NOV.18

Gegenwärtig EINSCHLAUFEN SPONTANE SPUREN Betrifft: Wo sind die Melonen hin? Impressum Nº 09.18 DER MUSIKZEITUNG LOOP 21. JAHRGANG Die Tage sind kurz geworden, und der lange saft) in herbstlichem Trinkgeschirr (Mass- Atem des goldenen Sommers kühlt allmäh- krug) zu sich nehmen. Durchaus valable P.S./LOOP Verlag lich aus. Bereits am frühen Nachmittag ist es Optionen, doch irgendwie muten diese For- Hohlstrasse 216, 8004 Zürich draussen so düster wie in jenem ominösen men des Zeitvertreibs ziemlich altmodisch Tel. 044 240 44 25 Setzkasten, in dem die Dunkelziffern aufbe- an. Eine zeitgemässe Alternative dazu bietet www.loopzeitung.ch wahrt werden. Das hat sich natürlich auch seit ein paar Jahren Apples spachgesteuerte heuer wieder vorzeitig angekündigt mit der Smartphone-Assistentin Siri. Sie bietet Hilfe kurzen Kürbis-Melonen-Umstellung (KMU), im Kampf gegen das Abdriften in trübe Ge- Verlag, Layout: Thierry Frochaux die sich als spätsommerliches Ritual leider filde. Bei unzähligen Testversuchen hat sich [email protected] etabliert hat. Da schlurft man mal eben kurz- Siri als erstklassige Sparringpartnerin er- ärmelig, flippend und floppend zur Filiale des wiesen. So lieferte sie beispielsweise auf die Administration, Inserate: Manfred Müller Grossverteilers, der immer ein M besser zu Frage «Was ist eine Korrekturfahne?» eine [email protected] sein verspricht, und möchte einen prüfenden bemerkenswerte Antwort: «Olfaktorisch be- Blick auf die Melonenauslage werfen – um lastete Atemluftemission nach dem Verzehr Redaktion: Philippe Amrein (amp), dann mit Schrecken festzustellen, dass die er- von TippEx-Flüssigkeit.» «Was versteht man Benedikt Sartorius (bs), Koni Löpfe frischenden Früchte durch gelbliches Gemü- unter Thaiboxen?» Antwort: «Billiglaut- se ersetzt wurden. Die erste Reaktion darauf sprecher aus Fernost.» Und gleich hinterher: Mitarbeit: Philipp Anz (anz), Reto Aschwanden ist elaborierter Trotz: «Pah, mir doch egal, «Woraus besteht meine Entourage?» «Aus (ash), Yves Baer (yba), Thomas Bohnet (tb), dann mach ich halt Kürbis-Gazpacho.» Ein Ninjas und einem als Trompeter getarnten Christian Gasser (cg), Michael Gasser (mig), Gedanke, den man unter Schaudern umge- Stehgeiger.» Siri beantwortet alles. «Die Viel- Hanspeter Künzler (hpk), Tony Lauber (tl), hend verwirft. fliegermeilen der kleinen Leute?» «Cumulus- Philipp Niederberger (pin), Dani Nievergelt, Wenige Wochen später beginnt sich das Zeit- Punkte.» «Welches Auto trägt die unbelieb- Alfred Preisig (alp), Mischa Scherrer, gefüge dann aber endgültig zu verzerren, und teste Modellbezeichnung?» «Der VW Iltis.» Miriam Suter, Reto Vogler mit ihm die Unbeschwertheit der Freiluft- «Sendet Radio Eriwan eigentlich noch?» «Im monate, die saisonal bedingter Melancholie Prinzip ja, allerdings auf der ehemaligen Fre- Titelbild: Emilie Zoé (© Anaïs Blanchard) weicht. Was also tun, wenn die Nächte un- quenz von MySpace.» Das ist – mit Verlaub endlich lang und einsam werden? Klar, man – alles korrekt. «Und was gibt es auf den könnte kurzerhand in tropische Gegenden folgenden Seiten?» «Einen Rundgang durch Druck: Tagblatt Print, St. Gallen fliegen und dann zwei Wochen später mit das hiesige Klangschaffen der Gegenwart.» brezelfarbener Haut zurückkehren. Oder Keine weiteren Fragen. Das nächste LOOP erscheint am 07.12.2018 herbstliche Mischgetränke (Wodka-Apfel- Guido Regional

Ich will ein Abo: (Adresse) 10 mal jährlich direkt im Briefkasten für 33 Franken (in der Schweiz). LOOP Musikzeitung, Hohlstrasse 216, 8004 Zürich, Tel. 044 240 44 25, [email protected] SPONTANE SPUREN aufgebaut. Deshalb gibt es auf dem fertigen auch sie uns wahrscheinlich aus- Für sein Debütalbum «Ultimate Floor» hat leichte Temposchwankungen oder gar kleine Fehler. Die lachen, wenn wir mit Songs stören uns aber nicht. Sie gehören zum Album und geben kommen, die teilweise auf das Schweizer Indie-Duo Floorbrothers «Ultimate Floor» einen ganz eigenen Charakter. Kassette aufgenommen wurden. Also haben wir via den grossen David Pajo (Slint, Papa M) EIN HONIGMANTEL AUS ÜBERSEE Facebook David Pajo einen Song geschickt und gefragt, um Mithilfe gebeten. Die Geschichte Im River Sound Studio lief alles genauso entspannt weiter. ob er unser Debütalbum Auch bei den Overdubs war uns die Spontaneität wich- mastern würde. Keiner einer verblüffenden Kooperation. tig. Wenn immer möglich haben wir First Takes verwen- von uns hat ihn persönlich det. Denn neue Riffs und Ideen, die man zum ersten Mal gekannt, wir hören aber Die Aufnahmen zu «Ultimate Floor» begannen Anfang spielt, wirken auf Aufnahmen intensiver und lebendiger. schon lange seine Musik. 2018. Wobei wir diese gar nicht als Aufnahmen für ein Solche Momente wollten wir einfangen. Wir kennen uns ja Pajo hat viele seiner Songs allfälliges Album in Angriff nahmen. Wir hatten einfach schon ewig und haben in verschiedenen Bands zusammen im gleichen Verfahren auf Lust, zusammen Gitarre zu spielen, und dabei entstanden als Bassist und Schlagzeuger gespielt. Beim Aufnehmen als Kassetten aufgenommen. die Songs. Teilweise zwei oder drei Stücke an einem Abend. Floorbrothers agieren wir mit beinahe blindem Verständ- Ein paar Tage später hat Um die Riffs nicht zu vergessen, haben wir die Gitarren und nis. Jeder kennt die Stärken und vor allem Schwächen des er mit «Sure I can do that, das Schlagzeug im Proberaum mit einem alten Vierspur- Anderen ganz genau. Zudem vertrauen wir einander voll send yr number so we can Rekorder auf Kassette aufgenommen. Die Drums wurden und ganz und ergänzen uns perfekt. Deshalb war für uns talk» geantwortet. Nach mit einem einzigen Mikrofon durch einen einfachen Gitar- auch klar, dass wir die Aufnahmen zu zweit durchziehen. einem halbstündigen Tele- ren-Kompressor eingespielt. In der Vergangenheit hatten Wir wussten auch, wie die Platte klingen respektive wie fonat, bei dem wir über die wir bereits viel mit Vierspur-Rekordern aufgenommen. Der sie instrumentiert sein soll: Gesang, Gitarren, Bass, Schlag- Klangästhetik gesprochen Klang dieses spezifischen Geräts – ein 1985er Tascam Porta zeug und Perkussion. Natürlich waren wir auch von den haben, hat er unsere fina- Two HS – ist einfach unglaublich gut. analogen Spuren her (acht) limitiert. Oft wurden zwei Ge- len Mixes bekommen und Ende Februar beschlossen wir, das Material auszuarbeiten sänge auf eine einzige Spur eingesungen, während wir zu- sich an die Arbeit gemacht. und ein Album zu machen. Dazu verlegten wir die Auf- sätzlich noch Shaker und Schellenringe schüttelten. Drei Tage später waren nahmen in Retos Heimstudio – das River Sound Studio. Im April waren alle Songs fertig. Keiner von uns ist Ton- die Songs wieder bei uns. Dort versuchten wir zuerst, die Songs auf einer Tascam techniker oder Studioguru, wir arbeiten sehr intuitiv und Wir waren völlig baff, wie 388 zu reproduzieren, einer 8-Spur-Bandmaschine. Doch vertrauen eher unseren Ohren als Pegeln oder Frequenz­ warm und fett die Stücke die unbekümmerte Lockerheit der ursprünglichen Auf- angaben. Klanglich gehen die Songs bisweilen ans Limit, nun klingen – als wären nahmen liess sich kein zweites Mal einfangen. Also haben was uns grundsätzlich ganz gut gefällt. Wir wussten aber sie in einen dicken, lauten wir die originalen Vierspur-Kassettenaufnahmen auf die nicht, wem wir das Album anvertrauen sollen fürs Maste- Honigmantel gewickelt 8-Spur-Bandmaschine überspielt und auf diesem Material ring. In einem herkömmlichen Schweizer Studio würden worden. Die Entscheidung, jeman- reto vogler und dani nievergelt (v.l.) den anzufragen, der sich so reinkniet und das Auf- nahmeverfahren wie auch die Klangästhetik von Kas- setten- und Bandmaschi- nen kennt, war essenziell für «Ultimate Floor». Wir hoffen, dass wir wieder mit Pajo arbeiten können und er weitere Aufnahmen von uns mastert oder mischt. Denn er ist und bleibt ein Meister seines Fachs.

Reto Vogler und Dani Nievergelt

Das Album «Ultimate Floor» er- scheint am 7.1 Dezember via Ikarus Records/Irascible.

Live: 2.11., Kochareal, Zürich (mit Les Vota); 3.11., 2-2=0, Zürich (Duo Show); 9.11., Atomic Café, Biel; 23.11., Bogen F, Zürich (mit Still Corners); 30.11., Tap Tab, Schaffhausen (mit PSTCRD); 7.12., Riders, Laax (mit Frank Powers); 8.12., Jamarico, Zürich (Duo Show); 20.12., Kraftfeld, Winterthur (mit Emilie Zoé, Liveübertragung auf Radio Stadtfilter); 23.12., Marsbar, Zürich (Plattentaufe). MONTAG, 26. NOV 2018 VILLAGERS DIENSTAG, 13. NOV 2018 ALIN COEN TRIO (DE) —————— POP, SINGER & SONGWRITER (IRL) ——— SINGER & SONGWRITER, POP + SUPPORT: LUISA BABARRO DOORS - 19h00 SHOW - 20h00 + SUPPORT DAS KREUZ MIT DEM KREUZ SONNTAG, 18. NOV 2018 DOORS - 19.00 H SHOW - 20.00 H TICKETS - VVK CHF 20.00 [Starticket] BLANCO WHITE (UK) ————— SINGER & SONGWRITER + SUPPORT: HENRY JAMISON (UK) MONTAG, 05. NOV 2018 DOORS - 19h00 SHOW - 20h00

MAHALIA (UK) SONNTAG, 25. NOV 2018 —————POP, R&B + SUPPO RT ALEXANDER DOORS - 19h00 SHOW - 20h00 KNAPPE (DE)—— POP + SUPPORT: MARCEL BRELL DONNERSTAG, 08. NOV 2018 DOORS - 19h00 SHOW - 20h00

MY BABY (NL) MONTAG, 26. NOV 2018 ———————— BLUES, ROCK + SUPPORT VILLAGERS (IRL) DOORS - 19h00 SHOW - 20h00 —— SINGER & SONGWRITER, POP + SUPPORT FREITAG, 09. NOV 2018 DOORS - 19h00 SHOW - 20h00

NICKLESS (CH) MONTAG, 03. DEZ 2018 —— POP DISCO SAINT SISTER (IRL) DOORS - 19h00 SHOW - 20h00 ——— DREAM ELECTRONIC POP + SUPPORT: CIARAN LAVERY (IRL) SONNTAG, 11. NOV 2018 DOORS - 19h00 SHOW - 20h00 AVEC (AT) ——CHAMBER POP + SUPPORT DOORS - 19h00 SHOW - 20h00

