Z 8398 C Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in Deutschland Bonn, den 2. April 1981

• TORNADO Auf dem Rücken Warum hat Apel nicht alle Karten auf den Tisch gelegt? der Arbeitnehmer Seite 5 • VERTEIDIGUNG Die von der SPD/FDP-Koalition beschlossene Fraktion ergreift neue Initiativen Erhöhung der Mineralölsteuer für Benzin Seite 6 und Dieselöl zum 1. April 1981 ist zutiefst • NATO arbeitnehmerfeindlich und volkswirtschaftlich Die Bundesregierung hält ihre schädlich. Sachverständige, Verbände und Versprechungen nicht Seite 7 Gewerkschaften bestätigen dies einmütig. Die CDU bedauert, daß SPD und FDP gerade • MEDIEN in einer angespannten konjunkturellen Lage Das Bild der Frau wird meistens die Automobilindustrie und ihre Zulieferer- verzerrt dargeboten Seite 8 betriebe einer unnötigen Belastungsprobe aussetzen und dadurch weitere Arbeitsplätze • KOMMUNEN in Gefahr bringen. Ausgabenträchtige Gesetze müssen gestoppt werden Dies erklärte vor dem Parteipräsidium Seite 11 am 30. März 1981 in Bonn und fuhr fort: Erneut • CDU tragen SPD und FDP ihre verfehlte Finanzpolitik NIEDERSACHSEN auf dem Rücken der Arbeitnehmer aus. Viele Ar- Lauterbacher Programm wurde beitnehmer sind auf das Auto angewiesen, um fortgeschrieben Seite 13 ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Sie sind von den beschlossenen Maßnahmen der SPD/FDP beson- • FLUGBLATT ders hart betroffen. Mineralölsteuererhöhung Zur außenpolitischen Lage: Die CDU verfolgt die Seite 15 Entwicklung in Polen mit großer Sorge. Sie ist • ÖFFENTLICH- jedoch nach wie vor davon überzeugt, daß die KEITSARBEIT Polen ihre Probleme aus eigener Kraft lösen kön- Neuvorstellungen rosa Teil nen. Eine politische wie militärische Einmischung von außen, von welcher Seite auch immer, kann • DOKUMENTATION durch nichts gerechtfertigt werden und steht nicht Betrifft: Hans-Joachim Vogel (Fortsetzung auf Seite 2) grüner Teil UID 11 • 2. April 1981 • Seite 2

(Fortsetzung von Seite 1) bindung in das Atlantische Bündnis und zuletzt in eklatantem Widerspruch zur die enge Freundschaft zu den Vereinig- gemeinsamen Schlußerklärung der ten Staaten von Amerika. Konferenz für Sicherheit und Zusam- Das Festhalten am NATO-Doppelbe- menarbeit in Europa, die auch von der schluß darf durch keinerlei Zweifel ge- Sowjetunion, der CSSR und der DDR trübt werden. Breschnews Morato- unterzeichnet worden ist. riums-Vorschlag ist keine annehmbare Das gilt auch für die Androhung von Verhandlungsgrundlage, da es lediglich Gewalt, die gegenüber Polen immer un- sein Ziel ist, einzelne NATO-Länder aus verhüllter in der sowjetischen Presse der Solidarität des Bündnisses heraus- oder durch sogenannte Manöver von zubrechen. Die CDU fordert Minister Warschauer-Pakt-Truppen zum Aus- Genscher dazu auf, dies unmißver- druck kommt. Die CDU fordert die Bun- ständlich zum Ausdruck zu bringen. desregierung auf, der Sowjetunion und Die Mission des Bundesaußenministers ihren Verbündeten entschiedener als in Moskau wird dadurch erschwert, daß bisher klarzumachen, welche Folgen er eine in den Grundfragen unserer eine Politik der Androhung oder An- Außen- und Sicherheitspolitik heillos wendung von Gewalt gegenüber Polen gespaltene Koalition vertritt. Der eine für den Frieden, die Sicherheit und die Teil legt in Washington Treueschwüre Zusammenarbeit in Europa und welt- und Sympathiekundgebungen ab. Der weit nach sich ziehen würde. andere Teil vertritt zu Hause unverhüll- Die Christlich Demokratische Union ten Antiamerikanismus. Der eine Teil Deutschlands wird Erfolg oder Mißer- der Koalition lehnt ein rüstungskontroll- folg der Reise des Bundesaußenmini- politisches Moratorium entschieden ab, sters nach Moskau daran messen, ob der andere befürwortet es. Der Kanzler es ihm gelingt, den sowjetischen Ge- ist offensichtlich nicht mehr in der La- sprächspartnern gegenüber die Grund- ge, die Grundzüge deutscher Außenpo- position der deutschen Außenpolitik zu litik verbindlich festzulegen und eine verdeutlichen. Unverzichtbare Grund- entsprechende Kabinettsdisziplin durch- lage deutscher Außenpolitik ist die Ein- zusetzen.

Bundesfinanzministeriums hat nunmehr • INFORMATION geantwortet und mitgeteilt: „Aufwen- dungen für Dienstleistungen zur Beauf- Mehr Rechtssicherheit sichtigung oder Betreuung eines Kin- des dürften nach § 33 a Absatz 3 Satz 1 beim Kinderbetreuungsbetrag Nummer 1 EStG grundsätzlich nur be- Durch eine parlamentarische Anfrage rücksichtigt werden, soweit sie nachge- im Deutschen Bundestag hat sich der wiesen oder glaubhaft gemacht werden. Vorsitzende des Diskussionskreises Werden nicht mehr als 300 Mark/600 Mittelstand, MdB Hansheinz Hauser, be- Mark (Hälfte der Höchstbeträge) je Kind müht, mehr Rechtssicherheit beim Ab- im Kalenderjahr geltend gemacht, kann zug von Kinderbetreuungskosten nach das Finanzamt in der Regel von einer § 33 a Absatz 3 Einkommensteuergesetz Nachprüfung absehen." zu erreichen. Der Staatssekretär des Diese Verwaltungsanweisung entspricht UID 11-2. April 1981 • Seite 3

