Jubi_LIVE_Bund_5 01.04.2004 14:11 Uhr Seite 1 SPEZIAL HAUSZEITUNGLIVE VON SF DRS. SPEZIALAUSGABE «50 JAHRE SCHWEIZER FERNSEHEN» Sitcom, Soap und SF2

sollte in der Hauptsendezeit konsequent als Ergänzung zu den sprachregionalen TV-Programmen der SRG gestaltet und im übrigen als Sport- und Ereigniskanal genutzt werden. Dazu kam die Zusam- menarbeit mit Dritten. Die neu gegrün- dete Firma PresseTV (PTV), bestehend aus privaten Medienunternehmen wie NZZ, Ringier und Basler Zeitung, erhielt im Herbst 1995 vom Bundesrat eine ent- sprechende Konzession. Direktor von Schweiz4 war Dario Robbiani. Doch der Ergänzungskanal zu SF DRS geriet bald in Schieflage. Bereits kurz nach dem Start führten unter- schiedliche Vorstellungen über die Aus- richtung des neuen Senders zu Span- nungen. Robbianis Konzept eines fö- deralistischen, multikulturellen Senders ohne Rücksicht auf den Markt stand im Widerspruch zum publikumsorien- tierten Ergänzungsprogramm, das Peter Schellenberg in einer Task Force vor- geschlagen hatte. Im Sommer 1996 kam es zum Bruch. Der Zentralratsausschuss SRG kündigte den Arbeitsvertrag mit dem Schweiz4-Direktor wegen «tiefgrei- fender Differenzen» und beauftragte den neuen Generaldirektor Armin Walpen mit der Ausarbeitung eines neuen Kon- «Fascht e Familie», 1994: Martin Schenkel als Flip, Hanna Scheuring als Vreni (r.) und Trudi Roth zepts. Am 30. Juni 1997 stellte Schweiz4 als Tante Martha in der Folge «Motorradfahrt mit Hindernissen». den Betrieb ein. Mit SF2 erhielt SF DRS am 1. September 1997 einen zweiten Kanal, nach- SPlus startete am 25. September 1993. Nach der Sommerpause, am 1. Sep- dem SPlus und Schweiz4 nach kurzer Zeit gescheitert waren. Nicht nur Programmdirektor war Roy Oppenheim, tember 1997, ging SF2 und damit das deswegen gab es im fünften Jahrzehnt des Schweizer Fernsehens umfang- ehemaliger Direktor von Schweizer Ra- Konzept «ein Programm auf zwei Ka- reiche Reorganisationen: Die Produktion wurde ausgelagert und Sparvor- dio International. Auf dem neuen Kanal nälen» auf Sendung. SF1 blieb praktisch gaben führten im Programmbereich zu einschneidenden Massnahmen. gingen auch die privaten TV-Magazine unverändert. Hauptangebote auf SF2 «CASH-TV» und «Format NZZ» auf Sen- waren neu ein grossflächiges Kinder- von Urs Durrer Hagmann weiter. Das führte denn auch dung. Sie erhielten vom Bundesrat eine und Jugendangebot (Eigenproduktio- Eine «eigentliche Leidensgeschichte» sei dazu, dass sich die SRG entgegen der eigene Konzession, als sogenanntes Fen- nen) am Vorabend, Serien und Spielfil- die Entstehung des zweiten Fernsehpro- Empfehlung von SF DRS für einen Kon- sterprogramm im Rahmen von SPlus. me am Hauptabend, eine Sportleiste um 1993-2003 1993-2003 gramms SF2 gewesen, erklärt Franz Hag- kurrenzsender stark machte. Dement- Dem neuen Kanal war aber kein Erfolg 22.20 Uhr und anschliessend eine Late- mann, damaliges Mitglied des Regional- sprechend fiel auch die Konzession des beschieden. Die Zuschauer blieben aus Night-Show mit Dieter Moor. Dazu ka- ratsausschusses RRA, im Buch «50 Jahre Bundesrates aus. Die SRG konnte zwar und nach wenigen Monaten setzte die men Sportübertragungen und am Wo- Schweizer Fernsehen», Verlag hier+jetzt. das Programmkonzept SPlus (Sportkette Generaldirektion der SRG eine Task- chenende die Sendungen von PresseTV. Ein weitgehend von SF DRS getrenntes plus) realisieren, erhielt aber die Aufla- Force ein. Am 19. Februar 1995 ver- Schliesslich wurden beide Programme zweites Programm, das sich vor allem im ge, für diesen Kanal eine autonome Pro- schwand der Kanal vom Bildschirm. mit der «Tagesschau» verbunden. politischen Sinn als Alternative verste- grammdirektion einzusetzen und mit Anfang März 1995 erfolgte mit he, sei die Lieblingsidee des damaligen anderen Veranstaltern zusammenarbei- Schweiz4 der zweite Versuch der SRG Medienministers Adolf Ogi gewesen, so ten. mit einem Konkurrenzsender. Schweiz4 Fortsetzung auf Seite 50 >

1. FEBRUAR 1993 27. AUGUST 1993

Start des Tagesfernsehens «TAF» Erste «Arena» «Es war ein Sprung ins kalte «Das politische Leben in der TV-Wasser, wir hatten intern Schweiz wird in geraffter Form und extern keine grosse Beach- abgebildet. Die Sendung ist tung – das war unsere Chance gewissermassen eine erweiterte

CHRONIK und unsere Freiheit.» Debatte mit den politischen Elvira Stadelmann, Moderatorin Wortführern.» Filippo Leutenegger, Redaktionsleiter und Moderator Elvira Stadelmann und Viktor Baumgartner, 1993. Filippo Leutenegger, ca. 1998. Jubi_LIVE_Bund_5 01.04.2004 14:11 Uhr Seite 2

50 1993-2003 5 Anzahl Konzessionäre (ganze Schweiz) 1993: 2’559’534 2002: 2’652’163 Fernsehdirektion seit 1988: Peter Schellenberg ab 1. Januar 2004: Ingrid Deltenre Merkdaten 1993: Das neue Rundspruch-Bundesgesetz tritt in Kraft. Es erlaubt Privatsender und verlängert den Werbeanteil. 1993: PTT nur noch für Sender und Verbindungen zuständig 1993: Die zweite deutschsprachige Senderkette SPlus wird als eigenständiges Konkurrenzprogramm aufgebaut (Leitung Roy Oppenheim) 1993: Einführung des Tagesfernsehens «TAF» und einer neuen Abteilungsstruktur 1994: Erste erfolgreiche Sitcom «Fascht e Familie» 1995: Neukonzeption der 2. Senderkette als Schweiz4 (nationales Ergänzungs- programm mit Schwergewicht Sport) 1996: Konzept «PresseTV» gestartet (SF-Pro- grammfenster für von Zeitungsverlagen produ- zierte Programme) 1996: DOK-Film «Heidi im Pornoland» Moderator Dieter Moor im «NightMOOR»-Studio, 1998. Fortsetzung von Seite 49 > erntet vorab Pressepolemik und spätabendlichen Zuschauerrekord Produktion und Technik Sendung und ersetzte die «Freitagsrun- leitete die Abteilung 'Information und 1996: Erste Ausgabe von «Ventil» 1997: Ansageteam von SF DRS werden selbständig de». Die Politsendung will die Schweizer Kultur', Marco Stöcklin die Abteilung verabschiedet sich Eine wichtige Voraussetzung für den Innenpolitik darstellen. Thema der ers- 'Fiktion und Unterhaltung', und Urs 1997: 2. Senderkette wird als SF2 Start von zwei Programmen erfüllte die ten Sendung war «Kinder im Verkehrs- Leutert blieb Leiter 'Sport'. Fernsehdi- der Fernsehdirektion SF DRS unterstellt (ein Programm auf zwei Kanälen) Technik: Drei neue, mit digitaler Tech- Terror – Streit um Tempo 30» – eine Dis- rektor Peter Schellenberg betonte, die 1997: Start der Talksendung «NightMOOR» nik ausgestattete Reportagewagen, das kussion mit dem Zürcher Stadtrat Ruedi Strukturreform sei nicht mit einem Per- 1998: Betrugsversuch Low-Budget-Studio 5 und das Kleinpro- Aeschbacher und Nationalrat Michael sonalabbau verbunden. Abgebaut werde in der Quizsendung «Risiko» duktionsstudio 6 konnten in Betrieb ge- Dreher. Schliesslich erhielt SF DRS im jedoch in der Hierarchie und beim 1998: Schaffung einer Programmdirektion, Adrian Marthaler wird 1999 Programmdirektor nommen werden. Herbst 1993 ein neues Erscheinungs- «Papier». 1999: Kommerzsender TV3 in Betrieb, RTL/Pro7 Bereits drei Jahre zuvor war im tech- bild: Zehn verschiedene Motive – vom Mit dem neuen Radio- und Fernseh- mit Deutschschweizer Programmfenster; Start nischen und produktionellen Bereich Holzhacken bis zum Fahnenschwingen, gesetz geriet Ende der 90er-Jahre das me- der Serie «Lüthi & Blanc» ein erster Schritt in die Unabhängigkeit die zum Teil noch heute am Bildschirm diale Umfeld von SF DRS intensiv in Be- 2000: Produktionszentrum verselbständigt sich zum «tpc» in die Wege geleitet worden. Für Pro- zu sehen sind. 1994 war dann der Start wegung. Neue kommerzielle Fernsehsen- 2000: Iso Camartin wird Leiter duktion und Technik (P+T) wurde das der ersten Folge von «Fascht e Familie». der kamen auf den Markt: Tele 24, TV3 der neuen Abteilung 'Kultur'. Projekt «Profit Center» entwickelt: P+T Die Sitcom wurde zum Grosserfolg. Bis sowie die Programmfenster von RTL/ Pro7 2001: Definitive Einführung des Wieder- holkanals SFinfo; Privatsender Tele 24 blieb zwar für die technische Grundver- 1999 schauten im Durchschnitt 1.2 Mil- und Sat.1. SF DRS passte sein Programm und TV3 stellen Betrieb ein sorgung von SF DRS verantwortlich, be- lionen Zuschauende die 100 Folgen. Das nur gering an die vermehrte Konkurrenz 2001: Erste Ausgabe von «Aeschbacher» gab sich aber stärker auf den privaten Drehbuch schrieb Charles Lewinsky. an. Dafür gab es in der Unternehmensor- 2002: Chefredaktor Filippo Leutenegger Markt. Leistungen zwischen SF DRS Hauptdarsteller waren Trudi Roth, Walter ganisation eine markante Änderung: 1999 freigestellt 2002: Erstmals Rückgang bei Werbe- und P+T wurden zudem neu direkt ver- Andreas Müller, Hanna Scheuring, Mar- wählte der RRA Adrian Marthaler zum Lei- einnahmen, SF DRS führt Sparmassnahmen rechnet. tin Schenkel, Andrea Matti, Sandra Moser ter der neu geschaffenen Programmdirek- ein; Botschaft zum neuen Rundspruchgesetz Nach intensiven Vorbereitungen ent- (ab 1997) und Beat Marti (ab 1998). tion. Ihm wurden die Abteilungen ’Unter- sieht Gebührensplitting und Lockerung der stand dann am 1. Januar 2000 aus dem haltung’, ’Film, Serien und Jugend’, ’Sport’ Werberegelung vor 2002: Zum letzten Mal «MittagsMagazin» Produktionszentrum eine eigenständige Kompetenzen an die Front und später auch die neue Abteilung ’Kul- und «MittagsTalk» Aktiengesellschaft: die tv production cen- und neue Programmdirektion tur’ unterstellt. 2003: Wahl von Ingrid Deltenre als Nach- ter Zürich ag (tpc). Sie gehört zu 100 Pro- Begleitend zur Programmreorganisation folgerin von Peter Schellenberg per 2004 zent der SRG SSR idée suisse und wird wurde auf den 1. Januar 1994 die Füh- wirtschaftlich von SF DRS kontrolliert. rungsstruktur von SF DRS radikal umge- baut. Ziel war eine Vereinfachung der Neue Sendungen – Organisation und eine Zuweisung von neues Erscheinungsbild Verantwortung und Kompetenzen an die Mit dem Schweizer Werbefenster von Front. Von den sieben Programmabtei- 1993-2003 1993-2003 RTL änderte sich ab 1993 das mediale lungen wurden die Abteilungen 'Drama- Umfeld. Um wieder Markanteile zu ge- tik', 'Familie und Bildung' sowie 'Kultur winnen, ging SF DRS in die Offensive: und Gesellschaft' auf den 1. Januar 1994 Im Februar 1993 startete das Tagesfern- gestrichen. Das löste heftige Reaktionen sehen «TAF». Gleichzeitig wurde der aus. Einige befürchteten, dadurch werde Hauptabend konsequent mit schweize- der Kulturauftrag und die Bildungsauf- thik rischen Programmen für ein Mehrheits- gabe im Kampf um Marktanteile ver- publikum gestärkt und ausgebaut. Im nachlässigt. Künftig gab es somit noch Seit 2000 eine selbständige Aktiengesellschaft: tpc. August ging die «Arena» erstmals auf drei Programmabteilungen: Peter Studer