PAPIERSAAL | PAPIERSAAL.CH KALANDERPLATZ 6 | SIHLCITY | ZÜRICH

Inserat_Papiersaal_Tabloid_240_330_November_2018_def.indd 1 11.10.18 17:36 gölä im lokalfernsehen DAS KREUZ MIT DEM KREUZ hinterletzten Talzipfel an sämtlichen Kiosks verkauft. Gölä der Sache hätte Produzent Dürfen Jodler Hits wie «Scharlachrot» wirbt damit, dass «Urchig» das erfolgreichste Schweizer Thomas J. Gyger die Not- Album von 2017 sei. Doch Erfolg ist Definitionssache: Ge- bremse ziehen müssen und und «Campari Soda» juchzen? mäss Jahreshitparade 2017 wurde «Love» von Züri West auf das zürichdeutsche Ori- mit Doppelplatin und 40 000 verkauften Exemplaren als ginal zurückgreifen sollen. Eine freundeidgenössische Antwort. erfolgreichstes Album bei den Swiss Music Awards ausge- Crossover ist immer auch zeichnet. «Urchig» schaffte nur Platz 2. Doch als Longsel- eine Frage seiner Original- Höhepunkt des Alpabzuges 2010 in Flims war die abendli- ler ist es seit einem Jahr ununterbrochen in den Charts, un- teile. che Stubete im Hotel Vorab, bei der die lokale Kapelle Tan- terdessen mit Dreifachplatin (60 000 verkaufte Exemplare) go, spielte. Dennoch bringt es 2018 Arrangeur Ueli Moor ausgezeichnet. WIE WEITER? auf den Punkt, der sich wünscht, dass «Urchig 2» sowohl von den Jodlern als auch von der Popmusikszene goutiert ABGEWANDELTE ERFOLGSFORMEL Selbst bei objektiver An- wird. Zu recht: Vor 25 Jahren schloss der Jodelverband näherung an Gölä wird es Christine von Lauterburg aus, weil sie auf «Tanz Tanz» Ende 2017 sang Göla im «Samschtig-Jass» mit der deut- bei «Urchig 2» peinlich. Es Jodel und Techno verband. Zu unrecht: Wer offenen Ohres schen Schlagersängerin Andrea Berg «Sternenträumer», sind weder seine dummen durch die Schweiz fährt, erlebt, dass der kulturelle Aus- was beim Publikum gut ankam. Dies und die Verkaufszah- Sprüche auf der Making- tausch längst stattgefunden hat. Auch Zürcher Zunftspiele len von «Urchig» animierten Gölä und Team dazu, nach- of-DVD noch die 10 Sei- interpretieren am Sechseläuten Stevie Wonder, Beatles und zulegen. Im Konzept machte man alles richtig, die grössten ten Werbung im Booklet. White Stripes. Schweizer Mundarthits sollten es sein. «Wir haben jeden Man kann meinetwegen Als der Hofer in den 80er-Jahren vom Bürgerschreck zum um das Copyright angefragt, aber nicht alle waren mit dem sogar Papagallo-Kinderbü- Polo national mutierte, fehlten fortan auf seinen Alben Verjodeln ihrer Hits einverstanden», so Gölä. «Denen geht cher, «Urchig»-Wein und die volkstümlich angehauchten Songs nicht mehr, obwohl es wohl zu gut», trat er unnötig nach. Sennenhemden mit To- bereits auf «Kiosk» (1976) eine Handorgel zu hören war. Trauffer, der 2016 mit «Heitere Fahne» das erfolgreichste tenköpfen und stilisierten Es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass sich erfolgreiche Schweizer Album hatte, singt bei «Heitere Fahne» seinen Munigrinden verkaufen. Deutschschweizer Mundartmusiker volkstümlich geben, Song selber. Es hätte «Scharlachrot» gut getan, wenn Büne Aber echt jetzt: «Urchig»- zuletzt der Schwamendinger Rapper Bligg. Die Gründe Huber selber gesungen und beim Arrangement mitgewirkt Boxershorts, Babystramp- dürften kommerzieller Art sein. hätte. Schöre Müller von Span singt «Louenesee» selber, ler und Tangas fürs Sennen­ das Jodelarrangement von Ueli Moor überzeugt, interna- tuntschi? Auf «Urchig 2» URCHIGER ERFOLG tionale Kolorierungen und Offbeat-Phrasierungen schim- fehlen Züri West und Polo mern durch. Crossover ist immer auch eine Frage des Kom- Hofer. Doch bereits wird Alle paar Jahre nimmt Golä seine Songs neu auf. Letztes promisses. «Urchig 3: Rock’n’Jodel» Jahr begleitet von Jodelchören. «Urchig» hiess das Al- «Urchig 2» ist suuberi Büez, doch warum hat man sich angekündigt. Also bald bum. Die Idee dazu entstand Ende 2016 nach der Sendung die Übersetzungskosten bei «Sternenträumer» gespart? schon Coroner und Kro- «Happy Day», bei der er mit der Jodlerin Kathrin Burch Wenn man «Urchig 2» mit dem Untertitel «Die beschtä kus mit Jodelchor? Dürfen «Indianer» sang. Das Video verzeichnete über eine Million Schwiizer Mundart-Hits» verkauft, weshalb singt Andrea Jodler «Scharlachrot» und Streams. Auf dem Album rockten neben unbekannten Jo- Berg hochdeutsch? Ist das der von Christoph Blocher im «Campari Soda» juchzen? delchören die helvetischen Jodelschätzlis Oeschs die Drit- institutionellen Rahmenabkommen mit der EU bekämpf- Ja, sie dürfen. Es gibt kein ten und die Wisiberger mit Gölä im Sennenhemd um die te automatisierte Nachjodel von EU-Songs? Todsünde ist Gesetz dagegen. Es gilt aber Wette. Eine gute Produktion, obwohl es persönlich nicht das Taxi-Cover von «Campari Soda». Wie kann man ei- die Crossover-Regeln zu gefällt. Bevor das Album über die klassischen Kanäle er- nen zürichdeutschen Song auf Berndeutsch übersetzen und beachten. hältlich war, wurde es in der Deutschschweiz bis in den von einem Appenzeller Jodelchor singen lassen? Im Sinne Yves Baer WUCHTIG BRUMMEN Ihre destruktive Seite halten die Damen dann allerdings Mit dem Erstling «Cheers» startet das unter Verschluss. Sie eröffnen ihr Set auf Englisch, danach doppeln sie gleich nach, bevor schliesslich die erste An- Zürcher Duo Steiner & Madlaina durch. sage kommt: «Wir sind uh überfordert. Bei der EP-Taufe vor einem Jahr waren unsere Familien im Publikum – und In verschiedenen Intensitätsstufen und sonst niemand. Jetzt ist es genau umgekehrt.» In der Folge geben Steiner & Madlaina ein beeindruckendes Konzert. Sprachen. Ein paar Eindrücke von der Sie lassen ihre Stimmen, nur begleitet von ein paar Piano- Akkorden, durch den Raum kullern oder duettieren über Plattentaufe im El Lokal. dem flüchtigen Fundament einer tremolierenden Gitarre. Den hymnischen Höhepunkt markiert dann «Das schöne Im Rampenlicht steht ein junger Mann mit seiner akusti- Leben», mit dessen Zeile «Wir trinken auf das schöne Le- schen Gitarre, die er in virtuoser Bescheidenheit bedient. ben / das wir niemals haben werden» Nora Steiner und Aus der Distanz wirkt er ein wenig wie Sonny Bono – wenn Madlaina Pollina dem vorwiegend sehr jungen Publikum der denn über Fingerpicking-Fähigkeiten verfügt hätte. aus der Seele singen. Wie jung die Zuhörerschaft tatsäch- Tatsächlich aber handelt es sich um Long Tall Jefferson. lich ist, zeigt sich schliesslich daran, dass der als Zwischen- Der befindet sich derzeit eigentlich gerade auf Konzertrei- ansage eingestreute Witz «Was sagt ein Rockmusiker zu se mit seiner Band, doch er hat die Tour kurz unterbro- einem Jazzer?» (Genau: «Zum Flughafen, bitte!») mit ei- chen, um das Einmann-Vorprogramm zu bestreiten – und nem forschen Vorschlag aus der Tiefe des Raumes quittiert beweist sich dabei als Sänger und Liederschreiber in der wird: «Dass er ein Loser ist!» Autsch. Tradition von Conor Oberst. Nach einer knappen halben Stunde beschliesst er seinen Auftritt mit «Stay a Little Bit Philippe Amrein Longer», das er Steiner & Madlaina widmet: «Den beiden Fotos: Mischa Scherrer Frauen, die jetzt dann gleich die Bühne abreissen werden», long tall jefferson wie er anmerkt. Steiner & Madlaina: «Cheers» (Glitterhouse) steiner & madlaina IM RÜCKSPIEGEL mit dem Publikum, da war die Begeisterung wieder voll da.» EINE DEADLINE – UND VIEL HOLZ

Aus einer Band von Indi- vidualisten, die sich be- mühten, ihre Parts sauber zu spielen, war ein En- semble aus einem Guss geworden. Diese kollekti- ve Bühnenenergie wollte man unbedingt möglichst bald auf Konserve bannen. «Statt wie früher über vie- le Monate hinweg dreissig Songs zu schreiben, davon fünfzehn auszusuchen, um diese im Studio feiner auszuarbeiten, haben wir diesmal fünfzehn Songs ge- schrieben und dann gleich das Studio gebucht», be- richtet Guarise. Die Zeit war knapp, das monotales Geld auch – drei Tage adrian elsener mussten für die Aufnah- men reichen. Fast alles schüsse, Allegorien und Metaphern zum Alltag von heute. wurde als Band live ein- Die Monotales wandeln mit ihrer Der Schreiber dieser Zeilen begegnete den Monotales zum gespielt, danach kamen ersten Mal vor einer knappen Dekade. Das Theater Zwi- minime kosmetische An- Americana in den Fussstapfen von schenbühne in Horw bei Luzern führte zu Ehren des ver- passungen dazu. «Die storbenen Michael Jackson zwei Tribute-Abende durch. Deadline war super», Hank, Gram, Robert und Alison. Die Monotales waren zugegen, um einigen MJ-Hits in meint Guarise, «mehr Zeit ein Americana-Gewand zu hüllen. Sie taten dies in einem hätte nur geschadet.» Als Schweizerische Reggae-MCs, Blues-Gitarristen und Bands, derart überzeugenden, authentischen Stil, dass selbst die lockere klangliche Vorlage die wie Nirvana klingen – alle haben sie sich einer Musik paar eingefleischten Jackson-Fans, die nur unter Protest ge- diente «Raising Sands», verschrieben, die weitab von Helvetien wurzelt. Warum kommen waren, weil sie eine Verballhornung ihres Idoles das grossartige Bluegrass/ also nicht auch eine Americana-Band? Vorhang auf für die befürchteten, vor lauter Begeisterung ganz aus dem Häus- Country-Album, das Ex- Monotales! chen gerieten. Und die restlichen Zuschauer erst recht. Zeppelin Robert Plant und «Warum Americana?» Sänger Maure Guarise ist ob der ab- Zwei Alben kamen dann heraus von den Ur-Monotales, Alison Krauss vor einer surden Frage so verblüfft, dass er ins Stottern gerät: «Das denen unter anderen das heutige Howlong-Wolf-Mitglied Dekade einen Grammy ist eine Frage, die mir nie in den Sinn gekommen wäre. Es Ernst David Hangartner angehörte: «Call Me a Stealer, eintrug. In der Tat ist die ist eben der Stil, der am besten zu meiner Art passt, Songs Call Me a Thief» (2010), das der Band eine Nominie- Verwandtschaft nicht nur zu schreiben. Was soll ich denn sonst machen? Synthiepop rung für den Swiss Music Award sowie einen Auftritt eine geistige. Das Schlag- oder Funk etwa? Kommt doch nicht infrage!» als «DRS3 Best Talent» bescherte, und «Hidden Thrills» zeug, das Troxler bei den Gerade ist von seinen Monotales das vierte Album erschie- (2012). Dann wurde es still. Guarise hatte die Liebe ereilt Aufnahmen verwendete, nen. Es heisst «Kiss the Money and Run». Jeder Fan von und damit bald auch Nachwuchs. Vor lauter Windelwech- stammt aus der Zeit des Wilco, Jayhawks und Neko Case, aber auch Hank Wil- seln habe er weder die Energie noch das Bedürfnis gehabt, Zweiten Weltkrieges, als liams, Gram Parsons, Byrds und, ja, Beatles müsste sich bei Songs zu schreiben. Allerdings empfand er diesen Zustand der Gebrauch von Metall den hier angerichteten Klängen pudelwohl fühlen. zufriedener Unkreativität mit der Zeit als richtiggehend für frivole Zwecke verbo- «beängstigend». Ähnlich wie es einem säumigen Fitness- ten war, und ist darum vor- AUF DEN SPUREN JACKSONS Fan geht, der sich nach Monaten wieder einmal aufraffen nehmlich aus Holz gebaut. will, sich ins Gym zu schleppen, musste auch er sich ernst- Ein ähnliches Instrument Monotales: Mauro Guarise brannte dieser Name auf der lich gut zureden, ehe er sich hinsetzte und erneut zur Feder sei auch bei den Aufnah- Zunge, lang bevor es die Band gab. Mono für seinen Bezug griff. Wie es ist mit derlei Dingen halt so ist, kehrte mit dem men von «Raising Sands» zurück zu den Sixties; Tales für den Wunsch, Geschichten Tun der alte Spass zurück. eingesetzt worden. «Das zu erzählen. Mit siebzehn, als man rundum Grunge hör- Bald kam auch die Band wieder zusammen, allerdings in Rumpelige und Erdige an te, lauschte Mauro den Beatles und Dylan. In der Musik leicht veränderter Formation. Zu Guarise, Andi Schnell- diesem Sound», sagt Gua- der Monotales steckt Fernweh. Nicht Fernweh nach einem mann (Bass) und Kuno Studer (Gitarre) gesellten sich der rise, «entspricht dem Geist, Ort unbedingt, eher Fernweh nach einer anderen Zeit. Drummer Arno Troxler sowie Multiinstrumentalist Urs in dem wir dieses Album «Ich hole viel Energie aus dem Zurückschauen», sagt er, Müller, der nun statt Hangartner als Co-Songwriter fun- aufgenommen haben.» «und damit bin ich ja nicht allein. Aber es ist auch extrem gierte. Eine neue Liedersammlung trug den Titel «Weekend wichtig, dass man weiss, was heute läuft. Wir wollen uns Love» und erschien Anfang 2016. Aber erst während der Hanspeter Künzler ja nicht von den Populisten für dumm verkaufen lassen.» Tournee, die diesem Album folgte, kam die wiedererwach- Darum schreibt Guarise am liebsten Texte in der Country- te Band richtig in Fahrt. «Das Zusammenspiel von Instru- Monotales: «Kiss the Money Tradition – Geschichten eher als autobiografische Schnapp- menten und Stimmen auf der Bühne, die Kommunikation and Run» (Irascible) Inserat im LOOP vom 26.10.2018 SZENE Konzerte 26.10.2018 bis 06.12.2018NOV. IG Rote Fabrik 2 0 1 8 Seestrasse 395 8038 Zürich [email protected] Sa. 10.11.18 Aktionshalle 21:00 Tel. 044 485 58 58 Enter the Dancehall Samstag 27.10. 20Uhr20 Fax. 044 485 58 59 PROTOJE BIGGLES GIIGESTUBETE Dj Lukie Wyniger, Dj Buzz Sonntag 28.10. 20Uhr20 Sonntag, 11.11. + 2.12. 18Uhr18 ALEXANDRA PRUSA Di. 13.11.18 Ziegel oh Lac 20:30 HAFEN-FRAUEN-LIEDER Ziischtigmusig Montag 5.11. 20Uhr20 JODLEREI BRANT BJORK DIRTMUSIC Sonntag, 25.11. + Sa, 17. + So, 18.11. 20Uhr20 16.12. 18Uhr18 & Support FREIE SICHT AUFS MITTELMEER Mi. 14.11.18 Aktionshalle 20:00 Montag 19.11. 20Uhr20 TICKETS: Sugarshit Sharp DAN STUART Erhältlich direkt am el Lokalen & TOM HEYMAN Tresen und auf YUNO Samstag 24.11. 20Uhr20 ticketino.com JAAKKO LAITINEN & Fr. 16.11.18 Aktionshalle 21:00 Enter the Dancehall VÄÄRÄ RAHA + SUOMI DISKO Gessner-Allee 11 Montag 26.11. 20Uhr20 8001 Zurigo Isola www.ellokal.ch JAH9 & THE DUB TREATMENT JESSE MARCHANT Kumar (The Voice of Raging Fyah)