Bundespartei unterstützt Berliner CDU Auf mehr als 100 Veranstaltungen ze bestreiten Niedersachsens Mini- spricht der CDU-Spitzenkandidat Ri- sterpräsident Ernst Albrecht, der chard von Weizsäcker während des rheinland-pfälzische Ministerpräsi- Wahlkampfes in Berlin. Er und seine dent Bernhard Vogel und Schleswig- Mannschaft werden bei den massi- Holsteins Ministerpräsident Gerhard ven Wahl kämpf ei nsätzen tatkräftig Stoltenberg, der auf der Abschluß- von der Bundespartei unterstützt. So kundgebung der CDU am 7. Mai weilt Helmut Kohl an sechs Tagen in sprechen wird. Ebenso wird Bundes- Berlin. Gemeinsam mit Richard von tagspräsident Richard Stücklen meh- Weizsäcker spricht er am 2. April auf rere Termine in Berlin wahrnehmen. der Großkundgebung der CDU in der Am langen Wochenende vom 30. Eissporthalle. Drei Tage später, am April bis 3. Mai werden mehr als 100 5. April, tagt unter Vorsitz von Hel- CDU/CSU-Bundestagsabgeordnete mut Kohl der CDU-Bundesvorstand in Berlin. Neben Kohl unterstützen sowie Junge Union und RCDS aus alle Bundesvorstandsmitglieder die dem gesamten Bundesgebiet am Berliner CDU für die Wahlen am 10. Deutschland-Canvassing der Berli- Mai. Generalsekretär Geißler kommt ner CDU mit einer Fülle von Veran- für drei Tage, staltungen in der ganzen Stadt teil- ebenfalls; weitere Wahlkampfeinsät- nehmen. der im Vermittlungsverfahren zum Steu- Kritik an der eränderungsgesetz 1981 von der CDU/ gymnasialen Oberstufe CSU durchgesetzten bundeseinheit- lichen Verwaltungsregelung. Scharfe Kritik an der Reform der gym- In welchen Fällen eine Nachprüfung ge- nasialen Oberstufe hat die Kultusmini- boten ist, kann nach Auffassung des sterin von Rheinland-Pfalz, Hanna-Re- Bundesfinanzministeriums nicht gene- nate Laurien, geübt. In der Wochenzei- rell bestimmt werden. Insoweit besteht tung „Rheinischer Merkur/Christ und ein Ermessensspielraum des Finanzam- Welt" vom 27. März erklärte sie, es tes. Diese Regelung gilt nunmehr auf- gebe „in mehr als einem Bundesland grund von gleichlautenden Ländererlas- Oberprimaner ohne Deutsch-, Mathe- sen nach Auskunft des Bundesfinanzmi- matik- und Fremdsprachenunterricht. nisteriums einheitlich bundesweit. Aller- Damit schrumpfen die Maßstäbe der dings werden in den Ländern unter- Studierfähigkeit". Hanna-Renate Lau- schiedliche Anforderungen an die für rien plädiert für eine baldige Änderung den Abzug der Kinderbetreuungskosten der Kultusminister-Vereinbarung von •nnerhalb der Nichtbeanstandungsgren- 1972. Bessere Allgemeinbildung lasse zen bestehende Darlegungslast des sich nur erzielen, wenn sich die Grund- Steuerpflichtigen gestellt. Die Länder- kurse in der Gesamtnote nachhaltiger finanzminister sollen dafür sorgen, daß als bisher auswirkten. Nach Auffassung die Nichtbeanstandungsgrenze einheit- der Ministerin werden die Leistungskur- lich gehandhabt wird. se derzeit überbewertet. Die Jugend UiD 11-2. April 1981 • Seite 4

dürfe nicht durch breite Abwahlmöglich- Zahl, die nach Ansicht des JU-Vorsit- keiten schwieriger Fächer zu der Devi- zenden noch in die- se verführt werden: „Maximierung des sem Frühjahr erreicht werden müßte. Ertrages bei Minimalisierung des Ar- Wissmann sieht darin ein Zeichen da- beitsaufwandes". für, daß es nicht einen umfassenden Trend der Abkehr junger Menschen von Gesamtschule leistet weniger den Parteien gibt. Gesamtschüler lernen weniger als Kin- der an Hauptschulen, Realschulen oder Kommission Gymnasien. Sie sind gleichzeitig ag- für Verbraucherpolitik gressiver, und ihre Schulen sind 50 Pro- Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat zent teurer als das gegliederte Schulsy- eine „Kommission für Verbraucherpoli- stem. Zu diesem Ergebnis kommt der tik" eingesetzt. Vorsitzender ist der Ab- Deutsche Philologenverband, die Ver- geordnete Herbert Helmrich, seine tretung der Gymnasiallehrer, nach einer Stellvertreterin die Abgeordnete Mi- Analyse der wichtigsten Gesamtschul- chaela Geiger. Weitere Mitglieder sind gutachten. die Abgeordneten Kurt Faltlhauser, Her- Der Verbandsvorsitzende Fluck sagte in mann Fellner, Adolf Herkenrath, Peter Bonn: „In der Gesamtschule lernen die Kittelmann und Conrad Schroeder. Kinder weniger als im gegliederten Schulwesen. Die besondere Förderung CDU in NRW von Unterschichtenkindern steht nur auf will Müllabfuhr privatisieren dem Papier. Das Klima an den Ge- Einen Neubeginn der Debatte über die samtschulen ist kalt. Es verhindert mit- Privatisierung öffentlicher Aufgaben an- menschliche Beziehung, fördert jedoch gesichts der desolaten Staatsfinanzen den Egoismus, Aggressionen und Ge- auch im Lande Nordrhein-Westfalen hat walt gegen Personen und Sachen." der stellvertretende Vorsitzende der Hinzu komme, daß die Gesamtschulen CDU-Landtagsfraktion, Ottmar Pohl, doppelt so viele Sachkosten und ein Drit- von der Landesregierung gefordert. An-' tel mehr an Personalkosten verschlän- laß für diese .Forderung des Kölner Ab- gen. Besondere Begabungen verküm- geordOtterTlsl die vor wenigen Tagen merten, individuelle Förderung finde veröffentlichte Studie des Instituts der nicht statt. Fluck: „Die Einführung der deutschen Wirtschaft, die bei Privatisie- Gesamtschule als Regelschule wäre rung von Staatsaufgaben Einsparungen eine unverantwortliche Fehlplanung." von Millionen Mark von Steuergeldern nachweist. Mitgliederzuwachs Durch eine mündliche Anfrage in dieser bei der Jungen Union Angelegenheit an den Innenminister Dr. Die Junge Union hat in den vergange- Schnoor für die Landtagssitzung will nen zwölf Monaten mehr als 19 000 Pohl erreichen, daß die Landesregie- neue Mitglieder gewonnen. Dadurch rung ihre bisherige negative Haltung wurde ein Zuwachs (nach Abzug der aufgibt und eine Privatisierung von Ausgeschiedenen über 35 Jahre) von Hilfstätigkeiten des Staates — Gebäu- 13 000 Mitgliedern erzielt. Die Junge dereinigung, Druckerei — und von Auf- Union nähert sich mit ihrer Mitglieder- gaben im Dienstleistungsbereich —- zahl der Schallgrenze von 260 000, eine Müllabfuhr, Schlachthöfe — überdenkt. UID 11-2. April 1981 • Seite 5

TORNADO Warum hat Apel nicht alle Karten auf den Tisch gelegt?