25. SEPTEMBER 1993 21. FEBRUAR 1994

Start SPlus Erstes «Megaherz» «Wir sollten das Fernsehen nicht «Jemand beantwortete die Frage als feindliche Macht dämonisie- nach einem russischen Zaren mit ren, sondern akzeptieren, dass es 'Zarah Leander'! Da brauchte ich Teil der Informationsgesellschaft, schon eine Sekunde, um mich zu

CHRONIK der Kultur und des politischen vergewissern, dass das real ist.» Prozesses ist.» Heinz Margot, Moderator Roy Oppenheim, Direktor Roy Oppenheim, 1993. Heinz Margot, 1994. Jubi_LIVE_Bund_5 01.04.2004 14:11 Uhr Seite 3

51 PTT-Logo, 1981. tpc-Logo, 2003. Von der PTT zum tpc

Anfänglich war die PTT für Kabel, Kameras und Kurzwellenübertragung zuständig, vor 16 Jahren wechselte die technische Verantwortung zur SRG. Im Jahr 2000 wurde der Produktionsbereich von SF DRS ausgelagert – das tpc entstand.

von Peter Küchler strahlnetz Albis von der PTT zur SRG. schaffen, damit der vielleicht schmerz- die von der SRG in Auftrag gegebene Die drei behäbigen Kameras sorgten Vor einem Jahr wurde das von der Swiss- liche Abschied von SF DRS raschmög- Erstellung des Weltsignals von der ständig für Unruhe: Werden sie die Sen- com betriebene Bildnetz schliesslich ab- lichst einem neuen Selbstbewusstsein Ski-WM in St. Moritz und die Produk- dung ohne Bildausfall durchstehen? Im geschaltet und von Media Services und Stolz, zum tpc zu gehören, weicht.» tion des weltweiten Fernsehsignales von Versuchsbetrieb 1953 galt den techni- (MSC) durch das digitale Glasfasernetz Das tpc beschäftigt derzeit 825 Mit- Ruder- und Kanuwettbewerben an Olym- schen Einrichtungen aufgrund ihrer An- «Colibri» ersetzt. Die Media Services arbeitende. Mit 396 Mitarbeitenden ist pischen Spielen. Zudem wird das tpc all- fälligkeit für Totalausfälle ein beson- der SRG SSR erbringen Broadcasting- Studio & Postproduction der grösste jährlich vom Hostbroadcaster SF DRS deres Augenmerk. Für die Studioein- Dienstleistungen bei der Erstellung, Ver- Bereich, gefolgt von der Aussenproduk- damit beauftragt, das Leichtathletik- richtungen und deren Unterhalt, für die teilung und Koordination der Program- tion mit 191 und der Ausstattung mit Meeting «Weltklasse Zürich» ins rechte Sender und die Programmverbreitung me sowie bei der Medienforschung. 124 Mitarbeitenden. Bild zu rücken.

Aussenaufnahmen eines Skirennens Mitte der 50er-Jahre...... und 2003 an der Ski-WM in St. Moritz.

war die PTT zuständig. Alle zwei bis drei Produktion wird selbständig SF DRS ist mit einem Produktionsvolu- Für die Aussenproduktionen stehen sie- Monate fand ein technischer Rapport Per 1. Januar 2000 wurde das Produk- men von knapp über 70 Prozent nach ben Reportagewagen, zwei News Vans, statt, mit drei Mitgliedern der SRG tionszentrum von SF DRS schliesslich wie vor der wichtigste Kunde des tpc. drei Schnittmobile, ein Kamerawagen und drei Personen der PTT. In diesem zu einer Aktiengesellschaft – dem tv pro- Die beiden Nachrichtenformate «Tages- für Aufzeichnungen von Super-Slowmo- Gremium äusserten die Fernsehmitar- ductioncenter zürich (tpc). «Der Weg in schau» und «10vor10» beispielsweise tions, 19 ENG-Einheiten (Einer- oder beitenden ihre Wünsche für Neuan- die Eigenständigkeit und die damit ver- generierten im vergangenen Jahr zusam- Zweier-Kamerateams) und diverse Spezi- schaffungen. Sofern diese den Budget- bundene Abnabelung von SF DRS war men 460 Sendestunden. Auf Seiten des alfahrzeuge bereit. Die Studios verfügen vorstellungen der Verantwortlichen ent- für viele Mitarbeitende sehr schwierig», tpc entsprach dies einem Personalauf- – ohne das Duplexstudio und die exklu- sprachen, wurde der Antrag protokol- sagt Daniela Bassi, Leiterin Marketing wand von mehr als 76 000 Stunden – siv an SF DRS vermieteten Aktuali- liert und gutgeheissen. Die PTT-Gene- und Kommunikation. «SF DRS hat ei- oder 165 Personalstunden pro Sende- tätenstudios einberechnet – über eine raldirektion konnte allenfalls ihr Veto nen sehr hohen Bekanntheitsgrad – in stunde. Fläche von knapp 2800 Quadratmetern. einlegen. So dauerte es – den Entschei- der Deutschschweiz von nahezu hundert Im Gegensatz zum Versuchsbetrieb mit dungsweg und die Lieferfrist eingerech- Prozent. Die Mitarbeitenden haben sich Am Puls der Sportler den drei störungsanfälligen Kameras net – unter Umständen fast ein Jahr, bis mit diesem Unternehmen identifiziert. «Qualität vereint mit Innovationsgeist», kann das tpc aus dem Vollen schöpfen: eine neue Kamera geliefert wurde. Der Name tpc war bei der Gründung bringt Daniela Bassi die Philosophie des Heute zählt der Bestand 52 Live- und 24 Erst 1987 ging die Kompetenz zur eigentlich nur eine Worthülse, die nun Unternehmens tpc auf den Punkt. In ENG-Kameras. Beschaffung und Wartung der Studio- allmählich mit Inhalten gefüllt wird.» der kurzen Unternehmensgeschichte hat einrichtungen von der PTT an die SRG Roger Sidler, Geschäftsleiter tpc, hielt sich das tpc besonders mit der Über- technik über. Sechs Jahre später wechselte dann bei der Gründung fest: «Es gilt, für Mit- tragung verschiedener Sportereignisse auch die Verantwortung für das Richt- arbeitende des tpc eine neue Identität zu einen Namen gemacht. Beispiele sind

