Entwicklungsleitbild

Bezirk Liezen Bericht

Im Auftrag des Regionalmanagements Liezen

Juli 2008

Im Auftrag des Landes Steiermark, Abteilung 16 – Landes- und Gemeindeentwicklung Erstellt durch Kampus Consulting in Kooperation mit dem Regionalmanagement Liezen

Gefördert aus Mitteln des Landes Steiermark

Kofinanziert aus Mitteln der Europäischen Union

Leitbild Liezen 2

Auftraggeber und Projektförderung: Land Steiermark Abteilung 16 – Landes- und Gemeindeentwicklung Stempfergasse 7, 8010 Graz Tel.: 0316/877-3644/-5497, Fax: 0316/877-3711/-3076 E-Mail: [email protected] Web: http://www.verwaltung.steiermark.at

Verfasser: Kampus Consulting Projektleitung: Mag. Doris Kampus Mitarbeit: Mag. (FH) Martin Nagler Joanneumring 6/4, 8010 Graz Tel.: 0316/818085, Fax: 0316/818085-9 E-Mail: [email protected] Web: www.kampus.at

Juli 2008 Leitbild Liezen 3

Inhaltsverzeichnis

1. Ausgangssituation...... 5 1.1. Rahmenbedingungen ...... 5 1.2. Methodik der Leitbilderstellung...... 6

TEIL A: STRUKTURANALYSE

2. Sozioökonomische Analyse...... 9 2.1. Lage und Fläche...... 9 2.2. Bevölkerung...... 9 2.3. Wirtschaftsstruktur...... 11 2.3.1. Industrie und Gewerbe ...... 11 2.3.2. Tourismus ...... 14 2.3.3. Land- und Forstwirtschaft ...... 16 2.4. Pendeltätigkeit ...... 17 2.5. Forschungs- / Bildungseinrichtungen ...... 17 2.6. Qualitative Einschätzung des Bezirkes ...... 19 2.6.1. Lage / Bevölkerung / Ausbildung ...... 20 2.6.2. Industrie / Standortpotenzial ...... 21 2.6.3. Tourismus / Freizeit ...... 22

3. Kontext übergeordneter Programme und Strategien ...... 23 3.1. EU- und Bundesebene: Strategien 2007-2013...... 23 3.2. Landesebene: Programme 2007-2013...... 24 3.3. Weitere übergeordnete Rahmenbedingungen ...... 25 3.3.1. Wirtschaft, Industrie & Gewerbe, Forschung & Entwicklung ...... 25 3.3.2. Jugend & Beschäftigung, Bildung & Arbeitsmarkt ...... 26 3.3.3. Regionaler Beschäftigungspakt Liezen ...... 27 3.3.4. Infrastruktur (Regionales Verkehrskonzept) ...... 27 3.3.5. Tourismus & Freizeit, Kunst & Kultur...... 28 3.3.6. Land- und Forstwirtschaft, Ländliche Entwicklung / Leader ...... 31

TEIL B: LEITBILD

4. Positionierung des Bezirkes ...... 33 4.1. Stärkefelder ...... 34 4.1.1. Wirtschafts- und Bildungsstandort ...... 34 4.1.2. Ländliche Entwicklung / Erneuerbare Energien...... 36 4.1.3. Infrastruktur (Sozial- und Gesundheitsinfrastruktur, Daseinsvorsorge, Mobilität) 38 4.1.4. Tourismus und Kultur...... 40 4.2. Querschnittsthemen ...... 44 4.2.1. Querschnittsthema: Kultur ...... 44 4.2.2. Querschnittsthema: Natur & Landschaft...... 44 4.2.3. Querschnittsthema: Gender Mainstreaming ...... 44 4.2.4. Querschnittsthema: Jugend...... 44

5. Strukturen & Prozesse...... 49

Juli 2008 Leitbild Liezen 4

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Prozessgremien ...... 7 Abbildung 2: Prozessablauf ...... 8 Abbildung 3: Bevölkerungsentwicklung im Bezirk Liezen 1951 – 2007 ...... 9 Abbildung 4: Voraussichtliche Bevölkerungsveränderung bis 2031 Bezirk Liezen ...... 10 Abbildung 5: Änderung der Zahl der Erwerbspersonen bis 2031 nach dem Hauptszenario..... 11 Abbildung 6: Bedeutende Produktionsbetriebe im Bezirk Liezen...... 13 Abbildung 7: Bedeutende Dienstleistungsbetriebe im Bezirk Liezen...... 13 Abbildung 8: Entwicklung der Gesamt-Nächtigungen 1997-2007...... 15 Abbildung 9: Entwicklung der Sommer- bzw. Winternächtigungen ...... 15 Abbildung 10: Saisonale Verteilung der Nächtigungen im Bezirk Liezen...... 16 Abbildung 11: Kontext übergeordneter Strategien...... 24 Abbildung 12: Kontext der steirischen Landesstrategie ...... 25 Abbildung 13: Vision Wirtschaft Steiermark 2007-2013 ...... 26 Abbildung 14: Steiermark Tourismus 2010...... 29 Abbildung 15: Interwell. Land Steiermark, 2007...... 30 Abbildung 16: Strategien der Leader-Region „Salzkammergut“ 2000-2006...... 31 Abbildung 17: Strategien der Leader-Region „Eisenwurzn“ 2000-2006...... 32 Abbildung 18: Strategien der Leader-Region „Bergregion Obersteirisches Ennstal“ 2000-2006 32 Abbildung 19: Positionierung des Bezirkes Liezen...... 33 Abbildung 20: Stärkefeld Wirtschafts- und Bildungsregion...... 35 Abbildung 21: Stärkefeld Ländliche Entwicklung / Erneuerbare Energien ...... 37 Abbildung 22: Stärkefeld Infrastruktur ...... 39 Abbildung 23: Tourismusstrategie Steiermark – Liezen...... 41 Abbildung 24: Thematische teilregionale Schwerpunkte...... 42 Abbildung 25: Stärkefeld Tourismus & Kultur ...... 43 Abbildung 26: Querschnittsthemen...... 45 Abbildung 27: Thematische Positionierung des Bezirkes Liezen...... 46 Abbildung 28: Übersicht Stärkefelder & Projektbündel ...... 48 Abbildung 29: Überblick 4 § Abs. 3 Tourismusverbände ...... 50 Abbildung 30: Leader Aktionsgruppen ...... 51 Abbildung 31: Kleinregionen im Bezirk Liezen...... 52

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1. Ausgangssituation

1.1. Rahmenbedingungen

Der Bezirk Liezen ist im Rahmen der Initiative „Regionext“ von der steirischen Landesregierung als eine steirische Pilotregion ausgewählt worden. Im Zuge der Projektbearbeitung sollen die regionalen Entwicklungstendenzen gebündelt und in einem Leitbild für den gesamten Bezirk abgestimmt werden.

Aufgrund zahlreicher bevorstehender Veränderungen von Rahmenbedingungen steht der Bezirk Liezen vor neuen Herausforderungen, die Überlegungen in Richtung einer Neu-Positionierung des Bezirkes bedingen. Folgende Faktoren tragen zur Notwendigkeit dieser Überlegungen bei:

• veränderte regionale Rahmenbedingungen durch strukturelle (Weiter-) Entwicklungen in den letzten Jahren (z.B. Prozess Regionext, Entwicklungen im Tourismus, etc.) • veränderte Förderungsbedingungen für den Bezirk im Rahmen der neuen Programm- planungsperiode 2007-2013 und der damit notwendigen Neu-Positionierung

Der Bezirk Liezen besteht aus 4 Teilregionen mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunk- ten und Ausrichtungen:

• Oberes Ennstal • Ausseerland - Salzkammergut • Mittleres - und Paltental • Gesäuse – Eisenwurzen

Auf Initiative des Regionalmanagements Liezen bzw. der bestehenden Leader Organisationen wurden in den einzelnen Teilregionen unter Berücksichtigung der Anforderungen der neuen Programmplanungsperiode 2007-13 teilregionale Leitbildprozesse initiiert. Die Leitbildprozesse in den Teilregionen sind abgeschlossen. Auf Basis der Ergebnisse der teil- regionalen Leitbilder erfolgte im Rahmen der Erarbeitung des NUTS III Leitbildes eine Überar- beitung und Ergänzung der vorhandenen Strategien in den 4 Teilregionen in Richtung einer konzentrierten Gesamtstrategie.

Ausseerland- Mittleres Enns- Bergregion Gesäuse – Region: Salzkammergut und Paltental Oberes Ennstal Eisenwurzen

Methode: Zukunftskonferenz Workshops Zukunftswerkstatt Zukunftskonferenz

Ein entscheidender Faktor bei der Erstellung des regionalen Leitbildes ist die Bündelung der Entwicklungstendenzen innerhalb des Bezirkes, um sie in eine gemeinsame Richtung zu len- ken. Diese übergeordnete Gesamtstrategie, die auf Basis der teilregionalen Entwicklungsleitbil- der erarbeitet wurde, soll thematische und/oder regionale Schnittstellen konzentrieren und zu Leitthemen des Bezirkes machen.

Von der Abteilung 16 – Landes- und Gemeindeentwicklung wurde im Rahmen der Initiative Re- gionext ein neues Anforderungsprofil für regionale Leitbilder erarbeitet. Das regionale Leitbild Liezen sollte gemäß diesem Anforderungsprofil überarbeitet und ergänzt werden. Im besonde- ren Fokus stand die umfassende regionale Abstimmung der teilregionalen Strategien.

Juli 2008 Leitbild Liezen 6

1.2. Methodik der Leitbilderstellung

Das vorliegende Leitbild wurde im Rahmen eines breiten regionalen Beteiligungsprozesses er- stellt, welcher die unterschiedlichen regionalen AkteurInnen in die Entwicklung von Strategien und Leitprojekten einbezogen hat.

Wesentliches Ziel des regionalen Leitbildes war die Abstimmung der in den Teilregionen erar- beiteten Entwicklungsstrategien und der dazugehörigen Leitprojekte zur Ausrichtung wesentli- cher raumbedeutsamer Maßnahmen auf Bezirksebene. Diese Abstimmung erfolgte durch die Durchführung eines Planungstages sowie durch Planungen im Rahmen eines regionalen Kern- teams, in welches die relevanten regionalen VertreterInnen eingebunden waren.

In den Abstimmungsprozess wurden in diesem Zusammenhang vor allem auch die relevanten Landestellen intensiv eingebunden. Dadurch sollte sichergestellt werden, dass die regionalen Strategiefelder mit den Zielsetzungen des Landes Steiermark in Einklang stehen.

Ergänzend wurden folgende bestehende Dokumente und Konzepte berücksichtigt und einge- bunden:

• Regionales Entwicklungsleitbild Liezen, 1998 • Projekthandbuch und aktualisierte Kurzfassung des Regionalen Entwicklungsleitbildes Liezen, 2000 • Teilregionales Entwicklungsleitbild Mittleres Enns- und Paltental, 2004 • Örok-Prognosen 2001-2031, Teil 1: Bevölkerung und Arbeitskräfte nach Regionen und Bezirken Österreichs, 2004 • Bezirksprofil des Bezirkes Liezen, 2004 • Regionales Entwicklungsprogramm (REPRO) Liezen, 2004 • Teilregionales Entwicklungsleitbild Ausseerland-Salzkammergut, 2005 • Entwicklungsplan Nationalparkregion Gesäuse, 2005 • Industrie in den Regionen der Steiermark: Liezen, 2006 • Regionales Verkehrskonzept, 2006 • Teilregionales Entwicklungsleitbild Gesäuse – Eisenwurzen, 2006 • Leader-Entwicklungsstrategie Ausseerland-Salzkammergut, 2007 • Leader-Entwicklungsstrategie Bergregion Oberes Ennstal, 2007 • Leader-Entwicklungsstrategie Gesäuse-Eisenwurzen, 2007 • NUTS-III Leitbild Liezen, 2007 • Regionalprofil Liezen, 2007

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Beschlussfassung: Leitbild

REGIONALER PLANUNGSBEIRAT

Thematische Weiterbearbeitung und Thematische Abstimmung Abstimmung

LANDESSTELLLEN KERNTEAM

d i l b i t L e

Gemeinsame Erarbeitung der thematischen Leitbild-Grundlagen

PLANUNGSTAG MIT REGIONALEN AKTEURINNEN

Regionale (thematische) AkteurInnen, GemeindevertreterInnen, Regionalmanagement, VertreterInnen der Förderstelle (A16, Land Steiermark)

Abbildung 1: Prozessgremien (Quelle: Kampus Consulting)

TeilnehmerInnen des Planungstages:

• Zusammensetzung: Regionale AkteurInnen sowie Leitbetriebe der Region • Aufgabe: Gemeinsame Erarbeitung von Zielen, Strategien, Teilstrategien und ansatz- weise Leitprojekten