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Emilie Zoé: The Very Start (Hummus Records)

Live: 26.10., L’Amalgame, Yverdon; 27.10., QKC, Neuchâtel; 2.11., Bad Bonn, Düdingen; 24.11., Kaff, Frauenfeld; 1.12., BFM, Saignelé- gier; 5.12., Marsbar, Zürich; 20.12.,

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Sounds better with you. loopzeitung.ch RATLOS UND SEXY Das Zürcher Duo Wolfman legt mit wolfman «Mad Women» sein drittes Album vor. Die Meinungen darüber gehen auseinander, wie unser Dialog zeigt.

Miriam: Also zuerst möchte ich sagen, dass ich unbedingt so ein «Mad Woman»-T-Shirt haben will, aber es leider noch an kein Konzert von Wolfman geschafft habe. Hier- mit gelobe ich Besserung. Wie gefällt dir das Album? Reto: Ich versuche, es gut zu finden. M: Das heisst? R: Es ist eine schwierige Platte. Ein ganzes Album in ge- drosseltem Tempo und wenig Abwechslung im Klangbild – das ist mutig, aber in meinen Ohren klingt das Resultat nur stellenweise zwingend. Wie findest du es denn? M: Ich möchte mich reinlegen, das Album könnte gut zu meinem Herbstsoundtrack werden. Mir gefällt nicht jeder einzelne Song, aber ich höre Musik vielleicht etwas weniger theoretisch als du. Ich finde vor allem «Mad Woman» echt wahnsinnig gut. R: Ja, «Mad Woman» ist die grosse Belohnung, wenn man es durchs ganze Album geschafft hat, ein toller Song zum Schluss. M: Für mich ist der Song eigentlich die feministische Hym- ne 2018 aus der Schweiz. Das hat einfach noch niemand gemerkt. R: «Reinlegen» – finde ich passend. Für mich ist das Musik, um am Sonntagnachmittag im Bett rumzulümmeln. Was macht dieses Stück denn zur feminstischen Hymne? M: Als ich das Stück zum ersten Mal gehört habe, fühlte sich das irgendwie total archaisch an – ähnlich wie beim neuen Cat-Power-Album. Mich spricht diese Musik so viel mehr an als die von Beyoncé, die ja auch als feministisch gilt. Ich finds viel stärker, was Wolfman und Cat Power machen (oder ich habe einfach eine Vorliebe für Bands mit Tiernamen). Also einerseits die Art der Musik, andererseits fühlt sich «Mad Woman» wohl deshalb so ermächtigend an, weil Katerina in ihrer Stimme eine unglaubliche Stärke hat – ohne laut sein zu müssen. Wenn sie singt «Mad wo- man, standing my ground, watch me burn», dann können zehn Beyoncés singen, dass Girls die Welt rulen, das fühlt simon habegger sich für mich einfach nicht so krass an wie «Mad Woman». Ich finde, das ist ein Song, zu dem ich Sex haben will, zu R: Nein, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das M: Ich kanns dir auch nicht dem ich schreiben will, zu dem ich melancholisch in den besonders spannend ist, so introvertiert wie die musizieren. abschliessend beantworten. Himmel schauen will, alles Sinnliche halt. Welcher Song Auf Dauer finde ich die Songs eintönig und wenig verbind- Das ist wohl dieses archai- gefällt dir denn? lich. Von daher würden Wolfman gut an die Baloise Sessi- sche, das ich eingangs ge- R: «Wall of Lies» mit seiner pluckernden Gitarre gefällt on passen. Dort spielt die Musik im Hintergrund, während meint habe. Ich finds auch mir. Ein zwingender Refrain. Und hier finde ich die Stimme Geschäftsleute, die eingeladen wurden, networken. Ich nicht schlimm, wenn ich betörend. Es heisst oft, dass die Stimme von Kate Stoykova weiss ohnehin nicht, wer ihr Publikum ist. Die NZZ findet Musik nicht in Worte fas- Songs sexy macht. sie ja auch toll, dass kann ich verstehen, denn ein mittelal- sen respektive nicht genau M: Wer sagt das? ter Mann fühlt sich an den Trip-Hop von früher erinnert. beschreiben kann, warum R: Virus. Aber was sind das für junge Menschen, die das hören? Und es mich berührt oder für M: Ich will jetzt natürlich darauf hinaus, dass das vor al- bei welcher Gelegenheit? mich besonders ist. Darum lem Männer sagen, schreiben, überhaupt anbringen, weil M: Haha, das finde ich jetzt schon sehr krass, diese Aussa- gehts ja auch bei Musik. ja in der Schweiz vor allem Männer über Musik schreiben ge. Ich will sie schon gerne mal live sehen, ich glaube, das R: Gewiss. Und mir ist der und das diesbezüglich dann eine ziemlich unausgeglichene wird sehr intim und emotional. Musik kann ja auch berüh- feministische Aspekt sym- Berichterstattung generell ist, aber das ist ja hier nicht das ren, wenn sie introvertiert gespielt wird. Und bei der NZZ pathisch. Wobei ich eben Thema. schreiben ja praktisch nur mittelalte Männer über Musik. nicht theoretisch rangehe. R: Schon klar. Und selber schuld: Warum lädst du mich Oder eigentlich überall, sorry, dass ich da trotzdem wieder Mich muss einfach die Mu- auch ein für dieses Format, wo Frauen über Frauen reden? drauf komme. Aber daher hast du vielleicht das Gefühl, sik berühren, dann ist gut. M: Damit es nachher nicht wieder heisst, ich hasse Männer. dass niemand anderes diese Musik hört oder fühlt. Ausserdem hats bei Wolfman auch einen Mann dabei, da R: Doch, ich sehe ja, das viele Leute Wolfman toll finden. Miriam Suter und dachte ich, das ist fair. Hast du Wolfman schon mal live Ich finde die ja nicht schlecht, höre aber nicht, was daran Reto Aschwanden gesehen? so besonders sein soll. Wolfman: «Mad Woman» (Irascible) DIE NEUEN PLATTEN Sound Surprisen Spanien: Nach zwei, drei Takten fragt man sich, wo man gelandet ist. Und vor allem: in welchem Jahrzehnt. Heute? In den 70er Jahren? Um 2030? Alles ist möglich, alles ist plausibel, Gewissheit gibts auf diesem Album nicht. Mit wenigen Klängen skizziert Charlie Mysterio einen musikali- schen Kosmos, der vertraut und unvertraut zugleich klingt; man kennt die Melodien, und doch wirken sie neu und un- Kaos Protokoll Fehr / Troller Winston verbraucht. Mysterio ist Spanier und hat laut der Website Everyone Nowhere / Schnellmann McAnuff & seiner Plattenfirma Munster Records eine jahrzehntelange (Prolog) / Sartorius / Fixi Karriere auf dem Buckel, unter anderem mit der mir nicht Baumann Big Brothers näher bekannten Band Los Caramelos. Auf «Mysterio» Kaos Protokoll hat es sich Im Schwarm (Chapter Two Records) huldigt er dem grossen Pop-Song, allerdings nicht mit gros- zur Aufgabe gemacht, die (Der gesunde Menschen- ser, sondern kleiner Geste. Eher ein kammermusikalisches Kompositionen von Bene- versand) Bereits 2013 beim Album Aus-dem-Ärmel-Schütteln denn ein schwungvolles Diri- dikt Wieland in Klang um- «A New Day» hat der ja- gieren. Die immer leicht melancholischen Melodien sind zusetzen. Dies ist ihr drittes Nach «Bruxelles» (2016), maikanische Reggaemusi- sublim, werden von Mysterios Flüstergesang indes mehr Album. Der PR-Text schlägt einer Kollaboration mit ker Winston McAnuff mit angedeutet als zelebriert, dann und wann von einem berü- als Genrebezeichnung vor: Simon Ho, hat sich Autor dem französischen Akkor- ckenden Chörlein untermalt; auch die Arrangements sind «Post Future Beats, mo- und Performer Micha- deonisten und Keyboarder reduziert – und doch erstaunlich vielschichtig und reich dern Spiritual Jazz». Man el Fehr mit Gitarrist und Fixi zusammengearbeitet. an differenzierten Klangwelten. Schlafzimmerpop aus den ist versucht, dem noch die Komponist Manuel Trol- Fixi kennen Fans von der 70ern? Neo-Lounge aus den 90ern? Futuristischer Pop aus Worte «Krautrock» und ler zusammengetan. Um grossartigen Alternative- den 2030ern? Oder zeitgenössischer Pop, der Zeit- und «Ash Ra Temple» hinzu- gemeinsam auf den Blues French-Reggaeband Java, Entwicklungslinien auflöst und neu verknüpft? Ganz ein- zufügen, ist sich aber be- zu prallen. Unterstützt von während Winston Mc- fach: «Mysterio» ist ein betörendes, kaum einzuordnendes wusst, dass Schubladen per Andi Schnellmann (Bass), Anuff bereits seit etlichen Pop-Juwel. definitionem abstossend Julian Sartorius (Perkus- Jahren in Frankreich lebt eng sind. Ein Personalwech- sion) und Rico Baumann und dort auch schon diver- Venezuela: Die echten Siebzigerjahre mit hispanischem sel sowie der Wandel vom (Perkussion) haben die se Platten aufgenommen Flair sind auf «Venezuela 70 Volume 2: Cosmic Visions of Trio zum Quartett haben beiden das Album «Im hat. Wie schon auf dem a Latin American Earth. Venezuelas Experimental Rock den Kaos-Sound nachhaltig Schwarm» eingespielt, das Vorgängeralbum treffen in the 1970s & Beyond» (Soul Jazz Records) nachzuhö- beeinflusst. Der neue Saxo- mehrheitlich live im Stu- sich Reggaebeats mit Blues, ren. Venezuela steht seit einigen Jahren weniger aus kul- phonist Simon Spiess spielt dio entstanden ist. Wäh- Soul und diversen Latin turellen denn aus ökonomischen und politischen Gründen auch Bassklarinette und ist rend sich der konzise und Sounds, zum Beispiel beim im Brennpunkt – und nach der Lektüre des informativen ruhiger veranlagt als sein kompakte Sound zwischen karibischen Titelsong oder Booklets fragt man sich, wohin sich der venezolanische Vorgänger. Luzius Schuler Blues und Jazz entspannt, bei «I Came I Saw». Reichtum aufgelöst hat: Dank seiner Ölfelder war Venezu- spielt «Keys und Efx», Flo lustwandelt Fehr als Front- Dass die beiden auch eine ela in den 70ern das reichste Land Lateinamerikas. Das Öl Reichle «Drums, Electro- mann: «Ich kann nicht politische Botschaft treibt, befeuerte nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Plat- nics», Wieland selber steu- mehr», kreischt, stöhnt und zeigt sich unter anderem tenindustrie, deren Tonträger aus Erdöl gefertigt wurden. ert Bass und Moog bei. So nuschelt er in «Mädchen» schon daran, dass man sich Die Kultur boomte, das Selbstbewusstsein wuchs, und das entsteht eine Musik, die und klingt dabei mal wie 2017 im Einwanderungs- ermunterte die venezolanischen Rockmusiker, sich vom lang herausgezogene, atmo- der schweizerische Cousin camp Jungle in Calais en- angelsächsischen Vorbild zu lösen. Wie die brasilianischen sphärische Klangteppiche zweiten Grades von Tom gagiert hatte und dort für Tropicalistas und die deutschen Krautrocker entwickelten auslegt, während klar de- Waits, mal wie die Feuille- die Flüchtlinge aufgetreten sie eine eigene Rockmusik, die Psychedelia, Prog, Folk und finierte, organische Instru- ton-Version von Endo Ana- ist. Der Song «Crying for auch Disco verknüpfte mit einheimischen Traditionen, mentalparts die melodische conda. Nicht zuletzt, weil Love» ist ein Appell an die Latin-Rhythmen und der spanischen Sprache. «Venezuela und rhythmische Dynamik auch der 36-Jährige seine Menschlichkeit und für 70» gräbt diese Musik aus und taucht uns tief in die Exzesse verdichten. Der Kontrast Texte bisweilen eher her- humanitäre Hilfe. Gehol- der 70er, im Guten wie im Schlechten: Aldemaro Romaro zwischen abstrakten Klang- ausrotzt als singt. Er reimt fen haben McAnuff und zaubert wuchtigen, tanzwütigen und ohrwurmigen Salsa- bildern und süffiger, medi- «lampt» mit «schlampt» Fixi wieder eine stattliche Pop in die Rillen, beim deutschstämmigen Vytas Brenner tativer Melodik erzeugt eine und nutzt die neun Stücke Anzahl von Musikerinnen schrammeln hippieske Klampfen unter berührenden Melo- Spannung, in der sich – ähn- als Vehikel für seine exis- und Musikern. So hören dien, Un Dos Tres Y Fuera fusionieren Prog-Akkordfolgen lich wie etwa bei Brian Enos tenziellen Erfahrungen, die wir auf «One Note» etwa mit afrovenezolanischer Perkussion, über Daniel Grau und ambienten Alben – gerade- er in simple Worte packt. die aus Angola stammende das Orchestra Julian dreht sich schwungvoll die Discoku- zu räumliche Weiten und Obschon Texte und Musik Sängerin Pogo. gel. Nicht alles ist stilsicher und zeitlos, zusammen mit dem Welten auftun. Den patheti- bisweilen unterschiedliche Booklet gewährt «Venezuela 70» aber einen interessanten schen (das Wort sei hier im Wege einschlagen, finden tb. Einblick in eine weitgehend unbekannte Rockszene. klassischen Sinn gebraucht) sie immer wieder zusam- Rap ganz am Schluss hätte men. Das Ergebnis ist nicht Christian Gasser man sich schenken können. per se eingängig, lebt und Ansonsten ein so kühnes pulsiert aber heftig. wie packendes und inspirie- rendes Album. mig.