8. APRIL 1994 28. AUGUST 1994

Erstes «Quer» Erste «Sternstunde» «'Quer' mit Röbi Koller war Leben «Ich misstraue einer Religion und Erleben aus erster Hand. ohne Zweifel, einer Philosophie, Deshalb setzte die Sendung die die ihren Erkenntnissen nicht mit Experten in die zweite Reihe, Skepsis begegnet, und einer die wahren Fachleute sind die Kunst, die nicht um das Humane Betroffenen.» ringt.» Erwin Koller, Redaktionsleiter Balz Hosang, Redaktionsleiter und Moderator Röbi Koller, 1996. Erwin Koller und Schwester Ingrid Grave, 1994. Jubi_LIVE_Bund_5 01.04.2004 14:11 Uhr Seite 4 52 5 Kurze Kapitel der Fernsehgeschichte, kommentiert und beschrieben aus persönlicher Sicht: In einem fiktiven «Tagebuch» erinnern sich die Autoren an Ereignisse, die sie mitgestaltet oder aus der Nähe miterlebt haben. In diesem Bund: Monika Schärer, Moderatorin/Redaktorin für Kultur und Reisen. Starfrisuren und fliegende Teppiche

1. Februar 1993: «TAF»-Start oder was wäre gewesen, wenn...? Der Start von TAF löst bei mir unwei- gerlich die Erinnerung an ein Telefon- gespräch aus, das ich ein paar Monate früher geführt habe. Es muss an einem Dienstagabend gewesen sein. Ich sitze auf dem Sofa und schaue den «Zischtigs- club». Das Telefon klingelt. Es ist Louis Castellazzi, der wohl eigenwilligste und schrägste Ansager, den das Fernsehen in seiner bewegten Geschichte hervorge- bracht hat. Er ist ein Clown, ein Fabu- lierer, der seine Mini-Auftritte zu eigen- ständigen Performances ausbaut, der dem Genre der Ansagerei eine völlig neue Dimension gibt. Er habe da etwas

für mich, meint Louis. Es sei noch d geheim, aber das Fernsehen plane eine Tagessendung mit verschiedenen Mode- rationsteams, er sei dabei. Ob ich nicht auch Lust hätte? Da könne man Fernse- hen machen, ohne dass einen das Publi- kum stört! Louis' Argument – flammend, enthu- siastisch vorgebracht – überzeugte mich Für «neXt» 1999 unterwegs am Bahnhof Zürich-Stadelhofen: Monika Schärer. dennoch nicht. Ich blieb bei DRS3, richtigen Moment hochziehen. Ich soll zumindest für ein weiteres Jahr. Und des Films «Casino» in einem Hotelzim- und sein Team fliegen im nigelnagelneu- die Touristin im Zimmer über uns davon Louis... ihn vermissen wir noch heute. mer in Hamburg stelle. Dabei will ich en PC12 mit Polstersessel!) wartet auf überzeugen, uns den Balkon zur Verfü- Schmerzlichst. von der hochintelligenten Schauspiele- dem kleinen Flugplatz. Peter Lippuner gung zu stellen. Aber ich merke schnell: rin mit Hollywood-Insider-Wissen ledig- treibt uns zur Eile an – er will vor Son- Die Dame ist kränklich und mein Spa- 28. Januar 1994: lich erfahren, ob man eine Karriere wie nenaufgang in der Luft sein. Hätte der nisch lausig. Sie will nicht. Regisseur Urs «Drei Engel für Schälli» die ihre planen könne: vom blonden Flugplatz – wie uns gesagt wurde – eine Fitze und Massimo lassen sich jedoch Die Schlagzeile im Blick zeigt mir Dummchen über die Nacktbilder im automatische Rollbahnbeleuchtung und nicht entmutigen: Als die Señora leicht unmissverständlich, worauf ich mich «Playboy» und die Beine spreizende wäre das Tor zum Flugfeld offen, wir hät- genervt erneut die Tür öffnet, knien die eingelassen habe: Abenteuer Fernsehen «Basic Instict»-Killerin bis hin zur gran- ten es wohl geschafft. So aber hieven wir beiden vor ihr, strecken ihr Blumen und – here I come! Daniela Renaud («Lip- diosen Mimin. Sharon Stone zeigt Kan- zuerst die Tonnen Material über den Pralinen entgegen und Massimo bezirzt

tagebuch stick»), Nicole Pavlin («CinéClip») und ten: «I can’t believe a woman journalist Zaun, laden alles in die Cessna und... sie in einwandfreiem Spanisch. Zehn ich («neXt») sind die Aushängeschilder asking me a question like this!» Zu mei- warten. Die Sonne geht dann irgend- Minuten später fliegt der Teppich! der drei neuen Magazin-Sendungen. ner Entlastung sei hier angefügt: Sie hat wann auf und ich weiss dank Peter Lip- Und im Fernsehstudio wird von einer Kopfschmerzen und ich trage den selben puner: Frühaufsteher erleben mehr. neuen Krankheit gesprochen: Der Maga- Haarschnitt wie sie. zinitis. 9. März 2001: Massimo Rocchis 22. Mai 1999: «SF Spezial» fliegender Teppich 10. März 1996: erobert Down Under Für die Sendung «Piccobello – Massimo Das Duell Stone – Schärer Peter Lippuner, Produzent der «SF Spe- Rocchi in Marokko» möchten wir – mit Während Generaldirektor Armin Wal- zial»-Produktion «Australien», ist ein bescheidenen Mitteln – eine besondere pen seine ersten SRGehversuche macht, Frühaufsteher. Deshalb stehen auch wir Illusion erzeugen. Während Massimo im trage ich meinen ersten Streit auf früh auf: Heinz Heim (Kamera), Armin Hotelzimmer den Koffer packt, soll der Mattscheibe aus. Das Duell Stone Erzinger (Ton), Thomas Gloor (Regie) hinter ihm vor dem Fenster ein Teppich (Sharon) – Schärer (Monika) endet 0:1 und ich (Moderation). Heute fliegen wir vorbeifliegen. Nichts leichter als das! respektive 1:0 je nach Standpunkt. Frau von Exmouth in die Kimberleys. Unser Wir bräuchten lediglich den Balkon im Stone gefallen meine Fragen überhaupt Privatflugzeug, eine zweimotorige Cessna obern Stock und könnten dann einen nicht, die ich ihr anlässlich der Premiere mit Klappsitz-Bestuhlung, (Kurt Schaad an Nylonfäden aufgehängten Kelim im Monika Schärer, 2003.

4. NOVEMBER 1994 1. MÄRZ 1995

Erste Folge «Fascht e Familie» Schweiz4 geht auf Sendung «Man kann alles lernen, bloss «Das grosse Plus von Schweiz4 nicht, was lustig ist. Logisch sehe ich darin, dass es eine begründet, ist in einer Sitcom nationale Kette mit regionalen jeder Wahnsinn möglich.» Fenstern (Prime-time-Splitting)

CHRONIK Charles Lewinsky, Autor ist.» Dario Robbiani, Direktor

(V.l). Martin Schenkel, Trudi Roth, Hanna Scheuring, Andreas Matti, Walter Andreas Müller, 1994. Start des Schweiz4-Ballons am Leutschenbach, 1995. Jubi_LIVE_Bund_5 01.04.2004 14:12 Uhr Seite 5

in andere Sendungen, sei dies die Tour de 53 Der Berg ruft Suisse, das Lauberhornrennen oder ande- re komplexe Projekte – die Berge als Quel- le des technischen Fortschritts.

Immer höher Seither hat der Berg immer wieder geru- fen. 1995 begleitete Frank Senn mit Ka- meramann Bruno Roth die Swiss Dhau- lagiri Expedition. Sie berichteten für «time out» über die Besteigung des Acht- tausenders, bis hin zum tragischen Tod eines Expeditionsteilnehmers. Und schliesslich letzten Sommer eine Doku- Soap über eine Schweizer Expedition auf den Mount Everest. Die Idee stammte von Frank Senn, Otto C. Honegger ging auf das Risiko ein und filmte mit dem DOK-Team eine Gruppe von Deutsch- und Westschweizern mit ihren Hoffnun- gen, ihrem Ehrgeiz und ihren kleinen und grossen Dramen. Expeditionsleiter Kari Kobler musste den Gipfelsturm auf 8600 M.ü.M. abbrechen. Auch ohne Gipfelerlebnis gelang die Serie. Ganz Noch ein paar Meter zum Gipfel, dann haben die Bergsteiger die Durchsteigung der Eiger-Nordwand geschafft. wie es der Bergsteiger Reinhard Karl ein- mal sagte: «Ganz oben bist du nie.» 1957 gabs die erste Live-Bergsendung. Seither stieg das Schweizer Fern- «Richtiges Fernsehen ist live» sehen immer wieder auf Berge, jedes Mal ein bisschen raffinierter, länger, 1983 folgte die erste «Karussell»-Berg- steiler, höher. tour. Für Moderator Beat Rauch, Bünd- Nachgefragt von Robert Neuhaus sammelte ein dickes Buch von begeisterten ner und Bergsteiger, eignete sich Bergstei- Hinterstoisser-Quergang, Todesbiwak, Zuschriften – dank der Übertragung im gen besonders für seine Auffassung von bei Frank Senn Wasserfallkamin, Weisse Spinne, Aus- Internet aus der ganzen Welt. «Endlich Fernsehen: «Wir waren beim ’Karussell’ stiegsrisse – am 9. und 10. September macht Bergsteigen auch für Nichtbergstei- junge Wilde – nicht gestandene Fernseh- 1999 konnte das Fernsehpublikum in die ger einen Sinn...» hiess es unter anderem. profis. Und eines unserer Credos lautete: Eiger-Nordwand einsteigen. Schritt für Die Zürcher Radio-Stiftung schuf spontan Richtiges Fernsehen ist live.» Also stiegen Schritt, Griff um Griff, hautnah, 33 einen Spezialpreis. Es folgte der Tele-Preis, sie live auf Berge. Am Piz Largo hatten sie Stunden lang. Vier professionelle Berg- ein Buch erschien. zusammen mit dem Bergführer Andrea steiger klettern durch die Wand auf der Bergsendungen haben Tradition beim Florineth einen Grat ausfindig gemacht, Heckmair-Route. Alle vier tragen Helm- Schweizer Fernsehen. 1957 gabs die erste von dem aus die Kameras einen spekta-