Haben Untersuchungsausschüsse Es läßt sich nur sehr schwer begreifen, einen Sinn? So fragten in diesen daß er es dahin kommen ließ, daß nun Tagen zahlreiche Bürger in Briefen, — unter der Androhung des Eides — bei Veranstaltungen oder am Staatssekretäre, hohe Soldaten und Be- Telefon den Vorsitzenden des Ver- amte aussagen müssen, was sie wis- sen. Das nämlich ist der Sinn dieses teidigungsausschusses im Deut- Verfahrens: schen Bundestag, MdB Werner Marx. Hier seine Antwort: Im Verteidigungsausschuß müssen alle Angehörigen des Verteidigungsministe- Daß der Verteidigungsausschuß im riums die Meinung des Ministers vortra- Deutschen Bundestag sich zum gen. Da der Bundesminister als eine Untersuchungsausschuß in der Torna- wichtige politische Figur die Verantwor- do-Frage konstituieren mußte, hat man- tung seines Dienstbereiches gegenüber che seiner Mitglieder gar nicht gefreut; dem Parlament trägt, entscheidet er, denn nun müssen sie neben der Arbeit, wer und was man vor dem Verteidi- die im „normalen" Verteidigungsaus- gungsausschuß aussagt. Entsteht dort schuß bewältigt werden soll, noch zu- sätzlich als Untersuchungsausschuß aber der Eindruck, daß Aussagen unter- die vielschichtigen und höchst kompli- drückt werden oder nicht die volle zierten Entwicklungen des Tornado-Fal- Wahrheit, vielleicht sogar nur die halbe •es nachzeichnen. Wahrheit gesagt wurde, so hilft nur das Natürlich muß man sich fragen, ob bei Verfahren eines Untersuchungsaus- den Vorgängen um Beschaffung, Pla- schusses. Er beruft die Zeugen und nung und Finanzierung des Mehrzweck- Sachverständigen, die ohne politische kampfflugzeuges Tornado tatsächlich Rücksichtnahme aussagen müssen. das Urteil des Untersuchungsausschus- Der Untersuchungsausschuß zu den ses unumgänglich war. Mich selbst hat- Vorgängen um das Kampfflugzeug te die Überzeugung beherrscht, daß der MRCA-Tornado hat gute Chancen, die Bundesminister der Verteidigung, wenn volle Wahrheit zu erfahren. Nicht nur in er nur richtig beraten gewesen wäre, die Untersuchung hätte vermeiden kön- jener Frage, die die CDU/CSU beson- nen und sollen. Warum hat er es nicht ders interessiert, nämlich wann Minister getan? Weshalb hat er nicht im Vertei- Apel von den finanziellen Lücken erfah- digungsausschuß alle Karten auf den ren hat, sondern auch um zu sehen, wie Tisch gelegt und rückhaltlos die Wahr- mutig und selbstbewußt Offiziere und heit gesagt? Fachbeamte gewesen sind ... UID 11 • 2. April 1981 • Seite 6

fragten Lehrer sprechen gar nicht über VERTEIDIGUNG die Bundeswehr im Unterricht, — für 6 Millionen Schüler im Alter zwi- schen 15 und 20 Jahren gibt es nur 57 Jugendoffiziere, d. h., auf einen Ju- Fraktion ergreift gendoffizier entfallen in der Betreuung neue initiativen und Information ca. 100 000 Schüler. — Die Darstellung der Bundeswehr Immer häufiger müssen Kompanie- nimmt in den Schulbüchern nur einen chefs feststellen, daß die jungen minimalen Raum ein, wenn sie über- Wehrpflichtigen überhaupt nicht haupt erwähnt wird. mehr wissen, weswegen sie einge- Die Arbeitsgruppe Verteidigungspolitik zogen worden sind. Der Sinn der der CDU/CSU-Fraktion wird deshalb in Verteidigung und des Wehrdienstes der Reihe „Jugend und Gesellschaft" in sind teilweise völlig unbekannt. Zusammenarbeit mit der Konrad-Ade- nauer-Stiftung die damit im sicherheits- Gerade die Fragen der Sicherheits- und verteidigungspolitischen Bereich und Verteidigungspolitik leiden un- vorliegenden Problemfelder der Wehr- ter mangelndem Verständnis, ja schon ungerechtigkeit, der Kriegsdienstver- an Verständnisbereitschaft, besonders weigerung, der Verteidigungsbereit- bei der Jugend, erklärte der verteidi- schaft, der Wehrmotivation, der Landes- gungspolitische Sprecher der CDU/CSU- verteidigung und das Verhältnis Schule Bundestagsfraktion, MdB Peter-Kurt und Bundeswehr verstärkt aufgreifen. Würzbach. Damit will die CDU/CSU einen Beitrag Verantwortlich für die Entwicklung ist zum Abbau des sicherheitspolitischen die Bundesregierung. Bevor sie einmal Bildungsdefizits leisten. Der Union geht über Verteidigung und Bedrohung es darum, daß eine Erziehung zu der spricht, hat sie zehnmal über Entspan- Bereitschaft, unser freiheitliches Sy- nung gesprochen. Die Krawalle um die stem durch den Dienst in der Bundes- öffentlichen Gelöbnisse haben doku- wehr zu verteidigen, wirkungsvoll er- mentiert, daß Bundeskanzler Schmidt höht wird: nicht einmal seine eigene Partei von — den jungen Menschen muß unser der Notwendigkeit der Bundeswehr Staat als verteidigungswürdig dargestellt überzeugen kann. werden, Resultat dieser Politik ist, daß die Bun- — es muß eine sachliche Auseinander- deswehr, die Sicherheits- und Verteidi- setzung mit pazifistischen Konzepten gungspolitik auch an unseren Schulen geleistet werden, keinen angemessenen Stellenwert ha- — den Schülern muß erläutert werden, ben. Erlasse, Rahmenrichtlinien, Lehrer- ausbildung, Schulbücher und andere daß die Bundeswehr im Rahmen des Faktoren schulischer Bildungsarbeit las- atlantischen Verteidigungsbündnisses sen zu wünschen übrig. die Aufgabe hat, das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes zu vertei- Dazu einige Beispiele: digen und damit den Frieden zu si- — 42% der 1975 vom Infas-Institut be- chern. UiD 11 • 2. April 1981 • Seite 7