Kernteam:

• Zusammensetzung: Landtagsabgeordnete des Bezirkes, VertreterInnen der Kleinregio- nen, Vorsitzender des Vorstands des Regionalmanagements Liezen, SprecherInnen der thematischen Arbeitsgruppen des Planungstages, Regionalmanagement Liezen, Abtei- lung 16 des Landes Steiermark sowie externer Konsulent (Kampus Consulting) • Aufgabe: Thematische Weiterbearbeitung und Abstimmung sowie Priorisierung von Pro- jekten

Landestellen: • Abstimmungsgespräche mit Landesstellen hinsichtlich der thematischen Positionierung des Bezirkes sowie übergeordneter Rahmenbedingungen

Regionaler Planungsbeirat:

• Zusammensetzung: Zusammensetzung gemäß ROG • Aufgabe: Beschlussfassung des Leitbildes

Juli 2008 Leitbild Liezen 8

P R O Z E S S P L A N Jänner Februar März – April 2008 Mai 2008 Mai 2008 Juni 2008 2008 2008 April 2008

Schriftl./ Tel. Interne Arbeit 2. Interne 1. Sitzung Planungstag 2. WS Befragung reg. Sitzung Arbeit RPB (10.3.) Abstimmung mit Kernteam AkteurInnen (27.2.) Einbindung Projektträger- RPB (Gemeinden) Interne Arbeit Landesstellen Innen

1. WS Kernteam

• Recherche • Information • Erarbeitung • Erstellung • Ergänzung • Weiterbearbeitung • Leitbild • Ist-Analyse betr. Leitbild Strategiefelder Gemeindepo- Leitbild Strategiefelder sitionierung

Abgestimmter Vorschlag Abgestimmte Beschluss Feedback Freigabe Prozessplan Strategiefelder) Positionierung Leitbild Leitbild

Gespräche / Sitzung des Planungstag schriftl. Befragung Kernteam Leitbild Regionalen Planungsbeirates

Abbildung 2: Prozessablauf (Quelle: Kampus Consulting)

Juli 2008 Leitbild Liezen 9

2. Sozioökonomische Analyse

2.1. Lage und Fläche

Der Bezirk Liezen ist mit einer Fläche von 3.270 km2 der größte unter den österreichischen Be- zirken. Liezen umfasst 51 Gemeinden und weist mit einer Bevölkerungsdichte von 25 Personen je km2 Fläche eine der niedrigsten im österreichweiten Vergleich auf. Der Dauersiedlungsraum umfasst nur etwa ein Zehntel der Fläche des Bezirkes.

2.2. Bevölkerung1

Am 1.1.2007 wurden im Bezirk Liezen 81.482 Personen gezählt. Die bevölkerungsreichsten Gemeinden sind die Bezirkshauptstadt Liezen (6.968 EinwohnerInnen), (4.935 EinwohnerInnen), (5.381 EinwohnerInnen), (4.442 EinwohnerInnen) und (3.684 EinwohnerInnen).

Im Bezirk Liezen war bis zum Jahr 2001 eine konstante, leicht positive Bevölkerungsentwicklung zu beobachten, seitdem verzeichnet der Bezirk einen leichten Bevölkerungsrückgang (-0,9 % seit 2001). Gleichzeitig konnte eine deutliche Zunahme an ausländischer Wohnbevölkerung registriert werden. Die in den letzten Jahren gestiegene Ausländerpopulation hat damit zweifel- los dazu beigetragen, dass die Bevölkerungsverluste in einigen Teilregionen nicht höher ausge- fallen sind. Die gestiegene Ausländerpopulation liefert damit auch einen Beitrag zur Verbesse- rung der Altersstruktur.

Bevölkerungsentwicklung Liezen (1951-2007)

84.000

82.000

80.000

78.000

76.000 Bevölkerung

74.000

72.000

70.000 1951 1961 1971 1981 1991 2001 2007 Jahr

Abbildung 3: Bevölkerungsentwicklung im Bezirk Liezen 1951 – 2007 (Quelle: Örok-Prognosen 2001-2031)

Die Bevölkerungsentwicklung auf Basis der ÖROK Prognose 2031 (Hauptszenario) zeigt eine generelle Bevölkerungsabnahme für die Region von 8% (insbesondere eine deutliche Abnahme der Bevölkerung „unter 20 Jahre“) bis zum Jahr 2031 und somit auch eine deutliche Alterung

1 Örok-Prognosen 2001-2031

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des Arbeitskräfteangebotes. Gleichzeitig verzeichnet die Bevölkerungsgruppe der „über 65 Jäh- rigen“ eine Zunahme; diese kann die generelle Abnahme jedoch nicht stoppen. Der weiterhin ungebrochene Suburbanisierungsprozess bewirkt ein starkes Bevölkerungs- wachstum in fast allen Gemeinden rund um die großen Städte. Da der Bezirk Liezen durch sei- ne periphere Lage abseits großer Zentren von diesem Trend nicht profitieren kann, ist mit einer weiteren Abwanderung insbesonders jüngerer Personen zu rechnen, die zu Ausbildungszwe- cken den Bezirk verlassen und nur in Ausnahmefällen wieder zurückkehren. Es gibt jedoch auch außerhalb der Ballungszentren Gemeinden mit Bevölkerungszuwächsen. Es sind dies erstens attraktive Fremdenverkehrsgemeinden, zweitens Gemeinden in Regionen mit starkem Wirtschaftswachstum, drittens schließlich agrarisch geprägte Gemeinden mit hohen Geburtenüberschüssen in den Bundesländern Salzburg, Tirol und Vorarlberg. Eine ähnliche Entwicklung ist auch im Bezirk Liezen zu erkennen. Während die touristisch geprägten Gemein- den um die Zentren Schladming und Aussee einen Zuwachs an Bevölkerung verzeichnen kön- nen, sind Gemeinden, die weder über eine starke Wirtschaft noch über ein attraktives touristi- sches Angebot verfügen, die Verlierer im Wettbewerb um EinwohnerInnen.

Neben den Faktoren „Geografische Lage“ sowie „Verkehrsanbindung“ wird seitens der ÖROK- Studie der Wirtschaftsstruktur ebenfalls zentrale Bedeutung beigemessen. Regionen, die struk- turell durch stagnierende oder „alte“ Wirtschaftssektoren gekennzeichnet sind, weisen auch eine stagnierende oder rückläufige Bevölkerung auf. Damit entstehen dort auch nicht in großer Zahl neue Arbeitsplätze. Die nachfolgende Grafik zeigt die von der ÖROK erstellte Prognose für die Bevölkerungsentwicklung bis 2031 in den österreichischen Bezirken. Die Steiermark hat dem- nach generell (mit Ausnahme der Stadt Graz und Graz Umgebung) mit großen Bevölkerungs- verlusten zu kämpfen, auch der Bezirk Liezen wird von dieser Entwicklung erfasst.

Bevölkerungsentwicklung Nuts III

85.000

82.000 g 79.000

76.000 Bevölkerun

73.000

70.000 2001 2006 2011 2016 2021 2026 2031 Jahr

Bevölkerungsentw icklung

Abbildung 4: Voraussichtliche Bevölkerungsveränderung bis 2031 Bezirk Liezen (Quelle: Örok-Prognosen 2001-2031)

Gemäß der Bevölkerungsprognose wird in jenen Regionen, in denen die Zahl der Bevölkerung im Alter von 15 bis 60 Jahren abnimmt, auch die Zahl der Erwerbspersonen abnehmen. Da im Bezirk weiterhin mit Bevölkerungsabnahmen dieser Altersgruppe zu rechnen ist, wird sich dieser Trend auch auf das regionale Angebot an Arbeitskräften auswirken. Dies bedeutet, dass die Zahl der Erwerbstätigen im Bezirk Liezen stetig zurückgeht und im Jahr 2031 um 11,1 Prozent niedriger sein wird.

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Abbildung 5: Änderung der Zahl der Erwerbspersonen bis 2031 nach dem Hauptszenario (Quelle: Örok-Prognosen 2001-2031)

Dieses Szenario stellt jedoch keine unverrückbare Prognose dar, anhand weiterer von der Ö- ROK ausgewerteter Szenarien lässt sich darstellen, dass sich der Bevölkerungsrückgang des Bezirkes durch Zu- bzw. Binnenwanderung und hohe Fertilität eindämmen lässt. Ohne Gegen- steuermaßnahmen wird sich der Trend zum Bevölkerungsrückgang jedoch fortsetzen.

2.3. Wirtschaftsstruktur

In Bezug auf die Wirtschaftsstruktur ergibt sich ein sehr heterogenes Bild. Im westlichen Teil des Bezirkes und im Steirischen Salzkammergut dominiert der Tourismus, im Paltental überwiegt der industriell-gewerbliche Sektor mit den Wirtschaftszentren um Liezen und im Osten befindet sich das vorwiegend ländlich strukturierte untere Ennstal mit dem Gesäuse. Der Bezirk ist in Teilbereichen (z.B. Oberes Ennstal, Gesäuse) immer noch stark landwirtschaft- lich geprägt, der Anteil der Arbeitsplätze in der Land- und Forstwirtschaft ist jedoch von 12,2 % im Jahr 1981 auf 6,3 % im Jahr 2001 zurückgegangen. Dem industriell gewerblichen Teil (29 %) kommt insbesondere im mittleren Enns- und Paltental große Bedeutung zu, der Anteil der Dienstleistungsarbeitsplätze erhöhte sich auf 64,2 %.

Der produzierende Bereich (industrieller Kernbereich und der industriell-gewerbliche Sektor) erwirtschaftete 34% der Gesamtwertschöpfung, die Landwirtschaft etwa 6%, der Dienstleis- tungsbereich 60%. Innerhalb der Dienstleistungen stellen der öffentliche Bereich mit 16%, der Handel einschließlich der Reparatur von Gebrauchsgütern mit 11% und die Wirtschaftsdienste mit 10% die größten Anteile an der Gesamtwertschöpfung2.

2.3.1. Industrie und Gewerbe

Der Bezirk Liezen bildet in Relation zur gesamten Steiermark einen industriellen Ergänzungs- raum zu den dominierenden Räumen des Grazer Zentralraums und des Knoten Obersteiermark mit Leoben – Bruck – Kapfenberg.

2 Industrie in Regionen der Steiermark, Joanneum Research

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Die Wirtschaftsstruktur im Bezirk Liezen ist von einer starken regionalen Konzentration der Wirt- schaftsektoren geprägt. Großbetriebe der Industrie haben ihre Sitz vorwiegend im Mittleren Enns- und Paltental um die Zentren Stainach, Rottenmann, Trieben und Liezen, des Weiteren sind , Bad Aussee und St. Gallen bedeutende Industriegemeinden. Die Entwicklungs- achse Industrie und Wirtschaft wird als wichtiges Element der Entwicklung des Bezirkes ange- sehen.

Zu Beginn der 80iger Jahre war die Industriestruktur in Liezen von wenigen Großbetrieben ge- prägt. Der Anteil der Grundstoffindustrie (Metall, Magnesit) war überdurchschnittlich groß, dar- über hinaus lagen die Lohnkosten deutlich über dem Durchschnitt ländlicher Regionen, was nicht durch eine entsprechend höhere Produktivität abgedeckt war. Nach einer großen Strukturkrise in den Achtziger- und Neunzigerjahren konnte das Niveau der Arbeitsplätze wieder annähernd stabilisiert werden.

In den letzten Jahren gab es wenig innovative Neugründungen im Bezirk, da dieser zum einen von einer starken Abwanderungstendenz hochqualifizierter Menschen in die Ballungsräume geprägt ist, andererseits das Risiko der Selbständigkeit angesichts der Strukturkrise der Achtzi- ger- und Neunzigerjahren vielfach gescheut wird. Im Jahr 2005 wurden in Liezen 238 Gründun- gen getätigt, was einer Steigerung von 6,6 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Grün- dungsintensität bezogen auf die Wirtschaftskammermitglieder (Ende 2004) betrug 6,5 %. Die Gründungsintensität je 1.000 Einwohner lag bei 2,9. Diese Indikatoren liegen deutlich unter de- nen der Steiermark (8,0 % und 3,3). Auch die mittelfristige Betrachtung der Gründungsentwick- lung im Bezirk Liezen zeigt eine unterdurchschnittliche Gründungsbereitschaft im Verhältnis zur Steiermark.3

Eine weitere Schwäche des Bezirkes war lange Zeit das Fehlen einer technischen Ausbildungs- möglichkeit, eine Lücke, die erst durch die Einrichtung einer Außenstelle der HTL Zeltweg in Trieben teilweise behoben werden konnte. Der Anteil von Beschäftigten im Technologiebereich ist im Verhältnis zu anderen Regionen der Steiermark niedrig und der Bezirk hat stark mit der Abwanderung von qualifizierten Beschäftigten und Absolventinnen der höheren und mittleren Schulen in Zentren wie Graz oder Wien zu kämpfen. Hier ist eine weitere Anpassung der Aus- bildungsstruktur an die Nachfrage sowie die Schaffung einer ausreichenden Zahl qualifizierter Arbeitsplätze nötig, um der weiteren Abwanderung qualifizierter Personen entgegenzuwirken.

