Aufsichtsrat nachfrag- Anteile von zusätzlich 3,33 % zu. ten, konnte nicht erkundet werden. 1084 Bd. 241, Zusammenfassung bisheriger Kaufvertragsverhandlungen 1087 Bd. 13, Niederschrift der 65. VR-Sitzung zum TOP Kapitalerhöhung von Rothschild: BayernLB tritt in die Nachbesserungspflicht des Dr. HGAA: Werner Schmidt: „[…] weitere Gründe für die Kapitalerhö- Tilo Berlin gegenüber MAPS und Grawe ein. Bei Zielerreichung be- hung seien u.a. höhere Kapitalanforderungen der Bankenaufsicht in deutet dies Kaufpreiserhöhung bis zu Mio. 52,5. Auf eine Ausgleichs- Kroatien und Serbien, ein dynamisches Wachstum des Neugeschäfts vereinbarung (Bonus-Malus) wurde verzichtet. Möglichkeiten zur sowie das derzeit schwierige Kapitalmarktumfeld, das keine externe nachträglichen Kaufpreisreduzierung bestehen nicht. Wesentliche Kernkapitalbeschaffung ermögliche. Gewährleistungen und Absicherungen konnten nicht erreicht werden. 1088 Bd. 54, Kemmer fragt am 12.09.2007 bankintern, ob beim Kauf eine Eine MAC-Klausel [material adverse change] zwischen Signing und Bilanzgarantie/Eigenkapitalgarantie vereinbart worden sei. Closing wurde von Verkäuferseite abgelehnt. Insgesamt handelt es 1089 Kapital darf nur als Eigenkapital angerechnet werden, wenn es un- sich bei der Vertragsgestaltung mit Berlin & Co um einen Kaufvertrag kündbar ist und an Verlusten – u.a. mit Dividendenverzicht – mit par- mit einem SPV und somit lediglich geringen Gewährleistungen und tizipiert. Vorzugsaktien über EUR 100 Mio. der HGAA-Tochter HLA Absicherungen [Fettgedruckt von Rothschild]. waren mit Dividendengarantie und einer Put-Option ausgestattet. 1085 Bd. 13, Niederschrift der 65. VR-Sitzung zum TOP Kapitalerhöhung 1090 Betrag lt. Aussagen der HGAA, Standard online, 10.03.2011. HGAA: Werner Schmidt: „[…] Allerdings sei bereits beim Erwerb 1091 Frage der verbotenen Einlagenrückgewähr. aufgrund der Erkenntnisse aus der Due Diligence bekannt gewesen, 1092 Die Vorzugsaktien waren mit Put-optionen und Dividendengarantien dass eine zusätzliche Risikovorsorge von rd. 200 Mio. EUR notwen- ausgestattet, hätten nicht als Eigenkapital im Sinne der Kernkapital- dig ist, was sich entsprechend kapitalmindernd auswirke.“ kriterien hinzugerechnet werden dürfen. Seite 252 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Mio. auch der HGAA-Aufsichtsrat Kenntnis erlangte, er- Zum festgestellten „Einmalschaden“ für die BayernLB scheint dem Untersuchungsausschuss zwingend.1093 kommt aus Sicht des Freistaats noch der jährliche Zinsdienst für die neuen Staatsschulden aus dem der HGAA zurechen- Schadensminimierend hätte ein sorgfältiger Umgang des baren Teil des Titels „BayernLB-Rettung“ hinzu.1095 HGAA-Aufsichtsrats mit den Auflösungsverträgen der HGAA-Vorstände Thomas Morgl, Wolfgang Peter und Jo- Im Untersuchungsausschuss konnte nicht geklärt werden, ob sef Kircher sein können. Statt dieser Herren Tätigkeiten zu der Verkauf der HGAA von den Verkäufern GRAWE, Berlin untersuchen und auf zivilrechtlichem Wege Schadensersatz & Co, MAPS und Kärntner Landesholding an die Bayern- wegen bewiesener Bilanzfälschung einzuklagen sowie fahr- LB von langer Hand vorbereitet war, ob durch Absprachen lässige Kreditvergaben oder Machenschaften im Zusammen- und eine bewusste Zwischenkonstruktion (Berlin & Co) vor- hang mit der Hypo Liechtenstein zu untersuchen, wurden sie sätzliche Täuschungsversuche stattfanden. Dass unerlaubte mit gut dotierten Beraterverträgen weiter an die HGAA ge- Bilanzkonstruktionen um Vorzugsaktien, die den Wert der bunden. HGAA höher erscheinen ließ, von Organen der HGAA ab- sichtlich verheimlicht wurden, legt die Sachverhaltsdarstel- Eine Neubewertung von Kredit- und Leasingforderungen1094 lung der HGAA vor der Staatsanwaltschaft Klagenfurt na- ab dem Jahr 2008, insbesondere durch das Asset Screening he.1096 Für die Zukunft wird es notwendig sein, dass Verwal- der HGAA in 2009, ergab, dass Milliarden an Kundenfor- tungsrat und Vorstand der BayernLB diese Vorgänge weiter derungen notleidend waren. Bei einer sorgfältigen Kaufver- beobachten und mögliche Regressansprüche prüfen. tragsvereinbarung hätten die Wertberichtigungen der Altlas- ten sowie die dazugehörigen Beratungskosten den Verkäu- Ein wachsames und selbst sorgfältig prüfendes Aufsichts- fern nachträglich in Rechnung gestellt werden können. gremium hätte einen Einstieg der BayernLB bei der HGAA zu den bekannten Preis- und Vertragskonditionen verhindern Die Vertreter des HGAA-Aufsichtsrats, darunter Verwal- müssen. Ein wachsames und kritisches Aufsichtsgremium tungsräte der BayernLB, haben weiter zu verantworten, hätte die Vergrößerung der Schadenssumme von rd. EUR 1,7 dass die Vergütung des ab Juni 2009 berufenen HGAA-Vor- Mrd. (Kauf) auf mehr als EUR 3,7 Mrd. bis zur Notverstaat- standsvorsitzenden Franz Pinkl über den Betrag von EUR lichung verhindern können und müssen. 500.000 hinausreichte. Pinkls Vorstandsvertrag ging damit über die zu diesem Zeitpunkt in Deutschland für staatlich B. Juristische Bewertung gerettete Institute geltenden und auch bei der BayernLB auf Druck der Bayerischen Staatsregierung „freiwillig“ einge- 1. Vorbemerkung haltene Begrenzung hinaus. Im Rahmen der Untersuchungen sind sowohl politische als Wie die aktuelle Entwicklung der HGAA sowie Dutzende auch juristische Verantwortlichkeiten zu überprüfen. Da aus Anzeigen des heutigen Vorstands gegenüber ehemaligen Ma- der juristischen Verantwortlichkeit in jedem Fall auch eine nagern und Mitarbeitern zeigen, sind vermutlich eine Reihe politische folgt, ist zunächst auf die Frage der zivilrechtli- notleidender Geschäfte mutmaßlich Unregelmäßigkeiten chen Haftung einzugehen. Ergänzend dazu ist auch die poli- oder fraudulentem Verhalten dieser Personen zuzurechnen. tische Verantwortlichkeit dort zu beleuchten, wo eine Scha- Der Untersuchungsausschuss stellte fest, dass während der densersatzpflicht im juristischen Sinne nicht gegeben ist. Mehrheitseigentümerschaft der Bayern kein Verantwortli- cher zur Rechenschaft gezogen wurde, eine eventuell mögli- Aufgabe dieses Untersuchungsausschusses ist es zwar nur, che Schadensreduzierung deswegen ausblieb. das Verhalten der Mitglieder der Staatsregierung im Verwal- tungsrat zu untersuchen. Nachdem die Entscheidungen hier Im Rahmen der Notverstaatlichung der HGAA im Dezember aber von einem Vorstand und einem Verwaltungsrat als je- 2009 musste die BayernLB auf Forderungen gegenüber der weiliges Kollegialorgan und im wechselseitigen Zusammen- HGAA über EUR 825 Mio. verzichten und diese in Eigen- spiel getroffen wurden, wird es nicht ausbleiben, das Verhal- kapital umwandeln. Der Gesamtschaden für die BayernLB ten der anderen Beteiligten mit zu bewerten. vom Kauf der HGAA bis zu deren Notverstaatlichung durch die Republik Österreich beträgt somit aus den aufgezählten 2. Vorstand Eigenkapitalkomponenten die Höhe von EUR 3,725 Milliar- den. Weitere EUR 3,77 Milliarden an Liquidität sind durch Dennoch konnte eine Überprüfung der Überwachungspflicht Liquiditätslinien an die HGAA noch für viele Jahre in Kärn- des Verwaltungsrats nicht ohne Betrachtung des Handelns ten und auf dem Balkan gebunden. des Vorstands erfolgen, weshalb sich der Ausschuss im Rah- men der ihm gegebenen Möglichkeiten auch mit dem Vor-

1095 Aus dem Regierungsentwurf des Doppelhaushalts 2011/2012 des 1093 Mangels einer sogenannten „Eigenkapitalgarantie“ im Kaufvertrag StMF vom 21.12.2010, S. 71: Im Stabilisierungsfonds Finanzmarkt wären die Möglichkeiten eines Regresses gegenüber den Alteigentü- und BayernLB schlagen die Zinsausgaben für die Kreditaufnahmen mern jedenfalls gering. von 10 Mrd. € zur Finanzierung der Kapitalzuführungen an die Bay- 1094 Lt. Due-Diligence-Unterlagen wurden vor dem Kauf nur 10 % des ernLB zu Buche: im Jahr 2011 mit 343 Mio. € und im Jahr 2012 mit Kredit-Exposures überprüft. Insbesondere wurden keine Überprüfun- 355 Mio. €. gen vor Ort bei den Tochterunternehmen unternommen. 1096 Bd. 270, Sachverhaltsdarstellung der HGAA bei der StA Klagenfurt. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 253

stand befasst hat. Er ist dabei zu dem Ergebnis gekommen, Ferner ist das Fehlverhalten des Vorstands auch im Rahmen dass an einem pflichtwidrigen und schuldhaften Handeln des der politischen Bewertung des Verwaltungsrats und insbe- Vorstands der BayernLB beim Erwerb der HGAA kein ver- sondere der Mitglieder der Staatsregierung im Verwaltungs- nünftiger Zweifel besteht. rat von Relevanz. Der Verwaltungsrat trägt für den von ihm ausgewählten Vorstand, für sein Handeln bzw. pflichtwidri- a. Pflichtverletzungen ges Unterlassen, die politische Verantwortung. Das Versagen des Vorstands ist den Mitgliedern der Staatsregierung im Der Vorstand hat eine ganze Reihe von Pflichten verletzt und Verwaltungsrat daher politisch zurechenbar. insbesondere hat er 3. Mitglieder der Staatsregierung • dem Verwaltungsrat zur Beschlussfassung am 20.04.2007 eine andere (geschönte) Vorlage (€ 3,4 Mrd. für 100 %!) Der Kauf der HGAA bot aufgrund seiner Dimension von An- vorgelegt als er am Vortag selber zur Entscheidungsgrund- fang an Anlass zu der Frage, in welchem Umfang der dama- lage gehabt hat. Eine Reihe von Informationen war darin lige Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber Einfluss auf den erst aus dem Anhang ersichtlich. Erwerb genommen hat.1098

• nach Fassung des Ermächtigungsbeschlusses vom Konkrete Anweisungen von Dr. Stoiber an die mit dem Er- 23.04.2007 den Verwaltungsrat nicht mehr über die Ri- werb im Vorstand und Verwaltungsrat beschäftigten Perso- siken informiert, die sich u. a. aus dem Bericht der Due nen hat der Untersuchungsausschuss nicht beweisen können. Diligence von Ernst & Young, insbesondere aus dem sog. Es gibt aber auffällige Unstimmigkeiten: disclaimer, ergaben. Im Rahmen seiner Vernehmung vor dem Ausschuss hat Dr. • bei den Verhandlungen über den Kaufpreis den ihm vom Stoiber erklärt, die Behauptung, er hätte die Landesbank po- Verwaltungsrat gesetzten Rahmen der Ermächtigung um litisch geführt, sei „absoluter Unsinn.“ Er habe sich grund- € 50 Mio. (€ 100 Mio. für 100 %) überschritten. sätzlich nicht in Geschäfte oder operative Vorgänge der Lan- desbank oder anderer Unternehmen mit staatlicher Beteili- • trotz der Warnung ihrer Rechtsanwälte Dorda Brugger gung eingemischt. Stattdessen habe er den Verantwortlichen Jordis weitestgehende Gewährleistungsausschlüsse in den und den Organen der Landesbank vertraut.1099 Kaufverträgen akzeptiert. Diese von ihm selbst im Nachhinein dargestellte Distanz b. Verschulden passt aber nicht zu den wesentlich engagierter formulierten Aussagen, die Dr. Stoiber nach einem Gespräch mit Ivo Sa- Gesetz und Satzung der BayernLB enthalten keine Sonder- nader im Sommer 2007 in Kroatien vor der Presse abgege- regelungen zum Verschuldensmaßstab des Vorstands. Dieser ben hat. Damals erklärte er hat daher entsprechend § 93 Abs. 1 Satz 1 AktG bei der Ge- schäftsführung die Sorgfalt eines ordentlichen und gewis- „bei dieser Gelegenheit habe ich gesagt, dass ich das Verhal- senhaften Geschäftsleiters anzuwenden und haftet für Vor- ten der Kroatischen Nationalbank für einen unfreundlichen satz und jede Form der Fahrlässigkeit.1097 Akt halten würde und dies den Bestrebungen um eine Auf- nahme Kroatiens in die EU widerspräche.“ Der Vorstand hat mindestens fahrlässig, z. T. sogar vorsätz- lich (mangelnde Unterrichtung des Verwaltungsrats, Über- Vor dem Untersuchungsausschuss erklärte Dr. Stoiber wei- schreitung des Ermächtigungsbeschlusses), seine Pflichten ter, er sei sauer über den Umgang der Kroatischen National- verletzt. bank mit der BayernLB gewesen.1100 c. Zurechenbarkeit an den Verwaltungsrat Die Aussage, sich nicht in operative Vorgänge der Landes- bank eingemischt zu haben, passt auch nicht zu dem Um- Das Verhalten des Vorstands ist dem Verwaltungsrat zwar stand, dass Ivo Sanader just zu der Zeit den bayerischen nicht allgemein zuzurechnen. Dieser hat eigene Pflichten, Verdienstorden für seine hervorragenden Verdienste um die den Vorstand zu überwachen sowie gewissen Geschäften sei- bayerisch-kroatischen Beziehungen erhielt, als er den Gou- ne Zustimmung zu geben oder zu verweigern. Eine komplet- verneur der Kroatischen Nationalbank zurückgepfiffen hatte. te Zurechnung des Vorstandshandelns an den Verwaltungsrat kommt also nicht in Betracht. Da mit Dr. Rudolf Hanisch ein Mann im Vorstand der Bay- ernLB saß, den Dr. Stoiber nicht nur für einen exzellenten Der Verwaltungsrat hat aber die Personalhoheit über den Beamten hielt, der sich in verschiedenen Funktionen be- Vorstand. Er bestellt die Mitglieder des Vorstands und beruft sie bei wichtigen Gründen vorzeitig ab, § 7 Abs. 3 BayLBG. 1098 Dr. Edmund Stoiber war bis 09.10.2007 Bayerischer Ministerpräsi- dent und damit während der gesamten Erwerbsphase der HGAA ein- schließlich des Übergangs der Anteile auf die Bayerische Landesbank (sog. Closing), der ebenfalls am 09.10.2007 stattfand, im Amt. 1099 17. Sitzung 13.10.2010, S. 5. 1097 Reiner Schmidt, Rechtsgutachten, S. 72 m.w.N. 1100 17. Sitzung 13.10.2010, S. 11. Seite 254 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

währt hat, sondern den er sogar zum Amtschef der Staats- der Bank.1108. Diese erhält er erst durch § 11 der Satzung, kanzlei gemacht hatte1101, ist die vermeintliche Unkenntnis der ihm in den Absätzen 2 und 3 verschiedene Aufgaben und umso erstaunlicher. Zustimmungsvorbehalte überträgt.1109 So bedarf der Erwerb der Beteiligung an Unternehmen nach § 11 Abs. 3 Nr. 4 der Dr. Stoiber geriet auch sichtlich in Erklärungsschwierigkei- Satzung der Zustimmung des Verwaltungsrates. In diesen ten, als ihm in seiner Vernehmung vor dem Ausschuss die Fällen ist die Zustimmung des Vorstandes alleine für die in- weitere Aussage aus der Pressekonferenz in Kroatien 2007 terne Willensbildung der Bank nicht ausreichend. vorgehalten wurde: Der Kauf der Hypo Group Alpe Adria war ein Fall des § 11 „Ich habe auch an die Adresse der Nationalbank deutlich Abs. 3 Nr. 4 der Satzung und bedurfte daher der Zustimmung gemacht, dass das in der Tat das gute bayerisch-kroatische des Verwaltungsrates. Verhältnis trüben könnte.“ a. Pflichten des Verwaltungsrats Auf die Nachfrage, wen er mit „an die Adresse der Natio- nalbank“ gemeint habe1102, wich Dr. Stoiber selbst auf di- Die Pflichten des Verwaltungsrats ergeben sich v. a. aus seiner verse Nachfragen aus und äußerte sich nicht dazu, ob er den Aufgabe nach Art. 8 Abs. 1 BayLBG, die Geschäftsführung Gouverneur der Kroatischen Nationalbank Rohatinski, den der Bank zu überwachen. Wie die Überwachung im Einzel- kroatischen Ministerpräsidenten Ivo Sanader oder irgendei- nen auszusehen hat, regelt das BayLBG dagegen nicht. Die ne andere Person gemeint habe. Satzung enthält nähere Regelungen zum Geschäftsgang des Verwaltungsrates (§ 10), seinen Aufgaben (§ 11) und den Be- 4. Verwaltungsrat richtspflichten des Vorstandes an den Verwaltungsrat (§ 13), aber keine darüber hinausgehenden Bestimmungen über die Die Aufgaben des Verwaltungsrates der Bayerischen Lan- Überwachung des Vorstandes. Eine Geschäftsordnung für desbank sind umfassender als die des Aufsichtsrates einer den Verwaltungsrat, die nach § 10 Abs. 8 der Satzung mög- Aktiengesellschaft oder des Beirates einer GmbH. Während lich gewesen wäre, bestand bei der Bayerischen Landesbank ein Aufsichtsrat nur die Geschäftsführung zu überwachen nicht. Für die Aufgaben und Zuständigkeiten des Vorstandes hat1103 und einem Beirat einer GmbH in der Regel tatsächlich bestimmen die Corporate Governance-Grundsätze aber in II. ebenfalls beratende und überwachende Funktionen zukom- 1 a. eine Anlehnung an das deutsche Aktiengesetz. men1104, hat der Verwaltungsrat der Bayerischen Landesbank zusätzlich eine eigene Entscheidungskompetenz über die Da keine konkreteren Vorschriften bestehen, werden auch Geschäftspolitik. Nach Art. 8 Abs. 1 des Gesetzes über die für den Verwaltungsrat eines öffentlich-rechtlichen Kredit- Bayerische Landesbank (BayLBG)1105 hat der Verwaltungs- instituts nach wohl überwiegender Auffassung die Regelun- rat sowohl die Richtlinien für die Geschäftspolitik der Bank gen und die Rechtsprechung zum Aktienrecht entsprechend zu beschließen als auch die Geschäftsführung der Bank zu angewendet.1110 Das Aktiengesetz regelt die Aufgaben des überwachen. – dort Aufsichtsrat genannten – Kontrollgremiums v. a. in § 111. Nach § 111 Abs. 1 AktG hat der Aufsichtsrat, eben- Die Richtlinienkompetenz für die Geschäftspolitik zeigt den so wie der Verwaltungsrat der Bayerischen Landesbank, die Einfluss der Politik auf die Bayerische Landesbank und do- Geschäftsführung zu überwachen. Diese mit Art. 8 Abs. 1 kumentiert die gegenüber anderen Überwachungsorganen BayLBG identische Formulierung spricht ebenfalls für eine hervorgehobene Stellung des Verwaltungsrates.1106 Man ver- entsprechende Anwendung des Aktienrechts. steht darunter eine Kompetenz zur Entscheidung über allge- meine Ziele oder geschäftspolitische Vorstellungen.1107 Sie Die Pflichten des Verwaltungsrats der Bayerischen Landes- gibt dem Verwaltungsrat aber alleine noch keine Befugnis bank bestimmen sich daher im Einzelnen wie folgt: zur Entscheidung von Einzelfragen der laufenden Geschäfte

1108 So auch Lutter, Pflichten und Haftung von Sparkassenorganen, 1991, 1101 17. Sitzung 13.10.2010, S. 35. S. 79; Reiner Schmidt, Rechtsgutachten, S. 19, 30. 1102 17. Sitzung 13.10.2010, S. 50 ff. 1109 Zugrunde gelegt wird hier die im Jahre 2007 geltende Fassung der 1103 § 111 Abs. 1 AktG. Satzung der Bayerischen Landesbank vom 08.07.2005, veröffentlicht 1104 Für die GmbH sieht das Gesetz kein eigenständiges Überwachungs- im Bayerischen Staatsanzeiger Nr. 27 vom gleichen Tage. organ vor. Sofern ein Beirat (teilweise auch Gesellschafterausschuss 1110 Reiner Schmidt, Rechtsgutachten, S. 19, 35f mwN., Lutter, Rechtsgut- oder Verwaltungsrat genannt) gebildet wird, erhält er aber in der Re- achten, S. 34. Die Gegenauffassung, die die Pflichten originär aus dem gel ebenfalls Beratungs- und Überwachungsfunktionen, Baumbach/ öffentlichen Sparkassenrecht entwickeln will, hat dagegen seit Auf- Hueck, Kommentar zum GmbHG, 19. Aufl. 2010, § 45 Rz. 19. Wird hebung von Anstaltslast und Gewährträgerhaftung sowie Einführung bei einer GmbH ein Aufsichtsrat gebildet, so bestimmt § 52 Abs. 1 einer unbeschränkten Geschäftstätigkeit der Landesbank ihre Berech- GmbHG die Anwendung des § 111 Abs. 1 AktG und die Überwachung tigung weitgehend verloren (näher hierzu Reiner Schmidt, Rechtsgut- des Vorstands sogar ausdrücklich. achten, S. 35 mwN.). Die entsprechende Anwendung des Aktienrechts 1105 In § 11 Abs. 1 der Satzung und Nr. 2 a. der Corporate Governance- bestimmt der Gesetzgeber auch für den fakultativen Aufsichtsrat einer Grundsätze der Bayerischen Landesbank noch einmal wiedergegeben. GmbH (§ 52 Abs. 1 GmbH). Eine weitere Annäherung der Landes- 1106 Vergleichbar mit der Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers für bank an die Aktiengesellschaft hat der Gesetzgeber dadurch bewirkt, die Politik nach Art. 65 des Grundgesetzes oder des Bayerischen Mi- dass er in Art. 1a Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 BayLBG idF v. 01.02.2003 in- nisterpräsidenten nach Art. 51 Abs. 1 der Bayerischen Verfassung. zwischen sogar die Umwandlung der Bayerischen Landesbank in eine 1107 Lutter, Pflichten und Haftung von Sparkassenorganen, 1991, S. 79. Aktiengesellschaft vorsieht. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 255

aa. Informationspflicht als Holschuld des Verwaltungs- cc. Intensive Prüfungspflicht bei der größten Transakti- rates on in der Geschichte der Bank

Wer kontrollieren will, muss sich zunächst gründlich infor- Wesentlich für die Intensität der Prüfungspflicht des Verwal- mieren. Auch soweit dem Verwaltungsrat für die eigentliche tungsrates ist außerdem das konkret beabsichtigte Geschäft. unternehmerische Entscheidung des Kaufs ein gerichtlich nicht überprüfbarer Ermessensspielraum zusteht1111, besteht Bei bedeutsamen Entscheidungen, wie z. B. größeren In- dieser erst nach umfassender Information zu allen entschei- vestitionen, muss der Verwaltungsrat seine Aufsichtstätig- dungsrelevanten Fragen.1112 Der Verwaltungsrat darf sich keit intensivieren.1119 Ein Unternehmenskauf ist regelmäßig auch zunächst nicht einfach darauf verlassen, was ihm vom eine größere Investition. Der Kauf der HGAA war sogar die Vorstand an Informationen vorgelegt wird.1113 sondern er größte Transaktion in der Geschichte der Bayerischen Lan- muss selbst beurteilen, welche Informationen erforderlich desbank.1120 Mit dem Beschluss vom 23.04.2007 ermächtig- sind, um eine sachgerechte Entscheidung treffen zu können. te der Verwaltungsrat den Vorstand, hier einen „Kaufpreis Diese Informationen muss er sich beschaffen, bevor er seine von bis zu € 3,4 Mrd.“1121 zu bezahlen. Selbst der (zunächst) Entscheidung trifft. Gegebenenfalls muss er weitere Berich- tatsächlich gezahlte Kaufpreis von € 1,625 Mrd. war schon te und Informationen vom Vorstand einfordern.1114 Soweit so hoch, dass die Landesbank ihn aus eigenen Mitteln gar er einzelne Fragen nicht genügend beurteilen kann, muss nicht aufbringen konnte, sondern ihr von den Anteilseignern er sachkundigen Rat einholen, erforderlichenfalls auch ex- in 2007 weitere € 600 Mio. und in 2009 weitere € 500 Mio. tern.1115 zugeführt werden mussten.1122

Seiner Verantwortung darf sich der Verwaltungsrat deshalb Die größte Transaktion in der Geschichte der Bank hätte nicht mit dem Argument entziehen, der Vorstand habe ihn rechtlich auch die größte Prüfungspflicht durch den Verwal- nur unzureichend über wesentliche Entscheidungen oder tungsrat zur Folge gehabt. Risiken informiert oder es habe zu wenige Verwaltungs- ratssitzungen gegeben.1116 Er darf sich nicht auf eine ledig- dd. Zustimmungspflicht als eigene unternehmerische lich passive Überwachung beschränken. In der Rechtslehre Entscheidung des Verwaltungsrates? spricht man von einer Holschuld.1117 Wie oben bereits geschildert,1123 bedurfte der Erwerb der Hat sich der Verwaltungsrat gründlich informiert, so muss er HGAA nach § 11 Abs. 3 Nr. 4 der Satzung der BayernLB der als Nächstes die ihm vorgelegten Informationen prüfen. Der Zustimmung des Verwaltungsrates. dabei anzuwendende Maßstab, also die Intensität der Prü- fung, hängt einerseits von der Art des Kreditinstituts, ande- Welche konkreten Anforderungen sich aufgrund der Zustim- rerseits von dem konkret beabsichtigten Geschäft ab. mungspflicht für den Verwaltungsrat ergeben, wird jedoch in Literatur und Rechtsprechung verschieden beantwortet. bb. Risikobewussteres Verhalten aufgrund des öffentli- chen Auftrages der Bank Nach einer Auffassung muss der Verwaltungsrat bei Ent- scheidungen, die seiner Zustimmung bedürfen, wie der Vor- Kreditinstitute, die, wie die Sparkassen und die Landesban- stand eine unternehmerische Entscheidung treffen und des- ken, im öffentlichen Auftrag tätig sind, müssen sich, da ihre halb auch über ein Informationsniveau verfügen, das dem Mittel aus Steuergeldern stammen, schon allein deshalb ri- des Vorstands vergleichbar ist (sog. mitunternehmerische sikobewusster verhalten als jede private Geschäftsbank.1118. Entscheidungen). Danach setzt die Zustimmung bei den In dieser Anforderung konkretisiert sich ihr öffentlicher Mitgliedern des Verwaltungsrats mehr als die bloße Überwa- Auftrag. Welche Anforderungen an das besondere Risikobe- chung der Geschäftstätigkeit des Vorstandes voraus. Die vom wusstsein der Bank als öffentlich-rechtliches Kreditinstitut Ausschuss beauftragten Gutachter haben hierzu ausgeführt, gestellt werden, zeigt der Umstand, dass sie nach § 5 der der Verwaltungsrat muss sich nicht nur sämtliche Unterlagen Satzung mündelsicher nach Maßgabe der Vorschriften des vorlegen lassen, die dem Vorstand zur Verfügung standen, Bürgerlichen Gesetzbuches ist. sondern diese auch eingehend auf Vollständigkeit und Rich- tigkeit prüfen1124 bzw. an die Pflicht zur informierten Ent- scheidung sind ähnliche Anforderungen zu stellen wie an das Geschäftsleitungsorgan, hier den Vorstand, selbst.1125 1111 So schon BGHZ 135, 244, 253 f., vom Gesetzgeber 2005 in § 93 Abs. 1 Satz 2 AktG aufgenommen (sog. Business Judgment Rule). 1112 Lutter, Rechtsgutachten, S. 55 m.w.N. 1113 Insoweit nicht zutreffend die Beurteilung der CSU/FDP-Fraktionen 1119 Reiner Schmidt, Gutachten, S. 38 m.w.N. unter B.II.2.d.aa.bbb. 1120 HengelerMueller, Gutachten, S. 404. 1114 Reiner Schmidt, Rechtsgutachten, S. 34. 1121 Die Höhe des zu erwerbenden Anteil war nur sehr unbestimmt mit 1115 Lutter, Rechtsgutachten, S. 54: bei Bedarf auch extern. „mindestens 50 % + 1 Aktie“ umschrieben, lies also auch deutlich 1116 Reiner Schmidt, Rechtsgutachten, S. 34, Dr. Beckstein könne sich da- mehr als 50 % zu. her, auch wenn sie wahr sein sollte, nicht mit der in der Presse wieder- 1122 So der damalige Vorstand Dr. Michael Kemmer nach der Niederschrift gegebenen Aussage entlasten, er verstünde von Bankgeschäften nur so der 57. Sitzung des Verwaltungsrates am 20.04.2007, S. 18. viel, dass er ein Girokonto vom Sparkonto unterscheiden könne. 1123 B. 4. 1117 Reiner Schmidt, Rechtsgutachten, S. 34. 1124 Lutter, Rechtsgutachten, S. 41 m.w.N. 1118 Reiner Schmidt, 5. Sitzung 09.06.2010, S. 25. 1125 Reiner Schmidt, Rechtsgutachten, S. 67. Seite 256 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Eine andere Auffassung sieht dagegen in dem Zustimmungs- ee. Anforderungen an die Überwachungspflicht beim erfordernis nur die Pflicht des Verwaltungsrates, das vom Unternehmenskauf Vorstand beabsichtigte Geschäft bereits vor seiner Ausfüh- rung zu prüfen und nicht erst danach (sog. vorbeugende Beim Unternehmenskauf muss die Überwachungspflicht Kontrolle). Der Unterschied zu den nicht zustimmungs- mindestens folgende Punkte umfassen: pflichtigen Geschäften liegt danach lediglich in einer zeitlich früheren, nicht auch inhaltlich intensiveren Prüfung. Für die • die Prüfung des zu erwerbenden Unternehmens (sog. Due Intensität soll es genügen zu prüfen, ob die Unterlagen und Diligence), Ausführungen des Vorstandes plausibel sind.1126 Danach sind • die Prüfung des Kaufpreises und weder die Originaldokumente (z. B. die Kaufverträge) vor- 1128 zulegen, noch müssen andere Informationen bereitgestellt • die Gründe des Vorstands für den geplanten Kauf. werden, die ein vergleichbares Detailwissen vermitteln. Hinzu kommen weitere Prüfungspflichten, die sich je nach Dadurch, dass die Satzung jedoch bestimmte Entscheidun- der Art und Größe des konkret zu erwerbenden Unterneh- gen unter einen Zustimmungsvorbehalt stellt, bringt sie mens richten. So muss der Verwaltungsrat bei größeren deren besondere Bedeutung für das Unternehmen zum Aus- Unternehmensgruppen von seinem Informationsrecht, etwa über die Entwicklung von Tochtergesellschaften oder Unter- druck. Diese besondere Bedeutung erfordert dann auch eine 1129 besondere Prüfung durch den Verwaltungsrat. nehmensbeteiligungen, Gebrauch machen. Wenn in der Satzung zur Überwachungspflicht ein Zu- ff. Überwachungs- und Zustimmungspflicht einzelner stimmungserfordernis tritt, haben die Verwaltungsräte eine Mitglieder des Verwaltungsrates originäre Pflicht zur Überprüfung des Geschäfts. Der Ver- Nach außen handelt der Verwaltungsrat stets als Gruppe.1130 waltungsrat, von dessen Votum es abhängt, ob das Geschäft Auch intern haben der Vorsitzende und der stellvertretende abgeschlossen werden kann, hat hier eine unternehmerische Vorsitzende grundsätzlich die gleichen Rechte und Pflichten Funktion, er ist also nicht bloßes Überwachungsorgan, son- wie alle anderen Verwaltungsratsmitglieder. Insbesondere dern trägt zu dem Zustandekommen des Geschäfts bei. Da- haben sie kein zusätzliches Stimmrecht, § 10 Abs. 4 Satz 1 her muss er auch selbst und eigenständig prüfen, ob das Ge- Satzung BayernLB. schäft recht- und zweckmäßig ist. Für bestimmte Bereiche sieht die Satzung aber zusätzliche Dem widerspräche es, wenn der Verwaltungsrat den gleichen Rechte und Pflichten des Vorsitzenden und seines Stellver- Prüfungsaufwand, den er bei weniger bedeutenden Geschäf- treters vor: ten aufzuwenden hat, nur zeitlich früher ausüben müsste. Der Vorsitzende hat zu den Sitzungen des Verwaltungsrates Ob man für den Verwaltungsrat einen ähnlichen Informati- einzuladen und dabei eine Tagesordnung beizufügen, § 10 onsstand verlangt wie für den Vorstand oder nur eine Über- Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 Satz 1 Satzung BayernLB. Die Einla- prüfung der Tätigkeit des Vorstandes, ist für den Kauf der dung soll den Mitgliedern mindestens eine Woche vor der HGAA aber nicht entscheidend, weil die Intensität der Über- Sitzung zugehen, § 10 Abs. 2 Satz 2 Satzung BayernLB. prüfung des Vorstandes auch nach der überwiegenden Auf- fassung maßgeblich durch das konkrete Geschäft bestimmt Auf Wunsch können der Vorsitzende sowie der stellvertre- wird, das aufgrund des öffentlichen Auftrages der Bank und tende Vorsitzende des Verwaltungsrats in besonderen Fäl- der Dimension des geplanten Kaufes ebenfalls eine ganz au- len mit beratender Stimme an den Sitzungen des Vorstands ßerordentliche Sorgfalt erfordert hat, die weit über das ge- teilnehmen, § 7 Abs. 7 Satzung BayernLB. In dringenden wöhnliche Maß hinausging. Fällen, in denen eine Beschlussfassung des Verwaltungs- rats nicht abgewartet werden kann, kann der Vorsitzende im Plastisch ausgedrückt: Je geringer das Vertrauen in den Vor- Einvernehmen mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des stand (subjektive Komponente) oder je problematischer, um- Verwaltungsrats die erforderlichen Entscheidungen sogar al- fangreicher, riskanter, „chaotischer“ oder ungewöhnlicher leine treffen, § 11 Abs. 5 Satz 1 Satzung BayernLB. Ferner (objektive Komponente) das Geschäft ist, desto stärker ist kann der Vorsitzende des Verwaltungsrats einen Beschluss Eigeninitiative und Eigenrecherche gefordert. im Umlaufverfahren herbeiführen, wenn nicht ein Mitglied Der Bundesgerichtshof hat deshalb in einem Fall, in dem es innerhalb einer Woche nach Absendung der Mitteilung die das Aufsichtsorgan versäumt hatte, vor Freigabe weiterer Zahlungen die erforderlichen Erkundigungen über das zu er- schäfte mit einer Verpflichtung von mehr als 100.000,00 DM), ver- werbende Unternehmen einzuholen, bereits in der Erteilung letzt seine zur Haftung führenden organschaftlichen Pflichten nicht der Zustimmung eine zum Schadensersatz führende Pflicht- erst dann, wenn er die Geschäftsführung an von seiner Zustimmung verletzung gesehen.1127 nicht gedeckten Zahlungen nicht hindert, sondern bereits dann, wenn er ohne gebotene Information und darauf aufbauender Chancen- und Risikoabschätzung seine Zustimmung zu nachteiligen Geschäften er- teilt.“ 1126 Nachweise bei Lutter, Rechtsgutachten, S. 42. 1128 Lutter, Rechtsgutachten, S. 54. 1127 BGH, Urteil vom 11.12.2006, Az. II ZR 243/05, NJW-RR 2007, 390: 1129 Reiner Schmidt, Rechtsgutachten, S. 39. „Der fakultative Aufsichtsrat einer GmbH, dem die Zustimmung 1130 vgl. Art. 8 Abs. 1 BayLBG, § 11 der Satzung der BayernLB, wonach zu bestimmten Geschäften der Geschäftsführung nach § 52 Abs. 1 stets „der Verwaltungsrat“ beschließt und nicht die Verwaltungsrats- GmbHG, § 111 Abs. 4 Satz 2 AktG vorbehalten ist (hier: Rechtsge- mitglieder. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 257

Behandlung in einer Sitzung wünscht, § 11 Abs. 6 der Sat- teuerlich“ bezeichnet hat,1136 zeigt, dass er aus den Verlusten zung der BayernLB. Von dieser Befugnis wurde beim Er- der Landesbank in den Affären Kirch, ABS und HGAA noch werb der HGAA in der Sitzung am 20.04.2007 Gebrauch immer nicht gelernt hat, wie mit Steuergeldern umzugehen gemacht. ist.1137 Soweit der Vorsitzende des Verwaltungsrats und dessen Die gegenteilige Auffassung nimmt Bezug auf Art. 2 Abs. 3 Stellvertreter besondere Befugnisse haben, ergeben sich Satz 1 BayLBG, wonach die Bank alle Arten von Bank- und daraus auch besondere Pflichten. Im Übrigen ist aber jedes Dienstleistungsgeschäften betreiben kann sowie alle sonsti- Mitglied des Verwaltungsrats in gleicher Weise zur Überwa- gen Geschäfte, die der Bank dienen.1138 chung der Geschäftsführung verpflichtet.1131 Ob der Erwerb der HGAA im Jahr 2007 aufgrund dieser ge- b. Pflichtverletzungen des Verwaltungsrats setzgeberischen Entscheidung grundsätzlich zulässig war, hat der Untersuchungsausschuss jedoch nicht abschließend Die Untersuchungen des Ausschusses haben keinen Zwei- geklärt. Darauf kommt es in diesem Fall auch nicht an, fel daran gelassen, dass alle Mitglieder des Verwaltungsra- da der Verwaltungsrat bereits aus vielen anderen Gründen tes beim Erwerb der HGAA ihre Pflichten verletzt haben. pflichtwidrig gehandelt hat: Darin sind sich sämtliche Fraktionen des Bayerischen Land- tags einig.1132 Für die Zwecke der rechtlichen Würdigung bb. Fehlende Überwachung des Vorstands vor der Zu- beschränken sich die nachstehenden Ausführungen auf die stimmung zum Kauf am 23.04.2007 wesentlichen Pflichtverletzungen. Die Verwaltungsräte haben ihre Sorgfalt bei der konkreten aa. Zulässigkeit des Erwerbs eines österreichischen Durchführung des Kaufes der Bank erheblich vernachlässigt. Kreditinstituts mit Schwerpunkt auf dem Balkan durch die Bayerische Landesbank? aaa. Die Ermächtigung zum Kauf der HGAA stand nicht auf der Tagesordnung. Umstritten ist, ob eine Pflichtverletzung bereits in der Tatsa- che lag, den Erwerb einer österreichischen Bank mit Schwer- Der erste Fehler bestand bereits darin, dass der Ermächti- punkt auf dem Balkan überhaupt zuzulassen. gungsbeschluss zum Kauf der HGAA in der Einladung für die Sitzung vom 20.04.2007, in der darüber entschieden In der Literatur wird dagegen eingewandt, der Erwerb werden sollte, gar nicht auf der Tagesordnung stand. Hier der HGAA durch die BayernLB war bereits grundsätzlich handelt es sich jedoch nicht um eine Pflichtverletzung des rechtlich unzulässig, weil der Kauf gar keinem öffentlichen gesamten Verwaltungsrats, sondern um eine seines Vorsit- Zweck i. S. eines Nutzens für die bayerischen Bürger hät- zenden Dr. Siegfried Naser, der nach § 10 Abs. 1 Satz 1 Sat- te dienen können, außer einer – gescheiterten – Absicht der zung BayernLB zu den Sitzungen einzuladen hat. Gewinnerzielung, der Ausweitung der Geschäfte in weit von Bayern entfernte Gegenden und der Kreditierung von Aus- Nach § 10 Abs. 2 Satz 1 Satzung BayernLB muss der Einla- ländern, wofür das vom Freistaat verwaltete Vermögen der dung eine Tagesordnung beigefügt werden („… ist …“).1139 bayerischen Bürger aber nicht zur Verfügung steht.1133 Es versteht sich von selbst, dass in dieser Tagesordnung dann auch die wesentlichen Punkte anzugeben sind, die in Dem ist zuzustimmen, dass das aus Steuern und Abgaben der Sitzung behandelt werden sollen. Eine derart wichtige entstandene Vermögen der öffentlichen Hand in besonderem Entscheidung wie die Ermächtigung zum Kauf einer auslän- Maße vor den wirtschaftlichen Risiken zu schützen ist, wie dischen Bank für einen Milliardenbetrag, hätte deshalb Ein- sie mit Geschäften in der Absicht der Gewinnerzielung stets gang in die Tagesordnung finden müssen. verbunden sind. Zwar darf der Staat auch bei der Verfol- gung öffentlicher Zwecke Erträge erzielen; die ausschließ- Möglicherweise hätten dann am 20.04.2007 nicht etliche liche Absicht der Gewinnerzielung ist aber kein öffentlicher Verwaltungsräte (Erwin Huber, Georg Schmid, Günther Zweck.1134 Öffentliche Unternehmen dienen durch Leistung, Beckstein) gefehlt. Das Wirtschaftsministerium von Erwin nicht durch Ertrag.1135 Dass der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser Huber war sogar überhaupt nicht vertreten, weil der Stell- diese Gesichtspunkte, die bis 2002 sogar noch in der Sat- vertreter des Ministers, Staatssekretär Spitzner, auf einer zung standen, vor dem Ausschuss aber als „geradezu aben- Auslandsreise war. So haben die drei Verwaltungsräte ohne vorherige Teilnahme an einer entsprechenden Sitzung, allein