hpk. DIE NEUEN PLATTEN Elvis Costello Wahnsinn, wie die Zeit vergeht! Die Songs von Elvis Costello begleiten mich seit 1977, als nicht so recht klar war, ob das, was das zynische Männchen mit Hornbrille absonderte, nun New Wave oder Pub Rock à la Graham Parker war. Inzwischen wissen wir es besser. Der geborene Liverpooler ist ein begnadeter Songschreiber, der viele Genres – Rock, Felbm Adrianne St. Vincent R&B, Pop, Hip-Hop, Country, Klassik – ausprobiert und Tape 1 / Tape 2 Lenker MassEducation mit Partnern wie Paul McCartney und Burt Bacharach, (Soundway) Abysskiss (Loma Vista Recordings) Allen Toussaint, The Brodsky Quartet oder zuletzt The (Saddle Creek) Roots («Wise Up Ghost», 2013) zusammengespannt hat. Felbm ist Niederländer, «Masseduction» zählte zu Am besten kamen seine Qualitäten als Interpret und cha- heisst eigentlich Felco Top- Neben ihrer Band Big Thief den herausragenden Alben rismatischer Live-Performer allerdings im Team mit seinen per, produzierte zuvor un- nimmt sich Sängerin Ad- des letzten Jahres. St. Vin- Begleitbands The Attractions (ab 1977) und (seit 2001) ter dem Namen Falco Benz rianne Lenker sporadisch cent alias Annie Clark hat- The Imposters (bestehend aus den Attractions-Musikern Elektronisches und legt nun Zeit für ihr Solo-Projekt. te den direkten Weg zu den Steve Nieve – Piano, Orgel, Pete Thomas – Schlagzeug und unter dem nicht sonderlich Gut ein Jahr nach Big grossen Refrains gefunden dem Bassisten Davey Faragher) zur Geltung. attraktiven Pseudonym Thiefs letztem Album hat und eine Reihe grandioser Nach überstandener Krebstherapie meldet sich Costello Felbm sein Debüt «Tape sie nun in einer Woche Popnummern erschaffen. jetzt mit einem opulenten Album zurück. Wieder dabei 1 / Tape 2» vor, das er zu- «Abyskiss» eingespielt, mit «MassEducation» präsen- sind The Imposters und Bacharach, der Co-Autor dreier hause auf einem Vierspur- Songs, die teilweise schon tiert nun die gleichen Songs Titel. «Look Now» ist eine Kollektion subtiler, grandios gerät aufgenommen hat. lange auf eine Aufnahme reduziert auf Gesang und arrangierter Popsongs, wobei das Schwergewicht nicht auf Instrumentelle Songs und warteten, teils erst kurz Piano. Das könnte schiefge- leichtfüssigem Pop, sondern auf den Balladen liegt. Man- Stücke wie Skizzen, wie An- vor dem Studiobezug ge- hen, denn die Hochbegabte ches erinnert an den Costello früherer Jahre, an Werke wie deutungen, zurückhaltend, schrieben wurden. Lenker neigt zum Streberhaften. «Imperial Bedroom». Da ist er wieder, Elvis, der Crooner entspannt, federleicht und behandelt darin die Lie- Doch weil dieses Album in («Stripping Paper», «Photographs Can Lie»), der fesseln- beschwingt wie Wolken be, die Freundschaft, die nur zwei Tagen quasi live de Bandleader («Mr. and Mrs. Hush», «Unwanted Num- im Wind. Fluffige Grooves Jugend und den Tod. Bei im Studio eingespielt wur- ber»), der Satiriker («Let the Sun Go Down»), der Mann, und jazziger Swing, näher aller Melancholie ist aber den, bleiben die Aufnah- der in Pop-Melodramen den Spagat zwischen Sentiment an Rumba als an Disco, auch eine Verspieltheit zu men roh; Clark singt be- und harter Analyse riskiert. hübsche Melodien, die ihre hören, wenn sie in ihren seelt, statt ins Schaulaufen Im grossen Ganzen wirkt das gemeinsam mit Sebastian Schönheit hinter sympa- Songbildern von Pferden, zu verfallen. Manche Neu- Krys produzierte Album lebhaft und unverkrampft, den thischer Nonchalanz ver- Drachen, Welpen, Engeln fassung gerät reizvoll, das Sound prägen Piano, Streicher und Bläser. Wer die aufge- bergen. Die Titel heissen oder dem Familienleben hektische «Pills» funktio- räumte Dynamik der frühen Imposters/Attractions bevor- «Birkelunden», «Tandem», auf einer Farm erzählt. Die niert leider nicht wirklich, zugt, dem mag die aktuelle Veröffentlichung des 64-Jähri- «Funicular», «Memoirists», Geschichten werden in ske- dafür gewinnen Nummern gen zu verhalten erscheinen. Doch Costellos ungetrübter «When It Rains» oder «An- lettartige, akustische Ar- wie «Saviour», «Sugar- Blick, seine Disziplin und Finesse faszinieren ausreichend, derstein», und beim Hören rangements gepackt. Nur boy» oder «Hang On» um uns noch eine schöne Weile zu erfreuen. fallen einem Stichworte ein auf «Out of Your Mind» ist (vom Anfang ans Ende ge- wie Lounge, Film, Sound- eine elektrische Gitarre zu rückt) – auch dank Thomas Tony Lauber tracks, Easy Listening, hören, ansonsten dominie- Bartlett am Piano, der nicht Fernweh und Introspektion, ren die akustischen Saiten, nur gepflegt in die Tasten, Elvis Costello & The Imposters: «Look Now» (Concord/Universal) Melancholie und der Blick ab und an ergänzt durch sondern auch mal beherzt in den Regen. Auf dezente ein Piano oder Synthesizer. in die Mechanik greift. Die Weise hinreissende Musik, «Blue and Red Horses» Worte sind verständlicher, die man gut und gerne im wiederholt einen einzelnen und es lohnt sich, bei diesen Loop hören kann, tagelang. Akkord ins Unendliche, Geschichten über queeren «Tape 1» gibts bereits di- während Adrianne Lenker Sex, Gender-Rollen und gital, auf Vinyl erscheint Kinderreime singt. Nicht ungesunde Beziehungen «Tape 1 / Tape 2» dieser nur damit ist ihr ein schö- genau hinzuhören. Klar, Tage. ner Seelentröster gelungen. «MassEducation» bietet nur Variationen. Aber es cg. anz. zeigt eine der bemerkens- wertesten Musikerinnen unsere Zeit musikalisch so nackt wie auf dem Cover – und auf der Höhe ihrer Schaffenskraft.