sendung kameras und Mikrofone am Kopf und Direktsendung vom Jungfraujoch. Der Re- kulären Aufstieg zeigten. Sender im Rucksack und liefern Bilder portagewagen wurde auf der Wengernalp Beat Rauch heckte zusammen mit direkt aus der Wand. ausgebaut und in Kisten verpackt aufs Jung- Regisseur Ruedi Oser und Redaktorin Frank Senn war es gelungen, Kurt fraujoch transportiert. 1965 dann die erste Gerti Maader weitere Touren aus: Zum Frank Senn hat als Autor, Koproduzent Schaad, Röbi Koller und andere von dieser Live-Besteigung: Anlässlich des 100. Jah- Beispiel die erste Live-Skitour auf den und Produzent an verschiedensten Bergsen- dungen gearbeitet, neben den obgenannten Idee zu begeistern. Das Publikum zog mit restags der Erstbesteigung stiegen eine eng- Clariden. Erstmals im Einsatz: eine Ka- z.B. die DOK-Filme «REGA 10, bitte kommen» – 69 Prozent Marktanteil während der lische und eine schweizerische Seilschaft mera mit Teleobjektiv auf einem gegenü- und «Eiger-Nordwand. Auf den Spuren der Erstbesteiger». ganzen Übertragungsdauer. Die Redaktion über den Hörnligrat aufs Matterhorn. berliegenden Gipfel. Oder sechs Tage lang Walliser Haute Route – tagsüber LIVE: George Mallory antwortete auf Aufzeichnung unterwegs, abends Live- die Frage, warum er auf den Mount Everest Sendung aus einer Berghütte. Mit dabei steigen wolle: «Weil er da ist.». Warum ein Heli mit mobiler Technik und Kame- steigst Du als Fernsehmacher auf Berge? ramann Hans Witschi, der auf der Kufe Frank Senn: «Wir sind doch eigentlich sitzend filmte. 1988 die Demonstration ein Bergvolk. So wie ich hat jeder von einer Rettung aus der Eiger-Nordwand. uns schon Erlebnisse mit Bergen gehabt, Die nächste Bergsendung folgte unter stammt irgendwie von den Bergen ab – dem Etikett «Eins zu Eins»: Röbi Koller der Berg ist immer nah. Auch wenn die kletterte mit alpinistischen Anfängerin- Städte gewachsen sind, liegen sie noch nen und Anfängern – und Bergführern – immer am Fuss eines Berges. Berge ha- aufs Matterhorn. ben eine starke Ausstrahlung. Das spürt Immer dabei waren die Techniker: nicht nur das Publikum, das spüre auch Günter Kaiser, Peter Flückiger und August ich – wenn ich in den Bergen arbeite, Reinhard tüftelten mit ihren Mitarbeitern ändert sich mein Tempo, meine Wahr- an Übertragungskonzepten für Bild und nehmung. Das Erlebnis am Berg wird Ton, bauten spezielle Kameras. Die tech- zum Naturerlebnis.» Beat Rauch als Moderator und Bergsteiger am Piz Largo. nischen Errungenschaften flossen stets ein

20. MAI 1995 3. JANUAR 1996

Erstes «Top of » Erstes «Ventil» «Wir moderieren so, wie uns «'Ventil' ist wie eine Psycho- der Schnabel gewachsen ist – therapie. Überhaupt ersetzt aber ohne ins Fettnäpfchen zu das Schweizer Fernsehen treten. Man kann bei uns weder jeden Psychiater. Und jedes eine Million noch eine Weltreise Schlafmittel.» gewinnen.» Frank Baumann, Moderator René Rindlisbacher, Moderator (V.l.) Stefan Schmidlin und René Rindlisbacher, 1995. Frank Baumann, ca. 1996. Jubi_LIVE_Bund_5 01.04.2004 14:12 Uhr Seite 6 54 5 Die Direktoren

Vier Direktoren in 50 Jahren Schweizer Fernsehen – ein gutes Zeichen für die Qualität der Chefs und für das Betriebsklima.

von Guido Wüest* Eduard Haas: 1953-1957 – Pionierzeiten des regulären Fernsehbetriebs die Pro- Pioniere des Schweizer Fernsehens wa- grammleitung der Region Deutsch- ren alle, die sich ab 1953 im Studio Bel- schweiz übernahm. Auch er kam vom lerive an das neue Medium herantaste- Radio, wo er zuletzt für kulturelle und ten. Ihr Chef aber, der 36-jährige Basler wissenschaftliche Sendungen verant- Eduard Henri Joseph Haas, war ein Mo- wortlich war. Frei war ein Humanist, dellpionier: Gross, breitschultrig, etwas eher Vermittler als Macher, nicht laut hemdsärmlig und laut. Einem Besucher, und entscheidungsfreudig, sondern höf- der ihn einmal an der Kreuzstrasse auf- lich und zurückhaltend. Dem neuen suchen wollte, wurde gesagt, er könne Medium stand er zurückhaltend bis jetzt nicht ins Büro von Herrn Haas. Der skeptisch gegenüber – er vertraute dem rede gerade mit Berlin. Der Gast, der geschriebenen Wort mehr als dem zu Haas von weitem gehört hatte, habe Flüchtigkeit und Oberflächlichkeit ten- dann ironisch gefragt: «Warum benützt dierenden bewegten Bild. Trotzdem er dann nicht das Telefon?» machte er es sich zur Aufgabe, das Fern- Ob mit Telefon oder direkt: Aus- sehen für die Bildungs- und Kulturver- landskontakte gehörten von Anfang an mittlung nutzbar und damit gesell- zum Alltag des welt- und sprachgewand- schaftsfähig zu machen. ten Programmleiters. Haas hatte nach Er hatte dafür viel Zeit, 21 Jahre. Die Jugendjahren in Basel einen Teil seiner Zahl der Fernsehabonnenten stieg von Schulzeit in Warschau und Paris ver- 30'000 im Jahr seines Amtsantrittes auf bracht. Als Student der Nationalökono- 1,9 Millionen bei seinem Rücktritt Ende mie in Bern arbeitete er gegen Ende des 1979. Auf diesem langen Weg gab es Zweiten Weltkriegs für das Schweizeri- viele Aufgaben zu bewältigen. So unter Der erste Direktor Eduard Haas (1953-1957)... sche Rote Kreuz. Und bereits auch für anderem die Auseinandersetzungen um die SRG beim Kurzwellendienst: Dort den definitiven Standort des Fernseh- begann er dann seine Karriere 1946 als studios. Innerhalb des Fernsehens ent- nach seiner Demission im «Sonntags- Analyse und leitete dann mit einer, wie Ressortleiter, etwas später wurde er Vize- standen Abteilungen. Die Werbung am Blick» zitiert. Sein Nachfolger müsse den er selber sagte, «integrierten Gesamtent-