1131 Reiner Schmidt, Rechtsgutachten, S. 40; Lutter, Rechtsgutachten, S. 47. 1136 14. Sitzung 28.09.2010, S. 28. 1132 Auch nach Auffassung der Fraktionen von CSU und FDP trifft alle 1137 Bezeichnend für die Einstellung der damaligen Regierung ist auch die Verwaltungsräte der Vorwurf pflichtwidrig gehandelt zu haben (vgl. Aussage von Dr. Günther Beckstein, „Ein Politiker, der die Meinung hierzu den Schlussbericht von CSU und FDP unter II.2.d.bb, S. 96 ff.). vertreten hätte, das verstößt gegen den öffentlichen Auftrag, hätte sich 1133 Lutter, Rechtsgutachten, S. 5. lächerlich gemacht“ (20. Sitzung 28.10.2010, S. 175). 1134 So schon das Bundesverfassungsgericht im Beschluss vom 1138 Für eine Zulässigkeit Reiner Schmidt, Rechtsgutachten, S. 8, der 08.07.1982, Az. 2 BvR 1187/80, BVerfGE 61, 82, 107. Ebenso noch aber ebenfalls kritisiert, dass die Ausrichtung der Geschäftstätigkeit (einsichtig) die Satzung der BayernLB in der Fassung vom 14.08.1998 auf das Gemeinwohl auf der Landesbankebene völlig verschwimmt (Bayer. Staatsanzeiger Nr. 33) in § 4 Abs. 5 Satz 2: „Die Erzielung von (S. 5); a. A. Lutter, Rechtsgutachten, S. 5. Auch wer hier der Auffas- Gewinn ist nicht Hauptzweck des Geschäftsbetriebes“. In der Neufas- sung von Lutter folgt, wird insoweit zumindest subjektiv eine Fahrläs- sung der Satzung vom 01.08.2002 entfiel der Satz. sigkeit verneinen müssen. 1135 Lutter, Rechtsgutachten, S. 4 mwN. 1139 Ebenso § 121 Abs. 3 Satz 2 AktG. Seite 258 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

anhand der 69 Seiten umfassenden Präsentation des Vorstan- Vorbemerkung: des, über das Wochenende per Umlaufbeschluss den Kauf über € 1,625 Mrd. genehmigt. Der Beschluss erfolgt auf Grundlage der Beratungen in der Sitzung am 20. April 2007 im Umlaufverfahren. bbb. Entscheidung im Umlaufbeschluss Die Mitglieder des Verwaltungsrates werden gebeten, bis Pflichtwidrig war es ferner, über die Ermächtigung des Vor- stands zum Kauf der HGAA im Umlaufbeschluss zu ent- spätestens Montag, 23. April 2007, 18.30 Uhr scheiden. das Ergebnis der Abstimmung per Fax an folgende Nummer zu senden: 2171-28899 Zwar kann der Vorsitzende des Verwaltungsrats nach § 10 Abs. 6 Satzung BayernLB einen Beschluss des Verwaltungs- 1. Der Verwaltungsrat nimmt den Bericht des Vorstandes rats im Wege der schriftlichen Umfrage, auch durch Telefax zum Sachstand des Projektes Berthold zur Kenntnis. oder E-Mail, herbeiführen, wenn nicht ein Mitglied binnen 2. Der Verwaltungsrat ermächtigt den Vorstand nach § 11 einer Woche nach Absendung der Mitteilung die Behand- Abs. 3 der Satzung zum Erwerb von mindestens 50 % lung einer Sitzung wünscht. Die grundsätzliche Zulässigkeit + 1 Aktie der Hypo Alpe-Adria-Bank International AG des Umlaufbeschlusses bedeutet aber noch nicht, dass diese mit einem maximalen Kaufpreis von bis zu € 3,4 Mrd. Verfahrensart auch in jedem Einzelfall ausreichend ist. Über (für 100 %) sowie zur Einholung der Zustimmung der eine Entscheidung von solcher Tragweite und wirtschaftli- Anteilseigner gemäß § 4 Abs. 2 der Satzung. chen Bedeutung, wie sie der Kauf der HGAA war, hätten alle Verwaltungsratsmitglieder beraten müssen. Ein Umlauf- 3. Der Verwaltungsrat nimmt den Sachstandsbericht zur beschluss ermöglicht naturgemäß keine Nachfragen oder Kernkapitalsituation der BayernLB zur Kenntnis. Erläuterungen durch den Vorstand und ist deshalb für eine 4. Der Verwaltungsrat nimmt den Kernkapitalbedarf für Entscheidung dieser Größenordnung nicht sachgerecht. einen Erwerb von 50 % + 1 Aktie im Rahmen des Pro- jektes „Berthold“, bei einem unterstellten Kaufpreis für Dabei handelt es sich zunächst um einen weiteren Fehler des 100 % von max. 3,4 Mrd. EUR, in Höhe von ca. 600 Verwaltungsratsvorsitzenden Dr. Siegfried Naser, der für die Mio. EUR in 2007 und ca. 500 Mio. EUR für 2009 auf Herbeiführung eines Umlaufbeschlusses zuständig war. Die Basis der aktualisierten Kapitalplanung zur Kenntnis. Verantwortung trifft hier aber auch seinen Stellvertreter Prof. Faltlhauser, der zwar nach eigener Aussage zunächst einer 5. Der Verwaltungsrat beauftragt den Vorstand, zur kurz- sofortigen Entscheidung widersprochen,1140 dann aber doch fristigen Umsetzung der Transaktion Berthold alle be- einer Entscheidung am Montag, den 23.04.2007, zugestimmt triebswirtschaftlich sinnvollen Maßnahmen zur De- hat, worauf auch das Protokoll der Sitzung vom 20.04.2007 ckung dieses Kernkapitalbedarfs zu ergreifen und darü- (Seite 18) hindeutet. Die Verantwortung hatten aber auch ber dem Verwaltungsrat zu berichten. So weit es sich um die weiteren in der Sitzung anwesenden Verwaltungsrats- Vorschläge im Zusammenhang mit der Veräußerung des mitglieder, die sich nach dem Protokoll auf dieses Vorgehen Immobilienbestandes der DKB-Gruppe handelt, bedür- verständigt haben, denn jedem einzelnen Verwaltungsrats- fen diese der gesonderten Beratung und Beschlussfas- mitglied hätte die Satzung die Möglichkeit gegeben, diesem sung des Verwaltungsrates. Verfahren zu widersprechen und eine weitere Sitzung zu ver- 6. Der Verwaltungsrat beauftragt den Vorstand zu prüfen, langen. Davon hätten besonders die Verwaltungsräte Erwin welche etwaigen zusätzlichen Kapitalmaßnahmen von- Huber, Georg Schmid und Dr. Günther Beckstein Gebrauch seiten der Anteilseigner aus aufsichtsrechtlicher Sicht machen müssen, die am 20.04.2007 nicht anwesend waren. oder aus Ratinggesichtspunkten notwendig sind. So weit dieser Bedarf nicht durch Maßnahmen gemäß Ziffer 5 ccc. Unklare Formulierung des Ermächtigungs- abgedeckt werden kann, wird der Vorstand beauftragt, beschlusses hierfür konkrete Vorschläge vorzulegen.

Der Verwaltungsrat hat am 23.04.2007 im Wege des Um- Ort, Datum Name und Unterschrift“ laufbeschlusses folgende Entscheidung getroffen:1141 Nach dem Wortlaut enthält Nr. 2 dieses Beschlusses die be- „Beschluss des Verwaltungsrates der dingungslose Ermächtigung, bis zu 100 % der Hypo Alpe- Bayerischen Landesbank Adria-Bank-International AG, der Muttergesellschaft der Hypo Group Alpe Adria, für einen Kaufpreis von bis zu € 3,4 Mrd. zu erwerben. Zwar haben die Verwaltungsräte in ihrer Zeugenvernehmung übereinstimmend ausgesagt, der Beschluss sei unter dem 1140 14. Sitzung 28.09.2010, S. 82. Vorbehalt einer Erledigung der im Zeitpunkt der Beschluss- 1141 Beschlussvorlage in Bd. 11, S. 294, mit den Unterschriften der Ver- fassung bekannten Probleme gestanden.1142 Der Vorstand waltungsräte Prof. Dr. Kurt Faltlhauser, Klaus Weigert, Erwin Huber, Dr. Günther Beckstein, Georg Schmid, Dr. Siegfried Naser, Alois Hagl, Hansjörg Christmann, Karl-Ludwig Kamprath und Hans Schai- 1142 So z. B. Dr. Naser, 15. Sitzung 30.09.2010, S. 120; Alois Hagl, 18. dinger in Bd. 49, S. 195 ff. Sitzung 21.10.2010, S. 41. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 259

hätte erst nach positiver Klärung aller am 20.04.2007 noch kurz nach seinem Rücktritt zum Vorsitzenden des Aufsichts- offenen Fragen, insbesondere aus der Due-Diligence-Phase rats ernannte.1147 1 (sog. preliminary Due Diligence) kaufen dürfen1143. Die Verwaltungsräte haben dazu eingewandt, die Swap- Es ist jedoch Aufgabe eines Verwaltungsrats, Beschlüsse ex- Verluste seien ein abgeschlossener Vorgang gewesen, den akt und zweifelsfrei zu formulieren, zumal dann, wenn sie die Bayerische Landesbank bei Einführung entsprechender eine derartige Tragweite haben. Es wäre daher Sache jedes Strukturen in der Zukunft leicht vermeiden konnte. Dieser einzelnen Verwaltungsratsmitgliedes gewesen, eine so un- Sachverhalt habe daher keine Veranlassung gegeben, vom klare Formulierung vor seiner Unterschrift zu beanstanden, Kauf der HGAA abzusehen (kein sog. Dealbreaker). Dabei auf eine präzise Fassung des Beschlusses hinzuwirken und haben die Verwaltungsräte nicht berücksichtigt, dass ein der- seine Unterschrift unter eine derart unklare Formulierung zu art strafbares1148 Verstecken von dreistelligen Millionenbe- verweigern. trägen in der Bilanz Anlass zu näherer Prüfung geben muss, ob das zu erwerbende Unternehmen noch weitere ähnliche Einen so weitreichenden Beschluss auf einer formal so frag- Probleme hat. Auf genau diesen Verdacht wurden die Ver- würdigen Grundlage zu schaffen, begründet ebenfalls den waltungsräte in der Präsentation vom 20.03.2007 auch noch Vorwurf eines Pflichtverstoßes. Diese Pflicht haben sämtli- hingewiesen, wenn es dort hieß, dass die Swap-Verluste che Verwaltungsratsmitglieder verletzt, die die Beschluss- Fragen bezüglich der Qualität des Risikomanagements auf- vorlage am 23.04.2007 unterzeichnet haben. werfen. Ferner wurde von anhaltenden Gerüchten über Risi- ken im Immobilienfinanzierungsgeschäft sowie bisher nicht ddd. Entscheidung ohne ausreichende Tatsachengrund- identifizierte Risiken in den Tochterbanken berichtet.1149 lage Völlig berechtigt stellten die Zeugen Klaus Weigert und Absolute Kernaufgabe des Verwaltungsrats ist es, sich vor Hans Spitzner daher weitere kritische Fragen, warum das einer Entscheidung angemessen zu informieren.1144 Beim Land Kärnten den Anteil an seiner ehemaligen Landesbank Unternehmenskauf bedeutet das, der Verwaltungsrat muss überhaupt verkauft und inwieweit ein verlässlicher Einblick sich über den Kaufgegenstand, das zu erwerbende Unterneh- in evtl. Risiken der HGAA vor dem Hintergrund der Ge- men, die Angemessenheit des Kaufpreises und die Gründe heimhaltung überhaupt möglich sei. Bereits am 20.03.2007 für den geplanten Kauf informieren.1145 hat der Zeuge Spitzner darauf hingewiesen, dass die Hypo Alpe Adria eine sehr starke Expansionspolitik betrieben hat (1) Verwaltungsratssitzung vom 20.03.2007 und da möglicherweise einiges schiefgelaufen ist bzw. faule Kredite da sind.1150 Erstmals wurde der Verwaltungsrat in der Sitzung vom 20.03.2007 über einen möglichen Erwerb der HGAA in- Allerdings machte der stellvertretende Vorsitzende des Ver- formiert. Die in dieser Sitzung vorgelegte Präsentation waltungsrats, der damalige Finanzminister Prof. Faltlhauser, enthielt aber nur allgemein gehaltene Informationen über bereits zu diesem Zeitpunkt Druck und erklärte: den Bankenmarkt im Alpen-Adria-Raum, einen Überblick über die Märkte der Hypo Alpe Adria Bank einschließlich „Vor diesem Hintergrund müsse sich die Bank vehement deren Struktur und Bilanzkennzahlen.1146 Bereits in dieser auf die sich nun bietende und positiv zu beurteilende Opti- Präsentation wurde der Verwaltungsrat aber auch darüber on konzentrieren und Flexibilität hinsichtlich der zeitlichen informiert, dass die HGAA in 2004 durch „angeblich uner- Ausgestaltung des Prozesses (im Sinne einer Straffung), aber laubte Zins- und Währungstauschgeschäfte“ (sog. Swaps) auch der preislichen Ausgestaltung beweisen.“1151 € 328 Mio. verloren und die Bank zunächst versucht hatte, diesen Verlust über 10 Jahre verteilt abzuschreiben, ohne die Aus der Sitzung vom 20.03.2007 ergeben sich keine Pflicht- Wirtschaftsprüfer zu informieren. Aus der Präsentation er- verletzungen des Verwaltungsrates, aber die bereits bekann- gab sich weiter, dass die Entdeckung dieses Fehlers zu einer ten Probleme des zu kaufenden Unternehmens (Verbergen nachträglichen Änderung der Bilanz für 2005 führte, zu ei- hoher Verluste in der Bilanz, starke Expansionspolitik, Ri- ner Information an die österreichische Finanzmarktaufsicht, siken im Immobilienfinanzierungsgeschäft) hätten dem Ver- die daraufhin eine umfangreiche Prüfung der gesamten Bank waltungsrat weiteren Anlass zu erhöhter Sorgfalt bei der Prü- einleitete und zu dem Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden fung der HGAA geben müssen. Wolfgang Kulterer sowie seines Stellvertreters Günther Striedinger, die HGAA Wolfgang Kulterer aber trotzdem

1143 Der Behauptung der Verwaltungsräte widerspricht aber Werner 1147 Bd. 11, S. 85. Schmidt, nach dessen Verständnis der Verwaltungsratsbeschluss kei- 1148 Dr. Wolfgang Kulterer wurde am 18.11.2008 vom Landesgericht Kla- ne Verpflichtung zum Abzug des erkannten Wertberichtigungsbedarfs genfurt, Az. 18 Hv 92/08z, wegen Bilanzfälschung bei der Behandlung enthielt (Bd. 298, Vernehmung Werner Schmidt vom 11.10.2010, der Swapverluste rechtskräftig zu einer Geldstrafe von € 140.000 ver- S. 5). urteilt (Bd. 86, S. 351). 1144 s.o.B. 4. a. aa. 1149 Bd. 11, S. 86. 1145 s.o.B. 4. a. ee. 1150 20. Sitzung 28.10.2010, S. 4 f. 1146 Bd. 11, S. 63. 1151 Niederschrift der Sitzung 20.03.2007, S. 5; Bd. 11, S. 55. Seite 260 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

(2) Verwaltungsratssitzung vom 20.04.2007 Aus der Präsentation vom 20.04.2007 wusste der gesamte Verwaltungsrat weiter, dass ein vermuteter Wertberichti- Das nächste Mal befasste sich der Verwaltungsrat mit dem gungsbedarf von grob geschätzt € 200 Mio. und negative Kauf der HGAA in der Sitzung vom 20.04.2007, in der nach Barwerte im Treasury (Handel) von ebenfalls grob geschätzt dem Willen des Vorstands aber auch schon eine abschlie- € 50 Mio. bestanden.1158 ßende Entscheidung erfolgen sollte. Zur Prüfung erhielt der Verwaltungsrat erst in der Sitzung vom 20.04.2007 eine 69 Bei einer derart unvollständigen Tatsachengrundlage hätte Seiten umfassende Präsentation (sog. Tischvorlage).1152 der Verwaltungsrat den Vorstand der Bayerischen Landes- bank noch gar nicht zum Erwerb ermächtigen dürfen, erst Nach dieser Unterlage war die HGAA ein Unternehmen mit recht nicht zu einem Preis von € 3,4 Mrd. für 100 %. über 400 Tochtergesellschaften in 12 Ländern, über 6.000 Mitarbeitern und einem Tätigkeitsschwerpunkt auf dem Dem steht auch nicht die in dem Verfahren immer wieder Balkan. Die bis dahin durchgeführte Due-Diligence-Phase behauptete besondere Eilbedürftigkeit der Entscheidung 1 hatte nur die Muttergesellschaft Hypo Alpe Adria Bank entgegen, denn der Kaufvertrag wurde tatsächlich erst am International AG in Klagenfurt geprüft, keine der Tochter- 22.05.2007 unterzeichnet, d. h. rd. einen Monat nach der gesellschaften. Selbst bei dieser Prüfung hatte es sich um Entscheidung des Verwaltungsrats. Eine endgültige Ermäch- eine eingeschränkte Due Diligence von nur sieben Tagen tigung des Vorstands hätte deshalb ohne Weiteres auf einen gehandelt, bei der die HGAA der BayernLB zwar über 300 späteren Zeitpunkt verschoben werden können und müssen, Ordner, aber teilweise unvollständige und überwiegend ver- zu dem der Verwaltungsrat eine wesentlich genauere Tatsa- altete Unterlagen vorgelegt hatte, bei der Ordner fehlten und chengrundlage zur HGAA hatte. Selbst die nach der dama- Ausdrucke fehlerhaft waren. ligen Schilderung des Vorstands angeblich „einmalige Er- werbsmöglichkeit“ durfte den Verwaltungsrat nur zu einer Aus der Präsentation dieser Prüfung konnten die Verwal- Beschleunigung seiner Prüfungspflichten, aber nicht dazu tungsräte aber trotzdem entnehmen, dass bei der HGAA er- verführen, seine Prüfung zum überwiegenden Teil ganz zu hebliche Schwächen in der Dokumentation, Umsetzung und unterlassen. Durchführung der Kreditprozesse vorlagen, keine kennzah- lenbezogenen Frühwarnsysteme existierten, Nachholbedarf So weit die Verwaltungsräte ihr Handeln damit erklären, sie bei Wertberichtigungen auf Problemkredite bestand und ge- hätten darauf vertraut, der Vorstand werde schon alles kor- rade ein Bericht der österreichischen Nationalbank in Vor- rekt abarbeiten bzw. beim Auftreten von Schwierigkeiten bereitung war.1153 Insgesamt wurden 24 Punkte aufgezählt, aktiv auf sie zukommen,1159 dokumentieren sie gerade, ihre die in der Due-Diligence-Phase 1 noch offengeblieben wa- Kontrollaufgabe unterlassen zu haben. Die darin liegende ren.1154 Auffassung, die zu Kontrollierenden sollten sich selbst kon- trollieren, ist eine Pervertierung der Überwachungs- und Zum Kaufpreis ergab sich aus der Präsentation, dass das Kontrollpflicht. Hier handelt es sich um eine Verletzung von Bundesland Kärnten Anteile an der HGAA wahrscheinlich Kardinalpflichten des Verwaltungsrats!1160 bereits für einen geringeren Kaufpreis als Berlin & Co ver- äußern würde.1155 Jedenfalls dem Verwaltungsratsvorsitzen- Den Vorstand auf einer derart unvollständigen Informations- den Dr. Naser war aus einem Schreiben der Versicherungs- grundlage bereits zum endgültigen Kauf der HGAA zu er- kammer Bayern vom 04.05.2007 und einer beigefügten mächtigen, war eine grobe Pflichtverletzung aller Mitglieder Präsentation eines vertraulichen Gesprächs zwischen der des Verwaltungsrats. Kärntner Landesregierung und dem Vorstandsvorsitzenden der Versicherungskammer Bayern Herrn Schubring-Giese cc. Fehlende Überwachung des Vorstands nach der Zu- außerdem bekannt, dass die Kärntner Landesregierung den stimmung zum Kauf Wert der Hypo Alpe Adria Gruppe selbst nur auf € 2,4 bis € 2,7 Mrd. schätzte.1156 Die Pflichten des Verwaltungsrats im Zusammenhang mit dem Erwerb der HGAA endeten nicht mit der Ermächtigung Nach den Angaben des Vorstandes war es zwar üblich, für des Vorstands zum Kauf am 23.04.2007. Die Überwachungs- den Erwerb der Mehrheit an einem Unternehmen noch einen aufgabe ist vielmehr eine laufende, die sich auch darauf er- Paketzuschlag (auch Kontrollprämie genannt) von 20 % zu streckt, ob der Kauf entsprechend der Ermächtigung durch- zahlen.1157 Selbst wenn man das berücksichtigt, ergab sich geführt wurde. Diese Überwachungspflicht war bei einem aber nur ein maximaler Preis von € 3,24 Mrd. (€ 2,7 Mrd. Erwerb von der Dimension des Kaufs der HGAA ebenfalls x 1,2). deutlich zu intensivieren.

1152 Bd. 11, S. 213. 1158 Präsentation vom 20.04.2007, S. 29 (Bd. 11, S. 242). 1153 Präsentation vom 20.04.2007, S. 16 (Bd. 11, S. 229). 1159 Alois Hagl, 18. Sitzung 21.10.2010, S. 42; Karl-Ludwig Kamprath, 18. 1154 Georg Schmid meinte sogar 27 (20. Sitzung 28.10.2010, S. 77). Sitzung 21.10.2010, S. 117; Georg Schmid, 20. Sitzung 28.10.2010, S. 1155 Präsentation vom 20.04.2007, S. 28 (Bd. 11, S. 241). 77 f.; Dr. Beckstein, 20. Sitzung 28.10.2010, S. 197; Erwin Huber, 26. 1156 Bd. 176, S. 341, 344. Sitzung 02.12.2010, S. 18. 1157 Präsentation vom 20.04.2007, S. 29 (Bd. 11, S. 242). 1160 Ebenso der Bericht der Fraktionen von CSU und FDP B.II.2.d. ccc. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 261

Dies gilt umso mehr, wenn der Beschluss, wie von den Ver- Sparkassenverbandes vom 21.05.2007 dar. Hierbei handelte waltungsräten behauptet, unter der stillschweigenden Be- es sich um die Zustimmung eines der beiden Eigentümer der dingung einer positiven Due-Diligence-Phase 2 sowie der BayernLB, dessen Aufgabe aber nicht die Überwachung des Wegfertigung der im Beschlussvorschlag genannten Proble- Vorstandes war, sondern der gerade erwarten durfte, dass der me gestanden hat. Für den Verwaltungsrat ist es dann unum- Verwaltungsrat, der für diese Aufgabe zuständig war, seine gänglich, dies auch entsprechend zu kontrollieren. Er muss satzungsmäßigen Prüfungspflichten sorgfältig wahrgenom- sich also ein zweifelsfreies Bild davon verschaffen, dass die men hatte. im Zeitpunkt der Beschlussfassung gegebenen Probleme zwischenzeitlich gelöst sind. bbb. Keine Überwachung der Einhaltung des Kaufpreis- limits Im Rahmen der Überwachung des Ermächtigungsbeschlus- ses hätten die Verwaltungsräte eine weitere Sitzung durch- Zwar wurde der Vorstand in Nr. 2 des Beschlusses vom führen müssen und sich im Rahmen dieses Zusammentref- 23.04.2007 ermächtigt, bis zu € 3,4 Mrd. für 100 % der fens ein Bild über die Abarbeitung der kritischen Punkte HGAA auszugeben. Nach Seite 29 der Präsentation für den verschaffen. Die Sitzung ist allerdings kein Selbstzweck. Verwaltungsrat vom 20.04.20071161 bestand bei der HGAA Entscheidend ist nicht die Sitzung, sondern die weitere aber ein Wertberichtigungsbedarf von (grob geschätzt) Überprüfung nach der Zustimmung. € 200 Mio. Da die Verwaltungsräte übereinstimmend aus- gesagt haben, der Vorstand habe den Wertberichtigungsbe- Wenn der Verwaltungsrat auf eine weitere Sitzung verzich- darf vom Kaufpreis abzuziehen gehabt, hätte der Kaufpreis tet, muss er sich anderweitig sichere Kenntnis verschaffen. für 50 % der Hypo Alpe Adria Bank International AG € 1,6 Dazu gehört es, dass er sich das Ergebnis der Due-Diligence- Mrd. nicht übersteigen dürfen (€ 3,4 Mrd. ./. € 200 Mio. x Phase 2 vorlegen lässt. Mindestens das schriftliche Papier 50 %). hätten die Verwaltungsräte lesen müssen, um sich ein ab- schließendes Bild über die Situation und den Zustand der zu Tatsächlich betrug der Kaufpreis aber € 1,625 Mrd. kaufenden Bank zu machen. Außerdem genehmigte der Vorstand noch zusätzlich eine Wenn die Rechtsprechung eine Due Diligence als Vorausset- Sonderausschüttung an die Altaktionäre in Höhe von € 50 zung für einen Kaufentschluss verlangt, dann müssen sich Mio. für den Verkauf der sog. Consultants Gesellschaften. die Entscheidungsträger, und zwar Vorstand und Verwal- Dabei handelt es sich um einen Abfluss liquider Mittel bei tungsrat, auch das abschließende Ergebnis dieser Due Dili- der zu kaufenden Bank, der wirtschaftlich eine Erhöhung des gence vor ihrer Entscheidung vorlegen lassen und sich mit Kaufpreises darstellt. Für einen Anteil von 50 % + 1 Aktie den Ergebnissen vertraut machen. hat die Bayerische Landesbank daher sogar € 1,65 Mrd. be- zahlt. Es sprechen gute Gründe dafür, zu verlangen, dass sich der Verwaltungsrat das Ergebnis der Due-Diligence-Phase 2 von Damit wurde die Ermächtigung nach dem Verständnis des den Autoren auch erläutern lässt. Es geht hier doch z. T. um Verwaltungsrats um € 50 Mio. überschritten. Dies hätte er wirtschaftlich komplizierte Vorgänge; da ist selbst das Lesen feststellen und beanstanden müssen. Das gilt umso mehr, als eines Papiers allein wohl nicht ausreichend. der Vorstandsvorsitzende Werner Schmidt in seinem Bericht zum Erwerb der HGAA einen Tag nach der Unterzeich- Zu verlangen ist auch, dass sich die Verwaltungsräte die nung der Kaufverträge (sog. Signing) in der Verwaltungs- Verträge über den Kauf der Bank vorlegen lassen, um ihnen ratssitzung vom 23.05.2007 sowohl über den Kaufpreis von Gelegenheit zu geben, eine Prüfung der wesentlichen Ver- € 1,625 Mrd. als auch über die Sonderausschüttung zuguns- tragsbestandteile vorzunehmen oder durch die Juristen im ten der Altaktionäre in Höhe von € 50 Mio. aus der Veräuße- Ministerium vornehmen zu lassen. rung der Consultants-Gruppe berichtete.1162 Trotzdem hielt es kein Verwaltungsrat für nötig, die offensichtliche Über- aaa. Keine Überwachung der Due-Diligence-Phase 2 schreitung der Ermächtigung zu hinterfragen. Stattdessen hat sich der Verwaltungsrat als Ganzes mit den Diese Pflichtverletzung ist allen Mitgliedern des Verwal- Ergebnissen der Due-Diligence-Phase 2 (sog. confirmatory tungsrats anzulasten. Due Diligence) überhaupt nicht mehr befasst. Lediglich der Vorsitzende Dr. Naser und sein Stellvertreter Prof. Dr. Faltl- ccc. Keine Überwachung der Kaufverträge hauser haben am Rande einer Sitzung des Wirtschaftsbeirats am 15.05.2007 den Vorstandsvorsitzenden Werner Schmidt Die Bayerische Landesbank kaufte die Anteile an der Hypo noch einmal auf die offenen Punkte angesprochen, sich aber Alpe Adria Bank International AG am 22.05.2007 mit ins- mit dessen Aussage „alles ok“ zufriedengegeben, ohne näher gesamt vier einzelnen Verträgen (erster und zweiter Vertrag nachzufragen. Eine derart oberflächliche Behandlung genüg- mit der Berlin & Co Capital Sarl., Vertrag mit der Kärntner te den an die Überwachungspflicht des Verwaltungsrats für Landes- und Hypothekenbank-Holding und Vertrag mit der ein derartiges Geschäft zu stellenden Anforderungen in kei- ner Weise.

Einen Ersatz für die weitere Überprüfungspflicht nach dem 1161 Bd. 11, S. 242. 1162 Niederschrift der Verwaltungsratssitzung vom 23.05.2007, S. 4 (Bd. Ermächtigungsbeschluss stellte auch nicht die Sitzung des 11, S. 310). Seite 262 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Mitarbeiterstiftung)1163, die aber alle einen ähnlichen Inhalt Gegenstimme, so wie sie im Vorstandsbeschluss Nr. 3321 haben. In allen vier Verträgen wird in Ziffer 6. Zusicherun- vom 27.11.2007 niedergelegt war. gen und Gewährleistungen des Verkäufers lediglich für das Eigentum des Verkäufers an den Aktien, das rechtliche Be- Obwohl hier offenbar bereits eine wissentliche Falsch- stehen der Gesellschaft des Verkäufers und die Berechtigung information durch den Vorstand vorlag, hätte ein seinen zum Verkauf der Anteile Gewähr geleistet. Weitere Zusiche- Überwachungsaufgaben genügender Verwaltungsrat das rungen oder Gewährleistungen finden sich in den Verträgen aufgrund der vorherigen Kenntnisse aus dem Erwerbspro- nicht. zess, insbesondere aus der Sitzung vom 20.04.2007 sowie der darin verteilten Vorlage, erkennen können und müssen. Die eingehenden Hinweise der für die rechtliche Beratung Diese Pflichtverletzung ist nur bei den Verwaltungsräten zu eingeschalteten österreichischen Kanzlei Dorda Brugger verneinen, die ihr Amt erst nach dem 20.04.2007 angetreten Jordis, dass bei einem Unternehmenskauf wesentlich weite- haben.1164 re Gewährleistungen üblich und erforderlich sind, hatte der Vorstand übergangen. ee. Nichtbeachtung der Hinweise der Wirtschaftsprüfe- rin Corinna Linner Der Verwaltungsrat hätte sich zumindest danach erkundigen müssen, welche Gewährleistungen in den Kaufverträgen 2009 wurde der – inzwischen teilweise neu besetzte – Ver- enthalten sind, da es sich dabei um einen wesentlichen kauf- waltungsrat durch einen Bericht der Wirtschaftsprüferin Co- preisbildenden Faktor handelt: Ein Verzicht auf Gewährleis- rinna Linner von dritter Seite auf die Pflichtverletzungen in tungen wird – wenn überhaupt – am Markt nur gegen einen 2007 hingewiesen. Frau Linner war von dem neuen Verwal- erheblichen Nachlass beim Kaufpreis akzeptiert. Ein nahezu tungsratsvorsitzenden Finanzminister Georg Fahrenschon im vollständiger Verzicht auf Gewährleistungen bei gleichzei- Februar 2009 als Sonderbeauftragte zur Beratung und Unter- tig maximalem Kaufpreis ist dagegen ein völlig unübliches stützung der umfangreichen Aufgaben bei der Bayerischen wirtschaftliches Vorgehen, das der Verwaltungsrat hätte Landesbank bestellt worden.1165 Sie legte am 30.04.2009 überprüfen und verhindern müssen. einen Zwischenstandsbericht1166 und am 27.05.2009 einen endgültigen Bericht zum Beteiligungserwerb an der HGAA dd. Zustimmung zur ersten Kapitalerhöhung am vor,1167 in dem sie zu dem Ergebnis kam, dass es aufgrund 04.12.2007 des dargestellten Sachverhalts fraglich ist, ob die Beteiligten ihrer Sorgfaltspflicht gerecht wurden. In der Verwaltungsratssitzung vom 04.12.2007 beantrag- te der Vorstand dann bereits eine weitere Zustimmung des Darin kritisierte sie, dass der Verwaltungsrat für seine Ent- Verwaltungsrates zu einer ersten Kapitalerhöhung bei der scheidung wenig Bedenkzeit hatte, auch subjektive Gründe HGAA von insgesamt € 600 Mio., von denen € 441 Mio. für die Kaufentscheidung eine wichtige Rolle gespielt hat- auf die Bayerische Landesbank entfielen. ten (Rufschädigung, weil die BayernLB bei der Bawag nicht zum Zuge gekommen war), die Datenraumzeit von 15 Tagen Zwar fragte der Vorsitzende des Verwaltungsrats Dr. Naser für eine Transaktion dieser Größenordnung nicht sachge- zunächst zu Recht nach den Gründen hierfür, da eine derart recht war, die Datenbereitstellung ungeordnet und teilweise umfangreiche Kapitalerhöhung zum Zeitpunkt des Erwerbs unvollständig war und dass die mit der rechtlichen Prüfung nicht bekannt gewesen sei. Der Vorstandsvorsitzende Wer- beauftragte Kanzlei berichtet hatte, die ihrer Prüfung zu- ner Schmidt behauptete aber einfach, es sei bereits aus der grunde liegenden Dokumente aus dem Datenraum seien nur Due Diligence bekannt gewesen, dass eine zusätzliche Ri- sehr beschränkt geeignet gewesen, ein aussagekräftiges Bild sikovorsorge von rd. € 200 Mio. notwendig ist und dieser der Gesellschaft zu zeigen. Weiter wies sie darauf hin, dass zusätzliche Vorsorgebedarf sei bei der Kaufpreisfindung be- schon in der ersten Phase der Due Diligence organisatorische rücksichtigt worden. Mängel und nicht abschätzbare Risiken festgestellt worden waren und selbst in der zweiten Phase nicht in allen Punkten An dieser Stelle hätte dem Verwaltungsrat erstens auffallen zufriedenstellende und abschließende Ergebnisse erreicht müssen, dass von dem max. Kaufpreis nur € 150 Mio. statt werden konnten. Außerdem war der mögliche Wertberichti- € 200 Mio. abgezogen worden waren und zweitens sich erst gungsbedarf nicht voll berücksichtigt worden. Ausdrücklich nach diesem Abzug (Wertberichtigung) ein marktgerechter erwähnte sie in ihrem Bericht, dass keine Berichterstattung Kaufpreis ergab, aber nicht, wie es Werner Schmidt nun dar- über die Ergebnisse der Due-Diligence-Phase 2 an den Ver- stellte, der Abzug ein Nachlass vom marktgerechten Wert waltungsrat erfolgt war,1168 was nach den obigen Ausführun- gewesen sei. Werner Schmidt hatte die € 200 Mio. also tat- sächlich doppelt berücksichtigen wollen. Diese offensichtliche Doppelberücksichtigung der Wertbe- richtigung aus der Due Diligence durch Werner Schmidt hät- 1164 Hierzu gehören die Staatsministerin Emilia Müller, die erst am te einem aufmerksamen Verwaltungsrat auffallen müssen. 22.10.2007 Verwaltungsrätin wurde, und der Staatssekretär Jürgen W. Heike, der sein Amt als Verwaltungsrat am 01.12.2007 antrat. Stattdessen erkundigte sich der Zeuge Weigert aber lediglich 1165 Näheres zu Aufgabe und Verfahren der Bestellung Bd. 102, S. 208 nach der Finanzierung der Kapitalerhöhung und der Verwal- ff., Presseinfo des Finanzministers Fahrenschon vom 19.02.2009 (Bd. tungsrat genehmigte die Kapitalerhöhung schließlich ohne 138, S. 49). 1166 Bd. 114, S. 388 ff. 1167 Bd. 30, S. 848 ff. 1163 Bd. 153 S. 95, 268, 416 und 448. 1168 Bd. 30, S. 853. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 263

gen allein schon einen Kardinalfehler der Verwaltungsräte tiengesellschaft bestimmt § 116 Satz 1 i. V. m. § 93 Abs. darstellte1169. 1 Satz 1 AktG die entsprechende Anwendung der Sorgfalt eines ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsleiters zum Obwohl Frau Linner bereits zentrale Fehler des Verwal- Maßstab. tungsrats identifizierte, begnügte sich der Verwaltungsrat in seiner Sitzung vom 21.07.2009, in dem die Ergebnisse von Für den Verwaltungsrat der Bayerischen Landesbank gibt es Frau Linner besprochen wurden, mit nachhaltigem Bestrei- aber eine Sonderregelung in der Satzung. ten der eigenen Fehler. Stattdessen erklärten die Anwesen- den Frau Linner, ihre Ausführungen seien ein gravierender aa. Haftungsbegrenzung auf grobe Fahrlässigkeit? Vorwurf, man habe Zweifel, ob diese Schlussfolgerung wirklich belegbar und damit sachgerecht sei (so der Zeu- Nach Art. 16 Abs. 1 BayLBG werden die Aufgaben und Ge- 1170 ge Klaus Weigert ) oder die Schlussfolgerung sei nicht schäfte der Bank, ihre Vertretung, die sonstigen Rechtsver- nachzuvollziehen, sie dürfte keinesfalls ohne Weiteres im hältnisse der Bank und ihre Organe im Übrigen durch die 1171 Raum stehen bleiben (so der Zeuge Sigmund Schiminski ) Satzung geregelt. Ähnlich bestimmt Art. 8 Abs. 8 BayLBG bzw. sogar, es fehle jeglicher Anhaltspunkt für die von Frau die Satzung, regelt das Nähere über Zusammensetzung, Auf- Linner getroffene Schlussfolgerung (so der Zeuge Müller- gaben, Geschäftsgang und sonstige Rechtsverhältnisse des 1172 Tronnier ). Finanzminister Fahrenschon erklärte, aus der Verwaltungsrats. Bewertung von Vorstand und den beteiligten externen Bera- tern könne keine Grundlage dafür abgeleitet werden, gegen In § 19 Abs. 2 Satz 2 bestimmt die Satzung der BayernLB: 1173 damals Beteiligte vorzugehen . Auf diese Weise bedrängt, Verletzt ein Mitglied des Verwaltungsrats vorsätzlich oder erklärte Frau Linner schließlich noch in der Sitzung zu Pro- grob fahrlässig seine gesetzlichen oder satzungsmäßigen 1174 tokoll ihre Wertung im Bericht für obsolet . Pflichten, so hat es der Bank den daraus entstehenden Scha- Es kommt letztlich nicht darauf an, ob die Wirtschaftsprü- den zu ersetzen. Handelt das Mitglied des Verwaltungsrats ferin in der Sitzung unter Druck gesetzt wurde, was sie dagegen nur leicht fahrlässig, so haftet es nach der Satzung zwar selbst bestreitet, wofür sich aber deutliche Hinweise nicht. aus dem Protokoll der Sitzung vom 21.07.2009 ergeben, von dem Frau Linner mitteilte, dass es den Ablauf der Sit- Zweifel an der Wirksamkeit einer Haftungsbegrenzung für zung recht gut wiedergibt1175. Jedenfalls hätte ein aufmerk- den Verwaltungsrat werden schon länger geäußert, jedenfalls wenn diese sich lediglich aus einer Satzung aber nicht aus ei- samer Verwaltungsrat solche nachdrücklichen Hinweise 1176 auf Fehler von Vorstand und Verwaltungsrat beim Kauf der nem Gesetz im formellen Sinn ergibt . Dennoch wird teil- HGAA ernst nehmen und ihnen nachgehen müssen. Eine weise relativ unkritisch davon ausgegangen, dass die in der Satzung der Bayerischen Landesbank verankerte Beschrän- Reihe der anwesenden Verwaltungsräte war noch selbst am 1177 Kauf der HGAA beteiligt gewesen und wusste daher sehr kung der Haftung auf grobe Fahrlässigkeit wirksam ist . genau, dass eine Berichterstattung über die Ergebnisse der Dem ist jedoch nicht so. Due-Diligence-Phase 2 nicht erfolgt war, worauf Frau Lin- ner korrekt hingewiesen hatte. Die neu hinzu gekommenen Die Satzungsbefugnis in den Art. 8 u. 16 BayLBG bedeutet Verwaltungsräte hätten die Hinweise zumindest zum Anlass eine Berechtigung der Bank ihre eigenen Angelegenheiten nehmen müssen, die z. T. gravierenden Versäumnisse aus der im Rahmen der ihr verliehenen Autonomie mit Wirkung für Vergangenheit zu überprüfen. Wie viel es hier zu überprüfen die der Bank angehörenden Personen zu regeln. Sie ist eine gab, haben ja einige Monate später die Untersuchungen der begrenzte Befugnis zur Rechtsetzung. Die Befugnis ist aber Staatsanwaltschaft München I und des Untersuchungsaus- auf die Regelung der eigenen Angelegenheiten und den Rah- schusses des Bayerischen Landtages gezeigt. Den dafür be- men der der Bank verliehenen Autonomie beschränkt. Die stehenden Hinweisen näher nachzugehen, wäre auch schon Bank kann zwar das Verhältnis zwischen ihr und ihren Mit- die Aufgabe des Verwaltungsrats im Juli 2009 gewesen. arbeitern oder Organen (Vorstand, Verwaltungsrat) regeln, nicht jedoch das Verhältnis zu Dritten, die keine Angehöri- c. Verschulden gen der Bank sind. Die Satzungsautonomie beschränkt sich auf das Innenrecht der Bank1178. Nach allgemeinem deutschem Zivilrecht hat der Schuldner grundsätzlich Vorsatz und jede Form der Fahrlässigkeit un- Nach der Auffassung von Grooterhorst kann eine Haftungs- ter Einschluss der leichten Fahrlässigkeit zu vertreten, § 276 milderung dagegen nicht als reines Innenrecht angesehen Abs. 1 BGB. Für die Mitglieder des Aufsichtsrates einer Ak-

