BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT Drucksache 21/11182 21. Wahlperiode 08.12.17

Schriftliche Kleine Anfrage

des Abgeordneten Dennis Thering (CDU) vom 01.12.17

und Antwort des Senats

Betr.: Gefahrenquelle Wildunfall – Massenphänomen nur auf dem Land?

Wildunfälle sind in Deutschland keine Seltenheit, sondern ein Massenphä- nomen. Laut des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ereigneten sich im vergangenen Jahr bundesweit mehr als 264.000 Kollisionen zwischen Kraftfahrzeugen und Wildtieren.1 Alleine für die Fahr- zeugversicherung entstand dadurch ein Schadenaufwand von 682 Millionen Euro insgesamt beziehungsweise 2.580 Euro je Einzelfall im Durchschnitt. Weit schwerer wiegen allerdings die über 2.000 Personen, die bei diesen Unfällen zum Teil schwer oder sogar tödlich verletzt wurden.

Weil sich Wildunfälle überwiegend in ländlichen Gebieten mit entsprechen- den Tierpopulationen ereignen, spielten diese für die öffentliche Diskussion in Hamburg mit seinem urbanen Profil bisher keine größere Rolle. Allerdings liegen dadurch auch keine Zahlen für die vergangenen Jahre vor, die eine Bewertung des entsprechenden Unfallgeschehens einerseits und der Ange- messenheit vorhandener Schutzmaßnahmen andererseits erlauben würden.

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:

Die Verkehrsunfalldaten sind durch Abfragen in der Unfalldatenbank Elektronische Unfalltypensteckkarte (EUSka) am 4. Dezember 2017 ermittelt worden. Für 2017 wer- den die ersten drei Quartale dargestellt. Diese Daten sind vorläufig. Zu den Auswertekriterien siehe Drs. 21/8126. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie viele Wildunfälle haben sich seit 2011 in Hamburg ereignet und wie verteilen sich diese über das Stadtgebiet? Bitte jahresweise einschließ- lich des laufenden Jahres angeben und nach Bezirken aufschlüsseln. Die Anzahl Wildunfälle im Sinne der Fragestellung sind in der folgenden Tabelle dar- gestellt. Bezirk 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017** Gesamt keine Zuordnung 46* ------46 Hamburg-Mitte 10 18 22 22 16 28 31 147 Altona 9 6 10 9 6 5 7 52 Eimsbüttel 7 8 6 13 15 10 4 63 Hamburg-Nord 5 5 1 4 2 8 3 28 58 60 63 51 45 45 39 361

1 http://www.gdv.de/2017/11/versicherer-registrieren-taeglich-ueber-720-wildunfaelle/, letzter Zugriff: 30.11.2017. Drucksache 21/11182 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode

Bezirk 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017** Gesamt 82 124 89 82 101 103 71 652 60 75 106 68 81 73 58 521 Hamburg gesamt 277 296 297 249 266 272 213 1.870 * Im Jahr 2011 wurden Verkehrsunfälle auf Autobahnen und auf außerorts befindlichen Kraft- fahrstraßen grundsätzlich keinem Bezirk zugeordnet. ** Auswertung bis einschließlich 31. Oktober 2017 2. Welches waren in den Jahren seit 2011 jeweils die zehn Stadtteile mit den meisten Wildunfällen? Bitte jahresweise einschließlich des laufen- den Jahres aufschlüsseln und jeweils die Fallzahlen angeben. Die jeweils zehn Stadtteile der Jahre 2011 bis 2017 mit den meisten Wildunfällen und die jeweilige Anzahl sind in den folgenden Tabellen dargestellt. 2011* 2012 2013 Stadtteil Anzahl Stadtteil Anzahl Stadtteil Anzahl 22 Neuengamme 20 21 Hummelsbüttel 16 16 Hummelsbüttel 20 12 Allermöhe 15 Kirchwerder 19 Neuengamme 10 Kirchwerder 15 Lemsahl-Mellingstedt 18 Ochsenwerder 10 Hummelsbüttel 12 17 Neuenfelde 9 Neuland 12 10 Lemsahl-Mellingstedt 8 Wilhelmsburg 11 Lohbrügge 10 8 Neuenfelde 10 Marmstorf 10 8 9 Neugraben-Fischbek 10 Altengamme 6 Lemsahl-Mellingstedt 9 Wilhelmsburg 10 * Im Jahr 2011 wurden Verkehrsunfälle auf Autobahnen und auf außerorts befindlichen Kraft- fahrstraßen grundsätzlich keinem Bezirk zugeordnet. 2014 2015 2016 Stadtteil Anzahl Stadtteil Anzahl Stadtteil Anzahl Kirchwerder 18 Neuengamme 22 Kirchwerder 18 Neuenfelde 18 Francop 13 Neuengamme 18 13 Kirchwerder 13 Allermöhe 15 Neuengamme 13 Neuenfelde 11 Wilhelmsburg 12 Hummelsbüttel 10 Niendorf 11 Hummelsbüttel 11 Allermöhe 9 Ochsenwerder 11 Neuenfelde 11 Lemsahl-Mellingstedt 9 Lohbrügge 10 Ochsenwerder 11 Wilhelmsburg 9 Bergedorf 9 Neuland 10 8 Billwerder 9 Francop 9 8 Hummelsbüttel 9 Lemsahl-Mellingstedt 9

