sonntagszeitung.ch | 16. September 2018 Tipps 67 t

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Letzte Woche hing da, wo ich arbeite, plötzlich ein A4-Blatt an der Lifttür. Darauf stand: «Wusstest du, Gut dass Treppensteigen mehr Kalorien verbrennt als Joggen?» Wusste ich nicht. Ich nehme eh immer die Treppe, wohl, weil ich zu viele dieser 80s-Katas- trophenfilme gesehen habe, in denen ein paar arme Te ufel im Lift eines Hochhauses feststecken und dann gerettet werden müssen, was auch gelingt – ssabel bis auf den letzten, der in die Tiefe saust. Pa

Ich lief also die Treppe hoch, und ein paar Stun- den später, auf dem Weg in die Kantine, wieder runter, und da hatte ein Witzbold schon dazuge- schrieben: «Joggen macht aber mehr Spass!» Na ja,

Naja kann man sich drüber streiten. Ist auch nicht so wichtig, denn das Sätzli blieb ohnehin nicht lang al- lein. Nach dem Mittagessen war da bereits zu lesen: «Weniger Bullshit, mehr Lohn!» Ein bisschen schroff, mag sein – aber nicht völlig frei von innerer Logik, n wenn man argumentiert, dass es hier offenbar drum ging, die Fitness der Angestellten anzukurbeln; und

danebe wer mehr verdient, kann sich eher ein Fitnessabo ll leisten oder ein Rennvelo. Oder neue Joggingschuhe. Vo

