AZA 3000 BERN 15 NR. 2 | 2. FEBRUAR 2018 | FR. 2.80 | www.workzeitung.ch

DIE ZEITUNG DER GEWERKSCHAFT.

Unser Radio: Chauffeur & Schneiderin über ihre Lieblingstöne. Seite 7

Nicolas Haesler

Pablo Crivelli

Laïna Berclaz Claudio Dulio Cornelia Jost Streik Antoinette Prince Der Agentur Massenentlassung +++ Keine Strategie +++ Bundesbeitrag ist in Gefahr +++ «Nicht mit uns», sagen die SDA-Angestellten +++ Wann kippt Chef Schwab? Seiten 2–3 FOTOS: FRANZISKA SCHEIDEGGER, GRETLERS PANOPTIKUM FOTOS: FRANZISKA SCHEIDEGGER, Foto-Schatzgräber Roland Gretler ist tot Er rettete das Bild-Erbe der Schweizer Arbeiterbewegung. Die grosse Liste: Wer wie viel Ein Nachruf von SGB-Chef Italienische Arbeiterinnen in der mehr Lohn bekommt Paul Rechsteiner. Seiten 8–9 Conservenfabrik St. Gallen AG. Vom Bau bis zur Uhrenindustrie. Seiten 12–13 2 work 2. Februar 2018 2. Februar 2018 work 3

w o r kedito SP-Nationalrat Matthias Aebischer fordert: Marie-Josée Kuhn Bundesrat soll SDA retten

STOFF UND ZOFF Der Bund muss eingreifen, SDA-Chef Markus Schwab hat laut Trump ist wieder weg. Und der damit die Presseagentur eigenen Aussagen gar kein publi- «Blick» kommt vom tiefen Kniefall SDA unabhängig erhalten zistisches Konzept. Zuerst will er («Dear Mr. President: Welcome to bleibt. Das fordert der SP- die Leute entlassen und erst dann Mann Matthias Aebischer. über Inhalte nachdenken. !») langsam wieder Das hat er genauso in einem Inter- auf die Beine. In den Vorgärten SABINE REBER view mit der «NZZ am Sonn- blühen schon die Primeln, derweil work: Bei der SDA sind tag» gesagt. Er baut ab und sich das Edelweiss in immer die über 200 angestell- entlässt Leute und will ten Journalisten in dann erst eine Strategie höhere Bergwelten zurückzieht. einen unbefristeten erarbeiten. Dieses Vor- Der Schnee war gestern. Die Streik getreten. gehen ist schlicht jen- Klimaerwärmung ist heut’. Heiss, Sie forderten in seits von Gut und so hören wir, wird’s auch den einem Vorstoss Böse. Wenn ich der den Bundesrat auf Verwaltungsrat der Feministin- zu handeln. Was SDA wäre, würde So viel nen. Wegen soll die Regierung ich diesen CEO ent- ist schon Männern, denn machen? lassen. Liebhabern! Matthias Aebischer: passiert. Der Bundesrat muss In der NZZaS sagte Simone de primär einen Marsch- Schwab auch, das Beauvoir halt einlegen. Er will Ziel der Nachrich- (selig) schwärmte wie ein Teenie. eigentlich im Februar ent- tenagentur sei es, In ihren neu publizierten Briefen scheiden, ob er zu den Abon- Gewinn zu machen, säuselt und bäuselt es, wispert’s nementskosten von 2,7 und die SDA sei nur Millionen Franken der SDA «Die SDA ist die den Aktionären etwas und knistert’s. ab nächstem Jahr noch zu- schuldig. sätzliche zwei Millionen Seele der Schweizer Diese Aussage ist nicht PUTZ UND LUTZ. Eher knallen tut bezahlt. Solange die SDA Medienlandschaft.» nur eine Frechheit, son- es hingegen bei Unia-Bauchef eine Dividende ausbezah- dern auch falsch. Herr len will, bin ich dagegen. Der Bundesrat Schwab scheint, obschon er seit 12 Jahren Nico Lutz. Gekonnt kontert er den muss sich zudem grundsätzlich entschei- CEO der SDA ist, seine Firma nicht zu ken- Angriff der SVP (Seite 3). Auf die den, ob und wie er die Qualität der SDA nen. Auf der Homepage steht, die SDA ver- Lohnkontrollen. Auf die Normal- sichern will. Der Bund könnte zum Bei- folge grundsätzlich keine Gewinnzwecke. arbeitsverträge. Auf die Gewerk- spiel den Aktienteil der österreichischen Dieser Leitidee ist die SDA nun 124 Jahre ge- Investoren kaufen und im Gegenzug ei- folgt. Jetzt soll das alles plötzlich nicht schaften. Zum Lachen und zum gene Bedingungen defi nieren. mehr gelten. Weinen, fi ndet das Lutz. Auf Seite 3 haut er deshalb auf den Die wären? Mit der No-Billag-Abstimmung droht UND SIE STREIKEN DOCH: v. l. Claudio Dulio, Nicolas Haesler, Antoinette Prince, Laïna Berclaz, Cornelia Jost, Pablo Crivelli. FOTO: FRANZISKA SCHEIDEGGER Putz. Aber Achtung: Alle 48 Stun- Der Bund könnte bestimmen, dass den die Abschaffung der SRG, und jetzt den gibt es einen Superreichen Aktionären weiterhin keine Dividenden geht es auch noch der einzigen ausbezahlt werden. Und er könnte sicher- unabhängigen Presseagentur im Land mehr. Milliarden von Gewinnen, stellen, dass die SDA ein Non-Profi t-Unter- an den Kragen. Sehen Sie da einen SDA: Der erste Journalistenstreik seit Jahren Jahr für Jahr, immer mehr. Die nehmen bleibt. Zusammenhang? Hungernden müssten längst Es geht ums gleiche, das ist so. Medienqua- nicht mehr hungern. Doch die Sie brachten die Zahl von 20 Millionen lität, Medienvielfalt, gute Informationen Franken Bundessubventionen für die für alle Sprachregionen – das ist den No-Bil- Verhältnisse, die sind nicht so SDA ins Spiel. Das ist enorm viel … lag-Initianten genauso egal wie den SDA- (Seite 4–5). Das gibt Stoff, das Wir haben in der Schweiz eine der besten Chefs. Der Markt soll es richten, alles an- Wer zum Chef muss, gibt Zoff. Medienkulturen der Welt, wir haben eine dere ist lästiges Beigemüse. grosse Vielfalt und Meinungsfreiheit. Zu- dem haben wir eine hohe Qualität der Me- Ist die Demokratie in unserem Land in WUT UND MUT. Und schon streikt dien, und daran hat die SDA einen grossen Gefahr, wenn wir unabhängige Medien- die SDA. Ihr Chef bolzt und holzt. Anteil. Fast alle Zeitungen, Onlineportale, unternehmen verlieren? Nicht mit uns, sagen die Journa- Fernseh- und Radiosender verwenden SDA- Eine funktionierende Medienlandschaft geht zur Hinrichtung listinnen und Journalisten. Sie Meldungen. Die SDA ist das Gewissen, ja so- mit einer unabhängigen und qualitativ können es also doch (Seite 3)! Das zusagen die Seele der Schweizer Presse- hochstehenden Berichterstattung ist etwas landschaft. Sie nun einfach dem Profi t zu vom Wichtigsten für eine Demokratie. In Massenentlassungen für braucht Wut, das braucht Mut opfern ist absolut unverantwortlich. Das der Schweiz haben wir das noch. Wir sind und tut auch ganz gut. So jung Ziel muss sein, dass die SDA mit der jetzi- jedoch gerade daran, diese Berichterstat- die Angestellten, Millionen ist das Jahr – und so viel ist gen journalistischen Qualität überlebt. tung zu zerstören. für die Aktionäre: Das ist schon passiert. die Logik von SDA-CEO Markus Schwab. Doch der Mehr Lohn Zahnkosten: SGB: Gibt es für Kantinen- Initiative will 2019 wieder Streik der Journalistinnen angestellte Versicherung Frauenstreik? und Journalisten könnte Endo Anaconda ihn kippen. DÜBENDORF ZH. Die Kanti- LAUSANNE. Zehn Prozent BERN. Wenn es nicht sms nenbetreiberin SV Group der Waadtländerinnen endlich vorwärts geht mit PATRICIA D’INCAU work erhöht die Mindestlöhne. und Waadtländer können der Lohngleichheit, dann Es ist noch früh an diesem Dienstagmorgen, An eine Verkaufsangestellte Ungelernte verdienen ab sich den Zahnarzt nicht wollen die Gewerkschafts- als die Nachricht die Runde macht. Redaktio- im Coop Langnau April 3800 Franken, wie leisten und gehen des- nen in der ganzen Schweiz erhalten die Mel- 4 nicht besetzte Kassen, da- die Firma mitteilt. Zum halb nicht hin. Das will dung: «Die Schweizerische Depeschenagentur für eine plaudernde Kunden- Vergleich: Der geltende eine kantonale Initiative (SDA) wird heute Dienstag bestreikt.» Eine schar in der Warteschlange vor der einzigen bedienten Mindestlohn laut L-GAV für eine obligatorische Bombe: Seit Jahrzehnten haben in der Kasse. In unmittelbarer Nähe des Gast- Zahnarztversicherung Deutschschweiz keine Medienschaffenden dafür Sie, die mich auff ordern, gewerbes ändern. Sie kommt am mehr zum Streik gegriffen. Und dies trotz ei- meine Einkäufe doch zu scan- liegt bei 4. März zur Abstimmung. ner nicht abreissenden Welle von Fusionen nen, weil das schneller ginge. 3417 Hinter der Vorlage, die und Entlassungen. Solches wird mir lebenslang Franken. auch von der Unia unter- Jetzt trifft es die SDA, die wichtigste nicht einfallen. Ich will, dass Mauro stützt wird, stehen auch FOTO: KEYSTONE Nachrichtenquelle des Landes. Der Streikent- Sie Ihren Job behalten, und Moretto gegen sechzig Ärztinnen scheid fällt deutlich, mit 124 zu 6 Stimmen. ich will mich nicht von einem von der und Ärzte, allerdings kein frauen im Jahr 2019 einen Denn es geht um viel: Job, Pensum, Lohn. Strichcode abkassieren las- Unia sagt: einziger Zahnarzt. Die neuen Frauenstreik 36 von 150 Vollzeitstellen will CEO Markus sen. Coop begreift nicht, dass FOTO: SV-GROUP Sie mit Ihrer Freundlichkeit «Das Bei- Ärzte argumentieren, ausrufen. Eine entspre- Schwab streichen, betroffen sind 83 Personen. und Kompetenz für Kunden- spiel zeigt, dass im Gast- dass viele chronische chende Resolution haben Die Ressorts Inland und Ausland werden zu- bindung sorgen. Lassen Sie gewerbe eine Lohnerhö- und kostspielige Krank- sie am 13. Frauenkongress sammengelegt, das Wirtschaftsressort an die sich nicht wegdigitalisieren – hung drinliegt.» Die GAV- heiten ihren Ursprung in des Schweizerischen Ge- Finanznachrichtenagentur AWP ausgelagert, die Kundschaft schätzt Ihre Mindestlöhne für 2018 Zahnproblemen hätten. werkschaftsbundes (SGB) das Kulturressort ganz gestrichen. Arbeit, niemand hat nach stehen noch nicht fest. Kommt hinzu: Zahnarzt- in Bern verabschiedet. einem Scanner oder Roboter Unia-Mann Moretto: «Die kosten fressen in der Nebst gleichem Lohn für RAV STATT RENTE verlangt. Endo Arbeitgeber hatten nur Schweiz pro Jahr und Per- gleiche Arbeit fordern die Diese Hiobsbotschaft erhalten die Journalis- 10 Franken pro Monat an- son im Schnitt 450 Fran- Gewerkschaftsfrauen auch tinnen und Journalisten am 8. Januar. Per Ihr SMS an Endo: geboten. Das ist inakzep- ken des Haushaltsbud- die 35-Stunden-Woche. E-Mail. Um 17 Uhr. Seither steht kein Stein 077 437 56 82 tabel!» Jetzt wird ein gets weg. Finanziert wer- Ausserdem beschlossen mehr auf dem anderen. Rasch wird klar: Der Schiedsgericht die Löhne den soll die neue Sozial- sie, am 22. September für Abbau soll nicht gestaffelt über die nächsten festlegen. Die Verhand- versicherung nach dem Lohngleichheit zu demons- zwei Jahre stattfi nden, wie ursprünglich an- lung fi ndet im März statt. Vorbild der AHV. trieren. gekündigt, sondern bereits in den kommen- 2 work 2. Februar 2018 2. Februar 2018 work 3

Unia-Bauchef Nico Lutz kontert den Angriff der Blocher-Partei Jetzt aber auf- passen, SVP! FOTO: MANU FRIEDERICH

Eine geballte Ladung SVP trat da an, um der Schweiz die ‹schlimmen› Auswirkungen des freien Personenverkehrs zu erklären. Fraktionschef Thomas Aeschi, Ems-Chemie-Chefin und Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher und ihr Kollege aus der Holzbranche, Gewebever- bandspräsident Jean-François Rime. Das Resultat war einerseits hochpeinlich und andererseits bedenklich. Peinlich, weil die Teppichetage der SVP im Wirtschaftsunterricht ganz offensichtlich einen Fensterplatz hatte.