1176 Grimm, Organisationsrecht der Landesbanken im Spannungsfeld 1169 S. o. B. 4. b. bb. ddd. (2). zwischen öffentlich-rechtlichem Organisationsrecht und Aktienrecht, 1170 Bd. 79, S. 214. S. 149; Wulf, Der Verwaltungsrat öffentlich-rechtlicher Kreditinstitu- 1171 Bd. 79, S. 215. te, S. 87 ff., Rümker, Zur Organverfassung öffentlich-rechtlicher Kre- 1172 Bd. 79, S. 216 Dirk Müller-Tronnier war ein Mitarbeiter der Wirt- ditinstitute, in Festschrift für Werner S. 745, 766 f. schaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, die die wirtschaftliche 1177 Reiner Schmidt, Rechtsgutachten, S. 78; Lutter, Rechtsgutachten, Prüfung der HGAA durchgeführt hatte, wurde aber anstelle der Kolle- S. 61. gen geschickt, die tatsächlich an der Due Diligence beteiligt waren. 1178 Grooterhorst, Unzulässigkeit einer Haftungserleichterung für Mitglie- 1173 Bd. 79, S. 215. der des Verwaltungsrats von Landesbanken in der Rechtsform der An- 1174 Bd. 79, S. 217. stalt des öffentlichen Rechts, ZIP 2011, 212; hiervon ausgehend auch 1175 17. Sitzung 13.10.2010, S. 102. Reiner Schmidt, Rechtsgutachten, S. 78. Seite 264 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

werden, weil sich die schädlichen Auswirkungen von durch Jedwede Argumentation mit verfassungskonformer Ausle- den Verwaltungsrat verursachten Schäden u. U. nicht auf die gung, die auf eine Bestandserhaltung dieser Norm abzielt, Landesbank begrenzen lassen, sondern gleichzeitig andere geht hier ins Leere. Die Haftungsbeschränkung auf grobe Banken und die gesamte Volkswirtschaft betreffen.1179 Auf- Fahrlässigkeit findet sich eben nicht in einem formellen grund der Vernetzung der Banken in der ganzen Welt würden Gesetz, dessen Nichtigkeit vom Bundesverfassungsgericht auch andere Banken in Mitleidenschaft gezogen bis hin zur festgestellt werden müsste. Es handelt sich hier um eine Sat- Schädigung der gesamten Volkswirtschaft (Dominoeffekt). zungsbestimmung, deren mangelnde Rechtsgeltung nicht vom höchsten deutschen Gericht festzustellen ist, sondern Diese lediglich auf mittelbare wirtschaftliche Folgen der von jedem einfachen Gericht. Auch gibt es keine ex nunc Haftungsbeschränkung abstellende Ansicht ist aber bedenk- Unwirksamkeit. Vielmehr ist die Satzungsbestimmung seit lich, weil der Anspruch auf Schadensersatz nur im Verhältnis dem Zeitpunkt unwirksam, als sie beschlossen worden ist. zwischen der Landesbank zu ihrem Verwaltungsrat besteht und damit rechtlich gerade keine Außenwirkung hat1180. Zweifel an der Wirksamkeit der Haftungsbegrenzung in der Satzung der Bayerischen Landesbank ergeben sich auch Die Richtigkeit des von Grooterhorst gefundenen Ergebnis- noch aus einem weiteren Gesichtspunkt. Das bürgerliche ses ergibt sich aber aus einem anderen Grund. Nach Art. 4 Recht unterfällt der konkurrierenden Gesetzgebung nach Abs. 1 Satz 1 BayLBG haften der Freistaat Bayern und der Art. 74 Abs. 1 Nr. 1 Grundgesetz (GG). In diesem Bereich Sparkassenverband Bayern, und damit im Verhältnis zur haben die Länder die Befugnis zur Gesetzgebung aber nur, Bayerischen Landesbank Dritte, für die Erfüllung sämt- solange und soweit der Bund von seiner Gesetzgebungs- licher am 18.07.2005 bestehenden Verbindlichkeiten der zuständigkeit nicht durch Gesetz Gebrauch gemacht hat, Bank (sog. Gewährträgerhaftung). Für bis zum 18.07.2001 Art. 72 Abs. 1 GG. In § 93 Abs. 1 Satz 1 AktG hat der Bund vereinbarte Verbindlichkeiten gilt dies unbegrenzt, für da- aber den Sorgfaltsmaßstab eines ordentlichen und gewissen- nach vereinbarte noch, wenn deren Laufzeit nicht über den haften Geschäftsleiters vorgegeben, was auch eine Haftung 31.12.2015 hinausgeht, Art. 4 Abs. 1 Satz 2 BayLBG. Die- für leichte Fahrlässigkeit bedeutet. Nach § 116 Satz 1 AktG se Haftung Dritter für Verbindlichkeiten der Bank war der gilt dieser Maßstab ebenfalls für die Sorgfaltspflicht und Hauptgrund für die im Verhältnis zu anderen Kreditinstitu- Verantwortlichkeit der Aufsichtsratsmitglieder. Damit hat ten wesentlich günstigere Refinanzierungsmöglichkeit der der Bund aber von seiner Gesetzgebungszuständigkeit durch Bayerischen Landesbank, auf der ihr Geschäftsmodell viele Gesetz Gebrauch gemacht und schließt deshalb eine abwei- Jahre gründete. chende Haftung nur für grobe Fahrlässigkeit, wie sie in § 19 der Satzung der Bayerischen Landesbank vorsieht, aus1182. Zwar bestand die Gewährträgerhaftung des Freistaates Bay- ern und des Sparkassenverbandes Bayern bei der Zustim- Eine Begrenzung der Haftung der Mitglieder des Verwal- mung des Verwaltungsrats zum Erwerb der Hypo Group Alpe tungsrats ergibt sich auch nicht aus dem Gesichtspunkt, dass Adria am 23.04.2007 nicht mehr. Die Beschränkung der Haf- sie nach § 9 Abs. 2 der Satzung der BayernLB ihr Amt als tung des Verwaltungsrats auf grobe Fahrlässigkeit war aber Ehrenamt führen und nur eine Aufwandsentschädigung so- bereits anlässlich der Insolvenz der Kirchgruppe in die Neu- wie Reisekostenvergütung und Sitzungsgeld erhalten. Zwar fassung der Satzung der Bayerischen Landesbank Girozen- kennt das deutsche Zivilrecht für unentgeltliche Leistungen trale vom 01.08.2002 aufgenommen worden1181. Zu diesem an verschiedenen Stellen eine Haftungsbegrenzung auf gro- Zeitpunkt hatte die Haftungsbegrenzung damit rechtliche be Fahrlässigkeit1183. Dabei handelt es sich aber um einzel- Wirkung gegenüber Dritten, da der Freistaat Bayern und der ne – im Gegensatz zur Bayerischen Landesbank im Gesetz Sparkassenverband Bayern auch für solche Verbindlichkei- und nicht nur in einer Satzung geregelte – Fälle, denen nicht ten einstehen mussten, die Mitglieder des Verwaltungsrats einfach ein allgemeines Prinzip entnommen werden kann. leicht fahrlässig verursachten. Die Haftungsbegrenzung war Auch ist fraglich, inwieweit die Tätigkeit wirklich ehrenamt- damit bereits bei ihrem Erlass unwirksam. Durch den späte- lich erfolgt ist. Wulf hat schon für das Jahr 1989 Bezüge der ren Wegfall der Gewährträgerhaftung im Jahr 2005 wurde Verwaltungsratsmitglieder der Bayerischen Landesbank von und wird die unwirksame Haftungsbeschränkung aber nicht DM 22.000,00 pro Jahr festgestellt1184. Für die Jahre 1998 nachträglich wieder wirksam. bis 2007 lagen die Bezüge nach der Mitteilung von Prof. Faltlhauser sogar bei durchschnittlich über € 50.000,00 im Jahr1185. Zwar musste Prof. Faltlhauser diese Zahlungen ebenso wie die anderen Mitglieder des Kabinetts nach einer 1179 Grooterhorst ZIP 2011, 212, 214. Grundsatzentscheidung des Ministerpräsidenten Dr. Stoiber 1180 Die von Grooterhorst zur Begründung zitierte Entscheidung des an die Bayerische Landesstiftung für soziale Zwecke bzw. Bundesverfassungsgerichts vom 14.12.1999, Az. 1 BvR 1327/98, BVerfGE 101, 312, betraf eine das Berufsrecht regelnde Satzung nach der der Anwalt für seinen Mandanten kein Versäumnisurteil bean- tragen durfte, wenn der gegnerische Kollege ohne Ankündigung im Gerichtstermin nicht erschienen ist. In diesem Fall erlitt der Mandant 1182 Bernhard Pohl (FW) in der Befragung des Sachverständigen Prof. Dr. aber einen unmittelbaren rechtlichen Nachteil durch den Verlust eines Rainer Schmidt, 5. Sitzung 09.06.2010, S. 21 ff. vollstreckbaren Titels, der nicht mit den nur mittelbaren wirtschaftli- 1183 So in § 521 BGB für den Schenker und in § 599 BGB für den Verlei- chen Folgen einer Haftungsbegrenzung gleichzusetzen ist. her. Ähnliches hat die Rechtsprechung aus dem Inhalt des Schuldver- 1181 Die vorherige Fassung der Satzung der Bayerischen Landesbank Gi- hältnisses für den Arbeitnehmer entwickelt. rozentrale vom 14.08.1998 enthielt noch keine Begrenzung für die 1184 Wulf, Der Verwaltungsrat öffentlich-rechtlicher Kreditinstitute, S. 92. Haftung des Verwaltungsrats. 1185 Bd. 258. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 265

an die Bayerische Forschungsstiftung abführen1186. Das än- derliche Sorgfalt nach den gesamten Umständen in unge- dert aber nichts daran, dass die Bayerische Landesbank die wöhnlich hohem Maß verletzt und unbeachtet lässt, was im Tätigkeit der Verwaltungsratsmitglieder bezahlt hat und für gegebenen Fall jedem einleuchten müsste. Im Gegensatz zur Verwaltungsräte, die nicht Mitglieder des Kabinetts waren, einfachen Fahrlässigkeit muss es sich bei einem grob fahr- galt die Regelung ohnehin nicht1187. lässigen Verhalten um ein auch in subjektiver Hinsicht un- entschuldbares Fehlverhalten handeln, das ein gewöhnliches Eine Haftungsbegrenzung ergibt sich ferner nicht aus Art. 7 Maß erheblich übersteigt. Abs. 2 Satz 2 des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der Mitglieder der Staatsregierung (Ministergesetz), wonach ein Die Abgrenzung, ob ein Pflichtenverstoß nur leicht oder grob Mitglied der Staatsregierung bei schuldhafter Verletzung fahrlässig ist, bereitet in der Praxis mitunter Schwierigkei- seiner Amtspflicht nur für Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit ten. Eine klare Abgrenzung, wonach mit mathematischer haftet, da die Kabinettsmitglieder beim Erwerb der HGAA Genauigkeit in jedem Einzelfall eine Abgrenzung vorge- nicht als Mitglied der Staatsregierung, sondern als Mitglied nommen werden kann, gibt es nicht. Es handelt sich hierbei des Verwaltungsrats der Landesbank gehandelt haben (funk- um gerichtliche Wertungsfragen. tionale Betrachtungsweise). Aus dem gleichen Grund grei- fen auch die Haftungsbeschränkungen nach Art. 20 Abs. 2 d. Verschulden der Verwaltungsratsmitglieder Satz 3 des Bayerischen Sparkassengesetzes, Art. 20 Abs. 4 Satz 2 der Bayerischen Gemeindeordnung und Art. 49 Abs. 1 Für die Bewertung des Grades der Fahrlässigkeit der Ver- Satz 1 des Bayerischen Gesetzes über kommunale Wahlbe- waltungsräte muss man zwischen den einzelnen Pflichtver- amte nicht ein, die die Haftung ebenfalls auf Vorsatz und letzungen unterscheiden. So hat etwa die Entscheidung, den grobe Fahrlässigkeit beschränken1188. Zustimmungsbeschluss im Umlaufverfahren zu fassen, ein geringeres Gewicht, als die Entscheidung, den Kauf ohne Vor allem aufgrund der Überschreitung der Satzungsbefug- ausreichende Tatsachengrundlage zu genehmigen. nis nach dem BayLBG ist die Begrenzung der Haftung der Verwaltungsräte auf grobe Fahrlässigkeit daher höchstwahr- aa. Alle Verwaltungsräte scheinlich unwirksam. Das bedeutet, dass die Verwaltungsrä- te der Bayerischen Landesbank ebenso wie die Aufsichtsräte aaa. Grob fahrlässige Zustimmung zum Kauf auf unzu- privater Aktiengesellschaften für Vorsatz und jede Form der reichender Tatsachengrundlage Fahrlässigkeit unter Einschluss der einfachen Fahrlässigkeit haften müssen. Das ist deshalb besonders bedeutsam, weil Insbesondere die Entscheidung auf unzureichender Tatsa- alle Mitglieder des Untersuchungsausschusses, einschließ- chengrundlage und ohne ausreichende vorherige Informati- lich der Angehörigen der Regierungsfraktionen von CSU on stellte aber eine Verletzung von Kardinalpflichten dar (24 und FDP, zu dem Ergebnis kommen, dass alle Verwaltungs- offene Punkte!). Hier wurde in gröbster Form verletzt, was räte nicht nur pflichtwidrig, sondern auch fahrlässig gehan- die Hauptaufgabe eines Verwaltungsrats ist: den Vorstand delt haben1189. zu überwachen, § 8 Abs. 1 BayLBG. Es wurde unbeachtet gelassen, was jedem vernünftigen Verwaltungsrat hätte ein- Im Folgenden soll aber noch der Frage nachgegangen wer- leuchten müssen. Wenn eine derartige Verletzung von Kardi- den, ob eine Voraussetzung grober Fahrlässigkeit für die nalpflichten dann noch mit der Erklärung der Verwaltungsrä- Haftung der Verwaltungsräte überhaupt zu einem anderen te einhergeht, sie hätten darauf vertraut, der Vorstand werde Ergebnis führen würde. Wie zu zeigen sein wird, ist dem alle offenen Fragen selbst prüfen, sich mit anderen Worten nicht so. Vielmehr ist selbst dann, wenn man als Haftungs- selbst kontrollieren, und bei eigenen Fehlern auf den Ver- maßstab grobe Fahrlässigkeit voraussetzt, ein Schadenser- waltungsrat zukommen, dann erfüllt das in einer nur noch satzanspruch gegen alle Verwaltungsräte begründet. durch Vorsatz zu überbietenden Weise auch in subjektiver Hinsicht den Vorwurf unentschuldbaren Fehlverhaltens, das bb. Kriterien der groben Fahrlässigkeit ein gewöhnliches Maß erheblich übersteigt. Die Vorstellung, dass sich jeder auf den anderen verlässt, ist genau das, was Fahrlässig handelt nach § 276 Abs. 2 BGB, wer die im Ver- das Landesbankgesetz nicht beabsichtigt hat. Um so etwas kehr erforderliche Sorgfalt außer Acht lässt. Grob fahrlässig zu verhindern, gibt es den Verwaltungsrat. handelt nach ständiger Rechtsprechung der Zivilsenate des Bundesgerichtshofs1190 derjenige, der die im Verkehr erfor- Der Vorwurf grober Fahrlässigkeit trifft hier alle Verwal- tungsräte, die den Beschluss vom 23.04.2007 unterzeichnet haben. 1186 17. Sitzung 13.10.2010, S. 5 1187 Art. 3b des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der Mitglieder bbb. Grob fahrlässiges Unterlassen der Überwachung der Staatsregierung (BayRS II, S. 72 [in Kraft mit Wirkung vom des Vorstands nach der Zustimmung zum Kauf 01.01.2002]) 1188 Nach der ständigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes sind Haftungsmilderungen eng und gegen den auszulegen, der die Haftung Nicht weniger gewichtig war die fehlende Überwachung des abbedingen will (näher Palandt, Kommentar zum Bürgerlichen Ge- Vorstands nach der Zustimmung zum Kauf1191. Hier handelt setzbuch, 70. Aufl. 2011, § 276 Rz. 36) 1189 Bericht der Fraktionen von CSU und FDP unter B.II.2.d.cc.aaa 1190 BGB, Urteil vom 11.07.2007, Az. XII ZR 197/05, NJW 2007, 2988 1191 Siehe oben B. 4. b. cc. Seite 266 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

es sich um eine Verletzung der gleichen Kardinalpflicht wie Ferner ist dieses Argument aber auch aus rechtlichen Grün- bei der Entscheidung über den Kauf. Dass die Überwachung den unbeachtlich: Wäre es zulässig, die Kontrollpflichten auf der Due-Diligence-Phase 2 und die Einhaltung des Kauf- einen Dritten zu übertragen, so müsste sich der Verwaltungs- preislimits durch den Vorstand in den abschließenden Ver- rat schuldhafte Versäumnisse des eingesetzten Kontrolleurs handlungen vom 14.05.2007 kein geringeres Gewicht hat, über § 278 BGB direkt oder analog zurechnen lassen, je ergibt sich schon aus dem Umstand, dass die Kaufverträge nachdem, ob man das Rechtsverhältnis zwischen dem Ver- erst am 22.05.2007 unterzeichnet wurden, d. h. noch rd. ein waltungsrat und der Bank als Auftrag oder auftragähnlich Monat Zeit gewesen wäre, die Entscheidung des Verwal- einstuft. Wenn sich der Verwaltungsrat aber das Verhalten tungsrats vom 23.04.2007 zu revidieren. des Beauftragten bei berechtigter Delegation vollumfäng- lich zurechnen lassen muss, so gilt dies natürlich erst recht, Das Verschulden der fehlenden Überwachung nach der wenn eine derartige Pflichtenübertragung unzulässig ist. So- Zustimmung zum Kauf wiegt hier ferner deshalb ebenso mit haftet der Verwaltungsrat in gleichem Maße und nach schwer, weil die Verwaltungsräte ihre Entscheidung vom den gleichen Maßstäben wie derjenige, auf den die Kont- 23.04.2007 mit der Erwartung begründet haben, dass selbst- rolle übertragen wurde, hier der Vorstand. Da der Vorstand verständlich die offenen Punkte aus der Due-Diligence-Pha- die ihm vom Verwaltungsrat übertragene Pflicht zur Selbst- se 1 abgearbeitet werden1192. Wer aber davon ausgeht, dass kontrolle und zur Offenbarung von Problemen vorsätzlich bei einem derartigen Geschäft noch 24 z. T. sehr gewichtige missachtet hat, ist dieses vorsätzliche Verhalten auch dem Punkte abgearbeitet werden1193, muss das selbstverständlich Verwaltungsrat mindestens nach dem Rechtsgedanken und auch kontrollieren. Diese Kontrolle und Überwachung ist die § 278 BGB im Wege eines Erstrechtschlusses zuzurechnen. wichtigste Aufgabe eines Verwaltungsrats. Wer die Aufgabe schon bei der Entscheidung über den Kauf – grob fahrlässig Bei einigen Verwaltungsräten kommen weitere Gesichts- – nicht erfüllt, muss sie erst recht zumindest dann erfüllen, punkte hinzu: wenn die Daten der Due-Diligence-Phase 2 und die Informa- tion über den abschließenden Kaufpreis vorliegen. bb. Dr. Siegfried Naser

Auch dem Vorsitzenden des Verwaltungsrats Dr. Naser und Die Nichtaufnahme des Erwerbs der HGAA in die Tages- seinem Stellvertreter Prof. Dr. Faltlhauser hätte sich aufdrän- ordnung der Verwaltungsratssitzung vom 20.04.2007 war gen müssen, dass man sich bei 24 offenen Punkten nicht mit eine erhebliche Pflichtwidrigkeit und keine bloße Verletzung der Aussage des Vorstands „alles o.k.“ vom 15.05.2007 be- einer Formalie. Sie hat immerhin dazu geführt hat, dass meh- gnügen kann. rere Verwaltungsräte ihr Fernbleiben von der Sitzung auch mit dem Umstand erklärt haben, dass sie von der beabsich- Etwas anderes ergibt sich für Dr. Siegfried Naser, Hansjörg tigten Entscheidung in dieser Sache nichts wussten. Christmann, Alois Hagl und Karl-Ludwig Kamprath auch nicht aus der Sitzung des Sparkassenverbandes Bayern vom Allerdings hätten die weiteren Verwaltungsräte durch einen 21.05.2007, in dem Werner Schmidt noch einmal zum Er- Beschluss, für den die einfache Mehrheit der abgegebenen werb der HGAA vorgetragen hat, weil der Sparkassenver- Stimmen genügt hätte (§ 10 Abs. 4 Satzung BayernLB, die band, wie die Zeugen wussten, gar nicht die Aufgabe hatte, Behandlung dieses Tagesordnungspunktes in einer separa- den Vorstand zu kontrollieren und die 24 offenen Punkte ten Sitzung verlangen können. Selbst die nicht anwesenden auch gar nicht erörtert wurden. Mitglieder hätten nach § 10 Abs. 6 Satzung BayernLB die Möglichkeit gehabt eine eigene Sitzung zu verlangen. Da- ccc. Keine Berufung auf strafbares Verhalten des Vor- mit haben es die weiteren Verwaltungsräte unterlassen aus standes der Pflichtverletzung ihres Vorsitzenden Konsequenzen zu ziehen. Der Verwaltungsrat kann sich beim Verschuldensvorwurf auch nicht auf einen „Exzess“ des Vorstands berufen: man Durch das Nichtverlangen einer weiteren Sitzung, jeden- müsse nicht damit rechnen, vom Vorstand belogen zu wer- falls aber durch die Unterschrift unter dem Zustimmungsbe- den. schluss vom 23.04.2007, haben die übrigen Verwaltungsräte den Fehler ihres Vorsitzenden, der ohnehin nur zur Anfecht- Dieser Einwand ist schon aus tatsächlichen Gründen un- barkeit des Beschlusses geführt hätte, dann jedenfalls ge- richtig, denn in der Verwaltungsratsvorlage vom 20.04.2007 heilt. Damit stellt sich die weitere rechtliche Qualifizierung standen viele Einzelheiten, die der Verwaltungsrat zum An- des Verschuldens von Dr. Naser in diesem Punkt nicht. lass weiterer Prüfung hätte nehmen müssen1194. Er kann sich deshalb nicht darauf berufen diese Umstände nicht gekannt cc. Prof. Dr. Kurt Faltlhauser zu haben. Bei Prof. Dr. Faltlhauser ergaben sich Hinweise auf eine mögliche Interessenkollision, da er bis Oktober 2007 Baye- 1192 Siehe oben Fußnote 1159. 1193 Erwin Huber hat sogar erklärt: „… es ist state of the art, dass eine rischer Finanzminister, und damit Mitglied des Verwaltungs- Due Diligence ausgearbeitet wird, dass sie in allen einzelnen Punkten rates der Bayerischen Landesbank, aber seit 01.02.2008 be- natürlich vor einem Verkaufsabschluss ausgewertet wird“ (26. Sitzung reits als sog. Senior Advisor Mitglied des deutschen Beirates 02.12.2010, S. 18). 1194 Siehe oben B. 4. b. bb. ddd. (2). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 267

von Rothschild war1195, d. h. des Unternehmens, dass durch ausschuss begnügte sich Erwin Huber mit der flapsigen Be- ein Erfolgshonorar von € 8 Mio. maßgeblich an dem Er- merkung „es kam aus der „heißen Kiste“ nichts als „heiße werb der HGAA durch die Bayerische Landesbank verdien- Luft“1201. te. Auch nach seiner Tätigkeit als Verwaltungsrat der Baye- rischen Landesbank war Prof. Dr. Faltlhauser von Oktober Bei Erwin Huber kommt weiter erschwerend hinzu, dass 2007 bis Ende April 20081196 noch Mitglied des Aufsichts- er in der Sitzung vom 20.04.2007 nicht anwesend und rates der HGAA. noch nicht einmal vertreten war. An der Sitzung nahm nie- mand aus seinem Ministerium teil. Die Tischvorlage vom Prof. Dr. Faltlhauser erklärte dazu, er habe nach dem Ende 20.04.2007 ging deshalb erst am Montag, dem 23.04.2007, seiner politischen Tätigkeit mehrere Angebote von Invest- im Laufe des Vormittags per Post in seinem Ministerium ein, mentbankern bekommen, aber Rothschild ausgewählt, weil wo sie Huber um 17:00 Uhr erhielt. Trotzdem stimmte er es eine so europäische Firma mit bestem Namen sei. mit Fax von 18:58 Uhr dem Kauf in Höhe von € 1,625 Mrd. zu. In seiner Vernehmung vor dem Ausschuss berief er sich Sehr bedenklich war ferner die Meinung von Prof. Dr. Faltl- lediglich darauf, er habe mit Prof. Faltlhauser telefoniert und hauser, er würde jedem abraten einen Vertrag anzuschauen, erklärte, „eine halbe Stunde Briefing bei Faltlhauser ersetzt wenn er Mitglied eines Aufsichtsgremiums ist, bzw. er wür- stundenlanges Lesen von Akten“1202. de sogar jedem abraten, in den Vertrag reinzuschauen1197. Ferner war Prof. Dr. Faltlhauser der Meinung, gegen Be- Ein solches Verhalten erfüllt den Vorwurf grober Fahrlässig- trug könne man als Aufsichtsführender wenig oder nichts keit in vielfacher Weise. Die Überwachung des Vorstands tun1198. Diese Auffassung offenbart ein von vornherein re- ist eine eigene Pflicht jedes Verwaltungsrates und nicht da- duziertes Maß an Überwachung, das der Aufgabe eines Auf- durch zu erfüllen, dass man jemand fragt, ob er den Vorstand sichtsgremiums nicht gerecht wird. Natürlich bedeutet die überwacht hat, schon gar nicht bei einer Transaktion dieser Überwachung der Geschäftsführung keine lückenlose Über- Größenordnung. Erwin Huber kann zwar für sich in An- wachung, aber sie bedarf sehr wohl einer Überprüfung auf spruch nehmen, nicht gewusst zu haben, dass am 20.04.2007 ungewöhnliche Vertragsgestaltungen und in gewissem Maße bereits über den Kauf entschieden werden sollte, weil Dr. auch auf mögliches betrügerisches Handeln von Geschäfts- Naser diesen Tagesordnungspunkt pflichtwidrig nicht in die führungsorganen. Wer beides von vornherein nicht zu seinen Einladung aufgenommen hatte. Das kann Erwin Huber aber Aufgaben als Verwaltungsrat rechnet, nimmt seine Tätigkeit nicht entlasten, weil er nach § 10 Abs. 6 Satzung BayernLB nicht sachgerecht wahr. der Entscheidung im Umlaufbeschluss hätte widersprechen bzw. seine Unterschrift verweigern können und mangels an- Hinzu kommt, dass gerade der Vorsitzende und sein Stell- gemessener Prüfung auch müssen. vertreter besondere Informationsmöglichkeiten hatten. Nur sie können nach § 7 Abs. 7 Satz 1 Satzung BayernLB an ee. Dr. Günther Beckstein den Sitzungen des Vorstandes teilnehmen. Ferner fanden in der Bayerischen Landesbank tatsächlich regelmäßig Dreier- Dr. Beckstein hat bei besonders vielen Verwaltungsratssit- gespräche zwischen dem Vorstandsvorsitzenden sowie dem zungen gefehlt. In den Jahren 2005 bis 2007 nahm er ledig- Vorsitzenden und dem Stellvertreter des Verwaltungsrates lich an 9 von 31 Sitzungen teil. Insbesondere zum Erwerb statt. Diese besonderen Möglichkeiten mussten auch durch der HGAA war Dr. Beckstein weder in der Sitzung vom entsprechende Nachfrage wahrgenommen werden, statt ih- 20.03.2007, noch in der Sitzung vom 20.04.2007 anwesend. nen von vornherein durch eine entsprechende Grundeinstel- Allerdings wusste auch er vor der Sitzung vom 20.04.2007 lung Desinteresse entgegenzubringen. noch nicht, dass bereits über den Kauf der HGAA entschie- den werden sollte. Anders als Erwin Huber wurde er aber dd. Erwin Huber noch am gleichen Tag von seinem Amtschef informiert, der die Sitzung wahrgenommen hatte. Für den Zeugen Erwin Huber kommt erschwerend hinzu, dass er als Einziger über die Brisanz des Geschäfts vorab Durch seine Unterschrift unter den Beschluss vom informiert war. Sein Staatssekretär Hans Spitzner, der in der 23.04.2007 ohne genügende vorherige Prüfung handelte Verwaltungsratssitzung vom 20.03.2007 anwesend war, hat- aber auch er grob fahrlässig. te Erwin Huber danach informiert „pass auf, das ist eine hei- ße Kiste“1199. Diesen Hinweis seines, nach dem Eindruck des ff. Georg Schmid Ausschusses sehr erfahrenen und kompetenten, Staatssekre- tärs nahm Erwin Huber aber nicht ernst, sondern behauptete: Georg Schmid fehlte während seiner Tätigkeit als Verwal- „bei Spitzner gibt es viel „heiße Kisten“1200.“ Auf weitere tungsrat vom 01.11.2003 bis 16.10.20071203 an 15 von 31 Nachfrage in seiner Vernehmung vor dem Untersuchungs- Sitzungen1204. Auch er war weder am 20.03.2007 noch am 20.04.2007 anwesend.

1195 14. Sitzung 28.09.2010, S. 69 von Harald Güller (SPD) ermittelt. 1196 Bd. 176, S. 373. 1201 Erwin Huber, 26. Sitzung 02.12.2010, S. 59. 1197 14. Sitzung 28.09.2010, S. 102 f. 1202 Erwin Huber, 26. Sitzung 02.12.2010, S. 36. 1198 14. Sitzung 28.09.2010, S. 137. 1203 20. Sitzung 28.10.2010, S. 63. 1199 Hans Spitzner, 14. Sitzung 28.10.2010, S. 16. 1204 Vorhalt von Harald Güller, SPD (20. Sitzung 28.10.2010, S. 80), der 1200 Erwin Huber, 26. Sitzung 02.12.2010, S. 29. vom Zeugen Georg Schmid bestätigt wurde (a. a. O. S. 81). Seite 268 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

gg. Hans Schaidinger des Handelns des Verwaltungsratsmitglieds darlegen und be- weisen. Aufgefallen ist im Untersuchungsausschuss ferner der Re- gensburger Oberbürgermeister Hans Schaidinger. Er sitzt Das Mitglied des Verwaltungsrats muss dagegen darlegen bis heute im Verwaltungsrat der BayernLB, wusste aber und beweisen, dass die Zustimmung zum Kauf der HGAA selbst Ende 2010 noch nicht, was die Bank wirklich gekostet bzw. sein sonstiges Handeln oder Unterlassen nicht pflicht- hat1205. Hier offenbart sich ein Desinteresse an den finanziel- widrig war und er nicht schuldhaft gehandelt hat. Die Be- len Schäden der bayerischen Bürger, das das seiner Kollegen weislastumkehr des § 93 Abs. 2 S. 2 i.V.m. § 116 AktG gilt aus dem Verwaltungsrat noch übersteigt. hier entsprechend1206. e. Kausalität C. Bewertung einzelner Personen und der Eigentümer- aa. weitere Verwaltungsratssitzung seite der BayernLB

Insbesondere Dr. Naser hat eingewandt, eine weitere Ver- 1. Die Staatsseite waltungsratssitzung hätte nichts gebracht, da die Vorstände die Verwaltungsräte genauso im Unklaren gelassen hätten, Der Freistaat Bayern stimmte als 50-prozentiger Eigentümer wie Werner Schmidt dies mit den Sparkassenvertretern am der BayernLB der größten Transaktion der Geschichte dieser 21.05.2007 getan hat. Bank in einem rein formalen Akt zu. Das Kabinett nahm den Erwerb der Hypo Group Alpe Adria (HGAA) lediglich zur Dem ist in mehrerlei Hinsicht zu begegnen: Kenntnis, obwohl es sich dabei um ein Prestigeprojekt des damaligen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber handelte Zum einen gilt auch hier das Zurechnungsargument: Wer und der Kauf auch erhebliche Auswirkungen auf den Staats- zulässt, dass sich die zu kontrollierenden Vorstände selbst haushalt haben konnte, die sich dann in der Folge auch leider kontrollieren, muss sich auch arglistiges Verschweigen zu- eingestellt haben. Die Staatsregierung unternahm nichts im rechnen lassen. Hinblick auf die mangelhafte Organisation des sogenannten Back Office, das die Minister bei ihrer Tätigkeit als Verwal- Darüber hinaus hätten die Verwaltungsräte die Verpflichtung tungsratsmitglieder sachkundig unterstützen sollte. Genauso gehabt, Nachfragen zu stellen. Dass der Vorstand diese Fra- wenig unterband sie parteipolitische Ratschläge des Back gen wahrheitswidrig beantwortet hätte, ist eine unbewiesene Office in den einzelnen Ministerien. Spekulation. Aus einem bloßen Verschweigen den Schluss zu ziehen, der Vorstand hätte auch auf Fragen bewusst falsch Das Kabinett nahm am Tag der Unterzeichnung der Kaufver- geantwortet, ist nicht zulässig. träge am 22. Mai 2007 den Erwerb lediglich auf Grundlage eines schriftlichen Berichts des damaligen Finanzministers Schließlich hätten die Verwaltungsräte die Pflicht gehabt, Prof. Dr. Kurt Faltlhauser zur Kenntnis. Prof. Dr. Faltlhau- sich im Rahmen einer neuen Sitzung entweder den vorläu- ser, der der Unterzeichnung in Klagenfurt beiwohnte, stand figen Bericht der Due-Diligence-Phase 2 durchzulesen oder damit für etwaige Rückfragen nicht zur Verfügung. Der die Vertreter von Rothschild in der Verwaltungsratssitzung Freistaat hatte die gesetzlich erforderliche Zustimmung zu zu hören. Spätestens durch diese Maßnahme wären etwaige diesem Zeitpunkt allerdings schon erteilt. Ministerialdirigent Unwahrheiten aufgeflogen. Paul Bodensteiner erklärte im Untersuchungsausschuss, dass der Zustimmung ein Automatismus zugrunde lag: „Aber es bb. Hinweise der Wirtschaftsprüferin Corinna Linner war eine Praxis, die ja in der Satzung festgeschrieben ist, das Zustimmungserfordernis. Später kam’s ins Gesetz, 2002. Das war seit 38 Jahren, war das eine Regelung, die muss ei- Inwieweit eine zeitnahe Verfolgung der Hinweise der Wirt- 1207 schaftsprüferin Corinna Linner im Juli 2009 noch zu einer gentlich allen bekannt gewesen sein.“ Der Landtag wurde Reduzierung des Schadens für die Bank geführt hätte, ist mit dem Erwerb nicht befasst. offen. Zumindest wäre aber eine frühere Verfolgung der Schadensersatzansprüche der Bank gegen die beim Kauf der Bodensteiner unterzeichnete am 10. Mai 2007 die gesetzlich 1208 HGAA beteiligten Verwaltungsräte möglich gewesen. erforderliche Zustimmung des Freistaats , bei der es sich um „rein formale[n] Akt ohne weitere Prüfung“1209 handelte. f. Beweislast Bodensteiner lagen weder Ergebnisse der Due-Diligence- Phase II vor, noch die Verwaltungsratspräsentation vom Um einen Schadensersatzanspruch gegen Mitglieder des 20. April 2007, auf deren Grundlage der Verwaltungsrat den Verwaltungsrats geltend zu machen, muss die Bayerische Umlaufbeschluss vom 23. April 2007 unterzeichnet hatte. Er Landesbank lediglich die Handlung des Verwaltungsratsmit- glieds, die sie für pflichtwidrig hält (hier v. a. die Zustim- mung zum Erwerb der HGAA durch den Beschluss vom 1206 Reiner Schmidt, Rechtsgutachten, S. 78 mwN., Lutter, Rechtsgutach- 23.04.2007), die Höhe des Schadens und die Ursächlichkeit ten, S. 63. 1207 Bodensteiner (23/33). 1208 Bd. 149, S. 164 f. 1205 25. Sitzung 30.11.2010, S. 137. 1209 Bodensteiner (23/32). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 269

bestätigte, dass es damals keinen Kontakt zu Verwaltungs- Die Vertreter des Freistaats haben es allerdings nicht nur ratsmitgliedern oder Beamten gab1210. versäumt, die entsprechenden Abteilungen intern zu organi- sieren. Trotz permanent wiederkehrender Beschwerden aus Bodensteiners Aussage entlarvt den von Verwaltungsratsmit- dem Back Office1212 haben die Verwaltungsratsmitglieder gliedern der Staatsseite behaupteten „Gremienvorbehalt“ des nicht veranlasst, dass der Vorstand die Arbeit mit umfang- Umlaufbeschlusses als Mythos. Das Kabinett hat nicht ver- reichen Tischvorlagen einstellt und kurzfristige Änderun- hindert, dass der Freistaat dem milliardenschweren Erwerb gen der Tagesordnungen unterlässt. Hätten die Vertreter der automatisch zustimmt, obwohl weder der Due-Diligence- Staatsregierung diese Mängel abgestellt, wäre Ihr Back Of- Bericht noch der Prüfbericht der Oesterreichischen oder fice in der Lage gewesen, ihre Tätigkeit im Verwaltungsrat der Kaufvertrag vorlagen. Es war damit Teil eines Systems mit Fachwissen zu unterstützen. Insbesondere wäre es für der organisierten Unverantwortlichkeit: Die Staatsregierung den Vorstand der BayernLB nicht möglich gewesen, eine hat sich auf den Verwaltungsrat verlassen, der Verwaltungs- milliardenschwere Investition wie den Erwerb der HGAA rat auf den Vorstand, der Vorstand darauf, dass schon alles auf der Tagesordnung der Verwaltungsratsitzung vom 20. gut gehen wird. Wie unverantwortlich dieses Vorgehen der März 2007 unter „Verschiedenes“ bzw. am 20. April 2007 damaligen Staatsregierung ist, zeigt der Vergleich mit dem unter „Aktuelles“ zu verstecken. Tatsächlich haben sich die Verfahren bei der Abgabe der HGAA: erst da wurde das Ka- Vertreter des Freistaats im Verwaltungsrat von Vorstand und binett befasst und der Ministerpräsident hat sich persönlich Vorstandstab der BayernLB das Heft aus der Hand nehmen in die Verhandlungen eingeschaltet und „das letzte Wort ge- lassen. sprochen.“ Vor diesem Hintergrund ist erstaunlich, in welchem Ausmaß Die Staatsregierung beseitigte auch nicht die Mängel in die Vertreter des Freistaats sich auf ihre Mitarbeiter und die den Kommunikationsabläufen zwischen Verwaltungsrats- vorbereitenden Vermerke verlassen haben. Das angeblich mitgliedern, ihren Stellvertretern sowie dem Back Office. ausgeklügelte Ampelsystem des Innenministeriums wurde Es war grundsätzlich nicht gewährleistet, dass die Stellver- weder für die Sitzung am 20. April 2007 noch für den Um- treter für verhinderte Minister und Staatssekretäre an Ver- laufbeschluss am 23. April 2007 angewandt. Eine typische waltungsratssitzungen teilnehmen1211. Der Extremfall ist Aussage für die Haltung der Verwaltungsratsmitglieder tä- das Wirtschaftsministerium, das zum damaligen Zeitpunkt tigte Dr. Beckstein: „Ich habe Mitarbeiter, deren Hauptauf- nicht auf Beamtenebene im Verwaltungsrat präsent war, also gabe es ist, diese Fragen vollständig zu klären, die die Wei- überhaupt nicht vertreten war, wenn der Minister oder sein sung haben, irgendwelche Besonderheiten mir vorzutragen. Stellvertreter auf eine Teilnahme verzichteten. Darüber hin- Da ist nichts gekommen, sodass ich mich darauf verlassen aus wurde auch nicht dafür Sorge getragen, dass Mitglieder habe und verlassen konnte, dass die Frage normal den Weg und Stellvertreter auf den gleichen Kenntnisstand gebracht geht, sage ich mal.“1213 Tatsächlich haben Dr. Beckstein und werden. Auch hier ist wieder das Wirtschaftsministerium seine Kollegen im Verwaltungsrat nie Unterlagen angefor- der Extremfall: Denn hier konnte nicht einmal eine formel- dert, die im Ministerium hätten analysiert werden können. le Informationsweitergabe erfolgen, wenn die Tischvor- lagen wieder eingesammelt, die Protokolle der Sitzungen Auffallend ist außerdem, dass nicht sichergestellt war, dass aber häufig erst zum übernächsten Termin versandt wurden. die zuständigen Referatsleiter und Sachbearbeiter kontinu- Auch an dieser Stelle zeigt sich, wie segensreich ein Unter- ierlich mit der HGAA befasst waren1214. Direkte Rückfragen suchungsausschuss wirken kann, denn in der Folge hat das der Verwaltungsratsmitglieder waren nach Angaben der Be- Wirtschaftsministerium seine Praxis geändert. Im Vermerk amten unüblich. Auf die oberflächlichen Vermerke für den IV/6 vom 23. November 2009 heißt es: „Die Oppositions- Umlaufbeschluss vom 23. April 2007, die Anlass zu Fragen fraktionen werden in Kürze die Einrichtung eines Untersu- gegeben hätten, gab es im Wirtschafts- und Innenministeri- chungsausschusses beantragen, in dem die Vorgänge beim um jedenfalls keine1215. Erwerb der Beteiligung an der Hypo Group Alpe Adria im Jahr 2007 geprüft werden sollen. Empfehlung: Im Hinblick Die Staatsregierung beseitigte den Interessenkonflikt zwi- auf eine voll umfassende Bewertung der weiteren Entwick- schen Verwaltungsratmitgliedern und jenen Vertretern des lung und Problemstellungen der BayernLB erscheint die Freistaats nicht, die im Verwaltungsrat die Rechtsaufsicht regelmäßige Teilnahme eines Vertreters der Abteilung IV ausübten. Vielmehr bekamen letztere regelmäßig auch die an den Sitzungen des Verwaltungsrats empfehlenswert. Vor Vermerke aus dem Back Office, auf deren Grundlage be- diesem Hintergrund erscheint die Teilnahme des offiziellen triebswirtschaftliche Entscheidungen getroffen wurden. Der Vertreters des StMWIVT für die vollständige Dauer der Sit- damalige Leiter des Referat 51 im Finanzministerium Dr. zung erforderlich. Sollte Herrn Staatsminister die Teilnahme Tobias Haumer erklärte dazu: „Das ist im Landesbankgesetz zeitlich nicht in vollem Umfang möglich sein, könnte Frau so angelegt. Es gibt den Verwaltungsrat mit Mandatsträgern. Staatssekretärin oder Herr Ministerialdirektor die Vertretung Es gibt die Rechtsaufsicht, die der gemeinsamen Ebene im übernehmen.“ Finanzministerium obliegt. Wie gesagt, man kann das nicht

