1 2012/13 SEPTEMBER, OKTOBER

DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER

FÜRST IGOR mit David Pountney und Simone Young NIJINSKY-EPILOG zwei Ballette von John Neumeier TANNHÄUSER mit Angela Denoke und Franco Farina 12.5.– 2.6.2013 WAGNER WAHN

1 Jubiläum 10 Inszenierungen

dirigiert von Simone Young

Vorverkaufsstart: 27. August 2012 12.5. Lohengrin / 14.5. Tristan und Isolde / 15.5. Der fliegende Holländer / 17.5. Die Meister singer von Nürnberg / 19.5. Parsifal / 22.5. Tannhäuser / 26.5. Das Rheingold / 28.5. Die Walküre / 31.5. Siegfried / 2.6. Götter dämmerung Extra: 13.5. Marlene Jaschke: „Auf in den Ring!“ www.wagner-wahn.de Unser Titel: »Da schaute Igor auf zur hellen Sonne und sah seine Krieger von ihr mit Finsternis bedeckt« Szene aus der Neuinszenie- rung »Fürst Igor«

Inhalt September, Oktober 2012

OPER BALLETT

04 Premiere »Fürst Igor« Als Panorama russischer Geschichte 10 Wiederaufnahme »Nijinsky-Epilog« Den Ausnahmetänzer zeigt Regisseur David Pountney Borodins eindrucksvolle des zwanzigsten Jahrhunderts immer wieder ins Heute zu Oper, die heute vor allem durch die »Polowetzer Tänze« be- holen, ist John Neumeiers jahrelanges leidenschaftliches An- kannt ist. Mit Simone Young erarbeitete David Pountney eine liegen. Mit »Le Pavillon d’Armide« und »Le Sacre« zeigt der eigene Spielfassung dieses unvollendeten, grandiosen Werks. Hamburger Ballettchef zwei seiner Ballette, die auf unter- schiedliche Weise Neumeiers Auseinandersetzung mit Vaslaw 16 Wiederaufnahme »Tannhäuser« Angela Denoke gestaltet in Nijinsky dokumentieren – gemäß Nijinskys Motto: »Ich lebe Harry Kupfers Inszenierung Venus und Elisabeth und spricht in der Gegenwart und nicht in dem, was vergangen ist.« in einem Interview über Sinnlichkeit, Glaubenskraft und In- nerlichkeit der Rollen. 13 Repertoire »Liliom« Geschichten erzählen, sie mit Mitteln des Tanzes und körperlichen Ausdrucks im Jetzt ansiedeln, gilt als 20 Repertoire »Le Nozze di Figaro« ist seit über zwanzig Jahren Markenzeichen im Schaffen von John Neumeier. Im Dezem- ein Schatz im reichen Repertoire der Staatsoper. Gedanken ber 2011 legte er seine Version des Liliom-Stoffes nach dem von Regisseur Johannes Schaaf zu Mozarts und Beaumar- gleichnamigen Bühnenwerk von Ferenc Molnár vor. Die chais’ Meisterwerk. Musik für den Ballettabend stammt aus der Feder des franzö- sischen Filmkomponisten Michel Legrand. 24 Repertoire »« Ein Publikumsliebling der letz- ten Spielzeit in neuer Besetzung. RUBRIKEN

28 Ensemble Jongmin Park gehört seit 2010/11 zum Hamburger 23 Opernrätsel Mitraten und Mitgewinnen Ensemble. Seitdem debütierte der Bassist aus Südkorea auch 26 Opera stabile »After work«, Sängersalon, Jürgen Kesting und an der Wiener Staatsoper und der Mailänder Scala. Vorschau auf »I am your opus«

PHILHARMONIKER 30 Namen und Nachrichten

36 Leute Premiere »Renku« und Nijinsky-Gala 34 Konzerte Mit Sabine Meyer und Nils Mönkemeyer starten Simone Young und die Philharmoniker in die neue Saison. 38 Spielplan Alle Veranstaltungen auf einen Blick Markus Stenz und das Klavierduo Grau/Schumacher folgen. 40 Finale, Impressum

TITELBILD: KARL FORSTER

1.2012/13 JOURNAL 1 BALLETT Momentaufnahme »Renku«

WECHSELSPIELE DER BERÜHRUNG: Yuka Oishi und Orkan Dann, junge Choreografen und Ensemblemitglieder des HAMBURG BALLETT, legten im Juni 2012 einen gemeinsamen Ballettabend vor, der dem Gefüge eines Renku gleicht. Den verketteten Versen der japanischen Gedichtform entspricht eine wechselseitig arbeitende Choreografie. Sie skizziert Grundzüge eines leiblich motivierten Spannungsaus- tausches: das Streben der Körper, sich im Strom des Werdens und Vergehens einander zu nähern oder zu entfernen, miteinander in Kontakt zu treten, sich im anderen aufzulösen, ohne die eigene Identität in der Differenz aufzugeben. So zeigen sich Edvin Revazov und Patricia Tichy als japanisch inspirierte Kraniche, die im Land der aufgehenden Sonne für Glück und langes Leben stehen.

2 JOURNAL 1.2012/13 1.2012/13 JOURNAL 1.2012/13

3 FOTO: HOLGER BADEKOW OPER Premiere »Fürst Igor«

Fürst Igor Premiere A Musikalische Owlur »Vor der Premiere« Leitung Andrzej Dobber Sergiu Saplacan Einführungsmatinee 15. September 2012 Simone Young Jaroslawna Skula mit Mitwirkenden 18.00 Uhr Inszenierung Veronika Dzhioeva Moritz Gogg der Produktion und Premiere B David Pountney Wladimir Igorewitsch Eroschka Musikeinlagen Dovlet Nurgeldiyev 18. September 2012 Bühnenbild Markus Petsch Moderation: Robert Innes Hopkins Fürst Galitzky Polowetzer Mädchen Francis Hüsers 19.00 Uhr Kostüme Rafal Siwek Solen Mainguené Aufführungen Marie-Jeanne Lecca Kontschak BUNDESJUGEND– 9. September 2012 21., 25., 29. Septem- Licht Jürgen Hoffmann Tigran Martirossian BALLETT, Ballettschule um 11.00 Uhr Kontschakowna ber; 5. Oktober 2012 Choreografie des HAMBURG BAL- Probebühne 1 Renato Zanella Cristina Damian LETT-John Neumeier jeweils 19.00 Uhr Chor Christian Günther

Die Premiere wird live übertragen von

Die Produktion »Fürst Igor« wird unterstützt von Barbara und Ian K. Karan und der HypoVereinsbank Private Banking Member of UnitCredit Koproduktion mit dem Opernhaus Zürich

Gegensätzliche Welten Im September feiert Alexander Borodins »Fürst Igor« in Hamburg Premiere. »Man weiß nicht so recht, wo einem der Kopf steht nach diesem monumentalen Epos und der bei- nahe infernalischen Reise durch 1000 Jahre russischer Geschichte, auf welche man von Regisseur David Pountney geschickt wird«, meinte ein Kritiker zu dieser Inszenierung am Zürcher Opernhaus.

a schaute Igor auf zur hellen Sonne und sah weil die darin beschriebene gesellschaftspolitische Si- seine Krieger von ihr mit Finsternis be- tuation als unverändert empfunden wurde. Die heftigen deckt«, heißt es im russischen Epos »Igor- sozialen und politischen Zusammenstöße hatten viele DLied«. Der Fürst ignoriert die unheilverkün- Demokraten desillusioniert, als sie erkannten, dass die dende Sonnenfinsternis und bricht auf in Herrschenden gegen die Interessen des Landes handel- den Krieg, wird vernichtend geschlagen und gefangen ten. In der Auffassung der Nationalisten, denen auch der genommen. Nach gelungener Flucht kommt er zurück Komponist Alexander Borodin angehörte, war Russ- in seine zerstörte Heimat und wird dort wider alle Ver- lands Fortschritt nur durch politische Reformen mög- nunft von seinem Volk als Held gefeiert. lich, an denen sich das Zarenhaus, der aufgeklärte Adel und das Bürgertum gleichermaßen beteiligten. Russische Geschichte »Die in der Oper verhandelten Konflikte haben kaum Es geht um Fürstenwillkür. Das von einem anonymen ihre Aktualität verloren«, meint Regisseur David Pount- Autor verfasste Igor-Lied beschreibt den im Jahre 1185 ney: »Was die Dimension des Stückes ausmacht und uns unternommenen Feldzug des russischen Fürsten Igor auch heute noch daran interessiert, ist die Tatsache, dass Swjatoslawitsch von Nowgorod-Sewersk gegen die Polo - sich darin eine bis in die Gegenwart fortdauernde Erfah- wzer. Das Manuskript der Dichtung wurde 1795 ent- rung widerspiegelt, von der die russische Geschichte ge- deckt und 1800 veröffentlicht. Während der napoleoni- prägt ist: die konfliktreiche Begegnung mit anderen Völ- schen Kriege 1812 ging die Originalhandschrift beim kern links und rechts von Russland, also im Westen und Moskauer Brand in Flammen auf. Glücklicherweise im Osten, die gleichermaßen als Verunsicherung erlebt hatte man für Abschriften gesorgt. Auch die Zarin Ka- wird. Einerseits fühlten sich die Russen im Laufe ihrer tharina II besaß eine. Geschichte immer wieder gegenüber dem Westen min- Im 19. Jahrhundert wurde das Igor-Lied vor allem in derwertig – also gegenüber der mittel- und westeuropä- den osteuropäischen Ländern populär, nicht zuletzt, ischen Kultur mit ihrer fortschrittlichen Wissenschaft

4 JOURNAL 1.2012/13 Foto: Karl Forster Karl Foto:

1.2012/13 JOURNAL 5 OPER Premiere »Fürst Igor«

positionen geschaffen, darunter zwei Sinfonien, eine sinfonische Dichtung, Kammermusik und Lieder. Der Komponist bezeichnete sich selbst als Autor der »unvoll- endbaren« Oper »Fürst Igor«. Worin lagen die Gründe für seine fast hellsichtige Selbsteinschätzung? Sicher war es angesichts der realen politischen Verhältnisse schwer – Kriege und Revolten überzogen wieder einmal das Land, Zar Alexander II fiel einem Attentat zum Opfer –, eine russische Nationaloper zu schreiben. Doch es gab andere Gründe, weshalb der musikalische Nachlass des Komponisten so gering ausfallen musste: Alexander Bo- rodin, der 53 Jahre alt war, als er starb, betrachtete das Komponieren nicht als seine eigentliche Profession: »Für andere ist Komponieren eine öffentliche Sache, Verpflichtung, Lebensziel – bei mir ist sie Erholung, Spaß, eine Laune, die mich von meinen öffentlichen tat- sächlichen Aufgaben ablenkt«, ließ er verlauten. Als Professor an der Petersburger Akademie hatte er sich vor allem als Chemiker international einen Namen gemacht. Er trat für Reformen an den russischen Uni- versitäten ein. Unter anderem setzte er durch, dass auch Frauen an seinen Seminaren teilnehmen konnten. »Ich liebe meine Sache, sowohl meine Wissenschaft als auch die Akademie und meine Studenten. Meine Wissen- schaft ist ihrem Charakter nach eine praktische Beschäf- und Technologie und höher entwickelten Kunst; ande- tigung und beansprucht deshalb eine Menge Zeit. Stu- rerseits fühlten sie sich bedroht von immer wieder aufs denten und Studentinnen stehen mir auch in anderen Neue auftauchenden, ihnen kriegerisch überlegenen Beziehungen nahe: als lernende Jugend, die sich nicht Völkern im Osten, deren fremde Kultur zugleich eine darauf beschränkt, dass sie meine Lektionen hört, son- erotische Verführungskraft besaß. Die russische Erfah- dern auch Anleitung bei den praktischen Tätigkeiten rung ist bis zu einem gewissen Grad bis heute von diesen und anderem benötigt. Die Interessen der Akademie beiden Polen bestimmt, was paranoide Reaktionen zur sind mir teuer. Deshalb möchte ich die Oper (»Fürst Folge hat … Das hat, geschichtlich gesehen, wahrschein- Igor«) einerseits gerne zu Ende bringen; andererseits lich auch geografische Gründe: In der grenzenlosen fürchte ich, mich zu sehr dafür zu begeistern, dann Steppe konnte sozusagen jederzeit von allen Seiten eine würde meine übrige Tätigkeit aller Wahrscheinlichkeit Invasion drohen.« nach sehr darunter leiden.« Salopp gesagt war Borodin ein Sonntagskomponist, der – ganz anders als sein Entstehung Opernheld Igor – gewillt war, soziale Verantwortung vor Opernwerkstatt »So habe ich immer die Absicht gehabt, den ersehnten Ehrgeiz und Selbstverwirklichung zu stellen. »Fürst Igor« Traum zu realisieren – eine epische russische Oper zu Borodin gehörte zur Komponistengruppe des Mäch- Kompaktseminar zu Stoff, Musik und In- schreiben«, bekannte Borodin in einem Brief. Der uni- tigen Häufleins, Verfechter einer nationaltypischen rus- szenierung mit versell gebildete Kritiker Wladimir Stassow empfahl das sischen Musik. Er verbrachte seine knapp bemessene Volker Wacker. Igor-Thema und sandte ihm ein Szenarium, in dem er Freizeit oft im Kreise seiner »musikalischen Gefährten« Vorkenntnisse sind anregte, aus den erzählerischen Episoden und impres- Balakirew, Cui, Mussorgsky und Rimski-Korsakow, die nicht erforderlich, Unterlagen werden sionistischen Landschaftsbeschreibungen ein musikali- regen Anteil nahmen an der langsam voranschreitenden den Teilnehmern sches Drama zu gestalten. Borodin war begeistert. Er Komposition des »Fürst Igor«. Doch trotz intensiver ausgehändigt hatte sich ausführlich mit dem »Igor-Lied« und den his - Phasen des Komponierens gelang es Borodin immer we- Freitag, 21. Septem- torischen Ereignissen in Russland beschäftigt und ließ es niger, seinen vielfältigen Aufgaben gerecht zu werden. ber, 18.00-21.00 Uhr und Samstag, sich nicht nehmen, auch das Libretto selbst zu verfassen. Kurz vor seinem Tod äußerte er gegenüber seiner Frau: 22. September , Er komponierte zusammen mit der Musik die einzel- »Wir haben uns zu viel um fremde Dinge gekümmert, 11.00-17.00 Uhr (mit nen Teile des Textbuches. So war auch das Libretto nicht schließlich überwältigen sie einen dann … Man kann entsprechenden abgeschlossen, als er im Jahre 1887 überraschend starb. nicht zu gleicher Zeit ein Glinka, ein Gelehrter, ein Be- Pausen) Insgesamt 18 Jahre hatte er an dem Riesenwerk gearbei- amter, ein Philantrop und Vater fremder Kinder, Arzt tet, das er nun unvollendet zurückließ. Neben der Oper und Kranker sein. Es muss schließlich damit enden, dass »Fürst Igor« hat Borodin nur eine kleine Anzahl Kom- man nur noch letzterer ist.«

6 JOURNAL 1.2012/13 OPER Premiere »Fürst Igor«

in den Gesangsstimmen, im melodischen und harmo- nischen Verlauf konzipiert, aber noch nicht instrumen- tiert. Anhand von Skizzen ergänzten die Freunde Niko- lai Rimski-Korsakow und dessen Schüler Alexander Gla sunow die Partitur. Einige Teile wurden neu hinzu- komponiert, zum Beispiel existierte keine Ouvertüre, und Glasunow schrieb sie auf der Basis von Themen Bo- rodins. Etwa ein Fünftel der Entwürfe berücksichtigten die beiden Komponisten gar nicht, und vieles wurde re- digiert. 1890 brachten Rimski-Korsakow und Glasunow die Oper mit ihren Ergänzungen im Petersburger Mari- inski Theater zur Uraufführung. Erst 1949 entwickelte der Musikologe Pavel Lamm eine Version, die alle verfügbaren Autografe Borodins berücksichtigte.