NATO Die Bundesregierung hält ihre Versprechungen nicht

Scharfe Angriffe gegen Bundes- schen Regierung einen eindeutigen und verteidigungsminister klaren strategisch-politischen Kurs der und die Sicherheitspolitik der aktiven Friedenssicherung gegenüber Bundesregierung hat der Verteidi- der Sowjetunion durchsetzen. Und gungsexperte und stellvertretende zweitens, daß wir unsere Bündniszusa- Vorsitzende der CDU/CSU-Bundes- gen erfüllen, das heißt, daß wir an der tagsfraktion, Manfred Wörner, Verwirklichung des Nachrüstungsbe- in einem Interview mit dem „Mann- schlusses festhalten, das langfristige heimer Morgen" geübt. Verstärkungsprogramm erfüllen, und Die Stellung der Bundesrepublik im drittens, daß wir unsere Streitkräfte Bündnis ist zweifach gefährdet: nicht weiter schwächen, sondern das Einmal durch Unklarheiten und man- an Kampfkraft und Einsatzbereitschaft gelnde Verläßlichkeit in bündnispoli- aufrechterhalten, was seither die Bun- tisch wichtigen Entscheidungen. Zum deswehr zu einem der stärksten Fakto- zweiten ist sie geschwächt dadurch, ren der Verteidigung und Friedenssi- daß die Bundesrepublik ihren interna- cherung macht. tionalen Verpflichtungen im Sicher- Die CDU/CSU hat in den vergangenen heitsbereich nicht mehr nachkommt. Jahren ganz konsequent eine Politik Es steht fest, daß wir das langfristige betrieben, deren Hauptinteresse die Si- Verstärkungsprogramm der NATO nicht cherung unserer Verteidigungsfähig- erfüllen, wie wir das versprochen ha- keit, d. h. die Sicherung des Friedens ben; es steht fest, daß wir in unseren war. Und wir haben die Regierung in Verteidigungsleistungen unter dem blei- wesentlichen Punkten dort gestützt, wo ben, was wir feierlich international zu- sie eine Politik betrieben hat, die die- gesagt haben und daß wir auch die sem Ziele dient. versprochene Entlastung der Amerika- Jetzt ist der Punkt erreicht, wo wir den ner in Europa dafür, daß sie an den Eindruck haben, daß die Regierung die- Golf gehen, nicht durchführen. Die Bun- se Aufgabe nicht mehr bewältigt, daß desrepublik riskiert es, mehr und mehr sie die Sicherheit der Bundesrepublik 'n die außenpolitische Isolierung zu ge- zu vernachlässigen beginnt, daß sie die lten. Denn es ist offenkundig, daß die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte neue amerikanische Regierung die Rol- schwächt und daß sie Konfliktstoffe im 'e Frankreichs und auch Großbritan- Bündnis aufhäuft, die uns, die Bundes- niens aufzuwerten beginnt. republik Deutschland, in eine verhäng- Das ließe sich ändern, erstens dadurch, nisvolle Lage gegenüber den USA daß wir zusammen mit der amerikani- bringen. UID 11 • 2. April 1981 • Seite 8

tet eine größere Vielfalt des Angebots MEDIEN nicht nur ein Mehr an Quantität, son- dern auch an Qualität und an zielgrup- penorientiertem Angebot und damit Das Bild der Frau eine größere Chance zur verantworte- ten Freiheit. wird meistens verzerrt Der Enquete-Bericht legt eine Grund- dargeboten problematik der öffentlich-rechtlichen Medien offen. Einerseits sind sie als In der Debatte zum Bericht der öffentlich-rechtliche Anstalten dem Ver- Enquete-Kommission Frau und Ge- fassungsgebot der Gleichberechtigung sellschaft führt die Parlamentarische verpflichtet. Andererseits tragen sie Geschäftsführerin der CDU/CSU- nach Auffassung der Enquete-Kommis- Fraktion, MdB , sion aufgrund ihrer „Absatzorientie- zum Thema „Frau und Medien" u. a. rung" — d. h. ihrer Ausrichtung nach aus: Einschaltquoten — eher zur Bestäti- gung bestehender Werthaltungen als zu Die Medien eröffnen den Frauen und deren Veränderung bei. den Familien neue Möglichkeiten Dieses Dilemma zwischen Verfassungs- der Bildung, Information und Unterhal- auftrag und „Angebotsorientierung" tung: Sie schaffen damit auch neue zeigt sich auch am Beispiel des Bildes Kontaktmöglichkeiten für Frauen, denn der Frau in den Medien. Die meist kli- die Weiterbildung ist nur im Medienver- scheehafte Darstellung der Frau in den bund effektiv; Frauengruppen und Ver- Medien ist vielfach beklagt worden. bänden erwachsen hier neue Aufgaben- felder, die sie noch längst nicht hinrei- Der Enquete-Bericht wiederholt diese chend aufgegriffen haben. Klage. Die Darstellung der Frau als ver- nachlässigtes Heimchen am Herd, als Medien in ihrer Vielfalt schaffen Frei- weibliche Haushaltsmanagerin mit lak- heitsraum für den Menschen mit allen kierten Fingernägeln, als übertriebene, Vorteilen und Risiken. Aus diesem exaltierte Emanze oder als Sex-Idol Grunde weigern wir uns, den ohne wird weder den vielfachen Aufgaben, Zweifel vorhandenen Mißbrauch der noch dem Lebensverlauf oder gar der Medien etwa durch Überkonsum als Würde der Frauen gerecht. Auch schaf- Ausgangspunkt für die Diskussion des fen solche Darstellungen nicht gerade Themas Frau/Familie und Medien zu ein der Gleichberechtigung der Frau wählen. Ich bin daher nicht der Auffas- dienliches Klima. sung des Herrn Bundeskanzlers, der — Notwendig und der Lebenswirklichkeit auch im vermeintlichen Interesse der entsprechend wäre ein Bild der Frauen Frauen und Familien — am liebsten in den Medien, das die unterschiedli- einer medienpolitischen Rationierung chen Rollen berücksichtigt. Das beste- durch Einschränkung des Fernsehange- hende System des öffentlich-rechtli- bots das Wort redet. chen Rundfunks wird dieser Aufgabe Gerade in der Medienpolitik und gerade differenzierter und pluraler Darstellung für Frauen können Verbote nicht weiter- der Frau — aus welchen Gründen auch helfen. Nach unserer Überzeugung bie- immer — nicht gerecht. UID 11 • 2. April 1981 • Seite 9