NICHT MIT KARL MARX. Die SVP-Elite behauptet, das ‹gewerkschaftliche Machtkartell› heble die ‹Vertragsfreiheit zwischen Arbeitgeber und Arbeit- Grosses Rechnen: nehmer aus›. Der Beweis dafür sei die steigende Bei der SDA geht Anzahl Gesamtarbeitsverträge, so Aeschi-Blocher. Aha! Quizfrage: Und mit wem schliessen die Gewerk- es um viel Geld schaften diese Gesamtarbeitsverträge denn ab? Aktuell sind sich die Medien Falsch geraten SVP, nicht mit Karl Marx. UND SIE STREIKEN DOCH: v. l. Claudio Dulio, Nicolas Haesler, Antoinette Prince, Laïna Berclaz, Cornelia Jost, Pablo Crivelli. FOTO: FRANZISKA SCHEIDEGGER einig: Die SDA ist wichtig. Sie Sondern mit den liefert den Nachrichtenteppich Die SVP-Spitze hat Arbeitgeberverbän- des Landes. Auch der Bund ge­ in Davos wohl ein den. Jetzt aber hört zu den Grosskunden (Um­ bisschen zu viel aufpassen, liebe SDA: Der erste Journalistenstreik seit Jahren satz: 2,7 Millionen Franken pro SVP: Gesamtarbeits- Jahr). Seit ihrer Gründung vor Donald inhaliert. verträge sind eine 124 Jahren gehört die Depe­ wirksame Form der schenagentur den Verlagen. Doch Selbstregulierung der Branche. Wenn just die ausgerechnet die haben jetzt da­ Partei, die sonst bei jeder Gelegenheit nach mehr für gesorgt, dass die SDA ins Eigenverantwortung und weniger Staat ruft, jetzt Wer zum Chef muss, Wanken gerät. die Vertragsfreiheit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmenden angreift, kann ich mir das nur RABATTE. Ende 2017 hat die SDA so zusammenreimen: Die SVP-Spitze hat am WEF den Medienhäusern einen Rabatt in Davos wohl ein bisschen zu viel Donald von 10 Prozent gewährt. Die inhaliert, denn der grobe Unfug wird noch gröber. Verlage drohten ihrer eigenen Schuld an der verstärkten Zuwanderung seien die geht zur Hinrichtung Tochter mit einer neuen Billig­ flankierenden Massnahmen und somit auch agentur. Die SDA-Spitze knickte wieder die Gewerkschaften. Wieder ein Schuss in ein. Jetzt fehlen ihr Millionen. den Ofen: Arbeitnehmende ohne Schweizer Pass den Monaten. Und auch von Frühpensionierung dass die SDA im Jahr 2018 ein Defizit erwarte: Mi- Und Chef Markus Schwab greift kommen in die Schweiz, weil sie von Schweizer ist keine Rede mehr. Für die älteren Arbeitneh- nus 4,1 Millionen Franken. Der Grund: Die SDA- zum Abbruchhammer. Firmen einen Anstellungsvertrag oder einen menden heisst das: RAV statt Rente. Spitze hat ihren Kunden für das kommende Jahr Auftrag bekommen. Möglicherweise sogar zu Einer, den es trifft, ist Mark Theiler. Seit einen Rabatt von 10 Prozent gewährt. Dies auf FUSION. Seit Oktober ist be­ Dumpinglöhnen. Vielleicht sollte Ideologin zwanzig Jahren arbeitet er bei der SDA. Jetzt Druck der Verleger. Deshalb müsse der Personal- kannt: Die SDA und die Bild­ Martullo-Blocher mal bei Unternehmerin Martullo- sieht er sein berufliches Ende gekommen. Er abbau nun so schnell wie möglich durchgezogen agentur Keystone wollen fusionie­ Blocher nachfragen, wie das so ist in der real sagt: «Alle Ü 60 müssen gehen. Ich bin 63.» Thei- werden. ren. Dadurch wird die österreichi­ existierenden­ Wirtschaft. lers Nachfolgerin wird bestimmt, noch bevor sche Presseagentur APA, der ihm offiziell gekündigt wird. Er sagt: «Es ist ein MILLIONEN FÜR DIE VERLEGER Keystone zur Hälfte gehört, auf ZU VIELE NULLEN. Mit den Nullen ist es so eine unwürdiger, unmenschlicher und kalter Ab- Die Redaktionskommission findet das kurzsich- einen Schlag zur grössten Aktio­ Glückssache. Auch bei der SVP. Sie präsentierte schied von meinem Beruf, den ich über alles ge- tig. Zumal in den nächsten Monaten die Fusion närin (30 Prozent). Die APA ist viele davon zu den Finanzen der Gewerkschaften. liebt und nie nur als Broterwerb gesehen habe.» mit der Bildagentur Keystone ansteht. ReKo-Mit- profitgetrieben. Um die geforder­ Um zu ‹beweisen›, dass Unia & Co. von der glied Tina Tuor sagt: «Es ist noch völlig offen, wel- ten Dividenden zu liefern, will Personenfreizügigkeit materiell profitierten. Doch WARNUNG IGNORIERT che Leistungen das fusionierte Unternehmen CEO Schwab die SDA jetzt zur leider können Aeschi-Rime nicht einmal zwischen Die Redaktionskommission vertritt die Beleg- dann anbieten will.» Mit anderen Worten: Geldmaschine machen. Verliere­ Weiterbildungsleistungen, Rückerstattungen von schaft und versucht, den grossen Kahlschlag zu Schwab kündigt einfach so, ohne Strategie. Und rinnen: Mitarbeitende und Quali­ Vollzugskostenbeiträgen an Arbeitnehmende und verhindern. Sie erarbeitet markiert den Markigen in der «NZZ am Sonn- tät. Profiteurinnen: die Schweizer Abgeltungen für definierte Vollzugsaufgaben Vorschläge. Die Direktion tag», indem er meint: «Die SDA ist nur ihren Ak- Verlage und die APA. unterscheiden. Rühren Äpfel und Birnen und lehnt sie ab und macht tionären etwas schuldig.» Das gibt Stimmung. Zwetschgen wild durcheinander. Eigentlich kleine Zugeständnisse: die Personalvertreterin Tuor sagt: «Das Ver- SUBVENTION. Doch damit könn­ könnte man da nur lachen. Aber der Anti- Beibehaltung des Nacht- trauen in die Führung ist verloren.» Sie fordert, ten sich die Verleger ins eigene Gewerkschafts-Ritt der SVP ist auch bedenklich. dienstes in Sydney zum Bei- dass der Abbau sofort ausgesetzt werde. Zumin- Fleisch schneiden. Denn: Der Denn Blochers Partei fordert ‹einen Rückbau der spiel. Und erste Gespräche dest vorläufig. Das könne sich die SDA trotz dem Bund hatte geplant, die Nachrich­ flankierenden Massnahmen› zum Schutz der zum Sozialplan. Gleichzei- Defizit leisten. Tuor: «Das Geld ist da.» Sie meint tenagentur ab 2019 mit Gebüh­ Löhne. Sie verlangt zudem ‹weniger Arbeitgeber- tig beginnt SDA-Chef die Reserven von fast 19 Millionen Franken, auf rengeldern zu unterstützen. Dafür kontrollen› und dass der Staat selbst bei wieder- Schwab, Kündigungen zu denen die SDA sitzt. Mit diesem Geld hat die Tep- soll die SDA tun, was sie heute holten Missbräuchen zuschaue und kein Normal- EISKALT. SDA-Chef schreiben. pichetage allerdings andere Pläne. Es soll an die bereits macht: als landesweiter arbeitsverträge erlasse. Mit anderen Worten, die SVP Dienst Service public leisten. Markus Schwab. KEY Am 23. Januar kommt Verlage gehen, wenn die Fusion zwischen SDA fordert mehr Lohnbschiss, mehr Lohndumping und es deshalb zum Warn- und Keystone über die Bühne geht. Das wäre dem Bund 2 Millionen mehr Möglichkeiten für Patrons mit krimineller Ader. streik. Es soll ein Warnschuss sein. Doch CEO Fast 124 Jahre lang war die SDA eine Non- im Jahr wert. Diese Millionen ste­ Die flankierenden Massnahmen sind heute die Schwab ignoriert ihn. Seine Entlassungsmaschi- Profit-Organisation. Jetzt soll sie zur Geldma- hen jetzt auf dem Spiel: weil die einzigen Instrumente, die sicherstellen, dass in nerie läuft weiter. Person um Person ruft schine werden. SDA künftig Gewinn machen will der Schweiz Schweizer Löhne gelten. Lohnkontrol- Schwabs Vertreter zu sich. Zur «Hinrichtung», und einen Drittel davon nach len erfolgen notabene nicht nur im Auftrag der wie Mark Theiler es nennt. Zehn Minuten dauert ­Österreich schicken wird. Statt Gewerkschaften, sondern auch der Arbeitgeberver- das Gespräch. Dann händigt er entweder die Biberli meint: abzuwarten, schüttet Schwab Öl bände. Die SVP fordert also den Schutz von Lohn- Kündigung aus oder einen neuen Arbeitsvertrag. ins Feuer. In der «NZZ am Sonn­ drückerfirmen und den Abbau von Tausenden von Mit neuem Pensum, anderem Arbeitsort. Ein Be- «Liebe SDA, tag» sagte er: «Möglicherweise Arbeitsplätzen, weil viele korrekte Firmen nicht troffener sagt: «Das Ganze läuft nach dem Motto ihr fehlt uns!» rechnet sich dieser Auftrag gar mehr gegen die Dumpingkonkurrenz bestehen ‹Take it or leave it›. Unterschreib, oder du stehst nicht.» So, als wären ihm diese könnten. Und wieder eine Quizfrage: Wer wären auf der Strasse.» zwei Millionen egal. Ob das der die Leidtragenden in diesem neuen SVP-Reich? Der Druck steigt, am 30. Januar dann der SDA-Verwaltungsrat auch so Falsch gedacht, liebe SVP, nicht die Unia. Sondern unbefristete Streik. SDA-CEO Schwab bleibt stur. sieht? (pdi) die Volkswirtschaft, die seriösen Firmen, die Der Manager rechtfertigt sein Vorgehen damit, Arbeitnehmenden, wir alle.» 4 workdossier 2. Februar 2018 2. Februar 2018 workdossier 5

Oxfam-Studie schockt mit neuen Zahlen Alle 48 Stunden gibt es einen Superreichen mehr

Die Reichsten der Reichen Jährlich! Dagegen legten die Löhne der Aktien entlöhnt werden. Gleichzeitig konnten ihr Vermögen 2017 um Arbeitnehmenden weltweit nur um drücken Chefs die mittleren und unte- 762 Milliarden Dollar steigern. 2 Prozent zu. Das Fazit von Oxfam: Die ren Löhne, wo es nur geht. Und sie Nur ein Siebtel davon würde Gewinner sind vorrangig Männer des schleusen Geld am Fiskus vorbei. An genügen, um alle Menschen aus globalen Nordens, die Verliererinnen die 7,6 Billionen extremer Armut zu befreien. vor allem Frauen aus dem Süden. An die 7,6 Dollar sind der- Durch ihre unbezahlte Sorgearbeit zeit in Steueroa- RALPH HUG in Haushalt und Familie tragen sie Billionen sen gebunkert. Wer stört alljährlich die Cüpliparty der erst noch die Hauptlast für die Gemein- Dollar sind in So entzieht das Reichen und Mächtigen in Davos? schaft. Steueroasen reichste Prozent Oxfam. Jedes Jahr pünktlich zum Welt- Der Preis des Profits ist die wach- gebunkert. der Weltbevöl- wirtschaftsforum publiziert die Ent- sende Ungleichheit. Es stimmt zwar, kerung den Re- wicklungsorganisation ihren Bericht was die Lobredner der Globalisierung gierungen mas- über die globale Ungleichheit. So auch gerne betonten: Bei den Einkommen siv Einnahmen. Als Konsequenz dieses Jahr. Doch diesmal schockt der hat die Ungleichheit global gesehen ab- ­streichen Regierungen die öffentlichen Rapport besonders. Mit Tatsachen wie genommen. Der Grund: Im bevölke- Leistungen. Zum Nachteil der Bevölke- dieser: Letztes Jahr haben sich die 1 Pro- rungsreichen China und in Indien hat rung. Ein Teufelskreis. zent Reichsten 82 Prozent des entstan- sich eine Mittelschicht gebildet. Aber denen Reichtums unter den Nagel ge- die Ungleichheit bei den Vermögen UNGLEICHHEIT IST UMKEHRBAR rissen. Oxfam illustriert dies mit neuen klafft immer weiter auseinander. In- Oxfam hat drei Hauptforderungen: Daten.* zwischen besitzt das reichste Prozent Steuervermeidung und Steuerbetrug Und weiter: 2017 ist die Zahl der der Weltbevölkerung mehr als die an- von Konzernen und Superreichen müs- Dollar-Milliardäre so stark gestiegen wie nie zuvor. Alle zwei Tage Milliardäre weltweit gab es einen neuen Su- Entwicklung Anzahl Milliardäre und Gesamtvermögen von 2000 bis 2017 perreichen. Die Zahl Anzahl Milliardäre Gesamtvermögen in Milliarden US-$ dieser Geldsäcke ist 2250 9000 mittlerweile auf insge- samt 2043 angewach- 2000 8000 sen. Neun von zehn sind Männer. Darunter 1750 7000 befinden sich nicht nur Altbekannte wie 1500 6000 Jeff Bezos (Gründer von Amazon), Mark 1250 5000 Zuckerberg (Facebook) oder Amancio Ortega 1000 4000 LUXUSVILLEN UND WELLBLECHHÜTTEN: Nur durch eine Strasse getrennt, leben Reich und Arm in Johannesburg, Südafrika. (Modekonzern Zara). Zunehmend drängen 750 3000 auch Neureiche aus 500 2000 Asien in die erlauchten Die Ungleichheit war noch nie so gross wie heute Kreise. Mit Namen, die 250 1000 keiner kennt, mit Aus- nahme vielleicht des 0 0 Chinesen Jack Ma 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 2017

­(Internetgeschäft Ali- GRAFIK: KEYSTONE / QUELLE: FORBES baba). Das Vermögen dieser Profiteure des Finanzkapitalis- deren 99 Prozent zusammen. Zudem sen aufhören. Die Steueroasen gehören mus stieg allein im vorigen Jahr um nimmt die Konzentration unter den trockengelegt. Und es braucht drin- Weshalb ist die Welt so ungerecht? 762 Milliarden Dollar. Das ist das Sie- Superreichen laufend zu: 42 Personen gend eine Steuer gegen Armut (soge- benfache dessen, was erforderlich verfügen inzwischen über denselben nannte Finanztransaktionssteuer). Sie Inzwischen besitzt zerne an der US-Börse die Ge- wäre, um alle Menschen aus extremer Reichtum wie die ärmsten 3,7 Milliar- ist seit Jahren im Gespräch, wird aber winne nicht mit der Produktion, Armut (weniger als 1,90 Dollar pro Per- den Menschen auf der Welt. Wo liegen verzögert. Das ist die schlechte Nach- das reichste sondern mit Finanzanlagen. Wei- son und Tag) zu befreien, so Oxfam. die Ursachen? Wegen der Steuerge- richt. Und die gute: Ungleichheit ist Prozent der Welt­ ter können gewaltige Daten­ schenke und Steueroasen wird der All- kein Schicksal. «Sie ist menschenge- mengen in Sekundenschnelle ABSURDE UNTERSCHIEDE gemeinheit immer mehr Geld entzo- macht und das Resultat politischer Ent- bevölkerung mehr verarbeitet werden. Die Kapital- Den fetten Gewinnen der wenigen gen. Es fliesst in private Taschen. Schüt- scheidungen», sagt Oxfam. Und damit als die anderen vermehrungsmaschine lief in steht die Stagnation bei den vielen ge- teten die Unternehmen in den 1970er jederzeit umkehrbar. den letzten vierzig Jahren immer genüber. Wir kommen bei Lohn und Jahren noch 10 Prozent des Gewinns 99 Prozent zusam­ schneller. Einkommen kaum vom Fleck. Seit der aus, sind es heute 70 Prozent. Die Folge * Der Preis der Profite. Factsheet zum men. Daran schuld Finanzkrise von 2008 stiegen die Ver- sind wachsende Vermögen der Kapital- Bericht «Reward Work, Not Wealth» 2018 Woran sieht man das? mögen der Milliardäre um 13 Prozent. besitzer und der Manager, die teils in (in Englisch), www.oxfam.de ist auch Finanzmi­ Die grossen Konzerne bilden mittlerweile quasi Parallelstaa- nister Ueli Maurer,­ ten. Sie bestimmen die Preise für sagt Globalisie­ ihre Güter selbst. 60 bis 80 Pro- Der Internationale Weltwährungsfonds wird gescheiter zent des Welthandels erfolgen rungsexperte gar nicht mehr zwischen eigen- ­Dominik Gross. ständigen Unternehmen, son- Weiter so, Frau Lagarde! dern innerhalb von Konzernen RALPH HUG mit ihrem globalen Firmennetz. work: Dominik Gross, die Von einem echten Markt kann Unter Christine Lagarde den. Sie jobben für ein Trink- über Bord, die er lange selbst Ungleichheit wird weltweit keine Rede sein. schwenkt der Welt­ geld oder wandern aus. predigte. Vor zwei Jahren immer extremer. Das zeigt währungsfonds nach Schon heissen sie die «verlo- deutete der IWF die Abkehr der neue Bericht der globalen Und diese Multis zahlen links. rene Generation». Geld an- in einem spektakulären Entwicklungsorganisation ­immer weniger Steuern? sparen für eine Altersrente ­Aufsatz an. Und in der Grie- Oxfam (siehe links oben). Wie Ja, die Steuersysteme wurden Eines muss man ihr lassen: können sie kaum. In einigen chenlandkrise stellte er sich reagieren Sie auf diese News? schleichend umgebaut. In den Die IWF-Chefin hat den rich- Jahrzehnten werden sie als gegen den deutschen Fi- Dominik Gross: Mich empört die 1950er Jahren mussten Firmen in tigen Riecher für die The- Arme zum Problem. Denn in nanzminister und Sparfana- absolute Gleichgültigkeit der den USA noch über 50 Prozent men der Stunde. Das zeigt den meisten Ländern kann tiker Wolfgang Schäuble, grossen Mehrheit in der Schwei- Steuern auf ihre Gewinne zahlen, jetzt wieder der neue Be- man von der Rente nicht le- zer Politik auf diesen Skandal. heute liegt dieser Satz in Hong- richt «Ungleichheit und Ar- ben. Und was macht eine Al- Der IWF will die Das ist manchmal schwer auszu- kong bei 10 Prozent und in eini- mut zwischen den Genera­ tersversicherung, in die Tau- Steuern für Reiche halten. gen Schweizer Kantonen nur tionen in der Europäi- sende nur Minibeträge oder knapp darüber. Das führt dazu, schen Union» (www.imf.org). gar nichts einzahlen kön- erhöhen. Gigantische Vermögen dass immer mehr Kapital in den Lagarde behandelt darin ein nen? Darum fordert der IWF, konzentrieren sich in immer Händen von wenigen verbleibt. Problem mit sozialem Zünd- dass die sozialen Netze um- NEUER KURS. IWF-Chefin der die Griechen zu Tode weniger Händen. Was treibt Also bei den Aktionären der Kon- stoff. gerüstet werden. Sie sollen Christine Lagarde. FOTO: KEYSTONE sparen wollte. Am Weltwirt- diese Entwicklung an? zerne. Seit der Finanzkrise kostet die künftige Altersarmut schaftsforum in Davos be- Vor allem die Deregulierung der zudem Geld fast nichts. Noch JUGENDARMUT. Hunderttau- der Jungen verhindern. Zum zeichnete Lagarde Trumps Finanzmärkte. Seit den 1970er mehr kann noch schneller ange- sende von jungen Menschen Rezept gehören mehr Geld Reiche erhöhen. Das sind radikale Steuersenkungen Jahren kann das Kapital frei zir- legt werden. Dank der Tiefzinspo- in Europa sind seit Jahren für Bildung und eine bessere ganz neue Töne. Denn mit für die Wirtschaft als Risiko kulieren und sich vermehren, litik kann man auch mit Geld ­arbeitslos. Vor allem in Spa- Integration in den Arbeits- seinen aktuellen Forderun- für die globale Stabilität. Da ohne dass noch eine produzie- hantieren, das einem gar nicht nien, Portugal und Grie- markt. Zur Finanzierung gen wirft der Fonds jene neo- kann man nur sagen: Frau rende Fabrik im Spiel ist. Heute gehört, ohne dass dies etwas kos- chenland, aber auch im Nor- will der IWF die Steuern für liberalen Glaubenssätze Lagarde, weiter so! (rh) macht die Mehrheit der Kon- tet. Sinnvoll wäre ja, dass Mittel 4 workdossier 2. Februar 2018 2. Februar 2018 workdossier 5