Die Hamburger »Fürst-Igor«-Fassung

Für die in Hamburg gezeigte Fassung ergänzte der bri- Szenen aus »Fürst Kontrastierende Welten tische Dirigent und Russland-Spezialist David Lloyd- Igor« am Opernhaus »Fürst Igor« nimmt heute in der russischen Opernge- Jones in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Dmi- Zürich schichte einen ähnlichen Stellenwert ein wie etwa Mus- tri Smirnov die Partitur durch ein bislang kaum ver - sorgskys »Boris Godunow« oder Glinkas »Ein Leben für öffentlichtes Material, das Lamm zugänglich gemacht den Zaren«. Die Besonderheit von Borodins Oper be- hatte. Generalmusikdirektorin Simone Young dirigiert ruht auf der Gegenüberstellung zweier gegensätzlicher die Hamburger Premiere von »Fürst Igor« in einer auf Welten, des christlichen Russlands und des exotischen dieser Grundlage gemeinsam mit David Pountney ei- Orients. Wie ein Mosaik wechseln sich Bilder aus der gens erarbeiteten Spielfassung: »Da die Oper nie in einer Heimat und Bilder aus dem Feindesland ab. Der Kom- kompletten Form existierte, wurde von verschiedenen ponist schöpfte aus dem Schatz nationalen Melodiengu- Komponisten etwas hinzukomponiert, neu orchestriert tes wie Volks-, Brauchtum- und Kirchenmusik und ver- und so weiter. Seither gibt es sie in den verschiedensten arbeitete es in Formen der westlichen Oper. Den Fassungen. Für David Pountney und mich waren meh- Polo wetzer Szenen gab er ein besonderes orientalisches rere Punkte wichtig«, erklärt Simone Young: »Der eine Kolorit, wodurch sich das russische Milieu kontrastreich ist die zusätzliche Arie für Igor im dritten Akt, die wir von der asiatischen Welt abhob. Klänge aus der russi- für unentbehrlich hielten, vor allem für die Größe der schen nationalen Musik verwendete er zur Charakteri- Figur, die sonst an dieser Stelle völlig verschwindet. sierung und Kontrastierung der Figuren sowie der aus Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass wir den zweiten einzelnen Volksschichten bestehenden Chöre. Akt mit dem ersten tauschten. So war es von Borodin »Das Werk bietet eine Art epischer Konfrontation nach Lamms Aufzeichnungen auch ursprünglich ge- zwischen russischem Nationalismus und einer orienta- dacht. Nach dem Prolog sah er den Polowetzer-Akt mit lischen, auf verwirrende Weise erotischen Mystik. Das der Gefangenschaft Igors vor, und erst dann folgte der ist in gewissem Sinn natürlich ein sehr aktuelles Thema: Akt in Putiwl, wo Igors Schwager Galitzky Igors Vermö- Die Russen im Kaukasus, die westliche Allianz in Afgha- gen veruntreut und einen Staatsstreich vorbereitet. Das nistan und so weiter – diese Dinge zeugen vom fortge- Polowetzer Bild kommt also gleich nach dem Prolog, setzten Aufeinanderprallen zweier vollkommen ver- was viel hautnaher wirkt, weil es uns bereits emotional schiedener Kulturen«, erläutert Regisseur David in die Geschichte hineinbringt und nicht mehr nur das Pountney: »Was die Oper noch bietet, ist das außerge- Politische zum Thema hat. So wird die Geschichte viel wöhnliche Portrait eines geschlagenen Mannes. Es ist konsequenter erzählt: Wir sehen Igor in den Krieg zie- selten, dass ein Werk, das man als Nationaloper bezeich- hen, im darauf folgenden Akt erleben wir ihn als Gefan- nen kann, um das vollständige Scheitern der Hauptfigur genen vom Khan Kontschak und erst danach werden kreist: Fürst Igor verliert die wichtigste Schlacht seines wir Zeuge der Geschehnisse in Putiwl. Alles ist so besser Lebens und kehrt am Ende in eine verwüstete, geplün- zu verstehen, und auch musikalisch wirkt es stärker, weil derte Hauptstadt zurück.« der erste Teil nun mit den bekannten und sehr schönen Polowetzer Tänzen endet.« Vollendung und Bearbeitung | Annedore Cordes Es gibt keine authentische Version des Werkes. Borodin hat nur ein Viertel fertig instrumentiert. Manches war

1.2012/13 JOURNAL 7 OPER Premiere »Fürst Igor«

»Die Aufführung hat uns in ihren Bann gezogen.«

Mäzen Professor Dr. h.c. Klaus-Michael Kühne war Impulsgeber für die Kooperation der Staatsoper Hamburg und des Opernhauses Zürich. Der Opernliebhaber und seine Frau Christine fördern über ihre Stiftungen Musiktheater in Hamburg und Zürich und unterstützen auch andere Projekte im Kulturbereich.

Klaus-Michael Kühne Die Aufführung hat vielen Reisen musikalische Darbietungen uns in ihren Bann gezogen. Die Musik, die genießen können. Aufgrund unserer Ver- hochkarätigen Solistinnen und Solisten, bundenheit mit Hamburg hat sich die aber auch das aufwändige Bühnenbild mit Klaus-Michael Kühne Stiftung im Jahr 2010 den ständig wechselnden Schauplätzen in entschlossen, die »Stiftung zur Förderung Russland, waren beeindruckend. Natürlich der Hamburgischen Staatsoper« mit einem gefielen uns auch die immer wiederkehren- maßgeblichen Betrag für einen Zeitraum den »Polowetzer Tänze«. von fünf Jahren zu unterstützen. Dies sollte auch der Inszenierung der Oper »Fürst Als Mäzen fördern Sie im Rahmen Ihrer Stif- Igor« zugute gekommen sein. tung die Kultur. Welche sind die sonstigen Schwerpunkte der Kühne-Stiftung? Welche anderen Projekte unterstützen Sie Klaus-Michael Kühne Die gemeinnützige noch im Kulturbereich? Kühne-Stiftung widmet sich primär der Klaus-Michael Kühne Uns liegt viel daran, Förderung der Aus- und Weiterbildung hochkarätige Kulturveranstaltungen zu er- sowie der Wissenschaft und Forschung auf möglichen. So freut es mich besonders, dass den Gebieten der Verkehrswirtschaft und es gelungen ist, Maestro Claudio Abbado, Erstmals gibt es mit »Fürst Igor« eine Kopro- Logistik. Flaggschiff in diesem Bereich ist den ich sehr schätze, mit dem Lucerne Festi- duktion zwischen dem Opernhaus Zürich die Kühne Logistics University mit Sitz in val Orchestra für ein Konzert in Hamburg und der Staatsoper Hamburg. Am Zustande- der Hamburger HafenCity, die wir im Jahr zu gewinnen. Hierfür habe ich mich bereits kommen dieser deutsch-schweizerischen 2010 gegründet haben. Bei der Medizinför- seit mehreren Jahren persönlich eingesetzt künstlerischen Zusammenarbeit haben Sie derung steht die Forschung und Ausbildung und nunmehr wird das Konzert im Septem- großen Anteil. Wie ist es dazu gekommen? zur Bekämpfung von Allergie-Krankheiten ber 2012 stattfinden. Klaus-Michael Kühne Als Opernliebhaber im Mittelpunkt. Zu diesem Zweck wurde im Vor vier Jahren haben wir das Harbour habe ich der Staatsoper Hamburg und dem Jahr 2009 das CK-CARE – Christine Kühne Front Literaturfestival ins Leben gerufen. Opernhaus Zürich schon immer besondere Center for Allergy Research and Education Ich wollte dazu beitragen, für Autoren aus Aufmerksamkeit geschenkt. Zudem sind für in Davos eröffnet. Die Klaus-Michael aller Welt und für ein interessiertes Publi- mich Projekte, bei denen sich eine Verbin- Kühne Stiftung mit Sitz in Hamburg wid- kum eine optimale Plattform zu schaffen. dung zwischen meiner Heimatstadt Ham- met sich vorrangig der Kulturförderung. So ist der Hamburger Hafen nicht nur für burg und der Schweiz, in der ich seit vielen Schwerpunkte sind in diesem Zusammen- die Logistikbranche ein bedeutender Dreh- Jahren lebe, herstellen lässt, von besonde- hang vor allem die Mu sik und Literatur, des und Angelpunkt, sondern mit dem Harbour rem Reiz. Bei einem Gespräch unter Regie Weiteren haben wir uns an den Aufwendun- Front Literaturfestival können wir daran der damaligen Kultursenatorin Frau Prof. gen für die Restauration der St. Katharinen- mitwirken, die Faszination des Hafens und Karin von Welck mit Frau Simone Young kirche beteiligt. seiner Atmosphäre auch bei Nicht-Logisti- und dem Intendanten des Opernhauses Zü- kern zu steigern. In der Schweiz unterstüt- rich, Herrn Alexander Pereira, haben wir die In Hamburg engagieren Sie sich zudem stark zen wir neben dem Opernhaus Zürich auch Möglichkeit einer Koproduktion ins Auge in der »Stiftung zur Förderung der Hambur- das Lucerne Festival sowie die Musikwo- gefasst. Nach längerer Diskussion fiel die gischen Staatsoper«. Woher kommt Ihr Inter- chen am Zürichsee. Wahl auf die seit langem nicht mehr aufge- esse am Musiktheater? führte Oper »Fürst Igor« von Alexander Bo- Klaus-Michael Kühne Meine besonders rodin. Gern habe ich mich bereit erklärt, musikalische Frau und ich sind seit jeher dieses Projekt mit meiner Stiftung maßgeb- Opernfans. Uns faszinieren die Musik von Prof. Dr. h.c. Klaus-Michael Kühne ist lich zu unterstützen. Wolfgang Amadeus Mozart über Giuseppe Ehrenpräsident und Mehrheitsgesellschaf- Verdi und Giacomo Puccini bis zu Richard ter der Kühne+Nagel International AG. Sie haben die Vorstellung von »Fürst Igor« in Wagner und die großartigen Inszenierun- Mit seinen Stiftungen fördert er die logis- Zürich mit Ihrer Frau besucht, was hat Ihnen gen führender Opernhäuser. Wir sind regel- tische Aus- und Weiterbildung und enga- an der Inszenierung von David Pountney be- mäßige Besucher der Zürcher Oper, freuen giert sich in den Bereichen Medizin, Hu- sonders gefallen? uns aber auch, wenn wir anlässlich unserer manitäres und Kultur.

8 JOURNAL 1.2012/13 OPER Premiere

Biografien der Mitwirkenden Fürst Igor

SIMONE YOUNG die Wiener Staatsoper, die Nederlandse Opera DOVLET NURGELDIYEV (Musikali sche Leitung) Amsterdam, die Opéra National de Paris, die San (Wladimir Igorewitsch) Francisco Opera und für die Salzburger und Bre- steht in der neuen Spielzeit genzer Festspiele. Eine enge Zusammenarbeit ver- war Mitglied des Internatio- bei den Premieren von Boro- bindet Marie-Jeanne Lecca mit dem Regisseur nalen Opernstudios, bevor er dins »Fürst Igor«, Wagners David Pountney. In über 25 Jahren haben sie bei 2010 ins hauseigene Ensem- »Rienzi« und Brittens mehr als 30 Produktionen kooperiert. ble wechselte. Er war und ist »Gloriana« am Pult. An die unter anderem erfolgreich Wiener Staatsoper kehrt sie im September für RENATO ZANELLA als Fenton in »«, Don Ottavio in »Don »Elektra« zurück und wird dort im November (Choreografie) Giovan ni«, Cassio (»Otello«), Lenski (»Eugen die Wiederaufnahme der »Meistersinger« leiten. Onegin«) und Nemorino (»L’Elisir d’Amore«). Im Sommer war sie bei den großen australischen ist als Tänzer, Choreograf und 2009 gewann er den Preis der Deutschen Gram- Orchestern zu Gast und dirigierte »Rheingold« Regisseur weltweit bekannt. mophon beim Stella Maris-Wettbewerb und ar- und Mahlers Zweite mit den Philharmonikern Seit 1997 gehört er zu den beitete für Probeaufnahmen mit der renommier- Hamburg und dem Staatsopern-Ensemble. künstlerischen Partnern von ten Plattenfirma zusammen. David Pountney. Ge mein sam DAVID POUNTNEY arbeiteten sie bei den Bregenzer Festspielen, RAFAL SIWEK (Regie) am Royal Opera House London, am Teatro San (Fürst Galitzky) Carlos in Lissabon, am Mariinski-Theater in ist seit Jahren einer der inter- St. Petersburg und am Zürcher Opernhaus. Für geboren in Polen, wurde vor national erfolgreichsten seine Arbeit erhielt Renato Zanella viele Auszeich- allem durch die Interpreta- Opernregisseure. In seiner nungen, unter anderem von der italienischen tionen von Verdi-Rollen be- Regie wurden Glass’ »Satya- Zeitschrift Danza & Danza. Die Republik Öster- kannt, u. a. Philipp II (»Don graha« (Rotterdam) und reich verlieh ihm 2001 das Ehrenkreuz für Wis- Carlos«), Zaccaria (»Nabuc - »The Voyage« (Met) uraufgeführt. Beim Orkney senschaft und Kunst. co«), Fiesco (»«) und Ramfis Festival inszenierte er »Mrs Emmet Takes a Walk«, (»«). Sein Repertoire umfasst ferner Partien ein neues Musiktheater von Peter Maxwell Davies, ANDRZEJ DOBBER wie König Marke (»Tristan und Isolde«), Don Ba- wofür er das Libretto verfasste. Jüngere Inszenie- (Fürst Igor) silio (»Il Barbiere di Siviglia«), Fafner (»Sieg- rungen waren Zimmermanns »Soldaten« bei der fried«) und Fürst Gremin (»Eugen Onegin«). Ruhrtriennale, »König Roger« in Bregenz und ist einer der erfolgreichsten Gastspiele führten ihn u. a. an das Teatro alla Barcelona sowie die Uraufführung von Weinbergs Verdi-Baritone unserer Zeit. Scala in Mailand, das Pariser Théâtre du Châtelet Oper »Die Passagierin« bei den Bregenzer Fest- Er gastiert an den renom- sowie an die Opernhäuser von Berlin, München, spielen, deren Intendant er noch bis 2014 sein mierten Häusern rund um Rom, Moskau, Brüssel und Rio de Janeiro. wird. Parallel dazu übernahm er ab September den Globus mit Partien wie 2011 die Leitung der Welsh National Opera. , , Simon Boccanegra, Nabucco TIGRAN MARTIROSSIAN und Jago. Zudem verfügt er über ein breites Re- (Kontschak) ROBERT INNES HOPKINS pertoire, das Rollen wie Carlo Gérard in »Andrea (Bühne) Chénier« und den Titelhelden in Szymanowskis stammt aus Armenien. Seit »Kö nig Roger« einschließt. An der Alster war der 2005 ist er Ensemblemitglied wurde mehrfach als »Desi- polnische Künstler als Simon Boccanegra, Alfio der Ham burger Oper, wo er gner of the Year« (Critics Cir- in »Cavalleria rusticana«, Tonio in »I Pagliacci«, bisher in vielen Fachpartien cle) ausgezeichnet. In New Macbeth und Rigoletto zu erleben sowie als Amo- reüssierte. Zu seinen jünge- York stattete er Brechts »Der nasro in einer Neuproduktion von »Aida« 2010. ren Erfolgen zählen Méphistophélès in Gounods aufhaltsame Aufstieg des Ar- Außerdem sang er Giorgio Germont in »La Tra- »Faust«, Philippe II in »« und Geronte turo Ui« für eine Inszenierung mit Al Pacino aus. viata«, Jochanaan in »Salome«, den Grafen Tom- in »Manon Lescaut«. Nebenher führen ihn Gast- Zu seinen Arbeiten für die Oper zählen »« sky in »Pique Dame« und Amfortas in »Parsifal«. spiele an die New Yorker Met so wie an die großen am Bolschoi Theater, »Lohengrin« am Grand Théâ- Opern häuser in Chi cago, San Fran cisco, Kopen- tre de Genève und »Tristan und Isolde« am Osloer VERONIKA DZHIOEVA hagen, Wien, Madrid, Paris, Mailand und zu den Opernhaus. Auch bei den Bregenzer Festspielen (Jaroslawna) Salzburger und Bre genzer Festspielen. und am Opernhaus Zürich arbeitet er regelmäßig. 2007 wurde er für das Bühnen bild von »Die Solda- war Meisterschülerin von CRISTINA DAMIAN ten« bei der Ruhrtriennale zum »Bühnenbildner und Luciano (Kontschakowna) des Jahres« (Opernwelt) gewählt. Pavarotti. Als Preisträgerin wichtiger Wettbewerbe wur - ist seit 2008 Ensemblemit- MARIE-JEANNE LECCA de sie an die führenden russi- glied der Staatsoper. Zum (Kostüme) schen Opernhäuser engagiert: Am Mariinski- Repertoire der Rumänin Theater St. Petersburg gestaltete sie u. a. die zählen Partien wie Carmen, hat sich international als Elisabetta in Verdis »Don Carlo« und die Titel- Donna Elvira (»Don Gio- Büh nen- und Kostümbildne- rolle in »La Traviata«, am Moskauer Bolschoi- vanni«) oder Rosina (»Il Barbiere di Siviglia«). rin vor allem im Bereich Theater sang sie Fiordiligi in »Così fan tutte«. Die 2010 wurde sie mit dem Dr. Wilhelm Oberdörf- Oper einen Namen gemacht. georgische Sopranistin gastierte außerdem u. a. fer-Preis ausgezeichnet. Im Frühjahr war sie als In den letzten Jahre arbeitete am Teatro Comunale in Bologna, am Teatro Mas- Komponist in der Neupro duktion »Ariadne auf sie u. a. für das ROH London, die Bayerische und simo in Palermo und am Teatro Real Madrid. Naxos« sehr erfolgreich.