Bescheiden im Inneren, komplex von aussen: Tadashi Kawamatas Skulptur in einem Garten an der Zürcher Seeküste Foto: Gian Marco Castelberg Item. Am Nachmittag warf ich noch einen Blick auf den Zettel. Wieder ein Neuzugang. Jemand hatte ein Bildli von Will Ferrell in seiner legendären Rolle als «Anchorman» Roy Burgundy draufgeklebt, mitsamt dessen Kultzitat «Boy, that escalated quickly!» Ich ĎË &ËįŮƀËŦ Ưƍĩ ,ĎĩĩËĠ schoss rasch ein Foto von dem Ganzen und schickte es an ein paar Freunde. Zum Glück, denn am Abend war der Zettel weg. Tipp der Woche: Das «Kilchberg Barrel» des Japaners Tadashi Kawamata Noch immer habe ich nicht herausgefunden, wer das Blatt ursprünglich da hingehängt hat. Ebenso wenig, wer sich an der «Konversation» beteiligt und dÂŴǭǏŴāƃɱ ʽ–Ŵȼɱ ǏƃÂŴɱ āʽƃśà ʓǏé ƃā dÂŴʽāƃ˙à ʽǥ 2–ʓɉāȼà ȼʛÂƟāǏ ʽ‹LJ‹ɱ‹ Ɵȼāƃāȼɱā é‹ɉ |āȼƟ ‹ʓĭ 5ǏŽ éāȼāǏ Kāéƃɱ‹ɱƃǥǏɉȼ‹ʓLJà °āɉÂŴāƃŽ wer selbige so abrupt abgebrochen hat. Klar ist nur, ǏƃȼśāǏéɉ ƃɉɱ éƃāɉā ƃǏɉƃÂŴɱ ɉǥ ʓǏé ʓǏƟāȼ ĭʛȼ éƃā ʽƃśƟāƃɱ śāŽ ƃɱƃ‹ɱƃʻā éāɉ ȼÂŴƃɱāƟɱʓȼ°ʛȼǥɉ BˉǏÂƥ éāǏ ƃLJ 5ǏǏāȼāǏà ƟǥLJȏƥāˇ ʻǥǏ dass derjenige, der den Zettel entfernt hat, vertraut śāśāǏʽ–ȼɱƃś ʽƃā ƃǏ @‹ȏ‹Ǐà ʽǥ éƃā °‹ʓɱ ʽāȼéāǏà ƃɉɱ ʻǥǏ B‹ʽ‹LJ‹ɱ‹ɉ dÂŴ‹ƥƥāȼà āɉ ɉɱāŴɱ ƃLJ -‹ȼɱāǏ āƃǏāɉ ‹ʓɉɉāǏ ʓǏé LJƃɱ ʻƃāƥāǏ ,āǏɉɱāȼǏ war mit der Broken-Windows-Theorie, wonach man BǥǏɱƃǏāǏɱ‹ƥȏƥ‹ɱɱāǏ ‹ʓĭāƃǏ‹ǏéāȼŽ ĭƥʛÂŴɱƃśāǏ dɱȼʓƟɱʓȼāǏ ĭ‹ɉ˙ƃǏƃāȼɱ Ğ ʻǥǏ éāǏ śƥāƃÂŴāǏ ȼÂŴƃɱāƟɱāǏ śāŽ ˙ʓLJ 2ƃLJLJāƥ ‹ʓɉśāɉɱ‹ɱɱāɱȡ ,ʛȼ éƃā ein eingeschlagenes Fenster schnell reparieren muss, ɉɱǥɉɉāǏ Ğ ʓǏé éƃā ȼéā ȼʓǏé ŁˡˡˡŽ āɉ śƃ°ɱ Ŵƃāȼ LJāŴȼāȼā 5Ǐɉɱ‹ƥƥ‹ɱƃǥǏāǏ °‹ʓɱāǏ |ǥŴǏŴ‹ʓɉāɉȡ āʽǥŴǏāȼ éāɉ 2‹ʓɉāɉà ʻǥȼ°āƃĭ‹ŴŽ will man verhindern, dass weitere zerdeppert werden. LJ‹ƥ ƃLJ @‹Ŵȼ °ā°ɱȡ BāƃǏ ‡ʓĭ‹ƥƥ ‹ƥɉǥà éāɉ ʽāƥɱ°āȼʛŴLJɱāǏ @‹ȏ‹Ǐāȼɉß 5Ǐ ƃā 5éāā Ɵ‹LJ éāLJ BʛǏɉɱƥāȼ °āƃ ȼāǏéā ʓɉȏ‹ɉɉ‹śƃāȼā ɉǥʽƃā ˙ʓĭ–ƥŽ Deeskalation durch Intervention, sozusagen. Die é‹ɉɉ éāȼ BʛǏɉɱƥāȼà éāȼ éāLJ ƥ‹°ƃƥāǏ ‡ʓǥ˙à ‡ʓś ʓǏé ƃǏ pɉɱāȼȡ LʓǏ āƃǏāȼ ĭȼʛŴāǏ āɉƃÂŴɱƃśʓǏś éāɉ jāȼŽ ƥƃśā dȏ‹˙ƃāȼś–Ǐśāȼ āƃǏā ɉÂŴǭǏā Theorie stammt aus den Achtzigern, wie meine Ka- -ƥāƃÂŴśāʽƃÂŴɱ éāɉ -ā°‹ʓɱāǏ ʓǏé ƟǥLJLJɱ āƃǏ |āȼƟ é‹˙ʓß é‹ɉ āƃśāǏŽ ȼ‹ƃǏɉà é‹ ĭƃāƥ ƃŴLJ āƃǏ ‹ƥɱāɉ 2‹ʓɉ ƃǏƥ‹éʓǏśà ʛ°āȼ éƃā {āȼś–ǏśƥƃÂŴŽ tastrophenfilme. Ich ging also heim und lud mir einen éāɉ ƃǏɉɱʓȼ˙śāĭ–ŴȼéāɱāǏ éƃā ʽƃƥƥƃśā ŬBƃƥÂŴ°āȼś ‹ȼȼāƥŮȡ ‹ʓĭà éāɉɉāǏ ,āǏɉɱāȼ éāǏ 2ƃLJLJāƥ Ɵāƃɱ ʻǥǏ ‹ƥƥāLJ 5ȼéƃɉÂŴāǏ Ǐ‹ÂŴ˙ʓŽ davon runter. Und dann noch «Anchorman». To p. ɉÂŴǭǏɉɱāǏ āǏƟLJ–ƥāȼ ɉāɱ˙ɱà ‹ʓɉ @‹Ž ‹ȼȼāƥ Ŵāƃɉɉɱ ‹ʓĭ ǏśƥƃɉÂŴ jǥǏŽ ɉȏƃāśāƥɱāǏ ʓǏé ƃǏ éāɉɉāǏ ‹ƥɱāLJ éāǏƟāǏȡ Ewa Hess ȏ‹Ǐ ƟǥLJLJɱȡ ɉ ƃɉɱ j‹é‹ɉŴƃ B‹ʽ‹Ž Ǐāȡ j‹ɱɉ–ÂŴƥƃÂŴ āȼƃǏǏāȼɱ é‹ɉ |āȼƟ dÂŴʽƃLJLJ°‹é éƃā L‹ɱʓȼ ƥ‹Ǐśɉ‹LJ LJ‹ɱ‹à ɠŁȡ dāƃǏā dƟʓƥȏɱʓȼāǏ ‹ʓɉ śāŽ ‹Ǐ āƃǏ ƃǏ éƃā ȼéā āƃǏśāƥ‹ɉɉāǏāɉ ƃŴȼ `āÂŴɱ ʽƃāéāȼ °ā‹ǏɉȏȼʓÂŴɱāȡ Ǐ Buch: Kawamata, Barrel. ɉÂŴƃÂŴɱāɱāLJ 2ǥƥ˙ ɉāŴāǏ ʽƃā LāɉŽ ,‹ɉɉ ‹ʓɉ 2ǥƥ˙à é‹ɉ ʻǥǏ āƃǏāȼ BʓȏŽ éāȼ ʽǥŴƥŴ‹°āǏéāǏ ‡ʛȼÂŴāȼ Bʛɉɱā Hg. Art Agency, Edition Till Paulina Szczesniak nimmt ɱāȼà dɱāśā ǥéāȼ jʛȼLJā ‹ʓɉȡ ȏāƥ ‹ʓɉ ,āǏɉɱāȼǏ śāƟȼǭǏɱ ʽƃȼéȡ B‹Ž °‹ʓɱā āȼ é‹ǏǏ āƃǏāǏ ś‹Ǐ˙ °āɉǥǏŽ Schaap, 50 S., ca. 28 Fr. nach wie vor konsequent die Treppe.

