Zuschauer-Informationen zur Sendung vom 24. Januar 2014

Den Bodensee stets im Blick - Eine launige Reise durch den Linzgau

Allgemeine Informationen

Ländlich, bäuerlich und ein beliebtes Ausflugsziel. Das ist der Linzgau, das Hinterland des Bodensees. Daniel Höfler will da nie wieder weg. Er ist im Linzgau großgeworden, hat in Freiburg studiert und baut heute, in einem kleinen Weiler, sein Häuschen. "Hier isch doch schee!", lacht er, und packt seine Sporttasche. Er kämpft in der 1. Mannschaft des Linzgauer Ringervereins. Ringen hat Tradition im Linzgau. Auf seiner Fahrt in die Sporthalle sieht er den Bodensee im Tal glitzern.

Am südlichen Rand des Linzgaus liegt der Bodensee, am nördlichen verläuft die europäische Wasserscheide, im Zentrum stehen das ehemalige Kloster Salem, das Schloss , Burg und Schloss sowie die Altstadt von , die Wallfahrtskirche Birnau und die ehemalige Reichsstadt Überlingen.

Florian Gulde kennt alle die Bezirke ganz genau, denn er zieht mit seinen tausend Schafen das ganze Jahr über durch den Ferienlandstrich. Er ist ein waschechter Linzgauer, und hat seinen Beruf der ländlichen Idylle zu verdanken. Denn als sein Vater nicht so recht wusste, was er mit dem alten Bauernhof bei Salem anfangen soll, hat der junge Gulde sich zum Schäfer ausbilden lassen. Er betreibt heute eine angesehene Schäferei. Professionell beliefert er die Gasthäuser des Linzgaus und die Metzgereien.

Die Linzgau-Touristiker nennen ihr Paradies gerne Genussregion. Eine neue Generation von Obstbauern, Winzern und Köchen führen die genusshandwerkliche Kunst ihrer Eltern fort. Die Touristen schätzen den unverfälschten, natürlichen Geschmack in vielen Dorfgasthäusern und die vielfältigen Freizeitmöglichkeiten zwischen dem Bodenseeufer und den Höhen, bis hinauf zum über 800 Meter liegenden Hausberg Höchsten. Im Winter läuft hier oben der Skilift, unten in den Bodensee-Thermen bullert die Sauna. Ein Grund, warum die Höflers und Guldes hier nie mal weg wollen.

Touristische Informationen

Bodensee-Linzgau Tourismus e.V.: Schloss Salem, 88682 Salem, Tel.: (07553) 917715, E-Mail: [email protected],Internet: www.bodensee- linzgau.de.

Kur und Touristik Überlingen GmbH: Landungsplatz 5, 88662 Überlingen am Bodensee, Tel.: (07551) 94715-22, E-Mail: [email protected], Internet: www.ueberlingen.de.

SWR, Redaktion „Fahr mal hin“, Postfach 10 60 40, 70049 Stuttgart

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So kommt man hin

Mit der Bahn: Von Stuttgart über Ulm auf der Schwäbischen Eisenbahn via Friedrichshafen nach Salem oder Überlingen. Oder über Karlsruhe, Singen nach Überlingen.

Anreise über den See: Von mit dem Bus nach Wallhausen, von dort mit dem Personenschiff nach Überlingen. Fahrplan: www.bodensee- personenschifffahrt.de.

Mit dem Auto: • Von Stuttgart-Singen: A81 und B31 bis Überlingen. • Von Freiburg: B31 bis Geisingen, A81 und B31 bis Überlingen. • Von München-Memmingen-Lindau: A96/B18 und B31 bis Überlingen. • Von Ulm-Ravensburg: B30 bis Überlingen. • Von Genf-Zürich: N1/N7 über Schaffhausen, Singen und B31 bis Überlingen.

Sehens- und Erlebenswertes

Überlingen - Mediterranes Flair am Nordufer

Ewald Gieß genießt den Blick täglich gleich mehrmals. Er pendelt mit seiner "Seeperle" im Linienverkehr von Konstanz-Wallhausen nach Überlingen. Das Panorama der Bodenseestadt am Nordufer liegt meist im warmen Licht der südlichen Sonne. Dominierend die stattlichen Häuser der Altstadt, das Münster und die Greth am Landungsplatz.