1212 Pinegger (20/165). 1213 Beckstein (20/203). 1210 Bodensteiner (23/32). 1214 Pinegger (22/166f.), Körner (21/36 f.), Fink (21/116). 1211 Fink (21/116), Poxleitner (24/153). 1215 Haumer (22/32). Seite 270 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

immer messerscharf trennen. Es sind dann im Endeffekt Das Back Office in den jeweiligen Ministerien erledigte auch verschiedene Bereiche umzusetzen“1216. Tatsächlich demnach Aufträge politischer Natur. Es unterstützte die Ent- gibt es keine Anzeichen dafür, dass in der Praxis überhaupt scheidungsträger dabei, die Aufklärung des Milliardendeba- auf die Abgrenzung von Kompetenzen Wert gelegt wurde. kels HGAA zu erschweren.

Die Staatsregierung erlaubte, dass Referate, die mit der Der Freistaat muss zukünftig zwingend dafür sorgen, dass HGAA befasst waren, sachfremde politische Einschätzun- seine Mitglieder bei Sitzungen des Verwaltungsrates anwe- gen vornahmen. Aus den Akten geht hervor, dass die Infor- send sind bzw. durch Stellvertreter vertreten werden. mationspolitik gegenüber dem Landtag restriktiv war. In einem Vermerk vom 27. November 2009 des Referats IV/6 2. Die Sparkassenseite wird festgestellt, dass eine „Fortsetzung der als restriktiv bzw. selektiv bewerteten Informationspolitik […] angesichts Im Jahr 2007, zum Zeitpunkt des Erwerbes der Beteiligung der klaren Positionierung aller Fraktionen des Bayerischen an der HGAA, hielten die Bayerischen Sparkassen über den Landtags nicht zielführend sein [dürfte]“1217. In einem Ver- Bayerischen Sparkassenverband noch 50 Prozent an der merk vom 19. Januar 20091218 wird Staatsminister Zeil sogar BayernLB. Im Januar des Jahres 2010 betrug der Anteil der geraten, keine Aussagen im Verwaltungsrat zu tätigen, damit Sparkassen gerade noch 5,97 %. diese nicht protokolliert werden. Zweck dieses Vermerks ist es, Untersuchungsausschüssen kein belastendes Beweisma- 10 Milliarden Euro an Kapitalstützungsmaßnahmen durch terial zu überlassen. den Freistaat Bayern waren aufgrund von Missmanagement des Vorstandes und nicht ausgeübter Kontrollfunktion des Offen parteipolitisch motiviert ist der Vermerk des Referats Verwaltungsrates zur Rettung der BayernLB notwendig. 511219, in dem Minister Fahrenschon geraten wird, Kaufinte- Millionenschwere Abschreibungen und Wertberichtigungen ressenten Ashmore abzuwimmeln, weil diese in einem Steu- bei den Sparkassen und die Abgabe eines Großteils ihrer Be- erparadies ansässige Investmentgesellschaft zu einer Bürde teiligung an der BayernLB waren die Folge. im Wahlkampf werden könne. Ein gewichtiger Teil des BayernLB-Misserfolges resultierte Das Referat 51 behinderte auch die Untersuchung der Son- aus dem Fehlinvestment in die HGAA, das sich insgesamt derbeauftragten Corinna Linner. So beschäftigt sich eine auf 3,75 Milliarden Euro summierte. Sachbearbeiterin in einer E-Mail vom 10. Juni 2009 damit, wie Linners kritischer Bericht über den HGAA-Erwerb in Am 21.05.2007 stellten die BayernLB-Vorstände Werner der Sitzung vom 21. Juli 2009 entschärft werden kann1220. Schmidt und Theo Harnischmacher den Gremien der Spar- Sie empfiehlt, Linner nicht zu erlauben, neutrale Mitarbei- kassenorganisation, bestehend aus dem Sparkassenverbands- ter zu ihrer Unterstützung heranzuziehen1221. Referatsleiter vorstand, dem Kommunalen Beirat, dem Fachbeirat und Dr. Haumer bestätigte im Untersuchungsausschuss auch die dem Arbeitskreis Beteiligungen, im Rahmen einer gemein- Existenz eines Treffens im Vorfeld der entscheidenden Sit- samen Informationsveranstaltung die Rahmenbedingungen zung, bei dem Prof. Dr. Faltlhauser anwesend war1222. Dar- des Einstiegs bei der HGAA vor. Im Anschluss daran fand über hinaus habe es eine „Vielzahl von Besprechungen“ im eine Sitzung des Sparkassenverbandsvorstandes statt, der die Vorfeld der Sitzung gegeben. Einen entsprechenden Versuch Genehmigung an diesem Tag sofort erteilte. Nach Ziffer 4 des Innenministeriums, Linner von der Untersuchung der Satz 2 der BayernLB-Satzung war die Zustimmung des An- Pflichtverletzungen beim Erwerb der HGAA abzuhalten, teilseigners Sparkassenverband notwendig zum Erwerb des belegt auch der Vermerk der Abteilung IB 21223. Es wird HGAA-Anteils. Beide Sitzungen dienten der Vorbereitung empfohlen, Linner zu verdeutlichen, dass die Suche nach und der Zustimmung zu dieser Entscheidung. Schuldigen nicht zu ihrem Auftrag gehört: „Ziel der Be- stellung war nicht eine Aufarbeitung der Vergangenheit im Vonseiten des Verwaltungsrates der BayernLB nahmen Dr. Sinne einer Suche nach Schuldigen…U.E. sollte daher der Naser, Kamprath, Christmann und Hagl teil. Das spätere Sonderbeauftragten nochmals ihre eigentliche Aufgabenstel- Verwaltungsratsmitglied Schiminski (ab 01.05.2009), Vor- lung verdeutlicht werden1224. Schön wäre gewesen, wenn es standsvorsitzender der Sparkasse Bayreuth, nahm an der Sit- bei der Kaufentscheidung so intensive Sitzungstätigkeit ge- zung als Obmann der Oberfränkischen Sparkassen teil. geben hätte. Der Titel der von Werner Schmidt vorgetragenen Präsenta- tion lautete „Gremiensitzung des SVB – Informationen zum Erwerb von 50,22 % an der Hypo Alpe-Adria Group.“ Bei den darin präsentierten Vorlagen handelte es sich allerdings 1216 Haumer (22/27). um eher aussageschwache Informationen aus der Verwal- 1217 Bd. 141, S. 370, vgl. Zeil (27/10). tungsratspräsentation vom 20.04.2007.1225 1218 Bd. 142, S. 298, vgl. Zeil (27/11). 1219 Bd. 167, S. 170 ff., vgl. Fahrenschon (26/197 f.). 1220 Haumer (22/45). Eine der elementaren Aussagen bei diesen Veranstaltungen, 1221 Vgl. Haumer (22/47). die auch protokolliert ist, war die von Werner Schmidt bezüg- 1222 Haumer (22/45). 1223 Bd. 107, S. 398. 1224 Vgl. Körner (21/70). 1225 Protokoll der Sitzung 21.05.2007, Bd. 137. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 271

lich der geprüften Kredite: „Es wurden alle Großkredite über notwendige Kapitalerhöhung von 250 Mio. Euro auf Spar- 10 Mio. Euro geprüft“, sagte er auf die Frage eines Sparkas- kassenseite. Nach dem Vortrag wurde diese Zustimmung auf senvorstandes. Diese Aussage wurde auch vom Vorstand der der Basis unvollständiger Unterlagen (abgespeckte Präsen- Sparkasse Bad Neustadt/Saale, Herrn Schmautz, in persön- tation) und irreführender Aussagen (alle Großkredite geprüft lichen Aufzeichnungen notiert.1226 „Außerdem“, so Schmidt und abgezogen) gegeben, ohne dass die Vertreter der Spar- weiter, „seien die Wertberichtigungen für diese Kredite vom kassen im Verwaltungsrat korrigierend eingriffen. Kaufpreis abgezogen worden.“ Diese Aussagen waren nicht zutreffend, wie Werner Schmidt anlässlich seiner Verneh- Interessant ist auch, dass diese Präsentation zwar von der mung vor der Staatsanwaltschaft schließlich selbst revidier- BayernLB zur Verfügung gestellt wurde, Dr. Naser sie den te.1227 Weiterhin sagte er bei dieser Gelegenheit aus, dass er Sparkassenvorständen aber präsentierte.1230 Dies ist ein In- die Wichtigkeit der Veranstaltung vom 21.05.2007 nicht sehr diz, dass er tiefer in der Materie war, als er zugab. Die ab- hoch einstufte und sie eher als lästige Pflicht betrachtete.1228 gewandelte Version dieser Unterlagen fand somit seine Zu- stimmung. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Sachlage so dar, dass den anwesenden Vorständen der Sparkassenorganisation In den beiden Sitzungen wurde ausweislich der Protokolle anscheinend wissentlich falsche Angaben gemacht wurden. nicht über die Ausgestaltung der abgeschlossenen Verträge Korrigierend hätten also lediglich die Mitglieder des Verwal- berichtet. Es gingen wohl alle anwesenden Sparkassenvor- tungsrates eingreifen können, da sie in ihrer Funktion in der stände vom Einschluss üblicher Garantien und Gewährleis- BayernLB direkte Informationen hätten haben können. Al- tungen aus. An dieser Stelle hätte Dr. Naser berücksich- lerdings haben sie selbst bezüglich der geprüften Großkredi- tigen oder einarbeiten müssen, dass die Verträge entspre- te nicht detailliert nachgefragt oder kontrolliert, weder in der chende Vereinbarungen nicht enthielten. Laut Aussage von Verwaltungsratssitzung vom 20.04.2007 noch anderweitig. Werner Schmidt hat er Dr. Naser und Prof. Faltlhauser am 15.05.2007 darüber informiert, dass der Kaufvertrag keine Nicht nachvollziehbar ist allerdings, warum sie nicht darauf Bonus-Malus-Regelung enthält.1231 gedrungen haben, die Unterlagen aus der dem Verwaltungs- rat am 20.04.2007 vorgelegten Präsentation vor den Spar- Im Juni 2007 erreichte Dr. Naser ein Anschreiben des Vor- kassengremien zu verwenden. Nur so hätte gewährleistet standsvorsitzenden der Stadtsparkasse München, Herrn werden können, dass auch kritische Punkte in die Diskussion Strötgen, unter anderem mit der Frage nach Garantien im einfließen. Damit wäre ein kompletter Datentransfer in die Kaufvertrag. Herr Naser forderte den Vorstandsvorsitzen- Diskussion eingebracht worden. den der BayernLB, Herrn Werner Schmidt, auf, den Brief zu beantworten. In seinem Antwortschreiben mit Datum Auffällig ist die Tatsache, dass die beiden Sitzungen ins- 12.06.2007 weist Werner Schmidt explizit auf den Aus- gesamt nur 1¼ Stunden dauerten. Es sollte damit die Zu- schluss von Garantien und Gewährleistungen im Kaufver- stimmung zum größten Geschäft in der Geschichte der Bay- trag hin.1232 Es heißt dort auf die Frage „Sind Altlasten aus- ernLB und zu einer Kapitalzuführung von 250 Mio. Euro geschlossen?“: „Der Kaufvertrag enthält keine Gewährleis- vonseiten der Sparkassen gewonnen werden. Anscheinend tungen vonseiten der HGAA bzw. deren Eigentümer.“ haben sich die Sparkassen auf ihre Vertreter im Verwal- tungsrat der BayernLB verlassen und die Verantwortung in Noch deutlicher war der Sachverhalt nicht zu formulieren. deren Hände gelegt. Offensichtlich war ihnen aber bewusst, Diese Information hätte die Sparkassenvorstände im Verwal- dass zwar sehr umfangreiche Informationen, allerdings mit tungsrat aufschrecken müssen. Dr. Naser, Herr Hagl, Herr wenig Aussagekraft präsentiert wurden. Zumindest äußerte Kamprath als Sparkassenvertreter akzeptierten stillschwei- Herr Schiminski es habe einen „halben Film“ gegeben an gend den vollkommenen Garantieausschluss beim Kauf ei- Power Point-Folien, aber sicher keine Details.1229 Wie man ner Milliardenbank. Die beiden letzten als ehemalige Ver- auf einer derartigen Basis entscheidet, konnte vom Untersu- bandsprüfer.1233 Dieser Vorgang dürfte in der Bankenwelt chungsausschuss nicht geklärt werden. einmalig sein.

Zu der Aussage verschiedener Verwaltungsratsmitglieder Als erfahrene Politiker und Verwaltungsräte in ihren Spar- vor dem Untersuchungsausschuss bei dem Umlaufbeschluss kassen waren die Herren Christmann und Schaidinger auf zum Erwerb der HGAA vom 23.04.2007 hätte es sich um der Seite der Sparkassenvertreter ebenso untätig. einen Beschluss unter Gremienvorbehalt gehandelt, ist an- zumerken, dass die Zustimmung des Anteilseigners zwar Dr. Naser sagte vor dem Untersuchungsausschuss auf die notwendig war (siehe oben), dass es sich allerdings bei den Frage, ob der Gewährleistungsausschluss noch einmal the- genannten Gremien nicht um Organe der BayernLB handelt. matisiert worden wäre, das sei kein Thema für diese Ver- Insbesondere war die Zustimmung somit wichtig für die bandsversammlung, da operatives Geschäft.1234 An dieser Stelle erübrigt sich jeder weitere Kommentar.

1226 Bde. 181, 182. 1227 Bd. 267, Vernehmung vor der Staatsanwaltschaft vom 15.09.2010, 1230 Schaidinger (25/181). S. 18. 1231 Bd. 298, BV Werner Schmidt, S. 3. 1228 Bd. 267, Vernehmung vor der Staatsanwaltschaft vom 15.09.2010, 1232 BMB 02_44, S. 90 f. S. 21. 1233 Schaidinger (25/117). 1229 Schiminski (18/152 ff.). 1234 Naser (15/259). Seite 272 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Wichtig ist es, noch einen Blick auf die Tätigkeit und Ver- Laut einem Vermerk vom 26.03.20101236 hat Prof. Dr. Kurt antwortung des Bayerischen Sparkassenverbandes zu wer- Faltlhauser der Staatsanwaltschaft München I von einem fen. Bei der, mit rund 500 Mitarbeitern besetzten, zentralen „Jour Fixe“ berichtet, den ihm Beckstein, Schmid und wei- Dienstleistungseinheit der Bayerischen Sparkassen existiert, tere ungenannte Personen im Vorfeld ihrer Einvernahme analog zum Freistaat Bayern, ein Bereich Beteiligungen. Der vorgeschlagen hatten. Prof. Dr. Faltlhauser verwendet im für die Beteiligung des Sparkassenverbandes an der Landes- Gegensatz zu den anderen Vertretern des Freistaats im Ver- bank zuständige Mitarbeiter ist Herr Alois Wirth, der auch waltungsrat sowie den Beamten nicht die Begriffe „Gremi- an den Sitzungen des Verwaltungsrates teilnimmt. Die Vor- envorbehalt“ und „Geschäftsgrundlage“ im Zusammenhang und Nachbereitung von Unterlagen, die Sparkassen-Verwal- mit dem Umlaufbeschluss vom 20.04.2007. Vielmehr hat er tungsräten zum Zwecke der Ausübung ihrer Kontrollfunk- den behaupteten Sachverhalt im Untersuchungsausschuss tion von der BayernLB zur Verfügung gestellt werden, ist umschrieben, dass der Umlaufbeschluss den Vorstand zur dabei seine Hauptaufgabe. Dazu gehören nicht nur sitzungs- Wiedervorlage verpflichtet hätte, falls nicht alle 24 offenen relevante Präsentationen, sondern auch Statusberichte, wie Fragen durch die Due-Diligence-Phase II geklärt werden Jahresabschlüsse, Quartalsberichte, usw., der Landesbank können. Prof. Dr. Faltlhauser überprüfte aber nicht, ob sich und ihrer Tochterunternehmen. Die daraus gewonnenen Er- der Vorstand an die von ihm angenommene Pflicht gehalten kenntnisse sollen primär in die Überwachungsaufgabe der hatte. Verwaltungsräte der Sparkassenseite, einfließen. Inwieweit von dieser Möglichkeit und in welcher Qualität Gebrauch Prof. Dr. Faltlhauser hat im Untersuchungssauschuss ausge- gemacht wurde, konnte im Untersuchungsausschuss nicht sagt, dass er zum Zeitpunkt des Erwerbs keine Kenntnis vom befriedigend geklärt werden. Angebot des damaligen Kärntner Landeshauptmanns Hai- der, der BayernLB eine Mehrheit an der HGAA unter Um- Die Aussage von Herrn Wirth vor dem Untersuchungsaus- gehung von Grazer Wechselseitigen und Berlin & Co Sarl. schuss war sehr ausweichend. Allerdings beantwortete er zu beschaffen, hatte. Ein solches Angebot, mehr Anteile als auf die Frage, ob er die Abarbeitung der 24 offenen Punkte ursprünglich in Aussicht zu verkaufen, unterbreitete Haider aus der Präsentation der Due Diligence in der Verwaltungs- der Versicherungskammer Bayern (VKB) bei einem Treffen ratssitzung vom 20.04.2007 irgendwann geprüft habe, klar: am 3.05.2007. Prof. Dr. Faltlhauser hat erklärt, dass ihm der „Nein, habe ich nicht geprüft.“ Sachverhalt erst im Vorfeld seiner Einvernahme durch den Untersuchungssauschuss bekannt geworden ist, als ihm Dr. Auf die Anschlussfrage, wer das dann geprüft hätte, antwor- Naser das Überleitungsschreiben der VKB vom 04.05.2007 tet Herr Wirth: „Weiß ich nicht.“ Er räumte ein, dass er ge- gezeigt habe1237. Damals habe ihn Dr. Naser nicht über die prüft hätte, wenn er einen Auftrag dazu erhalten hätte.1235 Angelegenheit informiert1238.

Diese Auffassung von der Tätigkeit und Verantwortlichkeit Prof. Dr. Faltlhauser hat den strategischen Vorteil der einer speziellen Beteiligungsabteilung ist mehr als fragwür- schließlich durchgeführten Variante eines Mehrheitserwerbs dig. Die Millionenabschreibungen der Sparkassen resultie- betont, der darin bestünde, den Alteigentümer Land Kärn- ren zum Teil sicher aus nicht geleisteter Kontrolltätigkeit des ten weiterhin mit rund 20 % an der HGAA zu beteiligen: Sparkassenverbandes Bayern. „Das ist einfach charmanter, wenn man das Land selber mit drin hat. Ob das jetzt von Herrn Haider geführt wird, ist eine 3. Bewertung einzelner Personen und der Eigentümer- andere Frage. Aber insofern hat sich diese Frage konkret in seite der BayernLB der strategischen Vorgehensweise nicht gestellt.“1239 Im Üb- rigen sei die Lage damals zu unübersichtlich gewesen: „Das 1. Kurt Faltlhauser schien mir alles kompliziert zu sein, was da ein Vertreter – ich kenne die Person ja gar nicht – der Bayerischen Versiche- Prof. Dr. Kurt Faltlhauser war zum Zeitpunkt des Erwerbs rungskammer sagt. Das ist nicht meine Kiste.“1240 der Hypo Group Alpe Adria (HGAA) Finanzminister und stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats der Bay- Die grundsätzliche Bereitschaft der Grazer Wechselseitigen erischen Landesbank. Er prüfte nicht die Möglichkeit eines (GraWe), der BayernLB bereits Ende 2006 einen Direkter- günstigeren Direkterwerbs von Anteilen an der HGAA unter werb zu ermöglichen1241, bezeichnete Prof. Dr. Faltlhauser Umgehung der Berlin-Gruppe. Er verschwieg dem Landtag als bloß theoretische Möglichkeit, weil die Berlin-Gruppe die Rolle der Berlin-Investorengruppe. Er verlangte nicht sich bereits eine Sperrminorität gesichert habe: „Wissen Sie, nach einer Sondersitzung für die Beschlussfassung über den die waren ja zu dem Zeitpunkt, wo wir begonnen haben, [an Erwerb der HGAA, sondern begnügte sich damit, über die die] HGAA zu denken, hatten die schon die 9,09 plus die größte Finanztransaktion in der Geschichte der BayernLB im Option auf 25,09. Das war rechtliche Gegebenheit.“1242 Umlaufverfahren entscheiden zu lassen. Prof. Dr. Faltlhau- ser fragte nicht nach, ob die kritischen Ergebnisse der Due Diligence und des OeNB-Prüfberichts bis zum Closing des 1236 Bd. 177, o.S. 1237 Faltlhauser (14/95). Geschäfts angemessen berücksichtigt wurden. Er informier- 1238 Faltlhauser (14/95). te sich nicht über wesentliche Eckpunkte des Kaufvertrags. 1239 Faltlhauser (14/95). 1240 Faltlhauser (14/94). 1241 Ederer (13/95). 1235 Wirth (18/183). 1242 Faltlhauser (14/95). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 273

Der Profit der Investoren der Berlin & Co Sarl. erkläre sich enthält elf konkrete Fragen zur HGAA, die Prof. Dr. Faltl- allein durch den sogenannten Paketzuschlag, den ihre Sperr- hauser in der Sitzung stellen sollte. Die Fragen betreffen un- minorität rechtfertige: „Und was der Berlin da an – wie ter anderem die Konsequenzen des Erwerbs der HGAA für heißt es immer: Millionäre kriegen Reibach und so – …, das Eigenkapitalbedarf und Kernkapitalquote der BayernLB, die scheint mir bei genauem nicht der Fall zu sein – es sei denn, Kaufpreisfinanzierung, die Ergebnisse der Untersuchung des es sind irgendwelche Dinge im Vertrag, die wir bis heute Bilanzfälschungsskandals durch die Oesterreichische Nati- nicht kennen.“1243 onalbank, die Notwendigkeit einer Kapitalerhöhung bei der HGAA, die Organisation und Angemessenheit des Risiko- Prof. Dr. Faltlhauser hat bestätigt, „vom ersten Moment an“ managements der HGAA, die Existenz erheblicher Risiken, von Tilo Berlins Investorengruppe Bescheid gewusst zu ha- darunter die Geldwäscheprävention, die Zuverlässigkeit des ben. In einem Dreiergespräch im Februar 2007 habe Werner Managements der HGAA, die Qualität der Internen Revisi- Schmidt Dr. Naser und ihn über die Idee, von der Berlin- on. Laut Protokoll der Sitzung am 20.03.2007 wurden nur Gruppe 9,09 Prozent (mit einer Option auf insgesamt 25 %) wenige dieser Fragen tatsächlich erörtert. Die SWAP-Verlus- an der HGAA zu erweben. In diesem Zusammenhang habe te, gescheiterte Immobiliengeschäfte sowie einen aggressi- Schmidt auch gleich für Berlin als Vorstandsvorsitzenden ven Expansionskurs hat laut Protokoll Staatssekretär Hans plädiert1244. Einen Interessenkonflikt habe er diesbezüglich Spitzner, nicht Prof. Dr. Faltlhauser angesprochen. nicht erkannt: „Im Gegenteil. Also wenn einer operativ tätig werden will in einer Bank, in der er schon mal Kapitaleig- Prof. Dr. Faltlhauser hat behauptet, dass die „wesentlichen ner war, zeigt das, dass er von der Sache überzeugt ist. Das Inhalte“1250 dieses Fragekatalogs vom Verwaltungsrat dis- macht einem den Kauf ein bisschen sicherer. Aber, wie ge- kutiert worden seien, aber schränkte dies folgendermaßen sagt, das war ein Hinweis“1245. Rückblickend hat Prof. Dr. ein: „Sie können sich vorstellen, dass auch derjenige, der Faltlhauser Tilo Berlins Bestellung als Vorstandsitzenden das vorliegen hat, diese Fragen stellt. Mit Sicherheit nicht der HGAA anders bewertet: „Wir haben im Risk – das muss alle“1251. Er fügt außerdem hinzu: „Ich kann Ihnen nicht be- ich hier gestehen – in der Sache des Risikos in der HGAA stätigen, dass ich alle Fragen gestellt habe.“ Laut Protokoll und der Risikobewältigung sicherlich Fehler gemacht. Der der Sitzung begrüßte Faltlhauser enthusiastisch die Erwerbs- entscheidende Fehler ist, dass wir den Berlin eingesetzt ha- option und mahnte zugleich, dass der Freistaat sich eine wei- ben. Das ist ein hervorragender Banker mit gutem Leumund tere Niederlage wie beim verlorenen Bieterwettstreit um die gewesen. Aber das ist natürlich nicht der harte Hund, der da BAWAG P.S.K. nicht leisten könnte. die Strukturen des eigenen Risikos in diesen Ländern inner- halb kurzer Zeit durchsetzt. Das ist mir in diesen drei oder Auf Initiative von Prof. Dr. Faltlhauser einigte sich der Ver- vier Sitzungen, die ich im HGAA-Aufsichtsrat war, sehr waltungsrat in der Verwaltungsratssitzung am 20.04.2007 deutlich geworden.“1246 darauf, dem Erwerb der HGAA im Umlaufverfahren bis zum 23.04.2007 zuzustimmen. Prof. Dr. Faltlhauser hat im Prof. Dr. Faltlhauser hat dem Landtag die Information über Untersuchungsausschuss behauptet, dass er eine Sonder- den Zwischenerwerb von Anteilen durch die Berlin-Inves- sitzung vorgezogen hätte. Der Vorstand habe sich aber im torengruppe vorenthalten. In einem Schreiben an den dama- Hinblick auf die zeitliche begrenzte Exklusivität dagegen ligen Vorsitzenden des Haushaltsausschusses Manfred Ach ausgesprochen: „Das war meine Absicht. Der Vorstand hat vom 23.05.2007 findet sich darauf kein Hinweis. Vielmehr massiv gedrängt, das müsste schneller passieren. Wir wa- wurde der Eindruck erweckt, die BayernLB habe direkt von ren informiert – warum auch immer –, dass wir die entspre- der Grazer Wechselseitigen gekauft. Der Untersuchungsaus- chende Solistenrolle in der Verhandlung nur bis Anfang Mai schuss hat festgestellt, dass ein Entwurf dieses Schreibens1247 aufrechterhalten könnten. Und da haben die Angst gehabt, noch die Information über den Zwischenerwerb enthalten dass die dann abspringen. Heute würde ich das anders se- hatte. Prof. Dr. Faltlhauser strich aber die entsprechende hen. Wir hätten durchaus schon noch Druck ausüben können Spalte in der tabellarischen Übersicht handschriftlich durch. möglicherweise sogar. Aber hinterher ist man immer klüger. In den tatsächlich versandten Exemplaren des Schreibens Also, mir wäre es auch lieber gewesen. Ich wollte, dass auch wird dieser Zwischenschritt in der tabellarischen Übersicht mindestens acht Tage später eine eigene Sitzung usw. – Das komplett ausgespart. Prof. Dr. Faltlhauser hat sein Vorgehen Ergebnis war dann dieser Umlaufbeschluss. Für eine derart damit begründet, dass dieser Sachverhalt ihm damals zu gewichtige Entscheidung in einem ausreichend, weil wir am kompliziert erschien1248. 20. ja uns aufgrund der Vorlage auch ausreichend befasst haben. Aber jeder hatte ja auch die Möglichkeit, am Wo- Prof. Dr. Faltlhauser erhielt bereits vor der Sitzung am chenende – und ist lang –, sich die Dinge noch mal genauer 20.03.2007 vertrauliche Unterlagen sowie einen vorberei- anzusehen.“1252 tenden Sitzungsvermerk des Referats 511249. Der Vermerk Dr. Beckstein hat ausgesagt, dass Prof. Dr. Faltlhauser den angeblichen Druck des Vorstands an die anderen Verwal- 1243 Faltlhauser (14/96). tungsratsmitglieder zumindest weitergegeben hat: „In dem 1244 Faltlhauser (14/88). 1245 Faltlhauser (14/89). 1246 Faltlhauser (14/86). 1247 Bd. 177, ZV Faltlhauser, Anlage. 1250 Faltlhauser (14/79). 1248 Faltlhauser (14/90). 1251 Faltlhauser (14/79). 1249 Bd. 11, S. 8 ff. 1252 Faltlhauser (14/125). Seite 274 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Gespräch mit Kollegen Faltlhauser war einmal noch, dass sen sollten, dass die österreichische Nationalbank irgendwel- Faltlhauser eindringlich auf die Chance der Hypo Alpe Adria che Ermahnungen habe verlauten lassen, dann müsse dies hingewiesen hat. Ich habe mich auch gefragt: Warum ist denn niemanden beunruhigen. In derartigen Aktionen zeige sich die ganze Geschichte so scheußlich dringend? Dann sagte er, die Wiener Revanche für den Kauf der Hypo Alpe Adria.“ dass verhindert werden müsse, dass es zu einer öffentlichen Der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser hat bestätigt, dass er diese Ausschreibung kommt, denn dann würden wieder Finanzin- Aussage getätigt hat und außerdem auch, dass er die kriti- vestoren in Erscheinung treten und die Landesbank hätte vo- schen Feststellungen des Prüfberichts als „olle Kamellen“ raussichtlich keine Chance, den Erwerb durchzuführen.“1253 bezeichnet hat. Er hat sich von der letztgenannten Aussage Im Finanzministerium wurde die auf Wunsch der Verkäu- ausdrücklich distanziert1260. Er habe damals nur gemeint, ferseite zeitlich begrenzte Exklusivität durchaus kritisch re- dass sich die Feststellungen nur auf die SWAP-Verluste flektiert. Einen konkreten Verdacht hinsichtlich der Motive sowie die Bilanzfälschung bei der HGAA bezogen hätten. des Landes Kärnten hatte Abteilungsleiter Dr. Haumer wohl Hintergrund der Wortwahl sei gewesen, dass Ernst & Young nicht, wenn er heute sagt: „Aus Sicht der BayernLB war sich damals damit im Auftrag der BayernLB bereits befasst die Exklusivität interessant, aber aus Sicht des Verkäufers hatte. Bezüglich seines Vorwurfs einer Wiener Revanche hat stellt sich eigentlich die Frage, warum versuche ich nicht, im Prof. Dr. Faltlhauser erklärt, dass die Ursache dafür indis- Wettbewerbsverfahren mehr Konkurrenz darzustellen“1254. krete Hinweise gegenüber der Presse waren, die im Interesse Auf die Frage, ob angesichts des Zeitdrucks eine ordentliche von ÖVP und SPÖ gewesen wären. Vorbereitung des Umlaufbeschlusses überhaupt gewährleis- tet war, hat er geantwortet: „Letztlich ist das eine Frage, die Die Frage, ob man den Prüfbericht rückblickend ernster hät- Sie an den Verwaltungsrat stellen müssen, ob er sich damit te nehmen müssen, hat Prof. Dr. Faltlhauser folgendermaßen wohlgefühlt hat. Ich hatte an der Stelle kein Problem.“1255 beantwortet: „Ja“1261. Prof. Dr. Faltlhauser zeigte sich im Untersuchungsausschuss nicht in der Lage, die Frage nach Prof. Dr. Faltlhauser stimmte der größten Transaktion in der konkreten Konsequenzen aus der Befassung mit dem OeNB- Geschichte der BayernLB im Umlaufverfahren zu, obwohl Prüfbericht zu beantworten1262. Der Leiter von Referat 51 die Due Diligence-Phase II nicht abgeschlossen war und die Dr. Haumer hat erklärt, dass auch das Finanzministerium Verwaltungsratspräsentation vom 20.04.2007 auf 24 offene nicht kontrolliert hat, ob die BayernLB die Feststellungen Fragen hinwies, die zu diesem Zeitpunkt ungeklärt waren. des Prüfberichts abgearbeitet hat1263. Dr. Tobias Haumer, der damalige Leiter des Referats 51, hat bestätigt, dass er nicht konkret überprüfte oder nachfragte, Prof. Dr. Faltlhauser, der aufgrund seiner Funktion als stell- ob Wirtschaftsprüfer und Berater diese Fragen für die Bay- vertretender Vorsitzender privilegierten Zugang zu Infor- ernLB zufriedenstellend lösen konnten1256. mationen besaß, hatte am 15.05.2007 in einem Dreierge- spräch mit Dr. Naser und Werner Schmidt die Gelegenheit, Prof. Dr. Faltlhauser hat im Untersuchungsausschuss er- sich über Ergebnisse der Due Diligence und den Stand der klärt, dass er den OeNB-Prüfbericht erst in Vorbereitung auf Kaufvertragsverhandlungen zu informieren. Der damalige seine Einvernahme bei der Staatsanwaltschaft und im Un- Vorstandsvorsitzende Schmidt hat in seiner Einvernahme tersuchungsausschuss gesehen hat1257. Er vertritt aber nach bei der Staatsanwaltschaft am 11.10.20101264 behauptet, die- wie vor die Überzeugung, dass es „… richtig ist, dass die sen beiden Verwaltungsratsmitgliedern vom vertraglichen Feststellungen im Wesentlichen identisch sind, nicht iden- Gewährleistungsausschluss und der in den Verhandlungen tisch, aber weitgehend deckungsgleich sind mit dem Due- nicht durchgesetzten Kaufpreisreduzierung berichtet zu ha- Diligence-Bericht“1258. Dies sei bereits damals von den Be- ben. Prof. Dr. Faltlhauser hat im Untersuchungsausschuss ratern von Rothschild bestätigt worden. OeNB-Prüfbericht Schmidts Darstellung, der zufolge er sie über das Fehlen und Due-Diligence-Bericht sind aufgrund unterschiedlicher einer sogenannten Bonus/Malus-Regelung im Sinne einer Stichproben aber nur beschränkt vergleichbar. Der Prüfer Gewährleistung im Kaufvertrag informiert habe, widerspro- Wirsching hat zur Vergleichbarkeit erklärt, dass es sich „mit chen. Vielmehr habe Schmidt die Annahmen, die in der Sit- relativ großer Wahrscheinlichkeit“1259 um zwei verschiedene zung am 20.04.2007 getroffen worden seien, bestätigt1265. Im zugrundeliegende Stichproben handelt. Zusammenhang mit der Information über die nicht erfolgte Kaufpreisreduzierung durch Werner Schmidt hat der Zeuge Prof. Dr. Faltlhauser wurde im Untersuchungsausschuss Prof. Dr. Faltlhauser ausgesagt, dass er ein bewusst aufrecht- zu seinen öffentlichen Äußerungen im Zeitraum zwischen erhaltenes Missverständnis erkennt1266. Schmidt hat bei der Signing und Closing befragt. So unterrichtete er den Haus- Staatsanwaltschaft ausgesagt, dass der Verwaltungsrat ange- haltsausschuss des Bayerischen Landtages am 3.07.2007 sichts des Wortlauts des Beschlusses nicht davon ausgehen über die Prüfungstätigkeit der OeNB durch einen schriftli- hätte dürfen, dass die pauschalierte Wertberichtigung tat- chen Bericht, der die Lage laut Protokoll folgendermaßen sächlich abgezogen worden sei. eingeschätzt hat: „Falls die Abgeordneten in der Zeitung le-