LUXUSVILLEN UND WELLBLECHHÜTTEN: Nur durch eine Strasse getrennt, leben Reich und Arm in Johannesburg, Südafrika. FOTO: UNEQUALSCENES.COM Die Ungleichheit war noch nie so gross wie heute Weshalb ist die Welt so ungerecht? halt bei. Dagegen zahlen Fir­ Geldwäscherei und Dikta- wie vor können Schweizer An­ Die EU hat die Schweiz von Denn die Situation ist günstig. men und reiche Private wenig torengelder. Das ist vorbei. waltskanzleien undurchschau­ der schwarzen Liste ge- Die EU macht Druck, und Steuern. Das alles verschärft die Nun sagte Privatbankenchef bare Konstrukte mit Briefkasten­ nommen und auf die graue die Stimmberechtigten wollen Ungleichheit. Auch kann der Yves Mirabeaud kürzlich firmen an global verschiedenen gesetzt. Dort sind Länder keine übertriebenen Steuervor­ Staat nicht mehr via Steuern in der NZZ, der Finanzplatz Standorten errichten. versammelt, die zwar ko- teile für Konzerne mehr. Wir Geld von Reich zu Arm umver­ Schweiz sei «mehr denn je operieren, aber immer noch von Alliance Sud verlangen die teilen. Gemäss IWF werden den ein zuverlässiger und solider Und die Eigentümer bleiben unfaire Steuerpraktiken ersatzlose Abschaffung aller Entwicklungsländern durch Partner». unbekannt? verfolgen. Was heisst das? Sondersteuerregime. Steuerflucht jährlich 200 Mil­ Die Frage ist: Für wen ist die Ja. Wichtig wäre ein öffentli­ Es geht um die berühmten liarden Dollar entzogen. Schweiz Partnerin? Sie befolgt ches Register der wirtschaftlich Briefkastenfirmen und die Steu­ Das würde aber Arbeits­ jetzt die Regeln der OECD, aber Berechtigten. Das gibt es nicht. ervorteile für ausländische Kon­ plätze kosten. Zur Bekämpfung von nur auf dem absoluten Mini­ Das Problem ist aber auch, dass zerne. Weil die Unternehmens­ Briefkastenfirmen haben nur Ungleichheit und Armut for- mum. Der automatische Aus­ Anwälte, Treuhänder und Im­ steuerreform III vor einem Jahr sehr wenig Personal. Wenn DOMINIK GROSS (36) ist dert Oxfam eine Steuer auf tausch von Informationen (AIA) mobilienhändler nicht die glei­ abgelehnt wurde, gelten diese diese wegziehen, kostet das nur Wirtschaftshistoriker. Er arbeitet bei Finanztransaktionen. Dies läuft mit den EU-Ländern, ab chen Sorgfaltspflichten wie Privilegien weiter. Nun macht wenige Jobs. Alliance Sud, der entwicklungs­ würde viel Geld einbringen. nächstem Jahr auch mit Schwel­ Banken haben. Sie müssen die EU mit der grauen Liste des­ politischen Arbeitsgemeinschaft von Sie ist auch schon seit Jahren lenländern wie China und Russ­ nicht prüfen, ob die Kund­ wegen Druck. Wobei sich die EU Worauf warten wir dann Schweizer Hilfswerken. Dort ist er im Gespräch. Warum kommt land. Aber viele Länder etwa in schaft, für die sie Konstrukte weniger an den Privilegien stört noch? Warum schafft die für die Bereiche internationale sie nicht? Afrika sind noch nicht dabei. als daran, dass diese Tricks ­Politik diese Steuerge­ Finanz- und Steuerpolitik zuständig. Zehn EU-Staaten, darunter Eine Schweizer Privatbank nicht für alle Firmen gelten. schenke für Multis nicht ab? Deutschland und Frankreich, ist zumindest vom Gesetz her Die Industrie der Die Wirtschaftslobbyisten ha­ in die Produktion investiert haben sich dafür ausgespro­ immer noch eine zuverlässige Steuervermeider hat SVP-Finanzminister Ueli ben kein Interesse, dass diese würden, zum Beispiel in den chen. In diesen Ländern ist die Partnerin für einen Milliardär direkte Drähte in Maurer muss nach seiner Schlupflöcher verschwinden. ökologischen Umbau. Das ge­ Einführung eigentlich beschlos­ aus Kamerun, der sein Geld in die Politik. Niederlage eine neue Vorlage Zum Beispiel Beratungsunter­ schieht aber viel zu wenig. Statt­ sen. Aber die konkrete Umset­ der Schweiz parkieren will. Die­ bringen. Sie ist auf März an- nehmen wie KPMG oder PWC. dessen fliesst das Geld auf den ser muss kaum Angst haben, gekündigt. Wie sieht es aus? Sie beschäftigen Dutzende von Finanzmarkt und in die Speku­ Eine Steuer auf dass die kamerunischen Steuer­ bauen und Häuser kaufen, das Die «Steuervorlage 17», wie sie Fachleuten, die auf Steuerver­ lation. Finanztrans­aktionen behörden das merken. Denn es Geld legal erworben habe. heisst, enthält weiterhin proble­ meidung und Steuerschlupflö­ mangelt an den technischen matische Instrumente wie etwa cher spezialisiert sind. Wem genau schadet diese wäre sehr wertvoll. Standards, die es Kamerun er­ Es ist also wie beim Doping: die Patentbox. Diese bietet neue Und die grossen Medien­ Entwicklung? lauben würden, beim AIA mit­ Die Täter sind den Verfol- Steuerschlupflöcher. Die Vor­ häuser anerkennen zwar durch­ Nehmen Sie als aktuelles Bei­ zung steckt im Moment in Ver­ zumachen. Das andere Problem gern stets eine Nasenlänge lage ist weitgehend alter Wein aus die Probleme mit der spiel Tunesien. Seit 2011 hat handlungen fest. Eine solche ist, dass die Leute, die in sol­ voraus. in neuen Schläuchen. Zu be­ ­Steuerflucht und den Gewinn­ sich dort eine junge Demokra­ Steuer wäre sehr wertvoll. Sie chen Regierungen sitzen, oft Der Vergleich ist sicher berech­ fürchten ist, dass das Parlament verschiebungen der Unterneh­ tie entwickelt. Jetzt gibt es auf würde auch die Spekulation, selbst ein Interesse daran ha­ tigt. Das hat auch die Unterneh­ auch wieder mit der zinsberei­ men. Aber sie sagen, die kleine dem Land Unruhen, weil die unter anderem mit Nahrungs­ ben, dass ihre Vermögen unter menssteuerreform III gezeigt. nigten Gewinnsteuer kommt. Schweiz könne wenig machen arme Bevölkerung die Lebens­ mitteln, eindämmen und im Verschluss bleiben. Ihr Wille Die Steuervermeidungsindus­ Wir müssen abwarten, was pas­ und müsse sich doch gegen die kosten nicht mehr aufbringen globalen Süden das Risiko von zur Transparenz ist sehr be­ trie hat direkte Drähte in die Po­ siert. Aber ein wenig enttäuscht Grossen behaupten. Dabei ist kann, auch wegen der neolibe­ Hungerkrisen mindern. schränkt. litik. Parlamentarierinnen und bin ich schon. der Schweizer Finanzplatz glo­ ralen Reformen des Internatio­ Parlamentarier haben erzählt, bal gesehen ein Riese. Wir sind nalen Währungsfonds (IWF). Kommen wir zur Steueroase Dann löst der Informations- dass sie über Nacht neue Unter­ Weshalb? immer noch der grösste Platz Die tunesische Bevölkerung Schweiz. Jahrzehntelang austausch das Problem der lagen erhielten und schon am Die Siegerinnen und Sieger der der Welt für parkierte Gelder, kann nur das Nötigste kaufen, verfolgten die Banken das Steuerflucht gar nicht? nächsten Morgen in der Kom­ Abstimmung – also SP, Grüne 50 Prozent des weltweiten Roh­ trägt aber via Mehrwertsteuer Geschäftsmodell Steuer- Er hat extreme Lücken. Das zei­ mission darüber entscheiden und Gewerkschaften – hätten stoffhandels laufen über die am meisten zum Staatshaus­ flucht, Steuervermeidung, gen die Panama Papers. Nach mussten. offensiver auftreten können. Schweiz. 6 work 2. Februar 2018

Das Zalando-Subunternehmen arbeitet auch für Coop und die UBS MS Direct: Neue Tricks und faule Ausreden

MS Direct ist berüchtigt als auch Callcenter, etwa für Coop oder die Subunternehmen für den Grossbank UBS. Nach dem work-Artikel ­Internethändler Zalando. Jetzt meldeten sich mehrere ehemalige An­ kommt aus: die Firma behandelt gestellte des Callcenters in Feldmeilen auch die Callcenter-Angestellten am Zürichsee. Ihre Berichte zeigen: MS schlecht. Direct zahlt nicht nur miese Löhne. Die Firma versucht auch mit allerlei Tricks CHRISTIAN EGG und Ausreden, den Angestellten Lohn Nur gerade 17 Franken Stundenlohn vorzuenthalten. und exakt 80 Sekunden Zeit, um ein Za­ lando-Kleidungsstück zu reinigen, kor­ NOCH 3400 FRANKEN LOHN rekt zusammenzufalten und wieder zu Zum Beispiel Barbara Steck *. Für die verpacken: Unter diesen Bedingungen Arbeit im Callcenter bekam sie 4150 arbeiten etwa 120 Angestellte in der Franken brutto. Doch nach drei Jahren Ostschweiz (work berichtete). beschied ihr die Firma, man werde sie Ihr Arbeitgeber ist nicht der Inter­ künftig nur noch im Stundenlohn be­ nethändler Zalando, sondern die schäftigen. «Sie sagten mir: Entweder Schweizer Firma MS Direct. Sie betreibt du unterschreibst das, oder du kannst gehen.» Rund 22 Franken verdiente sie ab dann in der Stunde. Ferien- und Fei­ Für Preis nominiert: ertagsentschädigung schon mitge­ rechnet. Aber anders als vorher wurde Was soll das, SVC? sie nicht mehr zu hundert Prozent be­ Die miesen Zalando-Löhne von MS schäftigt. Oft sei sie schon mitten am Direct sind seit Dezember bekannt. Nachmittag heimgeschickt worden, Den Wirtschaftsverband Swiss Ven- ture Club (SVC) kümmern sie offen- «Sie sagten mir: Entweder sichtlich nicht. Seelenruhig nominiert er die Firma für den «Prix SVC Ost- du unterschreibst das, PREKÄR: Bei MS Direct telefonieren Frauen schlecht bezahlt für Coop und UBS (Symbolbild). FOTO: KEYSTONE schweiz», der im März verliehen wird. oder du kannst gehen.» Laut SVC müssen die Preisträger «mit BARBARA STECK, ihrer Firmenkultur überzeugen» sowie EX-ANGESTELLTE BEI MS DIRECT Doch auf der Lohnabrechnung fehlte bearbeiterin angestellt. Die Firmenlei­ wollten sie ihr das Pensum von hun­ «mit der Qualität der Mitarbeitenden plötzlich dieser Betrag. Fast tausend tung nütze die prekäre Lage der Mitar­ dert auf fünfzig Prozent kürzen. Doch und des Managements». Wie bitte? sagt sie zu work. «Oder ich machte Mit­ Franken. Das schluckte Andrea Steck beitenden gnadenlos aus: «Sie lassen sie unterschrieb nicht. Drei Wochen Weshalb nominiert man eine Firma, tagspause, kam zurück und sah ein nicht und reklamierte bei ihrem Vor­ die Leute spüren: Ihr findet ja sonst später bekam sie die Kündigung. «Und die derart miese Löhne zahlt? Diese Mail vom Chef: Du kannst für heute gesetzten. Dieser habe sich herausge­ keinen Job.» bis zum Ende der Kündigungsfrist Frage beantwortet der SVC nicht. Er nach Hause gehen.» Das hatte Folgen: redet und gesagt: «Die Kollegin von der MS Direct räumt ein, dass man wollten sie mir nur noch den halben schickt nur die Kriterien,­ nach denen Ende Monat bekam sie nur noch 3400 Buchhaltung sei gerade in den Ferien «vereinzelt» Monats- in Stundenlöhne Lohn zahlen, denn sie hätten mir ja die Firmen bewertet werden. Faire bis 3500 Franken Lohn ausbezahlt. gewesen.» Für sie ist klar: Nur weil sie umgewandelt habe. Man habe die Wo­ das Pensum gekürzt.» Löhne sind nicht dar­unter. Weiter Damit nicht genug. Als Festange­ sich wehrte, bekam sie ihr Geld. chenendschicht verkleinern müssen, Doch das ist nicht rechtens. Tob­ schreibt der SVC: «Es gibt keine fes- stellte hatte sie Anrecht auf einen weil das Bundesgericht im Callcenter ler protestierte per eingeschriebenen ten Kriterien für die Aufhebung einer 13. Monatslohn. Auch für die Monate EINGESCHÜCHTERT die Sonntagsarbeit eingeschränkt Brief. Jetzt krebste die Firma zurück Nomination.» (che) des laufenden Jahres, bevor sie zur Auch Petra Tobler * arbeitete bei MS Di­ habe. Alle Mitarbeitenden hätten aber und zahlte ihr den vollen Lohn. Der Er­ Stundenlöhnerin degradiert wurde. rect. Sie sagt, viele Angestellte seien die Löhne korrekt erhalten. folg habe ihr gutgetan, sagt sie: «Die Petition für anständige Löhne bei Zalando eingeschüchtert und wehrten sich Bei Petra Tobler versuchten die haben gar nicht damit gerechnet, dass Schweiz: www.unia.ch/zalando-petition. * Namen geändert nicht. Sie war in Feldmeilen als Sach­ Chefs einen anderen Trick. Zuerst sich jemand wehrt.»

rosazukunft Technik, Umwelt, Politik Dreckluft: China will Aufwind-Katalysatoren einsetzen

