ERDKUNDE Band XXII, Heft 3 FERD. DOMMLERS VERLAG/BONN September 1968

INDUSDELTA UND RANN OF KUTCH

Mit 4 Abbildungen

Herbert Wilhelmy

The Indus Delta and the Rann of Kutch Summary: In der Sedimentfuhrung ist der Indus dem Nil noch On the basis of historical sources, morphologic observa auffalliger iiberlegen: Wahrend der Hochwasser tions and old the author a reconstruction maps, attempted periode enthalt 1 m3 Induswasser 2,5 kg Sinkstoffe, of the Indus Delta since the time of Alexander the Great. d. h. fast eine dreifach grofiereMenge als das Wasser Around 325 the coastline ran a little south of the BC, des viermal soviel wie der und e. Nils, Mississippi 25th Parallel i. 60-100 km further inland than today. zwanzigmal soviel wie die Donau (Buckley 1893, At the time of the Arabian Conquest (711/712) Badin on an S. 36 f.; Berthelot 1930, S. Diese Berechnun still lay open bay of the sea which, through silting 276). wurden has, since the llth century, turned into the salt marsh of gen durchgefuhrt,bevor sich durch die moder nen the Rann of Kutch. Around 1600, the delta reached the Staudammbauten die natiirlichen Abflufiverhalt line Lahori Bandar-Shahbandar-Mughalbin. The most im nisse wesentlich verandert hatten. in the of 1770 to portant changes map compared that of Buckley (1893, S. 37) schatzt, dafi der Indus wah 1600 lay in the major shift to the right of the Indus rend seiner 100 Hauptuberschwemmungstage 90 Mil below Hala The delta-channels have, since (1758/59). lionen m3 Feinmaterial ins Meer befordert. Tre this time, undergone continuous changes which influenced menheere (1867, S. 70) als Sedimenta the blossoming and decline of a number of port towns. gibt jahrliche 165 Mill, m3, S. The deep submarine canyon off the present-day Haidari tionsmenge Samojlov (1965, 506) 400 Mill, t was mindestens 250 m3 ent Creek indicates that in the same area as today, a main arm an, Mill, must of the Indus have had its mouth in post-Pleisto spricht.Die Schatzungen schwanken also zwischen 90 cene times. East of the Indus Delta on the edge of the und 250 Mill. m3. Tremenheeres Wert von 165 Mil was an Tharr, the south-flowing Hakra, which indepen lionen m3 diirfte wohl den Verhaltnissen, wie sie zu dent river well into the 6th built perennial century BC, up Beginn der grofien Deich- und Staudammbauten ge own its delta which now lies in the depths of the contem geben waren, am nachsten kommen. 165 Mill, m3 porary Rann of Kutch. Schlamm reichen aus, um 165 km2 Land jahrlich um Die bis zu 150 km breite Schwemmlandebene des einen Meter zu erhohen. Indus von der Einmiindung der funf Strome des Pan Die Entstehung des im heutigen Kartenbild sicht jab bei Mithankot bis zum Beginn des Deltas umfafit baren Nil- und Indusdeltas begann nach dem Ende des letzten rund 50 000 km2. Sie hat die zehnfache Grofie der pleistozanen Meeresspiegeltiefstandes. Auf von steilen nur 8-15 Grund der starkeren man er Talhangen gesaumten, km brei Sedimentfuhrung sollte ten Alluvialebene des Nils zwischen erstemKatarakt warten, dafi das Indusdelta schnellerwuchs und einen und Kairo. Arrian, der Anfang des 2. nachchristlichen grofierenUmfang erreichthat als das Nildelta. Dies ist Jahrhunderts den Alexanderzug nach Indien auf jedoch nicht der Fall und beruht in ersterLinie darauf, zur Grund ihm noch Verfugung stehender zeitgends dafi der Indus in einWeltmeer, der Nil dagegen in sischerQuellen beschrieb, hielt das Indusdelta fiir gro das fast gezeitenlose Mittelmeer miindet. Tidenhub, fier als das agyptische (Arrian, Obers. v. W. Capelle Kiistenstrom und der vom Juli bis November auf die 1950, S. 336). InWirklichkeit ist das Delta des Indus, Indusmundungen gerichtete heftige Siidwestmonsun, das sich auf einer Frontlange von 200 km zwischen der zeitlich mit Hohepunkt und Abklingen der Hoch Karachi und dem Rann of Kutch in das Arabische wasserzeit zusammenfallt, reduzieren die Wachstums Meer vorbaut, mit einer Flache von 18 000 km2 um geschwindigkeit des Deltas. So ist es in seinerGrofie ein Viertel kleiner als das 24 000 km2 einnehmende erheblich hinter der des Nildeltas zuruckgeblieben, des sen Nildelta *). Aber die Wasserfiihrung des doppelt so eigentliche Bildungsperiode in einen fruherenZeit langen Nils erreicht nur 2800-8500 mVsec gegen abschnitt fallt als die des Indusdeltas, denn im nord iiber 10 000 bis maximal 30 000 lichen mVsec des Indus. Nildelta sind vorgeschichtliche Siedlungsplatze seit Tremenheere (1867, S. 70) gibt fiir die Hochwasser mindestens 3200 v. Chr. bezeugt. In pharaonischer zeiten eine Zeit existierten Abflufischwankung zwischen 10 000 und bereits El-Qantara (3. Jahrtausend), 20 000 m3/sec an. Bei Damiette Niedrigwasser fliefien im Indus (Mitte des 1. Jahrtausends) und Rosette (um nur 4500 mVsec 600 v. ab. Chr.) 2), seit der griechisch-ptolemaischen Zeit

In fast alien Handbiichern und *) Nachschlagewerken 2) Jeweils altester archaologischer Beleg, was eine altere wird die Grofie des Indusdeltas falschlicherweise mit nur nicht ausschliefit. Nach Besiedlung frdl. mundl. Mitteilung 8000 km2 dazu auch Prolss S. von angegeben (vgl. 1931, 85). Prof. H. Brunner, Tubingen. 178 Erdkunde Band XXII

Alexandria und Abukir. Offensichtlich hat sich in den Diese einleuchtend erscheinendeDefinition fiihrt je letzten 2000 Jahren die agyptische Deltakiiste nicht doch bei Fliissen mit jahreszeitlich sehr unterschied mehr wesentlich vorgeschoben, wahrend das Indus licherWasserfiihrung, wie dem Indus, zu Schwierig delta gerade innerhalb dieses Zeitabschnittes entschei keiten. Bis zum Beginn der grofienDeich- und Damm dende Veranderungen erfuhr. bauten reichte das Induswasser in der kiihlen Jahres zeit gewohnlich nur zur Speisung von einem oder aus. zwei Mundungsarmen Eine Reihe weiterer Mun Physiognomie des Indusdeltas dungsarme lag monatelang trocken und fiillte sich nur wahrend der von Marz bis reichenden Die Frage, an welchem Punkt das Indusdelta be September - lafit sich ein durch ginnt, ist abhangig von der unterschiedlichen Defi Hochwasserperiode. Demzufolge - der charakte nition des Deltabegriffs verschieden beantwortet standige Wasserfiihrung Hauptauslasse risiertes kleines Delta von einem erheblich worden. Seit Herodot wurden inAnlehnung an seine grofieren Hochwasserdelta unterscheiden. Betrachtungen iiber das Nildelta allgemein solche Mundungsbereiche als Deltas aufgefafit, die eine ahn Wenn von diesen beiden Moglichkeiten der Delta von nur licheVerzweigung des Flusses in mehrere Arme auf abgrenzung verschiedenen Autoren jeweils weisen wie der Nil. Die um 150 v. Chr. von Ptole e i n e inErwagung gezogen wird, kommt es zu schein maus gegebene Beschreibung der 7 Miindungsarme des baren Widerspriichen. So liegt nach Samojlov (1956, Indus, nach der von verschiedenen Autoren die in S. 506) das gegenwartige Haupt des Indusdeltas bei Abb. 1 wiedergegebenen Kartchen des Indusdeltas re Hyderabad, wo sich wenig oberhalb der Stadt der vom vom konstruiert worden sind, entsprachen dieser klassi Fuleli-Kanal benutzte einstige Guni-Lauf schenDeltavorstellung. Als entscheidendes Kriterium heutigen Hauptstrom trennt. Prolss (1931, S. 86) da gait also der Grundrifi : als Deltaspitze ist jener gegen meint, dafi es richtiger sei, den Anfang des Punkt anzusehen, an dem sich der Strom in mehrere Deltas erst dort anzusetzen, wo sich der Induslauf in a v e n Miindungsarme aufzulosen beginnt. die beiden jetzt k t i Mundungsarme, Haidari und Ochito, spaltet. Dieser Punkt liegt in der Luft linie rund 130 km von und nur 50 km 110? 111? TI2? 113? 114* 111? 112? TQ? 114? 115? Hyderabad von der Kiiste entfernt. In beiden Fallen wird der 2