Berliner FDP nur knapp KOALITION für alte Koalition Nur eine hauchdünne Mehrheit hat der SPD-Mitglieder kehren Landesvorstand der Berliner FDP auf einem Landesparteitag für seine Wahl- ihrer Partei den Rücken aussage erhalten, in der eine Fortset- Nicht nur in Hamburg, sondern auch in zung des Regierungsbündnisses mit der anderen großstädtischen Ballungsräu- SPD nach den Wahlen zum Abgeordne- men kehren enttäuschte SPD-Mitglieder tenhaus am 10. Mai angestrebt wird. Für ihrer Partei den Rücken. Wie eine inter- den Vorstandsantrag stimmten 112 De- ne Umfrage des neuen SPD-Bundesge- legierte, 109 votierten dagegen, drei schäftsführers Glotz ergab, sieht es nur enthielten sich der Stimme. in den Ruhrgebietsgemeinden sowie in konservativ-ländlichen „Diaspora"-Ge- SPD-Bezirk Mittelrhein genden für die SPD weniger schlecht kritisiert Reagan aus, schreibt der Bonner „Mittwoch- Dienst". Trotz der jüngsten Beschlüsse des SPD-Vorstandes in Bonn zur Sicher- Glotz führt viele der Schwierigkeiten heitspolitik der NATO und der Bundes- aus den letzten Wochen und Monaten regierung sowie zum Komplex Nachrü- auf die „Bonner Glocke" zurück, wo stung und Abrüstungsverhandlungen •Politiker mit Politikern, Politiker mit wird in wichtigen Gliederungen der Par- Journalisten und dann und wann auch tei die Politik der Regierung Reagan noch mit Diplomaten sprechen", ohne weiter offen kritisiert. Auf dem Bezirks- jedoch unmittelbaren Kontakt zur Basis parteitag Mittelrhein bekräftigte der Be- zu haben. Dort, so will Glotz festgestellt zirksvorsitzende Schlatter, der auch zur haben, bewege die Genossen das The- nordrhein-westfälischen Parteiführung ma Hansen beispielsweise sehr viel we- gehört, das Verhalten der neuen ameri- niger als etwa die Frage, ob die Kilome- kanischen Regierung sei unkalkulierbar terpauschale erhöht werde oder nicht. geworden. Gleichwohl weiß die SPD-Führung, daß Schlatter wandte sich indirekt auch ge- s'e an den beiden großen parteiinternen gen Verteidigungsminister Apel. Wer in Konfliktherden, der Energiepolitik und Washington volle Übereinstimmung mit der Zukunft des NATO-Doppelbeschlus- der Regierung Reagan geltend mache, ses, nicht vorbeikommt. Die Parteistra- sagte er, sei nicht mehr in voller Über- tegen im Ollenhauer-Haus rechnen da- einstimmung mit der Sozialdemokratie. niit, daß die Stimmung gegenüber dem Schlatter wurde nach dieser Rede mit JWt einem Verhandlungsangebot gegen- 117 von 196 Delegiertenstimmen wie- über Moskau gekoppelten Nachrü- dergewählt. stungsbeschluß noch kritischer werden Auf dem Bezirksparteitag gelang dem w ird, falls es bei den im Oktober letzten früheren parlamentarischen Geschäfts- Wahres angelaufenen Gesprächen zwi- führer der SPD-Bundestagsfraktion, schen den beiden Supermächten bis Wienand, die Rückkehr in die Politik. £nde 1981 nicht zu Fortschritten Wienand, der vor Jahren über die Pan- kommt. International-Affäre gestürzt war und al- UiD 11 • 2. April 1981 • Seite 10 le Parteiämter niederlegen mußte, ließ stellen den Versuch dar, die privatwirt- sich als Beisitzer in den Bezirksvor- schaftliche Ordnung zu überwinden und stand wählen. Er scheint abermals ein durch ein sozialistisches Bodenrecht zu Bundestagsmandat anzustreben. ersetzen, nachdem die Privatinitiative am Wohnungsmarkt durch überzogene dirigistische und administrative Eingrif- SPD „notfalls" auch fe erstickt worden ist. mit den Alternativen Die Berliner Sozialdemokraten sind be- SPD-Betriebsratsvorsitzender reit, zur Erhaltung der SPD/FDP-Koali- stimmt für CDU-Entwurf tion notfalls auch ein Arrangement mit der Alternativen Liste einzugehen. Das Der Betriebsratsvorsitzende des Stahl- erklärte der in Bonn residierende neue werkes Peine/Salzgitter, Günter Ger- SPD-Landesvorsitzende, , lach (SPD), hat sich auf dem Parteitag am Rande des SPD-Landesparteitages des SPD-Unterbezirkes Peine (23. März gegenüber der Presse. Die „Alternative 1981) für den CDU-Entwurf zur Montan- Liste" hat unter anderem den wegen mitbestimmung und gegen den SPD/ Beteiligung an der Lorenz-Entführung FDP-Koalitionsentwurf ausgesprochen. zu elf Jahren Haft verurteilten Gerald Gerlach stellte laut „Peiner Nachrich- Klöpper als Kandidaten für eine Be- ten" fest: Wir sollten uns nicht die zirksverordnetenversammlung aufge- Augen verkleistern, sondern erkennen, stellt und tritt im übrigen für einen Ab- daß der von der Opposition unterbreite- zug der Schutzmächte aus Berlin ein. te Vorschlag dem Arbeitnehmer mehr Die schlechte Stimmung innerhalb der Sicherheit bietet... Berliner Sozialdemokraten zeigte sich unter anderem daran, daß von 256 Dele- Späte Erkenntnisse gierten 65 fehlten, davon 35 unentschul- von Matthöfer digt. Bundesfinanzminister Matthöfer hat am Glotz-Vorschläge 18. März 1981 vor dem Finanzausschuß ein Dokument der Ratlosigkeit einen Bericht gegeben. Bemerkenswert waren dabei seine Ausführungen über Zu den Vorschlägen des SPD-Bundes- die Fehlentwicklung, daß staatliche geschäftsführers Glotz, zur Eindäm- Transfer-Leistungen und die Nettoein- mung der Spekulation die Grundsteuer kommen der arbeitenden Bürger nicht zu erhöhen und das Bodeneigentum in selten in einem Mißverhältnis stünden. ein Eigentums- und Nutzungsrecht zu Es dürfe sich nicht die Stimmung breit- trennen, erklärt der CSU-Bundestags- machen, „daß regelmäßiges Arbeiten abgeordnete Oscar Schneider, Vorsit- sich im Grund gar nicht lohne". Damit zender des Bundestagsausschusses für schwenkt der Bundesfinanzminister in Raumordnung, Bauwesen und Städte- einer wichtigen Frage auf die Linie ein, bau: Die Vorschläge des SPD-Bundes- welche die CDU/CSU seit Jahren ver- geschäftsführers sind Ausdruck der tritt. Aber Erkenntnisse allein genügen Ratlosigkeit und Unfähigkeit der SPD, nicht. Die Bundesregierung muß han- die Schwierigkeiten und Engpässe in deln, stellte der finanzpolitische Spre- der Wohnungsversorgung zu lösen. Sie cher MdB Hans-Jörg Häfele fest. UiD 11-2. April 1981 • Seite 11