Es gibt international verankerte Unternehmen, die sich erfolgreich positioniert haben, insgesamt allerdings nur wenige Leitunternehmen, meist in unterschiedlichen Technologiefeldern und Sek- toren (Metall, Maschinenbau) und ohne direkten Konnex zueinander. Im speziellen bestehen im Verhältnis zu anderen Regionen nur wenige innovative Klein- und Mittelbetriebe, was wiederum auch im Zusammenhang mit der Auslastung der Unternehmen und der oftmals begrenzten Personalressourcen gesehen werden muss. Die Herausforderung liegt daher in der Stärkung der Innovationsfähigkeit in KMU im Bezirk Liezen.

Im Bereich des sekundären Sektors haben die Metallbe- und Verarbeitung, die Bauwirtschaft und die Holzindustrie, aber auch der Bergbau und die Nahrungsmittelindustrie größere Bedeu- tung. Die größten Produktionsbetriebe sind den Branchen Maschinenbau, Nahrungsmittelindust- rie, Bauwirtschaft und Holzindustrie zuzuordnen. Das produzierende Gewerbe wird von einer Reihe industrieller Leitbetriebe geprägt. Diese Leit- betriebe bestimmen wesentlich die technologische Entwicklung im Produktionsbereich und stel- len die größten einzelnen Arbeitgeber dar (neben einzelnen öffentlichen Einrichtungen wie Krankenhäusern und Kasernen sowie wenigen größeren touristischen Betrieben).

Im Folgenden werden die Leitbetriebe des Bezirkes mit der Anzahl der Beschäftigten darge- stellt. Die Zahl der Beschäftigten in den Leitbetrieben hat sich in letzten Jahren kontinuierlich

3 Industrie in Regionen der Steiermark, Joanneum Research

Juli 2008 Leitbild Liezen 13

erhöht, was darauf hinweist, dass die erforderlichen Umstrukturierungen und Modernisierungen weitgehend erfolgreich waren und insbesondere die Leitbetriebe verstärkt Arbeitsplätze schaf- fen.

Leitbetriebe im Bezirk: 2004

Anzahl Produktionsbetrieb Mitarbei- terInnen Mayer Produktionsgesellschaft mbH., Trieben 667 Georg Fischer Mössner GmbH, Steirisches Druckgußwerk, Alten- 613 markt/St.G. Maschinenfabrik Liezen und Gießerei GmbH 567 Haustechnik AG, Rottenmann 491 Landena KG (vorm. Alpenfleisch KG), Stainach 397 STIA Holzindustrie GesmbH., Admont 266 Veitsch-Radex GmbH, Magnesitindustrie, Trieben 216 Ennstal Milch KG, Stainach 201 Knauf Austria GmbH., Gipserzeugung, Weißenbach/Liezen 195 Systemholz AG, Gaishorn 163 RIGIPS Austria GmbH, Bad Aussee 157 Benediktinerstift Admont 133 Haider Kunststofftechnik GesmbH, St. Gallen 119

Abbildung 6: Bedeutende Produktionsbetriebe im Bezirk Liezen (Quelle: Arbeiterkammer Steiermark, Bezirksprofil des Bezirkes Liezen, 2004)

Neben den o. a. bedeutenden Produktions- und Dienstleistungsbetrieben wurden auch die Han- delszentren des Bezirkes im Zuge der Bestandsanalyse näher betrachtet.

Dienstleistungsbetriebe im Bezirk: 2004

Landeskrankenhaus Rottenmann 500 Fliegerhorst FIALA-FERNBRUGG, Aigen/E. 500 Landmarkt KG, Stainach 454 Planai-Hochwurzen-Bahnen-GesmbH, Schladming 250 Diakonissenkrankenhaus Schladming 230 Landeskrankenhaus Bad Aussee 200 Siedlungsgenossenschaft Ennstal, Liezen 176 Tatschl & Söhne, Speditions- und Transport GmbH, Liezen 155 Rehabilitationszentrum Gröbming 135 Eisenhof, Eisengroß-u. Einzelhandel, Liezen 119 Rehabilitationszentrum Bad Aussee 115 Schlecker Logistik Center, Gröbming 85

Abbildung 7: Bedeutende Dienstleistungsbetriebe im Bezirk Liezen (Quelle: Arbeiterkammer Steiermark, Bezirksprofil des Bezirkes Liezen, 2004)

In den Flächenwidmungsplänen sind beträchtliche Flächenreserven an Industrie und Gewerbe- gebieten ausgewiesen, welche für potentielle Betriebsansiedlungen eine wichtige Vorausset-

Juli 2008 Leitbild Liezen 14

zung darstellen. Bedeutend in Hinblick auf die Ansiedlung von Unternehmen ist die Aufschlie- ßung bereits gewidmeter Standorte.

Gemäß dem regionalen Entwicklungsprogramm für die Planungsregion Liezen in der Fassung von Juni 2004 wurden folgende Gemeinden als regionale Industrie- und Gewerbestandorte zur Sicherung der Standortvoraussetzungen für bestehende Betriebe von regionaler Bedeutung bzw. zur langfristigen Sicherung regional bedeutsamer Flächenpotenziale für industriell- gewerbliche Nutzung festgelegt:

• Aich Assach • Bad Aussee • Gaishorn • Liezen • Rottenmann • St. Gallen • Trieben • Weißenbach bei Liezen

Der Bezirk verfügt über beträchtliche Flächenreserven an Industrie und Gewerbebauland (ca. 38% des gewidmeten Baulandes). Neuausweisungen sind daher nur beschränkt erforderlich.

2.3.2. Tourismus

Der Tourismus bildet den zweiten Schwerpunkt des Bezirkes, wobei vor allem die Region „Schladming-Dachstein“ und das Steirische Salzkammergut sowie in Ansätzen die Region Ge- säuse-Eisenwurzen touristische Destinationen des Bezirkes Liezen sind. Im Hotel- und Gastge- werbe waren 2001 3.413 Personen beschäftigt, das entspricht einem Anteil an den gesamten Beschäftigten von rd. 11%.

Die Anzahl der Nächtigungen liegt in den letzten Jahren durchschnittlich bei ca. 3,5 Millionen und somit deutlich unter den Werten Anfang der Neunziger Jahre (ca. 4 Millionen Nächtigun- gen), der überwiegende Teil der Nächtigungen entfällt auf ausländische Gäste (ca. 56%).

Der dominierende Teil der Nächtigungen wird in den Gemeinden der Region Schladming- Dachstein registriert (ca. 2,5 Millionen Nächtigungen). Die Region zählt zu den führenden Tou- rismusregionen Österreichs, wobei die bedeutendste Tourismusgemein- de ist. Die Region Schladming-Dachstein ist eine der erfolgreichsten Tourismusregionen Öster- reichs und somit gemeinsam mit dem Steirischen Salzkammergut ein wesentlicher Wirtschafts- motor im Bezirk. Darüber hinaus bestehen Potenziale durch den Nationalpark Gesäuse, dem Naturpark Sölktäler und dem Naturpark Eisenwurzen. In der Region Gesäuse – Eisenwurzen gab es in den letzten Jahren entsprechende Angebotsentwicklungen (z.B. Wildwasserfahrten, Wanderwege, Kulturfestivals, etc.), ein über das gesamte Kalenderjahr verteiltes Angebotsprofil ist jedoch – ähnlich wie auch in der Region Ausseerland – Salzkammergut – noch nicht vorhan- den.

Die Zahl der Nächtigungen im Sommer- bzw. im Winterhalbjahr hat sich unterschiedlich entwi- ckelt. Während die Zahl der Gästenächtigungen im Winterhalbjahr seit 1997 kontinuierlich an- stieg, sank die Zahl der Gästenächtigungen im Sommerhalbjahr zwischen 1997 und 2006 konti- nuierlich.

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Entwicklung der Gesamtnächtigungen 1997-2007

4.000.000 3.599.804 3.614.031 3.602.431 3.521.661 3.536.596 3.552.274 3.493.891 3.428.284 3.424.475 3.483.533 3.480.823

3.000.000

2.000.000 Übernachtungen

1.000.000

0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Abbildung 8: Entwicklung der Gesamt-Nächtigungen 1997-2007 (Quelle: Landesstatistik Steiermark)

Sommer- bzw. Winternächtigungen

2.200.000

2.000.000

1.800.000

Übernachtungen 1.600.000

1.400.000 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Winterhalbjahr Sommerhalbjahr

Abbildung 9: Entwicklung der Sommer- bzw. Winternächtigungen (Quelle: Landesstatistik Steiermark)

Juli 2008 Leitbild Liezen 16

Im Bezirk überwiegt insgesamt der Wintertourismus (rd. 58% aller Nächtigungen). Die folgende Abbildung zeigt die durchschnittliche saisonale Verteilung der Nächtigungen im Bezirk Liezen.

Saisonale Verteilung der Nächtigungen

800.000

600.000

400.000 Nächtigungen

200.000

0 Juli Mai Juni April März Januar August Oktober Februar November Dezember September

Abbildung 10: Saisonale Verteilung der Nächtigungen im Bezirk Liezen (Quelle: Landesstatistik Steiermark)

Der Bezirk verfügt über eine positives Image durch überregional bekannte Veranstaltungen (z.B. Narzissenfest, Nightrace Schladming), es bestehen jedoch teilweise Defizite im Bereich der tou- ristischen Infrastruktur, insbesondere im mittleren Segment der Beherbergungsangebote (3- Stern Betriebe). Im Hinblick auf die künftige Wettbewerbsfähigkeit sind im gesamten Bezirk Schwächen im quan- titativen und qualitativen Angebot - vor allem in Bezug auf einen zweisaisonalen Tourismus – auszugleichen, durch Investitionen insbesondere im Bereich der Aufstiegshilfen konnten jedoch bereits zentrale Modernisierungsmaßnahmen – vor allem im Bereich des Wintertourismus – umgesetzt werden.

Der Tourismus und der landschaftliche Erholungswert des Bezirkes werden in jedem Fall neben der industriellen Standortentwicklung als zentrale Zukunftschancen gesehen. Der Erholungswert für touristische Nutzung, die Standortqualität für Betriebe und der Lebensraum werden von den RegionsvertreterInnen als sehr hoch eingeschätzt, es fehlt jedoch nach wie vor eine gemeinsa- me, abgestimmte Positionierung auf der Ebene des Bezirkes.

2.3.3. Land- und Forstwirtschaft

Die Landwirtschaft hat im Bezirk große Tradition, noch vergleichsweise hohe Bedeutung und wird als agrarischer Raum teilweise noch intensiv genutzt, im Bereich der Niederen Tauern ü- berwiegt die Forstwirtschaft. Im Jahr 1999 gab es im Bezirk Liezen 2.898 land- und forstwirt- schaftliche Betriebe bei einem Anteil der Haupterwerbsbetriebe von 40%. Dieser Anteil liegt

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über dem Landesdurchschnitt (34%) und dem österreichischen Vergleichswert von 38%. 2001 waren ca. 7% der Beschäftigten (am Arbeitsort) in Liezen in der Landwirtschaft tätig, wobei 30 Gemeinden des Bezirkes Agrarquoten von über 10% erreichen

Die Zahl der Haupterwerbsbetriebe ist im Bezirk zwischen 1995 und 1999 anders als im lan- desweiten und österreichischen Trend gestiegen, jene der Nebenerwerbsbetriebe zurückgegan- gen. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt 73,4 ha und ist damit mehr als doppelt so hoch wie im nationalen Vergleich (Österreich: 30,9 ha).4

2.4. Pendeltätigkeit

Viele ArbeitnehmerInnen des Bezirkes sind gezwungen, aus dem Bezirk und sogar teilweise aus dem Bundesland Steiermark auszupendeln, um eine Arbeit zu finden. Gemäß der Volkszäh- lung aus dem Jahr 2001 ergibt sich, dass im Bezirk Liezen 2.668 Personen einpendelten, hin- gegen aber 5.330 auspendelten. 52 % der Einpendler und 44 % der Auspendler gaben an, dass sie zwischen Wohnort und Arbeitsort täglich pendeln.