2017** Stadtteil Anzahl Billstedt 14 Kirchwerder 12 Neuenfelde 12 Neuengamme 10 Wilhelmsburg 9 Hummelsbüttel 8 Altengamme 7 Francop 7 Lemsahl-Mellingstedt 7 Marmstorf 7 ** Auswertung bis einschließlich 31. Oktober 2017

2 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11182

3. Wie verteilt sich das bei diesen Unfällen seit 2011 getötete „Verkehrs- fallwild“ auf die verschiedenen Wildtierarten? Bitte jahresweise und nach Bezirken aufschlüsseln sowie die Fallhäufigkeit je Wildtierart angeben. Die Art des beteiligten Wildes wird bei der Polizei statistisch nicht erfasst. Von den Revierinhabern wurden seit April des Jahres 2011 insgesamt 3.040 Stücke Verkehrsfallwild gemeldet. Die Anzahl des Fallwildes weicht dabei von den Verkehrs- unfallzahlen der Polizei ab, da insbesondere Kollisionen mit Kleintieren und Vögeln oftmals nicht polizeilich angezeigt werden. Für die genaue Anzahl des Verkehrsfallwil- des in der gesamten Freien und Hansestadt Hamburg siehe nachstehende Tabelle. Eine Erhebung des Verkehrsfallwildes getrennt nach Bezirken wird nicht geführt. Das Rehwild ist mit 1.260 Stücken die häufigste betroffene Wildart in der Verkehrsfallwild- statistik. Der Feldhase ist mit insgesamt 575 Stücken und das Wildkaninchen mit 254 Stücken betroffen. Fallwild Verkehr FHH Gesamt Jagdjahre 2011/ 2012/ 2013/ 2014/ 2015/ 2016/ 2011-2017 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Damwild 1 - - 1 1 - Schwarzwild 1 1 1 1 3 5 Rehwild 225 228 236 206 169 196 sonstiges Haarwild Feldhase 100 71 97 108 103 96 Wildkaninchen 27 30 75 37 42 43 Fuchs 26 24 28 29 32 13 Steinmarder 26 28 18 28 10 11 Dachs 4 3 5 4 1 12 Waschbär 1 - - - - - Marderhund 3 2 11 8 11 10 Baummarder - 2 1 - 1 2 Iltis 2 3 3 2 2 1 Hermelin 4 5 1 2 2 1 Mauswiesel 4 3 - 1 1 3 Wildart (Federwild) Fasan 18 20 23 23 30 11 Stockente 24 7 25 24 30 24 Reiherente - - 1 - - - Ringeltaube 8 5 3 4 15 3 Graugans 2 - 8 5 3 3 Kanadagans - - 3 - - - Rabenkrähe 7 - 8 9 - 6 Elster - - 3 - - - Blässhuhn - - 1 - - - Lachmöwe 31 - 6 4 14 60 Silbermöwe 1 - - - 4 - Sturmmöwe 31 - 4 - 3 28 4. Wie viele Personen wurden durch Wildunfälle in Hamburg seit 2011 a) leicht, b) schwer, c) tödlich verletzt? Bitte jahresweise einschließlich des laufenden Jahres angeben und nach Bezirken aufschlüsseln. In der folgenden Tabelle wird die jeweilige Anzahl der bei Verkehrsunfällen mit Wildbe- teiligung verletzten Personen angegeben. Im erfragten Zeitraum ist keine Person bei Wildunfällen ums Leben gekommen.