alle Schwemmlandbildungen an Flufimiindungen ?in Stelle der in friiharabischerZeit zerstorten Stadt Bah See- oder zu Meeresbereichen" als Deltabildungen aufzu manabad suchen ist (Wilhelmy 1968 a), darf die - fassen. Schwemmlandbildungen konnen wie am Verzweigung der beiden Hauptindusarme um 325 v. - Mississippi, Nil und ebenfalls am Indus weit iiber Chr. etwa 20 km siidostlich der jetzigen Stadt Shah die Mundungsgebiete hinaus grofie Abschnitte der dadpur angenommen werden (Abb. 3 A). Von dort Flufiunterlaufe erfullen. Bohrungen haben z. B. im hat sich der Vergabelungspunkt im Laufe der Zeit bis Mississippigebiet ergeben, dafi die alluviale Talausfiil in die Gegend von Hyderabad (25? 25' n. Br.) ver lung eine Machtigkeit von 90 m hat und von der lagert. Der Annahme R. D. Oldhams (1887, S. 322), zur Kiiste bis Einmiindung des Ohio aufwarts reicht. dafi Pattala im naheren Umkreis des heutigen Hyde Dieses aufgefullte Talstiick war der infolge der plei rabad und damit auch die Deltaspitze wahrend des stozanen Meeresspiegelabsenkung iibertiefte Unterlauf Altertums nicht weiter nordlich gelegen hat, kann des Mississippi, der sich im Verlauf des postglazialen man nicht folgen. Selbst zu al-Idrisis Zeiten (1000 bis eustatischen Meeresspiegelanstiegs in eine Meeresbucht 1166) war dieser Punkt noch nicht erreicht (Elliot verwandelte und allrnahlich von Flufisedimenten auf 1952, I, S. 78). wurde. der Erosion" gefiillt Analog ?ruckschreitenden Im 17. Jh. verzweigte sich der Strom (Abb. 3 C) es auch eine dem gibt allmahlichen Meeresspie etwa 40 km siidostlich von Hyderabad (Lambrick gelanstieg entsprechende ,,ruckschreitende Akkumula 1964, S. 189), an dessen Stelle damals noch die wich tion". tige Festung Nerunkot stand. Den linkenHauptmiin Wenn man bildete der der Guni 3 wie Credner alle jene Schwemmland dungsarm Ren, spater (Abb. D). einer des in gebiete als Deltas auffafit,die an die Stelle ehemaliger Infolge grofienWestverlegung Indus den 1758/59 1966 wan Meeresbuchten getreten sind, erhalt man Bereiche, Jahren (Wilhelmy b, S. 274) derte auch die weiter die weit grofier als die morphographisch in Erschei Deltaspitze nach Westen und tretenden Deltas zu des 19. 45 km siidsiidwestlich der nung sind. Voraussetzung fiir eine lag Beginn Jh. Stadt 4 Das sich 15 km von derartige Deltaabgrenzung ware iibrigens, dafi man (Abb. E). nordlich Hyde rabad vom Strom ablosende durch eine geniigende Anzahl von Bohrungen wiifite, Fuleli-Bett, ein alterer wie weit solche Meeresbuchten einmal landeinwarts Hochwasserlauf, fiihrte ab 1758/59 standig Wasser S. Dem erneut gereicht haben. Im Unterschied zum Mississippi haben (Cousens 1929, 6). spater trockengefal wir vom lenen Bett heute daruber Indus nur vage Kenntnisse. Die An folgt der Fuleli-Kanal (Abb. 4 H). des wendung genetischen Deltabegriffs ist daher In der ersten Halfte des 19. Jh. setzte Burnes aufierordentlich Aber eine schwierig. Kombination ge (1834, S. 114; 1836, II, S. 30) den Deltabeginn 8 km netischer und morphographischer Gesichtspunkte er unterhalb Tatta (24? 45' n. Br.) in etwa 80 km Ent scheintmir durchaus moglich: Der Beginn eines Deltas fernung von der damaligen Kiiste an. An dieser Stelle ist dort wo sich der jeweils anzusetzen, der Flufi inmeh zweigt Baghar-Arm vom Hauptstrom ab (Abb. rere oder fruhere auflost und 4 er um heutige Mundungsarme F). Aber fiihrte 1835 nur noch gelegent zugleich der eigentliche Schwemmkegel lichWasser, so dafi wohl zutreffender die 45 km sud Dabei ist es nur von sekundarer lich Tatta beginnt. Bedeutung, beim Felsen Aban Shah gelegene Ochito ob die oder nur Mundungsarme standig periodisch Haidari-Verzweigung (24? 20' n. Br.) als Spitze Wasser fiihren bzw. fuhrten, da die Sinkstoffe, die des damals aktiven Indusdeltas aufzufassen ist. Bis das Delta vor allem in zur aufbauen, Hochwasserzeiten Gegenwart hat sich dieser Vergabelungspunkt nur und werden. noch zur herangefiihrt abgesetzt wenig weiter Kiiste hin verlagert (Abb. 4 H). Aus den Mit dem Wachstum des Deltas pflegt sich der Ver morphographischen, genetischen und hy gabelungspunkt der Mundungsarme allrnahlich meer drographischen Erorterungen ergibt sich, dafi das In warts zu dusdelta im verlagern. Das Indusdelta ist gerade dafiir landschaftskundlichen Sinne 150 km von ein schones der Kiiste von Beispiel. ?Bei Pattala", schreibt Arrian, entfernt unterhalb Hyderabad an der ?teilt sich das Wasser des Indus in zwei grofieArme, Siidwestspitze des Kalkplateaus Ganjo Takar beginnt die beide den Namen Indus bis zum Meer behalten" und dafi Karachi und der Rann of Kutch die aufieren v. (Obers. W. Capelle 1950, S. 337). Nach Lambrick Eckpunkte des Deltas bilden. Dieses so begrenzte (1964, S. Ill u. Karte nach S. 132) soil die Delta Dreieck umfafit einen Raum, der auch im Lande als spitze zu Alexanders d. Gr. Zeiten in der Nahe der das Indusdelta i. e. S. bezeichnet wird. Es lafit sich bei aller heutigen Stadt Shahdadpur, d. h. wenig siidlich Einformigkeit der Landschaft in mehrere mor 26? n. Br. gelegen haben. McMurdo (1834, S. 38) phologische Einheiten gliedern (Abb. 2). lokalisierte sie auf dem Breitenkreis 47 km Den gleichen Strom begleitet bis zum Beginn des Deltas eine weiter ostlich, wahrend Raverty (1892) sowohl an am rechtenUfer bis iiber 10 km breite Hochwas einen nordlich davon (Mithrao-Jakhrao) wie auch ser a u e. Sie bildet das Sommerbett des Indus. Ero siidlich davon sion und (Jamrao) gelegenen Vergabelungspunkt Sedimentation fiihrten friiher alljahrlich zu denkt. Da die an der Deltawurzel Alexan starken gelegene Veranderungen dieses Hochwasserbetts, denen derstadt Pattala mit grofierWahrscheinlichkeit an der jedoch durch den Bau von Deichen und Dammen 180 Erdkunde Band XXII

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2: Morphologische Karte des Indusdeltas

1 Nordwestlicher und sudostlicher Gebirgsrahmen (Karachiplateau und Kutch); 2 anstehendes Gestein im Schwemm land; 3 Diinenfelder der Wiiste Tharr; 4 heutige Hochwasseraue; 5 altere Stromaufschiittungen; 6 altere Flufilauf- und natiiriiche Uferdamme; 7 alteres Deltaschwemmland im ehemaligen Gezeitenbereich; 8 Vorland und Watt; 9 Salzton ebene bzw. Salzsumpfe des Rann of Kutch Grundlagen: Internationale Weltkarte 1:1 Mill., Blatter Sind und Kathiawar; Geological Map of 1:2 Mill., vom Rawalpindi 1964 Entwurf Verfasser Herbert Wilhelmy: Indusdelta und Rann of Kutch 181