ash. DIE NEUEN PLATTEN Sandro Perri Der Song dauert 24 Minuten und 21 Sekunden. Denn einer wie der kanadische Musiker Sandro Perri, der sich nicht der Playlist-Ökonomie der Gegenwart unterwirft, hat die Spieldauer einer Plattenseite noch nicht vergessen. Aber trotz dieser Beschränkung passt es schon, wenn Perri vom «infinite songwriting» schreibt, vom endlosen Songwriting, vielleicht auch vom grenzenlosen, das er mit seinem experi- Kristin Hersh Vera Sola Nova Materia mentellen Song des Lebens erreichen wollte. Possible Dust Clouds Shades It Comes «In Another Life», wie der Song und auch sein erstes So- (Fire Records) (Spectraphonic Records) (Crammed Discs) loalbum seit sieben Jahren heisst, löst das Zeitgefüge auf. Nicht, indem es auf möglichst viel Spektakel setzt, sondern Auf ihren Soloalben hul- Danielle Aykroyd (ja, sie ist Zwischen Industrial, No weil alles ganz einfach scheint: Drei warme Akkorde rei- digte Kristin Hersh bislang die Tochter von Schauspie- Wave, Filmmusikartigem chen Perri, die er mit Klavier, Gitarre und einem Synthe- gerne der Prämisse, dass die ler Dan Aykroyd) alias Vera und Avantgarde-Pop be- sizer zum Tanzen bringt. Dazu singt er mit seiner hellen Starke allein am mächtigs- Sola besitzt einen Literatur- wegt sich diese spannende und sanften Stimme, die die Hörer zusätzlich willkommen ten ist. Für «Possible Dust abschluss der Harvard Uni- Platte des französisch-chi- heisst und darüber berichtet, wie vieles doch möglich wäre, Clouds», ihr zehntes Werk versity. Damit ist klar, dass lenischen Duos, die pas- allerdings erst in einem anderen Leben. unter eigenem Namen, sie mit Sätzen umzugehen senderweise auf Crammed Nun ist es ja keineswegs neu oder besonders originell, vertraut die Amerikanerin weiss und auch die Poesie Discs erscheint, jenem La- wenn Popmusiker am klassischen 3-Minuten-Song-Gefüge nun auf eine ganze Reihe kennt. So ist ihr Debütal- bel, das schon in den 80ern rumwerkeln und dieses sprengen, weil sie mehr im Sinn ha- von Kollaborateuren – in- bum «Shades» als Songzy- für tolle Sounds zwischen ben als nur den schnellen Hit. Vielmehr trägt Pop von je klusive Throwing-Muses- klus angelegt, der die Weib- Experiment und Pop stand. her das Versprechen in sich, dass alles möglich ist. Und ge- Bandkollege David Narci- lichkeit erforscht und in Nova Materia gibt es seit nau diesen utopischen Gedanken hegt Sandro Perri, seit er zo. «Ohne Menschen, die jedem Stück die Geschichte drei Jahren und entwickel- unter seinem Alias Polmo Polpo aufgetaucht ist und vor elf ihnen helfen, Konflikte zu einer anderen Frau erzählt te sich aus der chilenischen Jahren sein Solodebüt «Tiny Mirrors» veröffentlicht hat. lösen, sind Soziopathen – die einer verschmähten Alternative-Band Pánico Zu hören war damals ein Gitarrist, der mit seiner Finger- nicht imstande, ihr Poten- Geliebten oder einer bibli- heraus, die 1994 entstand. fertigkeit eine Folkmusik erfunden hatte, welche die me- zial auszuschöpfen», so die schen Figur. Die 28-Jährige Gemeinsam mit Caroline lancholische Lässigkeit des Bossa nova zitierte und auch Begründung von Hersh, ist seit Langem als Gitar- Chaspoul gründete Eduar- einen Hippie-Hit wie «Everybody’s Talkin’» einfangen die mit ihrer psychischen ristin mit Elvis Perkins auf do Henriquez das Projekt, konnte, ohne an Innigkeit zu verlieren. Sein zweites Album Erkrankung schon seit je Tour und wollte «Shades» das nach 2 EPs nun dieses «Impossible Spaces» machte dann schon im Titel klar, dass offen umgegangen ist. Die ursprünglich auch mithilfe tolle Debüt veröffentlicht. hier einer daran war, die Songform auszuweiten. Nicht aus Platte basiert auf ihrem ihrer Bandkollegen auf- Die zehn Songs atmen den Widerspenstigkeit und nicht aus Originalitätsgründen, weil Konzept von «dark sun- nehmen. Das klappte dann nonkonformistischen Geist die glänzende Melodie Perri immer wichtiger war als die shine», was sich vorwie- nicht, und Sola spielte alles von New Wave und No Verzerrung. gend darin äussert, dass die im Alleingang ein, auch mit Wave, vereinen metallische All das ist nun auch im Song «In Another Life» zu hören, zehn Songs überraschend Instrumenten, die sie vor- Perkussion mit Elektronic der selbst dann eine ungeheure Friedfertigkeit ausstrahlt, optimistisch klingen, ob- her kaum oder nie benutzt und versöhnen Post-Punk wenn er einfach als stille Hintergrundkulisse dient. Und schon die 52-Jährige das hatte. Sie bietet elegante mit Indie-Pop. Man hört wer sich schliesslich diesem «Pop-Mantra», wie Perri das Verderben spätestens hin- und eindringliche Country- Klangexperimente in «Nov Stück auch nennt, näher zuwendet, gleitet rein, wartet im- ter der nächsten Ecke zu Folk-Balladen mit Ausflü- Power», Dancefloorarti- mer auf den Moment, in dem die Ekstase ausbricht, denn vermuten scheint. Der gen in den Sixties-Pop. Die ges in «Follow You All the die Spannung, die all die kleinen Sounds entwickeln, ist bei dichte Sound ist bittersüss, Retro-Stimmung wirkt aber Ways», und bei «Processi- aller Ungezwungenheit dann eben doch hoch und nähert neigt zum Psychedelischen nie aufgesetzt, und Solas on» könnte im Hintergrund sich immer wieder dem Dancefloor. Ehe in den letzten Mi- und bedient sich sowohl kraftvolle, tiefe Stimme ent- die Metall-Percussion der nuten nur noch der Grundpuls des Songs übrig bleibt – der beim Grunge als auch wickelt einen ganz eigenen Einstürzenden Neubauten Ausgangspunkt ist für die weiteren Stücke des Albums. beim Indie-Folk. Ihre Gi- Sog. Eine Newcomerin un- rumpeln, während vorne Man kann diese Stücke schon auch hören. Aber wahr- tarren bevorzugt Hersh, ter den Singer/Songwriterin- die helle Stimme von Caro- scheinlicher ist, dass man hängen bleibt – und den Song deren Stimme zusehends nen, die es zu beachten gilt. line Chaspoul zu hören ist. «In Another Life», diese wundersamen 24 Minuten und kratziger tönt, dieses Mal 21 Sekunden, wieder und wieder hören will. verzerrt und aufbegehrend. anz. tb. Das verdeckt zwar beina- Benedikt Sartorius he die superben Melodien, aber nicht die Tatsache, Sandro Perri: «In Another Life» (Constellation) dass sich die Künstlerin so energiegeladen präsentiert wie schon lange nicht mehr.

mig. DIE NEUEN PLATTEN

Muse Marc Ribot Bubi eifach Bixiga 70 Simulation Theory Songs of Resistance Album Nr. 4 Quebra Cabeça Bottle It In (Warner) 1942-2018 (Sound Service) (Glitterbeat Records) (Matador/MV) (Anti-) Es ist schon erstaunlich, wie Mit Bubi eifach erhält Bubi «Quebra Cabeça» ist por- Kurt Vile ist und bleibt erfolgreich Muse gewor- Wie bei anderen amerika- Rufener endlich die Aner- tugiesisch und heisst über- fleissig: Nach seiner letzt- den sind mit einer Musik, nischen Künstlern löste die kennung, die er 2007 mit setzt «Puzzle». Und genau jährigen Kollaboration mit die, wenn man es nüchtern Wahl von Donald Trump Boob verdient hätte. Die wie bei einem Puzzle setzt , «Lotta betrachtet, höchstens einer zum Präsidenten auch bei beiden ersten Alben konn- die brasilianische Band Sea Lice», liefert er jetzt winzigen Randgruppe von Marc Ribot eine spontane ten sich beide auf Rang Bixiga 70 auch hier die «Bottle It In» ab. Sein Verrückten gefallen sollte. Reaktion aus. Als seine Wut 10 der Hitparade platzie- einzelnen musikalischen siebtes Soloalbum hat der Aber seit ihrem dritten Al- etwas verflogen war, such- ren. Nun wird nachgelegt, Bestandteile zum stimmi- 38-Jährige zwischen Tour- bum hat noch jedes in dive- te er nach Protestsongs des gleich mit dem vierten Al- gen Ganzen zusammen. So neen und Familienausflü- resen Ländern die obersten 20. Jahrhunderts, deren bum. «Album Nr. 4» ist die wie im Titelsong, der wie gen eingespielt. Was auch Chart-Ränge erklommen, Aussage heute noch aktuell Fortschreibung der beiden ein gelungener Bastard aus erklären dürfte, weshalb derweil ihre Shows in Sta- ist, und arrangierte sie neu. ersten, Rock, von laut und 60ies-Filmsoundtracks, af- die Platte wie ein Sound- dien stattfinden. Als die Dies inspirierte ihn zum hart über den bluesigen zum rikanischer Rhythmik und track zu einem Road Mo- frühen Muse durch die düs- Schreiben eigener Lieder. tanzbar rollenden. Musik, Latinsound klingt. Mr. Ta- vie klingt, bei dem Vile die tersten Knellen von England Sein «Anti-Trump-Album» die so derzeit im Äther zu rantino, übernehmen Sie! Rolle des entspannten und zogen und mit ihrer gnaden- enthält beides – neues Ma- kurz kommt. Man ist ver- Bixiga ist übrigens ein süffisanten Beobachters los überdrehten, keineswegs terial und Traditionals. sucht, zu schreiben, Bubi von Einwanderern domi- zukommt. Dabei singt er parodistisch gemeinter Mi- Nach dem stürmischen Ein- eifach haben ihren Stil und niertes Stadtviertel in der wie ein Slacker und sin- schung aus Queen, Klas- stieg («We Are Soldiers in Platz in der Szene gefunden. brasilianischen Metropole niert etwa darüber, wie sich sik, Theater und wilden the Army») singt Tom Waits Live ist Bubi Rufener ein São Paulo, wo einige der gratis parkieren lässt, oder Sci-Fi-Konzepten vor allem «Bella Ciao», das italieni- Energiebündel, strecken- Musiker, etwa Saxofon- wie er am Strand nicht von Gelächter auslösten, hätte sche Partisanenlied aus dem weise scheint es, als spränge spieler und Flötist Cuca diesem, sondern von einer niemand im Traum daran 2. Weltkrieg. Das antifa- er aus den Lautsprechern. Ferreira, aufgewachsen Meeresbucht träumt. Er gedacht, dass wir es hier schistische «Fischia Il Ven- Zärtlich und verletzlich sind. Das neue Werk ist lässt nicht nur seine Lyrics mit künftigen Millionenver- to» bringt Meshell Nde- geht auch, ohne kitschig bereits das vierte Album wandern, sondern auch sei- dienern zu tun hätten. Sol- geocello wunderbar rüber zu sein. Grundthema des der Instrumental-Band. nen Sound, der in kleinen, cher Mut, dem Zeitgeist die – traurige Worte zu Gitar- Albums ist Vergänglichkeit, Und zu hören sind meist aber unablässigen Wellen Faust ins Gesicht zu schmet- re, Bläsern und Streichern. in «S Läbe geit» mit häusli- bläsergestützte Tracks, das daher schwappt. Die Gi- tern, verdient Bewunde- Von alltäglicher Brutalität cher Gewalt, in «Caroline» rockige «Primeiramente» tarren klingen nach R.E.M. rung. Und – wiederum handelt «Rata de Dos Pa- beim letzten Abschied, und oder «4 Cantos», bei dem respektive den Byrds und nüchtern betrachtet – auch tas», gesungen von einer in «Tanzmarie» sind die man im Chachacha über neigen – wie die Melodien ihr achtes Album enthält anonymen Immigrantin. Märchenfiguren gealtert. die Tanzfläche schweben – zum Repetitiven. Einzig eine beachtliche Zahl von Ribots eigene Songs beste- Dennoch möchte Bubi Ru- könnte. Neben den neun «Check Baby» versieht Vile klanglichen amuse-bouches. hen neben den Klassikern: fener tanzen. 2001 veröf- festen Mitgliedern ergänzt mit einem Ansatz von Mus- Weil man sich ja nie wie- «The Big Fool», ein apoka- fentlichten Züri West «No jeweils ein zehnter Musiker keln, ansonsten herrscht derholen wolle, habe man lyptischer Bluesjam, bezieht ne Blues», worin Laueners das Line-up der Band. Lei- der Rhythmus der Ge- diesmal sämtliche Anfälle sich direkt auf Trumps Aus- Figur das Leben meistens der kommen Bixiga 70 auf mächlichkeit. Selbst dann, von Rachmaninovitis unter- brüche, «Ain’t Gonna Let im Griff hat. Bubi eifach ihrer Europatournee nicht wenn der Künstler – wie drückt, erklärt Bandleader Them Turn Us Around» nehmen den Faden auf und in die Schweiz. auf dem fast zehnminüti- Matt Bellamy. Und siehe (mit Steve Earle und Tift zeigen in «Meischtens», wie gen «Bassackwards» – sei- da: Auf einmal begegnet Merritt) auf die Bürger- eine solche Geschichte tö- tb. ne Lieder fast unmerklich man Stücken, die auch auf rechtsbewegung der Sech- nen sollte. Dass man nicht mit Synthie, Piano und Gi- einem Sparks-Album nicht ziger. «John Brown», im den Blues kriegt, liegt an tarren anreichert, bleibt das deplatziert wären. OK, es Funk-Gewand, ist dem be- den kurzen, knackigen 31 Resultat sanft und hypno- gibt auch Stellen, die an rühmten Gegner der Sklave- Minuten, die «Album Nr. tisch. «Bottle It In» ist vor Queen oder Police gemah- rei des 19. Jahrhunderts ge- 4» dauert, und davon, dass allem ein Beweis dafür, dass nen. Aber für die einsamen widmet. Der Schluss gehört sich «Nach sonere Nacht» auch dynamikfreie Musik Stunden, wenn nur Prog Bertha Gobers «We’ll Never vieles als Albtraum heraus- bezirzen kann. Heilung bringt könnte man Turn Back», gesungen von stellt, wenn man sich am sich schlimmere Gesell- Justin Vivian Bond, ein zar- Fluss die Sonne ins Gesicht mig. schaft vorstellen. ter akustischer Folksong. scheinen lassen kann. hpk. tl. yba. SZENE