Die neualte grosse Koalition in steuern. Wunder Deutschland bedeutet ökologischen wirken würde eine LINKS ZUM THEMA: Stillstand. Derweil unternimmt weltweite, einheitliche  rebrand.ly/sondierung China einiges gegen den Feinstaub. CO2-Steuer, die Wer sich interessiert, berechenbar und kann hier das GroKo- Das süsse Gift der Macht wirkt: Der schrittweise angehoben Sondierungspapier Parteitag der deutschen Sozial­ würde. Die Qualität der herunterladen. demokraten gab grünes Licht für eine Luft in den chinesi­  rebrand.ly/franksieren Seit mehr als zwei dritte GroKo. Wenn auch knapp. Nur, schen Grossstädten wie Jahrzehnten berichtet der dass dies gar keine grosse Koalition Peking spottet jeder «Handelsblatt»-Korrespon- mehr ist. Weil CDU, SPD und CSU Beschreibung. Die dent Frank Sieren aus zusammen nur mehr 50 Prozent der gemessenen Feinstaub­ China. Ausgesprochen gut Stimmen auf sich vereinen. werte sind 6 Mal höher und informativ. Kürzlich Das 28 Seiten lange Ergebnis­ als die in der EU zuge­ auch über den Kampf der Kommunisten gegen den papier der Sondierungsgespräche ist lassenen. Jetzt hat die Feinstaub. oberlausig formuliert und bringt kommunistische Par­  rebrand.ly/probeturm ökonomisch, ökologisch und tei – sie regiert das Radio China international gesellschaftlich keine Bewegung in kapitalistische China – vermeldet, dass der 100 die deutsche Politik. Angela Merkel erste Massnahmen Meter hohe Probeturm in + Horst Seehofer + Martin Schulz ergriffen. Sie hat Stink­ der Stadt Xi’an erfolgreich bedeuten Stillstand und Unverstand. fabriken im Raum errichtet wurde.  rebrand.ly/falschefrage Arg negativ ist unter anderem: Das Peking geschlossen LÄSST AUFATMEN: Chinas Kamin senkt zwar den CO2-Ausstoss nicht, reinigt aber die Luft. FOTO: ZVG Der Zürcher Historiker Klimaziel 2020 wird verschoben. Und und Kohlenfeuerun­ Manuel Kaiser blickt der Ausstieg aus dem Kohlestrom auf gen in den Häusern kritisch in die Zukunft. Für die lange Bank geschoben. Positiv ist untersagt. Die Folge: In diesem Winter Natürlich mit weit tieferen Pro-Kopf- 10 Millionen Kubikmeter vorgängig ihn braucht es ökologisch immerhin, dass Deutschland pro Kopf ist die Feinstaubbelastung in Peking Einkommen, weil mehr Menschen in erwärmter Luft umwälzen. mehr als irgendwelche auch in Zukunft, direkt und indirekt, nur mehr halb so hoch wie im letzten China als in den USA leben. China  Auf ihrer Reise durch den Riesen­ technischen Lösungen, deren Resultate nicht zu für die Armee nur halb so viel ausgibt Winter. Aber die Menschen frieren bildet mehr Ingenieure aus als die USA schlot wird die Luft mittels Pflanzen­ Ende bedacht werden. wie die Schweiz. Die deutschen etwas. und die EU zusammen. Diese werden plantagen gereinigt und entstaubt. Technisch, gesellschaft- Militärausgaben werden in Prozent immer besser und innovativer. Sie Alles angetrieben durch Solarenergie lich und politisch kommt des Bruttoinlandprodukts absehbar LUFTREINIGER. Der einzige vernünftige wollen mit einer patentgeschützten Wenn die Katalysatortürme zu vernünf­ der Wettbewerb der Ideen sogar sinken, wenn die Wirtschaft Weg aus dieser Umweltkrise wäre die Idee das Feinstaubproblem lösen: tigen Kosten funktionieren, und Konzepte in Gang. weiter wächst. noch schnellere Umstellung auf Solar-  In den von Feinstaub belasteten reduzieren sie einiges, nicht aber den und Windkraftwerke, verbunden mit Städten sollen gewaltige Katalysator­ CO2-Ausstoss. Sie helfen also nicht PEKING STINKT. Kohlestrom stösst pro dem flächendeckenden Einsatz von türme gebaut werden: Höhe 500 Meter, gegen die Klimaerwärmung.­ Kilowattstunde viel zu viel CO und Elektroautos und Luft-Wasser-Wärme­ Durchmesser 200 Meter. Den Strom, Die Idee ist faszinierend. Von Sie finden alle Links 2 direkt zum Anklicken auf Feinstaub aus. Trotzdem stellt man pumpen. China macht viel und gleich­ den sie brauchen, produzieren Solar­ weitem gesehen auch etwas spinnig. der work-Website unter weltweit nur die schlimmsten Dreck­ zeitig immer noch zu wenig. China hat zellen. Wie einst der Turmbau zu Babel. Aber der Rubrik «rosazukunft»: schleudern ab. Weil die ökonomischen kaufkraftbereinigt die USA als weltweit  Ein erster, 100 Meter hoher Testturm probieren geht bekanntlich oft über www.workzeitung.ch Anreize fehlen, um schneller umzu­ stärkste Volkswirtschaft überholt. steht bereits. Pro Tag soll dieser Turm zu viel studieren. 2. Februar 2018 work 7

Ohne geht’s nicht: Musik und News am Arbeitsplatz SRG-Sender hoch im Kurs Die Schweiz ist ein Radioland Und täglich läuft das Radio Der Chauffeur tut’s, die Schneiderinnen tun’s, und der Gipser tut es ebenfalls: ar- beiten und Radio hören. Busfahrer Philipp Probst sagt: «Zum Fahren muss man ein- workfrage: fach Radio hören.» Viele Arbeitsplätze sind Was halten Sie ohne Radio nicht denkbar, es wäre zu langweilig und zu still, auch für die Kund- von der No-Bil- schaft. Die beiden Schneiderinnen Salome Leupi und Martina Inniger sagen es so: «Ei- lag-Initiative? nen ganz stillen Laden betreten, das wäre Schreiben oder mailen beklemmend.» So ist denn auch für sie das Sie uns Ihre Meinung Radio «total wichtig». zu diesem Thema! E-Mail oder Brief an: SAUER AUF BIGLER. Gewerbler und Arbeit- work, Frage, nehmende hören Radio. Das weiss auch Postfach 272, Bierbrauer und CVP-Nationalrat Alois 3000 Bern 15, Gmür. Er sagt: «In meinem Betrieb läuft von [email protected] morgens bis abends im Lager das Radio, die Chauffeure werden auf Staus aufmerksam gemacht und fi nden so schnellere und günstigere Routen.» Gmür kritisiert des- halb die No-Billag-Initiative und Gewerbe- verbandschef Hans-Ulrich Bigler. In seinem Hassritt gegen die SRG und für No Billag vergaloppiert sich Big- ler derart, dass es sogar Medienministe- rin Doris Leuthard zu viel wurde. Sie wirft ihm Lügen vor und vermutet hinter seinen Auftritten eine «persönliche Fehde». Sauer auf Bigler ist auch Bier- brauer Gmür. Im «Boten der Urschweiz» drohte er sogar damit, aus dem Gewerbe- verband auszusteigen. Es stimme nicht, dass die Billag-Gebühren zu wenig gewer- befreundlich seien, so Gmür: «Das ist Salome Leupi (37) und Martina Inniger (28), Schneiderinnen: doch ein reines Gejammer!» Das sieht auch Andreas Züllig vom «Radio ist halt einfach gute Unterhaltung» Hotel Schweizerhof in Lenzerheide GR so. WORKINFO Salome: Für uns ist das Radio total läuft. Einen ganz stillen Laden betreten, das Geld, was gesendet wird. Dann redet am Ende wichtig, es läuft in unserem Atelier wäre sicher beklemmend. nur noch der Blocher. Mich stört die viele immer. Gerade wenn man allein am Nähen ist, Martina: Ich werde auf jeden Fall Nein Werbung in den Privatradios. Mit dieser Initia- wäre es sonst gar einsam. Radio ist halt auch stimmen zu No Billag. Wenn Radio und tive hätten wir nachher überall Werbung. Wir DAS WILL NO BILLAG Am 4. März stimmen wir über die No- gute Unterhaltung. Und wenn Kundschaft Fernsehen nicht mehr öffentlich fi nanziert zahlen schliesslich auch, damit auf den Radio- Billag-Initiative ab. Sie verlangt die kommt, ist es auch stimmiger, wenn das Radio sind, dann bestimmt der mit dem meisten sendern von SRF eben keine Werbung kommt!» Abschaffung der Radio- und Fernseh- gebühren. Bei einem Ja würden der SRG Renée Coté (46), Giuseppe Fusco (51), 75 Prozent der Einnahmen entzogen. Die Dentalhygienikerin: Coiffeur: Verpfl ichtung zur ausgewogenen Berichter- stattung in Radio und TV würde ersatzlos «Gut informiert» «Fürs Ambiente» gestrichen. Auch die privaten Radio- und TV-Stationen würden keine öffentlichen Ich werde Nein Also ein Coiffeursalon Gelder mehr erhalten. Beschwerdemög- stimmen! Ohne die ohne Radio, das ginge lichkeiten gegen journalistische Fehlleis- Billag gäbe es ja keine dann gar nicht! Die Musik hat tungen in Radio- und Fernsehprogrammen fundierten Informationssen- einen grossen Einfl uss auf das gäbe es nicht mehr. Die Konzessionen dungen mehr, insbesondere Ambiente im Geschäft. Die bekämen diejenigen, die am meisten Geld auf französisch, und auch Kundinnen würden sich nicht auf den Tisch legen. Das Sendeangebot auf italienisch bliebe dann wohl fühlen, wenn es zu still spielt dabei keine Rolle. nicht mehr viel übrig. Bei der wäre, ausserdem würde es Arbeit hören wir meistens auch hallen in dem grossen FOTOS: STÖH GRÜNIG, PATRICIA D’INCAU, SABINE REBER, ZVG SABINE REBER, D’INCAU, PATRICIA FOTOS: STÖH GRÜNIG, Radio Swiss Pop, weil das Raum hier. Oft wollen die Er bezahle für sein Hotel exakt 2280 Fran- für die Patienten am ange- Kundinnen ja über private ken Billag-Gebühren im Jahr. Das sei bei ei- nehmsten ist. Der Sender ist Sachen reden, und dann darf nem Umsatz von zehn Millionen Franken ja auch von der SRG. Zu es nicht allzu ruhig sein. Wir verkraftbar. Schliesslich könnten dafür Hause höre ich oft RTS 1.» hören manchmal SRF 3.» alle Hotelgäste ein Jahr lang Radio und Fernsehen empfangen. Hotelier Züllig im «Bündner Tagblatt»: «Wer so viele Gäste aus der Schweiz und den Nachbarländern Peter Widmer (67), Pensionär und Damiano Fiordalisi (26), hat wie wir, dem ist es das wert.» ehrenamt licher Lift-Mann: Gipser: «Immer auf dem Laufenden» «Ohne Werbung» BELIEBTES MEDIUM. Das Geld wert ist Ra- dio SRF auch Dentalhygienikerin Renée Wenn ich Von meinem Team hat Coté. Am 4. März wird sie deshalb Nein im Lift auf der Baustelle jeder stimmen. Ihr Argument: «Ohne die Billag bin, dann läuft ein Radio dabei. Zu meinen gäbe es ja keine fundierten Informations- Radio. Am Vor- Lieblingssendern gehört Radio sendungen mehr, insbesondere auf fran- mittag SRF 1, FM 1. Den würde es ohne die zösisch bliebe dann nicht mehr viel üb- am Nachmittag Billag-Gebühren so nicht mehr rig.» Coté hört in der Praxis Radio Swiss die Musikwelle. geben. Auch beim SRF bin ich Pop, zu Hause RTS 1. Und zwar «oft». Vor allem, weil der Meinung: Es wäre schlecht, Damit ist sie in bester Gesellschaft: die Nachrichten Denn die Schweiz ist ein Radioland. Bei dort sehr infor- uns kann es das Radio sogar mit dem In- mativ sind. Ich ternet aufnehmen, wie die NET-Metrix- bin so immer Base-Studie regelmässig ergibt. Die Daten auf dem Lau- dieser Studie gelten als offi zielle Schwei- fenden, was in zer «Radiowährung» und werden von der Philipp Probst (52), Busfahrer und Schriftsteller: der Schweiz Werbewirtschaft zum Verkauf von Spots und auf der eingesetzt. Im zweiten Halbjahr 2017 nutz- «Gegen Sekundenschlaf» Welt gerade ten 85 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jah- Zum Fahren muss man einfach Radio hören. passiert. ren täglich das Radio, beim Internet wa- Früher, als ich Lastwagen gefahren bin, da lief Ich fi nde es ren es 80 Prozent der über 14jährigen immer das Radio in voller Lautstärke. Nun fahre ich nicht schlecht, wenn dieses Angebot ver- Deutschschweizerinnen und Deutsch- Bus, und da muss man natürlich leiser stellen. Ich dass jetzt über schwinden würde. Zwar sind schweizer. Menschen im Tessin hören höre immer das Rendez-vous am Mittag und das die SRG disku- die Gebühren für mich sehr durchschnittlich 114 Minuten Radio pro Tagesgespräch, überhaupt höre ich viel SRF 1. Gute tiert wird. Aber hoch und sollten halbiert Tag, die Westschweizer 96 Minuten. In al- Hintergrundberichte und Interviews sind bei langen die Diskussion werden. Aber kein werbefreies len Landesteilen führen die SRG-Sender Fahrten das beste Mittel gegen Sekundenschlaf. Und ist die falsche. Es sollte über die Löhne an der Fernsehen mehr? Dann sitzen das Ranking der beliebtesten an: in der ita- ich muss sagen, mit der No-Billag-Initiative, da wären SRG-Spitze geredet werden. Und dass denen, die wir bald 4 Stunden auf dem lienischsprachigen Schweiz mit 74 Pro- auf einen Schlag alle meine Lieblingssendungen weg. viel verdienen, die Billag viel weniger wehtut als Sofa, um einen Film zu zent, in den anderen beiden Landesteilen

Das wäre ein grosser Verlust!» uns anderen. Nicht über die Abschaffung der SRG.» schauen. Nein, danke!» D’INCAU UND SABINE REBER PATRICIA AUFGEZEICHNET VON mit je 64 Prozent Marktanteil. (sr) 8 workdossier 2. Februar 2018 2. Februar 2018 workdossier 9

Der St. Galler Fotograf und Fotoarchivar Roland Gretler tat sich oft schwer mit den Institutionen der Arbeiterbewegung. Ein Glücksfall, sagt SGB-Chef Rechsteiner in seinem Nachruf. PAUL RECHSTEINER Es war Jahrzehnte vor der Erfi ndung des Smartphones, als Roland Gretler mit Niklaus Meienberg nach Meilen ZH fuhr. Dort waren im Ortsmuseum Erinnerungsstücke von General Ulrich Wille ausgestellt. Darunter ein Bändchen mit Briefen an seine Frau. Die Texte, die Gretler fotografi erte, waren die Grundlage für Meienbergs Buch «Die Welt als Wille und Wahn»: noch heute eine Pfl ichtlektüre für alle, die verstehen wollen, wie es vor 100 Jahren zum Generalstreik kam. Als Serie erschien der Text übrigens zuerst in der damals noch nicht SVP-orien- 1 tierten «Weltwoche». Roland Gretler kam wie Niklaus Meienberg aus St. Gallen. Als Fotograf verfügte er FOTO: MONICA BOIRAR über ein ausser- ordentliches visuel- les Gedächtnis. Und über einen geschärf- ten Sinn für die gesellschaftlichen Unterschiede. Er Roland Gretler glaubte erkannte das Poten- tial von Bildern. Und an die Kraft der Bilder. sah in Bildern auch Dinge, die sich nicht auf den ersten Blick erschliessen. Das Problem sei nicht, sagte Gretler, dass es zu wenige Bilder gebe. Sondern, dass man sie zu wenig anschaue.

EIGENE GESCHICHTE 2 4 3 Gretler hat mit seinem «Panoptikum zur Sozialgeschichte», dem früheren «Bildarchiv der Arbeiter bewegung», etwas geschaffen, was es in der Schweiz und wohl auch weltweit Der Bilderschatzgräber der Arbeitenden ist tot so nicht gibt: Er hat einen Bilderschatz gesammelt, der eine andere Geschichte erzählt. Eine Geschichte der Menschen in ihrem Alltag und bei der Arbeit. Und die Geschichte ihrer Kämpfe. Ihrer Würde. Höhepunkte waren die in verschiedenen Städten gezeigten Ausstellun- Nützt es denn, ein Lied zu singen? gen. Und die 2006 erschienene Gewerkschaftsgeschichte «Vom Wert der Arbeit». Wer den schön gestalteten Band in die Hand nimmt, stellt rasch fest, dass die aus Roland Gretlers Archiv stammenden Bilder eigene Geschichten erzählen. Und einen speziellen Sog entwickeln. Gretler glaubte an die Kraft der Bilder. Mit seinem Lebenswerk ist er zum Bildarchivar der schweizerischen Arbeiterinnen- und Arbeiterbewegung geworden. 2002 wurde er mit dem Kulturpreis des Gewerkschaftsbunds ausgezeichnet. Es ist kein Zufall, dass damals auch die Idee angestossen wurde, die Geschichte der Arbeiterbewegung neu zu schreiben. Für Roland standen die Gewerkschaften nie nur für materiellen Fortschritt. Sie waren auch eine kulturelle Bewegung für Menschlichkeit und Solidarität.