1.2012/13 JOURNAL 9 BALLETT Wiederaufnahme »Nijinsky-Epilog«

LE PAVILLON D’ARMIDE Musik Musikalische Leitung Wiederaufnahme LE SACRE Nikolai N. Tscherepnin Christoph Eberle 16. September 2012 Ballette von John Neumeier Igor Strawinsky 18.00 Uhr Philharmoniker Hamburg Choreografie, Bühnenbild Weitere Aufführungen und Kostüme 19., 20., 23. September 2012 John Neumeier 19.30 Uhr

Nijinsky in Geschichte und Gegenwart Das HAMBURG BALLETT eröffnet die neue Spielzeit mit zwei Balletten von John Neumeier. Im Zentrum steht der legendäre Tänzer und Mensch Vaslaw Nijinsky, dessen Erbe Ham- burgs Ballettchef schon lange fasziniert. Der Abend versteht sich als Ergänzung zu Neu- meiers nachhaltiger Bewunderung für die Jahrhundertfigur des Tanzes. Die Hamburger Compagnie begleitet Nijinskys Seele auf dem Flug zwischen Himmel und Erde und prä- sentiert sich in »Le Sacre« mit Neumeiers kraftvoller Bewegungssprache.

m Frühjahr 1919 notiert Vaslaw Nijinsky, der über meier ist Nijinsky der erste Tänzer, der mehr ist als ein ein autobiografisches Ballett mit runden Kulissen Tänzer: »Natürlich habe ich ihn nie tanzen sehen, nie in der Nachfolge Shakespeares nachdenkt, in sei- das Erregende einer Vorstellung miterlebt, aber alles, I nem soeben angelegten Tagebuch: »Ich habe das was ich über Nijinsky erfuhr, ließ ihn mir nur vertrauter Theater aus dem Leben heraus begriffen. Ich bin werden und ergab für mich ein immer vollständigeres, keine Erfindung. Ich bin das Leben. Theater ist Leben. geschlosseneres Bild. Nicht der Tänzer Nijinsky war es, Ich bin das Theater. Ich kenne seine Gewohnheiten. an den ich zunächst dachte, es war sein menschliches Theater ist Gewohnheit, Leben aber ist nicht Gewohn- Schicksal, das mich in seinen Bann zog«, resümiert John heit. Ich bin ohne Gewohnheiten. Ich mag kein Theater Neumeier. Richtungsweisend wird seine frühe Lektüre mit geraden Kulissen. Ich mag rundes Theater. Ich werde von Anatole Bourmans »The Tragedy of Nijinsky«. Al- ein rundes Theater bauen. Ich weiß, was das Auge ist. lein der Titel der Monografie entspricht Neumeiers ju- Das Auge ist das Theater. Das Gehirn ist das Publikum.« gendlichen Vorstellungen von einem »dornenreichen Vaslaw Nijinsky und das Theater, beide verbanden sich Weg« des Lebens. Und dornenreich verläuft Nijinskys kreisförmig im Lichte von Rolle und Wandlung – ein Laufbahn allemal. Sein kometenhafter Aufstieg als gefei- Leben, das sich im Glanz der Scheinwerfer ebenso ab- erter Tänzer der Ballets Russes wechselt sich ab mit zu- spielte wie im Schatten einer von Angst und Zweifel kunftsweisenden, das Publikum teils verstörenden Cho- durchfurchten Existenz. Die Bühne war Nijinsky der reografien bis hin zu einer ernsthaften Erkrankung der Ort, wo die Bestimmung seines Lebens erst eigentlich Nerven, durchzuckt von Blitzen klarster Helligkeit, aus zur Welt kam. »Ich bekomme Angst, denn ich sehe den deren Verlautbarungen sich seine Sicht auf die Dinge größten Schauspieler der Welt«, fasste Sarah Bernhardt, mitteilt. Nijinsky, ein Jünger Friedrich Nietzsches, des eine der führenden Darstellerinnen ihrer Zeit, Nijinskys sich dem »entschälten« Leib aussetzenden Philosophen? Bühnenausstrahlung zusammen. Dabei bündelte Nijin- Immerhin, beide suchen in der Höhenluft der Schweizer sky alle Befähigungen eines sich schöpferisch ausstellen- Berge nach einer umfassenden Reinigung, die tief in die den Lebens: er war Ausnahmetänzer, wegweisender Schluchten des bewegten Körpers führt und erstaunli- Choreo graf, visionärer Künstler und ganz einfach che Bruchstücke zu Tage fördert. Und beide überlassen Mensch, der in sich aufsog, was die unterschiedlichen sich auf einsamen Spaziergängen Eingebungen, bereit- ästhetischen Strömungen seiner Zeit vorgaben. Doch willig den in ihnen widerhallenden Stimmen folgend. blieb er in seinem Wirken nicht stehen, sondern be- Weit vor seinem Aufenthalt in der Schweiz schreibt Ni- schritt neue Wege und versetzte der Kunst, der er diente, jinsky über seine Choreografie von »Le Sacre du Prin- weitreichende Impulse. temps« 1913 an Igor Strawinsky: »Für einige wird sie Nijinskys Vermächtnis beschäftigt noch heute Wis- neue Horizonte öffnen, riesige Horizonte, durchflutet senschaftler, Künstler und Publikum. Für John Neu- von verschiedenen Strahlen der Sonne. Die Menschen

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FOTO: HOLGER BADEKOW BALLETT Wiederaufnahme »Nijinsky-Epilog«

werden neue und andersartige Farben und Linien Nietzsche seine Philosophie der Ewigen Wiederkehr des sehen, alles ist fremd, unerwartet und schön.« Fast ge- Gleichen empfangen hatte. Nijinskys finaler Tanz vor winnt man den Eindruck, als gebrauche Nijinsky hier versammeltem Publikum findet im Januar 1919 statt, als absichtsvoll Wendungen aus dem alpinen Vokabular, Europa nach den Wirren des Ersten Weltkriegs noch um gezielt einen Zustand des Überwindens zu beschrei- immer an den Folgen der Verwüstungen leidet. ben. Er erblickt, was andere, umstellt von Gewohnhei- 2009, im Jubiläumsjahr der Ballets Russes, legt John ten, noch nicht aufzugeben und zurückzulassen im- Neumeier mit seiner Fassung von »Le Pavillon d’Armi- stande sind. Der Abend der Uraufführung von »Le Sacre de« in gewisser Weise eine Weiterführung seines Balletts du Printemps« provoziert denn auch einen der heftig- »Nijinsky« vor: »Damals hatte ich mich auf einzelne sten Skandale in der Geschichte des Theaters und zeigt, Aspekte seines Lebens konzentriert, ohne chronologisch wie weit voraus Nijinsky seiner Zeit war – und immer oder dokumentarisch vorzugehen. So war es auch wie- noch ist, denn auch heute gilt das von ihm Erreichte kei- der mit ›Le Pavillon d’Armide‹. Das Ballett beginnt mit neswegs als restlos gesichert. Nijinskys Einlieferung in einen Pavillon auf dem Ge- Um dem entgegenzuwirken, hat sich John Neumeier lände eines von Ludwig Binswanger betriebenen Sana- schon frühzeitig dem Erbe Nijinskys verschrieben. 1979 toriums in Kreuzlingen, das psychisch Kranke auf- schuf er für die Nijinsky-Gala V ein Ballett mit dem Titel nahm«, erläutert John Neumeier. Als Nijinsky im März »Vaslaw«, das einen Plan von Nijinsky aufgreift, der nie- 1919 in Kreuzlingen eingeliefert wird, empfehlen Spe- mals realisiert wurde, unter teilweiser Verwendung der zialisten seiner verzweifelten Frau Romola: »Lassen Sie von Nijinsky ausgewählten Musikstücke. 2000 folgt ihn seine Träume träumen.« John Neumeier versteht Neumeiers Erfolgsballett »Nijinsky«. Angelegt als eine den ärztlichen Rat im buchstäblichen Sinne und durch- Biografie der Seele, unternimmt der Hamburger Bal- zieht sein Werk mit einem Geflecht von Erinnerungen, lettchef in seiner Hommage eine choreografische Annä- Andeutungen und Assoziationen an Nijinskys früheres herung, beginnend mit Nijinskys letztem öffentlichen Leben. Sein Ballett gedenkt der russischen Tanztradi- Auftritt im Ballsaal des Suvretta House in St. Moritz, le- tion, die Künstler wie Michail Fokine und Tamara Kar- diglich fünf Autominuten von Silvaplana entfernt, wo sawina hervorgebracht hat. Zum Schluss lässt Neumeier, der Seelenverwandte, Nijinsky an den Beginn von Stra- winskys »Le Sacre du Printemps« denken: der vielzi- tierte Einsatz des hohen Fagotts leitet zum zweiten Teil des Ballettabends über und bringt Nijinskys Anfänge, nun in Neumeiers choreografischer Handschrift, wieder in Erinnerung. In Neumeiers Version von Strawinskys »Le Sacre du Printemps« gewinnt die Musik geradezu physische Gestalt mit Ableitungen verschiedener Spiel- arten von Aggression. »Le Sacre«, entstanden in Frank- furt während der Zeit der Studentenproteste, visualisiert dabei keineswegs einen von Nijinsky beabsichtigten vor- zeitlichen Ritus im asiatischen Habitus. Neumeier gibt Nijinskys heidnisches Frühlingsopfer vielmehr zuguns - ten einer allgemein gehaltenen Opferung auf. Ähnlich wie in Nijinskys Choreografie geht es ihm um die Be- handlung des Corps de ballet. Nijinskys Asymmetrie als konstitutives Kompositionsprinzip deutet Neumeier als Folge einer Entwicklung: »Mein Ballett beschreibt vom ersten, einfachen Gehen der Tänzer auf der Bühne den Schritt von ursprünglicher menschlicher Harmonie hin zur Katastrophe, vom Tag in die Nacht, vom Licht ins Dunkel. Nach der Konfrontation mit dem Tod führt der Weg von Verdacht über Aggression und blinde Zerstö- rungswut zu einem Kampf aller gegen alle, Wahnsinns- ausbrüche münden schließlich in einen letzten Verzweif- lungsschrei.« Das Leben als fortwährende Erregungen des Agon, als Reibung widerstreitender Vorgänge, aus denen neue Ausformungen hervorbrechen, die zu einem Vaslaw Nijinsky in »Le Pavillon d’Armide« konvulsivischen Fortschreiten im Reich der Kunst bei- Fischer, St. Petersburg, 1907 tragen. | André Podschun

12 JOURNAL 1.2012/13 BALLETT Repertoire »Liliom« In Playland Neumeiers Ballettlegende »Liliom«

DAS KIND »Ist es denn möglich, dass man einen hefti- gen, einen so ganz furchtbar heftigen Schlag bekommt und dass es doch gar nicht weh tut?« JULIE »Ja, es ist möglich, mein Kind, dass einen jemand schlägt und es tut gar nicht weh.« Am Ende machen in Ferenc Molnárs Vorstadtle- gende Kind und Mutter die gleichen Erfahrungen mit Liliom, dem einstigen Hutschenschleuderer, dem das Leben zusetzt und der dennoch austeilt. Ein Mann des Jahrmarkts, von den Frauen bewundert, kehrt er durch falsch verstandene Ehre dem Schaustellergewerbe den Rücken und wird an den Rand der Gesellschaft ge- drängt. Sein Kind soll es besser haben, und doch muss Liliom erfahren, dass sein Leben sich in ihm fort- schreibt. In seiner 2011 uraufgeführten Ballettlegende erzählt John Neumeier Molnárs Schauspiel aus dem Milieu der Karussellbetreiber mit Mitteln des Tanzes nach. Dabei liefert die Musik von Michel Legrand einen Hinter- grund, der an das Amerika der dreißiger Jahre erinnert, an die Zeit der Großen Depression mit ihren sozialen Zerrüttungen, als die Träume der Menschen reihenweise platzten und in kurzweiligen Vergnügungen zum Vor- schein kamen. Ein Leben, das nach Erfüllung verlangte in einer Welt tiefgreifender Desillusionierung, und das nach Zerstreuung suchte, um überhaupt einen Wert des Lebens wahrzunehmen. Die Musik der NDR Bigband, die der oscargekrönte Filmkomponist Michel Legrand in großem Umfang in seine Partitur aufgenommen hat, sorgt für eine betont diesseitige Atomsphäre, zupackend und prall dem Treiben des Jahrmarkts abgelauscht. Nach der Uraufführung jubelte »Die Welt«: »Ham- burgs Tanzchef John Neumeier und Filmkomponist Mi- chel Legrand geizen nicht mit Poesie und Emotion. Dabei bleiben sie einfach und pur. Das ist eine ideale Mi- schung. Das Ergebnis: ein fast vollkommenes, choreo- grafisches wie musikalisches Meisterwerk; logisch und sensibel, innovativ und liebenswert. Dafür badeten alle Beteiligten im Beifall.« Dazu beigetragen hatten vor allem die beiden Hauptdarsteller, Alina Cojocaru vom Royal Ballet und Carsten Jung, langjähriger Erster Solist der Hamburger Compagnie, die zusammen mit Altmei- ster Michel Legrand im Mai als gefeierte Preisträger des diesjährigen Benois de la Danse hervorgegangen sind. Aufführungen: 26., 28., 30. (15.00 Uhr und 19.30 Uhr) September 2012

1.2012/13 JOURNAL 13 BALLETT News

Sich kreuzende Wege einer langen Freundschaft Nachruf auf Truman Finney

ICH KANNTE TRUMAN FINNEY wahr- und Träumen lachten wir weiterhin. Unver- scheinlich länger als alle anderen im Beruf gesslich die verschneite Winternacht nach des Tanzes. Er war 16, glaube ich, als wir uns einem Abendessen mit ziemlich viel Wein an der Stone-Camryn School in Chicago im serbischen Restaurant »Oberseck«, als kennen lernten. Er kam aus Quincy, ich aus wir drei rückwärts in den Schnee auf der Milwaukee. Wir nahmen zusammen Stun- Mitte der Straße fielen, mit Armen und Bei- den in Ballett- und Charaktertanz, probten nen wedelten und in lautem Gelächter En- für Schulaufführungen und wurden Freun- gelsfiguren in den Schnee zeichneten! de, die ernste Ambitionen, ein Gefühl von Meine Geschichte mit Truman war im - Berufung und eine tiefe Bindung an den mer eine des intensiven Zusammentreffens Tanz teilten. Beide bezogen wir Stipendien, und plötzlichen Auseinandergehens. Tru- für die wir arbeiten mussten. Am Anfang man verließ , um als Erster Solist in war ich auf Truman leicht neidisch – nicht Köln zu tanzen, und bald danach folgte ich als Tänzer, sondern dafür, dass er für sein einem Ruf als Ballettdirektor nach Frank- Stipendium das Telefon an der Rezeption furt. Nachdem ich meinen Vertrag unter- besetzen musste, während ich jeden Don- zeichnet hatte, telefonierte ich zuerst mit nerstag Abend die Böden in den Ballettstu- Truman, um ihn zu fragen, ob er in »meiner dios zu putzen hatte. Dennoch gab es keinen Compagnie« als Erster Solist für die kom- ernsthaften Konflikt zwischen uns, da wir mende Spielzeit tanzen würde. Ich arbeitete bald einen gemeinsamen Humor entdeck- sieben Tage die Woche und kreierte Schlüs- ten – etwas, was uns bis zum Ende erhalten selwerke, die noch immer Teil des Reper- blieb. toires unserer und vieler anderer Compa- Später, in Stuttgart, hat sich unsere gnien sind. Truman war Romeo. Truman Freundschaft weiter vertieft. Wir tanzten zu- war Daphnis. Truman war in der männli- sammen Crankos Repertoire – und lachten chen Hauptrolle von »Le Sacre« sensationell viel. Unsere Freundschaft wurde mehr als – besessen von einer nie wieder erreichten nur das Erleben gemeinsamer Repertoire- Körperlichkeit und Intensität. vorstellungen und ein verbindender Humor, Als ich eingeladen wurde, als Ballettdi- als wir zusammen mit dem dritten Mitglied rektor nach Hamburg zu gehen, war es für unserer Gruppe, Marianne Kruuse, an mich klar, dass Truman als Erster Solist mit- neuen Kreationen zu arbeiten begannen. kommen würde. Aber nach ein paar Jahren Truman war für jedes meiner Stuttgarter – wie so oft in unserer Geschichte – ent- Ballette essentiell. Er und Marianne »glaub- schied er sich wieder zu gehen. Diesmal ten« – durch ihre Hingabe wurden sie zu kehrte er in die USA zurück. Jahre später meinen ersten und vielleicht wichtigsten In- hörte ich zahlreiche Geschichten über den spirationen. Die Charaktere in meinen ers- wundervollen Lehrer, Coach, Mentor und ten Balletten und ihren Nachfahren in man- Ballettmeister, der er geworden war. Neugie- chen späteren Arbeiten basieren auf rig lud ich ihn erneut nach Hamburg ein Mariannes Menschlichkeit und Trumans und erlebte einen weiteren, noch stärkeren Körperlichkeit. Die Zusammenarbeit ver- Charakterzug meines alten Freundes, der zu tiefte unser Bündnis, in dem Marianne, Tru- einem fantastischen, subtilen und unver- man und ich zu einer unzertrennlichen gleichlich persönlichen Lehrer gereift war. Gruppe von Außenseitern innerhalb der Seine Arbeit als Ballettmeister in dieser Zeit Stuttgarter Compagnie wurden – Revolu- war von einer körperlichen Poesie, Artiku- tionäre mit einer profunden Überzeugung lation und Musikalität geleitet, die mittler- von unserer eigenen, einzigartigen und sehr weile als Markenzeichen des HAMBURG besonderen Einstellung zu Tanz. Damals ar- BALLETT gelten. Für die Entwicklung un- beitete ich an meinem Konzept zu »Romeo serer Schule und den Umzug in die neu her- und Julia«, und wir träumten von unserer gestellten Räume des Hamburger Ballett-

FOTOS: HOLGER BADEKOW HOLGER FOTOS: eigenen Ballettcompagnie. Aber trotz Arbeit zentrums war Truman der designierte

14 JOURNAL 1.2012/13 pädagogische Direktor. Der Plan schien per- das HAMBURG BALLETT im kommenden fekt. Truman sollte die pädagogische Rich- Jahr gastieren wird, lief ich die Madison tung für die Schüler vorgeben, um sie auf Street entlang, wo einst unsere Stone-Cam- ihren Eintritt in die Compagnie vorzuberei- ryn School gestanden hatte. An diesem son- ten. Aber genau in diesem Moment wurde nigen Tag war Truman sehr nah bei mir, es für Truman wieder Zeit weiterzuziehen. nostalgisch erinnerte ich mich an unseren Es war ein schwieriges Auseinandergehen. gemeinsamen Anfang. Als ich in mein Hotel Eine der letzten Male unseres Zusam- zurückkehrte, fand ich eine Nachricht von mentreffens fand während einer Probe von Nikolaj Hübbe vor, die mir Trumans »Romeo und Julia« im Kopenhagener Kö- schwere Krankheit mitteilte. Ich versuchte niglichen Theater statt. Wir schauten einem Truman anzurufen, ohne Erfolg … jungen Tänzer zu, der die Rolle, die Truman 1971 kreiert hatte, einstudierte. Dann ver- In den frühen Stunden am Sonnabend, ließ Truman Kopenhagen. den 9. Juni 2012, ist Truman Finney verstor- Am 6. Juni 2012 besuchte ich Chicago. ben. | John Neumeier Als ich das Harris Theater verließ, in dem

Mehr als nur musikalische Untermalung Die Freunde des Ballettzentrums stiften zwei neue Flügel

SEIT 1989 BESTEHT das Ballettzentrum kunft unter besten Bedingungen, auch mu- Hamburg. Und seit 1989 stehen in den neun sikalischer Art, trainieren können, haben die Ballettsälen des Hauses die gleichen Flügel, Freunde des Ballettzentrums e.V. aus Anlass werden zu jeder Trainingsstunde der Schü- von John Neumeiers 70. Geburtstag zwei ler und der Tänzer bespielt, acht Stunden Flügel gestiftet – mit einem Gesamtwert von am Tag, 11 Monate im Jahr. So ein Ballett- 30.000 EUR. Die beiden Tasteninstrumente flügel muss einiges aushalten. Und auch bei von Yamaha werden ab sofort in den Ballett- bester Pflege nutzt er sich irgendwann ab. sälen Wigman und Cranko stehen und ihren Damit die Ballettschüler aber auch in Zu- guten Dienst tun. Wir sagen Danke!