(bunds) in jiingster Zeit weitgehend Einhalt geboten steins ragt siidlich des isoliertenGanjo Takar-Kalk wurde (Abbasi 1962). plateaus bei Hyderabad iiber die Alluvialebene des Ostlich dieser Zone und imDeltabereich dehnt sich, Deltas auf: die Makli Hills, die eine Hohe von 45 bis von 58 m ii. d. M. erreichen. Bei einer Breite von 6 bis begrenzt der tertiaren Kalksteinplatte im NW, 7 km erstrecken sie 25 derWiiste Tharr imO und den Salzsiimpfen des Rann sich iiber km in nordsudlicher of Kutch im SO, das Gebiet der alteren, vorwiegend Richtung. Da sie sich weit in das amphibische durch Hochwasser verursachten Stromauf Schwemmland vorschieben, haben die Makli Hills be sondere schiittungen und das eigentliche Delta anthropogeographische Bedeutung gewonnen. schwemmland aus. Es wird in den verschieden An ihrem Rande liegt Tatta, das iiber Jahrhunderte sten von die bedeutendste Stadt des war Richtungen verlassenen oder noch benutzten Deltas (Wilhelmy 1968 Den Rand von Strom- und Miindungsarmen durchzogen und lag a). des Kalksandsteinplateaus, z. T. ehemals im Bereich der Gezeitenastuare, aus dem dem das Delta imN begrenzt wird, saumen einzelne z. es durch das seewartigeWachstum des Deltas allmah vorgelagerte felsigeHiigel, wie B. beim Dorfe Gujo der lich herausriickte. Jede der vielen Stromrinnen, die Tharro Gujo, in dem Lambrick (1964, S. 118 f.) die von den nun entweder als Trockenbett erhalten blieben oder als Alexander-Chronisten erwahnte, langst landfest Leitlinie eines modernen Kanals dienen (Abb. 4 H), gewordene Insel Bibakta sieht (Abb. 3 A). istwohl irgendwann einmal ein langere oder kiirzere Sudlich der Makli Hills, von ihnen durch den Zeit benutzter, grofierer oder kleinerer Auslafi des Baghar-Kanal getrennt, ragt der Pir Patho auf. Indus ins Meer In der Geschichte der an 20 gewesen. km siidostlich dieses kleinen isolierten Felshiigels ihnen gelegenen Hafenstadte spiegelt sich der Bedeu liegt fast auf 68? 6. L. noch eine Gruppe flacher der einzelnen tungswandel Miindungsarme (Wil Sandsteinbuckel, die sich iiber eine Flache von knapp helmy 1968 a). Dammartig erhoht durchziehen sie die 2 km2 verteilen (Lambrick 1964, S. 47). Einer dieser Deltalandschaft. Infolge des Sinkstoffabsatzes am Bo Buckel ist der 22 m hohe Aban Shah, der sudlichste den der Wasserlaufe sind sie allmahlich ihre iiber aller das Deltaschwemmland durchspiefienden Felsen Umgebung emporgewachsen. Gleichzeitig entstanden aus anstehendem Gestein. natiirliche die im Unterschied zu Uferdamme, Zwischen Pir Patho und Aban Shah nimmt seit den feineren Hochwasser- und Deltasedimenten aus 200 Jahren der Indus seinen Lauf (Abb. 3 Erst Sanden bestehen. Sie freilich nicht D). groberen begleiten wenig unterhalb Aban Shah lost er sich in seine zwei in solcherGeschlossenheit die wie dies Miindungsarme, gegenwartigen auf. Beide Fels durch die kunstlichenUferdamme oberhalb des Hauptmundungsarme Deltas buckel sind die hochsten eines in erreichtworden ist. Seit 1932 die letzten Liicken in Aufragungen gerin ger Tiefe unter der Deltaoberflache hindurchziehen dem von Mithankot bis zur reichenden Deltaspitze den Felsriegels, der auch im Strombett selbst ange wurden und dadurch der fla Deichsystem geschlossen schnitten ist. Eine ahnliche findet sich chenhaften Erscheinung Ausbreitung der Hochwasserfluten Einhalt noch einmal weiter stromaufwarts halbwegs zwischen geboten worden ist, hat sich das Ausmafi der Uber Tatta und Hyderabad. Dort liegt der im betrachtlich verstarkt Budh-jo-Takar schwemmungen Deltagebiet als isolierter Felsen am linken Ufer des Indus. Der Pascoe 1950, S. 28). Strom trennt ihn vom geschlossenen westlichen Kalk Die fiillen sich nicht nur in der Miindungsarme sandsteinplateau (Blanford 1880, S. 165). bis zur Hohe der naturlichen Uberschwemmungszeit Meerwarts schliefit sich an das altere Delta Uferdamme mit Wasser, sondern durch Riickstau auch schwemmland das Vorland und das unter dem bei hohen Flutstanden. Wenn starker Siidwestmonsun Einflufi der Gezeiten stehende Watt an. Vorland auf der Kiiste und den vollen Wasserlaufen steht, und Watt lassen sich nicht scharf ab wird der sudliche Deltaabschnitt landeinwarts bis zu gegeneinander grenzen, da das Ausmafi der von einer Tiefe von 35 km iiberflutet S. Uberflutungen (Meigs 1966, 26). Dauer und Starke des Monsuns und daher Uber die Dammkronen und besonders durch die Liik abhangt stark wechselt. Im nordwestlichen Delta ist der Wat ken der Damme sich dann das Wasser in das ergiefit tensaum bis 40 km breit. Die Fluthohe belauft sich dahinter gelegene tiefereDeltaland. Bei Ebbe stromt auf 1,1m bei auf 2,3 m bei Der es in die Kanale und Priele zuriick. Nippflut, Springflut. Gezeitenstrom macht sich im Unterlauf des Indus Die zur Vegetation tragtwesentlich Befestigung des nahezu bis auf die Breite von Tatta bemerkbar. Diese Neulandes und zum Sedimentausfall bei. Das bereits aufiere Zone rezenter Deltabildung ist mit Man iiber das normale und Uberflutungsniveau emporgewach grove landeinwarts mit Tamariskengebusch be sene Land istmit Tamariskendickichten besetzt. Auf deckt. tieferem feuchten Land gedeiht das Elefantengras, Die vom Indus insMeer gefuhrten Sinkstoffe la mit seinemweitverzweigten Wurzelwerk das Erdreich vor gern sich den Miindungen in Schlammbanken als bindet. Kahle Flachen werden von Diinenfeldern aus rezentes Unterwasserdelta ab. Da die was aufgewehtem Flufisand eingenommen. serreichstenArme zugleich die starksten Sediment Nur ein Riicken grofierer anstehenden Ge bringer sind,werden gerade die fiir die Schiffahrt am 182 Erdkunde Band XXII besten geeigneten Wasserwege durch gefahrliche Bar (z. B. in Binnenmeeren) oder gegenlaufigen Unter ren verschlossen. Schon Alexanders Flotte konnte erst stromungen bei Flut (in Gezeitenmeeren) beruhen. In nach dem miihsamen Durchstich einer solchen Miin beiden Fallen wird der normale Abflufi der Siifiwas gungsbarre in den Ozean auslaufen (Tarn 1948, I, sermassen gehemmt und damit die Zerfaserung des S. 105). Ein Teil der Indussedimente wird durch Stromlaufes eingeleitet. Mit dem Wachstum des Del nordwestliche Stromungen bis auf die Hohe von Ka tas wandert dieser kritische Punkt der Stromaufsplit rachi verfrachtet. Der dort abgesetzte Schlick enthalt terung zwangslaufig flufiabwarts. Im gleichen Sinne genau wie der Indusschlamm feine weifie Quarzkorn wirkt sich auch die immer weiter gegen das Delta aus. chen mit reichlicherBeimengung von Glimmer (Tre vorgetriebene Eindeichung des Hauptstromes Die menheere 1867, S. 77). An den Sandstranden der Folge der Verlagerung der Deltaspitze (S. 179) ist, westlich anschliefiendenMakran-Kiiste fehlt dagegen dafi sowohl Zahl wie Verlauf der jeweils aktiven unterwor Glimmer vollig. Ober das die Bucht von Karachi ab Miindungsarme standigen Veranderungen schliefiendeKap Monze hinaus konnen daher keine fen sind. Der Name des einen der Hauptmiindungs arme des letzten Ochito Indussedimente mehr nachgewiesen werden. Jahrhunderts, (= ?plotz Der submarine Deltaschwemmkegel lich"), ist bezeichnend dafiir. erst in etwa 75 km Ent reichtweit insMeer hinaus; Noch vor 150 Jahren ergofi sich ein grofier Teil die 100-m-Tiefenlinie erreicht. Ihr un fernungwird der Wassermassen des Indus durch den Baghar-Arm an gefahr kiistenparalleler Verlauf wird jedoch einer imNW des Deltas in die Arabische See, und gut 200 Stelle unterbrochen. Vor der des Haidari - in Mundung Jahre sind vergangen, seit zuletzt wenigstens der setzt 5 von der Kiiste - Creek in kaum km Entfernung Hochwasserperiode ein Teil des Induswassers iiber von nur m bei einer Wassertiefe 20 ein submariner Fuleli und Guni durch den siidostlichenZipfel des Del schnell Canon ein, der sich in siidwestlicherRichtung tas ins Meer abgeflossen ist (Wilhelmy 1966 b, der 2000-m vertieft und noch in einer Einbiegung S. 275). Die wechselnde Zahl und Richtung der Miin Isobathe zu erkennen Die seit bekannte gibt. langem dungsarme und das Wachstum des Indusdeltas sind, ist 1954 von einem Rinne (Thorpe 1905) pakista soweit fiir derartige Rekonstruktionen Unterlagen erneut worden nischen Vermessungsschiff ausgelotet zur Verfiigung standen, in den Kartenskizzen (Abb. der Inter (Islam 1959). Dabei ergab sich, dafi die auf 3 u. 4) dargestellt. Die standig wasserfuhrenden verzeichnete iso nationalen Weltkarte (1:1 Mill.) Fliisse bzw. jeweils aktiven Miindungsarme wurden dafi lierte 554-m-Depression nicht existiert, sondern von den kleineren Wasserlaufen und ehemaligen der Boden des Canons ziemlich gleichmafiig zur Tief Strombetten, die im betreffenden Zeitabschnitt nur klar eine see abfallt. Da der Verlauf aller Tiefenlinien noch als periodisch genutzte Hochwasserablaufe dien kein Astuarform wiedergibt, kann Zweifel bestehen, ten, vorwiegend nach zeitgenossischen literarischen es um in des meisten der zur Ver dafi sich einen der Postglazialzeit infolge Quellen unterschieden, da die ehe eustatischen Meeresspiegelanstiegs iiberfluteten fiigung stehendenKartenunterlagen auf eine derartige Indus handelt. maligen Hauptmiindungsarm des Differenzierung verzichten. Durch den Haidari Creek bzw. den unmittelbar be Als Alexander d. Gr. im Jahre 325 v. Chr. den Kahr Creek miissen die nachbarten lange Hauptwas Indus hinabfuhr, besafi der Strom zwei Miindungs sermassen des Indus sein. Die abgeflossen heutige arme, und die seewartige Grenze des Deltas verlief nur nordwest Turshian-Hauptmiindung liegt wenig weit nordlich der heutigen Linie (Abb. 3 A). Alexan lich davon. der versuchte zunachst auf dem sehr langen rechten Indusastuars Aus der Lage des ertrunkenen alten Arm das offene Meer zu erreichen (Tarn 1948, I, dafi der Strom mindestens seit dem Ende von ergibt sich, S. 105), aber seine Flotte wurde einer Springflut des Pleistozans seine im Bereich wie - Mundung gleichen iiberrascht, der gefahrlichen Gezeitenwelle, die le - heute gehabt hat. Die Miindungsarme pendelten ahnlich der Pororoca in der Amazonasmiindung Rinne zu diglich beiderseits einer durch die ozeanische manche indischen Fliisse aufwarts lauft. Einige Schiffe Achse zwischen Ghizri und Kori Creek. Ent Was legenden gingen verloren, andere blieben bei ablaufendem der von A. M. Prolss S. vertretenen erst gegen (1931, 87) ser im Schlick hangen; die Griechen lernten hier Ansicht machten sie nicht die kontinuierlich eindeutig malig das ihnen aus dem Mittelmeergebiet unbekannte nach W der und gerichteteVerlagerung Panjabfliisse Phanomen von Ebbe und Flut kennen (Curtius Ru des Indus oberhalb des Deltas mit 1966 (Wilhelmy b). fus IX, 35). Aber schliefilichwaren alle Gefahren iiberwunden, und Alexander segelte hinaus auf den Bedeutungswandel der Miindungsarme Indischen Ozean. Miin der kehrte Alexander zum Die Aufsplitterung eines Stromes in mehrere Wegen Flutwellengefahr wo des Indus bei Pattala zuriick und dungsarme beginnt dort, sein nahezu gefallsloser Vergabelungspunkt Arm bis zum Unterlauf erstmalig in den Einflufibereich des Meeres erkundete den linken, ostlichen ?Sama Meeres kann auf dem ra-See". So bezeichneten die Griechen das gerat. Diese ?Fernwirkung" des seeartig im einfachen Riickstau durch windbedingte Flutstande erweiterte Astuar des ostlichen Mundungsarmes Herbert Wilhelmy: Indusdelta und Rann ofKutch 183

