Fachkräfteallianz Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Regionales Handlungskonzept zur Fachkräftesicherung

Gemäß Fachkräfterichtlinie des SMWA vom 12.04.2016

Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge Stabsstelle Wirtschaftsförderung Schloßhof 2/4 01796

Regionales Handlungskonzept zur Fachkräftesicherung

Inhalt

1 Ausgangssituation im Landkreis 3

1.1 Bevölkerungsentwicklung 3

1.2 Wirtschaftsstruktur 5

1.3 Arbeitsmarkt 7

1.4 Ausbildungsmarkt 10

2 Künftige Herausforderungen für den Landkreis 11

2.1 Chancen und Herausforderungen 11

2.2 Handlungsziele und Handlungsansätze 14

2.2.1 Bildung und Kooperation 14

2.2.2 Lehrstellen und Arbeitsmarkt 15

2.2.3 Vereinbarkeit von Familie und Beruf 16

2.2.4 Unternehmenssicherung und -ansiedlung 16

2.2.5 Identität, Image und Willkommenskultur 17

2.2.6 Kultur der Wirtschaftsfreundlichkeit, Kooperation und Kompetenzen 17

3 Regionale Fachkräfteallianz 19

3.1 Zusammensetzung 19

3.2 Ziele und Aufgaben 20

4 Erklärung der Allianzpartner 20

Anlagen

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1 Ausgangssituation im Landkreis

Der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wurde im Zuge der Kreisgebietsreform am 1. August 2008 durch Fusion der ehemaligen Landkreise Sächsische Schweiz und Weiße- ritzkreis gebildet und besteht aus 36 Kommunen mit fast 300 Ortsteilen. Er liegt in unmittel- barer Nachbarschaft zur Landeshauptstadt und grenzt im Osten und Süden an die Tschechische Republik. Von den insgesamt 19 Städten besitzen , , Pirna und den Status einer Großen Kreisstadt. Der Kreissitz ist in Pirna.

Auf einer Fläche von 1.654 km² leben 247.412 Einwohner (31.12.2015). Die Bevölkerungs- dichte beträgt 149 EW/km² und liegt damit unter dem sächsischen Durchschnitt von 220 EW/km². Innerhalb des Landkreises gibt es eine starke Differenzierung hinsichtlich der Ge- meindeflächen (146 km² - Altenberg und 4 km² - Kurort ) und der Bevölkerungsdichte (36 EW/km² - , Rosenthal-Bielatal und 1.459 EW/km² - ).

Der Landkreis ist überwiegend ländlich geprägt und besonders als attraktive Tourismusregi- on mit seiner wildromantischen Landschaft des Elbsandsteingebirges sowie dem traditions- reichen Erzgebirge bekannt. Weniger bekannt ist hingegen, dass er sich in den letzten Jah- ren zu einem stabilen Wirtschaftsstandort entwickelt hat. Er ist historisch mit einer großen Branchenvielfalt an überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen ausgestattet. Jedoch gefährdet der demografische Wandel zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts.

1.1 Bevölkerungsentwicklung

Am 31.12.2015 lebten im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 247.412 Einwohner. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nahm die Bevölkerung um 1.458 Personen zu bzw. wuchs um 0,593 Prozent.

Im Vergleich mit anderen Landkreisen Sachsens weist der Landkreis Sächsische Schweiz- Osterzgebirge nach dem Landkreis Leipzig die geringsten Verluste seit der Deutschen Wie- dervereinigung auf. Im heutigen Betrachtungsgebiet sank die Bevölkerungszahl zwischen 1990 um 2014 um 28.660 Einwohner bzw. 10,4 Prozent. Dabei vollzog sich die Verringerung nicht kontinuierlich. Nach anfänglichen Verlusten in den Nachwendejahren profitierte der Landkreis ab Mitte bis Ende der 1990er Jahre von der Suburbanisierung der Landeshaupt- stadt Dresden. Mit der Jahrtausendwende setzte bis zum Jahr 2011 ein Abwärtstrend in der Bevölkerungsentwicklung ein. Seit 2012 wird der negative natürliche Saldo durch einen posi- tiven Wanderungssaldo ungefähr ausgeglichen und führt zu konstanten Bevölkerungszahlen (Abb. 1).

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Abb. 1: Gesamtsaldo der Bevölkerungswanderung 1990 - 2014 Quelle: Demografiebericht 2015 Landkreis

Innerhalb des Landkreises verlaufen die Entwicklungen heterogen und führen zu den nach- folgend dargestellten demografischen Entwicklungskategorien (Abb. 2).

Abb. 2: Demografische Entwicklungskategorien Quelle: Ergebnisbericht Demografieleitbild Wirtschaft und Arbeit

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Für den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ist die Bevölkerungsentwicklung Dresdens bedeutsam. Die Landeshauptstadt hat seit der Jahrtausendwende einen positiven Saldo, der die Verluste der ersten Nachwendejahre bis 2005 ausgeglichen hatte. Dies wirkt sich positiv auf die umliegenden Kommunen des Landkreises aus.

Die 6. Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung des Freistaates Sachsen (6. RBV) wurde am 19.04.2016 veröffentlicht. In dieser wird die Entwicklung ab 2014 bis zum Jahr 2030 dargestellt. Im Ergebnis zeigt sich, dass im Betrachtungszeitraum die Bevölkerungs- entwicklung rückläufig ist, wenn auch auf einem niedrigeren Niveau als bei vorherigen Prog- nosen (Abb. 3). Vor allem Kommunen im Verdichtungsraum und im verdichteten Bereich des ländlichen Raums sind betroffen. Der prognostizierte Bevölkerungsrückgang liegt zwischen zwei bis sechs Prozent. Innerhalb des Freistaates ist das der zweitgeringste Verlust unter den Landkreisen.

Abb. 3: Ergebnis der Bevölkerungsfortschreibung im Prognosezeitraum Quelle: Demografiebericht 2015 Landkreis

Unter ökonomischen Gesichtspunkten führt die sich wandelnde Bevölkerungsstruktur zu Verschiebungen in der Nachfrage nach Dienstleistungen sowie einer Verschärfung des Fachkräftemangels besonders in der Zeit nach 2020. Der größte Anpassungsdruck besteht laut Prognose für den peripheren ländlichen Raum.

1.2 Wirtschaftsstruktur Die Region besitzt eine nennenswerte Branchenvielfalt aus klein- und mittelständischen Un- ternehmen (KMU). Branchenschwerpunkte sind das Gesundheits- und Sozialwesen, das Baugewerbe, die Metall- und Elektroindustrie, die Feinmechanik, der Handel sowie die Tou- rismuswirtschaft. Besonders die Wiederbelebung der Uhrenindustrie in Glashütte führte zu einem einzigartigen wirtschaftlichen Aufschwung in der Region. Neben diesem Leuchtturm siedelten sich in den vergangenen Jahren Firmen erfolgreich in den erschlossenen Gewer- begebieten – vorwiegend an den Hauptachsen der Autobahnen wie in Freital, Pirna, Neu- stadt/i. Sa. und – an.