2.5. Forschungs- / Bildungseinrichtungen

Im Bereich Forschungseinrichtungen weist der Bezirk deutliche Defizite gegenüber anderen steirischen Regionen auf. Forschungs- und Innovationseinrichtungen sind kaum vorhanden. In diesem Zusammenhang ist jedoch auch darauf zu verweisen, dass die Existenz von regionalen F&E Einrichtungen durch die moderne Kommunikationstechnologie sowie den gut ausgebauten Verkehrswegen in die Technologie- und Innovationszentren von Leoben und Graz nicht aus- schließliche Voraussetzung für Innovation ist. In den letzten Jahren wurden Aktivitäten gesetzt, um den Innovationsgrad des Bezirkes erhö- hen. Durch verschiedene Initiativen von Gemeinden, der SFG sowie Bildungsträgern wurden einige Strukturelemente im Bezirk (weiter-) entwickelt.

• GründerInnen- und Wirtschaftspark Liezen • Technologiepark Liezen • Lehr- und Forschungszentrum Rottenmann o Individuelles Diplomstudium G-TEC am Lehr- und Forschungszentrum Rottenmann o Betriebliches Informationsmanagement am Lehr- und Forschungszentrum Rottenmann • Gewerbe- und Technologiepark Rottenmann • HTBLA für Maschineningenieurwesen – Fertigungstechnik / EDV Trieben • Ennstal Lehrgang „Technologie – Information – Wirtschaft“ in Admont

Weitere Aus- und Weiterbildungseinrichtungen im Bezirk:

Allgemeinbildendes Schulwesen:

• Stiftsgymnasium des Benediktinerstifts Admont • Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Stainach • Bundes-Oberstufenrealgymnasium "Erzherzog-Johann-BORG" Bad Aussee

4 Regionalprofil NUS-III Region Liezen

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Berufsbildendes Schulwesen:

• Höhere Bundes-Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg- Gumpenstein • Höhere Technische Lehranstalt Zeltweg, Außenstelle Trieben • Bundeshandelsakademie und Bundeshandelsschule Liezen • Bundeshandelsakademie und Bundeshandelsschule Bad Aussee • Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe Bad Aussee • Schihandelsschule und HAK Maturalehrgang Schladming

Fachschulen:

• Land- und Forstwirtschaftliche Fachschule Grabnerhof • Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Gröbming • Fachschule für Land und Ernährungswirtschaft Haus • Lehranstalt für Sozialdienste der Caritas der Diözese Graz - Seckau, Rottenmann

Berufschulwesen:

• Landesberufsschule Aigen

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2.6. Qualitative Einschätzung des Bezirkes

SWOT kommt aus dem angloamerikanischen und bedeutet sinngemäß:

S Strengths (eigene Stärken) W Weaknesses (eigene Schwächen) O Opportunities (förderliche Bedingungen) T Threats (hinderliche Bedingungen

Die SWOT-Analyse dient dazu, einen Überblick über die Stärken und Schwächen sowie Chan- cen und Risiken eines Untersuchungsgegenstandes (in diesem Fall der Bezirk Liezen) zu erhal- ten, wobei sowohl der aktuelle Stand als auch zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten analysiert werden:

Gegenwart Zukunft Positiv S O Strength Opportunities Stärken Chancen Negativ W T Weaknesses Threats Schwächen Risiken

Den Kern der SWOT-Analyse bilden die Fragen, die darauf abzielen, ein Bild der aktuellen Situ- ation mit seinen Entwicklungsmöglichkeiten zu entwerfen.

S Strengths Was lief gut? Stärken Was sind Stärken des Bezirkes? Satisfaction Worauf sind wir stolz? Wo stehen wir momentan? W Weaknesses Wo liegen unsere Fallen, Barrieren? Welche Störungen behindern uns? Was fehlt uns? O Opportunities Was sind die Zukunftschancen? Chancen Was können wir ausbauen? Welche konkreten Verbesserungsmöglichkeiten haben wir? Was können wir im Umfeld nutzen? Wozu wären wir noch fähig? Was liegt noch brach? T Threats Wo lauern künftig noch Gefahren? Gefahren Was kommt an Schwierigkeiten auf uns zu? Was sind mögliche Risiken, kritische Faktoren? Womit müssen wir rechnen?

Weitere Fragen nach der SWOT Analyse: Stärken Mängel Chancen Wie die Stärken einsetzen, um die Chan- Wie an den Schwächen ar- cen zu nutzen? beiten, um die Chancen zu nutzen? Gefahren Wie die Stärken einsetzen, um die Gefah- Wie an den Schwächen ar- ren zu meistern? beiten, um die Gefahren zu meistern?

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Die SWOT Analyse wurde für die zentralen Bereiche „Lage, Bevölkerung, Ausbildung“, „Indust- rie, Standortpotenzial“, sowie „Tourismus, Freizeit“ durchgeführt.

2.6.1. Lage / Bevölkerung / Ausbildung

Stärken

► in Teilbereichen gute Verkehrsinfrastruktur (A9) ► Zuwanderungsregionen Bad Aussee und Schladming ► Hohe Lebensqualität und hohe Wohnattraktivität, beeindruckender Naturraum ► Attraktive Freizeitinfrastruktur ► Hoher Anteil an FacharbeiterInnen

Schwächen

► Periphere Lage hinsichtlich bedeutender Wirtschaftsräume (Wien, Linz, Graz, Kärnt- ner Zentralraum) ► Geringes Potenzial an Arbeitsplätzen für sehr gut ausgebildete Personen ► Niedriger Anteil an Personen mit Hochschulabschluss ► Geringe Dichte an Weiterbildungs- und Schulungs-Einrichtungen ► Geringes Angebot an höherwertigen Ausbildungen ► Relativ niedrige Frauenerwerbsquote (u.a. begründet durch die periphere Lage vieler Gemeinden (mangelndes Arbeitsplatzangebot)) ► Ungünstige demographische Struktur und Dynamik (mit Ausnahme von Bad Aussee und Schladming) ► Hoher Anteil an schwer integrierbaren Arbeitslosen

Chancen

► Bessere Vermarktung der Wohnattraktivität ► Attraktiver Wohnraum für Jungfamilien ► Ausweitung der Ausbildungseinrichtungen ► Verstärkte Aktivitäten zur Verbesserung des Images

Risiken

► Starke Zentren - Abnahme der Versorgungs-Qualität der Seitentäler ► Konkurrenz von attraktiven Ausbildungsangeboten (Wien, Graz) ► Weitere Ausdünnung der Seitentäler ► Regionen außerhalb der dynamisch wachsenden Stadtregionen werden weitere Be- völkerungsverluste vorausgesagt ► Anteil der erwerbstätigen Bevölkerung sinkt

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2.6.2. Industrie / Standortpotenzial

Stärken

► GründerInnen- und Innovationsinfrastruktur modernisiert und ausgebaut (Wirt- schaftspark Liezen) ► Weiche Standortfaktoren (Natur, Lebensqualität) ► Gewachsene Industrieregion ► Relativ hoher Anteil an FacharbeiterInnen- und Meisterqualifikation ► Dienstleistungszentrum Liezen

Schwächen

► Kaum hochqualifizierte F&E Einrichtungen im Bezirk ► Geringe Dichte an technischen Ausbildungen ► Geringe Anzahl an Technologie- und Wirtschaftsparks ► Geringe Einbindung in Netzwerke ► Geringe Anzahl an international bekannten (Leit-)Unternehmen ► Internationale Erreichbarkeit von Arbeitnehmermärkten ► Mangel an wirtschafts- und industriebezogenen Dienstleistungen ► Geringe Präsenz an wettbewerbsstarken KMU ► Mangelnde Kooperation innerhalb des Bezirkes ► Negative Bevölkerungsdynamik ► Kleinteilige Betriebsstruktur ► Geringe betriebliche Forschungsaktivitäten ► Geringe Forschungs- und Patentieraktivitäten der Unternehmen, geringe Nachfrage nach höherqualifizierten Arbeitskräften

Chancen

► Schließung strategischer Ausbildungslücken (vor allem im technischen Bereich) ► Professionelle, öffentlichkeitswirksame Darstellung des Bezirkes ► Forcierung der Standortentwicklung der ARGE „Wirtschaftsregion Steiermark Nord“ ► Große Reserven an Betriebsflächen ► Förderung der Netzwerkbildung von Betrieben ► Erhöhung der Gründungsintensität ► Aufbruchstimmung in der Region Steirisches Salzkammergut ► Zusammenrücken mit dem OÖ Zentralraum ► Leitbetriebe als Wirtschaftslokomotiven ► Zuzug von neuen FacharbeiterInnen aus dem EU-Raum

Risiken

► Tendenzielle Ausdünnung bei FacharbeiterInnen ► Ungünstige demographische Struktur und Dynamik ► Abwanderung von Betrieben (EU-Osterweiterung, hohe Lohnnebenkosten, etc.) ► Sinkendes Potential an Erwerbstätigen ► Abwanderung der hochqualifizierten Arbeitskräfte (Brain Drain)

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2.6.3. Tourismus / Freizeit

Stärken

► Bekanntheit, Image der Regionen Schladming, Steirisches Salzkammergut ► Hochwertige Tourismusinfrastruktur in Teilbereichen ► Starke Verbesserung des Touristischen Angebots in den letzten Jahren ► Nähe zu den Großräumen Wien / Graz / Linz / Budapest / Bratislava / Prag ► Hohe touristische Eignung des Bezirkes im Sommer und Winter ► Kulturelles und naturräumliches Potenzial ► Ausrichtung von internationalen Events („Nightrace Schladming, „Ski-Flug WM Kulm“)

Schwächen

► Lücke zwischen touristischem Angebot und Angebot an Betrieben ► Fehlendes, über das Kalenderjahr verteiltes Angebotsprofil in Teilbereichen ► Teilweise veraltete Infrastruktur ► In Teilregionen zu schwache touristische Infrastruktur ► Keine gemeinsame Positionierung auf Ebene des Bezirkes ► Innerregionale Konkurrenzierungen

Chancen

► Nähe zu den Märkten Tschechien, Polen und Slowakei ► Breites Angebot zwischen touristischen Zentren und stillem Erleben von Natur und Kultur ► Größeres Dach durch die Tourismusverbände „Schladming-Dachstein“, Ausseerland - Salzkammergut ► Trend zu Genuss und Sinnlichkeit z.B. Naturpark Sölktäler, Naturpark Eisenwurzen ► Neue Impulsprojekte im Aufbau (z.B. Grimmingtherme) ► Lokale Spezialitäten

Risiken

► Ferndestinationen gewinnen noch weiter an Attraktivität ► Mangelnde Modernisierungsmaßnahmen und -bereitschaft seitens der Betriebe ► Durch die Abwanderung der Jugend ist bei Kleinbetrieben die Nachfolge oft nicht geklärt

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3. Kontext übergeordneter Programme und Strategien

3.1. EU- und Bundesebene: Strategien 2007-2013

Die Förderlandschaft für die kommende Strukturfondsperiode ändert sich grundlegend. Die Ziele der europäischen Strukturfondsperiode 2007-2013 konzentrieren sich nunmehr auf die Steige- rung der Wettbewerbsfähigkeit im globalen Kontext sowie auf die verstärkte Berücksichtigung der Nachhaltigkeit Um diese Ziele zu erreichen, werden die Schwerpunkte der Förderungen auf Wissen und Inno- vation gelegt. Innovation und Forschung werden auch für die regionale Entwicklung als treiben- de Kräfte eingestuft. Das heißt, die Stärkung von Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum steht im Vordergrund. Hierfür werden die drei Prioritäten definiert5:

• Standortattraktivität und Infrastruktur („Attraktivierung des Standortes Europa für Investi- tionen und Arbeit“) • Innovation und Wissen („Verbesserung von Wissen und Innovation für Wachstum“) • Beschäftigung („Mehr und bessere Jobs“)

Der Einzelstaatliche Strategische Rahmenplan Österreichs bildet den Rahmen für die operatio- nellen Programme für das Ziel „Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“, greift die Leitlinien der europäischen Ebene auf und definiert inhaltliche und räumliche Schwerpunkte für die künfti- ge Regional- und Beschäftigungspolitik in Österreich.

Die Förderung der Ländlichen Entwicklung wird in Österreich in der Periode 2007-2013 im Rahmen eines einzigen österreichweiten Programms umgesetzt. Der nationale Strategieplan Österreichs für die Entwicklung des ländlichen Raumes zielt auf eine multifunktionale, nachhal- tige und wettbewerbsfähige Land- und Forstwirtschaft in einem vitalen ländlichen Raum ab.6

Der drei Ziele der Europäischen Union im Rahmen der ländlichen Entwicklung lauten7:

• Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft und der Forstwirtschaft durch die Förderung der Umstrukturierung, der Entwicklung und der Innovation • Verbesserung der Umwelt und der Landschaft durch Förderung der Landbewirtschaftung • Steigerung der Lebensqualität im ländlichen Raum und Förderung der Diversifizierung der Wirtschaft

Die Schwerpunkte des nationalen Strategieplans zur ländlichen Entwicklung umfassen folgende 4 Schwerpunkte8:

• Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Fortswirtschaft • Verbesserung der Umwelt und Landschaft • Lebensqualität im ländlichen Raum und Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft • Leader

Die vierte Schwerpunktachse „Leader“ dient der Umsetzung von lokalen Strategien der ländli- chen Entwicklung zur Verwirklichung der Ziele einer oder mehrerer der drei Schwerpunktach- sen. Das heißt, Leader ist künftig nicht mehr als Begleitmaßnahme zur Förderung der ländlichen Entwicklung konzipiert, sondern in die Förderung der ländlichen Entwicklung integriert.