7 RÜCKEROBERUNG DES GEDÄCHTNISSES Roland kam aus der 68er Bewegung und war einer ihrer prominenten Exponenten. Mit den Institutionen der Arbeiterbewegung tat er sich zeitlebens schwer. Und sie taten sich oft mit ihm schwer. Im Rückblick war seine Eigenständigkeit ein Glücksfall. Hat er doch, als Teil der «informellen Internationale der Rückeroberer des kollek- tiven Gedächtnisses», dafür gesorgt, dass Erinnerungs- stücke erhalten blieben, die sonst entsorgt worden wären. Zu den bleibenden Verdiensten von Roland Gretler gehört die Pfl ege des 1. Mai als Feiertag der Arbeiterbewegung. In seinem Bilderbuch zur 100-Jahr-Feier setzte er sich 1990 mit der damals von Medienleuten, Politikerinnen und Politikern häufi g gestellten Frage auseinander, was denn der 1. Mai solle und nütze. Seine Antwort: «Die Frage ist

5 falsch gestellt. Ebenso könnte man fragen: Nützt es denn, 6 8 ein Lied zu singen? Oder nützt es, vor Schmerz zu weinen? SCHWEIZER ARBEITERGESCHICHTE. 1 Ein Schlafzimmer in der Baracke der Baustelle Mattmark VS, wo 1965 bei einem Gletscherabbruch 88 Menschen starben. 2 «Volksfront gegen Herrenfront»! 1.-Mai-Umzug 1936 in Zürich. 3 Schneiderinnen des Haute-Couture-Hauses Schiaparelli in Genf streiken 1947 erfolgreich für Lohnerhöhung Nützt denn Weihnachten etwas?». und einen Gesamtarbeitsvertrag. 4 Eine Arbeiterin und Mutter mit Kindern in der Ostschweiz, Anfang 20. Jh. 5 Arbeiterinnen bei Bally Schönenwerd, um 1900. 6 Eine Arbeiterfamilie zu Hause vor dem Kaninchenstall, um 1920. 7 Bei der Von Roll Gerlafi ngen bereitet 1942 ein Arbeiter den Abstrich am Elektrolicht bogen-Ofen vor. Roland Gretler ist tot. Er starb am 22. Januar mit 8 Italienische Arbeiter innen bei der Mittagsverpfl egung in der Conservenfabrik St. Gallen AG (ohne Datum). FOTOS: GRETLERS PANOPTIKUM 80 Jahren. Aber sein Werk lebt weiter.

CATCH FUGA: Gent que nobis excea doluptae doluptatur? Et et dit ut eos ipsum quis duntur, quia cor apedicimus ut recum siti quaerspitam. FOTO: XYZ 10 work 2. Februar 2018

Steuertourismus Deutschland: Streiks für mehr Lohn und 28-Stunden-Woche Die EU reagiert Steuertourismus ist ein einträgliches Ver- gnügen vieler multinationaler Konzerne. Sie Metaller kämpferisch wie nie suchen sich schöne Plätzchen aus, wo Tou- rismusanbieter für tolle Steuertricks Hand bieten. Das brauchen gar keine fernen Steu- eroasen zu sein. Dem schwedischen Möbel- konzern IKEA etwa, dessen Gründer Ingvar Kamprad mit 91 gerade gestorben ist, gefi el es am besten in Holland. Dahin verschob er alle Gewinne und sparte allein zwischen 2008 und 2014 mindestens eine Milliarde

Riegers Europa

Andreas Rieger ist Unia-Sekretär und vertritt den SGB im Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB).

Euro Steuern. Google, Nike, Starbucks ma- chen es ähnlich. In Irland, Malta und Luxem- burg. Auch die Schweiz ist eine beliebte De- stination. Zug und Obwalden sind schöne Plätzchen mit Tausenden Briefkastenfi rmen für Steuervermeider. Für Steuerfl üchtige be- währt hat sich auch das Tessin, das vom Mo- delabel Gucci gerade mal eine lächerliche Tourismustaxe verlangt. LETZTE WARNUNG: Die IG Metall versucht, die Chefs mit Warnstreiks zur Vernunft zu bringen. Klappt’s nicht, kommt der Flächenstreik. FOTO: MARTIN STORZ / GRAFFITI

EIN DEAL. Gigant Apple wählte Irland für seinen Steuertourismus. Die Gewinne aus Jahrelang verlangten die Arbeitgeber sie auch Besserungen bei den Arbeitszeiten er- geben! Bei der «kurzen Vollzeit» handle es sich dem Verkauf der iPhones und Macs aus und ihre Politiker von den Arbeitenden reichen will. Seit Jahresbeginn bauen die Be- um eine «Stilllegeprämie für Fachkräfte», liess ganz Europa verschob der US-Konzern dort- der deutschen Metall- und Elektroindus- schäftigten dafür mit Streikaktionen Druck auf. der Unternehmerverband Gesamtmetall ver- hin. Die irischen Behörden nickten. Doch trie mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit. Erreichen will die IG Metall die Einfüh- breiten. Für die Medien hat sich dessen Chef Rai- das war der EU-Kommission zu bunt. Sie ver- Jetzt streiken die Büezer für 6 Prozent rung der »kurzen Vollzeit«: Beschäftigte sollen ner Dulger vor allem einen Satz paratgelegt: klagte die irische Regierung. Diese müsse mehr Lohn und die 28-Stunden-Woche. ihre Arbeitszeit zeitlich begrenzt auf bis zu «Mehr Geld fürs Nichtstun wird es nicht geben.» bei Apple 13 Milliarden Euro Steuern rück- 28 Wochenstunden reduzieren können, nach Sogar die Gerichte wollen die Manager bemü- wirkend eintreiben. JOHANNES SUPE, BERLIN spätestens zwei Jahren kehren sie dann in regu- hen. Dafür haben sie sich ein Gutachten anfer- Irland soll Das Urteil steht noch Mit Streiks kennen sich die Berliner Industrie- läre Vollzeit zurück. So soll die Vereinbarkeit tigen lassen, in dem steht, Teile der Belegschaft von Apple aus. Für Apple ist die arbeitenden bestens aus. Jedesmal, wenn es um von Beruf und Familie verbessert werden. Nach würden diskriminiert, wenn nicht alle Beschäf- rückwirkend Luft nun aber etwas ihre Löhne geht, gehen sie auf die Strasse und einer Geburt zum Beispiel tigten Zuschläge bei Teilzeitarbeit erhielten. dünner geworden. zeigen, wie man Fabriken lahmlegen kann. Die können Eltern ihre Ar- Steuern Plötzlich will der Streiks bleiben kurz, weil sie ihre Wirkung sel- Die Büezer beitszeit reduzieren, ohne ANGRIFF AUFS ARBEITSGESETZ eintreiben. Multi jetzt gegen ten verfehlen und die Arbeitgeber ihre ersten sind wütend, Angst haben zu müssen, Tatsächlich möchten die Unternehmer nicht 300 Milliarden Dollar Lohnangebote erhöhen. Und so sind die Berliner die Reden später nicht mehr in ei- nur die IG Metall abservieren. Sie haben Grösse- Vermögen in die USA repatriieren und dort Kolleginnen und Kollegen auch in diesem Jahr sind schärfer. nem höheren Pensum ar- res vor: das Arbeitszeitgesetz schleifen. Der Vor- 38 Milliarden Dollar Steuern zahlen. Auf ei- dem Aufruf der IG Metall gefolgt. Mehr als 2000 beiten zu dürfen. Damit sitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, nen Schlag. Das tönt nach viel, ist aber ein stehen nun, an einem Dienstagmorgen, vor sich die Beschäftigten das Reiner Hoffmann, sagt: «Die Ruhezeitenrege- Schnäppchen: dank Trumps neuen Steuer- dem Werk des Leuchtmittelherstellers Osram. leisten können, sollen für bestimmte Gruppen lung ist ihnen ebenso ein Dorn im Auge wie der geschenken. «A great deal!» Nur: Dieses Jahr ist etwas anders. Der Unmut Zuschläge bezahlt werden. Zugute kämen sie Acht-Stunden-Tag.» Am 17. Januar sprach er zu der Arbeitenden ist grösser, die Reden sind denjenigen, die Angehörige pfl egen, sich um mehr als 1200 streikenden Arbeiterinnen und EIN LICHT. Die EU will gegen den Steuertou- schärfer. Einige Büezer hören ihnen trotzdem Kinder kümmern oder die in besonders belas- Arbeitern in Berlin. Seine Botschaft: «Euer rismus nun stärker vorgehen. Denn in den nicht mehr zu. «Wir müssten endlich mal rich- tender Schichtarbeit tätig sind. Kampf ist auch auf diese Angriffe die richtige Kassen vieler EU-Staaten klaffen Löcher. tig streiken, länger und alles», sagt einer vor der Antwort.» Die Eskalation erfolgt zehn Tage spä- Multis müssen jetzt Beschäftigte, Umsatz, Tribüne. Sein Overall weist ihn als Siemens-Ar- DIE TEILZEITFALLE ter. Fünf Verhandlungsrunden hatten Gewerk- Gewinn usw. für jedes Land öffentlich aus- beiter aus, um seinen Hals hängt ein Paar Box- Wie nötig so ein Modell wäre, weiss Andy Dei- schaft und Gesamt- weisen. Sven Giegold von den deutschen handschuhe: «Jeden Monat zahle ich meine Ge- ninger, Betriebsratsvorsitzender beim Glühlam- metall bereits hinter Grünen im Europaparlament freut sich: werkschaftsbeiträge. Die könnten wir jetzt mal penhersteller Ledvance in Berlin. In seinem Die Metaller sich. Doch: Die Arbeit- «Endlich gibt’s Licht in die europäischen ausgeben für den Streik.» Die umstehenden Kol- Werk sind verschiedene Beschäftigte, vor allem sind parat geber blieben stur. IG- Steuersümpfe!» Damit noch nicht zufrie- legen nicken. So fühlen hier viele. Doch nach Frauen, in die Teilzeitfalle getappt. Er sagt zu für den ganz Metall-Chef Jörg Hof- den sind die Gewerkschaften. Sie verlan- ein paar Stunden endet die Arbeitsniederle- work: «Die Arbeitszeit zu reduzieren ist kein grossen Streik. mann erklärte die gen einen europäischen Mindeststeuersatz gung schon wieder. Problem. Doch wieder in Vollzeit zu kommen Verhandlungen für für Unternehmen. Mindestens 25 Prozent Es ist der 9. Januar. Was die Arbeiterinnen gelingt in der Regel nur den Lieblingen des gescheitert. 960 000 sollte dieser sein, fordert der Deutsche Ge- und Arbeiter an diesem Tag noch nicht wissen: Chefs.» Wenn bisher von Flexibilität die Rede ge- Büezerinnen und Büezer hatten sich bis dahin werkschaftsbund. Denn: Solange jedes Ihnen steht der womöglich grösste Arbeits- wesen sei, dann nur als Anforderung an die Ar- bereits an den nur einige Stunden dauernden Land mit immer noch tieferen Sätzen Steu- kampf seit über zehn Jahren bevor. beitenden. In den letzten Jahren sei in seinem Warnstreiks beteiligt. Am letzten Mittwoch ertouristen anwerben kann, schadet dieser Werk die Personalplanung immer enger gewor- streikten die Metaller für 24 Stunden. Gewerk- Kannibalismus schliesslich allen Ländern. RUNTER MIT DER ARBEITSZEIT den. «Es kann schon passieren, dass man am schaftschef Hofmann: «Das ist die letzte Gelb- In Deutschlands Industrie wird um die Arbeits- Morgen in die Fabrik kommt und aufgefordert phase vor der Rotphase eines Flächenstreiks.» zeiten gerungen. Für die 3,9 Millionen Beschäf- wird, auch noch eine zweite Schicht zu leisten, Viele Arbeiter hätten nichts dagegen, tigten der Metall- und Elektroindustrie will die weil jemand ausgefallen ist.» Auch die Chefs rasch umzuschalten. Manch einer hat sich für IG Metall deutliche Verbesserungen erreichen. kennen die prekären Verhältnisse in Teilen der den Ernstfall schon Boxhandschuhe besorgt. online Die Gewerkschaft verlangt sechs Prozent mehr Industrie. Ihre Schlussfolgerung: Bloss nicht die Lohn. Für deutlich mehr Aufregung sorgt, dass Kontrolle über die Arbeitszeiten aus der Hand Aktuelle Entwicklung auf rebrand.ly/streik-ticker

Schröders SPD-Regierung: Die verlorenen Jahre

Im neuen Jahr weniger im Porte- unter Kanzler Gerhard Schröder – beitseinkommen. Nun sind die monnaie haben als in dem zuvor – machten und machen die Lohn- Auftragsbücher vieler produzie- für deutsche Lohnabhängige war drückerei alltäglich. Und sie er- render Betriebe wieder voll, ge- Wen kümmert’s, das sechs Jahre lang bittere Reali- laubten es den Unternehmen auch, rade in der Metall- und Elektro- wer sich kümmert? tät. Zwischen 2003 und 2009 san- immer saftigere Dividenden auszu- ken die Reallöhne der Arbeitenden zahlen, diese stiegen im selben Die «Agenda 2010» der Care-Arbeit umfasst sowohl bezahlte als deutlich, insgesamt um knapp Zeitraum nämlich sprunghaft an. SPD war schlecht für auch unbezahlte Pfl ege- und Betreuungs- fünf Prozent. Das belegen Zahlen arbeit. Wie sind wir persönlich oder auch des deutschen Statistischen Bun- KAPITAL KASSIERT. Erst im Februar alle Lohnabhängigen. gewerkschaftlich davon betroffen? An der desamts sowie des Wirtschafts- 2015 konnte die Hans-Böckler-Stif- Oltner Diskussionstagung 2018 werden wir und Sozialwissenschaftlichen In- tung verkünden: »Reallöhne erst- industrie und im Baugewerbe. uns darüber austauschen. Samstag, 17. Fe- stituts der gewerkschaftsnahen mals wieder höher als im Jahr Darum verlangen die deutschen bruar, Hotel , Olten. Anmeldung bis Hans-Böckler-Stiftung. Befristete 2000.« Aber: Der Zuwachs der Ein- Gewerkschaften, dass die Ver- 10. Februar per Mail an ariane.chevalier@ Arbeitsverträge und Leiharbeit – kommen aus Vermögen und Un- säumnisse der letzten fünfzehn GENOSSE DER BOSSE: Gerhard unia.ch. Weitere Informationen unter: ermöglicht durch die «Agenda ternehmensgewinnen sei nach Jahre aufgeholt werden – in Form Schröder machte als SPD-Kanzler unia.ch/oltner-tagung 2010» der letzten SPD-Regierung wie vor höher als derjenige der Ar- von fairen Lohnerhöhungen. (js) Lohndrückerei zum Alltag. FOTO: REUTERS 2. Februar 2018 work 11 la suisse existe Jean Ziegler

DER GAUKLER VON BERN Diplomatie hat viel mit Zirkus zu tun. Ein Beispiel: Der Völkerrechtstag des Eidgenössi- schen Departements für Auswärtige Ange- legenheiten (EDA) vom 12. Dezember 2016 im Rathaus von Bern. Er stand unter dem schönen Titel: «Rückführung von Potentaten- geldern: eine gemeinsame Verantwortung». Den Vorsitz Den Bank-Moguln hatte Bundes- garantiert die Finma rat Didier bei Reinvestition Burkhalter, als von Blutgeld absolute Chef-Gaukler Straffreiheit. trat Roberto Balzaretti auf, der Direktor der EDA-Abteilung für Völker- recht. Sie zelebrierten die «neue» Strategie des Bundesrates: Eine «vollständige, rasche Rück- erstattung unrechtmässig erworbener auslän- discher Vermögenswerte».