Ines Schamburg-Dickstein (Freunde des Ballettzentrums), Ulrike Schmidt und Karin Martin (Vorsitzende der Freunde des Ballettzentrums) präsentieren einen der gestifteten Flügel. OPER Wiederaufnahme »Tannhäuser‹

Szene aus »Tannhäuser«

16 JOURNAL 1.2012/13 OPER Interview

Ich versuche, »durchlässig« zu sein. Angela Denoke gehört heute zu den erfolgreichsten und vielseitigsten Opernsängerin- nen der Welt. Im Oktober wird sie zum ersten Mal in Hamburg beide weiblichen Haupt- rollen in Harry Kupfers »Tannhäuser«-Inszenierung interpretieren.

einmal einen anderen Charakter zum Vorschein bringt, als die literarische Vorlage, »Lady Macbeth von Mzsensk« beispielsweise. Und dann ist natürlich die Er- arbeitung in einer Inszenierung von großer Bedeutung, denn dadurch können sich noch andere Facetten einer darzustellenden Person ergeben. Wichtig ist zudem das Zusammenspiel mit den Kollegen. Durch deren Darstel- lung ihrer Charaktere ergibt sich auch für mich jedes Mal ein anderes Bild der Person, die ich auf der Bühne darstelle. Um es auf den Punkt zu bringen: Ich versuche, »durchlässig« zu sein.

Entwickeln Sie einen Charakter stärker aus Ihren persön- lichen Empfindungen und Vorstellungen einer Figur oder vertrauen Sie sich da vor allem der Zusammenarbeit mit einem Regisseur an? Angela Denoke Wenn ich mich in die Zusammenar- beit mit einem Regisseur begebe, habe ich meine Rolle ja schon sehr verinnerlicht, denn ich habe sie studiert, inzwischen oft schon in anderen Inszenierungen inter- pretiert. Ich freue mich aber immer darauf, einen Cha- rakter neu gestalten zu können oder zumindest neue Fa- cetten in der Interpretation einer Rolle hinzu zu gewinnen. Wenn ich einen guten Regisseur habe oder auch Kollegen, mit denen das Zusammenspiel beson- Angela Denoke ders gut harmoniert, ist es immer eine Entdeckungs- reise. »Eine berückende Sängerdarstellerin, die sich im Ausdruck geradezu verzehrt«, schwärmte die Kritik, »stimmlich von Sie sind bereits in Wien und Berlin im »Tannhäuser« auf- starker lyrischer Intensität und ins Hymnische ausgrei- getreten. Haben Sie da auch beide weibliche Hauptfiguren fend«, ist zu lesen. Zu Ihren überragenden Portraits zählen verkörpert? die Interpretation der Marie (wie auch hier an der Staats- Angela Denoke Meinen ersten »Tannhäuser« habe ich oper in der »Wozzeck«-Inszenierung von Peter Konwit- mit Daniel Barenboim und Harry Kupfer an der Staats- schny), der Katja Kabanova, Jenufa oder Sieglinde, um oper in Berlin erarbeitet. Zunächst habe ich in dieser nur einige zu nennen. Worin liegt Ihre besondere Fähig- Produktion nur die Elisabeth gesungen, dann bat mich keit, sich solchen außergewöhnlichen und extremen Cha- Daniel Barenboim, die Venus in der Dresdner Fassung rakteren so eindringlich anzunähern, dass Sie den Zu- hinzuzunehmen. Ich hatte dann das Glück, mit Harry schauer derart intensiv berühren? Kupfer auch die Quasi-Verknüpfung dieser beiden Rol- Angela Denoke Das Schöne ist, dass ich nicht wirklich len erarbeiten zu können. Später habe ich dann beide weiß, warum mir anscheinend die Fähigkeit gegeben ist, Rollen ebenfalls mit Harry Kupfer in der Pariser Fassung mit meiner Darstellung zu berühren, aber ich bin sehr und der Hamburger Inszenierung in Bilbao verkörpert. dankbar dafür. Mir ist es sehr wichtig, den Charakter, den ich darstelle, zu verstehen und zu erfühlen. Ich ver- Sopran vs. Mezzo sind ja in der Opernliteratur oft Gegen- suche, mich in die jeweilige Rolle hineinzuversetzen und spielerinnen. Und manchmal fragt man sich, würde die auch ihre Vorgeschichte zu verstehen. Man kann sich In- eine gerne mal mit der anderen tauschen? Hätten Sie nicht formationen in der Literatur suchen, bei manchen Par- ab und zu Lust, bestimmte Figuren zu verkörpern, auch tien erschließt sich sehr vieles aus der Musik, die auch wenn dies Ihr Fach übersteigen würde?

1.2012/13 JOURNAL 17 OPER Wiederaufnahme »Tannhäuser«

Opernwerkstatt Angela Denoke Ich »wildere« ja ohnehin schon hin kann. Wenn man sie allerdings auf diesen Ansatz redu- »Tannhäuser« und wieder im Mezzo-Fach, wobei die Kundry ja eigent- ziert, nimmt man beiden Rollen den Reichtum und den Kompaktseminar zu Stoff, Musik und In- lich eine Sopran-Partie ist, die die Mezzosoprane für Charakter, der ja nie eindimensional ist, und das ist szenierung mit sich entdeckt haben … Für mich spielen die sogenann- dann für mich zu wenig. Ich glaube, ich könnte gar nicht Volker Wacker. ten Fächer eine eher untergeordnete Rolle. Ich versuche, so eingeschränkt spielen. Vorkenntnisse sind die Partien nach meinen Möglichkeiten auszuwählen; nicht erforderlich, Unterlagen werden welchem Fach sie zugeordnet sind, ist mir dabei nicht Venus soll durch raffinierte Gesangskunst auf einzigartige den Teilnehmern wichtig. Ich muss sie gesangstechnisch bewältigen kön- Art und Weise verführen. Wie erreicht man auf der Bühne ausgehändigt. nen. Das ist das wichtigste Kriterium. eine solche Einheit von Stimme und Sinnlichkeit? Freitag, 28. Septem- Angela Denoke Die Musik Wagners gibt ja fast alles ber, 18.00-21.00 Uhr und Samstag, Bei Venus und Elisabeth sind Sie in der ja nicht alltägli- vor! Bei der Darstellung hat man dann ebenfalls große 29. September , chen Lage, die Gegensätze zu vereinen. Einmal abgesehen, Möglichkeiten – haben wir Frauen (und die Männer) 11.00-17.00 Uhr (mit was dies rein physisch auf der Bühne bedeutet: Empfinden nicht alle unsere sinnliche Seite?! entsprechenden Pausen) Sie stärker, zwei stark gegensätzliche Figuren ver körpern Opera stabile zu müssen, oder sehen Sie in der einheitlichen Darstellung Ist die Elisabeth als Charakter nicht ein wenig fade, gerade auch eine Möglichkeit zur Annäherung? im Vergleich zur Venus? Oder ernsthaft gefragt: Wie iden- Angela Denoke In dieser Oper gibt es definitiv beide tifiziert man sich mit der Glaubensstärke und Innerlich- Möglichkeiten. Man kann sowohl zwei Charaktere spie- keit einer solchen Figur? len als auch die zwei Seiten einer Person – es kommt hier Angela Denoke Auch die Elisabeth hat doch eine sinn- auf die Inszenierung an. Beides ist spannend! liche Seite, genau wie die Venus einen starken Willen hat. Die Glaubenskraft und Innerlichkeit sind die Stärken Dann sehen Sie die beiden eher als ein und dieselbe Figur? der Elisabeth – das ist beileibe nicht fade, sondern hat Angela Denoke Da ich ja, wie bereits erwähnt, mit Größe! Harry Kupfer an den beiden Charakteren gearbeitet habe, weiß ich, dass es auch für ihn die zwei Möglichkei- Sie sind in Partien von Wagner, Strauss, Korngold, Berg ten gibt. Als ich beide Rollen gesungen habe, hat er die oder den slawischen Komponisten gleichermaßen zu Charaktere mehr verschmelzen lassen und dies auch in Hause und können sich Ihre Angebote aussuchen. Nach der Reaktion des Tannhäuser bei den Begegnungen mit welchen Kriterien geschieht das? Oder direkt gefragt: Wel- den zwei Frauen herausgearbeitet. che Rollen nehmen Sie an? Welche Rollen lehnen Sie ab? Angela Denoke Meine Auswahl richtet sich nach mei- Lauri Vasar ist En- Elisabeth und Venus werden zwischen »Madonna und Hu - nen stimmtechnischen Möglichkeiten. Die Rollen, die semblemitglied der re« gerne als Männerfantasien bezeichnet. Ärgert es Sie bei in diesen Bereich fallen, sind eigentlich alle interessant Staatsoper und wird Ihrem Selbstverständnis von unmittelbarer Bühnenprä - und facettenreich – ich habe sehr viel Glück mit meinem zum ersten Mal den senz nicht, wenn Figuren auf diese Weise reduziert werden? Fach, das ja nicht wirklich eines ist … Wolfram in »Tannhäu- Angela Denoke Zunächst einmal ist es ja ein guter An- ser« interpretieren. satz, aus dem heraus man die beiden Figuren entwickeln Die Fragen stellte Annedore Cordes.

Franco Farina tritt weltweit Georg Zeppenfeld war meh- wie auch in der Hansestadt rere Jahre Ensemblemitglied mit den großen italienischen an der Dresdner Semper- Partien Radamès, Otello, Ka- oper. Inzwischen gastiert er laf, Turiddu und Canio auf. u. a. an den Opernhäusern in Seit kurzem widmet er sich Berlin, Wien, Mailand, Paris, Wagner: Nach Tristan in Wei- Barcelona und San Francis co mar folgt nun sein erster sowie bei den Salzburger Tannhäuser in Hamburg. und Bayreuther Festspielen.

18 JOURNAL 1.2012/13 OPER Repertoire

RICHARD WAGNER Tannhäuser

Musikalische Leitung: Simone Young Inszenierung: Harry Kupfer Bühnenbild: Hans Schavernoch Kostüme: Reinhard Heinrich Licht: Manfred Voss Chor: Florian Csizmadia Spiel leitung: Nicola Panzer Landgraf Hermann Georg Zeppenfeld Tannhäuser Franco Farina Wolfram von Eschenbach Lauri Vasar Walther von der Vogelweide Jun-Sang Han Biterolf Moritz Gogg Heinrich der Schreiber Chris Lysack Reinmar von Zweter Levente Páll Elisabeth/Venus Angela Denoke RICHARD STRAUSS Hirt Mélissa Petit Ariadne auf Naxos

Unterstützt durch die Stiftung zur Musikalische Leitung: Constantin Trinks Förderung der Hamburgischen Staatsoper Inszenierung: Christian Stückl Gefördert durch die Deutschen Philips-Unterneh- men Bühnenbild und Kostüme: Stefan Hageneier Wiederaufnahme Spiel leitung: Wolfgang Bücker 7. Oktober 2012, 17.00 Uhr Musiklehrer Wolfgang Schöne Komponist Rachel Frenkel Aufführungen Tenor/Bacchus Peter Seiffert 11. (18.00 Uhr), 21. und 28. (16.00 Uhr) Tanzmeister Manuel Günther/ Wolfgang Schöne Oktober 2012 Jürgen Sacher Perückenmacher Thomas Florio wird zum ersten Mal Haushofmeister Levente Páll die Rolle des Musik- Zerbinetta Daniela Fally lehrers in Christian Primadonna/Ariadne Melanie Diener Harlekin Moritz Gogg Stückls »Ariadne«- Scaramuccio Chris Lysack Inszenierung über- Truffaldin Jongmin Park nehmen. Brighella Jun-Sang Han Najade Mélissa Petit Dryade Rebecca Jo Loeb Echo Gabriele Rossmanith

Aufführungen 20., 25. Oktober; 3. November 2012 um 19.30 Uhr

Melanie Diener gastiert u. a. Peter Seiffert zählt zu den Daniela Fally gehört seit Rachel Frenkel begann ihre am ROH London, an der New begehrtesten Heldentenören 2009 zum Ensemble der Laufbahn an der Berliner Yorker Met, der Wiener der Gegenwart. Er gastiert Wiener Staatsoper und war Staatsoper. Weitere Engage- Staats oper sowie bei den an allen großen Opernhäu - dort u. a. als Zerbinetta, Ro- ments führten sie an die Wie- Festspielen in Salzburg und sern und Festivals der Welt. sina, Oscar, Fiakermilli und ner Staatsoper und an das Bayreuth. Sie ist eine gefrag - In der Hansestadt ist Peter Sophie zu erleben. In Ham- Opernhaus Montpellier. 2012 te Strauss-Sängerin; an der Seiffert Ende der 80er-Jahre burg begeisterte sie als Fia- trat sie als Mercédès in »Car- Alster reüssierte sie als Mar- als Matteo in »Arabella« und kermilli und als Marie in »La men« bei den Osterfestspie- schallin im »Rosenkavalier«. als Parsifal aufgetreten. Fille du Régiment«. len Salzburg auf.

1.2012/13 JOURNAL 19 OPER Repertoire »Le Nozze di Figaro«

20 JOURNAL 5.2011/121.2012/13 OPER Repertoire

Regisseursträume – oder wie ich lernte, eine Theaterfigur zu lieben »Le Nozze di Figaro« ist seit der Premiere vor mehr als zwanzig Jahren eine der belieb- testen Mozartinszenierungen am Haus an der Dammtorstraße. Regisseur Johannes Schaaf über seine Liebe zu einer Theaterfigur und seine Faszination für Mozarts und Beaumarchais’ Meisterwerk.

inszenierte ich bei den Salz- chen schuld. Warum hat er diese Veränderung nicht durchgeführt?« burger Festspielen das Schau- Er erwidert im Vorwort der ersten Ausgabe des Werkes den Zenso- spiel »Figaros Hochzeit« (Der ren: »Er hat es getan, kluge Zensoren! Studiert die folgende Szene, 1978 tolle Tag) von Beaumarchais die den Höhepunkt des dritten Aktes bildete und die ich auf Wunsch und später dann an verschie- der Schauspieler gestrichen habe, weil sie fürchteten, dass ein so ge- denen Opernhäusern »Le Nozze di Figaro« von Mozart und Da wichtiger Abschnitt die Heiterkeit der Handlung beeinträchtigen Ponte. Vergleicht man die Figuren des Schauspiels mit denen der könnte.« Oper, so ist bemerkenswert, dass sich alle Charaktere genau entspre- Die Szene ist im Original komisch, aber für die damalige Zeit auch chen, was die immer noch kursierende These, erst das Genie Mozart sehr gewagt. Sie attackiert unerbittlich die Doppelbödigkeit herr- habe den Gestalten des politischen Autors Beaumarchais wahres schender Moral. Es hätte für Mozart, der in allen seinen Werken stets Leben eingehaucht, ad absurdum führt. Der Dünkel des Grafen, ver- auf der Seite der Frauen steht, ein Vergnügen sein müssen, diese An- bunden mit besten Manieren, die frei schweifende Sehnsucht Che- klage in Musik zu setzen. Warum hat er diesen »Höhepunkt des drit- rubins, der erwartungsvoll einer erotischen Zukunft entgegenfie- ten Aktes« ignoriert, warum zugelassen, dass der reizvolle Charakter bert, die Triebhaftigkeit der Halbwaise Barbarina, die den Verlust der der Marceline auf den Typ der »komischen Alten« reduziert wird? Mutter mit früher, wahlloser Sexualität kompensiert, alles das ist von Es ist schwer vorstellbar, dass Mozart in vorauseilendem Gehorsam großer Delikatesse. Der Autor, der hier argumentiert, ist vom glei- der Zensur gegenüber es bei dem Strich belassen hat. Dazu war seine chen Geist wie der Komponist, der es wenige Jahre später kompo- natürliche Neigung zur aufklärerischen Kritik, seine Lust zur Grenz- niert. Mit einer einzigen Ausnahme: Marceline! Bei Beaumarchais überschreitung zu stark entwickelt. Wir müssen annehmen, dass er eine intelligente Frau mit Geist und Witz, die sehr früh auf bittere die Szene nicht gekannt hat, und vermutlich auch nicht das fast hun- Weise hat lernen müssen, sich in einer von Männern regierten Welt dertseitige Vorwort. Aber ist es nicht reizvoll, die Phantasie an der durchzusetzen: »Als junges Mädchen hätte ich sittsam sein sollen. Frage zu entzünden, wie Mozarts Genie diese Szene in Musik ver- Ich bin es geworden, sobald ich gelernt habe, meinen Verstand zu wandelt und die Gestalt Marcellinas einer anderen Dimension zu- benutzen.« Der Mann, der sie verführte und mit einem Kind sitzen geordnet hätte? ließ, spricht noch 30 Jahre später von ihrer »so jammervollen Ver- Das enzyklopädische Bedürfnis unserer Zeit ist banal und belanglos. gangenheit«. Doch nun ist sie es satt, sich immer herumschubsen zu Huldigung an das Genie kann nur sein, im Ganzen das Besondere lassen, und kontert mit einer furiosen Attacke gegen die Männer. So zu suchen und im Besonderen das Unvergängliche zu entdecken. lebendig, so voller Intelligenz und Witz, dass Graf, Richter und Kindsvater Bartolo vor Scham ganz verlegen werden, und Figaro voller Stolz sich zu seiner Mutter bekennt. Was Mozart mit diesem Aufschrei einer geschundenen Frau angefangen hätte, kann man Johannes Schaaf machte sich mit Film- und sich nur vorstellen und bedauern, dass es nicht Musik geworden ist. Fernsehproduktionen und mit Schauspielin- Was ist geschehen? Sind Mozart und Da Ponte hier Opfer der Zensur szenierungen einen Namen. Seit Mitte der geworden? Erstaunlicherweise ist diese Szene bereits bei der Urauf- 80er- Jahre widmet er sich verstärkt Opernin- führung des Schauspiels gestrichen worden, und keineswegs der szenierungen, u. a. bei den Salzburger Fest- Zensur wegen. Im Gegenteil, diese wirft Beaumarchais vor, er habe spielen, am ROH London sowie den Opern- es leichtfertig unterlassen, das Schicksal Marcelines moralisch zu be- KARL FORSTER häusern in München, Amsterdam, Zürich, © werten: »Der Autor hätte eine noch tiefere Moral daraus ziehen kön- Stuttgart und Berlin. In Hamburg inszenierte er die beiden Mo- nen: in der Sittenordnug, die er verbessern will, wäre am Fehltritt zartopern »Le Nozze di Figaro« und »Die Entführung aus dem eines verführten jungen Mädchens der Mann und nicht das Mäd- Serail«.