5 Operationelles Programm Steiermark, 2006 6 Ländliche Entwicklung 2007 – 2013 – Entwurf Nationaler Strategieplan 7 VO (EG) Nr. 1698/2005 8 Ländliche Entwicklung 2007 – 2013 – Entwurf Nationaler Strategieplan Juli 2008

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Im Rahmen von Leader sollen Maßnahmen des Schwerpunkts 3 „Lebensqualität im ländlichen Raum und Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft“ umgesetzt werden.

Die folgende Tabelle fasst die Strategien und Umsetzungsprogramme auf EU- bzw. Bundes- ebene zusammen:

PROGRAMME / STRATEGIE / THEMA INSTRUMENTE • EFRE • Lissabon-Strategie EU • ESF • Göteborg-Strategie • ELER • Regionale Wissensbasis und Innovation • Attraktive Regionen und Stand- ortqualität • STRAT.AT • Beschäftigungswachstum und BUND • Territoriale Kooperationen Qualifizierung • LE 07-13 „Der grüne Pakt“ • Regional Governance • Territoriale Besonderheiten: Städte, ländlicher Raum • Territoriale Kooperation

Abbildung 11: Kontext übergeordneter Strategien (Quelle: Kampus Consulting (Recherche))

3.2. Landesebene: Programme 2007-2013

Aufbauend auf den Kohäsionsleitlinien der europäischen Kommission und des Einzelstaatlichen Strategischen Rahmenplans Österreichs wurde seitens des Landes Steiermark das operationel- le Programm für die Programmplanungsperiode 2007 – 2013 erstellt, das die Ziele und Strate- gien der Steiermark für die kommenden Jahre enthält. Gemäß dem operationellem Programm Steiermark „Regionale Wettbewerbsfähigkeit Steiermark 2007-2013“ soll sich „die Steiermark in den nächsten zehn Jahren zu einem international wahr- genommenen, mit seinen Nachbarregionen und den Europäischen Zentren funktional vernetz- ten Standort entwickeln. Dieser soll für seine BewohnerInnen eine hohes Maß an Lebens- und Umweltqualität sichern und dabei seine Stärkefelder innovativ, dem Prinzip der Nachhaltigkeit verpflichtet und in Balance mit den regionalen Gegebenheiten weiterentwickeln.9“

Ziel ist die Positionierung als starker Innovations- und Forschungsstandort, der in internationale Netzwerke und Arbeitsteilung eingebunden ist. Die Wirtschaft der Steiermark soll dabei unter- stützt werden, die neuen Herausforderungen des strukturellen Wandels erfolgreich zu meistern, neue Technologie- und Wachstumsfelder aufzubauen sowie neue Produkte und Ideen markt- mäßig umzusetzen. Der Schwerpunkt wird eindeutig auf die Stärkung des endogenen Potenzials gelegt. Regionen sollen ihre eigenen, spezifischen Stärken aktivieren und die Möglichkeiten der Region optimie- ren. Der Unterschied zur traditionellen Regionalpolitik besteht nunmehr darin, nicht mehr zu versuchen, die Schwächen der Region herauszufiltern und zu beseitigen, sondern die Stärken auszubauen. Im Rahmen der regionalen Entwicklung sollen durch integrierte Strategien die

9 Operationelles Programm Steiermark, 2006

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Voraussetzungen geschaffen werden, die Stärkefelder weiterzuentwickeln und neue aufzubau- en.

Durch den geringer gewordenen Handlungsspielraum durch die Reduzierung der EU-Mittel für Österreich und somit auch für die Steiermark wird der Schwerpunkt der künftigen Förderpolitik auf die zentralen Themen Forschung und Entwicklung, Innovation und Qualifizierung gelegt.

PROGRAMME / STRATEGIE / THEMA INSTRUMENTE Wirtschaft und Beschäftigung • Stärkung der innovations- und wissens- basierten Wirtschaft • Stärkung der Attraktivität von Regionen und Standorten

Territoriale Kooperationen • Wettbewerbsfähigkeit und wissenba- • Regionale Wettbewerbsfä- sierte Wirtschaft higkeit und Beschäftigung • Nachhaltige Entwicklung Steiermark 2007-2013 LAND STEIERMARK • Europäische Territoriale Ländliche Entwicklung Zusammenarbeit • Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit • LE 03-07 „Der grüne Pakt“ der Land- und Forstwirtschaft • Verbesserung der Umwelt und der Landschaft • Lebensqualität im ländlichen Raum und Diversifizierung der ländlichen Wirt- schaft • LEADER

Abbildung 12: Kontext der steirischen Landesstrategie (Quelle: Kampus Consulting (Recherche))

3.3. Weitere übergeordnete Rahmenbedingungen

3.3.1. Wirtschaft, Industrie & Gewerbe, Forschung & Entwicklung, Neue Techno- logien

Förderschwerpunkte des Programms „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäfti- gung Steiermark 2007-2013“

ƒ Überbetriebliche F&E ƒ Wirtschaftsnahe Infrastruktur: Cluster, Kompetenzzentren, Innovationsdienstleis- tungen, Regionale Wirtschaftsinitiativen ƒ F&E in Unternehmen ƒ Innovation in Unternehmen ƒ Unternehmertum/Gründungsförderung ƒ Qualifizierung für Innovation

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Abbildung 13: Vision Wirtschaft Steiermark 2007-2013 (Quelle: Innovation serienmäßig. Die neue Wirtschaftsstrategie des Landes Stmk., 2006)

Wirtschaftsstrategie Land Steiermark

Das Land Steiermark hat in seiner Wirtschaftsstrategie folgende Stärkefelder definiert, die in Zukunft forciert werden sollen:

ƒ Automotive/Mobilität ƒ Kreativwirtschaft13 ƒ Energie- und Umwelttechnik, insbesondere erneuerbare Energien ƒ Engineering/Anlagenbau ƒ Holz/Papier/Holzbau ƒ Humantechnologie ƒ Lebensmitteltechnologie ƒ Nano- und Mikrotechnologie ƒ Simulation/mathematische Modellierung ƒ Telekommunikation/Informationstechnologien/neue Medien/Elektronik (TIME) ƒ Werkstoffe

3.3.2. Jugend & Beschäftigung, Bildung & Arbeitsmarkt

Programm „Beschäftigung“ (ESF/Bund) 2007-2013

ƒ Anpassungsfähigkeit der ArbeitnehmerInnen und der Unternehmen ƒ Bekämpfung von Arbeitslosigkeit ƒ Berufliche Integration von Menschen mit Behinderung ƒ Integration arbeitsmarktferner Personen ƒ Lebensbegleitendes Lernen ƒ Territoriale Beschäftigungspakte

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3.3.3. Regionaler Beschäftigungspakt Liezen

Ausgangslage

ƒ zunehmende Abwanderung insbesondere höherqualifizierter junger Menschen in die Ballungszentren Wien und Graz . ƒ mangelnde Arbeitsplatzmöglichkeiten, aber auch die mangelnde Kenntnis über die Be- triebe der Region. ƒ Lehrstellenproblematik

Schwerpunkte

ƒ Erreichung einer Sensibilisierung der Jugendlichen für die Betriebe ihrer Region ƒ Betriebe und die Möglichkeiten, die mit einer Beschäftigung verbunden sind, insbeson- dere den Jugendlichen, die vor der Entscheidung Lehre oder weitere schulische Lauf- bahn stehen, näher bringen

Ziele

ƒ Analyse der Probleme, Vorstellungen, Ziel der regionalen Akteure und Akteurinnen im Bereich Beschäftigung ƒ Entwicklung von gemeinsamen, von allen Akteuren und Akteurinnen getragenen Stra- tegien und Einsetzung aller verfügbaren Mittel zur Umsetzung dieser Strategien ƒ Durchführung, Koordination und Integration beschäftigungswirksamer Aktionen ƒ Kooperationsbeziehungen zwischen Schulen und Betrieben aufzubauen.

Im Rahmen der neuen Leitbildentwicklung sollen künftig alle Projekte auch in Bezug auf ar- beitsmarkt- und beschäftigungspolitische Effekte, sowie auf Nachhaltigkeit betrachtet werden.

3.3.4. Infrastruktur (Regionales Verkehrskonzept)

Bestandsanalyse

Die Erreichbarkeit im motorisierten Individualverkehr ist durch die Autobahnen A9 und A10 ge- geben. Eine höchstrangige Verbindung im Zuge der B320 wird derzeit diskutiert. Bei der Erstel- lung des Regionalverkehrskonzeptes Liezen wurden die Vor- und Nachteile einer autobahnähn- lichen Verbindung zwischen Liezen und Bischofshofen abgewogen; die hohen Investitionskos- ten, die starken Eingriffe in Landschaft und Natur sowie die erwartbaren Projektwiderstände führten dazu, im Abschnitt westlich von Trautenfels lediglich eine Erhöhung der Verkehrsqualität anzustreben.

Auf der Schiene stellen die Achsen Graz – Bischofshofen und Graz – Linz wichtige nationale und internationale Verbindungen dar. Die Strecken Stainach/Irdning – Bad Ischl und – Kleinreifling erfüllen im Wesentlichen eine regionale Verbindungsfunktion.10

10 Quelle: www.verkehr.steiermark.at Juli 2008

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Mobilitätsmanagement

Das Mobilitätsmanagement ist ein nachfrageorientierter Ansatz, der neue Kooperationen anre- gen soll sowie

ƒ das Verkehrsverhalten der BürgerInnen beeinflussen ƒ eine effiziente Nutzung der Verkehrsmittel fördern ƒ den Informationsstand der Bevölkerung, Meinungsbildner, Politiker und Verwaltung über die verkehrspolitischen Ziele des Landes erhöhen ƒ die Einstellung zum Verkehr ändern – wie z.B. durch das Projekt Xeismobil

Xeismobil ist ein EU-Verkehrsprojekt, zu dem sich 16 Gemeinden der Gesäuseregion zusammengeschlossen haben, um den öffentlichen Verkehr in der Region zu erhalten. Auch soll Xeismobil die Benutzer-Frequenz durch „sanften Tourismus” erhöhen, durch die verkehrstechnische Vernetzung attraktiver Ausflugsziele mit Bahn, Bus und dem xeismobilen Rufbus-System.

Abbildung 9: Xeismobil, (Quelle: www.xeismobil.at)

Insgesamt zielt das Mobilitätsmanagement in der Region Liezen auf die Vernetzung von Ange- boten und soll private Initiativen in Richtung einer intelligenten, umweltschonenden Mobilität hervorbringen.

3.3.5. Tourismus & Freizeit, Kunst & Kultur

Tourismusstrategie des Landes Steiermark 2010

Ziele:

1. Erhöhung des Umsatzes und der Wertschöpfung aus dem/durch den Sektor Tourismus und Freizeit durch ƒ höhere Durchschnittserlöse ƒ Verbesserung der Auslastung/ Erhöhung des Nächtigungsvolumens

2. Absicherung der Standortattraktivität für die Bevölkerung ƒ Arbeitsplatzbeschaffung und -absicherung ƒ Erhöhung der Freizeitwerte (auch als Wettbewerbsfaktor für die wirtschaftliche Standortattraktivität des Bundeslandes /einzelner Regionen) ƒ neue Qualifizierungssysteme (Kompetenzbeweis durch vorbildliche Aus-/ Weiter- bildungsangebote je Thema)

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Thematische Positionierung:

Abbildung 14: Steiermark Tourismus 2010 (Quelle: Leitfaden Tourismusstrategie Steiermark 2010 )

Interwell – Balance. Zurück zur Kernregion Europas

Mit dem Projekt „Interwell“ strebt das Land Steiermark eine interdisziplinäre Kooperation der politischen Ressortverantwortlichen innerhalb der steiermärkischen Landesregierung an. In die- sem Rahmen sollen zwischen Tourismus, Wirtschaft und Landwirtschaft im Sektor Gesundheit intensivere Abstimmungsaktivitäten und Kooperationen durchgeführt werden. Ziel ist, regionale Identität, optimale Qualität, sinnliche Erlebbarkeit und interregionale Vernet- zung als konkrete Handlungsfelder im gesamteuropäischen Kontext künftig weiter zu stärken und auszubauen.