reportage Direktor. Anfang 1953 wurde er zum Bildschirm und das Farbfernsehen wur- neuen Strukturplan 80 umsetzen. wicklung» jene Reformen ein, die zum Programmleiter des Fernsehdiensts in den eingeführt. Zwei grosse Reorganisa- Programm 85 führten. Dazu gehörten Zürich gewählt. Als Ende 1954 auch der tionen mussten bewältigt werden und Ulrich Kündig: 1980-1987 – unter anderem einfachere Führungs- Genfer Versuchsbetrieb zur SRG über- schliesslich die politische Auseinander- Beginn der Neuorganisation strukturen. Kündig verankerte das Fern- ging, wurde Haas erster Direktor des setzung um die publizistische Unabhän- Der «Jüngere» kam nicht direkt aus dem sehen DRS durch ein Inland-Korrespon- Schweizer Fernsehens mit Sitz vorerst in gigkeit des noch jungen Mediums. Studio, kannte aber das Metier. Nach der dentennetz in den Regionen und festigte Zürich. In dieser grundsätzlichen Frage enga- Schule für Gestaltung arbeitete Ulrich das Programm gegenüber der wachsen- Die Zusammenarbeit unter den gierte er sich zunächst als Vermittler. Er Kündig in der Filmproduktion und war den Konkurrenz durch mehr schweizeri- Sprachregionen war für Eduard Haas ein versuchte die aufmüpfigen Fernsehma- künstlerischer Mitarbeiter an Theatern sche Sendungen und durch klare Pro- Hauptanliegen, aus finanziellen, aber cher zur Vernunft und die nach Einfluss- und Opernhäusern. 1972 wurde er Aus- grammstrukturen mit Tendenz zum auch aus politischen Gründen. Eine zen- nahme strebenden Politiker zur Einsicht bildungsleiter beim Fernsehen, dann Ko- Taktfahrplan. tral geführte «Tagesschau» mit einer in das Wesen und die Funktion der jour- ordinator im Rahmen der Hayek-Reor- Die Art und Weise, wie Kündig seine gemeinsamen Grundauswahl an schwei- nalistischen Arbeit zu bringen. Als es ganisation, anschliessend Leiter der Un- Reformpläne entwickelte und umsetzte, zerischen Themen hatte für ihn eine dann zur Abstimmung um einen die ternehmensplanung bei der SRG und trugen ihm den Ruf eines Technokraten wichtige nationale Klammerfunktion. Unabhängigkeit gefährdenden Verfas- 1979 Adjunkt des Regionaldirektors Radio ein. Das hat den von Haus aus kreativen So nahm er die Verantwortung für die sungsartikel für Radio und Fernsehen und Fernsehen DRS, Gerd H. Padel. Winterthurer, der sonst selten Emotio- «Tagesschau» mit nach Bern, als er 1966 kam, wurde Frei zum Kämpfer. Er wehr- Die von der Ära Frei hinterlassene nen zeigte, geärgert. Gelegenheit und Fernsehdirektor bei der Generaldirekti- te sich in Zeitungsartikeln, an Podiums- Organisation und der damit verbundene Zeit zum Beweis des Gegenteils hatte er on SRG wurde. Er gab sie erst Ende 1981 gesprächen und Parteiversammlungen Strukturplan erwiesen sich nicht als im harten Wind der 80er-Jahre nicht. definitiv an die Sprachregionen ab – ein gegen die überladenen und fast beliebig zukunftstauglich. Eine komplizierte Ver- paar Monate vor seiner Pensionierung. interpretierbaren Programmvorschriften antwortungsstruktur führte vor allem in Peter Schellenberg: in der Verfassung und trug damit wesent- der 'Information' zu Konflikten. Und 1988-2003 – Von der Anstalt Guido Frei: 1958-1979 – lich zum deutlichen Nein des Volkes am die neu gestaltete, auf 19.30 Uhr vorver- zum Unternehmen Das Medium wird politisiert 26. September 1976 bei. legte Deutschschweizer «Tagesschau» fiel Der Vierte im Bunde der Direktoren war Auch Guido Frei hatte noch Pionierar- «Jetzt muss ein Jüngerer aus dem Studio beim Publikum durch. Kündig unterzog der Erste, der wirklich «aus dem Studio» beit zu leisten, als er 1958 zu Beginn an meine Stelle.» So wird Guido Frei deshalb das Unternehmen einer genauen kam. Mit seiner Erfahrung als Kauf-

6. JANUAR 1996 31. AUGUST 1997

Erstes «Hopp de Bäse!» Letzte Programmansage «Besonders in Erinnerung «Die letzte Ansage wurde genau geblieben von der ersten Sendung gegengelesen. Für mich war klar: sind mir die riesigen Meringues Nach dem Medienrummel um und die feinen Kaffee Schümli im das Ende der Ansage passte eine

CHRONIK Restaurant Winzenberg.» secce Absage am besten.» Kurt Zurfluh, Moderator Christine Albrecht Perrin, Ansagerin

Kurt Zurfluh, 1996. Christine Albrecht bei der letzten Ansage, 1997. Jubi_LIVE_Bund_5 01.04.2004 14:12 Uhr Seite 7

55 Weitere Direktoren Auf regionaler Ebene haben ausserdem folgende Personen in Direktionsfunktio- nen an der Führung des Fernsehens DRS mitgewirkt:

Gerd H. Padel Regionaldirektor Radio und Fernsehen DRS 1974–1978; vorher Direktor Radio DRS, nachher zehn Jahre lang Chefredaktor der «Basler Zeitung».

Otmar Hersche Regionaldirektor Radio und Fernsehen DRS 1978–1982; vorher Direktor Radio DRS, nachher bis 1986 Abteilungsleiter 'Aktualität' ... und seine drei Nachfolger Guido Frei (1958-1979), Ulrich Kündig (1980-1987) und Peter Schellenberg (1988-2003) in einer Aufnahme aus dem Jahr 1987. von SF DRS.

mann, Fotograf und Journalist begann dige Aktiengesellschaft tpc wurde unter *Guido Wüest arbeitete rund 30 Jahre Peter Schellenberg 1964 als freier Mitar- seiner Führung vollzogen. für das Schweizer Fernsehen. Der frühere beiter beim Fernsehen. Während der «Schälli» sagte gelegentlich, er sei ein Redaktionsleiter ’DRS aktuell’ war 70er-Jahre arbeitete er als Redaktionslei- fauler Mensch. Das mag ja sein. Doch zuletzt Mitglied der Chefredaktion. ter und Filmemacher in der Regional- was Peter Schellenberg tat, tat er konse- und Inlandberichterstattung. Ab 1979 quent und rasch, auch dann, wenn er war er zunächst Presse- und Informati- «weh tun musste». Er schaffte schon im onschef in der Regionaldirektion und ab ersten Amtsjahr das Vorabendmagazin 1981 Medienreferent bei Ulrich Kündig. «Karussell» ab, weil er Geld brauchte für Als Peter Schellenberg dann 1988 sel- den Abschluss des Hauptabends mit Felix Hurter ber Fernsehdirektor wurde, war er mit dem Nachrichtenmagazin «10vor10». Betriebsdirektor Radio und Fernsehen DRS 1975– 1982; vorher von 1954–1968 Leiter ‘Tagesschau’, den Strukturen bei der SRG und deren Später vereinfachte er die Abteilungs- nachher Mitglied der Regionaldirektion und von Konkurrenz vertraut. Und er kannte das strukturen radikal und delegierte Verant- 1985–1989 Betriebsdirektor Fernsehen DRS. Programm, an dessen Planung er seit Jah- wortung und Kompetenz für die Sen- ren mitbeteiligt gewesen war. Manches dungen an die Front. Und als er direkt konnte er weiter entwickeln, so den Takt- in die Geschäftsleitung der SRG einge- fahrplan, den Kündig eingeleitet hatte. bunden wurde, setzte er mit Adrian Bei anderem hat er entscheidend mitge- Marthaler einen Programmdirektor für wirkt, etwa bei der Umwandlung der jene Bereiche ein, die nicht der Chefre- SRG und des Schweizer Fernsehens DRS daktion unterstanden. «von der Anstalt zum Unternehmen». Unter Schellenberg hat sich das Fern- Schliesslich schuf er Neues, beispiels- sehen DRS definitiv vom Angebots- weise die Schwerpunktbildung im zum Nachfragemedium entwickelt. Seit Hauptabend mit Eigenproduktionen der Pionierzeit gleich geblieben ist aber oder die Entwicklung und Umsetzung die Verpflichtung der Macher: das Stre- Adrian Marthaler eines Programms auf zwei Kanälen. ben nach Qualität. Oder wie es Peter Programmdirektor von SF DRS seit 1999; vorher Autor, Regisseur und Mitproduzent von über 50 Auch die Umbildungg der Abteilung Schellenberg heute nennt: die Verpflich- auch international beachteten Filmen im Bereich 'Produktion+Technik' in die eigenstän- tung zur publizistischen Ethik. Musik und Ballett.

1. SEPTEMBER 1997 24. AUGUST 1998

SF2 geht auf Sendung Erstes «Oops!» «Auf dem Trümmerhaufen von «Wir sind keine Erzieher oder zwei gescheiterten SRG-Projekten Besserwisser. Wir bilden die – SPlus und Schweiz4 – erhielten tumultuösen Lebensenergien wir grünes Licht für einen zweiten der jungen Zuschauer ab – aber Kanal, und hatten von Anfang an nie anbiedernd oder verlogen.» Erfolg.» Beny Kiser, Leiter der Valentin Bregy, Redaktionsleiter Projektgruppe «Nachfolge Schweiz4» Plakat zum Start von SF2, 1997. Moderatorin Mona Vetsch, 1998. Jubi_LIVE_Bund_5 01.04.2004 14:12 Uhr Seite 8 56 5 Script: mit erhöhtem Puls am Pult