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Abb. 3: Entwicklung des Indusdeltas von 325 v. Chr. bis 1770

Rekonstruktionen des Verfassers nach literarischen Quellen (vgl. Text) und kartographischen Darstellungen von Vin cent (1805),Haig (1894), Sivewright (1907), Abbott (1924), Tarn (1948) und Lambrick (1964); heutigeKiistenlinie nach Geological Map of Pakistan, 1:2 Mill., Rawalpindi 1964 Ortsnamen inKlammern: zur Zeit der Kartendarstellung noch nicht bestehende Orte; vollschwarze Ortskreise: beste hende Orte; offene Quadrate: Wustungen

innerstenWinkel der damals noch offenen,wenn auch Flotte (Tarn 1948, I, S. 105). Nur die feindselige flachen, tief nach Osten vorstofienden Eirinos-Bucht. Haltung der Eingeborenen bewog den Konig schliefi Sie war noch bis in die fruharabische Zeit schiffbar lich doch, den navigatorisch schwierigeren rechten und bildet heute den Rann of Kutch (S. 187). Dieser (westlichen) Indusarm fiir die Heimfahrt zu wahlen Auslafi erwies sichwegen des Fehlens einer Gezeiten (Bevan 1922, S. 382). welle als giinstiger fiir die Ausfahrt der griechischen 184 Erdkunde Band XXII