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Große touristische Anziehungskraft besitzen der Nationalpark Sächsische Schweiz sowie das Osterzgebirge aufgrund sehr guter Wander-, Langlauf- und Klettermöglichkeiten im Be- reich Aktivurlaub. Charakteristisch ist für den Landkreis zudem die beachtliche Zahl von staatlich anerkannten Kur- oder Erholungsorten. Im innersächsischen Vergleich weist der Landkreis mit der Klinik Bavaria in Kreischa, den Kur- bzw. Rehabilitationskliniken in Bad Gottleuba und Berggießhübel, Altenberg und in die größte Dichte an Kur- und Erholungskliniken auf. Die Gesundheitsbranche ist demnach einer der wichtigsten Wirt- schaftszweige sowie größter Arbeitgeber in der Region. Aber auch das traditionelle Hand- werk und die Landwirtschaft sind besonders im ländlich geprägten Raum wichtige Arbeitge- ber.

Neben den etablierten Wirtschaftsbranchen (Handwerk, Landwirtschaft, Tourismus, Gesund- heit) wächst der industrielle bzw. verarbeitende Sektor. Von zentraler Bedeutung ist die wachsende Bereitschaft der Unternehmen, auch mit Hilfe von Fördermitteln, in den Neubau bzw. die Erweiterung von Betriebsstätten sowie hochmoderne Anlagen zu investieren. Damit werden bestehende Erwerbsmöglichkeiten langfristig gesichert und neue hochwertige Ar- beitsplätze geschaffen.

Der nachfolgende Auszug aus dem Arbeitsmarktmonitor der Agentur für Arbeit Pirna für das Frühjahr 2016 zeigt die dominierenden Branchen ab 2.000 sozialversicherungspflichtig Be- schäftigten auf (Abb. 4). Die lokale Brancheneinschätzung prognostiziert insgesamt einen leichten Beschäftigungsaufbau zum Jahresende 2016.

Prognose Beschäftigte Rang Branchen Beschäftigte 31.12.2015 31.12.2016 1 Gesundheitswesen 8.044 8.285 2 Baugewerbe 7.158 7.158 3 Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) 4.993 5.043 4 Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, 4.433 4.486 Sozialversicherung 5 Metallerzeugung und –bearbeitung 4.226 4.226 6 Sozialwesen (ohne Heime) 4.076 4.321 7 Erziehung und Unterricht 3.771 3.846 8 Gastgewerbe 3.270 3.306 9 Herstellung von elektronischen Erzeugnissen 2.845 2.945 10 Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime) 2.785 2.855 11 Maschinenbau 2.305 2.335 12 Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren 2.068 2.178 13 Handel mit Kraftfahrzeugen; Instandhaltung und 2.005 2.005 Reparatur von Kraftfahrzeugen

Abb. 4: Brancheneinschätzung Landkreis Frühjahr 2016 Quelle: Arbeitsmarktmonitor (eigene Darstellung)

Die Arbeitsplatzdichte ist im Landkreis sehr differenziert. Während die Gemeinden Wilsdruff, Kreischa, Glashütte, Königstein und Rathen die höchste Dichte an Arbeitsplätzen aufweisen, besitzen in absoluten Zahlen betrachtet Freital und Pirna die meisten Arbeitsplätze (Abb. 5). Im Vergleich zum sächsischen Durchschnitt weist der Landkreis Sächsische Schweiz- Osterzgebirge analog der niedrigeren Bevölkerungsdichte aber eine insgesamt geringere Arbeitsplatzdichte auf.

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Abb. 5: Arbeitsplatzdichte 30.06.2014 Quelle: Ergebnisbericht Demografieleitbild Wirtschaft und Arbeit

Die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre ist durch eine steigende Anzahl an Betrie- ben und Beschäftigten gekennzeichnet. Der Beschäftigtenzuwachs fand insbesondere im öffentlichen und privaten Dienstleistungssektor sowie im Produzierenden Gewerbe statt. In der Land- und Forstwirtschaft hingegen sanken die Beschäftigtenzahlen.

1.3 Arbeitsmarkt

Die kontinuierliche Ansiedlung von Unternehmen sowie das steigende Angebot an Arbeits- plätzen führten in den letzten Jahren zu einer stetig sinkenden Arbeitslosenquote. Im Zeit- raum zwischen 2010 und 2015 stieg die Anzahl an sozialversicherungspflichtigen Beschäftig- ten von 70.022 auf 75.953. Der damit verbundene Rückgang der Arbeitslosigkeit (Abb. 6) führte zu einer historisch niedrigen Quote, die aber regional unterschiedlich ausfällt (Abb. 7).

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Abb. 6: Entwicklung Arbeitslosigkeit ausgewählter Personengruppen Quelle: Agentur für Arbeit Pirna

Abb. 7: Arbeitslosenquote sowie Veränderungen bei Arbeitslosen und offenen Stellen im Vergleich (VA) zum Vormonat (VM) und Vorjahr (VJ) nach Regionen Quelle: Agentur für Arbeit Pirna

Die zunehmende Schwierigkeit offene Stellen zeitnah mit Fachkräften zu besetzen, basiert im Wesentlichen auf drei Ursachen. Im Zeitraum von 1990 bis 2014 sank der Bevölkerungs- anteil im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und unter 65 Jahren sowohl in Sachsen als auch im Landkreis. Damit einhergehend war ein Anstieg im Durchschnittsalter verbunden, welches im Landkreis mit derzeitig 47,4 Jahren leicht über dem Landesniveau liegt. Die Anzahl derer, die altersbedingt aus dem Erwerbsleben ausscheiden ist bereits gegenwärtig deutlich höher Seite 8

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als die der Berufseinsteiger. Daneben kann das Reservoir arbeitslos gemeldeter Personen aufgrund fehlender Qualifikationen zunehmend nur unter erschwerten Bedingungen in An- spruch genommen werden. Die strukturellen Unterschiede zwischen den Arbeitslosen und den gemeldeten offenen Stellen zeigt nachfolgende Darstellung (Abb. 8). Gleichzeitig weist der Landkreis ein anhaltend hohes negatives Pendlersaldo, bedingt durch die Nähe zu Dres- den, in Höhe von ca. 20.000 Personen auf (Abb. 9).

Abb. 8: Strukturelle Unterschiede zwischen einem gemeldeten Arbeitslosen und offenen Stellen in den jeweili- gen Branchen Quelle: Agentur für Arbeit Pirna

Abb. 9: Pendlersaldo Quelle: Ergebnisbericht Demografieleitbild Wirtschaft und Arbeit

Auf der Seite der Unternehmen zeichnen sich in den kommenden Jahren im Wesentlichen zwei Entwicklungen ab, die einerseits auf die demografische Entwicklung zurückzuführen sind bzw. andererseits ihren Ursprung in der zunehmenden internationalen Verflechtung der Unternehmen haben.