"Buongiorno, che cosa desidera?" Es ist Markttag in Überlingen. Die treue Seele Pina De Sanctis ist längst ein Original. Auch sie schenkt mit ihrem Marktstand der Bodensee-Stadt Überlingen diesen leichten Hauch mediterranen Flairs. Wer will bekommt von ihr außer italienischen Spezialitäten auch ein paar Brocken Italienisch- Unterricht. Die Marktstände sind bunt verteilt über die epochale Hofstatt und werden eingerahmt von herrschaftlichen Patrizierhäusern und dem historischen Rathaus sowie dem spätgotischen Münster.

Tipp: Springen Sie in den See – egal wie kalt das Wasser ist! Besuchen Sie einfach zuvor die Sauna der Bodensee-Therme, Bahnhofstraße 27, Internet: www.bodensee-therme.de.

Über der Stadt thront ein weiterer Gruß italienischer Kunst: Der Medicus Andreas Reichlin von Meldegg baute hier 1462 einen wahren "Palazzo Brozzo" nach dem Vorbild damaliger florentinischer Architekten. Heute ist das städtische Museum darin. Der Garten mit Ausblick über die Stadt und den See gehört zu den schönsten Anlagen am Bodenseeufer.

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Im Museum ist die Geschichte der ehemaligen Freien Reichsstadt Überlingen dargestellt. Natürlich auch Werke bedeutender Künstler der Region, wie Statuen von Anton Feuchtmayer oder Schnitzereien der Gebrüder Zürn. Doch vieles kann man auch vor Ort bestaunen: zum Beispiel im Münster den im 17. Jahrhundert geschnitzten Hochaltar des Meisters Jörg Zürn, im Rathaus den Ratssaal, 1490 von Jakob Russ erschaffen, oder den Renaissancebau von 1598 des Stadtarchivs.

Tipp: Simon Metzler zählt zu den "jungen Wilden" der Linzgau-Köchegilde. In seinem "Bürgerbräu" sitzt man gediegen, Aufkircher Straße 20.

So geschichtsgeladen ein Rundgang durch die Altstadt Überlingens auch ist, die Gäste lockt die Promenade. Direkt am Landungsplatz treffen sie auf beides: Das einstige städtische Handels- und Kornhaus Greth, aus dem Mittelalter, wurde vollständig umgebaut. Eine Markthalle und Restaurants locken heute unter dem über 200 Jahre alten Walmdachgestühl zur Siesta. Auch hier vermittelt ein Italiener, Pino Arena, im "Allegretto" mit Pizza und Latte macchiato das mediterrane Flair.

Salem - Wo fleißige Mönche einen Globalplayer leiteten

Einst Sitz mächtiger Äbte, eines der bedeutendsten Zisterzienserklöster Süddeutschlands: Salem. Das Münster gilt als ein Juwel der süddeutschen Hochgotik, als ein Meisterstück, das dem Straßburger Münster gleichkommt. Die Familie des Markgrafen von wohnt heute in dem ehemaligen Kloster, das soll auch so bleiben, obwohl das Land jetzt neuer Schlossherr ist.

Birgit Rückert, Kunsthistorikerin, führt uns die alten Steinstufen hinauf auf den Dachboden des Münsters. Der Dachstuhl ist über 800 Jahre alt, viele Teile sind noch original. Birgit Rückert reicht uns von einem kleinen Stapel eine Dachpfanne: "Handgemacht, vor über 800 Jahren von Mönchen gezogen!" Man sieht Fingerspuren, die dem Regenwasser den Ablauf zeigen sollen.

Der einzelne Mönch lebte in völliger Armut, das machte den Orden reich. Im Kaisersaal dagegen Bilder mächtiger Kaiser und prunkvoller Päpste des Mittelalters. Sie gaben den Äbten wirtschaftliche und politische Macht. Die Äbte wohnten feudal. Sie waren zum Teil fleißige Kaufleute und machtbewusste Politiker. Die meisten waren auf dem internationalen Parkett zuhause. Dank dem dichten Netz aus Zisterzienser-Bruderklöstern über ganz Europa entwickelten sie einen straff geführten Konzern, einen der ersten Globalplayer.

Tipp: Nur eine Führung öffnet die Türen zu Kaisersaal und Abtgemächer, schließen Sie sich dem Rundgang an.