Die Ansichten iiber den Verlauf der Miindungs dungsarme auf. Dieser Punkt ist zweifellos viel zu arme zur Zeit Alexanders gehen ebenso wie die iiber weit sudlich angesetzt (vgl. S. 179). Den ostlichenMiin vom die Lage der Deltaspitze (S. 179) weit auseinander. Sie dungsarm fiihrteHaig unabhangig Nara-Lauf an hangen entscheidend davon ab, welche Bedeutung die in den Rann of Kutch, den westlichen nordlich den jeweiligen Autoren dem beruhmten ?Lost River of Makli Hills vorbei durch den heutigen Gharo Creek Sind" beigemessen haben, d. h. ob sie diesen fiir einen insMeer. Lambrick (1964, Kte. nach S. 132) lokali vor Induslauf der Alexanderzeit oder nur fiir ein jahres siert neuerdings, wie McMurdo 130 Jahre ihm, zeitlich benutztes ostlichesHochwasserbett des Haupt Pattala wieder bei Bahmanabad. Den ostlichen Miin zum stromes hielten (Wilhelmy 1968 c). McMurdo (1834, dungsarm fiihrt er in einem parallelen Lauf Na S. 23) sah in der Hakra-Nara-Depression das alte ra-Bett in die Eirinos-Bucht (Rann of Kutch); als er des ostlicheHauptbett des Indus und fiihrte die noch von westlichen Hauptarm nimmt eine noch ostlich den friihen arabischen Schriftstellern geschilderte heutigen Indus verlaufende Stromrinne an, die bei Fruchtbarkeit des ostlichen Sind auf die einst regel dem Felsen Aban Shah, einer einstigen Insel (S. 188), dieses heute verlassenen Laufs das Meer erreichte (Abb. 3 A). Lambrick vermutet mafiige Wasserfiihrung - zuriick. Jener ?vergessene Flufi" sei iiber den jetzigen ahnlich Haig (1894, S. 19) wohl mit Recht hinaus noch einen kleineren Kori Creek insMeer geflossen. Die Deltaspitze habe dafi der Indus dariiber an in der Nahe des um 950 wiistgefallenen Bahmana Miindungsarm besessen habe, der nordlich den bad, d. h. 20 km siidostlich der heutigen Stadt Shah Makli Hills (Eiros) vorbeifiihrte und im heutigen miindete. Dieser nordliche Arm dadpur gelegen. Von dort sei der westliche Mundungs Gharo Creek lag arm abgezweigt und habe beim spateren das schon im ersten nachchristlichen Jahrhundert strecken Meer erreicht. Bahmanabad hielt McMurdo (1834, weise trocken, d. h. er hatte sich in einzelne stagnie S. S. 38) fiir eine Stadt auf dem Platze oder in der rende Altwasserseen auf gelost (Haig 1894, 29). Nahe des alten Pattala. Spater, als aufbliihte (Wilhelmy 1968 a), mufi er wieder langere Zeit Wasser gefiihrt haben, Diese Deutung McMurdos revolutionierte die alte bis er erneut aufier Funktion geriet. Um 1920 war er ren von der Geographie Sinds zu Ale Vorstellungen noch fiir Boote schiffbar. xanders Zeiten, und obwohl es erhebliche Meinungs gerade flachgehende in der 1. Halfte des 2. nach verschiedenheiten unter den spateren Autoren iiber Ptolemaus kennt die Lage von Pattala gab (Wilhelmy 1968 a), hat der christlichenJahrhunderts siebenMiindungsarme (Abb. Gedanke, dafi ein perennierender Indusarm einst der 1): Sagapa, Sinthon, Chryson, Kariphron, Sapara, Der war nach Nara-Depression gefolgt sei, viele Historiker wie Sabalessa und Lonibare. Hauptarm nach Berthe Cunningham (1871, S. 251 f.), Tarn (1948, S. 130 f) Carter (1923, S. 553) der Sinthon, lot der und Davies (1959, Kte. 4) bis in die jungste Zeit be (1930, S. 275) der mittlere Arm, Kariphron. Berthelot mit herrscht. Lambrick (1964, S. 230) halt diese Auffas Die beiden ostlichsten identifiziert und dem Sir Creek sung fiir unannehmbar, weil das Trockenbett, das dem Kori Creek (Lonibare) noch in der Nahe von Bahmanabad und an anderen (Sabalessa). Carter (1923, S. 555) meint, dafi durch Stellen nordlich und siidlich dieser Ruinenstadt zu den Sabalessa-Arm die Wassermassen des Hakra zur seien, wahrend der Kari sehen ist, keine Verbindung oberen Nara-Depres Nara-Systems abgeflossen des Indus wie auch der sion hat, sondern in dem benachbarten Hiigelland phron sowohl die Hochwasser Hakra-Nara habe. Er dabei von beginnt. aufgenommen geht - zu der irrigenAnsicht Cunninghams (1871) und Raver Auch Raverty (1892) meinte, dafi der Indus Alex tys aus, dafi der ?Lost River of Sind" bis etwa anders Zeiten ungefahr der Nara-Linie gefolgt sei, (1892) zum 1000 n. Chr. ein Flufi ge und dafi die grofie Flufigabel bei Mithrao-Jakhrao Jahre perennierender wesen sei. Es lafit sich aber dafi der in oder 75 km siidostlich davon bei Jamrao gelegen nachweisen, vedischer Zeit am Ostrand der Indusebene verlau habe. Das untere Hakra-Nara-Bett reprasentiere fende bereits in vor Arrians linken Mundungsarm, wahrend der rechte ?Urstrom" (= Sarasvati) alexandrinischer Zeit zu verkummern und etwa in siidwestlicher Richtung auf Hyderabad zu begann nur noch einen benutzten Hoch verlaufen sei. Mithrao liegt unmittelbar am Rande spater gelegentlich wasserkanal hat 1968 c). In der Wiiste Tharr, Jamrao 45 km davon entfernt.Da dargestellt (Wilhelmy den westlichen der ptolemaus-Karte man nach den griechischen Chronisten Alexanders Mundungsarmen den einen oder anderen der Stromauslasse Pattala an der Deltaspitze suchen mufi, hatte nach heutigen wiedererkennen zu wollen, erscheintmir infolge der Ravertys Lokalisierung Pattala eine ausgesprochen zur seit der Antike eingetretenen starken Veranderungen periphere Lage Schwemmlandebene gehabt. gewagt. Nur fiir den aufiersten rechtenArm (Sagapa Haig (1894, S. 19) verlegte Pattala weiter gegen Ostium) darf man wohl mit Haig (1894, S. 9 ff.) und die Mitte der Ebene und nahm im ganzen eine erheb Carter (1923, S. 553) eineWeiterexistenz im Saghara lich siidlichere Lage an. Nach seinerAnsicht loste sich Creek (= Gharo Creek) vermuten. der Indus zu Zeiten Alexanders d. Gr. etwa 55 km Der unbekannte Autor des des siidostlich Hyderabad in seine beiden Hauptmun ?Periplus Erythrai Herbert Wilhelmy: Indusdelta und Rann of Kutch 185

neueren sehen Meeres", dessen Schrift nach Forschun stand die Samma-Hauptstadt Tatta (Wilhelmy gen um das Jahr 210, also nicht vor, sondern nach 1968 a). v. Ptolemaus erschien (Pirenne 1961; Wissmann Von alien diesen, besonders fiir die Stadte des In 1964, S. betont dafi der Indus sieben dusdeltas 498), ebenfalls, schicksalhaften Stromlaufveranderungen, Mundungen habe, ?die aber klein und sumpfig sind; die wir heute aus den Schriften der arabischen Geo die haben keine nur allein die mit iibrigen Durchfahrt, graphen erschliefien konnen, wurde im mittelalter telste, an der auch der Seehandelsplatz sich lichen Abendland nichts bekannt. Auf Martin Be befindet. Vor ihm ein kleines Inselchen und im haims 1492 liegt konstruiertem ?Erdapfel", dem altesten Riicken Norden im Binnenlande die Metro (nach zu) bekannten Globus, entspricht die Darstellung des In von v. B. pole Skythien selbst,Minnagara" (Obers. dusdeltas im Prinzip noch der des Ptolemaus, wenn Fabricius 1883, S. Obereinstimmend aus 79). geht auch in Abkehr von der alten heiligen Zahl ?siebenc< den des Ptolemaus und des nur noch Darstellungen ?Periplus" sechs Miindungsarme verzeichnet sind. Erst hervor, dafi der Indus im 2. und 3. nachchristlichen mit Beginn der portugiesischen Entdeckungsfahrten an Jahrhundert im Unterschied zur Alexanderzeit nicht den Kiisten Indiens seit Vasco da Gama (1497/98) mehr als einen von ganzjahrig Wasser erfiillten erhalten wir neue, verlafilichere Nachrichten. neben sechs,wohl nur in der Hochwasserzeit aktiven Der Kalri-Arm blieb ein wichtiger Induslauf fiir Miindungsarmen gehabt hat. die Dauer von etwa 200 Jahren, und um 1519 schei Aus den ersten zwei nach der arabi Jahrhunderten nen durch ihn noch die Hauptwassermassen des Stro schen besitzen wir keine mes Eroberung (711) genaueren geflossen zu sein (Haig 1894, S. 85). Im 17. Jh., Nachrichten iiber das Indusdelta. Zu des Anfang als die Deltaspitze etwa 40 km siidostlich des heutigen 10. berichtet dafi sich der Strom nach Jh. al-Masudi, Hyderabad lag (Abb. 3 C), folgte der linke Miin in zwei Arme wieder und bei der Auflosung vereinige dungsarm, der Ren, der Richtung des jetzigenMirwah Stadt Shakirah (deren einstige Lage uns unbekannt Kanals an Badin vorbei zum westlichen Ende des insMeer miinde. Ahnlich auch die anderen ist) sprechen Rann of Kutch. Es ist allerdings zweifelhaft, ob der arabischen nur von einer Geographen Miindung des Ren sogleich ein perennierender Flufi oder zunachst Indus ostlich Debal S. Sie nur (Lambrick 1964, 172). ein jahreszeitlich benutztes Hochwasserbett war. haben wohl nur den aufier dem Gharo Creek einzigen Als Hauptauslafi des Indus hatte seit dem 11. Jh. schiffbaren al Miindungsarm gemeint, denn der Baghar-Arm, der siidostlich der Makli Hills vor Biruni der 90 nach al-Masudi (973-1048), Jahre beizog, gedient. Eine Folge der Laufanderung des schrieb, erwahnt ausdriicklich zwei Indus in Mundungsarme, den Jahren 1758/59 (Wilhelmy 1966 b) die sich bei Mansura Von ihnen erreiche war verzweigten. die endgiiltige Trockenlegung des Kalri-Arms der eine nahe der Stadt Loharani (= Lahori Bandar nordlich Tatta und auch die zunehmende Verschlam am der andere am Baghar-Raho-Arm), weiter ostlich mung des Baghar-Laufs, die sich schon seit der Mitte des Rann of Kutch das Meer Beginn (Lambrick 1964, des 17. Jh. angebahnt hatte (Abb. 3 D). S. 172). Zwar galten zu Beginn des 19. Jh., als sich die Um die Mitte des 13. mussen Jh. im Laufabschnitt Deltaspitze an einen Punkt 45 km sudsiidwestlich von oberhalb des Deltas einschneidende Veranderungen Hyderabad verlagert hatte, Baghar, Nair, Mugrah, eingetreten sein, durch die das am Gharo Creek Sattah gele und Pinyari noch immer als die wichtigsten gene Debal als Hafenstadt und Lahori ausgeschaltet Miindungsarme (Abb. 4 E). Burnes (1834, S. 114; Bandar in seiner wurde. Entwicklung begiinstigt 1836, II, S. 19 ff.) nennt zwischen Baghar und Sattah biifite der ostliche Puran, durch den nach deren von Gleichzeitig sogar elf, denen die Gora-Miindung die al-Birunis zu des 11. ein Angaben Beginn Jh. Haupt tiefste und breiteste war. Aber wenig spater berichtet arm des Indus flofi, seine standigeWasserversorgung Carless (1838, S. 328) von einer volligen Veran durch den Strom und der ostliche ein, Miindungs derung der Situation. Der einst fiir die Schiffahrt so arm verlor seine alte Bedeutung (Lambrick 1964, bedeutsame Baghar-Arm, dem Tatta seinen S. 187 Aufstieg f.). zu einer der grofiten indischen Handelsstadte ver Ibn Battuta fuhr 1333/34 auf dem dankt war nach westlichen hatte, einer kurzen Wiederbelebung Stromarm von um Sehwan nach Lahori Bandar (M2ik 1800 nahezu unbenutzbar geworden und wurde Um diese 1911). Zeit, als Tatta gegriindet wurde, schliefilichdurch eine Sandbank vom Hauptstrom ge verzweigte sich der westliche Arm des Indus in zwei trennt (Abb. 4 F). Auch die meisten der anderen Laufe, von denen der eine nordlich der Makli Hills Miindungsarme verloren um diese Zeit ihre alte Funk dem Zuge des modernen Kalri-Kanals, der linke dem tion. 3 Beide Arme Das Baghar-Bett folgte (Abb. C). vereinig wesentliche Merkmal der hydrographischen ten sichwieder weiter stromabwarts. Die so gebildete Veranderungen in der 2. Halfte des 18. Jh. war die hatte einen von ?Insel" Umfang mehreren hundert Rechtsverlegung des Indus oberhalb Tatta, die der und umschlofi die Makli zu Quadratkilometern Hills seit der Antike beobachtenden allgemeinen Ten vollkommen S. Auf dieser Insel ent (Haig 1894, 77). denz der Flufiverlegungen im Industiefland ent 186 Erdkunde Band XXII