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Im Rahmen von Interwell wurden folgende Strategiefelder definiert:

ƒ Innovation ƒ Wirtschaft ƒ Nachhaltigkeit ƒ Erfolg in Europa ƒ Tourismus ƒ Landwirtschaft ƒ Erlebbarkeit ƒ Lebensqualität ƒ Regionalität

In der Umsetzung sind Aktivitäten in folgenden Aktionsfeldern geplant:

ƒ Abgestimmte Förderungen ƒ Aufbau einer interregionalen Wissensbasis ƒ Netzwerke professionell weiterentwickeln ƒ Türen auf für neue Ideen und Innovationen

Abbildung 15: Interwell. Land Steiermark, 2007. (Quelle: Broschüre Interwell. Land Steiermark, 2007.) )

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3.3.6. Land- und Forstwirtschaft, Ländliche Entwicklung / Leader

Förderschwerpunkte der Ländlichen Entwicklung 07-13: „Grüner Pakt“

ƒ Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft ƒ Verbesserung der Umwelt und der Landschaft ƒ Lebensqualität im ländlichen Raum und Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft ƒ LEADER:

- Kooperationen von Wirtschaft (Tourismus) und Landwirtschaft - Erneuerbare Energien - Qualifizierung (Humanressourcen) - Innovation

In den drei Leader+ Regionen konnte in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von erfolgrei- chen Projekten umgesetzt werden. Die folgenden Grafiken zeigen die in der vergangenen Lea- der Förderperiode definierten Schwerpunkte und Strategiefelder der einzelnen Teilregionen:

Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum

Aufwertung der lokalen Erzeugnisse Strategien 2000-2006

Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit

Entwicklung des kulturellen und natürlichen Potential der Region

Abbildung 16: Strategien der Leader-Region „Salzkammergut“ 2000-2006 (Quelle: Leader-Entwicklungsplan Salzkammergut)

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NATUR & KULTUR & ERLEBNIS IM NETZWERK GESÄUSE & EISENWURZEN

Landschaftsbe- Handwerk und Kultur und Bil- Naturraum & Netzwerk und ziehung und Gewerbe dung Landwirtschaft Kooperationen Erlebnistourismus

Regionsnetzwerk Xeiswurz‘n Nationalpark Gesäuse Naturpark Eisenwurzn

Abbildung 17: Strategien der Leader-Region „Eisenwurzn“ 2000-2006 (Quelle: Leader-Entwicklungsplan Gesäuse-Eisenwurzen)

Strategien 2000-2006

Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit Valorisierung des natürlichen und kulturellen Potentials

Besinnung auf eigene Stärken (Natur- und Kulturlandschaft) Nutzung neuer Technologien Qualitätsvolle Dienstleistungen

Abbildung 18: Strategien der Leader-Region „Bergregion Obersteirisches Ennstal“ 2000-2006 (Quelle: Leader-Entwicklungsplan Obersteirisches Ennstal)

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4. Positionierung des Bezirkes

Wie in der sozioökonomischen Analyse herausgearbeitet wurde, ist der Bezirk Liezen mit einer in Teilregionen starken Abwanderung – insbesonders junger Bevölkerungsteile – konfrontiert. Als Gründe für die Abwanderung werden zumeist mangelnde Ausbildungsmöglichkeiten bzw. die geringe Anzahl an qualifizierten Arbeitsplätzen angeführt. Ziel des Bezirkes ist es, die Fakto- ren abzumildern, die zur Abwanderung führen. Andererseits müssen Gunstfaktoren bzw. die Potenziale des Bezirkes, die zum Bleiben bewegen bzw. Zuwanderung fördern könnten, ge- stärkt werden. Gefragt sind Handlungsstrategien und Maßnahmen, die neben dem Erhalt und der Entwicklung eines vielfältigen Ausbildungs- und Arbeitsplatzangebotes die Wohn- und Le- bensqualität zukunftsfähig gestalten.

VISION

Der Bezirk Liezen entwickelt sich zu einer Region, welche die vorhandenen Ressourcen und Stärken für eine abgestimmte Positionierung nutzt. Bestehende kleinregionale Unterschiede werden durch gezielte Spezialisierung von Teilregionen produktiv aufgegriffen. Die Definition und Umsetzung neuer Strategien trägt zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Erhöhung der Lebensqualität im Bezirk bei.

BEZIRK LIEZEN

Lebenswerte Heimat mit hoher Arbeits- und Freizeitqualität

Infrastruktur Wirtschafts- und Bildungsstandort Tourismus & Kultur Daseinsvorsorge, Mobilität) Daseinsvorsorge, Sozial- Gesundheitsinfr., und Erneuerbare Energien ( Ländliche Entwicklung /

KULTUR NATUR & LANDSCHAFT

JUGEND GENDER MAINSTREAMING

Abbildung 19: Positionierung des Bezirkes Liezen (Quelle: Kampus Consulting)

Die nachstehenden Stärkefelder und Projektbündel bieten einen Leitfaden zur konkreten Arbeit an aktuellen Fragstellungen für den Bezirk im Kontext der übergeordneten Strategien der euro- päischen Union sowie des Landes Steiermark.

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4.1. Stärkefelder

4.1.1. Wirtschafts- und Bildungsstandort

Ziel des Bezirkes ist es, die positive Entwicklung bestehender Klein- und Mittelbetriebe und die Gründung neuer qualifizierter Unternehmen gemeinsam zu fördern. Im Rahmen des Standort- managements ist ebenfalls eine Aufwertung des GründerInnen- und Wirtschaftsparks Liezen in seinen Impulsfunktionen anzustreben, insbesondere durch Verstärkung des Beratungs- und Qualifizierungsangebotes, durch Förderung von Kooperationen, Marketingunterstützung, Pro- dukt- und Leistungspräsentationen. Ziel ist die Erhöhung qualifizierter Neugründungen vor allem im technologischen Bereich sowie industrienaher Dienstleister. Dabei soll auch das Potenzial der Ausbildungsstätten (HTL Trieben, HBLA Raumberg, Lehr- und Forschungszentrum Rotten- mann (UZR), HAK Aussee, HAK Liezen) miteingebunden werden. Im mittleren Enns- und Paltental, welches den industriellen Kernraum des Bezirkes bildet, wird in Abstimmung mit der steirischen Wirtschaftsstrategie im Rahmen der „Wirtschaftsregion Stei- ermark Nord“ eine Positionierung mit einheitlicher Ausrichtung im Bereich Industrie & Gewerbe angestrebt. Großes Augenmerk liegt dabei auf der Erhöhung der Wertschöpfung innerhalb des Bezirkes durch eine Stärkung der Zusammenarbeit der Betriebe untereinander. Die Region soll als Standort für Gewerbe und Industrie gezielt mit Ihren Stärken vermarktet und konkrete Be- triebsansiedlungen sollen akquiriert werden.

Wesentliche Grundlage für die Wettbewerbsfähigkeit einer Region sind MitarbeiterInnen mit einer mittleren technischen Ausbildung (z.B. HTL), aber auch akademisch gebildete Mitarbeite- rInnen und FacharbeiterInnen. Im Rahmen der Erstellung von Diplomarbeiten wird die Koopera- tion zwischen Betrieben und Ausbildungseinrichtungen gestärkt und somit neue Impulse für die Region ermöglicht. Die Tatsache, dass Betriebe bereits heute oftmals klagen, keine qualifizierten MitarbeiterInnen zu finden, zeigt die Dringlichkeit der weiteren Forcierung der technischen Ausbildung für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der Region. Bestandssicherung und Ausbau bzw. Erweite- rung der berufsorientierten Ausbildungseinrichtungen sind zentrale Bausteine, um die nötigen Humanressourcen für den Bezirk zu gewährleisten. Darüber hinaus stellt die Ausbildung von Lehrlingen einen wesentlichen Grundstein für ein quali- fiziertes und hochwertig ausgebildetes Arbeitskräfteangebot dar. Seitens der Unternehmen des Bezirkes wird bereits akuter Mangel an gut ausgebildeten FacharbeiterInnen artikuliert. Da im Bezirk kaum qualifizierte FacharbeiterInnen frei verfügbar sind, müssen Betriebe in Eigenregie adäquaten Arbeitskräftenachwuchs ausbilden, wobei insbesondere neue Ausbildungskonzepte (z.B. IndustrietechnikerInnen) künftig verstärkt Anwendung finden sollen.

Hervorgerufen durch die demografischen Veränderungen von denen Teile des Bezirkes bereits betroffen sind und künftig noch deutlicher sein werden, stehen insbesonders periphere Gemein- den vor neuen Herausforderungen in der Sicherung der Nahversorgung. Die Versorgung der Bevölkerung wird künftig neuer Strategien und Maßnahmen bedürfen. Er- folgreiche Beispiele, wie die Wiederansiedlung von Nahversorgern in und Johnsbach sind gute Beispiele wie dies durch übersektorale Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Organisationen gelingen kann. Die Nutzung von Synergien ist künftig eine der wenigen Chan- cen, Leistungen dezentral und kleinräumig zu erbringen. Durch die Bündelung von Leistungen und multifunktionale Nutzung von Infrastrukturellen Einrichtungen sollen Potenziale genutzt werden.

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Wirtschafts- und Bildungsstandort

™ Erhaltung bzw. Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit und Wertschöpfung der regionalen Wirtschaft durch koordinierte Standortentwicklung (am Beispiel der ARGE Wirtschaftsregion Steiermark Nord) ™ Bestandssicherung und Weiterentwicklung von Ausbildungseinrichtungen (z.B. Landesberufsschule für das Gastgewerbe ) ™ Bestandssicherung der Kaserne Aigen ™ Initiierung von innovativen Projekten zur Berufsorientierung an Schulen

™ Aktiver Wissenstransfer in die Region durch Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen

™ Abstimmung von Bedarfen (Fachkräfte, etc.) mit Bildungsangeboten

™ Zugang für Frauen - Chancengleichheit

™ Sicherung der Nahversorgung

PROJEKTBÜNDEL PROJEKTBÜNDEL PROJEKTBÜNDEL

SicherungSicherung undund Weiter-Weiter- RegionaleRegionale entwicklungentwicklung regionaler regionaler SicherungSicherung derder StandortentwicklungStandortentwicklung Ausbildungs-Ausbildungs- und und NahversorgungNahversorgung Qualifizierungsangebote Qualifizierungsangebote

Abbildung 20: Stärkefeld Wirtschafts- und Bildungsregion (Quelle: Kampus Consulting)

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4.1.2. Ländliche Entwicklung / Erneuerbare Energien

Künftig können eine stärkere regionale Vermarktung – insbesondere auch Direktvermarktung der Produkte – sowie die Forcierung eines stärkeren regionalen Kreislaufs als Entwicklungs- chance gesehen werden. In den ländlich geprägten Leaderregionen Bergregion Oberes Ennstal, Ausseerland- Salzkammergut und Gesäuse – Eisenwurzen wird die Herstellung qualitativ hoch- wertiger, regionsspezifischer Produkte und eine innovative Angebotsentwicklung angestrebt. Die stärkere Bündelung der lokalen Veredelungs- und Marketingaktivitäten auf regionaler Ebene in Form einer Produktvermarktung mit Qualitäts- und Herkunftssicherheit (Regionsmarke, z.B. „Ennstaler Schätze“) stellt ein wesentliches Ziel in diesem Stärkefeld dar. Durch gemeinsame Vermarktung und Qualitätsorientierung sowie Kooperationen mit weiteren (touristisch tätigen) Organisationen soll es gelingen, die Bekanntheit der Produkte zu heben und diese somit lang- fristig abzusichern.

Durch die Weiterentwicklung in den Themenfeldern „Biologische Produkte“, „Bio-Gastronomie“ (Bio-Lebensmittel, ökologische Innenraumgestaltung), etc. bestehen große Potenziale im Be- reich der ländlichen Entwicklung, dies erfordert jedoch auch ein stärkeres Bewusstmachen der heimischen Produkte.

Für die Land- und Forstwirte bieten sich durch komplementäre Tätigkeiten Möglichkeiten, zu- sätzliche Einkommen zu lukrieren und somit Betriebsstandorte zu sichern. Im Rahmen der Be- wusstseinsbildung sollen vermehrt Kooperationen zwischen Landwirtschaft, Tourismus und Ge- werbe sowie Gastronomie initiiert und in weiterer Folge gemeinsame Produkte und Angebote entwickelt werden (Organisation von Schullandwochen für Kinder und Jugendliche auf landwirt- schaftlichen Betrieben).