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Die Unternehmensgeneration der Nachwendezeit erreicht zunehmend das Renteneintrittsal- ter. Damit einhergehend stellt sich die Frage, ob das eigene Unternehmen an die nachfol- gende Generation übergeben, an eine größere Unternehmenseinheit verkauft oder liquidiert werden soll. Während sich im ersten Fall kaum bis keine Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt prognostizieren lassen, können in den beiden letzten Fällen Teile der bzw. die komplette Belegschaft freigesetzt werden und dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung stehen.

Die Wettbewerbssituation verlangt von den Unternehmen zudem immer schnellere Prozess- innovationen und Erweiterungen des Produktportfolios. Eine zunehmend größer werdende Anzahl an Unternehmen kann sich nur durch Preiszugeständnisse und den Einsatz von hoch effizienten Maschinen und Anlagen am Markt behaupten. Das Thema Industrie 4.0 wird zu- nehmend essentiell für die Standortsicherung. Damit verbunden ist der teilweise Abbau von Arbeitsplätzen für Un- und Angelernte. Dagegen entstehen neue Stellen mit höheren Anfor- derungen an die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Arbeitnehmer.

1.4 Ausbildungsmarkt

Die Folgen des Geburtenrückganges nach der Deutschen Wiedervereinigung, die sich zu- nächst in niedrigeren Schülerzahlen bemerkbar gemacht hatten, sind mittlerweile auf dem Arbeitsmarkt angekommen. Seit dem Schuljahr 2000/01 ist die Zahl der Absolventen allge- meinbildender Schulen um etwa 54 Prozent und die der Berufsschulen um circa 46 Prozent eingebrochen, wobei die Talsohle des Rückgangs vor etwa zwei Jahren durchschritten wur- de. Seitdem sind wieder leicht steigende Absolventenzahlen zu verzeichnen. Prognosen ge- hen mittelfristig von einer Stabilisierung der Absolventenzahlen aus, allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau als noch vor zehn Jahren. Dementsprechend angespannt bleibt die Lage auf dem Ausbildungsmarkt. Hatten vor circa zehn Jahren viele Schulabgänger Probleme überhaupt eine Ausbildung beginnen zu können, bleiben mittlerweile viele Ausbil- dungsstellen unbesetzt. Der Ausbildungsmarkt hat sich in einen Bewerbermarkt gewandelt (Abb. 10).

Abb. 10: Entwicklung von Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt Quelle: Agentur für Arbeit Pirna

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Allerdings gibt es schon seit Jahren eine erhebliche Diskrepanz zwischen den Berufswün- schen der Schüler und den am Markt dringend nachgefragten Berufsausbildungen. Dies führt dazu, dass trotz freier Lehrstellen einige Bewerber unversorgt bleiben (Abb. 11).

Abb. 11: TOP 10 der Berufswünsche und die gemeldeten betrieblichen Berufsausbildungsstellen Quelle: Agentur für Arbeit Pirna

2 Künftige Aufgaben für den Landkreis

Aufgrund des anhaltenden Rückgangs und der Alterung der Bevölkerung ist der Landkreis bereits heute von einem sinkenden Arbeitskräfteangebot sowie branchenübergreifendem Lehrlings- und Fachkräftemangel betroffen. Aber neben der Sicherung und dem Ausbau at- traktiver Ausbildungs- und Arbeitsplätze, gibt es weitere Stellschrauben, an denen Entschei- dungsträger und Multiplikatoren aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Bürgergruppen des Landkreises zur Bewältigung der demografisch bedingten Herausforderungen im Handlungs- feld Wirtschaft und Arbeit drehen können. Seit 2015 liegt der unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit erstellte Endbericht für das Demografieleitbild „Wirtschaft und Arbeit“ vor. Hauptaugenmerk und damit gleichzeitig verbundene Herausforderung, ist die Fachkräftesi- cherung. Die verschiedenen Handlungsfelder – Bildung und Berufsorientierung, Lehrstellen und Arbeitsmarkt, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Wirtschaftsfaktor Alter, Regionalent- wicklung und Lebensqualität, Innenstädte und Ortskerne, Unternehmenssicherung und -ansiedlung, Identität, Image und Willkommenskultur sowie Kultur der Wirtschaftsfreundlich- keit, Kooperation und Kompetenzen – sollen mit Hilfe noch genau zu definierender Instru- mentarien beleuchtet werden. Ein wesentliches Merkmal dieses Prozesses wird in der Ver- knüpfung der Themen und engmaschigen Netzwerkarbeit aller beteiligten Akteure liegen.

2.1 Chancen und Herausforderungen

Am 07.02.2014 erfolgte im Rahmen der Sitzung des Forums für Wirtschaft und Arbeit der Projektauftakt für die Erarbeitung des „Demografieleitbild Wirtschaft und Arbeit 2030 Land- kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge“. Insbesondere aus dem Blickwinkel von Wirt- schaft, Arbeit und Fachkräftesicherung wurden im Rahmen des Leitbildprojektes Strategien zur Bewältigung der Folgen des demografischen Wandels aufgezeigt. Dabei geht es im Kern um die Erhaltung und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und Siche-

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rung der Fachkräfte des Wirtschaftsstandorts Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Den ver- schiedenen Wirtschafts- und Sozialpartnern kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Im Fokus der Strategie- und Projektentwicklung standen harte und weiche Standortfaktoren aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmersicht wie Erreichbarkeit/Mobilität, Ausbildungsvorberei- tung/Bildung/Qualifizierung, Lehrstellen/Arbeitsmarkt, Familienfreundlichkeit, Kultur- und Freizeit sowie Ehrenamt als Schlüsselfunktion bei der Steigerung von Lebensqualität und Kompetenzgewinn in der Region.

Der im Landkreis stattfindende demografische Wandel bietet Chancen und Herausforderun- gen zur weiteren Entwicklung bzw. Gestaltung der Wirtschaft sowie des Arbeitsmarktes:

Herausforderungen  Allgemein o Die demografische Entwicklung im Landkreis verläuft heterogen. Neben den klassischen Beschreibungen – weniger, älter, bunter – kommt hier v. a. das Merkmal differenzierter hinzu. o Es gibt keine Patentrezepte und Blaupausen, wie die demografischen Herausforderungen gestaltet, begleitet und gesteuert werden können. Dies kann nur – gerade im ökonomischen und sozialen Bereich – durch Innovationen, kooperatives Handeln und Kreativität gelingen.

 Abwanderung der Jugend o Die ländlich geprägten Regionen, speziell an der tschechischen Grenze, schrumpfen. Andere Regionen im Landkreis, besonders in der Nähe zur Landeshauptstadt, wachsen. Die räumlichen Gegensätze verstärken sich. Auflistung sowie Analyse der Gegensätze und Entwicklung entspre- chender Gegenmaßnahmen, um den Prozess abzumildern. o In den ländlich geprägten Regionen des Landkreises verfestigt sich der Männerüberhang in der Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen. Analyse der Gründe, weshalb besonders junge Frauen fortziehen und wie dem entgegengetreten werden kann. o Junge Menschen verlassen in großer Zahl die Provinz und ziehen ver- stärkt in „Schwarmstädte“ wie Dresden. Diskussion über mögliche An- reize, um diese Abwanderungstendenz zu reduzieren. o Die Mobilität und das Umzugsverhalten der Menschen beeinflussen in zunehmendem Maße zukünftige räumliche Entwicklungen. Entscheidend für die Wahl des Wohnstandortes sind Wohnungsangebot und Standort- faktoren innerhalb der Region. Die Steuerung erfordert intensive Ko- operation der Kernstädte mit den Kommunen im Einzugsbereich. Etablierung weicher Standortfaktoren, um den Landkreis attraktiver als Ort des Lebens, Wohnens und Arbeitens zu machen.