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.4&&. 4: Entwicklung des Indusdeltas von 1815 bis 1960 von Rekonstruktionen des Verfassers nach literarischen Quellen (vgl. Text) und kartographischen Darstellungen Burnes (1833), Carless (1837), Tremenheere (1867), Raverty (1892), Sivewright (1907), Cousens (1929) und Lambrick (1964); heutiges Flufi-und Kanalnetz nach Internationaler Weltkarte 1:1 Mill., heutige Kiistenlinie nach Geological Map of Pakistan 1: 2 Mill., Rawalpindi 1964 Vollschwarze Ortskreise: bestehende Orte; offene Quadrate: Wustungen

spricht (Wilhelmy 1966 b), und die Linksverlagerung wart nur in einem einzigen breiten Stromlauf und der Miindungsarme im Deltabereich. Nach dem Aus zwei schmalerenRinnen miindet (Abb. 4 H). Ich halte fall des Baghar-Armes hat in jiingster Zeit auch der es fiir durchaus wahrscheinlich, dafi sich in dieser wahrend des ganzen 19. Jh. neben dem Haidari Entwicklung tektonische Senkungsvorgange wider gleichrangige Ochito-Arm (Abb. 4 F u. G) seine alte spiegeln, deren Zentrum im Rann of Kutch zu suchen Bedeutung verloren, so dafi der Indus in der Gegen ist. Herbert Wilhelmy: Indusdelta und Rann of Kutch 187

Rann of Kutch verschlammte und durch eine Sandbank verschlossene Flufilauf friiher schiffbarwar. Der Rann Kutch der sich iiber 300 km von of 3), Im 14. war die alte Eirinos-Bucht durch Auf W nach O erstreckt und eine nord-sudliche Breite von Jh. mit Sinkstoffen des ?Lost River of Sind" 80-150 km war zu Alexanders Zeiten noch schuttung erreicht, Die Sedi eine flache in die der ostliche Indusarm (Hakra-Nara) weitgehend trockengefallen. Meeresbucht, mente im Rann lassen zweifelsfrei ihre aus ?Grofien" in einem Astuar mundete. Dies geht Arrians Herkunft aus dem Industiefland erkennen, wahrend Schilderung klar hervor (Obers. v. W. Capelle 1950; die des ?Kleinen" Rann die dunkle Farbe des Regurs S. 340): ?Auf dieser Befahrung der Mundung des von Kathiawar haben (Sivev/right 1907, S. 533). Indus kam er zu einem grofien See, den der sich er Sultan Firoz Shah querte 1362 den Rann of Kutch weiternde Strom, vielleicht aus den Gewassern, die mit seiner Armee auf einem Marsch. Der von uberall her in ihn miinden so werden mehrtagigen (!), grofi von Boden war fest und trocken, und auch gelegent lafit, dafi er einem Meerbusen gleicht." Der von Ale lichen war damals nichts bekannt, xander nach der Fahrt durch den ostlichen Uberflutungen Miindungs wahrend Mahmud von Ghazni im 11. vor einem arm erreichte Samara-See war ein Teil der von seinem Jh. solchen Marsch durch den Rann wegen derartiger Ge Chronisten genannten ?Eirinos-Bucht" (Abb. 3 A). fahren von den Einheimischen gewarnt worden war Dem unbekannten Autor des verdanken ?Periplus" (Abbott 1924, S. 31 f.). Heute ist der etwa wir eine anschauliche Beschreibung aus der Zeit um 23 000 km2 umfassende Rann of Kutch eine von klei 210 n. v. B. Fabricius S. 79 in Chr. (Obers. 1883, ff., nen Diinen bedeckte, unter flimmernder Hitze lie Klammern Schoff S. dem eckigen 1912, 38): ?Nach gende Salztonebene, in der Regenzeit ein von Brack Flusse Sinthos ein anderer unerforsch [Indus] folgt wasser bedeckter, unpassierbarer Sumpf. Die haufig ter nicht schiffbarer Busen nach Norden zu; er heifit in der Literatur zu findende Angabe, dafi der Rann Eirinon und fiihrt teils den Beinamen [Eirinos] von Juli bis November, wenn der Siidwestmonsun der Kleine teils der Grofie. Cresk mit [Golf], (Kori weht, bis zu 2 m tief von eindringendem Meerwasser Grofiem Rann of Kutch und Golf von Kutch mit iiberstautwird, hat sich als unrichtig erwiesen (Sive Kleinem Beide Meeresteile sind Rann). sumpfig [mit wright 1907, S. 528). flachemWasser] und haben leicht Diinen bewegliche 1819 wurde der Rann of Kutch von einem schweren die aneinanderstofien und weit vom [Sandbanke], Erdbeben S. Das Festlande aus sich erstrecken vom Festland ent heimgesucht (Burnes 1835, 559). [weit Gebiet sank bis zu maximal 7 m ab und wurde vom fernt so dafi oft, wenn das Festland nicht gese sind], Meer iiberflutet. Besonders hen wird nicht in Sieht die auffallige Veranderungen [noch ist], Fahrzeuge sich im Kori dem Be wenn ergaben Bereich des Creek. Vor stranden und, sie weiter nach innen fortgetrie ben konnten nur kleine Kustenfahrzeuge den Kori ben werden, sogar untergehen. Aus diesem Busen ragt Creek bis Lakhpat befahren. Der Kori Creek, einst ein Vorgebirge hervor (Kutch), das vom Eirinon nach die gemeinsame Mundung von Puran und Hakra, Osten und [dann] nach Siiden wie nach Westen zu hatte lange aufgehort, eine regelmafiigeWasserzufuhr sich umbeugt und den Barakes [Baraca] genannten . . iiber diese verlassenen Flufilaufe zu erhalten. Er besafi Busen begrenzt, der sieben Inseln in sich fafit. Nach auch keine Verbindung zum Sir Creek oder einem der dem Barakes folgt sofort der Busen von Barygaza Indus-Mundungsarme (Burnes 1834, S. 119). Vieh (Broach am Golf von Cambay)." Kutch und Kathia wechselte ohne vom einen zum ande war, einst Inseln vor der indischen Kiiste, waren wohl Schwierigkeiten ren Ufer iiber. Durch die schon mit dem Festland verbunden. allgemeine Landsenkung erreichte der Kori Creek eine Tiefe von 4-5 m, und Wracks arabischer deren Bau freigelegter Schiffe, viel Schiffe als zuvor konnten weit strom art auf ein Alter von 2000 schliefien lafit grofiere Jahren aufwarts Eine Furt, 15 km ober S. dafi die Eiri segeln. ehemalige (Sivewight 1907, 525), beweisen, halb von hatte bei Ebbe noch einenWasser zur Lakhpat, nos-Bucht Alexanderzeit von arabischen Seeleuten von m - stand 5 (Burnes 1835, S. 559). Durch den befahren wurde. Noch Jahrhunderte spater war sie - Kori Creek stromte Meerwasser weit landeinwarts wenn auch mit Schwierigkeiten schiffbar. Es sind und fiillte eine besonders tief abgesunkene Depression noch Stadtgriindungen im innerstenWinkel der ehe - (Abb. 4 F). Der auf diese Weise entstandene schiff seichtenMeeresbucht bei Pakar nach maligen Nagar bare Sindri-See existierte etwa 50 und verlan dem 8. S. Die auf Jahre Jh. bezeugt (Abbott 1924, 32). dete dann allmahlich. Der Kori Creek selbst unter Ruinen stammen von einst bliihenden Ha gefundenen scheidet sich bis heute von den Deltaarmen des Indus fenplatzen. Eine von ihnen, Balmir an der Mundung durch seine Breite und schlauchartigeGestalt. der Luni, gibt zu erkennen, dafi dieser heute vollig Das Senkungsfeld des Rann of Kutch wird imN = = durch eine des Bebens entstandene 3-5 m 3) Rann (Ran) Irana Salzwiiste; Kutch (Cutch) ist infolge hohe die Burnes S. die englische Transkription des Urduwortes Kachchha und Verwerfung begrenzt, (1835, 554) bedeutet ?junge, von Flussen herabgebrachte Ablagerung", als markante Stufe bei Ali Bandar 80 km weit ver d. h. Sumpf (Sivewright 1907, S. 535; Prolss 1931, S. 82). folgen konnte (Abb. 2). Dafi es sich bei dem Rann of 188 Erdkunde Band XXII