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Musik im Briefkasten. loopzeitung.ch DIE NEUEN PLATTEN

Anna St. Louis Laura Gibson Bob Spring & Orchestra Marie If Only There Was Goners The Calling of Spheres Davidson a River (City Slang/Irascible) Sirens Mirrors Working Class (Woodsist) Dark Countries (Fire) Woman 2014 zog es Laura Gibson (Irascible) (Ninja Tune) Vor einem Jahr veröffent- von Portland, Oregon, Es ist schon ziemlich frech, lichte Anna St. Louis die nach New York. Bei einem Wenn der Promoter ein Album mit einem zehn- Einfach ist es nicht, was EP «First Songs» mit, nun Feuer in ihrem Wohnhaus schreibt, dass er schon lan- minütigen Titelstück anzu- die Kanadierin Marie Da- eben, ersten Liedern, die verlor sie von ihrer ID bis ge nicht mehr so eine geile fangen, das auf einem die vidson den Hörern auf noch eine Songwriterin auf zu den Instrumenten alles. Schweizer Scheibe gehört Tonlage nie variierenden, ihrem ersten Album für der Suche nach ihrem eige- Nicht von ungefähr war habe, kann man dies als aus Bass, Gitarren, Perkus- das englische Label Ninja nen Sound aber auch schon ihr nächstes Album, «Em- PR-Gewäsch abtun – oder sion und allerhand disso- Tune vorsetzt, aber äusserst viel Potenzial zeigten. Nun pire Builder» (2016), vom aber zumindest kurz auf nanten Noises zusammen- spannend und vielfältig. folgt mit «If Only The- Gefühl schierer Fassungs- den Link klicken und eine gesetzten Drone besteht, Sie wechselt zwischen iro- re Was a River» das erste losigkeit geprägt. Auch Hörprobe nehmen. «Dark zu dem dann noch minima- nischen Momenten, Ag- richtige Album, produziert Gibsons neustes und insge- Countries» ist das zweite listische Gesänge und eine gression, Introvertiertheit von Kevin Morby und Kyle samt sechstes Werk mit dem Album des Zürcher Singer/ kratzige Solo-Geige kom- und lauten Ausbrüchen. Thomas (King Tuff). Es Titel «Goners» fokussiert Songwriters Bob Spring, men. Song Nummer zwei, Instrumentalstücke stehen beginnt mit einer hypno- auf das Nachdenkliche. das er mit den Calling Si- «Ata», ist zwar kürzer, aber neben Sprechgesang auf tisch gezupften akustischen Die zehn Lieder zirkeln al- rens eingespielt hat. 2014 kaum weniger kühn. Ein Französisch und Englisch, Gitarre auf «Water», be- lesamt ums Thema Trauer. aus der Not geboren: organisch/elektronischer die Beats können sehr böse gleitet von langgezogenen Dies vor dem Hintergrund, Spring suchte eine Band, Noise rätselhafter Her- und kantig sein, die Synthe- Violinen. St. Louis spielt dass die Singer/Songwrite- die Calling Sirens für eine kunft wird mit klappriger sizer im Lo-Fi-Darkwave einen warmen Folk mit rin ihren Vater bereits früh Tour einen neuen Sänger. Perkussion und loopigen grummeln. «Work It» er- Country-Anleihen, der viel verloren hat. Das wirkt sich Der Funke sprang über, Gitarrenriffs vorangetrie- innert an Ghetto House Platz zum Atmen lässt. Der aufs Material aus, das sich 2015 spielte man ein erstes ben, derweil eine Männer- aus den 90ern und fragt in Gesang variiert von lieblich von jedem Jubel fernhält. Album ein, das stilistisch stimme mantrahafte One- hartem Rap: «Is that sweat und unaufgeregt zu raum- Mit der Platte entfernt sich den weiten amerikanischen Liners intoniert und eine dripping down your balls? füllend auf «The Bells», die 39-Jährige zusehends Süden einfing. Es folgten Frauenstimme perkussive, Well then you’re not a dem Handtrommeln einen vom Folk inklusive akus- eine Tour durch Irland und aufmunternde Schreie aus- winner yet.» Danach sorgt ganz eigenen Groove ge- tischer Gitarre, stattdessen Konzerte am Jazz Festival stösst. Darauf wiederum «Lara» mit Acid-Linien ben. Bei «Desert» kommt setzt sie nun vielmehr auf Montreux. «Dark Coun- folgt eine lüpfige Nummer, für einen trippy Kopf. «So dann auch einmal die elekt- Wurlitzer, Piano und Or- tries» zeigt ein eingespiel- die vom quirligen Gitarren- Right» wiederum ist ein eu- rische Gitarre zum Einsatz. chestriertes. Exemplarisch tes Team. Das Album als sound her dem Repertoire phorischer Clubbanger mit Bei allem nimmt sich Anna für diese Entwicklung ist Herbstalbum abzutun, der kongolesischen Avant- Gesang, «Workaholic Pa- St. Louis viel Zeit für die insbesondere der Opener «I wird ihm nicht gerecht. Es Garde-Truppe Konono ranoid Bitch» bewegt sich Entwicklung der Songs. Es Carry Water», der wie ein geht um den Moment der No.1 entstammen könnte, zwischen Industrial und ist, schrieb ein Kritiker, «als gespenstisches Echo längst Stille, der unangekündigt wären da nicht auch noch spacy Electronica. Mit «La ob man einen Planwagen vergangener Tage anmutet. eintreten kann, den Lärm die kuriosen Call/Respon- Chambre Intérieure» und besteigt und damit durch Noch berührender gerät das der Stadt wegspült und die se-Gesänge. Kurzum: Man einem Monolog über spie- einen modernen Western Klagelied «I Don’t Want Wahrheit offenbart. Die darf durchaus die Behaup- lende Kinder endet das Al- rollt». Das gilt besonders Your Voice to Move Me», dunklen Landschaften sind tung aufstellen, dass es auf bum schliesslich verträumt für «Freedom», wo der das hoffnungslos und hoff- mit flächigen Gitarren und der ganzen Welt noch nie im Chill-out-Raum. David- Blick durch die endlosen nungsvoll zugleich ist. Ein melancholischem Klavier ein Album gegeben hat, das son wagt viel mit «Wor- Weiten der Prärie schweift. Album, das beeindruckt. untermalt. Alles sehr ly- wie dieses geklungen hat. king Class Woman» – und Nicht zuletzt, weil es Gibson risch, die gefühlvollen Ar- Die in einem Art Centre in gewinnt. anz. mittels dauergedämpften rangements scheinen selber Wellington, Neuseeland, Gesang vollbringt, dass sich zu sprechen. «Dark Coun- beheimatete Band klingt anz. ihre Schwermut nachspüren tries» ist in der Tat ein gros- nicht annähernd wie Split lässt. ser Wurf. Digital und auf Enz in ihren besten, frü- CD bereits einzufangen, ab hen Tagen. Aber der Geist mig. Mitte November auch als ist doch vergleichbar – und Vinyl. das Resultat frisch wie ein Live: 20.11., Bogen F, Zürich doppelter Gin Tonic mitten yba. im Dschungel.