 Alterung der Gesellschaft o Die strukturelle Verschiebung der Bevölkerung zugunsten der über 50- Jährigen nimmt weiter zu und wird politische Entscheidungen beeinflus- sen. Es besteht die Gefahr, dass Innovationen und Neuerungen in den Kommunen aus den Augen verloren werden. Interessensausgleich zwi- schen den Generationen muss geschaffen werden. o Durch unterbrochene Erwerbsbiografien droht vielen Arbeitsnehmern der soziale Abstieg im Alter. Der Landkreis muss im Rahmen seiner Mög- lichkeiten frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um eventuelle Altersar- mut abzufedern.

 Soziale Infrastruktur o Die Ausdünnung der ökonomischen und sozialen Infrastruktur wird in der Fläche weiter voranschreiten. Innovationen und punktuelle Stärkung im System müssen fokussiert werden.

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o Der finanzielle Handlungsspielraum des Landkreises schrumpft bei zu- nehmender Aufgabenfülle und Komplexität. Die ungleiche Entwicklung im Landkreis setzt die verschiedenen Standorte unterschiedlich unter Druck. Vorhandene Kapazitäten müssen effizienter und zielgenauer einge- setzt werden.

 Fachkräftelücke o Öffentliche sowie private Arbeitgeber der Region werden im Wettbewerb um den knappen Nachwuchs gefordert. Der Rückgang in der Altersgrup- pe der 30- bis 50-Jährigen setzt sich im Landkreis fort. Die Schere zwi- schen Arbeitskräfteangebot und künftiger Arbeitskräftenachfrage öffnet sich nach 2016 weiter. Aus einem Fachkräftebedarf in einzelnen Berei- chen wird ein Bedarf in allen Branchen. Der Wettbewerb um die „Köpfe“ nimmt zu und gewinnt an Schärfe. Analyse, wie der Landkreis beson- ders kleinen Kommunen und KMU in der Region durch verschiedene Angebote bei der Fachkräftesicherung unter die Arme greifen kann.

gg  Zuwanderung und Integration o Rückläufige Bevölkerungszahlen und gleichbleibende oder wachsende Zuwanderung führen zu einem kontinuierlichen Anstieg des Bevölke- rungsanteils mit Migrationshintergrund. Das geschieht nicht gleichverteilt, besonders die Altersklassen der Kinder, Jugendlichen und jüngeren er- werbsfähigen Erwachsenen wachsen. Um die Integration erfolgreich zu bewältigen, müssen im Bereich Bildung und Ausbildung gezielt Anstrengungen unternommen werden, um diesen jungen Menschen Perspektiven auf dem 1. Arbeitsmarkt des Landkreises zu eröffnen. Dabei soll auf bisherige Integrationserfahrung von beispielsweise Spätaussiedlern zurückgegriffen werden. Langfristig besteht die Chance, demografiebedingte Verwerfungen in der Wirtschaft bzw. auf dem Arbeitsmarkt abzumildern.

Chancen  Arbeitsmarkt o Neben Leipzig, Chemnitz und Freiberg gilt Dresden als „Schwarmstadt“, die gegen den Trend wächst. Es wird prognostiziert, dass die Zahl junger Erwerbstätiger in der Landeshauptstadt schneller als die Zahl der Ar- beitsplätze zunimmt. Das Dresdner Umland und sein Arbeitsmarkt kön- nen von dieser Entwicklung profitieren. Durch das Bevölkerungswachs- tum Dresdens können demografiebedingte Verwerfungen am Ar- beitsmarkt der umliegenden Regionen abgemildert werden. o Das Durchschnittsalter aller erwerbsfähigen Personen steigt. Längere Beschäftigung bis zum Renteneintritt (und darüber hinaus) bei ver- bessertem Gesundheitsmanagement und „altersgerechter Arbeit“ versprechen positive Effekte für den Arbeitsmarkt.

 Wirtschaft o Das Durchschnittsalter im Landkreis steigt. Die längere aktive Lebens- zeit bietet neue Geschäftsmöglichkeiten für Tourismus-, Einzelhan- del- und Dienstleistungsgewerbe.

 Mobilität o Seit 2011 verzeichnet Sachsen ein positives Wanderungssaldo. Der Landkreis profitiert mehr als andere sächsische Regionen von den Nettozuzügen.

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2.2 Handlungsziele und Handlungsansätze

Das Demografieleitbild „Wirtschaft und Arbeit 2030“ steht unter dem Leitgedanken „Sächsi- sche Schweiz-Osterzgebirge – Willkommen in der Zukunftsregion“ und wurde mit neun Leit- bildbausteinen untersetzt. Bei der Datenanalyse wurden bestehende Strategien und überge- ordnete Planungen wie der Landesentwicklungsplan, der Regionalplan, die Fachkräftestrate- gie 2020, das Fachkräftemonitoring Sachsen, das Leitbild der Berufs- und Studienorientie- rung Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, die LEADER Entwicklungsstrategie Sächsische Schweiz und Silbernes Erzgebirge und die Strategie „Industrie der Zukunft“ des SMWA mit in die Bewertung einbezogen.

Die Ergebnisse aus dem Demografieleitbild 2030 können für die erfolgreiche Umsetzung der Ziele der Fachkräfterichtlinie genutzt werden. Dabei sind nicht alle Leitbildbausteine relevant, obwohl die Themen insgesamt sehr stark ineinandergreifen und fließende Übergänge exis- tieren. Aus diesem Grund finden nur die nachfolgend aufgeführten Handlungsziele im Regio- nalen Handlungskonzept Berücksichtigung:

2.2.1 Bildung und Kooperation Handlungsziel Handlungsansätze

 Sicherung und Ausbau Berufsschulzentren o Anpassung an regionalen Wirtschaftsbedarf o Erarbeitung von Struktur- und Handlungs- konzepten, Verbesserung der personellen o Entwicklung und Vermarktung von Kompetenz- und finanziellen Ausstattung zentren für regionaltypische Branchen (Fein- mechanik, Gesundheitswirtschaft, Tourismus) o Sicherung des Fachkräftenachwuchses mit o Ausbau der Praxispartnerschaft mit umlie- Hochschulreife genden Berufsakademien, Hochschulen/ Forschungseinrichtungen in Dresden o Entwicklung gemeinsamer Projektansätze/ Projekte o Unterstützung der Aus-/ Weiterbildungs- o Untersuchungen bei Jugendlichen, Arbeit- einrichtungen bei der Öffentlichkeits- und Netz- nehmern, Arbeitgebern durchführen hin- werkarbeit sichtlich der Wirk- und Erreichbarkeit o Mehr junge Menschen für eine duale Ausbil- o Fortschreibung und Umsetzung des Leit- dung in der Region ansprechen, begeistern, bildes zur Gestaltung der Berufs- und überzeugen Studienorientierung im Landkreis mit Handlungskonzept „Fit in den Beruf“ o Verbesserung der Lern- und Bleibebereitschaft o Aufzeigen beruflicher Entwicklungsper- o Verbesserung der Bekanntheit und des Images spektiven und Anforderungen der Wirt- von Berufsbildern (u.a. Facharbeiter, Meister) schaft an Jugendliche (und Eltern) o Unterstützung der Schulen bei der Ausge- staltung von Berufsorientierungsmaßnah- men (z. B. verpflichtendes mehrwöchiges Berufspraktikum ab Klassenstufe 7) o Unterstützung kleiner Betriebe bei der Organisation und Durchführung von Praktika (Kümmerer)  Wirtschaft 4.0 o Digitalisierung der Wirtschaft (Industrie und o Anpassung entsprechender Lehrpläne an Arbeit 4.0) erfordert Beachtung die neuen Herausforderungen

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 Regionale Wirtschaftswissensvermittlung o Vermittlung von regionalem Wirtschaftswissen o Lehrerfortbildung zum Wirtschaftsstandort und zeitgerechten Ausbildungsmethoden an Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (Sen- Lehrkräften sibilisierung für Arbeitsmarkt/ berufliche Chancen in der Region)

2.2.2 Lehrstellen und Arbeitsmarkt Handlungsziel Handlungsansätze

 Ausbildung o Sicherung/ Erhöhung der Ausbildungsbereit- o Unterstützung der Unternehmen bei der schaft der Unternehmen Fachkräfteplanung o Unterstützung v. a. kleiner Unternehmen bei der o Initiierung von Unternehmensverbünden Bewerbung ihrer Lehrstellen/ Arbeitsplätze („In der Region Karriere machen“, Infrastruktur)  Institutionalisierte Unterstützung der Arbeit- nehmer und Unternehmen o Regionale Koordination des Fachkräfte- o Kooperation aller relevanten Institutionen angebots und -bedarfs, Aufbau eines großen (Bundesagentur für Arbeit, Kammern, Ver- Netzwerkes bände, Unternehmen, Gewerkschaften) o Unterstützung der Unternehmen/ Arbeitskräfte durch bedarfsgerechte Infrastruktur  Erschließung bislang unterdurchschnittlich genutzter Quellen zur Fachkräftesicherung o Erschließung und Nutzung des Potenzials o Schaffung von Anreizen für Arbeit bis 65+ älterer Arbeitnehmer (altersgerechte Arbeitsplätze, Weiterbil- dungsangebote) o Ausbau der Zusammenarbeit des Netzwerkes Fachkräfteallianz Sächsische Schweiz- o Qualifizierung, Motivierung und Vermittlung Osterzgebirge zur Verbesserung der Erschlie- älterer Arbeitsloser bzw. in Ruhestand ßung des Potentials anerkannter Flüchtlinge befindlicher Personen durch Aufsetzen u.a. durch Integrationshilfen wie vorgeschaltete auf Maßnahmen der Bundesagentur für Praktika, Unterstützung/Hilfen bei Ausbildung Arbeit o Verbesserte Integration benachteiligter und o Bildungsförderung für Haupt- und Lernför- geringqualifizierter Menschen in den Arbeits- derschüler durch Aufsetzen auf Maßnah- markt men der Bundesagentur für Arbeit o Ausbildungsförderung für junge Mütter; bessere o Schaffung bedarfsgerechter Rahmenbe- Unterstützung der Unternehmen dingungen für Alleinerziehende o Verbesserung der Erschließung ausländischen, o Intensivierung der Zusammenarbeit mit vor allem des tschechischen Fachkräftepotenzi- Schulen in Tschechien; Angebot von als Integrations- und Mobilitätshilfen bzw. Sprachkursen o Verbesserung der Erschließung von abgewan- o Verbesserung der Willkommenskultur; derten Fachkräften Qualifizierung von Rückkehrerportalen o Nutzung des Auspendlerpotentials für den eige- o Werbung/ Ansprache/ Information über die nen Wirtschaftsstandort Chancen in der Region

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2.2.3 Vereinbarkeit von Familie und Beruf Handlungsziel Handlungsansätze

 Verbesserte öffentliche Anerkennung der Leistungen der Familie für Wirtschaft und Gesellschaft o Familienfreundliche und -gerechte Kommunal- o Entwicklung familienfreundlicher Dienst- politik durch Einbindung von Familien in die leistungsangebote und lokaler Bündnisse Kommunalentwicklung für Familien o Verbesserung der Familienfreundlichkeit o Ausprobieren neuer Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung  Einbeziehen der Unternehmen o Sensibilisierung und Unterstützung v. a. kleiner o Unterstützung bei familienfreundlicher Unternehmen bei Maßnahmen zur Verbesse- Personalpolitik rung der Vereinbarkeit von Beruf und Kinderer- o Maßnahmen zur Arbeitszeitflexibilisierung ziehung/ Pflege o Offener Umgang mit Erfordernissen zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege (Tabubruch bei pflegebedingter Mehrfach- belastung) o Elternförderung o Durch verbesserte Öffentlichkeitsarbeit auf gelungene Maßnahmen aufmerksam ma- chen und andere Unternehmen zur Nach- ahmung animieren (best practice) o Bedarfsgerechter Ausbau flexibler Kinder- o Unterstützung bei der Kinder- und betreuungsangebote in Kooperation mit Unter- Angehörigenbetreuung nehmen sowie wohnortnahe Wohn- o Unterstützung bei der Suche nach Woh- /Pflegeeinrichtungen für Senioren nung, Betreuungsplätze und -hilfen

2.2.4 Unternehmenssicherung und -ansiedlung Handlungsziel Handlungsansätze

 Unterstützung von Unternehmen o Identifizierung von zukünftigen Wachstums- o Konzipierung einer „Zukunfts-Landkarte“ feldern, -branchen und Trends des Landkreises zu zu erwartenden, zu- kunftsfähigen Entwicklungen o Unterstützung bei der Suche nach geeigneten o Aufbau, Management und Vermarktung Flächen für Betriebserweiterungen und neue eines landkreisweiten Gewerbeflächen- Unternehmensansiedlungen als Großflächen- pools initiative o Intensivierung des Dialogs zwischen Wirtschaft, o Initiierung von Wirtschaftsgesprächen, um Wissenschaft und Wirtschaftsförderung den Austausch zwischen den Teilnehmern zu unterstützen o Förderung der Gründungsdynamik insb. in o Förderung von Unternehmenskooperatio- innovativen und wissensintensiven Branchen nen in zukunftsträchtigen Wirtschafts- bereichen und Clusterbildung o Branchenspezifische Unterstützung kleiner o Anknüpfen an Maßnahmen von IHK/ HWK Unternehmen bei der strategischen Fachkräfte- o Netzwerke aufbauen, gute Beispiele auf- sicherung und der Nachfolgeregelung zeigen (best practice)