Szene aus »Le Nozze di Figaro« 1.2012/13 JOURNAL 21 OPER Repertoire »Turandot«»Le Nozze di Figaro«

WOLFGANG AMADEUS MOZART »Figaros Hochzeit« Le Nozze di Figaro aus dem Bühnenstück von Pierre Caron de Beaumarchais

Musikalische Leitung: Stefan Soltesz Figaro: Je größer die Schuld, desto geringer die Großzügigkeit. Das ist die Inszenierung Johannes Schaaf Regel! Bühnenbild und Kostüme: Ezio Toffolutti Choreografie: Rolf Warter Marceline: (lebhaft) Männer! Ihr undankbarsten aller Geschöpfe! Durch Ver- Chor: Christian Günther Spiel leitung: Holger Liebig achtung befleckt ihr die Spielzeuge eurer Leidenschaft, eure Opfer. Euch müsste man für die Irrtümer unserer Jugend bestrafen. Euch und eure Il Conte di Almaviva Viktor Rud Rechtsprecher, die sich soviel darauf einbilden, uns zu verurteilen und zu La Contessa di Almaviva Maija verachten. (Sie wird immer erregter und leidenschaftlicher) Selbst die Frauen Kovalevska/Ailyn Pérez (Okt.) der besten Gesellschaft haben in euren Augen nur ein lächerlich geringes An- Susanna Katerina Tretyakova/ sehen. Ihr ködert sie durch scheinbaren Respekt, aber in Wirklichkeit leben N. N. (Okt.) Figaro Wilhelm Schwinghammer sie in totaler Abhängigkeit. Wenn es um unser Geld geht, behandelt ihr uns Cherubino Rebecca Jo Loeb wie Minderjährige, für unsere Fehler allerdings werden wir als Volljährige Marcellina Renate Spingler bestraft. Wie immer man es auch betrachtet, so wie ihr euch verhaltet, kann Bartolo Ayk Martirossian man euch nur verabscheuen – oder bemitleiden. Don Basilio Peter Galliard Don Curzio Frieder Stricker Figaro: Sie hat recht! Barbarina Solen Mainguené/ Mélissa Petit Graf: (murmelt) Nur allzu recht. Antonio Dieter Schweikart Due Donne Christiane Donner/ Brid'oison: W-w-weiß Gott, jetzt hat sie recht! Annegret Gerschler; Corinna Meyer- Esche/Gisela Weintritt Marceline: Aber was kann uns das anhaben, mein Sohn, wenn ein so kleinli- cher Mann uns abweist. Schau nicht, woher du kommst, schau nur, wohin du Gefördert durch die Daimler Benz AG. gehst! Das allein zählt. In ein paar Monaten wird deine Braut volljährig sein und für sich selbst entscheiden können. Sie wird dich heiraten. Dafür stehe ich Aufführungen ein. Sei nachsichtig gegen sie, mein Sohn, sei glücklich mit dir und fröhlich, 22., 27. September; 12., 14.(18.00 Uhr), frei und gütig gegen jedermann, so wird es deiner Mutter an nichts fehlen. 17., 19. Oktober 2012, 19.00 Uhr

Figaro: Goldene Worte, Maman! Ich werde sie befolgen. Wahrhaftig, wie dumm man doch ist. Da dreht sich die Welt seit Tausenden und Abertausen- den von Jahren und ich habe mir aus diesem Ozean von Zeit kümmerliche 30 Jährchen herausgefischt, da sollte ich mich groß mit dem Gedanken her- umquälen, wem ich sie verdanke. Wer sein Leben lang nicht mit sich ins Reine kommt, geht ewig unterm Joch, wie diese armen Pferde, die die Last- Mozarts »Le Nozze di Figaro« startet mit einer neuen kähne gegen die Strömung ziehen müssen und sich niemals ausruhen kön- Besetzung in die Saison 2012/13, darunter die Ensem- nen, nicht einmal dann, wenn sie stehenbleiben. Drum bitte ich Sie, mein blemitglieder Viktor Rud (Graf), Katerina Tretyakova Vater, mir zu verzeihen und Sie, meine Mutter, küssen Sie mich, so mütter- (Susanna), Rebecca Jo Loeb (Cherubino) und Renate Spingler (Marcellina) lich, wie Sie nur können.

Folgt Szene 17, Auftritt Susanne. (aus dem Französischen übersetzt von Johannes Schaaf)

Maija Kovalevska ist eine Ailyn Pérez trat in jüngster Ayk Martirossian stammt Schülerin von Mirella Freni. Zeit in »La Traviata« am ROH aus Armenien. 1998 wurde er Nach ihrem Debüt als Mimì Lon don, in »La Bohème« in Mitglied der Wiener Staats- an der New Yorker Met trat Los Angeles sowie in »Simon oper, wo er in verschiedenen sie an den wichtigsten Boccanegra« an der Berliner Bass-Partien auftrat. Er gas- Opern häusern in Europa und Staatsoper und an der Mai- tierte u. a. an den Opernhäu- Übersee auf. Die lettische So- länder Scala auf. In Hamburg sern von Barcelona, Venedig, pranistin gibt ihr Hamburg- begeisterte sie als Violetta Palermo, San Francisco, debüt als »Figaro«-Gräfin. Valéry und als Marguerite. München und Berlin.

22 JOURNAL 1.2012/13 Das Opernrätsel Nr. 1 Ein Missverständnis Wussten Sie eigentlich ...

... dass es bei uns niemals Bonuszahlungen für Management oder Mit- arbeiter gab und auch ZEICHNUNG: BIRGIT KIUPEL künftig nicht geben wird? In einer der innigsten Arien der Opernliteratur besingt eine Frau nachts in einem Schlossgarten ihre Liebe. Doch die- ses blumige Ständchen unter Pinien verfehlt seinen Adressa- ten. Denn der vielseitige, aber gerade etwas verwirrte junge Mann, dem diese akustischen Blüten zugedacht sind, be- lauscht sie zwar – versteht aber alles miss.

FRAGE

Wie heißt der neunmalkluge Titelheld, und in welcher Oper wirbelt er? Unser Bonus ist Ihre Zufriedenheit. Gehen Senden Sie die Lösung bitte bis zum 10. Oktober 2012 Sie mit uns den dänischen Weg im Private an die Redaktion »Jour nal«, Ham bur gische Staats oper, Banking! Postfach, 20308 Hamburg. Mitar beiter der Hambur - gischen Staats oper und ihre Ange hörigen sind leider nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechts weg ist ausge- schlossen. Persönlich. Ehrlich. Nah. jbpb.de DAS KÖNNEN SIE GEWINNEN

1. Preis: Zwei Karten für »Onegin« am 10. Dezember 2012 2. Preis: Zwei Karten für »Flavius Bertaridus« am 13. Dezember 2012 3. Preis: Zwei Karten für »Manon Lescaut« am 19. Dezember 2012 Jyske Bank t#BMMJOEBNNt)BNCVSH Das war beim letzten Mal die richtige Antwort: 5FM >>> Orpheus &.BJMQSJWBUFCBOLJOH!KZTLFCBOLEF Die Gewinner werden von uns schriftlich benachrichtigt. +ZTLF#BOL1SJWBUF#BOLJOHJTUFJOF(FTDI»GUTFJOIFJUEFS +ZTLF#BOL"4 7FTUFSHBEF%,4JMLFCPSH  $73/S%JF#BOLXJSEWPOEFSE»OJTDIFO 'JOBO[BVGTJDIUCFBVGTJDIUJHU OPER Repertoire »Don Giovanni«

»Don Giovanni« in neuer Besetzung

WIR ERLEBEN in unserer Inszenierung drei Zeiten; einmal die Zeit Mozarts, dann die Wende zum 20. Jahrhundert und dann die Jetztzeit, in der wir glauben, dass wir die sexuelle Befreiung schon hinter uns haben. Dass wir nicht eingezwängt sind, nicht nur im sexuellen Bereich. Trotzdem existiert weiterhin der Traum, eine erfüllte, abenteuerliche und ewige Liebe mit einem Mann haben zu können. Für mich gibt es diese drei Frauen aus unterschiedlichen Epo- chen auch deshalb, weil Don Giovanni sich nie ändert. Der geht durch all diese Jahrhunderte, und bleibt, auch als Traum, immer derselbe. Die Frauen haben sich natürlich sehr stark verändert. Eine Donna Anna aus der Rokokozeit ist noch viel mehr in gesell- schaftlichen Konventionen gefangen als eine Donna Elvira, die bei mir Bertha Pappenheim nachempfunden ist, der berühmten er- sten Patientin, die im Grunde genommen die Psychotherapie er- funden hat, weil sie geredet hat. Sie hat erst Josef Breuer in Grund und Boden geschwatzt, und dann Sigmund Freud. Freud hat dann flugs so getan, als hätte er so die Gesprächstherapie erfun- den und das innere Theater sichtbar gemacht. Hier ist das innere Theater der drei Frauen immer mit demselben Hauptdarsteller besetzt, nämlich mit Don Giovanni. Zerlina ist eine junge Frau der Jetztzeit, die mit Kind und Freund in sehr begrenzten finanziellen Verhältnissen lebt und sich natürlich von einem mächtigen reichen Mann sehr schnell ver- führen lässt, auch weil es das Versprechen auf ein anderes Leben ist. Doris Dörrie über ihre »Don Giovanni«-Inszenierung

24 JOURNAL 1.2012/13 OPER Repertoire

Hayoung Lee singt zum ersten Mal die Donna Anna. Nach Su- sanna in »Figaro« stellt sie sich damit in einer weiteren Mozart- rolle vor.

Hellen Kwon war in der vergan- genen Saison als Donna Anna zu erleben, jetzt folgt zum ersten Mal die Rolle der Donna Elvira.

Gabriele Rossmanith sang Zer- lina in der »Don Giovanni«-In- szenierung von Pet Halmen. Die selbe Rolle übernimmt sie nun in Doris Dörries Interpretation.

Szymon Kobylinski gehört seit dieser Saison zum Internationa- len Opernstudio der Staatsoper. Seinen ersten Auftritt absol- viert er als Masetto in »Don Giovanni«

Constantin Trinks WOLFGANG AMADEUS MOZART gehört zu den Senkrechtstartern Don Giovanni unter den jungen Dirigenten und Musikalische Leitung: Constantin Trinks feiert ein doppeltes Hamburg- Inszenierung: Doris Dörrie Debut: Er dirigiert »Don Giovanni« Bühnenbild und Kostüme: Bernd Lepel und »Ariadne auf Naxos«. Choreografie: Tadashi Endo Licht: Linus Fellbom Chor: Christian Günther Spiel leitung: Petra Ingeborg Beyerlein/Heiko Hentschel Don Giovanni Nicola Ulivieri Donna Anna Hayoung Lee Don Ottavio Antonio Poli Il Commendatore Tigran Martirossian Donna Elvira Hellen Kwon Leporello Adrian Sâmpetrean Masetto Szymon Kobylinski Zerlina Gabriele Rossmanith La Morte Tadashi Endo Nicola Ulivieri gastiert an Antonio Poli ist ein Schüler den großen italienischen Häu- von Romualdo Savastano. Der Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper. sern. Auch international ist er Preisträger internationaler vor allem in Opern von Ros- Wettbewerbe begann seine Aufführungen sini und Mozart erfolgreich, Laufbahn an der Semperoper 10., 13., 16., 18., 23. Oktober 2012 u. a. bei den Salzburger Fest- Dresden. Inzwischen gastiert um 19.00 Uhr spielen, beim Festival in Aix- er u. a. an der DO Berlin, am en-Provence, in Lyon, To kio Tea tro La Fenice, in Rom und und beim Edinburgh Festival. bei den Festspielen Salzburg.

1.2012/13 JOURNAL 25 OPERA STABILE

Opernwerkstätten

VORBEREITUNG MIT HUMOR und Wissen: Mit Volker Wacker wird man bes - tens auf den Opernbesuch vorbereitet. Zu »Fürst Igor« und »Tannhäuser« bietet der Dozent wieder seine beliebten Kompaktse- minare an. Von Freitagabend (18.00-21.00 Uhr) bis Sonnabend nachmittag (11.00- 17.00 Uhr, mit Pausen) lernen die Teil- nehmer wieder Aspekte zu Musik und In- szenierung kennen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Opernwerkstatt »Fürst Igor« 21./22. September, Probebühne 3 Opernwerkstatt »Tannhäuser« Gastspiel für Kinder 28./29. September, Opera stabile

»FÜR IMMER DAS MEER« In seinem Brahms-Lieder Zimmer erinnert sich der alte Seemann Heinrich an seine glücklichste und aufre- MIT LIEDERN VON BRAHMS sind die gendste Zeit. Er begegnete einst einer jun- Ensemblemitglieder Gabriele Rossmanith gen Piratin, verliebte sich in sie und erlebte und Jan Buchwald zu Gast bei einer Veran- große Abenteuer. Sagt er ... Sängersalon staltung der Johannes Brahms-Gesell- Theater am Strom »Für immer das Meer« schaft. Der Philharmoniker Christian Sei- Eine kleine Piraterie mit Musik für Zu- ANGELA DENOKE ist zwischen Wag- bold musiziert außerdem mit Eberhard schauer ab 6 Jahren von Christiane Ri- ner und Weill an allen großen Häusern Hasenfratz die Klarinettensonate f-Moll chers mit Songs von Axel Pätz (Dauer ca. unterwegs. Sie begeisterte in Hamburg zu- von Brahms. Der Eintritt ist frei. 65 Min.). Eine Veranstaltung im Rahmen letzt ebenso als Sieglinde und Kundry wie Gesprächskonzert »Johannes Brahms auf von HAMBURGER BÜHNENFLUG 2012. mit einem Chansonprogramm. In der Schloss Altenstein« (Eintritt frei) 25. August, 15.30 Uhr, Opera stabile Wiederaufnahme des »Tannhäuser« wird 10. September, 18.30 Uhr, Lichtwark-Saal, sie sowohl Venus als auch Elisabeth singen. Neanderstraße 22 (Nähe Michel) After work Die phänomenale Sängerdarstellerin gibt im Gespräch mit Hans-Jürgen Mende per- Black box 20_21 VON BACH BIS PIAZZOLLA musizie- sönliche Einblicke. ren und improvisieren die jazzenden Phil- Sängersalon Angela Denoke EINE NEUE REIHE in der Opera sta- harmoniker Christian Seibold und Stefan mit Hans-Jürgen Mende (Moderation) bile: Neue Musik trifft auf komplementäre Schäfer mit den Gästen Konrad Ullrich 5. Oktober, 20.00 Uhr Texte. Die Auftakt-Inszenierung wird ge- und Leon Gurvitch. Letzterer spürt in ei- rade vorbereitet. Sie kombiniert Aribert genen Arrangements und Kompositionen Jürgen Kesting Reimann und Sylvia Plath in dem Abend der spannenden Themenverwandtschaft »I am your opus«. Reimann, dessen »Lear« zwischen Jazz und Klassik nach. Denn die BORODIN, GLINKA, MUSSORGSKY, in der letzten Spielzeit einen überragenden – manchmal ironische – Aufbereitung aber auch unbekanntere russische Kompo- Erfolg an der Staatsoper feierte, vertonte klassischer Themen hat im Jazz eine lange nisten stellt Jürgen Kesting vor. Der Sän- Gedichte von Sylvia Plath und Lord Byron Tradition. Das »After work«-Programm gerpapst wird dabei natürlich auch wieder als emotionale Tour de force. Sie wird ge- bietet Musik von Bach, Brahms, Marcello, Schätze der Schallplattengeschichte prä- spiegelt in Texten von Sylvia Plath und Orff, Chopin, Astor Piazzolla und Leon sentieren – unter anderem mit den Stim- ihrem Mann Ted Hughes. Gurvitch. men von Fjodor Schaljapin, Mark Reizen, Aribert Reimann: I am your opus mit After work: »Classic meets Jazz« mit Sergei Lemeshev und Ivan Kozlowsky. Hayoung Lee (Sopran), Viktor Rud (Bari- Chris tian Seibold (Klarinette), Stefan Jürgen Kesting »Russische Oper« ton) sowie weiteren Mitwirkenden. Musi- Schäfer (Kontrabass), Konrad Ullrich 14. September, 19.30 Uhr kalische Leitung: Samuel Hogarth, Insze- (Schlagzeug) und Leon Gurvitch (Klavier, nierung: Petra Müller Melodica, Arrangements) 24., 26., 30. November und 2. Dezember, 12. Oktober, 18.00 Uhr 20.00 Uhr