Spuren des klösterlichen Lebens finden sich in dem ehemaligen Sommerrefektorium. Dort steht ein kunstvoller Kachelofen aus dem Jahre 1733. Auf über 30 Kacheln hat der Maler Rudolf Kuhn die Zisterzienser bei der Arbeit festgehalten. Erinnerungen, wie aus einem Fotoalbum, aus der Zeit der Salemer Mönche. Beten und Arbeiten sollten sie, das war ihre Selbstverpflichtung. SWR, Redaktion „Fahr mal hin“, Postfach 10 60 40, 70049 Stuttgart

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Tipp: Regionale Linzgau Küche, bei Linzgau Koch Andreas Schiele, Salmannsweiler Hof, Salmannsweilerweg 5.

Napoleons Feldzug veränderte Europa. Das Haus Baden bekam als Ausgleich für verlorene Liegenschaften im Elsass das Kloster Salem mit allen Besitztümern. Markgraf Karl Friedrich von Baden nahm 1802 das Kloster in Besitz. Die Mönche mussten es verlassen; 1804 wurde es geschlossen.

Meersburg - Die Burgfrau die alte Ritter liebt

Meersburg liegt am nördlichen Ufer des Bodensees, zwischen Friedrichshafen und Überlingen. Den schönsten Anreiseweg bietet jedoch die Fährverbindung von Konstanz aus. Von der Fähre zeigt die Stadt ihr Panorama-Gesicht: Die alte Burg und das Schlossensemble, ein einzigartiges Arrangement prachtvoller Bauten. In der Spätnachmittagsonne beleuchtet wie von Hollywoods Altmeistern.

Die Meersburg – die älteste Burg Deutschlands – gab der Stadt ihren Namen. Ritter haben die Burg im frühen Mittelalter gebaut. Später war sie im Besitz der Konstanzer Fürstbischöfe, dann gehörte sie dem badischen Markgrafen und heute wohnt in ihr die Burgfrau Juliane Naeßl-Doms mit ihrer Familie. Es gibt keine Geschichte der Burg, und keinen Winkel in ihr, den diese Frau nicht kennt.

"Man muss das alte Gemäuer schon lieben, um hier wohnen zu können", lacht sie geheimnisvoll, "denn nachts, wenn die Winde um die alten Burgtürme pfeifen darf man nicht ängstlich sein". Die Burg ist nach wie vor eine der interessantesten Sehenswürdigkeiten, der an Sehenswürdigkeiten reichen Stadt.

Tipp: Pflichtprogramm: Rundgang vom Hafen, ins Rathaus – unbedingt rein gehen! - zum Schloss und Fürstenhäuschen.

Meersburg die Schöne, sie war schon immer attraktiv - zunächst für Maler, dann für Fotografen. Viel hat sich im alten Stadtbild nicht verändert. Das haben die Meersburger ihren vorausschauenden Vorfahren zu verdanken. Schon früh haben sie das Dorf Dorf sein lassen. Heute zeigt eine Bildergalerie im Rathaus die wertvolle Blicke aus dem vergangenen Jahrhundert.

Hoch oben, über der Altstadt, thront das Fürstenhäuschen. Auf dem Zwanzig-Mark- Schein wurde lange an die berühmte Besitzerin erinnert: Annette Droste-Hülshoff. Sie war eine vielseitige Künstlerin, sie schrieb, dichtete und komponierte. Heute wäre sie eine Pop-Diva.

Tipp: Panoramasicht von der Terrasse der Gutsschenke des Staatsweinguts, hier schmeckt ein Viertel "Rieschen" besonders.

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Anna Wrzesinsky leitet das kleine Museum, und manchmal empfängt sie Besucher in der Rolle von Droste-Hülshoff: "Ja, ich bin schon stolz auf Anette", lacht die studierte Germanistin. Seit Jahren wohnt sie in dem kleinen Häuschen und gibt unumwunden zu: "Wir sind mit der Zeit Freundinnen geworden."

Literaturtipp

• Erisch Schütz: 66 Bodenseeorte die sie besucht haben müssen!, Gmeiner Verlag. • Hans Jensen: Schach dem Abt, Herder, Freiburg 1953. • Marion Harder-Merkelbach: Der Medicus vom Bodensee, Edition Isele, 2008, 4. Ausg.

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