&ĎįŮƀËŦË &ƒįƀƒŮĎËį Zur Broken-Windows-Theorie gibt es einen prima Eintrag auf Wikipedia «Chris the Swiss» erzählt animiert von einem Schweizer, der im Jugoslawienkrieg verschwand

āȼ dÂŴʽāƃ˙āȼ `āȏǥȼɱāȼ Ŵȼƃɉɱƃ‹Ǐ ǏāǏ `āȏǥȼɱāȼƟǥƥƥāśāǏ śāȼāéāɱß QĭŽ Sprechblase ȼāƃɉɱ ƃǏɉ ƛʓśǥɉƥ‹ʽƃɉÂŴā Bȼƃāśɉśā°ƃāɱȡ ĭāǏ°‹ȼ Ŵ‹ɱ āȼ ɉƃÂŴ āƃǏāȼ ȼāÂŴɱɉāˇɱȼāŽ Ǻǘǘʉ ʽƃȼé āȼ ɱǥɱ ‹ʓĭśāĭʓǏéāǏà āȼŽ LJāǏ dǭƥéǏāȼɱȼʓȏȏā ‹ǏśāɉÂŴƥǥɉɉāǏȡ ÿ/Ůƀ &˾ËŦËŦ ¾ËŦ :ËŮƍŮ ʽʛȼśɱȡ dāƃǏā ǥʓɉƃǏāà éƃā Ǻǘđʉ śāŽ |ʓȼéā āȼ ƃLJ Bȼƃāś ɉāƥ°ɉɱ ˙ʓLJ j–Ž °ǥȼāǏā Ǐƛ‹ BǥĭLJāƥà ƥ–ɉɉɱ é‹ɉ `–ɱŽ ɱāȼȰ ƃǏā BȼƃLJƃŽdȏʓȼāǏɉʓÂŴā ʓǏé ¾ËŦ ]¬ćƣËĎƯËŦśā ɉāƥ ǏƃÂŴɱ ƥǥɉȡ {ƃāƥāà ʻƃāƥā @‹Ŵȼā Ŵ‹ɱ āƃǏā dȏāƟʓƥ‹ɱƃǥǏ ʛ°āȼ -āʽ‹ƥɱà éƃā ɉƃā ‹Ǐ ƃŴȼāLJ ‹ǏƃLJƃāȼɱāǏ ǥƟŀƥLJ ƃŴȼ āƃśāǏāɉ -āɉāɱ˙ ɉÂŴȼāƃ°ɱȡ (blu) fragt die «Schweizer Revue» des EDA in ihrem Kul- ʛ°āȼ Ŵȼƃɉ śā‹ȼ°āƃɱāɱȡ dƃā Ŵ‹ɱ ŀǏɉŽ turteil. Expertenantwort: Nein, Federer sei ein «Pro- ɱāȼ ɉÂŴȼ‹ijāȼɱā ,‹Ǐɱ‹ɉƃāǏ śā˙āƃÂŴŽ War der Journalist Chris (links) «Chris the Swiss» dukt, das Geld einbringen soll», was «nicht zu den Ǐāɱà Ŵ‹ɱ LJƃɱ Ŵȼƃɉȹ ,‹LJƃƥƃā ʓǏé ɉāƃŽ beteiligt an Massakern? Im Kino Zielen einer Religion» gehört