26 JOURNAL 1.2012/13 Hamburger Theaternacht

Theater – eine ganze Nacht lang! Die 9. Hamburger Theaternacht in der Staatsoper

Das Programm

19.00 - 00.00 Uhr Biergarten Kleine Theaterstraße Übertragung des Programms von der Hauptbühne auf Großbildleinwand 19.00 – 19.45 Uhr Hauptbühne Ballettschule des HAMBURG BALLETT – John Neumeier 19.00 – 19.30 Uhr Opera stabile »Vier für Beethoven« 19.00 – 19.45 Uhr Probebühne 1 »Fürst Igor« - Musikalische Probe mit dem Chor der Staatsoper 19.35 – 20.00 Uhr Opera stabile »In stiller Nacht« - Brahms-Lieder 20.00 – 20.45 Uhr Probebühne 1 Szenische Probe mit dem Chor der Staatsoper 20.15 – 21.00 Uhr Hauptbühne Ausschnitte aus Strauss’ »Ariadne auf Naxos« Öffentliches Singen für das Publikum 20.25 – 20.55 Uhr Opera stabile »Ravels Raffinessen« 21.00 – 21.30 Uhr Opera stabile »Musikalisches Glücksrad« 21.15 – 21.45 Uhr Probebühne 1 Das Internationale Opernstudio stellt sich vor. 21.30 – 22.15 Uhr Hauptbühne Ballettschule des HAMBURG BALLETT – John Neumeier 21.35 – 22.05 Uhr Opera stabile Jazz-Programm 21.50 – 22.20 Uhr Probebühne 1 Ausschnitte aus »Don Giovanni« 22.25 – 22.50 Uhr Opera stabile Brahms-Programm 22.40 – 23.10 Uhr Probebühne 1 Das Internationale Opernstudio stellt sich vor. 22.45 – 23.30 Uhr Hauptbühne Ausschnitte aus Strauss’ »Ariadne auf Naxos« Szene aus »Ariadne auf Naxos« 23.00 – 23.30 Uhr Opera stabile »Strauss in the doghouse« ÜBER 40 HAMBURGER THEATER machen bei der diesjährigen 23.15 – 23.45 Uhr Probebühne 1 Theaternacht am 8. September mit und präsentieren Auszüge aus Ausschnitte aus »Don Giovanni« ihren Programmen. Ab 19.00 Uhr heißt es dann auch an der Staats- 23.35 – 0.00 Uhr Opera stabile »Musikalisches Glücksrad« oper »Bühne frei!«: Auf der Hauptbühne präsentiert die Ballett- 00.00 – 01.00 Uhr Hauptbühne schule des HAMBURG BALLETT den »Karneval der Tiere« von »Verrückte Stunde«: Bidla Buh (Komödie Winterhuder Fährhaus) Demis Volpi. Um 20.15 Uhr dirigiert die Opernintendantin und Ge- Ab 0.00 Uhr Biergarten Kleine Theaterstraße, Kalkhof Jam-Session neralmusikdirektorin Simone Young Ausschnitte aus Richard Strauss’ »Ariadne auf Naxos«, anschließend folgen noch einmal im Wechsel das Ballett- und das Opernprogramm. In der Opera stabile spielen Mitglieder der Philharmoniker Hamburg ab 19.00 Uhr ver- Bidla-Buh zu Gast, während Künstler der Staatsoper im Winterhu- schiedene Kammermusik- Programme, dann dreht sich das musi- der Fährhaus auftreten. Im Kalkhof laden traditionell wieder die kalische »Glücksrad«, bevor der Abend in der Stabile mit Jazz aus- Philharmonic Clowns ab Mitternacht zur Jam Session in den Bier- klingt. Einen Einblick in die Opernarbeit erhalten die Besucher ab garten. 19.00 Uhr auf der Probebühne 1 bei einer musikalischen Chor- probe. Im Anschluss stellen sich hier die jungen Künstler des Inter- 9. Hamburger Theaternacht am 8. September 2012 ab 19.00 Uhr nationalen Opernstudios vor, anschließend gibt es Highlights aus Karten: 12,00 EUR (Abendkasse: 15,– EUR) an der Theaterkasse der »Don Giovanni«. Zur »Verrückten Stunde« ist die Comedy-Gruppe Staatsoper. Alle Programmdetails: www.hamburger-theaternacht.de

1.2012/13 JOURNAL 27 28 JOURNAL 1.2012/13 OPER Hinter den Kulissen Opernensemble Viel von Renato Bruson gelernt Er gewann den Tschaikowsky-Wettbewerb, den Birgit Nilsson-Preis, den Wagner- Award, den ersten Preis und den Publikumspreis beim Gesangswettbewerb Stella Maris: Seit 2010 ist der ausgezeichnete Bass Ensemblemitglied. Marcus Stäbler und Fotograf Jörn Kipping trafen Jongmin Park während der Proben zu »Macbeth«.

n Südkorea leben etwa 50 Millionen Menschen. 1990. Und die hat mich wirklich fasziniert. Als ich Lu- Und etwa ein Zehntel davon macht Karriere auf ciano Pavarotti sah und hörte, wie er ›Nessun dorma‹ den internationalen Opernbühnen. singt, war ich geradezu geschockt! Ich wollte unbedingt I Naja, das ist natürlich jetzt ein ganz klein wenig auch ein Tenor werden.« übertrieben. Aber es gibt schon auffällig viele Das hat ja nicht so ganz geklappt. Mit seiner schönen, Sänger auf der Halbinsel. Unter den 23 Ensemblemit- tiefen Stimme – die unten bis zum großen C reicht – ist gliedern der Staatsoper stammen vier aus Südkorea; Park denkbar weit von den Voraussetzungen eines Te- dazu kommt noch eine junge Mezzosopranistin im nors entfernt. »Nein, mit ›Nessun dorma‹ wird es wohl Opernstudio. Wie ist das zu erklären? nichts mehr«, sagt er lachend. »Aber vielleicht ja im Jongmin Park lacht mit seinem wohltönenden Bass. nächsten Leben«. »Ich glaube, unsere Sprache ist ein Vorteil. Wir haben In diesem singt er erstmal schöne Basspartien. Mo- zum Beispiel einige Nasallaute, das hilft beim Singen. zarts Sarastro wird er im November zum ersten Mal an Und viele unserer Lehrer haben bei großen Meistern wie der Staatsoper singen, den bereits erwähnten Sparafucile Piero Cappuccilli studiert. Sie geben die Technik an die hat er schon gemacht ebenso Masetto. Als nächstes Studenten von heute weiter.« wünscht er sich Partien wie Mozarts Leporello und Fi- Dass viele koreanische Sänger (und auch andere Mu- garo, und, irgendwann später mal, den Filippo in Verdis siker) den Weg ins Ausland suchen, habe ganz pragma- »Don Carlos«. Dass diese Wünsche in Erfüllung gehen, tische Gründe, sagt der 25-jährige in flüssigem Englisch: ist ziemlich wahrscheinlich. Nicht nur wegen seines »Der Klassik-Markt bei uns ist sehr klein und begrenzt; überragenden Talents, sondern auch, weil er da gute Er- junge Menschen gehen kaum in die Oper oder in klas- fahrungen gemacht hat. »Als ich zum ersten Mal in sische Konzerte. Deshalb ist es kaum möglich, in Korea Wien war, bin ich in den Stephansdom gegangen und eine gute Karriere zu machen.« habe dafür gebetet, einmal an der Wiener Staatsoper sin- Park ging darum im Anschluss an sein Studium in gen zu können.« Und siehe da: Drei Jahre später wurde seiner Heimatstadt Seoul nach Europa, wo er sich an der der Traum schon wahr. 2011 debütierte Park dort als Akademie der Mailänder Scala den Feinschliff holte. Zu Colline in Puccinis »La Bohème«. Auch am Mariinsky seinen dortigen Lehrern gehörten etwa Mirella Freni Theater und an der Mailänder Scala ist er schon aufge- und der große Verdi-Bariton Renato Bruson. »Von ihm treten. habe ich sehr viel gelernt, nicht nur über die Technik, Beim Gesprächstermin Mitte Juni steckt der sympa- sondern über die Phrasierung. Als ich für Hamburg den thische junge Mann gerade in den Endproben für Verdis Sparafucile aus Verdis ›Rigoletto‹ vorbereiten musste »Macbeth« an der Staatsoper Hamburg und vertreibt (das Wort »Rigoletto« klingt bei Park übrigens so richtig sich seine Freizeit mit der Fußball-Europameisterschaft. Jongmin Park schön italienisch!), sagte er, so, jetzt singen wir zusam- Über Fernsehen und Internet verfolgt er nicht nur große im Bühnenbild zu men das ganze Finale durch. Das war natürlich eine tolle Sportereignisse, sondern auch die Nachrichten aus sei- »Macbeth«. Erfahrung, mit so einem legendären Rigoletto-Interpre- ner geteilten Heimat. »Die Trennung zwischen Nord- Der Bass gehört seit der Spielzeit ten zusammen diese Partie zu erarbeiten! Er hat mir sehr und Südkorea ist eine große Tragödie und hat viele Fa- 2010/11 zum En- geholfen, die musikalischen Details und den Geist der milien zerstört. Dass beide Länder wieder vereint wer- semble der Staats- Musik besser zu verstehen, er hat mir Verdis Denken den, wäre mein größter Traum.« oper. nahe gebracht.« Das italienische Repertoire hatte es ihm schon sehr früh angetan. Durch seine Mutter, eine Sopranistin, die Marcus Stäbler arbeitet u. a. für den an der Hochschule von Seoul Musik unterrichtet, ging NDR, das Hamburger Abendblatt, Jongmin Park bereits als Kind regelmäßig ins Konzert die Neue Zürcher Zeitung und das und hörte viele CDs. Das entscheidende Oho- und Aha- Fachmagazin Fono Forum. Erlebnis war jedoch eine virtuelle Begegnung mit den »Drei Tenören«, wie er sich erinnert. »Es gibt ja diese DVD vom Auftritt bei der Fußballweltmeisterschaft

1.2012/13 JOURNAL 29 OPER Namen & Nachrichten Aktuelles aus der Staatsoper

Telemanns »Flavius Bertaridus« auf CD BALLETT-BENEFIZ GOLFTURNIER

MIT DER NEUPRODUKTION von Georg Philipp Telemanns »Flavius Ber- Am 28. September veranstalten die Freunde taridus, König der Langobarden« brachte die Staatsoper Hamburg im Oktober des Ballettzentrums e.V. zum dritten Mal ein 2011 als Koproduktion mit den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik ein Benefiz-Golfturnier zugunsten der Schüler musikalisches Juwel der Gänsemarkt-Oper auf die Bühne. 282 Jahre nach der der Ballettschule des Hamburg Ballett. Aus- tragungsort ist wie immer der Golfclub Uraufführung wurde die Hamburger Premierenserie mit einer hinreißenden Walddörfer, nach dem Turnier sind alle Be- Sängerbesetzung, dem spannenden Dirigat von Alessandro De Marchi und in teiligten, aber auch alle Nicht-Golfer, zu der kurzweiligen Inszenierung von Jens-Daniel Herzog zu einem Presse- und einem gemeinsamen Abendessen unter Be- Publikumserfolg. Jetzt liegt die Weltersteinspielung als Livemitschnitt von den teiligung der Ballettschüler eingeladen. Die Einnahmen des Turniers werden verwen- Innsbrucker Festwochen vor – ein »Meilenstein deutscher Musikgeschichte«, det, um den jungen Tänzern der Theaterklas- wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung befand. Unter der musikalischen Lei- sen Deutschkurse des Goethe-Instituts zu tung von Festivalleiter Alessandro De Marchi – einem der führenden Speziali- ermöglichen. sten für historische Aufführungspraxis – singen wie in Hamburg Maite Beau- Interessierte finden weitere Informationen auf der Website des Freundeskreises: mont, Ann-Beth Solvang, Katerina Tretyakova, Mélissa Petit, Jürgen Sacher, www.freunde-des-ballettzentrums.de David DQ Lee und Antonio Abete. Die Partie der Rodelinda übernahm in Inns- bruck Nina Bernsteiner, in Hamburg stand hier Tatiana Lisnic auf der Bühne. Den Booklet-Text schrieb die Hamburger Dramaturgin Kerstin Schüssler-Bach. Es spielt die Academia Montis Regalis (in Hamburg waren es die Philharmoniker Hamburg).

Georg Philipp Telemann »Flavius Bertaridus« deutsche harmonia mundi / SONY CD-Box mit 3 CDs

In Memoriam Alexa Zeggaï

ANFANG JUNI ist Alexa Zeggaï gestorben. Nicht nur Mahler 6 Opera piccola und Jugendopern-Akademie-Projekte sind SIMONE YOUNG UND DIE PHILHAR- untrennbar mit ihr verbunden. Von Anfang an dabei – als MONIKER SPIELEN MAHLERS Leiterin der Jugendopern-Akademie und Spielleiterin der 6. SINFONIE

ersten Opera piccola-Produktion »Pollicino« – hat sie mit BRUCKNER, BRAHMS, MAHLER: Den künstlerischer Leidenschaft und unermüdlichem Organi- Werken dieser drei Komponisten haben Si- sationseinsatz junge Menschen für das Musiktheater be- mone Young und die Philharmoniker Ham- geistert. Unvergessen für Mitwirkende und Zuschauer bleiben vier Produktio- burg bereits zahlreiche CD-Einspielungen gewidmet. Nach der international erfolgrei- nen in der Kinderopernreihe, die sie als Regisseurin gestaltete: »Der 35. Mai«, chen Serie mit Bruckner-Sinfonien in der Ur- »Oliver Twist«, »Die drei Rätsel« und »Pinocchio«. Ihr Einfallsreichtum hat jeder fassung, Mahlers zweiter Sinfonie und der Oper phantasievolle Figuren und spannende Abenteuer geschenkt – Grillen, ersten und zweiten Sinfonie von Johannes Schnecken, ein Thunfisch oder ein unverwechselbarer Pinocchio bleiben in le- Brahms folgte jetzt eine weitere Veröffentli- chung beim Label Oehms Classics: Ein Mit- bendiger Erinnerung –, ihr Umgang mit Kindern war von einer liebevollen Kon- schnitt der sechsten Sinfonie – der sequenz geprägt. Die freie Zeit an den Wochenenden verbrachte sie mit Schülern »Tra gi schen« – von ist im der Jugendmusikschule, um im Rahmen der Jugendopern-Akademie eigene Sommer erschienen. Mitgeschnitten wurde das 8. Philharmonische Konzert im April Mini-Opern auf die Bühne zu bringen. Seit 2003 war Alexa Zeggaï als Spiellei- 2007. terin an der Staatsoper engagiert und sorgte durch die szenische Einstudierung und Abendspielleitung auch im Großen Haus dafür, dass »der Lappen hoch- Simone Young/ ging«. Dafür hat sie sich ab 2010 dann organisatorisch im Künstlerischen Be- Philharmoniker Hamburg Gustav Mahler: Sinfonie Nr.6 a-Moll – triebsbüro eingesetzt. Ihre offene, ehrliche und inspirierende Herzlichkeit Tragische Ouvertüre machte unsere Kollegin zu einem unersetzbaren Menschen. Alexa Zeggaïs plötz- OhemsClassics, Bestellnummer: OC 413 licher Tod hinterlässt eine große Lücke, wir trauern mit den Angehörigen.

30 JOURNAL 1.2012/13 Gastspiel

Hamburger Theater Festival: in der Staatsoper

PREMIERE BEIM HAMBURGER THEATER FESTIVAL: Zum Der puritanische Verwalter Malvolio, das Kammermädchen Maria, ersten Mal kooperiert das Festival mit der Staatsoper. Am 8. und 9. der Säufer Toby Rülp und der Ritter Andrew Bleichenwang hegen Oktober zeigt das Wiener Burgtheater William Shakespeares »Was zarte Gefühle, die sie in ungeahnte Situationen bringen. Mitten hin- ihr wollt« auf der Bühne des Hamburger Opernhauses. Regie führte ein in diese Liebeswirren platzt der tot geglaubte Sebastian … Intendant Matthias Hartmann selbst, er schöpft für seine Inszenie- rung das komödiantische Potenzial seines Ensembles voll aus: In der WAS IHR WOLLT turbulenten Komödie geben unter anderem Nicholas Ofczarek, von William Shakespeare Sven-Eric Bechtolf, Joachim Meyerhoff, Michael Maertens, Katha- Eine Produktion des Burgtheaters Wien rina Lorenz und Dörte Lyssewski dem Affen ordentlich Zucker! Regie: Matthias Hartmann »Lus tige Figuren dürfen glänzen, man genießt eine rasende Abfolge Mit: Nicholas Ofczarek, Sven-Eric Bechtolf, Joachim Meyerhoff, Mi- von Kunststücken begnadeter Charakterköpfe«, schrieb die Tages- chael Maertens, Katharina Lorenz, Dörte Lyssewski, Maria Happel, zeitung DIE PRESSE nach der Premiere begeistert. Turbulent geht Fabian Krüger, Oliver Masucci, Simon Kirsch, André Meyer, Detlef es in der Tat in dem Stück zu: Viola hat ein Schiffsunglück überlebt, Eckstein, Bernd Birkhahn, Michael Masula, Karsten Riedel ihr Zwillingsbruder Sebastian ist scheinbar ertrunken. Sie erreicht Illyrien, verkleidet sich als Mann und tritt in den Dienst des Herzogs Montag, 8. Oktober, 19.30 Uhr Orsino. Ihm soll sie als Liebesbote dienen und ihm die Gunst der Dienstag, 9.Oktober, 19.00 Uhr Gräfin Olivia erringen. Sie erledigt diesen Auftrag so gut, dass sich Olivia auf der Stelle in den »jungen Mann« verliebt. Viola selbst hat Karten zu € 69, € 59, € 46, € 33, € 26, € 19, € 13,50 (nur an der Thea- sich in den Herzog verliebt. Und auch andere Herzen pochen heftig: terkasse: € 12 für Schüler, Studenten, Azubis).

1.2012/13 JOURNAL 31 JUGENDPROJEKTE Philharmonischer Jugendtag, Neue »Musikkontakte«, TuSch, Bundesjugendballett

Auftritte für den Nachwuchs

ZUM AUFTAKT WURDE ES LAUT: Ovidiu-Florian Andris aus tenquartett. Das begeisterte einige Kleinkinder im Publikum so sehr, der Orchesterakademie der Philharmoniker Hamburg betrat als er- dass sie auf die Bühne krabbelten. Ebenso aufmerksam lauschten die ster die Bühne im Kleinen Saal der Laeiszhalle. Sein rasantes Schlag - Zuschauer dem Albert-Schweitzer-Jugendorches ter. Die jungen Mu- zeugsolo eröffnete im Juni den Philharmonischen Jugendtag und siker spielten unter der Leitung von Manfred Richter Elgars Strei- zog große und kleine Musikfans im Publikum sofort in seinen Bann. cherserenade. Die Schülerinnen und Schüler der Jugendopernaka- Vier Education-Projekte der Philharmoniker Hamburg stellten sich demie verbanden Gesang, Schauspiel und Tanz und präsentierten an diesem Sonntag mit eigenen Programmen vor. Was man tun Ausschnitte aus Purcells »The Fairy Queen« und Shakespeares kann, wenn ein König sich langweilt, wussten die Kinder des Musik- »Sommernachtstraum«. Obwohl die Programme so unterschiedlich kindergartens: Sie hatten englische Maskenspiele einstudiert – und waren, ließ sich aus allen die tiefe Begeisterung der jungen Künstler zeigten die Ergebnisse frühkindlicher Musikerziehung. Die jungen für die Musik heraushören – die über den Philharmonischen Ju- Profis der Orchesterakademie spielten im Anschluss Mozarts Flö- gendtag hinaus auch in den Alltag getragen wird.