hpk. DIE NEUEN PLATTEN London Hotline Man könnte sich keine angenehmere Gesprächspartnerin vorstellen als Cat Power. Auf geradezu rührende Weise ist sie darauf bedacht, dass man bequem sitzt und der Kaf- fee nicht kalt ist. Dreiviertel Stunden lang hat man keinen Moment lang das Gefühl, die Konservation folge eigenarti- gen Pfaden, und bei der Verabschiedungt verfolgt einen ein Strom von guten Wünschen zur Tür hinaus. Beim Abhö- William Elliott Black Sea Cyril Cyril ren der Aufnahme das grosse Staunen. Die Sätze kommen Whitmore Dahu Certaine Ruines plötzlich daher wie kleine Wolken, kaum ausgesprochen, Kilonova White Creatures (Bongo Joe/Irascible) haben sie ihre Form bereits verändert, driften in eine neue (Bloodshot) (Mouthwatering) Richtung ab, tun sich mit anderen Wolken zusammen und Cyril Yeterian ist so etwas werden etwas ganz anderes. Gleichzeitig sind sie derart So leidenschaftlich wie der Black Sea Dahu hiessen frü- wie der freundliche Plat- persönlich, dass man sich vorkommt wie ein Eindringling. Amerikaner William Elli- her Josh. Die Band schart tenguru von Genf. Mit sei- Hier die Erklärung für das Umschlagbild vom neuen Al- ott Whitmore bisher eige- sich um die androgyne nem Bongo-Joe-Laden und bum: Sie habe das wunderbare neue Kleid anprobiert, das nes Material vorgetragen Fernwehstimme der Zücher dem gleichnamigen Label ihr Susie, die Frau von Nick Cave, habe schneidern las- hat, verfährt er auch mit Songschreiberin Janine Ca- betont er die Treffpunkt- sen. Weil sie ja eigentlich ein «Wildfang mit einem Hauch Covers: Sein engagierter, threin. Ihr Debütalbum ist Funktion, die ein Haus der Eyeliner» sei, sei sie es nicht gewohnt, so feminine Kleider knorziger Bariton belebt innert «17 Hüttenfieber- Musik noch immer inneha- zu tragen. Darum habe sie Susie ein Selfie schicken wol- Songs von Bill Withers, ZZ Tagen» in einem einsamen ben kann – und holt auch len mit der Frage, ob es ihr auch wirklich stehe. Da sei ihr Top, Johnny Cash, Harlan Studio in Norwegen ent- dank dem Internet die gan- dreijähriger Bub, Boaz, gekommen und habe die Gitarre Howard, Brett Gurewitz standen, produziert hat es ze Welt zu sich nach Hause. umgeworfen, die immer neben dem Spiegel stehe. Sie, Cat, (Bad Religion), Jimmie Gavin Gardiner von der Die ganze Welt durchstreift habe das kippende Instrument auffangen wollen und habe Driftwood und Captain kanadische Folk-Rock- das ehemalige Mitglied von dabei versehentlich abgedrückt: «Ich fühlte mich mit gan- Beefheart. Die berührende Combo The Wooden Sky. Mama Rosin nun auch in zem Herzen zu diesem Bild hingezogen. Es zeigt alles, was Interpretation von «Fear of Was nebst der doppelbö- seiner neuen Band, die er mir heute wichtig ist im Leben. Die Gitarre, die mir Ehre Trains» (Magnetic Fields) digen Stimme als erstes mit einem anderen Cyril bringt. Die Liebe – mein Sohn. Die Freude, die mich stärkt. lässt kaum Zweifel zu, dass auffällt, ist die Wärme des – dem Schlagzeuger Cyril Das Kleid, das meine Weiblichkeit ausdrückt. Niemand hier nicht der Autor selber Klangbildes. Dicht gestrick- Bondi – betreibt. Bondis wird mir diese Schätze nehmen können.“ singt. Viele – von Roger te Saiten aller Art – Cello, Perkussionsarbeiten sind Fast wäre Cat Power, bürgerlich Chan Marshall, gestorben. Miller bis Ray Charles – Geige, - und viele etwa bei der Mittelalter- Ihr neuntes Album, «Sun», war ihr erfolgreichstes überhaupt haben Harlan Howards andere Gitarren gehören tranceband La Tène zu be- gewesen. Nachdem sie viele Jahre lang zwischen persönli- «Busted» gecovert, doch dazu – legen sich über die staunen, und die Schwere chen Krisen und vielbeachteten Alben hin und her taumelte, Whitmores elektrische kammermusikhaft zurück- und das Archaische jener die immerhin respektable Verkaufsziffern erzielten und zu Honky-Tonk-Version ge- haltende Perkussion und Band gibt nun auch den Kollaborationen mit Marianne Faithfull, Yoko Ono und al- rät zur Litanei von Mühsal das Klavier wie eine dicke Grundpuls des Cyril-Cyril- lerhand Filmregisseuren führten, knackte sie mit «Sun» die und verdrängter Sehnsucht. Wolldecke. Die Stimmung Debüts «Certaine Ruines» amerikanischen Top 10. Damit begannen die Probleme. Die Gurewitzs «Don’t Pray on ist versöhnlich, nachdenk- an, beispielsweise in Stü- Plattenfirma habe unbedingt einen Hit von ihr gewollt. Sie Me» verwandelt er in eine lich und auch ein bisschen cken wie «Sayyara». Nur, habe alles daran gesetzt, weiterzuarbeiten, ohne ihre Integri- militante Protesthymne. sehnsüchtig. Rundum also dass hier eben dann alles tät zu verlieren. «Es war ein grosser Schock, von Menschen Die A-cappella-Fassung ein schönes Album – eines, anklingt – dank den Saiten- unter Druck gesetzt zu werden, die ich für Freunde gehalten von Dock Boggs’ «Country mit dem man gern den Win- instrumenten und Örgeli hatte. Wir waren sozusagen gemeinsam erwachsen gewor- Blues» kommt als authen- ter verbringen wird. Nur: von Yeterian: der Blues aus den, die Firma und ich.» Eigentlich hätte sie die anstehende tischer Folk-Blues von der Dann ist da noch dieser eine der Sahara, der Cajun aus Tournee – sie sollte schliesslich eineinhalb Jahre dauern – Scholle rüber: Der Prota- Song, der alles auf den Kopf dem Mississippi-Delta, die absagen sollen, sagt sie, aber das war keine Option: Wegen gonist, ein disillusionierter stellt. Es ist der sechste und Psychedelik des Bosporus. eines Nervenzusammenbruches musste sie schon einmal Farmer aus dem mittleren heisst «In Case I Fall For Cyril Cyril spielen aber eine Tournee abbrechen, eine Wiederholung hätte ihren Ruf Westen, blickt über die You». Hier ist das Tempo keine dieser hyperaktiven wohl ruiniert. Vor lauter Stress wurde sie krank, litt unter zerstörte Landschaft eines beschwingter, den Ton gibt Schüttelbecher-Musiken, Atemnot. «Das Rennpferd war krank, aber das Rennpferd Landes, das er kaum mehr eine lockere Mandoline (?) sondern die beiden lassen musste weiterrennen.» Schliesslich sei es nicht das Spital ge- erkennt. Captain Beefhearts an, und die Melodie ist ein sich Zeit und Raum für wesen, das sie gerettet habe, sondern eine homöopathische «Bat Chain Puller», ein unwiderstehlicher, eupho- die Trance, die sich lang- Pille, die sie einnimmt, sobald das erste Sympton, ein win- Song nach Whitmores Ge- risierender Ohrwurm. Der sam entspinnt – und zum ziger Fleck am Unterarm, auftaucht. Nachdem sie sich eini- schmack, funktioniert nur eh schon freudvolle Sound Tanzen anstiftet. Und dies germassen erholte hatte, kehrte sie vorerst nicht zur Musik bedingt, da er zu sehr ver- wird im Lauf des Liedes im- nicht nur in der fantasti- zurück. Dann trennte sich ihr Partner von ihr, ungefähr zur sucht, wie Don Van Vliet zu mer grandioser, um schliess- schen Single «Colosse de gleichen Zeit, als sie entdeckte, dass sie schwanger war. Sie klingen. Begleitet von einer lich in einer dissonanten Rhodes». mietete in Miami ein rosarotes, spanisches Haus und machte kompletten Band wird der Karambolage erschöpft in nur noch Musik. Derweil «Sun» ganz von elektronischen wilde Free-Jazz-Blues des sich zusammenzusinken. bs. Instrumenten und einer Hochglanzproduktion geprägt war, Originals unnötig gezügelt. Das Album ist allein schon kehrte sie nun zum kargen, von Gitarre, Klavier und Fern- Eine kurze Flaute auf einem dieses einen Liedes wegen weh geprägten Sound früherer Tage zurück. «Music from ansonsten feinen Album. die Reise wert. Small Pink» eben. Hanspeter Künzler tl. hpk. DIE NEUEN PLATTEN 45 Prince 1979 spielten sich Tampax als eine der wenigen italieni- schen Bands in den Punk-Olymp. Ihr «UFO Dictator» ist ein wahnwitziges Meisterwerk. Nun ist auf Rave Up Re- cords eine Single für die wahnwitzigen Sammler erschie- nen. Die Songs «Suck My Cock» und «Snivell» können na- türlich ihrem Hit nicht das Wasser reichen. Aber wenn bei Gaye Su Akyol The Prodigy Ølten einer Single das Mittelloch derart ausgeschnitten ist, dass Istikrarli Hayal No Tourists Ambiance es zum Songtitel passt und man nur mit einem extra zu Hakikattir (BMG) (Hummus/Irascible) bestellenden Adapter in eben dieser Form die Single abspie- (Glitterbeat Records) len kann, dann ist das halt unwiderstehlich kindisch und Keith Flint hat seinen Pub Ølten sind eine überwälti- damit ganz in Sinne dieser Band. Und immer noch besser, Gaye Su Akyol ist eine verkauft. Weil er sich wie- gende Band. Die Musiker als ein Platte zu kaufen, nur weil sie gut produziert ist oder bemerkenswertste Stimme der voll auf die Musik kon- aus den jurassischen Ber- irgendeine Neuauflage, die in einer Box daherkommt und der türkischen Musikszene. zentrieren wolle. In ihren gen spielen instrumentalen einen Lappen kostet. Spielerisch schafft sie es, frühen Tagen waren The Post-Metal. Das ist nicht Bleiben wir beim Thema. Wenn die eigenen Kinder plötz- traditionelle Klängen mit Prodigy echte Pfadfinder. so aussergewöhnlich, doch lich The Germs oder The Zeros von sich aus unbewusst vermeintlich westlichem Ähnlich, wie es Massive At- wie die Musiker auf ih- beim Morgenessen singen, aber sich ein Leben lang einen Indie-Rock unter einen Hut tack getan hatten, nur halt rem zweiten Longplayer Deut um diese Platten in der Stube scherten, dann ist erst zu bringen. Aufgewach- speediger, setzte die Band Vehemenz und Raffinesse einmal ganz grosses Staunen angesagt, aber die Welt na- sen in Istanbul mit den um den Studiobastler Liam zusammenbringen, das ist türlich schwerstens in Ordnung. Aha, das GTA-Game hat Sounds der Musikikone Howlett die diversen Ele- erstaunlich. Dabei sind sie einen Radiosender, den man nebenher hören kann. Liebe Selda Bagcan und inspiriert mente von Drum’n’Bass, nur zu dritt: Drums, Bass, Kinder, von nun an dürft ihr doppelt so lange gamen. Klar, von Nirvana, sog Gaye Su Hip-Hop, Reggae, Pop Gitarre. Diese Besetzung sie könnten die Mucke stattdessen auch in einem Bandraum Akyol die Klänge verschie- etc. anders als gewohnt kennt man von Karma To hören, was vermutlich The Kaak aus Holland gemacht dener Welten auf, die sie zusammen und kreierte so Burn, die Stoner Rock ohne haben. Ein Schlagzeug, eine Gitarre – die Nachbarkinder in ihren eigenen Stücken einen zeitgeistdefinierenden Gesang spielen. Ølten sind habe sich also noch nicht aufgedrängt. Ihr «I’m Just a Kid» nun kongenial verbindet. neuen Sound. Mit der Zeit stilistisch offener. Der Bass (Suburban Records) ist nicht nur ein Hinweis auf ihr Alter, Die 33-jährige Türkin hat wurde dieser härter und klingt eher nach Industri- sondern versteckt auch ein Verweis auf die belgischen The schon vor zwei Jahren mit rockiger und erreichte mit al im Sinne von Godflesh. Kids. Sie schreddern aggressiv und missmutig durch ihre ihrem Album «Hologram «Firestarter» den kommer- Ein Stück heisst passend vier Songs, genauso wie sie zu Hause auch ihr Quartier ver- Imparatorlugu» begeistert. ziellen Höhepunkt. Seither «Sludge». Vor allem aber unsichern. Kein Killer, aber doch wunderbar sympathisch, Den eingeschlagenen Weg hat man in punkto Tonträ- schafft es das Trio, seinen nicht nur für ihr Alter. Und definitiv unwiderstehlich, so- führt sie auch auf dem neu- ger Auf und Ab erlebt, live kompakt gehaltenen Stü- bald man auch noch das Video zum Titelsong gesehen hat. en Album fort, das wieder aber hat die Band nie auf- cken genug Spannung und Tja, Platten sind eben weit mehr als nur Musik. auf Chris Eckmans (The gehört, die Funken sprühen Ideen zu verpassen, um den Walkabouts) famosem, im- zu lassen. Das neue Album Hörer über Albumdistanz Philipp Niederberger mer für Überraschungen folgt ungewöhnlich rasch bei der Stange zu halten. guten Label Glitterbeat er- aufs letzte. Der Stil ist in- Hier wird nicht blindwütig scheint. Das neue Werk hat zwischen in Stein gemeis- losgedroschen und dann sie, bis auf ein Cover, selbst selt, die Variationen bewe- durchgeprügelt. Christo- geschrieben und mit dem gen sich im kosmetischen phe Macquat, Marc Theu- Gitarristen Ali Güçlü Sim- Rahmen. Allerdings ist der rillat und Sebastien Bande- sek produziert. Balladesken Ton diesmal leichter, heller lier zeigen sich individuell Stücken wie «Bagrimizda und beschwingter geraten wie im Zusammenspiel als Tas» mit coolen Gitarren- als auch schon. Man habe versierte Musiker mit Sinn sounds und Saz und einem zur Verspieltheit der frühen für Details und Finessen, Schuss Exotica stehen der Tage zurückfinden wollen, ohne unnötig rumzufri- Türk-Surf «Sahmeran» und sagt Howlett. Das bedeutet ckeln. Und wenn sie Krach das flottere «Halimiz Itten denn auch drum’n’bassige schlagen, dann richtig. Da Better» gegenüber, bei dem Rhythmen, cartoonhafte die Band selber darauf hin- der Gitarren-Twang über Micky-Maus-Stimmen und weist, erwähnen auch wir Darboukas scheppert. Und allerhand lustige Effekte – das Naheliegende: Ølten über allem schwebt Gaye dazu sloganhafte Refrains, stammen aus einer Hoch- Su Akyols tolle Stimme. die fürs ruhige Weekend burg der Uhrmacherei. Und in der guten Stube schlecht das bedeutet in ihrem Fall: tb. taugen, für die Party und Feinmechaniker am groben die Bühne umso besser. Geschütz.

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PETER METTLER NOVEMBER 2018

xenix.ch / Gambling, Gods and LSD (2002) NACHTSCHICHT

Durchschlagen mit Derv Gordon Subtil ätzen mit Iceage

Was haben The Splash Four, The Detroit Cobras, Ty Segall, The Clash, Die Geschichte beginnt in frühen, für die weitere persönliche Entwicklung Brownsville Station und weitere Musiker wie Die Toten Hosen, Bonnie wichtigen Jahren. Vier Teenager, die sich in kalter Umgebung daran ma- Raitt, Captain Sensible oder gar Angélique Kidjo gemeinsam? Sie alle co- chen, die jugendliche Wut, den aufgestauten Frust und Ärger in Worte und verten The Equals. Auch wenn die meisten den Namen nicht kennen, so Lärm zu packen. Fernab vom Rest der Welt, bis die Stimmbänder ausge- kann doch jeder viele ihrer unendlichen Hits unbewusst mitsingen, vor leiert sind und die Finger bluten. Nachzuhören ist das auf dem ersten Icea- allem ihren Nummer-eins-Hit in Deutschland, England und Holland aus ge-Album «», bei dessen Erscheinen die vier Bandmitglieder dem Jahr 1968: «Baby Come Back». Nun kommt Derv Gordon, der Sän- gerade mal knapp 20 Jahre alt waren. Das Echo aus der Musikszene war ger dieser Hitmaschine – der auch die meisten Songs zusammen mit Eddy überwältigend, die jugendlichen Hochenergiefunktionäre wurden gefeiert Grant geschrieben hat –, in den Sedel Luzern. Begleitet wird er von So und schliesslich vom renommierten US-Label Matador unter Vertrag ge- What aus Oakland. Deren Sänger, Gitarrist und Equals-Fan (er schreibt ge- nommen. Was dann folgte, war eine klassische Ochsentour: Das Quar- rade an der Equals-Biographie) Jason Duncan ist auch Garant dafür, dass tett aus Kopenhagen war permanent unterwegs, trat ohne Pause dies- und nicht plötzlich der Oldies-Zirkus Einzug hält. Für die nötige Durchschlags- jenseits des grossen Teichs auf – bis dann gar nichts mehr ging. Um dem kraft, Dynamik und Herzblut ist also gesorgt, und wir werden an diesem vorzeitigen Verglühen vorzubeugen, zog sich die Band zurück. Mit dem Al- Abend mit all ihren besten Songs verwöhnt werden. Der Hit-Fundus ist bum «Beyondless» meldeten sich Iceage dann aber diesen Frühling wieder schier unendlich. The Equals waren nicht nur Pioniere in der Zusammen- zurück. Noch immer ätzend, wenngleich deutlich subtiler, mit Bläsern im setzung ihrer Band, in der sich weisse Engländer mit schwarzen Immigran- Hintergrund und vielschichtigen, versiert formulierten Texten vorne. Da ten verbrüderten, sondern lange vor Bowie oder Bolan verantwortlich für erstaunt es wenig, dass sich Punk-Ikonen wie Iggy Pop oder Richard Hell farbenprächtige und in die Augen stechende Bühnenoutfits. Eine Band, die als Fans geoutet haben. (amp) zu Unrecht in Vergessenheit geriet. Dies ist kein «Cash-in-Tour», sondern ein Anlass von Fans für Fans, Musik-Addicts und Partyholics. (pin) 3.11., Rote Fabrik, Zürich