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World Band Festival, 22. bis Die technischen Daten von «Raise Auf seinem Debüt gefiel sich der Jürg Halter: 30. September, KKL, Luzern Vibration» machen neugierig: junge Luzerner Gitarrist und Label- ĎƀƒƀË ƒƍŮ cć˃ƀËŦŮƀƑ¬ĝËį «Erwachen im Kaum ein Song, der nicht die 5-Mi- betreiber Simon Borer noch als ein- 21. Jahrhundert». Das diesjährige Lucerne Festival nuten-Grenze knackt, und es sieht samer Folkie, der alleine mit sei- Ƣķį ćŦĎŮƀķŊć DƒŦƀćƒĠËŦ Zytglogge-Verlag, findet heute Sonntag ein Ende, so aus, als biete hier einer womög- nem akustischen Instrument durch 232 S., ca. 30 Fr. doch die Festivalzeit im und um das lich ausufernde musikalische Ek- die Landschaft zieht und seinen «Ist das hier ‹Backen ohne Mehl›?» – «Nein, KKL geht noch ein wenig weiter. stase an. Eine Hoffnung, die schnell Dylan auch stimmlich genau stu- das ist ‹Ficken ohne Frau›.» Aus «Murx» Kaspar, die Hauptfigur in Jürg Hal- Denn bereits zum zwanzigsten Mal versiegt. Die Länge der Stücke diert hat. Auf dem zweiten 1 (1993), mit dem Marthaler berühmt wurde ters erstem Roman, gleicht dem wird das World Band Festival aus- dehnt meist deren Eintönigkeit. Will «Lucky Guy» wird Borer unter sei- Autor sehr. Wie Halter hadert er mit getragen, ein neuntägiger Anlass, Kravitz rockig klingen, scheitert er nem Sängernamen Long Tall Jef- «Auf der Erde sind wir alle gleich, aber im der Existenz als Erstwelt-Günstling, der sich ganz der Blasmusik wid- am biederen Gitarren-Sound. Will ferson nicht gleich elektrisch und Himmel ist dann Ordnung.» Jüngst erhielt wie bei Halter wirkt die Kapitalis- met und der im vergangenen Jahr er balladieren, ersäuft er im Kitsch. laut wie einst der Urahne, aber er 2 Marthaler den Ibsen-Preis (290000 Franken) muskritik zuweilen gar altklug. Und über 20000 Besucher angezogen Einzig wenn er sich soulig-funkig ist dank einigen Mitmusikern auch Kaspar, der fast nur vor dem Lap- hat. Bei der Jubiläumsausgabe tre- gibt, glimmt seine alte Sexiness auf. nicht mehr gänzlich alleine. So ist «Ich hab eine Zweitausbildung zum top sitzt, sagt schon mal einen Ka- ten nun junge Brass-Ensembles «Raise Vibration» ist ein musikali- eine Sammlung von sehnsüchteln- Tierpfleger gemacht. Ich arbeite jetzt bei lenderspruch, den man bereits auf wie etwa Federspiel aus Österreich sches Neutron, das niemanden den und liebevoll arrangierten Lie- 3 Toys R Us.» Marthalers «Entertainer» (2015) Halters Twitter-Account lesen auf, die neue und alte Volksmusik- sonderlich aufregen, aber auch nie- dern entstanden, mit denen es sich konnte («Was uns Menschen be- elemente zusammenbringen. Es manden über Gebühr in Wallung leicht, wenn auch recht melancho- «Kommt ein Fremder in ein fremdes Land trifft, bin ich generell hoffnungslos, gibt aber auch traditionellere For- versetzen wird. (ane) lisch leben lässt. (bsa) und fragt einen Fremden. Sagt der: ‹Das tut aber grundsätzlich zuversichtlich»). mationen, beispielsweise die re- 4 mir leid. Ich bin hier selbst fremd›.» («Murx») Immerhin verblüfft der Schluss die- nommierte englische Black Dyke ses Buchs, das öfters konventio- Band, die neben ihrem Konzert im : Long Tall Jefferson: «Wenn eines Tages ein UFO in Ihrem nell moralisiert, als intellektuell zu Saal auch am Auftakt unter freiem «Raise Vibration» «Lucky Guy» Garten landet, wundern Sie sich nicht, überzeugen. (lsch) Himmel aufspielt. (bsa) (BMG) (Red Brick Chapel) 5 steigen Sie einfach ein.» «Groundings» (2003)