Weiter Weg zu SF DRS Obwohl die Metzgerei ihrer Eltern im Zürcher Stadtteil Wiedikon geografisch nicht weit vom Leutschenbach entfernt war, legte Gaby Schilter einen beträcht- lichen Weg zurück, bevor sie zu SF DRS gelangte. Geboren am 31. Mai 1952, ab- solvierte sie die Mittelschule und schloss sie ein Jahr vor der Matura mit dem Han- delsdiplom ab. «Ich hatte das Gefühl, ich hätte genug Schule gehabt, aber ich habe es später noch oft bereut.» Danach reiste und arbeitete sie jahrelang in den USA, in Frankreich und Italien. «Ich war sehr unstet, bis ich zu SF DRS kam», bilan- ziert sie rückblickend. 1976 als Direktionsassistentin des Betriebsdirektors Felix Hurter zur SRG gestossen, wechselte Schilter 1981 in die Praxis des Fernsehmachens und begann das zweijährige Volontariat als Script bei Am Regiepult 1992: Gabi Schilter SF DRS, ohne zu wissen, auf was sie sich und Bildtechniker Jürg Baumann. genau einliess. «Nach den langen Ein- Gaby Schilter sammelt ihre Konzentration, gibt dem Team in Studio und führungsjahren habe ich eine spannende Regie 1 die Zeit durch und startet die Hauptprobe von «Benissimo» Konzentration ist ständig ausgesprochen Zeit erwischt», schwärmt sie und berich- pünktlich mit dem Kommando: «... und top!» Für die nächsten 100 Minu- hoch», sagt Schilter. Laut einer Untersu- tet von den Reisen mit «SF Spezial», bei ten gilt die ganze Aufmerksamkeit der Script dem reibungslosen Ablauf chung der SUVA dauert es nach einer denen sie dabei war: Live-Reportagen der letzten Probe für die Samstagabend-Liveshow. solchen Produktion über zehn Stunden, aus der Ukraine (1992), von der Reise bis der Puls wieder normal ist. Moskau – Peking (1993) und vom von Eliane Schmid ge immer beim Regisseur oder der Regis- Etwas anderes ist die Aufgabe bei Film- Schwarzen Meer (1997). Konzentrationsfähigkeit ist eine wich- seurin – sie leidet nicht darunter und hat aufnahmen als «Script Continuity», die Reisen möchte Gaby Schilter auch in tige Voraussetzung im Jobprofil einer nach wie vor eine «Megafreude» an ihrer vor allem für die richtigen Anschlüsse Zukunft ausgiebig. So steht unter ande- Script, denn sie ist der Koordinations- abwechslungsreichen Tätigkeit. Dabei der einzelnen Bildsequenzen verant- rem seit langem ein Bildungsurlaub auf mittelpunkt bei Studio- und Livepro- geniesst sie auch die zusätzliche Heraus- wortlich ist. Gaby Schilter hat in dieser dem Programm: Sie möchte Spanisch duktionen. «Alles läuft bei uns in der forderung als Poolleiterin: «Als Script ist Funktion aber auch schon Schrecksekun- lernen. Regie zusammen», erklärt Gaby Schilter. der Job nach der Sendung vorbei. Als den erlebt: «Wir waren bereit zum Dre- «Man muss vieles gleichzeitig machen Poolleiterin beschäftigen mich Dinge hen, das Restaurant war 'pumpevolle', da Eine Script ist die zentrale Verbindungsper- können: beispielsweise die Vorgänge im wie Personal- oder Auslastungs- und Ka- kommt der Schauspieler zur Tür rein son zwischen Regie und Produktionsequipe. Studio mitverfolgen, in der Regie und pazitätsfragen eigentlich rund um die und ich denke: 'Der trägt den falschen Gemeinsam mit dem Regisseur erarbeitet sie mit den Beteiligten im Studio kom- Uhr.» Tschoopen!' Die Kamera lief schon, und den Ablauf einer Sendung. Während der Pro- duktion in den Studios oder auf den Übertra- munizieren oder Einspielungen abrufen. wir mussten nochmals von vorne begin-

portrait portrait gungswagen verantwortet sie den bildlichen Die Script übt eine operationelle Füh- Behutsame Ausbildung und nen. Gegenüber dem Regisseur ist so Sendungsablauf und führt den Bildschnitt aus. rungsfunktion mit viel Verantwortung Tätigkeit der Scripts etwas natürlich oberpeinlich.» aus.» «Die Ausbildung führt behutsam an die Tätigkeit heran», beschreibt Gaby Schil- Script – ein Frauenberuf? ter den Werdegang am Bildmischpult. Der Scriptpool im tpc beschäftigt acht «Man fängt mit kleineren Sendungen feste und fünf freie Mitarbeiterinnen, mit ein oder zwei Kameras an, läuft mit alles Frauen. Gaby Schilter, seit Juli 1990 erfahrenen Kolleginnen mit und über- Leiterin dieses Pools, erklärt dies so: nimmt allmählich einzelne Aufgaben, «Viele Jahre war die Script die einzige wie beispielsweise Zeit stoppen.» Nach Position im Produktionsteam, in der etwa zehn Monaten schneidet die neue Frauen beschäftigt wurden. Da sagten Script die erste Sendung alleine. Der wir uns, bis sich dies ändert, behalten Einsatzbereich vergrössert sich in den wir uns diese Position vor.» Sicher könn- folgenden Jahren laufend und erstreckt te ein Mann diese Arbeit ebenfalls ausü- sich schliesslich auf das Schneiden im ben, meint sie. Aber Schilter ist über- Reportagewagen ebenso wie, nach fünf zeugt: «Frauen können besser in der bis sechs Jahren, auf grosse Sendungen zweiten Reihe stehen und trotzdem eine wie «Benissimo» und Theateraufzeich- wichtige Funktion einnehmen.» Die Ge- nungen mit vielen Kameras und Musik- samtverantwortung für die Sendung lie- Acts. «Das ist eine starke Belastung, die Gabi Schilter, 2003.

5. SEPTEMBER 1999 9. SEPTEMBER 1999

Erste Doku-Soap: «Kinderspital» Eiger-Nordwand-Besteigung live «Wir haben in der Redaktion «Einer der Bergführer hatte hervorragende Filmer, die mit mitten in der Wand eine besondere Menschen umgehen und Überraschung parat: Seine Frau Geschichten aus dem Alltag hatte extra für uns Apfelkuchen

CHRONIK erzählen können.» gebacken!» Otto C. Honegger, Redaktionsleiter Evelyne Binsack, Bergführerin

Doku-Soap-Team 1999: (v.l.) Helen Stehli Pfister, Otto C. Honegger, Felix Karrer, Marianne Pletscher. Evelyne Binsack, 1998. 57 programm Jubi_LIVE_Bund_5 01.04.200414:12UhrSeite9 Die «LüthiundBlanc»-Schauspieler beimSerienstartimJahr1999. in derAbteilung'Unterhaltung'weiter. Ab 1972 bödelteundjödeltemanneu Harsche Kritik scheinung aufzulockern. zum Lächeln zubringenundihreEr- chen schwingen, umdieMusikanten Kamera imGesicht verzerrenundTänz- einen Schottisch spielt. los, wenneineInnerschweizer Kapelle Jodellied zumBestengibt,zuwenigist passiert, wenneinDoppelquartett ein nur bedingtfernsehtauglich –zuwenig die traditionelleSchweizer Folklore war und Wasser gegenüberzustehen.Denn menführen. Die schienen sich wieFeuer musik undmodernesFernsehen zusam- Vision: Erwolltealthergebrachte Volks- Wysel GyrleitetedasRessort miteiner Grimassen fürdieUnterhaltung und inungünstigeRandzeitenverdrängt. tümliche Sektensendungen»belächelt Haus wurdendieSendungenals«volks- schauer dieVolksmusik begeisterte.Im war sich nicht bewusst,wievieleZu- hatte mankeineZuschauerzahlen und im Programmblieb. tümliches Wunschkonzert, das20Jahre «Bodeschtändigi Choscht», einvolks- präsentierte undbetreute.1972 folgte «Für StadtundLand»,dieer18Jahre Wysel GyrdieersteVolksmusiksendung: Talent vonKurt Felix. 1962lancierte lücke Volksmusik –undspäterauch das dieProgramm- Religion'. Er erkannte zwei JahrendasRessort 'Heimat und nahm derehemaligeSchriftsetzer nach über- als freierMitarbeiterengagiert, 1959nach einemJournalistenkursDRS. der Volksmusik imSchweizer Fernsehen Am AnfangwarWysel Gyr, derUrvater musikpäpste hervor. Stars inderMusik–zweiVolks- tig undbrachten–nebenvielen Beide beeinflusstensichgegensei- und Fernsehenwarwechselvoll. Beziehung zwischenVolksmusik wenig Zustimmungstiessen.Die Volksmusikder urtümlichen auf Sendungen, diebeidenFreunden musikunterhaltung undzugleich Musig» sindKlassikerderVolks- schtändigi Choscht»und«Öisi «Für StadtundLand»,«Bode- Volksmusik undTalfahrt auf Berg- So übtesich Wysel Gyrhinterder Vor derEinführungvonTelecontrol 0 KOE 991.JANUAR 2000 10. OKTOBER1999 aufgezeichnet von von Heidi Stöckli Rolf Wyss*, Ebenfalls ausscharfen Kanonenwurde Ein zweiterVolksmusikpapst zusammenzuarbeiten. die beidenSeiteneinanderundlernten Nur mitkleinenSchritten nähertensich Rückgang denTod derlüpfigenMusik. Sendezeit undprophezeitenbeijedem zeitig massensiemitderStoppuhrdie der urtümlichen Volksmusik. Gleich- Delegierten beklagteneineAufweichung verbandes zumBeispielbrodeltees.Die desEidgenössischensammlung Jodler- sehgerechter darzustellen.BeiderVer- diese Entwicklung, dieVolksmusik fern- Mitteln derUnterhaltungzuarbeiten. aber auch dieVerpflichtung, mitden Dies zogbessere Sendeplätzenach sich, Redaktionsleiter ’SoapundKomödien’ spielern.» 200 Schauspielerinnen undSchau- 1’500Drehbuchseiten und den, mitüber 70Sendestun- Roman, «'Lüthi undBlanc'isteinriesiger Erste Folge«LüthiundBlanc» Die Verbände liefenSturmgegen Niklaus Schlienger, die Präsentatoren(v.l.) «Grand PrixderVolksmusik» imHallenstadionZürich,1988: Karl Moik,Caroline Reiber p-aea 2001. tpc-Kamera, sollte dasImagederBieder-undRück- re Moderatoren aufzubrechen. Dadurch der Volksmusikszene durch neue,jünge- Fixierung aufdiebeidenProtagonisten die versuchte maninden90er-Jahren, «Sepp Trütsch –neindanke!» KlebermitderAufschrift:verteilte sogar Volksmusik»«Aktion füreinesaubere zahlen imKreuzfeuerderKritiker. Eine musik» standtrotzguterZuschauer- Miterfinder des«GrandPrixderVolks- voller FahrtausÖsterreich Der kam. sprang eraufdenSchlagerzug, dermit den Schienen vonWysel Gyrrollend, fangs mitgrosserZuschauerresonanz auf gestossenundan- DRS mete. 1980zuSF mehr demvolkstümlichen Schlager wid- geschossen, alssich SeppTrütsch immer Durch solche Ereignissebeeinflusst, und Sepp Trütsch. Wysel Gyr «Fensterplatz» und«Nostalgienächte». Heute isterRedaktor beidenSendungen Redaktionsleiter ’Volksmusik’.1994-2001 Trütsch zusammengearbeitetundwarvon *Rolf Wyss hatmitWysel Gyr undSepp beim Menschen ist. schöne nahe ist,dasssieimmerganz die Schweizer Wohnzimmer unddas bringt FreudefürdieMacher sowiein eins istsicher: Volksmusik amFernsehen selbstkomponierten Stücke spielt.Doch hauerbildung, dajederInterpretseine dert derIndividualismusdieGassen- wie einKasiGeisser?Vielleicht verhin- einen Hitnach demanderenschreiben bleiben aus.Wo sinddieInterpreten, Carlo BrunnerzuZeitenvonWysel Gyr Entdeckungen wiedasTrio Eugsteroder rung aufeinePerson wirdvermieden. die Präsentationzuständig.Die Fixie- ‘Jugend’. auch eineVerbindung mitderRedaktion im «Fensterplatz». Zuüberlegenwäre Reisen und dieLandschaft mitderMusik schen Sendungen,wiezumBeispieldas verschiedene Bereiche involksmusikali- stellbar gewesen,heuteverbindetman einer Volksmusikgruppe noch unvor- Vor zehnJahrenwäreeinVideoclip von Hits undStars und ihrTeam noch heute. onsleiterin 'Volksmusik' SibylleMarti dieheutigeRedakti- Klebstoff kämpfen an derVolksmusik klebte.Gegendiesen ständigkeit verdrängtwerden,dassozäh tpc LeiterFinanzen Stephan Giachino, – toujoursprêtpourlesclients!» tpc! absofortgilt: wie früher, «...nichts mehrwird sosein Start tpc Mehrere Moderatoren sindheutefür in «BodeschtändigiChoscht»,1976. Jubi_LIVE_Bund_5 01.04.2004 14:12 Uhr Seite 10 58 im Einsatz. Dabei findet jeweils ein reger Unverstellte Reportage Erfahrungsaustausch statt. Kurt Schaad: «Die Kolleginnen und Kollegen aus den an- deren Redaktionen nehmen Erfahrungen und Erkenntnisse mit, die dann wiederum in ihre Sendungen einfliessen können.» Ein aktuelles Beispiel dazu ist der Re- porter, der mit seinem Bildmaterial in einer Sendung auftritt – «Sportpanora- ma» – oder der Laptop, der als mobiler Schnittplatz für die Doku-Soap «Everest» im Einsatz war. Kurt Schaad: «'SF Spe- zial' ist eine Art Entwicklungslabor, von dem das ganze Haus profitieren soll.»