DAS TRAUMPAAR. 2011 wirkte im Bundeshaus ein Traumpaar, wie es in der Politik selten vorkommt. Bundesrätin Micheline Calmy-Rey STAHLKAPPE & CO.: Baufi rmen müssen ihren Angestellten Sicherheitsschuhe und -kleidung bezahlen. FOTO: PD führte das Aussendepartement, Jurist Valentin Zellweger die Völkerrechtsabteilung. Bis zu 600 Franken Abzug vom Lohn – das ist illegal! Im Januar stürzten durch Volksaufstand kurz hintereinander zwei der übelsten Diktatoren der arabischen Welt: Husni Mubarak in Kairo und Zine Ben Ali in Tunis. Dank aktiver Hilfe helvetischer Banken Baufi rmen stehen hatten sie riesige Vermögen in der Schweiz angehäuft. Calmy-Rey überzeugte den Bundes- rat, Ben Alis Konten zu sperren. Mubarak und seinen Komplizen sperrten sie 752 Millionen Franken auf Schweizer Konten. neben den Schuhen Die neuen Regierungen in Tunis und Kairo verlangten die Rückführung der Beute. Ins Bauschuhe und andere «Manchmal kommt ein Bauführer mit ei- Arbeitskleider: Das sagt bitterarme Tunesien sind jedoch so gut wie nem Angebot für Suva-Schuhe», so Bauarbei- keine Gelder zurückgefl ossen. Und was Schutzkleider muss die ter Widmer. «Aber zahlen müssen wir die im- der Unia-Chefjurist Firma bezahlen. Sagt das mer selber.» Das sei eine Frechheit, sagt Ägypten anbelangt, hat Gaukler Balzaretti – Unia-Mann Scorti: «Die Firma spart viel Geld Auf dem Bau ist an sich ein sympathischer, hochkompetenter Gesetz. Aber einigen Bau- auf Kosten der Büezer. Das geht nicht.» der Fall klar: Mensch – kürzlich die Sperre der Beute Noch geiziger ist die Gipserei R & J in Schutzkleider wie fi rmen ist das egal. Biel: Sie zieht für Arbeitskleider sogar 600 Sicherheits- Mubaraks aufgehoben. Seine Begründung: CHRISTIAN EGG Franken vom Lohn ab. Scorti stellt klar: «Sol- schuhe, refl ektie- Kairos Rechtshilfegesuch sei juristisch unvoll- Turnschuhe und Jeans sind auf einer Bau- che Lohnabzüge sind illegal.» Auch die Zaugg rende Überkleider ständig, und der Bundesanwalt habe ein oder Regenjacken stelle tabu. Für die Kleider gibt es strenge Bau AG in Thun hielt sich bisher nicht ans Strafverfahren wegen krimineller Geldwäsche- Vorschriften, um Unfälle zu vermeiden: Gesetz. Zwar rüstete sie die Arbeiter mit sind gesetzlich Schuhe oder Gummistiefel mit Stahlkappen Schutzkleidung aus, zog ihnen aber dafür vorgeschrieben. rei angeordnet und dieselben Gelder seinerseits sind Pfl icht, ebenso Überkleider mit refl ek- pro Jahr 120 Franken vom Lohn ab. Philip Thomas. FOTO: PD Deshalb muss die gesperrt. Die Berner Scheinheiligkeit ist tierenden Streifen, Handschuhe, Helm und Als work die fehlbaren Firmen kontak- Baufi rma die erstaunlich. Wenn Armeechef as-Sisi, der so weiter. tiert, kommt plötzlich Bewegung in die Sa- Kosten dafür übernehmen. Das gilt Diese Ausrüstung ist teuer. Kim Scorti che. Die Zaugg Bau gibt bekannt, nach Ge- auch für Arbeitskräfte, die von einem amtierende Diktator Ägyptens, dem EDA von der Unia Berner Oberland und früher sprächen mit der Unia verzichte man ab so- Temporärbüro vermittelt werden. keine genügenden Dokumente liefert, wird er selber Polier: «Muss man das alles selber kau- fort auf den Lohnabzug. Burn & Künzi ver- Einige Temporärbüros rüsten zwar ihre es auch beim Bundesanwalt nicht tun. Bald fen, kostet es locker 800 Franken.» Doch das spricht «ein neues Konzept» zur Schutzaus- Arbeitskräfte selber aus. Die Kosten also wird auch dieser die Sperre aufheben. Gesetz legt klar fest: Für vorgeschriebene rüstung – lässt aber offen, wann dieses in dafür dürfen sie aber nicht auf die Schutzkleider muss die Firma aufkommen. Kraft treten soll. Für Sicherheitsschuhe über- Arbeiter abwälzen. nehme man aber schon jetzt die Kosten, so BEISPIEL HAITI. Was hätte Balzaretti tun T-SHIRT JA, SCHUHE NEIN die Firma. Die Gipserei R & J nahm hingegen IM GAV GEREGELT. Auch für Uniformen können? Es gibt ein Bundesgesetz, auch Grosse Baufi rmen wie Marti, Implenia oder nicht Stellung. oder einheitliche Dienstkleider, etwa dieses vom Traumpaar Calmy-Rey und Walo würden sich auch daran halten, so beim Verkaufspersonal, muss die Firma Scorti. Bei seinen Besuchen auf Baustellen TEMPORÄRBÜROS MACHEN AUF BILLIG zahlen. Bei anderen Kleider vorschriften Zellweger, das im Falle einer gescheiterten trifft er aber immer wieder auf Arbeiter, die Immer mehr Arbeiter auf dem Bau sind der Firma gilt: Je weniger Freiheit die Rechtshilfe der Schweiz erlaubt, kriminelle ihre Schutzkleidung ganz oder zum Teil sel- nicht bei der Firma angestellt, für die sie ar- Angestellten beim Auswählen haben, Vermögen einzuziehen und diese dann mit ber bezahlen müssen. Einer davon ist Alex beiten. Sondern sie werden durch Temporär- desto eher muss die Firma für die Widmer *. Er ist Gerüstbauer bei der Firma büros vermittelt. Auch für sie gilt: Sie müs- Kosten aufkommen. Wenn etwa die Projekten der Entwicklungshilfe direkt dem Burn & Künzi in Oey BE. Als er vor über fünf sen ihre Schutzkleider nicht selber bezahlen Beschäftigten ihre Kleider nur in einem geschädigten Volk zukommen zu lassen. Jahren (siehe Kasten). Die grossen Personalvermitt- bestimmten Laden kaufen dürfen oder Dieses Gesetz wurde zum Beispiel in Haiti Als work die Firmen bei der ler Manpower und Adecco versichern auf An- die verlangte Garderobe zu teuer ist angewandt mit den gestohlenen Millionen Firma- frage, dass entweder sie selber oder die je- (etwa in einer Edelboutique), muss sich kontaktiert, kommt anfi ng, weilige Baufi rma die Kosten voll übernäh- der Betrieb an den Kosten zumindest des Tyrannen Jean-Claude Duvalier. plötzlich Bewegung habe men. Das Temporärbüro Morejobs schreibt, beteiligen. Die fahrlässige Annahme von Potentaten- in die Sache. sich je- es bezahle seinen Mitarbeitern die Schutz- In einigen Branchen ist die Kleiderfrage geldern durch Schweizer Banken ist der Büe- ausrüstung inklusive Sicherheitsschuhen. im Gesamtarbeitsvertrag geregelt. Zum strafrechtlich verboten. Jedoch: Die Finma zer kom- Die Fragen von work nicht beantworten Beispiel im Gastgewerbe: Köche müs- plett selber eingekleidet, erzählt Widmer. wollte die Temporärfi rma Joker Personal. sen ihre Arbeitskleidung selber mitbrin- garantiert den Bank-Moguln bei Reinvesti- «Unterdessen bekommen wir immerhin an- work weiss: Arbeiter, die von Joker vermittelt gen. Die Reinigung geht aber auf tion von Blutgeld absolute Straffreiheit. Das ständige Hosen, T-Shirts und eine Fleece-Ja- wurden, mussten ihre Schutzausrüstung sel- Kosten des Arbeitgebers. müssen wir ändern. cke.» Für die Firmen-Regenjacken hätten sie ber bezahlen. Unia-Mann Scorti kritisiert: PHILIP THOMAS, LEITER UNIA-RECHTSDIENST aber 50 Franken bezahlen müssen, und an «So kann die Firma Kosten sparen und ihr Jean Ziegler ist Soziologe, Vizepräsident des beratenden die Schuhe bezahle die Firma gar nichts. Personal billiger anbieten. Die geprellten Ausschusses des Uno-Menschenrechtsrates und Autor. sind die ehrlichen Firmen – und die Arbeiter Sein neuestes Buch, «Der schmale Grat der Hoffnung», ist im * Name geändert. von Joker.» März 2017 auf deutsch erschienen. Das 12 workservice 2. Februar 2018 2. Februar 2018 workservice 13 offene Mirjam Brunner Ohr vom Service Arbeitszeit beantwortet Fragen zu Lohnerhöhungen 2018: Die Übersicht über die Branchen Arbeitszeit und Arbeitszeiterfassung. Sonntagsarbeit: Wer bekommt dieses Jahr mehr Lohn? Erhalte ich Lohn- zuschlag? Mit knapp einem Pro- BRANCHE FIRMA/ LÖHNE Löhne Löhne MINDEST- BEMERKUNGEN Einmal pro Monat arbeite ich am ARBEITGEBER TOTAL generell indiv. LÖHNE Sonntag. Für die Sonntagsarbeit zent steigen die Löhne Kommunikation Local 0,6 % 0,2 % 0,4 % Plus Fr. 150.– Einmalprämie erhalte ich keinen zusätzlichen Lohn. 2018 zwar mehr als bis- Sunrise 1,0 % 1,0 % Eine Bekannte, die normalerweise von Network 41 3,2 % 3,2 % Montag bis Freitag arbeitet, hat im her. Im Portemonnaie Dezember ausnahmsweise an zwei ist aber nicht viel mehr. Genf 0,8 % 0,8 % Sonntagen gearbeitet. Dafür hat sie Öffentliche Hand Bund 0,6 % 0,6 % Teuerungsausgleich 50% Lohnzuschlag erhalten. Nun frage SINA BÜHLER ich mich, ob ich von meinem Chef auch In den Unia-Branchen werden die Löhne verlangen könne, dass ich für die Arbeit 2018 um weniger als ein Prozent anstei- am Sonntag mehr Lohn erhalte. gen. Das ist zwar mehr als im Vorjahr, Gewerbe Carrosserie 0,9 bis Fr. 50.– Fr. 25.– Erhöhung generell für Löhne bis 5500 aber die Forderungen der Gewerkschaf- 1,3 % bis 100.– Franken, Erhöhung Mindestlöhne: MIRJAM BRUNNER: Leider nein. Das ten waren höher. Unia-Präsidentin Vania Fr. 100.– (EFZ), Fr. 75.– (EBA), Gesetz unterscheidet zwischen «vorüber- Alleva: «Der Aufschwung ist da, aber bei Fr. 25.– (Hilfsarbeiter), Aufnahme GAV-Verhandlungen gehender Sonntagsarbeit» und «dauern- den Lohnabschlüssen ist davon zu wenig der oder regelmässig wiederkehrender zu merken.» Unia-Ökonom Beat Baumann Decken/Innenausbau- Fr. 50.– Neue Lohnkategorie für Hilfsarbeiter Sonntagsarbeit». Nur für die «vorüber- erklärt, dass es 2017 zum ersten Mal seit systeme bis 100.–, ohne Erfahrung, gehende Sonntagsarbeit» ist ein Lohn- fünf Jahren wieder eine positive Jahres- 1,9 % Mindestlohn Fr. 3800.– zuschlag von 50% vorgesehen. Dies ist teuerung von einem halben Prozent gebe. bis 2,4 % der Fall bei sporadischen Einsätzen an Entsprechend Elektro/Telekom- 1,5 % 1,0 % 0,5 % Erhöhung generell Fr. 50.– nicht mehr als sechs Sonntagen im Jahr. werden jedoch installation Die Baubranche die Reallöhne Gebäudehülle Deutsch- Fr. 40.– Teuerungs- Erhöhung Fr. 40.– plus Teuerung boomt, nur die nur um wenig schweiz und Tessin ausgleich Büezer haben steigen. «Die Ar- Gebäudetechnik 1,0 % 0,6 % 0,4 % nicht viel davon. beitgeber tru- Holzbau 1,0 % Neuer GAV mit Mindestlöhnen, Vater- gen der effekti- schaftsurlaub 4 Tage, Heirat 2 Tage ven Teuerung Isoliergewerbe 0,5 % Fr. 25.– Erhöhung für Löhne bis Fr. 5625.– und wie sie sich auf das Portemonnaie der Beschäftigten auswirkt, nicht Rechnung. Marmor und Granit 0,6 % Fr. 30.– Fr. 30.– Erhöhung generell inkl. Lernende Das hat sich bei den Verhandlungen nega- Metallbau 1,0 % 0,6 % 0,4 % tiv ausgewirkt», so Baumann. Ausbaugewerbe Erhöhung Verpfl egungsentschädigung In der Lebens- und Genussmittelin- Romandie auf 18 Franken im Tag dustrie sind die Resultate positiv, und im Plattenleger Neuer GAV: fünfte Ferienwoche, Arbeits- LOHN. Wer regelmässig am Sonntag arbei- Gewerbe sind sie immerhin besser als in zeitreduktion 30 min in vielen Bereichen tet, bekommt keinen Zuschlag. FOTO: FOTOLIA den Vorjahren. Allerdings spiegeln die Möbelindustrie Einmalzahlung Fr. 650.– Löhne die Situation auf dem Arbeitsmarkt keineswegs: Zurzeit werden viele Fach- Dienstleistungen Coop 1,0 % 1,0 % Individuelle Lohnerhöhung für zwei Drit- tel der Angestellten. Vaterschaftsurlaub Da Sie aber an mehr als sechs Sonn- kräfte gesucht, beispielsweise Elektriker. drei Wochen, Verbesserung bei Mutter- tagen im Jahr arbeiten, gelten für Sie die Fachkräfte fehlen auch im Gastge- schaftsurlaub und Gesundheitsschutz Regeln für «regelmässig wiederkehrende werbe. Trotzdem endeten die Lohnver- Elvetino AG 1,2 % 1,2 % / 1,0 % / Verbesserte Lohnfortzahlung im Sonntagsarbeit». Diese sehen keinen handlungen vor dem Schiedsgericht. Fr. 50.– Fr. 40.– Krankheitsfall, Adoptionsurlaub und Lohnzuschlag vor. Wenn in Ihrem Einzel- «Und die Situation im Bauwesen ist eine Verdoppelung Dienstaltersgeschenk arbeitsvertrag oder Gesamtarbeits- Schande», sagt Unia-Präsidentin Alleva. Coiffure Fr. 50.– Erhöhung Mindestlöhne für Gelernte vertrag nichts anderes steht, gibt es Die Branche boomt, es wird gebaut wie bis 480.– auf Fr. 4000.–, für Angelernte auf also für Sie keinen Lohnzuschlag. noch nie. Nur die Arbeitnehmenden ha- Fr. 3900.–, neu auch Ungelernte im GAV Selbstverständlich haben Sie jedoch ben nichts davon.» L-GAV Gastgewerbe Keine Einigung, das Schiedsgericht Anspruch auf einen Ersatzruhetag, wenn wird die Mindestlöhne festlegen Sie am Sonntag arbeiten. DRINGENDER NACHHOLBEDARF (Verfahren im Gang) Das Geld für Lohnerhöhungen ist vorhan- Personalverleih 2,2 bis 3 % Erhöhung Mindestlöhne bis 3 % den, denn die Unternehmen machen teils für Ungelernte, 2,4 % für Gelernte, sehr hohe Gewinne, stellt Baumann an- 2,4 % für Angelernte, Ruhezeit: hand der offi ziellen Statistiken fest. Eine keine Mindestlohnerhöhungen im Tessin Reichen 9 Stunden anständige Lohnerhöhung sei für die Un- Migros 0,5 bis 0,5 bis ternehmen möglich und für die Beschäf- 0,9 % 0,9 % zu Hause? tigten unbedingt nötig: Bei gleich bleiben- Buchhandel 0,7 % Erhöhung Mindestlöhne Fr. 30.– Ich musste gestern bis um 20 Uhr dem Lohn spüren die Angestellten und RBS 1,1 % 0,3 % 0,8 % Erhöhung 0,3 % Ortszulage arbeiten. Da ich eine Stunde Arbeitsweg ihre Familien die höheren Krankenkas- Verkehr Autobus Schwyz 2,5 % einmalig 0,5 % Erhöhung enspricht insgesamt habe, kam ich erst um 21 Uhr nach senprämien sowie die wieder ansteigende 1500.– 2,5 % der Lohnsumme Hause. Heute morgen musste ich das Teuerung merklich. Baumann: «Diejeni- Matterhorn-Gotthard- 1,0 % 1,0 % Dazu mehr Mittel in die Pensionskasse Haus um 6 Uhr schon wieder verlassen, gen, die durch täglich harte Arbeit in den Bahn da um 7 Uhr mein nächster Dienst Unternehmen den Aufschwung über- begann. Darf mein Chef verlangen, dass haupt möglich gemacht haben, dürfen Rhätische Bahn 1,25 % Gemäss Vereinbarung 2016 bis 2019 ich so früh wieder am Arbeitsplatz sein nicht leer ausgehen. Nach den vergange- Vierwaldstättersee (SGV) 2,1 % 1,0 % 1,1 % Plus Prämie von Fr. 800.– bis 1200.– muss, wenn ich am Abend vorher erst nen Nullrunden besteht in vielen Bran- je nach Kategorie so spät nach Hause gekommen bin? chen dringender Nachholbedarf.»