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o Weiterentwicklung der Beratungs- und Vermarktungsformate zur Fachkräftesiche- rung und Unternehmensnachfolge o Erarbeitung eines Handlungsleitfaden zur Unternehmensansiedlung  Einbeziehung der Verwaltung und Gesell- schaft o Verbesserung von praxisnahen, wirtschaftspoli- o Aufbau interkommunaler Pools an Fach- tischen Kompetenzen in den Kommunen leuten o Förderung bei der Ansiedlung qualifizierter Frauenarbeitsplätze im ländlichen Raum

2.2.5 Identität, Image und Willkommenskultur Handlungsziel Handlungsansätze

 Entwicklung einer Willkommenskultur o Profilierung aller Angebote des Landkreises für o Aktivierung von Verwaltungs-, Unterneh- eine Willkommenskultur: Arbeitsmarkt, Woh- mer- und Bürgerengagement für die nungs-, Einzelhandels- und Dienstleistungs- Willkommenskultur

angebot, Angebote für junge Familien, o Unterstützung der Kommunen beim Aufbau touristische Attraktionen, Sport-, Kultur- und ihrer eigenen, maßgeschneiderten Freizeitangebote Willkommenskultur und bei ihren kommunalen Marketingaktivitäten

o Entwicklung eines Standortmarketing- konzepts für den Landkreis unter Berück- sichtigung des Projektes „Markenbild und Arbeitsmarkt“  Spezielle Ansprache einzelner Gruppen o Zielgruppenorientierte Kommunikationsformen o Online-Aktivitäten, Storytelling, Werbung an und -wege des Standortmarketings des Land- Verkehrsknotenpunkten, etc. kreises o Maßgeschneiderte Kommunikationsstrategie für o Ansprache durch identitätsstiftende Fakto- die Zielgruppe Jugend ren, neue Beteiligungsformen, Orientierung auf Chancen für berufliche und persönliche Perspektiven o Qualifizierung der vorhandenen/ geplanten o Umfassender Service mit Kompaktangebo- Rückkehrerportale durch persönliche Begleitung ten für die ganze Familie (Arbeitsplatz für von Rückkehrwilligen (Kümmerer) Partner, Wohnung, Kinderbetreuung)

2.2.6 Kultur der Wirtschaftsfreundlichkeit, Kooperation und Kompetenzen Handlungsziel Handlungsansätze

 Wirtschaftsfreundliche Verwaltung o Auswahl relevanter Handlungsfeldern für „wirt- o Anlaufstelle für Unternehmer schaftsfreundliche Kommunen“ o Optimierung von Verwaltungsprozessen o Bürokratieabbau o Einbindung von Unternehmern in die Kommunalentwicklung o Schlüsselkunden im Bewusstsein von Verwaltungen o Regelmäßige Unternehmensbesuche o Bürger- und unternehmernahe Verwaltungssprache Seite 17

Regionales Handlungskonzept zur Fachkräftesicherung

o Sensibilisierung und Bewusstseinsschärfung o Unterstützung aktiver Standortgemein- aller Mitarbeiter in den Verwaltungen für Belan- schaften durch dauerhafte und nachhaltige ge der Unternehmen sowie deren Rahmenbe- Kooperation der Gewerbevereine und dingungen, Erwartungen und Sichtweisen als Standortgemeinschaften

Querschnittsaufgabe o Fachliche und methodische Unterstützung der wirtschaftspolitischen Kompetenz in den Kommunen des Landkreises  Demografie o Weiterentwicklung der modellhaften Ansätze im o Entwicklung eines Programms für ein Landkreis für ein chancenorientiertes Demografie-Coaching als Kombination von Demografie-Management: Strategie-, Kommunikations- und Umset- zungsberatung und als Hilfe zur Selbsthilfe für Macher und Entscheidungsträger im Landkreis (Demografie-Manager, Kümmererbüro)  Netzwerkaufbau o Engere Zusammenarbeit von Wirtschaft und o Gründung einer Initiative „Wirtschafts- Verwaltung auf der Arbeits- und Projektebene freundliche Verwaltungen“ im Landkreis (langfristige Sicherung von Strukturen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit drei Ressourcen) Arbeitsschwerpunkten: wirtschafts- und serviceorientierte Verwaltungen, aktive Standortgemeinschaften und Kultur der Wirtschaftsfreundlichkeit in der Kommune o Ausbau der interkommunalen Zusammenarbeit o Gründung eines Netzwerkes der Gewerbe- zu Fachkräftesicherung, Lebensqualität vereine und Standortgemeinschaften unter Einbeziehung der Arbeitnehmer o Verzahnung der Wirtschaftsförderungs- o Bildung eines Arbeitskreises der Wirt- instrumente mit denen der Landeshauptstadt schaftsförderer des Landkreises mit regel- Dresden und der Nachbarlandkreise mäßigen themenorientierten Werkstattge- sprächen

Mit den identifizierten Handlungsfeldern können die regionalen Akteure im Landkreis an der Umsetzung einzelner Themen zielgerichtet arbeiten und kontinuierlich an der Verbesserung des Wirtschaftsstandortes und seiner Attraktivität für Zuwanderer mitwirken. Es werden keine in der Fachkräfterichtlinie aufgeführten Fördergegenstände ausgeschlossen. Gleichzeitig ist es möglich, die umfangreichen und etablierten Aktivitäten des Landkreises hinsichtlich der Fachkräftesicherung – Anlage 1 – mit weiteren Projekten zu flankieren.

Die Prognos AG veröffentlicht regelmäßig den Zukunftsatlas. In ihm werden Zukunftschan- cen und -risiken der Regionen verglichen. Im Gesamtranking 2015 nimmt der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge von allen 402 Landkreisen Platz 296 ein.

Sachsenweit belegt der Landkreis den zweiten Platz nach dem Landkreis Zwickau und hat sich gegenüber 2013 signifikant verbessert (Abb. 12).

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Regionales Handlungskonzept zur Fachkräftesicherung

Abb. 12: Ranking Landkreise Prognos Zukunftsatlas 2016 Quelle: Prognos Zukunftsatlas 2016 (eigene Darstellung)

Diese positive Entwicklung kommt im Ranking durch eine bessere Zukunftschance zum Ausdruck, die mit „ausgeglichenem Chancen-Risiko-Mix“ bewertet wird. Ein wesentlicher Grund der Verbesserung ist die Nähe zur Landeshauptstadt Dresden, die mit sehr guten Zu- kunftschancen Gesamtrang 28 belegt.