1253 Beckstein (20/181). 1260 Faltlhauser (14/61, 98). 1254 Haumer (22/30). 1261 Faltlhauser (14/100). 1255 Haumer (22/30). 1262 Faltlhauser (14/211). 1256 Haumer (22/71). 1263 Haumer (22/44). 1257 Faltlhauser 14/99 f. 1264 Bd. 298, ZV Schmidt. 1258 Faltlhauser 14/100. 1265 Faltlhauser (28/53). 1259 Wirsching (15/13). 1266 Faltlhauser (28/26). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 275

Der Untersuchungsausschuss hat einen Interessenkonflikt Prof. Dr. Faltlhauser hätte diese Gelegenheit, den 23-seiti- festgestellt, den Prof. Dr. Faltlhausers Beratertätigkeit für die gen Kaufvertrag in der nahezu endgültigen Fassung zu über- Investmentbank Rothschild GmbH darstellt. Diese Tätigkeit, prüfen, wahrscheinlich ohnehin nicht wahrgenommen: „Ich die Prof. Dr. Faltlhauser am 01.02.2008 angetreten hat, über- würde jedem abraten, in Vertrag reinzuschauen. Nicht aus schnitt sich um fünfeinhalb Monate1267 mit seiner Mitglied- Zeitgründen. Ich habe einmal in meiner jetzigen Tätigkeit so schaft im Aufsichtsrat der HGAA. Prof. Dr. Faltlhauser hat einen Fall gehabt. Da habe ich gesagt: Ich will den Vertrag beteuert, dass er mit der Auftragsvergabe der BayernLB an nicht sehen. Ich will wissen, was da Substanz ist, materieller Rothschild nichts zu tun gehabt habe1268. Inhalt usw. Aber ich prüfe keinen Vertrag. Das ist doch eine Zumutung, können Sie nicht machen.“1276 Den Kaufvertrag Der Untersuchungssauschuss ist Hinweisen auf ein Mit- hat Prof. Dr. Faltlhauser erstmals in Vorbereitung für die Ein- wirken von Prof. Dr. Faltlhauser an den Kaufvertragsver- vernahme durch den Staatsanwalt gelesen. Die herausgestri- handlungen nachgegangen. Den Eindruck, dass Faltlhauser chenen Passagen zur Gewährleistung halte er für einen „nicht operativ tätig geworden ist, hat der mittlerweile verstorbe- freundlichen Akt“ gegenüber dem Verwaltungsrat.“1277 ne Landeshauptmann Haider am 12.07.2007 im Untersu- chungsausschuss des Landes Kärnten erweckt. Auf die Frage Prof. Dr. Faltlhauser hat den Aussagen von Verwaltungsrats- nach Gesprächen mit Dr. Stoiber, Dr. Beckstein oder Prof. mitgliedern widersprochen, wonach es Beschwerden über Dr. Faltlhauser antwortete Haider: „Sie sind Eigentümer und den autoritären Stil des Vorstandsvorsitzenden Schmidt gab: haben natürlich auf diese Entscheidung der Bayern an uns „Also ich habe – Bei mir hat sich niemand beklagt, dass er ein Offert gerichtet und maßgeblich unterstützt und auch un- von Herrn Schmidt oder von dem Vorstand keine Antwort terfüttert noch einmal in den Gesprächen mit uns.“1269 gekriegt hat, obwohl er gefragt hat. Ich kann mir das auch nicht vorstellen, dass der Herr Beckstein eine Frage stellt, Das Schreiben des BayernLB-Justiziars Schmidt-Lademann und die antworten nicht. Und der beschwert sich dann bei vom 22. Mai 2007 über Nebenabreden zum Kaufvertrag mir oder was. Das mit Sicherheit nicht“1278. Auf explizite („Sideletter“)1270 an die Kärntner Landesholding, bezieht Nachfrage hat Faltlhauser auch bekräftigt, dass Verwaltungs- sich explizit auf solche mit Vertretern des Freistaats in Mün- ratsmitglieder damit rechnen konnten, dass ihre Fragen vom chen geführte Gespräche am 16.05.2007. Prof. Dr. Faltlhau- Vorstand beantwortet werden. Faltlhauser schließt alles an- ser hat diesen Bezug als „Anmaßung“ bezeichnet1271. Eine dere kategorisch aus: „Das wäre ja noch schöner.“1279 abschließende Klärung dieser Frage war nicht möglich. Werner Schmidt hat bei seiner Einvernahme bei der Staats- Aus den Akten geht hervor, dass die BayernLB bereits im Jahr anwaltschaft am 11.10.2010 ausgesagt, dass Faltlhauser 2001 negative Erfahrungen im südosteuropäischen Raum spätestens beim protokollarischen Treffen mit Haider am gemacht hatte. Die BayernLB zog sich nur kurz nach ihrem 16.05.2007, auch von der Nebenabrede zum Kaufvertrag Einstieg in der kroatischen Bank Rijecka Banka aufgrund über das Sponsoring für den Kärntner Fußballclub SK Aus- von Geldwäscheverdacht zurück und verkaufte die Bank für tria erfuhr. Prof. Dr. Faltlhauser habe sich an diesem Tag, in einen Euro an die Republik Kroatien. Prof. Dr. Faltlhauser Haiders Nähe aufgehalten. Prof. Dr. Faltlhauser hat dieser mahnte damals Konsequenzen an, wie aus einem Schreiben Darstellung widersprochen: „Vom Sponsoring habe ich aus an den damaligen Vorsitzenden des Haushaltsausschusses der Zeitung vernommen und habe die Hände über dem Kopf Manfred Ach vom 14.03.2001 hervorgeht: „Deshalb habe zusammengeschlagen. Mehr kann ich dazu nicht sagen“1272. ich mit Schreiben vom heutigen Tag die Bayerische Landes- bank aufgefordert, bei Beteiligungen an Kreditinstituten im Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Kärntner Lan- In- und Ausland im Rahmen ihrer Stellung als Gesellschafter desholding Dr. Megymorez betonte in seiner Zeugenver- und bei der Wahrnehmung von Aufsichtsmandaten ein be- nehmung bei der Staatsanwaltschaft am 15.09.20101273, dass sonderes Augenmerk auf die Ausgestaltung und Funktionsfä- seiner Erinnerung nach beim protokollarischen Treffen am higkeit der inneren Kontrollsysteme zu legen. Zu denken ist 16.05.2007 bereits ein Vertragsentwurf auslag. Er selbst hier insbesondere an die Ausgestaltung und Funktionsfähig- habe einen solchen dort mitgenommen, um ihn zu prüfen. keit des Risikomanagements plus Risikofrüherkennungssys- Prof. Dr. Faltlhauser hat im Untersuchungsausschuss den teme und an die Ausgestaltung und Funktionsfähigkeit der Fall ausgeschlossen, dass damals solche Texte auslagen: inneren Revision“1280. Prof. Dr. Faltlhauser konnte im Un- „Hier lagen definitiv keine Papiere aus; und es wurde auch tersuchungsausschuss nicht nachweisen, ob er damals auch nichts verhandelt“1274. Prof. Dr. Faltlhauser hat darüber hin- kontrollierte, ob der Vorstand tatsächlich angemessene Maß- aus behauptet, Dr. Megymorez, seinen damaligen Aufsichts- nahmen zur Verbesserung durchführte: „Ich muss passen, ratkollegen bei der HGAA, gar nicht zu kennen1275. wie ich das verfolgt habe … Wir haben im Risk – das muss ich hier gestehen – in der Sache des Risikos in der HGAA und der Risikobewältigung sicherlich Fehler gemacht ... Ich 1267 Faltlhauser (14/107). glaube, dass ich das sogar wiederholt angesprochen habe, 1268 Faltlhauser (14/70). 1269 Vgl. auch Stoiber (17/29). 1270 Bd. 57, Bmb 13_04, S. 124 ff.). 1271 Faltlhauser (14/77). 1276 Faltlhauser (14/103 f.) 1272 Faltlhauser (14/209; 18/51). 1277 Faltlhauser (14/102). 1273 Vgl. auch Faltlhauser (28/68). 1278 Faltlhauser (14/94 f.). 1274 Faltlhauser (28/69). 1279 Faltlhauser (14/95). 1275 Faltlhauser (28/68). 1280 Bd. 6, S. 11ff. Vgl. auch Faltlhauser (14/84 f.). Seite 276 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

aber nicht nachkontrolliert habe, was sie machen“1281. Als Faltlhauser hat behauptet, dass er zu diesem Zeitpunkt für stellvertretender Vorsitzender habe er grundsätzlich geringe- den Fall Konsequenzen gezogen hätte: Da war der Vertrag re Einflussmöglichkeiten im Hinblick auf die Wiedervorlage schon geschlossen. „Aber wenn ich zu diesem Zeitpunkt als der Vorsitzende Dr. Naser gemacht1282. mitgekriegt hätte, dass das Eigenkapital definitiv zu niedrig ist, wäre der Kauf, das Closing, nicht zustande gekommen Eine weitere Gelegenheit, sich nach der Sitzung am oder zu einem anderen Preis.“1290 Dass der erhöhte Kapital- 20.04.2007 und der Unterzeichnung der Kaufverträge wei- bedarf Prof. Dr. Faltlhauser nach seinen Angaben erst nach tergehende Informationen zu beschaffen, hatte Prof. Dr. Closing am 9. Oktober 2007 kommuniziert wurde, hat er im Faltlhauser bei einem Arbeitsfrühstück der BayernLB am Untersuchungsausschuss als absolut ärgerlich bezeichnet. 04.05.2007. Im vorbereitenden Vermerk des Referats 511283 Das Thema Kapitalerhöhung wurde bereits in der 79. AR- wurde ein detaillierter Terminplan vorgelegt, demzufolge Sitzung der HGAA am 29.10.2007 besprochen1291. Dabei sei das Signing bereits am 18. Mai 2007 erfolgen sollte1284. Laut sein relativer Wissensvorsprung als Aufsichtsrat der HGAA Vermerk diente das Treffen der Erörterung und Vorbestim- gegenüber anderen Verwaltungsräten nicht von Bedeutung: mung von Strategiefragen. Offenbar nutzte Prof. Dr. Faltl- „Ob die Kapitalerhöhung November oder Dezember 2007 hauser den Termin nicht, um die Abarbeitung der 24 kriti- absehbar war, ist ja relativ unerheblich. Natürlich war es drei schen Punkte aus der Tischvorlage vom 20. April 2007 zu Wochen vorher bei der HGAA diskutiert, bevor es in den thematisieren. Dies legt die Aussage des Leiters von Referat Verwaltungsrat der BayernLB kam. Worüber ich mich abso- 51 Dr. Haumer nahe: „Mir ist nicht konkret bekannt, ob und lut ärgere und was ich nicht in Ordnung halte, dass man bis gegebenenfalls was die beiden [Prof. Dr. Faltlhauser und Dr. zum Closing im Oktober kein Wort dazu sagt, dass wir fast Naser] dann noch in der Zeit dazwischen konkret unternom- 500 oder 600 Millionen jetzt weiß ich die Summe nimmer men haben. Ich kann es nicht ausschließen, aber habe auch genau Kapitalerhöhung benötigen, kein Wort davon sagt. keine konkrete Erkenntnis.“1285 Und 14 Tage nach dem Closing oder drei Wochen nach dem Closing kommt man und sagt: Wir brauchen jetzt 500, 600 Das Kabinett befasste sich am 22.05.2007, dem Tag der Un- Millionen Kapitalerhöhung, was ich natürlich von zwei, drei terzeichnung der Kaufverträge, mit dem Erwerb der HGAA. Wochen vorher aus der HGAA wusste.“1292 Berichtet hat nicht Prof. Dr. Faltlhauser, der der Unterzeich- nung in Klagenfurt beiwohnte, sondern dessen Staatssekre- Prof. Dr. Faltlhauser handelte grob fahrlässig, weil er den tär auf Grundlage eines schriftlichen Berichts des Ministers. Umlaufbeschluss vom 23.04.2007 unterzeichnete, ohne Kenntnis der Ergebnisse der Due-Diligence-Phase II unter- Im Untersuchungssauschuss hat Prof. Dr. Faltlhauser sich zeichnete. Er überprüfte nicht, ob die 24 Problemfelder der erstaunt darüber gezeigt, dass es nicht zu den Aufgaben von Verwaltungsratspräsentation vom 20.04.2007 geklärt werden Bundesbank und BaFin gehört, den betriebswirtschaftlichen konnten und ob die Mängelfeststellung der OeNB tatsächlich Sinn von Unternehmensakquisitionen zu bewerten: „Dann im Rahmen des Projekts Jointly Successful beseitigt werden haben sie mir die ganzen Jahre hinweg einen falschen Ein- konnten. Prof. Dr. Faltlhauser hat den potenziellen Informa- druck ihrer Aufsichtspflicht – mir gegenüber und unserer Si- tionsvorsprung, den er als stellvertretender Vorsitzender des cherheit gegenüber – vermittelt. Muss ich in aller Deutlich- Verwaltungsrates hatte, nicht ausgeschöpft. Vielmehr hat keit sagen. Das ist ja unglaublich.“1286 er dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Werner Schmidt blindes Vertrauen entgegengebracht. Eine Sondersitzung Prof. Dr. Faltlhauser hat berichtet, dass er „erst relativ nach Ende der Due Diligence, auf die Prof. Dr. Faltlhauser spät“1287, das heißt erst nach Unterzeichnung der Kaufver- leichtfertig verzichtete, hätte es dem Vorstand unmöglich ge- träge am 22.05.2007 überprüfen ließ, ob die HGAA wei- macht, angeblich bewusste Missverständnisse herbeizufüh- teren Eigenkapitalbedarf hatte. Er habe im Juli 2007 den ren. Prof. Dr. Faltlhausers Argument, das Wochenende vom Vermerk von Referat 51 vom 20.07.20071288 angefordert: 20.04.2007 bis 22.04.2007 habe den Verwaltungsratsmitglie- „Zur Kapitalausstattung wurde mir auf diesen Vermerk hin dern dazu gereicht, die Präsentation mit zahlreichen Warn- mitgeteilt, dass der Bank auf der Basis der Planung der hinweisen und Problemfeldern zu studieren, ist zumindest HGAA bei Vollthesaurierung eine angemessene Kapitalent- im Fall Huber widerlegt. Auch bei den anderen Mitgliedern wicklung sichergestellt werde. Nur falls die Entwicklung ist allerdings anzuzweifeln, dass sie die Unterlagen wirklich anders verlaufe, wenn also der Gewinn einbricht usw., sei sorgfältig und ohne Unterstützung des Back Office innerhalb eine Kapitalerhöhung bei der HGAA nicht ausgeschlossen. dieser kurzen Zeitspanne studierten. Bis zu meinem Ausscheiden ist aber der Gewinn defini- tiv nicht eingebrochen, darf ich hinzufügen.“1289 Prof. Dr. Prof. Dr. Faltlhauser stimmte der Bestellung von Tilo Berlin zum Vorstandsvorsitzenden der HGAA zu, obwohl er wuss- te, dass die Berlin & Co Sarl. durch den Zwischenerwerb 1281 Faltlhauser (14/86). von Anteilen Hauptprofiteur der Transaktion war. Die Be- 1282 Faltlhauser (14/86). kanntschaft zwischen Tilo Berlin und Werner Schmidt hätte 1283 Bd. 179, ZV Haumer, Anlage 4. ein Hinweis für weitere Nachforschungen sein müssen. So 1284 Vgl. Haumer (22/34). 1285 Haumer (22/35). 1286 Faltlhauser (14/104). 1287 Faltlhauser (14/81). 1290 Faltlhauser (14/81). 1288 Bd. 12, S. 24 ff. 1291 Bd. 272, Bmb 1a_10, S.17. 1289 Faltlhauser (14/60). 1292 Faltlhauser (14/15). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 277

hätte Prof. Dr. Faltlhauser herausfinden können, dass Tilo BayernLB. Dieses Amt bekleidete er im Wechsel mit dem Berlin aufgrund von Besserungsscheinen, die er mit der Bayerischen Finanzminister Prof. Dr. Kurt Faltlhauser. GraWe ausgehandelt hatte, kein persönliches Interesse an ei- ner Gewinnsteigerung der HGAA haben konnte. Dies hätte Ebenso wenig wie dieser prüfte er nicht die Möglichkeit ei- Nachzahlungen an den Alteigentümer GraWe bedeutet. Von nes günstigeren Direkterwerbes der Anteile unter Umgehung daher erklärt sich vermutlich auch die Nachlässigkeit des der Berlin-Gruppe. Die an ihn herangetragene Option dazu Managements, die Prof. Dr. Faltlhauser beobachtet hat. Dass verwarf er sogar empört. Er veranlasste, obwohl dies seine Prof. Dr. Faltlhauser die Brisanz der Zwischenfinanzierung Pflicht gewesen wäre, keine Verwaltungsratssitzung für die für Tilo Berlin durchaus bewusst war, zeigt sich darin, dass Beschlussfassung zum Erwerb der HGAA. Er akzeptierte für er bereit war, den Landtag falsch über die Rolle der Investo- die größte Transaktion in der Geschichte der BayernLB die rengruppe zu informieren. Beschlussfassung im Umlaufverfahren übers Wochenende. In der Folge interessierten ihn weder die Abarbeitung, noch Prof. Dr. Faltlhauser ordnete politische Erwägungen der be- die Berücksichtigung der äußerst brisanten Ergebnisse der triebswirtschaftlichen Vernunft über. Politischen Druck be- Due Diligence im Kaufpreis. Der ebenfalls äußerst kritische legt vor allem seine protokollierte Aussage in der Sitzung OeNB-Bericht fand ebenso wenig seine Beachtung wie der vom 20.03.2007, in der er die HGAA-Erwerbsidee enthu- Kaufvertrag oder wenigstens wesentliche Eckpunkte daraus. siastisch begrüßte und einen erfolgreichen Abschluss des Dass nahezu alle Garantien und Gewährleistungsansprüche Geschäfts mit dem Image des Freistaats verknüpfte. Es ent- im Kaufvertrag ausgeschlossen waren, wurde ihm schrift- steht der Eindruck, dass der Erwerb, obwohl der Plan dazu lich vom Vorstand mitgeteilt. Die Sparkassen informierte er eben erst den anderen Verwaltungsratmitgliedern vorgestellt nicht direkt über die Beteiligung, sondern überließ dies dem wurde, bereits eine feststehende Tatsache war. Wie auch Dr. Vorstandsvorsitzenden Werner Schmidt und griff auch nicht Becksteins Aussage belegt, hat der Verwaltungsrat diesem ein, als dieser missverständliche und falsche Darstellungen Druck bereitwillig nachgegeben. Auch Prof. Dr. Faltlhausers abgab. Der Beschluss zum Erwerb der HGAA-Anteile wur- Reaktion auf die grundsätzlich bereits Ende 2006 bestehen- de formell zwar unter Gremienvorbehalt gefasst, allerdings de Bereitschaft der GraWe, der BayernLB-Anteile direkt dokumentiert der zeitliche und inhaltliche Ablauf der Trans- und billiger zu verkaufen, ist verräterisch. Er zeigt damit, aktion, dass die Sparkassen ihre Zustimmung auf der Basis dass die HGAA lediglich ein beliebiger Ersatz für die BA- unkorrekter Informationen gaben. WAG P.S.K. war. Einige Monate früher erschien die HGAA überhaupt nicht interessant. Zu diesem Zeitpunkt wurde sie In seiner erläuternden Stellungnahme vor dem Untersu- öffentlich auf sogenannten Roadshows angeboten. Um die chungsausschuss erklärte Dr. Naser, dass er 27 Jahre in als Schmach empfundene Niederlage im Wettstreit um die Aufsichtsräten bei Banken, Sparkassen, Investmentfondsge- BAWAG P.S.K. wettzumachen, war die Staatsregierung be- sellschaften und Versicherungen tätig gewesen sei und eine reit, erhebliche Risiken einzugehen und sich den Bedingun- breite Erfahrung in diesem Bereich habe.1293 gen der Verkäuferseite komplett zu unterwerfen. Vor diesem Hintergrund erscheint ein Mitwirken von Vertretern des Frei- Gerade vor dem Hintergrund dieser Erfahrung sind der Vor- staats bei den Kaufvertragsverhandlungen durchaus vorstell- gang des Erwerbs der HGAA, sowie die weiteren Begleit- bar. Die politische Dimension des Geschäfts erklärt auch das prozesse (zwingend) als grob fahrlässig einzustufen. Deutungsmuster des Prof. Dr. Faltlhauser, der Warnhinweise wie den OeNB-Prüfbericht in der Öffentlichkeit als bloßen Nach dem Jurastudium war das CSU-Mitglied Dr. Naser von Ausdruck der Missgunst für das Prestigeprojekt der Staats- 1979 bis 1981 als Jurist im Bayerischen Staatsministerium regierung darstellte. Er hinterfragte auch nicht die Motive des Inneren tätig. Haiders für zeitlich begrenzte exklusive Verhandlungen mit der BayernLB, obwohl diese für das Land Kärnten weniger Von 1981 bis 1984 leitete er die Abteilung Öffentliche Si- attraktiv sein mussten als ein öffentliches Bieterverfahren. cherheit, Ordnung und Wirtschaftsförderung am Landrats- Prof. Dr. Faltlhauser ließ sich bei seiner Tätigkeit als Verwal- amt in Kitzingen. tungsrat von einer rein politischen Logik leiten. Von 1984 bis zur Übernahme des Sparkassenpräsidentenam- Prof. Dr. Faltlhausers Tätigkeit für die Rothschild GmbH ist tes im Oktober 2000 war er Landrat des Landkreises Kitzin- im Hinblick auf die Weise, wie dieser Finanzdienstleister be- gen. zahlt wird, höchst bedenklich. Hätte der Verwaltungsrat dem Erwerb der HGAA nicht zugestimmt und hätte er die Trans- Kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Amt (Anm.: aktion damit gestoppt, hätte Rothschild kein Erfolgshonorar 12.01.2010) ließ er sich seinen mit rund 600.000,– Euro in Millionenhöhe verdient und wäre weitgehend auf seinen dotierten Vertrag im Sommer 2009 vorzeitig nochmals um Auslagen sitzen geblieben. fünf Jahre verlängern. Die Beweggründe für eine derartige Maßnahme konnten im Untersuchungsausschuss nicht ge- 2. Siegfried Naser klärt werden.

Zum Zeitpunkt des Erwerbes der Mehrheitsbeteiligung an der HGAA war Dr. Naser als Präsident des Bayerischen Sparkassenverbandes Vorsitzender des Verwaltungsrates der 1293 Naser (15/100). Seite 278 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

In seiner Stellungnahme verweist Dr. Naser auf den Zustand dem der übrigen Verwaltungsräte stand und somit auch die der BayernLB bei seinem Eintritt ins Amt. Ganz Bayern1294 Verpflichtung begründete dieses Wissen an die anderen Or- hätte damals den internationalen Auftritt, der mit Niederlas- ganmitglieder weiterzutransportieren. Die Position Vorsit- sungen rund um den Globus verbunden war, befürwortet. zender und Stellvertreter wurde von Dr. Naser selbst, schon Die Zusammenarbeit mit den Sparkassen wäre bewusst als durch den vorgegebenen Wechselrhythmus, als quasi gleich- renditebeeinträchtigend unterlassen worden. Naser: „Die berechtigt geschildert.1297 Verluste im internationalen und auch nationalen Großkun- dengeschäft, auch im Zusammenhang mit dem Zusammen- Durch häufige sogenannte Dreier-Gespräche zwischen dem bruch der so genannten New Economy und sonstige Verluste Vorsitzenden des Verwaltungsrates, seines Stellvertreters führten dazu, dass sich die BayernLB im Jahr 2001 in einer und dem Vorstandsvorsitzenden wurde der zeitnahe Informa- schweren Krise befand. An und für sich hätten die Jahres- tionsaustausch auf Ebene der Organspitzen gewährleistet.1298 abschlüsse der BayernLB zumindest 2001 bis 2003 Verlus- te ausweisen müssen, doch konnte dies durch die Hebung In seinen Aussagen vor der Staatsanwaltschaft und dem Un- stiller Reserven und durch bilanztechnische Maßnahmen tersuchungsausschuss lässt Dr. Naser immer wieder einflie- verhindert werden; Maßnahmen, die natürlich die Bayern- ßen, all diese Maßnahmen hätten die Zustimmung der Vor- LB teilweise weiter schwächten, zumal beide Eigentümer stände der Bayerischen Sparkassen gehabt. Besonders unter trotz operativer Verluste insoweit eine Dividende – wenn Dr. Naser entwickelte sich die Eigenart, bevorzugt Mitarbei- auch in gekürztem Umfang – erhalten konnten und dies auch ter aus dem Kreise des Bayerischen Sparkassenverbandes wollten.“1295 auf Vorstandsposten bei Bayerischen Sparkassen zu hieven, speziell aus der verbandseigenen Prüfungsstelle.1299 Mit die- Damit erkannte Naser bereits bei seinem Eintritt in den Ver- ser Taktik wurde eine breite Zustimmung, zumindest aber waltungsrat der BayernLB die tatsächliche Problematik. Ne- Duldung, vieler Aktivitäten des Verbandes, aber insbeson- ben herben Verlusten im internationalen Geschäft ragten die dere auch der BayernLB, gesichert. Nur so erklärt sich auch Spekulationsverluste in Singapur im Jahr 1997 mit 700 Mio. das Schweigen in der Sparkassenfamilie zu dem Geschäfts- Euro besonders heraus. Zeit zum Umdenken? Im Mai 2002 gebaren der BayernLB, in der Weltliga der Finanzinstitute kam die 2-Mrd.-Pleite der Kirch-Gruppe. Viel Geld floss in mitspielen zu wollen. Zusätzlich wurden von Zeit zu Zeit die Finanzierung von Formel 1-Rechten. Ob diese Sparte lukrative Posten in der BayernLB mit systemtreuen Sparkas- den öffentlich-rechtlichen Auftrag der BayernLB abbildete, senmitarbeitern besetzt, siehe Hanischmacher. ist bis heute fraglich. Vor diesem Hintergrund fanden 2006 das Scheitern des BA- Am 18.Juli 2005 fiel die Staatshaftung für Landesbanken. WAG-Deals und der zeitgleiche Eintritt in Verhandlungen „Load the boat“ nannte die BayernLB im feinsten Bayerisch mit der HGAA statt. Über den Zeitpunkt seiner ersten In- den Code und lud so viel Geld ins Boot, dass praktisch jede formation bestehen konträre Aussagen. Während Dr. Naser Anlagemöglichkeit ergriffen wurde; die Folge: Das Boot bei der Staatsanwaltschaft und vor dem Untersuchungsaus- ging unter. Gleichzeitig war man in der BayernLB immer schuss ausgesagt hat, er habe erst in der zweiten Februarhälf- noch auf der Suche nach einem Geschäftsmodell. te 2007 von der Option erfahren1300, erzählt Werner Schmidt vor der Staatsanwaltschaft, er habe Prof. Faltlhauser und Dr. Im Untersuchungsbericht heißt es hierzu: „Und der Vorstand Naser bereits im Dezember informiert. der BayernLB beschloss am 25. Oktober 2005, die Zielgrö- ße für das riskante ABS-Portfolio von 30 auf 58 Milliarden Unabhängig davon schildert Dr. Naser den Eintritt in die Ver- Euro zu erhöhen. Gleichzeitig wurde „fatalerweise beschlos- handlungen mit der HGAA äußerst positiv. Er sei von die- sen, das Portfolio mit deutlich risikoreicheren Papieren um- sem Investment deutlich mehr überzeugt gewesen, als von zuschichten.“ dem in die BAWAG. Weshalb er vor dem Hintergrund dieser Aussage der außerordentlich aufwendigen und kostspieligen „Keine amerikanische Bankenaufsicht“ habe die „Gaunerei- Bewertung und Verhandlungsführung bei der BAWAG ohne en“ gesehen, verteidigte sich Siegfried Naser, Verwaltungs- Kritik zusah, ist nur zu ahnen.1301 ratspräsident der BayernLB und bayerischer Sparkassenprä- sident. Dabei publizierte die Deutsche Bundesbank nur weni- Die Informationsgrundlagen, die ihn zu der positiven Ein- ge Tage nach dem verheerenden Vorstandsbeschluss im No- schätzung der HGAA bewegten, blieben im Untersuchungs- vember 2005 einen Bericht, in dem die Experten bereits auf ausschuss ungeklärt. Zumal er sich weder persönlich noch die Exzesse auf dem US-Immobilienmarkt hinwiesen.“1296 über die Mitarbeiter im Bayerischen Sparkassenverband fun- dierte Einblicke verschaffte. Auch diese Entwicklung fand Genehmigung und Zustim- mung des Verwaltungsratsvorsitzenden Dr. Naser. Erschwe- rend kommt hinzu, dass der Wissensstand des Verwaltungs- ratsvorsitzenden und seines Stellvertreters zu jeder Zeit über 1297 Naser (15/144). 1298 Naser (15/144 ff.) 1294 Naser (15/103). 1299 Naser (28/4). 1295 Naser (15/103). 1300 Naser (15/111). 1296 Der Spiegel 50/2008, S. 71 f. 1301 Naser (15/112). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 279

Dr. Naser handelte pflichtwidrig, weil er den geplanten Ein- Bedarf gesehen, muss heftigst widersprochen werden.1306 In stieg bei der HGAA, trotz allgemein bekannter Probleme der unbeschreiblicher Leichtfertigkeit wurde gerade von Dr. Na- Bank, nicht überprüfte bzw. überprüfen ließ. ser davon ausgegangen, dass die notwendigen Schritte schon irgendwie erledigt würden. Obwohl der Mitarbeiter Alois Wirth beim Verband explizit für die Beteiligungen des Sparkassenverbandes zuständig Das größte Geschäft in der Geschichte der BayernLB in ist, erhält er von Dr. Naser nicht den Auftrag Informationen Form eines Umlaufbeschlusses, quasi übers Wochenende, zu zu dem umworbenen Objekt zu beschaffen. Die vorgelegten fassen, widerspricht jeder Nachvollziehbarkeit. Eben weil Tischvorlagen prüft er ebenso wenig. Eigeninitiative in die- in den beiden Verwaltungsratssitzungen zuvor Warnungen ser Sache wird von Herrn Wirth nicht erwartet oder erbracht. und Fragen aufgetreten sind, hätte sich eine umfassende Dis- Noch erschreckender ist aber seine Aussage vor dem Unter- kussion in einer außerordentlichen Sitzung aufgezwungen. suchungsausschuss, dass er sehr wohl geprüft hätte, wenn Einen gesonderten Hinweis auf die notwendige Abarbeitung der Auftrag an ihn ergangen wäre.1302 Diese Aussage lässt identifizierter Risiken im Beschluss sieht er als überflüssig einen tiefen Einblick in die Organisation und Arbeitsweise an.1307 des Bayerischen Sparkassenverbandes unter ihrem Präsiden- ten Dr. Naser zu. Dr. Naser handelte grob pflichtwidrig, weil er die Abarbei- tung der in der Due Diligence identifizierten, teilweise sehr In der Verwaltungsratssitzung vom 20.03.2006 ergehen von- problematischen Defizite, im Nachgang zur Kaufentschei- seiten des Staatssekretärs Spitzner intensive Warnungen an dung nie mehr kontrollierte. Er sah dies allerdings aufgrund das Gremium, was die Verfassung und den Ruf der HGAA des Arbeitsumfanges auch nicht als seine Aufgabe an.1308 angeht.1303 Dr. Naser nimmt diese Warnungen offensichtlich Vor dem Untersuchungsausschuss vertrat er die Meinung, nicht ernst. dass der Beschluss zum Erwerb nur eine „Zwischenentschei- dung“ war.1309 Umso mehr widerspricht dann seine Hand- Beachtlich sind auch die Form der Vorbereitung und die lungsweise dieser Einschätzung. Gerade eine „Zwischenent- Beschlussfassung zur Kaufentscheidung der HGAA-Be- scheidung“ bedingt eine genaue Überwachung der weiteren teiligung selbst. Die gesamte Entscheidung wurde auf der Schritte. Auch den Bericht der OeNB nahm Dr. Naser nur in Basis dreier Tischvorlagen getroffen. Das ist insofern abso- der von der BayernLB gefilterten Form zur Kenntnis. lut unverständlich, da es sich um das größte Geschäft in der Geschichte der BayernLB handelte.1304 Offensichtlich fand Dr. Naser handelte grob pflichtwidrig, indem er weder den diese unverständliche Vorgehensweise die Zustimmung des Kaufvertrag, noch seine Eckpunkte zur Kenntnis nahm. Er Verwaltungsratschefs. Kritik an dieser, für eine derart di- hielt dies auch nicht für notwendig, da er sonst zu viel zu mensionierte Entscheidung, unüblichen Form der Informa- tun gehabt hätte.1310 Der Kaufvertrag umfasst lediglich 23 tionsvorlage wurde nicht erhoben. Seiten.

Dr. Naser verletzte seine Sorgfaltspflichten, weil er die Form Eine schriftliche Anfrage der Stadtsparkasse München, unter der Beschlussfassung zum Erwerb der HGAA duldete. anderem zu der Frage vereinbarter Garantien, ließ er durch den Vorstandsvorsitzenden der BayernLB beantworten. Da- Ein eigenes Urteil zur Beschlussfassung spricht Dr. Naser rin wird explizit ausgeführt, dass nahezu keine Garantien in seiner zweiten Aussage vor dem Untersuchungsausschuss. oder Gewährleistungen vereinbart wurden.1311 Dr. Naser Da alle Beteiligten der gleichen Meinung waren, könne es nimmt diesen Sachverhalt zur Kenntnis. Die Tatsache, dass sich nicht um grobe Fahrlässigkeit gehandelt haben.1305 mehrere Personen von diesem in Bankenkreisen absolut un- Eine für einen Juristen bemerkenswerte Einschätzung. Zu- denkbaren Vertragsschluss wussten, entbindet den Juristen mal kurz zuvor der schwere Vorwurf aus juristischen Krei- Dr. Naser nicht der Haftung. sen gegenüber Dr. Naser und Prof. Faltlhauser laut wurde, es wäre vor dem Vollzug des Kaufes der HGAA-Anteile Dr. Naser handelte weiterhin pflichtwidrig, als er versäumte noch dringende Voraussetzung gewesen, eine erneute Ver- die gebotene Gelegenheit zu einem direkten Einstieg bei der waltungsratssitzung einzuberufen. Dies vor allem, weil die HGAA prüfen zu lassen. in der Sitzung vom 20.04.2007 vorgelegten Zwischener- gebnisse der Due Diligence derart eklatante Mängel bei der Eine klare Avance zu einem Direktgespräch wird von ihm so- HGAA aufzeigten, dass jedem anderen in der Situation der gar mit „obskur“ abgetan.1312 Das heißt, die Gelegenheit nach Betroffenen ohne Weiteres aufgefallen wäre, wie unabding- der jeder Kaufmann in Vertragsverhandlungen zu trachten bar eine weitere Sitzung des Verwaltungsrates zur detail- hat, insbesondere wenn er als Verwalter öffentlicher Gelder lierten Überprüfung oder Abarbeitung festgestellter Defizite auftritt, nämlich den Kauf zu günstigeren Konditionen oder gewesen wäre. Der Aussage Dr. Nasers, eine weitere Sitzung hätte auch keine Erkenntnis gebracht und niemand hätte den 1306 Naser (28/24 f.). 1307 Naser (15/186). 1308 Naser (15/147). 1302 Wirth (18/178 f.). 1309 Naser (15/146). 1303 Spitzner (20/3,4). 1310 Naser (15/197 f.). 1304 Wirth (18/177). 1311 Naser (15/258). 1305 Naser (28/25). 1312 Naser (15/131 ff.). Seite 280 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Bedingungen zu prüfen, wird von Dr. Naser strikt abgelehnt. Das Gesamtbild eines insgesamt grob fahrlässigen Verhal- Das Argument auf die vereinbarte Ausschließlichkeit Rück- tens ergibt sich aus einem Mosaik von ständig wiederkeh- sicht nehmen zu müssen, kann nicht ins Feld geführt werden, rendem „nicht Hinsehen, nicht Nachfragen, nicht Kontrol- da sie bereits zum 30.06.2007 verfallen wäre. Die Situation lieren.“ der HGAA war zu diesem Zeitpunkt bereits so schlecht, dass die Verzögerung nur zu einer verbesserten Verhandlungspo- 3. Edmund Stoiber auf Kroatienreise sition der BayernLB führen konnte. Dr. Edmund Stoiber versuchte als damaliger Ministerprä- In seiner Aussage vor dem Untersuchungsausschuss gibt Dr. sident auf jeden Fall politischen Druck auf die Kroatische Naser auch zu bedenken, dass er nicht als „Amtsbote“ hätte Nationalbank (HNB) auszuüben, damit diese die Übernahme handeln wollen. Es sei nicht sein Job, solche Gelegenheiten der Hypo Group Alpe Adria (HGAA) durch die BayernLB operativ anzustoßen.1313 genehmigt. Er verhinderte damit, dass das Geschäft noch platzen konnte. Er verlieh dem kroatischen Premierminister Pflichtwidrig handelte Dr. Naser in Bezug auf die Einbin- Dr. Ivo Sanader in engem zeitlichem Zusammenhang mit sei- dung des Dr. Tilo Berlin in die Geschäfte der BayernLB. ner Lobbyarbeit bei der HNB den Bayerischen Verdienstor- den. Während er sich auf der Kroatienreise im August 2007 Sehr frühzeitig kannte er die Umstände des Einstiegs von als Hüter bayerischer Interessen inszenierte, distanzierte sich Dr. Berlin und seiner schwerreichen Investorengruppe.1314 Dr. Stoiber Ende 2009 vom Milliardendebakel HGAA und Er betrachtete die durch die BayernLB an Berlin & Co aus- redete seine Rolle klein. Doch seinen Versuch, sich aus der gereichte Zwischenfinanzierung als Absicherung des ganzen Affäre zu ziehen, bezeichnete die HNB als Lüge. Deals. Dass gerade durch diese Umstände der von Berlin bezahlte Kaufpreis erkennbar geworden wäre, interessierte Ohne Dr. Stoibers Intervention in Kroatien und ohne seine den Verwaltungsratsvorsitzenden nicht. Hunderte Millionen Rückendeckung für die Vertreter des Freistaats im Verwal- Euro als sogenannten Paketzuschlag an Dr. Berlin selbst und tungsrat angesichts der politischen Brisanz des Geschäfts- seine Investoren zu bezahlen und Dr. Berlin dann auch noch partners wäre der Deal nicht zustande gekommen. Dies zum Vorstandsvorsitzenden der HGAA zu bestellen erschie- hängt vor allem damit zusammen, dass die HGAA in Kroa- nen Dr. Naser schlüssig. Im Untersuchungsausschuss dräng- tien rund 25 Prozent ihres Geschäfts machte, was wiederum te sich dagegen eher der Anschein eines Insidergeschäftes einen etwaigen Verzicht auf die beiden kroatischen Töchter auf – und das mit dem Wohlwollen des Verwaltungsrates.1315 aus Sicht der BayernLB inakzeptabel gemacht hätte. In die- se Richtung hat der damalige Verwaltungsratvorsitzende Dr. Dr. Naser verletzte seine Sorgfaltspflichten, als er die ers- Siegfried Naser argumentiert: „Aber ich gebe die ehrliche te Kapitalerhöhung als Aufsichtsratsmitglied der HGAA Antwort darauf: Wenn wir Kroatien nicht hätten erwerben und als Verwaltungsratsvorsitzender der BayernLB mit be- können, hätte ich gesagt: größte Zweifel, ob die HGAA noch schloss. Er handelte nicht auf Grund des Beschlusses pflicht- erworben werden soll, weil: Kroatien war ein Kernland.“1316 widrig, sondern auf Grund der Umstände. Am 29.11.2007 Der BayernLB-Mitarbeiter Andreas Kober hat bestätigt, dass beschloss er als Aufsichtsratsmitglied der HGAA eine Kapi- seiner Kenntnis nach eine der aufschiebenden Bedingungen talerhöhung von 600 Mio. Euro, wenige Tage nach dem Clo- im Kaufvertrag die Genehmigungen der Bankenaufsichten sing. Er sah die Erfordernis als notwendig. Am 04.12.2007, sind1317. Selbst der Zeuge Dr. Hink folgt Tilo Berlins Ein- in der Verwaltungsratssitzung der BayernLB, empörte er sich schätzung in dessen Erinnerungen „Der Deal“, in der er die über die, dem Closing so zeitnahe, Notwendigkeit der Kapi- Gefahr beschreibt, dass die BayernLB sich noch vor Closing talspritze. Auch fragt er nach, ob beim Erwerb der HGAA aus dem Kaufvertrag zurückzieht1318. Dr. Hink selber hat eventuell etwas übersehen wurde. Spätestens zu diesem Zeit- diese Gefahr im Untersuchungsausschuss konkret auf eine punkt hätte es einer Sondersitzung des Verwaltungsrates der etwaige Verweigerung der Genehmigung durch die Kroati- BayernLB bedurft, um die Situation der HGAA detailliert zu sche Nationalbank bezogen. beleuchten. Dies wurde vom Verwaltungsratsvorsitzenden wiederum unterlassen. Er verließ sich wieder ausschließlich Dr. Stoiber drohte der Republik Kroatien wiederholt mit auf die Aussagen des Vorstandes. Konsequenzen für den Fall, dass die HNB der BayernLB die Genehmigung für die Übernahme der HGAA verweigert. Am Ähnlich lief es bei der 700 Mio. Euro Kapitalerhöhung ein 13. Juli 2007 intervenierte er mit einer Pressemitteilung1319, Jahr später. am 19. August 2007 mit einem Statement für das Kroatische Fernsehen anlässlich eines Treffens mit Dr. Sanader am 19. Zu klären bleibt weiterhin, wie es möglich war, dass Dr. Na- August 2007 in Split. Beide Male drohte Dr. Stoiber damit, ser als Mitglied sämtlicher betroffener Gremien und Organe der Republik Kroatien die Unterstützung für einen Beitritt angeblich nichts vom Sponsoring des Klagenfurter Fußball- zur Europäischen Union zu entziehen. Die Entscheidung der vereins durch BayernLB, HGAA und DKB mitbekam. HNB bezeichnete er als nicht akzeptabel und eine schwere