28.10., Sedel Luzern Verblüffen mit Unknown Mortal Orchestra

Mauern zerbröseln mit Dirtmusic Ruban Nielson ist ein trauriger Mann. Das mag biografisch begründet sein, fernab aller Verklärung. Der Sohn einer hawaiianischen Hula-Tän- «Bu Bir Ruya» heisst der fünfte Streich der Weltkulturmusik-Helden Dirt- zerin und eines neuseeländischen Posaunisten schaffte es bereits mit seiner music um Chris Eckman (The Walkabouts) und Hugo Race. Nach der ersten Band auf das ehrwürdige Label Flying Nun, wo tollen Maligeschichte reisten die beiden nach Istanbul. Dort haben sie sich sie drei Alben und drei EPs veröffentlichten. Ende der Nullerjahre, nach kurzgeschlossen mit dem türkischen Psych-Visionär-Pionier Murat Ertel einem Umzug an die nördliche Pazifikküste der USA und dem allmählichen von der Band Baba Zula. Diese erlebte mit ihrem Oriental Dub durch Fatih Austicken des Sängers – Rubans Bruder Kody – löste Nielson die Band auf, Arkins Film «Crossing the Bridge – The Sound of Istanbul» einen Popula- um fortan als Unknown Mortal Orchestra seine eigenen musikalischen ritätsschub. Baba Zula mischt munter Westrock mit traditionellen Oriental Wege zu gehen. Äusserst erfolgreich. Die ersten beiden Alben vermochten Sounds. Und live trieben sie es mit Zeichnerinnen und Bäuchtänzerinnen Kritiker und Fans gleichermassen zu überzeugen, und mit dem Drittling kunterbunt. Zu bunt: Ihr Doppelalbum «XX» musste zu Glitterbeat nach «Multi-Love» hat Nielson den nach wie vor gültigen Soundtrack für all Deutschland aus- & einwandern – es durfte in der vom Erdo-Wahn befal- jene geschaffen, die polyamore Beziehungsmodelle ausprobieren wollen. lenen Türkei nicht erscheinen. Das Dirtmusic-Album «Bu Bir Ruya» gilt Mit dem aktuellen Album «Sex & Food» scheint er sich nun wieder ganz jetzt schon als Meisterwerk, navigierend zwischen «hypnotic rhythms, ci- profanen Grundbedürfnissen zu widmen. Vordergründig zumindest. In den nematic atmospheres and dark political realities». «Wir brauchen solche Tiefen seiner Seele werden nämlich weitere Abgründe sichtbar. Die musika- Musik, um gesund zu bleiben», konstatiert Ertel. Grossartige Musik ist lische Brillanz, mit der er diese überbrückt, ist verblüffend: Soul psychede- sackernst und wichtig und macht die Welt wenigstens ein bisschen besser. lischer Spielart, Saxofone, Synthesizer und sanft verfremdete Schlagzeug- Sie ist aufrührerisch, befreiend und mauerzerböselnd. (alp) Samples. Ist er womöglich der Prince seiner Generation? Definitiv.

5.11., El Lokal, Zürich 14.11., Rote Fabrik, Zürich; 15.11., Rocking Chair, Vevey NACHTSCHICHT

Wuchteln mit Idles Aneignen mit Anna Calvi

Achtung, die Getränkebecher gut festhalten – sonst fliegen sie weg. Und In einem Interview mit «The Telegraph» sagte Anna Calvi über ihre Ju- hätten wir keine Dezibel-Beschränkung bei Konzerten hierzulande, wür- gend: «Ich wollte nicht in der Schule und auch nicht unter der Dusche de wohl noch mehr durch den Raum geblasen. Aber vielleicht schaffen es singen. Ich hatte diese emotionale Blockade, meine Stimme zu hören. Also Idles auch, den Limiter ausser Kraft zu setzen. Denn was die fünf Jungs wurde die Gitarre meine Stimme, so konnte ich mich ausdrücken.» Wie sie aus Bristol live abliefern, ist eine Explosion in bester Punk-Tradition. Vom diese Blockade als Sängerin überwunden hat, ist gerade live eindrücklich. Schlagzeug konstant und gnadenlos nach vorne getrieben, verzahnen sich Calvi flüstert, grummelt, kippt ins Falsett und steigert sich hoch hinaus. die beiden Gitarren und bauen eine Wand auf, während Sänger Joe Tal- Oder endet in «Alpha» mit einem herausfordernden Schrei: «I divide and bot über die Bühne tigert und das Mikrofon als Megaphon für seine Bot- conquer!» Dazu heult die Gitarre, der die 38-jährige Britin ebenso wie schaften benutzt. Die haben es ebenso wie die Wucht der Songs in sich: ihren Stimmbändern Erstaunliches entlocken kann. Begleitet von Schalg- Britischer Humor mischt sich mit sozialen und politischen Kommentaren, zeuger Alex Thomas und Mally Harpaz am Keyboard und anderen Ins­ Solidarität mit der LGBT-Community oder einem Loblied auf die Immigra- trumenten, bestreitet sie das Set zur Hälfte mit Songs von «Hunter», ihrem tion. Zwischendurch bieten ruhigere Passagen etwas Raum zum Atemho- ersten Album seit fünf Jahren. Zum Schluss gibt es ein Cover von Suicides len, dann nehmen wieder Lärm und Energie überhand, die sich verdammt «Ghost Rider», das sich Anna Calvi ganz zu eigen macht und auf eine gut anhören. Da bleibt kein T-Shirt trocken. (anz) beissenden Zeile fokussiert: «America, America’s killin’ its youth.» (anz)

17.11. Palace, St. Gallen; 18.11. Bad Bonn, Düdingen; 19.11. Mascotte, 17.11., Nouveau Monde, Fribourg; 18.11., Plaza, Zürich Zürich; 20.11. Les Docks, Lausanne

reklame jahre 23.11. 100 die tür: 21.30 uhr live: aeronauten beginn: 22 uhr djs røne & årmin

kollekte: zahl, waswert es dirist NACHTSCHICHT

Wühlen mit Father John Misty Singen mit Freie Sicht aufs Mittelmeer

Erweckungsgeschichten sind ein wichtiger Teil der grossen Musikhistorie. «Nieder mit den Alpen, freie Sicht aufs Mittelmeer!», forderten die Beweg- Für ein berühmtes Beispiel sorgte Bruce Springsteen, dessen späterer Ma- ten der Achtzigerjahre. Ja, Züri hat gebrannt. Aber so sehr auch wieder nager in ihm «die Zukunft des Rock’n’Roll» gesehen haben will. Father nicht. Eher abgelöscht mündete das Feuer in der himmeltraurigen Platz- John Misty wiederum hat bei seinem Auftauchen 2012 auf den London- spitzszene. Und dem Aufstieg gewisser Akteure an die Macht. Alles ward Korrespondenten dieser Zeitung wie eine Offenbarung gewirkt. So stark gut. Manche machen später aus jedem Jahrzehnt wahnsinnig wichtige Jah- war der Eindruck, dass der Korrespondent während Wochen jede Frage re. Waren sie das wirklich, die 80er: wild, schräg, poppig und politisch? stets mit «Father John Misty» beantwortete. Dabei war Letzterer unter Innovativ und rebellisch? Findets selbst raus: Ein Independent-Chor aus seinem bürgerlichen Namen Josh Tillman zuvor bereits seit Jahren aktiv frei- und feingeistigen Mittvierzigern wird prägende 80er-Hits unter dem gewesen, einerseits als fleissiger Singer/Songwriter, andererseits auch als wohlbekannten Eisbrechertitel «Freie Sicht aufs Mittelmeer» zum Besten Schlagzeuger der Fleet Foxes. geben. Bice Curiger hat aus dem Slogan schon eine sehr erfolgreiche Kunst- Den Durchbruch brachte dann aber eben erst das mystische Pseudonym, un- haus-Ausstellung gemacht. Nun nutzt Chorleiterin und Sängerin Anet ter dem Tillman seither agiert. Als Father brilliert er mit grossen, traditions- Zemp das traumhafte Verschwinden der Alpen, um ihrem heissgeliebten bewusst in Tragik wühlenden und stets clever betitelten Liedern, die das Folk- Chor samt Gastchor dieses kreuzquer unerhörte Rebellen-Programm in Spektrum in diverse Richtungen erweitern. Humor, Herzschmerz, Blödkram die Kehlen zu zaubern: «Vicious Games» (Yello), «Campari Soda» (Taxi), und Besonnenheit – der bärtige Entertainer versteht das Spiel auf der Tastatur «Eisbär» (Grauzone), «Major Tom» (Peter Schilling), «Das Model» (Kraft- des wohltemperierten Gefühlsklaviers meisterhaft. Nicht zuletzt deshalb ha- werk), «Big in Japan» (Alphaville) und und und. Der bewegt-bewegende ben ihn auch weibliche Superstars wie Beyoncé oder Lady Gaga als Co-Autor Geist der bekannten Bekannten regt sich noch einmal quicklebendig: Hier beigezogen. Die Mischung aus «Selbstverherrlichung und Empfindsamkeit», spielt sie, die wildschöne Freiheits-Musik der Achtziger im Jahre Zwotau- wie ein Rezensent einst bemerkte, bewegt die Herzen auf Bühnen jeglicher sendnullhundertachtzehn. (alp) Grössenordnung. Immer wieder eine Offenbarung. (amp) 17./18.11., El Lokal, Zürich; 2.12., Progr, Bern, 15.12., Neubad, Luzern 17.11., Rote Fabrik, Zürich; 18.11., Les Docks, Lausanne Abkühlen mit Nothing Zaubern mit Wand Wer seiner Band diesen Namen verpasst, kann es nicht auf Grosserfolge ab- Manchmal muss es einfach schnell gehen. Da kann man sich nicht um gesehen haben. Aber das war auch nicht Domenic Palermos Ziel. Vielmehr gängige Vorlaufzeiten oder sorgfältig ausgetüftelte Veröffentlichungspläne hat ihm das Quartett die Rückkehr in ein einigermassen geregeltes Leben kümmern. Im Fall von Wand bedeutet dies, dass die Band in den fünf Jah- ermöglicht. Nachdem er im Zuge einer Messerstecherei für zwei Jahre hinter ren ihres Bestehens bereits vier Alben und eine EP rausgehauen hat. Dem Gittern gelandet war, hatte der Sänger und Gitarrist erst einmal genug von Debüt «Ganglion Reef» (2014) schickten die Kalifornier innert Jahresfrist der Musik und suchte stattdessen nach einer anderen Beschäftigung. Um auf gleich zwei Nachfolger hinterher, bevor sie sich dann für das vorläufig letzte andere Gedanken zu kommen, begann er schliesslich doch wieder damit, Langspielwerk «Plum» eine halbe Ewigkeit – also fast acht Monate – Zeit Lieder zu schreiben. Zum Glück. Denn was er und seine Mitmusiker auf den gelassen haben. Die hohe Kadenz ist hierbei der Struktur der Musik ge- drei bislang veröffentlichten Nothing-Alben – darunter das eben erschiene- schuldet. Quirlig und rastlos rasen die Musiker um Chefdenker Cory Han- ne, vom grossen John Agnello produzierte Werk «Dance on the Blacktop» son durch die Genres. Was mit sanft wattiertem Garagenrock beginnt, kann – präsentieren, ist auf subtile Weise umwerfend. Sie mischen Hardcore- mit schnell einmal in psychedelische Theatralik und verwegenes Solieren ausar- britischer -Tradition, also Wucht mit Weltschmerz und allem, was ten und herrlich verqueren Noise generieren, doch schon im nächsten Mo- dazugehört: sanft sedierender Gesang, griffige Riffs und ins Endlose hin- ment folgt eine klirrende Implosion. Das wiederum passt zum Bandnamen, ausragende Gitarrenlinien. Man kommt dabei nicht umhin, an Slowdive zu bei dem es sich um den englischen Ausdruck für Zauberstab handelt. Oder denken, die dieses Frühjahr in der Aktionshalle gastierten. Als wundervolles wie Hanson in einem Interview grinsend bemerkte: «Ein Zauberstab ist Echo davon schliesst der Auftritt des Quartetts aus Philadelphia einen küh- halt ein Tool, mit dem sich Übermenschliches bewerkstelligen lässt.» (amp) len Kreis um den Hitzesommer. Der November gehört Nothing. (amp)

23.11., Rote Fabrik, Zürich 28.11., Rote Fabrik, Zürich SZENE Atlantis_2016_Version_3_Atlantis_2016 26.01.16 18:18 Seite 1

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