Kutch um eine aktives Senkungsfeld handelt, steht Machtigkeit das Delta insgesamt besitzt, wissen wir aufier Zweifel. Eine andere Frage ist, ob der Rann of nicht. Tiefbohrungen im Zusammenhang mit der im Kutch als ein abgesunkenes alteres, ostlich des heuti Rann of Kutch bereits angelaufenen Erdolsuche konn uns gen Deltas gelegenes ?Ur-Indusdelta" aufzufassen ist. ten ahnlich wie imMississippidelta Aufbau und Fiir den gesamten, sichweit nach Osten erstreckenden Geschichte des Hakra-Indus-Deltas klaren helfen. Rann ist dies keinesfalls zu aber in seinem begrunden, Die Erdolhoffigkeit des Gebietes ist der Grund fiir westlichen Teil sind die Sedimentmassen abgesunkenen den Streit um die Grenzziehung zwischen Indien und zu die einst iiber den alten Hakra-Nara-Lauf suchen, Pakistan im Rann of Kutch. Er wurde nach zweijah von der diese noch kein Nebenflufi des Jumna (als rigen Verhandlungen im Feburar 1968 vom Inter Sarasvati und den alten Ganges war), (Ur-Sutlej) nationalen Schiedsgericht inGenf beigelegt. Den grofi ostlichen des Indus in das Arabische Miindungsarmen ten Teil des Salzsumpfes erhielt Indien, den Rest Meer wurden 1966 Dieses geschiittet (Wilhelmy b). Pakistan zugesprochen. alte ?Hakradelta

Mughalbhin und Badin in Kustennahe lagen (s. u.). Landgewinn von 250 km2 ergeben (Sind Gazetteer Im ostlichen Deltabereich diirfte, wie auch Sive 1907, S. 11), und seit der kartographischen Aufnahme wright (1907, S. 529) und Smith (1908, S. 102) an des Indusdeltas im Jahre 1896 bis zu deren Revision die zur nehmen, Kiistenlinie Alexanderzeit wenig 1954 ist das Delta um 8 km seewarts gewachsen. Wo vom sudlich 25. Breitenkreis verlauf en sein. Unter 1896 am Eingang des Kahr Creek noch eineWasser dieser sich ein tiefe von 7 Zugrundelegung Deutungen ergibt Faden (12,8 m) verzeichnet war, liegt von 60-100 Deltawachstum km in rund 2300 Jahren. jetzt bereits Festland (Islam 1959, S. 33). Cousens (1929, S. 3) schatzt,dafi sichdie Kiistenlinie Die Vorverlegung der Kiiste vollzieht sich freilich seit Beginn der arabischen Eroberung (711/12) um niemals in voller Frontbreite des Deltas. Die Neu 55 km seewarts verschoben ein der fiir an hat, Wert, landbildung ist die jeweiligen Hauptmiindungs den westlichen und mittleren Deltaabschnitt ein wenig arme gebunden. Wenn sich im Zeitraum von 1867 bis zu hoch fiir den ostlichen zu 1877 die gegriffen, jedoch niedrig Uferbanke der damaligen Hauptmiindungs sein diirfte 2 Dies sich in arme des Indus um km seewarts angesetzt (Abb. B). ergibt 5,2 vorgeschoben der Riickschau aus spateren historischen Belegen: 1592, haben (Haig 1894, S. 7), so bedeutet dies nicht, dafi nach der Eroberung Sinds durch Kaiser Akbar stellte die gesamte Deltakiiste in einem Jahrzehnt um diesen der kleine Bezirk um Badin 40' n. (24? Br.) den Betrag vorgeriickt ist. Mit der Verlagerung der aufiersten Siiden in diesem Teil des tritt an den Mogulreiches dar Hauptwasserauslasse aufgegebenen Miin u. Abbasi (Ahmad 1960, S. 47). Heute liegt derNord dungsarmen Wachstumsstillstand oder sogar Landver rand des Rann of Kutch 50 km lust nun sudlich und die eigent durch die nicht mehr kompensierten zersto licheKiiste 130 km sudwestlich Badin. Akbars Gene renden Krafte des Meeres ein. Erst aus der Summie ral Khan-i-Khanan aufierte, wie iiberliefert ist (Ra rung aller Effekte ergibt sich das reale Wachstum des verty 1892; Smith 1908, S. 102), den Wunsch, das Deltas. offeneMeer zu sehen und hatte diesen Blick von La Wenn wir unterstellen, dafi sich die Deltafront seit hori Bandar und vom Orte aus, der nach dem um Mughalbin Alexanderzug 60-100 km vorgeschoben hat, der ortlichen im 1311 so Uberlieferung Jahre gegrundet errechnet sich daraus fiir die seitdem vergangene worden ist S. (Abbott 1924, 106). Mughalbin liegt Zeitspanne von 2300 Jahren ein Deltawachstum von jetzt 80 km von der Kiiste entfernt im Binnenland. 1 km in rund 25-40 Jahren. Eine Berechnung der Unter dem war Mogulkaiser Aurangzeb (1658-1707) Geschwindigkeit des Deltawachstums fiir kiirzere Shahbandar der Haupthafen im ostlichenDelta Zeitabschnitte (Wil auf Grund der zur Verfugung stehen helmy 1968 a). Das ist nicht iiberlie den Griindungsjahr lokalen Beobachtungen (z.B. fiirdie drei Jahrhun fert, aber um 1600 mufi die um Shahbandar derte Gegend nach Akbars Eroberung und die Periode 1896 zumindest schonweitgehend dem Gezeiteneinflufi ent bis uns 1954) scheint in ihren Ergebnissen zu unsicher, zogenes Vorland gewesen sein. Ravertys An um (1892) daraus allgemeine Schliisse auf eine Beschleuni gabe, dafi das Indusdelta um 1600 noch nicht iiber oder gung Verlangsamung der Wachstumsgeschwin eine Linie die man etwa von hinausgereicht habe, Ka digkeit des Deltas seit dem Ende des Mittelalters zu rachi bis zu einem 30 Punkte km nordlich Lakhpat ziehen. Ziehen erweist konne, sich damit als zu ungenau. Im Abschnitt zwischen Karachi und Mughalbin stiefi das Landnutzung und Siedlung im Indusdelta Delta bereits weiter gegen das Arabische Meer vor, im Trotz der schweren fruchtbaren Boden ist das In Osten wich die Kiiste jedoch noch starker landein warts dusdelta ein nur aufierst diinn besiedeltes Land mit zuriick (Abb. 3 C). wenigen kleinen Stadten und Dorfern. Zum reich Die im von wichtigsten Veranderungen Kartenbild bebauten und dicht bevolkerten Nildelta es 1770 3 stellt (Abb. D) gegeniiber denen von 1600 einen ergaben absoluten Gegensatz dar. Wahrend die sich aus der des Indus unter agyp grofien Rechtsverlegung tischeHochkultur die Deltalandschaft in ihrer Ent halb Hala, die sich 1758/59 ereignete (Wilhelmy wicklung voll mit S. konnte die 1966 S. Dies zu einbezog (vgl. 177), b, 274). fiihrte einem entsprechenden Induskultur aus der Stromoase nicht bis in die Regio Bedeutungswandel der Miindungsarme und der an nen des heutigen Deltas vorstofien. Der jetzt vom ihnen gelegenen Hafenstadte (Wilhelmy 1968 Die a). Indusdelta eingenommene Raum war im 3. vorchrist Kiistenlinie liefi sich auf Grund litera entsprechender lichen Jahrtausend noch eine weit nach Norden rei rischer unter der Angaben Benutzung altesten verfiig chende offene Meeresbucht. Das baren vollige Fehlen friih Kartenunterlagen (Vincent 1805) rekonstruie geschichtlicherSiedlungsplatze siidlich des 26. Breiten ren. Fiir die spateren Deltakarten 4 (Abb. E-H) grades bestatigt dies. Oberflachenfunde sind zwar im standen zahlreiche zeitgenossische Karten zur Verfii immer wieder mit neuen Sedimenten bedeckten gung, die im zu den Begleittext Abbildungen genannt Schwemmland ohnehin nicht zu sind. erwarten, aber auch bei den vielen Kanalbauten sind keinerlei Spuren aus der Von 1873 bis 1904 hat sich im Bereich der Haupt Zeit der Induskultur entdecktworden. Wenn sich das des mittleren miindungsarme Deltaabschnitts ein Indusdelta im Unterschied zum Nildelta bis heute 190 Erdkunde Band XXII