KOMMUNEN Ausgabenträchtige Gesetze müssen gestoppt werden

Bei der Finanzsituation der Ge- grund der jüngsten Steuerschätzung in- meinden herrscht wieder einmal folge schlechterer Wirtschaftsentwick- höchste Alarmstufe. Die Kommunen lung. rechnen mit einem Finanzierungs- — 1 Mrd. DM Mindereinnahmen durch defizit von über sechs Milliarden Kürzung allgemeiner und zweckgebun- in diesem Jahr, erklärte der Bundes- dener Zuweisungen der Länder an die vorsitzende der Kommunalpoli- Kommunen. Die Kürzung der Zuweisun- tischen Vereinigung (KPV), MdB gen ist zum Teil auf die Beteiligung der Horst Waffenschmidt. Länder an der Kindergelderhöhung des Bundes zurückzuführen. Aufgrund der schlechten Finanz- — 3,3 Mrd. DM Mindereinnahmen auf situation werden die Investitionen Grund des Steuerentlastungsgesetzes der Gemeinden 1981 um rd. 10 Prozent 1981. abnehmen. Das bedeutet bei den Bauin- vestitionen ein Minus von rd. drei Mrd. Nach den Erklärungen der SPD/FDP- DM. Koalition in Bonn sollen in dieser Wahl- periode weitere kostenträchtige Geset- Die Neuverschuldung der Gemeinden ze verabschiedet werden, die den Ge- wird 1981 erheblich höher liegen als in meinden erhebliche zusätzliche Ausga- den Vorjahren: Es ist eine Bruttokredit- ben bringen würden, z. B. Staatshaf- aufnahme von rd. 12 Mrd. DM erforder- tungsrecht, neues Jugendhilferecht und lich. Die Finanzsituation der Gemein- Verkehrslärmschutzgesetz. den hat sich insbesondere aufgrund folgender Umstände verschlechtert: Außerdem bringen die bereits vorgeleg- ten Gesetzesinitiativen der Bundesre- Die laufenden Ausgaben aufgrund der gierung im sog. Subventionsabbauge- Gesetze und als Folgekosten der Inve- setz erhebliche zusätzliche Belastun- stitionen der Vorjahre steigen weiter gen für die Gemeinden, z. B. bei der erheblich an, z. B. die Ausgaben für Streichung der Gasöl-Betriebsbeihilfe Soziales von 14,1 Mrd. DM 1979 bzw. für den öffentlichen Personennahver- 15,6 Mrd. DM 1980 auf 17 Mrd. DM 1981 kehr und bei der verstärkten Besteue- und der Personalaufwand von 38,7 Mrd. rung der kommunalen Sparkassen. DM 1979 bzw. 41,8 Mrd. DM 1980 auf Die jährlichen Belastungen für die Ge- 44 Mrd. DM 1981. meinden aus allen diesen Gesetzesin- Andererseits ergeben sich kommunale itiativen der Koalition werden rd. 2 Mrd. Mindereinnahmen 1981 durch folgende DM betragen. Tatbestände: Der Bundeskanzler hat sein Verspre- *— 2 Mrd. DM Mindereinnahmen auf- chen aus der letzten Wahlperiode, den UiD 11-2. April 1981 • Seite 12

Gemeinden zusätzliche erhebliche La- neue Probleme für Wohnungsbau, Ver- sten nur bei entsprechendem finanziel- kehr und Arbeitsplätze hervorruft. lem Ausgleich zuzumuten, für diese Die Kommunalpolitiker der Union for- Wahlperiode nicht erneuert. dern eine klare Koordination von Fach- Die Kommunalpolitiker der Union leh- und Finanzplanung. Manches ist wün- nen es ab, durch Erhöhung kommuna- schenswert, aber angesichts der ler Steuern und Abgaben das Geld zu schwierigen Finanzlage bei Bund, Län- mobilisieren, das die Bundesregierung dern und Gemeinden sollten weitere und die SPD/FDP-Koalition für die Aus- ausgabenträchtige Gesetze nicht verab- führung der von ihnen geplanten Geset- schiedet werden. ze bereitstellen müßten. Wichtigste Ziele der Kommunalpolitiker Die Bundesregierung betreibt mit ihren der Union sind jetzt jüngsten Gesetzesinitiativen eine ein- — Überwindung der Talfahrt der Wirt- seitige Politik zu Lasten der großflächi- schaft gen ländlichen Gebiete und der struk- — Hilfe bei der Stärkung der Investi- turschwachen Räume in der Bundesre- tionsfähigkeit der Betriebe publik Deutschland. Es handelt sich um — Unterstützung zur Erhaltung von Ar- folgende Maßnahmen: beitsplätzen und Schaffung neuer Ar- — Ersatzlose Streichung von 650 Per- beitsmöglichkeiten. sonenzügen der Deutschen Bundes- Um diese Ziele zu erreichen, werden bahn im Nahverkehr; sich die Kommunalpolitiker der Union — Kürzung der Mittel für den Fernstra- in den Städten und Gemeinden soweit ßenbau; wie eben möglich darum bemühen, im — Kürzung der Gemeinschaftsaufgabe Jahre 1961 die Erhöhung kommunaler „Verbesserung der regionalen Wirt- Steuern zu vermeiden. schaftsstruktur" um 20 Prozent; Erhaltung und Stärkung der Investi- — Erhöhung der Mineralölsteuer, die tionskraft der Gemeinden ist eine der besonders die Pendler trifft, die auf das dringendsten finanzpolitischen Aufgaben Auto angewiesen sind; von Bund und Ländern. Die Gemeinden 2 — Streichung der Gasöl-Betriebsbeihil- erbringen /s der öffentlichen Investi- fe für den öffentlichen Personennahver- tionen und schaffen zugleich auch viele kehr, was besonders den Busverkehr im Voraussetzungen für private Investitio- ländlichen Raum trifft. nen, insbesondere im Bereich von Ver- sorgung und Entsorgung. Die kommu- Mit dieser Politik mißachtet die Bundes- nalen Investitionsaufgaben sind durch regierung den Auftrag des Grundgeset- die Baumaßnahmen der letzten Jahre zes, gleichwertige Lebensverhältnisse keineswegs abgeschlossen, sondern in allen Teilen des Bundesgebietes zu sie haben sich auf andere Aufgabenge- schaffen. Diese Bündelung von Nachtei- len ist eine Kahlschlagpolitik zu Lasten biete verlagert. weiter Bereiche unseres Landes. Diese Besonders große Aufgaben stehen an Politik dient auch nicht den Ballungs- im Bereich des Umweltschutzes, beim räumen; denn auf Dauer wird die Land- Bau von Kläranlagen und Abwasserbe- flucht und damit der Bevölkerungs- seitigungseinrichtungen, bei der Er- druck auf die Ballungsräume sowie Bal- schließung neuer Wohngebiete und bei lungsrandzonen verstärkt, was dort der Stadt- und Dorferneuerung. UiD 11-2. April 1981 • Seite 13