1316 Naser (15/164). 1313 Naser (15/193). 1317 Kober (142). 1314 Naser (15/157 ff.). 1318 Hink (16/21). 1315 Naser (15/219). 1319 Bd. 6, S. 78. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 281

Belastung für das Verhältnis zwischen Bayern und Kroatien. sef Martinz in der 13. Sitzung des Kärntner Untersuchungs- Dr. Stoiber hat im Untersuchungsausschuss eingeräumt, dass ausschusses am 19. Juli 2007 aus, dass „Stoiber himself“ in seine Stellungnahme für das kroatische Fernsehen am 19.08. Kroatien interveniert habe. 2007 anlässlich eines Treffens mit dem Premier der Repub- lik Kroatien Dr. Sanader „sicherlich keine sehr diplomati- Dr. Stoiber verlieh Dr. Sanader für seinen Einsatz für die sche Haltung“ war1320. Die HNB, die aufgrund der HGAA- BayernLB den Bayerischen Verdienstorden. In der Anlage Töchter Hypo Alpe-Adria d.d. Zagreb und Slavonska Ban- eines Vermerks der Staatskanzlei vom 04. Mai 20071326 be- ka d.d. Osijek zuständig war, hatte einen ersten Antrag der findet sich ein Profil des Premierministers, das ein Beamter BayernLB am 11. Juli 2007 abgelehnt. Sie begründete diese auf Dienstreise telefonisch diktierte. In einem Schreiben an Entscheidung mit dem Geschäftsgebaren der BayernLB im Sanader vom Juni 20071327 beglückwünschte die Staatskanz- Jahr 2001, als diese die Rijecka Banka für einen Euro an die lei Dr. Sanader und lud zur Ordensverleihung ein. Dies be- Republik Kroatien abgab. deutet, dass Dr. Stoiber unmittelbar nach Umlaufbeschluss des Verwaltungsrats am 23. April 2007 handelte. Vertreter Dass die BayernLB nicht mit der Wiederaufnahme der des Freistaats im Verwaltungsrat wussten spätestens durch Verhandlungen rechnete, zeigt ein jeweils gleichlautendes die Tischvorlage für die Sitzung vom 20. März 2007 auf Seite Schreiben der BayernLB an Dr. Stoiber und Dr. Sanader vom 27 grundsätzlich über die Erfordernis „Einholung aufsichts- 13.Juli 20071321 mit der Bitte um politische Unterstützung: rechtlicher Genehmigungen“ Bescheid. Der stellvertretende „Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, ergänzend regen wir Verwaltungsratsvorsitzende Prof. Dr. Faltlhauser wurde von an, dass diese Transaktion auch auf politischer Ebene unter- der Haltung der Kroatischen Nationalbank sicherlich nicht stützt wird […].“ Dr. Stoibers Pressemitteilung vom 13. Juli überrascht, denn er war damals persönlich mit der Affäre Ri- 2007 zeigte bereits die beabsichtigte Wirkung auf die Kroati- jecka Banka befasst. Diese Fakten widersprechen dem Ein- sche Nationalbank. Nur sechs Tage nach der endgültigen und druck, den Dr. Stoiber im Untersuchungsausschuss erwecken unwiderruflichen („final and irrevocable“1322) Entscheidung wollte, nachdem die Verleihung bereits geplant gewesen sei, der HNB, der BayernLB die Genehmigung zu verweigern, „deutlich bevor mich die Landesbank am 13. Juli wegen verhandelte die BayernLB am 17. Juli 2007 bereits wieder Kroatien um Unterstützung gebeten hatte“1328. Ebenso wenig mit der HNB über ein erneutes Verfahren und erzielte einen glaubwürdig ist Dr. Stoibers Behauptung, dass Dr. Sanader Kompromiss, der von der BayernLB ohne erkennbare Ab- sich mit Hinweis auf die Unabhängigkeit der HNB nicht ein- striche umgesetzt wurde – oder wie der Zeuge Dr. Stoiber gemischt habe1329. Das HGAA-Dossier1330, eine Analyse aus selber sagt: „ohne irgendeine Jota-Veränderung“1323. Dr. nachrichtendienstlichen Kreisen in Kroatien, bestätigt, dass Rolf-Dieter Jungk, Beamter der Staatskanzlei, bestätigte im Dr. Sanader sich im Genehmigungsverfahren zugunsten der Untersuchungsausschuss, dass bereits bei einem Spitzentref- BayernLB eingesetzt hat. fen zwischen der BayernLB und der HNB am 17. Juli 2007 „bestimmte Bedingungen formuliert worden und, so erin- Dr. Stoiber redete seine Rolle beim Erwerb im Nachrichten- nere ich das, auch die klare Erwartung, dass bei Abarbeiten magazin „Der Spiegel“ vom 19. Dezember 2009 klein, nach- und bei Erfüllen dieser Bedingungen dann die Genehmigung dem die Presseberichterstattung seine Verantwortung für erfolgen kann“1324. Entsprechend habe er Dr. Stoiber über die Milliardenverluste durch die HGAA thematisierte und den vereinbarten Fahrplan informiert. Laut Gesprächspro- in diesem Zusammenhang das Statement für das kroatische tokoll1325 nahmen an diesem Treffen mit dem Gouverneur Fernsehen am 19. August 2007 kommentierte. Er erklärte, Dr. Zeljko Rohatinski Werner Schmidt und Dr. Benedikt dass nicht sein politischer Druck die Genehmigung erwirkt Haas für die BayernLB und Tilo Berlin für die Berlin & Co haben könne, weil damals bereits ein Kompromiss zwischen Sarl. teil. Dr. Rohatinski empfahl der BayernLB ein erneu- BayernLB und HNB existiert habe. Die HNB reagierte mit tes Genehmigungsverfahren und machte ihr entsprechende einer scharf formulierten Pressemitteilung vom 21. Dezem- Auflagen: Aufarbeitung der Affäre Rijecka Banka, umfas- ber 2009, in der Gouverneur Dr. Rohatinski Dr. Stoiber der sende Due Diligence bei den HGAA-Töchterunternehmen, Lüge bezichtigte: “There is no truth in Mr Stoiber‘s claim verschiedene Einzelmaßnahmen sowie eine Kapitalmaßnah- that the approval for the acquisition had already been ag- me von rund 250 Mio. Euro, deren genauere Summe durch reed on between the BLB and the CNB at the time when he die Prüfung zu ermitteln sei. Dr. Rohatinski legte dabei laut decided to ‚play a part‘ in the case writing to other Croatian Protokoll der BayernLB Wert auf folgende Sprachregelung: authorities and making a public statement after meeting with Gespräche, nicht Verhandlungen würden geführt. the Prime Minister of Croatia, Ivo Sanader, in Split, on 19 August 2007. The facts and documentation tell a different Nur zwei Tage nach dem Spitzengespräch am 17. Juli 2007 story.“1331 sagte der Aufsichtsratschef der Kärntner Landesholding Jo-

1320 Stoiber (17/19). 1326 Bd. 6, S. 39 f. 1321 Bd. 6, 72 ff. 1327 Bd. 6, S. 41. 1322 Pressemitteilung der Kroatischen Nationalbank vom 21.12.2009: 1328 Stoiber (17/13). „The Truth about the Acquisition of the HAAB by the BLB“, http://. 1329 Stoiber (17/11). hnb.hhr/priopc/2009/eng/ep2112.htm, abgerufen am 18.10.2010. 1330 Bd. 222, S. 87 ff. 1323 Stoiber (17/20). 1331 Pressemitteilung der Kroatischen Nationalbank vom 21.12.2009: 1324 Jungk (23/9). „The Truth about the Acquisition of the HAAB by the BLB“, http://. 1325 Bd. 133, S. 172 ff. hnb.hhr/priopc/2009/eng/ep2112.htm, abgerufen am 18.10.2010. Seite 282 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Indem Dr. Stoiber versuchte, seine Rolle kleinzureden, ver- dem vermeintlichen Prestigeprojekt, das die BayernLB zu ärgerte er Dr. Rohatinski. Der Grund dafür ist, dass Dr. Sto- einem Global Player des Bankenmarkts machen sollte. Nach ibers Hinweis auf den Kompromiss vom 17. Juli 2007 für dem Wegfall der Gewährträgerhaftung hatte die Landesbank die HNB rufschädigend ist. Er beweist, dass die HNB auf kein Geschäftsmodell mehr, sie war eine Geschäftsbank, die politischen Druck, den Dr. Stoiber mitten im kroatischen niemand brauchte. Eine Alternative zum von Stoiber vor- Parlamentswahlkampf ausübte, hin nachgab und ihre Ent- gegebenen größenwahnsinnigen Wachstumskurs wäre eine scheidung am 12. September 2009 nur noch Formsache war. Schrumpfung und Zusammenlegung mit anderen Landes- Der Zweck der Pressemitteilung vom 21. Dezember 2009 banken gewesen. Darüber wurde jahrelang diskutiert, aber war es, die Legende aufrechtzuhalten, dass die HNB am 17. die „Politik“ – sprich Stoiber – war stets dagegen. Diese Juli 2007 der BayernLB „nur detailliert erklärt“1332 habe, wa- Entscheidung wurde nie im Verwaltungsrat selbst getrof- rum die Genehmigung verweigert wurde. Dies widerspricht fen, sondern von der Staatsregierung getroffen. Als einziges der Aktenlage. Vor diesem Hintergrund überzeugt Dr. Stoi- namhaftes Mitglied der Staatsregierung war Stoiber nicht bers Erklärungsversuch nicht, es gäbe ein „Missverständ- im Verwaltungsrat. Er war es letztlich, der wegen des damit nis“, weil „Der Spiegel“ seinen Hinweis auf die formelle verbundenen Bedeutungsverlustes aus politischen Gründen Entscheidung vergessen habe1333. Doch Dr. Rohatinski hat entschied, dass für die Landesbank die „Stand alone“-Stra- genau verstanden. tegie galt. Weil sich die Landesbank dadurch zum Wachsen verurteilt sah, verfielen Vorstand und Verwaltungsrat auf die Dr. Stoiber wurde vom Vermerk vom 26. Juli 20071334 Osteuropastrategie. Die HGAA war – aus guten Gründen – zwar über den Kompromiss, nicht aber über die vereinbar- die letzte, in diesen „Wachstumsmärkten“ noch zu erwerben- te Sprachregelung informiert. Hätte er diese Information de Bank. besessen, hätte er vermutlich eine plausiblere Geschichte vortragen können, um über seine wahre Rolle beim Erwerb Als scheidender Ministerpräsident beabsichtigte Dr. Stoiber, hinwegzutäuschen. So führt aber die Spur wieder zurück zu sich damit ein Denkmal zu setzen und nahm dabei in Kauf, Dr. Stoiber, der im letzten Moment das Platzen des verhäng- dass die BayernLB ihre Leistungsfähigkeit maßlos über- nisvollen Deals verhindert hat. schätzte und schließlich an der Skandalbank HGAA schei- terte. Dabei ignorierte auch Dr. Stoiber sämtliche Warnsig- Dr. Stoiber nutzte im August 2007 die Gelegenheit, öffent- nale, übte aber gleichwohl großen politischen Druck auf die lichkeitswirksam seine maßgebliche Rolle beim Zustande- Kroatische Nationalbank aus, um den Kauf um jeden Preis kommen des Erwerbs ins Bewusstsein zu bringen. Im siche- zu ermöglichen. ren Wissen darum, dass die BayernLB im Herbst desselben Jahres einen vermeintlichen Erfolg feiern würde, inszenierte Dr. Stoiber reklamierte im Untersuchungsausschuss für sich Stoiber sich als Hüter bayerischer Interessen. Die Bayern- das Verdienst, Bayerns Entwicklung vom Agrarland zur LB erklärte sich diesen Auftritt mit einer Anspielung auf das wirtschaftlichen Champions League befördert zu haben. Vor Sommerloch, wie aus einer internen E-Mail-Korrespondenz dem Hintergrund dieser Aussage erscheint es plausibel, dass vom 21. August 20071335 hervorgeht. Aus dieser Korrespon- Dr. Stoiber die Durchführung der größten Transaktion in der denz geht auch hervor, dass die BayernLB angemahnt hatte, Geschichte der BayernLB entscheidend beeinflusste. dass jegliche politische Einmischung zu diesem Zeitpunkt unterbleiben sollte. Rund zwei Jahre später wollte Dr. Stoi- Dr. Stoiber wurde laufend über den Erwerbsvorgang infor- ber schon nichts mehr davon wissen, dass er den Ausschlag miert. Durch seinen engen Vertrauten im Vorstand Dr. Ru- dafür gab, dass der verhängnisvolle Erwerb des Milliarden- dolf Hanisch unterhielt Dr. Stoiber einen direkten Draht zur grabs doch noch zustande kam. BayernLB, über den er Informationen in nicht abschließend überprüfbarem Umfang erhielt. Dr. Stoiber wusste spätes- Der Untersuchungsausschuss konnte nicht klären, welchen tens am 20. März 2007, also am gleichen Tag wie der Ver- Zweck Erwin Hubers Besuch mit einer Wirtschaftsdelegati- waltungsrat, vom Plan, die HGAA zu erwerben. Laut Ka- on in Kroatien am 3. bis 4. Oktober 2007 hatte.1336 Hubers lender des Vorstandsvorsitzenden Werner Schmidt fand ein erster Antrittsbesuch nach seiner Wahl zum CSU-Vorsitzen- entsprechendes Gespräch statt, an dem auch Tilo Berlin be- den führte also noch vor Closing des Geschäfts am 9. Okto- teiligt war. Obwohl Dr. Stoiber mindestens auf dem Informa- ber 2007 nach Kroatien. tionstand eines durchschnittlichen Verwaltungsratsmitglieds war, schritt er nicht ein, als im Prüfbericht der Oesterreichi- 4. Edmund Stoibers Größenwahn schen Nationalbank gravierende Mängel und Gesetzesver- stöße festgestellt wurden. Dr. Edmund Stoiber war zum Zeitpunkt des Erwerbs der Hypo Group Alpe Adria (HGAA) durch die Bayerische Lan- Dr. Stoiber wies im Untersuchungsausschuss den Vorwurf desbank Ministerpräsident und die treibende Kraft hinter des Größenwahns von sich: „Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, was das sein soll. … Wir haben uns in Bayern angestrengt … dass Bayern fast in allen Disziplinen Spitze in Deutsch- 1332 Pressemitteilung der Kroatischen Nationalbank vom 21.12.2009: land und in Europa ist. Ist das Größenwahn?1337“ In diesem „The Truth about the Acquisition of the HAAB by the BLB“, http://. Zusammenhang beanspruchte er indirekt das persönliche hnb.hhr/priopc/2009/eng/ep2112.htm, abgerufen am 18.10.2010. 1333 Stoiber (17/14). Verdienst für den Fortschritt in Bayern: „Vielleicht können 1334 Bd. 6, S. 81 ff. 1335 Bd. 223; ZV Stoiber, Anlage 26. 1336 Bd. 6, S. 89. 1337 Stoiber (17/14). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 283

einige ja nicht zugestehen, was die ,FAZ‘ einmal so be- des Umlaufbeschlusses am 23. April 2007 am Rande eines schrieben hat: die Entwicklung Bayerns vom Agrarstaat zum gemeinsamen Termins mit dem Präsidenten des Bundesver- Wirtschaftswunderland1338.“ Während Dr. Stoiber die Urhe- bands Deutscher Banker, Klaus-Peter Müller, über das Pres- berschaft dafür bei sich sah, wollte er die Verantwortung tigeprojekt HGAA ausgetauscht haben. Es kann weiterhin für die Milliardenverluste durch die HGAA nicht überneh- die vernünftige Annnahme getroffen werden, dass Dr. Stoi- men. Er bestritt vielmehr jede aktive Rolle beim Kauf, da er ber über seinen Vertrauten Dr. Hanisch Informationen aus nicht „Kontrolleur der Kontrolleure“ gewesen sei, dem die erster Hand erhalten hat. Im Untersuchungsausschluss lobte „Ober-Überwachung der Überwachungsorgane“1339 oblag. Dr. Stoiber seinen ehemaligen Mitarbeiter folgendermaßen: Dies steht im Widerspruch zu Hubers Aussage, der zufolge „Ich habe ihn nicht platziert. Ich hätte Herrn Hanisch ger- die Staatsregierung durchaus eine solche Funktion ausübte: ne behalten. Herr Hanisch war ein exzellenter Beamter, in „Und sowohl vor dieser Kabinettssitzung wie auch aus der verschiedenen Funktionen bewährt. Er war mein Büroleiter Kabinettssitzung heraus, hätte natürlich dies in der Tat ge- und mein Ministerialdirektor und ist auf eigenen Wunsch stoppt werden können, wenn es dafür irgendeinen Hinweis gegangen“1347. Er bestätigte auch ein besonderes Verhältnis oder Beleg gegeben hätte. Warum denn nicht?“1340. Es wi- zu Dr. Hanisch1348. derspricht aber auch der Darstellung des Verwaltungsrats- mitglieds Ludwig Kamprath, demzufolge die Entscheidung An einen Termin am 20. März 2007, den der Vorstandsvor- für das Umlaufverfahren den Grund hatte, dass sich Prof. sitzende Schmidt in seinem Kalender notierte, erinnerte sich Dr. Faltlhauser beim Kabinett rückabsichern wollte1341. Dr. Dr. Stoiber im Untersuchungsausschuss angeblich nicht1349. Stoiber aber verwies auf die formale Zuständigkeit des Ver- Vermerkt ist im Kalendereintrag: „Freistaat, Stoiber, Huber, waltungsrats: „Im Verwaltungsrat der Landesbank saßen Beckstein“ und „Tilo Berlin“1350. zu dieser Zeit aufgrund Gesetzes der Finanzminister, der Innenminister und der Wirtschaftsminister, ich sage: wich- Dr. Stoiber bestritt im Untersuchungsausschuss jegliche per- tigste Minister mit zu Recht außerordentlich hohem Anse- sönliche Kontakte mit Haider1351. Dem widersprach Haider hen in Bayern und Deutschland. Ich habe den Verantwort- im Kärntner Untersuchungsausschusses vom 12. Juli 2007, lichen und den Organen der Landesbank selbstverständlich wo er Kontakte zu Dr. Stoiber und anderen Vertretern der vertraut“1342. Er betonte allerdings, dass „wichtigste“ Minis- Staatsregierung erwähnt: „Sie sind Eigentümer und haben ter in diesem Zusammenhang nicht gleichbedeutend mit den natürlich auf diese Entscheidung der Bayern an uns ein Offert „besten“ Ministern ist1343. gerichtet und maßgeblich unterstützt und auch unterfüttert noch einmal in den Gesprächen mit uns.“ Dr. Stoiber demen- Dr. Stoiber bestritt im Untersuchungsausschuss, bereits auf tierte diese Aussage mit dem originellen Worten: „… ich will der Geburtstagsfeier seines Vertrauten, Vorstandsmitglied es mal so sagen –, Herr Haider hätte sicherlich – Der Vater Dr. Harnisch, am 17. Dezember 2006, vom Interesse der des Wunsches ist hier letzten Endes der Gedankengang“1352. BayernLB an der HGAA erfahren zu haben. „Ich kann mich Darüber hinaus bezeichnete Dr. Stoiber den Geschäftspart- nur erinnern – ich habe das der Staatsanwaltschaft schon ge- ner der BayernLB als Rechtsradikalen1353, mit dem man sagt –, dass ich leider etwas zu spät gekommen bin. Die Leu- keine „politischen Geschäfte“ mache1354. Gleichwohl be- te saßen schon am Tisch, und ich bin relativ rasch gegangen, stimmte er, dass der stellvertretende Ministerpräsident, sein weil ich noch einiges zu erledigen hatte. Da habe ich keine designierter Nachfolger Günther Beckstein, an seiner statt Erinnerung. Mit mir hat damals niemand über irgendetwas den offiziellen Termin mit Haider wahrnahm. Dies erhärtet mit der HGAA gesprochen“1344. Er habe erst im „März oder den Verdacht, dass Dr. Stoiber mit Rechtsradikalen lediglich April 2007“1345 durch Prof. Dr. Faltlhauser davon Kenntnis nicht vor die Kamera treten wollte, aber kein Problem da- erlangt. mit hatte, sich im Hintergrund aktiv für den Deal mit einem Rechtsradikalen einzusetzen. Darüber hinaus habe er bis zur Unterzeichnung des Kauf- vertrags am 22. Mai 2007 keine weiteren Berührungspunkte Dr. Stoiber behauptete im Untersuchungsausschuss, dass mit der HGAA gehabt. Dies steht im Widerspruch zu seiner er nicht vor der HGAA gewarnt wurde: „Es wird versucht, Aussage, dass er sich als Ministerpräsident „intensiv“1346 den Eindruck zu erwecken, ich sei vor dem Kauf der HGAA um Beihilfeverfahren, Landesbankengesetz und Landes- gewarnt worden. Das ist falsch. Es gab nie eine rote Warn- bankenstruktur gekümmert habe, er sich aber gleichzeitig leuchte. Wenn es eine rote Warnleuchte gegeben hätte, dann nicht weiter um die größte Transaktion in der Geschichte der hätte ich sicherlich bei den Verwaltungsräten nachgehakt. BayernLB gekümmert habe. Insbesondere muss angenom- Davon können Sie ausgehen“1355. Tatsächlich wurde Dr. men werden, dass sich Dr. Stoiber und Dr. Huber am Tag Stoiber durch einen Vermerk der Staatskanzlei vom 25.

1338 Stoiber (17/14). 1347 Stoiber (17/37). 1339 Stoiber (17/6). 1348 Stoiber (17/37). 1340 Huber (26/45). 1349 Stoiber (17/27). 1341 Kamprath (18/125). 1350 Vgl. Stoiber (17/26 f.). 1342 Stoiber (17/5). 1351 Stoiber (17/9). 1343 Stoiber (17/27). 1352 Stoiber (17/9). 1344 Stoiber (17/37). 1353 Stoiber (17/9). 1345 Stoiber (17/8). 1354 Stoiber (17/41). 1346 Stoiber (17/33). 1355 Stoiber (17/3). Seite 284 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Juni 20071356 vom Prüfbericht der Oesterreichischen Nati- durch die Staatsanwaltschaft hat Huber versucht, die Ver- onalbank, der gravierende Gesetzesverstöße bei der HGAA antwortung für Handlungen und Entscheidungen im Ver- feststellte, informiert. Zwar betont der Vermerk, dass die waltungsrat grundsätzlich bei seinem Stellvertreter Spitzner Vorwürfe Sachverhalte vor dem Erwerb betreffen. Dennoch zu suchen1359. Demnach habe Spitzner in diesem Gremium wird davor gewarnt, dass kaum prognostizierbar sei, wie sich eigenverantwortlich gehandelt. die Entwicklung insbesondere auf das Marktvertrauen aus- wirken wird. Dies – zusammen mit dem fragwürdigen Argu- Spitzner hat diese Unterstellung im Untersuchungsausschuss ment, demzufolge abgeschlossene Sachverhalte kein Risiko von sich gewiesen und das Verhältnis zwischen sich und in der gegenwärtigen Lage darstellen – hätte für Dr. Stoiber dem ordentlichen Mitglied Huber im Gegenzug mit einer Anlass sein müssen, tatsächlich bei den Verwaltungsratsmit- Fußball-Metapher beschrieben: „Wobei ich noch mal sage, gliedern nachzuhaken. Dass er dies nicht getan hat, zeigt, dass natürlich der Stellvertreter auch in den sogenannten dass Dr. Stoiber überhaupt nicht in den Sinn kam, das Pres- außerhalb der Sitzung laufenden Informations- und Kom- tigeprojekt selbst bei deutlichen Warnhinweisen zu stoppen. munikationsprozess horizontal zwischen Landesbank und Ministerium im Grunde genommen nicht eingebunden ist. 5. Erwin Huber Also, das ist Thema. Ich weiß zwar viel, da war ich bei einer Sitzung dabei, da sind ein paar Dinge mal gekommen. Da Erwin Huber war zum Zeitpunkt des Erwerbs der Hypo habe ich gesagt: Da weiß ich gar nichts davon. Es ist auch Group Alpe Adria (HGAA) in seiner Funktion als Wirt- vieles informell gelaufen. Er ist halt nur der Stellvertreter. schaftsminister Mitglied im Verwaltungsrat der Bayerischen Aber im Grunde genommen ist es so – wir haben, glaube Landesbank. Huber fehlte in den Sitzungen am 20.03.2007 ich, vorhin gesprochen vorweg, Sie sind Anhänger des FC und am 20.04.2007, die beide für den Erwerb entscheidend Augsburg. Und wenn einmal der FC Augsburg – jetzt hat er waren. Beim letztgenannten Termin vertrat ihn sein Stell- zweimal gewonnen – gut spielt oder wenn er mal schlecht vertreter, der Staatssekretär Hans Spitzner, nicht. Huber spielt, einen Elfmeter verschießt, dann beschimpfen Sie in ignorierte dessen frühzeitigen Warnhinweis vor Skandalen der Regel … denjenigen, der den Elfmeter verschossen hat und problematischen Entwicklungen bei der HGAA. Er re- und machen [nicht] dem Vorwürfe, der auf der Reservebank cherchierte nicht die Presseberichterstattung zu dieser Bank. sitzt. Okay.“ 1360 Spitzner hat damit festgestellt, dass eine ef- Er studierte nicht die Verwaltungsratspräsentation, sondern fiziente Kommunikation zwischen Verwaltungsratsmitglied, verließ sich auf mündliche Informationen des damaligen Stellvertreter und den Sachbearbeitern in der Beteiligungs- Finanzministers Prof. Dr. Kurt Faltlhauser und damit auf abteilung des Wirtschaftministeriums („Back Office“) aus Hörensagen. Huber griff nicht auf das Fachwissen des Wirt- seiner Sicht nicht gewährleistet war. schaftsministeriums zurück und wartete nicht das Ergebnis der Due-Diligence-Phase II ab, als er dem größten Geschäft Huber ließ sich in der Verwaltungsratssitzung am 20.03.2007, in der Geschichte der BayernLB im Umlaufverfahren am in der die HGAA als Kaufobjekt vorgestellt wurde, von Spitz- 23.04.2007 zustimmte. Er kontrollierte auch nach diesem ner vertreten. Dieser stellte dort aufgrund seiner Vorkenntnis- Umlaufbeschluss nicht, ob die kritischen 24 Punkte der Ver- se über den Balkan und die HGAA eine Reihe von kritischen waltungsratspräsentation und die Mängelfeststellung durch Fragen zur Bilanzfälschungsaffäre und mahnte eine gründli- die Oesterreichische Nationalbank mit der gebotenen Sorg- che Prüfung der Bank an. Im Untersuchungsauschuss hat er falt behandelt wurden. Er informierte sich auch nicht über seinen damaligen Kenntnistand folgendermaßen umrissen: die wesentlichen Eckpunkte der Kaufverträge. Huber hat „Für mich war diese Ausführung zunächst einmal schlüssig, sich grob fahrlässig auf andere verlassen und es versäumt, weil ich wusste aus eigener Information, aus Gesprächen mit auf ausreichender Informationsgrundlage eine eigenständige österreichischen Bankern, dass die Hypo Alpe Adria auf- Entscheidung zu treffen. Huber hat es auch versäumt, das grund ihrer doch aggressiven Expansionspolitik, die sie in Wirtschaftsministerium als „Back Office“ so auszustatten den letzten Jahren hingelegt hat, offensichtlich einen starken und in die Arbeit des Verwaltungsrats einzubinden, dass Partner suchte, einen kapitalkräftigen, und zweitens, mir war es ihn bei seinen Aufgaben hätte angemessen unterstützen auch bewusst, obwohl gerüchteweise, ohne konkret, dass können. Er hat deshalb gegen die Pflicht für „Mitglieder der hier auch eine ganze Reihe von Projekten in den Sand ge- Exekutive [sich] des Sachverstandes ihres Ministeriums [zu] setzt wurde, insbesondere im ehemaligen Jugoslawien, also bedienen“1357 verstoßen. Tourismusprojekte und dergleichen.“1361 Ebenso bekannt gewesen seien ihm der Bilanzfälschungsskandal sowie der Hubers Fernbleiben bei den beiden wichtigen Verwaltungs- damit verbundene Wechsel von Wolfgang Kulterer aus dem ratssitzungen stellt dabei keine Ausnahme dar, sondern be- Vorstand in den Aufsichtsrat der HGAA1362. stätigt vielmehr die Regel für das Jahr 2007. Huber fehlte an acht von zwölf Sitzungen. An zwei Sitzungen fehlte Huber hat bei der Staatsanwaltschaft angegeben, damals nicht nur Huber, sondern auch gleichzeitig sein Stellvertre- im Gegensatz zu seinem Stellvertreter über keinerlei eige- ter Staatssekretär Hans Spitzner1358. In seiner Vernehmung ne Kenntnisse zur HGAA verfügt zu haben und dies damit

1356 Bd. 6, 61 ff. Antwort des Staatsministeriums der Finanzen. 1357 Schmidt, Rechtsgutachten, S. 43. 1359 Bd. 223, ZV Huber, S. 13. 1358 Antwort des Staatsministeriums der Finanzen auf die Anfrage des Ab- 1360 Spitzner (20/26). geordneten Markus Rinderspacher, SPD, zum Plenum vom 22. April 1361 Spitzner (20/13). 2010. 1362 Spitzner (20/9). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 285

begründet, dass österreichische Presseberichterstattung nicht Das heißt also: Dieses Gespräch mit Faltlhauser hat mich auf im Pressespiegel berücksichtigt wurde.1363 Spitzner hat im den Stand der ganzen Beratungen, auch der Problempunk- Ausschuss betont, dass er Huber über den Inhalt der Sitzung te gebracht. Das war für mich eigentlich ein ganz entschei- informiert hat: „Wir haben in der Regel, wenn irgendwie dender Punkt“1372. Denn: „Eine halbe Stunde Briefing bei was war, auch den Minister informiert. Ich habe auch zum Faltlhauser ersetzt stundenlanges Lesen von Akten, wie man Beispiel nach der Sitzung vom 20.03., zwei oder drei Tage weiß“1373. Huber, der die Verwaltungsratspräsentation vom später den Erwin Huber informiert. Ich habe gesagt: Erwin, 20. April 2007 das erste Mal am 23. April 2007 um 17.00 da steht jetzt möglicherweise der Erwerb der HGAA an. Das Uhr gesehen hatte, stimmte um 18:58 Uhr per Fax zu. ist keine uninteressante Option, aber das ist eine Sache, die äußerst, meines Erachtens problembehaftet ist. Die muss Die zuständige Abteilung im Wirtschaftsministerium er- sehr, sehr gründlich geprüft werden“1364. Weiter habe er hin- hielt die Verwaltungsratspräsentation ebenfalls erst am zufügt: „Ich hab zu Herrn Huber gemeint: Ja, pass auf, das ist 23.04.2007, wie aus einem für Huber bestimmten Vermerk eine heiße Kiste. Da müssen wir aufpassen, interessant, aber gleichen Datums hervorgeht: „Die Unterlagen wurden erst müssen wir mal schauen, das müssen wir genau prüfen1365.“ heute zur Verfügung gestellt. In der kurzen Zeit ist eine pro- funde Prüfung der Unterlagen nicht möglich. Es fehlt zudem Im Untersuchungsausschuss hat Huber diese Darstellung die Bewertung des Vorstandes“1374. Nichtsdestotrotz be- relativiert, indem er darauf bestanden hat, dass es bei Spitz- grüßt der Vermerk den Erwerb grundsätzlich und empfiehlt: ner viele „heiße Kisten“ gegeben1366 und er diese nicht mit „Dem Beschlussvorschlag kann zugestimmt werden, auch Inhalt gefüllt habe1367. Er behauptete auch: „Es kam aus der in schriftlicher Form.“ Laut Sachbearbeiterin Fink habe ein „heißen Kiste“ nichts als „heiße Luft“1368. Spitzner aber ging Telefongespräch im Finanzministerium für diese positive konkret auf die Bilanzfälschung bei der HGAA ein. Insofern Einschätzung gereicht. Der Abteilungsleiter Pinegger hat widerspricht sich Huber, wenn er grundsätzlich feststellte: die Tatsache, dass der vorbereitende Vermerk kein Wort über „Wenn Sie mich nach einer Wertung fragen: Wenn ein kon- Spitzners kritische Fragen aus der Sitzung vom 20.03.2007 kreter Vorwurf einer Bilanzfälschung da wäre, müsste man enthält, mit einem Hinweis auf die Kommunikationsabläufe dem natürlich unverzüglich nachgehen. Das ist gar keine im Wirtschaftsministerium kommentiert: „Nein. Das war da- Frage.“1369 mals eigentlich nicht üblich, soweit ich das beurteilen kann, mit der Spitze des Hauses in Austausch zu treten über die Huber hat im Untersuchungsausschuss im Gegensatz zu an- Vorbereitung der Verwaltungsratssitzung.“1375 deren Verwaltungsratsmitgliedern nicht behauptet, dass er die Verwaltungspräsentation vom 20.04.2007 am Wochen- Weder die Sachbearbeiterin Fink noch der Abteilungsleiter ende studiert hatte, bevor er dem Kauf per Umlaufverfahren Pinegger konnten sich an Rückfragen bezüglich des Ver- zustimmte: Am Wochenende habe er keine Zeit für die Be- merks durch Huber am 23.04.2007 erinnern1376. fassung mit der Präsentation gehabt, in der auf 24 kritische Punkte aus der Due Diligence hingewiesen wird. Huber hat Huber hat im Untersuchungsausschuss bezüglich seiner Vor- aber betont, dass er sich mit der Präsentation auch unter an- bereitung erklärt, dass er sich bei seiner Entscheidung auf deren Umständen nicht gründlich befasst hätte: „Es ist aus eine „vorgeschaltete Prüfung“ des Finanzministeriums ver- meiner Sicht auch nicht möglich gewesen, dass ich jede lassen hat. An informellen Gesprächen sei er nicht beteiligt dieser 69 Seiten von Anfang bis Ende gelesen habe.“1370. gewesen, der Verwaltungsrat als Organ sei nicht eingeschal- Vielmehr hat er eingeräumt, diese Tischvorlage der Sitzung tet worden1377. vom 20.04.2007 erst am Nachmittag des 23. April 2007, das heißt am Tag des Umlaufbeschlusses, erhalten zu haben.1371 Huber hat im Untersuchungsausschuss die Auffassung vertre- Die mündliche Information durch den Finanzminister Prof. ten, der Umlaufbeschluss habe einen „Gremienvorbehalt“1378 Dr. Kurt Faltlhauser hat er als gleichwertigen Ersatz für die umfasst, den er als „Bedingungen“ bestimmt: „Er ist bedingt aufmerksame Lektüre der Entscheidungsgrundlage darge- einmal, was die Höhe des Kaufpreises angeht, und er ist auch stellt: „Das eine ist in der Tat das sehr ausführliche Gespräch bedingt mit dem Hinweis: Es werden die Beratungen und mit dem Kollegen Faltlhauser am Nachmittag des 23. Ap- Unterlagen vom 20. April zur Kenntnis genommen. Damit ril. Und muss sagen, es ist eigentlich ganz gut, wenn man ergibt sich selbstverständlich die Bindung des Vorstandes an konzentriert mündlich informiert wird, bevor man dann 70 all dies, was da dargestellt war. Und drittens ist er natürlich oder 100 Seiten Unterlagen in die Hand bekommt, weil es bedingt durch die Business Judgement Rule, natürlich das einem Möglichkeit gibt, auf die entscheidenden Passagen professionelle Vorgehen. Damit ist dies aus meiner Sicht gleich einzugehen, ohne mühsam eine lange Prosa zu lesen . ein Auftrag zum Kauf allerdings mit klaren Bedingungen, die einzuhalten waren. Und was ja immer eine Rolle spielt, die Frage von versteckten Risiken, von Gewährleistungen. 1363 Bd. 223 ZV Huber, S. 10. 1364 Spitzner (20/15). 1365 Spitzner (20/16). 1372 Huber (26/29). 1366 Huber (26/29). 1373 Huber (26/36). 1367 Huber (26/40). 1374 Bd. 223, ZV Huber, Anlage 9; Fink (21/114). 1368 Huber (26/59). 1375 Pinegger (22/162). 1369 Huber 26/41). 1376 Fink (21/118); Pinegger (22/167). 1370 Huber (26/37). 1377 Huber (26/39). 1371 Huber (26/36). 1378 Huber (26/111). Seite 286 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Es musste damit aber auch sichergestellt werden, dass auch konkreter Zeitpunkt noch der Umfang einer solchen Maß- nicht durch versteckte Risiken das maximale Kaufpreislimit nahme bekannt gewesen1385. überschritten wird.“ 1379 Huber handelte verantwortungslos, weil er die Warnhinwei- Darüber hinaus zählte laut Huber zu diesem Vorbehalt auch, se seines Stellvertreters Spitzner ignorierte und nicht in seine „dass die Grundsatzentscheidung zum Erwerb … von bei- Entscheidungsfindung einbezogen hatte. Die Hintergrundin- den Eigentümern vorab, vor Unterschrift des Kaufvertrages formation durch Spitzner stellte ein Huber anzurechnendes getroffen wurde“1380. Huber meint damit zum einen die Zu- „Sonderwissen“ dar: „Generell gilt: Hat ein Verwaltungs- stimmung des Freistaats vom 10.05.2007 sowie die Kennt- ratsmitglied – auch aufgrund eigenen Sonderwissens – An- nisnahme des Kabinetts am 22.05.2007 und zum anderen lass zu Bedenken, muss es diesen nachgehen“1386. Dabei ist die Informationsveranstaltung des Sparkassenverbands am zu berücksichtigen, dass Wissen und Handeln des Stellver- 21.05.2007. treters dem Verwaltungsratmitglied Huber nach allgemei- nen Grundsätzen anzurechnen ist1387. Huber ging Spitzners Huber hat im Untersuchungssauschuss demonstriert, dass er Warnhinweisen nicht nach. Er überprüfte nicht durch eigene keine Kenntnis darüber hat, aufgrund welcher Kriterien das Recherchen, ob die Presseberichterstattung über die HGAA Finanzministerium dem Erwerb der HGAA im Namen des Spitzners Erkenntnisse bestätigt. Die Ausrede, derzufolge Freistaats zugestimmt hat: „Wie die zustande kommt, ist eine österreichische Medien nicht Bestandteil seiner Pressemap- Ressortverantwortung des Finanzministers, in die ich mich pe gewesen seien, entlastet Huber nicht. Dass die Pressarti- als Wirtschaftsminister nicht eingemischt habe.“1381 kel über die HGAA schon damals leicht zugänglich waren, zeigt das Beispiel des Sachbearbeiters, der für das Innen- Im Gegensatz zu anderen Vertretern des Freistaats hat Huber ministerium entsprechende Recherchen im Internet vorge- darauf bestanden, dass das Kabinett den Kauf auch nach der nommen hat1388. Spitzner hat aus der Negativpresse über die Zustimmung des Verwaltungsrats noch hätte stoppen kön- HGAA geschlussfolgert, dass die Bank „sehr, sehr gründlich nen: „Und sowohl vor dieser Kabinettssitzung wie auch aus geprüft“ werden muss. Huber hingegen nahm einfach hin, der Kabinettssitzung heraus, hätte natürlich dies in der Tat dass die HGAA innerhalb einer sehr kurzen Frist geprüft gestoppt werden können, wenn es dafür irgendeinen Hinweis wurde, in der offensichtlich nicht alle Risiken identifiziert oder Beleg gegeben hätte. Warum denn nicht?“1382 Laut Hu- worden sind. Er bestand darüber hinaus überhaupt nicht da- ber verteile sich die „Verantwortung auf mehr Schultern“, rauf, dass die Ergebnisse der zusätzlichen Due-Diligence- da der Eigentümer schon vor Unterzeichnung des Vertrags Phase II abgewartet werden, bevor der Verwaltungsrat seine seine Absicht zum Kauf bekundet hatte1383. Zustimmung erteilt. Huber hat damit grob fahrlässig gehan- delt, ganz im Sinne der Aussage des Sachverständigen Prof. Huber holte nach der Unterzeichnung des Umlaufbeschlus- Dr. Reiner Schmidt: „Wenn keine ausreichend gesicherten ses keine Information beim Vorstand über die Ergebnisse Ergebnisse über das zu erwerbende Unternehmen vorhanden der Due-Diligence-Phase II, den Prüfbericht der Oesterrei- sind, ist eine umfassendere Due-Diligence-Prüfung durch- chischen Nationalbank, die Ausgestaltung der Kaufverträge zuführen. Das gilt auch und vor allem, wenn der Unterneh- oder die konkrete Zusammensetzung des Kaufpreises ein. menskauf wegen seines Umfangs und seiner Auswirkungen Er hatte daher keine Kenntnisse darüber, ob die Warnhin- grundsätzliche Bedeutung hat. Ein Verzicht hierauf kann weise der Verwaltungsratpsräsentation vom 20.04.2007 eine grob fahrlässige Sorgfaltspflichtverletzung darstellen. entsprechend mit gebotener Sorgfalt behandelt wurden. In Dies ist namentlich der Fall, wenn sich aufgrund besonderer diesem Zusammenhang hat er im Untersuchungsausschuss Verdachtsmomente eine nähere Prüfung des zu erwerben- erklärt: „Es macht doch keinen Sinn, wenn hier eine Aufgabe den Unternehmens aufdrängt, was insbesondere bei seriösen da wäre, dass ich jeden Tag nach dem 23. April nachfrage: Presseberichten oder Hinweisen Dritter der Fall sein kann. Wie steht es? Das ist wohl nicht Pflicht und Aufgabe des Was ich hier sage, ist auch Standard der Rechtsprechung und Verwaltungsrates.“1384 der Literatur.“1389