MIRJAM BRUNNER: Ja. In Ihrem Fall ist die gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeit eingehalten. Zwischen zwei Arbeitstagen Ferienbezug: Die Firma bestimmt den Zeitpunkt müssen Sie nämlich mindestens 11 aufeinanderfolgende Stunden frei- haben. Einmal pro Woche kann die Ruhezeit sogar auf 8 Stunden herunter- Ferien verfallen? Nur ein übles Gerücht! gesetzt werden, wenn die durchschnitt- liche Ruhezeit über 2 Wochen mindes- tens 11 Stunden beträgt. Wie lange der Nicht bezogene Ferien heisst einerseits, dass Sie nicht Weg vom Betrieb nach Hause dauert, verliere man Ende Jahr, einfach freinehmen können, spielt dabei keine Rolle. Wenn Sie um behaupten viele Chefs. wenn es Ihnen passt, sondern die 20 Uhr den Betrieb verlassen, ist es Dabei ist das Gesetz klar. Bewilligung Ihrer Vorgesetzten rechtens, wenn Sie 11 Stunden später dafür brauchen. Das heisst aber wieder einsatzbereit sein müssen. Die SINA BÜHLER auch, dass Ihre Firma Ihnen Fe- tägliche Ruhezeit dient der Verpfl egung Haben Sie das auch schon ge- rientage anordnen kann – oder und der Erholung. Die gesetzliche Vor- hört? «Nicht bezogene Ferien- sogar muss –, wenn Sie das nicht schrift von 11 Stunden Ruhezeit ist tage verfallen Ende Jahr.» Sprich: selber planen. Weil Ihr Arbeitge- dabei eher kurz. Wenn die Ruhezeit aus- Sie können keine Ferientage in ber die Ferien bestimmt, können nahmsweise auf 8 Stunden herunter- das neue Jahr hinüberziehen. Sie also nicht bestraft werden, gesetzt wird, reicht die Zeit zwischen Immer wieder wird das behaup- wenn Sie noch nicht alle Ferien- den Arbeitseinsätzen kaum zum Essen tet. Manchmal steht es sogar in tage bezogen haben. und Schlafen. Deshalb ist dies höchs- Arbeitsverträgen. Allerdings ist tens einmal pro Woche zulässig. Bei das nicht nur Blödsinn, sondern NACH 5 JAHREN VERJÄHRT. Ein den 11 beziehungsweise 8 Stunden sogar gesetzeswidrig. weiterer Grund ist, dass ein Fe- handelt es sich um die minimalen Ruhe- Nicht nur Sie selber, son- rienguthaben erst nach fünf zeiten, die unter keinen Umständen dern auch Ihre Firma ist dafür Jahren verjährt. Diese übrigge- unterschritten werden dürfen. Wichtig verantwortlich, dass Sie Ihre Fe- bliebenen Ferientage verbrau- ist dabei, dass Sie diese Stunden am rien beziehen. «Der Arbeitgeber chen Sie aber immer zuerst. Erst Stück freihaben. Nur so ist richtige AB IN DIE FERIEN: Wenn Sie Ferientage im letzten Jahr nicht bezogen haben, können Sie bestimmt den Zeitpunkt der dann beziehen Sie die regulären Erholung möglich. diese im Jahr 2018 nehmen. FOTO: FOTOLIA Ferien», steht im Gesetz. Das Ferien. Das heisst: Sie müssten 12 workservice 2. Februar 2018 2. Februar 2018 workservice 13

Lohnerhöhungen 2018: Die Übersicht über die Branchen tipp im work Wer bekommt dieses Jahr mehr Lohn? Dieser Text stammt aus der Zeitschrift für Konsumentenschutz «Saldo».

BRANCHE FIRMA/ LÖHNE Löhne Löhne MINDEST- BEMERKUNGEN ARBEITGEBER TOTAL generell indiv. LÖHNE Bau & Bauindustrie Ziegelindustrie 0,6 % 0,6 % / Fr. 20.– Erhöhung Mindestlöhne für Arbeit- Fr. 25.– nehmende ab 23 Jahren Juracime, Cornaux 1,0 % mind. Generell mindestens 20 Franken, Fr. 20.– Rest individuell Reinigung 0,7 % Neue Lohnkategorie für Arbeitnehmende Deutschschweiz bis 1,8 % mit interner Ausbildung, neuer GAV Nettoyage 0,8 % pour la Suisse romande bis 2,8 % / Lernende 3,1 % bis 5,6 % Saint Gobain Isover 0,9 % 0,9 % / Erhöhung generell 50 Franken, Einmal- Fr. 50.– prämie 250 Franken, Erhöhung Team- prämie um 0,66 % Textilindustrie Textilindustrie Fr. 40.– Erhöhung Mindestlöhne je nach bis 80.– Kategorie, zusätzliche Mindestlohn- kategorien, GAV neu auch für Lernende, verstärkter Kündigungsschutz SCREENSHOT. Auf Windows-PCs gibt es unzählige Möglichkeiten, ein Bildschirmfoto zu für ältere Arbeitnehmende erstellen, zum Beispiel mit dem Programm «Snipping Tool». FOTO: PD Lebens- & Genuss- DSM Nutritional 1,2 % 1,2 % mittelindustrie Products AG Feldschlösschen 1,2 % Fr. 30.– 2,5 % / Erhöhung generell für Löhne Fr. 100.– bis Fr. 5200.–, Bildschirmfoto auf Erhöhung Mindestlöhne auf Fr. 4100.– Lindt & Sprüngli 1,0 % 1,0 % Erhöhung der Lohnsumme Windows: So geht’s Fenaco 1,0 % Fr. 50.– Erhöhung generell für Löhne bis Fr. 4700.– Ucifa (Union Fr. 40.– Fr. 50.– Erhöhung Mindestlöhne auf Fr. 3950.–, Mit einem Screenshot fotografi eren Sie den aktuellen central-schweizerischer Vaterschaftsurlaub drei Tage Cigarrenfabriken) Computerbildschirm. Solche Bildschirmfotos können Sie Uhrenindustrie Deutschschweiz 0,5 % 0,5 % / Teuerungsausgleich, Empfehlung auf einem Windows-PC ganz einfach anfertigen. Drücken Uhren- und Mikrotechnik- Fr. 26.– Erhöhung individuell 0,75 % Sie auf die «Printscreen»-Taste und industrie speichern Sie das Bild ab. Nachteil: Mit «Snipping Tool» Schweizer Uhren und 0,5 % 0,5 % / Teuerungsausgleich generell Mikrotechnikindustrie Fr. 26.– Fr. 26.– oder abgestuft Sie erhalten nur ein Foto des ganzen bestimmen Sie den Aus- zwischen Fr. 21.– und Fr. 32.– Bildschirms. Mit dem Programm schnitt des Screenshots. MPS Micro Precision Fr. 90.– Fr. 90.– Vaterschaftsurlaub zehn Tage, Erhöhung «Snipping Tool» können Sie auch Systems Beteiligung Gesundheit Fr. 170.– Fotos eines bestimmten Ausschnitts herstellen. Schreibgeräte Caran d’Ache Fr. 28.– Beteiligung an Krankenkasse Fr. 20.– Die Software ist ab dem Betriebssystem Windows 7 vor- installiert. In Windows 10 fi nden Sie sie, indem Sie auf MEM-Industrie Von Roll Casting, 2,0 % 2,0 % Délémont das Lupensymbol klicken und «Snipping Tool» eingeben. Stahl Gerlafi ngen 1,4 % 1,0 % 0,2 bis 0,4 % UND SO FUNKTIONIERT’S: Mit einem Doppelklick öffnen Sie Siemens Building 1,5 % 1,5 % das Programm und wählen unter «Modus», ob Sie ein offe- Technologies Division nes Windows-Fenster fotografi eren wollen, den gesamten Polytype Fribourg 0,8 % 0,8 % Bildschirm oder einen frei wählbaren Bereich. Anschlies- Constellium 0,7 % 0,7 % send klicken Sie auf «Neu». Per Klick auf das Diskettensym- Mécatronique Fr. 25.– Für alle Kategorien, ausser den zwei untersten für Ungelernte bol können Sie den Screenshot als Bilddatei abspeichern. CABB AG 1,5 % 1,0 % 0,5 % Wenn Sie «Snipping Tool» öfter verwenden wollen, kön- Cilag AG 1,3 % 1,3 % nen Sie es in der Taskleiste oder im Startmenu speichern: Chemische Industrie Givaudan 1,5 % 1,5 % Erhöhung Anfangslöhne, Verkürzung Klicken Sie nach der Suche mit dem Lupensymbol mit der Temporärarbeit auf 2 Jahre, Erhöhung rechten Maustaste auf das Suchresultat. Nun lässt sich Krankenkassenbeitrag auf Fr. 220.– das Programm im Startmenu oder auf der Taskleiste Novartis 1,1 % 0,7 % 0,4 % Erhöhung der Lohnsumme, aber keine Einigung mit der Personalvertretung «anheften». Roche 0,75 % 0,75 % Erhöhung der Lohnsumme, aber keine Einigung mit der Personalvertretung ÜBRIGENS: Bei Apple-Computern machen Sie ein Bild- Energie EWB 1,3 % 1,3 % schirmfoto mit der Tastenkombination Cmd-Shift-3. Mit Energie Wasser Bern der Tastenkombination Cmd-Shift-4 ist der Ausschnitt

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Ferienbezug: Die Firma bestimmt den Zeitpunkt Stiftinnen und Stifte fragen – die Unia rät Ferien verfallen? Nur ein übles Gerücht! Schutz vor blöden Sprüchen Ich mache eine Lehre als Pfl e- nung – schon gar nicht in der gefachfrau in einem Altersheim Lehre. Im Obligationenrecht fünf Jahre lang komplett auf Fe- wisse Ausnahmen kann es auch Wochen gilt auch für Teilzeitstel- RECHT AUF FERIEN im Kanton Zürich. In der letz- heisst es: ‹Der Arbeitgeber (…) rien verzichten, damit Ihr Gut- bei tiefen Beschäftigungspro- len. Sprich: Bei einer 60-Prozent- ten Zeit ist es vermehrt vor- muss insbesondere dafür sor- haben verjährt. zenten im Stundenlohn oder Stelle haben Sie Anspruch auf 15 DIE UNIA gekommen, dass ein Heimbe- gen, dass Arbeitnehmerinnen Falls Sie also vom letzten bei kurzen Anstellungsdauern Tage Ferien. Diese können Sie HILFT IHNEN wohner Sprüche über mein und Arbeitnehmer nicht sexuell Jahr noch Ferientage übrigha- geben. aber ebenfalls als ganze Wochen Aussehen oder meine Figur belästigt werden und dass den ben, bestehen Sie darauf, sie In der Schweiz haben Ange- beziehen, von denen jeweils 3 Wenn Sie Schwierig- gemacht hat. Dies war mir sehr Opfern von sexuellen Belästigun- noch in diesem Jahr zu bezie- stellte übrigens Anspruch auf Tage als Ferien gelten. keiten haben, Ihre An- unangenehm. Was kann ich da- gen keine weiteren Nachteile hen. Wenn das zum Problem mindestens vier Wochen Fe- sprüche auf Ferien in gegen tun? entstehen.› Du darfst also ver- wird, dann holen Sie sich Hilfe rien – auf eine Fünftagewoche 2 WOCHEN AM STÜCK. Ihre Vor- der Firma durchzuset- Ich schäme langen, dass Du mit diesem Be- von der Gewerkschaft. umgerechnet sind dies 20 Tage gesetzten dürfen Sie nicht dazu zen, können Sie sich mich, dar über wohner nicht mehr arbeiten pro Jahr. Für Jugendliche unter zwingen, einzelne Tage zu be- bei der Unia Beratung zu sprechen. musst. Da Du noch in der Lehre 4 WOCHEN FERIEN. Ferien müs- 20 Jahren sowie Lernende sind es ziehen. Sie als Angestellte dür- und Unterstützung bist, würde ich Dir empfehlen, sen als Freizeit bezogen werden, fen das selbst entscheiden – mit holen. Die Gewerk- Du musst mit Deiner Berufsbildnerin oder es ist nicht möglich, Ferien in Ferien können einer Einschränkung: Sie müs- schaft unterstützt Sie Dich auf keinen Deinem Berufsbildner zu spre- Lohn umzuwandeln. Und zwar sen jedes Jahr mindestens zwei auch, wenn Sie recht- Fall für Deinen Kathrin Ziltener, chen. Auch die Fachstelle für selbst dann nicht, wenn es Ih- Sie nicht in Lohn Wochen am Stück nehmen. lich gegen Ihren Unmut schä- Jugendsekretärin. Gleichberechtigung im Kanton nen als Angestellte oder Ange- umwandeln. Während der Ferien haben Sie Arbeitgeber vorgehen men. Niemand Zürich oder die Gewerkschaft stellter lieber wäre. Nur wenn nicht nur Anspruch auf den vol- müssen. Zuständig hat das Recht, sich über Dein Unia können Dich beraten. Sie am Ende des Arbeitsverhält- fünf Wochen. Je nach Gesamtar- len Lohn, sondern auch auf all- ist Ihr Regionalsekre- Aussehen oder Deine Figur zu nisses noch einen Feriensaldo beitsvertrag oder Einzelvertrag fällige regelmässige Zulagen tariat. Die Adressen äussern, wenn Du das nicht Hast auch Du eine Frage an die übrighaben, können Sie das können es aber auch mehr sein. wie beispielsweise für Schicht- fi nden Sie unter möchtest. Sexuelle Belästigung Unia-Jugendsekretärin? auch als Lohn beziehen. Ge- Der Mindestanspruch von vier arbeit oder Provisionen. www.unia.ch. am Arbeitsplatz ist nicht in Ord- Schreib an [email protected] 14 workrätsel 2. Februar 2018 workrätsel Gewinnen Sie 500 Franken in Reka-Checks!

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LÖSUNGEN ••• (•••) 01-01-18 / 19. Januar / JANUARPLAUSCH DEN PREIS, eine Auszeit für zwei Personen im Hotel 12345678 910111213 14 Lösungswort einsenden an: work, Belvedere in Grindelwald BE, hat gewonnen: Johann Postfach 272, 3000 Bern 15, oder per von Holzen, Glattbrugg ZH. Herzlichen Glückwunsch! FRAGEN ••• (•••). LÖSUNGSWORT = ••• 02-02-18 / 2. Februar / LOHNGLEICHHEIT E-Mail: [email protected] Einsendeschluss 9. Februar 2018 Lösungswort für den ••• (•••) = 02-02-18 / 2. Februar / LOHNGLEICHHEIT

INSERAT •••

Überstunden ? Stress ? Informieren Sie sich über Ihre Rechte!

Ihre Arbeitszeit wird nicht erfasst ? Sie können Ihre Überzeit nicht kompensieren ? Die ständige Erreichbarkeit belastet Ihr Privatleben? Neue, «flexible» Arbeitsformen werden immer häufiger. Sie weichen die Grenze zwischen Was ist Service Arbeitszeit ? Arbeit und Freizeit auf. Selber bestimmen, wann und wo man arbeitet – was sich attraktiv Service Arbeitszeit ist eine effiziente und zuverlässige In­ anhört, führt jedoch oft zu mehr Verpflichtungen, überlangen Arbeitstagen und nicht erfass­ formationsplattform. Ein kompetentes Team beantwortet ten Überzeiten. Das gefährdet die Gesundheit der Angestellten. rasch und direkt Ihre Fragen rund um die Arbeitszeit und deren Erfassung. Diese Dienstleistung der Gewerkschaft Kennen Sie Ihre Rechte? Unia ist für alle kostenlos. Service Arbeitszeit bietet unter anderem Informationen zu: Informieren Sie sich ! Arbeitszeiterfassung : die letztjährige Änderung der Verordnung zum Arbeitsgesetz und ihre Folgen Zeitmanagement : Überstunden, Überzeit, Minus­ Aktuelle Informationen zum Arbeitsgesetz: stunden, Pausen und Ruhezeit service-arbeitszeit.ch www.unia.ch/arbeitsgesetz Unterstützung bei all Ihren Anliegen erhalten Sie entweder 0848 240 240 telefonisch über die Hotline 0848 240 240 (Ortstarif) oder online unter www.service-arbeitszeit.ch. 2. Februar 2018 workpost 15

WORKLESERFOTO WORKPOST www.workzeitung.ch

Chapeau! Habe das Layout und verschie- denes anderes schon lange als hervor- ragend empfunden. Macht weiter! R. RÜEDI

work präsentiert sich mit einer neuen, gelungenen Website. Gratulation! SIMON RUTZ, DENKNETZ, VIA E-MAIL

Jetzt habe ich mir die Website ange- schaut, und ich gratuliere Euch! Sie ist sehr klar, prima Navigation, funktioniert wie am Schnürchen und macht richtig viel Spass beim Lesen. Ich bin also nicht nur bei den work-Artikeln geblieben, sondern auch zu den diversen Links (beim No-Billag-Artikel) gewandert und fand auch diese Ausfl üge echt informativ. DORE HEIM, SCHWEIZERISCHER GEWERKSCHAFTSBUND, VIA E-MAIL