Die im Bezirk vorhandenen Ansätze im Bereich des Einsatzes erneuerbarer Energien sollen weitergeführt und stärker vernetzt werden, als Ziele wurden die maßgebliche Steigerung des Einsatzes heimischer Erneuerbarer Energie (Solar, Hackschnitzel, Biogas, Erdwärme, etc.), die Errichtung von weiteren Biomasseheizwerken, der Aufbau eines Netzwerkes von relevanten AkteurInnen sowie die gemeinsame Koordination der Energieaktivitäten durch Abstimmung, Information und Bündelung der Kräfte definiert. Der weitere Ausbau soll jedoch nicht unkoordiniert erfolgen, sondern es sollen Konzepte für den Bezirk erarbeitet werden. Wichtig ist, das Angebot und die Nachfrage im Bereich erneuerbarer Energien abzustimmen, was durch Bedarfs- und Angebotserhebungen gemacht werden soll. Mittelfristig soll es im Bezirk eine zuständige Stelle geben, die dann auch die notwendige Aufklä- rung bzw. Information zu den Fördermöglichkeiten der jeweiligen Energieform bietet.

Juli 2008

Leitbild Liezen 37

Ländliche Entwicklung / Erneuerbare Energien

™ Herstellung hochwertiger, regionsspezifischer Produkte ™ Abgestimmtes Produktmarketing auf regionaler Ebene ™ Steigerung des Einsatzes erneuerbarer Energien ™ Verbreiterung der Erwerbsbasis landwirtschaftlicher Betriebe durch komplementäre Tätigkeiten und sektorale Vernetzung ™ Abstimmung und Vernetzung mit den Bereichen „Tourismus“ und „Kultur“ ™ Erhalt der Landwirtschaft bzw. Landbewirtschaftung als Basis für Tourismus

PROJEKTBÜNDEL PROJEKTBÜNDEL PROJEKTBÜNDEL

AusbauAusbau ErneuerbarerErneuerbarer LandschaftspflegeLandschaftspflege alsals RegionalesRegionales KulinariumKulinarium EnergienEnergien BasisBasis fürfür TourismusTourismus

Abbildung 21: Stärkefeld Ländliche Entwicklung / Erneuerbare Energien (Quelle: Kampus Consulting)

Juli 2008

Leitbild Liezen 37

4.1.3. Infrastruktur (Sozial- und Gesundheitsinfrastruktur, Daseinsvorsorge, Mo- bilität)

Das regionale Verkehrskonzept für den Bezirk Liezen wurde im Zeitraum 2004 bis 2005 erarbei- tet. Durch Maßnahmen im Bereich des motorisierten Individualverkehrs bzw. des öffentlichen Verkehrs soll die Erreichbarkeit der Wirtschaftsstandorte, der Siedlungsschwerpunkte sowie der Tourismusregionen gewährleistet werden. Im Rahmen der Erstellung einer Prioritätenreihung der Straßenbauvorhaben (entsprechend dem verkehrlichen Leitbild und der funktionellen Glie- derung des Straßennetzes); darin sind weitere Maßnahmen aufgenommen, die zwischen den Gemeinden und der Straßenbauabteilung des Landes abgestimmt wurden (Leitprojekt: Ausbau der B320 im Bereich zwischen A9 und Trautenfels).

Die Aufrechterhaltung und der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, die Sicherung von bestehen- den Infrastruktureinrichtungen (z.B. Standortsicherung des Verschiebebahnhofs und Bahnkno- tenpunktes Selzthal) bzw. die Schaffung von innovativen Mobilitätslösungen (z.B. Tälertaxi) sind wesentliche Ziele des Bezirkes. Bei der Verbesserung des Angebotes im Schienenverkehr geht es vor allem um qualitative Maßnahmen - die Einführung eines abgestimmten Taktverkehrs unter Einsatz von modernen Regionalzügen um eine Alternative zum Auto anbieten zu können sowie die touristische Er- reichbarkeit der Region sicher zu stellen. Es sollen Angebote ausgearbeitet werden, um die An- sprüche der Arbeits- und SchülerpendlerInnen, aber auch von in ihrer Mobilität eingeschränkten Personen besser erfüllen zu können. Dadurch soll eine Alternative zum Auto angeboten werden und die touristische Erreichbarkeit der Region mit dem ÖV sichergestellt werden. Des Weiteren sollen im ÖV (Busverkehr und Schienenverkehr) Optimierungs- und Verbesserungspotenziale ausgelotet werden und die Abstimmung zwischen den Angeboten verbessert werden.

Flexible Angebotsformen zur Gewährleistung und Sicherung der Mobilität in den nächsten Jah- ren – insbesondere in Teilregionen die abseits der ÖV-Hauptachsen liegen – werden zuneh- mend an Bedeutung gewinnen (vor allem infolge von Finanzierungsproblemen der öffentlichen Hand). Als Beispiele für eine innovative Mobilitätslösung dienen „Rufbussysteme“ als flexible Bedienungsform im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) die in anderen Regionen bereits erfolgreich durchgeführt und verbessern das Angebot für die Kunden im ländlichen Raum, An- gebote bestehen teilweise auch bereits im Bezirk Liezen („Xeis-Mobil).

Durch Bewusstseinsbildung und Mobilitätsmanagement wird angestrebt, die Einstellung der Bevölkerung zum Verkehr zu verändern und eine Verringerung der Wegeanzahl im MIV (Motori- sierten Individualverkehr) zu erreichen.

Besondere Bedeutung für die Lebensqualität der Bevölkerung hat die Gewährleistung einer op- timalen Versorgung im Bereich der Sozial- und Gesundheitsinfrastruktur im Bezirk im Bezug auf die soziale und medizinische Versorgung der Bevölkerung. Diese soll einerseits durch die Schaffung von effizienten Angeboten sichergestellt werden, des Weiteren ist für eine optimale medizinische Versorgung der regionalen Bevölkerung die Erhaltung der bestehenden Kranken- häuser unabdingbar.

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Leitbild Liezen 38

Infrastruktur (Sozial- und Gesundheitsinfrastruktur,

Daseinsvorsorge, Mobilität)

™ Ausbau der innerregionalen Verkehrsanbindungen (MIV / ÖV) ™ Aufrechterhaltung und Ausbau des öffentlichen Verkehrs ™ Standortsicherung des Verschiebebahnhofs und Bahnknotenpunktes Selzthal ™ Schaffung von effizienten Angeboten im Sozialbereich sowie Abstimmung dieser Angebote ™ Sicherstellung öffentlicher Sozial- und Gesundheitsdienstleistungen - LKH Rottenmann als Leitspital in der Versorgungsregion 1 mit regionalem Versorgungsauftrag - LKH Bad Aussee - Diakonissen Krankenhaus Schladming

PROJEKTBÜNDEL PROJEKTBÜNDEL PROJEKTBÜNDEL

AufrechterhaltungAufrechterhaltung derder SicherungSicherung derder EffizienteEffiziente AngeboteAngebote imim MobilitätMobilität undund SchaffungSchaffung Gesundheits-Gesundheits- SozialbereichSozialbereich bedarfsorientierterbedarfsorientierter infrastrukturinfrastruktur AngeboteAngebote

Abbildung 22: Stärkefeld Infrastruktur (Quelle: Kampus Consulting)

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Leitbild Liezen 39

4.1.4. Tourismus und Kultur

Eine positive Entwicklung des Tourismus kann einen wichtigen quantitativen Beitrag zur Errei- chung der Beschäftigungsziele im Bezirk leisten. Der Tourismus bildet einen Schwerpunkt des Bezirks und soll durch den Ausbau und die Hö- herqualifizierung der bestehenden Angebote und die Umsetzung von Leitprojekten weiter ge- stärkt werden. In den Teilregionen bestehen unterschiedliche Spezialisierungen und Angebots- profile. Gerade diese Vielfalt des Bezirkes soll künftig stärker genutzt werden, um durch die Schaffung, Erweiterung sowie Modernisierung erlebnis- und themenorientierter Tourismusinfra- strukturen – in Abstimmung mit den touristischen Stärkefeldern der Steiermark - abgestimmte Angebote zu entwickeln.

Folgende Themen bilden die thematischen Schwerpunkte des Bezirkes und sind zentrale Vor- aussetzungen, um die Qualität der Destination Liezen zu heben:

’ Gesundheit ’ Alpine Wellness ’ Kultur ’ Sport (Wandern, Ski, Reiten, etc.) ’ Familie ’ MICE (Meeting-Incentive-Congress-Events) ’ Natur – sanfter Tourismus ’ Wasser

Durch Verbesserung der touristischen Infrastruktur, der Qualität der Beherbergungsbetriebe und der Unterstützung der Qualifikation und Spezialisierung von touristischen Betrieben soll die tou- ristische Position des Bezirkes weiter gestärkt werden. Neben der infrastrukturellen Aufwertung der Betriebe stellt auch die praxisnahe, marktorientierte Aus- und Weiterbildung im Bereich Service, Gästebetreuung, Sprachkompetenz bei Betrieben und Marketing ein zentrales Aktionsfeld dar. Daneben sollen durch Kooperationen zwischen AkteurInnen aus Landwirtschaft, Tourismus und Gewerbe sowie Gastronomie gemeinsame (authentische) Produkte und Angebote entwickelt werden. Die entwickelten Angebote werden sich an den von der STG vorgegebenen Qualitätskriterien orientieren, um qualitative Mindeststandards zu gewährleisten und um zu überregionalen Ver- marktungsstrukturen kompatibel zu sein.

Der Kultur kommt im Bezirk eine zentrale Bedeutung zu und wird im Bereich der Tourismusent- wicklung als Entwicklungsfaktor definiert. Die in einer großen Zahl bestehenden Kulturaktivitäten sollen besser abgestimmt und die Kooperationen zwischen den regionalen KulturträgerInnen sowie mit weiteren (touristischen und gastronomischen) Organisationen weiter ausgebaut wer- den. Das regionalkulturelle Potenzial soll für neue Akzente in der Tourismusentwicklung genutzt werden. Mit dem Begriff Kultur wird jedoch wesentlich mehr verbunden als die reine touristische Aufbe- reitung von kulturellen Angeboten. Durch eine transparente Darstellung der kulturellen Angebote soll das Kulturbewusstsein der Bevölkerung gesteigert werden. Nach intensiver Vorbereitung wurde im Jahr 2008 ein Dachverband von regionalen Kulturträgern gegründet. Der Verein will die Vernetzung von Kulturträgern forcieren und wird an der Erstellung und Realisierung von ge- meinsamen kultur- und medienpolitischen Konzepten sowie an einer gemeinsamen Öffentlich- keitstätigkeit arbeiten. Eine wichtige Rolle nimmt in diesem Fall auch die Einbeziehung von Kin- dern und Jugendlichen in die Kulturarbeit ein. Seitens des Landes Steiermark wird in der „Tourismusstrategie 2010“ die Konzentration auf folgende Erfolgspotentiale gelegt, aus denen sich die strategischen touristischen Felder für den Bezirk Liezen ergeben:

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Steiermark Tourismus 2010

Graz und weitere Städte, Wellness & Naturerlebnis & jeweils in Kombination mit Wein & Kulinarik Thermen Sport Kultur und M.I.C.E.

Sommersport Wintersport

• Wandern •Alpinski •Graz • Weinstraßen, •Rad • Nordic • Weitere Städte kulinarische Routen, etc. • Öffentliche Thermen •Golf •Boarding • Kultur am Land • Betriebe (Winzer, Vino- • Angebots-Spezialisten •Reiten • Eissport • M.I.C.E. (Meetings, theken, Buschenschenken, auf betrieblicher Ebene •Etc. • Weißer Winter Incentives, Conventions, Gastronomie, Beherberger, Exhibitions) etc.) Naturparke, Nationalpark, Gewässer, Berge, etc.

INTERWELL

Liezen Tourismus 2010

Wellness & Naturerlebnis & Kultur Kulinarik Thermen Sport

Sommersport Wintersport

• Wandern •Alpinski •Alpine • Nordic • Museen (z.B. Stift Admont, Wellness •Boarding Schloss Trautenfels, etc.) • Gesundheitsregion • Rad / MB •Skitouren • Regionales Brauchtum • Regionale Spezialitäten Ausseerland – •Golf • Eissport • Ganzjährige Kultur- • Diverse Projekte (z.B. Salzkammergut •Reiten •etc. veranstaltungen Herbst mit den BäuerInnen) •etc. • Durchführung von Events Großveranstaltungen Naturpark Sölktäler, Naturpark Eisenwurzen, Nationalpark Gesäuse, Gewässer, Berge, etc.