Nachgefragt bei Helmuth Heim

Einen Tag lang bei den SBB: ‘SF Spezial’ fährt im Führerstand mit.

Langzeit-Live-Reportagen sind ein Markenzeichen von SF DRS und wand, der Flughafen Zürich-Kloten, die eine weltweit einzigartige Spezialität. Sie erlauben einen unver- Schweizerischen Bundesbahnen. stellten Blick auf die Realität. Mit jeder Sendung wuchsen Erfahrung von Robert Neuhaus der 12-stündigen Sendung über den All- und Wissen, nicht nur um die inhaltliche 1981: Bauer Ramseier fährt mit dem Trak- tag auf dem Bauernhof entstand, ist von Gestaltung der Sendung, sondern auch um tor übers Feld. «Karussell» zeigt ihn unun- bleibendem Wert. Es lautet: Live-Gross- technische Möglichkeiten. «SF Spezial» Helmuth Heim, Regisseur u.a. bei «12 Stun- den Langstrasse», «Deutschschweiz privat», terbrochen, uninszeniert, unkommentiert. reportagen werden durch sich selber zum sendete erstmals live aus der Eiger-Nord- «Eiger-Nordwand live», «Ein tierischer Tag». 2002: Eine Dampflokomitive fährt auf der Medienereignis. Sie sind nicht an ein wand, erstmals live aus einem fliegenden Strecke Zürich-Aarau. Ganz langsam wird Programmschema gebunden und kön- Kursflugzeug, aus einem fahrenden Zug LIVE: Was ist der besondere Reiz sie von einem Linienzug überholt. «SF Spe- nen Begebenheiten über einen längeren im Gotthardtunnel. Möglich waren diese der Langzeit-Live-Reportage? zial» überträgt die Szene in voller Länge. Zeitraum im Massstab 1:1 reportagemäs- Weltpremieren dank dem guten und ein- Helmuth Heim: Es ist jedesmal faszi- In den 21 Jahren, die dazwischen lie- sig abbilden. So erlauben sie einen un- gespielten Zusammenspiel zwischen der nierend: Aus einer Idee entsteht zuerst ein gen, hat sich vieles geändert, und etwas verstellten Blick auf die Realität. Redaktion und den Technikern vom tpc. riesiger Haufen möglicher Inhalte. Daraus ist geblieben: die Faszination, die solche Kurt Schaad: «Die enge Zusammen- wollen die einen im Redaktionsteam mög- unspektakulären Szenen auf das Publi- Forschung und Entwicklung arbeit zwischen Redaktion und Technik lichst schnell einen klaren Ablauf erstellen, kum ausüben. Immer wieder teilen Zu- Nach «Karussell» kam «Eins zu Eins» ist wichtig, weil wir mit der Hilfe von andere wollen solange wie möglich weiter- schauerinnen und Zuschauer nach einer und seit 1993 ist «SF Spezial» unter der moderner Technik neue Inhalte vermit- spinnen. Jede Sendung ist ein Unikat. Und Sendung der Redaktion mit, sie hätten Leitung von Kurt Schaad verantwortlich teln können. Klettern in der Eiger-Nord- ich sage mir jedesmal: Achtung, auf keinen «nur schnell hineinschauen» wollen, und für die Langzeit-Live-Reportagen. The- wand war nur möglich dank neuen und Fall eine frühere Sendung kopieren wollen. seien bis am Abend nicht mehr vom men waren unter anderem das Gefängnis extrem leichten Live-Mitteln für die Fernseher weggekommen. Sie hätten das Thorberg, das Zürcher Langstrassenquar- Bergsteiger; senden aus dem Gotthard- Was heisst das für die Regiearbeit? Einkaufen und überhaupt alles andere tier, das Berner Inselspital, die Polizeiar- tunnel bedingte hoch entwickelte, digi- Heim: Als Regisseur arbeite ich so daneben vergessen. Das Rezept, das mit beit von Zürich und Basel, die Eiger-Nord- tale Übertragungstechnik. Alle Beteilig- eng wie möglich mit der Redaktion zu-

ten müssen stets neue Möglichkeiten sammen. Alle müssen die Grundidee der fd aufspüren, und sie müssen Neues aus- Sendung genau kennen, müssen vom probieren wollen – mit dem Risiko, dass Geist der Sendung beseelt sein. Schliess- auch etwas schief gehen kann.» lich gibt es keine Proben, alles ist live entwicklung und es braucht während der Sendung lau- Know-how-Transfer im Haus fend Entscheide. Bei 'Eiger-Nordwand Die Redaktion «SF Spezial» ist klein – live' beispielsweise hatten wir zwar einen Kurt Schaad, Peter Lippuner und Beat minuziösen Ablauf für zwei Tage Sen- Burkhard sind fest dabei. Für die Ent- dung, aber nach zwanzig Minuten began- 1994 berichtet wicklung von Projekten trifft sich jeweils nen wir zu improvisieren, um auf das Ge- ‘SF Spezial’ zwölf eine Kernredaktion. Geht ein Projekt in schehen unmittelbar eingehen zu kön- Stunden lang über das Leben an der die Realisation, wächst die Redaktion an nen. Obwohl ich seit Jahrzehnten hier Zürcher Langstrasse. – bei «Flughafen live» waren schliesslich arbeite, denke ich in solchen Momenten: rund 100 Leute von Redaktion und tpc So, jetzt machen wir wirklich Fernsehen.

12. FEBRUAR 2000 4. JANUAR 2001

Erster «Fensterplatz» Erstes «Aeschbacher» «Das Drehen im Zug hat seinen «Diese Sendung bedeutete für besonderen Reiz. Öfters ein mich den Wechsel von der Bigband Tunnel oder das Anhalten an ins feine Kammerorchester.» jeder Bahnstation machen Kurt Aeschbacher, Moderator

CHRONIK die Dreharbeiten zur Lotterie.» Rolf Wyss, Redaktionsleiter

Moderator Bernhard Baumgartner (l.), 2000. Kurt Aeschbacher, 2001. Jubi_LIVE_Bund_5 01.04.2004 14:13 Uhr Seite 11

Nachgefragt bei Frank Baumann «Maskottchen»

Carlo Schenker alias Leonard, Heidi Abel mit der Marionette Tobi, 1970. Moderator «Schlag auf Schlager», mit Elch, 1998. Frank Baumann war von 1996 bis 2001 bei SF DRS als Moderator tätig.

Frank Baumann, das Publikum liebt oder hasst Sie. Frank Baumann: Ich spiele immer eine Rolle – im «Ventil» war es die Rolle des Bö- sen. Die Leute fanden mich wirklich böse – das heisst, dass ich die Rolle gut gespielt habe. In meinem Umkreis kenne ich nur noch meine Schwiegermutter, die glaubt, Tappert sei wirklich Oberinspektor Derrick – die anderen haben verstanden, dass er Schauspieler ist. Im «Streetlive» habe ich dann eine andere Position eingenommen: Raymond Fein, Christine Maier, Moderatorin der Sendung «Känguruh», 1985. Da musste ich dieser Rothaarigen das hüft- Moderator «Traumpaar» lange Haar abrasieren – das hat mich bis in mit Schnüfeli, 1988. die Nacht verfolgt.