Allerdings darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Landkreis mit den Rängen 263 bei „Wirtschaft & Arbeitsmarkt“ sowie 347 bei „Wettbewerb & Innovation“ weit hinter den Be- wertungen der Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz liegt. Dies ist der kleinteiligen Unter- nehmensstruktur, dem Fachkräftemangel sowie den fehlenden Forschungs- und Entwick- lungsbereichen in den bestehenden Unternehmen geschuldet.

3 Regionale Fachkräfteallianz

3.1 Zusammensetzung

Die Zusammensetzung der regionalen Fachkräfteallianz entspricht den Regularien der Fach- kräfterichtlinie.

Mitglieder der regionalen Fachkräfteallianz sind Vertreter folgender Institutionen: o Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge o Stadt Heidenau und Stadt Wilsdruff o IHK Dresden o HWK Dresden o Kreishandwerkerschaft Südsachsen o DGB Kreisverband Sächsische Schweiz-Osterzgebirge o Agentur für Arbeit Pirna o Jobcenter Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

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o AK Schule-Wirtschaft o IMPRO e. V. o Landschaf(f)t Zukunft e. V. o DEHOGA RV Sächsische Schweiz o Wirtestammtisch Altenberg/Geising o Klinik Bavaria Kreischa o LIGA – Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Sachsen o ver.di – Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft o NGG Dresden-Chemnitz o AG Asylsuchende Sächsische Schweiz-Osterzgebirge e.V. o Koordinierungsstelle Beruf & Bildung, Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

3.2 Ziele und Aufgaben

Die Fachkräfteallianz des Landkreises engagiert sich für eine Stärkung des Wirtschaftsstan- dortes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sowie für gute und sichere Arbeit, um ausrei- chend qualifizierte Fachkräfte für die heimische Wirtschaft zu gewinnen und in der Region zu halten. Alle beteiligten Partner verständigen sich auf die Ziele und Schwerpunkte der Fach- kräftesicherung und unterstützen deren aktive Umsetzung.

Die Fachkräfteallianz strebt die Stärkung des Wirtschaftsstandortes an, durch:

- Sicherung der wirtschaftlichen Leistungs- und Innovationsfähigkeit der regionalen sächsi- schen Wirtschaft bei gleichzeitig sozialer Verantwortungsübernahme aller arbeitsmarktre- levanten Partner der Region - Stärkung des Landkreises als attraktiver Ort für ein zukunftssicheres Arbeiten, Leben und Lernen - Erhöhung der Beschäftigungsquote von Frauen, älteren Personen, Menschen mit Migra- tionshintergrund sowie körperlich und geistig benachteiligten Menschen - Reduzierung der Arbeitslosenquote, insbesondere bei Langzeitarbeitslosen durch Stär- kung der beruflichen Aus- und Weiterbildung - Unterstützung der Gesunderhaltung am Arbeitsplatz sowie Förderung der Entwicklungs- chancen jedes Einzelnen im Sinne des Konzeptes „Gute Arbeit“ – siehe Anlage 2

4 Erklärung der Allianzpartner

Die Unterzeichner dieses Handlungskonzeptes koordinieren ihr Engagement in der Fachkräf- tesicherung und verpflichten sich zur Zusammenarbeit in der Regionalen Fachkräfteallianz des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Die Fachkräfteallianz verantwortet die Abstimmung und Überprüfung des Handlungskonzep- tes zur Fachkräftesicherung sowie die Priorisierung der Mittel des virtuellen Budgets für Kommunen und andere Zuwendungsempfänger, die im Sinne der sächsischen Fachkräfte- richtlinie Vorhaben einreichen wollen. Zu den Förderanträgen aus dem Regionalbudget be- zieht die Fachkräfteallianz gegenüber der Sächsischen Aufbaubank (SAB) – Förderbank Stellung. Die SAB prüft abschließend die formelle Förderwürdigkeit sowie -fähigkeit und er- stellt gegebenenfalls einen Förderbescheid.

Die Unterzeichner der Fachkräfteallianz werden ein verbindliches Vorgehen festlegen, um bedarfsbezogene Initiativen anzustoßen, zeitnah auf Konzeptvorschläge zu reagieren und um Empfehlungen auszusprechen.

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Michael Geisler Gerlinde Hildebrand Landrat Vorsitzende der Geschäftsführung Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge Agentur für Arbeit Pirna

Jürgen Opitz Ralf Rother Bürgermeister Bürgermeister Stadt Heidenau Stadt Wilsdruff

Robert Eichinger Manuela Salewski Referent Arbeitsmarktpolitik stellv. Hauptgeschäftsführerin IHK Dresden Handwerkskammer Dresden

Klaus Tittel Thomas Dißelmeyer Geschäftsführer Kreisvorsitzender Kreishandwerkerschaft Südsachsen DGB Kreisverband Sächsische Schweiz- Osterzgebirge

Axel Mantey Heidi Müller Geschäftsführer Technik Gerodur Neustadt/Sa. Geschäftsführerin Arbeitskreis Schule-Wirtschaft Jobcenter Sächsische Schweiz- Osterzgebirge

Peter Feine Manuela Sprechert Leiter Fachkräftesicherung Koordinierungsstelle Beruf & Bildung Interessenverband Metall- u. Präzisionstechnik Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge Osterzgebirge e.V.

Gunter Claus Ulrike Funke Geschäftsführer Geschäftsführerin DEHOGA Sachsen, Regionalverband Landschaf(f)t Zukunft e.V. Sächsische Schweiz e.V.

Jörg Ihbe Jochen Löbel Amtierender Vorsitzender Geschäftsführer Hotel Lugsteinhof Freie Wohlfahrtspflege im Landkreis Sächsische Wirtestammtisch Altenberg/Geising Schweiz-Osterzgebirge – LIGA der Spitzenver- bände

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Regionales Handlungskonzept zur Fachkräftesicherung

Uwe Voigt Silvia Protze ver.di – Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft Leiterin Personalentwicklung internationale Fachkräfte Klinik Bavaria Kreischa

Dr. Petra Schickert Volkmar Heinrich AG Asylsuchende Sächsische Schweiz- Geschäftsführer Osterzgebirge e.V. NGG-Dresden-Chemnitz

Pirna, den 15.12.2016

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Anlagen Anlage 1 - Aktivitäten des Landkreises hinsichtlich der Fachkräftesicherung

Alumnicum - Jahrgangsübergreifende Netzwerkveranstaltung der besten Schulabsolventen des LK mit dem langfristigen Ziel der Gewinnung von Fach- und Führungskräften für die regionalen Unternehmen - Finanzierung über Sponsoring für 2017 geplant

Arbeitskreis Schule-Wirtschaft - Auf der Grundlage des „Leitbildes für Berufs- und Studienorientierung“ engagieren sich im Arbeitskreis Schule-Wirtschaft Vertreter aus Schulen, Unternehmen, Verbänden sowie Einrichtungen der Jugendhilfe. Ziel ist die langfristige Sicherung des Fachkräftebedarfs sowie das Anregen lebendiger Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen - Ohne finanzielle Ausstattung