Abbildung 23: Tourismusstrategie Steiermark – Liezen (Quelle: Leitfaden Tourismusstrategie Steiermark 2010 / Kampus Consulting )

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Ausseerland – Salzkammergut

Schwerpunkt: Gesundheit Leitthemen: • Sport • Gesundheit • Kultur • Familie • MICE

Alpenregion Nationalpark

Gesäuse

Schwerpunkt: Naturtourismus

Schladming-Dachstein Leitthemen: • Natur und sanfter Tourismus

Schwerpunkt: Sport • Sport • GeoLine • Kultur Leitthemen: • Familie • Sport • Wasser • Familie • Sanfte Mobilität im ländlichen Raum • Alpine Wellness / Gesundheit • MICE • Naturerlebnis • Wasser & Marmor

Abbildung 24: Thematische teilregionale Schwerpunkte (Quelle: Teilregionale Entwicklungsleitbilder / Kampus Consulting)

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Tourismus & Kultur

™ Sicherstellung von Zugänglichkeiten, Erreichbarkeiten, etc. touristischer Destinationen ™ Ausbau bzw. Höherqualifizierung des touristischen Angebots („Authentische Angebote“) ™ Zielgruppenorientierte, nachhaltige Angebotsentwicklung in Abstimmung mit der touristischen Strategie des Landes ™ Verbesserung der touristischen Infrastruktur ™ Verstärkte Vernetzung regionaler AkteurInnen und Angebote ™ Abstimmung der regionalen KulturträgerInnen ™ Steigerung des Kultur- und Regionsbewusstseins der Bevölkerung

PROJEKTBÜNDEL PROJEKTBÜNDEL PROJEKTBÜNDEL PROJEKTBÜNDEL

BündelungBündelung derder ProfessionelleProfessionelle WeiterentwicklungWeiterentwicklung AngebotsvielfaltAngebotsvielfalt undund DurchführungDurchführung vonvon AufbereitungAufbereitung undund derder touristischentouristischen zielgerichtetezielgerichtete GroßveranstaltungenGroßveranstaltungen VernetzungVernetzung derder Kunst-Kunst- AngeboteAngebote VermarktungVermarktung undund KulturaktivitätenKulturaktivitäten

Abbildung 25: Stärkefeld Tourismus & Kultur (Quelle: Teilregionale Entwicklungsleitbilder / Kampus Consulting)

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Leitbild Liezen 44

4.2. Querschnittsthemen

Ergänzend zu den Strategiefeldern wurden Querschnittsmaterien definiert, welche im Rahmen der künftigen Aktivitäten für alle Themen und Branchen gleichermaßen Gültigkeit bekommen sollen.

4.2.1. Querschnittsthema: Kultur

Kunst und Kultur sollen für alle Menschen zugänglich sein und der Bezirk Liezen verfügt über eine lange Tradition in diesen Bereichen. Mit dem Begriff Kultur sollen jedoch nicht nur Veran- staltungen, Ausstellungen, etc. sondern auch weiter gefasste Themen wie regionale Bau- und Lebenskultur, etc. assoziiert und entwickelt werden, die wiederum einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Identität leisten.

4.2.2. Querschnittsthema: Natur & Landschaft

Der Bezirk verfügt über zahlreiche Schutzgebiete (Nationalpark Gesäuse, Natura 2000, Natur- schutzgebiete, Naturpark). Diese regionsspezifische Besonderheit stellt im Gegensatz zu ande- ren Regionen ein Alleinstellungsmerkmal dar und soll im Rahmen einer „neuen Wahrnehmung und Wertschätzung von Natur“ bei allen Entwicklungsaktivitäten Berücksichtigung finden.

• nachhaltige Nutzung der regionalen Natur- und Kulturlandschaft • Schaffung von Naturraumpatenschaften • sorgsamer Umgang mit den gewachsenen Strukturen der Kulturlandschaft

4.2.3. Querschnittsthema: Gender Mainstreaming

Gender Mainstreaming ist eine Strategie, die in allen Bereichen und auf allen Ebenen zum Ein- satz kommt und das Ziel Chancengleichheit in alle Aktivitäten und Vorhaben integriert. Eine nachhaltige Umsetzung von Maßnahmen für mehr Chancengleichheit von Frauen und Männern und die verstärkte Aktivierung von Frauen für den Bezirk leisten einen positiven Beitrag zur re- gionalen Entwicklung.

4.2.4. Querschnittsthema: Jugend

Durch diverse Projekte und Initiativen sollen insbesondere Kinder und Jugendliche verstärkt eingebunden werden. Für diese Zielgruppe sollen Angebote geschaffen werden, um Jugendli- chen frühzeitig die Potenziale des Bezirkes näher zu bringen und somit die Bindung zum Bezirk zu erhöhen.

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Querschnittsthemen

Kultur

™ Kultur als Beitrag zur regionalen Identität

Natur & Landschaft

™ Nachhaltige Nutzung der regionalen Naturlandschaft

Jugend

™ Einbindung von Kindern und Jugendlichen in den Prozess der Regionalentwicklung im Bezirk

Gender Mainstreaming

™ Berücksichtigung der unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern bei sämtlichen Vorhaben

Abbildung 26: Querschnittsthemen (Quelle: Kampus Consulting)

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Positionierung des Bezirkes Liezen

Gesundheit- und Kultur

Natur und Kultur

Sport, Natur und Kultur

Industrie & Gewerbe

Abbildung 27: Thematische Positionierung des Bezirkes Liezen (Quelle: Kampus Consulting)

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4.3. Projektbündel und (Teil-) Projekte

Als Ergebnis der teilregionalen Leitbilder, des Planungstages im Bezirk sowie in der darauf fol- genden weiteren Bearbeitung der Ergebnisse im Rahmen der Kernteamsitzungen wurden ein- zelne Aktionsschritte und Projekte definiert, welche in weiterer Folge zu einem Projekthandbuch zusammengefasst wurden.

Um die definierte Vision und die ausgearbeiteten Strategiefelder umzusetzen, wurden in den einzelnen sektoralen Themenbereichen Projektbündel sowie Regionale Projekte definiert und ausgearbeitet bzw. Projekte zu regionalen Leitthemen verdichtet. Zu Projektbündeln wurden jene Projekte geclustert, die eine inhaltliche Einheit bilden und als Gesamtpaket eine große Be- deutung für die Gesamtregion, eine (über-)regionale Ausstrahlung, einen hohen regionalwirt- schaftlichen Effekt (Wertschöpfung) haben und eine hohe Vernetzung zwischen bzw. mit weite- ren regionalen AkteurInnen vorsehen.

In den nachfolgenden Übersichten sind die Stärkefelder der Region mit den jeweils dazugehöri- gen Projektbündeln dargestellt.

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LEBENSWERTE HEIMAT MIT HOHER

ARBEITS- UND FREIZEITQUALITÄT

Infrastruktur Wirtschafts- und Ländliche Entwicklung / (Sozial- und Gesundheits- Tourismus & Kultur Bildungsstandort Erneuerbare Energien infrastruktur, Daseinsvorsorge, Mobilität)

ProjektbündelProjektbündel ProjektbündelProjektbündel ProjektbündelProjektbündel ProjektbündelProjektbündel EffizienteEffiziente AngeboteAngebote imim BündelungBündelung derder AngebotsvielfaltAngebotsvielfalt RegionaleRegionale StandortentwicklungStandortentwicklung RegionalesRegionales KulinariumKulinarium SozialbereichSozialbereich undund zielgerichtetezielgerichtete VermarktungVermarktung

ProjektbündelProjektbündel ProjektbündelProjektbündel ProjektbündelProjektbündel ProjektbündelProjektbündel AufrechterhaltungAufrechterhaltung derder MobilitätMobilität RegionaleRegionale Ausbildungs-Ausbildungs- und und WeiterentwicklungWeiterentwicklung derder AusbauAusbau ErneuerbarerErneuerbarer EnergienEnergien undund SchaffungSchaffung QualifizierungsangeboteQualifizierungsangebote touristischentouristischen AngeboteAngebote bedarfsorientierterbedarfsorientierter AngeboteAngebote

ProjektbündelProjektbündel ProjektbündelProjektbündel ProjektbündelProjektbündel ProjektbündelProjektbündel LandschaftspflegeLandschaftspflege alsals DurchführungDurchführung vonvon SicherungSicherung derder NahversorgungNahversorgung GesundheitsinfrastrukturGesundheitsinfrastruktur BasisBasis fürfür TourismusTourismus GroßveranstaltungenGroßveranstaltungen

ProjektbündelProjektbündel ProfessionelleProfessionelle AufbereitungAufbereitung undund VernetzungVernetzung derder Kunst-Kunst- undund KulturaktivitätenKulturaktivitäten Abbildung 28: Übersicht Stärkefelder & Projektbündel (Quelle: Kampus Consulting)

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Leitbild Liezen

5. Strukturen & Prozesse

Die erfolgreiche Planung und Umsetzung einer regionalen Strategie und innovativer Projekte ist nur durch das Zusammenwirken von unterschiedlichen Organisationen möglich. In den letzten Jahren gab es seitens der Gemeinden einige viel versprechende Ansätze interkommunaler Ko- operationen. Im Rahmen des Leitbildes für den Bezirk Liezen sollen diese Projekte dargestellt und eventuelle künftige Synergien herausgearbeitet werden.

Seitens des Landes Steiermark wird derzeit im Rahmen des Projektes „Regionext“ an Strate- gien zur Stärkung der steirischen Regionen gearbeitet. Erklärtes Ziel des Prozesses ist es, durch strukturelle und thematische Bündelung eine größere Effektivität in der Regionalentwick- lung zu erreichen. Gemeinde- aber auch sektorübergreifende Koordination und Kooperation sind zentrale Elemente der Regionalentwicklung und sollen durch geeignete Unterstützungs- strukturen initiiert und begleitet werden. Im Bezirk Liezen sind rund um regionale Schwerpunktsetzungen bzw. Leitprojekte in den letzten Jahren viele Strukturen aufgebaut worden, welche nun stärker aufeinander abgestimmt und miteinander vernetzt werden sollen. Um die in den vorangegangenen Kapiteln beschriebenen Strategien umsetzen zu können, bedarf es Abstimmungen zwischen den in unterschiedlichen Themengebieten tätigen Organisationen.

Zusätzlich sollen mit der Bildung von Kleinregionen dauerhafte räumliche Einheiten und Platt- formen für Kooperationen im Bereich der Erfüllung kommunaler Aufgaben geschaffen werden. Gemeinden sollen in der Erledigung ihrer Aufgaben ähnlich der bisher bereits erfolgten Zusam- menarbeit im Bereich der Sozialhilfeverbände, der Wasser- und Abwasserverbände oder dem Tourismus verstärkt auch in den Bereichen der Verwaltung, der Raumplanung und bei weiteren kommunalen Projekten kooperieren. Gemeinden sollen künftig kleinregionale Entwicklungskonzepte erarbeiten und Aufgaben defi- nieren, die dauerhaft gemeinsam umgesetzt werden. Diese Aufgaben können die Erfüllung von hoheitlichen Aufgaben genauso umfassen, wie die Umsetzung von Infrastrukturmaßnahmen oder die Umsetzung von gemeinsamen kommunalen Projekten.

In den drei Leader+ Regionen konnte in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von erfolgrei- chen Projekten umgesetzt werden. Die beiden Leader Aktionsgruppen „Salzkammergut“ und „Gesäuse - Eisenwurzen“ werden ihre Arbeit in der derselben Struktur weiterführen. Die Akti- onsgruppe „Bergregion Oberes Ennstal“ wird um die Gemeinden der Kleinregion Schladming sowie die Gemeinden Wörschach und Stainach erweitert.

Aus dem Leitbild und den erarbeiteten Positionierungen und Spezialisierungen der Teilregionen wurden Leitstrategien und Maßnahmen abgeleitet. Für eine erfolgreiche Umsetzung sind jedoch kontinuierliche Kommunikationsprozesse zwischen den relevanten AkteurInnen sowie der Auf- bau von neuen Kommunikationsstrukturen, die eine solche laufende Einbindung ermöglichen, nötig. Die Vernetzung der beschriebenen Bereiche wird über das Regionalmanagement Liezen erfolgen.

Die folgenden Grafiken zeigen die bestehenden § 4 Abs. 3 Verbände sowie die Einteilung der Kleinregionen sowie der Leader Regionen im Bezirk.

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Abbildung 29: Überblick 4 § Abs. 3 Tourismusverbände (Quelle: Land Steiermark, bearbeitet durch Kampus Consulting)

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Bestehende Leader+ Aktionsgruppen

LAG Ausseerland-Salzkammergut

LAG Regionalentwicklung Gesäuse

LAG Bergregion Oberes Ennstal

Abbildung 30: Leader Aktionsgruppen (Quelle: Land Steiermark, bearbeitet durch Kampus Consulting)

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KR. Gesäuse - Eisenwurzen KR. Steirisches Salzkammergut

KR. Enns-

und Paltental

Abbildung 31: Kleinregionen im Bezirk Liezen (Quelle: Regionalmanagement Liezen, bearbeitet durch Kampus Consulting)

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