CDU NIEDERSACHSEN Lauterbacher Programm wurde fortgeschrieben

Nach über zehnstündiger offener Albrecht, der häufig in die Diskussion und gründlicher Diskussion hat am eingriff, nahm auch grundsätzlich Stel- 27728. 3. 1981 die Niedersachsen- lung zu den aktuellen Jugendproble- CDU ihr aus dem Jahre 1973 stam- men. Er rief dazu auf, der jungen Gene- mendes Lauterbacher Programm ration früher als bisher Aufgaben und fortgeschrieben und den Gegeben- Verantwortung zu übertragen. Als eine heiten der aktuellen Politik ange- der Ursachen der Unruhe der Jugend paßt. Über 600 Delegierte debat- nannte er, daß die Überflußgesellschaft tierten mit großer Geduld und Ge- junge Menschen zu lange in der voll lassenheit rund 540 Anträge, den alimentierten Rolle der Lernenden und Entwurf der Programmkommission nur Aufnehmenden lasse. Es sei aber und die Vorschläge der Antrags- notwendig, der Jugend das Gefühl zu kommission. geben, daß sie gebraucht und gefordert werde. Bei etlichen Punkten gab es kontro- verse Debatten, die Partei blieb Der niedersächsische Ministerpräsident aber stets konsensfähig. Parteitagsbe- nannte es in diesem Zusammenhang obachter konstatierten deshalb mit Er- auch einen Skandal, daß Hunderte von staunen die außerordentlich große Ge- Wohnungen leer^stünden, obschon al- schlossenheit der Partei. lenthalben Wohrfraum gesucht werde. Spezielle Vorwürfe erhob Albrecht da- Nach ihrem nun fortgeschriebenen Pro- bei insbesondere auch gegen städti- gramm verstehen sich die niedersächsi- sche Wohnungsbaugesellschaften, die schen Christdemokraten sowohl als viel mehr als private Spekulanten das »progressiv" und „konservativ" wie Problem leerstehenden Wohnraums zu auch als „liberal" und „sozial". Das verantworten hätten. Albrecht bedauer- Adjektiv „christlich" fehlt in dieser te, daß die Gründe für die seit dem Ortsbeschreibung. Als einige Delegierte Ende der sechziger Jahre andauernde seine Einfügung verlangten, wies der Unruhe der Jugend bisher nicht wissen- fiiedersächsische Ministerpräsident schaftlich erforscht worden seien. Ernst Albrecht darauf hin, daß die Nie- ^ersachsen-CDU nach ihrem Programm Auf die jüngsten Demonstrationen ein- von einem „christlich geprägten Bild gehend, sagte er, daß Recht Recht blei- des Menschen" ausgehe. Das reiche ben müsse. Entschieden warnte er auch aus, weil es eine „christliche" Politik davor, aus Furcht vor mögliche/n unver- n'cht geben könne, da der Anspruch zu hältnismäßidem Auftreten Gesetze hoch sei, um ihn durch Politik verwirkli- überhaupt nicht mehr anzuwenden. chen zu können. In dem neuen Programm bestimmt die UID 11 • 2. April 1981 • Seite 14