Heimkehrerbörse - Die Heimkehrerbörse „Ab nach Hause“ ist eine Internetplattform, mit der vor allem Fach- kräfte und insbesondere Heimkehrer angesprochen werden. Mit der Heimkehrerbörse wurde eine Plattform ins Leben gerufen, welche den LK als Wohn- und Wirtschaftsstand- ort für alle Altersklassen, Hierbleiber, Zuwanderer, Heimkehrer sowie Unternehmen als ein attraktives Umfeld bewirbt - Erstellung erfolgte 2014 über Fördermittel; Stellenangebote und Anzeigen sind kosten- pflichtig - http://www.ab-nach-hause.eu

Schau rein! Woche der offenen Unternehmen Sachsen - Woche zur Berufsorientierung, in der Schüler mit kostenfreiem Ticket und Versiche- rungsschutz über die Schule zu Unternehmen fahren können um sich in zuvor gebuchten Veranstaltungen das Unternehmen und die Berufsbilder anzuschauen. Dabei werden Schüler ab Klasse 7 angesprochen, so dass eine frühzeitige berufliche Orientierung zur Sicherung des Fachkräftebedarfs möglich wird - Finanzierung erfolgt über Projektförderung durch das SMWA/SMK - www.schau-rein-sachsen.de

Tag der Ausbildung - Die größte Berufsmesse im LK findet seit 15 Jahren statt und ermöglicht Jugendlichen an nur einem Tag in kompakter Weise die Vielfalt der Ausbildungsberufe des Landkreises kennenzulernen. Unternehmen des LK stellen sich den ausbildungsinteressierten Schü- lern vor, präsentieren Ausbildungsberufe und laden zum Mitmachen ein. Veranstaltung in diesem Jahr mit 122 Ausstellern und ca. 4.000 Besuchern - Der Tag der Ausbildung ist mittlerweile durch Sponsoring und Unternehmen durchfinan- ziert - http://www.landratsamt-pirna.de/tag-der-ausbildung.html

Tourismustag - Der Tourismustag wurde mit der LK-Fusion ins Leben gerufen und fand 2009 zum ersten Mal statt. Alle zwei Jahre wird den Touristikern an einem jeweils anderen Austragungsort umfangreiches Wissen aus Marktforschung, Trends und Entwicklungen auf nationalem und internationalem Tourismusmarkt vermittelt. Zugleich besteht an diesem Tag die Mög- lichkeit, aktiv in den Erfahrungsaustausch zu treten, Angebote zu entwickeln und Netz- werke zu vertiefen. - Der Tourismustag wird durch Teilnahmegebühren und Sponsorengelder unterstützt - http://www.landratsamt-pirna.de/tourismustag.html

UniBörse – der Hochschultag im Landkreis - Seit 5 Jahren gibt diese Messe studieninteressierten Jugendlichen Orientierung, indem Hochschulen aus ganz Sachsen Studiengänge vorstellen, Beratungen vornehmen und in Workshops informieren. Zusätzlich sind regionale Unternehmen vor Ort, die duale Studi- engänge und akademische Einsatzfelder sowie Praktika präsentieren. Dadurch können Schüler ab Klasse 8 die beruflichen Perspektiven als Fach- und Führungskraft im Land- kreis aufgezeigt werden. - Die UniBörse ist durch Sponsoren und die Unternehmer durchfinanziert - http://www.landratsamt-pirna.de/uniboerse.html

Unternehmensatlas und Website - Mehr als 90 Unternehmen des LK präsentieren sich und ihre Ausbildungsberufe den Ju- gendlichen auf einer responsiven Website, die in Ergänzung zum Unternehmensatlas- Heft angeboten wird - Website und Heft sind durch Beteiligung der Unternehmen und Fördermittel durchfinan- ziert - www.unternehmensatlas.de

Wirtschaftstag - Der traditionelle Wirtschaftstag findet seit 2008 statt und soll den Teilnehmern Denkan- stöße vermittelt, die Unternehmer vernetzen und dient dem Ideenaustausch. Der Wirt- schaftstag bietet mit seiner Branchenvielfalt zahlreiche Anknüpfungspunkte für spannen- de Diskussionen z.B. über die Unternehmensnachfolge, Fachkräftesicherung, Generation Y, die auf eine zukunftsorientierte Entwicklung des LK abzielen. - Der Wirtschaftstag ist durch Sponsoren und die Unternehmer durchfinanziert - http://www.landratsamt-pirna.de/wirtschaftstag.html

Regionales Handlungskonzept zur Fachkräftesicherung

Anlage 2 Leitprinzip „Gute Arbeit“

Leitprinzip „Gute Arbeit“

 Gute Arbeit ist und bleibt eine wichtige Voraussetzung für die Selbstverwirklichung der Menschen und für ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer brauchen sichere Arbeitsplätze mit Entwicklungsperspektiven und ein fes- tes Einkommen, das zumindest den Lebensunterhalt gewährleistet

 Zu Guter Arbeit gehören auch die Anerkennung von Leistung und persönliche Entwick- lungschancen für jeden Einzelnen und jede Einzelne sowie gute Qualifizierungsangebo- te.

 Gute Arbeit muss die unterschiedlichen Lebensphasen arbeitender Menschen berück- sichtigen: jungen Menschen bietet sie Perspektiven, Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- mern mit Familien die Vereinbarkeit von Kindererziehung und Pflege, älteren Beschäftig- ten ermöglicht sie einen gesunden Übergang in den Ruhestand.

 Gute Arbeit ist gleichermaßen auf die Interessen von Frauen und Männern ausgerichtet und planbar. Sie muss gleichberechtigte Teilhabe und gesellschaftliches Engagement ermöglichen.

 Gute Arbeit ist selbst- und mitbestimmt. Die Möglichkeit, Arbeitsbedingungen mitzuge- stalten und über zentrale Fragen des Arbeitslebens selbst mitzubestimmen ist das Recht arbeitender Menschen. Den Betriebs- und Personalräten, dort wo es sie gibt, kommt da- bei eine Schlüsselrolle zu. Betriebs- und Personalräte verfügen über die notwendigen Kompetenzen, um die betriebliche Arbeitswelt zu gestalten.

 Gute Arbeit ist eine Voraussetzung für Innovationen und damit auch für die Wettbewerbs- fähigkeit der Wirtschaft. Die Strategie einer zukunftsfähigen Entwicklung des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge heißt „besser statt billiger“ und verknüpft Wachstum, Beschäftigung, Wohlstand und Nachhaltigkeit miteinander. Neben technischen Innovati- onen gewinnen soziale Innovationen immer stärker an Bedeutung.

 Gute Arbeit ist Voraussetzung für die nachhaltige Integration von Menschen mit Migrati- onshintergrund und mobilen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in den regionalen Arbeitsmarkt. Gute Arbeit muss für alle Beschäftigten gelten. Schlechterstellung und Ausnahmen für bestimmte Gruppen darf es nicht geben. Das Grundprinzip „Gleicher Lohn und gleiche Arbeitsbedingungen für gleiche Arbeit am gleichen Ort“ muss für alle Beschäftigten, gleich welcher Herkunft gelten.

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