Auftritt der Jugendopernakademie Mitglieder der Orchesterakademie beim Philharmonischen Jugendtag

Neue »Musikkontakte«

DIE BELIEBTEN »MUSIKKONTAKTE« werden ab der neuen Spielzeit von Kathrin Barthels betreut. Die Musik- theaterpädagogin wechselt vom Staatstheater Braunschweig als Nachfolgerin von Hilde Schuller an die Staatsoper. Hier stellt sie neue Formate und Projekte vor: »Für Schulklassen gibt es in dieser Spielzeit die Möglichkeit, sich aktiv auf einen Vorstellungsbesuch vorzubereiten«, sagt Kathrin Barthels. »In den OpernIntros können sich die Schüler selbst in der Begegnung mit dem Opern stoff ausprobieren. Die OpernIntros sind ca. dreistündige Einführungs-Work- shops zu ausgewählten Inszenierungen des Spielplans. Szenische und musikalische Improvisationen in den Räumen der Staatsoper schaffen einen Zugang zu Figuren, Handlung und szenischer Umsetzung. Musikalische Vorkenntnisse sind dabei nicht notwendig.« Für eine noch intensivere Vorbereitung auf den Vorstellungsbesuch gibt es Patenklassen. Kathrin Barthels erklärt: »In Verbindung mit Premieren und Opern im Repertoire haben Patenklassen die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu schauen und den Entstehungsprozess einer Opernproduktion zu erleben. Zum Auftakt gibt es eine Einführung oder einen vorbereitenden Workshop zur Oper, dann vertiefen die Schü- lerinnen und Schüler ihre Eindrücke durch einen Besuch in der Oper während des Entstehungsprozesses. Dazu gehören ein Probenbesuch und ein Zusammentreffen mit Mitwirkenden aus der Produktion. Zum Abschluss wird gemein sam eine Vorstellung am Abend besucht.« Mit erfahrungsbezogenen Methoden erhalten die Schülerinnen und Schüler so spielerisch einen Zugang zum jeweiligen Opernstoff. OpernIntros und Patenklassen sind zu zahlreichen Neuproduktionen und Vorstellungen des Opern- und Ballettrepertoires geplant. Weiterhin werden bewährte Grundschul-Programme wie »Musikinstrumente be-greifen« oder Aufführungen mit Niels Frédéric Hoff- mann und dem Dorftheater Siemitz angeboten. Nähere Informationen und Anmeldungen finden Sie in der Broschüre »Musikkontakte« oder auf der Website der Staatsoper.

32 JOURNAL 1.2012/13 TuSch-Jubiläum auf dem Rathausmarkt

EINE RIESIGE TANZ-PERFORMANCE versammelte am 30. Mai ca. 500 Schülerinnen und Schüler auf dem Hamburger Rathausmarkt. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums von TuSch Hamburg (Theater und Schule) verwandelten Kinder und Jugendliche aus Grund-, Mittel- und Oberstufe der TuSch-Partnerschulen den Platz gemeinsam mit dem BUNDES- JUGENDBALLETT in eine große Tanzfläche. Die Choreografie wurde von Indrani Del- maine, Leiterin der TuSch-Projekte beim HAMBURG BALLETT, und den Tänzerinnen und Tänzern des BUNDESJUGENDBALLETT kreiert und den Schulklassen vorab als Video in die Schulen geschickt.

DIE ERFOLGREICHE SAISON 2011/12 der Jungen Opernfreunde Ham- burg e.V. krönte ein vom Verein or- ganisiertes Opernwochenende am 2. und 3. Juni in Hamburg. Zwei er- eignisreiche Tage mit einer musika- lischen Stadtführung, Besichtigung der Laeiszhalle, »Konzert & Party« am Abend in der Musikhochschule, »Meet & Greet« mit Vertretern der Staatsoper und Führung durch das Ballett punktet Opernhaus fanden im gemeinsa- men Vorstellungsbesuch von »Tri- WER ZU TIEF INS GLAS SCHAUT, sieht die Dinge schon mal doppelt. stan und Isolde« ihren Abschluss Trotz des Schnapszahlen-Datums konnte man am 6. Juni im Uebel & Gefährlich und begeisterten die Gäste aus an- auch ohne Alkohol einen doppelten Sehgenuss erleben: das BUNDESJUGEND- deren Jugend-Opernclubs zahlrei- BALLETT und The Young ClassX brachten in einem kreativen Austausch Ballett cher Städte. Nun steht eine span- und Musik in den Bunker am Heiligengeistfeld. Der Auftakt zur neuen Clubreihe nende neue Spielzeit mit vielen »doppel::punkt« bot mit Choreografien von Sasha Riva, Stacey Denham und Aktivitäten be vor. Kevin Haigen sowie improvisierten Momenten Tanzkunst in entspannter At- Weitere Informationen mosphäre. Musikalisch gestaltet wurde der Abend von Musikern und Ensem- zum Verein gibt es unter bles, die von The Young ClassX gefördert werden: Jazztrio, Streichquartett, www.junge-opernfreunde.org. Chor-Solisten und Live-Band sorgten für Partystimmung. Am 31. Oktober steht die zweite Ausgabe von »doppel::punkt« an.

1.2012/13 JOURNAL 33 PHILHARMONIKER Konzerte

Dialoge über die Zeiten hinweg

Bach-Preis ausgezeichnet – so dass sein »Self Portrait« eine passende Hommage abgibt und mit dem Untertitel »Dialogue with Paul Klee« auch das Saisonmotto einläutet. Er- gänzend dirigiert Simone Young die 7. und damit letzte Sinfonie von Jean Sibelius sowie die Sinfonie Nr. 103 »Mit dem Paukenwir- bel« von Joseph Haydn.

Dirigenten und Solisten der nächsten Konzerte: Simone Young, Nils Mönkemeyer, Andreas Grau und Götz Schumacher, Markus Stenz

1. PHILHARMONISCHES KONZERT Bruch schrieb es für seinen in Hamburg Sabine Meyer liebt die Kombination von wirkenden Sohn Felix, uraufgeführt wurde Bratsche und Klarinette: »Ich empfinde es in Wilhelmshaven. diese beiden Instrumente mit ihren dunklen Neben der Lübecker Star-Klarinettistin Klangfarben als sehr seelenverwandt.« In steht mit Nils Mönkemeyer ein weiterer Max Bruchs Doppelkonzert kann sich diese Top-Instrumentalist auf dem Podium: Der Seelenverwandtschaft voll ausleben: »Ein junge Bratscher erhielt bereits zwei ECHO melodisch und harmonisch sehr anspruchs- Klassik-Preise. Das Zwiegespräch der bei- volles Stück«, ergänzt die »First Lady der den Instrumente bildet den Auftakt zur Sai- Klarinette«. Der rheinische Romantiker son, die Simone Young unter das Motto Max Bruch hinterließ mit seinem Violin- »Dialoge« gestellt hat. Die Hamburger Ge- konzert g-Moll einen unverwüstlichen Fa- neralmusikdirektorin eröffnet das Konzert voriten. Auch sein über 40 Jahre später kom- mit einem Stück des chinesisch-amerikani- poniertes Doppelkonzert ist noch ganz den schen Kult-Komponisten Tan Dun, der 2006 Vorbildern Mendelssohn und Brahms ver- bereits bei den Philharmonikern einen um- pflichtet – ein nobles, herbstliches Werk mit jubelten Einstand als Dirigent gab. Im Au- einer gewissen norddeutschen Schwermut: gust wird Tan Dun mit dem Hamburger Tan Dun

1. PHILHARMONISCHES KONZERT 2. PHILHARMONISCHES KONZERT

Simone Young, Dirigentin Markus Stenz, Dirigent Sabine Meyer, Klarinette Andreas Grau, Götz Schumacher, Klavier Nils Mönkemeyer, Viola Bernd Alois Zimmermann Tan Dun »Dialoge«. Konzert für zwei Klaviere und Self Portrait aus »Death and Fire. Dialogue Orchester with Paul Klee« Claude Debussy Joseph Haydn Prélude à l’après-midi d’un faune Sinfonie Nr. 103 »Mit dem Paukenwirbel« Richard Strauss Max Bruch Don Quixote op. 35 Doppelkonzert e-Moll op. 88 für Klarinette, Viola und Orchester 14. Oktober, 11.00 Uhr Jean Sibelius 15. Oktober, 20.00 Uhr Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 105 Laeiszhalle, Großer Saal

02. September, 11.00 Uhr Einführung mit Kerstin Schüssler-Bach 03. September, 20.00 Uhr am So. um 10.15 Uhr Laeiszhalle, Großer Saal und am Mo. um 19.15 Uhr im Kleinen Saal Kindereinführung und -betreuung mit Anne Einführung mit Kerstin Schüssler-Bach Heyens am So. ab 11 Uhr im Studio E am So. um 10.15 Uhr Sabine Meyer und am Mo. um 19.15 Uhr im Kleinen Saal

34 JOURNAL 1.2012/13 Mit verschie denen Stilen, mit Collage podien und dem CD-Markt präsent. Zu den und Zitat arbeitet Zimmermann daher auch von Strauss so anschaulich geschilderten in den 1968 komponierten »Dialogen«, Abenteuern des Ritters von der traurigen einer »Hommage à Claude Debussy«. Zwi- Gestalt findet auch Sonntag Vormittag wie- schen Jazz, Mozart, Zwölftonmusik und gre- der die beliebte Kindereinführung und -be- gorianischen Hymnen oszilliert dieses faszi- treuung mit Konzertpädagogin Anne Hey- nierende Werk: »Dialoge über die Zeiten ens statt. Da geht es dann um Don Quixotes hinweg von Träumenden, Liebenden, Lei- Kampf mit dem Windmühlenflügeln, den denden und Betenden«, wie Zimmermann Knappen Sancho Pansa, die Liebe zu der bekannte. Das renommierte Klavierduo An- schönen Dulcinea und natürlich den treuen dreas Grau / Götz Schumacher wird diese Klepper Rosinante! Vorstellungen zum Klingen bringen. Neben den klassischen vierhändigen Gipfelwerken sind es moderne Meilensteine von Mes- Bernd Alois Zimmermann siaen, Stockhausen oder Rihm, mit denen Grau/Schumacher bei den großen Festivals 2. PHILHARMONISCHES KONZERT und auf dem CD-Markt reüssieren. Klug »Dialoge« heißt auch das Konzert für konzipierte Programme gelten als ihr Mar- zwei Klaviere und Orchester von Bernd kenzeichen. Alois Zimmermann. Mit ihm schied 1970 Zu Zimmermanns Debussy-Hommage einer der größten Komponisten des 20. dieses Klavierkonzerts ist das wohl beliebte- Jahrhunderts freiwillig aus dem Leben. ste Werk des französischen Impressionisten Zimmermanns Bedeutung, die freilich erst zu hören: die träumerische Miniatur »Pré- nach seinem Tod voll erkannt wurde, mani- lude à l’après-midi d’un faune«. Und da der Mélissa Petit festiert sich vor allem in dem epochalen Kölner GMD Markus Stenz am Pult steht, Wurf seiner Oper »Die Soldaten«. Dort trieb ist neben der Musik des Kölners Bernd Alois 1. PHILHARMONISCHES er seine Theorie einer »Kugelgestalt der Zimmermann auch »Don Quixote« von Ri- KAMMERKONZERT Zeit« auf die Spitze: Gegenwärtiges, Vergan- chard Strauss Ehrensache: denn diese wun- Jüngst entzückte sie als ägyptische Köni- genes und Zukünftiges fließen im Bewusst- derbar farbenreiche Partitur wurde 1898 im gin Cleopatra, jetzt wird sie ihren feinen So- sein zusammen und spannen sich als Bezie- Kölner Gürzenich uraufgeführt. Im Musik- pran und ihre berückende Musikalität auch hungsnetz über das Werk. leben der Domstadt hat Markus Stenz als im 1. Kammerkonzert unter Beweis stellen: Opern- und Konzertdirigent seit zehn Jah- Mélissa Petit, Mitglied des Internationalen ren starke Akzente gesetzt. Als Anwalt der Opernstudios, singt Francis Poulencs Lie- Moderne und zuletzt mit einer Mahler- derzyklus »Fiançailles pour rire«. Geigerin Reihe ist er international auf den Konzert- Dorothee Fine lädt zu »einer musikalischen 1. KAMMERKONZERT Reise in frankophone Farbenpracht«. Un- terstützt wird sie dabei von der philharmo- »Französische Impressionen« nischen Solocellistin Olivia Jeremias und Claude Debussy dem Pianisten-Kollegen aus der Staatsoper Klaviertrio G-Dur François Salignat. »Die Besetzung des Kla- Francis Poulenc viertrios«, so Dorothee Fine, »bietet Klang- Fiançailles pour rire Maurice Ravel welten, die wie geschaffen für den Impres- Klaviertrio a-Moll sionismus zu sein scheinen«. Zauberische Werke von Debussy und Ravel ranken sich Mélissa Petit (Sopran), daher um Poulencs Lieder. Wie nuancen- Dorothee Fine (Violine), Olivia Jeremias (Violoncello), reich Poulenc mit Texten umgehen kann, ist François Salignat (Klavier) in Hamburg durch seine großartige Oper »Dialogues des Carmélites« noch bestens im 30. September, 11.00 Uhr Gedächtnis. In »Fiançailles pour rire« Laeiszhalle, Kleiner Saal (»Wunderliche Verlobung«) setzt er Louise de Vilmorins Gedichte in bittersüße Liebes- lieder – zart, elegant und mit unverkennba- rer französischer Raffinesse. | Kerstin Schüssler-Bach Honoré Daumier, Don Quijote

1.2012/13 JOURNAL 35 LEUTE

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PREMIERE »RENKU« Sie feierten die gelungene Premiere der jungen Cho- reografen Yuka Oishi und Orkan Dann (1) und den Beginn der 38. Hamburger Ballett-Tage: Prof. Dr. Dr. Hermann Reichenspurner und Moderatorin Birgit Schanzen (2), Dag- mar Berghoff und Ingeborg Prinzessin von Schleswig Hol- stein mit Mutter Marie-Alix zu Schaumburg-Lippe, Herzogin zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (3). Prof. John Neumeier im Gespräch mit dem CDU-Bundestags- abgeordneten Rüdiger Kruse (4). Außerdem gesichtet: Eva Huber von der Filmförderung Hamburg, Ehepaar Karlheinz und Christa Goetsch und Willfried Maier von der GAL Hamburg - Bündnis 90/Die Grünen (5). 4 5

Mit der »Nijinsky-Gala XXXVIII« am 1. Juli feierte das HAMBURG BALLETT den krönenden Abschluss der Spielzeit 2011/2012. John Neumeier stellte die diesjährige, etwa fünfstündige Gala unter das Motto »Geheime Dialoge. Tanz – Musik – Emotion«. Gäste des San Francisco Ballet, des Shanghai Ballet, des Mariinsky Ballet und des Londoner Royal Ballet machten den Abend gemeinsam mit dem HAMBURG BALLETT zu einem unvergesslichen Erlebnis.

36 JOURNAL 1.2012/13 Mein CD-Tipp TELEMANN Nicholas Carter WELTERSTEINSPIELUNG FLAVIUS BERTARIDUS MIT ALESSANDRO DE MARCHI Eine Sensation für Freunde der Barockoper: die Welt- ersteinspielung der 1729 in Hamburg uraufgeführten und später lange in Vergessenheit geratenen Oper „Flavius Bertaridus“ von Georg Philipp Telemann von den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2011. Der Dirigent Nicholas Zu hören sind Orchester und Chor der Academia Montis Carter ist Assistent der Regalis unter der Leitung von Alessandro de Marchi Generalmusikdirektorin sowie die Solisten Maîte Beaumont, Ann-Beth Solvang an der Hamburgischen und Nina Bernsteiner. Staatsoper

Das erste Mal, als ich Carlos Kleibers Auf- nahme von Brahms’ vierter Sinfonie mit den Wiener Philharmonikern hörte, habe ich sofort erkannt, was einen großen Dirigenten wirklich aus- zeichnet. Die Einspielung, insbesondere der letzte Satz, traf mich wie ein Donnerschlag: Kleiber baut einen rie- sigen Bogen, von Anfang bis zum Ende. Trotz der Größe seiner Persönlichkeit und seines Charismas macht er sich nicht wichtiger als der Komponist. Damit meine ich, dass man auf der Aufnahme nur Brahms hört – nicht so sehr Kleiber, nicht die Wiener Philharmoniker, sondern die Quintessenz der Musik. „Ein Meilenstein deutscher Musikgeschichte“ FAZ Das ist für mich das Nonplusultra. „Keine einzige Szene, keine Arie möchte man missen“ Neue Zürcher Zeitung Eine völlig andere musikalische Persönlichkeit, die mein Musizieren beeinflusst hat, ist Glenn Gould – vor allem seine Bach-Partiten. Er macht genau das Gegenteil von Kleiber, weil man hier immer »Glenn Gould spielt Bach« hört. Es ist zweifellos seine Interpretation. Aber die Deutlichkeit, Struktur, glänzende technische Bril- „Auf so einen Wagner-Tenor lanz und natürlich seine Exzentrizität machen die Auf- nahme zu einer Offenbarung. Er war ein außergewöhn- haben wir lange gewartet“ licher Künstler, der uns die Wichtigkeit der In divi dua- Frankfurter Allgemeine Zeitung lität eines Musikers lehrte. Nach dem triumphalen Erfolg als Lohengrin in Bayreuth Eine besondere Opern-CD für mich ist »Tosca« mit wird Klaus Florian Vogt auf Maria Callas, Tito Gobbi und Carlo Bergonzi. Als Kind der ganzen Welt als der habe ich in einer »Tosca«-Inszenierung in Melbourne neue Heldentenor gefeiert: mitgemacht: Ich war im Kinderchor und habe das Kru- „...der beste jugendliche zifix im »Te Deum« getragen (John Wegner, der in der Heldentenor deutscher vergangenen Spielzeit bei uns den Alberich im »Ring« Sprache, keiner singt Wagner gesungen hat, war Scarpia!). Und diese Intensität von so absolut mühelos.“ Rondo Callas, die Bedrohlichkeit von Gobbi und die Schönheit von Bergonzis Stimme haben mich zu der Entscheidung gebracht, ein Operndirigent zu werden.