Laut Protokoll der Zeugenvernehmung bei der Staatsanwalt- Huber handelte grob fahrlässig, weil er aufgrund völlig un- schaft hat Huber erklärt, dass bereits beim Kauf der HGAA zureichender Informationsgrundlage den Umlaufbeschluss erkennbar gewesen sei, dass die HGAA unterkapitalisiert ist am 23.04.2007 unterzeichnete. Die Verwaltungsratspräsen- und das rasche Wachstum eine Eigenkapitalerhöhung not- tation vom 20.04.2007, die 24 kritische Fragen aus der Due- wendig mache. Dass er im Untersuchungsausschuss behaup- Diligence-Phase I beinhaltete, studierte Huber nicht über tet hat, erst im Dezember 2007 vom Kapitalbedarf erfahren das Wochenende, sondern begnügte sich damit, bei Prof. zu haben, sei kein Widerspruch dazu. Denn es sei weder ein Dr. Faltlhauser telefonisch am Tag des Umlaufbeschlusses Informationen einzuholen. Der entsprechende Vermerk des Wirtschaftsministeriums lieferte keine zusätzlichen Infor- mationen, sondern warnte im Gegenteil ausdrücklich davor,

1379 Huber (26/35). 1380 Huber (26/43). 1385 Huber (26/49 f.). 1381 Huber (26/43). 1386 Gutachten Schmidt, S. 38. 1382 Huber (26/45). 1387 Gutachten Schmidt, S. 44. 1383 Huber (26/42 f.). 1388 Körner (21/19). 1384 Huber (26/39). 1389 Schmidt (5/7); vgl. Gutachten Schmidt, S. 54. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 287

dass innerhalb der kurzen Frist keine gründliche Analyse 6. Günther Beckstein der von der BayernLB zur Verfügung gestellten Unterlagen möglich gewesen ist. Da Huber in der Sitzung am 20.04.2007 Dr. Günther Beckstein war seit 1988 Mitglied im Verwal- fehlte, konnte er sich keinen persönlichen Eindruck von der tungsrat der BayernLB. Erst mit seiner Ernennung zum Bay- Erwerbsidee machen. Er hat seine Zustimmung zum Erwerb erischen Ministerpräsidenten am 09. Oktober 2007 schied er darüber hinaus erteilt, ohne den endgültigen Due-Diligence- aus diesem Gremium aus. Bericht abzuwarten. Dabei gilt laut Sachverständigem, Prof. Dr. Schmidt: „Im Normalfall ist jedoch nicht nur der Zwi- Zum Zeitpunkt des Erwerbs der Mehrheitsbeteiligung an der schenbericht abzuwarten, sondern das endgültige Ergebnis, HGAA war Dr. Beckstein Bayerischer Innenminister. In sei- das im Regelfall dem Auftraggeber nicht nur Zwischener- ner Aussage vor dem Untersuchungsausschuss zeichnet er gebnisse und offene Fragen präsentiert, sondern sämtliche ein professionelles Bild der Abteilungen, die im Innenminis- gefundene Daten umfassend aufbereitet und die möglichen terium mit dem Thema Landesbank betraut waren. Die Re- Handlungsalternativen vorstellt.“1390 alität sieht aber so aus, dass Dr. Beckstein im Jahre 2007 an genau einer Verwaltungsratssitzung teilnahm. Auch an den Sitzungen, die sich mit dem Erwerb der HGAA beschäftig- Huber hat im Untersuchungsausschuss versucht, sich im ten, nahm Dr. Beckstein nicht teil. Die Sitzung am 23. Mai Hinblick auf seine offenkundig voreilige Zustimmung zu 2007 fand gänzlich ohne Beteiligung eines Vertreters des In- entlasten, indem er nachträglich einen „Gremienvorbehalt“ nenministeriums statt. in den Umlaufbeschluss hineininterpretiert. Diese Sprachre- gelung, die Huber keineswegs von seinen Sorgfaltspflichten Insgesamt nahm Dr. Beckstein in den Jahren 2005 bis 2007 befreit, offenbart die politische Dimension des Erwerbs der an lediglich 9 von 31 Verwaltungsratssitzungen teil, 19 Mal HGAA. Laut Huber hätte die Staatsregierung jederzeit ein- wurde er vertreten, dreimal fand nicht einmal eine Vertre- greifen können, um den fragwürdigen Deal zu stoppen. Dies tung statt.1392 belegt den Einfluss des Kabinetts auf den gesamten Erwerbs- vorgang. Dass der Beschluss in der Sitzung vom 20.04.2007 Er bezweifelt selbst, ob er sich die Unterlagen zum Erwerb auf Initiative von Prof. Dr. Faltlhauser überhaupt vertagt der HGAA-Anteile vom 20.03.2007 angesehen hat. Auf je- wurde, zeigt, dass die beiden an diesem Tag fehlenden Ver- den Fall „hätte er sich informiert.“1393 waltungsratsmitglieder Huber und Dr. Beckstein unbedingt auch in ihrer Funktion als Minister in die Verantwortung Den Umlaufbeschluss vom 23.04.2007 hätte Dr. Beckstein für den Milliardendeal genommen werden sollten. Auf die- „präziser ausformuliert gewünscht“, allerdings ging er da- sen Aspekt hat auch Kamprath hingewiesen, als er als einen von aus, dass die in der Präsentation genannten HGAA- weiteren Grund für die Abstimmung im Umlaufverfahren Schwachstellen auch ohne explizite Erwähnung abgearbei- den Landeshauptmann Haider genannt hat1391. Demnach sei tet werden.1394 Mit Herrn Schuster, dem Teilnehmer an der „ja nun das Kabinett als Ganzes in irgendeiner Weise auch Sitzung aus seinem Ministerium, erinnert sich Dr. Beckstein gefordert, wenn man mit Kärnten so ein Geschäft machen nicht mehr „hundertprozentig“ gesprochen zu haben.1395 In wollte.“ Faltlhauser habe gesagt, dass er sich im Kabinett seiner Aussage vor dem Untersuchungsausschuss sagt Herr „rückabsichern“ will. Schuster wiederum, er könne sich nicht erinnern, mit Dr. Beckstein in der Zeit zwischen März 2007 und Herbst 2007 Huber handelte grob fahrlässig, weil er nach Unterzeichnung zum Thema HGAA gesprochen zu haben.1396 Allerdings sagt des Kaufvertrags am 22.05.2007 nicht kontrolliert hat, ob in er an selber Stelle aus, dass er den Eindruck hatte, dass es der Due-Diligence-Phase II die kritischen 24 Punkte der Ver- sich bei dem Umlaufbeschluss nicht um einen endgültigen waltungsratspräsentation geklärt werden konnten und ob die Beschluss gehandelt hätte. So verdichtet sich für den Un- Feststellungen aus dem Prüfbericht der Oesterreichischen tersuchungsausschuss der Eindruck, dass Dr. Beckstein der Nationalbank tatsächlich obsolet geworden sind. Er forderte Arbeit als Verwaltungsrat in der BayernLB, entgegen seinen bis zum Closing am 9.10.2007 weder den entsprechenden Ausführungen vor dem Untersuchungsausschuss, wenig Be- endgültigen Due-Diligence-Bericht noch den Prüfbericht an. deutung beimaß. Darüber hinaus hat er sich nicht nach den wesentlichen Eck- punkten des Kaufvertrags erkundigt. Genauso wenig Bedeutung hatte offensichtlich für ihn das Treffen mit dem Landeshauptmann von Kärnten, Jörg Hai- Huber wusste bereits beim Kauf der HGAA, dass diese un- der. Noch-Ministerpräsident Dr. Stoiber, der sich mit Haider terkapitalisiert ist und dass früher oder später eine Kapital- nicht öffentlich sehen lassen wollte, beauftragte den desig- maßnahme erforderlich sein würde. Ihm musste klar sein, nierten Ministerpräsidenten Dr. Beckstein das Treffen für ihn dass diese Maßnahme den Kaufpreis faktisch erhöhen wird. wahrzunehmen. Dieser kommentierte diese Vorgehensweise vor dem Untersuchungsausschuss sarkastisch als „besonders Daher handelte er fahrlässig, als er dem Erwerb zustimmte, 1397 ohne zu prüfen, ob dieser Umstand bei der Kaufpreisherlei- fürsorgliche Übertragung einer guten Aufgabe.“ tung berücksichtigt wurde.

1392 Beckstein (20/191). 1393 Beckstein (20/193). 1394 Beckstein (20/197 f.). 1395 Beckstein (20/220). 1390 Schmidt, Rechtsgutachten, S. 56. 1396 Schuster (24/174). 1391 Kamprath (18/125). 1397 Beckstein (20/204). Seite 288 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Allerdings gab er sich nicht nur dem Wunsche des Dr. Stoi- falt kontrolliert, diesem stattdessen blind vertraut und sich ber hin, sondern auch dem „Drängen des Finanzministers …, darauf verlassen, dass andere an seiner Statt diese Kontroll- der das für eine Frage der absoluten Courtoisie gehalten hat, pflichten erfüllen. Er hat die Kaufentscheidung auf völlig dass man mit ihm dann, wenn man schon dieses Geschäft unzureichender Informationsgrundlage getroffen und seine macht, redet und ablichten lässt.“1398 persönliche Verantwortung, in eigener Kenntnis zu entschei- den, in grob fahrlässiger Weise ignoriert. Dr. Beckstein verwies häufig auf die Zuständigkeit und Kompetenz anderer und übersieht dabei seine eigene Verant- 7. Georg Schmid wortung zur Kontrolle. So lautet eine seiner Aussagen: „Ich habe immer gedacht, wenn jemand fünf mal so viel verdient Georg Schmid war zum Zeitpunkt des Erwerbs der Hypo wie der Ministerpräsident; muss er auch mindestens doppelt Group Alpe (HGAA) Staatssekretär im Innenministerium so viel Verstand haben.“1399 und Mitglied im Verwaltungsrat der Bayerischen Landes- bank. Schmid fehlte in den Sitzungen am 20.03.2007 und Trotz seines juristischen Hintergrundes sieht er sich nicht in am 20.04.2007, die beide für den Erwerb entscheidend wa- der Lage, den von der BayernLB geschlossenen Kaufvertrag ren. Beim erstgenannten Termin vertrat ihn sein Stellvertre- zu beurteilen – allerdings unternimmt er auch gar nicht erst ter Ministerialdirektor Josef Hubertus Poxleitner nicht; beim den Versuch. Auch eine Prüfung in seinem Amt sieht er nicht letztgenannten war er wegen Straßeneröffnungen entschul- als notwendig an.1400 Er ist sich auch nicht sicher, ob der Ver- digt. Er stimmte dem Erwerb per Umlaufverfahren zu, ohne trag im Finanzministerium geprüft wurde. Nachfragen gab die Ergebnisse der Due-Diligence-Phase II und der Unter- es von seiner Seite dazu nicht.1401 suchung der Oesterreichischen Nationalbank abzuwarten. Ein Exemplar des veröffentlichten Kaufvertrags, in dem die Auf die Frage nach eigener aktiver Kontrolle im Falle OeNB- BayernLB auf sämtliche Gewährleistungsansprüche verzich- Bericht und Abarbeitung der Mängel aus der Due Diligence tet, erhielt Schmid erst im Anschluss an seine Einvernahme. verweist Dr. Beckstein wiederum auf die Zuständigkeit sei- ner Mitarbeiter. Er hätte „Mitarbeiter, deren Hauptaufgabe Schmid fehlte regelmäßig in Verwaltungsratssitzungen. Im es ist, diese Fragen vollständig zu klären, die die Weisung Jahr 2007 war er nur in fünf von zwölf Sitzungen persönlich haben, irgendwelche Besonderheiten mir vorzutragen. Da ist anwesend. In zwei Sitzungen fehlte nicht nur Schmid, son- nicht gekommen, sodass ich mich darauf verlassen habe und dern auch sein Stellvertreter Poxleitner1405. Schmid hat im verlassen konnte …“1402 Untersuchungsausschuss erklärt, dass er am 20.04.2007 we- gen Straßeneröffnungen in Kiefersfelden und Würzburg ver- Offensichtlich handelt es sich dabei um eine völlige Fehl- hindert war: „Es war immer schwierig, mit dem Verkehrsmi- einschätzung seiner Aufgabe und Verantwortung als Verwal- nisterium in Berlin einen Termin zu planen. Es hat über ein tungsratsmitglied. Zumal den beschriebenen Mitarbeitern Vierteljahr gedauert. Da haben wir es da gemacht.“1406 zum Teil schon der Zugang zu Informationen fehlte. Auch stellt sich die praktische Frage, wie ein Verwaltungsratsmit- Laut einem Vermerk vom 26.03.20101407 hat der ehemalige glied, das bei mehr als 70 (!) Prozent aller Sitzungen nicht Finanzminister Prof. Dr. Faltlhauser der Staatsanwaltschaft anwesend ist, eventuelle Erkenntnisse seiner Mitarbeiter im München I von einem „Jour Fixe“ berichtet, den ihm un- Gremium vortragen will. ter anderem Schmid und Dr. Beckstein in Vorfeld ihrer Ein- vernahme vorgeschlagen hatten. Einen Abspracheversuch Die Überwachung der Abarbeitung der in der Due Dili- zwischen Vertretern des Freistaats hat Schmid im Untersu- gence II festgestellten Mängel wurde von Dr. Beckstein chungsausschuss verneint und behauptet, dass es hier ledig- damit nicht ausgeübt. Seinen Mitarbeitern hat er ebenfalls lich um Fragen der Haftpflichtversicherung und der anwalt- keine Anweisungen hierzu erteilt. Allerdings unterstellte er, schaftlichen Vertretung ging1408. Er könne sich nicht daran wie zuvor bereits erwähnt, dass gewissenhafte Mitarbeiter erinnern, ob er wörtlich „Jour Fixe“ gesagt habe. die Kontrolle dieser Punkte in Eigeninitiative ausüben.1403 Außerdem sieht er das Innenministerium nicht als richtige Schmid hat im Untersuchungsausschuss die Auffassung ver- Stelle für eine derartige Überwachung. Wenn der Vorstand treten, der Verwaltungsrat habe mit dem Umlaufbeschluss sage, es sei alles klar, würde das auch genügen.1404 Nachdem vom 23.04.2007 den Vorstand zur Wiedervorlage verpflich- er selbst keinerlei Bezug zu dem gesamten Erwerbsvorgang tet, falls die Due-Diligence-Phase II die 24 kritischen Fragen entwickelte, ist diese Behauptung schwer nachzuvollziehen. aus der Verwaltungsratspräsentation vom 20.04.2007 nicht geklärt hätte. Mit den gleichen Worten wie der damalige In- Dr. Beckstein hat seine Organpflichten grob fahrlässig ver- nenminister Dr. Beckstein hat er diese angebliche implizite letzt. Er hat den Vorstand nicht mit der erforderlichen Sorg- Vorgabe als „Geschäftsgrundlage“1409 des Beschlusses be-

1398 Beckstein (20/205). 1405 Antwort des Staatsministeriums der Finanzen auf die Anfrage des Ab- 1399 Bayerische Rundschau, 26.01.2009. geordneten Markus Rinderspacher, SPD zum Plenum vom 22. April 1400 Beckstein (20/200). 2010. 1401 Beckstein (20/222). 1406 Schmid (20/83). 1402 Beckstein (20/203). 1407 Bd. 177, o.S. 1403 Beckstein (20/222 f. 1408 Schmid (20/99 ff.). 1404 Beckstein (20/223). 1409 Schmid (20/86). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 289

zeichnet. Poxleitner hat dagegen ausgesagt, dass ihm nicht die Klarheit bezüglich der in der Verwaltungsratspräsenta- klar war, dass die Due Diligence zum Zeitpunkt des Umlauf- tion genannten 24 kritischen Fragen bringen sollte. Schmid beschlusses noch gar nicht abgeschlossen war: „Das war mir hat berichtet, dass er die Möglichkeit einer Sondersitzung er- so nicht bewusst. Mir persönlich.“1410 Während Poxleitner wogen hatte, aber verwarf: „Also, wenn ich sozusagen schon also die Behauptung einer „Geschäftgrundlage“ aus diesem mit dem Eindruck an die Arbeit gegangen wäre, das muss Grund nicht mittragen kann, hat er dafür wie andere Vertre- man [eh] unterschreiben, hätte ich auch nicht im Finanzmi- ter des Freistaats – darunter auch Dr. Beckstein – behauptet, nisterium anrufen müssen. Da hätte ich mir das sparen kön- dass der Umlaufbeschluss auch „Gremienvorbehalte“1411 be- nen. Natürlich habe ich das, das war genau der Punkt. Das inhaltete, da im Beschlusstext die Zustimmung der Eigentü- war genau der Punkt.“1420 mer erwähnt wird1412. Schmid erkundigte sich nach seiner Zustimmung zum Er- Schmid hat bezüglich seiner Vorbereitung auf die Zustim- werb der HGAA nicht nach Ergebnissen der Due-Diligence- mung im Umlaufverfahren angegeben, dass er die 70-seitige Phase II. Über wesentliche Eckpunkte der Kaufverträge vom Verwaltungsratspräsentation, die in der Sitzung am Freitag, 22.05.2007 hat er sich informiert. Er hat bis zur Vernehmung den 20.04.2007 als Tischvorlage verteilt wurde, bereits am im Untersuchungsausschusses weder den endgültigen Due- gleichen Tag erhielt und am Wochenende in „sechs, sieben Diligence-Bericht noch die Kaufverträge gesehen1421. Dabei Stunden“1413 durchgearbeitet habe. Dies sei für ihn kein ist der Kaufvertrag zwischen BayernLB und Kärntner Lan- Problem gewesen, denn die Präsentation sei „ja schnell desholding bereits am 26.04.2010 vom Nachrichtenmagazin lesbar“1414. Poxleitner hat ausgesagt, dass damals sicher- Profil veröffentlicht worden und steht auf der Internetseite gestellt war, dass Schmid auch über den Inhalt der Sitzung zum Herunterladen bereit1422. Auf diesem Weg informierte am 20.04.2007 informiert wurde. Die genauen Umstände sich der Sachbearbeiter Körner1423. Schmid hat die Frage konnte er dem Untersuchungsausschuss nicht mitteilen: „Ich nach der Holschuld eines Verwaltungsratsmitgliedes nur kann das nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob ich ihn ange- ausweichend beantwortet1424. rufen oder unmittelbar gesprochen habe. Aber ich bin mir sicher.“1415 Die Frage nach der Kenntnis über Inhalte des OeNB-Prüfbe- richts konnte Schmid im Untersuchungsausschuss nicht aus Der vorbereitende Vermerk der Abteilung IB 2 vom seiner Erinnerung beantworten1425. Er gehe aber davon aus, 23.04.20071416, auf dessen Grundlage Schmid und Dr. dass der Bericht geprüft worden sei. Beckstein den Umlaufbeschluss unterzeichneten, enthielt keine über den Informationsstand der Tischvorlage vom Sowohl am 20.03.2007 als auch am 20.04.2007 wurden dem 20.04.2007 hinausgehenden Fakten1417. Der Untersuchungs- Verwaltungsrat Tischvorlagen vorgesetzt. Schmid hat die ausschuss hat festgestellt, dass der Vermerk sich nicht mit den grundsätzliche Arbeit mit Tischvorlagen im Verwaltungsrat kritischen Fragen des Staatssekretärs Hans Spitzner in der als „überfallartig“ bezeichnet. Er hat geschildert, dass diese Sitzung am 20.03.2007 befasste. Laut Sachbearbeiter Körner Praxis von den Mitgliedern als unangemessen erachtet wur- lag ihm das Protokoll dieser Sitzung, in der sowohl Schmid de. Dies sei gegenüber dem Vorstand auch moniert worden: als Poxleitner fehlten, nicht vor, als er am Tag des Umlauf- „Die Tagesordnung war ja immer relativ lang, und da gab es beschlusses diesen Vermerk verfasste1418. Spitzner wies den bei der einen Bewertung plötzlich eine Tischvorlage, und es Verwaltungsrat frühzeitig auf den Bilanzfälschungsskandal, gab immer wieder den Hinweis, das ist zu knapp, wenn da riskante Immobiliengeschäfte sowie den aggressiven Expan- zum Beispiel, viele Zahlen dringestanden haben. Das ist be- sionskurs der HGAA hin und mahnte eine sehr gründliche mängelt worden auch vom Vorsitzenden des Verwaltungsra- Prüfung der Bank an. Dass der Vermerk dennoch die Bilanz- tes und vom Stellvertreter und war für uns immer wieder ein fälschung, der die Verluste aus SWAP-Geschäften kaschie- Thema.“1426 Warum diese Beanstandung keine Konsequen- ren sollte, erwähnt, verdankt sich einer Internetrecherche zen nach sich zog und der Verwaltungsrat beim Erwerb der des Sachbearbeiters. Um der Risikolage gerecht zu werden, HGAA erneut hinnahm, auf Grundlage von Tischvorlagen habe er die Ergebnisse der Recherche „relativ prominent“ informiert zu werden, hat Schmid nicht erklärt. platziert: „Ich habe es nach vorn gezogen aufgrund des Um- standes, dass dieses Thema im Hinblick auf die öffentliche Schmid verletzte seine Sorgfaltspflichten, weil er dem Er- Berichterstattung doch recht gewichtig zu sein schien.“1419 werb der Hypo Group Alpe Adria zugestimmt hat, ohne den endgültigen Due-Diligence-Bericht und den OeNB-Prüfbe- Schmid unterzeichnete den Umlaufbeschluss am 23.04.2007 richt abzuwarten. Er stimmte zu, ohne den Entwurf eines um 18:30 Uhr, ohne die Due-Diligence-Phase II abzuwarten, Kaufvertrags abzuwarten. Schmid handelte grob fahrlässig, weil er auch bis zum Closing am 9.10.2007 nicht nachfrag- 1410 Poxleitner (24/162). 1411 Poxleitner (24/149). 1412 Poxleitner (24/154). 1420 Schmid (20/90). 1413 Schmid (20/87 f.). 1421 Schmid (20/95). 1414 Schmid (20/87 f.). 1422 http://www.profil.at/articles/1004/560/260544/hypo-alpe-adria-kauf- 1415 Poxleitner (20/153). vertrag-bayernlb, abgerufen am 11.03.11. 1416 Bd. 19, S. 487 ff. 1423 Körner (21/108). 1417 Körner (21/39). 1424 Schmid (20/87 f.). 1418 Körner (21/36 f.). 1425 Schmidt (20/97 f.). 1419 Körner (21/39). 1426 Schmid (20/99). Seite 290 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

te, ob die Warnhinweise und 24 kritische Fragen der Ver- In diesem Zusammenhang befragt, wie er sich ein Bild über waltungsratspräsentation durch die Due Diligence tatsäch- das Verschulden des Vorstandes im Zusammenhang mit feh- lich geklärt sind. Schmid konnte auch nicht belegen, dass lerhaften Inhalten des geschlossenen Vertrages ohne Ein- er sich über Inhalte des OeNB-Berichts informiert hat. Er sicht in diesen verschaffen will, antwortet Herr Schaidinger informierte sich auch nicht über wesentliche Eckpunkte des wiederum sehr schwammig, er könne nicht nachvollziehen, Kaufvertrags. wie ihn da Details weiterbringen sollten.1429 An dieser Stelle stellt sich dann die Frage, wie er sich ohne Details überhaupt Schmid handelte fahrlässig, weil er Straßeneröffnungen ge- einen Einblick verschaffen will. genüber einer Sitzung, in der die größte Transaktion in der Geschichte der BayernLB beschlossen wurde, vorgezogen So sagt Herr Schaidinger vor dem Untersuchungsausschuss hatte. Schmids Hinweis darauf, dass die HGAA nicht auf die aus, dass ihm der weitgehende Verzicht auf Garantien und Tagesordnung gesetzt wurde, entlastet ihn nicht. Vielmehr Gewährleistungen im Kaufvertrag erst sehr viel später be- zeigt sich, dass Schmid genauso wie die anderen Verwal- kannt wurde.1430 Das ist insofern nicht überraschend, da er tungsratsmitglieder einfach hinnahm, dass sich der Vorstand stets die Haltung vertrat ein Verwaltungsrat muss nicht nach- über die Anweisung, nicht länger „überfallartig“ mit Tisch- fragen, sondern der Vorstand würde schon berichten, wenn vorlage zu arbeiten, regelmäßig hinwegsetzte. Schmid hätte es etwas zu berichten gäbe. Dass diese Haltung der gedach- also gewarnt sein können, dass angesichts des angeblichen ten Rolle eines kontrollierenden Verwaltungsratsmitgliedes Zeitdrucks aufgrund der Exklusivität der Verhandlungen, nicht gerecht wird, ist offensichtlich. wie sie bereits in der Sitzung am 20.03.2007 kommuniziert wurde, eine Entscheidung über die Bank anstand. Im Übri- Insgesamt ist die Strategie bei seiner Aussage vor dem Un- gen gilt für Schmid als Verwaltungsratsmitglied: „Es kann tersuchungsausschuss offensichtlich, möglichst oberfläch- sich insbesondere nicht damit entschuldigen, wegen Über- lich zu sein. Auf die Frage, ob er eine Due Diligence von lastung wichtige Vorgänge nicht zur Kenntnis genommen 7 Tagen für ausreichend hält, antwortet er, es käme nicht und seinem Vertreter überlassen zu haben. Um wichtige darauf an, wer wie lang in einem Datenraum sei. Wichtig Angelegenheiten muss sich jedes Verwaltungsratsmitglied sei viel mehr, dass zwischen der ersten und der zweiten mit in seinem Aufgabenbereich selbst kümmern. Es kann sich dem Thema befassten Sitzung ein Monat Zeit war.1431 Diese seiner Verantwortung nicht mit dem Argument entziehen, Aussage muss nicht kommentiert werden. an den entscheidenden Sitzungen des Verwaltungsrats nicht teilgenommen zu haben.“1427 Um die Entscheidung für eine Unterschrift unter den Be- schluss vom 23.04.2007 treffen zu können, arbeitete Herr Schmid ist es nicht gelungen, Zweifel daran auszuräumen, Schaidinger die in der Sitzung vom 20.04. erhaltenen Un- ob die Kommunikation zwischen ihm, seinem Stellvertreter terlagen am Wochenende zweimal durch.1432 Die Unterlagen und dem Back Office reibungslos funktioniert hat. waren für ihn offensichtlich so selbsterklärend, dass es kei- nes weiteren Gespräches mit einem Verwaltungsratskollegen 8. Hans Schaidinger oder einem Vorstand bedurfte. Bei einem derartigen Umfang der Unterlagen ist dies nicht nachzuvollziehen. Herr Schaidinger ist seit 1996 Oberbürgermeister von Re- gensburg und seit Februar 2005 Vorsitzender des Bayeri- Allerdings zeigt sich auch, dass er offensichtlich die Trag- schen Städtetages. Der Diplomvolkswirt gehört seit Septem- weite des Beschlusses vom 23.04.2007 vollkommen unter- ber 2005 dem Verwaltungsrat der BayernLB an. Er ist das schätzte oder falsch einschätzte. In seiner Aussage vor dem einzige bis heute im Verwaltungsrat verbliebene Mitglied Untersuchungsausschuss formuliert er, es hätte für ihn schon dieses Organs, das den folgenschweren Einstieg bei der Sinn gemacht „die Untersuchungsphase mit dem Ziel zu ei- HGAA im Jahre 2007 zu verantworten hat. Herr Schaidinger nem Anschluss zu kommen, fortzusetzen.“1433 Damit wird widersetzt sich bis heute den an ihn gerichteten Rücktritts- deutlich, dass er der Meinung war, der Beschluss sei die forderungen. Aufforderung für weitere Untersuchungen.

Er nahm an den drei entscheidenden Sitzungen vom Unverständlich ist dann seine Aussage, ein deal-breaker wäre 20.03.2007, 20.04.2007 und 23.05.2007 teil. zum Beispiel die Erkenntnis gewesen, das Kreditportfolio hätte viel größere Risiken ausgewiesen als dargestellt.1434 Herr Schaidinger vertritt in seiner Aussage vor dem Un- Wie heute bekannt ist, beinhaltete das Kreditportfolio we- tersuchungsausschuss die Meinung, der Beschluss vom sentlich größere Risiken als dargestellt. Die am 20.04.2007 23.04.2007 habe für den Vorstand „Leitplanken“ gesetzt. dokumentierten 200 Mio. Euro bezogen sich schließlich nur Damit war für ihn persönlich der Vorgang erledigt. Nach sei- auf Stichproben. Die PWC-Analyse 2009 im Auftrag des ner Meinung hätte der Vorstand erst wieder auf ihn zukom- neuen Verwaltungsrates erbrachte Beträge im Milliarden- men müssen, wenn er von diesen Leitplanken abgewichen wäre. Vor diesem Hintergrund hat er sich bis heute den Ver- 1428 1429 Schaidinger (25/112 f.). trag oder Eckpunkte daraus nicht angesehen. 1430 Schaidinger (25/115). 1431 Schaidinger (25/118). 1432 Schaidinger (25/123). 1427 Schmidt, Rechtsgutachten, S. 44. 1433 Schaidinger (25/124). 1428 Schaidinger (25/107). 1434 Schaidinger (25/124). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 291

bereich. Das bedeutet, das Kreditportfolio wies viel höhere arbeitungen von Frau Linner in der Verwaltungsratssitzung Risiken aus – nur Herr Schaidinger fragte nicht danach und vom 21.07.2009 sehr kritisch gegenüber stand, hat er den kontrollierte auch nicht die Sinnhaftigkeit der vorgelegten Bericht selbst nie gelesen.1442 Entscheidend sind für ihn auch Unterlagen. nicht Feststellungen oder Kritik Frau Linners an verschiede- nen Sachverhalten des Erwerbs der HGAA, sondern allein Trotzdem war der im Umlaufverfahren gefasste Beschluss ihre vermeintliche spätere Wertung, der Verwaltungsrat habe für Herrn Schaidinger schon allein wegen der finanziellen sich nicht pflichtwidrig verhalten. Interessant ist aber seine Dimension etwas Besonderes. Unverständlich bleiben damit Aussage, dass sein Vertrauen in den Vorstand schon vor dem seine Ausführungen, dass es deswegen angeraten war, ihn im Linner-Bericht erschüttert war. Siehe zweimal Kapitalbe- Umlaufverfahren zu fassen.1435 Gerade wegen der Dimen- darf, siehe Probleme Jointly successful, siehe Notwendigkeit sion hätte sich zumindest eine Sondersitzung des Verwal- Dörhöfer in den Vorstand zu entsenden, um ein ordentliches tungsrates angeboten, die sich ausschließlich und intensiv Risikomanagement im Kreditbereich aufzubauen, „das wa- mit dem Thema beschäftigt. ren die Dinge, die mein Vertrauen erschüttert haben.“1443 Hier stellt sich die Frage, warum er als sorgsames Verwal- Erstaunlich ist, dass Herr Schaidinger konstatieren kann, tungsratsmitglied nicht sofort gehandelt hat. Erschüttertes keine einzige Frage in Zusammenhang mit dem Erwerb der Vertrauen bedingt Handlung! Unterlassung bedeutet an die- HGAA-Anteile bis zum 23.05.2007 an den Vorstand gehabt ser Stelle grob fahrlässiges Verhalten. zu haben. Würde man den Lauf der Geschichte nicht kennen, entstünde der Eindruck, es habe sich um ein ganz übliches Die Auswirkungen des HGAA-Desasters sind Herrn Schai- Geschäft gehandelt und nicht um den größten Deal in der dinger allerdings bis heute verborgen geblieben. Wie sonst Geschichte der BayernLB.1436 Ebenso selbstverständlich erklärt sich seine Aussage, das HGAA-Engagement der erklärt Herr Schaidinger vor dem Untersuchungsausschuss, BayernLB habe „den Steuerzahler übrigens keinen Pfennig dass er natürlich erst nach dem Closing vom Ausschluss gekostet.“1444 Allein die verlorenen Ausschüttungen an die nahezu aller Garantien im Kaufvertrag erfahren habe.1437 Anteilseigner, aber das auch zur Stützung der BayernLB Er setzte ebenso selbstverständlich voraus, dass diese Ver- eingeschossene Milliardenkapital belasten den Steuerzahler tragsinhalt wären. Kontrolliert hat er es nicht. Im Rahmen immens. eines späteren Vortrages im Zusammenhang mit dem Pro- jekt „Jointly successful“ fiel dem Verwaltungsrat, so Herr Die Sichtweise und Einstellung des Verwaltungsratsmitglie- Schaidinger in seiner Aussage, auf, dass Gewährleistungen des Schaidinger wird in seiner Darstellung vor dem Unter- nicht Vertragsbestandteil waren.1438 Es kam zu einer kont- suchungsausschuss spätestens dann klar, als er erklärt, dass roversen Diskussion mit dem Vorstand. Laut Aussage Herrn er dann kontrollieren müsse, wenn der zu Kontrollierende Schaidingers war der Sachverhalt aber nicht mehr zu ändern dies fordere. Alles andere sei aus seiner Sicht Misstrauen.1445 und der Verwaltungsrat nahm dies zur Kenntnis. Weitere Folgen wurden nicht diskutiert.1439 Beachtlich ist allerdings Um das von Schaidinger so plakativ verwendete Beispiel die Antwort vom Vorstand in dieser Diskussion: „Sie wissen der „Leitplanken“ aufzunehmen: Es hat wenig Sinn, sich bei doch, dass das damals nicht erreichbar war.“1440 Das heißt, hoher Geschwindigkeit an Leitplanken zu orientieren, wenn der Vorstand erklärt, der Verwaltungsrat hätte sehr wohl den man als Geisterfahrer unterwegs ist. vereinbarten Ausschluss von Garantien gekannt. Letzteres musste dem Verwaltungsrat schon allein durch das soge- Zusammengefasst lässt sich urteilen, dass Herr Schaidinger nannte „Kamprath-Schreiben“ vom Juni 2007 bekannt sein. grob fahrlässig handelte, da er sich trotz hoher Qualifikation die Mühe von Detailfragen oder Kontrollarbeiten ersparte. Eine sehr spektakuläre Sichtweise entwickelt der Zeuge im Selbst als er erkannt hatte, dass es beim Erwerb zu Fehlein- Falle des überteuerten Erwerbes der MAPS II-Anteile. Ob- schätzungen gekommen war und sich die HGAA-Beteili- wohl die BayernLB bereits die Mehrheit hat, bezahlt sie der gung sehr negativ entwickelte, handelte er nicht. Mitarbeiterstiftung für ihre Anteile wiederum den Paketzu- schlag. Herr Schaidinger bezeichnet diesen Betrag im Un- 9. Georg Fahrenschon tersuchungsausschuss als „Lästigkeitszuschlag.“1441 Offen- sichtlich gab es für jeden Fall der Geldverschwendung eine Zum Zeitpunkt des Kaufs der Hypo Group Alpe Adria durch treffende Bezeichnung. die Bayerische Landesbank war Georg Fahrenschon in kei- ner Organstellung zur BayernLB. Erst am 29.10.2008 nahm Die Haltung Herrn Schaidingers, als Verwaltungsrat besser er, gerade zum Staatsminister der Finanzen ernannt, erstmals nicht zu viel Detailwissen zu haben, setzt sich in Bezug auf als Verwaltungsratsvorsitzender offiziell an einer BayernLB- den sogenannten Linner-Bericht fort. Obwohl er den Aus- Verwaltungsratssitzung teil.

1435 Schaidinger (25/128 f.). 1436 Schaidinger (25/136). 1437 Schaidinger (25/150 f.). 1438 Schaidinger (25/151). 1442 Schaidinger (25/144). 1439 Schaidinger (25/151 f.). 1443 Schaidinger (25/170). 1440 Schaidinger (25/153). 1444 Schaidinger (25/174). 1441 Schaidinger (25/161). 1445 Schaidinger (25/89 f.). Seite 292 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Das finanzielle Engagement der BayernLB – und damit das • Umwandlung offener Forderungen über EUR 825 Mio. Risiko des Freistaats, das eingesetzte Geld zu verlieren – er- in Eigenkapital der HGAA, was einen weiteren unwie- höhte sich in seiner Amtszeit erheblich. Am 14.12.2009 kam derbringlichen Verlust für die BayernLB bedeutete. Not- es zur Notverstaatlichung, in der die Republik Österreich verstaatlichung der HGAA am 14.12.2009. Totalabschrei- sämtliche Anteile der BayernLB für einen Euro übernahm. bung der Beteiligung bei der BayernLB.