Das SF DRS als «Schlafmittel»: Wie wollen Sie es aufwecken? «Die Bahn fährt ins Glück» Ich werde im Jahr 2023, da bin ich dann 66-jährig, nochmals zuschlagen. Das gibt dann eine Geriatriesendung.

Was verstehen Sie unter guter Fernseh-Unterhaltung? Das SF DRS entspricht im Moment dem Mittelmass der Schweizer Bevölkerung. Der Vorteil daran ist, dass das Programm nicht mit der RAI verwechselt werden kann. Die haben sogar im Publikum nur hübsche Frauen, die von Agenturen ver- mittelt wurden.

Und was ist mit den hässlichen Männern am Bildschirm? Genau deshalb wünscht sich der weibliche

fundus Bevölkerungsteil so sehnlichst, dass ich, als einer der letzten bekennenden Heteros, endlich wieder am Bildschirm erscheine. «10vor10» drehte 2002 einen SBB-Beitrag nach dem Drehbuch von Bundesrat Moritz Leuenberger. Missgeschicke Für die Sendung «time out» planten Re- sich Masafret auf einen Stuhl mit angesäg- nicht ohne das Stuhlbein zuvor noch mehr daktionsleiter Martin Masafret und sein tem Bein. Deflorin kauert neben der Ka- anzusägen. Aber auch beim fünften Ver- Stellvertreter Elmar Deflorin eine Rubrik mera und zieht an der vereinbarten Stelle such fällt nicht Masafret auf seinen Hin- «Missgeschick». Mittels Trailer sollten die – beim Wort «Missgeschick» – an der tern: Die Schnur reisst, und Deflorin lan- Zuschauerinnen und Zuschauer aufgefor- Schnur, um das präparierte Stuhlbein weg- det auf dem Rücken. Elmar Deflorin lacht dert werden, Videoaufnahmen ihrer eige- zureissen. Nichts passiert – ein Missge- im Rückblick: «Masi hatte einfach zuviel nen Missgeschicke einzuschicken. schick eben. Die beiden Protagonisten la- Gewicht, und das war falsch auf dem Stuhl «Ventil»-Moderator Frank Baumann mit Mäni Für die Moderation des Trailers setzt chen Tränen und starten weitere Versuche, verteilt!» es Weber (r.), ca.1998.

19. JANUAR 2001 22. APRIL 2001

Erster «Reporter» Erstes «Babylon» «Diese Sendung soll keine (später: «Hotel B.») Grenzen haben, sie beschäftigt «'Babylon' muss ein Ort sein, sich mit allem, was die Welt in dem die Heiterkeit Stammgast bewegt, sei es am Thunersee ist, aber auch die Trauer und die oder in den Wäldern des Kongo.» Betroffenheit einkehren dürfen.» Christoph Müller, Redaktionsleiter, Iso Camartin, Leiter Abteilung Autor und Moderator ’Kultur’ Christoph Müller auf der Insel Lata/Salomonen, 2001. (V.l) Moderatorin Susanne-Marie Wrage und Maria Becker, 2001. Jubi_LIVE_Bund_5 01.04.2004 14:13 Uhr Seite 12

Wer bewunderte welche Fernsehsendung und warum? Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von damals und heute stellen ihre Lieblingssendung(en) vor und damit ein Stück von sich selbst. 60 Daniela Lager – nach Radio Munot, Radio Z, Radio 24, Tele 24, TeleZüri und RTL/ProSieben kam sie im Herbst 2000 zur «Tagesschau» von SF DRS und gehört jetzt zum Moderationsteam von «10vor10» – über «Neue Lieblingssendung gesucht»

«Mer cha s’Fernseh nümme neu erfinde!» zukommen zu lassen, wer wollte, konn- mir wohl immer so gehen. Sei es nun Rolle streitig machen? Na ja, komisch Doch! Wenigstens glaubte ich das 1994 te live ins «Talk täglich» anrufen, beim die «Tagesschau» oder «10vor10» – für waren sie ja, aber vielleicht nicht ganz – und möchte es heute noch gerne glau- «Züridate» konnte man als Kandidat eine gute Sendung arbeiten zu können, so, wie es geplant war. «Viktors Spätpro- ben. 1994 habe ich das Medium Fernse- oder Kandidatin mitmachen oder als bindet nicht nur meinen Kopf, sondern gramm» war erfolgreich – sehr sogar. hen nicht nur als Zuschauerin, sondern Studiopublikum alles aus der Nähe mit- auch mein Herz ans Produkt. Und dies, obwohl die Sendung das wohl erstmals als Macherin erlebt. Was wir als verfolgen, und wenn im Quartier ein Eine weitere Lieblingssendung hat urbanste Produkt im Hauptabendpro- junge Fernsehcrew unter dem Namen Container brannte, konnte man sogar sich leider samt ihrem Macher vom Fern- gramm des Schweizer Fernsehens war. TeleZüri damals erschaffen haben, war dem VJ bei der Arbeit zuschauen und sehen verabschiedet. Viktor Giacobbo Hier wurde gutes Fernsehen gemacht als Pionierprojekt fordernd und form- abends beim Fernsehen ein lässiges hat Fredi Hinz, Erwin Bischofberger und viele habens gemerkt – und ge- bar. Wir haben uns alle mit so viel Herz- «Lueg det hine – das bin ich» in die und Debbie Mötteli in die Requisite mocht. Das ist toll, es straft all jene blut ins Zeug gelegt, dass für andere Runde werfen. geschickt und überlässt das Zürcher Lügen, die mit einem Seufzer über die Bildschirmlieblinge kaum Platz blieb. Für mich hat dies die Wahrnehmung, «Kaufleuten» wieder dem schicken Tanz- Grenze gucken und uns erklären, dass 1994 war das Geburtsjahr von Tele- was Fernsehen ist und sein kann, verän- volk. Schade. Ich habe in all den Jahren das, was ausserhalb funktioniert, bei uns Züri. In der ehemaligen Seifenküche dert. Damals, in der Anfangszeit, haben nie herausgefunden, welches Teufelchen halt nicht verstanden wird – und wir es auf dem Steinfelsareal werkelten rund 30 wir auch noch fast jede Sendung als klei- in dieser Sendung in viele Gäste gefah- in unserer behäbigen Art auch gar nicht meist unter 30-jährige Journalistinnen nes Wunder betrachtet, das nach der ren ist. Kaum war die Kamera auf sie auf den Bildschirm bringen. Für mich und Techniker, mehrheitlich ohne jegli- Ausstrahlung begossen und besprochen gerichtet, fühlten sie sich genötigt, sich und viele andere heisst es nun: neue che Fernseherfahrung, an einem moder- wurde. Vor ein paar Wochen war ich ganz ohne fremde Hilfe zum Affen zu Lieblingssendung gesucht! nen Stadtfernsehen für Zürich. Etwas, bei einem «Veteranentreffen» ehemaliger machen. Warum wollten sie um jeden das es noch zu erfinden gab. Wir mach- TeleZüri-MitarbeiterInnen. Wir haben Preis komisch sein und Viktor seine ten «Nuus-Züri» (Originalton Roger uns die besten und grössenwahnsinnig- Schawinski), «Info-Züri», «Repo-Züri» sten Momente der ersten Zeit nochmals und «Talk täglich» – eine Stunde Pro- angeschaut. Und alle sind ein bisschen gramm, die anschliessend den ganzen sentimental geworden dabei. Das wird Abend als Wiederholung gezeigt wurde. Natürlich war die Endlosschlaufe aus der Not geboren. Mehr als eine Stunde Pro- gramm hätten wir nicht auf den Sender stemmen können. Die Zuschauerinnen und Zuschauer allerdings verstanden es als Service. Sie mussten sich nicht mehr zu einer bestimmten Zeit vor den Fern- seher setzen, wers um sieben verpasst hatte, schaute halt um acht. Dies war neu: Nachdem sich die Familie jahrelang nach dem Radio – «Kinder seid ruhig, Papi hört jetzt Nachrichten!» – und nach Sendungen wie «Rendez-vous am Mit- tag» oder «Tagesschau» ausgerichtet hatte, konnte man das Fernsehen jetzt nach dem Privatleben ausrichten. Die Bilder auf TeleZüri waren am Anfang oft verwackelt und unscharf, der Text – von den Autorinnen und Autoren selbst vertont – manchmal etwas höl- zern. Zum Schluss jedes Beitrages, im sogenannten «Stand-up» (Pflicht!) konn- te man an den Schweissringen im T-Shirt und der VJ-Frisur jeweils ablesen, wie haarig dieser Arbeitstag als Journi, Fil- mer und Tönler in Personalunion mal wieder gewesen war. Auch dies war neu – Fernsehen wurde entmystifiziert. Ein Beitrag konnte einer realen Person zu- geordnet werden. Die Zuschauerinnen wurden aufgefordert, über das «Repor- terphon» den VJs direkt Informationen lieblingssendung

15. MAI 2002 22. JANUAR 2003

«Schweiz aktuell» an der Expo.02 Ernennung der Fernsehdirektorin «’Schweiz aktuell’ an der Expo «Es ist vor allem das Publikum, das hiess vor der Sendung baden, es uns durch seine Gebühren ermög- nach der Sendung baden und licht, den Auftrag zu erfüllen. Es hat manchmal auch während...» Anspruch auf ein facettenreiches

CHRONIK Kathrin Winzenried, Moderatorin und profiliertes Fernsehprogramm.» Ingrid Deltenre, Fernsehdirektorin ab 2004 Kathrin Winzenried, 2002. Ingrid Deltenre, 2003.