Arrian des Grofien nicht zu einer intensiv genutzten Kulturlandschaft (Flavius Arrianus): Alexanders u. v. entwickelt hat, so sind die Ursachen dieser anders Siegeszug durch Asien. Eingeleitet ubertr. W. Ca pelle. Zurich 1950. artigen Entwicklung in den ungesunden Lebensbedin A.: L'Asie Ancienne Centrale et Sud-Orien gungen, den haufigen Flufilaufverlegungen, besonders Berthelot, von tale, d'apres Ptolemee. Paris 1930. aber der standigen Gefahr "Oberschwemmungen E. R.: Alexander the Great. In: The durch den Strom und das Meer imGefolge von Mon Bevan, Cambridge of v. E. Bd. Cam sunsturmfluten zu suchen. Wahrend der Oberschwem History India, hrsg. J. Rapson, I, bridge 1922, S. 345-386. mungszeit ragen allein die auf flachen Kulturschutt Blanford, W. T: The of Western Sind. Memoirs hiigeln Siedlungen iiber die sich bis zum Geology gelegenen of the Geol. of 1880. Horizont dehnenden Wasserflachen auf. So wird das Survey India, XVII, R. B.: Works in India and Deltaschwemmland noch immer vorwiegend durch Buckley, Irrigation Egypt. London 1893. eine von den verstreuten Dorfern und Weilern aus - Deltas a Basis of Culture and Civilization. betriebene extensive Zebu- und Wasserbiiffelzucht ge Budel, J.: Humid Research, Scientific Problems of the nutzt. Wasserbuffel und Kamele dienen als Vorspann Tropics Humid Deltas and their fiir die mit denen die im tiefen Ober Tropical Zone, Implications. Hakenpfluge, UNESCO 1966, S. 295-300. schwemmungsland angelegten Reisfelder beackert Burnes, A.: Substance of a Geographical Memoir on the werden. Auf hoherem, trockenerem Land wird Bajra Indus. Journ. Royal Geog. Soc, 3, 1833, London 1834, hirse angebaut. S. 113-156; 287-290. ist das Deltaland als feuchter - Wichtig Weidegrund : Memoir on the Eastern Branch of the River Indus. fiir die Herden der in den benachbarten Halbwiisten Transactions Royal Asiatic Soc, III, London 1835, gebieten lebenden Nomaden (Abbott 1924, S. 13). S. 550-588. auszuufern Zie - Sobald die Miindungsarme beginnen, : Reisen in Indien und nach Bukhara. 2 Bde., Stutt in hen sich die Hirten mit ihren Rindern langen gart-Tubingen 1835/36. hohere Land zuriick - ein weiteres Trecks auf das Carless, T. G.: Memoir to accompany the Survey of the be Beispiel fiir den durch den hygrischen Jahresgang Delta of the Indus. Journ. Roy. Geogr. Soc, VIII, Lon stimmten Typus der tropischen Transhumance (Wil don 1838, S. 328-366. helmy 1966a). Carter, G. E. L.: Ptolemy's Map of Sind. Journ. Anthro es Grofiere stadtische Siedlungen gibt im sudlichen pol. Soc, XII, 1922, Bombay 1923, S. 547-563. an den Deltabereich nicht. Hafenplatze sind jeweili Cousens, H.: The Antiquities of Sind. Calcutta 1929. aber mit deren gen Hauptmiindungsarmen entstanden, Credner, G. R.: Die Deltas, ihre Morphologie, geographi der Verschlammung und dem allgemeinen Vorriicken sche Verbreitung und Entstehungsbedingungen. Pet. Geo Kiiste wieder vergangen (Wilhelmy 1968 a). Von gr. Mitt., Erg.-H. 56, Gotha 1878. d. Gr. an der Pattala, jener Stadt, die Alexander Cunningham, A.: The Ancient Geography of India, am Verzweigung der beiden fruhesten bekanntgewor Bd. I, London 1871. an eine indische denen Miindungsarme in Anlehnung Curtius Rufus, Q.: Von den Thaten Alexanders des Gro Vorsiedlung wieder begriindete, fiihrt die Reihe der fien. Ubers. v. J. Siebelis, Langenscheidtsche Bibl. samtl. 1855 Indushafen iiber Demetrias, Barbarikon, Banbhore, griech. u. rom. Klassiker, Bd. 95. Berlin-Stuttgart Debal, Lahori Bandar bis Tatta und die kleineren bis 1893. Platze Shahbandar, Dharajah, Vikkar, Ghorabari und Davies, C. C: An Historical Atlas of the Indian Pen Keti Bandar. Sie endet mit Karachi, dem heute 2 Mill. insula, 2. Aufl. London 1959. Einwohner zahlenden grofienOberseehafen am Rande Elliot, H. M.: The History of India. The Muhammadan 2. Calcutta 1952. des Deltas (Wilhelmy 1968 b). Period. 8 Bde., Aufl., von Noch ist das Indusdelta eine grofie Einode. Andere Fabricius, B.: Der Periplus des Erythtraischen Meeres Deltalandschaften der Erde sind vom Menschen zu einem Unbekannten. Leipzig 1883. Kernraumen der Kultur und Zivilisation entwickelt Haig, M. R.: The Indus Delta Country. London 1894. worden. Budel (1966) hat ihnen eine schone verglei Islam, S. R.: The Indus Delta Submarine Canyon. Paki chende Studie gewidmet. Im Indusdelta sind den stan Geogr. Rev. XIV, 1, 1959, S. 32-35. Menschen des iibervolkerten Pakistan noch grofie Lambrick, H. T.: Sind. A General Introduction. History Zukunftsaufgaben gestellt. of Sind Series, Bd. 1. Hyderabad 1964. Magrath, R. N.: Some Observations upon Sind and the Literatur River Indus as far up as Bukkur. Trans. Bombay Geogr. Soc. II, 1839, S. 25-31. Lahore Abbasi, A. A.: Indus Delta, Indus, III, 2, 1962, on McMurdo, J.: Dissertation the River Indus. Journ. S. 25-32. 21-44. 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SIEDLUNGSGANG UND LANDLICHE SIEDLUNGSFORMEN IMHIMALAYA-VORLAND VON KUMAON (NORDINDIEN) Mit 9 Abbildungen und 2 Bildern

Hans-Jurgen Nitz

Settlement and rural settlement Summary: processes the Second World War. The following rural settlement forms in the Kumaon district of the Hima (North India) forms from the older and youngest settlement phases are Foreland. laya found in the Terai today: The former Indian of Kumaon nucleated Himalayan Principality 1) villages with mud houses and intermingled borders Nepal in the north west. Its forested mountain block field patterns are the settlement form of the older foreland reaches from the foot of the 40 km Himalaya settlers from the river plain (Figs. 1-3) out into the north Indian The natural can be plain. regions hamlets with row houses and are a 2) open-field patterns divided into zone of alluvial fans (Bhabar) with porous the settlement form of the Buxa, a non tribe soils at the montane Indo-Aryan sandy immediately foot, separated settled in theTerai a long (Figs. 4, 5) from the well-watered moist-soil Terai by zone of springs the State colonisation laid out colo (Fontanili) with humus-rich loam soils. 3) agency regular nists with standardised house and The Terai had already been opened up to peasant farm villages, types compact in a from West ing settlement by the time of the Emperor Akbar (c. 1600) holdings chequerboard pattern. Refugees East ex-servicemen and but under the Pax Britannica in the 19th century a strong Punjab, Bengal, political suffer ers were settled on these migration from the malarial forest took place to the Gan (Figs. 3, 6) which was more suitable for new ges plain settlement. 4) the settlers from Bengal often built isolated As a result of this desertion a sa on process, high grass farmsteads in traditional style their holdings outside the vanna spread. This was re-cultivated by new colonists after villages (Fig. 7)