3 Drucksache 21/11182 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode

Bezirk 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017* Hamburg-Mitte leicht verletzt - 1 - - - 1 - Altona leicht verletzt 2 ------Eimsbüttel leicht verletzt - 1 - - - 1 - Hamburg-Nord leicht verletzt 1 - - - - - 1 Wandsbek leicht verletzt 1 - 1 - 2 - - Bergedorf schwer verletzt - - - 2 - - - leicht verletzt - - 1 1 1 1 1 Harburg leicht verletzt - - 2 - 1 1 - ohne Zuordnung leicht verletzt 1 ------Hamburg gesamt schwer verletzt - - - 2 - - - leicht verletzt 5 2 4 1 4 4 2 * Auswertung bis einschließlich 31. Oktober 2017 5. An welchen Straßen beziehungsweise Straßenabschnitten in Hamburg ist aktuell das Verkehrszeichen 142 StVO „Wildwechsel“ aufgestellt? Erhebungen im Sinne der Fragestellungen liegen der zuständigen Behörde nicht vor. Für die vollständige Beantwortung wäre eine systematische Sichtung der zum Teil mehrbändigen Akten zu allen Straßen der Freien und Hansestadt Hamburg erforder- lich. Dieses ist in der für die Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Ver- fügung stehenden Zeit nicht möglich. Nachstehende Standorte des Verkehrszeichens 142 sind von den örtlichen Straßen- verkehrsbehörden mit Bezug Wildwechsel als bekannt angegeben worden: Altengammer Hauptdeich Zwischen Horster Damm und Hausnummer 54 An der Alten Süderelbe Zwischen Kilometer 1 und Kilometer 3,5 Cranzer Hauptdeich/Neuenfelder Hauptdeich/Am Rosengarten Zwischen Estedeich und Neßdeich Ehestorfer Weg Zwischen Autobahnbrücke und Landesgrenze Eißendorfer Waldweg Richtung Landesgrenze circa 100 m vor Autobahnbrücke Grotiusweg Zwischen In de Bargen und Tinsdaler Kirchenweg Heinrich-Stubbe-Weg Höhe Kiebitzdeich Heinrich-Stubbe-Weg Höhe Neuengammer Hinterdeich Heinrich-Stubbe-Weg Zwischen Neuengammer Hausdeich und Feldstegel Höltigbaum Höhe Eichberg Kirchwerder Landweg Gegenüber Hausnummer 206 Klövensteenweg Zwischen Hausnummer 159 und Babenwischenweg Kreetsander Hauptdeich Zwischen Goetjensorter Deich und Deichkilometer 7 Maldfeldstraße Höhe Baucenter in Richtung Westen Maldfeldstraße Höhe Gartencenter Richtung Osten Meiendorfer Mühlenweg Höhe Hausnummer 101 Meiendorfer Straße Höhe Meiendorfer Rund Niendorfer Gehege Zwischen Vogt-Kölln-Straße und Friedrich-Ebert-Straße Oldesloer Straße Höhe Büttskamp und Hausnummer 234 Reitbrooker Westerdeich Höhe Reitdeich Reitbrooker Westerdeich Höhe Hausnummer 54 Rissener Landstraße Zwischen Storchenheimweg und Anne-Frank-Straße Sandmoorweg Höhe Hausnummer 69 an 200 m in nördlicher Richtung Stapelfelder Straße Höhe Ortseingangsschild stadteinwärts

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Vogt-Kölln-Straße Höhe Kleingartenverein 303 Waltershofer Straße Zwischen Moorburger Elbdeich und Neuwiedenthaler Straße 6. Wie hoch ist der volkswirtschaftliche Schaden, der durch Wildunfälle in Hamburg seit 2011 entstanden ist? Bitte jahresweise einschließlich des laufenden Jahres aufschlüsseln. Für die Jahre 2011 bis 2017 ergeben sich folgende Werte. 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017* 1.701.000 € 1.780.000 € 1.778.000 € 1.785.000 € 1.623.000 € 1.721.000 € 1.262.000 € * Auswertung bis einschließlich 31. Oktober 2017 Im Übrigen siehe Drs. 21/10316.

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