In Fahrenschons Amtszeit fallen mit Bezug auf die Bayern- Der Untersuchungsausschuss konnte aufzeigen, dass Fah- LB-Tochter HGAA die folgenden besonderen Begebenhei- renschon erst eineinhalb Jahre nach dem Kauf anfing, sich ten, die auch in anderen Kapiteln behandelt sind: mit dem Debakel zu beschäftigen, das unter seinen beiden Amtsvorgängern Huber und Faltlhauser begann. Die Um- • Kapitalerhöhung bei der HGAA vom Dezember 2008 in stände, unter denen ab Dezember 2009 der Öffentlichkeit Höhe von EUR 699,9 Mio. durch die BayernLB. bekannt wurde, dass Kaufverträge ohne jegliche Garantien abgeschlossen und ein völlig überhöhter Kaufpreis gezahlt • Bestellung Corinna Linners zur Sonderberichterstatterin wurde, zeugen von rund zweijähriger Vertuschung von Feh- im Februar 2009. lern von Mitgliedern der Staatsregierung in den Gremien der • Abgabe des Zwischenberichts Linners bezüglich der BayernLB und der HGAA. Vorgänge beim Kauf der HGAA an Fahrenschon am 30.04.2009. Endbericht am 27.05.2009. Im Herbst 2009, als sich das Obligo der BayernLB in Kärn- ten seit dem Kauf bereits verfünffachte, musste Fahrenschon • Verstreichen der Zweijahresfrist aus Nebenvereinbarung den Weg der Notverstaatlichung wählen. (Sideletter) zwischen Käuferin BayernLB und Verkäuferin Kärntner Landesholding (KLHD) bezüglich Minimalga- Was Fahrenschon nicht gelang, ist die rechtzeitige juristische rantien der Verkäufer am 21.05.2007.1446 Aufarbeitung der Verantwortlichkeiten des Desasters. Spä- • BayernLB-Verwaltungsratssitzung vom 21.07.2009 mit testens seit dem Zwischenbericht der Sonderbeauftragten Frau Linner, in der sie die von ihr beanstandeten Positi- Corinna Linner am 30.04.2009 an das StMF hätte Fahren- onen unter dem Druck des Verwaltungsrats relativieren schon klar sein müssen, dass eine Aufarbeitung der Proble- muss. matik nicht von den Personen in die Wege geleitet werden wird, die den Schaden mit verursachten. Betroffen sind hier • Durchsuchungsaktion der Staatsanwaltschaft bei der Bay- sowohl der Vorstandsvorsitzende der BayernLB Dr. Kemmer erischen Landesbank am 14. Oktober 2009. samt Kollegen, die zum Zeitpunkt des Kaufs der HGAA in • Ausweitung des Gutachtensauftrages von Hengeler Muel- ihren Vorstandspositionen die Verantwortung trugen. Betrof- ler auf den Komplex Erwerb der HGAA. fen sind hier besonders die Verwaltungsräte, die den Deal am 23.04.2007 per Umlaufbeschluss abnickten und sich seitdem • Pressekonferenz des StMF Fahrenschon anlässlich der Pu- auch nicht um die Entwicklung der Beteiligung kümmerten. blikmachung des Sonderberichts von Frau Linner durch Betroffen sind aber auch seine Mitarbeiter im Ministerium, die Opposition am 03.12.2009. allen voran der Amtschef, Ministerialdirektor Klaus Wei- • Erhöhung ungedeckter Kreditlimite1447 für die HGAA gert, die jegliche Aufklärung blockierten und verhinderten, auf bis zu EUR 10,7 Mrd. und Verlängerung dieser bis weil sie entweder selbst im Aufsichtsgremium saßen und 2011.1448 Verantwortung trugen, oder für dürftige Back-Office-Arbeit zuständig waren.

Der Untersuchungsausschuss stellte fest, dass Fahrenschon am Anfang seiner Amtszeit viel zu zögerlich gehandelt hat 1446 Aus Antwort des StMF auf schriftliche Anfrage des Abgeordneten Dürr, Bündnis90/Die Grünen vom 23.09.10 zu Haftungsausschlüssen und nicht er es war, der rechtliche Schritte gegen diejeni- und Sideletter: Fahrenschon wusste von Sideletter erst am 22.10.09 gen auf den Weg gebracht hat, die ihre Pflichten verletzten. in Ministerbefragung. Zweijahresfrist war damit verstrichen. Warum Dass die Bank wegen Versäumnissen beim HGAA-Kauf Linner den Sideletter nicht hatte, weiß er nicht. Nach Auskunft der auch gegen die alten Verwaltungsräte vorgehen muss, darauf Bank seien ihr alle Unterlagen vorgelegen. Siehe auch Fahrenschon hat Fahrenschon der ehemalige CSU-Landrat Heiner Janik (26, 226). 1449 1447 Bd. 137, Vermerk IB/Körner + Ziegler vom 4.2.10: „Am 25.04.08 war hingewiesen. Dieser fertigte Anfang 2009 für Fahren- das interne Gruppenlimit der HGAA von EUR 3,8 Mrd. auf EUR 10,7 schon eine rechtliche Stellungnahme an, in der es über die Mrd. erhöht worden (worin auch der Beteiligungsbuchwert enthalten „Handlungsmöglichkeiten des Finanzministers“ heißt, dass war). Am 18.05.09 wurde das interne Gruppenlimit in Höhe von EUR der Verwaltungsrat nicht nur das Recht, sondern die Pflicht 10,7 Mrd. um 3 Monate verlängert. In den EUR 10,7 Mrd. war zu diesem Zeitpunkt der Beteiligungsbuchwert (rd. EUR 2,3 Mrd.) ent- habe, „auf eigene Initiative an Informationen über die Ge- halten. Der Restbetrag (rd. EUR 8,4 Mrd.) war zu diesem Zeitpunkt schäftsführung zu gelangen, um so nicht auf ein ‚Informati- in Höhe von EUR 4 Mrd. in Anspruch genommen. Am 21.7.09 wurde onsmonopol des Vorstands‘ angewiesen zu sein.“ Das hätten das interne Gruppenlimit von EUR 10,7 Mrd. auf EUR 9,6 Mrd. redu- nicht nur die Verwaltungsräte bereits beim Kauf, sondern ziert und bis zum 31.07.11 verlängert. 1448 Bd. 119, 72. VR-Sitzung am 25.04.08, Trotz negativem Votum des Risk Office wurde die Limiterhöhung für die HGAA von EUR 3,8 Mrd. auf EUR 10,7 Mrd. (Vorstands-Beschluss Nr.11154 vom 01.04.08) vom Verwaltungsrat genehmigt. Blankoanteil bei EUR 1449 Bd. 159, Gutachten Otto Gaßner/Heiner Janik zu den Handlungsmög- 10,518 Mrd., Laufzeiten der Barlimite bis 10 Jahre. lichkeiten des StMF. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 293

auch Fahrenschon bei der Beurteilung des Verhaltens dieser verhindert. Neben Vorständen der BayernLB saß Ministeri- Verwaltungsräte berücksichtigen müssen. aldirektor Weigert aus dem Finanzministerium selbst vom 30.04.2008 bis zum 18.03.2009 im Aufsichtsrat der HGAA. Fahrenschon hätte ab dem 30.04.2009, als ihm der Zwischen- Diesen Schaden hat StMF Fahrenschon als Chef des Hauses bericht der Wirtschaftsprüferin und Sonderbeauftragten Lin- zu vertreten. ner vorlag, die juristische Aufarbeitung der Causa HGAA beauftragen müssen. Sollte im Zuge der späteren Untersu- Ob Fahrenschon Versäumnisse in Bezug auf den Anstel- chungen ans Licht treten, dass Fristen versäumt wurden, die lungsvertrag des im Frühjahr 2009 neu angetretenen HGAA- die Einforderung von Garantien oder Schadensersatz zulie- Vorstandsvorsitzenden Franz Pinkl anzulasten sind, ob ihm ßen, so wird dann zu prüfen sein, ob sich nicht Fahrenschon bei den Ablöseverträgen der entlassenen BayernLB-Vorstän- durch sein zögerliches Verhalten mitschuldig gemacht hat. de Fehler zuzuschreiben sind, konnte im Untersuchungs- ausschuss nicht ausreichend geklärt werden. Das von Fah- Nicht nur die juristische Aufarbeitung erfolgte verspätet, renschon selbst in Auftrag gegebene Gutachten der Kanzlei auch die betriebswirtschaftliche. Wichtige Dokumente wie Hengeler Mueller zum Kapitel HGAA sowie der Bericht der Kaufvertrag, Sideletters zwischen BayernLB und Verkäu- Kanzlei Flick Gocke Schaumburg zum Thema Asset Backed fern oder der Due-Diligence-Bericht von Ernst & Young Securities (ABS) an den Bayerischen Landtag lassen diese lagen erst ab der zweiten Hälfte des Jahres 2009 dem Fi- Vermutung bezüglich BayernLB-Vorstände zu. nanzminister vor. Die ab Sommer 2009 erfolgte aufwändige Neubewertung1450 sämtlicher Kreditengagements der HGAA 10. Hansjörg Christmann und ihrer Tochterunternehmen kam zu spät. Nicht erst die bilanzielle Neubewertung der Forderungen wäre notwendig Hansjörg Christmann ist seit dem 01.06.1977 Landrat des gewesen, eine negative Fortführungsprognose zu stellen, Landkreises Dachau und seit dieser Zeit ununterbrochen allein schon der Anstieg der sogenannten Non Perfoming Verwaltungsratsvorsitzender des Verwaltungsrates der Spar- (NPL), also der notleidenden Kredit- oder Leasingen- kasse Dachau. Für die Sparkassenseite war er von 1995 bis gagements in Milliardenhöhe hätte zum gleichen Schluss 2009 im Verwaltungsrat der BayernLB, zuletzt als zweiter gereicht. Wären die Analysen vor dem Dezember 2008 er- stellvertretender Vorsitzender. Von September bis Dezember folgt, als die BayernLB weitere EUR 699,9 Mio. in Form 2009 war er Aufsichtsrat bei der HGAA. Er war ehrenamtli- einer Kapitalerhöhung gewähren musste und die Blanko- cher Präsident des Sparkassenverbandes Bayern. Von Beruf Kreditlimite1451 auf bis EUR 10,7 Milliarden erhöhte, die ist er Rechtsanwalt. Fortführungsprognose der HGAA hätte dort bereits negativ ausfallen müssen – ungeachtet der Analyse der Oesterreichi- Christmann berichtet vor dem Untersuchungsausschuss, schen Nationalbank, die die HGAA am 18.12.2008 mit dem dass seit dem Jahr 2000 regelmäßig strategische Überlegun- bis dorthin in der Fachwelt ungebräuchlichen Fachterminus gen über die Zukunft der Landesbank angestellt wurden. Da- „not distressed“1452 betitelte. Die Fortführungsprognose hät- bei spielten die Ostmärkte eine große Rolle. Die BayernLB te aber auch auf Grund des EU-Beihilfeverfahrens bei der habe sich um die Mehrheit bei der BAWAG bemüht. Als der BayernLB selbst und dem damit einhergehenden Druck, die Finanzinvestor Cerberus zum Zug gekommen ist, habe sich Bilanzsumme zu verkleinern, negativ sein müssen. Es ist die Enttäuschung bei ihm allerdings in Grenzen gehalten, auch Finanzminister Fahrenschon anzulasten, dass die Alter- da er ein Engagement der BayernLB bei der BAWAG vor native der vorzeitigen Abgabe der Bank oder Prüfung einer dem Hintergrund von Ereignissen von REFCO, die er aus „Rückabwicklung“ nicht erwogen wurde. der Zeitung kannte, für problematisch hielt, gerade bei einer staatlich geführten Bank1454. Eine effektive Kontrolle der Vertreter Bayerns im Aufsichts- rat der HGAA hätte sicherlich auch den vermutlich unge- Christmann hat zwar von den SWAP-Verlusten der HGAA setzlichen Rückkauf der mit Nebenabreden versehenen Vor- und von Problemen mit dem Bankvorstand Kulterer gewusst, zugsaktien1453 in Höhe von EUR 200 Mio. im Januar 2009 dies aber nach seinen Angaben – anders als bei der BAWAG – nicht als Problem erkannt. Man habe dies als Sonderprob- lem Österreichs angesehen, das nicht auf die Bank als solche 1450 PricewaterhouseCoopers (PwC) „Asset Screening“ durch Pinkl. durchschlägt. Schließlich sei Bankvorstand Kulterer in den 1451 Bd. 119. 1452 im Gegensatz zum sonst von Aufsichtsbehörden gebräuchlichen Wer- Aufsichtsrat (Anmerkung: als Aufsichtsratsvorsitzender) ge- tepaar „distressed“ und „sound“. wechselt1455. 1453 Bd. 270, Sachverhaltsdarstellung der HGAA bei StA Klagenfurt zu den Put-Optionen: Bestätigung der falschen Eigenkapitalangabe bei Eine schwer nachzuvollziehende Logik; wenn eine Bank Vorzugsaktien, dass Kreditnehmer Eigenkapital gezeichnet haben, dass es Nebenabreden gab. „Konstruktion wurde zur Verschleierung“ eine derart vorbelastete Person in der Leitungsebene hält, getätigt. Bilanzen 2004, 2005, 2006, 2007, unter Umständen auch gibt das in hohem Maße zu Misstrauen Anlass. 2008 sind falsch. Zeichner der Vorzugsaktien sind u.a. Annagasse Privatstiftung (wird Kulterer zugerechnet), MA Privatstiftung (wird Striedinger zugeordnet). Insgesamt wurden EUR 39 Mio. im Laufe der Zeit an Dividenden ausbezahlt. Im Frühjahr 2009 müssten von EUR 200 Mio. Vorzugsaktien EUR 100 Mio. zurückgenommen wer- den (Dörhöfer an Berlin et.al.): dies würde große Eigenkapitalkonse- quenzen nach sich ziehen, es wäre sinnvoll mit den Vorzugsaktionären 1454 19/45 f. Kontakt aufzunehmen. 1455 19/69 f. Seite 294 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Der Dachauer Landrat war bei der Verwaltungsratssitzung Schmidt teilgenommen hat, sei nochmals die Möglichkeit am 20.03.2007 nicht anwesend, wohl aber bei der Sitzung gewesen, auf negative Punkte einzugehen. Dies sei nicht ge- am 20.04.2007. schehen. Den Due-Diligence-Bericht zu Phase II hat er sich nicht angesehen. Anstatt sicherzustellen, dass die bestehen- Bei der Sitzung am 20.04.2007 erhielt Christmann eine den Probleme durch den Vorstand beseitigt werden, hat er 69-seitige Präsentation mit 24 kritischen Punkten. Darin sind dem Vorstand blind vertraut1459. unter anderem Punkte enthalten wie: Die Beschlussermächtigung versteht Christmann so, dass • eingeschränkte Due Diligence (7 Tage), der Vorstand der BayernLB 100 % der HGAA für € 3,4 • über 300 Ordner mit teilweise unvollständigen Informatio- Mrd. abzüglich der Risiken von € 200 Mio., die in der Sit- nen (Ordner fehlen, Ausdruck fehlerhaft), zungsvorlage enthalten sind, kaufen darf. Für eine Beteili- gung von 50 % + 1 Aktie wären dies € 1,6 Mrd. Man habe, • Unterlagen im Datenraum überwiegend bis Mitte 2006, so Christmann, den Kaufpreis um den Wert der Risiken ver- zum Teil früher, ringern müssen. Bei der Sitzung am 21.05.2007 habe er zum • Qualität und Aussagekraft unbefriedigend, Kaufpreis aber nicht mehr nachgefragt, weil er nach seiner Ansicht eingehalten worden sei1460. • Änderung des Konzernabschlusses 2004 in 2006 aufgrund fehlerhafter Bilanzierung von SWAP-Geschäften. Die von Christmann als entscheidend dargestellte Sitzung vom 21.05.2007 gliederte sich in eine Informationsveran- Trotz dieser Probleme und Unklarheiten hat Herr Christmann staltung des Vorstandsvorsitzenden von 16 bis 17 Uhr und am 23.04.2007 abends im Umlaufbeschluss die Zustimmung danach eine Vorstandssitzung von 17 bis 17.15 Uhr1461. Bei zum Kauf erteilt. Er habe am Wochenende zum Zwecke der dieser Sitzung wurde eine Präsentation von 18 Seiten vorge- Entscheidungsfindung versucht, sich das ganze Geschäft legt, in der der gesamte Due-Diligence-Bereich mit keinem nochmals vor Augen zu führen. Dabei konzentrierte er sich Wort erwähnt ist. Es hat der Vorstandsvorsitzende Schmidt weniger auf die kritischen 24 Punkte, weil nach seiner Auf- referiert. Christmann hat die 24 Punkte aus der Vorlage vom fassung die Organisationsmängel durch eine hochqualifizier- 20.4.2007 nicht abgefragt, sondern sich mit der pauschalen te Steuerung der Bank von München aus zu beheben wären Aussage von Werner Schmidt zufriedengegeben, dass und die Fragen vom Vorstand abgearbeitet werden sollen. Er äußerte, in der damaligen Sitzung habe man sich viele „im Prinzip alle Punkte bearbeitet werden, abgearbeitet wer- Stunden damit auseinandergesetzt; er habe sich damit zufrie- den können und aus diesen Fragen keine schwierigen The- dengegeben, dass der Vorstand das in Ordnung bringen, es men für die Bank entstehen können“1462. richten werde. Gefragt hat er an dem Wochenende vor der Beschlussfassung niemanden1456. Den Vertrag kannte Christmann nicht, auch war ihm nicht bekannt, wie die Haftung ausgestaltet ist. Die rechtlichen Den Beschluss vom 23.04.2007 habe er so verstanden, dass Risiken, die die Kanzlei Dorda Brugger Jordis ermittelt hat, damit noch keine endgültige Beschlussfassung erfolgt sei, seien ihm nicht mitgeteilt worden1463. weil dieser unter Gremienvorbehalt gestanden habe. Er sei nämlich davon ausgegangen, dass die Zustimmung des Eine weitere Verwaltungsratssitzung vor dem Signing am Sparkassenverbandsvorstands am 21.05.2007 entscheidend 22.05.2007 hat nicht stattgefunden. Nach Ansicht von war1457. Dass ein Politiker, der hauptberuflich Landrat ist, Christmann wäre dies nur erforderlich gewesen, wenn es vorher als Rechtsanwalt tätig war, die Funktion eines Ver- Dealbreaker gegen hätte. Wenn er aber der Überzeugung sei, waltungsratsvorsitzenden einer Sparkasse bekleidet und ei- es sehe gut aus, dann mache er eine derartige Sitzung nur, 1464 ner der höchsten Vertreter des Bayerischen Sparkassenver- wenn er deren Notwendigkeit erkenne . bandes ist, derartige rechtliche Schlussfolgerungen zieht, Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Christmann bei der konnte der Untersuchungsausschuss nur zur Kenntnis neh- HGAA – anders als bei der BAWAG – durch negative Infor- men. mationen über Bank und Vorstand nicht beunruhigt wurde. Zusätzlich sei der Beschluss unter dem Vorbehalt einer po- Den unbedingten Ermächtigungsbeschluss habe er gefasst, sitiven Durchführung der Due-Diligence-Phase II gestan- weil er der Auffassung war, er stehe unter dem Vorbehalt den1458. der positiven Abarbeitung der kritischen Punkte im Rahmen der Due-Diligence-Phase II sowie unter dem Gremienvor- Im Zeitraum vom 23.04. bis zum Signing am 22.05. hat Herr behalt des Sparkassenverbandsvorstands, weswegen erst am Christmann aktiv nichts überprüft. Er hat sich vielmehr auf 21.05.2007 abschließend entschieden werde. Die Abarbei- den Umkehrschluss verlassen: Da vom Vorstand nichts ge- tung des Vorbehalts hat er nicht überprüft, sondern auf den sagt worden sei, ging er davon aus, dass nichts, was vom Vorstand vertraut, der keine Probleme gemeldet habe. Spezi- Verwaltungsrat gefordert war, nicht abgearbeitet sei. Insbe- sondere bei der Sitzung des Sparkassenverbandsvorstandes am 21.05.2007, an der der Vorstandsvorsitzende Werner 1459 19/54 f.; 19/93 f. 1460 19/67 f. 1461 19/171. 1456 19/59 f. 1462 19/63. 1457 19/60. 1463 19/64. 1458 19/91. 1464 19/131. Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 295

fische Nachfragen erfolgten ebenso wenig wie eine Einsicht- Weigert informierte sich Mitte 2009 nicht über den tatsächli- nahme in den Due-Diligence-Bericht. chen Wert der HGAA, als eine Investmentgesellschaft Inter- esse an der Bank zeigte, sondern vertraute erneut blind dem Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Christmann bei der Vorstand. HGAA – anders als bei der BAWAG – durch negative Infor- mationen über Bank und Vorstand nicht beunruhigt wurde. Weigert besaß aufgrund des vorbereitenden Vermerks von Den unbedingten Ermächtigungsbeschluss habe er gefasst, Referat 51 vom 16. März 2007, der für den damaligen Fi- weil er der Auffassung war, er stehe unter dem Vorbehalt nanzminister Prof. Dr. Kurt Faltlhauser bestimmt war, einen der positiven Abarbeitung der kritischen Punkte im Rahmen Informationsvorsprung vor den anderen Verwaltungsratsmit- der Due-Diligence-Phase II sowie unter dem Gremienvor- gliedern. Diese erfuhren erst in der Sitzung am 20. März 2007 behalt des Sparkassenverbandsvorstands, weswegen erst am vom Plan, die HGAA zu erwerben. Weigert hat laut Proto- 21.05.2007 abschließend entschieden werde. Die Abarbei- koll die elf konkreten Fragen des Vermerks nicht gestellt1465, tung des Vorbehalts hat er nicht überprüft, sondern auf den obwohl sie dafür vorgesehen waren. Die Fragen betreffen Vorstand vertraut, der keine Probleme gemeldet habe. Spezi- unter anderem die Konsequenzen des Erwerbs der HGAA fische Nachfragen erfolgten ebenso wenig wie eine Einsicht- für Eigenkapitalbedarf und Kernkapitalquote der BayernLB, nahme in den Due-Diligence-Bericht. die Kaufpreisfinanzierung, die Ergebnisse der Untersuchung des Bilanzfälschungsskandals durch die Oesterreichische Insgesamt ist sein Verhalten als grob pflichtwidrig zu beur- Nationalbank, die Notwendigkeit einer Kapitalerhöhung bei teilen der HGAA, die Organisation und Angemessenheit des Ri- sikomanagements der HGAA, die Existenz erheblicher Ri- 11. Klaus Weigert siken, darunter die Geldwäscheprävention, die Zuverlässig- keit des Managements der HGAA, die Qualität der Internen Klaus Weigert war zum Zeitpunkt des Erwerbs der Hypo Revision. Laut Protokoll der Sitzung am 20.03.2007 wurden Group Alpe-Adria (HGAA) Ministerialdirektor im Finanz- nur wenige dieser Fragen tatsächlich erörtert. Die SWAP- ministerium und Mitglied im Verwaltungsrat der Bayeri- Verluste, gescheiterte Immobiliengeschäfte sowie einen ag- schen Landesbank. Weigert nahm an der Sitzung vom 20. gressiven Expansionskurs hat laut Protokoll Staatssekretär April 2007, die für den Erwerb entscheidend war, teil und Hans Spitzner, nicht Weigert oder Prof. Dr. Faltlhauser an- stimmte dem Erwerb dann per Umlaufverfahren zu, ohne gesprochen. die Ergebnisse der Due-Diligence-Phase II und der Untersu- chung der Oesterreichischen Nationalbank oder den Entwurf Weigert hat dem Erwerb der HGAA am 23. April 2007 im eines Kaufvertrages abzuwarten. Er stimmte dem Erwerb Umlaufverfahren zugestimmt, obwohl die Due-Diligence- dennoch per Umlaufverfahren zu, ohne die Ergebnisse der Phase noch nicht abgeschlossen war und die Verwaltungs- Due-Diligence-Phase II und der Untersuchung der Oester- ratspräsentation vom 20. April 2007 Warnhinweise und 24 reichischen Nationalbank oder den Entwurf eines Kaufver- offene Fragen aus der Due Diligence beinhaltete. Die Prä- trages abzuwarten. Weigert wusste als Aufsichtsratsmitglied sentation verharmloste Weigert folgendermaßen: „Da gab der DKB, dass diese BayernLB-Tochter den Klagenfurter es eine Präsentation, aus der sich für mich kein Anlass zur Fußballclub SK Austria ohne erkennbare Gegenleistung Nachfrage ergeben hatte.“1466 Weigert behauptete darüber hi- sponserte. naus dass der Umlaufbeschluss vom 23. April 2007 revidier- bar gewesen sei: „Er hatte keine Außenwirkung, jedenfalls Weigert handelte grob fahrlässig, weil er den Umlaufbe- solange nach außen hin nicht irgendwelche Rechtshandlun- schluss vom 23. April 2007 unterzeichnete, obwohl die gen, Rechtsgeschäfte oder sonst was erfolgen. Der betraf das Due-Diligence-Phase II nicht abgeschlossen war, er die we- Innenverhältnis. Ich sagte ja: Wenn, mal unterstellt, sich aus sentlichen Eckpunkte der Kaufverträge und den konkreten der Sicht des Vorstandes ein Deal Breaker ergeben hätte oder Kaufpreis nicht kannte und die Verwaltungsratspräsentation er Zweifel gehabt hätte, dass er sich außerhalb der Ermäch- zahlreiche Warnhinweise und 24 ungeklärte Fragen bein- tigung bewegt, dann hätte er in den Verwaltungsrat gehen haltete. Er kontrollierte auch nicht, ob die Mängel, die der können oder sogar müssen, und dann wäre auch möglich ge- Prüfbericht der Oesterreichischen Nationalbank feststellte, wesen die Entscheidung: Nein, wir kaufen nicht.“1467 Damit beseitigt werden konnten. überließ er pflichtwidrig die Entscheidung ausschließlich dem Vorstand und verließ sich, statt selbst zu kontrollieren, Weigert verließ sich darauf, dass der Vorstand sogenannte auf die Selbstkontrolle des Vorstandes. Auch später hat er Deal Breaker identifiziert. Er vertraute dem Vorstand da- nicht kontrolliert, ob der Vorstand sich an die von ihm be- mit blind und berücksichtigte nicht, dass der Vorstand ein haupteten stillschweigenden Vorgaben gehalten hat. Kaufobjekt naturgemäß durch die „rose Brille“ sieht. Er verschaffte sich weder ein eigenes Bild der Risikosituation, Weigert fragte auch nach Unterzeichnung der Kaufverträge noch informierte er sich über die Kaufverträge. am 22. Mai 2007 nicht nach deren wesentlichen Eckpun- Weigert fragte als Aufsichtsratmitglied nicht nach, warum die DKB einen Klagenfurter Fußballclub ohne Gegenleis- tung sponserte. 1465 Bd. 11, S. 8 ff. 1466 Weigert (24/40). 1467 Weigert (24/37 f.). Seite 296 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

ten1468. Hätte er sich darüber informiert, dass die BayernLB Gespräch nicht dabei. Nach dem Vermerk sieht es so aus.“1474 auf sämtliche Gewährleistungsansprüche verzichtet hatte, Weigert habe „keine Veranlassung gesehen“, etwas zu unter- hätte er das Geschäft bis zum Closing am 9. Oktober 2007 nehmen, weil das Angebot als „nicht ausreichend“1475 ange- verhindern können. Weigert behauptet, dass es keinerlei Hin- sehen worden sei. Das Versäumnis sieht einseitig beim Vor- weise für eine ungewöhnliche Gestaltung der Kaufverträge stand der BayernLB, von dem das Thema „nicht ausreichend gegeben habe. Er bestätigt, dass er zu dieser Erkenntnis ge- behandelt worden oder verstanden worden [sei], sonst hätte langt ist, weil ihm niemand gesagt habe, es gäbe Hinweise man es ja wahrscheinlich weiter verfolgt“1476. auf eine solche1469. Der Untersuchungsausschuss hat auch erhebliche Zweifel, Im Hinblick auf die sogenannten Transaction Insight von ob Weigert sein Aufsichtsratsmandat bei der HGAA pflicht- Ernst & Young vom 18. Mai 2007 – dem Zwischenbericht gemäß ausgefüllt hat. Er konnte u. a. weder Angaben zu den zur Due Diligence, meinte Weigert, dass dieses Dokument Verträgen bzw. deren Beendigung mit den Vorstandsvorsit- rückblickend einen Unterschied gemacht hätte und eine wei- zenden Berlin noch Pinkl machen. Und obwohl über Jah- tere Sitzung notwendig gemacht hätte: „Die Transaction [In- re hinweg im AR Schadenersatzklagen wegen Fraud bzw. sights] geben ein wesentlich kritischeres Bild des Erwerbs, „Malversationen“ gegen frühere Vorstandsmitglieder wie oder machen Risiken oder heben Risiken prononcierter her- Kulterer, Morgl, Kircher oder Mitarbeiter der Bank erwogen vor, als das seitens des Vorstandes geschehen ist. In meinen wurden, hat Weigert es wie die übrigen AR-Mitglieder ver- Augen hätte es – in Kenntnis dieser Transaction [Insights] säumt, auch nur auf eine einzige Klage zu drängen. Dadurch – eigentlich nahegelegen, noch einmal in den Verwaltungsrat ist der BayernLB erheblicher Schaden in dreistelliger Milli- zu gehen.“1470 Die Transaction Insights wurden erst – wie onenhöhe entstanden. der endgültige Due-Diligence-Bericht – erst Ende 2009 vom Finanzministerium bei der BayernLB angefordert, als die 12. Hans Spitzner Staatsanwaltschaft diese durchsuchte. Weigert betonte im Untersuchungsausschuss, dass der Verwaltungsrat den end- Hans Spitzner war zum Zeitpunkt des Erwerbs der Hypo gültigen Bericht vorgelegt bekommen hätte, falls er danach Group Alpe Adria (HGAA) Staatssekretär und Stellvertreter verlangt hätte. Auf die Frage, ob dieser Anlass zu Nach- des damaligen Wirtschaftsministers Erwin Huber im Verwal- fragen gegeben hätte, antwortete Weigert: „Ja, ich glaube tungsrat der Bayerischen Landesbank. Er vertrat Huber in schon.“1471 der Sitzung am 20. März 2007, in der er aufgrund seines Vor- wissens in der Lage war, kritische Fragen zu stellen. Er er- Weigert erfuhr als Mitglied im Aufsichtsrat der DKB, einer kannte die Probleme der HGAA, mahnte eine intensive Due Tochter der BayernLB, davon, dass diese den Klagenfurter Diligence an und informierte anschließend pflichtgemäß Fußballclub SK Austria sponserte. Er erkannte darin angeb- Huber. Hätte Huber den frühzeitigen Warnhinweis seines lich nichts Verdächtiges: „Das erschien mir jedenfalls nicht Stellvertreters Spitzner ernst genommen, hätte das Milliar- Aufsehen erregend, weil es bekannt war, dass die DKB die dendebakel noch abgewendet werden können. Absicht hatte, sich zunächst im deutschsprachigen Ausland auszubreiten. Insoweit machte das zunächst einmal auf den Das Verhalten Spitzners zeigt, dass schon die Lektüre der ersten Blick durchaus einen Sinn.“1472 Er fragte nicht nach, kritischen Presseberichterstattung zur Skandalbank HGAA warum schließlich kein Engagement der DKB auf dem ös- gereicht hätte, sich ein unabhängiges Bild von der Erwerbs- terreichischen Markt erfolgte. Weigert, der bis zum 28. möglichkeit zu machen. Spitzners Kenntnisstand und seine April 2008 Aufsichtsrat war, sagte aus, dass er eine etwa- Bereitschaft zur Nachfrage hätte jedes Verwaltungsratsmit- ige Abwicklung des Vertrags nicht thematisierte1473. Das glied haben müssen. Sponsoring stellte eine Nebenabrede zum Kaufvertrag mit der Kärntner Landesholding dar, die der Landeshauptmann Das Lippenbekenntnis des Verwaltungsrats zur angemahn- Jörg Haider erfolgreich von der BayernLB einforderte. Die ten sehr gründlichen Due Diligence zeigt, dass Spitzners be- Staatsanwaltschaft München I ermittelt wegen des Vorwurfs triebswirtschaftliche Einschätzung nicht erwünscht war. Der der Bestechung. Erwerb des politischen Prestigeprojekts war am 20. März 2007 bereits beschlossene Sache. Weigert erklärte, dass der Verkauf der HGAA an die Invest- mentgesellschaft Ashmore daran gescheitert ist, dass die Spitzner vertrat Huber in der Verwaltungsratssitzung am HGAA deutlich mehr wert war, als Ashmore zu zahlen bereit 20.03.2007, in der die HGAA als Kaufobjekt vorgestellt war: „Zu dem Zeitpunkt ging man, glaube ich, schon noch wurde. Er stellte dort aufgrund seiner Vorkenntnisse über davon aus, dass der Wert der Hypo Alpe Adria bzw. dieses den Balkan und die HGAA eine Reihe von kritischen Fra- Anteils der BayernLB wesentlich höher war. Ob da ein kon- gen zur Bilanzfälschungsaffäre und mahnte eine gründliche kretes Angebot gemacht wurde – wie gesagt, ich war bei dem Prüfung der Bank an. Im Untersuchungsauschuss umriss er seinen damaligen Kenntnistand folgendermaßen: „Für mich war diese Ausführung zunächst einmal schlüssig, weil ich 1468 Weigert (24/40). 1469 Weigert (24/41). 1470 Weigert (24/42 f.). 1471 Weigert (24/45). 1474 Weigert (24/48). 1472 Weigert (24/53). 1475 Weigert (24/59). 1473 Weigert (24/55). 1476 Weigert (24/59). Drucksache 16/7500 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Seite 297

wusste aus eigener Information, aus Gesprächen mit öster- genommen nicht eingebunden ist. Also, das ist Thema. Ich reichischen Bankern, dass die Hypo Alpe Adria aufgrund weiß zwar viel, da war ich bei einer Sitzung dabei, da sind ihrer doch aggressiven Expansionspolitik, die sie in den letz- ein paar Dinge mal gekommen. Da habe ich gesagt: Da weiß ten Jahren hingelegt hat, offensichtlich einen starken Partner ich gar nichts davon. Es ist auch vieles informell gelaufen. suchte, einen kapitalkräftigen, und zweitens, mir war auch Er ist halt nur der Stellvertreter. Aber im Grunde genommen bewusst, obwohl gerüchteweise, ohne konkret, dass hier ist es so – wir haben, glaube ich, vorhin gesprochen vorweg, auch eine ganze Reihe von Projekten in den Sand gesetzt Sie sind Anhänger des FC Augsburg. Und wenn einmal der wurden, insbesondere im ehemaligen Jugoslawien, also Tou- FC Augsburg – jetzt hat er zweimal gewonnen – gut spielt rismusprojekte und dergleichen.“1477 Ebenso bekannt gewe- oder wenn er mal schlecht spielt, einen Elfmeter verschießt, sen seien ihm der Bilanzfälschungsskandal sowie der damit dann beschimpfen Sie in der Regel nicht denjenigen, der den verbundene Wechsel von Wolfgang Kulterer aus dem Vor- Elfmeter verschossen hat und machen dem Vorwürfe, der stand in den Aufsichtsrat der HGAA1478. auf der Reservebank sitzt. Okay.“1485 Spitzner war nach der Sitzung am 20. März 2007 nicht mehr für Huber im Verwal- Spitzner hat im Ausschuss betont, dass er Huber regelmäßig tungsrat und konnte daher nicht nachverfolgen, ob und wie aus Sitzungen berichtete. Dies sei auch am 20. März 2007 seine Warnung vom Verwaltungsrat beherzigt wurde. Dies der Fall gewesen: „Wir haben in der Regel, wenn irgendwie war nicht der Fall. was war, auch den Minister informiert. Ich habe auch zum Beispiel nach der Sitzung vom 20.03., zwei oder drei Tage 13. Martin Zeil später den Erwin Huber informiert. Ich habe gesagt: Erwin, da steht jetzt möglicherweise der Erwerb der HGAA an. Das Zum Zeitpunkt des Kaufs der Hypo Group Alpe Adria AG ist keine uninteressante Option, aber das ist eine Sache, die durch die Bayerische Landesbank war Martin Zeil in keiner äußerst, meines Erachtens problembehaftet ist. Die muss Organstellung zur BayernLB. Seit 20.11.2008 ist er Mitglied sehr, sehr gründlich geprüft werden.“1479 Weiter fügte er hin- des Verwaltungsrats der BayernLB. zu: „Ich hab zu Herrn Huber gemeint: Ja, pass auf, das ist eine heiße Kiste. Da müssen wir aufpassen, interessant, aber Was der Untersuchungsausschuss zu StMF Fahrenschon müssen wir mal schauen, das müssen wir genau prüfen.“1480 feststellte, gilt in verringertem Maße für den Wirtschafts- Huber ignorierte Spitzners Warnhinweis. Im Untersuchungs- minister Zeil. Viel zu spät begann man, sich mit dem De- ausschuss relativierte Huber diese Darstellung, indem er da- bakel HGAA zu beschäftigen. In der für die Aufarbeitung rauf bestand, dass es bei Spitzner viele „heiße Kisten“ gege- der Krise außerordentlich wichtigen Verwaltungsratssitzung ben habe1481. Er behauptete auch: „Es kam aus der „heißen des 21.07.2009 mit der Sonderbeauftragten Corinna Linner Kiste“ nichts als „heiße Luft“1482. Spitzner aber ging konkret nahm Zeil ausweislich des Protokolls1486 am TOP I.9 „Be- auf die Bilanzfälschung bei der HGAA ein. Insofern wider- richterstattung Sonderbeauftragte“ an der Beratung nur teil- spricht sich Huber, wenn er grundsätzlich feststellte: „Wenn weise und der Abstimmung (Kenntnisnahme) nicht teil. Die Sie mich nach einer Wertung fragen: Wenn ein konkreter Verantwortung für Versäumnisse trägt er als Verwaltungs- Vorwurf einer Bilanzfälschung da wäre, müsste man dem na- ratsmitglied dennoch. türlich unverzüglich nachgehen. Das ist gar keine Frage.“1483 Huber hat bei der Staatsanwaltschaft angegeben, damals im Zeil hat nicht hinterfragt, warum sich das Obligo der Bay- Gegensatz zu seinem Stellvertreter keinerlei eigene Kennt- ernLB in Kärnten seit dem Kauf verfünffachte, warum es zu nisse über die Bank verfügt zu haben und dies damit begrün- keiner juristischen Aufarbeitung der Verantwortlichkeiten det, dass die österreichische Presseberichterstattung nicht im des Desasters kam. Spätestens seit der Verwaltungsratssit- Pressespiegel berücksichtigt wurde.1484 zung des 21.07.2009 hätte Zeil darauf pochen müssen, dass eine Aufarbeitung der Problematik nicht von den Personen Spitzner beklagte sich im Untersuchungsausschuss, dass in die Wege geleitet werden wird, die den Schaden mit ver- eine effiziente Kommunikation zwischen Verwaltungs- ursachten. ratsmitglied, Stellvertreter und den Sachbearbeitern in der Beteiligungsabteilung des Wirtschaftministeriums („Back Zeil hat es versäumt, im Verwaltungsrat Konsequenzen ge- Office“) aus seiner Sicht nicht gewährleistet war. Insbe- gen aktive und ehemalige Organe zu fordern. sondere die Kommunikation mit Huber charakterisierte er als einseitig: „Wobei ich noch mal sage, dass natürlich der D. Resümee Stellvertreter auch in den sogenannten außerhalb der Sitzung laufenden Informations- und Kommunikationsprozess ho- Der Untersuchungsausschuss hat festgestellt, dass die am Er- rizontal zwischen Landesbank und Ministerium im Grunde werb der HGAA beteiligten Verwaltungsräte, ebenso wie die Vorstände, grob fahrlässig gehandelt haben, weil sie gegen ihre Aufsichts-, Kontroll- und Sorgfaltspflichten verstoßen 1477 Spitzner (20/13). haben. Daraus ergibt sich, dass gegen beide Organe zivil- 1478 Spitzner (20/9). rechtliche Haftungsansprüche gerichtlich zu klären sind. 1479 Spitzner (20/15). 1480 Spitzner (20/16). 1481 Huber (26/29). 1482 Huber (26/59). 1483 Huber 26/41). 1485 Spitzner (20/26). 1484 Bd. 223 ZV Huber, S. 10. 1486 Bd. 79, Protokoll der 93. Verwaltungsratssitzung der BayernLB. Seite 298 Bayerischer Landtag · 16. Wahlperiode Drucksache 16/7500

Der Untersuchungsausschuss begrüßt, dass im Falle des be- teiligten Vorstandsgremiums eine strafrechtliche Prüfung in Bezug auf Bestechung und Untreue stattfindet.

Die Haftungsregeln für den Verwaltungsrat sind umgehend den Haftungsregeln für Aufsichtsräte, wie sie im Aktienge- setz geregelt sind, anzupassen. Das Haftungsprivileg – Be- schränkung auf grobe Fahrlässigkeit – ist zu streichen.

Die BayernLB verfügt nach den Feststellungen des Untersu- chungsausschusses bis zum heutigen Tage über kein tragfä- higes Geschäftsmodell.

Der Untersuchungsausschuss hat Mängel in der Unterneh- mensführung der BayernLB festgestellt. Diese Bereiche (z. B. Risk-Management, Risk-Controll, IT) sind so umzu- strukturieren, dass sie sowohl aufsichtsrechtlichen als auch betriebswirtschaftlichen Erfordernissen entsprechen.

Die im Verwaltungsrat vertretenen Mitglieder der Staatsre- gierung müssen den Back-Office-Bereich in ihren Ministeri- en künftig so strukturieren, dass eine effektive Unterstützung zur eigenständigen Aufgabenerfüllung gewährleistet ist.

Harald Güller, MdL Inge Aures, MdL Bernhard Pohl, MdL Dr. Sepp Dürr, MdL