Toll gemacht! SEVERIN NOWACKI, VIA E-MAIL

Gut gemacht! Ein Spaziergang im Winterwunderland Gewinnen Sie 100 Franken! JÖRG VON ARX, VIA FACEBOOK WANN 13. Dezember 2017 Senden Sie uns Ihr Lieblingsfoto: Wenn es abgedruckt wird, WO Schangnau im Oberemmental gewinnen Sie 100 Franken! Schreiben Sie uns, was es zeigt und Finally! Die @workzeitung hat ein Facelif- WAS Hochmoor Steinmösli wo, wann und wie es entstanden ist. Bitte vergessen Sie nicht, ting erhalten. Wurde aber auch Zeit. Die Ihre vollständige Adresse anzugeben. Eingesandt von Béatrice Bieri, Oberhofen BE Senden an [email protected], Betreff «Leserfoto» handgestrickte Uraltwebsite war ja kaum mehr auszuhalten. Wünsche viel Erfolg damit! VON @UGUGU, VIA TWITTER

Jetzt einfach nur noch den Inhalt auffri- WORKPOST schen, dann klappt’s. ;-) CHRISTIAN WASSERFALLEN, NATIONALRAT FDP, VIA TWITTER

Verdingkinder: Es schmerzt workquiz In der letzten work-Ausgabe hat Jean bare. Trotz unzähligen Anläufen bei Ämtern Ziegler über Verdingkinder und die und der Nachfrage nach den Gründen für das Wie gut sind Sie? unmögliche Wiedergutmachung Wegsperren erhielt ich keine Antwort. Diese Staatsscheusale verweigerten mir auch jede 1. Streik geschrieben – ein unrühmliches Auskunft, die mir bei der Suche nach meinem Was bedeutet die Abkürzung SDA? Kapitel der Schweizer Geschichte, biologischen Vater geholfen hätte. a) Schweizerische Despoten-Agentur? das bis heute schwerwiegende Folgen R. RÜEDI b) Schweizerische Dividenden-Anstalt? für die Betroffenen hat. Auf www. c) Schweizerische Depeschen-Agentur? workzeitung.ch läuft eine rege Debatte. d) Schwabsche Druck-und-Press-Anstalt? Hier ein Auszug: Danke, 2. Abstimmung Herr Ziegler! Was will die No-Billag- Unerträgliche Initiative? Das nenne ich Mut, Herr Ziegler. Sie suchen a) Radio und Fernsehen abschaffen? seelische Wunden nicht nach Ausreden und Entschuldigungen, b) Fernsehen und Radio abschaffen? sondern stehen offen zu den damals gemach- c) Abschaffen Fernsehen und Radio? Ich habe es selbst erlebt. Ich glaube, dass es die ten Fehlern. Dafür danke ich Ihnen! d) Und abschaffen Radio Fernsehen? Angst der seelischen Wunden unerträglich Ich war selbst auch Betroffener und wurde Gewerkschafter Früherziehung machen, dann macht, die Geschichte noch einmal aufzurol- von Heim zu Heim sowie ins Armenhaus bis beklagt Ihr das Nichteinhalten von Regeln, 3. Arm und reich len. Viele sind gestorben oder haben ihr Leben und mit Verdingung umhergeschoben. Ich dann muss es politisch korrekt sein. So werdet Warum gibt es selbst beendet. Ich habe das Gesuch nicht ganz wurde als debil, als Nichtsnutz eingestuft vom Ihr nie was ändern. immer mehr ausgefüllt, weil die Vergangenheit noch immer Vormund und als zu blöd für eine Berufsaus- URSULA BIONDI, EHEMALIGE PRÄSIDENTIN VEREIN RAVIA Superreiche? schmerzt. Aber ich habe meine schmerzlichen bildung. Nun bin ich bereits 76 Jahre alt und (ADMINISTRATIVVERSORGTE 1942–1981) UND MITGLIED DES a) Weil die Welt FOTO: KEYSTONE Erinnerungen, wie ich es als Kind erlebt habe, ging all die Jahre selbständig meinen Weg. INITIATIVKOMITEES WIEDERGUTMACHUNGSINITIATIVE ungerecht ist? aufgeschrieben. Wie ich gefühlt und geweint Aber Misshandlungen, sexuelle Übergriffe b) Wegen Finanz- habe. Das braucht viel Kraft. usw. begleiten mich in Form von gesundheit- minister Ueli Gesundheitlich kämpfe ich bis zum heutigen lichen Krankheitsfolgen, Albträumen usw.! Gebrochen haben Maurer? Tag. Ärzte können mir nicht mehr helfen. RUDOLF ZÜGER c) Alle selber Das Leben geht langsam zu Ende. Ich hoffe, tschuld? dass meine Frau die Unterstützung noch sie mich nicht d) Wegen Erb- erlebt. Es darf nicht Ich bin einer derer, die am Schluss versorgt schaften und ERNST SPICHIGER wurden. Mit Jahrgang 1965 habe ich vieles Steueroasen? mitgemacht. Ab Geburt den Eltern weggenom- mehr passieren men, zu Pfl egeeltern gesteckt, neuen Namen 4. Gut und schön Diese «Eine Bewegung, eine Revolution erfolgt nur, bekommen, nach Jahren liessen sich die Wo streiken Gewerkschaften für die wenn alle aufstehen und sich versammeln» Pfl egeeltern scheiden, und ich kam zur Pfl ege- 28-Stunden-Woche? Staatsscheusale! (Bernie Sanders, USA 2016). Aber ach, Ihr Sozial- mutter und erhielt wieder einen neuen a) Italien? Danke, Herr Ziegler. Als selbst schwer Betroffe- demokraten, Ihr fi ndet doch immer ein Auge Namen, danach abgeschoben in Heime, Inter- b) Deutschland? ner (Jahrgang 1945) renne ich seit 7 Jahren Eures Mitstreiters, das Ihr aushacken könnt. nate, Klosterinternate, Anstalten für schwer- c) Griechenland? gegen eine Wand. Als Baby verfrachtete man Wenn früher die Apotheken und die Banken erziehbare Kinder und so weiter. Schläge, d) Kasachstan? mich in ein Babyheim. Mit 6 Jahren in ein Kinderbüchlein verteilten, dann war es der sexueller Missbrauch, alles durchgemacht. Kinderheim. Alsdann nacheinander auf zwei Kapitalist, aber «den Kindern hat es ja gefal- Gebrochen haben sie mich nie. Doch die Die Antworten fi nden Sie in dieser Bauernhöfe. Schwerstarbeit. Damit aber noch len …». Wenn die Armee Kinder auf den Panzern Gesundheit leidet darunter, heute mit 53 bin work-Ausgabe – oder, indem Sie sich oder nicht genug: Unbescholten und mit lupenrei- herumklettern lässt, bezahlt mit Steuerfranken ich ein seelisches Wrack, körperlich auch die Zeitung auf den Kopf stellen!

nem Leumund, landete ich für 2 Jahre unter notabene, dann ist es der Klassenfeind, aber nicht mehr auf der Höhe. Lösungen: 4b 3d; 2abcd; 1c; Kriminellen, in einem Heim für Schwererzieh- «die Kinder hatten den Plausch». Wenn nun UIGEADAIL EISENBERG 16 worktag 2. Februar 2018 Smart-Shuttle-Fahrer

STÉPHANE ROTEN EIN WELT- REISENDER Stéphane Roten (*1953) erreicht dieses Jahr das ordentliche Pensions- alter. Pensioniert wurde der Postauto- chauffeur aber bereits vor drei Jahren, dank den Vereinbarungen im Gesamtarbeitsver- trag (GAV).

IN DIE LUFT. Zuerst machte er eine Lehre als Pöstler. Danach fuhr er LKW durch Europa, sogar bis nach Teheran, ironi- scherweise mit maschinengewobenen Teppichen, die er aus Europa ins Herz der Perserteppich-Kunst lieferte. Roten heu- erte darauf bei Transvalair an und flog als Lademeister mit Transportflugzeu- gen um die Welt, im Frachtraum Kühe, Ananas oder Klein- flugzeuge. Er lernte selber fliegen, es blieb aber ein Hobby. Als die Firma nach Stéphane Roten (64) überwacht fahrerlose Kleinbusse der Erdölpreiskrise aufgab, steuerte Stéphane Roten zuerst Baulastwagen, dann Reisebusse. «Ich habe sicher schon 1980 holte ihn die Post zurück, diesmal als Chauffeur. Bis zu seiner Pensionierung fuhr er Postautos durch die steilen Täler 40 Fernseh-Interviews gegeben» des Wallis.

Stéphane Roten lebt oberhalb von Sitten Als Gewerkschafter sieht er die Auch der Sittener Stéphane Roten (64) sitzt Hindernisse: falsch parkierte Autos oder bleme», sagt der ehemalige Postauto- in Arbaz. Er ist Automatisierung zwar kritisch. im Bus. Er ist Co-Leiter des Smart-Shuttle- Menschen, die den Kleinbus aus Spass zum chauffeur. Früher seien seine Ideen eher geschieden und hat Projekts, verantwortlich für die digitale Anhalten zwingen. zurückgebunden worden. Das ist beim zwei erwachsene Trotzdem hat er Spass am Smart Kinder. Jahrelang war Shuttle, der seit 2015 durch Sitten Überwachung der Fahrzeuge, und Vorge- Der französische Hersteller Navya hat Smart-Shuttle-Projekt anders – denn wo er im Syndicom- kurvt. setzter der Begleitpersonen. Der Smart bisher 65 Smart Shuttles produziert, 55 müsste man zwingender kreative Lösun- Branchenvorstand Shuttle lockt Journalistinnen und Journa- sind aktuell im Einsatz. Die meisten aber gen finden als in einem völlig neuen Pro- Post und verhandelte SINA BÜHLER | FOTOS NIKOLAUS LORETAN listen aus der ganzen Welt ins Wallis. «Ich privat oder in der Industrie – im Innern jekt? Nach der ersten Testphase, in der die über den GAV. 3500 Der Kleinbus fährt langsam, allerhöchstens habe sicher schon 40 Fernsehinterviews ge- ­eines Atomkraftwerks beispielsweise. Routen definiert, abgefahren, gefilmt, pro- Franken beträgt seine 20 Kilometer pro Stunde. Beim Bremsen geben», sagt Stéphane Roten. «Unsere auto- Im öffentlichen Raum muss so ein grammiert und vor allem immer wieder monatliche Pension. aber, da stoppt das Fahrzeug sekunden- nomen Fahrzeuge fahren im öffentlichen Fahrzeug erst mal akzeptiert werden. Des- Fehler korrigiert wurden, startete im Juni Beim Smart-Shuttle- schnell. Der Smart Shuttle, ein fahrerloses Raum, in einer realen, lebendigen Stadt. halb sieht Stéphane Roten seinen Job als Me- 2016 der Testbetrieb mit der Beförderung Job ist er im Stunden- Elektrofahrzeug, kurvt seit 2015 durch die Das ist einzigartig.» diator: Er redet mit dem ETH-Professor ge- von Fahrgästen. Inzwischen haben schon lohn angestellt und Innenstadt von Sitten. Ganz alleine ist das nauso wie mit dem Gemeindepräsidenten, 36 000 Personen eine kostenlose Testfahrt verdient im Monat durchschnittlich 3200 Fahrzeug aber nie unterwegs. Das Strassen- PRÄZISIONSARBEIT. An der schmalsten geht mit den vielen Schaulustigen, die die genossen. Einen einzigen Unfall gab es in Franken. verkehrsgesetz sieht vor, dass immer eine Stelle muss der Bus durch eine 2,4 Meter Fahrt durch Sitten geniessen wollen, nicht dieser Zeit: «Ein illegal parkierter Liefer- Begleitperson dabei sein muss. Heute sind breite Gasse gleiten, auf jeder Seite bleiben anders um als mit Susanne Ruoff, CEO der wagen hatte die Hecktür geöffnet. Das war es sogar zwei. Weil zurzeit eine neue Route exakt 12,5 Zentimeter frei. Dort wird auch Schweizer Post. «Sie ist eine Nachbarin», sagt für die Sensoren des Smart Shuttle zu programmiert wird, notiert ein Begleiter klar, wo ein computergesteuertes Fahr- Roten, denn Susanne Ruoff lebt in Crans- hoch oben», erklärt Roten. Unregelmässigkeiten, während der andere zeug den Menschen übertrumpfen kann: Montana. Das Walliser Bergdorf liegt auf ei- die Fahrt per Joystick korrigiert. Das Teil Auf den Millimeter genau bleibt es auf sei- ner der Postautostrecken, die Roten früher DIE ZUKUNFT IM GRIFF. Aber müsste er sich sieht nicht nur aus wie eine Spielkonsole, nen virtuellen Schienen. Mit Vollbremsun- regelmässig bediente. Dass ihm die Post- als Gewerkschafter nicht gegen die Auto- es stammt tatsächlich von einer X-Box. gen reagiert es nur auf unvorhergesehene chefs nun auf Augenhöhe begegnen, freut matisierung wehren? Roten nickt. Und den ehemaligen Chauffeur. Früher sass er wägt ab: «Wir können die Technologie sel- ihnen als Syndicom-Gewerkschafter jahre- ber an die Hand nehmen und sie damit lang in harten Verhandlungen gegenüber. auch in der Zukunft im Griff haben. Wenn nicht, machen das andere.» Wie weit wir EIN EINZIGER UNFALL. Als Stéphane Roten damit gehen wollten, sei eine andere den Job mit dem Smart Shuttle begann, Frage. Roten: «Würden Sie in ein Flugzeug war er 62 Jahre alt und hatte gerade die steigen, das komplett autonom durch die Frühpension angetreten. Er steckte da- Lüfte fliegt?» Die Frage bleibt offen, denn mals in der Trennung von seiner Frau, was der Smart Shuttle beendet die Runde am ihm komplett den Boden unter den Füs- Bahnhof. Und zwar ganz sanft. Etwas wei- sen weggezogen habe. Und er merkte, dass ter vorne stehen seine grossen Schwes- ihm die Arbeit darüber hinweghalf. Also tern, die Postautos, in Reih und Glied. Bis nahm er die Teilzeitstelle an. 50 Prozent auf eines: Es steckt schräg in einer zerbro- arbeitet er seither, im Stundenlohn. Was chenen Scheibe des Coop Pronto. Das Post- FAHREN OHNE CHAUFFEUR: Der Smart Shuttle fährt zwar vollständig automatisch, dennoch muss Stéphane Roten gefällt ihm daran? «Ich bin ein kreativer auto fuhr von selbst los – allerdings kom- den Kleinbus sehr genau überwachen. Mensch, ich finde gerne Lösungen für Pro- plett unbeabsichtigt.

WORKIMPRESSUM work ist die Zeitung der Gewerkschaft Herausgeberin work, Gewerkschaft Unia Verlag und Sozialabbauer? Lohndumper? Redaktion Weltpoststrasse 20, 3000 Bern Postadresse Postfach 272, 3000 Bern 15 Telefon Verlag und Redaktion Vorname/Name 031 350 24 18 Fax 031 350 24 55 E-Mail Verlag [email protected] E-Mail Redaktion [email protected] Jobvernichter? work nennt die Namen. Internet www.workzeitung.ch Redaktion Marie-Josée Kuhn (Chefredaktorin),­ [email protected]; Christian Egg, [email protected]; Ralph Hug, [email protected];­­­ Patricia D’Incau, Angriffig, kritisch, frech. Strasse [email protected]; Sabine Reber, [email protected]­ Mitarbeit an dieser Nummer Peter Bodenmann, Sina Bühler, Nico Lutz, Paul Rechtsteiner, Andreas Rieger, Clemens Studer,­ Johannes Supe, Anne-Sophie PLZ/Ort Zbinden, Jean Ziegler. Gestaltung/Layout Nina Seiler, [email protected];­­­ Tom­ Hänsel Korrektorat Urs Remund work abonnieren. ­Sekretariat Mirka Grossenbacher (Mo–Mi, Fr), verlag@­ ­workzeitung.ch Anzeigenmarketing­ Cebeco­ GmbH, ­Webereistrasse­ 66, 8134 Adliswil, Telefon 044 710 19 91, 044 709 19 20, [email protected]­ Für nur Fr. 36.– im Jahr Telefon/E-Mail Druck Tagblatt Print, Im Feld 6, 9015 St. Gallen Abonnement Jahres­abonnement (21 Ausgaben) Fr. 36.–, ­ Einzelpreis Fr. 2.80, Euro 2.– Abodienst Unia-Mitglieder: Bitte wenden Sie sich an die zuständige ­Unia-Sektion. jeden zweiten Freitag direkt ins Haus. Übrige ­Abonnenten: Mo–Fr 9–11.30 Uhr, Telefon 031 350 24 18, [email protected]­­ Auflage 92 416 work, Abodienst, Postfach 272, 3000 Bern 15. www.workzeitung.ch inkl. Beilagen für alle Mitglieder der Gewerkschaft Unia.