Eine Koproduktion mit

www.klaus-florian-vogt.de www.sonymusicclassical.de DER SPIELPLAN

AUGUST PREMIERE B Fürst Igor* Alexander Borodin 18 Di Fürst Igor* Alexander Borodin 29 Sa Einführung 18.20 Uhr Einführung 18.20 Uhr › 19:00 › € 5,– bis 97,– West Side Story Leonard Bernstein › 19:00 Uhr › € 4,– bis 79,– A | Sa2 01 Mi Eine Veranstaltung der Funke C | PrB Media GmbH BALLETT – JOHN NEUMEIER 30 So bis › Vorstellungen Dienstag bis Sonn- OpernIntro »Le Nozze di Figaro« Liliom Michel Legrand tag, 20.00 Uhr, Samstag und › 9:00-13:00 Uhr (für Schulklas- › 15:00 - 17:45 Uhr › € 4,– bis 89,– 26 So Sonntag auch 15.00 Uhr sen) Anmeldung erforderlich B | Nachm › € 22,– bis 92,– BALLETT – JOHN NEUMEIER BALLETT – JOHN NEUMEIER 19 Mi ZU GAST IN DER OPERA STABILE Nijinsky-Epilog Nikolai N. Tsche- Liliom Michel Legrand 25 Sa Für immer das Meer Christiane repnin, Igor Strawinsky Einführung 18.50 Uhr Reichers, Axel Pätz › 19:30 Uhr › € 4,– bis 79,– › 19:30 - 22:15 Uhr › € 4,– bis 89,– Gastspiel des Theater am Strom C | Bal I B | So1, Serie 38 im Rahmen von HAMBURGER BÜHNENFLUG 2012 BALLETT – JOHN NEUMEIER 1. Kammerkonzert Eine Gastspielreihe von Kitsz e.V. 20 Do Nijinsky-Epilog Nikolai N. Tsche- »Französische Impressionen« › 15:30 Uhr › € 7,– › Opera stabile repnin, Igor Strawinsky › 11:00 Uhr › € 8,– bis 18,– › 19:30 Uhr › € 4,– bis 79,– Laeiszhalle, Kleiner Saal C | Bal II SEPTEMBER Fürst Igor* Alexander Borodin OKTOBER 21 Fr Einführung 18.20 Uhr › 19:00 Uhr › € 4,– bis 89,– 1. Philharmonisches Konzert B | Fr3, Oper kl.2 02 So Einführung 10.15 Uhr im Kl. Saal Ballett-Werkstatt › 11:00 Uhr › € 9,– bis 44,– 03 Mi Leitung John Neumeier Opern-Werkstatt: »Fürst Igor« Laeiszhalle, Großer Saal Öffentliches Training um 10.30 Uhr › 18:00 Uhr › Fortsetzung am › 11:00 Uhr (Ausverkauft) 22. Sep tember, 11:00 - 17:00 Uhr 1. Philharmonisches Konzert € 48,– › Probebühne 3 03 Mo Einführung 19.15 Uhr im Kl. Saal BALLETT – JOHN NEUMEIER › 20:00 Uhr › € 9,– bis 44,– Die Kameliendame Le Nozze di Figaro* Laeiszhalle, Großer Saal Frédéric Chopin 22 Sa Wolfgang Amadeus Mozart Hamburger Symphoniker Familieneinführung 18.15 Uhr Hamburger Theaternacht › 19:30 - 22:30 Uhr › € 4,– bis 79,– › 19:00 - 22:30 Uhr 08 Sa Programm auf der Hauptbühne, C | Di1 € 5,– bis 97,– | A | Sa1 der Probebühne 1 und in der Opera stabile ab 19.00 Uhr ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT BALLETT – JOHN NEUMEIER 05 Fr Fürst Igor* Alexander Borodin 23 So Nijinsky-Epilog Nikolai N. Tsche- Vor der Premiere »Fürst Igor« Einführung 18.20 Uhr repnin, Igor Strawinsky 09 So Einführungsveranstaltung › 19:00 Uhr › € 4,– bis 89,– › 19:30 Uhr › € 4,– bis 89,– › 11:00 Uhr › € 7, – › Probebühne 1 B|Fr1 B | BalKl1 OpernIntro »Le Nozze di Figaro« Sängersalon Angela Denoke Fürst Igor* Alexander Borodin 10 Mo › 9:00-13:00 Uhr (für Schulklas- Moderation: Hans-Jürgen Mende 25 Di Einführung 18.20 Uhr sen) Anmeldung erforderlich › 20:00 Uhr › € 7,– › Opera stabile 19:00 Uhr › € 4,– bis 79,– C | Di3 »Russische Oper« BALLETT – JOHN NEUMEIER 14 Fr Vortrag von Jürgen Kesting 06 Sa Die Kameliendame BALLETT – JOHN NEUMEIER › 19:30 Uhr › € 7,– Frédéric Chopin 26 Mi Liliom Michel Legrand › Opera stabile Hamburger Symphoniker › 19:30 - 22:15 Uhr › € 4,– bis 79,– 19:30 - 22:30 Uhr › € 5,– bis 97,– C | Mi2 PREMIERE A A | Sa4, Serie 28 15 Sa Fürst Igor* Alexander Borodin Le Nozze di Figaro* Wolfgang Einführung 17.20 Uhr Festival 150% 27 Do Amadeus Mozart › 18:00 Uhr › € 6,– bis 158,– › 20:00 Uhr | € 15,– bis 10,– (erm.) › 19:00 - 22:30 Uhr › € 4,– bis 79,– P | PrA Opera stabile C | Do2 WIEDERAUFNAHME WIEDERAUFNAHME BALLETT – JOHN NEUMEIER 16 So BALLETT – JOHN NEUMEIER 07 So Tannhäuser* Richard Wagner 28 Fr Liliom Michel Legrand Nijinsky-Epilog Nikolai N. Tsche- Einführung 16.20 Uhr › 19:30 - 22:15 Uhr › € 4,– bis 89,– repnin, Igor Strawinsky › 17:00 - 21:15 Uhr › € 4,– bis 89,– B Einführung 17.20 Uhr B | So2, Serie 49 › 18:00 Uhr › € 4,– bis 89,– B | So2, Serie 48

38 JOURNAL 1.2012/13 Hamburger Theaterfestival 2. Philharmonisches Konzert Ariadne auf Naxos* 08 Mo »Was Ihr wollt« 15 Mo Einführung 19.15 Uhr im Kleine Saal 25 Do Richard Strauss Gastspiel des Burgtheaters Wien › 20:00 Uhr › € 9,– bis 44,– Einführung 18.50 Uhr › 19.30 Uhr › € 13,50 bis 69,– › Laeiszhalle, Großer Saal › 19:30 - 22:00 Uhr › € 4,– bis 79,– C | Do1 Hamburger Theaterfestival Don Giovanni* 09 Di »Was Ihr wollt« 16 Di Wolfgang Amadeus Mozart Falstaff* Gastspiel des Burgtheaters Wien › 19:00 - 22:10 Uhr › € 4,– bis 79,– 26 Fr › 19:30 - 22:15 Uhr › € 4,– bis 89,– 19.00 Uhr | € 13,50 bis 69,– C | OBK B | Fr2

Don Giovanni* Le Nozze di Figaro* BALLETT – JOHN NEUMEIER 10 Mi Wolfgang Amadeus Mozart 17 Mi Wolfgang Amadeus Mozart 27 Sa Die kleine Meerjungfrau › 19:00 - 22:10 Uhr › € 4,– bis 79,– › 19:00 - 22:30 Uhr › € 4,– bis 79,– Lera Auerbach C | Schnupper C | Mi1 Familieneinführung 18.45 Uhr › 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 97,– Tannhäuser* Richard Wagner Don Giovanni* A 11 Do Einführung 17.20 Uhr 18 Do Wolfgang Amadeus Mozart › 18:00 - 22:15 Uhr › € 4,– bis 79,– › 19:00 - 22:10 Uhr › € 4,– bis 79,– Tannhäuser* Richard Wagner C | VTg1 C | Oper gr.1, VTg4 28 So › 16:00 - 20:15 Uhr › € 4,– bis 89,– B | So1, Serie 39 Le Nozze di Figaro* ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT 12 Fr Wolfgang Amadeus Mozart 19 Fr Le Nozze di Figaro* Vor der Premiere › 19:00 - 22:30 Uhr › € 4,– bis 89,– Wolfgang Amadeus Mozart »Madama Butterfly« B | Oper gr.2 › 19:00 - 22:30 Uhr › € 4,– bis 89,– Einführungsveranstaltung mit B | Fr3, Oper kl.2 Musik After work »Classic meets Jazz« › 11:00 Uhr › € 7,– › Probebühne 1 › 18:00 - 19:00 Uhr › € 10,– (inkl. OpernIntro »Le Nozze di Figaro« Getränk) › Opera stabile › 9:00 - 13:00 Uhr (Geschlossene Veranstaltung) › Probebühne 3 * Aufführung mit deutschen Über- Don Giovanni* texten. 13 Sa Wolfgang Amadeus Mozart Ariadne auf Naxos* › 19:00 - 22:10 Uhr › € 5,– bis 97,– 20 Sa Richard Strauss A | Sa1 Einführung 18.50 Uhr › 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 97,– Festival 150% A | Sa2 › 20:00 Uhr › € 15,– erm. 10,– »Fürst Igor« wird unterstützt von Barbara und Opera stabile Tannhäuser* Richard Wagner Ian K. Karan und der HypoVereinsbank Private 21 So Einführung 15.20 Uhr Banking Member of UniCredit. Koproduktion Le Nozze di Figaro* › 16:00 - 20:15 Uhr › € 4,– bis 89,– mit dem Opernhaus Zürich. 14 So Wolfgang Amadeus Mozart B | Wagner »Le Nozze di Figaro« wird gefördert durch die › 18:00 - 21:30 Uhr › € 4,– bis 89,– Daimler Benz AG Niederlassung Hamburg. B | VTg3, Serie 68 Don Giovanni* »Liliom« in Kooperation mit der NDR Bigband. 23 Di Wolfgang Amadeus Mozart »Tannhäuser« wird gefördert durch die deut- 2. Philharmonisches Konzert › 19:00 - 22:10 Uhr › € 4,– bis 79,– schen Philips-Unternehmen. Einführung 10.15 Uhr im Kl. Saal C | Di2, Oper kl.1 Die Produktionen »Liliom«, »Tannhäuser« Einführung für Kinder 11.00 Uhr im »Don Giovanni« und »Die kleine Meerjungfrau« Studio E Falstaff* Giuseppe Verdi werden unterstützt durch die Stiftung zur › 11:00 Uhr › € 9,– bis 44,– 24 Mi › 19:30 - 22:15 Uhr › € 4,– bis 79,– Förderung der Hamburgischen Staatsoper. › Laeiszhalle, Großer Saal C | Mi2

KASSENPREISE Öffentliche Führungen durch die Platzgruppe Staatsoper am 17., 19., 25., 27. September; 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11* 2., 10., 15., 19. Oktober 2012 F € 23,– 21,– 19,– 16,– 14,– 10,– 7,– 7,– 5,– 2,– 5,– jeweils 13.30 Uhr Treffpunkt Bühneneingang Karten zu € 6,- sind an der Kasse oder online D € 67,– 62,– 56,– 49,– 38,– 26,– 20,– 12,– 9,– 4,– 10,– erhältlich C € 79,– 71,– 63,– 55,– 46,– 37,– 25,– 13,– 10,– 4,– 10,– B € 89,– 79,– 70,– 61,– 52,– 41,– 28,– 15,– 10,– 4,– 10,– A € 97,– 86,– 77,– 68,– 58,– 49,– 31,– 17,– 11,– 5,– 10,– S € 119,– 110,– 98,– 89,– 79,– 56,– 34,– 18,– 11,– 5,– 10,– Preisgruppe P € 158,– 146,– 133,– 119,– 99,– 69,– 43,– 24,– 12,– 6,– 10,– L € 35,– 26,– 16,– 7,– (abweichende Platzaufteilung) 5,–

* Vier Plätze für Rollstuhlfahrer (bei Ballettveranstaltungen zwei)

1.2012/13 JOURNAL 39 FINALE

Blick über den (Musiktheater-)Tellerrand Ein Plädoyer für kulturelle Dichte und öffentliche Subventionen

tellen Sie sich vor, es ist Oper oder Ballett – und keiner denkreis an solchen Abenden ein Hochkultur-Event jenseits der sonst geht hin. Ein Alptraum? In manchen Ländern des Erd- üblichen Blockbuster bieten können. Derartige Maßnahmen im Sinne balls – selbst ehemaligen »Musiktheater-Nationen« par stärkerer Durchkommerzialisierung sind zwar schön, hilfreich und gut S excellence – mittlerweile traurige Realität. Und die (ge- für PR, aber neue Publikumskreise werden dadurch nachweisbar nicht sunkene) Nachfrage regelt das Angebot: bestes Beispiel gewonnen. Dazu bedarf es dezidierter Nachwuchsförderung. Die »po- Italien, Mutterland des »unmöglichen Kunstwerks Oper« (Oskar Bie) sitive Erstinfektion« mit dem »Musiktheater-Virus« muss spätestens und letztlich auch des Balletts. im Teenager-Alter erfolgen, damit nach einer »kulturellen Nutzungs- Abgesehen vom Opern- und Ballettzentrum Mailand finden an den pause« (in der Regel zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr) ein »Zu- italienischen Häusern vergleichsweise selten Aufführungen statt. rückfinden« überhaupt erfolgen kann. Das lehren Studien wie das erst Durchschnittlich muss ein halbes Dutzend Vorstellungen desselben vor Kurzem wieder erschienene »Jugend-KulturBarometer« des Bon- Werks pro Monat genügen. Hinzu kommen eventuell noch ein paar ner Zentrums für Kulturforschung. Sin foniekonzerte … Was für eine Verschwendung an Ressourcen, Noch hat die Hamburgische Staatsoper »ihr« Publikum, und die möchte man aufstöhnen, denn die künstlerischen Apparate (Orches - Bande zwischen Zuschauern und dem Hamburg Ballett John Neu- ter, Chor, Gesangssolisten, Ballettensemble), Verwaltung und Techni- meier könnten momentan kaum größer sein. All das verdient Respekt ker sind ja (dauerhaft) vorhanden – und die meiste Zeit bloß zum Pro- und Bewunderung! Was beide Seiten – Macher wie Rezipienten – aller - ben oder Nichtstun verurteilt. Selbst bei einem fünftägigen Aufenthalt dings zukünftig brauchen, ist gegenseitiges Vertrauen und Mut! Oper in Genua kann es sein, dass der am Musiktheater interessierte Tourist & Ballett, diese immer wieder mitreißenden ästhetischen Seg nun gen dazu verdammt ist, seine Abende ausschließlich den gastronomischen der letzten 400 Jahre, waren und sind stets ein großes soziales »Trotz- Genüssen Liguriens zu widmen. Dabei verfügt das 1828 eröffnete, dem«, eine bisweilen auch unbequeme Mahnung für eine bessere Ge- 1943/44 bei Fliegerangriffen stark in Mitleidenschaft gezogene Teatro sellschaft. Woanders beneidet man uns um unsere Dichte an subven - Carlo Felice seit seinem (innen modernen) Wiederaufbau 1991 durch tionierten Kultureinrichtungen, die an fast jedem Tag einer Spielzeit den Stararchitekten Aldo Rossi über 2000 Plätze, die zu füllen sind. tätig sind. Wir – und damit sind ebenso die politischen Entschei - Salvatore Licitra, im September 2011 mit erst 43 tödlich verun- dungsträger gemeint – müssen uns dies jedoch weiter leisten wollen. glückter italienischer Startenor, machte sich seit langem Sorgen. Dem Autor dieser Zeilen teilte er schon vor Jahren seine Beobachtung mit, dass die (früher vorhandene) Affinität seiner Landsleute zu Musik und RICHARD ECKSTEIN ist als Reiseleiter und Darstellender Kunst im Verschwinden begriffen sei. Produktmanager für Studiosus und als Kul- Gewiss, es lassen sich Gegenmaßnahmen ergreifen: Peter Gelb hat turjournalist und Dozent tätig. Für BR Klas- als General Manager die von der Pleite bedrohte New Yorker Metro- sik hat er zahlreiche Sendungen produziert politan Opera von der Saison 2006/07 an zu neuer (wirtschaftlicher) und moderiert. Als Autor und Rezensent ar- Blüte geführt – nicht zuletzt durch Live-Übertragungen von Nachmit- beitet er für mehrere Kultur- und Klassik- tagsvorstellungen in ausgewählte europäische Kinos, die ihrem Kun- Magazine sowie für Online-Portale.

IMPRESSUM | KARTENSERVICE Herausgeber: Hamburgische Staatsoper GmbH, Große Theaterstr. 25, 20354 Hamburg | Geschäftsführung: Simone Young, Opernintendantin und Generalmusikdirektorin / John Neumeier, Ballettintendant / Detlef Meierjohann, Geschäftsführender Direktor | Konzeption und Redaktion: Dramaturgie, Pressestelle, Marketing; Bettina Bermbach, Annedore Cordes, Matthias Forster, Kerstin Schüssler-Bach (Oper); André Podschun, Anna Schwan (Ballett) | Autoren: Daniela Becker, Anja Bornhöft, Richard Eckstein, Daniela Rothensee, Johannes Schaaf, Marcus Stäbler | Mitarbeit: Daniela Becker | Opernrätsel: Birgit Kiupel | Fotos: Holger Badekow, Brinkhoff/Mögenburg, Alena Bolkvadze, Berthold Fabricius, Melanie Ferreira Caetano, Karl Forster, Stephanie Harke, Jürgen Joost, Jörn Kipping, Reto Klar, Helga Kneidl, Ann-Christine Krings, MOMA, Maja Metz, Catrin Moritz, Johan Persson, Thomas Rabsch, Marcus Renner, Monika Rittershaus, Philipp Rohner, Mario Schmolka, Dietmar Scholz, Joachim Thode, Bernd Uhlig, Reinhard Werner, Kurt-Michael Westermann, Wojtek Wieteska, Archiv der Hamburgischen Staatsoper | Titel: Karl Forster | Gestaltung: Annedore Cordes, Holger Badekow (Ballett) | Design Konzept Arne Kluge | Anzeigenvertretung: Antje Sievert Tel.: 040/450 698 03, [email protected] | Litho: Repro Studio Kroke | Druck: Hartung Druck + Medien GmbH

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