Niedersachsen-CDU ihre künftigen Ziel- Diskussion folgte der Parteitag dieser vorsteilungen, die auch orientiert sind Argumentation und entschied sich mit an ihren Erfahrungen als Regierungs- großer Mehrheit für die Senkung. partei. Eindeutig spricht sich der nie- Abgelehnt wurde in der Debatte die dersächsische Landesverband dabei für Errichtung eines Ministeriums für Um- die friedliche Nutzung der Kernenergie weltschutz. Gleichwohl wird dem Um- aus, weil kein Weg an diesem Energie- weltschutz mit einem eigenen Kapitel träger vorbeiführe. Im Programm wird im Programm ein hoher Stellenwert ein- erklärt, daß Niedersachsen nach wie vor „als Standort für eine Wiederaufberei- geräumt. tung oder eine entsprechende Alternati- Ebenfalls abgelehnt wurde ein Vor- ve zur Wiederaufbereitung" von Atom- schlag zur Änderung der Kommunalver- müll in Frage komme. fassung, der die Abschaffung der Zweigleisigkeit in der Verwaltungsspit- Völlig neu formuliert wurde auch ein Kapitel für die Frauen. Darin heißt es ze und die direkte Wahl von Bürgermei- u. a., Frauen sollten frei entscheiden, ob stern und Landräten durch die Bürger sie ihre Lebensaufgabe in der Familie, zum Ziel hatte. im Beruf oder in einer Verbindung bei- Schließlich wurde auch die vor dem der Bereiche finden wollen. Diese Parteitag wiederholt geäußerte Forde- Wahlfreiheit sei der eigentliche Inhalt rung nach einer Verschärfung des De- der Gleichberechtigung. Sie setze aber monstrationsrechts, mit der auch ein vor allem Chancengerechtigkeit in der Verbot der Vermummung gekoppelt Partnerschaft zwischen Mann und Frau werden sollte, verworfen. Nach heißer voraus. nächtlicher Debatte in der Antragskom- mission wurde statt dessen ein Ent- Ausführlich diskutiert wurde der um- schließungsantrag vorgelegt, in dem die strittene Punkt, ob es künftig auch Eskalation der Gewalt bei Demonstra- 18jährigen gestattet sein solle, sich in tionen verurteilt wird. Er wurde einstim- kommunale Parlamente wählen zu las- mig verabschiedet. sen. Nach gründlicher Diskussion hatte die Antragskommission für diese Her- Insgesamt enthält das neuformulierte absetzung des passiven Wahlalters plä- Programm künftig zwei Hauptteile mit diert. Gegen diese Forderung wandten zusammen 14 Kapiteln. Sie lauten u. a.' sich vor allem Ernst Albrecht und der Wir stellen uns in den Dienst am Bür- Landtagsabgeordnete Ernst-Henning ger / Wir stellen die Familie obenan / Jahn. Für die Senkung sprach der JU- Chancengerechtigkeit für die Frau / Wir Vorsitzende Hartmut Büttner und der schaffen die Grundlagen für sichere Ar- Innenminister Egbert Möcklinghoff. Al- beitsplätze / Sichere Energieversorgung brecht betonte, 18jährigen fehle es / Wir sorgen für eine lebenswerte Um' noch an der nötigen Erfahrung, um Ver- weit / Wir wollen besser und gesünder antwortung zu übernehmen. Büttner leben / Wir bringen neues Leben in un- hingegen forderte eine mutige Ent- sere Städte / Wir geben dem ländlichen scheidung, nachdem 18jährige zwar be- Raum gleiche Chancen / Wir dienen der reits fürs Europaparlament und den Bun- Gesundheit / Wir bekennen uns zum destag, aber nicht für einen Ortsrat Dienst am Nächsten / Wir verwirklichen kandidieren könnten. Nach gründlicher das Grundrecht auf Bildung. Die Steuerscheichs vom Rhein SPD und FDPzwingendie Autofahrer zur Kasse Jeder, der zum Tanken fährt, spürt es Für einen Arbeitnehmer, der für die am eigenen Geldbeutel. Ab 1. April (und Fahrt zur Arbeit auf das Auto angewie- das ist kein Aprilscherz) hat die SPD/FDP- sen ist, Koalition die Mineralölsteuer für Benzin um - der 30.000 km im Jahr fahrt 7 Pfennige je Liter und für Dieselöl um - dessen Auto 9 ltr. auf 100 km braucht 3 Pfennige je Liter erhöht Die Mehrwert- steuer eingerechnet ist der Benzinpreis bedeutet das nach Abzug der dann damit um 8 Pfennige je Liter gestiegen Das entfallenden Kraftfahrzeugsteuer ist Beutelschneiderei. von z.B. DM 144,-/Jahr Doch damit nicht genug. SPD und FDP eine Mehrbelastung von DM 450,-/Jahr. haben zusätzlich vereinbart die Kraftfahr- Die deutsche Volkswirtschaft wird zeugsteuer auf die Mineralölsteuer umzule- damit in einer ohnehin schlechten Wirt- gen Das würde bedeuten: Der Benzinpreis schaftslage zusätzlich gebremst Betroffen steigt um weitere 14 Pfennige je Liter. sind vor allem die Autoindustrie und ihre Das ist arbeitnehmerfeindlich und Zulieferbetriebe mit Millionen von Arbeits- außerdem volkswirtschaftlicher Unsinn plätzen Wir alle wissen: Wenn es der deut- Sachverständige, Verbände und Gewerk- schen Autoindustrie schlecht geht stehen schaften bestätigen dies einmütig. für unsere ganze Volkswütschaft die Gerade die Arbeitnehmer, die sich Zeichen auf Sturm. durch eine hohe Mobilität auszeichnen und Die SPD/FDP-Koalition behauptet die ^ ländlichen Gebieten wohnen, sind auf Mineralölsteuererhöhung sei notwendig, da- das Auto angewiesen; sie brauchen es, um mit Energie gespart werde. Das ist Unsinn toen Arbeitsplatz zu erreichen Deshalb Die deutschen Autofahrer sind auch ohne jteffen die von SPD und FDP beschlossenen den Finanzknüppel energiebewußt gewor- Maßnahmen die Arbeitnehmer besonders den In Wirklichkeit will die Regierung nur hart das Loch in der Staatskasse stopfen SaZtt Hebnut Kohl: Die Mineralölsteuererhöhung ist ein Skandal. Sie beweist **neut, daß Sozialisten nicht mit dem Geld der Bürger umgehen können. Eine Erhöhung der Kilometerpauschale für Arbeitnehmer ist unausweichlich. Dem Arbeitnehmer muß so unbürokratisch wie möglich geholfen werden. Die CDU wird ta dieser Sache die Initiative ergreifen.

s aB AK. i 9 «' CDU-BundesgescIuftMlell« !•„' ""enUichkeilMtbeil ""•«d-AdenauM-Him 5300 Bonn 1 • 231 CDU ^sicher sozial und frei UiD 11-2. April 1981 • Seite 16

UNION BETRIEBS GMBH 5300 BONN ARGELANDERSTRASSE 173 POSTVERTRIEBSSTOCK Z6398C GEBOHR BEZAHLT

Die zehn europäischen Staaten der EG ge- hören dem Verein nämlich nicht an, weil sie ZITAT sich alle einem von ihren Repräsentanten immer wieder beschworenen europäischen Erbe verpflichtet fühlen. Sie wollen vor allem Der Kanzler mehr aus der Gemeinschaft herausholen, als sie in den Club einbringen. als Papiertiger Das gilt für Frankreich wie für Italien, das gilt für die Deutschen, und das gilt vor allem Ein paar tausend Tonnen Fisch werden viel- für die Briten. Als sich Bonn im letzten leicht eines Tages von Historikern als Anlaß Sommer bereit erklärte, mit rund 2,5 Milliar- für das Auseinanderbrechen der Europäi- den . Mark die Beitragslast Londons zu er- schen Gemeinschaft genannt werden. Und leichtern, war das für Margaret Thatcher die wir, frei nach Goethe, können sagen, wir Bestätigung, daß man nur die besseren Ner- sind dabeigewesen. ven haben muß, um letztlich des Erfolges Das Schauspiel, das Europas zehn Regie- sicher sein zu können. rungschefs unter flatternden Fahnen und im Der deutsche Kanzler hat sich auch diesmal historischen Rahmen des Rathauses von als Papiertiger erwiesen. Drei Tage vor dem Maastricht geboten haben, ist makaber und Maastrichter Gipfel hatten die Bonner näm- bestätigt, was vor knapp 200 Jahren der lich der Welt versichert, diesmal werden die britische Denker Doktor Johnson bemerkte. Briten nicht mit ihrer Gangart durchkommen- Daß nämlich viele „Worte mit Gedanken Schmidt werde sich in der europäischen verwechseln". Runde als „Eiserner Kanzler" erweisen- Da ist beispielsweise die Rede von der Nach Tisch, im Rathaus von Maastricht, las Solidarität, die die zehn Staaten der EG man es anders. Der Kanzler wich dem untereinander empfinden sollten. Bundes- Schlagabtausch mit der Lady aus London kanzler Schmidt hat es in Maastricht am wieder einmal aus. Ratstisch erneut gebraucht. Die Frage ist Von den Historikern, die nach dem Anlaß füf erlaubt, ob der Mann, der seine Kollegen das Auseinanderbrechen der Gemeinschaft jahrelang als selbsternannter Chefökonom suchen werden, muß sich Bonn die Mit- genervt hatte, solche moralischen Katego- schuld am Scheitern eines wohlgemeinten rien aus reiner Ratlosigkeit oder aus politi- Versuches vorwerfen lassen. scher Naivität als opportun empfindet. „Wirtschaftswoche'* 26. 3.1981

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